un-plaqued Magazin für Mensch und Bildung
No 18 Kommunikation un-plaqued Magazin für Mensch und Bildung
Kommunikation
AUSGABE No 18 / D 8 €
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un-plaqued multimedia berlin un-plaqued.com
Das Wort. Die Entwicklung der Sprache wird als einer der wichtigsten Gründe angesehen, die den Menschen zu seiner evolutionären Entwicklung befähigt haben. Das Wort hat uns aus der Höhle geholt und auch wieder hineingebracht, denn aus heutiger Sicht bedeutet die Beherrschung der Sprache längst nicht die Fähigkeit zur Kommunikation. In unserem Magazin ist das Wort dennoch das Mittel, Informationen zu verbreiten und drückt gleichzeitig unsere Dankbarkeit für die Entwicklung der Sprache aus. Das Thema Kommunikation in der UN-PLAQUED beschäftigt sich mit dem Verständnis der Menschen miteinander, wobei offensichtlich wird, dass es oftmals weit weniger Worte bedarf, um gut zu kommunizieren. Und, dass ganz andere Dinge wichtig sind, als die eigentliche Information des Wortes. Viel Spaß beim Lesen
un-plaqued No 18 | 1
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1
Editorial
7
Contributor
8
Zahn der Zeit
12
Kommunikation in Zahlen THEMA
14
Gold & Silber
20
Wenn das Wort ohne Körper ist
26
WORTLOS
38
Kommunikation ist Bewegung und Wille zum Ich
48
Warum du nicht glaubst, was ich sage ...
52
Gedanken und Worte
54
Content is Art – Interview mit NOMAD
62
Alles Studieren ist Kommunikation
66
Tue Gutes und sprich darüber!
70
Der Stand um die Glaubwürdigkeit
FOREVER YOUNG 72
Vier Buchstaben für die Alumni-Kultur
78
Ein Leben in der Standespolitik – Interview mit Dr. Dr. Jürgen Weitkamp
90
Friendly Fire
92
Kannst Du erfolgreich sein?
98
Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken – Interview mit Ralf & Peter Rohrlack
106
Die Chance für den ersten Eindruck
108
Braucht Zahnmedizin Kommunikation?
110
Existenzgründung auf Mallorca?
116
Das Damoklesschwert im Karriereplan
120
DGI-Netzwerk mit neuen Facetten
122
IMPLANTAG 2011
124
VOCO Dental Challenge 2011 THEORIE & PRAXIS
128
Fortschritt in der Zahnarztpraxis
134
Macht gute Kommunikation glücklicher?
140
Es wird weh tun!
144
Schließen Sie den Mund und beißen Sie die Zähne fest aufeinander!
150
Der Unterschied zwischen Mann & Frau – Interview mit Dr. Dr. Christiane Gleissner
154
Das erste Implantat
156
Periimplantitis – Das neue Problem – Interview mit Ulrike Kuckelkorn
160
Pflege muss sein
162
Wenn ich mal groß bin, möchte ich Tourist werden
172
Dónde está el dolor?
174
Die Zukunft gestalten – 20 Jahre Rübeling+Klar Dental-Labor
GOOD BYE DENTIST
LABORATORIUM DIFFICILE
UN-PLAQUE YOUR LIFE 178
Geliebte Kommunikationsunternehmen …
182
Das aufregende Leben der Cassandra Michele – Der große Pfeil
186
Wusstet Ihr schon?
191
Tonis MUSIC BOX NR.7
192
Der gesunde Menschenverstand un-plaqued No 18 | 5
IMPRESSUM un-plaqued # 18 Kommunikation Auflage Erscheinung Format Bezugspreis
12.000 5.11.2011 / deutschlandweit 230 x 160 mm 8 Euro
Herausgeber Ingmar Dobberstein Verlag un-plaqued:multimedia Verlagsgesellschaft mbH Oranienburger Str. 91, D - 10178 Berlin un-plaqued REDAKTION Chefredakteur Ingmar Dobberstein / i_dee@un-plaqued.com Assistenz der CR Hanna Buttenberg / hanna@worldoptimizer.com Politik Eric Weigel / eric@un-plaqued.com Wirtschaft Jan-Philipp Schmidt /jp.schmidt@bdza.de Hochschule Karen Dobberstein / kmd@un-plaqued.com International Juliane Gnoth / juliane@un-plaqued.com Wissenschaft Hans-Christian Lux / h-c-l @ alumni-magazine.com Fortbildung Anke Bräuning / ankebraeuning@gmx.de Lifestyle Leif Timmermeister/ leif@ un-plaqued.com Musik Mieze Katz / mieze@ un-plaqued.com Redaktionsassistenz Sascha Kötter / sascha@ un-plaqued.com Bildredaktion Anna K. Olthoff / annako @ un-plaqued.com Eike Wendland / icke@ graphicenvironment.com Ion Jonas Schmidt / i@ quasigrafik.de Illustration Britta Zwarg / b @ quasigrafik.de Fotografie anna. k. o. / Ingmar Dobberstein / Schwalbe / Ion Jonas / Britta Zwarg Schlussredaktion Anna Grodecki / Dr. Roland Schmidt Gestaltung quasigrafik / pixel@ quasigrafik.de Druck Königsdruck, Alt Reinickendorf 28, 13407 Berlin
Anzeigen Ingmar Dobberstein/ i_dee@un-plaqued.com / +49.170.559 23 05 Sascha Kötter / sascha@un-plaqued.com / +49.151.1169 09 16 Konto-Nr. 113 582 100 BLZ 100 701 24 Deutsche Bank Berlin Kontakt info@un-plaqued.com un-plaqued virtuell www.un-plaqued.com / www.alumni-magazine.com Unser Dank gilt allen wachen Geistern, die ihren Alltag mit bewussten Sinnen wahrnehmen, Fragen stellen, wenn Antworten gewünscht sind und Aussagen treffen, wenn Ruhe erbeten wurde. Und denen, die ihre Stimme erheben und ihre Meinung äußern, auch wenn es gerade nicht der allgemeinen Auffassung entspricht. Zu oft hat haben die unpopulären Meinungen Einzelner in der Geschichte Recht behalten, zu oft lernen die Menschen nur durch Schmerz und Leid, anstelle ihres gesunden Menschenverstands. Unser Dank gilt aber auch jenen, die in den heutigen lauten Zeiten schweigen und zuhören können, um ihr Gegenüber voll und ganz wahrzunehmen. Durch Euer Verständnis wird aus Gerede Kommunikation und damit Gemeinsamkeit und eine Entwicklung zum Besseren überhaupt erst möglich. Ganz besonderer Dank geht an meine Familie und besten Freunde, weil sie mich immer wieder auffangen, wenn ich gerade Zick-Zack laufe, Phili für seine grenzenlose Motivation und den festen Glauben, die Mieze und der Musik, Toni, Karen, Hanna, Sascha, Britta & Ion, Eike, Mike, anna.k.o., Birgit D., Erik, Robert, David & Lena, Noni, Anne, Cathleen, Gerhard, Julka, Oma Erni für die stärkste Herz der Welt, die Dobbersteine und die Freunde und Familien. Und an Azita, die mich in diesem Jahr sehr viel über Kommunikation gelehrt hat und der Gemeinsamkeit neue Bedeutung gibt. Die in den Artikeln und Mitteilungen ausgedrückten Meinungen sind die der Autoren und nicht unbedingt die der Redakteure oder des Herausgebers. Redakteure und Herausgeber lehnen jede Verantwortung oder Haftung für den Inhalt ab und geben keinerlei Garantie, Gewährleistung oder Empfehlung für die Produkte, für die in dieser Zeitschrift geworben wird, oder für die Behauptungen, die von den Herstellern derartiger Produkte oder Dienstleistungen gemacht werden. Eine Haftung für Folgen aus unrichtigen oder fehlerhaften Darstellungen wird in jedem Falle ausgeschlossen. Die im Magazin veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung oder Verwertung der Texte und Bilder sind mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ohne Einwilligung des Verlages strafbar. © un-plaqued:multimedia 2011
//
CONTRIBUTOR Mike Rubin lebt seine Berufung als Musikproduzent www.432hz.de, www.rubinmusic.de, Vocalcoach www.berlin-gesangsunterricht.de und seit dieser UN-PLAQUED Ausgabe nun neuerdings als Autor. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik ›Carl-Maria von Weber‹ in Dresden und arbeitet seit 13 Jahren als Musikproduzent im eigenen Tonstudio in Berlin. Er produziert für Werbefilme, Dokumentationen sowie Club-, Pop- und Entspannungsmusik. Des Weiteren befasst er sich mit der Suche nach dem Sinn in und hinter den Dingen, was ihn zu seinem lyrischen Gesangsprogramm ›Seelenbilder‹ geführt hat. Das Leben verklärt, sublimiert, gibt und nimmt, redet und schweigt... so, wie Rubin, ab Seite 38.
anna.k.o. kommt aus und lebt in Berlin. Sie hat bei Timm Rautert in Leipzig Fotografie studiert und ist seither viel unterwegs in der weiten Welt: als Fotografin, mit porschhism.us (http://porschism.us/wp/) und als Tourmanagerin für diverse Musikacts www.moutique.de. Für UN-PLAQUED betreut sie die Fotoredaktion und war diesmal im Kommunikationsauftrag unterwegs. ›Kommunikation spielt bei allem was ich mache eine große Rolle: leise, laut und die Millionen Zwischentöne – Geste, Emotion, Sprache, Auseinandersetzung, Kontraste – da ist viel los. In meinen Bildern suche ich dann die Stille. Der Akt des Fotografierens an sich hat etwas merkwürdig Stilles, da werde ich dann ganz ruhig.‹
Reinhard Homma ist Kommunikationstrainer und Inhaber der Firma MediGram. Seit über 25 Jahren ist er im Zahnarztbereich als Coach tätig und leitet praxisinterne Kommunikations- und Verkauftrainings und führt Teambuilding-Seminare durch. Er hat sich auf die Themen Qualifizierte Kommunikation im Team und mit den Patienten, Mitarbeiterführung, Erfolg und Motivation sowie Persönlichkeitstrainings spezialisiert. Sein Hauptanliegen ist es, den Praxen authentische und für die Zukunft erfolgreiche Konzepte zur Verfügung zu stellen. Für UN-PLAQUED schreibt er erstmals in dieser Ausgabe über generelle Erfolgsstrategien sowie deren hirnphysiologische Hintergründe. Ob Erfolg erlernbar ist, könnt Ihr ab Seite 92 lesen. //
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RUBRIK / KOMMUNIKATION
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
PREISE WIE VOR 24 JAHREN
kosten in den Zahnarztpraxen Jahr für Jahr zu-
BZÄK: Am 22. Oktober 1987 wurde die GOZ erst-
mer weiter verbesserte Infektionsschutz für die
mals veröffentlicht. Fast ein Viertel Jahrhundert
Patienten in deutschen Zahnarztpraxen ist mit
später wurde jetzt von der Bundesregierung
erheblichem finanziellem Mehraufwand im
eine GOZ-Novelle vorgelegt. Zwar sind hier
Sach- und Personalbereich verbunden. Allein
punktuelle
vorgenommen
im Zeitraum 1996 bis 2006 sind diese Kosten in
worden – etwa beim Bürokratieabbau oder in
den Zahnarztpraxen statistisch nachweisbar um
Richtung mehr Transparenz im Verhältnis Zahn-
über 80% gestiegen.
arzt, Patient und Versicherungsträger. Aller-
›Die Bundesregierung will uns mit dieser Novel-
dings hat sich die Zahnmedizin in dieser Zeit
le nach 24 Jahren Hängepartie eine weitere
auch immens weiter entwickelt. Wissenschaftli-
Nullrunde verschreiben. Alles wurde nachweis-
cher Fortschritt, höhere Qualität und damit ver-
lich teurer – nur die GOZ soll gleich bleiben. Die
bundene höhere Behandlungskosten werden
betriebswirtschaftliche Realität der Zahnarzt-
durch die geplante GOZ-Novelle aber keines-
praxen in Deutschland bleibt so völlig unbe-
wegs abgebildet.
rücksichtigt – trotz expliziter Vorgaben aus dem
›Mehr Prävention, aufwändigere Technologien
Zahnheilkundegesetz. Eine qualitativ hochwer-
sowie hochwertigere Füllungen und Zahnersatz
tige Behandlung für Patientinnen und Patien-
stellen völlig neue Herausforderungen an eine
ten nach aktuellem wissenschaftlichem Stand
moderne Gebührenordnung, als es 1987 der Fall
wird damit ad absurdum geführt‹, so Dr. Engel.
Verbesserungen
genommen. Beispiel Hygienekosten: Der im-
war. Nicht nur an uns Zahnmediziner, sondern auch an eine umfassende Neubewertung der Behandlungskosten. Diesem Anspruch wird der
http://www.bzaek.de/presse/
Entwurf der Bundesregierung nicht gerecht. Ei-
positionen-und-statements/
nem zahnmedizinischen Realitätstest 2011 hält
preisentwicklung.html //
eine solche GOZ-Novelle daher nicht stand‹, stellt BZÄK-Präsident Dr. Engel hierzu fest. teschaft kritisiert, dass der so genannte GOZ-
FORSCHER ENTWICKELN PLASMABEHANDLUNG FÜR ZAHNMEDIZIN
Punktwert – wichtig für die Berechnung von pri-
ddp: Bei der Zahnbehandlung sollen künftig ne-
vatzahnärztlichen Leistungen – nach Plänen der
ben herkömmlichen Reinigungs- und Desinfek-
Bundesregierung nach über zwei Jahrzehnten
tionsverfahren auch Plasmatechnologien zur
konstant bleiben soll. In der GOZ von 1987 betrug
Anwendung kommen. Dafür entwickeln Wis-
der Punktwert 11 Pfennige. Mit der neuen GOZ
senschaftler des Leibniz-Instituts für Plasmafor-
soll der Zahnarzt 5,62421 Cent berechnen kön-
schung und Technologie (INP) Greifswald derzeit
nen. Das Einzige, was sich somit nach 24 Jahren
neue Verfahren zur Bekämpfung von Mikroor-
für den Berufsstand der Zahnärzte geändert
ganismen auf Zähnen, Zahnfleisch und Implan-
hat, ist die Währung.
taten, wie das Institut mitteilt.
Während der Punktwert seit 1987 eingefroren
In Kooperation mit Greifswalder Zahnärzten
bleibt, sind die Preise für Strom, Benzin und
testeten die Experten die Wirkung von Nieder-
Nahrungsmittel in Deutschland immens gestie-
temperaturplasmen auf bakterielle Biofilme,
gen. Zusätzlich haben die Personal- und Sach-
sogenannte Plaques. Dabei habe sich gezeigt,
Besonders wird seitens der deutschen Zahnärz-
8 | un-plaqued No 18
ZAHN D
DER ZEIT
RUBRIK / KOMMUNIKATION
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
dass die Reinigung schwer zugänglicher Stellen
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
Auch die Beziehung zu den Patienten gerät nach
in der Mundhöhle durch die ionisierten Gase
Angaben des NAV-Virchow-Bundes durch den
deutlich gründlicher möglich sei als bei mecha-
beruflichen Stress der Ärzte in Mitleidenschaft.
nischen Verfahren.
Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, ›zu we-
Auch Hohlräume von Wurzelkanalsystemen und
nig Zeit für die Patienten zu haben‹ und fühlt
Zahnfleischtaschen würden den Angaben nach
sich von den ›Problemen und schwierigen Le-
besser erreicht. Darüber hinaus könnten Gewe-
benssituationen der Patienten belastet‹.
beentzündungen bei Implantatträgern mit ei-
Bemerkenswert ist auch die Sicht der Studienhe-
nem speziell für die Zahnmedizin entwickelten
rausgeber auch, dass 65 Prozent der befragten
dünnen Plasma behandelt werden. Im Unter-
Vertragsärzte im Jahr 2010 angaben, dass sie in
schied zu vielen herkömmlichen Verfahren sei
ihrer bisherigen Tätigkeit niedergelassene Kol-
die Behandlung auch nicht schmerzhaft, heißt es
legen mit einem Burn-out kennengelernt haben.
weiter. Das Projekt wird im Rahmen des For-
Rund 75 Prozent sind sogar der Meinung, dass
schungsverbunds Campus PlasmaMed vom Bun-
das Burn-out unter den niedergelassenen Ärz-
desforschungsministerium gefördert. Heraus-
ten ein verbreitetes Phänomen ist.
forderungen
meistern
können, um
//
ihren
Patienten dauerhaft eine innovative und qualitativ hochwertige Zahnmedizin anbieten zu können. //
LINKSFRAKTION WILL GERINGERE WARTEZEITEN FÜR KASSENPATIENTEN ERREICHEN hib/MPI: Die Fraktion Die Linke fordert ein ei-
STUDIE: ÄRZTE LEIDEN UNTER HOHER ARBEITSBELASTUNG
genständiges Gesetz, um die Rechte der Patienten zu bündeln und auszubauen. In einem Antrag verlangen die Abgeordneten, die Gesundheits-
›Die Arbeitsbelastung der Vertragsärzteschaft
versorgung dürfe für Patienten nicht mit Zuzah-
ist seit 1996 konstant hoch‹, sagte der Vorsitzen-
lungen, Praxisgebühr oder Vorkasse verbunden
de der Brendan-Schmittmann-Stiftung des NAV-
sein. Zudem soll für Versicherte der gesetzlichen
Virchow-Bundes, Prof. Dr. Harald Mau, zu den Er-
wie der privaten Krankenversicherung ›das
gebnissen einer aktuellen Studie zum Thema
Recht auf eine zeitnahe Behandlung‹ gelten. Ist
Burn-out-Syndrom ›Die vertragsärztliche Tätig-
ein Arzt aus Auslastungsgründen nicht in der
keit im Lichte des Burn-out-Syndroms‹. Die Aus-
Lage, einen Patienten zeitnah zu behandeln,
sagen dieser Auswertung basieren auf Befra-
habe er die Vermittlung eines Arztes in zumutba-
gungen von Vertragsärzten aus den Jahren 1996,
rer Erreichbarkeit durch die zuständige Kassen-
2002, 2004, 2007 und 2010 und bilden damit einen
ärztliche Vereinigung (KV) zu initiieren, fordert
Zeitraum von 15 Jahren ab.
die Fraktion. Weiter heißt es dazu in dem Antrag:
Zwar sehen sich auf der Grundlage der vorgege-
›Kann die KV im Rahmen ihres Sicherstellungs-
benen Indikatoren lediglich fünf bis zehn Pro-
auftrages in angemessener Zeit keine Behand-
zent der befragten Ärzte vom Vollbild des Er-
lung anbieten, ist sie mit Sanktionen zu bele-
schöpfungssyndroms betroffen; etwa 80 Prozent
gen.‹
der Vertragsärzteschaft wies jedoch Teilaspekte
Das neue Gesetz soll nach dem Willen der Parla-
eines Burn-outs auf. Mehr als die Hälfte der be-
mentarier zudem das Patientenrecht vorsehen,
fragten Ärzte fühlte sich ›am Ende eines Ar-
die Behandlungsmethode, den Behandlungsort
beitstages völlig erledigt‹.
sowie grundsätzlich den behandelnden Arzt frei un-plaqued No 18 | 9
RUBRIK / KOMMUNIKATION
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
auszuwählen. Ferner sollen die Behandelnden
aus. Der Rektor der MSH Medical School Ham-
verpflichtet werden, ›unaufgefordert und kos-
burg, Prof. Dr. med. Christoph Eggers meint, mit
tenfrei eine Dokumentation der wesentlichen
den neuen Studiengängen ›direkt auf den Be-
Behandlungsschritte und Befunde‹ an die Pati-
darf von modernen Gesundheitsinstitutionen‹
enten auszuhändigen. Im Hinblick auf Rechte im
zu reagieren.
//
Schadensfall heißt es in dem Antrag, künftig solle ein Patient vor Gericht nur darlegen, dass ihm
darlegen, dass dieser Schaden für ihn unab-
FRAUENPOWER! EIN ORIENTIERUNGSSEMINAR ZUR NIEDERLASSUNG FÜR ZAHNÄRZTINNEN
wendbar war. ›Stellt das Gericht einen Behand-
Frauen stellen mittlerweile die Mehrheit der
lungsfehler fest und ist dieser objektiv geeig-
jungen Zahnmediziner. Gerade sie stehen je-
net,
durch eine Behandlung ein Schaden entstanden ist. Der beklagte Arzt könne zur Entkräftung
zu
doch häufig vor der großen Herausforderung,
verursachen, wird ein ursächlicher Zusammen-
den
beschriebenen
Schaden
Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Gleich-
hang vermutet‹, schreiben die Abgeordneten
zeitig bieten die veränderten Rahmenbedin-
und führen aus: Wenn der Beklagte diese Ver-
gungen zur Niederlassung mehr Optionen als
mutung nicht widerlegen könne, ›ist er scha-
bislang, zahnärztlich tätig zu werden. Nieder-
denersatzpflichtig‹.
lassung oder Anstellung? Kauf oder Neugrün-
//
dung? Einzelpraxis oder Kooperation? Wenn ja,
NEUE MASTERSTUDIENGÄNGE IM GESUNDHEITSWESEN
welche? Dies alles sind Fragen, mit denen Frauen sich auseinandersetzen müssen – oft unter dem Aspekt, dass Frauen anders kommunizie-
Zum 1. April 2011 bietet die MSH Medical School
ren, anders führen und auch ihre Prioritäten -
Hamburg mit den Masterstudiengängen ›Coa-
Stichwort Familie - anders setzen. Deshalb bie-
ching & Systementwicklung‹ und ›Intermediale
tet die Niederlassung für Heilberufe der
Kunsttherapie‹ zwei neue Bildungsangebote im
Hypovereinsbank in Berlin bereits seit mehre-
Gesundheitsbereich an. Beide Studiengänge
ren Jahren gemeinsam mit der Firma nwd ein
sind staatlich genehmigt und sollen laut Hoch-
Niederlassungseminar an, dass sich speziell und
schule auf Führungspositionen im Umgang mit
ausschließlich an Frauen richtet und sowohl die
Menschen und Organisationen vorbereiten.
sachlichen Themen wie z.B. Vertragsrecht, Steu-
Der Masterstudiengang ›Innovative Verände-
ern und Betriebswirtschaft sowie Finanzen und
rungsprozesse - Coaching und Systementwick-
Vorsorge aus ›weiblicher‹ Sicht beleuchtet als
lung‹ vermittelt neben pädagogischem, psy-
auch sich solchen Themen widmet wie ›Jetzt
chologischem und soziologischem Basiswissen
Chefin‹ oder dem Patientenempfang in der Pra-
auch einschlägige Qualifikationen für die An-
xis. Neben den Beiträgen der Referentinnen fin-
wendung im Coaching, bei Change-Manage-
det sich während der zweitägigen Veranstal-
ment-Prozessen in Unternehmen und in der
tung
Erwachsenenbildung. ›Intermediale Kunstthe-
Expertinnen und Kolleginnen.
rapie‹, ebenfalls ein Masterprogramm, bildet
Das nächste Seminar findet am 20. und 21. Januar
für Institutionen der Gesundheitswirtschaft
2012 statt. Anmeldung unter 030/34004-845 oder
oder in sozialen Einrichtungen zukünftige päda-
christine.trapp@unicreditgroup.de, Stichwort
gogische und therapeutische Führungskräfte
›Frauenpower 20./21.01.2012‹.
10 | un-plaqued No 18
Gelegenheit
zum
Austausch
–
mit
ZAHN D
DER ZEIT
RUBRIK / KOMMUNIKATION
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT
ZAHN DER ZEIT Z
ZAHNÄRZTE GRÜNDEN IHRE EXISTENZ AUF SIRONA
Coaching-Programm im Bereich der dentalen
Mit dem neuen Vorteilspaket ›Existenzaufbau‹
werden die Kolleginnen und Kollegen von Exper-
hilft Sirona Existenzgründern, von Beginn an mo-
ten aus dem Bereich Implantologie und Periim-
derne Behandlungskonzepte anzubieten und
plantitis-Therapie intensiv betreut. Insgesamt
damit Patienten überzeugen zu können. Das Vor-
acht OP-Wochenenden vermitteln die notwendi-
teilspaket bietet dem Existenzgründer ein er-
ge Praxiserfahrung für einen erfolgreichen Ein-
hebliches Sparpotential und ist besonders flexi-
stieg in die Herausforderungen der Implantat-
bel. So hat der Zahnarzt die Möglichkeit, die
therapie. Das vom BdZA unterstützte Angebot
erforderlichen Investitionen während eines
Clinical House Academy 2012 richtet sich an
Zeitraums von zwei Jahren sukzessive an seine
Zahnmediziner, die maximal seit drei Jahren nie-
Praxisentwicklung anzupassen. Der Preisvorteil
dergelassen sein dürfen und bereit sind, die
wird Zahnärzten gewährt, die erstmals eine ei-
dentale Implantologie qualitativ als medizini-
gene Praxis eröffnen. Als Nachweis gilt der Zu-
sche Endoprothetik zu betrachten sowie sich
lassungsbescheid, der höchstens ein Jahr alt sein
dem Kampf gegen die Periimplantitis anzuschlie-
darf.
ßen. Die Entscheidung, wer von März bis Oktober
Weitere Informationen zum Sirona Vorteilspaket
2012 an diesem exklusiven Programm teilneh-
›Existenzaufbau‹ finden Sie im Internet unter:
men wird, trifft ein unabhängiges Expertengre-
Implantologie anzubieten. Acht Monate lang
mium der Academy of Periointegration nach Sichtung der eingegangenen Anmeldungen im kommenden Januar. www.sirona.de/existenzaufbau/ //
Interessierte Kolleginnen und Kollegen können sich bis zum 31. Dezember 2011 auf der Webseite www.dents.de/dents-partner/che/ für das Coa-
KOSTENFREIES IMPLANTOLOGIE COACHING-PROGRAMM FÜR JUNGE ZAHNMEDIZINER
ching-Programm bewerben.
BdZA: Aufgrund der stetig zunehmenden Zahl
Academy, weil sie jungen Zahnmedizinern eine
von späten Entzündungsverlusten ist vor allem
kostenfreie und einmalige Möglichkeit bietet in
das Thema Prävention der Periimplantitis ein
das hochspannende Tätigkeitsfeld der Implanto-
wichtiger Baustein für den langfristigen Erfolg
logie einzutauchen. Die Clinical House Academy
und zufriedene Patienten.
weist hierbei höchste Qualitätsansprüche sowie
Ausgehend von der Erkenntnis, dass gute Pro-
ein nachhaltiges Fort- und Weiterbildungskon-
dukte auch richtig angewendet werden müssen
zept vor.
Der BdZA unterstützt die Initiative Clinical House
um optimale Ergebnisse zu erzielen, haben sich die Academy of Periointegration und Clinical House Dental dazu entschieden, gemeinsam mit dem Bundesverband der zahnmedizinischen Alumni in Deutschland (BdZA) acht jungen Zahn-
www.dents.de
medizinern ein spezielles und kostenfreies
www.ap-foundation.ch un-plaqued No 18 | 11
THEMA / KOMMUNIKATION
KOMMUNIKATION IN ZAHLEN Zahl der unterschiedlichen Wörter in normalen Alltagsgesprächen: 400 bis 800 Zahl der Wörter, die nötig ist, um anspruchsvollere Texte zu verstehen: 4000 bis 5000 Zahl der von Goethe verwendeten Wörter: ca. 80.000 Zahl der im Duden enthaltenen Wörter: 120.000 Geschätzte Zahl der Wörter im Französischen: 300.000 Geschätzte Zahl der Wörter im Deutschen: 500.000 Geschätzte Zahl der Wörter im Englischen: 600.000 Anzahl der weltweit gesprochenen Sprachen: zwischen 6000 und 8000 Durchschnittliche Produktion von Wörtern im Gehirn eines Menschen pro Sekunde: 2 bis 3 Maximale Zahl von Wörtern, die das menschliche Gehirn pro Sekunde produzieren kann: 7 Durchschnittliche Anzahl der im menschlichen Gehirn gespeicherten Wörter: 30.000 bis 40.000 Anzahl der Mobilfunkverträge weltweit im Jahr 2000: 738.000.000 Anzahl der Mobilfunkverträge weltweit im Jahr 2010: 4 935.000.000 Prognostizierte Anzahl der Mobilfunkverträge weltweit im Jahr 2050: 59 218.000.000 Zahl der 1999 verschickten SMS-Nachrichten in Deutschland pro Tag: 10.700.000 Zahl der 2009 verschickten SMS-Nachrichten in Deutschland pro Tag: 81.200.000 Anteil der Internetnutzer in Deutschland im Jahr 2001: 38 % Anteil der Internetnutzer in Deutschland im Jahr 2011: 75 % Zahl der Internetnutzer weltweit im Jahr 2010: 1.970.000.000 Prognostizierte Anzahl der Internetnutzer weltweit im Jahr 2050: 6 307.000.000 Zahl der weltweit versendeten E-Mails im Jahr 2010: 107.000.000.000.000 Zahl der weltweit gesendeten Tweets im Jahr 2010: 25.000.000.000 Anteil der Deutschen, die sich von Informationen überflutet fühlen: 61 % Anteil der Deutschen, die vor allem das Fernsehen als Ursache dafür nennen: 71 % Anteil derer, die Informationen als wichtigen Grund anführen, dass sie fernsehen: 84 % Zeit, die in Deutschland im Durchschnitt täglich mit Fernsehen zugebracht wird: 3,8 h Umsatz von Online-Datingbörsen in Deutschland im Jahr 2003 in Euro: 21.500.000 Umsatz von Online-Datingbörsen in Deutschland im Jahr 2008 in Euro: 163.600.000 Menschen, für die Essen und Trinken ein Genuss sind: 68 % Menschen, für die Liebe und Partnerschaft ein Genuss sind: 6 % Quellen: ›Die Welt in Zahlen 2011‹, brand eins, www.statista.com; IDZ
12 | un-plaqued No 18
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR IMPLANTOLOGIE IM ZAHN-, MUND- UND KIEFERBEREICH E.V.
Die Karriere-Spitze: renommiert, international Das Netzwerk: Foren, Gruppen, E-Learning
Das Update: aktuelles Wissen tanken
Die neuen Trends: Trainingsprogramm für Fortgeschrittene
Das Siegel: für Curriculum + Erfahrung
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IHRE EXZELLENZ IN DER ORALEN IMPLANTOLOGIE <
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<
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THEMA / KOMMUNIKATION
› MAN KANN NICHT NICHT KOMMUNIZIEREN!‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick
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THEMA / KOMMUNIKATION
GOLD & SILBER ›Reden ist Silber und Schweigen ist Gold‹, lautet eine der Weisheiten, mit denen ich groß geworden bin. Doch wie verhält es sich mit dieser Weisheit unter den Aspekten der modernen Kommunikation? Teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen – sind die Bedeutungen des lateinischen Ursprungswortes ›communicare‹. All diese Synonyme erfordern, zumindest unter heutiger Betrachtung, eine aktive Mitarbeit, die Teilnahme und das gemeinsam agieren Wollen aller Beteiligten.
A
ktives Schweigen? Ein Ausdruck der Rhetorik, der eng mit dem Begriff des aktiven Zuhörens verbunden ist. Zu häufig reden Menschen aneinander vorbei, auch wenn sie das Beste und im Sinne der Kommunikation
die Probleme lösen wollen. Und doch scheitern sie. Probleme gemeinschaftlich anzugehen ist Segen und Crux zugleich. Natürlich sind die Ergebnisse gemeinschaftlich erarbeiteter und gelungener Kommunikation meist besser, als die des Einzelnen. Denn viele Köpfe bedeuten auch viele Perspektiven, die im
Zweifelsfall
eine komplexe Situation besser er-
› JEDE KOMMUNIKATION HAT EINEN INHALTS- UND EINEN BEZIEHUNGSASPEKT, WOBEI LETZTERER DEN ERSTEREN BESTIMMT.‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick
fassen, analysieren
und
lösen
können. Gemeinschaftliche Ansätze und Lösungen sind allerdings häufig auch Kompromisse, da allein im Kommunikationsprozess selbst weit mehr Bedürfnisse befriedigt werden müssen, als nur die sachliche Lösung des Problems.
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THEMA / KOMMUNIKATION
Die Beteiligten wollen für ihre Mühe Anerkennung erfahren, sie wollen gewertschätzt und auch im Nachgang mit dem gefundenen Ergebnis verbunden
› DIE NATUR EINER BEZIEHUNG IST DURCH DIE INTERPUNKTIONEN DER KOMMUNIKATIONSABLÄUFE SEITENS DER PARTNER BEDINGT.‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick
werden. Dinge,
Diese haben
nichts mit dem ursprünglichen Problem zu tun, sondern
sind
viel mehr den beteiligten Persönlichkeiten und ihren inneren
Konflikten
und Defiziten zuzuschreiben. Also doch lieber allein und dafür umso länger über Problemlösungen nachdenken? Schön ist der Gedanke, wenn einen die Realität nicht immer wieder einholen würde. Zu oft sind wir so stark mit einem Thema, der Materie oder unseren Emotionen assoziiert, als dass wir uns allein von außen betrachten und damit auch die nötige Objektivität in ein Thema oder Problem bringen könnten. Und zu selten sind wir in Situationen wirklich allein entscheidungsfähig, ob in der Familie, der Beziehung oder dem Beruf. Fast ausschließlich agieren wir heute in Gemeinschaften, in denen Kompromisse, im Sinne des kleinsten gemeinsamen Nenners zwischen mehreren Menschen wesentlich öfter verhandelt werden müssen, als die eigentliche sachliche Problemlösung. Ob es nun fehlende Anerkennung, Geltungsbewusstsein oder einfach ein großes Ego ist, das zusätzlich in die Kommunikation einfließt – wenn es am Ende wieder um das gemeinschaftliche Problem geht, gilt: ›Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.‹ Was will ich eigentlich kommunizieren? Will ich überhaupt eine gemeinsame Lösung? Gibt es grundsätzlich genügend Schnittmengen bei den Bedürfnissen und Vorstellungen zu einer Problemlösung, als dass man sie überhaupt gemeinsam erarbeiten könnte? Wenn derartige Fragen einen Konsens finden, könnte man eigentlich loslegen, wenn dann nicht die nächste Hürde der Kommunikation im Weg stehen würde – das eigentliche Gespräch, der Umgang, die Auseinandersetzung mit dem An-
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THEMA / KOMMUNIKATION
deren. Denn auch hier verbergen sich die gleichen Grundbedürfnisse, die schon zuvor die sachliche Bearbeitung behinderten. Ist man respektvoll miteinander, trifft man die richtige Tonlage, verwendet man die richtigen Wörter? In gleicher Weise spielen hier viele persönliche Erfahrungen und unter Umständen auch Traumata der Kommunizierenden hinein, so dass genau genommen jeder Versuch der Kommunikation zwischen Menschen ein Fettnäpfchen-Slalom ist. Natürlich ist das leichter, wenn man sein Gegenüber gut kennt, nur kommunizieren wir nicht nur mit unseren besten Freunden. Außerdem kennen wir unsere Familie meist am besten und gerade da treten nicht selten Missverständnisse in der zwischenmenschlichen Kommunikation auf. Also doch lieber schweigen. Zuhören und einfach weiter machen, wie man es selbst für richtig hält. Kann das die Lösung sein? Sicherlich, und genauso wird es auch vielfach gemacht, nur leider ist man in der Gemeinschaft dadurch keinen Schritt weiter und der nächste Konflikt ist vorprogrammiert. Wenn
also
schon
schweigend, dann mit dem echten Bedürfnis, den Anderen zu verstehen und auf ihn
› MENSCHLICHE KOMMUNIKATION BEDIENT SICH DIGITALER UND ANALOGER MODALITÄTEN.‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick
und seine Wünsche einzugehen. Das erfordert allerdings die Fähigkeit, sich selbst zurückzustellen, manchmal für die Zeit des Zuhörens, manchmal für den gemeinschaftlichen Kompromiss und manchmal auch für immer. Wie in so vielen Bereichen kommt es hier auf die Balance an. Stelle ich meine Bedürfnisse immer zurück, werde ich mich selbst in den Kompromissen auf Dauer nicht wiederfinden können. Ich werde mich weder mit dem Problem, noch mit dessen Lösung identifizieren können. Aus diesem Grund lassen sich Menschen scheiden, Firmen fallen auseinander, Freunde gehen nach vielen Jahren getrennte Wege – die Mission Kommunikation ist gescheitert. Schweigen allein reicht also nicht. Es kann in stoisch ausgeführter Form auf Dauer auch als stille Zustimmung gewertet werden, auch wenn es vielleicht nur Konfliktvermeidung ist. Wenn schließlich keine Konflikte mehr entstehen, kann mein Gegenüber deren Vermeidung auch nicht mehr wertschätzen und
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THEMA / KOMMUNIKATION
wertet dieses Verhalten im schlimmsten Fall als Nichtbeteiligung. Am Ende beschweren sich beide Seiten, die eine über Desinteresse, und die andere über unbefriedigte Bedürfnisse. Kommunikation hat ein Ziel. Wenn wir dieses allein erreichen wollen, bleibt uns maximal der innere Dialog. Also erfordert Kommunikation immer mehrere Beteiligte. Gestalten kann man dies nur, indem man sich einbringt, zu gleichen
› ZWISCHENMENSCHLICHE KOMMUNIKATIONSABLÄUFE SIND ENTWEDER SYMMETRISCH ODER KOMPLEMENTÄR. ‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick
Teilen. Dies erfordert ebenso aktives Schweigen, wie Mitsprache. Auch wenn man all die persönlichen
Emotionen,
Erfahrungen
und
Traumata nie vollständig
ausklam-
mern kann, hilft es, sich derer bewusster zu werden. Das Ergebnis wird sein, dass man das Gesagte seines Gegenübers weniger persönlich nimmt, und mehr auf die Sache bezieht. Durch Schweigen ist am Ende bisher noch kein Problem gelöst sondern höchstens vermieden worden. Fakt ist, dass wir im Kommunikationsprozess viel über uns selbst lernen können, da wir durch ihn permanent reflektieren. Die einen, in dem sie von ihrem Gegenüber lernen und andere Perspektiven aufnehmen, die anderen, in dem sie ihre unbewussten Konflikte und Defizite auf die andere Person projizieren. Egal zu welcher Gruppe man gehört, wenn man sich zwischendurch immer mal wieder auf das Ziel besinnt, ist alles möglich. Denn Kompromisse bedeuten Gemeinschaft, Problemlösung ist Veränderung und Reden hilft.
Zitate Kommunikationstheorie: wikipedia.org
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WENN DAS WORT OHNE KÖRPER IST TEXT Eric Weigel
THEMA / KOMMUNIKATION
Die Mittel moderner Kommunikation werden immer körperloser, die physische Anwesenheit Kommunizierender immer unnötiger. Noch nie waren wir in diesem Ausmaß in der Lage, mit Mitmenschen auf der ganzen Welt zeitnah kommunizieren zu können, ohne ihnen gegenüber sitzen zu müssen. Gleichzeitig thront die Bedeutsamkeit des Wortes über allen anderen Kommunikationsebenen. Ein Artikel über die Schwierigkeiten der Körperlosigkeit und der Autorität von Schrift.
K
ommunikation besteht nur zu einem sehr
Wir spüren, wenn wir jemanden einfach nicht
geringen Anteil aus dem tatsächlich Ge-
riechen können.
sprochenen. Bewusst und insbesondere
unbewusst sendet unser Körper während der
Während der kulturell bedingte Vernunftaspekt
Rede oft die eigentlich essentiellen Botschaften
also noch fleißig den Sprechinhalt bewertet, hat
aus, die ebenso weitgehend unbewusst von dem
unsere Nase schon längst die wesentlichen Ent-
Gegenüber wahrgenommen werden. Der ei-
scheidungen über Sympathie und Antipathie
gentliche Wesenkern einer Aussage ist danach
getroffen. In Fragen der Partnerwahl sind diese
nur dann vollständig, wenn wir den Körper des
archaischen Muster besonders interessant.
Sprechenden tatsächlich erleben. Erleben be-
Nicht allein ein freier Wille und die eigene Ver-
deutet, wenn seine Lebensbefindlichkeiten in-
nunft entscheiden, ob eine Dame einen Aspiran-
nerhalb des Sprechakts für den
ten mag, sondern die Nase
Empfänger
und die Augen fällen auf
sichtbar
mit-
schwingen: Stimmlage, Stim-
nicht
mung, Pausen, Körperhaltung,
Weise die ersten maßgeben-
Pneumatik, Gestik, Mimik und
den Urteile. Besonders gro-
der Geruch.
tesk ist dabei, das es wesentlich
Jahrtausende
evolutionäre
zu
unterschätzende
vom
Zykluszeitpunkt
weiblichen abhängt,
Entwicklung haben ein sensib-
wen sie sympathisch findet
les System entwickelt, das all
und wen nicht. Die Antibaby-
diese Zeichen lesen kann. Al-
pille wiederum irritiert diese
lein die Geruchsempfindlichkeit unserer Nasen
unterbewussten Urteile aufgrund des verän-
ist vielschichtiger als das meiste Ausgesproche-
derten Hormonbildes einmal mehr, so dass ein
ne. Allerdings gehört es zum Paradigma unserer
eigentlich nicht passender Mann irgendwann
Zeit, dass dem Gesprochenen mehr Bedeutung
vorm Altar steht.
beigemessen wird, als dem Lesen dieser körperlichen Zeichen. Das mag damit zu tun haben,
Der Körper, seine Gerüche, sein Verhalten und
dass das Gesprochene aufgrund der vorder-
seine Befindlichkeiten sind somit das wichtigste
gründigen bewussten Wahrnehmungsebene
Kommunikationsarsenal. Der Großteil unserer
unmittelbarer zu handhaben ist, als das sich un-
Kommunikation findet auf dieser nicht-sprachli-
terbewusst abspielende. Dabei bekunden Kom-
chen Ebene der Körpercodes statt. Diese einfa-
munikationspsychologen, dass unser archai-
che Wahrheit minimiert die Aussagekraft des
sches
vom
Sprechinhalts auf einen beleidigend geringen
Gesprochenen schon längst über den Sprecher
Stellenwert, und damit auch den der Sprache
entschieden hat. Und dies orientiert sich an Fak-
anhaftenden Erhabenheitshabitus.
toren, über die wir kaum Kontrolle haben, wie
Das Internet ist ein Ort, an dem wir auf das reine
zum Beispiel den individuellen Körpergeruch.
Wort als Geschriebenes angewiesen sind, wäh-
Unterbewusstsein
jenseits
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THEMA / KOMMUNIKATION
rend der Körper komplett ausbleibt. Seit das In-
– mit und ohne musikalische Begleitung – epische
ternet massentauglich wurde, schrieb man eif-
Helden und deren Taten anpries. Von Ehre
rig drauf los: in Chats, in ersten groben Instant
durchtränkte Helden wurden besungen, die sich
Messangern, in Social Networks. Doch innerhalb
mutig ihren garstigen Kontrahenten stellten,
dieser neuen Kommunikationsform kam es
um die Gunst ihres Liebchens buhlten, verwun-
schnell zu sprachlichen Reibungen. Die sonst ge-
schene Orte durchschritten und mystische Figu-
wohnte Sprechsprache lahmte im Internet, wel-
ren bezwangen. Perfekte Vorbilder für die Rit-
ches weder der Langsamkeit einer Briefform un-
ter eines höfischen Banketts und erstrebens-
terlag, noch der Schnelligkeit des gesprochenen
werte moralische Leitbilder: Ehre, Mine, Mut,
Wortes. Während also auf der einen Seite die
Treue. Die narrative Qualität vieler dieser Ge-
tippenden Hände zu langsam waren für die
sänge war so konservierungswürdig, dass man
Mündlichkeit, war auf der anderen Seite die On-
sich motiviert sah, sie niederzuschreiben. So
linekommunikation zu schnell für die bisher ge-
entstanden für uns wertvollste Dokumentatio-
wohnte Schriftlichkeit.
nen des mittelalterlichen Lebens, die uns nicht nur intimen Einblick über die damaligen kultu-
Die Niederschrift von Mündlichem führt zu inte-
rellen Codes vermitteln, sondern auch wissen-
ressanten Schwierigkeiten, die mit dem Ausblei-
schaftliche Diskussionen darüber befeuern, was
ben der Körpersignale korrelieren. Nieder-
innerhalb dieser Geschichten Fakt und was Fikti-
schrift bedeutet nicht nur Wissenskonser-
on ist. Haben Sie schon mal versucht den Nibe-
vierung, sondern sowohl Tod, wie auch Neu-Ge-
lungenschatz zu finden?
burt. Im Mittelalter gab es zur Unterhaltung der
Jedoch bewirkte dieser Verschriftlichungspro-
Aristokratie den höfischen Minesänger, der
zess auch, das der Gesang selbst, also die Kör-
THEMA / KOMMUNIKATION
perlichkeit des Singenden, abhanden kam. Dem
Erläuterung der eigenen Befindlichkeit. Mit Be-
Text fehlt der Körper: Man hört nicht mehr des
findlichkeit ist die orts- und zeitabhängige Stim-
Sängers sich vor Wonne überschlagende Stim-
mung: wir wissen nicht, ob der Schreibende ge-
me, wenn der Held sich wieder einmal aus der
rade entspannt in der Karibik am Strand liegt
verfahrenen Situation rettet. Man sieht nicht
oder auf einem Speed-Metal Konzert in Berlin
mehr, seine wild gestikulierenden Arme an den
ist, ob er traurig aussieht oder euphorisiert oder
karthatischen Momenten der Geschichte. Man
sich grämt. Das Internet verwischt die Grenzen
erlebt nicht mehr, die gesteigerte Atmung des
von Ort und Zeit. Besonders in Zeiten, wo es im-
Sängers, wenn es zum Kampf kam. Man konnte
mer angenehmer vom Handy aus zu bedienen
auch nicht mehr interagieren, in dem man den
ist, also nicht mal ein zu-Hause-sein notwendig
Sänger aufforderte, diesen oder jenen Punkt
ist. Emoticons galten als ein erstes primitives In-
noch einmal ausschmückender darzustellen.
strumentarium, um online stimm-tonale Dimensionen des Geschriebenen zu akzentuieren.
Der Tod besteht jeweils darin, dass beim reinen
Entgegen der Kritik vieler verbissener Eloquenz-
Leseakt diese Sinnlichkeiten zugunsten anderer
fetischisten, haben sich Herzchen, Smileys und
Qualitäten verschwinden. Das Lesen stülpt un-
Augenzwinkern interessanterweise als bedeu-
weigerlich die eigene Stimme über den Text.
tungstragende Schrift-Codes bewährt, um ver-
Stimme bedeutet in diesem Fall ebenso die ei-
schiedene Gefühlsfacetten kurz anzuzeigen.
gene Befindlichkeit, die eigene Situation, den eigenen Ort, die eigene Vorstellungskraft, das
Hinzu kommt, dass phänomenologisch gesehen
eigene Vokabular und die eigene Zeit. Der Text
öffentlich Niedergeschriebenes in der Vergan-
verändert sich innerhalb eines jeden Menschen,
genheit oft den Anstrich einer Wahrheit oder ei-
der ihn liest. Im Grunde genommen verändert
nes Gesetzes hatte. ›Es steht geschrieben…‹
sich das Erzählte aber schon in jenem Moment,
war immer das Anzeichen für eine waltende Au-
in dem der Autor den Stift oder die Maschine be-
torität, für ewig Gültiges. So sehen sich einige
dient, mit denen er die Gedanken niederlegt.
durch sprachliche Präzisionsbemühungen dazu
Die Hand ist immer langsamer als der Gedanke.
verpflichtet, in ihrem Geschriebenen diese Genauigkeit auch Online zu kultivieren. Dieses ei-
Obwohl es im Internet nicht um epische Poesie
gentlich edle Bemühen scheitert oft dadurch,
geht, begegnen uns die Schwierigkeiten einer
dass es sich in vermeintlichen Generalformeln
Verschriftlichung dort wieder. Im Internet ist
artikuliert, deren Sachlichkeitsanspruch über-
plötzlich jeder ein Autor von oft allgemein zu-
triebene Ausmaße annehmen kann. Tief ver-
gänglichen Texten. Damit einhergehend ergibt
hangen in einer kulturell tradierten Schrift-
sich der beschriebene Verlust von Stimme, At-
autorität erkaltet dadurch jede Kommunikati-
mung, Betonung also insgesamt der körperli-
onslebendigkeit zugunsten eines bigotten
chen Präsenz. Und dieser vermeintlich einfache
Rechthabens an einem dafür total deplazierten
Unterschied, kann zu wesentlichen kommunika-
Ort. Im Volksmund nennt man das Haare spalten
tiven Komplikationen führen. Nämlich immer
oder Korinthen kacken.
dann, wenn das Geschriebene nur in Kombination mit den Körperlichkeiten des Schreibenden
Vielmehr hat man das Gefühl, das insbesondere
richtig verstanden werden kann. Während man
die Generation, die mit dem Internet aufge-
bei konventioneller, also persönlicher face-to-
wachsen ist, eine sehr befreite, leichte Art der
face Kommunikation Facetten wie Ironie, Feier-
Rede etabliert hat, die weitgehend unprätenti-
lichkeit, Rage oder Freude instinktiv miterlebt,
ös daherbrabbelt. Diese Befreiung ist insofern
bedarf es beim bloßen Schreiben immer einer
subversiv, als dass sachliche Präzision weitestun-plaqued No 18 | 23
THEMA / KOMMUNIKATION
gehend aufgegeben wird zugunsten einer momentanen Emotionalität. Dies ist kein Verlust, sondern ein Gewinn. Auch die Sorge, neue Technologieformen würden den persönlichen Kontakt verkümmern lassen haben sich als falsch erwiesen. Internetkommunikation hat sich als eigenes Phänomen neben dem persönlichen Kontakt etabliert und begünstigt sich gegenseitig. Die eigentlichen Schwierigkeiten ergeben sich nicht durch die Benutzung technischer Apparate, sondern durch die damit implizit mitschwingenden technischen Denkweisen. Nicht derjenige unterliegt einer technischen Verstellung, der gerne chattet, sondern vielmehr derjenige, der dem rein Ausgesprochenen das alleinige Bedeutungsmonopol beimisst. Die Dominanz des Ausgesprochenen, die Autorität des Wortes destruiert innerhalb vieler Kommunikationen die Aspektsichtigkeit für die damit einhergehenden körperlichen Zeichen. Obgleich Körpersprache weitestgehend unterbewusst funktioniert, sind wir trotzdem in der Lage, wissenschaftliche Erkenntnisse, die uns lehren, wie der Körper kommuniziert, ins Bewusste zu transferieren und damit gleichsam zu arbeiten. Das FBI schult sein Personal gezielt darin, anhand von Körpersignalen die Lüge eines Verdächtigen anhand gesendeter Körpersignale zu entlarven. Es bedürfte enorme körperliche Selbstbeherrschung, um unbemerkt zu lügen. Der Körper verrät und demaskiert uns. Wir können uns nicht verstecken. Er zeigt, ob wir jemanden mögen oder nicht. Ob wir jemanden anhimmeln oder abstoßen. Er offenbart, ob wir versuchen, eine Schwäche zu kaschieren. Ob wir Opfer eines Überfalls werden könnten oder ob wir vor Selbstsicherheit strotzen. Unser Gemüt erst macht uns attraktiv jenseits der medialen Schönheitsschablonen oder macht einen attraktiven Menschen unsagbar hässlich. Erstrebenswert wäre, das Lesen von Körpersprache zu erlernen und so weit wie möglich einer breiten Masse bewusst zu machen, so dass wir einfühlsamer mit unseren gegenüber kommunizieren können. Dazu gehört auch, die Bedeutung des bloß Geredeten zugunsten einer sinnlicheren Rezeption des Sprechers zu relativieren. Insbesondere Ärzte sollten diese Körpersprache zur Verbesserung des Patientenverhältnisses beherrschen. Die mit dem Arztbesuch einhergehende fragile Intimität ist im hohen Maß beeinflusst von dessen Fähigkeit, die körperlichen Zeichen des Patienten zu erkennen und mit ihnen zu arbeiten. Wenn also das nächste Mal ein Patient trotz seiner mutigen Beteuerungen zuckt, zappelt und Angstschweiß auf der Stirn hat: Seid lieb zu ihm.
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THEMA / KOMMUNIKATION
WORTLOS
THEMA / KOMMUNIKATION
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THEMA / KOMMUNIKATION
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THEMA / KOMMUNIKATION
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KOMMUNIKATION IST BEWEGUNG UND WILLE ZUM ICH TEXT Mike Rubin
›Wenn Sie wirklich zuhören, dann geschieht dabei ein Wunder. Das Wunder besteht darin, dass Sie ganz bei dem sind, was gesagt wird, und gleichzeitig Ihren eigenen Reaktionen lauschen.‹ (Krishnamurti: Das Licht in dir)
Gleichsam wie der Mensch ein- und ausatmet,
Teil von Zusammenhängen, die weit über die
kommuniziert er, verbindet er Innen- und Au-
Grenzen seines Bewusstseins hinausgreifen. Ein
ßenwelt. Es besteht keine wirkliche Trennung
Ich existiert allein in Korrelation zur Welt und
zwischen dem, was der Mensch als Innenliegend
das Bewusstsein ist stets ein Beziehungszent-
empfindet, und dem, was sich als Außen für ihn
rum. Es ist durch unerklärlich viele feine Ener-
darstellt. Der Mensch verkörpert eine Bezie-
giefäden mit anderen Bewusstseinszentren ver-
hung zwischen Selbst und Welt, wie es Graf Her-
woben und versteht sich aus konkret diesen
mann von Keyserling in seinen philosophischen
Verbindungen heraus. Keiner ist von anderen
Schriften treffend herausgestellt hat, er lebt,
hermetisch abgeschlossen und jeder Mensch
webt und bewegt auf den Datenbahnen seiner
wirkt auf alle anderen ein.
Beziehungen. Das Ich und sein Bewusstsein ist Beziehung zu
Wenn man sich mit dem Thema Kommunikation
Anderen und sogar zu toten Gegenständen. Der
befasst, eröffnet sich ein sehr sehr weites Feld.
Mensch ist, wie oft angenommen, keine Einheit
Auch wenn es hier nur angerissen werden kann,
und auch keine Monade, der Mensch ist Zusam-
wird es Einblicke geben, die Leben und Wesen
menhang seiner Vielfalt. So paradox es auch
zu einem glücklicheren Miteinander bewegen
klingt, das Ich ist niemals bloß Ich. Es ist stets ein
können.
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THEMA / KOMMUNIKATION
Alles ist Schwingung –
mit einen Bestandteil des Großen und Ganzen
alles ist Kommunikation!
repräsentieren.
Die Quantenphysik hat die Idee der kosmischen Vernetzung erneut herausgehoben und spricht
Energieaustausch, Gedankenübertragung
von einer hochintelligenten Kommunikation
und Gehirnwellen
über alle Ebenen des Seins. Jack Sarfatti, ameri-
Ist die Übertragung von Informationen zwi-
kanischer Physiker, sagt dazu: ›Nichts geschieht
schen Lebewesen ohne Beteiligung bekannter
im menschlichen Bewusstsein, ohne dass ir-
Sinneskanäle, beziehungsweise bekannter phy-
gendetwas im Universum darauf reagiert. Mit
sikalischer Wechselwirkungen möglich? Allge-
jedem Gedanken, jeder Handlung beschreiben
mein werden derartige Vorgänge als Telepathie,
wir nicht nur unsere eigene kleine Festplatte,
Gedankenübertragung wie auch als Energie-
sondern speichern auch etwas im Quantenuni-
übertragung bezeichnet.
versum ab, das unser irdisches Leben überdauert.‹ Bei Paul Watzlawick heißt es: ›Man kann
Institut für Kommunikation und Gehirnfor-
nicht nicht kommunizieren‹, bei Ron Smother-
schung - Günter Haffelder
mon ›Kommunikation ist etwas, was natürli-
Nach den Forschungen des Instituts für Kommu-
cherweise geschieht‹.
nikation und Gehirnforschung in Stuttgart und seinem Leiter Günter Haffelder (Physiker und
Der Mensch ist in erster und letzter Instanz ein
Psychologe) findet eine übergeordnete Kommu-
kosmisches Wesen sowie kosmisches Ereignis. Er
nikation über das Gesagte und Gezeigte hinaus
vereint in sich die Ebenen des Geistes, wie auch
durch Energiefelder bzw. Schwingungen zwi-
die Ebene der Erde – der Mensch als Naturer-
schen Lebewesen statt. Nach den Ergebnissen
scheinung. Gleichsinnig ist er Fleisch, Seele,
ihrer Untersuchungen können Heiler bestimmte
Geist, Gott oder Gotteskind. Auf all diesen Ebe-
Energiefelder und Frequenzen erzeugen, die un-
nen findet Kommunikation statt. Jede phäno-
abhängig vom Ort, andere Personen erreichen,
menale (sichtbare) Regung, passiert aus einem
stimulieren und heilen. Die Messungen der Ge-
komplexen Sinnzusammenhang und einer höhe-
hirnströme durch die EEG-Spektralanalyse, wel-
ren Ordnung heraus.
che speziell vom Institut für Gehirnforschung entwickelt worden ist, haben gezeigt, dass sich
Diese kurze Einführung ist wichtig, damit wir un-
zeitgleich bei Aussendung bestimmter Energien
sere Welt nicht ausschließlich von unten nach
des Heilers an den Patienten, die Gehirnströme
oben, also vom Atom aus aufbauen (Mechanizis-
des Patienten veränderten. Das mutet an wie
mus), sondern gerade, weil wir uns mit Kommu-
Magie und scheint bei nächster Betrachtung wie
nikation befassen, ein Weltbild postulieren
eine Brücke zwischen Geist und Materie. Die Er-
(philos.: aufstellen, beanspruchen), welches alle
gebnisse aus seinen Gehirnforschungen sind
Aspekte des Seins würdigt, also ebenso die des
sehr bemerkenswert, da sie aufzeigen, dass eine
Geistes und ihre Wechselwirkung mit Materie in
Verbindung zu allem besteht, was sich in unse-
all ihren Kausalitäten (Ganzheitliches Weltbild).
rem Wahrnehmungsfeld bzw. unserer Aufmerk-
Nur dann können wir einen universellen Sinn er-
samkeit befindet.
ahnen, in dem wir mit einem gewissen freiheitli-
Das von Haffelders Institut neu entwickelte Mess-
chen Tun eingebettet, Bewegende und Bewegte
verfahren, die EEG-Spektralanalyse, kann im Un-
sind. Zudem erschließen sich viele Aspekte des
terschied zum üblichen EEG, welches allein eine
Lebens erst durch den Sinn in eine höhere Ord-
Summenbildung der Frequenzen zeigt, die Ge-
nung, an der wir Menschen partizipieren und so-
hirnströme dezidierter und genauer darstellen.
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THEMA / KOMMUNIKATION
Es werden evozierte Potentiale im kognitiven, emotionalen, auditiven und visuellen Bereich mit veränderten Ableitungspunkten aus dem ›Limbischen System‹ erfasst und gemessen. Eine Messphase lässt sich in einem Chronospectrogramm darstellen (Abb.1). Durch diese Möglichkeit der Darstellung, welche Frequenzen und Schwingungen wo und wann im Gehirn vorkommen, kann Haffelder die einzelnen Daten auswerten und in Zusammenhang bringen. Es können funktionelle Prozesse des Gehirns untersucht und grafisch dargestellt
Abb. 1
werden. Die in der Medizin normalerweise gemessenen EEG-Potentiale (Abb. 2) werden hier mit Hilfe der Fast-Fourier-Transformation in ihre einzelnen Frequenzanteile zerlegt und spektralanalytisch dargestellt (Abb. 3). Weiterhin unterscheidet sich die Haffeldermethode von der klassisch-medizinischen durch neu gefundene Messpunkte am Kopf des Menschen. Durch die umfangreichen Einblicke und Auswertungsmöglichkeiten hat Günter Haffelder Er-
Abb. 2
staunliches festgestellt. Bei jeder kommunikativen Verbindung, ob verbal oder nonverbal, spielen Schwingungen im Deltabereich (1,5 - 3,5 Hz) eine entscheidende Rolle. Das Institut geht inzwischen davon aus, dass in diesem Bereich die grundlegend entscheidenden Informationen ausgetauscht und übermittelt werden. Sie konnten durch ihr neues Messverfahren den Deltabereich, der bisher in der Definition der Medizin als Rhythmus des Tiefschlafs angesehen wurde, neu interpretieren. Das bekannte Beispiel, man denkt an einen Menschen und dieser ruft kurz darauf an, ist eine Deltabereichkom-
Abb. 3
munikation. Auch Ärzte und Patienten wurden gemessen und dabei folgendes festgestellt: Wenn die Beteiligten ein sehr inniges Verhältnis haben, wenn sie sich gut verstehen, entsteht ein bestimmtes Muster in der Spektralanalyse beim Patienten wie auch beim Arzt. Wenn Verliebte gemessen werden, entsteht immer eine bestimmtes Bild im Deltabereich. ›Wir haben herausgefunden‹, so Haffelder, ›dass Delta-Wellen 40 | un-plaqued No 18
THEMA / KOMMUNIKATION
verstärkt bei Personenpaaren auftreten, die
arbeiten, sich offen, positiv und mit größtmög-
sich einander verbunden fühlen: bei Liebenden
licher Reinheit aufeinander einstellen. Alles
zum Beispiel. Irgendwie scheinen ihre Gehirne
was wir mit uns tragen, an Energien, Erfahrun-
miteinander zu kommunizieren, selbst wenn sie
gen, Einstellungen, Glaubenssätzen und Mei-
weit voneinander getrennt sind‹.
nungen, wirkt sich auf unsere Mitmenschen aus. Haffelder sagt dazu: ›Bitte lassen sie die Sonne
Folgende Untersuchung im Rahmen einer Lehr-
scheinen!‹
erfortbildung in der Schweiz ist ebenfalls sehr bemerkenswert: Es wurden zwei Lehrer gebe-
Ebenen, Prinzipien und Inhalte
ten von ein und demselben Kind Aufgaben lösen
Sobald ein Mensch mit einem anderen Individu-
zu lassen. Die beiden Lehrer wurden jeweils ge-
um in Beziehung tritt, entsteht Kommunikation.
trennt voneinander unterschiedlich instruiert.
Der Mensch nutzt sein ganzes Wesen in diesen
Lehrer A wurde gesagt: Das Kind welches wir
Momenten, ob er sich dessen bewusst ist oder
messen ist hochbegabt und wir möchten, dass
nicht, er tut es, das ist sicher. Kommunikation ist
sie dem Kind folgende Aufgabe stellen. Lehrer B
immer ein Resonanzphänomen und nicht allein
wurde mitgeteilt, dass dieses Kind ein Sonder-
ein Senden und Empfangen von Informationen.
schüler aus der Hilfsschule sei und der Lehrer
Wer dem Geheimnis der Resonanz immer tiefer
Verständnis aufbringen solle, wenn das Kind die
auf die Spur kommt, Einfühlungsvermögen und
Aufgabe nicht gleich lösen kann. Die Ergebnisse
Liebesfähigkeit entwickelt, hat sehr gute Vorr-
dieses Versuches sahen folgendermaßen aus: Im
aussetzung für ein belebendes und entwickeln-
Zusammenhang mit Lehrer A, der die Informati-
des Miteinander.
on bekam, das Kind sei hochbegabt, konnte das Kind die Aufgabe wunderbar lösen, jedoch in
Die 4 Ebenen – Überbewusst und Unbe-
dem Moment wo Lehrer B nur den Raum betrat,
wusst, Emotional, Mental, Sinnlich
der glaubte es sei ein Hilfsschüler, entstand in
Grundsätzlich werden 4 Kommunikations-Ebe-
der EEG-Spektralanalyse ein Bild mit einer tota-
nen definiert, über die ein Informationsaus-
len Blockade im Alphabereich (Zustand zwi-
tausch stattfindet. Alle diese Ebenen sind in ei-
schen tiefer Entspannung und erhöhter Aufnah-
ner Interaktion beteiligt und niemals ist eine
mefähigkeit) und sogar in dem Bereich, wo
Ebene wirklich davon ausgeschaltet. Hinter die-
Angst erkennbar ist (um die 25 Hz), gab es eine
sen Ebenen steht das komplexe und zentrale
erhöhte Gehirnaktivität. Ergo, das Kind konnte
Wesen, was jeder Einzelne mitbringt und stän-
diese Aufgabe aufgrund der Blockaden nicht lö-
dig entwickelt.
sen. Allein der Gedanke des Lehrers, es sei ein
Das Unbewusste ist der Bereich des Wesens,
Sonderschüler, der diese Aufgabe nicht lösen
welcher dem Bewusstsein nicht zugänglich ist.
könne, bewirkte dieses bestimmte Bild im Ge-
Es beeinflusst das menschliche Handeln, Denken
hirn des Kindes.
und Fühlen. Das Überbewusste ist dem Menschen ebenfalls
Haffelder und sein Institut haben diesen Ver-
erst einmal nicht im Bewusstsein und tritt erst in
such bereits um die 100 mal durchgeführt und
dieses ein, wenn es gelebt wird. Die überbe-
davon entsprachen 98% dem oben aufgeführten
wusste Ebene empfinde ich als die Brücke zum
Ergebnis. Es ist höchst bemerkenswert, wie die
Geist-Ich, dem zentralen Ursprung des Men-
Gedanken der Lehrer die Potentiale der Kinder
schen, die in einem gesetzmäßigen Zusammen-
fördern oder auch blockieren können. Es sollte
hang die höhere Führung innehat.
uns ein großes Anliegen sein, dass Lehrer, El-
Zum Bewusstsein ›Ich habe, um mein Wissen
tern, Ärzte, Pfleger, Menschen, die mit Anderen
wissend, bewusst etwas‹ (Hans Driesch) zählen un-plaqued No 18 | 41
THEMA / KOMMUNIKATION
über- bzw. unbewußt Liebe
emotinal
mental Wille
Erkenntnis
sinnlich
alle 3 weiteren Ebenen, die emotionale, mentale
Erkenntnis führen, die Empfindungen werden
und sinnliche. Die emotionale Ebene können wir
gespeichert und zu Erfahrungen geordnet. Da-
mit dem Seelenbegriff verbinden. Die Seele ist
raus kann Erkenntnis erwachsen. Hermann von
der persönliche Gefühlsorganismus des Men-
Keyserling erweiterte Kants richtigen Satz ›Al-
schen. Ihr Begriff bezeichnet ein qualitativ be-
les Wissen stammt aus der Erfahrung‹ zu ›Alles
stimmbares einmaliges Sosein, welchem das
Wissen stammt aus Offenbarung‹. Der Offen-
Subjektive letzte Instanz ist. Die mentale Ebene
barungsbegriff (Erschließen von etwas bisher
ist die des Verstandes, der Logik und die Denkfa-
Verborgenem) ist um Nuancen tiefer als der Er-
brik des Menschen. Die sinnliche Ebene umfasst
fahrungsbegriff. Keyserling meinte den Offen-
jegliche Wahrnehmung über die Sinnesorgane
barungsbegriff weniger aus einem religiösen
des physischen Körpers (sehen, hören, fühlen,
Sinnzusammenhang heraus, sondern mensch-
riechen, schmecken).
lich im weitesten Sinne. Liebe ist in ihrer reinsten Form die Würdigung des Lebens, das richti-
Die dynamischen Prinzipien –
ge Einstellen, Durchschauen und Einsinnen in
Wille, Erkenntnis, Liebe
die Zusammenhänge. Die Liebe verlangt Ver-
Da der Mensch, wie oben erwähnt, Bewegender
schmelzung, Ineinanderaufgehen, von der
und Bewegter im Weltgeschehen ist, liegen dem
physischen Vereinigung bis zum geistig-seeli-
Leben dynamische Prinzipien zugrunde. Der
schen Verstehen. Liebe ist die höchste Form der
Wille gehört ebenso zum Stamm der Persönlich-
Weisheit.
keit in der Bildung der Welt, wie Erkenntnis und Liebe. ›Ohne Wille ist eine Verbindung zwischen
›Wer nichts weiß, liebt nichts.
mir und der Welt nicht möglich, das Ich ohne Er-
Wer nichts tun kann, versteht nichts.
kenntnis leer und die Welt ohne Liebe unwirk-
Wer nichts versteht, ist nichts wert.
lich.‹ (Max von Droste in Ich und der Andere
Aber wer versteht,
Darmstadt, Reichl 1925)
der liebt, bemerkt und sieht auch!
Der Begriff des Willens entspricht einem Span-
Je mehr Erkenntnis einem Ding innewohnt,
nungszustand, ein tätig sein wollen, ein erken-
desto größer ist die Liebe.‹
nen, ein lieben wollen. Ein Ereignis kann zu einer
Paracelsus
42 | un-plaqued No 18
THEMA / KOMMUNIKATION
Inhalte und Motivationen
der Mensch einem systematischen Vorgehen
Den dynamischen Prinzipen liegen bestimmte
und einem mehr oder weniger planmäßigem
Inhalte, die dem Menschen urtiefstes Anliegen
Vorgang zur Erreichung eines Zieles.
sind, zugrunde. Das wird von Situation zu Situa-
Kultur und Tradition: Der Mensch handelt in ge-
tion unterschiedlich sein. Es ist ein himmelwei-
lernten Zusammenhängen, denen eine be-
ter Unterschied, ob sich ein Mensch in einer Ge-
stimmte Kultur wie auch bestimmte Traditionen
fahrensituation (z.B. Naturkatastrophe), einem
zugrunde liegen und über die sich verständigt
Beziehungsstreit, einer Geschäftsverhandlung,
werden kann. Im weitesten Sinne ist Kultur alles,
in einer philosophischen Gesprächsrunde oder
was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt,
an einem Meeresstrand mit Freunden befindet.
im Gegensatz zu der von ihm nicht geschaffenen
Inhalte werden motiviert aus: Überleben, Me-
und nicht veränderten Natur.
thode und Technik, Kultur und Tradition, Moral
Moral: Die moralische Ebene bedeutet ur-
und Ethik, Intuition und Geist.
sprünglich nicht mehr und nicht weniger als organische Form und Ordnung. Handlungsmuster
Überleben: Der Mensch ist kein junges, sondern
und Prinzipien (Werte, Güter, Pflichten, Rechte)
eines der ältesten Geschöpfe der Erde. Er hat
bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen
sich gerade wegen seiner Feinfühligkeit, Labili-
vereinen sich im Moralbegriff. Hieraus folgt:
tät und deshalb Handlungsfähigkeit durch alle
Wenn sich der Zusammenhang des Lebens ver-
Katastrophen hindurch auf der Erde erhalten.
ändert, verändert sich auch die Moral.
Auf der Ebene des Überlebens befinden wir uns
Ethik: Für ein Vernunftwesen, wie den Men-
im Bereich der Ur-Ängste, die jeder von uns in
schen, ist es unangemessen, wenn dessen Han-
sich trägt. Es sind meistens Schutzmechanismen,
deln ausschließlich von Konventionen und Tradi-
die eben unser Leben erhalten sollen. Die Ur-
tionen geleitet werden. Ethik hat den gesamten
Ängste gebieten in jedem Lebewesen als erstes
Bereich menschlichen Handelns der Welt gegen-
Mittel der Selbsterhaltung den Sicherungstrieb.
über zum Gegenstand. Albert Schweitzer nann-
Die Ur-Angst bezeichnet die Ur-Reaktion des Le-
te es die ›Ehrfurcht vor dem Leben‹, die beinhal-
bendigen auf die Übermacht der Außenwelt, ge-
tet, dass der Mensch jedem Willen zum Leben
gen die es sich zu sichern strebt. Das Recht auf ei-
mit der gleichen Ehrfurcht, dem gleichen Res-
nen bestimmten Lebensraum bietet allein die
pekt begegnen sollte. Der Lebenswille eines Tie-
Unmöglichkeit, angegriffen zu werden. Metho-
res oder einer Pflanze verdient ebenso Ehr-
de und Technik: In diesem Bereich bedient sich
furcht wie der eines Menschen.
Überleben
Methode und Technik
Geist
Kultur und Tradition
Intuition
Moral Ethik
un-plaqued No 18 | 43
THEMA / KOMMUNIKATION
Intuition: Der intuitive und sensitive Mensch
alle mal geprägt und können sich entwickeln.
empfindet gewisse Dinge viel deutlicher als an-
Filter und Linsen sind religiöse, traditionelle wie
dere, spürt die Schwingungen in einer Kommu-
auch kulturell erworbene Konditionierungen
nikation, Freude und Gefahr schneller und weiß
(siehe auch: Memetik).
entsprechend vorzusorgen.
Linsen oder Filter können zum Beispiel sein: Er-
Geist: Die Ebene des Geistes ist die des Sinnes.
fahrungen, Prägungen (Tradition, Kultur, Mili-
Sie ist nicht speziell die Funktionsebene des Ver-
eu), Glaube, Wissen, Erwartungen, Interessen,
standes, sondern der Ursprung von Allem was
Motive, Wertesystem, Sprache und Ausdruck,
ist. Geist beseelt ausnahmslos alle Schöpfungen.
die physische 5 Sinne, Biochemie des Körpers
Das Wesenszentrum des Menschen befindet sich
und übersinnliche Wahrnehmungen (Hellsehen,
im Geist und seine Erlebensbasis in der Seele. So
Hellhören).
überirdisch wie der Geist auch sein mag zu seiner Manifestation, bedarf es den ganzen Men-
Konstruktive Kritik
schen. Der Geist folgt überall höchsteigenem
Allein vom Standpunkt des Betrachters gibt es
Gesetz, ohne Rücksicht auf das Wohl der übrigen
Kritik, vom Erlebenden und Handelnden her ist
Teile des Menschenwesens, von der Katastrophe
Kritik unmöglich. Kritik wird auch die Kunst der
der Geburt durch immer neue kleinere und grö-
Beurteilung genannt. Sie kann ein sehr bedeu-
ßere Krisen hindurch. Aus der Ebene des Geistes
tender Bestandteil innerhalb einer Interaktion
leben heißt, ein kunstvolles und wahrhaft
sein, respektive die Kritikfähigkeit der Beteilig-
menschliches Dasein zu führen.
ten. In einer Kritik wird am Verhalten, am Können bzw. am Gegenstand kritisiert. Im Rahmen
Die Linsen und Filter der Wahrnehmung
der Philosophie sucht Kritik nach den Bedingun-
Jedem Ich gehört eine eigene Wirklichkeit. Es
gen der Möglichkeit von Erkenntnis, wie es Kant
kann so viele Wirklichkeiten geben wie Men-
in seiner ›Kritik der reinen Vernunft‹ vorgelegt
schen existieren. Jeder einzelne schaut durch
hat. Ebenso ist Kritik in der Wissenschaft eine
seine Filter und Linsen auf einen Sachverhalt,
Methode, um sich einer Wahrheit anzunähern
die Realität, die Welt. Durch dieses Linsen- und
(Falsifikationismus).
Filtermodell wird es nun noch deutlicher, war-
Ein grundlegendes Modell, was den Umfang und
um Kommunikation und Information im Kern ein
die Tiefe konstruktiver Kritik anbetrifft, ent-
Resonanzphänomen ist. Bei jeder tieferen Kom-
deckte ich in den Werken von Vera Birkenbihl.
munikation lernt man die Filter des Gegenüber
Ich finde diese Veranschaulichung hervorra-
kennen und geht in einen Austausch, Abgleich,
gend und sehr hilfreich. Es lohnt sich, dieses Mo-
Kampf oder Gewinn. Die Filter sind nicht ein für
dell zu verinnerlichen.
Linsen bzw. Filter der Wahrnehmung
Linsen bzw. Filter der Wahrnehmung
Sachverhalt, Realität, Welt
44 | un-plaqued No 18
THEMA / KOMMUNIKATION
Kritikmasse
Meister
Profi / Experte
Fortgeschrittener Keine Kritik.
In diesem Bereich weder als Schüler noch als Lehrer intentional (ohne Absicht) wollen.
Einsteiger
Der Lernberg und die Kritikmasse
Kritiklevel bedeutet dies: Den Meister kann man
Vera Birkenbihl nennt das den Lernberg. Die auf
enorm breit und dezidiert kritisieren.
den Kopf gestellte Pyramide bezieht sich auf die Kritik und die Kritikmasse. Der Lernberg ist un-
Je höher ein Mensch im Lernberg gelangt und
terteilt in:
seine Kenntnisse umfangreicher werden, um so
Einsteigerbereich: Das ist die Schul- und Spiele-
mehr können wir ihn kritisieren, desto mehr
bene. Ein Einsteiger hat nur diffuse Kenntnis-
konstruktive Kritik kann es geben. Der im Lern-
se. In Bezug auf das Kritiklevel bedeutet dies: In
berg immer höher aufsteigende Mensch, kann
diesem Bereich darf überhaupt keine Kritik
überhaupt erst einschätzen, was die Gründe der
stattfinden, es gibt hier keine konstruktive Kri-
Kritik sind und ob es eine kompetente Kritik ist
tik. Der Einsteiger kann den Meister nicht ver-
oder nicht. Der Einsteiger hat zum Beispiel keine
stehen. Hier würde Kritik immer destruktiv wir-
Kriterien im Kopf und kann überhaupt noch gar
ken, eine Ohrfeige bedeuten.
nicht entscheiden, ob eine Kritik fair oder unfair
Fortgeschrittenenbereich:
Grundkenntnisse
ist. Derjenige, der kritisiert, muss unbedingt 1
sind vorhanden und werden in diesem Bereich
bis 2 Level weiter sein, sonst kann er auch nicht
auf mehrere Levels entwickelt. In Bezug auf das
konstruktiv und hilfreich kritisieren. Wenn ein
Kritiklevel bedeutet dies: In diesem Bereich
Mensch nicht weiter ist als sein Gegenüber, kann
kann man, wie wir an der auf dem Kopf stehen-
er Vorschläge machen, aber keine Kritik üben.
den Pyramide sehen können, langsam mit Kritik
Eine interessante Spielregel zum Abschluss von
beginnen und je nach Level des Fortgeschritte-
Vera Birkenbihl: ›Man darf nur kritisieren, wenn
nen die Kritik ausbauen.
man mindestens einen Vorschlag hat, wie es
Profi- bzw. Expertenbereich: Die Kenntnisse
besser geht.‹
haben ein professionelles Maß angenommen. Der Profi kann bereits Kenntnisse vermitteln. In
›Wenn die Verbindung zwischen zwei Men-
Bezug auf das Kritiklevel bedeutet dies: In die-
schen (wieder)hergestellt ist, findet sich die
sem Bereich ist die Kritikfähigkeit schon sehr
Lösung von selbst.‹ Marshall B. Rosenberg
hoch, so dass sie immer umfangreicher angebracht werden kann.
Wie lassen wir Kommunikationskunstwerke
Meisterbereich: Der Meister kann lehren und
entstehen?
lebt das, was er kann. Es entstehen immense Ver-
Ich möchte zum Abschluss eine Empfehlung für
bindungen, die eine hohe Kunst zu allen Berei-
diejenigen aussprechen, die sich für die Kunst
chen seines Lebens darstellen. In Bezug auf das
der Kommunikation im täglichen Leben, ob pri-
un-plaqued No 18 | 45
THEMA / KOMMUNIKATION
vat oder beruflich, interessieren. Sehr schöne
Finde heraus, was du jetzt brauchst!
Hinweise, Anregungen und Ideen gibt uns die
Frage dich: ›Was brauche ich in dieser Situation?
Gewaltfreie Kommunikation (GfK) von Marshall
Welche Bedürfnisse sind gerade unerfüllt?‹.
B. Rosenberg mit auf den Weg. Die GfK bietet
Finde dein wirkliches Anliegen heraus. Beispiel:
grundlegende Schritte für eine erfolgreiche
›Ich brauche mehr Verbundenheit und Aus-
Kommunikation, bei der alle Beteiligten gewin-
tausch. Ich habe keine engen Freunde - ich möch-
nen und die Bedürfnisse aller gleich wert sind.
te Menschen finden, zu denen ich Beziehungen
Ein unnötiger und kraftraubender Kampf ums
aufbauen kann.‹
Rechthaben wird weitestgehend vermieden und die eigenen Gedanken und Gefühle werden ver-
Äußere eine Bitte, keine frommen Wünsche und
mittelt, ohne sein Gegenüber unnötig angreifen
keine Forderungen!
zu müssen. Die GfK versteht sich nicht als Tech-
Du kannst niemanden bitten, dich zu lieben. Du
nik, die den Gegenüber zu einem bestimmten
kannst hingegen die Bitte äußern, dass ein ande-
Handeln bewegen soll, sondern als Grundhal-
rer Mensch mit dir ins Kino oder ins Theater
tung, bei der eine bewusste und wertschätzen-
geht. Stelle keine Forderungen, da unser Gegen-
de Beziehung im Vordergrund steht. Synonyme
über meist nur zwei Möglichkeiten sieht: Sich zu
sind einfühlsam, verbindend und die Sprache
unterwerfen oder zu rebellieren. Wenn eine Bit-
des Herzens. Die Gewaltfreie Kommunikation
te geäußert wird, beobachte wie dein Gegen-
baut auf vier Schritten auf, in denen man sich
über reagiert und zeige Empathie für die Be-
folgende Fragen stellt.
dürfnisse des Anderen. Im Zuge dieser Gedanken, Untersuchungen und
Was nehme ich wahr?
philosophischer Überlegungen vieler Menschen
Trenne deine Beobachtung von einer Bewer-
aus Gegenwart und Historie ist mir der Begriff
tung. Beschreibe und beziehe dich auf das, was
einer Hygiene der Gedanken immer wieder als
passiert ist. Tritt einen Schritt zurück, falls du zu
treffende Formulierung einer neuen kommuni-
emotional reagierst.
kativen Denkweise aufgefallen. Ob aus quantenphysikalischer Sicht der Interaktion von Lebe-
Wie fühle ich mich?
wesen und Dingen oder auch in Bezug auf kleine
Finde deine Gefühle heraus und drücke nur die
und große Alltagssituationen ist es von immen-
Gefühle aus, für die du selber verantwortlich
ser Bedeutung, was ich denke und wie ich dies
bist. Vermeide eine Opferrolle. Damit vermit-
mit meiner Umgebung kommuniziere, zumin-
telst du dem Gegenüber deine Empfindungen
dest wenn es von Interesse ist, dabei erfolgreich
wie fröhlich, ärgerlich, ängstlich, einsam oder
zu kommunizieren und gleichzeitig glücklich zu
traurig und klagst nicht an. Vermeide Formulie-
sein. Dies ist ein lebenslanger spannender Lern-
rungen wie verlassen, manipuliert, missver-
prozess und das Schönste daran ist, keiner muss
standen, zurückgewiesen und nicht unterstützt.
und wird ihn alleine gehen. In diesem Sinne:
Nosce te ipsum – Erlerne dich selbst.
//
Buchempfehlungen: Paul Watzlawick, Janet H. Beavin
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Serena Rust:
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Wenn die Giraffe mit dem Wolf tanzt:
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Kommunikation
46 | un-plaqued No 18
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THEMA / KOMMUNIKATION
N
onverbale Kommunikation interessierte mich schon immer, anfangs im Kontext der Bühnenarbeit im Darstellenden Spiel-Kurs in der Schule. Schauspielerei bedeutete für mich sich zu verkleiden, verschiedene Rollen mit Mimik und Gestik auszufüllen und Texte theatralisch
aufzusagen. Später lernte ich, dass jeder Mensch im Alltag schauspielert und verschiedene Rollen besetzt. Das ist in gewisser Weise nützlich und sinnvoll, weil man Fremden nicht unbedingt jede Schwäche zeigen will und darf. Verschiedene Rollen einzunehmen gibt Struktur und erleichtert den Umgang mit anderen Menschen. Der Unterschied zwischen Außendarstellung und echtem inneren Zustand darf allerdings ein bestimmtes Ausmaß nicht überschreiten, weil die Grenzen zwischen echt und unecht verschwimmen können. Wenn sich ein Mensch zu sehr von sich selbst entfernt, ist die psychische und physische Gesundheit in Gefahr.
In der neueren Zeit wurde mein Interesse für
Ein Blick in den Spiegel
nonverbale Kommunikation durch die Fernseh-
Eine meiner neuesten alten Erkenntnisse ist,
serie Lie to me geweckt, denn wir lügen durch-
dass ich mich selbst eher nicht so wahrnehmen
schnittlich mehrere Male am Tag. Die meisten
kann, wie andere Menschen mich sehen. Die Psy-
davon fallen in die Kategorien Notlüge oder sozi-
chologie spricht in diesem Fall von Selbst- und
ale Lüge, vorwiegend um die Privatsphäre zu
Fremdwahrnehmung. Sogar der Blick in den
schützen oder die Harmonie in einem sozialen
Spiegel ist lediglich ein verdrehtes Abbild mei-
Umfeld nicht zu gefährden. Lügen haben dabei
ner selbst und unterscheidet sich deutlich von
eine wichtige soziale Funktion, sie erhalten bzw.
der tatsächlichen Außenansicht wie auf einem
fördern Beziehungen. Wenn in Selbstexperi-
Foto.
menten Personen für kurze Zeit radikale Ehrlich-
Nonverbale Kommunikation ist sehr subtil und
keit praktizieren, hat das nachgewiesenerma-
Menschen benutzen sie oft unbewusst und ganz
ßen
deren
selbstverständlich. Verantwortlich dafür sind
Beziehungen. Die Erfahrung zeigt, dass Frauen
unter anderem Spiegelneurone, die uns fast au-
doch meist nicht damit umgehen können, wenn
tomatisch – zumindest wenn ein guter Draht be-
man ihnen sagt, dass ihr Hintern in dieser Hose
steht – Körperhaltung, Mimik und Gestik unseres
zu dick sei. Ein bisschen Schönfärberei und Iro-
Gegenübers spiegeln lassen. Das kann sich bis
nie ist also erlaubt und macht zwischenmensch-
auf den gleichen Atemrhythmus bei Paaren aus-
liche Begegnungen interessant.
wirken, vorausgesetzt beide Partner sind auf
Wie aber wäre es, die wichtigen Lügen unter ih-
derselben Wellenlänge. Auch der Geruchssinn
nen zu erkennen? Beispiele dafür sind, wenn
entscheidet autonom mit, wie andere Personen
Liebe beteuert wird, obwohl nur noch Abnei-
wahrgenommen werden. Ob man jemanden gut
gung übrig ist, wenn Hilfe abgelehnt, aber den-
riechen kann oder nicht, hängt allerdings von
noch benötigt wird oder der geschulte Verkäu-
weitaus mehr Faktoren ab.
fer
man
Die Redewendung ›wenn Blicke töten könnten‹,
überhaupt nicht braucht. Es lohnt sich, die Auf-
drückt beispielhaft aus, wie kraftvoll und aus-
merksamkeit für nonverbale Kommunikation zu
drucksstark nonverbale Kommunikation sein
schulen. Dadurch können wir unsere Umwelt
kann. Die Veränderung der Pupillengröße ist ein
besser verstehen und somit auch erfolgreicher
wichtiges nonverbales und autonomes Signal.
kommunizieren.
Vergrößerte Pupillen drücken Wärme und Nähe
negative
einem
Auswirkungen
etwas
aufquatscht,
auf
was
un-plaqued No 18 | 49
THEMA / KOMMUNIKATION
aus, hingegen vermittelt eine kleine Pupillen-
Ähnlich dem Konzept der emotionalen Intelli-
größe Abneigung und Desinteresse. Menschli-
genz scheint die Fähigkeit nonverbale Signale
che Tränen lassen ebenso vielfältige Interpreta-
zu dekodieren ein wichtiger Faktor zur erfolg-
tionen zu, sie können Schmerz, Trauer oder
reichen zwischenmenschlichen Kommunikation
Freude ausdrücken und sind von außen manch-
zu sein und im größeren Kontext zu einem kon-
mal schwer zu differenzieren.
gruenten, glücklichen und gesunden Leben beizutragen.
Joe Navarro hat mittlerweile sein zweites Buch zu diesem Thema veröffentlicht. Ich muss geste-
Es existiert die Idee, dass ca. 90 % der zwischen-
hen, der Titel Menschen verstehen und lenken
menschlichen Kommunikation nonverbal statt-
hat mich eher zurückgehalten, da trotz oder ge-
findet. Mehr oder weniger ist das auch der Fall.
rade wegen meines Psychologiestudiums das
Albert Mehrabian fand in seinen Studien her-
Wort Lenkung oder Manipulation Ablehnung in
aus, dass 55 % der zwischenmenschlichen Kom-
mir hervorruft. Auf der anderen Seite lassen wir
munikation über nonverbale Signale ablaufen,
uns so oft, so viel und praktisch überall manipu-
38 % repräsentieren die stimmliche Komponen-
lieren, ob wir wollen oder nicht. Das Gehirn
te und nur 7 % stellen den Inhalt dar. Die nonver-
nimmt wesentlich mehr Reize unbewusst wahr
bale Komponente bezieht sich hier vor allem auf
als es bewusst verarbeiten kann. Das Identifizie-
die Mimik, obwohl auch die Gestik dazu gezählt
ren von solchen Manipulationen kann trainiert
werden kann. In der Gebärdensprache reicht
werden und erlaubt einem die Kontrolle in be-
Gestik allein aus, um sich verständlich zu ma-
stimmten Situationen zu behalten. Des Weiteren
chen. Hier bildet sie sogar 100 % der zwischen-
kann es auch die Wahrnehmung für die eigene
menschlichen Kommunikation ab. Die stimmli-
Körpersprache
che Komponente, welche ebenfalls
und das eigene
›Das Schwierigste im Leben ist, Herz
zur
Erleben
und
und Kopf dazu zu bringen, zusam-
zählt, bezieht sich auf die Tonlage,
Verhalten ver-
menzuarbeiten. In meinem Fall ver-
Schnelligkeit, Intonation und Modula-
bessern.
kehren sie noch nicht mal auf
tion der Stimme. An Untersuchungen
Joe
freundschaftlicher Basis.‹
mit Hunden wurde gezeigt, dass be-
Woody Allen
leidigende Worte in einer liebevollen
Navarro
beschreibt
nonverbalen
Kommunikation
Nonverbales in
Stimmlage gesprochen vom Hund po-
einem viel grö-
sitiv wahrgenommen werden.
ßeren Kontext. Die
Kleidung
Wenn alle drei Anteile der Kommuni-
und das Auf
kation übereinstimmen, spricht man
treten eines Geschäftspartners ist ebenso Aus-
von kongruenter Kommunikation. Inkongruenz
druck nonverbaler Kommunikation, wie die Au-
hingegen findet sich ähnlich den Lügen im All-
ßenfassade der Firma, das Sicherheitspersonal,
tag häufiger, zum Beispiel wenn wir laut ›Ja‹ zu
der Empfang und die Aufmerksamkeit, die dem
etwas sagen und gleichzeitig unmerklich den
Kunden geschenkt wird. Diese wesentlichen As-
Kopf schütteln. Welches Signal ist wahr?
pekte beeinflussen das Wohlbefinden und die Meinung über einen Geschäftspartner und sei-
Leider lassen sich gewisse Inkongruenzen wahr-
ne Firma ungeachtet aller sachlichen Informati-
scheinlich nicht vermeiden. Wenn man in der
onen maßgeblich. Navarro spricht in diesem Zu-
Dienstleistungsbranche den ganzen Tag nett lä-
sammenhang von nonverbaler Intelligenz.
cheln und auch auf nervige Kundenfragen
50 | un-plaqued No 18
THEMA / KOMMUNIKATION
freundlich reagieren muss, ist ein eingefrore-
zuletzt fühlen wir uns in der Gegenwart von Je-
nes, unechtes Lächeln manchmal unumgänglich.
mandem, der herzlich und gelassen mit sich
Dabei können genau diese Inkongruenzen auf
selbst umgeht, sehr wohl.
Dauer Stress auslösen. Ein Klassiker der
Zwischen-
Körpersprache ist das nonverbale Sig-
›Man sieht nur mit dem Herzen gut.
menschliche
nal der verschränkten Arme, welches
Das Wesentliche ist für die Augen
Kommunikati-
weitläufig als Ausdruck für eine ableh-
unsichtbar.‹
on
nende Haltung bekannt ist. Körper-
Antoine de Saint Exupery
nonverbale
ist
ohne
sprache und nonverbale Kommunikati-
Kommunikati-
on sind dabei nicht immer so eindeutig,
on nicht denk-
wie sie scheinen. Verschränkte Arme
bar. Paul Watz-
können ebenso ein Zeichen für Kälteempfinden
lawicks bekannter Ausspruch ›Man kann nicht
sein und helfen, die Körperwärme zu erhalten.
Nicht-Kommunizieren‹ scheint besonders für
Diese Gestik kann aber auch eine Selbstumar-
Nonverbales zutreffend zu sein. Die Interpreta-
mung anzeigen, umso deutlicher, wenn die Han-
tion oder Bedeutung der Botschaft liegt aller-
dinnenflächen direkt auf den Armen liegen.
dings größtenteils beim Empfänger und nicht beim Sender. Deswegen kann man sich sehr gut
Eine eher philosophische Frage ist, ob sich non-
mit jemandem unterhalten, obwohl man eigent-
verbale Kommunikation nur auf zwischen-
lich aneinander vorbeiredet.
menschliche oder tierisch-menschliche Interaktion bezieht. Theoretisch ja, aber praktisch gibt
Ich empfehle, trotz oder gerade wegen notwen-
es viele nonverbale Signale, die ebenso das ei-
diger Lügen im Alltag, mit einem offenem Her-
gene Wohlbefinden beeinflussen. Wie kleide ich
zen zu kommunizieren. Das bedeutet, sofern es
mich heute? Wie ordentlich und sauber ist mei-
möglich ist, eine liebevolle Grundhaltung ei-
ne Wohnung oder mein Arbeitsplatz? Bin ich an-
nem Gesprächspartner gegenüber zu haben.
gespannt oder sind meine Muskeln entspannt?
Ein achtsamer, wertschätzender Umgang mit
Lasse ich meine Schultern hängen oder stehe ich
uns selbst macht am Ende das Leben mit unse-
aufrecht da? Ich kommuniziere zuerst mit mir
ren Mitmenschen angenehmer, leichter und
selbst und dann mit dem Anderen, denn nicht
verstehbar.
//
un-plaqued No 18 | 51
ACHTE AUF DEINE GEDANKEN, DENN SIE WERDEN WORTE. ACHTE AUF DEINE WORTE, DENN SIE WERDEN HANDLUNGEN. ACHTE AUF DEINE HANDLUNGEN, DENN SIE WERDEN GEWOHNHEITEN. ACHTE AUF DEINE GEWOHNHEITEN, DENN SIE WERDEN DEIN CHARAKTER. ACHTE AUF DEINEN CHARAKTER, DENN ER WIRD DEIN SCHICKSAL. AUS DEM TALMUD
KOOPERATIONSPARTNER
CONTENT IS ART INTERVIEW Ingmar Dobberstein FOTOS anna.k.o.
THEMA / KOMMUNIKATION
Streetart ist gerade in den Großstädten allgegenwärtig und längst zu einem selbstverständlichen Bereich moderner Kunst geworden. Obwohl es Straßenkunst in den verschiedenen Ausführungen seit vielen Jahrzehnten gibt, hat sie in den letzten Jahren ihren Schritt in die Galerien und die breite Masse geschafft und erzielt in Einzelfällen hohe Preise für die dargebotenen Werke, deren Erstellung manchmal nur Minuten benötigt. Für die Einen ist sie Kunst, für Andere Geschmiere, manche nennen sie Selbstdarstellung, für uns ist sie Kommunikation. UN-PLAQUED traf einen der bekanntesten Protagonisten der Straßenkunst in Deutschland, den Berliner Künstler NOMAD. Neben seiner Kunst kuratiert er Ausstellungen im In- und Ausland, betätigt sich als Musiker und DJ und ist ein permanent Reisender auf der Suche nach künstlerischer, spiritueller und kultureller Inspiration.
UN-P: Was ist Streetart?
zu einem bestimmten Punkt erreichen, da
NOMAD: Dafür gibt es wahrscheinlich so viele In-
Schrift aus abstrakten Kernen besteht, die in
terpretationen wie es Menschen gibt. Grund-
sich geschlossen sind. Man kann sie nur begrenzt
sätzlich ist der Begriff gerade auf dem Kunst-
verändern, da die Buchstaben ja lesbar bleiben
markt oft fehlinterpretiert worden. Gerne wird
müssen.
etwas als Streetart verkauft, das sich vielleicht
Beim Graffiti-Writen geht es darum, seinen ei-
äußerlich Stilmitteln und Elementen bedient,
genen Superhelden-Character – sein Alter Ego –
die man bei Kunst auf der Straße findet, die dann
zu erfinden und diesen anhand von Buchstaben
aber für die Galerie aufbereitet und reprodu-
zu illustrieren. Das hat natürlich einen künstleri-
ziert werden. Ich würde das so nicht gelten las-
schen Ansatz. Es gibt so viele Intentionen, wie es
sen, auch wenn es sich so eingebürgert hat. Per
Graffiti-Writer gibt. Es gibt Kids, die mit Kunst
Definition ist Streetart einfach Kunst, die auf der
gar nichts am Hut haben, denen geht es eher um
Straße stattfindet. Punkt.
eine Mutprobe, um Selbstdarstellung oder Zerstörung. Dann gibt es welche, die in diesem Pro-
UN-P: Im heutigen Stadtbild sind viele For-
zess reifen und die dann wirklich zu Künstlern
men von Straßenkunst zu sehen – Graffiti,
werden und abgefahrene und tolle Sachen er-
Poster, verschiedene Materialien und Moti-
schaffen.
ve. Auch wenn Straßenkunst mittlerweile
Der Hauptunterschied zwischen Graffiti und
weit darüber hinaus geht – hat alles mit
Streetart ist, dass Graffiti in einer Art kodiertem
Graffiti angefangen?
Umfeld stattfindet. Es ist eigentlich nicht für die
NOMAD: Ja, zum Teil ist das richtig, wobei Graffi-
Allgemeinheit gedacht, sondern für die Graffiti-
ti-Writer hier klar widersprechen würden. Für
Szene an sich, die auf diese Art und Weise mitei-
mich ist Graffiti nur zum Teil Kunst. Ähnlich wie
nander kommuniziert. Die normalen Menschen
bei der Kalligraphie geht es in erster Linie um
auf der Straße tangiert das nicht weiter, denn
Schrift und die hat einen anderen Kodex und an-
die können die Botschaften kaum lesen und de-
dere Bewertungsmaßstäbe als Kunst.
chiffrieren.
Kunst ist immer frei und dient der Kommunikati-
Streetart verfolgt einen anderen Ansatz und
on, weil Gedanken und die Imagination von Men-
öffnet sich jedem, der den öffentlichen Raum
schen angeregt werden. Das kann Schrift nur bis
nutzt. Streetart versucht, mit allen Menschen in un-plaqued No 18 | 55
THEMA / KOMMUNIKATION
eine Art Kommunikation zu treten ohne dabei
Dabei begrenze ich mich aber nicht auf Streetart
zu filtern, wer genau diese Information aufneh-
oder Nicht-Streetart, das geht mir bei Kunst und
men wird. Streetart richtet sich also an alle und
dem Austausch kreativer Gedanken allgemein
das ist der große Unterschied zum Graffiti.
so, egal ob es Druckgrafik, Fotografie oder eine Musikkomposition ist.
UN-P: Wie beurteilst Du den Wert von Streetart als Kommunikationsmittel in der
UN-P: Dennoch ist die Message ein wesentli-
heutigen Gesellschaft?
cher Bestandteil Deiner Kunstwerke. War-
NOMAD: So wie jede Epoche ihre eigenen Kunst-
um ist Dir das so wichtig?
formen hervorgebracht hat, hat eben die heuti-
NOMAD: Im Vergleich zu vielen Künstlern, die
ge Zeit dieses Phänomen produziert. Als solches
mit mir angefangen haben, habe ich nicht ver-
sollte man es auch werten: es ist einfach eine
sucht, eine Marke aus mir zu machen. Ich habe
von vielen Möglichkeiten, heutzutage Kunst zu
mich nicht auf ein paar Icons reduziert, Embleme
machen. Auf eine Art, die neu ist und unge-
oder Logos, die ausschließlich propagiert wer-
zwungen, vor allem aber vollkommen unabhän-
den. Das war ja eine der Grundlagen der Popart,
gig. Man braucht keine Galeristen, kein Muse-
wie sie Andy Warhol geschaffen hat – sich selbst
umspublikum und keine ausgebildeten Men-
als Produkt und als eine Marke zu sehen. Perfek-
schen, die Werke lesen und interpretieren, son-
tioniert wurde das später von OBEY (Shepard
dern jeder kann darin etwas erkennen. Für mich
Fairey) und viele Streetartists haben das ein-
ist Streetart ein kleines Kunst-Paralleluniver-
fach nur nachgemacht und einen Character oder
sum, das für die Menschen und die Allgemein-
ein Symbol entwickelt, mit dem sie ausschließ-
heit gemacht wird und nicht für Eliten oder be-
lich aufgetreten sind. Diese Reduktion und Stag-
stimmte Gruppen – eine volkstümliche Kunst
nation war mir zu wenig. Viel mehr hat mich her-
sozusagen, die zeitgemäß ist.
ausgefordert und fasziniert, immer wieder etwas Neues zu machen und die Stadt als
UN-P: Deine Straßenkunst enthält viele
Skizzenblock zu sehen. Das Geschaffene nicht als
Botschaften. Wie würdest Du die Ziele der
fertiges Kunstwerk, sondern als eine Art von Be-
Streetartkünstler beschreiben? Wollen sie
standsaufnahme zu begreifen: wie läuft mein
etwas bewirken oder ist vieles einfach nur
Tag, wie ist der Flow und auf welche Idee komme
Selbstzweck?
ich jetzt gerade? Ganz ohne Skizzen ging es mir
NOMAD: Man kann das nicht verallgemeinern.
immer um das Sich-Selbst-Neu-Erfinden in dem
Jeder hat seine eigenen Intentionen. Wenn man
Moment, wo ein Ort der Stadt zu mir spricht und
sich länger mit Streetart beschäftigt, findet je-
sagt: Ich möchte verändert werden.
der für sich seine Wertigkeit und Kategorisie-
Meistens habe ich den Ort mit eingebunden und
rung. Man muss seine eigene Meinung finden
dort versucht, eine Art Kommunikation zu er-
und selbst entscheiden, ob einem die Sachen et-
schaffen, zwischen mir, dem Platz und dem Be-
was bedeuten oder nicht. Wenn ich mich umse-
trachter. Das ist natürlich eine andere Herange-
he, reicht das Spektrum von Banalitäten über
hensweise als sein feststehendes Symbol überall
Katastrophen, über Werke bei denen man Po-
hinzuklatschen, wie eine Art Werbung, die – un-
tential erkennen kann, wo sich jemand auspro-
abhängig vom Umfeld – immer die gleiche Bot-
biert und schon eine eigene Handschrift gefun-
schaft enthält.
den hat, bis hin zu Sachen, die phänomenal sind und die mich mitreißen. Da werde ich auch nei-
Mir geht es darum, immer neue Inhalte zu produ-
disch und frage mich, warum mir die Idee nicht
zieren und um Inhalte geht es bei der Kunst. Klar
selbst eingefallen ist.
ging es bei Shepard Fairey darum, den ganzen
56 | un-plaqued No 18
un-plaqued No 18 | 57
THEMA / KOMMUNIKATION
Markenwahnsinn und die Werbung zu hinterfra-
cher bis zum T-Shirt – alles durchgebrandet. Das
gen. Wenn man aber nur noch die Kopie von der
hat Streetart letztlich ein Stück weit ad absur-
Kopie von der Kopie von dem Konzept ist, haut
dum geführt und fraglich werden lassen.
das irgendwie nicht mehr hin. Das mag am Anfang bei einem Künstler noch funktioniert ha-
UN-P: Die Kunst, die Du für Galerien machst,
ben, wenn aber alle den gleichen Weg gehen, ist
unterscheidet
man nur noch eine Marke, die für sich selbst Wer-
Streetart-Werken. Wie entstehen Deine Ide-
bung macht. Unvorteilhafter Weise haben einige
en für neue Projekte im Galeriekontext?
Künstler einen Rattenschwanz von Merchandi-
NOMAD: Durch pure Verzweiflung (lacht). Da-
singprodukten nachgeliefert – vom Aschenbe-
durch, dass jemand an mich herantritt, mir ein
sich
stark
von
Deinen
Projekt vorschlägt und ich gezwungenermaßen darauf eingehe, weil ich etwas zu essen und Geld brauche und deshalb arbeiten muss. Nein, mal ernsthaft: Neue Projekte entstehen dadurch, dass ich reflektiere, dass ich mich auf den zu gestaltenden Ort oder das Objekt einlasse. Ich versuche zu verinnerlichen, was der abstrakte Kern des Projektes oder des Raumes ist, und was für Möglichkeiten ich in diesem Rahmen habe, etwas herausragend Doofes, Faszinierendes oder was auch immer zu produzieren. Etwas, das den Gedanken oder das Lebensgefühl aufnimmt, dass ich in dem Moment habe oder das es in mir auslöst. Dann verfolge ich dieses Ziel rigoros. Das geht dann über ›try and error‹: ich mache irgendwas, bin damit unzufrieden, verzweifle daran oder es kommt mir gleich am Anfang eine tolle Idee, die funktioniert. UN-P: Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die ihre Werke im Atelier vorproduzieren und dann ausstellen, erschaffst Du Kunst für die Galerie auch erst vor Ort. Ist das ein Streetart-Ansatz, der sich auch in Deiner Galerie-Kunst spiegelt? NOMAD: Ja, weil ich es so gewohnt bin. Ich habe mir nicht ausgesucht, Künstler zu sein. Ich habe Sachen auf der Straße gemacht und dann haben die Leute angefangen das zu sammeln. Und irgendwann kamen die Galeristen und fanden das ganz toll und ich habe mir gedacht: Super, wenn ich damit Geld verdienen kann, dann muss ich weniger auf der Baustelle arbeiten oder Veranstaltungen auf- und abbauen. Ich musste mir das Selbstverständnis schaffen, Künstler zu sein und
THEMA / KOMMUNIKATION
die Sachen zu verantworten, die ich da mache,
meiner Sachen ist, weil er mein Zeug auf seiner
musste sie plötzlich erklären können. Das ist ein
Twitterseite als Hintergrundbild benutzt hat.
langer Prozess, der viel Arbeit macht.
Aber am Tag vorher hatte ich noch auf der Couch
Grundsätzlich hat es keinen Sinn, das, was du auf
bei irgendwelchen Leuten geschlafen, die ich
der Straße machst, in der Galerie zu reproduzie-
nicht mal kannte, weil ich keinen Schlafplatz
ren. Wenn man aber Techniken oder Mechanis-
hatte und kein Geld in der Tasche. Einen Tag spä-
men, die der Streetart eigen sind, wie z.B. Zeit-
ter wache ich in meiner eigenen Suite im 53.
druck, zum Prinzip erhebt, kann das die Arbeit
Stock vom Planet Hollywood in Las Vegas auf,
nach vorne bringen und durchaus befruchten.
war auf der Geburtstagsparty von Demi Moores
Ich spiele ganz bewusst z.B. mit der zeitlichen
Tochter eingeladen und habe abends mit Bruce
Komponente. Letztens habe ich in Varna eine Ein-
Willis Black Jack gespielt. Letzten Endes wohnte
zelausstellung gemacht und habe mich drei Tage
ich einen Monat bei ihnen und habe tolle Leute
in der Galerie eingeschlossen, um die Entste-
kennengelernt.
hungsgeschichte der Welt zu illustrieren. Gott
Die Highlights sind grundsätzlich immer, andere
hat sieben Tage gebraucht, ich habe es in der
Menschen zu treffen. Tolle Menschen, keine
Hälfte gemacht (lacht). Zur Eröffnung habe ich
Nappel, mit denen man es auch oft im Kunstbusi-
gleichzeitig ein vier mal zwei Meter großes Bild
ness zu tun hat, sondern kreative Menschen. Das
gemalt, für 120 Leute gekocht und dreieinhalb
sind die Highlights, egal wo es ist. Auch in den
Stunden Musik aufgelegt. Das führt dich an die
ärmsten Ländern trifft man tolle, einfache Men-
Grenze und an den Rand des Wahnsinns, aber es
schen, die einen wahnsinnig herzlich aufneh-
macht Spaß. Es interessiert mich, wie ich in Ex-
men. Zum Beispiel war Bulgarien schon zum
tremsituationen und unter extremer Belastung
zweiten Mal phänomenal. Obwohl sie kein Geld
reagiere, auf was für Ideen ich komme. Alles
haben, tun die Leute alles für dich, da geht es vor
wird unmittelbar und direkt, man kann Sachen
allem darum, Kultur zu erschaffen und sich aus-
aus sich herausholen, die sonst im Verborgenen
zutauschen.
bleiben. UN-P: Wo soll es noch hingehen, wo siehst UN-P: Hongkong, USA, Europa – Deine Kunst
Du Deinen Weg in der Zukunft?
wird international präsentiert und hat Dich
NOMAD: Naja ... ich kann dir sagen, wo es als
mit den verschiedensten Leuten zusammen
nächstes hingeht. Eingeladen vom Goethe Insti-
gebracht. Was waren die persönlichen High-
tut gehe ich im August für einen Monat nach Sri
lights?
Lanka um dort Landart zu machen. Ich soll Stu-
NOMAD: Meiner Philosophie und Herangehens-
denten anleiten, wie man aus nichts oder natür-
weise nach, bin ich nicht auf Highlights bedacht,
lichen Mitteln, die einfach nur herumliegen,
sondern eher auf eine Art von Gleichgewicht.
Kunst machen kann. Das wird sicher ein interes-
Deswegen fällt es mir schwer, das zu werten. Es
santes Projekt.
gab natürlich sehr intensive Erlebnisse, die ei-
Nächste Woche fahre ich nach Franken, in meine
nen nur noch wundern lassen, wie schnell man-
alte Heimat, um dort einen Skatepark zu bema-
che Mechanismen ins Rollen geraten und welche
len. Der wird dann für die Fingerboard-Welt-
komischen Hypes um dich herum passieren. Ein
meisterschaften eingeweiht, die da an einem
solches Erlebnis war die Ausstellung in Los Ange-
Wochenende stattfinden. Das wird auch gut –
les, wo ich anschließend mehr oder weniger von
meinem alten Hobby Skateboarden zu frönen
Demi Moore und Ashton Kutcher gekidnapped
und alte Freunde zu treffen.
wurde. Ich war zwar schon vorher mit denen in
Ansonsten bin ich immer busy und arbeite mit
Kontakt und wusste, dass Ashton Kutcher Fan
Freunden an der Veranstaltungsreihe Vulkan un-plaqued No 18 | 59
THEMA / KOMMUNIKATION
Dance. Dabei geht es um eklektische Discomu-
UN-P: Wo sind gegenwärtig die Hotspots
sik und Afrobeats, die mit unserer Kunst und
weltweit für Streetart?
Deko-Elementen illustriert wird. Das ist mein
NOMAD: Berlin ist nach wie vor der Hotspot. Dann
Versuch, ein wenig Schwung ins Berliner Nacht-
gibt es Klassiker wie London, wo auch immer viel
leben zu bringen und manuelle Ansätze einflie-
passiert. Asien ist im Kommen, da passiert immer
ßen zu lassen.
mehr. Tokio ist interessant: da sieht man zwar nicht so viel, aber das was man sieht, ist sehr hoch-
UN-P: Streetart ist in den europäischen
wertig. Auch in den USA gibt es noch gute Graffi-
Großstädten unterschiedlich stark präsent
tis, wobei die Halbwertzeit z.B. in New York und
und akzeptiert ist. Wie schätzt Du die Zu-
San Fransisco relativ kurz ist und die Werke
kunft der Streetart ein? Wird sie den Säube-
schnell wieder weggeputzt werden. Ansonsten
rungsaktionen der Städte weichen oder
Spanien: Madrid ist gut und trotz der Einschrän-
mehr Anerkennung erfahren?
kungen passiert auch in Barcelona nach wie vor
NOMAD: Da gibt es verschiedene Ansätze. Ver-
noch eine Menge. Allerdings hat sich dort eine
deutlichen kann man das am Beispiel Barcelonas:
feste Organisationsstruktur entwickelt, die mehr
Vor sieben bis acht Jahren war die Stadt ein Mek-
in Richtung Streetart-Galerien als Kunst auf der
ka für Straßenkunst – es gab wahnsinnig viele
Straße geht.
bunte und tolle Sachen zu bewundern. Mittlerweile hat die Politik dem einen Riegel vorgescho-
UN-P: Künstler müssen leben und Kunst kos-
ben. In den Kiezen wurden Aufräumtrupps ins-
tet Geld. Diese finanzielle Dynamik hat auch
talliert, die nur damit beschäftigt sind, Graffiti
die Streetart erreicht. Ist Streetart heute noch
und Streetart von den Wänden zu entfernen. Da-
das, was es mal war, wenn sie wie im Fall
durch hat die Stadt eingebüßt und ist plötzlich
Banksy für mehrere hunderttausend Euro
nicht mehr Ziel von Kunstschaffenden. Meistens
veräußert wird?
sind von diesen Veränderungen nicht nur Graffiti
NOMAD: Auch eine Frage, die man nicht verallge-
und Streetart betroffen, sondern es ist eine all-
meinern kann. Es gibt nach wie vor Künstler, die
gemeine Säuberung – alles wird eben ein biss-
unschuldig an Streetart herangehen und die Ent-
chen restriktiver. Dafür eröffnen sich dann ande-
wicklung um sie herum ignorieren, in dem sie sich
re Städte und die Künstler ziehen weiter.
auf das eigene Gefühl konzentrieren. Von denen kommt das Neue, der frische Wind und die Inspi-
In Berlin hat sich das auf einem bestimmten Level
ration. Aber in zunehmenden Maß gibt es Leute,
eingependelt. In manchen Bezirken wird es mehr
die auf den Zug aufspringen und dann springt
oder weniger toleriert bzw. gibt es auch da Häu-
hinten noch einer ran und alle zusammen ziehen
ser, wo deutlich wird, dass der Hausbesitzer kei-
sie sich gegenseitig runter. Das ist leider ein Phä-
nen Strich an der Wand duldet. Es gibt auch im-
nomen, das überall passiert, wenn jemand er-
mer wieder Tendenzen, Graffiti und Streetart
folgreich ist und das ist bei Streetart auch gesche-
wegzuputzen und gleichzeitig gibt es Tendenzen,
hen. Ich bin teilweise nur noch gelangweilt, wenn
das zu instrumentalisieren, z.B. von der Wer-
ich mir Sachen anschaue. Auch in Berlin gibt es lei-
bung, den Medien oder Agenturen. In diesem
der nicht viele wirklich gute Projekte. Bei vielem
Spannungsfeld bewegt es sich. Das ist von Stadt
weiß ich, wo die Ideen herkommen, wer da von
zu Stadt unterschiedlich, und es kann sich auch
wem abgeschrieben hat. Die Leute erkennen ein
innerhalb von ein zwei Jahren wieder ändern, je
Erfolgskonzept und versuchen Äußerlichkeiten
nachdem, welche Regierung am Start ist.
und Stilmittel zu kopieren. Ob es die Werbung ist
60 | un-plaqued No 18
THEMA / KOMMUNIKATION
oder die Streetartists selbst, die als Grafikdesigner für Companys arbeiten und Elemente in ihre Grafik einbauen. Grundsätzlich finde ich es nicht verwerflich, mit Kunst oder dem was man macht, Geld zu verdienen. Aber ich finde es verwerflich, Authentizität zu verkaufen und gleichzeitig den Anschein zu geben, als hätte man etwas bewegt auf der Straße. Von denen gibt es leider sehr viele. Es gibt aber eben auch genug Leute, die auf solche Blindgänger reinfallen, weil sie sich nicht wirklich mit dem auseinander setzen, was sie da kaufen. Gleichzeitig habe ich Respekt vor Künstlern, die über Jahre in dieser Szene waren und dort Akzente gesetzt haben. Und ich freue mich über neue Talente, wenn mal was durchkommt. UN-P: Von Dir gibt es keine Aschenbecher oder andere Merchandise-Produkte. Wie kommt man eigentlich an deine Kunst ran? NOMAD: Meine Website habe ich schon vor zehn Jahren vom Netz genommen, als der Hype losging und ich keine Lust mehr hatte, Mails mit Anfragen zu beantworten. Ich habe es vermieden, meine Character an Firmen zu verkaufen. Ich habe zwar für Firmen gearbeitet, wie z.B. Eastpack, aber als Designer und das ist etwas anderes. Da verkaufe ich Kreativität und nicht mein Herzblut und Dinge, womit ich mich jahrlang beschäftigt habe. Ich kann da nicht plötzlich ein Preisschild dranhängen, das finde ich affig. Ich male dann eben neue Bilder und ich lebe gut davon. Ich habe meine Freizeit, Freunde und Hobbies, die ich pflegen kann. Das macht mich glücklich und damit muss ich nicht reich werden. Wenn man etwas von meinen Arbeiten haben möchte, muss man sich direkt an mich wenden – also nicht über Facebook (lacht) – und mich dann im Atelier oder den Ausstellungen besuchen. Ansonsten werde ich bald für das Vulkan Dance-Projekt mit meinen Freunden T-Shirts entwerfen und eine Mode-Linie starten. Kommt zu Ausstellungen, bemüht das Internet, dann findet ihr mich auch. //
un-plaqued No 18 | 61
ALLES STUDIEREN IST KOMMUNIKATION TEXT Christoph Platt
62 | un-plaqued No 18
THEMA / KOMMUNIKATION
Schlägt man in einem bekannten Onlinelexikon den Begriff Kommunikation nach, so findet man folgende Definition: Kommunikation stammt aus dem Lateinischen communicare und bedeutet ›teilen, mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen‹. In dieser ursprünglichen Bedeutung ist eine Sozialhandlung gemeint, in die mehrere Menschen (allgemeiner: Lebewesen) einbezogen sind. Wesentliche Aspekte dieser Sozialhandlung sind zum einen Anregung und Vollzug von Zeichenprozessen und zum anderen Teilhabe, in der etwas als etwas Gemeinsames entsteht (lateinisch communio: ›Gemeinschaft‹, communis: ›gemeinsam‹). Weiter heißt es: ›… Kommunikation als Sozialhandlung dient der Problemlösung: Durch Kommunikation werden Hindernisse überwunden, die sich allein nicht bewältigen lassen …‹. Kommunikation dient der Lösung von Problemen. Trifft dies auch auf die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden zu? Wie verhält es sich hier mit der Bildung von Gemeinsamkeit – kann in den geregelten Bahnen universitärer Kommunikation eine Community entstehen? Eine Gemeinschaft besteht aus mindestens zwei Individuen. Zwischen Studenten vollkommen normal. Alle sitzen im selben Boot und haben mehr oder weniger die gleichen Probleme. Doch wie schlägt man die Brücke zu jenen, die uns in Vorlesungen, Seminaren und anderen Lehrveranstaltungen instruieren und in regelmäßigen Abschnitten über unsere Weiterfahrt entscheiden? Würde unsere Reise nicht wesentlich flüssiger von statten gehen, hätte man diesen Navigator mit an Bord? Lästige Ehrenrunden blieben wohl eher seltene Randerscheinungen und glaubt man dem Internet, so würde die ›richtige‹ Kommunikation auf dem Boot die grauen Problemwolken vertreiben und die Sonne scheinen lassen. Doch geht das überhaupt und wenn, wie könnte es funktionieren? Die Lösung dafür gibt es leider nicht im Supermarktregal. Für Kommunikation gibt es kein einfaches Rezept. In diesem Fall ist die Brückenplanung mindestens genauso individuell wie bei der gleichnamigen prothetischen Versorgung. Jeder Pfeiler ist anders, jeder Anker genau auf ihn abgestimmt und die Brückenglieder an die Antagonisten angepasst. Wie könnte man nun kommunizieren, um der gewünschten Community den nötigen Zusammenhalt zu schenken? Der kanadische Psychiater Berne beschäftigte sich in einem seiner sehr lesenswerten Bücher mit der Thematik und stellt die Frage: ›Was sagen Sie, nachdem Sie Guten Tag gesagt haben?‹. Diese Frage scheint auf ersten Blick stümperhaft und frei von profunder Tiefe, ist jedoch eine der interessantesten in der Kommunikationslehre. Den Stellenwert dieser Frage verdeutlichen die ersten Zeilen des Buches so passend, dass ich an dieser Stelle einen kurzen Ausschnitt zitieren möchte: ›Diese Frage [...] enthält in Wirklichkeit alle Grundfragen des menschlichen Lebens und alle fundamentalen Probleme der Sozialwissenschaften. Es handelt un-plaqued No 18 | 63
THEMA / KOMMUNIKATION
sich um die Frage, die Babys sich selbst stellen;
Jeder wird diesbezüglich ganz eigene Erfahrun-
auf die Kinder lernen, unehrliche Antworten zu
gen gesammelt haben. Es ist ähnlich der Theorie
akzeptieren; die Teenager sich gegenseitig und
des
auch denen stellen, die sie um Rat bitten; ... und
stammt zwar aus der Chaostheorie, aber die
über die schließlich weise Philosophen dicke Bü-
Überlegung, dass selbst kleinste Einflüsse un-
cher schreiben, ohne doch jemals eine Antwort
geahnte und nicht berechenbare Folgen haben
... zu finden. Sie enthält ... die Urfrage der Sozi-
können, lässt sich auch auf die Kommunikation
alpsychologie – Warum reden die Menschen mit-
anwenden. Vereinfacht wird einem dies schon
einander? – ... Auf die rechte Art Guten Tag sa-
in der Kindheit gelehrt. Wie sagt ein altes spani-
gen, das bedeutet, den anderen Menschen auch
sches Sprichwort so schön: ›Wie man in den
wirklich wahrnehmen ...‹
Wald hinein ruft, so schallt es heraus‹ – erst
Schmetterlingseffekts.
Dieser
Begriff
recht, wenn man an die die Kommunikation beAndere Menschen wirklich wahrnehmen um ge-
einflussenden
meinsam die Hindernisse des Lebens zu bewälti-
Sprachwahl, Projektionen und Körpersprache
gen. Ein Ansatz, den Karl Popper so treffend for-
denkt.
Bausteine
wie
unbewusste
mulierte: ›Alles Leben ist Problemlösen‹. Wenn Kommunikation der gemeinsamen Problemlö-
Die guten alten Verhaltensregeln für den Um-
sung dient, könnte man diesen Satz auch umdeu-
gang der Menschen untereinander werden
ten: Alles Leben ist Kommunikation. Das heißt
auch als Sekundärtugenden bezeichnet. Sekun-
zugleich: ›Man kann nicht Nichtkommunizie-
därtugenden nennt man Tugenden wie Höflich-
ren.‹ Ein pragmatisches Axiom – eine Grundre-
keit, Freundlichkeit und Zuverlässigkeit des-
gel, die einen Teil der menschlichen Kommunika-
halb,
tion erklärt und zugleich ihre Paradoxie zeigt.
Grundeinstellungen und die Ziele aussagen, für
Dieses und vier weitere Axiome entwickelte
die sie eingesetzt werden. Ihr Wert erschließt
Paul Watzlawick in seiner Kommunikationstheo-
sich somit erst mit dem Ziel, für das sie einge-
rie Mitte des letzten Jahrhunderts. Interessant
setzt werden. Ich bin davon überzeugt, dass die
ist hierbei, dass Watzlawick nicht nur Kommuni-
oben genannten Sekundärtugenden die Grund-
kationswissenschaftler, sondern unter anderem
lage jeder Kommunikation sind.
weil
sie
noch
nichts
über
die
auch Psychotherapeut und -analytiker war und seine Axiome über die menschliche Kommunika-
Auch sehe ich den Unterschied zwischen Leis-
tion nicht nur in der Kommunikationstheorie zu-
tungsfähigkeit und Erfolgsfähigkeit letztlich in
sammenfasste, sondern
versuchte,
der Fähigkeit zu kommunizieren. Ein Mensch,
menschliche Probleme als Kommunikationsstö-
ebenso
der nur leistungsfähig ist und nicht kommuni-
rungen zu analysieren.
zieren kann, d.h. seine Leistung nicht ›verkau-
Hier schließt sich der Kreis zu dem anfänglichen
fen‹ kann, erliegt leicht der Gefahr, dass ande-
Auszug aus dem Onlinelexikon und gleichzeitig
re, die besser kommunizieren können, seine
beißt sich der Hund in den eigenen Schwanz.
Leistung beispielsweise als die ihre ›verkau-
Denn wie formulierte Woody Allen einst über
fen‹. Deshalb ist die Kommunikationsfähigkeit
die Ehe: ›… der Versuch, die Probleme zu zweit
eine Schlüsselfähigkeit schlechthin, um im Le-
zu lösen, die man alleine nicht hätte.‹
ben erfolgreich zu sein.
Das Studium ist allerdings nicht ohne die be-
Wir leben in einer lauten Welt. Es wird heftig
kannten Lebensabschnittspartner (Lehrenden)
kommuniziert – auf allen Ebenen. In diesem Ge-
möglich und so wird jeder Kontakt zu einer indi-
schrei wird es immer schwieriger, dass Leistung
viduellen, kommunikativen Herausforderung.
sich von selbst kommuniziert und durchsetzt.
64 | un-plaqued No 18
THEMA / KOMMUNIKATION
Dies gilt leider auch für die Realität des Studi-
hören und gehen sensibler mit Kommunikati-
ums an vielen Universitäten.
onssituationen um. Nur müssen sie erkennen,
Verschiedene Umfragen unter Studierenden
wo ihre diesbezüglichen Stärken liegen und die-
der Zahnmedizin haben ergeben, dass es weiche
se gekonnt weiterentwickeln.
Faktoren wie der Umgang der Lehrenden mit den Studierenden und eine gewisse Freiheit im
Wenn man erkannt hat, wie wichtig es ist, sein
Studium sind, die die höchsten Zufriedenheits-
Kommunikationsvermögen auszubauen, stellt
werte bei den Studierenden auslösen. Viel we-
sich eine sehr grundsätzliche Frage: Kann man
niger ins Gewicht fielen die moderne Ausstat-
an seiner Natur etwas ändern oder gilt: So ist es
tung mit Geräten oder neue Gebäude, in die
halt? Man kann etwas ändern! Ich kenne intro-
heute so viel Geld investiert wird. Nicht vorzu-
vertierte Menschen, die ihr Kommunikations-
stellen, wie anders das Studium funktionieren
vermögen gepflegt haben. Sie sind zwar nicht
könnte, wenn weit weniger Geld in eine päda-
die größten Redner geworden, kommen aller-
gogische, psychologische und kommunikative
dings mit anderen Menschen und der vorher an-
Ausbildung der Lehrenden und Studierenden
gesprochenen Gemeinsamkeit im Leben hervor-
investiert würde.
ragend zurecht.
Man kann bei den Menschen zwei Grundtypen
Es gibt keinen Masterplan für gelungene Kom-
mit unterschiedlichem Kommunikationsvermö-
munikation. Doch jedes gute Kommunikations-
gen unterscheiden: die Introvertierten und die Ex-
vermögen beginnt mit den ganz einfachen Tu-
trovertierten. Introvertierte Menschen sind dieje-
genden: Höflichkeit, Freundlichkeit, Zuver–
nigen, denen die Fähigkeit zu kommunizieren
lässigkeit. Es ist keine Frage der Moral, sondern
nicht bei der Geburt zugefallen ist. Die Kommuni-
der Klugheit, sie anzuwenden. Kommunikation
kation mit anderen fällt ihnen schwer und kann
findet hierbei auf drei Ebenen statt: erstens der
durchaus lästig sein. Es sind die Stillen im Lande,
emotionalen Ebene der Sympathiegewinnung
die eben nicht ›auf jeder Hochzeit tanzen‹.
durch Freundlichkeit, zweitens mit der Fähig-
Die Extrovertierten sind die Kontaktstarken, die
keit, anderen Menschen Achtung, Geltung und
von sich aus auf andere Menschen zugehen und
Anerkennung zu geben und drittens der Ratio-
die halbe Welt zu ihren Freunden erklären. Es
nalität der Argumente. So kann, wenn man sich
sind jene, denen das Kommunizieren sehr leicht
bemüht – entsprechend der Bedeutung des Wor-
fällt. Doch auch die Introvertierten haben ein
tes Studieren – auch in den geregelten Bahnen
Kommunikationsvermögen, nur eben ein ganz
universitärer Kommunikation eine Gemein-
anderes. Sie können beispielsweise besser zu-
schaft aus allen Beteiligten entstehen. un-plaqued No 18 | 65
//
TUE GUTES UND SPRICH DARÜBER! – VOM KAMPF GEGEN PARODONTITIS, PERIIMPLANTITIS UND DIE EINSAMKEIT TEXT Jan-Phillip Schmidt
THEMA / KOMMUNIKATION
In den goldenen Jahren der Zahnheilkunde hat unser Berufsstand sie selbst gewählt: Die Isolation von der Medizin. Zu verlockend war der monetäre Reiz der restaurativen Zahnheilkunde im Überfluss. In der gegenwärtigen Situation des Gesundheitswesens in Deutschland ist diese Trennung von Medizin und Zahnmedizin nicht mehr zeitgemäß. Die moderne Zahnheilkunde hat ihren Zahnklempner-Status endgültig hinter sich gelassen und versteht sich als präventive Disziplin.
B
eispielgebend präsentiert sich besonders der Fachbereich Parodontologie forschend und interdisziplinär vernetzt mit anderen Bereichen der Medizin. So werden zum Beispiel die Forschungsbemühungen der Uni-
versität Bonn zu diesem Thema als bislang einziges zahnmedizinisches Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Millionenbeträgen gefördert und Veröffentlichungen erhalten internationales Renommee. Offen gesagt wird es ja auch höchste Zeit, dass die Zahnmedizin ihre Verantwortung als ›größte medizinische Facharztgruppe‹ im Sinne einer OralMedizin wahrnimmt und wichtige Zusammenhänge zwischen der Mundgesundheit der Patienten und ihrer systemischen Risikofaktoren wie Diabetes, KHK, Rheuma und Co. in der täglichen Praxis berücksichtigt. Die zahnmedizinische Kommunikations-Realität 2011 sieht jedoch bei vielen niedergelassenen Zahnärzten anders aus. Im Semesterverbund noch allgegenwärtig und in jeder Raucherpause verfügbar: Der kollegiale Gedankenaustausch. In der Assistenzzeit gerne angenommen: Tipps vom Chef. Während der Phase der Praxisgründung: Ein ganzer Stab von Depot-, Finanz- und Bankberatern. Und in der täglichen Praxis nach vielen der Jahren Niederlassung: Vielfach fachliche Isolation des Zahnmediziners. Natürlich könnte man sich theoretisch mit Kolleginnen und Kollegen austauschen. Bei Kongressen und Fachmessen, Stammtischen und Ehemaligentreffen. In der täglichen Praxisroutine jedoch schleicht sich die Isolation beinahe unmerklich ein. Obwohl das Angebot an Fort- und Weiterbildungen, Seminarangeboten und Masterkursen in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat, wächst gleichzeitig ein gewisses Misstrauen der angesprochenen Endkunden. Zuviel Auswahl führt bei vielen Kolleginnen und Kollegen zur althergebrachten Erkenntnis: Wer die Wahl hat, hat die Qual! Resultat dieser Entwicklung ist eine
un-plaqued No 18 | 67
THEMA / KOMMUNIKATION
grundlegende Skepsis gegenüber vielen gut ge-
reits und diese werden zunehmend auch von
meinten Initiativen aus Dentalindustrie, Depots
den entsprechenden Fachgesellschaften ge-
und Finanzwelt. Anstatt sich jedoch genau über
nutzt. Zu nennen sind hier zum Beispiel die kos-
diese Probleme mit anderen Kollegen auszutau-
tenfreien
schen, werden vielfach Scheuklappen aufge-
roups.de)
setzt und die Realität der niedergelassenen
Bundesverbandes der zahnmedizinischen Alum-
Zahnmedizin in Deutschland ausgeblendet: Am
ni in Deutschland e.V. (BdZA).
ALUMNIGROUPS unter
(www.alumnig-
Schirmherrschaft
des
Behandlungsstuhl ist man zunächst fachlich allein gelassen.
Wofür nun der ganze Aufwand? In den aktuellen gesundheitspolitischen Debatten wird ein Kern-
Wer würde sich nicht gerne über Patientenfälle
punkt deutlich: Mehr Geld gibt das System nicht
mit Kollegen austauschen, fachlichen Rat einho-
her. Mit Punktwertsteigerungen kann die Zahn-
len oder einfach auf Bestätigung für sein ärztli-
medizin mittelfristig nicht rechnen und doch
ches Handeln hoffen? Können anerkennende
kann die medizinische Versorgung optimiert
Kommentare des Assistenzpersonals oder Be-
und gleichzeitig die Kommunikations- und viel-
geisterungsstürme des Patienten diesen fachli-
leicht sogar die Einkommenssituation der Zahn-
chen Austausch kompensieren? Vielleicht zu ei-
mediziner verbessert werden. Die Lösung liegt
nem Teil.
in mehr Effizienz durch sinnvolle und interdisziplinäre Kooperation im Gesundheitswesen.
Mit den bundesweiten und interdisziplinären
Hiervon profitieren nicht nur multimorbide Pa-
Diskussionsforen
www.mediziner-trifft-zahn-
tienten sondern auch die Kolleginnen und Kolle-
mediziner.de konnten Fachärzte und Zahnmedi-
gen, die sich gegenseitig regelmäßig über Pati-
ziner aus unterschiedlichen Fachbereichen erst-
entenfälle
mals in einer Veranstaltungsreihe gemeinsame
Behandlungskonzepte entwickeln und umset-
Themen bearbeiten und Netzwerke bilden. In
zen. Für die Kooperation zwischen Zahnmedizi-
diesem Zusammenhang engagiert sich vor allem
nern/ Parodontologen und Internisten/ Diabe-
der Deutsche Ärzte-Verlag für die Kooperation
tologen gibt es inzwischen sogar offizielle
und Kommunikation zwischen Medizin und
Leitlinien zum gemeinsamen Vorgehen und wei-
Zahnmedizin.
tere interdisziplinäre Richtlinien für die Paro-
Hinsichtlich einer fachlichen Kommunikation
dontologie werden folgen. Dies wird besonders
sind natürlich außerdem Curricula und Master-
deutlich, wenn man bedenkt, dass eine Entzün-
kurse für viele Kolleginnen und Kollegen eine
dungsfläche von ca. 50 bis 70 cm² (entspricht
positive Erfahrung – durch den engen Kontakt zu
etwa der Größe einer Handfläche) im Umfeld
neuen Kommilitonen mit gleichem Interessen-
der Zähne von keinem Mediziner ignoriert wer-
schwerpunkt werden spannende Verbindungen
den darf und laut internationaler Studien eine
geknüpft. Die Herausforderung besteht darin,
unbehandelte Parodontitis das Risiko für
nach Abschluss des Kurses diese Kontakte auch
Schlaganfall um das 7-fache, Herzinfarkt um das
weiter regelmäßig zu pflegen, was sich auf
2- bis 3-fache, Diabetes um das 6-fache, Frühge-
Grund der räumlichen Entfernung zwischen den
burten um das 7-fache und Arthritis sowie Rheu-
Alumni eines Masterkurses oder Curriculums
ma um das 6-fache steigern kann. Bei der aktuell
oftmals als ausgesprochen schwierig erweist.
von den ärztlichen Spitzenverbänden geforder-
austauschen
und
gemeinsame
ten ›Priorisierung von medizinischen LeistunGute Lösungen im WorldWideWeb für diesen re-
gen‹ darf die Zahnmedizin also keinesfalls ver-
gelmäßigen kollegialen Austausch gibt es be-
gessen werden.
68 | un-plaqued No 18
THEMA / KOMMUNIKATION
Auch im Bereich der Implantologie wird durch
Den wichtigsten Teil der Arbeit müssen jedoch
mehr Kommunikation die Versorgung der Pati-
die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen
enten verbessert – so stellt die ›Konsensuskon-
aus den Zahnarztpraxen leisten. Durch ihre Kom-
ferenz Implantologie‹ als Kooperation von zwei
munikation mit Fachmedizinern, Physiothera-
Berufsverbänden (BDIZ, BDO), zwei wissen-
peuten und weiteren medizinisch assoziierten
schaftlichen Fachgesellschaften (DGI, DGZI) und
Disziplinen tragen sie dafür Sorge, dass die
einem Verband, der sowohl Berufsverband als
Zahnmedizin als integraler Teil der Gesundheits-
auch wissenschaftliche Fachgesellschaft ist
versorgung in Deutschland wahrgenommen
(DGMKG), einen wichtigen Baustein für eine qua-
wird.
litativ hochwertige Versorgung der Patienten mit dentalen Implantaten dar.
Als Zahnmediziner sollten wir diese Verantwortung ernst nehmen und alles dafür tun, dass die
In die Kommunikation zwischen den Akteuren
Einzelinteressen der jeweiligen Behandler hin-
des Systems müssen jedoch auch die Patienten,
ter den Belangen der Patienten zurückstehen.
die Dentalhersteller und die Versicherungsun-
Auch der Bundesverband der zahnmedizini-
ternehmen einbezogen werden. Dies ist bei ei-
schen Alumni in Deutschland setzt sich durch die
ner teilweise recht undurchsichtigen Interessen-
Förderung der Alumni-Kultur für mehr Kommu-
lage nicht einfach und bedarf viel Finger-
nikation ein – die ALUMNIGROUPS als Fachcom-
spitzengefühl.
munity stehen daher nicht nur jungen Kollegin-
Im Bereich der Früherkennung und rechtzeiti-
nen und Kollegen dauerhaft kostenfrei zu
gen Therapie von Parodontalerkrankungen
Verfügung, sondern bieten die Chance der Ver-
konnten wir mit der IDI-PARO bereits einige Er-
netzung für die gesamte Medizinbranche.
folge in diesem Bereich erzielen. Ab November
Am Ende entscheidet das tägliche Handeln des
dieses Jahres tritt dann auch das ›Aktionsbünd-
Einzelnen: Wer Patienten zu spezialisierten Kol-
nis gegen Periimplantitis‹ den Kampf gegen Ent-
legen überweist, mit medizinischen Fachärzten
zündungen an dentalen Implantaten an und ver-
kooperiert und statt der üblichen, knappen
netzt
und
Briefe auch mal telefonisch oder persönlich mit
Therapieanbieter, sowie die privaten Kranken-
anderen Behandlern spricht, wird sich schluss-
versicherungen.
endlich fachlich nie isoliert fühlen.
Implantathersteller, Diagnostik-
un-plaqued No 18 | 69
//
DER STAND UM DIE GLAUBWÜRDIGKEIT – eine kleine Geschichte zur KZBV-Wahl 2011
Kommentar von Ingmar Dobberstein
Dass Standespolitik unter Zahnärzten keinen besonders guten Ruf hat, ist einmal mehr bei der gegenwärtigen GOZ-Diskussion deutlich sichtbar. Die Zahnärzteschaft teilt sich in desinteressierte Nichtwähler mit Opferhaltung und einem schier endlosen, dicken Fell, sowie fragwürdige Interessenvertreter aus den unterschiedlichsten Verbänden, die jede Gelegenheit wahrnehmen, sich ungeachtet gemeinsamer Ziele ebenso endlos zu streiten. Nicht umsonst werden jedes Jahr neue Verbände gegründet, ob auf politischer oder wissenschaftlicher Ebene. Kommunikation im Sinne der gemeinsamen Pro-
gen aushandeln, was allerdings nur in wenigen
blemlösung funktioniert vielleicht ansatzweise
Bundesländern gelingt. Stattdessen ist es der
auf der höchsten Ebene, wenn auch dort nicht
KZBV auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung
selten der Eindruck entsteht, dass man Einver-
noch nicht gelungen, die Ost-West Angleichung
nehmlichkeit suggeriert, um danach in seinen
durchzusetzen, was einer innerdeutschen Diskri-
Verbänden, Körperschaften oder föderalen
minierung sondergleichen entspricht und in kei-
Heimatslagern dennoch weiter seinen Kurs zu
nem anderen Berufsstand unserer freien Wirt-
fahren. Sehen wir der Realität ins Auge – es gibt
schaft vorkommt.
keine deutsche Zahnärzteschaft, außer für
So stellten sich die drei Vorstände der KZBV er-
Außenstehende.
neut zur Wahl, die nicht zuletzt darüber entscheiden sollte, ob die Herren ihre Arbeit der
2011 wurde diesem Phänomen die Krone aufge-
letzten Jahre gut oder eher schlecht gemacht ha-
setzt, als die bundesweite Vertretung der Kas-
ben. Besonders daran war allerdings, dass Einer
senzahnärzte, die Kassenzahnärztliche Bundes-
von ihnen versuchte, die Gemeinsamkeit und Sa-
vereinigung (KZBV) zur Wahl rief. Längst nicht
charbeit in den Vordergrund des Wahlkampfes
unumstritten ist der Fakt, dass die Vorstände der
zu stellen, während die Anderen beiden nichts
KZVen als sogenannte Hauptamtliche durchaus
Besseres im Sinn hatten, als ihren unselbstkriti-
stattliche Gehälter im sechsstelligen Bereich für
schen Finger auf einen vermeintlichen Schuldi-
die Verwaltung der Abrechnung zwischen Kolle-
gen zu zeigen, um von ihrem eigenen Versagen
gen und Krankenkassen einstecken. Natürlich
abzulenken. Um den Druck auf die verwirrte
sollen sie dafür im Sinne ihrer Kollegen mit eben
Zahnärzteschaft zu erhöhen, wurde gleichzeitig
diesen Krankenkassen faire Arbeitsbedingun-
mit dem Versprechen gelockt, dass man im Falle
70 | un-plaqued No 18
THEMA / KOMMUNIKATION
der Wiederwahl des Einen, dem neuen Vorstand nicht mehr zur Verfügung stünde. Man kann sich vorstellen, wie schwergewichtig diese Argumentation wirkte, hatte doch jeder Kandidat sein Für und Wider und standen durch diese Androhung nicht unwesentliche Kontakte zu diversen Lobbys auf dem Spiel. Nach langem politischen Poker, viel Buhlerei und nächtlichen Telefongesprächen kam der Tag der Wahl, an dem der vermeintlich Totgesagte als Sieger hervor ging. Die demokratische Funktion der Vertreterversammlung schien wahrgenommen worden zu sein und alle warteten auf den Rücktritt der mauschelnden zwei Anderen. Doch anstatt mit Stolz und Ehre ihren Hut zu nehmen und neuen Geistern Platz zu machen, stammelten sie etwas von einzuräumenden Fehlern und
Zum Leidwesen der zahnärztlichen Standespoli-
offenbarten der deutschen Zahnärzteschaft ihre
tik ziehen Sie mit dieser Außenwirkung viele ehr-
eigentlichen Ziele, die natürlich nichts mit Geld
liche, engagierte und ehrenamtliche Standespo-
oder Macht zu tun haben.
litiker in ihren Sumpf und geben den Streithähnen und Nichtwählern fälschlicherweise
Liebe Herren Vorstände aller Art: Sie haben kein
Recht.
Geburtsrecht auf diese Posten. Wenn Sie mit etwas wie Rücktritt drohen, sollten Sie es danach
Schlussbemerkung: Dieser Kommentar ist meine
auch in die Tat umsetzen. Ihre Glaubwürdigkeit
persönliche Meinung als junger Standespolitiker
ist dahin, ob das von der Allgemeinheit ausge-
und ist nicht mit Gremien abgestimmt, in denen
sprochen wird, oder nicht.
ich Mitglied bin.
un-plaqued No 18 | 71
//
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
VIER BUCHSTABEN FÜR DIE ALUMNI-KULTUR TEXT Ingmar Dobberstein
Bald drei Jahre ist es her, dass der Bundesverband der zahnmedizinischen Alumni in Deutschland (BdZA) gegründet wurde. Ein Zeitpunkt, an dem man kurz innehalten kann, um einen Blick auf das Erreichte und auch auf die Zukunft zu werfen. Was hat sich im Bereich der Alumni-Kultur entwickelt? War es sinnvoll, den Verband zu gründen? Welche Ziele setzt sich der Verband für die nächsten Jahre?
72 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Die Alumni-Kultur in Deutschland ist unterent-
richtig einzuschätzen wissen, wie viel sie der
wickelt. Was heißt das überhaupt? Vergleicht
Ausbildung an ihrer Universität zu verdanken
man unsere Universitäten mit internationalen
haben, können ein wichtiger Faktor bei der Ent-
Beispielen, vor allem aus den USA und Großbri-
wicklung der dergleichen darstellen. Zum ei-
tannien, sieht man, dass die deutschen zahnme-
nen, weil sie sich in den verschiedenen Netzwer-
dizinischen Fakultäten ihre Aufgabe in For-
ken der Praxis und Spezialisierungen, aber auch
schung, Lehre und Patientenbehandlung sehen,
der Standespolitik und Wissenschaft weiterent-
welche ihre ureigensten Aufgaben sind. Man
wickeln, zum anderen, weil sie im Falle dieses
sieht allerdings auch, gerade in Zeiten eines ge-
Bewusstseins und eines neuerlichen Engage-
wissen Generationenwechsels, dass die Erneue-
ments an ihrer Heimatuniversität über eine un-
rung der Hochschulen nur langsam von statten
glaublich große Identifikation und Motivation
geht. Ob es das Studiensystem generell oder die
verfügen, ihren Teil zu einer positiven Entwick-
Implementierung neuer Inhalte in die Lehre ist –
lung beizutragen. Am Beispiel der Berliner Cha-
man tut sich schwer, Altes weg zulassen, um
rité kann man allerdings auch feststellen, dass
Platz für Neues schaffen. Zu häufig resultiert
die Universitätsverwaltung dem Steine in den
dies in überstopften Stundenplänen und kon-
Weg legt, wenn sie Hausberufungen im Fall der
zeptionslosen Kursen. Vielerorts wird die feh-
Neubenennung von Lehrstühlen nicht zulässt.
lende Erneuerung der Approbationsordnung
Man verlässt sich in Deutschland eben lieber auf
als Begründung vorgeschoben und doch schaf-
unbekannte ›Fremdeinkäufe‹ als die eigenen,
fen es einige Universitäten, wie die schon häufig
selbstausgebildeten und zumeist hoch moti-
in diesem Magazin zitierte Privatuniversität
vierten Fachkräfte. Ich möchte allerdings auch
Witten-Herdecke oder auch kleinere Standorte
bemerken, dass die Einstellung frisch appro-
wie Greifswald und Jena, eine Erneuerung ohne
bierter Zahnärzte aus den eigenen Jahrgängen
die Veränderung der APOZ durchzuführen. Auch
nicht gleich bedeutend mit der von mir ange-
wenn andere Universitäten in den letzten Jah-
sprochenen Einbindung von Alumni in die Uni-
ren viel Geld für neue Räumlichkeiten und Aus-
versitäten ist. Natürlich tut eine Uni gut daran,
stattung in die Hand genommen haben, zeigen
sich die besonders befähigten Absolventen di-
nahezu alle Umfragen, dass die Studienbedin-
rekt für die Lehre und Forschung zu sichern,
gungen vor allem durch weiche Faktoren wie
doch wird viel zu häufig die Einstellung frisch
das Studienkonzept sowie die Kommunikation
approbierter Assistenzzahnärzte vor dem Hin-
zwischen Lehrenden und Studierenden als posi-
tergrund durchgeführt, dass sie die Lehrmei-
tiv oder negativ empfunden werden.
nung der Universität am besten wiedergeben können, da sie ja von der großen weiten Welt
Hier greift der Alumni-Gedanke ursprünglich
der Zahnmedizin noch nicht sehr viel gesehen
an. Ehemalige Absolventen, die sich im Idealfall
haben. Hiermit wird genau das Gegenteil der ei-
ihrer Alma Mater eng verbunden fühlen, da sie
gentlichen Alumni-Idee erzeugt, da trotz junger
gerade im Nachgang und im Arbeitsleben erst
Kollegen kaum Erneuerungsleistung eingeholt un-plaqued No 18 | 73
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
wird, sondern vielmehr eine gewisse ›Lehrmei-
Wesentlich aufgeschlossener und dem Genera-
nungstreue‹, um ja nicht all zuviel neue Ideen in
tionenwechsel bewusster sind diverse Fachge-
die eingefahrenen Abläufe der Hochschulen
sellschaften und Organisationen, wie die DGI,
bringen. Denn Veränderung bedeutet immer
Dentista oder FDI, die nicht nur mit dem BdZA
auch Unsicherheit und die ist wahrlich nicht ge-
kooperieren und immer wieder bemüht sind,
wollt an deutschen Hochschulen.
jungzahnärztliche Specials für Fachkongresse, Fortbildungen oder sonstige Veranstaltungen
Dennoch sehen wir als BdZA hier langsame Ent-
zu ermöglichen, sondern ebenso die von uns ge-
wicklungen in der zahnmedizinischen Land-
stalteten AlumniGROUPS für Ihre eigenen Netz-
schaft. Mancherorts ist es die verstärkte Einbin-
werke mit Zahnmedizinern nutzen. Deswegen
dung der Studenten in die Hochschulprozesse,
lohnt es sich, hier immer wieder nach zu verfol-
an wesentlich mehr Orten das steigende Inter-
gen, welche neuen Aktionen und Angebote der
esse für postgraduale Fortbildungen, die eben-
BdZA für Euch organisiert hat.
so einen Teil des Alumni-Gedanken widerspie-
Wie auch immer die Entwicklung in den univer-
geln. Dass dies längst nicht alle Möglichkeiten
sitären Geistern voranschreitet, könnt ihr Euch
einer Alumni-Kultur sind, wird jedem bewusst,
darauf verlassen, dass der BdZA auch in Zukunft
der sich mit dem Thema auseinander setzt. Soll-
kontinuierlich für eine Nachhaltigkeit in der
tet Ihr Interesse haben, Euch hier zu engagie-
universitären und postgradualen Ausbildung
ren, stehen die Türen des BdZA immer offen.
eintritt.
Möglichkeiten, die Alumni Idee in seinem Netzwerk zu gestalten, gibt es viele, gemeinsam ha-
Networking unter Gleichgesinnten
ben sie alle, dass es um ein konstruktives Mitei-
AlumniGRPOUPS ist genau das Stichwort, wel-
nander
unseres
ches wir mit vielen Strukturen in Bezug auf die
Berufsumfeldes sowie der Patientenbehand-
Alumni-Kultur verbinden. Solange es keine ei-
lung geht.
genen Vereine für Alumni an Euren Universitä-
und
die
Verbesserung
74 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
ten gibt, soll Euch diese fachspezifische Commu-
ist der Verband deswegen sehr nah mit der Bun-
nity-Plattform helfen, den Kontakt zu Euren
deszahnärztekammer (BZÄK) organisiert. Dies
Kommilitonen, aber auch postgradualen Netz-
konnte auch auf der diesjährigen IDS wieder
werken aufrecht zu erhalten und mit Leben zu
eindrucksvoll bewiesen werden, als der BdZA
füllen. Die Entwicklung der Communities im Sin-
zusammen mit seinem Schwesterverband BdZM
ne des Web 2.0 steht dabei wahrscheinlich noch
der Zahnmedizinstudierenden sowie dem inter-
am Anfang und wird sich in allen Lebensberei-
nationalen Jungzahnärzteverband Young Den-
chen ausbauen. Nichtsdestotrotz sind Facebook
tists Worldwide (YDW) auf dem Gemeinschafts-
und Co. nicht die Orte, an denen man einen fach-
stand der BZÄK präsentiert waren. Neben der
lichen Austausch vollziehen kann, geschweige
Standpräsenz fanden in diesem Rahmen Diskus-
denn den Überblick über seine fachlichen Kon-
sionsforen statt, die gemeinsam mit zahnärztli-
takte halten kann. In den AlumniGROUPS wer-
chen Standespolitikern und unter Moderation
det ihr dafür mit alltäglichen Nachrichten ver-
des ZM-Chefredakteur Egbert Maibach-Nagel
schont und könnt der fachlichen Entwicklung
Themen wie die zukünftige Berufsausübung dis-
Eurer Freunde folgen. Wo sie sich fortbilden, wo
kutierten.
sie arbeiten oder ihre Praxis gründen und daraus folgend natürlich auch, welche Erfahrungen
Nicht ohne Stolz können wir sagen, dass seit der
sie damit gemacht haben. Wie alles im Web 2.0
Kooperation mit BdZM/ BdZA der Stand der
hängt der Nutzen von der eigenen Benutzung
BZÄK von sehr vielen jungen Zahnmedizinern
ab. Schaut es Euch an, gebt uns Feedback und
besucht wird und somit die Kommunikation zwi-
gestaltet Eurer eigenes Netzwerk.
schen führenden Vertretern des Berufsstandes und der nachfolgenden Generation enorm ge-
Partnerschaftlich organisiert
fördert wird. In diesem Rahmen möchte sich der
Wer heute Ideen umsetzen möchte, kann dies
BdZA herzlich für die letzten Jahre der gemein-
nicht alleine schaffen. Seit Gründung des BdZA
schaftlichen Zusammenarbeit bedanken.
un-plaqued No 18 | 75
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Die Inhalte der Kooperation gehen allerdings weit über Präsentationen hinaus. So ist im letzten Jahr die gemeinsame Internetplattform www.berufskunde2020.de entstanden, die der jungen Generation grundsätzliche Themen und Aspekte der zahnärztlichen Berufsausübung sowie Selbstverwaltung näher bringen soll. Außerdem findet im Rahmen der Deutschen Zahnärztetages mittlerweile regelmäßig der Studententag statt, bei dem Vertreter von BdZM und BdZA ein Forum für die Gestaltung der zahnärztlichen Belange der zukünftigen Generation haben. Darüber hinaus hat der BdZA in diesem Jahr die Kooperation mit der Deutschen Ärzte Finanz (DÄF) verwirklicht, die als strategischer Partner unterstützend bei neuen Projekten tätig werden. Hier werden wir Euch in naher Zukunft Neuigkeiten berichten können, nur soviel sei gesagt: Wir werden mit unseren Partnern auch in Zukunft alles daran setzen, Euch mehr Indental-summer.de
formationen und Mittel an die Hand zu geben, um erfolgreich und glücklich in der zahnmedizinischen Berufsausübung zu sein. Alles zusammen Im Rahmen der IDS war es dem BdZA eine besondere Ehre, das Gründungsmitglied und Förderer der Alumni-Idee, den Ehrenpräsidenten der BZÄK, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp für sein Engagement für die junge Zahnmedizin mit dem Alumni-Förderpreis des BdZA auszuzeichen (siehe S.78). Neben allen fachlichen Aktivitäten haben BdZM und BdZA am Freitag der IDS
berufskunde2020.de
mit weiteren 900 Teilnehmern, die 2. Alumni-NACHT der ZAHNMEDIZIN in der Roonburg in Köln gefeiert. Ein kleiner, aber sehr schöner Beitrag, seine Freunde und Kommilitonen wieder zu treffen und ihnen auch mal ganz unzahnmedizinisch zu begegnen. Natürlich werden wir diese neue Tradition fortführen, also freut Euch schon mal auf die nächste Alumni-NACHT im Rahmen des Dental Summer 2012 in Timmendorf. Zu guter letzt wollen wir uns genau hier auch bei den Organisatoren des Dental
dents.de
Summer bedanken, die auch in diesem Jahr wieder eine hervorragende Veranstaltung mit hochkarätigen Referenten, wie Prof. Gutowski, Prof. Bumann und Prof. Klaiber organisiert haben. Diesmal waren über 400 junge Zahnmediziner in Timmendorf und verbrachten vier tolle Tage bei anspruchvollen Fortbildungen und einem fantastischen Rahmenprogramm mit einigen Partys und Beachvolleyball Contest. Die Gewinner des Beachvolleyball Turniers erhielten jeweils eine Lupenbrille starVision von staMed. Wir haben uns fest vorgenommen, im nächsten Jahr noch eins oben drauf zu setzen, aber da müsst ihr Euch überraschen lassen. Definitiv ist der Dental Summer die Sommerveranstaltung der
alumnigroups.de
jungen Zahnärzte in Deutschland. Anmeldung unter: www.dental-summer.de
76 | un-plaqued No 18
EIN LEBEN IN DER STANDESPOLITIK – über Freiheit und Selbstbestimmung in der Zahnmedizin
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
INTERVIEW Ingmar Dobberstein und Jan-Phillip Schmidt
Die zahnärztliche Standespolitik in Deutschland betrachtend fällt auf, dass nur sehr wenige junge Zahnmediziner das Engagement für den Berufstand und seine Interessen wahrnehmen. In vielen Organisationen wurde der notwendige Generationenwechsel dabei auch von den, zumeist älteren Amtierenden bisher noch nicht erkannt oder zugelassen. Umso erstaunlicher sind die Persönlichkeiten, die aktiv für eine stärkere Kommunikation zwischen jung und alt eintreten und diese fördern. Einer dieser Menschen ist der langjährige Präsident und heutige Ehrenpräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, der sich bereits während seiner Amtszeit für die Einbindung der Studenten und jungen Zahnärzte engagiert hat. Dies mündete unter anderem darin, dass er 2009 Gründungsmitglied des Bundesverbandes der zahnmedizinischen Alumni in Deutschland (BdZA) wurde und kontinuierlich aktive Unterstützung beim Aufbau einer Alumni-Kultur sowie der Interessenvertretung junger Zahnmediziner leistete. UN-PLAQUED nahm seine Ehrung mit dem ALUMNI Preis des BdZA auf der diesjährigen IDS zum Anlass, ihn nach seinen Beweggründen für sein jahrzehntelanges Engagement in der Standespolitik sowie die Motivation junger Zahnmediziner zu befragen. Wir trafen einen beeindruckenden Freigeist und Visionär, der es versteht, Zusammenhänge weit über die Grenzen der deutschen Gesundheitspolitik hinaus zu verknüpfen. Und einen Menschen, der trotz aller Erlebnisse durch die Geschichte hinweg zeigt, dass man seinen Glauben, seine Authentizität und seine Unbefangenheit in jedem Alter erhalten kann.
UN-P: Was hat Sie ursprünglich dazu bewo-
aber nur die Basisdinge der Prothetik, also Kro-
gen, in die Standespolitik zu gehen, anstatt
nen, Brücken, Prothesen, in die Verträge integ-
wie viele andere Kollegen, nur in der Praxis
riert; alles was darüber hinaus ging, zum Bei-
zu arbeiten?
spiel Keramik-Verblendungen, Geschiebe und
JW: In die Standespolitik zu gehen hatte einen
vieles andere wurde nicht mit aufgenommen.
ganz simplen Grund, nämlich der Ärger über
Für mich als Freiberufler, und das bin ich von
diejenigen, die gerade Standespolitik machten.
Hause aus, da ich eine Praxis meines Vaters über-
Ich denke, das ist für die meisten, die je in die
nommen habe, war alles, was in Verträge gefasst
Standespolitik gegangen sind, der übliche
wurde, nicht gut. Es hatte allerdings in diesem
Grund gewesen.
Fall den, wenn auch nur finanziellen Vorteil, dass
Zu meiner Zeit ging es darum, dass 1964, nach ei-
die Krankenkassen auch Leistungen einbezogen,
nen Richterspruch des Bundessozialgerichts in
die die Sozialrichter gar nicht als Vertragsmuss
Kassel die Prothetik in die Verträge aufgenom-
vorgegeben hatten. Um diese Leistungen zu-
men wurde, wie man das damals nannte.
sätzlich in die Verträge hinein zu bringen, waren
Die Prothetik war bislang noch nicht in diesen
die Krankenkassen bereit, den Punktwert un-
Verträgen mit den Krankenkassen erfasst. Es
glaublich anzuheben. Das hat mich und viele an-
gab einen ganz schlichten Zuschuss für Kronen
dere geärgert.
und Brücken und ein paar andere Maßnahmen und das war alles.
Damals gab es eine Kerngruppe im Freien Ver-
Durch diesen Richterspruch wurde die Prothetik
band, die von München aus gesteuert wurde
eine ›Sachleistung‹. Die Kasseler Richter hatten
und der wir praktisch als Gegner der Freien Verun-plaqued No 18 | 79
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
bandsführung in Westfalen / Lippe angehörten,
UN-P: Teilweise ist die Meinung, dass Viele
die wiederum die gesamte Prothetik in den Ver-
den zahnmedizinischen Beruf wegen des
trägen festschreiben wollte.
Geldes wählen, heute noch zu spüren.
So kam es, dass ich bei einer Veranstaltung ein
JW: Das mag so sein und das hat der Numerus
paar Worte sagte und sofort in der Opposition
Clausus dann auch deutlich gezeigt. Plötzlich
war. Als ich danach den Antrag stellte, in den
studierten diejenigen, die der Physik oder Che-
Freien Verband aufgenommen zu werden, wur-
mie oder sonstiger hochstehender Fächer befä-
de dieser abgelehnt. Ich wurde danach etwas
higt waren, Zahnmedizin, weil man dort am
›lauter‹, so dass man beim Freien Verband in
schnellsten mit einer Eins im Zeugnis Geld ver-
Bonn auf mich aufmerksam wurde. Ich bin also
dienen konnte. Anscheinend ... das ist ja nicht
einer der Wenigen, wenn nicht der Einzige, der
mehr so.
an einem Landesverband vorbei vom Bundesvorsitzenden in den Freien Verband als Mitglied
UN-P: Haben Sie dann einfach weiterge-
aufgenommen worden ist.
macht mit der Standespolitik? JW: Ja, und das ging dann merkwürdig schnell.
Wie sich herausgestellt hat, war die Aufnahme
Wir bekamen gegen den etablierten Freien Ver-
der gesamten Prothetik in diese Verträge in vie-
band hier in Westfalen mit unserer Gruppierung
lerlei Hinsicht verderblich für zahnärztlichen
plötzlich die Mehrheit. Bei einer KZV-Wahl traten
Berufsstand. Zum Einen war der Win-for-Profit,
die Damen und Herren aus dem Freien Verband
den wir damals durch diesen wahnsinnig hohen
aus und wir gründeten einen neuen Freien Ver-
Punktwert bekamen, verführerisch. Er spülte
band Bezirk Westfalen/Lippe. Damit hatten wir
Geld in unseren Praxen und hat unser Image in
sowohl die Vorstände im Verband als auch den
der Öffentlichkeit nicht zum Besten werden las-
Vorstand der kassenzahnärztlichen Vereinigung
sen. Zum anderen ist zurückstecken dann sehr
zu besetzen. So kamen wir im Frühjahr 1977 als
schwierig. Es gab viele Turbulenzen, sowohl als
absolute Greenhorns und Newcomer in den Vor-
diese Verträge geschlossen wurden, als auch
stand der kassenzahnärztlichen Vereinigung.
später, als der Punktwert gesplittet wurde, weil er für die Prothetik zu hoch geworden war.
UN-P: Seitdem und zumindest bis 2008 war bei Ihnen kontinuierlich Standespolitik an
Es gab also Konsequenzen, die wir damals in un-
der Tagesordnung. Wie haben Sie Praxis,
serer kleinen Gruppe exakt vorausgesehen hat-
Politik, Familie und Leben in Einklang ge-
ten: dass beispielsweise die Krankenkassen aus-
bracht?
bluten würden und dass Patienten Dinge
JW: Ich hatte schon eine gute Art mein Studium
beanspruchen konnten, die sie eigentlich nicht
einzuteilen: Acht Stunden Arbeiten, acht Stun-
unbedingt haben wollten, die sie teilweise gar
den Schlafen oder Ausruhen und acht Stunden
nicht goutiert haben. Diese Entwicklung hat der
Feiern. Ich habe das konsequent durchgehalten
Zahnmedizin im Wesentlichen für viele Jahre
und so konnte ich zwei Studiengänge überwie-
den guten Ruf gekostet und uns vom Pfad der
gend nebeneinander absolvieren, war neben-
Tugend ein wenig abgebracht. Viele haben den
bei Ältester des ASTA in Mainz und in einer sehr
zahnmedizinischen Beruf nicht mehr als einen
aktiven Studentenverbindung.
Heilberuf empfunden, sondern als schlichte
Das ging dann kontinuierlich so weiter. Dabei
Klempnerei – ich sage das in dieser Deutlichkeit,
habe ich möglichst wenig Zeit in der Praxis aus-
weil ich das auch belegen kann.
gelassen. Wenn ich viel Arbeitszeit in der KZV zubringen musste oder beim Freien Verband, war
80 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
ich abends oder am Samstag in der Praxis. Denn
Ob diese KZV nun gleichzeitig unser gesamtes
eines war mein oberstes Prinzip und das kann
Abrechnungsgeschehen übernehmen muss und
ich allen nur raten: unabhängig zu bleiben. Fi-
ob es richtig ist, dass die KZV ihre Stärke aus-
nanziell unabhängig, aber auch im Geiste unab-
schließlich darin begründet, dass sie eben diese
hängig.
Abrechnung macht, stelle ich ein wenig in Frage. Denn es scheint ihnen sehr schwer zu fallen, die
UN-P: Und Ihre Familie hat das auch mitge-
Kostenerstattung – aus meiner Sicht ein Grund-
tragen?
recht für Patienten und Leistungsträger, die
JW: Meine Familie hat das mitgetragen, nicht
Zahnärzte – sonderlich zu fördern. Ich bin ein ab-
immer mit allergrößter Freude. Meine Frau, eine
soluter Anhänger und vehementer Vertreter
promovierte Juristin, hat sich zunächst den Kin-
dieser Kostenerstattung.
dern gewidmet und ist dann, als ich sehr häufig
Wenn es heißt, durch die Kostenerstattung wür-
außer Haus war, in die örtliche Politik eingestie-
de eine KZV in Frage gestellt, weil man dann vie-
gen und hat viele Ehrenämter, die sie auch heute
le Angestellte entlassen müsste, kann ich mit
noch sehr intensiv betreut.
dieser Argumentation überhaupt nichts anfangen. Ich stelle die KZV überhaupt nicht in Frage.
UN-P: Sie hatten führende Positionen so-
Im Gegenteil: Ich möchte dort eine politisch
wohl in der Zahnärztekammer als auch der
starke Vertretung haben, die unabhängig ist
KZV. Sind Sie nun ein Kammer- oder ein
und nicht darauf angewiesen ist, ihre Gelder
KZV-Mensch? Ich denke hier vor allem an
über das gesamte Abrechnungsgeschehen zu
die Zusammenarbeit und die gelegentlichen
generieren.
Verfeindungen der Körperschaften. JW: Jetzt geht's an Eingemachte ... (lacht). Weil
Die Kammer hingegen hat die ganz umfassende
mir ja von beiden Seiten hin und wieder vorge-
Aufgabe, den Berufsstand in allen Dingen zu
worfen wird, ich sei KZV-Mensch oder ich sei
vertreten, die der kassenzahnärztlichen Verei-
Kammer-Mensch. Meine Ausbildung habe ich in
nigung nicht zugeschrieben sind, per Satzung
der KZV Münster erhalten. Dann wurde ich ir-
oder Gesetz. Wenn wir uns darauf besinnen wür-
gendwann Stellvertretender Vorsitzender der
den, dass wir in der einen Körperschaft exakt
Vertreterversammlung auf Bundesebene. Spä-
das oben Beschriebene machen und in der Kam-
ter wurde ich für 12 Jahre Vertreter der kassen-
mer die große berufspolitische Vertretung se-
zahnärztlichen Bundesvereinigung und habe
hen, dann kommen wir sehr gut miteinander
das auch mit Überzeugung ausgeübt. Als stell-
aus. Kleine Reibungspunkte zwischen zwei un-
vertretender KZV-Vorsitzender in Münster wur-
terschiedlichen Organisationen wird es wahr-
de ich dann zum Kammerpräsidenten in Müns-
scheinlich immer geben.
ter gewählt. Da war ich eben beides: KZV-Mann und Kammerpräsident.
UN-P: Wie bewerten Sie die im Bundesge-
Ich weiß sehr wohl, inwieweit uns die KZV nützt
biet immer wiederkehrenden Machtkämpfe
und welches die Aufgaben der Kammer sind.
zwischen den Körperschaften?
Auch wenn sich jetzt manche wundern werden,
JW: Diese Machtkämpfe hat es immer schon ge-
die mich nur aus der letzten Zeit als Kammer-
geben. Sie wurden potenziert, als der Gesetzge-
Vertreter kennen – wir benötigen als Kassen-
ber, diese Entwicklung offensichtlich vorausah-
zahnärzte eine ganz starke KZV als Vertretung
nend, die Vorstände der Kassenzahnärztlichen
gegenüber der Politik, den Krankenkassen und
Vereinigung zu Vollzeit-Vorständen machte.
der Öffentlichkeit.
Diese Kollegen sollten eigentlich nicht mehr in
un-plaqued No 18 | 81
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
den Praxen tätig sein. Gleichzeitig wurden die
niert allerdings nur, wenn wir sehr eng mit der
Vertreterversammlungen auf ein Rumpfparla-
anderen Seite, der Wissenschaft zusammen ar-
ment zusammengeschrumpft. Das waren alles
beiten. Sie sorgt dafür, dass wir immer wieder
Maßnahmen, die unser Berufsstand nie gefor-
mit neuen Innovationen in unsere Praxen gehen
dert hatte. Von da an gab es eine wirkliche Tren-
und unsere Patienten auf das Beste betreuen
nung zwischen den ehrenamtlich tätigen Kam-
können.
mervorständen und den professionellen, allein
Es funktioniert aus pragmatischen Gründen nur
von ihrem Amt in der KZV abhängigen Kollegen.
so, auch zukünftig betrachtet. Wenn wir uns ne-
Auch damit kann man fertig werden, selbstver-
beneinander entwickeln, kämen die alten Zu-
ständlich.
stände zurück. Die Hochschule würde etwas be-
Aber die Friktionen wurden größer. Weil sich
haupten und lehren, das in der Praxis nie
die einen den ganzen Tag um die KZV kümmern
angewendet würde und umgekehrt: die Prakti-
konnten, während die anderen in ihren Kam-
ker würden sagen, dass die Tätigkeiten der
mern weiterhin ehrenamtlich tätig waren und
Hochschule praxisfern seien und niemals den
die feste Basis ihres Berufes der praktischen
Patienten zugemutet werden können. Dazu darf
Zahnheilkunde behielten. Das waren neue Her-
es nicht mehr kommen und daran haben wir
ausforderungen und doch ist alles Menschen-
sehr intensiv gearbeitet. Ich hatte das Glück,
werk – mit kühlem Verstand und ohne Emotio-
während meiner gesamten Amtszeit in Berlin
nen hochkommen zu lassen, kommt man bestens
mit Vorständen und Präsidenten in der DGZMK
miteinander aus. Wenn es nicht funktioniert,
zusammen zu arbeiten, die exakt meiner Mei-
liegt das weniger an der Systematik, sondern
nung waren.
überwiegend an den Personen. UN-P: Die Realität des Behandlungsalltags UN-P: Während Ihrer Amtszeit kamen sich
differiert nicht selten von den Therapie-
die Standespolitik und die Wissenschaft in
empfehlungen der Universitäten. Können
der Zahnmedizin deutlich näher. Vor allem
Sie rückblickend sagen, dass das vor 20 Jah-
das Verhältnis zwischen der Bundeszahn-
ren auch schon so war? Wie könnte man in
ärztekammer und der DGZMK wurde gefes-
Zukunft noch mehr an einer gemeinsamen
tigt. Warum war das aus Ihrer Sicht vorher
Ebene arbeiten?
nicht so und sehen Sie diesen Prozess als ab-
JW: Vor 20 Jahren haben beide Seiten aneinan-
geschlossen an?
der vorbei gelebt. Jeder, der im Bereich der
JW: Dieser Prozess ist überhaupt nicht abge-
Standespolitik Bezug auf die Hochschule nahm,
schlossen, hin und wieder erleidet er sogar
wurde von seinen eigenen Leuten beschimpft
Rückschläge. Auf beiden Seiten muss man regel-
und umgekehrt. Enge Kontakte zwischen den
recht darum kämpfen, dass die alten Zustände –
beiden Gruppierungen wurden nicht zugelas-
die Wissenschaft im Elfenbeinturm und die KZ-
sen, das war schon aus Gründen der Hygiene
Ven und die Kammern für das Grobe zuständig
nicht gedeihlich und erregte in den eigenen Rei-
– nicht wieder kommen. Unser Fach ist, das ist
hen Misstrauen.
Manchen aus den Augen geraten, die wissen-
Das hat sich nun restlos gewandelt und ich hoffe,
schaftliche Zahnheilkunde und hier brauchen
dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Wir haben
wir uns beide. Auf der einen Seite die ›Berufspo-
den Deutschen Zahnärztetag geschaffen und das
litiker‹, die sich mit der Standespolitik beschäf-
ist, wenn man es richtig aufbaut, die ideale Basis,
tigen, um diesen Berufsstand nach vorne zu
um unter Erhalt der eigenen Identität aufs Engs-
bringen und weiter zu entwickeln. Das funktio-
te zusammen zu arbeiten. Einmal im Jahr wird
82 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
der breiten, aber auch der internen Öffentlich-
halten nicht ganz so sichtbar, wie häufig in den
keit gezeigt, dass es einen wissenschaftlich fun-
medizinischen Fächern. Gleichwohl sind wir ein
dierten zahnärztlichen Berufsstand gibt, der sich
außerordentlich seriös ausgebildeter und ge-
in der Politik und der Wissenschaft gemeinsam
führter Heilberuf. Ich denke kein Mensch in die-
darzustellen weiß – mit ganz solider Grundlage.
sem Lande will sich vorstellen, ohne exzellent ausgebildete Zahnmediziner auszukommen.
UN-P: Um den Kreis noch größer zu fassen: Wie sehen Sie die Stellung der Zahnmedizin
UN-P: Gibt es eine Zahnärzteschaft im Sinne
im Kontext der gesamten Humanmedizin?
einer Gruppe, die gleiche oder ähnliche In-
JW: Dieser Punkt trifft ein bisschen den Nerv.
teressen vertritt?
Die Humanmedizin gibt es in meinen Augen
JW: Das ist schwierig. Gruppen zeichnen sich da-
nicht, denn auch wir sind Human-Zahnmedizi-
durch aus, dass sie nicht so einfach auf dem Pa-
ner. Die Allgemein- und die Zahnmedizin sind
pier zu beschreiben sind. Eine lebendige Grup-
ohne einander nicht denkbar. Sehr schön kommt
pe und das sind die Zahnmediziner, ist schwer
das mit dem Satz zum Ausdruck ›An jedem Zahn
als eine Einheit darzustellen.
hängt ein ganzer Mensch‹ wie wir so profan sa-
Gleichwohl beneiden uns die Mediziner, da wir
gen.
relativ konform sind. Wir betreiben unsere Tä-
Tatsächlich sind die Beziehungen zwischen den
tigkeit überwiegend ambulant und sind aus-
Zahn-, Mund- und Kieferstrukturen und dem Ge-
schließlich auf Zahn, Mund- und Kieferkrankhei-
samtorganismus außerordentlich eng. Weder
ten ausgerichtet. Wir haben den unglaublichen
die Zahnmediziner haben Grund, abschätzig
Vorteil, dass wir seit 1952 unsere Magna Carta,
über die Mediziner zu reden noch umgekehrt.
das Zahnheilkundegesetz haben, nach dem
Natürlich sind bei uns die Risiken, Leben zu er-
Zahn, Mund- und Kieferheilkunde nur vom
un-plaqued No 18 | 83
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
approbierten Zahnarzt ausgeübt werden darf.
freiheitlichen Strukturen eingeengt würden
Wenn wir das als Identitätsmerkmal unseres Be-
und wir plötzlich anders um unser Überleben
rufsstandes sehen, kann uns eigentlich nicht viel
kämpfen müssten, bin ich mir sicher, würde uns
passieren. Vor allen Dingen, weil wir im gleichen
das enger zusammenschließen. Aber diese Zei-
Gesetz – und das Zahnheilkundegesetz ist eines
ten wollen wir nicht herbeireden. Also können
von nur fünf Gesetzen, die einstimmig im Bun-
wir mehr politisches Interesse nur erreichen, in-
destag verabschiedet worden sind – als freier
dem wir uns klare Ziele setzen.
Beruf beschrieben worden sind.
Das berühmte Beispiel: Wenn man ein Boot bauen will, darf man seine Leute nicht als erstes
Dies immer wieder zu betonen und darum zu
Holz und Material sammeln lassen, sondern soll-
kämpfen, lohnt sich sehr, denn als freier Beruf
te als erstes das Ziel beschreiben, das man nach
sind wir sehr gut gefahren. Es hat ja eine Minis-
einer schönen Fahrt über den Ozean erreichen
terin gegeben, die die Ideologie der Freiberuf-
will. Dann erst trägt man die Mittel dafür zu-
lichkeit als etwas gesehen hat, was abzuschaffen
sammen. Das gilt auch für uns und ist gerade der
sei. Wenn das von Regierungsseite kommt, müs-
Jüngeren Generation sehr ans Herz zu legen:
sen wir wachsam sein. Man kann es auch als be-
sich Ziele zu erarbeiten, Ziele zu setzen und dar-
sonders hohes Lob ansehen, denn es ärgert die
auf hinzuwirken. Man darf das Geschehen nicht
Politik ganz furchtbar, dass wir so große Vertre-
der Tagespolitik oder kurzfristigen Aktionen
ter der Freiberuflichkeit sind.
überlassen, die gerade mal für die nächsten
Ohne andere Berufsformen abwerten zu wollen,
zwei Jahre reichen, darüber aber nicht hinaus-
beruht Freiberuflichkeit darauf, dass ich erstens
gehen.
exzellent ausgebildet bin, in unserem Fall aka-
Das Wichtigste aus meiner Sicht ist, in der Stan-
demisch, dass ich zweitens in meinen Entschei-
despolitik die gesetzten Ziele auch beharrlich
dungen, sowohl Diagnose als auch Therapie, un-
anzustreben, auch wenn es viele Widrigkeiten
abhängig sein muss und dass ich drittens eine
gibt. Ich denke, wenn die Kollegenschaft diese
gute wirtschaftliche Grundlage haben sollte.
Ziele erkennt, beginnt sie auch wieder, eifriger
Wir sollten das sehr ernst nehmen, gerade in
in der breiten Masse darüber zu diskutieren.
Hinblick darauf, dass es manche Bestrebungen
Wenn man diskutiert hat man vielleicht auch
gibt, unseren Beruf an etwas lautere Wettbe-
wieder Spaß daran, sich zu beteiligen. ›Le mon-
werbs- und Werbestrukturen heranzuführen
de sarai par quelqu'un sans‹, das habe ich in der
oder Techniken in unsere Praxen aufzunehmen,
Schule gelernt und es stimmt: ›Die Welt wird im-
die eher dem Gewerbe zuzuschreiben sind, als
mer nur von einigen Wenigen gerettet‹. Bei uns
unserem freien Heilberuf.
gibt es nichts zu retten, aber es gilt zu führen und ich freue mich deswegen sehr, dass die jun-
UN-P: In einigen Bundesländern haben wir
ge Zahnärzteschaft ganz offensichtlich bereit ist,
bei Körperschaftswahlen Wahlbeteiligun-
ihre Geschicke mehr in die Hand zu nehmen als
gen von nur 40 %. Was kann man tun, um
noch die Generation, die allzu eifrig mit dem Be-
das politische Interesse der Zahnärzte für
schleifen von Zähnen beschäftigt war.
ihre eigenen Belange zu steigern? JW: Ein probates Mittel, um das Interesse zu
UN-P: Vor 25 Monaten sind Sie Gründungs-
steigern wäre, dass es unserem Berufsstand
mitglied des Bundesverbandes der zahnme-
wirtschaftlich schlechter ginge, aber das möch-
dizinischen Alumni geworden. Was hat Sie
te ich nicht verwirklicht sehen. Wenn unsere
dazu bewogen?
84 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
JW: Während meiner Tätigkeit in der Standespo-
ßen an einem Tisch und waren beide dafür, so
litik hat mir in den letzten Jahrzehnten immer
dass es für die Stimmung in diesem Gremium
ein Ansprechpartner der jungen Kollegenschaft
ganz entscheidend darauf ankam, was die Stu-
gefehlt. Das liegt daran, dass die jungen Enga-
dentenvertreter dazu sagen würden. Damals
gierten an den Universitäten trotz des schönen
haben Sie, Herr Schmidt, in vehementer, über-
Amtes, was sie in der Fakultät übernommen hat-
zeugender und fundierter Art und Weise gegen
ten, mehr oder weniger konzentriert darauf wa-
diese Regelung und für die Studenten gespro-
ren, im Studium so schnell wie möglich voranzu-
chen. Damit war der deutsche Fakultätentag in
kommen und die Universität auch wieder schnell
seiner Grundstimmung diesbezüglich restlos
zu verlassen.
gekippt.
Nun sehe ich die große Chance, das zu verwirklichen, was ich aus meiner Studienzeit in Amerika
UN-P: Bisher kann man den Alumni-Gedan-
kenne: die Pflege derjenigen, mit denen man die
ken noch nicht als allgemeine Welle in
Universität besucht hat. Nicht nur voll in den Be-
Deutschland wahrnehmen. Glauben Sie,
ruf einzusteigen, sondern gleichzeitig auch das
dass die Körperschaften bzw. auch die
Netzwerk aus der Studentenzeit aufrecht zu er-
Berufsverbände ihre Meinung ebenso ver-
halten.
treten?
Es ist sehr gut, dass über diesen Alumni-Gedan-
JW: Das müssten Sie besser wissen als ich, Herr
ken, der in Deutschland ja so gut wie unbekannt
Dobberstein. Sie sitzen derzeit in einem Vor-
war, jetzt ein neues Netzwerk junger Zahnärzte
stand unserer Berufsvertretung, noch dazu in
entsteht, die echte Ansprechpartner sind, die
keinem Unwesentlichen, sondern einem sehr
sich organisieren und sich nicht scheuen, selbst
Bedeutendem. Ich meine, dass jede neue Idee
zu reflektieren. Sie sollen heftig diskutieren
zunächst auf Abwehr stößt. Man könnte ja be-
und auch wirklich mitsprechen und werden in
fürchten, mit ihren frischen Ideen nehmen die
vielen Dingen zunehmend auch um Mitsprache
Studenten mir am Ende ein Stück meiner Autori-
gebeten.
tät und vielleicht sogar mein Amt weg. Da muss man einfach beharrlich bleiben. Diese Idee der
Ein schönes Beispiel dazu: Im Zuge der Neuge-
Alumni ist einfach so überzeugend, dass keiner
staltung der Approbationsordnung saß ich in ei-
daran vorbeikommt. Wer sich jetzt noch wehrt,
nem Gremium, bei dem von Seiten des Fakultä-
den wird irgendwann das Wort treffen. Wenn
tentages geprüft wurde, ob das Zahnmedizin-
man jetzt nicht schnell umschwenkt, hat einen
studium in seiner Basis auf das breite Medizin-
die Geschichte überholt.
studium zu stellen sei und nicht nur die Fächer vor dem Physikum für Zahnmediziner aufberei-
UN-P: Warum würden Sie jungen Zahnmedi-
tet werden sollten. Dass also die gesamte Zahn-
zinern empfehlen, sich in der Standespoli-
medizin auf ihre Ursprünge, die der Medizin, zu-
tik zu engagieren?
rückzuführen sei.
JW: Um sein eigenes Schicksal in der Praxis und
Diese Idee hätte die Zahnmediziner deutlich
seine Zukunft nicht anderen zu überlassen.
mehr belastet als die normalen Medizinstudenten. Zu Recht äußerte das Gremium in einer
UN-P: Sie haben sich während Ihrer Amts-
Sondersitzung höchste Bedenken, ob diese Re-
zeit stark für eine Erneuerung der GOZ ein-
gelung denn von der Studentenschaft getra-
gesetzt und vor der Einführung einer Öff-
gen würde. Hochschule und Standespolitik sa-
nungsklausel gewarnt. Dieses Jahr soll nun
un-plaqued No 18 | 85
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
die GOZ erneuert werden. Wie bewerten die
Öffnungsklausel auch für den einzelnen Kollegen
Aussage des Ministeriums, dass die gefor-
gelten, dass heißt, er darf mit seinen Patienten
derten und laut Prognosstudie nachgewie-
ebenso einen Vertrag schließen und die Versi-
senen 50% oder mehr Erhöhung nicht mög-
cherungen müssen gleichwohl die Grunderstat-
lich sein werden?
tung der Kosten übernehmen. Dazu bedürfte es
JW: Um mit dem letzten Teil zu beginnen: In die-
eines großen Ruckes im Ministerium, denn auf
sen Zeiten ist eine Forderung nach 50 % oder 60
diese Weise bräuchten wir nicht mehr über 50
% Erhöhung nicht zu verwirklichen, schon gar
oder 60 Prozent Erhöhung einer GOZ oder die-
nicht, wo allen suggeriert wird, dass gespart
sem Fall der HOZ zu sprechen, sondern jeder Kol-
werden muss. Wir haben die überzeugenden
lege könnte dann die HOZ zur Grundlage seines
Zahlen, aber sie nutzen uns wenig, wenn ein
Verhältnisses mit dem Patienten machen.
kleiner Berufsstand in diesem Lande solche For-
Ich halte so etwas im Sinne der Freiberuflichkeit
derungen stellt. Das muss man anders anfan-
immer noch für besser, als kollektiv in eine Ecke
gen. Mit dieser Forderung stellt sich der Berufs-
gestellt zu werden, in die wir nicht gehören. Wir
stand gar zu leicht in eine Ecke, die ihn dann
machen exzellente Zahn-, Mund- und Kieferheil-
nicht mehr diskussionsfähig erscheinen lässt
kunde und die Mehrheit unserer Patienten hat
und das wäre nicht gut. Aber es gäbe ja andere
inzwischen begriffen, dass qualitativ hochwer-
Möglichkeiten.
tige Zahnheilkunde auch Geld kostet.
Die Öffnungsklausel ist eigentlich so überflüssig
Ich möchte gern alle ermutigen, in diesem Sinne
wie ein Kropf, wir brauchen sie nicht. Aber wenn
weiterzukämpfen, was immer jetzt kommen
wir sie schon drohen sehen, muss man mit der
mag. Als wirkliche Freiberufler das Geschehen
Gegenforderung antworten. Dann muss diese
weitgehend selbst in der Hand zu behalten und
86 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
sich nicht darauf zu verlassen, was uns die Politik
UN-P: Dieser Vorschlag wurde bei der Ge-
diktiert. Mein bester Kontrolleur ist mein Pati-
sundheitsreform 2005 noch einmal ernst-
ent, das sage ich immer wieder, auch im Zusam-
haft von der Regierung überlegt. Er fand
menhang mit der Kostenerstattung, aber mein
seine Begründung darin, dass im Vergleich
bester Partner ist ebenso der Patient, vor allem
zu anderen Erkrankungen die Zähne durch
wenn ich sorgfältig mit ihm spreche. Sprechen-
Präventionsmaßnahmen und damit durch
de Zahnheilkunde bedeutet weit mehr als nur
Eigenverantwortung weitestgehend gesund
den stummen Patienten zu haben und ihn mit ir-
erhalten werden können.
gendeiner Sachleistung anonym zu behandeln.
JW: Ich denke, wissenschaftlich gesehen und aus den Erfahrungen in der Praxis heraus, können
UN-P: Zu Beginn Ihrer Amtzeit haben Sie
wir das Diktum ›Ein gesunder Zahn wird niemals
sich stark für eine Beschränkung, wenn
krank‹ nicht mehr aufrecht halten. Auch das war
nicht sogar Ausgliederung der ›Erwachse-
sicherlich zu grob, als dass man es als Zielprojek-
nenzahnmedizin‹
gesetzlichen
tion für den Weg unseres Berufsstandes sehen
Krankenversicherung eingesetzt, bei gleich-
könnte. Ich würde das heute, aus der Ruhe her-
zeitiger Förderung der Kinder- und Jugend-
aus, nicht als mein Ziel formulieren.
aus
der
zahnmedizin. Dachten Sie dabei an das skandinavische Modell bzw. wie bewerten
Ich halte es für das geeignete Mittel, eine Grund-
Sie derartige Ausstiegsmodelle?
versorgung solidarisch zu organisieren, in wel-
JW: Das war in höchster Not gesagt, als die Be-
cher Form auch immer. In diesem Lande ist die
drängnis sehr groß war und mal wieder Kürzun-
nicht unerfreuliche Mentalität vorhanden, dass
gen für die Zahnheilkunde ins Haus standen. Da-
Gesundheit und gesundheitliches Wohlergehen
mals dachte ich mir, dass Schicksal selbst in die
eben nicht nur Sache des Einzelnen ist, sondern
Hand zu nehmen ist immer besser, als es denen
aller. Und da müssen wir uns weiter gegenseitig
zu überlassen, die im kassenzahnärztlichen Ge-
beeinflussen. Aber wir müssen auch deutlich
schehen immer nur mit Kürzungen gearbeitet
machen, dass Prävention ein ganz wesentlicher
haben, zum Beispiel die Seehofer-Gesetzgebung
Faktor ist. Nicht, um Geld zu sparen, sondern um
1993 mit den Budgets. Also machten wir den Vor-
das Wohlbefinden der Menschen durch alle Le-
schlag nach vorne und schlugen einen Weg à la
bensalter zu fördern. Ich wiederhole noch mal,
Dänemark und Skandinavien vor. Dort wird die
dass Gesundheit finanziell nicht bei dem Einzel-
gesamte Jugendzahnheilkunde vom Staat oder
nen belassen werden sollte.
der Versicherung übernommen und die Erwachsenenzahnheilkunde ist ausgegliedert.
UN-P: Wenn Sie aus Ihrer Amtszeit ein kurzes Fazit ziehen könnten, welches wäre das?
Das war aber nur ein Notweg und ist nicht mein
JW: Ich hoffe das Prinzip nihil nocere, dass ich in
Königsweg. Der ist ganz sicher nicht die restlose
der Praxis zu beantworten habe, ich auch in mei-
Abkopplung aus dem gesellschaftlichen Gesche-
ner gesamten standespolitischen Tätigkeit ver-
hen unseres Landes. Eine solide Grundversor-
wirklichen konnte. Ich hatte das Glück, nie bei
gung aller durch ein kollektives Versicherungs-
einer Wahl oder Abstimmung zu verlieren – aber
system ist wichtig und dazu stehe ich auch. Der
ob es das richtige Indiz für erfolgreiches Han-
Vorschlag damals war ein Notausgang und eine
deln ist, weiß ich nicht. Ich wäre nicht so vermes-
Argumentation um der Politik deutlich zu ma-
sen. Das können nur andere sagen, an welcher
chen, dass man es auch ganz anders machen
Stelle ich der Zahnärzteschaft wirklich genutzt
könnte und die Zahnärzteschaft sich nicht unbe-
habe. Ich sehe aber eine Fülle von Dingen, die
antwortet alles gefallen lässt.
auch heute noch weiter verfolgt werden, un-plaqued No 18 | 87
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
nachdem ich sie in den Berufsstand hineinge-
als wir uns gemeinsam im Studium gefreut oder
bracht habe.
unter der Menge des zu lernenden Wissens gelitten haben.
UN-P: Auch im eigenen Interesse für den BdZA: Haben Sie noch Kontakt zu ehemali-
UN-P: Der BdZA setzt heute auf moderne
gen Kommilitonen? Wenn ja, wie gestaltet
Technik und die ALUMNIGROUPS als Com-
sich dieser?
munity-Plattform. Sie kommen aus einer
JW: Ich habe noch direkten Kontakt zu einem
anderen Generation: Können Sie sich vor-
Kommilitonen aus meinem allerersten Semes-
stellen, dass durch die neuen Medien eine
ter. Zu meiner Stammuniversität Mainz habe ich
größere Chance besteht, dass Zahnärzte
emotional noch enge Beziehungen und zu einer
sich wieder mit ihren ehemaligen Kommili-
Reihe von Kommilitonen Kontakte, aber alles
tonen austauschen?
beruht auf rein persönlicher Basis.
JW: Um hundert oder mehr Jahre Universitätsgeschehen und -geschichte der anglikanischen
Noch schöner wäre es, wenn ich wie an der Ann
Länder mit ihrem Alumni-Wesen aufzuholen,
Arbor University of Michigan auch Mitglied ei-
muss man alle Wege nutzen. Nachdem ich gese-
ner Alumni-Vereinigung wäre, von der ich regel-
hen habe, dass in Ägypten eine ganze Revoluti-
mäßig Nachrichten über meine Universität er-
on über das Internet losgetreten werden konnte
halte. Es wäre schön, hin und wieder lesen zu
– warum soll es dann nicht möglich sein? Es kann
können, wer sich wo in welchem Ort niederge-
eigentlich gar nicht anders gehen, um die Ge-
lassen hat oder Hochschullehrer geworden ist,
schichte aufzuholen. Die allerneuesten Techni-
so dass man sich zumindest telefonisch kontak-
ken sollten intensiv genutzt werden, darin sehe
tieren könnte, um zu hören, wie es dem anderen
ich eine richtig große Perspektive Alumnis in
geht und wie schön doch die alten Zeiten waren,
Deutschland zu organisieren. Wir bedanken uns für das Interview.
88 | un-plaqued No 18
FRIENDLY FIRE TEXT Dr. Gerhard Brodmann
Im zähen Ringen pro oder contra Öffnungsklausel ging die erste Runde an die Zahnärzteschaft. Im Referentenentwurf einer neuen Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) ist keine Öffnungsklausel vorgesehen. Gebetsmühlenartig wurde diese von den Privaten Krankenversicherern (PKV) gefordert ›für mehr Vertragsfreiheit, um im Interesse der Versicherten konkrete Qualitäts- und Leistungsstandards mit den Zahnärzten vereinbaren zu können‹.
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
D
ieser Etappensieg ist insbesondere der
Leistungen 70 Prozent teurer – auch für Kassen-
Bundeszahnärztekammer (BZÄK) zu ver-
patienten‹ und führte dann weiter aus: ›Dieses
danken, deren Vertreter zu jeder Zeit
höhere Kostenniveau betrifft bei weitem nicht
kompetent, sachlich und auf der Basis solider
nur die etwa 9 Millionen Privatversicherten,
Daten diskutierten und argumentierten. Ziel-
sondern auch alle rund 70 Millionen gesetzlich
setzung in allen Diskussionsrunden war der Er-
Versicherten.‹ Diese Aussage war Deutschlands
halt sowie die Stärkung eines vertrauensvollen
›Volkszeitung Nr. 1‹ sogar eine Headline auf der
Arzt-Patienten-Verhältnisses. Um dieses zu er-
Titelseite wert. Dort war zu lesen: ›Zahnärzte
reichen und langfristig zu stabilisieren, sind
wollen 70 Prozent mehr Honorar!‹
nach Ansicht der BZÄK zwei grundlegende Dinge notwendig: zum einen ein Gebührenverzeichnis,
Die PKV-eigene Zeitschrift schlug in die gleiche
das Behandlungen ermöglicht, die dem wissen-
Kerbe: ›Es ist im Interesse von 80 Millionen Versi-
schaftlichen Stand der Zahn-, Mund- und Kiefer-
cherten in Deutschland, dass bei der Reform der
heilkunde sowie den gängigen Qualitätsstan-
Gebührenordnung für Zahnärzte vor allem die
dards entsprechen. Zum anderen muss ein
Kostenentwicklung berücksichtigt wird. Die
Gebührenrahmen existieren, der die betriebs-
Bundesregierung muss Versicherte und Selbst-
wirtschaftliche Realität in den Praxen abbildet.
zahler vor übermäßigen Belastungen schützen und deshalb darauf achten, dass die von ihr in
Diese Argumente stießen seitens der Privaten
der laufenden Wahlperiode beabsichtigte Re-
Krankenversicherung auf wenig Verständnis.
form der Gebührenordnung für Zahnärzte nicht
Die PKV sieht sich auf dem Weg vom ›Payer‹ zum
zum Kostentreiber wird. /…/ Denn zur Stärkung
›Player‹ und sie versteht sich neuerdings als In-
der Patientenautonomie gehört zwingend auch
teressensvertreter für alle Versicherten in
die Sicherung einer qualitativ hochwertigen
Deutschland – privat und gesetzlich Versicherte.
zahnmedizinischen Versorgung zu angemesse-
Damit will die PKV nicht nur ihre Marktmacht
nen Preisen. Die Politik muss sich bewusst sein,
stärken, sondern auch zum ›Herrscher‹ über
dass eine ausgewogene Weiterentwicklung der
Menge, Preise und Qualität zahnärztlicher Be-
Gebührenordnung für Zahnärzte keine Minder-
handlungsleistungen werden. Um dieses Ziel zu
heitenpolitik wäre, sondern für alle Patienten in
erreichen, lancierte die PKV eine Pressekampa-
Deutschland von zentraler Bedeutung ist.‹
gne, die mehr Polemik als Argumente lieferte und die die alte ›Abzocke-Diskussion‹ gegen
Wie es nun seitens der PKV in Sachen ›Kommuni-
den zahnärztlichen Berufsstand in der Öffent-
kation‹ weitergeht, bleibt abzuwarten - die
lichkeit wieder anheizte.
nächste Runde des Novellierungsprozesses hat bereits begonnen. In den Zahnärztlichen Mittei-
Sowohl Zahnärzteschaft als auch BZÄK sahen
lungen (Ausgabe 1/2011) wurden die möglichen
sich daher im Verlauf der GOZ-Diskussion mit
Folgen einer solch fragwürdigen Strategie tref-
zahlreichen Negativ-Schlagzeilen konfrontiert.
fend auf den Punkt gebracht: ›Auf lange Sicht
Das Wissenschaftliche Institut der PKV prokla-
wird man die Ärzte und Zahnärzte, durch deren
mierte beispielsweise in einer Pressemeldung:
Leistungen man bisher gut überleben konnte,
›Wenn Zahnärzte privat abrechnen, sind die
so sicherlich verlieren.‹
un-plaqued No 18 | 91
//
KANNST DU ERFOLGREICH SEIN? TEXT Reinhard Homma
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Warum sind manche Zahnärzte erfolgreicher als andere? Haben Sie sich diese Frage nicht auch schon einmal gestellt? Welche Antwort haben Sie erhalten? Wollen Sie auch zu den erfolgreichen Zahnärzten gehören?
D
ie erste Frage ist natürlich: Was ist Erfolg?
scheidend an dieses Ziel glauben. Ein weiterer
Die Wörter Erfolg und erfolgreich werden
entscheidender Punkt dabei ist: Dieses Ziel
häufig leichtfertig verwendet, ohne ihre
schriftlich zu fixieren.
Bedeutung zu kennen. Woher wissen Sie als Zahn-
Wenn Sie erfolgreich sein wollen, dann müssen
arzt, ab wann Sie erfolgreich sind? Sind Sie er-
Sie sich auf jeden Fall auf ein konkretes Ziel fokus-
folgreich? Wenn nicht, ab wann sind Sie es? Wenn
sieren. Es ist wie beim Bogenschießen. Sie müssen
ja, woher wissen Sie das?
Spannung aufbauen, das Ziel anvisieren und
Erfolg heißt, zu bekommen, was wir wollen. Glück
dann den Pfeil loslassen. Je mehr positive Span-
heißt, es dann auch genießen zu können. Insofern
nung Sie aufbauen, umso größer ist Ihre Chance,
ist Erfolg eine sehr individuelle Angelegenheit.
das anvisierte Ziel zu erreichen.
Denn wir wollen alle etwas anderes. Eine allge-
Erfolg hat derjenige, der an sich selbst glaubt.
meine Definition von Erfolg gibt es nicht.
Dadurch können Sie die unbegrenzte Macht Ihres Unterbewusstseins aktivieren und positiv nut-
Der individuelle Erfolg hängt in erster Linie vom
zen. Sie können alles erreichen, wenn Sie es wirk-
Grad Ihres Selbstvertrauens ab. Ihr Erfolg nimmt
lich wollen. Also: glauben Sie an sich selbst.
in dem Maß zu, wie Ihr Selbstbewusstsein zunimmt. Selbstbewusstsein – entdecken Sie Ihre
Der Erfolg hat, wie schon Goethe sagte, genau
Persönlichkeit und Ihren Wert.
drei Buchstaben: T U N – tun. Nur wer an sich
Wie gut sind Sie? Überschätzen Sie sich? Sind Sie
selbst glaubt, kann Hindernisse überwinden
unter Umständen sogar besser? Doppelt so gut?
und seine gesetzten Ziele erreichen. Es gibt kei-
Wie viel Potenzial steckt in Ihnen? Sind Sie zu viel
nen Einheitstyp des erfolgreichen Zahnarztes. Es
mehr in der Lage, als sich momentan in Ihrem Le-
gibt auch kein Patentrezept für den Praxiserfolg.
ben zeigt?
Erfolgreiche Menschen weisen unterschiedliche
Solche und ähnliche Fragen sind Grundlage und
Persönlichkeitsmerkmale auf und Sie verwen-
ständiger Bestandteil Ihres inneren Dialoges.
den sehr unterschiedliche Methoden. Bei Unter-
Diese Fragen beeinflussen Ihre Entscheidungen.
suchungen über Erfolgsursachen trat immer
Ist Ihnen bewusst, dass Sie sich diese Fragen nicht
wieder folgender Faktor auf, der dauerhaft er-
nur stellen, sondern auch selber beantworten
folgreiche Menschen von weniger Erfolgreichen
müssen? Ist Ihnen bewusst, wie viel von diesen
unterscheidet: ihre Authentizität: Das bedeu-
Antworten abhängt? Ihre Antworten entschei-
tet: die Stimmigkeit zwischen ihrer veranlagten
den, wie erfolgreich Sie sind und wie viel Lebens-
Persönlichkeitsstruktur und ihrem erlernten
qualität Sie haben.
Verhalten.
Meine Erkenntnis für Erfolg basiert auf zwei Säu-
Erfolgreiche Menschen haben einen ganz per-
len: Ein konkretes Ziel zu haben und ganz ent-
sönlichen Stil und wenden Methoden und Techniun-plaqued No 18 | 93
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Biostrukturanalyse: Die Biostrukturanalyse ist eine Persönlichkeitsstrukturanalyse, die sich seit Anfang der 80er Jahre damit beschäftigt, welche Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen bleibend und welche veränderbar sind. Dadurch kann jeder seine individuellen Chancen und Potenziale kennenlernen. Diese Analyse beschäftigt sich auf naturwissenschaftlicher Basis mit dem Menschen als Konsumenten und seinen Parametern der Entscheidungsfindung und der Motivation zur Entscheidung. Eine besondere Stärke ist der leichte und unmittelbare Praxistransfer im Training.
ken an, die zu ihnen passen. Dadurch wird die
treten, so oder so könnte man sagen: es
Kenntnis der eigenen Persönlichkeit zur ent-
menschelt.
scheidenden Voraussetzung für eine bewusste
Wie schön wäre es, wenn Sie ihre Patienten ver-
Erfolgsstrategie. Die Biostrukturanalyse führt
stehen und ohne menschliche Störungen auf sie
zur bewussten Kenntnis der eigenen Biostruktur.
eingehen könnten. Wie leicht gelängen Ihnen Ge-
Sie ist nicht nur eine grundlegende Vorausset-
spräche, selbst komplizierter Natur, wenn Sie es
zung zur Entwicklung der Authentizität, sondern
schaffen, den Gesprächspartner zu öffnen. Wie
auch die zentrale Basis für den langfristigen be-
verblüffend einfach könnten Sie ihn für sich ge-
ruflichen Erfolg. Mit Hilfe des STRUCTOGRAM®-
winnen – mit einer einfachen Strategie.
Trainings-Systems wird man in die Lage versetzt,
Auf den Punkt gebracht: Sie wollen mit Ihrem
sich die Bedeutung der Authentizität bewusst zu
Umfeld besser auskommen und dadurch mehr
machen und authentisches Verhalten zu realisie-
Spaß bei der Arbeit und mehr Erfolg in der Praxis
ren. Somit kann der psychosoziale Stress mit al-
haben? Mit Menschenkenntnis die Charakterzü-
len negativen Folgen vermieden werden.
ge Ihres Gesprächpartners erkennen und treffend darauf eingehen können? Das Resultat wä-
In Zeiten, in denen Produkte austauschbar sind,
ren harmonische und überzeugende Gespräche
stehen die Kaufmotive Ihrer Patienten im Mittel-
mit ihren Patienten und ihrem Team: Sie verste-
punkt. Begriffe wie Patientenzufriedenheit,
hen sich. Ihr Patient ist offener und bereiter, Pri-
langfristige sowie emotionale Patientenbindung
vatleistungen zu kaufen und eröffnet zusätzli-
und somit die Individualität Ihrer Patienten rü-
ches Umsatzpotential für Ihre Praxis. Mehr
cken in den Fokus Ihres Unternehmens Zahnarzt-
Harmonie in Ihrem Praxisteam verbessert spür-
praxis.
bar das Arbeitsklima und macht Ihre Zahnarzt-
Sie haben in Ihrer Praxis täglich mit Patienten zu
praxis sympathisch und attraktiv. Was wollen Sie
tun, die Ihren zahnärztlichen Rat suchen. Doch si-
noch mehr?
cher kennen Sie das: Manchmal gelingt der Zu-
Die Frage, die sich jetzt natürlich stellt, ist, wie
gang zu ihren Patienten auf Anhieb, manchmal
schaffe ich das?
schlechter und manche sperren sich sogar aus unerfindlichen Gründen. Solche Situationen kön-
Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt,
nen auch im Umgang mit Mitarbeiterinnen auf-
was die wesentlichen Beweggründe sind, die Ihre
94 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Patienten antreiben, Privatleistungen in Ihrer
durch das Zusammenspiel verschiedener Hirnbe-
Praxis zu kaufen? Nur wenn Sie diese Frage aus-
reiche bestimmt, deren Gehirnbotenstoffe das
reichend bzw. richtig beantworten können, sind
Verhalten steuern. In der Tabelle findet sich eine
Sie in der Lage, Ihr Verkaufsgespräch patienten-
Kurzdarstellung zu einzelnen Grund- und Kauf-
orientiert und erfolgreich zu führen.
motiven.
Jeder von uns verfügt über eine intuitive Menschenkenntnis, die beim Einen mehr, beim Ande-
Somit stellen wir fest, dass es Gesprächspartner,
ren weniger ausgeprägt ist. Bestimmt haben Sie
also Patienten gibt, welche nur bewährte und er-
schon einmal gehört, dass es sinnvoll ist, die Kör-
probte Produkte kaufen und für die das gute Ge-
persprache des Gesprächspartners zu beobach-
fühl beim Kauf entscheidend ist. Wiederum an-
ten, um daraus Schlüsse für das Gespräch bzw.
dere suchen im Gespräch einen Sparringpartner
das Entscheidungsverhalten des Patienten abzu-
und werden immer nur das Beste und Neueste an
leiten.
Leistungen kaufen. Sie schätzen die Exklusivität. Der dritte Gesprächspartner muss alles ganz ge-
Die Biostrukturanalyse beschäftigt sich seit An-
nau wissen und sucht individuell für sich die per-
fang der achtziger Jahre auf naturwissenschaft-
fekte Lösung. Für die Entscheidung lässt er sich
licher Basis mit dem Menschen. Dabei wird er als
ausreichend Zeit.
Konsument, seinen Parametern der Entscheidungsmotivation und der letztendlichen Ent-
Es gibt also nicht das Argument, das jeden Pati-
scheidungsfindung betrachtet. Durch neueste
enten überzeugt bzw. auf jeden Patienten passt.
Erkenntnisse aus der Hirnforschung wurden
Je besser Ihre Argumente auf die entsprechende
bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen, die ih-
Biostruktur des Patienten abgestimmt sind, des-
ren Patienten für Ihre Praxis berechenbarer und
to stärker sprechen wir seine individuellen Kauf-
planbarer in seinen Entscheidungen machen.
motive an. Somit haben Sie eine größere Chance und machen es ihm leicht, zu Ihrem Angebot JA
Aufgrund der modernen Hirnforschung kennen
zu sagen.
wir die unterschiedlichen Grund- und Kaufmotive der drei verschiedenen Grundstrukturen der
Verkaufserfolg hat drei Ursachen
Persönlichkeit aus der Biostrukturanalyse. Bei jedem ihrer Patienten ist diese Biostruktur un-
1. URSACHE: Die Stimmigkeit von Persönlichkeit
terschiedlich ausgeprägt und somit auch die
und Verkaufsmethode.
Grund- und Kaufmotive.
Die Voraussetzung dafür ist die Selbstkenntnis.
Vereinfacht dargestellt wird die Biostruktur
Denn Sie können nur dann die geeigneten Methoden und Techniken bewusst auswählen, wenn
Hirnbereich
Grundmotiv
Kaufmotive
Stammhirn
Sicherheit
Wohlbefinden
Sie Ihre eigenen Stärken, Schwächen und Begrenzungen kennen. 2. URSACHE: Das Eingehen auf die Eigenart des Patienten, soweit es zu Ihrer Authentizität als Zahnarzt passt.
Zwischenhirn
Wettbewerb
Status
Die Voraussetzung dafür ist die Menschenkenntnis, die auf der Grundlage der Selbstkenntnis erworben werden kann. Automatische Folge von
Großhirn
Erkenntnis
Individualität
Selbst- und Menschenkenntnis ist die Optimierung der Sozialkompetenz. un-plaqued No 18 | 95
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
PATIENT/KUNDE EZ S A C IE H E BE HU NG NE SE B EN E
ZAHNARZT
B
PRODUKT/DIENSTLEISTUNG
3. URSACHE: Eine spezifische Kenntnis der angebotenen Privatleistungen. Die Voraussetzung dafür ist eine Kenntnis, die sich nicht nur auf die Eigenschaften der Privatleistungen beschränkt, sondern die Privatleistungen mit den individuellen Motiven und Bedürfnissen des Patienten in Beziehung setzt. Erfolgreicher Verkauf von zahnärztlichen Privatleistungen setzt somit voraus, die individuellen Motive und die daraus resultierenden Bedürfnisse des Patienten zu erkennen und so für jeden die wirksamsten Argumente und das passende Angebot zu finden. Die Wurzeln für diese Motive liegen stets in irgendeinem Vor-
Kontakt
teil, den sie in der langen Geschichte der Evolution für das Leben brachten.
Reinhard Homma Kommunikations-
Wenn Sie Ihren Erfolg optimieren wollen, müssen Sie in der Lage sein, sich auf
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Ihre verschiedenen Patienten einzustellen. Denken Sie immer daran: Ein Patient,
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der sich verstanden fühlt, ist ein zufriedener Patient. Er wird die angebotenen
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Leistungen in Anspruch nehmen, also kaufen. Außerdem wird er aufgrund einer
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positiv geführten Kommunikation Ihre Praxis weiterempfehlen. Somit erhalten Sie zusätzliches Potential. Voraussetzung für diese professionelle Patienten-
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kenntnis ist jedoch, die unterschiedliche Biostruktur Ihrer Patienten zu erken-
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96 | un-plaqued No 18
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›WENN ZWEI MENSCHEN IMMER DASSELBE DENKEN, IST EINER VON IHNEN ÜBERFLÜSSIG‹ Winston Churchill
INTERVIEW Ingmar Dobberstein FOTOS anna.k.o.
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Dentaldepots gibt es einige in Deutschland. Große und kleine, manche von ihnen sind bereits in den Universitäten mit eigenen Filialen vertreten. Sie verkaufen, handeln, bewerten und bieten zunehmend auch All in One Lösungen für die Existenzgründung an. Doch wie soll man sich als junger Zahnmediziner für das richtige Depot entscheiden? Wem kann man vertrauen, dass man bei derartig hohen Investitionssummen nicht doch abgezockt wird? Wie finde ich heraus, was ich für meine Praxis brauche und was vielleicht auch unnötig ist? Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Fragen ergeben sich, denn nahezu alle Fragen der Existenzgründung hängen auch unmittelbar mit der Entscheidung für das richtige Dentalhandelsunternehmen zusammen. UN-PLAQUED traf in Berlin die Brüder Ralf und Peter Rohrlack, Geschäftsführer des mittelständigen Dentaldepots Wolf + Hansen und stellten ihnen die Fragen eines jungen Zahnmediziners in der Existenzgründung.
UN-P: Wolf + Hansen Dental-Depot ist ein fa-
ist nicht maßgeblich gewachsen, sondern eher
miliengeführtes Dentaldepot. Was unter-
rückläufig, im Gegenzug gibt es immer mehr
scheidet ein Familienunternehmen von den
Zahnarztpraxen. Vor allem in den Großstädten
großen Depotketten und gibt es überhaupt
hat sich dadurch ein Verdrängungswettbewerb
Unterschiede?
entwickelt, den man erstmal durchhalten muss.
RR: Grundsätzlich haben wir als inhabergeführ-
Dazu ist es dringend erforderlich, sich mit be-
tes Familienunternehmen den Anspruch, unsere
triebswirtschaftlichen
Kompetenz am Markt zu verwenden, um unsere
Methoden auseinander zusetzen.
zahntechnischen und zahnärztlichen Kunden
Über Jahrzehnte hinweg hat sich in der Ausbil-
vor allem im betriebswirtschaftlichen Bereich
dung der Zahnmediziner kaum etwas verän-
und durch die präzise Kenntnis des Marktes in
dert, was für uns ein absolutes Phänomen ist. Es
die Lage zu bringen, sich von ihren Wettbewer-
gibt nur wenige Branchen, die derartig auf die
bern abzusetzen. Hier sehen wir unseren
Selbstständigkeit orientiert sind, die Absolven-
Schwerpunkt, gerade im Vergleich zu großen
ten aber in keiner Weise mit dem Markt oder
Ketten. Dort liegt der Anspruch eher bei der
Markterfordernissen
Quantität als der Qualität und es steht der Ab-
Man muss also davon ausgehen, dass der junge
satz im Vordergrund. Das ist zum Teil sehr einsei-
Zahnmediziner auf sich allein gestellt ist und
tig, aber andererseits auch logisch, weil auslän-
mehr oder weniger von der Wahl seiner Berater
dische Investoren auf ihren Shareholder Value
abhängig ist. Am Ende entscheidet deren Quali-
achten.
fikation und Qualität dann über den Erfolg und
und
marktgerechten
konfrontiert
werden.
das Schicksal der Praxis. Unser Anspruch ist ein völlig anderer – wir möchten hier an unserem Standort Deutschland
PR: Unser Ansatz ist, dass wir Hilfe zur Selbsthil-
auch unsere soziale Verantwortung wahrneh-
fe geben. Deshalb beginnen wir schon bei den
men und das beispielhaft unseren zahnmedizi-
Jüngsten in der Zahnmedizin, bei den Studen-
nischen Kunden vorführen. Das hört sich viel-
ten, um ihnen vor dem Schritt in die Selbstän-
leicht sehr global an, ist es aber nicht. Wir haben
digkeit zu verdeutlichen, worauf es ankommt
festgestellt, dass über die Jahre hinweg der
und was wichtig ist. Wir wollen, dass sie weni-
Wettbewerb immer härter geworden ist, auch
ger auf Berater hören, sondern sich selbst mit
in der zahnärztlichen Branche. Die Bevölkerung
der Materie auseinander setzen, sich selbst un-plaqued No 18 | 99
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Wissen aneignen und dadurch logische Schluss-
Bevor wir über den Preis nachdenken, denken
folgerungen ziehen. Ob Zahnmediziner oder
wir über den Nutzen nach.
nicht, Unternehmer wird man, indem man etwas unternimmt und das mit Leib und Seele
PR: Das ist unsere Nische: wir können die Kun-
lebt. Es steht und fällt alles mit der Identifikati-
den qualifiziert, kreativ und kompetent bera-
on. Erfolg stellt sich nur durch Wissen ein und
ten. Zum Beispiel wird in zahnärztlichen Praxen
die Sicherheit, dass das erworbene Wissen am
viel Aufhebens um die Einkäufe von Verbrauchs-
Markt umsetzbar ist.
materialien gemacht. Aber diese Dinge sind Standard und für uns als Unternehmer ist es
UN-P: Früher gab es mehr familiengeführte
selbstverständlich, nur Spitzenqualität einzu-
Unternehmen. Durch den harten Wettbe-
kaufen. Natürlich wollen wir einen marktge-
werb sind viele von größeren Firmen auf-
rechten Preis für unsere Arbeit, doch jedem
gekauft worden. Was ist ihr Rezept, dass
sollte klar sein, dass exzellente Beratung und
sie sich auch heute immer noch der Unab-
Service eben auch ihren Preis haben.
hängigkeit erfreuen?
Wenn man das ins Verhältnis setzt mit dem Wis-
RR: Manchmal muss man sich gegen den Trend
sen, dass eine durchschnittliche Zahnarztpraxis
des Marktes bewegen. Wir haben eine Nische
viereinhalb bis maximal fünf Prozent des Um-
gefunden und diese positiv für uns ausgebaut.
satzes für Materialien ausgibt, fragt man sich
Beispielsweise suggeriert die aggressive Wer-
schon, warum um den Materialeinkauf so ein
bung mancher Elektronik-Märkte Slogans wie
Theater gemacht wird. Wir sind der Meinung,
›Geiz ist Geil‹. Der Preis allein wird in den Vor-
dass derjenige auf dem Holzweg ist, der glaubt,
dergrund gestellt, ohne dabei zu bedenken,
er könne von den viereinhalb noch mal weitere
wie heutzutage Erträge und Margen erzielt
fünf Prozent einsparen und damit sein Unter-
werden, wenn ständig suggeriert wird, man
nehmen sichern. Hier sind andere Methoden
müsse so günstig wie möglich einkaufen. Das
gefragt und zwar exzellente betriebswirt-
geht zu Lasten des Einkommens und der Situati-
schaftliche und qualifizierte Beratung und das
on der Beschäftigten. Das ist eine Philosophie,
bieten wir.
die es in Deutschland lange Zeit nicht gegeben hat. Für uns war immer wichtig, sich auf die
RR: Ein weiteres Beispiel: Ein Zahnarzt emp-
grundlegenden Tugenden unserer Gesellschaft
fiehlt seinen Patienten, einmal im Quartal die
und die Tugenden der Kaufleute zu besinnen.
Zahnbürste zu wechseln. Eine durchschnittliche
100 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Zahnarztpraxis hat ungefähr 2.000 Patienten.
als Unternehmer und auch als Führungskräfte
Wenn sie bei uns eine Zahnbürste einkaufen, die
an Ideen ausdenken, auch präzise kommunizie-
der Zahnarzt exklusiv und wettbewerbsfrei im
ren und das in angemessener Zeit. Gerade diese
Verhältnis zu Discountern und Apotheken be-
Ideen und Ansätze müssen auch von unseren
kommt, dann erzielt er mit dem Verkauf eine
Mitarbeitern verstanden und diskutiert wer-
Marge von einem Euro, summa summarum sind
den. Wir haben festgestellt, dass wir innerhalb
das 8.000 Euro zusätzlicher Gewinn vor Steuern.
unserer Belegschaft ein wahnsinniges Potential
Daran sehen sie, wie einfach der Ansatz eigent-
an kreativen Ideen haben. Diese Kommunikati-
lich ist: Wir denken nicht in der betriebswirt-
on innerhalb des Unternehmens hat dazu ge-
schaftlichen Abwärtsspirale – zum Sterben ver-
führt, dass wir in regelmäßigen Zyklen Räume
urteilt sparen, sondern wir suchen nach
erschaffen, um diese Potentiale nicht nur zu ent-
logischen, einfachen Lösungen, die Praxen er-
decken, sondern auch die daraus gewonnenen
folgreich und sicher gegenüber ihren Wettbe-
Ideen schnell umzusetzen und zügig an den
werbern zu machen.
Markt zu bringen. Dazu gehört ebenso, dass wir uns von unseren Kunden hinterfragen lassen
UN-P: Welchen Wert legen sie auf die Kom-
und diese Konzepte auch mit ihnen diskutieren.
munikation mit Ihren Kunden und den Mit-
Wir nehmen uns viel Zeit dafür und haben mit
arbeitern im Unternehmen?
unseren Kunden regelmäßige Treffen einge-
RR: Für uns ist Kommunikation etwas Alltägli-
führt, bei denen man in Ruhe derartige Themen
ches, aber da fragen sie am besten unsere Kun-
besprechen kann. Denn hier geht es in der Regel
den. Im Ernst, Kommunikation steht bei uns an
nicht um kurz-, sondern eher um langfristige
allererster Stelle. Sie fängt im eigenen Unter-
Planungen, die dann von entscheidender Wir-
nehmen an. Es ist wichtig, dass das, was wir uns
kung sind. un-plaqued No 18 | 101
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
UN-P: Kommunikation heißt auch, etwas
ben wir erkannt, dass wenn man Federn lässt,
gemeinsam zu machen oder auch gemein-
dies nicht wegen schlecht ausgebildetem oder
sam ein Problem zu lösen. Sie machen den
qualifiziertem Personal, sondern aufgrund
Eindruck, dass sie nicht mit fertigen Ideen
mangelnder Kommunikation geschieht. Auch
an die Kunden herantreten, sondern mit
wir haben uns deshalb coachen lassen, um die
den Kunden gemeinsam versuchen, etwas
Gesamtbelegschaft im Bereich der Kommunika-
zu entwickeln.
tion weiter zu entwickeln. Mangelhaft mitein-
RR: Ja, das ist in der Tat so. Wir sind Kaufleute
ander zu reden ist der Punkt, wo die größten
und keine Zahnärzte. Wir entwickeln Ideen,
Fehler gemacht werden und die meisten Rei-
aber die Umsetzbarkeit und der Erfolg sind da-
bungsverluste entstehen.
von abhängig, inwiefern der Kunde, diese Ideen auch nachvollziehen und leben kann. Im Grunde
RR: Wir haben uns als mittelständisches Famili-
genommen legen wir den Ball vor und er bringt
enunternehmen entwickelt und sind so vor 12
ihn ins Tor. Das ist ein gegenseitiges Upgraden,
Jahren an den Start gegangen. Zwar waren wir
permanent. Wir sind dabei genauso auf die In-
vorher schon qualifizierte Fachleute, aber logi-
formationen von unseren Kunden angewiesen,
scherweise keine Unternehmer. Wir haben uns
die ja Ihre Bedürfnisse widerspiegeln. Das ist
im Laufe dieser Zeit viel entwickelt. Dabei war
ein Dialog, der über Jahre entstanden ist und
jeder Tag und jede Woche eine neue Herausfor-
bei dem wir großes Interesse haben, ihn weiter
derung. Das bedeutet zwangsläufig, dass Fehler
auszubauen.
gemacht werden. Wir haben uns immer wieder hinterfragt und dem Wieso-Weshalb-Warum
PR: Kommunikation ist für uns ein Kernthema,
gestellt. Was uns heute wirklich Spaß macht, ge-
auch innerhalb der Firma. Schon vor Jahren ha-
rade mit den jüngeren Zahnmedizinern und den Existenzgründern ist, dass wir die Fehler, die wir selbst gemacht haben, reflektieren können. Wir reden darüber und können so vermeiden, dass die Fehler von ihren Kollegen gemacht werden. Letztlich sind wir ein gutes Beispiel dafür, wie man sich als kleines Familienunternehmen gesund am Markt entwickeln kann. Zu einer Zeit, in der Prozesse der Konzentration von großen Gruppen an jeder Ecke stattfinden. Trotzdem den Weg zu finden, wie man erfolgreich sein und wachsen kann, ist eigentlich auch das, was wir unseren Kunden auf den Weg geben wollen. Für uns ist es mittlerweile ein Selbstverständnis, dass man mit der inneren Einstellung, dem richtigen Konzept und dem richtigen Partner an der Seite erfolgreich sein wird. UN-P: Wir funktioniert Ihre Zusammenarbeit als Brüder? PR: Eigentlich relativ simpel. Ich betrachte unsere Firma wie ein gemeinsames Kind, das vor 12 Jahren auf die Welt kam. Seit der Geburt unse-
102 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
res Kindes ist es an uns, dafür zu sorgen, dass
nehmen erfolgreich weiterzuführen oder noch
dem Kind der Weg geebnet wird und es sich per-
erfolgreicher zu machen. Wir bemühen uns
manent weiterentwickeln kann. Das Wohlerge-
sehr, im Einzelfall auch unsere eigenen positi-
hen unseres Kindes ist unser gemeinschaftliches
ven Erfahrungen ins Feld zu führen. Die Ent-
Ziel. Selbstverständlich muss man dazu gele-
scheidung liegt dann aber bei den Zahnärzten.
gentlich seine eigenen Interessen zurückstellen.
Die Konzentrationsentwicklung, die im Dental-
RR: Mein Bruder und ich sind charakterlich et-
handel bereits seit Jahren stattfindet und die
was unterschiedlich. Ich bin der etwas ungedul-
unser Wirtschaftssystem immer mehr be-
dige, impulsivere von uns beiden. Er ist der ruhi-
stimmt, geht auch an der Zahnmedizin nicht
ge, sachliche, überlegte Typ. Das heißt, wir
vorbei. Wenn auch heute noch die Einzelpraxis
ergänzen uns in dieser Hinsicht ziemlich gut.
dominiert, werden zunehmend mehr Gemein-
Churchill hat das mal ganz gut beschrieben, in
schaftspraxen gegründet. Die Gründe hierfür
dem er sagte: ›Wenn zwei Menschen immer das-
liegen besonders im geteilten Risiko und mehr
selbe denken, ist einer von ihnen überflüssig‹.
Freiheiten in der Lebensplanung. Es ist sehr schade, wenn dies dann in den Familienunter-
UN-P: War das schon immer so oder mussten
nehmen nicht zustande kommt, da eigentlich
sie sich erst dahin entwickeln?
alle Seiten nur profitieren können. Die ältere
RR: Wir mussten uns sicherlich erst dahin entwi-
Generation bringt die Erfahrung und Ruhe mit,
ckeln, aber nicht dadurch, dass wir uns die Köpfe
während die jüngere Generation neue Ideen
eingehauen haben, sondern dass wir mit der
und zukunftsorientierte Konzepte einbringt.
Aufgabe gewachsen sind. Wir hatten das große
Wir sind bemüht, diesen Verjüngungsprozess
Glück und konnten uns gemeinsam mit unseren
auch im eigenen Unternehmen zu halten und
Kunden und dem Markt so entwickeln. Und wir
ebenso bei unseren Kunden zu fördern. Das ist
haben frühzeitig erkannt, dass es wichtig ist, die
heute eine demographische und unternehme-
eigenen Schwächen zu erkennen und die Stär-
rische Voraussetzung und deshalb spielen die
ken entsprechend herauszuarbeiten. So haben
jungen Zahnärzte für uns eine ganz entschei-
wir das innerbetriebliche auf die Säulen Be-
dende Rolle.
triebswirtschaft und technische Fachkompetenz gestellt. Ich bin eher für den kaufmännisch-
UN-P: Sehen Sie Unterschiede im Investiti-
fachlichen Teil und mein Bruder für den
onsverhalten und der Herangehensweise
technisch-fachlichen Teil verantwortlich.
an den Aufbau einer Praxis zwischen jungen und etablierten Zahnärzten?
UN-P: Wie beurteilen Sie aufgrund ihrer ei-
PR: Teilweise. Wir stellen fest, dass es bei den
genen Erfahrungen und ihrer Beobachtun-
jungen Zahnärzten einen Trend zu technisch
gen bei Praxisgründungen die Vor- und
hochwertigen und innovativen Praxisausstat-
Nachteile von Generationen übergreifenden
tungen gibt. Auch die Bereitschaft, sich ent-
Familienpraxen?
sprechend zu beraten und schnell zu entschei-
RR: Das kann man nicht so einfach beurteilen.
den, ist sehr hoch. Das ist bei Älteren nur
Das hängt von den Gegebenheiten ab und ist
teilweise so gegeben. Vielleicht ist das eine ur-
von Fall zu Fall unterschiedlich. Wenn Eltern er-
eigene deutsche Mentalität, dass viele unserer
folgreich ein Unternehmen gegründet haben
Mitmenschen erstmal abwarten, wie sich eine
und die Voraussetzungen geschaffen wurden,
Sache etabliert und welchen Erfolg der Kollege
dass der Nachwuchs auch diesen Weg einschlägt,
damit hat, bevor sie auf den Zug aufspringen.
ist es ein Jammer, wenn Jung und Alt keinen Weg
Außerdem ist der Großteil der deutschen Pra-
zusammenfinden, um gemeinsam dieses Unter-
xen sehr gut aufgestellt und hat derzeit keinen un-plaqued No 18 | 103
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
echten Investitionszwang. Das ist bei den jun-
noch dran hängt. Das heißt, sich vom ersten Tag
gen Zahnärzten anders, unter Umständen sind
an selbst mit seiner Stadt, seinem Standort und
die schon allein gezwungen, derart innovative
der Bevölkerung im Umfeld intensiv auseinan-
Investitionen zu tätigen, um sich vom Wettbe-
derzusetzen. Diese Arbeit wird das sein, womit
werb abzuheben.
man die nächsten Jahrzehnte sein Brot verdient und den Tag verbringt. Darum ist es so wichtig,
UN-P: Das Thema Praxisgründung ist sehr
sich damit zu identifizieren. Je mehr man sich
komplex und bedarf vieler Vorbereitun-
damit identifiziert und sich selbst mit Informati-
gen. Was würden Sie jungen Zahnärzten
onen versorgt, um so weniger ist man auf die
auf den Weg geben, wenn sie sich nieder-
Auswahl von Beratern angewiesen. Wir achten
lassen wollen?
darauf, schon beim Erstkontakt unsere Kunden
RR: Wie sie schon sagten, es ist ein sehr komple-
dafür zu sensibilisieren, von Anfang an mit Lei-
xes Thema und hier werden die meisten Fehler
denschaft und Logik an die Praxisgründung zu
gemacht. Grundlegend ist festzustellen: wir
gehen.
können jedem nur empfehlen, bei der Auswahl der Berater wirklich präzise zu sein und sich nur
UN-P: Verstehe ich Sie richtig: man sollte
die besten Empfehlungen zu holen. Und noch
nicht zu viel abgeben, sondern mehr selbst
eines: logisches Denken und die Tatsache, sich
gestalten?
mit dem Bild des Unternehmers konkret ausei-
PR: Wenn es sinnvoll ist, abzugeben, dann sollte
nanderzusetzen. Wenn man den Wunsch hat,
man auch abgeben. Wir sind Dental-Kaufleute
sich selbständig zu machen, bedeutet das auch,
und haben ausschließlich mit Zahnmedizinern
diesen Beruf mit Leidenschaft auszuführen,
und Zahntechnikern zu tun. Wir haben mittler-
nicht nur als Angestellter am Patienten, son-
weile ein so spezialisiertes Know How in unserer
dern auch als Unternehmer, mit allem, was da
Firma und unserer Belegschaft und entwickeln
104 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
uns permanent weiter. Wir liefern Instrumente,
aus- wenn nicht sogar überbucht und werden
Verbrauchsmaterialien und Geräte in der abso-
dementsprechend sehr gut angenommen.
luten Spitzenklasse hier in Deutschland. Dennoch kommt keiner von uns auf die Idee, in die
UN-P: Philosophisch gibt es bei Zahnarzt-
Praxis zu marschieren und einen Vorschlag zur
praxen unterschiedliche Ansätze. Die ei-
Behandlung zu machen oder sie sogar selbst in
nen fokussieren sich auf die schnelle Krone
die Hand zu nehmen. Was ich damit sagen will,
und die Quantität der Patientenzahlen, die
ist, es kommt wirklich darauf an, wie viel man
anderen konzentrieren sich auf langfristige
selbst machen kann, was logisch ist und was man
Bindung zu den Patienten und die Betreu-
tatsächlich abgeben muss.
ung ganzer Familien ein Leben lang. Analog dazu: Wo ordnen Sie sich und ihren Um-
UN-P: Mittlerweile umfassen die Dienstleis-
gang mit den Kunden ein?
tungen Ihres Depots auch Schulungen vor al-
RR: Wir bemühen uns, aus der Sicht des Kunden
lem für Zahnärzte. Warum machen Sie das
zu denken und haben dabei auch den Patienten
und wie wird dieses Angebot angenommen?
im Kopf. Gelingt es uns, diese Philosophie unse-
RR: Wir sind durch einen simplen Prozess darauf
ren zahnärztlichen Kunden zu vermitteln und
gekommen, die Fluktuation der Mitarbeiter in
gemeinsam an deren Erfolg zu arbeiten, dann
den Praxen und Laboren. Wir haben festgestellt,
sind wir genauso erfolgreich. Das ist eine
dass es vor allem im betriebswirtschaftlichen
grundlegende Philosophie in unserem Hause.
Bereich mit dem Wissenstransfer in den Praxen
Die so genannten Bestandskunden genießen
problematisch wurde. Bei einer Existenzgrün-
bei uns ein außerordentliches Ansehen. Wir
dung wurde das komplette Personal und auch
reißen nicht vorne etwas auf, was hinten wie-
die Inhaber in die Lage versetzt, ein hervorra-
der runter fällt. Was uns erfolgreich gemacht
gendes Wissen, egal in welchem Bereich, zu ha-
hat ist die Tatsache, dass wir über Jahre und
ben. Was sich nicht vermeiden lässt, sind Fluktu-
Jahrzehnte hinweg loyal unsere Kunden be-
ationsprozesse. In vielen Fällen wird vergessen,
treuen. Jeder Bestandskunde war früher ja
das neue Personal auf das gleiche Wissensniveau
auch einmal Existenzgründer. Beide Gruppen
zu versetzen, was zwangsläufig negative Auswir-
sind für uns wichtig.
kungen hat. Das haben wir bei Zeiten erkannt
Es gibt ein schönes Sprichwort: ›Wer nicht mit
und wollten dem entgegen wirken. Deshalb bie-
der Zeit geht, geht mit der Zeit.‹ Dem müssen
ten wir grundlegende organisatorische Semina-
wir uns ebenso anpassen. Aus dem Grunde
re an, damit sich auch die Praxisinhaber perma-
kommt es darauf an, ein für beide Seiten zeit-
nent orientieren und hinterfragen können. Und
gemäßes und individuelles Angebot schaffen.
dann gibt es ein paar Klassiker, bei denen wir das Personal im laufenden Prozess immer wie-
PR: Wie schon am Anfang gesagt, ist es unser
der neu schulen. Im Sinne einer Qualitätssiche-
klares Ziel, für unsere Kunden zu arbeiten und
rung haben wir ein Full-Service-Angebot im Be-
den Kunden ein Leben lang zu begleiten. Auch
reich der Schulung und Fortbildung in den
wir werden irgendwann in den Ruhestand ge-
Praxen.
hen und über diesen Punkt hinaus sollen die Kunden und nachfolgenden Generationen vom
PR: Wir bauen unser Angebot ständig und nach
Wolf + Hansen Dental-Depot weiterhin betreut
strenger Rücksprache mit den Praxen und Labo-
werden. Durch unsere Nachfolger und unsere
ren aus, so dass wir zielorientiert Dinge anbieten
jüngeren Generationen.
können, die tatsächlich am Markt nachgefragt werden. Dadurch sind unsere Seminare ständig
Vielen Dank für das Interview! un-plaqued No 18 | 105
//
DIE CHANCE FÜR DEN ERSTEN EINDRUCK TEXT Robert Köhler
S
tellen wir uns folgende Situation vor: Su-
nem Bewertungsportal findet sie sogar einige
sanne (*Namen und Handlung fiktiv) pla-
positive Empfehlungen. Nach wenigen Minuten
gen seit einigen Tagen leichte Zahn-
füllt sie ein Online-Terminformular aus und
schmerzen. Da sie nach ihrem Umzug noch
schickt es an ihre favorisierte Praxis.
keinen festen Zahnarzt hat, schaut sie sich zunächst einmal in ihrer näheren Umgebung um.
Kurz darauf erhält sie eine Bestätigungs-Email
Auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause
und am nächsten Tag findet sie in ihrem Brief-
kommt sie an drei Zahnarztpraxen vorbei, dass
kasten Post aus der Praxis. Auf einem im pas-
heisst zunächst einmal fallen ihr die Praxisschil-
senden Layout gestalteten Briefbogen wird sie
der an den Hauseingängen auf. Nur eines ist auf-
an ihren Termin erinnert und ein Praxisflyer
fälliger und größer gestaltet, es hebt sich ange-
liegt bei. Susanne freut sich auf ihren Termin.
nehm von den typischen Arztpraxisschildern
Wenige Tage später wird sie in der Praxis
ab. Zudem enthält es ein ansprechendes Logo
freundlich von einer Mitarbeiterin begrüßt und
und die Angabe zur Internetadresse. Zuhause
ins Wartezimmer begleitet. Dort kann sie sich
angekommen, setzt Susanne sich an ihren Lap-
Zeitschriften ansehen oder über weitere Praxi-
top und gibt ›Zahnarzt Prenzlauer Berg‹ in die
sangebote informieren, denn Flyer zu verschie-
Suchmaschine ein.
denen zahnmedizinischen Themen liegen bereit. Kaffee und Wasser machen Ihr den
Sofort erscheinen mehr als zehn Zahnarztpra-
Aufenthalt sehr angenehm.
xen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Auch der, dessen Praxisschild ihr aufgefallen war, ist
Nach einer kurzen Wartezeit wird Susanne na-
darunter. Sie schaut sich drei Webseiten genau-
mentlich von ihrem Zahnarzt begrüßt und ins
er an. Am meisten interessieren Sie die Ärzte,
Besprechungszimmer geleitet...
das Team und das Ambiente der Praxis. Auf ei-
Website
Zeitungsanzeige
Praxisschild
Gelbe Seiten
Untersuchung der Stiftung Gesundheit (2008) 106 | un-plaqued No 18
5,3%
14,2%
19,7%
25,4%
35,5%
Wodurch werden Neupatienten neben dem Empfehlungsmarketing zuerst auf eine Praxis aufmerksam?
Sonstige
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Fällt Ihnen hier etwas auf? Bis die Patientin auf Sie, den behandelnden Arzt und
Die Broschüre
Praxisinhaber, stößt, hat sie sich bereits über mehrere Ebenen (Praxisschild,
BAUSTEINE FÜR
Website, Printmedien, Mitarbeiter) eine Meinung über Ihre Praxis gebildet. An
IHREN ERFOLG
all diesen Punkten hat bereits Kommunikation stattgefunden. Oder eben auch
ist unter folgender
nicht oder unzureichend: das Praxisschild, dass sich nicht von anderen abhebt
Adresse erhältlich:
oder die nicht existente Website sind bereits Ausschlusskriterien; derjenige Arzt kommt gar nicht in die Lage, sich persönlich mit dem Patienten zu beschäf-
nexilis verlag GmbH
tigen und ihn von seinen Fähiugkeiten überzeugen zu können.
Landsberger Allee 53 10249 Berlin
Die gute Nachricht: Sie können die meisten dieser Kommunikationspunkte steu-
030/39022450
ern und beeinflussen. Kommunikation bezeichnet den Austausch von Informati-
www.nexilis-verlag.
onen zwischen zwei oder mehreren Personen. Im Idealfall sind Sie der Sender
com
und der Patient Empfänger. Wie unser Beispiel Susanne zeigt, kann Ihre Bot-
info@nexilis-verlag.
schaft im günstigen Fall schon zu einem frühen Zeitpunkt an den Empfänger ge-
com
langen. Der Patient fasst dann Vertrauen wenn sich sein erster positiver Eindruck auch beim zweiten und dritten Kontakt (Internet, Brief, Praxis) bestätigt. Kommunikation findet an vielen Orten statt, für den Ersteindruck vor allem außerhalb Ihrer Praxis. Wenn Sie also nach dem Streichen Ihrer Praxisräume alle weiteren Maßnahmen nach hinten verschieben, verzichten Sie auf einen Großteil an potenziellen Neupatienten. Die Investitionen in einige Marketingmaßnahmen gehören genauso zum Aufbau einer Praxis wie die Behandlungseinheit. Planen Sie das doch einfach von Anfang an mit ein.
//
un-plaqued No 18 | 107
BRAUCHT ZAHNMEDIZIN KOMMUNIKATION? TEXT David Rieforth
Wenn man Hans-Uwe L. Köhler, dem Zahnarzt-Coach, Glauben schenkt, ist die Kommunikation ein zentraler Bestandteil einer erfolgreichen Zahnheilkunde. Im Bereich der Medizin und Psychologie lässt sich dieses leicht nachvollziehen. Hier ist Kommunikation als integraler Bestandteil der Behandlung weitestgehend akzeptiert. In der Zahnheilkunde sieht dies anders aus – hier scheinen technische und handwerkliche Aspekte im Vordergrund zu stehen.
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
F
ür eine erfolgreiche Behandlung wird von den Patienten in den meisten Fällen geduldiges Offenhalten ihres Mundes erwartet, Kommunikation ist aus Sicht
vieler Zahnärzte zeitintensiv und lässt sich nicht abrechnen. Schaut man sich die Ausbildung an den Hochschulen zum Thema Kommunikation an, wird schnell deutlich, woher die Defizite stammen. Dass ein erfolgreicher Dialog nicht nur für die Patientenzufriedenheit wichtig ist, sondern auch für den Umsatz in der eigenen Praxis, erkennen viele erst sehr spät. Diesen Zusammenhang zu verstehen und sich diesbezüglich weiterzubilden, erhöht auch die eigene Zufriedenheit, nicht nur durch steigende Umsatzzahlen. Hans-Uwe L. Köhler versteht es auf eindrucksvolle Weise in seinen Seminaren diese Aspekte aufzugreifen und vielschichtig darzustellen. Seit nunmehr elf Jahren lassen sich interessierte Zahnmediziner in Ischgl in familiärer Atmosphäre von Herrn Köhler begeistern. Am Anfang der Veranstaltung stand der Appell zur Veränderung – verbildlicht durch die Fabel ›Die Mäusestrategie‹ von Spencer Johnson und oft verwendet in der Schulung von Managern. Die Definition der persönlichen Ziele und die Erstellung eines Maßnahmenkataloges sollten die Teilnehmer die Woche über begleiten und den persönlichen Nutzen maximieren. Marketing-Strategien und Denkanstöße zur Positionierung der eigenen Praxis spielten im zweiten Teil der Veranstaltung eine Rolle. Besonders die Begeisterungsfähigkeit und die Gabe Köhlers die Teilnehmer auf Gedankenreisen mitzunehmen, machten das Seminar ›Strategische Praxisorganisation und –planung‹ zu einer interessanten und lehrreichen Veranstaltung. In den Pausen und an den Abenden konnte konnte das Erlernte in ruhiger Atmosphäre und in Einzel- und Gruppengesprächen verarbeitet und reflektiert werden. Die Gruppendynamik wurde durch zahlreiche besondere Unternehmungen wie das Nachtrodeln gefördert, die vom sympathischen Team der Internationalen Fortbildungsgesellschaft (IFG) organisiert wurden. Insgesamt eine sehr gelungene und komplexe Fortbildungswoche, die sowohl jungen Zahnärzten und Praxisgründern, als auch etablierten Kollegen sehr zu empfehlen ist.
//
un-plaqued No 18 | 109
EXISTENZGRÜNDUNG AUF MALLORCA? – wie man im Netzwerk kommuniziert!
TEXT Ingmar Dobberstein FOTO Benjamin Joerss
Wenn es an die Existenzgründung als Zahnmediziner geht, sind nicht nur die hohen Investitionskosten ein Grund für ein wohlüberlegtes Vorgehen. Für lange Zeit bindet man sich und seine Existenz an einen Ort, Praxispartner, Menschen und potentiellen Patienten aus der Umgebung sowie zahlreiche Investitionshelfer wie Banken, Depots und Versicherungen. Nicht zuletzt verbindet jeder Existenzgründer mit dieser Entscheidung den Wunsch, seinen Beruf erfolgreich, aber auch glücklich für eine lange Zeit ausüben zu können.
D
ie Liste der Punkte, die es bei der Existenzgründung zu beachten gilt, ist lang. Ort, Praxisgröße, Konzept, Spezialisierung, Übernahme, Neugründung, Einzelpraxis, Partnerschaft, Investitionsvolumen, Finanzierung,
Personal, Fortbildung, Design, Geräte u.v.m.. Es wäre kein Wunder, wenn einem bei der konkreten Auseinandersetzung mit diesen Themen etwas schummrig werden würde, stehen bei der Erfüllung des Wunsches nach beruflicher Unabhängigkeit gerne 300.000 € Investitionssumme und ein großer Haufen Verantwortung auf dem Plan. Der normale Zahnmediziner, der während seiner universitären Ausbildung keinerlei wirtschaftliche Grundausbildung genossen hat, nun aber von allen Seiten zu hören bekommt, dass er alsbald ein vollwertiger Unternehmer sein muss, kann gar nicht anders, als hier auf Berater zurück zu greifen, die ihn oder sie auf diesem Weg in eine erfolgreiche Existenz begleiten. Im Normalfall beginnt die Auseinandersetzung mit dem Thema in einem der zahlreichen Existenzgründungsseminare, die von zahlreichen Firmen angeboten werden. Doch wem kann man hier vertrauen? Alle Mitspieler des Systems behaupten, hier die entsprechende Kompetenz zu haben – die Banken, die das Geld geben, Versicherungen, die das Risiko absichern, Dentaldepots, die Geräte und Einrichtung liefern oder die Unabhängigen, die Fäden zu allen Mitspielern stricken können. Woran erkennt man, dass das Versprochene eingehalten werden kann und sich hehre Absichten hinter diesen Experten verbergen? Viele Fragen und Gründe, die UN-PLAQUED dazu veranlasst haben, sich ein neues Konzept der Existenzgründungsseminare, das Pilotprojekt Mallorca inDENTive anzuschauen. Ende September diesen Jahres begleiteten wir 39 Teilnehmer,
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FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
vornehmlich junge Zahnmediziner in der Assistenzzeit oder unmittelbaren Gründungsphase auf eine fünftägige Reise nach Cala Ratjada im Norden Mallorcas. Im Schlepptau hatten sie nicht weniger als 18 Referenten für die anstehenden zweieinhalb Tage Intensivseminar, die unter der Leitung der Existenzgründungsberater Tim Kelling und Kjell Kröger aus Lübeck zusammen gekommen waren. Dabei war schon das Spektrum dieser Referenten der Komplexität des Themas Existenzgründung würdigend, da neben spezialisierten Zahnärzten und einem MKG Chirurgen Steuerberater, Depotvertreter, Anwälte, Versicherungsvertreter, Computerspezialisten, Marketingberater und Banker mit von der Partie waren. Den Auftakt der Veranstaltung machten die fachlichen Spezialisten. Das Ehepaar Dr. Thesmer, beide als spezialisierte Endodontologen in verschiedenen Praxen tätig, machte Mut zur Spezialisierung. Gerade weil viele junge Absolventen ihren Weg in der chirurgischen Weiterbildung sehen, wurde die Diskussion Wurzelkanalbehandlung vs. Implantat, sowie die Konzepte einer überweiserbasierten Praxis mit viel Leidenschaft geführt. Auch berichteten beide sehr ehrlich über ihre Erfahrungen mit Praxispartnerschaften, die keineswegs immer reibungslos verliefen. Mit ihrem schier grenzenlosen Enthusiasmus für Wurzelkanäle und vielen gezeigten Patientenfällen plädierten sie mit Nachdruck für eine klare konzeptionelle Ausrichtung der Praxis, verbunden mit einem sinnvollen, aber auch vorsichtigen Investitionsverhalten bei neuen Geräten und Einrichtung. Der MKGler und Implantologe Dr. Dr. Wilck aus Hamburg
›ES IST EIN GROSSES GLÜCK, WENN WIR DEN HINDERNISSEN, AUS DENEN WIR LERNEN KÖNNEN, MÖGLICHST FRÜH BEGEGNEN.‹ Winston Churchill
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Altona gab seinerseits einen sehr ehrlichen Ein-
anwesenden Referenten über die Für und Wider
blick in seine implantologische Tätigkeit, sowie
diskutiert. Besonders auffällig war hierbei, dass
die reellen Möglichkeiten des Knochenaufbaus.
alle Diskussionen sehr ungezwungen, offen und
Einmal mehr wurde deutlich, dass moderne
ehrlich stattgefunden haben und mehr als deut-
Zahnmedizin in Zusammenarbeit mit den ver-
lich wurde, dass es viele Wege zum Erfolg gibt,
schiedenen spezialisierten Kollegen funktio-
wenn sie nur gut durchdacht sind und mit einem
niert, besonders zu sehen an seinen kieferor-
gewissen Konzept verfolgt werden. Gerade mit
thopädisch-chirurgischen
Behandlungsfällen.
der Erfahrung aus vielen anderen Existenzgrün-
Dass es sich in der Zahnmedizin lange nicht nur
dungsseminaren verschiedener Anbieter konn-
ums Geld und High-Tech Medizin dreht, konnte
te man überraschend feststellen, dass die hier
man seinen Ausführungen zu Operationen von
anwesenden Referenten zwar im Netzwerk mit-
LKG-Spalten an Kindern und Jugendlichen im
einander arbeiten, aber keineswegs starre oder
Rahmen seiner humanitären Stiftungsarbeit in
gleichförmige, geschweige denn abgesproche-
Vietnam sehen – alles in allem ein Beispiel für ei-
ne Meinungen vertraten. Die so dargebotene
nen sehr vielseitigen und sympathischen Kolle-
Vielfalt an Herangehensweisen gab den Teilneh-
gen, der viel Freude an seiner Arbeit hat.
mern mehr als nur Informationen, es motivierte sie immer wieder, sich aktiv über den persönli-
Die folgenden Kursteile bezogen sich immer
chen Zukunftsweg Gedanken zu machen und die
mehr auf das Hauptthema Betriebswirtschaft,
daraus entstehenden Fragen direkt mit der
bei dem der größte Nachholbedarf besteht. The-
Gruppe zu diskutieren.
ma waren hier unter anderem die sogenannten Ertragsbringer in der Praxis, wie Cerec, DVT, Im-
Steuerberaterin Sabine Schult verstand es hier
plantologie, PZR und das Praxislabor. Sie sind die
besonders, in ihrem Einstiegsvortrag mit dem
Komponenten, die neben der täglichen Arbeit
Thema ›Wie finde ich meine Praxis?‹ fast aus-
für Ertragssteigerungen und Umsatzsicherheit
schließlich mit Problemstellungen und Fragen
sorgen. Dabei wurde keineswegs nur aufgeklärt,
auf die Teilnehmer zuzugehen. Die psychologi-
sondern aktiv mit allen Teilnehmern sowie den
schen Aspekte der Praxisübernahme und -neu-
112 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
gründung hervorhebend, entließ sie die Teil-
oder anderen hochgesteckten Erwartungen da-
nehmer am Ende des ersten Tages mit vielen
ran Schuld, dass die Praxis plötzlich nicht so
Anregungen und einem neuen Verständnis für
läuft, wie man es sich in seinen kühnen und ehr-
die Komplexität des Themas. Welche Regelun-
geizigen Träumen vorgestellt hat.
gen zwischen Junior und Seniorpartner getroffen werden müssen, damit der Senior am Ende
Wie schaue ich mir meine zukünftige Praxis an?
die Praxis auch wirklich verlässt, wie man eine
Welche Informationen benötige ich vom Vor-
freundschaftliche Basis zwischen zwei Praxis-
gänger und wie sind diese zu bewerten? Wie
partnern auch vertraglich absichert, wie man
viel Personalkosten sind wirtschaftlich? Wie fi-
seine Mitarbeiter mit sinnvollen Boni motivie-
nanziere ich Neuanschaffungen ohne meine Li-
ren kann und wie man seine Praxis immer wie-
quidität zu verlieren?
der aus der Sicht der Patienten selbst hinterfragen sollte.
So oder so ist jedem Existenzgründer nur zu empfehlen, mit einem auf Mediziner speziali-
Der zweite Kurstag stand schließlich ausschließ-
sierten Steuerbüro zusammen zu arbeiten, da
lich im Zeichen des leidigen Themas betriebs-
hier viele Sonderregelungen gelten und Fach-
wirtschaftlicher Zahlen und deren Auswertung.
wissen gefragt ist.
Und dennoch haben es die Referenten geschafft, dieses Thema so zu erläutern, dass man die Be-
Im Anschluss ging Existenzgründungsberater
deutung von BWA und Co. verstand. Lohn- und
Tim Kelling mit den Teilnehmern ein komplettes
Personalüberlegungen, Mieten, Fixkosten wur-
Planungsbeispiel für eine neue Praxis durch.
den an verschiedenen realen Beispielen durch-
Dabei wurde deutlich, dass besonders im drit-
gearbeitet, um sich möglichst eine realistische
ten Jahr der Existenzgründung viele Fallstricke
Meinung zur zukünftigen eigenen Praxis bilden
lauern, da hier meist der größte Erfolgszuwachs
zu können. Denn nicht zu letzt sind Fehlplanun-
bei gleichzeitiger Veränderung des Lebensstils
gen mit dem richtigen Praxiskonzept am fal-
zu verzeichnen ist. Überhaupt wurde immer
schen Ort, übertriebene Designvorstellungen
wieder darauf hingewiesen, dass es zumeist die un-plaqued No 18 | 113
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
privaten Ausgaben und nicht das unzureichende Praxiskonzept sind, die Zahnärzte in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Das straffe Programm der Mallorca inDENTive beschäftigte sich mit vielen weiteren Themen der Praxisgründung, zu viele Fakten, um sie in einem Artikel unterzubringen. Wie Praxisbewertungen errechnet werden und welche rechtlichen Einschränkungen man hat, den zu übernehmenden Patientenstamm zu kontaktieren, wenn man vorher nicht in der Praxis gearbeitet hat. Was es bedeutet eine digitalisierte Praxis aufzubauen und welche Erleichterungen im Arbeitsalltag daraus resultieren. Wie weit man Onlinemarketing treiben kann und welche datenschutz- und werberechtlichen Einschränkungen es gibt. Welche Möglichkeiten Corporate Identity und Webseiteninhalte, sowie die Benutzung Web 2.0 basierter Plattformen bieten. Welche Versicherungen notwendig sind und wie diese im Zusammenspiel mit den Banken zur Finanzierung von betrieblichen und privaten Investitionen genutzt werden können (z.B. ›Praxiskonzept‹ der Deutschen Ärzte Versicherung, siehe UN-PLAQUED Nr. 17). Aber auch wonach Banken ihre Kunden bei der Investitionsplanung beurteilen, die Do´s und Don´t´s der Finanzierung, die verschiedenen Darlehensformen und der richtige Umgang mit geliehenem Geld waren Themen dieses Wochenendes. Schlussendlich wurde im Verlauf des Seminars der komplette Ablauf einer Praxis- und Finanzierungsplanung an reellen Beispielen aus Sicht aller Mitspieler intensiv erläutert und diskutiert. Nahezu alle Referenten äußerten sich während ihrer Vorträge zu dem Grundproblem, dass die betriebswirtschaftliche Ausbildung an den Hochschulen völlig unzureichend sei. Vielfach wurde in Frage gestellt, ob es heute noch als verantwortungsvoll angesehen werden kann, wenn viel Geld und Zeit für die fachliche Qualifizierung der Mediziner seitens des Staates und der Universitäten investiert wird, damit sie im Nachgang binnen weniger Jahre aufgrund der fehlenden kaufmännischen Kenntnisse in die Pleite gehen. Genau dies haben Tim Kelling und Petra Mohnsame (Uni-Shop Kiel Henry-Schein) mit ihrem Referentennetzwerk vor einigen Jahren erkannt und in Zusammenarbeit mit der Fachschaft der Uni Kiel
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FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
eine betriebswirtschaftliche Seminar-Reihe entwickelt, welche inhaltlich in der Mallorca inDENTive ihren Abschluss fand. Neben allen Informationen war eines besonders bemerkenswert. Der Umstand, dass dieses Seminar nicht in einem Hotel in der Heimatstadt, sondern im wunderbaren Spätsommer auf Mallorca stattfand, hatte mehrere ungewöhnliche Effekte. Zum Einen war die Aufmerksamkeit der Teilnehmer sehr fokussiert und das Seminar und die darin vermittelten Inhalte sehr effektiv. Zum Anderen hat das ausgesprochen gut organisierte Abendprogramm sowie die Katamaranfahrt am letzten Nachmittag eine Atmosphäre geschaffen, bei der die Teilnehmer entspannt und ungezwungen mit den Referenten ins Gespräch kamen. Hier konnte man sich nicht nur einen persönlichen Eindruck von seinem Gegenüber verschaffen, sondern auch die eine oder andere Idee ganz individuell besprechen. Gemeinsam ist man weniger allein – könnte das Fazit aus der Mallorca inDENTive sein. Tim Kelling brachte sein Existenzgründungsnetzwerk auf eine Insel und ermöglichte dort den Raum für eine intensive und freie Kommunikation. Zweieinhalb Tage wurden reelle Vorstellungen verschiedener Möglichkeiten der Existenzgründung aktiv besprochen und diskutiert. Ohne Schönmalerei und doch mit viel Motivation zur Unabhängigkeit in der Zahnmedizin. Wenn man es will und überlegt in die Existenzgründung geht, wird man es schaffen – war die einhellige Meinung der Referenten und wurde ebenso authentisch kommuniziert.
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Für Fragen zur Veranstaltung und Anmeldung informieren Sie sich bitte hier: info@indentive.de www.indentive.de
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BERUFSUNFÄHIGKEIT – DAS DAMOKLESSCHWERT IM KARRIEREPLAN TEXT Karl-Heinz Silbernagel
Zahnärzte gehören – wie alle akademischen Heilberufe, aber auch z.B. Rechtsanwälte oder Architekten – zu den sogenannten ›verkammerten Berufen‹, denen der Staat ein hohes Maß an Selbstverwaltung zugestanden hat. Ausdruck dieser Selbstverwaltung sind die Zahnärztekammern, deren wichtigste Aufgabe es ist, für ihre zahnärztlichen Mitglieder eine angemessene Versorgung im Alter wie auch bei Berufsunfähigkeit sicherzustellen. Doch ›Vorsorge für das Alter‹ und ›Berufsunfähigkeit‹ sind Fragestellungen, die am Anfang der Berufskarriere zunächst auf wenig Interesse stoßen und noch in weiter Ferne zu liegen scheinen. Stimmt das so? 116 | un-plaqued No 18
O
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
ft wird von der Vollkasko-Mentalität der
mit entscheidenden Einschränkungen: Das Ver-
Deutschen
ohne
sorgungswerk leistet nur, wenn der Zahnarzt
Grund, denn nach Angaben des Gesamt-
überhaupt keinen zahnärztlichen Beruf mehr
verbandes der Deutschen Versicherungswirt-
ausüben kann. Wenn er noch irgendeine andere
schaft (GDV) haben sich die Bundesbürger mit
zahnärztliche Tätigkeit als die von ihm zuletzt
knapp 450 Millionen Versicherungsverträgen
ausgeübte wahrnehmen kann, wird nicht geleis-
gegen die Wechselfälle des Lebens abgesichert.
tet. Zitat (am Beispiel Zahnärztekammer Nord-
Doch erstaunlicherweise beim wichtigsten Risi-
rhein): ›Mitglieder ... die infolge eines körperli-
ko, der Berufsunfähigkeit (BU) sind die sonst so
chen Gebrechens oder wegen Schwäche ihrer
sicherheitsbewussten Bundesbürger sehr zu-
körperlichen oder geistigen Kräfte im Rahmen
rückhaltend. Nur ein Viertel der Haushalte hat
der Ausübung der Zahnheilkunde dauernd unfä-
einen Vertrag, auf dem das Wort Berufsunfähig-
hig sind, die auf zahnärztlich wissenschaftliche
keit auftaucht.
Erkenntnis gegründete Feststellung von Zahn-,
gesprochen. Nicht
Mund- und Kieferkrankheiten zu treffen oder Das unterschätzte Risiko
dauernd unfähig sind, die Behandlung von Zahn,
Was sind die Gründe für diese Zurückhaltung?
Mund- und Kieferkrankheiten durchzuführen
Das Wirtschaftsmagazin Capital veröffentlichte
und ihre zahnärztliche Tätigkeit eingestellt ha-
in der Ausgabe vom 21.7.2011 eine Studie, die ei-
ben, haben mit dem Verzicht auf die Zulassung
nige Gründe offenlegte. So sehen nur 13 Prozent
bzw. Ermächtigung zur vertragszahnärztlichen
der Berufstätigen ein größeres persönliches Ri-
Tätigkeit ... Anspruch auf Rente wegen Berufs-
siko, irgendwann einmal berufsunfähig zu wer-
unfähigkeit.‹
den. Ein Trugschluss, denn jeder fünfte Berufstätige muss seinen Job aus eben diesem Grunde
Das Fazit: Die Versorgungswerke garantieren
aufgeben. Des Weiteren geben fast zwei Drittel
eine Grundversorgung jedoch mit einer ent-
der Befragten an, Sparen oder Immobilien
scheidenden Einschränkung: Wenn, wie in den
schützen auch. Ein weiterer Trugschluss, da Ver-
meisten Fällen, nur eine teilweise Berufsunfä-
mögen sehr schnell aufgezehrt ist, wenn das lau-
higkeit vorliegt, erhält der Betroffene keine
fende Einkommen ausbleibt.
Leistungen und steht somit ohne Einnahmen da.
Die Gründe, die zu einer Berufsunfähigkeit füh-
Erstklassige Startkonditionen
ren, sind nach Erkenntnis des Verbandes Deut-
Immer wieder wird die Frage gestellt, ob schon
scher Rentenversicherungsträger (VDR) vielfäl-
in jungen Jahren, als Student, eine Berufsunfä-
tig, haben aber einen Spitzenreiter: Mit 33
higkeitsabsicherung sinnvoll sei. Ohne Wenn
Prozent standen psychische Erkrankungen ganz
und Aber ist die Antwort Ja, denn Studenten er-
weit oben – mit steigender Tendenz. Auch bei
halten selbst im Falle voller Berufsunfähigkeit
Zahnärzten ist eine frühzeitige Beendigung der
keine Leistungen, da sie noch nicht Mitglied des
zahnärztlichen Tätigkeit durch die hohe physi-
zahnärztlichen Versorgungswerks sind. Nicht
sche und psychische Belastung des Berufes zu-
umsonst lautet somit der eindringliche Rat, den
nehmend festzustellen, so die Beobachtung der
die Verbraucherzeitschrift Finanztest ihren Le-
Deutschen Ärzteversicherung.
sern mit auf den Weg gibt: ›Kümmern Sie sich möglichst früh um eine private Berufsunfähig-
Auf der sicheren Seite?
keitsversicherung. Je jünger und gesünder Sie
Nun ist der Zahnarzt – wie oben erwähnt – über
sind, desto leichter bekommen Sie einen guten
sein Versorgungswerk im Falle einer Berufsun-
Vertrag zu einem akzeptablen Preis.‹ Eine wich-
fähigkeit abgesichert – in der Regel allerdings
tige Aussage der Verbraucherschützer, die auch un-plaqued No 18 | 117
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
seit vielen Jahren die Fachleute aus der Versicherungsbranche propagieren. Denn: Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung erfordert eine Gesundheitsprüfung mit Auskünften über den Gesundheitszustand. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Vorerkrankung zu einem höheren Risiko für die Versicherung und damit zu einem höheren Beitrag führt – schlimmstenfalls ist eine Absicherung gar nicht mehr möglich. Auch der Einwand, die Versicherung sei viel zu teuer für das oft schmale Studentenbudget, ist so nicht mehr zutreffend. So bietet zum Beispiel die Deutsche Ärzteversicherung einen Berufsunfähigkeitsschutz speziell für Jungmediziner mit niedrigen Beiträgen bis zum Berufsstart an. Bei voller Absicherung. Bleibt noch die Frage, bei welchem Versicherungsunternehmen man eine so wichtige Versicherung abschließen sollte. Auch hier geben die Verbraucherschützer einen Rat: In der Kommentierung der Testergebnisse der Stiftung Warentest weisen sie darauf hin, dass neben dem Preis vor allem ein Versicherungsunternehmen mit erstklassigen oder – besser noch – berufsbezogenen Bedingungen ausgewählt werden sollte. Was sollte eine gute berufsbezogene Absicherung beinhalten? Nun hat das Thema Berufsunfähigkeit viele Facetten. Der Student muss darauf achten, dass er
Fall gelten, dass durch den Zahnarzt ein Infekti-
sich bereits für die zukünftige Tätigkeit als
onsrisiko gegenüber Patienten besteht, zum
Zahnarzt absichern lässt. Da – wie oben bereits
Beispiel bei Aids oder Hepatitis.
erwähnt – die Versorgungswerke erst bei 100%iger Berufsunfähigkeit eine Leistung er-
Des Weiteren kommt es darauf an, möglichst fle-
bringen, ist ebenfalls darauf zu achten, dass die
xibel auf künftige Änderungen in der berufli-
private Absicherung bereits bei 50%iger Be-
chen Karriere reagieren und den Versicherungs-
rufsunfähigkeit und zwar ›in der zuletzt ausge-
schutz den dann neuen Gegebenheiten anpassen
übten Tätigkeit als Zahnarzt‹ die volle Leistung
zu können, zum Beispiel in Form von Erhöhungs-
erbringt. Dieses sollte in den Versicherungsbe-
möglichkeiten bei der Niederlassung. Und nicht
dingungen deutlich formuliert sein. Denn ist
unwichtig ist für den Versicherten die Möglich-
von dem ›zuletzt ausgeübten Beruf‹ die Rede,
keit, im Falle von Meinungsdifferenzen mit dem
ist eine Verweisung auf andere Tätigkeiten
Versicherer im Leistungsfall ein unabhängiges
möglich. Die Absicherung sollte auch für den
Gremium ansprechen zu können. So hat die
118 | un-plaqued No 18
Deutsche Ärzteversicherung einen Beirat als
rufsunfähigkeitsabsicherung und Altersvorsor-
Kundenschutz, in dem ärztliche und zahnärztli-
ge, wie sie die Deutsche Ärzteversicherung an-
che Standesvertreter engagiert sind und bei
bietet, nicht. Im Fall der Berufsunfähigkeit
Meinungsverschiedenheiten eine wichtige Hilfe
übernimmt die Deutsche Ärzteversicherung die
für den Kunden sind.
Beiträge für die Altersvorsorge und erhöht sogar jährlich die Sparleistungen.
Berufsunfähigkeit und Altersvorsorge Es ist sinnvoll, die Absicherung bei Berufsunfä-
Informieren Sie sich einfach und unverbindlich
higkeit mit dem Aufbau der Altersvorsorge zu
über den besonderen Berufsunfähigkeitsschutz
verknüpfen, da man im Fall der Berufsunfähig-
für die Angehörigen der akademischen Heilbe-
keit in aller Regel aus eigener Kraft keine weite-
rufe. Fordern Sie unter service@aerzteversiche-
re Altervorsorge für die Zeit nach Ablauf der Be-
rung.de oder unter Telefon 0221 148-22700 wei-
rufsunfähigkeitsrente aufbauen kann. Dieses
tere
Problem besteht bei einer Kombination aus Be-
›Berufsunfähigkeit‹ an.
Informationen
und
un-plaqued No 18 | 119
die
Broschüre //
CONNECTING IMPLANTOLOGY:
DGI-NETZWERK MIT NEUEN FACETTEN TEXT Birgit Dohlus
W
enn vom 24. bis 26. November dieses
Zahnärzte mit ›Implantologie‹ auf dem Praxis-
Jahres der große DGI-Jahreskongress
schild werben. Sollten sich Misserfolge häufen
in Dresden stattfindet, wird viel
und besonders drastische Fälle sogar in die
deutlicher als bisher werden, welche verschie-
Schlagzeilen der Medien geraten, gefährdet
denen Tools die DGI für werdende und junge
dies ein modernes zahnmedizinisches Fach, das
(und auch schon etwas ältere) Zahnärztinnen
bisher sehr stolz auf seine eindrucksvollen Leis-
und Zahnärzte anbietet. Die weltweit zweit-
tungen sein kann.
größte Fachgesellschaft für Implantologie, die DGI, sieht sich dabei in der Pflicht, auf den enorm
Was bisher schon immer Angebot der DGI für
angestiegenen Bedarf zu reagieren. Hierzu ein
Studenten, Assistenten und junge Praxisinha-
paar Aspekte:
ber war, wird nun mit neuen Fortbildungsbau-
1. 2.
steinen zu einem Paket geschnürt und in Dres Die Nachfrage seitens der Patienten wird
den vorgestellt – auch in der DGI Lounge an den
weiterhin als steigend eingeschätzt.
Computern, unser Tipp für zwischendurch. Spä-
Die Patienten interessieren sich sehr für das
testens jetzt wird deutlich, wie vernetzt das Sys-
Thema und würden, das ergab eine Umfra-
tem dahinter ist.
ge der Stiftung Warentest, sogar die Zahnarztpraxis wechseln, wenn Implantologie
Fangen wir an auf der Ebene ›Hochschule‹. In
nicht angeboten wird.
den Abteilungen, die mit der DGI kooperieren,
3. Rechtlich gesehen gehört implantatgetrage-
werden Angebote zu freiwilligen Kursen wäh-
ner Zahnersatz zu den Alternativ-Versorgun-
rend des Studiums ausgebaut – der Bonus: Diese
gen, über die Patienten im Rahmen der Auf-
Ausbildung wird angerechnet auf das Curricu-
klärungspflicht informiert werden müssen.
lum Implantologie. Das nach wie vor als Gold-
4. Mittlerweile
dürfte es über 14 Millionen
Standard bezeichnete Curriculum wiederum
Zahnzusatzversicherungsabschlüsse geben,
wird vollständig angerechnet auf den etablier-
laut Auskunft großer Anbieter spielt die Ab-
ten Master-of-Science-Studiengang in Zusam-
sicherung implantologischer Leistungen bei
menarbeit mit der DGI. So vernetzen sich die
der Wahl des Versicherungspaketes eine
verschiedenen Stufen und bringen eine Reihe
sehr große Rolle.
von zeitlichen und finanziellen Vorteilen. ›Lernen von den Besten‹ wird dadurch leichter, ef-
So viel Interesse seitens der Patienten verlockt
fektiver und kostengünstiger.
dazu, sich auch etwas von dem zu erwartenden ›Kuchen‹ abschneiden zu wollen. Erfahrene Im-
Das gilt auch für den Eintritt in die DGI-Welt:
plantologen in der DGI sehen das Risiko, dass
Komplett kostenfrei ist die Mitgliedschaft in der
auch viele nicht wirklich fundiert ausgebildete
DGI für Studierende der Zahnmedizin und der
120 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Medizin (reduzierter Jahresbeitrag für Assistenten: 50 Euro). Das öffnet den werdenden und jungen Kolleginnen und Kollegen vielfältige Türen zum Netzwerk der Experten: Kostenloser Start-Zugang in den internen Bereich der neuen Plattform DGINET und hier nicht zuletzt zum Social Media-Bereich und zu den Experten-Foren. Das Einbringen eigener Fragen, Themen und Meinungen ist hier ausdrücklich erwünscht! Gebühren-Benefits bei Kursen, beim großen Jah-
Dr. Vera Oberhoff und Dr. Julia Wolschner
reskongress, bei vielen weiteren Angeboten und Dienstleistungen sind ebenfalls im Paket. In diesem Netzwerk kann man sicher sein, dass man in guter Begleitung zum Implantologie-Experten wird und auf dem Weg ein enormes Team mit viel Erfahrung aus Wissenschaft und Praxis an der Seite hat. Das gleiche gilt für die Hospitationen: Seite an Seite mit renommierten Kollegen ein Verfahren üben – das bringt enorm weiter und macht offenkundig auch viel Spaß. Inzwischen hat sich das alles auch ohne große
Jennifer Knabe
Werbung schon gut herumgesprochen. Die Neumitglieder ›bis 29 Jahre‹ haben eine erfreuliche Trend-Entwicklung. Ebenfalls eine gute Entwicklung: Die Zahl der jungen Zahnärztinnen in der DGI steigt in der Relation deutlich. Das widerlegt alle Unkenrufe, mit der wachsenden Gesamtzahl an Zahnärztinnen würde die Implantologie zu einem aussterbenden Fach – es sieht eher nach dem Gegenteil aus. // Dr. Marie Janik
Das SPECIAL in Dresden Im Rahmen der bevorstehenden Jahrestagung gibt es neben dem fachlich-wissenschaftlichen Programm am Freitag und Samstag ein wichtiges Special am Donnerstag, 24. November, das allen Fans digitaler Kommunikation und Netzwerke nur ans Herz gelegt werden kann: Von 10 – 13 Uhr geht es im Raum K3 um Social Media, Kommunikation mit Patienten und der Öffentlichkeit via Web 2.0, Fallstricke beim Internet-Auftritt und praktische Erfahrungen. Die DGI hat ihren Anker bereits im Web 2.0 – wer sich mit ihr und den Experten vernetzen will, ist herzlich willkommen! //
un-plaqued No 18 | 121
IMPLANTAG 2011
IMPLANTAG
®
BESTES WISSEN. NEUE WEGE.
B
ereits zum fünften Mal hieß es für Zahnärz-
Praxismarketing. Der Implantathersteller Astra
te, Zahntechniker und zahnmedizinische
Tech versteht sich dabei als verlässlicher Partner,
Fachangestellte, beim IMPLANTAG ihr ›Ti-
der die Anwender von Anfang an begleitet und
cket‹ für den ›Fahrplan Implantologie‹ zu lösen.
unterstützt.
Nach den Stationen Köln, Frankfurt, Hannover
Der Düsseldorfer IMPLANTAG bot Theoretisches
und Nürnberg fand die Fortbildung mit dem
und praktische Übungen mit namhaften Referen-
Teamgedanken im Vordergrund dieses Jahr in
tinnen und Referenten, maßgeschneidert auf die
Düsseldorf statt und bot mehr als 350 Teilneh-
Bedürfnisse von Anwendern, die noch keine oder
mern und Teilnehmerinnen umfassende Informa-
wenig Erfahrungen auf dem Gebiet der Implanto-
tionen in Theorie und Praxis der Implantologie.
logie gesammelt haben. Dr. Johannes Szafraniak, Präsident der Zahnärz-
Besonders für junge ZahnärzteInnen ist der IM-
tekammer Nordrhein eröffnete als Gastredner
PLANTAG der erste Haltepunkt im ›Fahrplan Im-
den fünften IMPLANTAG.
plantologie‹. Dessen weitere Stationen sind ne-
Der erste Teil der ganztägigen Veranstaltung ver-
ben
und
mittelte für alle Besucher wissenschaftlichen
Bedarfsanalyse einer implantologischen Praxis
Background. Unter anderen referierte Stig Hans-
auch vielfältige Fortbildungsangebote auf ver-
son aus Schweden zu den biologischen und bio-
schiedenen Levels, praktische Übungen zur Im-
mechanischen Grundlagen des von ihm mit ent-
plantation und Unterstützung im Patienten- und
wickelten Astra Tech Implantat-System™.
der
eingehenden
Situations-
122 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
›Durchstarten – Der richtige Einstieg in die Implantologie‹ Unter diesem Titel gab der Schwelmer Zahnarzt Dr. Jörg Brachwitz praxisrelevante Tipps auch für junge Zahnärzte. Weitere Vorträge beschäftigten sich mit patientenindividuellen Abutments, mit dem ›Zusammenspiel von Zahnarzt und Chirurg bei schwierigen Indikationen‹ oder dem ›richtigen Konzept als implantologische Voraussetzung in der Parodontologie‹. Alexandra Pedersen, Gesundheitsökonomin aus Singen, beriet zur effizienten und vollständigen Abrechnung erbrachter Leistungen, M.Sc. Dr. Petra Rauch aus Melsungen informierte über ›Implantatpatienten – Potential in der Praxis finden und erkennen‹. Beate Bahner, Fachanwältin für Medizinrecht, konnte Klarheit bei den rechtlichen Möglichkeiten eines Zahnarztes beim Marketing schaffen. Maßgeschneiderte Workshops Für alle Akteure im implantologischen Team wurden maßgeschneiderte Workshops angeboten. Das Programm für Zahntechniker zeigte die Möglichkeiten der zahntechnischen Labore auf. Dabei wurden besondere Augenmerke auf die schablonengestützte Insertion mit Facilitate™ und die Arbeit mit den patientenindividuellen Abutments von Atlantis™ gelegt. Die zahnmedizinischen Fachangestellten stellten mit rund 140 Teilnehmerinnen eine starke Gruppe beim IMPLANTAG dar. Ihre Workshops thematisierten zum Beispiel die Abläufe bei einer Implantation am Behandlungsstuhl und das Hygienemanagement auf Basis der RKI-Richtlinien. Begehrt bei allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen waren wieder die Hands On-Übungen, bei denen eine erste Implantatinsertion am Kunststoffkiefer vorgenommen werden konnte. 2012 stehen zwei IMPLANTAG-Termine zur Auswahl: am 24.3. in Leipzig sowie am 16. Juni 2012 in Stuttgart. Anmeldung unter www.implantag.de oder unter der kostenfreien Rufnummer 08000 278 728. // un-plaqued No 18 | 123
VOCO DENTAL CHALLENGE 2011 Das Finale bei den Dentalisten
Junge Zahnmediziner und Nachwuchswissenschaftler aus ganz Deutschland trafen sich am 23. September zur neunten Auflage des Forschungswettbewerbs VOCO Dental Challenge in Cuxhaven. In ihren 15-minütigen Vorträgen präsentierten sie vor kundigem Publikum einschließlich der zahlreich vertretenen Fachpresse die Ergebnisse ihrer jüngsten Studien zu dentalspezifischen Themen und stellten sich anschließend den kritischen Fragen der unabhängigen, hochkarätig besetzten Jury. Diese bestand auch in diesem Jahr aus drei habilitierten Wissenschaftlern: Prof. Dr. Christian Hannig (TU Dresden), Prof. Dr. Matthias Kern (Universität Kiel) und Prof. Dr. James Deschner (Universität Bonn). Die drei Preisträger aus einem starken Teilnehmerfeld kommen aus Berlin, Halle-Wittenberg und Leipzig Zur neunten VOCO Dental Challenge waren es zufällig auch neun Teilnehmer, welche die Jury mit ihren Vorträgen zu überzeugen suchten. Das Gremium der anspruchsvollen Juroren zeichnete nach eingehenden Beratungen drei Preisträger aus. Den ersten Platz belegte Christin Gläser (Charité Berlin) mit einem Vortrag zum Thema ›Adhäsive Befestigung von faserverstärkten Wurzelkanalstiften mit Stumpfaufbaumaterialien‹. Den zweiten Platz sicherte sich Anja Rother 124 | un-plaqued No 18
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
(Universität Halle-Wittenberg) mit ihren Studie-
unabhängigen Dentalmaterialherstellers, der
nergebnissen zum ›Einfluss verschiedener De-
eine intensive Forschungs- und Entwicklungsar-
sensitizer auf die De- und Remineralisation hu-
beit in engem Kontakt mit über 150 Universitäten
manen Dentins in vitro‹. Und Frank Vogel
und weiteren angesehenen Forschungseinrich-
(Universität Leipzig) errang Platz drei mit seiner
tungen im In- und Ausland betreibt. VOCO-Ge-
Präsentation zur ›In-vitro-Bewertung eines ex-
schäftsführer Manfred Thomas Plaumann: ›VOCO
perimentellen All-in-one-Adhäsivs, Variationen
sieht sich als Partner der Hochschulen. Mit dieser
der Applikation‹. Die drei Preisträger behaupte-
Veranstaltung und den hier ausgelobten Preisen
ten sich in einem starken Teilnehmerfeld, das mit
wollen wir junge Wissenschaftler ausdrücklich
fachlich überzeugenden und anschaulich prä-
ermutigen und einen Beitrag zur Unterstützung
sentierten Beiträgen für ein hohes wissenschaft-
der Forschungslandschaft leisten.‹ Auch Dr. Da-
liches Niveau sorgte. Das Themenspektrum war
nebrock, Leiter Wissenschaftlicher Service und
auch dieses Mal breit angelegt und deckte ver-
Organisator der Veranstaltung, verwies aus-
schiedene Aspekte der zahnmedizinischen For-
drücklich auf den wechselseitigen Nutzen dieser
schung und Praxis ab. Neben den wissenschaftli-
Veranstaltung: ›Die VOCO Dental Challenge ist
chen Achtungserfolg gesellen sich für die drei
ein spannender Wettbewerb für alle Beteiligten.
Preisträger und das sie jeweils unterstützende
Wir bieten den Teilnehmern ein Forum, um ihre
Team Preisgelder in Höhe von 6.000, 4.000 bzw.
Arbeiten vorzustellen, und die Teilnehmer bie-
2.000 Euro sowie Publikationszuschüsse von je-
ten uns hochinteressante Studienergebnisse,
weils 2.000 Euro zur Unterstützung ihrer weite-
von denen wir alle profitieren können.‹
ren Arbeit. Die Preisträger der VOCO Dental Challenge Förderung des wissenschaftlichen Nach-
2011 und ihre Themen
wuchses
Die auf der VOCO Dental Challenge 2011 präsen-
Die VOCO Dental Challenge besitzt als For-
tierten Vorträge zeichneten sich insgesamt
schungswettbewerb für junge Akademiker mit
durch ein hohes wissenschaftliches Niveau und
dentalspezifischer Ausrichtung eine hohe Anzie-
eine anschauliche Darstellung aus. Dies lässt auf
hungskraft und hat sich längst als renommierter
eine optimale Vorbereitung aller Kandidaten
Forschungswettbewerb zur Förderung und Moti-
schließen, die es bis in die Endausscheidung in
vation des wissenschaftlichen Nachwuchses eta-
Cuxhaven geschafft hatten. Von den Finalisten
bliert. Hier haben sie die Möglichkeit, ihre For-
wurden schließlich drei für ihre Präsentationen
schungs-
ausgezeichnet.
und
Studienergebnisse
in
pro-
fessionellem Rahmen und vor fachkundigem Publikum zu präsentieren und sich so auf künftige
Christin Gläser und die Befestigung von
Vorträge, etwa im Rahmen von wissenschaftli-
Wurzelstiften
chen Tagungen und Kongressen, vorzubereiten.
Christin Gläser (29), Zahnärztin und wissen-
Aber auch in anderer Hinsicht erweist sich die
schaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für
VOCO Dental Challenge als ein attraktives Forum
Zahnerhaltungskunde und Parodontologie der
für Nachwuchswissenschaftler. So erlaubt sie ei-
Charité Berlin, belegte den ersten Platz der dies-
nen Blick auf den aktuellen Forschungsstand und
jährigen VOCO Dental Challenge. In ihrer von PD
gibt Gelegenheit zum Gedankenaustausch und
Dr. Kerstin Bitter und Dr. Konrad Neumann unter-
Knüpfen wichtiger Kontakte für die künftige For-
stützten Arbeit ›Adhäsive Befestigung von fa-
schungsarbeit. Die Förderung des wissenschaftli-
serverstärkten Wurzelkanalstiften mit Stumpf-
chen Nachwuchses entspricht der Unternehmen-
aufbaumaterialien‹ ging es um die Untersu-
sphilosophie des mittelständischen, konzern-
chung der morphologischen Charakteristika der un-plaqued No 18 | 125
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
Verbundschicht und der Haftwerte zum Wurzel-
schiedener Desensitizer auf die De- und Remine-
kanaldentin von Stumpfaufbaumaterialien mit
ralisation humanen Dentins in vitro‹. Hierbei
ihren korrespondierenden Adhäsivsystemen bei
wurde zugleich der Einfluss der Applikation (ei-
der Insertion faserverstärkter Wurzelkanalstif-
nerseits vor und andererseits nach der Demine-
te. Gläser kam zu dem Ergebnis, dass trotz der
ralisation) auf die Läsionsentwicklung unter-
festgestellten morphologischen Unterschiede
sucht. Sie fand heraus, dass alle in der Studie
der Verbundschicht der untersuchten Materiali-
verwendeten Desensitizer die Entwicklung initia-
en im Wurzelkanal, die Haftwerte nicht von der
ler Läsionen am humanen Wurzeldentin deutlich
Konditionierungsart des jeweils verwendeten
reduzieren konnten. Und es zeigte sich, dass nach
Adhäsivsystems
bzw.
Applikation der Desensitizer die Fähigkeit zur
Etch-and-Rinse-Technik) der Stumpfaufbauma-
Remineralisation nach stattgefundener Demine-
terialien beeinflusst wurden.
ralisation gegeben war.
Anja Rother und der Einfluss von Desensiti-
Frank Vogel und die Bewertung eines experi-
zern auf die De- und Remineralisation
mentellen All-in-one-Adhäsivs
Anja Rother (26), Assistenzzahnärztin und wis-
Frank Vogel (33), Zahnarzt in Leipzig und Dokto-
senschaftliche Mitarbeiterin in der Universitäts-
rand der Zahnmedizin an der Poliklinik für kon-
poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Paro-
servierende Zahnerhaltung und Parodontologie
dontologie an der Martin-Luther-Universität
des Universitätsklinikums der Universität Leip-
Halle-Wittenberg, qualifizierte sich für den zwei-
zig, errang den dritten Platz. In seiner von Prof.
ten Platz. In ihrer Arbeit, unterstützt von Dr.
Dr. Holger Jentsch und Dr. Hartmut Schneider un-
Anne Francke-Freudenberg und PD Dr. Christian
terstützten Arbeit nahm er eine ›In-vitro-Bewer-
Gernhardt, widmete sie sich dem ›Einfluss ver-
tung eines experimentellen All-in-one-Adhäsivs‹
(selbstkonditionierend
FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION
vor, wobei er dessen Applikation variierte. Es
Teilnehmer bilanzierte Anja Rother: ›Es war eine
zeigte sich, dass sich der Bedeckungsgrad mit
tolle Erfahrung, hier mitgemacht und einige
Adhäsiv und damit auch die mikroretentive Ver-
wertvolle Denkanstöße für weitere Untersu-
ankerung, sowie die Scherhaftfestigkeiten an
chungen und die Arbeit in der Praxis erhalten zu
Schmelz und Dentin, durch Einmassieren des Ad-
haben.‹ Zu guter Letzt wartete auf alle Teilneh-
häsivs, gerade auch auf feuchter Kavitätenober-
mer noch ein angeregter Ausklang der Veranstal-
fläche optimieren lässt.
tung sowie eine Fahrt nach Helgoland.
Das Fazit der Preisträger
Die weiteren Finalisten und ihre Themen:
Die Teilnehmer der VOCO Dental Challenge zeig-
Dr. rer. nat. Mareike Warkentin (Universität Ros-
ten sich beeindruckt vom hohen fachlichen Ni-
tock): Ultraschall – ein Mikrostrukturwerkzeug für
veau und breiten Themenspektrum der Veran-
die Kompositentwicklung
staltung. Insbesondere die jeweils im Nachgang
Christine Schmidt (Universität München): Die me-
der Präsentationen gestellten Fragen der Jury
chanische Festigkeit und das Lagerungsverhalten
und aus dem Plenum hätten es in sich gehabt, er-
von Nano-Hybrid-Kompositen mit neuartiger Mat-
klärten unisono die Preisträger. Gleichzeitig sei
rixzusammensetzung
dies aber auch ein sehr motivierendes Moment
Michael Meurer (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg):
gewesen. Christin Gläser: ›Für mich spiegelten
Einfluss des Lampentyps auf Fotopolymerisation
die Fragen ein ernsthaftes Interesse Anderer an
und Nachhärtung von Dentalkompositen
der eigenen Forschungsarbeit wider. Bei der Ar-
Nikolaos Kachrimanis (Charité Berlin): A post-cure
beit im sogenannten stillen Kämmerlein bleibt
nano-scale shrinkage study of dry and wet compo-
dies ja für gewöhnlich aus.‹ Zudem, so Gläser, bie-
site
te die Präsentation auf der VOCO Dental Challen-
Thomas Connert (Universität Tübingen): Fluores-
ge den Teilnehmern die Möglichkeit, sich nicht
zenzeigenschaften handelsüblicher Komposite
nur fachlich auszutauschen, sondern auch ihre
Bettina Lill (Universität Regensburg): Biofilmbil-
Vermittlungskompetenz zu schulen. Dies sieht
dung auf zahnärztlichen Werkstoffen
auch Anja Rother so: ›Den Vortrag möglichst frei zu halten und dabei in kurzer Zeit die Inhalte verständlich und anschaulich darzustellen, ist eine
Presse-Ansprechpartner:
sehr gute Übung für die weitere Forschungs- und
Dr. Olaf Krems,VOCO GmbH – Public Relations
Lehrtätigkeit.‹ Dementsprechend sieht Frank
Tel.: +49 (0) 4721 719 187
Vogel in seiner Präsentation einen wichtigen
E-Mail:o.krems@voco.de
Schritt für die von ihm angestrebte Promotion: ›Der Vortrag war ein gutes Training für meine
Natascha Ahlff,VOCO GmbH – Public Relations
Promotionsverteidigung. Durch das unmittelba-
Tel.: +49 (0) 4721 719 176
re Feedback der Juroren kann man sich schon mal
E-Mail: n.ahlff@voco.de
gut darauf einstimmen.‹ Stellvertretend für alle
un-plaqued No 18 | 127
//
FORTSCHRITT IN DER ZAHNARZTPRAXIS TEXT Frank Stratmann
Fernab jeglicher subjektiv erlittener Tragik einzelner Zahnärzte und ihren Teams mit dem im QM verankerten Umstand der kontinuierlichen Verbesserung, möchte ich in diesem Artikel über Fortschritt im ursprünglichen Sinne sprechen. Denn die Anwesenheit des Internets und seine Wirkung auf die Gesellschaft nimmt Einfluss auf die Beziehung zwischen Zahnarzt und Patient.
128 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
F
Was ist Fortschritt?
natürliche Grenzen uns zwingen, neue Wege zu
ortschritt ist in unserer Gesellschaft posi-
gehen. In dieser Phase wollen wir die Dinge kre-
tiv besetzt. Fortschritt dokumentiert sich
ativ zu unseren Gunsten verändern. Wollen wir
in der Analyse und dem Vergleich unter-
nichts verändern, sind wir auch nicht kreativ.
schiedlicher, meist zeitlich voneinander ge-
Kreativität ist also der Treibstoff für Verände-
trennter Situationen. Fortschritt kann also nicht
rung (z.B. die Entwicklung regenerativer Ener-
ernsthaft prognostiziert werden, obwohl das
gieformen). Wenn dieser durchlebte Prozess zu
immer wieder versucht wird. Wenn klar wird,
einem besseren Zwischenziel führt, sprechen
dass sich etwas zum Guten hin verändert hat,
wir von Fortschritt und haben das Gefühl, ange-
dann sprechen wir von Fortschritt.
kommen zu sein.
Fortschritt ist also abhängig von Veränderung.
Wandel ist ein Synonym für Veränderung, ob-
Unterschiedliche Positionen werden diskutiert.
wohl sich mir dieser Begriff in etwa so präsen-
Zahlen, Daten und Fakten liefern Indizien. Ein
tiert, als würde ich das Wetter mit Klima verglei-
neues Wertgefüge wird verhandelt. Die Gemü-
chen. Wandel ist für mich langatmig und eher die
ter stecken im Dialog. Veränderung ist die Reise
Summe aller Einzelentscheidungen und das Pro-
zwischen zwei Polen, die sich im Dialog aneinan-
dukt von Veränderungen. Durch granulierte Ein-
der reiben. Der Dialog ist Gestaltungsmittel für
zelentscheidungen kann ich etwas verändern.
Veränderung. Unterlasse ich jegliche Beteili-
Die demokratische Handlung des Wählengehens
gung am Dialog, empfinde ich Veränderung als
steht für ein solches Granulat. Die Wahl zu haben
aufgezwungen. Bringe ich mich ein, entsteht ein
erscheint vielen mittlerweile zu unkreativ. Des-
auf Wissen aufbauender, selbstbestimmter
halb gingen sie in Stuttgart auf Polizisten los,
Möglichkeitsraum.
schreiben Blogs oder organisieren Flashmobs und Occupy Bewegungen. Vielleicht glaubt unse-
Veränderung ist progressiv und kann nicht ohne
re Gesellschaft, teils politisch verdrossen, nicht
weiteres linear in die Zukunft übertragen wer-
mehr an die Macht kleinster Entscheidungen.
den. Zu groß ist der Einfluss der Entscheidungen, die ich nicht selbst treffe. Veränderung be-
Doch ›jede Entscheidung hat Macht. Wandel ist
deutet demnach, das Sichere zu Gunsten
immer‹. Wer als Zahnarzt morgens entschieden
bewusster Instabilität einzutauschen. Ein sol-
hat, seine Praxis aufzusperren, würde nie davon
cher Prozessmusterwechsel wird nötig, wenn
sprechen, damit einen Beitrag zum Wandel zu
un-plaqued No 18 | 129
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
leisten. Genauso wenig, wie man glaubt, dass
dabei nicht zwingend den persönlichen Kontakt,
sich etwas verändert, nur weil sich die Erde
sondern der Dialog zwischen den Menschen
dreht oder wir atmen. Jede Entscheidung aber
wird intensiver, ständiger und effizienter. Der
fördert Veränderung und nimmt Einfluss auf
arabische Frühling ist ein gutes Beispiel dafür.
den Wandel.
Journalisten sind schon lange nicht mehr in Syri-
Grundsätzlich ist Wandel spürbar: Vielleicht
en und doch dringen die Bilder via Internet zu
nicht im Praxisalltag, aber in der Gesellschaft
uns durch und Sie fordern uns auf, nicht länger
schon. Omnipräsente Debatten rund um unser
tatenlos zu bleiben. Das Internet ist Schauplatz
Gesundheitswesen beziehen sich meist auf eine
für die Demokratisierung der Massenmedien. In
drohende Instabilität eines seit Jahrzehnten
dieser Frage sind wir längst auf dem Weg zwi-
unkreativen Systems kurz vor dem Verfall.
schen zwei Polen. Ein gesamtgesellschaftlicher
Wirkliche Entscheidungen will keiner fällen.
Prozessmusterwechsel ist gegenwärtig und ver-
Kreativität wird zur Bedrohung, weil Fortschritt
ändert vieles, was wir als stabil empfinden. Im
nicht vorhersehbar ist. Man mag gar nicht an die
Jahre 2007 sagte mir ein Zahnarzt:
Folgen einer misslungenen Eurorettung denken, die sicher einige kreative Entscheidungen zur
›Herr Stratmann, gebohrt wird nicht im Inter-
Folge haben dürfte. Die derzeitige Finanzierung
net.‹ – Vier Jahre später meint ein zweiter Zahn-
unseres Gesundheitssystems würde kreativ in
arzt: ›Doch. Dort fängt für mich das Bohren an.‹
Frage gestellt. Die Reise zwischen diesen beiden
Ein paar Fakten sind wichtig
Polen wäre aufgezwungenen und beschwerlich.
Wer hätte noch vor fünf Jahren gedacht, dass Menschen sich derart freizügig im Netz mittei-
Gebohrt wird nicht im Internet
len? Jeder vierte Deutsche ist bei Facebook. Das
Für den derzeitig spürbaren Wandel machen
Soziale Netzwerk durchbricht bald die Schall-
viele das Internet verantwortlich. Die zuneh-
mauer von einer Milliarde Teilnehmer (>800 Mio.
mende Transparenz lässt die einen kreativ wer-
heute) insgesamt. Rund 15.000 Suchanfragen auf
den, während andere erschreckt zurückwei-
Google pro Sekunde motivieren das weltweit
chen. In der Summe allerdings fördern kreative
wertvollste Unternehmen nach Apple, die Kapa-
Einzelentscheidungen, wie das Internet zu nut-
zität der eigenen Rechenzentren auf ein Zetta-
zen, den Wandel nachhaltig. Seit einiger Zeit ist
byte zu erweitern, um so ca. eine Milliarde Ser-
die Sehnsucht der Menschen nach Kommunikati-
ver verwalten zu können. Laut (N)ONLINER Atlas
on und Austausch digital. Das Internet ersetzt
sind 74,7% der Deutschen im Netz. Es dauert nur
130 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
noch wenige Jahre, bis die Anzahl der digitalen
ge, die kapitelweise via Smartphone geschrie-
Eingeborenen die Mehrheit der Bevölkerung
ben und verbreitet werden.
darstellt. Im Jahre 2017 werden die ersten Digi-
Zyniker und Pessimisten glauben, der Mensch
tal Natives 40 Jahre. Dies ist natürlich schon im
würde sich den Maschinen zum Fraß vorwerfen.
technischen Sinne ein Fortschritt und immer
Wertschöpfende
häufiger wird darüber gesprochen, wie unsere
werden aber nach wie vor von Menschen er-
Gesellschaft damit umgeht. Die Diskussion
zeugt. Gesundheitsinformationen werden nicht
scheint allgegenwärtig. Dabei ist das Internet
berechnet. Sicherlich werden Computer uns ei-
gerade mal in der Pubertät. Und so selbstver-
nen Teil der Routineaufgaben abnehmen kön-
ständlich wie das Telefon heute, wird der Um-
nen. Den sozialen Kitt werden sie nicht ersetzen.
Gesundheitsinformationen
gang mit Gesundheitsinformationen in kürzester Zeit zur Routine. An dieser Tatsache sollten
Günstigere Haltungen durch Veränderung
sich die am Gesundheitgeschehen Beteiligten
›Begeisterung ist der Dünger, um zu einer güns-
orientieren und ihre Entscheidungen treffen,
tigeren Haltung zu finden‹, erläuterte Prof. Dr.
um nicht vom Wandel überholt zu werden.
Hüther in seiner ausführlichen Keynote auf dem
Längst unterscheiden Wissenschaftler zwi-
diesjährigen Hauptstadtkongress Gesundheit
schen Menschen, die das Internet besuchen und
und Medizin in Berlin. Der Neurobiologe Hüther
anderen, die das Internet umfassend in ihrem
prognostiziert immer dort eine günstigere Haltung, wo sich Menschen für etwas begeistern. Hierin liegt der Grund, warum die meisten Menschen das Internet bereits nach oben definierter Fortschrittsannahme nutzen. Einmal eingestiegen, sind sie begeistert von der Vielfalt der Möglichkeiten. Die Wertschätzung von transparenter Information erzeugt eine subjektiv günstigere Haltung, weil Bedürfnisse ad hoc befriedigt werden. Menschen bewerten Ärzte im Internet, weil sie ihre Meinung und die anderer als nützlich empfinden. Doch nicht nur der Meinungsmarkt Internet boomt. Auch frei zugängliche, medizinische Informationen sind abrufbar. Der Artikel
Leben berücksichtigen. Diese wachsende Grup-
über Diabetes Mellitus umfasst auf Wikipedia 21
pe, die das Internet als Infrastruktur begreift,
Bildschirmseiten meines 22 Zoll Monitors, inklu-
nennen die Wissenschaftler ›Web Residents‹.
sive Angabe der ICD-10 Klassifikation und ist nur eines von 22.600.000 Suchergebnissen auf
Diese Menschen leben Vernetzung pur, denn
Google.
Sie speichern nichts mehr auf Festplatten, die
Werden Menschen zu Patienten, nutzen sie In-
eh bald kaputt gehen. Sie greifen sich das, was
formationen, um das asymmetrische Wissens-
gerade wichtig wird, aus der technologischen
verhältnis zwischen sich und dem Arzt, respek-
Wolke oder steuern selbst etwas dazu bei. Da-
tive Zahnarzt, auszugleichen. Auch wenn Ihnen
bei sprechen wir nicht von Nerds, die nur noch
das nie vollständig gelingen wird. Sowohl in der
vor dem Rechner kleben. Informationen wer-
bilateralen Diskussion über die Dosierung eines
den mobil und somit an jedem Ort verfügbar. In
Schmerzmittels, als auch in der Bewertung der
Japan erscheinen Romane mit Millionenaufla-
erfahrenen Leistung durch den Zahnarzt am un-plaqued No 18 | 131
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
Markt für Meinungen auf der digitalen Seite des Lebens, wird die neue Informationsmatrix zum informellen Helfer. Der Typus ›Souveräner Patient‹ ist längst geboren. Nationale Kongresse machen den ›Souveränen Patienten‹ zum Thema. Der 7. Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg betitelt eine Diskussionsrunde mit der fortschrittlichen Überschrift ›Gesundheitsapp Social Networks & Co.‹, und dokumentiert damit, dass sich das ganze Gesundheitswesen entscheiden sollte, die zu erwartenden Veränderungen im Verhältnis zwischen Ärzten, Zahnärzten und Ihren Patienten, zu akzeptieren. In der Folge kann das ein Fortschritt sein, wenn es gelingt, alle am Gesundheisgeschehen Beteiligten dafür zu begeistern. Sorgenvolles Fazit mit Hoffnung Die Verweigerungshaltung allgemein und das Internet im Dialog mit dem Patienten zu ignorieren, sowie durch das Nichteinsteigen zu glauben, auszusteigen, ist fatal und stellt den Fortschritt in der Beziehung zwischen Zahnarzt und Patient in Frage. Nicht ad hoc, über Nacht und schon gar nicht direkt morgen früh in einer x-beliebigen Zahnarztpraxis in Deutschland. Aber bald. Besorgnis erregend überlassen Zahnärzte das Feld digitaler Kommunikation anderen. Wer die Anderen sind, zeigt sich längst. Es droht der Verlust der aktuell noch sehr hohen Wertschätzung durch die Patienten, wenn Zahnärzte sich künftig genauso wenig für den digitalen Fortschritt außerhalb ihrer medizinischen Kernkompetenz begeistern können. Der Patient verlangt von seinem Zahnarzt ein fortschrittliches Handeln im Dialog. Die in Aussicht gestellten Veränderungen verlangen von einer Praxis eine ordentliche Portion Mut und die Entscheidung, die eigene Komfortzone (Stabilität) zu verlassen. Wer dabei kreativ ist und integrativ vorgeht, dem gehört die Zukunft und der bleibt Teil einer sich wandelnden Gesellschaft, weil er seine Praxis // fortschrittlich führt.
132 | un-plaqued No 18
20 Jahre R端beling+Klar Dental Labor Danke f端r Ihr Vertrauen.
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MACHT GUTE KOMMUNIKATION GLÜCKLICHER? TEXT Dr. Johan Wölber
Manche Menschen behaupten, eine gute Arzt-Patientenkommunikation würde mehr Erfolg und Zufriedenheit in die Zahnarztpraxis bringen. Andere Kollegen, besonders die mit fortgeschrittener Behandlungserfahrung würden einwenden, dass eine gute Kommunikation entweder ein angeborenes Talent darstellt oder sich durch die alleinige Erfahrung verbessert. Doch manchmal heißt Erfahrung nichts anderes, als dieselben Fehler mit zunehmender Sicherheit zu machen und sich damit womöglich abzufinden. Denn es konnte tatsächlich nachgewiesen werden, dass sich die Kommunikationsfähigkeit von Zahnärzten nicht durch die alleinige Behandlungstätigkeit verbessert (Haak 2008).
134 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
M
it zunehmender Erfahrung meinen wir
die nahezu immer am wachen und bewussten
unter Umständen unsere ›Problempa-
Patienten vorgenommen wird. Eine Situation, in
tienten‹ schneller zu identifizieren
der wir ständig kommunizieren und in der es
und diesen dann eher erklären zu können, dass
auch kein Nicht-Kommunizieren gibt. Nicht zu-
eine bestimmte Behandlung so nicht möglich
letzt darf man sich fragen, wie objektiv der Pati-
sei. Die Situation, einem Patienten nicht mehr
ent die erbrachte Leistung beurteilen kann oder
weiterhelfen zu können, weil man ihn unter Um-
wie stark er sich in seinem Urteil auf zwischen-
ständen zu einem ›Problempatienten‹ verklärt
menschliche Faktoren verlässt.
hat, birgt nur zu oft innerliches Frustpotential. Dabei können genau diese Konfliktsituation mit
Ethisches Grundverständnis der Zahnarzt-
einer gewissen kommunikativen Übung zu inte-
Patienten-Beziehung
ressanten und ergreifenden Lösungen geführt
Kommunikation ist immer auch ein manipulie-
werden, wenn man zum Beispiel gemeinsam mit
rendes Mittel. Finanzdienstleister und Kommu-
dem Patienten zur Einsicht kommt, dass für eine
nikationstrainer werben oft mit Sätzen, wie ›Ein
erfolgreiche zahnärztliche Behandlung ein Psy-
zufriedener Patient – ein zahlender Kunde‹ oder
chotherapeut hinzugezogen werden sollte, da
›Wie Sie mit Kommunikation Ihre Patienten zu
die Angst vor der Behandlung oder überzogene
mehr Privatleistungen überzeugen!‹. Für diese
Erwartungen nicht allein durch den Zahnarzt ge-
Trainings gibt es unter Umständen sogar Fort-
löst werden können.
bildungspunkte (wie letztens in einer Ausgabe
Eine Weiterbildung in kommunikativen Metho-
der ZM gesehen). Eine solche Fortbildungspraxis
den (egal ob Hypnose, NLP oder andere Kommu-
sollte sich die Bundeszahnärztekammer gut
nikationstrainings) können bei einer Vielzahl
überlegen. Denn: Warum ist es für uns erlaubt
von schwierigen Situationen helfen, zu einer
bzw. moralisch integer, Menschen zu manipulie-
besseren Lösung zu finden, unabhängig davon,
ren? Weil wir die Ärzte sind und die Menschen,
ob uns ein Patient wütend seine Unzufrieden-
die zu uns kommen, unsere Hilfe in Anspruch
heit mit der Behandlung erklärt oder aufgrund
nehmen wollen.
seiner Behandlungsangst die Behandlung prak-
In wenigen Schlagworten: ein Arzt ist eine Ver-
tisch unmöglich macht.
trauensperson mit Prinzipien. Er handelt ethisch gut, schadet seinen Patienten nicht, ist um ihr
Wenn man sich vor Augen hält, was den zahn-
Wohl besorgt und behandelt jeden gleich, auch
ärztlichen Beruf zu so einer schönen und inter-
wenn es mal zu seinem eigenen Nachteil sein soll-
essanten Tätigkeit macht, ist es vornehmlich die
te. Als eine solche Person dürfen wir auch mani-
ambulante manuelle und operative Tätigkeit,
pulieren! Nicht nur weil wir es besser wissen, wie
un-plaqued No 18 | 135
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
sich ein Patient gesünder verhalten könnte. Er-
bestimmten Kontext steht. Was alles kommuni-
setzen wir dieses ›gesünder‹ jedoch mit ›für uns
ziert wird, beschreibt das wohl bekannteste
finanziell lukrativer‹, endet das ärztliche Selbst-
Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun
verständnis und wir schaden unter Umständen
(1981), das 4-Ohren-Modell. Eine Information
dem Patienten oder zumindest seinem Geldbeu-
wird demnach in vier Ebenen aufgeteilt: eine Sa-
tel. Wenn der Patient nicht mehr weiß, aus wel-
chebene, eine Appellebene, eine Beziehungs-
chen Gründen wir ihm eine Behandlung empfeh-
ebene und eine Selbstoffenbarungsebene. So
len (zu seinem gesundheitlichen oder unserem
lässt sich beispielhaft die Frage ›Geht die Karies
finanziellen Wohl), haben wir das Kostbarste,
tief?‹ in diese vier Ebenen aufgliedern: Auf der
nämlich das Vertrauen der Arzt-Patienten-Be-
Sachebene lässt sich die Information festhalten,
ziehung bereits verspielt.
ob die Karies weit in den Zahn reicht, auf der Appellebene kann man die Informationen ›Bitte
Diese Problematik scheint größer zu werden, je
vermeiden Sie Unannehmlichkeiten!‹ oder ›Sei-
mehr sich Praxen primär als Dienstleister defi-
en Sie vorsichtig!‹ entnehmen, auf der Bezie-
nieren. Was nicht heißen soll, dass wir kein Geld
hungsebene kann man die kindliche bzw. ver-
mehr verdienen sollen. Wir müssen uns nur
trauensvolle Beziehung entdecken und auf der
überlegen, wie und mit welchen Mitteln wir das
Selbstoffenbarungsebene lässt sich die Informa-
machen. In NLP-Kursen heißt die Legitimation
tion ›Ich habe Bedenken‹ oder ›Ich habe Angst
oft: ›Schon unsere natürliche Kommunikation ist
vor Schmerzen‹ herausfiltern.
Manipulation – nur unbewusst. Also lassen Sie uns doch bewusst kommunizieren‹. Uns als Ärz-
Grundlagen der Kommunikation –
ten ist hier eine noch tiefgreifendere Legitimati-
nonverbale Aspekte
on durch unseren Berufsethos vorgegeben. Ein
Da der größte Teil der Kommunikation auf der
kostbares Privileg! Der Gesprächspsychologe
nonverbalen Ebene stattfindet, sollten auch hier
Carl Rogers beschrieb für eine humanistische
die wesentlichen Aspekte bekannt sein. Um eine
Auffassung des Therapeuten-Patienten-Verhält-
gute Übereinstimmung mit dem Patienten zu er-
nisses drei Grundhaltungen: Empathie (Einfüh-
zielen, sollte auf eine offene Kommunikation ge-
lungsvermögen), Kongruenz (Authentizität) und
achtet werden, die sich ›auf einer Augenhöhe‹
bedingungslose Wertschätzung des Patienten.
zwischen Zahnarzt und Patient vollzieht. Es sollte
Diese Grundhaltungen lassen sich am ehesten in
darauf geachtet werden, dass der Behandler mit
einem partnerschaftlichen Modell der thera-
offenem Oberkörper und unverschränkten Ar-
peutischen Beziehung vereinen, das auf den
men und Beinen dem Patienten gegenübersitzt.
Grundlagen des biopsychosozialen Modells fußt.
Der Körper sollte möglichst dem Patienten zuge-
wandt sein und das Gespräch sollte auf Augen-
Grundlagen der Kommunikation – verbale
höhe und mit Blickkontakt stattfinden, dass
Aspekte
heißt, der Patient sollte während des Gesprä-
Es lassen sich nach Watzlawick (1969) verschiede-
ches nicht liegen.
ne Axiome (= Sachverhalte, deren Gültigkeit kei-
Manchmal kann es hilfreich sein, die Körper-
nes weiteren Beweises bedürfen) in der Kommu-
sprache des Patienten zu spiegeln, um Verständ-
nikation beschreiben. Eines davon ist die
nis oder Zustimmung zu gewinnen. Im NLP und
berühmte Aussage ›Man kann nicht Nicht-Kom-
der Hypnose wird dies auch als ›nonverbales Pa-
munizieren‹. Dieser Sachverhalt erklärt sich
cing‹ bezeichnet.
wohl am Besten mit dem Satz: ›Keine Antwort ist auch eine Antwort‹. Selbst ein Schweigen unse-
Gliederung einer Behandlungssitzung
res Gegenübers ist eine Aussage, die in einem
Eine ›bessere‹ Behandlung lässt sich nicht nur
136 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
durch rein kommunikative Mittel gestalten, sondern auch durch den formalen Aufbau einer Sitzung. Die nachfolgenden Punkte haben sich in der internationalen Literatur als bewährte Gliederung einer Behandlungssitzung herausgestellt. Ein solcher Ablauf lässt sich zudem sehr gut wiederholen und einprägen. Je nachdem was für eine Behandlung geplant ist (Erstgespräch, Notdienst, Kontrolltermin, anschließender Behandlungstermin), fallen die einzeln genannten Punkte unterschiedlich stark gewichtet aus. 1. Begrüßung Man achte hier darauf, den Namen des Patienten sowie den eigenen Namen verständlich und freundlich auszusprechen. Oft hilft es, auch seine eigene Funktion in der Praxis zu nennen, da ein Patient manchmal nicht unterscheiden kann, wer vor ihm sitzt. Bei bekannten Patienten entfällt dies natürlich. 2. Abklärung des Patientenanliegens Der Patient sollte als Erstes die Möglichkeit haben, sein Anliegen frei vortragen zu können. Dabei sollte der Zahnarzt ihn auch nicht gleich unterbrechen. Bewährt haben sich Sätze wie ›Was kann ich für Sie tun?‹ oder ›Wie kann ich Ihnen helfen?‹, da sie zum einen schon ein konstruktives Hilfsangebot ausdrücken und zum anderen offen gestaltet sind und somit den Patienten zur Schilderung seiner Problematik einladen. In dieser Phase können bereits viele Informationen (4 Ebenen!) aus den Aussagen gefiltert werden, die für den späteren Behandlungsverlauf wichtig sein können. Was möchte der Patient von mir? Wie ist un-plaqued No 18 | 137
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
der psychische Leidensdruck der Erkrankung?
untermauern: Zum einen sind Patienten in der
Welche Beziehungsebene hat der Patient zu
heutigen Mediengesellschaft oft gut informiert
mir? Was weiß der Patient bereits über seine Er-
über ihre Erkrankungen bzw. können sich einfa-
krankung oder die Therapie?
cher über Therapieoptionen kundig machen, und zum anderen ist es der Patient, der über die
3. Zusammenfassen des Patientenanliegens
Bedingungen seiner Erkrankung der Experte ist.
Anschließend sollten die wichtigsten Kernaus-
Als Zahnärzte können wir beispielhaft mit unse-
sagen wiederholt werden. Dies gibt dem Pati-
rem Blick und unseren diagnostischen Hilfsmit-
enten ein erstes Gefühl von Verständnis und die
teln auch ohne die Angaben des Patienten eine
Möglichkeit, Korrekturen vorzunehmen. Der
kariöse Läsion feststellen, doch wie es zu der Er-
Zahnarzt kann sich in die Position des Patienten
krankung gekommen ist, darüber kann nur der
versetzen und das zentrale Anliegen herausar-
Patient Auskunft geben. Er ist derjenige, der be-
beiten.
urteilen kann, ob sich seine Mundhygiene soweit verbessern ließe, um auch zum Beispiel ein
4. Aufklärung über weitere diagnostische
nicht-invasives Vorgehen zu begründen. Die Ent-
Maßnahmen
scheidungsfindung kann ich unter anderem mit
Im Folgenden sollte der Patient über die ihn zu
dem Satz ›Sollen wir so vorgehen?‹ abschließen.
erwartenden Schritte aufgeklärt werden. Dies
Die Einwilligung des Patienten in die beschrie-
umfasst z.B. die allgemeine Anamnese, die An-
bene Therapie beugt somit auch späteren recht-
fertigung von Röntgenbildern und die orale Ins-
lichen Regressen vor, der Patient sei nicht in den
pektion. Sprachlich sollten die Ausführungen
Therapieentscheid mit einbezogen gewesen.
für den Patienten verständlich sein (wie z.B. ›blauer Fleck‹ statt Hämatom zu sagen). Es
7. Therapie und Aufklärung über postthera-
empfiehlt sich den Patienten zu fragen, ob er
peutisches Verhalten und Verabschiedung
mit dem vorgeschlagenen Vorgehen einver-
Der Patient sollte über alle notwendigen Verhal-
standen ist.
tensmaßnahmen nach der Therapie, über mögliche Ereignisse (Schmerzen, Schwellung etc.) und
5. Aufklärung über den Befund und die
was er bei diesen machen kann, aufgeklärt wer-
Therapiemöglichkeiten
den. Dies beugt einer unnötigen Beunruhigung
Nach der Diagnostik sollte der Patient wieder in
oder Wiedervorstellung des Patienten vor. Am
sitzender Position über die Befunde aufgeklärt
Ende der Sitzung sollten alle Fragen geklärt sein.
werden. Daran schließen sich die Therapieopti-
Es empfiehlt sich in jedem Fall nachzufragen, ob
onen an, wobei dem Patienten alle Möglichkei-
noch Fragen bestehen, auch wenn ich davon aus-
ten mit Vor- und Nachteilen und finanziellem
gehen kann, nicht alle Unklarheiten ausgeräumt
Aufwand erklärt werden sollten. Dabei ist
zu haben.
rechtlich zu beachten, auch über zuzahlungsfreie Möglichkeiten aufzuklären.
Vorteile einer guten Kommunikation Die Ergebnisse einer guten Kommunikation zei-
6. Gemeinschaftliche Entscheidungsfindung
gen sich insbesondere in einer verbesserten
Dass die Therapie gemeinschaftlich von dem
Zahnarzt-Patienten-Beziehung, mit der viele
›ärztlichen Experten‹ und dem Patienten (dem
Vorteile gewonnen werden können (auch nach-
›Experten für seine Erkrankung‹) getroffen
zulesen bei Haak et al. 2008). Besonders hervor-
wird, ist einer der Kernpunkte einer partner-
zuheben ist hier die bessere Adhärenz (Compli-
schaftlichen Zahnarzt-Patienten-Beziehung.
ance), die wir nicht zuletzt für einen nachhaltigen
Dieser Schritt lässt sich mit zwei Sachverhalten
Behandlungserfolg benötigen. Der Patient hält
138 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
sich eher an die von uns gegebenen Empfehlungen im Umgang mit der Erkran-
Buchempfehlung
kung (Medikamenteneinnahme, Mundhygiene, Einhalten der Nachsorgetermi-
›Kursbuch ärztliche
ne). Dies beeinflusst in direktem Maße die Patientengesundheit positiv. Auch
Kommunikation‹
wird eine gute Kommunikation den Patienten veranlassen, uns in verstärkter
von A. Schweick-
Qualität und Quantität Informationen mitzuteilen, die die Erkrankung betreffen
hardt und
(wie z.B. dass der Patient momentan keine finanziellen Möglichkeiten zur Thera-
K. Fritzsche,
pie hat, oder sich bei seinem momentanen HIV-Status unsicher sei). Schlussend-
Deutscher Ärzte-
lich wird eine derartig verbesserte Zahnarzt-Patienten-Beziehung nachweislich
Verlag. (ISBN: 978-
eine erhöhte Zufriedenheit des Patienten und des Zahnarztes erzeugen, sowie
3-7691-3412-4).
weniger Behandlungsfehler und rechtliche Regresse nach sich ziehen. Ich möchte an dieser Stelle jedem Leser empfehlen, sich bewusst mit seiner eigenen Kommunikation und möglichen Kommunikationsmethoden auseinanderzusetzen. Fängt man einmal damit an, eröffnet sich eine ganze Welt voller interessanter Eindrücke und Erlebnisse. Oder wie Samy Molcho sagt: ›Gute Kommunikation ist wie ein schöner Tanz. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Tanzen!‹
//
un-plaqued No 18 | 139
ES WIRD WEH TUN! TEXT Juliane Gnoth
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
Eine der größten Ängste seitens der Patienten beim Zahnarzt ist der Schmerz bei der Behandlung. Die Frage, ob es weh tun wird, ist die vielleicht am häufigsten gestellte Frage überhaupt, während ihre Beantwortung grundsätzliche Unterschiede in der Patientenkommunikation deutlich macht. Profan betrachtet scheint es grundsätzlich zwei Sorten von Zahnärzten zu geben – die einen, die sagen ›Es wird nicht weh tun‹, und die Ehrlichen.
Die Tücken der Patientenkommunikation
N
atürlich studieren wir Zahnmedizin nicht, um später anderen Menschen mit Absicht Schmerzen zuzufügen – so sollte es zumindest sein. Im Gegenteil, grundsätzlich tun wir alles dafür, dass der Patient keine Schmer-
zen erleiden muss. Allerdings sind die Patienten auch keine Phantomköpfe, die sich standardisiert und kalkulierbar verhalten und schweigend jegliche Behandlung ertragen, sei sie einfühlsam oder doch etwas gröber. Patienten haben ein unterschiedliches Schmerzempfinden, verschiedene Vorstellungen oder Ängste der Behandlung gegenüber und nicht zuletzt ist auch das Können des Behandlers entscheidend, ob eine Anästhesie sitzt oder in manchen Fällen nur suboptimal wirkt. In der Universität sind die Patienten in der Regel Uni-erprobt, dass soll heißen, sie wissen was auf sie zukommt und wie die Behandlung abläuft. Patientenkommunikation wird in den seltensten Fällen im Studium trainiert, obwohl sie ein sehr wichtiger Teil des Behandlungserfolges ist. Ebenso ist sie entscheidend für die Compliance des Patienten sowie seine Wiederkehr zur nächsten Behandlung. Kommt man endlich als stolzer Zahnarzt oder stolze Zahnärztin aus der Universität, wird man in vielerlei Hinsicht feststellen, was man alles noch nicht kann. Gerade beim Thema Kommunikation werden viele plötzlich auf ihre Defizite aufmerksam, wenn der Patient einmal nicht mit der anstehenden Behandlung oder den zu erbringenden Kosten einverstanden ist. Um dies zu lernen, bedarf es in der folgenden Zeit einiger Anstrengungen, aber jedem sei versichert: Alles ist erlernbar.
un-plaqued No 18 | 141
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
Zurück zur Frage nach dem Schmerz. Eine Anäs-
Wie viel wollen Sie wissen?
thesie wirkt erst recht suboptimal, wenn der Pa-
Ein weitere grundsätzliche Frage, die im Vorfeld
tient sehr ängstlich ist. Die Wirkungsdauer ist
und nicht nur bei Angstpatienten geklärt wer-
unter Umständen kürzer als gewünscht und die
den sollte, ist wie viel man während der Be-
Sicherheit fehlt, ob der Patient spontan Schmer-
handlung erklärt. Gerade bei ängstlichen Pati-
zen empfinden wird. Gerade wenn ein Patient
enten gibt es die einen, die alles wissen wollen
sehr aufgeregt ist, reagiert er oft hypersensibel
und die anderen, die nichts erklärt haben möch-
und zuckt beim kleinsten Druck. Wenn man
ten. Mitunter wird dies bereits beim Kennenler-
dann auch noch der Frischling ist und der Pati-
nen des Patienten deutlich, wenn schon vor
ent den neuen Behandler erst kennen lernen
dem ersten Blick in den Mund tausend Fragen
muss, ist das Vertrauen oft noch eingeschränkt.
gestellt werden. Aber es gibt auch jene Patien-
Da man seine Patienten nicht nach der ersten
ten, die einen einfach machen lassen wollen.
Behandlung verlieren möchte und gleichzeitig
Klärt man dies gleich zu Beginn, kann beiden
nie eine völlige Schmerzfreiheit garantieren
Seiten eine Menge Stress erspart werden.
kann (besonders wenn man nicht weiß, welche
Grundsätzlich wollen heutzutage immer mehr
Reize der Patient zusätzlich in die Schmerzkiste
Patienten wissen, was bei ihnen im Mund ge-
packt) ist hier eine ehrliche Kommunikation
schehen wird. Zum einen kosten Behandlungen
wichtiger als Versprechen, die man unter Um-
oft viel Geld und zum anderen gibt es dem Pati-
ständen nicht einhalten kann.
enten das Gefühl, die Kontrolle über die Lage zu behalten. Psychologisch gesehen ist es daher
Empfehlenswert ist es, dem Patienten zu versi-
sinnvoll, den Patienten immer wieder Entschei-
chern, die Behandlung sofort zu unterbrechen,
dungen fällen zu lassen, auch wenn es nur dar-
wenn er Schmerzen empfinden sollte, aber ihm
um geht, ob das Alginat pink oder blau sein soll.
nie zu versprechen, dass es nicht weh tun wird.
Kontrolle ist etwas, das jeder Mensch gerne be-
Diese Aussage ist zwar für den Patienten oft
halten möchte, erst recht bei Eingriffen an sei-
nicht die, die er hören möchte, aber Ehrlichkeit
nem Körper. Auch wenn die Patienten diese
ist an diesem Punkt für den Aufbau eines Ver-
Kontrolle nicht wirklich haben, reicht es manch-
trauensverhältnises wichtiger. Dazu kann man
mal schon, dem Unterbewusstsein den Ein-
mit dem Patienten ein Zeichen vereinbaren,
druck zu vermitteln, dass es so wäre. Man sollte
welches die Unterbrechung vermittelt. Der Pa-
sich darüber im Klaren sein, dass die Patienten
tient bekommt so das Gefühl, die Kontrolle zu
bei der zahnärztlichen Behandlung generell in
behalten, die er beim Zahnarztbesuch grund-
einer emotionalen Ausnahmesituation sind. Da-
sätzlich erstmal nicht hat. Man sollte sich ins Be-
durch ist nie sicher, wie viel von der sachlichen
wusstsein rufen, dass nicht nur der Kontrollver-
Aufklärung auch wirklich zu ihnen durchge-
lust des Patienten, sondern auch die besondere
drungen ist. Hier hilft es nur nachzufragen, was
körperliche Nähe, die der Behandler zum Pati-
verstanden wurde und manche Dinge mehrfach
enten hat, eine grundsätzliche Verletzung des
zu erwähnen.
Schutzraumes eines Menschen sowie seines ureigenen Wunsches der Selbstbestimmung ist.
Spieglein, Spieglein an der Wand
Respektiert man dies und geht mit Hilfe kom-
Ein wichtiges Instrument moderner Kommuni-
munikativer Mittel darauf ein, wird der Patient
kation ist das Pacing und Leading. Auch wenn
trotz seiner bisherigen Erfahrungen wissen,
man sich nicht für NLP (Neuro-Linguistische Psy-
was auf ihn zukommt und dementsprechend
chologie) oder Hypnose interessiert, so sollte
besser mitarbeiten.
man das Spiegeln (Pacen) des Verhaltens seines
142 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
Gegenübers trainieren und in der Patientenkommunikation ausprobieren. Pacing ist verhältnismäßig einfach und kann sowohl verbal als auch nonverbal erfolgen, erfordert allerdings eine gute Beobachtungsgabe. Man spiegelt dabei den Patienten in seinen typischen Verhaltensweisen und seiner Sprache, ohne ihn dabei einfach nur zu imitieren. Diese Spiegelung sollte möglichst nicht aufgesetzt sein, sondern natürlich wirken, was mit etwas Übung gut gelingt. In der Hypnose findet zum Beispiel nonverbales Pacing statt, wenn man dem Patienten die Hand auf die Schulter legt und im gleichen Rhythmus atmet. Ein einfacher Weg Pacing zu üben, ist die Wortwahl des Patienten zu spiegeln, im einfachsten Fall, indem man die Aussagen des Gegenübers wiederholt. Der Patient fasst unbewusst Vertrauen und lässt sich von diesem Punkt aus leichter führen (Leading). Wichtig ist, dass man derartige Beobachtungen und Interventionen einfach mal anfängt und übt, denn nicht selten wird man überrascht sein, wie positiv sich die Kommunikation dadurch entwickeln kann. Den eigenen Weg finden Mittlerweile gibt es viele Bücher, Seminare und gut gemeinte Ratschläge zur Patientenkommunikation. Am Ende kommt es auf die Erfahrungen an, die man selbst macht, Fehlschläge eingeschlossen. Denn auch wenn man noch so gut kommunizieren kann, ist es möglich, dass der Patient am Ende unzufrieden ist und sich nicht aufgeklärt fühlt. Gerade in der Kommunikation gilt, dass jeder Mensch individuell ist und Behandler und Patient auch einfach mal nicht zusammen passen. Lasst Euch davon nicht verunsichern, denn eine funktionierende Kommunikation ist definitiv erlernbar. Am besten fängt man einfach an – beobachtet, hört zu und interagiert aus der Perspektive seines Gegenübers.
//
un-plaqued No 18 | 143
SCHLIESSEN SIE DEN MUND UND BEISSEN SIE DIE ZÄHNE FEST AUFEINANDER! TEXT Dr. E. Noni Höfner
144 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
Der Provokative Stil® in der Zahnheilkunde Die meisten Menschen tun häufig nicht das, was für sie gut wäre, sondern das, was ihnen als der bequemste Weg erscheint und wovor sie am wenigsten Angst haben. Die meisten Menschen haben von klein auf Angst vor dem Zahnarzt. Bei vielen führt das dazu, dass sie diesen nur aufsuchen, wenn ihre Schmerzen so unerträglich geworden sind, dass die Angst vor noch größeren Schmerzen heftiger ist als die Angst vor dem Zahnarztbesuch. Trotzdem gibt es, wie mir Zahnärzte berichtet haben, nicht wenige Menschen, die noch panisch aus dem Behandlungsstuhl fliehen, oder aus Angst vor einer Spritze den Mund nicht aufmachen, oder gleich so lange warten mit dem Zahnarztbesuch, bis ihre Zähne unheilbar verrottet sind und Prothesen weichen müssen.
G
utes Zureden hilft hier im Allgemeinen
ernste Sache, für die man Geld bekommt. Was
wenig. Deshalb möchte ich Ihnen in ei-
Spaß macht darf nicht mehr Arbeit genannt
nem kurzen Abriss den Provokativen Stil
werden und man dürfte auch kein Geld dafür
vorstellen, der sich in Fällen bewährt hat, in de-
verlangen.
nen man glaubt, ›alles versucht zu haben‹ und
Humor und Spaß sind Reizworte, jedenfalls in
nun nicht mehr weiter weiß.
der Psychotherapie. Obwohl von Alters her be-
Die Wurzeln des Provokativen Stils liegen in der
kannt ist, dass Lachen gesund ist, wurde das La-
Provokativen Therapie, die Frank Farrelly in den
chen, wie vieles, das im Volksglauben als nütz-
Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts wäh-
lich gilt, nicht nur aus der Schul-Medizin
rend seiner Tätigkeit in einer psychiatrischen
ausgeklammert, sondern es galt auch in der
Klinik in den USA als eigenständige Therapie-
Schul-Psychotherapie lange als Kunstfehler. Den
form etabliert hat. Im Rahmen des Deutschen In-
Patienten sollte eindringlich und mit erhobe-
stitutes für Provokative Therapie (D.I.P.) wurde
nem Zeigefinger beigebracht werden, dass es
daraus ein Kommunikationsstil entwickelt, der
Spaß macht zu leben. Das ist so ähnlich, als wenn
sich nicht nur in viele unterschiedliche Therapie-
man ein Kind heftig anbrüllt, es solle brav sein.
formen integrieren lässt, sondern auch in zahl-
Das Kind wird dann nicht brav, sondern heftig.
reichen anderen Bereichen zwischenmenschli-
Die Klienten lernten auf diese Weise vor allem,
cher Kommunikation eingesetzt werden kann,
dass Lebenskrisen etwas Todtrauriges sind und
sei es am Arbeitsplatz oder beim nächsten Tele-
nur tiefernst gelöst werden können.
fonat mit der (Schwieger-) Mutter.
Viele Menschen glauben auch heute noch, dass Psychotherapie eine sehr ernste Sache ist. Hu-
Was ist der Provokative Stil (ProSt)?
mor und Lachen haben dort ebenso wenig verlo-
Der Provokative Stil (ProSt) ist eine Beeinflus-
ren wie eine Ratte in einer Hotelküche. Als ange-
sungsmethode, die mit Humor und Herausfor-
messene Gefühlsäußerungen gelten Heulen,
derung arbeitet. Wenn Sie den Provokativen Stil
Schreien und Wutausbrüche. Dieser Glaube ist
anwenden wollen, sollten Sie als Erstes überprü-
ähnlich fest verwurzelt wie der Glaube an den
fen, ob Sie sich Humor in Kombination mit Arbeit
Zahnarzt als Folterknecht. Humor hat in einer
überhaupt vorstellen können. Arbeit ist eine
zahnärztlichen Praxis ebenfalls nichts verloren.
un-plaqued No 18 | 145
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
›DAS IST SO ÄHNLICH, ALS WENN MAN EIN KIND HEFTIG ANBRÜLLT, ES SOLLE BRAV SEIN. DAS KIND WIRD DANN NICHT BRAV, SONDERN HEFTIG.‹
Hier geht es um Schmerzen und Ängste, die der Zahnarzt versucht mit Ruhe und
Über die Autorin
Besänftigung abzufedern.
Dr. E. Noni Höfner:
Patienten beim Zahnarzt fühlen sich häufig als arme, unschuldige Opfer, zum
geb. 1946,
Beispiel als Opfer ihrer verqueren Gene, die ihnen ein marodes Gebiss beschert
Dr. phil, Diplompsy-
haben. Oder als Opfer einer unglücklichen Vergangenheit in Form von zu viel
chologin, Weiterbil-
Zucker im Kindertee, in Cola oder in anderen Süßigkeiten, die ihnen von einer
dung u.a. in
verantwortungslosen Industrie aufgezwungen wurden. Sie fühlen sich also als
Provokativer Thera-
Opfer externer Umstände, die sie nicht beeinflussen konnten. Deshalb sind ihre
pie, Hypnotherapie,
Zahnschmerzen ein Schicksalsschlag, der sie befällt und dem sie sich nicht ent-
NLP, EMDR, EFT,
ziehen können. Diese Opferrolle hat durchaus ihre Vorteile, denn sie ist bequem
Mitbegründerin und
und risikolos und erfordert keinerlei Eigeninitiative. Der Preis für diese Be-
Leiterin des Deut-
quemlichkeit ist das Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, was
schen Institutes für
wiederum Angst produziert und verstärkt.
Provokative Thera-
Ein Patient, der sich als hilfloses Opfer erlebt, geht dem Zahnarzt ängstlich so
pie in München
weit wie möglich aus dem Weg und wenn er nach langem Zögern doch kommt,
(D.I.P., www.provo-
schlägt er gut gemeinte Appelle in Richtung von mehr Zahnhygiene und Vorsor-
kativ.com),
ge als unbrauchbar in den Wind, weil es dann an ihm wäre, aktiv zu werden und
Fort-und Weiterbil-
für seine Zähne die Verantwortung zu übernehmen.
dungsseminare, Vorträge und Super-
Im ProSt helfen wir den Patienten, über die selbstschädigenden Anteile ihres
vision im Provokati-
Denkens und Verhaltens zu lachen, indem wir sie verzerrt in den Blickpunkt rü-
ven Stil®, Privatpra-
cken. Durch die Verzerrung werden die Nachteile besser sichtbar, die sich der
xis in München.
Patient mit seiner unkooperativen Verweigerungshaltung einhandelt. Wenn der Patient über sich lachen kann, hat er keine Kampf- oder Flucht-Einstellung mehr. Er schaltet das Großhirn wieder ein und das Reptiliengehirn aus, das ihm Todstellen, Flucht oder Gegenangriff als angemessene Verhaltensalternativen vorschlägt. Das Lachen über die eigenen Torheiten schafft Entlastung, befreit von einseitigen Sichtweisen, fördert den inneren Abstand, rückt die Dimensionen zurecht und gibt die Kontrolle zurück – die Patienten sind wieder Akteure statt Opfer.
146 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
SCHULM
EDIZIN
PROVOK ATIVER STIL®
Ein ängstlicher Patient, der sich weigert, den
nend rät, sondern hartnäckig darauf besteht,
Mund für die Betäubungsspritze zu öffnen,
der Therapeut hätte nicht genügend Durchblick
könnte beispielsweise zum Lachen gebracht
oder es ginge eben nicht so einfach, wie der The-
werden, indem man ihm, als wertkonservativem
rapeut sich das vorstellt. Das gleiche Problem
Menschen, andere, sehr bewährte Methoden
stellt sich zwischen Eltern und Kindern und dem
der Betäubung vorschlägt, die im Mittelalter auf
(Zahn-) Arzt und seinen Patienten.
Jahrmärkten durchaus gebräuchlich waren, wie zum Beispiel eine Buddel Schnaps vor der Be-
Die Situation ist vergleichbar mit der von zwei
handlung. Ein gezielter Schlag auf den Kopf oder
Menschen, die sich auf einem wackeligen klei-
das Festschnallen am Behandlungsstuhl wären
nen Floß befinden, das nur dann mühsam im
auch probate Alternativen, und die nette Helfe-
Gleichgewicht gehalten werden kann, wenn auf
rin könnte mit ihren Händen den Kopf fixieren.
jeder Seite einer steht. Springt nun der eine auf
All das, könnte man anmerken, sei doch weitaus
die Seite des anderen, wird die Sache gefährlich
angenehmer und risikoloser als der kleine Pieks
schieflastig und es drohen nasse Füße.
bei der Injektion.
Genau das tun wir im ProSt. Wir springen zum Patienten hinüber, sodass dieser so schnell wie
Die segensreichen Wirkungen des
möglich in die entgegen gesetzte Ecke springen
Widerstandes
muss, wenn er dem Absaufen entgehen will. Mit
Der Humor ist eine Seite des ProSt, die dem Pati-
anderen Worten: Wir geben dem Patienten
enten hilft, die notwendige geistige und emoti-
mehr recht, als ihm lieb ist, erlauben und emp-
onale Distanz zu seinem selbstschädigenden
fehlen ihm seine selbstschädigenden Verhal-
Verhalten herzustellen. Der zweite Aspekt des
tensweisen ausdrücklich und provozieren damit
ProSt, die Herausforderung, betrifft das geziel-
den Widerstand in die gesündere Gegenrich-
te Reizen des Widerstandes, wodurch der Pati-
tung. Der Widerstand des Klienten richtet sich
ent veranlasst wird, nicht nur sein Denken, son-
dann nicht mehr gegen den Therapeuten, son-
dern auch sein Verhalten zu ändern.
dern gegen die eigene Selbstschädigung.
Jede Psychotherapie befasst sich ausführlich mit dem sogenannten Widerstand des Klienten.
Einem Patienten, der sich weigert, seine Zähne
Darunter wird meist verstanden, dass der Klient
angemessen zu pflegen und regelmäßig zur Be-
nicht das tut, was ihm der Therapeut wohlmei-
handlung zu kommen, könnte man in leuchten-
un-plaqued No 18 | 147
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
den Farben und mit der gebotenen Begeisterung schildern, wie sein Gebiss in
Bücher der
etwa zehn Jahren aussehen wird, wenn er so weiter macht wie bisher. Man
Autorin:
könnte ihm raten, auf das Zähneputzen und Zahnreparaturen ganz zu verzich-
›Glauben Sie ja
ten, um den Verfallsprozess zu beschleunigen, denn ein stabiles künstliches Ge-
nicht, wer Sie sind‹,
biss sei dem eigenen, schmerzanfälligen bei Weitem vorzuziehen.
Carl Auer Verlag 2011
Die Persönlichkeit des Therapeuten Die Komplexität des ProSt lässt sich in diesen wenigen Zeilen nur unvollständig
›Das wäre doch
darstellen, was leicht zu Missverständnissen führen kann. Um diesen wenigs-
gelacht! Humor
tens teilweise vorzubeugen, ist daher eine Schlussbemerkung zur Persönlich-
und Provokation
keit des Anwenders unerlässlich: Der Einsatz provokativen Humors ist nur kon-
in der Therapie‹,
struktiv, wenn der Anwender erstens sich selbst und seine Patienten mag und
rororo 7. Auflage
mehr an ihre jetzt vorhandenen Kraftquellen, als an die Macht ihrer vergange-
2010
nen Traumen glaubt. Und zweitens sollte er sich selbst nicht allzu bitter ernst nehmen.
›Die Kunst der Ehezerrüttung‹, rororo,
Der Patient kann nur lernen, mit dem Zahnarzt über sich zu lachen, wenn dieser
8. Auflage 2009
auf eine mahnende, besserwisserische Oberlehrer-Attitüde verzichtet, das heißt, für den ganz alltäglichen Wahnsinn Verständnis empfindet, und prinzipi-
›Schwein sein? Ein
ell auch sich selbst absurd und komisch finden kann. Dieses relativierende
Ratgeber für Spit-
Wohlwollen schafft ein entspanntes Umfeld für die provokative Vorgehenswei-
zenmanager und
se, die sonst, selbstherrlich und humorlos eingesetzt, leicht verletzend werden
solche, die es wer-
kann. Ätzendes und schadenfrohes Lachen über andere hat nichts mit Humor zu
den wolllen‹, Süd-
tun und daher auch keinen Gesundheitswert. Im konstruktiven, heilsamen Sinn
deutscher Verlag,
dürfen wir uns also nur dann über die Torheiten anderer lustig machen, wenn
SZ-Edition 2007
wir auch über unsere eigenen Torheiten lachen können. So gelacht, lacht der Zahnarzt gemeinsam mit dem Patienten über seine Torheiten, nicht über ihn selbst, und motiviert ihn auf spielerische Art und Weise zu einem für ihn weniger schädlichen Verhalten. Dieser Artikel erschien erstmals in: GZM (Gesellschaft für ganzheitliche Zahnmedizin), 8.Jahrgang, 4-2003, © E. Hoefner München
//
Das periointegrative Implantatsystem
Bakteriendichte Stegförmige Implantat-Schulter (SIS) (pat. pending)
ZircoSeal® Abutment-Oberfläche (pat. pending) ZircoSeal® ist eine Hartstoffschicht aus Zirkoniumnitrid, die im Vergleich zu Reintitan sechs mal härter ist. Sie besitzt eine extrem hohe Abriebfestigkeit, reduziert die Plaqueakkumulation und fördert die Anlage einer dicht anliegenden Weichgewebsmanschette. Die dentingoldene Farbe der Abutments fügt sich ästhetisch in das Zahnbild ein.
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Das einzigartige Konstruktionsprinzip der Stegförmigen Implantat-Schulter, welches aus der Schweizer Uhrenindustrie stammt, zeichnet sich im Implantat-Abutment Interface durch einen konusförmigen, bakteriendichten, metallischen Dichtsitz mit integriertem Platform Switch aus.
Stabile Innenverbindung Dauerlastversuche mit über fünf Millionen Zyklen haben gezeigt, dass die Stegförmige Implantat-Schulter in Kombination mit einer oktagonalen Innenverbindung eine optimale Kraftübertragung gewährleistet. Die Reduktion von Microbewegungen erhöht die Stabilität der Implantat-Abutmentverbindung.
Die PerioCoat®-Oberflächenkonditionierung erfolgt durch eine anodische Oxidation unter Funkenentladung. Die Perio Coat® ImplantatOberfläche wird mit anerkannter wissenschaftlicher Dokumentation seit über 20 Jahren in der Implantologie eingesetzt. Durch die Dotierung mit Calcium und Phosphat erhöht sich das Knochenwachstum im Vergleich zu reinen Titanoberflächen signifikant (Graf 1997).
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DER UNTERSCHIED ZWISCHEN MANN UND FRAU INTERVIEW von Ingmar Dobberstein
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
Dass Frauen in der Zahnmedizin im Vormarsch sind, daran besteht kein Zweifel. Beim Blick auf die heutigen Verhältniszahlen zwischen männlichen und weiblichen Studenten an den Universitäten ist klar, dass sich das geschlechterspezifische Bild in der Zahnmedizin deutlich ändern wird. Welche Konsequenzen dieses nach sich zieht, ist dabei völlig unklar und bisher lediglich Thema vieler Spekulationen. Während die Pessimisten dadurch die Versorgungsstruktur in Deutschland in Gefahr sehen, freuen sich die Optimisten über mehr Empathie am Behandlungsstuhl. Um diese Entwicklung genauer zu untersuchen und mit echten Fakten zu begleiten, hat sich die neue Fachgesellschaft für geschlechterspezifische Zahnheilkunde (DGGZ) gegründet. UN-PLAQUED hat sich mit der frisch gewählten Präsidentin der DGGZ, Frau PD Dr. Dr. Christiane Gleissner getroffen und die Absichten und Ziele dieser Organisation hinterfragt. UN-P: Was kann man sich unter geschlech-
bzw. ein Zahnarzt eine Patientin, und welche
terspezifischer ZMK vorstellen? Geht es hier
Rolle spielen die Spiegelneuronen bei ›Empa-
eher um die Zahnärzte/innen oder um die
thie‹?
Patienten/innen?
Welcher Zahnarzt fragt seine langjährige ältere
CG: Zuerst einmal geht es um eine Differenzie-
Patientin, die jetzt in den Wechseljahren ist, ob
rung zwischen Gender und Biologie. Welche der
sie Hormonersatztherapeutika nimmt? Hier
gegenwärtigen Entwicklungen und Beobach-
fließen schließlich Biologie und gesellschaftli-
tungen hat ihre Ursache in Gender-Aspekten,
ches Verhalten zusammen.
also gesellschaftlich bestimmtem Verhalten, und welche Ursachen liegen in der Biologie? Ist
UN-P: Welche Aufgabenfelder sieht der Ver-
eine andere Haltung von Frauen zu ›schönen
band für sich?
Zähnen‹ ausschlaggebend für deutlich mehr
CG: Hauptaugenmerk der Anfangszeit ist vor al-
Zahnverlust in höherem Alter, putzen sie zu viel,
lem das Sichten. Bisher ist wenig bekannt und
falsch oder zu wenig? Oder sind es möglicher-
explizit differenziert erfasst. Die Zahnmedizin in
weise hormonelle Gründe, die zu Gewebelocke-
Deutschland hat aber bereits spannende epide-
rungen führen? Muss man Frauen und Männer in
miologische Datensammlungen wie SHIP und
der Prophylaxe anders ansprechen?
die DMS, deren Informationen zuerst einmal mit
Verstärkt sind auch Fragen bezüglich der Unter-
diesem besonderen Besteck ›geschlechterspe-
schiede von Zahnärzte/innen bzw. Patienten/in-
zifisch‹ gehoben werden müssen. Auch hinsicht-
nen von Bedeutung. Die Aspekte, die Patienten
lich der Praxisführung gibt es viele Informa-
betreffen, wirken sich zum Beispiel auf die fach-
tion e n i m I D Z , d i e n e u a n g e s c h a u t u n d
liche und kommunikative Praxisführung aus.
zusammengestellt werden könnten. Dann muss
Aber es gibt auch versorgungspolitische Aspek-
das fachliche Gremium die richtigen Fragen zu
te: Stimmt es, dass Zahnärztinnen Leistungen
den Daten stellen. Das ist erheblich anspruchs-
niedriger abrechnen als Zahnärzte, wie es das
voller als Antworten zu suchen, wo sie sich nicht
Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) festge-
bereits offenkundig darstellen. Und es muss ge-
stellt hat – und muss man das genauer überprü-
prüft werden, ob das Offenkundige tatsächlich
fen? Sinkt die Gesamtzeit für die zahnärztliche
stimmt. Lange hieß es zum Beispiel, Männer hät-
Versorgung der Bevölkerung, wenn ein größe-
ten schwerere Parodontitis als Frauen, weil sie
rer Teil des Berufsstandes in Teilzeit arbeitet?
eben keinen guten Draht zur Mundhygiene hät-
Auch kommunikative Aspekte könnten eine Rol-
ten. Das sah die Arbeitsgruppe, die die DGGZ
le spielen: Versteht eine Frau einen männlichen
vorbereitet hat, schon immer als fragwürdig an
Patienten in seinen Werten und Bedürfnissen,
und in der Tat scheinen hormonelle Faktoren un-plaqued No 18 | 151
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
viel Erfahrung in diesem Thema, gehen aber anders an die Fragestellungen heran. Die DGGZ wird deshalb mit diesen Fachgesellschaften zusammenarbeiten, um gezielt bestehendes Wissen zu bergen bzw. neu zu generieren. Im Übrigen ist ›Gender Dentistry‹, um das noch einmal hervorzuheben, kein Thema für Frauen, sondern eines für Frauen und Männer gleichermaßen und auf Augenhöhe. Deshalb hat sich das Thema, auch durch Gründung einer vom Dentista Club unabhängigen wissenschaftlichen Fachgesellschaft, als eigene Plattform und als geschlechterübergreifend emanzipiert. Das Interesse der Zahnärzte an diesen Fragen ist sehr groß, was sich auch an der spontanen Unterstützung durch renommierte Vertreter aus der Wissenschaft zeigt. mitverantwortlich zu sein. Kurz gesagt: Es geht
UN-P: Wie beurteilt die Fachgesellschaft die
um die richtigen Fragen – und fundierte Antwor-
Zukunft in der praktischen Zahnmedizin,
ten. Münden sollen diese Bemühungen in Emp-
wenn der große Frauenanteil, der momen-
fehlungen für Prävention und Therapie in der
tan an den Universitäten studiert, in der
modernen Zahnheilkunde.
Praxis angekommen ist? CG: Die DGGZ beurteilt nicht, sondern erforscht.
UN-P: Warum werden derartige Fragestel-
Hier wird viel vermutet und spekuliert, und die
lungen bisher weder von den vorhandenen
Debatte sollte auf eine andere Ebene gestellt
Fachgesellschaften noch von den vorhande-
werden. Was alles an Spekulationen nicht halt-
nen Frauenverbänden (Dentista/Zora) auf-
bar ist, das zeigt der Dentista Club ja bereits im-
gegriffen und bearbeitet?
mer mal wieder auf. Es ist Aufgabe der DGGZ,
CG: Das ist nicht ganz richtig. Zum einen ist ein
hier fundierte Antworten zu finden. Und vorher
wichtiger Initiator dieser Fachgesellschaft der
die tatsächlich relevanten Fragen. Ob es diesel-
Dentista Club. Der Zahnärztinnenverband hat
ben sind, die sich heute die Spekulierer stellen,
das Thema seit seiner Gründung Ende 2007 stän-
bleibt derzeit noch offen. Man kann auch andere
dig in seinen Veröffentlichungen in einer eige-
Fragen stellen als diejenige, ob die zahnmedizi-
nen Rubrik gelistet und einen eigenen Bereich
nische Rundum-Versorgung der Bevölkerung
für die Club-eigene Arbeitsgruppe auf der Web-
noch gewährleistet ist.
site bereitgestellt. Auch war es der Dentista Club, der mit seinem 2. Hirschfeld-Tiburtius-
Vielen Dank für das Interview und viel Er-
Symposium im Juni 2010 unter dem Titel ›Gender
folg auf dem spannenden Weg der geschlech-
Dentistry‹ den Begriff und auch das Thema im
terspezifischen Forschung.
Berufsstand etabliert hat. Die ›zm‹ hat das Symposium als Grundlage für eine ausführliche Titelgeschichte genommen. Wer genau hinsieht, bemerkt, dass sich die entsprechenden Themen häufen. Die Fachgesellschaften haben ebenfalls 152 | un-plaqued No 18
//
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Seit 1953 stellen wir Artikulations- und Occlusions-Prüfmittel her, mit dem Ziel, eine möglichst naturgetreue Darstellung der Occlusionsverhältnisse zu erreichen. Durch konsequente Weiterentwicklung und Innovation bieten wir ein umfassendes Sortiment von verschiedenen Artikulationspapieren und Occlusionsprüffolien in unterschiedlichen Stärken, Formen und Farben an. Die sichtbare Markierung, auch auf schwierig zu prüfenden Oberflächen wie Keramik oder Gold, hat für uns oberste Priorität.
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THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
DAS ERSTE IMPLANTAT TEXT Tobias Pausch & Dominic Schwarz
Aufgrund der seit Jahrzehnten unveränderten Approbationsordnung für Zahnmediziner bieten sich den Studenten in der Vorklinik allgemein wenige Möglichkeiten, Einblicke in den späteren Arbeitsalltag eines Zahnarztes zu erhalten. Der Trend zur besseren Integration der klinischen Ausbildung in die Vorklinik im Studiengang Zahnmedizin hat dennoch die Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz erreicht. Hier bietet man nun erstmalig in Deutschland während des Kurses der makroskopischen Anatomie im zweiten und dritten Semester einen praktischen Kurs der Oralchirurgie und Implantologie an.
154 | un-plaqued No 18
A
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
uftakt hierfür war die am 4. Juli 2011 von
und Oberarm statt. Dabei mussten wir feststel-
Dozenten aus Klinik und Vorklinik ge-
len, dass sich das Bohren im Knochen deutlich
meinsam gehaltene theoretische Einfüh-
von dem in anderen Materialien unterscheidet.
rungsvorlesung. Dr. med. Tamás Sebestény, Ini-
Nach dem Durchbohren der Kompakta fällt der
tiator der Veranstaltung und Kursleiter der
Bohrer regelrecht in die wesentlich weichere
makroskopischen Anatomie, wies in seinem Vor-
Spongiosa. Bei Unachtsamsamkeit kann das in
trag auf für die Behandlung wichtige anatomi-
der Realität sehr schnell zu Nervschädigungen
sche Strukturen hin. Neben den relevanten Ner-
führen. Ähnlich dem Ablauf im OP bildeten 2-3
ven in Ober- und Unterkiefer stand hier vor
Studenten Teams mit Behandler und steriler so-
allem die Anatomie der Kiefer- und Nasenhöh-
wie unsteriler Assistenz.
len im Vordergrund. Um die späteren Eingriffe
An einigen, von Dr. Sebestény vorbereiteten
detailliert planen zu können, wurden von allen
Präparaten, konnte man Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal
Humanpräparaten OPGs angefertigt.
Al-Nawas beim Sinuslift mit Piezotechnik über
Im zweiten theoretischen Teil gab Univ.-Prof. Dr.
die Schulter schauen. Hierbei wurde die Emp-
Dr. Bilal Al-Nawas, leitender Oberarzt der Mund-
findlichkeit der Schneider´schen Membran de-
Kiefer-Gesichtschirurgie der Uniklinik Mainz ,
monstriert und verschiedene Zugangsmöglich-
eine Einführung in Implantationstechniken,
keiten zum Sinus Maxillaris aufgezeigt.
Schnittführung und dem Umgang mit chirurgischen Instrumenten.
Die Veranstaltung war für alle Studenten aus-
Auch Augmentationstechniken wie Sinuslift
nahmslos ein voller Erfolg und eine hervorra-
und Kieferkammaugmentation, sowie die Late-
gende Abwechslung zum sonst sehr theoreti-
ralisation des N. alveolaris inferior waren Teil
schen Vorklinik-Alltag. Nach Meinung der
der Besprechung.
Mainzer Vorkliniker sollten derartige Kurse auch Wegweiser für andere Universitäten sein.
Die ersten eigenen Erfahrungen durften die
Wir möchten uns hiermit im Namen unseres Se-
Studenten anschließend bei der Implantation
mesters vor allem bei dem Kursleiter Dr. med.
am Unterkiefermodell sammeln, was haupt-
Tamás Sebestény bedanken, ohne dessen Enga-
sächlich dazu diente, den Umgang mit den chi-
gement es diese Veranstaltung nicht gegeben
rurgischen Motoren zu erlernen. Schließlich
hätte. Natürlich geht dieser Dank ebenso an
kam der große Moment, und wir durften das
Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas für die fachliche Un-
erste Mal in unserem Leben erfahren, wie es sich
terstüzung und die Firma Camlog Biotechnolo-
anfühlt, an echter Knochensubstanz zu arbeiten
gies für die kostenlose Bereitstellung sämtlicher
– hierzu fanden die Übungen an Oberschenkel
Materialien und Instrumente.
un-plaqued No 18 | 155
//
PERIIMPLANTITIS – DAS NEUE PROBLEM DER IMPLANTOLOGIE INTERVIEW Jan-Phillip Schmidt
Der Schweizer Implantathersteller Clinical House Europe und dessen deutsche Vertriebsgesellschaft Clinical House Dental haben der Periimplantitis den Kampf angesagt. UN-PLAQUED sprach mit Ulrike Kuckelkorn, CEO Clinical House Europe, über die Strategie des Unternehmens.
Frau Kuckelkorn, Clinical House Europe gibt
und Branchenkennern wollen wir unsere Positi-
es erst seit fünf Jahren. Wie will sich das
on im deutschen Markt ausbauen.
Unternehmen gegen die langjährig am Markt
Zudem haben wir mit dem PerioType X-Pert-Im-
etablierten Implantathersteller behaupten?
plantat ein Produkt entwickelt, dass über die
Der Schwerpunkt der Implantathersteller liegt
Osseointegration hinaus die Periointegration
seit Beginn der dentalen Implantologie auf der
des Implantats, also die langfristige und stabile
Osseointegration, also der Einheilung des Im-
Eingliederung im gesamten umgebenen Hart-
plantates in den Knochen. Bei einer Periimplan-
und Weichgewebe, fördert.
titis entzündet sich allerdings das Weichgewebe
Wir haben gemeinsam mit dem Fraunhofer-Ins-
um das Implantat. Über 50 Prozent der dentalen
titut Braunschweig und der Universität Düssel-
Implantate zeigen eine periimplantäre Mukosi-
dorf an Oberflächen geforscht, die eine ent-
tis, die Vorstufe der Periimplantitis. Periimplan-
zündungsfreie Integration des Implantats in die
titis selbst tritt an zwölf bis 40 Prozent aller Im-
Mundhöhle fördern und einer Periimplantitis
plantate auf, so die Ergebnisse einer Studie von
vorbeugen. Die international renommierten Im-
Lindhe und Meyle aus dem Jahr 2008. Periim-
plantologen der Academy of Periointegration
plantitis kann zum Implantatverlust führen und
unterstützen uns bei der Produktentwicklung
ähnliche gefährliche Auswirkungen auf die All-
zusätzlich mit ihrem Expertenwissen.
gemeingesundheit wie eine Parodontitis haben.
Aktuell bauen wir ein Netzwerk aus Implantolo-
Die Clinical House Group hat als erster Implan-
gen auf, die unser Implantat als Tutoren ihren
tathersteller das Thema Periimplantitis offen
Fachkollegen vorstellen. Mit diesem einzigarti-
kommuniziert. Durch die Fokussierung auf die-
gen Konzept gewährleisten wir, dass Zahnmedi-
ses Thema und die Fachkompetenz der mit dem
ziner fundiert zum Thema Periimplantitis und
Unternehmen verbundenen Wissenschaftler
unserem Implantat geschult werden.
156 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
Könnte diese proaktive Herangehensweise
Eine stabile Verbindung zwischen Implantat und
an eine durch ein Implantat ausgelöste
Abutment reduziert Mikrobewegungen, die
Krankheit die Implantologie bei Patienten
ebenfalls ursächlich für Periimplantitis sein
unbeliebt machen?
können. Dauerlastversuche mit über fünf Millio-
Die Ergebnisse der Studie von Lindhe und Meyle
nen Zyklen haben gezeigt, dass die Stegförmige
zeigen, dass die Periimplantitis ein ernst zu neh-
Implantat-Schulter in Kombination mit einer
mendes Problem der dentalen Implantologie
stabilen oktagonalen Innenverbindung eine op-
ist. Es ist sehr wichtig, dass Zahnmediziner ihre
timale Kraftübertragung gewährleistet und Mi-
Patienten vor einer Implantation gründlich
krobewegungen reduziert. Die Perio Coat®-
über die Risiken und die Präventionsmöglichkei-
Implantat-Oberfläche wird mit anerkannter
ten aufklären. Das und die Entwicklung eines Im-
wissenschaftlicher Dokumentation seit über 20
plantatdesigns, das einer Periimplantitis vor-
Jahren in der Implantologie eingesetzt. Diese
beugt, sind wichtige Voraussetzungen für eine
Designkriterien bedingen eine optimale Perio-
lange Lebensdauer des Implantats. Sowohl den
integration und damit auch eine zuverlässige Os-
Patienten als auch den Zahnmedizinern steht
seointegration.
Clinical House Europe bei allen Fragen zur Implantologie und Periimplantitis als kompetenter Partner zur Seite. Inwiefern kann Ihr Implantatsystem einer Periimplantitis vorbeugen? Aus der Arbeit der Academy of Periointegration entstanden vier für das Implantatsystem entscheidende Designkriterien. Das Abutment des PerioType X-Pert-Implantats ist mit Zirkoniumnitrid beschichtet. Dieses Material ist sechs Mal härter als Reintitan, so dass auch beim Reinigen mit Metallscalern keine Kratzer entstehen. Zirkoniumnitrid verringert nachweislich das Anhaften eines Biofilms mit paradontalpathogenen Keimen und fördert die Anlagerung der Gingiva zu einem dicht anliegenden Saumepithel. Diese Zirco Seal®-Oberfläche haben wir gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut Braunschweig entwickelt. Neben der Prävention einer Plaqueanlagerung muss ein Eindringen von Bakterien ins Innere des Implantats verhindert werden, um einer Periimplantitis vorzubeugen. Die Stegförmige Implantat-Schulter (SIS) mit dem konusförmigen, metallischen Dichtsitz und dem Platform-Switch verschließt Implantat und Abutment bakteriendicht. Diese Technologie stammt aus der Schweizer Uhrenindustrie.
un-plaqued No 18 | 157
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
Auf welche Akzeptanz stößt dieses Implantat in Deutschland und international? PerioType X-Pert vertreiben wir in über 14 Ländern mit großem Erfolg. In Deutschland ist der Implantatmarkt sehr hart umkämpft. PerioType erfreut sich aber aufgrund seiner Innovationskraft auch hierzulande immer größerer Beliebtheit. Gerade von dem neuen Tutorenkonzept versprechen wir uns natürlich, dass die Marktdurchdringung unseres Implantatsystems weiter wächst, da hier sehr viele namhafte Implantologen ihre Erfahrungen in die Fachwelt tragen. Von unseren Kunden hören wir, dass es die Patienten sehr schätzen, wenn sie bei einer Versorgung mit PerioType XPert offen auf das Thema Periimplantitis angesprochen werden. Das so geschaffene Vertrauen ist eine wichtige Basis für die dentale Implantologie . Die ›Clinical House Group‹ ist einer der Hauptsponsoren eines interdisziplinären Diskussionsforums zum Thema Parodontitis und unterstützt das Aktionsbündnis gegen Periimplantitis, das aktuell gegründet wird. Was versprechen Sie sich davon? Sowohl das interdisziplinäre Diskussionsforum Mediziner trifft Zahnmediziner, bei dem die Wechselwirkungen zwischen Parodontitis und Allgemeinerkrankungen diskutiert werden, als auch das Aktionsbündnis gegen Periimplantitis, ein Runder Tisch von Implantatherstellern und Therapieund Diagnostikanbietern im Bereich der Periimplantitis, leisten einen wertvollen Dienst bei der Aufklärung und Prävention dieser Erkrankungen. Wir sind nachweislich die ersten, die das Thema Periimplantitis auf Industrieebene angehen. Wir wollen, dass diese Pionierarbeit im deutschen Markt Früchte trägt. Aus diesem Grund unterstützen wir die Roadshow und das Aktionsbündnis, da hier ebenfalls Basisarbeit bei der Prävention und Aufklärung von Parodontitis und Periimplantitis geleistet wird.
158 | un-plaqued No 18
//
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PFLEGE MUSS SEIN
F
ür die meisten Menschen ist ein schönes Lä-
ten ein weiterer, der dritte schließlich das richti-
cheln der wichtigste Attraktivitätsfaktor,
ge Material für eine einfache, erfolgreiche und
insbesondere bei der ersten Begegnung –
schonende Implantatpropylaxe. Das haben der
sagt das Forschungsinstitut TNS Emnid. Die Zähne
Implantathersteller Astra Tech und TePe, der
spielen dabei eine besondere Rolle. Dank der Im-
führende Hersteller von Mundhygieneproduk-
plantologie können heute auch Menschen nach
ten, erkannt und bieten den Rahmen für eine ef-
einem Zahnverlust mit attraktiven Zähnen lä-
fiziente Mundhygiene.
cheln. Aber genau wie bei natürlichen Zähnen kommt es bei den Implantaten auf die richtige
Beratung, die die Patienten erreicht
Pflege an. Sie hat großen Einfluss auf den Lang-
Genaue Zahlen liegen nicht vor, man geht aber
zeiterfolg einer implantologischen Versorgung.
davon aus, dass rund 20 Prozent aller Deutschen sogenannte Zahnputzmuffel sind, die ihre Zähne
Implantate beenden oft eine Leidenszeit, die
wenig oder gar nicht pflegen. Bei der Implantat-
durch die Zahnlosigkeit entstanden ist. Nahelie-
prophylaxe müssen also Patienten und Patientin-
gend, dass die neugewonnene Lebensqualität
nen, die bereits hochmotiviert sind, und solche,
mit einer gewissenhaften Pflege optimal be-
denen es an Motivation mangelt, gleichermaßen
wahrt werden sollte. Information, Compliance,
mit ins Boot geholt werden. Dass dabei viel Fin-
Qualitätsmaterialien – das sind die ›Keywords‹
gerspitzengefühl gefragt ist, ist klar. In der Regel
für eine erfolgreiche Nachsorge. Die Schulung
ist es die Aufgabe der zahnmedizinischen Fa-
des zahnmedizinischen Personals ist der erste
changestellten, die Compliance der Patienten
Baustein, Motivation und Anleitung der Patien-
mit dem richtigen Nachsorgetraining zu stärken.
160 | un-plaqued No 18
THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION
Astra Tech bietet daher bundesweit Fortbildun-
Bürsten nicht erreicht werden, können Interden-
gen zum Thema Implantatprophylaxe an, spezi-
talbürsten oder Zahnseide genutzt werden.
ell abgestellt auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen in den zahnärztlichen Praxen. In diesen
Implantologen und Implantathersteller wie Ast-
Veranstaltungen wird nicht nur Hintergrundwis-
ra Tech betonen, dass die Effektivität der Reini-
sen vermittelt, zum Beispiel über Techniken oder
gung durch die Qualität der eingesetzten Materi-
Hilfsmittel für die tägliche Mundpflege, auch die
alien bestimmt wird. Qualitätsmerkmale seien
psychologischen Seiten der Mundhygieneunter-
zum Beispiel die geeignete Abwinklung der Zahn-
weisung für implantatversorgte Patienten wer-
bürsten für die schwer erreichbaren Innenseiten,
den thematisiert. Hands-on-Übungen am Im-
schonende Bürstenköpfe für die Oberflächen und
plantat-Modell
praktische
kunststoffummantelte Drahtkerne bei den Inter-
Erfahrungen, getreu dem Motto ݆berzeugend
dentalbürsten, welche die Verletzungsgefahr mi-
kann man nur sein, wenn man aus eigener Erfah-
nimieren. Auch die Auswahl der richtigen Größe
rung spricht.‹ Auch die Bedeutung der langfristi-
ist wichtig: Sind die Bürstchen zu groß, können sie
gen Nachsorge und Kontrolle ist Inhalt der Fort-
die empfindliche Papille verletzen. Sinnvoll sind
bildungen: Die Betreuung endet nicht mit einer
sogenannte Einsteiger-Kits (z.B. das TePe Implant
vermitteln
einmaligen Unterweisung, im möglichst engma-
Kit), die mehrere benötigte Bürsten in verschie-
schigen Recall können der Erfolg überprüft und
denen Größen enthalten. Im Anschluss kann je
Warnsignale frühzeitig wahrgenommen werden.
nach Bedarf nachgeordert werden.
Einfach Zähneputzen?
Nähere Informationen zu den
Implantathygiene unterliegt der gleichen Not-
Fortbildungskursen unter:
wendigkeit wie die Hygiene natürlicher Zähne, nämlich Plaque, Zahnstein und eine dauerhafte
//
www.astratechdental.de
Sie können
Besiedlung von Bakterien, Viren und Pilzen zu vermeiden. ›Normales‹ Zähneputzen reicht beim
mit diesem
implantatversorgten Gebiss allerdings nicht aus.
Gutschein ein
Interdentalräume müssen lingual und bukkal,
Probe-Implant Kit
bei Stegkonstruktionen auch palatinal gereinigt
von TePe kostenfrei
werden. Während für das Putzen natürlicher
erhalten. Bitte die Praxis-
Zähne in der Regel eine Standard-Zahnbürste
adresse hier eintragen :
ausreicht, so empfehlen Hersteller von MundhyEinsatz verschiedener Bürsten bei Implantaten. Ein schmaler zweireihiger Bürstenkopf ist ideal für die bukkale Reinigung, eine abgewinkelte Bitte senden an: TePe Mundhygieneprodukte Vertriebs-GmbH Flughafenstraße 52 22335 Hamburg
Bürste für die palatinale und linguale Reinigung und eine Einbüschelbürste für Stege und Teleskope. Eine Winkelbürste mit schmal zulaufendem Borstenbündel reinigt effektiv die Implantate am Zahnfleischrand. Für die Implantatflächen, die mit
Das Angebot gilt bis auf Widerruf.
gieneprodukten wie TePe optimaler Weise den
un-plaqued No 18 | 161
TEXT Anne Vocke
WENN ICH MAL GROSS BIN, MÖCHTE ICH TOURIST WERDEN Eine Reise nach Tonga Als Kind hat man die wildesten Träume welchen Beruf man später ausüben
möchte.
Mein
Berufs-
wunsch war der einer Reisenden – ferne Länder, fremde Kulturen und Sprachen haben mich schon immer fasziniert und interessiert. Heute, 15 Jahre später, bin ich frisch examinierte Zahnärztin und habe den Wunsch, ferne Länder und Kulturen zu entdecken über die Zeit nicht vergessen.
GOOD /BYE DENTIST / KOMMUNIKATION RUBRIK KOMMUNIKATION
I
GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION
n allen klinischen Semesterferien bin ich um die
tenzuschuss beim DAAD beantragen und die so
halbe Welt gereist und habe viele fremde Sitten
dringend benötigten Spenden zu organisieren.
und Bräuche kennengelernt. Ursprünglich wur-
Nach neunmonatiger Vorbereitungszeit war es
de ich auf einem der unzähligen ZAD-Abende an
dann soweit. Wir standen schwer bepackt am
meiner Universität auf die Möglichkeit einer Aus-
Frankfurter Flughafen, jede mit 20 kg Spenden-
landsfamulatur aufmerksam. Von der Idee, Rei-
material. Für uns konnten wir nur das Nötigste
sen und Zahnmedizin zu verbinden, die zwei Din-
einpacken, da Air New Zealand den kostenlosen
ge, die mir am meisten Spaß machten, war ich
Transport der Spendenmaterialien leider nicht
sofort hellauf begeistert. Ist man einmal ent-
übernommen hat. Einen anstrengenden 32 Stun-
schlossen, muss man jedes Mal aufs Neue einige
den Flug über Dubai, Sydney und Auckland nach
wichtige Fragen klären: Wohin, mit wem, welcher
Tongatapu später landeten wir völlig übernäch-
Zeitpunkt ist der Beste, welche Besonderheiten
tigt um 22.30 Uhr Ortszeit auf einem platten
herrschen in diesem Land, welche Zahnmedizin
Sandpfannkuchen am anderen Ende der Welt.
wird dort praktiziert? Für meine letzte Auslandsfamulatur konnte ich El-
Voller Tatendrang stellten wir uns am kommen-
len als Reisepartnerin gewinnen. Doch wohin
den Tag im Voila Hospital bei Dr. Amanaki und Dr.
sollte unsere Reise gehen? Einerseits wollten wir
Sihilou vor und wurden sehr herzlich in Empfang
viele zahnmedizinische Erfahrungen sammeln,
genommen. Nachdem Dr. Amanaki uns die 10 Be-
selbstständig arbeiten und bedürftigen Men-
handlungseinheiten, von denen nur 5 mit Bohrer
schen helfen, andererseits wollten wir weit weg,
und Sauger ausgestattet waren, das kleine Den-
ein fremdes Land bereisen und neue kulturelle
tallabor (für die Prothesenherstellung) und die
Erfahrungen machen. Von Anfang an war uns klar,
zwei von Japan gesponserten neuen OP-Säle für
dass unser Reiseziel englischsprachig sein sollte,
umfangreiche Zahnsanierungen, und Weisheits-
so dass Lateinamerika nicht in Frage kam. Nicht
zahnextraktionen gezeigt hatte, nahmen wir di-
zuletzt würde die Kommunikation mit den künfti-
rekt unsere Arbeit auf. Anfänglich gab es dann
gen Patienten so deutlich leichter fallen.
doch Verständigungsprobleme, da weder Ellen noch ich der tongaischen Sprache mächtig sind.
Nach kurzer Recherche fiel unsere Wahl auf das
Besonders bei den älteren Patienten und Klein-
Königreich Tonga. Jenes Land im Südpazifik, wel-
kindern waren wir so auf das dortige Klinikperso-
ches aus 169 Atollen besteht und von denen nur 39
nal angewiesen, um die Sprachbarrieren zu über-
bewohnt sind. Ein ideales Reiseziel für all diejeni-
winden. Die Standardfloskeln ›Wo tut’s weh?‹,
gen, die dem westlichen Konsumüberfluss ent-
›Wir müssen den Zahn ziehen!‹, ›Wir müssen an-
fliehen wollen und ursprüngliche Natur und ein-
ästhesieren‹, ›Auf‹ und ›Zu‹, ›Schmerzen‹ etc.
same weiße Strände entdecken wollen.
hatten wir uns schnell angeeignet. Das zweite,
Das Königreich besteht aus vier Hauptinseln: die
weitaus größere Problem bestand darin, dass
bevölkerungsreichste Hauptinsel Tongatapu, die
wir während unseres Studiums jeweils nur zwei
Insel Ha’apai, welche für ihre langen einsamen
Zähne gezogen haben und die hatten Locke-
weißen Sandstrände berühmt ist, Vava’u, die Seg-
rungsgrad II. Der Umgang mit Hebel und Zange
lerherzen höher schlagen lässt und die noch wei-
war für uns anfänglich absolutes Neuland und
testgehend unerschlossene Niuas. Jede dieser In-
bedurfte einer gewissen Eingewöhnungszeit.
seln ist auf ihre Weise einzigartig.
Trotz aller Zweifel wurden wir mit jedem weite-
Bevor wir unser Abenteuer antreten konnten,
ren erfolgreich extrahierten Zahn selbstsiche-
hatten wir alle Hände voll zu tun: Kontaktaufnah-
rer und brauchten immer weniger Zeit zum Ex’n.
me mit Dr. Amanaki, Flugsuche, Reisekranken-
Überrascht hat uns das fortschrittliche Arbeiten
versicherung abschließen, Impfungen, Reisekos-
der tongaischen Ärzte in der konservierenden un-plaqued No 18 | 165
GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION
Behandlung mit Kofferdam und Schmelz-ÄtzTechnik. Die hygienischen Verhältnisse waren dagegen weit unter dem deutschen Standard, so dass zum Beispiel Handschuhe mehrmals verwendet werden mussten und Bohrer ohne Zwischensterilisation für verschiedene Patienten benutzt wurden. Den größten Spaß hatten wir bei der Arbeit an den Schulen. Seit zwei Jahren fahren die Zahnärzte im Rahmen des Mali-Mali-Programms (Lachen-Lachen) zu den Schulen und üben gemeinsam mit den Schulkindern das Zähneputzen. Die 1000 Zahnbürsten aus unseren mitgebrachten Spenden wurden dafür dankend entgegengenommen, reichten jedoch bei weiten nicht aus den Bedarf zu decken. Nicht selten teilen sich ganze Familien eine Zahnbürste. Trotz intensiver Bemühungen der Ärzte und der Regierung (Zahnbehandlung ist kostenfrei!), der Bevölkerung und den Kindern eine adäquate Mundhygiene beizubringen, sahen wir häufig Kleinkinder mit einer ausgeprägten ECC (Early Childhood Caries). Vielen Jugendlichen fehlten mindestens drei bleibende Zähne, während bei der älteren Bevölkerung häufig nur noch verfaulte Wurzelreste vorzufinden waren. So verging kein Tag, an dem wir nicht Wurzelreste entfernten, Fisteln und Abszesse behandelten oder tief zerstörte schwarze Ruinen zu Gesicht bekamen. Von älteren Reiseberichten wussten wir, dass es auch die Möglichkeit gibt, auf anderen Inseln im Königreich Tonga zu arbeiten, so dass wir uns entschlossen, weiter zu ziehen. Anfänglich wollten wir die kostengünstigere Variante nehmen und mit einer alten, verrosteten Fähre die nördlich von Tongatapu befindliche Inselgruppe Vava’u besuchen. Nachdem uns selbst hartgesottene Urtonganer von der 16-20-stündigen, eingepferchten, holprigen Fährüberfahrt gewarnt hatten, entschlossen wir uns für die weitaus komfortablere Variante Fliegen. Nach einem circa zweistündigen atemberaubenden Flug über unzählige unbewohnte Südseeinseln erreichten wir unser Ziel – Vava’u. 166 | un-plaqued No 18
GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION
Ab jetzt wohnten wir wohl behütet in einer kleinen Jugendherberge direkt am Hafen. Von unserem Balkon aus hatten wir eine wunderschöne Sicht auf den Hafen, grüne Hügel und Berge und das tägliche Markttreiben. Hatten wir uns auf Tongatapu noch von Instant-Nudeln ernährt, entdeckten wir die vielen kleinen lokalen Köstlichkeiten in Vava’u. Nachdem wir eine Woche lang jeden erdenklichen Strand erkundet und Berge bestiegen hatten, mit Walen geschwommen waren und Bootstouren zu Unterwasserhöhlen unternommen hatten, stellten wir uns in der Zahnklinik Prince Ngu Hospital vor. Dr. Sitani und sein Team, bestehend aus zwei Helferinnen, begrüßten uns herzlich und freuten sich über unsere Hilfe. In Vava’u wurde die noch dringender benötigt, da Dr. Sitani der einzige Zahnarzt der Insel ist und über 10.000 Patienten betreuen muss. Im Prince Ngu Hospital hatten wir unser eigenes Behandlungszimmer, auch wenn die Absauganlage regelmäßig kaputt war und weder Speibecken noch Röntgengerät existierten. Wurzelkanalbehandlungen wurden zu einer großen Herausforderung und forderten wie vielen anderen Behandlungs situationen unser Improvisationstalent. Täglich kamen mehr Patienten in die Klinik, da sich per Inselbuschfunk herumgesprochen hatte, dass zwei deutsche Zahnmedizinstudenten in Vava’u arbeiten und neue Verbrauchsmaterialen mitgebracht hatten. Nicht selten kam es vor, dass wir ganze Familien von der Großmutter bis zum Urenkel versorgten. Leider war unser Alltag auch hier von Wurzelresten, Fisteln, Abszessen und stark kariösen Gebissen geprägt. Dr. Sitani half uns wohlwollend, stand mit Rat und Tat zur Seite und lehrte uns Wurzelreste minimal invasiv zu entfernen. Oft wunderten wir uns, wieso viele Patienten erst bei nicht mehr auszuhaltenden Schmerzen ärztliche Hilfe aufsuchten. Zum einen liegt die Schmerzgrenze der Tonganer offensichtlich erstaunlich hoch und zum anderen erfuhren wir, dass viele Patienten auf oftmals mehrere Bootsstunden abgelegenen Inseln wohnten. Die meisten dieser Patienten gehen Zeit ihres Lebens nicht zum Zahnarzt, weshalb Dr. Sitani und sein Team alle zwei bis 168 | un-plaqued No 18
2008 lernten wir die dürftige zahnmedizinische Versorgungslage in Gambia kennen.
2009 gründeten wir den gemeinnützigen Verein ÄRZTE HELFEN e.V.,
richteten eine kleine Zahnklinik in unserer Partnerklinik ein und organisierten die ersten Ärztetransfers. Das Projekt TEETH beginnt.
2010 konnten wir zwei gambianische Oral Health Worker anstellen. Sie praktizieren seitdem ganzjährig.
2011 richteten wir ein kleines Zahnlabor ein und können Zahnersatz anfertigen.
2012 kämpfen wir mit der schwierigen nanziellen Situation unserer Partnerklinik. Für den weiteren Bestand der medizinischen Versorgung werden Sach- und Geldspenden sowie das persönliche Engagement medizinischer Fachkräfte benötigt.
www.aerztehelfen.de 030/39202449
Helfen Sie uns zu helfen. Spendenkonto ÄRZTE HELFEN e.V.: Konto 78 15 700 BLZ 300 606 01 (Deutsche Ärzte- und Apothekerbank)
GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION
drei Wochen, je nach Wetterlage, mit einem klei-
wir nur drei Wochen auf Vava’u bleiben und auch
nen Holzkutter zu den verschiedenen Inseln fah-
noch andere Inseln besuchen, jedoch gab es in der
ren. Einmal sind wir natürlich auch mitgefahren
Klinik so viel zu lernen und zu tun, dass aus geplan-
und zugegebenermaßen war uns doch etwas mul-
ten drei Wochen Aufenthalt schnell sieben Wo-
mig mit dieser kleinen ›Nussschale‹ über die Ko-
chen wurden. Wir haben in dieser Zeit viele neue
rallenriffe und den tiefen stürmischen Südpazifik
Freunde kennengelernt, die uns mit ihren Segel-
zu rauschen. Entlohnt wurden wir mit wunder-
booten am Wochenende die Umgebung zeigten.
schönen einsamen Inseln, frischem Fisch und
Nach zweimonatigem Abenteuer, geprägt durch
frisch geernteten Kokosnüssen. Eigentlich wollten
viele spannende Arbeitsstunden, viele persönli-
che Einblicke in die Sitten und Bräuche tongaischer Familien, unzähligen Strandaufenthalten und vielen Stunden auf dem Ozean war es Zeit nach Hause zu fahren und Abschied zu nehmen. Neben den neu gewonnen Freunden haben wir ein sehr freundliches, hilfsbereites, fürsorgliches und stolzes Volk kennengelernt. Wir sind uns einig, dass dies eines der aufregendsten, prägendsten und schönsten Abenteuer unseres Lebens war. //
DÓNDE ESTÁ EL DOLOR? TEXT Juliane Gnoth
Die Worte ›arriba‹ und ›abajo‹ kannte ich lange nur aus der Spülmittelwerbung – nie hätte ich gedacht, dass diese zwei Worte doch einmal sehr essentiell für mich werden würden. Wo tut es weh? Oben, unten, links, rechts? Seit wann? Mund auf! Mund zu! Wie viele Wörter braucht man eigentlich, um Patienten in Entwicklungsländern eine Basisversorgung bieten zu können?
I
GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION
ch bin kein Sprach-Genie, so wie manch andere Leute. Beim Arbeiten im Ausland habe ich mir nicht selten gewünscht, die Sprache einfach aufschnappen zu können und sie anschließend auch fließend wiederzugeben. Ich hingegen muss
Fremdsprachen intensiv lernen, bis ich mich in ihnen ausdrücken kann. Welche Kommunikationsmittel sind also sinnvoll und notwendig, um den Patienten eine Grundversorgung bieten zu können und wie wichtig ist das Gespräch zwischen Zahnarzt und Patient in einer Behandlungssituation in Entwicklungsländern? Es ist zunächst überraschend, wie weit man mit nonverbaler Kommunikation kommen kann, gerade in Hilfsprojekten, bei denen es eine Out-patient Clinic gibt. Dieses Konzept existiert in den größeren Auslandsprojekten und benötigt keine großen Sprachkenntnisse. Dabei werden die Patienten zuerst von einem lokalen Zahnarzt untersucht, der festlegt, welche Behandlung sie bekommen. Mit dieser Information, die Transfersprache ist meist Englisch, geht der Patient dann zu den entsprechenden Ärzten. In diesen Fällen sind die Patienten meist so sehr auf die Behandlung angewiesen, dass weitere Gespräche kaum Relevanz haben. Mimik und Gestik werden plötzlich wesentlich wichtiger und man erfährt wie man sich nonverbal ausdrücken kann. Ein Lächeln baut eine Brücke zwischen Patient und Behandler, eine Hand auf der Schulter beruhigt und ein Finger zeigt wo der Schmerz sich befindet ohne langwierige Erklärungen. Ein paar Vokabeln sollte man in jedem Fall auf Lager haben, damit man sich beispielsweise vorstellen kann. Wenn man damit an seine sprachlichen Grenzen gerät, ist es wichtig eine Möglichkeit zu finden, den Patienten beispielsweise Instruktionen nach einer Zahnextraktion zukommen zu lassen. Dies geschieht im besten Falle durch die lokale Assistenz, die auch die Ansprüche und den Wissensstand der Patienten am besten beurteilen kann. Wenn die Patienten lesen können, sollten auch Aufklärungsblätter zum Einsatz kommen. Besser ist es natürlich, wenn man die Sprache im Vorfeld der Reise erlernt. Dies bedarf einer längeren Vorlaufzeit für die Planung des Auslandsaufenthaltes. Geeignet sind insbesondere spezielle Mediziner-Sprachkurse, die von manchen Universitäten angeboten werden. Erschwerend kommen dann die Besonderheiten der lokalen Sprache dazu, die es oft schwierig machen, sich ausschließlich mit Grundkenntnissen verständlich zu machen. Man stelle sich nur einen Inder mit Deutsch-Grundkurs bei einem Auslandsaufenthalt in Bayern vor ...
//
un-plaqued No 18 | 173
DIE ZUKUNFT GESTALTEN – 20 JAHRE RÜBELING+KLAR DENTAL-LABOR TEXT Ingmar Dobberstein
Moderne Zahnmedizin ist ohne eine ebenso moderne Zahntechnik heute nicht mehr denkbar. Glücklicherweise ist die Zusammenarbeit beider Berufsgruppen in den letzten Jahren kontinuierlich voran geschritten, da die zahntechnischen Konstruktionen komplexer, genauer und vielfältiger geworden sind. Es ist heute als selbstverständlich anzusehen, dass sich Zahnärzte und Zahntechniker auf Augenhöhe begegnen, um zum Wohl des Patienten die beste zahnmedizinische Versorgung zu erreichen. Von Beginn an wurde unsere Rubrik ›laboratorium difficile‹ von dem Dentallabor Rübeling + Klar begleitet, die uns immer wieder mit interessanten und visionären Einblicken in die weite Welt der Zahntechnik versorgt haben. Hierfür möchten wir uns herzlich bedanken und zum 20jährigen Jubiläum gratulieren. 174 | un-plaqued No 18
W
LABORATORIUM DIFFICILE / KOMMUNIKATION
as vor 20 Jahren in der Hufeland-Kli-
schen durch das 2005 gegründete Tochterunter-
nik als Ableger des Rübeling Dental-
nehmen R+K CAD/CAM Technologie GmbH & CO.
Labors aus Bremerhaven entstand,
KG hergestellt und verkauft wird. Mittels der
hat sich bis heute zu einem der größten Dental-
CAD-Software können beispielsweise die zu er-
labore in Deutschland entwickelt: Mit 15 Mitar-
setzenden Zähne anhand eines Abdruckscans,
beitern gestartet, beschäftigt das Labor inzwi-
Modells oder Mundscans am PC neu gestaltet
schen 130 Fachkräfte. Die Geschichte des
werden. Die Daten werden per CAM-Modul an
Rübeling + Klar Dental-Labors (R+K) ist dabei
die Fräsmaschine übertragen, die anschließend
auch ein Stück deutsch-deutsche Geschichte.
die Kronen, Gerüste und Innenteleskope fräst.
Nachdem Zahnärzte und Techniker in der DDR
Dabei können verschiedenste Materialien zum
auf das Funkenerosionsverfahren aufmerksam
Einsatz kommen, so dass mit der Fräs- und Ra-
wurden, entstanden 1987 erste Kontakte mit
pid-Prototyping Leistung das gesamte Spekt-
der Charité in Ost-Berlin. Nur ein Jahr später
rum der digitalen Zahntechnik abgedeckt wird.
besiegelte Günter Rübeling mit den Klinikleitungen von Charité und Hufeland-Klinik die Zu-
Der zahntechnische Fortschritt drückt sich auch
sammenarbeit.
in der Herstellung zahnfarbener Innentelesko-
Aus dieser ursprünglichen Zusammenarbeit mit
pe in Zirkon aus. Diese sind gewebefreundlich
den Universitätskliniken entsteht 2002 eine
und haben auch einen Demaskierungseffekt
Zweigstelle an der Zahnklinik der Charité in
beim Herausnehmen des Zahnersatzes, da keine
Berlin-Wilmersdorf, 2007 folgt eine Niederlas-
Metallstümpfe zu sehen sind. Auch können be-
sung an der Martin-Luther-Universität in Halle-
reits heute Zirkonkronen mit gefrästem Lager
Wittenberg. Heute arbeitet R+K zudem eng mit
zur Aufnahme einer Modellgussklammer (Me-
den Universitätszahnkliniken in Tübingen und
tall) eingesetzt werden. Herausnehmbarer
München zusammen.
Zahnersatz auf Implantaten als gefräster Steg oder als Teleskop kommt häufiger vor. Bei der
Rübeling + Klar bietet das komplette Spektrum
Gestaltung der Friktionselemente kommt über-
der Zahnersatzversorgung für den Patienten.
wiegend die Funkenerosion zum Einsatz. Dabei
Neueste Technologien kommen hierbei ebenso
finden Teleskope bei R+K die häufigste Anwen-
zum Einsatz wie feinste Handarbeit und mo-
dung, meist in Form von Hybridkronen, die 2°
dernste Materialien. Um eine hohe Produktqua-
gefräst sind und mit einem 0° Friktionsstift mit
lität zu liefern und ihren Teil zur Reduzierung des
steuerbarer Friktion versehen sind. Der Erfolg
CO2-Ausstoßes zu leisten, fertigt R+K ausschließ-
dieser Technologie führt dazu, dass bei R+K
lich in Deutschland und verzichtet bewusst auf
mehrere Tausend Teleskope im Jahr hergestellt
Zuarbeiten aus dem Ausland. Zudem ist das Un-
werden.
ternehmen nach DIN EN ISO 13485 und nach DIN EN ISO 9001 für Medizinprodukte zertifiziert.
Die Alternative zu goldhaltigen Legierungen Über 700 Dental-Labore im In- und Ausland
Motor des Fortschritts:
wenden heute ein von Günter Rübeling in den
CAD/CAM-Technologie
zahntechnischen Anwendungsbereich einge-
Der Trend zeichnet sich klar ab: An die Stelle von
führtes Verfahren an: die Funkenerosion. An-
manuellen Arbeitsmethoden treten im Labor
fang der 80er Jahre stieg die Nachfrage nach
immer mehr computergestützte Fertigungsver-
wirtschaftlichen Alternativen zu hochgoldhal-
fahren. Als Vorreiter für diese Verfahren hat
tigen Legierungen. Im Zuge dessen gewann
Rübeling + Klar aus dem Laboralltag heraus das
die Bearbeitung von Nichtedelmetallen, spezi-
Organical-Frässystem entwickelt, das inzwi-
ell von Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierungen, un-plaqued No 18 | 175
LABORATORIUM DIFFICILE / KOMMUNIKATION
zunehmend an Bedeutung. Ein Verfahren wurde
des in Metall gegossenen Zahnersatzes auf die
notwendig, das perfekte Präzision bei der Her-
im Kieferknochen eingewachsenen Implantate
stellung von nicht goldhaltigen Zahnersatz er-
übertragen und zum Verlust derselben führen.
möglicht. Mit der Funkenerosion hielt genau das Verfahren Einzug in die Zahnmedizin, das Präzi-
Neue Wege dank digitaler Methoden zur
sionsanpassungen bei jeder Art von Zahnersatz
Erfassung der Patientendaten
in allen gängigen Metallen ermöglicht. Das Er-
Durch einen Face-Scan des Patienten in 3D er-
gebnis: Auf teure Goldlegierungen konnte mehr
hält der Zahntechniker deutlich mehr Informa-
und mehr verzichtet werden, biokompatible
tionen, die er weiterverarbeiten kann. Abfor-
goldfreie Metalle kamen zur Anwendung.
mungen des Mundes per Intraoralscanner können die für viele Patienten unangenehme
Funkenerosion in der Zahntechnik
Abformung per Abformmasse ersetzen – und
Vor mehr als 60 Jahren in der metallbearbeiten-
gleichzeitig zu einem effektiveren Workflow
den Industrie entwickelt, ist die Funkenerosion
zwischen Zahnarztpraxis und Labor führen. Der
eine Methode zur abtragenden Formgebung
Zahntechniker erhält den Abdruckscan und er-
von elektrisch leitfähigen Metallen. Kern dieses
stellt auf dessen Basis ein präzises Modell. Wert-
Verfahrens ist die berührungslose Materialab-
volle Informationen über die Struktur des Kie-
tragung – das Erodieren – am metallischen Werk-
ferknochens und der Zahnwurzeln liefert
stück, die eine äußerst exakte Passung mit indi-
zusätzlich die digitale Volumentomographie
vidueller Formgebung ermöglicht.
(DVT). Mit dem elektronischen Gesichtsbogen
Unter hoher Spannung werden zwischen zwei
können Unterkieferbewegungen schnell und
Elektroden elektrische Entladungen erzeugt – in
präzise erfasst werden, um die Position des Kie-
Gegenwart einer nicht leitenden Flüssigkeit,
fergelenks zu ermitteln.
dem Dielektrikum. Auf diese Weise lassen sich die Materialabtragungen berührungslos vor-
Rübeling + Klar arbeitet aktiv an verschiedenen
nehmen.
Projekten im Bereich der Digitalisierung mit,
In der Zahntechnik wird das Funkenerosionsver-
wie beispielsweise an der Entwicklung eines di-
fahren im Bereich des klammerfreien Zahner-
gitalen Mundscanners. Mit Engagement und In-
satzes und des Zahnersatzes auf Implantaten ge-
novationskraft gestalten Günter Rübeling, And-
nutzt. Dank dieses Verfahrens kann eine völlig
reas Klar und ihr qualifiziertes Team die
spannungsfreie Präzisionspassung des Zahner-
Zahntechnik von morgen, über die wir weiterhin
satzes auf Zähnen und den im Kieferknochen os-
in dieser Rubrik berichten werden, damit das
seointegrierten Implantaten erzielt werden. Da-
gute alte Laboratorium in Zukunft nicht mehr
mit wird vermieden, dass sich die Spannungen
diffizil ist.
Kontakt & Informationen Rübeling+Klar Dental-Labor GmbH Ruwersteig 43 12681 Berlin Tel. (030) 54 99 34 - 0 Fax: (030) 54 99 34 -111 info@ruebeling-klar.de www.ruebeling-klar.de
176 | un-plaqued No 18
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seit längerem schon empfinde ich, dass die Kommunikation zwischen uns beiden leider gestört ist. Irgendwie kommen wir nicht zueinander. Vielmehr entfernen wir uns immer mehr voneinander. Mit den besten Absichten bin ich immer auf euch zugekommen; friedfertig, gelassen, optimistisch, sogar geduldig! Ich wollte euch Zeit lassen. Doch unser Verhältnis scheint sehr unausgewogen zu sein. Ihr entzieht euch meiner Nähe. Ihr wollt sie gar nicht. Ich höre nur von weitem von euch – in der Werbung, auf Plakaten. Manchmal ruft ihr mich an oder schickt mir eine Kurzmitteilung. Aber hinter eurem freundlichen Ton bemerke ich unüberhörbar, was ihr eigentlich wollt. Ihr säuselt mir ins Ohr. Ihr wollt, dass es mir besser geht. Ihr wollt, dass ich mehr vom Leben habe. Ihr wollt mir dabei helfen. Ihr wollt, dass ich partizipiere, dass ich mitspiele. Aber am Ende bin ich allein immer derjenige, der etwas tun soll, der etwas überweisen soll, der etwas bestellen soll, der zur Post rennt um abzubestellen. Dann seid ihr plötzlich wieder weg. Dann habe ich wieder nur noch Papier, Klauseln, Kleingedrucktes und Konditionen. Und ihr: unerreichbar in euren elektronischen Festungen. Ich kann ja verstehen, dass ihr euch versteckt. Hinter den automatischen Ansagen einer Computerstimme, hinter standardisierten Briefen, hinter dem Fernseher. In den Sätzen der jungen Damen, die mich manchmal anrufen, höre ich die Schulungen heraus, die ihr sie habt durchlaufen lassen. Ich höre, dass sie mit einem
178 | un-plaqued No 18
UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION
Lächeln sprechen soll. Ich höre, dass sie wie ein Hündchen wohlerzogen wurde, meine Beschwichtigungen zu relativieren. Ich höre, dass sie weiß, was sie zu erwidern hat, wenn man sagt, man habe keine Zeit. Ihr habt ihr beigebracht, jede Möglichkeit auszuschöpfen, mich bei der Stange zu halten. Ich höre, wie sie mich durchsichtig und gläsern machen möchte. Ich höre eure Gier nach Provisionen. Ich spüre das pavlovsche Sabbern, wenn ihr die Verkaufsmöglichkeit wittert. Eure massentauglichen Maßnahmen und durchschaubaren Strategien. Ihr nennt das Kundenfreundlichkeit. Oder Serviceleistung. Am Bahnschalter wollt ihr mittlerweile einen Ablass für persönliche Beratung, damit ihr nicht wegen zu viel Kundenkontakt in die Hölle kommt.
Manchmal, wenn ich Zeit habe, spiele ich mit euch am Telefon. Es macht Spaß, all eure Taktiken scheitern zu lassen. Eure Zeit zu verschwenden. Eure triviale Rhetorik zu entlarven. Euch Hoffnungen zu machen und sie dann abzuschmettern. Euch zu zermürben. Euch in der Luft hängen zu lassen. Ich liebe eure darauf folgende Verunsicherung, eure Fragen, ob ich ein von der Firma engagierter Testkunde sei. Ich liebe, wie ihr zappelt und strampelt unter profitgeilen Zuckungen. Erbärmlich wie ein scheiternder Gigolo, der nicht zum Schuss kommt.
un-plaqued No 18 | 179
UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION
Ich weiß … ich bin eine Nummer. Ein Datensatz. Ein Kundenprofil auf euren Monitoren. Ich bin eine Grafik. Eine Statistik. Eine Zahl. Ich bin ein winziger Bestandteil einer Präsentation in einer eurer Konferenzen. Ich stecke irgendwo in einem Diagramm. An die Wand projiziert von eurem Vertriebschef. Ich bin eine Sparmaßnahme. An mir muss gespart werden. Aus mir muss mehr rausgeholt werden. Die Kuh in eurer Herde, die vielleicht mehr Milch abgegeben könnte. Ihr denkt beständig nach, wie ihr uns noch effektiver melken könnt. Ihr durchleuchtet uns, während ihr uns sagt, es sei doch nur zu unserem Besten. Bitte weckt meine Bedürfnisse. Ihr meint es nur gut mit mir. Ein bisschen habt ihr verstanden. Ganz schlaue Firmen-Köpfchen werben im Fernsehen damit, dass der Anruf bei ihrer Kundenhotline umsonst sei. Und das man sogar sofort mit einem Menschen spräche! Mit einem echten Menschen, dessen Atmung man hört. Mit jemandem, der fast authentisch reagieren kann. Dabei habe ich mich doch schon so an die Computerstimmen gewöhnt. An die schier endlosen Schleifen. An Mozart, Haydn und Chopin in euren Warteschleifen. Minutenlang höre ich die kleine Nachtmusik. Vergesse all meinen Kummer und meine Beschwerden über diese besänftigende Musik. Werde milde gestimmt. Andere gehen in die Offensive. In die so genannte ›Klartextoffensive‹. Kein Kauderwelsch mehr, sagen sie. Keine Klauseln, keine Komplikationen, nur Klarheit. Sogar ein Berater, der persönlich vorbeikommt. Um meinen Kopf zu reparieren. Besser als jeder Arzt. Besser als jede Religion. Wie konnte es so weit kommen, dass man damit überhaupt werben kann? Ihr seid teilweise sehr hübsche Mädchen, aber eigentlich will ich Schluss machen. Dummerweise legt ihr einem aber schon beim ersten Flirt die Handschellen an und formuliert bindend den Ehevertrag. Die Scheidungsrate ist hoch. Ihr habt die besten Anwälte. Es gibt viele Bräute. Niemand will Asket sein. Das habt ihr so einkalkuliert. Das wisst ihr. Bitte erzieht mich. Ich will ein besserer Kunde sein. Ich will anfangen, Herzchen zu sammeln. Ihr müsst mir nicht dienen oder nett zu mir sein. Ich will die HappyShopping-Bonus-Card vorzeigen. Euch freundlicher behandeln. Den Groll vergessen. Kommen wir nur so zueinander? Wollen wir es nicht noch einmal versuchen?
//
180 | un-plaqued No 18
ALLE SLOWMOARTIKEL SIND SOWOHL 100 % KONTROLLIERT BIOLOGISCH ALS AUCH FAIR GEHANDELT.
AUF DER BASIS DES RESPEKTVOLLEN UMGANGS MIT MENSCH UND NATUR BETRACHTEN WIR BEIDE ASPEKTE ALS GLEICHWERTIG UND NICHT VONEINANDER TRENNBAR.
Das aufregende Leben der
CA SS AN DR A- MI CH EL E
Folge 2: Kommunikation
DER GROSSE PFEIL Ich reihe mich mit ein, ich stelle mich still und leise dazu – denn ja, auch ich bin eins – ein Großstadt-Single-Mädchen. Nächstes Jahr werde ich 5 Jahre alt, wehre mich aber noch bis heute gegen dieses böse Wort, welches ich hier an dieser Stelle voller Abscheu in meinen Laptop tippe: ›Langzeit-Single!‹ Danach kommen Wörter wie ›Resterampe‹ oder mutmaßliche Attentate meiner Mutter: ›Na, ob dich noch mal einer will.‹
182 | un-plaqued No 18
UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION
I
ch finde mein Leben großartig, ich bin fröhlich,
gern mir den gemeinsamen Besuch mit der Stel-
das Glas ist stets halb voll, ich bin immer frisch
lungnahme: ›Du quatschst zu viel.‹
blondiert, kaufe mir regelmäßig neue und viel
Dabei kommentiere ich lediglich die völlig über-
zu teure Schuhe und spare mir somit viel Geld für
zogenen und unglaubwürdigen Szenen. Somit
den Psychologen. Mein soziales Leben ist von
schleicht auch hier das ALLEIN ein und ich sitze
Montag bis Donnerstag recht abwechslungsreich
mit meinem Pfeil zwischen glücklichen Pärchen
und Freunde liefern sich ein spontanes Stelldich-
und schau mir den Film alleine an.
ein. Ab Freitag jedoch teilt sich unsere Gesell-
Die Endstufe der traurigen Realität ist der Sing-
schaft in zwei Hälften – die Pärchen und die Sing-
le-Urlaub. Zur Bewahrung meiner Menschen-
les.
Pärchen-
würde sehe ich von dieser Alternative ab und
Wochenende zwingt mich demütig in die Knie
verbringe meinen Urlaub lieber mit Mutti und
und ich kann sie alle aus meiner Wochenend-Pla-
Vati an der Ostsee. Denn ich habe keine Lust, auf
nung streichen, sie – die Freundinnen mit Part-
diesen sogenannten Single-Reisen dem Detlef
ner. Ich bin raus aus dieser Gruppe und werde
oder Silvio zu erklären, dass ich bitte nicht mit
auf die nächste Woche verschoben. Es ist, als
auf´s Zimmer gehen möchte.
Das
heilige
unantastbare
würde ein schwarzes Loch diese doofen 2 Tage zwischen Freitag und Montag schlucken und
In stiller Minute stelle ich mir die Frage: Warum
mich von Fragen, wie: ›Mann, was mach ich nur
brauche ich immer jemanden zum reden? Ich
heute Abend?‹ befreien.
brauche mein Gegenüber, ich verlange Gesprächspartner!
Da ich mein Wochenende nicht mit TV vergiften
Durch meine Kommunikation interpretiere ich
will, müssen Alternativen her, welche gewissen
meine eigene Wahrnehmung. Und ich nehme
Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Die sogenann-
sehr viel wahr und möchte diese Eindrücke so-
ten ALLEINE-mach-Gesetze sind:
fort und stetig teilen, ich erwarte eine Rückmeldung, um diese mit meinem ganz persönlichen
1 . D inge , d ie m an allein m ach en kan n :
Interpretationsergebnis abzugleichen. Visuelle
im Park liegen und ein Buch lesen, einen Mu-
Vergewaltigungen, wie z.B. ungeschnittene Ze-
seumsbesuch oder Shoppen
hennägel oder schlecht sitzende Jeanshosen, die
2. D inge, die man niemals allein machen sollte:
NPD im Bundestag oder Schwiegertochter ge-
alleine an einer Bar sitzen, Essen gehen oder
sucht auf RTL schreien nur so nach meinen Kom-
in den Urlaub fahren.
mentaren. Gerade dieses spezielles Sendeformat, in welchem debile und adipöse Vertreter
Sitzt man am falschen Ort alleine, trägt man
der genetischen Resterampe sich ständig halb-
plötzlich einen imaginären großen Pfeil über
nackt massieren, ist das Zwergenwerfen des 21.
sich mit der Aufschrift: ›Diese Frau ist alleine
Jahrhunderts – das muss mit Freundinnen be-
hier, sie hat keine Freunde, sie ist komisch, kau-
sprochen werden und diese Geschichten wollen
zig und zickig und niemand will was mit ihr zu tun
erzählt werden.
haben.‹
Ich bin der Spiegel meiner 35.000 Worte. Ich kann
Mitleidige Blicke huschen an einem vorbei und
diese nicht täglich für mich behalten, sie stauen
man wünschte, man wäre unsichtbar, merkt je-
sich in meinem Rückenmark und verursachen
doch nach kurzer Zeit, dass man es längst ist und
eine schlechte Körperhaltung.
dieser Fakt macht die Sache an sich nicht besser. Vor ein paar Wochen war ich alleine im Kino (an
Eine ganz besondere Art der Kommunikation, an
einem Dienstag), denn meine Freunde verwei-
die oft höchste Ansprüche gestellt wird, ist die
un-plaqued No 18 | 183
UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION
nonverbale Kommunikation. Sie unterliegt allein der Interpretation des Gegenübers und seiner ganz eigenen Geschichte. Aus diesem Grund belästigen schreckliche Ratgeber die Regale in den Buchhandlungen, welche uns in die geheimnisvolle Welt der Kommunikation zwischen Mann und Frau einführen sollen. Sollten an dieser Stelle tatsächlich Leser existieren, die auf diese Bücher bauen, muss ich euch leider sagen: ›Vergesst diesen Scheiß!‹ Ratschläge beinhalten das Wort ›Schlag‹, das schon alles sagt, denn meistens tut es nur weh im Kopf! Die nonverbale Kommunikation ist das unausgesprochene Gesprochene, auf dessen korrekte Interpretation man sich nicht verlassen sollte. Dein (männliches) Gegenüber wird nie verstehen, was Du sagen willst – Du musst es aussprechen! Besonders Gesprächsthemen der delikaten Art funktionieren nicht zwischen den Zeilen. Ich kommuniziere, gebe mich preis, mache mich bekannt oder nehme Kontakt auf. Es ist meine Möglichkeit, mein Gegenüber und mich selbst kennenzulernen. Ich muss reden, um zu leben – das ist mein Bekenntnis zum Denken. Meine Sprache nimmt die Herausforderungen an, die mir das Leben stellt. ›Liebe Gemeinde, kümmert Euch um uns Singles und überlasst uns am Wochenende nicht uns selbst, das schadet nur unserem Girokonto oder der Fettverteilung an Bauch-Beine-Po. Hört nie auf zu reden. Verlasst Euch nicht auf SMS oder schlechte Emails ohne Großbuchstaben – was euer Herz bewegt verlangt nach intensivem Augenkontakt und klaren Worten! Versteckt Euch nicht zwischen den Zeilen, sondern zerrt Wahrheiten ans Licht und verpackt Liebe in Sätze. Sagt es, sprecht es aus und lasst die Worte frei ... und sagt eurem Zahnarzt, wenn es weh tut!‹ Eure Cassandra-Michelle
184 | un-plaqued No 18
//
ICH WEISS WAS ICH DENKE, WENN ICH HÖRE WAS ICH SAGE.
In acht SchrItten zur erfolgreIchen ImplantologIe clInIcal houSe academy vergIbt koStenfreI exkluSIve ImplantologIe-coachIngS • 8 junge ZahnmediZiner • 8 monate intensives CoaChing • 8 spannende op-WoChenenden • 8 sChritte Zum erfolgreiChen implantologen meldet euch bis zum 31. dezember 2011 unter www.dents.de/dents-partner/che/ und profitiert von märz bis oktober 2012 vom exklusiven Coaching durch die experten der Kaiserberg Klinik. erlernt die implantologie und periimplantitistherapie bei einem der erfolgreichsten implantologen-teams deutschlands. Bewerben können sich approbierte Zahnmediziner bis maximal drei jahre nach der niederlassung. unter allen Bewerbungen wählt die academy of periointegration acht teilnehmer aus (eine Bewerbung garantiert also noch keine teilnahme). die teilnahme an diesem exklusiven Coaching ist durch die finanzielle unterstützung von Clinical house dental kostenfrei. jetzt online anmelden und in der implantologie durchstarten!
C L I N I C A L H O U S E D E N TA L
UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION
WUSSTET IHR SCHON? Moderne Patientenkommunikation via iPad App Dr. Jean Bausch GmbH & Co. KG, weltweit bekannt als Hersteller von Occlusionsprüfmitteln, hat eine iPad App, den DentalNavigator auf den Markt gebracht. Die interaktive Applikation, mit deren Hilfe Zahnärzte ihre Patienten über verschiedene Behandlungsmethoden informieren können, funktioniert sowohl mit dem Apple iPad 2 als auch dem iPhoneund lässt sich mit dem dafür erhältlichen HDMI-Adapter lässt auch auf großen Bildschirmen oder Videoprojektoren darstellen. Eine Besonderheit sind die interaktiv steuerbaren 3D Animationen in Echtzeit, die sich vom Anwender einfach über das berührungssensitive Display steuern lassen. Der menschliche Schädel ist um 360° drehbar und mittels der Zoomfunktion des iPads skalierbar, um die Bewegungen des Unterkiefers und der Kondylen näher betrachten zu können. Der DentalNavigator ist modular aufgebaut und beinhaltet derzeit Themen wie Okklusionsprüfung, Implantologie sowie interaktiv steuerbare Kieferbewegungen. Die Grundmodule (interaktiv steuerbare 3D-Schädel und Bausch Occlusionsprüfmittel) sind gratis im Apple AppStore erhältlich sein. Andere Module können aus der App heraus nachgekauft werden. Die Preise der Module liegen zwischen 9,00 € und 34,00 €. www.dentalnavigator.de
jobDENTAL – Arbeitsplatzbörse mit neuen Funktionen In anderen Berufsspaten (z.B. IT und Hotel) bereits bestens etabliert, startet jobDENTAL nun mit einer branchenspezifischen Stellenbörse für die gesamte Dentalbranche durch. Seit der Relaunchversion haben Zahnärzte, Zahnärztinnen sowie alle Mitarbeiter der Dentalbranche die Möglichkeit, deutschlandweit - oder auch im Ausland - nach einer neuen Arbeitsstelle zu suchen. Neu ist, das die Stellenangebote 186 | un-plaqued No 18
UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION
von jobDENTAL zukünftig auch über große, bekannte Jobsuchmaschinen zu finden sind. Für Jobsuchende ist bei jobDENTAL keine Registrierung notwendig und über jobLETTER kann man sich auf Wunsch alle 4 Wochen automatisch über neue Stellenanzeigen informieren lassen. Kontakt: Anja Fink, 06126.22 90 410, mail@jobdental.de www.jobdental.de
Chairside Brennsystem speziell für CEREC Anwender Die VITA Zahnfabrik präsentierte auf der diesjährigen IDS ein speziell auf die Bedürfnisse der Zahnarztpraxis bzw. des Praxislabors abgestimmtes Brennsystem: Der kompakte Premium-Brennofen VITA VACUMAT 6000 M mit dem One Touch-Bedienteil VITA vPad clinical. Vorteil dieses Ofens ist, dass bereits alle in der CEREC-Praxis erforderlichen Programme und Materialien voreingestellt sind. Als kleinster Ofen seiner Klasse ist der ergonomische VITA VACUMAT 6000 M dank seines hochwertigen Designs in Edelstahl-Ausführung oder Anthrazit-Lackierung in jedes Arbeitsumfeld integrierbar. Durch innovative Brenntechnologie mit automatischen Service- und Überwachungsfunktionen werden konstant überzeugende, hochästhetische Brennergebnisse erzielt. Dank der modernen One-Touch-Bedienung des VITA vPad clinical lässt sich jedes Programm intuitiv und blitzschnell starten. Zudem erlaubt das Bedienteil die Steuerung von bis zu zwei Öfen – z. B. des neuen HighSpeed-Sinterofens VITA ZYRCOMAT 6000 MS, mit dem auch mehrgliedrige ZrO2-Brücken mittels VITA RLT-Technologie direkt in der Praxis herstellbar sind. Mit seiner hohen Effizienz und Anpassungsfähigkeit auf die individuellen Bedürfnisse der Anwender ist das neue Brennsystem besonders für die CEREC spezialisierte Praxis eine wirtschaftlich äußerst attraktive Investition. Weitere Informationen sind im Internet und telefonisch über die VITA Hotline 07761-562 222 erhältlich. www.vita-zahnfabrik.com un-plaqued No 18 | 187
UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION
›state-of-the-art‹ CAD/CAM-Technologie bei Implantatprothetik Astra Tech stellte auf der IDS ein Implantat mit abgeschrägter Implantatschulter vor. Das OsseoSpeed™ TX Profile ist anatomisch geformt für den schräg atrophierten Kieferkamm vorgesehen. Knochen wie Weichgewebe werden so optimal unterstützt. Patientenindividuelle Abutments von Atlantis™ ergänzen das Astra Tech Implantat System™ und haben jetzt eine umfassende Garantie und erweiterte Farbpalette. Modelle können auf dem Postweg an Astra Tech gesandt werden, wo die Atlantis™ Abutments individuell gestaltet und gefertigt werden. Mit zwei großen Anbietern von 3DScannern, Dental Wings und 3Shape, wurden jetzt Schnittstellen entwickelt, mit denen Modelle eingelesen und direkt an Astra Tech übermittelt werden können. Der Versand auf dem Postweg entfällt, das bedeutet ein vereinfachtes Handling und verkürzte Laufzeiten. In einem möglichen Garantiefall schließt die Atlantis™Garantie auch das verwendete Implantat mit ein, wenn der jeweilige Implantatanbieter seine Garantie aufgrund des Einsatzes eines Atlantis™ Abutments nicht erfüllt. Dies gilt für alle Implantatsysteme, für die Atlantis™ nach der Kompatibilitätsliste geeignet ist. Neu ist auch eine erweiterte Farbpalette bei den Zirkondioxid-Abutments von Atlantis. Durch die unterschiedlichen Farbnuancen fügen sich die Abutments perfekt in die Restbezahnung ein, und es lassen sich optimale ästhetische Ergebnisse erzielen. www.astratech.de
›Auf den Zahn sehen‹ Die Lupenbrille starVision mit 2,7- oder 3-facher Vergrößerung bietet große Sehfelder, damit man während der Behandlung immer die Übersicht behält. Je nach Körpergröße und Sitzhaltung kann man einen Arbeitsabstand zwischen 350mm und 400mm wählen. Die hochwertige Optik (optisches System nach Galilei) erzeugt hervorragende Bilder mit hoher Abbildungsgüte bis zum Rand ohne farbliche Verzerrungen.
188 | un-plaqued No 18
UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION
Deutschlands Atomkraftwerke in der Hand Wer kennt sie nicht, die Quartett´s um PS-Boliden, Flugzeuge oder Schiffe, mit denen man sich auf dem Schulhof die Zeit mit seinen Freunden vertrieben hat. Aus aktuellem Anlass der Diskussion um den Atomausstieg haben sich ein paar Berliner Bastler dieser Thematik angeDie TTL-Lupenbrille wird für Sie indi-
nommen und ein Quartett zu den wichtigsten Atomkraft-
viduell angefertigt: Dank innovativer
werken herausgegeben. Mit Hilfe der Flaggen der Bundes-
Technik werden die Lupen in die Bril-
länder und der Deutschlandkarte kann man herausfinden,
lengläser
(TTL´:
wo die meisten AKWs stehen – und wo keine existieren! Un-
Through The Lens). Hierbei ist die ex-
terschieden wird in 4 Kategorien: Mega-Oldtimer, Mega-
akte Vermessung der Pupillendistanz
Störfälle, Mega-Leistung oder Mega-Restlaufzeit. Aus fünf
des Anwenders von entscheidender
verschiedenen Werten wählt man so seinen Trumpf und
Bedeutung. Die starVision hat ein Ge-
kann sich spielerisch das Lieblings-AKW-Blatt zusammen
samtgewicht von nur 28g und ist da-
stellen.
mit die leichteste am Markt erhältli-
Im Ernst: Zusätzliche Infos sorgen dafür, dass man in Zu-
che Lupenbrille. Zusätzlich können
kunft weiß, was sich hinter Deutschlands Atomreaktoren
die Brillenbügel, sowie die Nasenauf-
verbirgt. Unbedingt empfehlenswert!
eingearbeitet
lage mehrfach verstellt werden, so dass sie einfach und schnell ange-
www.akw-quartett.de
passt werden kann. Im Falle einer Sehkorrektur ist diese mit Hilfe eines innen liegenden Clips jederzeit korrigierbar. Das richtige Licht ist entscheidend, damit Sie präzise sehen. Das kompakte und mobile LED-Beleuchtungssystem starLightnano leuchtet Ihr Behandlungsfeld
optimal
aus.
Die
Beleuchtung ist einfach zu bedienen und kann an die starVision Lupenbrille oder an alle marktüblichen Lupenbrillen adaptiert werden. www.starmed-technik.de
un-plaqued No 18 | 189
www.dentapress.de
Die Internetzeitung der Zahnmedizin
UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION
TONIS MUSIC BOX NR.7
TEXT Toni Mahoni
S
elten gibt es sie noch, die Mo-
ihren Konzerten trinken die Jungs
mente, bei denen man auf ei-
Obstler, spielen mal Rockkonzerte mit
nem Konzert einfach mit offe-
einer riesigen Band, Tänzern und Tän-
nem Mund da steht und Tränen der
zerinnen, mal sitzen die beiden Bären
Freude vergießt. Aber es ist mir wie-
gemütlich zu zweit und spielen nur
der geschehen und ich möchte dieses
Klampfe und selbstgebasteltes Tisch-
Erlebnis gern teilen. Zunächst müssen
schlagzeug. Und diese Zweistimmig-
wir hierzu unseren Blick in die Pfalz
keit! Diese klangvollen, für diese
richten. Die echte Pfalz. Die, wo Wein-
mächtigen Leiber viel zu hohen Stim-
feste noch mit Sicherheit in Schläge-
men! Man lässt sich direkt eine Wein-
reien ausarten, wo die Winzer noch
schorle mixen und möchte einfach
knallharte Alkoholiker sind und Tou-
auch ›haggedichd un zugraacht‹ sein.
risten ohne Vorbildung nicht ein Wort
Die Vielseitigkeit von Geld et Nelt erin-
CD ›Liebe‹
des urtümlichen Dialekts verstehen.
nert nicht ohne Grund an eine Band
erhältlich unter
Dort nämlich kommen sie her, die bei-
wie Ween, die beiden sind große Fans
www.geldetnelt.com/
den Hünen. Die bärtigen Recken, die
der amerikanischen Verwandlungs-
schobb.html
sich Geld et Nelt nennen. Mehr als hun-
künstler. Und so rauschen auch sie
dert Songs haben die beiden schon zu-
durch die Genres vom A Capella bis
Wie immer verschen-
sammen geschrieben, herzhafte, fri-
zur Operette, sind mal knochentro-
ken wir drei CDs an die
sche Texte, die sich für niemanden
cken, mal feuchtfröhlich. Geld et Nelt
ersten drei Einsendun-
zieren, die oftmals im schweren Dia-
haben schon viele CDs aufgenommen.
gen per Mail an:
lekt gesungen werden und dem Zuhö-
In Heimarbeit. Mit dem Kassettenre-
info@un-plaqued.com
rer alles abfordern. Hat man aber erst
corder. Jetzt aber gibt es eine Scheibe
mal den Zugang gefunden, so erwischt
in feinster Qualität. Liebe, heißt sie.
man sich dabei, wie man die Refrains
Sie liegt in Kisten zu Haus bei den bei-
auf Pfälzisch nachsingt: ›Schänes
den und kann über ihre Webseite be-
Mädche, du bischt wundaschee!‹
stellt werden. Die CD tröstet mich. Ein so positives Stück Musik ist das. Ich
Erlebt man ein Konzert in Landau,
höre sie im Auto und in der Küche. Ich
dann glaubt man, man wäre Teil einer
lasse mir vorsingen und wenn ich mal
riesigen Party, auf der alles erlaubt
doch was nicht verstehe, dann gibt es
ist. Geld et Neld waren oft in Berlin.
dieses Booklet, in dem sie ihre Pfälzer
Was in der Pfalz vielleicht noch gerade
Texte ins Deutsche übersetzt haben.
so als Volksfest durchgeht, ist in Berlin
Und warum Pfalz? Was ist an der Spra-
Avantgarde. Hier sind sie so etwas wie
che so toll? Sie ist echt. Sie ist urgewal-
eine bestaunte Spezies. So viel Offen-
tig. Sie haben so viele Worte für Sex,
heit, so viel beinharte Weisheit ge-
wie die Eskimos für Schnee. Sie sind
paart mit solcher Lebenslust? Pfälzer.
die letzten Helden.
Pfälzer sind keine Schwaben. So viel
Feinste Grüße,
hat man in Berlin schon begriffen. Auf
Toni
// un-plaqued No 18 | 191
DER GESUNDE MENSCHENVERSTAND / KOMMUNIKATION
GELD – DER HÖCHSTE WERT DER GESELLSCHAFT? Man stelle sich vor, es gäbe kein Geld. Es gäbe keine Banken, die es sicher für uns aufbewahren würden. Es gäbe keinen Handel mit Dingen, die gar nicht existieren. All die Berater und Redner müssten mit ihren Worten einen echten Mehrwert erzeugen, sonst würde ihnen im Austausch keiner Produkte zum Leben geben. Die Märkte müssten sich nach der wirklichen Nachfrage richten, da alles Unnütze nicht mal als Ramsch eingetauscht würde, weil es einfach keinen Apfel und kein Ei wert wäre. Die Menschen, die ignorant und egoistisch durch die Welt gehen, würden kein Essen und keine Freunde haben, da sie es sich nicht durch Geld kaufen könnten. Diejenigen, die sich selbstlos um andere kümmern, würden ein gutes Leben ohne Mängel führen, da Zuneigung und Dankbarkeit unbezahlbar sind. Die Umwelt, Natur und Lebensräume müssten mit Nachhaltigkeit behandelt werden, weil man wüsste, dass man sich nicht einfach ein neues Leben kaufen kann. Man stelle sich vor, es gäbe kein Geld. 192 | un-plaqued No 18
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VITA weiß, was Zahnärzte wollen. Einen vollautomatischen
Spitzendesign und verschiedene Möglichkeiten zur Individua-
Premium-Brennofen für sämtliche dentalkeramischen Brände.
lisierung. Das Bedienelement VITA vPad clinical verfügt über
Einfach, schnell und komfortabel zu bedienen. Überall gut zu
eine revolutionäre „One-Touch“-Bedienung. Konzentrieren
integrieren. Also genau den VITA VACUMAT 6000 M. Das
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