unclesally*s #138

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unclesally*s magazine

Juli/August 2008 / Ausgabe 138

www.sallys.net

„Mein nächstes Tattoo: Ein Revolver, aus dem Blumen sprießen.“ (A. Hammond Jr.)

THE SUBWAYS Alkaline Trio / Airbourne / Soulfly / Wolf Parade / CSS Auf Achse: Jennifer Rostock vs. Turbostaat / Tricky Albert Hammond Jr. /Im Test: Presidents Of The USA

Games

GUITAR HERO ON TOUR

MIT MADSEN UND BIFFY CLYRO

Mode

ROCK UND ROLL

Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs




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INHALT

INHALT

unclesally*s magazine

NO. 138 – Juli/August 08 Foto: Sarah Staerk

Foto: Oliver Schümers

Musik: Seite 14

Musik: Seite 18

Games: Seite 74

AUF ACHSE: TURBOSTAAT VS. JENNIFER ROSTOCK

20 JAHRE ’SUB POP’ MIT CSS & WOLFPARADE

GUITAR HERO ON TOUR MIT MADSEN & BIFFY CLYRO

Die Ostsee grenzt bekanntlich an zwei Bundesländer: Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig Holstein. Damit ihr in diesem Sommer auch wisst, ob man am besten am Ost- oder am West-Ostseestrand die Ferien verbringt, schickten wir Turbostaat und Jennifer Rostock in die schönsten Ecken ihrer Heimat. Hier der Bericht.

Ein herzlicher Glückwunsch geht raus an die legendäre Seattler Kaderschmiede ’Sub Pop Records’, die derzeit vitaler und veröffentlichungsfreudiger denn je agiert. Neueste Highlights an Bord: Die Brasilianer von CSS und die bärtige Wolf Parade, deren Album das interne Wettrennen um die Platte des Monats für sich entscheiden konnte.

Irgendwie haben wir Gefallen daran gefunden, uns mit Bands zum Spielezocken zu verabreden, dabei ein paar Kaltgetränke zu köpfen und losgelöst vom oberlahmen Geschäftspalaver mal ein bisschen Spaß zu haben. Heute im Konsolen- und Gamecheck: Die Jungs von Madsen und die drei Schotten von Biffy Clyro.

06 STARTER

36-46 MUSIK STORIES II

66-73 KINO

12-20 MUSIK STORIES I

38 REISEFÜHRER

74-76 COMPUTERSPIELE

06 Kings Of Leon 07 Street Dogs 08 Wild Beasts/ The Rain/ Smoke Blow 09 Clueso/ Mudhoney 10 Euer Ding

12 Alkaline Trio 13 Fleet Foxes 16 Black Tide/ I Am Kloot/ Look See Proof 17 From First To Last 20 Hadouken!/ The Dodos

22 TITEL THE SUBWAYS Zum zweiten Mal nach 2005 auf unserem Cover: Die supersympathischen und hart am Anschlag rockenden Subways aus der englischen Gartenstadt Welwyn Garden City! Die drei haben Dutzende Hürden erfolgreich aus dem Weg geräumt und mit „All Or Nothing“ ein absolutes Meisterwerk vorgelegt. Respekt und Props für die Sommertipps!

24-32 PLATTEN

Hier euer Soundtrack für die Fahrten an den Strand oder ins Freibad. Wieder cooles Zeug dabei.

33 MIXTAPE

Tricky ist vielleicht nicht mehr der heißeste Celebrity, sein TripHop- und HipHop-Mixtape klingt trotzdem entspannt.

34 TEST

In sieben Monaten kann zwar viel passieren, aber wir schicken den blöden Bush trotzdem vor Spielende in die Kabine und schauen mal, was in der Politik sonst so los ist. Unsere Kandidaten heute: Die Presidents aus den USA. Würden wir wählen.

36 Soulfly 37 Airbourne 39 Hellsongs 46 Spiritualized/ Drive-By Argument/ Ron Sexsmith

Die Strokes haben hitzefrei, deshalb macht Kollege Albert Hammond Jr. wieder mal auf solo. Wie er seine Zeit im heimischen New York am liebsten verbringt, erzählt er uns im Reiseführer.

40 MÄNNER & TECHNIK

Wir wollten uns neulich eine neue HiFi-Anlage ins Büro bauen, baten die Jungs von El*Ke aber vorher noch mal um fachmännischen Rat. Für uns integrierten die drei die Sony GIGAJUKE testhalber in ihrer WG und drehten auf laut - bis plötzlich die Polizei klingelte...

41-44 DIE MITTE

Diesmal auch wieder so was ähnliches wie ein Poster: Unser Redaktionscomic auf zwei Seiten zum Sammeln und Popo abwischen.

48-63 FESTIVALS & AUF TOUR

Diesmal dabei: Alle aktuellen Line-Ups, Anfahrtsbeschreibungen und Backstagepässe zum Ausschneiden. Außerdem: Neue Beatsteaks-Daten, die Sieger der Coke Soundwave und Menschen mit Suzuki.

64 & 65 FÜR ZWISCHENDURCH 64 Parkours oder: Playstation The Way Art Of Movement Tour 64 Wakeboarden, BMX und Musik oder: T-Mobile Extreme Playgrounds 65 In The Mix

66 68 69 70 72

Drei Frauen Crosby/ Narnia/ Selbstgespräche Happy Go Lucky/ Kung-Fu Panda Shortcuts Kino DVDs

Jedes mal was Neues.

DAS FINALE

78 Hörspiele 79 Comix/ Bücher 80 Quickies 81 Kreuzworträtsel 82 Vorschau/ Impressum/ Screenshots

NEU AUF SALLYS.NET

In diesem Monat könnt ihr bei sally*sTV nicht nur ein Arbeitstreffen mit El*Ke gewinnen, sondern auch die Regenjacke von The Rain und signierten Plunder von den Subways. Außerdem natürlich ALLE sally*s-Artikel, neue Neuigkeiten im Minutentakt und ACHTUNG: Die komplette Ausgabe als E-Paper zum virtuellen Durchblättern! Besucht uns mal auf sallys.net!



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NEUIGKEITEN

Heute auf: Bulgarisch QOTSA

Rock’n’Roll- und Blueslegende Bo Diddley verstarb im Alter von 79 Jahren an Herzversagen, nachdem er bereits im vergangenen Jahr mehrere Schlaganfälle erlitten hatte. Diddley zählt zu den Pionieren seines Faches und wurde mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, unter anderem mit der Aufnahme in die Rock’n’Roll Hall Of Fame (1987) und in die Blues Hall Of Fame (2004).

Bleibenden Eindruck in der Psyche eines pubertierenden „Norwegian Wood-Festival“-Besuchers hat Josh Homme hinterlassen. Der Queens Of The Stone Age-Frontmann disste den Zuhörer in norwegischen Grund und Boden, nachdem jener versuchte, mit einem Wurfgeschoss das Geschehen auf der Bühne zu beeinflussen. Unter den persönlichen Beleidigungen Hommes wurde der Delinquent von den Zuhörern und der Security unsanft entfernt, wie auf YouTube unter dem Stichwort Norwegian Wood und Josh Homme eindrucksvoll zu bewundern ist.

CANCER CONSPIRACY

RADIOHEAD

(Tote und Verletzte) BO DIDDLEY

In Folge eines schweren Autounfalls mit verschiedenen Brüchen, einer Gehirnerschütterung und einem bunten Allerlei an weiteren Verletzungen erinnerte sich Cancer Conspiracy-Gitarrist Daryl Rabidoux um so schmerzhafter daran, dass er gar keine Krankenversicherung besitzt. Den Krankenhausaufenthalt hofft er nun mit der Hilfe von Spenden zu refinanzieren, mehr dazu hier: www.myspace.com/strangewaysrecording

DONOTS

Durch schwere Regenfälle und Unwetter über dem Münsteraner Raum gab es zahlreiche Opfer - unter den CDs der Donots. Große Teile der EP-Digipak-Auflage „Stop The Clocks“ erlitten Schiffbruch bei der Flutung Donot’scher Lagerräume. Die überlebenden Platten kommen in stark dezimierter Zahl in die Läden, als besonders limitierte Ausgabe.

NAVEL

Den Begriff Performance ein wenig zu wörtlich genommen hat Navel-Frontmann Jari Altermatt. Um seinen Auftritt etwas interessanter zu gestalten, versuchte sich Altermatt in fortgeschrittener physischer Bewegungsästhetik in Form eines Handstands auf seiner Gitarre in der Mitte der Bühne. Ob sein Fall auf eine Bierflasche zur Verbesserung der B-Note gedacht war, ist nicht überliefert, wohl aber, dass die Schnittverletzungen auf der Rückseite seines Körpers zur Absage aller weiteren Tourtermine führten. Vielleicht sollte er beim nächsten Mal das Bier lieber trinken und beim stehenden Spielen bleiben.

präsentiert: 1. THE KOOKS Konk 2. MGMT Oracular Spectacular 3. AIRBOURNE Runnin´ Wild 4. KETTCAR Sylt 5. LAPKO Young Desire 6. JESUS ON EXTASY Beloved Enemy 7. PORTISHEAD Third 8. FOALS Antidotes 9. IN EXTREMO Sängerkrieg 10. IN FLAMES A Sense Of Purpose

Späte Verletzungsmeldung aus dem Hause Radiohead: Wie kürzlich bekannt wurde, hätte Colin Greenwood bei den Aufnahmen zu „In Rainbows“ fast sein Gehör verloren, weil die falschen Kopfhörer verwendet worden seien.

(Trennungen und Pausen) FROM AUTUMN TO ASHES

Mit wehmütigen Worten erklärt Frontmann Francis Mark, dass sich die momentane Pause von From Autumn To Ashes, auf die sich die Band einvernehmlich geeinigt hätte, wie ein Ende anfühle, die Geschichte der Band sei vollendet, man habe alles Erhoffte erreicht. Der Phoenix steigt bereits auf: Warship lautet der Titel des neuen Projekts, das Mark gemeinsam mit (Ex-)Bandkollege Rob Lauritsen betreibt. Ex-Bassist John Newton nimmt derweil seinen Bass zu Every Time I Die mit.

KNORKATOR

Keine Scherze macht Alf Ator, wenn er von seinen Auswanderungsplänen als Hotelbesitzer im Südchinesischen Meer spricht. Dort will er seinen kommenden Lebensabend verbringen und versetzt so der Band Knorkator den Todesstoß, denn Sänger Stumpen möchte mit niemand anderem spielen. Wahre Freundschaft gibt es eben nur unter Musikern. Vorher gibt es noch eine Tour samt DVD. Hingehen. Kaufen. In 20 Jahren den Kindern erzählen und dabei gewesen sein.

SINGLES

1. THE TING TINGS That´s Not My Name 2. THE WHIP Trash 3. COLDPLAY Violet Hill 4. WEEZER Pork And Beans 5. THE PIGEON DETECTIVES This Is An Emergency 6. PORTISHEAD Machine Gun 7. MGMT Time To Pretend 8. THE FUTUREHEADS The Beginning Of The Twist 9. AIRBOURNE Too Much Too Young Too Fast 10. THE KOOKS Shine On

ALBEN Die Native 25 Charts werden ermittelt aus den Votings der Szene DJs. Mit freundlicher Genehmigung: www.native25.de

KINGS OF LEON Eigentlich wollten wir unsere romantisch veranlagte Redaktionsblondine Christine zwecks Interview zu den Kings Of Leon nach Paris schicken. Immerhin erscheint im September der Nachfolger ihres großartigen Albums ’Because Of The Times’, und das Brüder-Gespann Caleb, Nathan, Jared und ihr Cousin Matthew sind immer für ein paar gute Rock’n’Roll-Stories gut. Doch nachdem Christine Sprüche der Südstaatenkerls („Auf dem letzten Album waren die meisten Songs über meinen Schwanz. Beim neuen Album hat sich der Fokus etwas verändert, aber nicht wirklich...“) vernommen hatte, weigerte sie sich heftig. Unserem Autor Steffen Meyer war’s egal. Welche Frauen-, Drogen- und Sexgeschichten er den Southern Strokes entlocken konnte, was uns auf dem neuen Album erwartet und wie bibelfest die Kings Of Leon - immerhin Söhne eines Wanderpredigers - wirklich sind: All das erfahrt ihr in der nächsten Ausgabe.

MUMM-RA

Die britischen Indie-Rocker von Mumm-Ra sind Geschichte. Nach acht Jahren und großartigen Erlebnissen rund um den Globus bedanken sich die Sussexer auf ihrer Myspace-Seite und versprechen, dass einzelne Bandmitglieder weiterhin musikalisch aktiv sein werden.

(Mitgliederwechsel) BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB

Der Club wird elitärer, nunmehr gibt es nur noch zwei Mitglieder. Drummer Nick Jago wurde von seinen beiden Kollegen temporär der Band verwiesen, im Rahmen dieser unbefristeten Pause solle er eine Entscheidung finden, ob er seine Zeit lieber in den Club oder in Soloprojekte investieren wolle.

GODS OF BLITZ

Ein feuerwerfender Gott weniger steht im Musikolymp: Sebastian Gäbel hört auf, Hymnen für die Gods Of Blitz zu schmettern. Die Gründe für den Ausstieg seien persönlicher Natur, hieß es.

(Neue Projekte und Wiedervereinigungen) ARCTIC MONKEYS

Andy Nicholson verließ seinen Posten am Bass nach dem sprunghaften Erfolg der Arctic Monkeys im Jahr 2006, da ihm der Tourstress zu extrem wurde. Unter dem Namen Mongrel steht

Nicholson nun wieder in der Öffentlichkeit. An seiner Seite musizieren Arctic Monkeys-Drummer Matt Helders, Babyshambles-Bassist Drew McConnell (an der Gitarre) und einige Leute mehr. Erwartet werden zudem Einlagen von M.I.A., Saul Williams und Pete Doherty.

PLACEBO

Sturmfrei im Hause Placebo. Schlagzeuger Steve Hewitt ist ausgecheckt, Frontmann Brian Molko entspannt derzeit und Bassist Stefan Olsdal nutzt die Zeit, um zwei Freunde einzuladen und unter dem Bandnamen Hotel Persona elektronische Musik zu spielen, die unter www.myspace.com/ hotelpersona geprüft werden kann. Gegründet wurde das Projekt vor drei Jahren, als das Trio für die musikalische Unterhaltung der Hausparties im Freundeskreis zuständig wurde.

PORTISHEAD

Während Sängerin Beth Gibbons einen FilmSoundtrack fertig gestellt hat, gründete Geoff Barrows das HipHop-Projekt Quakers. Er wolle nach eigener Aussage unbedingt eine HipHopPlatte aufnehmen, bevor er 40 wird. Das nächste Portishead-Album soll dabei im Gegensatz zum Vorgänger schneller veröffentlicht werden: „It certainly won’t be another ten years until our next album, I’d be 142 years old!“, so Geoff.

REFUSED

Nach der Auflösung von Refused vor mittlerweile zehn Jahren gab es eine ganze Menge neuer Töne von Dennis Lyxzén und David Sandström zu vermelden, z.B. die Lost Patrol Band und The (International) Noise Conspiracy. Nun geht es gemeinsam weiter, Sandström und Lyxzén spielen unter dem Namen AC4 auf. Hier gibt es mehr: www.myspace.com/ac4hc


(Platten) +44

Nach Aussage von Ex-Blink 182-Frontmann Mark Hoppus steht die Produktion der neuen +44-Platte just bevor.

AC/DC

Ein interessantes Modell: Händler sichern sich exklusive Vertriebsrechte an Musikproduktionen. Angeblich wird das erste AC/DC-Album seit acht Jahren in den USA nur über die Einzelhandelskette Wal Mart vertrieben. Die Kollegen von Sonic Youth vertreiben eine Compilation ihrer Songs exklusiv bei Starbucks.

GLASSJAW

Noch vor Jahreswechsel soll der Nachfolger zum 2002er „Worship And Tribute“ erscheinen.

HATEBREED

Auch hier soll es noch 2008 ein neues Werk geben. Auf „For The Lions“ werden Songs von Größen wie Metallica, Agnostic Front, Madball und den Misfits auf Hatebreed’sche Art zubereitet.

KAISER CHIEFS

Mit Amy Winehouse-Produzent Mark Ronson arbeiten die Kaiser Chiefs an ihrem neuen Album. Ein gemeinsames Duett von Lily Allen und Frontmann Ricky Wilson wird auch dabei sein.

LAGWAGON

Unter dem Titel „I Think My Older Brother Used To Listen To Lagwagon“ kommt drei Jahre nach „Resolve“ eine EP der nicht mehr komplett taufrischen Punks in die Läden.

PETER LICHT

Kurz bevor der Sommer wieder endet, geht Peter Licht in die Verlängerung. Sein Nachfolger zum Album „Lieder Vom Ende Des Kapitalismus“ wird manchem innere Wärme bringen, die durch die Tour im Oktober noch einmal aufgeladen wird. Die Aufnahmen sind bereits vollendet. Titel und Veröffentlichungstermin folgen.

MARILYN MANSON

Parallel zum winterlichen Schneefall gleitet das neue Werk aus dem Hause Manson in die

Vertriebskanäle. Das selbstbetitelte Album beherbergt Töne von Smashing Pumpkins-Gründungsmitglied James Iha, Slayer-Gitarrist Kerry King und dem zurückgekehrten früheren Manson-Gitarristen Twiggy Ramirez.

MAXÏMO PARK

Zum Herbst hin will die Band ihre Popos im Studio parken und die neu geschriebenen Songs aufnehmen. Bei Jahresanbruch soll das Werk dann hell leuchtend am Musik-Firmament erscheinen.

MUSE

Die Briten von Muse lassen sich momentan von italienischer Atmosphäre verwöhnen und zu neuen Soundideen inspirieren. Es bleibt spannend, auf welche Weise die neu komponierten Songs veröffentlicht werden. So war von der Band zu hören, dass man möglicherweise nur noch Singles und auf digitalem Wege veröffentlichen würde.

CONOR OBERST

Im August bringt Herr Oberst sein zweites Soloalbum auf den Markt, um im Anschluss mit der Mystic Valley Band auch in hiesigen Gefilden auf Tour zu gehen. Das erste Solowerk war „The Soundtrack To My Movie“, das 1996 Kassettenaufnahmen der davor liegenden Jahre umfasste.

SEPULTURA

Die Nasen an der Studioscheibe drücken sich auch Sepultura platt. Der Nachfolger von „Dante XXI“ ist in Produktion.

STARSAILOR

Der Nachfolger vom 2005er „On The Outside“ wird gerade im Studio bearbeitet. Zu Hören ist dabei auch Rolling Stone Ronnie Wood, der einige Gitarrensounds beisteuerte.

U2

Nach Aussage von U2-Manager Paul McGuinness muss das nächste Album für den Oktober erwartet werden. Zudem dürfte es nun auch bei dieser Band ein interessantes Veröffentlichungskonzept geben, U2 wolle die zur Verfügung stehende Technik einsetzen, um die Form des Release ganz besonders zu gestalten.

MY FAVOURITE NEW BAND Heute mit: Johnny Rioux (STREET DOGS)

„Derzeit stehe ich total auf The Gaslight Anthem. Großartig, wie sie eine Dosis Springsteen und einen Hauch Dylan mit dem Vibe von The Clash mixen. Zuletzt hatte ich oft das Gefühl, im Punkrock würde nichts Neues passieren, und dann kommt diese Band mit ihrem erfrischenden Sound - das tut gut! Ich würde mir wünschen, dass sie als nächste die Welt erobern. Die Typen hätten es echt verdient.“ Heimat: myspace.com/streetdogs, myspace.com/thegaslightanthem Auch gut: „State Of Grace“ - das neue Album der Street Dogs


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MEIN ERSTES DATE MIT

Foto: Erik Weiss

(Der Rest) ELEMENT OF CRIME

Wieder einmal steuern Element Of Crime ihren Beitrag zu einem Leander Haussmann-Film bei. Ab August gibt es in „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ kriminelle Stücke auf die Ohren. Die Kooperation mit Haussmann führte schon zu akustischen Beiträgen in „Herr Lehmann“ und „NVA“.

WILD BEASTS

METALLICA

SMOKE BLOW - FÜR ESSEN TU’ ICH ALLES!

Die Engländer sind für ihre Exzentrik berühmt und gefürchtet. Hecken in Walfischform gehen zwar auch den Inselbewohnern zu weit, doch für so verrückte Bands wie die Wild Beasts haben sie nach wie vor einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen reserviert. HIER HAT’S GEFUNKT

Bandgründing als Selbstfindungstrip und Entwicklungshilfe, funktioniert im englischen Kendal ebenso gut wie an jedem anderen Fleck der Welt. Ihre Kommandozentrale haben Hayden (Gesang), Ben (Gitarre), Tom (Bass) und Chris (Schlagzeug) inzwischen aber karrierebedingt nach Leeds verlegt.

Eastpak und sally*sTV verlosen zwei exklusive Privatkonzerte mit Smoke Blow! Um eine der legendären und alles wegbattelnden SB-Live-Shows zu gewinnen, schickt uns euer möglichst extrem fleischreiches Rezept mit einem Foto des üppigen Mahls, mit dem ihr die Jungs am Tag ihres Auftritts verköstigen wollt. Jack Letten und seine Gang werden sämtliche Zutaten persönlich auf Nährwert und Kaloriengehalt überprüfen und am 3. und am 4. Oktober eure Küche (oder die eurer Mami) in Beschlag nehmen. Damit die Jungs schon mal die Bühne vermessen können, bebildert eure Bewerbung bitte auch mit einem Foto des „Auftrittsorts“. Natürlich könnt ihr euch auch auf per Kurzvideo bewerben, und zwar hier: www.myspace.com/eastpak; detaillierte Infos auf myspace.com/smokeblow. Schickt eure Rezepte inklusive Foto an: unclesally*s *** Smoke Blow/ Rock For Food *** Waldemarstr. 37 *** 10999 Berlin *** oder per Mail an: verlosung@sallys.net

DIE MONATSMALER

Foto: Mandy Buchholz

THE RAIN

DAS WIEDERSEHEN

Ob sie mit ihrem Debütalbum „Limbo, Panto“ die Welt für alle zu einem besseren Ort machen werden, ist schwer abzusehen. Zu streitbar scheint ihr schwerer, ausladender Klang und vor allen Dingen das Falsett von Sänger Hayden Thorpe für die konservativen Indie-Genießer zu sein. Allerdings hätte bis vor ein paar Monaten auch niemand an eine Afrobeat-Welle geglaubt. Text: Ina Göritz Heimat: wild-beasts.co.uk Auch gut: „Limbo, Panto“ das neue Album von den Wild Beasts

SYSTEM OF A DOWN

Frontmann Serj Tankian schreibt die Musik für ein Musical. Das Stück „Prometheus Bound“ von Steven Sater wird für 2009 erwartet.

DIRTY PRETTY THINGS

Kürzlich mussten die Jungs einige Shows absagen, da Frontmann Carl Barat auf Grund starker Bauchschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Keine bloße Magenverstimmung, sondern eine entzündete Bauchspeicheldrüse lautete die verstörende Diagnose. Ob der arme Carl auch noch ein Date mit dem Messer haben wird, war zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht auszumachen.

BAD RELIGION

Da soll noch mal einer sagen, Gene seien überbewertet. Greg Graffin vererbte seinem Sohn Graham ganz offensichtlich nicht nur den Nachnamen, sondern auch ein paar seiner musikalischen Chips. Der Sprössling des Bad Religion-Sängers bringt diese momentan in einer eigenen PunkKapelle namens The Rolemodels an den Mann.

ALKALINE TRIO

Warum einfach, wenn es auch „deluxe“ geht. Vom neuen Alkaline Trio-Album „Agony & Irony“ soll es nicht nur die Standard-CD-Variante geben, sondern auch eine Deluxe-Edition. Diese wird sechs Bonussongs enthalten, von denen fünf Akustikvariationen sein werden.

BIFFY CLYRO

Das Schotten-Trio sorgt für geordnete Verhältnisse und bastelt mit „Singles 2001 - 2005“ eine auditive Zwischenbilanz ihrer (längst) vergangenen Schaffensjahre zusammen. Erscheinen wird die Platte am 11. Juli.

DER ERSTE EINDRUCK

Ihren Namen dem Fauvismus entliehen, klingen die Wild Beasts nicht unbedingt so, als hätten Henri Matisse und seine Freunde Pinsel gegen Instrumente getauscht. Oder vielleicht doch?! Melodramatisch und entrückt sind sie auf jeden Fall. Sänger Hayden mag optisch zwar an Ex-Tennisprofi Yevgeny Kafelnikov erinnern, singen kann er aber so hoch wie Jimmy Summerville. Mindestens.

Neben dem neuen Album von Metallica könnte noch etwas ganz anderes unter dem Weihnachtsbaum liegen. Wie der Games-Produzent Activision gegenüber Marktanalysten offenbarte, wird es eine Metallica-Ausgabe der Videospielserie „Guitar Hero“ geben, in der man an seiner Spielkonsole Songs von Metallica interpretieren darf.

PETE DOHERTY

Und ewig grüßt Pete Doherty. Heute aber zur Abwechslung mal brav und bewegungsunfähig in Marmor. Für seine am 12. Juli anstehende Solo-Show in der Londoner Royal Albert Hall hat sich der RüpelBarde in Gips legen und eine Kreuzigungsstatue von sich selbst fertigen lassen, die dann neben ihm auf der Bühne posieren soll.

Wenn der Festivalgott zürnt, hilft der best-choreographierte Sonnentanz nichts. Deshalb hat sich die Berliner Kapelle The Rain als Namensvetter des nervigen Niederschlags bereiterklärt, diesen wenig spektakulären Regenmantel mal ordentlich für euch aufzuhübschen. Um euch zum ultimativen Helden jeden Hagelschauers werden zu lassen, brauchen Carlos und Daniel auch echt nicht mehr als zwei Eddings und das Wissen um den Titel ihrer eigenen Platte. Fertig ist der Lack. Wer diesen prachtvollen Regenschutz bei sally*sTV gewinnt, darf sich also auf die nächsten verregneten Festivaltage freuen. Heimat: therain.de Auch gut: „Involver“ - das neue Album von The Rain

TURONEGRO

Unser aller Lieblings-Death-Punks werden am 18. Juli eine Zusammenstellung ihrer sonst immer etwas stiefmütterlich behandelten Musikstücke veröffentlichen und zwar in Form der B-Seiten-Sammlung „Small Feces“. Bereits im Jahre 2006 schickten sie eine mit dem selben Namen betitelte, limitierte Version früher, unveröffentlichter und/oder immer ein wenig abseits gehandelten Tracks auf den Plattenmarkt.

Mehr News gibt es täglich auf sallys.net! Auch im Sommer gibt‘s lustige Radiosendungen mit unclesally*s-Musik bei Fritz, live in den Nächten von: 10. auf 11.7. *** 24. auf 25.7. *** 7. auf 8.8. *** 21. auf 22.8., jeweils ab 0.00 Uhr oder auf fritz.de


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DIE GESCHICHTE HINTER DEM SONG

Heute mit: Mark Arm (MUDHONEY) DER SONG: „TOUCH ME I`M SICK“

„Das Stück haben wir 1988 mit Jack Endino Aufgenommen. Im Grunde hat das Lied keinen tieferen Sinn; wir hatten mal eine Phase, in der „Touch me, I’m sick“ sowas wie ein Bandslogan für alle möglichen Situationen war. Im Song selbst geht es im Krankheiten unterhalb der Gürtellinie und Sex, wenn man so will. Inspiriert zu Text und Melodie hat uns eine Diskussion mit ’Sub Pop’-Gründer Bruce Pavitt inspiriert, der meinte: ’Ihr singt ständig über Hunde und Krankheiten’, versucht das mal in einen Song mit drei Akkorden einzubauen. Unter uns: Ich finde den Song noch immer großartig.“

T-MOBILE STREET GIGS MIT CLUESO Was macht ihr am 10. Juli? Wenn ihr clever seid, nutzt ihr die Chance auf einen kostenlosen Gig des Erfurter Jungspundes Clueso. Im Rahmen der mittlerweile zur live-musikalischen Tradition gewordenen T-Mobile Street Gigs, die regelmäßig in außergewöhnlichen Locations ausgetragen werden, wird euch der Gute direkt auf einem nach wie vor in Betrieb befindlichen Bahnsteig im Alten Hauptbahnhof in Solingen bestens zu unterhalten wissen. Die Tickets kann man wie immer nicht kaufen, sondern nur unter t-mobile-streetgigs.de gewinnen. Einfach registrieren und mitmachen! Wem das nicht reicht, der kann hier bei uns auch ein Treffen mit dem jungen Mann gewinnen. Mit einer E-Mail an verlosung@sallys. net (Stichwort „Meet & Greet mit Clueso“) habt ihr die Chance auf diesen exklusiven Street Gigs-Bonus. Haut in die Tasten! T-MOBILE STREET GIGS Wer: Clueso * Wann: 10.7.08 * Wo: Solingen - Alter Hauptbahnhof www.t-mobile-streetgigs.de

Heimat: myspace.com/mudhoney Foto: Shawn Brackbill Auch gut: „The Lucky Ones“ - das neue Album von Mudhoney




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MUSIK STORIES

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ALKALINE TRIO Wie am ersten Tag

Dan Andriano, Matt Skiba & Derek Grant vom einst in Chicago gegründeten Alkaline Trio.

Ihre Privatleben könnten unterschiedlicher nicht sein, als Band sind sie eine unschlagbare Einheit: Willkommen in der dunklen Welt des Alkaline Trio, deren Fans nach drei Jahren des Darbens nach neuem Songfutter endlich Grund zum Jubeln haben. Aber: ’Agony & Irony’, das neue Album von Punk-Ikone Matt Skiba & Co., klingt ganz anders als erwartet. Drei Jahre sind seit ’Crimson’ vergangen. Drei Jahre, in denen die Band Familien gründete (Bassist Dan Andriano aus St. Augustin, Florida), anderen Bands aushalf (Derek Grant, Schlagzeug, VandalsFan aus Indiana) oder die Kunst des Meditierens erlernte (Matt Skiba, Gesang, lebt in Los Angeles). Ausgebremst von Querelen mit der einstigen Plattenfirma ’V2’ wartete das Trio auf einen neuen Vertrag und das damit einhergehende grüne Licht, ihren Song-Katalog aus rund drei Dutzend Liedern auf Band meißeln zu dürfen. Das Ergebnis liegt nun vor, und als verwirrter Ersthörer stellt man sich vielleicht berechtigt die Frage: Wie hätte das Album ausgesehen, hätten Skiba & Co. nicht eine Etage höher zu ’Epic’ gewechselt?! Fakt ist, dass ’Agony & Irony’ trotz aller Beteuerungen der Band, sie hätten „einen reduzierteren Sound als noch auf ’Crimson’ fahren wollen“, ein mit Wucht auf imposantes Klangbild gefeilter Monolith geworden ist. Produzent Josh Abraham griff tief in seine Effektkiste, um die Alk3-Stücke spätestens im Refrain auf wahlweise +44- oder Fall Out Boy-Niveau zu hieven. Ob die fingerdick mit Keyboards, Handclaps und Chören zugekleister-

ten Hymnen zu den von Skiba und Andriano verfassten Schauermärchen aus Selbstzweifel, Verlust und schlaflosen Nächten passen, sei dahingestellt. Fans von frühen Alk3-Alben werden jedenfalls eine Menge Reibungspotenzial ausmachen. Aber selbst sie werden feststellen, dass die neuen Stücke trotz ihres gewöhnungsbedürftigen Sounds noch immer einen unwiderstehlichen Drive entwickeln.

meintlich intaktem Äußerem und innerer Zerrissenheit greift auch der Albumtitel auf“, erklärt Skiba. „Einerseits ist da unsere ’agony’, die in den Texten verarbeitete Höllenqual, das Leid, das wir mit ’irony’ und unserem zweifellos vorhandenen Talent zu großen Melodien konterkarieren. Das haben wir schon immer getan, aber es nie so konsequent umgesetzt wie heute.“

Ein Grund für die Bereitschaft, sich auf das neue Material einzulassen, ist zweifelsfrei auch die Ausnahmestellung und die fast gottgleiche Verehrung, die dem Alk3 entgegenschlägt. Keine andere Band legt so großen Wert auf Design von Plattencovern oder T-Shirts und verpasst ihrem Image und ihrer Musik eine so künstlerische Aura. Chefdesignerin der Alk3-Motive ist Heather Gabel; sie gab und gibt Skibas düsteren Alptraum- und Horror-Visionen den entsprechenden Look. Damit kein falsches Bild entsteht: Natürlich ist Skiba trotz seiner an den menschlichen Abgründen entlang hangelnden Texte ein durch und durch sympathischer und lustiger Zeitgenosse, der sich mit Meditation und Surftrips im Pazifik im Gleichgewicht hält: „Nicht zuletzt diesen inneren Zwiespalt zwischen ver-

Text: Florian Hayler Foto: Jan Umpfenbach Heimat: alkalinetrio.com Auf sallys.net: sally*sTV! Skiba & Co. über „Agony & Irony“ plus Verlosung von signierten Alben!

EIN PERFEKTER TAG IM LEBEN VON MATT SKIBA „Ich stehe um 7.00 Uhr auf, schnappe mir mein Surfboard und reite bis mittags die Wellen des Pazifik. Anschließend meditiere ich ein bisschen, nachmittags spiele ich mit meinem fünfjährigen Kumpel Max oder wahlweise mit meiner Freundin Nancy, die ist 95. Nach dem Abendbrot wird noch eine Runde meditiert und abends treffe ich mich mit Freunden, gehe auf ein Konzert oder lege einen DVD-Abend mit meiner Frau ein. Alles ganz normal...“


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MUSIK STORIES

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FLEET FOXES Nächte im Dickicht

Wenn der NME eine Band „the best thing since Grizzly Bear“ nennt, ist das zwar mit Vorsicht zu genießen. Bei den Fleet Foxes kann man aber nur zustimmen: Sie sind Seattles zotteliger Gegenentwurf zum Weird-Folk der Ostküste. Kaum überrascht es, wenn Managermagazine hervorheben, dass Vollbartträger in Vorständen nur spärlich vertreten seien. Doch auch im popkulturellen Haardiskurs scheint der Bart noch verhängnisvoller Marker für schmuddelige Sonderlinge oder gleich spätmarxistische Schwerenöter zu sein. Weil zwei der Fleet Foxes lange Haare und Bärte haben (die sprießen mit Anfang 20 noch nicht mal so dicht), ein Pressefoto mit Holzfällerhemden existiert und ihre Texte Signalwörter wie „Mountain“ oder „Forest“ aufweisen, haftet ihnen ein apriorisches Hippie-Signum an. Bassist Christian (nur stoppelig) keift gegen solches Gerede ins Diktiergerät: „Scheiß auf diese Leute!“ „Diese Leute“ missdeuten die Tendenz von Bands des „New Weird America“: Man benennt sich nach Tieren („Animal Collective“, „Grizzly Bear“), man singt über Naturerfahrung, man gniedelt auf psychedelisch vorbelasteten Instrumenten, doch immer an den entscheidenden Ecken stilisiert. „Wir gehen nicht ständig wandern, da gibt es interessantere Dinge“, erklärt Keyboarder Casey und kontert auf die Frage, warum man sich dann ausgerechnet nach Füchsen benannt habe: „Ich glaube nicht, dass es sinnvoll gewesen wäre, eine Metallstruktur oder ein technisches Gerät als Bandnamen zu wählen. Es klang einfach gut.“ Im Gegensatz zu anderen Folk-Verdrehern stammt diese Band nicht von der Ostküste, sondern aus Seattle. Da brachte ihr Label ’Sub Pop’ vor knapp 20 Jahren schon ähnlich zottelige Grunge-Größen heraus. Man kann den Fleet Foxes nicht vorwerfen, an Nirvana anzuknüpfen, doch ihre mehrstimmigen Gesangslinien lassen sicher an ähnliche Harmoniekonzepte der Sechziger denken, etwa Cros-

Weniger alt als sie aussehen: Fleet Foxes aus Seattle.

by, Stills & Nash. Sie selbst nennen es „baroque harmonic pop jams“. Die Chöre entwickelte Sänger Robin erst am Ende der Aufnahmen, schließlich stiegen die anderen ein. Warum das Album ’Fleet Foxes’ ausgekochter als andere Debüts klingt, liegt auch an seiner Produktionszeit. Ein Jahr brauchte es und sprengte jedes Budget, das

erforderte Opferbereitschaft. „Zwischendurch waren wir obdachlos oder schliefen im Proberaum. Wenn kein Geld fürs Studio mehr da war, machten wir zu Hause weiter“, sagt Casey. Die elf Songs, die am Ende von über 30 übrig blieben, waren es wert. Text: Philipp Kohl Foto: David Belisle Heimat: myspace.com/fleetfoxes


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AUF ACHSE

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AUF ACHSE...

EASTCOAST VS. WESTCOAST

Die Ostsee. Sie versorgt neun Länder mit den schönsten Stränden der Welt und ihr Wasser ist so sauber, dass man es trinken kann. Für uns steuerten die Küstenbewohner von Turbostaat die schönsten Ecken der West-Ostsee und Jennifer Rostock die Partystrände der Ost-Ostsee an, damit ihr in diesem Sommer auch wisst, wo‘s wirklich abgeht.

EASTCOAST mit Jennifer Rostock

Zinnowitz im Naturpark Usedom. Ein Ort, zwei Strände. Für Hundefreundin Rostock unverzichtbar ist der örtliche Hundestrand, damit ihr Kleiner namens Whisky auch mal in den Sand pullern kann.

In Zinnowitz gibt‘s zunächst den idyllischen, mit karibischem Flair lockenden „Fischerstrand“, inklusive der köstliche Fischbrötchen feilbietenden „Fischerhütte“. Westlich der mit hohem Flirtfaktor gesegneten Zinnowitzer Seebrücke liegt der „Baltic Strand“, getauft nach dem ortseigenen Hotelbunker, aus dessen Sauna man volley (und nackt!) in die Ostsee hüpfen kann. Ein Freizeitspaß für weniger jung und alt! Dann doch lieber Hundestrand.

Nach einem Tag in der Sonne empfehlen Jennifer Rostock einen Abstecher in „Shooter‘s“, Jennifers favorisierter Absturzpinte aus Jugendzeiten. Damit man nicht vom Hocker fällt, sitzt man an der „Shooter‘s“-Bar im Sattel! Text: Florian Hayler, Fotos Turbostaat: Sarah Staerk, Heimat: turbostaat.de, jennifer-rostock.de, Check out: ostsee.de


WESTCOAST mit Turbostaat Für die West-Ostseeküste ins Rennen gehen Marten, Rotze und Johnny von Turbostaat, die lieber hundelose Badestrände ansteuern, damit die Kids auch angstfrei toben können. Erste Adresse für Flensburger Freizeitler ist der Strand in Wassersleben, der ganz seicht in die Ostsee eintaucht und wo man auch nach 20 Metern noch locker Sand unter den Füßen hat. Auch schön: der große Spielplatz und die leckeren Eisund Pommesbuden. Der Trumpf der Westcoast: hektargroße Sport- und Freizeitparks, die entlang der Küste zum Fit- und Mitmachen einladen. Seit Mai gibt‘s hier in Flensburg den BMX- und Skatepark am Schlachthof, zu dem Amateure und Profis aus ganz Europa anreisen. Johnny ist am Start.

Marten hat noch keine Kinder und setzt deshalb gerne mal an den Strand von Glücksburg über, wo es wesentlich relaxter zugeht als in Wassersleben. Für 1,50 Euro geht‘s per Fähre einmal quer durch die Förde, um vom Strand aus die Segelboote mit Steinen zu bewerfen oder den Grill anzuschmeißen. Gerne auch zu zweit.

Der Insidertipp zum Feierabend: das Eiscafé Sagui. Die haben im Gegensatz zu Jennifer Rostocks „Fischerhütte“ zwar keine Brötchen mit Lachs, aber dafür seit 30 Jahren das beste After Eight-Eis mit Schokostücken groß wie Luftballons und den besten Kakao der Welt.

FAZIT Ein klares Unentschieden! Vielleicht ist das Wasser in Flensburg nicht so karibisch-blau wie in Zinnowitz, dafür kommt man hier auch nüchtern auf seine Kosten. Danke an die Bands für‘s Mitmachen und bis bald - am Strand!


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MUSIK STORIES

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BLACK TIDE

Jugend musiziert

Wisst ihr noch, was ihr mit zehn Jahren gemacht habt? Mit Playmobil gespielt? Bravo gelesen? Gabriel Garcia gründet in diesem Alter in Miami eine Metal-Band. Leadgitarre und Gesang übernimmt er gleich selbst. Seine drei Mitstreiter sind immerhin schon in der Pubertät. Es dauert nicht lange, bis Black Tide nicht mehr wegen ihres Alters belächelt werden. SlipknotManager Cory Brennan nimmt sich der Teenies an, im vergangenen Jahr ist die Band beim US-Ozzfest gebucht. Dumm nur, dass die für Black Tide vorgesehene kleine Bühne mit Jägermeister getränkt wird - wer zu jung zum Kauf des Kräuterlikörs ist (also unter 21) darf dort nicht spielen. Aber das Schicksal meint es gut mit den Bürschchen: Sharon Osbourne sorgt dafür, dass Black Tide auf der Mainstage abrocken dürfen. Die Jungs freuen sich vor ihrem ersten Deutschland-Gig in Berlin immer noch über die willkommene Publicity, ebenso wie über das mitgebrachte Fläschchen Jägermeister. Die vier machen einen für ihr Alter recht abgeklärten Eindruck und

stellen live das von Johnny K. (u.a. Disturbed) produzierte Debüt ’Light From Above’ vor. Black Tide laden den traditionsbewussten Headbanger mit Hymnen wie ’Shockwave’ zum gepflegten Rübeschütteln ein. „Wir sind definitiv von Bands wie Megadeth, Metallica, Maiden, Priest beeinflusst“, erklärt Drummer Steven. Überhaupt Metallica: „Das wäre ziemlich cool, die Jungs mal zu treffen“, träumt Gitarrist Alex vor sich hin. Vielleicht hat es ja bei Rock Am Ring geklappt, da hätten sie Hetfield & Co gleich ihre Version von ’Hit The Lights’ vorstellen können. Wenn die vier Metal-Kids um den mittlerweile 15jährigen Frontmann Gabriel so weitermachen, ist für die Zukunft noch einiges zu erwarten. Text: Jens Fritze Foto: Chris Crisman Heimat: blacktidemusic.com

I AM KLOOT

Umkehren ist keine Option

In Zeiten, in denen selbst ein Begriff wie Indie-Rock zum Mainstream geworden ist, wollen I Am Kloot alles anders machen: ’...Play Moolah Rouge’ heißt ihr vierter Longplayer und lüftet ein Geheimnis, das wie der heilige Gral gehütet wurde. Was schreiben über eine Band, die zu den großen Mythen des Rock-Betriebs gehört? Schließlich verspürte vor allem Sänger John Bramwell lange Zeit keine Motivation, sich öffentlich über Arbeitsweisen, Bandchemie oder Studioaufenthalte zu äußern. 2008 soll sich dies nun komplett ändern: „Dem neuen Album wurde bewusst eine DVD beigelegt, die sich über eine Stunde mit der Produktion von ’... Play Moolah Rouge’ beschäftigt. Wir wollten, dass unsere Fans sehen, was so abgeht, wenn I Am Kloot im Studio aufnehmen.“ Klasse Idee: In den Moolah Rouge-Studios sieht man die drei Jungs bei abendlichen Diskussionen, endlos wirkenden Proben und beim nächtlichen Biervernichten. „Das gehört dazu, wenn neue Songs entstehen“, beteuert John und versichert, dass alles trotzdem erträglich klingt.

Viel mehr verwundert die musikalische Kehrtwende, die I Am Kloot mit ihrem vierten Werk vollziehen - überraschend und verdammt mutig. „Die letzte Platte ’Gods And Monsters’ ist uns inzwischen zu bombastisch. Wir verlangten zuviel und haben alles gnadenlos überfrachtet. Das sollte uns kein zweites Mal passieren!“ Weswegen die zehn Songs auf ’...Play Moolah Rouge’ mit knackigen Gitarrenparts, lang gestreckten Streicherarrangements und fokussiertem Drumloop um die Ecke biegen. Der Hörer soll denken, er sei „auf einem Konzert“, erklärt John abschließend. „Das Gefühl auf der Bühne ist definitiv besser als im Studio und die neuen Songs halfen uns dabei, es zu konservieren.“ Text: Marcus Willfroth

Heimat: iamkloot.com

LOOK SEE PROOF

Ich kaufe ein O und möchte lösen

Gibt es ein Leben nach dem Kooks-Debüt ’Inside In/Inside Out’? Hand auf’s Herz: ’Konk’ lieferte nur eine bedingt befriedigende Antwort. Look See Proof wiederum haben sich die Lösung auf dem Spickzettel schon längst notiert. ’In Between Here And There’ lautet der Titel des gelungenen Debüts der Band aus Herts, einem Fleckchen Erde rund 30 Minuten nördlich vom Londoner Stadtzentrum entfernt. Als sich Look See Proof zeitnah zum Startschuss der Kooks-Manie gründeten, hatte das Quartett nicht den blassesten Schimmer davon, dass sie kurz darauf fünf Singles in den UK-Indie-Charts platzieren würden. Seitdem handeln sie viele als ernstzunehmende Konkurrenz zu Bloc Party oder den genannten Überfliegern aus Brighton. „Mit dem bisherigen ’Erfolg’ gehen wir relativ nüchtern um: Jeder weiß, dass du als Band im NME heute das Next-Big-Thing und morgen der langweiligste Act der Welt sein kannst“, spielt Frontmann Jason Slender den Umstand der überschwänglichen Aufmerksamkeit in

den heimischen Gefilden herunter. Sympathisch. Sich jedoch einen der wichtigsten Booking-Agenten des Landes mit den Editors, We Are Scientists und den Futureheads zu teilen, spricht eine mehr als deutliche Sprache. Selbst die Fanbase scheint ähnlich mobil wie die der (Na, wer fehlt jetzt noch in der Liga der außergewöhnlichen Indie-Bands? Genau:) Arctic Monkeys. „Es gibt ein paar wenige, die man an mehreren Gigs hintereinander Abend für Abend im Publikum wieder erkennt. Aber natürlich nicht in dem Ausmaß, wie es zu Beginn der Arctic Monkeys der Fall war.“ Und da war sie wieder, diese sympathische Bescheidenheit. Text: Christopher Mühlig Heimat: myspace.com/lookseeproof


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FROM FIRST TO LAST Vollzeit-Kräfte gesucht

Öfter mal was Neues: Bei From First To Last geht es seit Jahren zu wie in der deutschen Fußballnationalmannschaft - die Besetzung ändert sich praktisch im Monatsrhythmus. Eine neue, selbstbetitelte Platte hat die Band trotzdem fertig gestellt; und die präsentiert sich nicht etwa zerfahren und kopflos, sondern mindestens ebenso gereift wie wütend und mitreißend. Wer sich tatsächlich die Mühe machen will, den Stammbaum von From First To Last aufzumalen, braucht extrem viel Papier: Seit der Gründung in Floria im Jahre 1999 kommen die Jungs einfach nicht zur Ruhe. Kaum war die Debüt-EP ’Aesthetics’ eingespielt und brachte der Band den ersten Plattenvertrag ein, hatte Sänger Phillip Reardon keine Lust mehr auf’s Bandleben. Es folgte der Teenager Sonny Moore, der zwar die Herzen zahlreicher Mädels brach, gleichzeitig aber auch seine Stimmbänder beim Brüllen ruinierte. Zwei Platten und ein paar Operationen später kehrte somit auch er gezwungenermaßen der Band den Rücken zu. Ähnlich wechselhaft ging es am Bass zu: Selbst Limp Bizkit-Ikone Wes Borland durfte kurzzeitig mal ran, weil einfach keine fähige VollzeitKraft zu finden war. Unterkriegen ließ man sich trotzdem nicht; schließlich wurde die Band trotz allem von zahllosen Kids

Neulich bei KISS: From First To Last entspannt in Hamburg.

vergöttert und mit guten Kritiken förmlich überschüttet - dem intelligenten Mix aus Lärm und Melodie, der qualitativ den meisten Screamo-Kapellen haushoch überlegen war, sei Dank. 2007 wurde somit unter anderem erneut genutzt, um endlich wieder ein volles Line-Up auf die Beine zu stellen, eine neue Plattenfirma zu finden, den bisherigen Gitarristen und Songwriter Matt Good zum Singen zu überreden und sich danach monatelang nur auf’s Songschreiben zu konzentrieren. Nur logisch also, dass sich Album Nummer Drei doch spürbar vom Vorgänger ’Heroine’ unterscheidet: „’Hero-

ine’ war teilweise sehr überladen“, erklärt Matt. „Deshalb sollte das neue Album etwas organischer und runder werden. Wir wollten einfach eine Platte machen, die elementarer ist und zeigt, wie wir im Kern sind“. Matt wirkt nach den Querelen der Vergangenheit spürbar erleichtert. Vielleicht hält die aktuelle Besetzung ja tatsächlich mal länger als ein Jahr. Text: Tito Wiesner Foto: Nina Kolle Heimat: fromfirsttolast.com


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CANSEI DE SER SEXY Per Anhalter durch’s Internet

Der Apple fällt nicht weit vom Stamm: CSS aus São Paulo!

CSS sind eine blutjunge Band aus São Paulo und damit die einzige aus Südamerika, die bisher bei den Indie-Veteranen von ’Sub Pop’ unter Vertrag genommen wurde. Klingt nach einer interessanten Geschichte. Dabei ist das ’Sub Pop’-Kapitel mit das konventionellste, was CSS je gemacht haben. Ihr neues Album ’Donkey’ ist nur eine weitere Zwischenstation in ihrer weltumfassenden Reise. Schon das Come-Together war purer Zufall. Durch lose Kontakte auf Foto-Blogs im Internet kam sich die Vier-Weibchen-und-ein-Männchen-Band um Sängerin Luisa ’Lovefoxxx’ 2003 näher, stolzierte ein wenig durch das wilde Nachtleben São Paulos und fand sich irgendwann in einem Proberaum wieder. Die Einsicht, man könne überhaupt kein Instrument spielen, kam schnell. Doch die Chance auf einer Bühne zu stehen, fixte CSS an und man begann zu proben. Genügend Selbstvertrauen war da, der Wille zum Experiment sowieso, immerhin haben alle Bandmitglieder vorher irgendwas mit Kunst, Design oder Film gemacht, und so fing die Band 2003 an, kleinere Clubs in ihrer brasilianischen Heimatstadt zu bespielen. Ein ausgemachtes Chaos. Störrisches Schlagzeugpoltern, das alle 20 Sekunden aus dem Takt kam, fiepende Keyboards, die sich immer knapp unterhalb der Schmerzgrenze bewegten und schmutzig-sägende Drei-AkkordGitarren; der Anfang von CSS muss einfach nur PUNK PUNK PUNK gewesen sein. Sangen sie anfangs noch in ihrer Muttersprache Portugiesisch, wechselten sie schnell ins Englische. Und CSS wurden groß, sehr groß sogar. Innerhalb kürzester Zeit erspielten sie sich mit

ihrem verrückten Mix aus kruden Dance-FloorRhythmen und melodieverliebtem Garagen-Sound eine riesige Fanbasis in ihrer Heimat. Nur um dann zu verkünden: „Unsere Szene ist nicht São Paulo, sondern das Internet.“ Ganz schön selbstbewusst. Da passt es sogar, dass die drei Bandbuchstaben nicht, wie zuerst angenommen, ein Verweis auf ein babylonisches HTML-Gebrabbel, sondern die Abkürzung der Übersetzung des Beyonce Knowles Zitates „Tired of being sexy“ sind. Wohlgemerkt bei einer Sängerin, die auf CSS-Konzerten in hautengen Ganzkörper-Chamäleon-Kostümen die Bühne elektrisiert. Ihr gleichnamiges Debütalbum erschien 2005 ausschließlich in Brasilien, einer limitierten Edition lag sogar ein CD-Rohling bei. Nicht lange danach klopfte ’Sub Pop’ an die Tür. Doch der Moment, in dem es für CSS so richtig los ging, sie zu einem festen Bestandteil der globalen-vernetzten Pop-Kultur wurden, war nichts weiter als ein Mausklick des 18-jährigen Nick Haley am 11. September 2007. Der britische Student bastelte in Eigenregie einen Werbespot für den neuen iPod-Touch, unterlegte ihn mit „Music Is My Hot Hot Sex“ von CSS und stellte den Clip auf Youtube. Ein Mausklick mit Folgen. Ei-

nige Wochen später übernahm Apple den Clip und benutzte ihn für die offizielle Apple-Werbung im US-Fernsehen. So schnell kann’s gehen. Text: Steffen Meyer Foto: Roberta Ridolfi Heimat: csshurts.com

20 JAHRE SUB POP Bruce Pavitt und Jonathan Poneman, die Gründer von ’Sub Pop’, verdienen einen Schrein so groß wie die berühmte Space Needle in ihrer Heimat Seattle. Kein anderes Label hat uns in den letzten 20 Jahren mit so ausgesuchter, so authentischer, so dreckiger, vom Abgrund der Seele kommender Rock-Musik beglückt. Dieses Label war immer am Puls der Zeit, hat seine Ohren nie gegenüber Neuem verschlossen und ging mit vollem Bewusstsein Risiken ein. Risiken, bei denen jedes andere Label dankend abgelehnt hätte. Wo wären wir heute ohne Mudhoney, Soundgarden, The Afghan Whigs, Sunny Day Real Estate und achja, Nirvana? Antwort: In der Musik-Hölle. Ein Ort ohne The Thermals, Wolf Parade, Fleet Foxes und CSS. Denn Musik ist Evolution. Also lasst die Korken knallen. Schnallt euch die Gitarren um, lasst die Drumsticks kreisen, dreht den Verstärker auf Maximum und alle: HAPPY BIRTHDAY TO YOU...


WOLF PARADE

Quartett mit beschränkter Haftung In Montreal sind Wolf Parade seit drei Jahren Kultband und Aushängeschild der heimischen Pop-Szene zugleich. Nun drängen sie mit ihrem zweiten Album ’At Mount Zoomer’ nach Süden, Westen und Osten. Alles begann mit einem Missverständnis. „Bei den ersten Gigs bekamen wir laute Pfiffe vom Publikum. Die Leute dachten, Wolf Parade seinen eine Folk-Band, nur weil wir alle Bärte und zerfetzte Klamotten trugen“, erklärt Sänger Dan Boeckner und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Humor war sicherlich die beste Alternative, um den falschen Erwartungen entgegenzutreten – im Falle von Wolf Parade zahlte sich der lange Atem aus. „Ein befreundeter Tourmanager sah eines dieser Konzerte, mochte den Sound und engagierte uns als Supportact von Arcade Fire. Das war der offizielle Startschuss!“ Kurze Zeit später unterzeichneten Wolf Parade ihren ersten Plattenvertrag und ernteten im heimischen Kanada für ihr 2005 veröffentlichtes Debüt ’Apologies To Queen Mary’ viel Kritikerlob und eine Handvoll Auszeichnungen. „Uns war es wichtig, dass alle Mitglieder den gleichen Stellenwert innerhalb der Band haben: Songwriting und Gesang wurden von Beginn an gerecht untereinander aufgeteilt. Ohne diese Arbeitsweise hätten wir nie Erfolg gehabt.“ Eine Marschroute, die auch die Sessions zum neuen Album ’At Mount Zoomer’ bestimmte: „Bei vielen Bands passiert es mit der Zeit, dass sich klare Rollen herausschälen. Nicht so bei Wolf Parade“, betont Dan und ergänzt mit viel Selbstbewusstsein: „Sobald jemand sein Ego-Ding durchziehen will, bekommt er ordentlich eins auf den Deckel. Das erlauben wir nicht!“ Auch wenn es oft schwer gefallen sei, die Demokratie hat schlussendlich gesiegt. „Kreativität bedarf eines ständigen Austauschs verschiedener Gedanken. Und Musiker, denen viel an einer intensiven Zusammenarbeit liegt.“ Das partnerschaftliche Ergebnis kann sich sehen lassen: Bereits im Vorfeld als Antwort auf Televisions 77er Meilenstein ’Marquee Moon’ gefeiert, besitzen die Songs nervenaufreibende Synthesizer, schräge New-Wave-Gitarren und verrückt-geniale Texte. „Wir haben ’At Mount Zoomer’ mit einer Intensität aufgenommen, als wäre es unser Vermächtnis.“ Obwohl die Band weiß, dass die Musikwelt noch viel von ihnen erwartet. Text: Marcus Willfroth Foto: Meqo Sam Cecil Heimat: myspace.com/wolfparade Schafe im Wolfspelz: Wolf Parade aus Montreal.


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MUSIK STORIES

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HADOUKEN!

Trau keinem über 30 Unscheinbar haben sie sich mit ihren Laptops auf die große Couch gekuschelt, aus dem mickrigen Lautsprecher scheppern kaum wahrnehmbare Synthie-Sounds. Die fünf Freunde von Hadouken! nippen an ihren Apfelschorlen, hacken hin und wieder auf den Tastaturen herum und sehen so aus, als würden sie gleich einschlafen. Eine merkwürdige Szenerie. Erwartet hätte man eigentlich nimmersatte Partymäuschen mit Augenringen so groß wie Oversize-Sonnenbrillen. Denn das Debütalbum der Band aus Leeds namens ’Music For An Accelerated Generation’ versprüht mit seiner Mischung aus Grime, New-Rave und hingebratzten Gitarren größenwahnsinnige Hektik und endlose Partygeilheit.

„Alte Menschen, also so Leute um die 30...“ (James Smith) Doch von pille-palle-alle-pralle keine Spur. Hadouken!-Kopf James Smith gähnt erstmal ausgiebig und konterkariert fast schon das, was er sagt: „Unsere Platte dreht sich um unsere Generation, um das immer schneller werdende Leben, die dazugehörigen Probleme aber auch die Raffinesse, mit der die heutigen Kids so ihr Dasein bewältigen.“ Soll heißen: In den elf Songs des Debütalbums geht es um Partyexzesse, Lifestyle und die neuen Medien.

24 hour party people: Hadouken! aus London.

Passend wurde dafür auch extra der Bandname gewählt: „Hadouken!“ heißt im Computerspiel „Street Fighter“ eine Kampfbewegung. Die Texte und der Bandname geben die Marschrichtung vor, doch es ist vor allem die Musik, die Erinnerungen an Konsolenklänge wach werden lässt. Eine Nintendo-Melodie nach der nächsten schleudern die Briten einem mit einer derartigen Wucht entgegen, dass man nach einem Album-Durchlauf durchaus das Gefühl hat, die

Super Mario-Bros. höchstpersönlich hätten einem das Gehirn gef*ckt. „Computer oder Konsolen sind wesentlicher Bestandteil im Leben vieler Leute, die ich kenne. Alte Menschen, also so Leute um die 30, mögen das vielleicht merkwürdig finden. Aber die feiern ja auch Bands wie die Kooks oder die Kaiser Chiefs ab. Das finde ich wiederum genauso merkwürdig!“ Spricht’s und kuschelt sich wieder zu den anderen und ihren Laptops auf die Couch. Text: Heiko Reusch

Heimat: hadouken.co.uk

THE DODOS Psycho-Folk

The Dodos reihen sich problemlos in die Annalen der Musikgeschichte San Franciscos ein. Die bevorzugte Musikrichtung der Hippie-Metropole war schon immer der Folk, und das Duo bereichert diesen Sound um äußerst spannende Zutaten. Meric Long (Gesang/Gitarre) und Logan Kroeber (Schlagzeug) freuen sich über die Beschreibung ihrer Musik: „’Happy Two Gallants’, das ist cool. Die sind auch zu zweit und kommen aus San Francisco. Das klingt viel besser als andere Vergleiche, die wir bisher gehört haben. Die schlimmste Beschreibung war wohl ’Elliott Smith trifft Iron & Wine’.“ Als Meric die Band vor zweieinhalb Jahren gründete, hatte er eine sehr genaue Vorstellung davon, wie The Dodos klingen sollten: „Mir schwebte ein leicht psychotischer Country-Fingerpicking-Gitarren-Sound vor, der durch abgefahrene Drumrhythmen ergänzt wird.“ Das Schlagzeugspiel ist allerdings außergewöhnlich und sucht in der Folk-Szene seinesgleichen. Auf dem zweiten Album ’Visiter’ bearbeitet Logan sein Drumset mit polyrhythmischen Techniken, auf Konzerten werden die beiden von einem Freund begleitet, der im Hintergrund auf eine große Mülltonne einschlägt. Das klingt dann so, als würde ein klassischer Songwriter von einer Mini-Percussion-Band à la Stomp begleitet werden. „Ich habe irgendwann einmal einen Cirque-du-Soleil-Auftritt gesehen, und bei der musikalischen Begleitung haben mich die Drumbeats am meisten beeindruckt“, erklärt Meric. „Ich schätze, das

Lustige Vögel: Die Dodods aus San Francisco.

war ein großer Einfluss.“ Nach ihrem Debütalbum ’Beware Of The Maniacs’ waren The Dodos ständig auf Tour und wurden zum Geheimtipp, der eigentlich keiner mehr war. Als wir auf Pitchfork erwähnt wurden, ging es richtig los. Plötzlich kamen mehr Leute in die Clubs und die Buchungsanfragen nahmen zu. Im Januar haben wir dann unsere Jobs an den Nagel gehängt.“ Abschließend müssen die beiden noch den beknackten Band-

namen erklären. „Eine tragische Geschichte“, lacht Meric. „Es geht um diesen fetten Vogel, den Dodo. Auf seiner Heimatinsel Mauritius hatte er keine natürlichen Feinde, bis die Insel im 17. Jahrhundert besiedelt wurde. Er dachte sich: ’Toll, jemand zum Spielen’, und ist auf die neuen Inselbewohner zugewatschelt. Die haben ihn natürlich getötet.“ Ach so. Nun, bei The Dodos ist halt alles ein bisschen anders. Text: Steffen Meyer Heimat: dodosmusic.net



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THE SUBWAYS

Die letzten drei Jahre machten aus den „blutjungen und spindeldürren Indie-Kids“ namens The Subways drei (immer noch spindeldürre) junge Erwachsene, die ihre ersten zwischenmenschlichen Täler nicht schmerzfrei durchschritten, aber erfolgreich gemeistert haben. Zeugnis dessen: ’All Or Nothing‘, das herrlich laute und bis zum Deckel mit Wut, Ehrlichkeit und Zuversicht gefüllte zweite Album der Subways, für die der Begriff „miteinander“ mehr bedeutet als nur die Summe der einzelnen Teile. In England der neueste Hit: Fair Trade Kaffee. An jeder Ecke des frühlingshaft aufblühenden London feilgeboten für günstige 5 Euro in den Coffeeshops von Camden, jenem Kultbezirk im Norden der Stadt, dessen weltberühmter Flohmarkt kürzlich von einem Brand sondergleichen um die Hälfte dezimiert wurde. Unweit des Tavistock Squares laden die Subways ein, ein paar Kugeln zu werfen, stilecht auf einer Original-Fifties-Bowlingbahn mit Burger servierenden Rollergirls und knatschroten Kunstledersofas. Es wird gelacht, gescherzt, gepiesackt. Entspannte Atmosphäre also vor dem morgigen „Heimspiel“ des krachenden Trios aus dem nahegelegenen Welwyn Garden City – der Live-Premiere der neuen Songs im „kleinen Rahmen“. Rund 1.000 Fans werden in der ’ULU’, der Konzerthalle der University Of London erwartet, um einen ersten Eindruck von den Songs des heiß ersehnten zweiten Albums zu bekommen. Aber nicht nur die.

Ebenfalls angetreten zum Konzert ist der komplette Clan der Brüder Billy und Josh, lediglich die Coopers lassen sich entschuldigen - die Tochter hat soeben ihr halbes Leben in Kartons verpackt bei ihnen abgeworfen, da muss man sich erst mal neu organisieren. Wenn man sich das bunte Treiben und das große Hallo mit all den bierseligen Verwandten über den Köpfen des vor der Bühne tobenden Moshpits so anschaut, könnte man denken: Schon seltsam – da legen Frontmann Billy Lunn (der den Nachnamen seines verstorbenen Großvaters trägt), sein Schlagzeug verprügelnder Bruder Josh Morgan und die hübsche Bassistin Charlotte Cooper seit ihrer Gründung vor fünf Jahren weltweit sämtliche Clubs und Konzertsäle in Schutt und Asche, und dann stehen auf der für die Familie reservierten ’ULU’-Empore ganz normale Leute: Billys Kumpels aus dem heimischen Pub in Harlow, die Tanten, die Onkel, die Nichten, Joshs aus Paris angereiste Braut oder die örtliche Tattoo-Queen, die Billy neulich seinen „Strawberry Blonde“ (den „Straßenköterblond“)-Schriftzug quer über den Bauch tätowierte. Von der sagenumrankten Londoner Hipness-Elite und deren NMEgelenkter Crowd keine Spur. Stattdessen: Ein vor Euphorie bebendes Backsteingebäude, vollgestopft mit Typen in Jeans und T-Shirt und Mädchen in Topshop-Tops. Cool Britannia.

Das Konzert in der ’ULU’ und die drei darum gestrickten Clubshows im vergangenen April markieren den Startschuss für die „neuen“ Subways, für den gereiften, vom Leben und der Liebe durchgeschüttelten Band-Bund, dessen Mitglieder an den Erfahrungen der letzten drei Jahre gewachsen sind – persönlich und beruflich – selbst wenn diese Bereiche im Falle der Subways untrennbar miteinander verwoben sind. Die emotionale Achterbahnfahrt der drei Frühzwanziger füllt nun auch jede Rille vom treffend betitelten Album ’All Or Nothing‘, das die Band in Etappen in Los Angeles einspielte und dabei viel zu lachen und noch mehr zu weinen hatte. Grund zur Freude war das von Billy gewählte Outfit für seine morgendliche Runde im Pool – er trug ’Speedos’, nicht nur in Amerika zu Recht verpönte und „Paket“-betonende Badehosen -; Anlass für tränenreiche Tage im Studio gab es dagegen oft und reichlich im vergangenen Juni, als sich Billy und seine Verlobte Charlotte drauf einigten, in Sachen Liebe und Beziehung zukünftig getrennte Wege zu gehen. Wenn man die beiden heute, ein Jahr nach dem vorläufigen Ende ihrer Zweisamkeit beobachtet, dann kann man vor so viel funkensprühender Harmonie nur den Hut ziehen: Die beiden sind – trotz neu gefundenen Liebesglücks – immer noch beste Freunde! Doch nicht nur Trennungsschmerz und zu eng geschnürte Polyamid-Buchsen färben ’All Or Nothing‘ zu einer bunten Tüte aus Melodie und wütender Härte, auch die „demokratische“ Herangehensweise ans Songwriting beflügelte die Band. Vor allem Charlotte und Josh blühten kreativ auf, als Frontmann Billy nach einer Operation an den Stimmbändern für zwei Monate ausgeschaltet war. Death Cab For Cutie-Fanatikerin und Freizeit-DJane Charlotte füllte das bei den end- und gesangslosen Bandproben entstehende Vakuum mit mehr als diesen zaghaften Chören, die noch das Debüt ’Young For Eternity‘ dominierten: Die Dame ist auf ’All Or Nothing‘ zweite Instanz in Sachen Gesang, und Stücke wie ’Girls And Boys‘ oder ’Shake! Shake!‘ wären ohne Charlotte am Mikro nur halb so mitreißend. Frontmann Billy Lunn nutzt sein




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PLATTEN/10 GEBOTE

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DIE 10 GEBOTE

ALBERT HAMMOND JR. ¿CÓMO TE LLAMA?

(Beggars/Rough Trade) Bezaubernd und überraschend zugleich war das, was Albert Hammond Jr mir seinem Solodebüt „Yours To Keep“ ablieferte. Cremiger Soft-Pop, mit dem er sich zudem als brillanter und Casablancas ebenbürtiger Songschreiber bewies. Weil The Strokes sich aber noch immer nicht zu einem neuen Album aufraffen können, folgt nun der zweite Solostreich und der ist - anders. Die erste Single „GFC“ ist zwar noch von der Zartheit des Vorgängers, der Rest auf „¿Cómo Te Llama?“ klingt jedoch weitaus ungeschliffener und die Reggae-Experimente können nicht immer als gelungen betrachtet werden. Doch das Album beweist, dass Albert und seine zum Teil prominenten Mitstreiter - Sean Lennon war abermals dabei - mehr als einen Trick auf Lager haben. Auch wenn man damit eingestehen muss, dass die Songs, bei denen er sich auf’s väterlich-vererbte Melodiegefühl verlässt, am besten funktionieren.

Text: Ina Göritz

FLEET FOXES FLEET FOXES

(Bella Union/Cooperative/Universal) Die Fleet Foxes geben als größte Inspirationsquelle den Plattenschrank ihrer Eltern an, aber man könnte meinen, dass ihre Musik noch viel weiter zurückreicht, und das nicht nur auf Grund des Brueghel-Gemäldes auf dem Titel. Man denkt bei diesem formvollendeten mehrstimmigen Gesang an CSNY, und auch der Bob Dylan der Country-RockPhase und die Harmonien der Beach Boys haben hörbar Spuren hinterlassen. Aber manchmal erinnern die langen, schwebenden Melodien fast an kirchliche Lieder. Das Quintett aus Seattle, das seine Musik selbst als „baroque harmonic pop jams“ bezeichnet, hat ein erhebendes Debütalbum veröffentlicht, verschroben und eigenwillig, mit feinem Gespür für große Pop-Songs und lange Spannungsbögen. Und die größte Kunst der Fleet Foxes ist vielleicht, dass man den Eindruck hat, dass sie trotz aller Referenzen an Papas Plattenschrank und ihrer langen Hippie-Bärte in der Gegenwart verhaftet sind.

Text: Arne Lieb

ALKALINE TRIO AGONY & IRONY

(Epic/Cooperative/Universal) Um es gleich vorweg zu nehmen: So schwer wie mit „Agony & Irony“ haben es Alkaline Trio ihren Fans noch nie gemacht. Befürchtungen, mit dem Wechsel zum Major-Label würde es auch drastische Soundveränderungen geben, bewahrheiten sich jedenfalls. Dem Punkrock wird über weite Strecken „Good Bye For Now“ zugebrüllt, Balladen nehmen zu, es gibt plötzlich Dance-Beats und anstatt dass sich Dan und Matt wie gewohnt das Mikro teilen, ist Matt fast alleine für die Texte zuständig. Diese wiederum sind allerdings düster und Tattoo-tauglich wie immer - trotz einiger Platitüden wie „Live young, die fast, no one will last“. Und die Platte wächst: Plötzlich sind sie wieder da, diese grandiosen Melodien, dieser auf den Punkt vertonte Herzschmerz, dieses Erschauern ob Matts berührender Stimme. Und irgendwann ist „Agony & Irony“ dann doch wieder eine Herzensangelegenheit - allen Veränderungen zum Trotz.

BECK MODERN GUILT

(XL/Beggars/Indigo) Es flirrt, knattert und dröhnt sich seinen Weg: Beck Hansens neues, zehntes Studioalbum „Modern Guilt“ ist detailverliebter als all seine bisherigen Veröffentlichungen zusammen. Nach dem überambitionierten Konzeptalbum „The Information“ - das im Jahre 2006 mit jeder Menge Visuals angereichert wurde - schaltet der schüchterne Alleskönner einen Gang zurück und konzentriert sich völlig auf die Musik. Und wen wundert’s, „Modern Guilt“ macht es sich zwischen den Stühlen gemütlich. Songs, die mit ihren Elektronik-Klängen an Radiohead erinnern und im nächsten Moment so melodieselig daherstolzieren, wie es die Beach Boys kaum besser hätten komponieren können. Textlich bewegt sich der Hobby-Scientologe Beck mit seiner Gesellschaftskritik freilich auf dünnem Eis - aber was soll’s: Der Unhaltungsfaktor ist überproportional groß!

COLDPLAY VIVA LA VIDA OR DEATH AND ALL HIS FRIENDS

DAN LE SAC VS. SCROOBIUS PIP ANGLES

Text: Fabian Soethof

Text: Torsten Hempelt

Text: Marcus Willfroth

(EMI) Leben und Sterben. Liebe und Hass. Gewinner und Verlierer. Prog und Pop. Schwarz und weiß und dazwischen: bunt. Coldplay, die größte gegenwärtige Konsensband, veröffentlichen mithilfe des rahmengebenden Brian Eno ihr viertes gutes wie großspuriges Album und halten es mit Landsmann Shakespeare: Die Welt ist eine Bühne. Da belassen es der stimmlich stärker agierende Chris Martin und seine Mannen lieber nicht bei schlichtschönen Piano-Songs aus „Parachutes“-Anfängen, da geht’s um große Gesten, um Dramen, um Tragödie und Komödie, um beide Seiten des Daseins und um zu Epen aufgeblasene Ideen. Eben darin liegt Coldplays Schlüssel zum Erfolg: Kurz bevor es zu ausufernd oder pathetisch wird, zügelt Martin die Musik und umgekehrt. Beide Seiten bewegen sich in späten Hymnen wie „Yes!“, „42“ oder dem Titelstück am Zenith ihrer Möglichkeiten - bis zum nächsten Opus Maximus. Bono, dank ab!

SIGUR RÓS MEÐ SUÐ Í EYRUM VIÐ SPILUM ENDALAUST

SOULFLY CONQUER

THE SUBWAYS ALL OR NOTHING

Text: Volker Bernhard

Text: Hans Vortisch

Text: Tito Wiesner

(EMI) „Takk...“, danke für dieses phantastische letzte Werk. Doch zum Glück halten Sigur Rós nicht an ihrem Erfolgsrezept fest. Sie machen wieder einen Schritt weg von der Mystik, die sie lange Zeit auf Grund ihrer traurig-schönen und episch orchestrierten Lieder umgab. Kein „Glósóli“, kein „Gong“, 2008 heißt der erste zu hörende Song der Band „Gobbledigook“. Und dieser ist Pop, im positiven Sinne ein mehr als verzückender Sommerhit. Mit treibendem Rhythmus und tragendem Chor macht er schon fast euphorisch, verheißt schöne Momente und große Gefühle. Und damit wird schon bei diesem Eröffnungsstück klar: Man gibt sich eine Idee positiver als früher, die Tragik des eingangs erwähnten Meisterwerks fehlt. Nichtsdestotrotz sind nahezu alle folgenden Stücke ruhig und erhaben, intim und warm. Diese Band berührt auch auf diesem Werk, auf eine Art und Weise wie es nur wenige vermögen.

(Roadrunner/Warner) Der sechste Langspieler der Band um Max Cavalera ist ein absoluter Knaller! Zwar waren auch die Vorgängeralben hervorragend, aber während man sich in manche der älteren Soulfly-Platten erst hineinhören musste, zündet „Conquer“ sofort. In ihrer aktuellsten Form hängen Soulfly nicht mehr so den Weltmusik-Aspekt raus, sondern lassen vielmehr den traditionellen Thrash-Metal wieder aufleben, durch den Maxes Vorgängerband Sepultura einst berühmt geworden ist. Soulfly knüppeln und riffen hier was das Zeug hält und hauen vor allem Orgien von schweinegeilen Gitarrensoli raus. Aber Soulfly wären nicht sie selbst, wenn es dann nicht jede Menge obskures Zeug gäbe - als Inspiration diente diesmal eine Reise nach Ägypten. Vor allem die genialen Rhythmuswechsel vermögen wieder einmal zu gefallen, ohne das die Platte darüber den Faden verlöre. Über den perfekten Klang brauchen wir erst gar nicht zu reden. Soulfly sind besser denn je!

(Warner) Bimmelige Indie-Liebchen waren The Subways ja schon bei ihrem Debütstreich vor drei Jahren nicht. Auf „All Or Nothing“ legen sie aber noch mal eine Schippe nach und starten gleich zu Beginn der Platte einen klanglichen Überraschungsangriff mit einem nach vorne stampfenden Riffgewitter. Den Garage-Sound ihres Erstlingswerks haben sie gemeinsam mit Produzenten-Ass Butch Vig noch ein wenig roher gestaltet, dabei aber gleichzeitig die Stilbruch-Karte gespielt, indem sie dem zarten Stimmchen von Bassistin Charlotte Cooper mehr Platz einräumten. Doch keine Angst, die Melodien gehen auch auf dem „Young For Eternity“-Nachfolger wieder genauso gut ins Bein, wie Charlotte und Billys süßes gesangliches Ping-Pong-Spiel direkt in jedes Ohr. Das Versprechen, auch die alten Tanten unter uns auf ewig jung zu halten, wurde auch beim Zweitwerk gehalten.

Text: Christine Stiller

(Sunday Best/PIAS) Endlich! Nachdem das grandiose Video zum cleveren Popkultur-Rundumschlag „Thou Shalt Always Kill“ bereits durch die einschlägigen Kanäle geisterte, ist nun die LP fertig. Und „Angles“ enttäuscht die Erwartungen keineswegs: Auch auf Albumlänge macht es Spaß zuzuhören, wie der großbärtige Pip seine smarten, (meist) treffenden und (oft) amüsanten Reflexionen über nahezu sämtliche wichtigen Themenbereiche des menschlichen Daseins abfeuert. Klar, nicht nur Dank der starken Präsenz dessen, was die Linguisten zärtlich „Kehlkopfverschlusslaut“ nennen, sondern auch wegen der durchaus Elektro- und HipHop- (meinetwegen auch Grime-)informierten Sounds des kotelettierten Dan sind als Referenzgrößen The Streets schnell zur Hand, aber die verhalten sich - wenn ich mal so frei sein und einen Punkrock-Vergleich bemühen darf - zu Dan & Pip wie Green Day (okay) zu NoMeansNo (grandios).

WHITE DENIM WORKOUT HOLIDAY

(Full Time Hobby/PIAS/Rough Trade) Die eigene Drecksau meldet sich immer dann, wenn man nach einem Wochenende an der in die Ecke gefeuerten Jeans schnüffelt. Eingetrocknete Körpersäfte, ranzige Döner-Soße und das wohltuende Aroma von schalem Bierdunst und 4.000 inhalierten Zigaretten - was lässt sich da nicht alles wieder finden?! Es reicht nur ein halber Durchlauf des Debütalbums von White Denim und schon hat man dieses Gipfeltreffen der Düfte wieder in der Nase. Denn die drei Texaner aus Austin rotzen zwölf Songs aus, die das GaragenRock-Genre mit all seinem dreckigen Wohlgeruch wieder beleben. „Shake Shake Shake“ oder „Mess Your Hair Up“ könnten durchaus auch von MC5 oder den Stooges stammen; „All You Really Have to Do“ erinnert hingegen an die musikalischen Ergüsse der Minutemen aus den Achtzigern. Selten wurde so gekonnt gebratzt, geramscht und geholpert wie hier.

Text: Heiko Reusch


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PLATTEN/OFFENBARUNG

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DIE OFFENBARUNG WOLF PARADE AT MOUNT ZOOMER (Sub Pop/Cargo)

Zugegeben: Man hatte ein wenig Angst vor „At Mount Zoomer“. Denn bei aller Faszination, die von Wolf Parades Debüt „Apologies To The Queen Mary“ ausging - die komplexen Arrangements brauchten ihre Zeit. Das ungute Gefühl angesichts des expressionistischen Alptraum-Covers verflüchtigt sich jedoch bei den ersten warmen Elektroorgel-Klängen von „Soldier’s Grin“, die das neue Album eröffnen. Auch im weiteren Verlauf von „At Mount Zoomer“ verstehen es Wolf Parade mitzureißen - dank ihrer verspulten Melodien, die sich wild durch Herz, Hirn und Tanzbein zappeln und eingestaubte Hörgewohnheiten aus den verkrusteten Gehörgängen brennen. Man fragt sich

insgeheim, wo diese Kanadier nur ihre unzähligen Inspirationen hernehmen?! Immerhin ist die Crew um Dan Boeckner und Spencer Krug noch in unzähligen Nebenprojekten tätig. Doch Ausfälle sucht man hier vergebens. Alle Songs sind kleine, scharfzackige Diamanten, schräge Indie-Pop-Hymnen, die es sich im kontrollierten Durcheinander gemütlich gemacht haben. Aufgenommen im Kirchenstudio ihrer Busenfreunde Arcade Fire gehen Wolf Parade auf „At Mount Zoomer“ viel durchdachter, songorientierter und konventioneller zu Werke als auf ihrem Debüt. Trotzdem bleibt noch genügend Extravaganz übrig. Bei aller Beherrschtheit, einige Songs auf „At Mount Zoomer“, allen voran der zehnminütige Wahnsinnstrack

„Kissing The Beehive“, wären sogar für Modest Mouse zu verrückt gewesen. Eine Offenbarung. Pünktlich zum 20-jährigen ’Sub Pop’-Geburtstag. Text: Steffen Meyer

1 hoffnungslos ** 2 egal ** 3 üben ** 4 bemüht ** 5 kann man machen ** 6 gut ** 7 vorn dabei ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 klassiker AMANDA ROGERS HEARTWOOD

(Expect Candy/Cargo) „If home is where the heart is, then I drive my heart to where you are.“ So träumerisch diese Zeile klingt, sie erinnert daran, dass Perspektiven durchaus auch mal verändert werden können. Genau das ist abermals das Thema von Amanda Rogers, der mädchenhaften Sängerin aus Syracuse, New York, die gefühlte 798 Instrumente spielt. Wenngleich ihre Musik und ihr teils pittoreskes Klavierspiel dies nicht vermuten lassen, findet man an ihrem Merchandise-Stand über ihre selbstgemalten Bilder gebeugt meist junge Männer, die ihrem Tätowierer schon ein enormes Sümmchen zukommen ließen. Doch „Heartwood“ ist kein untypisches Amanda Rogers-Album. Klar, durchdringend, gelegentlich fordernd und doch zart und zerbrechlich. Sie ist jedoch ein bisschen stärker, kräftiger, erwachsener und vielleicht ein wenig fülliger; in Arrangements wie Aussagen. 7

Text: Gina Kerscher

BLACK LIGHT BURNS CRUEL MELODY

(Edel) Limp Bizkit mag eine Vollpfosten-Band sein. Doch der exzentrische Gitarrist mit der Maske, der Kriegsbemalung und den schwarzen Kontaktlinsen war eine verdammt coole Sau und im Gegensatz zu Fred Durst auch noch ein sehr guter Musiker. Klar, die Rede ist von Wes Borland, der sich 2005 vom Freddy trennte und eigene Wege ging. Black Light Burns ist sein neues Projekt. Neben dem Multiinstrumentalisten Danny Lohner (NIN, Marilyn Manson), der den Industrial-Glanz von „Cruel Melody“ ganz entscheidend prägt, konnte Borland Josh Freese (A Perfect Circle) und Josh Eustis (Telefon Tel Aviv) gewinnen. Herausgekommen ist ein wildes, ein dunkles Album, auf dem auch die drei großen Buchstaben NIN stehen könnten. Borland krächzt, bollert und röchelt als wäre er Trent Reznor himself, und Josh Freese ist einfach der beste Sessionschlagzeuger weltweit. Bei dieser Besetzung konnte nichts schief gehen. 8

Text: Steffen Meyer

BORN TO LOSE SAINTS GONE WRONG

(People Like You/SPV) Dass bei einer Combo, die sich nach dem Titel eines wahlweise Dee Dee Ramone-, Motörhead-, Social Distortion- oder Johnny Thunders-Song benannt

hat, auch auf dem fünften Album keine Ausflüge in akustische AmbientEmo-Bossa-Nova-Bereich zu befürchten sind, liegt hier genauso auf der Hand wie frisch ausgespuckter Priem. Born To Lose sind auch diesmal mit Hymnenfaktor, Harmoniegesang und hart gesottener Hemdsärmeligkeit auf der Gewinnerseite des amtlichen Punkrock mit Schmackes von der Straße. Das ist zwar - wie eingangs erwähnt - alles von innovativen Neuigkeiten und dem erfinderischen Schwachsinn mit dem Rad weit entfernt - aber dennoch oder vielleicht gerade deshalb machen die Alben der Texaner alle Jahre wieder genauso viel Spaß wie die Feierabend-Flasche am Freitagmorgen nach einer anstrengenden Kneipentour-Woche. Und noch was: Es darf mitgegrölt werden. Auch wenn man währenddessen so schlecht weiter Bier trinken kann. 6

Text: Frank Thiessies

BOWERBIRDS HYMNS FOR A DARK HORSE

(Dead Oceans/Cargo) Ein Hippie ist dem Klischee nach friedfertig, naturverliebt und immer im Einsatz für eine bessere Welt. Kein Wunder also, dass sich die Bowerbirds im Booklet ihres Debütalbums „Hymns For A Dark Horse“ artig bei der amerikanischen „Animal Foundation“ bedanken. Gute Manieren - gerade weil die Musik ohne elektrische Verstärkung und großspurige Ansprüche daherkommt. Entstanden in einem Wohnwagen nahe des amerikanischen Städtchens Raleigh, North Carolina, wurden die zwölf Folk-infizierten Kleinode bereits vom Mountain Goats-Sänger John Darnielle über den Klee gelobt. Und womit? Mit Recht natürlich: Das Trio um Sänger Phil Moore setzt auf mehrstimmige Gesangsspuren, akustische Instrumentierung und hypnotisch anmutende Drums. „Hymns For A Dark Horse“ vermittelt Visionen einer besseren Welt, absolut beeindruckend! 8

Text: Marcus Willfroth

CASPIAN THE FOUR TREES

(Make My Day/Alive) Der instrumentale, epische Post-Rock, den Caspian auf ihrem Debüt zelebrieren, ist sicherlich nicht neu. Schon seit Mitte der Neunziger wussten Mogwai oder Godspeed You! Black Em-

peror, wie man flirrende Gitarrenwände entstehen lässt oder ein Thema über etliche Minuten aufbaut, um dann mit der Tür ins Haus zu fallen. Die fünf US-Amerikaner üben sich so gesehen ausschließlich in Rezeption, wenn sie besagte Mittel aufgreifen und versuchen, Eigenes zu schaffen. Viel Neues wird der geneigte Post-Rock-Liebhaber hier nicht hören; es scheint, als hätte sich die einst äußerst innovative Musikrichtung festgefahren, Indiz dafür ist diese Platte. Lässt man diese Metaebene jedoch einmal außen vor, muss man Caspian attestieren, dass ihre Lieder Schönheit und Kraft besitzen, um so trotzdem zu gefallen. 5

Text: Volker Bernhard

CONOR OBERST CONOR OBERST

(Wichita/Cooperative/ Universal) Nach seiner überaus knackigen Karriere mit den Bright Eyes, seinem privaten Glück mit FolkSängerin Maria Taylor und dem kometenhaften Aufstieg des ’Saddle Creek’-Labels, lautet die frohe Botschaft: Conor Oberst veröffentlicht sein erstes Soloalbum seit 13 Jahren! Selbstbetitelt zeigt es deutlich, warum der schüchterne Songwriter aus Omaha als bester seiner Zunft gilt. Die Grundspannung der überaus versierten Songs ist bestimmt durch akustische Gitarren, rumpelnden Americana und den Blick auf das langsame Verglühen aller Hoffnungen und Wünsche. Ein melancholischer Blick aus den heiligen Tiefen einer gutherzigen Seele verleiht diesem Album erschütternde Dringlichkeit. Egal, welchen Weg Conor Oberst für die musikalische Umsetzung wählt, seine Visionen klingen jederzeit majestätisch! 8

Text: Marcus Willfroth

CSS DONKEY

(Sub Pop/Cargo) CSS drehen ordentlich am Energierädchen und machen auf ihrem Zweitwerk einfach nur Spaß. Auch wenn sie es satt haben, sexy zu sein. Ihre Musik ist genau das. Verdammt sexy. Jeder Ton auf „Donkey“ ist auf Disco getrimmt. Ob Club oder Großraum ist der brasilianischen Band scheißegal. Mit ihren cleveren Pop-Melodien, die sich schamlos bei Achtziger-Synthetik und coolen New-Yorker-Schrammel-Gitarren der letzten Jahre bedienen, kokettieren sie zwar immer mit den Charts, doch ihr emporschießendes Elektro-Rock-Gewächs ist so zwingend und ideenreich, dass man automatisch zu wippen

anfängt und jegliche Kritik vergisst. Wer hier sitzen bleibt, hat entweder kein Herz oder ist taub. Lovefoxxx treibt ihre Band meistens mit gekonnten Stimmwechseln und catchy Hooks an. Einzig im sterilen „Move“, dem einzigen Ausfall auf „Donkey“, schießt sie übers Ziel hinaus. Wenn Karen O von den Yeah Yeah Yeahs nicht zu cool für diese Welt wäre, würde ihre Band wie CSS klingen. 7

Text: Steffen Meyer

THE DODOS VISITOR

(Wichita/Cooperative/ Universal) Der Dodo war ein urhässlicher, flugunfähiger Vogel, der um 1680 ausstarb. Soviel lehrt uns Wikipedia. The Dodos aus San Franciso lehren uns hingegen, dass sich aus Akustikgitarren, Schlagzeug und Percussions noch immer weit mehr als reine Stangenwahre produzieren lässt. Getragen von westafrikanischer Percussion („Ewe Drumming“) wird „Visitor“, das zweite Album von Maric Long und Logan Kroeger, zur Safari in Sachen durch und durch überlegter, scheinbar wie aus dem Nichts auf die Musiker prasselnder Ideenvielfalt. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass der Großteil des Albums live eingespielt wurde, was dem Gefühl der Spontaneität beim Hörer spürbar Nachdruck verleiht. Das Konzept, die Rhythmik anstelle der Gitarren in den Vordergrund zu stellen, ging vollends auf. 7

Text: Christopher Mühlig

DRIVE-BY ARGUMENT DRIVE-BY ARGUMENT

(Lizard King/Rough Trade) Weiß eigentlich noch jemand, in welcher Generation der neuen Welle Insel-Indie-Rocks wir uns gerade befinden? Nein!? Ist ja eigentlich auch egal, solange es noch neue Bands gibt, die das Genre mit frischen Ideen bereichern können. Der Kandidat des Monats um diesen Posten heißt Drive-By Argument und kommt mit einem Debüt um die Ecke, das so ziemlich alles vereint, was in den letzten Jahren erfolgreich war: Melancholie, Melodien und vor allem Tanzbarkeit. Als Novum in diesem Kontext kann man mit zwei zugedrückten Augen die wirklich allgegenwärtigen Keyboards gelten lassen, die mit schwülstigen Achtziger-Synthies für einen gewissen Exotenbonus sorgen. Die fünf Schotten haben wirklich an alles gedacht: kein Song, der nicht als potentielle Single in Frage


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käme, und auch das Tanzflächenfüller/Balladen-Verhältnis scheint perfekt austariert. Auch wenn man ab und zu etwas unangenehm berührt an Baukasten-Pop à la Linkin Park denken muss, müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn das hier nicht wenigstens ein mittlerer Erfolg wird. Ob das Ganze dann aber auch längerfristig überzeugen kann, muss sich erst noch zeigen. 6

Text: Thomas Müller

und auch Kollege Urlaub hat helfend unter die Arme gegriffen. Ein wenig ins Stolpern kommt der vorwiegend gute Eindruck nur bei Songs wie „Easy Rainer“ und Textzeilen wie „Keine Ampel kann mich stoppen, rotes Licht heißt für mich poppen“, aber live zündet der El*Ke-Mix aus hartem Spaß und weichem Kern natürlich trotzdem. Rotlicht hin oder her. 6

Text: Florian Hayler

FEAR MY THOUGHTS ISOLATION

EATEN BY SHEIKS BOLD

(Ragaprong/Soulfood) Ende der Neunziger hatten Eaten By Sheiks angeblich mal einen Major-Vertrag in Aussicht. Doch wollten sie sich von ihrem potentiellen Geschäftspartner auch durch Bestechungsversuche keine Mitsingrefrains aus den Rippen leiern lassen, und damit war die Sache gegessen. Inzwischen haben die in Hamburg ansässigen Herren längst ihr eigenes Label gegründet und zaubern manch herzallerliebste Mitgrölmelodie hervor, auch ohne dass ihnen eine Plattenfirma mit Scheinen vor der Nase wedelt. Ihr siebtes Album „Bold“ vergleichen die Sheiks mit Blur minus Damon Albarn und liegen damit nicht völlig falsch. Aber letztlich hat ihr Indie-Rock doch wesentlich mehr Arsch in der Hose und klingt nebenbei bemerkt auch äußerst „undeutsch“. Was auch immer das genau bedeutet - es ist als Kompliment gemeint.7

Text: Nina Töllner

EL*KE HÄUSER STÜRZEN EIN

(It Sounds/EMI) Kein Zweifel: Nach drei Alben hat die Berliner Rock-WG El*Ke ihren Sound auf Kante genäht und steht mit ihrem drückenden Hard’n’StonerRock weitestgehend konkurrenzlos da. Die Achillesverse der Band waren stets die - je nach Betrachtungsweise - extrem stumpf oder schlicht genial formulierten Songtexte, an denen El*Ke für ihr drittes Album „Häuser Stürzen Ein“ ganz gewissenhaft gefeilt haben. Hat’s was genützt? Klares Jein. Sänger Peter Bolmer bemüht sich sichtlich, seinen Songs über Liebe oder dem, was davon übrig blieb, eine neue Tiefe zu verleihen

(Century Media/EMI) Fear My Thoughts haben es bisher mit jedem Album geschafft, ihre Anhängerschaft zu überraschen und trotzdem nicht zu vergraulen - wehalb die Band auch immer wieder betont, wie stolz sie auf ihre toleranten Fans ist. Mit „Isolation“ könnte man es mit dem Willen zur Veränderung aber dann doch ein bisschen übertrieben haben; mit den schnellen und aggressiven Metal-Sounds des letzten Werks „Vulcanus“ hat das hier nämlich gar nichts mehr zu tun. Vielleicht liegt es am neuen Sänger, vielleicht am gereiften Alter - plötzlich dominieren klarer Gesang und progressiver Rock. Ab und zu wird zwar noch gewütet, die meiste Zeit allerdings eher die Goth-Rock- oder Nu-Metal-Hörerschaft bedient. Schlecht sind die Songs nicht, eingängige Melodien gibt es auch, insgesamt ist das Ganze aber doch sehr handzahm und uneigenständig; zwei Attribute, die man den Jungs bisher eigentlich nie an den Kopf werfen konnte. 6

Text: Tito Wiesner

FEEDER SILENT CRY

(Echo/Essential/Indigo) Man könnte jetzt gleich loslegen, von wegen: Feeder sind nun schon seit 16 Jahren dabei, haben immer noch das gleiche Management, das gleiche Label und (fast) die gleiche Bandbesetzung - die müssen megacool und supersympathisch sein. Doch es verdunkelte sich der Horizont, als 2006 ihr Best Of „Singles“ auf den Markt kam und handfeste Trennungsgerüchte die Runde machten... „Silent Cry“ widerlegt nun all die Spekulationen und ist ein echtes Ausrufezeichen geworden: Satte Gitar-

renbretter, vollkommen losgelöste Drums und stilsichere Gradlinigkeit. Etwas weniger Pathos würde den Songs freilich gut tun - und wer weiß, vielleicht könnten sie so auch außerhalb von Wales eine ganz große Nummer werden? Momentan spielen Feeder im gesicherten Mittelfeld, was keinesfalls negativ zu verstehen ist! 5

Text: Marcus Willfroth

FRANCESCO ..AND THE CURSE OF FAILURE

(Klownhouse) Nach einem anständigen Zickzack-Kurs in Sachen Labelsuche und erfolgreichem Andocken an ’Klownhouse’ liegt das Debüt der Berlin/Braunschweiger Francesco nun vor - pünktlich zur gemeinsamen Sommertour mit den befreundeten F-Three. Auf „...And The Curse Of Failure“ parkt das Quartett nun ihre besten Songs aus vier Jahren Bandgeschichte und wird seinem Anspruch an „progressiven Punkrock“ schon mal fast gerecht: Angereichert mit melodiösen Hardcore- und Mosh-Passagen ist das mit Schweiß, Blut und Leidenschaft eingespielte Debüt eine prima Ergänzung zur derzeitig durch’s Land schwappenden DIY-Welle um Antitainment, Matula, Escapado oder Nein, Nein, Nein. 5

Text: Florian Hayler

GAVIN ROSSDALE WANDERLUST

(Interscope/Universal) Diese Stimme ist unverkennbar. Gavin Rossdale, Gänsehautfaktor und süßer Vergangenheitsf lashback für all diejenigen, die in der Post-Grunge-Phase Bushs Platten „Sixteen Stone“ und „Razorblade Suitcase“ abgöttisch geliebt haben. 2008 ist neben der Stimme nicht mehr viel vom herben, intensiven Rock-Sound der späten Neunziger übrig geblieben. Klar, die Hooks sind noch da, doch die Wut ist verflogen. Man hat sich arrangiert, geht die Sache gelassen an. Die Melodien nehmen an die Hand, lassen nie im Stich, watscheln immer in die vorgegebene Richtung und eignen sich bestens zum Abwaschen. Kurzum: „Wanderlust“ ist leider ärgerlicher, glattgebügelter Belanglos-Rock-Pop. Vielleicht sollte Gavin mal bei Rick Rubin anklopfen. 3

Text: Steffen Meyer

THE GROOVIES NEW SENSATION

DAS BERÜHREN DER FIGÜREN MIT DEN PFOTEN IST VERBOTEN! Ich persönlich finde ja, dass Bang Gang ein doofer Name für ein musikalisches Projekt ist - auch wenn Bradi Johannsson (so heißt er nämlich in echt) wahrscheinlich gedacht hat, sich hinter einem der Musik so diametral entgegenstehenden Namen zu verstecken, sei lustig. „Ghosts From The Past“ (Discograph/Alive) klingt „natürlich“ nicht nach Harte-Männer-Musik oder sonst wie die Aggro-Assoziationen rechtfertigendem Kram. Stattdessen (irgendwie auch „natürlich“, der Mann ist ja Isländer) nach feinsinnigem, emotional-verkopften Indie-Pop, wie ihn die Skandinavier offenbar so gerne mögen (Kings Of Convenience etc.). Naja... ’Ne ganz andere Liga dagegen sind Patti Smith und Kevin Shields - deren „The Coral Sea“ (Pask/Cargo) ist auch etwas besonderes: Nämlich Smiths poetische Verarbeitung des Todes ihres guten Freundes Robert Mapplethorpe, vorgetragen bei zwei Lesungen in London, mit musikalischer Unterstützung vom Chef der jüngst wiedervereinigten My Bloody Valentine. Gut 100 Minuten Stimme und Fläche - spannend. Von Smith und Fields ist es nun wirklich nicht weit zu Sonic Youth.

Und wer die gut findet, sich aber immer an Thurston Moore oder Lee Ranaldo störte, der dürfte sich über das neue Album der ebenfalls reaktivierten Free Kitten freuen: Kim Gordons Zweitband klingt auf „Inherit“ (Extatic Peace/ Cargo) eigentlich genau wie Sonic Youth ohne oben genannte, dafür aber mit Julia Cafritz und - yay! - Yoshimi. J Mascis ist auch dabei. Ebenfalls mit Gaststars wartet „Villa Inferno“ (Unhip/Indigo) auf. Die Italiener von Zen Circus konnten nicht nur Brian Ritchie von den Violent Femmes als Dauermitglied, sondern auch Kim & Kelley Deal und Jerry Harrison (Talking Heads) für Cameos gewinnen. Ihrem Power-Pop-Sound nach zu urteilen haben sie damit wichtige Helden und Einflüsse an Bord. Zum Schluss noch der Hinweis, dass die fantastischen Detroit Cobras auf „Original Recordings“ (Munster/Cargo) ihre frühen Raritäten versammelt haben und nun in verschiedenen Formaten zum Kauf feilbieten! NDT.

Text: Torsten Hempelt

(Alleycat/Soulfood) Mit ihrem Bandnamen gewinnen The Groovies mit Sicherheit keinen IkeaBlumentopf. Und für eine „New Sensation“ reicht es gewiss auch noch nicht. Denn auf den Punkt gebracht sind The Groovies NUR eine weitere schwedische Garagen Punkrock-Band, die zwecks Coolnessgründen dem Blues eine Chance gibt, und sich trotzdem anstrengen kann, wie sie will: In die Liga von The (International) Noise Conspiracy & Co. ist es noch ein verdammt weiter Weg. Dass Henrik Bäckström klingt, als hätte der Hives-Tanzaffe Howlin’ Pelle Almqvist einen epileptischen Anfall im Rachen, überrascht dabei auch nicht wirklich. Doch wen kümmern solche Banalitäten, wenn man einfach nur Spaß an der Freude hat? Eben. Futter für diskussionsfreudige Schweden-Rock-Fans bieten The Groovies garantiert mehr als genug. 5

Text: Christopher Mühlig

HADOUKEN! MUSIC FOR AN ACCELERATED CULTURE

(Warner) Kennt ihr das - ihr hört eine Single und denkt: Die Band hat es drauf! Das geht ins Mark! Das weist eine gewisse Aggressivität auf, rüttelt dich wach! Genau das haben Hadouken!

mit „That Boy That Girl“ erreicht. „Liquid Lives“ und der Opener „Get Smashed Gate Crash“ vom Debüt „Music For An Accelerated Culture“ schlagen in die gleiche Kerbe, aber leider fehlt die Abwechslung. Hier springt man immer auf denselben Zug auf, anstatt zu experimentieren; auch die Songstruktur ist voraussehbar und genau deshalb ist das Debüt des Fünfers aus Leeds auf lange Sicht eher eintönig. Einzeln funktionieren die Songs super, kompakt im Paket verliert das Ganze an Esprit. Schade eigentlich. 6

Text: Tanja Hellmig

HELLSONGS HYMNS IN THE KEY OF 666

(Bodog/Edel) Die Idee, Hardrock- und Metal-Gassenhauer in akustischer Folk-Instrumentierung nachzuspielen, konnte nur in Schweden ernsthaft verfolgt werden. Hier saugen Kinder Megadeth wie Nouvelle Vague auf. Weil Hellsongs beide kombinierten, stiegen sie mit „Hymns In The Key Of 666“ schnell in die schwedischen Albumcharts ein. Aber weil sie ihren Formalismus so streng durchziehen, bleibt diese Platte wenig überraschend. „We’re Not Gonna Take It“ (Twisted Sister) oder „The Trooper“ (Metallica) liefern Text und Akkorde, und die Combo setzt Cello, Klavier und Westerngitarre darauf an, die Originale zu verformen. Hat man die Arrangements entschlüsselt, bleiben dürre Kompositionen (mehr wollten Osbourne & Iommi auch nie!). Und die Textzeilen von „Thunderstruck“ werden aus Sängerin Harriet Ohlssons Mund nicht geistreicher: „Went down to Texas, yeah Texas, and we had some fun“. 5

Text: Philipp Kohl

THE HOLD STEADY STAY POSITIVE

(Beggars/Rough Trade) Die eigenen Erwartungen hingen tief, als sich The Hold Steady Anfang des Jahrtausends in New York gründeten. Sechs Jahre später heißt das Bandmotto „Dein Leben könnte unsere Band sein“, und ihr drittes Album „Boys And Girls In America“ überzeugte Fans und Kritiker: Die Rettung des Rock’n’Roll wohnt in Bruce Springsteens Nachbarschaft. „Stay Positive“ untermauert ebenfalls die musikalische Nähe. The Hold Steady teilen mit dem Boss die Sehnsucht nach Weite, das Drama im Blues und ein amerikanisches, anti-republikanisches Herz. Sie feiern ihre Hymnen im Altherren-Moshpit auf der Wurlitzer; sie bekennen sich, im Vergleich zu Sohnemanns The Wallflowers mit Eiern in der Buxe, zu Bob Dylan und wissen anno 2008 haufenweise sozialisierte und aufgekratzte Südstaaten-Hillbillies hinter sich. „This Summer“ jubeln die und viele Freunde schon im frenetischen Opener, „wird euer Jahr“. Sie dürfen Recht behalten. 7

Text: Fabian Soethof

HOTEL PERSONA IN THE CLOUDS

(Edel) Kennt ihr den schon: Was haben Bassisten und Groupies gemeinsam? Richtig, beide sind gern mit Musikern zusammen! Haha. Zugegeben, ein schlechter Witz. Trotzdem um Längen besser als das Soloalbum, das der Placebo-Bassist Stefan Olsdal zusammen mit zwei spanischen Freunden unter dem Namen Hotel Persona produziert hat. Überaus erfolgreich sollen sie mit ihren gefälligen Put-Your-Hands-UpMelodien die vergnügungssüchtigen Modestädte Europas erobert haben. Die waren wohl alle zugekokst. Denn im nüchternen Zustand ist „In The Clouds“ einfach grässlich. Als Lückenbüßer auf „Elektro-Party-Hits Vol. 52“ mögen einige Tracks funktionieren, doch auf Albumlänge verursachen die seichten Gitarre-trifft-ElektroDancer vor allem eines: Ohrenkrebs. 2

Text: Steffen Meyer


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I AM KLOOT PLAY MOOLAH ROUGE

(PIAS) „What do you do, someone/ Like you, who do you be/ With someone like me.“ Auch auf dem fünften I Am Kloot-Album sind die Dinge für John Bramwell nicht durchsichtiger geworden. Der Sound dagegen ist es, nur ganz leise traut sich mal eine Orgel in den Hintergrund. Das Trio aus Manchester hat längst Indie-Geschichte geschrieben und dieser flüchtigen Stilrichtung gequälte Reflexion zugeführt. Über den neuen Titel „Play Moolah Rouge“ lässt sich sicher streiten, und zaghafte Balladen wie „Chaperoned“ hätten es auf frühere Platten wohl kaum geschafft. Aber die großen Klagegesänge sind noch nicht verflossen, wie „Suddenly Strange“ zeigt. 6

Text: Philipp Kohl

JOHANNA ZEUL ALBUM NO. 1

(Gold Und Tier/Broken Silence) Johanna Zeul und ihre Musik sind zwei wirklich ungewöhnliche Tierchen. Schwer rauszubekommen, WAS für Tierchen sie sind. Aber wenn man nicht weiß, was etwas ist, kann man meist zumindest erkennen, was etwas nicht ist. Also! Punk? Manchmal ganz kurz. Pop? Nein. Zu kantig. NDW? Sie singt deutsch, irgendwer spielt Keyboard, aber... nein. Singer/Songwriter? NEIN! Diese Frau hat zu viel Energie, um einfach nur schöne Songs zu schreiben. Sie singt hübsch, aber sie schreit viel zu gern. Sie ist ungehobelt und kratzig, aber immer viel mehr als platte Provokation und plakativer Aufstand. Sie hat sich selbst erfunden und arbeitet fleißig jeden Tag an sich. Vielleicht hat diese Frau hier wirklich mal aus viel Altem etwas Neues gestrickt. Dann wird es in zwei Jahren über die nächsten Neuankömmlinge heißen: „Die machen so Johanna Zeul-Musik.“ Schön wär’s! 7

Text: Yessica Yeti

JUD SUFFERBOY

(Noisolution/Indigo) Ah, die Herren von Jud, setzen Sie sich. Also, ich spüre ganz eindeutig den Fortschritt, den wir zusammen seit den letzten Sitzungen gemacht haben. Wenn ich da nur an ihr vorletztes Album „Chasing California“ denke, meine Güte! Die klangen Sie ja, als ob Sie am liebsten im Erboden versinken würden. Und nun höre ich Ihre neue Scheibe und denke: das rockt! So sagen das doch die jungen

Leute von heute? Dieser Druck, diese Dynamik, diese Lust auf Energie und Libido. 13 rauchende, runde Rocker, die nicht im eigenen Saft schmoren, sondern dem Leben grimmig die Stirn bieten. Psychedelisch! Das hat sich ja schon auf ihrem letzten Album angedeutet. Gut, eine fröhliche Partyband wird wohl nie aus Ihnen werden. Aber Menschen, denen pausenlos die Sonne aus dem Allerwertesten scheint, werden niemals große Kunst erschaffen. Meine Herren, wir sind auf einem guten Weg. Wir sehen uns dann beim nächsten Album. 6

Text: Gordon Gernand

KLEE BERGE VERSETZEN

(Universal) So richtig wohl gefühlt haben sich Klee in Elektro-Pop-Gefilden nie und wollten statt mit 2raumwohung lieber mit Coldplay oder Phoenix verglichen werden. Das passt zwar auch nicht hundertprozentig, aber auf Album Nummer vier bleiben sie auf jeden Fall ganz dem erfolgreichen Vorgänger „Zwischen Himmel Und Erde“ treu. 13 beherzte Pop-Songs auf handgemachter Rock’n’Roll-Basis versammelt „Berge Versetzen“, in denen die natürlich immer noch charismatische Suzie Kerstgens von der Liebe singt. Am besten sind die Momente, in denen Klee wie bei „Wie Das Wetter“, Suzies Duett mit Bandkollege Sten, Neues wagen oder den alten Synthesizer noch mal entstauben („Die Königin“, „Wie Weit“). Aber auch der Rest überzeugt, weil ihr Deutschpop immer noch glaubwürdiger und erwachsener ist, als der von Juli oder Silbermond und nicht annähernd so pathetisch wie Ich+Ich. Auch keine schlimmeren Vergleiche als die Softies von Coldplay! 7

Text: Patrick Heidmann

LESS THAN JAKE GNV FLA

(Cooking Vinyl/Indigo) Dass sich Less Than Jake von den großen Plattenfirmen losgesagt haben und ihre zehnte Platte selbst veröffentlichen, lässt aufhorchen. Eine gute Gelegenheit für die Jungs, sich auf das zu besinnen, was sie in den ersten Jahren ihres Schaffens ausmachte: knallender Ska-Punk der härteren Gangart. Vorbei die Zeit also, in der die Kapelle radiotaugliche Pop-Punk-Hymnen am Fließband ausspuckte? Nicht wirklich. Zwar erhöhen die Jungs den Bläseranteil und werden textlich etwas direkter und ernster, das war es dann aber auch schon mit den Veränderungen. 15 technisch einwandfreie, nach Schema F durchkomponierte und sehr einheitliche Songs finden sich auf „GaiNesVille FLoridA“. Schade - Chance verpasst. 4

Text: Thorsten Barth

LOOK SEE PROOF BETWEEN HERE AND THERE

(Weekender/Indigo) Der erste Höreindruck verwirrt ein wenig. Da heißt es, britische Seitenscheitel- und Pilzkopfrocker wie Bloc Party, The Kooks oder The Rifles hätten bei der Gründung von Look See Proof im Jahr 2006 Pate gestanden. Gleich zu Anfang klingt das Debüt der vier Jungspunde aus dem englischen Herfordshire allerdings, als hätten sich diese in prägenden Jugendjahren mindestens genau so gerne an amerikanischen Punk-Struwwelpetern erfreut. Wahrscheinlich liegt das vor allem an Sänger Lee Sells, der überzeugend den rotzigen Shouter à la Billie Joe Armstrong macht - mit Insel-Akzent, versteht sich. Was letztlich auf Albumlänge daraus wird, ist eine fast unwidersteheliche Mischung aus Pop-Punk und Brit-Rock. Kracht, wackelt und hat Luft. 7

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zeit u.a. für Nirvana sehr prägenden (sich aber ansonsten, glaubt man Wikipedia, „incredibly poorly“ verkaufenden) Erstling und der „Neuen“ bestehen in besserem Sound und einer gewissen Routine bei zweiterer. Abgesehen davon haben sich Arm, Turner & Co. kaum ein Iota bewegt und treiben immer noch ihr rotziges Riff-Unwesen. Das klingt heutzutage etwas altbacken; wirklich interessant ist deshalb die besagte Wiederveröffentlichung: Zusätzlich zu den acht ursprünglichen Songs finden sich hier nämlich - neben einer hauptsächlich historisch wertvollen CD mit Liveaufnahmen, u.a. 1988 in Berlin! - wichtige Single-Tracks wie „Touch Me I’m Sick“. Ergo: Bei Mudhoney-Abwesenheit in der Sammlung und Interesse erst hierzu greifen, dann bei Bedarf weiter durch den Katalog arbeiten. 7/6

Text: Torsten Hempelt

Text: Nina Töllner

THE MELVINS NUDE WITH BOOTS

(Ipecac/Soulfood) In den letzten Jahren haben uns die Melvins mit einer regelrechten Flut von Veröffentlichungen beglückt. Der Grund ist nicht, dass es viel Neues gibt, außer vielleicht, dass King Buzzo gegenwärtig zwei Schlagzeuger angestellt hat. Die Riffs röhren so langsam und düster wie eh und je, im Grunde hat sich seit „Houdini“ nichts bewegt. Aber überraschenderweise stört es auch auf dem aktuellen Album kaum, dass es bei den Melvins keine Überraschungen gibt. Auch nach knapp 25 Jahren klingt ihr Sound seltsam frisch. Wie machen die das? 7

Text: Arne Lieb

MUDHONEY SUPERFUZZ BIGMUFF (EXPAN DED RE-ISSUE) &

THE LUCKY ONES

(Beide: Sub Pop/Cargo) Schöne Gelegenheit für einen „Vorher/Nachher“-Vergleich: Zum einen gibt’s das 20 Jahre alte Mudhoney-Debüt „Superfuzz Bigmuff“ in einer liebevoll aufgehübschten Doppel-CD-Ausgabe, außerdem zum andern mit „The Lucky Ones“ mal wieder ein neues Album der - jawohl - Grunge-Urväter. Die beweisen sich damit weitestgehend als Fels in der Brandung: Die größten Unterschiede zwischen dem seiner-

MUGISON MUGIBOOGIE

(Mugiboogie/Cargo) Die Isländer werden so gerne für ihre Eigenwilligkeit gepriesen. Und auch bei Örn Elías Guomundsson alias Mugison darf das beliebte Nordlichtklischee bemüht werden. War dessen Debüt noch ein eher introvertiertes Frickel-Werk, so erzählt er auf „Mugiboogie“ zu dreckig-laszivem Blues-Rock von Depression und Sex und stellt fest: „Jesus Is A Good Name To Moan“. Aber natürlich sind Mugisons Register damit längst nicht ausgeschöpft. Wenn das Temperament mit ihm durchgeht, brüllt er eine Nummer lang über fiesen Industrial-Doom-Lärm. An anderer Stelle eifert er zu relaxtem Country der Spiritualität eines „George Harrison“ nach und gibt bei „The Animal“ den politischen Moralapostel, der sich nicht entscheiden mag, ob er mehr Prince oder Beck ist. So sind sie, die Isländer. 8

Text: Nina Töllner

MY BRIGHTEST DIAMOND A THOUSAND SHARK’S TEETH

(Asthmatic Kitty/Cargo) My Brightest Diamond nennt sich seit drei Alben Sängerin Shara Worden, die ursprünglich aus Ypsilanti, Michigan, stammt. Polit-Kalauer hin oder her, eine Stimme von solcher Klarheit wäre auch im hessischen Landtag kein Hindernis. In Arrangement-Tradition von Radiohead koloriert sich die ausgebildete Opernsängerin Worden durch düs-


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tere Wasauchimmercore-Nummern wie „The Ice & The Storm“ mit viel Gitarre. Oder flötet björk’sche Klangkurven zu goldgefrappten Streichern auf „If I Were Queen“. Immer so wenig Beats per Minute wie möglich, ständig den Hall-Regler auf gruselig gedreht. Wem die neue Portishead zu anstrengend ist - bittesehr. 7

Text: Philipp Kohl

MY CHEMICAL ROMANCE THE BLACK PARADE IS DEAD

(Warner) Mittlerweile haben My Chemical Romance an ihrem Kostümball den Spaß verloren und tragen ihre vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufene „Black Parade“ lautstark zu Grabe. Das zum kürzlich absolvierten Tourfinale passende Sound- und Bild-Erlebnis „stammt“ (mit Sicherheit nicht - ersteres wurde im Studio deutlich „nachgebessert“) von zwei MCR-Shows, die beim Stadion-Gig in Mexico City und beim intimen Clubabend im heimischen Hoboken, New Jersey, vor einer Handvoll Freunde aufgezeichnet wurden. Es gibt die volle Breitseite an Hits wie „I’m Not Okay“ oder „Mama“, damit alle Anhänger von Gerard Way & Co. auch sicher über die eingeläutete Bandpause hinwegkommen. 5

OPPENHEIMER TAKE THE WHOLE MID-RANGE AND BOOST IT

(Fantastic Plastic/Rough Trade) Das Cover erinnert an schlimmsten Proll-Techno, der Bandname könnte auf den (Mit-)Erfinder der Atombombe hinweisen. Beides ist allerdings irreführend, denn Shaun Robinson und Rocky O’Reilly alias Oppenheimer wollen zwar groß einschlagen, aber eben mit einer bunten Mischung aus verspielten Pop-Melodien, krautigen RockGitarren und partytauglichen Elektro-Klängen. Da sind sie derzeit nicht die einzigen, und dem Vergleich mit Ladytron, The Ting Tings oder The Whip hält das Belfaster Duo nicht immer stand. Trotzdem machen die beiden ziemlich viel richtig und bewegen sich stilsicher im Spannungsfeld von Hot Chip, Weezer und den Beatles. Außerdem kann eine Band so verkehrt nicht sein, die ihr Album mit einem Knaller-Hit wie „ Major Television Events“ eröffnet und dann auch noch einen Song namens „Cate Blanchett“ folgen lässt! 7

Text: Patrick Heidmann

PARKA ATTACK OF THE HUNDRED YARD HARDMAN

Text: Florian Hayler

OKIE ROSETTE LEAP SECOND

(Monotreme/Cargo) Old McWaldschrat hat ’ne Farm. Außerdem Instrumente, Alkohol und viel Zeit und Muße zum Musik machen. Songschreiber Felix Constanza ist schon lange im Geschäft, Okie Rosette seine neue Kollaboration, nachdem er mit seiner Band Granfaloon Bus aus San Francisco viele Jahre lang keinen Erfolg hatte. Aber so wie dieses Album klingt, ist ihm das wohl zweitrangig. Der Folk, den er auf „Leap Second“ anspielt, klingt kantig und kapriziös. Wie ein Bauer mit schiefen Zähnen, der angetrunken mit seinem Trecker übers Land zuckelt. Manchmal ist er gut drauf und singt beschwipste Trunkenboldlieder („Grand Opening“, „Sing The Hotel“), dann und wann schaut er gedankenverloren in den Sonnenuntergang („On Trail By Ordeal“). Und ab und zu tun auch die Zähne weh („Candy Lane“). Hoffentlich kommt er gut an. 6

Text: Gordon Gernand

(Jeepster/Soulfood) Spätestens seit dem famosen Debüt von Hard-Fi spricht man ja durchaus positiv auf schwarz-gelbes Coverartwork an. Wenn man sich nun „Attack Of The Hundred Yard Hardman“ anhört, ebenfalls ein Debüt, kann man sich schwerlich vorstellen, das Ganze sei purer Zufall. Auch die Schotten Parka sind ein Haufen Nachwuchs-Raver mit Blick auf die Vielfalt der zu verehrenden musikalischen Vorbilder (allen voran freilich Carter USM) ebenso wie auf ein stilsicheres Gesamtkonzept - in das auch der Gastauftritt von Saffron von den Mittneunziger-Brit-Poppern Republica auf der anvisierten Clubsingle „DJ In The Corner“ und die Wahl des Produzenten der Stunde Iain Gore (u.a. Blood Red Shoes und Hadouken!) bestens passen. Verblüffenderweise wirkt das Ganze aber trotz allem angenehm ehrlich und unclever, es macht vielmehr richtig Spaß. Irgendwas würde man hier eigentlich gern kritisieren. Klappt aber einfach nicht. 7

Begonnen haben Blumentopf ihre Karriere 1996 mit der EP „Abhängen“, doch inzwischen widmen sich die Münchener vermehrt ihren Solokarrieren, wie DJ Sepalot. Sepalot hat sich für „Red Handed“ (Compost/Groove Attack) neben den deutschen Sängerinnen Miss Platnum und Esther auch US-MCs wie Saigon und Frank N Dank geholt und punktet damit bestimmt auch international. International ist Cajus grade erfolgreich genug, sein Album „Planet Cajun“ ist erst für Herbst angekündigt, wobei die gleichnamige Single bereits zu hören ist. Ist ja auch klar, dass er schon loslegt, schließlich veröffentlicht Blumetopf-Kollege Roger bereits Ende Juni sein Album „Alles Roger“. Roger macht darauf fast alles selbst, Hilfe gab es nur von Orange Son und

(Counter/Rough Trade) Wer glaubt, dass MGMT die Neo-Hippie-Bewegung in Gang brachten, hat Pop Levi noch nicht kennen gelernt. Sein Debütalbum „Return To Form Black Magick Party“ verleitete bereits letztes Jahr diverse Kritiker zum abenteuerlichen Wortschatz, um seinen Sound zu beschreiben. Bei „Never Never Love“ wird es ihnen nicht anders gehen. Mr. Levi vereint die modernen Versionen von Bob Dylan, Jimi Hendrix, The Byrds, The Carpenters, Marvin Gaye, Serge Gainsbourg, Prince, ABBA und, mit Verlaub, Wighfield (zumindest was die stimmlichen Parallelen angeht). Mit einer beneidenswerten Selbstverständlichkeit bedient er sich der unterschiedlichsten Genre und drückt seinen einzigartigen Levi-Stempel drauf. Unser persönliches Highlight der Platte ist das gekonnt schief in Szene gesetzte Telefon-Solo („Call The Operator“). Das müssten sich MGMT erstmal trauen. 8

Text: Marta Marszewski

PORT O’BRIEN ALL WE COULD DO WAS SING

(City Slang/Universal) Kein Wort über Fisch! Warum? A) Kann man dazu andernorts ausführliches lesen, und b) würde das zuviel Platz kosten (ja, mehr als diese Erklärung). Lachsen wir das also hinter uns und kommen zur Musik: Port O’Brien sind ganz schön gut! Nämlich passen sie mit ihrem Enthusiasmus, Faible für die Pop-Hymne sowie Gespür für folkige Melodien hervorragend zu ihren Labelmates wie Arcade Fire oder Most Serene Republic. Ähnlich wie diese aber doch durchaus eigenständig verstehen sie es beispielsweise ganz hinreizend, zwischen überschäumend laut und nachdenklich leise zu wechseln, und in beiderlei Gewand eine gute Figur zu machen. Oder sie schreiben mit „My Eyes Won’t Shut“ einfach mal den besten LemonheadsSong seit ca. zwei Jahren, um ihn mit dieser lässigen Zeile zu beenden: „There’s a feeling in my gut/ telling me to shut the fuck up.“ Und genau das werde ich jetzt tun, hoffentlich im Gegensatz zu Van Pierszalowski von Port O’Brien. 7

Text: Torsten Hempelt

Text: Friedrich Reip

DOPPELT GROOVT BESSER Drei sind einer zuviel. Ob deshalb einige Bands „Doppelnamen“ haben, zum Beispiel Neon Neon, Endlos Endlos oder Man Man?! Damit keiner den Trend verpennt, wird hier jeder Satz mit dem letzten Wort des vorherigen begonnen.

POP LEVI NEVER NEVER LOVE

Nico Suave, der vor allem als „Ziehsohn“ von Dendemann bekannt wurde, der seinerseits nun ein Livealbum vorlegt, das die Hits von „Endlich Nichtschwimmer“ über „Beste Wo Gibt“ bis hin zu „Lieblingsmensch“ präsentiert. Präsentiert wird das Ganze unter dem schönen Namen „Abersowasvon Live“ (SonyBMG). Live melden sich auch K.I.Z. mit „Hahnenkampf Live“ zurück, inklusive der herrlichen Single „Hölle“. „Hölle“ ist zwar fast zwei Jahre alt, wurde aber mit Bela B. neu eingespielt, der damit zeigt: er versteht Spaß und hat keine Angst vor Rap. „Rap braucht Abitur“ heißt die Single von F.R. zur CD „Vorsicht, Stufe!“, auf der er beweist, dass es nicht darum geht, sich auf „Studentenrap“ festzulegen. (Sich) Festzulegen fiel auch K-Salaam & Beatnick auf „Whose World Is This?“ (VP Records) schwer, mögen sie nun lieber Reggae oder Rappen? Rappen oder toasten ist aber auch egal, wenn das Ergebnis einfach doppelt gut ist!

Text: Holger „HolK“ Muster

PRIMAL SCREAM BEAUTIFUL FUTURE

(B-Unique/Warner) Primal Scream leben vom ständigen Wandel. Und so hat Bobby Gillespie seiner Band nach der fruchtbaren Rolling Stones-Phase des letzten Albums eine erneute Neuorientierung verordnet. Leider bleibt es rätselhaft, wohin Gillespie sich und uns diesmal führen wollte. Herausgekommen ist ein zu glatt polierter, seltsam kraftloser Versuch der Rückbesinnung auf die Anfangstage von Primal Scream, auf den tanzbaren und drogenschwangeren Neunziger-Pop mit Elektro-Einschlag. Wir warten auf die nächste Verwandlung. 4

Text: Arne Lieb

THE RAIN INVOLVER

(Manta Ray/Groove Attack) Glaubt man einigen Internetforen, dann reicht das. Die User sagen The Rain eine steile Karriere voraus. So ganz unberechtigt ist das auch nicht, denn das Berliner Trio weiß ziemlich genau, was es auf dem Debüt „Involver“ tut, und dass in einem Song nach spätestens 50 Sekunden der erste Killerrefrain einsetzen muss. Trotzdem: Bands wie The Rain gibt es wie Sand am Meer! Weswegen einem die ganze Veranstaltung vertraut und schnell langweilig vorkommt. Die Licks, BassGrooves und elektronischen Sperenzchen sind vorhersehbar und mit Überraschungen äußerst sparsam angereichert. Festzuhalten bleibt: The

Rain haben diese Songs freilich mit viel Liebe zum Detail eingespielt und trotzdem langweilen sie den Rezensenten zu Tode. Da nützen die vielen Blog-Einträge nichts, „Involver“ ist keinen Hype wert! 3

Text: Marcus Willfroth

RATATAT LP 3

(XL/Beggars/Indigo) Ratatat haben es geschafft, einen eigenen Sound zu kreieren, den man immer und überall erkennt. Das ist Segen und Fluch zugleich, denn selbst bei „LP 3“ hat sich daran leider nichts geändert, obwohl das Duo gezielt die Innovation gesucht hat. Aufgenommen wurde in einem kleinen Tüftler-Studio, das mit allerlei Tasteninstrumenten vollgestopft ist, und der Dynamik hat dieser Weggang von Samples zu den echten analogen Sounds sicher sehr gut getan. Der prägnante Synthie-Sound, der bereits den Vorgänger „Classics“ prägte, ist aber erhalten geblieben. „LP 3“ ist der einkehrenden Stagnation zum Trotz ein gutes Album, das beim Hören eine stimmige Atomssphäre erzeugt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der erste Song die Titelmelodie DER Mystery-Serie der Neunziger aufgreift. Scully und Mulder wird’s sicherlich freuen. 7

Text: Sebastian Wirth

RON SEXSMITH EXIT STRATEGY FOR THE SOUL

(Ronboy Rhymes/V2/Universal) Vor zwei Jahren gab es eine schlimme Vermutung: Ron Sexsmith habe an musikalischem Charme verloren! Völlig falsch, denn das Konzeptalbum „Time Being“, das sich mit Tod und Vergänglichkeit auseinander setzte, war bei weitem kein schlechtes: Träumerisch düsterer Songwriter-Pop mit vernebelten Streichern, Bläsern und Backgroundchören. Wenn es nun wiederum schlecht läuft, wird seinem neuen, zehnten Longplayer „Exit Strategy For The Soul“ ein ähnlich ungerechtes Schicksal widerfahren. Sexsmith setzt den eingeschlagenen Weg konsequent fort ändert indes den inhaltlichen Kontext: Die Lyrics versprühen Hoffnung, Zuversicht und Euphorie. Musikalisch dominieren ruhige Melodiestrukturen, zarte Arrangements und wunderschöne Akustikgitarren. Ein bezauberndes Album, komplex, kreativ und eigensinnig! 8

Text: Marcus Willfroth

ROSE HULL DRIVE MOON IS THE NEW EARTH

(Megaforce/Neo/SonyBMG) Schön zu hören und zu sehen, wenn sich junge Bands mit Herz und Haaren den guten alten Siebzigern verschreiben. Auch dieses, um das Bruderpaar Jacob (Bass und Vocals) und Daniel (Gitarre) Sproul gegründete Trio aus Colorado steht im Dienste des Classic-Rock - ihr wisst schon, Led Zep, The Who, Cream und so. Oder anders gesagt: Dieser Dreier dient den Göttern. Nicht ganz unähnlich den Australiern von Wolfmother - obgleich mit weniger Sabbath und dafür mehr Blues im Blut - wird den dramaturgischen Gesetzen der Dynamik mit filigranem Ach!-Effekt im Krach-Konvolut gehuldigt und dem Melodieverständnis Dank geschuldet („Trans Am“). Authentisch, aufrichtig und dabei gar nicht so altbacken wie man meine könnte, brettern Rose Hill Drive mit ihrem zweiten Album-Anlauf trotz einiger etwas fahriger Passagen groovend in die Zielgerade der Zeitlosigkeit. Und dort kann man erst mal parken. 7

Text: Frank Thiessies

SOFIA SEARCH AND DESTROY

(Sound Pollution/Rough Trade) Hinter dem schwedischen Projekt Sofia (nicht zu verwechseln mit der US-Band Sophia) verbergen sich die Sängerin Sofia Allard und der renommier-


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te Produzent Carl-Michael Herlöfsson. Das Konzept von „Search And Destroy“ wird schon in Covergestaltung und Titel angedeutet: Punk-Klassiker (wobei hier der Punk-Begriff mal eben auf der einen Seite auf Thin Lizzy und Led Zeppelin, auf der anderen auf Foo Fighters und QOTSA ausgedehnt wird) werden im flauschigen Chill-Elektronika-Stil gecovert. Seit Nouvelle Vague kein gänzlich neues Konzept mehr. Gelungen ist das Ergebnis jedoch, weil die Songs hier eher neu erfunden als gecovert werden. Gutes Mixtape-Futter, und wer wissen will, wie „Pretty Vacant“ geklungen hätte, wenn nicht die Sex Pistols, sondern Morcheeba es geschrieben hätten, sollte mal ein Ohr wagen. 6

Text: Robert Goldbach

SPIRITUALIZED SONGS IN A&E

(Spaceman/Cooperative/ Universal) Jason Pierce hat eine harte Zeit hinter sich. Ursprünglich waren die Stücke für „Songs in A&E“ schon so gut wie fertig geschrieben, doch bevor er das Album beenden konnte, sorgte eine doppelseitige Lungenentzündung dafür, dass Pierce die nächsten zwei Jahre in Krankenhäusern verbringen musste. Eine Phase, die Spuren hinterlassen hat. Deutlich ruhiger und ohne Feedbackgewitter entfaltet „Songs In A&E“ eine Atmosphäre, die gespalten zu sein scheint zwischen morbider Todessehnsucht und der immer wiederkehrenden Erkenntnis, dass das Feuer noch brennt, solange die Liebe nicht erloschen ist. Im Mittelpunkt stehen Pierce’ gebrochene Stimme und seine Akustikgitarre, die hier und da Unterstützung erhält von Engelschören und orchestral arrangierten Streichern und Bläsern. Ein ehrliches Album, zwischen Himmel und Hölle, das sich nicht entscheiden möchte, ob es tanzen will oder sich die Kugel geben soll. 7

Text: Boris Mischke

SPORT UNTER DEN WOLKEN

(Strange Ways/Indigo) Mit „Aufstieg Und Fall“ haben Sport 2006 das (bislang) beste deutschsprachige Album des Jahrzehnts hingelegt. Mitbekommen hat das leider niemand so recht, doch Sport nehmen es sportlich und machen einfach da weiter, wo sie aufgehört haben. Und das bedeutet: intelligente Texte und Arrangements auf brachialem Gitarren- und Zerrbassbrett serviert. Das Ergebnis zeigt, dass verkopft und aus dem Bauch heraus rockend kein unvereinbarer Widerspruch sein muss: Hinter Melodien und Texten steckt mit Felix Müller ein sichtlich kluger Kopf, aber wenn’s nicht rockt, isses für’n Arsch. Zwar können die drei Hamburger den grandiosen Vorgänger nicht mehr toppen, aber auch „Unter Den Wolken“ wartet mit so einigen Hits („Gehirnerschütterung“, „Stimmen“) sowie einer überragenden Gesamtleistung auf. 9

Text: Robert Goldbach

STEREO MCS DOUBLE BUBBLE

(Graffiti/PIAS) Bemerkenswerte 16 Jahre ist es her, dass den Stereo MCs mit ihrem dritten Album „Connected“ und dieser furiosen Mischung aus Dance, Funk und HipHop ein massiver Welterfolg gelang. Danach aber war die Luft ein wenig raus bei den Jungs aus Brixton. Alle Nachfolge-Alben waren gut, aber eben nicht mehr herausragend - und vor allem nicht annähernd so wild wie ihre legendären Liveshows. Um so erfreulicher ist deswegen „Double Bubble“, denn endlich sind die Stereo MCs wieder ganz vorne mit dabei. Ihrem alten Sound sind sie durchaus treu geblieben, klingen dabei aber so frisch, modern und Beat-lastig wie nie und lassen mit ihrer Schweißtreibenden Tanzmusik sogar die Chemical Brothers hinter sich. 8

Text: Patrick Heidmann

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STREET DOGS STATE OF GRACE

(Hellcat/SPV) Seit ihrem grandiosen zweiten Album “Back To The World” aus dem Jahre 2005 und dem Überraschungserfolg der zugehörigen Tour sind die Street Dogs eine der wichtigsten Punkrock-Bands aus dem Osten der USA. Die Formation um den ehemaligen Dropkick Murphys-Sänger Mike McColgan sieht sich selbst in der Tradition von The Clash, und auch wenn man das dem Klang der Bostoner nicht unbedingt anhört, so sind doch viele Themen ähnlich. Die Street Dogs machen Musik für den kleinen Mann von der Straße - Feuerwehrmänner, Arbeiter, Soldaten. Leute genau wie sie selbst. Dabei heraus kommen dann Lieder über Freunde und Familie, über den unsinnigen Krieg im Irak, über die Waffenlobby in den USA oder das Verhältnis zu Mexiko - aber auch über Kneipenschlägereien. Musikalisch ist „State Of Grace“ nicht so aggressiv wie die älteren Scheiben, aber ausgereifter und eindringlicher, melodischer, verspielter. Tolle Platte. 8

Text: Hans Vortisch

TRICKY KNOWLE WEST BOY

(Domino/Indigo) Fünf Jahre nach „Vulnerable“ meldet sich Tricky eindrucksvoll zurück. Kaum ein Künstler mixt in seiner Musik derart viele Genres. Von hektischen HipHopLyrics, die mal geflüstert, dann wieder manisch rausgerotzt werden, über Reggae-Rhythmen und glasklare Frauenstimmen zu kalt-sägenden E-Gitarren. Mit traumwandlerischer Sicherheit bewegt er sich in einem Klangkosmos, in dem klassische Streicher auf schmutzige Breakbeats und schwermütig-sphärische Synthetik treffen. Knowle West ist Trickys Heimat, ein Problemviertel in seinem Geburtsort Bristol. Auf „Knowle West Boy“ verarbeitet er seine Jugend - melancholisch und wütend. Man kann das TripHop nennen, doch genau genommen sprengt Tricky jegliche Kategorisierung. 8

Text: Steffen Meyer

VETIVER THING OF THE PAST

(Fat Cat/PIAS) Die Liebe hat viele Facetten: Leidenschaft, Lust, Vertrautheit. Streit, Trauer und Missverständnisse. Andy Cabic, seines Zeichens Frontmann von Vetiver, weiß dies nur zu gut und wollte den neuen Longplayer seiner Band so abwechslungsreich wie möglich gestalten – schnappte sich ein paar Songs alter Haudegen (u.a. Loudon Wainwright III, Townes Van Zandt und Ian Matthew) und kreierte ein lupenreines Coveralbum. Die Neuinterpretationen schwanken zwischen endlosen Drum-Loops, wabernden Akustikgitarren und schwebenden Tasteninstrumenten. Dass der träumerische Pop nur selten dem Original entspricht, ist weniger problematisch als die Tatsache, dass „Thing Of The Past“ größte Aufmerksamkeit verlangt. Gefangen in einer Schleife aus Nebelschwaden, verflüchtigt sich diese sich erstaunlich schnell! 5

Text: Marcus Willfroth

THE WEDDING PRESENT EL REY

(Vibrant/Rough Trade) Zum ersten Mal seit 1991 haben sich The Wedding Present unter die Fittiche von Steve Albini begeben. Das ist sowieso eine gute Idee und hat auch in diesem Fall zu einem erfreulichen Resultat geführt, auch wenn „El Rey“ weitaus nicht so krachig klingt wie dazumal „Seamonsters“. Ganz im Gegenteil: Alles ist auf diesem Album wohl dosiert und mit Bedacht eingesetzt. Das schafft Raum für David Gedge und seine wunderbaren Songs über Spiderman, gebrochene Herzen und den herbeigesehnten Vollrausch. Schön. 7

Text: Arne Lieb

VIELE AUF EINER Kaum ein Künstler hat über Generationen hinweg seine Kollegen so beeinflusst wie David Bowie! Ein Jahr nach dessen 70. Geburtstag erweisen ihm daher nun hippe Elektro-Acts wie Joakim, Faultline, Carl Craig oder Au Revoir Simone auf „Life Beyond Mars: Bowie Covered“ (Rapster/!K7) die Ehre und verwandeln kongenial Songs wie „Ashes to Ashes“, „Oh! You Pretty Thing“ und sogar Kurioses wie „Magic Dance“ vom „Labyrinth“-Soundtrack in kleine Disco-, Lo-Fi- und Frickel-Perlen! Vom mindestens zweitcoolsten Pariser ElektroLabel ’Kitsuné’ kommt mit „Kitsuné Tabloid“ (Kistuné/Rough Trade) das erste DJ-Set, in diesem Falle zusammengestellt von Digitalism. Wie nicht anders zu erwarten war, ist dabei eine ebenso heiße wie stylishe Mischung herausgekommen, die Hot Chip, Calvin Harris, WhoMadeWho und Hercules & Love Affair, aber auch The Human League und die B-52s vereint. Auch auf „Atomix“ (Panatomic/Groove Attack) mischen Digitalism mit und haben „Skip It To The End“ von The Futureheads zu neuem elektronischen Sound verholfen. Ähnlich prominent sind auch die anderen Remix-Paarungen besetzt,

THE WHIGS MISSION CONTROL

(ATO) Lange Zeit wurden die druckvollen Jungspunde von The Whigs vom amerikanischen Rolling Stone mit gehörig Vorschusslorbeeren bedacht. Und der Hype ist angesichts ihres zweiten Albums „Mission Control“ mehr als berechtigt. Denn The Whigs haben Wumms, Verve und mehr als nur drei Melodien in ihren Koffern versteckt. Ganz im Gegenteil, sie beherrschen ihre Instrumente. Im frechen Punkrock-Opener „Like A Vibration“ klingt Sänger Parker Gispert wie der jüngere Bruder von Social Distortion-Legende Mike Ness und in „Right Hand On My Heart“ trommelt sich Julia Doro gegen Ende immer mehr in eine Ekstase. Elegante Mid-Tempo-Stücke haben The Whigs hier genauso drauf wie klirrende Rock-Opern. Mit frischen Melodien, ausgefeilten Drums und einem erstaunlich wandelbaren Frontmann rocken sie sich durch die letzten Rock-Jahrzehnte und bleiben doch sie selbst. 7

Text: Steffen Meyer

WHIP BLUES FOR LOSERS

(DevilDuck/Indigo) Da geht doch im Kämmerlein des Melancholikers die Sonne auf: Der Mann, den sie Whip nennen (andere kennen ihn als Jason Merritt, den Frontmann der Kapelle Timesbold) steht mit einem neuen Solowerk in der Tür. Über der Schulter trägt er die Akustikgitarre, in der Hand das Banjo, in der Satteltasche ein wahres Sammelsurium an Instrumenten. An seinen Stiefeln und am Schlapphut klebt dicker Staub von dem beschwerlichen Weg, den er zurückgelegt hat. Merritts Stimme zittert noch, wenn er von seinen teils finsteren, teils kuriosen Begegnungen und Erlebnissen berichtet. Der Outlaw Tom Waits ist ihm im Schlaf erschienen. Und ein komischer Vogel namens Billy Idol hat ihm seinen Gassenhauer „White Wedding“ auf dem Banjo beigebracht. Schön, dass er es trotz allem bis zu unserer Schwelle geschafft hat. 7

Text: Nina Töllner

u.a. haben Daft Punk Franz Ferdinands „Take Me Out“ und The Teenagers „It The Beat“ von Simian Mobile Disco überarbeitet, die Atomic Café-Resident Volker Schadt zusammengestellt hat und die hierzulande bisher nur auf Vinyl erhältlich waren. Die letzten zwei Jahre frei- oder unfreiwillig im Koma verbracht und weder der RTL 2-Videotext noch die brüderliche Archivsammlung Spex oder Intro kann euch in Punkto Punkrock, Rockaund Psychobilly und mehr kurz mal auf den aktuellen Stand in Sachen Arschtritt-Mucke briefen? Hier kommt die Lösung: „Where The Bad Boys Rock 4“ (People Like You/SPV) Der vierte Labelsampler der Fachleute für den Action-Fix eures Vertrauens, People Like You. Meteors, Black Halos, Mad Sin und 20 andere Hochkaräter sind hierauf mit aktuellen und teils unveröffentlichten Haubitzen-Hits vertreten. Aber Vorsicht, ungezügelter feierlicher Genuss könnte direkt das nächste Koma induzieren.

Text: Patrick Heidman, Ina Göritz, Frank Thießies

WILD BEASTS LIMBO, PANTO

(Domino/Indigo) Bei den Wild Beasts handelt es sich nicht, wie man dem Namen nach vermuten könnte, um eine Achtziger-Met al-Band, die ihr Comback-Album an den Mann bringen will, sondern um eine aufstrebende Band aus dem englischen Kendal, die nach bester MikaManier versucht, das männliche Stimmorgan in Höhen zu treiben, in die selbst wenigen Frauen vorstoßen. Das ist bemerkenswert, birgt aber die Hemmschwelle, das Album am Stück hören zu wollen. Die Angst vor Frequenzeinbußen des Gehörs ist einfach zu groß. Wenn die Ohren sich jedoch an den Klang gewöhnt haben, ist die Assoziationskette im Kopf schon ganz weit in die Welt des Musicals abgedriftet und spult wie von selbst „The Rocky Horror (Picture) Show“ ab. Alles in Allem verkommt das Debütalbum der Wild Beasts zu einer ziemlich Nerven aufreibenden Angelegenheit. 4

Text: Sebastian Wirth

THE WONDERFOOLS TOO LATE TO DIE YOUNG

(Sound Pollution/ Rough Trade) Ob die Wonderfools mit ihrem vierten Album endlich die Geheimtipp-Schallmauer durchbrechen werden? Verdient hätten sie es. Die Norweger haben es so unbeschreiblich drauf, mit extrem cleveren Harmonie-Vocal-Arrangements, warmherzigen Classic-Rock-Sounds, Pop-Punk-Sensibilität und einem eklektischen Eingängigkeitsverständnis den perfekten Soundtrack für eine SchnellzugReise durch die wichtigsten Stationen der RockMusik abzuliefern. Beach Boys, Kiss, Cheap Trick, The Who, Motörhead, MC5, Thin Lizzy - noch Fragen? Ja, warum sind die Jungs nicht auf dem Cover? Richtig, sind ja ein Geheimtipp. Mit etwas Glück könnten sie es mit diesem Ausnahme-Album allerdings schaffen, mindestens so berühmt zu werden wie die wunderbaren Wildhearts. Aber die kennt ja leider auch (fast) keiner. Wird verdammt Zeit, dass sich das ändert. 8

Text: Frank Thießies


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DEMODESASTER

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DEMODESASTER Der Berg ruft

„Bergtour 2008“ überschrieb die deutsche Nationalmannschaft das Unterfangen, bei der Europameisterschaft in den Alpen den Titel zu gewinnen. Bei Redaktionsschluss war es alles andere als ausgemacht, ob Jogis Jungs mit ihrem Gipfelsturm erfolgreich sein würden. Dessen ungeachtet haben wir uns in diesem Monat das Motto von Ballack & Co. zueigen gemacht, um zu sehen, welche Kletterkünste sich hinter den aktuellen Einsendungen verbergen. CHASIN’ DARLA TRAILS OF DARK RED

Fleißig, fleißig, die drei Jungs und das eine Mädel von Chasin’ Darla. Es ist kaum ein halbes Jahr vergangen, da schmeißt der Vierer aus Neuss schon wieder eine EP unters Volk. Die weiß gegenüber der letzten Platte vor allem durch einen sehr viel satteren Sound zu punkten, Aber auch kompositorisch gehen Chasin’ Darla deutlich kompakter zu Werke. Zwar ist der Noise noch immer ihr Steckenpferd, jedoch spielen sie mittlerweile eine fast poppige Variante, die stellenweise gar an die Guano Apes erinnert. Gleichwohl bekommen wir keine von deren Plattitüden zu hören, sondern einen Groove-Rock-Klumpen, der allerdings noch ein paar Ecken und Kanten mehr vertragen könnte. Erklettern die Furtschagl Spitze (3.190 Meter) Heimat: chasindarla.de

CONCRETE ZEMENTER

O haua ha! Da kommen Concrete aber mit einem echten Grobian um die Ecke. Von der ersten Sekunde wütet ihr Erstling mit Death-Trash-GrindÄxten um sich. „zemENTER“ ist gewalttätig, ganz schön versifft, gleichzeitig aber auch technisch äußerst ausgereift. Fast könnte man meinen, hier hätten die frühen Sepultura und Necrophagist einen kleinen Satansbraten ausgetragen. Concrete ist einfach anzumerken, dass Metal für sie das Allergrößte ist. Entsprechend weidlich nutzen sie seine Möglichkeiten und toben sich bei der Suche nach dem brutalsten Riff und krassesten Rhythmus aus. Am Ende hacken sie dabei ein blitzsauberes Brett zurecht, das von anderen Genrekapellen erst mal gebohrt werden muss. Erklettern das Matterhorn (4.478 Meter) Heimat: myspace.com/concreteplanet

CONEXIÒN MUSICAL WINDSTILL

Die Berliner Conexión Musical sind echte Rapper. Singen vom „Ficken“, haben fette Beats im Repertoire und korrekte Punchlines im Mundwerk. Und sind trotzdem so ganz anders als das, was man landläufig unter hauptstädtischem HipHop versteht. Conexión Musical haben so überhaupt nichts mit Bling Bling am Hut und sprechen lieber ungeschminkt über all den Snobismus, der sich in Berlins Straßen eingenistet hat. Psychoanalyse und brennendes Mediaspree inklusive. Ist das radikal? Auf Jeden! Ist das anstrengend? Auf Keinsten! Denn Conexión Musical machen ihr Ding derartig stylo und vielschichtig, dass nicht nur der Kopf, sondern auch der Subwoofer tüchtig was zu brummen hat. Korrektemundo! Erklettern das Weißhorn (4.505 Meter) Heimat: conexiomusical.de Live: 5.7. Berlin - Köpi *** 19.7. Hanau - AJZ

HERMELIN HERMELIN

Hermelin sagen von sich, den absoluten Willen zum Pop zu haben. Trällernde Dreiminutenschnitten für das Frühstücksradio sind aber nicht ihr Ding. Die Hannoveraner stehen zu sehr auf flächige Sounds mit der Echogitarre, als dass sie sich derart einengen lassen würden. Zumal sie auch komplett auf Gesang verzichten. Post-Rock heißt also das Zauberwort, das uns im Falle von Hermelin jedoch nicht komplett zu verhexen vermag. Sowohl die bittersüßen als auch die noisigen Passagen sind stimmig vorgetragen, keine Frage. Letztlich fehlt der Platte dann aber doch die Eingängikeit des Pop, um mehr als guter Durchschnitt zu sein. Erklettern das Zuckerhütl (3.507 Meter) Heimat: hermelinband.de Live: 12.7. Uhulenkörperring - Mondfahrertreffen

MAD RACOON TURN THE TABLES

Unter Zoologen gilt der Waschbär als besonders erfolgreiche Art, wenn es darum geht, neue Lebensräume in relativ kurzer Zeit zu erobern. Mad Racoon eifern ihrem Namensvetter nach und wollen „so viel wie möglich live und sich somit bekannt spielen“. Mit ihrem Kraftmeierrock haben sie es immerhin schon ins Vorprogramm von Silbermond geschafft. Etwas unpassend, wie wir finden, denn glücklicherweise planschen Mad Racoon nicht im Mainstream, sondern schrubben ihre Riffs mit Grunge, Blues und Punk. Das zündet nicht immer sofort, ist aber knackig genug, um aufhorchen zu lassen. Insofern könnte es durchaus noch etwas werden mit der Mad Racoon-Epidemie. Erklettern die Stubaier Wildspitze (3.341 Meter) Heimat: mad-racoon.de Live: 4.7. Dresden - Puschkin *** 10.7. Bautzen - Steinhaus *** 15.7. Berlin - Kulturbrauerei

MIKROBOY BIS ZUM ENDE

Im Grunde ist die Mission des Michael Ludes und seiner (Live-)Kombattanten nichts Besonderes. Wie viele vor ihnen sind sie auf der Suche nach dem perfekten Song. Die objektiv kaum zu bewertende Frage, inwiefern musikalische Perfektion überhaupt zu erreichen ist, kümmert sie dabei nicht. Stattdessen zücken die Mannheimer ihren Kompass, studieren die Logbücher von Kettcar und The Notwist und setzen die Segel gen Indie-Elektro-Pop-Land. Von maßvollen Winden angetrieben verpassen sie dem Bug Tiefgang und umschiffen gekonnt die Klischeeklippen, an denen schon so manche Barke zerschellte. Wenn Mikroboy so weitermachen, dürften sie eines Tages tatsächlich die Stelle mit dem X entdecken.

Erklettern das Ulrichshorn (3.925 Meter) Heimat: mikroboy.com Live: 19.7. Bad Karlshafen - Sonic Bang Festival

THE NIGHTLIFE LATE KNIGHTS

In Origami macht The Nightlife niemand etwas vor. Angesichts ihrer gekonnt gefalteten CD-Hülle kommen wir schon ins Staunen. Ist deren Inhalt dann in den Player eingelegt, erklingt Sehnsucht in Moll. Das Trio aus „Korl-Morx-Stodt“ fühlt sich im Emo heimisch und baut sich dort ein Haus in Unplugged-Architektur. Singer/Songwriter eben, ihr wisst schon. Wobei der Singer in diesem Falle noch ein wenig Zielwasser nötig hat, zu oft verfehlt er die richtigen Töne. Mit dem Songwriting klappt es da schon etwas besser, auch wenn kein wirklich rührendes Lied gelingt. Zu angestrengt versuchen The Nightlife, Gefühl aufzubauen und enden nicht selten im Krampf. Dabei haben sie doch offensichtlich so geschickte Hände. Erklettern den Treffauer (2.304 Meter) Heimat: myspace.com/thenightlifeproject

RUSTY SPOON MIXTAPE WRECKERS

Das Paar quietschgelber Ohrenstöpsel, das Rusty Spoon ihrem Debüt beigelegt haben, kommt nicht von ungefähr. Denn ihre Musik hört man am besten laut. Das Rosenheimer Duo verzapft feinen BigBeat und braucht den Vergleich mit Größen wie DJ Shadow keineswegs zu scheuen. Nick Narrow und ManicMat sampeln alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, streuen ab und zu ein paar saftige Rock-Riffs ein und bringen mit ihrer Turntable-Akrobatik die Abtastnadel zum Glühen. Das Ergebnis pendelt zwischen unbedingt tanzbar und angenehm chillig. Die viereinhalb Liter Seele und der Eimer voller Jugendzeit, die laut Rusty Spoon in der Platte stecken, haben sich auf jeden Fall gelohnt. Erklettern das Allalinhorn (4.027 Meter) Heimat: rusty-spoon.de Text: Roy Fabian

DIE REGELN Schickt euer Demo (CD, Tape, Vinyl) inklusive nachfolgender Infos an: unclesally*s, Demodesaster, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin. Wir brauchen: Bandinfo, Bandfoto, bevorstehende Live- Auftritte, Homepage und eure Postadresse (zwecks Belegexemplar). Danke sehr.

UNSIGNED-DEMO DES MONATS RAHEL KRASKA SOUNDTRACK FÜRS LEBEN Rahel Kraska macht keine halben Sachen. Das hat sie schon als Teenager über sich herausgefunden. Obwohl sie mit klassischer Musik nichts mehr anfangen konnte, seit sie wusste, wie man HipHop buchstabiert, zog sie den jahrelangen Klavierunterricht weiter durch. Erst später stellte sich heraus, dass selbst eine klassische Ausbildung guten R&B nicht verderben kann. Weil die Musik, die noch während der Schulzeit zwischen Rahel Kraskas Ohren wuchs, erst nicht so herauskommen wollte, wie Rahel sie hörte, tat sie, was die wenigsten aus ihrem Genre tun: Sie ging Musik studieren. Vier Jahre später bescheinigt ihr nun ein Diplom, dass sie Komponieren kann und dass sie weiß wie man singt, Klavier, Schlagzeug und Gitarre spielt und einer ganzen Band sagt, was sie zu tun hat. Zeit, um endlich loszulegen. Ihre Kreuzung aus

R&B und Elektronik schraubt Rahel Kraska mit einem Produzenten zusammen. In dieser MiniTeamarbeit entstand ihre erste CD „Soundtrack fürs Leben“. Weil Rahel es aber gar nicht mag, wenn sie was nicht kann, bringt sie sich zur Zeit bei, wie sie im Studio ihre zweite Platte komplett selbst produzieren kann - und wie man auf die Musik seine eigenen Videos bastelt. Die Selbstlehre scheint nicht ganz verkehrt zu sein, denn gerade erst hat Rahel Kraska beim Mobile Film Festival den zweiten Platz belegt. Mit dem Video zu ihrem Titelstück „Soundtrack fürs Leben“.

Heimat: rahelkraska.de Text: Christoph Schrag

Unsigned - kein Plattenvertrag und trotzdem im Radio! Jeden Sonntag von 18.00 bis 20.00 Uhr auf allen Frequenzen von Fritz und per Livestream auf fritz.de. Mehr Demodesaster auf sallys.net



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TEST

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TEST Die Frage, ob sich die drei amerikanischen Spaßrocker besser in politischen Bildungsfragen bewähren als ihr echter Präsident, erübrigt sich schon im Vorfeld. Die Messlatte liegt schließlich tief, und um die ganze Sache noch mit Netz und doppeltem Boden abzusichern, setzen wir den Jungs auch keinen betagten Vize-Berater à la Dick Cheney an die Seite, sondern bemustern sie mit einem grundsoliden Erste Hilfe-Set aus 50/50- und Telefonjoker.

Frage 1 Mit wem war Nicolas Sarkozys neue Topmodelgattin Carla Bruni angeblich noch nicht zusammen?

A B C D

Eric Clapton Mick Jagger Donald Trump Michael Douglas

Dave: Und sie war wirklich nur mit EINEM davon nicht zusammen? Jason: Es muss Trump sein, da bin ich sicher. Chris: Stimmt. Trump hat doch keine freie Minute, er ist IMMER vergeben.

KORREKTE ANTWORT: D

Frage 2 Auf welche Klamotte schwört Fidel Castro in seiner Freizeit?

A B C D

H&M Bermuda Shorts Adidas-Trainingsanzüge Seine Uniform Old Navy Flip Flops

Dave: Ich schätze, er trägt Trainingsanzüge. Chris: Könnte man meinen, aber das wäre viel zu einfach. Es muss was Abgefahreneres sein. Jason: Zugegeben, ich hoffe echt, dass es die kessen Bermuda-Shorts sind. Dave: Trotzdem: B!

KORREKTE ANTWORT: B

Frage 3 Welcher aufstrebende Politiker machte einst diesen fiesen Scherz: „Warum ist Chelsea Clinton so hässlich? Weil ihr Vater Janet Reno ist.“

A B C D

Dick Cheney Al Gore John McCain Ralph Nader

THE PRESIDENTS OF THE UNITED STATES OF AMERICA Im großen Test der Staatsoberhäupter

Dave: Al Gore! Chris: Also, ich bekomme dabei sofort einen Nader-Flash. Das wäre ziemlich bösartig für Al Gore, er steht doch auf Frieden. Dave: Vielleicht ist es Dick Cheney - ja, er muss es sein! Chris: Stimmt, er ist ein boshafter Mann: A, Dick Cheney!

KORREKTE ANTWORT: C

Frage 4 * Reno war die erste weibliche Justizministerin der USA und bekleidete dieses Amt während der gesamten Clinton-Regierung. Wer sich spaßeshalber mal ein Foto dieser Dame ergoogelt, wird feststellen, dass Mr. McCain, der aktuell selbst für das Präsidentenamt kandidiert, mit diesem Spruch aus dem Jahre 1998 gleich einen amtlichen Doppel-Diss an den „Mann“ gebracht hat. Welches Land hatte die erste weibliche Präsidentin?

A Island B Tuwinische Volksrepublik

C Argentinien D Mongolische Volksrepublik Jason: „Don‘t Cry For Me Argentina...“ Chris: Ja, es muss Argentinien sein, wegen - wie heißt sie noch mal? Jason: Evita - nein - Madonna! Antwort C.

KORREKTE ANTWORT: B

Frage 5 Welcher Musiker benannte sich frei nach einem Staatsoberhaupt?

A B C D

John F. Samson Pål Pot Pamparius Fidel Bukowski Wladimir Lee

Chris: Fidel Bukowski? Was ist das?! Kein Plan. Wir müssen passen - oder Samson vielleicht? Ein Ohrenzeuge engagiert sich plötzlich als gebührenfreier Ersatztelefonjoker und zwitschert den Jungs den Namen der betreffenden Band: Turbonegro.


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Dave: Oh, alles klar. Es ist B. Pol Pot war ein furchtbarer Diktator in Kambodscha.

KORREKTE ANTWORT: B

Frage 6 Welches dieser Zitate stammt nicht von George W. Bush?

A „Wenn ich nicht glauben würde, dass ich mit Gottes Stimme spreche, könnte ich meinen Job nicht machen.“ B „Ich weiß, dass Menschen und Fische friedlich nebeneinander existieren können.“ C „Afrika ist eine Nation, die unter unglaublichen Krankheiten leidet.“ D „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es im Himmel Entenjagd geben wird, und ich kann‘s kaum erwarten!“ Chris: Huh, das erste finde ich gruselig. Dave: Die passen alle vier. Alles geistiger Dünnschiss - genau seine Liga. Jason: Antwort D muss es sein. Ich glaube, die anderen drei habe ich irgendwie schon mal in seinem verbalen Dunstkreis wahrgenommen. Chris: Nein, ich denke, es ist die Sache mit den Fischen. Die Situation schreit nach einem 50/50-Joker.

B Menschen und Fische D Entenjagd Dave: Dann ist es D!

KORREKTE ANTWORT: D

B Er war mal sowjetischer Meister im Boxen C Während seiner Unizeit hat er nebenbei als Türsteher gearbeitet D Es kursieren Gerüchte, dass er sich mal brutal mit Boris Jelzin geprügelt haben soll Dave: Ich glaube nicht, dass er Boris Jelzin auf die Fresse gehauen hat. Türsteher würde ich tippen. Chris: Nein, das passt nicht. Putin war bestimmt Boxer - er sieht ja auch wie einer aus.

KORREKTE ANTWORT: A

Frage 8 Was trifft nicht auf Heinrich VIII zu?

A Er war sechs Mal verheiratet B Er hat alle seine Frauen hinrichten lassen C Er spaltete die englische von der römisch-katholischen Kirche D Er machte sich selbst zum König von Irland und zum Oberhaupt der irischen Kirche Chris: Ich denke, dass es D ist... Obwohl er das sicher auch irgendwie gedeichselt haben könnte. Dave: Vielleicht müssen wir genauer lesen. Das könnte eine Fangfrage sein - ich tippe auf B. Chris: Stimmt, wahrscheinlich hat er die letzte davon nicht um die Ecke bringen lassen, der Süße.

KORREKTE ANTWORT: B

Frage 7

Frage 9

Warum sollte man sich lieber nicht mit Wladimir Putin anlegen?

Mit welchem diplomatischen Geschenk beglückte Mao Zedong einst Richard Nixon?

A Er hat einen schwarzen Gürtel im Judo

A Zwei Figuren der Terrakotta Armee B Zwei Pandas

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C Einer wertvollen Ming-Vase D Er widmete ihm einen neu errichteten Tempel Dave: Hatte es nicht irgendwas mit Tischtennis zu tun? Jason: Die Pandas. Das weiß jeder! Die Chinesen machen das doch andauernd, um sich einzukratzen. Allzu oft können sie das aber auch nicht mehr bringen, die Dinger werden doch langsam rar, oder?!

KORREKTE ANTWORT: B

Frage 10 Beim Napoleon-Komplex leidet man unter...?

A Verfolgungswahn B Größenwahn C Minderwertigkeitskomplexen D Dem Ödipus-Komplex Alle drei gleichzeitig: C! Ganz sicher! Dave: Er war kaum größer als ein Hausschwein, das hat ihn gewurmt.

KORREKTE ANTWORT: C

Fazit Super gemacht! Mit ihren sechs richtigen Antworten liegen die Jungs zwar in unserer Rubrik-internen Highscore-Liste nur im Mittelfeld, doch beweisen die drei Freunde hier immerhin sehr viel mehr Scharfsinnigkeit und ein weitaus höheres Bildungsniveau als nötig wäre, um sich in ihrem Land zum obersten Regierungschefs ernennen zu lassen. Und das ist doch was - möchte man meinen. Text: Christine Stiller, Recherche: Melanie Gollin, Ina Göritz, Christine Stiller Heimat: presidentsrock.com Auf sallys.net: sally*sTV! Mitraten macht schlau.


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MUSIK STORIES

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Schluss mit lustig: Kollege Cavalera im Veröffentlichungswahn.

SOULFLY

Kill me if you can Max Cavalera im Metal-Blutrausch. Die musikalische Versöhnungszeremonie - The Cavalera Conspiracy - mit seinem Bruder Igor dröhnt noch in den Ohren, da setzt der egomanische Soulfly-Feldherr wieder einmal das Schlachtermesser an. Max Cavalera kann einfach nicht still sitzen. Er will kämpfen, will spucken, sich prügeln, den Agressionen freien Lauf lassen und er kennt keine Kompromisse. Bei Soulfly ist er der Despot, der alleinige Herrscher, und jeder, der nicht spurt, wird rausgeschmissen. Bei dem Brüderprojekt war er auf Augenhöhe mit Igor. Das ist jetzt vorbei. „Nach Cavalera Conspiracy war es wieder Zeit für ein kompromissloses Statement“, gesteht Max. „Bei Soulfly kann ich einfach ich selbst sein, und ’Conquer’ ist so geworden wie ich es haben wollte.“ Schon der Name des neuen Albums und der waffenschwingende Dämon auf dem Cover machen deutlich: Hier fließt das Blut literweise. Und wenn wir mal ehrlich sind - Max Cavalera sieht selbst ein wenig wie die Dämonen aus, die ihn des Nachts heimsuchen. Unter seinem Kriegerbart schneidet sich tätowierter Stacheldraht ins Fleisch und wenn Max lacht, klingt es in etwa so, als hätte er gerade jemanden auf den Hinrichtungsplatz geschickt. Bei aller Kriegsmetaphorik geht es ihm natürlich nicht um ein reales Gemetzel (auch wenn Max sich

jetzt schon auf den Moshpit beim „With Full Force“Festival freut), sondern um die Schlachten, die man mit sich auskämpft. „Ich will nicht die Welt erobern oder Völker unterwerfen. Vielmehr geht es mir um den Sieg über die Angst. Wer seine Furcht überwindet, erobert das Leben und den Tod zugleich.“ Wovor sich Max fürchtet, verrät er nicht, doch die Vermutung liegt nahe, dass er nichts mehr hasst als Stillstand. Lethargisch, mit mürrischen Gesichtszügen, die Tage an sich vorbeiziehen lassen: Für den Soulfly-Metal-Head wäre das der Tod. Er ist immer unterwegs, ständig auf der Suche nach neuen Sounds, die er seinem Soulfly-Tribe einverleiben kann. Balkan-Orgeln in wilder Symbiose mit Metal-Attacken - bei Max Cavalera ist sowas eher die Regel als die Ausnahme. Ließ sich der Brasilianer auf den früheren Sepultura- und SoulflyPlatten noch von südamerikanischen Elementen beeinflussen, wendet er sich seit einigen Jahren dem musikalischen Rest der Welt zu. Große Teile von ’Conquer’ sind in Ägypten auf einer Nilfahrt entstanden. Der Nil. Ein Fluss, der sich wie eine riesige Schlange in den afrikanischen Kontinent

schlängelt, hinein in das Herz der Finsternis. Joseph Conrad verhalf so eine Fahrt zu seinem berühmten Buch, Max Cavalera nahm ’Conquer’ auf. In der Stadt der Toten, einem riesigen Friedhof an der Peripherie Kairos, auf dem aber auch über eine Million Menschen in Slums leben, ließ Max Cavalera sich inspirieren. „Das war so krass. Die Menschen leben dort direkt neben den Toten. Das war so wild, so archaisch, selbst für jemanden wie mich.“ Das will was heißen. Text: Steffen Meyer Foto: Eddie Malluk Heimat: soulflyweb.com

FARBECHTER KÖRPERSCHMUCK Nicht alles war schlecht in den Neunzigern. Der hysterische Tribal-Tattoo-Trend aber schon - irgendwie. Wer sich wie die Cavalera-Brüder damals von der Euphorie um die rankenden Muster anstecken ließ - Pech. Dabei hat das „Tattoo“ seinen Ursprung in Polynesien, wo eine junge Dame ohne ein schickes Körpermotiv für die Männerwelt Tabu war. Ihr seht also, so ein Arschgeweih ist nicht das Schlechteste.


AIRBOURNE

Let There Be Rock - again! Die Erben von AC/DC Mitte der Neunziger, Warrnambool, ein Kaff an der Great Ocean Road im Staate Victoria, Australien. Unter den dort hausenden Gestalten lebt der nicht mal zehnjährige Joel O’Keefe. Eines schönen Tages stibitzt der Bengel seinem Onkel die Plattensammlung und kommt so mit Aussie-Pub-Rock von AC/DC, Rose Tattoo und The Angels sowie diversen Metal-Klassikern in Berührung. „Unsere Einflüsse stammen aus einer Ära, die etwa mit der Gründung von Metallica endet und nicht beginnt“, wird Joel später zu den Einflüssen für seine Band Airbourne sagen. Der Kleine ist begeistert und lernt Gitarre spielen, sein Brüderchen Ryan findet sich bald auf einem Schlagzeughocker wieder. Nachdem die beiden mit David Roads an der zweiten Axt und Bassist Justin Street die richtigen Mitstreiter gefunden haben, erscheint 2004 eine EP mit dem programmatischen Titel ’Ready To Rock’. Die vier ziehen nach Melbourne und leben unter kargen Umständen: „Im ersten Jahr war das verdammt hart. Zu futtern gab es nur baked beans aus der Dose“, erinnert sich David. Airbourne reißen Gigs ohne Ende ab und dürfen 2006 down under die Stones supporten. Ein Jahr später ist mit ’Runnin’ Wild’ im Lande Oz die Debüt-CD am Start. Mittlerweile ist die Scheibe auch bei uns erhältlich und stieg prompt auf Platz 27 in die Charts ein. Im aktuellen Video spielt mit Lemmy eines der Idole der Aussies mit. „Wir saßen in seiner Limo und haben ein paar Jack Daniel’s gekippt bevor er seinen Auftritt hatte“, berichtet David stolz. Die ewigen Vergleiche mit den Landsleuten von AC/DC sieht

er als Kompliment. „Mit einer der größten RockBands verglichen zu werden, ist eine Ehre“. Live machen die vier bodenständigen Australier keine Gefangenen. Wenn Joel stilecht mit nacktem Oberkörper und einer Flasche Whiskey in der Hand ’Stand Up For Rock’n’Roll’ als Motto des Abends verkündet oder später mitsamt Gitarre durch’s Publikum marschiert, ist es wie bei einer Zeitreise. So muss es damals in den Siebzigern bei Angus & Co abgegangen sein. Es geht um essentielle Dinge des Lebens wie ’Cheap Wine & Cheaper Women’. Das hat alles hat null Anspruch auf Originalität, aber das mindert in gar keiner Weise den Spaß, den Airbourne verbreiten. Den vier Anfang 20 gelingt es, vom Jung-Metaller bis zum ergrauten Altrocker sämtliche Altersgruppen zu einem Publikum zu vereinen. Am Ende des Konzerts findet man sich Fäuste schwingend in der ersten Reihe. Mann, sind die geil! Trifft man in den Tagen nach dem Konzert Leute mit Airbourne-Shirts, tauscht man Verschwörerblicke aus. Ja, wir waren dabei als Airbourne zum letzten Mal in einem kleinen Club gespielt haben. Und wir legen Zeugnis ab: Airbourne sind Rock’n’Roll! Text: Jens Fritze Heimat: airbournerock.com Auf sallys.net: sally*sTV! Die O’Keefes am Morgen danach

Die wollen nur spielen: AC... äh, Airbourne aus Australien.


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REISEFÜHRER

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ROCK'N'ROLL REISEFÜHRER

MIT ALBERT HAMMOND JR. DURCH NEW YORK Er ist zwar kein geborener New Yorker, doch der Kalifornier Albert Hammond Jr. verkörpert die Stadt ebenso sehr wie seine Bandkollegen von den Strokes. Während die sich eine Baby- und Kreativpause gönnen, ist ihr Gitarrist nach wie vor umtriebig und veröffentlicht mit „¿Cómo Te Llama?“ sein zweites Soloalbum. Wir baten den Lockenkopf um ein paar Insidertipps für New York-Besucher. Du bist in den vergangen Jahren viel herumgereist, wie sehr hat sich die Stadt während deiner Abwesenheit entwickelt? New York verändert sich ständig. Ich gehe mit meinen beiden Hunden spazieren und plötzlich entdecke ich zwei Straßen von meinem Haus entfernt einen Laden, den ich noch nie gesehen habe. Und ich kenne meine Nachbarschaft eigentlich ziemlich gut. Nach einigen Weltreisen kann ich definitiv sagen, dass New York meine Lieblingsstadt ist, der einzige Platz, an dem ich derzeit leben möchte. Wofür gibst du am meisten Geld aus, wenn du zu Hause bist? Für Lebensmittel, schätze ich. Ich koche viel, und für zwei Wochen einzukaufen kostet hier ein Vermögen. Allerdings ist es kaum preiswerter, jeden Tag essen zu gehen, obwohl es deutlich billiger für mich geworden ist, seitdem ich aufgehört habe, Alkohol zu trinken. Wenn du dich bekochen lässt, in welchem Restaurant geschieht das? Ich habe einige Lieblingsrestaurants, zu denen auch das „Lavagna“ zwischen den Avenues A und

B (545 E. 5th Street) gehört. Ein sehr guter Italiener. Du bist bekannt für deine Anzüge. Wo kaufst du die? Ich hätte gern eine eigene Anzuglinie, dann müsste ich nie wieder einkaufen gehen. Ich weiß schon genau, wie sie aussehen sollen, jetzt brauche ich nur noch jemanden, der sie herstellt. Die meisten meiner Anzüge kaufe ich im „Freemans Sporting Club“ (8 Rivington Street). Es ist ein Herrengeschäft, in dem du dich auch rasieren lassen kannst. Und sie haben wunderbare Anzüge, hergestellt aus Stoffen der Fünfziger. Wo hast du deine Tattoos stechen lassen? Bei „New York Adorned“ (47 2nd Avenue), aber nur eine Frau darf dort an meine Arme. Ihr Name ist Stephanie und ich liebe ihre Arbeit. Man sieht meine Tattoos meist nicht, aber ich habe inzwischen sieben Stück. Auf dem rechten Handgelenk sind die Hasen vom ersten Album, ein Stück darüber das zweite, ein wenig abgewandelt als CD mit Fragezeichen. Weiter oben habe ich einen Buddha mit Wanderstock, der mich daran erin-

nern soll, gelassener zu werden. Die Tattoos auf meinem rechten Arm symbolisieren das Leben, der linke steht für alles vergängliche und den Tod. Dort habe ich einen Typ im Anzug, der raucht und eigentlich ein Skelett ist, darunter ein Junge und ein Mädchen, die sich umarmen. Sheldon Silversteens Gedicht „Hug O‘War“ hat mich zu den beiden inspiriert. An beiden Ellenbogen habe ich außerdem Schwalben und demnächst soll noch ein Revolver hinzukommen, aus dessen Lauf Blumen sprießen. Wo erholst du dich in New York? Ich habe mir gerade ein Fahrrad gekauft und fahre mit meinen Hunden Violet und Lola gern in den Tompkins Square Park (295 E 8th Street) oder den Central Park. Die Hunde sitzen im Körbchen. Wenn es wieder auf Tour geht, muss ich sie wohl leider zu Hause lassen, wahrscheinlich wird sich meine Mutter dann um die beiden kümmern. Text: Ina Göritz Heimat: myspace.com/alberthammondjr Check Out: nycvisit.com Auch gut: „¿Cómo Te Llama?“ das neue Album von Albert Hammond Jr.


Typische Metaller: Hellsongs aus Göteborg.

HELLSONGS

Tod und Teufel in Dur Die Hellsongs aus Schweden behaupten, sie wären eine Cover-Band. Und empfinden das nicht als Beleidigung. Aber eigentlich ist das eine despektierliche Attribution. Auch hier gilt: erst hören, dann urteilen. Die Prinzipien des Coverns lauten meistens Mimesis oder Modifikation. Mit originalgetreuer Nachmacherei gewinnt man bei Kritikern keinen Blumentopf, man kann im Zweifellsfall aber sehr viel Geld damit machen (siehe The Australian Pink Floyd Show). Man kann sich der Parodie verschreiben und damit pubertierende Pennäler glücklich machen. Wie J.B.O. oder Manowar, die mit ihrer subtilen Aktionskunst (Schwerter, Odin, Frauen an der Leine) seit Jahrzehnten die Feuilletonisten hinters Licht führen. Oder aber der Vorlage wird ein stilistisch neuer Anstrich verpasst. Auch dieser Weg kann in einer Dauerschleife enden, siehe Richard Cheeses redundantes Schaffen. Was die Hellsongs machen, geht in eine andere Richtung: Transformation. Auf ’Hymns In The Key Of 666’ nehmen sie die alten Metal-Klassiker und machen akustischen ’Lounge Metal’ mit Klavier und Streichern draus. Aus ’Seasons In The Abbys’ und ’Run To The Hills’ werden regentrübe Folk-Elegien, aus ’Symphony Of Destruction’ und ’Blackened’ beschwingte Handklatscher in Dur. Musikalisch entfernt man sich da manchmal deutlich vom Vorbild. „Das stimmt schon“, nickt Sängerin Harriet Ohlsson, „aber alles in allem wollen wir schon, dass die Leute das Original wieder erkennen.“ Dabei gelingt das Kunststück, mit neuen Interpretationen die Ernsthaftigkeit freizulegen, die in so manchem Original untergeht. „Es gibt eine Menge Vorurteile über Heavy Metal-Texte, dass es da nur um Tod und Teufel geht. Aber hört man genauer hin, geht es um Politik, um wirklich starke Botschaften. Gute Geschichten, und wir spielen sie so, dass Menschen sie auf einem neuen Weg zu hören bekommen.“ Die Hellsongs haben in Schweden wirklich überall gespielt. Sie haben ihr Publikum im Altenheim zum Tanzen gebracht, „und sie machten das Teufelszeichen“. Die Belohung: Top Ten. Ärger gibt es nur mit jungen Kuttenträgern: „Es gibt Metal-Fans, die über uns verärgert sind, weil die denken, dass wir ihnen ihre Musik kaputt machen. Ich habe aber eher die Theorie, dass das junge Leute sind, die sich in ihrer Identität bedroht fühlen. Sie fangen gerade erst an, diese Musik zu hören. Die Älteren unter ihnen verstehen uns. Wir machen Tributes, keine Verarsche.“ Das junge Trendmagazin Spiegel Online haben sie hierzulande schon überzeugt. Na dann?! Text: Gordon Gernand

Heimat: hellsongs.com


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MUSIK STORIES

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DIE WELT ZU GAST BEI EL*KE Echt feudal, diese El*Ke-WG. Astreine Metal-Poster an den Wänden, schickes Parkett, drei Balkone und Schwarzbrot mit Senf. Zum endgültigen Glück fehlt den Budenbewohnern nur noch eine amtliche HiFi-Anlage mit den Hits von AC/DC, Elvis und natürlich den Queens Of The Stone Age. Den Posten des vierten WG-Mitglieds inne hat die GIGAJUKE von Sony, die den Jungs ermöglicht, bei ihren Hauspartys in jedem Raum unterschiedliche Musik abzufeiern - den gezielt in Bad, Küche und WG-Zimmern platzierten und schnurlos mit der Basisstation verbundenen Empfängern sei Dank.

El*Ke-Frontmann Peter zieht sich zum Nachdenken gerne mal auf seinen Balkon zurück und kommt dabei auf so lustige Songtexte wie den hier: „Kannst du tanzen? Dann tanz‘ ab!“ Poesie, das! Meistens zoomt sich Peter die Hits von Elvis auf seine GIGAJUKE, obwohl er gar nicht „In The Ghetto“, sondern in Kreuzberg wohnt. Nimmt sich wohl nicht so viel.

Schlagzeuger Hubi hat aus Versehen vergessen, seine Klamotten vom Boden zu schaben, aber wer nach Lemmys Mittelfinger-Philosophie durch‘s Leben wandert, der hat‘s halt nicht so mit Konventionen. Hubis Soundtrack zum gediegen im Wäscheberg abhängen stammt von den Queens Of The Stone Age: „Go With The Flow“ - mit dem Regler auf Anschlag.

Gitarrist Mücke zockt derweil ein paar MetallicaRiffs auf seiner Ukulele und verbarrikadiert sich anschließend im Bad, um dort in Ruhe eine Sportzigarette zu bauen und ein bisschen Alpecin in die Kopfhaut zu kneten. Ist schließlich auch nicht mehr der Jüngste. Sein Soundtrack zum Haareschütteln: „You Shook Me All Night Long“ von AC/DC. Passt.

Text: Florian Hayler · Fotos: Ali Ghandtschi · Heimat: alleselke.de · Auch gut: „Häuser Stürzen Ein“ - das neue Album von El*Ke

Sony NAS-SC55PKE Die GIGAJUKE NAS-SC55PKE ist für die Verwendung in mehreren Räumen konzipiert. Auf der 80-Gigabyte-Festplatte der GIGAJUKE lassen sich bis zu 40.000 Musiktitel speichern und verwalten. Bis zu fünf Wireless Player lassen sich mit dem Hauptgerät verbinden. Via CD-Laufwerk kann Musik genauso importiert werden wie per Datenübertragung vom MP3Player, von Handys oder die hauseigene PSP. Preis der Sony NAS-SC55PKE mit einem Wireless Player: 999 Euro www.sony.de


ACHTUNG!!

POSTER SEITE 2

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MUSIK STORIES

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?! AUF DER COUCH MIT:

PRIMAL SCREAM Um zu sich selbst zurückzufinden, brauchten Primal Scream mehr als ein Jahrzehnt und präsentieren sich mit ihrem neuen Album „Beautiful Future“ in Bestform. Über Drogeneskapaden und Alkoholabstürze wollen sie zwar nicht mehr sprechen - wir bugsierten Sänger Bobby Gillespie und Bassist Gary „Mani“ Mounfield auf unsere Couch und fragten trotzdem nach. Mit 20 Bandjahren auf dem Buckel habt ihr viele Trends kommen und gehen sehen - mit welchem könnt ihr bis heute nichts anfangen? Bobby: Es gibt in England seit langem eine Bewegung unter Jugendlichen, die furchtbar ist: Kids schleusen sich mit einer Kamera in angesagte Clubs ein und warten darauf, dass irgendein Promi vor ihrer Linse kokst oder ähnlichen Mist veranstaltet. Diese Leute dringen in die Privatsphäre ein, nur um die Fotos gewinnbringend an die Klatschpresse zu verkaufen. So entstand auch das berühmte Kate Moss-Video!

Inzwischen haben sich die Wogen geglättet und ihr seid gestandene Familienväter. Ist auch das Bandleben dadurch entspannter geworden? Mani: Nein, eher komplizierter! Wir lieben es, auf Tour zu gehen, und ich sage dir, wenn du wieder zu Hause bist, irrst du wie ein Fremder durch die Wohnung. Bobby: Meine Frau bezeichnet mich immer als Astronaut und hat Recht. Ich schwebe durch unser Haus und denke permanent: Wo sind die Leute, die mir applaudieren, ich habe gerade Spaghetti mit Tomatensoße gekocht - warum feiert mich niemand?

Mani, wenn du die Möglichkeit hättest 20 Jahre zurückzureisen um Bobby einen Ratschlag zu geben, welcher wäre das? Mani: Eigentlich keinen, er soll alles genauso machen! Vielleicht wäre es von Vorteil, ihn vor den Klauen der Plattenindustrie zu warnen und sich nicht so gedankenlos allem auszuliefern, nur damit er sich jeden Tag den Kopf wegballern kann.

Würdet ihr eure Familien als das Beste bezeichnen, was euch je passiert ist? Mani: Der Typ neben mir ist das Beste, was mir je passiert ist. Als sich die Stone Roses trennten und ich als Bassist arbeits- und perspektivlos war, kam Bobby und meinte: Alter, wenn du nichts zu tun hast, mach bei uns mit! Bobby: Meine Frau ist - (schüttelt den Kopf) Mani,

das Kompliment kann ich nur zurückgeben - du hast mir damals mit all deinem Wissen echt den Arsch gerettet. Zum Schluss, was bedeutet dieser Tage Verantwortung für euch? Mani: Mein Geschirr zu spülen. Bobby: Mani dabei zu helfen. (beide lachen)

FAZIT

Ein guter Beweis, dass sich Musiker auch ohne chemische Zusatzstoffe bestens amüsieren können. Primal Scream sind ein Paradebeispiel dafür, dass ein ausschweifender Lebensstil nicht das Ende aller Tage bedeuten muss - sofern die Läuterung einsetzt. Gerade noch mal die Kurve bekommen und offensichtlich nicht zu alt für echten Rock‘n‘Roll, lebt die gemeinsame Band weiter! Text: Marcus Willfroth Foto: tompigs.com Heimat: primalscream.com


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MUSIK STORIES

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SPIRITUALIZED

Schicksal, du kannst mich mal

Auch wenn Jason Pierce nicht daran glauben mag: Das Schicksal meint es gut mit ihm und seiner Band Spiritualized! Wer eine doppelte Lungenentzündung überlebt und während solch einer Krankheit famose Songs zu Stande bringt, muss Fortuna auf seiner Seite haben - oder? „Jeder fragt mich, was ich bitteschön fünf Jahre gemacht habe“, echauffiert sich Jason Pierce aka J. Spaceman und nimmt einen kräftigen Schluck Kamillentee. Den hat der gute Brite auch bitter nötig: Nachdem 2003 sein letztes musikalisches Lebenszeichen vernommen wurde, gab es kaum Signale aus dem Hause Pierce. Viele Gerüchte kursierten; sprachen von Beziehungsproblemen, Alkohohleskapaden und hedonistischem Drogenkonsum. Alles totaler Blödsinn, wie sich 2005 herausstellte: „Ich bat eine Freundin von mir, eine Nachricht auf meiner Internetseite zu hinterlassen und den Leuten zu sagen, was los ist. Dass ich mit einer doppelten, lebensgefährlichen Lungenentzündung im Bett liege und kein Bein auf den Boden bekomme!“

Fast ein Jahr dauerte die Genesung trotz hochgradigem Fieber frickelte Pierce an den Tracks seiner neuen Platte ’Songs In A & E’. „Jedes Stück bietet dem Hörer alles: Ich wollte Prog-Rock, Gitarren-Pop, Klassik, Streicher, elektronische Samples - das gesamte Spiritualized-Paket eben!“ Die beste Erklärung für ein Album, das brillanter kaum sein könnte. Mit ’Songs In A & E’ hat sich Jason Pierce für alle Ewigkeit ein Denkmal errichtet und mehr Glück als Verstand gehabt: „Ich glaube, dass mir der Typ da oben eine zweite Chance gab und dabei kräftig unter die Arme griff! Wobei ich es nicht als einen glücklichen Umstand ansehe noch hier zu sein, sondern als eine harte Prüfung.“ Text: Marcus Willfroth

Heimat: spiritualized.com

RON SEXSMITH

Schlaflos im stillen Kämmerlein

Ron Sexsmith macht am liebsten alles selbst - auch wenn er sich dabei oft unwohl fühlt. „Mein neues Album ’Exit Strategy For The Soul’ ist ein blendender Beweis dafür“, erklärt der schüchterne Songwriter und könnte über die Strapazen ein Lied singen. Die Geschichte vom sträflich unterschätzen Musiker sparen wir uns aus aktuellem Anlass: „Ich kann das nicht mehr hören! Keine Ahnung, weswegen die Leute immer noch so was schreiben? Alle meine Alben sind weltweit erhältlich und niemand kann ernsthaft behaupten, dass das irgendwas mit Missachtung zu tun hat“, stellt Sexsmith die Sache klar. Sicher, zu den Big Player gehöre er nicht - um sich zu beschweren gebe es jedoch triftigere Gründe: seine eigenen Selbstzweifel zum Beispiel. „Normalerweise könnte ich nach zehn Alben entspannt sein. Sobald ich aber an neuen Songs arbeite, geht immer das Gleiche in meinem Kopf ab: Werde ich, mit dem was ich da gerade zu Papier bringe, meinen Ansprüchen, den Erwartungen und meiner Band gerecht? Schlaflose Nächte sind dann keine Seltenheit!“ Der Künstler selbst ist jedoch

ganz glücklich darüber: „Es klingt paradox, aber nur so kann ich ein gewisses Niveau halten.“ Das Ergebnis dieses „Niveauhaltens“ nennt sich ’Exit Stragety For The Soul’. „Mit den neuen Songs wollte ich dem düsteren Vorgängeralbum ’Time Being’ etwas Positives gegenüberstellen. Ich habe mit dem Alter gelernt, von Dingen Abschied zu nehmen und eingesehen, dass jeder Verlust ein Neubeginn ist.“ Um dies musikalisch umzusetzen, unterlegte Sexsmith die Songs mit gediegenen Pianoarrangements, Orchesterpomp und seiner eigenen Akustikgitarre. Ein Album, das einmal mehr beweist: Ron Sexsmith ist stark und vor allem: unverwüstlich. Text: Marcus Willfroth

Heimat: ronsexsmith.com

DRIVE-BY ARGUMENT Scottish College-Rock

Drive-By Argument aus Schottland veröffentlichen nach einigen erfolgreichen Singles nun ihr erstes Album, und das hat alles, was man an erfolgreichen Indie-Bands von der Insel so liebt: Eine amtliche Disco-Schlagseite und unschlagbar eingängige Melodien. Wenn man so will sind DBA so was wie der Lukas Podolski des Indie-Rock: nicht besonders originell oder tiefgründig, dafür aber extrem durchschlagkräftig und effektiv! Angst, dass jemand ihnen deswegen reine Trittbrettfahrerei vorwerfen könnte, hat Frontmann Stoke natürlich nicht: „Ich liebe alle diese Bands, mit denen wir verglichen werden - Bloc Party, Kaiser Chiefs, Biffy Clyro - aber ich würde diese Parallelen nicht ziehen. Wir sind von so vielen Stilen geprägt worden, von Rave genauso wie von Klassik, dass Schubladendenken völlig unangebracht ist. Vielleicht ist es aber auch normal, sows passiert doch allen Bands am Anfang.“ Außerdem kann man der Kapelle eine eigene Note nicht absprechen, nicht zuletzt auf Grund des extensiven Einsatzes von Synthesizern.

Kennen gelernt haben sich die Jungs übrigens vor vier Jahren in einem „Bandprojekt“ an der Uni. „Das war eigentlich reiner Zufall“, erklärt Stoke. „Wir kannten uns vorher gar nicht, wurden einfach in Gruppen eingeteilt und dann wurde gesagt: ’So jetzt seht mal zu und schreibt ein paar Songs!’, das war gar nicht so einfach, da wir ja alle aus den verschiedensten musikalischen Richtungen kamen!“ Hat aber dann wohl so gut geklappt, dass die fünf beschlossen, kollektiv die Uni links liegen zu lassen und die Band zum neuen Lebensmittelpunkt zu machen. Seitdem geht es steil bergauf. Bei solch akademischen Songwriter-Qualitäten wundert auch die beeindruckende Hitdichte auf dem selbstbetitelten Debüt nicht mehr. Text: Thomas Müller

Heimat: drivebyargument.co.uk




MELT! FESTIVAL

18.7. BIS 20.7. GRÄFENHAINICHEN, FERROPOLIS

The (International) Noise Conspiracy

Noch nicht genug Musik bekommen? Dann schaut doch am 18. oder 19. Juli im Red Bull Music Academy Floor vorbei! Hier gibt‘s die Paradebeispiele der Red Bull Music Academy hinter den Turntables zum Anfassen. Am Freitag, dem 18. Juli, werden die Drum‘n‘Bass-Legende Goldie und seine Metalheadz mit den Sick Girls, Philip Maiburg, Caspa, Comix, Storm, Skream, Curfew und den MCs Lowqui, Kemo und Glacius den Red Bull Music Academy Floor erklimmen und Samstag werden euch die Baile-, Brasile-, Favela-, und Funk-Spezialisten DJ Beware, MC Gringo, Deize Tigrona, Daniel Haaksman, Edu K, Bonde Do Role, The Count & Sinden, Crookers, Say Hooo! und Curfew ordentlich die Nachtmüdigkeit aus den Knochen schütteln. Nach dem Festival könnt ihr euch alles Geschehene auf www.redbullmusicacademyradio.com noch einmal anhören. Generelle Infos zur Red Bull Music Academy, die schon seit zehn Jahren

EIER MIT SPECK FESTIVAL

25.7. BIS 27.7. VIERSEN, HOHER BUSCH

Line-Up: Keith Caputo, Clawfinger, Riverside, 5Bugs, Knorkator, Sondaschule, Beatplanet, Großstadtgeflüster, Dear Wolf, Trustgame, Dawsons Crack u.a.

VVK: 34 Euro, www.eiermitspeck.de

WACKEN OPEN AIR 31.7. BIS 2.8. WACKEN

Line-Up: Airbourne, As I Lay Dying, Avenged Sevenfold, Axxis, Children Of Bodom, Crematory, Enemy Of The Sun, Hatebreed, Iron Maiden, Killswitch Engaged, Krypteria, Massacre, Nightwish, Opeth, Soilwork, Sturm Und Drang, The Bones, The Haunted, Unearth u.a.

VVK: ausverkauft! www.wacken.com

The Real McKenzies

um die Welt tourt und dieses Jahr in Barcelona stattfindet, findet ihr unter www.redbullmusicacademy.com. VVK: 45 Euro + Gebühren, www.meltfestival.de

Line-Up: Adam Green, Alter Ego, Battles, Björk, Blood Red Shoes, Booka Shade, Boys Noize, Burger/Voigt, Cooblestone Jazz, Crookers, dEUS, Die Türen, Does It Offend You Yeah?, Editors, Ellen Allien, Franz Ferdinand, Friendly Fires, Get Well Soon, Goldie, GusGus, Hercules And Love Affair, Hot Chip, Kate Nash, Kissy Sell Out, Klee, Len Faki, Ladyhawke, Luna City Express, Markus Kavka, Miss Kittin & The Hacker, M.A.N.D.Y., Modeselektor, Mr. Oizo, Navel, Robyn, Róisín Murphy, Operator Please, Peter Licht, Sascha Funke, Skream, Stereo MCs, Superpunk, The Hacker, The Notwist, The (International) Noise Conspiracy, The Teenagers, The Whitest Boy Alive, Turbostaat, Why?, Zoot Woman u.a.

HALTESTELLE WOODSTOCK 1.8. BIS 2.8. KOSTRYN AN DER ODER

Line-Up: Cinkusi, Good Vibe Styla, Kreator, Lao Che, Lipali, Panteón Rococó, Thee Flanders, Vader u.a.

VVK: Eintritt frei! www.haltestelle-woodstock.de

SONNENROT

1.8. & 2.8. GERETSRIED

Line-Up: Sportfreunde Stiller, Blumentopf, Shout Out Louds, Mia., Donots, Blackmail, The Futureheads, Zoot Woman, Itchy Poopzkid, Northern Lite, Chikinki, The Kilians, Johnossi, Get Well Soon, Fertig, Los!, The Seesaw u.a.

VVK: 69 Euro www.sonnenrot.com

UMSONST & DRAUSSEN 26.7. LINDAU, HINTERE INSEL (TOSKANAPARK)

Line-Up: Death By Stereo, Epervier, Jaya The Cat, Lee Everton, Mono & Nikitaman, Phenomden, The Scrucialists, The Unseen u.a.

VVK: Eintritt frei! www.und-lindau.de

FORCE ATTACK

25.7. BIS 27.7. BEHNKENHAGEN BEI ROSTOCK, FESTIVALGELÄNDE

Line-Up: Anti Nowhere League, Betagarri, Brutal Polka, COR, Crushing Caspars, Deadline, Daily Terroristen, Die Kassierer, Die Skeptiker, Dritte Wahl, Eight Balls, Frontkick, Heartbreak Engines, Knorkator, Kolporteure, Mark Foggo‘s Skasters, Rejected Youth, Oxo 86, Skannibal Schmitt, The Bottrops, The Business, The Real McKenzies, The Turbo AC‘s, The Unseen, Toxpack, Volxsturm, Yellow Umbrella u.a.

VVK: 30 Euro + Gebühren, www.forceattack.de

Lee Everton


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FESTIVALS

NATURE ONE

1.8. BIS 3.8. KASTELLAUN/ HUNSRÜCK, RAKETENBASIS PYDNA

Line-Up: Alter Ego, Ante Perry, Anthony Rother, ATB, Babor, Brixton, Chris Liebing, Dave Clarke, Discordia, Dominik Eulberg, Dubfire, Ferry Corsten, Dr. Motte, Dubfire, Jacek Sienkiewicz, Joris Voorn, Judge Jules, Kyau & Albert, Malente, Martin Heyder, Milk & Sugar, Paul Van Dyk, Rank 1, Raoul, Sven Väth, Sven Wittekind, The Disco Boys, The Flowmasterz, Tiesto, Tom Cloud, Tom Wax, Westbam u.a.

unclesally*s magazine

HALDERN POP

Ohrbooten

7.8. BIS 9.8. HALDERN

Line-Up: Dirty Projectors, Editors, Flaming Lips, Foals, Iron And Wine, Jack Penate, Jamie Lidell, Joan As Police Woman, Kate Nash, The Dodos, The Heavy, The Kilians, The National, Mintzkov, Okkervil River, Ólafur Arnalds, Scott Matthew, Soko, The National, White Lies, Yeasayer u.a.

VVK: 60 Euro + Gebühren www.haldern-pop.de

POPDEUROPE SOMMERFESTIVAL

VVK: 62 Euro, www.nature-one.de

MEET & LOAD mit EL*KE El*Ke suchen ihren persönlichen Held oder wahlweise Heldin der Arbeit! Das Berliner Rock-Trio lädt euch ein, einen Tag ihr Roadie zu sein: Equipment schleppen, Gitarren verkabeln, Schlagzeug umbauen.

EL*KE

Foto: benwolf

26.7. & 10.8. BERLIN

Stichtag für die Aktion ist der 28. Juli, wenn El*Ke im Vorprogramm von Billy Idol live in Berlin auftreten. Ihr trefft die Band am Proberaum, verladet die Instrumente, reist im Bandbus zum Auftrittsort, baut mit auf, betreut den Soundcheck und begleitet die Jungs durch den Abend, gesetzt werdet. Um den Tag mit El*Ke bevor ihr nach viel Arbeit und noch zu gewinnen, checkt den Aufruf der mehr Party wieder am Proberaum ab- Band auf sallys.net/sally*sTV

Line-Up: Massilia Sound System & Amparanoia & Zoe Backed By Okada & DubXanne - Police In Dub (26.7., Arena Berlin), Soha & Chambao & Laura Lopez Castro & Don Philippe (29.7., Arena Berlin), Ohrbooten & Dendemann & Los Bomberos de Monte Cruz (2.8., Glashaus), Panteón Rococó & Buraka Som Sistema (5.8., Arena Berlin), Dynamite Deluxe & Stereo MCs & Sam The Kid & Noora Noor (10.8., Arena Berlin)

www.popdeurope.de

TAUBERTAL OPEN AIR 8.8. BIS 10.8. ROTHENBURG O. D. TAUBER

Line-Up: Anti-Flag, Adam Green, Blackmail, Bloodlights, Boy Hits Car, Culcha Candela, Danko Jones, Die Ärzte, Die Fantastischen Vier, Editors, Fettes Brot, The Hives, Kaizers Orchestra, Lily Electric, Mintzkov, Moneybrother, Navel, Nephew, Panteón Rococó, She-Male Trouble, Slut, Turbostaat u.a.

SONNE MOND STERNE 8.8. BIS 10.8. SAALBURG, BLEILOCHTALSPERRE

Line-Up: Massive Attack, Moby, Alter Ego, Anja Schneider, ASP, Breakfastclub, Boys Noize, Cannibal Cooking Club, Dubfire, Electric Sun, Felix Kröcher, Fettes Brot, Gregor Tresher, Jacek Sienkiewcz, Klee, Lexy & K Paul, Karotte, Matthias Kaden, Moonbotica, Northern Lite, Onur Özer, Polarkreis 18, Simian Mobile Disco, Moonbotica, Sven Väth, The Earth, Tiefschwarz, James Holden, Zoot Woman, The Sonic Ballroom Foundation, Siebenschläfer, Steve Nash u.a.

VVK: 80 Euro inkl. Gebühren www.sonnemondsterne.de

M‘ERA LUNA

9.8. & 10.8. HILDESHEIM

Line-Up: Agonoize, Apocalyptica, Apoptygma Berzerk, ASP, Blitzkid, Cinema Strange, Combichrist, DAF, Eisbrecher, Elegant Machinery, Elis, End Of Green, Epica, Equilibrio, Frank The Baptist, Hocico, Irfan, Mesh, Moonspell, Rabenschrey, Painbastard, Saltatio, Samael, Tanzwut, The Legendary Pink Dots, The Other, The Vision Bleak, Unheilig u.a.

VVK: 69 Euro + 5 Euro Müllpfand www.fkpscorpio.com/meraluna

The Guns

VVK: 79 Euro inkl. Camping, VVK-Gebühr www.taubertal-festival.de

REGGAE JAM

8.8. BIS 10.8. BERSENBRÜCK, KLOSTERGARTEN

Line-Up: Alborosie, Black Scorpio, Black Scorpio, Brigadier Jerry, Chezidek, Chin Chiller Clan, Daddy Rings, Dawn Penn, Dr. Ring Ding, Echo Minott, Ganjaman, General Trees, House Of Riddim, Iripathie, Josey Wales, Ken Boothe, Kimoe, Lion Teeth, Lloyd Brown, Lord Sassafrass, Manu Ranking, Mono & Nikitaman, Mykal Rose, Natty King, Perfect, Tanya Stephens, Jahcoustix u.a.

VVK: 26 Euro (Frühbucher), 29 Euro inkl. Camping, www.reggaejam.de

OLGAS ROCK

8.8. & 9.8. OBERHAUSEN, OLGA PARK

Line-Up: 5Bugs, Bratze, Captain Cosmos, Escapado, Dúné, Gravity Rail, Kaizers Orchestra, Klee, Monsters of Liedermaching, Pete Blume, Uncommon Men From Mars, The Guns, The World Inferno Friendship Society u.a.

VVK: Eintritt frei! www.olgas-rock.de

PICTURE ON FESTIVAL 8.8. & 9.8. BILDEIN, FESTIVALGELÄNDE

Line-Up: Uriah Heep, Wir Sind Helden, Fotos, Clawfinger, Ektomorf, Subscribe, Roy Paci & Aretuska, Jesus Christ Smokes Holy Gasoline, Martin Jondo, Mauf, No Head On My Shoulders, Sugarplum Fairy u.a.

VVK: 45 Euro, www.pictureon.at

Adam Green

SZIGET FESTIVAL

12.8. BIS 18.8., ÒBUDAI INSEL (HU)

Line-Up: 3 Inches Of Blood, Alanis Morissette, Anti-Flag, Avantasia, Babyshambles, Carl Cox, Che Sudaka, Danko Jones, Delinquent Habits, Die Ärzte, Flogging Molly, Hocus Pocus, Iron Maiden, Jamiroquai, Kaiser Chiefs, Lacrimas Profundere, Lauren Harris, Les Touffes Krétiennes, Mademoiselle K, Millencolin, New York Ska Jazz Ensemble, Pro-Pain, R.E.M., Róisin Murphy, Serj Tankian, Sex Pistols, The Wombats u.a.

VVK: 150 Euro inkl. Camping www.sziget.hu/festival_german

C/O POP

13.8. BIS 17.8. KÖLN

OPEN FLAIR FESTIVAL 8.8. BIS 10.8. ESCHWEGE

Line-Up: Überraschungsheadliner (wird am 8. August bekanntgegeben), Adam Green, Anti-Flag, Bitune, Blackmail, Bloodlights, Boy Hits Car, Culcha Candela, Danko Jones, Die Fantastischen Vier, Die Schröders, Donots, El*KE, Fettes Brot, Graf Zwirni, Irie Révoltés, Itchy Poopzkid, Jennifer Rostock, Kettcar, Moneybrother, Monsters Of Liedermaching, Montreal, Not Called Jinx, Panteón Rococó, Savoy, The Futureheads, The Hives, Turbostaat u.a.

VVK: 64 Euro www.open-flair.de

Line-Up: 14.8. Paul Kalkbrenner & Sascha Funke & Zander VT (Bogen 2) u.a./15.8. TV Personalities (Studio 672), SebastiAn, Vicarious Bliss (Odonien), Superpunk (IndieCityNight), DJ Koze (Kompakt Total 9, Expo XXI)/16.8. José Gonzaléz (tba), DJ Mehdi (Festivalzentrale), Moonbotica (Bootshaus) u.a./17.8. Chris Tietjen (Jugendpark) u.a.

www.copop.de

EWIG ROCKEN FESTIVAL 15. BIS 17.8. PRORA, RÜGEN

Line-Up: 4Lyn, EL*KE, Trashmonkeys, Jennifer Rostock, Ohrbooten, Contracrash, Mexicola, Coogans Bluff, Le Fly, Die Kranken Schwestern, Mission To Mars u.a.

VVK: 21,50 Euro, www.ewig-rocken.de



Peter Pan Speedrock

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Subway To Sally

SUMMERBREEZE

14. BIS 16.8. DINKELSBÜHL

ENDLESS SUMMER FESTIVAL

14.8. BIS 16.8. TORGAU, ENTENFANG

Line-Up: Backfire!, Balzac, Loikaemie, Madball, Have Heart, Leftöver Crack, OHL, Oxo 86, Perkele, Peter Pan Speedrock, Rise And Fall, Ryker‘s, hipwreck A.D., Sique Sique Sputnik, Smoke Blow, Sperrzone, Stomper 98, The Bones, The Casualties, Thee Flanders, The Templars, The Unseen, Volxsturm u.a.

VVK: 35 Euro inkl. Parken, Camping www.end-less-summer.de

FM4 FREQUENCY

14.8. BIS 16.8. SALZBURG, SALZBURGRING (A)

Line-Up: The Killers, Adam Green, Alkaline Trio, Babyshambles, Balkan Beat Box, Blackmail, Chikinki, Danko Jones, Die Fantastischen Vier, Dirty Pretty Things, Dropkick Murphys, Eight Legs, Flogging Molly, Get Well Soon, Kristoffer Ragnstam, I Am X, Itchy Poopzkid, Iron & Wine, Ladytron, Lightsped Champion, Julia, José Gonzalez, Maximo Park, Nneka, One Republic, Patrice, R.E.M., Slut, Teitur, The Charlatans, The Dresden

Line-Up: Ahab, Arch Enemy, As I Lay Dying, ASP, Behemoth, Beloved Enemy, Born From Pain, Cradle Of Filth, Cult Of Luna, Dark Fortress, Destruction, Endstille, Enemy Of The Sun, Ensiferum, Hail Of Bullets, Hackneyed, H-Blockx, Heaven Shall Burn, Helloween, Graveworm, Kataklysm, Kissin‘ Dynamite, Korpiklaani, Jesus On Extasy, Marduk, Megaherz, Misery Speaks, Mustasch, Paradise Lost, Primal Fear, ProPain, Sex Feet Under, Soilwork, Sonic Syndicate, Subway To Sally, Textures, u.a.

VVK: 60 Euro inkl. Campen, Parken, Partyzelt und Busshuttle www.summer-breeze.de

Dolls, The Hives, The Roots, The Subways, The Teenagers, Thrice, We Are Scientists, Year Long Disaster u.a.

VVK: 105 Euro, www.frequency.de

POPULARIO 2008

15.8. & 16.8. HOYERSWERDA, FLUGPLATZ NARDT

Superpunk

Line-Up: Madsen, Jeans Team, Peter Licht, Kilians, Jennifer Rostock, Ortega, Goose, Tomte, Art Brut, Friska Viljor, Delbo, Sir Simon Battle, Lichter, Egotronic, Ter Haar

Muff Potter

Foto: ccfoecking

FESTIVALS

Foto: Elmar Herrmann

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BOOTBOOHOOK FESTIVAL

22.8. & 23.8. HANNOVER, KULTURZENTRUM FAUST

Line-Up: 1000 Robota, Anajo, Bernd Begemann & Die Befreiung, Escapehawaii, Garish, Josh Ottum, Kolkhorst, Lacrosse, Niels Frevert & Band, Paul Dimmer Band, Rantanplan, Regy Clasen, Superpunk, Sit Down And Sing, Tess Wiley, The Horror The Horror, The Elephants, The Grand Opening, Veranda Music, Winterkids, Wolke u.a.

VVK: 25 Euro www.bootboohook.com

VVK: 35 Euro + Gebühren www.populario.de

MOTOR IM GRÜNEN

16.8. BERLIN, ZITADELLE SPANDAU Line-Up: The Editors, Polarkreis 18 u.a.

VVK: 22 Euro

MINI ROCK FESTIVAL

22.8. & 23.8. HORB AM NECKAR, FESTPLATZ

Line-Up: Madsen, Emil Bulls, Volbeat, Johnossi, Blackmail, Disco Ensemble, Escapadao, Ghost Of Tom Joad, Die Kleinen Götter, Abuela Coca, Louis Lament, Claus Grabke, The Audience, Heap Of Ruins, Die 2 Coolen 3, Hesslers u.a.

ROCKEN AM BROCKEN 22.8. & 23.8. ELEND (HARZ)

Line-Up: Johnossi, Muff Potter, Alpha Academy, The Audience, Fotos, Ghost Of Tom Joad, Heartbreak Hotel, Montreal, Mr. Irish Bastard, Jennifer Rostock, Justus Parker, Stompin‘ Souls, The Guns, Turbostaat, The Vineyards, Claus Grabke, Begbie, Black Tequila, u.a.

VVK: 19,50 Euro www.rocken-am-brocken.de

DEICHBRAND

22.8. BIS 24.8. CUXHAVEN

Line-Up: Secret Headliner (wird am 23.6. bekannt gegeben), 4Lyn, A Chinese Restaurant, Blackmail, Blind, Die Happy, Die Schröders, El*KE, Empty Trash, Escapado, Grand Avenue, Jennifer Rostock, Letzte Instanz, Monsters Of Liedermaching, Muff, Odeville, Oomph!, Roman Fischer, The Kilians, Tiny-Y-Son, Tomte, Trashmonkeys, Turbostaat, Sportfreunde Stiller, Odeville u.a.

VVK: 49 Euro (Kombi-Ticket inkl. Camping) www.deichbrand.de

VVK: 29 Euro + Gebühren www.mini-rock-festival.de

CHIEMSEE REGGAE SUMMER

22.8. BIS 24.8. ÜBERSEE/CHIEMSEE

Line-Up: Sizzla, Beenie Man, Morgan Heritage, Stephen Marley, Panteón Rococó, Michael Franti & Spearhead, Lingua Loca, Kana, Sirgus Alfon, Yambalaya fest. Darei, Nneka, Nosliw, Luciano, beNUTS, Shaggy, Mark Foggo‘s Skasters, Clueso, Iriepathie, Otentikk Street Brothers, Patrice, Sorgente, Sisters, Sizzla, Clueso, Daveman, Deichkind, Dr. Woggle & The Radio, Miss Platnum u.a.

VVK: 79 Euro (inkl. Müllpfand) www.chiemsee-reggae.de

Dropkick Murphys

AREA 4

The Subways

29.8. BIS 31.8. LÜDINGHAUSEN, FLUGPLATZ BORKENBERGE

Line-Up: Die Ärzte, Slipknot, Apocalyptica, Beta Satan, Smoke Blow, Dredg, Millencolin, Serj Tankian, Bloodlights, Madsen, Kilians, Pennywise, Plain White T‘s, Gogol Bordello, Less Than Jake, Scars On Broadway, The Subways, Kilians, Louis XIV u.a.

VVK: 84 Euro + 5 Euro Müllpfand www.fkpscorpio.com/area4.de

Auch auf dem „Area 4“ gibt‘s ein Wiedersehen mit den zehn CokeKandidaten, die sich bei Rock Am Ring gegen ihre Konkurrenz durchsetzen konnten. Checkt die Stars von morgen im Coke Soundwave Tent!

ROCCO DEL SCHLACKO

22.8. & 23.8. PÜTTLINGENKÖLLERBACH, FESTIVALGELÄNDE HERCHENBACH

FEAR & FURY FESTIVAL 20.8. HERNE, GYSENBERGHALLE

Line-Up: Dropkick Murphys, The Bones, Broilers, The Casualties, H20, Vodoo Glow Skulls

VVK: 24 Euro,m www.fearandfury.de

STATTGEFLÜSTER OPEN AIR 23.8. GELSENKIRCHEN, AMPHITTHEATER

Line-Up: Blumentopf, Fettes Brot, Superpunk, Clueso & Band u.a.

VVK: 39 Euro, www.stattgefluester.de

Line-Up: Deichkind, Donots, Dúné, Eternal Tango, Grand Island, Gogol Bordello, Jennifer Rostock, Johnboy, Kettcar, Madsen, Mando Diao, Mikroboy, Turbonegro u.a.

VVK: 38 Euro inkl. Versand, 7 Euro Camping pro Person www.rocco-del-schlacko.de

ROCK AM SEE 30.8. KONSTANZ

Line-Up: Die Ärzte, Iggy & The Stooges, Plain White T‘s, Shout Out Louds, The Futureheads, The Subways u.a.

VVK: 52 Euro www.rock-am-see.de


HIGHFIELD FESTIVAL Es ist vielleicht nicht Deutschlands größtes, aber das mit Abstand am idyllischsten gelegene Festival: Das „Highfield“ am Stausee Hohenfelden nahe Erfurt. Die Bühne ist direkt am Wasser, der Moshpit ist am Strand. Auch bei den Bands hat sich die entspannte Atmosphäre herumgesprochen: Von den Hives über Die Ärzte bis zu den Beatsteaks spielt hier auch 2008 alles, was Rang, Namen und vor allem Geschmack hat. Wir sprachen mit dem für‘s Highfield-Line-Up zuständigen Booker Bernie Schick über dieses und andere Festivals. Wie bucht man denn Bands für ein Festival. Sucht man sich die aus oder bekommt man die angeboten? Man schaut sich erst einmal um, welche Bands für Live-Konzerte zur Verfügung stehen. Dann spricht man mit deren Agenten, um zu sehen, welche Bands im fraglichen Zeitraum unterwegs sind, und dann unterbreitet man denen ein Angebot. Schließlich bleibt zu hoffen, dass die Bands nicht schon für ein anderes zeit- oder ortsnahes Festival gebucht sind. Gibt es denn Absprachen zwischen den Veranstaltern, wenn es um das Buchen der jährlichen Festivals geht? Wenn man die beiden größten Festivals - also Rock Am Ring und Hurricane - betrachtet, gibt‘s das eigentlich nicht. Man versucht schon, seine Wunschkandidaten für das eigene Festival zu kriegen, also ist das manchmal durchaus ein Wettkampf. Das heißt, wenn Die Ärzte oder die Beatsteaks abwechselnd auf den großen Festivals spielen, dann ist das deren Entscheidung. Genau. Die legen sich bei ihrer Jahresplanung schon früh fest, welches Festival sie in dieser Saison spielen wollen. Manche richten sich sogar mit der Veröffentlichung ihrer Platten nach den Festivalterminen; Billy Talent haben nicht umsonst den Zeitpunkt ihres Auftritts beim Hurricane 2006 auch zum Stichtag ihrer neuen Platte gemacht. Wirken sich denn die sinkenden Plattenverkäufe auf das Live-Geschehen aus? Klar. Weil die Bands kein Geld mehr mit den Plattenkäufen generieren, verlangen sie höhere Gagen, was sich wiederum auf die Eintrittspreise auswirkt. Früher gab‘s seitens der Plattenfirma auch noch finanzielle Unterstützung für die Tourneen, das fällt mittlerweile auch komplett weg.

T-MOBILE EXTREME PLAYGROUNDS

24.8. HAMBURG, WASSERSKI-ARENA PINNEBERG DIE SUMMER-SESSION

Hier gibt es nicht nur Musik vom Feinsten, sondern auch noch sportliche Herausforderungen: Die Profis in Wakeboa3rd Cable und BMX Miniramp werden aus aller Welt herbeifliegen und sich mit halsbrecherischen Tricks in ihrer Disziplin messen. Denn im Ziel wartet der heißbegehrte Titel des WWA Wake Park World Series Finales 2008 und ein hochdotierter Preis. Line-Up: Mano Diao, Pennywise

VVK: 19 Euro, www.t-mobile-playgrounds.de

REEPERBAHN FESTIVAL

25.9. BIS 27.9. HAMBURGER KIEZ-CLUBS

Line-Up: Blood Red Shoes, Get Well Soon, Portugal. The Man, Herrenmagazin, Nephew, The Jessica Fletchers, Beta Satan, Cut Off Your Hands, Herrenmagazin, The Jessica Fletchers, The Black Box Revelation, Sarah Walker & The Fuzz, Gravenhurst, Triband, Pete And The Pirates, The More Assured, Quit Your Dayjob, Nina Kinert, I‘m From Barcelona, Triband u.a. Parallel zum Festival gibt‘s auf dem Hamburger Spielbudenplatz eine Rock-Poster-Ausstellung namens FLATSTOCK EUROPE mit Künstlern wie Jay Ryan, Tara MacPherson, Lil‘ Tuffy, Diana Sudyka, Decoder Ring, Guy Burwell, Alan Hynes, Crosshair, Slowboy, Fritte, Mara Piccione, Tanxxx, Brazi Negro, Drew Millard, Nick Rhodes, Douze u.a.

VVK: 55 Euro, www.reeperbahnfestival.com

Beatsteaks Wie wichtig ist ein guter Headliner für ein Festival? Sehr wichtig. Es ist die Ausnahme, dass sich die Leute ein Festivalticket kaufen, ohne zu wissen, welche Bands sie dort zu sehen bekommen. Für uns ganz wichtig sind auch die Vorschläge der Festivalbesucher, welche Bands sie denn in diesem Jahr gerne sehen würden. Wenn die Wünsche realisierbar sind, dann machen wir das in der Regel auch. Gehört das Highfield in die Top Five bundesdeutscher Festivals? Auf jeden Fall, schon allein wegen der Lage. Das Taubertal ist zwar auch sehr schön, aber es geht nichts über das Festival am Stausee Hohenfelden. 15.8. BIS 17.8. HOHENFELDEN

Line-Up: Alkaline Trio, Beatsteaks, Black Kids, Bloc Party, Dropkick Murphys, Die Ärzte, Dropkick Murphys, Flogging Molly, Gogol Bordello, Gutter Twins, Henry Rollins, Jennifer Rostock, Kaizers Orchestra, Kettcar, Less Than Jake, Louis XIV, Madsen, Mindless Self Indulgence, MXPX, Plain White T‘s, Serj Tankian, Slut, State Radio, Sportfreunde Stiller, State Radio, The Dresden Dolls, The Hives, The (International) Noise Conspiracy, The Killers, The Subways, Thrice, Tocotronic, We Are Scientists, Year Long Disaster, Yeasayer u.a.

VVK: 94 Euro + 5 Euro Müllpfand + Gebühren www.fkpscorpio.com/highfield

Für alle, die bereits im Rahmen von Rock Am Ring den ein oder anderen Nachwuchsstar im Coke Soundwave Tent bewundern konnten, gibt es auf den Highfield- und Area 4-Festivals ein Wiedersehen mit zehn der 20 teilnehmenden Bands. Welche Bands das im einzelnen sind, entnehmt bitte den Seiten 58 und 59.

ROCK AREA FESTIVAL 29.8. & 30.8. LOSHEIM AM SEE

Line-Up: Soulfly, Pro Pain, Sodom, Haggard, Behemoth, Caliban, The Sorrow, Crematory, Knorkator, Epilogue, Onkel Tom Angelripper, Neaera u.a.

VVK: 59 Euro + Gebühren inkl. Camping, T-Shirt und Festival-CD, www.rockarea-festival.de

SOUTH OF MAINSTREAM

29.8. & 30.8. PLANEBRUCH-CAMMER, GUTSPARK

Line-Up: Dälek, A Storm Of Light, Jud, Qui, Knut, Ulme, Enablers, Bulbul, Stinking Lizaveta, Tephra, Arabrot, We Insist!, Flu. id, The Season Standard, Omega Massif, Niagargain, The Antikaroshi, Gunnary, Android Empire, Schnaak, Flinstoners u.a.

VVK: 34 Euro/AK 37 Euro inkl. Camping & Parken www.southofmainstream.de

CLASH FESTIVAL 4.9. SAARBRÜCKEN

Line-Up: Blumentopf, Chris Liebing, Mardi Gras BB, Nouvelle Vague, King Khan & The Shrines, Stuurbaard Bakkebaard, The Audience, The Great Bertholinis, Plump & Shiny, Olsen, Sascha Eickhoff, STF aka S-Type, Klaus Radvanovsky, Matthias Wagner, Lana Del Tigre, Maximum Power u.a.

VVK: nur Tagestickets: 19 Euro (Do), 15 Euro (Fr), 19 Euro (Sa), 12 Euro (So) www.clashfestival.de


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KONZERTE DES MONATS

unclesally*s magazine

KONZERTE DES MONATS COLDPLAY

16.6. London - Carling Brixton Academy Noch einmal britischen Boden küssen: Zum Auftakt ihrer „Viva La Vida“-Welttournee laden Coldplay zum Heimspiel in die legendäre Brixton Academy zu London - der Stadt mit dieser alten Bäckerei im Norden, in der das Quartett im letzten Jahr seinen vierten Großstreich „Viva La Vida Or Death And All His Friends“ geschrieben und aufgenommen hat. Über 3.000 schrecklich nette Fans aller Klassen gewannen die Dankeschön-Tickets auf der Bandhomepage und bescheren ihren Helden leichtes Spiel, Coldplay selbst sind heiß und tun ihr Übriges: Dem neuen Hit „Violet Hill“ folgt mit „Clocks“ ein großer alter Hit. Ab dieser Sekunde stecken vom Lichttechniker bis zum Tonmeister alle Bühnenbeteiligten für die folgenden anderthalb Stunden in ihrem Element. Front-Lockenkopf Chris Martin wandelt sich vom verträumten und heute Abend charmant unperfekten Pianisten zur Rampensau, wechselt sein Bühnenoutfit und verschenkt eine lädierte Gitarre, Drummer Will Champion haut auf die Pauken, Guy Berryman und Jonny Buckland flankieren die Seiten und zusammen spielen sie sich gutgelaunt durch ihre Greatest Hits. Dabei sind es die Kleinode, während derer die Gewinner in der

Academy - Band und Publikum also - am meisten zusammenwachsen. „Trouble“ und „Yellow“ aus allen Kehlen; unkaputtbar, diese alten Songs. Zum Zugabenblock hissen Coldplay das „Viva La Vida“Banner hinter der Bühne, davor regnet es milliausend kleine bunte Schmetterlinge von der Decke, kein Scherz. In Wien schlagen zur gleichen Zeit die Deutschen die Österreicher, Martin machte eben noch einen Witz über den Fußball seiner EM-abstinenten Eng-

länder. Auch das nimmt ihm heute keiner Übel. Coldplay, diese scheinbar immer noch nahbaren Sympathieträger, spielen 2008, erhaben über jeden Zweifel, um die Weltmeisterschaft im PopGeschäft. So „kleine“ Venues wie die Brixton Academy werden sie auf ihrer Tournee so schnell nicht wiedersehen. Eine gute Band wächst mit ihren Aufgaben. In die Stadien gehören Coldplay heute mehr denn je. Text & Fotos: Fabian Soethof

RAGE AGAINST THE MACHINE 10.6. Berlin - Zitadelle Spandau Drei Konzerte mussten den zigtausend Rage Against The Machine-Fans reichen, um ihren Hunger nach den Hits ihrer Jugend in Liveformat zu stillen. Neben ihren Festivalauftritten bei Rock Am Ring und Im Park spielten Zak De la Rocha, Tom Morello, Tim Commerford und Brad Wilk lediglich eine Soloshow in Berlin, und entsprechend euphorisch fiel der Empfang aus. Nachdem es für das ausverkaufte Konzert vor den Toren noch Tickets zu Dumpingpreisen von 15 Euro abwärts zu kaufen gab, standen die schließlich rund 10.000 Anwesenden im Innenhof der Spandauer Ritterburg dicht gedrängt. Nach einem energievollen Set der Polit-Punks von Anti-Flag versank langsam die Sonne am Horizont und die vier Renegades of Funk aus Los Angeles betraten unter tosendem Applaus die Bühnen. Von der ersten Sekunde bebte die Burg, ein Highlight jagte das nächste. Der vom Pit aufgewirbelte Feinstaub belegte die Lungen und vernebelte die Sicht auf die vier exzellent gelaunten Stars des Abends. Rage Against The Machine lieferten ein perfekt aufeinander abgestimmtes Feuerwerk an Hymnen ab: „Testify“, „Bombtrack“, Bullet In Your Head“ - wer sich an die Neunziger erinnern kann, weiß,

welchen Sog diese Stücke einst ausübten. Und auch heute zündet der RATM-Mix aus Politik und Rap-Rock bis in die letzte Reihe, in die sich ein paar Hundert der vergeblich nach Luft schnappenden Frontfraktion hilfesuchend zurückgezogen hatten. Nach dem im Gegensatz zu RAR/RIP um drei Songs erweiterten Zugabenblock aus „Killing In

The Name“, „Tire Me“ und „War Within A Breath“ strömten die Zuschauer glücklich und vorfreudeschwanger in Richtung heimische Dusche. Apropos: So eine Dosis RATM könnte man sich auch mal wieder täglich geben. Text: Florian Hayler Fotos: Frank Abel


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KONZERTFOTOS OF DEATH

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KONZERTFOTOS OF DEATH Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys. net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:

JOSH HOMME 6.6. Nürnberg - Rock Im Park GEKNIPST VON BERND

Diese Bild habe ich vor zwei Wochen während des Eagles Of Death Metal-Konzerts bei Rock Im Park in Nürnberg aufgenommen: Josh Homme in cooler Pate-Pose beim genüsslichen Nachmittags-Chillen an der Bühne.

DAVE HYDE Rock im Park 6.6.2008 GEKNIPST VON ROLAND HORNAUER

Futureheads-Schlagzeuger Dave Hyde schaut sich nach seinem genialen Auftritt zu Beginn von Rock Im Park ganz entspannt mit Disco Ensemble ein weiteres Highlight des Festivals an.

DIE ÄRZTE 30.5. Berlin - Wuhlheide GEKNIPST VON DÄMUSIKFREAK Danke für das Wochenende!

DIE TOTEN HOSEN 27.5. Hamburg - Markthalle GEKNIPST VON DORIPUNK

Trotz seines kleinen Unfalls mit einer Mülltonne war Campino sehr gut dabei. Stürzte sich sogar in die Menge! Hosen, wir lieben euch!

KOOKS 18.6. Berlin - Columbiahalle GEKNIPST VON MARIA GEBHARDT

Das Konzert war einfach nur der Hammer! Anders kann man es nicht beschreiben. Großartig! Und tolle Vorband.

BRATZE 30.5. Künzelsau - Kokolores TURBOSTAAT 5.6. Berlin - Supamolli

GEKNIPST VON DJ MIDDLEFINGER Bratze am Boden. Jo!

GEKNIPST VON SUPERBEN

Turbostaat kamen nach Berlin und sie brachten die kleine Supamolli mit ihrem Solikonzert fast zum Platzen.

THE DUKE SPIRIT 5.6. Berlin - Magnet GEKNIPST VON STEPHEN MAYBURY

Die Frontfrau war der Hammer, auch wenn ich mich stellenweise wie in der Sauna fühlte, obwohl die Klamotten natürlich am Körper blieben.

DONOTS 8.5. Düsseldorf - Zakk GEKNIPST VON JENS BRAUCKHOFF

Anbei ein Schnappschuss, den meine Freundin auf dem Donots-Konzert am 8. Mai im Düsseldorfer Zakk gemacht hat. Genau so wie der gute Guido hier aussieht, war’s auch: Laut, heiß und geil!

TOCOTRONIC 7.6. Köln - Mediapark GEKNIPST VON EICIDORA

Tocotronic live auf dem Kölner Mediaparkfestival - das war großes Kino! Absolutes Highlight des Sets war, wie man es schon irgendwie geahnt hatte, „Explosionen“.

MAXÏMO PARK 29.5. Nürnberg - Burggraben GEKNIPST VON VEGETARIERIN

Passend zum Song „By The Monument“ hatte sich T-Mobile die Kaiserburg in Nürnberg als Location für den Street Gig ausgesucht... Atemberaubend!

BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB 17.6. Dresden - Beatpol GEKNIPST VON ERIC Hammer!

SIMPLE PLAN 26.5. Berlin - Kesselhaus GEKNIPST VON FLUFFY

Eines der besten Fotos aus der ersten Reihe! Konzert war einfach super und die Vorband war super ausgesucht! Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei!


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PRÄSENTIERT

unclesally*s magazine

PRÄSENTIERT Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an!

12.09. Aschaffenburg - Colos-Saal 26.09. Hameln - Sumpfblume 27.09. Münster - Skaters Palace 04.10. Traustein - Club Metropolitain 11.10. Magdeburg - Factory 16.10. Osnabrück - Rosenhof 17.10. Halle/Saale - Volkspark 18.10. Neukirchen - Sägewerk 31.10. Andernach - JUZ Live Club 04.12. Leipzig - Werk 2 06.12. Dresden - Scheune

KILL HANNAH

12.10. Hamburg - Logo 13.10. Berlin - Knaack 14.10. Aschaffenburg - Colos Saal 15.10. Köln - Underground 16.10. München - 59:1

MONSTER MAGNET

29.10. München - Backstage 31.10. Wiesbaden - Schlachthof 01.11. Köln - LMH 02.11. Hamburg - Große Freiheit 04.12. Hannover - Capitol 05.12. Saarbrücken - Garage 07.12. Stuttgart - Longhorn 08.12. Nürnberg - Löwensaal 09.12. Leipzig - Werk 2 10.12. Berlin - Huxleys

MONTREAL

13.09. Warendorf - Ramasuri 07.11. Amberg - Klärwerk 08.11. Dresden - Tante JU 20.12. Paderborn - Kulturwerkstatt 21.12. Wuppertal - Börse

PETE & THE PIRATES

LAGWAGON Joey Cape und seine Cali-Punk-Kapeiken von Lagwagon sind eine dieser Bands, die man im Leben mindestens einmal live gesehen haben sollte. Wer seinen Sommer also auf Balkonien plant, kann hier abends mal vorbeischauen:

AUF TOUR

10.07. Solingen - Alter Hauptbahnhof (T-Mobile Street-Gig) 29.10. Hamburg - Docks 30.10. Dresden - Alter Schlachthof 31.10. Münster - Skaters Palace 02.11. Berlin - Postbahnhof 04.11. Rostock - Moya 05.11. Kiel - Max 06.11. Bremen - Modernes 07.11. Köln - Palladium 08.11. Morbach - Baldenauhalle 17.11. Offenbach - Capitol 18.11. Hannover - Capitol 20.11. Würzburg - Soundpark Ost 21.11. Stuttgart - Zapata 23.11. Nürnberg - Hirsch 28.11. Kaiserslautern - Kammgarn 29.11. Fulda - Kreuz

COMEBACK KID, SHAI HULUD, CRIME IN STEREO 01.07. München - Feierwerk

DYNAMITE DELUXE

16.10. Bochum - Matrix 20.10. München - Muffathalle 21.10. Köln - E-Werk 23.10. Oldenburg - Weser Ems Halle 24.10. Hameln - Sumpfblume 25.10. Dresden - Alter Schlachthof 26.10. Kassel - Musiktheater 28.10. Nürnberg - Hirsch 29.10. Kempten - Kulturbox 30.10. Wiesbaden - Schlachthof 31.10. Freiburg - Haus der Jugend 01.11. Mannheim - Alte Feuerwache 02.11. Saarbrücken - Garage 07.11. Hamburg - Grosse Freiheit 36

PLAIN WHITE T’S

18.08. Hannover - Capitol 20.08. Wiesbaden - Schlachthof

THE ROCKS

4.7. Hamburg - Markthalle *** 14.7. Lindau - Club Vaudeville *** 15.7. Schweinfurt - Alter Stattbahnhof *** 16.7. Köln - Live Music Hall *** 17.7. Bielefeld - Kamp CLUESO & BAND

24.09. Berlin - Bang Bang Club 25.09. Hamburg - Molotow 26.09. Köln - Studio 672 27.09. München - Atomic Café

EARTHBEND

23.09. Heidelberg - Zum Teufel 24.09. Münster - Gleis 22 26.09. Köln - Blue Shell 27.09. Osnabrück - Glanz & Gloria

01.10. München - Orangehouse 02.10. Stuttgart - Keller Club 04.10. Berlin - Bang Bang Club 05.10. Dresden - Beatpol

ROCKY VOTOLATO

25.09. Münster - Gleis 22 26.09. Berlin - Festsaal Kreuzberg 27.09. Dresden - Beatpol 28.09. Frankfurt - Sinkkasten 30.09. Würzburg - Cairo 01.10. Freiburg - Auditorium 02.10. Köln - Gloria Theater

THE SUBWAYS

04.11. Saarbrücken - Roxy 05.11. Frankfurt - Batschkapp 06.11. Köln - Live Music Hall 08.11. Bremen - Schlachthof 09.11. Hamburg - Markthalle 11.11. Berlin - Kesselhaus 12.11. Leipzig - Conne Island 13.11. München - Backstage 18.11. Stuttgart - Röhre

THOMAS D.

10.12. Berlin- Admiralspalast 11.12. Hamburg - Docks 12.12. Dresden - Alter Schlachthof 14.12. Köln - LMH 15.12. Stuttgart - Theaterhaus 19.12. München - Tonhalle

TURBOSTAAT

02.10. Marburg - Kfz 03.10. Düsseldorf - Stone/Ratinger Hof 04.10. Trier - Exhaus 05.10. Freiburg - Jazzhaus 09.10. Stuttgart - Landespavillon 10.10. Augsburg - Kantine 11.10. Bamberg - Live Club 12.11. Essen - Zeche Carl 13.11. Frankfurt - Nachtleben 14.11. Erfurt - Centrum 15.11. Hannover - Korn 17.12. Kassel - K15 18.12. Darmstadt - Oettinger Villa 19.12. Berlin - SO 36 20.12. Leipzig - UT Connewitz

UNDEROATH

16.07. Berlin - Kato 17.07. Köln - Luxor

Foto: Sven Sindt

08.08. Premsendorf - E-Lite-Culture 19.09. Haldensleben - Der Club 30.10. Konstanz - Kantine 31.10. Immenstadt - Rainbow

FETTES BROT

16.11. Erlangen - Heinrich Lades Halle 21.11. Offenbach - Stadthalle 26.11. Augsburg - Kongresshalle 01.12. Rostock - Scandlines Arena 02.12. Oldenburg - Weser-Ems-Halle/Halle 7 03.12. Lingen - Emslandhallen

FLOGGING MOLLY

18.07. Münster - Skaters Palace 19.07. Düsseldorf - Zakk 20.07. Leipzig - Conne Island 01.08. Saarbrücken - Garage

THE GOSSIP

01.07. Berlin - Columbia Club 26.08. Köln - Gloria Theater

THE HELLACOPTERS

15.09. Hamburg - Markthalle 16.09. Wiesbaden - Schlachthof 24.09. München - Backstage Werk 25.09. Berlin - SO36 27.09. Köln - Live Music Hall

JENNIFER ROSTOCK

10.07. München - Feierwerk 21.08. Hannover - Musikzentrum 28.08. Trier - Exhaus 29.08. Kaiserslautern - Kammgarn 03.09. Krefeld - Kulturfabrik 04.09. Bochum - Zeche

BEATSTEAKS Die Beatsteaks haben vor ihre große Jahresabschluss- und alles andere in den Schatten stellende Supershow in der Berliner Wuhlheide noch ein paar Clubshows gebucht, um sich von jedem einzelnen Fan persönlich in die Bandpause verabschieden zu können. Ein Tipp: Da die Konzerte sicher in Sekundenschnelle ausverkauft sein werden, hauen wir pro Show 3x2 Karten raus. Bewerbt euch per Mail an verlosung@sallys.net!

AUF TOUR 22.8. Hamburg - Große Freiheit *** 26.8 München - Muffathalle *** 27.8. Köln - Palladium *** 29.8. Berlin - Wuhlheide (ausverkauft!)


Im Tourbus mit:

PANTEÓN ROCOCÓ

Mehr als zehn Wochen Tour stehen den mexikanischen Latin-Ska-Rockern von Panteón Rococó bevor. Bassist Dario Espinosa plaudert für uns aus dem Nähkästchen des Tourlebens und erinnert sich an einige Highlights, positiver wie negativer Art… Was kommt dir in den Sinn, wenn du an die anstehende Tour denkst? Dario: Ich mache mir da wenig Gedanken, sondern lebe einfach in den Tag hinein und kümmere mich nicht großartig um morgen. Wir genießen die Zeit auf Tour, und wenn ich an die anstehenden, großartigen Shows mit Die Ärzte oder auf den Sommerfestivals denke, fällt das auch nicht schwer. Bald spielen wir unsere größte Show in Polen vor über 400.000 Leuten, das ist doch Wahnsinn! Womit vertreibt ihr euch vorzugsweise die Zeit im Tourbus? Dario: Mit allem möglichen Unsinn, wir diskutieren über alte Filme, kitschige Bands und ziehen uns mit witzigen Anekdoten vergangener Tourtage auf. Aber alles läuft stets sehr entspannt ab. Die Partys kommen auch nicht zu kurz; glaub’ mir, unsere Bus-Partys sind absolut legendär! Stichwort Stau, habt ihr schon mal selbst einen verursacht? Dario: Klar! Vor einiger Zeit hat unser Nightliner mitten auf der Autobahn den Geist aufgegeben. Es war 7.00 Uhr morgens, mitten in der beginnenden Rush Hour, und wir verursachten einen zehn Kilometer langen Stau! Kurze Zeit später gaben sie im Radio „unseren“ Stau durch, das war lustig. Wir produzierten absolutes Chaos auf der heiligen deutschen Autobahn. Habt ihr mal ein unheimliches, beängstigendes Erlebnis auf Tour? Dario: Wir wurden im Nordosten Deutschlands mal von einer Gruppe Neonazis angegriffen, das war echt beängstigend. Anschließend hingen wir zwölf Stunden auf dem Polizeirevier fest. Die Polizisten nahmen uns die Pässe weg und kümmerten sich überhaupt nicht um unseren Aussagen, sie behaupteten, wir hätten die Neonazis attackiert. Eine absolut unverschämte Lüge! Aber glücklicherweise sind die Nazi-Schläger letztes Jahr von einem Gericht verurteilt worden. Habt ihr ein Ritual, wenn ihr zusammen im Bus unterwegs seid? Dario: Wir versuchen jedes Mal aufs neue irgendwelche Regeln aufzustellen, wie z.B. kein Rauchen im Bus oder dass niemand die Toilette benutzt. Aber die werden dann sowieso relativ zeitnah wieder gebrochen und alles ist beim alten. Wurde schon mal irgendjemand oder irgendetwas einfach vergessen, auf einem Rastplatz beispielsweise? Dario: Oh ja, einige von uns haben es nach zu heftigem Feiern am Vorabend nicht mehr auf die Reihe bekommen, den Tourbus zu erwischen. Sie mussten dann mit dem Zug nachfahren. Dumm gelaufen, vor allem, wenn man einen üblen Kater hat. Text: Steffen Hoffmann

Foto: Frank Abel Heimat: panteonrococo.com

PANTEON ROCOCO AUF TOUR 23.7. Konstanz - Kulturladen *** 24.7. Aschaffenburg - Colos-Saal *** 25.7. Heidelberg - Villa Nachttanz *** 29.7. Jena - Kassablanca *** 12.8. Freiburg - Jazzhaus *** 16.8. Stuttgart - Kulturhaus *** 22.8. Potsdam - Waschhaus



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FESTIVALS

MR VIRGIN AND HIS LOVE ARMY, SAMAVAYO & KAMIKAZEKID könnt ihr am 2.8. live auf der unclesally*s party im Magnet (Berlin) erleben!

re über ih t m noutf it Bühne Hop verdam n e h c nd Hip inheitli Vom e g aus Funk u en Punkt. n fd Mischu nell und au io profess


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MODE

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ROCK UND ROLL Die Liebe zwischen Musik und allem, was rollt und raucht, ist tief und innig. Es gibt hunderte von Liedern über Autos; es gibt Gitarren, die wie Cadillacs aussehen. Es gibt Musik, die man am besten im Auto hört und eine ganze Generation von langhaarigen Motorrad-Helden auf Schweine-Rock. Als das Rad erfunden wurde, saß irgendwer daneben und trommelte dazu auf einem erlegten Säbelzahntiger. In ein Auto gehört Musik - das ist so. Beim Rock am Ring 2008 war das nicht anders. Drei Bühnen, über 100 Bands und jede Menge Autos, Quads und Dreck. Beim spektakulären SUZUKI URBAN CHALLENGE konnten die Besucher als Beifahrer ihre Geländefähigkeit testen und auf dem SUZUKI DIRT QUAD PARCOURS - sofern sie nüchtern waren - sogar selbst ihre Runden drehen! Das unclesally*s bedankt sich bei einem Marsianer, einer zerrockten Hose, allen Fahrern, Gästen und einem Irren auf einem Quad. Grazie!


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MODE

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Fotos: Birte Filmer | 103prozent.de Produktion: Yessica Yeti Models: Besucher des Rock am Ring 2008. Alle abgebildeten Fahrzeuge sind von Suzuki. Mehr dazu unter www.suzuki.de


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KINO

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DREI FRAUEN FÜR DEN SOMMER

Rupert Everett Doppelrollen sind immer eine Herausforderung, doch im Falle von „Die Girls von St. Trinian“ gilt das ganz besonders. Denn Rupert Everett („Die Hochzeit meines besten Freundes“) spielt nicht nur einen schmierigen Fiesling, sondern auch dessen Schwester, die Schulleiterin von St. Trinian. Sie wirken, als hätten sie bei den Dreharbeiten ziemlich viel Spaß gehabt. Nein, nicht wirklich. Filmemachen ist selten Spaß - und schon gar nicht, wenn man so kostümiert ist wie ich in diesem Fall. Man kann sich in dieser Maskerade nicht wirklich gut bewegen, jeder Gang zur Toilette wird zu einer riesigen Anstrengung. Ständig muss man auf die Fingernägel, die Wimpern, die Brüste oder die Perücke achten! Zu allem Überfluss drehten wir auch mitten in der Sommerhitze. Sie sind also letztlich doch lieber Mann als Frau? Es ist auf jeden Fall einfacher. Meine weibliche Phase hatte ich ohnehin in den Jahren von drei bis 15. Damals war ich überzeugt, dass ich eigentlich ein Mädchen bin und wollte unbedingt eines sein. Aber das hörte dann

Jennifer Lynch irgendwann in der Pubertät auf. Die Ähnlichkeit ihrer Figur zu Camilla Parker-Bowles ist verblüffend. War das ihre Idee? Na klar! Es war eine große Herausforderung, diesbezüglich etwas Neues zu schaffen, denn die Rolle wurde in den Fünfzigerjahren bereits einmal von einem sehr populären Kollegen gespielt. Ich wollte natürlich nicht wie ein Abklatsch, sondern frisch und anders wirken. Weil sie in den alten Filmen Millie hieß, kam ich auf Camilla. Damit fühlte ich mich sofort wohl und wusste, wie ich das hinbekomme. Meine Mutter ist nämlich eine ähnliche Frau wie Camilla, eines dieser letzten Überbleibsel des britischen Empires, wie es sie heute eigentlich gar nicht mehr gibt. Diese Frauen haben eine sehr maskuline Seite, mit ihrem festen Schuhwerk und der Vorliebe für Gartenarbeit und Reiten. Letztlich habe ich mir dann sogar Camillas Gebiss abgeguckt. Gab es eine Reaktion von ihr? Oh ja, sie hat mir einen sehr witzigen Brief geschrieben, weil sie sich geehrt fühlte, dass ich sie als Vorbild ausgesucht habe. Eine sehr amüsante Frau!

Ihr erster und einziger Film „Boxing Helena“ liegt Jahre zurück, doch dass man von Jennifer Lynch noch einiges würde erwarten können, stand außer Frage. Das verspricht schon ihre Abstammung - denn schließlich ist der Vater der 40-Jährigen niemand geringeres als Kultregisseur David Lynch. Empfinden Sie es als Fluch oder als Segen, einen so legendären Vater zu haben? Als Mensch ist es natürlich ein Segen. Als Filmemacherin behandeln die Leute mich aber oft, als würde ich deswegen Extrawürste verlangen. Dabei stimmt das absolut nicht, sondern es macht die Sache manchmal sogar ein bisschen schwieriger. Die Leute erwarten einfach mehr von einem, wenn man einen berühmten Namen trägt. Auch Sofia Coppola hat keine andere Wahl, als einen großartigen Film zu drehen. Kein Wunder, dass Nicolas Cage, der ja auch aus der Coppola-Familie kommt, seinen Namen geändert hat. Aber generell würde ich mich nie beschweren, denn mein Vater ist einer der großartigsten Menschen auf diesem Planeten und supercool, unglaublich witzig und sehr großzügig.

Er ist bei „Unter Kontrolle“ einer der Executive Producers. Was genau bedeutet das in diesem Fall, welchen Einfluss hatte er? In erster Linie bedeutet es natürlich, dass das Interesse der Geldgeber geweckt wurde und sie das Drehbuch lasen. Vor allem aber bedeutet es, dass ich heute nicht hier stehen würde ohne meinen Vater. Nach einem schlimmen Unfall kämpfte ich mit dem Leben und musste an der Wirbelsäule operiert werden - und dafür hat er die Kosten übernommen. Seine Erwähnung im Vorspann war mein Dankeschön, und ich hätte sie nur weggelassen, wenn er den Film überhaupt nicht gemocht hätte. Sie selbst sind u.a. am Set von „Eraserhead“ aufgewachsen. Haben sie ihre Tochter auch immer dabei? Ja, deswegen ist dieser blutige Film für sie auch nicht schlimm, denn sie wusste immer, wie alles gedreht wurde, selbst wenn wir das Material für zerschossene Körperteile getestet haben. Es gibt sogar tolle Fotos, wie sie im Kunstblut matscht!

DIE GIRLS VON ST. TRINIAN

UNTER KONTROLLE

Von wegen Spice Girls als Inbegriff der englischen Girl Power! Bereits 1941 erschien der erste Cartoon von Ronald Searle über das anarchistische St. Trinian-Internat, in den Fünfzigerjahren folgte der erste Film. Jetzt sind die „Girls von St. Trinian“ im neuen Jahrtausend angekommen. Doch die Mädchen-Schule steht vor dem Bankrott und droht geschlossen zu werden, wenn nicht ganz schnell 500.000 Pfund aufgetrieben werden. Aber die Girls wissen sich auf ganz eigene Art zu helfen: ausgerechnet „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Vermeer wollen sie klauen und verkaufen. Mit prominenter Schützenhilfe (Rupert Everett, Stephen Fry, Mischa Barton) drehen die Mädels jetzt richtig auf. Wild und furchtlos wird hier in rotziger Bubblegum-Optik für Selbstbestimmung gekämpft und die Anarchie zelebriert. Der Film springt durch die Genres und zitiert durchaus selbstironisch verschiedene Klassiker. Ein echtes St. Trinian-Girl nimmt sich halt, was es will!

Die Ähnlichkeiten zum berühmten Papa sind im zweiten Spielfilm von Davids Tochter Jennifer Lynch nicht zu übersehen. Mit düster lärmender Tonspur geht‘s los, der blutig-böse Humor kommt voll zum Tragen und mit Bill Pullman („Lost Highway“) und Julia Ormond („Inland Empire“) spielen zwei Wegbegleiter des legendären Vaters die Hauptrollen. Bis zu dessen Genialität muss Lynch junior zwar noch etwas üben, denn nicht immer gelingt ihr in der mitunter dick aufgetragenen und ordentlich brutale Geschichte über zwei FBI-Agenten, die in einem Provinzkaff einen Serienkiller jagen und Zeugen befragen, ein überzeugender Spagat zwischen Terror und Zynismus. Aber das spannende Finale des in allerlei Rückblenden aufgeblätterten Thrillers „Unter Kontrolle“ ist immerhin so krass und überraschend, dass selbst der Herr Papa geschockt gewesen sein soll und zweifelte, ob man das dem Publikum zumuten könne.

Text: Cornelis Hähnel

Text: Patrick Heidmann

Kinostart 7. August 2008

Kinostart: 17. Juli 2008



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KINO

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CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG - DÉJÀ VU Altherren-Bande

Neil Youngs Song „Ohio“ formulierte 1970 den wütenden Aufschrei einer vom Vietnamkrieg aufgebrachten Gegenkultur, und die Mitglieder der Folk-Rock-Supergroup Crosby, Stills, Nash & Young wurden zu Ikonen des Anti-Kriegs-Protestes. Das im Lied besungene Massaker an der Kent State University markierte den Höhepunkt einer gesellschaftlichen Krise, wie sie die USA der Post-’68 Ära nie wieder erleben wollten. In Ermangelung einer neuen und jüngeren Stimme des Widerstands sahen sich Young und seine drei Mitstreiter 2006 allerdings genötigt, erneut auf Tour zu gehen, um die Friedensbewegung des abermals gespaltenen Landes ordentlich auf Vordermann zu bringen. „Déjà Vu“ dokumentiert diese Reise durch eine vom Irak-Krieg zerrissene Gesellschaft mit liebevoll montierten Bildern, sorgsam geführten Interviews und herrlich unprätentiösen Konzertausschnitten. Young, der selbst die Regie führte, legt großen Wert darauf, keinen einfachen Konzertfilm zu präsentieren, das po-

litische Anliegen steht klar im Vordergrund. Die größte politische Brisanz entfaltet „Déjà Vu“ allerdings in den Split-Screen Montagen, die das Zeitgeschehen der Vietnam-Ära mit dem während des Irak-Kriegs abgleichen und dabei erschreckend oft das titelgebende psychologische Phänomen heraufbeschwören. Fernab von jeder Hippie-Romantik und Altrocker-Nostalgie zeigt der Film seine vier Protagonisten auf der Höhe der Zeit, selbstironisch, energiegeladen und voll ehrlicher Wut. Und auch wenn Neil Young vielleicht lieber mit den Dixie Chicks unterwegs gewesen wäre, die Mühen haben sich zumindest fürs Publikum gelohnt. Text: Timo Richard Kinostart: 10. Juli 2008

DIE CHRONIKEN VON NARNIA: PRINZ KASPIAN VON NARNIA Going Underground

Der Untergrund ist das beherrschende Thema im Sequel der Fantasy-Filmreihe über das magische Parallel-Königreich. Es fängt bereits mit dem Übertritt nach Narnia an: der gute alte Wandschrank, in dem die vier jungen Helden im ersten Teil eher zufällig in die FantasyWelt gelangten, hat ausgedient, jetzt werden sie aus einem Londoner U-Bahnhof nach Narnia versetzt. Zur Hilfe gerufen wurden die vier PevensieGeschwister von Prinz Kaspian (Ben Barnes). Der ist der rechtmäßige Thronfolger des Königreichs, soll jedoch im Auftrag seines Onkels König Miraz (Sergio Castellitto) getötet werden. Die vier Teenager müssen nicht nur feststellen, dass seit ihrem ersten Narnia-Besuch 1300 Jahre vergangen sind, sondern auch, dass unter dem neuen Herrscher fast alle Fabelwesen ausgerottet wurden und auch der Löwe Aslan verschwunden ist. Die zurückgekehrten Königinnen und Könige von Narnia müssen nun selbst abtauchen in den Untergrund,

wo sich Kaspian mit Zwergen, Zentauren und Co. versteckt hält, um von dort gegen die Truppen von König Miraz zu kämpfen. Die vier Hauptdarsteller, die im Vergleich zum ersten Teil auch schauspielerisch gewachsen sind, sind genau wie Regisseur Andrew Adamson wieder mit dabei. Das Szenario ist um einiges düsterer, der Plot und seine Figuren treten weniger kindlich und verspielt auf. Beides tut dem immer noch familienfreundlichen Fantasy-Spektakel, das erneut mit tollen Spezialeffekten aufwarten kann, durchaus gut. So ist man geneigt zu sagen, dass die Fortsetzung noch einen Tick besser geworden ist als der Einstandsfilm. Text: Dirk Lüneberg Kinostart: 31. Juli 2008

SELBSTGESPRÄCHE Redebedarf

Die vier Protagonisten in André Erkaus tragikomischem Regiedebüt sind wahre Meister der Kommunikation. Als Callcenter-Mitarbeiter müssen sie das auch sein, denn DSL-Verträge verkaufen sich keineswegs von selbst. Außerhalb des Großraumbüros jedoch verstummen die Telefonprofis, können sich plötzlich nicht mehr mitteilen. So träumt Großmaul Sascha (Maximilian Brückner) auf der Arbeit lautstark von der großen Karriere als TV-Moderator, wandelt sich hingegen zum mundfaulen Duckmäuser, wenn es darum geht, der schwangeren Freundin (Mina Tander) seine handfesten Zukunftsängste zu offenbaren. Neben Sascha sitzt Adrian (Johannes Allmayer), der als „bestes Pferd im Stall“ regelrecht aufblüht bei „DomCall“, den jedoch das Zusammenleben mit seinem verbitterten Vater mit der Zeit zu einem verstockten Eigenbrötler gemacht hat. Etwas weiter vorne versucht die studierte Architektin Marie (Antje Widdra) verzweifelt, mit ihrer sexy Stimme Bewerbungsgespräche an Land zu ziehen, während

sie privat vom Vater ihres Kindes verlassen wird. Und selbst Abteilungsleiter Richard (umwerfend komisch: August Zirner), ein Motivator vor dem Herrn, ist angesichts der zunehmenden Eheprobleme regelrecht sprachlos. Dass der panikartig gebuchte gemeinsame Tanzkurs alles nur noch schlimmer machen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Obgleich die Inszenierung hie und da etwas zu sehr über die Stränge schlägt, gehört „Selbstgespräche“ mit seinem vortrefflichen Dialogwitz, einem durchweg starken Darstellerensemble und seinem angenehmen Authentizitätsanspruch dennoch zu den gelungeneren Komödien aus deutschen Landen. Text: Sebastian Gosmann Kinostart: 31. Juli 2008


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KINO

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HAPPY-GO-LUCKY Immer gut drauf mit 30

Wenn beim Kind ein neuer Lebensabschnitt anbricht, hört es oft die Warnung der Eltern: Jetzt ist die schöne Zeit vorbei, jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Für Poppy (Sally Hawkins) allerdings hat der Ernst des Lebens selbst mit 30 noch nicht begonnen. Die Grundschullehrerin ist stattdessen so etwas wie eine sehr englische und quietschbunt geschmacklos angezogene Pippi Langstrumpf, die sich ihre Welt so macht, wie sie ihr gefällt. Die Realität muss zwischen Albernheiten bei der Flamenco-Stunde und hysterischem Herumhängen mit ihren Freundinnen draußen bleiben - jedenfalls meistens. Denn es gibt auch immer wieder Situationen, in denen Poppy dazu gebracht wird, ihre Unbeschwertheit und ihre extreme Gute-Laune-Existenz zu hinterfragen - beim Besuch bei ihrer Schwester, den Problemen mit einem rabiaten Schüler und vor allem in den Szenen mit ihrem Fahrlehrer Scott (grandios: Eddie Marsan). Der äußerst unglückliche Misanthrop versucht, ihr bei den Fahrstunden Disziplin und Ordnung beizubringen, beißt sich dabei aber zunehmend die Zähne aus. Ja, er verzweifelt regelrecht - nicht nur an der Welt, sondern auch an Poppys Optimismus, was bei ihm durch entnervte Fassungslosigkeit und unerwiderte Liebe in einen geifernden Ausbruch gipfelt. In diesen Momenten wird der ernste Unterton am deutlichsten: Kann man sich so leicht den Härten des Lebens verweigern, in dem man einfach die Sonne aus allen Poren kräftig scheinen lässt? Doch die dunklen Wolken - und ein einziges

Die Welt ist ein Dorf: Jedenfalls für Poppy (Sally Hawkins).

Mal auch Poppys Tränen - verschwinden schnell wieder hinter der nächsten Lachattacke und den nächsten Witzchen. Die großen, umwälzenden Konflikte vermeidet Regisseur Mike Leigh, der sich als Vertreter des „New British Cinema“ bislang vor allem mit rauen Sozialdramen aus dem britischen Arbeiteralltag einen Namen gemacht hat, in seiner wundervollen Unbeschwertheitskomödie. Doch „Happy-Go-Lucky“ kann das ebenso mühelos kaschieren wie die kaum existente Handlung, weil er mit Sally Hawkins eine Hauptdarstellerin hat, der auch Leigh offenbar verfallen ist.

Riskant ist das schon, denn wie schnell könnte einem solch eine Figur auf die Nerven gehen? Und wie schnell könnte soviel naive Lebensfreude abschrecken oder ermüden? Doch man hat gegen Hawkins, die auf der Berlinale hoch verdient den silbernen Bären in der Kategorie „beste Darstellerin“ bekam, keine Chance. Ihr Lachen, das man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt, ist ansteckend und die unerschrocken aufbrausende Art, mit der sie die Welt umarmt, hinreißend vereinnahmend. Meine Güte, wie verdammt reizend. Text: Sascha Rettig Kinostart: 3. Juli 2008

KUNG FU PANDA

Kampfbärchen mit Mission Nicht schon wieder sprechende Zeichentricktiere! Nach den surfenden Pinguinen in „Könige der Wellen“, den entflohenen Zoo-Vierbeinern in „Madagascar“, den Waldbewohnern aus „Ab durch die Hecke“ und den „Bee Movie“Bienen ist der Bedarf an animalischen Animationsfilmen eigentlich gedeckt zumal bis heute eigentlich kein Konkurrent in Sachen Charme und Originalität mit Nemo, Remy und ihren Kollegen aus dem Hause Pixar mithalten kann. Doch die schlimmen Befürchtungen im Falle von „Kung Fu Panda“, einer Geschichte vom größten Pixar-Widersacher DreamWorks, erweisen sich erfreulicherweise als unbegründet. Der gemütlichfaule Pandabär Po träumt nachts vom Dasein als Kung Fu-Held, verbringt seinen Alltag aber damit, in Papas Suppenküche auszuhelfen und vor allem zu futtern. Doch sein großer Tag kommt, als er eher zufällig in eine Zeremonie des Kung Fu-Meisters Shifu platzt und prompt vom Schicksal als ultimativer Kämpfer auserwählt wird. Von seinen Kollegen wie der arroganten Tigerin werden seine ersten Kampfversuche mit Augenrollen bedacht, doch weil der gefährliche Schneeleopard Tai Lung aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, muss Shifu sich beeilen, Po so schnell wie möglich in Form zu bringen.

Nicht vom Aussterben bedroht: Animierte Kampfbären!

„Kung Fu Panda“ selbst macht dagegen von Anfang an alles richtig, erweist nicht nur im wunderbaren Vorspann den asiatischen Einflüssen seiner Geschichte stilvoll Referenz und hält sein flottes Tempo konsequent und unterhaltsam durch. Die Animationen sind (nicht zuletzt in den Actionszenen) besser als in den meisten eingangs erwähnten Vergleichsfilmen, während auch die Figuren - vor allem der von Hape Kerkeling gesprochene Po und sein herrlich ge-

nervter Lehrmeister Shifu - auf ganzer Linie überzeugen. Größter Trumpf ist aber der Humor des Films, der für große und kleine Fans gleichermaßen genug Gags auf Lager hat, niemals simpel oder albern wird und sich sogar manchen Abstecher ins Skurrile (Pos Vater ist eine Ente!) gönnt. Text: Patrick Heidmann Kinostart: 3. Juli 2008


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KINO SHORTCUTS

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DER MOND UND ANDERE LIEBHABER Regisseur Bernd Böhlich begibt sich erneut auf die Suche nach Sehnsüchten, Träumen und Hoffnungen einfacher Leute, diesmal in der runtergekommenen Idylle einer Ost-Berliner Hinterhofwohnung. Darin erfüllt Katharina Thalbach den schillernden Rollencharakter Hanna mit Leben und nimmt den Zuschauer mit auf eine emotionale Berg- und Talfahrt. In einem Moment wirkt Hanna überglücklich und stark, als könne nichts sie schrecken; im anderen Augenblick trifft sie ein weiterer Schicksalsschlag. „Der Mond und andere Liebhaber“ (ab 24.7.) ist ein Drama von ergreifender Kraft. Es wirft einen einfühlsamen Blick auf eine Frau 50-Plus, die ihr Verlangen nach Liebe, Leidenschaft und Leben noch nicht aufgeben will. Der Film profitiert von der Energie großer Akteure, denn neben der Thalbach sind auch Fritzi Haberlandt („Nichts als Gespenster“), Andreas Schmidt („Sommer vorm Balkon“) und Birol Ünel („Gegen die Wand“) zu sehen.

DR. ALEMÁN „Dr. Alemán“ (ab 14.8.) ist ein junger Arzt namens Marc (August Diehl), der mit seinen in Deutschland geprägten Vorstellungen von Gesellschaft und sozialem Miteinander nach Kolumbien geht und versucht, sie den Menschen dort aufzuzwingen. Dabei richtet er einen eklatanten Schaden nach dem anderen an, bis er sich sogar an einem Mord mitschuldig macht - und selbst dies lässt ihn nicht erwachen. Er darf unbeschadet nach Hause fahren, aber im kolumbianischen Cali geht das Leben weiterhin seinen Weg: blutige Straßenschlachten, Drogenhandel und Armut bestimmen den Alltag. Diehl schlägt sich bei der Herausforderung, eine Hauptrolle in spanischer Sprache zu spielen, sehr anständig. Seine Kenntnisse gehen offensichtlich über bescheidenes Schulspanisch hinaus, was ihm ermöglicht, Marc eine ausgeprägte, aber glaubwürdige Selbstherrlichkeit zu verleihen, die den Zuschauer in einen permanenten Zustand wütender Fassungslosigkeit versetzt. Text: Vanessa Pape

Text: Vanessa Pape

FACTORY GIRL Dass „Factory Girl“ (ab 6.8.) überhaupt den Weg zum Zuschauer gefunden hat, ist insofern bemerkenswert, als dass niemand geringerer als Bob Dylan versuchte, die Veröffentlichung zu verhindern. Der Mann mit der Mundharmonika sah sich in George Hickenloopers Biopic über Warhols Muse Edie Sedgwick (Sienna Miller) für deren tragischen Tod verantwortlich gemacht und verschaffte so einem Film zusätzliche Promotion, der ansonsten kaum erwähnenswert wäre. Wer sich mit der Stilikone und Warhols Factory auskennt, erfährt kaum Neues, für alle anderen wird ein Best Of aus Sedgwicks kurzem Leben in einen stilübergreifenden Bildermatsch gepackt. Wenn Kunst das Leben imitieren soll, imitiert sie hier ein derart künstliches Leben, dass für Realität wenig Platz bleibt. Dylans filmisches Alter Ego entpuppt sich übrigens als superintegres Moralmonster - die Bedenken kann er sich also schenken. Text: Timo Richard

ELEGY ODER DIE KUNST ZU LIEBEN Der alternde New Yorker Professor David Kepesh (Ben Kingsley) ist fasziniert von seiner schönen Studentin Consuela (Penélope Cruz). Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die trotz der anfänglichen Sorglosigkeit für beide zu einer schmerzhaften Erfahrung werden soll. Die spanische Regisseurin Isabel Coixet hat bislang ein Händchen für emotionale, tragikomische Stoffe bewiesen. Aber „Elegy“ (ab 14.8.), die Verfilmung von Philip Roths „Das sterbende Tier“, geht leider gründlich in die Hose - und zwar auf jeder Ebene. Das wohl grundlegendste Problem ist dabei, dass zwischen Kingsley und Cruz keine Spannung zu fühlen ist, von einem Knistern ganz zu schweigen. Verpackt wird das Ganze in Bildern, wie sie pathetischer nicht sein können, völlig ironiefrei und penetrant zugekleistert mit Musik. Und Frau Cruz nackt mit Pumps auf dem Sofa ist dann auch nicht mehr als Roths Altherren-Fantasie. Text: Cornelis Hähnel

SO IST PARIS

KÜSS MICH BITTE!

Wie Sido in „Mein Block“ den Alltag im Märkischen Viertel besingt, so porträtiert Regisseur Cédric Klapisch („L’Auberge Espagnole“) in „So ist Paris“ (ab 17.7.) die Seine-Metropole. Und fährt dabei eine Vielzahl unterschiedlichster Typen auf: Einen todkranken Tänzer, dessen allein erziehende Schwester, einen Universitätsprofessor, der sich in eine Studentin verguckt, einen Gemüsehändler, dem ein Unglück widerfährt, eine resolute Bäckersfrau und ein illegaler Einwanderer. Indem die einzelnen Figuren aufeinander treffen, greifen auch ihre Schicksale ineinander. Dies wirkt größtenteils genauso bemüht wie die Inszenierung, die manchmal großstädtisch-hektisch, dann wieder zurückgenommen-ruhig ausfällt. Mit Romain Duris, Juliette Binoche und vielen anderen bekannten Gesichtern hat Klapisch sein Stadtporträt zwar hochkarätig besetzt, doch sein gemächlich erzähltes Werk ist zugleich reichlich klischeebeladen und obendrein nicht sonderlich aufregend.

Eine Liebesnacht bedarf einiger Vorbereitung. Da wird erörtert, reflektiert und vorgestellt und vor dem ersten Kuss noch einmal zurückgezogen - schließlich weiß man nie, worauf man sich einlässt. Die Frage ist: Kann ein Kuss etwas vernichten? Kann er eine Beziehung zerstören? Ja, behauptet Emilie (Julie Gayet), die, um dem Antrag ihres Zufallsbekannten Gabriel (Michael Cohen) zu entgehen, die Geschichte eines Kusses und seiner Folgen erzählt. Nicht das Begehren einer amour fou, sondern die kopflastig-charmanten Annäherungen eines Pärchens, das auf Umwegen zum ersten Kuss gelangt, stehen im Mittelpunkt von „Küss mich bitte!“ (ab 7.8.). Regisseur Emmanuel Mouret erzählt nicht nur, wie Küsse vertagt und Türen im entscheidenden Moment vor den Augen des Zuschauers geschlossen werden - er unterrichtet auch in der Kunst des Erzählens. Kein Film für den Liebhaber dekadenter Erotik, eher für den Feingeist mit einem Hang zum bekennerhaften Gespräch.

Text: Dirk Lüneberg

Text: Kathleen Prüstel


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KINO SHORTCUTS

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NANNY DIARIES

SUPERHERO MOVIE

THE FIGHTERS

Annie (Scarlett Johansson) hat ihr Studium in New York erfolgreich beendet, doch darauf folgt direkt die Sinnkrise. „Wer bin ich eigentlich?“ fragt sie sich, anstatt sich für einen der begehrten Jobs zu bewerben. Um die Antwort zu finden, lässt sie sich auf das Wagnis ein, den Sommer über bei einer ebenso reichen wie verkorksten Upper East Side-Familie das Kindermädchen zu spielen. Man muss im Folgenden oft an „Der Teufel trägt Prada“ denken, wenn die arme Heldin von der drakonischen, in Wahrheit zutiefst verbitterten Hausherrin (Laura Linney) mit Unmöglichkeiten schikaniert wird. Auch „Nanny Diaries“ (ab 14.8.) basiert auf einem vermeintlichen Tatsachenbestseller. Schade ist nur, dass den Regisseuren außer ein paar unkonventionellen Ideen wenig einfällt, was an ihr bei uns fast unbekanntes Meisterstück „American Splendor“ erinnern würde. Ihre Nanny ist zwar witzig und süß, bisweilen gar satirisch, aber das ist angesichts dieser sozialen wie familiären Abgründe nicht genug.

Jan Delay hat in einem Song mal gesungen „Wer Antworten hat und die mir sagt, dem schenk’ ich mein Pali-Tuch/und ich würd’ auch gern raffen, warum Leute lachen beim ’Schuh des Manitu’“. Diese leise Kritik an einem der erfolgreichsten und gleichzeitig miesesten deutschen Film aller Zeiten lässt sich leider auch 1:1 auf „Superhero Movie“ übertragen. Der Subtitel dieser cineastischen Frechheit lautet „Superkräfte! Superbräute! Supertalentfrei“ und letzteres Attribut darf man getrost den Verantwortlichen für den humoristischen Part attestieren. In dieser (nennen wir es mal) Parodie auf Superheldenfilme wie „SpiderMan“, „Fantastic 4“ oder „X-Men“ werden sämtliche Uralt-Zoten aus der Mottenkiste gekramt, deren Staubdecken schon vor zehn Jahren dicker waren als die Tröten von Pamela Anderson, die in „Superhero Movie“ (ab 24.7.) einen peinlichen Gast-Auftritt bestreitet.

Durchtrainierte Männeroberkörper und ein paar sexy Schülerinnen als Dreingabe: Das sind die Pfunde, mit denen „The Fighters“ (ab 14.8.) wuchern kann. Die Story oder die Inszenierung, die Regisseur Jeff Wadlow mit der Subtilität eines Kickboxers angeht, sind nicht weiter erwähnenswert: Jake (Sean Faris) ist ein Hitzkopf, der immer wieder in Streitereien gerät. Ein Umzug nach Florida soll Abhilfe schaffen. Doch auch an seiner neuen Schule zieht er den Ärger an, indem er sich mit Ryan (Cam Gigandet), einem schnöseligen Sohn reicher Eltern und Fighter-Ass, anlegt und prompt kräftig einstecken muss. Damit sich solch eine Schmach nicht wiederholt, nimmt Jake KampfsportUnterricht, stößt jedoch auch bei seinem Trainer auf Grund seines aus blinder Wut gespeisten Aggressionspotenzials auf Ablehnung. Ideenlos spult Wadlow seinen Prügel-Streifen herunter und vergisst auch nicht, das obligatorische Vaterverlust-Trauma sowie die Moral, dass der beste Kampf der ist, der gar nicht erst stattfindet, mit einzuflechten.

UNDERDOGS

XXY

ZURÜCK IM SOMMER

Gefängnisdirektorin Gloria (Clelia Sarto) stellt ihren Insassen ein Resozialisierungsprojekt vor: Eine Handvoll von ihnen wird Blindenhunde ausbilden. Häftling Mosk (Thomas Sarbacher) steht die emotionale Verkümmerung ins Gesicht geschrieben, aus dramaturgisch unerklärlichen Gründen bekommt er dennoch eine Hündin zum Training. Keine weiteren Überraschungen in dieser unglücklichen Melange aus Gefängnismelodram und Tierfilm. Erst tritt er sie, später pflegt er sie, und als die Blindenhündin die Anstalt verlässt, bricht Mosk für seine mittlerweile unersättliche Tierliebe aus. Regisseur Jan-Hinrik Drevs scheint so fasziniert von seinem Stoff, dass Inszenierung und Figuren vor die Hunde gehen. Sogar Könner wie Ingo Naujoks und Thorsten Merten stehen in den platten Knasti-Nebenrollen da wie begossene Pudel. Zu oft wünscht man sich, „Underdogs“ (ab 24.7.) wäre ein unprätentiöser Dokumentarfilm geworden.

Was sich nicht eindeutig zuordnen lässt, sich jedweder Kategorisierung entzieht, verunsichert den Menschen zutiefst - das bekommt die junge Alex (Inés Efron) im faszinierenden Regiedebüt der Argentinierin Lucía Puenzo am eigenen Leib zu spüren. Die 15-Jährige leidet unter dem seltenen „androgenitalen Syndrom“, einer angeborenen Hormonerkrankung, deren Folge die Ausbildung beider Geschlechtsmerkmale ist. „XXY“ (ab 26.6.) erzählt auf eindringliche Weise von der ungeheuren emotionalen Last, welche die aus medizinischen Gründen nicht mehr länger aufschiebbare Entscheidung für oder gegen die so genannte geschlechtsangleichende Operation für Alex bedeutet. Puenzo gelingt es, die ganze Komplexität der Materie - den gesellschaftlichen Druck, die familiären Konflikte, die sexuelle Identitätsfindung - für den Zuschauer nachvollziehbar zu gestalten. Und das ist eine erstaunliche Leistung. Chapeau!

Auf der Fahrt zu einer Familienfeier kommt Lisa (Julia Roberts), die Mutter von Michael (Ryan Reynolds) ums Leben, was Anlass dazu gibt, lang verdrängte Konflikte wieder aufzurollen. Besonders das Verhältnis zu seinem dominant-cholerischen Vater macht Michael zu schaffen und lässt das erfolgreich und glücklich erscheinende Konstrukt einer amerikanischen Musterfamilie ins Wanken geraten. Als „blutleer“ und „fade“ wurde „Zurück im Sommer“ (ab 7.8.) bei seiner Berlinale-Premiere bezeichnet, die angekündigten Untiefen seien allenfalls Pfützen und selbst William Dafoe und Emily Watson gelinge es nicht, ihren Figuren die nötige Lebendigkeit zu verpassen. Ganz so schlimm ist es nicht, wenngleich die hohen Ansprüche an ein großes Familienepos sicherlich nicht erfüllt werden konnten. Wer jedoch ein Faible für die Aufarbeitung zerrütteter Verwandtschaftsgeschichten hat, wird sicherlich auch in diesem Film von Dennis Lee fündig werden.

Text: Daniel Schieferdecker

Text: Peter Meisterhans

Text: Philipp Kohl

Text: Dirk Lüneberg

Text: Sebastian Gosmann

Text: Daniel Schieferdecker


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KINO DVD

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DVD DES MONATS 24 HOUR PARTY PEOPLE (Arthaus/Kinowelt)

Ein schlecht besuchter Sex PistolsGig im Manchester des Jahres 1976 war der Anfang von allem. Der damalige TV-Moderator Tony Wilson war dermaßen fasziniert von der Energie dieser Combo, dass er noch am selben Abend den Entschluss fasste, ein Plattenlabel zu gründen: Factory Records. Mit Gruppen wie Joy Division, New Order oder A Certain Ratio mischte das Label die britische Musikszene gehörig auf und verschaffte Manchester einen festen Platz auf der popkulturellen Landkarte. Und sein weltbekannter Hacienda Club wurde zur Brutstätte des BESTE GEGEND

(Highlight) Auch im zweiten Teil von Marcus H. Rosenmüllers Coming-Of-Age-Trilogie über Kati (Anna Maria Sturm) und Jo (Rosalie Thomass) geht es vor urbayerischer Dorf-Kulisse wieder einmal um Freundschaft, Erwachsenwerden und die schwierige Suche nach dem richtigen Platz im Leben. Die beiden Mädels wollen nach dem Abitur mit Katis Mercedes gemeinsam eine Weltreise machen, doch die typischen Adoleszenzprobleme lassen am Ende natürlich wieder alles ganz anders kommen. Auch „Beste Gegend“ überzeugt durch die Glaubwürdigkeit von Drehbuch und Schauspielern und kann auf DVD zusätzlich mit Deleted Scenes und Interviews aufwarten.

Text: Daniel Schieferdecker

DER NEBEL

(Senator/Universum) Sagen wir es doch mal so: Für eine Stephen King-Verfilmung ist der Film von Frank Darabont einigermaßen gut gelungen. Das liegt vor allem an der immer sehenswerten Marcia Gay Harden - und am ziemlich radikalen Ende dieser Geschichte über eine Gruppe Provinzler, das sich in einem Supermarkt verschanzt, als ihr Städtchen von einem Nebel umhüllt wird, der allerlei schreckliche Kreaturen birgt. Die Spezialeffekte allerdings haben einigen Trash-Appeal, und die Message, dass der Mensch sich selbst der schlimmste Feind ist, kommt arg plump daher. Die DVD kommt in der Einzelversion ohne Extras aus, ist aber auch in einer Limited Edition erhältlich, die prall gefüllt mit Specials ist und sogar eine Schwarzweiß-Fassung des Gruselthrillers bietet.

Text: Jonathan Fink

DAS HERZ IST EIN DUNKLER WALD

(X-Verleih/ Warner) Marie (Nina Hoss) führt ein exemplarisches Leben der neuen Spießigkeit in Hamburg. Nur wird ihre Welt aus den Angeln gehoben, als die Hausfrau und Mutter entdeckt, dass ihr fürsorglicher Ehemann (Devid Striesow) mit einer zweiten Familie ein Doppelleben führt. Nicolette Krebitz inszenierte mit ihrem zweiten

so genannten „Madchester“-Hypes um Bands wie die Happy Mondays. Sein unentwegter Drang nach größtmöglicher künstlerischer Freiheit und die ausufernden Drogenprobleme innerhalb der Szene führten jedoch letztlich zum Untergang seiner ambitionierten Projekte. Mit „24 Hour Party People“ setzt Michael Winterbottom dieser schillernden Persönlichkeit ein filmisches Denkmal. Mit dokumentarischer Kamera begleitet er seinen grandiosen Hauptdarsteller Steve Coogan als Tony Wilson durch diese aufregenSpielfilm ein dichtes, kurzweiliges Drama, das den Zuschauer in die somnambulische Welt der Protagonistin nach dem Schock führt. Im Kino vom Publikum weitestgehend verschmäht, gilt es, den Film und seine hervorragenden Darsteller jetzt auf DVD zu entdecken. Zusätzlich gibt es einen Kommentar der Regisseurin, das Making Of und verpatzte Szenen.

Text: Lars Rössl

DIE BAND VON NEBENAN

(Concorde) Chaos herrscht, als das kleine ägyptische Polizeiorchester in Israel ankommt was schließlich soweit führt, dass die Truppe irgendwann verloren in einem kleinen Wüsten-Kaff landet. Dank der Imbiss-Wirtin Dina finden die Männer immerhin Unterschlupf. Weil die Israelin und die Ägypter sich größtenteils auf Englisch verständigen müssen, wurde der liebevolle und bisweilen skurrile Film von Eran Kolirin beim Auslands-Oscar qualifiziert - und auch dem Kinopublikum fiel er kaum auf. Beides völlig unverdient, denn die leicht melancholische Komödie ist einfach hinreißend. Auf DVD kommt sie mit Interviews und einem Making Of daher.

Text: Jonathan Fink

DIE TUDORS STAFFEL 1

(Sony) Klar, diese ersten zehn Folgen der erfolgreichen US-Serie sind mehr Seifenoper als Geschichtsunterricht. Aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Die Geschichten um Englands König Heinrich VIII., der im 16. Jahrhundert nicht nur hungrig auf Macht, sondern auch auf jede Menge Frauen, ist jedenfalls spannend, hervorragend ausgestattet - und vor allem ziemlich heiß. Der sexy Hauptdarsteller Jonathan Rhys-Myers und seine Mädels zeigen nämlich gerne mal ihre royale Haut! Weit weniger offenherzig präsentiert sich das Bonusmaterial, das lediglich aus einem Making Of und kleinen Featurettes besteht.

Text: Patrick Heidmann

HOTEL VERY WELCOME

(Arthaus/Kinowelt) Mit dem Rucksack durch Asien - für viele West-

de Zeit und lässt ihn immer wieder - quasi als allwissender Erzähler - lakonische Kommentare ans Publikum richten. Die historischen Fakten werden dabei bunt gemischt mit Gerüchten, Legenden und der blühenden Fantasie des Drehbuchautors Frank Cottrell Boyce. Doch gerade diese Tatsache führt zum immensen Unterhaltungswert des Films. Das halbstündige Portrait über den Regisseur und die zahlreichen Interviews mit Zeitzeugen sind nur die Highlights der mit Extras voll gepackten Special Edition.

Text: Sebastian Gosmann

europäer noch immer ein Traumurlaub. Leichtgläubig und mit ethno-sentimentalen Vorstellungen gehen die meisten an dieses Unterfangen. Dass der Trip aber nicht zwingend eine spontane Erleuchtung mit sich bringt, müssen auch die fünf Backpacker in „Hotel Very Welcome“ erleben. Regisseurin Sonja Heiss ist mehrere Monate mit ihren Darstellern gereist. Entstanden ist ein humorvoller „Reisebericht“, in dem sich Fiktion und Dokumentation seltsam miteinander verweben, und Selbstfindung auf ungewollten Wegen stattfindet. Das üppige Bonusmaterial bietet entfallene Szenen, Interviews, Outtakes und mehr.

Text: Cornelis Hähnel

HUNTING PARTY

(Senator/Universum) Der abgewrackte USKriegsberichterstatter Simon Hunt (Richard Gere) will es noch einmal wissen und macht sich mit seinem Kameramann Duck (Terence Howard) von Sarajevo aus auf die Jagd nach einen weltweit gesuchten Kriegsverbrecher. In einem klapprigen Mercedes nehmen sie quer durchs bosnische Hinterland dessen Spur - und die Story ihres Lebens - auf. Gelungene Mischung aus spannendem Roadmovie und beißender Politsatire mit einem bestens aufgelegten Richard Gere, die auf DVD leider nur ein paar Interviews und die B-Roll bietet.

Text: Dirk Lüneberg

IMPORT/EXPORT & TIERISCHE LIEBE

(Alamode/Alive) „Noch nie habe ich im Kino so geradewegs in die Hölle geschaut“, sagte Werner Herzog über Ulrich Seidls schwer verdauliche, nun endlich hier auf DVD erscheinende Doku „Tierische Liebe“. Dieser Satz trifft bei allen Werken des österreichischen Regisseurs zu, auch seinem jüngsten Spielfilm „Import/Export“. Darin werden zwei gegenläufige Geschichten erzählt: Olga kommt auf der Suche nach Arbeit aus der Ukraine nach Österreich, während der verschuldete Wiener Pauli in der Ukraine mit seinem Stiefvater

Spielautomaten aufstellt. Dabei bewegt sich Seidl an der hässlichen Peripherie der Gesellschaft und zeigt ihre Verrohungen an der Trennlinie zwischen Fiktion und Dokumentarischem. So entstanden abermals Horrorbilder aus der Wirklichkeit, die wirken, aber für Seidls Verhältnisse diesmal regelrecht humanistisch, ja schon fast zärtlich sind.

Text: Sascha Rettig

INSIDE

(Senator/Universum) Die aktuelle Torture-PornWelle im Horrorgenre reißt nicht ab. Zwei junge Franzosen zeigen mit ihrem Film „Inside“ jetzt, dass auch sie es zumindest sehr, sehr blutig können. Ihre perfide Geschichte handelt von einer hochschwangeren jungen Frau, der an Heilig Abend eine Unbekannte nach Leib und Leben trachtet. Leider hat der Film aber außer literweise Blut nicht viel zu bieten. Anstatt Spannung und Atmosphäre gibt es massig unlogische, zum Teil schlicht dämliche Szenen und ein simpel erklärendes Ende obendrein. Auf der DVD kann man sich dazu dann ein ausführliches Making Of und Interviews anschauen.

Text: Peter Meisterhans

JEDEM SEINE NACHT

(Pro Fun) Merkwürdig ist dieser Film schon: Der juvenile Pierre (Arthur Dupont) hat eine unwiderstehliche Anziehungskraft und sucht sexuelles Vergnügen mit gleichaltrigen Kumpels, weiblichen Groupies, alten Säcken - und seiner Schwester Lucy. Als er brutal ermordet wird, macht sich Lucy auf die Suche nach dem Mörder. Was an der Geschichte noch merkwürdiger erscheint, ist, dass sie trotz des Inzests und aller Umtriebigkeit überhaupt nicht anstößig wirkt. Am allermerkwürdigsten ist jedoch, dass sämtliche Geschehnisse auf einer wahren Begebenheit beruhen. Pascal Arnold und Jean-Marc Barr schufen ein bedrückendes Drama à la provençale, mit einer gehörigen Portion Sex & Crime. Die DVD ist mit deutschen Untertiteln, aber ohne Specials zu haben.

Text: Vanessa Pape

JUNEBUG

(Arthaus/Kinowelt) Phil Morrisons bezaubernde Tragikomödie er-

Für Verlosungen bitte eine MailWeitere mit Filmtitel und Lösung an verlosung@sallys.net schicken. Postkarte geht natürlich auch. DVD-Besprechungen findet ihr auf www.sallys.net.


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zählt eine Geschichte aus dem Herzen Amerikas. Während eines Besuchs bei der Familie ihres frisch angetrauten Ehemanns im ländlichen North Carolina gerät die Kunsthändlerin Madeleine (Embeth Davidtz) in eine verschwiegene Welt voller Misstrauen, Unverständnis und unterdrückter Gefühle. Mit leisem Humor inszeniert Morrison die Kollision zweier unvereinbarer Lebensentwürfe und erzeugt dabei mit seinen großartigen Darstellern so manchen großen, wahrhaftigen Moment. Wenn das Bonusmaterial mit Trailer und Texttafeln auch erschreckend dürftig ausfällt, diese Indieperle ist es dennoch wert, gesehen zu werden.

Text: Sebastian Gosmann

STELLUNGS WECHSEL

(Fox) Ein ewig klammer Polizeibeamter, ein arbeitsloser Redakteur, ein kurz vor der Pleite stehender Feinkostladenbesitzer, ein Schüler und ein arbeitssuchender Manager wollen einen Escortservice für Frauen aufziehen, Liebesdienste ausdrücklich eingeschlossen. Das mag nicht grade die originellste Idee sein, auf die man als Mann mit Geldsorgen so kommt, doch für eine nicht uncharmante und streckenweise recht witzige, alles in allem aber eher biedere deutsche Komödie reicht es aus. Immerhin: die exzellente Besetzung kann genauso punkten wie das üppige Bonusmaterial (Interviews, Audiokommentar, entfallene Szenen etc.).

Text: Dirk Lüneberg

MICHAEL CLAYTON

(Constantin/Highlight) Michael Clayton (George Clooney) macht in einer angesehenen Kanzlei die Drecksarbeit, für die die Anwälte selbst vor Gericht landen würden. Als einem der Juristen Zweifel kommen, ob er bei seinem Fall moralisch noch auf der richtigen Seite steht, schicken die Bosse ihren Mann für’s Grobe, damit der den Abtrünnigen unter Kontrolle bringt. Doch auch der zweifelt bald an der Richtigkeit seines Tuns. Diesen nicht sonderlich originellen Stoff inszeniert Tony Gilroy zwar mit der nötigen Raffinesse, ein echtes Highlight des Anwaltfilms will ihm jedoch nicht gelingen. Die DVD wartet derweil mit einem Making Of, entfallenen Szenen und einem Audiokommentar auf.

Text: Dirk Lüneberg

SWEENEY TODD

(Warner) Der Erstaunlichste an Tim Burtons Grusel-Musical: Die können ja fast alle singen! Johnny Depp und seine Co-Stars schmettern in der filmischen Umsetzung der Stephen Sondheim-Bearbeitung fast unentwegt drauf los. Der Stoff um einen tragischen, aus Rache mordenden Barbier eignet sich bestens für eine weitere Kollaboration von Burton und Depp, die seit „Edward mit den Scherenhänden“ immer mal wieder zusammen gearbeitet haben. In dessen Tradition steht auch „Sweeney Todd“, der abgesehen von den zahlreichen, sehr blutigen Mordszenen eher zutiefst melancholisch daherkommt, als Furcht und Schrecken zu erzeugen. Auf DVD als Single Disc und in einer schönen Special Edition erhältlich.

Text: Peter Meisterhans

MY BLUEBERRY NIGHTS

(Universal) Für „My Blueberry Nights“ hat Hongkong-Regisseur Wong Kar-Wai erstmals in den USA und auf Englisch gedreht: In ihrer ersten Filmrolle fährt Jazzsängerin Norah Jones mit gebrochenem Herz quer durchs Land und einer großen, neuen Liebe entgegen - und trifft andere, die alle die traurigen Gefühle gescheiterter Beziehungen in sich tragen. Während Wong dabei erneut bekannte Themen und Motive variiert, verschmelzen die erlesene Musik, lyrische Off-Gedanken und leicht überhitzte Neonlichtimpressionen abermals zu einer melancholischen Liebesgeschichte. Auch wenn das weniger intensiv ist als gewohnt, wirkt der Film, der mit diversen Bonusinterviews auf DVD erscheint, wie eine leichte, schöne Brise.

Text: Sascha Rettig

SCHUSSANGST

(Alamode/Alive) Lukas (Fabian Hinrichs) macht gerade Zivildienst und betreut Senioren. Sein Leben verläuft ohne Spannung, immer ist er konfrontiert mit Alter und Tod. Dann lernt er Isabella (Lavinia Wilson) kennen, die ein Verhältnis mit ihrem Stiefvater hat. Lukas beschließt, diesen zu erschießen, auch wenn er den Dienst an der Waffe verweigert hat. Der georgische Regisseur Dito Tsintsadze hat mit „Schussangst“ einen Thriller und zugleich ein dichtes Psychogramm über einen jungen Mann inszeniert, der aus der morbiden Enge seiner Isolation auszubrechen versucht. Eine kleine Perle des deutschen Kinos, nach fünf Jahren endlich auf DVD.

Text: Cornelis Hähnel

KINO DVD

Seite 73

KULT

SCHWARZE SCHAFE (EuroVideo)

Ein Berlin-Film, wie Berlin ihn wohl selber über sich drehen müsste: Kaputte, derangierte und orientierungslose Charaktere, gnadenlos übertriebene und grotesk verzerrte Geschichten, dreckiges Ambiente. In „Schwarze Schafe“ sind verschiedene Episoden lose miteinander verbunden, in einer Liebeserklärung an das Berlin der Loser, die Stadt hinter dem Hype. Einige Handlungsstränge sind zwar nicht ganz so gelungen, aber auch die Hauptstadt hat ja langweilige Ecken. Auf der DVD finden sich zusätzlich entfallene Szenen, ein Making Of, ein Videoclip und mehr. Text: Cornelis Hähnel

WIN A LOT Auch in diesem Monat könnt ihr wieder zahlreiche der hier vorgestellten DVDs gewinnen. Schickt uns einfach eine Postkarte oder Mail (verlosung@sallys.net) mit dem Kennwort „DVD-Verlosung“ und eurem Wunschtitel. Zu gewinnen gibt es: 3x 24 Hour Party People + T-Shirt, 3x Schwarze Schafe, 5x Hunting Party, 3x Michael Clayton, 3x Junebug, 3x Import Export, 3x Beste Gegend, 3x Stellungswechsel, 3x Das Herz ist ein dunkler Wald, 3x Schussangst, 3x Inside, 3x Wild Tigers I Have Known, 3x Jedem seine Nacht, 3x Der Nebel, 3x Sweeney Todd, 3x There Will Be Blood, 3x Die Band von nebenan, 3x Hotel Very Welcome, 2x Die Tudors und 1x My Blueberry Nights + Soundtrack.

THERE WILL BE BLOOD

(Walt Disney Home Entertainment) Öl und Religion - das waren die beherrschenden Themen im westlichen Amerika zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Daniel Plainview (Daniel DayLewis) steigt damals zum Magnaten auf, macht sich viele Feinde und kämpft doch vor allem mit seinen eigenen Dämonen. Ein brillanter (und Oscar-prämierter) Hauptdarsteller, eklektisch-geräuschvolle Musik von Radiohead-Meister Jonny Greenwood und eine frappierende Wortkargheit machen dieses Drama in Paul Thomas Andersons meisterlicher Inszenierung zu einem anstrengenden, aber faszinierenden Erlebnis. Die DVD begnügt sich mit einem Making Of und kleinen Featurettes.

Text: Jonathan Fink

WILD TIGERS I HAVE KNOWN

(Salzgeber) Nur auf den ersten Blick ist „Wild Tigers I Have Known“ eine Standard-Geschichte über die trostlose Jugend in der US-Provinz, die Wirrungen der Pubertät und die Frage nach der sexuellen Identität. Tatsächlich nämlich ist der von Gus van Sant produzierte Debütfilm des Regisseurs Cam Archer ein poetisches und vor allem wunderschönes Puzzle aus Farben, Unschärfen, Bildausschnitten und Schnappschüssen, das insbesondere visuell eine der aufregendsten Geheimtipps der letzten Monate ist. Archers Kurzfilm „Godly Boyish“ ist auf der DVD ebenfalls zu finden.

Text: Patrick Heidmann

BEST OF THE REST Freiluftkino, Fußball-EM, Grillpartys - für die DVD-Branche ist der Sommer vermutlich alles andere als ein Segen. Um so mehr ein Grund, hier noch einmal einige Neuerscheinungen der letzten Zeit besonders ans Herz zu legen. Immerhin gilt es im Heimkino allerlei Filme zu entdecken, die es nie auf deutsche Leinwände geschafft haben. Besonders reizvoll ist „Mary - This Is My Blood“ von Kultregisseur Abel Ferrara, ein provokanter und als Film-im-Film-Geschichte angelegter Bibelexkurs mit großen Schauspielern wie Juliette Binoche und Forest Whitaker. Ebenfalls reizvoll ist „Vampire Day“ (Good Movies/Indigo), ein ambitioniertes und mit kleinen Mitteln entstandenes Horrordrama, das geradezu postmodern daherkommt. Vielseitig präsentiert sich auch das Queer-Cinema: „Poltergay“ (Senator/Universum) beweist, dass man auch eine Fantasy-Komödie mit schwulem Touch erzählen kann, während „Die Jungs aus Bercksur-Mer“ (Pro Fun) eine faszinierende Sammlung experimenteller Kurzfilme von Louis Dupont ist. Außerdem ist da noch „Fabio Montale - Die Verfilmung der Marseille-Trilogie“ (Alive), ein TVDreiteiler aus Frankreich, in dem Kino-Legende Alain Delon als eigensinniger Kommissar in bester Noir-Tradition am Mittelmeer ermittelt. Und „Der Kannibale von Rotenburg“ (More/Alive) ist eine erweiterte, unzensierte Doku-DVD über den skandalträchtigen Mordfall, auf der auch Armin Meiwes selbst zu Wort kommt. Auch manches im Kino verpasste oder in die Jahre gekommene Highlight lässt sich auf DVD über den Sommer nachholen. Die beiden ersten Filme von Koreas Ausnahmeregisseur Kim Ki-Duk, „Crocodile“ und „Birdcage Inn“ (Visimundi/Alive) lassen sich so ebenso wieder entdecken wie Kieslowskis Meisterwerk „Die zwei Leben der Veronika“ (Absolut) mit der großartigen Irène Jacob. Sehenswerte Schauspieler bieten auch das etwas platte Drama „Spuren eines Lebens“ (Universal) mit Vanessa Redgrave, Meryl Streep und Toni Collette sowie die Beziehungsgeschichte „Swinger Club“ (Good Movies/Indigo), in der sich Marie Bäumer und Kollegen als Improvisationstalente beweisen dürfen. Und die rührende internationale Komödie „Das größte Spiel der Welt“ (Zorro/Indigo) erzählt von der weltweiten Fußballbegeisterung - womit sich der Kreis zwischen dem Heimkino und der EM dann doch noch schließt.

Text: Patrick Heidmann

Für Verlosungen bitte eine MailWeitere mit Filmtitel und Lösung an verlosung@sallys.net schicken. Postkarte geht natürlich auch. DVD-Besprechungen findet ihr auf www.sallys.net.




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COMPUTERSPIELE

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SECRET AGENT CLANK (Sony) Getestet auf: PSP

Erstmalig übernimmt Clank - bekannt aus Ratchet und Clank - eine tragende Rolle in einem Game und was für eine! Als Geheimagent muss der kleine Roboter zahlreiche Abenteuer bestehen. Als Setting fungieren für Agenten typische Umgebungen wie (intergalaktische) Casinos und Hochsicherheitstrakte staatlicher Strafanstalten. Mit „Secret Agent Clank“ sorgt Sony für stilechten und großen Jump’n’Run-Spaß aus der PSP. Der Spieler kann übrigens zwischen Clank, Ratchet und dem neuen Charakter Captain Qwark wählen. Besonders witzig sind die Fahrmissionen, die einem James Bond Abenteuer in nichts nachstehen. Schöne Sache. Text: Lukas-C. Fischer

RACE DRIVER GRID

(Codemasters) Getestet auf: PC, Xbox360, PS3 Schon der neue Name mit dem „Grid“ macht klar: Bei der Race-Driver-Reihe hat sich einiges getan. Das Kürzel DTM etwa fehlt nicht ohne Grund, die offizielle Deutsche Tourenwagenmeisterschaft gehört nicht mehr zum Spielumfang. Mehr als ausreichend Wettbewerbe in Japan, den USA und Europa gibt es aber trotzdem, und da beliebte Strecken wie der Nürburg-ring wieder mit dabei sind, sollte auch niemandem etwas fehlen. Es gilt, einen eigenen Rennstall anzuwerben und zum Erfolg zu führen. Wer solo die ersten Siege eingeheimst hat, darf sich auf dem Markt nach passenden Kollegen umsehen und sie anheuern. Auf der Strecke bietet „Grid“ kaum Ansätze für Kritik: Die Wagenmodelle sehen traumhaft aus und lassen sich dank umfangreicher Schadensmodelle auch noch Stück für Stück zerlegen, die Modi-Vielfalt reicht von klassischen Platzierungsrennen über Zerstörungsduelle bis hin zu Drift-Wettbewerben.

SINGSTAR 2

(Sony) Getestet auf: PS3 Die neue Version von Singstar bietet nichts grundlegendes Neues. Das Spiel ist genial, keine Frage. Und das auf der PS3 neben einer festen Songliste weitere Titel heruntergeladen werden können (was ja leider Geld kostet - aber was ist schon umsonst im Leben), ist eine konsequente Weiterentwicklung des Konzeptes. Das Spielprinzip ist unverändert, einzelne Spielmodi wurden verbessert und ergänzt. Wesentlichste Änderung sind die neuen Songs, die wohl Online-Muffel mit Frischfutter versorgen sollen. Insgesamt ein Klassiker, den man haben muss. Hoffentlich kommen bald die Wireless-Mikros... Text: Lukas-C. Fischer

Text: Tito Wiesner

THE ABBEY

METAL GEAR SOLID 4

GUITAR HERO ON TOUR

In Klöstern geht es selten friedlich zu - meist wird gemordet, intrigiert, verraten. Zumindest, wenn es nach Romanen wie „Der Name der Rose“ geht. Oder dem neuen Point&Click-Adventure „The Abbey“: In einer alt-ehrwürdigen Abtei passieren gleich mehrere schreckliche Verbrechen, und alle scheinen mit einem dunklen Fleck in der Vergangenheit des Gemäuers zu tun haben. Aufklären sollen das Ganze Leonardo, Berater des Königs, sowie sein junger Schüler Bruno. Dumm nur, dass die beiden schon bei der Anfahrt zum Kloster Ziel eines Attentats werden.... Wer wissen will, wie es weiter geht, muss sich durch die düsteren Szenerien von „The Abbey“ klicken, Rätsel lösen, Gespräche führen und noch so einiges mehr.

Die Zeit bleibt nie stehen - auch für Action-Helden nicht. Solid Snake, Titelfigur der „Metal Gear Solid“Spiele, kann davon ein Lied singen; so alt wie im vierten Teil der Serie sah er noch nie aus. So gut allerdings auch nicht: MGS4 ist das erste Spiel der Stealth-Action für die Playstation3 und protzt daher mit unglaublich detaillierter und realistischer Grafik. Das düstere Zukunftsszenario, in dem Snake gegen seinen Erzfeind Liquid Ocelot und dessen Privatarmeen ins Feld zieht, wirkt somit beeindruckend beklemmend und bildet eine würdige Umgebung für den Abschluss der Saga. Natürlich ist das Gameplay bekannt: Snake muss kämpfen, täuschen und immer wieder wie ein Chamäleon in der Umgebung verschwinden. Zum großen Finale haben die Entwickler aber noch viel mehr aufgefahren: Surround-Sound, Kampfroboter, SpezialAnzüge sowie der Multiplayer-Teil Metal Gear Online machen MGS4 somit zum wohl schönsten und besten Action-Titel auf der PS3.

Wer als „Guitar Hero“-Crack auch unterwegs nicht aus der Übung kommen wollte, hatte bisher ein Problem - Gitarren-Controller, Konsole und Fernseher passen nun mal nicht in die Tasche. Rettung naht jetzt in Form von „Guitar Hero On Tour“ für das Nintendo DS. Statt Gitarren-Nachbau gibt es den sogenannten „Guitar Hero Guitar Grip“, ein Plastik-Aufsatz, der an das Handheld geschnallt wird und ein Plektron, mit dem über den Touchscreen gestrichen wird. 31 Songs, etwa von Blink182 oder Nirvana, sorgen ebenso für Abwechslung wie ein paar Aufgaben abseits der Bühne: Da muss etwa ins DS-Mikro geblasen werden, um eine fehlgezündete Feuerwerksrakete zu löschen, oder ein Fan will ein Autogramm via Touchscreen direkt aufs T-Shirt. Multiplayer-Modi gibt’s natürlich auch - kooperativ oder gegeneinander via Wlan. Gut, die ganz große Stadion-Atmosphäre mag hier vielleicht fehlen - der Spielspaß ist aber auch auf der kleinen Konsole mehr als beachtlich.

(Crimson Cow) Getestet auf: PC

Wir verlosen gleich fünf Exemplare des PC-Adventures - Mail an die Redaktion mit dem Stichwort „Klosterfrau“ genügt zur Teilnahme. Text: Tito Wiesner

(Konami) Getestet auf: PS3

Text: Tito Wiesner

(Activision) Getestet auf: Nintendo DS

Text: Tito Wiesner


unclesally*s magazine

COMPUTERSPIELE

Seite 77

AGE OF CONAN (Eidos) Getestet auf: PC

Eigentlich gibt es kaum etwas Sinnloseres, als heutzutage ein Online-Rollenspiel zu veröffentlichen. Schließlich verbringt praktisch jeder, der bereit ist, rund um die Uhr vorm PC zu sitzen, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen und soziale Kontakte auf ein unvermeidbares Minimum zurückzufahren, seine Zeit mit „World Of Warcraft“. Eidos versucht nun aber trotzdem, mit „Age Of Conan“ ein mindestens ebenbürtiges Universum zu erschaffen - und könnte überraschenderweise sogar Erfolg damit haben. Als Priester, Magier, Schurke oder Soldat gilt es, in der vom Fantasy-Autor Robert E. Howard erschaffenen Welt Hyboria sein Glück zu finden; und eben diese Welt ist brutaler, erotischer, gewaltiger und auch hübscher als die meisten Online-Universen. Das nördliche, schneebedeckte Cimmerien, das grüne

Aquilonien, der Wüstenlandstrich Stygia: Die Landschaften sind ebenso abwechslungsreich wie wunderbar in Szene gesetzt. Spielerisch bedient man sich allerdings durchaus beim Genre-Primus WOW: Vom Rollenspiel-Interface über das Quest-Journal bis zum Aufbau der Benutzerführung kommt erfahrenen Rollenspielern hier wohl einiges bekannt vor. Die spannende Story und die teils wirklich Einsatz fordernden Kämpfe machen das Ganze aber eigenständig genug. Ob Age Of Conan demnächst Millionen von Gamern auf seine Server lockt, bleibt abzuwarten; bereits jetzt sind die Landstriche aber schon gut gefüllt. Wer genug vom Platzhirsch hat, sollte also unbedingt einen längeren Blick riskieren. Es gibt viel zu entdecken! Wir verlosen auf sallys.net drei Vollversionen von „Age Of Conan“ sowie ein Polster-Schwert von der Firma Forgotten Dreams (forgottendreams.de). Text: Tito Wiesner

LEGO INDIANA JONES

(Activision) Getestet auf: Xbox360, Wii, PS3, PC

Mit „Lego Star Wars“ konnten die Entwickler von „Traveller’s Tales“ einen Überraschungserfolg landen: Die Kombination aus Science-Fiction und Spielzeugklötzchen punktete mit Charme und Humor. Jetzt wechselt man von Weltall und Darth Vader zu archäologischen Ausgrabungsstätten und Indiana Jones. Das Konzept funktioniert aber auch hier: Indy und Freunde sehen im Lego-Styling nicht nur äußerst unterhaltsam aus, sondern lassen sich auch bestens durch Höhlen oder Dschungel führen, liefern sich am Steuer eines Autos oder auf dem Rücken eines Pferdes wilde Verfolgungsjagden und nutzen Peitsche und andere Waffen ebenso gekonnt zum Feinde loswerden wie zum Abgrund überwinden. Nahezu die gesamte Umgebung kann in Lego-Steinchen zerlegt werden, was Punkte bringt. Aber natürlich kommt auch das Bauen nicht zu kurz: Per Knopfdruck wird aus einem Klötzchen-Haufen ein dringend benötigter Schalter. Wer nicht gerne alleine spielt, kommt im Koop-Modus voll auf seine Kosten; hier wird zu zweit nach Schätzen gesucht oder die gefährliche Schlangen-Plage ausgeschaltet. Vor allem die Atmosphäre ist dabei eine Klasse für sich: Dank Original-Melodien und extrem viel Liebe zum Detail, die hier in fast jeder Szene und Zwischensequenz zu finden ist, gestaltet sich das Ganze ungemein kurzweilig. Wer richtig stilvoll die Peitsche schwingen will, findet übrigens im neuen ZONE3-Sitzsack in Lederversion den perfekten Untersatz - der ist nicht nur bequem und perfekt für die Gamer-Bedürfnisse geformt, sondern passt mit seinem Design auch hervorragend zum Indy-Stil. Mehr Infos gibt es unter www.zone-3.de, oder ihr macht beim sally*s-Gewinnspiel mit: Wir verlosen zwei der Sitzsäcke samt passender Tasche! Text: Tito Wiesner

SPORT DIGITAL In meinem Freundeskreis ist das Wii-Fieber ausgebrochen. Etwas spät, ich weiß. Aber es scheint so, als hätte meine Peergroup ihren Widerstand gegen den allgemeinen Trend auf- und sich ihrem Schicksal ergeben. Neben dem Klassiker „MarioKart“ stehen zurzeit Sportspiele hoch im Kurs. Auf Grund der Bewegungssteuerung auch gar kein Wunder. Neben dem wunderbaren „Top Spin 3“ von 2k Games - endlich ein vernünftiges, grafisch ausgereiftes Tennisspiel für die Wii - gehört „Tiger Woods 2008“ von EA gerade zu den Toptiteln in meinem Wohnzimmer. Als ich also neulich verträumt auf einem Golfplatz irgendwo an der amerikanischen Westküste stand, den Wii-Golfschläger fest umschlungen, über meinem Kopf digitale Vögel kreisend - da kam mir ein folgenschwerer Gedanke... Wenn diese Form der Konsolensteuerung noch weiter ausgebaut und beispielsweise Spiele in Zukunft mit dem ganzen Körper gesteuert werden würden, könnten wir echt ’ne Menge CO2 einsparen. Anstatt über die ganze Welt verstreut ständig irgendwelche Meisterschaften auszutragen, könnte man doch Olympia und Co. einfach virtuell austragen. Die Sportler werden hierfür einfach in so einen Motion-Capturing-Anzug gesteckt und los geht’s. Wenn die Grafik gut genug ist, fällt das überhaupt nicht auf. Denn eine entsprechende körperliche Leistung müssten die Athleten ja trotzdem bringen. Und schon jetzt habe ich beim FIFA-Spielen manchmal das Gefühl, ich schau gerade eine TVÜbertragung (oder war das anders herum?). Wird überhaupt noch in Wirklichkeit gespielt? Ist Michael Ballack ein Avatar? Michael Schuhmacher doch nur ein einfacher Pornodarsteller? Für mich ein klarer Fall: Wir müssen nicht (nur) weg vom Öl, wir müssen weg von der analogen Realität. Denn digital ist besser und grüner. Dank „Gran Turismo 5“ werden wir bald sehen können, dass virtueller Motorsport viel ästhetischer ist als die Wirklichkeit - vom gesparten Benzin ganz zu schweigen. Im Kinofilm haben wir ja schon längst angefangen mit entsprechenden Effekten zu arbeiten. Vielleicht wären auch virtuelle Politiker besser als die alten, verkalkten Analogversionen? Obwohl: Schäuble reicht schon jetzt für so ein 1984-Feeling, das sollte nicht noch mit einer „Odyssee im Weltraum“-Komponente gepaart werden. Aber Sport in digital geht absolut klar, meint *Lou Canova. Weitere virtuelle Meinungen gibt es exklusiv auf www.metronaut.de


Seite 78

COMIX/BÜCHER

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SCHRECKEN DER URZEIT (Kurio/Hamidovic)

BELLA STAR - DIE NACKTE AUS DEM ALL (Kurio/Turowski)

Irgendwann, man hat es gar nicht gemerkt, ist der Weissblech Verlag vom Dosenbiercomic zum Verlag der starken Frauen geworden. Alle festen Figuren des Weissblech-Universums sind Frauen! Sieht man vom geifernden Grapsch mal ab. Die Heldinnen der Geschichte, Kala oder Bella Star, die Sternenhure, sind zwar oft und im Allgemeinen recht unbekleidet, aber wer das Vergnügen hat, entscheiden immer noch sie selbst. Und schon oft stand ein lüsterner Imperator oder Stammesfürst anschließend vor den rauchenden Trümmern seines ehemaligen Reiches, ohne auch nur einmal zum Schuss gekommen zu sein. Jetzt gibt es sogar noch eine Neue: She-Grapsch! Und da wird nicht rumgejammert. Da gibt’s auf die Fresse! In „Bella Star - Die Nackte aus dem All“, hat die schlechtgelaunte lila Riesin ihren ersten Auftritt und hilft Bella in nostalgischen grellbunten Farben dabei, weitere Imperien mehr oder weniger gewollt in Schutt und Asche zu legen. Dabei wollte man doch nur das Raumschiff reparieren, nachdem dieses in einem Meteoritenhagel beschädigt wurde, als Grok, der Steuermann, Bella beim Duschen zuschaute. Solche Probleme kennen die Urwaldamazone Kala und ihr Echsenbruder Tyr nicht. Dafür haben sie sich im Sumpf verirrt. Um sie wieder herauszuführen, bietet ihnen die alte Hexe der Sumpfmenschen einen Deal an. Sie sollen die Krallen aus dem Dunkeln bekämpfen.

DER SCHICKSALSGNOM

(Mühlich/Baier) Die Zwerchfeller sind immer für eine Überraschung gut. Zwei Wochen vor’m Comicsalon erscheint die Hausmitteilung über das baldige Erscheinen von „Der Schicksalgnom“, welche sich in Erlangen als wuchtige, 160 Seiten starke und liebevolle Fantasieparodie in Knallbunt herausstellt. Eric vom Waldrand, einem grünen Gnom mit starken Körpergerüchen, bekommt eines Tages von einer Fee in Form einer meckernden fliegenden Leuchtmotte mitgeteilt, dass es sich bei ihm um den so genannten Schicksalsträger handle, der ab sofort gegen das ultimative Böse anzutreten habe und der Fee sofort folgen muss. Es beginnt eine lange und beschwerliche Reise, auf der allerlei lustige Gesellen zu den beiden stoßen, um die genretypische „Unterwegs im Namen der Weltrettung“-Fantasytruppe abzugeben. „Der Schicksalsgnom“ ist eine liebevolle Fantasyparodie, die das Genre respektiert und es nicht wirklich bloß stellen möchte. Dafür ist es voller hübscher Ideen und einiger lustiger Situationskomik. Die Grafik ist knuddelig rund und quietschbunt, wie man es sonst nur aus den „Hotze“-Comics aus der Bumsmusikgazette „Groove“ kennt. Nette und witzige (wenn auch manchmal zu geschwätzige) Unterhaltung. Nicht nur für Fantasyfans! (20 Euro)

Text: A. Hartung Heimat: schicksalsgnom.de, zettgeist. blogspot.com

NETTMANN - BOMBEN UND ROSINEN

(Schmucker) Nettmann, der fröhliche Superheld von gegenüber, ist wieder da. Mit Kinderlachen und Gold im Herzen ist er stets bereit, seinen Mitmenschen mit Rat und ...äh Rat zur Seite zu stehen oder sie gegebenenfalls darauf hinzuweisen, dass sie eigentlich keine Hilfe benötigen. In seinen direkt aus dem Schnippelbuch zusammen gebauten Collagen lässt der Berliner Bernd Schmucker einen schönen Kalauer (von flach bis skurril) nach dem anderen am Leser vorbei

paradieren und sorgt so für äußerst vergnügliche Minuten auf Toilette oder in der Straßenbahn. Praktischerweise erscheint das Heft gleich im Hosentaschenformat. Als Gäste hat er sich u.a. seine alte Renatefreundin CX Huth eingeladen, die mit zwei Nettmann Gastepisoden wehmütige Erinnerungen an alte „Käthe und Kruse“ Zeiten wach werden lässt. Kaufen, lesen, weitergeben! (4 Euro)

Text: A. Hartung Heimat: myspace.com/nettmann

BALLROOM BLITZ

(Diverse) Der Verlag Schwarzer Turm hat sich schon vor einigen Jahren überraschend zum Sammelbecken des einheimischen Manga-Nachwuchses entwickelt. „Ballroom Blitz“ heißt nun eine neue Anthologie. Wie im Cover schon dezent angedeutet, geht es um Musik. Neben der schönen graphischen Aufmachung fällt bei dieser Zusammenstellung vor allem die Vielfalt und Eigenständigkeit der versammelten Arbeiten auf. Sie reichen von sanften aquarellen Graustufen über grobe Pinselstriche bis zu surrealen Grafiken. Herausgeberin Caroline Walch will nicht weniger, als „endlich mal gute deutsche Mangas“ in einem Buch versammeln. Na, geht doch! Für harte Rock-Säue, wie der Titel glauben lässt, ist der Band allerdings eher nix. Vielmehr eine zärtliche Liebeserklärung an und durch die Musik. Und Neumangaka Mawil hat auch einen Beitrag geleistet. (5 Euro)

Text: A. Hartung Heimat: schwarzerturm.de

GUNTHER NICKEL (HG) DANIEL KEHLMANNS

(RoRoRo) Der Roman „Die Vermessung der Welt“ ist einer der größten Erfolge in der Geschichte des Rowohlt-Verlags, der dieses Jahr ein sehr rundes Jubiläum feiert. In „100 Jahre Rowohlt – eine illustrierte Chronik“ wird daher gerne darauf verwiesen, dass alleine von der deutschen Hardcover-Version über 1,1 Millionen Exemplare verkauft wurden. Dazu kommen noch unzählige Auslandsausgaben, Taschen- und Hörbücher. So gesehen ist es eine sehr gute Idee, mit „Daniel Kehlmanns ’Die Vermessung Der Welt’ – Ma-

Ein Leseerlebnis, als würde man als Zehnjähriger „Star Wars“, „Conan der Barbar“ und „Es juckt in der Lederhose“ gleichzeitig sehen. Fährt das VerlagsFlagschiff „Horrorschocker“ oft doch in recht konventionellen Gewässern, sind diese beiden Bände ein wahres Feuerwerk phantasiereicher abgedrehter Action- und Abenteuergeschichten, mit einem Schuss Selbstironie, ohne dabei zu stark in die Parodie abzurutschen. Text: A. Hartung

Preis: 10 bzw. 12 Euro

Heimat: weissblechcomics.com

terialien, Dokumente, Interpretationen“ diesen Bestseller noch weiter anzufeuern. Hier erfährt der Leser, warum zum Beispiel Carlos Montúfar darin nicht erwähnt wird – obwohl er sich 1802 dem echten Alexander von Humboldt auf dessen Reise lange Zeit angeschlossen hatte. Desweiteren gibt es Analysen des Textes in Bezug auf unter anderem den darin enthalten Humor, mehrere Interviews mit dem Autor und zwei Kurzbiografien zu Gauß und Humboldt. Vieles mag der eine oder andere schon kennen. Doch trotzdem ist dem Herausgeber Gunther Nickel mit seinem Buch was Tolles gelungen. Er zeigt, was alles in der „Vermessung“ noch drin steckt, das beim ersten Lesen vielleicht unentdeckt blieb. So weckt er die Lust, das Ganze gleich noch einmal zu verschlingen.

Text: Holger Muster

BORIS FUST ZWÖLF STUNDEN SIND KEIN TAG

(Piper Verlag) Ein Entwicklungsroman ist „Zwölf Stunden sind kein Tag“ sicher nicht, denn Boris Fust berichtet in seinem Debüt aus der Sackgasse Praktikum. Ein solches absolviert Protagonist Arne

in der Agentur mobserv, die sich Namen für Handytarife ausdenkt und in ständigem Streit mit einer ukrainischen Metalband gleichen Namens steht. Übernahme ist nicht, das Aufgabenfeld so schwammig, dass er noch nicht mal Kaffee kochen darf und das Gehalt reduziert sich der Stundelohn nach Abzug der Krankenkassenbeiträge auf 4,20 Euro. Ist doch super, wenn man bedenkt, dass andere Leute umsonst arbeiten. Fust berichtet lakonisch und witzig aus der Welt der Blackberrys, gleitet aber - wie es sich für einen gelernten Musikjournalisten gehört - des öfteren in ermüdende Erörterungen zum Status Quo des Pop und Rock ab, ohne dass es die Handlung voranbringen oder den Charakteren Tiefe verleihen würde. Inhaltlich schrammt „Zwölf Stunden sind kein Tag“ deshalb bedenklich oft an waschechter Popliteratur vorbei, fängt sich allerdings in den entscheidenden Momenten. Fust hat ein sicheres Auge für die Absurditäten des New-Economy Alltags und die Tücken der Selbstausbeutung ebenso wie für das Leben im Hinterhof. Mit seinem Debut ist Boris Fust ein amüsantes Stück U-Bahn Futter gelungen. Die Band mobserv gibt es übrigens auch in der Realtät außerhalb der Buchdeckel und sie geht auf Tour.

Text: Timo Richard

VERLOSUNG Für die 14. Ausgabe des Berliner Comicmagazin „Epidermopyhtie“ covern die Berliner blind deutsche Softsexfilme der Sechzigerjahre. Blind bedeutet hier, dass der Zeichner den Film, den er als Comic adaptiert, vorher nicht gesehen haben darf. Als Vorlage dienten Angaben, die einem Lexikon des deutschen Erotikfilms entnommen wurden. Dabei geht es den Berlinern nicht um die reine Parodie. Vielmehr nimmt man die kurzzeiligen Zusammenfassungen der zumeist recht abstrusen Filmplots, um daraus kichernd neue skurrile Comics zusammen zu spinnen. Wir verlosen 5 signierte Exemplare unter dem Stichwort: Es juckt in der Lederhose. Schreibt an: comix@sallys.net Infos unter zum Heft: epi-comics.de


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HÖR-/BÜCHER

Seite 79

DODO

Eine Geschichte mit Drei ??? Es gibt Geschichten, die sind es einfach wert, erzählt zu werden. „Und diese Geschichte, die ich euch gleich erzählen werde, gehört ohne Zweifel - nicht dazu“, erklärt der Erzähler gleich in den ersten paar Sekunden von ’Dodos Rückkehr’, dem ersten Teil des neuen ’Fantasy-SciFi-Märchen-Hörspiel-Serien-Abenteuer’. Doch da Drehbuchautor Ivar Leon Menger mit unter anderem ’Der Prinzessin’ und einer eigenen ’Die Drei’-Folge schon ordentlich Vorschusslorbeeren ernten konnte, sollte sich niemand vom Konsum seines neuen Projekts abhalten lassen: „Ich weiß selbst nicht genau, wen ich mit der Geschichte erreichen kann. Einerseits ist es eine Art Märchen, das auch für Kinder geeignet sein dürfte, andererseits werden auch eher philosophische Fragen angesprochen, die Kinder bestimmt so nicht wahrnehmen. Vielleicht ist es aber echt zu abgedreht, um es nüchtern zu genießen. Deshalb haben wir als Altersfreigabe ’Ab sechs Jahren oder zwei Promille’ angegeben.“ Zumindest die Sprecher von ’Die Drei ???’ glauben an das Potenzial des Werks. Oliver Rohrbeck hat das Ganze produziert, Andreas Fröhlich spricht die Hauptrolle und Jens Wawrczeck - fragt sich zumindest im Online-Trailer, wieso er eigentlich nicht dabei ist. Aber JEANCHRISTOPHE GRANGÉ DAS IMPERIUM DER WÖLFE

(Lübbe Audio) Drei illegale Arbeiterinnen, allesamt gefoltert und tot aufgefunden im türkischen Viertel von Paris: Der junge Inspektor Nerteaux ist ein wenig überfordert mit dem Fall. Also reaktiviert er den pensionierten Kollegen Schiffer, dessen gewalttätige Ermittlungsmethoden allerdings erst mal mehr Probleme verursachen als lösen. Grangés vierter Roman ist solide Thrillerkost von der blutigen Sorte, hat ein paar nette unvorhergesehene Wendungen, der gegen Ende nur leider etwas tempolos ausplätschert. Gelungen ist in jedem Fall die Lesung von Joachim Kerzel, die mit einer Menge Geräuschen und einem abwechslungsreichen Soundtrack versehen wurde, so dass in dramatischen Momenten nicht nur die Musik anschwillt, sondern auch Reifen quietschen. Kein überragendes Werk, aber wer harte Krimis, Verschwörungen und prügelnde Bullen mag... (6 CDs/rund 455 Minuten)

Text: Moritz Honert

was nicht ist, kann ja noch werden. „Jens hat ja auch damals bei ’Der Prinzessin’ mitgemacht. Von daher ist eine weitere Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen, wobei ich hier wirklich nichts weiter verraten werde.“ Auch die Ergänzung von Regisseur Jan-David Rönfeldt, der außerdem die Rolle eines winzigen Wesens namens „Strom-Tom“ spricht, geht in eine ähnliche Richtung. „Es ist uns schon klar, dass wir das Hörspiel nicht neu erfinden, aber wir haben bei der ’Lauscherlounge’ die Freiheit, viele Ideen einfach mal auszuprobieren. So gesehen ist alles möglich. Es kann auch zum Beispiel mal eine Folge geben, die sogar unabhängig von der Serie einfach für sich funktioniert. Aber wir müssen nun erst mal abwarten, wie das Ganze überhaupt ankommt.“ Gute Frage, denn die Abenteuer, die Dodo nach dem Anruf von Strom-Tom in der seltsamen LichtYASMINA KHADRA DIE SIRENEN VON BAGDAD

(WDR/Der Hörverlag) Es sind nicht die GIs, die einen Behinderten auf der Straße erschießen. Es ist nicht die fehlgelenkte Rakete, die eine Hochzeit auseinander reißt. Am Ende ist es nur der Anblick seines ohne Hosen von amerikanischen Soldaten in den Staub geschubsten Vaters, der in dem 21-jährigen Erzähler dieser Geschichte den Entschluss formt, sein irakisches Dorf zu verlassen und sich dem Jihad anzuschließen. Auch mit „Die Sirenen von Bagdad“ versucht der Algerier Mohammed Moulessehoul alias Yasmina Khadra zu ergründen, was Menschen zu Terroristen macht - nicht Hass oder Berechnung, sondern schlicht Hilflosigkeit. Sprecher wie Florian von Manteuffel und Jens Wawrczeck verwandelten den Roman in ein plastisches Hörspiel. Ein wenig kaputt gemacht wird alles nur durch die abrupte und fast kitschige Wendung in letzter Minute. (2CDs/rund 108 Minuten)

Text: Moritz Honert

wiese-Welt erlebt, klingen wirklich nach einer ungewöhnlichen Mischung. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Apropos: Auf sallys.net könnt eins von fünf DodoHörpielen gewinnen. Viel Glück! Text: Holger „HolK“ Muster

Heimat: dodo-dieserie.de

SONST ERSCHIENEN Wem die ersten drei Teile von „Abseits Der Wege“ (Universal) etwas zu verworren waren, dürfte sich über „Verborgen“ freuen. Endlich erfährt Gaston Glück - und damit der Hörer - so in etwa, um was es eigentlich geht. Königstochter Myrell erklärt nämlich, dass nur in den Frostklüften jenseits der Grenzen der Schutz des Landes durch die Schwarzen Pergamente erneuert werden kann. Alles klar? Auch die Mini-Serie „Star Wars - Dark Lord“ (Wort Art/Universal) ist beim vierten Teil angelangt - und damit abgeschlossen. Was schade ist, denn „Der Untergang von Kashyyyk“ macht Lust auf mehr. Was Fans besonders freuen dürfte, sind die kurzen Sequenzen mit den alten Bekannten Chewbacca und Obi-Wan Ben Kenobi! Die Reihe „Die Schwarze Sonne“ geht dagegen mit „Goldene Morgenröte“ (Lausch/Alive) in die siebte Runde. Die Geschehnisse der vorherigen Folge werden nur kurz gestreift, denn statt dem Hörer mehr über die Mörderjagd des ungleichen Duos Salton und de Salis zu erzählen, werden diverse andere Ereignisse der Vergangenheit und der Zukunft beleuchtet. Gleich drei neue Folgen gibt es aus der Fantasy-Reihe „Drizzt“ (Lausch/Alive) aus dem D&D-Universum: „Der gesprungene Kristall“, „Die verschlungenen Pfade“ und „Die silbernen Ströme“ setzen die Saga um den titelgebenden Dunkelelfen fort und erfreuen mit einer Menge Schwertgeschepper und einer sauberen Produktion weiterhin die Rollenspielgemeinde. Nach „Dr. Jekyll Und Mr. Hyde“ haben sich die Macher der „Gruselkabinett“-Serie (Titania/SPV) erneut eine Geschichte von Robert Louis Stevenson vorgenommen und gewohnt stimmig mit vielen Hollywood-Synchronsprechern umgesetzt. „Der Leichendieb“ spielt vor gut 180 Jahren in England, wo der junge Student Fettes (Michael Pan) bei Professor Knox als Assistent anfängt. Da die offiziell zu untersuchenden Leichen allerdings rar gesät sind, müssen sie auch auf anderem Wege beschafft werden...

Text: Holger Muster/Moritz Honert


Seite 80

QUICKIES

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QUICKIES

Alles nur gekauft FISHERMAN’S FRIEND UND RYANAIR 400.000 Freiflüge zu verschenken

OSRAM DOT-IT

Auch zum Abtauchen

Lampen gibt es viele. Doch was tun, wenn man das Leuchtmittel gerne mal mit in die Badewanne nehmen würde, den Pool oder den Gartenteich?! Kein Ding, für solche Anlässe kommt das neuesten DOT-it Produkt aus dem Hause Osram gerade recht. Neben dem DOT-it waterproof für alle tauchintensiven Lebenslagen gibt es die dritte Generation der Allzwecklichter außerdem noch als DOT-it Vario mit einem um 360 Grad beweglichen LED-Spot sowie dem DOT-it Linear Vario mit schwenkbarer LEDLichtleiste und Touchsensor. Wir verlosen fünf Pakete mit jeweils einer der drei schicken neuen Lampen drin unter allen die auf sallys.net den richtigen Knopf finden. www.osram.de

Die Ferne war noch nie so nah wie heute. Beim günstigen Reisen in die interessantesten Metropolen Europas steht Ryanair an der Spitze der Niedrigpreisfluggesellschaften. Bis Ende Juni läuft nun eine ganz besondere Kooperation von Ryanair und Fisherman’s Friend, die euch mit etwas Glück dem nächsten Urlaubsziel schon bald beträchtlich näher bringen dürfte. Ihr braucht genau drei Promotioncodes, die sich momentan in limitierten 2er Packs der zuckerfreien Fisherman’s Friend-Sorten Mint, Extra Stark, Wild Cherry, Lemon und Cool Cassis befinden. Wenn ihr drei dieser Codes gesammelt habt, gilt es, sie zwischen dem 20. und 30. Juli unter www.fishermansfriend.de gegen einen RyanairFreiflug in ausgewählte Städte einzutauschen. Wir verlosen auf sallys.net drei Reisegutscheine von Ryanair im Wert von je 100 Euro. Alle weiteren wichtigen Infos zur Aktion angelt ihr euch bitte unter www.fishermansfriend.de

PRINGLES RICE

Asiatischer chipst man nicht

Im Rahmen der Fußball-EM habt ihr es euch sicher nicht nehmen lassen, alle gängigen Chips-Varianten bis zum bitteren Ende überzudosieren. Wie gut, dass ihr für das nächste mediale Großereignis jetzt umsatteln könnt. Ab Juli werden zwei neue, nur in limitierter Auflage und für begrenzte Zeit verfügbare Geschmacksrichtungen von Pringles Rice zu haben sein. Unter dem Motto „Pringles Rice goes Asia“ liefern die Sorten „Sweet & Sour“ und „Thai Chilli & Lime“ das perfekte Snackgefühl für die Olympischen Spiele in Peking. Wer selbst mal testen und sich nebenbei auch noch digital-sportlich betätigen will, der sollte seinen Ehrgeiz jetzt auf sallys.net beweisen und dabei nicht nur eine ordentliche Ration Pringles Rice, sondern dazu auch eine Wii Sports für einen netten Spieleabend im heimischen Wohnzimmer gewinnen. www.pringles.de

500GODZ

Das gute Shirt

Wer hat nicht gerne ein gutes Gewissen?! Eben. Das Berliner Fashionlabel 500GODZ darf mit seinem umweltfreundlichen Ansatz bei der Herstellung seiner Modekollektion sogar gleich eines der besten haben. Eine Sweatshopfreie und umweltfreundliche Produktion sind bei 500GODZ oberste Firmenpolitik, und so werden die Labelprodukte nur aus zu 100% zertifizierter organischer Baumwolle gefertigt und durch chemikalienfreie Verfahren bedruckt. In Zusammenarbeit mit diversen Künstlern erscheint jedes T-Shirt in einer auf maximal 500 Stück limitierten Auflage. Zu haben gibt es die frech designten Shirts in säuberlich ausgewählten Läden und auf der firmeneigenen Website www.500godz.com. Auf sallys.net verschenken wir aber auch drei Exemplare an besonders umwelt- und sozialbewusste Leser. www.500godz.com

WERNESGRÜNER ALKOHOLFREI Ein Ausflug ins Grüne

Bei hochsommerlichen Temperaturen lässt man sich auch gerne mal vollends unbeschwipst die Sonne auf den Bauch scheinen. Den so lieb gewonnenen Biergeschmack auf der Zunge muss dabei aber niemand missen. Wernesgrüner Pils gibt es jetzt auch in sportlich-alkoholfreier Ausführung, und da darf zur Feier des Tages auch schon mal ein Cabrio-Wochenende im Grünen verschenkt werden. Unter wernesgruener.de kann man noch bis zum 14. Juli einen sommerlichen Kurztrip für vier Personen gewinnen. Mit im Geschenkpaket enthalten sind unter anderem Hotel-, Restaurantund Tankgutschein, das Mietcabrio, ein Minikühlschrank und natürlich zwei erfrischende Kästen Wernesgrüner Alkoholfrei. Für alle Daheimgebliebenen verlosen wir auf sallys.net aber zum Trost zwei Minikühlschränke für den Sommertag auf dem Balkon. www. wernesgruener.de


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X-WORT

Seite 81

QUERGEFRAGT Einfach die Antworten auf die Fragen in die dazugehörigen Kästchen kritzeln, und somit im besten Fall das richtige(!) Lösungswort ermitteln. Das könnt ihr dann per Postkarte oder E-mail an uns schicken und nehmt damit automatisch teil an der Verlosung von fünf Exemplaren des The Subways-Albums „All Or Nothing“. Einsendeschluss ist der 1. Juli ’08. Die Lösung vom letzten Monat lautete: „Deadbeat Holiday“ [Sämtliche Umlaute (also ä, ö, ü) werden zu Vokalen (ae, oe, ue) und alle Begriffe werden ohne Leerzeichen geschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.]

WAAGERECHT

32 37

6. Dieses „Poni“ verbreitet keine „Falschmeldung“, sondern „Images Of Sigrid“ 7. Max Cavaleras Überflieger 8. Von The Kooks besungenes Möbelstück 11. The Verves „Symphony“ hatte diese Geschmackrichtung (engl.) 12. US-Schauspielerin mit nebeligem Nachnamen 13. Von den Beatsteaks jüngst erschossene Vögel 14. Vorbildlich, dass Kate Nash es benutzt (engl.) 19. Kevin Shields ist Chef dieser Band (Kurzform) 21. The ... sind die reinste „Freakshow“. 23. Royaler Beiname von Bonnie Billy und Rogers Nelson 24. Eigentlich heißt er Adrian Thaws 25. Das versuchen Klee mit ihrem neuen Album zu versetzen 27. Mod. Fortbewegungsmittel, in dem es sich laut Kettcar gut weinen lässt 28. Ihr Hit hatte „Trockene Lippen“ 29. Anders für Anhänger, Verehrer 30. „... By One“ zählten die Foo Fighters 31. „Should I Stay Or Should I...“ 32. Gegenteil von laut 33. Von Bloc Party besungener Wochentag (engl.) 34. Sie besangen kürzlich „Strawberry Weed“ 36. Mitgliederanzahl eines Duos

SENKRECHT 1. Sagenhafter Vogel sowie frz. Band 2. In diesem Song singt Karen O. “They don‘t love you like I love you…” 3. 2001 lief Chris Martin am Strand entlang und sang von dieser Farbe 4. „Let’s make love and listen to...” Welche Band meinten CSS? (Kurzform) 5. Für französischen Gesang lassen sich Maxïmo Park immer noch dazu hinreißen 7. Ob bei Gitarre oder Geige, wenn sie reißt, gibt’s keinen Ton! 9. Dieser griechische Halbgott hat neuerdings eine „Love Affair“ 10. Bei ihr „entschuldigten“ sich Wolf Parade mit ihrem Debütalbum 15. Mehrsätziges Instrumentalstück 16. Erik Schrody musiziert unter diesem „ewigen“ Namen 17. Nach Morrissey ist er „The First Of The Gang Do Die” 18. Vorname des weiblichen The Ting Tings-Parts 20. Mit ihrem neuen Album setzen The Subways auf „All Or...“ 22. Biffy Clyro coverten diesen Rihanna-Hit 26. Lieblings-Beatle von Marge Simson 28. Längst ausgestorbenes Vogeltier und neuer „The“-Bandname 35. Band aus Dinslaken 37. Eddie Argos dachte, dass 18.000 hier von viel wären


Seite 82

SCREENSHOTS/VORSCHAU/IMPRESSUM

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IMPRESSUM

SCREENSHOTS WM 2006

Herausgeberin:

Wer sich in dem Kiez, in dem ich wohne, erfolgreich selbstständig machen will und entweder zu blöd ist, Drogen zu verkaufen oder zu sensibel, Menschen zu verprügeln und ihnen ihr Geld zu klauen, der studiert ein Jahr StraßenMarketing und versucht es dann mit der berühmten „Gastro-Rochade“.

Chefredaktion: Caroline Frey Stellvertr. Chefredaktion: Florian Hayler Redaktion: Ina Göritz Redaktionsassistenz: Christine Stiller

Heißt: Entweder er macht gegenüber eines indischen Restaurants ein indisches Restaurant auf oder er eröffnet zwischen zwei konkurrierenden Dönerbuden (Lam) eine dritte Dönerbude (Hänschenfleich). Nur wer sich als Unternehmer auch auf internationalem Terrain sicher und gelassen bewegt, wagt sich an die Königsdisziplin, an die offizielle Gelddruckmaschine, den einohrigen Banditen im Las Vegas der Low-Tech-Kommunikation: DAS TELECAFE! Es gilt als größter strategischer Schachzug, neben einem Telecafe (mit Internet) ein Telecafe (mit Internet) aufzumachen. Ein Telecafe ist ein Raum, in dem man kosteneffizient mit Freunden in der ganzen Welt telefonieren kann. Während man das tut, wäscht der Besitzer sein Geld. Kaffee und andere Heißgetränke gibt es in Telecafes nur selten. Deshalb könnten sie eigentlich auch Teletee, Telewurst oder Telebillardsalon heißen. Tun sie aber nicht. Es gibt bestimmt Telecafes, in denen Billard oder Tischtennis gespielt wird. Aber keins davon heißt Teletischtennis-Geldwaschanlage. Es heißt Telecafe. Ich gehe nie in ein solches Cafe. Aber ich wohne über einem. Meine am weitesten verstreute Verwandte, die ich aus einer solchen Telefonierstube anrufen könnte, ist meine Mutter. Aber meine Mutter hat eine Flatrate. Ich auch. Somit ist das Telefonieren umsonst. Was meine Mutter aber

unclesally*s GmbH & Co. KG Waldemarstr. 37, 10999 Berlin Tel.: 030 - 694 09 663, Fax: 030 - 691 31 37 mailto: sallys@sallys.net * online: www.sallys.net

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nicht daran hindert, jedes Gespräch nach wenigen Minuten mit den Worten „Wir hören jetzt mal auf Junge, das wird zu teuer“ zu beenden. Ich könnte ihr ihren Unfug erklären, aber jemand, der damit lebt, dass es in Telecafes keine Heißgetränke gibt, ist hart gesotten. Der sitzt das aus! Nun zur Geschichte: Es ist WM 2006. Die Vorrundenspiele laufen bereits. Deutschland erfindet das Public Viewing. Jeder kennt sich jetzt aus. Zwei Spezialisten stehen vor dem Schaufenster meines Telecafes und studieren ein Plakat, das darüber informiert, in welche Länder man aus diesem Cafe heraus günstig telefonieren kann. Es ist ein hübsches Plakat mit 50 verschiedenen bunten Landesflaggen aus der ganzen Welt. Für die beiden Spezialisten ist sofort alles klar: Das ist ein WM-Planer! Der Eine: „Das sind ja die falschen Fahnen!“ Der Andere: „Warum?“ Er: „Marokko ist doch gar nicht dabei bei der WM.“ Der Andere: „Aber Marokko ist doch Tunesien.“ Der Erste: „Ach ja. Marokko ist ja Tunesien. (Pause) Und was ist mit Türkei?“ Der Andere: „Die Türkei ist jetzt Deutschland. Deshalb spielen die nicht mit. Die haben verzichtet!“ Aha. Public Talking! Yessica Yeti

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Bücher: Aliki Nassoufis *** Comics: Andreas Hartung *** Comicstrip: aha *** Computerspiele: Tito Wiesner *** Demodesaster: Fabian Roy, Justine Göhrke *** HipHop: Holger Muster *** Hörspiele: Moritz Honert *** Kino: Patrick Heidmann *** Lektorat: Torsten Hempelt, Antje Flohr *** Mode: Christian Yessica Rulfs *** News: Robby Steuding, Angela Fischer *** Online: Ina Göritz *** Platten: Ina Göritz *** Sport: Marion Pinkpank ***

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Frank Abel, Thorsten Barth, Volker Bernhard, Matthias Bossaller, Kristina Deiniger, Phillip Eins, Stefanie Erhardt, Christian Fischer, Lukas-Christian Fischer, Benjamin Foitzik, Jens Fritze, Martin Gegenheimer, Gordon Gernand, Robert Goldbach, Melanie Gollin, Cornelis Hähnel, Tanja Hellmig, Holger Hoffmann, Stefan Hümmer, Leon Ilsen, Tim Kegler, Caroline Keller, Max Knaut, Philipp Kohl, Eric Landmann, Arne Lieb, Dirk Lüneberg, Marta Marszewski, Steffen Meyer, Manuel Möglich, Christopher Mühlig, Elisabeth Nagy, Seraina Nyikos, Vanessa Pape, Matthias Pflügner, Friedrich Reip, Sascha Rettig, Heiko Reusch, Timo Richard, Christian Rottstock, Sebastian Ruchay, Daniel Schieferdecker, Martin Schmidt, Michael Schneider, Maritta Seitz, Fabian Soethof, Frank Straessner, Christine Stiller, Frank Thießies, Nina Töllner, Svana Von Treyer, Hans-Christian Vortisch, Marek Weber, Phillip Wilke, Marcus Willfroth, Christian Wölki

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Titelfoto The Subways: Erik Weiss Frank Abel, David Biene, George DuBose, Mandy Buchholz, Birte Filmer, Ali Ghandtschi, Heidi Hartwig, Nadja Klier, Tim Klöcker, Torsten Roman, Oliver Schümers, Sandra Steh, Jan Umpfenbach, Erik Weiss, Jan Windszus, Ben Wolf

INTERVIEWS So - Sommerpause. wir legen die Füße hoch. Am 29. August geht es in unserer Septemberausgabe weiter mit Geschichten und Geschichte aus der Welt des Rock’n’Roll. Freut euch also auf Nähkästchen-Geplauder mit Kings Of Leon, Everlast, The Zutons, Amanda Plamer und vielen anderen. Bis dahin immer schön eincremen.

Heimat: sallys.net

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Caroline Frey, Mario Krenz Praktikantin: Maria Seidler Editorial Design & Konzept: Bijan Latif * www.latifoberholz.de

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Zum Sommerabschluss wird der Actionpegel noch einmal aufgedreht, denn Dank Angelina Jolie wandelt sich James McAvoy in „Wanted“ vom Büro-Loser zum Auftragskiller. Wir haben mit ihm darüber gesprochen - darüber und über deutschen Spargel! Außerdem erwarten uns Seniorensex in „Wolke Neun“ von Andreas Dresen, ein verliebter Roboter in „WALL*E“ aus dem Hause Pixar, Ben Stillers Hollywood-Parodie „Tropic Thunder“, fickende Zombies in „Otto; Or Up With Dead People“ und natürlich der mit Spannung erwartete „BaaderMeinhof-Komplex“.

unclesally*s Distribution: Berlin, Potsdam Cartel X Culture Promotion: Hamburg, Bremen, Oldenburg, Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Mainz, Stuttgart, Nürnberg, Rostock, Kiel, Flensburg, Göttingen u.a. PMS Köln: Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum, Dortmund, Wuppertal, Oberhausen, Bonn, Krefeld, Duisburg u.a. Primeline Dresden: Dresden, Leipzig, Halle, Chemnitz München: Blanda Promotions Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es wird keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Tonträger und Fotos übernommen. Diese gehen in den Besitz des unclesally*s über. Nachdruck, auch auszugsweise nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der unclesally*s GmbH & Co.KG. Für alle Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2007


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