unclesally*s magazine
September 09 / Ausgabe 149
www.sallys.net
„Bei ’Guitar Hero’ habe ich zwei linke Hände.“ (Tom Morello)
MUSE Arctic Monkeys / Jet / Juliette Lewis / Jan Delay Simian Mobile Disco / Yo La Tengo / Jamie T / The Used Miss Platnum / Ohrbooten / Im Test: Lady Sovereign
Kino
INGLOURIOUS BASTERDS
NATUR
GUERILLA GARDENING
Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs
EDITORIAl
Herzlichen Glückwunsch,
lieber (Smoke) Flo! 149 Ausgaben, Alter, da platzen aber die Körkchen vom Asti Spumante! Soll der Rest vom Mob doch auf die 150 warten, ich schmeiße mir heute schon ‘ne Party - nur für mich und meine besten Freunde, die ich neulich auf Facebook gefunden habe: Die Bine, die immer alle Tests mitmacht, den Uwe, der mir via Blackberry stets seinen aktuellen Sitzplatz (heute: Reihe 23, Sitz C/Fenster) live vom Flughafen Köln/Bonn zubloggt und natürlich den Commander, der wo keine Fluppen aber Blähungen hat. Abends twittere ich mir dann von meiner Fete einen ganz ganz ganz dicken Ast und pimpe mein tristes Sit-In mit realitätsverzerrenden Fotos, die den hart erarbeiteten VIP-Status meiner profilneurotischen Facebook-Homies innerhalb einer Sekunde komplett ruinieren. So generiere ich mit meinem gehackten iPhone mehr sozialen Spam als Boris Becker mit seinem faltigen Sack, und der Typ war schon immer Chef in seiner Disziplin. Gleich mal anfreunden mit dem. Natürlich sind wir mental – wie der frisch vermehlte Beckersjunge sagen würde – tatsächlich schon eine Ausgabe weiter, nämlich bei der 150., die ziemlich genau 15 Jahre nach der Nummer 1 erscheint und deshalb etwas ganz Besonders werden dürfte. Als Chefs dieser Gazette wissen wir natürlich heute schon, wer bei der 150. a) auf dem Cover sein wird, wer da b) wegen a) nicht auf dem Cover sein wird und was das c) alles mit Kuchen zu tun hat. Bevor wir aber sämtliche Details zu unserem 150. Sonderheft bei www.auchichhabeeinsuessesgeheimnis.at ausplaudern, hier noch ein paar klärende Worte zu dieser, euch hoffentlich im unversehrten Ganzen und damit in ihrer gesamten pinken Pracht vorliegenden September-Ausgabe:
Die Äpfel im Muse-Foto sind lediglich Requisiten. Es wurden keine wertvollen Nahrungsmittel für die Produktion dieser Titelstrecke verschwendet. Die bei der Fertigung der Plastekugeln aufgewendete Energie entspricht dem Verbrauch eines 1997 gebauten Bauknecht-Herdes für das Backen eines Kräuterquiche bei einer Außentemperatur von exakt 22 Grad Fahrenheit. Auch die Verwendung von ungedüngter Rutenhirse statt Industrie-Raps zwecks Herstellung der Apfelattrappen birgt Vorteile: So schrumpft der Müllstrudel zwischen Nordamerika und Asien von der Größe Texas‘ auf die Gesamtfläche des Heideparks Soltau und die mehrfach mögliche Nutzung der Kunstfrüchte verringert die Ausbeutung von Tagelöhnern auf den Apfelplantagen der Normandie um gut 16%. All das nur zur Info und um unser ökologisches Bewusstsein zu untermauern, das sich natürlich auch an der Wahlurne niederschlagen wird – es sei denn, da ist noch Asche drin. Wie so oft an dieser Stelle wünschen wir euch nun viel Spaß im Kreise der Familie, denn so jung kommt ihr nicht mehr zusammen. Auch gut wäre vielleicht der Hinweis, dass wir das Sommerloch ungenutzt verstreichen ließen, um die so gesparte Farbe in den Titelbalken dieser Ausgabe zu investieren. Zum endgültigen Finale noch flugs der Hinweis an unsere Anzeigenkunden, dass wir schon heute Buchungen für unsere zukünftigen Jubiläumsausgaben entgegen nehmen. Sollten Sie also in der Nummer 298 für zielgruppenaffine Produkte wie den Telefonblitz, den praktischen Rollator oder Nagelschneideautomaten werben wollen: Einfach eine Brieftaube schicken. Oldschool for life! (Smoke) Flo
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MUSIK STORIES
unclesally*s magazine
INHALT
No. 149 – September 09 Foto: Erik Weiss
Musik: Seite 12
Kino: Seite 54
Juliette Lewis
INGLOURIOUS Basterds
Sie ist seit Jahren auf der Suche nach echter Liebe und selbst viel zu unstet und ungeduldig, um sich auf Dauer zu binden. Nach ihrem beachtenswerten Erfolg als Frontfrau der Licks widmet sich Juliette Lewis nun ganz sich selbst und ihrem neuen Album „Terra Incognita“ - einer deutlichen Abkehr vom geradlinigen Rock der Licks und Zeugnis seiner spirituell erleuchteten Schöpferin.
06-10 Starter
06 Wildhearts/ unclesally*s 150 07 Brendan Benson 08 Paramore 09 Tom Morello 10 Euer Ding
11-19 Musik Stories I
11 Jet 13 Broadway Calls 14 Frank Turner 16 Arctic Monkeys 17 Simian Mobile Disco 18 Virginia Jetzt!/ Karpatenhund 19 The Low Anthem/ Zoot Woman
Im Sommer 2008 brausten wieder mit Hakenkreuzen versehene Junkers-Maschinen über die brandenburgische Steppe, die „Pulp Fiction“-Regisseur Quentin Tarantino in die Luft schickte. Grund für das fragwürdige Spektakel: Die Dreharbeiten zum Film „Inglourious Basterds“, dem starbesetzten Streifen um eine Hand voll Nazi-Jäger. 34 Junius/ Fight Like Apes/ Mediengruppe Telekommander 36 Mew/ Turboweekend/ Dúné 37 Raised Fist/ Mikroboy/ Wye Oak 37 Caspian/ Hot Gossip 38 Jamie T 39 Miss Platnum 40 The Cribs/ Caliban
41 Reiseführer
Heute geht’s mit FACT zum Maskenball nach Japan!
42 Test
Mit dem Selbstvertrauen ist das so eine Sache. Manche haben es überhaupt nicht, andere zu viel davon. Lady Sovereign ist irgendwo dazwischen.
44-50 Musik Stories III
20 Titel: Muse
Matthew Bellamy, der glückliche Besitzer einer idyllischen Enklave am Comer See, hat gemeinsam mit seinen zwei Bandkollegen ein neues Bombastwerk geschaffen: „The Resistance“ ist ein Brocken von einem Album und schlägt dem Fass den Boden aus.
24-30 Platten 31 Mixtape
Die Ohrbooten aus Berlin haben für uns und euch mal einen musikalischen Festivalrückblick gewagt. Dieses Mixtape bringt euch durch den Winter.
32-40 Musik Stories II 32 Jan Delay 33 Yo La Tengo
44 Jack Daniel’s Pilgerreise 45 Masters Of Reality 50 Snow Patrol
46-49 Auf Tour
Hochkarätige Herbsttouren stehen auf dem Programm. Wir sichten schon mal das Feld.
52-59 Kino
52 Berlin ’36/ Wüstenblüme 53 Taking Woodstock 54 It might get loud 55 Oben/ Antichrist 56 Shortcuts 58 Kino-DVDs
60-66 Der Rest
60 Computerspiele 62 Comics 63 Bücher/ Hörspiele 64 Kreuzworträtsel 65 Redaktionscomic 66 Vorschau/Impressum 66 Screenshots
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Neuigkeiten
Heute auf: Portugiesisch mortos e feridos (Tote und Verletzte) BEASTIE BOYS
Adam Yauch von den Beastie Boys leidet unter Ohrspeicheldrüsenkrebs, wie er in einer Videobotschaft an die Fans mitteilte. Der Tumor befand sich in einem frühen Stadium und konnte ohne Probleme in einer OP entfernt werden. Bis zur vollständigen Genesung bleiben alle Tourtermine der Beastie Boys ausgesetzt. Auch die Veröffentlichung des neuen Albums „Hot Sauce Commitee, Pt.1“, auf dem u.a. Santigold zu hören sein wird, ist auf unbestimmte Zeit verschoben.
WILLY DEVILLE
Der Sänger und Gründer von Mink DeVille verstarb im Alter von 58 Jahren an einem Krebsleiden.
KAISER CHIEFS
Ganz unkaiserlich brach sich Frontmann Ricky Wilson eine Rippe, als er bei einem Konzert im Madison Square Garden die Nähe zum Volk suchte und statt im Publikum im Graben landete. Die Tour mit Green Day wurde indianerhaft durchgestanden.
KASABIAN
Nachdem bei Frontmann Tom Meighan die Schweinegrippe diagnostiziert wurde, stellten die Behörden in Australien die britischen Musiker unter Quarantäne. Mehrere Konzerte fielen so dem Virus zum Opfer.
MACHINE HEAD
Mitten im Auftritt bei einem finnischen Open Air warf eine Kreislaufschwäche Gitarrist Phil Demmel auf die Bretter. Bei dieser seltenen Störung ist die Blutzufuhr zum Gehirn manchmal unzureichend, wodurch Ohnmacht ausgelöst werden kann. Bereits 2008 verlor Demmel auf zwei Konzerten das Bewusstsein.
separações e pausas (Trennungen und Pausen) BLOC PARTY
Orakelhafte Aussagen von Frontmann Kele Okereke führen zu der Frage, wie es mit der Zukunft von Bloc Party aussieht. Dadurch, dass die Band keine vertraglichen Verpflichtungen mehr habe, sei nun alles möglich, so Okereke in einem Interview. Man könne pausieren, sofort ins Studio gehen oder auch nie wieder ein Album aufnehmen. Nach den Auftritten in den kommenden Monaten werde man sich überlegen, wonach einem ist.
BRIGHT EYES
Nach seinem Hauptprojekt Bright Eyes befragt, äußerte Frontmann Conor Oberst, dass für Herbst 2010 die Veröffentlichung eines neuen Albums geplant ist, es aber auch an der Zeit sei, die Tür zu schließen und sich zu verabschieden. Feuchte Augen sind allerdings nicht zwangsläufig nötig, ist Oberst doch auch solo und in Kombination mit der Mystic Valley Band und den Monsters Of Folk musikalisch aktiv.
die geschichte hinter dem song
Heute mit: Ginger (THE WILDHEARTS)
unclesally*s 150 – Das einzig wahre Jubiläum Die alte Tante nullt mal wieder und das gibt natürlich Anlass zu a) Freude und b) einer ganz besonderen Jubiläumsausgabe, die Ende September erscheint. Den Titel der Nummer 150 zieren unsere neuen Homies von Wolfmother, die neulich fast eine ganze Woche in Berlin abhingen, ein angekündigtes und mehrere unangekündigte Konzerte spielten und die wir zur Feier des Jahres zu einer zünftigen Tortenschlacht herausfordern konnten. Mehr dazu gibt’s im Oktober, wenn Andrew Stockdale & Co. zum Rundumschlag ausholen und nicht nur im Heft auf Kuchen machen, sondern auch im Kino. Kleiner Tipp an dieser Stelle: Bevölkert im Oktober einen Cinemaxx-Saal eurer Wahl und werdet Augenzeuge des größten Wurfs der Menschheit. Auch gut im Oktober: Viele Specials, ein sacklustiger Rückblick auf 150 Jahre unclesally*s und natürlich Geburtstagsglück galore. Wer uns auch Blumen bringen möchte: Schickt eure Glückwünsche in Bild-, Ton- oder Schriftform an sallys@sallys.net! Danke und natürlich: gern geschehen. LITTLE MAN TATE
Die kreative Schaffensphase von Little Man Tate ist vorbei. Nach vier gemeinsamen Jahren mit zwei resultierenden Alben löst sich die Band auf.
MUFF POTTER
Muff Potter geben das vorläufige Ende ihrer Karriere bekannt. In großen Lettern steht auf der BandPage geschrieben: „WIR LÖSEN UNSERE BAND AUF!“ Das scheint Nagel, Shredder, Dennis und Brami regelrecht zu erleichtern, denn nach 16 Jahren Bühnenpräsenz soll das „Monster, larger than life“ zu Grabe getragen werden. Im Dezember wird sich offiziell verabschiedet, bis dahin kann man noch die regulären Konzerttermine wahrnehmen oder gedenkend der aktuellen Platte „Gute Aussicht“ lauschen.
PANIC! AT THE DISCO
über “I Wanna Go Where The People Go”
„Als ich diesen Song geschrieben habe, hatte ich dasselbe Gefühl wie Paul McCartney mit ’Yesterday’ – ich war sicher, dass es das Lied schon gibt. Und da war ich nicht der einzige. Fakt aber ist, dass der Song wohl einfach irgendwo in der Luft schwebte und nur noch nicht aufgenommen worden war. In New York haben wir dann mit ein paar Zirkusfreaks ein Video auf einem Truck dazu gedreht und im Chelsea Hotel gepennt. Unser Drummer Rich benutzte zu der Zeit haufenweise Brylcreem-Pomade. Jedenfalls haben wir uns einen Abend im Hotel total abgeschossen und sind eingepennt, während überall Kerzen auf Papiertellern brannten. Nun ja, eine Kerze fiel in Ritchs Kleidersack, der direkt an seinem Kopfende stand. Nur die Pomade hat ihn davor gerettet, dass sein Kopf in Flammen aufgegangen ist. Das Feuer hat trotzdem den Nachbarraum angefackelt. Es gab bis dahin nur drei Brände im Chelsea Hotel. Den ersten hat Andy Warhol verursacht, den zweiten Sid Vicious. Und den dritten die Wildhearts. Wir waren also in bester Gesellschaft.“ Heimat: the wildhearts.com Auch gut: „Chutzpah!“ - das neue Album der Wildhearts
sei und deshalb die ersten Termine der EuropaTournee ausfallen müssten. Anschließend hieß es, dass Nelson die Band verlassen habe und deshalb weitere Termine abgesagt seien, beispielsweise die gemeinsamen Konzerte mit Slipknot. Nun hat sich der „Erkrankte“ selbst zu Wort gemeldet: In einem Interview eröffnete Nelson, dass er gar nicht krank war und aus der Band rausgeschmissen wurde. Die wiederum ist bereits auf der Suche nach einer neuen Stimme und die Veröffentlichung des neuen Albums „Worship Music“ erstmal vertagt worden.
BLEEDING THROUGH
Dave Nassie von No Use For A Name wechselt nach zehn Jahren vom Pogo zum Headbangen. Bei der US-Metal Core-Formation Bleeding Through ersetzt er Jona Weinhofen an der Gitarre.
Split und Umstürze bei Panic At The Disco: Gitarrist Ryan Ross und Bassist Jon Walker ließen die Band auf Grund von kreativen Differenzen mit Frontmann Brendon Urie hinter sich, um The Young Veins zu gründen. Gemeinsam mit Ex-Phantom Planet-Frontmann Alex Greenwald wurde bereits ein Song namens „Change“ aufgenommen. Die beiden verbliebenen Panic-Musiker Urie und Spencer Smith haben vorerst in Ian Crawford von The Cab und Dallon Weekes von The Brobecks neue Verstärkung gefunden.
THE GASLIGHT ANTHEM
TIGER LOU
novos projectos
Der Schock sitzt noch tief in den Knochen: Hatte sich die Band auf ihrer Website zunächst auf eine Weise geäußert, die schwer nach Auflösung klang, wurde bereits wenige Tage später der Abschiedston weggeräuspert und konstatiert, dass Rasmus Kellerman, Pontus Levahn, Erik Welén, Mathias Johansson und Johnny Karlsson lediglich eine längere Pause einlegen werden.
mudança de membros (Mitgliederwechsel) ANTHRAX
Erst kam die Nachricht aus dem Hause Anthrax, dass Sänger Dan Nelson ernsthaft erkrankt
Auf dem Glastonbury Festival und im Londoner Hyde Park konnten The Gaslight Anthem mit einem zusätzlichen Bandmitglied aufwarten. Beim Song „The ’59 Sound“ zupfte Bruce Springsteen auf der Gitarre.
THE RAPTURE
Bassist und Sänger Mattie Safer ist aus The Rapture geflogen. Die Band arbeitet derzeit an neuem Material.
(Neue Projekte und Wiedervereinigungen) AC4
In den Neunzigern gemeinsam bei Refused aktiv, bringen Dennis Lyxzén und David Sandström nun unter dem Bandnamen AC4 ein Album heraus.
CAVE IN
Faul auf der Haut lagen die Mitglieder von Cave In während ihrer knapp vierjährigen Pause nicht: Frontmann Stephen Brodsky wandelte auf Solopfaden, Gitarrist Adam McGrath schwebte mit Clouds auf Wolken, Drummer Ben Koller schlug in Converge ein und Bassist Caleb Sco-
field arbeitete an verschiedenen Projekten, darunter Zozobra und Heatseeker. Nun haben sie sich wieder in ihrem Hauptprojekt zusammengefunden und legen eine neue EP auf den Tresen. „Planets Of Old“ kann unter planetsofold. com gestreamt werden.
LINKIN PARK
Einen ganz anderen Sound will Linkin ParkFrontmann Chester Bennington mit seinem Seitenprojekt Dead By Sunrise schaffen. Während der Arbeiten am letzten Linkin Park-Album „Minutes To Midnight“ entwickelte Bennington eigene Stücke, die er mit Hilfe der Band Julien-K einspielte. Im Oktober ist die Veröffentlichung unter dem Titel „Out Of Ashes“ geplant.
MELVINS’ TOOL
Ein Soundtrack brachte Tool-Gitarrist Adam Jones und Melvins-Frontlocke King Buzzo zum gemeinsamen Musizieren: Dem Buch „Cal McDonald Detective Tales: The ’Y’ Incision“ wird das Werk als CD beiliegen.
SUNNY DAY REAL ESTATE
Die 2001 nach neun gemeinsamen Jahren getrennten Emo-Pioniere von Sunny Day Real Estate gehen in Originalbesetzung gemeinsam mit Foo Fighters-Bassist Nate Mendel auf Tour. Im gleichen Atemzug werden auf ’Sub Pop’ die ersten beiden Alben „Diary“ und „LP2“ mit Bonusmaterial wiederveröffentlicht.
THEM CROOKED VULTURES
Eine neue Supergroup formiert sich aus Mitgliedern der Foo Fighters, Queens Of The Stoneage und Led Zeppelin. Josh Homme, Dave Grohl und John Paul Jones haben ein Debütalbum aufgenommen, das womöglich schon im Oktober auf den Markt kommt. Bei Interesse sollte unter myspace.com/crookedvultures genauer nachgehört werden.
Discos (Platten)
A WHISPER IN THE NOISE
Das neue Album wird dieser Tage in staubigen, verlassenen Blockhäusern in Minnesota vorbereitet, heißt es seitens der Band. 2010 darf mit neuem Flüstern im Lärm gerechnet werden.
THE ALBUM LEAF
The Album Leaf haben die Arbeit am fünften Studioalbum abgeschlossen. Als Erscheinungstermin wird der Februar 2010 genannt.
BIFFY CLYRO
„Only Revolutions“ sind zu erwarten, wenn das fünfte Album von Biffy Clyro Ende Oktober in den Läden liegt.
BLINDSIDE
Fünf Jahre nach „The Great Depression“ bringen die Schweden von Blindside im ersten Halbjahr 2010 ein neues Album heraus, das dieser Tage in Los Angeles aufgenommen wird. Ein Kommentar der Band dazu: Man habe sich 2008 gemeinsam entschieden, entweder die Band aufzulösen oder das beste Album der Karriere zu produzieren. Das Ergebnis bleibt spannend.
BROKEN SOCIAL SCENE
Nach vierjähriger Pause nehmen die kanadischen Musiker wieder ein Album auf. Daneben erscheint die Biografie „This Book Is Broken“, welche vor allem die Probleme aus der Anfangsphase der Band thematisiert.
DIE GOLDENEN ZITRONEN
Auch von den Goldies gibt es im Oktober Neues. „Die Entstehung Der Nacht“ soll mit Klavier, Flöte und Kontrabass sowie einem Synthesizer eingespielt worden sein.
HELDEN & DIEBE
Heute mit: BRENDAN BENSON
„Einer meiner großen Helden ist der Sänger Harry Nilsson. Ich habe ihn durch den Film ’Midnight Cowboy’ mit Dustin Hoffman und Jon Voight entdeckt. Ich muss ungefähr 18 gewesen sein, als ich den Film das erste Mal gesehen habe. Da gibt es diese grandiose Szene, als Jon Voight vom Land in New York ankommt und dazu der Song ’Everybodys Talkin’’ läuft. Harry Nilsson ist so eigenbrötlerisch und seltsam. Sein Stil ist so speziell, dass er nicht zu kopieren ist. Das macht für mich einen Helden aus.“ Heimat: myspace.com/brendanbenson Auch gut: „My Old, Familiar Friend“ - das neue Album von Brendan Benson
Foto: Erik Weiss
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Foto: Ryan Russell
KINGS OF CONVENIENCE
Im Wonnemonat Oktober kommt das dritte Album der Kings Of Convenience, ihre „Declaration Of Independence“.
KISS
Der Herbst bringt das erste KISS-Studioalbum seit elf Jahren. Auf diesem soll es ganz klassisch zugehen, weder Keyboards, Synthesizer, Tamburine noch Streicher kommen vor.
LIVING THINGS
Anfang Oktober erscheint „Threadbare“, das neue Album von Port O’Brien.
RED HOT CHILI PEPPERS
SVEN REGENER
Das selbstbetitelte Drittwerk der schwedischen Nationalhymnen kommt zu Beginn des zehnten Monats in die Läden.
PORT O’BRIEN
Die zweijährige Auszeit ist vorbei, im Oktober soll das Studio für die Produktion des zehnten Albums angesteuert werden, sagte Drummer Chad Smith in einem Interview.
Spätestens seit der Vampirromanze „Twilight“, zu der Paramore den Titelsong „Decode“ beisteuerten, ist das Quartett aus Franklin, Tennessee um Frontfrau Hayley Williams in aller Blutbahn. Nach ihrem Debüt „All We Know Is Falling“ und dem Durchbruch-Album „Riot“ steht mit „Brand New Eyes“ ab 25. September das neue Werk der Hit-Combo in den Läden. Damit’s auch ordentlich funkt an der Chartspitze, wurde im Vorfeld schon mal das ganz große Besteck ausgepackt: Produziert wurde „Brand New Eyes“ von Green Day-Haus und Hof-Produzent Rob Cavallo und für die erste Tour zum Album buchte man die Band ins Vorprogramm von No Doubt. Zwischendurch spielten Paramore ein Akustik-Set für „MTV Unplugged“, das im September ausgestrahlt wird, und kündigten sich außerdem für eine MySpace-Secret Show am 1. September an. Mehr dazu auf myspace.com oder paramore.net/de
Wie würde wohl die Handlung aussehen, falls American Idiot als Film umgesetzt wird? Nach den Wünschen von Billie Joe Armstrong wäre dieses Werk eine neue Rocky Horror Picture Show. Anlass zu solchen Gedankenspielen gibt die Umsetzung des Konzeptalbums von Green Day als Musical am Berkeley Repertory Theatre im September. Einen Gastauftritt als The Ramones werden Living Things in Floria Sigismondis Film „The Runaways“ absolvieren. Thema des Films ist die Geschichte der Girl-Rock-Band The Runaways. In den Hauptrollen agieren unter anderem Twilight-Star Kristen Stewart und Dakota Fanning. Frontmann Lilian Berlin, auch der Ehemann der Regisseurin, freut sich auf die Ehre, Joey Ramone zu verkörpern: „Ich liebe Joey Ramone, er ist der Elvis des Punk.“
THE NATIONAL ANTHEMS
Paramore
GREEN DAY
RED SPAROWES
Bis Ende September nehmen die Red Sparowes ihr neues Album auf, mit der Veröffentlichung ist 2010 zu rechnen.
THE SWELL SEASON
Glen Hansard, irischer Frontmann der Frames, und die tschechische Sängerin Markéta Irglová brachten als The Swell Season eine selbstbetitelte Platte heraus, spielten gemeinsam im Film „Once“, schrieben den Filmsoundtrack und erhielten dafür im Jahr 2008 den Oscar für den besten Filmsong. Nun erscheint mit „Strict Joy“ ein neues Album des Duos.
TEGAN AND SARA
Das im Oktober erscheinende Album „Sainthood“ der kanadischen Zwillinge Tegan und Sara ist im Gegensatz zum Vorgänger in Anwesenheit beider Musikerinnen an einem Ort entstanden, weswegen es sich deutlich mehr nach einem Band-Album anhören soll. „The Con“ war noch per Internetkommunikation erarbeitet worden, da Tegan an der West- und Sara an der Ostküste Kanadas lebte.
Für die ARTE-Reihe „Mein Leben - Ma Vie“ hat sich Sven Regener, der sonst eher distanziert gegenüber jeder Form von Öffentlichkeit ist, von der Kamera begleiten lassen. Das Porträt „Sven Regener - Mein Leben“ wird am Samstag, dem 26. September 2009 um 17.20 Uhr auf ARTE ausgestrahlt.
THE SHINS
Frontmann James Mercer spielt im Film „Some Days Are Better Than Others“ eine Hauptrolle als mittdreißiger Slacker mit interessanten Lebensansichten. Details sind unter somedaysthemovie.com zu erfahren. Parallel arbeiten The Shins an ihrem neuen Album, das im kommenden Jahr erscheinen wird.
TOM WAITS
Diabolisch agiert Tom Waits in Terry Gilliams neuem Film „The Imaginarium Of Doctor Parnassus“ als Teufel. Auch der während der Dreharbeiten verstorbene Heath Ledger ist zu sehen, dessen Figur von Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell gemeinsam fortgeführt wurde.
o resto (Der Rest)
NICK CAVE
Ende Oktober kommt das siebte Studioalbum von Weezer aus dem Versteck.
Mit dem neuen Roman „The Death Of Bunny Monro“ erscheint dieser Tage das erste Buch von Nick Cave seit seiner 1989er Erstveröffentlichung „And The Ass Saw The Angel“.
WOLFMOTHER
OZZY OSBOURNE
WEEZER
Nach der Trennung des Frontmanns Andrew Stockdale von den restlichen Bandmitgliedern und der Zusammenstellung einer neuen Besetzung erscheint das neue Wolfmother-Album „Cosmic Egg“ ebenfalls im Oktober.
Filme e televisão (Film und Fernsehen) COLDPLAY
In die Hall Of Fame der Simpsons-Gäste reihen sich nun auch Coldplay ein. In der Folge, für die Chris Martin seinen Part selbst einspricht, gewinnt Homer eine Millionen Dollar im Internet und gönnt sich ein Privatkonzert der britischen Pop-Formation. Filmstars und Musikgrößen wie The Who, Aerosmith und KISS besuchten schon die bekannteste Otto-Normal-Verbraucher-Familie der USA.
DEATH CAB FOR CUTIE
Death Cab For Cutie-Frontmann Ben Gibbard und Jay Farrar von Son Volt haben sich zu einem gemeinsamen Projekt zusammengefunden, das im Herbst erste Früchte tragen wird. Kennen gelernt haben sich beide bei der gemeinsamen Arbeit an einem Song des Soundtracks für den Dokumentarfilm „One Fast Move Or I’m Gone: Kerouac’s Big Sur“, über den 1969 verstorbenen Beat-Autor Jack Kerouac.
Im Oktober kann man vermeintlich alle Details der Karriere von Ozzy Osbourne nachlesen. Dann erscheint sein Buch „I Am Ozzy, The Autobiography“. Bleibt zu hoffen, dass es keine selbst gelesene Hörbuch-Version geben wird.
Alice In Chains
Sir Elton John ist ein Profi, wenn es um große Gefühle geht. So kann man ihn jetzt auch im Titelsong des neuen Alice In Chains-Albums „Black Gives Way To Blue“ am Piano hören. Song und Platte hat die Band ihrem im Jahre 2002 an einer Überdosis verstorbenen ehemaligen Sänger Layne Staley gewidmet. Wie Gitarrist Jerry Cantrell berichtet, habe genau das Elton sehr berührt. Er fand Song und Hintergrund einfach, ja, wunderschön.
The Enemy
So ein Pech aber auch. Als sich Bassist Andy Hopkins nach einem Auftritt auf Ibiza eine kleine Abkühlung im Meer verschaffte, entwendeten Unbekannte seine Sachen -- Reisepass inklusive. Dadurch konnte die Band am nächsten Morgen nicht wie geplant nach Japan abreisen. Um das Ziel doch noch zu erreichen, waren diverse Flugumbuchungen, ein vorläufiger Reisepass und ein Zwischenstopp in London nötig. So wurde die kleine Abkühlung zu einem teuren Spaß für die Kapelle.
Hier die Termine für drei Stunden sally*s-Radio mit Flo im September, jeweils ab 0.00 Uhr (natürlich LIVE und im Anschluss 24/7 als Loopstream auf fritz.de!) 3. auf 4.9. (Frank Turner Spezial) *** 10. auf 11.9. (Chuck Ragan Spezial) *** 24. auf 25.9. (The Baddies & Montreal Spezial)
60 SEKUNDEN mit: TOM MORELLO
Einen halben Sommer lang wehte die stille Hoffnung durch das Fanlager von Rage Against The Machine, dass Zak De La Rocha gemeinsam mit seinen Revolutionsgenossen Tim Commerford, Brat Wilk und Gitarrist Tom Morello ihrer jüngsten Live-Reunion ein neues Album folgen lassen würden. Heute weiß man: Das wird – zumindest vorerst – nicht passieren. Während De La Rocha an seinem Soloalbum schraubt, konzentriert sich Morello auf sein neuestes Projekt Street Sweeper Social Club, das er gemeinsam mit Boots Riley (The Coop) ins Leben rief und deren selbstbetiteltes Debüt er als sein „härtestes Album seit Rage Against The Machine“ bezeichnet. Wir klopften bei dem frisch aus den Flitterwochen im heimischen Los Angeles gelandeten Glatzkopf mal an, um ein bisschen mehr über ihn zu erfahren. Wenn du in die Haut einer Frau schlüpfen könntest, für wen würdest du dich entscheiden? Wahrscheinlich für Bernadine Dohrn. Sie war eine der Anführerinnen einer Organisation namens „The Weather Underground“ und eine meiner Revolutionsheldinnen zu Teenagerzeiten. Später lernten wir uns kennen und wurden Freunde. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sich um vernachlässigte und missbrauchte Kinder zu kümmern. Das letzte Mal, dass du jemandem gerne eine gelangt hättest? Neulich starb mein Onkel aus Illinois. Er hatte eine sagenhafte Sammlung von Schellack-Platten aus den Vierzigern. Die Honks von der Kurierfirma, die ich mit der Verpackung und dem Versand beauftragt hatte, verschnürten die Scheiben aber so desaströs, dass die Hälfte der Lieferung den Transport nicht überlebte. Die können froh sein, dass sie so weit weg wohnen… Wenn du einen Tag zeitreisen könntest... Dann würde ich nach St. Petersburg reisen, zum 25. Oktober 1917. Das war der Tag der Russischen Revolution und damit sicher einer der interessantesten Tage in der Geschichte der Menschheit überhaupt. Bist du abergläubisch?? Nicht mehr so sehr wie früher. Aber ich habe dieses kleine Ritual, wenn ich ein Flugzeug besteige: Ich nähere mich der Maschine ganz konzentriert, gehe kurz in mich und berühre beim Einstieg die Tür des Flugzeugs. Das ist natürlich total hohl, aber bisher hat‘s funktioniert – immerhin bin ich bis heute nicht abgestürzt. In welcher Hinsicht handelt selbst Tom Morello nicht politisch korrekt? Meine Autos sind nicht unbedingt das, was man als ökologisch unbedenklich bezeichnen würde. Ich fahre einen SUV, der nicht nur mir, sondern auch meinem Hund ausreichend Platz bietet. Außerdem besitze ich noch so ein Seventies-Muscle-Car, das echt spitze aussieht aber auch gut Sprit zieht. In welcher Hinsicht hast du zwei linke Hände? Bei Computerspielen, und ganz besonders bei „Guitar Hero“. Die Leute glauben, dass ich als Gitarrist das Spiel blind beherrschen würde, aber das ist definitiv nicht der Fall. Heimat: streetsweepersocialclub.com Foto: Romy Suskin Auch gut: „Street Weeper Social Club“ – das neue Album von Tom Morello & Boots Riley
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EUER DING
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euer ding
Liebe Leserinnen und Jungs
Das hier ist EURE Seite, auf der ihr uns eure Meinung geigen könnt oder sonst so erzählen, wer oder was euch gerade beschäftigt. Die Festivalsaison ist quasi vorbei und nun haben wir den Salat. Tagtäglich erreichen uns verzweifelte Anfragen wie die von Thomas aus Schwedt: „Hey, ihr wart doch neulich auch bei Omas Teich. Ich war die ganze Zeit so voll, dass ich mich kaum an etwas erinnern kann, aber vielleicht könnt ihr mir sagen, wie dieses Mädchen mit den braunen Haaren hieß?! Ich weiß nur noch, dass die aus der Nähe von Höxter stammt. Kennt ihr die vielleicht?“ Oder Tanja aus Berlin fragt: „Das Teil, das ich beim Melt! gegen euer Festivalshirt getauscht habe, war der Lieblingsnicki von meinem Papa. Kann ich den zurücktauschen?“ Alles klar, Tanja. Nur unser Freund Sebastian hat eine konkrete und damit lösbare Anfrage verfasst. Bitte sehr: Ein freundliches HALLO, ich hätte da mal eine für mich weltbewegende Frage! Beim diesjährigen Open Flair Festival gab es eine Autogrammstunde mit Dog Eat Dog bei euch am unclesally*s-Stand. Nachdem ich eine Unterhaltung mit Dave, dem Bassisten von Dog Eat Dog, hatte, wollte er ein Foto zusammen mit meiner Freundin und mir machen. Eine bei euch hinterm Stand stehende Fotografin erfüllte ihm und uns diesen Wunsch. Nun ist meine Frage, wie, wo und wann ich dieses Foto zu Gesicht kriegen kann! Mit der Bitte um schnelle Antwort! Liebe Grüße, Sebastian Ein ebenso freundliches HALLO zurück, lieber Sebastian! Wir haben natürlich sofort unseren Praktikanten in die Spur geprügelt, um dein Foto ausfindig zu machen. Nach nur drei Nächten voll entspannter Archivarbeit hat der Knabe dein Foto (glauben wir) tatsächlich gefunden. Sieht doch schick aus! Kriegst du natürlich auch per Mail zum auf MySpace Posten. Bis nächstes Jahr dann!
Peter ist unten mit uns: Hallo unclesally*s-Team, bitte richtet eurem Robert Goldbach doch von mir aus, dass seine Plattenkritik über das aktuelle Placebo-Album in der letzten Ausgabe nicht besser hätte formuliert werden können. Vor allem das Abschlussfazit: „Die Fans werden es lieben, alle anderen müssen wenigstens den Hut ziehen.“ Vielen Dank! Peter Hi Peter, hiermit erledigt.
Und zum Abschluss noch Post von der Bescheid wissenden Anna: Hallo liebes unclesally*s-Team. Ich muss euch ja mal sagen, dass ich euer Magazin derbe genial finde. So viel Spaß für gar kein Geld kriegt man heutzutage ja sonst nicht mehr. Leider hab ich auch einen Kritikpunkt. In Ausgabe 147 gab‘s eine kleine Preview über diverse Filmchen, die die entertainmentsüchtige Gesellschaft von heute mehr oder minder beglücken sollten. Leider habt ihr dabei jedem Termina-
tor-Fan eine schwellende Wutvene auf die Stirn gebracht. Dort ist nämlich zu lesen: „Und wie wird es sein, plötzlich Batman als Terminator zu sehen?“ Christian Bale hat Batman gespielt. Da habt ihr schon mal gut aufgepasst! Aber er spielt in diesem Film John Connor, den Leiter des Widerstandes GEGEN die Maschinen. GEGEN die Terminatoren! Er spielt kein maschinell gefertigtes Unwesen. Er pumpt sie ordentlich mit Blei voll. So, wie es sich gehört! BÖÖÖÖSES FOUL! Das kommt
Jemand, der Bescheid weiß!
DAS GUTE GESCHÄFT IN DIESEM MONAT ist:
Freibeuter Kortumstr. 2-4 44787 Bochum
Schickt eure Leserbriefe an sallys@sallys.net oder per Post an unclesally*s, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin.
davon, wenn man Menschen so etwas schrieben lässt, die eine gewisse Möchtegern-Intelligenz über solche, eigentlich zum Allgemeinwissen zählenden Dinge haben. Ich empfehle drei Tüten Chips, zwei Sixpacks Bier und genügend Zeit, alle vier Teile zu schauen. Dieses Nichtwissen muss schleunigst behoben werden. Trotzdem liebe Grüße. Ich finde ihr schlagt euch wacker.
„Der Freibeuter ähnelt ein bisschen einer Kneipe, die direkt von Hamburg nach Bochum verpflanzt wurde. Hier gibt es Astra und Mexikaner-Schnaps, und keiner würde sich jemals beschweren, wenn man lauthals auf den Tischen mitgrölt. Außerdem stört es keinen, wenn man sein Essen mitbringt. Eine richtige Piratenbucht, um Kumpels und Bands zu treffen! Fußballkultur aus dem Ruhrpott trifft Hafenromantik aus dem Norden, das ist genau unser Ding!“
Empfohlen von: KIM?
Mit ihrem neuen Album „Allez! Allez! Allez!“ und mehreren Hektolitern Freibier im Tank machen die drei Nachwuchspunks von KIM? derzeit ordentlich Schlagzeilen. Wenn sie nicht von irgendwelchen Brauereien auf Schadensersatz verklagt werden, sind sie auf Tour oder sitzen an der Theke des Freibeuters. Heimat: kim-fragezeichen.de Auch gut: „Allez! Allez! Allez!“ - das neue Album von KIM?
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MUSIK STORIES
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Jet
Ich habe gar keinen iPod Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, bleibt nur der Griff zur Motorsäge. Auch die australischen Superstars von Jet rutschten nach drei gemeinsamen Jahren auf der Überholspur übel in den Straßengraben und kamen erst durch eine sämtliche Bereiche streifende Zäsur wieder in die Spur. Den Rest erledigte schließlich Iggy Pop. Mit der Punk-Legende Pop verschanzen sich Jet im Juli 2008 in einem Studio in Miami, um dort ein Cover des Johnny O‘Keefe-Hits ‘Wild One‘ einzuprügeln - einfach so, ganz locker und als gemeinsamen Beitrag zu einem Tributesampler für die australische Rock’n’Roll Legende. Dieser entspannte Studiotag in Florida markiert den Startschuss für das neue Album ‘Shaka Rock‘, mit dem Jet ihre selbstverordnete und nach dem jüngsten Album ‘Shine On‘ einstimmig anberaumte Auszeit endgültig beenden. Diese Pause hatten Jet seinerzeit aber dringend nötig: Die nicht enden wollende Welttournee zu ’Shine On’ nagte an der Substanz und an der Freundschaft zwischen den Cester-Brüdern Nic (Gitarre, Gesang) und Chris (Schlagzeug) sowie ihren Kumpels Cameron Muncey (Gitarre) und Mark Wilson (Bass). Oder, wie Nic es ausdrückt: „Wir waren drauf und dran, uns gegenseitig zu feuern.“ Dass es dazu nicht kommt, liegt an einer Kombination aus Glück, Verstand und Vernunft. Jet suchen den Fehler im System, nicht in ihrem Bandgefüge, das nach dem ausgiebigen Rückzug ins Privatleben ohnehin wieder im Gleichgewicht ist, sondern in ihrem Umfeld; sie feuern zunächst ihren kompletten Apparat inklusive Produzenten und Manager, um „mal wieder frischen Wind in die Bude zu lassen“, wie Chris erklärt. Und sein Bruder fügt hinzu: „Wir wollten den ausgetrampelten Pfad verlassen, uns selbst mal wieder überraschen und ein paar Haken schlagen. Das hat gut getan.“ Als Rückzugsrefugium zum gemeinsamen Songwriting entscheiden sich Jet nach der Spaß-Session mit Iggy Pop zunächst für New York, verlagern ihren Arbeitsschwerpunkt aber später nach Texas, um dort unter aktiver Mithilfe des Produzenten/ Fans Chris Smith ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen. In der texanischen Hitze entstehen die
Immer noch total Rock: Jet aus L.A., Como, London und Melbourne.
bis dato abwechslungsreichsten Jet-Songs, die sich spürbar vom Retro-Rock des Debüts ‘Get Born‘ und Hits wie ‘Are You Gonna Be My Girl‘ distanzieren und der zweifellos einzigartigen Stimme von Nic Chester mehr Spielraum schenken. Führt die Single ‘She’s A Genius‘ die Fans noch auf eine falsche Fährte, machen Stücke wie ‘Seventeen‘ oder ‘Goodbye Hollywood‘ klar, wohin die Reise geht, nämlich weg vom geradeaus gespielten Riff-Rock, hin zu gedrosselten und weitgehend Metaphern befreiten Groove- und Soul-Stücken: „Es klingt nach Klischee“, sagt Nic, „aber ‘Shaka Rock‘ ist tatsächlich ein gesunder Mix aus unserem Debüt und ‘Shine On‘. Bei letzterem Album waren wir ziemlich übel drauf, Chris‘ und mein Vater war gerade gestorben und so setzten sich viele der Stücke mit seinem Tod oder dessen Folgen auseinander. Dadurch blieb die Spontaneität und der Spaß, den
das Debüt versprüht hat, etwas auf der Strecke. ‘Shaka Rock‘ klingt dagegen wieder positiv, hat musikalisch aber noch die gleiche Tiefe wie ‘Shine On‘.“ Nun, da eine erneute Welttorunee ansteht, fragt man sich wohl zu Recht, ob Jet überhaupt noch Bock haben, allabendlich ihren Hit zu spielen, aber Nic wiegelt ab: „Ich weiß, dass die Fans ’Are You Gonna Be My Girl’ hören wollen, also spielen wir es. Aber zu Hause würde ich das Stück sicher nicht mehr auflegen.“ Und Chris ergänzt: „Der Song oder vielmehr die iPod-Werbung, in der er vorkam, hat uns alle Türen geöffnet, deshalb finde ich ihn immer noch okay. Allerdings haben wir nie einen Cent dafür gesehen und einen iPod habe ich bis heute nicht.“ Text: Florian Hayler Heimat: jettheband.ning.com Auf sallys.net: sally*sTV! Am Dom mit Jet
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MUSIK STORIES
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Juliette Lewis Alles so schön bunt hier
Nach fünf Jahren in Gesellschaft der Licks veröffentlicht Subkultur-Ikone Juliette Lewis dieser Tage im Alleingang ihr neues Opus ’Terra Incognita’. Darauf verabschiedet sie sich weitgehend vom straighten Rock der Licks-Ära und präsentiert sich als schillernder Psychedelic-Schmetterling. Diese neue Inkarnation ist allerdings nur eine in einer langen Ahnenreihe. In ihren 36 Jahren Erdenbürgerschaft hat das Fräulein Lewis schon diverse Persönlichkeitsmodelle durchgetestet und war damit seltsamerweise immer erfolgreich. Ob als grenzgängerische Schauspielerin oder als akrobatische Sängerin, stets liegen ihr die Herzen von Fans und Kritikern zu Füßen. Selbst ihre vielen Kontroversen tun dem Erfolg keinen Abbruch. Trotz schmückender Klatschblatt-Accesoires wie Scheidung, Drogenentzug und gelöster Verlobung mit Brad „Kreisch!“ Pitt, steht im Kern der Lewis’schen Lebensführung Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit. Um der besser nachgehen zu können, ließ sie
sich schon im zarten Alter von 14 Jahren von ihren Eltern „scheiden“ und verließ die High School nur drei Wochen nach ihrer Einschulung. Eine weitere der wenigen Konstanten im Leben der unsteten Miss ist wohl, dass erstmal nichts normal ist. Ein Treffen mit Juliette Lewis ist eine dementsprechend unterhaltsame Angelegenheit. Nachdem sie eigenhändig die Hotelzimmertür ihres Berliner Refugiums geöffnet und einen Morgengruß geflötet hat, berichtet sie mit glühenden Wangen über die Arbeit an ’Terra Incognita’: „Ich wollte mich auf diesem Album gar nicht neu erfinden, sondern meine Fähigkeiten als Songwriterin weiter ausloten. Für Lieber doch kein Rock: Juliette Lewis, neulich in Berlin.
mich ist ’Terra Incognita’ ein musikalisches ComingOut, weil ich mehr von dem präsentiere, was in mir steckt, als je zuvor. Bei den Licks ging es immer um die geballte Energie der Band. Diesmal wollte ich aber jedem Lied einen eigenen Charakter verleihen. Ich bin nun mal ein widersprüchlicher Mensch, warum sollten diese Widersprüche nicht auch auf meinem Album auftauchen?“ Weil das möglicherweise den Tod deiner Band zur Folge haben könnte. Immerhin sind Juliettes Licks auch deshalb Vergangenheit, weil sich die musikalischen Visionen der energischen Frontfrau nicht mit den Vorstellungen der anderen Bandmitglieder vereinbaren ließen. „Man kann es niemandem verübeln, lieber Rock-Riffs als experimentellen Noise spielen zu wollen. Ich glaube, die Band hätte das selbe Set immer wieder spielen können, ohne sich zu langweilen. Ich bin aber schnell genervt, wenn sich Dinge wiederholen. Am Ende stand ich mit meiner Idee von Musik ziemlich allein da und es hat mir das Herz gebrochen, als sich die Band auflöste, denn sie war die letzten drei Jahre die Liebe meines Lebens.“ Juliette Lewis bezeichnet sich selbst als eine Art emotionaler Durchlauferhitzer. Selbst der aufkommende Regen vor dem Hotelfenster entlockt ihr eine überschäumende Gefühlsregung. „Ich bin eine große Gefühls-Maschine. Ich übersetze alles, was ich spüre, schnell in einen physischen Ausdruck. Das macht es manchmal schwer, Dinge zu verbergen“, lacht sie. Und so steht ihr nun die Trauer über die Trennung von den Licks ebenso ins Gesicht geschrieben wie die Euphorie über ihr neues Werk. Text: Timo Richard Foto Erik Weiss Heimat: myspace.com/juliettelewis
La Lewis und die Scientologen Prominente Scientology-Anhänger gibt es wie Sand am Meer: John Travolta, Beck oder LisaMarie Presley sind nur einige Personen des öffentlichen Lebens, die sich eine Mitgliedschaft in der von Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard gegründeten religiösen Gemeinschaft ans Revers stecken können. Gemeinsam ist den meisten prominenten Mitgliedern, dass sie sich über die Aktivitäten und Überzeugungen der Bewegung weitgehend bedeckt halten. Während A-Promis wie Tom Cruise für ihre Mitgliedschaft regelmäßig in der Öffentlichkeit abgewatscht werden und selten offen Werbung betreiben, ist Juliette Lewis geradezu offenherzig in Bezug auf Scientology. So schreibt sie ihren erfolgreichen Drogenentzug einem Scientology-Programm zu und wird nicht müde, in der Öffentlichkeit zu bekräftigen, dass die umstrittene Religion sie stets dazu ermutigt habe, nonkonformistisch und freidenkend zu sein, während in den Medien oft über restriktive Methoden der Scientologen berichtet werde. Tatsächlich ist Juliette Lewis auch innerhalb der religiösen Bewegung ein seltenes Exemplar, immerhin ist sie Scientologin der zweiten Generation. Schon ihre Eltern waren Mitglieder der in Deutschland vom Verfassungsschutz überwachten Gemeinschaft.
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Broadway Calls Viel mehr als nur eine Chorus Line
Aufgewachsen mit Green Days ’Dookie’ und weiter angefixt von Hitcombos wie Screeching Weasel oder MXPX sind die drei Jungs von Broadway Calls heute die Anführer einer auf Tradition geeichten Pop-Punk-Szene, die der von Screamo- und Emo durchsetzten Warped Tour ordentlich den Scheitel bürstet. Wenn eine Band sich Träume erfüllt: Broadway Calls, ein heftig melodieverliebtes Trio aus Rainier, Oregon, schweben derzeit im siebten Himmel. Grund dafür ist nicht nur ein bis zum Bersten gefülltes Tourbuch als Support von Legenden wie Alkaline Trio oder Hitfabriken wie The Gaslight Anthem - nein, mit ihrem zweiten Album namens ’Good Views, Bad News’ ergaunern sich Frontmann Ty Vaughn und Co. weltumspannend eine neue Generation Fans, denen sie eine herzfrischende Dosis Pop-Punk in die Adern jagen. Damit ist das Trio die dringend benötigte Abwechslung auf der zum Laufsteg für Ritzer und Kajalopfer verkommenen US-Warped Tour: Statt Doublebass hagelt es bei den Broadway Calls melodieverliebte Riffs, statt alles niedergrowlender Vocals gibt’s Chöre und Refrains. Der Grund dafür ist simpel: Die Jungs mögen so was. Und noch besser: Frontmann Ty beherrscht die Kunst, aus nicht viel mehr als drei Akkorden und einem Sack voll griffiger Refrains echte Hymnen zu zaubern. Nachzuhören ist das auf dem neuen Album ’Good Views, Bad News’, das der 24-Jährige und seine Kumpels Josh Baird (Schlagzeug) und Matt Koenig (Bass) nach ihrer gemeinsamen Tour mit Alkaline Trio Anfang des Jahres in Angriff nahmen. Unter den wachsamen und geschulten Augen ihres Idols Bill Stevenson (Descendents, ALL) und unter fachmännischer Anleitung von Typen wie Green Day-Ziehvater Lawrence Livermore entstand ein Album, das auf Augenhöhe steht mit Pop-PunkKlassikern wie ’Everything Sucks’ oder ’Dude Ranch’, mit nur leichten Abzügen in Sachen Ironie und textlicher Raffinesse.
Gold in der Kehle, Silber im Blick: Broadway Calls aus Rainier, Oregon.
„Ich bin ein großer Freund von fiktiven Geschichten“, erklärt Ty. „Von daher tue ich mir mit sarkastischen Kommentaren zur Lage der Nation oder mit dem kollektiven Abwatschen ganzer Szenen relativ schwer. Ich reflektiere lieber das, was mir oder Freunden passiert ist, wobei die Themen auch mal komplett aus der Luft gegriffen sein können. Wichtig ist mir vor allem, dass die Songs eingängig und die Texte leicht verständlich sind - nur so sind Band und Publikum auf einem Level, auf dem es sich gemeinsam feiern lässt.“ Broadway Calls haben noch aus jedem ihrer Konzerte eine Party gemacht, und wer mal wieder Bock auf
eine gute Feier hat, wirft am besten mal einen Blick in das bandeigene Tourbuch. Lohnt sich. Text: Florian Hayler Foto: Lisa Johnson Heimat: myspace.com/broadwaycalls
Broadway Calls auf Tour 1.9. München - Tonhalle (+ The Offspring) *** 3.9. Trier - Exhaus *** 8.9. Berlin - Ramones Museum (Akustik Show, 16.00 Uhr) *** 8.9. Berlin - SO36 *** 9.9. Köln - Underground *** 11.9. Lindau - Club Vaudeville
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AUF ACHSE
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auf achse...
MIT FRANK TURNER ZUM KINDERTURNEN
Trommelwirbel für den frischesten Typ, der je mit einer Akustikgitarre durch die Lande zog! Der aufstrebende Singer/Songwriter Frank Turner ist ein extrem dufter Kollege und außerdem mit dem sportlichsten aller Nachnamen gesegnet. Doch da bei seinem Besuch leider alle Turn(er)hallen doppelt verriegelt waren, mussten wir für unsere Geräte-Einheit ein wenig improvisieren...
Austrainiert bis in die letzte Muskelfaser stellt sich Frank der ersten Herausforderung der Mehrkampfwertung. Da uns kein TÜV-geprüftes Rhönrad zur Verfügung stand, ließen wir ihn ein paar Runden mit diesem Siebentonner über den Spielplatz drehen. Seine enorme Körperspannung und Eleganz honorieren wir mit einer Wertung von 9.75 Punkten.
Nächste Station: Schwebebalken. Franks schwächstes Gerät. Doch einen Wackler beim Aufgang weiß er geschickt zu kaschieren.
Danach versucht er sich an einer (nahezu) blitzsauberen Standwaage. Vorgetragen auf fünf Zentimetern Seil gibt’s dafür eine 9.0.
Reck – das Königsgerät im Männerturnen. Die Adler, die Helden der Lüfte – und unser Frank mittendrin. Was ihr auf diesem Bild leider nicht sehen könnt, ist die meisterliche Kür, die er soeben mit einer Kombination aus den spektakulärsten Flugelementen der Turngeschichte an die Stange zirkelte. So jetzt noch einmal rum und... Abgang – gestanden! 9.75 Punkte!
Euphorie macht sich breit. Hier sehen wir Frank an seinem absoluten Lieblingsgerät und kurz vor der Landung nach einem Tzukahara mit Doppelsalto. Höchstnote 10.0 für den englischen Trampolingott. Am Pferdsprung über den Poller lässt Frank nun nichts mehr anbrennen. Nach außen lässig, innerlich aber hochkonzentriert meistert er das letzte Gerät dieses Mehrkampffinales mit Bravour und einer weiteren 10.0.
Text: Christine Stiller, Fotos: Oliver Schümers Heimat: frank-turner.com Auf sallys.net: sally*sTV! Ein Turner beim Turnen Auch gut: „Poetry Of The Deed“ – das neue Album von Frank Turner
Der Sieg ist seiner. Logisch. Mit einer Gesamtnote von 9,7 Punkten fliegt er glücklich vom Berliner Hinterhofspielplatz zurück nach Hause.
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MUSIK STORIES
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Arctic Monkeys
Auf den Straßen von New York: Arttic Monkeys.
Zwischen Wüste und Großstadt Joshua Tree in Kalifornien ist nicht gerade der Ort, den die meisten Menschen Metropolen wie London oder New York vorziehen würden. Die Arctic Monkeys haben es dennoch getan. Die Einladung, dort ihr drittes Album aufzunehmen, kam von Queens Of The Stone Age-Frontmann Josh Homme. „Die andere Option wäre gewesen, uns ein Studio zu bauen. Aber dafür sind wir noch nicht bereit“, erklärt Sänger Alex Turner. Und so beschließen die Arctic Monkeys, ihr Glück diesmal in der Wüste zu suchen. Fernab vom bekannten und vertrauten Trubel, der für die Band vor nicht mal vier Jahren mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums ‘Whatever People Say I Am, That’s What I Am Not‘ beginnt. Nur wenige Monate später folgt Album Nummer Zwei. „Viel zu schnell“, wie Bassist Nick O’Malley heute bemerkt, und auch Schlagzeuger Matt Helders hätte rückblickend gern weniger Deadlines und mehr Zeit für ‘Favourite Worst Nightmare‘ gehabt. Zeit zum Durchatmen verschafft ihnen diesmal Sänger Alex Turner selbst. Während er mit seinem Nebenprojekt The Last Shadow Puppets ein großformatiges Pop-Album aufnimmt und darauf mit Miles Kane seiner Vorliebe für Scott Walker und Ennio Morricone frönt, nutzt Matt die Zeit, um einen Klamottenladen in seiner Heimatstadt Sheffield zu eröffnen, und „weil niemand etwas kauft
und es zu viel Arbeit ist“ gleich wieder zu schließen. Gitarrist Jamie Cook wird wieder zum Freizeitkicker, der er vor seinem Rockstarleben war, während Nick sich ein Haus kauft und ansieht, was die Last Shadow Puppets live können. Er ist stolz auf Alex, der endlich lernt, „richtig zu singen“ und zudem seine erste Kurzgeschichte ‘The Choice Of Three‘ veröffentlicht. Nach der ersten gemeinsamen Studio-Testwoche mit Josh Homme ist dieser vor allem fasziniert von Turners Texten, die jener in einem kleinen Notizbuch stets bei sich trägt – und das er prompt verliert: „Ich habe versucht mir einzureden, dass es gut und fruchtbar wäre, die Songs aus dem Gedächtnis noch einmal neu zu schreiben“, resümiert er und ist im Nachhinein tatsächlich froh, einige Ideen überarbeitet zu haben. Im Zuge der folgenden Wochen trauen sich die Arctic Monkeys, mit ihrem Sound zu experimentieren. Den souveränen Umgang mit ihrem eigenen Talent lassen die neuen Stücke erahnen, die düster dröhnen und trotzdem sanfte Melodien zulassen. Dass die neuen Songs die Fans spalten werden, davon ist nicht nur die Band überzeugt, sondern auch Monkeys-Stammproduzent
James Ford, zu dem die Band im Anschluss an die Wüsten-Session nach New York umzieht. Ganz ohne Großstadt geht es eben doch nicht. In Alex’ neuer Heimat wollen sie den Rest von ‘Humbug‘ mit ihrem Vertrauten aufnehmen. „Josh und James sind beide gut in dem, was sie tun, aber James sind solche Dinge wie Gitarrenpedals total egal“, sagt Jamie fasziniert. „Josh hingegen fährt darauf total ab und kennt sich ziemlich gut aus.“ Ein wenig haben die Jungs von beiden verinnerlicht - die Chance der Wüste, sich musikalisch zu entwickeln und das Bauchgefühl, das ihnen nach wie vor untrügliches Gespür für die Richtigkeit der Dinge verleiht. Wirklich erwachsen klingen die Arctic Monkeys auch trotz Josh Homme noch nicht, und wenn Alex Turner von Nick Cave schwärmt und sich dazu die langen Haare aus dem Gesicht streicht, die ihn kürzlich in den Augen eines Kellners wie ein Mädchen erscheinen ließen, ist klar, dass die Arctic Monkeys einen guten Start hatten, aber längst nicht angekommen sind. Text: Ina Göritz Foto: Guy Aroch Heimat: arcticmonkeys.com
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SIMIAN MOBILE DISCO Zwischen Klicks und Pop
Was für schräge Vögel. Obwohl Jas Shaw und James Ford aussehen wie zwei verschrobene Physikprofessoren, scharen sie die It-People der Indie-Szene um sich und veröffentlichen ein zweites Mal ein Album, das mit mehr als Klicks und Beats aufwarten kann. ‘Attack Decay Sustain Release’ sollte der erste Streich der beiden Herren sein, die anfangs in der Formation Simian spielten, mit dem Song ‘We Are Your Friends’ die Grundlage für den ersten Hit von Justice legten und nach zwei Platten den Rest der Band hinter sich ließen, um sich als DJs und Produzenten zu probieren. Eine kluge Entscheidung. James Ford produzierte neben den Klaxons auch die Arctic Monkeys, schwang die Drumsticks bei den Last Shadow Puppets, trimmte Peaches „Busch“ und holt nun zusammen mit Jas zum zweiten Schlag aus. Zum finalen Schlag, um gleich auf den Punkt zu kommen. Mit ‘Temporary Pleasure’ katapultieren sich die Engländer auf den Olymp und reißen damit nicht nur Fans der elektronischen Musik von der Couch, sondern auch all die Indie-Kids, die Hot Chip, The Gossip oder Jamie Lidell vergöttern. Kein Wunder, zählt James Ford inzwischen doch zu der ersten Riege der Produzenten. Rückblickend
Wenn sie rufen, kommen alle: Jas Shaw (rechts) und James Ford aka Simian Mobile Disco.
ist es da auch kein Kuriosum, dass sich die Liste der vertretenen Künstler auf der zweiten Platte wie die Gästeliste der Brit Awards liest. Zu Wuchtbombe Beth Ditto von The Gossip gesellt sich Gruff Rhys von den Super Furry Animals. Alexis Taylor von Hot Chip darf genauso ans Mikrofon treten wie Chris Keating von Yeasayer, der den Gesang zur ersten Single ‘Audacity Of Huge’ beisteuert. „Wir sind mit einer Grundidee an die jeweiligen Künstler herangetreten und haben die Songs gemeinsam ausgearbeitet. Meistens kamen von uns nur die Beats, die Musik. Die Lyrics wurden im Nachhinein entweder gemeinsam oder von den
Gastsängern erarbeitet.“ Eine runde Sache ist dabei entstanden, die noch ausgereifter wirkt als der Erstling. Und das, obwohl ‘Temporary Pleasure’ zumeist zwischen Tür und Angel entstanden ist: „Wenn eine neue Platte auf dem Programm steht, dann kann man uns als Band verstehen. Aber eigentlich ist Simian Mobile Disco ein Projekt von vielen, das meist parallel zu anderen Aktivitäten läuft. Zurzeit liegt aber unsere gesamte Aufmerksamkeit darauf.“ Wir sind gespannt, wohin es die beiden Indie-Profs in Zukunft treiben wird. Text: Tanja Hellmig Heimat: simianmobiledisco.co.uk
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MUSIK STORIES
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Karpatenhund-Frontfrau Claire und Bassistin Stefanie sind beeindruckt von der fachmännischen Bodenarbeit von Anbau-Profi Nino. Durch seine jahrelange Ausbildung im Fach „Schulgarten“ weiß der Sänger richtig mit dem Grubber umzugehen.
Guerilla Gardening ist schwer im Trend. Wir baten die Herren von Virginia Jetzt! und die Damen von Karpatenhund darum, ihre „Blühenden Landschaften“ (VJ!) und den „Wald“ (aktuelle Single von Karpatenhund) doch mal in die Großstadt zu verpflanzen. Frei nach dem Motto: Lieber grün statt grau.
Der betonierte Vorgarten eines maroden Bunkers in Berlin Mitte soll in neuem Glanz erstrahlen. Mit einem geschickten Griff bereinigt Bassist Mathias das Beet der über Dekaden gereiften Unkrautmassen.
Als alle Blumen stehen, geht es weiter auf’s Dach. Viel Licht, viel Wärme, super Luft: der perfekte Ort für ein Gemüsebeet.
Pelzfreie Radieschen, Möhren, Zuckermelone oder Katzengras – Claire hat die Qual der Wahl.
Zwei Bands, ein Beet und so viel Liebe. Am Ende landen alle Samen in diesem herzförmigen Arrangement urbaner Anbaukunst.
Text: Christine Stiller ∙ Fotos: Oliver Schümers ∙ Heimat: virginia-jetzt.de, karpatenhund.com Auch gut: „Blühende Landschaften“ - das neue Album von Virginia Jetzt! ∙ „Der Name Dieser Band Ist Karpatenhund“ - die neue Platte von Karpatenhund Auf sallys.net: sally*sTV! Grüner wird’s nicht
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The Low Anthem Früher war alles besser
Was nach einem schlechten Scherz klingt, ist ernst gemeint: The Low Anthem betiteln ihr neues Album ‘Oh My God, Charlie Darwin’ und wollen damit alle in die Irre führen. Rhode Island zählt zu den beliebtesten Rentnerparadiesen Amerikas. Hier zu wohnen, bedeutet permanente Auseinandersetzung mit den „good old times“ – wie Low Anthem-Chef Ben Knox Miller erklärt: „Die älteren Leute beschweren sich immer und behaupten, dass alle modernen Bands nur die Musik von früher kopieren. Ich halte das für Bullshit.“ Ist das auch einer der Gründe, warum seine 2002 als Elektronik/Klassik-Projekt gestartete Band nun Folk macht? Ben zuckt mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Der Wechsel zum konservativeren Folk kam aus einer Laune heraus, weil wir nie an einer bestimmten Identität interessiert waren. Experimentierfreude und Wandel sind sehr wichtig.“ So fahren The Low Anthem auf ihrem zweiten Longplayer ‘Oh My God, Charlie Darwin’ ganz schwere Geschütze auf.
Insgesamt 16 Instrumente wurden ins Studio geschleppt und dementsprechend opulent haben The Low Anthem ihre Folk-Songs ausgestattet. „Als wir vor zwei Jahren unser Debüt ‘What The Crow Brings’ veröffentlichten, lernten wir unsere Wurzeln zu schätzen. Musik mit den eigenen Händen zu erzeugen, ist halt doch die größte Kunst.“ So sei die aktuelle Platte Rückbesinnung und Neubeginn zugleich. Nur mit dem Titel ‘Oh My God, Charlie Darwin’ habe die Combo inzwischen Probleme: „Es ist nicht als Witz gemeint, aber allzu ernst sollte man es auch nicht nehmen.“ Guter Hinweis. Text: Marcus Willfroth Heimat: lowanthem.com
Zoot Woman
Geheimnisvolle Rückkehr
Endlich werden sie eins: Nach sechs Jahren Zwangspause melden sich Zoot Woman mit ‘Things Are What They Used To Be’ zurück und fühlen sich besser denn je. 2001 wurde dieses Trio als „Neuerfindung des Indie-Pop“ gefeiert – Zoot Woman nutzten statt rauen Gitarren gediegene Synthesizer und galten als Pioniere des so genannten Eighties-Revival. Frontmann Johnny Blake hat immer noch Probleme damit: „Für uns war das komisch, dass die Presse permanent die Achtziger anführte, um unsere Songs zu beschreiben“, stellt er fest. Mit dem Debüt ‘Living In A Magazine’ kreierten Zoot Woman einen derart sterilen Sound, dass selbst Neonröhren vergleichsweise romantisch wirkten. Erst Jahre später folgten ihnen Bands wie Interpol oder die Editors. Nur Pop-Queen Madonna erkannte die Gunst der Stunde und schnappte sich Bassist Stuart Blake. „Sie lernte uns in New York kennen, war begeistert und fragte Stuart, ob
er an ihrem kommenden Album ‘Confessions On The Dancefloor’ mitarbeiten möchte“, erzählt Blake und ärgert sich, dass ein halbes Jahrzehnt nötig war, um das neue, dritte Album ‘Things Are What They Used To Be’ zu veröffentlichen. „Es ist trotzdem erstaunlich, wie gut wir die Auszeit verkraftet haben. Erst jetzt sind wir eine gefestigte Band.“ Was die neuen Songs unterstreichen: Zwischen Samples und Gitarrensounds versteckt sich ein Genre, das nur Zoot Woman kennen und das wenig mit den Achtzigern zu tun hat. Wie es heißt, will die Band nicht verraten. „Geheimnisse machen die Musik spannend“ – und das Leben manchmal einfacher. Text: Marcus Willfroth Heimat: zootwoman.com
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Das Herz galoppiert. Die Armbehaarung stellt sich auf, Tränendrüsen pumpen. Es wird heiß. Und kalt. Und wieder heiß. Und dann brechen alle Dämme. Was geht? Sex mit Scarlett Johansson? Sommermärchen reloaded? Tokio Hotel ziehen blank?! Nein. Hier geht’s nicht um profanen Schnickschnack – hier wird das Portal in ein anderes Universum durchschritten. Das Universum von Muse. Im Hochsicherheitstrakt eines Nobelhotels pumpt Gigantisches aus winzigen iPömps (Name verfremdet). ‘The Resistance’ heißt das Sound-Monster von Muse, und es wird Musikgeschichte schreiben. Warum? Nun, viele gute Rock-Bands veröffentlichen viele gute Alben – doch mit ihrem fünften Studioalbum packen die britischen Musikusse die sich selbst kopierende Rock-Musik-Szene bei den Eiern und drücken ganz fest zu. Heraus kommt mehr als nur saftiger Rock-Sud – ‘The Resistance’ ist der Schritt zu einer Form von Rock-Musik, deren epischen Impact vor einigen Dekaden bereits Bands wie Led Zeppelin oder The Who besaßen. Genau dort knüpfen Muse nun an – und zeigen damit der Konkurrenz, wie man es richtig macht. Keine Ahnung, wie andere während der Beschallung durch dieses Meisterwerk gelangweilt eine Zeitung lesen oder euphorisch den Kopf schwingen können, als würden sie damit Fliegen verscheuchen – doch das ist ja das Schöne an der Musik: Sie ist so herrlich subjektiv. Wir jedenfalls schließen andächtig die Äuglein und gehen mit Haut und Haar mit ‘The Resistance’ auf eine irre Reise durch die unendlichen Weiten des muse-ikalischen Kosmos.
Wie nach gutem Sex muss man auch nach ‘The Resistance’ erst wieder auf Normalpuls kommen. Als der Ganzkörperschweiß schließlich zur Salzkruste getrocknet ist, geht’s auf zur zweiten Station: In ein muffiges Hotelzimmer, das so riecht wie eine rußige Raucherlunge schmecken muss. Muse-Bassist Chris Wolstenholme hat hier ganze Arbeit geleistet, ist aber partout nicht aufzufinden. Das Fenster steht sperrangelweit offen, hat er den Pan gemacht? Ach, da ist er doch – wollte mal kurz frische Luft schnappen. Immer wieder lustig, diese Teerfresser. Obwohl der bescheidene Chris bemüht ist, die Euphorie bezüglich ‘The Resistance’ zu bremsen, muss er doch zustimmen, dass die Platte ein ähnlich herrliches Musik-Sammelsurium geworden ist wie ihre vier Vorgänger. Muse zitieren auf ‘The Resistance‘ nicht nur tausend Jahre Musikgeschichte, von Klassik bis Jazz und von Punk bis Rave, sondern vor allem sich selbst: „Natürlich gibt es Parts in einigen Songs, die sich auf uns oder etwas beziehen, das es schon vorher gegeben hat. Je älter du wirst, desto größer ist doch der Fundus, aus dem du schöpfen kannst. Indem du etwas Altes mit etwas Neuem verbindest, kannst du deinen ganz neuen Sound kreieren.“ Daher hört man auf dem neuen Silberling Musikzitate en masse, die sich mit dem Muse-typischem Bombast-Sound, Or-
chesterelementen und Piano-Passagen zu einem irren Bastard paaren: ‘Resistance’ lässt The Who wiederauferstehen, ‘United States Of Eurasia’ wartet mit Queen-Flair und arabischen Harmonien auf, bei ‘Unnatural Selection’ gibt’s System Of A Down und Metal-Riffs; ‘I Belong To You’ scheint Madness zu zitieren. Alles Muse-mäßig aufbereitet, alles originell, nix einfach nur halbgar aufgebrüht, wie das bei vielen anderen Kapellen gang und gäbe ist. Wirklich außergewöhnlich – selbst im Musiversum – ist allerdings ‘Undisclosed Desires’, das sich irgendwo zwischen R’n’B und Dark-Wave in die Eingeweide bollert. „So einen Song haben wir noch nie gemacht“, verkündet der hünenhafte Schlot. „Abgesehen vom Bass gibt es darauf kein reales Instrument, das sind nur Samples, Loops, Synthesizer und Computer. Ein völlig neuer Ansatz für uns, bei dem wir unser Equipment viel besser kennen gelernt haben. Wenn man sein eigenes Studio hat (das man übrigens nicht im drögen England, sondern am Lago di Como findet – dem Wohnort von Bellamy) und sein eigener Produzent ist, muss man sich eben zwingen, in unbekannte Gefilde vorzudringen.“ Viele Bands behaupten ja gerne, ihr Credo bestünde darin, sich nicht selbst zu wiederholen, ironischerweise machen es genau jene dann aber am plakativsten. Dieses Problem stellt sich bei Muse nicht – der eigene künstlerische Anspruch verbietet so etwas. Und wenn Chris Wolstenholme sagt „bei einigen Bands ist es ja auch okay, wenn sie sich wiederholen – Vertrautheit kann sehr reizvoll sein“, dann klingt das schon sehr bitter. Bitter für die „einigen Bands“ jedenfalls. Um die stilistische Mannigfaltigkeit von ‘The Resistance’ wissen wir nun. Worum es inhaltlich geht, noch nicht. „Es geht darum, Widerstand dagegen aufzubauen, wie die heutige Welt geleitet wird. Wir wollen Mitspracherecht haben, wir wollen unsere Meinung sagen, aber die Machthaber unterdrücken das.“ Ein guter Anfang, doch um die Geschichte von Grund auf zu eruieren, müssen wir wohl noch mal beim Großmeister nachfragen. Falsetto-Trällerknabe, Gitarrero und Texter Matt Bellamy.
Besagter Bub zieht das hoteleigene Café dem klaustrophobischen Hotelzimmer vor. Auch wenn man nicht wüsste, dass dieser Typ das Stimmchen von Muse ist, würde man doch sofort merken, dass er zumindest aus einem Paralleluniversum kommen muss: Matt Bellamy verströmt die Aura eines unter Verfolgungswahn leidenden Verschwörungstheoretikers und hat eine ansteckende Hibbeligkeit an sich. Spricht man den Maestro auf ‘The Resistance’
an, beweist er sofort, warum man uns vorher den Hinweis „der ist anders als andere“ mit auf den Weg gegeben hat: „Beim klassischen Filmemachen ist es so, dass der Film mit einem Gleichgewicht anfängt. Dann gerät er in ein Ungleichgewicht und kehrt wieder zu einem Gleichgewicht zurück. Wenn du aber einen Film machst, der im Gleichgewicht beginnt, dann in ein Ungleichgewicht übergeht und dort endet, muss der Zuschauer seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Das Album ist ähnlich aufgebaut: Es beginnt musikalisch und lyrisch ausgeglichen und ist zum Schluss ‘lost in space’: Die dreiteilige Symphonie ‘Exogenesis’ entfernt sich am Ende von der Realität und befasst sich mit dem Gedanken, dass die Menschheit oder unsere DNA etwas ist, das schon seit Millionen von Jahren im Weltall weitergetragen wird, und dass wir nur eine Wiederholung dessen sind, was schon einmal passiert ist.“ Na Mensch, wieder was dazugelernt! Das erklärt also die ekstatischen Gefühlswallungen, die abnormen Herzrhythmusstörungen und die schmerzhafte Dauererektion, die ‘The Resistance’ hervorruft. Davon erzählen wir Matt aber lieber nichts, sonst bekommt er noch einen falschen Eindruck. Fragen wir lieber nach, was er unter „lyrisch ausgeglichen“ versteht. „Der Anfang ist sehr ‘down to earth’: Der erste Song handelt von der derzeitigen Situation in England – die Entfremdung zwischen Staat, Polizei, Regierung und Militär auf der einen und den Bürgern auf der anderen Seite wird immer größer. Der Wunsch nach einem konstitutionellen Wechsel ist da – wenn man mit den Leuten spricht, sagen alle das Gleiche: ‘Wir hassen die Regierung. Und das Bankensystem und die Unternehmer.’ Es gibt einen wachsenden Widerstand in England – man kann die Spannungen spüren, wenn es eine Demonstration gibt: Die Polizei pfercht dich ein wie eine Herde Vieh und lässt dich stundenlang nicht wieder raus. Das ist ein Aspekt englischen Lebens, der wie eine Miniatur-Version von ‘1984’ anmutet. Bald haben wir hier die Gedankenpolizei. Dann darfst du bestimmte Sachen nicht denken, sonst landest du im ‘Ministerium für Wahrheit’.“ Und da will ja keiner hin. In Zimmer 101 wird nämlich definitiv kein Muse gespielt! Einmal in Fahrt, ist Wunderkind Matt kaum zu stoppen. Wenn der Mann nicht regelmäßig sein Hirn entleert, quillt es ihm wahrscheinlich aus den Ohren. Plötzlich ist er nämlich fort aus dem irdischen England und mitten im Weltall gelandet. Er erzählt von elektromagnetischen Feldern und dreidimensionaler Materie, kommt dann auf einmal auf Darwinismus, Evolution und Ökosysteme zu sprechen, um schließlich beim Aktienmarkt, den Regeln der Stochastik und gefährlichen Megakonzernen zu landen.
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Foto: Erik Weiss
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Da kann das Gehirn desZuhörers schon mal kurzzeitig tilten. Inmitten dieser wilden Hirngeburt aber, als er gerade von Inseln ohne und mit Vulkanen spricht, sagt Matt Bellamy etwas Bemerkenswertes: „Der größte Faktor in der Evolution ist nicht das Überleben des Stärkeren, sondern Glück. Auch im normalen Leben ist Glück die treibende Kraft: Der Unterschied zwischen dem Besitzer von Microsoft und einem sterbenden Kind in Afrika ist kein evolutionistischer, es ist nur Glück! Ein großer Prozentsatz bei Muse ist ebenfalls Glück – nicht alles, wir haben alle unsere speziellen Fähigkeiten. Ob die aber aufblühen können, ist einzig eine Frage des Glücks.“ Das muss man sich mal reinziehen – da sitzt hier dieser begnadete Rock-Musiker, der bald ein wegweisendes Album veröffentlichen wird, und der erzählt einem, dass alles nur eine Frage von Fortunas Gewogenheit ist. Nicht harte Arbeit, nicht Talent, sondern Glück. Am besten fragen wir gleich mal bei Trommler Dom Howard nach, ob der Bellamy eigentlich noch alle Latten am Zaun hat.
Im Gegensatz zu Zappel-Matt scheint Herr Howard die Schnauze voll zu haben vom Interviewtrubel und gibt sich zunächst etwas einsilbig. Über den künstlerischen Gesamtkontext, in dem ‘The Resistance’ verortet ist, hat er dann aber doch etwas zu sagen:
„Der Sound auf dem Album ist Muse pur, weil wir alles selbst gemacht haben. Alles ist absolut repräsentativ für unsere Ideen, unsere Gefühle und unser Selbstverständnis als Musiker. Wir wollten die Essenz von Muse haben und unseren Sound stärker definieren.“ Und mit diesem Sound stehen die drei Herren aus dem schnuckeligen Küstenort Teignmouth nun allein auf weiter Flur – besonders in der britischen Musikszene. Während sich die ganzen Affen, Häuptlinge, Freidenker, Grünanlagenwärter oder sonstigen Verrückten selbst und gegenseitig kopieren, gucken sich Muse das Tohuwabohu lieber von außen an, winken freundlich und zeigen lachend mit dem Finger drauf. „Es gibt immer diese eine Band – die ist neu, die ist gut, die ist cool und wird deswegen groß. Und dann werden ganz viele andere Bands gesignt, die genauso klingen, und das Ganze geht den Bach runter. Wir hatten Glück, dass wir nie in diesen Scheiß hineingezogen wurden. Vielleicht lag das daran, dass wir aus einer winzigen Stadt kommen. In Teignmouth gab es nichts, also musste man einfach sein eigenes Ding machen.“ Wahrscheinlich ist dieses Nichts, dieses schwarze kulturelle Loch namens Teignmouth letztlich dafür verantwortlich, dass Muse nun eine künstlerische Offenbarung wie ‘The Resistance’ aus dem Hochofen ziehen konnten. Höflich, wie sie sind, wollen sie sich dafür auch endlich mal artig bedanken. „Im September spielen wir nach 15 Jahren zum
Hier ein kleines Beispiel, wie das Gehirn von Matt Bellamy arbeitet. Die Frage, auf die er antwortet, lautet: „Welche Stimmung sollte ‘The Resistance’ zu Grunde liegen?“ „Dieses Album hat einen erhebenden Aspekt: Ich möchte den Leuten das Gefühl geben, dass sie mehr Macht haben, als sie glauben. Wir leben in einer Realität, die von unserem Geist kreiert wird. Wenn wir unsere Denkmuster ändern könnten, würde sich damit auch die Realität verändern. Es gibt Abhandlungen, die behaupten, dass das Universum nur aus Wellen und Vibrationen besteht. Dreidimensionale Materie wird von einem elektromagnetischen Feld geschaffen, das von Sternen, dem Urknall oder Planeten generiert wird. Interessant ist, dass menschliche Wesen elektromagnetische Aktivität sowohl im Gehirn als auch im Herzen nutzen könnten. Wir realisieren gar nicht, dass das Herz 30 oder 40 Mal mehr Elektrizität generiert als das Gehirn. Wir wissen nicht, wo diese Kraft herkommt – wichtig ist aber, dass sie in jedem von uns steckt. Es gibt Theorien, die behaupten, dass wir in einer Art Matrix leben, in einer Realität, die unser Geist modifizieren kann. Es geht um die Konsequenzen von Bewusstseinskontrolle – die Medien sind doch bloß deswegen so mächtig, weil sie die Gedanken von Abermillionen Menschen modifizieren können. Und damit modifizieren sie auch die Realität, in der diese Menschen
ersten Mal wieder in Teignmouth“, verrät Dom. „Das wird auf dem Stück Gras passieren, auf dem ich damals Matt gefragt habe, ob er in meine Band kommen will. Wir haben immer gesagt: ‘Stell’ dir mal vor, wie geil das wäre, wenn wir dort vor 8.000 Leuten spielen würden!’ Das wird jetzt passieren, das wird richtig groß, wir müssen die ganze Stadt dichtmachen. Dann werden wir offiziell danke sagen – danke Teignmouth, für die ganze Langeweile! ‘Thank you very much, cheers, goodnight!’ Und dann steigen wir in einen Hubschrauber und fliegen davon, haha!“
Wir sagen jetzt ebenfalls danke. Danke, Muse, dass ihr uns auf diesem sensationellen Stück Musik zeigt, dass der Rock von heute nicht zwangsläufig aus repetierter Scheiße bestehen muss. Auch wenn ihr total durchgeknallt seid, einen komischen Akzent habt, anderer Leute Mineralwasser klaut (ja, ich hab’ das bemerkt, Matt!) und von Dingen faselt, die man wohl nur im ‘Fear & Loathing‘-Delirium versteht. ’Thank you very much, cheers, goodnight!’ Wir allerdings steigen in die U-Bahn. Because of the environment, you know? Text: Ben Foitzik Fotos: Erik Weiss Heimat: muse.mu
Selbst ohne die finalen drei Tracks wäre ‘The Resistance’ ein überragendes musikalisches Manifest. Doch das allein reicht solch fantastisch geistesgestörten Typen wie Muse ja mal wieder nicht – sie mussten die Nummer auch noch mit einer knapp 13-minütigen Symphonie beenden, die alles sprengt, was die drei Briten bislang gemacht haben. Um Matts Vision zu verwirklichen, wurde eigens ein komplettes Orchester bestellt, das dem Dreiteiler dramatische Tiefe verleiht – ganze sechs Wochen hat es gedauert, Band und Orchester aufeinander abzustimmen. Inhaltlich handelt der in ‘Overture’, ‘Cross Pollination’ und ‘Redemption’ unterteilte Brocken von der „bizarren Fantasie“, dass die Erde ihr Ende erreicht hat und ein Erkundungstrupp ins All geschickt wird, um eine neue Welt zu finden. leben. Mit ‘The Resistance’ präsentiere ich eine Art Anti-Version davon, was die Medien tun – ich suggeriere, dass wir generell in einer Realität gefangen sind, die vielleicht nicht so sein mag, wie wir sie gerne hätten. Trotzdem gibt es eine positive Botschaft: Wenn wir lernen, die Fähigkeiten der elektromagnetischen Kraft zu verstehen, dann können wir einen völlig neuen Lebensweg erschaffen. Statt uns ständig nur zu beklagen, sollten wir uns überlegen, wie es nach vorne gehen kann.”
„Es stellt sich die Frage, ob wir dort eine neue Evolution beginnen oder wieder einfach nur den Planeten zerstören würden. Ich stelle darin die treibende Kraft der Evolution in Frage, die sowohl unsere größte Stärke als auch unser Verhängnis ist.“ Na dann: Gute Fahrt – und schreibt mal ’ne Karte!
Muse auf Tour
28.10. Hamburg - Color Line Arena *** 29.10. Berlin - O2 World *** 16.11. Köln - Lanxess Arena *** 20.11. München - Olympiahalle
unclesally*s magazine
Foto: Erik Weiss
TITEL
Seite 23
Dom Howard, Matthew Bellamy, Chris Wolstenholme (v. links)
Seite 24
PLATTEN/10 GEBOTE
unclesally*s magazine
DIE 10 GEBOTE
ARCTIC MONKEYS HUMBUG
(Domino/Indigo) 2009. Die vor Jahren losgetretene Indie-Lawine steht still. Die Überbleibsel sind nicht mehr spannend. Wir hören (wieder) Elektro. Und Josh Homme produziert die Arctic Monkeys! Ist das der letzte laute Atemzug einer musikalischen Generation? Schaffen SIE am Ende doch noch etwas für die Ewigkeit? Sie versuchen es zumindest. Monkeys Drummer Matt Helders spürte die starke Hand Hommes offenbar am deutlichsten. Led Zeppelin Raummikro-Sounds, strange Fills, rumpelige midtempo Beats und Tempi-Wechsel. QOTSADrums auf Englisch. Humbug ist geschmeidige 10 Nummern lang ist und die Monkeys setzen auf Gehalt und Tiefgang. Keine Alltagsware. Keine Schlager. Löblich, aber gerne auch anstrengend. Was am Ende bleibt ist gut. Aber ich wette, auf einem Dancefloor hätten sie noch besser ausgesehen.
Text: Yessica Yeti
The Big Pink A Brief History Of Love
(4AD/Beggars/Indigo) Nimmt man die Musikblogs als Seismographen, dann können wir damit rechnen, dass das Debüt von The Big Pink hohe Wellen schlagen wird, wie es schon diese zauberhafte Vorabsingle namens „Velvet“ tat. Tatsächlich ist es schwer, sich von diesem Stück zu lösen, aber wenn man es tut, kann man auf manch weitere Songperle stoßen. Der Sound von Big Pink ist jetzt schon beachtlich ausgereift und eigen: Über elektronische Beats und Samples schichten sie Tonnen von ShoegazerGitarren, bis das Ganze gleichzeitig so dicht und satt klingt wie My Bloody Valentine, ohne jedoch den Charakter des melodieseligen Pop-Songs zu verlieren. Eine Mischung, die A Place To Bury Strangers unlängst Achtungserfolge bescherte - The Big Pink jedoch werden damit erst richtig einschlagen.
Text: Robert Goldbach
Brand New Daisy
(DGC/Interscope/Universal) Drei Jahre nach dem Erfolg von „The Devil And God Are Raging Inside Me“ scheint klar zu sein, welche der beiden Seiten in Führung liegt. Mit „Daisy“ haben Brand New ein düsteres, beinahe destruktives Album gemacht, das dem schon immer latent vorhandenen Wahnsinn mehr Spielraum gewährt und den versöhnlichen Klängen weitaus experimentierfreudigere und aggressivere hinzufügt. Laut Sänger Jesse Lacey war die oberste Priorität, ein Album zu schreiben, das der Band gefällt, auch wenn das der Erwartungshaltung ihrer Fans widersprechen könnte. Tatsächlich ist „Daisy“ nicht leicht zu verdauen. Die Gegensätze scheinen unvereinbar, alles wirkt extremer, abgeklärter, zynischer. Es ist jedoch genau diese Ehrlichkeit, die einen packt ebenso wie ihr Gespür für Songs die, egal ob wütend oder fragil, unter die Haut und direkt ins Herz gehen. Brand New haben es erneut geschafft, über sich selbst hinaus zu wachsen.
Broadway Calls Good Views, Bad News
(Sideonedummy/Cargo) Im Januar waren Broadway Calls bei uns noch im Vorprogramm von Alkaline Trio zu sehen, jetzt schieben sie ihr zweites Album nach - mit Bill Stevenson als Qualitätssiegel. Der alte Descendents-Recke greift ja schon seit Jahren zahlreichen Künstlern als Produzent bzw. Mentor unter die Arme und dabei selten ins Klo. Hört man „Good Views, Bad News“, erscheint das eingangs erwähnte TourPackage tatsächlich nahe liegend, mit dem Hauptunterschied, dass Broadway Calls nie ins Düstere abdriften, sondern durchweg positive Vibes verbreiten. Und auch wenn man hier Originalität kaum vorfindet, ist der Pop-Punk des Trios aus Oregon absolut mitreißend und größtenteils um einiges besser, als es die Vorab-Single „Be All That You Can’t Be“ andeutet.
Text: Marek Weber
Dellé Before I Grow Old
(Warner) Nach Peter „Enuff“ Fox und Demba „Ear“ Nabé legt nun auch das dritte E von Seeed seine Solo-Scheibe vor. Frank „Eased“ Dellé stand bei dem Trio immer für die etwas wärmeren, eher dem ursprünglichen Reggae als dem elektronischen Dancehall zugewandten Tracks, und das ist nun auch auf „Before I Grow Old“ zu hören. Doch nicht nur der Sound ist anders. Dellé verzichtet auch völlig auf deutsche Texte und versucht zudem, Stücken wie „The Power Of Love“ von Frankie Goes To Hollywood und „Waiting The World To Change“ von John Mayer seine eigene Note zu verleihen. Mit der Single „Pound Power“ beweist er dann noch, dass er ein echter Pfundskerl ist. Wer eigentlich lieber Trübsal bläst wie ein „Bad Vibes Champion“, kann gleich einpacken. Die gute Laune von Dellé ist nämlich wirklich ansteckend.
Text: Holger Muster
Text: Boris Mischke
Frank Turner Poetry Of The Deed
(Epitaph/Indigo) Nur einen Monat nach der (Wieder-) Veröffentlichung seines Albums „Love, Ire & Song“ flankt der englische Singer/Songwriter-Shootingstar Frank Turner sein neues Album per Steilpass in die Herzen seiner stündlich wachsenden Fanschar. „Poetry Of The Deed“ klingt im Gegensatz zu den Hymnen seines ungestümen Vorgängers tatsächlich „erwachsener“. Turner arrangiert seine Stücke musikalisch opulenter mit Piano, Flöten und Streichinstrumenten und zielt diesmal nicht auf den schnellen Hit, sondern setzt auf Tiefe und Langzeitwirkung. Mit 27 ist dieser Typ seinen Genre- und Altersgenossen um einiges voraus, hat Dylan als einer der wenigen tatsächlich verstanden und ist auf dem besten Weg, Fans von New Model Army, Against Me!, den Pogues und Bruce Springsteen unter (s)einem Dach zu vereinen. Welcome to the church of Frank.
Text: Florian Hayler
Muse The Resistance
(Warner) Vier Alben haben die britischen Meister-Musikanten bisher in ihrer Vita - und jedes davon ist auf seine Weise brillant. Mit Opus Nummer Fünf aber übertrifft sich das Trio um Trällermeister Bellamy selbst und definiert eine neue Dimension rockmusikalischen Anspruchs: „The Resistance“, das passenderweise am 11. September erscheint, offenbart eine stilistische Bandbreite und kompositorische Tiefe, die Muse zwar schon oft angedeutet, aber noch nie so konsequent durchgezogen haben. Ein irres Rock-Epos, das die perfekte Balance zwischen Beat, Aggression und Melancholie findet und in seiner überbordenden Intensität nicht nur einmal Gänsehaut auslöst. Neben hypnotischen Hymnen wie „Resistance“ oder „United States Of Eurasia“ sticht vor allem die dreiteilige „Exogenesis“-Symphonie heraus, die ein aufwühlendes Opus Magnum mit einem würdigen Grande Finale beschließt. Einfach nur der Wahnsinn.
Text: Arthur Hauer
Raised Fist Veil Of Ignorance
(Burning Heart/Indigo) Raised Fist sind so etwas wie die letzten Überlebenden der nordschwedischen Hardcore-Szene, die in den Neunzigern ganz Europa aufgerollt hatte. Während andere Bands wie Abhinanda, DS-13 oder Refused längst aufgegeben haben, spielen Raised Fist immer noch - immer noch schnell und aggressiv, immer noch mit pumpendem und knurrenem Bass, immer noch mit heiserer und sich stets überschlagender Gesangsstimme, immer noch relevant. Nach dem inzwischen schon drei Jahre zurückliegenden „Sound Of The Republic“ bringt ihr fünftes Album aber auch solide Neuerungen. Nach und nach hatten sich die Jungs getraut, auch Melodien zu verwenden, und auf „Veil Of Ignorance“ ist das Verhältnis von Geballer und Schönheit fast perfekt. Besonders die eher zurückgenommenen Stücke wie „Disbelief“, „My Last Day“ oder „Words And Phrases“ überzeugen und haben ohne Zweifel das Zeug zum Klassiker.
Text: Hans Vortisch
Simian Mobile Disco Temporary Pleasure
(Cooperative/Universal) Einmal, zweimal... 17 Mal - es gibt sie wirklich, diese Songs, die im Wiederholungsmodus laufen können, ohne dass das Trommelfell wegdämmert. „Audacity Of Huge“ gehört zu dieser raren Spezies. Ein Song, für den James Ford und Jas Shaw mit Chris Keating von Yeasayer - der wie beiläufig seinen überdrehten Text abspult - die perfekte Gesangsbesetzung gefunden haben. Aber auch andere Tracks sind etwa mit Alexis Taylor von Hot Chip oder Jamie Lidell optimal besetzt, und sogar die ewig röhrende Beth Ditto haben die Herren für ihre Zwecke zur Abwechslung mal auf „dezent“ gestellt. „Temporary Pleasure“ ist ein Kind im Süßwarenladen zwischen synthetischem Piepen und gewaltigen Bässen. Elektro-Pop kann wirklich spannend sein.
Text: Christine Stiller
Zoot Woman Things Are What They Used To Be
(Snowhite/Universal) Der Albumtitel könnte kaum passender sein: sechs Jahre sind seit dem letzten Album vergangen, doch bei Zoot Woman sind auch auf „Things Are What They Used To Be“ die Dinge noch beim Alten. Mit „Living In A Magazine“ und „Zoot Woman“ setzten die drei Engländer Maßstäbe in Sachen Elektro-Pop und huldigten schon den Achtziger-Synthies, bevor sich auch der Rest der Welt in den Revival-Wahn stürzte. Auf Album Nummer Drei hat sich klanglich kaum etwas verändert. Immer noch surren die elektronischen Beats in makelloser Eleganz, immer noch schmeichelt der softe Gesang von Johnny Blake den Ohren. Maßstäbe mögen sich damit, auch angesichts des Fehlens von ein oder zwei Über-Hits, nicht mehr setzen lassen. Aber wunderbar klingen tut’s nach wie vor!
Text: Patrick Heidmann
unclesally*s magazine
PLATTEN/OFFENBARUNG
Seite 25
DIE OFFENBARUNG Jamie T.
KINGS AND QUEENS (Virgin/EMI)
Bisschen Popkultur-Geseier gefällig? Bitteschön: Jamie T. ist die personifizierte Postmoderne, die Krone des musikalischen Recyclings. Denn auch sein zweites Album „Kings And Queens“ hat der Junge aus Wimbledon wie ein Lego-Duplikat der perfekten Pop-Platte aus vielen bunten Sample-Bausteinen zusammengesetzt und sich größtenteils gegen gute, alte, handgemachte Musik... ach, vergiss es. Angesichts der Stilvielfalt der auf „Kings And Queens“ verbratenen Soundschnipsel rudert
der Schubladendenker zumindest ziemlich mit den Armen und der Kulturkritiker wundert sich. Bei allem Gebastel und Geklaue ist es nämlich Mister T.s untrügliches Gespür für die lustigste Hookline und den britischsten Rap seit Mike Skinner, das die elf Songkonstrukte auf „Kings And Queens“ zu lupenreinen Pop-Perlen veredelt. Jamie T. drückt jedem Sample und jedem Loop seinen eigenen, einwandfrei identifizierbaren Stempel auf. Musik-Tuning vom Fachmann.
Text: Timo Richard
1 hoffnungslos ** 2 egal ** 3 üben ** 4 bemüht ** 5 kann man machen ** 6 gut ** 7 vorn dabei ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 klassiker Aviv Geffen Aviv Geffen
(Mars Records/Rough Trade) Dass er nach 17 Jahren Superstar-Dasein in der Heimat Israel und 14 Alben endlich den Sprung nach Europa schafft, ist mehr als begrüßenswert. Dass Aviv Geffen das allerdings mit seinem ersten englischsprachigen Album gelingt, ist ein wenig schade. Denn erstens ist Hebräisch eine Sprache, deren Klangfarbe den hiesigen Pop-Charts durchaus gut zu Gesicht stehen würde. Und zweitens hat der 36-Jährige dafür Konsens-Produzenten wie Trevor Horn (Paul McCartney, Tina Turner) und Ken Nelson (Coldplay) engagiert, die ihm einen glatt-pathetischen, von Song zu Song nicht immer stimmigen Sound verpasst haben, in dem Geffens charmante Songwriter-Persönlichkeit nur hin und wieder aufblitzt. In guten Momenten - und natürlich mit der „Berlin“-Hymne - lässt sich „Aviv Geffen“ aber beinahe in der Nachbarschaft zu Rufus Wainwright und Co. verorten. 6
Text: Patrick Heidmann
Billy Talent III
(Warner) Das dritte Album gilt gemeinhin als schwerstes und für die weitere Karriere entscheidendes. Auch für Billy Talent ist „III“ so eine Art Gradmesser - Reifeprüfung oder Bauchlandung lautet hier die Devise. Die Platte versucht den schwierigen Spagat, die alten Fans nicht zu verprellen und ihnen typische Hits wie „Turn Your Back“ vorzusetzen, gleichzeitig aber in punkto Songwriting neue Reife zu zeigen. Nirvana und Alice In Chains werden ebenso zitiert wie Rock-Bands der Siebziger, Frontmann Ben hält sich zudem mit schrillen Screams zurück und singt gemäßigter, und so viel Pathos wie in „Pocket Full Of Dreams“ gab es früher auch nicht zu hören. Das Ergebnis klingt gefällig, aber noch unschlüssig - den Erfolg der Vorgänger wird „III“ so wohl nicht wiederholen können. Wie die Zukunft der Jungs wirklich aussieht, werden wir wohl erst nach Platte Nummer Vier wissen. 7
Text: Tito Wiesner
THE BLACK CROWES BEFORE THE FROST...
(Silver Arrow/Indigo) War „Warpaint“, der letzte Albumstreich der Gebrüder Robinson nach langjähriger Abstinenz, noch ein etwas behäbiger Blues-Bär, bei dem man sich gemütlich durch den Bart streichen und anerkennend mit dem Kopf nicken konnte, zeigen die Krähen
wieder mehr Krallen und Hooks. Vor erlesenem Fanpublikum live im Woodstocker-Studio eingespielt, wird nicht nur das menschliches Get-Together-Hippie-Happening gefeiert. Auch alle Crowe’schen Einflüsse von Bluegrass über Country bis Funk und (Rhythm and) Blues dürfen wieder flott mitmachen und sich in frischen Songs wie dem Jethro Tull-Jam-Rocker „Been A Long Time (Waiting On Love)“ entladen. Und den zweiten Session-Teil „...Until The Freeze“ gibt es für alle Käufer später als Gratisdownload obendrauf. Applaus. 8
Text: Frank Thießies
Brendan Benson My Old, Familiar Friend
(V2/Cooperative/Universal) Brendan Benson - da macht es inzwischen bei vielen Klick. Nachdem er mit Jack White 2005 die Raconteurs gegründe hat, dürfte nun dank des Erfolgs dieses Projektes größeres Augenmerk auf die Nebentätigkeiten gelegt werden. Während Jack White mit den White Stripes und Dead Weather jedem inzwischen sein schier überbordendes Talent bewiesen haben müsste, ist das bei Brendan Benson nicht so leicht: Bei der Rezension seines vierten Soloalbums kommt man nicht umhin, Vergleiche zu ziehen. Denn auch wenn vorliegendes Werk ebenfalls (teilweise) in Nashville geschrieben und aufgenommen wurde, an die Klasse der Raconteurs kommt es leider nicht heran und steht so schlichtweg im Schatten. Beileibe kein schlechtes Power-Pop-Album, aber vieles plätschert einfach so dahin. 5
Text: Volker Bernhard
Caliban Say Hello To Tragedy
(Century Media/EMI) Von der einstigen Speerspitze des deutschen Hardcore zum Streitgespräch Nummer Eins in der Szene - Caliban haben in den letzten Jahren eine Entwicklung durchgemacht, die die Zahl ihrer Fans im gleichen Maße ansteigen ließ wie die der vernichtenden Kritiken, die den RuhrpottJungs immer wieder Trendreiterei vorwerfen. 2009 wird sich daran nichts ändern, denn „Say Hello To Tragedy“ bietet beiden Seiten genügend Zündstoff. Mehr Härte, dicke Produktion, düstere Klänge und ein deutlich aggressiverer Grundton auf der einen, übertrieben cleane, teils mit Elektronik versetzte, äußerst kalkulierte Pop-Refrains und trendiges Callejon-Artwork auf der anderen Seite. Man liebt oder hasst sie eben - damals, jetzt und wohl für immer. 6
Text: Tito Wiesner
Chuck Ragan Gold Country
(Sideonedummy/Cargo) Nachdem Hot Water Music-Schlagzeuger George Rebelo zu Against Me! abwanderte und sich Chuck Ragan vermehrt seiner Solokarriere widmet, scheint die Zukunft von Hot Water Music unter keinem guten Stern zu stehen. Den Schmerz der HWM-Fans dürfte dieses Folk-lastige Solowerk von Reibeisenstimme Chuck Ragan aber dennoch zu lindern wissen. Seine herrlich melancholischen Momentaufnahmen, eingefangen zwischen Holzhacken im heimischen Wald und Tourneen durch europäische Clubs, zeugen von einer unvermindert starken Liebe zur Musik, zum Folk, zum Singer/ Songwriter-Dasein. Hoffen wir dennoch, dass sich Chuck und seine HWM-Kollegen eines Tages auch wieder auf hiesige Bühnen vereinen. 6
Text: Florian Hayler
The Cribs Ignore The Ignorant
(Wichita/Cooperative/ Universal) Wer schweißverklebte Jeans trägt, fackelt nicht lange: Nach ihren ersten drei Alben stehe The Cribs der Sinn nach Veränderung, ließ die Band um Sänger Ryan Jarman jüngst verlauten und gab bekannt, dass Johnny Marr ihr neues Mitglied sei. Doch leider kann selbst der ehemalige The Smiths-Gitarrist wenig frischen Wind entfachen, und so gerät „Ignore The Ignorant“ zur Hausmannskost wider Willen. Zwar stimmen die Hooks, Riffs und Drums - doch ein Neubeginn klingt anders. Was nicht weiter stört, wenn The Cribs sich damit zufrieden geben würden, das eigene Niveau zu halten. Aber rockende Brit-Popper haben seit jeher einen Hang zur Selbstüberschätzung und brauchen das Tamtam im Vorfeld. Blöd nur, wenn am Ende ein Album herauskommt, das weder richtig gut, noch wirklich schlecht ist. 5
Text: Marcus Willfroth
Darker My Love 2
(Strange Addiction/PIAS/ Rough Trade) Vom „besten Oasis-Album des Jahres“ war in Zusammenhang mit „2“ von Darker My Love schon zu lesen. In der Tat mag der Vergleich erst mal nahe liegen, so schwerfällig, wie hier die Gitarren mitunter wummern, so nölig meist der Gesang von Tim Presley. Dass die keinesfalls aus Manchester, sondern aus dem höchst unbritischen Los Angeles stammende Combo allerdings tatsächlich die Gallagher-Brüder im Ohr hatte, darf bezweifelt werden - und ob „2“ nun eine sonderlich gute Platte ist,
darüber darf man zumindest diskutieren. Ein bisschen mehr Fantasie und Biss ums Psychedelic-Geschwurbel herum hätten es schon sein dürfen, ihre besten Momente hat die Band noch bei Songs wie „Two Ways Out“ oder „Talking Words“, als SoftPop-Ausgabe von Black Rebel Motorcycle Club. 5
Text: Friedrich Reip
Digger Barnes Time Has Come
(Sabotage/Cargo) Nach zwei großartigen Singles und einem ebenso guten Demotape konnte der erste Longplayer für Digger Barnes nur der nächste logische Schritt sein. Sein Mix aus Americana, Folk und Wüsten-Rock dürfte vor allem diejenigen interessieren, die am Lagerfeuer gern mal eine Platte von Calexico, 16 Horsepower oder Johnny Cash auflegen. Thematisch bewegt sich Barnes mit „Time Has Come“ auf ähnlichem Gebiet wie der Country-König: die ganze Dramenpalette von Rache, Flucht, Verlust und allem, was in eine gute Mörderballade reingehört, wird hier mit aussagekräftigen Lyrics abgedeckt. Aufgelockert wird die melancholische Prärie-Romantik glücklicherweise immer wieder durch beschwingte Up-Tempostücke. Man merkt, dass der Mann mehr Selbstironie hat, als man eigentlich von einem Schnauzbartträger erwartet und dazu noch elegant ausgelutschte Country-Klischees umgehen kann. 8
Text: Tim Kegler
The Dodos Time To Die
(Wichita/Cooperative/ Universal) Es ist saisonale Hoch-Zeit für Folk-Bands. Jetzt, wo alle Welt die Fleet Foxes liebt. Bei The Dodos klingt aber alles deutlich weniger gediegen und gefällig als bei anderen Vertretern dieser Spezies; Meric Longs Gitarrenspiel etwas aufgekratzter, Logan Kroebers Schlagzeug etwas herber. Die Melodien schlagen Zick-Zack-Kurven wie besoffene Hummeln. Es ist also wenig anders als beim Vorgänger „Visiter“. Nur einen 21-jährigen Vibraphonisten hatten sie damals noch nicht dabei. Ein Instrument, das Long „pretty crazy and loud“ findet, dafür aber zu häufig hinter dem kapriziösen Spiel seiner Kollegen verschwindet. Richtig klasse ist das alles (noch) nicht. Aber „Time To Die“? Bitte, die Hoffnung stirbt doch zuletzt! 5
Text: Gordon Gernand
Fact Fact
(Vagrant/Hassle/PIAS) Fünf Typen mit Masken, die aus Japan kommen und großen Wert auf die Tradition und Kultur ihrer Heimat legen - bei dieser Band-Beschreibung würde man ja fast zwangsweise Slipknot-artigen,
ve r r ü ck t - ü b e rd re h t e n Roots-Metal erwarten. Den gibt es allerdings nicht zu hören - musikalisch könnten Fact nämlich auch einfach US-Teenies kurz vor dem College-Abschluss sein: Fall Out Boy, Hellogoodbye und Blink 182 sind drei der Namen, die einem beim Hören des Albums beständig in den Sinn kommen. Zwar wird Wert auf Abwechslung gelegt Micky Maus-Stimme und Growls, Elektro-Beats und Thrash-Geknüppel ergänzen den Sound. Zu 90% ist das hier aber eingängiger Sommer-Gute-LauneStoff mit hohem Ohrwurm-Faktor; wer seinen Power-Pop gerne minimal exotisch mag, wird hier also voll auf seine Kosten kommen. Kuriositäten-Sammler sind hingegen anderswo besser aufgehoben. 7
Text: Tito Wiesner
Fight Like Apes Fight Like Apes And The Mystery Of The Golden Medallion
(Strange Ways/Indigo) Songtitel wie „I’m Beginning To Think You Prefer Beverly Hills 90210 To Me“, „Digifucker“ oder „Megameanie“ wecken zuerst Assoziationen zu reinem Demenz-Spaß-Pop à la Jack Black. Da liegt die Vermutung nahe, dass die irischen Fight Like Apes den Zeitpunkt für die Erstveröffentlichung ihrer Spaßbombe falsch gewählt haben, denn wer kauft schon in den dunklen Tiefen der Wirtschaftskrise ein unbekümmertes und lebensbejahendes Album?! May Kay und ihre Bandkollegen interessieren sich dafür aber nicht im Geringsten und pulverisieren mit ihrer sorglosen Haltung Hadoukens Happy-Hardcore, das RiotGirl Scream-Fest von Help She Can’t Swim und den Cartoon-Punk von Le Tigre - und das alles ohne Gitarren und nur mit Keyboards. Respekt! 8
Text: Linda Aust
GODS OF BLITZ Under The Radar
(Firehouse/Rough Trade) Schön, dass sich die Gods Of Blitz nach zwei Alben und dem schmerzenden Abgang ihres einstigen Frontmanns Sebastian Gaebel zusammengerauft haben, um personell verstärkt das nächste Kapitel ihrer Bandgeschichte aufzuschlagen. Die 13 Songs des neuen Albums „Under The Radar“ profitieren spürbar vom Moog-Sound des Neuzugangs Carsten Brocker und beinhalten weiterhin sämtliche Trademarks der Gods, also staubtrockene Beats, Staccato-Gitarren, tanzbare Hymnen und den Mut zur Ballade. Die neuen Rock-Gods sollte man entgegen des bescheiden gewählten Titels definitiv auf dem Schirm haben. 6
Text: Rico Suave
Hot Gossip You Look Faster When You Are Young
(Ghost/Alive) Was der Name an heißem Geschwätz verspricht, kann die Musik leider nicht halten. Das Rad wird von Hot Gossip mit „You Look Faster When You Are Young“ nicht neu erfunden, sondern nur in hektischem Maße von einer Indie-Welle zur nächsten getrieben. Wirklich eigene und neue Ideen sucht man vergebens, die Songs kommen selbst beim ersten Mal hören bekannt vor und gehen einen Tick zu leicht ins Ohr. Kaum, dass sich ein Lied abhebt und einem musikalischen Höhepunkt entgegen strebt, endet es leider auch schon abrupt und unvollendet. Häufig werden gelungene Ideen derart oft wiederholt, dass man nur auf das Ende der Platte hofft. Die Musik des Trios aus Italien kann nicht vollständig überzeugen, bringt aber alles in allem recht angenehme Indie-Klänge zu Gehör. 5
Text: Daniela Bringer
Jan Delay Wir Kinder Vom Bahnhof Soul
(Vertigo/Universal) „Mercedes Dance“ war Baujahr 2006 - Zeit also, abzuwracken und ein neues, vor allem besseres Gefährt auf den Weg zu bringen. Testfahrt beendet, Boxengasse angesteuert und das eingespielte Team drauf los gelassen. Tiger im Funk, Wolf im Schafspelz. Denn zum süßen Sound erhebt Jan Delay nicht den Zeigefinger, sondern reckt die Faust sowohl gegen das „Showgeschäft“ als auch zum Beispiel gegen „Little Miss Anstrengend“. Mit dem „Rave Against The Machine“ geht’s ab auf die Überholspur und mit „Oh Jonny“ von Null auf Sechs in die deutschen Single-Charts. Der höchste Kickstart, den Jan Delay jemals hingelegt hat. Und das mit Öko-Antrieb, denn die Botschaft ist klar: Hör auf dein Gewissen. Jemand zum Mitreisen gesucht? Aber gerne doch! 8
Text: Holger Muster
(Polyvinyl/Cargo) Juveniler Überschwang ohne Unterlass - das eine gut, das andere nicht nur. So sehr Brian King und David Prowse (ja, das sind nur zwei, die hier am Werke sind - einer Drums, einer Gitarre, beide Gesang) auch mit ihrem scheppernden und selbst-so-genannten Garagen-Rock zunächst erfreuen können, so sehr fehlt doch etwas wie ein wirklicher Spannungsbogen. Hier gibt’s fast nur auf die Zwölf. Das ist nach einer Weile etwas langweilig und in dem Punkt sollten sich die Japandroids vielleicht noch ein bisschen was von ihren Vorbildern abgucken. Wer die sind, die Vorbilder? McClusky, zum Beispiel; aber wenn ich mal raten darf auch Fugazi, Sonic Youth, Drive Like Jehu und Van Pelt. Bei all denen wurde das Laute aber eben auch durch das Leise noch ’ne Schippe spannender! Sonst cool! 6
Text: Stephan Behrens
JET Shaka Rock
(Virgin/EMI) Der Opener „K.I.A. (Killed In Action)“ macht Angst: Was ist das denn bitte? Zeichneten sich die beiden Vorgänger-Alben der australischen Überflieger klanglich durch Classic-RockAuthentizitätsbekundungen von AC/DC über die Beatles bis zu den Stones aus, so wähnt man sich hier zunächst beim falschen Filmprogramm. ReggaeRhythmisierungen, flirrende Frickeleien und jene zu verschmähende britische Indie-Ingredienzen lassen grüßen - und verstören. Dass Jet dennoch nicht das Händchen für Hooks, große wie gleichsam hausgebräuchliche Melodien und besagte Heldenverehrung abhanden gekommen ist, offenbart sich erst nach dem kruden Einstieg, dann aber mit jedem neuen Durchlauf. „Shaka Rock“ ist Jets Streifflug durch den (populistischen) Pop-Kosmos mit der klassischen Rockergitarre hinter vorgehaltener Hand. Und auf Langstrecke vielleicht gar das abgehobenste und spannendste Album der Jungs. 8
Text: Frank Thießies
Virginia Jetzt! Blühende Landschaften
Grand Archives Keep In Mind Frankenstein
(BMG Rights/Rough Trade)
Text: Gordon Gernand
Text: Gordon Gernand
(Sup Pop/Cargo) Matt Brooke wollte nicht weg aus Seattle, die Band Of Horses zog ohne ihn weiter. Also gründete er Grand Archives und spielte auf dem Debüt Songs wie „Sleepdriving“ - hinreißende, schmerzliche Indie-Pop-Ohrwürmer, die Mercury Rev schon lange nicht mehr schreiben können. Auf „Keep In Mind Frankenstein“ legt Brooke die Akustikgitarre fast gar nicht mehr weg, zeichnet zartblasse Aquarelle der Traurigkeit und Entrücktheit, mit sehr viel Folk und Country im Farbkasten: Mit einem Bier in der Hand und einer Träne im Knopfloch in den Sonnenuntergang schauen. Mit dem Auto über die Landstraße brettern und nicht zurückblicken. An der Wohnung der Verflossenen vorbeistreunen. Alte Fotos durchsehen. Eine Einladung zur Beerdigung zerknüllen. Sich beim zuvielten Glas fragen, was falsch gelaufen ist. Im Leben sieht so vieles erhabener aus, wenn die richtige Musik dazu spielt. 7
Japandroids Post-Nothing
CONTRA
Als Barack Obama seinen ersten Staatsbesuch in der Türkei tätigte, verteilte ein euphorisierter Bäcker kostenlos Süßigkeiten auf der Straße: „Lasst uns Süßes essen, auf dass wir Süßes sprechen!“ Das könnte glatt als Sticker auf dieses Album - ein Album nur mit Liebesliedern! Zehn Häppchen mit viel zu viel Zucker und Sahne. Die Songs heißen zum Beispiel: „So Schlägt Mein Herz“, „Du Bist Alles“ oder „Weil Liebe Dort Beginnt“, die Musik dazu braucht keinen Relaunch. Die Drohung, die schon in früheren Songs wie „Ein Ganzer Sommer“ lauerte, die Band hat sie wahr gemacht. Kein Wunder, dass Stefan Zauner (Münchener Freiheit) begeistert ist. Alles wird gut! Die Welt wird rosarot! Alle Menschen werden Brüder! Auch die Frauen! Lasst die goldenen Flammen der Liebe die kalten Herzen entzünden und die Dunkelheit vertreiben! Gott hört Pur! Let there be Kitsch, verflixt noch mal!
PRO
Das Klischee, Männer könnten ihre Gefühle nicht offenbaren, hat wohl jeder von uns schon mal gehört. Virginia Jetzt! beweisen mit ihrem neuen Album, dass dieses Schicksal nicht zwangsläufig in jedes YChromosom eingebrannt sein muss. Mit ihren Songs bringen die Jungs das auf den Punkt, was viele nicht zu sagen wagen oder was ihre Verbalkompetenz schlichtweg übersteigt. So wird „Blühende Landschaften“ tatsächlich zu einer saftig grünen Insel zwischen gefühlsgrauen Kellerlöchern und übercoolten Betonfassaden. Eine Seltenheit in einer Zeit, in der man gerne fette Mauern um sein Bauchgefühl errichtet. Mit Songs wie „So Schlägt Mein Herz“ zeigen Virginia Jetzt! nun aber Mut zum guten alten Liebesbekenntnis. Und das ist Dank all ihrer Ehrlichkeit nicht lau, sondern im Grunde schon wieder arschfrech.
Text: Henrike Soltau
unclesally*s magazine
JULIETTE LEWIS TERRA INCOGNITA
(Roadrunner/Warner) Gleich vorweg: Die Trennung von ihrer einstigen Begleitband The Licks hat Frau Lewis nicht gut getan. Regierte das Multi(media)talent auf der Bühne wie auch auf den letzten beiden Alben anfangs noch wie ein weiblicher Iggy PopHäuptling, so wirkt „Terra Incognita“ mitsamt seiner kehligen Kratzbürstigkeit wie einer dieser in der Regel widerlichen „künstlerischen Selbstverwirklichungstrips“. Dazu hechelt sich Lewis durch das vermutlich „experimentelle“ Sammelsurium aus New-Wave, Punk, Blues und Performance-Theater, als würde sie Patti Smith in einem Direct-to-DVD Biopic verkörpern müssen. Völlig verzichtbare Scheibe mit plakativer Plastik-Boheme-Attitüde. 4
Text: Frank Thießies
Junius The Martyrdom Of A Catastrophist
(Make My Day/Alive) Kaum ein Album im Bereich der progessiv-düsteren Gitarrenmusik wurde wohl so heiß erwartet wie „The Martyrdom Of A Catastrophist“. Die 2007 nachträglich zum Quasi-Albumdebüt beförderten ersten beiden EPs hatten große Begehrlichkeiten geweckt; gelang es ihnen doch, eine bis dato ungekannte Symbiose aus Post-Rock und Dark-Wave zu schaffen. Genau da setzt auch das Konzeptwerk über die höchst kontroversen Ideen des umstrittenen russischen Katastrophisten Immanuel Velikovsky an. Irgendwo zwischen den frühen Dredg und Iliketrains plus Synthie-Nebel richten sich Junius ihre Nische häuslich ein. Auch wenn das Werk, vielleicht auch wegen des drastisch reduzierten Noise-Faktors, noch nicht der erhoffte ganz große Knall ist, verfügen die Postrocker über genügend Alleinstellungsmerkmale, um Junius langfristig als Referenz-Größe zu etablieren. 7
Text: Thomas Müller
Karpatenhund Der Name Dieser Band Ist Karpatenhund
(Wanderlust/BMG) Da Sängerin Claire Oelkers auch auf MTV moderierte, kommt schnell das Vorurteil auf, dass Karpatenhund bei ihrem Elektro-PopRock eher auf Weichspüler setzen könnten. Wenn aber stimmt, was sie hier singt, ist das Leben als TVSternchen wohl eher unbefriedigend. In den Texten geht es um innere Leere, Ziellosigkeit, Misstrauen und reine Langeweile - und das ist nur das, was in der Single „Wald“ abgehandelt wird. Der Titel „Rorschach“ bezieht sich auf den gleichnamigen Psychiater, der den „Tintenklecks-Test“ entwickelte. Weil sie mit so etwas zwar spannender als ähnliche Bands sind, aber damit vermutlich keinen „Top Ten Hit“ landen werden, haben Karpatenhund einfach das Bonusstück so betitelt. 7
Text: Holger Muster
KIM? Allez! Allez! Allez!
(Sony) Da sind KIM? aus Bochum dem fast sicheren Bandtod noch mal von der Schippe gesprungen. Nachdem ihr ursprünglich für die Veröffentlichung von „Allez! Allez! Allez!“ zuständiges Label implodierte, wechselte die pfiffige Dreierbande schnell zur ‘Sony‘ nach München, um ihren hunderten absolvierten Live-Shows auch endlich das Debütalbum folgen zu lassen. Die Konzerte haben spürbar auf das Album abgefärbt: Über Ecken und Kanten brettern sich KIM? durch ihr 13 Songs starkes Album voll ungeschliffener Pop-Punk-Hymnen, immer Stoßstange an Stoßstange mit Bands wie den Toten Hosen oder El*Ke. Live kommen Stücke wie „Scheißegal“ oder „Dezibelmedizin“ natürlich doppelt gut. 6
Text: Rico Suave
Lady Sovereign Jigsaw
PLATTEN
The Low Anthem Oh My God, Charlie Darwin
Mariha Another Lover
Text: Volker Bernhard
Text: Maleen Mohr
(Bella Union/Cooperative/Universal) Von der internationalen Musikjournaille mit Lob überhäuft schlagen The Low Anthem mit ihrem zweiten Album erneut in die Folk(-Rock)-Kerbe. Dass auf diesem Gebiet nicht mehr allzu viel überraschen kann, ist nach Myriaden von Bands, die sich hier seit den Sechzigern abgearbeitet haben, klar. Der Erfolg lässt sich vielmehr damit begründen, dass das Trio in einer zehntägigen Session mit Hilfe etlicher Instrumente wie etwa Gitarre, Orgel oder Klarinette und unzähligen LiveTakes eine eigene Stimme gefunden hat. Was beim ersten Hören noch altbacken klingt, ergibt bei weiteren Durchläufen einen Sinn, klingt modern ohne dabei progressiv zu agieren. Auch wenn vieles dabei stark an die inspirierter agierenden Fleet Foxes erinnert: Ein wirklich gutes Album. 7
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(Columbia/Sony) Da ist Mariha nun mit ihrem neuen Album „Another Lover“ und wie Frauen das bei einer neuen Liebe klischeehaft machen, hat sie eine neue Frisur und auch ein bisschen an ihrem Sound geschraubt. Poppiger ist die Hamburgerin geworden, die leisen Töne und ihre zarte Stimme bleiben aber ihr Hauptmerkmal. Mit viel Fantasie kann man sich die Songs in einer Nachtbar oder einem Club vorstellen, letztendlich klingen sie aber immer zu verträumt und zu sommerlich-leicht, als dass sie wirklich an so einen banalen Ort gehören könnten. Wie eine leichte Brise, die einen nur kurz streift, zieht „Another Lover“ am Hörer vorbei. Da Tagträumerei und Langeweile aber oft in der gleichen Nachbarschaft wohnen, ist der Grat zwischen sanfter Unterhaltung und Sekundenschlaf auch hier nur schmal. 5
MASTERS OF REALITY PINE/ CROSS DOVER
(Virgin/EMI) Der Begriff „jigsaw“ meint im Englischen ja bekanntermaßen sowohl das allseits beliebte Puzzle als auch eine Säge für Feinarbeiten, eine Laubsäge etwa. Mit ein bisschen Fantasie kann man beide Bedeutungen für die neue Platte von Lady Sovereign geltend machen. Denn ein wunderbar vertracktes Puzzle haben die Tracks der jungen Dame mit ihren parallelen Flirts in Richtung Elektronik oder HipHop schon immer abgegeben - auf „Jigsaw“ aber wirken sie nun ein ganzes Stück versierter ausgetüftelt; es greifen noch kleinere Rädchen ineinander und halten die Maschine so mühelos am Laufen. Dazu kommen erste Versuche am klassischen Gesangsvortrag. Ein wenig fremd wirken diese Stücke zwar noch - vielleicht fügen sie sich aber schon beim nächsten Mal eleganter ins Bild ein. 7
Mad Monks Flying Circus
Text: Friedrich Reip
Text: Saskia Krümmer
(Mascot/Rough Trade) Mit der Prämisse, die akustischen Gitarren dieses mal im Wandschrank zu lassen, wollte Kyuss/QOTSA-Produzent und Masters-Mastermind Chris Goss für das sechste Studioalbum seiner Stammformation den Batik-Bereich wohl weitgehend umfahren. Das hindert den kruden Wüstenkauz selbstredend nicht daran, die Neil Young- und The Doors-Karte zu spielen und sich in zuweilen ausufernden Spontan-Instrumental-Jams wie dem Album abschließenden „Alfalfa“ auszukäsen. Neben Neunziger-David Bowie-Dub wie dem würzigen „Worm In The Silk“ gibt es zwischen Psychedelik und Psychopharmaka angesiedeltes und somit hochwertiges Sixties-Querdenker-Songwriting samt Goss-Charisma-Proben satt. 7
Love Is All A Hundred Things Keep Me Up At Night
Mariachi El Bronx Mariachi El Bronx
Max Herre Ein Geschenkter Tag
Text: Linda Aust
Text: Florian Hayler
Text: Holger Muster
(What’s Your Rupture/Cargo) Mando Diao, Those Dancing Days, The Sounds, The Knife - neben einem gewissen Talent für Death-Metal ist Schweden außerdem für perfekt produzierte Pop-Musik berühmt. Love Is All reihen sich mühelos in diese Tradition ein. Ihr Zweitlingswerk „A Hundred Things Keep Me Up At Night“ tänzelt unbekümmert zwischen dem zuckersüßen Indie-Rock der Shout Out Louds und der Powerfrauen-Attitüde der Yeah Yeah Yeahs. Dabei ist Josephine Olaussons schrille Stimmlage nicht jedermanns Geschmack, wovon aber durch beschwingte Sixties-Synthesizer und übersprudelnde DrumEnergie abgelenkt wird. Besonders in der RhythmSection liegt die Stärke der Band, die als Dompteur für die chaotisch-wilden Melodien fungiert und dadurch beweist, dass weniger oft mehr ist. 7
(ANR/Brokensilence) Eins gleich vorneweg: Mit dem Serie-gewordenen Wahnwitz Monty Pythons hat der „Flying Circus“ der Mad Monks nichts zu tun. Vielmehr sind die Bremer Artgenossen der Voodoo Glow Skulls und präsentieren auf ihrem zweiten Album gewohnt fitten Ska-Punk mit Metal, Country und Swing-Einflüssen. Im heimischen Bremen längst eine Institution, empfehlen sie sich dem Rest der Republik - den sie u.a. bereits mit Seeed, Busters, The Real McKenzies, Reel Big Fish bespielt haben mit Stücken wie „The Black Monk Returns“ oder dem „Song Of The Dead“. Vor allen Dingen wissen die Mad Monks zu beeindrucken, wenn sie mal nicht Vollgas geben. Spaß macht die ganze Nummer hier sowieso, auch wenn es nichts zu lachen gibt. 5
(White Drugs/Wichita/ Cooperative/Universal) Die vier Garagen-Punks von The Bronx haben sich vielleicht nach dem finstersten der New Yorker Stadtteile benannt und klingen auch geil nach Ghetto, aber die Band stammt – das sollte man wissen – aus Los Angeles. Und Los Angeles ist bekanntermaßen fest in der Hand der mexikanischen Bevölkerung. Entsprechend angefixt von den zwischen zwei Tortillas ins Gehirn gewanderten volksmusikalischen Klängen ihrer südlichen Nachbarn haben sich The Bronx in schwarze Roben gekleidet, Trompete und Sombrero ausgepackt und mal schön an der Gitarre gezupft. Heraus kam dabei nicht nur die The BronxInkarnation Mariachi El Bronx, sondern auch dieses Album, das jeder THE Bronx-Fan so nehmen sollte, wie es gemeint ist: Als ernst gemeinter Spaß. 6
Text: Frank Thießies
(Nesola/SonyBMG) Was ist eigentlich los mit den deutschen Rappern, der Neunzigerjahre? Irgendwie scheint Afrob Recht zu haben, wenn er behauptet, „Der Letzte Seiner Art“ zu sein. Die einen machen inzwischen lieber Elektro, andere stattdessen Reggae, Rock oder Singer-/ Songwriter-Pop. Letzteren Weg schlägt nun wie Clueso oder Dennis ’Denyo’ Lisk von den Beginnern auch Max Herre ein. Das ist schön und gut, aber in der geballten Ladung eines Albums fast etwas zuviel. Ein bisschen mehr Bumms an der einen oder anderen Stelle hätte es ruhig sein dürfen. Aber wer weiß, was er in ein paar Jahren macht? Immerhin haben sich gerade House Of Pain als La Coka Nostra zurückgemeldet. Vielleicht rappt Max Herre auch irgendwann wieder für Freundeskreis. 6
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Mediengruppe Telekommander Einer Muss In Führung Gehen
(Staatsakt/Rough Trade) Mit dem Debütalbum fegte die Mediengruppe Telekommander vor fünf Jahren ungestüm voran, sprengte die Grenzen zwischen Elektro-Clash, Indie-Pop und HipHop und hatte keine Hemmungen, das Ganze mit gesellschaftsund kulturkritischen Statements zu versehen. Doch schon beim Nachfolger schien Florian und Gerald die Luft ausgegangen zu sein. Die gute Nachricht beim Drittling „Einer Muss In Führung Gehen“ ist nun, dass die beiden Wahl-Berliner tatsächlich wieder zu Kräften gekommen sind und ordentlich auf die Tube drücken. Eine schlechte gibt es allerdings auch: die Energie bricht sich überwiegend in elektronisch unterfütterten Noise-Randalen und nervigem Gebrüll Bahn, was auf Albumlänge so anstrengend ist, dass man sich sehr viel Mühe geben muss, noch Interesse für die womöglich klugen Parolen aufzubringen. 5
Text: Patrick Heidmann
Megadeth Endgame
(Roadrunner/Warner) Megadet h-Master mind Dave Mustaine liefert uns mit seiner Truppe Oldschool-Stoff zum Headbangen - ohne antiquiert zu klingen. Bereits das „Endgame“ eröffnende Instrumental lässt zur Luftgitarre greifen, um Mustaine und seinem neuen Sidekick Chris Broderick nachzueifern. Beim anschließenden „This Day We Fight!“ ist der Titel Programm. „1,320“ lässt rifftechnisch an selige Zeiten seiner Ex-Band Metallica denken. Auch wenn Mustaine mittlerweile seinen inneren Frieden gefunden hat, gesellschaftliche Missstände werden nach wie
vor mit knurrender Stimme angeprangert. So ist das Titelstück eine einzige Abrechnung mit G.W. Bush, während „Bite The Hand That Feeds“ ein bissiger Kommentar zur Wirtschaftskrise ist. In dieser Verfassung ist mit Megadeth auch in Zukunft zu rechnen. So far, so good! 8
Text: Jens Fritze
Memphis May Fire Sleepwalking
(Trustkill/Cargo) Schon blöd, wenn einen mitten im Aufnahmeprozess zum Debütalbum der Sänger verlässt. Memphis May Fire nutzten die problematische Situation für eine Zusatzportion Eigenwerbung und suchten via MySpace öffentlich einen Nachfolger für Chase Ryan. Zahlreiche Proben später war der Ersatz gefunden, die neue Platte im Kasten und alles wieder im Lot bei den Texanern. Und wer weiß, ob „Sleepwalking“ auch mit dem alten Frontmann so wütend und druckvoll geklungen hätte wie jetzt: Sänger Matt Mullins drückt den Songs gekonnt seinen Stempel auf und wütender Hardcore gesellt sich zu eingängigem Punkrock. Ein paar Southern Rock-Riffs sorgen für Eigenständigkeit, und fertig ist ein Sound irgendwo zwischen The Used und Every Time I Die. Chase Ryan ärgert sich wahrscheinlich gerade irgendwo in Texas, dass er kein Teil der rosigen Zukunft dieser vielversprechenden Jungs mehr ist. 6
Text: Tito Wiesner
Mew No More Stories
(Sony) Mew beweisen einmal mehr, wie gut sie sind. Ihr neues Album „No More Stories“ besitzt ebenso viel Freigeist, Tiefgang und Emotionalität wie seine
beiden Vorgänger. Sänger Jonas Bjerre, Gitarrist Bo Madsen und Schlagzeuger Silas Utke Graae Jørgensen erschaffen wieder und wieder Melodiegewitter und experimentelle Klangspiele, so dass jeder ihrer Songs zu einer spannenden Geschichte wird, die niemals enden soll. Zwar fordern Songs wie „Introducing Palace Players“, „Repeaterbeater“ oder „Life Isn’t Easy“ ein bisschen mehr Aufmerksamkeit als vielleicht ihr großartiger Hit „Special“ aus dem Zweitwerk „And The Glass Handed Kites“, wachsen aber nach mehrmaligen Hören über sich hinaus. Ein Winteralbum, auf das man im Sommer nicht verzichten möchte. 8
Text: Kati Weilhammer
Miss Platnum The Sweetest Hangover
(Four/Sony) Die Nähe von Miss Platnum zu den Jungs von Seeed ist nicht zu überhören. Statt Reggae und Dancehall injiziert sie ihrem R’n’B zwar lieber eine gute Portion Balkan-Pop, doch ansonsten kommt Ruth Maria Renner mit dem gleichen selbstbewussten Wumms daher wie Peter Fox und seine Kumpel, die sie immer wieder auf Tour begleitet. Auf dem dritten Album „The Sweetest Hangover“ sind die Blechbläser aus der rumänischen Heimat nun präsenter denn je und sorgen für einen fetten, sonnigen Party-Sound am Rande zur Folklore. Alles in allem eine runde Sache, wobei die exotische Frische sich relativ schnell verbraucht - und man einen Hammer-Ohrwurm wie „Mercedes Benz“ vergeblich sucht. Das Kate Bush-Cover „Babooshka 2009“ ist allerdings eine lässige Sache! 7
Text: Patrick Heidmann
My Passion Corporate Flesh Party
(Cool Green/Rough Trade) Keine Angst, die beißen nicht. Auf My Passions großer „Fleisch-Party“ kommt soundtechnisch jedenfalls niemand zu Schaden. Was mit der Single „Crazy And Me“ recht - nun ja - Krach-lüstern beginnt, dünnt beim Weiterhören der Platte mehr und mehr zu elektronisch versetzen Pop-Perlchen wie „Never Everland“ oder ruhigeren Halb-Balladen wie „After Calais“ aus. Das ist nichts Schlechtes. Nur in Anbetracht der Tatsache, dass der erste Eindruck noch Maulkorbpflicht suggerierte, eine kleine Mogelpackung im Kajal-Pop-Punk-Kostüm. Dafür lässt es sich zu den grazil vertonten Songs, die sowohl im amerikanischen CollegeRadio als auch in der Styler-Indie-Disko laufen können, wahrscheinlich umso besser tanzen. Und das bringt die Party sicher gut in Gang. 5
Text: Christine Stiller
Nathen Maxwell And The Original Bunnygang White Rabbit
(Sideonedummy/Cargo) Wer mit Nathen Maxwell nicht wirklich vertraut ist, der wird vom Solodebüt des Flogging Molly-Bassisten sicherlich ein etwas anderes musikalisches Gewand erwartet haben, als das, was uns der Gute auf der von Ted Hutt produzierten Scheibe hier präsentiert. Statt derbem Punkrock entführen uns Nathen und seine Original Bunnygang auf eine entspannte Reise in Reggae- und Roots-Gefilde. Zehn Tracks, bei denen man gemütlich chillen kann, ohne einzuschlafen. Die Stimme von Herrn Maxwell fügt sich wunderbar in die Melange aus gemütlichem Off-Beat und seichten Klampfen ein. Eine Scheibe, die das Warten auf neues Material von Flogging Molly auf etwas andere Art und Weise zu erleichtern weiß. 7
Text: Kai Butterweck
Ohrbooten Gyp Hop
(JKP/Warner) Die Ohrbooten haben ihre Spielwiese vergrößert: „Gyp Hop“ nennt sich nicht nur der titelgebende Track ihres neuen Albums, seit jeher haben die vier auch ihren Sound so etikettiert. Ihrem
gewohnten Klangallerlei aus Reggae, Pop und HipHop haben sie nun aber ein musikalisches Update verpasst und aus dem Inspirationsurlaub in Marokko orientalische Einflüsse mitgebracht. Songs wie „Es Ist OK“ verpassen sie damit kosmopolitischen Hauptstadtflair, aber ganz so raffiniert wie Seeed klingen die Ohrbooten auch dadurch nicht. Und an eine Berlin-Ode wie „Dickes B“ kommt auch der „Stadtstaub“ nicht heran. Das alles ändert aber nichts an der Tatsache, dass den Berlinern mit „Gyp Hop“ eine ordentliche Platte gelungen ist. 5
Text: Saskia Krümmer
Pete Yorn & Scarlett Johansson Break Up
(Warner) Soso, Scarlett Johansson ist also „die heutige Brigitte Bardot“? Behauptet zumindest Pete Yorn. Diese kühne Aussage steht übrigens damit im Zusammenhang, dass jener nach einer „stürmischen Liebesgeschichte“ (nicht mit Johansson) zwecks deren Verarbeitung vermeinte, „ein Album wie Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot“ machen zu müssen - jedoch „nicht vom Sound her, aber mit diesem Mädchen-Junge-Konzept“. Ja, nun, das ist ihm voll und ganz gelungen, zumindest was den letztgenannten Aspekt betrifft. So singen die beiden Hübschen hier also mal um die Wette, mal einzeln, mal harmonisch; mal flott, mal versehnsüchtelt, nie wie Serge und Brigitte, eher wie Amy und Conor; nehmen auf dem Weg eine Chris Bell-Coverversion („I Am The Cosmos“) mit, an der sie nur scheitern können - und nach einer knappen halben Stunde ist der harmlose Spaß vorbei. 5
Text: Torsten Hempelt
Pissed Jeans King Of Jeans
(Sub Pop/Cargo) Der King lebt, und er trägt Jeans. Seine Jünger sind vier latent prollige Rabauken aus Pennsylvania, die vor lauter Freude über die Existenz ihrer Band demonstrativ das Üben vergessen haben. Macht nichts, sagt die Fangemeinde, die sich an Rüpel-Rock mit Hardcore-Einschlag freut und die Stehgreifmelodien der Gitarrenrowdies als Erfrischung wahrnimmt. „King Of Jeans“ bietet zwölf Hymnen an die Lustlosigkeit, die akkurate Triebbeschreibung allen analytischen Tiefen vorzieht. Deswegen finden sich auf der Platte neben einer Liebeserklärung an den Actionfilm und einem Midlife-Blues namens „Goodbye (Hair)“ auch das einleuchtende „Request For Masseuse“ und die sehr punkige Losung „No To Everything“. Pissed Jeans singen wie andere Leute reden, wenn sie nach zehn Flaschen Bier einen klaren Moment haben und klingen wie Mclusky auf Schlafentzug. Aber wie das so ist mit Kindern und Narren: will man nicht im Wohnzimmer haben, sagen aber die Wahrheit. 7
Text: Michael Haacken
Reverend & The Makers A French Kiss In The Chaos
(Wall Of Sound/PIAS) Seit dem Debüt „The State Of Things“ hat sich nicht viel geändert, auch wenn Jon McClure angeblich runter ist von den bösen Drogen. Er und Band haben eindeutig einen Faible für verspielten Eklektizismus, und man weiß einfach nicht, ob am Ende etwas Ganzheitliches daraus werden kann. „Silence Is Talking“ ist lupenreiner Psychadelic, „Professor Pickles“ eine Art Acid-Kinderkarussellwalzer. „No Wood Just Trees“ mischt nervösen Pop und zuckende Bläser mit flirrenden Elektroklängen. „The End“ prophezeit den Weltuntergang und klingt wie sexy Käfigtanz in der Disco. Aber: fast kein Song ist dabei, der nicht ins Ohr ginge. Ein wirklich eigentümlicher Stil, den man nicht zu jeder Tageszeit versteht. 5
Text: Gordon Gernand
unclesally*s magazine
Snake & Jet’s Amazing Bullit Band Peace Boat
(Crunchy Frog/Cargo) Dass das Galeristenduo aus Kopenhagen Thor und Thomas, alias Snake & Jet‘s Amazing Bullit Band, nicht nur in der PopkulturSzene eine gute Figur abgeben, dürfte den Insidern der dänischen Musikwelt bereits bekannt sein. Mit ihrem zweiten Album „Peace Boat“ beweisen sie nun auch dem Rest des Universums, dass ein SynthPop Sound und tanzbare Elektro- Funk-Rhythmen durchaus kompatibel sind. Aber auch für Fans ruhiger psychedelischer Klänge finden sich einige Lieder auf der neuen Platte, die stark an Bands wie The Velvet Underground und Led Zeppelin erinnern. Mit „Peace Boat“ begibt sich der Zuhörer für 30 Minuten auf eine Reise quer durch wilde, verzerrte Gitarrensoli, quirlige Melodien und unkonventionelle Texte, ohne sich dabei zu verirren. 6
Text: Natascha Siegert
Soulsavers Broken
(V2/Cooperative/Universal) Welch famos-trauriges Intro! Spärlich instrumentiert ist hier alles auf den Punkt gebracht und man nimmt Anlauf. Anlauf für eine Platte des Kollektivs Soulsavers, geleitet von Rich Machin. Zum Gesamtkonzept gehören vor allem diverse Gastsänger, wobei auf „Broken“ der Fokus auf dem ehrwürdigen Mark Lanegan liegt: Insgesamt acht der 13 Songs leiht er seine Stimme, dunkel wie die Nacht und höchst ergreifend. So auch beim zweiten Song „Death Bells“, einem treibenden, melodischen Brett. Das folgende „Unbalanced Pieces“, ein Duett mit Mike Patton, ist ein weiteres Highlight. Die äußerst geschmackvoll arrangierte Musik changiert zwischen Rock, Soul und Country. Ab der Mitte zeigen sich jedoch gewisse Längen, das knapp einstündige Album hätte bei einer radikaleren Songauswahl vermutlich noch mehr zu begeistern gewusst. 8
Text: Volker Bernhard
Street Sweeper Social Club Street Sweeper Social Club
(Cooking Vinyl/Indigo) Nach Audioslave-Split, Veröffentlichungen als Nightwatchman und Live-Reunion mit Rage Against The Machine präsentiert Gitarrenrevoluzzer Tom Morello seine Kooperation mit Rapper Boots Riley von The Coup. Der Street Sweeper Social Club weckt mit der Kombination von Morellos Riffs und Effekten sowie Rileys Raps natürlich Erinnerungen an RATM, wobei die Straßenkehrer musikalisch gemäßigter agieren.
Was die textliche Ausrichtung angeht, lassen bereits die aus einem Ghettoblaster ragenden MGs auf dem Cover keine Fragen offen. Motto: „Fight! Smash! Win!“. Riley sieht das als praktische Hilfe für die Armen und Entrechteten: „They’ll need something to listen to on their iPods while storming Wall Street.“ Songs wie „The Oath“ oder „100 Little Curses“ sind dafür ein cooler Soundtrack. 7
Text: Jens Fritze
The Temper Trap conditions
(Infecitous/PIAS/RT) „Ist das schon das BeeGeesRevival?“ mögen sich die einen bei den ersten Klängen von „Condistions“ fragen . Nein, denn im Laufe des Album fügen sich auch noch Radiohead, U2, Coldplay und Snow Patrol in den ReferenzReigen. The Temper Trap schaffen es mit nahezu jedem Song ihres Debütalbums, den passenden Pop-Giganten zu spiegeln. Das klingt gut und das klingt manchmal auch groß. Allerdings laufen die Australier mit dieser Taktik Gefahr, schnell beliebig zu werden, selbst wenn die Stimme von Dougy Mandagi theoretisch ihr Alleinstellungsmerkmal sein könnte. Ob The Temper Trap es also ins Vorprogramm der nächsten Stadiontour ihrer Vorbilder oder auf den Soundtrack einer US-Arztserie schaffen - beides wäre keine schlechte Sache. Ebenso wie „Conditions“. 6
Text: Ina Göritz
The Used Artwork
(Warner) Bert McCracken, Hauptschreier und Songwriter von The Used, meint, „Artwork“ sei ein Album, das „ausdrückt, wie sehr man sich selber hasst und dass man sich nie genug hassen kann“. Spaß-Platte, denkt man sofort! Im Ernst, The Used klingen so massenkompatibel wie noch nie. Berts Weltschmerz-Lyrics werden jedes Emo-Herz erweichen und seine ungezügelt-herausgeschriene Selbstverachtung wird Screamo-Jünger weiterhin zum Headbanging anregen. Dabei wagt die Band den Spagat zwischen aggressiv-rohem Rock und verspielt-poppigen Hooks. Bestes Beispiel ist die Single „Blood On My Hands“, die im ersten Moment heißblütigbrutal draufhaut, im nächsten jedoch schon wieder einen Chart-tauglichen Mitsing-Refrain bietet. Mit „Artwork“ werden The Used entweder Stadion-Rocker My Chemical Romance vom
Emo-Thron stürzen oder als Mainstream-Lachnummer verschrien werden. Für beides werden sie sich sicherlich selbst hassen. 6
Text: Linda Aust
V/A Audiolith Doin’ Our Thing
(Audiolith/Brokensilence) Das Hamburger Label ‘Audiolith’ feiert seine 50. Veröffentlichung und haut dem Anlass entsprechend eine Extra-Scheibe raus: „Doin’ Our Thing“ versammelt nicht nur 18 unveröffentlichte und extra eingespielte Geburtstagslieder der Labelkinder Frittenbude, Plemo, Der Tante Renate, Egotronic und Co., die sich wie gewohnt gekonnt mit Sample-Sounds ausgetobt haben, sondern im DVD-Teil zudem die komplette Videographie des Labels. Wir sagen Glückwunsch. Bis die nächsten 50 voll sind, darf also zu Krachern wie „Jung, Abgefuckt, Kaputt Und Glücklich“ weiter durch die Clubs geturnt werden. 7
Text: Britta Arent
Wild Beasts Two Dancers
(Domino/Indigo) Also doch. Die Wild Beasts kehren um. Nur ein Jahr nach dem nervenaufreibenden Debüt „Limbo, Panto“ ist die Avantgarde verschwunden und der Pop eingekehrt. Soll heißen, „Two Dancers“, das zweite Album der Band um Frontmann Hyaden Thrope, besitzt eingängige Refrains, straighte Drums und Funk infizierte Basslines. Obwohl die Songs knapp am Brit-Pop vorbeistreifen, verstehen es die Wild Beasts mit wabernden Synthesizern jeden Anflug musikalischer Leichtigkeit zu vermeiden. „Erotic Downbeat Music“ nennen die Macher das Ganze und wer Zweifel daran hegt, sollte einen flüchtigen Blick auf die Lyrics werfen: Lust, Versuchung und Exzess werden auf „Two Dancers“ ganz groß geschrieben. So gefallen sich die Wild Beasts eben als undurchschaubare Querköpfe, die einfach das machen, worauf sie Bock haben. 7
Text: Marcus Willfroth
THE WILDHEARTS CHUTZPAH!
(Backstage Alliance/Soulfood) Man kann der regelmäßigen Genialitätsbekundung in Bezug auf diese Band einfach nicht müde werden. Mit ihrem bislang wohl funktionalsten Line-Up gelingt der Band um Sänger und Songschreiber Ginger auf „Chutz-
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pah!“ der große Kollektivwurf. Denn zum ersten Mal entstand ein Wildhearts-Album unter der schreiberischen Beteiligung aller Bandmitglieder. Und sogar den Mikroposten teilen sich Ginger, CJ und Scott zum Premierenanlass. Zudem hat man sowohl rockende Härte als auch Poppigkeit, die beiden Wildhearts-Insignien, stärker polarisiert sowie die Songs auf das Wesentlich gestaucht. So gibt es diesmal keine Song-Strukturverästelungen, sondern pure punkige Griffigkeit, Metal-Metzger-Riffs und Muttermilch-Melodien vom Feinsten. Kurzum, die packendsten und knackigsten Wildhearts seit langem. 8
Text: Frank Thiessies
Wye Oak The Knot
(Affairs Of The Heart/Indigo) Nach den Blood Red Shoes und Handsome Furs mischen Multiinstrumentalist Andy Stack und Sängerin Jenn Wasner unter dem TagTeam-Namen Wye Oak nun auch schon zwei Alben lang im Rennen um die beste XX/XY-Combo mit. Auf „The Knot“ widerspricht das Duo aus Baltimore der Mär vom überbordenden zweiten Album. Denn während sich das Debüt „If Children“ allzu oft in Dream-Pop-Weiten verlor, heißt das Gebot der Stunde „Reduce To The Max“. Aus Wasners brüchiger Alt-Stimme und Stacks elegischen und doch stets transparenten Texturen entstehen so verträumte Songs, die einerseits repetitiv wie ein Amtsbesuch und andererseits aufregend wie ein Höhenfeuerwerk sind. Wye Oak öffnen die Panoramafenster in der Wall Of Sound. 7
Text: Timo Richard
Yo La Tengo Popular Songs
(Matador/Beggars/Indigo) Das vielleicht Schlimmste, was man der neuen Yo La Tengo vorwerfen könnte, ist, dass sie wie eine Gemeinschaftsproduktion von mindestens fünf verschiedenen Bands klingt. Aber Artenvielfalt ist ja bekanntlich Lebensqualität und Abwechslung besser als Eintönigkeit. Okay, möglicherweise mag nicht jeder alle YLT-Varianten, die eine einzige Platte so im Angebot hat. Kann ja sein, dass eine Kombination aus Stereolab und Sly & The Family Stone (der Opener „Here To Fall“) nicht allseits mundet - aber falls es auch beim Easy Listening-Indie-Pop des folgenden Songs („Avalon Or Someone Very Similar“) noch nicht funkt, so doch bestimmt beim smoothen(!) Garagen-Rocker „Nothing To Hide“... Will sagen: Einen Einstiegspunkt dürfte jeder finden, und so mancher Sträubling wächst ja bekanntlich nach einer Weile. 7
Text: Torsten Hempelt
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DEMODESASTER
unclesally*s magazine
DEMODESASTER Es ist ein Kreuz
Der Wahlkampf geht in die heiße Phase. Großzügige Steuerversprechen und überschwängliche „Deutschland-Pläne“ – in der Konkurrenz ums Bürgerkreuzchen ist alles erlaubt. Dem kann sich in diesem Monat letztlich auch das Demodesaster nicht entziehen, das deshalb das Rennen um die Macht im Rock’n’Roll-Parlament ausruft. Die Koalitionsverhandlungen am Ende überlassen wir den startenden Bands, da sind wir ja ganz staatsmännisch neutral. Die Verteilung der insgesamt 200 Sitze haben wir dann aber doch selbst bestimmt. Jörg Schönenborn, übernehmen Sie!
Der Jüngling auf dem Cover blickt etwas ängstlich, und auch der Bandname verheißt alles andere als Sonnenschein. Aber ganz so finster wird es dann doch nicht, auch wenn die Berlin-Sydney-Connection hier durchaus etwas schummriger unterwegs ist. Mogwai heißen wohl die Meister, jedenfalls spielt das Trio ähnlich ambitioniert mit Ambient und (Akustik-)Rock. Und so kommt Nebel über der Dead Sea auf, nur in Fetzen jedoch, nicht als alles erdrückende Walze. Denn die Jungs haben den Dreh raus, mit glasklarem Klangbild und geschickten Dramaturgien nicht zuzulassen, dass die Songs in einer Wall Of Wabersound ersticken. Schöne Platte! Sitze im Rock’n’Roll-Parlament: 29 Sitze
bedingten Weltumrundungen lösen sich Robert And The Roboters nun auf. An aggressiver bandinterner Stimmung dürfte es nicht gelegen haben, dafür ist die Musik von Robert und seinen R2D2-Kumpels zu easy. In blauem Hemd und weißem Schlips flippen und floppen sie auf ihrer letzten Kostprobe „Beate“ eine vergnügliche Seventies-Melodie nach der anderen aus der Orgel, so dass sich selbst Starsky und Hutch im Kreise drehen dürften. Und wenn die Dresdener Ausflüge gen SpaghettiWestern-Land unternehmen, dann klingt das auch schon mal nach einem blendend aufgelegten Morricone. „Das ist famos, das hebt die Laune, da steigt die Lust, das tut mir gut“ – ja, so ungefähr. Sitze im Rock’n’Roll-Parlament: 27
Heimat: thedeadsea.org
Heimat: roboters.de
IZAH IZAH
SINFUROCO ELEPHANT
THE DEAD SEA THE DEAD SEA
Während andere Bands mit einem verspielten Intro eher zurückhaltend in eine EP einzusteigen pflegen, zeigen sich Izah aus Tilburg ungeschminkt brachial. Hier wird direkt ein grollendes Biest losgelassen, das beim Hörer klarstellen soll: Es werden keine Gefangenen gemacht. Sludgeartige Kopfnickerpassagen zum Nackenstärken verschmelzen mit Drone und Hardcore zu Riffmonstern, die mit durchschnittlich elf Minuten Titellänge das Armageddon ankündigen und doch Suchtpotenzial entwickeln. Auch wie die Death-Growl-Einlagen des Sängers im Wechsel mit klaren Post-Rock-Melodien eine Endzeitstimmung erschaffen, lässt den Liebhaber brachialer Saitenkunst zustimmend nicken. Top! Sitze im Rock’n’Roll-Parlament: 30
Heimat: izahband.com
JONA:S ELEKTRISCH
Blitzeblank gewienert und doch organisch zaubert der Sechser haufenweise HipHop und Funk unter die Diskokugel, was in besonders tanzbaren Momenten auch mal Richtung Ballermann-Pop schwenken kann. Wirkliche Ausgelassenheit ist ihre Sache aber nicht, dafür hat das alles hier zu viel Stil und Geschmack, zumal Mastermic Jonas Schubert flowtechnisch ziemlich genau hingeschaut hat, wie das Jan Delay und vor allem Clueso so machen. Inhaltlich bleibt es etwas belanglos, als „Beobachtung einer Generation, die sich nicht festlegen will, die immer den leichteren Weg geht und bei der als oberstes Ziele die individuelle Verwirklichung steht“ ist der Sound jedoch treffend. Insgesamt eine ziemlich gelungene Vorstellung. Sitze im Rock’n’Roll-Parlament: 24
Heimat: jona-s.de
ROBERT AND THE ROBOTERS BEATE
Nach zehn Jahren, 380 Konzerten und zwei tour-
Nicht Stampfen und Tröten, postrocken will dieser „Elephant“. Entsprechend vertrackt geht es los. Sinfuroco aus Berlin haben es keineswegs nur auf Soundflächen, sondern auch auf Wave und Indie abgesehen. Und so gerät der zweite Track „In Square Circles“ gleich zu einem Hit zwischen The Cure, Maxïmo Park und Aerogramme. Diese Klasse erreicht „Elephant“ leider nicht auf gesamter Spiellänge. Dass Sänger Sebastian mitunter etwas zu offensichtlich zu verstecken sucht, dass hier ein Berliner Englisch singt – geschenkt. Allerdings verlieren sich Sinfuroco in ihren opulenten Arrangements und übertünchen so, dass es ihnen in solchen Momenten eigentlich an einem markanten Thema mangelt. Keine schlechte Platte, aber streckenweise dann doch etwas bedächtig. Sitze im Rock’n’Roll-Parlament: 20 Sitze
Heimat: sinfuroco.de
STRAIGHT TO THE RABBITS STRAIGHT TO THE RABBITS
Alles andere als zurück in den Stall müssen diese Berliner Langohren. Ein groovend dreckiger RetroRock-Gitarren-Sound und die verrauchte Stimme von Sänger Daniel werfen den Hörer zurück in die Zeit des Sixties-Rock, der sich vor Led Zeppelin und The Animals verbeugt. Getragen werden die klassischen Songstrukturen von einer soliden Mischung aus Rock, Blues und Soul – nicht die schlechtesten Zutaten. Die Frage, inwiefern man so etwas im 21. Jahrhundert noch braucht, muss jeder für sich selbst beantworten. Was im Falle STTB bleibt, ist eine ungeschnörkelte Rock-Scheibe, die einfach Spaß macht und die zeigt, dass gute Musik noch immer ohne Schnickschnack und Effektgefrickel, dafür aber mit einer tüchtigen Kelle Herzblut hinzubekommen ist. Sitze im Rock’n’Roll-Parlament: 25
Heimat: straighttotherabbits.de
Live: 11.9. Berlin – Slaughterhouse *** 25.9. Berlin - Knaack
THUNDER AND LIGHTNING PURITY
Der Titel und das Artwork lassen bereits keinen Zweifel: Hier geht es um HeavyMetal in seiner ursprünglichsten Form - „Purity“ eben. Zeit also, die Lederjacken und Nietengürtel rauszuholen, die Matte zu schütteln und TNL per Mano cornuta wohlwollenden Tribut zu zollen. Auf ihrer überaus fett produzierten Platte wird von dem Quintett ursprünglichste OldschoolKost im Stile der New Wave of British Heavy Metal aufgetischt. Im Gesamtkonzept vielleicht eine Spur zu glatt, auch wenn die Berliner Riffs und filigrane Soli en masse präsentieren, als hätten sie Maiden und Priest bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Oldschool is not dead. Sitze im Rock’n’Roll-Parlament: 19
Heimat: tnlmetal.de Live: 25.9. Berlin - Alter Feuerwache
TV BUDDHAS THE GOLDEN PERIOD
Dass man auch als Zweiercombo ordentlich Druck machen kann, haben ja schon The White Stripes oder Death From Above 1979 bewiesen. Die TV Buddhas breiten dabei aber einen solch umfänglichen Klangteppich aus, dass man sich ständig irritiert fragt: Sind das wirklich nur zwei? Treibendes Schlagzeug wird hier vermengt mit dreckigem Röhrenklang. Zusammen erzeugen sie einen Sound, der in seinen getragenen Passagen an die frühen Black Sabbath erinnert (mit Ozzy!). Immer wieder zu psychedelischen Kaskaden aufgelöst, in denen sich der Hörer verliert, bleibt dann nur die Überlegung, wie zur Hölle das live umgesetzt werden kann. Sitze im Rock’n’Roll-Parlament: 26
Heimat: myspace.com/tvbuddhas Live: 7.9. Kiel – Martha *** 8.9. Hamburg Astra Stube *** 9.9. Berlin – NBI *** 12.9. Halle - La Ka Rot Bash! Texte: Roy Fabian, Maik Werther
Volkswagen Sound Foundation Wie die Räder ineinander greifen
So leicht kann’s gehen. Vorausgesetzt, man hat einen der begehrten Plätze im Pate-Pate-Prinzip der Volkswagen Sound Foundation. Bei diesem System der Nachwuchsförderung profitieren die auserwählten Newcomer von der Erfahrung bereits etablierter Musiker und umgekehrt, wie Die Fantastischen Vier und Rap-Zögling F.R. beweisen. Der Jungspund wurde von seinen Paten dazu eingeladen, auf ihrem Jubiläumsalbum „Tribute To Die Fantastischen Vier“ den Refrain des Titels „Le Smou“ zu singen. Und auch sonst sind bei der Volkswagen Sound Foundation alle eine große, sich unter die Arme greifende Familie. Die Pop-Kapelle WIR wird im neuen Clip ihrer schwedischen Patin Siri Svegler mitwirken. Außerdem treten sie am 5. September im Vorprogramm der Deutsch-Pop-Prinzessin Christina Stürmer auf der Ideenexpo in Hannover auf. Alle Informationen zur Nachwuchsförderung und zu eurer Chance auf ein Stück vom Kuchen gibt es unter: soundfoundation.de
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MIXTAPE
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life‘s a mixtape Heute mit: OHRBOOTEN
IM FESTIVAL MIXTAPE
Fröhlich wie ein Wurf junger Hunde sind die Ohrbooten natürlich auch gern gesehene Festivalgäste. Bevor sie ab Oktober im Alleingang mit ihrer neuen Platte „Gyp Hop“ durch die Lande touren, haben wir Drummer Onkel und Basser Noodt zum feierlichen Saisonausklang noch einmal nach musikalischen Vorlieben und taktischen Raffinessen in Sachen Festivals befragt. Welcher eurer Songs zündet beim Festivalpublikum am besten? Onkel: „Autobahn“ von der ersten Platte. Das könnten wir wahrscheinlich den ganzen Abend lang spielen und die Leute würden es immer noch fordern und mitsingen. Noodt: Das ist der Höhepunkt jeder Show. Welchen Coversong würdet ihr einsetzen, um die trägen, übernächtigten Zuschauer am Schlusstag wieder fit zu machen? Noodt: Vielleicht „The Wine Song“ von The Cat Empire aus Australien. Der fängt superträge an und alle werden denken: Was ist das denn für eine lahme Nummer?! Aber am Ende ist Karussell fahren deluxe angesagt. Wer da nicht mit aufspringt, ist wahrscheinlich schon scheintot. Den Auftritt welcher Band würdet ihr zum seligen Einschlummern nutzen? Onkel: Linkin Park würde mich zum Beispiel überhaupt nicht interessieren.
Noodt: Aber dazu könnte man doch nicht so gut pennen. Onkel: Ich schon, direkt neben der Bühne. Wenn eure Zeltnachbarn diesen Song in Endlosschleife dudeln würden, müsstet ihr nachts mit Sack und Pack umziehen. Onkel: Bei Mark Medlock würde ich durchdrehen. Darf man so was Böses sagen? Noodt: KLAR! Das unterschreibe ich sogar! Was würdet ihr auflegen, um alle Frauen zu eurem Zelt zu locken? Onkel: Die erste Platte von Nikka Costa, mein Lieblingsalbum. Noodt: Aber das ist ja eine Frau. Ich glaube, man müsste einen männlichen Sänger wählen. Onkel: Na dann Clueso. Der zieht Mädels wie Sau. Ich war neulich beim Konzert und konnte mich selbst davon überzeugen! Noodt: Wahrscheinlich würde auch Jack Johnson funktionieren.
Welche Band sollte man für einen stilvollen Regenauftritt immer auf Standby haben? Onkel: Portishead. Noodt: Massive Attack oder Radiohead. Onkel: Slayer, bei Hagel. Da würden alle durchdrehen. Noodt: Oder diese Drone-Doom-Band Sunn O))). Für diese Bandkombination würdet ihr heute noch als Festivaltourist Mietklos und Massencamping in Kauf nehmen? Noodt: The Cat Empire, Fat Freddy‘s Drop, Red Hot Chili Peppers. Onkel: Motörhead, Slayer, Meshuggah, Marianne Rosenberg - eine geile Kombi, da würde ich hinfahren.
Text: Christine Stiller Foto: Sven Hagolani Heimat: ohrbooten.de Auch gut: „Gyp Hop“ - das neue Album der Ohrbooten
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MUSIK STORIES
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Jan Delay
Macht das klar: Jan Delay aus HH-Eimsbüttel.
Endlich Funk!
In den letzten Jahren hatte Jan Delay keine Lust mehr auf HipHop. Dafür ist er immer schnell ein Genre weitergezogen. Erst machte er eine Reggae-Platte, dann vor drei Jahren ein Funk-Album. Da ist es schon fast eine Überraschung, dass es bei seinem neuen Album ‘Wir Kinder vom Bahnhof Soul‘ keine Überraschung gibt: Schon wieder Funk, immer noch heißt die Band Disco No. 1. Der Grund für diese Extrarunde? Jan Delay sagt, er hatte noch eine offene Rechnung: „Das ist jetzt endlich die Platte, die ich machen wollte.“ Mit ‘Mercedes Dance‘ scheint er im Rückblick alles andere als glücklich zu sein. „Ich war damals zu unerfahren, was die Produktion einer FunkPlatte angeht, wenn man wirklich mithalten will mit Leuten wie Quincy Jones oder Johnny ‘Guitar‘ Watson.“ Für ‘Mercedes Dance‘ lud er zusammengewürfelte Musiker ins Studio ein und ließ sie zu seinen Beats spielen. Inzwischen ist Jan Delay bekehrter Bandleader. Er sagt, dass er auf die Arbeit mit einer echten, hart arbeitenden Band schwört – denn das sei der Schlüssel zum Groove. Disco No. 1 hat hunderte Konzerte gespielt, und inzwischen, sagt Delay, entsteht die Musik nicht mehr am Rechner, sondern im Proberaum. „Nach der ersten Tour war mir klar, dass wir noch ganz woanders hin können. Jetzt, das ist der wirkliche Funk.“ Dass Jan Delay stolz auf die Konzerte seiner FunkFormation ist, zeigte schon die Veröffentlichung eines Live-Albums. Auf ‘Bahnhof Soul‘ loten Disco No.
1 nun die verschiedenen Spielarten des Genres aus. Der bekennende Musik-Nerd Jan Delay hat sich tief in die Archive gewühlt und will einige Songs des Albums als Hommage an die Größen des Genres verstanden wissen: The Meters, James Brown oder Prince. Er sieht das als Reise zu den eigenen Ursprüngen. „Funk ist die Wurzel von all der Musik, die ich mag.“ Seit Jan Delay zu seinen musikalischen Ursprüngen unterwegs ist, fällt die Kritik in seinen Texten etwas milder aus. Er lästert auf ‘Bahnhof Soul‘ über Arschkriechen bei den Medien (‘Showgeschäft‘) und ruft zum Boykott von großen Ladenketten auf (‘Kommando Bauchladen‘). Aber eine Provokation wie ‘Söhne Stammheims‘ ist auf dem neuen Album nicht zu finden. Das ist Teil seiner Strategie, erzählt er. „Ich will nicht alle vergrätzen, sondern so viele Leute wie möglich erst mal zuhören lassen“, sagt Jan Delay. „Und dann irgendwann, beim 80. Durchlauf, kommt durch die Hintertür
vielleicht ein Reim, damit sich die Leute mit einem Thema befassen.“ Teil der neuen Strategie ist auch, sich selbst nicht mehr aus der Kritik auszuschließen: „Wir alle, die Scheiße gemacht haben, versuchen uns in den Arm zu nehmen und es besser zu machen“, lautet der neue Plan. Nun will Jan Delay mit Disco No. 1 zunächst wieder auf Tour – denn der wirkliche Funk entsteht bekanntlich nur, wenn man ihn spielt. Danach möchte er sich auch wieder mit den Beginnern zusammensetzen. Und musikalisch weiterziehen: „Alles verändert sich um einen herum. Da muss man auch mal bei sich selber gucken“. Egal, was als nächstes folgt – auf HipHop hat Jan Delay jedenfalls immer noch keine Lust: „Was auch immer da raus kommt, wird kein Rap-Album.“ Text: Arne Lieb Foto: Mathias Bothor Heimat: jandelay.de
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MUSIK STORIES
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Yo La Tengo
Populärmusik aus Hoboken Das Jahr 25 der Yo La Tengoschen Zeitrechnung (also 2009) ist möglicherweise ein ganz schön verwirrendes für die Fans des Hoboken-Dreiers. Zuerst gibt es im März unversehens eine Platte namens „Fuckbook“, begleitet vom aufgeklebten Hinweis, sie sei nicht das neue Yo La Tengo-Album. Hm? Warum sollte sie auch, schließlich ist doch über dem Titel ’Fuckbook’ eindeutig der Bandname Condo Fucks zu lesen. Allerdings - passend zu Ira Kaplans Bonmot „Wenn man heutzutage ein Geheimnis haben möchte, dann lebt man Dank des Internets im falschen Zeitalter“ - geben sich Gitarrist Kaplan, Ehefrau und Drummerin Georgia Hubley sowie James McNew (Bass) erst gar keine besondere Mühe, die wahre Identität hinter dem sicher beim US-Radio sehr beliebten Pseudonym zu verheimlichen. Stattdessen lassen sie sich fürs Rückcover ablichten und nehmen den kleinen Racker ’Fuckbook’ sozusagen als räudigen Halbbrüder des 20 Jahre zuvor ähnlich konzipierten und doch so ganz anderen ’Fakebook’ in die Familie Yo La Tengo auf. Kaum aber ist das raue, live eingspielte Fast-nur-Coveralbum goutiert und unter ’Y’ in den Fanregalen verschwunden, sorgt schon die Ankündigung der baldigen Veröffentlichung von ’Popular Songs’ für Verwirrung. Diesmal zwar eindeutig ein Yo La Tengo-Produkt und auch pünktlich im seit geraumer Zeit eingehal-
Die hier wissen: It takes three to Tengo.
tenen Studio-Album-Drei-Jahres Takt - aber: populäre Lieder? Schon wieder eine Platte mit anderer Leute Stücke? Und von wem, bitteschön, sind die auf dem das Cover zierende Tape mit Bandsalat zu lesenden Songs wie ’Ghosts Don’t Always Want To Come Back’ oder ’Hippies And A Ouija Board’? Ira Kaplan lacht: „Ja, das sind großartige Titel, oder?“ Jedoch, so zeigt sich beim Blick auf die tatsächliche Trackliste des Albums, keine großartigen Songs. Oder besser und richtiger: Gar keine Songs, zumindest nicht auf ’Popular Songs’. Stattdessen gehören die wiederkehrunwilligen Geister und die jenseitsbefragenden Hippies zum Kunstwerk von Dario Robleto, das Kaplan & Co. für das Co-
ver ihres neuen Albums auserkoren haben - besagte Cassette. „Das ist ein cooles Stück Kunst. Wir hatten den Albumtitel schon eine Weile mit uns herumgetragen, waren aber nicht sicher, ob und wie wir ihn verwenden sollten. Aber als wir begannen, mit Dario in Kontakt zu treten, begannen seine Kunstwerke und unsere Ideen miteinander zu sprechen - und diese Unvorhersehbarkeit der Ergebnisse ist eine tolle Sache.“ Wie so oft bei Yo La Tengo ist also der Schalk fest im Nacken zu finden, das Unerwartete nicht auszuschließen und alles möglich. Na ja, fast. Aber noch mal 25 Jahre sind denen durchaus zuzutrauen. Text: Torsten Hempelt Foto: Steve Gullick Heimat: yolatengo.com
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MUSIK STORIES
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Junius
In tiefer Trauer
Bostons Dunkelmänner Junius inszenieren ihre Band als Gesamtkunstwerk düsterer Weltsicht. Kein Wunder also, dass sich das Quartett mit seinem LangspielDebüt ‘The Martyrdom Of A Catastrophist‘ an ein Konzeptalbum über Werk und Leben des verkannten Katastrophisten Immanuel Velikovsky wagt. „Mein Erstkontakt mit Velikovsky war ein Buch über esoterische Themen“, erinnert sich Junius-Frontmann Joseph E. Martinez. „Dort wurde seine Theorie rekapituliert, die besagt, dass der Planet Venus ein Komet war, der auf dem Weg zu seinem jetzigen Orbit auf der Erde all jene großen Katastrophen ausgelöst hat, die sich in Mythen aus der ganzen Welt wiederfinden lassen...“ Interessant. Ein Rock-Frontmann im klassischen Sinne ist Joseph wahrlich nicht. Er referiert lieber über Sintflut und Sonnenfinsternis als über Bier und Brüste. „Als Bandmitglied und damit jemand, der ein Leben außerhalb der Norm führt, kann man sich mit Velikovskys lebenslangem Ringen sehr identifizieren. Am Ende stirbt er, ohne die Anerkennung zu bekommen, die ihm gebührt.“ Und
wird so post mortem zur tragischen Symbolfigur des Junius-Kosmos. „Wir haben sein Leben als Leitlinie benutzt und daran entlang die Songs geschrieben. Das hat zwar unendlich lange gedauert, sich am Ende aber ausgezahlt.“ Ob Junius wie Velikovsky die Anerkennung für ihr Schaffen versagt bleiben wird, ist unwahrscheinlich. Immerhin geistert der Name der Band als Synonym für das nächste große Post-Wave-Ding bereits seit Monaten durch Blogs und Foren. Bis die Venus das nächste Mal ihre Umlaufbahn verlässt, ist also erstmal alles in Butter. Text: Timo Richard Foto: George DuBose Heimat: juniusmusic.com
Fight Like Apes Angriff der Killer-Geeks
Fight Like Apes sind das beste Beispiel dafür, dass auch eine im Jugendzimmer angeeignete popkulturelle Ausbildung zum Erfolg führen kann. Während sich ihre Altersgenossen im College die Hintern in Pharmazie-Seminaren breit sitzen, machen sich die vier Iren mit einer albumlangen TrashCollage namens ‘Fight Like Apes And The Mystery Of The Golden Medallion‘ auf, die Charts zu erobern. „Wir sind echte Geeks, deshalb nimmt dieser ganze Müll, mit dem wir uns beschäftigen, auch so viel Platz auf dem Album ein. Er bestimmt einfach unser gemeinsames Leben“, berichtet Sängerin MayKay freimütig. Die genaue Beschaffenheit des „Mülls“ wird angesichts von Songtiteln wie ‘I’m Beginning To Think You Prefer Beverly Hills 90210 To Me‘ und der verbrieften Leidenschaft der Band für Wrestling und Achtziger-B-Movies in all ihrem Elend deutlich. Wie soll man eigentlich ein normales Leben führen, wenn die Stimme deines Über-Ichs klingt
wie die von Hulk Hogan? „Ich denke wir sind schon irgendwie normal. Allerdings sind wir auch schnell von Musik gelangweilt, in der es nur um romantischen Quatsch geht. Ich muss nicht ständig über die Schmetterlinge in meinem Bauch singen“, erklärt MayKay ihre Abneigung gegen Stereotypen. Das Rock-Klischee umschiffen Fight Like Apes zumindest geschickt, verzichten sie doch trotz PunkWurzeln komplett auf einen Gitarristen. Einerseits entsteht so der einzigartige Sound des Quartetts ganz von selbst, andererseits ist diese Maßnahme purer Selbstschutz, wie MayKay berichtet: „Mit vier eigenwilligen Persönlichkeiten in der Band haben wir eindeutig keinen Platz für einen Gitarristen mit überdimensionalem Ego.“ Text: Timo Richard Heimat: fightlikeapesmusic.com
MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER Der Regler auf Zehn
Dieses Duo ist ein Phänomen. Ob Elektroniker, HipHopper oder Punk – auf die Mediengruppe können sich alle einigen. Über ‘Einer Muss In Führung Gehen‘ dürfte sich besonders letztere Fraktion freuen. Der Albumtitel ist Programm: Getreu dem einer Autowerbekampagne entliehenen Slogan brettern Gerald Mandl und Florian Zwietnig mit deutlich mehr km/h aus den Lautsprechern als noch auf dem discotauglichen Vorgänger ‘Näher Am Menschen‘. Die auf Anschlag gedrehten Gitarrenverstärker und die erstmalige Unterstützung durch einen Schlagzeuger waren von Anfang an Teil des Plans. Gerald: „Wir wollten eine Bandplatte machen. Der Einsatz eines echten Drummers war eine fixe Idee, die wir schon lange im Kopf hatten.“ – „Es war ein bewusster Schritt, um sich nicht zu wiederholen“, kommentiert Kollege Florian die Extra-Dosis Krawall. Ein anderes Grundbedürfnis der Wahl-Berliner bleiben auch auf Album Nummer Drei die Inhalte.
Reine Spaß- und Partytexte, mit denen Stil-Verwandte wie Deichkind die Meute zum Mitjohlen bringen, sind auch weiterhin nicht ihre Tasse Tee. Florian: „Du kannst unter jeden unserer Songs einen Strich ziehen und sagen: ‘Das ist ein intellektuelles Thema.’“ – „Oder: ‘Sind die aber wütend’“, ergänzt Gerald lachend. Beide wissen um ihr Image. Gesellschaftskritik bleibt das Steckenpferd des Duos. Aber bitte ohne platte Schwarz/Weiß-Malerei und Gut/Böse-Fronten, wie betont wird: „Wir beschreiben die Dinge immer aus einer Perspektive, die Beobachter und Teilnehmer zugleich ist. Ganz viele Texte drehen sich um uns selbst, vermischt mit Beobachtungen von außen.“ Text: Nina Töllner Heimat: mediengruppe-telekommander.com
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AUF DER COUCH MIT:
D) Bert McCracken (THE USE Da diverse chemische Substanzen schon gut an Bert McCrackens Hirnsubstanz gekratzt haben dürften, sollte er mittlerweile chronisch bewusstseinserweitert und damit perfekt für unsere psychologischen Zwecke sein. Außerdem deutet der The Used-Sänger auf der neuen Platte „Artwork“ an, seinen kaputten Lebenswandel zukünftig wenigstens ein bisschen überdenken zu wollen. Wir prüfen mal, wie seine Chancen stehen. Was denkst du Bert, wie sehr können Menschen ihre Persönlichkeit wirklich ändern? Bert: Je nachdem, mit wem du dich gerade umgibst, passt sich auch deine Persönlichkeit an. Du bist nie zu 100% du selbst. Andere Menschen kitzeln nur verschiedene Aspekte deiner Persönlichkeit aus dir heraus. Ehrlich gesagt glaube ich, dass du die ganze Zeit mit einer Maske herumläuft, weil das, was wirklich in dir vorgeht, zu viel für die anderen wäre. Welchen Fehler musstest du machen, um dich weiterzuentwickeln? Bert: Ich würde nicht sagen, dass ich etwas, das ich getan habe, rückgängig machen würde. Ich habe einst jede Droge genommen, die es gibt. Das Zeug hat mich also zu der Person gemacht, die ich heute bin.
Was empfindest du als Stärke von dir, was als Schwäche? Bert: Eine meiner Stärken ist, dass ich ein Typ bin, der die Leute in seinen Bann ziehen kann. Die anderen hören mir zu. Meine Schwäche ist, dass ich ein destruktiver Abhängiger bin, der Sachen immer viel zu weit treibt (lacht). Worin warst du immer optimistisch? Bert: Wenn es um meine Kreativität geht. Was war deine bedrohlichste körperliche Erfahrung? Bert: Jede Operation ist beängstigend. So komplett ohne Bewusstsein zu sein und dann plötzlich wieder aufzuwachen. Ich hatte schon viele OPs (ein dreckig röchelndes Lachen).
Wogegen hast du dich einst mit Inbrunst aufgelehnt, das dir aus heutiger Sicht nur noch lächerlich erscheint. Bert: Fleisch! Ich habe gegen Fleischesser gewettert, als sei es das Schlimmste auf der Welt. Äh, und Drogen... Und Alkohol und Zigaretten. Wie albern. Denn seht mich jetzt an: Ich bin ein fleischessender, rauchender Hurensohn!
FAZIT Kinder werden flügge und aus braven, fleisch- und drogenfreien Mormonenjungen komplette Gegenteile. Den Weg zurück zum Straight-Edge wird der gute Bert wohl nicht mehr finden. Wahrscheinlich auch nicht den in den Burggraben davor. Allerdings beweist der junge Mann, dass er durchaus zu reflektieren versteht und hey, ein paar seiner ehemaligen Hobbys scheinen ja mittlerweile auf der Strecke geblieben zu sein, wie die letzte Antwort beweist. Text: Christine Stiller Foto: Jan Umpfenbach Heimat: theused.net Auch gut: “Artwork” – die neue Platte von The Used Auf sallys.net: sally*sTV! Im sally*s-Shuttle durch Berlin
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Dúné
MEW
Was für die kleine Heidi ihre Alm, ist für die sieben Jungspunde von Dúné das sehr überschaubare Städtchen Skive - oder besser gesagt - das war es. Denn aus Heidis werden Heidruns und aus schulpflichtigen Landeiern arbeitsame Großstädter. Auf ihrer neuen Platte „Enter Metropolis“ fliehen die sieben aus der dänischen Provinz in den urbanen Zirkus, vom Freischuss des Debüts in die Arme des Metal.
Soeben noch spielen Mew in Japan und Taiwan auf Festivals vor Tausenden von Leuten. Kaum sitzen die drei Dänen im Flieger gen Heimat, fallen Wirbelstürme und Erdbeben über den Fernen Osten her. Schwein gehabt.
Geschichten, die das Leben schreibt
Nestflucht
Vor zwei Jahren legte eine Bande Teenager mit ihrer ersten Platte „We Are In There You Are Out Here“ ordentlich und unerwartet vor. Seither hat sich viel verändert. So haben Mattias, Ole, Cecilie und Co. ihren Kinderzimmern den Rücken zugekehrt und sind mit einem Zwischenstopp in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen nun in Berlin gelandet. Zugegeben, provinziell klang das, was sie da aus Gitarren und Synthies zapften, nie. Doch bei der zweiten, der urbanen Platte darf es nun noch ein bisschen mehr von allem sein: Mehr Rock, mehr Pop und natürlich mehr Elektro. Wie Sänger Mattias berichtet sei das Album in einer sehr intensiven Lebensphase entstanden, was sich automatisch auf den Klang übertragen musste. Für das Schreiben der Songs habe er deshalb bei allem Trubel Zuflucht in der Ruhe des heimischen Badezimmers gesucht. Apropos Ruhe: Was hätte man
bei der Synth-Rock-Kapelle wohl am wenigsten erwartet? Wahrscheinlich, dass sie mit Jacob Hansen einen hauptberuflichen Metal-Produzenten hinters Mischpult setzen würde. Auch das wohl ein Symbol für das Neuland, das die jungen Freunde momentan betreten. Text: Christine Stiller Heimat: myspace.com/dunesite
Das nennt man wohl klassischer Fall von Bandwurmtitel: „No More Stories/Are Told Today/ They Washed Away/No More Stories/The World Is Grey/I‘m Tired/Let‘s Wash Away“. Wie es zu dem Begriffsmammut kam, erklärt Mew-Sänger Jonas Bjerre: „Vor rund einem Jahr hatte ich das Gefühl, null Aufmerksamkeitsspanne mehr zu besitzen. Ich konnte nicht mal mehr einen Film gucken. Ich hatte genug von Geschichten“, so Jonas. Gott sei Dank war die überdrüssige Phase bald überwunden. „Ich habe eine Weile in der Natur gelebt und keine Musik gehört. Als ich zurück kam, ging‘s mir wieder gut.“ Und so konnte es mit dem Werkeln am Nachfolger des Erfolgsalbums ‘And The Glass Handed Kites‘ (2006) weitergehen. Südfrankreich, Kopenhagen und New York heißen die Arbeitsstationen von ‘No More Stories...‘, das sich mit dem Einsatz exotischer Instrumente wie der Marim-
Reeperbahnfestival:
Spot On Denmark
THE ASTEROIDS GALAXY TOUR & WHEN THE SAINTS GOT MACHINE & OH NO ONO & TURBOWEEKEND
Turboweekend
Nicht zu heiß, nicht zu kalt Die Skandinavier haben nicht nur ein Händchen für Retro-Rock, sondern verstehen sich bekanntlich auch auf den synthetischen Sound. Turboweekend klingt beim ersten Lesen schwer nach Brechstange. In Wirklichkeit verbergen sich dahinter aber drei filigrane dänische Tanzmäuse, die verstehen, wie man die richtigen Knöpfe drückt. Wo andere ihren Sound zu tief in Zuckerplörre tunken, übersteuern Silas Bjerregaard, Morten Køie, Martin Øhlers Petersen die Nettigkeiten nicht. Auch von der dunklen Seite schneiden sie sich nur so viele Scheiben ab, wie es braucht, um die Meute auf der Tanzfläche nicht um ihren Spaß zu bringen. „Ghost Of A Chance“ ist das mittlerweile zweite Album der Kapelle, die in ihrer Heimat schon mit Award-Nominierungen glänzen konnte und sich nun anschickt, unsere Clubs und Elektro-Beat verliebten Herzen zu erobern. 28.8. Berlin – Dot Club *** 26.9. Hamburg – Knust/Reeperbahn Festival (Spot On Denmark)
Beim „Spot On Denmark“-Showcase präsentiert sich Dänemark von seiner besten Seite: Neben den Elektro-Pop-Freunden von Turboweekend, der Pop-Formation Oh No Ono und When The Saints Got Machine stellen die IndieRocker von der Asteroids Galaxy Tour die Songs ihres neuen Albums „The Golden Age“ live vor. Diesen Dänenabend im Rahmen des Reeperbahn-Festivals sollte man sich mal ansehen. 26.9. Hamburg - Knust Einlass: 18.00 Uhr
ba, einem quietschigen Artwork und Songtiteln wie ‘Beach‘ oder ‘Hawaii‘ von dem „kalten, düsteren Sound“ des Vorgängers abheben sollte. Trotzdem fällt es schwer, sich Mews pompösverqueren Progressive-Pop im Vorprogramm der Kings Of Leon oder Nine Inch Nails vorzustellen, mit denen die Band kürzlich erst die Bühne teilte. Leider kann Jonas die Frage nach den Publikumsreaktionen nicht mehr beantworten. „Ich fühle mich gerade wirklich schlecht. Ich glaube, ich habe mir eine Magen-Darm-Grippe oder so eingefangen“, verabschiedet er sich vorzeitig. Ganz unbeschadet sind offenbar auch Mew nicht aus Asien zurückgekehrt. Na denn: Gute Besserung! Text: Nina Töllner, Heimat: mewsite.com
THE ASTEROIDS GALAXY TOUR
SPEED DATING CASPIAN
MIKROBOY Suchen: Nach Beifahrern für eine spätsommerliche Spritztour raus aufs Land. Sonnenblumenfelder inklusive. Der erste Eindruck: Ist jetzt kein unbekannter. Melodiöser Indie-Pop mit grüblerischen Texten entsponnen von grüblerischen jungen Herzen. Darin bin ich eigen: Solche sympathischen Leute lernt man nur abends im Club kennen, wenn sie auf der Bühne stehen. Hochzeit oder kurze Affäre: Wer bei allen vorangegangenen Punkten nicht „nein“ sagt, kann auch vor dem Traualtar ruhigen Gewissens mit „ja“ antworten. Und da die meisten Ehen ohnehin geschieden werden, müsst ihr euch auch nicht grämen, wenn’s doch nicht klappt. Ihr wart eben jung... Heimat: myspace.com/mikroboy Aktuelles Album: “Nennt Es, Wie Ihr Wollt”
Suchen: Progressive Geister, die gleich für zwei reden und gern mal (länger) allein sind. Der erste Eindruck: Ein ruhiger Geselle. Ein geheimnisvoller Streuner mit Drei-Tage-Bart, der alle zwei Wochen mal auftaucht und sich mit einem lauwarmen Bier in der Hand bei deinen Monologen nur noch geheimnisvoller gibt. Das werden die Schwiegereltern sagen: Wieso spricht der denn nicht?
Hochzeit oder kurze Affäre: Heiraten, denn der ist pflegeleicht. Wenn man ihn mal zu Gesicht bekommt, sitzt er brav in seiner Ecke, ohne nach Aufmerksamkeit, Essen oder Bier zu buhlen. Heimat: myspace.com/caspiantheband Aktuelles Album: “Tertia”
RAISED FIST Suchen: Die Steigerung von Hardcore und erfinden Hardercore. Der erste Eindruck: Alter Schwede! Auch im 16. Jahr ihrer Karriere krempeln die Fünf aus Luleå noch jedes Moshpit auf „links“. Das werden die Schwiegereltern sagen: Können die mal das Eisen auf den Hantelstangen lassen? Wir sind hier doch kein Schrottplatz. Hochzeit oder kurze Affäre: Hardcore for life. Ob mit oder ohne Braut spielt dabei keine Rolle. Heimat: myspace.com/raisedfist Aktuelles Album: „Veil Of Ignorance“
WYE OAK Suchen: Überhaupt niemanden. Die beiden sind jung, hochgradig talentiert, spielen zusammen ungefähr alle Instrumente der Welt, produzieren sich selbst und sind darüber hinaus auch noch ein glückliches Paar. Der erste Eindruck: Irgendwie psycho. Kaum hast du‘s dir auf Wolke Sieben kuschelig gemacht, knallt dir dermaßen Blitz und Donner um die Ohren, dass alles andere erbärmlich im Feedback der Drone-FolkGitarren untergeht. Darin bin ich eigen: „If you‘re with me you‘re with weed and TV/ And the rest of our three guilty pleasures“ Bier? Hochzeit oder kurze Affäre: Definitiv Hochzeit. Bei dem Emotionsspektrum wird‘s garantiert nie langweilig, und wer gleichzeitig Schlagzeug und Keyboard spielt, kann bestimmt auch Spaghetti kochen, während er dir die Füße massiert. Heimat: wyeoakmusic.com Aktuelles Album: „Knot“
HOT GOSSIP Suchen: Keine Freunde der italienischen Oper. Der erste Eindruck: Flotte Jungs mit kerniger Gitarrenmusik. Wüsste man nicht, dass die drei aus Italien kommen, könnte man sie direkt mit der einen, der anderen oder der nächsten Band aus England verwechseln. Das größte Kompliment: Ist ein Klischee, und zwar das von den temperamentvollen Italienern. Hot Gossip sparen nicht an Tempo und hoppeln fröhlich pfeifend vor... Hochzeit oder kurze Affäre: Traualtar? Da man sich mit der Eheschließung wahrscheinlich auch eine italienische Mama samt Hardcore-Versorgungstrieb ans Bein binden wird, sollte man vielleicht noch etwas warten - bis das Gewebe von allein zu hängen beginnt. Heimat: myspace.com/hotgossip Aktuelles Album: „You Look Faster When You Are Young“
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MUSIK STORIES
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für sich und für andere – frei von Konventionen, einem theoretischen Überbau und vor allem von tiefschürfenden Interpretationen. So verlief auch die Arbeit am Zweitling - ganz ähnlich wie schon beim Debüt – nicht stringent und konzeptionell, sondern erneut nach dem Setzkasten-Prinzip: An der Aufgabe, eine zusammenhängende Platte zu schreiben, war Jamie schon während der Aufnahmen zu ‘Panic Prevention‘ gescheitert. Das Album sei vielmehr eine Collage unterschiedlichster Emotionen und Songs geworden. Für ‘Kings And Queens‘ war diese Marschrichtung zwar nicht intendiert, mit der Zeit reifte allerdings die Einsicht, dass das mit dem großen Spannungsbogen wahrscheinlich wieder nichts wird. „Also entschied ich mich, kein Album, sondern einfach wieder nur Songs zu schreiben“, berichtet Jamie. Mit den selben Leuten, den selben Freunden, der selben entspannten Stimmung und nach einigen klanglichen Experimenten mit analogen Instrumenten, „haben wir dann doch wieder ziemlich viel mit dem Computer gemacht. Es macht total Spaß mit Samples zu arbeiten und etwas Neues aus etwas Altem zu machen“. Die Parameter haben sich nicht verschoben, er habe sich nicht besonders verändert und vor allem fühle er sich noch lange nicht erwachsen. „Wir haben uns im Studio so lächerlich kindisch benommen. Wir hatten diesen Ball, unsere ‘StimmungsBombe‘, und immer wenn jemand schlechte Laune hatte, haben wir ihm diesen Ball an den Kopf geworfen, ihn mit guten Vibes bombardiert“, erinnert sich Jamie und lacht. Seine neueste musikalische Entdeckung ist im Übrigen der gesamte Backkatalog von Harry Belafonte. Wundert euch also nicht, wenn aus dem nächsten Album Zeilen purzeln wie „Come, Mister tally man, tally me banana…“ Text: Maritta Seitz Foto: Erik Weiss Heimat: jamie-t.com
Der “Banana Boat Song“
Jamie T
Nix als block rockin’ beats: Jamie T. aus London.
Alles nur geklaut So mancher würde sich lieber die Zunge abbeißen, als den geheimen Ursprung seiner Inspiration zu verraten oder höchstens die hehre Indie-Dreifaltigkeit gemäß Handbuch zitieren. Für den 23-jährigen Londoner Jamie T ist die Formel für gutes Songwriting dagegen ganz offen und einfach: „Eigentlich mache ich nichts anderes, als die Ideen von anderen zu stehlen.“ Schöpfen kann Jamie für seine Beutezüge aus tausenden Platten, die er im Laufe seines jungen Lebens als „absoluter Musikfanatiker“ bisher so hören konnte. Erstes Zeugnis seiner stilunabhängigen Liebe zur Musik ist 2007 ‘Panic Prevention‘, Jamies Debütalbum, das durch seinen Stileklektizismus und Vorstadtgeschichten besticht. Die folgenden zwei Jahre verbringt er „ganz unspektakulär“ damit, sein zweites Album zu schreiben, mit seinen Freunden abzuhängen und Musik zu hören - von Country und Folk über HipHop,
Punk, Afrobeat und Indietronic. Von Johnny Cash oder Joan Baez zu Task Force, Rancid, M.I.A., Fela Kuti oder Ryan Adams. Die Liste der Einflüsse, die er auf seinem neuesten Album ‘Kings And Queens‘ verbraten hat, sie „aber noch viel länger“, erklärt Jamie. So lässt sich auch der neueste Streich des Multiinstrumentalisten - er spielte fast alle Instrumente selbst ein - in keine Schublade stecken, was Jamie nur ganz recht ist; er fühlt sich „keiner Szene und keinem Genre zugehörig“. Er möchte einfach Songs schreiben,
Harry Belafonte und „The Banana Boat Song“ sind eigentlich die perfekte Symbiose. Doch stammt „Come, Mr. Tally man, tally me banana...“ gar nicht aus der Feder des amerikanischen Entertainers. Der Songschreiber Irving Burgie, der unter anderem auch die Nationalhymne von Barbados verfasste, ist verantwortlich für die Umarbeitung eines jamaikanischen Volksliedes. Es handelt davon, wie die Hafenarbeiter, die die Schiffe mit schweren Bananenkisten beladen, das Schichtende erwarten. Bei Tagesanbruch wurden die Bananen vom so genannten „tally man“ gezählt und so der Lohn jedes einzelnen bestimmt. Im Original war der Song, den Burgie während seines Studiums an der Julliard School in New York zurecht schnitzte, langsamer und weniger auf Calypso-Beat gestimmt. Harry Belafonte trug Burgies Version erstmals in den Fünfzigerjahren in einer amerikanischen Fernsehshow vor und packte den Song auf sein 1956 erschienenes Album „Calypso“, auf dem acht der elf Tracks von Irving Burgie stammen.
Miss Platnbau? Nein! Miss Platnum!
Miss Platnum
„Ich will Songs schreiben, die nicht langweilig sind.“ Stilsicher: zum Interview anlässlich ihres neuen Albums ‘The Sweetest Hangover’ erscheint Miss P. angemessen verkatert und enorm gelassen. Diesen vergleichsweise kleinen Gegensatz bringt die rumänische Wunsch-Berlinerin, die Balkan Beats mit R’n’B und HipHop verkuppelt und Tabus bricht wie andere Kajalstifte, mit links. Wie viel Ruth Maria Renner steckt in Miss Platnum? Manchmal hilft Miss Platnum Ruth aus ihrem Schneckenhaus zu kommen und ihre Ängste beiseite zu kicken. Für mich war klar: wenn ich eine Bühnenfigur erschaffe, dann eine starke, selbstbewusste. Wie ich es ja auch bin – aber natürlich nicht immer. Die Energie von Miss Platnum schwappt in mein Leben über. Wie passen „Balkan-Melancholie“ und „HipHopHedonismus“ zusammen? Ich finde es sympathisch, sich Wünsche zu erfüllen, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Ich kann das nachvollziehen, vielleicht weil ich weiß wie es ist, wenn man etwas nicht kriegen kann. Und wenn es nur der abgefuckte Mercedes vom Schrott ist - das ist dann eben die Balkan-Version. Wie kommen deine Songs über Essen, Saufen, Verlustangst oder Pleitesein zustande? Ich will Songs schreiben, die nicht langweilig sind und aus weiblicher Sicht Themen ansprechen, die nicht typisch R’n’B-mäßig rüberkommen. Sie dann ironisch zu verpacken, ist meine Art von Humor. Mir ist es wichtig, mich selbst nicht so ernst zu nehmen.
Ist deine Gelassenheit Programm oder Flucht nach vorne? Beides irgendwie. Ich bin ja nicht makellos und ich möchte, dass die Leute mich auch so sehen. Ich selbst kann mehr mit einem Künstler anfangen, der vielleicht ein „Ranzer“ ist und auch mal nichts gebacken kriegt, als mit einem, der jeden Tag zum Work Out geht und später in den Learjet steigt. Das ist so weit weg. Ich versuche zu sein, wie ich bin, und mir nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, wie das wirkt. Was ist die größte Veränderung von “Chefa“ zu “The Sweetest Hangover“? Der Sound. Das Balkan-R’n’B-Ding ist selbstverständlicher geworden, viel homogener und mit diesem Album auf einem anderen Level angekommen. Text: Jennifer Ferron Foto: Erik Weiss Heimat: missplatnum.com
MISS PLATNUM AUF TOUR 28.8. Losheim - Open Air am Badesee (Support Peter Fox) *** 29.8. Düren - Tag am See *** 25.9. Aachen – Umsonst & Draußen Open Air
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MUSIK STORIES
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The Cribs
Zurück auf Los The Cribs haben die Handbremse gezogen: Ihr vierter Longplayer ‘Ignore The Ignorant’ will alles anders machen. Selbst Neumitglied und Ex-The SmithsGitarrist Johnny Marr spiele nur „eine untergeordnete Rolle“, erklärt Sänger Ryan Jarman und wirkt erstaunlich selbstsicher. Indie-Rock ist längst nicht mehr the hottest shit in town, das wissen auch The Cribs und versuchen, dem Genre neues Leben einzuhauchen: „Wir gingen diesmal mit einer genauen Vorstellung ins Studio, was wir von der Band erwarten können, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Dabei kam etwas ganz Großartiges heraus“, erklärt Jarman im Stile eines Noel Gallaghers. Die Rede ist selbstverständlich von ‘Ignore The Ignorant’, dem neuen Album der The Cribs. „Wir sind sehr zufrieden mit den ersten drei Platten, spürten aber den Drang zur Veränderung. Bisher war alles sehr gradlinig, jetzt schlagen The Cribs einen Bogen.“ Wo genau der anfängt und aufhört ist unklar, denn die aktuellen Beiträge der selbstbewussten Briten vermeiden jedes Risiko: Griffige Hooks treffen auf rasante Drums und flinke Gitarren. Eigentlich alles beim Alten – wäre da nicht die Person Johnny Marr.
tig für uns, kann interne Spannungen gut klären und heftige Diskussionen schlichten. Was aber das Songwriting betrifft – da ist er eines von vier Mitgliedern und verhält sich dementsprechend. Wegen seiner Karriere mit den Smiths nimmt Johnny keine Sonderrolle ein.“
beschweren, wenn vier Musiker das eigene Niveau halten – was den Cribs fraglos gelungen ist. „Die Kurve zeigt in meinen Augen nach oben und wir können das am besten einschätzen!“
Der ehemalige Smiths-Gitarrist ist seit gut einem Jahr ein festes Mitglied und glaubt man der englischen Presse, hauptverantwortlich für den aktuellen Cribs-Sound. Jarman wiegelt ab: „Er ist wich-
Und so ist ‘Ignore The Ignorant’ ein Album geworden, das die Macher als Verwalter ihres Trademark-Sounds präsentiert. Ein paar Experimente mehr hätten der Platte gut getan, doch warum sich
The Cribs auf Tour
Men’s needs: The Cribs mit Johnny Marr (Zweiter v. links)
Text: Marcus Willfroth Heimat: thecribs.com
20.11. Hamburg – Sporthalle *** 24.11. Berlin – Arena *** 25.11. Düsseldorf – Phillipshalle
heitlichen musikalischen Konzept geht es jetzt auch mal mit einem Blick über den musikalischen Tellerrand und fremden Genregrößen wie Kreator auf Tour. Mit ’Subkultur’ hat das also nur noch am Rande etwas zu tun, obwohl sich Caliban ihrer Hardcore-Wurzeln „noch immer bewust sind“. Und im Hardcore geht es ja schließlich um die Ideologie, und die schließt nicht automatisch das Handeln mit ein, sondern lediglich den geistigen Teil. Und so finden auch Caliban in der lyrischen Darstellung das Terrain, in dem sie seit jeher ihre ideologische Verankerung nach außen positionieren, denn was wäre eine kritische Band ohne kritische Texte?!
Caliban
noch ist (was sie ja demnach schlecht sein kann). Was zählt, ist die Selbstkonzeption im Geiste. Egal auf welcher Bühne und egal wie groß diese auch sein mag.
Das neue Album ‘Say Hello To Tragedy‘ soll als Darstellung der Alltagstragödien, als gesellschaftskritischer Appell an die moderne Wegsehmentalität verstanden werden, wobei die Band zwischen fiktiven Geschichten und konkret realitätsbezogenen Schilderungen wechselt. So bilden beim Opener ‘24 Years‘ die Geschehnisse um den Inzestfall Josef Fritzl den Hintergrund für den Calibanschen Appell, seine Augen nicht vor dem alltäglichen Grauen zu verschließen. Die Frage, ob dieser Schrei nach Veränderung innerhalb der kleinen Szene ignoriert wird oder auf der großen Bühne ungehört verhallt, scheint dann schon wieder nebensächlich - ungeachtet des musikalischen Gewands.
Statt kleiner Undergroundshows mit einem ein-
Text: Aiko Kempen Foto: Sandra Muequin Heimat: calibanmetal.com
Immer noch Hardcore: Caliban aus Hattingen an der Ruhr.
Bloody Roots
Auch wenn es musikalisch vielleicht nicht immer offensichtlich ist: Caliban sind „zumindest im Geiste“ noch immer dieselbe kritische Band wie zu ihren Anfangstagen. Und das, obwohl sich neben dem musikalischen Gewand gleich noch Plattenfirma und Publikum geändert haben. Allerdings sollte man das ebenso wenig als Kategorisierungsmaßstab setzen wie die Frage, ob die Band denn jemals eine VeganStraight-Edge-Band war (war sie nicht) oder immer
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REISEFÜHRER
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R E R H Ü F E S I E R L L O ROCK'N'R Mit FACT nach JAPAN Lasst die Masken ruhig auf. Ein bisschen Heimatverbundenheit kann schließlich nicht schaden, wenn wir uns mit dieser flippigen Metal-Pop-Kapelle ins Land der Geishas, Tamagotchis und bizarren Verhaltensregeln begeben. In Japan werden Trends gemacht. Was ist zurzeit schwer angesagt? Kazuki: Die Mädels toupieren sich die Haare wie europäische Adelsdamen im 18. Jahrhundert. Das kann man besonders im Bezirk Shibuya in Tokio sehen. Wo ist das Epizentrum für Modepuppen? Kazuki: In Shibuya gibt es einen Stadtteil namens Harajuku. Hier finden sich viele Touristen ein, um all die verrückt verkleideten Jugendlichen zu sehen. Ura-Harajuku ist mit all den kleinen Shops und Boutiquen ein Modezentrum Japans. Eine abgefahrene Delikatesse? Eiji: Motsu-Nabe, ein Eintopf mit den inneren Organen vom Rind und Gemüse. Besonders das Gemüse macht es so lecker. Vor drei oder vier Jahren war das der Essenstrend in Japan. Was sollten wir in einer typisch
japanischen Spielhölle ausprobieren? Hiro: Definitiv „Street Fighter II“! Außerdem gibt es ein Spiel, bei dem man sich an den traditionellen japanischen Trommeln „Taiko“ versuchen kann. Das macht Spaß! Welchen Ort sollten sich MangaFans nicht entgehen lassen? Tomohiro: Das Viertel Akihabara ist ein Mekka für Anime-Fans. Dort gibt es auch riesige Tempel mit Elektrogeräten aller Art. Wo sehen wir echte Geishas? Tomohiro: In Tokio in Ryogoku nahe Asakusa. Der beste Ort ist aber definitiv Kyoto. Ich habe gehört, sie haben da auch Läden, wo man sich wie eine Geisha anziehen kann. Der schönste Tempel Japans steht...?
Tomohiro: ...in Kyoto. Er heißt To-ji und ist riesig. Die gewaltige Buddah Statue darin ist echt beeindruckend. Andere wichtige Tempel sind Kinkaku-ji (in Kyoto) und Todai-ji (in Nara). Die größten Naturschönheiten gibt es wo? Takahiro: Ich finde die Insel Okinawa am schönsten. Das Meer ist herrlich. Aber Ibaraki, wo wir ursprünglich herkommen, ist auch nicht übel. Da gibt es einen Ort namens Nikko mit dem größten Wasserfall Japans. In Japan gibt es Verhaltensregeln, die uns komplett unbekannt sind. Vor welchen Fettnäpfchen könnt ihr uns bewahren? Hiro: Bei uns winkt man Leute heran, indem man die Handfläche nach unten hält und das Handgelenk auf und ab bewegt. In Europa hält man die Handfläche nach oben, was in
Japan als beleidigende Geste aufgefasst werden könnte. Oh, und wenn man nicht mit Essstäbchen umgehen kann, sollte man lieber nach Besteck fragen, als eine Sauerei zu veranstalten. Aber das ist nur meine Meinung. Stimmt es, dass es keine richtigen Schimpfwörter in der japanischen Sprache gibt und könnt ihr uns trotzdem eines beibringen? Eiji: Es ist nicht wirklich gängig, aber Schimpfwörter existieren auch bei uns. Die sind aber oft stark vom jeweiligen Dialekt abhängig. Du kannst jemanden aber für alle verständlich mit „Kusotare“ (k-soh-tah-ray) provozieren, was so viel wie „Arschloch“ bedeutet. Text: Christine Stiller Heimat: myspace.com/factjapan Auch gut: „Fact“ - das Debütalbum der Kapelle
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TEST
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TEST
FRAGE 3 Du hast ein Date mit einem Typen in einem Club. Am Ende des Abends würdest du... A ...ihn mit zu dir nehmen, am
nächsten Morgen baut er gleich deinen neuen Schrank auf B ...mit zu ihm gehen. So kannst du jederzeit abhauen, wenn dir danach ist C ...ihn mit zu dir nehmen. Vielleicht bleibt er ja für immer... Lady Sovereign: Antwort B. Ich gehe mit, dann tue ich so, als wäre mir übel und fahre mit dem Taxi nach Hause. Ich brauche niemanden, der für immer bleibt. Ich will meinen Freiraum!
FRAGE 4 Als du einen Klamottenladen verlässt, wird automatisch der Alarm ausgelöst. Wie reagierst du? A Ich bin nicht überrascht, ich trage ja
auch Unterwäsche, die ich nicht bezahlt habe B Ich laufe einfach weiter, ich habe ja nichts geklaut C Es ist mir total peinlich. Ehrlich gesagt habe ich jedes Mal Angst, dass das passiert Lady Sovereign: Antwort B. Mit 14 wäre ich wahrscheinlich noch gerannt. Ich war damals nicht gerade unbefleckt, was Ladendiebstahl angeht. Ehrlich gesagt war ich sogar ziemlich gut darin. Ich konnte mir Klamotten nicht leisten, also drauf geschissen und her damit – bis ich erwischt wurde. Heute würde ich nur sagen: „Euer Fehler, ihr habt vergessen, das Scheiß-Etikett zu entfernen!“
FRAGE 5
Lady SOVEREIGN
Im großen Souveränitäts-Test Das mit dem neuen Tattoo haben wir ernst genommen. Deshalb lassen wir den Bildungsauftrag heute aus dem Spiel und triezen Englands „uneducated example of intelligence“ nur mit Fragen, die sie komplett via Bauchgefühl beantworten kann. Leider sind die Tücken des Alltags manchmal aber auch nicht ohne – wie souverän kann Lady S. sie meistern?
FRAGE 1
FRAGE 2
Du bist in einem Club, aber die Tanzfläche ist leer:
Deine Freunde überraschen dich zum Geburtstag mit einem Stripper. Wen bedauerst du am meisten?
A Das stört mich null, ich tanze allein B Ich hebe noch einen mit meinen
Freundinnen, dann gehen wir tanzen
Tanzfläche voll ist
C Ich tanze erst, wenn die
Lady Sovereign: Ich tanze nicht in der Öffentlichkeit. Also kommt keine der Antworten in Frage. Okay, aus Quatsch würde ich sicher mal kurz allein den Clown spielen, dann schnell türmen und mir den nächsten Drink einlöten. (demnach A)
A Den Stripper B Meine Freunde C Mich selbst Lady Sovereign: MICH SELBST! (Nach längerem Grübeln) Wahrscheinlich würde mir doch eher der Stripper leid tun, denn ich säße ja nur so stumpf da: „Okaaay, verzieh dich, Junge!“. Also A.
Der Pizzabote klingelt, obwohl du nichts bestellt hast. Allerdings bist du gerade am Verhungern und... A ...nimmst das Essen und beschwerst
dich noch darüber, dass dein Lieblingsbelag fehlt B ...nimmst es, fühlst dich aber schuldig C ...sagst dem Boten, dass er sich an der Tür geirrt hat Lady Sovereign: Ich mag keine Pizza. Aber angenommen, es wäre chinesisches Essen, dann würde ich mir das Beste herauspicken, dafür bezahlen und behaupten, dass man die Bestellung falsch aufgenommen hat. (demnach A)
FRAGE 6 Du läufst durch die Stadt und ein Typ feuert einen Anmachspruch der billigeren Sorte auf dich ab. Was geht in dir vor? A Wenn er geil aussieht, kann er gern
bei mir zu Hause weitermachen
denke aber „blödes Arschloch“
viel öfter Komplimente von Männern bekommen will
B Ich versuche ihn zu ignorieren,
C Das erinnert mich daran, dass ich
Lady Sovereign: Antwort B. Ich würde einfach weiterlaufen, ihm aber wahrscheinlich einen Spruch drücken. Da bin ich reaktionsschnell. Ich meine, wenn dich jemand einfach auf der Straße anquatscht, ist das doch billig. Wenn du eine Telefonnummer ergattern möchtest, solltest du vorher doch wenigstens ein bisschen Zeit mit der Person verbracht haben, oder?!
FRAGE 7 Der Friseur hat amtlich bei dir gepfuscht. Wie reagierst du? A Ich weigere mich zu bezahlen, nehme
aber die abgeschnittenen Haare aus Protest mit B Ich schmolle, werde mir anschließend aber einfach eine nette Mütze zulegen C Ich gehe nach Hause und weine Lady Sovereign: Ich würde eine Mütze kaufen. Die trage ich sowieso. Also wäre mir die Sache ziemlich egal. Haare wachsen wieder. Wenn es allerdings richtig versaut wäre, würde ich vielleicht mit ein paar Scheren um mich schmeißen – ein kleiner Scherz.
FRAGE 8 Du hast verschlafen und läufst Gefahr, deinen Flug zu verpassen. Was machst du? A Ich rufe beim Flughafen an
und erzähle was von einer Bombendrohung... B Ich packe nur Handgepäck und nehme schnell ein Taxi C Ich versuche es erst gar nicht und bleibe zu Hause Lady Sovereign: Ich würde ein paar Socken und Unterwäsche ins Handgepäck stopfen und mich beeilen, schließlich ist es auch Geldverschwendung, einen Flug zu verpassen.
FRAGE 9 Britain‘s Next Top Model… A Bevor ich DAS gucke, sehe ich mir
lieber Ringen an
an und lästere hemmungslos ab
fühle mich nachher aber immer fett
B Ich gucke es mit meinen Freundinnen
dass wir beide gemeinsam vielleicht einen Mengenrabatt bekommen
Lady Sovereign: Ha! Antwort B! Ich würde sagen: „Dafür bekommst du keine Kohle! Hol sie dir vom Nationalen Gesundheitsdienst!“ In England machen sie das nämlich umsonst, habe ich gehört – also wenn jemand echt Depressionen hat, kann man das wohl beantragen.
FAZIT 6:4 für das Durchschnittsmädchen: ganz okaye Manieren, keine Konflikte mit dem Gesetzt, ein solider Sinn für moralisch „richtig und falsch“ und trotzdem gesund. Allerdings war das bei Lady Sovereign wohl nicht immer so. Die Teenie-Phase als klamottenklauende Rotzgöre hat Spuren hinterlassen: vier Antworten Marke selbstverliebte Nahkampfzicke – der feuchte Traum eines jeden Muttersöhnchens.
AUSWERTUNG Souveränitäts-Typ A Kratzspuren im Gesicht? Zwei blaue Augen? Frisch geprellte Familienjuwelen? Da war wohl gerade Lady A in der Nähe. Eine russische Schwergewichtsboxerin im Geiste hat Typ A trotz permanent am Limit pumpenden Blutdrucks und steten Hassschüben auf ihre Umwelt selbst ein sehr entspanntes Leben. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die dickste Nummer im ganzen Land... Souveränitäts-Typ B
Die gute Nachricht: Du hast ein Gewissen. Das unterscheidet dich von Typ A. Leider bist du, was Souveränität im Alltag anbelangt, auch nur menschlich bestückt. Mal hui, mal pfui. Der nächste Fettnapf kommt bestimmt. Doch das ängstigt dich nicht, riecht nur unangenehm am Schuh.
C Ich verpasse keine Sendung,
Lady Sovereign: Antwort A, obwohl ich wohl eher Fußball als Ringen gucken würde. Ich meine, ich habe die Show natürlich auch schon gesehen und mich mit Freunden darüber lustig gemacht. So übel ist das gar nicht.
FRAGE 10 Eine Freundin möchte sich ihre Brüste vergrößern lassen und möchte sich dafür Geld von dir borgen. Wie reagierst du? A Das Geld kann sie haben, allerdings
für einen Psychiater B Ich frage sie, ob sie noch richtig tickt, für so einen Quatsch Geld auszugeben C Ich gebe ihr das Geld und hoffe,
Souveränitäts-Typ C
Zugegeben, ein bisschen von ihr tragen wir alle in uns. Wer aber ausschließlich Antwort C gewählt hat, ist fürs Leben eher nicht gemacht. Na gut, das stimmt so nicht ganz: Typ C kann sehr wohl ein komplexfreies Dasein fristen - an der Seite eines großen, starken Mannes, der gelegentlich die eine oder andere SchönheitsOP bezahlt.
Text: Christine Stiller Foto: Erik Weiss Heimat: myspace.com/ladysovereign Auf sallys.net: sally*sTV! Tittentuning mit Lady Sovereign Auch gut: „Jigsaw“ - das neue Album von Lady Sovereign
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MUSIK STORIES
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DIE JACK DANIEL’S PILGERREISE
Jimi Hendrix Gedenkstein, Fehmarn
Jedes Jahr im September feiert die Jack Daniel’s Distillerie in Lynchburg, Tennessee den Geburtstag ihres Gründers. Der genaue Tag, an dem sich die Geburt des alten Herrn jährt, lässt sich heute leider nicht mehr rekonstruieren, also macht man aus der Not eine Tugend und feiert einfach einen ganzen Monat lang.
Am 6. September 1970, zwölf Tage vor seinem Tod, spielt Jimi Hendrix sein letztens Konzert. Und zwar Deutschland, auf der Insel Fehmarn auf dem „Festival der Liebe“. Am 5. September 2009 findet das Fehmarn Open Air am Flügger Strand zum 15. Mal statt.
VOM RAMONES MUSEUM NACH LYNCHBURG, TENNESSEE
Zum 159. Geburtstag von Jack hat man weltweit 159 Pilgerstätten eingerichtet, die der umtriebige Fan bereisen und seine Audienzen mit einem Foto dokumentieren kann. Alleine 20 davon liegen in good old Germany und eine sogar in unserer Redaktion. Bereise als Fan so viele Pilgerstätten wie möglich, lass dir auf jack-lives-here.de erklären, wie du deine Besuche dokumentieren musst und gewinne am Ende einen Trip nach Lynchburg, Tennessee, bei der täglichen Verlosung eine Goldmedal-Flasche von 1904 oder im September einen Ford Mustang 2010, 4.0 Coupe Base. Rechts seht ihr die Top 5 der deutschen Pilgerstätten. Schöne Orte, an denen man mal gewesen sein sollte.
Ortsschild Wacken, Wacken Wer gerne ein Foto von sich vor dem Ortseingangs-Schild von Wacken hätte, auf dem nicht Tausende von euphorisierten Kuttenträgern den Bild-Hintergrund versauen, der fährt einfach mal außerhalb der Metal-Saison in den Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein.
Die Currywurst, Herne Auf pommesführer.de immerhin die sechstbeste Frittenbraterei des Potts! Und auf jeden Fall ein schöner Ort, um darüber zu sinnieren, ob die Currywurst nun in Berlin oder in Dormund erfunden wurde.
Weitere Stationen der Jack Daniel’S Pilgerreise Hamburg – Molotow *** Berlin - unclesally*s Redaktion *** München - Rock Museum *** Heidelberg - Crazy Diamond *** Hamburg – WG *** Hamburg - Clubheim St. Pauli *** Hamburg - Älteste Tätowierstube *** Senden - Andreas Julius *** Bonn - Harley Davidson Buell *** Frankfurt – Musikladen *** Kiel – Blitz Records *** Neustadt an der Aisch Fassfabrik Müller *** Heidelberg - Hard Rock Café *** Dresden - Rosis
Elvis Villa, Bad Nauheim Als Hüftenschwinger Elvis seinen Militärdienst in Deutschland ableistete, wohnte er in Bad Naunheim. Aber natürlich nicht in der Kaserne, sondern in einer schicken Villa in der Goethestraße. Die blauen Lederschuhe angezogen, hin und Foto machen!
Ramones Museum, Berlin Nicht nur das erste, vor allem aber das einzige Ramones Museum der Welt. Und wenn man Glück hat, ist der Museums-Kurator persönlich anwesend und erzählt einem alles über Dave, Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich und die Bee Gees.
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MUSIK STORIES
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MASTERS OF REALITY Meister Proper ist zurück
Mit ’Pine/Cross Dover’ reaktiviert Meister Chris Goss nach längerer spielerischer Pause sein seit 20 Jahren aktives Stammprojekt Masters Of Reality. Dabei gibt sich der Pionier-Produzent des Wüsten-Rock von Kyuss und QOTSA abermals schön geschmäcklerisch. Mag die Unterbrechung seiner Musiker-Vita auf Grund von fleißigen Reglerarbeiten auch länger als geplant gewesen sein: Goss bleibt unverkennbar der uneingeschränkte Boss für psychedelische Verschrobenheiten und spirituelle Tonkunst mit Schamanenmuster im Stoner-Rock-Relief. Nur die Akustikgitarren hat der Mann, dessen äußere Statur mittlerweile immer mehr seinem musikalischem Schwergewicht entspricht, diesmal bewusst außen vor gelassen. „Ich spiele zwar besser Akustikgitarre als elektrische, aber ich will sie nicht benutzen, auch wenn es sehr verlockend für mich ist. Momentan gibt es in den Staaten so eine Art Hippie-Folk-Revival, angeführt von Devendra Banhart. Manches davon mag ich, manches nicht. Und ich wollte dieses Mal definitiv keine Batik-Platte machen.“ Hat er auch tatsächlich nicht, denn neben der omnipräsenten Ahnengalerie aus Led Zeppelin, Neil Young (mit Crazy Horse), Beach Boys und etwas Doors-Timbre schwingt auf dem neuen Album nicht nur im Titel der Einfluss der britischen Insel durch. „Ich habe in
So entspannt möchte man sein: Chris Goss.
letzter Zeit tatsächlich vermehrt in England gearbeitet, unter anderem mit den Jungs von UNKLE, die ja auch auf dem Album mitmachen. Und die Musik, die ich als Kind gehört habe, war ausnahmslos englischer Rock’n’Roll. Auch wenn Amerika ja die Wiege des Blues und Rock ist, so gefällt mir das, was die Engländer daraus gemacht haben. Sie haben die Wurzeln sehr selektiv seziert und nur die Teile herausgepickt, die sie mögen. Ich bin da ähnlich und nehme mir auch nur das, was mir gefällt.“ Das schließt auch Gegensätzliches nicht aus, weshalb die duale Natur der Scheibe schon
im Doppel-Titel suggeriert wird. „Ich habe viel von Bowie gelernt, vor allem die Einstellung, das Selbstverständnis und den Mut, einen Pop-Song und ein Noise-Stück direkt gegenüber zu stellen - auf der selben Platte“, so Goss. Nur, dass hier die Extreme zwischen Euphonie und experimenteller Kakophonie vielleicht mehr von einem herzensguten Bauchgefühl zusammengehalten werden. Text: Frank Thiessies Foto: Chris Goss Heimat: mastersofreality.com
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KONZERT DES MONATS
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Neulich in:
Roskilde
Mit dem Herzen noch in Dänemark R.o.s.k.i.l.d.e - acht Buchstaben, die jedem Festivalfreund wie Sprühsahne auf der Zunge zergehen. Bei der riesigen Auswahl an angereisten Künstlern stellte sich nur eine entscheidende Frage: Was sehen? Ein Besuch bei Social Distortion war natürlich Ehrensache. Doch was lernten wir daraus? Auch Punkrocker werden nicht jünger. Der Respekt vor dem Alter von Mike Ness und Co. verhinderte zwar taube Zehen, aber unterm Strich haben die SemiSenioren auf ihrer Sparflamme nicht überzeugt. Ganz anders The Gaslight Anthem aus New Jersey mit jugendlicher Spielfreude und ihren mitreißenden Blues-Punk-Hymnen gewohnt großartig waren. Am nächsten Tag gab’s den ersten großen Gewissenskonflikt: Baddies, Glasvegas oder Faith No More? Wir haben uns für die (noch kleinen) Baddies entschieden - und wurden mit einer der besten Shows des Festivals wahrlich nicht enttäuscht. Oasis verdienten sich dagegen den „Goldenen Herzschrittmacher“ für den lahmsten Auftritt des Tages.
Eine tolle Überraschung waren Deichkind, die am Samstag mit spektakulären Bühnenaufbauten und Tanzhits wie „Remmidemmi“ die Meute zum kollektiven Durchdrehen brachten.
persönlichen Notstromaggregat herum. Nach zwei Stunden mit der britischen Ska-Legende durften wir versöhnlich feststellen: Das Alter ist doch keine Ausrede.
Der Abschlusstag ist zwar immer der schwerste, aber für Madness zapften wir gern an unserem
roskilde-festival.dk
KONZERTFOTOS OF DEATH Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys.net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:
The Casting Out 10.7. Zwiesel - Jugendcafe Geknipst von: Biene Maja
Einen Tag nach ihrem etwas anderen Auftritt bei GZSZ brachten TCO die rund 200 Zuhörer gehörig ins Schwitzen. Selbst ein Stromausfall konnte sie nicht stoppen.
James Morrison 15.7. Hamburg – Freilichtbühne Stadtpark Vicky 11.4. Isafjördur, Island – Aldrei For Eg Sudur Festival Geknipst von: Herfried Bring Me The Horizon 3.7. Münster - Vainstream Rockfest Geknipst von: Malte
Hier ein Foto von einem der ungewöhnlichsten und abgelegensten Festivals der Welt: „Aldrei For Eg Sudur“ in Isafjördur/Island. Die Band heißt Vicky, eigentlich eine reine Girl-Band, auf dem Foto mit Gastsänger.
GEKNIPST VON Hanni:
Mit seinem charmantem aber doch sexy Lächeln, einer außergewöhnlichen Art und seiner unverwechselbar rauen, bluesigen Stimme, ließ James Morrison alle Menschen im „Raum“ eine rund zweistündige Achterbahnfahrt der Emotionen durchleben. So eine bezaubernde Atmosphäre wie bei diesem imponierenden Gig erfährt man wohl nicht alle Tage. Nun, my Dear, „spürst“ du, ob es sich lohnt? Ich nämlich schon.
Melvins 28.6. Wien - Donauinselfest Geknipst von: Malaclypse
Die Haare von King Buzzo werden immer weißer, die Musik der Melvins muss den Vergleich mit den „jungen Hüpfern“ aber längst noch nicht scheuen. Was für ein Brett!
Jennifer Rostock 3.7. Wilhemshaven - Wochenende an der Jade Geknipst von: Ciwi
Bonaparte 28.6. Wien - Donauinselfest
Grandiose Live-Band! Immer wieder ein Spaß, die neuen Songs sind klasse und Jennifer einfach die heißeste Braut überhaupt!
Geknipst von: Malaclypse
Was Bonaparte auf der FM4-Bühne abgeliefert haben, lässt sich kaum in Worte fassen, nicht mal in ein einziges Bild, also gibt‘s gleich ein paar mehr!
Machine Head 27.7. Arhus, Dänemark - Train Geknipst von: Biff
Die Jungs sind live eine Wucht!
Metallica 20.7. Kopenhagen – Forum Geknipst von: Biff
Eine Huldigung an die dänischen Fans - mitten in Kopenhagen!
Bela B. & K.I.Z. 19.7. Berlin - Zitadelle Spandau Geknipst von: WithVision
Bela B. und K.I.Z., aufgenommen bei „Ein Hartz für Berlin“ in der Zitadelle Spandau.
Maxïmo Park 6.8. Hamburg - Stadtpark Geknipst von: Deez
Wir durften ein stimmungsvolles Open Air in der ungetrübten Abendsonne genießen. Da es nicht gerade übermäßig voll im Zuschauerraum war, blieb der erste Block durchgehend zugänglich und das Energiebündel Paul Smith hechtete das eine ums andere Mal zum Bühnenrand, wobei sich dann die besseren Fotos schießen ließen.
Die Ärzte 17.6. Hamburg – Sporthalle Geknipst von: Bandfuzzi
Es war so eine geile LIGHT-Show und ein großes Konzert, und das KOSTENLOS...
Adam Bomb 28.7. Hamburg – Logo Geknipst von: ToxicFox Die Bombe 2009. Knallt immer noch.
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PRÄSENTIERT
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Präsentiert TOUR DES MONATS.
JET
Nachdem sie vor wenigen Wochen für einige wenige Akustik-Gigs in Deutschland weilten, kommen Jet nun komplett verstärkt auf große Tour. Wer Bock hat, sich von Jet-Frontmann Nic Chester die Zeile „Are You Gonna Be My Girl“ ins schmachtende Gesicht singen zu lassen, der bekommt im September dazu Gelegenheit. Mit dem taufrischen Album „Shaka Rock“ in den Kehlen und den Hits ihrer zwei vorigen Platten „Get Born“ und „Shine On“ im Gepäck laden Jet in mittelgroße Hallen, um ihren Retro-Rock dort dezibelstark abzufeuern. Für die Jungs selbst sind ihrer Konzertreisen immer eine willkommene Gelegenheit, nach der räumlichen Distanz im Privatleben mal wieder gemeinsame Zeit zu verbringen, ein paar Pils zu köpfen und sich musikalisch austoben zu können. Ihre Fans dürften sich über die neue Jet-Saison genauso freuen wie die Jungs selbst, immerhin ist der letzte offizielle Besuch der vier fast zwei Jahre her.
Jet AUF TOUR 19.9. München - Muffathalle *** 20.9. Berlin - Astra *** 22.9. Hamburg - Docks *** 23.9. Köln LMH *** 24.9. Wiesbaden - Schlachthof
Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an! 3 Feet Smaller & Templeton Pek
18.10. Nürnberg - Cult 19.10. Hannover - Bei Chez Heinz 20.10. Hamburg - Logo 21.10. Berlin - Knaack 22.10. Stuttgart - Club Zentral 23.10. Freiburg - Waldsee 24.10. Kelten - Mehrzweckhalle Dietlingen
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ALL TIME LOW
18.09. Hamburg - Knust 19.09. Köln - Luxor 20.09. München - Backstage 21.09. Berlin - SO 36
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11.10. Hamburg - Uebel & Gefährlich 14.10. Köln - Luxor 15.10. Berlin - Frannz 21.10. München - 59 to 1
ATTACK! ATTACK!
16.09. Hamburg - Logo 17.09. Köln - Luxor
Babylon Circus
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BEAT! BEAT! BEAT!
07.10. Düsseldorf - Pretty Vacant 09.10. Geldern - Seven 10.10. Wiesbaden - Schlachthof 13.10. Hannover - Café Glocksee 14.10. Nürnberg - MuZ Club 16.10. Görlitz - Basta 17.10. Plauen - Club Zooma 18.10. Regensburg - Heimat 22.10. Bayreuth - Glashaus 24.10. Leipzig - Sweat Club
Bosse
12.09. Hannover - Ideen Expo 26.09. Paderborn - Cube 01.10. Aachen - Musikbunker 02.10. Erfurt - HSD 03.10. Dresden - Beatpol 08.10. Flensburg - Max 09.10. Hamburg - Uebel & Gefährlich 13.10. Saarbrücken - Kleine Garage 14.10. Fulda - Kulturkeller 15.10. Halle/Saale - Volkspark 16.10. Potsdam - Waschhaus 17.10. Cottbus - Bebel 21.10. Darmstadt - Centralstation 22.10. Recklinghausen - Vest Arena 23.10. Münster - Triptychon 24.10. Bremen - Lagerhaus 28.10. Lüneburg - Vamos! 29.10. Osnabrück - Kleine Freiheit 30.10. Braunschweig - Meier Music Hall wird fortgesetzt
Dúné
27.08. Köln - Underground 03.09. München - Backstage
01.10. Flensburg - Max 02.10. Osnabrück - Kleine Freiheit 03.10. Magdeburg - Projekt 7 04.10. Bochum - Matrix 05.10. Frankfurt - Batschkapp 10.10. Stuttgart - 1210 11.10. Erlangen - E-Werk 13.10. Köln - Luxor 14.10. Hannover - Musikzentrum 15.10. Augsburg - Neue Kantine 16.10. Berlin - Lido 17.10. Hamburg - Grünspan 18.10. Dresden - Groovestation 21.10. Freiburg - Jazzhaus 22.10. München - 59 to 1 27.10. Rostock - Mau
Biffy Clyro
Fight Like Apes
Bouncing Souls
22.11. Bochum - Zeche 23.11. Köln - Gloria 26.11. Hamburg - Grünspan 27.11. Wiesbaden - Schlachthof 29.11. Berlin - Postbahnhof 30.11. Dresden - Beatpol 06.12. München - Backstage
18.09. Münster - Amp 19.09. Berlin - Magnet Club 20.09. Dresden - Beatpol 23.09. München - Atomic Café 25.09. Wiesbaden - Schlachthof 26.09. Hamburg - Molotow 27.09. Köln - MTC
Florence & The Machine 05.10. Hamburg - Logo 06.10. Köln - Luxor 12.10. Berlin - Frannz 15.10. München - 59 to 1
Frank Turner
01.12. Hannover – Bei Chez Heinz 02.12. Köln – Luxor 10.12. Hamburg - Molotow 11.12. Berlin - Magnet 12.12. München - 59 to 1
Itchy Poopzkid
25.11. Bruchsal - Fabrik 26.11. Darmstadt - Centralstation 27.11. Erfurt - Centrum 28.11. Magdeburg - Sackfabrik 30.11. Reutlingen - FranzK wird fortgesetzt
K.I.Z.
28.08. Erlangen - Hörsaal 29.08. Berlin - Kulturbrauerei 02.10. Osnabrück - Beatstreet 18.12. Berlin - Astra
The Living End
15.11. Hamburg - Grünspan 16.11. Köln - Live Music Hall 18.11. Berlin - Postbahnhof 19.11. Leipzig - Conne Island 20.11. München - Metropolis 24.11. Stuttgart - Die Röhre
Mikroboy
23.08. Hamburg - Uebel & Gefährlich 25.08. Berlin - Postbahnhof
26.08. Erlangen - E-Werk 27.08. München - Backstage 28.08. Berlin - Frannz 29.08. Kaiserslautern - Kammgarn 03.09. Wiesbaden - Schlachthof 04.09. Duisburg - Steinbruch 05.09. Meppen - Rock vor Gericht 22.10. Wiesbaden - Schlachthof 23.10. Ludwigshafen - Das Haus 24.10. Trier - Ex-Haus 25.10. Stuttgart - Universum 26.10. München - 59 to 1 27.10. Halle - Objekt 5 29.10. Darmstadt - Schlosskeller wird fortgesetzt
Muff Potter
03.12. Berlin - Lido 04.12. Leipzig - Conne Island 06.12. München - Backstage 08.12. Düsseldorf - Zakk 09.12. Saarbrücken - Garage 10.12. Hamburg - Grünspan 12.12. Münster - Sputnikhalle
Noisettes
28.09. Berlin - Astra 29.09. Köln - Gebäude 9 30.09. Hamburg - Uebel & Gefährlich 05.10. München - Halle
Nouvelle Vague
09.09. Düsseldorf - Zakk 10.09. Mannheim - Alte Feuerwache 11.09. Dresden - Alter Schlachthof 12.09. München - Theaterfabrik
31.10. Stuttgart - Universum 01.11. Bochum - Matrix 02.11. Hamburg - Grünspan
Riverboat Gamblers 23.08. Berlin - Tommyhaus 25.08. Hamburg - Molotow 27.08. Köln - Underground
The Sounds
18.11. Münster - Sputnikhalle 04.12. München - Backstage Werk 05.12. Köln - LMH 06.12. Dresden - Reithalle Strasse E 10.12. Berlin - Postbahnhof 11.12. Hamburg - Uebel & Gefährlich
The Virgins
18.09. Berlin - Postbahnhof 05.11. München - Backstage 06.11. Stuttgart - Schocken 07.11. Wiesbaden - Schlachthof 09.11. Köln - Gebäude 9 10.11. Hamburg - Uebel & Gefährlich 11.11. Berlin - Maria 12.11. Münster - Gleis 22
Thursday
25.08. Berlin – SO36 26.08. Stuttgart - Röhre 06.11. München - Backstage 09.11. Hamburg - Grünspan
We Were Promised Jetpacks 03.09. Münster - Gleis 22 04.09. Köln - Studio 672 05.09. Berlin - Bang Bang Club 06.09. Dresden - Beatpol 07.09. Düsseldorf - Pretty Vacant
Windmill
24.09. Aachen - Musikbunker 26.09. Dortmund - FZW 30.09. Hamburg - Kulturhaus III&70 01.10. Dresden - Beatpol 02.10. Leipzig - Nato 03.10. Berlin – unclesally*s@Magnet 04.10. Fulda - Kulturkeller
The Offspring
01.09. München - Tonhalle
Ohrbooten
04.09. Ludwigsfelde - Kulturhaus 09.10. Einbeck - Eulenfest 10.10. Weinheim - Café Central 11.10. Bamberg - Live Club 14.10. Regensburg - Alte Mälzerei 18.10. Stuttgart - Wagenhallen 21.10. Karlsruhe - Substage 27.10. Würzburg - Post Club 28.10. Dresden - Beatpol 03.11. Fulda - Kreuz 04.11. Nürnberg - Hirsch 05.11. Köln - Stollwerck 25.11. Hamburg - Fabrik 26.11. Bielefeld - Kamp 27.11. Bremen - Lagerhaus 28.11. Hannover - Faust wird fortgesetzt
Peter Fox
The XX
13.10. Berlin - Lido 14.10. Hamburg - Grüner Jäger 15.10. Köln - Luxor 16.10. München – 59 to 1
EVENTS Lesung: David Schumann “The Tokyo Diaries” 08.09. Hamburg - Haus 73 09.09. Münster - Gleis 22 10.09. Augsburg - Ostwerk 11.09. München - Ampere 25.09. Braunschweig - Café Riptide 06.10. Leipzig - Moritzbastei 07.10. Oberhausen - Druckluft 08.10. Nürnberg - MuZ Club 09.10. Wiesbaden - Kulturpalast 14.10. Köln - Die Werkstatt 15.10. Osnabrück - Lagerhalle 16.10. Berlin - 101@Admiralspalast
25.08. Berlin - Wuhlheide 26.08. Berlin - Wuhlheide 28.08. Losheim - Strandbad 29.08. Düren - Tag am See 04.09. Hamburg - Open Air Trabarena Bahrenfeld
SPOT ON DENMARK @REEPERBAHN FESTIVAl
The Devil Wears Prada
T-Mobile Extreme Playgrounds
25.10. Köln - Essigfabrik 26.10. Wiesbaden - Schlachthof 27.10. München - Backstage Halle
mit The Asteroid Galaxy Tour, When Saints Go Machine, Oh No Ono, Turboweekend 26.09. Hamburg - Knust
mit Rise Against, Fruit Loops 30.08. Hamburg - Wasserskiarena Pinneberg
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MIX
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Snow Patrol
Mit dem Go Kart nach Karlsruhe „Das ist eine klasse Abwechslung zwischen den Shows“, erklärt Snow Patrol-Bassist Paul begeistert, als er einen kurzen Boxenstopp bei der von T-Mobile anberaumten Go Kart-Sause für eine eiskalte Erfrischung nutzt. Parallel drehen seine Bandkollegen im Hintergrund die letzten Runden des Qualifying. Ganz im Sinne des Snow Patrol-Hits „Chasing Cars“ luden T-Mobile die Briten ein, auf der Kartbahn Liedolsheim bei Karlsruhe einen der legendären Street Gigs zu bestreiten. Vor seinem ersten Rennen ist Paul mindestens genauso unter Strom wie einst Ferrari-Pilot Michael Schumacher. Dass die britischen Pop-Rocker sonst meist durch die Gegend kutschiert werden, anstatt selbst am Steuer zu sitzen, beweisen sie kurz danach während des Rennens. Sieht das Kartgetümmel anfangs noch ziemlich durcheinander aus, lichtet sich das Feld doch sehr schnell. Angeführt wird die Renngemeinde von der Street Gigs-MTV Insider Gewinnerin, deren Abstand von Runde zu Runde immer größer wird. Dementsprechend sieht sie die schwarz-weiße Fahne als erstes und ist die umjubelte Heldin. Wie es sich für echte britische Gentlemen gehört, gönnen sie der einzigen Frau auf der Strecke den Sieg, verschwinden aber auch gleich wieder in ihren Miniboliden, um noch einige Extrarunden anzuhängen. Diese haben sie jedenfalls nötiger als sich auf das Konzert am Abend vorzubereiten. Denn wie sie ihre Fans in den Bann ziehen, wissen sie schon etwas länger. Wenigstens auf diesem Gebiet sind sie absolute Profis. Text: Daniel Bockmeyer
T-Mobile Street Gigs Mit Razorlight in den Steinbruch
Das habt ihr gut gemacht! Dass Razorlight am 17. September vor atemberaubender Kulisse im Steinbruch Oetelshofen bei Wuppertal spielen werden, verdanken sie nur euch. Von zahlreichen Vorschlägen, wo der T-Mobile Street Gig mit den Engländern stattfinden könnte, haben sich Johnny Borrell und Co. für diesen eindrucksvollen Ort entschieden. Die Tickets für die Show könnt ihr wie gewohnt nicht kaufen, sondern nur bis zum 16. September unter t-mobile-streetgigs.de gewinnen. Wie verlosen auf sallys.net zwei Karten für die Show, mitsamt einem prachtvollen Samsung M7600 Beat DJ, das neben einer 3-Megapixel-Kamera auch über eine BeatDJ-Funktion verfügt, mit der ihr tolle Songs mischen und scratchen könnt.
T-Mobile Street Gigs Live: Razorlight 17.9. Steinbruch Oetelshofen bei Wuppertal Tickets unter: t-mobile-streetgigs.de
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KINO
unclesally*s magazine
Berlin ’36 Wer dachte, spätestens nach „John Rabe“ sei nun wirklich jede Geschichte des Dritten Reichs auf Film gebannt, täuscht. Denn auch „Berlin ’36“ hat noch eine durchaus interessante Anekdote zu erzählen, die vermutlich nicht jeder kennt. Die Geschichte über die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann (Karoline Herfurth), die 1936 von den Nazis aus weltpolitischen Gründen zwar zu den Olympischen Spielen zugelassen wird, aber natürlich trotzdem am Start gehindert werden soll, ist das faszinierende Pfund, mit dem der Film wuchern kann. Nicht zuletzt, weil gegen Bergmann die Konkurrentin Marie Ketteler (Sebastian Urzendowsky) ins Rennen geschickt wird, die eigentlich ein Mann ist. Ähnlich gut wie die Story sind die Hauptdarsteller, doch voll ausschöpfen kann „Berlin ’36“ sein Potenzial nicht. Das liegt vor allem an Regisseur Kaspar Heidelbach, der ein bisschen zu offensichtlich vom Fernsehen kommt und für einen Film, der auch vom Sport handelt, erstaunlich wenig schwungvoll ans Werk geht. Text: Patrick Heidmann Kinostart: 10. September 2009
Drei Fragen an:
Sebastian Urzendowsky Vor der Kamera steht er schon seit fast zehn Jahren, doch Sebastian Urzendowsky ist längst noch nicht so bekannt wie er es verdient hätte. Das dürfte daran liegen, dass der 24-jährige Berliner keinen Teenie-Mainstream, sondern lieber anspruchsvol-
Wüstenblume les Kino dreht. Nach „Pingpong“, „Die Fälscher“ oder „Anonyma“ folgen nun gleich zwei neue Filme: „Berlin ’36“ und „Es kommt der Tag“. Sebastian, hat man nach so vielen schwierigen Rollen noch Respekt vor Herausforderungen? Natürlich hat man den noch! Ich hatte im Fall von „Berlin ’36“ sogar richtig Schiss, schließlich sollte das unbedingt glaubwürdig sein. Die Schwierigkeit bestand in diesem Fall darin, dass meine Figur weder Transvestit noch transsexuell ist. „Marie“ will gar keine Frau sein, sondern wird – erst von der Familie, dann von den Nazis – dazu gezwungen. Ich musste mir also sowohl die Männlichkeit behalten als auch weiblich genug sein, um tatsächlich nicht aufzufallen als Mann in Frauenkleidern. Meine größte Sorge war, dass es vielleicht zu gekünstelt rüberkommen könnte, denn es durfte auf gar keinen Fall tuntig wirken! Abgesehen vom Laufen in Frauenkleidern – wie sah die Vorbereitung aus? Wir haben viel trainiert, zusammen mit Klaus Beer, der 1968 mal eine Olympia-Medaille im Weitsprung gewonnen hat. Das ist ein Supertyp, mit dem wir zwei- oder dreimal die Woche auf dem Sportplatz vom Olympiastützpunkt in Lichtenberg trainiert haben. Wir machten da unsere vergleichsweise stümperhaften Sprünge, während nebenan ein paar Zehnkämpfer ihre Runden drehten, die dann kurz danach zu den Spielen nach Peking abgereist sind. Wie kommt es eigentlich, dass du nie irgendwelchen Teenie-Mist gedreht hast? Zum einen liegt das sicher daran, dass es mich einfach nie interessiert hat. Als ich in dem Alter war, wollte ich auch gar nicht unbedingt Schauspieler werden. Deswegen habe ich nur sehr ausgewählte Filme gemacht, auf die ich wirklich Lust hatte. Und zum anderen ist das wahrscheinlich eine normale Entwicklung, wenn man ein-, zweimal Sachen gemacht hat, die in eine bestimmte Richtung gehen. Dann kommen natürlich auch nur bestimme Leute auf dich zu, weil sie sich schließlich an dem orientieren, was sie von dir schon kennen. Interview: Patrick Heidmann
Keine Frage, das Thema der Beschneidung von Mädchen und Frauen auf dem schwarzen Kontinent ist ein ernstes, das jede Aufmerksamkeit verdient hat. Aber trotzdem denkt man bei Afrika im Zusammenhang mit deutschen Filmen erst einmal an Ärgerliches wie Veronica Ferres oder „Feuerherz“. Um so erfreulicher daher nun Sherry Hormanns „Wüstenblume“, die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Topmodel Waris Dirie, die dort über ihre Modelanfänge in London sowie vor allem die Kindheit in Afrika und ihre persönlichen Erfahrungen mit besagtem schrecklichen Ritual erzählt. Der überwiegend mit deutschem Geld, aber auf Englisch und mit tollen Schauspielern wie Sally Hawkins („HappyGo-Lucky“) oder Timothy Spall („Harry Potter“) gedrehte Film wird nämlich nicht nur der Protagonistin (verkörpert von Liya Kibede) und ihrem Schicksal gerecht. Gleichzeitig überzeugt er auch als bewegendes und unterhaltsames Kino, das mit Ethnokitsch absolut gar nichts zu tun hat. Text: Patrick Heidmann Kinostart: 24. September 2009
Drei Fragen an:
Liya Kebede Im Kino beschränken sich die Erfahrungen von Liya Kebede bisher auf kleine Auftritte in „Der gute Hirte“ und „Lord of War“. Doch die Hauptrolle in „Wüstenblume“ war trotzdem wie geschaffen für die 31-jährige Äthiopierin. Denn genau wie
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KINO
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Taking Woodstock Waris Dirie, die sie dort verkörpert, ist die Mutter zweier Kinder weltweit als Topmodel erfolgreich und wurde schon für Victoria’s Secret, Louis Vuitton, Revlon und andere fotografiert. Liya, kanntest du deine Kollegin Waris Dirie, auf deren Leben „Wüstenblume“ basiert? Lustigerweise sind wir uns vor vielen Jahren auf einer Party begegnet, ohne zu wissen, wer wir sind. Wir unterhielten uns toll und ich war richtig fasziniert von ihr. Aber weil wir uns nicht mit Namen vorgestellt hatten, erfuhr ich erst viel später, wer sie war. Als Vorbereitung für den Film habe ich dann erst einmal nur ihr Buch gelesen. Tatsächlich in aller Form kennen gelernt haben wir uns erst am allerletzten Drehtag. Dadurch war ich bei der Arbeit freier und konnte meine eigene, fiktionalisierte Version dieser Frau spielen und hatte nicht immer die echte Waris vor Augen. Wie sie bist auch du sozial engagiert... Ja, ich bin unter anderem UN-Sonderbotschafterin und kümmere mich für die Weltgesundheitsorganisation um das Wohlergehen von Müttern in Afrika. Die Aufklärungsarbeit, die ich da mache, hat durchaus auch mit Waris’ Kampf gegen die Beschneidung weiblicher Genitalien zu tun. Auch in meiner Heimat Äthiopien ist diese schreckliche Tradition natürlich ein Thema. Nicht unbedingt in dem städtischen Milieu, in dem ich aufgewachsen bin, aber in den Dörfern auf dem Land. Hat man es als Dunkelhäutige in der Modebranche eigentlich immer noch schwerer? Natürlich gibt es dort Rassismus, das habe ich oft genug erlebt. Es ist nicht so, dass man offen angefeindet wird, aber ich war in vielen Situationen, wo mir nicht die gleichen Möglichkeiten offen standen wie weißen Models. Es gab sogar Jobs, bei denen mir klipp und klar gesagt wurde, dass meine Hautfarbe ein Problem sei. Aber die Lage verbessert sich nach und nach. Nicht zuletzt dank Obama. Dass jemand wie er im Weißen Haus sitzt, geht selbst an der Modebranche und der Werbung nicht spurlos vorbei. Interview: Patrick Heidmann
40 Jahre ist es her, dass die Hippie-Massen im kleinen Örtchen Woodstock zusammenkamen und in einem bis heute unerreichten Festivalausnahmezustand ihr Love-Sex-Drugs-and-Peace-Lebensgefühl zelebrierten. Nun lässt Ang Lee in „Taking Woodstock“ die drei Tage des legendären Musikhappenings und die Hippie-Ära mit detailversessenem Aufwand wieder aufleben. Was sich damals auf der Bühne abspielte, kommt in seinem Blick zurück allerdings nicht vor. Stattdessen erzählt er von der Selbstbefreiung eines jungen Mannes namens Elliot Tiber (Demetri Martin), der das Motel seiner Eltern wieder zum Laufen bringen will und dabei in die Woodstock-Organisation hineinstolpert. Der auf einer wahren Begebenheit basierende Film lehnt sich dabei zurück und lässt sich mit sanfter Tragikomik jenseits der emotionalen Untiefen von „Brokeback Mountain“ oder „Lust und Begierde“ treiben. Ein cineastisches Leichtgewicht, das sich ähnlich schnell verflüchtigt wie eine Haschischwolke, aber immens sympathisch ist. Text: Sascha Rettig Kinostart: 3. September 2009
Drei Fragen an:
Demetri Martin Insider kennen Demetri Martin als Stand-Up Komiker aus dem amerikanischen Fernsehen, doch als Schauspieler ist der Sohn griechischer Elter ein unbeschriebenes Blatt. Dass sich das nun schlagartig ändern wird, versteht sich von selbst. Denn mit
seiner amüsant-sympathischen Leistung in „Taking Woodstock“ empfiehlt sich der 36-Jährige für mehr. Demetri, wie hat es dich ins Showgeschäft verschlagen? Ich ging eigentlich aufs College und danach zwei Jahre auf die Law School, weil ich damals Anwalt werden wollte. Aber irgendwann merkte ich, dass ich eigentlich lieber Komiker wäre, also brach ich mit 24 das Studium ab und stürzte mich in die Stand-Up-Comedy-Szene. Tagsüber habe ich mit Korrekturlesen meinen Lebensunterhalt verdient und abends stand ich in kleinen Clubs auf der Bühne. Das mache ich jetzt seit zwölf Jahren, wobei ich zwischendurch auch mal Gagschreiber bei Conan O’Brien war und ein paar Sachen für die Daily Show mit Jon Stewart gemacht habe. Und wer hat dich für den Film entdeckt? Eigentlich die Tochter des „Taking Woodstock“-Produzenten. Die hat einige meiner Sachen auf YouTube gesehen und mich ihrem Vater vorgeschlagen. Ich hatte schon eine Weile überlegt, auch mal ein paar Erfahrungen mit der Schauspielerei zu machen. Aber dass mir dann gleich eine solche Hauptrolle angeboten wurde, hat mich doch ziemlich von den Socken gehauen. Und dann auch noch von Ang Lee! Die ersten Tage am Set konnte ich mich vor Nervosität kaum bewegen. Was war denn die größte Herausforderung? Vermutlich meine Kuss-Szene. Zuerst durfte ich ein Mädchen und gleich darauf einen Typen küssen. Ang dachte, es würde die Sache leichter machen, wenn wir einfach meine Freundin für die Rolle besetzen. Aber das machte die Sache fast noch bizarrer. Denn so musste ich nicht nur den ganzen Tag lang meine Zunge in den Mund eines Kerls stecken – sondern gleich danach auch schon wieder meine Freundin knutschen. Wir mussten das so oft drehen, dass ich irgendwann fast nicht mehr wusste, mit wem von beiden ich nun im Film und mit wem in der Realität zusammen bin. Interview: Patrick Heidmann
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KINO
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war das Leben eines Schauspielers. Und auch mit dem Befolgen von Regieanweisungen hatte ich schon Probleme, als ich zu Schulzeiten in der Theatergruppe mitmachte. Damals war ich sieben Jahre alt, habe jede Entscheidung des Regisseurs angezweifelt und schließlich das Inszenieren des Stückes mehr oder weniger selbst übernommen, weil ich alles besser wusste. Von dem Moment an war mir klar, dass nicht die Schauspielerei, sondern das Filmemachen mein Traum war. Ist das jetzt der Beginn einer glorreichen Darsteller-Karriere? Um Gottes Willen, bloß nicht! Im Grunde schäme ich mich eher dafür, dass ich nun auch Schauspieler bin. Denn obwohl es natürlich tolle Ausnahmen wie Brad Pitt gibt, verachte ich Hollywoodstars eigentlich.
Inglourious Basterds Wenn der Quentin mit den Nazis...
Wer Tarantinos neuesten Streich nach den eher ernüchternden Reaktionen auf die Cannes-Premiere im Mai schon als „zähes Werk (...) mit vielen Längen“ (Spiegel Online) abgeschrieben hatte, kann seiner Vorfreude wieder bedenkenlos freien Lauf lassen. Denn der zweieinhalbstündige Spaghettiwestern im Nazilook, der nun kaum verändert in die deutschen Kinos kommt, ist schlichtweg famos. Dass die titelgebenden Skalpjäger bisweilen doch stark in den Hintergrund treten, überrascht zunächst, schafft jedoch auch den nötigen Platz für einen zweiten, grandios erdachten und meisterlich erzählten Handlungsstrang, bei dessen genüsslichem Höhepunkt man fast aufjuchzen möchte vor Freude. „Inglourious Basterds“ ist ein großer, ein rundum gelungener Film, der einfach irre Spaß macht. Weiter so, Quentin! Text: Sebastian Gosmann Kinostart: 20. August 2009
Eli Roth Brad Pitt ist zwar in Tarantinos „Inglourious Basterds“ der größte Star und Christoph Waltz die größte Überraschung, aber die beste Einführungsszene hat der Star-Regisseur ausgerechnet einem Kollegen verpasst: Eli Roth („Hostel“), der als Bärenjude in seiner bisher größten Rolle als Schauspieler zu sehen ist. Eli, eigentlich bist du Regisseur. Seit wann zieht es dich auch vor die Kamera? Ich bin schon immer gerne in fremde Rollen geschlüpft. Was mich allerdings nie interessiert hat,
Hast du dir bei Tarantino dennoch etwas für deine Arbeit als Regisseur abgucken können? Auf jeden Fall! Am wichtigsten war es für mich zu erkennen, wie bedeutsam es ist, wenn man sich wirklich Zeit nimmt, um eine Szene vor Ort in der Kulisse zu proben. Quentin schickt am Anfang immer alle raus - außer den Schauspielern, um dann ganz in Ruhe und nur mit ihnen die Details durchzugehen. Und ich fand es sehr spannend, dass Quentin ganz ohne Monitore arbeitet. Er will auf keinen Fall, dass bei irgendwem die Konzentration nachlässt, weswegen auch Handys und Computer am Set verboten sind. Dafür hatten wir in Babelsberg ‘Checkpoint Charlie’ – einen riesigen deutschen Security-Mitarbeiter, der uns morgens die Telefone abnahm. Du kommst aus einer jüdischen Familie. Machte das die Arbeit an „Inglourious Basterds“ zu etwas Besonderem? Ja, vor allem weil wir in Deutschland gedreht haben. Die Familien meiner Eltern stammten aus Österreich und Polen, und bei uns war immer klar: alles Deutsche ist tabu. Es war eine großartige Erfahrung, nach Berlin zu kommen und zu merken, dass auch die Deutschen in meiner Generation die Nazis hassen. Meine deutschen Kollegen beim Dreh waren genauso begeistert wie ich, dass wir mit diesem Film die Realität umdrehen und es den NaziArschlöchern mal so richtig zeigen! Interview: Patrick Heidmann
It Might Get Loud Huldigt den Gitarrengöttern!
Regisseur Davis Guggenheim wendet sich mit seiner zweiten Kinodokumentation den schöneren Dingen des Lebens zu: der Musik. Oder, genauer gesagt, der EGitarre und der Liebe dreier Männer zu diesem wunderbaren Instrument: Jimmy Page, The Edge und Jack White. Die Frage, was denn der Letztgenannte, dessen Songs doch ein vermeintlich geringes Maß an gitarrenspielerischer Raffinesse aufweisen, in diesem Film zu suchen hat, löst sich schon in den ersten Minuten von „It might get loud“ in Wohlgefallen auf. White erweist sich gleich in mehrfacher Hinsicht als Glücksgriff. Denn der 34-Jährige ist die mit Abstand interessanteste Persönlichkeit in Guggenheims Dokumentation. So lernen wir nicht nur Whites absoluten Lieblingssong kennen, sondern erfahren auch, wie es damals in seinem Jugendzimmer ausgesehen hat (ein Gitarrenverstärker, zwei Schlagzeuge, kein Bett) und schauen zu, wie der Besessene aus einem Stück Draht, einem Holzklotz und einer Colaflasche eine funktionstüchtige E-Gi-
tarre bastelt: „Who says, you have to BUY a guitar?“ Zwischendurch wünscht man sich gar, „It might get loud“ handle nur von diesem Kerl. The Edge ist zwar ein netter Typ, und Jimmy Page weiß mit spontanem Luftgitarrenspiel zu punkten, aber so richtig spannend wird es während der für sie anberaumten Leinwandzeit nur selten. Guggenheim weiß anscheinend nicht viel mehr mit ihnen anzufangen, als immerfort ihre pure Prominenz auszustellen, was spätestens beim großen „Gipfeltreffen“ der Drei ein nicht unbeträchtliches Penetranzniveau erreicht. Text: Sebastian Gosmann Kinostart: 27. August 2009
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Oben
Der alte Mann und sein Haus Der Trend beim Animationsfilm ist gesetzt und er bewegt sich derzeit eindeutig in Richtung dritte Dimension. Sei es „Bolt“, „Monsters vs. Aliens“, „Ice Age 3“ oder zuletzt „Coraline“ - kaum ein Film der großen amerikanischen Zeichentrickhäuser, der auf den 3D-Effekt verzichten mag. Nun stößt auch Pixar, die zum Disney-Konzern gehörende Hitschmiede, die uns so bezaubernde Animations-Abenteuer wie „Toy Story“, „Findet Nemo“ oder zuletzt „Wall-e“ bescherte, mit ihrem zehnten Film in jene Gefilde vor. Und setzt erneut Maßstäbe. Die liegen nicht in spektakulären, ganz auf das 3D-Erlebnis zugeschnittenen Bildern, sondern fast im genauen Gegenteil: Selten kamen die 3D-Effekte so unspektakulär und beiläufig und damit zugleich so selbstverständlich daher wie hier. Denn Pixar ist sich und seinen Prinzipien treu geblieben: Die Effekte haben sich immer der Geschichte unterzuordnen, sie existieren nie für sich alleine. Und so sind auch hier wieder die Story und die in ihr auftretenden Figuren die eigentlichen und zugleich etwas eigentümlichen Stars. Der Held der Geschichte will so gar nicht dem langläufigen Klischee eines solchen entsprechen: Carl Fredicksen, 78 Jahre alt und verwitweter Rentner. Der erfüllt sich - von der Abschiebung in ein Altersheim bedroht - einen Lebenstraum: eine Reise in
Er wohnt nicht mehr, er lebt schon: Carl Fredricksen, 78.
den Amazonas-Urwald. Doch dorthin geht es nicht mit einem Ozeandampfer oder in einem Flugzeug. Der pensionierte Ballonverkäufer befestigt Tausende mit Helium gefüllte Luftballons an seinem Haus und lässt es von diesen davontragen. Doch entgegen seiner Erwartung tritt Carl die Reise nicht allein an: Hoch in den Lüften findet er auf seiner Veranda den verängstigten, achtjährigen Russel vor, der als Pfadfinder grade dabei war, seine gute Tat des Tages zu absolvieren, als das Haus plötzlich abhob. An Umkehr ist nicht zu denken, und so muss er die dauerquasselnde Nervensäge wider Willen mitnehmen nach Südamerika.
Gäbe es einen Preis dafür, wie man Herzenswärme und Detailverliebtheit mit trockenem Humor und einer Portion Action kombiniert, ginge der erste Platz an dieses Trickfilmabenteuer. Ein zauberhaft erzähltes und perfekt durchkomponiertes Filmerlebnis für die ganze Familie, denn für ein ordentliches Abenteuer ist man bekanntlich nie zu alt. Wenn es nur einen Film gibt, den man in diesem Jahr gesehen haben sollte, dann diesen – völlig egal ob mit oder ohne 3D-Brille. Text: Dirk Lüneberg Kinostart: 17. September 2009
Antichrist
Blutiger Depressions-Trip Zu drastisch in seinen Schockeffekten, zu gewollt in der Provokation und zu prätentiös war nach Ansicht vieler Kritiker der Film von Lars von Trier, der Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg als Paar im Ausnahmezustand zeigt, das um sein bei einem Unfall gestorbenes Kind trauert und sich in eine Holzhütte im Wald zurückzieht. Entstanden ist dieses zum Kunsthorror ausgebaute Psychodrama mit finsteren Humorinjektionen aus einer starken Depression heraus und die Mittel, die von Trier für seine filmische Selbsttherapie um Schuld, Ängste, Sexualität anwendet, sind dementsprechend radikal. Doch auch wenn der Däne viele Zuschauer mit selbstbeschnittenen Schamlippen in Großaufnahme oder einem blutspritzenden Penis vor den Kopf stößt und wieder einmal die Frage nach seiner Frauenfeindlichkeit aufwirft: „Antichrist“ lässt die Gedanken seines Publikums rotieren, schreckt auf und entfacht sein audiovisuelles Inferno auch mit einer formalen Brillanz, wie man sie zuletzt in seinen Werken vor der Dogma-Phase gesehen hat. Text: Sascha Rettig Kinostart: 10. September 2009
Charlotte Gainsbourg über Lars von Trier „Drehbücher interessieren mich in letzter Zeit nicht so sehr. Stattdessen suche ich mir meine Filme nach den
A Forest: Charlotte Gainsbourg in „Antichrist“.
Kollegen aus, mit denen ich arbeiten will, und vor allem nach den Regisseuren. Deswegen habe ich nie auch nur einen Moment gezögert, die Rolle in ‘Antichrist‘ anzunehmen, obwohl mir das Drehbuch mehr Angst machte als jeder Horrorfilm. Natürlich wusste ich von Anfang an, dass Lars von Trier ein Regisseur ist, der enorm viel von seinen Schauspielern einfordert.“ Und weiter: „Lars hat sich sehr stark mit meiner Figur im Film assoziiert, nicht zuletzt weil es ihm ähnlich ging. Er war enorm verletzlich, emotional sehr gestresst und allgemein in keinem guten Zustand. Vor Beginn der Dreharbeiten warnte er uns, dass es passieren könne, dass er einfach irgendwann aufsteht und verschwindet, den Film einfach im Stich lässt. Davor
hatte ich schreckliche Angst, weswegen ich mir die allergrößte Mühe gegeben habe, seine Erwartungen noch zu übertreffen. Dabei schien ihm gar nicht klar zu sein, welche Kraft er bei aller Schwäche ausstrahlte. Irgendwann merkte man, dass es ihm immer besser ging – und das hat uns alle noch mehr beflügelt. Lars’ exzessive Art des Arbeitens war für mich vollkommen neu und eine einzigartige Erfahrung. Könnte doch nur jeder Filmdreh so erfüllend sein!“ Charlotte Gainsbourg wurde für ihre Rolle in „Antichrist“ beim Festival in Cannes mit der Palme als „Beste Schauspielerin“ ausgezeichnet. Aufgezeichnet von Patrick Heidmann
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KINO SHORTCUTS
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Adam Junge trifft Mädchen, und obwohl sie offensichtlich nicht zusammen passen, sprühen irgendwann allen Widrigkeiten zum Trotz doch die Funken. Im Genre der romantischen Komödien wird diese Geschichte quasi im Monatstakt neu erzählt, und es ist sicher nicht leicht, der Sache irgendwie noch neue Aspekte abzugewinnen. „Adam“ (ab 24.9.) begegnet diesem Dilemma, in dem er seinen in die Nachbarin (Rose Byrne) verliebten Titelhelden am Asperger Syndrom leiden lässt, einer schwachen Form von Autismus. Dass sich der Kitsch trotzdem in Grenzen hält und „Adam“ die Krankheit zwar nicht intensiv, aber wenigstens respektvoll behandelt, ist die einzige Überraschung des Films von Max Mayer, der ansonsten ganz den Genre-Konventionen folgt. Zarter Humor, ein stimmiges Ende und vor allem die beiden einnehmenden Hauptdarsteller Dancy („Shopaholic“) und Byrne („Knowing“) machen ihn aber immerhin zu einem der angenehmeren Beiträge des Genres. Text: Patrick Heidmann
Chéri Im Paris der Zwanzigerjahre soll die alternde Kurtisane Lea de Lonval (Michelle Pfeiffer) aus Chéri (Rupert Friend), dem Sohn ihrer Kollegin Madame Peloux (Kathy Bates), einen Mann machen. Doch was als kurze Liaison geplant war, entwickelt sich zu einer sechsjährigen Beziehung und echter Liebe – bis Madame Peloux eine wohlhabende Ehefrau für Chéri findet und die Hochzeit plant. Gute Schauspieler (allen voran Kathy Bates), gelungene Dialoge und tolle Kostüme können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Chéri“ (ab 27.8.) zwar kein wirklich schlechter, aber doch ein recht belangloser Film geworden ist. Das erneute Aufeinandertreffen von Regisseur Stephen Frears, Drehbuchautor Christopher Hampton und Schauspielerin Michelle Pfeiffer nach „Gefährliche Liebschaften“ hat die Erwartungen an „Chéri“ bereits so hoch gesteckt, dass sie eigentlich nur scheitern konnten. Und zumindest diese Erwartung wurde erfüllt. Text: Daniel Schieferdecker
Beim Leben meiner Schwester Als im Alter von zwei Jahren bei Kate (Sofia Vassilieva) Leukämie diagnostiziert wird, beschließen ihre Eltern (Cameron Diaz & Jason Patric) noch ein weiteres Kind zu bekommen, das Kates Leben retten könnte. Doch Anna (Abigail „Little Miss Sunshine“ Breslin) hat irgendwann keine Lust mehr, als menschliches Ersatzteillager für ihre ältere Schwester zu dienen, und beauftragt einen erfolgreichen Anwalt (Alec Baldwin), der für die Durchsetzung ihrer medizinischen Unabhängigkeit vor Gericht kämpfen soll. Ihre Familie zeigt sich von dem sehr eigenmächtigen Schritt der Elfjährigen überrascht und naturgemäß wenig begeistert. „Beim Leben meiner Schwester“ (ab 27.8.) ist ein erstaunlich prominent besetztes, überzeugend gespieltes, thematisch nicht uninteressantes und durchaus reflektiertes, aber letztlich doch sehr seichtes und in Watte gepacktes Tränenrührer-Melodram um eine Familie im Im-Angesicht-des-Todes-Ausnahmezustand. Text: Dirk Lüneberg
Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 Joseph Sargents Original von 1974 war ein grobkörniger, schnörkelloser Spannungsfilm der glorreichen Siebziger und vielleicht wird man über Tony Scotts Remake in ferner Zukunft Ähnliches sagen. Natürlich hat der Mann, der sich für „Top Gun“ und ähnliches verantworten muss, seine Geschichte schneller und modischer inszeniert, damit das Jungvolk nicht einschläft. Die Geschichte bleibt einfach und deswegen grandios: Terroristen entführen eine New Yorker UBahn. Kommt innerhalb einer Stunde kein Lösegeld angerollt, erschießen sie pro Minute eine Geisel. Seine beiden Hauptdarsteller Denzel Washington und John Travolta lässt Scott in „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ (ab 24.9.) wie Paradepferde ihre Lieblingsdisziplinen absolvieren. Washington bleibt ruhig, bis er am Ende doch zur Pistole greifen muss. Travolta spielt den exaltierten Schurken. Bis auf den uninspirierten Schluss: besser als erwartet. Text: Gordon Gernand
The Brothers Bloom Wes Anderson trifft Ocean’s Eleven - das trifft die Sache schon ganz gut! Schließlich erzählt „The Brothers Bloom“ (ab 27.8.) von den Brüdern Bloom (Adrien Brody) und Stephen (Mark Ruffalo), die seit frühester Jugend als Trickbetrüger unterwegs sind und immer wieder elaborierte Pläne austüfteln, die an Theatralik und Exzentrik kaum zu überbieten sind. Bis Bloom sich nach einem normalen Leben sehnt und ausgerechnet für das vermeintlich letzte Opfer (Rachel Weisz) echte Gefühle entwickelt. Natürlich muss man ehrlich sein: der neue Film von Rian Johnson erreicht weder die Brillanz des einen noch des anderen eingangs erwähnten Vergleichs. Zumal wie schon beim Teenie-Noir-Krimi „Brick“ Johnsons cleveres Konzept - eine doppelbödige Gaunerkomödie in zeitlosem Gewand randvoll mit sonderbaren Details - in der Praxis nicht ganz so geschmeidig aufgeht wie in der Theorie. Aber aufwändig inszeniertes und hochkarätig besetztes Amusement ist ja auch schon viel wert! Text: Patrick Heidmann
Julie & Julia Hier Julia Child (brillant wie immer: Meryl Streep), die Mitte des 20. Jahrhunderts mit ihrem gut situierten Diplomaten-Gatten (Stanley Tucci) um die Welt zieht, in Frankreich ihre Liebe zum Essen sowie das Talent zum Kochen kultiviert und später in den USA zum ersten weiblichen Koch-Star im Fernsehen wird. Dort Julie Powell (süß wie immer: Amy Adams), die Anfang des 21. Jahrhunderts ihre Schriftsteller-Ambitionen zu Gunsten eines Aushilfsjobs ad acta gelegt hat, vom Leben gelangweilt ist und irgendwann beschließt, Childs Rezepte nachzukochen und darüber zu bloggen. Nora Ephron verknüpft diese beiden wahren Geschichten in „Julie & Julia“ (ab 3.9.) mit einer sehr guten Portion Witz und geschliffenen Dialogen, einer Prise Rührseligkeit und jeder Menge Küchenszenen. Und fast gelingt es ihr sogar darüber hinwegzutäuschen, dass eine der beiden Erzählungen - oder besser: eine der beiden Frauen - unendlich viel interessanter ist als die andere. Text: Patrick Heidmann
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KINO SHORTCUTS
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LOL
Sturm
Whisky mit Wodka
Neues Schuljahr, neue Dramen, geile Partys, nervige Eltern, verbotene Drogen und das erste Mal. Dies alles durchleben wir mit der 16-jährigen Lola, genannt Lol (Christa Theret), ihrer Clique und ihrer allein erziehenden Mutter Anne (Sophie Marceau). Da Lols Freund Arthur (Félix Moati) sie im Sommerurlaub betrogen hat, schickt sie ihn in die Wüste. Trost und Unterstützung erfährt sie danach von Mael (Jérémy Kapone), der dummerweise Arthurs bester Freund ist. Lols Mutter versucht hingegen, die Beziehung zu ihrem Ex-Mann wieder zu beleben und zugleich einen um sie werbenden Polizisten abzuwehren. Die Newcomerin Theret ist eine echte Entdeckung und Marceau (auf sallys. net im Interview!) auch als Mutter noch ein Knüller. „LOL“ (ab 27.8.) wird temporeich und lässig zugleich erzählt und die ungekünstelten Dialoge wirken wie dem Leben von den Lippen abgelesen. Die zeitgemäße Antwort auf „La Boum“, den französischen Teenie-Knaller aus den Achtzigern.
Es geht um das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag – ein sperrigeres Thema für sein Polit-Drama hätte sich Hans-Christian Schmid kaum aussuchen können. Wenn man dann noch Schmids dokumentarfilmgeschulte Erzählweise, seine realitätsnahe Inszenierung ohne künstliche Effekte sowie die notwendig lange Einführung ins Sujet hinzu nimmt, dann riecht das nach Anstrengung, Langatmigkeit und Langeweile. Doch weit gefehlt, denn wem ein Mehr an Politik im Lichtspielhaus nichts ausmacht, der wird mit der Geschichte um die Anklägerin Hannah Maynard (Kerry Fox) und ihren Kampf gegen serbische Kriegsverbrecher, Kollegen und den Gesetzgeber fürstlich entlohnt werden. Dabei überzeugt nicht nur die beherzt aufspielende Fox, sondern auch die rumänische Darstellerin Anamaria Marinca als verängstigte Zeugin Mira Arendt. Herausragend beobachtet, feinfühlig inszeniert und packend erzählt – „Sturm“ (ab 10.9.) ist deutsches Kino 2.0.
Regisseur Telleck (Sylvester Groth, gerade auch als Goebbels in „Inglourious Basterds“ zu sehen) hat ein Problem: sein Star Otto Kullberg (Henry Hübchen) ist dem Alkohol sehr zugetan und droht, den großen Kostümfilm platzen zu lassen. Doch der Produzent hat eine Idee: Man könnte doch einen zweiten Hauptdarsteller engagieren und alle Szenen doppelt drehen. Angeblich basiert „Whisky mit Wodka“ (ab 3.9.) lose auf einer wahren Defa-Begebenheit, doch darauf kommt es bei der Brillanz des Drehbuchs von Wolfgang Kohlhaase gar nicht an. Viel entscheidender ist, dass auch der wie immer stilsichere Regisseur Andreas Dresen und die famosen Schauspieler das komödiantische Timing ähnlich perfekt beherrschen, so dass ein Film dabei herauskommt, der gleichzeitig ironischen Einblick in die Filmbranche wie kluge Erkenntnisse zum Älterwerden und der Vergänglichkeit von Träumen gewährt.
Wickie und die starken Männer
Wie das Leben so spielt Year One – Aller Anfang ist schwer Mit Filmtiteln ist das so eine Sache. Im Falle von „Wie
Text: Dirk Lüneberg
„Wickie und die starken Männer“ (ab 9.9.) ist nicht zuletzt aufgrund seines schlichten Humors zuallererst für Kinder gemacht. Das liegt natürlich auch daran, dass der Protagonist Wickie (erstklassig: Jonas Hämmerle) noch selbst ein Kind ist. Ein relativ schlaues allerdings, das seinen Vater, den WikingerHäuptling Halvar (Waldemar Kobus), an Cleverness locker in den Schatten stellt. Eine Kombination aus Gehirnschmalz und Muskelkraft wird dann auch benötigt, als Wickie, Halvar und seine Mannen sich aufmachen, um die geraubten Kinder ihres Dorfes wieder nach Hause zu holen. Die typgerecht zusammen gestellte und mit zahlreichen prominenten Kurzauftritten gespickte Besetzung ist der große Pluspunkt dieser Realverfilmung der Trickfilmreihe aus den Siebzigern, die zwar aufwändig und liebevoll produziert wurde, bei der zugleich aber nicht jeder Gag wie geplant zündet. Text: Dirk Lüneberg
Text: Daniel Schieferdecker
das Leben so spielt“ (ab 17.9.) ist der deutsche an Banalität kaum zu übertreffen. Doch auch das Original - „Funny People“ - könnte für Verwirrung sorgen. Denn es geht zwar im neuen Film von Judd Apatow („Beim ersten Mal’) um Comedians. Aber eine echte Komödie ist er trotzdem nur bedingt. Im Mittelpunkt steht der zum Filmstar gewordene Komiker George (Adam Sandler), der erfährt, dass er an Krebs erkrankt ist. Zeit also, das eigene Leben zu überdenken, sich einen jungen Kollegen (Seth Rogen) als Assistenten zu nehmen und die Liebe des Lebens (Leslie Mann) wiederzutreffen. Der ernste Unterton steht dem Apatowschen Humor durchaus gut zu Gesicht. Das permanente Kreisen um die eigene Stand-Up- und Hollywood-Welt könnte den weniger Eingeweihten allerdings bald abschrecken - und als der Film davon schließlich ablässt und sich konventionelleren Familienthemen widmet, geht ihm die Puste aus. Text: Patrick Heidmann
Text: Patrick Heidmann
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Machen wir es ganz kurz, es ist viel zu traurig um zu lamentieren: Jack Black macht weiterhin in Humor für Doofe. Als Urzeitmensch Zed streunen er und sein Freund Oh (Michael Cera aus „Superbad“ und „Juno“) durch die Welt auf der Suche nach Erkenntnis, nachdem sie aus ihrem Dorf verbannt wurden. Dabei machen sie irgendwann in der Bibelgeschichte Halt, erleben wie Kain Abel erschlägt und landen schlussendlich in Sodom – vom historisch abgesicherten Raum der Altsteinzeit in die mystische Märchenwelt der Religion. Noch schlimmer ist, dass Black wirklich Besseres könnte. Aber in „Year One – Aller Anfang ist schwer“ (ab 27.8.) von Harold Ramis, der immerhin mal „Und täglich grüßt das Murmeltier“ inszenierte, gibt es nur groben Unfug mit Körperflüssigkeiten und latente Homophobie im Gewand der Massenbespaßung. Text: Gordon Gernand
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KINO DVD
unclesally*s magazine
DVD des Monats Milk
(Constantin/ Highlight/ Paramount) Für jeden, der Gus van Sants ebenso zärtliches wie vibrierendes Biopic über den Schwulenaktivisten und Politiker Harvey Milk im Kino verpasst hat, ist diese DVD ein absoluter Pflichtkauf. Denn „Milk“ bietet Leidenschaft pur - auf darstellerischer (Sean Penns glänzende Leistung) und dramaturgischer Ebene (Dustin Lance Blacks starkes Drehbuch) ebenso wie auf der inszenatorischen. Es ist schlicht beeindruckend, wie effektiv van Sant das zeitgenössische, aus Robert Epsteins - ebenfalls großartiger - Dokumentation „The Times of Harvey Milk“ aus dem Jahr 1984
entstammende Filmmaterial aus dem San Francisco der Siebziger einzusetzen weiß, um eine vergangene Zeit, ja, ein ganzes Lebensgefühl höchst authentisch zum Leben zu erwecken. Fast ist es, als würde man selbst an der Seite Penns und dessen Leinwandliebe James Franco Flyer verteilend durch den Castro-Distrikt schlendern, um anschließend mit ihnen in der Wahlkampfzentrale abzuhängen. Nach drei vergeblichen Anläufen wurde Milk 1977 doch noch in den Stadtrat von San Francisco gewählt - und nur zehn Monate später von dem konservativen Ratsmitglied Dan White erschossen.
Der ungezügelte Aktivismus, der Harvey Milk schließlich zum ersten bekennend homosexuellen Mann in einem politischen Amt der USA machte, ist derart ansteckend, dass man sich nach diesen erbaulichen zwei Stunden glatt aus dem Fernsehsessel schwingen möchte, um es ihm fortan gleichzutun. Ein zutiefst bewegendes und glücklich machendes Filmjuwel. Daumen hoch auch für das Bonusmaterial, das mit Hintergrundinfos zum Leben und Werk Harvey Milks nicht geizt.
96 Hours
Fast & Furious
Hunger
(Twentieth Century Fox) Wie gefährlich Osteuropa für US-Touristen sein kann, weiß man seit „Hostel“. Der Franzose Pierre Morel zeigt nun, dass auch Paris zur Falle für leichtsinnige US-Girls werden kann. Trotz Bedenken ihres Vaters reist die 17-jährige Kim dorthin und gerät, kaum angekommen, in die Fänge des organisierten Mädchenhandels. Der Papa macht sich sofort auf den Weg, denn er kennt die Statistik: nach 96 Stunden verliert sich die Spur des Mädchens für immer. Ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel aus der Feder von Luc Besson mit Liam Neeson als rachsüchtigem Vater in Hochform. Da drückt man bei ein, zwei Unstimmigkeiten gern ein Auge zu.
Text: Cornelis Hähnel
Der Vorleser
(Senator/Universum) In den Fünfzigerjahren lernt der Schüler Michael (David Kross) die 36-jährige Hanna (Kate Winslet) kennen und beginnt mit ihr eine Affäre, bis sie plötzlich aus seinem Leben verschwindet. Doch knapp eine Dekade später sieht Michael, mittlerweile angehender Jurist, sie plötzlich im Gerichtssaal wieder: Auf der Anklagebank für NS-Verbrechen. Insgesamt ist das Drama nach Bernhard Schlinks Bestseller vielleicht ein paar Minütchen zu lang, dennoch gelang Regisseur Stephen Daldry ein spannender Film um Scham, Schuld und Sehnsucht. Die Extras fallen je nach DVD-Edition unterschiedlich aus.
Text: Daniel Schieferdecker
Die Herzogin
(Paramount) Mit einer bezaubernden Keira Knightley, historischen Kostümen und wilden Landschaftsaufnahmen verfilmt Saul Dibb das Leben von Georgina Spencer, einer Vorfahrin von Lady Di, die im 18. Jahrhundert für ein selbstbestimmtes Leben kämpfte. Leider bleibt der Konflikt jedoch an der Oberfläche, die Dramatik der Bilder und der Musik findet sich kaum in der Handlung wieder. Knightleys Interpretation der Herzogin wirkt so stark, dass man kaum versteht, warum sie ihr Schicksal nicht mehr in die eigene Hand nimmt, Zwänge hin oder her. Als Extras gibt es ein ausführliches Making Of und Outtakes.
Text: Jochen Barthel
(Universal) Geboten wird einem hier das Übliche in Originalbesetzung: Aufgemotzte Karren, gefahren in schnellen Rennen von unendlich coolen und muskelbepackten Typen, die sich von leicht bekleideten Mädels anhimmeln lassen und selten um einen Spruch verlegen sind. Diesmal macht sich der in die USA zurückgekehrte Dom (Vin Diesel, einsilbig wie eh und je) auf die Suche nach den Mördern seiner Freundin Letty (Michelle Rodriguez), die zuletzt im Drogenmilieu als Kurierfahrerin arbeitete. Auf der DVD sind als Extras lediglich noch ein Audiokommentar, Outtakes und verschiedene Featurettes zu finden.
Text: Dirk Lüneberg
Frost/Nixon
Text: Sebastian Gosmann
(Ascot Elite) 1981 treten mehrere IRAGefangene in einen Hungerstreik. Der junge Bobby Sands (Michael Fassbender) wird zum Anführer und hungert sich, nach 66 Tagen, zu Tode. Der britische Künstler Steve McQueen liefert mit „Hunger“ ein spektakuläres Debüt ab, das endlich auf DoppelDVD mit Interviews und einem Blick hinter die Kulissen erscheint. In ruhigen Plansequenzen und wunderschön komponierten Bildern erzählt der Film radikal seine verstörende Geschichte, verknüpft Ästhetizismus und Aktivismus und schafft es, die Situation im Gefängnis für den Zuschauer mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Und das ist ebenso grandios wie schwer erträglich.
Text: Cornelis Hähnel
(Universal) Zwei Jahre nachdem das gleichnamige Theaterstück erfolgreich im Londoner Westend lief, machte Mainstream-Regisseur Ron Howard einen Film draus - seinen bis dato besten. Er kredenzt ein ungemein spannendes, von Michael Sheen und Frank Langella überragend gespieltes Rede- und Psychoduell, basierend auf den legendären NixonInterviews von 1977, während derer der verhasste Ex-Präsident zu einem historischen Schuldeingeständnis bewegt werden konnte. Der Film meistert den Spagat zwischen Polit- und Unterhaltungskino auf beispielhafte Weise. Das üppige Bonusmaterial beinhaltet u.a. Szenen aus den Original-Interviews.
Liebe auf den zweiten Blick
Hello Goodbye
Text: Elisabeth Nagy
Text: Sebastian Gosmann
(Splendid Entertainment) Was soll sie bloß mit ihrem Leben anfangen, jetzt, da ihr einziger Sohn erwachsen ist? Gisèle (Fanny Ardant) hat sich immer nach den anderen gerichtet - schon als sie zum Judentum konvertierte, obwohl ihr Mann nicht einmal beschnitten ist. Das muss Alain (Gérard Depardieu) nun nachholen, und zwar in Tel Aviv, wo seine Frau hofft, den Sinn des Lebens zu finden. Regisseur Graham Guit lässt Gisèles Wunschbilder auf die israelische Realität knallen, dekliniert die Suche nach sich selbst in der Fremde in allen denkbaren Variationen durch und toppt jede Pointe mit der nächsten. Dazu gibt es entfallene Szenen.
Text: Jochen Barthel
(Concorde) Harvey fliegt zur Hochzeit seiner Tochter nach London, doch den Platz an ihrer Seite hat bereits der Stiefvater eingenommen. Gekränkt will er umkehren - und lernt am Flughafen Kate kennen. Zwei einander Fremde und eine Stadt, das erinnert an „Before Sunrise“. Doch hier stehen die beiden schon jenseits der Lebensmitte und am Rand des Scheiterns... Dustin Hoffman trifft auf Emma Thompson, und beide haben so viel Spaß an ihrem dialogreichen Spiel, dass der Zuschauer einige Schwächen der Komödie gerne verzeiht. Neben einem Audiokommentar des Regisseurs und der Hauptdarsteller gibt es ein Making Of.
Notorious B.I.G.
(Twentieth Century Fox) Die Relevanz von Christopher Wallace aka Notorious B.I.G. ist in HipHop-Kreisen über alle Zweifel erhaben. Für alle außerhalb der Szene dürften sein Leben, Werk und Wirken jedoch nur schwerlich nachvollziehbar sein, zumal das Biopic an vielen Stellen wie ein RapKlischee aus Bitches, Beats und Ballermännern wirkt. Dennoch ist der Film für Fans ein Muss, denn das in Zusammenarbeit mit Biggies Mutter entstandene filmische Denkmal wurde von George Tillman jr. hervorragend in Szene ge-
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setzt und zollt einem der ganz Großen im Game den verdienten Respekt. Dazu gibt’s einen Audiokommentar, entfallene Szenen und mehr.
Text: Daniel Schieferdecker
Rachels Hochzeit
(Sony) Erst in Jonathan Demmes „Rachels Hochzeit“ durfte Anne Hathaway zeigen, wie viel Talent tatsächlich in ihr steckt. Als junge Kym, die vom Drogenentzug direkt beim Hochzeitswochenende ihrer Schwester landet, heult, lacht und streitet sie. Sie ist unsicher, sarkastisch und verletzlich, während alte Familienwunden aufbrechen und Konflikte eskalieren. Dabei wirkt „Rachels Hochzeit“ mit seinen Handkamerabildern selbst wie ein gut gemachtes Hochzeitsvideo: zwischen Tränen und Ausgelassenheit ist es mal langatmig, mal schmerzhaft, dann aber wieder rührend und sehr schön. Als Extras gibt es u.a. einen Audiokommentar und entfallene Szenen.
Text: Sascha Rettig
Radio Rock Revolution
(Universal) Großbritannien in den Sechzigern: Eine Gesetzeslücke erlaubt es einigen schrägen Vögeln, auf einem in der Nordsee ankernden Schiff einen quirligen Piratensender zu betreiben - und so das Königreich mit The Who und Jimi Hendrix bekannt zu machen. Bis sich diesem unerhörten Treiben der erzkonservative Postminister entgegenstellt. Auch wenn Richard Curtis’ dramaturgisch etwas chaotische Musikkomödie viel zu lang geraten ist, macht die Fahrt auf dem Rock’n’Roll-Dampfer - nicht zuletzt dank des famosen Bill Nighy als dandyhafter Senderchef -ziemlich Laune! Unveröffentlichte Szenen und diverse Audiokommentare gibt’s oben drauf.
Text: Sebastian Gosmann
The International
(Sony) Mit seinem dritten englischsprachigen Film ist Tom Tykwer endgültig in Hollywood angekommen und legt einen Politthriller vor, der hypermodern aussieht, aber trotzdem den Geist des Siebzigerjahre-Kinos atmet. Der Bezug zur aktuellen Weltkrise ist in der Geschichte
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über zwei Ermittler, die es mit einer mächtigen Bank aufnehmen, nicht annähernd so bedeutsam, wie die Presse es zum Kinostart weismachen wollte. Aber viel wichtiger ist ohnehin, dass „The International“ ein typischer Tykwer ist, mit eleganten Bildern, tollen Stars (Clive Owen, Naomi Watts) und einem furiosen Shoot-Out. Üppiges, sehenswertes Bonusmaterial rundet die DVD ab.
Text: Patrick Heidmann
The Wrestler
(Kinowelt) Ganze 29 Filmpreise hat „The Wrestler“ gewonnen, darunter den Goldenen Löwen und den Golden Globe für Hauptdarsteller Mickey Rourke. Die Rolle des abgehalfterten Wrestling-Stars Randy „The Ram“ Robinson ist Rourke aber auch wirklich wie auf den Leib geschnitten, und er scheint sie mit all dem auszufüllen, was er im Laufe seiner kuriosen Karriere an vergleichbaren Erfahrungen gemacht hat. Darren Aronofsky ist ein nachdenklich stimmendes Drama gelungen, das durch Rourkes deprimierende Präsenz noch lange nach Filmende nachhallt. An Extras gibt es außerdem Interviews, Making Of und Trailer obendrauf.
Text: Daniel Schieferdecker
Transsiberian
(Universum) Rucksacktourismus geht im filmischen Kontext selten gut. Regisseur Brad Anderson („The Machinist“) schickt in der neuesten Variante keine Teenager, sondern das gesetztes Paar Ray und Jessie (Woody Harrelson & Emily Mortimer) auf Reisen. Diesmal schlägt auch die Story einen überraschend ambivalenten Pfad ein, als nach Einführung der üblichen zwielichtigen Gestalten Jessie ihre unerwartet dunkle Seite offenbart... Ein bis in die Nebenrollen mit Ben Kingsley und Thomas Kretschmann gut besetzter, überdurchschnittlicher Thriller, dessen DVD zusätzlich mit Interviews und Making Of ausgestattet ist.
Watchmen
(Paramount) Als die sensationelle Graphic Novel „Watchmen“ 1986 erschien, veränderte sie die Sicht auf Comics und Superhelden. Im fiktiven Amerika der Achtzigerjahre ist Nixon noch immer US-Präsident und die USA können den kalten Krieg nur kalt halten, weil sie Dr. Manhattan, einen über Superkräfte verfügenden Mutanten, auf ihrer Seite haben. In dieser aufgeheizten Stimmung kommt eine Gruppe Kostümhelden einer Verschwörung auf die Spur, die in einer Katastrophe zu gipfeln droht. Zack Snyders kompromisslose Werktreue ist einerseits atemberaubend und macht die Filmversion zu einer der gelungensten Comicadaptionen der letzten Jahre. Andererseits verursacht sie aber auch Handlungslängen, die Nichtkenner der Vorlage stören könnten.
Text: Leon Ilsen
Willkommen bei den Sch’tis
(Prokino) Zwar brachen die Sch’tis in Frankreich alle Zuschauerrekorde. Aber welcher Deutsche würde über den Regionalklamauk des südfranzösischen Postbeamten lachen, der kulturgeschockt ins raue Nordfrankreich versetzt wird? Ebenfalls eine ganze Menge, und das lag wohl ausgerechnet mit an der Synchronisation, wurde doch eigens ein wundervoll bescheuerter Fantasiedialekt erfunden, der die herzige Culture-Clash-Komödie auf teutonische Weise komisch werden ließ. So bietet die DVD nicht nur Specials wie ein Interview mit Regisseur Dany Boon, sondern zeigt auch Christoph-Maria Herbst im Synchronstudio.
Text: Sascha Rettig
Text: Leon Ilsen
Best of the Rest Was man als Filmfan derzeit zu sehen bekommt, ist noch das Kino vor der Krise. Aktuell ist zwar weltweit spürbar weniger Geld für Produktionen da, doch bis vor kurzem wurde gedreht, was das Zeug hält. So viel sogar, dass vieles auf den Leinwänden der Republik kaum bis gar keinen Platz fand und deswegen nun auf DVD und Blu-ray um Aufmerksamkeit buhlt. „Die Bienenhüterin“ (20th Century Fox) etwa, eine mit Queen Latifah, Alicia Keys, Dakota Fanning und Jennifer Hudson prominent besetzte Romanverfilmung, die zwar etwas gefühlig, aber elegant eine magisch-realistische Geschichte aus den Südstaaten-Sixties erzählt. Und auch „Big Eden“ (Pro Fun) widmet sich – mit neun Jahren Verspätung in Deutschland – einer verklärten, aber rührenden Story: jener von Henry, der nach seinem Coming-Out in die Provinzheimat zurückkehrt, um den Vater zu pflegen. Einfach nur albern ist dagegen „Zufällig verheiratet“ (Disney), eine romantische Komödie, deren Besetzung mit Uma Thurman und Colin Firth deutlich hochkarätiger ist als die Geschichte. Sehr viel härtere Saiten werden, mit ähnlich bekannten Gesichtern, anderswo aufgezogen. „Franklyn“ (Ascot Elite) ist ein bemerkenswert ambitioniert erzähltes SciFi-Abenteuer mit Ryan Phillipe und Eva Green, während „Across the hall“ (HMH) mit schlichten Mitteln, aber überkonstruierter Erzählstruktur und Brittany Murphy in der Hauptrolle einen Racheplot strickt. Und dann ist da noch „Descent“ (Splendid), ein Vergewaltigungs- und Vergeltungsthriller, der für US-Verhältnisse ziemlich weit geht und ganz von der Präsenz der wunderbaren Rosario Dawson lebt.
Text: Patrick Heidmann
Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net
KINO DVD
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Kult
ALF - Season 1 (Warner)
Gerade noch rechtzeitig, bevor Gordon „ALF“ Shumway möglicherweise ganz und gar dem Fegefeuer des Vergessens anheim gefallen wäre, gibt es nun endlich Gelegenheit, die erste Staffel dieser herausragenden Achtziger-Sitcom in Ruhe zu genießen. Dabei stellt man fest, dass die Abenteuer des erstaunlichen Außerirdischen, der bei der Durchschnittsfamilie Tanner bruchlandet, immer noch genau so viel Spaß machen wie früher. Schön auch, endlich einmal die deutsche Fassung (tolle Stimmen, wechselhafte Übersetzungsqualität) mit dem Original vergleichen zu können - ganz zu schweigen davon, noch mal über die Zeitlosigkeit und Absurdität vieler Ideen zu staunen.
Text: Torsten Hempelt
WIN A LOT Auch in diesem Monat könnt ihr wieder zahlreiche der hier vorgestellten DVDs gewinnen. Schickt uns einfach eine Postkarte oder E-Mail (verlosung@ sallys.net) mit dem Kennwort „DVD-Verlosung“ und eurem Wunschtitel. Ggf. Altersnachweis nicht vergessen! Zu gewinnen gibt es: 3x Milk, 3x Alf, 3x Die Herzogin + Kosmetiktasche & Fächer, 3x The International + Tasche, 3x Hunger, 3x Der Vorleser, 3x 96 Hours, 3x Trauzeuge gesucht, 3x Liebe auf den zweiten Blick, 3x Hello Goodbye, 3x The Wrestler-Steelbook, 3x C’est la vie, 3x Rachels Hochzeit, 3x Across the Hall, 3x Plötzlich verheiratet, 3x Descent, 3x Franklyn, 3x Big Eden, 2x Willkommen bei den Schtis + Soundtrack, 2x Watchmen-Fanpakete inkl. DVD, 2x Notorious, 2x Die Bienenhüterin, 2x Frost/Nixon-Deluxe-Pakete, 2x Transsiberian, 1x Radio Rock Revolution + Poster, Tasche & Kondome sowie 1x Fast & Furious + 3 Taschen samt Glatzen-Polierzeug!
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COMPUTERSPIELE
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Kriminelle – treiben der Joker und seine Schergen ihr Unwesen und haben die Insassen unter ihre Kontrolle gebracht. Batman muss nun durch geschickte Nutzung seiner Gadget-Sammlung wie RöntgenScanner, Batarang oder Seilwerfer sowie lautlosen Aktionen im Dunkeln die Macht zurückgewinnen – eine Action-reiche Aufgabe, die einige Stunden unterhaltsame Geschicklichkeitseinlagen und Kämpfe mit zahlreichen Kombos erfordern. Detailreiche Grafik und düstere Musik garantieren eine perfekte Gänsehaut-Stimmung, Erfahrungspunkte und eine stetig größer werdende Ausrüstung sorgen für Abwechslung. Erst durch das Erledigen von Geheimaufträgen und das Freischalten zusätzlicher Extras kommt Gotham City der Befreiung näher – was nicht nur Comic-Fans ein paar angenehm schlaflose Nächte bescheren dürfte.
Batman: Arkham Asylum (Eidos) Für PC, Xbox360, PS3
2008 war das Jahr der Fledermaus – wohl kein Batman-Film zuvor rief ein derartiges Medienecho hervor wie das mit Preisen und Lob überschüttete Meisterwerk „The Dark Knight“. 2009 ist es wieder etwas ruhiger um den Superhelden geworden, eine Pause gönnt er sich aber nicht – statt der großen Leinwand ist er nun eben wieder auf PC und Spielekonsolen unterwegs. Batman: Arkham Asylum erzählt eine exklusiv für das Spiel verfasste Geschichte aus der Feder des Batman-Autors und Emmy-Gewinners Paul Dini, der unter anderem auch
an der ersten Staffel von Lost sowie an „Batman: The Animated Series“ mitgewirkt hat. Einmal mehr muss in Gotham City gegen bekannte Bösewichte gekämpft werden, das Szenario ist allerdings noch etwas düsterer als sonst. Im „Arkham Asylum“ - Gothams Psychiatrie für geisteskranke
Zusammen mit Eidos verlosen wir zur Veröffentlichung von „Arkham Asylum“ ein paar edle FanPakete. Hauptpreis ist eine Xbox360 inklusive „Arkham Asylum“, als zweiter Preis winkt die Collector’s Edition des Spiels für Playstation 3 inklusive 500-Seitem starken Fanbook. Der dritte Gewinner kann sich auf die PC-Version von „Arkham Asylum“ inklusive Comic zum Spiel freuen. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen. Text: Tito Wiesner
wird eventuell enttäuscht – Nintendo hat die Bedienung verbessert, aber nicht revolutioniert. Wo die Wii-Bedienung in der Vergangenheit durchaus präzise war, es aber doch immer mal wieder zu Verzögerungen oder nicht ganz genau umgesetzten Aktionen kam, geschieht jetzt alles allerdings nahezu perfekt und sofort. Zudem sind zusätzliche Aktionen wie Drehungen, das Anschneiden von Bällen und noch einiges mehr möglich. Deutlich profitiert etwa das Tischtennis-Spiel von Wii Motion-Plus: Schnelle Spielbewegungen und Bogenlampen-Bälle bieten deutlich mehr Spaß als das im direkten Vergleich träge wirkende Tennis in „Wii Sports“. Ähnlich gelungen präsentiert sich auch das schön umgesetzte Frisbee-Werfen, wo die Wurfbewegung der Hand ebenso geschmeidig von der Wii erkannt wird wie der Abwurfwinkel. Auch Basketball oder der Schwertkampf machen Spaß, Kanufahren, Fliegen oder Golfen hingegen sind eher durchschnittlich gelungen.
Wii Sports Resort (Nintendo) Für Wii
Tischtennis, Frisbee und Wakeboarding statt immer nur Golf oder Bowling: Nachdem wohl kein Wii-Spiel so häufig gespielt wird und derart mitverantwortlich ist für den Erfolg der aktuellen Nintendo-Konsole wie „Wii Sports“, sollen mit „Wii Sports Resort“ die Verkaufszahlen nun weiter angekurbelt werden. Dabei wird neben neuen Disziplinen auch auf eine verbesserte Bedienung gesetzt: Mit im Spiel-Paket steckt ein kleiner neuer Hardware-Zusatz namens Wii Motion Plus. Vor dem Spielstart muss die Wiimote daher in
die mitgelieferte Latex-Hülle mit Wii Motion Plus gesteckt werden, bevor es dann mit den aktuellen Sportspielen losgehen kann. Wer dank des kleinen ZusatzSensors ein vollkommen neues Spielgefühl erwartet,
Wer „Wii Sports Resort“ einmal gespielt hat, fragt sich jedenfalls, warum all das nicht schon in „Wii Sports“ möglich war. Verzögerungsfreie Umsetzung der Spieler-Bewegungen, perfektes Zielen, feinfühliges - wenn auch nicht stufenloses - Ausholen und Zuschlagen: Selten hat Bewegungssteuerung so viel Spaß gemacht wie hier. Im Paket mit „Wii Sports Resort“ für 45 Euro ist das Preis-/Leistungsverhältnis somit optimal: Stundenlanger Spielspaß ist garantiert, und früher oder später werden ohnehin die meisten Wii-Spiele die verbesserte Bewegungserkennung unterstützen - da können Wii-Besitzer schon jetzt beruhigt zugreifen. Text: Tito Wiesner
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Fight Night Round 4 (Electronic Arts) Für PS3
Die Boxsimulation von EA Sports geht in die vierte Runde. Und immer noch bzw. immer mehr überzeugt dabei die authentische Steuerung und das damit verknüpfte Gameplay: Wie bei den Vorgängern auch wird mit den Analogsticks gesteuert – mit rechts wird geschlagen und mit links bewegt, nur Spezialschläge werden mit Buttons ausgelöst - und so eine sehr realistische Handhabung ermöglicht. Mit insgesamt sehr guter Grafik durchläuft der Spieler im Karrieremodus alle Höhen und Tiefen des Boxwettbewerbs, um am Ende ganz oben als „Greatest of All Time“ anzukommen. Wer sich soweit durchgeboxt hat, wird bei der Online-Meisterschaft keine Schwierigkeiten haben, sich gegen echte Gegner im Netz durchzusetzen. „Fight Night Round 4“ kann auch offline an einer Konsole gegeneinander gezockt werden. Leider fehlen Boxer wie die Klitschkos – die Auswahl der Charaktere ist klar USA dominiert. Gutes Sportspiel! Text: Lukas-C. Fischer
Harry Potter und der Halbblutprinz (Electronic Arts) Für PC, Xbox360, PS3, Wii, DS
Lord Voldemort ist wiedererstarkt, die Totesser breiten sich aus, auf mysteriöse Weise verschwinden immer mehr Menschen – in Joanne K. Rowlings sechstem Harry Potter-Buch sowie dem seit Mitte Juli 2009 laufenden Kinofilm hat der junge Zauberer alle Hände voll zu tun. Der passende PCund Konsolentitel gibt sich da relaxter: „Harry Potter und der Halbblutprinz“ ist vor allem eine Zusammenstellung von immer wiederkehrenden Minispielen - dem Mixen von Zaubertränken, dem Duellieren via Zaubersprüchen und dem Quidditch-Spielen. Zwischendurch kann sich Harry frei durch Hogwarts bewegen, Gespräche führen und Geheimgänge suchen. Für Zauberlehrling-Fans sicher ganz nett - für erfahrene Spieler auf Dauer aber leider eher eintönig. Text: Tito Wiesner
The Conduit
Ice Age 3
Ein amerikanischer Geheim-Agent im Kampf gegen eine Alien-Invasion? Was bei den meisten Shooter-Fans wohl nur ein müdes Lächeln auslösen würde, ist unter erwachsenen Wii-Besitzern seit Monaten einer der am meisten erwarteten Action-Titel. Schließlich wurde The Conduit nicht nur exklusiv für die Wii entwickelt, sondern sollte die Nintendo-Konsole erstmals auch an ihre technischen Grenzen bringen. Und die Entwickler haben Wort gehalten: Auch wenn das Gameplay recht Shooter-typisch ist (ballern, ballern, ballern) begeistert der Titel mit vielen Details, tollen Effekten, kontinuierlicher Action und ein paar Extras wie einem „allsehenden Auge“ zum Scannen der Umgebung. Wii-Besitzer sollten also nicht nur auf Grund mangelnder Konkurrenz Jagd auf diese Aliens machen.
Im dritten Teil des Animations-Klassikers aus dem Hause Pixar treffen unsere Helden auf das unterirdische Reich der Dinosaurier. Sid entwickelt elterliche Ambitionen beim Versuch, drei Dino-Babies groß zu ziehen - was natürlich schief geht. Mithilfe des draufgängerischen Wiesels Buck gelingt es dem Rest der Herde um Manni und Diego schließlich, Sid aus seiner misslichen Lage zu befreien. Im Laufe des gegenüber dem Vorgänger deutlich verbesserten Spiels schlüpft man in sechs verschiedene Charaktere, reitet auf Flugsauriern und muss sich mit allerlei Viechern rumschlagen. Das erfordert viel Geschick und manchmal Geduld – dafür wird der Spieler mit stets neuen Herausforderungen, die die Möglichkeiten der Wii-Konsole intelligent nutzen, belohnt. „Ice Age“-Fans werden ihre Freude haben!
(Sega) Für Nintendo Wii
Text: Tito Wiesner
(Activision) Für Wii
Text: Linus Wilke
COMPUTERSPIELE
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2009: AN Internet Odyssey Den Kampf zwischen Mensch und Maschine hat die Filmindustrie schon lange für sich entdeckt. Die Rollen sind klar verteilt: Der Mensch ist gut und die Maschine ist böse. Klar, dass die Filmhelden ihre Gegner wie den „HAL 9000“ oder „T-800“ zum Schluss stets eliminieren und wir beruhigt das Kino verlassen können – das Gute, das Menschliche hat gesiegt. Wie sollte es anders sein? So zum Beispiel: Es tobt ein Kampf im Internet. Und es scheint so, als ob die Maschine die Schlacht gewinnen würde. Welche Maschine? Google. Vielen ist es wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass sich hinter sechs weltbekannten bunten Buchstaben ein mathematischer Roboter befindet, der kalt und emotionslos das Netz nach dem Schema eines geheimen Logarhithmus durchsucht und mit seinen Antworten das Internet (und damit einen guten Teil der westlichen Informationsgesellschaft) beherrscht. Google sagt von sich selbst „Don’t be evil“, aber jeder Drehbuchautor würde dieses Motto bei Rollenvergabe ignorieren. Gibt es Rettung? Wer bekommt die Heldenrolle? Facebook! Auch wenn beim Thema Datenschutz nicht alles im Reinen ist, schickt sich tatsächlich ein Social Network an, die Welt vor der Herrschaft des kalten Logarhithmus zu bewahren. Und im Grunde genommen sind es wir, die mit unseren Exhibitionismus dafür sorgen, dass die Informationssuche im Netz in Zukunft menschlicher werden kann und die Maschine den Kampf verliert. Ein Beispiel: Wenn ich einen Hautarzt in Berlin suche, kann ich a) bei Google auf die mathematisch optimierten Ergebnisse vertrauen oder b) meine Freunde auf Facebook mittels Statusmeldung befragen. Irgendwie klar, dass ich mich für eine Empfehlung aus meinem Umfeld entscheiden würde. 25% der Internetbevölkerung (250 Millionen Nutzer!) sind bei Facebook registriert und gemeinsam bilden sie eine ungeheure Wissensquelle. Die Möglichkeit, Pinnwandeinträge, Twitterund Statusmeldungen, Fotos und Videos all dieser Menschen systematisch zu durchsuchen und zudem auch Rückfragen stellen zu können, scheint mir eine mächtige Konkurrenz zu sein. Der finale Kampf wird bestimmt spannend. Mal sehen, was Google noch so drauf hat... Das Popcorn schon in der Hand hat *Lou Canova
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COMICS
unclesally*s magazine
5 Fragen an Jon J Muth
Sag’s treffender...
Moore/O’Neill
Die Liga der auSSergewöhnlichen Gentlemen 2 Haben wir es euch nicht gesagt, liebe Mädchen und Buben?! In unserer letzte Lobhudelei auf die Bildergeschichten “Der Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“? Schrieben wir nicht, dass es im (nun vorliegenden) zweiten Band erst richtig losgehen würde? Soll mir die Schreibhand verfaulen, wenn das nicht der Wahrheit entspricht. Schreiberling Alan Moore verknüpft hier gewohnt geschickt H.G. Wells Klassiker “Invasion aus dem All“ und “Die Insel des Doctor Moreau“. Erwartet den begierigen Leser vielleicht etwas weniger Action als im ersten Teil, kann Band Zwei mit einem ungezügelten Geschlechtsakt zweier Hauptfiguren in freier Natur sowie dem äußerst bestialisch-brutalen Tod eines Team-Mitglieds durch ein anderes Team-Mitglied aufwarten. Wobei ebenfalls heruntergelassene Hosen im Spiel sind. Überhaupt bleiben von der heldenhaften Truppe am Ende nur drei Helden übrig, eigentlich auch nur zwei und wenn man es recht bedenkt - nur einer. Also lest selbst, liebe Mädchen und Buben! Das dürft ihr nicht verpassen! Text: A. Hartung
Preis: 19,95 Euro
Heimat: paninicomics.de
Gaiman/Zulli
Geschöpfe der Nacht Es gibt Comics, die lassen den Leser in ungläubigem Staunen zurück. So wie diese, vom Vielschreiber und preisgekröntem Autoren Neil Gaiman verfasste Sammlung von… ähm, zwei Kurzgeschichten.
Comic-Web-Tipp Der Schweizer Comiczeichner David Boller hat geschafft, wovon viele nur träumen. 16 Jahre lang hat er in den USA für die Branchenriesen Marvel und DC unter anderem an Spiderman gezeichnet. In Deutschland ist er vielen durch seine im Schwermetall veröffentlichte Serie “Kaos Moon“ bekannt. Nun ist Boller in die Schweiz zurückgekehrt und setzt auf das Medium Internet. Auf seiner Webseite zampano-online.com präsentiert er seit einiger Zeit „regelmäßig tolle Graphic Novel Projekte“ von “etablierten und neuen Comickünstlern“. Diese Künstler heißen im Moment vor allem aber noch David Boller. Drei umfangreiche Comicprojekte stellt er im Moment nach und nach online. Sehr empfehlenswert, denn selten kriegt man Comics von solch professioneller Qualität und inhaltlicher Vielfalt legal und kostenlos im Netz zu lesen. zampano-online.com
Bei einer davon handelt es sich um die einfache Nacherzählung eines alten Märchens, während in der anderen eine Katze als Beschützer der Familie des Autors vor dem Teufel fungiert. Das mag als Gaimanscher Nebenauswurf noch gerade so in Ordnung gehen. Aber was um aller Herrgottswillen hat ihn dazu bewogen, diese wenig starken Geschichten von Michael Zulli illustrieren zu lassen?! Dessen HausfrauAquarelle gehen gar nicht. Hat Zulli nicht an „Sandman“ mitgearbeitet? Was ist da passiert? Und muss man wirklich alles veröffentlichen, was Gaiman so in den Computer hackt? Zurück bleibt ungläubiges, perplexes Staunen und ein leichter Würgereiz. Nur zu bekämpfen durch eine „Sandman“-Lesestunde. Text: A. Hartung Preis: 12,95 Euro Heimat: paninicomics.de
Gibt es etwas, was nur Comic kann? Jedes Thema kann mit jedem Medium ausgedrückt werden. Comics, wie alle anderen Medien auch, erfordern von dir, dass du verstehst, wie sie funktionieren. Es kann so dreist und frech, cartoonhaft oder still und tiefgründig sein wie die Person, die es geschaffen hat. Welche Musik hörst du (momentan) am liebsten beim Zeichnen? Meistens höre ich gar keine Musik, während ich zeichne. Aber manchmal höre ich Steve Reichs “Music For 18 Musicians“ oder “Sonorapid“ von Aus. Und “Solang“ von Sogar oder Sigur Rós. Wenn ich an einem Buch arbeite, höre ich Musik, die mir hilft, die Atmosphäre des Buches zu kreieren. Welches ist dein aktueller Lieblingscomic? Ich mag Jeff Smith’s Bone sowie die Sachen von Kevin Huizenga Jaime Hernandez und Dave McKean. Was empfiehlst du Nachwuchskünstlern? Zeichne nur, weil du es liebst. Es darf keinen anderen Grund dafür geben. Welche Musik soll bei deiner Beerdigung laufen? Entweder “The Tourist“ oder “Lift“ von Radiohead. Und es sollte auf jeden Fall Ballons geben. Zuletzt in Deutsch von Jon J Muth erschien die Graphic Novel “M“. Dabei handelt es sich um die Adaption von Fritz Langs Klassiker aus dem Jahre 1931. Jon Muth, der ja eher für seine beeindruckenden Aquarelle bekannt ist, hat den Film mit seinem Bekanntenkreis nachgestellt, alles fotografiert und die so entstandenen Bilder mit Silberstiften, Graphit, Pinsel und Holzkohlestaub nachbearbeitet. Das funktioniert vor allem dann gut, wenn Muth schemenhafter, undeutlicher und verwackelter wird. Um so konkreter und schärfer seine abfotografierten Bekannten ihr Gesicht in die Kamera halten, um so mehr verfliegt Zauber und Atmosphäre, und die Technik wirkt eher effekthascherisch und oberflächlich. Interessanterweise tritt dieser Effekt nicht ein, wenn man das Buch als Ganzes liest (und nicht nur die Bilder einzeln betrachten). Dann zieht die Erzählung den Leser überraschend stark in den Bann. Schade nur, dass man sich nicht die Zeit genommen hat, darüber nachzudenken, wie man die Sprechblasen homogen in die Bilder einbinden könnte. “M“ liegt nun erstmalig komplett in deutscher Sprache vor und ist als hochwertiges Hardcover bei Cross-Cult erschienen. Text: A. Hartung Preis: 25 Euro Heimat: Cross-Cult.de
unclesally*s magazine
HELGE SCHNEIDER BONBON AUS WURST – MEIN LEBEN
(Tacheles!/Roofmusic) So ein Leben als Superstar ist auch nicht leicht. Glaubt man Helge Schneider, ist es sogar unerträglich anstrengend. Die dauernden Autogrammjäger, eine Frau, die den Ehekrach mit der Axt austrägt und die ständige Frage, wie viele Autos genug sind. Unschwer zu erraten, Schneiders Autobiografie hat mit seinem tatsächlichen Leben nicht so wirklich was gemein. So weit, so zu erwarten. Zuerst irritierend, dann verwirrend und am Ende in seiner Konsequenz dann nur noch bewundernswert, ist jedoch der fast schon depressive Ton, in dem Schneider sein Buch vorliest. Selbst wenn er darüber sinniert, dass er beim Sex die Hosen anlässt, seine Schwester im weißen Haus putzt und er über eine Penisverkleinerung nachdenkt, damit er „auch mal wie normale Menschen Sex haben kann“, spricht er, als wäre der Hund, den man ab und zu im Hintergrund bellen hört, gestorben. Großer Unfug mit weisem Kern. (3 CDs/rund 198 Minuten)
Text: Moritz Honert
Jo Nesbo Der Fledermausmann
(Hörbuch Hamburg) Der norwegische Erfolgsautor Jo Nesbo schrieb den ersten Krimi über Kommissar Harry Holes schon 1997 und sammelte gleich einige Preise ein. Gelesen von Heiko Deutschmann gibt es das Werk nun auch zum Hören. Harry Hole, einen ehemaligen Alkoholiker, verschlägt es für diesen Fall nach Sydney, wo er mit Hilfe eines australischen Kollegen den Mord an einer norwegischen Schauspielerin aufklären soll. Freundschaft, Liebe, Sex, Alkohol, Drogen, Huren, Schwule, blonde Frauen, Aborigines, die Historie Australiens, dunkle Kneipen und ein Serienmörder werden zu einer Geschichte verwurstet, die hier und da etwas überkonstruiert wirkt und insgesamt eher behäbig voranschreitet, so dass echte Spannung nicht wirklich aufkommen mag. Vielleicht fängt man lieber mit einem der anderen Harry Holes-Fälle an. (5 CDs/ca. 375 Min.)
Text: Caroline Frey
ULRICH SONNENSCHEIN WIR PFEIFEN NICHT NACH IHRER TANZE
(Der Hörverlag) Der Wahltag rückt näher. Die Versprechen werden größer, die Hektik auch. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, sich beim verbalen Wahlkampf zu vergaloppieren. Mal wieder. Ulrich Sonnenschein, Redakteur beim Hessischen Rundfunk, hat sich die Mühe gemacht, sein Tonarchiv nach solchen „Sternstunden aus den Reden unserer Politiker“ – so der Untertitel der
Produktion – zu durchforsten. So lustig wie das klingt, ist es aber leider nicht. Viele Zitate sind zwar bekloppt, aber für sich genommen gar nicht komisch. Vielmehr dienen sie nur als Stichworte im reichlich lang und etwas getragen geratenen Vortrag, der die wenigen wirklich komischen Zitate dann auch unnötigerweise immer wieder unterbricht. Schade. Da wäre mehr drin gewesen. (1 CD/rund 88 Minuten)
Text: Moritz Honert
THOMAS MANN DER TOD IN VENEDIG
(Der Hörverlag) Mag ja sein, dass Gustav von Aschenbach nicht so richtig weiß, wo ihm der Kopf steht. Schließlich sieht der alternde Starautor überall den Tod, und dann verknallt er sich bei seinem Ausflug nach Venedig auch noch in einen kleinen Jungen. Leider weiß aber auch der Hörer dieser Inszenierung von Thomas Manns berühmter Novelle nach einer Weile nicht mehr so richtig, wer hier eigentlich wer ist. Zwar hat der Hörverlag mit Ulrich Noethen, Felix von Manteuffel und Sylvester Groth eine beeindruckende Sprecherriege aufgefahren, allerdings bleibt bis zum Ende völlig unklar, wer eigentlich wer ist und wer welche Rolle spricht. Permanent fallen sich die Stimmen von links und rechts ins Wort, vollenden den Satz des anderen, jemand der vorher noch „Ich“ sagte, sagt plötzlich „Er.“ Warum das so ist, erschließt sich nicht wirklich. Insgesamt also eher verwirrend, wenn natürlich sprachlich trotzdem von herausragender Schönheit. (2CDs/rund 153 Minuten)
Text: Moritz Honert
HÖREN UND LESEN
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Friedrich Glauser: Studer ermittelt (Zweitausendeins)
Siebzig Jahre nach dem Tod Friedrich Glausers hat Zweitausendeins alle Fälle des Berner Kommissars Studer in einem Band veröffentlicht. Glauser war einer der Mitbegründer des Dadaismus und einer der ersten deutschsprachigen Kriminalautoren überhaupt. Glauser wird 1896 in Wien geboren und erweist sich schon in der Schule als kaum gesellschaftsfähig. Seinem Rausschmiss vom Gymnasium kommt er durch einen freiwilligen Abgang zuvor. Glauser nimmt die verschiedensten Gelegenheitsjobs an und gerät immer wieder mit der Justiz in Konflikt. Im Alter von 22 Jahren wird er wegen Morphiumkonsums und Rezeptfälschung erstmals in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, mit 25 schreibt er sich in die Fremdenlegion ein. Die Eindrücke aus seiner zweijährigen Leidenszeit in Afrika verarbeitet er später in seinem Roman „Gourrama“. Zurück in Europa arbeitet Glauser als Portier in Paris, als Pfleger in einer Klinik in Belgien, als Gärtner in der Schweiz – stets in der kulturellen Bohéme unterwegs und getrieben von seiner Drogensucht. Immer wieder wird er in Kliniken eingewiesen und in einer Anstalt in der Schweiz entwickelt er schließlich die Figur des „Kommissar Studer“, eines Ermittlers, der Mitleid für die Gescheiterten hat. In der differenzierten psychologischen Zeichnung seiner Figuren und dem Verschwimmen von Begriffen wie Schuld, Täter und Opfer ähnelt seine Schreibe der des großen Raymond Chandler. Der Legende zufolge schreibt Glauser alle fünf Studer-Romane in seinen letzten drei Lebensjahren, größtenteils in Anstalten. Einen Tag vor der geplanten Hochzeit mit einer Pflegerin stirbt Glauser 1938 in Italien. Text: Elmar Bassen
AGATHA CHRISTIE DIE HERCULE POIROT KRIMI-BOX
SNIFFIN‘ GLUE Mark Perry
Christian Ulmen Für Uwe
Text: Moritz Honert
Text: Rico Suave
Text: Caroline Frey
(Der Hörverlag) Der Lord ist tot! Oh graus! Aber keine Angst, wenn in aristokratischen Zirkel jemand vorn über kippt, ist Agatha Christies kleinwüchsiger Meisterdetektiv nicht weit und die Lösung des Falls nur eine Frage angestrengten Nachfragens- und -denkens. Fünf neu veröffentlichte Lesungen versammelt diese Krimi-Sammelbox: „Die Morde des Herrn ABC“, „Mit offenen Karten“, „Das fehlende Glied in der Kette“, „Dreizehn bei Tisch“ und „Mord in Mesopotamien“, vorgetragen unter anderem von den Schauspielern Uwe Friedrichsen und Céline Fontanges, die allesamt um die gelungenste Interpretation von Poirots französischem Akzent wetteifern. Für Freunde des gepflegten Whodunit-Krimis ist die Kiste ein Vergnügen. Auch wenn nach über 1.000 Minuten Sir hier, Lady da langsam verständlich wird, warum Hammett und Chandler das innige Bedürfnis verspürten, das Krimigenre komplett umzukrempeln. (15 CDs/rund 1024 Minuten)
(Omnibus Press) Als in den Siebzigern parallel zur Punk-Bewegung sowohl in den USA als auch wenig später im UK die Fanzine-Kultur begann, war Sniffin‘ GlueHerausgeber Mark Perry 18, angepisst wie der Rest seiner Generation und außerdem smart genug, seine auf der elterlichen Schreibmaschine getippten Augenzeugenberichte von Konzerten der Ramones, Damned, Clash oder Sex Pistols via Xerox-Kopierer zu vervielfältigen und somit zum Sprachrohr der britischen Punk-Bewegung zu werden. Nie so grell und comichaft wie sein amerikanisches Pendant „Punk“ wurde „Sniffin‘ Glue“ zum Wegbegleiter britischer PunkBands und später zum kultisch verehrten Sammlerobjekt. Nun gibt’s alle zwölf zwischen 1976 und 1977 erschienenen Ausgaben von „Sniffin‘ Glue“ im längst fälligen Sammelband. Nicht nur für Mädchen.
(Kindler Verlag) Uwe Wöllner, das etwas unterbelichtete Alter-Ego von Christian Ulmen, bekannt aus der TV-Serie „Mein neuer Freund“, ist der eigentliche Autor dieses Buches. In HannoverGarbsen ist die Welt noch in Ordnung. Ein Hockeypuck katapultiert dann aber nicht nur Mama aus dem Leben, sondern auch Uwe in die große weite Welt. Von Papa abgeschoben in ein Berliner Beerdigungsinstitut macht sich Uwe auf, sein ganz eigenes Leben zu suchen. Eigentlich ein schöner Stoff, aus dem man mehr hätte machen können, als Uwe von einer platten Peinlichkeit in die nächste stolpern zu lassen. Sein simples Gemüt lässt ihn ständig Dinge und Menschen fehlinterpretieren. Die so entstehenden „komischen“ Situationen haben allerdings leider Quatsch-ComedyClub-Niveau. Aber wer Ulmen, Uwe und diese Art von Humor mag, kann auch hier Spaß haben.
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X-WORT
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QUERGEFRAGT Einfach die Antworten auf die Fragen in die dazugehörigen Kästchen kritzeln, und somit im besten Fall das richtige(!) Lösungswort ermitteln. Das könnt ihr dann per Postkarte oder E-Mail an uns schicken und nehmt damit automatisch teil an der Verlosung von drei Exemplaren des Muse-Albums „The Resistance“. Einsendeschluss ist der 15. September ’09. [Sämtliche Umlaute (also ä, ö, ü) werden zu Vokalen (ae, oe, ue) und alle Begriffe werden ohne Leerzeichen geschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.]
Waagerecht 3. Dieser italienische Gossip ist echt... 8. Wenn Tom Morello könnte, würde er durch die Zeit in diese Stadt reisen 9. Beliebter Stadtteil von Tokio 10. Sie sagen “…Hello To Tragedy” 12. Endlich hat Jan Delay ihn am Wickel 13. Dieser Kinofilm bescherte Liya Kebede ihre erste Hauptrolle 17. Laut Ohrbooten kommt man mit seiner Musik in das Zelt jeder Frau 18. Einst Mitglied dieses kumpelhaften Zirkels, ist Max Herre jetzt solo unterwegs 19. engl. für Kunstwerk und Titel des neuen The Used-Albums 20. „Are You Gonna Be My Girl“ hieß der Hit dieser Band
SENKRECHt 1. Gibt‘s diesen Monat einmal als Alex und einmal als Frank 2. Nach The Smiths und Modest Mouse ist Johnny Marr jetzt in dieser Band zu Haus‘ 3. Jamie T ist sein neuester Fan 4. „Whatever People Say, That‘s What I Am Not“, „Favourite Worst Nightmare“, und jetzt? 5. „Bonbon aus...“ gibt‘s nur im Leben von Helge Schneider 6. Fight Like Apes sind bekennende Fans dieser Sportart 7. Diese Dunkelmänner aus Boston ließen sich für ihre neueste Platte vom Werk Immanuel Velikovskys inspirieren 8. Sie retten wieder gemeinsam: Mark Lanegan, Rich Machin & Ian Glover 11. Früher Mitglied dieses Trios aus Florida (Kurzform), ist Chuck Ragan jetzt allein mit seiner Gitarre 14. Juliette Lewis trennte sich jüngst von ihrer Begleitband The... 15. Unsere Kult-DVD des Monats 16. Wenn er nicht grade mit den Arctic Monkeys produziert, ist Josh Homme Chef dieser Band (Kurzform) 22. „No More Stories Are Told Today“ behaupten diese drei Dänen
Das Lösungswort des Rätsels aus der letzten Ausgabe war übrigens: „Film Noir“.
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SCREENSHOTS/VORSCHAU/IMPRESSUM
unclesally*s magazine
IMPRESSUM
SCREENSHOTs
Am Strand
Hätte Gott gewollt, dass wir uns am Strand rumlümmeln, hätte er uns schönere Körper gemacht. Oder blind.
Herausgeberin:
unclesally*s GmbH & Co. KG Waldemarstr. 37, 10999 Berlin Tel.: 030 - 694 09 663, Fax: 030 - 691 31 37 mailto: sallys@sallys.net * online: www.sallys.net
Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem es schwieriger ist, gut auszusehen, als am Strand. Hauptproblem hierbei ist der eigene Körper, den man dooferweise immer mit sich rumschleppen muss. Dass Badebekleidung dann auch noch aus quasi NICHTS besteht und dieses Nichts aus albernen, M&M’s-farbigen Stoffabfällen gefertigt wird, die man für richtige Mode augenscheinlich nicht verwenden kann, macht das Grauen zwar bunter, aber nicht schöner. Niemand liebt seinen Körper. Wir sind alle zu dick, zu dünn, vorne zu wenig, hinten zu viel, wabbelig, fusselig, weißfleischige verwarzte Orangenhäuter, traurige Grauwürste mit Spliss, ungelenk, unwürdig und ekelerregend. Einige von uns sehen gut aus. Das sind Arschlöscher. Gott hat die Kleidung erfunden, um unser Elend zu kaschieren. Leider ist die Kleiderordnung am Strand unbarmherzig. Weniger ist Meer! Bademode ist eine Strafe. Grellbunt, leopardig und albern. Früher wurden Altkleider in die dritte Welt exportiert, um die Eingeborenen wie beknackte Clowns aussehen zu lassen, jetzt rächen die sich mit riesigen Produktionsstätten für Beachwear und reexportieren unseren Abfall als Bikinis und Badehosen. Wer in den Siebzigerjahren erfolgreich im Bereich Tapetendesign, am besten in der DDR, tätig war, entwirft heute Haut(!)-Couture oder ist Art-Director bei der Unterwasser-Vogue. Oder Flip-Flop-Minister in El Arenanal oder El Oralenal. Frauen, die vermuten, sie seinen dick, tragen Badeanzug. Dass dieser knatscheng anliegt und zum Kaschieren von strukturstarken Bereichen genau-
Chefredaktion: Caroline Frey Stellvertr. Chefredaktion: Florian Hayler Redaktion: Ina Göritz Volontärin: Christine Stiller Anzeigenkoordination & Marketing: Eric Landmann 030 - 694 09 661 Frank Straessner 030 - 694 09 662 Christian Y. Rulfs 030 - 694 09 665 Petra Pomplun 030 - 694 09 664
Heimat: sallys.net
so geeignet ist wie eine Wurstpelle uns glauben machen kann, unter ihr sei IRGENDETWAS ANDERES als Wurst, scheint denen Wumpe, aber vor allem Wampe zu sein. Auch schlimm: Der Parero. Die Hüft-Gardine. Der sieht bei Männer genauso doof aus wie lackierte Fußnägel oder SchnurrbartExtensions und lenkt bei Frauen den Fokus auf ihren preiswerten Geschmack bei der Auswahl des Musters. Und überhaupt - sollte das Muster des Strandlakens etwas über den psychischen Zustand seines Besitzers aussagen, sind 80% aller Besucher von Mittelmeerstränden gerade auf LSD oder hoffentlich in therapeutischer Behandlung. Die einzige Möglichkeit, am Beach gut auszusehen, ist es, sich 40 Meter vor der Küste von einem Hubschrauber ins Wasser werfen zu lassen, nicht näher als 20 Meter ans Ufer zu schwimmen, niemals die Schultern über die Wasseroberfläche zu bewegen, dann wieder zurück zu schwimmen und sich von einem Hai fressen zu lassen. Oder in die Berge zu fahren. Aber Multifunktionskleidung geht ja auch GAR NICHT. Yessica Yeti
VORSCHAU
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Titelfoto Muse: Erik Weiss Fotografen: Frank Abel, David Biene, George DuBose, Birte Filmer, Ali Ghandtschi, Tim Klöcker, Rosa Merk, Oliver Schümers, Sight Of Sound, Jan Umpfenbach, Erik Weiss, Jan Windszus, Ben Wolf
INTERVIEWS Wir zählen die Tage, bis wir die Kerzen auf unserer Geburttagstorte auspusten und euch in unserer Jubiläumsausgabe neue Lach- und Sachgeschichten von Moneybrother, Pearl Jam, Bela B, Editors, Wolfmother und vielen anderen präsentieren dürfen. Moneybrother
Dúné (Foto: Casper Balslev)
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IM KINO Bunt wie Herbstlaub präsentiert sich das Filmangebot im Oktober. Neben dem Cannes-Gewinner „Das weiße Band“ gehen mit Sam Mendes („Away We Go“), Michael Moore („Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“) und Park Chan Wook („Durst“) gleich noch ein paar mehr Regie-Ikonen an den Start. Mit „Männerherzen“ (siehe Foto) nimmt eine deutsche Komödie direkt neben dem schwedischen Thriller „Verblendung“ und dem Doku-Spektakel „The Cove – Die Bucht“ Platz.
unclesally*s Distribution: Berlin, Potsdam Cartel X Culture Promotion: Hamburg, Bremen, Oldenburg, Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Mainz, Stuttgart, Nürnberg, Rostock, Kiel, Flensburg, Göttingen u.a. PMS Köln: Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum, Dortmund, Wuppertal, Oberhausen, Bonn, Krefeld, Duisburg u.a. Primeline Dresden: Dresden, Leipzig, Halle, Chemnitz Blanda Promotions: München Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es wird keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Tonträger und Fotos übernommen. Diese gehen in den Besitz des unclesally*s über. Nachdruck, auch auszugsweise nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der unclesally*s GmbH & Co.KG. Für alle Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2009