UN-PLAQUED 18 Kommunikation

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un-plaqued Magazin für Mensch und Bildung

No 18 Kommunikation un-plaqued Magazin für Mensch und Bildung

Kommunikation

AUSGABE  No 18 / D 8 €


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Das Wort. Die Entwicklung der Sprache wird als einer der wichtigsten Gründe angesehen, die den Menschen zu seiner evolutionären Entwicklung befähigt haben. Das Wort hat uns aus der Höhle geholt und auch wieder hineingebracht, denn aus heutiger Sicht bedeutet die Beherrschung der Sprache längst nicht die Fähigkeit zur Kommunikation. In unserem Magazin ist das Wort dennoch das Mittel, Informationen zu verbreiten und drückt gleichzeitig unsere Dankbarkeit für die Entwicklung der Sprache aus. Das Thema Kommunikation in der UN-PLAQUED beschäftigt sich mit dem Verständnis der Menschen miteinander, wobei offensichtlich wird, dass es oftmals weit weniger Worte bedarf, um gut zu kommunizieren. Und, dass ganz andere Dinge wichtig sind, als die eigentliche Information des Wortes. Viel Spaß beim Lesen

un-plaqued No 18 | 1


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1

Editorial

7

Contributor

8

Zahn der Zeit

12

Kommunikation in Zahlen THEMA

14

Gold & Silber

20

Wenn das Wort ohne Körper ist

26

WORTLOS

38

Kommunikation ist Bewegung und Wille zum Ich

48

Warum du nicht glaubst, was ich sage ...

52

Gedanken und Worte

54

Content is Art – Interview mit NOMAD

62

Alles Studieren ist Kommunikation

66

Tue Gutes und sprich darüber!

70

Der Stand um die Glaubwürdigkeit


FOREVER YOUNG 72

Vier Buchstaben für die Alumni-Kultur

78

Ein Leben in der Standespolitik – Interview mit Dr. Dr. Jürgen Weitkamp

90

Friendly Fire

92

Kannst Du erfolgreich sein?

98

Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken – Interview mit Ralf & Peter Rohrlack

106

Die Chance für den ersten Eindruck

108

Braucht Zahnmedizin Kommunikation?

110

Existenzgründung auf Mallorca?

116

Das Damoklesschwert im Karriereplan

120

DGI-Netzwerk mit neuen Facetten

122

IMPLANTAG 2011

124

VOCO Dental Challenge 2011 THEORIE & PRAXIS

128

Fortschritt in der Zahnarztpraxis

134

Macht gute Kommunikation glücklicher?

140

Es wird weh tun!

144

Schließen Sie den Mund und beißen Sie die Zähne fest aufeinander!

150

Der Unterschied zwischen Mann & Frau – Interview mit Dr. Dr. Christiane Gleissner

154

Das erste Implantat

156

Periimplantitis – Das neue Problem – Interview mit Ulrike Kuckelkorn

160

Pflege muss sein

162

Wenn ich mal groß bin, möchte ich Tourist werden

172

Dónde está el dolor?

174

Die Zukunft gestalten – 20 Jahre Rübeling+Klar Dental-Labor

GOOD BYE DENTIST

LABORATORIUM DIFFICILE

UN-PLAQUE YOUR LIFE 178

Geliebte Kommunikationsunternehmen …

182

Das aufregende Leben der Cassandra Michele – Der große Pfeil

186

Wusstet Ihr schon?

191

Tonis MUSIC BOX NR.7

192

Der gesunde Menschenverstand un-plaqued No 18 | 5


IMPRESSUM un-plaqued # 18 Kommunikation Auflage Erscheinung Format Bezugspreis

12.000 5.11.2011 / deutschlandweit 230 x 160 mm 8 Euro

Herausgeber Ingmar Dobberstein Verlag un-plaqued:multimedia Verlagsgesellschaft mbH Oranienburger Str. 91, D - 10178 Berlin un-plaqued REDAKTION Chefredakteur Ingmar Dobberstein / i_dee@un-plaqued.com Assistenz der CR Hanna Buttenberg / hanna@worldoptimizer.com Politik Eric Weigel / eric@un-plaqued.com Wirtschaft Jan-Philipp Schmidt /jp.schmidt@bdza.de Hochschule Karen Dobberstein / kmd@un-plaqued.com International Juliane Gnoth / juliane@un-plaqued.com Wissenschaft Hans-Christian Lux / h-c-l @ alumni-magazine.com Fortbildung Anke Bräuning / ankebraeuning@gmx.de Lifestyle Leif Timmermeister/ leif@ un-plaqued.com Musik Mieze Katz / mieze@ un-plaqued.com Redaktionsassistenz Sascha Kötter / sascha@ un-plaqued.com Bildredaktion Anna K. Olthoff / annako @ un-plaqued.com Eike Wendland / icke@ graphicenvironment.com Ion Jonas Schmidt / i@ quasigrafik.de Illustration Britta Zwarg / b @ quasigrafik.de Fotografie anna. k. o. / Ingmar Dobberstein / Schwalbe / Ion Jonas / Britta Zwarg Schlussredaktion Anna Grodecki / Dr. Roland Schmidt Gestaltung quasigrafik / pixel@ quasigrafik.de Druck Königsdruck, Alt Reinickendorf 28, 13407 Berlin

Anzeigen Ingmar Dobberstein/ i_dee@un-plaqued.com / +49.170.559 23 05 Sascha Kötter / sascha@un-plaqued.com / +49.151.1169 09 16 Konto-Nr. 113 582 100 BLZ 100 701 24 Deutsche Bank Berlin Kontakt info@un-plaqued.com un-plaqued virtuell www.un-plaqued.com / www.alumni-magazine.com Unser Dank gilt allen wachen Geistern, die ihren Alltag mit bewussten Sinnen wahrnehmen, Fragen stellen, wenn Antworten gewünscht sind und Aussagen treffen, wenn Ruhe erbeten wurde. Und denen, die ihre Stimme erheben und ihre Meinung äußern, auch wenn es gerade nicht der allgemeinen Auffassung entspricht. Zu oft hat haben die unpopulären Meinungen Einzelner in der Geschichte Recht behalten, zu oft lernen die Menschen nur durch Schmerz und Leid, anstelle ihres gesunden Menschenverstands. Unser Dank gilt aber auch jenen, die in den heutigen lauten Zeiten schweigen und zuhören können, um ihr Gegenüber voll und ganz wahrzunehmen. Durch Euer Verständnis wird aus Gerede Kommunikation und damit Gemeinsamkeit und eine Entwicklung zum Besseren überhaupt erst möglich. Ganz besonderer Dank geht an meine Familie und besten Freunde, weil sie mich immer wieder auffangen, wenn ich gerade Zick-Zack laufe, Phili für seine grenzenlose Motivation und den festen Glauben, die Mieze und der Musik, Toni, Karen, Hanna, Sascha, Britta & Ion, Eike, Mike, anna.k.o., Birgit D., Erik, Robert, David & Lena, Noni, Anne, Cathleen, Gerhard, Julka, Oma Erni für die stärkste Herz der Welt, die Dobbersteine und die Freunde und Familien. Und an Azita, die mich in diesem Jahr sehr viel über Kommunikation gelehrt hat und der Gemeinsamkeit neue Bedeutung gibt. Die in den Artikeln und Mitteilungen ausgedrückten Meinungen sind die der Autoren und nicht unbedingt die der Redakteure oder des Herausgebers. Redakteure und Herausgeber lehnen jede Verantwortung oder Haftung für den Inhalt ab und geben keinerlei Garantie, Gewährleistung oder Empfehlung für die Produkte, für die in dieser Zeitschrift geworben wird, oder für die Behauptungen, die von den Herstellern derartiger Produkte oder Dienstleistungen gemacht werden. Eine Haftung für Folgen aus unrichtigen oder fehlerhaften Darstellungen wird in jedem Falle ausgeschlossen. Die im Magazin veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung oder Verwertung der Texte und Bilder sind mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ohne Einwilligung des Verlages strafbar. © un-plaqued:multimedia 2011

//


CONTRIBUTOR Mike Rubin lebt seine Berufung als Musikproduzent www.432hz.de, www.rubinmusic.de, Vocalcoach www.berlin-gesangsunterricht.de und seit dieser UN-PLAQUED Ausgabe nun neuerdings als Autor. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik ›Carl-Maria von Weber‹ in Dresden und arbeitet seit 13 Jahren als Musikproduzent im eigenen Tonstudio in Berlin. Er produziert für Werbefilme, Dokumentationen sowie Club-, Pop- und Entspannungsmusik. Des Weiteren befasst er sich mit der Suche nach dem Sinn in und hinter den Dingen, was ihn zu seinem lyrischen Gesangsprogramm ›Seelenbilder‹ geführt hat. Das Leben verklärt, sublimiert, gibt und nimmt, redet und schweigt... so, wie Rubin, ab Seite 38.

anna.k.o. kommt aus und lebt in Berlin. Sie hat bei Timm Rautert in Leipzig Fotografie studiert und ist seither viel unterwegs in der weiten Welt: als Fotografin, mit porschhism.us (http://porschism.us/wp/) und als Tourmanagerin für diverse Musikacts www.moutique.de. Für UN-PLAQUED betreut sie die Fotoredaktion und war diesmal im Kommunikationsauftrag unterwegs. ›Kommunikation spielt bei allem was ich mache eine große Rolle: leise, laut und die Millionen Zwischentöne – Geste, Emotion, Sprache, Auseinandersetzung, Kontraste – da ist viel los. In meinen Bildern suche ich dann die Stille. Der Akt des Fotografierens an sich hat etwas merkwürdig Stilles, da werde ich dann ganz ruhig.‹

Reinhard Homma ist Kommunikationstrainer und Inhaber der Firma MediGram. Seit über 25 Jahren ist er im Zahnarztbereich als Coach tätig und leitet praxisinterne Kommunikations- und Verkauftrainings und führt Teambuilding-Seminare durch. Er hat sich auf die Themen Qualifizierte Kommunikation im Team und mit den Patienten, Mitarbeiterführung, Erfolg und Motivation sowie Persönlichkeitstrainings spezialisiert. Sein Hauptanliegen ist es, den Praxen authentische und für die Zukunft erfolgreiche Konzepte zur Verfügung zu stellen. Für UN-PLAQUED schreibt er erstmals in dieser Ausgabe über generelle Erfolgsstrategien sowie deren hirnphysiologische Hintergründe. Ob Erfolg erlernbar ist, könnt Ihr ab Seite 92 lesen. //

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RUBRIK / KOMMUNIKATION

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

PREISE WIE VOR 24 JAHREN

kosten in den Zahnarztpraxen Jahr für Jahr zu-

BZÄK: Am 22. Oktober 1987 wurde die GOZ erst-

mer weiter verbesserte Infektionsschutz für die

mals veröffentlicht. Fast ein Viertel Jahrhundert

Patienten in deutschen Zahnarztpraxen ist mit

später wurde jetzt von der Bundesregierung

erheblichem finanziellem Mehraufwand im

eine GOZ-Novelle vorgelegt. Zwar sind hier

Sach- und Personalbereich verbunden. Allein

punktuelle

vorgenommen

im Zeitraum 1996 bis 2006 sind diese Kosten in

worden – etwa beim Bürokratieabbau oder in

den Zahnarztpraxen statistisch nachweisbar um

Richtung mehr Transparenz im Verhältnis Zahn-

über 80% gestiegen.

arzt, Patient und Versicherungsträger. Aller-

›Die Bundesregierung will uns mit dieser Novel-

dings hat sich die Zahnmedizin in dieser Zeit

le nach 24 Jahren Hängepartie eine weitere

auch immens weiter entwickelt. Wissenschaftli-

Nullrunde verschreiben. Alles wurde nachweis-

cher Fortschritt, höhere Qualität und damit ver-

lich teurer – nur die GOZ soll gleich bleiben. Die

bundene höhere Behandlungskosten werden

betriebswirtschaftliche Realität der Zahnarzt-

durch die geplante GOZ-Novelle aber keines-

praxen in Deutschland bleibt so völlig unbe-

wegs abgebildet.

rücksichtigt – trotz expliziter Vorgaben aus dem

›Mehr Prävention, aufwändigere Technologien

Zahnheilkundegesetz. Eine qualitativ hochwer-

sowie hochwertigere Füllungen und Zahnersatz

tige Behandlung für Patientinnen und Patien-

stellen völlig neue Herausforderungen an eine

ten nach aktuellem wissenschaftlichem Stand

moderne Gebührenordnung, als es 1987 der Fall

wird damit ad absurdum geführt‹, so Dr. Engel.

Verbesserungen

genommen. Beispiel Hygienekosten: Der im-

war. Nicht nur an uns Zahnmediziner, sondern auch an eine umfassende Neubewertung der Behandlungskosten. Diesem Anspruch wird der

http://www.bzaek.de/presse/

Entwurf der Bundesregierung nicht gerecht. Ei-

positionen-und-statements/

nem zahnmedizinischen Realitätstest 2011 hält

preisentwicklung.html //

eine solche GOZ-Novelle daher nicht stand‹, stellt BZÄK-Präsident Dr. Engel hierzu fest. teschaft kritisiert, dass der so genannte GOZ-

FORSCHER ENTWICKELN PLASMABEHANDLUNG FÜR ZAHNMEDIZIN

Punktwert – wichtig für die Berechnung von pri-

ddp: Bei der Zahnbehandlung sollen künftig ne-

vatzahnärztlichen Leistungen – nach Plänen der

ben herkömmlichen Reinigungs- und Desinfek-

Bundesregierung nach über zwei Jahrzehnten

tionsverfahren auch Plasmatechnologien zur

konstant bleiben soll. In der GOZ von 1987 betrug

Anwendung kommen. Dafür entwickeln Wis-

der Punktwert 11 Pfennige. Mit der neuen GOZ

senschaftler des Leibniz-Instituts für Plasmafor-

soll der Zahnarzt 5,62421 Cent berechnen kön-

schung und Technologie (INP) Greifswald derzeit

nen. Das Einzige, was sich somit nach 24 Jahren

neue Verfahren zur Bekämpfung von Mikroor-

für den Berufsstand der Zahnärzte geändert

ganismen auf Zähnen, Zahnfleisch und Implan-

hat, ist die Währung.

taten, wie das Institut mitteilt.

Während der Punktwert seit 1987 eingefroren

In Kooperation mit Greifswalder Zahnärzten

bleibt, sind die Preise für Strom, Benzin und

testeten die Experten die Wirkung von Nieder-

Nahrungsmittel in Deutschland immens gestie-

temperaturplasmen auf bakterielle Biofilme,

gen. Zusätzlich haben die Personal- und Sach-

sogenannte Plaques. Dabei habe sich gezeigt,

Besonders wird seitens der deutschen Zahnärz-

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ZAHN D


DER ZEIT

RUBRIK / KOMMUNIKATION

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

dass die Reinigung schwer zugänglicher Stellen

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

Auch die Beziehung zu den Patienten gerät nach

in der Mundhöhle durch die ionisierten Gase

Angaben des NAV-Virchow-Bundes durch den

deutlich gründlicher möglich sei als bei mecha-

beruflichen Stress der Ärzte in Mitleidenschaft.

nischen Verfahren.

Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, ›zu we-

Auch Hohlräume von Wurzelkanalsystemen und

nig Zeit für die Patienten zu haben‹ und fühlt

Zahnfleischtaschen würden den Angaben nach

sich von den ›Problemen und schwierigen Le-

besser erreicht. Darüber hinaus könnten Gewe-

benssituationen der Patienten belastet‹.

beentzündungen bei Implantatträgern mit ei-

Bemerkenswert ist auch die Sicht der Studienhe-

nem speziell für die Zahnmedizin entwickelten

rausgeber auch, dass 65 Prozent der befragten

dünnen Plasma behandelt werden. Im Unter-

Vertragsärzte im Jahr 2010 angaben, dass sie in

schied zu vielen herkömmlichen Verfahren sei

ihrer bisherigen Tätigkeit niedergelassene Kol-

die Behandlung auch nicht schmerzhaft, heißt es

legen mit einem Burn-out kennengelernt haben.

weiter. Das Projekt wird im Rahmen des For-

Rund 75 Prozent sind sogar der Meinung, dass

schungsverbunds Campus PlasmaMed vom Bun-

das Burn-out unter den niedergelassenen Ärz-

desforschungsministerium gefördert. Heraus-

ten ein verbreitetes Phänomen ist.

forderungen

meistern

können, um

//

ihren

Patienten dauerhaft eine innovative und qualitativ hochwertige Zahnmedizin anbieten zu können. //

LINKSFRAKTION WILL GERINGERE WARTEZEITEN FÜR KASSENPATIENTEN ERREICHEN hib/MPI: Die Fraktion Die Linke fordert ein ei-

STUDIE: ÄRZTE LEIDEN UNTER HOHER ARBEITSBELASTUNG

genständiges Gesetz, um die Rechte der Patienten zu bündeln und auszubauen. In einem Antrag verlangen die Abgeordneten, die Gesundheits-

›Die Arbeitsbelastung der Vertragsärzteschaft

versorgung dürfe für Patienten nicht mit Zuzah-

ist seit 1996 konstant hoch‹, sagte der Vorsitzen-

lungen, Praxisgebühr oder Vorkasse verbunden

de der Brendan-Schmittmann-Stiftung des NAV-

sein. Zudem soll für Versicherte der gesetzlichen

Virchow-Bundes, Prof. Dr. Harald Mau, zu den Er-

wie der privaten Krankenversicherung ›das

gebnissen einer aktuellen Studie zum Thema

Recht auf eine zeitnahe Behandlung‹ gelten. Ist

Burn-out-Syndrom ›Die vertragsärztliche Tätig-

ein Arzt aus Auslastungsgründen nicht in der

keit im Lichte des Burn-out-Syndroms‹. Die Aus-

Lage, einen Patienten zeitnah zu behandeln,

sagen dieser Auswertung basieren auf Befra-

habe er die Vermittlung eines Arztes in zumutba-

gungen von Vertragsärzten aus den Jahren 1996,

rer Erreichbarkeit durch die zuständige Kassen-

2002, 2004, 2007 und 2010 und bilden damit einen

ärztliche Vereinigung (KV) zu initiieren, fordert

Zeitraum von 15 Jahren ab.

die Fraktion. Weiter heißt es dazu in dem Antrag:

Zwar sehen sich auf der Grundlage der vorgege-

›Kann die KV im Rahmen ihres Sicherstellungs-

benen Indikatoren lediglich fünf bis zehn Pro-

auftrages in angemessener Zeit keine Behand-

zent der befragten Ärzte vom Vollbild des Er-

lung anbieten, ist sie mit Sanktionen zu bele-

schöpfungssyndroms betroffen; etwa 80 Prozent

gen.‹

der Vertragsärzteschaft wies jedoch Teilaspekte

Das neue Gesetz soll nach dem Willen der Parla-

eines Burn-outs auf. Mehr als die Hälfte der be-

mentarier zudem das Patientenrecht vorsehen,

fragten Ärzte fühlte sich ›am Ende eines Ar-

die Behandlungsmethode, den Behandlungsort

beitstages völlig erledigt‹.

sowie grundsätzlich den behandelnden Arzt frei un-plaqued No 18 | 9


RUBRIK / KOMMUNIKATION

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

auszuwählen. Ferner sollen die Behandelnden

aus. Der Rektor der MSH Medical School Ham-

verpflichtet werden, ›unaufgefordert und kos-

burg, Prof. Dr. med. Christoph Eggers meint, mit

tenfrei eine Dokumentation der wesentlichen

den neuen Studiengängen ›direkt auf den Be-

Behandlungsschritte und Befunde‹ an die Pati-

darf von modernen Gesundheitsinstitutionen‹

enten auszuhändigen. Im Hinblick auf Rechte im

zu reagieren.

//

Schadensfall heißt es in dem Antrag, künftig solle ein Patient vor Gericht nur darlegen, dass ihm

darlegen, dass dieser Schaden für ihn unab-

FRAUENPOWER! EIN ORIENTIERUNGSSEMINAR ZUR NIEDERLASSUNG FÜR ZAHNÄRZTINNEN

wendbar war. ›Stellt das Gericht einen Behand-

Frauen stellen mittlerweile die Mehrheit der

lungsfehler fest und ist dieser objektiv geeig-

jungen Zahnmediziner. Gerade sie stehen je-

net,

durch eine Behandlung ein Schaden entstanden ist. Der beklagte Arzt könne zur Entkräftung

zu

doch häufig vor der großen Herausforderung,

verursachen, wird ein ursächlicher Zusammen-

den

beschriebenen

Schaden

Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Gleich-

hang vermutet‹, schreiben die Abgeordneten

zeitig bieten die veränderten Rahmenbedin-

und führen aus: Wenn der Beklagte diese Ver-

gungen zur Niederlassung mehr Optionen als

mutung nicht widerlegen könne, ›ist er scha-

bislang, zahnärztlich tätig zu werden. Nieder-

denersatzpflichtig‹.

lassung oder Anstellung? Kauf oder Neugrün-

//

dung? Einzelpraxis oder Kooperation? Wenn ja,

NEUE MASTERSTUDIENGÄNGE IM GESUNDHEITSWESEN

welche? Dies alles sind Fragen, mit denen Frauen sich auseinandersetzen müssen – oft unter dem Aspekt, dass Frauen anders kommunizie-

Zum 1. April 2011 bietet die MSH Medical School

ren, anders führen und auch ihre Prioritäten -

Hamburg mit den Masterstudiengängen ›Coa-

Stichwort Familie - anders setzen. Deshalb bie-

ching & Systementwicklung‹ und ›Intermediale

tet die Niederlassung für Heilberufe der

Kunsttherapie‹ zwei neue Bildungsangebote im

Hypovereinsbank in Berlin bereits seit mehre-

Gesundheitsbereich an. Beide Studiengänge

ren Jahren gemeinsam mit der Firma nwd ein

sind staatlich genehmigt und sollen laut Hoch-

Niederlassungseminar an, dass sich speziell und

schule auf Führungspositionen im Umgang mit

ausschließlich an Frauen richtet und sowohl die

Menschen und Organisationen vorbereiten.

sachlichen Themen wie z.B. Vertragsrecht, Steu-

Der Masterstudiengang ›Innovative Verände-

ern und Betriebswirtschaft sowie Finanzen und

rungsprozesse - Coaching und Systementwick-

Vorsorge aus ›weiblicher‹ Sicht beleuchtet als

lung‹ vermittelt neben pädagogischem, psy-

auch sich solchen Themen widmet wie ›Jetzt

chologischem und soziologischem Basiswissen

Chefin‹ oder dem Patientenempfang in der Pra-

auch einschlägige Qualifikationen für die An-

xis. Neben den Beiträgen der Referentinnen fin-

wendung im Coaching, bei Change-Manage-

det sich während der zweitägigen Veranstal-

ment-Prozessen in Unternehmen und in der

tung

Erwachsenenbildung. ›Intermediale Kunstthe-

Expertinnen und Kolleginnen.

rapie‹, ebenfalls ein Masterprogramm, bildet

Das nächste Seminar findet am 20. und 21. Januar

für Institutionen der Gesundheitswirtschaft

2012 statt. Anmeldung unter 030/34004-845 oder

oder in sozialen Einrichtungen zukünftige päda-

christine.trapp@unicreditgroup.de, Stich­wort

gogische und therapeutische Führungskräfte

›Frauenpower 20./21.01.2012‹.

10 | un-plaqued No 18

Gelegenheit

zum

Austausch

mit

ZAHN D


DER ZEIT

RUBRIK / KOMMUNIKATION

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT

ZAHN DER ZEIT Z

ZAHNÄRZTE GRÜNDEN IHRE EXISTENZ AUF SIRONA

Coaching-Programm im Bereich der dentalen

Mit dem neuen Vorteilspaket ›Existenzaufbau‹

werden die Kolleginnen und Kollegen von Exper-

hilft Sirona Existenzgründern, von Beginn an mo-

ten aus dem Bereich Implantologie und Periim-

derne Behandlungskonzepte anzubieten und

plantitis-Therapie intensiv betreut. Insgesamt

damit Patienten überzeugen zu können. Das Vor-

acht OP-Wochenenden vermitteln die notwendi-

teilspaket bietet dem Existenzgründer ein er-

ge Praxiserfahrung für einen erfolgreichen Ein-

hebliches Sparpotential und ist besonders flexi-

stieg in die Herausforderungen der Implantat-

bel. So hat der Zahnarzt die Möglichkeit, die

therapie. Das vom BdZA unterstützte Angebot

erforderlichen Investitionen während eines

Clinical House Academy 2012 richtet sich an

Zeitraums von zwei Jahren sukzessive an seine

Zahnmediziner, die maximal seit drei Jahren nie-

Praxisentwicklung anzupassen. Der Preisvorteil

dergelassen sein dürfen und bereit sind, die

wird Zahnärzten gewährt, die erstmals eine ei-

dentale Implantologie qualitativ als medizini-

gene Praxis eröffnen. Als Nachweis gilt der Zu-

sche Endoprothetik zu betrachten sowie sich

lassungsbescheid, der höchstens ein Jahr alt sein

dem Kampf gegen die Periimplantitis anzuschlie-

darf.

ßen. Die Entscheidung, wer von März bis Oktober

Weitere Informationen zum Sirona Vorteilspaket

2012 an diesem exklusiven Programm teilneh-

›Existenzaufbau‹ finden Sie im Internet unter:

men wird, trifft ein unabhängiges Expertengre-

Implantologie anzubieten. Acht Monate lang

mium der Academy of Periointegration nach Sichtung der eingegangenen Anmeldungen im kommenden Januar. www.sirona.de/existenzaufbau/ //

Interessierte Kolleginnen und Kollegen können sich bis zum 31. Dezember 2011 auf der Webseite www.dents.de/dents-partner/che/ für das Coa-

KOSTENFREIES IMPLANTOLOGIE COACHING-PROGRAMM FÜR JUNGE ZAHNMEDIZINER

ching-Programm bewerben.

BdZA: Aufgrund der stetig zunehmenden Zahl

Academy, weil sie jungen Zahnmedizinern eine

von späten Entzündungsverlusten ist vor allem

kostenfreie und einmalige Möglichkeit bietet in

das Thema Prävention der Periimplantitis ein

das hochspannende Tätigkeitsfeld der Implanto-

wichtiger Baustein für den langfristigen Erfolg

logie einzutauchen. Die Clinical House Academy

und zufriedene Patienten.

weist hierbei höchste Qualitätsansprüche sowie

Ausgehend von der Erkenntnis, dass gute Pro-

ein nachhaltiges Fort- und Weiterbildungskon-

dukte auch richtig angewendet werden müssen

zept vor.

Der BdZA unterstützt die Initiative Clinical House

um optimale Ergebnisse zu erzielen, haben sich die Academy of Periointegration und Clinical House Dental dazu entschieden, gemeinsam mit dem Bundesverband der zahnmedizinischen Alumni in Deutschland (BdZA) acht jungen Zahn-

www.dents.de

medizinern ein spezielles und kostenfreies

www.ap-foundation.ch un-plaqued No 18 | 11


THEMA / KOMMUNIKATION

KOMMUNIKATION IN ZAHLEN Zahl der unterschiedlichen Wörter in normalen Alltagsgesprächen: 400 bis 800 Zahl der Wörter, die nötig ist, um anspruchsvollere Texte zu verstehen: 4000 bis 5000 Zahl der von Goethe verwendeten Wörter: ca. 80.000 Zahl der im Duden enthaltenen Wörter: 120.000 Geschätzte Zahl der Wörter im Französischen: 300.000 Geschätzte Zahl der Wörter im Deutschen: 500.000 Geschätzte Zahl der Wörter im Englischen: 600.000 Anzahl der weltweit gesprochenen Sprachen: zwischen 6000 und 8000 Durchschnittliche Produktion von Wörtern im Gehirn eines Menschen pro Sekunde: 2 bis 3 Maximale Zahl von Wörtern, die das menschliche Gehirn pro Sekunde produzieren kann: 7 Durchschnittliche Anzahl der im menschlichen Gehirn gespeicherten Wörter: 30.000 bis 40.000 Anzahl der Mobilfunkverträge weltweit im Jahr 2000: 738.000.000 Anzahl der Mobilfunkverträge weltweit im Jahr 2010: 4 935.000.000 Prognostizierte Anzahl der Mobilfunkverträge weltweit im Jahr 2050: 59 218.000.000 Zahl der 1999 verschickten SMS-Nachrichten in Deutschland pro Tag: 10.700.000 Zahl der 2009 verschickten SMS-Nachrichten in Deutschland pro Tag: 81.200.000 Anteil der Internetnutzer in Deutschland im Jahr 2001: 38 % Anteil der Internetnutzer in Deutschland im Jahr 2011: 75 % Zahl der Internetnutzer weltweit im Jahr 2010: 1.970.000.000 Prognostizierte Anzahl der Internetnutzer weltweit im Jahr 2050: 6 307.000.000 Zahl der weltweit versendeten E-Mails im Jahr 2010: 107.000.000.000.000 Zahl der weltweit gesendeten Tweets im Jahr 2010: 25.000.000.000 Anteil der Deutschen, die sich von Informationen überflutet fühlen: 61 % Anteil der Deutschen, die vor allem das Fernsehen als Ursache dafür nennen: 71 % Anteil derer, die Informationen als wichtigen Grund anführen, dass sie fernsehen: 84 % Zeit, die in Deutschland im Durchschnitt täglich mit Fernsehen zugebracht wird: 3,8 h Umsatz von Online-Datingbörsen in Deutschland im Jahr 2003 in Euro: 21.500.000 Umsatz von Online-Datingbörsen in Deutschland im Jahr 2008 in Euro: 163.600.000 Menschen, für die Essen und Trinken ein Genuss sind: 68 % Menschen, für die Liebe und Partnerschaft ein Genuss sind: 6 % Quellen: ›Die Welt in Zahlen 2011‹, brand eins, www.statista.com; IDZ

12 | un-plaqued No 18


DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR IMPLANTOLOGIE IM ZAHN-, MUND- UND KIEFERBEREICH E.V.

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Das Update: aktuelles Wissen tanken

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THEMA / KOMMUNIKATION

› MAN KANN NICHT NICHT KOMMUNIZIEREN!‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick

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THEMA / KOMMUNIKATION

GOLD & SILBER ›Reden ist Silber und Schweigen ist Gold‹, lautet eine der Weisheiten, mit denen ich groß geworden bin. Doch wie verhält es sich mit dieser Weisheit unter den Aspekten der modernen Kommunikation? Teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen – sind die Bedeutungen des lateinischen Ursprungswortes ›communicare‹. All diese Synonyme erfordern, zumindest unter heutiger Betrachtung, eine aktive Mitarbeit, die Teilnahme und das gemeinsam agieren Wollen aller Beteiligten.

A

ktives Schweigen? Ein Ausdruck der Rhetorik, der eng mit dem Begriff des aktiven Zuhörens verbunden ist. Zu häufig reden Menschen aneinander vorbei, auch wenn sie das Beste und im Sinne der Kommunikation

die Probleme lösen wollen. Und doch scheitern sie. Probleme gemeinschaftlich anzugehen ist Segen und Crux zugleich. Natürlich sind die Ergebnisse gemeinschaftlich erarbeiteter und gelungener Kommunikation meist besser, als die des Einzelnen. Denn viele Köpfe bedeuten auch viele Perspektiven, die im

Zweifelsfall

eine komplexe Situation besser er-

› JEDE KOMMUNIKATION HAT EINEN INHALTS- UND EINEN BEZIEHUNGSASPEKT, WOBEI LETZTERER DEN ERSTEREN BESTIMMT.‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick

fassen, analysieren

und

lösen

können. Gemeinschaftliche Ansätze und Lösungen sind allerdings häufig auch Kompromisse, da allein im Kommunikationsprozess selbst weit mehr Bedürfnisse befriedigt werden müssen, als nur die sachliche Lösung des Problems.

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THEMA / KOMMUNIKATION

Die Beteiligten wollen für ihre Mühe Anerkennung erfahren, sie wollen gewertschätzt und auch im Nachgang mit dem gefundenen Ergebnis verbunden

› DIE NATUR EINER BEZIEHUNG IST DURCH DIE INTERPUNKTIONEN DER KOMMUNIKATIONSABLÄUFE SEITENS DER PARTNER BEDINGT.‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick

werden. Dinge,

Diese haben

nichts mit dem ursprünglichen Problem zu tun, sondern

sind

viel mehr den beteiligten Persönlichkeiten und ihren inneren

Konflikten

und Defiziten zuzuschreiben. Also doch lieber allein und dafür umso länger über Problemlösungen nachdenken? Schön ist der Gedanke, wenn einen die Realität nicht immer wieder einholen würde. Zu oft sind wir so stark mit einem Thema, der Materie oder unseren Emotionen assoziiert, als dass wir uns allein von außen betrachten und damit auch die nötige Objektivität in ein Thema oder Problem bringen könnten. Und zu selten sind wir in Situationen wirklich allein entscheidungsfähig, ob in der Familie, der Beziehung oder dem Beruf. Fast ausschließlich agieren wir heute in Gemeinschaften, in denen Kompromisse, im Sinne des kleinsten gemeinsamen Nenners zwischen mehreren Menschen wesentlich öfter verhandelt werden müssen, als die eigentliche sachliche Problemlösung. Ob es nun fehlende Anerkennung, Geltungsbewusstsein oder einfach ein großes Ego ist, das zusätzlich in die Kommunikation einfließt – wenn es am Ende wieder um das gemeinschaftliche Problem geht, gilt: ›Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.‹ Was will ich eigentlich kommunizieren? Will ich überhaupt eine gemeinsame Lösung? Gibt es grundsätzlich genügend Schnittmengen bei den Bedürfnissen und Vorstellungen zu einer Problemlösung, als dass man sie überhaupt gemeinsam erarbeiten könnte? Wenn derartige Fragen einen Konsens finden, könnte man eigentlich loslegen, wenn dann nicht die nächste Hürde der Kommunikation im Weg stehen würde – das eigentliche Gespräch, der Umgang, die Auseinandersetzung mit dem An-

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THEMA / KOMMUNIKATION

deren. Denn auch hier verbergen sich die gleichen Grundbedürfnisse, die schon zuvor die sachliche Bearbeitung behinderten. Ist man respektvoll miteinander, trifft man die richtige Tonlage, verwendet man die richtigen Wörter? In gleicher Weise spielen hier viele persönliche Erfahrungen und unter Umständen auch Traumata der Kommunizierenden hinein, so dass genau genommen jeder Versuch der Kommunikation zwischen Menschen ein Fettnäpfchen-Slalom ist. Natürlich ist das leichter, wenn man sein Gegenüber gut kennt, nur kommunizieren wir nicht nur mit unseren besten Freunden. Außerdem kennen wir unsere Familie meist am besten und gerade da treten nicht selten Missverständnisse in der zwischenmenschlichen Kommunikation auf. Also doch lieber schweigen. Zuhören und einfach weiter machen, wie man es selbst für richtig hält. Kann das die Lösung sein? Sicherlich, und genauso wird es auch vielfach gemacht, nur leider ist man in der Gemeinschaft dadurch keinen Schritt weiter und der nächste Konflikt ist vorprogrammiert. Wenn

also

schon

schweigend, dann mit dem echten Bedürfnis, den Anderen zu verstehen und auf ihn

› MENSCHLICHE KOMMUNIKATION BEDIENT SICH DIGITALER UND ANALOGER MODALITÄTEN.‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick

und seine Wünsche einzugehen. Das erfordert allerdings die Fähigkeit, sich selbst zurückzustellen, manchmal für die Zeit des Zuhörens, manchmal für den gemeinschaftlichen Kompromiss und manchmal auch für immer. Wie in so vielen Bereichen kommt es hier auf die Balance an. Stelle ich meine Bedürfnisse immer zurück, werde ich mich selbst in den Kompromissen auf Dauer nicht wiederfinden können. Ich werde mich weder mit dem Problem, noch mit dessen Lösung identifizieren können. Aus diesem Grund lassen sich Menschen scheiden, Firmen fallen auseinander, Freunde gehen nach vielen Jahren getrennte Wege – die Mission Kommunikation ist gescheitert. Schweigen allein reicht also nicht. Es kann in stoisch ausgeführter Form auf Dauer auch als stille Zustimmung gewertet werden, auch wenn es vielleicht nur Konfliktvermeidung ist. Wenn schließlich keine Konflikte mehr entstehen, kann mein Gegenüber deren Vermeidung auch nicht mehr wertschätzen und

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THEMA / KOMMUNIKATION

wertet dieses Verhalten im schlimmsten Fall als Nichtbeteiligung. Am Ende beschweren sich beide Seiten, die eine über Desinteresse, und die andere über unbefriedigte Bedürfnisse. Kommunikation hat ein Ziel. Wenn wir dieses allein erreichen wollen, bleibt uns maximal der innere Dialog. Also erfordert Kommunikation immer mehrere Beteiligte. Gestalten kann man dies nur, indem man sich einbringt, zu gleichen

› ZWISCHENMENSCHLICHE KOMMUNIKATIONSABLÄUFE SIND ENTWEDER SYMMETRISCH ODER KOMPLEMENTÄR. ‹ Die fünf Axiome der Kommunikationstheorie – Paul Watzlawick

Teilen. Dies erfordert ebenso aktives Schweigen, wie Mitsprache. Auch wenn man all die persönlichen

Emotionen,

Erfahrungen

und

Traumata nie vollständig

ausklam-

mern kann, hilft es, sich derer bewusster zu werden. Das Ergebnis wird sein, dass man das Gesagte seines Gegenübers weniger persönlich nimmt, und mehr auf die Sache bezieht. Durch Schweigen ist am Ende bisher noch kein Problem gelöst sondern höchstens vermieden worden. Fakt ist, dass wir im Kommunikationsprozess viel über uns selbst lernen können, da wir durch ihn permanent reflektieren. Die einen, in dem sie von ihrem Gegenüber lernen und andere Perspektiven aufnehmen, die anderen, in dem sie ihre unbewussten Konflikte und Defizite auf die andere Person projizieren. Egal zu welcher Gruppe man gehört, wenn man sich zwischendurch immer mal wieder auf das Ziel besinnt, ist alles möglich. Denn Kompromisse bedeuten Gemeinschaft, Problemlösung ist Veränderung und Reden hilft.

Zitate Kommunikationstheorie: wikipedia.org

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WENN DAS WORT OHNE KÖRPER IST TEXT Eric Weigel


THEMA / KOMMUNIKATION

Die Mittel moderner Kommunikation werden immer körperloser, die physische Anwesenheit Kommunizierender immer unnötiger. Noch nie waren wir in diesem Ausmaß in der Lage, mit Mitmenschen auf der ganzen Welt zeitnah kommunizieren zu können, ohne ihnen gegenüber sitzen zu müssen. Gleichzeitig thront die Bedeutsamkeit des Wortes über allen anderen Kommunikationsebenen. Ein Artikel über die Schwierigkeiten der Körperlosigkeit und der Autorität von Schrift.

K

ommunikation besteht nur zu einem sehr

Wir spüren, wenn wir jemanden einfach nicht

geringen Anteil aus dem tatsächlich Ge-

riechen können.

sprochenen. Bewusst und insbesondere

unbewusst sendet unser Körper während der

Während der kulturell bedingte Vernunftaspekt

Rede oft die eigentlich essentiellen Botschaften

also noch fleißig den Sprechinhalt bewertet, hat

aus, die ebenso weitgehend unbewusst von dem

unsere Nase schon längst die wesentlichen Ent-

Gegenüber wahrgenommen werden. Der ei-

scheidungen über Sympathie und Antipathie

gentliche Wesenkern einer Aussage ist danach

getroffen. In Fragen der Partnerwahl sind diese

nur dann vollständig, wenn wir den Körper des

archaischen Muster besonders interessant.

Sprechenden tatsächlich erleben. Erleben be-

Nicht allein ein freier Wille und die eigene Ver-

deutet, wenn seine Lebensbefindlichkeiten in-

nunft entscheiden, ob eine Dame einen Aspiran-

nerhalb des Sprechakts für den

ten mag, sondern die Nase

Empfänger

und die Augen fällen auf

sichtbar

mit-

schwingen: Stimmlage, Stim-

nicht

mung, Pausen, Körperhaltung,

Weise die ersten maßgeben-

Pneumatik, Gestik, Mimik und

den Urteile. Besonders gro-

der Geruch.

tesk ist dabei, das es wesentlich

Jahrtausende

evolutionäre

zu

unterschätzende

vom

Zykluszeitpunkt

weiblichen abhängt,

Entwicklung haben ein sensib-

wen sie sympathisch findet

les System entwickelt, das all

und wen nicht. Die Antibaby-

diese Zeichen lesen kann. Al-

pille wiederum irritiert diese

lein die Geruchsempfindlichkeit unserer Nasen

unterbewussten Urteile aufgrund des verän-

ist vielschichtiger als das meiste Ausgesproche-

derten Hormonbildes einmal mehr, so dass ein

ne. Allerdings gehört es zum Paradigma unserer

eigentlich nicht passender Mann irgendwann

Zeit, dass dem Gesprochenen mehr Bedeutung

vorm Altar steht.

beigemessen wird, als dem Lesen dieser körperlichen Zeichen. Das mag damit zu tun haben,

Der Körper, seine Gerüche, sein Verhalten und

dass das Gesprochene aufgrund der vorder-

seine Befindlichkeiten sind somit das wichtigste

gründigen bewussten Wahrnehmungsebene

Kommunikationsarsenal. Der Großteil unserer

unmittelbarer zu handhaben ist, als das sich un-

Kommunikation findet auf dieser nicht-sprachli-

terbewusst abspielende. Dabei bekunden Kom-

chen Ebene der Körpercodes statt. Diese einfa-

munikationspsychologen, dass unser archai-

che Wahrheit minimiert die Aussagekraft des

sches

vom

Sprechinhalts auf einen beleidigend geringen

Gesprochenen schon längst über den Sprecher

Stellenwert, und damit auch den der Sprache

entschieden hat. Und dies orientiert sich an Fak-

anhaftenden Erhabenheitshabitus.

toren, über die wir kaum Kontrolle haben, wie

Das Internet ist ein Ort, an dem wir auf das reine

zum Beispiel den individuellen Körpergeruch.

Wort als Geschriebenes angewiesen sind, wäh-

Unterbewusstsein

jenseits

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THEMA / KOMMUNIKATION

rend der Körper komplett ausbleibt. Seit das In-

– mit und ohne musikalische Begleitung – epische

ternet massentauglich wurde, schrieb man eif-

Helden und deren Taten anpries. Von Ehre

rig drauf los: in Chats, in ersten groben Instant

durchtränkte Helden wurden besungen, die sich

Messangern, in Social Networks. Doch innerhalb

mutig ihren garstigen Kontrahenten stellten,

dieser neuen Kommunikationsform kam es

um die Gunst ihres Liebchens buhlten, verwun-

schnell zu sprachlichen Reibungen. Die sonst ge-

schene Orte durchschritten und mystische Figu-

wohnte Sprechsprache lahmte im Internet, wel-

ren bezwangen. Perfekte Vorbilder für die Rit-

ches weder der Langsamkeit einer Briefform un-

ter eines höfischen Banketts und erstrebens-

terlag, noch der Schnelligkeit des gesprochenen

werte moralische Leitbilder: Ehre, Mine, Mut,

Wortes. Während also auf der einen Seite die

Treue. Die narrative Qualität vieler dieser Ge-

tippenden Hände zu langsam waren für die

sänge war so konservierungswürdig, dass man

Mündlichkeit, war auf der anderen Seite die On-

sich motiviert sah, sie niederzuschreiben. So

linekommunikation zu schnell für die bisher ge-

entstanden für uns wertvollste Dokumentatio-

wohnte Schriftlichkeit.

nen des mittelalterlichen Lebens, die uns nicht nur intimen Einblick über die damaligen kultu-

Die Niederschrift von Mündlichem führt zu inte-

rellen Codes vermitteln, sondern auch wissen-

ressanten Schwierigkeiten, die mit dem Ausblei-

schaftliche Diskussionen darüber befeuern, was

ben der Körpersignale korrelieren. Nieder-

innerhalb dieser Geschichten Fakt und was Fikti-

schrift bedeutet nicht nur Wissenskonser-

on ist. Haben Sie schon mal versucht den Nibe-

vierung, sondern sowohl Tod, wie auch Neu-Ge-

lungenschatz zu finden?

burt. Im Mittelalter gab es zur Unterhaltung der

Jedoch bewirkte dieser Verschriftlichungspro-

Aristokratie den höfischen Minesänger, der

zess auch, das der Gesang selbst, also die Kör-


THEMA / KOMMUNIKATION

perlichkeit des Singenden, abhanden kam. Dem

Erläuterung der eigenen Befindlichkeit. Mit Be-

Text fehlt der Körper: Man hört nicht mehr des

findlichkeit ist die orts- und zeitabhängige Stim-

Sängers sich vor Wonne überschlagende Stim-

mung: wir wissen nicht, ob der Schreibende ge-

me, wenn der Held sich wieder einmal aus der

rade entspannt in der Karibik am Strand liegt

verfahrenen Situation rettet. Man sieht nicht

oder auf einem Speed-Metal Konzert in Berlin

mehr, seine wild gestikulierenden Arme an den

ist, ob er traurig aussieht oder euphorisiert oder

karthatischen Momenten der Geschichte. Man

sich grämt. Das Internet verwischt die Grenzen

erlebt nicht mehr, die gesteigerte Atmung des

von Ort und Zeit. Besonders in Zeiten, wo es im-

Sängers, wenn es zum Kampf kam. Man konnte

mer angenehmer vom Handy aus zu bedienen

auch nicht mehr interagieren, in dem man den

ist, also nicht mal ein zu-Hause-sein notwendig

Sänger aufforderte, diesen oder jenen Punkt

ist. Emoticons galten als ein erstes primitives In-

noch einmal ausschmückender darzustellen.

strumentarium, um online stimm-tonale Dimensionen des Geschriebenen zu akzentuieren.

Der Tod besteht jeweils darin, dass beim reinen

Entgegen der Kritik vieler verbissener Eloquenz-

Leseakt diese Sinnlichkeiten zugunsten anderer

fetischisten, haben sich Herzchen, Smileys und

Qualitäten verschwinden. Das Lesen stülpt un-

Augenzwinkern interessanterweise als bedeu-

weigerlich die eigene Stimme über den Text.

tungstragende Schrift-Codes bewährt, um ver-

Stimme bedeutet in diesem Fall ebenso die ei-

schiedene Gefühlsfacetten kurz anzuzeigen.

gene Befindlichkeit, die eigene Situation, den eigenen Ort, die eigene Vorstellungskraft, das

Hinzu kommt, dass phänomenologisch gesehen

eigene Vokabular und die eigene Zeit. Der Text

öffentlich Niedergeschriebenes in der Vergan-

verändert sich innerhalb eines jeden Menschen,

genheit oft den Anstrich einer Wahrheit oder ei-

der ihn liest. Im Grunde genommen verändert

nes Gesetzes hatte. ›Es steht geschrieben…‹

sich das Erzählte aber schon in jenem Moment,

war immer das Anzeichen für eine waltende Au-

in dem der Autor den Stift oder die Maschine be-

torität, für ewig Gültiges. So sehen sich einige

dient, mit denen er die Gedanken niederlegt.

durch sprachliche Präzisionsbemühungen dazu

Die Hand ist immer langsamer als der Gedanke.

verpflichtet, in ihrem Geschriebenen diese Genauigkeit auch Online zu kultivieren. Dieses ei-

Obwohl es im Internet nicht um epische Poesie

gentlich edle Bemühen scheitert oft dadurch,

geht, begegnen uns die Schwierigkeiten einer

dass es sich in vermeintlichen Generalformeln

Verschriftlichung dort wieder. Im Internet ist

artikuliert, deren Sachlichkeitsanspruch über-

plötzlich jeder ein Autor von oft allgemein zu-

triebene Ausmaße annehmen kann. Tief ver-

gänglichen Texten. Damit einhergehend ergibt

hangen in einer kulturell tradierten Schrift-

sich der beschriebene Verlust von Stimme, At-

autorität erkaltet dadurch jede Kommunikati-

mung, Betonung also insgesamt der körperli-

onslebendigkeit zugunsten eines bigotten

chen Präsenz. Und dieser vermeintlich einfache

Rechthabens an einem dafür total deplazierten

Unterschied, kann zu wesentlichen kommunika-

Ort. Im Volksmund nennt man das Haare spalten

tiven Komplikationen führen. Nämlich immer

oder Korinthen kacken.

dann, wenn das Geschriebene nur in Kombination mit den Körperlichkeiten des Schreibenden

Vielmehr hat man das Gefühl, das insbesondere

richtig verstanden werden kann. Während man

die Generation, die mit dem Internet aufge-

bei konventioneller, also persönlicher face-to-

wachsen ist, eine sehr befreite, leichte Art der

face Kommunikation Facetten wie Ironie, Feier-

Rede etabliert hat, die weitgehend unprätenti-

lichkeit, Rage oder Freude instinktiv miterlebt,

ös daherbrabbelt. Diese Befreiung ist insofern

bedarf es beim bloßen Schreiben immer einer

subversiv, als dass sachliche Präzision weitestun-plaqued No 18 | 23


THEMA / KOMMUNIKATION

gehend aufgegeben wird zugunsten einer momentanen Emotionalität. Dies ist kein Verlust, sondern ein Gewinn. Auch die Sorge, neue Technologieformen würden den persönlichen Kontakt verkümmern lassen haben sich als falsch erwiesen. Internetkommunikation hat sich als eigenes Phänomen neben dem persönlichen Kontakt etabliert und begünstigt sich gegenseitig. Die eigentlichen Schwierigkeiten ergeben sich nicht durch die Benutzung technischer Apparate, sondern durch die damit implizit mitschwingenden technischen Denkweisen. Nicht derjenige unterliegt einer technischen Verstellung, der gerne chattet, sondern vielmehr derjenige, der dem rein Ausgesprochenen das alleinige Bedeutungsmonopol beimisst. Die Dominanz des Ausgesprochenen, die Autorität des Wortes destruiert innerhalb vieler Kommunikationen die Aspektsichtigkeit für die damit einhergehenden körperlichen Zeichen. Obgleich Körpersprache weitestgehend unterbewusst funktioniert, sind wir trotzdem in der Lage, wissenschaftliche Erkenntnisse, die uns lehren, wie der Körper kommuniziert, ins Bewusste zu transferieren und damit gleichsam zu arbeiten. Das FBI schult sein Personal gezielt darin, anhand von Körpersignalen die Lüge eines Verdächtigen anhand gesendeter Körpersignale zu entlarven. Es bedürfte enorme körperliche Selbstbeherrschung, um unbemerkt zu lügen. Der Körper verrät und demaskiert uns. Wir können uns nicht verstecken. Er zeigt, ob wir jemanden mögen oder nicht. Ob wir jemanden anhimmeln oder abstoßen. Er offenbart, ob wir versuchen, eine Schwäche zu kaschieren. Ob wir Opfer eines Überfalls werden könnten oder ob wir vor Selbstsicherheit strotzen. Unser Gemüt erst macht uns attraktiv jenseits der medialen Schönheitsschablonen oder macht einen attraktiven Menschen unsagbar hässlich. Erstrebenswert wäre, das Lesen von Körpersprache zu erlernen und so weit wie möglich einer breiten Masse bewusst zu machen, so dass wir einfühlsamer mit unseren gegenüber kommunizieren können. Dazu gehört auch, die Bedeutung des bloß Geredeten zugunsten einer sinnlicheren Rezeption des Sprechers zu relativieren. Insbesondere Ärzte sollten diese Körpersprache zur Verbesserung des Patientenverhältnisses beherrschen. Die mit dem Arztbesuch einhergehende fragile Intimität ist im hohen Maß beeinflusst von dessen Fähigkeit, die körperlichen Zeichen des Patienten zu erkennen und mit ihnen zu arbeiten. Wenn also das nächste Mal ein Patient trotz seiner mutigen Beteuerungen zuckt, zappelt und Angstschweiß auf der Stirn hat: Seid lieb zu ihm.

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THEMA / KOMMUNIKATION

WORTLOS





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KOMMUNIKATION IST BEWEGUNG UND WILLE ZUM ICH TEXT Mike Rubin

›Wenn Sie wirklich zuhören, dann geschieht dabei ein Wunder. Das Wunder besteht darin, dass Sie ganz bei dem sind, was gesagt wird, und gleichzeitig Ihren eigenen Reaktionen lauschen.‹ (Krishnamurti: Das Licht in dir)

Gleichsam wie der Mensch ein- und ausatmet,

Teil von Zusammenhängen, die weit über die

kommuniziert er, verbindet er Innen- und Au-

Grenzen seines Bewusstseins hinausgreifen. Ein

ßenwelt. Es besteht keine wirkliche Trennung

Ich existiert allein in Korrelation zur Welt und

zwischen dem, was der Mensch als Innenliegend

das Bewusstsein ist stets ein Beziehungszent-

empfindet, und dem, was sich als Außen für ihn

rum. Es ist durch unerklärlich viele feine Ener-

darstellt. Der Mensch verkörpert eine Bezie-

giefäden mit anderen Bewusstseinszentren ver-

hung zwischen Selbst und Welt, wie es Graf Her-

woben und versteht sich aus konkret diesen

mann von Keyserling in seinen philosophischen

Verbindungen heraus. Keiner ist von anderen

Schriften treffend herausgestellt hat, er lebt,

hermetisch abgeschlossen und jeder Mensch

webt und bewegt auf den Datenbahnen seiner

wirkt auf alle anderen ein.

Beziehungen. Das Ich und sein Bewusstsein ist Beziehung zu

Wenn man sich mit dem Thema Kommunikation

Anderen und sogar zu toten Gegenständen. Der

befasst, eröffnet sich ein sehr sehr weites Feld.

Mensch ist, wie oft angenommen, keine Einheit

Auch wenn es hier nur angerissen werden kann,

und auch keine Monade, der Mensch ist Zusam-

wird es Einblicke geben, die Leben und Wesen

menhang seiner Vielfalt. So paradox es auch

zu einem glücklicheren Miteinander bewegen

klingt, das Ich ist niemals bloß Ich. Es ist stets ein

können.

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THEMA / KOMMUNIKATION

Alles ist Schwingung –

mit einen Bestandteil des Großen und Ganzen

alles ist Kommunikation!

repräsentieren.

Die Quantenphysik hat die Idee der kosmischen Vernetzung erneut herausgehoben und spricht

Energieaustausch, Gedankenübertragung

von einer hochintelligenten Kommunikation

und Gehirnwellen

über alle Ebenen des Seins. Jack Sarfatti, ameri-

Ist die Übertragung von Informationen zwi-

kanischer Physiker, sagt dazu: ›Nichts geschieht

schen Lebewesen ohne Beteiligung bekannter

im menschlichen Bewusstsein, ohne dass ir-

Sinneskanäle, beziehungsweise bekannter phy-

gendetwas im Universum darauf reagiert. Mit

sikalischer Wechselwirkungen möglich? Allge-

jedem Gedanken, jeder Handlung beschreiben

mein werden derartige Vorgänge als Telepathie,

wir nicht nur unsere eigene kleine Festplatte,

Gedankenübertragung wie auch als Energie-

sondern speichern auch etwas im Quantenuni-

übertragung bezeichnet.

versum ab, das unser irdisches Leben überdauert.‹ Bei Paul Watzlawick heißt es: ›Man kann

Institut für Kommunikation und Gehirnfor-

nicht nicht kommunizieren‹, bei Ron Smother-

schung - Günter Haffelder

mon ›Kommunikation ist etwas, was natürli-

Nach den Forschungen des Instituts für Kommu-

cherweise geschieht‹.

nikation und Gehirnforschung in Stuttgart und seinem Leiter Günter Haffelder (Physiker und

Der Mensch ist in erster und letzter Instanz ein

Psychologe) findet eine übergeordnete Kommu-

kosmisches Wesen sowie kosmisches Ereignis. Er

nikation über das Gesagte und Gezeigte hinaus

vereint in sich die Ebenen des Geistes, wie auch

durch Energiefelder bzw. Schwingungen zwi-

die Ebene der Erde – der Mensch als Naturer-

schen Lebewesen statt. Nach den Ergebnissen

scheinung. Gleichsinnig ist er Fleisch, Seele,

ihrer Untersuchungen können Heiler bestimmte

Geist, Gott oder Gotteskind. Auf all diesen Ebe-

Energiefelder und Frequenzen erzeugen, die un-

nen findet Kommunikation statt. Jede phäno-

abhängig vom Ort, andere Personen erreichen,

menale (sichtbare) Regung, passiert aus einem

stimulieren und heilen. Die Messungen der Ge-

komplexen Sinnzusammenhang und einer höhe-

hirnströme durch die EEG-Spektralanalyse, wel-

ren Ordnung heraus.

che speziell vom Institut für Gehirnforschung entwickelt worden ist, haben gezeigt, dass sich

Diese kurze Einführung ist wichtig, damit wir un-

zeitgleich bei Aussendung bestimmter Energien

sere Welt nicht ausschließlich von unten nach

des Heilers an den Patienten, die Gehirnströme

oben, also vom Atom aus aufbauen (Mechanizis-

des Patienten veränderten. Das mutet an wie

mus), sondern gerade, weil wir uns mit Kommu-

Magie und scheint bei nächster Betrachtung wie

nikation befassen, ein Weltbild postulieren

eine Brücke zwischen Geist und Materie. Die Er-

(philos.: aufstellen, beanspruchen), welches alle

gebnisse aus seinen Gehirnforschungen sind

Aspekte des Seins würdigt, also ebenso die des

sehr bemerkenswert, da sie aufzeigen, dass eine

Geistes und ihre Wechselwirkung mit Materie in

Verbindung zu allem besteht, was sich in unse-

all ihren Kausalitäten (Ganzheitliches Weltbild).

rem Wahrnehmungsfeld bzw. unserer Aufmerk-

Nur dann können wir einen universellen Sinn er-

samkeit befindet.

ahnen, in dem wir mit einem gewissen freiheitli-

Das von Haffelders Institut neu entwickelte Mess-

chen Tun eingebettet, Bewegende und Bewegte

verfahren, die EEG-Spektralanalyse, kann im Un-

sind. Zudem erschließen sich viele Aspekte des

terschied zum üblichen EEG, welches allein eine

Lebens erst durch den Sinn in eine höhere Ord-

Summenbildung der Frequenzen zeigt, die Ge-

nung, an der wir Menschen partizipieren und so-

hirnströme dezidierter und genauer darstellen.

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THEMA / KOMMUNIKATION

Es werden evozierte Potentiale im kognitiven, emotionalen, auditiven und visuellen Bereich mit veränderten Ableitungspunkten aus dem ›Limbischen System‹ erfasst und gemessen. Eine Messphase lässt sich in einem Chronospectrogramm darstellen (Abb.1). Durch diese Möglichkeit der Darstellung, welche Frequenzen und Schwingungen wo und wann im Gehirn vorkommen, kann Haffelder die einzelnen Daten auswerten und in Zusammenhang bringen. Es können funktionelle Prozesse des Gehirns untersucht und grafisch dargestellt

Abb. 1

werden. Die in der Medizin normalerweise gemessenen EEG-Potentiale (Abb. 2) werden hier mit Hilfe der Fast-Fourier-Transformation in ihre einzelnen Frequenzanteile zerlegt und spektralanalytisch dargestellt (Abb. 3). Weiterhin unterscheidet sich die Haffeldermethode von der klassisch-medizinischen durch neu gefundene Messpunkte am Kopf des Menschen. Durch die umfangreichen Einblicke und Auswertungsmöglichkeiten hat Günter Haffelder Er-

Abb. 2

staunliches festgestellt. Bei jeder kommunikativen Verbindung, ob verbal oder nonverbal, spielen Schwingungen im Deltabereich (1,5 - 3,5 Hz) eine entscheidende Rolle. Das Institut geht inzwischen davon aus, dass in diesem Bereich die grundlegend entscheidenden Informationen ausgetauscht und übermittelt werden. Sie konnten durch ihr neues Messverfahren den Deltabereich, der bisher in der Definition der Medizin als Rhythmus des Tiefschlafs angesehen wurde, neu interpretieren. Das bekannte Beispiel, man denkt an einen Menschen und dieser ruft kurz darauf an, ist eine Deltabereichkom-

Abb. 3

munikation. Auch Ärzte und Patienten wurden gemessen und dabei folgendes festgestellt: Wenn die Beteiligten ein sehr inniges Verhältnis haben, wenn sie sich gut verstehen, entsteht ein bestimmtes Muster in der Spektralanalyse beim Patienten wie auch beim Arzt. Wenn Verliebte gemessen werden, entsteht immer eine bestimmtes Bild im Deltabereich. ›Wir haben herausgefunden‹, so Haffelder, ›dass Delta-Wellen 40 | un-plaqued No 18


THEMA / KOMMUNIKATION

verstärkt bei Personenpaaren auftreten, die

arbeiten, sich offen, positiv und mit größtmög-

sich einander verbunden fühlen: bei Liebenden

licher Reinheit aufeinander einstellen. Alles

zum Beispiel. Irgendwie scheinen ihre Gehirne

was wir mit uns tragen, an Energien, Erfahrun-

miteinander zu kommunizieren, selbst wenn sie

gen, Einstellungen, Glaubenssätzen und Mei-

weit voneinander getrennt sind‹.

nungen, wirkt sich auf unsere Mitmenschen aus. Haffelder sagt dazu: ›Bitte lassen sie die Sonne

Folgende Untersuchung im Rahmen einer Lehr-

scheinen!‹

erfortbildung in der Schweiz ist ebenfalls sehr bemerkenswert: Es wurden zwei Lehrer gebe-

Ebenen, Prinzipien und Inhalte

ten von ein und demselben Kind Aufgaben lösen

Sobald ein Mensch mit einem anderen Individu-

zu lassen. Die beiden Lehrer wurden jeweils ge-

um in Beziehung tritt, entsteht Kommunikation.

trennt voneinander unterschiedlich instruiert.

Der Mensch nutzt sein ganzes Wesen in diesen

Lehrer A wurde gesagt: Das Kind welches wir

Momenten, ob er sich dessen bewusst ist oder

messen ist hochbegabt und wir möchten, dass

nicht, er tut es, das ist sicher. Kommunikation ist

sie dem Kind folgende Aufgabe stellen. Lehrer B

immer ein Resonanzphänomen und nicht allein

wurde mitgeteilt, dass dieses Kind ein Sonder-

ein Senden und Empfangen von Informationen.

schüler aus der Hilfsschule sei und der Lehrer

Wer dem Geheimnis der Resonanz immer tiefer

Verständnis aufbringen solle, wenn das Kind die

auf die Spur kommt, Einfühlungsvermögen und

Aufgabe nicht gleich lösen kann. Die Ergebnisse

Liebesfähigkeit entwickelt, hat sehr gute Vorr-

dieses Versuches sahen folgendermaßen aus: Im

aussetzung für ein belebendes und entwickeln-

Zusammenhang mit Lehrer A, der die Informati-

des Miteinander.

on bekam, das Kind sei hochbegabt, konnte das Kind die Aufgabe wunderbar lösen, jedoch in

Die 4 Ebenen – Überbewusst und Unbe-

dem Moment wo Lehrer B nur den Raum betrat,

wusst, Emotional, Mental, Sinnlich

der glaubte es sei ein Hilfsschüler, entstand in

Grundsätzlich werden 4 Kommunikations-Ebe-

der EEG-Spektralanalyse ein Bild mit einer tota-

nen definiert, über die ein Informationsaus-

len Blockade im Alphabereich (Zustand zwi-

tausch stattfindet. Alle diese Ebenen sind in ei-

schen tiefer Entspannung und erhöhter Aufnah-

ner Interaktion beteiligt und niemals ist eine

mefähigkeit) und sogar in dem Bereich, wo

Ebene wirklich davon ausgeschaltet. Hinter die-

Angst erkennbar ist (um die 25 Hz), gab es eine

sen Ebenen steht das komplexe und zentrale

erhöhte Gehirnaktivität. Ergo, das Kind konnte

Wesen, was jeder Einzelne mitbringt und stän-

diese Aufgabe aufgrund der Blockaden nicht lö-

dig entwickelt.

sen. Allein der Gedanke des Lehrers, es sei ein

Das Unbewusste ist der Bereich des Wesens,

Sonderschüler, der diese Aufgabe nicht lösen

welcher dem Bewusstsein nicht zugänglich ist.

könne, bewirkte dieses bestimmte Bild im Ge-

Es beeinflusst das menschliche Handeln, Denken

hirn des Kindes.

und Fühlen. Das Überbewusste ist dem Menschen ebenfalls

Haffelder und sein Institut haben diesen Ver-

erst einmal nicht im Bewusstsein und tritt erst in

such bereits um die 100 mal durchgeführt und

dieses ein, wenn es gelebt wird. Die überbe-

davon entsprachen 98% dem oben aufgeführten

wusste Ebene empfinde ich als die Brücke zum

Ergebnis. Es ist höchst bemerkenswert, wie die

Geist-Ich, dem zentralen Ursprung des Men-

Gedanken der Lehrer die Potentiale der Kinder

schen, die in einem gesetzmäßigen Zusammen-

fördern oder auch blockieren können. Es sollte

hang die höhere Führung innehat.

uns ein großes Anliegen sein, dass Lehrer, El-

Zum Bewusstsein ›Ich habe, um mein Wissen

tern, Ärzte, Pfleger, Menschen, die mit Anderen

wissend, bewusst etwas‹ (Hans Driesch) zählen un-plaqued No 18 | 41


THEMA / KOMMUNIKATION

über- bzw. unbewußt Liebe

emotinal

mental Wille

Erkenntnis

sinnlich

alle 3 weiteren Ebenen, die emotionale, mentale

Erkenntnis führen, die Empfindungen werden

und sinnliche. Die emotionale Ebene können wir

gespeichert und zu Erfahrungen geordnet. Da-

mit dem Seelenbegriff verbinden. Die Seele ist

raus kann Erkenntnis erwachsen. Hermann von

der persönliche Gefühlsorganismus des Men-

Keyserling erweiterte Kants richtigen Satz ›Al-

schen. Ihr Begriff bezeichnet ein qualitativ be-

les Wissen stammt aus der Erfahrung‹ zu ›Alles

stimmbares einmaliges Sosein, welchem das

Wissen stammt aus Offenbarung‹. Der Offen-

Subjektive letzte Instanz ist. Die mentale Ebene

barungsbegriff (Erschließen von etwas bisher

ist die des Verstandes, der Logik und die Denkfa-

Verborgenem) ist um Nuancen tiefer als der Er-

brik des Menschen. Die sinnliche Ebene umfasst

fahrungsbegriff. Keyserling meinte den Offen-

jegliche Wahrnehmung über die Sinnesorgane

barungsbegriff weniger aus einem religiösen

des physischen Körpers (sehen, hören, fühlen,

Sinnzusammenhang heraus, sondern mensch-

riechen, schmecken).

lich im weitesten Sinne. Liebe ist in ihrer reinsten Form die Würdigung des Lebens, das richti-

Die dynamischen Prinzipien –

ge Einstellen, Durchschauen und Einsinnen in

Wille, Erkenntnis, Liebe

die Zusammenhänge. Die Liebe verlangt Ver-

Da der Mensch, wie oben erwähnt, Bewegender

schmelzung, Ineinanderaufgehen, von der

und Bewegter im Weltgeschehen ist, liegen dem

physischen Vereinigung bis zum geistig-seeli-

Leben dynamische Prinzipien zugrunde. Der

schen Verstehen. Liebe ist die höchste Form der

Wille gehört ebenso zum Stamm der Persönlich-

Weisheit.

keit in der Bildung der Welt, wie Erkenntnis und Liebe. ›Ohne Wille ist eine Verbindung zwischen

›Wer nichts weiß, liebt nichts.

mir und der Welt nicht möglich, das Ich ohne Er-

Wer nichts tun kann, versteht nichts.

kenntnis leer und die Welt ohne Liebe unwirk-

Wer nichts versteht, ist nichts wert.

lich.‹ (Max von Droste in Ich und der Andere

Aber wer versteht,

Darmstadt, Reichl 1925)

der liebt, bemerkt und sieht auch!

Der Begriff des Willens entspricht einem Span-

Je mehr Erkenntnis einem Ding innewohnt,

nungszustand, ein tätig sein wollen, ein erken-

desto größer ist die Liebe.‹

nen, ein lieben wollen. Ein Ereignis kann zu einer

Paracelsus

42 | un-plaqued No 18


THEMA / KOMMUNIKATION

Inhalte und Motivationen

der Mensch einem systematischen Vorgehen

Den dynamischen Prinzipen liegen bestimmte

und einem mehr oder weniger planmäßigem

Inhalte, die dem Menschen urtiefstes Anliegen

Vorgang zur Erreichung eines Zieles.

sind, zugrunde. Das wird von Situation zu Situa-

Kultur und Tradition: Der Mensch handelt in ge-

tion unterschiedlich sein. Es ist ein himmelwei-

lernten Zusammenhängen, denen eine be-

ter Unterschied, ob sich ein Mensch in einer Ge-

stimmte Kultur wie auch bestimmte Traditionen

fahrensituation (z.B. Naturkatastrophe), einem

zugrunde liegen und über die sich verständigt

Beziehungsstreit, einer Geschäftsverhandlung,

werden kann. Im weitesten Sinne ist Kultur alles,

in einer philosophischen Gesprächsrunde oder

was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt,

an einem Meeresstrand mit Freunden befindet.

im Gegensatz zu der von ihm nicht geschaffenen

Inhalte werden motiviert aus: Überleben, Me-

und nicht veränderten Natur.

thode und Technik, Kultur und Tradition, Moral

Moral: Die moralische Ebene bedeutet ur-

und Ethik, Intuition und Geist.

sprünglich nicht mehr und nicht weniger als organische Form und Ordnung. Handlungsmuster

Überleben: Der Mensch ist kein junges, sondern

und Prinzipien (Werte, Güter, Pflichten, Rechte)

eines der ältesten Geschöpfe der Erde. Er hat

bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen

sich gerade wegen seiner Feinfühligkeit, Labili-

vereinen sich im Moralbegriff. Hieraus folgt:

tät und deshalb Handlungsfähigkeit durch alle

Wenn sich der Zusammenhang des Lebens ver-

Katastrophen hindurch auf der Erde erhalten.

ändert, verändert sich auch die Moral.

Auf der Ebene des Überlebens befinden wir uns

Ethik: Für ein Vernunftwesen, wie den Men-

im Bereich der Ur-Ängste, die jeder von uns in

schen, ist es unangemessen, wenn dessen Han-

sich trägt. Es sind meistens Schutzmechanismen,

deln ausschließlich von Konventionen und Tradi-

die eben unser Leben erhalten sollen. Die Ur-

tionen geleitet werden. Ethik hat den gesamten

Ängste gebieten in jedem Lebewesen als erstes

Bereich menschlichen Handelns der Welt gegen-

Mittel der Selbsterhaltung den Sicherungstrieb.

über zum Gegenstand. Albert Schweitzer nann-

Die Ur-Angst bezeichnet die Ur-Reaktion des Le-

te es die ›Ehrfurcht vor dem Leben‹, die beinhal-

bendigen auf die Übermacht der Außenwelt, ge-

tet, dass der Mensch jedem Willen zum Leben

gen die es sich zu sichern strebt. Das Recht auf ei-

mit der gleichen Ehrfurcht, dem gleichen Res-

nen bestimmten Lebensraum bietet allein die

pekt begegnen sollte. Der Lebenswille eines Tie-

Unmöglichkeit, angegriffen zu werden. Metho-

res oder einer Pflanze verdient ebenso Ehr-

de und Technik: In diesem Bereich bedient sich

furcht wie der eines Menschen.

Überleben

Methode und Technik

Geist

Kultur und Tradition

Intuition

Moral Ethik

un-plaqued No 18 | 43


THEMA / KOMMUNIKATION

Intuition: Der intuitive und sensitive Mensch

alle mal geprägt und können sich entwickeln.

empfindet gewisse Dinge viel deutlicher als an-

Filter und Linsen sind religiöse, traditionelle wie

dere, spürt die Schwingungen in einer Kommu-

auch kulturell erworbene Konditionierungen

nikation, Freude und Gefahr schneller und weiß

(siehe auch: Memetik).

entsprechend vorzusorgen.

Linsen oder Filter können zum Beispiel sein: Er-

Geist: Die Ebene des Geistes ist die des Sinnes.

fahrungen, Prägungen (Tradition, Kultur, Mili-

Sie ist nicht speziell die Funktionsebene des Ver-

eu), Glaube, Wissen, Erwartungen, Interessen,

standes, sondern der Ursprung von Allem was

Motive, Wertesystem, Sprache und Ausdruck,

ist. Geist beseelt ausnahmslos alle Schöpfungen.

die physische 5 Sinne, Biochemie des Körpers

Das Wesenszentrum des Menschen befindet sich

und übersinnliche Wahrnehmungen (Hellsehen,

im Geist und seine Erlebensbasis in der Seele. So

Hellhören).

überirdisch wie der Geist auch sein mag zu seiner Manifestation, bedarf es den ganzen Men-

Konstruktive Kritik

schen. Der Geist folgt überall höchsteigenem

Allein vom Standpunkt des Betrachters gibt es

Gesetz, ohne Rücksicht auf das Wohl der übrigen

Kritik, vom Erlebenden und Handelnden her ist

Teile des Menschenwesens, von der Katastrophe

Kritik unmöglich. Kritik wird auch die Kunst der

der Geburt durch immer neue kleinere und grö-

Beurteilung genannt. Sie kann ein sehr bedeu-

ßere Krisen hindurch. Aus der Ebene des Geistes

tender Bestandteil innerhalb einer Interaktion

leben heißt, ein kunstvolles und wahrhaft

sein, respektive die Kritikfähigkeit der Beteilig-

menschliches Dasein zu führen.

ten. In einer Kritik wird am Verhalten, am Können bzw. am Gegenstand kritisiert. Im Rahmen

Die Linsen und Filter der Wahrnehmung

der Philosophie sucht Kritik nach den Bedingun-

Jedem Ich gehört eine eigene Wirklichkeit. Es

gen der Möglichkeit von Erkenntnis, wie es Kant

kann so viele Wirklichkeiten geben wie Men-

in seiner ›Kritik der reinen Vernunft‹ vorgelegt

schen existieren. Jeder einzelne schaut durch

hat. Ebenso ist Kritik in der Wissenschaft eine

seine Filter und Linsen auf einen Sachverhalt,

Methode, um sich einer Wahrheit anzunähern

die Realität, die Welt. Durch dieses Linsen- und

(Falsifikationismus).

Filtermodell wird es nun noch deutlicher, war-

Ein grundlegendes Modell, was den Umfang und

um Kommunikation und Information im Kern ein

die Tiefe konstruktiver Kritik anbetrifft, ent-

Resonanzphänomen ist. Bei jeder tieferen Kom-

deckte ich in den Werken von Vera Birkenbihl.

munikation lernt man die Filter des Gegenüber

Ich finde diese Veranschaulichung hervorra-

kennen und geht in einen Austausch, Abgleich,

gend und sehr hilfreich. Es lohnt sich, dieses Mo-

Kampf oder Gewinn. Die Filter sind nicht ein für

dell zu verinnerlichen.

Linsen bzw. Filter der Wahrnehmung

Linsen bzw. Filter der Wahrnehmung

Sachverhalt, Realität, Welt

44 | un-plaqued No 18


THEMA / KOMMUNIKATION

Kritikmasse

Meister

Profi / Experte

Fortgeschrittener Keine Kritik.

In diesem Bereich weder als Schüler noch als Lehrer intentional (ohne Absicht) wollen.

Einsteiger

Der Lernberg und die Kritikmasse

Kritiklevel bedeutet dies: Den Meister kann man

Vera Birkenbihl nennt das den Lernberg. Die auf

enorm breit und dezidiert kritisieren.

den Kopf gestellte Pyramide bezieht sich auf die Kritik und die Kritikmasse. Der Lernberg ist un-

Je höher ein Mensch im Lernberg gelangt und

terteilt in:

seine Kenntnisse umfangreicher werden, um so

Einsteigerbereich: Das ist die Schul- und Spiele-

mehr können wir ihn kritisieren, desto mehr

bene. Ein Einsteiger hat nur diffuse Kenntnis-

konstruktive Kritik kann es geben. Der im Lern-

se. In Bezug auf das Kritiklevel bedeutet dies: In

berg immer höher aufsteigende Mensch, kann

diesem Bereich darf überhaupt keine Kritik

überhaupt erst einschätzen, was die Gründe der

stattfinden, es gibt hier keine konstruktive Kri-

Kritik sind und ob es eine kompetente Kritik ist

tik. Der Einsteiger kann den Meister nicht ver-

oder nicht. Der Einsteiger hat zum Beispiel keine

stehen. Hier würde Kritik immer destruktiv wir-

Kriterien im Kopf und kann überhaupt noch gar

ken, eine Ohrfeige bedeuten.

nicht entscheiden, ob eine Kritik fair oder unfair

Fortgeschrittenenbereich:

Grundkenntnisse

ist. Derjenige, der kritisiert, muss unbedingt 1

sind vorhanden und werden in diesem Bereich

bis 2 Level weiter sein, sonst kann er auch nicht

auf mehrere Levels entwickelt. In Bezug auf das

konstruktiv und hilfreich kritisieren. Wenn ein

Kritiklevel bedeutet dies: In diesem Bereich

Mensch nicht weiter ist als sein Gegenüber, kann

kann man, wie wir an der auf dem Kopf stehen-

er Vorschläge machen, aber keine Kritik üben.

den Pyramide sehen können, langsam mit Kritik

Eine interessante Spielregel zum Abschluss von

beginnen und je nach Level des Fortgeschritte-

Vera Birkenbihl: ›Man darf nur kritisieren, wenn

nen die Kritik ausbauen.

man mindestens einen Vorschlag hat, wie es

Profi- bzw. Expertenbereich: Die Kenntnisse

besser geht.‹

haben ein professionelles Maß angenommen. Der Profi kann bereits Kenntnisse vermitteln. In

›Wenn die Verbindung zwischen zwei Men-

Bezug auf das Kritiklevel bedeutet dies: In die-

schen (wieder)hergestellt ist, findet sich die

sem Bereich ist die Kritikfähigkeit schon sehr

Lösung von selbst.‹ Marshall B. Rosenberg

hoch, so dass sie immer umfangreicher angebracht werden kann.

Wie lassen wir Kommunikationskunstwerke

Meisterbereich: Der Meister kann lehren und

entstehen?

lebt das, was er kann. Es entstehen immense Ver-

Ich möchte zum Abschluss eine Empfehlung für

bindungen, die eine hohe Kunst zu allen Berei-

diejenigen aussprechen, die sich für die Kunst

chen seines Lebens darstellen. In Bezug auf das

der Kommunikation im täglichen Leben, ob pri-

un-plaqued No 18 | 45


THEMA / KOMMUNIKATION

vat oder beruflich, interessieren. Sehr schöne

Finde heraus, was du jetzt brauchst!

Hinweise, Anregungen und Ideen gibt uns die

Frage dich: ›Was brauche ich in dieser Situation?

Gewaltfreie Kommunikation (GfK) von Marshall

Welche Bedürfnisse sind gerade unerfüllt?‹.

B. Rosenberg mit auf den Weg. Die GfK bietet

Finde dein wirkliches Anliegen heraus. Beispiel:

grundlegende Schritte für eine erfolgreiche

›Ich brauche mehr Verbundenheit und Aus-

Kommunikation, bei der alle Beteiligten gewin-

tausch. Ich habe keine engen Freunde - ich möch-

nen und die Bedürfnisse aller gleich wert sind.

te Menschen finden, zu denen ich Beziehungen

Ein unnötiger und kraftraubender Kampf ums

aufbauen kann.‹

Rechthaben wird weitestgehend vermieden und die eigenen Gedanken und Gefühle werden ver-

Äußere eine Bitte, keine frommen Wünsche und

mittelt, ohne sein Gegenüber unnötig angreifen

keine Forderungen!

zu müssen. Die GfK versteht sich nicht als Tech-

Du kannst niemanden bitten, dich zu lieben. Du

nik, die den Gegenüber zu einem bestimmten

kannst hingegen die Bitte äußern, dass ein ande-

Handeln bewegen soll, sondern als Grundhal-

rer Mensch mit dir ins Kino oder ins Theater

tung, bei der eine bewusste und wertschätzen-

geht. Stelle keine Forderungen, da unser Gegen-

de Beziehung im Vordergrund steht. Synonyme

über meist nur zwei Möglichkeiten sieht: Sich zu

sind einfühlsam, verbindend und die Sprache

unterwerfen oder zu rebellieren. Wenn eine Bit-

des Herzens. Die Gewaltfreie Kommunikation

te geäußert wird, beobachte wie dein Gegen-

baut auf vier Schritten auf, in denen man sich

über reagiert und zeige Empathie für die Be-

folgende Fragen stellt.

dürfnisse des Anderen. Im Zuge dieser Gedanken, Untersuchungen und

Was nehme ich wahr?

philosophischer Überlegungen vieler Menschen

Trenne deine Beobachtung von einer Bewer-

aus Gegenwart und Historie ist mir der Begriff

tung. Beschreibe und beziehe dich auf das, was

einer Hygiene der Gedanken immer wieder als

passiert ist. Tritt einen Schritt zurück, falls du zu

treffende Formulierung einer neuen kommuni-

emotional reagierst.

kativen Denkweise aufgefallen. Ob aus quantenphysikalischer Sicht der Interaktion von Lebe-

Wie fühle ich mich?

wesen und Dingen oder auch in Bezug auf kleine

Finde deine Gefühle heraus und drücke nur die

und große Alltagssituationen ist es von immen-

Gefühle aus, für die du selber verantwortlich

ser Bedeutung, was ich denke und wie ich dies

bist. Vermeide eine Opferrolle. Damit vermit-

mit meiner Umgebung kommuniziere, zumin-

telst du dem Gegenüber deine Empfindungen

dest wenn es von Interesse ist, dabei erfolgreich

wie fröhlich, ärgerlich, ängstlich, einsam oder

zu kommunizieren und gleichzeitig glücklich zu

traurig und klagst nicht an. Vermeide Formulie-

sein. Dies ist ein lebenslanger spannender Lern-

rungen wie verlassen, manipuliert, missver-

prozess und das Schönste daran ist, keiner muss

standen, zurückgewiesen und nicht unterstützt.

und wird ihn alleine gehen. In diesem Sinne:

Nosce te ipsum – Erlerne dich selbst.

//

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Ron Smothermon M.D.:

Serena Rust:

und Don D. Jackson:

Drehbuch für Meisterschaft

Wenn die Giraffe mit dem Wolf tanzt:

Menschliche Komm­uni­kation:

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Vier Schritte zu einer einfühlsamen

Formen, Störungen, Paradoxien

Die Kraft der Gedanken

Kommunikation

46 | un-plaqued No 18


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WARUM DU NICHT GLAUBST, WAS ICH SAGE ... TEXT Karen Dobberstein


THEMA / KOMMUNIKATION

N

onverbale Kommunikation interessierte mich schon immer, anfangs im Kontext der Bühnenarbeit im Darstellenden Spiel-Kurs in der Schule. Schauspielerei bedeutete für mich sich zu verkleiden, verschiedene Rollen mit Mimik und Gestik auszufüllen und Texte theatralisch

aufzusagen. Später lernte ich, dass jeder Mensch im Alltag schauspielert und verschiedene Rollen besetzt. Das ist in gewisser Weise nützlich und sinnvoll, weil man Fremden nicht unbedingt jede Schwäche zeigen will und darf. Verschiedene Rollen einzunehmen gibt Struktur und erleichtert den Umgang mit anderen Menschen. Der Unterschied zwischen Außendarstellung und echtem inneren Zustand darf allerdings ein bestimmtes Ausmaß nicht überschreiten, weil die Grenzen zwischen echt und unecht verschwimmen können. Wenn sich ein Mensch zu sehr von sich selbst entfernt, ist die psychische und physische Gesundheit in Gefahr.

In der neueren Zeit wurde mein Interesse für

Ein Blick in den Spiegel

nonverbale Kommunikation durch die Fernseh-

Eine meiner neuesten alten Erkenntnisse ist,

serie Lie to me geweckt, denn wir lügen durch-

dass ich mich selbst eher nicht so wahrnehmen

schnittlich mehrere Male am Tag. Die meisten

kann, wie andere Menschen mich sehen. Die Psy-

davon fallen in die Kategorien Notlüge oder sozi-

chologie spricht in diesem Fall von Selbst- und

ale Lüge, vorwiegend um die Privatsphäre zu

Fremdwahrnehmung. Sogar der Blick in den

schützen oder die Harmonie in einem sozialen

Spiegel ist lediglich ein verdrehtes Abbild mei-

Umfeld nicht zu gefährden. Lügen haben dabei

ner selbst und unterscheidet sich deutlich von

eine wichtige soziale Funktion, sie erhalten bzw.

der tatsächlichen Außenansicht wie auf einem

fördern Beziehungen. Wenn in Selbstexperi-

Foto.

menten Personen für kurze Zeit radikale Ehrlich-

Nonverbale Kommunikation ist sehr subtil und

keit praktizieren, hat das nachgewiesenerma-

Menschen benutzen sie oft unbewusst und ganz

ßen

deren

selbstverständlich. Verantwortlich dafür sind

Beziehungen. Die Erfahrung zeigt, dass Frauen

unter anderem Spiegelneurone, die uns fast au-

doch meist nicht damit umgehen können, wenn

tomatisch – zumindest wenn ein guter Draht be-

man ihnen sagt, dass ihr Hintern in dieser Hose

steht – Körperhaltung, Mimik und Gestik unseres

zu dick sei. Ein bisschen Schönfärberei und Iro-

Gegenübers spiegeln lassen. Das kann sich bis

nie ist also erlaubt und macht zwischenmensch-

auf den gleichen Atemrhythmus bei Paaren aus-

liche Begegnungen interessant.

wirken, vorausgesetzt beide Partner sind auf

Wie aber wäre es, die wichtigen Lügen unter ih-

derselben Wellenlänge. Auch der Geruchssinn

nen zu erkennen? Beispiele dafür sind, wenn

entscheidet autonom mit, wie andere Personen

Liebe beteuert wird, obwohl nur noch Abnei-

wahrgenommen werden. Ob man jemanden gut

gung übrig ist, wenn Hilfe abgelehnt, aber den-

riechen kann oder nicht, hängt allerdings von

noch benötigt wird oder der geschulte Verkäu-

weitaus mehr Faktoren ab.

fer

man

Die Redewendung ›wenn Blicke töten könnten‹,

überhaupt nicht braucht. Es lohnt sich, die Auf-

drückt beispielhaft aus, wie kraftvoll und aus-

merksamkeit für nonverbale Kommunikation zu

drucksstark nonverbale Kommunikation sein

schulen. Dadurch können wir unsere Umwelt

kann. Die Veränderung der Pupillengröße ist ein

besser verstehen und somit auch erfolgreicher

wichtiges nonverbales und autonomes Signal.

kommunizieren.

Vergrößerte Pupillen drücken Wärme und Nähe

negative

einem

Auswirkungen

etwas

aufquatscht,

auf

was

un-plaqued No 18 | 49


THEMA / KOMMUNIKATION

aus, hingegen vermittelt eine kleine Pupillen-

Ähnlich dem Konzept der emotionalen Intelli-

größe Abneigung und Desinteresse. Menschli-

genz scheint die Fähigkeit nonverbale Signale

che Tränen lassen ebenso vielfältige Interpreta-

zu dekodieren ein wichtiger Faktor zur erfolg-

tionen zu, sie können Schmerz, Trauer oder

reichen zwischenmenschlichen Kommunikation

Freude ausdrücken und sind von außen manch-

zu sein und im größeren Kontext zu einem kon-

mal schwer zu differenzieren.

gruenten, glücklichen und gesunden Leben beizutragen.

Joe Navarro hat mittlerweile sein zweites Buch zu diesem Thema veröffentlicht. Ich muss geste-

Es existiert die Idee, dass ca. 90 % der zwischen-

hen, der Titel Menschen verstehen und lenken

menschlichen Kommunikation nonverbal statt-

hat mich eher zurückgehalten, da trotz oder ge-

findet. Mehr oder weniger ist das auch der Fall.

rade wegen meines Psychologiestudiums das

Albert Mehrabian fand in seinen Studien her-

Wort Lenkung oder Manipulation Ablehnung in

aus, dass 55 % der zwischenmenschlichen Kom-

mir hervorruft. Auf der anderen Seite lassen wir

munikation über nonverbale Signale ablaufen,

uns so oft, so viel und praktisch überall manipu-

38 % repräsentieren die stimmliche Komponen-

lieren, ob wir wollen oder nicht. Das Gehirn

te und nur 7 % stellen den Inhalt dar. Die nonver-

nimmt wesentlich mehr Reize unbewusst wahr

bale Komponente bezieht sich hier vor allem auf

als es bewusst verarbeiten kann. Das Identifizie-

die Mimik, obwohl auch die Gestik dazu gezählt

ren von solchen Manipulationen kann trainiert

werden kann. In der Gebärdensprache reicht

werden und erlaubt einem die Kontrolle in be-

Gestik allein aus, um sich verständlich zu ma-

stimmten Situationen zu behalten. Des Weiteren

chen. Hier bildet sie sogar 100 % der zwischen-

kann es auch die Wahrnehmung für die eigene

menschlichen Kommunikation ab. Die stimmli-

Körpersprache

che Komponente, welche ebenfalls

und das eigene

›Das Schwierigste im Leben ist, Herz

zur

Erleben

und

und Kopf dazu zu bringen, zusam-

zählt, bezieht sich auf die Tonlage,

Verhalten ver-

menzuarbeiten. In meinem Fall ver-

Schnelligkeit, Intonation und Modula-

bessern.

kehren sie noch nicht mal auf

tion der Stimme. An Untersuchungen

Joe

freundschaftlicher Basis.‹

mit Hunden wurde gezeigt, dass be-

Woody Allen

leidigende Worte in einer liebevollen

Navarro

beschreibt

nonverbalen

Kommunikation

Nonverbales in

Stimmlage gesprochen vom Hund po-

einem viel grö-

sitiv wahrgenommen werden.

ßeren Kontext. Die

Kleidung

Wenn alle drei Anteile der Kommuni-

und das Auf­

kation übereinstimmen, spricht man

treten eines Geschäftspartners ist ebenso Aus-

von kongruenter Kommunikation. Inkongruenz

druck nonverbaler Kommunikation, wie die Au-

hingegen findet sich ähnlich den Lügen im All-

ßenfassade der Firma, das Sicherheitspersonal,

tag häufiger, zum Beispiel wenn wir laut ›Ja‹ zu

der Empfang und die Aufmerksamkeit, die dem

etwas sagen und gleichzeitig unmerklich den

Kunden geschenkt wird. Diese wesentlichen As-

Kopf schütteln. Welches Signal ist wahr?

pekte beeinflussen das Wohlbefinden und die Meinung über einen Geschäftspartner und sei-

Leider lassen sich gewisse Inkongruenzen wahr-

ne Firma ungeachtet aller sachlichen Informati-

scheinlich nicht vermeiden. Wenn man in der

onen maßgeblich. Navarro spricht in diesem Zu-

Dienstleistungsbranche den ganzen Tag nett lä-

sammenhang von nonverbaler Intelligenz.

cheln und auch auf nervige Kundenfragen

50 | un-plaqued No 18


THEMA / KOMMUNIKATION

freundlich reagieren muss, ist ein eingefrore-

zuletzt fühlen wir uns in der Gegenwart von Je-

nes, unechtes Lächeln manchmal unumgänglich.

mandem, der herzlich und gelassen mit sich

Dabei können genau diese Inkongruenzen auf

selbst umgeht, sehr wohl.

Dauer Stress auslösen. Ein Klassiker der

Zwischen-

Körpersprache ist das nonverbale Sig-

›Man sieht nur mit dem Herzen gut.

menschliche

nal der verschränkten Arme, welches

Das Wesentliche ist für die Augen

Kommunikati-

weitläufig als Ausdruck für eine ableh-

unsichtbar.‹

on

nende Haltung bekannt ist. Körper-

Antoine de Saint Exupery

nonverbale

ist

ohne

sprache und nonverbale Kommunikati-

Kommunikati-

on sind dabei nicht immer so eindeutig,

on nicht denk-

wie sie scheinen. Verschränkte Arme

bar. Paul Watz-

können ebenso ein Zeichen für Kälteempfinden

lawicks bekannter Ausspruch ›Man kann nicht

sein und helfen, die Körperwärme zu erhalten.

Nicht-Kommunizieren‹ scheint besonders für

Diese Gestik kann aber auch eine Selbstumar-

Nonverbales zutreffend zu sein. Die Interpreta-

mung anzeigen, umso deutlicher, wenn die Han-

tion oder Bedeutung der Botschaft liegt aller-

dinnenflächen direkt auf den Armen liegen.

dings größtenteils beim Empfänger und nicht beim Sender. Deswegen kann man sich sehr gut

Eine eher philosophische Frage ist, ob sich non-

mit jemandem unterhalten, obwohl man eigent-

verbale Kommunikation nur auf zwischen-

lich aneinander vorbeiredet.

menschliche oder tierisch-menschliche Interaktion bezieht. Theoretisch ja, aber praktisch gibt

Ich empfehle, trotz oder gerade wegen notwen-

es viele nonverbale Signale, die ebenso das ei-

diger Lügen im Alltag, mit einem offenem Her-

gene Wohlbefinden beeinflussen. Wie kleide ich

zen zu kommunizieren. Das bedeutet, sofern es

mich heute? Wie ordentlich und sauber ist mei-

möglich ist, eine liebevolle Grundhaltung ei-

ne Wohnung oder mein Arbeitsplatz? Bin ich an-

nem Gesprächspartner gegenüber zu haben.

gespannt oder sind meine Muskeln entspannt?

Ein achtsamer, wertschätzender Umgang mit

Lasse ich meine Schultern hängen oder stehe ich

uns selbst macht am Ende das Leben mit unse-

aufrecht da? Ich kommuniziere zuerst mit mir

ren Mitmenschen angenehmer, leichter und

selbst und dann mit dem Anderen, denn nicht

verstehbar.

//

un-plaqued No 18 | 51


ACHTE AUF DEINE GEDANKEN, DENN SIE WERDEN WORTE. ACHTE AUF DEINE WORTE, DENN SIE WERDEN HANDLUNGEN. ACHTE AUF DEINE HANDLUNGEN, DENN SIE WERDEN GEWOHNHEITEN. ACHTE AUF DEINE GEWOHNHEITEN, DENN SIE WERDEN DEIN CHARAKTER. ACHTE AUF DEINEN CHARAKTER, DENN ER WIRD DEIN SCHICKSAL. AUS DEM TALMUD


KOOPERATIONSPARTNER


CONTENT IS ART INTERVIEW Ingmar Dobberstein FOTOS anna.k.o.


THEMA / KOMMUNIKATION

Streetart ist gerade in den Großstädten allgegenwärtig und längst zu einem selbstverständlichen Bereich moderner Kunst geworden. Obwohl es Straßenkunst in den verschiedenen Ausführungen seit vielen Jahrzehnten gibt, hat sie in den letzten Jahren ihren Schritt in die Galerien und die breite Masse geschafft und erzielt in Einzelfällen hohe Preise für die dargebotenen Werke, deren Erstellung manchmal nur Minuten benötigt. Für die Einen ist sie Kunst, für Andere Geschmiere, manche nennen sie Selbstdarstellung, für uns ist sie Kommunikation. UN-PLAQUED traf einen der bekanntesten Protagonisten der Straßenkunst in Deutschland, den Berliner Künstler NOMAD. Neben seiner Kunst kuratiert er Ausstellungen im In- und Ausland, betätigt sich als Musiker und DJ und ist ein permanent Reisender auf der Suche nach künstlerischer, spiritueller und kultureller Inspiration.

UN-P: Was ist Streetart?

zu einem bestimmten Punkt erreichen, da

NOMAD: Dafür gibt es wahrscheinlich so viele In-

Schrift aus abstrakten Kernen besteht, die in

terpretationen wie es Menschen gibt. Grund-

sich geschlossen sind. Man kann sie nur begrenzt

sätzlich ist der Begriff gerade auf dem Kunst-

verändern, da die Buchstaben ja lesbar bleiben

markt oft fehlinterpretiert worden. Gerne wird

müssen.

etwas als Streetart verkauft, das sich vielleicht

Beim Graffiti-Writen geht es darum, seinen ei-

äußerlich Stilmitteln und Elementen bedient,

genen Superhelden-Character – sein Alter Ego –

die man bei Kunst auf der Straße findet, die dann

zu erfinden und diesen anhand von Buchstaben

aber für die Galerie aufbereitet und reprodu-

zu illustrieren. Das hat natürlich einen künstleri-

ziert werden. Ich würde das so nicht gelten las-

schen Ansatz. Es gibt so viele Intentionen, wie es

sen, auch wenn es sich so eingebürgert hat. Per

Graffiti-Writer gibt. Es gibt Kids, die mit Kunst

Definition ist Streetart einfach Kunst, die auf der

gar nichts am Hut haben, denen geht es eher um

Straße stattfindet. Punkt.

eine Mutprobe, um Selbstdarstellung oder Zerstörung. Dann gibt es welche, die in diesem Pro-

UN-P: Im heutigen Stadtbild sind viele For-

zess reifen und die dann wirklich zu Künstlern

men von Straßenkunst zu sehen – Graffiti,

werden und abgefahrene und tolle Sachen er-

Poster, verschiedene Materialien und Moti-

schaffen.

ve. Auch wenn Straßenkunst mittlerweile

Der Hauptunterschied zwischen Graffiti und

weit darüber hinaus geht – hat alles mit

Streetart ist, dass Graffiti in einer Art kodiertem

Graffiti angefangen?

Umfeld stattfindet. Es ist eigentlich nicht für die

NOMAD: Ja, zum Teil ist das richtig, wobei Graffi-

Allgemeinheit gedacht, sondern für die Graffiti-

ti-Writer hier klar widersprechen würden. Für

Szene an sich, die auf diese Art und Weise mitei-

mich ist Graffiti nur zum Teil Kunst. Ähnlich wie

nander kommuniziert. Die normalen Menschen

bei der Kalligraphie geht es in erster Linie um

auf der Straße tangiert das nicht weiter, denn

Schrift und die hat einen anderen Kodex und an-

die können die Botschaften kaum lesen und de-

dere Bewertungsmaßstäbe als Kunst.

chiffrieren.

Kunst ist immer frei und dient der Kommunikati-

Streetart verfolgt einen anderen Ansatz und

on, weil Gedanken und die Imagination von Men-

öffnet sich jedem, der den öffentlichen Raum

schen angeregt werden. Das kann Schrift nur bis

nutzt. Streetart versucht, mit allen Menschen in un-plaqued No 18 | 55


THEMA / KOMMUNIKATION

eine Art Kommunikation zu treten ohne dabei

Dabei begrenze ich mich aber nicht auf Streetart

zu filtern, wer genau diese Information aufneh-

oder Nicht-Streetart, das geht mir bei Kunst und

men wird. Streetart richtet sich also an alle und

dem Austausch kreativer Gedanken allgemein

das ist der große Unterschied zum Graffiti.

so, egal ob es Druckgrafik, Fotografie oder eine Musikkomposition ist.

UN-P: Wie beurteilst Du den Wert von Streetart als Kommunikationsmittel in der

UN-P: Dennoch ist die Message ein wesentli-

heutigen Gesellschaft?

cher Bestandteil Deiner Kunstwerke. War-

NOMAD: So wie jede Epoche ihre eigenen Kunst-

um ist Dir das so wichtig?

formen hervorgebracht hat, hat eben die heuti-

NOMAD: Im Vergleich zu vielen Künstlern, die

ge Zeit dieses Phänomen produziert. Als solches

mit mir angefangen haben, habe ich nicht ver-

sollte man es auch werten: es ist einfach eine

sucht, eine Marke aus mir zu machen. Ich habe

von vielen Möglichkeiten, heutzutage Kunst zu

mich nicht auf ein paar Icons reduziert, Embleme

machen. Auf eine Art, die neu ist und unge-

oder Logos, die ausschließlich propagiert wer-

zwungen, vor allem aber vollkommen unabhän-

den. Das war ja eine der Grundlagen der Popart,

gig. Man braucht keine Galeristen, kein Muse-

wie sie Andy Warhol geschaffen hat – sich selbst

umspublikum und keine ausgebildeten Men-

als Produkt und als eine Marke zu sehen. Perfek-

schen, die Werke lesen und interpretieren, son-

tioniert wurde das später von OBEY (Shepard

dern jeder kann darin etwas erkennen. Für mich

Fairey) und viele Streetartists haben das ein-

ist Streetart ein kleines Kunst-Paralleluniver-

fach nur nachgemacht und einen Character oder

sum, das für die Menschen und die Allgemein-

ein Symbol entwickelt, mit dem sie ausschließ-

heit gemacht wird und nicht für Eliten oder be-

lich aufgetreten sind. Diese Reduktion und Stag-

stimmte Gruppen – eine volkstümliche Kunst

nation war mir zu wenig. Viel mehr hat mich her-

sozusagen, die zeitgemäß ist.

ausgefordert und fasziniert, immer wieder etwas Neues zu machen und die Stadt als

UN-P: Deine Straßenkunst enthält viele

Skizzenblock zu sehen. Das Geschaffene nicht als

Botschaften. Wie würdest Du die Ziele der

fertiges Kunstwerk, sondern als eine Art von Be-

Streetartkünstler beschreiben? Wollen sie

standsaufnahme zu begreifen: wie läuft mein

etwas bewirken oder ist vieles einfach nur

Tag, wie ist der Flow und auf welche Idee komme

Selbstzweck?

ich jetzt gerade? Ganz ohne Skizzen ging es mir

NOMAD: Man kann das nicht verallgemeinern.

immer um das Sich-Selbst-Neu-Erfinden in dem

Jeder hat seine eigenen Intentionen. Wenn man

Moment, wo ein Ort der Stadt zu mir spricht und

sich länger mit Streetart beschäftigt, findet je-

sagt: Ich möchte verändert werden.

der für sich seine Wertigkeit und Kategorisie-

Meistens habe ich den Ort mit eingebunden und

rung. Man muss seine eigene Meinung finden

dort versucht, eine Art Kommunikation zu er-

und selbst entscheiden, ob einem die Sachen et-

schaffen, zwischen mir, dem Platz und dem Be-

was bedeuten oder nicht. Wenn ich mich umse-

trachter. Das ist natürlich eine andere Herange-

he, reicht das Spektrum von Banalitäten über

hensweise als sein feststehendes Symbol überall

Katastrophen, über Werke bei denen man Po-

hinzuklatschen, wie eine Art Werbung, die – un-

tential erkennen kann, wo sich jemand auspro-

abhängig vom Umfeld – immer die gleiche Bot-

biert und schon eine eigene Handschrift gefun-

schaft enthält.

den hat, bis hin zu Sachen, die phänomenal sind und die mich mitreißen. Da werde ich auch nei-

Mir geht es darum, immer neue Inhalte zu produ-

disch und frage mich, warum mir die Idee nicht

zieren und um Inhalte geht es bei der Kunst. Klar

selbst eingefallen ist.

ging es bei Shepard Fairey darum, den ganzen

56 | un-plaqued No 18


un-plaqued No 18 | 57


THEMA / KOMMUNIKATION

Markenwahnsinn und die Werbung zu hinterfra-

cher bis zum T-Shirt – alles durchgebrandet. Das

gen. Wenn man aber nur noch die Kopie von der

hat Streetart letztlich ein Stück weit ad absur-

Kopie von der Kopie von dem Konzept ist, haut

dum geführt und fraglich werden lassen.

das irgendwie nicht mehr hin. Das mag am Anfang bei einem Künstler noch funktioniert ha-

UN-P: Die Kunst, die Du für Galerien machst,

ben, wenn aber alle den gleichen Weg gehen, ist

unterscheidet

man nur noch eine Marke, die für sich selbst Wer-

Streetart-Werken. Wie entstehen Deine Ide-

bung macht. Unvorteilhafter Weise haben einige

en für neue Projekte im Galeriekontext?

Künstler einen Rattenschwanz von Merchandi-

NOMAD: Durch pure Verzweiflung (lacht). Da-

singprodukten nachgeliefert – vom Aschenbe-

durch, dass jemand an mich herantritt, mir ein

sich

stark

von

Deinen

Projekt vorschlägt und ich gezwungenermaßen darauf eingehe, weil ich etwas zu essen und Geld brauche und deshalb arbeiten muss. Nein, mal ernsthaft: Neue Projekte entstehen dadurch, dass ich reflektiere, dass ich mich auf den zu gestaltenden Ort oder das Objekt einlasse. Ich versuche zu verinnerlichen, was der abstrakte Kern des Projektes oder des Raumes ist, und was für Möglichkeiten ich in diesem Rahmen habe, etwas herausragend Doofes, Faszinierendes oder was auch immer zu produzieren. Etwas, das den Gedanken oder das Lebensgefühl aufnimmt, dass ich in dem Moment habe oder das es in mir auslöst. Dann verfolge ich dieses Ziel rigoros. Das geht dann über ›try and error‹: ich mache irgendwas, bin damit unzufrieden, verzweifle daran oder es kommt mir gleich am Anfang eine tolle Idee, die funktioniert. UN-P: Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die ihre Werke im Atelier vorproduzieren und dann ausstellen, erschaffst Du Kunst für die Galerie auch erst vor Ort. Ist das ein Streetart-Ansatz, der sich auch in Deiner Galerie-Kunst spiegelt? NOMAD: Ja, weil ich es so gewohnt bin. Ich habe mir nicht ausgesucht, Künstler zu sein. Ich habe Sachen auf der Straße gemacht und dann haben die Leute angefangen das zu sammeln. Und irgendwann kamen die Galeristen und fanden das ganz toll und ich habe mir gedacht: Super, wenn ich damit Geld verdienen kann, dann muss ich weniger auf der Baustelle arbeiten oder Veranstaltungen auf- und abbauen. Ich musste mir das Selbstverständnis schaffen, Künstler zu sein und


THEMA / KOMMUNIKATION

die Sachen zu verantworten, die ich da mache,

meiner Sachen ist, weil er mein Zeug auf seiner

musste sie plötzlich erklären können. Das ist ein

Twitterseite als Hintergrundbild benutzt hat.

langer Prozess, der viel Arbeit macht.

Aber am Tag vorher hatte ich noch auf der Couch

Grundsätzlich hat es keinen Sinn, das, was du auf

bei irgendwelchen Leuten geschlafen, die ich

der Straße machst, in der Galerie zu reproduzie-

nicht mal kannte, weil ich keinen Schlafplatz

ren. Wenn man aber Techniken oder Mechanis-

hatte und kein Geld in der Tasche. Einen Tag spä-

men, die der Streetart eigen sind, wie z.B. Zeit-

ter wache ich in meiner eigenen Suite im 53.

druck, zum Prinzip erhebt, kann das die Arbeit

Stock vom Planet Hollywood in Las Vegas auf,

nach vorne bringen und durchaus befruchten.

war auf der Geburtstagsparty von Demi Moores

Ich spiele ganz bewusst z.B. mit der zeitlichen

Tochter eingeladen und habe abends mit Bruce

Komponente. Letztens habe ich in Varna eine Ein-

Willis Black Jack gespielt. Letzten Endes wohnte

zelausstellung gemacht und habe mich drei Tage

ich einen Monat bei ihnen und habe tolle Leute

in der Galerie eingeschlossen, um die Entste-

kennengelernt.

hungsgeschichte der Welt zu illustrieren. Gott

Die Highlights sind grundsätzlich immer, andere

hat sieben Tage gebraucht, ich habe es in der

Menschen zu treffen. Tolle Menschen, keine

Hälfte gemacht (lacht). Zur Eröffnung habe ich

Nappel, mit denen man es auch oft im Kunstbusi-

gleichzeitig ein vier mal zwei Meter großes Bild

ness zu tun hat, sondern kreative Menschen. Das

gemalt, für 120 Leute gekocht und dreieinhalb

sind die Highlights, egal wo es ist. Auch in den

Stunden Musik aufgelegt. Das führt dich an die

ärmsten Ländern trifft man tolle, einfache Men-

Grenze und an den Rand des Wahnsinns, aber es

schen, die einen wahnsinnig herzlich aufneh-

macht Spaß. Es interessiert mich, wie ich in Ex-

men. Zum Beispiel war Bulgarien schon zum

tremsituationen und unter extremer Belastung

zweiten Mal phänomenal. Obwohl sie kein Geld

reagiere, auf was für Ideen ich komme. Alles

haben, tun die Leute alles für dich, da geht es vor

wird unmittelbar und direkt, man kann Sachen

allem darum, Kultur zu erschaffen und sich aus-

aus sich herausholen, die sonst im Verborgenen

zutauschen.

bleiben. UN-P: Wo soll es noch hingehen, wo siehst UN-P: Hongkong, USA, Europa – Deine Kunst

Du Deinen Weg in der Zukunft?

wird international präsentiert und hat Dich

NOMAD: Naja ... ich kann dir sagen, wo es als

mit den verschiedensten Leuten zusammen

nächstes hingeht. Eingeladen vom Goethe Insti-

gebracht. Was waren die persönlichen High-

tut gehe ich im August für einen Monat nach Sri

lights?

Lanka um dort Landart zu machen. Ich soll Stu-

NOMAD: Meiner Philosophie und Herangehens-

denten anleiten, wie man aus nichts oder natür-

weise nach, bin ich nicht auf Highlights bedacht,

lichen Mitteln, die einfach nur herumliegen,

sondern eher auf eine Art von Gleichgewicht.

Kunst machen kann. Das wird sicher ein interes-

Deswegen fällt es mir schwer, das zu werten. Es

santes Projekt.

gab natürlich sehr intensive Erlebnisse, die ei-

Nächste Woche fahre ich nach Franken, in meine

nen nur noch wundern lassen, wie schnell man-

alte Heimat, um dort einen Skatepark zu bema-

che Mechanismen ins Rollen geraten und welche

len. Der wird dann für die Fingerboard-Welt-

komischen Hypes um dich herum passieren. Ein

meisterschaften eingeweiht, die da an einem

solches Erlebnis war die Ausstellung in Los Ange-

Wochenende stattfinden. Das wird auch gut –

les, wo ich anschließend mehr oder weniger von

meinem alten Hobby Skateboarden zu frönen

Demi Moore und Ashton Kutcher gekidnapped

und alte Freunde zu treffen.

wurde. Ich war zwar schon vorher mit denen in

Ansonsten bin ich immer busy und arbeite mit

Kontakt und wusste, dass Ashton Kutcher Fan

Freunden an der Veranstaltungsreihe Vulkan un-plaqued No 18 | 59


THEMA / KOMMUNIKATION

Dance. Dabei geht es um eklektische Discomu-

UN-P: Wo sind gegenwärtig die Hotspots

sik und Afrobeats, die mit unserer Kunst und

weltweit für Streetart?

Deko-Elementen illustriert wird. Das ist mein

NOMAD: Berlin ist nach wie vor der Hotspot. Dann

Versuch, ein wenig Schwung ins Berliner Nacht-

gibt es Klassiker wie London, wo auch immer viel

leben zu bringen und manuelle Ansätze einflie-

passiert. Asien ist im Kommen, da passiert immer

ßen zu lassen.

mehr. Tokio ist interessant: da sieht man zwar nicht so viel, aber das was man sieht, ist sehr hoch-

UN-P: Streetart ist in den europäischen

wertig. Auch in den USA gibt es noch gute Graffi-

Großstädten unterschiedlich stark präsent

tis, wobei die Halbwertzeit z.B. in New York und

und akzeptiert ist. Wie schätzt Du die Zu-

San Fransisco relativ kurz ist und die Werke

kunft der Streetart ein? Wird sie den Säube-

schnell wieder weggeputzt werden. Ansonsten

rungsaktionen der Städte weichen oder

Spanien: Madrid ist gut und trotz der Einschrän-

mehr Anerkennung erfahren?

kungen passiert auch in Barcelona nach wie vor

NOMAD: Da gibt es verschiedene Ansätze. Ver-

noch eine Menge. Allerdings hat sich dort eine

deutlichen kann man das am Beispiel Barcelonas:

feste Organisationsstruktur entwickelt, die mehr

Vor sieben bis acht Jahren war die Stadt ein Mek-

in Richtung Streetart-Galerien als Kunst auf der

ka für Straßenkunst – es gab wahnsinnig viele

Straße geht.

bunte und tolle Sachen zu bewundern. Mittlerweile hat die Politik dem einen Riegel vorgescho-

UN-P: Künstler müssen leben und Kunst kos-

ben. In den Kiezen wurden Aufräumtrupps ins-

tet Geld. Diese finanzielle Dynamik hat auch

talliert, die nur damit beschäftigt sind, Graffiti

die Streetart erreicht. Ist Streetart heute noch

und Streetart von den Wänden zu entfernen. Da-

das, was es mal war, wenn sie wie im Fall

durch hat die Stadt eingebüßt und ist plötzlich

Banksy für mehrere hunderttausend Euro

nicht mehr Ziel von Kunstschaffenden. Meistens

veräußert wird?

sind von diesen Veränderungen nicht nur Graffiti

NOMAD: Auch eine Frage, die man nicht verallge-

und Streetart betroffen, sondern es ist eine all-

meinern kann. Es gibt nach wie vor Künstler, die

gemeine Säuberung – alles wird eben ein biss-

unschuldig an Streetart herangehen und die Ent-

chen restriktiver. Dafür eröffnen sich dann ande-

wicklung um sie herum ignorieren, in dem sie sich

re Städte und die Künstler ziehen weiter.

auf das eigene Gefühl konzentrieren. Von denen kommt das Neue, der frische Wind und die Inspi-

In Berlin hat sich das auf einem bestimmten Level

ration. Aber in zunehmenden Maß gibt es Leute,

eingependelt. In manchen Bezirken wird es mehr

die auf den Zug aufspringen und dann springt

oder weniger toleriert bzw. gibt es auch da Häu-

hinten noch einer ran und alle zusammen ziehen

ser, wo deutlich wird, dass der Hausbesitzer kei-

sie sich gegenseitig runter. Das ist leider ein Phä-

nen Strich an der Wand duldet. Es gibt auch im-

nomen, das überall passiert, wenn jemand er-

mer wieder Tendenzen, Graffiti und Streetart

folgreich ist und das ist bei Streetart auch gesche-

wegzuputzen und gleichzeitig gibt es Tendenzen,

hen. Ich bin teilweise nur noch gelangweilt, wenn

das zu instrumentalisieren, z.B. von der Wer-

ich mir Sachen anschaue. Auch in Berlin gibt es lei-

bung, den Medien oder Agenturen. In diesem

der nicht viele wirklich gute Projekte. Bei vielem

Spannungsfeld bewegt es sich. Das ist von Stadt

weiß ich, wo die Ideen herkommen, wer da von

zu Stadt unterschiedlich, und es kann sich auch

wem abgeschrieben hat. Die Leute erkennen ein

innerhalb von ein zwei Jahren wieder ändern, je

Erfolgskonzept und versuchen Äußerlichkeiten

nachdem, welche Regierung am Start ist.

und Stilmittel zu kopieren. Ob es die Werbung ist

60 | un-plaqued No 18


THEMA / KOMMUNIKATION

oder die Streetartists selbst, die als Grafikdesigner für Companys arbeiten und Elemente in ihre Grafik einbauen. Grundsätzlich finde ich es nicht verwerflich, mit Kunst oder dem was man macht, Geld zu verdienen. Aber ich finde es verwerflich, Authentizität zu verkaufen und gleichzeitig den Anschein zu geben, als hätte man etwas bewegt auf der Straße. Von denen gibt es leider sehr viele. Es gibt aber eben auch genug Leute, die auf solche Blindgänger reinfallen, weil sie sich nicht wirklich mit dem auseinander setzen, was sie da kaufen. Gleichzeitig habe ich Respekt vor Künstlern, die über Jahre in dieser Szene waren und dort Akzente gesetzt haben. Und ich freue mich über neue Talente, wenn mal was durchkommt. UN-P: Von Dir gibt es keine Aschenbecher oder andere Merchandise-Produkte. Wie kommt man eigentlich an deine Kunst ran? NOMAD: Meine Website habe ich schon vor zehn Jahren vom Netz genommen, als der Hype losging und ich keine Lust mehr hatte, Mails mit Anfragen zu beantworten. Ich habe es vermieden, meine Character an Firmen zu verkaufen. Ich habe zwar für Firmen gearbeitet, wie z.B. Eastpack, aber als Designer und das ist etwas anderes. Da verkaufe ich Kreativität und nicht mein Herzblut und Dinge, womit ich mich jahrlang beschäftigt habe. Ich kann da nicht plötzlich ein Preisschild dranhängen, das finde ich affig. Ich male dann eben neue Bilder und ich lebe gut davon. Ich habe meine Freizeit, Freunde und Hobbies, die ich pflegen kann. Das macht mich glücklich und damit muss ich nicht reich werden. Wenn man etwas von meinen Arbeiten haben möchte, muss man sich direkt an mich wenden – also nicht über Facebook (lacht) – und mich dann im Atelier oder den Ausstellungen besuchen. Ansonsten werde ich bald für das Vulkan Dance-Projekt mit meinen Freunden T-Shirts entwerfen und eine Mode-Linie starten. Kommt zu Ausstellungen, bemüht das Internet, dann findet ihr mich auch. //

un-plaqued No 18 | 61


ALLES STUDIEREN IST KOMMUNIKATION TEXT Christoph Platt

62 | un-plaqued No 18


THEMA / KOMMUNIKATION

Schlägt man in einem bekannten Onlinelexikon den Begriff Kommunikation nach, so findet man folgende Definition: Kommunikation stammt aus dem Lateinischen communicare und bedeutet ›teilen, mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen‹. In dieser ursprünglichen Bedeutung ist eine Sozialhandlung gemeint, in die mehrere Menschen (allgemeiner: Lebewesen) einbezogen sind. Wesentliche Aspekte dieser Sozialhandlung sind zum einen Anregung und Vollzug von Zeichenprozessen und zum anderen Teilhabe, in der etwas als etwas Gemeinsames entsteht (lateinisch communio: ›Gemeinschaft‹, communis: ›gemeinsam‹). Weiter heißt es: ›… Kommunikation als Sozialhandlung dient der Problemlösung: Durch Kommunikation werden Hindernisse überwunden, die sich allein nicht bewältigen lassen …‹. Kommunikation dient der Lösung von Problemen. Trifft dies auch auf die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden zu? Wie verhält es sich hier mit der Bildung von Gemeinsamkeit – kann in den geregelten Bahnen universitärer Kommunikation eine Community entstehen? Eine Gemeinschaft besteht aus mindestens zwei Individuen. Zwischen Studenten vollkommen normal. Alle sitzen im selben Boot und haben mehr oder weniger die gleichen Probleme. Doch wie schlägt man die Brücke zu jenen, die uns in Vorlesungen, Seminaren und anderen Lehrveranstaltungen instruieren und in regelmäßigen Abschnitten über unsere Weiterfahrt entscheiden? Würde unsere Reise nicht wesentlich flüssiger von statten gehen, hätte man diesen Navigator mit an Bord? Lästige Ehrenrunden blieben wohl eher seltene Randerscheinungen und glaubt man dem Internet, so würde die ›richtige‹ Kommunikation auf dem Boot die grauen Problemwolken vertreiben und die Sonne scheinen lassen. Doch geht das überhaupt und wenn, wie könnte es funktionieren? Die Lösung dafür gibt es leider nicht im Supermarktregal. Für Kommunikation gibt es kein einfaches Rezept. In diesem Fall ist die Brückenplanung mindestens genauso individuell wie bei der gleichnamigen prothetischen Versorgung. Jeder Pfeiler ist anders, jeder Anker genau auf ihn abgestimmt und die Brückenglieder an die Antagonisten angepasst. Wie könnte man nun kommunizieren, um der gewünschten Community den nötigen Zusammenhalt zu schenken? Der kanadische Psychiater Berne beschäftigte sich in einem seiner sehr lesenswerten Bücher mit der Thematik und stellt die Frage: ›Was sagen Sie, nachdem Sie Guten Tag gesagt haben?‹. Diese Frage scheint auf ersten Blick stümperhaft und frei von profunder Tiefe, ist jedoch eine der interessantesten in der Kommunikationslehre. Den Stellenwert dieser Frage verdeutlichen die ersten Zeilen des Buches so passend, dass ich an dieser Stelle einen kurzen Ausschnitt zitieren möchte: ›Diese Frage [...] enthält in Wirklichkeit alle Grundfragen des menschlichen Lebens und alle fundamentalen Probleme der Sozialwissenschaften. Es handelt un-plaqued No 18 | 63


THEMA / KOMMUNIKATION

sich um die Frage, die Babys sich selbst stellen;

Jeder wird diesbezüglich ganz eigene Erfahrun-

auf die Kinder lernen, unehrliche Antworten zu

gen gesammelt haben. Es ist ähnlich der Theorie

akzeptieren; die Teenager sich gegenseitig und

des

auch denen stellen, die sie um Rat bitten; ... und

stammt zwar aus der Chaostheorie, aber die

über die schließlich weise Philosophen dicke Bü-

Überlegung, dass selbst kleinste Einflüsse un-

cher schreiben, ohne doch jemals eine Antwort

geahnte und nicht berechenbare Folgen haben

... zu finden. Sie enthält ... die Urfrage der Sozi-

können, lässt sich auch auf die Kommunikation

alpsychologie – Warum reden die Menschen mit-

anwenden. Vereinfacht wird einem dies schon

einander? – ... Auf die rechte Art Guten Tag sa-

in der Kindheit gelehrt. Wie sagt ein altes spani-

gen, das bedeutet, den anderen Menschen auch

sches Sprichwort so schön: ›Wie man in den

wirklich wahrnehmen ...‹

Wald hinein ruft, so schallt es heraus‹ – erst

Schmetterlingseffekts.

Dieser

Begriff

recht, wenn man an die die Kommunikation beAndere Menschen wirklich wahrnehmen um ge-

einflussenden

meinsam die Hindernisse des Lebens zu bewälti-

Sprachwahl, Projektionen und Körpersprache

gen. Ein Ansatz, den Karl Popper so treffend for-

denkt.

Bausteine

wie

unbewusste

mulierte: ›Alles Leben ist Problemlösen‹. Wenn Kommunikation der gemeinsamen Problemlö-

Die guten alten Verhaltensregeln für den Um-

sung dient, könnte man diesen Satz auch umdeu-

gang der Menschen untereinander werden

ten: Alles Leben ist Kommunikation. Das heißt

auch als Sekundärtugenden bezeichnet. Sekun-

zugleich: ›Man kann nicht Nichtkommunizie-

därtugenden nennt man Tugenden wie Höflich-

ren.‹ Ein pragmatisches Axiom – eine Grundre-

keit, Freundlichkeit und Zuverlässigkeit des-

gel, die einen Teil der menschlichen Kommunika-

halb,

tion erklärt und zugleich ihre Paradoxie zeigt.

Grundeinstellungen und die Ziele aussagen, für

Dieses und vier weitere Axiome entwickelte

die sie eingesetzt werden. Ihr Wert erschließt

Paul Watzlawick in seiner Kommunikationstheo-

sich somit erst mit dem Ziel, für das sie einge-

rie Mitte des letzten Jahrhunderts. Interessant

setzt werden. Ich bin davon überzeugt, dass die

ist hierbei, dass Watzlawick nicht nur Kommuni-

oben genannten Sekundärtugenden die Grund-

kationswissenschaftler, sondern unter anderem

lage jeder Kommunikation sind.

weil

sie

noch

nichts

über

die

auch Psychotherapeut und -analytiker war und seine Axiome über die menschliche Kommunika-

Auch sehe ich den Unterschied zwischen Leis-

tion nicht nur in der Kommunikationstheorie zu-

tungsfähigkeit und Erfolgsfähigkeit letztlich in

sammenfasste, sondern

versuchte,

der Fähigkeit zu kommunizieren. Ein Mensch,

menschliche Probleme als Kommunikationsstö-

ebenso

der nur leistungsfähig ist und nicht kommuni-

rungen zu analysieren.

zieren kann, d.h. seine Leistung nicht ›verkau-

Hier schließt sich der Kreis zu dem anfänglichen

fen‹ kann, erliegt leicht der Gefahr, dass ande-

Auszug aus dem Onlinelexikon und gleichzeitig

re, die besser kommunizieren können, seine

beißt sich der Hund in den eigenen Schwanz.

Leistung beispielsweise als die ihre ›verkau-

Denn wie formulierte Woody Allen einst über

fen‹. Deshalb ist die Kommunikationsfähigkeit

die Ehe: ›… der Versuch, die Probleme zu zweit

eine Schlüsselfähigkeit schlechthin, um im Le-

zu lösen, die man alleine nicht hätte.‹

ben erfolgreich zu sein.

Das Studium ist allerdings nicht ohne die be-

Wir leben in einer lauten Welt. Es wird heftig

kannten Lebensabschnittspartner (Lehrenden)

kommuniziert – auf allen Ebenen. In diesem Ge-

möglich und so wird jeder Kontakt zu einer indi-

schrei wird es immer schwieriger, dass Leistung

viduellen, kommunikativen Herausforderung.

sich von selbst kommuniziert und durchsetzt.

64 | un-plaqued No 18


THEMA / KOMMUNIKATION

Dies gilt leider auch für die Realität des Studi-

hören und gehen sensibler mit Kommunikati-

ums an vielen Universitäten.

onssituationen um. Nur müssen sie erkennen,

Verschiedene Umfragen unter Studierenden

wo ihre diesbezüglichen Stärken liegen und die-

der Zahnmedizin haben ergeben, dass es weiche

se gekonnt weiterentwickeln.

Faktoren wie der Umgang der Lehrenden mit den Studierenden und eine gewisse Freiheit im

Wenn man erkannt hat, wie wichtig es ist, sein

Studium sind, die die höchsten Zufriedenheits-

Kommunikationsvermögen auszubauen, stellt

werte bei den Studierenden auslösen. Viel we-

sich eine sehr grundsätzliche Frage: Kann man

niger ins Gewicht fielen die moderne Ausstat-

an seiner Natur etwas ändern oder gilt: So ist es

tung mit Geräten oder neue Gebäude, in die

halt? Man kann etwas ändern! Ich kenne intro-

heute so viel Geld investiert wird. Nicht vorzu-

vertierte Menschen, die ihr Kommunikations-

stellen, wie anders das Studium funktionieren

vermögen gepflegt haben. Sie sind zwar nicht

könnte, wenn weit weniger Geld in eine päda-

die größten Redner geworden, kommen aller-

gogische, psychologische und kommunikative

dings mit anderen Menschen und der vorher an-

Ausbildung der Lehrenden und Studierenden

gesprochenen Gemeinsamkeit im Leben hervor-

investiert würde.

ragend zurecht.

Man kann bei den Menschen zwei Grundtypen

Es gibt keinen Masterplan für gelungene Kom-

mit unterschiedlichem Kommunikationsvermö-

munikation. Doch jedes gute Kommunikations-

gen unterscheiden: die Introvertierten und die Ex-

vermögen beginnt mit den ganz einfachen Tu-

trovertierten. Introvertierte Menschen sind dieje-

genden: Höflichkeit, Freundlichkeit, Zuver–

nigen, denen die Fähigkeit zu kommunizieren

lässigkeit. Es ist keine Frage der Moral, sondern

nicht bei der Geburt zugefallen ist. Die Kommuni-

der Klugheit, sie anzuwenden. Kommunikation

kation mit anderen fällt ihnen schwer und kann

findet hierbei auf drei Ebenen statt: erstens der

durchaus lästig sein. Es sind die Stillen im Lande,

emotionalen Ebene der Sympathiegewinnung

die eben nicht ›auf jeder Hochzeit tanzen‹.

durch Freundlichkeit, zweitens mit der Fähig-

Die Extrovertierten sind die Kontaktstarken, die

keit, anderen Menschen Achtung, Geltung und

von sich aus auf andere Menschen zugehen und

Anerkennung zu geben und drittens der Ratio-

die halbe Welt zu ihren Freunden erklären. Es

nalität der Argumente. So kann, wenn man sich

sind jene, denen das Kommunizieren sehr leicht

bemüht – entsprechend der Bedeutung des Wor-

fällt. Doch auch die Introvertierten haben ein

tes Studieren – auch in den geregelten Bahnen

Kommunikationsvermögen, nur eben ein ganz

universitärer Kommunikation eine Gemein-

anderes. Sie können beispielsweise besser zu-

schaft aus allen Beteiligten entstehen. un-plaqued No 18 | 65

//


TUE GUTES UND SPRICH DARÜBER! – VOM KAMPF GEGEN PARODONTITIS, PERIIMPLANTITIS UND DIE EINSAMKEIT TEXT Jan-Phillip Schmidt


THEMA / KOMMUNIKATION

In den goldenen Jahren der Zahnheilkunde hat unser Berufsstand sie selbst gewählt: Die Isolation von der Medizin. Zu verlockend war der monetäre Reiz der restaurativen Zahnheilkunde im Überfluss. In der gegenwärtigen Situation des Gesundheitswesens in Deutschland ist diese Trennung von Medizin und Zahnmedizin nicht mehr zeitgemäß. Die moderne Zahnheilkunde hat ihren Zahnklempner-Status endgültig hinter sich gelassen und versteht sich als präventive Disziplin.

B

eispielgebend präsentiert sich besonders der Fachbereich Parodontologie forschend und interdisziplinär vernetzt mit anderen Bereichen der Medizin. So werden zum Beispiel die Forschungsbemühungen der Uni-

versität Bonn zu diesem Thema als bislang einziges zahnmedizinisches Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Millionenbeträgen gefördert und Veröffentlichungen erhalten internationales Renommee. Offen gesagt wird es ja auch höchste Zeit, dass die Zahnmedizin ihre Verantwortung als ›größte medizinische Facharztgruppe‹ im Sinne einer OralMedizin wahrnimmt und wichtige Zusammenhänge zwischen der Mundgesundheit der Patienten und ihrer systemischen Risikofaktoren wie Diabetes, KHK, Rheuma und Co. in der täglichen Praxis berücksichtigt. Die zahnmedizinische Kommunikations-Realität 2011 sieht jedoch bei vielen niedergelassenen Zahnärzten anders aus. Im Semesterverbund noch allgegenwärtig und in jeder Raucherpause verfügbar: Der kollegiale Gedankenaustausch. In der Assistenzzeit gerne angenommen: Tipps vom Chef. Während der Phase der Praxisgründung: Ein ganzer Stab von Depot-, Finanz- und Bankberatern. Und in der täglichen Praxis nach vielen der Jahren Niederlassung: Vielfach fachliche Isolation des Zahnmediziners. Natürlich könnte man sich theoretisch mit Kolleginnen und Kollegen austauschen. Bei Kongressen und Fachmessen, Stammtischen und Ehemaligentreffen. In der täglichen Praxisroutine jedoch schleicht sich die Isolation beinahe unmerklich ein. Obwohl das Angebot an Fort- und Weiterbildungen, Seminarangeboten und Masterkursen in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat, wächst gleichzeitig ein gewisses Misstrauen der angesprochenen Endkunden. Zuviel Auswahl führt bei vielen Kolleginnen und Kollegen zur althergebrachten Erkenntnis: Wer die Wahl hat, hat die Qual! Resultat dieser Entwicklung ist eine

un-plaqued No 18 | 67


THEMA / KOMMUNIKATION

grundlegende Skepsis gegenüber vielen gut ge-

reits und diese werden zunehmend auch von

meinten Initiativen aus Dentalindustrie, Depots

den entsprechenden Fachgesellschaften ge-

und Finanzwelt. Anstatt sich jedoch genau über

nutzt. Zu nennen sind hier zum Beispiel die kos-

diese Probleme mit anderen Kollegen auszutau-

tenfreien

schen, werden vielfach Scheuklappen aufge-

roups.de)

setzt und die Realität der niedergelassenen

Bundesverbandes der zahnmedizinischen Alum-

Zahnmedizin in Deutschland ausgeblendet: Am

ni in Deutschland e.V. (BdZA).

ALUMNIGROUPS unter

(www.alumnig-

Schirmherrschaft

des

Behandlungsstuhl ist man zunächst fachlich allein gelassen.

Wofür nun der ganze Aufwand? In den aktuellen gesundheitspolitischen Debatten wird ein Kern-

Wer würde sich nicht gerne über Patientenfälle

punkt deutlich: Mehr Geld gibt das System nicht

mit Kollegen austauschen, fachlichen Rat einho-

her. Mit Punktwertsteigerungen kann die Zahn-

len oder einfach auf Bestätigung für sein ärztli-

medizin mittelfristig nicht rechnen und doch

ches Handeln hoffen? Können anerkennende

kann die medizinische Versorgung optimiert

Kommentare des Assistenzpersonals oder Be-

und gleichzeitig die Kommunikations- und viel-

geisterungsstürme des Patienten diesen fachli-

leicht sogar die Einkommenssituation der Zahn-

chen Austausch kompensieren? Vielleicht zu ei-

mediziner verbessert werden. Die Lösung liegt

nem Teil.

in mehr Effizienz durch sinnvolle und interdisziplinäre Kooperation im Gesundheitswesen.

Mit den bundesweiten und interdisziplinären

Hiervon profitieren nicht nur multimorbide Pa-

Diskussionsforen

www.mediziner-trifft-zahn-

tienten sondern auch die Kolleginnen und Kolle-

mediziner.de konnten Fachärzte und Zahnmedi-

gen, die sich gegenseitig regelmäßig über Pati-

ziner aus unterschiedlichen Fachbereichen erst-

entenfälle

mals in einer Veranstaltungsreihe gemeinsame

Behandlungskonzepte entwickeln und umset-

Themen bearbeiten und Netzwerke bilden. In

zen. Für die Kooperation zwischen Zahnmedizi-

diesem Zusammenhang engagiert sich vor allem

nern/ Parodontologen und Internisten/ Diabe-

der Deutsche Ärzte-Verlag für die Kooperation

tologen gibt es inzwischen sogar offizielle

und Kommunikation zwischen Medizin und

Leitlinien zum gemeinsamen Vorgehen und wei-

Zahnmedizin.

tere interdisziplinäre Richtlinien für die Paro-

Hinsichtlich einer fachlichen Kommunikation

dontologie werden folgen. Dies wird besonders

sind natürlich außerdem Curricula und Master-

deutlich, wenn man bedenkt, dass eine Entzün-

kurse für viele Kolleginnen und Kollegen eine

dungsfläche von ca. 50 bis 70 cm² (entspricht

positive Erfahrung – durch den engen Kontakt zu

etwa der Größe einer Handfläche) im Umfeld

neuen Kommilitonen mit gleichem Interessen-

der Zähne von keinem Mediziner ignoriert wer-

schwerpunkt werden spannende Verbindungen

den darf und laut internationaler Studien eine

geknüpft. Die Herausforderung besteht darin,

unbehandelte Parodontitis das Risiko für

nach Abschluss des Kurses diese Kontakte auch

Schlaganfall um das 7-fache, Herzinfarkt um das

weiter regelmäßig zu pflegen, was sich auf

2- bis 3-fache, Diabetes um das 6-fache, Frühge-

Grund der räumlichen Entfernung zwischen den

burten um das 7-fache und Arthritis sowie Rheu-

Alumni eines Masterkurses oder Curriculums

ma um das 6-fache steigern kann. Bei der aktuell

oftmals als ausgesprochen schwierig erweist.

von den ärztlichen Spitzenverbänden geforder-

austauschen

und

gemeinsame

ten ›Priorisierung von medizinischen LeistunGute Lösungen im WorldWideWeb für diesen re-

gen‹ darf die Zahnmedizin also keinesfalls ver-

gelmäßigen kollegialen Austausch gibt es be-

gessen werden.

68 | un-plaqued No 18


THEMA / KOMMUNIKATION

Auch im Bereich der Implantologie wird durch

Den wichtigsten Teil der Arbeit müssen jedoch

mehr Kommunikation die Versorgung der Pati-

die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen

enten verbessert – so stellt die ›Konsensuskon-

aus den Zahnarztpraxen leisten. Durch ihre Kom-

ferenz Implantologie‹ als Kooperation von zwei

munikation mit Fachmedizinern, Physiothera-

Berufsverbänden (BDIZ, BDO), zwei wissen-

peuten und weiteren medizinisch assoziierten

schaftlichen Fachgesellschaften (DGI, DGZI) und

Disziplinen tragen sie dafür Sorge, dass die

einem Verband, der sowohl Berufsverband als

Zahnmedizin als integraler Teil der Gesundheits-

auch wissenschaftliche Fachgesellschaft ist

versorgung in Deutschland wahrgenommen

(DGMKG), einen wichtigen Baustein für eine qua-

wird.

litativ hochwertige Versorgung der Patienten mit dentalen Implantaten dar.

Als Zahnmediziner sollten wir diese Verantwortung ernst nehmen und alles dafür tun, dass die

In die Kommunikation zwischen den Akteuren

Einzelinteressen der jeweiligen Behandler hin-

des Systems müssen jedoch auch die Patienten,

ter den Belangen der Patienten zurückstehen.

die Dentalhersteller und die Versicherungsun-

Auch der Bundesverband der zahnmedizini-

ternehmen einbezogen werden. Dies ist bei ei-

schen Alumni in Deutschland setzt sich durch die

ner teilweise recht undurchsichtigen Interessen-

Förderung der Alumni-Kultur für mehr Kommu-

lage nicht einfach und bedarf viel Finger-

nikation ein – die ALUMNIGROUPS als Fachcom-

spitzengefühl.

munity stehen daher nicht nur jungen Kollegin-

Im Bereich der Früherkennung und rechtzeiti-

nen und Kollegen dauerhaft kostenfrei zu

gen Therapie von Parodontalerkrankungen

Verfügung, sondern bieten die Chance der Ver-

konnten wir mit der IDI-PARO bereits einige Er-

netzung für die gesamte Medizinbranche.

folge in diesem Bereich erzielen. Ab November

Am Ende entscheidet das tägliche Handeln des

dieses Jahres tritt dann auch das ›Aktionsbünd-

Einzelnen: Wer Patienten zu spezialisierten Kol-

nis gegen Periimplantitis‹ den Kampf gegen Ent-

legen überweist, mit medizinischen Fachärzten

zündungen an dentalen Implantaten an und ver-

kooperiert und statt der üblichen, knappen

netzt

und

Briefe auch mal telefonisch oder persönlich mit

Therapieanbieter, sowie die privaten Kranken-

anderen Behandlern spricht, wird sich schluss-

versicherungen.

endlich fachlich nie isoliert fühlen.

Implantathersteller, Diagnostik-

un-plaqued No 18 | 69

//


DER STAND UM DIE GLAUBWÜRDIGKEIT – eine kleine Geschichte zur KZBV-Wahl 2011

Kommentar von Ingmar Dobberstein

Dass Standespolitik unter Zahnärzten keinen besonders guten Ruf hat, ist einmal mehr bei der gegenwärtigen GOZ-Diskussion deutlich sichtbar. Die Zahnärzteschaft teilt sich in desinteressierte Nichtwähler mit Opferhaltung und einem schier endlosen, dicken Fell, sowie fragwürdige Interessenvertreter aus den unterschiedlichsten Verbänden, die jede Gelegenheit wahrnehmen, sich ungeachtet gemeinsamer Ziele ebenso endlos zu streiten. Nicht umsonst werden jedes Jahr neue Verbände gegründet, ob auf politischer oder wissenschaftlicher Ebene. Kommunikation im Sinne der gemeinsamen Pro-

gen aushandeln, was allerdings nur in wenigen

blemlösung funktioniert vielleicht ansatzweise

Bundesländern gelingt. Stattdessen ist es der

auf der höchsten Ebene, wenn auch dort nicht

KZBV auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung

selten der Eindruck entsteht, dass man Einver-

noch nicht gelungen, die Ost-West Angleichung

nehmlichkeit suggeriert, um danach in seinen

durchzusetzen, was einer innerdeutschen Diskri-

Verbänden, Körperschaften oder föderalen

minierung sondergleichen entspricht und in kei-

Heimatslagern dennoch weiter seinen Kurs zu

nem anderen Berufsstand unserer freien Wirt-

fahren. Sehen wir der Realität ins Auge – es gibt

schaft vorkommt.

keine deutsche Zahnärzteschaft, außer für

So stellten sich die drei Vorstände der KZBV er-

Außenstehende.

neut zur Wahl, die nicht zuletzt darüber entscheiden sollte, ob die Herren ihre Arbeit der

2011 wurde diesem Phänomen die Krone aufge-

letzten Jahre gut oder eher schlecht gemacht ha-

setzt, als die bundesweite Vertretung der Kas-

ben. Besonders daran war allerdings, dass Einer

senzahnärzte, die Kassenzahnärztliche Bundes-

von ihnen versuchte, die Gemeinsamkeit und Sa-

vereinigung (KZBV) zur Wahl rief. Längst nicht

charbeit in den Vordergrund des Wahlkampfes

unumstritten ist der Fakt, dass die Vorstände der

zu stellen, während die Anderen beiden nichts

KZVen als sogenannte Hauptamtliche durchaus

Besseres im Sinn hatten, als ihren unselbstkriti-

stattliche Gehälter im sechsstelligen Bereich für

schen Finger auf einen vermeintlichen Schuldi-

die Verwaltung der Abrechnung zwischen Kolle-

gen zu zeigen, um von ihrem eigenen Versagen

gen und Krankenkassen einstecken. Natürlich

abzulenken. Um den Druck auf die verwirrte

sollen sie dafür im Sinne ihrer Kollegen mit eben

Zahnärzteschaft zu erhöhen, wurde gleichzeitig

diesen Krankenkassen faire Arbeitsbedingun-

mit dem Versprechen gelockt, dass man im Falle

70 | un-plaqued No 18


THEMA / KOMMUNIKATION

der Wiederwahl des Einen, dem neuen Vorstand nicht mehr zur Verfügung stünde. Man kann sich vorstellen, wie schwergewichtig diese Argumentation wirkte, hatte doch jeder Kandidat sein Für und Wider und standen durch diese Androhung nicht unwesentliche Kontakte zu diversen Lobbys auf dem Spiel. Nach langem politischen Poker, viel Buhlerei und nächtlichen Telefongesprächen kam der Tag der Wahl, an dem der vermeintlich Totgesagte als Sieger hervor ging. Die demokratische Funktion der Vertreterversammlung schien wahrgenommen worden zu sein und alle warteten auf den Rücktritt der mauschelnden zwei Anderen. Doch anstatt mit Stolz und Ehre ihren Hut zu nehmen und neuen Geistern Platz zu machen, stammelten sie etwas von einzuräumenden Fehlern und

Zum Leidwesen der zahnärztlichen Standespoli-

offenbarten der deutschen Zahnärzteschaft ihre

tik ziehen Sie mit dieser Außenwirkung viele ehr-

eigentlichen Ziele, die natürlich nichts mit Geld

liche, engagierte und ehrenamtliche Standespo-

oder Macht zu tun haben.

litiker in ihren Sumpf und geben den Streit­hähnen und Nichtwählern fälschlicherweise

Liebe Herren Vorstände aller Art: Sie haben kein

Recht.

Geburtsrecht auf diese Posten. Wenn Sie mit etwas wie Rücktritt drohen, sollten Sie es danach

Schlussbemerkung: Dieser Kommentar ist meine

auch in die Tat umsetzen. Ihre Glaubwürdigkeit

persönliche Meinung als junger Standespolitiker

ist dahin, ob das von der Allgemeinheit ausge-

und ist nicht mit Gremien abgestimmt, in denen

sprochen wird, oder nicht.

ich Mitglied bin.

un-plaqued No 18 | 71

//


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

VIER BUCHSTABEN FÜR DIE ALUMNI-KULTUR TEXT Ingmar Dobberstein

Bald drei Jahre ist es her, dass der Bundesverband der zahnmedizinischen Alumni in Deutschland (BdZA) gegründet wurde. Ein Zeitpunkt, an dem man kurz innehalten kann, um einen Blick auf das Erreichte und auch auf die Zukunft zu werfen. Was hat sich im Bereich der Alumni-Kultur entwickelt? War es sinnvoll, den Verband zu gründen? Welche Ziele setzt sich der Verband für die nächsten Jahre?

72 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Die Alumni-Kultur in Deutschland ist unterent-

richtig einzuschätzen wissen, wie viel sie der

wickelt. Was heißt das überhaupt? Vergleicht

Ausbildung an ihrer Universität zu verdanken

man unsere Universitäten mit internationalen

haben, können ein wichtiger Faktor bei der Ent-

Beispielen, vor allem aus den USA und Großbri-

wicklung der dergleichen darstellen. Zum ei-

tannien, sieht man, dass die deutschen zahnme-

nen, weil sie sich in den verschiedenen Netzwer-

dizinischen Fakultäten ihre Aufgabe in For-

ken der Praxis und Spezialisierungen, aber auch

schung, Lehre und Patientenbehandlung sehen,

der Standespolitik und Wissenschaft weiterent-

welche ihre ureigensten Aufgaben sind. Man

wickeln, zum anderen, weil sie im Falle dieses

sieht allerdings auch, gerade in Zeiten eines ge-

Bewusstseins und eines neuerlichen Engage-

wissen Generationenwechsels, dass die Erneue-

ments an ihrer Heimatuniversität über eine un-

rung der Hochschulen nur langsam von statten

glaublich große Identifikation und Motivation

geht. Ob es das Studiensystem generell oder die

verfügen, ihren Teil zu einer positiven Entwick-

Implementierung neuer Inhalte in die Lehre ist –

lung beizutragen. Am Beispiel der Berliner Cha-

man tut sich schwer, Altes weg zulassen, um

rité kann man allerdings auch feststellen, dass

Platz für Neues schaffen. Zu häufig resultiert

die Universitätsverwaltung dem Steine in den

dies in überstopften Stundenplänen und kon-

Weg legt, wenn sie Hausberufungen im Fall der

zeptionslosen Kursen. Vielerorts wird die feh-

Neubenennung von Lehrstühlen nicht zulässt.

lende Erneuerung der Approbationsordnung

Man verlässt sich in Deutschland eben lieber auf

als Begründung vorgeschoben und doch schaf-

unbekannte ›Fremdeinkäufe‹ als die eigenen,

fen es einige Universitäten, wie die schon häufig

selbstausgebildeten und zumeist hoch moti-

in diesem Magazin zitierte Privatuniversität

vierten Fachkräfte. Ich möchte allerdings auch

Witten-Herdecke oder auch kleinere Standorte

bemerken, dass die Einstellung frisch appro-

wie Greifswald und Jena, eine Erneuerung ohne

bierter Zahnärzte aus den eigenen Jahrgängen

die Veränderung der APOZ durchzuführen. Auch

nicht gleich bedeutend mit der von mir ange-

wenn andere Universitäten in den letzten Jah-

sprochenen Einbindung von Alumni in die Uni-

ren viel Geld für neue Räumlichkeiten und Aus-

versitäten ist. Natürlich tut eine Uni gut daran,

stattung in die Hand genommen haben, zeigen

sich die besonders befähigten Absolventen di-

nahezu alle Umfragen, dass die Studienbedin-

rekt für die Lehre und Forschung zu sichern,

gungen vor allem durch weiche Faktoren wie

doch wird viel zu häufig die Einstellung frisch

das Studienkonzept sowie die Kommunikation

approbierter Assistenzzahnärzte vor dem Hin-

zwischen Lehrenden und Studierenden als posi-

tergrund durchgeführt, dass sie die Lehrmei-

tiv oder negativ empfunden werden.

nung der Universität am besten wiedergeben können, da sie ja von der großen weiten Welt

Hier greift der Alumni-Gedanke ursprünglich

der Zahnmedizin noch nicht sehr viel gesehen

an. Ehemalige Absolventen, die sich im Idealfall

haben. Hiermit wird genau das Gegenteil der ei-

ihrer Alma Mater eng verbunden fühlen, da sie

gentlichen Alumni-Idee erzeugt, da trotz junger

gerade im Nachgang und im Arbeitsleben erst

Kollegen kaum Erneuerungsleistung eingeholt un-plaqued No 18 | 73


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

wird, sondern vielmehr eine gewisse ›Lehrmei-

Wesentlich aufgeschlossener und dem Genera-

nungstreue‹, um ja nicht all zuviel neue Ideen in

tionenwechsel bewusster sind diverse Fachge-

die eingefahrenen Abläufe der Hochschulen

sellschaften und Organisationen, wie die DGI,

bringen. Denn Veränderung bedeutet immer

Dentista oder FDI, die nicht nur mit dem BdZA

auch Unsicherheit und die ist wahrlich nicht ge-

kooperieren und immer wieder bemüht sind,

wollt an deutschen Hochschulen.

jungzahnärztliche Specials für Fachkongresse, Fortbildungen oder sonstige Veranstaltungen

Dennoch sehen wir als BdZA hier langsame Ent-

zu ermöglichen, sondern ebenso die von uns ge-

wicklungen in der zahnmedizinischen Land-

stalteten AlumniGROUPS für Ihre eigenen Netz-

schaft. Mancherorts ist es die verstärkte Einbin-

werke mit Zahnmedizinern nutzen. Deswegen

dung der Studenten in die Hochschulprozesse,

lohnt es sich, hier immer wieder nach zu verfol-

an wesentlich mehr Orten das steigende Inter-

gen, welche neuen Aktionen und Angebote der

esse für postgraduale Fortbildungen, die eben-

BdZA für Euch organisiert hat.

so einen Teil des Alumni-Gedanken widerspie-

Wie auch immer die Entwicklung in den univer-

geln. Dass dies längst nicht alle Möglichkeiten

sitären Geistern voranschreitet, könnt ihr Euch

einer Alumni-Kultur sind, wird jedem bewusst,

darauf verlassen, dass der BdZA auch in Zukunft

der sich mit dem Thema auseinander setzt. Soll-

kontinuierlich für eine Nachhaltigkeit in der

tet Ihr Interesse haben, Euch hier zu engagie-

universitären und postgradualen Ausbildung

ren, stehen die Türen des BdZA immer offen.

eintritt.

Möglichkeiten, die Alumni Idee in seinem Netzwerk zu gestalten, gibt es viele, gemeinsam ha-

Networking unter Gleichgesinnten

ben sie alle, dass es um ein konstruktives Mitei-

AlumniGRPOUPS ist genau das Stichwort, wel-

nander

unseres

ches wir mit vielen Strukturen in Bezug auf die

Berufsumfeldes sowie der Patientenbehand-

Alumni-Kultur verbinden. Solange es keine ei-

lung geht.

genen Vereine für Alumni an Euren Universitä-

und

die

Verbesserung

74 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

ten gibt, soll Euch diese fachspezifische Commu-

ist der Verband deswegen sehr nah mit der Bun-

nity-Plattform helfen, den Kontakt zu Euren

deszahnärztekammer (BZÄK) organisiert. Dies

Kommilitonen, aber auch postgradualen Netz-

konnte auch auf der diesjährigen IDS wieder

werken aufrecht zu erhalten und mit Leben zu

eindrucksvoll bewiesen werden, als der BdZA

füllen. Die Entwicklung der Communities im Sin-

zusammen mit seinem Schwesterverband BdZM

ne des Web 2.0 steht dabei wahrscheinlich noch

der Zahnmedizinstudierenden sowie dem inter-

am Anfang und wird sich in allen Lebensberei-

nationalen Jungzahnärzteverband Young Den-

chen ausbauen. Nichtsdestotrotz sind Facebook

tists Worldwide (YDW) auf dem Gemeinschafts-

und Co. nicht die Orte, an denen man einen fach-

stand der BZÄK präsentiert waren. Neben der

lichen Austausch vollziehen kann, geschweige

Standpräsenz fanden in diesem Rahmen Diskus-

denn den Überblick über seine fachlichen Kon-

sionsforen statt, die gemeinsam mit zahnärztli-

takte halten kann. In den AlumniGROUPS wer-

chen Standespolitikern und unter Moderation

det ihr dafür mit alltäglichen Nachrichten ver-

des ZM-Chefredakteur Egbert Maibach-Nagel

schont und könnt der fachlichen Entwicklung

Themen wie die zukünftige Berufsausübung dis-

Eurer Freunde folgen. Wo sie sich fortbilden, wo

kutierten.

sie arbeiten oder ihre Praxis gründen und daraus folgend natürlich auch, welche Erfahrungen

Nicht ohne Stolz können wir sagen, dass seit der

sie damit gemacht haben. Wie alles im Web 2.0

Kooperation mit BdZM/ BdZA der Stand der

hängt der Nutzen von der eigenen Benutzung

BZÄK von sehr vielen jungen Zahnmedizinern

ab. Schaut es Euch an, gebt uns Feedback und

besucht wird und somit die Kommunikation zwi-

gestaltet Eurer eigenes Netzwerk.

schen führenden Vertretern des Berufsstandes und der nachfolgenden Generation enorm ge-

Partnerschaftlich organisiert

fördert wird. In diesem Rahmen möchte sich der

Wer heute Ideen umsetzen möchte, kann dies

BdZA herzlich für die letzten Jahre der gemein-

nicht alleine schaffen. Seit Gründung des BdZA

schaftlichen Zusammenarbeit bedanken.

un-plaqued No 18 | 75


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Die Inhalte der Kooperation gehen allerdings weit über Präsentationen hinaus. So ist im letzten Jahr die gemeinsame Internetplattform www.berufskunde2020.de entstanden, die der jungen Generation grundsätzliche Themen und Aspekte der zahnärztlichen Berufsausübung sowie Selbstverwaltung näher bringen soll. Außerdem findet im Rahmen der Deutschen Zahnärztetages mittlerweile regelmäßig der Studententag statt, bei dem Vertreter von BdZM und BdZA ein Forum für die Gestaltung der zahnärztlichen Belange der zukünftigen Generation haben. Darüber hinaus hat der BdZA in diesem Jahr die Kooperation mit der Deutschen Ärzte Finanz (DÄF) verwirklicht, die als strategischer Partner unterstützend bei neuen Projekten tätig werden. Hier werden wir Euch in naher Zukunft Neuigkeiten berichten können, nur soviel sei gesagt: Wir werden mit unseren Partnern auch in Zukunft alles daran setzen, Euch mehr Indental-summer.de

formationen und Mittel an die Hand zu geben, um erfolgreich und glücklich in der zahnmedizinischen Berufsausübung zu sein. Alles zusammen Im Rahmen der IDS war es dem BdZA eine besondere Ehre, das Gründungsmitglied und Förderer der Alumni-Idee, den Ehrenpräsidenten der BZÄK, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp für sein Engagement für die junge Zahnmedizin mit dem Alumni-Förderpreis des BdZA auszuzeichen (siehe S.78). Neben allen fachlichen Aktivitäten haben BdZM und BdZA am Freitag der IDS

berufskunde2020.de

mit weiteren 900 Teilnehmern, die 2. Alumni-NACHT der ZAHNMEDIZIN in der Roonburg in Köln gefeiert. Ein kleiner, aber sehr schöner Beitrag, seine Freunde und Kommilitonen wieder zu treffen und ihnen auch mal ganz unzahnmedizinisch zu begegnen. Natürlich werden wir diese neue Tradition fortführen, also freut Euch schon mal auf die nächste Alumni-NACHT im Rahmen des Dental Summer 2012 in Timmendorf. Zu guter letzt wollen wir uns genau hier auch bei den Organisatoren des Dental

dents.de

Summer bedanken, die auch in diesem Jahr wieder eine hervorragende Veranstaltung mit hochkarätigen Referenten, wie Prof. Gutowski, Prof. Bumann und Prof. Klaiber organisiert haben. Diesmal waren über 400 junge Zahnmediziner in Timmendorf und verbrachten vier tolle Tage bei anspruchvollen Fortbildungen und einem fantastischen Rahmenprogramm mit einigen Partys und Beachvolleyball Contest. Die Gewinner des Beachvolleyball Turniers erhielten jeweils eine Lupenbrille starVision von staMed. Wir haben uns fest vorgenommen, im nächsten Jahr noch eins oben drauf zu setzen, aber da müsst ihr Euch überraschen lassen. Definitiv ist der Dental Summer die Sommerveranstaltung der

alumnigroups.de

jungen Zahnärzte in Deutschland. Anmeldung unter: www.dental-summer.de

76 | un-plaqued No 18



EIN LEBEN IN DER STANDESPOLITIK – über Freiheit und Selbstbestimmung in der Zahnmedizin


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

INTERVIEW Ingmar Dobberstein und Jan-Phillip Schmidt

Die zahnärztliche Standespolitik in Deutschland betrachtend fällt auf, dass nur sehr wenige junge Zahnmediziner das Engagement für den Berufstand und seine Interessen wahrnehmen. In vielen Organisationen wurde der notwendige Generationenwechsel dabei auch von den, zumeist älteren Amtierenden bisher noch nicht erkannt oder zugelassen. Umso erstaunlicher sind die Persönlichkeiten, die aktiv für eine stärkere Kommunikation zwischen jung und alt eintreten und diese fördern. Einer dieser Menschen ist der langjährige Präsident und heutige Ehrenpräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, der sich bereits während seiner Amtszeit für die Einbindung der Studenten und jungen Zahnärzte engagiert hat. Dies mündete unter anderem darin, dass er 2009 Gründungsmitglied des Bundesverbandes der zahnmedizinischen Alumni in Deutschland (BdZA) wurde und kontinuierlich aktive Unterstützung beim Aufbau einer Alumni-Kultur sowie der Interessenvertretung junger Zahnmediziner leistete. UN-PLAQUED nahm seine Ehrung mit dem ALUMNI Preis des BdZA auf der diesjährigen IDS zum Anlass, ihn nach seinen Beweggründen für sein jahrzehntelanges Engagement in der Standespolitik sowie die Motivation junger Zahnmediziner zu befragen. Wir trafen einen beeindruckenden Freigeist und Visionär, der es versteht, Zusammenhänge weit über die Grenzen der deutschen Gesundheitspolitik hinaus zu verknüpfen. Und einen Menschen, der trotz aller Erlebnisse durch die Geschichte hinweg zeigt, dass man seinen Glauben, seine Authentizität und seine Unbefangenheit in jedem Alter erhalten kann.

UN-P: Was hat Sie ursprünglich dazu bewo-

aber nur die Basisdinge der Prothetik, also Kro-

gen, in die Standespolitik zu gehen, anstatt

nen, Brücken, Prothesen, in die Verträge integ-

wie viele andere Kollegen, nur in der Praxis

riert; alles was darüber hinaus ging, zum Bei-

zu arbeiten?

spiel Keramik-Verblendungen, Geschiebe und

JW: In die Standespolitik zu gehen hatte einen

vieles andere wurde nicht mit aufgenommen.

ganz simplen Grund, nämlich der Ärger über

Für mich als Freiberufler, und das bin ich von

diejenigen, die gerade Standespolitik machten.

Hause aus, da ich eine Praxis meines Vaters über-

Ich denke, das ist für die meisten, die je in die

nommen habe, war alles, was in Verträge gefasst

Standespolitik gegangen sind, der übliche

wurde, nicht gut. Es hatte allerdings in diesem

Grund gewesen.

Fall den, wenn auch nur finanziellen Vorteil, dass

Zu meiner Zeit ging es darum, dass 1964, nach ei-

die Krankenkassen auch Leistungen einbezogen,

nen Richterspruch des Bundessozialgerichts in

die die Sozialrichter gar nicht als Vertragsmuss

Kassel die Prothetik in die Verträge aufgenom-

vorgegeben hatten. Um diese Leistungen zu-

men wurde, wie man das damals nannte.

sätzlich in die Verträge hinein zu bringen, waren

Die Prothetik war bislang noch nicht in diesen

die Krankenkassen bereit, den Punktwert un-

Verträgen mit den Krankenkassen erfasst. Es

glaublich anzuheben. Das hat mich und viele an-

gab einen ganz schlichten Zuschuss für Kronen

dere geärgert.

und Brücken und ein paar andere Maßnahmen und das war alles.

Damals gab es eine Kerngruppe im Freien Ver-

Durch diesen Richterspruch wurde die Prothetik

band, die von München aus gesteuert wurde

eine ›Sachleistung‹. Die Kasseler Richter hatten

und der wir praktisch als Gegner der Freien Verun-plaqued No 18 | 79


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

bandsführung in Westfalen / Lippe angehörten,

UN-P: Teilweise ist die Meinung, dass Viele

die wiederum die gesamte Prothetik in den Ver-

den zahnmedizinischen Beruf wegen des

trägen festschreiben wollte.

Geldes wählen, heute noch zu spüren.

So kam es, dass ich bei einer Veranstaltung ein

JW: Das mag so sein und das hat der Numerus

paar Worte sagte und sofort in der Opposition

Clausus dann auch deutlich gezeigt. Plötzlich

war. Als ich danach den Antrag stellte, in den

studierten diejenigen, die der Physik oder Che-

Freien Verband aufgenommen zu werden, wur-

mie oder sonstiger hochstehender Fächer befä-

de dieser abgelehnt. Ich wurde danach etwas

higt waren, Zahnmedizin, weil man dort am

›lauter‹, so dass man beim Freien Verband in

schnellsten mit einer Eins im Zeugnis Geld ver-

Bonn auf mich aufmerksam wurde. Ich bin also

dienen konnte. Anscheinend ... das ist ja nicht

einer der Wenigen, wenn nicht der Einzige, der

mehr so.

an einem Landesverband vorbei vom Bundesvorsitzenden in den Freien Verband als Mitglied

UN-P: Haben Sie dann einfach weiterge-

aufgenommen worden ist.

macht mit der Standespolitik? JW: Ja, und das ging dann merkwürdig schnell.

Wie sich herausgestellt hat, war die Aufnahme

Wir bekamen gegen den etablierten Freien Ver-

der gesamten Prothetik in diese Verträge in vie-

band hier in Westfalen mit unserer Gruppierung

lerlei Hinsicht verderblich für zahnärztlichen

plötzlich die Mehrheit. Bei einer KZV-Wahl traten

Berufsstand. Zum Einen war der Win-for-Profit,

die Damen und Herren aus dem Freien Verband

den wir damals durch diesen wahnsinnig hohen

aus und wir gründeten einen neuen Freien Ver-

Punktwert bekamen, verführerisch. Er spülte

band Bezirk Westfalen/Lippe. Damit hatten wir

Geld in unseren Praxen und hat unser Image in

sowohl die Vorstände im Verband als auch den

der Öffentlichkeit nicht zum Besten werden las-

Vorstand der kassenzahnärztlichen Vereinigung

sen. Zum anderen ist zurückstecken dann sehr

zu besetzen. So kamen wir im Frühjahr 1977 als

schwierig. Es gab viele Turbulenzen, sowohl als

absolute Greenhorns und Newcomer in den Vor-

diese Verträge geschlossen wurden, als auch

stand der kassenzahnärztlichen Vereinigung.

später, als der Punktwert gesplittet wurde, weil er für die Prothetik zu hoch geworden war.

UN-P: Seitdem und zumindest bis 2008 war bei Ihnen kontinuierlich Standespolitik an

Es gab also Konsequenzen, die wir damals in un-

der Tagesordnung. Wie haben Sie Praxis,

serer kleinen Gruppe exakt vorausgesehen hat-

Politik, Familie und Leben in Einklang ge-

ten: dass beispielsweise die Krankenkassen aus-

bracht?

bluten würden und dass Patienten Dinge

JW: Ich hatte schon eine gute Art mein Studium

beanspruchen konnten, die sie eigentlich nicht

einzuteilen: Acht Stunden Arbeiten, acht Stun-

unbedingt haben wollten, die sie teilweise gar

den Schlafen oder Ausruhen und acht Stunden

nicht goutiert haben. Diese Entwicklung hat der

Feiern. Ich habe das konsequent durchgehalten

Zahnmedizin im Wesentlichen für viele Jahre

und so konnte ich zwei Studiengänge überwie-

den guten Ruf gekostet und uns vom Pfad der

gend nebeneinander absolvieren, war neben-

Tugend ein wenig abgebracht. Viele haben den

bei Ältester des ASTA in Mainz und in einer sehr

zahnmedizinischen Beruf nicht mehr als einen

aktiven Studentenverbindung.

Heilberuf empfunden, sondern als schlichte

Das ging dann kontinuierlich so weiter. Dabei

Klempnerei – ich sage das in dieser Deutlichkeit,

habe ich möglichst wenig Zeit in der Praxis aus-

weil ich das auch belegen kann.

gelassen. Wenn ich viel Arbeitszeit in der KZV zubringen musste oder beim Freien Verband, war

80 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

ich abends oder am Samstag in der Praxis. Denn

Ob diese KZV nun gleichzeitig unser gesamtes

eines war mein oberstes Prinzip und das kann

Abrechnungsgeschehen übernehmen muss und

ich allen nur raten: unabhängig zu bleiben. Fi-

ob es richtig ist, dass die KZV ihre Stärke aus-

nanziell unabhängig, aber auch im Geiste unab-

schließlich darin begründet, dass sie eben diese

hängig.

Abrechnung macht, stelle ich ein wenig in Frage. Denn es scheint ihnen sehr schwer zu fallen, die

UN-P: Und Ihre Familie hat das auch mitge-

Kostenerstattung – aus meiner Sicht ein Grund-

tragen?

recht für Patienten und Leistungsträger, die

JW: Meine Familie hat das mitgetragen, nicht

Zahnärzte – sonderlich zu fördern. Ich bin ein ab-

immer mit allergrößter Freude. Meine Frau, eine

soluter Anhänger und vehementer Vertreter

promovierte Juristin, hat sich zunächst den Kin-

dieser Kostenerstattung.

dern gewidmet und ist dann, als ich sehr häufig

Wenn es heißt, durch die Kostenerstattung wür-

außer Haus war, in die örtliche Politik eingestie-

de eine KZV in Frage gestellt, weil man dann vie-

gen und hat viele Ehrenämter, die sie auch heute

le Angestellte entlassen müsste, kann ich mit

noch sehr intensiv betreut.

dieser Argumentation überhaupt nichts anfangen. Ich stelle die KZV überhaupt nicht in Frage.

UN-P: Sie hatten führende Positionen so-

Im Gegenteil: Ich möchte dort eine politisch

wohl in der Zahnärztekammer als auch der

starke Vertretung haben, die unabhängig ist

KZV. Sind Sie nun ein Kammer- oder ein

und nicht darauf angewiesen ist, ihre Gelder

KZV-Mensch? Ich denke hier vor allem an

über das gesamte Abrechnungsgeschehen zu

die Zusammenarbeit und die gelegentlichen

generieren.

Verfeindungen der Körperschaften. JW: Jetzt geht's an Eingemachte ... (lacht). Weil

Die Kammer hingegen hat die ganz umfassende

mir ja von beiden Seiten hin und wieder vorge-

Aufgabe, den Berufsstand in allen Dingen zu

worfen wird, ich sei KZV-Mensch oder ich sei

vertreten, die der kassenzahnärztlichen Verei-

Kammer-Mensch. Meine Ausbildung habe ich in

nigung nicht zugeschrieben sind, per Satzung

der KZV Münster erhalten. Dann wurde ich ir-

oder Gesetz. Wenn wir uns darauf besinnen wür-

gendwann Stellvertretender Vorsitzender der

den, dass wir in der einen Körperschaft exakt

Vertreterversammlung auf Bundesebene. Spä-

das oben Beschriebene machen und in der Kam-

ter wurde ich für 12 Jahre Vertreter der kassen-

mer die große berufspolitische Vertretung se-

zahnärztlichen Bundesvereinigung und habe

hen, dann kommen wir sehr gut miteinander

das auch mit Überzeugung ausgeübt. Als stell-

aus. Kleine Reibungspunkte zwischen zwei un-

vertretender KZV-Vorsitzender in Münster wur-

terschiedlichen Organisationen wird es wahr-

de ich dann zum Kammerpräsidenten in Müns-

scheinlich immer geben.

ter gewählt. Da war ich eben beides: KZV-Mann und Kammerpräsident.

UN-P: Wie bewerten Sie die im Bundesge-

Ich weiß sehr wohl, inwieweit uns die KZV nützt

biet immer wiederkehrenden Machtkämpfe

und welches die Aufgaben der Kammer sind.

zwischen den Körperschaften?

Auch wenn sich jetzt manche wundern werden,

JW: Diese Machtkämpfe hat es immer schon ge-

die mich nur aus der letzten Zeit als Kammer-

geben. Sie wurden potenziert, als der Gesetzge-

Vertreter kennen – wir benötigen als Kassen-

ber, diese Entwicklung offensichtlich vorausah-

zahnärzte eine ganz starke KZV als Vertretung

nend, die Vorstände der Kassenzahnärztlichen

gegenüber der Politik, den Krankenkassen und

Vereinigung zu Vollzeit-Vorständen machte.

der Öffentlichkeit.

Diese Kollegen sollten eigentlich nicht mehr in

un-plaqued No 18 | 81


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

den Praxen tätig sein. Gleichzeitig wurden die

niert allerdings nur, wenn wir sehr eng mit der

Vertreterversammlungen auf ein Rumpfparla-

anderen Seite, der Wissenschaft zusammen ar-

ment zusammengeschrumpft. Das waren alles

beiten. Sie sorgt dafür, dass wir immer wieder

Maßnahmen, die unser Berufsstand nie gefor-

mit neuen Innovationen in unsere Praxen gehen

dert hatte. Von da an gab es eine wirkliche Tren-

und unsere Patienten auf das Beste betreuen

nung zwischen den ehrenamtlich tätigen Kam-

können.

mervorständen und den professionellen, allein

Es funktioniert aus pragmatischen Gründen nur

von ihrem Amt in der KZV abhängigen Kollegen.

so, auch zukünftig betrachtet. Wenn wir uns ne-

Auch damit kann man fertig werden, selbstver-

beneinander entwickeln, kämen die alten Zu-

ständlich.

stände zurück. Die Hochschule würde etwas be-

Aber die Friktionen wurden größer. Weil sich

haupten und lehren, das in der Praxis nie

die einen den ganzen Tag um die KZV kümmern

angewendet würde und umgekehrt: die Prakti-

konnten, während die anderen in ihren Kam-

ker würden sagen, dass die Tätigkeiten der

mern weiterhin ehrenamtlich tätig waren und

Hochschule praxisfern seien und niemals den

die feste Basis ihres Berufes der praktischen

Patienten zugemutet werden können. Dazu darf

Zahnheilkunde behielten. Das waren neue Her-

es nicht mehr kommen und daran haben wir

ausforderungen und doch ist alles Menschen-

sehr intensiv gearbeitet. Ich hatte das Glück,

werk – mit kühlem Verstand und ohne Emotio-

während meiner gesamten Amtszeit in Berlin

nen hochkommen zu lassen, kommt man bestens

mit Vorständen und Präsidenten in der DGZMK

miteinander aus. Wenn es nicht funktioniert,

zusammen zu arbeiten, die exakt meiner Mei-

liegt das weniger an der Systematik, sondern

nung waren.

überwiegend an den Personen. UN-P: Die Realität des Behandlungsalltags UN-P: Während Ihrer Amtszeit kamen sich

differiert nicht selten von den Therapie-

die Standespolitik und die Wissenschaft in

empfehlungen der Universitäten. Können

der Zahnmedizin deutlich näher. Vor allem

Sie rückblickend sagen, dass das vor 20 Jah-

das Verhältnis zwischen der Bundeszahn-

ren auch schon so war? Wie könnte man in

ärztekammer und der DGZMK wurde gefes-

Zukunft noch mehr an einer gemeinsamen

tigt. Warum war das aus Ihrer Sicht vorher

Ebene arbeiten?

nicht so und sehen Sie diesen Prozess als ab-

JW: Vor 20 Jahren haben beide Seiten aneinan-

geschlossen an?

der vorbei gelebt. Jeder, der im Bereich der

JW: Dieser Prozess ist überhaupt nicht abge-

Standespolitik Bezug auf die Hochschule nahm,

schlossen, hin und wieder erleidet er sogar

wurde von seinen eigenen Leuten beschimpft

Rückschläge. Auf beiden Seiten muss man regel-

und umgekehrt. Enge Kontakte zwischen den

recht darum kämpfen, dass die alten Zustände –

beiden Gruppierungen wurden nicht zugelas-

die Wissenschaft im Elfenbeinturm und die KZ-

sen, das war schon aus Gründen der Hygiene

Ven und die Kammern für das Grobe zuständig

nicht gedeihlich und erregte in den eigenen Rei-

– nicht wieder kommen. Unser Fach ist, das ist

hen Misstrauen.

Manchen aus den Augen geraten, die wissen-

Das hat sich nun restlos gewandelt und ich hoffe,

schaftliche Zahnheilkunde und hier brauchen

dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Wir haben

wir uns beide. Auf der einen Seite die ›Berufspo-

den Deutschen Zahnärztetag geschaffen und das

litiker‹, die sich mit der Standespolitik beschäf-

ist, wenn man es richtig aufbaut, die ideale Basis,

tigen, um diesen Berufsstand nach vorne zu

um unter Erhalt der eigenen Identität aufs Engs-

bringen und weiter zu entwickeln. Das funktio-

te zusammen zu arbeiten. Einmal im Jahr wird

82 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

der breiten, aber auch der internen Öffentlich-

halten nicht ganz so sichtbar, wie häufig in den

keit gezeigt, dass es einen wissenschaftlich fun-

medizinischen Fächern. Gleichwohl sind wir ein

dierten zahnärztlichen Berufsstand gibt, der sich

außerordentlich seriös ausgebildeter und ge-

in der Politik und der Wissenschaft gemeinsam

führter Heilberuf. Ich denke kein Mensch in die-

darzustellen weiß – mit ganz solider Grundlage.

sem Lande will sich vorstellen, ohne exzellent ausgebildete Zahnmediziner auszukommen.

UN-P: Um den Kreis noch größer zu fassen: Wie sehen Sie die Stellung der Zahnmedizin

UN-P: Gibt es eine Zahnärzteschaft im Sinne

im Kontext der gesamten Humanmedizin?

einer Gruppe, die gleiche oder ähnliche In-

JW: Dieser Punkt trifft ein bisschen den Nerv.

teressen vertritt?

Die Humanmedizin gibt es in meinen Augen

JW: Das ist schwierig. Gruppen zeichnen sich da-

nicht, denn auch wir sind Human-Zahnmedizi-

durch aus, dass sie nicht so einfach auf dem Pa-

ner. Die Allgemein- und die Zahnmedizin sind

pier zu beschreiben sind. Eine lebendige Grup-

ohne einander nicht denkbar. Sehr schön kommt

pe und das sind die Zahnmediziner, ist schwer

das mit dem Satz zum Ausdruck ›An jedem Zahn

als eine Einheit darzustellen.

hängt ein ganzer Mensch‹ wie wir so profan sa-

Gleichwohl beneiden uns die Mediziner, da wir

gen.

relativ konform sind. Wir betreiben unsere Tä-

Tatsächlich sind die Beziehungen zwischen den

tigkeit überwiegend ambulant und sind aus-

Zahn-, Mund- und Kieferstrukturen und dem Ge-

schließlich auf Zahn, Mund- und Kieferkrankhei-

samtorganismus außerordentlich eng. Weder

ten ausgerichtet. Wir haben den unglaublichen

die Zahnmediziner haben Grund, abschätzig

Vorteil, dass wir seit 1952 unsere Magna Carta,

über die Mediziner zu reden noch umgekehrt.

das Zahnheilkundegesetz haben, nach dem

Natürlich sind bei uns die Risiken, Leben zu er-

Zahn, Mund- und Kieferheilkunde nur vom

un-plaqued No 18 | 83


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

approbierten Zahnarzt ausgeübt werden darf.

freiheitlichen Strukturen eingeengt würden

Wenn wir das als Identitätsmerkmal unseres Be-

und wir plötzlich anders um unser Überleben

rufsstandes sehen, kann uns eigentlich nicht viel

kämpfen müssten, bin ich mir sicher, würde uns

passieren. Vor allen Dingen, weil wir im gleichen

das enger zusammenschließen. Aber diese Zei-

Gesetz – und das Zahnheilkundegesetz ist eines

ten wollen wir nicht herbeireden. Also können

von nur fünf Gesetzen, die einstimmig im Bun-

wir mehr politisches Interesse nur erreichen, in-

destag verabschiedet worden sind – als freier

dem wir uns klare Ziele setzen.

Beruf beschrieben worden sind.

Das berühmte Beispiel: Wenn man ein Boot bauen will, darf man seine Leute nicht als erstes

Dies immer wieder zu betonen und darum zu

Holz und Material sammeln lassen, sondern soll-

kämpfen, lohnt sich sehr, denn als freier Beruf

te als erstes das Ziel beschreiben, das man nach

sind wir sehr gut gefahren. Es hat ja eine Minis-

einer schönen Fahrt über den Ozean erreichen

terin gegeben, die die Ideologie der Freiberuf-

will. Dann erst trägt man die Mittel dafür zu-

lichkeit als etwas gesehen hat, was abzuschaffen

sammen. Das gilt auch für uns und ist gerade der

sei. Wenn das von Regierungsseite kommt, müs-

Jüngeren Generation sehr ans Herz zu legen:

sen wir wachsam sein. Man kann es auch als be-

sich Ziele zu erarbeiten, Ziele zu setzen und dar-

sonders hohes Lob ansehen, denn es ärgert die

auf hinzuwirken. Man darf das Geschehen nicht

Politik ganz furchtbar, dass wir so große Vertre-

der Tagespolitik oder kurzfristigen Aktionen

ter der Freiberuflichkeit sind.

überlassen, die gerade mal für die nächsten

Ohne andere Berufsformen abwerten zu wollen,

zwei Jahre reichen, darüber aber nicht hinaus-

beruht Freiberuflichkeit darauf, dass ich erstens

gehen.

exzellent ausgebildet bin, in unserem Fall aka-

Das Wichtigste aus meiner Sicht ist, in der Stan-

demisch, dass ich zweitens in meinen Entschei-

despolitik die gesetzten Ziele auch beharrlich

dungen, sowohl Diagnose als auch Therapie, un-

anzustreben, auch wenn es viele Widrigkeiten

abhängig sein muss und dass ich drittens eine

gibt. Ich denke, wenn die Kollegenschaft diese

gute wirtschaftliche Grundlage haben sollte.

Ziele erkennt, beginnt sie auch wieder, eifriger

Wir sollten das sehr ernst nehmen, gerade in

in der breiten Masse darüber zu diskutieren.

Hinblick darauf, dass es manche Bestrebungen

Wenn man diskutiert hat man vielleicht auch

gibt, unseren Beruf an etwas lautere Wettbe-

wieder Spaß daran, sich zu beteiligen. ›Le mon-

werbs- und Werbestrukturen heranzuführen

de sarai par quelqu'un sans‹, das habe ich in der

oder Techniken in unsere Praxen aufzunehmen,

Schule gelernt und es stimmt: ›Die Welt wird im-

die eher dem Gewerbe zuzuschreiben sind, als

mer nur von einigen Wenigen gerettet‹. Bei uns

unserem freien Heilberuf.

gibt es nichts zu retten, aber es gilt zu führen und ich freue mich deswegen sehr, dass die jun-

UN-P: In einigen Bundesländern haben wir

ge Zahnärzteschaft ganz offensichtlich bereit ist,

bei Körperschaftswahlen Wahlbeteiligun-

ihre Geschicke mehr in die Hand zu nehmen als

gen von nur 40 %. Was kann man tun, um

noch die Generation, die allzu eifrig mit dem Be-

das politische Interesse der Zahnärzte für

schleifen von Zähnen beschäftigt war.

ihre eigenen Belange zu steigern? JW: Ein probates Mittel, um das Interesse zu

UN-P: Vor 25 Monaten sind Sie Gründungs-

steigern wäre, dass es unserem Berufsstand

mitglied des Bundesverbandes der zahnme-

wirtschaftlich schlechter ginge, aber das möch-

dizinischen Alumni geworden. Was hat Sie

te ich nicht verwirklicht sehen. Wenn unsere

dazu bewogen?

84 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

JW: Während meiner Tätigkeit in der Standespo-

ßen an einem Tisch und waren beide dafür, so

litik hat mir in den letzten Jahrzehnten immer

dass es für die Stimmung in diesem Gremium

ein Ansprechpartner der jungen Kollegenschaft

ganz entscheidend darauf ankam, was die Stu-

gefehlt. Das liegt daran, dass die jungen Enga-

dentenvertreter dazu sagen würden. Damals

gierten an den Universitäten trotz des schönen

haben Sie, Herr Schmidt, in vehementer, über-

Amtes, was sie in der Fakultät übernommen hat-

zeugender und fundierter Art und Weise gegen

ten, mehr oder weniger konzentriert darauf wa-

diese Regelung und für die Studenten gespro-

ren, im Studium so schnell wie möglich voranzu-

chen. Damit war der deutsche Fakultätentag in

kommen und die Universität auch wieder schnell

seiner Grundstimmung diesbezüglich restlos

zu verlassen.

gekippt.

Nun sehe ich die große Chance, das zu verwirklichen, was ich aus meiner Studienzeit in Amerika

UN-P: Bisher kann man den Alumni-Gedan-

kenne: die Pflege derjenigen, mit denen man die

ken noch nicht als allgemeine Welle in

Universität besucht hat. Nicht nur voll in den Be-

Deutschland wahrnehmen. Glauben Sie,

ruf einzusteigen, sondern gleichzeitig auch das

dass die Körperschaften bzw. auch die

Netzwerk aus der Studentenzeit aufrecht zu er-

Berufsverbände ihre Meinung ebenso ver-

halten.

treten?

Es ist sehr gut, dass über diesen Alumni-Gedan-

JW: Das müssten Sie besser wissen als ich, Herr

ken, der in Deutschland ja so gut wie unbekannt

Dobberstein. Sie sitzen derzeit in einem Vor-

war, jetzt ein neues Netzwerk junger Zahnärzte

stand unserer Berufsvertretung, noch dazu in

entsteht, die echte Ansprechpartner sind, die

keinem Unwesentlichen, sondern einem sehr

sich organisieren und sich nicht scheuen, selbst

Bedeutendem. Ich meine, dass jede neue Idee

zu reflektieren. Sie sollen heftig diskutieren

zunächst auf Abwehr stößt. Man könnte ja be-

und auch wirklich mitsprechen und werden in

fürchten, mit ihren frischen Ideen nehmen die

vielen Dingen zunehmend auch um Mitsprache

Studenten mir am Ende ein Stück meiner Autori-

gebeten.

tät und vielleicht sogar mein Amt weg. Da muss man einfach beharrlich bleiben. Diese Idee der

Ein schönes Beispiel dazu: Im Zuge der Neuge-

Alumni ist einfach so überzeugend, dass keiner

staltung der Approbationsordnung saß ich in ei-

daran vorbeikommt. Wer sich jetzt noch wehrt,

nem Gremium, bei dem von Seiten des Fakultä-

den wird irgendwann das Wort treffen. Wenn

tentages geprüft wurde, ob das Zahnmedizin-

man jetzt nicht schnell umschwenkt, hat einen

studium in seiner Basis auf das breite Medizin-

die Geschichte überholt.

studium zu stellen sei und nicht nur die Fächer vor dem Physikum für Zahnmediziner aufberei-

UN-P: Warum würden Sie jungen Zahnmedi-

tet werden sollten. Dass also die gesamte Zahn-

zinern empfehlen, sich in der Standespoli-

medizin auf ihre Ursprünge, die der Medizin, zu-

tik zu engagieren?

rückzuführen sei.

JW: Um sein eigenes Schicksal in der Praxis und

Diese Idee hätte die Zahnmediziner deutlich

seine Zukunft nicht anderen zu überlassen.

mehr belastet als die normalen Medizinstudenten. Zu Recht äußerte das Gremium in einer

UN-P: Sie haben sich während Ihrer Amts-

Sondersitzung höchste Bedenken, ob diese Re-

zeit stark für eine Erneuerung der GOZ ein-

gelung denn von der Studentenschaft getra-

gesetzt und vor der Einführung einer Öff-

gen würde. Hochschule und Standespolitik sa-

nungsklausel gewarnt. Dieses Jahr soll nun

un-plaqued No 18 | 85


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

die GOZ erneuert werden. Wie bewerten die

Öffnungsklausel auch für den einzelnen Kollegen

Aussage des Ministeriums, dass die gefor-

gelten, dass heißt, er darf mit seinen Patienten

derten und laut Prognosstudie nachgewie-

ebenso einen Vertrag schließen und die Versi-

senen 50% oder mehr Erhöhung nicht mög-

cherungen müssen gleichwohl die Grunderstat-

lich sein werden?

tung der Kosten übernehmen. Dazu bedürfte es

JW: Um mit dem letzten Teil zu beginnen: In die-

eines großen Ruckes im Ministerium, denn auf

sen Zeiten ist eine Forderung nach 50 % oder 60

diese Weise bräuchten wir nicht mehr über 50

% Erhöhung nicht zu verwirklichen, schon gar

oder 60 Prozent Erhöhung einer GOZ oder die-

nicht, wo allen suggeriert wird, dass gespart

sem Fall der HOZ zu sprechen, sondern jeder Kol-

werden muss. Wir haben die überzeugenden

lege könnte dann die HOZ zur Grundlage seines

Zahlen, aber sie nutzen uns wenig, wenn ein

Verhältnisses mit dem Patienten machen.

kleiner Berufsstand in diesem Lande solche For-

Ich halte so etwas im Sinne der Freiberuflichkeit

derungen stellt. Das muss man anders anfan-

immer noch für besser, als kollektiv in eine Ecke

gen. Mit dieser Forderung stellt sich der Berufs-

gestellt zu werden, in die wir nicht gehören. Wir

stand gar zu leicht in eine Ecke, die ihn dann

machen exzellente Zahn-, Mund- und Kieferheil-

nicht mehr diskussionsfähig erscheinen lässt

kunde und die Mehrheit unserer Patienten hat

und das wäre nicht gut. Aber es gäbe ja andere

inzwischen begriffen, dass qualitativ hochwer-

Möglichkeiten.

tige Zahnheilkunde auch Geld kostet.

Die Öffnungsklausel ist eigentlich so überflüssig

Ich möchte gern alle ermutigen, in diesem Sinne

wie ein Kropf, wir brauchen sie nicht. Aber wenn

weiterzukämpfen, was immer jetzt kommen

wir sie schon drohen sehen, muss man mit der

mag. Als wirkliche Freiberufler das Geschehen

Gegenforderung antworten. Dann muss diese

weitgehend selbst in der Hand zu behalten und

86 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

sich nicht darauf zu verlassen, was uns die Politik

UN-P: Dieser Vorschlag wurde bei der Ge-

diktiert. Mein bester Kontrolleur ist mein Pati-

sundheitsreform 2005 noch einmal ernst-

ent, das sage ich immer wieder, auch im Zusam-

haft von der Regierung überlegt. Er fand

menhang mit der Kostenerstattung, aber mein

seine Begründung darin, dass im Vergleich

bester Partner ist ebenso der Patient, vor allem

zu anderen Erkrankungen die Zähne durch

wenn ich sorgfältig mit ihm spreche. Sprechen-

Präventionsmaßnahmen und damit durch

de Zahnheilkunde bedeutet weit mehr als nur

Eigenverantwortung weitestgehend gesund

den stummen Patienten zu haben und ihn mit ir-

erhalten werden können.

gendeiner Sachleistung anonym zu behandeln.

JW: Ich denke, wissenschaftlich gesehen und aus den Erfahrungen in der Praxis heraus, können

UN-P: Zu Beginn Ihrer Amtzeit haben Sie

wir das Diktum ›Ein gesunder Zahn wird niemals

sich stark für eine Beschränkung, wenn

krank‹ nicht mehr aufrecht halten. Auch das war

nicht sogar Ausgliederung der ›Erwachse-

sicherlich zu grob, als dass man es als Zielprojek-

nenzahnmedizin‹

gesetzlichen

tion für den Weg unseres Berufsstandes sehen

Krankenversicherung eingesetzt, bei gleich-

könnte. Ich würde das heute, aus der Ruhe her-

zeitiger Förderung der Kinder- und Jugend-

aus, nicht als mein Ziel formulieren.

aus

der

zahnmedizin. Dachten Sie dabei an das skandinavische Modell bzw. wie bewerten

Ich halte es für das geeignete Mittel, eine Grund-

Sie derartige Ausstiegsmodelle?

versorgung solidarisch zu organisieren, in wel-

JW: Das war in höchster Not gesagt, als die Be-

cher Form auch immer. In diesem Lande ist die

drängnis sehr groß war und mal wieder Kürzun-

nicht unerfreuliche Mentalität vorhanden, dass

gen für die Zahnheilkunde ins Haus standen. Da-

Gesundheit und gesundheitliches Wohlergehen

mals dachte ich mir, dass Schicksal selbst in die

eben nicht nur Sache des Einzelnen ist, sondern

Hand zu nehmen ist immer besser, als es denen

aller. Und da müssen wir uns weiter gegenseitig

zu überlassen, die im kassenzahnärztlichen Ge-

beeinflussen. Aber wir müssen auch deutlich

schehen immer nur mit Kürzungen gearbeitet

machen, dass Prävention ein ganz wesentlicher

haben, zum Beispiel die Seehofer-Gesetzgebung

Faktor ist. Nicht, um Geld zu sparen, sondern um

1993 mit den Budgets. Also machten wir den Vor-

das Wohlbefinden der Menschen durch alle Le-

schlag nach vorne und schlugen einen Weg à la

bensalter zu fördern. Ich wiederhole noch mal,

Dänemark und Skandinavien vor. Dort wird die

dass Gesundheit finanziell nicht bei dem Einzel-

gesamte Jugendzahnheilkunde vom Staat oder

nen belassen werden sollte.

der Versicherung übernommen und die Erwachsenenzahnheilkunde ist ausgegliedert.

UN-P: Wenn Sie aus Ihrer Amtszeit ein kurzes Fazit ziehen könnten, welches wäre das?

Das war aber nur ein Notweg und ist nicht mein

JW: Ich hoffe das Prinzip nihil nocere, dass ich in

Königsweg. Der ist ganz sicher nicht die restlose

der Praxis zu beantworten habe, ich auch in mei-

Abkopplung aus dem gesellschaftlichen Gesche-

ner gesamten standespolitischen Tätigkeit ver-

hen unseres Landes. Eine solide Grundversor-

wirklichen konnte. Ich hatte das Glück, nie bei

gung aller durch ein kollektives Versicherungs-

einer Wahl oder Abstimmung zu verlieren – aber

system ist wichtig und dazu stehe ich auch. Der

ob es das richtige Indiz für erfolgreiches Han-

Vorschlag damals war ein Notausgang und eine

deln ist, weiß ich nicht. Ich wäre nicht so vermes-

Argumentation um der Politik deutlich zu ma-

sen. Das können nur andere sagen, an welcher

chen, dass man es auch ganz anders machen

Stelle ich der Zahnärzteschaft wirklich genutzt

könnte und die Zahnärzteschaft sich nicht unbe-

habe. Ich sehe aber eine Fülle von Dingen, die

antwortet alles gefallen lässt.

auch heute noch weiter verfolgt werden, un-plaqued No 18 | 87


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

nachdem ich sie in den Berufsstand hineinge-

als wir uns gemeinsam im Studium gefreut oder

bracht habe.

unter der Menge des zu lernenden Wissens gelitten haben.

UN-P: Auch im eigenen Interesse für den BdZA: Haben Sie noch Kontakt zu ehemali-

UN-P: Der BdZA setzt heute auf moderne

gen Kommilitonen? Wenn ja, wie gestaltet

Technik und die ALUMNIGROUPS als Com-

sich dieser?

munity-Plattform. Sie kommen aus einer

JW: Ich habe noch direkten Kontakt zu einem

anderen Generation: Können Sie sich vor-

Kommilitonen aus meinem allerersten Semes-

stellen, dass durch die neuen Medien eine

ter. Zu meiner Stammuniversität Mainz habe ich

größere Chance besteht, dass Zahnärzte

emotional noch enge Beziehungen und zu einer

sich wieder mit ihren ehemaligen Kommili-

Reihe von Kommilitonen Kontakte, aber alles

tonen austauschen?

beruht auf rein persönlicher Basis.

JW: Um hundert oder mehr Jahre Universitätsgeschehen und -geschichte der anglikanischen

Noch schöner wäre es, wenn ich wie an der Ann

Länder mit ihrem Alumni-Wesen aufzuholen,

Arbor University of Michigan auch Mitglied ei-

muss man alle Wege nutzen. Nachdem ich gese-

ner Alumni-Vereinigung wäre, von der ich regel-

hen habe, dass in Ägypten eine ganze Revoluti-

mäßig Nachrichten über meine Universität er-

on über das Internet losgetreten werden konnte

halte. Es wäre schön, hin und wieder lesen zu

– warum soll es dann nicht möglich sein? Es kann

können, wer sich wo in welchem Ort niederge-

eigentlich gar nicht anders gehen, um die Ge-

lassen hat oder Hochschullehrer geworden ist,

schichte aufzuholen. Die allerneuesten Techni-

so dass man sich zumindest telefonisch kontak-

ken sollten intensiv genutzt werden, darin sehe

tieren könnte, um zu hören, wie es dem anderen

ich eine richtig große Perspektive Alumnis in

geht und wie schön doch die alten Zeiten waren,

Deutschland zu organisieren. Wir bedanken uns für das Interview.

88 | un-plaqued No 18


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FRIENDLY FIRE TEXT Dr. Gerhard Brodmann

Im zähen Ringen pro oder contra Öffnungsklausel ging die erste Runde an die Zahnärzteschaft. Im Referentenentwurf einer neuen Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) ist keine Öffnungsklausel vorgesehen. Gebetsmühlenartig wurde diese von den Privaten Krankenversicherern (PKV) gefordert ›für mehr Vertragsfreiheit, um im Interesse der Versicherten konkrete Qualitäts- und Leistungsstandards mit den Zahnärzten vereinbaren zu können‹.


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

D

ieser Etappensieg ist insbesondere der

Leistungen 70 Prozent teurer – auch für Kassen-

Bundeszahnärztekammer (BZÄK) zu ver-

patienten‹ und führte dann weiter aus: ›Dieses

danken, deren Vertreter zu jeder Zeit

höhere Kostenniveau betrifft bei weitem nicht

kompetent, sachlich und auf der Basis solider

nur die etwa 9 Millionen Privatversicherten,

Daten diskutierten und argumentierten. Ziel-

sondern auch alle rund 70 Millionen gesetzlich

setzung in allen Diskussionsrunden war der Er-

Versicherten.‹ Diese Aussage war Deutschlands

halt sowie die Stärkung eines vertrauensvollen

›Volkszeitung Nr. 1‹ sogar eine Headline auf der

Arzt-Patienten-Verhältnisses. Um dieses zu er-

Titelseite wert. Dort war zu lesen: ›Zahnärzte

reichen und langfristig zu stabilisieren, sind

wollen 70 Prozent mehr Honorar!‹

nach Ansicht der BZÄK zwei grundlegende Dinge notwendig: zum einen ein Gebührenverzeichnis,

Die PKV-eigene Zeitschrift schlug in die gleiche

das Behandlungen ermöglicht, die dem wissen-

Kerbe: ›Es ist im Interesse von 80 Millionen Versi-

schaftlichen Stand der Zahn-, Mund- und Kiefer-

cherten in Deutschland, dass bei der Reform der

heilkunde sowie den gängigen Qualitätsstan-

Gebührenordnung für Zahnärzte vor allem die

dards entsprechen. Zum anderen muss ein

Kostenentwicklung berücksichtigt wird. Die

Gebührenrahmen existieren, der die betriebs-

Bundesregierung muss Versicherte und Selbst-

wirtschaftliche Realität in den Praxen abbildet.

zahler vor übermäßigen Belastungen schützen und deshalb darauf achten, dass die von ihr in

Diese Argumente stießen seitens der Privaten

der laufenden Wahlperiode beabsichtigte Re-

Krankenversicherung auf wenig Verständnis.

form der Gebührenordnung für Zahnärzte nicht

Die PKV sieht sich auf dem Weg vom ›Payer‹ zum

zum Kostentreiber wird. /…/ Denn zur Stärkung

›Player‹ und sie versteht sich neuerdings als In-

der Patientenautonomie gehört zwingend auch

teressensvertreter für alle Versicherten in

die Sicherung einer qualitativ hochwertigen

Deutschland – privat und gesetzlich Versicherte.

zahnmedizinischen Versorgung zu angemesse-

Damit will die PKV nicht nur ihre Marktmacht

nen Preisen. Die Politik muss sich bewusst sein,

stärken, sondern auch zum ›Herrscher‹ über

dass eine ausgewogene Weiterentwicklung der

Menge, Preise und Qualität zahnärztlicher Be-

Gebührenordnung für Zahnärzte keine Minder-

handlungsleistungen werden. Um dieses Ziel zu

heitenpolitik wäre, sondern für alle Patienten in

erreichen, lancierte die PKV eine Pressekampa-

Deutschland von zentraler Bedeutung ist.‹

gne, die mehr Polemik als Argumente lieferte und die die alte ›Abzocke-Diskussion‹ gegen

Wie es nun seitens der PKV in Sachen ›Kommuni-

den zahnärztlichen Berufsstand in der Öffent-

kation‹ weitergeht, bleibt abzuwarten - die

lichkeit wieder anheizte.

nächste Runde des Novellierungsprozesses hat bereits begonnen. In den Zahnärztlichen Mittei-

Sowohl Zahnärzteschaft als auch BZÄK sahen

lungen (Ausgabe 1/2011) wurden die möglichen

sich daher im Verlauf der GOZ-Diskussion mit

Folgen einer solch fragwürdigen Strategie tref-

zahlreichen Negativ-Schlagzeilen konfrontiert.

fend auf den Punkt gebracht: ›Auf lange Sicht

Das Wissenschaftliche Institut der PKV prokla-

wird man die Ärzte und Zahnärzte, durch deren

mierte beispielsweise in einer Pressemeldung:

Leistungen man bisher gut überleben konnte,

›Wenn Zahnärzte privat abrechnen, sind die

so sicherlich verlieren.‹

un-plaqued No 18 | 91

//


KANNST DU ERFOLGREICH SEIN? TEXT Reinhard Homma


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Warum sind manche Zahnärzte erfolgreicher als andere? Haben Sie sich diese Frage nicht auch schon einmal gestellt? Welche Antwort haben Sie erhalten? Wollen Sie auch zu den erfolgreichen Zahnärzten gehören?

D

ie erste Frage ist natürlich: Was ist Erfolg?

scheidend an dieses Ziel glauben. Ein weiterer

Die Wörter Erfolg und erfolgreich werden

entscheidender Punkt dabei ist: Dieses Ziel

häufig leichtfertig verwendet, ohne ihre

schriftlich zu fixieren.

Bedeutung zu kennen. Woher wissen Sie als Zahn-

Wenn Sie erfolgreich sein wollen, dann müssen

arzt, ab wann Sie erfolgreich sind? Sind Sie er-

Sie sich auf jeden Fall auf ein konkretes Ziel fokus-

folgreich? Wenn nicht, ab wann sind Sie es? Wenn

sieren. Es ist wie beim Bogenschießen. Sie müssen

ja, woher wissen Sie das?

Spannung aufbauen, das Ziel anvisieren und

Erfolg heißt, zu bekommen, was wir wollen. Glück

dann den Pfeil loslassen. Je mehr positive Span-

heißt, es dann auch genießen zu können. Insofern

nung Sie aufbauen, umso größer ist Ihre Chance,

ist Erfolg eine sehr individuelle Angelegenheit.

das anvisierte Ziel zu erreichen.

Denn wir wollen alle etwas anderes. Eine allge-

Erfolg hat derjenige, der an sich selbst glaubt.

meine Definition von Erfolg gibt es nicht.

Dadurch können Sie die unbegrenzte Macht Ihres Unterbewusstseins aktivieren und positiv nut-

Der individuelle Erfolg hängt in erster Linie vom

zen. Sie können alles erreichen, wenn Sie es wirk-

Grad Ihres Selbstvertrauens ab. Ihr Erfolg nimmt

lich wollen. Also: glauben Sie an sich selbst.

in dem Maß zu, wie Ihr Selbstbewusstsein zunimmt. Selbstbewusstsein – entdecken Sie Ihre

Der Erfolg hat, wie schon Goethe sagte, genau

Persönlichkeit und Ihren Wert.

drei Buchstaben: T U N – tun. Nur wer an sich

Wie gut sind Sie? Überschätzen Sie sich? Sind Sie

selbst glaubt, kann Hindernisse überwinden

unter Umständen sogar besser? Doppelt so gut?

und seine gesetzten Ziele erreichen. Es gibt kei-

Wie viel Potenzial steckt in Ihnen? Sind Sie zu viel

nen Einheitstyp des erfolgreichen Zahnarztes. Es

mehr in der Lage, als sich momentan in Ihrem Le-

gibt auch kein Patentrezept für den Praxiserfolg.

ben zeigt?

Erfolgreiche Menschen weisen unterschiedliche

Solche und ähnliche Fragen sind Grundlage und

Persönlichkeitsmerkmale auf und Sie verwen-

ständiger Bestandteil Ihres inneren Dialoges.

den sehr unterschiedliche Methoden. Bei Unter-

Diese Fragen beeinflussen Ihre Entscheidungen.

suchungen über Erfolgsursachen trat immer

Ist Ihnen bewusst, dass Sie sich diese Fragen nicht

wieder folgender Faktor auf, der dauerhaft er-

nur stellen, sondern auch selber beantworten

folgreiche Menschen von weniger Erfolgreichen

müssen? Ist Ihnen bewusst, wie viel von diesen

unterscheidet: ihre Authentizität: Das bedeu-

Antworten abhängt? Ihre Antworten entschei-

tet: die Stimmigkeit zwischen ihrer veranlagten

den, wie erfolgreich Sie sind und wie viel Lebens-

Persönlichkeitsstruktur und ihrem erlernten

qualität Sie haben.

Verhalten.

Meine Erkenntnis für Erfolg basiert auf zwei Säu-

Erfolgreiche Menschen haben einen ganz per-

len: Ein konkretes Ziel zu haben und ganz ent-

sönlichen Stil und wenden Methoden und Techniun-plaqued No 18 | 93


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Biostrukturanalyse: Die Biostrukturanalyse ist eine Persönlichkeitsstrukturanalyse, die sich seit Anfang der 80er Jahre damit beschäftigt, welche Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen bleibend und welche veränderbar sind. Dadurch kann jeder seine individuellen Chancen und Potenziale kennenlernen. Diese Analyse beschäftigt sich auf naturwissenschaftlicher Basis mit dem Menschen als Konsumenten und seinen Parametern der Entscheidungsfindung und der Motivation zur Entscheidung. Eine besondere Stärke ist der leichte und unmittelbare Praxistransfer im Training.

ken an, die zu ihnen passen. Dadurch wird die

treten, so oder so könnte man sagen: es

Kenntnis der eigenen Persönlichkeit zur ent-

menschelt.

scheidenden Voraussetzung für eine bewusste

Wie schön wäre es, wenn Sie ihre Patienten ver-

Erfolgsstrategie. Die Biostrukturanalyse führt

stehen und ohne menschliche Störungen auf sie

zur bewussten Kenntnis der eigenen Biostruktur.

eingehen könnten. Wie leicht gelängen Ihnen Ge-

Sie ist nicht nur eine grundlegende Vorausset-

spräche, selbst komplizierter Natur, wenn Sie es

zung zur Entwicklung der Authentizität, sondern

schaffen, den Gesprächspartner zu öffnen. Wie

auch die zentrale Basis für den langfristigen be-

verblüffend einfach könnten Sie ihn für sich ge-

ruflichen Erfolg. Mit Hilfe des STRUCTOGRAM®-

winnen – mit einer einfachen Strategie.

Trainings-Systems wird man in die Lage versetzt,

Auf den Punkt gebracht: Sie wollen mit Ihrem

sich die Bedeutung der Authentizität bewusst zu

Umfeld besser auskommen und dadurch mehr

machen und authentisches Verhalten zu realisie-

Spaß bei der Arbeit und mehr Erfolg in der Praxis

ren. Somit kann der psychosoziale Stress mit al-

haben? Mit Menschenkenntnis die Charakterzü-

len negativen Folgen vermieden werden.

ge Ihres Gesprächpartners erkennen und treffend darauf eingehen können? Das Resultat wä-

In Zeiten, in denen Produkte austauschbar sind,

ren harmonische und überzeugende Gespräche

stehen die Kaufmotive Ihrer Patienten im Mittel-

mit ihren Patienten und ihrem Team: Sie verste-

punkt. Begriffe wie Patientenzufriedenheit,

hen sich. Ihr Patient ist offener und bereiter, Pri-

langfristige sowie emotionale Patientenbindung

vatleistungen zu kaufen und eröffnet zusätzli-

und somit die Individualität Ihrer Patienten rü-

ches Umsatzpotential für Ihre Praxis. Mehr

cken in den Fokus Ihres Unternehmens Zahnarzt-

Harmonie in Ihrem Praxisteam verbessert spür-

praxis.

bar das Arbeitsklima und macht Ihre Zahnarzt-

Sie haben in Ihrer Praxis täglich mit Patienten zu

praxis sympathisch und attraktiv. Was wollen Sie

tun, die Ihren zahnärztlichen Rat suchen. Doch si-

noch mehr?

cher kennen Sie das: Manchmal gelingt der Zu-

Die Frage, die sich jetzt natürlich stellt, ist, wie

gang zu ihren Patienten auf Anhieb, manchmal

schaffe ich das?

schlechter und manche sperren sich sogar aus unerfindlichen Gründen. Solche Situationen kön-

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt,

nen auch im Umgang mit Mitarbeiterinnen auf-

was die wesentlichen Beweggründe sind, die Ihre

94 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Patienten antreiben, Privatleistungen in Ihrer

durch das Zusammenspiel verschiedener Hirnbe-

Praxis zu kaufen? Nur wenn Sie diese Frage aus-

reiche bestimmt, deren Gehirnbotenstoffe das

reichend bzw. richtig beantworten können, sind

Verhalten steuern. In der Tabelle findet sich eine

Sie in der Lage, Ihr Verkaufsgespräch patienten-

Kurzdarstellung zu einzelnen Grund- und Kauf-

orientiert und erfolgreich zu führen.

motiven.

Jeder von uns verfügt über eine intuitive Menschenkenntnis, die beim Einen mehr, beim Ande-

Somit stellen wir fest, dass es Gesprächspartner,

ren weniger ausgeprägt ist. Bestimmt haben Sie

also Patienten gibt, welche nur bewährte und er-

schon einmal gehört, dass es sinnvoll ist, die Kör-

probte Produkte kaufen und für die das gute Ge-

persprache des Gesprächspartners zu beobach-

fühl beim Kauf entscheidend ist. Wiederum an-

ten, um daraus Schlüsse für das Gespräch bzw.

dere suchen im Gespräch einen Sparringpartner

das Entscheidungsverhalten des Patienten abzu-

und werden immer nur das Beste und Neueste an

leiten.

Leistungen kaufen. Sie schätzen die Exklusivität. Der dritte Gesprächspartner muss alles ganz ge-

Die Biostrukturanalyse beschäftigt sich seit An-

nau wissen und sucht individuell für sich die per-

fang der achtziger Jahre auf naturwissenschaft-

fekte Lösung. Für die Entscheidung lässt er sich

licher Basis mit dem Menschen. Dabei wird er als

ausreichend Zeit.

Konsument, seinen Parametern der Entscheidungsmotivation und der letztendlichen Ent-

Es gibt also nicht das Argument, das jeden Pati-

scheidungsfindung betrachtet. Durch neueste

enten überzeugt bzw. auf jeden Patienten passt.

Erkenntnisse aus der Hirnforschung wurden

Je besser Ihre Argumente auf die entsprechende

bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen, die ih-

Biostruktur des Patienten abgestimmt sind, des-

ren Patienten für Ihre Praxis berechenbarer und

to stärker sprechen wir seine individuellen Kauf-

planbarer in seinen Entscheidungen machen.

motive an. Somit haben Sie eine größere Chance und machen es ihm leicht, zu Ihrem Angebot JA

Aufgrund der modernen Hirnforschung kennen

zu sagen.

wir die unterschiedlichen Grund- und Kaufmotive der drei verschiedenen Grundstrukturen der

Verkaufserfolg hat drei Ursachen

Persönlichkeit aus der Biostrukturanalyse. Bei jedem ihrer Patienten ist diese Biostruktur un-

1. URSACHE: Die Stimmigkeit von Persönlichkeit

terschiedlich ausgeprägt und somit auch die

und Verkaufsmethode.

Grund- und Kaufmotive.

Die Voraussetzung dafür ist die Selbstkenntnis.

Vereinfacht dargestellt wird die Biostruktur

Denn Sie können nur dann die geeigneten Methoden und Techniken bewusst auswählen, wenn

Hirnbereich

Grundmotiv

Kaufmotive

Stammhirn

Sicherheit

Wohlbefinden

Sie Ihre eigenen Stärken, Schwächen und Begrenzungen kennen. 2. URSACHE: Das Eingehen auf die Eigenart des Patienten, soweit es zu Ihrer Authentizität als Zahnarzt passt.

Zwischenhirn

Wettbewerb

Status

Die Voraussetzung dafür ist die Menschenkenntnis, die auf der Grundlage der Selbstkenntnis erworben werden kann. Automatische Folge von

Großhirn

Erkenntnis

Individualität

Selbst- und Menschenkenntnis ist die Optimierung der Sozialkompetenz. un-plaqued No 18 | 95


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

PATIENT/KUNDE EZ S A C IE H E BE HU NG NE SE B EN E

ZAHNARZT

B

PRODUKT/DIENSTLEISTUNG

3. URSACHE: Eine spezifische Kenntnis der angebotenen Privatleistungen. Die Voraussetzung dafür ist eine Kenntnis, die sich nicht nur auf die Eigenschaften der Privatleistungen beschränkt, sondern die Privatleistungen mit den individuellen Motiven und Bedürfnissen des Patienten in Beziehung setzt. Erfolgreicher Verkauf von zahnärztlichen Privatleistungen setzt somit voraus, die individuellen Motive und die daraus resultierenden Bedürfnisse des Patienten zu erkennen und so für jeden die wirksamsten Argumente und das passende Angebot zu finden. Die Wurzeln für diese Motive liegen stets in irgendeinem Vor-

Kontakt

teil, den sie in der langen Geschichte der Evolution für das Leben brachten.

Reinhard Homma Kommunikations-

Wenn Sie Ihren Erfolg optimieren wollen, müssen Sie in der Lage sein, sich auf

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Ihre verschiedenen Patienten einzustellen. Denken Sie immer daran: Ein Patient,

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der sich verstanden fühlt, ist ein zufriedener Patient. Er wird die angebotenen

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Leistungen in Anspruch nehmen, also kaufen. Außerdem wird er aufgrund einer

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positiv geführten Kommunikation Ihre Praxis weiterempfehlen. Somit erhalten Sie zusätzliches Potential. Voraussetzung für diese professionelle Patienten-

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kenntnis ist jedoch, die unterschiedliche Biostruktur Ihrer Patienten zu erken-

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nen. Mit diesem Wissen können Sie alle Gespräche mit Ihren Patienten optimie-

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Erlernen können Sie dieses Wissen in speziellen Seminaren, die durch die Firma

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96 | un-plaqued No 18

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›WENN ZWEI MENSCHEN IMMER DASSELBE DENKEN, IST EINER VON IHNEN ÜBERFLÜSSIG‹ Winston Churchill

INTERVIEW Ingmar Dobberstein FOTOS anna.k.o.


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Dentaldepots gibt es einige in Deutschland. Große und kleine, manche von ihnen sind bereits in den Universitäten mit eigenen Filialen vertreten. Sie verkaufen, handeln, bewerten und bieten zunehmend auch All in One Lösungen für die Existenzgründung an. Doch wie soll man sich als junger Zahnmediziner für das richtige Depot entscheiden? Wem kann man vertrauen, dass man bei derartig hohen Investitionssummen nicht doch abgezockt wird? Wie finde ich heraus, was ich für meine Praxis brauche und was vielleicht auch unnötig ist? Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Fragen ergeben sich, denn nahezu alle Fragen der Existenzgründung hängen auch unmittelbar mit der Entscheidung für das richtige Dentalhandelsunternehmen zusammen. UN-PLAQUED traf in Berlin die Brüder Ralf und Peter Rohrlack, Geschäftsführer des mittelständigen Dentaldepots Wolf + Hansen und stellten ihnen die Fragen eines jungen Zahnmediziners in der Existenzgründung.

UN-P: Wolf + Hansen Dental-Depot ist ein fa-

ist nicht maßgeblich gewachsen, sondern eher

miliengeführtes Dentaldepot. Was unter-

rückläufig, im Gegenzug gibt es immer mehr

scheidet ein Familienunternehmen von den

Zahnarztpraxen. Vor allem in den Großstädten

großen Depotketten und gibt es überhaupt

hat sich dadurch ein Verdrängungswettbewerb

Unterschiede?

entwickelt, den man erstmal durchhalten muss.

RR: Grundsätzlich haben wir als inhabergeführ-

Dazu ist es dringend erforderlich, sich mit be-

tes Familienunternehmen den Anspruch, unsere

triebswirtschaftlichen

Kompetenz am Markt zu verwenden, um unsere

Methoden auseinander zusetzen.

zahntechnischen und zahnärztlichen Kunden

Über Jahrzehnte hinweg hat sich in der Ausbil-

vor allem im betriebswirtschaftlichen Bereich

dung der Zahnmediziner kaum etwas verän-

und durch die präzise Kenntnis des Marktes in

dert, was für uns ein absolutes Phänomen ist. Es

die Lage zu bringen, sich von ihren Wettbewer-

gibt nur wenige Branchen, die derartig auf die

bern abzusetzen. Hier sehen wir unseren

Selbstständigkeit orientiert sind, die Absolven-

Schwerpunkt, gerade im Vergleich zu großen

ten aber in keiner Weise mit dem Markt oder

Ketten. Dort liegt der Anspruch eher bei der

Markterfordernissen

Quantität als der Qualität und es steht der Ab-

Man muss also davon ausgehen, dass der junge

satz im Vordergrund. Das ist zum Teil sehr einsei-

Zahnmediziner auf sich allein gestellt ist und

tig, aber andererseits auch logisch, weil auslän-

mehr oder weniger von der Wahl seiner Berater

dische Investoren auf ihren Shareholder Value

abhängig ist. Am Ende entscheidet deren Quali-

achten.

fikation und Qualität dann über den Erfolg und

und

marktgerechten

konfrontiert

werden.

das Schicksal der Praxis. Unser Anspruch ist ein völlig anderer – wir möchten hier an unserem Standort Deutschland

PR: Unser Ansatz ist, dass wir Hilfe zur Selbsthil-

auch unsere soziale Verantwortung wahrneh-

fe geben. Deshalb beginnen wir schon bei den

men und das beispielhaft unseren zahnmedizi-

Jüngsten in der Zahnmedizin, bei den Studen-

nischen Kunden vorführen. Das hört sich viel-

ten, um ihnen vor dem Schritt in die Selbstän-

leicht sehr global an, ist es aber nicht. Wir haben

digkeit zu verdeutlichen, worauf es ankommt

festgestellt, dass über die Jahre hinweg der

und was wichtig ist. Wir wollen, dass sie weni-

Wettbewerb immer härter geworden ist, auch

ger auf Berater hören, sondern sich selbst mit

in der zahnärztlichen Branche. Die Bevölkerung

der Materie auseinander setzen, sich selbst un-plaqued No 18 | 99


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Wissen aneignen und dadurch logische Schluss-

Bevor wir über den Preis nachdenken, denken

folgerungen ziehen. Ob Zahnmediziner oder

wir über den Nutzen nach.

nicht, Unternehmer wird man, indem man etwas unternimmt und das mit Leib und Seele

PR: Das ist unsere Nische: wir können die Kun-

lebt. Es steht und fällt alles mit der Identifikati-

den qualifiziert, kreativ und kompetent bera-

on. Erfolg stellt sich nur durch Wissen ein und

ten. Zum Beispiel wird in zahnärztlichen Praxen

die Sicherheit, dass das erworbene Wissen am

viel Aufhebens um die Einkäufe von Verbrauchs-

Markt umsetzbar ist.

materialien gemacht. Aber diese Dinge sind Standard und für uns als Unternehmer ist es

UN-P: Früher gab es mehr familiengeführte

selbstverständlich, nur Spitzenqualität einzu-

Unternehmen. Durch den harten Wettbe-

kaufen. Natürlich wollen wir einen marktge-

werb sind viele von größeren Firmen auf-

rechten Preis für unsere Arbeit, doch jedem

gekauft worden. Was ist ihr Rezept, dass

sollte klar sein, dass exzellente Beratung und

sie sich auch heute immer noch der Unab-

Service eben auch ihren Preis haben.

hängigkeit erfreuen?

Wenn man das ins Verhältnis setzt mit dem Wis-

RR: Manchmal muss man sich gegen den Trend

sen, dass eine durchschnittliche Zahnarztpraxis

des Marktes bewegen. Wir haben eine Nische

viereinhalb bis maximal fünf Prozent des Um-

gefunden und diese positiv für uns ausgebaut.

satzes für Materialien ausgibt, fragt man sich

Beispielsweise suggeriert die aggressive Wer-

schon, warum um den Materialeinkauf so ein

bung mancher Elektronik-Märkte Slogans wie

Theater gemacht wird. Wir sind der Meinung,

›Geiz ist Geil‹. Der Preis allein wird in den Vor-

dass derjenige auf dem Holzweg ist, der glaubt,

dergrund gestellt, ohne dabei zu bedenken,

er könne von den viereinhalb noch mal weitere

wie heutzutage Erträge und Margen erzielt

fünf Prozent einsparen und damit sein Unter-

werden, wenn ständig suggeriert wird, man

nehmen sichern. Hier sind andere Methoden

müsse so günstig wie möglich einkaufen. Das

gefragt und zwar exzellente betriebswirt-

geht zu Lasten des Einkommens und der Situati-

schaftliche und qualifizierte Beratung und das

on der Beschäftigten. Das ist eine Philosophie,

bieten wir.

die es in Deutschland lange Zeit nicht gegeben hat. Für uns war immer wichtig, sich auf die

RR: Ein weiteres Beispiel: Ein Zahnarzt emp-

grundlegenden Tugenden unserer Gesellschaft

fiehlt seinen Patienten, einmal im Quartal die

und die Tugenden der Kaufleute zu besinnen.

Zahnbürste zu wechseln. Eine durchschnittliche

100 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Zahnarztpraxis hat ungefähr 2.000 Patienten.

als Unternehmer und auch als Führungskräfte

Wenn sie bei uns eine Zahnbürste einkaufen, die

an Ideen ausdenken, auch präzise kommunizie-

der Zahnarzt exklusiv und wettbewerbsfrei im

ren und das in angemessener Zeit. Gerade diese

Verhältnis zu Discountern und Apotheken be-

Ideen und Ansätze müssen auch von unseren

kommt, dann erzielt er mit dem Verkauf eine

Mitarbeitern verstanden und diskutiert wer-

Marge von einem Euro, summa summarum sind

den. Wir haben festgestellt, dass wir innerhalb

das 8.000 Euro zusätzlicher Gewinn vor Steuern.

unserer Belegschaft ein wahnsinniges Potential

Daran sehen sie, wie einfach der Ansatz eigent-

an kreativen Ideen haben. Diese Kommunikati-

lich ist: Wir denken nicht in der betriebswirt-

on innerhalb des Unternehmens hat dazu ge-

schaftlichen Abwärtsspirale – zum Sterben ver-

führt, dass wir in regelmäßigen Zyklen Räume

urteilt sparen, sondern wir suchen nach

erschaffen, um diese Potentiale nicht nur zu ent-

logischen, einfachen Lösungen, die Praxen er-

decken, sondern auch die daraus gewonnenen

folgreich und sicher gegenüber ihren Wettbe-

Ideen schnell umzusetzen und zügig an den

werbern zu machen.

Markt zu bringen. Dazu gehört ebenso, dass wir uns von unseren Kunden hinterfragen lassen

UN-P: Welchen Wert legen sie auf die Kom-

und diese Konzepte auch mit ihnen diskutieren.

munikation mit Ihren Kunden und den Mit-

Wir nehmen uns viel Zeit dafür und haben mit

arbeitern im Unternehmen?

unseren Kunden regelmäßige Treffen einge-

RR: Für uns ist Kommunikation etwas Alltägli-

führt, bei denen man in Ruhe derartige Themen

ches, aber da fragen sie am besten unsere Kun-

besprechen kann. Denn hier geht es in der Regel

den. Im Ernst, Kommunikation steht bei uns an

nicht um kurz-, sondern eher um langfristige

allererster Stelle. Sie fängt im eigenen Unter-

Planungen, die dann von entscheidender Wir-

nehmen an. Es ist wichtig, dass das, was wir uns

kung sind. un-plaqued No 18 | 101


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

UN-P: Kommunikation heißt auch, etwas

ben wir erkannt, dass wenn man Federn lässt,

gemeinsam zu machen oder auch gemein-

dies nicht wegen schlecht ausgebildetem oder

sam ein Problem zu lösen. Sie machen den

qualifiziertem Personal, sondern aufgrund

Eindruck, dass sie nicht mit fertigen Ideen

mangelnder Kommunikation geschieht. Auch

an die Kunden herantreten, sondern mit

wir haben uns deshalb coachen lassen, um die

den Kunden gemeinsam versuchen, etwas

Gesamtbelegschaft im Bereich der Kommunika-

zu entwickeln.

tion weiter zu entwickeln. Mangelhaft mitein-

RR: Ja, das ist in der Tat so. Wir sind Kaufleute

ander zu reden ist der Punkt, wo die größten

und keine Zahnärzte. Wir entwickeln Ideen,

Fehler gemacht werden und die meisten Rei-

aber die Umsetzbarkeit und der Erfolg sind da-

bungsverluste entstehen.

von abhängig, inwiefern der Kunde, diese Ideen auch nachvollziehen und leben kann. Im Grunde

RR: Wir haben uns als mittelständisches Famili-

genommen legen wir den Ball vor und er bringt

enunternehmen entwickelt und sind so vor 12

ihn ins Tor. Das ist ein gegenseitiges Upgraden,

Jahren an den Start gegangen. Zwar waren wir

permanent. Wir sind dabei genauso auf die In-

vorher schon qualifizierte Fachleute, aber logi-

formationen von unseren Kunden angewiesen,

scherweise keine Unternehmer. Wir haben uns

die ja Ihre Bedürfnisse widerspiegeln. Das ist

im Laufe dieser Zeit viel entwickelt. Dabei war

ein Dialog, der über Jahre entstanden ist und

jeder Tag und jede Woche eine neue Herausfor-

bei dem wir großes Interesse haben, ihn weiter

derung. Das bedeutet zwangsläufig, dass Fehler

auszubauen.

gemacht werden. Wir haben uns immer wieder hinterfragt und dem Wieso-Weshalb-Warum

PR: Kommunikation ist für uns ein Kernthema,

gestellt. Was uns heute wirklich Spaß macht, ge-

auch innerhalb der Firma. Schon vor Jahren ha-

rade mit den jüngeren Zahnmedizinern und den Existenzgründern ist, dass wir die Fehler, die wir selbst gemacht haben, reflektieren können. Wir reden darüber und können so vermeiden, dass die Fehler von ihren Kollegen gemacht werden. Letztlich sind wir ein gutes Beispiel dafür, wie man sich als kleines Familienunternehmen gesund am Markt entwickeln kann. Zu einer Zeit, in der Prozesse der Konzentration von großen Gruppen an jeder Ecke stattfinden. Trotzdem den Weg zu finden, wie man erfolgreich sein und wachsen kann, ist eigentlich auch das, was wir unseren Kunden auf den Weg geben wollen. Für uns ist es mittlerweile ein Selbstverständnis, dass man mit der inneren Einstellung, dem richtigen Konzept und dem richtigen Partner an der Seite erfolgreich sein wird. UN-P: Wir funktioniert Ihre Zusammenarbeit als Brüder? PR: Eigentlich relativ simpel. Ich betrachte unsere Firma wie ein gemeinsames Kind, das vor 12 Jahren auf die Welt kam. Seit der Geburt unse-

102 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

res Kindes ist es an uns, dafür zu sorgen, dass

nehmen erfolgreich weiterzuführen oder noch

dem Kind der Weg geebnet wird und es sich per-

erfolgreicher zu machen. Wir bemühen uns

manent weiterentwickeln kann. Das Wohlerge-

sehr, im Einzelfall auch unsere eigenen positi-

hen unseres Kindes ist unser gemeinschaftliches

ven Erfahrungen ins Feld zu führen. Die Ent-

Ziel. Selbstverständlich muss man dazu gele-

scheidung liegt dann aber bei den Zahnärzten.

gentlich seine eigenen Interessen zurückstellen.

Die Konzentrationsentwicklung, die im Dental-

RR: Mein Bruder und ich sind charakterlich et-

handel bereits seit Jahren stattfindet und die

was unterschiedlich. Ich bin der etwas ungedul-

unser Wirtschaftssystem immer mehr be-

dige, impulsivere von uns beiden. Er ist der ruhi-

stimmt, geht auch an der Zahnmedizin nicht

ge, sachliche, überlegte Typ. Das heißt, wir

vorbei. Wenn auch heute noch die Einzelpraxis

ergänzen uns in dieser Hinsicht ziemlich gut.

dominiert, werden zunehmend mehr Gemein-

Churchill hat das mal ganz gut beschrieben, in

schaftspraxen gegründet. Die Gründe hierfür

dem er sagte: ›Wenn zwei Menschen immer das-

liegen besonders im geteilten Risiko und mehr

selbe denken, ist einer von ihnen überflüssig‹.

Freiheiten in der Lebensplanung. Es ist sehr schade, wenn dies dann in den Familienunter-

UN-P: War das schon immer so oder mussten

nehmen nicht zustande kommt, da eigentlich

sie sich erst dahin entwickeln?

alle Seiten nur profitieren können. Die ältere

RR: Wir mussten uns sicherlich erst dahin entwi-

Generation bringt die Erfahrung und Ruhe mit,

ckeln, aber nicht dadurch, dass wir uns die Köpfe

während die jüngere Generation neue Ideen

eingehauen haben, sondern dass wir mit der

und zukunftsorientierte Konzepte einbringt.

Aufgabe gewachsen sind. Wir hatten das große

Wir sind bemüht, diesen Verjüngungsprozess

Glück und konnten uns gemeinsam mit unseren

auch im eigenen Unternehmen zu halten und

Kunden und dem Markt so entwickeln. Und wir

ebenso bei unseren Kunden zu fördern. Das ist

haben frühzeitig erkannt, dass es wichtig ist, die

heute eine demographische und unternehme-

eigenen Schwächen zu erkennen und die Stär-

rische Voraussetzung und deshalb spielen die

ken entsprechend herauszuarbeiten. So haben

jungen Zahnärzte für uns eine ganz entschei-

wir das innerbetriebliche auf die Säulen Be-

dende Rolle.

triebswirtschaft und technische Fachkompetenz gestellt. Ich bin eher für den kaufmännisch-

UN-P: Sehen Sie Unterschiede im Investiti-

fachlichen Teil und mein Bruder für den

onsverhalten und der Herangehensweise

technisch-fachlichen Teil verantwortlich.

an den Aufbau einer Praxis zwischen jungen und etablierten Zahnärzten?

UN-P: Wie beurteilen Sie aufgrund ihrer ei-

PR: Teilweise. Wir stellen fest, dass es bei den

genen Erfahrungen und ihrer Beobachtun-

jungen Zahnärzten einen Trend zu technisch

gen bei Praxisgründungen die Vor- und

hochwertigen und innovativen Praxisausstat-

Nachteile von Generationen übergreifenden

tungen gibt. Auch die Bereitschaft, sich ent-

Familienpraxen?

sprechend zu beraten und schnell zu entschei-

RR: Das kann man nicht so einfach beurteilen.

den, ist sehr hoch. Das ist bei Älteren nur

Das hängt von den Gegebenheiten ab und ist

teilweise so gegeben. Vielleicht ist das eine ur-

von Fall zu Fall unterschiedlich. Wenn Eltern er-

eigene deutsche Mentalität, dass viele unserer

folgreich ein Unternehmen gegründet haben

Mitmenschen erstmal abwarten, wie sich eine

und die Voraussetzungen geschaffen wurden,

Sache etabliert und welchen Erfolg der Kollege

dass der Nachwuchs auch diesen Weg einschlägt,

damit hat, bevor sie auf den Zug aufspringen.

ist es ein Jammer, wenn Jung und Alt keinen Weg

Außerdem ist der Großteil der deutschen Pra-

zusammenfinden, um gemeinsam dieses Unter-

xen sehr gut aufgestellt und hat derzeit keinen un-plaqued No 18 | 103


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

echten Investitionszwang. Das ist bei den jun-

noch dran hängt. Das heißt, sich vom ersten Tag

gen Zahnärzten anders, unter Umständen sind

an selbst mit seiner Stadt, seinem Standort und

die schon allein gezwungen, derart innovative

der Bevölkerung im Umfeld intensiv auseinan-

Investitionen zu tätigen, um sich vom Wettbe-

derzusetzen. Diese Arbeit wird das sein, womit

werb abzuheben.

man die nächsten Jahrzehnte sein Brot verdient und den Tag verbringt. Darum ist es so wichtig,

UN-P: Das Thema Praxisgründung ist sehr

sich damit zu identifizieren. Je mehr man sich

komplex und bedarf vieler Vorbereitun-

damit identifiziert und sich selbst mit Informati-

gen. Was würden Sie jungen Zahnärzten

onen versorgt, um so weniger ist man auf die

auf den Weg geben, wenn sie sich nieder-

Auswahl von Beratern angewiesen. Wir achten

lassen wollen?

darauf, schon beim Erstkontakt unsere Kunden

RR: Wie sie schon sagten, es ist ein sehr komple-

dafür zu sensibilisieren, von Anfang an mit Lei-

xes Thema und hier werden die meisten Fehler

denschaft und Logik an die Praxisgründung zu

gemacht. Grundlegend ist festzustellen: wir

gehen.

können jedem nur empfehlen, bei der Auswahl der Berater wirklich präzise zu sein und sich nur

UN-P: Verstehe ich Sie richtig: man sollte

die besten Empfehlungen zu holen. Und noch

nicht zu viel abgeben, sondern mehr selbst

eines: logisches Denken und die Tatsache, sich

gestalten?

mit dem Bild des Unternehmers konkret ausei-

PR: Wenn es sinnvoll ist, abzugeben, dann sollte

nanderzusetzen. Wenn man den Wunsch hat,

man auch abgeben. Wir sind Dental-Kaufleute

sich selbständig zu machen, bedeutet das auch,

und haben ausschließlich mit Zahnmedizinern

diesen Beruf mit Leidenschaft auszuführen,

und Zahntechnikern zu tun. Wir haben mittler-

nicht nur als Angestellter am Patienten, son-

weile ein so spezialisiertes Know How in unserer

dern auch als Unternehmer, mit allem, was da

Firma und unserer Belegschaft und entwickeln

104 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

uns permanent weiter. Wir liefern Instrumente,

aus- wenn nicht sogar überbucht und werden

Verbrauchsmaterialien und Geräte in der abso-

dementsprechend sehr gut angenommen.

luten Spitzenklasse hier in Deutschland. Dennoch kommt keiner von uns auf die Idee, in die

UN-P: Philosophisch gibt es bei Zahnarzt-

Praxis zu marschieren und einen Vorschlag zur

praxen unterschiedliche Ansätze. Die ei-

Behandlung zu machen oder sie sogar selbst in

nen fokussieren sich auf die schnelle Krone

die Hand zu nehmen. Was ich damit sagen will,

und die Quantität der Patientenzahlen, die

ist, es kommt wirklich darauf an, wie viel man

anderen konzentrieren sich auf langfristige

selbst machen kann, was logisch ist und was man

Bindung zu den Patienten und die Betreu-

tatsächlich abgeben muss.

ung ganzer Familien ein Leben lang. Analog dazu: Wo ordnen Sie sich und ihren Um-

UN-P: Mittlerweile umfassen die Dienstleis-

gang mit den Kunden ein?

tungen Ihres Depots auch Schulungen vor al-

RR: Wir bemühen uns, aus der Sicht des Kunden

lem für Zahnärzte. Warum machen Sie das

zu denken und haben dabei auch den Patienten

und wie wird dieses Angebot angenommen?

im Kopf. Gelingt es uns, diese Philosophie unse-

RR: Wir sind durch einen simplen Prozess darauf

ren zahnärztlichen Kunden zu vermitteln und

gekommen, die Fluktuation der Mitarbeiter in

gemeinsam an deren Erfolg zu arbeiten, dann

den Praxen und Laboren. Wir haben festgestellt,

sind wir genauso erfolgreich. Das ist eine

dass es vor allem im betriebswirtschaftlichen

grundlegende Philosophie in unserem Hause.

Bereich mit dem Wissenstransfer in den Praxen

Die so genannten Bestandskunden genießen

problematisch wurde. Bei einer Existenzgrün-

bei uns ein außerordentliches Ansehen. Wir

dung wurde das komplette Personal und auch

reißen nicht vorne etwas auf, was hinten wie-

die Inhaber in die Lage versetzt, ein hervorra-

der runter fällt. Was uns erfolgreich gemacht

gendes Wissen, egal in welchem Bereich, zu ha-

hat ist die Tatsache, dass wir über Jahre und

ben. Was sich nicht vermeiden lässt, sind Fluktu-

Jahrzehnte hinweg loyal unsere Kunden be-

ationsprozesse. In vielen Fällen wird vergessen,

treuen. Jeder Bestandskunde war früher ja

das neue Personal auf das gleiche Wissensniveau

auch einmal Existenzgründer. Beide Gruppen

zu versetzen, was zwangsläufig negative Auswir-

sind für uns wichtig.

kungen hat. Das haben wir bei Zeiten erkannt

Es gibt ein schönes Sprichwort: ›Wer nicht mit

und wollten dem entgegen wirken. Deshalb bie-

der Zeit geht, geht mit der Zeit.‹ Dem müssen

ten wir grundlegende organisatorische Semina-

wir uns ebenso anpassen. Aus dem Grunde

re an, damit sich auch die Praxisinhaber perma-

kommt es darauf an, ein für beide Seiten zeit-

nent orientieren und hinterfragen können. Und

gemäßes und individuelles Angebot schaffen.

dann gibt es ein paar Klassiker, bei denen wir das Personal im laufenden Prozess immer wie-

PR: Wie schon am Anfang gesagt, ist es unser

der neu schulen. Im Sinne einer Qualitätssiche-

klares Ziel, für unsere Kunden zu arbeiten und

rung haben wir ein Full-Service-Angebot im Be-

den Kunden ein Leben lang zu begleiten. Auch

reich der Schulung und Fortbildung in den

wir werden irgendwann in den Ruhestand ge-

Praxen.

hen und über diesen Punkt hinaus sollen die Kunden und nachfolgenden Generationen vom

PR: Wir bauen unser Angebot ständig und nach

Wolf + Hansen Dental-Depot weiterhin betreut

strenger Rücksprache mit den Praxen und Labo-

werden. Durch unsere Nachfolger und unsere

ren aus, so dass wir zielorientiert Dinge anbieten

jüngeren Generationen.

können, die tatsächlich am Markt nachgefragt werden. Dadurch sind unsere Seminare ständig

Vielen Dank für das Interview! un-plaqued No 18 | 105

//


DIE CHANCE FÜR DEN ERSTEN EINDRUCK TEXT Robert Köhler

S

tellen wir uns folgende Situation vor: Su-

nem Bewertungsportal findet sie sogar einige

sanne (*Namen und Handlung fiktiv) pla-

positive Empfehlungen. Nach wenigen Minuten

gen seit einigen Tagen leichte Zahn-

füllt sie ein Online-Terminformular aus und

schmerzen. Da sie nach ihrem Umzug noch

schickt es an ihre favorisierte Praxis.

keinen festen Zahnarzt hat, schaut sie sich zunächst einmal in ihrer näheren Umgebung um.

Kurz darauf erhält sie eine Bestätigungs-Email

Auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause

und am nächsten Tag findet sie in ihrem Brief-

kommt sie an drei Zahnarztpraxen vorbei, dass

kasten Post aus der Praxis. Auf einem im pas-

heisst zunächst einmal fallen ihr die Praxisschil-

senden Layout gestalteten Briefbogen wird sie

der an den Hauseingängen auf. Nur eines ist auf-

an ihren Termin erinnert und ein Praxisflyer

fälliger und größer gestaltet, es hebt sich ange-

liegt bei. Susanne freut sich auf ihren Termin.

nehm von den typischen Arztpraxisschildern

Wenige Tage später wird sie in der Praxis

ab. Zudem enthält es ein ansprechendes Logo

freundlich von einer Mitarbeiterin begrüßt und

und die Angabe zur Internetadresse. Zuhause

ins Wartezimmer begleitet. Dort kann sie sich

angekommen, setzt Susanne sich an ihren Lap-

Zeitschriften ansehen oder über weitere Praxi-

top und gibt ›Zahnarzt Prenzlauer Berg‹ in die

sangebote informieren, denn Flyer zu verschie-

Suchmaschine ein.

denen zahnmedizinischen Themen liegen bereit. Kaffee und Wasser machen Ihr den

Sofort erscheinen mehr als zehn Zahnarztpra-

Aufenthalt sehr angenehm.

xen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Auch der, dessen Praxisschild ihr aufgefallen war, ist

Nach einer kurzen Wartezeit wird Susanne na-

darunter. Sie schaut sich drei Webseiten genau-

mentlich von ihrem Zahnarzt begrüßt und ins

er an. Am meisten interessieren Sie die Ärzte,

Besprechungszimmer geleitet...

das Team und das Ambiente der Praxis. Auf ei-

Website

Zeitungs­anzeige

Praxisschild

Gelbe Seiten

Untersuchung der Stiftung Gesundheit (2008) 106 | un-plaqued No 18

5,3%

14,2%

19,7%

25,4%

35,5%

Wodurch werden Neupatienten neben dem Empfehlungsmarketing zuerst auf eine Praxis aufmerksam?

Sonstige


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Fällt Ihnen hier etwas auf? Bis die Patientin auf Sie, den behandelnden Arzt und

Die Broschüre

Praxisinhaber, stößt, hat sie sich bereits über mehrere Ebenen (Praxisschild,

BAUSTEINE FÜR

Website, Printmedien, Mitarbeiter) eine Meinung über Ihre Praxis gebildet. An

IHREN ERFOLG

all diesen Punkten hat bereits Kommunikation stattgefunden. Oder eben auch

ist unter folgender

nicht oder unzureichend: das Praxisschild, dass sich nicht von anderen abhebt

Adresse erhältlich:

oder die nicht existente Website sind bereits Ausschlusskriterien; derjenige Arzt kommt gar nicht in die Lage, sich persönlich mit dem Patienten zu beschäf-

nexilis verlag GmbH

tigen und ihn von seinen Fähiugkeiten überzeugen zu können.

Landsberger Allee 53 10249 Berlin

Die gute Nachricht: Sie können die meisten dieser Kommunikationspunkte steu-

030/39022450

ern und beeinflussen. Kommunikation bezeichnet den Austausch von Informati-

www.nexilis-verlag.

onen zwischen zwei oder mehreren Personen. Im Idealfall sind Sie der Sender

com

und der Patient Empfänger. Wie unser Beispiel Susanne zeigt, kann Ihre Bot-

info@nexilis-verlag.

schaft im günstigen Fall schon zu einem frühen Zeitpunkt an den Empfänger ge-

com

langen. Der Patient fasst dann Vertrauen wenn sich sein erster positiver Eindruck auch beim zweiten und dritten Kontakt (Internet, Brief, Praxis) bestätigt. Kommunikation findet an vielen Orten statt, für den Ersteindruck vor allem außerhalb Ihrer Praxis. Wenn Sie also nach dem Streichen Ihrer Praxisräume alle weiteren Maßnahmen nach hinten verschieben, verzichten Sie auf einen Großteil an potenziellen Neupatienten. Die Investitionen in einige Marketingmaßnahmen gehören genauso zum Aufbau einer Praxis wie die Behandlungseinheit. Planen Sie das doch einfach von Anfang an mit ein.

//

un-plaqued No 18 | 107


BRAUCHT ZAHNMEDIZIN KOMMUNIKATION? TEXT David Rieforth

Wenn man Hans-Uwe L. Köhler, dem Zahnarzt-Coach, Glauben schenkt, ist die Kommunikation ein zentraler Bestandteil einer erfolgreichen Zahnheilkunde. Im Bereich der Medizin und Psychologie lässt sich dieses leicht nachvollziehen. Hier ist Kommunikation als integraler Bestandteil der Behandlung weitestgehend akzeptiert. In der Zahnheilkunde sieht dies anders aus – hier scheinen technische und handwerkliche Aspekte im Vordergrund zu stehen.


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

F

ür eine erfolgreiche Behandlung wird von den Patienten in den meisten Fällen geduldiges Offenhalten ihres Mundes erwartet, Kommunikation ist aus Sicht

vieler Zahnärzte zeitintensiv und lässt sich nicht abrechnen. Schaut man sich die Ausbildung an den Hochschulen zum Thema Kommunikation an, wird schnell deutlich, woher die Defizite stammen. Dass ein erfolgreicher Dialog nicht nur für die Patientenzufriedenheit wichtig ist, sondern auch für den Umsatz in der eigenen Praxis, erkennen viele erst sehr spät. Diesen Zusammenhang zu verstehen und sich diesbezüglich weiterzubilden, erhöht auch die eigene Zufriedenheit, nicht nur durch steigende Umsatzzahlen. Hans-Uwe L. Köhler versteht es auf eindrucksvolle Weise in seinen Seminaren diese Aspekte aufzugreifen und vielschichtig darzustellen. Seit nunmehr elf Jahren lassen sich interessierte Zahnmediziner in Ischgl in familiärer Atmosphäre von Herrn Köhler begeistern. Am Anfang der Veranstaltung stand der Appell zur Veränderung – verbildlicht durch die Fabel ›Die Mäusestrategie‹ von Spencer Johnson und oft verwendet in der Schulung von Managern. Die Definition der persönlichen Ziele und die Erstellung eines Maßnahmenkataloges sollten die Teilnehmer die Woche über begleiten und den persönlichen Nutzen maximieren. Marketing-Strategien und Denkanstöße zur Positionierung der eigenen Praxis spielten im zweiten Teil der Veranstaltung eine Rolle. Besonders die Begeisterungsfähigkeit und die Gabe Köhlers die Teilnehmer auf Gedankenreisen mitzunehmen, machten das Seminar ›Strategische Praxisorganisation und –planung‹ zu einer interessanten und lehrreichen Veranstaltung. In den Pausen und an den Abenden konnte konnte das Erlernte in ruhiger Atmosphäre und in Einzel- und Gruppengesprächen verarbeitet und reflektiert werden. Die Gruppendynamik wurde durch zahlreiche besondere Unternehmungen wie das Nachtrodeln gefördert, die vom sympathischen Team der Internationalen Fortbildungsgesellschaft (IFG) organisiert wurden. Insgesamt eine sehr gelungene und komplexe Fortbildungswoche, die sowohl jungen Zahnärzten und Praxisgründern, als auch etablierten Kollegen sehr zu empfehlen ist.

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EXISTENZGRÜNDUNG AUF MALLORCA? – wie man im Netzwerk kommuniziert!

TEXT Ingmar Dobberstein FOTO Benjamin Joerss

Wenn es an die Existenzgründung als Zahnmediziner geht, sind nicht nur die hohen Investitionskosten ein Grund für ein wohlüberlegtes Vorgehen. Für lange Zeit bindet man sich und seine Existenz an einen Ort, Praxispartner, Menschen und potentiellen Patienten aus der Umgebung sowie zahlreiche Investitionshelfer wie Banken, Depots und Versicherungen. Nicht zuletzt verbindet jeder Existenzgründer mit dieser Entscheidung den Wunsch, seinen Beruf erfolgreich, aber auch glücklich für eine lange Zeit ausüben zu können.

D

ie Liste der Punkte, die es bei der Existenzgründung zu beachten gilt, ist lang. Ort, Praxisgröße, Konzept, Spezialisierung, Übernahme, Neugründung, Einzelpraxis, Partnerschaft, Investitionsvolumen, Finanzierung,

Personal, Fortbildung, Design, Geräte u.v.m.. Es wäre kein Wunder, wenn einem bei der konkreten Auseinandersetzung mit diesen Themen etwas schummrig werden würde, stehen bei der Erfüllung des Wunsches nach beruflicher Unabhängigkeit gerne 300.000 € Investitionssumme und ein großer Haufen Verantwortung auf dem Plan. Der normale Zahnmediziner, der während seiner universitären Ausbildung keinerlei wirtschaftliche Grundausbildung genossen hat, nun aber von allen Seiten zu hören bekommt, dass er alsbald ein vollwertiger Unternehmer sein muss, kann gar nicht anders, als hier auf Berater zurück zu greifen, die ihn oder sie auf diesem Weg in eine erfolgreiche Existenz begleiten. Im Normalfall beginnt die Auseinandersetzung mit dem Thema in einem der zahlreichen Existenzgründungsseminare, die von zahlreichen Firmen angeboten werden. Doch wem kann man hier vertrauen? Alle Mitspieler des Systems behaupten, hier die entsprechende Kompetenz zu haben – die Banken, die das Geld geben, Versicherungen, die das Risiko absichern, Dentaldepots, die Geräte und Einrichtung liefern oder die Unabhängigen, die Fäden zu allen Mitspielern stricken können. Woran erkennt man, dass das Versprochene eingehalten werden kann und sich hehre Absichten hinter diesen Experten verbergen? Viele Fragen und Gründe, die UN-PLAQUED dazu veranlasst haben, sich ein neues Konzept der Existenzgründungsseminare, das Pilotprojekt Mallorca inDENTive anzuschauen. Ende September diesen Jahres begleiteten wir 39 Teilnehmer,

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FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

vornehmlich junge Zahnmediziner in der Assistenzzeit oder unmittelbaren Gründungsphase auf eine fünftägige Reise nach Cala Ratjada im Norden Mallorcas. Im Schlepptau hatten sie nicht weniger als 18 Referenten für die anstehenden zweieinhalb Tage Intensivseminar, die unter der Leitung der Existenzgründungsberater Tim Kelling und Kjell Kröger aus Lübeck zusammen gekommen waren. Dabei war schon das Spektrum dieser Referenten der Komplexität des Themas Existenzgründung würdigend, da neben spezialisierten Zahnärzten und einem MKG Chirurgen Steuerberater, Depotvertreter, Anwälte, Versicherungsvertreter, Computerspezialisten, Marketingberater und Banker mit von der Partie waren. Den Auftakt der Veranstaltung machten die fachlichen Spezialisten. Das Ehepaar Dr. Thesmer, beide als spezialisierte Endodontologen in verschiedenen Praxen tätig, machte Mut zur Spezialisierung. Gerade weil viele junge Absolventen ihren Weg in der chirurgischen Weiterbildung sehen, wurde die Diskussion Wurzelkanalbehandlung vs. Implantat, sowie die Konzepte einer überweiserbasierten Praxis mit viel Leidenschaft geführt. Auch berichteten beide sehr ehrlich über ihre Erfahrungen mit Praxispartnerschaften, die keineswegs immer reibungslos verliefen. Mit ihrem schier grenzenlosen Enthusiasmus für Wurzelkanäle und vielen gezeigten Patientenfällen plädierten sie mit Nachdruck für eine klare konzeptionelle Ausrichtung der Praxis, verbunden mit einem sinnvollen, aber auch vorsichtigen Investitionsverhalten bei neuen Geräten und Einrichtung. Der MKGler und Implantologe Dr. Dr. Wilck aus Hamburg

›ES IST EIN GROSSES GLÜCK, WENN WIR DEN HINDERNISSEN, AUS DENEN WIR LERNEN KÖNNEN, MÖGLICHST FRÜH BEGEGNEN.‹ Winston Churchill


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Altona gab seinerseits einen sehr ehrlichen Ein-

anwesenden Referenten über die Für und Wider

blick in seine implantologische Tätigkeit, sowie

diskutiert. Besonders auffällig war hierbei, dass

die reellen Möglichkeiten des Knochenaufbaus.

alle Diskussionen sehr ungezwungen, offen und

Einmal mehr wurde deutlich, dass moderne

ehrlich stattgefunden haben und mehr als deut-

Zahnmedizin in Zusammenarbeit mit den ver-

lich wurde, dass es viele Wege zum Erfolg gibt,

schiedenen spezialisierten Kollegen funktio-

wenn sie nur gut durchdacht sind und mit einem

niert, besonders zu sehen an seinen kieferor-

gewissen Konzept verfolgt werden. Gerade mit

thopädisch-chirurgischen

Behandlungsfällen.

der Erfahrung aus vielen anderen Existenzgrün-

Dass es sich in der Zahnmedizin lange nicht nur

dungsseminaren verschiedener Anbieter konn-

ums Geld und High-Tech Medizin dreht, konnte

te man überraschend feststellen, dass die hier

man seinen Ausführungen zu Operationen von

anwesenden Referenten zwar im Netzwerk mit-

LKG-Spalten an Kindern und Jugendlichen im

einander arbeiten, aber keineswegs starre oder

Rahmen seiner humanitären Stiftungsarbeit in

gleichförmige, geschweige denn abgesproche-

Vietnam sehen – alles in allem ein Beispiel für ei-

ne Meinungen vertraten. Die so dargebotene

nen sehr vielseitigen und sympathischen Kolle-

Vielfalt an Herangehensweisen gab den Teilneh-

gen, der viel Freude an seiner Arbeit hat.

mern mehr als nur Informationen, es motivierte sie immer wieder, sich aktiv über den persönli-

Die folgenden Kursteile bezogen sich immer

chen Zukunftsweg Gedanken zu machen und die

mehr auf das Hauptthema Betriebswirtschaft,

daraus entstehenden Fragen direkt mit der

bei dem der größte Nachholbedarf besteht. The-

Gruppe zu diskutieren.

ma waren hier unter anderem die sogenannten Ertragsbringer in der Praxis, wie Cerec, DVT, Im-

Steuerberaterin Sabine Schult verstand es hier

plantologie, PZR und das Praxislabor. Sie sind die

besonders, in ihrem Einstiegsvortrag mit dem

Komponenten, die neben der täglichen Arbeit

Thema ›Wie finde ich meine Praxis?‹ fast aus-

für Ertragssteigerungen und Umsatzsicherheit

schließlich mit Problemstellungen und Fragen

sorgen. Dabei wurde keineswegs nur aufgeklärt,

auf die Teilnehmer zuzugehen. Die psychologi-

sondern aktiv mit allen Teilnehmern sowie den

schen Aspekte der Praxisübernahme und -neu-

112 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

gründung hervorhebend, entließ sie die Teil-

oder anderen hochgesteckten Erwartungen da-

nehmer am Ende des ersten Tages mit vielen

ran Schuld, dass die Praxis plötzlich nicht so

Anregungen und einem neuen Verständnis für

läuft, wie man es sich in seinen kühnen und ehr-

die Komplexität des Themas. Welche Regelun-

geizigen Träumen vorgestellt hat.

gen zwischen Junior und Seniorpartner getroffen werden müssen, damit der Senior am Ende

Wie schaue ich mir meine zukünftige Praxis an?

die Praxis auch wirklich verlässt, wie man eine

Welche Informationen benötige ich vom Vor-

freundschaftliche Basis zwischen zwei Praxis-

gänger und wie sind diese zu bewerten? Wie

partnern auch vertraglich absichert, wie man

viel Personalkosten sind wirtschaftlich? Wie fi-

seine Mitarbeiter mit sinnvollen Boni motivie-

nanziere ich Neuanschaffungen ohne meine Li-

ren kann und wie man seine Praxis immer wie-

quidität zu verlieren?

der aus der Sicht der Patienten selbst hinterfragen sollte.

So oder so ist jedem Existenzgründer nur zu empfehlen, mit einem auf Mediziner speziali-

Der zweite Kurstag stand schließlich ausschließ-

sierten Steuerbüro zusammen zu arbeiten, da

lich im Zeichen des leidigen Themas betriebs-

hier viele Sonderregelungen gelten und Fach-

wirtschaftlicher Zahlen und deren Auswertung.

wissen gefragt ist.

Und dennoch haben es die Referenten geschafft, dieses Thema so zu erläutern, dass man die Be-

Im Anschluss ging Existenzgründungsberater

deutung von BWA und Co. verstand. Lohn- und

Tim Kelling mit den Teilnehmern ein komplettes

Personalüberlegungen, Mieten, Fixkosten wur-

Planungsbeispiel für eine neue Praxis durch.

den an verschiedenen realen Beispielen durch-

Dabei wurde deutlich, dass besonders im drit-

gearbeitet, um sich möglichst eine realistische

ten Jahr der Existenzgründung viele Fallstricke

Meinung zur zukünftigen eigenen Praxis bilden

lauern, da hier meist der größte Erfolgszuwachs

zu können. Denn nicht zu letzt sind Fehlplanun-

bei gleichzeitiger Veränderung des Lebensstils

gen mit dem richtigen Praxiskonzept am fal-

zu verzeichnen ist. Überhaupt wurde immer

schen Ort, übertriebene Designvorstellungen

wieder darauf hingewiesen, dass es zumeist die un-plaqued No 18 | 113


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

privaten Ausgaben und nicht das unzureichende Praxiskonzept sind, die Zahnärzte in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Das straffe Programm der Mallorca inDENTive beschäftigte sich mit vielen weiteren Themen der Praxisgründung, zu viele Fakten, um sie in einem Artikel unterzubringen. Wie Praxisbewertungen errechnet werden und welche rechtlichen Einschränkungen man hat, den zu übernehmenden Patientenstamm zu kontaktieren, wenn man vorher nicht in der Praxis gearbeitet hat. Was es bedeutet eine digitalisierte Praxis aufzubauen und welche Erleichterungen im Arbeitsalltag daraus resultieren. Wie weit man Onlinemarketing treiben kann und welche datenschutz- und werberechtlichen Einschränkungen es gibt. Welche Möglichkeiten Corporate Identity und Webseiteninhalte, sowie die Benutzung Web 2.0 basierter Plattformen bieten. Welche Versicherungen notwendig sind und wie diese im Zusammenspiel mit den Banken zur Finanzierung von betrieblichen und privaten Investitionen genutzt werden können (z.B. ›Praxiskonzept‹ der Deutschen Ärzte Versicherung, siehe UN-PLAQUED Nr. 17). Aber auch wonach Banken ihre Kunden bei der Investitionsplanung beurteilen, die Do´s und Don´t´s der Finanzierung, die verschiedenen Darlehensformen und der richtige Umgang mit geliehenem Geld waren Themen dieses Wochenendes. Schlussendlich wurde im Verlauf des Seminars der komplette Ablauf einer Praxis- und Finanzierungsplanung an reellen Beispielen aus Sicht aller Mitspieler intensiv erläutert und diskutiert. Nahezu alle Referenten äußerten sich während ihrer Vorträge zu dem Grundproblem, dass die betriebswirtschaftliche Ausbildung an den Hochschulen völlig unzureichend sei. Vielfach wurde in Frage gestellt, ob es heute noch als verantwortungsvoll angesehen werden kann, wenn viel Geld und Zeit für die fachliche Qualifizierung der Mediziner seitens des Staates und der Universitäten investiert wird, damit sie im Nachgang binnen weniger Jahre aufgrund der fehlenden kaufmännischen Kenntnisse in die Pleite gehen. Genau dies haben Tim Kelling und Petra Mohnsame (Uni-Shop Kiel Henry-Schein) mit ihrem Referentennetzwerk vor einigen Jahren erkannt und in Zusammenarbeit mit der Fachschaft der Uni Kiel

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FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

eine betriebswirtschaftliche Seminar-Reihe entwickelt, welche inhaltlich in der Mallorca inDENTive ihren Abschluss fand. Neben allen Informationen war eines besonders bemerkenswert. Der Umstand, dass dieses Seminar nicht in einem Hotel in der Heimatstadt, sondern im wunderbaren Spätsommer auf Mallorca stattfand, hatte mehrere ungewöhnliche Effekte. Zum Einen war die Aufmerksamkeit der Teilnehmer sehr fokussiert und das Seminar und die darin vermittelten Inhalte sehr effektiv. Zum Anderen hat das ausgesprochen gut organisierte Abendprogramm sowie die Katamaranfahrt am letzten Nachmittag eine Atmosphäre geschaffen, bei der die Teilnehmer entspannt und ungezwungen mit den Referenten ins Gespräch kamen. Hier konnte man sich nicht nur einen persönlichen Eindruck von seinem Gegenüber verschaffen, sondern auch die eine oder andere Idee ganz individuell besprechen. Gemeinsam ist man weniger allein – könnte das Fazit aus der Mallorca inDENTive sein. Tim Kelling brachte sein Existenzgründungsnetzwerk auf eine Insel und ermöglichte dort den Raum für eine intensive und freie Kommunikation. Zweieinhalb Tage wurden reelle Vorstellungen verschiedener Möglichkeiten der Existenzgründung aktiv besprochen und diskutiert. Ohne Schönmalerei und doch mit viel Motivation zur Unabhängigkeit in der Zahnmedizin. Wenn man es will und überlegt in die Existenzgründung geht, wird man es schaffen – war die einhellige Meinung der Referenten und wurde ebenso authentisch kommuniziert.

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Für Fragen zur Veranstaltung und Anmeldung informieren Sie sich bitte hier: info@indentive.de www.indentive.de

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BERUFSUNFÄHIGKEIT – DAS DAMOKLESSCHWERT IM KARRIEREPLAN TEXT Karl-Heinz Silbernagel

Zahnärzte gehören – wie alle akademischen Heilberufe, aber auch z.B. Rechtsanwälte oder Architekten – zu den sogenannten ›verkammerten Berufen‹, denen der Staat ein hohes Maß an Selbstverwaltung zugestanden hat. Ausdruck dieser Selbstverwaltung sind die Zahnärztekammern, deren wichtigste Aufgabe es ist, für ihre zahnärztlichen Mitglieder eine angemessene Versorgung im Alter wie auch bei Berufsunfähigkeit sicherzustellen. Doch ›Vorsorge für das Alter‹ und ›Berufsunfähigkeit‹ sind Fragestellungen, die am Anfang der Berufskarriere zunächst auf wenig Interesse stoßen und noch in weiter Ferne zu liegen scheinen. Stimmt das so? 116 | un-plaqued No 18


O

FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

ft wird von der Vollkasko-Mentalität der

mit entscheidenden Einschränkungen: Das Ver-

Deutschen

ohne

sorgungswerk leistet nur, wenn der Zahnarzt

Grund, denn nach Angaben des Gesamt-

überhaupt keinen zahnärztlichen Beruf mehr

verbandes der Deutschen Versicherungswirt-

ausüben kann. Wenn er noch irgendeine andere

schaft (GDV) haben sich die Bundesbürger mit

zahnärztliche Tätigkeit als die von ihm zuletzt

knapp 450 Millionen Versicherungsverträgen

ausgeübte wahrnehmen kann, wird nicht geleis-

gegen die Wechselfälle des Lebens abgesichert.

tet. Zitat (am Beispiel Zahnärztekammer Nord-

Doch erstaunlicherweise beim wichtigsten Risi-

rhein): ›Mitglieder ... die infolge eines körperli-

ko, der Berufsunfähigkeit (BU) sind die sonst so

chen Gebrechens oder wegen Schwäche ihrer

sicherheitsbewussten Bundesbürger sehr zu-

körperlichen oder geistigen Kräfte im Rahmen

rückhaltend. Nur ein Viertel der Haushalte hat

der Ausübung der Zahnheilkunde dauernd unfä-

einen Vertrag, auf dem das Wort Berufsunfähig-

hig sind, die auf zahnärztlich wissenschaftliche

keit auftaucht.

Erkenntnis gegründete Feststellung von Zahn-,

gesprochen. Nicht

Mund- und Kieferkrankheiten zu treffen oder Das unterschätzte Risiko

dauernd unfähig sind, die Behandlung von Zahn,

Was sind die Gründe für diese Zurückhaltung?

Mund- und Kieferkrankheiten durchzuführen

Das Wirtschaftsmagazin Capital veröffentlichte

und ihre zahnärztliche Tätigkeit eingestellt ha-

in der Ausgabe vom 21.7.2011 eine Studie, die ei-

ben, haben mit dem Verzicht auf die Zulassung

nige Gründe offenlegte. So sehen nur 13 Prozent

bzw. Ermächtigung zur vertragszahnärztlichen

der Berufstätigen ein größeres persönliches Ri-

Tätigkeit ... Anspruch auf Rente wegen Berufs-

siko, irgendwann einmal berufsunfähig zu wer-

unfähigkeit.‹

den. Ein Trugschluss, denn jeder fünfte Berufstätige muss seinen Job aus eben diesem Grunde

Das Fazit: Die Versorgungswerke garantieren

aufgeben. Des Weiteren geben fast zwei Drittel

eine Grundversorgung jedoch mit einer ent-

der Befragten an, Sparen oder Immobilien

scheidenden Einschränkung: Wenn, wie in den

schützen auch. Ein weiterer Trugschluss, da Ver-

meisten Fällen, nur eine teilweise Berufsunfä-

mögen sehr schnell aufgezehrt ist, wenn das lau-

higkeit vorliegt, erhält der Betroffene keine

fende Einkommen ausbleibt.

Leistungen und steht somit ohne Einnahmen da.

Die Gründe, die zu einer Berufsunfähigkeit füh-

Erstklassige Startkonditionen

ren, sind nach Erkenntnis des Verbandes Deut-

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob schon

scher Rentenversicherungsträger (VDR) vielfäl-

in jungen Jahren, als Student, eine Berufsunfä-

tig, haben aber einen Spitzenreiter: Mit 33

higkeitsabsicherung sinnvoll sei. Ohne Wenn

Prozent standen psychische Erkrankungen ganz

und Aber ist die Antwort Ja, denn Studenten er-

weit oben – mit steigender Tendenz. Auch bei

halten selbst im Falle voller Berufsunfähigkeit

Zahnärzten ist eine frühzeitige Beendigung der

keine Leistungen, da sie noch nicht Mitglied des

zahnärztlichen Tätigkeit durch die hohe physi-

zahnärztlichen Versorgungswerks sind. Nicht

sche und psychische Belastung des Berufes zu-

umsonst lautet somit der eindringliche Rat, den

nehmend festzustellen, so die Beobachtung der

die Verbraucherzeitschrift Finanztest ihren Le-

Deutschen Ärzteversicherung.

sern mit auf den Weg gibt: ›Kümmern Sie sich möglichst früh um eine private Berufsunfähig-

Auf der sicheren Seite?

keitsversicherung. Je jünger und gesünder Sie

Nun ist der Zahnarzt – wie oben erwähnt – über

sind, desto leichter bekommen Sie einen guten

sein Versorgungswerk im Falle einer Berufsun-

Vertrag zu einem akzeptablen Preis.‹ Eine wich-

fähigkeit abgesichert – in der Regel allerdings

tige Aussage der Verbraucherschützer, die auch un-plaqued No 18 | 117


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

seit vielen Jahren die Fachleute aus der Versicherungsbranche propagieren. Denn: Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung erfordert eine Gesundheitsprüfung mit Auskünften über den Gesundheitszustand. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Vorerkrankung zu einem höheren Risiko für die Versicherung und damit zu einem höheren Beitrag führt – schlimmstenfalls ist eine Absicherung gar nicht mehr möglich. Auch der Einwand, die Versicherung sei viel zu teuer für das oft schmale Studentenbudget, ist so nicht mehr zutreffend. So bietet zum Beispiel die Deutsche Ärzteversicherung einen Berufsunfähigkeitsschutz speziell für Jungmediziner mit niedrigen Beiträgen bis zum Berufsstart an. Bei voller Absicherung. Bleibt noch die Frage, bei welchem Versicherungsunternehmen man eine so wichtige Versicherung abschließen sollte. Auch hier geben die Verbraucherschützer einen Rat: In der Kommentierung der Testergebnisse der Stiftung Warentest weisen sie darauf hin, dass neben dem Preis vor allem ein Versicherungsunternehmen mit erstklassigen oder – besser noch – berufsbezogenen Bedingungen ausgewählt werden sollte. Was sollte eine gute berufsbezogene Absicherung beinhalten? Nun hat das Thema Berufsunfähigkeit viele Facetten. Der Student muss darauf achten, dass er

Fall gelten, dass durch den Zahnarzt ein Infekti-

sich bereits für die zukünftige Tätigkeit als

onsrisiko gegenüber Patienten besteht, zum

Zahnarzt absichern lässt. Da – wie oben bereits

Beispiel bei Aids oder Hepatitis.

erwähnt – die Versorgungswerke erst bei 100%iger Berufsunfähigkeit eine Leistung er-

Des Weiteren kommt es darauf an, möglichst fle-

bringen, ist ebenfalls darauf zu achten, dass die

xibel auf künftige Änderungen in der berufli-

private Absicherung bereits bei 50%iger Be-

chen Karriere reagieren und den Versicherungs-

rufsunfähigkeit und zwar ›in der zuletzt ausge-

schutz den dann neuen Gegebenheiten anpassen

übten Tätigkeit als Zahnarzt‹ die volle Leistung

zu können, zum Beispiel in Form von Erhöhungs-

erbringt. Dieses sollte in den Versicherungsbe-

möglichkeiten bei der Niederlassung. Und nicht

dingungen deutlich formuliert sein. Denn ist

unwichtig ist für den Versicherten die Möglich-

von dem ›zuletzt ausgeübten Beruf‹ die Rede,

keit, im Falle von Meinungsdifferenzen mit dem

ist eine Verweisung auf andere Tätigkeiten

Versicherer im Leistungsfall ein unabhängiges

möglich. Die Absicherung sollte auch für den

Gremium ansprechen zu können. So hat die

118 | un-plaqued No 18


Deutsche Ärzteversicherung einen Beirat als

rufsunfähigkeitsabsicherung und Altersvorsor-

Kundenschutz, in dem ärztliche und zahnärztli-

ge, wie sie die Deutsche Ärzteversicherung an-

che Standesvertreter engagiert sind und bei

bietet, nicht. Im Fall der Berufsunfähigkeit

Meinungsverschiedenheiten eine wichtige Hilfe

übernimmt die Deutsche Ärzteversicherung die

für den Kunden sind.

Beiträge für die Altersvorsorge und erhöht sogar jährlich die Sparleistungen.

Berufsunfähigkeit und Altersvorsorge Es ist sinnvoll, die Absicherung bei Berufsunfä-

Informieren Sie sich einfach und unverbindlich

higkeit mit dem Aufbau der Altersvorsorge zu

über den besonderen Berufsunfähigkeitsschutz

verknüpfen, da man im Fall der Berufsunfähig-

für die Angehörigen der akademischen Heilbe-

keit in aller Regel aus eigener Kraft keine weite-

rufe. Fordern Sie unter service@aerzteversiche-

re Altervorsorge für die Zeit nach Ablauf der Be-

rung.de oder unter Telefon 0221 148-22700 wei-

rufsunfähigkeitsrente aufbauen kann. Dieses

tere

Problem besteht bei einer Kombination aus Be-

›Berufsunfähigkeit‹ an.

Informationen

und

un-plaqued No 18 | 119

die

Broschüre //


CONNECTING IMPLANTOLOGY:

DGI-NETZWERK MIT NEUEN FACETTEN TEXT Birgit Dohlus

W

enn vom 24. bis 26. November dieses

Zahnärzte mit ›Implantologie‹ auf dem Praxis-

Jahres der große DGI-Jahreskongress

schild werben. Sollten sich Misserfolge häufen

in Dresden stattfindet, wird viel

und besonders drastische Fälle sogar in die

deutlicher als bisher werden, welche verschie-

Schlagzeilen der Medien geraten, gefährdet

denen Tools die DGI für werdende und junge

dies ein modernes zahnmedizinisches Fach, das

(und auch schon etwas ältere) Zahnärztinnen

bisher sehr stolz auf seine eindrucksvollen Leis-

und Zahnärzte anbietet. Die weltweit zweit-

tungen sein kann.

größte Fachgesellschaft für Implantologie, die DGI, sieht sich dabei in der Pflicht, auf den enorm

Was bisher schon immer Angebot der DGI für

angestiegenen Bedarf zu reagieren. Hierzu ein

Studenten, Assistenten und junge Praxisinha-

paar Aspekte:

ber war, wird nun mit neuen Fortbildungsbau-

1. 2.

steinen zu einem Paket geschnürt und in Dres Die Nachfrage seitens der Patienten wird

den vorgestellt – auch in der DGI Lounge an den

weiterhin als steigend eingeschätzt.

Computern, unser Tipp für zwischendurch. Spä-

Die Patienten interessieren sich sehr für das

testens jetzt wird deutlich, wie vernetzt das Sys-

Thema und würden, das ergab eine Umfra-

tem dahinter ist.

ge der Stiftung Warentest, sogar die Zahnarztpraxis wechseln, wenn Implantologie

Fangen wir an auf der Ebene ›Hochschule‹. In

nicht angeboten wird.

den Abteilungen, die mit der DGI kooperieren,

3. Rechtlich gesehen gehört implantatgetrage-

werden Angebote zu freiwilligen Kursen wäh-

ner Zahnersatz zu den Alternativ-Versorgun-

rend des Studiums ausgebaut – der Bonus: Diese

gen, über die Patienten im Rahmen der Auf-

Ausbildung wird angerechnet auf das Curricu-

klärungspflicht informiert werden müssen.

lum Implantologie. Das nach wie vor als Gold-

4. Mittlerweile

dürfte es über 14 Millionen

Standard bezeichnete Curriculum wiederum

Zahnzusatzversicherungsabschlüsse geben,

wird vollständig angerechnet auf den etablier-

laut Auskunft großer Anbieter spielt die Ab-

ten Master-of-Science-Studiengang in Zusam-

sicherung implantologischer Leistungen bei

menarbeit mit der DGI. So vernetzen sich die

der Wahl des Versicherungspaketes eine

verschiedenen Stufen und bringen eine Reihe

sehr große Rolle.

von zeitlichen und finanziellen Vorteilen. ›Lernen von den Besten‹ wird dadurch leichter, ef-

So viel Interesse seitens der Patienten verlockt

fektiver und kostengünstiger.

dazu, sich auch etwas von dem zu erwartenden ›Kuchen‹ abschneiden zu wollen. Erfahrene Im-

Das gilt auch für den Eintritt in die DGI-Welt:

plantologen in der DGI sehen das Risiko, dass

Komplett kostenfrei ist die Mitgliedschaft in der

auch viele nicht wirklich fundiert ausgebildete

DGI für Studierende der Zahnmedizin und der

120 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Medizin (reduzierter Jahresbeitrag für Assistenten: 50 Euro). Das öffnet den werdenden und jungen Kolleginnen und Kollegen vielfältige Türen zum Netzwerk der Experten: Kostenloser Start-Zugang in den internen Bereich der neuen Plattform DGINET und hier nicht zuletzt zum Social Media-Bereich und zu den Experten-Foren. Das Einbringen eigener Fragen, Themen und Meinungen ist hier ausdrücklich erwünscht! Gebühren-Benefits bei Kursen, beim großen Jah-

Dr. Vera Oberhoff und Dr. Julia Wolschner

reskongress, bei vielen weiteren Angeboten und Dienstleistungen sind ebenfalls im Paket. In diesem Netzwerk kann man sicher sein, dass man in guter Begleitung zum Implantologie-Experten wird und auf dem Weg ein enormes Team mit viel Erfahrung aus Wissenschaft und Praxis an der Seite hat. Das gleiche gilt für die Hospitationen: Seite an Seite mit renommierten Kollegen ein Verfahren üben – das bringt enorm weiter und macht offenkundig auch viel Spaß. Inzwischen hat sich das alles auch ohne große

Jennifer Knabe

Werbung schon gut herumgesprochen. Die Neumitglieder ›bis 29 Jahre‹ haben eine erfreuliche Trend-Entwicklung. Ebenfalls eine gute Entwicklung: Die Zahl der jungen Zahnärztinnen in der DGI steigt in der Relation deutlich. Das widerlegt alle Unkenrufe, mit der wachsenden Gesamtzahl an Zahnärztinnen würde die Implantologie zu einem aussterbenden Fach – es sieht eher nach dem Gegenteil aus. // Dr. Marie Janik

Das SPECIAL in Dresden Im Rahmen der bevorstehenden Jahrestagung gibt es neben dem fachlich-wissenschaftlichen Programm am Freitag und Samstag ein wichtiges Special am Donnerstag, 24. November, das allen Fans digitaler Kommunikation und Netzwerke nur ans Herz gelegt werden kann: Von 10 – 13 Uhr geht es im Raum K3 um Social Media, Kommunikation mit Patienten und der Öffentlichkeit via Web 2.0, Fallstricke beim Internet-Auftritt und praktische Erfahrungen. Die DGI hat ihren Anker bereits im Web 2.0 – wer sich mit ihr und den Experten vernetzen will, ist herzlich willkommen! //

un-plaqued No 18 | 121


IMPLANTAG 2011

IMPLANTAG

®

BESTES WISSEN. NEUE WEGE.

B

ereits zum fünften Mal hieß es für Zahnärz-

Praxismarketing. Der Implantathersteller Astra

te, Zahntechniker und zahnmedizinische

Tech versteht sich dabei als verlässlicher Partner,

Fachangestellte, beim IMPLANTAG ihr ›Ti-

der die Anwender von Anfang an begleitet und

cket‹ für den ›Fahrplan Implantologie‹ zu lösen.

unterstützt.

Nach den Stationen Köln, Frankfurt, Hannover

Der Düsseldorfer IMPLANTAG bot Theoretisches

und Nürnberg fand die Fortbildung mit dem

und praktische Übungen mit namhaften Referen-

Teamgedanken im Vordergrund dieses Jahr in

tinnen und Referenten, maßgeschneidert auf die

Düsseldorf statt und bot mehr als 350 Teilneh-

Bedürfnisse von Anwendern, die noch keine oder

mern und Teilnehmerinnen umfassende Informa-

wenig Erfahrungen auf dem Gebiet der Implanto-

tionen in Theorie und Praxis der Implantologie.

logie gesammelt haben. Dr. Johannes Szafraniak, Präsident der Zahnärz-

Besonders für junge ZahnärzteInnen ist der IM-

tekammer Nordrhein eröffnete als Gastredner

PLANTAG der erste Haltepunkt im ›Fahrplan Im-

den fünften IMPLANTAG.

plantologie‹. Dessen weitere Stationen sind ne-

Der erste Teil der ganztägigen Veranstaltung ver-

ben

und

mittelte für alle Besucher wissenschaftlichen

Bedarfsanalyse einer implantologischen Praxis

Background. Unter anderen referierte Stig Hans-

auch vielfältige Fortbildungsangebote auf ver-

son aus Schweden zu den biologischen und bio-

schiedenen Levels, praktische Übungen zur Im-

mechanischen Grundlagen des von ihm mit ent-

plantation und Unterstützung im Patienten- und

wickelten Astra Tech Implantat-System™.

der

eingehenden

Situations-

122 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

›Durchstarten – Der richtige Einstieg in die Implantologie‹ Unter diesem Titel gab der Schwelmer Zahnarzt Dr. Jörg Brachwitz praxisrelevante Tipps auch für junge Zahnärzte. Weitere Vorträge beschäftigten sich mit patientenindividuellen Abutments, mit dem ›Zusammenspiel von Zahnarzt und Chirurg bei schwierigen Indikationen‹ oder dem ›richtigen Konzept als implantologische Voraussetzung in der Parodontologie‹. Alexandra Pedersen, Gesundheitsökonomin aus Singen, beriet zur effizienten und vollständigen Abrechnung erbrachter Leistungen, M.Sc. Dr. Petra Rauch aus Melsungen informierte über ›Implantatpatienten – Potential in der Praxis finden und erkennen‹. Beate Bahner, Fachanwältin für Medizinrecht, konnte Klarheit bei den rechtlichen Möglichkeiten eines Zahnarztes beim Marketing schaffen. Maßgeschneiderte Workshops Für alle Akteure im implantologischen Team wurden maßgeschneiderte Workshops angeboten. Das Programm für Zahntechniker zeigte die Möglichkeiten der zahntechnischen Labore auf. Dabei wurden besondere Augenmerke auf die schablonengestützte Insertion mit Facilitate™ und die Arbeit mit den patientenindividuellen Abutments von Atlantis™ gelegt. Die zahnmedizinischen Fachangestellten stellten mit rund 140 Teilnehmerinnen eine starke Gruppe beim IMPLANTAG dar. Ihre Workshops thematisierten zum Beispiel die Abläufe bei einer Implantation am Behandlungsstuhl und das Hygienemanagement auf Basis der RKI-Richtlinien. Begehrt bei allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen waren wieder die Hands On-Übungen, bei denen eine erste Implantatinsertion am Kunststoffkiefer vorgenommen werden konnte. 2012 stehen zwei IMPLANTAG-Termine zur Auswahl: am 24.3. in Leipzig sowie am 16. Juni 2012 in Stuttgart. Anmeldung unter www.implantag.de oder unter der kostenfreien Rufnummer 08000 278 728. // un-plaqued No 18 | 123


VOCO DENTAL CHALLENGE 2011 Das Finale bei den Dentalisten

Junge Zahnmediziner und Nachwuchswissenschaftler aus ganz Deutschland trafen sich am 23. September zur neunten Auflage des Forschungswettbewerbs VOCO Dental Challenge in Cuxhaven. In ihren 15-minütigen Vorträgen präsentierten sie vor kundigem Publikum einschließlich der zahlreich vertretenen Fachpresse die Ergebnisse ihrer jüngsten Studien zu dentalspezifischen Themen und stellten sich anschließend den kritischen Fragen der unabhängigen, hochkarätig besetzten Jury. Diese bestand auch in diesem Jahr aus drei habilitierten Wissenschaftlern: Prof. Dr. Christian Hannig (TU Dresden), Prof. Dr. Matthias Kern (Universität Kiel) und Prof. Dr. James Deschner (Universität Bonn). Die drei Preisträger aus einem starken Teilnehmerfeld kommen aus Berlin, Halle-Wittenberg und Leipzig Zur neunten VOCO Dental Challenge waren es zufällig auch neun Teilnehmer, welche die Jury mit ihren Vorträgen zu überzeugen suchten. Das Gremium der anspruchsvollen Juroren zeichnete nach eingehenden Beratungen drei Preisträger aus. Den ersten Platz belegte Christin Gläser (Charité Berlin) mit einem Vortrag zum Thema ›Adhäsive Befestigung von faserverstärkten Wurzelkanalstiften mit Stumpfaufbaumaterialien‹. Den zweiten Platz sicherte sich Anja Rother 124 | un-plaqued No 18


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

(Universität Halle-Wittenberg) mit ihren Studie-

unabhängigen Dentalmaterialherstellers, der

nergebnissen zum ›Einfluss verschiedener De-

eine intensive Forschungs- und Entwicklungsar-

sensitizer auf die De- und Remineralisation hu-

beit in engem Kontakt mit über 150 Universitäten

manen Dentins in vitro‹. Und Frank Vogel

und weiteren angesehenen Forschungseinrich-

(Universität Leipzig) errang Platz drei mit seiner

tungen im In- und Ausland betreibt. VOCO-Ge-

Präsentation zur ›In-vitro-Bewertung eines ex-

schäftsführer Manfred Thomas Plaumann: ›VOCO

perimentellen All-in-one-Adhäsivs, Variationen

sieht sich als Partner der Hochschulen. Mit dieser

der Applikation‹. Die drei Preisträger behaupte-

Veranstaltung und den hier ausgelobten Preisen

ten sich in einem starken Teilnehmerfeld, das mit

wollen wir junge Wissenschaftler ausdrücklich

fachlich überzeugenden und anschaulich prä-

ermutigen und einen Beitrag zur Unterstützung

sentierten Beiträgen für ein hohes wissenschaft-

der Forschungslandschaft leisten.‹ Auch Dr. Da-

liches Niveau sorgte. Das Themenspektrum war

nebrock, Leiter Wissenschaftlicher Service und

auch dieses Mal breit angelegt und deckte ver-

Organisator der Veranstaltung, verwies aus-

schiedene Aspekte der zahnmedizinischen For-

drücklich auf den wechselseitigen Nutzen dieser

schung und Praxis ab. Neben den wissenschaftli-

Veranstaltung: ›Die VOCO Dental Challenge ist

chen Achtungserfolg gesellen sich für die drei

ein spannender Wettbewerb für alle Beteiligten.

Preisträger und das sie jeweils unterstützende

Wir bieten den Teilnehmern ein Forum, um ihre

Team Preisgelder in Höhe von 6.000, 4.000 bzw.

Arbeiten vorzustellen, und die Teilnehmer bie-

2.000 Euro sowie Publikationszuschüsse von je-

ten uns hochinteressante Studienergebnisse,

weils 2.000 Euro zur Unterstützung ihrer weite-

von denen wir alle profitieren können.‹

ren Arbeit. Die Preisträger der VOCO Dental Challenge Förderung des wissenschaftlichen Nach-

2011 und ihre Themen

wuchses

Die auf der VOCO Dental Challenge 2011 präsen-

Die VOCO Dental Challenge besitzt als For-

tierten Vorträge zeichneten sich insgesamt

schungswettbewerb für junge Akademiker mit

durch ein hohes wissenschaftliches Niveau und

dentalspezifischer Ausrichtung eine hohe Anzie-

eine anschauliche Darstellung aus. Dies lässt auf

hungskraft und hat sich längst als renommierter

eine optimale Vorbereitung aller Kandidaten

Forschungswettbewerb zur Förderung und Moti-

schließen, die es bis in die Endausscheidung in

vation des wissenschaftlichen Nachwuchses eta-

Cuxhaven geschafft hatten. Von den Finalisten

bliert. Hier haben sie die Möglichkeit, ihre For-

wurden schließlich drei für ihre Präsentationen

schungs-

ausgezeichnet.

und

Studienergebnisse

in

pro-

fessionellem Rahmen und vor fachkundigem Publikum zu präsentieren und sich so auf künftige

Christin Gläser und die Befestigung von

Vorträge, etwa im Rahmen von wissenschaftli-

Wurzelstiften

chen Tagungen und Kongressen, vorzubereiten.

Christin Gläser (29), Zahnärztin und wissen-

Aber auch in anderer Hinsicht erweist sich die

schaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für

VOCO Dental Challenge als ein attraktives Forum

Zahnerhaltungskunde und Parodontologie der

für Nachwuchswissenschaftler. So erlaubt sie ei-

Charité Berlin, belegte den ersten Platz der dies-

nen Blick auf den aktuellen Forschungsstand und

jährigen VOCO Dental Challenge. In ihrer von PD

gibt Gelegenheit zum Gedankenaustausch und

Dr. Kerstin Bitter und Dr. Konrad Neumann unter-

Knüpfen wichtiger Kontakte für die künftige For-

stützten Arbeit ›Adhäsive Befestigung von fa-

schungsarbeit. Die Förderung des wissenschaftli-

serverstärkten Wurzelkanalstiften mit Stumpf-

chen Nachwuchses entspricht der Unternehmen-

aufbaumaterialien‹ ging es um die Untersu-

sphilosophie des mittelständischen, konzern-

chung der morphologischen Charakteristika der un-plaqued No 18 | 125


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

Verbundschicht und der Haftwerte zum Wurzel-

schiedener Desensitizer auf die De- und Remine-

kanaldentin von Stumpfaufbaumaterialien mit

ralisation humanen Dentins in vitro‹. Hierbei

ihren korrespondierenden Adhäsivsystemen bei

wurde zugleich der Einfluss der Applikation (ei-

der Insertion faserverstärkter Wurzelkanalstif-

nerseits vor und andererseits nach der Demine-

te. Gläser kam zu dem Ergebnis, dass trotz der

ralisation) auf die Läsionsentwicklung unter-

festgestellten morphologischen Unterschiede

sucht. Sie fand heraus, dass alle in der Studie

der Verbundschicht der untersuchten Materiali-

verwendeten Desensitizer die Entwicklung initia-

en im Wurzelkanal, die Haftwerte nicht von der

ler Läsionen am humanen Wurzeldentin deutlich

Konditionierungsart des jeweils verwendeten

reduzieren konnten. Und es zeigte sich, dass nach

Adhäsivsystems

bzw.

Applikation der Desensitizer die Fähigkeit zur

Etch-and-Rinse-Technik) der Stumpfaufbauma-

Remineralisation nach stattgefundener Demine-

terialien beeinflusst wurden.

ralisation gegeben war.

Anja Rother und der Einfluss von Desensiti-

Frank Vogel und die Bewertung eines experi-

zern auf die De- und Remineralisation

mentellen All-in-one-Adhäsivs

Anja Rother (26), Assistenzzahnärztin und wis-

Frank Vogel (33), Zahnarzt in Leipzig und Dokto-

senschaftliche Mitarbeiterin in der Universitäts-

rand der Zahnmedizin an der Poliklinik für kon-

poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Paro-

servierende Zahnerhaltung und Parodontologie

dontologie an der Martin-Luther-Universität

des Universitätsklinikums der Universität Leip-

Halle-Wittenberg, qualifizierte sich für den zwei-

zig, errang den dritten Platz. In seiner von Prof.

ten Platz. In ihrer Arbeit, unterstützt von Dr.

Dr. Holger Jentsch und Dr. Hartmut Schneider un-

Anne Francke-Freudenberg und PD Dr. Christian

terstützten Arbeit nahm er eine ›In-vitro-Bewer-

Gernhardt, widmete sie sich dem ›Einfluss ver-

tung eines experimentellen All-in-one-Adhäsivs‹

(selbstkonditionierend


FOREVER YOUNG / KOMMUNIKATION

vor, wobei er dessen Applikation variierte. Es

Teilnehmer bilanzierte Anja Rother: ›Es war eine

zeigte sich, dass sich der Bedeckungsgrad mit

tolle Erfahrung, hier mitgemacht und einige

Adhäsiv und damit auch die mikroretentive Ver-

wertvolle Denkanstöße für weitere Untersu-

ankerung, sowie die Scherhaftfestigkeiten an

chungen und die Arbeit in der Praxis erhalten zu

Schmelz und Dentin, durch Einmassieren des Ad-

haben.‹ Zu guter Letzt wartete auf alle Teilneh-

häsivs, gerade auch auf feuchter Kavitätenober-

mer noch ein angeregter Ausklang der Veranstal-

fläche optimieren lässt.

tung sowie eine Fahrt nach Helgoland.

Das Fazit der Preisträger

Die weiteren Finalisten und ihre Themen:

Die Teilnehmer der VOCO Dental Challenge zeig-

Dr. rer. nat. Mareike Warkentin (Universität Ros-

ten sich beeindruckt vom hohen fachlichen Ni-

tock): Ultraschall – ein Mikrostrukturwerkzeug für

veau und breiten Themenspektrum der Veran-

die Kompositentwicklung

staltung. Insbesondere die jeweils im Nachgang

Christine Schmidt (Universität München): Die me-

der Präsentationen gestellten Fragen der Jury

chanische Festigkeit und das Lagerungsverhalten

und aus dem Plenum hätten es in sich gehabt, er-

von Nano-Hybrid-Kompositen mit neuartiger Mat-

klärten unisono die Preisträger. Gleichzeitig sei

rixzusammensetzung

dies aber auch ein sehr motivierendes Moment

Michael Meurer (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg):

gewesen. Christin Gläser: ›Für mich spiegelten

Einfluss des Lampentyps auf Fotopolymerisation

die Fragen ein ernsthaftes Interesse Anderer an

und Nachhärtung von Dentalkompositen

der eigenen Forschungsarbeit wider. Bei der Ar-

Nikolaos Kachrimanis (Charité Berlin): A post-cure

beit im sogenannten stillen Kämmerlein bleibt

nano-scale shrinkage study of dry and wet compo-

dies ja für gewöhnlich aus.‹ Zudem, so Gläser, bie-

site

te die Präsentation auf der VOCO Dental Challen-

Thomas Connert (Universität Tübingen): Fluores-

ge den Teilnehmern die Möglichkeit, sich nicht

zenzeigenschaften handelsüblicher Komposite

nur fachlich auszutauschen, sondern auch ihre

Bettina Lill (Universität Regensburg): Biofilmbil-

Vermittlungskompetenz zu schulen. Dies sieht

dung auf zahnärztlichen Werkstoffen

auch Anja Rother so: ›Den Vortrag möglichst frei zu halten und dabei in kurzer Zeit die Inhalte verständlich und anschaulich darzustellen, ist eine

Presse-Ansprechpartner:

sehr gute Übung für die weitere Forschungs- und

Dr. Olaf Krems,VOCO GmbH – Public Relations

Lehrtätigkeit.‹ Dementsprechend sieht Frank

Tel.: +49 (0) 4721 719 187

Vogel in seiner Präsentation einen wichtigen

E-Mail:o.krems@voco.de

Schritt für die von ihm angestrebte Promotion: ›Der Vortrag war ein gutes Training für meine

Natascha Ahlff,VOCO GmbH – Public Relations

Promotionsverteidigung. Durch das unmittelba-

Tel.: +49 (0) 4721 719 176

re Feedback der Juroren kann man sich schon mal

E-Mail: n.ahlff@voco.de

gut darauf einstimmen.‹ Stellvertretend für alle

un-plaqued No 18 | 127

//


FORTSCHRITT IN DER ZAHNARZTPRAXIS TEXT Frank Stratmann

Fernab jeglicher subjektiv erlittener Tragik einzelner Zahnärzte und ihren Teams mit dem im QM verankerten Umstand der kontinuierlichen Verbesserung, möchte ich in diesem Artikel über Fortschritt im ursprünglichen Sinne sprechen. Denn die Anwesenheit des Internets und seine Wirkung auf die Gesellschaft nimmt Einfluss auf die Beziehung zwischen Zahnarzt und Patient.

128 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

F

Was ist Fortschritt?

natürliche Grenzen uns zwingen, neue Wege zu

ortschritt ist in unserer Gesellschaft posi-

gehen. In dieser Phase wollen wir die Dinge kre-

tiv besetzt. Fortschritt dokumentiert sich

ativ zu unseren Gunsten verändern. Wollen wir

in der Analyse und dem Vergleich unter-

nichts verändern, sind wir auch nicht kreativ.

schiedlicher, meist zeitlich voneinander ge-

Kreativität ist also der Treibstoff für Verände-

trennter Situationen. Fortschritt kann also nicht

rung (z.B. die Entwicklung regenerativer Ener-

ernsthaft prognostiziert werden, obwohl das

gieformen). Wenn dieser durchlebte Prozess zu

immer wieder versucht wird. Wenn klar wird,

einem besseren Zwischenziel führt, sprechen

dass sich etwas zum Guten hin verändert hat,

wir von Fortschritt und haben das Gefühl, ange-

dann sprechen wir von Fortschritt.

kommen zu sein.

Fortschritt ist also abhängig von Veränderung.

Wandel ist ein Synonym für Veränderung, ob-

Unterschiedliche Positionen werden diskutiert.

wohl sich mir dieser Begriff in etwa so präsen-

Zahlen, Daten und Fakten liefern Indizien. Ein

tiert, als würde ich das Wetter mit Klima verglei-

neues Wertgefüge wird verhandelt. Die Gemü-

chen. Wandel ist für mich langatmig und eher die

ter stecken im Dialog. Veränderung ist die Reise

Summe aller Einzelentscheidungen und das Pro-

zwischen zwei Polen, die sich im Dialog aneinan-

dukt von Veränderungen. Durch granulierte Ein-

der reiben. Der Dialog ist Gestaltungsmittel für

zelentscheidungen kann ich etwas verändern.

Veränderung. Unterlasse ich jegliche Beteili-

Die demokratische Handlung des Wählengehens

gung am Dialog, empfinde ich Veränderung als

steht für ein solches Granulat. Die Wahl zu haben

aufgezwungen. Bringe ich mich ein, entsteht ein

erscheint vielen mittlerweile zu unkreativ. Des-

auf Wissen aufbauender, selbstbestimmter

halb gingen sie in Stuttgart auf Polizisten los,

Möglichkeitsraum.

schreiben Blogs oder organisieren Flashmobs und Occupy Bewegungen. Vielleicht glaubt unse-

Veränderung ist progressiv und kann nicht ohne

re Gesellschaft, teils politisch verdrossen, nicht

weiteres linear in die Zukunft übertragen wer-

mehr an die Macht kleinster Entscheidungen.

den. Zu groß ist der Einfluss der Entscheidungen, die ich nicht selbst treffe. Veränderung be-

Doch ›jede Entscheidung hat Macht. Wandel ist

deutet demnach, das Sichere zu Gunsten

immer‹. Wer als Zahnarzt morgens entschieden

bewusster Instabilität einzutauschen. Ein sol-

hat, seine Praxis aufzusperren, würde nie davon

cher Prozessmusterwechsel wird nötig, wenn

sprechen, damit einen Beitrag zum Wandel zu

un-plaqued No 18 | 129


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

leisten. Genauso wenig, wie man glaubt, dass

dabei nicht zwingend den persönlichen Kontakt,

sich etwas verändert, nur weil sich die Erde

sondern der Dialog zwischen den Menschen

dreht oder wir atmen. Jede Entscheidung aber

wird intensiver, ständiger und effizienter. Der

fördert Veränderung und nimmt Einfluss auf

arabische Frühling ist ein gutes Beispiel dafür.

den Wandel.

Journalisten sind schon lange nicht mehr in Syri-

Grundsätzlich ist Wandel spürbar: Vielleicht

en und doch dringen die Bilder via Internet zu

nicht im Praxisalltag, aber in der Gesellschaft

uns durch und Sie fordern uns auf, nicht länger

schon. Omnipräsente Debatten rund um unser

tatenlos zu bleiben. Das Internet ist Schauplatz

Gesundheitswesen beziehen sich meist auf eine

für die Demokratisierung der Massenmedien. In

drohende Instabilität eines seit Jahrzehnten

dieser Frage sind wir längst auf dem Weg zwi-

unkreativen Systems kurz vor dem Verfall.

schen zwei Polen. Ein gesamtgesellschaftlicher

Wirkliche Entscheidungen will keiner fällen.

Prozessmusterwechsel ist gegenwärtig und ver-

Kreativität wird zur Bedrohung, weil Fortschritt

ändert vieles, was wir als stabil empfinden. Im

nicht vorhersehbar ist. Man mag gar nicht an die

Jahre 2007 sagte mir ein Zahnarzt:

Folgen einer misslungenen Eurorettung denken, die sicher einige kreative Entscheidungen zur

›Herr Stratmann, gebohrt wird nicht im Inter-

Folge haben dürfte. Die derzeitige Finanzierung

net.‹ – Vier Jahre später meint ein zweiter Zahn-

unseres Gesundheitssystems würde kreativ in

arzt: ›Doch. Dort fängt für mich das Bohren an.‹

Frage gestellt. Die Reise zwischen diesen beiden

Ein paar Fakten sind wichtig

Polen wäre aufgezwungenen und beschwerlich.

Wer hätte noch vor fünf Jahren gedacht, dass Menschen sich derart freizügig im Netz mittei-

Gebohrt wird nicht im Internet

len? Jeder vierte Deutsche ist bei Facebook. Das

Für den derzeitig spürbaren Wandel machen

Soziale Netzwerk durchbricht bald die Schall-

viele das Internet verantwortlich. Die zuneh-

mauer von einer Milliarde Teilnehmer (>800 Mio.

mende Transparenz lässt die einen kreativ wer-

heute) insgesamt. Rund 15.000 Suchanfragen auf

den, während andere erschreckt zurückwei-

Google pro Sekunde motivieren das weltweit

chen. In der Summe allerdings fördern kreative

wertvollste Unternehmen nach Apple, die Kapa-

Einzelentscheidungen, wie das Internet zu nut-

zität der eigenen Rechenzentren auf ein Zetta-

zen, den Wandel nachhaltig. Seit einiger Zeit ist

byte zu erweitern, um so ca. eine Milliarde Ser-

die Sehnsucht der Menschen nach Kommunikati-

ver verwalten zu können. Laut (N)ONLINER Atlas

on und Austausch digital. Das Internet ersetzt

sind 74,7% der Deutschen im Netz. Es dauert nur

130 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

noch wenige Jahre, bis die Anzahl der digitalen

ge, die kapitelweise via Smartphone geschrie-

Eingeborenen die Mehrheit der Bevölkerung

ben und verbreitet werden.

darstellt. Im Jahre 2017 werden die ersten Digi-

Zyniker und Pessimisten glauben, der Mensch

tal Natives 40 Jahre. Dies ist natürlich schon im

würde sich den Maschinen zum Fraß vorwerfen.

technischen Sinne ein Fortschritt und immer

Wertschöpfende

häufiger wird darüber gesprochen, wie unsere

werden aber nach wie vor von Menschen er-

Gesellschaft damit umgeht. Die Diskussion

zeugt. Gesundheitsinformationen werden nicht

scheint allgegenwärtig. Dabei ist das Internet

berechnet. Sicherlich werden Computer uns ei-

gerade mal in der Pubertät. Und so selbstver-

nen Teil der Routineaufgaben abnehmen kön-

ständlich wie das Telefon heute, wird der Um-

nen. Den sozialen Kitt werden sie nicht ersetzen.

Gesundheitsinformationen

gang mit Gesundheitsinformationen in kürzester Zeit zur Routine. An dieser Tatsache sollten

Günstigere Haltungen durch Veränderung

sich die am Gesundheitgeschehen Beteiligten

›Begeisterung ist der Dünger, um zu einer güns-

orientieren und ihre Entscheidungen treffen,

tigeren Haltung zu finden‹, erläuterte Prof. Dr.

um nicht vom Wandel überholt zu werden.

Hüther in seiner ausführlichen Keynote auf dem

Längst unterscheiden Wissenschaftler zwi-

diesjährigen Hauptstadtkongress Gesundheit

schen Menschen, die das Internet besuchen und

und Medizin in Berlin. Der Neurobiologe Hüther

anderen, die das Internet umfassend in ihrem

prognostiziert immer dort eine günstigere Haltung, wo sich Menschen für etwas begeistern. Hierin liegt der Grund, warum die meisten Menschen das Internet bereits nach oben definierter Fortschrittsannahme nutzen. Einmal eingestiegen, sind sie begeistert von der Vielfalt der Möglichkeiten. Die Wertschätzung von transparenter Information erzeugt eine subjektiv günstigere Haltung, weil Bedürfnisse ad hoc befriedigt werden. Menschen bewerten Ärzte im Internet, weil sie ihre Meinung und die anderer als nützlich empfinden. Doch nicht nur der Meinungsmarkt Internet boomt. Auch frei zugängliche, medizinische Informationen sind abrufbar. Der Artikel

Leben berücksichtigen. Diese wachsende Grup-

über Diabetes Mellitus umfasst auf Wikipedia 21

pe, die das Internet als Infrastruktur begreift,

Bildschirmseiten meines 22 Zoll Monitors, inklu-

nennen die Wissenschaftler ›Web Residents‹.

sive Angabe der ICD-10 Klassifikation und ist nur eines von 22.600.000 Suchergebnissen auf

Diese Menschen leben Vernetzung pur, denn

Google.

Sie speichern nichts mehr auf Festplatten, die

Werden Menschen zu Patienten, nutzen sie In-

eh bald kaputt gehen. Sie greifen sich das, was

formationen, um das asymmetrische Wissens-

gerade wichtig wird, aus der technologischen

verhältnis zwischen sich und dem Arzt, respek-

Wolke oder steuern selbst etwas dazu bei. Da-

tive Zahnarzt, auszugleichen. Auch wenn Ihnen

bei sprechen wir nicht von Nerds, die nur noch

das nie vollständig gelingen wird. Sowohl in der

vor dem Rechner kleben. Informationen wer-

bilateralen Diskussion über die Dosierung eines

den mobil und somit an jedem Ort verfügbar. In

Schmerzmittels, als auch in der Bewertung der

Japan erscheinen Romane mit Millionenaufla-

erfahrenen Leistung durch den Zahnarzt am un-plaqued No 18 | 131


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

Markt für Meinungen auf der digitalen Seite des Lebens, wird die neue Informationsmatrix zum informellen Helfer. Der Typus ›Souveräner Patient‹ ist längst geboren. Nationale Kongresse machen den ›Souveränen Patienten‹ zum Thema. Der 7. Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg betitelt eine Diskussionsrunde mit der fortschrittlichen Überschrift ›Gesundheitsapp Social Networks & Co.‹, und dokumentiert damit, dass sich das ganze Gesundheitswesen entscheiden sollte, die zu erwartenden Veränderungen im Verhältnis zwischen Ärzten, Zahnärzten und Ihren Patienten, zu akzeptieren. In der Folge kann das ein Fortschritt sein, wenn es gelingt, alle am Gesundheisgeschehen Beteiligten dafür zu begeistern. Sorgenvolles Fazit mit Hoffnung Die Verweigerungshaltung allgemein und das Internet im Dialog mit dem Patienten zu ignorieren, sowie durch das Nichteinsteigen zu glauben, auszusteigen, ist fatal und stellt den Fortschritt in der Beziehung zwischen Zahnarzt und Patient in Frage. Nicht ad hoc, über Nacht und schon gar nicht direkt morgen früh in einer x-beliebigen Zahnarztpraxis in Deutschland. Aber bald. Besorgnis erregend überlassen Zahnärzte das Feld digitaler Kommunikation anderen. Wer die Anderen sind, zeigt sich längst. Es droht der Verlust der aktuell noch sehr hohen Wertschätzung durch die Patienten, wenn Zahnärzte sich künftig genauso wenig für den digitalen Fortschritt außerhalb ihrer medizinischen Kernkompetenz begeistern können. Der Patient verlangt von seinem Zahnarzt ein fortschrittliches Handeln im Dialog. Die in Aussicht gestellten Veränderungen verlangen von einer Praxis eine ordentliche Portion Mut und die Entscheidung, die eigene Komfortzone (Stabilität) zu verlassen. Wer dabei kreativ ist und integrativ vorgeht, dem gehört die Zukunft und der bleibt Teil einer sich wandelnden Gesellschaft, weil er seine Praxis // fortschrittlich führt.

132 | un-plaqued No 18


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MACHT GUTE KOMMUNIKATION GLÜCKLICHER? TEXT Dr. Johan Wölber

Manche Menschen behaupten, eine gute Arzt-Patientenkommunikation würde mehr Erfolg und Zufriedenheit in die Zahnarztpraxis bringen. Andere Kollegen, besonders die mit fortgeschrittener Behandlungserfahrung würden einwenden, dass eine gute Kommunikation entweder ein angeborenes Talent darstellt oder sich durch die alleinige Erfahrung verbessert. Doch manchmal heißt Erfahrung nichts anderes, als dieselben Fehler mit zunehmender Sicherheit zu machen und sich damit womöglich abzufinden. Denn es konnte tatsächlich nachgewiesen werden, dass sich die Kommunikationsfähigkeit von Zahnärzten nicht durch die alleinige Behandlungstätigkeit verbessert (Haak 2008).

134 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

M

it zunehmender Erfahrung meinen wir

die nahezu immer am wachen und bewussten

unter Umständen unsere ›Problempa-

Patienten vorgenommen wird. Eine Situation, in

tienten‹ schneller zu identifizieren

der wir ständig kommunizieren und in der es

und diesen dann eher erklären zu können, dass

auch kein Nicht-Kommunizieren gibt. Nicht zu-

eine bestimmte Behandlung so nicht möglich

letzt darf man sich fragen, wie objektiv der Pati-

sei. Die Situation, einem Patienten nicht mehr

ent die erbrachte Leistung beurteilen kann oder

weiterhelfen zu können, weil man ihn unter Um-

wie stark er sich in seinem Urteil auf zwischen-

ständen zu einem ›Problempatienten‹ verklärt

menschliche Faktoren verlässt.

hat, birgt nur zu oft innerliches Frustpotential. Dabei können genau diese Konfliktsituation mit

Ethisches Grundverständnis der Zahnarzt-

einer gewissen kommunikativen Übung zu inte-

Patienten-Beziehung

ressanten und ergreifenden Lösungen geführt

Kommunikation ist immer auch ein manipulie-

werden, wenn man zum Beispiel gemeinsam mit

rendes Mittel. Finanzdienstleister und Kommu-

dem Patienten zur Einsicht kommt, dass für eine

nikationstrainer werben oft mit Sätzen, wie ›Ein

erfolgreiche zahnärztliche Behandlung ein Psy-

zufriedener Patient – ein zahlender Kunde‹ oder

chotherapeut hinzugezogen werden sollte, da

›Wie Sie mit Kommunikation Ihre Patienten zu

die Angst vor der Behandlung oder überzogene

mehr Privatleistungen überzeugen!‹. Für diese

Erwartungen nicht allein durch den Zahnarzt ge-

Trainings gibt es unter Umständen sogar Fort-

löst werden können.

bildungspunkte (wie letztens in einer Ausgabe

Eine Weiterbildung in kommunikativen Metho-

der ZM gesehen). Eine solche Fortbildungspraxis

den (egal ob Hypnose, NLP oder andere Kommu-

sollte sich die Bundeszahnärztekammer gut

nikationstrainings) können bei einer Vielzahl

überlegen. Denn: Warum ist es für uns erlaubt

von schwierigen Situationen helfen, zu einer

bzw. moralisch integer, Menschen zu manipulie-

besseren Lösung zu finden, unabhängig davon,

ren? Weil wir die Ärzte sind und die Menschen,

ob uns ein Patient wütend seine Unzufrieden-

die zu uns kommen, unsere Hilfe in Anspruch

heit mit der Behandlung erklärt oder aufgrund

nehmen wollen.

seiner Behandlungsangst die Behandlung prak-

In wenigen Schlagworten: ein Arzt ist eine Ver-

tisch unmöglich macht.

trauensperson mit Prinzipien. Er handelt ethisch gut, schadet seinen Patienten nicht, ist um ihr

Wenn man sich vor Augen hält, was den zahn-

Wohl besorgt und behandelt jeden gleich, auch

ärztlichen Beruf zu so einer schönen und inter-

wenn es mal zu seinem eigenen Nachteil sein soll-

essanten Tätigkeit macht, ist es vornehmlich die

te. Als eine solche Person dürfen wir auch mani-

ambulante manuelle und operative Tätigkeit,

pulieren! Nicht nur weil wir es besser wissen, wie

un-plaqued No 18 | 135


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

sich ein Patient gesünder verhalten könnte. Er-

bestimmten Kontext steht. Was alles kommuni-

setzen wir dieses ›gesünder‹ jedoch mit ›für uns

ziert wird, beschreibt das wohl bekannteste

finanziell lukrativer‹, endet das ärztliche Selbst-

Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun

verständnis und wir schaden unter Umständen

(1981), das 4-Ohren-Modell. Eine Information

dem Patienten oder zumindest seinem Geldbeu-

wird demnach in vier Ebenen aufgeteilt: eine Sa-

tel. Wenn der Patient nicht mehr weiß, aus wel-

chebene, eine Appellebene, eine Beziehungs-

chen Gründen wir ihm eine Behandlung empfeh-

ebene und eine Selbstoffenbarungsebene. So

len (zu seinem gesundheitlichen oder unserem

lässt sich beispielhaft die Frage ›Geht die Karies

finanziellen Wohl), haben wir das Kostbarste,

tief?‹ in diese vier Ebenen aufgliedern: Auf der

nämlich das Vertrauen der Arzt-Patienten-Be-

Sachebene lässt sich die Information festhalten,

ziehung bereits verspielt.

ob die Karies weit in den Zahn reicht, auf der Appellebene kann man die Informationen ›Bitte

Diese Problematik scheint größer zu werden, je

vermeiden Sie Unannehmlichkeiten!‹ oder ›Sei-

mehr sich Praxen primär als Dienstleister defi-

en Sie vorsichtig!‹ entnehmen, auf der Bezie-

nieren. Was nicht heißen soll, dass wir kein Geld

hungsebene kann man die kindliche bzw. ver-

mehr verdienen sollen. Wir müssen uns nur

trauensvolle Beziehung entdecken und auf der

überlegen, wie und mit welchen Mitteln wir das

Selbstoffenbarungsebene lässt sich die Informa-

machen. In NLP-Kursen heißt die Legitimation

tion ›Ich habe Bedenken‹ oder ›Ich habe Angst

oft: ›Schon unsere natürliche Kommunikation ist

vor Schmerzen‹ herausfiltern.

Manipulation – nur unbewusst. Also lassen Sie uns doch bewusst kommunizieren‹. Uns als Ärz-

Grundlagen der Kommunikation –

ten ist hier eine noch tiefgreifendere Legitimati-

nonverbale Aspekte

on durch unseren Berufsethos vorgegeben. Ein

Da der größte Teil der Kommunikation auf der

kostbares Privileg! Der Gesprächspsychologe

nonverbalen Ebene stattfindet, sollten auch hier

Carl Rogers beschrieb für eine humanistische

die wesentlichen Aspekte bekannt sein. Um eine

Auffassung des Therapeuten-Patienten-Verhält-

gute Übereinstimmung mit dem Patienten zu er-

nisses drei Grundhaltungen: Empathie (Einfüh-

zielen, sollte auf eine offene Kommunikation ge-

lungsvermögen), Kongruenz (Authentizität) und

achtet werden, die sich ›auf einer Augenhöhe‹

bedingungslose Wertschätzung des Patienten.

zwischen Zahnarzt und Patient vollzieht. Es sollte

Diese Grundhaltungen lassen sich am ehesten in

darauf geachtet werden, dass der Behandler mit

einem partnerschaftlichen Modell der thera-

offenem Oberkörper und unverschränkten Ar-

peutischen Beziehung vereinen, das auf den

men und Beinen dem Patienten gegenübersitzt.

Grundlagen des biopsychosozialen Modells fußt.

Der Körper sollte möglichst dem Patienten zuge-

wandt sein und das Gespräch sollte auf Augen-

Grundlagen der Kommunikation – verbale

höhe und mit Blickkontakt stattfinden, dass

Aspekte

heißt, der Patient sollte während des Gesprä-

Es lassen sich nach Watzlawick (1969) verschiede-

ches nicht liegen.

ne Axiome (= Sachverhalte, deren Gültigkeit kei-

Manchmal kann es hilfreich sein, die Körper-

nes weiteren Beweises bedürfen) in der Kommu-

sprache des Patienten zu spiegeln, um Verständ-

nikation beschreiben. Eines davon ist die

nis oder Zustimmung zu gewinnen. Im NLP und

berühmte Aussage ›Man kann nicht Nicht-Kom-

der Hypnose wird dies auch als ›nonverbales Pa-

munizieren‹. Dieser Sachverhalt erklärt sich

cing‹ bezeichnet.

wohl am Besten mit dem Satz: ›Keine Antwort ist auch eine Antwort‹. Selbst ein Schweigen unse-

Gliederung einer Behandlungssitzung

res Gegenübers ist eine Aussage, die in einem

Eine ›bessere‹ Behandlung lässt sich nicht nur

136 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

durch rein kommunikative Mittel gestalten, sondern auch durch den formalen Aufbau einer Sitzung. Die nachfolgenden Punkte haben sich in der internationalen Literatur als bewährte Gliederung einer Behandlungssitzung herausgestellt. Ein solcher Ablauf lässt sich zudem sehr gut wiederholen und einprägen. Je nachdem was für eine Behandlung geplant ist (Erstgespräch, Notdienst, Kontrolltermin, anschließender Behandlungstermin), fallen die einzeln genannten Punkte unterschiedlich stark gewichtet aus. 1. Begrüßung Man achte hier darauf, den Namen des Patienten sowie den eigenen Namen verständlich und freundlich auszusprechen. Oft hilft es, auch seine eigene Funktion in der Praxis zu nennen, da ein Patient manchmal nicht unterscheiden kann, wer vor ihm sitzt. Bei bekannten Patienten entfällt dies natürlich. 2. Abklärung des Patientenanliegens Der Patient sollte als Erstes die Möglichkeit haben, sein Anliegen frei vortragen zu können. Dabei sollte der Zahnarzt ihn auch nicht gleich unterbrechen. Bewährt haben sich Sätze wie ›Was kann ich für Sie tun?‹ oder ›Wie kann ich Ihnen helfen?‹, da sie zum einen schon ein konstruktives Hilfsangebot ausdrücken und zum anderen offen gestaltet sind und somit den Patienten zur Schilderung seiner Problematik einladen. In dieser Phase können bereits viele Informationen (4 Ebenen!) aus den Aussagen gefiltert werden, die für den späteren Behandlungsverlauf wichtig sein können. Was möchte der Patient von mir? Wie ist un-plaqued No 18 | 137


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

der psychische Leidensdruck der Erkrankung?

untermauern: Zum einen sind Patienten in der

Welche Beziehungsebene hat der Patient zu

heutigen Mediengesellschaft oft gut informiert

mir? Was weiß der Patient bereits über seine Er-

über ihre Erkrankungen bzw. können sich einfa-

krankung oder die Therapie?

cher über Therapieoptionen kundig machen, und zum anderen ist es der Patient, der über die

3. Zusammenfassen des Patientenanliegens

Bedingungen seiner Erkrankung der Experte ist.

Anschließend sollten die wichtigsten Kernaus-

Als Zahnärzte können wir beispielhaft mit unse-

sagen wiederholt werden. Dies gibt dem Pati-

rem Blick und unseren diagnostischen Hilfsmit-

enten ein erstes Gefühl von Verständnis und die

teln auch ohne die Angaben des Patienten eine

Möglichkeit, Korrekturen vorzunehmen. Der

kariöse Läsion feststellen, doch wie es zu der Er-

Zahnarzt kann sich in die Position des Patienten

krankung gekommen ist, darüber kann nur der

versetzen und das zentrale Anliegen herausar-

Patient Auskunft geben. Er ist derjenige, der be-

beiten.

urteilen kann, ob sich seine Mundhygiene soweit verbessern ließe, um auch zum Beispiel ein

4. Aufklärung über weitere diagnostische

nicht-invasives Vorgehen zu begründen. Die Ent-

Maßnahmen

scheidungsfindung kann ich unter anderem mit

Im Folgenden sollte der Patient über die ihn zu

dem Satz ›Sollen wir so vorgehen?‹ abschließen.

erwartenden Schritte aufgeklärt werden. Dies

Die Einwilligung des Patienten in die beschrie-

umfasst z.B. die allgemeine Anamnese, die An-

bene Therapie beugt somit auch späteren recht-

fertigung von Röntgenbildern und die orale Ins-

lichen Regressen vor, der Patient sei nicht in den

pektion. Sprachlich sollten die Ausführungen

Therapieentscheid mit einbezogen gewesen.

für den Patienten verständlich sein (wie z.B. ›blauer Fleck‹ statt Hämatom zu sagen). Es

7. Therapie und Aufklärung über postthera-

empfiehlt sich den Patienten zu fragen, ob er

peutisches Verhalten und Verabschiedung

mit dem vorgeschlagenen Vorgehen einver-

Der Patient sollte über alle notwendigen Verhal-

standen ist.

tensmaßnahmen nach der Therapie, über mögliche Ereignisse (Schmerzen, Schwellung etc.) und

5. Aufklärung über den Befund und die

was er bei diesen machen kann, aufgeklärt wer-

Therapiemöglichkeiten

den. Dies beugt einer unnötigen Beunruhigung

Nach der Diagnostik sollte der Patient wieder in

oder Wiedervorstellung des Patienten vor. Am

sitzender Position über die Befunde aufgeklärt

Ende der Sitzung sollten alle Fragen geklärt sein.

werden. Daran schließen sich die Therapieopti-

Es empfiehlt sich in jedem Fall nachzufragen, ob

onen an, wobei dem Patienten alle Möglichkei-

noch Fragen bestehen, auch wenn ich davon aus-

ten mit Vor- und Nachteilen und finanziellem

gehen kann, nicht alle Unklarheiten ausgeräumt

Aufwand erklärt werden sollten. Dabei ist

zu haben.

rechtlich zu beachten, auch über zuzahlungsfreie Möglichkeiten aufzuklären.

Vorteile einer guten Kommunikation Die Ergebnisse einer guten Kommunikation zei-

6. Gemeinschaftliche Entscheidungsfindung

gen sich insbesondere in einer verbesserten

Dass die Therapie gemeinschaftlich von dem

Zahnarzt-Patienten-Beziehung, mit der viele

›ärztlichen Experten‹ und dem Patienten (dem

Vorteile gewonnen werden können (auch nach-

›Experten für seine Erkrankung‹) getroffen

zulesen bei Haak et al. 2008). Besonders hervor-

wird, ist einer der Kernpunkte einer partner-

zuheben ist hier die bessere Adhärenz (Compli-

schaftlichen Zahnarzt-Patienten-Beziehung.

ance), die wir nicht zuletzt für einen nachhaltigen

Dieser Schritt lässt sich mit zwei Sachverhalten

Behandlungserfolg benötigen. Der Patient hält

138 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

sich eher an die von uns gegebenen Empfehlungen im Umgang mit der Erkran-

Buchempfehlung

kung (Medikamenteneinnahme, Mundhygiene, Einhalten der Nachsorgetermi-

›Kursbuch ärztliche

ne). Dies beeinflusst in direktem Maße die Patientengesundheit positiv. Auch

Kommunikation‹

wird eine gute Kommunikation den Patienten veranlassen, uns in verstärkter

von A. Schweick-

Qualität und Quantität Informationen mitzuteilen, die die Erkrankung betreffen

hardt und

(wie z.B. dass der Patient momentan keine finanziellen Möglichkeiten zur Thera-

K. Fritzsche,

pie hat, oder sich bei seinem momentanen HIV-Status unsicher sei). Schlussend-

Deutscher Ärzte-

lich wird eine derartig verbesserte Zahnarzt-Patienten-Beziehung nachweislich

Verlag. (ISBN: 978-

eine erhöhte Zufriedenheit des Patienten und des Zahnarztes erzeugen, sowie

3-7691-3412-4).

weniger Behandlungsfehler und rechtliche Regresse nach sich ziehen. Ich möchte an dieser Stelle jedem Leser empfehlen, sich bewusst mit seiner eigenen Kommunikation und möglichen Kommunikationsmethoden auseinanderzusetzen. Fängt man einmal damit an, eröffnet sich eine ganze Welt voller interessanter Eindrücke und Erlebnisse. Oder wie Samy Molcho sagt: ›Gute Kommunikation ist wie ein schöner Tanz. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Tanzen!‹

//

un-plaqued No 18 | 139


ES WIRD WEH TUN! TEXT Juliane Gnoth


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

Eine der größten Ängste seitens der Patienten beim Zahnarzt ist der Schmerz bei der Behandlung. Die Frage, ob es weh tun wird, ist die vielleicht am häufigsten gestellte Frage überhaupt, während ihre Beantwortung grundsätzliche Unterschiede in der Patientenkommunikation deutlich macht. Profan betrachtet scheint es grundsätzlich zwei Sorten von Zahnärzten zu geben – die einen, die sagen ›Es wird nicht weh tun‹, und die Ehrlichen.

Die Tücken der Patientenkommunikation

N

atürlich studieren wir Zahnmedizin nicht, um später anderen Menschen mit Absicht Schmerzen zuzufügen – so sollte es zumindest sein. Im Gegenteil, grundsätzlich tun wir alles dafür, dass der Patient keine Schmer-

zen erleiden muss. Allerdings sind die Patienten auch keine Phantomköpfe, die sich standardisiert und kalkulierbar verhalten und schweigend jegliche Behandlung ertragen, sei sie einfühlsam oder doch etwas gröber. Patienten haben ein unterschiedliches Schmerzempfinden, verschiedene Vorstellungen oder Ängste der Behandlung gegenüber und nicht zuletzt ist auch das Können des Behandlers entscheidend, ob eine Anästhesie sitzt oder in manchen Fällen nur suboptimal wirkt. In der Universität sind die Patienten in der Regel Uni-erprobt, dass soll heißen, sie wissen was auf sie zukommt und wie die Behandlung abläuft. Patientenkommunikation wird in den seltensten Fällen im Studium trainiert, obwohl sie ein sehr wichtiger Teil des Behandlungserfolges ist. Ebenso ist sie entscheidend für die Compliance des Patienten sowie seine Wiederkehr zur nächsten Behandlung. Kommt man endlich als stolzer Zahnarzt oder stolze Zahnärztin aus der Universität, wird man in vielerlei Hinsicht feststellen, was man alles noch nicht kann. Gerade beim Thema Kommunikation werden viele plötzlich auf ihre Defizite aufmerksam, wenn der Patient einmal nicht mit der anstehenden Behandlung oder den zu erbringenden Kosten einverstanden ist. Um dies zu lernen, bedarf es in der folgenden Zeit einiger Anstrengungen, aber jedem sei versichert: Alles ist erlernbar.

un-plaqued No 18 | 141


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

Zurück zur Frage nach dem Schmerz. Eine Anäs-

Wie viel wollen Sie wissen?

thesie wirkt erst recht suboptimal, wenn der Pa-

Ein weitere grundsätzliche Frage, die im Vorfeld

tient sehr ängstlich ist. Die Wirkungsdauer ist

und nicht nur bei Angstpatienten geklärt wer-

unter Umständen kürzer als gewünscht und die

den sollte, ist wie viel man während der Be-

Sicherheit fehlt, ob der Patient spontan Schmer-

handlung erklärt. Gerade bei ängstlichen Pati-

zen empfinden wird. Gerade wenn ein Patient

enten gibt es die einen, die alles wissen wollen

sehr aufgeregt ist, reagiert er oft hypersensibel

und die anderen, die nichts erklärt haben möch-

und zuckt beim kleinsten Druck. Wenn man

ten. Mitunter wird dies bereits beim Kennenler-

dann auch noch der Frischling ist und der Pati-

nen des Patienten deutlich, wenn schon vor

ent den neuen Behandler erst kennen lernen

dem ersten Blick in den Mund tausend Fragen

muss, ist das Vertrauen oft noch eingeschränkt.

gestellt werden. Aber es gibt auch jene Patien-

Da man seine Patienten nicht nach der ersten

ten, die einen einfach machen lassen wollen.

Behandlung verlieren möchte und gleichzeitig

Klärt man dies gleich zu Beginn, kann beiden

nie eine völlige Schmerzfreiheit garantieren

Seiten eine Menge Stress erspart werden.

kann (besonders wenn man nicht weiß, welche

Grundsätzlich wollen heutzutage immer mehr

Reize der Patient zusätzlich in die Schmerzkiste

Patienten wissen, was bei ihnen im Mund ge-

packt) ist hier eine ehrliche Kommunikation

schehen wird. Zum einen kosten Behandlungen

wichtiger als Versprechen, die man unter Um-

oft viel Geld und zum anderen gibt es dem Pati-

ständen nicht einhalten kann.

enten das Gefühl, die Kontrolle über die Lage zu behalten. Psychologisch gesehen ist es daher

Empfehlenswert ist es, dem Patienten zu versi-

sinnvoll, den Patienten immer wieder Entschei-

chern, die Behandlung sofort zu unterbrechen,

dungen fällen zu lassen, auch wenn es nur dar-

wenn er Schmerzen empfinden sollte, aber ihm

um geht, ob das Alginat pink oder blau sein soll.

nie zu versprechen, dass es nicht weh tun wird.

Kontrolle ist etwas, das jeder Mensch gerne be-

Diese Aussage ist zwar für den Patienten oft

halten möchte, erst recht bei Eingriffen an sei-

nicht die, die er hören möchte, aber Ehrlichkeit

nem Körper. Auch wenn die Patienten diese

ist an diesem Punkt für den Aufbau eines Ver-

Kontrolle nicht wirklich haben, reicht es manch-

trauensverhältnises wichtiger. Dazu kann man

mal schon, dem Unterbewusstsein den Ein-

mit dem Patienten ein Zeichen vereinbaren,

druck zu vermitteln, dass es so wäre. Man sollte

welches die Unterbrechung vermittelt. Der Pa-

sich darüber im Klaren sein, dass die Patienten

tient bekommt so das Gefühl, die Kontrolle zu

bei der zahnärztlichen Behandlung generell in

behalten, die er beim Zahnarztbesuch grund-

einer emotionalen Ausnahmesituation sind. Da-

sätzlich erstmal nicht hat. Man sollte sich ins Be-

durch ist nie sicher, wie viel von der sachlichen

wusstsein rufen, dass nicht nur der Kontrollver-

Aufklärung auch wirklich zu ihnen durchge-

lust des Patienten, sondern auch die besondere

drungen ist. Hier hilft es nur nachzufragen, was

körperliche Nähe, die der Behandler zum Pati-

verstanden wurde und manche Dinge mehrfach

enten hat, eine grundsätzliche Verletzung des

zu erwähnen.

Schutzraumes eines Menschen sowie seines ureigenen Wunsches der Selbstbestimmung ist.

Spieglein, Spieglein an der Wand

Respektiert man dies und geht mit Hilfe kom-

Ein wichtiges Instrument moderner Kommuni-

munikativer Mittel darauf ein, wird der Patient

kation ist das Pacing und Leading. Auch wenn

trotz seiner bisherigen Erfahrungen wissen,

man sich nicht für NLP (Neuro-Linguistische Psy-

was auf ihn zukommt und dementsprechend

chologie) oder Hypnose interessiert, so sollte

besser mitarbeiten.

man das Spiegeln (Pacen) des Verhaltens seines

142 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

Gegenübers trainieren und in der Patientenkommunikation ausprobieren. Pacing ist verhältnismäßig einfach und kann sowohl verbal als auch nonverbal erfolgen, erfordert allerdings eine gute Beobachtungsgabe. Man spiegelt dabei den Patienten in seinen typischen Verhaltensweisen und seiner Sprache, ohne ihn dabei einfach nur zu imitieren. Diese Spiegelung sollte möglichst nicht aufgesetzt sein, sondern natürlich wirken, was mit etwas Übung gut gelingt. In der Hypnose findet zum Beispiel nonverbales Pacing statt, wenn man dem Patienten die Hand auf die Schulter legt und im gleichen Rhythmus atmet. Ein einfacher Weg Pacing zu üben, ist die Wortwahl des Patienten zu spiegeln, im einfachsten Fall, indem man die Aussagen des Gegenübers wiederholt. Der Patient fasst unbewusst Vertrauen und lässt sich von diesem Punkt aus leichter führen (Leading). Wichtig ist, dass man derartige Beobachtungen und Interventionen einfach mal anfängt und übt, denn nicht selten wird man überrascht sein, wie positiv sich die Kommunikation dadurch entwickeln kann. Den eigenen Weg finden Mittlerweile gibt es viele Bücher, Seminare und gut gemeinte Ratschläge zur Patientenkommunikation. Am Ende kommt es auf die Erfahrungen an, die man selbst macht, Fehlschläge eingeschlossen. Denn auch wenn man noch so gut kommunizieren kann, ist es möglich, dass der Patient am Ende unzufrieden ist und sich nicht aufgeklärt fühlt. Gerade in der Kommunikation gilt, dass jeder Mensch individuell ist und Behandler und Patient auch einfach mal nicht zusammen passen. Lasst Euch davon nicht verunsichern, denn eine funktionierende Kommunikation ist definitiv erlernbar. Am besten fängt man einfach an – beobachtet, hört zu und interagiert aus der Perspektive seines Gegenübers.

//

un-plaqued No 18 | 143


SCHLIESSEN SIE DEN MUND UND BEISSEN SIE DIE ZÄHNE FEST AUFEINANDER! TEXT  Dr. E. Noni Höfner

144 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

Der Provokative Stil® in der Zahnheilkunde Die meisten Menschen tun häufig nicht das, was für sie gut wäre, sondern das, was ihnen als der bequemste Weg erscheint und wovor sie am wenigsten Angst haben. Die meisten Menschen haben von klein auf Angst vor dem Zahnarzt. Bei vielen führt das dazu, dass sie diesen nur aufsuchen, wenn ihre Schmerzen so unerträglich geworden sind, dass die Angst vor noch größeren Schmerzen heftiger ist als die Angst vor dem Zahnarztbesuch. Trotzdem gibt es, wie mir Zahnärzte berichtet haben, nicht wenige Menschen, die noch panisch aus dem Behandlungsstuhl fliehen, oder aus Angst vor einer Spritze den Mund nicht aufmachen, oder gleich so lange warten mit dem Zahnarztbesuch, bis ihre Zähne unheilbar verrottet sind und Prothesen weichen müssen.

G

utes Zureden hilft hier im Allgemeinen

ernste Sache, für die man Geld bekommt. Was

wenig. Deshalb möchte ich Ihnen in ei-

Spaß macht darf nicht mehr Arbeit genannt

nem kurzen Abriss den Provokativen Stil

werden und man dürfte auch kein Geld dafür

vorstellen, der sich in Fällen bewährt hat, in de-

verlangen.

nen man glaubt, ›alles versucht zu haben‹ und

Humor und Spaß sind Reizworte, jedenfalls in

nun nicht mehr weiter weiß.

der Psychotherapie. Obwohl von Alters her be-

Die Wurzeln des Provokativen Stils liegen in der

kannt ist, dass Lachen gesund ist, wurde das La-

Provokativen Therapie, die Frank Farrelly in den

chen, wie vieles, das im Volksglauben als nütz-

Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts wäh-

lich gilt, nicht nur aus der Schul-Medizin

rend seiner Tätigkeit in einer psychiatrischen

ausgeklammert, sondern es galt auch in der

Klinik in den USA als eigenständige Therapie-

Schul-Psychotherapie lange als Kunstfehler. Den

form etabliert hat. Im Rahmen des Deutschen In-

Patienten sollte eindringlich und mit erhobe-

stitutes für Provokative Therapie (D.I.P.) wurde

nem Zeigefinger beigebracht werden, dass es

daraus ein Kommunikationsstil entwickelt, der

Spaß macht zu leben. Das ist so ähnlich, als wenn

sich nicht nur in viele unterschiedliche Therapie-

man ein Kind heftig anbrüllt, es solle brav sein.

formen integrieren lässt, sondern auch in zahl-

Das Kind wird dann nicht brav, sondern heftig.

reichen anderen Bereichen zwischenmenschli-

Die Klienten lernten auf diese Weise vor allem,

cher Kommunikation eingesetzt werden kann,

dass Lebenskrisen etwas Todtrauriges sind und

sei es am Arbeitsplatz oder beim nächsten Tele-

nur tiefernst gelöst werden können.

fonat mit der (Schwieger-) Mutter.

Viele Menschen glauben auch heute noch, dass Psychotherapie eine sehr ernste Sache ist. Hu-

Was ist der Provokative Stil (ProSt)?

mor und Lachen haben dort ebenso wenig verlo-

Der Provokative Stil (ProSt) ist eine Beeinflus-

ren wie eine Ratte in einer Hotelküche. Als ange-

sungsmethode, die mit Humor und Herausfor-

messene Gefühlsäußerungen gelten Heulen,

derung arbeitet. Wenn Sie den Provokativen Stil

Schreien und Wutausbrüche. Dieser Glaube ist

anwenden wollen, sollten Sie als Erstes überprü-

ähnlich fest verwurzelt wie der Glaube an den

fen, ob Sie sich Humor in Kombination mit Arbeit

Zahnarzt als Folterknecht. Humor hat in einer

überhaupt vorstellen können. Arbeit ist eine

zahnärztlichen Praxis ebenfalls nichts verloren.

un-plaqued No 18 | 145


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

›DAS IST SO ÄHNLICH, ALS WENN MAN EIN KIND HEFTIG ANBRÜLLT, ES SOLLE BRAV SEIN. DAS KIND WIRD DANN NICHT BRAV, SONDERN HEFTIG.‹

Hier geht es um Schmerzen und Ängste, die der Zahnarzt versucht mit Ruhe und

Über die Autorin

Besänftigung abzufedern.

Dr. E. Noni Höfner:

Patienten beim Zahnarzt fühlen sich häufig als arme, unschuldige Opfer, zum

geb. 1946,

Beispiel als Opfer ihrer verqueren Gene, die ihnen ein marodes Gebiss beschert

Dr. phil, Diplompsy-

haben. Oder als Opfer einer unglücklichen Vergangenheit in Form von zu viel

chologin, Weiterbil-

Zucker im Kindertee, in Cola oder in anderen Süßigkeiten, die ihnen von einer

dung u.a. in

verantwortungslosen Industrie aufgezwungen wurden. Sie fühlen sich also als

Provokativer Thera-

Opfer externer Umstände, die sie nicht beeinflussen konnten. Deshalb sind ihre

pie, Hypnotherapie,

Zahnschmerzen ein Schicksalsschlag, der sie befällt und dem sie sich nicht ent-

NLP, EMDR, EFT,

ziehen können. Diese Opferrolle hat durchaus ihre Vorteile, denn sie ist bequem

Mitbegründerin und

und risikolos und erfordert keinerlei Eigeninitiative. Der Preis für diese Be-

Leiterin des Deut-

quemlichkeit ist das Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, was

schen Institutes für

wiederum Angst produziert und verstärkt.

Provokative Thera-

Ein Patient, der sich als hilfloses Opfer erlebt, geht dem Zahnarzt ängstlich so

pie in München

weit wie möglich aus dem Weg und wenn er nach langem Zögern doch kommt,

(D.I.P., www.provo-

schlägt er gut gemeinte Appelle in Richtung von mehr Zahnhygiene und Vorsor-

kativ.com),

ge als unbrauchbar in den Wind, weil es dann an ihm wäre, aktiv zu werden und

Fort-und Weiterbil-

für seine Zähne die Verantwortung zu übernehmen.

dungsseminare, Vorträge und Super-

Im ProSt helfen wir den Patienten, über die selbstschädigenden Anteile ihres

vision im Provokati-

Denkens und Verhaltens zu lachen, indem wir sie verzerrt in den Blickpunkt rü-

ven Stil®, Privatpra-

cken. Durch die Verzerrung werden die Nachteile besser sichtbar, die sich der

xis in München.

Patient mit seiner unkooperativen Verweigerungshaltung einhandelt. Wenn der Patient über sich lachen kann, hat er keine Kampf- oder Flucht-Einstellung mehr. Er schaltet das Großhirn wieder ein und das Reptiliengehirn aus, das ihm Todstellen, Flucht oder Gegenangriff als angemessene Verhaltensalternativen vorschlägt. Das Lachen über die eigenen Torheiten schafft Entlastung, befreit von einseitigen Sichtweisen, fördert den inneren Abstand, rückt die Dimensionen zurecht und gibt die Kontrolle zurück – die Patienten sind wieder Akteure statt Opfer.

146 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

SCHULM

EDIZIN

PROVOK ATIVER STIL®

Ein ängstlicher Patient, der sich weigert, den

nend rät, sondern hartnäckig darauf besteht,

Mund für die Betäubungsspritze zu öffnen,

der Therapeut hätte nicht genügend Durchblick

könnte beispielsweise zum Lachen gebracht

oder es ginge eben nicht so einfach, wie der The-

werden, indem man ihm, als wertkonservativem

rapeut sich das vorstellt. Das gleiche Problem

Menschen, andere, sehr bewährte Methoden

stellt sich zwischen Eltern und Kindern und dem

der Betäubung vorschlägt, die im Mittelalter auf

(Zahn-) Arzt und seinen Patienten.

Jahrmärkten durchaus gebräuchlich waren, wie zum Beispiel eine Buddel Schnaps vor der Be-

Die Situation ist vergleichbar mit der von zwei

handlung. Ein gezielter Schlag auf den Kopf oder

Menschen, die sich auf einem wackeligen klei-

das Festschnallen am Behandlungsstuhl wären

nen Floß befinden, das nur dann mühsam im

auch probate Alternativen, und die nette Helfe-

Gleichgewicht gehalten werden kann, wenn auf

rin könnte mit ihren Händen den Kopf fixieren.

jeder Seite einer steht. Springt nun der eine auf

All das, könnte man anmerken, sei doch weitaus

die Seite des anderen, wird die Sache gefährlich

angenehmer und risikoloser als der kleine Pieks

schieflastig und es drohen nasse Füße.

bei der Injektion.

Genau das tun wir im ProSt. Wir springen zum Patienten hinüber, sodass dieser so schnell wie

Die segensreichen Wirkungen des

möglich in die entgegen gesetzte Ecke springen

Widerstandes

muss, wenn er dem Absaufen entgehen will. Mit

Der Humor ist eine Seite des ProSt, die dem Pati-

anderen Worten: Wir geben dem Patienten

enten hilft, die notwendige geistige und emoti-

mehr recht, als ihm lieb ist, erlauben und emp-

onale Distanz zu seinem selbstschädigenden

fehlen ihm seine selbstschädigenden Verhal-

Verhalten herzustellen. Der zweite Aspekt des

tensweisen ausdrücklich und provozieren damit

ProSt, die Herausforderung, betrifft das geziel-

den Widerstand in die gesündere Gegenrich-

te Reizen des Widerstandes, wodurch der Pati-

tung. Der Widerstand des Klienten richtet sich

ent veranlasst wird, nicht nur sein Denken, son-

dann nicht mehr gegen den Therapeuten, son-

dern auch sein Verhalten zu ändern.

dern gegen die eigene Selbstschädigung.

Jede Psychotherapie befasst sich ausführlich mit dem sogenannten Widerstand des Klienten.

Einem Patienten, der sich weigert, seine Zähne

Darunter wird meist verstanden, dass der Klient

angemessen zu pflegen und regelmäßig zur Be-

nicht das tut, was ihm der Therapeut wohlmei-

handlung zu kommen, könnte man in leuchten-

un-plaqued No 18 | 147


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

den Farben und mit der gebotenen Begeisterung schildern, wie sein Gebiss in

Bücher der

etwa zehn Jahren aussehen wird, wenn er so weiter macht wie bisher. Man

Autorin:

könnte ihm raten, auf das Zähneputzen und Zahnreparaturen ganz zu verzich-

›Glauben Sie ja

ten, um den Verfallsprozess zu beschleunigen, denn ein stabiles künstliches Ge-

nicht, wer Sie sind‹,

biss sei dem eigenen, schmerzanfälligen bei Weitem vorzuziehen.

Carl Auer Verlag 2011

Die Persönlichkeit des Therapeuten Die Komplexität des ProSt lässt sich in diesen wenigen Zeilen nur unvollständig

›Das wäre doch

darstellen, was leicht zu Missverständnissen führen kann. Um diesen wenigs-

gelacht! Humor

tens teilweise vorzubeugen, ist daher eine Schlussbemerkung zur Persönlich-

und Provokation

keit des Anwenders unerlässlich: Der Einsatz provokativen Humors ist nur kon-

in der Therapie‹,

struktiv, wenn der Anwender erstens sich selbst und seine Patienten mag und

rororo 7. Auflage

mehr an ihre jetzt vorhandenen Kraftquellen, als an die Macht ihrer vergange-

2010

nen Traumen glaubt. Und zweitens sollte er sich selbst nicht allzu bitter ernst nehmen.

›Die Kunst der Ehezerrüttung‹, rororo,

Der Patient kann nur lernen, mit dem Zahnarzt über sich zu lachen, wenn dieser

8. Auflage 2009

auf eine mahnende, besserwisserische Oberlehrer-Attitüde verzichtet, das heißt, für den ganz alltäglichen Wahnsinn Verständnis empfindet, und prinzipi-

›Schwein sein? Ein

ell auch sich selbst absurd und komisch finden kann. Dieses relativierende

Ratgeber für Spit-

Wohlwollen schafft ein entspanntes Umfeld für die provokative Vorgehenswei-

zenmanager und

se, die sonst, selbstherrlich und humorlos eingesetzt, leicht verletzend werden

solche, die es wer-

kann. Ätzendes und schadenfrohes Lachen über andere hat nichts mit Humor zu

den wolllen‹, Süd-

tun und daher auch keinen Gesundheitswert. Im konstruktiven, heilsamen Sinn

deutscher Verlag,

dürfen wir uns also nur dann über die Torheiten anderer lustig machen, wenn

SZ-Edition 2007

wir auch über unsere eigenen Torheiten lachen können. So gelacht, lacht der Zahnarzt gemeinsam mit dem Patienten über seine Torheiten, nicht über ihn selbst, und motiviert ihn auf spielerische Art und Weise zu einem für ihn weniger schädlichen Verhalten. Dieser Artikel erschien erstmals in: GZM (Gesellschaft für ganzheitliche Zahnmedizin), 8.Jahrgang, 4-2003, © E. Hoefner München

//


Das periointegrative Implantatsystem

Bakteriendichte Stegförmige Implantat-Schulter (SIS) (pat. pending)

ZircoSeal® Abutment-Oberfläche (pat. pending) ZircoSeal® ist eine Hartstoffschicht aus Zirkoniumnitrid, die im Vergleich zu Reintitan sechs mal härter ist. Sie besitzt eine extrem hohe Abriebfestigkeit, reduziert die Plaqueakkumulation und fördert die Anlage einer dicht anliegenden Weichgewebsmanschette. Die dentingoldene Farbe der Abutments fügt sich ästhetisch in das Zahnbild ein.

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Die PerioCoat®-Oberflächenkonditionierung erfolgt durch eine anodische Oxidation unter Funkenentladung. Die Perio Coat® ImplantatOberfläche wird mit anerkannter wissenschaftlicher Dokumentation seit über 20 Jahren in der Implantologie eingesetzt. Durch die Dotierung mit Calcium und Phosphat erhöht sich das Knochenwachstum im Vergleich zu reinen Titanoberflächen signifikant (Graf 1997).

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DER UNTERSCHIED ZWISCHEN MANN UND FRAU INTERVIEW von Ingmar Dobberstein


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

Dass Frauen in der Zahnmedizin im Vormarsch sind, daran besteht kein Zweifel. Beim Blick auf die heutigen Verhältniszahlen zwischen männlichen und weiblichen Studenten an den Universitäten ist klar, dass sich das geschlechterspezifische Bild in der Zahnmedizin deutlich ändern wird. Welche Konsequenzen dieses nach sich zieht, ist dabei völlig unklar und bisher lediglich Thema vieler Spekulationen. Während die Pessimisten dadurch die Versorgungsstruktur in Deutschland in Gefahr sehen, freuen sich die Optimisten über mehr Empathie am Behandlungsstuhl. Um diese Entwicklung genauer zu untersuchen und mit echten Fakten zu begleiten, hat sich die neue Fachgesellschaft für geschlechterspezifische Zahnheilkunde (DGGZ) gegründet. UN-PLAQUED hat sich mit der frisch gewählten Präsidentin der DGGZ, Frau PD Dr. Dr. Christiane Gleissner getroffen und die Absichten und Ziele dieser Organisation hinterfragt. UN-P: Was kann man sich unter geschlech-

bzw. ein Zahnarzt eine Patientin, und welche

terspezifischer ZMK vorstellen? Geht es hier

Rolle spielen die Spiegelneuronen bei ›Empa-

eher um die Zahnärzte/innen oder um die

thie‹?

Patienten/innen?

Welcher Zahnarzt fragt seine langjährige ältere

CG: Zuerst einmal geht es um eine Differenzie-

Patientin, die jetzt in den Wechseljahren ist, ob

rung zwischen Gender und Biologie. Welche der

sie Hormonersatztherapeutika nimmt? Hier

gegenwärtigen Entwicklungen und Beobach-

fließen schließlich Biologie und gesellschaftli-

tungen hat ihre Ursache in Gender-Aspekten,

ches Verhalten zusammen.

also gesellschaftlich bestimmtem Verhalten, und welche Ursachen liegen in der Biologie? Ist

UN-P: Welche Aufgabenfelder sieht der Ver-

eine andere Haltung von Frauen zu ›schönen

band für sich?

Zähnen‹ ausschlaggebend für deutlich mehr

CG: Hauptaugenmerk der Anfangszeit ist vor al-

Zahnverlust in höherem Alter, putzen sie zu viel,

lem das Sichten. Bisher ist wenig bekannt und

falsch oder zu wenig? Oder sind es möglicher-

explizit differenziert erfasst. Die Zahnmedizin in

weise hormonelle Gründe, die zu Gewebelocke-

Deutschland hat aber bereits spannende epide-

rungen führen? Muss man Frauen und Männer in

miologische Datensammlungen wie SHIP und

der Prophylaxe anders ansprechen?

die DMS, deren Informationen zuerst einmal mit

Verstärkt sind auch Fragen bezüglich der Unter-

diesem besonderen Besteck ›geschlechterspe-

schiede von Zahnärzte/innen bzw. Patienten/in-

zifisch‹ gehoben werden müssen. Auch hinsicht-

nen von Bedeutung. Die Aspekte, die Patienten

lich der Praxisführung gibt es viele Informa-

betreffen, wirken sich zum Beispiel auf die fach-

tion e n i m I D Z , d i e n e u a n g e s c h a u t u n d

liche und kommunikative Praxisführung aus.

zusammengestellt werden könnten. Dann muss

Aber es gibt auch versorgungspolitische Aspek-

das fachliche Gremium die richtigen Fragen zu

te: Stimmt es, dass Zahnärztinnen Leistungen

den Daten stellen. Das ist erheblich anspruchs-

niedriger abrechnen als Zahnärzte, wie es das

voller als Antworten zu suchen, wo sie sich nicht

Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) festge-

bereits offenkundig darstellen. Und es muss ge-

stellt hat – und muss man das genauer überprü-

prüft werden, ob das Offenkundige tatsächlich

fen? Sinkt die Gesamtzeit für die zahnärztliche

stimmt. Lange hieß es zum Beispiel, Männer hät-

Versorgung der Bevölkerung, wenn ein größe-

ten schwerere Parodontitis als Frauen, weil sie

rer Teil des Berufsstandes in Teilzeit arbeitet?

eben keinen guten Draht zur Mundhygiene hät-

Auch kommunikative Aspekte könnten eine Rol-

ten. Das sah die Arbeitsgruppe, die die DGGZ

le spielen: Versteht eine Frau einen männlichen

vorbereitet hat, schon immer als fragwürdig an

Patienten in seinen Werten und Bedürfnissen,

und in der Tat scheinen hormonelle Faktoren un-plaqued No 18 | 151


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

viel Erfahrung in diesem Thema, gehen aber anders an die Fragestellungen heran. Die DGGZ wird deshalb mit diesen Fachgesellschaften zusammenarbeiten, um gezielt bestehendes Wissen zu bergen bzw. neu zu generieren. Im Übrigen ist ›Gender Dentistry‹, um das noch einmal hervorzuheben, kein Thema für Frauen, sondern eines für Frauen und Männer gleichermaßen und auf Augenhöhe. Deshalb hat sich das Thema, auch durch Gründung einer vom Dentista Club unabhängigen wissenschaftlichen Fachgesellschaft, als eigene Plattform und als geschlechterübergreifend emanzipiert. Das Interesse der Zahnärzte an diesen Fragen ist sehr groß, was sich auch an der spontanen Unterstützung durch renommierte Vertreter aus der Wissenschaft zeigt. mitverantwortlich zu sein. Kurz gesagt: Es geht

UN-P: Wie beurteilt die Fachgesellschaft die

um die richtigen Fragen – und fundierte Antwor-

Zukunft in der praktischen Zahnmedizin,

ten. Münden sollen diese Bemühungen in Emp-

wenn der große Frauenanteil, der momen-

fehlungen für Prävention und Therapie in der

tan an den Universitäten studiert, in der

modernen Zahnheilkunde.

Praxis angekommen ist? CG: Die DGGZ beurteilt nicht, sondern erforscht.

UN-P: Warum werden derartige Fragestel-

Hier wird viel vermutet und spekuliert, und die

lungen bisher weder von den vorhandenen

Debatte sollte auf eine andere Ebene gestellt

Fachgesellschaften noch von den vorhande-

werden. Was alles an Spekulationen nicht halt-

nen Frauenverbänden (Dentista/Zora) auf-

bar ist, das zeigt der Dentista Club ja bereits im-

gegriffen und bearbeitet?

mer mal wieder auf. Es ist Aufgabe der DGGZ,

CG: Das ist nicht ganz richtig. Zum einen ist ein

hier fundierte Antworten zu finden. Und vorher

wichtiger Initiator dieser Fachgesellschaft der

die tatsächlich relevanten Fragen. Ob es diesel-

Dentista Club. Der Zahnärztinnenverband hat

ben sind, die sich heute die Spekulierer stellen,

das Thema seit seiner Gründung Ende 2007 stän-

bleibt derzeit noch offen. Man kann auch andere

dig in seinen Veröffentlichungen in einer eige-

Fragen stellen als diejenige, ob die zahnmedizi-

nen Rubrik gelistet und einen eigenen Bereich

nische Rundum-Versorgung der Bevölkerung

für die Club-eigene Arbeitsgruppe auf der Web-

noch gewährleistet ist.

site bereitgestellt. Auch war es der Dentista Club, der mit seinem 2. Hirschfeld-Tiburtius-

Vielen Dank für das Interview und viel Er-

Symposium im Juni 2010 unter dem Titel ›Gender

folg auf dem spannenden Weg der geschlech-

Dentistry‹ den Begriff und auch das Thema im

terspezifischen Forschung.

Berufsstand etabliert hat. Die ›zm‹ hat das Symposium als Grundlage für eine ausführliche Titelgeschichte genommen. Wer genau hinsieht, bemerkt, dass sich die entsprechenden Themen häufen. Die Fachgesellschaften haben ebenfalls 152 | un-plaqued No 18

//


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Seit 1953 stellen wir Artikulations- und Occlusions-Prüfmittel her, mit dem Ziel, eine möglichst naturgetreue Darstellung der Occlusionsverhältnisse zu erreichen. Durch konsequente Weiterentwicklung und Innovation bieten wir ein umfassendes Sortiment von verschiedenen Artikulationspapieren und Occlusionsprüffolien in unterschiedlichen Stärken, Formen und Farben an. Die sichtbare Markierung, auch auf schwierig zu prüfenden Oberflächen wie Keramik oder Gold, hat für uns oberste Priorität.

ator avigig tor.net a av Dewwnwt.daelN ntaln ...wir machen Occlusion sichtbar® Dr. Jean Bausch GmbH & Co. KG • Oskar-Schindler-Str. 4 • D-50769 Köln Telefon: 0221-70936-0 • Fax: 0221-70936-66 • E-Mail: info@bauschdental.de

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THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

DAS ERSTE IMPLANTAT TEXT Tobias Pausch & Dominic Schwarz

Aufgrund der seit Jahrzehnten unveränderten Approbationsordnung für Zahnmediziner bieten sich den Studenten in der Vorklinik allgemein wenige Möglichkeiten, Einblicke in den späteren Arbeitsalltag eines Zahnarztes zu erhalten. Der Trend zur besseren Integration der klinischen Ausbildung in die Vorklinik im Studiengang Zahnmedizin hat dennoch die Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz erreicht. Hier bietet man nun erstmalig in Deutschland während des Kurses der makroskopischen Anatomie im zweiten und dritten Semester einen praktischen Kurs der Oralchirurgie und Implantologie an.

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A

THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

uftakt hierfür war die am 4. Juli 2011 von

und Oberarm statt. Dabei mussten wir feststel-

Dozenten aus Klinik und Vorklinik ge-

len, dass sich das Bohren im Knochen deutlich

meinsam gehaltene theoretische Einfüh-

von dem in anderen Materialien unterscheidet.

rungsvorlesung. Dr. med. Tamás Sebestény, Ini-

Nach dem Durchbohren der Kompakta fällt der

tiator der Veranstaltung und Kursleiter der

Bohrer regelrecht in die wesentlich weichere

makroskopischen Anatomie, wies in seinem Vor-

Spongiosa. Bei Unachtsamsamkeit kann das in

trag auf für die Behandlung wichtige anatomi-

der Realität sehr schnell zu Nervschädigungen

sche Strukturen hin. Neben den relevanten Ner-

führen. Ähnlich dem Ablauf im OP bildeten 2-3

ven in Ober- und Unterkiefer stand hier vor

Studenten Teams mit Behandler und steriler so-

allem die Anatomie der Kiefer- und Nasenhöh-

wie unsteriler Assistenz.

len im Vordergrund. Um die späteren Eingriffe

An einigen, von Dr. Sebestény vorbereiteten

detailliert planen zu können, wurden von allen

Präparaten, konnte man Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal

Humanpräparaten OPGs angefertigt.

Al-Nawas beim Sinuslift mit Piezotechnik über

Im zweiten theoretischen Teil gab Univ.-Prof. Dr.

die Schulter schauen. Hierbei wurde die Emp-

Dr. Bilal Al-Nawas, leitender Oberarzt der Mund-

findlichkeit der Schneider´schen Membran de-

Kiefer-Gesichtschirurgie der Uniklinik Mainz ,

monstriert und verschiedene Zugangsmöglich-

eine Einführung in Implantationstechniken,

keiten zum Sinus Maxillaris aufgezeigt.

Schnittführung und dem Umgang mit chirurgischen Instrumenten.

Die Veranstaltung war für alle Studenten aus-

Auch Augmentationstechniken wie Sinuslift

nahmslos ein voller Erfolg und eine hervorra-

und Kieferkammaugmentation, sowie die Late-

gende Abwechslung zum sonst sehr theoreti-

ralisation des N. alveolaris inferior waren Teil

schen Vorklinik-Alltag. Nach Meinung der

der Besprechung.

Mainzer Vorkliniker sollten derartige Kurse auch Wegweiser für andere Universitäten sein.

Die ersten eigenen Erfahrungen durften die

Wir möchten uns hiermit im Namen unseres Se-

Studenten anschließend bei der Implantation

mesters vor allem bei dem Kursleiter Dr. med.

am Unterkiefermodell sammeln, was haupt-

Tamás Sebestény bedanken, ohne dessen Enga-

sächlich dazu diente, den Umgang mit den chi-

gement es diese Veranstaltung nicht gegeben

rurgischen Motoren zu erlernen. Schließlich

hätte. Natürlich geht dieser Dank ebenso an

kam der große Moment, und wir durften das

Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas für die fachliche Un-

erste Mal in unserem Leben erfahren, wie es sich

terstüzung und die Firma Camlog Biotechnolo-

anfühlt, an echter Knochensubstanz zu arbeiten

gies für die kostenlose Bereitstellung sämtlicher

– hierzu fanden die Übungen an Oberschenkel

Materialien und Instrumente.

un-plaqued No 18 | 155

//


PERIIMPLANTITIS – DAS NEUE PROBLEM DER IMPLANTOLOGIE INTERVIEW Jan-Phillip Schmidt

Der Schweizer Implantathersteller Clinical House Europe und dessen deutsche Vertriebsgesellschaft Clinical House Dental haben der Periimplantitis den Kampf angesagt. UN-PLAQUED sprach mit Ulrike Kuckelkorn, CEO Clinical House Europe, über die Strategie des Unternehmens.

Frau Kuckelkorn, Clinical House Europe gibt

und Branchenkennern wollen wir unsere Positi-

es erst seit fünf Jahren. Wie will sich das

on im deutschen Markt ausbauen.

Unternehmen gegen die langjährig am Markt

Zudem haben wir mit dem PerioType X-Pert-Im-

etablierten Implantathersteller behaupten?

plantat ein Produkt entwickelt, dass über die

Der Schwerpunkt der Implantathersteller liegt

Osseointegration hinaus die Periointegration

seit Beginn der dentalen Implantologie auf der

des Implantats, also die langfristige und stabile

Osseointegration, also der Einheilung des Im-

Eingliederung im gesamten umgebenen Hart-

plantates in den Knochen. Bei einer Periimplan-

und Weichgewebe, fördert.

titis entzündet sich allerdings das Weichgewebe

Wir haben gemeinsam mit dem Fraunhofer-Ins-

um das Implantat. Über 50 Prozent der dentalen

titut Braunschweig und der Universität Düssel-

Implantate zeigen eine periimplantäre Mukosi-

dorf an Oberflächen geforscht, die eine ent-

tis, die Vorstufe der Periimplantitis. Periimplan-

zündungsfreie Integration des Implantats in die

titis selbst tritt an zwölf bis 40 Prozent aller Im-

Mundhöhle fördern und einer Periimplantitis

plantate auf, so die Ergebnisse einer Studie von

vorbeugen. Die international renommierten Im-

Lindhe und Meyle aus dem Jahr 2008. Periim-

plantologen der Academy of Periointegration

plantitis kann zum Implantatverlust führen und

unterstützen uns bei der Produktentwicklung

ähnliche gefährliche Auswirkungen auf die All-

zusätzlich mit ihrem Expertenwissen.

gemeingesundheit wie eine Parodontitis haben.

Aktuell bauen wir ein Netzwerk aus Implantolo-

Die Clinical House Group hat als erster Implan-

gen auf, die unser Implantat als Tutoren ihren

tathersteller das Thema Periimplantitis offen

Fachkollegen vorstellen. Mit diesem einzigarti-

kommuniziert. Durch die Fokussierung auf die-

gen Konzept gewährleisten wir, dass Zahnmedi-

ses Thema und die Fachkompetenz der mit dem

ziner fundiert zum Thema Periimplantitis und

Unternehmen verbundenen Wissenschaftler

unserem Implantat geschult werden.

156 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

Könnte diese proaktive Herangehensweise

Eine stabile Verbindung zwischen Implantat und

an eine durch ein Implantat ausgelöste

Abutment reduziert Mikrobewegungen, die

Krankheit die Implantologie bei Patienten

ebenfalls ursächlich für Periimplantitis sein

unbeliebt machen?

können. Dauerlastversuche mit über fünf Millio-

Die Ergebnisse der Studie von Lindhe und Meyle

nen Zyklen haben gezeigt, dass die Stegförmige

zeigen, dass die Periimplantitis ein ernst zu neh-

Implantat-Schulter in Kombination mit einer

mendes Problem der dentalen Implantologie

stabilen oktagonalen Innenverbindung eine op-

ist. Es ist sehr wichtig, dass Zahnmediziner ihre

timale Kraftübertragung gewährleistet und Mi-

Patienten vor einer Implantation gründlich

krobewegungen reduziert. Die Perio Coat®-

über die Risiken und die Präventionsmöglichkei-

Implantat-Oberfläche wird mit anerkannter

ten aufklären. Das und die Entwicklung eines Im-

wissenschaftlicher Dokumentation seit über 20

plantatdesigns, das einer Periimplantitis vor-

Jahren in der Implantologie eingesetzt. Diese

beugt, sind wichtige Voraussetzungen für eine

Designkriterien bedingen eine optimale Perio-

lange Lebensdauer des Implantats. Sowohl den

integration und damit auch eine zuverlässige Os-

Patienten als auch den Zahnmedizinern steht

seointegration.

Clinical House Europe bei allen Fragen zur Implantologie und Periimplantitis als kompetenter Partner zur Seite. Inwiefern kann Ihr Implantatsystem einer Periimplantitis vorbeugen? Aus der Arbeit der Academy of Periointegration entstanden vier für das Implantatsystem entscheidende Designkriterien. Das Abutment des PerioType X-Pert-Implantats ist mit Zirkoniumnitrid beschichtet. Dieses Material ist sechs Mal härter als Reintitan, so dass auch beim Reinigen mit Metallscalern keine Kratzer entstehen. Zirkoniumnitrid verringert nachweislich das Anhaften eines Biofilms mit paradontalpathogenen Keimen und fördert die Anlagerung der Gingiva zu einem dicht anliegenden Saumepithel. Diese Zirco Seal®-Oberfläche haben wir gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut Braunschweig entwickelt. Neben der Prävention einer Plaqueanlagerung muss ein Eindringen von Bakterien ins Innere des Implantats verhindert werden, um einer Periimplantitis vorzubeugen. Die Stegförmige Implantat-Schulter (SIS) mit dem konusförmigen, metallischen Dichtsitz und dem Platform-Switch verschließt Implantat und Abutment bakteriendicht. Diese Technologie stammt aus der Schweizer Uhrenindustrie.

un-plaqued No 18 | 157


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

Auf welche Akzeptanz stößt dieses Implantat in Deutschland und international? PerioType X-Pert vertreiben wir in über 14 Ländern mit großem Erfolg. In Deutschland ist der Implantatmarkt sehr hart umkämpft. PerioType erfreut sich aber aufgrund seiner Innovationskraft auch hierzulande immer größerer Beliebtheit. Gerade von dem neuen Tutorenkonzept versprechen wir uns natürlich, dass die Marktdurchdringung unseres Implantatsystems weiter wächst, da hier sehr viele namhafte Implantologen ihre Erfahrungen in die Fachwelt tragen. Von unseren Kunden hören wir, dass es die Patienten sehr schätzen, wenn sie bei einer Versorgung mit PerioType XPert offen auf das Thema Periimplantitis angesprochen werden. Das so geschaffene Vertrauen ist eine wichtige Basis für die dentale Implantologie . Die ›Clinical House Group‹ ist einer der Hauptsponsoren eines interdisziplinären Diskussionsforums zum Thema Parodontitis und unterstützt das Aktionsbündnis gegen Periimplantitis, das aktuell gegründet wird. Was versprechen Sie sich davon? Sowohl das interdisziplinäre Diskussionsforum Mediziner trifft Zahnmediziner, bei dem die Wechselwirkungen zwischen Parodontitis und Allgemeinerkrankungen diskutiert werden, als auch das Aktionsbündnis gegen Periimplantitis, ein Runder Tisch von Implantatherstellern und Therapieund Diagnostikanbietern im Bereich der Periimplantitis, leisten einen wertvollen Dienst bei der Aufklärung und Prävention dieser Erkrankungen. Wir sind nachweislich die ersten, die das Thema Periimplantitis auf Industrieebene angehen. Wir wollen, dass diese Pionierarbeit im deutschen Markt Früchte trägt. Aus diesem Grund unterstützen wir die Roadshow und das Aktionsbündnis, da hier ebenfalls Basisarbeit bei der Prävention und Aufklärung von Parodontitis und Periimplantitis geleistet wird.

158 | un-plaqued No 18

//


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PFLEGE MUSS SEIN

F

ür die meisten Menschen ist ein schönes Lä-

ten ein weiterer, der dritte schließlich das richti-

cheln der wichtigste Attraktivitätsfaktor,

ge Material für eine einfache, erfolgreiche und

insbesondere bei der ersten Begegnung –

schonende Implantatpropylaxe. Das haben der

sagt das Forschungsinstitut TNS Emnid. Die Zähne

Implantathersteller Astra Tech und TePe, der

spielen dabei eine besondere Rolle. Dank der Im-

führende Hersteller von Mundhygieneproduk-

plantologie können heute auch Menschen nach

ten, erkannt und bieten den Rahmen für eine ef-

einem Zahnverlust mit attraktiven Zähnen lä-

fiziente Mundhygiene.

cheln. Aber genau wie bei natürlichen Zähnen kommt es bei den Implantaten auf die richtige

Beratung, die die Patienten erreicht

Pflege an. Sie hat großen Einfluss auf den Lang-

Genaue Zahlen liegen nicht vor, man geht aber

zeiterfolg einer implantologischen Versorgung.

davon aus, dass rund 20 Prozent aller Deutschen sogenannte Zahnputzmuffel sind, die ihre Zähne

Implantate beenden oft eine Leidenszeit, die

wenig oder gar nicht pflegen. Bei der Implantat-

durch die Zahnlosigkeit entstanden ist. Nahelie-

prophylaxe müssen also Patienten und Patientin-

gend, dass die neugewonnene Lebensqualität

nen, die bereits hochmotiviert sind, und solche,

mit einer gewissenhaften Pflege optimal be-

denen es an Motivation mangelt, gleichermaßen

wahrt werden sollte. Information, Compliance,

mit ins Boot geholt werden. Dass dabei viel Fin-

Qualitätsmaterialien – das sind die ›Keywords‹

gerspitzengefühl gefragt ist, ist klar. In der Regel

für eine erfolgreiche Nachsorge. Die Schulung

ist es die Aufgabe der zahnmedizinischen Fa-

des zahnmedizinischen Personals ist der erste

changestellten, die Compliance der Patienten

Baustein, Motivation und Anleitung der Patien-

mit dem richtigen Nachsorgetraining zu stärken.

160 | un-plaqued No 18


THEORIE & PRAXIS / KOMMUNIKATION

Astra Tech bietet daher bundesweit Fortbildun-

Bürsten nicht erreicht werden, können Interden-

gen zum Thema Implantatprophylaxe an, spezi-

talbürsten oder Zahnseide genutzt werden.

ell abgestellt auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen in den zahnärztlichen Praxen. In diesen

Implantologen und Implantathersteller wie Ast-

Veranstaltungen wird nicht nur Hintergrundwis-

ra Tech betonen, dass die Effektivität der Reini-

sen vermittelt, zum Beispiel über Techniken oder

gung durch die Qualität der eingesetzten Materi-

Hilfsmittel für die tägliche Mundpflege, auch die

alien bestimmt wird. Qualitätsmerkmale seien

psychologischen Seiten der Mundhygieneunter-

zum Beispiel die geeignete Abwinklung der Zahn-

weisung für implantatversorgte Patienten wer-

bürsten für die schwer erreichbaren Innenseiten,

den thematisiert. Hands-on-Übungen am Im-

schonende Bürstenköpfe für die Oberflächen und

plantat-Modell

praktische

kunststoffummantelte Drahtkerne bei den Inter-

Erfahrungen, getreu dem Motto ݆berzeugend

dentalbürsten, welche die Verletzungsgefahr mi-

kann man nur sein, wenn man aus eigener Erfah-

nimieren. Auch die Auswahl der richtigen Größe

rung spricht.‹ Auch die Bedeutung der langfristi-

ist wichtig: Sind die Bürstchen zu groß, können sie

gen Nachsorge und Kontrolle ist Inhalt der Fort-

die empfindliche Papille verletzen. Sinnvoll sind

bildungen: Die Betreuung endet nicht mit einer

sogenannte Einsteiger-Kits (z.B. das TePe Implant

vermitteln

einmaligen Unterweisung, im möglichst engma-

Kit), die mehrere benötigte Bürsten in verschie-

schigen Recall können der Erfolg überprüft und

denen Größen enthalten. Im Anschluss kann je

Warnsignale frühzeitig wahrgenommen werden.

nach Bedarf nachgeordert werden.

Einfach Zähneputzen?

Nähere Informationen zu den

Implantathygiene unterliegt der gleichen Not-

Fortbildungskursen unter:

wendigkeit wie die Hygiene natürlicher Zähne, nämlich Plaque, Zahnstein und eine dauerhafte

//

www.astratechdental.de

Sie können

Besiedlung von Bakterien, Viren und Pilzen zu vermeiden. ›Normales‹ Zähneputzen reicht beim

mit diesem

implantatversorgten Gebiss allerdings nicht aus.

Gutschein ein

Interdentalräume müssen lingual und bukkal,

Probe-Implant Kit

bei Stegkonstruktionen auch palatinal gereinigt

von TePe kostenfrei

werden. Während für das Putzen natürlicher

erhalten. Bitte die Praxis-

Zähne in der Regel eine Standard-Zahnbürste

adresse hier eintragen :

ausreicht, so empfehlen Hersteller von MundhyEinsatz verschiedener Bürsten bei Implantaten. Ein schmaler zweireihiger Bürstenkopf ist ideal für die bukkale Reinigung, eine abgewinkelte Bitte senden an: TePe Mundhygieneprodukte Vertriebs-GmbH Flughafenstraße 52 22335 Hamburg

Bürste für die palatinale und linguale Reinigung und eine Einbüschelbürste für Stege und Teleskope. Eine Winkelbürste mit schmal zulaufendem Borstenbündel reinigt effektiv die Implantate am Zahnfleischrand. Für die Implantatflächen, die mit

Das Angebot gilt bis auf Widerruf.

gieneprodukten wie TePe optimaler Weise den

un-plaqued No 18 | 161


TEXT Anne Vocke

WENN ICH MAL GROSS BIN, MÖCHTE ICH TOURIST WERDEN Eine Reise nach Tonga Als Kind hat man die wildesten Träume welchen Beruf man später ausüben

möchte.

Mein

Berufs-

wunsch war der einer Reisenden – ferne Länder, fremde Kulturen und Sprachen haben mich schon immer fasziniert und interessiert. Heute, 15 Jahre später, bin ich frisch examinierte Zahnärztin und habe den Wunsch, ferne Länder und Kulturen zu entdecken über die Zeit nicht vergessen.


GOOD /BYE DENTIST / KOMMUNIKATION RUBRIK KOMMUNIKATION



I

GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION

n allen klinischen Semesterferien bin ich um die

tenzuschuss beim DAAD beantragen und die so

halbe Welt gereist und habe viele fremde Sitten

dringend benötigten Spenden zu organisieren.

und Bräuche kennengelernt. Ursprünglich wur-

Nach neunmonatiger Vorbereitungszeit war es

de ich auf einem der unzähligen ZAD-Abende an

dann soweit. Wir standen schwer bepackt am

meiner Universität auf die Möglichkeit einer Aus-

Frankfurter Flughafen, jede mit 20 kg Spenden-

landsfamulatur aufmerksam. Von der Idee, Rei-

material. Für uns konnten wir nur das Nötigste

sen und Zahnmedizin zu verbinden, die zwei Din-

einpacken, da Air New Zealand den kostenlosen

ge, die mir am meisten Spaß machten, war ich

Transport der Spendenmaterialien leider nicht

sofort hellauf begeistert. Ist man einmal ent-

übernommen hat. Einen anstrengenden 32 Stun-

schlossen, muss man jedes Mal aufs Neue einige

den Flug über Dubai, Sydney und Auckland nach

wichtige Fragen klären: Wohin, mit wem, welcher

Tongatapu später landeten wir völlig übernäch-

Zeitpunkt ist der Beste, welche Besonderheiten

tigt um 22.30 Uhr Ortszeit auf einem platten

herrschen in diesem Land, welche Zahnmedizin

Sandpfannkuchen am anderen Ende der Welt.

wird dort praktiziert? Für meine letzte Auslandsfamulatur konnte ich El-

Voller Tatendrang stellten wir uns am kommen-

len als Reisepartnerin gewinnen. Doch wohin

den Tag im Voila Hospital bei Dr. Amanaki und Dr.

sollte unsere Reise gehen? Einerseits wollten wir

Sihilou vor und wurden sehr herzlich in Empfang

viele zahnmedizinische Erfahrungen sammeln,

genommen. Nachdem Dr. Amanaki uns die 10 Be-

selbstständig arbeiten und bedürftigen Men-

handlungseinheiten, von denen nur 5 mit Bohrer

schen helfen, andererseits wollten wir weit weg,

und Sauger ausgestattet waren, das kleine Den-

ein fremdes Land bereisen und neue kulturelle

tallabor (für die Prothesenherstellung) und die

Erfahrungen machen. Von Anfang an war uns klar,

zwei von Japan gesponserten neuen OP-Säle für

dass unser Reiseziel englischsprachig sein sollte,

umfangreiche Zahnsanierungen, und Weisheits-

so dass Lateinamerika nicht in Frage kam. Nicht

zahnextraktionen gezeigt hatte, nahmen wir di-

zuletzt würde die Kommunikation mit den künfti-

rekt unsere Arbeit auf. Anfänglich gab es dann

gen Patienten so deutlich leichter fallen.

doch Verständigungsprobleme, da weder Ellen noch ich der tongaischen Sprache mächtig sind.

Nach kurzer Recherche fiel unsere Wahl auf das

Besonders bei den älteren Patienten und Klein-

Königreich Tonga. Jenes Land im Südpazifik, wel-

kindern waren wir so auf das dortige Klinikperso-

ches aus 169 Atollen besteht und von denen nur 39

nal angewiesen, um die Sprachbarrieren zu über-

bewohnt sind. Ein ideales Reiseziel für all diejeni-

winden. Die Standardfloskeln ›Wo tut’s weh?‹,

gen, die dem westlichen Konsumüberfluss ent-

›Wir müssen den Zahn ziehen!‹, ›Wir müssen an-

fliehen wollen und ursprüngliche Natur und ein-

ästhesieren‹, ›Auf‹ und ›Zu‹, ›Schmerzen‹ etc.

same weiße Strände entdecken wollen.

hatten wir uns schnell angeeignet. Das zweite,

Das Königreich besteht aus vier Hauptinseln: die

weitaus größere Problem bestand darin, dass

bevölkerungsreichste Hauptinsel Tongatapu, die

wir während unseres Studiums jeweils nur zwei

Insel Ha’apai, welche für ihre langen einsamen

Zähne gezogen haben und die hatten Locke-

weißen Sandstrände berühmt ist, Vava’u, die Seg-

rungsgrad II. Der Umgang mit Hebel und Zange

lerherzen höher schlagen lässt und die noch wei-

war für uns anfänglich absolutes Neuland und

testgehend unerschlossene Niuas. Jede dieser In-

bedurfte einer gewissen Eingewöhnungszeit.

seln ist auf ihre Weise einzigartig.

Trotz aller Zweifel wurden wir mit jedem weite-

Bevor wir unser Abenteuer antreten konnten,

ren erfolgreich extrahierten Zahn selbstsiche-

hatten wir alle Hände voll zu tun: Kontaktaufnah-

rer und brauchten immer weniger Zeit zum Ex’n.

me mit Dr. Amanaki, Flugsuche, Reisekranken-

Überrascht hat uns das fortschrittliche Arbeiten

versicherung abschließen, Impfungen, Reisekos-

der tongaischen Ärzte in der konservierenden un-plaqued No 18 | 165


GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION

Behandlung mit Kofferdam und Schmelz-ÄtzTechnik. Die hygienischen Verhältnisse waren dagegen weit unter dem deutschen Standard, so dass zum Beispiel Handschuhe mehrmals verwendet werden mussten und Bohrer ohne Zwischensterilisation für verschiedene Patienten benutzt wurden. Den größten Spaß hatten wir bei der Arbeit an den Schulen. Seit zwei Jahren fahren die Zahnärzte im Rahmen des Mali-Mali-Programms (Lachen-Lachen) zu den Schulen und üben gemeinsam mit den Schulkindern das Zähneputzen. Die 1000 Zahnbürsten aus unseren mitgebrachten Spenden wurden dafür dankend entgegengenommen, reichten jedoch bei weiten nicht aus den Bedarf zu decken. Nicht selten teilen sich ganze Familien eine Zahnbürste. Trotz intensiver Bemühungen der Ärzte und der Regierung (Zahnbehandlung ist kostenfrei!), der Bevölkerung und den Kindern eine adäquate Mundhygiene beizubringen, sahen wir häufig Kleinkinder mit einer ausgeprägten ECC (Early Childhood Caries). Vielen Jugendlichen fehlten mindestens drei bleibende Zähne, während bei der älteren Bevölkerung häufig nur noch verfaulte Wurzelreste vorzufinden waren. So verging kein Tag, an dem wir nicht Wurzelreste entfernten, Fisteln und Abszesse behandelten oder tief zerstörte schwarze Ruinen zu Gesicht bekamen. Von älteren Reiseberichten wussten wir, dass es auch die Möglichkeit gibt, auf anderen Inseln im Königreich Tonga zu arbeiten, so dass wir uns entschlossen, weiter zu ziehen. Anfänglich wollten wir die kostengünstigere Variante nehmen und mit einer alten, verrosteten Fähre die nördlich von Tongatapu befindliche Inselgruppe Vava’u besuchen. Nachdem uns selbst hartgesottene Urtonganer von der 16-20-stündigen, eingepferchten, holprigen Fährüberfahrt gewarnt hatten, entschlossen wir uns für die weitaus komfortablere Variante Fliegen. Nach einem circa zweistündigen atemberaubenden Flug über unzählige unbewohnte Südseeinseln erreichten wir unser Ziel – Vava’u. 166 | un-plaqued No 18



GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION

Ab jetzt wohnten wir wohl behütet in einer kleinen Jugendherberge direkt am Hafen. Von unserem Balkon aus hatten wir eine wunderschöne Sicht auf den Hafen, grüne Hügel und Berge und das tägliche Markttreiben. Hatten wir uns auf Tongatapu noch von Instant-Nudeln ernährt, entdeckten wir die vielen kleinen lokalen Köstlichkeiten in Vava’u. Nachdem wir eine Woche lang jeden erdenklichen Strand erkundet und Berge bestiegen hatten, mit Walen geschwommen waren und Bootstouren zu Unterwasserhöhlen unternommen hatten, stellten wir uns in der Zahnklinik Prince Ngu Hospital vor. Dr. Sitani und sein Team, bestehend aus zwei Helferinnen, begrüßten uns herzlich und freuten sich über unsere Hilfe. In Vava’u wurde die noch dringender benötigt, da Dr. Sitani der einzige Zahnarzt der Insel ist und über 10.000 Patienten betreuen muss. Im Prince Ngu Hospital hatten wir unser eigenes Behandlungszimmer, auch wenn die Absauganlage regelmäßig kaputt war und weder Speibecken noch Röntgengerät existierten. Wurzelkanalbehandlungen wurden zu einer großen Herausforderung und forderten wie vielen anderen Behandlungs­ situationen unser Improvisationstalent. Täglich kamen mehr Patienten in die Klinik, da sich per Inselbuschfunk herumge­sprochen hatte, dass zwei deutsche Zahn­medi­zin­stu­den­ten in Vava’u arbeiten und neue Verbrauchsmaterialen mitgebracht hatten. Nicht selten kam es vor, dass wir ganze Familien von der Großmutter bis zum Urenkel versorgten. Leider war unser Alltag auch hier von Wurzelresten, Fisteln, Abszessen und stark kariösen Gebissen geprägt. Dr. Sitani half uns wohlwollend, stand mit Rat und Tat zur Seite und lehrte uns Wurzelreste minimal invasiv zu entfernen. Oft wunderten wir uns, wieso viele Patienten erst bei nicht mehr auszuhaltenden Schmerzen ärztliche Hilfe aufsuchten. Zum einen liegt die Schmerzgrenze der Tonganer offensichtlich erstaunlich hoch und zum anderen erfuhren wir, dass viele Patienten auf oftmals mehrere Bootsstunden abgelegenen Inseln wohnten. Die meisten dieser Patienten gehen Zeit ihres Lebens nicht zum Zahnarzt, weshalb Dr. Sitani und sein Team alle zwei bis 168 | un-plaqued No 18


2008 lernten wir die dürftige zahnmedizinische Versorgungslage in Gambia kennen.

2009 gründeten wir den gemeinnützigen Verein ÄRZTE HELFEN e.V.,

richteten eine kleine Zahnklinik in unserer Partnerklinik ein und organisierten die ersten Ärztetransfers. Das Projekt TEETH beginnt.

2010 konnten wir zwei gambianische Oral Health Worker anstellen. Sie praktizieren seitdem ganzjährig.

2011 richteten wir ein kleines Zahnlabor ein und können Zahnersatz anfertigen.

2012 kämpfen wir mit der schwierigen nanziellen Situation unserer Partnerklinik. Für den weiteren Bestand der medizinischen Versorgung werden Sach- und Geldspenden sowie das persönliche Engagement medizinischer Fachkräfte benötigt.

www.aerztehelfen.de 030/39202449

Helfen Sie uns zu helfen. Spendenkonto ÄRZTE HELFEN e.V.: Konto 78 15 700 BLZ 300 606 01 (Deutsche Ärzte- und Apothekerbank)


GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION

drei Wochen, je nach Wetterlage, mit einem klei-

wir nur drei Wochen auf Vava’u bleiben und auch

nen Holzkutter zu den verschiedenen Inseln fah-

noch andere Inseln besuchen, jedoch gab es in der

ren. Einmal sind wir natürlich auch mitgefahren

Klinik so viel zu lernen und zu tun, dass aus geplan-

und zugegebenermaßen war uns doch etwas mul-

ten drei Wochen Aufenthalt schnell sieben Wo-

mig mit dieser kleinen ›Nussschale‹ über die Ko-

chen wurden. Wir haben in dieser Zeit viele neue

rallenriffe und den tiefen stürmischen Südpazifik

Freunde kennengelernt, die uns mit ihren Segel-

zu rauschen. Entlohnt wurden wir mit wunder-

booten am Wochenende die Umgebung zeigten.

schönen einsamen Inseln, frischem Fisch und

Nach zweimonatigem Abenteuer, geprägt durch

frisch geernteten Kokosnüssen. Eigentlich wollten

viele spannende Arbeitsstunden, viele persönli-


che Einblicke in die Sitten und Bräuche tongaischer Familien, unzähligen Strandaufenthalten und vielen Stunden auf dem Ozean war es Zeit nach Hause zu fahren und Abschied zu nehmen. Neben den neu gewonnen Freunden haben wir ein sehr freundliches, hilfsbereites, fürsorgliches und stolzes Volk kennengelernt. Wir sind uns einig, dass dies eines der aufregendsten, prägendsten und schönsten Abenteuer unseres Lebens war. //


DÓNDE ESTÁ EL DOLOR? TEXT Juliane Gnoth

Die Worte ›arriba‹ und ›abajo‹ kannte ich lange nur aus der Spülmittelwerbung – nie hätte ich gedacht, dass diese zwei Worte doch einmal sehr essentiell für mich werden würden. Wo tut es weh? Oben, unten, links, rechts? Seit wann? Mund auf! Mund zu! Wie viele Wörter braucht man eigentlich, um Patienten in Entwicklungsländern eine Basisversorgung bieten zu können?


I

GOOD BYE DENTIST / KOMMUNIKATION

ch bin kein Sprach-Genie, so wie manch andere Leute. Beim Arbeiten im Ausland habe ich mir nicht selten gewünscht, die Sprache einfach aufschnappen zu können und sie anschließend auch fließend wiederzugeben. Ich hingegen muss

Fremdsprachen intensiv lernen, bis ich mich in ihnen ausdrücken kann. Welche Kommunikationsmittel sind also sinnvoll und notwendig, um den Patienten eine Grundversorgung bieten zu können und wie wichtig ist das Gespräch zwischen Zahnarzt und Patient in einer Behandlungssituation in Entwicklungsländern? Es ist zunächst überraschend, wie weit man mit nonverbaler Kommunikation kommen kann, gerade in Hilfsprojekten, bei denen es eine Out-patient Clinic gibt. Dieses Konzept existiert in den größeren Auslandsprojekten und benötigt keine großen Sprachkenntnisse. Dabei werden die Patienten zuerst von einem lokalen Zahnarzt untersucht, der festlegt, welche Behandlung sie bekommen. Mit dieser Information, die Transfersprache ist meist Englisch, geht der Patient dann zu den entsprechenden Ärzten. In diesen Fällen sind die Patienten meist so sehr auf die Behandlung angewiesen, dass weitere Gespräche kaum Relevanz haben. Mimik und Gestik werden plötzlich wesentlich wichtiger und man erfährt wie man sich nonverbal ausdrücken kann. Ein Lächeln baut eine Brücke zwischen Patient und Behandler, eine Hand auf der Schulter beruhigt und ein Finger zeigt wo der Schmerz sich befindet ohne langwierige Erklärungen. Ein paar Vokabeln sollte man in jedem Fall auf Lager haben, damit man sich beispielsweise vorstellen kann. Wenn man damit an seine sprachlichen Grenzen gerät, ist es wichtig eine Möglichkeit zu finden, den Patienten beispielsweise Instruktionen nach einer Zahnextraktion zukommen zu lassen. Dies geschieht im besten Falle durch die lokale Assistenz, die auch die Ansprüche und den Wissensstand der Patienten am besten beurteilen kann. Wenn die Patienten lesen können, sollten auch Aufklärungsblätter zum Einsatz kommen. Besser ist es natürlich, wenn man die Sprache im Vorfeld der Reise erlernt. Dies bedarf einer längeren Vorlaufzeit für die Planung des Auslandsaufenthaltes. Geeignet sind insbesondere spezielle Mediziner-Sprachkurse, die von manchen Universitäten angeboten werden. Erschwerend kommen dann die Besonderheiten der lokalen Sprache dazu, die es oft schwierig machen, sich ausschließlich mit Grundkenntnissen verständlich zu machen. Man stelle sich nur einen Inder mit Deutsch-Grundkurs bei einem Auslandsaufenthalt in Bayern vor ...

//

un-plaqued No 18 | 173


DIE ZUKUNFT GESTALTEN – 20 JAHRE RÜBELING+KLAR DENTAL-LABOR TEXT Ingmar Dobberstein

Moderne Zahnmedizin ist ohne eine ebenso moderne Zahntechnik heute nicht mehr denkbar. Glücklicherweise ist die Zusammenarbeit beider Berufsgruppen in den letzten Jahren kontinuierlich voran geschritten, da die zahntechnischen Konstruktionen komplexer, genauer und vielfältiger geworden sind. Es ist heute als selbstverständlich anzusehen, dass sich Zahnärzte und Zahntechniker auf Augenhöhe begegnen, um zum Wohl des Patienten die beste zahnmedizinische Versorgung zu erreichen. Von Beginn an wurde unsere Rubrik ›laboratorium difficile‹ von dem Dentallabor Rübeling + Klar begleitet, die uns immer wieder mit interessanten und visionären Einblicken in die weite Welt der Zahntechnik versorgt haben. Hierfür möchten wir uns herzlich bedanken und zum 20jährigen Jubiläum gratulieren. 174 | un-plaqued No 18


W

LABORATORIUM DIFFICILE / KOMMUNIKATION

as vor 20 Jahren in der Hufeland-Kli-

schen durch das 2005 gegründete Tochterunter-

nik als Ableger des Rübeling Dental-

nehmen R+K CAD/CAM Technologie GmbH & CO.

Labors aus Bremerhaven entstand,

KG hergestellt und verkauft wird. Mittels der

hat sich bis heute zu einem der größten Dental-

CAD-Software können beispielsweise die zu er-

labore in Deutschland entwickelt: Mit 15 Mitar-

setzenden Zähne anhand eines Abdruckscans,

beitern gestartet, beschäftigt das Labor inzwi-

Modells oder Mundscans am PC neu gestaltet

schen 130 Fachkräfte. Die Geschichte des

werden. Die Daten werden per CAM-Modul an

Rübeling + Klar Dental-Labors (R+K) ist dabei

die Fräsmaschine übertragen, die anschließend

auch ein Stück deutsch-deutsche Geschichte.

die Kronen, Gerüste und Innenteleskope fräst.

Nachdem Zahnärzte und Techniker in der DDR

Dabei können verschiedenste Materialien zum

auf das Funkenerosionsverfahren aufmerksam

Einsatz kommen, so dass mit der Fräs- und Ra-

wurden, entstanden 1987 erste Kontakte mit

pid-Prototyping Leistung das gesamte Spekt-

der Charité in Ost-Berlin. Nur ein Jahr später

rum der digitalen Zahntechnik abgedeckt wird.

besiegelte Günter Rübeling mit den Klinikleitungen von Charité und Hufeland-Klinik die Zu-

Der zahntechnische Fortschritt drückt sich auch

sammenarbeit.

in der Herstellung zahnfarbener Innentelesko-

Aus dieser ursprünglichen Zusammenarbeit mit

pe in Zirkon aus. Diese sind gewebefreundlich

den Universitätskliniken entsteht 2002 eine

und haben auch einen Demaskierungseffekt

Zweigstelle an der Zahnklinik der Charité in

beim Herausnehmen des Zahnersatzes, da keine

Berlin-Wilmersdorf, 2007 folgt eine Niederlas-

Metallstümpfe zu sehen sind. Auch können be-

sung an der Martin-Luther-Universität in Halle-

reits heute Zirkonkronen mit gefrästem Lager

Wittenberg. Heute arbeitet R+K zudem eng mit

zur Aufnahme einer Modellgussklammer (Me-

den Universitätszahnkliniken in Tübingen und

tall) eingesetzt werden. Herausnehmbarer

München zusammen.

Zahnersatz auf Implantaten als gefräster Steg oder als Teleskop kommt häufiger vor. Bei der

Rübeling + Klar bietet das komplette Spektrum

Gestaltung der Friktionselemente kommt über-

der Zahnersatzversorgung für den Patienten.

wiegend die Funkenerosion zum Einsatz. Dabei

Neueste Technologien kommen hierbei ebenso

finden Teleskope bei R+K die häufigste Anwen-

zum Einsatz wie feinste Handarbeit und mo-

dung, meist in Form von Hybridkronen, die 2°

dernste Materialien. Um eine hohe Produktqua-

gefräst sind und mit einem 0° Friktionsstift mit

lität zu liefern und ihren Teil zur Reduzierung des

steuerbarer Friktion versehen sind. Der Erfolg

CO2-Ausstoßes zu leisten, fertigt R+K ausschließ-

dieser Technologie führt dazu, dass bei R+K

lich in Deutschland und verzichtet bewusst auf

mehrere Tausend Teleskope im Jahr hergestellt

Zuarbeiten aus dem Ausland. Zudem ist das Un-

werden.

ternehmen nach DIN EN ISO 13485 und nach DIN EN ISO 9001 für Medizinprodukte zertifiziert.

Die Alternative zu goldhaltigen Legierungen Über 700 Dental-Labore im In- und Ausland

Motor des Fortschritts:

wenden heute ein von Günter Rübeling in den

CAD/CAM-Technologie

zahntechnischen Anwendungsbereich einge-

Der Trend zeichnet sich klar ab: An die Stelle von

führtes Verfahren an: die Funkenerosion. An-

manuellen Arbeitsmethoden treten im Labor

fang der 80er Jahre stieg die Nachfrage nach

immer mehr computergestützte Fertigungsver-

wirtschaftlichen Alternativen zu hochgoldhal-

fahren. Als Vorreiter für diese Verfahren hat

tigen Legierungen. Im Zuge dessen gewann

Rübeling + Klar aus dem Laboralltag heraus das

die Bearbeitung von Nichtedelmetallen, spezi-

Organical-Frässystem entwickelt, das inzwi-

ell von Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierungen, un-plaqued No 18 | 175


LABORATORIUM DIFFICILE / KOMMUNIKATION

zunehmend an Bedeutung. Ein Verfahren wurde

des in Metall gegossenen Zahnersatzes auf die

notwendig, das perfekte Präzision bei der Her-

im Kieferknochen eingewachsenen Implantate

stellung von nicht goldhaltigen Zahnersatz er-

übertragen und zum Verlust derselben führen.

möglicht. Mit der Funkenerosion hielt genau das Verfahren Einzug in die Zahnmedizin, das Präzi-

Neue Wege dank digitaler Methoden zur

sionsanpassungen bei jeder Art von Zahnersatz

Erfassung der Patientendaten

in allen gängigen Metallen ermöglicht. Das Er-

Durch einen Face-Scan des Patienten in 3D er-

gebnis: Auf teure Goldlegierungen konnte mehr

hält der Zahntechniker deutlich mehr Informa-

und mehr verzichtet werden, biokompatible

tionen, die er weiterverarbeiten kann. Abfor-

goldfreie Metalle kamen zur Anwendung.

mungen des Mundes per Intraoralscanner können die für viele Patienten unangenehme

Funkenerosion in der Zahntechnik

Abformung per Abformmasse ersetzen – und

Vor mehr als 60 Jahren in der metallbearbeiten-

gleichzeitig zu einem effektiveren Workflow

den Industrie entwickelt, ist die Funkenerosion

zwischen Zahnarztpraxis und Labor führen. Der

eine Methode zur abtragenden Formgebung

Zahntechniker erhält den Abdruckscan und er-

von elektrisch leitfähigen Metallen. Kern dieses

stellt auf dessen Basis ein präzises Modell. Wert-

Verfahrens ist die berührungslose Materialab-

volle Informationen über die Struktur des Kie-

tragung – das Erodieren – am metallischen Werk-

ferknochens und der Zahnwurzeln liefert

stück, die eine äußerst exakte Passung mit indi-

zusätzlich die digitale Volumentomographie

vidueller Formgebung ermöglicht.

(DVT). Mit dem elektronischen Gesichtsbogen

Unter hoher Spannung werden zwischen zwei

können Unterkieferbewegungen schnell und

Elektroden elektrische Entladungen erzeugt – in

präzise erfasst werden, um die Position des Kie-

Gegenwart einer nicht leitenden Flüssigkeit,

fergelenks zu ermitteln.

dem Dielektrikum. Auf diese Weise lassen sich die Materialabtragungen berührungslos vor-

Rübeling + Klar arbeitet aktiv an verschiedenen

nehmen.

Projekten im Bereich der Digitalisierung mit,

In der Zahntechnik wird das Funkenerosionsver-

wie beispielsweise an der Entwicklung eines di-

fahren im Bereich des klammerfreien Zahner-

gitalen Mundscanners. Mit Engagement und In-

satzes und des Zahnersatzes auf Implantaten ge-

novationskraft gestalten Günter Rübeling, And-

nutzt. Dank dieses Verfahrens kann eine völlig

reas Klar und ihr qualifiziertes Team die

spannungsfreie Präzisionspassung des Zahner-

Zahntechnik von morgen, über die wir weiterhin

satzes auf Zähnen und den im Kieferknochen os-

in dieser Rubrik berichten werden, damit das

seointegrierten Implantaten erzielt werden. Da-

gute alte Laboratorium in Zukunft nicht mehr

mit wird vermieden, dass sich die Spannungen

diffizil ist.

Kontakt & Informationen Rübeling+Klar Dental-Labor GmbH Ruwersteig 43 12681 Berlin Tel. (030) 54 99 34 - 0 Fax: (030) 54 99 34 -111 info@ruebeling-klar.de www.ruebeling-klar.de

176 | un-plaqued No 18

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TEXT Eric Weigel

seit längerem schon empfinde ich, dass die Kommunikation zwischen uns beiden leider gestört ist. Irgendwie kommen wir nicht zueinander. Vielmehr entfernen wir uns immer mehr voneinander. Mit den besten Absichten bin ich immer auf euch zugekommen; friedfertig, gelassen, optimistisch, sogar geduldig! Ich wollte euch Zeit lassen. Doch unser Verhältnis scheint sehr unausgewogen zu sein. Ihr entzieht euch meiner Nähe. Ihr wollt sie gar nicht. Ich höre nur von weitem von euch – in der Werbung, auf Plakaten. Manchmal ruft ihr mich an oder schickt mir eine Kurzmitteilung. Aber hinter eurem freundlichen Ton bemerke ich unüberhörbar, was ihr eigentlich wollt. Ihr säuselt mir ins Ohr. Ihr wollt, dass es mir besser geht. Ihr wollt, dass ich mehr vom Leben habe. Ihr wollt mir dabei helfen. Ihr wollt, dass ich partizipiere, dass ich mitspiele. Aber am Ende bin ich allein immer derjenige, der etwas tun soll, der etwas überweisen soll, der etwas bestellen soll, der zur Post rennt um abzubestellen. Dann seid ihr plötzlich wieder weg. Dann habe ich wieder nur noch Papier, Klauseln, Kleingedrucktes und Konditionen. Und ihr: unerreichbar in euren elektronischen Festungen. Ich kann ja verstehen, dass ihr euch versteckt. Hinter den automatischen Ansagen einer Computerstimme, hinter standardisierten Briefen, hinter dem Fernseher. In den Sätzen der jungen Damen, die mich manchmal anrufen, höre ich die Schulungen heraus, die ihr sie habt durchlaufen lassen. Ich höre, dass sie mit einem

178 | un-plaqued No 18


UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION

Lächeln sprechen soll. Ich höre, dass sie wie ein Hündchen wohlerzogen wurde, meine Beschwichtigungen zu relativieren. Ich höre, dass sie weiß, was sie zu erwidern hat, wenn man sagt, man habe keine Zeit. Ihr habt ihr beigebracht, jede Möglichkeit auszuschöpfen, mich bei der Stange zu halten. Ich höre, wie sie mich durchsichtig und gläsern machen möchte. Ich höre eure Gier nach Provisionen. Ich spüre das pavlovsche Sabbern, wenn ihr die Verkaufsmöglichkeit wittert. Eure massentauglichen Maßnahmen und durchschaubaren Strategien. Ihr nennt das Kundenfreundlichkeit. Oder Serviceleistung. Am Bahnschalter wollt ihr mittlerweile einen Ablass für persönliche Beratung, damit ihr nicht wegen zu viel Kundenkontakt in die Hölle kommt.

Manchmal, wenn ich Zeit habe, spiele ich mit euch am Telefon. Es macht Spaß, all eure Taktiken scheitern zu lassen. Eure Zeit zu verschwenden. Eure triviale Rhetorik zu entlarven. Euch Hoffnungen zu machen und sie dann abzuschmettern. Euch zu zermürben. Euch in der Luft hängen zu lassen. Ich liebe eure darauf folgende Verunsicherung, eure Fragen, ob ich ein von der Firma engagierter Testkunde sei. Ich liebe, wie ihr zappelt und strampelt unter profitgeilen Zuckungen. Erbärmlich wie ein scheiternder Gigolo, der nicht zum Schuss kommt.

un-plaqued No 18 | 179


UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION

Ich weiß … ich bin eine Nummer. Ein Datensatz. Ein Kundenprofil auf euren Monitoren. Ich bin eine Grafik. Eine Statistik. Eine Zahl. Ich bin ein winziger Bestandteil einer Präsentation in einer eurer Konferenzen. Ich stecke irgendwo in einem Diagramm. An die Wand projiziert von eurem Vertriebschef. Ich bin eine Sparmaßnahme. An mir muss gespart werden. Aus mir muss mehr rausgeholt werden. Die Kuh in eurer Herde, die vielleicht mehr Milch abgegeben könnte. Ihr denkt beständig nach, wie ihr uns noch effektiver melken könnt. Ihr durchleuchtet uns, während ihr uns sagt, es sei doch nur zu unserem Besten. Bitte weckt meine Bedürfnisse. Ihr meint es nur gut mit mir. Ein bisschen habt ihr verstanden. Ganz schlaue Firmen-Köpfchen werben im Fernsehen damit, dass der Anruf bei ihrer Kundenhotline umsonst sei. Und das man sogar sofort mit einem Menschen spräche! Mit einem echten Menschen, dessen Atmung man hört. Mit jemandem, der fast authentisch reagieren kann. Dabei habe ich mich doch schon so an die Computerstimmen gewöhnt. An die schier endlosen Schleifen. An Mozart, Haydn und Chopin in euren Warteschleifen. Minutenlang höre ich die kleine Nachtmusik. Vergesse all meinen Kummer und meine Beschwerden über diese besänftigende Musik. Werde milde gestimmt. Andere gehen in die Offensive. In die so genannte ›Klartextoffensive‹. Kein Kauderwelsch mehr, sagen sie. Keine Klauseln, keine Komplikationen, nur Klarheit. Sogar ein Berater, der persönlich vorbeikommt. Um meinen Kopf zu reparieren. Besser als jeder Arzt. Besser als jede Religion. Wie konnte es so weit kommen, dass man damit überhaupt werben kann? Ihr seid teilweise sehr hübsche Mädchen, aber eigentlich will ich Schluss machen. Dummerweise legt ihr einem aber schon beim ersten Flirt die Handschellen an und formuliert bindend den Ehevertrag. Die Scheidungsrate ist hoch. Ihr habt die besten Anwälte. Es gibt viele Bräute. Niemand will Asket sein. Das habt ihr so einkalkuliert. Das wisst ihr. Bitte erzieht mich. Ich will ein besserer Kunde sein. Ich will anfangen, Herzchen zu sammeln. Ihr müsst mir nicht dienen oder nett zu mir sein. Ich will die HappyShopping-Bonus-Card vorzeigen. Euch freundlicher behandeln. Den Groll vergessen. Kommen wir nur so zueinander? Wollen wir es nicht noch einmal versuchen?

//

180 | un-plaqued No 18


ALLE SLOWMOARTIKEL SIND SOWOHL 100 % KONTROLLIERT BIOLOGISCH ALS AUCH FAIR GEHANDELT.

AUF DER BASIS DES RESPEKTVOLLEN UMGANGS MIT MENSCH UND NATUR BETRACHTEN WIR BEIDE ASPEKTE ALS GLEICHWERTIG UND NICHT VONEINANDER TRENNBAR.


Das aufregende Leben der

CA SS AN DR A- MI CH EL E

Folge 2: Kommunikation

DER GROSSE PFEIL Ich reihe mich mit ein, ich stelle mich still und leise dazu – denn ja, auch ich bin eins – ein Großstadt-Single-Mädchen. Nächstes Jahr werde ich 5 Jahre alt, wehre mich aber noch bis heute gegen dieses böse Wort, welches ich hier an dieser Stelle voller Abscheu in meinen Laptop tippe: ›Langzeit-Single!‹ Danach kommen Wörter wie ›Resterampe‹ oder mutmaßliche Attentate meiner Mutter: ›Na, ob dich noch mal einer will.‹

182 | un-plaqued No 18


UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION

I

ch finde mein Leben großartig, ich bin fröhlich,

gern mir den gemeinsamen Besuch mit der Stel-

das Glas ist stets halb voll, ich bin immer frisch

lungnahme: ›Du quatschst zu viel.‹

blondiert, kaufe mir regelmäßig neue und viel

Dabei kommentiere ich lediglich die völlig über-

zu teure Schuhe und spare mir somit viel Geld für

zogenen und unglaubwürdigen Szenen. Somit

den Psychologen. Mein soziales Leben ist von

schleicht auch hier das ALLEIN ein und ich sitze

Montag bis Donnerstag recht abwechslungsreich

mit meinem Pfeil zwischen glücklichen Pärchen

und Freunde liefern sich ein spontanes Stelldich-

und schau mir den Film alleine an.

ein. Ab Freitag jedoch teilt sich unsere Gesell-

Die Endstufe der traurigen Realität ist der Sing-

schaft in zwei Hälften – die Pärchen und die Sing-

le-Urlaub. Zur Bewahrung meiner Menschen-

les.

Pärchen-

würde sehe ich von dieser Alternative ab und

Wochen­ende zwingt mich demütig in die Knie

verbringe meinen Urlaub lieber mit Mutti und

und ich kann sie alle aus meiner Wochenend-Pla-

Vati an der Ostsee. Denn ich habe keine Lust, auf

nung streichen, sie – die Freundinnen mit Part-

diesen sogenannten Single-Reisen dem Detlef

ner. Ich bin raus aus dieser Gruppe und werde

oder Silvio zu erklären, dass ich bitte nicht mit

auf die nächste Woche verschoben. Es ist, als

auf´s Zimmer gehen möchte.

Das

heilige

unantastbare

würde ein schwarzes Loch diese doofen 2 Tage zwischen Freitag und Montag schlucken und

In stiller Minute stelle ich mir die Frage: Warum

mich von Fragen, wie: ›Mann, was mach ich nur

brauche ich immer jemanden zum reden? Ich

heute Abend?‹ befreien.

brauche mein Gegenüber, ich verlange Gesprächspartner!

Da ich mein Wochenende nicht mit TV vergiften

Durch meine Kommunikation interpretiere ich

will, müssen Alternativen her, welche gewissen

meine eigene Wahrnehmung. Und ich nehme

Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Die sogenann-

sehr viel wahr und möchte diese Eindrücke so-

ten ALLEINE-mach-Gesetze sind:

fort und stetig teilen, ich erwarte eine Rückmeldung, um diese mit meinem ganz persönlichen

1 . D inge , d ie m an allein m ach en kan n :

Interpretationsergebnis abzugleichen. Visuelle

im Park liegen und ein Buch lesen, einen Mu-

Vergewaltigungen, wie z.B. ungeschnittene Ze-

seumsbesuch oder Shoppen

hennägel oder schlecht sitzende Jeanshosen, die

2. D inge, die man niemals allein machen sollte:

NPD im Bundestag oder Schwiegertochter ge-

alleine an einer Bar sitzen, Essen gehen oder

sucht auf RTL schreien nur so nach meinen Kom-

in den Urlaub fahren.

mentaren. Gerade dieses spezielles Sendeformat, in welchem debile und adipöse Vertreter

Sitzt man am falschen Ort alleine, trägt man

der genetischen Resterampe sich ständig halb-

plötzlich einen imaginären großen Pfeil über

nackt massieren, ist das Zwergenwerfen des 21.

sich mit der Aufschrift: ›Diese Frau ist alleine

Jahrhunderts – das muss mit Freundinnen be-

hier, sie hat keine Freunde, sie ist komisch, kau-

sprochen werden und diese Geschichten wollen

zig und zickig und niemand will was mit ihr zu tun

erzählt werden.

haben.‹

Ich bin der Spiegel meiner 35.000 Worte. Ich kann

Mitleidige Blicke huschen an einem vorbei und

diese nicht täglich für mich behalten, sie stauen

man wünschte, man wäre unsichtbar, merkt je-

sich in meinem Rückenmark und verursachen

doch nach kurzer Zeit, dass man es längst ist und

eine schlechte Körperhaltung.

dieser Fakt macht die Sache an sich nicht besser. Vor ein paar Wochen war ich alleine im Kino (an

Eine ganz besondere Art der Kommunikation, an

einem Dienstag), denn meine Freunde verwei-

die oft höchste Ansprüche gestellt wird, ist die

un-plaqued No 18 | 183


UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION

nonverbale Kommunikation. Sie unterliegt allein der Interpretation des Gegenübers und seiner ganz eigenen Geschichte. Aus diesem Grund belästigen schreckliche Ratgeber die Regale in den Buchhandlungen, welche uns in die geheimnisvolle Welt der Kommunikation zwischen Mann und Frau einführen sollen. Sollten an dieser Stelle tatsächlich Leser existieren, die auf diese Bücher bauen, muss ich euch leider sagen: ›Vergesst diesen Scheiß!‹ Ratschläge beinhalten das Wort ›Schlag‹, das schon alles sagt, denn meistens tut es nur weh im Kopf! Die nonverbale Kommunikation ist das unausgesprochene Gesprochene, auf dessen korrekte Interpretation man sich nicht verlassen sollte. Dein (männliches) Gegenüber wird nie verstehen, was Du sagen willst – Du musst es aussprechen! Besonders Gesprächsthemen der delikaten Art funktionieren nicht zwischen den Zeilen. Ich kommuniziere, gebe mich preis, mache mich bekannt oder nehme Kontakt auf. Es ist meine Möglichkeit, mein Gegenüber und mich selbst kennenzulernen. Ich muss reden, um zu leben – das ist mein Bekenntnis zum Denken. Meine Sprache nimmt die Herausforderungen an, die mir das Leben stellt. ›Liebe Gemeinde, kümmert Euch um uns Singles und überlasst uns am Wochenende nicht uns selbst, das schadet nur unserem Girokonto oder der Fettverteilung an Bauch-Beine-Po. Hört nie auf zu reden. Verlasst Euch nicht auf SMS oder schlechte Emails ohne Großbuchstaben – was euer Herz bewegt verlangt nach intensivem Augenkontakt und klaren Worten! Versteckt Euch nicht zwischen den Zeilen, sondern zerrt Wahrheiten ans Licht und verpackt Liebe in Sätze. Sagt es, sprecht es aus und lasst die Worte frei ... und sagt eurem Zahnarzt, wenn es weh tut!‹ Eure Cassandra-Michelle

184 | un-plaqued No 18

//

ICH WEISS WAS ICH DENKE, WENN ICH HÖRE WAS ICH SAGE.


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C L I N I C A L H O U S E D E N TA L


UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION

WUSSTET IHR SCHON? Moderne Patientenkommunikation via iPad App Dr. Jean Bausch GmbH & Co. KG, weltweit bekannt als Hersteller von Occlusionsprüfmitteln, hat eine iPad App, den DentalNavigator auf den Markt gebracht. Die interaktive Applikation, mit deren Hilfe Zahnärzte ihre Patienten über verschiedene Behandlungsmethoden informieren können, funktioniert sowohl mit dem Apple iPad 2 als auch dem iPhoneund lässt sich mit dem dafür erhältlichen HDMI-Adapter lässt auch auf großen Bildschirmen oder Videoprojektoren darstellen. Eine Besonderheit sind die interaktiv steuerbaren 3D Animationen in Echtzeit, die sich vom Anwender einfach über das berührungssensitive Display steuern lassen. Der menschliche Schädel ist um 360° drehbar und mittels der Zoomfunktion des iPads skalierbar, um die Bewegungen des Unterkiefers und der Kondylen näher betrachten zu können. Der DentalNavigator ist modular aufgebaut und beinhaltet derzeit Themen wie Okklusionsprüfung, Implantologie sowie interaktiv steuerbare Kieferbewegungen. Die Grundmodule (interaktiv steuerbare 3D-Schädel und Bausch Occlusionsprüfmittel) sind gratis im Apple AppStore erhältlich sein. Andere Module können aus der App heraus nachgekauft werden. Die Preise der Module liegen zwischen 9,00 € und 34,00 €. www.dentalnavigator.de

jobDENTAL – Arbeitsplatzbörse mit neuen Funktionen In anderen Berufsspaten (z.B. IT und Hotel) bereits bestens etabliert, startet jobDENTAL nun mit einer branchenspezifischen Stellenbörse für die gesamte Dentalbranche durch. Seit der Relaunchversion haben Zahnärzte, Zahnärztinnen sowie alle Mitarbeiter der Dentalbranche die Möglichkeit, deutschlandweit - oder auch im Ausland - nach einer neuen Arbeitsstelle zu suchen. Neu ist, das die Stellenangebote 186 | un-plaqued No 18


UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION

von jobDENTAL zukünftig auch über große, bekannte Jobsuchmaschinen zu finden sind. Für Jobsuchende ist bei jobDENTAL keine Registrierung notwendig und über jobLETTER kann man sich auf Wunsch alle 4 Wochen automatisch über neue Stellenanzeigen informieren lassen. Kontakt: Anja Fink, 06126.22 90 410, mail@jobdental.de www.jobdental.de

Chairside Brennsystem speziell für CEREC Anwender Die VITA Zahnfabrik präsentierte auf der diesjährigen IDS ein speziell auf die Bedürfnisse der Zahnarztpraxis bzw. des Praxislabors abgestimmtes Brennsystem: Der kompakte Premium-Brennofen VITA VACUMAT 6000 M mit dem One Touch-Bedienteil VITA vPad clinical. Vorteil dieses Ofens ist, dass bereits alle in der CEREC-Praxis erforderlichen Programme und Materialien voreingestellt sind. Als kleinster Ofen seiner Klasse ist der ergonomische VITA VACUMAT 6000 M dank seines hochwertigen Designs in Edelstahl-Ausführung oder Anthrazit-Lackierung in jedes Arbeitsumfeld integrierbar. Durch innovative Brenntechnologie mit automatischen Service- und Überwachungsfunktionen werden konstant überzeugende, hochästhetische Brennergebnisse erzielt. Dank der modernen One-Touch-Bedienung des VITA vPad clinical lässt sich jedes Programm intuitiv und blitzschnell starten. Zudem erlaubt das Bedienteil die Steuerung von bis zu zwei Öfen – z. B. des neuen HighSpeed-Sinterofens VITA ZYRCOMAT 6000 MS, mit dem auch mehrgliedrige ZrO2-Brücken mittels VITA RLT-Technologie direkt in der Praxis herstellbar sind. Mit seiner hohen Effizienz und Anpassungsfähigkeit auf die individuellen Bedürfnisse der Anwender ist das neue Brennsystem besonders für die CEREC spezialisierte Praxis eine wirtschaftlich äußerst attraktive Investition. Weitere Informationen sind im Internet und telefonisch über die VITA Hotline 07761-562 222 erhältlich. www.vita-zahnfabrik.com un-plaqued No 18 | 187


UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION

›state-of-the-art‹ CAD/CAM-Technologie bei Implantatprothetik Astra Tech stellte auf der IDS ein Implantat mit abgeschrägter Implantatschulter vor. Das OsseoSpeed™ TX Profile ist anatomisch geformt für den schräg atrophierten Kieferkamm vorgesehen. Knochen wie Weichgewebe werden so optimal unterstützt. Patientenindividuelle Abutments von Atlantis™ ergänzen das Astra Tech Implantat System™ und haben jetzt eine umfassende Garantie und erweiterte Farbpalette. Modelle können auf dem Postweg an Astra Tech gesandt werden, wo die Atlantis™ Abutments individuell gestaltet und gefertigt werden. Mit zwei großen Anbietern von 3DScannern, Dental Wings und 3Shape, wurden jetzt Schnittstellen entwickelt, mit denen Modelle eingelesen und direkt an Astra Tech übermittelt werden können. Der Versand auf dem Postweg entfällt, das bedeutet ein vereinfachtes Handling und verkürzte Laufzeiten. In einem möglichen Garantiefall schließt die Atlantis™Garantie auch das verwendete Implantat mit ein, wenn der jeweilige Implantatanbieter seine Garantie aufgrund des Einsatzes eines Atlantis™ Abutments nicht erfüllt. Dies gilt für alle Implantatsysteme, für die Atlantis™ nach der Kompatibilitätsliste geeignet ist. Neu ist auch eine erweiterte Farbpalette bei den Zirkondioxid-Abutments von Atlantis. Durch die unterschiedlichen Farbnuancen fügen sich die Abutments perfekt in die Restbezahnung ein, und es lassen sich optimale ästhetische Ergebnisse erzielen. www.astratech.de

›Auf den Zahn sehen‹ Die Lupenbrille starVision mit 2,7- oder 3-facher Vergrößerung bietet große Sehfelder, damit man während der Behandlung immer die Übersicht behält. Je nach Körpergröße und Sitzhaltung kann man einen Arbeitsabstand zwischen 350mm und 400mm wählen. Die hochwertige Optik (optisches System nach Galilei) erzeugt hervorragende Bilder mit hoher Abbildungsgüte bis zum Rand ohne farbliche Verzerrungen.

188 | un-plaqued No 18


UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION

Deutschlands Atomkraftwerke in der Hand Wer kennt sie nicht, die Quartett´s um PS-Boliden, Flugzeuge oder Schiffe, mit denen man sich auf dem Schulhof die Zeit mit seinen Freunden vertrieben hat. Aus aktuellem Anlass der Diskussion um den Atomausstieg haben sich ein paar Berliner Bastler dieser Thematik angeDie TTL-Lupenbrille wird für Sie indi-

nommen und ein Quartett zu den wichtigsten Atomkraft-

viduell angefertigt: Dank innovativer

werken herausgegeben. Mit Hilfe der Flaggen der Bundes-

Technik werden die Lupen in die Bril-

länder und der Deutschlandkarte kann man herausfinden,

lengläser

(TTL´:

wo die meisten AKWs stehen – und wo keine existieren! Un-

Through The Lens). Hierbei ist die ex-

terschieden wird in 4 Kategorien: Mega-Oldtimer, Mega-

akte Vermessung der Pupillendistanz

Störfälle, Mega-Leistung oder Mega-Restlaufzeit. Aus fünf

des Anwenders von entscheidender

verschiedenen Werten wählt man so seinen Trumpf und

Bedeutung. Die starVision hat ein Ge-

kann sich spielerisch das Lieblings-AKW-Blatt zusammen

samtgewicht von nur 28g und ist da-

stellen.

mit die leichteste am Markt erhältli-

Im Ernst: Zusätzliche Infos sorgen dafür, dass man in Zu-

che Lupenbrille. Zusätzlich können

kunft weiß, was sich hinter Deutschlands Atomreaktoren

die Brillenbügel, sowie die Nasenauf-

verbirgt. Unbedingt empfehlenswert!

eingearbeitet

lage mehrfach verstellt werden, so dass sie einfach und schnell ange-

www.akw-quartett.de

passt werden kann. Im Falle einer Sehkorrektur ist diese mit Hilfe eines innen liegenden Clips jederzeit korrigierbar. Das richtige Licht ist entscheidend, damit Sie präzise sehen. Das kompakte und mobile LED-Beleuchtungssystem starLightnano leuchtet Ihr Behandlungsfeld

optimal

aus.

Die

Beleuchtung ist einfach zu bedienen und kann an die starVision Lupenbrille oder an alle marktüblichen Lupenbrillen adaptiert werden. www.starmed-technik.de

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www.dentapress.de

Die Internetzeitung der Zahnmedizin


UN-PLAQUE YOUR LIFE / KOMMUNIKATION

TONIS MUSIC BOX NR.7

TEXT Toni Mahoni

S

elten gibt es sie noch, die Mo-

ihren Konzerten trinken die Jungs

mente, bei denen man auf ei-

Obstler, spielen mal Rockkonzerte mit

nem Konzert einfach mit offe-

einer riesigen Band, Tänzern und Tän-

nem Mund da steht und Tränen der

zerinnen, mal sitzen die beiden Bären

Freude vergießt. Aber es ist mir wie-

gemütlich zu zweit und spielen nur

der geschehen und ich möchte dieses

Klampfe und selbstgebasteltes Tisch-

Erlebnis gern teilen. Zunächst müssen

schlagzeug. Und diese Zweistimmig-

wir hierzu unseren Blick in die Pfalz

keit! Diese klangvollen, für diese

richten. Die echte Pfalz. Die, wo Wein-

mächtigen Leiber viel zu hohen Stim-

feste noch mit Sicherheit in Schläge-

men! Man lässt sich direkt eine Wein-

reien ausarten, wo die Winzer noch

schorle mixen und möchte einfach

knallharte Alkoholiker sind und Tou-

auch ›haggedichd un zugraacht‹ sein.

risten ohne Vorbildung nicht ein Wort

Die Vielseitigkeit von Geld et Nelt erin-

CD ›Liebe‹

des urtümlichen Dialekts verstehen.

nert nicht ohne Grund an eine Band

erhältlich unter

Dort nämlich kommen sie her, die bei-

wie Ween, die beiden sind große Fans

www.geldetnelt.com/

den Hünen. Die bärtigen Recken, die

der amerikanischen Verwandlungs-

schobb.html

sich Geld et Nelt nennen. Mehr als hun-

künstler. Und so rauschen auch sie

dert Songs haben die beiden schon zu-

durch die Genres vom A Capella bis

Wie immer verschen-

sammen geschrieben, herzhafte, fri-

zur Operette, sind mal knochentro-

ken wir drei CDs an die

sche Texte, die sich für niemanden

cken, mal feuchtfröhlich. Geld et Nelt

ersten drei Einsendun-

zieren, die oftmals im schweren Dia-

haben schon viele CDs aufgenommen.

gen per Mail an:

lekt gesungen werden und dem Zuhö-

In Heimarbeit. Mit dem Kassettenre-

info@un-plaqued.com

rer alles abfordern. Hat man aber erst

corder. Jetzt aber gibt es eine Scheibe

mal den Zugang gefunden, so erwischt

in feinster Qualität. Liebe, heißt sie.

man sich dabei, wie man die Refrains

Sie liegt in Kisten zu Haus bei den bei-

auf Pfälzisch nachsingt: ›Schänes

den und kann über ihre Webseite be-

Mädche, du bischt wundaschee!‹

stellt werden. Die CD tröstet mich. Ein so positives Stück Musik ist das. Ich

Erlebt man ein Konzert in Landau,

höre sie im Auto und in der Küche. Ich

dann glaubt man, man wäre Teil einer

lasse mir vorsingen und wenn ich mal

riesigen Party, auf der alles erlaubt

doch was nicht verstehe, dann gibt es

ist. Geld et Neld waren oft in Berlin.

dieses Booklet, in dem sie ihre Pfälzer

Was in der Pfalz vielleicht noch gerade

Texte ins Deutsche übersetzt haben.

so als Volksfest durchgeht, ist in Berlin

Und warum Pfalz? Was ist an der Spra-

Avantgarde. Hier sind sie so etwas wie

che so toll? Sie ist echt. Sie ist urgewal-

eine bestaunte Spezies. So viel Offen-

tig. Sie haben so viele Worte für Sex,

heit, so viel beinharte Weisheit ge-

wie die Eskimos für Schnee. Sie sind

paart mit solcher Lebenslust? Pfälzer.

die letzten Helden.

Pfälzer sind keine Schwaben. So viel

Feinste Grüße,

hat man in Berlin schon begriffen. Auf

Toni

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DER GESUNDE MENSCHENVERSTAND / KOMMUNIKATION

GELD – DER HÖCHSTE WERT DER GESELLSCHAFT? Man stelle sich vor, es gäbe kein Geld. Es gäbe keine Banken, die es sicher für uns aufbewahren würden. Es gäbe keinen Handel mit Dingen, die gar nicht existieren. All die Berater und Redner müssten mit ihren Worten einen echten Mehrwert erzeugen, sonst würde ihnen im Austausch keiner Produkte zum Leben geben. Die Märkte müssten sich nach der wirklichen Nachfrage richten, da alles Un­nütze nicht mal als Ramsch eingetauscht würde, weil es einfach keinen Apfel und kein Ei wert wäre. Die Menschen, die ignorant und egoistisch durch die Welt gehen, würden kein Essen und keine Freunde haben, da sie es sich nicht durch Geld kaufen könnten. Diejenigen, die sich selbstlos um andere kümmern, würden ein gutes Leben ohne Mängel führen, da Zuneigung und Dankbarkeit unbezahlbar sind. Die Umwelt, Natur und Lebensräume müssten mit Nachhaltigkeit behandelt werden, weil man wüsste, dass man sich nicht einfach ein neues Leben kaufen kann. Man stelle sich vor, es gäbe kein Geld. 192 | un-plaqued No 18


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