unclesally*s magazine
Februar 09 / Ausgabe 143
www.sallys.net
„38 £ für ein menschliches Wesen ist ziemlich billig.“ (Nick McCarthy/Franz Ferdinand)
MANDO DIAO Franz Ferdinand / Eagles Of Death Metal / 5Bugs Lily Allen / Glasvegas / Dear Reader / N.A.S.A. The Rifles / Ghost Of Tom Joad / Im Test: Kaiser Chiefs
Kino MILK
Auf Achse mit ITCHY POOPZKID
Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs
unclesally*s magazine
EDITORIAL
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EDITORIAL
Neulich in der Wirtschaft: Sagt der Stammkunde zum Ober: „Sie, Herr Ober, eine Flasche Pflaumenpunsch, bitte.“ Sagt der Ober: „Ach, wissen‘s, die geht heute mal aufs Haus.“ So einfach war das damals, unter Spendenfuchs Helmut Kohl, als alle noch reich waren. Heute steht die Wirtschaft Kopf und Schnaps gibt’s nur noch gegen Essensmarken von Praktiker. Deshalb haben wir uns überlegt, allen zwangshalber trockengelegten Wirtschaftswendeverlierern aus brüderlicher Solidarität und ganz ohne Marken so viel C2H5OH in unsere Buchstabensuppe zu rühren, dass man nach nur einem Tässchen schon ganz gut Kopfkarussell fährt. Zum Nachtisch singen wir dann im Kanon das lustige Volkslied „Brumm, Schädlein, brumm, meine Brühe ist aus Rum“, und wanken glücklich nach Hause. Schöne, heile Welt. Offiziell rum ist auch unser Freund 2008, wie man selbst als Allergiker den vielen informativen Jahrespollen der vielen Zeitschriften entnehmen kann. In ALLEN Rückblickscharts ganz oben sind dabei freilich die schwedischen Mando Diao, obwohl die 2008 überhaupt gar keine Platte veröffentlicht, sondern lediglich eine a.u.f.g.e.n.o.m.m.e.n. haben - in ihrer schönengesegneten Heimatstadt Stockholm that was. Auf Einladung der Band haben wir uns trotz der in Stockstadt herrschenden Eiseskälte und unserer natural angeborenen Uglyness auf die Hacken gemacht, um mit Gustaf und seinen Homies einen
Intensivschnack auf Schwedisch abzuhalten. Ob’s im Land der Elche auch Arschgeweihe gibt, erfahrt ihr dann ab Seite 16. Definitiv geweihfrei und sowieso komplett untätowiert ist unsere Freundin Lily Allen, die ein kürzlich von Köln über London nach Berlin transferiertes Ferngespräch mit einer Gähnsalve sondergleichen benetzte. Vielleicht haben wir ihr niedliches „Uuäh“ aber auch nur falsch interpretiert und die Alte leidet gar nicht unter chronischer Insomnie, sondern übte während unseres Gesprächs die neueste It-Begrüßung der Londoner Partycrowd. Könnte ja sein! Ganz exzellente Nächte hatten im Gegensatz zu Sleepy Allen offensichtlich unsere Kumpels von Franz Ferdinand, die ihre neue Platte komplett durchtanzen und sich nach einer willkommenen Bandpause sogar wieder anständig Hallo sagen. Behaupten sie jedenfalls auf Seite 32. Gehört sich ja auch so. Zum Finale dieses Vorworts zum Nachspann einer ganzen Industrie gibt’s noch eine letzte Antwort von mir - dem aufmerksamen Leser der InsiderGazette „Der Angler & dem Angler ihm sein Wurm“ - auf die von Scooter zu Recht ins feuchte Rund geschleuderte Frage „How Matsch is the fish?“: „Ach, der ist eigentlich noch ganz in Ordnung.“ Stumpf ist Trumpf. (Smoke) Flo
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INHALT
INHALT
unclesally*s magazine
NO. 143 – Februar 09
Foto: Oliver Schümers
Vollbeat
Foto: Erik Weiss
Musik: Seite 10
Musik: Seite 32
Kino: Seite 42
AUF ACHSE: ITCHY POOPZKID
FRANZ FERDINAND
MILK
Punks, die golfen. Gibt’s nicht oft, aber in Eislingen an der Fils ist das ganz normal. Von dort stammen die fröhlichen Pop-Punks von Itchy Poopzkid, die sich neulich durch Schnee und Brandenburger Tore golften, nur um in SO36 Steine zu werfen. Strange, diese Schwaben.
Die Band mit den gleichen Initialien wie die Foo Fighters hat diesmal Bock auf Disco, Party und schön Abschlucken. Kein Wunder, dass aus jeder Rille des neuen, lustig mit „Tonight: Franz Ferdinand“ betitelten Albums von FF, mehr Spaß dampft als auf ALLEN anderen Tanzfläche der Welt.
Mit seinem neuesten Werk „Milk“ hat Regisseur Gus Van Sant offenbar das ganz große Ding abgeliefert: Acht (8!) Oscar-Nominierungen hat er mit diesem Streifen eingesammelt, und das nicht, weil halb Hollywood am gleichen Ufer fischt, sondern weil sein Film regiert! Aber hallöchen.
06 STARTER
26-31 MUSIK STORIES II
05 60 Sekunden mit Bosse NOFX 06 The Virgins 08 Euer Ding
26 Jägermeister Rock:Liga 30 Glasvegas 31 The Rifles/ Animal Collective
9-15 MUSIK STORIES I
Nein, keine Raumfahrer. Musiker: N.A.S.A. haben sich die Créme de la Crap ins Studio geladen, um ein Elektro-HipHop-Album erster Kajüte zusammen zu schreiben. Lustig sind die aber auch.
09 12 13 14
5Bugs Eagles Of Death Metal Dear Reader ClickClickDecker/ Scouting For Girls/ Leathermouth/ Andrew Bird/ Supersuckers 15 Ghost Of Tom Joad
16 TITEL MANDO DIAO
Genau: DIE schon wieder! Mit der Verlässlichkeit eines polnischen Uhrwerks veröffentlichen die schwedischen Superstars ihre Hitplatten, so auch in diesem Jahr: „Give Me Fire“, so der rauchende Titel, ist so gut, dass wir mal in Stockholm auf Spurensuche gingen.
20-25 PLATTEN
Es gibt sie noch, die CD. Die besten 50 haben wir aufgelegt und darauf geachtet, ob unsere Glieder (also Arme und Beine) zucken. Hat manchmal funktioniert.
27 MIXTAPE
28 TEST
Nein, die Kaiser Chiefs hatten wir noch NIE im Test. Erste Mal. Zum Thema „Fußball“. Achtet mal darauf, wer die Fragen recherchiert hat: Unsere Spielerfrauen!
34 AUF DER COUCH
Unter uns: Lily Allen hat eine ganz niedliche Stimme, vor allem beim Gähnen. Mann, war die Alte müde beim Interview! Wir hatten genauso viel Spaß, obwohl wir nicht nach „Privatem“ fragen durften. Erzählt hat sie uns trotzdem alles.
35-37 AUF TOUR
Lust auf Abenteuerurlaub in der Bronx? Hier geht’s lang. Auch geil: Das Kassierer-Foto Of Death.
38-39 FÜR ZWISCHENDURCH
38 In The Mix 39 Quickies
40-45 KINO
Ist ja bald wieder Berlinale, deshalb hat unsere Kinoredaktion schon wieder Speichelflecken am Kragen. Das hier haben sie aber noch schnell für uns eingetütet:
40 Frost/Nixon/ The Spirit 41 The Wrestler 43 Der Ja-Sager/ Der Seltsame Fall des Benjamin Button/ Glaubensfrage 44 Shortcuts 45 Kino DVDs
DER REST
46 Computerspiele 48 Hörbücher/ Bücher/ Comics 50 Vorschau/ Impressum/ Screenshots
UND DEMNÄCHST AUF SALLY*S TV:
BLOC PARTY
FALL OUT BOY
THE KILLERS
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STARTER
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NEUIGKEITEN Heute auf: Türkisch
ÖLÜ VE YARALILAR (Tote und Verletzte)
BIRAKANLAR VE ARA VERENLER (Trennungen und Pausen)
CATHERINE
Der Ex-Frontmann der kalifornischen MetalCore-Band Catherine, Bryan LeMasters, verstarb im Alter von nur 23 Jahren an Krebs.
MANFRED MEYER
Der langjährige Security-Chef der Frankfurter Batschkapp, Manfred Meyer, erlag am 6. Januar seinem Krebsleiden. Eine besondere Freundschaft verband Meyer mit den Toten Hosen, deren Frontmann Campino sich mehr als 20 Jahre allabendlich von ihm aus dem Moshpit ziehen ließ, und den Ramones. Manfred Meyer wurde 54 Jahre alt.
THE STOOGES
Ron Asheton, legendärer Gitarrist der Stooges, wurde im Alter von 60 Jahren leblos auf dem Sofa seines Hauses in Ann Arbor, Michigan, gefunden. Es wird von einem natürlichen Tod ausgegangen. Ex-Bandkollege Iggy Pop betrauert den Tod seines „besten Freundes“. Mit The Stooges blieben Asheton kommerzielle Erfolge im großen Maße verwehrt, allerdings erreichte er mit seinem ungewöhnlichen Gitarrenspiel Kultstatus und gilt als Inspiration für viele Musiker, insbesondere der Punk-Generation.
RYAN ADAMS
Wortreich verabschiedet sich Ryan Adams aus der Welt der Musik – mit einem Blogeintrag. Aus gesundheitlichen Gründen ziehe sich Adams demnach vorerst aus dem Geschäft zurück, Schuld seien Störungen des Gleichgewichtssinns und des Gehörs. Damit verlässt er auch seine Begleitband „The Cardinals“, wobei er sich die Möglichkeit offen lässt, zu einem späteren Zeitpunkt wieder Gemeinsames zu erleben.
HEAVENS
Es wird keine weiteren himmlischen Klänge von Joe Steinbrick (Thieves Like Us) und Matt Skiba zu hören geben, ihr gemeinsames Nebenprojekt Heavens ist Geschichte. Somit steht Skiba wieder mehr Zeit für sein Alkaline Trio zur Verfügung.
MORRISSEY
Pünktlich zur Veröffentlichung seines neuen Albums „Years Of Refusal“ spricht Morrissey in einem Interview vom möglichen Ende seiner Karriere. Auf die Frage, wie lange er noch Musik machen wolle, berichtet er von der Pflicht, den richtigen Schlusspunkt zu finden, um nicht Würde und Kreativität zu verlieren.
60 SEKUNDEN MIT: BOSSE
T-MOBILE EXTREME PLAYGROUNDS Dirt Session 2009
Auch wenn der Boden draußen noch gefroren ist, denken die T-Mobile Extreme Playgrounds-Verantwortlichen schon jetzt an butterweiche Matschgelage bei der diesjährigen Dirt Session im Landschaftspark Duisburg-Nord. Für das musikalische Rahmenprogramm nach den Wettkämpfen im BMX Dirt Jump und Mountainbike Slopestyle wartet die Punkrock-Instanz NOFX am 19. April als erste bestätigte Band auf euch. Weitere Informationen findet ihr natürlich im Netz: t-mobile-playgrounds.de
T-MOBILE EXTREME PLAYGROUNDS - DIRT SESSION 19.4.2009 Landschaftspark Duisburg-Nord
ÜYE DEGISIMI
(Mitgliederwechsel) THE DILLINGER ESCAPE PLAN
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Gil Sharon schon seit August letzten Jahres nicht mehr regelmäßig für The Dillinger Escape Plan trommelt. Das heißt allerdings nicht, dass dieser die Band verlassen habe, so das Statement von Gitarrist Ben Weinman. Es läge lediglich an Sharons Ausflügen zu seiner Nebenband Stolen Babies. Rivalisierend schwingt Billy Rymer von The Rivalry die Drumsticks für die US-Combo.
KRAFTWERK
Florian Schneider verlässt nach 40 Jahren des energetischen Schaffens die legendären deutschen Elektro-Pioniere. Als einziges Gründungsmitglied wird Ralf Hütter in der Band bleiben, die im Frühjahr mit Radiohead auf Tour geht.
Foto: Nina Stiller
Das letzte Mal gelogen habe ich... ...vor zwei Stunden im Zug. Als so ein Typ meine E-Mail-Adresse wollte, habe ich ihm eine falsche gegeben. Mit einer Zeitmaschine würde ich gerne zurückreisen... ...zum Tag meiner Geburt, um zu sehen, wie dieser Tag so war. In Wirklichkeit einfacher ist... ...die Liebe - glaube ich. Glück hatte ich... ...als bei mir neulich nach einem Komplettcheck beim Arzt trotz all des Gerauches, Gesaufes und Gereises alles in Ordnung war. Kein guter Verlierer bin ich...
...wenn’s um Computerspiele geht und ich im Tourbus gegen so ruhige Zeitgenossen verliere. Typisch Junge ist... ...im Stehen zu pinkeln. Typisch Mädchen ist... ...sich darüber aufzuregen. Das letzte Mal getanzt habe ich... ...heute morgen zu den Ting Tings.
NONE MORE BLACK
Euphorisch verkündeten None More Black im letzten Jahr ihren Neustart in der Musikwelt. Auf halber Strecke zu neuer Musik gibt jetzt Drummer Jared Shavelson die Schlagstöcke ab und verlässt die Band. Die Gründe sind unklar, aber mit Richard Minino wurde der Platz auf dem Hocker bereits neu besetzt.
REVEREND AND THE MAKERS
Ein Schäfchen hat „The Reverend“ Jon McClure nun verloren. Gitarrist Tom Jarvis verließ die Sheffielder Band Reverend And The Makers, weil er einfach „genug“ hatte. In den Augen des Reverends ein ungünstiger Zeitpunkt, da Jarvis’ Gitarrenarbeit laut McClure auf dem in Produktion befindlichen Album neue Qualitäten erreicht haben soll. Ersatz ist bereits in Form von Tom Rowley (Milburn) gefunden.
Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich mein Tanztalent bewerten mit... ...10!
YENI PROJELER VE YENIDEN BIRLESMELER
Auf sallys.net: sally*sTV! Auch gut: „Taxi“ - das neue Album von Bosse
DEEP ULRICH
(Neue Projekte und Wiedervereinigungen)
Nichts soll dran sein an den Gerüchten um eine Wiedervereinigung von Deep Purple Mark 3 mit
Metallicas Lars Ulrich am Schlagzeug. Der ehemalige Deep Purple-Keyboarder Jon Lord kommentierte entsprechende Vermutungen als „hot air and wild speculations“. Vor kurzem heizte Lars Ulrich die Gerüchteküche an, indem er sich bereit erklärte, für Ian Paice als Drummer einzuspringen. Deep Purple ohne Paice könne sich Lord nun allerdings gar nicht vorstellen.
THE KNIFE
Karin Dreijer Andersson, die weibliche Hälfte des Duos The Knife, beschert uns im März unter dem Projektnamen Fever Ray ihr Solodebüt.
SLIPKNOT
Slipknot- und Stone Sour-Stimme Corey Taylor plant, sich ein weiteres Ventil zum Ausgleich kreativer Überschüsse zu schaffen. So möchte er in naher Zukunft solo Musik produzieren und hat dazu bereits 40 Songs in Vorbereitung. Bevor Taylor allerdings zur Kür übergehen kann, muss er noch die Pflicht in Form der kommenden Tour mit Slipknot erfüllen.
KEANE WEST
Es könnte in naher Zukunft zu einer engeren Zusammenarbeit von Keane und Kanye West kommen. Frontmann Tim Rice-Oxley verbrachte bereits im vergangenen Jahr eine Nacht mit Rapper und Produzent Kanye West (im Studio), welcher seine Stimme zum Song „You Haven’t Told Me Anything“ beisteuerte. Nun hat ihm Rice-Oxley einen weiteren Song zur stimmlichen Anreicherung zugespielt, spekuliert wird, dass es demnächst eine gemeinsame EP geben könnte.
PATRICK WOLF
Kollektive Unterstützung für sein Doppel-Album „Battle“ hat sich Patrick Wolf ins Studio geholt. Finanziell ließ er sich dabei von Fans unterstützen, die sich virtuellen Anteil an der Platte sichern konnten. Kreativ verhalfen Alec Empire (Ex-Atari Teenage Riot) und die oscarprämierte Schauspielerin Tilda Swinton der Platte zu weiterem Leben. Wolf hatte Swinton bei der Kino-Premiere von „Julia“ kennen gelernt, sie steuerte ihren Gesang zu insgesamt vier Tracks des Werkes bei.
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STARTER
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ten „Meds“ im Juni gerechnet werden, Studioalbum Nummer Sechs ist damit fertig.
Zeitpunkt steht allerdings noch nicht fest.
RÖYKSOPP
„Junior“ steht im März vor der Tür. Daneben verschenken Röyksopp ein Geburtstagsständchen, pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum der Band unter royksopp.com zu haben.
Bald gibt es einen Orden durch die Brustwarze. Der ehemalige Led Zeppelin-Frontmann Robert Plant wird im Laufe des Jahres von Queen Elizabeth II. zum „Commander Of The Order Of The British Empire“ ernannt.
SONIC YOUTH
BOB MOULD
„The Eternal“ wird das 16. Studioalbum der Band um Thurston Moore sein, ab Juni darf es erworben werden.
WHITEST BOY ALIVE
Ab März kann man sich gänzlich neuen „Rules“ widmen, dem zweiten Album der Band um Erlend Øye, welches im fernen Mexiko und im nahen Berlin entstanden ist.
Wieder einmal entscheidet sich eine Pop-Ikone, uns schriftlich ihr Leben zu präsentieren. Bei diesem Vorhaben von Bob Mould (Ex-Frontmann von Hüsker-Dü und Sugar), hilft Michael Azzerad dabei, die Geschichte in schöne, saubere Sätze zu verpacken. Azzerad hat unter anderem bereits eine Nirvana-Biografie im Portfolio. Wer literarische Ergüsse weniger spannend findet, sein neues Album erscheint im April.
DIGERLERI
RAZORLIGHT
(Der Rest)
ADELE PEÑATE WHITE
THE VIRGINS In Amerika ist das selbstbetitelte Debütalbum der Virgins bereits draußen, und in Kürze wird dieses Groove-Monster aus Pop, Fahrstuhlmusik und Punk auch hierzulande auf die Indie-Fraktion losgelassen. Im November spielten die drei bevorzugt Plastikhosen und Lederjacken tragenden Kinder New Yorks zwei legendäre Live-Shows, denen sie im April vier weitere folgen lassen werden. Mit Hits wie der Single „Rich Girl“, „Radio Christiane“ oder „Private Affair“ werden die Virgins DAS Ding des neuen Jahres – wenn sie es denn gesund überstehen, bei DEM Trinkverhalten…
THE VIRGINS AUF TOUR 6.4. München – Atomic Café *** 7.4. Köln – Gebäude 9 *** 8.4. Hamburg – Molotow *** 9.4. Berlin – Festsaal Kreuzberg
PLAKLAR (Platten)
ATTACK IN BLACK
Nachdem das jüngste Attack In Black-Album „Marriage“ hierzulande einschlug wie Sahne in den Pudding, legt das in Kiel beheimatete Label ’Zeitstrafe’ nach und veröffentlicht das Attack In Black-Werk „The Curve Of The Earth“ exklusiv auf 12“-Vinyl. Auch gut ist die 10“-Split von Bratze, Escapado & Peters. Mehr Infos unter zeitstrafe.de
MUFF POTTER
Nagel, Dennis, Shredder & Brami verbrachten die letzen Wochen in den Hamburger „Clouds Hill“-Studios, um dort ihr neues Album „Gute
Aussicht“ einzuspielen. Laut Bandaussage ist das neue Album alles andere als Schmusekurs, sondern „schon irgendwie hart“. „Gute Aussicht“ erscheint - voraussichtlich - am 10. April. Mehr dazu in den nächsten Ausgaben.
PETE DOHERTY
Auf der Insel erscheint im März das Solodebüt von Pete Doherty, „Grace/Wastelands“. Die Gitarre hält auf den meisten Songs Graham Coxon (Blur), ebenfalls am Musizieren sind die Sängerin Dot Allison und Dohertys Band, die Babyshambles.
PLACEBO
Gemeinsam mit den ersten Nacktbadenden kann auch mit dem Nachfolger des 2006 veröffentlich-
LED ZEPPELIN
Die englische Soulsängerin Adele ist auf der kommenden Platte von Jack Peñate zu hören. Doch nicht nur Peñate gehört zu den Menschen, die sich an der Zusammenarbeit mit der als Amy-Winehouse-Nachfolgerin gekürten jungen Dame erfreuen können. Nun schaffte es auch Jack White, die Zusammenarbeit voranzutreiben. Diese hatte White wegen der Arbeit an dem James-Bond-Titelsong „Another Way To Die“ abgesagt.
JACK BLACK
Jack Black dürfte uns allen bekannt sein, ob als Schauspieler („Please Rewind“) oder als Musiker (Tenacious D.). Nun könnte er sich einen Namen als Spiele-Entwickler und -Hauptfigur machen. Zusammen mit Tim Shafer konzipierte er in den letzten drei Jahren das Spiel „Brütal Legend“, in dem man als Black in die Rolle eines Roadies schlüpfen kann, der mit Hilfe dreier „Zaubergegenstände“– einer Axt, einem Motor und einer Gitarre – eine Rocker-Armee zusammenstellen soll. Metal-Ikonen leihen den Figuren ihre Stimmen, unter anderem Rob Halford von Judas Priest, Lemmy von Motörhead und Ronnie James Dio von Black Sabbath.
KISS
Einen Trip in den Weltraum plant der ehemalige KISS-Leadgitarrist „Ace“ Frehley. Sein Ziel ist es, als erster Musiker in den Weltraum geschickt zu werden, um dort ein Konzert zu geben. Das Ganze soll angeblich vom Musiksender VH1 übertragen werden. Konnte man sich auf Grund seines Spitznamens „Space Ace, der fremde Besucher vom Planeten Jendell“ schon immer denken, dass Frehley hoch hinaus wollte (oder einen an der Birne hat), kann er nun diesen Wunsch in Bälde in die Tat umsetzen, der
Johnny Borrell, eigentlich mit dem kommenden Albums seiner Band Razorlight beschäftigt, schrieb nebenbei einige Songs für die britische Singer/Songwriterin Florence And The Machine, die teilweise auch gemeinsam eingespielt wurden. Ergebnisse kann man unter folgendem Link bestaunen: http://mediaweb.musicradio. com/player/default.asp?s=59&e=77335.
ANDY ROURKE
Der ehemalige Bassist von The Smiths wechselt die Fronten. Andy Rourke arbeitet nun als A&RChef für das Musikmarketing-Unternehmen The Musebox. Rourkes Aufgabe ist fortan die Auswahl, Akquise und Betreuung von Musikern, seine Biografie ist dabei sicher durchaus hilfreich.
PAUL WELLER
Tiefer Abstieg des „Modfather“, zumindest bis zur Kante eines Gehsteigs in Prag. Dort hatte er sich nach einem Besäufnis mit seiner neuen Freundin niedergelassen. Zwei tschechische Polizeibeamte fanden die beiden glücklich ihren Rausch ausschlafend und beförderten sie unter Androhung einer Gefängnisstrafe in ihr Hotel, wo es sich doch immer noch besser ausnüchtern lässt.
Auch im Februar spielt Flo wieder unclesally*s-Musik im Radio! In den Nächten vom: 12. zum 13.2. und 19. zum 20.2., jeweils ab 0.00 Uhr auf allen Frequenzen von Fritz und live auf fritz.de! Übrigens: Den sally*s-Nightflight gibt‘s zu jeder Tages- und Nachtzeit im Loopstream auf fritz.de!
BECK’S ON STAGE EXPERIENCE 2009
Man muss kein Musiker sein… Gleiches Recht für alle. In diesem Jahr wird Beck’s On Stage nicht nur die ambitionierten Musiker unter euch bedenken, sondern auch jene belohnen, die fantasievoll mit einer Videokamera umgehen können. Noch bis zum 30. März habt ihr Zeit, mit drei eigenkomponierten Songs und einem kleinen Bewerbungsfilm auf becks.de am Auswahlverfahren teilzunehmen. Eine Expertenjury, die sich unter anderem aus Lukas Pizon (Sänger von Radiopilot), Donots-Gitarrist Alex Siedenbiedel und Jennifer Rostock zusammensetzen wird, wählt ihre zehn Favoriten aus. Daraufhin entscheidet ihr Online-Touristen selbst darüber, wer die fünf glücklichen Kapellen sein werden, die im Sommer bei fünf Festivalhighlights wie dem Hurricane und Rock Im Park ihren großen Auftritt haben dürfen. Zusätzlich gibt es für alle zehn Finalisten eine hochwertige Yamaha-Gitarre obendrauf. Wer nicht gerade mit musikalischem Talent gesegnet ist, hat die Chance, mit einem kurzen selbstgedrehten Video über sich und seine ganz persönlichen Festivalvorbereitungen amtliche Preise zu ergattern. Teilnehmen darf jeder ab 18 Jahren. Detaillierte Infos findet ihr unter becks.de.
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EUER DING
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EUER DING
LIEBE LESERINNEN UND JUNGS
Das hier ist EURE Seite, auf der ihr uns eure Meinung geigen könnt oder sonst so erzählen, wer oder was euch gerade beschäftigt. Das neue Jahr fängt super an: Das Wetter ist spitze, jeder kriegt Abwrackprämie und alle haben Bock auf Sparbücher. Auch Franziska aus Bautzen ist gut reingekommen, nicht zuletzt dank Kollege Yetis „Gesülze“: Hi Magdalena, oder dürfen wir dich Lena nennen? Also, Lena: Unser Beruf ist Null stressig. Reine Party. Und feiern kann man am besten mit den Taschen voll. Deshalb verkaufen wir unsere Werbehinweise an die noch sehr wenigen Leute, die Platten veröffentlichen. Und die Typen, die das sagenhaft unerreicht großartige Album „Heart On“ in die Läden stell(t)en, wollten das – wie
sie uns per Annonce mitteilen – gerne am 23. Januar tun. Nicht am 28. Oktober. Am 28. Oktober haben das die AMERIKANER in die Regale gestellt, wir (also die) nicht! In Zeiten von Intranetz und Globusierung kann man die US-Version natürlich als IMPORT kaufen, sogar bei Heiner‘s Plattenkiste, mit Booklet und allem Klimbim. So wie du auch. Hat also alles seine Richtigkeit. Glauben wir.
SCHICKT EURE LESERBRIEFE AN SALLYS@SALLYS.NET ODER PER POST AN UNCLESALLY*S, WALDEMARSTR. 37, 10999 BERLIN.
DAS GUTE GESCHÄFT IN DIESEM MONAT IST:
Hi Franzi, wir dürfen dich doch Franzi nennen? Die drei Modeseiten von früher waren meistens vier, aber Mode ist nicht mehr so modern. Deshalb machen wir jetzt oft vier oder manchmal drei Seiten Computer. Das Poster wird immer dann rausgekramt, wenn wir keine Lust haben, die mittleren Seiten zu beschriften. Aber das Problem hat sich Gott sei Dank auch erledigt. Ach, eins noch: Wer ist denn Silbermond? Nachdem uns Mareile aus Hamburg (Grüße und Props!) schon ob unserer sacküblen Rechtschreibung den Marsch geblasen hat, kommt’s nun nutelladick von Magdalena: Hallo sally*s-Team, hier ein kleiner Hinweis an euch: In der Ausgabe 142 von Dezember/ Januar mit den Killers vorne druff,
habt ihr eure Recherchearbeiten etwas schleifen lassen, um nicht zu sagen verleugnet. Da ist doch glatt auf Seite 31 unten links ein kleiner, aber ins Auge springender Werbehinweis für ein grandioses Album. Nämlich das der Eagles Of Death Metal. „Heart On“! Da lesen meine entzündeten Augen aber, dass die CD, LTD, CD & LP am 23.1.2009 erscheint. Ich muss euch dazu sagen, dass ich das Album echt super finde und die Lieder ganz toll sind. Und die Gestaltung des Booklets ist großartig ... merkt ihr was? Ich hab‘s schon! Also das Album. Es ist nämlich weltweit am 28.10.08 erschienen. Denkt doch mal drüber nach. Ich mag euch trotzdem genau so gerne lesen wie zuvor, ihr seid ja auch nur Menschen, Menschen mit ‘nem tollen, aber auch sehr stressigen Beruf. Also, liebe Grüße und weiter so (nur besser recherchieren, danke!)
B72 Hernalser Gürtel Bogen 72 1080 Wien Österreich
„Das B72 ist unser Lieblingsladen, weil man dort fabelhaft abhängt, immer auf Bekannte trifft und auf schicke Konzerte von Acts gehen kann, die man ein paar Monate später dann oft nur noch in den großen Clubs oder Hallen sieht. Deswegen beim nächsten Wien-Besuch : Hingehen und auschecken!“ EMPFOHLEN VON: JULIA
Nach locker 500 Konzerten und dem ein oder anderen geschichtsträchtigen Festivalauftritt ist die Wiener Vorzeigeschnalle Julia der derzeit vielversprechendste Rock-Export aus
Österreich. Mit dem brandneuen Album „The Scars We Hide“ geht’s in Kürze auf große Fahrt, aber vorher zeigen euch Julia ihre Stammpinte B72 noch mal von innen: Heimat: myspace.com/juliaband Auch gut: „The Scars We Hide“ - das neue Album von Julia
5BUGS
Zieht euch warm an: Die 5Bugs erobern die Radios.
Das Besondere im Mainstream 5Bugs aus Berlin sind vor allem eines: extrem ehrgeizig! Schon seit der Gründung 2001 ging es dem Berliner Fünfer um mehr als „Saufen und Party machen“. Vier Monate arbeiteten 5Bugs an ihrem neuen Album, vernachlässigten Jobs und Freundinnen, um ihrer dritten Platte einen neuen, frischen und auf Distanz zu Punk und/oder Emo gehenden Sound zu verpassen. Neben den die Wochenenden bestimmenden Live-Shows probten sich die 5Bugs in Florian Nowaks Studio im heimischen Berlin-Kreuzberg allabendlich durch die neuen Stücke, produzierten Demos, mischten sie auf Format und feilten weitere endlose Stunden am Ergebnis. Florian erinnert sich an die vielen einsamen Nächte an der Konsole: „Die Aufnahmen waren sehr aufwendig. Wir haben viel Wert darauf gelegt, das gesamte Album mit Hits zu spicken und nicht nur zwei, drei Singles zu produzieren. Deswegen auch der Titel ‘Best Off‘: Es sind nur gute Songs drauf!“ Florian weiß, wovon er redet. Seit fünf Jahren produziert der 26-Jährige höchstprofessionelle Alben und betreibt mittlerweile sein eigenes Studio, das sich nicht nur zum Anker und Magnet für seine eigene, sondern auch für andere Bands aus dem Hardcoreund Metalbereich entwickelte. Der Laden läuft, Florian hat einen sehr guten Ruf, viele Aufträge, einen Assistenten und zwei Aufnahmeräume. Das bandinterne Know-How und das akribische Feilen an den Details hört man ’Best Off’ an – auf Kosten der Raubeinigkeit, die den Vorgänger ‘Tomorrow I’ll Play God‘ mit ein bisschen gutem Willen noch zur Indie-Rock/Emo-Platte machte. ‘Best Off‘ fehlen dagegen jegliche Ecken und Kanten. Das Album zeigt den unbedingten Willen einer Band, sich weiterzuentwickeln und das nächste Level zu
erklimmen. Im Falle von 5Bugs gipfelt der musikalische Quantensprung in fast Muse’schem Bombast, das kann den Hörer schnell mal überfordern. Vielleicht auch ein Grund, warum es diesmal nicht ausschließlich Applaus hagelt: „Den Kritikern ist unsere Musik nicht mutig genug, das Besondere suchen die eben nicht im Mainstream. Ich meine das nicht böse, wir WOLLEN ja Musik für den Mainstream machen. Und das gelingt uns auch ganz gut, mit unseren mickrigen Budgets.“ 5Bugs haben es sich mit ‘Best Off‘ also wieder zwischen allen Stühlen bequem gemacht: den Kritikern zu gewöhnlich, den Alternative-Hörern zu poppig, dem Mainstream weitgehend unbekannt. Ihren Fans aber könnte nichts egaler sein. Schließlich geht doch nichts über eine Party im intimen Kreise seiner Lieben, ein bisschen alkoholische Entspannung inklusive. Ambitionen hin oder her. Text: Florian Zühlke Foto: Thomas Ecke & Kosta Tzaniilidis Heimat: 5bugs.com
5 BUGS AUF TOUR 30.1. Immenhausen - Akku *** 31.1. Kaiserslautern - Kammgarn *** 6.2. Chemnitz - Bunker *** 7.2. Nürnberg - MUZ Club *** 13.2. Leipzig - Conne Island *** 14.2. Stuttgart - Universum *** 6.3. Oberhausen - Altenberg *** 7.3. Köln - Underground *** 13.3. Darmstadt - Oettinger Villa *** 14.3. Sonthofen - Barfly *** 20.3. Hannover - Chez Heinz *** 21.3. Nordhorn Scheune *** 27.3. Würzburg - Posthallen *** 28.3. Trier - Mergener Hof (MJC)
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AUF ACHSE
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AUF ACHSE...
... MIT ITCHY POOPZKID
Drei Männer, eine Mission. Eigentlich wollten wir die Jungs von Itchy Poopzkid zum gepflegten Golfnachmittag in unseren heimischen CountryClub entführen, doch wer ein echter Pop-Punker sein will, pfeift auf Konventionen und gut gemähte Rasenflächen. Crossgolf heißt der Sport ihres Herzens und deshalb haben wir die drei am Flughafen BerlinTegel ihrem Schicksal überlassen, um sie nach einer frostigen Abschlag-(Tor)tour quer durch Berlin an ihrer späteren Spielstätte, dem SO36, (hoffentlich) wieder einzusammeln.
Wie es sich für eine harmonische Band-Troika gehört, spielen sich die Poopzkids ins Herz der Hauptstadt.
Ein wenig Stretching und los geht‘s. Noch liegen die Jungs gleichauf.
Doch schon häufen sich die Probleme. Sibbi locht an der falschesten aller falschen Stellen ein, muss aber, wie es sich beim Golf gehört, von dort abschlagen, wo der Ball gelandet ist. Nach nur 379 Versuchen schafft er es aus dem Gulli...
Text: Christine Stiller, Timo Richard Fotos: Oliver Schümers Heimat: itchypoopzkid.de Auf sallys.net: sally*sTV! Matschgolfen durch Berlin Auch gut: „Dead Serious“ das neue Album von Itchy Poopzkid Dank an: Torsten Schilling von den Natural Born Golfers aus Hamburg; naturalborngolfers.com
...nur um mit anzusehen, wie Kollege Panzers Abschlagkünste die ersten Opfer der Monsters of Golf-Tour fordern. Die neuen Zähne gehen selbstverständlich aufs Haus.
Intensives Mentaltraining mit Golf-Guru Torsten Schilling hilft dem dynamischen Trio (vorerst) wieder in die Erfolgsspur.
Während Sibbi und Saikov auf der Spitze des Kreuzbergs zum Abschlag ausholen, tritt Panzer in seinem mehr als ungeeigneten Schuhwerk bereits wieder ungewollt die Rückreise an.
Zum Glück ist der Ball nicht auf dem Russen gelandet. Mit mächtigem Schwung geht es Richtung Kreuzberg.
Dafür ist er erster Sieger bei der anschließenden Materialsuche, während Sibbi sein über alles geliebtes Glücksbällchen wohl niemals wiedersehen wird...
Zu allem Überfluss liegt Sibbi mal wieder hinten, und wer als letzter am SO36 eintrudelt, dem droht ein gefährliches Strafritual, gegen das jedes Messerwerfen wie heiteres Barbiefrisieren wirkt...
Was wir euch bislang vorenthalten haben: Panzer golft mit einem ausziehbaren Schnappschläger, der nur ab und zu ein wenig klemmt... Wer wissen möchte, ob Sibbi überlebt hat, sollte sich ein Ticket für die aktuelle Konzertreise der Herren zulegen.
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MUSIK STORIES
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duzent in Personalunion zur Verfügung stellt. „ Ich kenne Josh seit 25 Jahren, und wenn wir an Songs arbeiten, haben wir beide dasselbe Ziel: Wir ruhen nicht eher, bevor wir nicht das Beste aus ihnen herausgeholt haben. Bei diesem Album haben wir mit dem Song ‘Heart On’ unser kollektives Schlüsselerlebnis in Sachen Sound gefunden. Also mussten wir bei den anderen Songs noch mal ran, um sie auf das gleiche Level zu hieven.“ Hat sich gelohnt. Auch thematisch kann Jesse, der als studierter Journalist und ehemaliger Redenschreiber für die Republikanische Partei(!) zu seiner Bilderbuch-RockerKarriere kam wie die Jungfrau zum Kinde, auf diesem Album mal andere Seiten aufziehen. „Die ersten beiden Alben liefen eher unter dem Motto: ‘Hey ich bin jetzt Rockstar, geil, die Bräute stehen auf mich’. Aber dieses Album behandelt meine Liebesbeziehung zu L.A. und gewissen ‘Orten‘ so in der Zeit zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens“, so Jesse schelmisch. „Die Platte ist ein Statement, ähnlich wie dieser Randy Newman-Song ‘I Love L.A.’, nur eben in zwölf Songs anstatt in einem.“ Doch keine Angst, kopfzerbrechende Konzeptalben zu Tattoo-Shops und Titten-Bars brauchen wir von Jesse glücklicherweise auch in Zukunft nicht zu befürchten, denn der Gute betreibt weiterhin allein nur noch ernsthafter die Bemühungen, sich selbst und seine Musik nicht so verdammt ernst zu nehmen, wie es gerade in „echten“ Metal-Kreisen gerne praktiziert wird. „Pop muss nicht immer totale Scheiße sein und Rock nicht immer so furchtbar böse daherkommen. Man muss nicht das Monster spielen. Dieses Scheiß-Kabuki-Make-Up finde ich nicht furchterregend. Es ist viel furchterregender, wenn du den Leuten zeigst, dass und wie sie Spaß haben können.“ Text: Frank Thiessies Foto: Erik Weiss Heimat: eaglesofdeathmetal.com
I LOVE L.A.
The Devil stole the beat from the Lord: Jesse Hughes und seine sechssaitige Braut.
EAGLES OF DEATH METAL
Nicht nur Jesse Hughes und Randy Newman haben ihre Liebe zu Los Angeles vertont, ganze Heerschaaren von Musikern haben der amerikanischen Stadt bereits diverse akustische Denkmäler gewidmet. Neben Elliott Smith, The Fall, The Stooges, Butthole Surfers, The Adolescents und vielen anderen, hat sich selbst Mr. Frank Sinatra, zu einer Ode an die Westküste hinreißen lassen. Allerdings erschien „L.A. Is My Lady“ erst, nachdem er sich mit „New York, New York“ ein eigenes Denkmal gesetzt hatte.
Sympathy For „The Devil“
Mag ‘Heart On’ musikalisch auch ihr bislang reifstes Werk sein - Jesse „The Devil“ Hughes, Gitarrist und Frontmann der Eagles Of Death Metal, wird den kindischen Spaß am Rock’n’Roll und dem dazugehörigen Lebensstil sicher nie verlieren. Nachdem es auf den Vorgängerplatten der Band, die Jesse mit seinem alten Schulkumpel und Queens Of The Stone Age-Rotschopf Josh Homme aus der Taufe hob, noch etwas ungehobelter rockte und rumpelte, klingt die zuweilen feinfühlige und extrem lebendige Mixtur aus dezenten Siebziger-Disco-Denkanstößen, Boogie, Glam, Garagen-Rock und alten Stones-Zitaten von ‘Heart On’ durchaus überraschend: „Meine Mutter sagt immer, ich habe den Rock’n’Roll Quentin Tarantino-isiert. Ich bin ein Jünger von Little Richard und Keith Richards“, gesteht Jesse. „Wenn es um Rock-
Musik geht, sagt jeder, dass er auf der Suche nach etwas wirklich Neuem, Revolutionären ist. Aber in Wirklichkeit gibt es nun mal nicht so viel Neues. Rock-Musik ist Rock-Musik. Die Rolling Stones sind Götter in diesem Metier und waren auf jeden Fall präsent in meinem Hinterkopf, als ich an diesem Album geschrieben habe.“ Für den nötigen Feinschliff jener Songs sorgte indes - wie immer - Hughes Homie Homme, der den Eagles Of Death Metal seine Fähigkeiten als Rhythmusgruppe, Multiinstrumentalist und Pro-
EAGLES OF DEATH METAL AUF TOUR 3.3. Bochum - Matrix *** 4.3. Köln - Essigfabrik *** 5.3. Hamburg - Markthalle *** 12.3. Berlin - Columbia Club
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MUSIK STORIES
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DEAR READER Wozu leiden
Wären Dear Reader keine Band, sondern ein Buch, würde ihre Geschichte von einer „Handvoll Eskimos“ handeln, „die ausziehen, die Sonne zu finden, nur um am Ziel ihrer Reise festzustellen, wie sehr sie das kalte Eis vermissen“. Das glaubt zumindest Cherilyn MacNeil, Pianistin und Sängerin, die ebenso wie Multiinstrumentalist Darryl Torr und Schlagzeuger Michael Wright aus Südafrika stammt - einem Land, in dem Gegensätze wie kaum an einem anderen Ort der Welt aufeinanderprallen. Folglich ist es nicht verwunderlich, dass Dear Readers neues Album ’Replace Why With Funny’ musikalisch wie auch thematisch einige Widersprüche in sich vereint. „Einerseits ist es ein sehr intensives und ernstes Album, dann wiederum hat es aber auch eine gewisse Leichtigkeit und viele heitere Momente. Viele, die die Platte zum ersten Mal hören, werden sie ein wenig kitschig und oberflächlich finden, erst bei genauerem Hinhören wird ihnen auffallen, dass mehr dahinter steckt.“ Tatsächlich kann man nicht behaupten, die Band wäre sparsam mit Dramatik, Kitsch und Pathos umgegangen, die Kombination von verspielten Melodien, Cherilyns ausdrucksvoller Stimme und Songstrukturen, die immer wieder in imposanten Orchesterarrangements aufgehen, macht es einem
Visite ma tente: Dear Reader aus Südafrika.
jedoch nahezu unmöglich, dem Charme der Band zu widerstehen. Auch oder gerade weil sich hinter der aufwendigen Produktion sehr persönliche Bekenntnisse einer verletzten jungen Frau verbergen. „Es ist wohl wahr, dass in vielen der Songs eine Menge Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung steckt, schließlich habe ich sie zu einer Zeit geschrieben, in der ich mich gerade getrennt hatte. Ich denke aber, dass es wichtig ist, sich selbst nicht so ernst zu nehmen, und dass man in der Lage sein sollte, über sich selbst zu lachen. Deswegen haben wir das Album auch ‘Re-
place Why With Funny‘ genannt. Bei einem Song wie ‘Never Goes‘, in dem ich unzählige Male hintereinander ’I’m alone’ singe, denke ich inzwischen selbst: Wow, das ist ja lächerlich. Aber als ich ihn geschrieben habe, war es mir todernst.“ Apropos todernst: Die Reise der unzufriedenen Eskimos endete mit einer großen Party, in deren Verlauf sie von einem Eisbären in den Himmel gebeamt wurden. Ich habe nicht gefragt, warum. Text: Boris Mischke Foto: Marcus Maschwitz Heimat: myspace.com/dearreadermusic
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SPEED DATING
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SPEED DATING
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ANDREW BIRD
SCOUTING FOR GIRLS
Sucht: Attraktive Barfußtänzerinnen, die sich gern mit geschlossenen Augen, Lo-FiHüftschwung und wallender Lockenmähne vor ihrem Plattenspieler räkeln. Der erste Eindruck: Ein musikalisches Wunderkind, das sicher zu Schulzeiten mehr mit Geigen- als Knutschflecken prahlen konnte. Das größte Kompliment: Frauen lieben feinfühlige Musiker, Männer attraktive Barfußtänzerinnen, die sich gern mit geschlossenen Augen, Lo-Fi-Hüftschwung und wallender Lockenmähne vor ihrem Plattenspieler räkeln. Eine Win-Win-Situation wie aus dem Lehrbuch! Hochzeit oder kurze Affäre: Herr Bird macht seinem Namen alle Ehre und ist eine zwitschernde Granate im Bett. Und nach der Ehe legt man seine Platten einfach zum Einschlafen auf.
Suchen: Exzessive „Br-indie“-Käfer, denen die Klimper-Klänge des Schunkelballetts noch immer nicht rückwärts zu den Ohren wieder rauslaufen. Der erste Eindruck: Klingt wie ein Wiedersehen mit so ziemlich allen alten Freunden temporärer britischer Indie-Pop-Kunst, nur geben sich die drei genügsam mit Piano, Schlagzeug und Bass zufrieden. Das größte Kompliment: Konsumiert mit drei Litern Cola klingt die Platte der Jungs in etwa so wie das Gefühl, das man bekommt, wenn man eine Tüte tiefgefrorener Weingummis mit Popcorn-Füllung per Strohhalm durch die Nase zieht. Hochzeit oder kurze Affäre: Drei süße Jungs zum Kuscheln und lieb haben, für die Ehe sind sie aber noch nicht reif.
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Heimat: scoutingforgirls.co.uk Aktuelles Album: „Scouting For Girls“
Heimat: clickclickdecker.de Aktuelles Album: „Den Umständen Entsprechend“
Heimat: andrewbird.net Aktuelles Album: „Noble Beast“
CLICKCLICKDECKER Sucht: Studenten der Geisteswissenschaften und deren Laber-Freunde sowie Patchworkfamilien, die im Biomarkt bevorzugt FairtradeVollkornkekse kaufen. Der erste Eindruck: Ein sensibler Herbsttyp, verkopft bis zum Anschlag und mit dem melancholischen Temperament des Künstlers gestraft und gesegnet. Das werden die Schwiegereltern sagen: Lacht der eigentlich nie? Hochzeit oder kurze Affäre: Die Frage ist nicht, ob ihr ihn wollt, sondern, ob er euch überhaupt an sich ran lässt - wen es nicht stört, sich das Bett auch noch mit einer abgelederten Klampfe zu teilen - go for it!
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LEATHERMOUTH
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Das sagen die Schwiegereltern: Keine Ahnung. Aber Suchen: Fähige Köche zwecks die Kinder erkennen ihren Zubereitung feuriger Pasta. Ohne Papi schon von weitem an der seine tägliche Dosis Bhut Jolokia aus dem Seitenfenster seines setzt Frontmann Eddie Spaghetti Trucks wehenden Bierfahne. keinen Boot auf die Bühne. Hochzeit oder kurze Affäre: Der erste Eindruck: Pub-Rock, Definitiv die Liebe fürs Leben. das neue Wort für Alte Männer- Einziger Haken: Als angetrauSex. Hut auf, Budweiser rein und te Mrs. Supersucker muss man dann schön Schwanzvergleich echt eine Menge vertragen. bei heiterem Gelächter. Kein Wunder, dass sich die Frauen lie- Heimat: supersuckers.com Aktuelles Album: Get It Together ber zum Canasta treffen.
SUPERSUCKERS
Suchen: krampfhaft nach Beschäftigung. Nachdem seine „Hauptband“ My Chemical Romance ihrer Kreativpause frönt und Freizeit-HC Frank Iero außer Gassigehen mit seinen Rassekötern nichts mehr zu tun hat, macht er halt das. Der erste Eindruck: Lässt man den Typen von der Leine, beißt er alles zu Klump. Am liebsten kleine Kinder oder diese geschminkten MyChemMädchen. Das werden die Schwiegereltern sagen: Die haben schon längst eine Mauer um Haus und Garage gezogen und die Tochter enterbt. Hochzeit oder kurze Affäre: Nicht mehr als ein One Night Stand mit vorher rausziehen. Sobald Gerard Way mit seinen Comics durch ist, tickt auch Franky wieder im Takt. Heimat: leathermouth.com Aktuelles Album: „XO“
Rollen soft wie eine Zugspitze: Ghost Of Tom Joad
GHOST OF TOM JOAD Der Berg ruft
Pop ist keine Sprache, nicht einmal nur ein Genre. Pop ist ein Grundgefühl und lebt von seinen Schwankungen. Von einem dieser Gefühle war auch ‘No Sleep Until Ostkreuz‘ geleitet, das Debüt von Ghost Of Tom Joad. Tanzbarer Post-Punk paarte sich vom Dörfchen Ascheberg an der A1 aus mit einem Topos von Aufbruch und Reisen – Hesse meets The Wombats, sozusagen. Das ist noch kein Jahr her; auf dem Weg zum ‘Matterhorn‘ aber haben Henrik Roger, Christoph Schneider und Jens Mehring sich selbst überholt. „Wir wollten etwas Beklopptes machen, das uns selbst überrascht“, sagt Sänger und Gitarrist Henrik. „Ein weiteres Indie-Disco-Album wäre eine Sackgasse gewesen. Es gibt nicht öderes als Gitarrenbands, die einen auf britisch machen.“ Ghost Of Tom Joad sind diesem Vorwurf selbst noch nicht entwachsen, und doch stimmt es: Hallen veritable Hits wie ‘Renegades Of Love‘ noch in den eigenen Synapsen nach, sind dank des erneut in Berlin eingespielten ‘Matterhorn‘ nebst Assoziationen von The Rakes über Jimmy Eat World bis zu The Postal Service auch Bilder vom Gipfelstürmer und Bergsteigerfantasien schnell bemüht. Das Songwriting wächst über den limitierten Gesang und die Produktion hinaus – ein Stückchen mehr Wumms nur hätte den verhaltenen Songs ein ungestümeres Gesicht beschert. „Wut kann man auch anders ausdrücken als mit lauten Gitarren“, erklärt Henrik den neuen Sound und meint damit auch das postrockige Flirren, die wabernden Synthesizer, organischen Pianos und eine fast bedrohliche Grundstimmung. Dieses neue Image findet seine Fortführung im Artwork und in den Texten; die Gratwanderung zwischen Anspruch und Fähigkeit findet ihre Entsprechung im Aufeinandertreffen von romantischer Naturlyrik und dem Sound einer digitalen Bohème. Tiger tragen Boxhandschuhe, Henrik singt in der richtungsweisenden Single ‘Into The Wild‘ und der musikalischen Kernpassage von ‘Matterhorn‘ erstmals deutsche Zeilen - das hat mehr Wiedererkennungswert als die Pop-Sprache Englisch, derer Henrik sich bedient. „Deine Muttersprache trifft dich unmittelbarer, das sehe ich auch so“, antwortet er und freut sich auf die Tour mit Tomte. „Mal sehen, was uns für das nächste Album so einfällt.“ Davor werden sich noch ‘Matterhorns‘ Weg und Ziel kreuzen, und das nicht am Berliner Ostkreuz oder im heimischen Münsterland: „Im Sommer geben wir ein Konzert in Zermatt.“ Text: Fabian Soethof
Heimat: ghostoftomjoad.de
GHOST OF TOM JOAD AUF TOUR 26.2. Münster - Gleis 22 *** 27.2. Hannover - Bei Chez Heinz *** 28.2. Dortmund - FZW *** 1.3. Schweinfurt - Alter Stattbahnhof *** 2.3. Weinheim - Cafe Central *** 3.3. Wiesbaden - Schlachthof *** 4.3. Bielefeld - Bunker Ulmenwall *** 5.3. Bremen - Tower *** 6.3. Hamburg - Grüner Jäger Visions Party *** 7.3. Berlin - unclesally*s party@Magnet *** 8.3. Dresden - Groovestation *** 9.3. Regensburg - Heimat * wird fortgesetzt
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MANDO DIAO Erwachsen abtanzen
Eine Viertelstunde fährt man vom Zentrum Stockholms immer tiefer in die gesichtslosen Gewerbegebiete in der südlichen Vorstadt. Dort angekommen ist man in der neuen Heimat von Mando Diao, an ihrem Rückzugsort, an dem – wenn man den Bandmitgliedern glauben mag – mindestens eine neue Ära der gemeinsamen Geschichte begonnen hat. Auf den ersten Blick sieht man dort im Niemandsland allerdings nur ein unscheinbares gelbes Holzgebäude, das ein bisschen an ein Gartenhäuschen erinnert. Nebenan ist ein Trödelladen, wenige Meter weiter eine kleine Pizzeria. Dieses kleine gelbe Haus ist vielleicht der Schlüssel zum Verständnis des fünften Mando Diao-Albums ‘Give Me Fire‘. Hier hat die Band das letzte Jahr verbracht. Hier haben sich Mando Diao ein eigenes Studio eingerichtet und die Songs von ‘Give Me Fire‘ eingespielt. Das alles hat die Band in Eigenregie erledigt. Sogar die Isolierung der Wände haben die Musiker selbst übernommen. Und möglicherweise lag es an dem besonderen Geist dieses Hauses in der schwedischen Vorstadt, dass das neue nicht unbedingt das beste, aber das bislang mutigste und überraschendste Album von Mando Diao geworden ist. „Unser eigenes Studio aufzubauen, war einer der wichtigsten Schritte unserer Karriere“, sagt Schlagzeuger Samuel Giers. „In den letzten sechs Jahren hatten wir nicht einmal einen festen Proberaum.“ Sänger Björn Dixgård ergänzt: „Es war, als hätten wir das neue Album in unserem Wohnzimmer aufgenommen.“ Und Bassist Carl Johan Fogelklou, genannt C.J., schwärmt davon, wie entspannt der Arbeitsprozess war. „Wir kamen jeden Tag in den Proberaum, schütteten uns Kaffee in unsere Lieblingstassen, arbeiteten bis zum Abend und gingen nach Hause“. Ein Blick ins Innere des Häuschens zeigt, dass nicht nur die Lieblingstassen der Musiker für wohlige Wohnlichkeit sorgen. Mando Diao haben ihr Haus vollgestopft mit Instrumenten, an den Wänden hängen Bilder, die Fans bei einem Wettbewerb von der Band gemalt haben. Der Ort sollte das Gegenteil von einem unpersönlichen Studio werden, erzählt Björn Dixgård. „Ich kam mir in Studios immer vor wie in einer Fabrik. Und man konnte die ganze Zeit spüren, wie das Geld weniger wurde.“ Im eigenen Haus konnte die Band ohne Stechuhr und unabhängig arbeiten. Das wurde noch dadurch begünstigt, dass Mando Diao am Anfang nicht einmal wussten, wo ihr neues Album erscheinen würde. Denn ihr Plattendeal lief nach dem letzten Werk ‘Never Seen The Light Of Day‘ aus. „Es hat befreiend gewirkt, nicht zu wissen, ob und wie die Platte veröffentlicht wird“, meint Samuel Giers. „Es war fast, als hätten wir ein Demo-Tape gemacht“. Eine inspirierende Situation, da sind sich die Bandmitglieder einig. „Wir hatten das Gefühl, alles versuchen zu können“, meint Björn Dixgård. Und C.J. glaubt, dass auf keinem anderen Album bisher so viel Mando Diao zu hören war: „Diesmal haben wir unsere ganz eigene Vision verwirklicht.“ Man hört den Songs die kreative Freiheit an, die bei ihrer Entstehung geherrscht hat. ‘Give Me Fire‘ ist spürbar getrieben von dem Wunsch, möglichst viel Neues auszuprobieren. Mando Diao haben ih-
ren Sound für andere Einflüsse geöffnet. Das Ziel lautete dabei eindeutig: größtmögliche Vielfalt. Beim ersten Hören kann man da schon ordentlich ins Staunen geraten. Nach dem rockigen Opener ‘Blue Lining, White Trenchcoat‘, kündigt sich an, dass diesmal einiges anders laufen wird als erwartet. Zu einem stampfenden Disco-Beat und mit einem „Dance“ skandierenden Background-Chor röhrt sich Björn Dixgård durch ‘Dance With Somebody‘, die erste Single-Auskopplung („Es sollte ein Song für die Massen sein“, erklärt er). Es folgt ‘Gloria‘, ein Stück mit dem Sound und der süßlichen Tragik des Souls – und, ja wirklich: Synthie-Geigen. Der nächste Song ‘High Heels‘ wird getrieben von einem slicken R‘n‘B-Groove. ‘Mean Street‘ wiederum ist ganz in den Sechzigern beheimatet und greift den Motown-Rhythmus von The Supremes auf. So sprunghaft geht es weiter. Durch die ganze Platte zieht sich das Spiel mit unverkennbaren und unerwarteten Anleihen aus dem umfangreichen Katalog der Pop-Geschichte. Nicht alle stilistischen Ausflüge leuchten ein, manche Songs wie
„Ich kam mir in Studios immer vor wie in einer Fabrik. Und man konnte die ganze Zeit spüren, wie das Geld weniger wurde.“ (Björn Dixgård) die Sechs-Minuten-Ballade ‘Crystal‘ mit Kirchenorgel und Vogelgezwitscher gehen daneben. Aber das Album hat trotz aller stilistischer Offenheit einen roten Faden, weil die Band auf ihre Stärken vertraut: So ist ‘Give Me Fire‘ auch ein tanzbares und energiegeladenes Rock-Album. Kurz vor Schluss lässt Gustaf Norén bei ’You Got Nothing On Me‘ sogar noch zu einem schwer an Deep Purple erinnernden Hard-Rock-Riff seinen Aggressionen freien Lauf. Solche Experimente sind nicht unbedingt das, wofür Mando Diao in der Vergangenheit standen. Bekannt wurden die Schweden, die ihren Namen einem Traum von Björn Dixgård entnommen haben, mit einem ungeschliffen klingenden Mix aus Garagen-Rock und Brit-Pop und ihrem Debüt ’Bring ’Em In‘ (2002). Das entstand, ebenfalls in Eigenregie, im Keller ihres damaligen Keyboarders in ihrer Heimat Borlänge, einer kleinen, 40.000 Einwohner zählenden Stadt drei Stunden nördlich von Stockholm. Der Sound der Band passte zum damaligen Zeitgeist, der von Bands wie The Strokes und The Hives geprägt wurde. Mando Diao bekamen einen Plattendeal und profilierten sich in der Folge als exzellente Liveband. Mit einem Lederjacken-Outfit, das an die Beatles
der Vor-Pilzkopf-Phase erinnerte, spielten sie sich quer durch Europa und Japan. Trotz ausgedehnter Touren hatten sie die Arbeitsdisziplin, drei Jahre lang jeweils einen Tonträger nachzulegen. Mit ‘Hurricane Bar‘ wuchs 2004 der Bekanntheitsgrad. Ein Jahr später folgte ‘Ode To Ochrasy‘. Hier brachten die Schweden den Sound, mit dem sie bekannt wurden, endgültig auf den Punkt. ‘Ode To Ochrasy‘ bildete den Höhepunkt und für die Band offenbar zugleich einen Abschluss. Mit ‘Never Seen The Light Of Day‘ folgte 2006 ein Album, das deutlich geprägt war von dem Wunsch, sich weiterzuentwickeln und auf dem die Band sogar Elemente nordischer Folklore in ihre Musik zu integrieren suchte. Es folgte ein Jahr Pause – die erste, die sich die Band seit langem gönnte. Und nun ‘Give Me Fire‘. Das Album klingt wie ein Neustart, eine Entwicklung in eine ganz andere Richtung als sein Vorgänger. Das liegt sicher auch daran, wer die Band jeweils bei den Aufnahmen begleitet hat. ‘Never Seen The Light Of Day‘, mit dem die Bandmitglieder im Nachhinein nicht sehr glücklich scheinen, wurde produziert von Björn Olsson, dem Gitarristen der schwedischen Rock-Band Soundtrack Of Our Lives. Dieses Mal suchten sich Mando Diao einen Produzenten mit einem völlig anderen musikalischen Background. Und auch das ist eine Erklärung, warum dieses Album so anders klingt als die bisherigen Tonträger von Mando Diao. ‘Give Me Fire‘ wurde produziert von Salla, einem Mitglied des schwedischen Produzententeams The Salazar Brothers. Der wurde als Teil der Gruppe The Latin Kings bekannt und ist in Schweden ein gefeierter HipHop-Musiker, zu dessen Fans auch Mando Diao-Keyboarder Mats Björke gehört. „HipHop ist das beste, was in der schwedischen Musik seit dem Punk passiert ist“, schwärmt er. „Salla und sein Bruder Masse sind Migrantenkinder aus den armen Vorstädten. Sie erzählen in ihrer Musik, wie es dort wirklich ist.“ Ein HipHop-Musiker als Produzent? Das ist eine überraschende Wahl. Und eine mit großen Auswirkungen, wie die Band erzählt. Salla war bei den Aufnahmen zugegen und hatte starken Einfluss auf die Entstehung von ‘Give Me Fire‘. „Er hat uns zugehört und dann Vorschläge gemacht“, erzählt C.J. „Wir wollten auf dem Album einen Retro-Sound mit modernem Touch. Und das ist genau das, was die HipHop-Musiker tun: Sie nehmen alte Musik und lassen sie modern klingen.“ Vor allem die große Vinyl-Sammlung ihres Produzenten hat das Album beeinflusst. Salla brachte Mando Diao in Kontakt mit vielen Meilensteinen von Sechziger- und Siebziger-Soul und -Disco. „Er weiß viel über Musik, weil er sie für seine Samples benutzt“, erzählt Mats Björke. „Dadurch hat er uns auf Ideen für Sounds und Arrangements gebracht.“
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Foto: Erik Weiss
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unclesally*s magazine Während seine Kollegen die Situation kritisch im Auge behalten, stiehlt sich Gustaf heimlich in die Kneipe nebenan.
Der freundliche Herr am Mischpult mit dem topmodischen Vokuhila-Schnitt setzt nicht nur in Fashionfragen Akzente, sondern veredelt hier das bis einen Tag vor Abgabe nur zu 99% fertiggestellte „Give Me Fire“.
Björn Dixgård betont, dass Salla besonders bei der Suche nach guten Grooves geholfen habe. „Es sollte ein tanzbares Album werden. Und dafür war er genau der Richtige.“. Der Produzent durfte auch ganze Songs nach seinen Vorstellungen bearbeiten. So war ‘High Heels‘ von Sänger und Gitarrist Gustaf Norén, der sich schon länger für HipHop begeistert, eigentlich als langsamer Blues geschrieben. Erst als die Band Salla fragte, was er daraus machen würde, kam ein deutlich durch R‘n‘B geprägter Song heraus. Zur Begeisterung von Mando Diao. „Ich finde es cool, einen so anderen Sound auf der Platte zu haben“, meint C.J. Es war das Arbeitskonzept des Albums, viel auszuprobieren. „Wir haben nicht verabredet, wie das Album klingen soll“, sagt C.J. „Wir haben einfach aufgenommen und das ist dabei herausgekommen.“
Mit ansteckender Begeisterung reden Mando Diao auch beim Interviewtermin in Berlin über die Aufnahmen zu ‘Give Me Fire‘. Die Schweden sind jetzt Mitte 20 und über die Jahre routinierte Profis in der Selbstpräsentation geworden. Vorbei die Zeit, als
„Ich vergleiche unsere Alben nicht. Ich weiß, dass sie alle gut sind“. Oder wenn die Musiker in der dritten Person über ihre Band reden: „Mando Diao folgen ihrem Herzen“, heißt es dann, oder „Mando Diao machen Musik für die Menschen“.
„Ich vergleiche unsere Alben nicht. Ich weiß, dass sie alle gut sind“ (Björn Dixgård)
Man hat trotzdem das Gefühl, dass die Band inzwischen über ein gesundes und echtes Selbstvertrauen verfügt. Das hilft auch, den Reaktionen auf das Album gelassen entgegen zu sehen. „Wir wollen niemandem gefallen“, sagt C.J. „Ich denke, die Leute respektieren es, wenn man sich entwickelt.“
sie gefürchtet waren für spätpubertären Größenwahn und überhebliches Gequatsche. Wir treffen auf freundliche und gelassene Gesprächspartner. Nur selten blitzt noch ein bisschen Rockstar-Attitüde auf, etwa, wenn Björn Dixgård verkündet:
Kein Zweifel: Mando Diao sind erwachsen geworden. Sie selbst beurteilen das sehr positiv. „Wir sind ausgeglichener, aber auch ernster“, meint C.J. „Wir nehmen unsere Musik nun wirklich ernst.“ Schlagzeuger Samuel Giers erzählt, dass der Um-
Gearbeitet wird auch, selbst die Glasscheibe haben die fingerfertigen Jungs eigenhändig eingesetzt – behaupten sie jedenfalls.
Im Gegensatz zu seinen Kollegen Mats und C.J. sind für Frontmann Norén all die bunten Knöpfe und Tasten Böhmische Dörfer.
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Hier arbeitet der ehemalige Ex-Hellacopters-Gitarrist Robert Dahlqvist aka. Strings, der ihm bei seinen zahlreichen Aufenthalten – die er vorgeblich zum Songschreiben nutze – die eine oder andere Saftschorle serviert.
gang in der Band davon profitiert hat. „Wir sind freundlicher zueinander. Als wir jünger waren, wollte jeder mit dem Kopf durch die Wand. Mittlerweile haben wir uns besser kennen gelernt.“ So ganz geheuer scheinen Björn Dixgård solche Aussagen allerdings nicht zu sein. „Wir können immer noch sehr kindisch sein“, stellt er klar. „Und wir fühlen uns wie 16, wenn wir abends ausgehen.“ Zum Erwachsenwerden gehört auch, dass jeder seine eigene Rolle in der Band gefunden hat. Die beiden Sänger und Gitarristen Björn Dixgård und Gustaf Norén schreiben wie gehabt in freundlichem Wettbewerb die Songs; vom neuen Album hat jeder etwa die Hälfte verfasst. C.J. und Mats Björke haben sich in die Tücken der Recording-Technik eingearbeitet. Sie schwärmen von den teuren deutschen Mikrofonen, die sie für das Band-Studio angeschafft haben und
Samuel ist der Nachdenkliche in der Band und kleidet die Entwicklung von Mando Diao in schöne Worte, aus denen fast schon etwas Ungläubigkeit spricht: „Du wachst morgens auf, guckst in den Spiegel und denkst, dass du dich niemals änderst. Und dann blickst du zwei Jahre zurück und stellst fest, dass du älter geworden bist. So geht es uns mit unserer Musik.“
Einseitige Ernährung wird im Hause Diao groß geschrieben. Die Pizzeria ist nur 25 Schritte vom Arbeitsplatz entfernt und das Angebot derart kohlenhydrathaltig, dass jede Nachtschicht zum launigen Kindergeburtstag wird.
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Szenenwechsel: Mando Diaos bandeigenes Studio am Rande einer Stockholmer Schnellstraße. Bessere Nachbarn könnten sich die modebegeisterten Herren wohl auch nicht wünschen: ein Flohmark aller erster Kajüte lädt zum Bummeln ein.
waren für den technischen Teil der Album-Produktion mitverantwortlich. Und Samuel Giers? Der denkt einen Moment nach. „Ich spiele Schlagzeug“, antwortet er dann. Und fügt hinzu: „Und ich sage, wenn mir ein Song nicht gefällt.“
Text: Arne Lieb, Christine Stiller Fotos: Erik Weiss, Oliver Schümers Heimat: mandodiao.com Auf sallys.net: sally*sTV! Zu Hause bei Mando Diao
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Als wir dem sonst so stillen Samuel von unserem magazineigenen Unterhaltungssender erzählten, war plötzlich alle Schüchternheit vergessen. Diese von ihm (fast) handgeschnitzten Drumsticks verlost er per Videobotschaft an einen von euch. Allerdings ist an den Gewinn der Stöcke zunächst noch die Beantwortung einer mittelschweren Preisfrage geknüpft, die es auf sally*sTV zu entschlüsseln gilt. Viel Erfolg!
...und traurig klingt der Schlussakkord in moll: Mit einem Abschiedsständchen unter Realbedingungen sagen die Freunde „HEJ DÅ“ und habt euch wohl...
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PLATTEN/10 GEBOTE
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DIE 10 GEBOTE
THE AIRBORNE TOXIC EVENT THE AIRBORNE TOXIC EVENT
ANGELIKA EXPRESS GOLDENER TRASH
(Shout Fact/Soulfood) Es gibt sie doch noch, die Debütalben, die einen vom ersten Durchlauf an unaufhaltsam in ihren Bann ziehen, wenn auch leider nicht mehr so oft. Jüngster Beweis: The Airborne Toxic Event. Wäre Jarvis Cocker in Los Angeles und mit Bruce Springsteen, The Cure und Classic Rock-Scheiben aufgewachsen und ausgezogen, um dem Indie-Rock zu revolutionieren, würde das Ergebnis ähnlich klingen wie das unserer amerikanischen Debütanten hier. Exaltiert, leicht verschroben, zwischen Schrammeligkeit und großer Showbühne schwenkend, füllt The Airborne Toxic Event grandios die Lücke zwischen The Arcade Fire und The Gaslight Anthem. Allein das Herzstück „Sometime Around Midnight“ rechtfertigt schon den Erwerb dieser Scheibe, auch wenn die restlichen neuen Songs keinen großen Deut minder genial sind. Schon jetzt klarer Kandidat für die Neuentdeckung 2009.
(Peng Musik/Cargo) Um Hook- und Punchlines waren Angelika Express noch nie verlegen. „Geh doch nach Berlin, wohin deine Freunde ziehn“, schwadronierten drei Kölner Anzugträger anno 2003 und nahmen Hauptstadthypes, Hamburger Schulen und unseren Alltag nicht mehr wichtig. Endlich nun, nach vier Jahren Pause, dröhnen neue Ansagen aus den Clubboxen: „Es geht hier um Trash, nicht um Schrott!“ Zu Post-Punk-Gitarre und New-Wave-Beats singt, schreit und schwingt Robert Drakogiannakis, dieser Alex Kapranos (oder doch Jack White?) der deutschen Indie-Szene, im Alleingang endlich wieder Parolen, zu denen sich intellektuelle Bohème und Proletariat schwitzend in den Armen liegen. Drakogiannakis zupft nur an seiner Krawatte, fragt: „Was wollt ihr alle auf‘m Dancefloor?“ und haut unbeirrt eine rotzige Replik auf sich selbst und die lieben Pop-Kollegen nach der anderen raus. Deutschland, wie konntest du nur ohne?
Text: Frank Thießies
Text: Fabian Soethof
KREATOR HORDES OF CHAOS
MANDO DIAO GIVE ME FIRE
(Steamhammer/SPV) Analog ist besser! Das dachten sich auch Mille Petrozza und seine Band Kreator, und haben bei den Aufnahmen zu „Hordes Of Chaos“ auf sämtlichen digitalen Schnickschnack verzichtet. So authentisch und 100% Thrash haben Kreator seit „Extreme Aggression“ nicht mehr geklungen. Ganz nebenbei findet man mit „Hordes Of Chaos“, „Amok Run“ oder „Demon Prince“ die besten Songs seit Mitte der Neunziger aus der Essener Stahlschmiede. Gut, ein Caruso wird Mille in diesem Leben nicht mehr, aber das ist auch der einzige kleine Kritikpunkt an dieser herausragenden Platte, die die Messlatte für das Metal-Jahr 2009 extrem hoch gelegt hat. Kleiner Tipp: Mal zwei Wochen nicht trinken gehen und das gesparte Geld in die neue Kreator (gibt‘s auch auf Vinyl) und ein Ticket für die anstehende Tour mit Caliban im März investieren!
Text: Jason Vorhees
(Vertigo/Universal) Nach dem offenbarungsgleichen „Ode To Ochrasy“-Pop-Potpourri aus SpätSechziger-Song-Sensibilität und dem nachgeschobenen, ruhigeren „Never Seen The Light Of Day“ sind Mando Diao nun in den Siebzigern angekommen. Bingo, Disco! Nicht nur die erste Single „Dance With Somebody“ atmet den Geist von Gloria Gaynor und ihren funky Vorläufern, auch „Gloria“(!) oder noch mehr „The Shining“ trumpft mit Bläsern und Tanzbein-Beat auf. Ungewohnt? Schon, aber genauso unwiderstehlich. Mit der vertonten Scorsese-Hommage „Mean Streets“, einem exzellenten Ragtime-Rocker, dem pumpenden „Blue Lighning“ oder dem Hit-verdächtigen „Come On Come On“ geht es aber auch wieder in alt-bekanntere Gefilde. Egal, welches Genre die Retro-aktiven Schweden für sich entdecken, das unnachahmliche Gespür für starke Songs ist ihnen auch hier nicht abhanden gekommen. Ganz im Gegenteil. Überraschend und doch erwartungsgemäß großartig.
Text: Frank Thießies
ANIMAL COLLECTIVE MERRIWEATHER POST PAVILION
(Domino/Indigo) Es gab schon damals, zu Beginn des aktuellen Jahrzehnts, ein paar Menschen, die behaupteten, diese Band sei für die Musik so wichtig wie Radiohead. Oder Velvet Underground. Spätestens seit ihrem letzten Meisterwerk „Strawberry Jam“ darf man Animal Collective dieser Ahnenreihe getrost zuordnen. Ohne Übertreibung, wie „Merriweather Post Pavilion“ belegt: Auf ihrem neuen Album gelingt dem Trio um Mastermind Avey Tare das Kunststück, selbst die krudesten Soundcollagen mit klassischem Pop-Appeal und progressiven Elektro-Samples zu unterlegen. Dabei verliert die Band nie den Song aus den Augen und schmettert uns Lyrics um die Ohren, die mit jedem Hören verrückter und undurchdringlicher werden. Ein Monument, das durch seine Sprunghaftigkeit an Größe gewinnt und einen Klangkosmos erzeugt, zu dem derzeit nur Animal Collective in der Lage sind.
ANTONY AND THE JOHNSONS THE CRYING LIGHT
(Rough Trade/Beggars/Indigo) Antony Hegarty klagt über die zerstörte Schönheit der Natur. In dem Song „Another World“ trauert er um die Tiere, die Bäume und den Wind und sehnt sich nach Neubeginn: „I need another world / This one’s nearly gone“. Verlust ist eines der Leitthemen des dritten Album von Antony and The Johnsons, wobei sich globaler und persönlicher Schmerz hier kaum trennen lassen. „The Crying Light“ spart im Vergleich zum Vorgänger und Durchbruch „I Am A Bird Now“ an Theatralik und Gospel. Dadurch wirkt das Album geschlossener und noch intimer. Und es braucht nicht viel mehr als diese eigentümlich-ergreifende Stimme, um den Verlust der ganzen Welt hörbar zu machen.
Text: Arne Lieb
(Universal) Steven Morrissey ist Englands umstrittenster Staatsmann. Selbst für IndieKids, die The Smiths nur von ihren Eltern kennen, gehört es zur Etikette, seine vertonte Hassliebe wertzuschätzen. Vielleicht aber wurde das Geheimnis um „Years Of Refusal“ sicherer als die königlichen Kronjuwelen behütet, weil es Morrisseys bekennendstes Album geworden ist: „Im doing very well“ intoniert der früher so weltverbitterte Gentleman, wirft mit Vokabular zwischen „Liebe“, „du“, „ich“ und anderen zur Überinterpretation seines Privatlebens freigegebenen Ansagen um sich und beendet seinen vielleicht eigenen Abgesang im Galopp. Mystik weicht Uptempo-Rock, Schwere löst sich in Sarkasmus. So wie das Baby als Bildnis seiner Erben auf Mozzers Arm grinst, ist auch „Years Of Refusal“ keine altersmilde Entblößung, sondern ein Fest der Erhabenheit. Weil sein Schöpfer einlenkt und uns doch im Ungewissen lässt.
Text: Fabian Soethof
(Domino/Indigo) Ein Selbstläufer, soviel war mal klar, würde Franz Ferdinands drittes Album nicht werden. Den Indie-Dancefloor hatten sie schon zweimal bezwungen und zählen heute, als verdiente Pioniere, zur alten Garde der immer noch nicht abebbenden New-Wave-Welle. Dandy Alex Kapranos weist sich und seinen Mannen selbst den Weg: „I found a new way“ singt der Hobbykoch im Single-Opener „Ulysses“, einem soliden und richtungsweisenden Hybrid aus Post-Punk und Elektro. Fortan flanieren Franz Ferdinand durch die Genres wie James Joyces Leopold Bloom in „Ulysses“ durch Dublin. Elektro-Clash und Bastard-Pop war ihnen da eigentlich schon voraus. Aber jetzt, mit „Tonight: Franz Ferdinand“, werden auch im Mainstream des Indie-Rock seine gegenwärtigen Möglichkeiten angedeutet und eine andere Antwort nachgeliefert: Wir sind, selbstverständlich, Mensch UND Tänzer.
Text: Fabian Soethof
Text: Marcus Willfroth
MORRISSEY YEARS OF REFUSAL
FRANZ FERDINAND TONIGHT: FRANZ FERDINAND
N.A.S.A. THE SPIRIT OF APOLLO
(Anti/SPV) Dass N.A.S.A. ein dickes Ding wird, steht wohl außer Frage. Allein für die illustre Gästeschar, mit der sich die Herren Squeak E. Clean und DJ Zegon auf ihrem Debüt tummeln, würden viele Bands wohl morden. Mindestens zwei oder drei superprominente Pop-Kultur-Größen versammeln sich pro Track und servieren das Beste der Achtziger (David Byrne, Tom Waits), Neunziger (Method Man, Chali 2Na) und heute (Santogold, Kanye West). N.A.S.A. wissen sich also mit exquisiten fremden Federn zu schmücken, schrauben persönlich darüber hinaus aber auch noch amtliche Playbacks. Dicke Beats für schöne Menschen.
Text: Timo Richard
THURSDAY COMMON EXISTENCE
(Epitaph/SPV) Eigentlich waren Thursday schon abgeschrieben. Klar, „Full Collapse“ war ein Meilenstein, der eine ganze Szene ins Rollen brachte, „War All The Time“ der Durchbruch auf Mainstream-Front. Was dann kam - ein weiteres Album, eine Split mit Envy, eine B-Seiten-Compilation - holte aber noch Die Hard-Fans hinterm Emo-Ofen vor. Und jetzt das: „Common Existence“ ist ein derartiger Schlag in die Fresse, ein solches Wechselbad der Gefühle, ein so bewegendes Monument, dass man sich fragt, wie man so viele Jahre ohne diese Band leben konnte. Die Elemente - schwelgende Melodien, brachiale Riffs, Gebrüll und Verzweiflung - sind die alten, die Zusammenführung von all dem aber so vielschichtig, zwingend und überwältigend wie nie zuvor. Thursday müssen nicht mehr auf Genre-Bezeichnungen zurückgreifen, sie sind ihr eigenes Trademark geworden und haben mit „Common Existence“ schon jetzt eines der wichtigsten Alben 2009 vorgelegt.
Text: Tito Wiesner
unclesally*s magazine
PLATTEN/OFFENBARUNG
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DIE OFFENBARUNG GLASVEGAS GLASVEGAS (SonyBMG)
Mit Anlauf gehen Glasvegas aufs Ganze. Genau eine Minute Zeit lässt uns ihr Opener „Flowers And Football Tops“ - vom Absprung bis zum Eintauchen in die schottische Vorstadt, von der die vier Glasgower mit ihrem Debütalbum „Glasvegas“ ein Portrait zeichnen, wie es kein noch so deprimierender Ken Loach-Streifen besser hätte abbilden können. Hier geht es nur noch bergab, bis es so weh tut, dass es schon wieder egal ist. Sänger und Ex-Fußballprofi James Allan nuschelt seine Songs von ermordeten Teenagern, die nicht mehr nach Hause kommen, überforderten Sozial-
arbeiterinnen, verlorenen Vätern und der eigenen Atemlosigkeit. Und das ist schlimmer, als es klingt. Denn Glasvegas schaffen durch die so oft zitierte Wall Of Sound nicht nur Platz, sondern auch Hoffnung. Sie verneigen sich vor dem opulenten Girlgroup-Sound der Sixties ebenso wie vor der düsteren Besinnlichkeit von The Jesus And Mary Chain und klauen auch sonst wie die Raben: Kinderlieder und Reime, Oasis-Zitate und halbe Sonaten. Und es funktioniert. Die Faust bleibt nicht in der Tasche, sondern geht in die Luft. Text: Ina Göritz
1 hoffnungslos ** 2 egal ** 3 üben ** 4 bemüht ** 5 kann man machen ** 6 gut ** 7 vorn dabei ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 klassiker 5BUGS BEST OFF
(Rockhit/Alive) Gar nicht so blöd, sein Album “Best Off” zu betiteln. Vor allem dann, wenn man es wie das hier vorliegende so störungsfrei durchzappen kann wie sämtliche FM-Kanäle: Pop, Pathos und stimmgewaltigen Bombast macht die einstigen Emo-Käfer wahrscheinlich zu MainstremKandidaten. Die Berliner Fünf verzichten - mit einer Ausnahme - auf Zickzack-Riffs und StageDive-Hymnen und gehen lieber amtlich in die Breite. Was für den ein oder anderen Fan deshalb zu glatt, zu poliert und auf Hit geschminkt klingt, ist dem „Hörer an sich“ natürlich völlig egal. Er kennt‘s ja nicht anders. 6
Text: Florian Hayler
ALTER ME THE FALL
(EMI) Man stelle sich vor, Radiohead machen Pop und Travis sich keinen Kopf über Verkaufszahlen. Genau so wurden Alter Me in ihrer Heimat Dänemark bereits zu Lieblingen des Formatradios. Dabei ist ihre Single „You Can’t“ bei weitem nicht das stärkste Stück auf dem Debüt „The Fall“. Songs wie „Love“, „The Fall“, „Problems“ oder „Ghost“ sind Aushängeschilder für eine souveräne Gratwanderung zwischen Kitsch und Kunst, Pop und Poesie. Dass Sänger und Multiinstrumentalist Hans Mortensen ein Anhänger der ganz Großen der Britischen Inseln sein muss, ist vor allem in der zweiten Hälfte von „The Fall“ zu vernehmen. Man den Eindruck nicht los, Alter Me in diesem Jahr unbedingt auf dem Schirm behalten zu müssen. 7
Text: Christopher Mühlig
ANDREW BIRD NOBLE BEAST
(Bella Union/Cooperative/Universal) Ob an Andrew Bird ein Biologe verloren gegangen ist? In seinen bisher elf veröffentlichten Alben geht es nicht selten um Tierchen und Pläsierchen. So etwa in „The Mysterious Production of Eggs“ von 2005, mit dem der Multiinstrumentalist nicht nur einen neuen Lebensmittelmythos begründet, sondern auch einen musikalischen Höhepunkt absolviert hat. Mit bewährtem Instrumentarium geht es auf „Noble Beast“ weiter: Die Streichereinlagen sind ausgetüftelt und die Arrangements so fein, dass sich Fender Rhodes und Gitarrenparts niemals auf die Füße treten würden. Schwierig wird es, aus seinen Songs mit klandestinen Titeln wie „Anonani-
mal“ oder „Souverian“ einen Anspieltipp herauszusuchen, denn so phantasievoll diese Platte sein mag - das Gelbe vom Ei ist das alles nicht. 5
Text: Philipp Kohl
ANNA TERNHEIM LEAVING ON A MAYDAY
(Universal) Ein bisschen großspurig ist es schon, ein ganzes Album dem Ex zu widmen. Doch Anna Ternheim singt sich die Pein von der Seele und kreiert mit „Leaving On A Mayday“ einen Kanon über die innere Einkehr. Im Studio ging es derweil lebhafter zu. Die hochtalentierte Schwedin stopfte ihre Backingband mit 15 Gastmusikern voll und tat sich damit keinen Gefallen: All die Bläser, Streicher und Keyboards überfrachten das Album immens. Besonders schade, weil die Demos bestens geeignet waren, um intensive Reflexionen aus dem beschädigten Leben abzubilden. So aber wirkt das Ganze konstruiert und glatt. Es mag schon sein, dass „Leaving On A Mayday“ Anna Ternheims persönlichste Platte ist - mit ein paar Ambitionen weniger und der Reduktion aufs Nötigste, wäre es sicher auch ihre beste. 4
Text: Marcus Willfroth
BEIRUT MARCH OF THE ZAPOTEC
(Pompeji/Indigo) Wenn der Druck wächst, die Erwartungen steigen, ist es immer eine gute Idee, den Verstand zu verlieren. Beirut war dank seines Debüts „The Gulag Orkestar“ einer DER Newcomer des Jahrgangs 2006 und konnte mit dem Nachfolger „The Flying Club Cup“ erneut überzeugen. Nun sind zwei Jahre ins Land gegangen und sein aktueller Longplayer macht dem Mythos vom schwierigen dritten Album alle Ehre: Nur die ersten Beiträge bieten den gewohnt guten Balkan-Folk-Pop, um dann - eine Viertelstunde vor Schluss - unzähligen Elektrosamples freien Lauf zu lassen. Wobei die Verweigerungshaltung von Mastermind Zach Condon das Überraschende daran ist: Er leistet keinen Dienst nach Vorschrift, sondern wendet sich neuen Ufern zu. Darf man mit den richtigen Argumenten dämlich oder schlicht großartig finden! 8
Text: Marcus Willfroth
BEN KWELLER CHANGING HORSES
(ATO/Rough Trade) Was für ein Rotzlöffel, dieser Ben Kweller. Schluffte vor sieben Jahren mit einem ungewaschenen Schrammel-Pop-Sammelsurium namens „Sha Sha“ um die Ecke, irgendwo in Brooklyn,
als ob es eine Anti-FolkSzene dort ohne ihn nie gegeben hätte. Ließ sich und seinen Freunden nicht mal Zeit zum Ausruhen und buchstabierte lieber, wieder wie im Vorbeigehen, Pop in alle Richtungen durch. Jetzt, während ein ungleich bekannterer Texaner endlich in die politischen Annalen seinen Landes eingeht, erdreistet sich Kweller gar, ein komplettes Album lang dem Country seiner texanischen Geburtsstätte zu frönen, Pedal Steel und Mundharmonika inklusive. Der Witz daran: selbst derartige Interpretationen nimmt man diesem talentierten DIY-Nerd nicht nur ab. Man freut sich regelrecht, mit ihm, dem Musiknomaden, ein weiteres Häkchen auf der popmusikalischen amerikanischen Landkarte setzen zu können. Next Stop: Anywhere but here. 6
Text: Fabian Soethof
BEN LEE THE REBIRTH OF VENUS
(New West/Blue Rose) An dem Tag an dem Ben Lee aufhört, Optimist zu sein, müssen wir vermutlich aufhören, uns Hoffnungen auf eine Weiterexistenz der Menschheit as we know it zu machen. Insofern sind wir hier in einer unlösbaren Patt-Situation, denn was Ben Lees Musik sicher gut tun würde, wäre ein gerüttelt Maß weniger Optimismus. Das würde aber eben uns alle und vorneweg Ben selbst wohl ins Unglück stürzen. So müssen wir uns vorerst mit dem begnügen, was machbar ist, uns die bisher unveröffentlichten Demo-Tapes aus den schwachen und verzweifelten Stunden des Australiers fürs Apokalypse-Survival-Kit aufheben, und können diese erst anhören, wenn wir den Planeten geext bzw. uns selbst dem Armageddon anheim gestellt haben. Bis dahin gibt‘s: harmlosen aber sympathischen Pop von einem charmanten Performer mit unerschütterlichem, richtig: Optimismus, der manchmal etwas nervt, andernorts aber allem deshalbigen Grummeln zum Trotz durchaus zündet. Jetzt alle: „La-la-la-la-la.“ 6
Text: Torsten Hempelt
BLAINBIETER NICER DOGS
(Blank/Broken Silence) Vorsicht, das hier ist keine leichte Kost - nichts mit fröhlichem Schwanzgewedel und lässigem Pfötchengeben. Blainbieter ziehen in Sachen Schwermut-Avantgarde-Rock alle Register und sollten deshalb nur in entsprechendem Rahmen konsumiert werden. Doch gerade wenn man
sich am liebsten mit ihnen von der nächsten Brücke stürzen möchte, fackeln die Berliner die eine oder andere bittersüße Indie-Flamme ab, die einen in dieser wasserdichten, überepischen Klangatmosphäre dann auch mal wieder durchpusten lässt. Abgetanzt wird trotzdem ganz woanders. Diese Platte ist ein denkintensiver Episodenfilm mit einer ambivalenten Mixtur aus unerwarteten Jump Cuts und ausdauernder Plansequenz, großspuriger Leidenschaft und Melancholie. 6
Text: Christine Stiller
BON IVER BLOOD BANK
(Jagjaguwar/Cargo) Langlebige Musik ist immer die, die sich anfangs nicht aufdrängt. So geschehen mit „For Emma, Forever Ago“, dem so unscheinbaren Debüt von Bon Iver. Fast unbemerkt leise schlich sich dieses Manifest des Minimal Folk vom Hinterhof des Pops in sämtliche Jahresbestenlisten. Auch auf der nun nachgelegten EP „Blood Bank“ vermag es Songwriter Justin Vernon, fast allein mit seinem gedoppelten Falsett und seiner Akustischen eine Aura des Jenseits ins Hier zu überführen, die auf den Soloalben von Peppers-Gitarrist John Frusciante immer so herrlich verstörend nachhallte. Titel wie „Beach Baby“ führen in die Irre des vermeintlichen Glücks - Vernon vertont immer noch seinen Weltschmerz, der tatsächlich nicht ganz von hier sein kann. Vollends vorüber gegangen ist diese Welt an Bon Iver leider nicht: Nach Kanye West hat auch Vernon das von Cher vor zehn Jahren so fies missbrauchte Autotuning („Believe“) wieder entdeckt. 7
Text: Fabian Soethof
BOSSE TAXI
(Scoop/Rough Trade) Bosse kommt im dritten Anlauf, springt ab und... bleibt in der Luft hängen! Abgehoben? Nein. Leichtigkeit! Gut war Bosse schon immer. Indie, klug, reduziert, verständlich - mit Bodenhaftung und trotzdem immer mit der Nase in der Luft. Erfolgreich aber war er nie. Jetzt hat Axel Bosse seine Gelassenheit entdeckt, eine Platte im Wohnzimmer aufgenommen - und plötzlich ist er nicht mehr nur gut. Irgendetwas hat seine Entspannung entfesselt. Jetzt schreibt er Hits, berührt ohne zu kitschen und vergisst dabei nicht, auch ab und an mal zu poltern. „Die Volontäre werden langsam/ genauso stumpf wie ihre Chefs/ Koksen und nix sagen können/ und Bier umsonst (auf irgensoner Party)/ Girls anpacken, Girls beglotzen/ Mit irgendeiner Scheißband protzen/ Angeln und nichts fangen können/ im großen Teich.“ Bosse wird etwas fangen. Mit DER Angel! 7
Text: Yessica Yeti
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PLATTEN
unclesally*s magazine
CLICKCLICKDECKER DEN UMSTÄNDEN ENTSPRECHEND
(Audiolith/Broken Silence) Kevin Hamann alias ClickClickDecker hat vielleicht nicht die beste Stimme, vielleicht hat er auch nicht ein unbegrenztes technisches Können an der Gitarre, aber er hat die Gabe, die richtigen Worte in ein harmonisches Musikgewand zu kleiden. Ungewohnt voll und rund klingt „Den Umständen Entsprechend“, was daran liegt, dass Hamann diesmal mit kompletter Band ins Studio gegangen ist. Bye, bye Schlafzimmeraufnahmen. „Weggehen bedeutet nicht unbedingt, irgendwo anders dann anzukommen“, singt er in „Im Halogen“ - wo immer Kevin Hamann weggegangen ist, er scheint sein Ziel gefunden zu haben. Ohne die Songs des Wahlhamburgers wäre die Welt vielleicht nicht unbedingt schlechter, aber mit ihnen, erscheint sie doch in einem anderen Glanz. Geben wir dem Kind einen Namen: Das ist gigantisch! 8
Text: Kati Weilhammer
DÄLEK GUTTER TACTICS
(Ipecac/Soulfood) Verzerrte Trip-Hop-Soundschleifen, tonnenschwere Bässe, tiefschwarzer Ambient, Sprechgesang und viel Geräusch: auf dem Papier ist im Hause Dälek alles beim Alten geblieben. Doch für sein fünftes Album „Gutter Tactics“ hat das Projekt aus New Jersey seinen Fokus wieder hörbar ein Stück weg vom organischen HipHop hin zum lärmigen Industrial geschoben. Weniger „Robocop“, mehr „Alien“, weniger David Lynch, mehr David Cronenberg. Nicht falsch verstehen: Dälek machen nach wie vor das, wofür sie zu Recht Ruhm erlangten, nämlich Battle-Rap im uneigentlichsten Sinne des Wortes. Also kein Ausfechten von Wortscharmützeln, sondern gleich das akustische, alles zermalmende Flächenbombardement. Wie hier technoide Schwere, unterschwellige Gewalt und schwebende Bedrohung zu düsteren Klangcollagen verwobene werden, ist nicht mehr brandneu, aber nichts desto trotz nach wie vor so beklemmend wie eindrucksvoll. 8
Text: Moritz Honert
DEAR READER REPLACE WHY WITH FUNNY
(City Slang/Universal) Startet man eine Assoziationskette zum Stichwort „Südafrika“, streiten sich vermutlich Nelson Mandela und die Fußball-WM 2010 um Rang eins beim Gehirn-Google. „Indie-Pop“ ist dagegen sehr wahrscheinlich noch nicht mal unter „ferner liefen“ zu finden. Das sollte sich nach dem Release von „Replace Why...“, dem Debüt von Dear Reader, schlagartig ändern. Denn die kommen aus Johannesburg und machen Indie-Pop, ziemlich tollen sogar. Dear Reader sind hauptsächlich Cherilyn MacNeil, die einem ihre Stimme präzise wie ein Chirurg ins Herz bohren kann, und Darryl Torr, der sich um die instrumentale Umsetzung der Kleinode aus Folk, Pop, Jazz, Indie-Rock kümmert - ganz ohne Weltmusik übrigens. Zusammen mit Brent Knopf von den Portland Weird-Poppern Menomena ist den beiden ein Album gelungen, das wenig Wünsche offen lassen dürfte. Erinnert nicht nur wegen der Bandbio an die tollen Elysian Fields, nur weniger düster! Auf jeden Fall ein Album, das in vielen Jahrescharts weit oben landen dürfte. 7
Text: Thomas Müller
THE DEARS MISSILES
(Dangerbird/Rough Trade) Dunkel ist die Seele von „Missiles“, dem vierten Studioalbum der Kanadier The Dears. Düster und komplex. Die Texte schwer durchschaubar und nur die wenigsten wagen, Gutes zu verheißen. Sühne, Resignation und Tod warten stattdessen. Musikalisch birst das Album vor Fülle an Instrumenten und Arrangements; neben der Band sind Bläser, Streicher und sogar ein Kinderchor zu hören. Doch The Dears gehen sorgfältig mir ihrem reichen Klangrepertoire um; jeder Titel verläuft entlang eines kunstvollen Spannungsbogens, in dem Elemente entfernt oder hinzugefügt werden, oder Stimmungen umschlagen, sobald sie Überhand zu nehmen drohen. So folgt in den Titeln hell auf dunkel, bitter auf süß, verzweifelt auf hoffnungsvoll - denn dunkel mag die Seele von „Missiles“ zwar sein, doch nicht völlig schwarz. 8
Text: Maritta Seitz
ELENI MANDELL ARTIFICIAL FIRE
(Make My Day/Alive) Eleni Mandells Album „Miracle Of Five“ ist eine wundervolle Platte. „Artificial Fire“ ist die Platte nach der wundervollen Platte. Und es ist eine gute geworden, aber lest selbst: Auch hier gibt es wieder einige dieser tollen, lakonisch-melancholischen Momente, in denen Mandell es schafft, den Unzulänglichkeiten und/oder Eigenheiten der Menschen positive Seiten abzugewinnen, sie in pointierte Folk-Pop-Songs zu packen und ihnen (den Eigenheiten und den Menschen) somit einen wohligen Soundtrack zur Verfügung zu stellen. Leider aber sind diese (jetzt: die Songs) heuer nicht ganz so bezaubernd geraten wie beim „letzten Mal“ und obendrein noch im Dickicht eines etwas überladenen Gesamtkunstwerks versteckt. Statt 15 Songs in einer knappen Stunde wäre es mit zehnen (Songs) eine rundere Sache gewesen; der erste „Kürzungskandidat“ dabei wäre der sonderbare Opener und Titelsong. Sonst aber recht hübsch. 6
Text: Torsten Hempelt
GRAND DUCHY PETITS FOURS
(Cooking Vinyl/Indigo) Ist das hier die neue PixiesPlatte, die Frank Black nach deren Live-Reunion angeblich so gerne, dem Vernehmen nach wegen Kim Deal aber nicht machen konnte? Das Artwork und die Musik(!) lassen darauf schließen. Ach, und gab’s nicht auch mal ’ne Pixies-Platte mit ’nem französischen Titel? Und dieser Bass bei „Break The Angels“ klingt echt - gigantisch! Auffällig ist jedenfalls, dass die Frau an seiner diesmaligen Seite in der ersten Viertelstunde des Albums schon deutlich mehr Gesangsgelegenheiten bekommt, als La Deal während der gesamten Pixies-Laufzeit. Könnte vielleicht daran liegen, dass die beiden verheiratet sind - der Frank und die Violet Clark. Auch wenn er seit Jahren mit unzähligen meist weniger als mehr spannenden Soloalben anscheinend daran arbeitet, auch den hartnäckigsten Fan in die Gleichgültigkeit zu treiben, ist dem schwarzen Pet... Francis hier mal wieder eine recht gute Platte gelungen! 6
Text: Torsten Hempelt
GREEN CONCORDE DOWN THE COR RIDOR, TO THE EXIT, THROUGH THE GATES, OUT INTO SAFETY
GHOST OF TOM JOAD MATTERHORN (Richard Mohlmann/ Indigo)
CONTRA
PRO
Jimmy Eat Worldisierung abgeschlossen oder andersrum Coldplayisierung eingeleitet... Sparen wir uns die Bergsteiger-Metaphern und versuchen es schlicht: Ghost of Tom Joad machen auf „Matterhorn“ Gitarrenpop. Manchmal stellen sie die Gitarre in die Ecke und bauschen die einzelnen Songs mittels Piano- oder Keyboardeinsatz zu kleinen Epen auf. Die Diskrepanz zwischen Stadiongeste und Indie-Gestus wird Ghost of Tom Joad dann auch stellenweise zum Verhängnis. „Matterhorn“ funktioniert deshalb wie ein Bergfilm oder ein Autowerbespot, vor großer Kulisse geht es oft sehr bieder zu.
Aus Münster über Berlin zum Matterhorn - ein verschwindend kleiner Schritt für die deutsche Indie-Musik, ein großer Schritt für Ghost Of Tom Joad. Innerhalb nur eines Jahres hat sich das von Bruce Springsteen und britischem NewWave inspirierte Post-Punk-Trio von der Berechenbarkeit ihres Debüts „No Sleep Until Ostkreuz“ emanzipiert. Raus aus der Disko, „Into The Wild“ lautet ihr neues Credo - an Ohrwurmtauglichkeit haben die neuen Songs indes nichts eingebüßt. Vergleiche mit deutschen und internationalen Kollegen bleiben im besten Sinne naheliegend, werden Ghost Of Tom Joad aber nicht gerecht. „Matterhorn“ klingt wie eine Band am frühen Zenit ihrer Möglichkeiten - Ghost Of Tom Joad aber sagen: „Wir brechen jetzt erst richtig auf.“
Text: Timo Richard
Text: Horst Müller
(PopULoud/PIAS/Rough Trade) Die meisten Unglücksfälle passieren bekanntlich im Haushalt. Die dänische Viererbande namens Green Concorde hat sich die Statistik zu Herzen genommen und die Flucht ins Freie angetreten. Dort scheinen die Dinge jedoch kaum rosiger auszusehen. „Down The Corridor...“, das kompakte Zweitwerk der Kopenhagener, ist der passende Soundtrack zu einem Spaziergang durch klaustrophobe Stadtszenarien und triste Brachlandschaften. Ihr mal dezent krachig, mal flächig und atmosphärisch geratener Düster-Pop heftet sich bei seinen Streifzügen an die Fersen von Profi-Melancholikern wie Interpol oder Joy Division. Beim finalen Stimmungstief namens „Death“ glaubt man tatsächlich Ian Curtis an der nächsten Straßenecke zu begegnen. Aber der ist ja bekanntermaßen tot. Selbstmord. In der eigenen Küche. 6
Text: Nina Töllner
ITCHY POOPZKID DEAD SERIOUS
(Where Are My Records/ Universal) „Damals“, als die Musikindustrie noch nicht hysterisch den eigenen Armageddon ausgerufen hatte, galt die dritte Platte einer Band als entscheidend darüber, ob man sich im Biz würde halten können. „Dead Serious“, die Nummer drei aus dem Hause Itchy Poopzkid, spart sich alle Theorie
und ist trotzdem ein klassisches Drittwerk. Das Songwriting ist feiner als zuvor, die Instrumentierung vielschichtiger, die Hitdichte größer und wer möchte, darf auch gerne über „Reife“ referieren, wenn er über das Album spricht. Würde die Musikindustrie so funktionieren wie „damals“, wäre „Dead Serious“ das beste Verhandlungsargument für den Lebenszeitvertrag. 7
Text: Matthias Harek
J. TILLMAN VACILANDO TERRITORY BLUES
(Bella Union/Cooperative/Universal) Josh Tillman hat als Schlagzeuger der Fleet Foxes die beste Platte des letzten Jahres veröffentlicht. Erwartungs-Overdrive. Sein Versuch, sich als „J. Tillman“ inkognito auszugeben, ist schon mal bewundernswert schlecht. Die ersten zwei Sekunden von sind enorm wichtig. Volle Punktzahl: Naturbelassenes Rauschen, mit Hall drauf. So klingt Strom. Dann setzt ein Chor ein, eigentlich könnte es so bleiben, man kennt es ja. Doch das hier ist Tillman solo und ziemlich viel von seiner bassigen Stimme. Viel Eremiten-Gitarre, ein ständiger Mellotron-Teppich und dazu die AusnahmeHookline von „Steel on Steel“ - aber diese Singer-Songwriter-Gemeinplätze! 5
Text: Philipp Kohl
JULIA THE SCARS WE HIDE
(Calm/Broken Silence) Ihren größten Erfolg feierten Julia aus Österreich im Jahr 2005 - damals wurde ihr Song „Beautiful“ als Hymne der Eishockey WM auserkoren. Spötter mögen anmerken, dass die Band seitdem nie über den Status des Halbzeit-Snacks hinaus gekommen ist. Die jüngste Auszeit, die sich das Quartett 2007 gönnte, scheint sich aber durchaus ausgezahlt zu haben: „The Scars We Hide“ bietet zwar immer noch den bekannten Mix aus Alternative, PopPunk und Radio-Rock, die Ohrwurmquote war aber nie so hoch wie heute. Songs wie „A Hell Of A Speech“ könnten jedenfalls problemlos die Hallen einer weiteren Sportveranstaltung beschallen; vielleicht nicht unbedingt die der Fußball WM. Aber für Handball- oder Basketball-Events würde es allemal reichen. 6
Text: Tito Wiesner
KAPUT KRAUTS QUO VADIS, ARSCHLOCH?
(Twisted Chords/Broken Silence) Deutschpunk sagt man nicht! Pfui! Kleines peinliches Schmuddelkind – Wasch dir den Mund mit Seife aus! Und wenn doch, lautet die amtliche Checkliste der hoffnungsvollen Nachwuchspunker meist: Anti-Bullensong? Check! Sauflied! Check! Tempo, Aggression, Wut? Missing! Stattdessen legen die ganzen Dritte Wahl-meets-Ärzte-Derivate den Weichspülgang ein. Neues zu sagen gibt es anscheinend nicht. Stattdessen gefällt man sich in der ewiger seichter Wiederholung. „Probiers mal mit Gemütlichkeit … mit bierseliger, harmloser, zufriedener Kacke!“ singen, schreien Kaput Krauts in dem Song “Gemütlichkeitspunk’s Not Dead“ treffend in die Fresse. Auch wenn sie denn Punk nicht neu erfinden. „Quo vadis, Arschloch?“ stellt die richtigen Fragen. Kaput Krauts wollen es noch mal wissen, und das macht Hoffnung auf mehr! 6
Text: A. Hartung
KLEZ.E VOM FEUER DER GABEN
(Loob Musik/Universal) Ihr Debüt „Leben daneben“ kennt eigentlich keiner. Erst mit dem 2006 veröffentlichten „Flimmern“ erreichten Klez.e, dass ihr Name ein Begriff wurde. Für intelligenten Gitarren-Pop, der nicht
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selten mit anspruchsvollen Lyrics daherkommt. Zudem ist ihr Sänger Tobias Siebert ein gefragter Produzent und saß bereits bei zwei Phillip BoaPlatten hinter den Reglern. Solche Erfahrungen sowie sein äußert feines Gespür für große Melodien bestimmen auch „Vom Feuer der Gaben“. Der dritte Longplayer von Klez.e ist ihr bislang stärkster - weil hier ein Rad ins andere greift und die meist düsteren Texte in ein straffes Gewand aus Gitarren, Samples und Orchesterarrangements geschnürt werden. Etwas, das nur wenige deutsche Combos beherrschen, gelingt ihnen perfekt: Das Ausreizen der eigenen Möglichkeiten. 6
Text: Marcus Willfroth
LEATHERMOUTH XO
(Epitaph/SPV) Rotz, Wut und Härte statt Bombast, Pathos und Melodie - mit seiner neuen Band Leathermouth will Frank Iero genau das ausleben, was er als Gitarrist bei seinem Haupt-Arbeitgeber My Chemical Romance nicht verwirklichen kann. Das Publikum von Leathermouth dürfte dem von MCR somit nur begrenzt ähnlich sehen; nix mit Röhrenjeans und schwarz gefärbten Haaren, hier sind zerrissene T-Shirts und Cargo Shorts angesagt. Inspiriert von Black Flag wird schnörkelloser Old School-Punkrock mit kräftiger Hardcore-Kante zelebriert, der aber auch mal das The Bronx-Aggro-Tanzbein schwingt oder zwischendurch ein düsteres IsisRiff einschiebt. Musikgeschichte wird Iero mit diesem Debüt nicht schreiben. Aber ab und zu tut es ja auch mal ganz gut, einfach die Sau raus zu lassen - als Musiker ebenso wie als Hörer. 7
Text: Tito Wiesner
LILY ALLEN IT’S NOT ME, IT’S YOU
(EMI) In all dem Hype um PopFräuleinwunder wie Kate Nash und Katy Perry konnte man schon mal vergessen, mit wem eigentlich alles anfing. Doch nun, nach Gossip-Schlagzeilen ohne Ende, meldet sich Lily Allen zurück - und beweist mit Album Nummer Zwei, dass sie nicht nur die Erste war, sondern auch noch die Beste ist! Statt sich einfach zu wiederholen oder gar noch auf den Neo-Soul-Zug aufzuspringen, lädt Allen auf „It’s Not Me, It’s You“ ihre luftig-leichten Melodien leicht elektronisch auf (ähnlich wie damals die All Saints zu William Orbit-Zeiten) und schüttelt dabei noch mehr lässige Ohrwurmsongs und noch amüsant-cleverere Texte aus dem Ärmel als beim ersten Mal. Hemmungsloser Pop, aber von der ganz charmanten und abwechslungsreichen Sorte! 8
Text: Patrick Heidmann
MOKE SHORLAND
(Universal) Karl Lagerfeld mag Moke. Klingt komisch, ist aber so. Dass er die Band dazu auch gleich eingekleidet hat und für einige Fachzeitschriften damit auf die Optik reduzieren ließ, kann man dem holländischen Quintett nicht zum Vorwurf machen. Da wirkt das Lob von Paul Weller weit integrer. Der Mann ist schließlich im Britpop zu Hause. Wenig verwunderlich also, dass sich Mokes Debüt „Shorland“ an die Spielregeln des Genres hält: Atmo-Pop, zwischen Anorak-Tristesse und Fußballstadion, mal harmonisch wie The Verve, mal stoisch wie die Editors. Für emotionale und massentaugliche Momente mag das reichen, da haben auch die prominenten Fürsprecher schon Recht. Für mehr aber auch nicht. 6
Text: Britta Arent
NAPALM DEATH TIME WAITS FOR NO SLAVE
(Century Media/EMI) Vom ersten Moment an ziehen Napalm Death den Hörer in einen Mahlstrom - alles zerhackende Gitarren, in der Luft zerreißender Gesang, zer-
schmetternde Trommeln. Das volle Grindcore-Programm eben, wie seit fast drei Jahrzehnten(!) von den Engländern gewohnt, aber gleichzeitig erstaunlich frisch. Da wird auf niemanden Rücksicht genommen, sondern einfach nur geballert, von einigen kleinen, aber durchweg positiven, Überraschungen abgesehen. Napalm Death kämpfen immer noch und unbeirrt gegen die Welt von heute an, musikalisch und textlich. Sozialkritik und Metall sind nicht gerade selbstverständliche Genossen, passen aber eben auch sehr gut zusammen. 14 Mal Nackenbrecher und das befriedigende Gefühl, zu den Guten zu gehören. Klasse. 8
Text: Hans Vortisch
NEAL CASAL ROOTS & WINGS
(Fargo/Rough Trade) Pause machen können die anderen, lautet seit knapp 20 Jahren das Motto von Neal Casal. So dürfte es niemanden wundern, dass der Lead-Gitarrist der Cardinals nur fünf Monate nach dem letzten Longplayer mit Ryan Adams sein neues Soloalbum veröffentlicht. „Roots & Wings“ zeigt einmal mehr, weswegen Adams und Casal solch dicke Kumpel geworden sind: Americana, Folk und Singer/Songwriter-Attitüden liegen hier dicht beieinander und erschaffen einen wertkonservativen Sound, der als solcher bestens funktioniert, weil er knietief im Country der frühen Sechzigerjahre verwurzelt ist. Grund genug, um festzuhalten, dass das achte Album von Neal Casal zu keinem Zeitpunkt schlechter ist als die letzte Ryan Adams. Nichts wirklich Neues, aber mit viel Liebe zum Detail eingespielt. 5
Text: Marcus Willfroth
NICKEL EYE TIME OF THE ASSASSINS
(Rykodisc/Rough Trade) Nimmt man den Faktor der stilistischen Abweichung des Soloprojektes eines Musikers zu seiner Hauptband als Gradmesser für dessen Unzufriedenheit, so darf man vermuten, dass die Strokes eine sehr glückliche Band sind. Nach Albert Hammond Jr. und Fab Moretti, drängt nun auch Bassist Nicolai Fraiture nach Selbstverwirklichung. Ähnlich wie bei den Kollegen sind die Songs auf „Time Of The Assassins“ nicht so weit vom Strokes-Kosmos entfernt, dass sie - entsprechend umgesetzt - nicht auch auf ein Album der New Yorker gepasst hätten! Das mag einerseits daran liegen, dass sich die Band mittlerweile alle Freiheiten erspielt hat, ist andererseits auch gar nicht schlimm. Denn auch wenn die unter freundlicher Mithilfe der Brit-Popper South, Nick Zinner und Regina Spektor entstandenen feinen Retro-Pop-Songs nicht essentiell für Fraitures Seelenfrieden sind, kann man das durchaus auch als Strokes-Verächter gut finden! Kurzweil vom Feinsten. Vielleicht wird das nächste Strokes-Werk ja ein Dreifachalbum, mal sehen! 6
Text: Thomas Müller
THE PADDINGTONS NO MUNDANE OPTIONS
(Mama Bear/Import) Wer vor zwei Jahren das Debütalbum der Paddingtons namens „First Come First“ als ähnlich angenehmen Punk-Punch in die Magengrube der Indie-Spackos empfunden hat, der darf sich freuen: Seit November haben die Sex Pistols für Mädchen in ihrer britischen Heimat ein neues Album draußen, das in Zeiten sterbender Plattenfirmen über Rettungsportale wie AmaTunes und iZon auch hierzulande gehört werden kann. „No Mundane Options“ ist ein angenehmer Mix aus Frust, Langeweile und Liebeskummer, schön verpackt in groovende Bassläufe und grobkörnige Riffs aus der „Never Mind“-Box – natürlich mit mehr Bollocks als Teen Spirit. 8
Text: Florian Hayler
PASCAL FINKENAUER UNTER GRUND
(Pascal Finkenauer Tonträger/Indigo) Ein völlig Unbekannter ist Herr Finkenauer nicht, schließlich war seine Stimme schon in aller Ohren. Er lieferte die Gastvocals in „An Tagen Wie Diesen“ von Fettes Brot und auch mit seinen früheren Bands Jaw und The Black Cherries feierte er erste kleine Erfolge. Mit „Unter Grund“ veröffentlich der Multiinstrumentalist jetzt sein drittes Solowerk und zeigt sich mit einer gehörigen Portion Schlager im Nacken. Dabei scheut er keinesfalls weitere Ausflüge in die verschiedenen Genres - von Punk über HipHop bis hin zum Elektro. Abwechslungsreich, aber sehr speziell. Übrigens wird er mit dem Titelsong seines jüngsten Werkes bei dem Bundesvision Song Contest das Bundessland Rheinland Pfalz vertreten, die Stimmen der Schlager-Fans sind ihm wohl jetzt schon sicher. 3
Text: Kati Weilhammer
PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB DIAMONDS FALL
(Rough Trade) Eigentlich hätte niemand erwartet, dass Phillip Boa im hohen Alter bessere Songs fabrizieren würde, als zu Beginn seiner Karriere. Damals, Ende der Achtziger, als ihn alle nur den „Lord Of Indiecult“ nannten und selbst die englische Presse Seine Majestät hofierte. Zuletzt legte Boa Platten vor, die getragen waren von Verlusten, Tragödien und seinem unbeirrbaren Glauben an das Gute im Menschen. „Diamonds Fall“ setzt die Tradition in gewisser Weise fort und wirft den letzten Blick auf eine längst verloren gegangene Zeit namens Jugend. Unterlegt mit allem, was pompös und
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opulent klingt - doch niemals zu viel des Guten ist: Sehnsuchtsvoller Pop, zerstreuter Folk und düstere Poesie kennzeichnen die Songs auf „Diamonds Fall“. Eine rührende und traumverlorene Platte, zwischen Schwärze und Zuversicht. 8
Text: Marcus Willfroth
THE RIFLES THE GREAT ESCAPE
(ADA Global/Rough Trade) Sie hätten zu ihrem ersten Album zu wenige Kritiken bekommen, beschweren sich The Rifles heute, zweieinhalb Jahre nach Erscheinen von „No Love Lost“. Dank stetig wachsender Fangemeinde und größer werdenden Konzertvenues, wird es „The Great Escape“ an Kritikerbeträgen zunächst nicht mangeln. Der „Local Boy“ blieb diesmal zu Hause, denn für die Aufnahmen von „The Great Escape“ richtete sich die Band kurzerhand ein Studio auf einem Bauernhof in Norfolk ein. Zurück nach London ging es mit einer Reihe sehr ordentlicher Indie-Rock-Songs, unter denen sich der ein oder andere zum kollektiven Rumgezappel regelrecht aufdrängt. Überraschend neu hinzugekommen sind die Streicherarrangements gegen Ende der Platte. Geschadet hat das alles jedenfalls nicht! 7
Text: Christopher Mühlig
SCOTT WEILAND HAPPY IN GALOSHES
(Blue Rose/Soulfood) Schon auf seinem Solodebüt „12 Bar Blues“ bot Stone Temple Pilot und Ex-Velvet Revolver-Sänger Scott Weiland eklektisch erlesene Glam-PopSensibilität und psychedelisch angehauchte
Kauzigkeit. Dies setzt sich auf dem hierzulande als Doppelalbum erscheinenden Nachfolger konsequent fort. Weiland gibt zu ansprechend ruhigen Arrangements nicht nur den amerikanisierten Bowie, nein, er covert sein großes Idol auch gleich. Leider mit dem mehr als verzichtbaren „Fame“. Dabei hat Weiland mit seinen - in doppelter Hinsicht - eigenen wie kunstvollen Kompositionen den Schmuck fremder Feder-Boas gar nicht nötig. Denn unter den übrigen 18 Songs finden sich trotz weniger Füllsel genügend komprimierte Singer/Songwriter-Sternstunden der etwas anderen Art. Exzellent. 9
Text: Frank Thießies
SCOUTING FOR GIRLS SCOUTING FOR GIRLS
(Columbia/Sony BMG) Scouting For Girls - eine Metapher zum Erwachsenwerden: Die erste Liebe, die erste Trennung, der erste miese Job. So erklärt es Sänger Roy Stride, bekennender Sixties-Pop-Fan. Für Scouting For Girls heißt das: Unkomplizierte, einprägende Melodien und unbekümmerte Texte. Pop-Musik eben. Einfach gehalten, tut niemandem weh. Mit vordergründig von Klavier getragenem Sound und einem gewissen Grad an Widererkennungswert, spielte sich die Truppe sogar auf Platz Eins der UK-Charts. Talent haben sie zwar, nur ob wir auf diese Band wirklich gewartet haben, soll bitte jeder für sich selbst entscheiden. Einigen wir uns auf unentschieden. Dieses Mal. 5
Text: Christopher Mühlig
SEPULTURA A-LEX
(SPV/Steamhammer) Das erste Sepultura-Album ohne einen der CavaleraBrüder, auch Schlagzeuger Igor ist ja seit 2006 nicht mehr dabei. Ein Konzeptalbum solle „A-Lex“ werden, hieß es im Vorfeld, Thema „A Clockwork Orange“. Ohne Textblatt ist das schwer zu beurteilen, aber es ist den Brasilianern auf jeden Fall gelungen, die bedrückende Stimmung des Romans (und Films) einzufangen. Jede Menge atmosphärische Klangfetzen integrie-
ren sich perfekt in das bekannte Sepultura-Geballer, stellenweise erinnert die Band erstaunlich an Neurosis und ähnliche Klanglandschaftskünstler. Gegen Schluss gibt es auch noch ein längeres Instrumentalstück, das auf Ludwig van Beethovens 9. Symphonie basiert. „A-Lex“ erschließt sich nicht so rasch wie viele der älteren Sepultura-Platten, packt den aufmerksamen Hörer aber schließlich doch. Ambitioniert und spannend umgesetzt. 7
Text: Hans Vortisch
SKY LARKIN THE GOLDEN SPIKE
(Wichita/Cooperative/ Universal) Sky Larkin kann man trotz seines erst nun vorliegenden Debütalbums wohl kaum als Newcomer in der Indie-Rock-Szene bezeichnen. Nachdem das Trio aus Leeds bereits 2007 mit ihren beiden Singles „Molten“ und „One Of Two“ die Bier verklebten WG-Partyböden zum Vibrieren brachte, konnte man sie ein Jahr später vor allem live als Support von Conor Oberst oder mit ihren Labelmates Los Campesinos! auf der Popkomm bewundern. Fast vier Jahre nach ihrer Gründung veröffentlichen sie jetzt ihr erstes Album, für dessen Aufnahmen sie sich bereits Anfang letzten Jahres nach Seattle in die Hände von John Goodmanson begeben haben, der schon Größen wie Death Cab For Cutie und Nada Surf zu dem ein oder anderen Hit verholfen hat. Passend zur Stadt ist „The Golden Spike“ eine schnörkellose, treibende Indie-Rock-Platte geworden, die auch gut in die Neunziger gepasst hätte, aber genau deswegen eine willkommene Abwechslung zu den unzähligen StylomatenBands der Stunde darstellt. 6
Text: Boris Mischke
SUPERSUCKERS GET IT TOGETHER!
(Abstract Sounds/Cargo) Für all diejenigen, denen schon „Motherfuckers Be Trippin’“, das letzte reguläre Studioalbum von 2003, zu lahm und zahm war, gibt es knapp sechs Jahre später keine Entwarnung. Im Gegenteil: „Get It Together!“ fällt noch eine Spur entspannter aus. Mit Kick-Ass-Rock’n’Roll der dreckigeren
ALTBEWÄHRT - UND TROTZDEM FRISCH Schon klar: das Jahr ist noch jung und alles freut sich auf Neuanfänge und Veränderungen. Aber manchmal ist eben auch das am besten, was sich längst etabliert und bewährt hat. Bestes Beispiel dafür sind die französischen Digital-Elektro-Pioniere von Dat Politics. „Mad Kit“ (Chicks On Speed) ist schließlich schon das vierte Album des Trios - und macht mit seinen brillanten Spielereien mehr Spaß denn je. Auch ihr Landsmann Mr. Oizo enttäuscht nicht. „Lambs Anger“ (Ed Banger/Alive) stammt zwar noch aus dem vergangenen Jahr, ist aber trotzdem der Rede wert. Vielleicht nicht sein allerstärkstes Stück, aber definitiv irrsinnig und partytauglich genug, um auch 2009 jedes Haus zu rocken. Wer hätte damals gedacht, dass dieser gelbe Fetzen aus der Jeans-Werbung noch mal so viel Freude bringen würde?! Wo wir gerade bei seit Jahren verlässlich guten Feierfreunden sind: auch die Chicks On Speed enttäuschen mit der Beach Boys-inspirierten Single“Super Surfer Girl“ (Chicks On Speed) und vor allem den Remixen von WhoMadeWho und Christopher Just schon wieder nicht. Höchstens weil das neue Album noch immer auf sich warten lässt. Absolut nichts schief geht auch bei Joakim, der sich auf „My Best Remixes“ (Tigersushi/Alive) an ohnehin schon Grandiosem wie Annie, Late Of The Piers, Alter Ego oder Tiga austobt. Nur nicht an Kylie Minogue,
die deswegen für ihr Remix-Album „Boombox“ (EMI) Fisherspooner, Mylo oder die Chemical Brothers an den Start schickt. In den meisten Fällen erweist sich das Ergebnis als gelungen, aber selten ist es besser als der legendäre New Order-Bootleg „Can’t Get Blue Monday Out Of My Head“. Selbst wer dieses Jahr sein Debütalbum vorlegt, ist nicht zwingend noch grün hinter den Ohren. Die Disco-Poprocker von Situation Leclerq traten immerhin schon mit Zoot Woman, The Robocop Kraus oder Datarock auf. Mit der fantastisch leichfüßigen Indie-Partyperle „Glaxö“ (Alison/Cargo) sind sie aber auf jeden Fall der frischeste Geheimtipp der Stunde. Dicht gefolgt von Jesse Rose, der sonst als DJ in der Panorama Bar begeistert und mit „What Do You Do If You Don’t“ (Dubsided) das wahrscheinlich überbordenste, albernste und mitreißendste DanceAlbum des Moments hinlegt. Viel Spaß machen aber auch Smith & Smart, die auf „Disko Massaker“ (Smith & Smart/HHV) von Freundeskreis und KrissKross über Queen und Michael Jackson bis zu Nena, Pink und Technotronic einfach alles zu einem Party-Potpourri verrühren, was irgendwen irgendwann mal zum tanzen gebracht hat. Womit übrigens auch wieder bewiesen wäre, das Altbewährtes eben nie vergeht!
Text: Patrick Heidmann
Sorte scheinen die Supersuckers endgültig abgeschlossen zu haben. Was aber zu verschmerzen ist, solange der alte Haudegen Eddie Spaghetti mit dieser Outlaw-Attitüde in der Stimme weiterhin solch wunderbare, atmosphärische Perlen wie „Anything Else“ kredenzt oder bei „Sunset On A Sunday“ einfach nur gute Laune verbreitet. Und auch wenn das Album seinem großartigen Vorgänger nicht ganz das Wasser reichen kann, hat man hier ein ähnliches Gefühl wie damals bei der Comeback-Platte von Social D.: Schön, dass sie noch da sind. 7
Text: Marek Weber
TELEPATHE DANCE MOTHER
(V2/Cooperative/Universal) Gerade als man dachte, dass aus New York nicht noch mehr exotische Hippie-New-Wave-Old RaveIndie Bands kommen könnten, da werden uns Telepathe aufgetischt. Nachdem die Alben von MGMT und Animal Collective psychedelische Höhenflüge garantierten, schlagen Telepath mit „Dance Mother“ nun eine ähnliche, jedoch genauso innovative Richtung ein. Die zwei Nymphen Busy Gangnes und Melissa Livaudais ziehen sich wie Klaxons an und singen so wie Bat For Lashes. Das gefällt nicht nur den Hipstern von hier bis nach New York, sondern auch TV On The Radio-Mastermind David Sitek, der das Album produzierte. Worauf man sich gefasst machen kann, sind spacig-ausufernde Song-Collagen, Tribal-Rhythmen und dröhnende Feedback-Gitarren. Kein Zweifel, dass Telepathe bald in jedem Club zu hören sind. 7
Text: Linda Aust
TENFOLD LOADSTAR IT’S COLD OUT SIDE AND THE GNOME IS YOU
(Normal/Indigo) Auf Tenfold Loadstar ist Verlass. Mit seinem dritten Werk versüßt uns das Braunschweiger Trio die immer noch kalte Jahreszeit mit warmen Klängen und lieblichem Gesang. Auf „It’s Cold Outside And The Gnome Is You“ widmet die Kapelle ihre Aufmerksamkeit wieder der klassischen Band-Instrumentierung. Umschmeichelt werden Gitarre und Schlagzeug von Streichern, die die Dramatik der einzelnen Songs erst richtig zur Geltung bringen. Meist dreht sich der Text um unser aller Lieblingsthema: die Liebe. Aber vor allem um die Schattenseiten, wenn die Schmetterlinge im Bauch aufhören zu tanzen. Tenfold Loadstar beweisen große Sensibilität, tiefe Gefühle und schlagen eine Brücke zwischen traurigen Balladen und großem Pop. Dank „It’s Cold Outside And The Gnome Is You“ wird der Rest-Winter gleich etwas wärmer. 7
Text: Kati Weilhammer
WINTERSLEEP WELCOME TO THE NIGHT SKY
(One-Four-Seven/Soulfood) Eins vorweg: Singledownloader mit exakt 2:36 Minuten kurzer Aufmerksamkeitsspanne sollten die Finger vom dritten Wintersleep-Album lassen. „Welcome To The Night Sky“ ist zwar gespickt von schnieken kleinen Liedern, die wahlweise den seligen Nick Drake unter Strom setzen oder Sunny Day Real Estate den Stecker rausziehen, aber erst auf gesamter Länge offenbart sich das Album als genau das ausufernde Epos, das von den fünf Kanadiern zu erwarten war. Vielschichtig, abwechslungsreich und voller Wehmut mäandert „Welcome To The Night Sky“ von kleinformatigen Folk-Rock Überhits wie „Weighty Ghost“ zu den epischen Psychedelia in „Miasmal Smoke“ und lässt einen vergessen, dass schon wieder 2:36 Minuten vergangen sind, ohne dass man umgeschaltet hat. 6
Text: Timo Richard
unclesally*s magazine
DEMODESASTER
Seite 25
DEMODESASTER Depression, olé!
2009 wird ein schweres Jahr. Heißt es. Die Rezepte gegen den Jahrhundertabschwung: Viel Dampfplauderei und Fantastilliardenpakete für die Unschuldslämmer aus der Hochfinanz. Wollen wir hoffen, dass wenigstens der Rock’n’Roll von einer Depression verschont bleibt. Deswegen überprüfen wir die ersten Einsendungen des neuen Jahres auf ihre Fähigkeit, an den Musikbörsen ein Kursfeuerwerk entfesseln zu können. ADIEU OK! ADIEU OK!
Die vier Jungs von Adieu OK! kommen aus Straubing, Bayern. Nach unserem Eindruck wären sie aber lieber in den US of A groß geworden. Davon zeugen nicht zuletzt der indizierte Superman auf dem Cover und die Strähnchenfrisuren. Die Adieu OK!-Variante von Bubblegum-Punk und hartem Emo ist dermaßen von Ami-Vorbildern durchdrungen, dass wir fast nicht mehr von Variante sprechen können. Schlecht ist das nicht, aber oft eben ziemlich austauschbar. Die eingestreuten Jump-andRun-Keyboards finden wir allerdings ganz witzig und diese sind am Ende auch der Rettungsring, der Adieu OK! vor dem Ersaufen in der Rip-OffSuppe bewahrt. Geht doch! Kursgewinn: 5 %
Heimat: adieu-ok.com Live: 13.2. Hersbruck - Club Bermuda
DAN DELGADO DAN DELGADO
Für den ausklingenden Winter, wenn die Frühblüher für erste Farbtupfer im noch mal grauer werdenden Grau sorgen, sind Dan Delgado und seine Petra nicht die schlechtesten Begleiter. Dan ist ein Singer/Songwriter aus Stuttgart, der Gänseblümchen mag. Und Petra, das ist seine mit blauem Tape geflickte Gitarre. Zusammen machen sie Akustikballaden auf Deutsch, die meistens von der Liebe handeln und ein bisschen an Ben Harper erinnern. Während sich Dan mit mehreren übereinander gelegten Gesangsspuren in Opulenz ergeht, sorgt Petra mit ihrer Zurückhaltung dafür, dass es nicht allzu überladen wird. Kurzum: Hier ist ein ziemlich zauberhaftes Paar am Werk. Unseren Segen haben die zwei jedenfalls. Kursgewinn: 7 %
Heimat: myspace.com/dandelgadomusic Live: 6.2. Hamburg - Kampf der Künste *** 8.2. Hamburg - Die goldene Gniechel Show
ELOPE RUN IF YOU CAN
Inmitten der Jahrtausendwende gebar das schöne Städtchen Kiel die Band Elope. Zeit genug für den Fünfer, um den eigenen Sound reifen zu lassen. Und so grummelt „Run If You Can“ dann auch erdig und gut abgehangen. Kern des Ganzen: Puristischer Rock ohne Schnickschnack. Elope gönnen sich zwar Ausflüge in Noise-, Stonerund Psychedelic-Gefilde, verlassen dabei aber nie den von gleich zwei Drummern produzierten Groove. Das ist aber auch schon das Spektakulärste an dieser Band und sie tut gut daran. Denn es ist doch so: Alle reden von hipper Molekularküche, am Ende schmeckt ihnen der Braten von Muttern aber doch am besten. Kursgewinn: 6 %
Heimat: elopetheband.com
ESTETIK ESTETIK
Während Bushido und Sido mal wieder in der Beefschleife festhängen, bringen Audio88 aus Berlin und James P. Honey aus London lieber eine Platte heraus. Unter dem Banner Estetik geben die zwei alten HipHop-Hasen Gehirnschmalz bei die Fische und lassen Zeilen aus ihren Mündern purzeln, für die so mancher Conscious-Rapper wohl doch zum Gangsta würde. Für sie ist nicht nur der eigene Block, sondern die ganze Welt ein Ghetto, ein Tollhaus, ein Rummelplatz, je nachdem. Estetik beobachten und schreiben nieder, ohne Reime, dafür in Assoziationsketten, die ihresgleichen suchen. Die lautmalerischen Beats geraten da beinahe zum Nebenschauplatz. Ganz schön spannende Hauptstadtkollabo. Kursgewinn: 7 %
Heimat: myspace.com/audioachtacht, myspace.com/jamesphoney
FAR FROM HORIZON/CULT OF GAIA SPLIT
Der Bär bleckt die Hauer, der Rabe spuckt Pech und zwei junge Bands blasen zum Krachduell. Far From Horizon aus Bielefeld dürfen vorlegen und lassen ohne Umschweife den Knüppel aus dem Sack. Ihr lupenreiner Death-Core der Marke Job For A Cowboy ist zwar wenig visionär, spielt dafür aber auf hohem Niveau – von Blastbeats bis Disharmoniestakkato finden sich alle Schmankerl dieses Genres. Drückt! Gegen diese Duftmarke können Cult Of Gaia nur schwer anstinken. Klar wissen die Aschaffenburger, wie Krawallmusik geht. Ihr (Black-)Metal-Core krankt jedoch am etwas farblosen Riffing und dem klinischen Sound. Auch fehlt ihnen das originelle Element, das trotz aller Hypeorientierung bei Far From Horizon zumindest stellenweise aufblitzt. Klare Sache, der Sieg geht nach Ostwestfalen. Kursgewinn: 7 %/4 %
Heimat: myspace.com/farfromhorizon, myspace.com/cultofgaia Far From Horizon Live: 14.2. Neustadt an der Orla – Exil *** 21.2. Offenburg - Exil Cult Of Gaia Live: 27.2. Stuttgart
FNESSNEJ STAY FRESH, EY
Diese Band hat unsere Zunge auf dem Gewissen. Rückwärts liest sich ihr Name zwar schon deutlich flüssiger, ergibt jedoch auch nicht mehr Sinn, zumindest nicht für uns. Aber viel spannender als das ist die Frage, wie „Scheiße mit Erdbeeren“ klingt. Das behaupten Fnessnej von ihrer Musik, aber sie kommen ja auch aus Darmstadt. Es hagelt ausgeklügelte Instrumental-Club-Tracks, die trotz elektronischer Breitseite äußerst verschmitzt-organisch daherkommen. Fast so,
als wäre Aphex Twin mal aus dem Studio ans Sonnenlicht gekommen und fliegt nun durch die Air. Wer braucht da schon noch eine intakte Zunge, wenn er doch funktionstüchtige Ohren und Beine hat? Kursgewinn: 8 %
Heimat: fnessnej.de
PRISCILLA SUCKS LICK LOVERS EP
Priscilla Sucks sind ein Bürgerschreck. Ein tätowierter und drogenverseuchter Haufen, der dem Sündenpfuhl Berlin entstieg und zu allem Übel auch noch mit „Queers Of Desert Punk“ angeredet werden möchte. Und so knallen die Problemkinder dem geschockten Spießervolk vier Tracks vor den Latz, die der zur Schau gestellten Attitüde in nichts nachstehen: Dreckig, laut, fetzig! Angelehnt an die Eagles Of Death Metal und The Gossip frönen Priscilla Sucks allen Parametern des Sex’n‘Drugs’n‘Rock ’n’Roll-Lehrsatzes. Das nennen wir konsequent, ja sogar ganz erquicklich. Was aber meinen wohl deren Eltern dazu? Kursgewinn: 6 %
Heimat: myspace.com/priscillasucks Live: 7.2. Köln - Sonic Ballroom *** 21.2. Berlin - Wild At Heart
THE TOURIST THE TOURIST
The Tourist sind noch relativ frisch am Start. Nach ersten Gigs im vergangenen Jahr begehen sie mit der vorliegenden EP nun Plattenfeuertaufe. ihre Ohne sich zu verbrennen. Es ist schon beachtlich, wie es The Tourist schaffen, Post- und Hardcore am Puls der Zeit auszutarieren, ohne sich anzubiedern. Natürlich sind Heroen wie Poison The Well herauszuhören, der Fünfer aus Düsseldorf ist jedoch mutig genug, seinen eigenen Ideen gegenüber Szenestandards Priorität einzuräumen. Manchmal wackelt das aus Härte, Melodie, vielen Breaks und virtuosen Gitarrenläufen gezimmerte Gerüst noch ein wenig, steht aber für einen Sturz viel zu stabil. Einstand gelungen! Kursgewinn: 7 %
Heimat: myspace.com/thetouristhc Live: 28.2. Düsseldorf - Franklin Club Text: Roy Fabian
DIE REGELN Schickt euer Demo (CD, Tape, Vinyl) inklusive nachfolgender Infos an: unclesally*s, Demodesaster, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin. Wir brauchen: Bandinfo, Bandfoto, bevorstehende Live- Auftritte, Homepage und eure Postadresse (zwecks Belegexemplar). Danke sehr.
UNSIGNED-DEMO DES MONATS PRINZESSIN PLASTIK PRINZESSIN PLASTIK Eine Prinzessin kennt ihren Stand – auch wenn sie nur aus Plastik ist. Prinzessin Plastik aus Berlin empfehlen sich und ihre Lieder gleich selbst fürs Radio. Drunter machen sie’s nicht. Radiolang seien ihre Songs, schreiben sie, und weder Jugendbewegung noch Revolution wollen sie ausrufen. Klar, schließlich reden wir hier von einer Prinzessin. Im bürokratischen Musikförderungsdeutsch heißt es von Prinzessin Plastik, sie hätten einen eigenständigen Sound, intelligente und anspruchsvolle Texte und ein gut durchdachtes Bandkonzept. So begründet die Jury des John Lennon Talent Awards, warum sie Prinzessin Plastik mit einem Sonderpreis ausgestattet hat. Man könnte auch sagen, dass die drei Jungs und ihre Sängerin einfach professionell guten Pop machen. Plastik ist das Bau-Material des Pop – es erlaubt die Massenproduktion bunter Kunstwerke. Und der Plastik-Prototyp ist das Spielzeug. Prinzessin Plastik wären unter dem Spielzeug die Barbie-Puppe. Inbegriff des Künstlichen, zum Kitsch verdichteter Way of Life, der Begehren weckt, Perfektion verspricht und selbstverständlich lügt. Aber wir, die mit dem Spielzeug spielen, wollen schließlich belogen werden. Mit der Wahrheit haben wir ohnehin dauernd zu tun.
Text: Christoph Schrag Heimat: prinzessinplastik.de, fritz.de
Unsigned - kein Plattenvertrag und trotzdem im Radio! Jeden Sonntag von 18.00 bis 20.00 Uhr auf allen Frequenzen von Fritz und im Livestream auf fritz.de
MUSIK STORIES
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unclesally*s magazine
GRUPPE C 2.2. Rostock - Mau Club *** 3.2. Hamburg – Grünspan *** 4.2. Bochum – Zeche *** 5.2. Bielefeld – Ringlokschuppen *** 6.2. Karlsruhe - Substage
THE WHIP Heimat: England Stärken: Als hätten sie in Selbstvertrauen gebadet. Wenn ihr die Mitglieder des ganz auf Elektro-Krawall gebürsteten Manchester-Ensembles bei der Show nur ein mal mit der Wimper zucken seht, habt ihr schon den weichen Kern entdeckt. Taktik: Dance-Punk auf die Zwölf bis einer heult oder sie den Sieg nach Hause tragen! Klingt simpel, ist es auch, selbst wenn das ihre erste Deutschlandtour sein wird.
JÄGERMEISTER ROCK:LIGA „DER NÄCHSTE GEGNER IST IMMER DER SCHWERSTE!“ Nach der verdienten Winterpause läutet die Jägermeister Rock:Liga im Februar die zweite Hälfte der Spielsaison ein. Mit Die Mannequin und Crystal Castles, die sich bislang in Gruppe A und B ins Finale am 16. Mai 2009 im Berliner Kesselhaus vorkämpfen konnten, herrschte zunächst eine eindeutige kanadische Überlegenheit. In weiser Voraussicht hat man für die nächste Qualifikationsrunde keine Kapellen aus Kanada mehr aufgestellt. Eine Chance auf die JägerMeisterschaft haben dafür die folgenden sechs Kandidaten:
23.3. Stuttgart – Longhorn *** 24.3. München - Backstage Werk *** 25.3. Köln – Stollwerck *** 26.3. Dresden - Alter Schlachthof *** 27.3. Cottbus - Glad House
LEMONHEADS Heimat: USA Stärken: Mit einer frisch nachgefärbten Mixtur aus Soft-Punk und Alternative-Indie können euch Evan Dando und Gefolge in rosagelbe Nostalgie-Flashs lullen. Taktik: Der Anteil an auf dem Weg zu zahlreichen Traumtrips abgestorbenen Hirnzellen ist sicher groß, auf der Bühne merkt man davon allerdings nichts – im Gegenteil. Glattgebügelt und bestens konserviert will euch Doc Dando auf sein neues Album einstimmen.
TRASHMONKEYS
THE BLOOD ARM Heimat: USA Stärken: Das Entertainment-Einmaleins im Schlaf: bei einer Live-Darbietung dieser Band setzen eure Lieblings-Indieschnittchen sofort Schimmel an. Taktik: Das L.A.-Quartett stopft eure Hamsterbäckchen mit flirtenden Tanzmelodien, während Sänger Nathaniel Fregoso so sicher auf dem Parkett der Clubbühne steppt, dass er angeblich auch gerne mal den einen oder anderen Zuschauer umherwirbelt.
GRUPPE D
DIE REGELN Teilnehmende Bands:
Zwölf Teams, aufgeteilt in vier Gruppen, touren durch je fünf Städte.
Heimat: Deutschland Stärken: Der klare Heimvorteil ist auf ihrer Seite. Genug wohltemperierte Punk-Attitüde, um ihre Gegner stilvoll nieder zu mantschen, haben sie auch im Gepäck. Taktik: Die mit Abstand quirligste Kapelle dieser Gruppe will euch mit Synthie-gepimpten Retro-Klängen ordentlich „einhivesn“. Ähnlich wie die Lemonheads gilt es auch für die Müllaffen, im Namen ihrer neuen Platte besonders viel zu beweisen.
Spielmodus:
In der Gruppenphase treten je drei, im Finale vier Bands gegeneinander an.
Spielzeit:
45 Minuten pro Kapelle
Abstimmung:
Das Publikum entscheidet. Wer die größte Applauslautstärke für sich verbuchen kann, gewinnt.
DOVER Heimat: Spanien Stärken: Der Exoten-Faktor – im Musikzirkus teilweise so wirkungsvoll wie das Kindchenschema und ganz klar auf der Seite der Spanier. Taktik: Von letzterem haben die Damen und Herren zwar weniger zu bieten, dafür versprüht die AlternativeCombo auch ohne Taufrische live die geballte Energie einer überbelegten Grundschule und will sich intuitiv und ohne spezielle Taktik an die Spitze vorprügeln.
Punkte:
Drei Punkte gibt’s für den Sieger des jeweiligen Spieltags, zwei für den Zweiten und einen Punkt für Platz Drei.
Finale:
Die vier Gruppensieger kämpfen im Mai in Berlin um den Gewinn der JägerMeisterschaft 2009!
ELECTRIC SIX Heimat: USA Stärken: Geradlinigkeit gehört wohl nicht dazu, was wiederum im positiven Umkehrschluss bedeutet, dass der Starkstrom-geschädigte Detroit-Sechser fast kein Genre-Gemisch ungerockt lassen wird. Taktik: Keine blöden Fragen und ab durch die Wand. Für alle Tipp-Spiel-Begeisterten: Im entscheidenden Moment werden sie die „Danger! High Voltage“-Karte zücken und kurz vor Schluss noch in die „Gay Bar“ bitten. Wetten?!
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MIXTAPE
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APE T X I M A S ‘ E F I L HEUTE MIT:
N.A.S.A.
Sam Spiegel aka. Squeak E. Clean ist kein Mann der großen Worte. Keine Ahnung, wie es ihm und seinem Kollegen DJ Zegon also gelungen ist, sich all die heißen Pop- und Rap-Sternchen für die Kollaboration zur aktuellen Platte „The Spirit Of Apollo“ zu angeln. Doch wenn die Kommunikation mal hakt, hilft meist Humor und den beweist der junge Mann im folgenden Mixtape zum Thema Kollektivarbeit definitiv. Die beste musikalische Zusammenarbeit zwischen einem Rap-Künstler und einem komplett Genre-fernen Musiker ist deiner Meinung nach? Das ist unser Song „Gifted“ mit Kanye West, Lykke Li und Santogold. Was ist die herzerweichendste Ballade, die jemals von einem Duo zum Besten gegeben wurde? Eminem und Elton John gemeinsam bei den Grammy Awards 2001 - ihr Auftritt zu „Stan“ hat sicher auch dem verklemmtesten Homophobiker Tränen der Rührung in die Augen getrieben. Wenn du ein Liebeslied schreiben wolltest, um das Herz einer Frau zu gewinnen, mit welchem Künstler würdest du zusammenarbeiten? Barry White, der wusste definitiv, wie man die Bräute klar macht. Das unwürdigste Projekt, für das sich jemals Menschen zu einer Zusammenarbeit entschieden haben, ist deiner Ansicht nach? Die Bush-Regierung. Mit welchem Künstler möchtest du in Zukunft unbedingt mal zusammenarbeiten?
Mit André 3000 von Outkast, der Mann ist ein Genie. Wenn du dir einen dieser drei Herren für eine Kollaboration aussuchen müsstest, wen würdest du wählen und warum: Michael Jackson, Sting oder Phil Collins? Michael Jackson war schon immer einer meiner Lieblingsmusiker - und all diese Gerüchte über ihn sind NICHT wahr. MICHAEL JACKSON IST UNSCHULDIG! FREIHEIT FÜR MICHAEL JACKSON!!! Für welche musikalische Zusammenarbeit wärst du gern selbst verantwortlich gewesen? „Say Say Say“ von Michael Jackson und Paul McCartney. Den Song findet ihr auf dem 1983er McCartney-Album „Pipes Of Peace“.
geschlossen werden. Einmal war ich mit Britney Spears und ihrem Lama eingesperrt (Sie nimmt Platten immer mit ihrem zahmen Lama auf. Das stimmt wirklich!) und das Tier hat mir ein wenig zu viel auf seiner Streu herumgemampft, während ich versuchte, den Sound anständig an den Start zu bekommen. Die nervtötendste Zusammenarbeit für einen Wohltätigkeits-Song war? Wohltätigkeit ist eine wunderschöne Sache. Man kann einfach keinen nervenden Song schreiben, wenn es um so etwas geht.
Welche Musiklegende sollte wieder von den Toten auferstehen, nur um mit dir zusammenzuarbeiten? James Brown. Das ist mein absoluter Lieblingsmusiker, der beste aller Zeiten. Das wäre ein Traum!
Wie sähe dann dein persönliches Line-Up für eine 2009er Version des Charity-Klassikers „We Are The World“ aus? Ich arbeite sogar gerade an einer Neuauflage dieses Songs und sammle schon seit einigen Jahren langsam aber stetig Künstler dafür zusammen. Bis jetzt haben wir: Puffy, Barbara Streisand, Celine Dion, John Tesh, Tay Zonday, Rob Halford, Michael McDonald, Madonna und Prince. Das wird um Längen besser als das Original, so viel kann ich heute schon versprechen, sehr eklektisch das Ganze.
Wen sollte man niemals gemeinsam in ein Tonstudio sperren? Ich sollte grundlegend niemals in ein Studio ein-
Text: Christine Stiller Heimat: myspace.com/northamericasouthamerica Auch gut: „The Spirit Of Apollo“ das aktuelle Album von N.A.S.A.
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TEST
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TEST
KAISER CHIEFS
Im großen Fußball-Test
Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen. Kaiser Chiefs-Basser Simon und Gitarren-Vorstand Whitey haben sich in den letzten Jahren allerdings verstärkt aufs Handspiel konzentriert, so dass wir jetzt mal testen wollen, wie sattelfest das Duo in Fußball-Fragen so ist. Wir geben unserer Traumdoppelspitze zwei Joker mit auf ihren Weg. Ein kurzer Anruf bei Beckham oder zwei rote 50/50-Karten werden sie das Kind schon schaukeln lassen.
FRAGE 1 Wer wurde 1930 erster Fußball Weltmeister?
A B C D
Argentinien Uruguay England Brasilien
Whitey (ohne die Antwortmöglichkeiten abzuwarten): Uruguay! Das ist die einzige FußballFrage, die ich beantworten kann. Sie gewannen gegen Paraguay.
KORREKTE ANTWORT: B
Whitey: Es muss A sein. Simon: B hat er auf jeden Fall gesagt. D schätzungsweise auch - allerdings hätte er wohl „Miss England“ gesagt und nicht „Miss United Kingdom“. Whitey: Nein, es war „Miss United Kingdom“. B ist so ein tolles Zitat... Simon: ...das würde ich auch gern mal sagen (haha). Es muss A sein, weil es das einzige ist, das direkt mit Fußball zu tun hat.
KORREKTE ANTWORT: A
FRAGE 3
(Allerdings 4:2 gegen Argentinien)
Wofür hat Pelé 2002 geworben?
FRAGE 2
A B C D
Welches Zitat stammt nicht von George Best?
A Manchmal muss man im Fußball
auch mal ein Tor schießen B Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst C Ich wurde oft „vermisst“: Miss United Kingdom, Miss Kanada, Miss World D 1969 habe ich die Frauen und den Alkohol aufgegeben. Es waren die schlimmsten 20 Minuten meines Lebens
McDonalds Viagra Nike Durex
Whitey/Simon: Viagra! Simon: Das war sehr populär. Aber ich denke, es ging nicht nur um Viagra selbst, sondern um Erektionsstörungen im Allgemeinen, was man dagegen tun kann und so. Withey: „Macht euch keinen Kopf Leute, das ist schon okay. Ich kann super Tore schießen, muss mich aber auch mit dieser Sache herumplagen.“
KORREKTE ANTWORT: B
FRAGE 4 Welcher dieser Herren hat nie im Elfmeterschießen zwischen England und Deutschland versagt?
A B C D
Chris Waddle Stuart Pearce Alan Shearer Gareth Southgate
Whitey: Southgate hat definitiv verkackt. Waddle und Pearce haben bei der WM 1990 verschossen, Shearer nie. Simon: Southgate war ein paar Jahre lang einer der ganz unbeliebten Kollegen in unserem Land, das kann ich euch sagen.
KORREKTE ANTWORT: C
FRAGE 5 In welchem Film hatte Zinédine Zidane eine Gastrolle?
A B C D
Die fabelhafte Welt der Amélie Asterix bei den Olympischen Spielen La Haine Babylon A.D.
Whitey: Es ist nicht „La Haine“ - obwohl das ein genialer Film ist, also vielleicht... Simon: „Babylon A.D.“ hab‘ ich noch nie gehört.
Whitey: Ist ein Scheißfilm, „Amélie“ ist super, aber da hat er nicht mitgespielt. Simon: Den sollte jede Freundin besitzen. Whitey: Und jeder Junge sollte „La Haine“ sehen. Nehmen wir den 50/50 Joker?
Whitey: Eine Gabel wird er wohl kaum verschluckt haben, wie soll so was gehen? Außerdem hätte er dann nicht gleich mehrere Spiele aussetzen müssen. Fernbedienungen gab es doch damals noch gar nicht, oder? Wir nehmen D.
A Die fabelhafte Welt der Amélie B Asterix bei den Olympischen Spielen
KORREKTE ANTWORT: B
Whitey: Dann B.
FRAGE 9
KORREKTE ANTWORT: B
Vor einigen Jahren hatte David Beckham seiner Frau Victoria angeblich dieses 1,8 Millionen Dollar teure Geschenk gemacht:
FRAGE 6 Außer bei den Heimspielen im Stadion von Liverpool hat John Peel die Hymne „You‘ll Never Walk Alone“ auch zu diesem Anlass gehört:
A B C D
In jeder seiner Radiosendungen Auf dem Weg zum Traualtar Als Handyklingelton Bei seiner Beerdigung
A Einen diamantenbesetzten Vibrator mit passender Halskette
B Ein arabisches Rassepferd C Einen Diamantring in Schmetterlingsform
D Einen indischen Yoga-Guru
Simon: Auf der Beerdigung, schätze ich. Whitey: Ja, aber wie kann er sich den Song anhören, wenn er tot ist? Simon: Darum geht es hierbei, glaube ich, nicht. Whitey: Vielleicht war es auch der Traualtar? Simon: Lass uns D nehmen, das ist eine sympathische Sache.
Simon: Es muss C sein. Ich denke nicht, dass er sie mit einem Pferd beglückt hat. Whitey: Auf alle Fälle C! Diamantenbesetztes Sexspielzeug? Wie kann es sein, dass das nicht durch die Medien ging? Simon: Vielleicht nicht durch die, die wir konsumieren. Whitey: Hat man das Ding abgeschliffen? War es nicht vielleicht für ihn selbst? Er mag‘s ja hart! Ich sage trotzdem C.
KORREKTE ANTWORT: B
KORREKTE ANTWORT: A
FRAGE 7
FRAGE 10
Das Wort „Hooligan“ geht zurück auf:
Warum wurde Frank Rijkaard bei der WM 1990 zu Rudi Völlers ganz persönlichem Alptraum?
A Die englische Stadt Hool B Den niederländischen Sportjournalisten
David van Hool C Eine irische Familie namens O‘Hoolihan D Das lateinische Wort für„wild“
Whitey: Ich weiß es! Die irische Familie. Das war wohl einfach so eine Horde typischer Iren. C.
KORREKTE ANTWORT: C
FRAGE 8
A Er riss ihm ein Büschel Haare aus
B Er riss ihm während eines
Zweikampfes die Hose runter
C Er spuckte ihn mehrfach an D Er biss ihm ins Ohr
Whitey: Er hat ihn definitiv angespuckt. Simon: Ich erinnere mich noch daran. Whitey: Hat Völler nicht auch zurückgespuckt, haben die sich nicht gegenseitig vollgesabbert?
Der englische Fußballstar Kevin Keegan musste während seiner aktiven Laufbahn mal verletzungsbedingt für mehrere Spiele aussetzen. Was war der bizarre Grund dafür?
KORREKTE ANTWORT: C
A Er hat bei dem Versuch, sich ein Stück
Das war leichtes Spiel! Kein Wunder: Als Menschenfreunde, die wir nun einmal sind, haben wir es uns nicht nehmen lassen, künstlich einen gewissen England-Heimvorteil zu erzeugen. Fair genug, schließlich sind die Inselbewohner schon im echten Leben mit einer langen Liste von grandiosen Fußball-Niederlagen geschlagen. Mit sieben von zehn möglichen Toren spielen sich die Chiefs heute aber solide ins Mittelfeld unserer hauseigenen Test-Hall-Of-Fame.
Petersilie aus dem Hals zu kratzen, die Gabel verschluckt B Er war mit dem großen Zeh im Abfluss einer Badewanne stecken geblieben C Beim Versuch, nach der Fernbedienung zu greifen, kugelte er sich die Schulter aus D Er hatte eine Blutvergiftung, nachdem er sich selbst eine Blutblase am Fuß aufgestochen hatte Whitey: Wahrscheinlich war es die Blutvergiftung. Simon: Ja, das klingt einleuchtend. Ich wünschte aber, es wäre B!
Fazit
Text: Christine Stiller Recherche: Ina Göritz, Timo Richard, Christine Stiller Heimat: kaiserchiefs.co.uk Auf sallys.net: sally*sTV! Dusche an mit den Chiefs
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MUSIK STORIES
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GLASVEGAS
Fußball, Frauen und Fassbier
Nicht schön, aber selten: Glasvegas aus Glasgow.
Die Hype-Maschine läuft auf Hochtouren: Mal wieder soll eine britische Band den Rock’n’Roll retten. So steht es geschrieben und nur ein Wahnsinniger würde diesen Auftrag missachten. Umso erstaunlicher, dass Glasvegas keinen Bock auf die Mission haben und ihre Aufmerksamkeit lieber anderen Dingen widmen. Als im letzten Jahr ein Eintrag der ‘Creation Records‘-Legende Alan McGee im Internet-Blog des Guardian erschien, stand halb England Kopf: Da verglich der unfehlbare Oasis-Entdecker einen unbekannten Newcomer tatsächlich mit der Brillanz der Gallagher-Brüder. Ohne rot zu werden! „Wenn du 2008 in einer Band bist und dich nicht mit dem kreativen Rock’n’Roll-Genie von Oasis oder Glasvegas auseinandersetzt, kannst du es gleich bleiben lassen.“ Von nun an stürzte sich die Presse wie eine Horde hungriger Löwen auf das schottische Quartett um Sänger James Allen. „Ich bin ganz ehrlich“, kontert sein Cousin und Bandgitarrist Rab, „eigentlich wollte ich Profifußballer bei den Glasgow Rangers werden. Allein weil ich James so gut leiden kann und er Fan von diesem anderen Verein unserer Heimatstadt ist, haben wir uns ein gemeinsames Hobby gesucht – ohne Rivalitäten.“ Ein etwas anderes Bild zeichnet hingegen das familiäre Geschichtsbuch. James ältere Schwester war in den frühen Neunzigern ausgewiesene Hörerin aktueller Pop-Musik. Sie lieh ihrem kleinen Bruder häufig Platten von Madonna, Kate Bush und ein alles entscheidendes Roy Orbison-Album. Die Songs der bebrillten Sixties-Ikone hatten einen ungeheuren Einfluss auf den kleinen Bengel - so stark, dass der mit Hilfe seines Cousins genauso solche Musik machen wollte. „Ich glaube kaum, dass der Fuß-
ball die beiden ähnlich stark interessierte wie die Musik“, erklärt Schlagzeugerin Caroline MacKay. „Als es mit Glasvegas vor zwei Jahren so richtig los ging und wir erste Erfolge feiern konnten, kamen die Jungs gar nicht mehr klar. Rab meinte zu mir: ‘Es ist, als würdest du ein ganzes Fass Bier auf Ex kippen!’“ Dass es durchaus seine Tücken haben kann, erfolgreich zu sein, erfuhr die Combo im vergangenen Sommer. Das englische Zentralorgan NME nutzte einen Reunion-Gig der lange Zeit verschollenen geglaubten Noise-Heroen My Bloody Valentine, um Glasvegas als deren Thronfolger anzupreisen. Dumm nur, dass die Hälfte der Band die Legende nicht kannte! Caroline: „Ich ging zu unserem Bassisten Paul und fragte ihn, wessen Erbe wir da eigentlich antreten sollen. Er zuckte mit den Schultern und lief am nächsten Tag in die City, um sich ein Bloody Valentine-Album zu besorgen.“ Freilich gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Combos: Zum einen die große Verbundenheit zu dichten Gitarrenwänden, als auch die oftmals lakonisch anmutenden Texte. Doch genau diese werden bei Glasvegas mit einer unvergleichlichen Inbrunst vorgetragen, die nur ihnen eigen ist und wirkt, als würde man den letzten Funken Hoffnung zu Grabe tragen. „Als wir nach einem Namen für den Albumtitel suchten, wusste jeder, dass diese Songs alles repräsentie-
ren müssen, wofür wir stehen“, erklärt Rab. „James ist ein ganz großer Songwriter und er schreibt Lyrics, die dir direkt ins Herz gehen.“ Wie schön, denn das passt perfekt zu dem anderen Hobby, das die Band pflegt – nein, es dreht sich nicht ums runde Leder. „Frauen sind toll und wenn du in einer Band spielst, lernst du eine Menge davon kennen. Steh ich total drauf!“ Ob sie vielleicht deswegen lieber Gitarre spielen, als Fußbälle zu kicken? Egal, mit ihrem selbstbetitelten Debüt liefern Glasvegas den Beweis, dass der britische Indie-Rock immer noch mächtige Trümpfe im Ärmel hat. Wer hätte das gedacht! Text: Marcus Willfroth Foto: Steve Gulick Heimat: glasvegas.net
DER ANDERE VEREIN Es gibt ein Wort, das Rab Allen niemals in den Mund nehmen würde: Celtic. Jener Glasgower Fußball-Club, für den sein Cousin James durchs Feuer gehen würde. „Deswegen schauen wir niemals zusammen Fußball, wenn die gegeneinander spielen. Nicht mal beim Songwriting kämen wir uns so in die Quere“, erklärt Rab. Dann müssten die letzten Jahre hart für ihn gewesen sein, denn die Rangers hätten relativ oft gegen Ce… „Nein! Sprich es nicht aus, sag‘ nicht den Namen dieses Clubs!“
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MUSIK STORIES
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THE RIFLES
Gut Ding will Weile haben Die wenigstens Bands schreiben ihre Hits zwischen Zähneputzen und Anziehen, sondern meist in zahllosen, diskussionsgetränkten Stunden in schlecht belüfteten Räumen. Also nahmen die Rifles ihren ‘Great Escape‘ beim Wort und flohen aufs Land. Mal ordentlich den Kopf freiblasen. Ein Mangel an Ideen war bei weitem nicht der Grund für den zähen Entstehungsprozesses von ‘The Great Escape‘, dem zweiten Album der Rifles. Die Band hatte ganz andere Kämpfe auszufechten: „Wir haben das Album quasi ‘zweimal‘ aufgenommen“, erklärt Rifles-Gitarrist Lucas ‘Luke‘ Crowther, „mit zwei verschiedenen Produzenten. Am Ende kamen dann die besten Songs der jeweiligen Aufnahmen auf das Album.“ Doch damit nicht genug. Mit dem zweiten Versuch läuteten die Rifles auch einen Ortswechsel in ein zweites Studio ein, frei nach dem Motto: raus aus der Heimatstadt London, mit all ihren Zerstreuungen, raus aufs Land, nach Norfolk, in eine umgebaute Scheune in der Mitte eines Feldes. Was Luke und Sänger Joel Stoker anschließend aufzählen - Fischen, Grillen, ein kleiner See mit Boot, ein Dartwettstreit um das schönste Zimmer klingt irgendwie mehr nach Sommerferienlager als nach aufreibenden Aufnahmestunden. „Stimmt“, sagt Joel. „Aber das war sehr wichtig. Diese Zeit hat dem Album die Seele verliehen, die ihm vorher ge-
Kommen von der Schicht: The Rifles aus London.
fehlt hat. Und das hört man auch definitiv in Songs wie ‘For The Meantime‘ oder ‘Out In The Past‘ !“ Trotz all der Veränderung ist ’The Great Escape‘ hörbar zur logischen Konsequenz aus dem treffsicheren Songwriting des Debüts ‘No Love Lost‘ und der zwischenzeitlich aufgebauten Bühnenerfahrung geworden.The Rifles haben sich also nicht gehäutet und komplett neu erfunden, sondern es war ihnen wichtig, „nicht mit unserem ersten Album zu brechen. Schließlich hat damit alles angefangen. In gewisser Weise wollten wir unseren Fans
geben, was sie erwarten, aber gleichzeitig auch einen Schritt weitergehen.“ So setzten die Jungs ihren Traum von einem eingebauten Streicherensemble genauso in die Tat um wie den Wunsch, ihre Songs mit einem Hauch Pathos zu versehen. Mittlerweile haben Luke und Joel schon längst das nächste langwierige Projekt in Angriff genommen. „Wir haben uns gerade ein Klavier angeschafft. Mal sehen, wohin das führt…“ Text: Maritta Seitz
Heimat: myspace.com/therifles
ANIMAL COLLECTIVE Alleine zur Generalprobe
’Merriweather Post Pavilion’ wurde für Animal Collective ein Gang nach Canossa: Vor den Albumaufnahmen verließ Gründungsmitglied Josh Dibb die Band und hinterließ eine große Last auf den Schultern der Verbliebenen. Was sollte das Trio also anderes machen, als sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren: „Wir waren alle der Überzeugung, dass eine längere Pause niemandem helfen würde und machten uns sofort daran, neue Songs zu schreiben“, erklärt David Portner, der im Kreise der Band den Namen Avey Tare trägt. Doch weder ein Proberaum, noch Tonstudio benötigten sie hierzu. Nicht unweit ihrer Heimatstadt Baltimore, Maryland, befindet sich ein stillgelegtes Theater, das ihnen früher als Konzerthalle diente. Noch lange vor dem kommerziellen Durchbruch, wie die Band bekräftigt: „Als wir anfingen, hatten wir nicht das Geld, um große Clubs zu buchen. Doch nicht nur der Raum faszinierte uns, sondern auch die wechselhafte Vegetation ringsherum. Was aus meiner Sicht definitiv am dortigen Wetter liegt.“
se beinhaltet das neunte Animal Collective-Werk namens ’Merriweather Post Pavilion’. Jedoch nie ohne doppelten Boden - so ist vieles symbolisch zu verstehen und dank ihrer futuristischen Pop-Musik von konkurrenzloser Einzigartigkeit.
Und schon hatte man eine neue, alte Inspirationsquelle gefunden und nistete sich hier für die Aufnahmen zur aktuellen Platte ein. Songs über den Regen, die Sonne und viele weitere Naturereignis-
Warum Josh Dibb keinen Anteil daran haben wollte, kann David ohne Umschweife erklären: „Er fühlte sich nach der letzten Tournee ausgebrannt und sah keine Möglichkeit der Band zu helfen. Des-
Befreien Tibet: Animal Collective aus Brooklyn.
wegen finden wir seine Entscheidung gut: Josh zog sich zurück, bevor Schlimmeres passierte.“ Vielleicht sorgte es dafür, dass der neue Longplayer dem Vorgänger locker eins draufsetzt? So oder so, diese Band ist das Beste, was die Populärmusik derzeit zu bieten hat. Text: Marcus Willfroth Foto: Takahiro Imamura Heimat: myspace.com/animalcollective
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MUSIK STORIES
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FRANZ FERDINAND Dancing in the dark
Nichts ist schlimmer als Langeweile. Nachdem Franz Ferdinand mit ihrem selbstbetitelten Debüt die New Wave of New Wave lostraten und unzählige Epigonien sich im Gleichklang versuchten, verlassen die Schotten mit ihrem dritten Album „Tonight: Franz Ferdinand“ die ausgelatschten Indie-Pfade. Disco und Dunkelheit gegen das Dilemma der ewigen Wiederholung - Sänger Alex Kapranos, Gitarrist Nick McCarthy und Schlagzeuger Paul Thomson erzählen, wie es dazu kam. Im Gegensatz zu eurem zweiten Album habt ihr diesmal eine halbe Ewigkeit, genauer gesagt drei Jahre, gebraucht, um „Tonight: Franz Ferdinand“ fertig zu stellen. Gab es nach der ganzen Arbeit eine Zwangspause für alle? Alex: Als wir unsere zweite Platte gemacht haben,
konnte ich die Frage „Kannst du den Druck spüren?“ nicht mehr hören. Aber es stimmte: Ich spürte den Druck und verlor langsam die Lust an der Musik, was sicher kein Vorteil ist, wenn man hauptberuflich in einer Band spielt. Nach der Tour zu „You Could Have It So Much Better“ haben wir eine Pau-
se gemacht und uns für ein paar Monate nicht gesehen. Das war besser so. Paul: Auf Tour hörst du eigentlich nur eine Musik: die deiner Band. Und das sind jede Nacht auch wieder dieselben Stücke. Das war ein weiterer Grund, warum wir uns etwas Zeit nehmen mussten. Wir
ihr euch musikalisch verändern wollt? Alex: Wir arbeiteten nicht zwanghaft darauf hin, möglichst „anders“ zu sein als die gegenwärtige Musik aus dem UK. Das entstand mehr aus dem gefühl, sich selbst nicht wiederholen zu wollen. Ich denke nicht darüber nach, ob oder wie wir andere Bands inspirieren, aber ich würde es generell besser finden, wenn eine Band auf eigene Ideen kommt und nicht nur blind kopiert. Es gibt wenig Musik, die mich in gewisser Weise anregt, aber es gibt auch eine ganze Menge gewöhnlichen Indie im UK, der extrem langweilig ist. Alle Songs auf eurem neuen Album handeln von nächtlichen Begegnungen auf Partys und in Clubs. Wie kam es dazu? Alex: Reiner Zufall. Erst als wir das Album masterten und die Reihenfolge der Songs festlegten, kristallisierte sich heraus, dass jeder Song von der Nacht handelt! Was unter anderem daran lag, dass ihr in einem alten Rathaus fast in kompletter Dunkelheit gearbeitet habt. Alex: Wir haben in diesem alten Gebäude in Glasgow aufgenommen und da gab es diese großen Fenster, durch die das Tageslicht kam. Allerdings beschwerten sich die Nachbarn über den Lärm, und wir mussten die Fenster zumauern. Das Studio verwandelte sich so in ewige Nacht. Du konntest morgens reingehen und es fühlte sich an wie zwei Uhr nachts. Unterbewusst hatte das wohl Auswirkungen auf die Texte und auch die Musik. Es hagelt jedenfalls ordentlich Disco-Momente! Auf der anderen Seite habt ihr noch nie so rockig und elektronisch geklungen. Alex: Ich denke, „Tonight: Franz Ferdinand“ ist wohl ein Album der Extreme. Es ist extrem auf der Tanzfläche, aber wenn es ums Rocken geht, ist es auch ziemlich wild. „Turn It Out“ ist ein sehr extremer Rock-Song, aber auch „Bite Hard“.
Trainspotting mit Franz Ferdinand
konnten endlich wieder Platten hören. Nick: Zusammen Platten hören! Denn es ist ziemlich cool, gemeinsam mit anderen Leuten über Musik zu sprechen, und vor allem uns als Band macht das Spaß. Aber es ist auch wichtig, um zu sehen, wo wir stehen und dass wir den gleichen Musikgeschmack haben. Das hätte ich beinahe vergessen, aber darum geht es ja. Allerdings habt ihr eure zwischenzeitlichen Vorliebe für Afrobeat auf „Tonight: Franz Ferdinand“ nicht hörbar verarbeitet. War es dennoch klar, dass
Stimmt es eigentlich, dass ihr bei einigen Stücken mit menschlichen Knochen gearbeitet habt? Paul: Ja, wir haben mit menschlichen Knochen musiziert. Alex und Nic gingen zu einer Auktion und kauften ein Skelett. Nick: Es hatte zwei linke Füße und drei Arme, aber keinen Kopf. In Glasgow gibt es Auktionen, bei denen man recht billig ziemlich obskure Dinge schießen kann, und ich wollte schon immer ein Skelett haben. Wir haben 38 Pfund dafür bezahlt - 38 Pfund für ein menschliches Wesen ist ziemlich billig. Paul: Genau genommen sind es sogar drei menschliche Wesen! Nick: Wir haben die Kosten geteilt und ich versucht, den Kollegen zusammen zu bauen. Die Teile, die nicht gepasst haben, haben wir als Percussion-Instrumente verwendet. Paul: Ich habe mit einem Beckenknochen und dem Schlüsselbein gespielt. Bob darf nicht wissen, dass die Knocken echt waren. Er ist ein totaler Moraltyp. Wir haben ihm erzählt, dass die Dinger aus Plastik wären. Das glaubt er übrigens immer noch. Interview: Manuel Möglich Foto: Erik Weiss Text: Britta Arent Heimat: franzferdinand.co.uk
FRANZ FERDINAND AUF TOUR 14.3. Köln - Palladium *** 24.3. Hamburg Docks *** 25.3. Berlin - Columbiahalle *** 26.3. München - Tonhalle
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AUF DER COUCH/KONZERTFOTOS OF DEATH
?!
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AUF DER COUCH MIT: KONZERTFOTOS OF DEATH LILY ALLEN
Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys.net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:
Paparazzi-Liebling Lily Allen ist dank ihres Debütalbums „Alright, Still“, rasante Gewichtsschwankungen, Drogengeschichten, an falsche Handynummern geschickte Nacktbilder und ihre dritte Brustwarze berühmt und berüchtigt geworden. Wie die junge Dame mit dem Druck um ihre zweite Platte „It‘s Not Me, It‘s You“ fertig wurde, hat sie uns abgeschlafft vom Sofa aus geflüstert. Hast du dich vor den Aufnahmen deines neuen Albums sehr unter Druck gefühlt? Ich hatte ein bisschen Angst, da ständig irgendwelche anderen Sachen über mich in den Medien verhandelt wurden. Ich machte mir Sorgen, ob ich überhaupt noch als Musikerin ernst genommen werden würde. Deshalb dachte ich anfangs auch noch: „Oh Gott, die Leute werden Recht behalten, ich bin echt nicht gut!“ Aber mit der Zeit wurde es besser. Warst du bei Entscheidungen im Studio selbstbewusst? Ich fühle mich nie als starke, selbstbewusste Person, weil ich das einfach nicht bin. Im Studio habe ich aber versucht, gut zu arbeiten, ehrlich zu sein und das Beste zu hoffen. Kommst du damit klar, wenn andere dir Anweisungen geben? NEIN! Kein bisschen! Es ärgert mich, wenn jemand das versucht! Bei den Aufnahmen war das allerdings kein Problem, weil der Produzent und ich praktisch allein gearbeitet haben. Als Künstler muss man einfach sein Ding machen, wenn du‘s nicht drauf hast, lass es sein! Ich könnte zum Beispiel nie Songs singen, die andere für mich geschrieben haben. Hörst du dir dein neues Album selbst gern an? Ja, aber ich mag es nicht, wenn andere Leute dabei sind, weil ich fürchte, in Verlegenheit zu geraten. Ich glaube, ich will gar nicht wissen, was die anderen darüber denken, weil ich Angst habe, sie könnten es nicht mögen.
War es entspannter für dich, die Platte in L.A., also weit weg von der sensationslüsternen englischen Presse aufzunehmen? Es war sogar noch schlimmer! Da das Pfund so viel stärker ist als der Dollar, lechzen die Paparazzi nach Bildern, die sie den englischen Medien verkaufen können. Ich bin zum Teil von 20 Autos verfolgt und von Fotografenhorden umzingelt worden, während sich die Passanten nur fragten: „Wer zum Teufel ist das überhaupt?“ Das war echt peinlich. Wärst du manchmal lieber das ganz normale Mädchen von nebenan? Klar, aber das ist nicht möglich. Manchmal bin ich schon überfordert und erschöpft, aber auf der anderen Seite weiß ich auch, dass ich den besten Job der Welt habe, auch wenn das Business manchmal fies sein kann.
DEATH CAB FOR CUTIE 25.11. Berlin – Admiralspalast GEKNIPST VON: MATHILDA
Wieder einmal haben uns die Jungs von Death Cab verzaubert. Das Ambiente war toll, das Publikum entspannt und Death Cab eben einfach nur zauberhaft. Mit ganz warmen Herzen entschwanden wir danach in die kalte Berliner Nacht. You’re the only song I want to hear... Und für euch gibt’s Chris Walla am Bass.
Text: Christine Stiller, Heimat: lilyallenmusic.com
GEKNIPST VON: DEEZ
Gegen Ende der Show durfte jeder, der wollte, die Bühne erobern. Eine Band ohne Berührungsängste, die einfach nur Party machen will - da freut sich der Konzertbesucher!
TURBOSTAAT 18.12 Leipzig – UT Connewitz DEVIL SOLD HIS SOUL 3.12. Berlin – Magnet GEKNIPST VON: ZWIELICHT
GEKNIPST VON: EYEDEA
Ein klasse Turbostaat-Konzert, mit vielen Kameras. Ist dies noch zu toppen - wir werden es sehen. Was geht in Berlin? (Hier ging einiges! Hatten sogar die gleichen Klamotten an)
Einzigartig! Wer sie nicht kennt, sollte das schleunigst ändern.
FAZIT
Für jemanden, der einst mit der Äußerung, sich „klein, fett und hässlich“ zu fühlen, Schlagzeilen machte und angeblich schon in jungen Jahren am weißen Pülverchen naschte, hat sich die Kleine doch gut entwickelt. Prinzessin Lily hat gelernt, sich selbst, ihre Ängste und Unsicherheiten objektiv einzuschätzen und den narzisstischen Teil ihrer Persönlichkeit für die Aufnahmen zur neuen Platte auf Eis zu legen. Es wird also Zeit, demnächst mal wieder den Alien-Nippel blitzen zu lassen...
IGLU & HARTLEY 19.12. Hamburg – Molotow
THE GASLIGHT ANTHEM 18.6. Münster – Gleis 22 GEKNIPST VON: KATHA
Ein wirklich wunderbares und Konzert, gespielt von unglaublich sympathischen Bandmitgliedern, hier Brian und Alex.
DIE KASSIERER 26.12. Bielefeld – JZ Kamp GEKNIPST VON: CARSTEN_CONFORM
Im Bielefelder „JZ Kamp“ herrschte eine grandiose Stimmung beim Gig der göttlichen Kasierer am zweiten Weihnachtsfeiertag...
RADIOPILOT 19.12. Berlin - Magnet GEKNIPST VON: HARRIET
Ihre erte eigene Tour fand ihren grandiosen Abschluss in Berlin.
Im Tourbus mit:
VINCENT VAN GO GO
Miese Laune? Nicht mit Vincent Van Go Go! Johs, Sänger und Gitarrist der dänischen Soul-Männer, macht zumindest nicht den Eindruck, kurz vorm Tour-Kollaps zu stehen, als er mit uns über Nylon-Bettwäsche, miese Wegbeschreibungen und die heilende Kraft des Feuers spricht. Wieviel Zeit braucht ihr, bis ihr einen Tourbus richtig vollgestunken habt? Wir sitzen gerade seit zwei Stunden in diesem Bus hier und es riecht schon unglaublich nach sämtlichen menschlichen Ausdünstungen. Und nach Schnaps und Nutten natürlich. Das Schlimmste ist, dass in diesem Bus ein striktes Rauchverbot herrscht, deshalb riecht man es noch viel mehr. Bei welcher Gelegenheit hättet ihr trotz des Gestanks lieber im Bus als im angebotenen Hotel geschlafen? Dieses Hotel in Zürich war grausam. Man kam sich vor, als wäre man in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Bettwäsche war aus Nylon. Wenn man darin schläft, entlädt sich ständig statische Elektrizität und es wird nie richtig warm. Die Heizung war natürlich auch ausgefallen und am nächsten Morgen waren wir alle krank. Seid ihr auch unter den extremen Umständen einer Tour noch reinliche Menschen? Das ist sehr unterschiedlich. Unser Drummer Janus duscht ungefähr viermal täglich. Er hat vermutlich den längsten Bart der Welt und der ist sehr pflegebedürftig; wird leicht fettig. Unser Soundmann denkt allerdings, er sei ein selbstreinigender Soundmann, aber da irrt er sich. Euer letztes Album habt ihr vor Publikum aufgenommen. Ladet ihr auch Gäste in den Bus ein? Wir füllen den Bus immer bis zum Platzen mit Leuten, bevorzugt betrunkene Mädchen, die dann schreiend erklären, wo wir langfahren sollen. Man sieht eine Menge von der Welt, wenn man sich auf diese Wegbeschreibungen verlässt. Das ist ein besonderer Spaß für den Fahrer, weil der bei all dem Trara auch noch nüchtern ist. Welche Risiken hat die Stelle als Fahrer noch? Dass man verantwortlich für die Unfälle ist. Mir ist irgendwann der Motor wortwörtlich explodiert, als wir gerade sehr eilig zu einer Show gefahren sind. Wir haben den brennenden Bus dann in der Werkstatt stehen lassen, sind mit einem neuen weitergefahren und waren pünktlich beim Auftritt. Wascht ihr eure Sachen, wenn ihr nach Hause kommt, oder schmeißt ihr einfach alles weg? Ich verbrenne rituell meine Unterwäsche, wenn ich zurück bin. Man sollte da auf Nummer sicher gehen. Man nie weiß, welche bösen Geister man von einer Tour mitbringt.
VINCENT VAN GO GO AUF TOUR 4.2. Köln - Studio 672 *** 12.2. Berlin - Maschinenhaus *** 13.2. Halle - Objekt 5 *** 14.2. Weinheim - Cafe Central *** 15.2. Alfeld- JuZ Treff *** 17.2. Wiesbaden - Schlachthof (Räucherkammer) *** 18.2. Hamburg - MarX *** 20.2. Flensburg - Volksbad
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PRÄSENTIERT
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Foto: George DuBose
PRÄSENTIERT TOUR DES MONATS. THE BRONX Es gibt nicht viele Bands, die man in seinem Leben mal gesehen haben sollte. Eigentlich gibt es (neben den Gallows vielleicht) nur eine. Und zwar diese hier: The Bronx, die nach dem abgefucktesten der fünf New Yorker Stadtteile benannte Zeitbombe aus L.A., die ihre bisherigen drei Alben nicht nur identisch betitelt, sondern freilich mit einer netten Portion Glycerin abgeschmeckt haben. Das jüngste Werk namens „The Bronx III“ ist sogar so heftig ausgefallen, dass sich die dazugehörige Band The Bronx bei ihren Konzerten gar nicht erst auf die Bühne begibt, sondern ihren Punk gleich auf Augenhöhe mit dem Publikum zündet. Wer dann nach den handgestoppten 31,2 Minuten, die
ein Bronx-Konzert so dauert, mit halbwegs intaktem Knochenbau die Heimreise antritt, darf sich zu Hause guten Gewissens die Tapferkeitsmedaille umschnallen. Die gibt’s für Kriegsdienstverweigerer natürlich auch in vegan.
THE BRONX AUF TOUR 16.2. Köln - Underground *** 17.2. Hamburg - Logo *** 20.2. Berlin - Kato *** 22.2. Frankfurt - Batschkapp
Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an! 5 BUGS
06.02. Chemnitz - Bunker 07.02. Nürnberg - MUZ Club 13.02. Leipzig - Conne Island 14.02. Stuttgart - Universum 06.03. Oberhausen - Zentrum Altenberg 07.03. Köln - Underground 13.03. Darmstadt - Oettinger Villa 14.03. Sonthofen - Barfly 20.03. Hannover - Chez Heinz 21.03. Nordhorn - JZ-Scheune 27.03. Würzburg - Posthallen 28.03. Trier - Ex-Haus 03.04. Karlsruhe - Substage 04.04. München - Backstage 30.04. Cottbus - Gladhouse 01.05. Magdeburg - Blow Up 02.05. Gütersloh - Weberei 09.05. Königstein/Taunus - Rock auf der Burg 16.05. Passau - Proli
21.02. Plauen - Club Zooma 06.03. Aschaffenburg - Colos-Saal
CHIODOS, SONNY MOORE 09.02. Köln - Luxor 10.02. Hamburg - Molotow 11.02. Berlin - Magnet 13.02. Wiesbaden - Schlachthof
JAY REATARD (MATADOR) 18.03. Köln - Gebäude 9 19.03. München - 59 to 1 20.03. Dresden - Beatpol 21.03. Berlin - Festsaal Kreuzberg 22.03. Hamburg - Molotow
JÄGERMEISTER ROCK:LIGA GRUPPE C: THE WHIP, THE BLOOD ARM, DOVER 2.2. Rostock - Mau Club 3.2. Hamburg -- Grünspan 4.2. Bochum -- Zeche 5.2. Bielefeld -- Ringlokschuppen 6.2. Karlsruhe -- Substage
GRUPPE D
ALESANA
THE LEMONHEADS, ELECTRIC SIX, TRASHMONKEYS
18.05. Trier - Ex-Haus 19.05. Köln - Werkstatt 20.05. Hamburg - Headcrash 29.05. Berlin - Kato 30.05.Leipzig - Conne Island
KINGSIZE
06.02. Berlin - NBI 07.02. Hamburg - Prinzenbar 08.02. Krefeld - Kulturrampe 09.02. Oberhausen - Drucklufthaus 10.02. Heidelberg - Zum Teufel 11.02. Kassel - Armaberokay 12.02. Darmstadt - Schlosskeller
NASHVILLE PUSSY, SUPERSUCKERS
02.02. Köln - Underground 03.02. Hamburg - Markthalle 04.02. Bremen - Schlachthof 20.02. Berlin - Columbia Club
REEL BIG FISH
01.02. Berlin - Magnet Club 02.02. Nürnberg - Hirsch 03.02. Köln - Gloria 04.02. Frankfurt - Batschkapp 05.02. Münster - Sputnikhalle
23.3. Stuttgart -- Longhorn 24.3. München - Backstage Werk 25.3. Köln -- Stollwerck 26.3. Dresden - Alter Schlachthof 27.3. Cottbus - Glad House
ITCHY POOPZKID
THE AUDIENCE
05.02. Reutlingen - Franz K 06.02. Heidelberg - Teufel 07.02. Gießen - Muk 20.02. Erfurt - Engelsburg
04.02. Karlsruhe - Substage 05.02. Frankfurt - Batschkapp 06.02. Osnabrück - Kleine Freiheit 07.02. Bremen - Lagerhaus 09.02. Hamburg - Knust 10.02.Leipzig - Moritzbastei 11.02. Dresden - Beatpol 12.02. Berlin - SO36 13.02. Dortmund - FZW 14.02. Hannover - Faust 16.02. Erlangen - E-Werk 17.02. Köln - Luxor 18.02. Saarbrücken - Roxy 22.02. Freiburg - Auditorium 24.02. München - Backstage 01.03. Stuttgart - Röhre
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BONAPARTE Das nennt man wohl Blitzstart: Nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung seines Debüts „Too Much“ ist „Anti Anti“-Ikone Bonaparte mitsamt seiner tanzfreudigen Zirkus-Show zum Liebling der Indie-Nation gewachsen. Kommt rein und macht mit. Hier geht’s ab: T-MOBILE EXTREME PLAYGROUNDS - DIRT SESSION MIT NOFX U.A. 19. 04. Landschaftspark Duisburg-Nord
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PARTIES FEBRUAR 2009 samstag
07.02.
@MAGNET
LIVE:
PINK‘S NOT RED & MAX HEADROOM party oor: DJs Ueliguitar & Benni
samstag
21.02.
punk. rock. alternative & more
4 JAHRE
LIVE:
FRITTENBUDE
motor oor: DJs Winson, Ueliguitar DJs Are Rockstars! & Eric indie royal meets rock dance party plus!
PETER FOX
Foto: Eric Weiss und Felix Broede
Eine Frage: Geht eigentlich auch der Rest der Republik so dermaßen steil auf das neue Album von Peter Fox wie die Hauptstadt? Wahrscheinlich, schließlich hat der Kreuzberger Kiez-King laut Lexikon bereits deutsche Pop-Geschichte geschrieben. Die gibt’s hier sogar zum Anfassen:
PETER FOX AUF TOUR 27.2. Oberhausen - König-Pilsner Arena *** 28.2. Hannover - AWD Halle *** 2.3. Münster - Halle Münsterland *** 3.3. Hamburg - Alsterdorfer Sporthalle *** 5.3. Frankfurt am Main - Jahrhunderthalle *** 6.3. Würzburg - S. Oliverhalle *** 7.3. Kempten - Big Box *** 10.3. München - Zenith *** 11.3. Stuttgart - Porsche Arena *** 13.3. Köln - Lanxess Arena *** 14.3. Chemnitz - Stadthalle *** 15.3. Bremen - AWD Dome *** 12.6. Berlin - Wuhlheide *** 13.6. Berlin - Wuhlheide
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23 UHR
spielzimmer: Whatever! DJ Team
indie, elektro, retro, disko, brit, rave, pop
eintritt vor 0 h 3 Euro, danach 6 Euro (mit Flyer 5 Euro)
samstag
@MAGNET
07.03. LIVE:
GHOST OF TOM JOAD party oor: T‘N‘T
post- & punk, echter und Etiketten-Indie, Soul, Garage
22 UHR concert oor: DJ Soeren
punk. rock. alternative & more
MIX
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unclesally*s magazine
Biffy Clyro
Eine Jury aus Musikredakteuren, Radiojournalisten, Bandmanagern, Bookern und Labelvertretern wird dann ihre 50 Lieblingskapellen auswählen. Seid ihr unter diesen besten 50, folgt im März das Online-Voting, bei dem es darum geht, möglichst viele Fans (ja, das seid auch ihr, die ihr das hier lest, aber keinen Song hochgeladen habt) für euch zu gewinnen. Die besten 24 kommen weiter und dürfen sich auf gemeinsamen Konzerten mit internationalen Headlinern wie Biffy Clyro und Co. schon mal warm spielen. So weit gekommen, heißt es allerdings lediglich durchatmen für die nächste Runde, denn im Anschluss an diese Live-Shows stehen die zwölf beliebtesten Bands fest, die in professionellen Coachings fit gemacht werden für die ganz große Bühne: den Auftritt beim Festivalgiganten Rock Am Ring, wo die Expertenjury schließlich die sechs besttrainierten Kapellen für die Teilnahme am Hurricane, Melt! und Highfield auswählt.
PER UPLOAD ZUM DURCHBRUCH!
Start der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour 2009
Nach dem fulminanten Sieg von Samavayo bei der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour 2008 geht der Wettbewerb nun in eine neue Runde. Ihr habt auch eine Band? Ihr findet Festivals gut und wolltet schon immer mal bei Rock Am Ring auf der Bühne zeigen, was ihr wirklich könnt? Dann solltet ihr zwischen dem 2. und 28. Februar auf myspace.com/cokemusic euren besten Song hochladen. Coupon ausfüllen, ausschneiden und den Abschnitt mit 15 Euro in bar, als Scheck an folgende Adresse schicken:
Dort werden dann nochmals die besten drei selektiert, auf die nach dieser langen Tour im Herbst schließlich das große Finale wartet. unclesally*s wünscht euch viel Glück und gutes Gelingen bei der Teilnahme und wird natürlich auch weiterhin über den Verlauf der Tour berichten. Alle weiteren Informationen zur Tour und Teilnahme gibt es im steten Update unter: myspace.de/cokemusic
HOL DIR DEIN ABO! unclesally*s Stichwort: Abo Waldemarstr. 37 10999 Berlin
JETZT!
Auch mit dabei, unsere Demodesaster-Helden: Nilia
VOLKSWAGEN SOUND FOUNDATION
Neun strahlende Gewinner
ich will meine Jahresversorgung durch ein unclesally*sAbo zum Preis von 15 Euro für 10 Ausgaben sichern. Das Abo erlischt automatisch nach Erhalt der zehnten Ausgabe. Name, Vorname: Straße, Nr.: PLZ, Ort: Datum, Unterschrift:
Talent macht sich bezahlt – in jedem Fall gilt das für die neun Künstler und Ensembles, die im Rahmen der Expertenjuryentscheidung bei der Volkswagen Sound Foundation für die Förderung 2009 auserkoren wurden. Aus mehreren hundert Bewerbungen haben sie pro Genre jeweils drei ambitionierte Talents ausgewählt. Im Bereich Rock dürfen sich Dave de Bourg, Niila und The Dots mit ihrem Paten Polarkreis 18 freuen. Den Pop-Bereich werden WIR, The Life Between und The Band On The Edge Of Forever musikalisch und mit Hilfte vom Paten Siri Svegler bespielen. Die HipHop-Talents mit Unterstützung vom Paten F.R. sind MC Diamondog, Pimps Im Park und Jahcoozi. Wir gratulieren und wünschen vor allem verdammt viel Spaß bei den zahlreichen Live-Auftritten und dem professionellen Workshop der Popakademie Baden-Württemberg. Wie die neun Glücklichen klingen, erfahrt ihr unter volkswagen-soundfoundation.de
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QUICKIES
Alles nur gekauft
QUICKIES
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NOKIA 5800 XPRESS MUSIC Touch it, Baby!
Egal, ob lange, kurze, dünne oder dicke Finger - mit dem Nokia 5800 XpressMusic kommt jeder Musikliebhaber direkt zum Ziel. Durch den praktischen Touchscreen katapultiert ihr euch in Lichtgeschwindigkeit in eure gut sortierte Songsammlung oder tastet euch blitzschnell zu euren Lieblingsvideos vor, die auf dem breiten, hochauflösenden Display optimal dargestellt werden. Durch die integrierten Stereo-SurroundLautsprecher dürft ihr mit brillanter Klangqualität mal ohne falsche Bescheidenheit auf dicke Hose machen. Im Handel kostet das Touchscreen-Gerät mit dem praktischen Drop-Down-Menü und 8 GByte Speicherkarte ohne Vertrag 395 Euro. Alle weiteren Infos findet ihr unter: nokia.de
SCHIEBI
Verrückte Fotos
AXE „INSTINCT“
Leder macht männlich
Muckibude, Eiweißdiät, Brusthaartoupets – es gibt viele Möglichkeiten, sich männlicher zu fühlen. Mit dem neuen Duft von Axe könntet ihr aber eigentlich drauf verzichten, denn „Instinct“ bietet Testosteron-Effekt galore. Der Trick ist simpel: Dem Deo beigefügte Lederessenzen versprühen eine besonders männliche Note. Neben dem gewohnten Duft-Aufgebot bestehend aus Bodyspray, Duschgel und After Shave wird die „Instinct“-Serie noch um ein stilvoll in Leder gehülltes Bodyspray erweitert, das es jetzt für 69 Euro in StreetwearShops oder bei frontlineshop.com zu haben gibt. Eine Dose wartet allerdings auch auf sallys.net auf einen geruchsbewussten neuen Besitzer. axe.de
KEINBUCH
Alles außer lesen
Das „KeinBuch“ vom mixtvision Verlag präsentiert sich so zwanglos unkonventionell, wie es ein Buch nie zuvor gewagt hat „86 Dinge, die du schon immer mit einem Buch tun wolltest“, lautet die Parole. Wer also mal ein strammgebundenes Textwerk anziehen, mit ihm Gassi gehen oder Tischtennis spielen möchte, ist unter keinbuch.com an der richtigen Adresse. Hier wird man eure Bestellung entgegennehmen. Außerdem warten hier alle Infos rund um den Jugend-Video-Wettbewerb „Nicht sehen. Drehen!“, bei dem Kinder und Jugendliche dazu aufgerufen sind, einen kurzen Clip darüber zu erstellen, wie sie ihr eigenes KeinBuch kreativ zum Einsatz bringen und/oder dieses gekonnt zerlegen.
Für die einen ist es die größte Folter, für die anderen ein riesen Spaß und die Chance zum sozialen Aufstieg. Wer es schafft, ein Schiebi-Spiel ohne Nervenzusammenbruch und Materialtotalschaden durchzuspielen, avanciert ohne Umwege zum gefeierten, rockstargleichen Helden – versprochen. Und um euren Triumph noch persönlicher zu gestalten, könnt ihr jetzt unter wenndenn.com/schiebi für wenig Geld (6,99 für die 4x4 Version) euer eigenes Foto, das eurer Freunde, Hunde Katzen oder Postboten auf ein individuelles Schiebi-Spiel drucken lassen, was sicher auch bei den talentfreieren Zeitgenossen unter euch den Ehrgeiz anheizen wird. Auf sallys.net haben wir drei Exemplare für euch reserviert. Schönes Geschiebe! wenndenn.com/schiebi
keinbuch.com
BOXEN VON TEUFEL
Klingen gut, sehen gut aus
ECHO 2009 U2@O2
Am 21. Februar gastiert der diesjährige deutsche Musikpreis in der Berliner O2 World. Moderiert wird die Sause von Oliver Pocher und Barbara Schöneberger, die euch unter anderem Live-Auftritte von den neuen Pop-Starletts Katy Perry und Amy Macdonald sowie der Stadionrockfraktion U2 präsentieren werden. Letztere rücken mit ihrer neuen Single „Get On Your Boots” an. Übertragen wird das ganze Spektakel natürlich live im Fernsehen. Ab 20.15 hält die ARD direkt drauf. echopop.de
Die Berliner Lautsprechermacher sind seit 20 Jahren so etwas wie die „hidden champions“ der Home-Entertainment-Szene und haben beim Design ihrer Boxen stets auf Sound und Aussehen geachtet. Das jetzt vorgelegte Heimkino-System „Motiv 3“ führt diese Tradition fort. Ein ultra-kompakter Subwooferblock mit 200 mm Membran, angetrieben von 150 Watt satter Verstärker-Power sorgt mit einer Gesamtleistung von 150 Watt für die kräftige Beschallung des Wohnzimmers und 5 kleinen Satelliten-Boxen für einen guten Raumklang. Das im wahrsten Sinne des Wortes Schöne dabei: Das „Motiv 3“ sieht super aus. Ganz im Gegensatz zu dem in dieser Preisklasse (499 Euro) normalerweise verfügbaren Equipment (entweder in der Plastikholzfurnieroder Blaue-Leuchtdioden-Hardcore-Gamer-Spacken-Edition) kommen die fünf Satelliten-Klangkugeln in einem schlichten Design daher. Zwar können die Systeme in keinem Mediamarkt Probe gehört werden, da die Bestellung nur über Katalog oder Web möglich ist. Aber wer einmal einen Blick in Foren im Netz geworfen hat, wird feststellen können, dass der Service ganz hervorragend sein soll. teufel.de
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KINO
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FROST/NIXON Richard Nixon war der erste und bislang einzige US-Präsident, der von seinem Amt zurücktreten musste – um der drohenden Amtsenthebung zu entgehen. In der Verfilmung seines erfolgreichen Theaterstücks rekonstruiert Autor Peter Morgan („The Queen“) eine Interviewreihe aus dem Jahr 1977, die Nixon nach seinem Abgang dem britischen Talkshowmoderator David Frost gab. Dem gelang es dabei unerwartet, den gewieften Ex-Präsidenten zu einem Schuldeingeständnis hinsichtlich der Watergate-Affäre zu bewegen. Mit dem Politdrama „Frost/Nixon“ schafft der von der Kritik oft gescholtene Erfolgsregisseur Ron Howard („DaVinci Code“) ein Meisterstück. Selten ist dialoglastiges Kammerspiel derart spannend und mitreißend wie hier, nicht zuletzt dank der beiden Stars Frank Langella und Michael Sheen. Howard verzichtet auf Effekthascherei und inszeniert den verbalen Schlagabtausch der beiden mit präziser Beobachtung. Allerdings schadet es nicht, wenn man mit der Thematik ein wenig vertraut ist – oder zumindest weiß, wer mit Tricky Dick gemeint ist. Text: Peter Meisterhans Kinostart: 5. Februar 2009
Ron Howard über „Frost/Nixon“
Ron Howard gehört zu den erfolgreichsten Regisseuren Hollywoods: für „A Beautiful Mind“ wurde er mit dem Oscar ausgezeichnet. Doch nun ist ihm mit „Frost/Nixon“ sein vielleicht bester Film gelungen. Herr Howard, ihr Film besteht größtenteils aus Dialogen und ist doch spannend wie ein Thriller. Haben sie dieses Potenzial von Anfang an erkannt? Ja, weil ich die beiden Protagonisten so ungewöhnlich und faszinierend fand. Als der Drehbuchautor Peter Morgan mir zum ersten Mal von dieser Idee erzählte, haute mich das zunächst nicht vom Hocker, schließlich ist der Plot denkbar schlicht. Aber es dauerte nicht lange, bis ich erkannte, dass diese Geschichte erstaun-
lich viele Überraschungen und einen Unterhaltungswert birgt. Dabei geht es weniger um die historischen Ereignisse rund um Watergate, als viel mehr um diese beiden Männer, die so viel zu verlieren haben. Würden sie sagen, dass der Film in ihrem Oeuvre eine gesonderte Rolle spielt oder sehen sie Parallelen zu früheren Arbeiten? Ich fühlte mich ein wenig an meinen Film „Apollo 13“ erinnert. Auch dort wusste das Publikum, wie die Sache ausgeht, und trotzdem war es mir über die Details der Geschichte und des Settings gelungen, die Zuschauer zu fesseln und echte Spannung zu erzeugen. Es muss nicht immer ein großes, überraschendes Ende am Schluss eines Films sein. Wenn man es gut macht, können die kleinen Spannungsbögen von einer Szene zur nächsten genauso effektiv sein. Frank Langella und Michael Sheen waren schon auf der Bühne als Nixon und Frost zu sehen. Dachten sie je daran, für die Filmversion andere Schauspieler zu wählen? Anfangs gab es solche Überlegungen, wir machten die üblichen Listen mit großen Stars. Aber je mehr wir uns nach anderen Optionen umsahen, desto klarer wurde mein Wunsch, dass ich gerne mit Frank und Michael arbeiten würden, die sich schon so lange und nuanciert mit diesen komplizierten Charakteren auseinandergesetzt hatten. Jeder andere Schauspieler hätte sich schließlich bemühen müssen, aus ihrem Schatten auszubrechen und etwas völlig Neues zu machen - und das wäre sehr schwer geworden. Interview: Patrick Heidmann
THE SPIRIT Bei „Sin City“ hat sich Frank Miller die Regie noch mit Robert Rodriguez geteilt, hier steht er nun allein in der Pflicht. Erneut hat der ehemalige Comic-Zeichner einen Comic verfilmt und ist seinem Stil treu geblieben: „The Spirit“ hält sich mit seinem Film-Noir-Look eng an die gezeichnete Vorlage und wird von zahlreichen hübschen Frauen bevölkert. Mit diesen visuellen Reizen nicht ganz mithalten kann die Story, der im Gegensatz zu ihrer Hauptfigur zwischendurch öfter mal die Puste ausgeht: In Central City lebt der mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestattete Spirit (Gabriel Macht), der ähnlich wie Batman der Polizei in Sachen Kriminalitätsbekämpfung behilflich ist, es hier jedoch mit gleich zwei Gegnern zu tun bekommt: Seinem psychisch angeknacksten Erzfeind Octopus (Samuel L. Jackson) und mit seiner Ex, der undurchsichtigen Diebin Sand Saref (Eva Mendes). Wenngleich dessen Verkörperung hier quietschfidel über die Leinwand turnt, fehlt es der Comicverfilmung leider am Spirit. Was bleibt, sind ein paar krude Einfälle und viel schöner Schein. Text: Dirk Lüneberg Kinostart: 5. Februar 2009
Frank Miller über „The Spirit“
Als Comiczeichner und –autor ist Frank Miller eine Legende, als Kinoregisseur ein Frischling: Bei „Sin City“ stand er noch Robert Rodriguez helfend zur Seite, für „The Spirit“ zeichnete er sich nun erstmals komplett allein für die Inszenierung verantwortlich. Herr Miller, Will Eisner, der legendäre Schöpfer von „The Spirit“, war eine Art Mentor für Sie, nicht wahr? Wir trafen uns vor vielen Jahren auf einer Cocktailparty, wo mein damaliger Redakteur ihm meine Comics zeigte. Er blätterte also durch meine Zeichnungen und rief nach ein paar höflichen Komplimenten empört: „Diese Bildunterschrift passt hier doch gar nicht hin!“ Wir fingen sofort an, heftig zu diskutieren – und ha-
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ben eigentlich bis zu seinem Tod 25 Jahre später nicht damit aufgehört. Der irische Katholik und der Jude aus der Bronx knallten aufeinander, was eine wirklich wunderbare Freundschaft zur Folge hatte. Was reizte Sie daran, das Zeichenbrett gegen den Regiestuhl einzutauschen? Im Grunde geht es sowohl beim Comic als auch beim Film darum, eine Geschichte über ihre Bilder zu erzählen. Aber der größte Unterschied und für mich das Spannendste ist die Arbeit mit den Schauspielern, die einer Geschichte noch einmal eine ganz andere Dimension verleihen. Sie erwecken sie auf eine Art zum Leben, wie es eine Zeichnung einfach nicht kann. Natürlich kann auch ein Comicbild die Fantasie des Betrachters anregen. Aber es geht doch nichts darüber, vom echten Bruce Willis angestarrt zu werden oder Eva Mendes zu sehen, wie sie die Zähne fletscht! Das sind für mich Momente reiner Magie. Worauf wollen Sie sich künftig konzentrieren, aufs Zeichnen oder Inszenieren? Die Zeitaufteilung ist nicht einfach und ich habe keine Ahnung, worauf ich in Zukunft meinen Schwerpunkt legen werde. Als nächstes will ich erst einmal ein paar Monate nur zeichnen, Geschichten fertig stellen, die schon eine Weile in meiner Schublade liegen. Aber danach will ich unbedingt wieder einen Film drehen, selbst wenn der Prozess unendlich viel komplizierter und langwieriger ist und ich mich während der Drehvorbereitung sicher wieder manches Mal an meinen Schreibtisch zurückwünschen werde! Interview: Patrick Heidmann
KINO
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THE WRESTLER
kennen meint. Aber bei ihm hatten viele einfach vergessen, wie gut er als Schauspieler ist.
Mickey Rourke feiert regelmäßig seine kleinen Comebacks. Mit „The Wrestler“ kehrt der ewig Totgesagte nun wieder einmal zurück.
Woher wussten Sie denn aber, wie gut er wirklich ist? Oft gezeigt hat er das in den vergangenen Jahren nicht gerade. Ich wusste es gar nicht mit Sicherheit, darin lag das Risiko. Alle Geldgeber weltweit, die ich um Finanzierung für den Film gebeten hatte, lehnten seinetwegen ab. Jeder mochte das Drehbuch, aber niemand wollte einen Film mit Mickey Rourke in der Hauptrolle. Mit der einzigen Ausnahme meines jetzigen Produzenten! Aber in solchen Fällen darf man sich als Filmemacher nicht beirren lassen.
Und wie! Im Film von Ausnahmeregisseur Darren Aronofsky („Requiem for a Dream“) spielt er den Wrestler Randy, der seine große Zeit in den Achtzigern hatte. Nun ist er pleite, lebt in einem Wohnwagen, hat sich mit der Tochter überworfen und setzt seinen alternden Körper immer noch den Showkämpfen aus, um über die Runden zu kommen. Erst als er einen Herzinfarkt erleidet, versucht er, sein Leben zu ändern.Den Neuanfang eines beschädigten Ringer-Lebens fängt Aronofsky auf für ihn untypisch nüchterne Weise und mit einem präzisen Blick für traurige, äußerst schmerzhafte und manchmal auch komische Details ein. Das lässt im Film vor allem viel Raum für Rourke, seinen gezeichneten Muskelkörper und das eindrucksvoll verschobene Gesicht, aus dem Randys jahrelange Selbstausbeutung schonungslos, bewegend und über alle Maßen beeindruckend herauszulesen ist. Text: Sascha Rettig Kinostart: 26. Februar 2009
Darren Aronofsky über „The Wrestler“
Mit „Pi“, „Requiem For a Dream“ und „The Fountain“ empfahl sich Darren Aronofsky als Experte für komplexe Drehbücher, vor allem aber für visuelle Raffinesse. In „The Wrestler“ ist sein einziger Spezialeffekt nun der unglaubliche Mickey Rourke. Herr Aronofsky, wie kamen Sie auf Mickey Rourke als Hauptdarsteller? Mir war relativ früh klar, dass wir von einem Wrestler erzählen wollen, der seine besten Tage längst hinter sich hat. Irgendwann fiel mir dabei Mickey ein – und die Idee blieb immer im Hinterkopf. Viele Schauspieler in seinem Alter hat man mittlerweile so oft auf der Leinwand gesehen, dass man all ihre Tricks schon zu
Wollten Sie mit dem Film auch darüber aufklären, dass beim Wrestling die Kämpfe abgesprochen sind und alles Show ist? Nein, das ist mittlerweile schließlich hinlänglich bekannt. Oft ist es sogar das einzige, was die Leute übers Wrestling wissen. Vielleicht hat genau deswegen auch noch nie jemand einen Film darüber drehen wollen. Aber die Schmerzen und Verletzungen sind trotzdem echt. Wenn man sich als 130 Kilo-Mann von den Seilen des Rings zu Boden schmeißt – und gleichzeitig noch sich selbst und den Gegner schützen muss – dann bringt das mindestens einen heftigen Muskelkater mit sich. Und im Laufe einer Ringerkarriere bleibt es sicher nie aus, dass man sich auch mal falsch fallen lässt und richtig verletzt. Hinter der Show entdeckte ich also doch echte Athletik. Wrestling nicht als Sport zu bezeichnen, erscheint mir ein großer Fehler zu sein. Interview: Patrick Heidmann
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KINO
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James, in „Milk“ spielst du den Freund von Sean Penn. Eine leichte Aufgabe? Natürlich! Sean ist einer der besten Schauspieler überhaupt, wir Kollegen lieben ihn. Mein Job war es einfach, meine große Bewunderung für ihn vor der Kamera zu echter Intimität werden zu lassen. Da klappt dann auch eine Bettszene ohne Probleme. Also keine Angst vor schwulen Küssen? Warum denn? Dafür ist die Arbeit mit ihm viel zu toll. Sean kann sehr laut und meinungsstark sein, aber ich kenne ihn schon seit fünf Jahren und habe immer wieder erlebt, dass er einer der großzügigsten und angenehmsten Filmpartner ist.
MILK
Straßenkampf und Männerliebe Die Lebensgeschichten berühmter Männer sind für Hollywood ein gefundenes Fressen. Doch es müssen dabei nicht immer Superstars sein, denen man mit einem Biopic ein Denkmal setzt. „Milk“ jedenfalls, das neue Meisterwerk von Gus van Sant, widmet sich einem Mann, den sicherlich nicht viele kennen. Zumindest in Deutschland und in heterosexuellen Kreisen. Harvey Milk (Sean Penn) war der erste offen schwule Mann, der in den USA in ein öffentliches Amt gewählt wurde. 1978, als er schon jahrelang mit Freunden und Weggefährten gegen Diskriminierung und Polizeigewalt im Schwulenviertel von San Francisco gekämpft hatte, gelang ihm endlich der Sprung in den Stadtrat. Politisch zwar ein kleiner Schritt, gesellschaftkulturell aber damals ein Meilenstein! Doch Milks Kampf um Respekt und Gleichberechtigung für Homosexuelle fand ein abruptes Ende: nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt wurde er von seinem Kollegen Dan White (Josh Brolin) im Rathaus ermordet. Hinreißend zärtlich ist das Kennenlernen von Harvey und seiner großen Liebe Scott (James Franco) zu Beginn von „Milk“. Doch in der ersten großen US-Produktion mit Homo-Thematik seit „Brokeback Mountain“ geht es letztlich weniger um küssende Männer als um protestierende Bürger auf der Straße. Dass diese Thematik auch 30 Jahre später noch von höchster Aktualität ist, steht außer Frage: pünktlich zur Weltpremiere stimmte eine Mehrheit in Kalifornien und anderen US-Staaten gegen die Homo-Ehe. Regisseur van Sant kommt trotzdem ohne larmoyanten Zeigefinger aus, sondern wirft lieber einen liebe- und hoffnungsvollen Blick auf das Leben eines mutigen, alles andere als fehlerfreien Vorkämpfers. Selten sah man dabei auf der Leinwand das Lebensgefühl der Siebzigerjahre so authentisch rekonstruiert (und durch Archivaufnahmen unterfüttert), selten waren Penn, Franco, Brolin und ihre exzellenten Kollegen besser als hier. Und selten sieht man – egal ob als Homo, Hetero oder was auch immer – im Kino eine Lebensgeschichte, die so bewegend und doch so unkitschig erzählt wird! Text: Patrick Heidmann Kinostart: 19. Februar 2009
IM INTERVIEW: James Franco
Die Zeiten, in denen James Franco nur der beste Freund von „Spider-Man“ war, sind längst vorbei. Vergangenes Jahr ließ er in „Ananas Express“ seinem Comedy-Talent freien Lauf, nun brilliert er in Gus van Sants „Milk“ als Lebensgefährte von Sean Penn. Und ein kluges Köpfchen ist der 30-jährige Kalifornier obendrein: Derzeit arbeitet er in New York an seinem Uni-Abschluss.
Du widmest dich derzeit mehr der Uni als der Karriere, studierst Kreatives Schreiben und Regie. Warum ist dir das so wichtig? Als ich 18 war, zog ich nach Los Angeles und war an der UCLA eingeschrieben. Doch nach gut einem Jahr habe ich das Studium abgebrochen, um mich der Schauspielerei zu widmen, und die nächsten acht Jahre war ich ausschließlich damit beschäftigt. Da blieb kaum noch Zeit für meine Liebe zur Literatur, irgendwann kam der Punkt, wo ich mit einigen meiner Jobs unzufrieden war und das Bedürfnis nach etwas anderem verspürte. Es fiel dir nicht schwer, die Karriere hintanzustellen und wieder den Hörsaal zu betreten? Generell erfüllt mich die Schauspielerei nicht mehr in dem Maße, wie sie es früher mal getan hat. Anfangs war ich nicht sicher, was ich stattdessen machen wollte, aber als ich herausfand, dass die UCLA einen jederzeit ein einmal begonnenes Studium wieder aufnehmen lässt, war die Sache für mich klar. Und als ich den Bachelor geschafft hatte, stand es außer Frage, dass ich auch den Master noch machen will. Die wenigen Filme, die du zurzeit drehst, sind also sicher sorgsam ausgesucht. Wonach entscheidest du? Vor allem richte ich mich nach den Regisseuren und Kollegen. Das müssen Leute sein, die ich mag und verehre. Bei „Ananas Express“ war es der Produzent Judd Apatow, mit dem ich damals meine erste Serie „Freeks and Geeks“ gedreht hatte. Und bei „Milk“ gab definitiv Gus den Ausschlag. Er ist einfach einer meiner ganz großen Helden. Als sich die Chance bot, mit ihm zu arbeiten, gab es nicht eine einzige Sekunde des Zweifels. Interview: Patrick Heidmann
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DER JA-SAGER: Yes, he can!
Jim Carrey muss sich in der Schublade mit der Aufschrift: „Comedy – Kritikerlob ausgeschlossen“ ziemlich wohl fühlen. Er hat mit Regielegenden wie Milos Forman und Peter Weir gearbeitet und für diese „ernsten“ Arbeiten viel Respekt bekommen, aber es zieht ihn immer wieder ins Seichte. In „Der Ja-Sager“ spielt er den Versicherungsangestellten Carl, der ein ödes Leben als Couchkartoffel fristet. Bis ihn ein Freund zu einer ominösen Psychosekte schickt. Dort soll man lernen, zu allem und jedem „ja“ zu sagen, auch im wörtlichen Sinn. Und flugs wird aus der trüben Tasse ein Anpacker, dem das Leben in die Karten spielt, manchmal erst auf Umwegen. Man hat Carrey schon so oft in solchen Rollen, solchen Initiationsgeschichten gesehen. Auch die Frau, die in sein Leben tritt, ist nicht neu: Allison (Zooey Deschanel), die prototypische Freigeistige/Unangepasste/ Individuelle. Hach Gott. Und das Drehbuch schafft es,
am Ende auch „Ja“ zum Thema „Psychovereine für Einfaltspinsel“ zu sagen. Vor einigen Jahren hätte so ein Film noch die Schattenseiten eines solchen Konzeptes gezeigt. Hier geschieht das in gefühlten fünf Minuten und ist fast als Nebensache abgetan. Aber halt: Komödien sind ja zu was da. Zum Lachen? Aber wir lernen auch meistens was. Es geht in „Der Ja-Sager“ nicht um den rückgratlosen Gang durch die Welt. Es geht darum, zu leben, dass die Wände wackeln. So eine Botschaft zerfällt im kalten Licht der Wirklichkeit außerhalb des Kinos oft genug zu Staub, sie kann trotzdem Mut und Trost geben. Selbst wenn der nur bis zur nächsten U-Bahn-Station hält. Text: Gordon Gernand Kinostart: 19. Februar 2009
DER SELTSAME FALL DES BENJAMIN BUTTON Wenn das Leben rückwärts läuft
David Finchers neuer Film wird im Vorfeld bereits als aussichtsreicher OscarKandidat gehandelt: Brad Pitt spielt den Titelhelden, der als greises Baby zur Welt kommt und im Laufe seines Lebens immer jünger wird anstatt zu altern. Während die Menschen um ihn herum langsam verblassen, läuft seine eigene Uhr quasi verkehrt herum – ein Vergleich, den der Film selbst bemüht. Am Ende aber, so heißt es tiefgründig, müssen wir letztlich doch alle loslassen. „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ ist in jeglicher Hinsicht hochkarätig. Handwerklich wie immer perfekt, dirigiert der Starregisseur seine hervorragenden Schauspieler durch ein episches Filmereignis, das bei über zweieinhalb Stunden Laufzeit ein ganzes Menschenleben umfasst. Ein seltsamer Fall ist dieser „Benjamin Button“ allemal: Als vermeintlich ganz großes Gefühlskino lässt er einen seltsam unberührt zurück. Vor allem, wenn man bedenkt, dass im Zentrum des Filmes eigentlich eine tragische Liebesgeschichte steht. Doch Fincher,
der Meister solch abgründiger Werke wie „Zodiac“, „Fight Club“ oder „Sieben“, findet sich in den dunkelsten Ecken des Kinos anscheinend weit besser zurecht, als er sich mit großen Emotionen und wahrer Liebe anstellt. In dunklen und kühlen Bildern schwelgend, geht er meist auf Distanz zu seinen Figuren. Viel wichtiger ist dem Regisseur, so scheint es, vom Sterben und einer permanenten Bedrohung jeglichen Glücks zu erzählen. Der Tod ist allgegenwärtig und Vergänglichkeit das einzig Verlässliche. Die schönen Dinge des Lebens bleiben dabei auf Augenblicke beschränkt. Kein Wunder, dass selbst in der Rahmenhandlung ein Hurrikan mit Tod und Zerstörung droht. Text: Peter Meisterhans Kinostart: 29. Januar 2009
GLAUBENSFRAGE Wenn der Zweifel siegt
Hat er es nun getan oder nicht? In „Glaubensfrage“ steht ein schrecklicher Verdacht im Raum, doch eine befriedigende Antwort auf die Frage, welcher Art die Beziehung von Father Flynn (Philip Seymour Hoffman) zum jungen Schüler Donald tatsächlich ist, gibt der Film nicht. Denn nicht die Wahrheit ist Thema dieser Theateradaption, sondern Glaube, Zweifel und Gerüchte. Schwester James (Amy Adams) jedenfalls wundert sich über das Verhalten ihres Priesters genauso wie über das ihres Schülers, der im New York der Sechzigerjahre der erste schwarze Schüler an der Klosterschule ist. Als sie sich der strengen Schulleiterin Schwester Aloysius (Meryl Streep) anvertraut, vermutet diese das Schlimmste. 18 Jahre nach seinem ersten Film „Joe gegen den Vulkan“ hat sich John Patrick Shanley wieder auf den Regiestuhl gesetzt und bringt sein eigenes Theaterstück auf die Leinwand. Die Bühnenherkunft merkt man „Glaubensfrage“ dabei an: die Inszenie-
rung bleibt ein wenig statisch und arg auf die Dialoge fixiert. Letztlich sind es aber die Schauspieler, die wirklich zu packen wissen. Adams ergänzt ihre engelsgleiche Naivität hier um eine gute Portion Ernsthaftigkeit, Hoffman gelingt es, seine Figur zwischen Liebenswürdigkeit und Schmierigkeit nicht greifbar zu machen, und Streep kitzelt sorgfältig die Brüche in der verkrusteten Oberfläche dieser vermeintlich kaltherzigen Nonne heraus. Tatsächlich aber müssen sich alle drei von Viola Davis die Show stehlen lassen („Solaris“), die mit einem Kurzauftritt als Donalds Mutter mehr berührt als die meisten anderen Filmfiguren der zurückliegenden Monate. Texte: Patrick Heidmann Kinostart: 5. Februar 2009
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KINO SHORTCUTS
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96 HOURS
BRIDE WARS
DER ARCHITEKT
Männer sehen manchmal rot, und bevorzugt tun sie das im Kino. Bei Ex-Spezialagent Bryan Mills (Liam Neeson) ist es soweit, als seine Tochter (Maggie Grace aus „Lost“) im Paris-Urlaub von finsteren Mädchenhändlern entführt wird. Der Papa beginnt sofort mit einer Rettungsaktion auf eigene Faust – und kämpft dabei nicht nur gegen Klischeeschurken aus Osteuropa und der High Society, sondern auch gegen die Zeit. Denn nach mehr als vier Tagen gibt es in solchen Fällen kaum noch die Chance, dem Opfer auf die Spur zu kommen. Hinter „96 Hours“ (ab 19.2.) steckt Produzent und Autor Luc Besson, weswegen es auch kein Wunder ist, dass diese Selbstjustiznummer an Filme wie „Transporter“ erinnert. Rasanz und Brutalität sind es, um die es hier auf Teufel komm raus geht, selbst wenn Logik und Glaubwürdigkeit immer wieder auf der Strecke bleiben. Das ist zwar nicht langweilig, aber nicht zuletzt auf Dialogebene so dumm, dass selbst Neeson sich vergeblich bemüht, dem Ganzen ein bisschen Würde zu verleihen.
Liv (Kate Hudson) und Emma (Anne Hathaway), beste Freundinnen und seit langem in festen Händen, planen ihre Hochzeiten im New Yorker Plaza Hotel – wo man ihre Termine leider auf den gleichen Tag legt. Aus den Freundinnen, die ihr Fest um keinen Preis der Welt teilen wollen, werden im Handumdrehen Rivalinnen. In dieser Komödie geht es um gegenseitige Gemeinheiten, und die brünette Emma, die mit ihren großen Augen bisweilen an ein Bambi im Gewitter erinnert, steht ihrer blonden „Feindin“ Liv darin nicht nach. Schockende Haartöner, enthüllende Videos und andere Späße werden erdacht, um die Konkurrentin aus dem Rennen zu werfen. Die Boyfriends spielen eine nur untergeordnete Rolle – an der Seite ihrer Freundinnen wirken sie blass, aber auch irgendwie niedlich. Geküsst wird kaum, dafür umso mehr gestritten. Wer hysterisch aufschreiende und dabei gut gelaunte Mädchen mag, für den vergeht „Bride Wars“ (ab 5.2.) wie im Flug.
Fast 20 Jahre war der Hamburger Architekt Georg Winter (Josef Bierbichler) nicht mehr in seinem Heimatort, doch der Tod seiner Mutter zwingt ihn, in das entlegene Alpendorf zurückzukehren. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen erwachsenen Kindern macht er sich auf den Weg in die Berge, um die familiären Pflichten schnell hinter sich zu bringen. Doch ein Schneesturm sorgt für eine unfreiwillige Aufenthaltsverlängerung und eine Begegnung mit Georgs Jugendliebe für Spannungen. In einer verträumten Winterlandschaft inszeniert Regisseurin Ina Weisse den Zerfall einer Familie, die plötzlich der Realität ins Auge sehen muss. Doch merkt man der Debütantin an, dass sie bisweilen zu sehr versucht, alles richtig zu machen und dabei etwas zu tief in die verkopfte Dramakiste greift. „Der Architekt“ (ab 5.2.) lebt in erster Linie von der Präsenz der hervorragenden Darsteller, allen voran Sandra Hüller, Matthias Schweighöfer und Sophie Rois, die bereits für den Deutschen Filmpreis vornominiert wurden. Zu Recht!
Text: Patrick Heidmann
Text: Kathleen Prüstel
EIN LEBEN FÜR EIN LEBEN REVANCHE Wie kann man einen Weg zurück in die Freiheit finden, wenn man die Unmenschlichkeit eines KZs überlebt hat? Paul Schrader zeigt, dass man sich dazu unter Umständen selbst weniger wie ein Mensch verhalten muss. Der ehemalige Berliner Star-Komödiant Adam (Jeff Goldblum) musste als persönlicher Clown eines Kommandanten im KZ jahrelang als Hund leben – und wie so viele Holocaust-Überlebende in diesem Film, ist auch er Jahre später psychisch noch immer gefangen. Eine Klinik für traumatisierte Personen in Israel versucht ihnen zu helfen. Aber erst die Einlieferung eines kleinen Jungen, der sich ebenfalls verhält wie ein Hund, führt dazu, dass Adam sein Trauma zu verarbeiten beginnt. Schrader baut seine Figuren sehr vielschichtig auf. Adam etwa ist nicht nur Opfer, sondern muss sich auch mit der Schuld-Frage auseinandersetzen. Herausragend an „Ein Leben für ein Leben“ (ab 19.2.) ist aber nicht nur das Drehbuch, sondern vor allem die Leistung Goldblums. Text: Jochen Barthel
Alex (Johannes Krisch) ist ein Handlanger in einem Wiener Bordell und mit der verschuldeten Prostituierten Tamara (Irina Potapenko) liiert. Um ihr altes Leben hinter sich lassen und gemeinsam einen Neuanfang starten zu können, überfallen sie eine Bank. Doch die Flucht misslingt – und Tamara wird versehentlich von einem Polizisten erschossen. Als Alex sich daraufhin zu seinem Großvater aufs Land zurückzieht, findet er heraus, dass besagter Polizist mit seiner Frau ganz in der Nähe wohnt und sinnt auf Rache. Der österreichische Kandidat für den Auslands-Oscar 2009 ist trotz der dramatischen Ereignisse ein sehr leiser Film, der mit seinen ruhigen Bildern, statischer Kameraführung und wenig musikalischer Untermalung viel Platz lässt für die Entfaltung der spannenden Geschichte und die tollen Schauspielleistungen der Protagonisten. Vielleicht ist „Revanche“ (ab 12.2.) eine klitzekleine Spur zu lang geraten, aber ansonsten: Absolut sehenswert. Text: Daniel Schieferdecker
Text: Cornelis Hähnel
WEN DIE GEISTER LIEBEN Wer Angst vor dem Zahnarzt hat, lässt so eine Routineuntersuchung gerne mal sausen. Aber auch mit der Lösung zwischenmenschlicher Probleme sollte man lieber nicht zu lange warten. Nach einem Nahtoderlebnis kann der Misanthrop Dr. Pincus (Ricky Gervais) die Toten sehen. Diese wittern in dem Zahnarzt ein Medium, um Unerledigtes im Diesseits zu vollenden und dringen erbarmungslos in sein Leben ein. Nicht schwermütig allerdings wie in „Ghost“, sondern urkomisch und mit perfekt sitzenden Pointen. Das eigentliche Thema von „Wen die Geister lieben“ (ab 29.1.) ist dabei die Frage, ob es sich lohnt, ein besserer Mensch zu werden. Pincus verliebt sich nämlich in Franks (Greg Kinnear) Witwe Gwen (Téa Leoni). Um ihre Zuneigung zu gewinnen, müsste Pincus seine harte Schale ablegen. Wer akzeptiert, dass David Koepp erst die Toten beschwören muss, um seine Handlung in Gang zu bringen, wird mit einer Komödie belohnt, die keine Wünsche offen lässt. Text: Jochen Barthel
unclesally*s magazine
Auch in diesem Monat könnt ihr wieder zahlreiche der hier vorgestellten DVDs gewinnen. Schickt uns einfach eine Postkarte oder Mail (verlosung@sallys. net) mit dem Kennwort „DVD-Verlosung“ und eurem Wunschtitel.
WALL-E (Disney)
stimmungsvoller Beinahe-Stummfilm, nimmt die liebevoll-niedliche, aber mit bösen Seitenhiebe auf eine Konsum fixierte und faule Gesellschaft versehene Roboter-Romanze danach merklich an Fahrt auf und steuert auf ein furioses Finale zu. Grandios auch die DVD-Ausstattung der Special Edition dieses AnimationsHighlights: Neben einem Audiokommentar, einem Making Of, zahlreichen zusätzlichen Szenen und anderen Features finden sich dort auch „Presto“ und weitere sehenswerte Kurzfilme.
ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE
SAMANTHA WHO? - 1. STAFFEL
(Senator/Universum) Im schlimmsten Fall hat ein Horrorfilm außer einem netten Titel nicht viel zu bieten. „All the Boys love Mandy Lane“ klingt nicht schlecht: man stellt sich vor, besagte Mandy sei so schön und betörend, dass sich junge Männer ihretwegen gleich reihenweise an die Gurgel gehen. So ähnlich läuft’s auch ab, ist aber nicht spannend oder originell, sondern hölzern gespielt und schlecht inszeniert. Unterm Strich nur ein lahmer Schlitzerfilm, der sich für cleverer hält, als er ist. Und die Titelheldin? Die ist zwar hübsch anzusehen, aber so interessant wie ein Model im Otto-Katalog. Außer ein paar Trailern und einem Interview ohne Extras.
Text: Peter Meisterhans
FLAWLESS
(Universum) Unzufriedenheit mit ihrem Job beim Diamanthandelsunternehmen „London Diamond“ bringt die ehrgeizige Führungskraft Laura Quinn (Demi Moore) und den kurz vor der Rente stehenden Hausmeister Mr. Hobbs (Michael Caine) zusammen. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, um die Firma um einige Edelsteine zu erleichtern – allerdings spielen nicht beide mit offenen Karten. Ins Kino hat es „Flawless“ nie geschafft, doch auf DVD macht dieses Heist-Movie eine durchaus gute Figur und bietet überdurchschnittliche Unterhaltung. Schade bloß, dass man vollends auf Extras verzichtet hat.
Text: Daniel Schieferdecker
Text: Jochen Barthel
SELBSTGESPRÄCHE
(EuroVideo) Der Kontrast zwischen professioneller Maulfertigkeit und privater Redescheu liefert den Nährboden für André Erkaus mit vortrefflichem Dialogwitz ausgestattete CallcenterKomödie. Der gesunde Authentizitätsanspruch des Regisseurs sorgt zunächst dafür, dass die von den unterschiedlichsten Alltagssorgen und Nöten geplagten Figuren ein beachtliches Identifikationspotenzial entfalten. Doch wird das Spiel mit deren Fehlbarkeit alsbald derart überreizt, dass sich der Zuschauer fast kopfschüttelnd abwenden möchte. Neben dem Trailer hält das Bonusmaterial lediglich Interviews mit Erkau und seinem Ensemble bereit.
Text: Sebastian Gosmann
JULIA
(Kinowelt) Stark fängt dieser Film an, als gnadenloses Drama über eine Alkoholikerin, doch dann verstolpert er sich zu einem unnötig übertriebenen und viel zu langen Kidnapping-Thriller. Absolut sehenswert – und zwar von Anfang bis Ende – ist aber die großartige Tilda Swinton in der Hauptrolle, die einmal mehr beweist, was für eine Ausnahmeschauspielerin sie ist. Schade, dass sie in den Bonusmaterialien nirgends zu finden ist, wo es nur einen Audiokommentar von Regisseur Eric Zonca und seinem Drehbuchautor sowie ein paar alternative Szenen gibt.
Text: Patrick Heidmann
Zu gewinnen gibt es: 3x Wall-E Special Edition + Buch „The Art of Wall-E“, 2x Futurama – Bender’s Game + ZipIt Bag, 5x Selbstgespräche, 3x Tropic Thunder, 3x Stiefbrüder, 3x Julia, 3x Derek, 3x Die Piloten, 3x Der Mongole, 3x Der bunte Schleier, 3x Frühstück mit Scot, 3x Flawless, 3x Glauben ist alles, 3x Stuck, 3x Puffball, 3x Female Agents, 3x Oxford Murders, 3x Antarctica, 3x Miss Pettigrews großer Tag, 3x Skin, 3x Nothing to Lose, 3x Freeway, 2x How I Met Your Mother, 2x Samantha Who?, 2x All the Boys Love Mandy Lane + Poster, 2x The Escapist sowie je 1x Wanted auf DVD und als Special Edition samt Bullet-Kette.
Text: Dirk Lüneberg
(Walt Disney) „Wer bin ich eigentlich?“, fragt sich Samantha (Christina Applegate), nachdem sie ihr Gedächtnis verloren hat – und ahnt nichts Gutes. Also ein Neuanfang. Doch ihr Umfeld kann die Vergangenheit nicht einfach ignorieren, während Samantha keinen Fettnapf auslässt. Die liebevoll entworfenen Figuren lassen einen schnell über alle Vorbehalte gegenüber einer weiteren Interpretation der klassischen Amnesie-Geschichte hinwegblicken. Vor allem aber ist „Samantha Who?“ richtig komisch – und macht süchtig. Die drei DVDs samt Outtakes und Kommentaren werden also bei niemandem so schnell in Vergessenheit geraten.
HOW I MET YOUR MOTHER
(20th Century Fox) Man stelle sich vor, die Eltern erzählen von ihrem Liebesleben. Echt peinlich. Ted, Chaot in allen Lebensbereichen, beichtet seinen Teenagern in 22 Episoden haarklein alles über sich und seine Freunde. „How I Met Your Mother“ erinnert an „Friends“: fünf Freunde in der Großstadt, Liebesnöte und durchzechte Nächte. Nach langer Auszeit vom deutschen Fernsehen darf vor allem Neil Patrick Harris als notorischer Frauenaufreißer glänzen und Teds Zurückhaltung auf selbigen
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WIN A LOT
DVD DES MONATS
Roboter Wall-E lebt in einer Zukunft, in der die Menschheit die Erde zugemüllt und verlassen hat. Das Aufräumen erledigen die Maschinen – und 700 Jahre später ist es nur noch WallE, der unermüdlich seine Arbeit verrichtet und mittlerweile so etwas wie eine Persönlichkeit entwickelt hat. Dann aber landet Roboterdame Eve, die es Wall-E schnell angetan hat. Als Eves Raumschiff zurückkehrt, um sie einzusammeln, nimmt er seinen Mut zusammen und schleicht sich heimlich mit an Bord. In seiner ersten Hälfte als wunderbar
KINO DVD
Gebiet herausfordern. Comedy pur! Die drei DVDs bieten neben Audiokommentaren noch Bloopers, Outtakes und ein Featurette.
Text: Elisabeth Nagy
TROPIC THUNDER
(Paramount) Dass Hollywood sich über sich selbst lustig macht, ist längst nichts Neues mehr. Wirklich böse und entlarvend ist das allerdings selten, und auch in dieser Geschichte über verwöhnte Stars, überforderte Regisseure und einen katastrophalen Dreh im asiatischen Dschungel ist der Humor eher ein alberner. Echten Spaß machen – und haben – da vor allem die Schauspieler, nicht zuletzt Tom Cruise als cholerischer Produzent und vor allem Robert Downey jr. als prätentiöser Oscar-Gewinner. Als Bonus gibt’s außerdem u.a. den wunderbaren Fake-Trailer und mehr über Cruises Fatsuit.
Text: Patrick Heidmann
DER BUNTE SCHLEIER
(Ascot Elite) Ein Jammer, dass es John Currans bildgewaltiges Werk hierzulande nicht zu Leinwandehren gebracht hat. Dabei hätte sicher auch die deutschen Kinogänger interessiert, wie sich Naomi Watts und Edward Norton als britisches Ehepaar der 1920er Jahre machen. Während Walter seine Frau aufrichtig liebt, war es für Kitty nur
eine Vernunftheirat. Als der Bakteriologe bemerkt, dass sie ihn betrügt, zwingt er sie unter Androhung der Scheidung, ihn in die choleraverseuchte chinesische Provinz zu begleiten. Auf anrührende Weise und in betörend schönen Bildern erzählt der Film davon, wie sich zwei von der Liebe enttäuschte Menschen neu kennen lernen.
Text: Sebastian Gosmann
WANTED
(Universal) In Zukunft möchte Angelina Jolie mit brutalen Actionkrachern ja angeblich nichts mehr zu tun haben. Fans müssten dann auf Auftritte wie in der Comicverfilmung „Wanted“ verzichten, indem sie als mysteriöse Profikillerin mit übernatürlichen Fähigkeiten den armen James McAvoy („Abbitte“) unter ihre Fittiche nimmt. Dem wird als Actionheld wider Willen verständlicher Weise ganz anders – bis er seine wahre Bestimmung erkennt. Regisseur Bekmambetov („Nightwatch“) legt bei seinem US-Debüt in Sachen durchgeknallter Action noch eins drauf. Im Gegensatz zur DVD, die zumindest in der normalen Version nur mit mageren Extras daherkommt.
Text: Peter Meisterhans
KULT
FUTURAMA – BENDER’S GAME
(20th Century Fox) Nur weil die Serie (viel zu früh) abgesetzt wurde, heißt das noch lange nicht, dass das Kapitel „Futurama“ abgeschlossen ist. Fünfeinhalb Jahre nach dem Ende der Show gibt’s nun schon den dritten „Futurama“-Spielfilm auf DVD, und alle Fans des hintersinnig-schrägen Humors von Fry, Leela und Co. kommen wieder voll auf ihre Kosten. „Bender’s Game“ erweist sich als wunderbare „Dungeons & Dragons“- und „Herr der Ringe“-Parodie, die – wie alles aus dem Hause Matt Groening – nur so strotzt vor Detailverliebtheit. Mit der DVD ist es ähnlich, denn mit Audiokommentar, entfallenen Szenen und zahllosen Featurettes fällt die Ausstattung üppig aus. Text: Jonathan Fink
Für Verlosungen bitte eine Mail mit Filmtitel und Lösung an verlosung@sallys.net schicken. Postkarte geht natürlich auch. Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net.
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COMPUTERSPIELE
unclesally*s magazine
PRINCE OF PERSIA
(Ubisoft) Getestet auf: PC, Xbox360, Playstation3
Prinzessinen retten ist eine der typischen Hauptbeschäftigungen von Videospielhelden - unzählige Male schon mussten wackere Abenteurer ins Gefecht ziehen, um eine holde Maid zu befreien. Im neuen „Prince Of Persia“ sieht das alles ein bisschen anders aus: Hier gibt es zwar auch eine Prinzessin; allerdings ist die eher dafür zuständig, auf den runderneuerten Prinzen aufzupassen und ihn aus brenzligen Situationen zu retten. Auch sonst ist einiges verändert. Nicht unbedingt in punkto Szenerie und Ambiente - orientalische Paläste, prächtige Gewänder, weite Wüstenstriche kennt man schon von früher. Der Prinz aber ist jünger, kantiger, eher vorlaut als adelig und erstrahlt zudem in neuem Cel-Shading-Look. Zusammen mit seiner ebenso schönen wie vorlauten Begleiterin obliegt es ihm, das Land von der Unterjochung zu befreien, die der schlecht gelaunte Gott der Finsternis Ahrimann verursacht hat. Um wieder Licht ins landesweite Dunkel zu bringen, müssen mehrere Welten mit zahlreichen Unterleveln bereist werden, wobei der Schwerpunkt diesmal ganz klar auf der Geschicklichkeit liegt: Ein Sprung über einen Abgrund, ein Hangeln von Säule zu Säule, dann noch ein galanter Spaziergang an der Seitenwand entlang und schließlich ein Kraxeln an der Raumdecke - der Mann in Pluderhose ist so gut in Form wie nie zuvor. Trotz des Alters der Reihe (das erste „Prince Of Persia“-Spiel erschien schon 1989) sorgen die grandios inszenierten Action-Passagen, spektakulären Kämpfe und die unnachahmliche Atmosphäre dafür, dass sich keine Abnutzungserscheinungen am Prinzen bemerkbar machen - er wirkt im Gegenteil so frisch und mitreißend wie schon lange nicht mehr.
Text: Tito Wiesner
HERR DER RINGE: EROBERUNG
(Electronic Arts) Getestet auf: PC, Xbox360, Playstation3
Armer Sauron: Obwohl es bereits einen ganzen Stapel von Spielen zu den aktuellen „Herr der Ringe“-Filmen gibt, steht der böse Obermotz immer noch mit leeren Händen da – am Ende gewinnen eben stetig die Guten und reißen den Ring an sich. Aber Rettung naht: „Eroberung“ gibt dem Spieler zur Abwechslung mal die Möglichkeit, auch für die dunkle Seite ins Gefecht zu ziehen – und somit all das zu tun, was wir uns im Grunde schon immer mal gewünscht haben. Blöde Hobbits verkloppen, zum Beispiel. Vor der Kür wartet allerdings die Pflicht; im EinzelspielerModus muss zunächst doch wieder auf Seiten von Legolas und Co. gefochten werden, bevor sich die dunkle Kampagne freischaltet. Im Grunde ist „Eroberung“ aber ohnehin vor allem ein Multiplayer-Titel: Online dürfen mit bis zu 16 Kumpels für die helle oder die dunkle Riege sämtliche berühmten Schlachten aus den Filmen nachgespielt werden – mit offenem Ende. Schade nur: Obwohl es unterschiedliche Klassen wie Magier, Späher und Krieger gibt, die allesamt über unterschiedliche Kombos und Waffen verfügen, artet das Ganze meist doch in ein wildes Hasck&Slay ohne viel Tiefgang aus. Wer sich gerne mal ohne viel nachzudenken im Tolkien-Universum bekriegen will, wird zufrieden sein; Spieler mit Hang zu episch inszenierten und taktisch tiefgründigen Schlachten hingegen sind bei früheren „Herr der Ringe“-Titeln besser aufgehoben.
Text: Tito Wiesner
*LOBO SUCKS* Um es kurz zu machen: Die digitale Boheme nervt mich. Noch Anfang letzen Jahres habe ich manchmal sehnsüchtig hinüber geschaut zum deutschlandweit bekannten Bloggertreff St. Oberholz (sanktoberholz.de) – und mir überlegt, wie mein Leben wohl aussehen würde, wenn ich diesen dort zelebrierten Lebensstil auch zelebrieren würde. Arbeiten, wie man will, wo man will, wann man will. Seine pure Kreativität zu Geld machen und mit geringem Aufwand (denn Konzerne kaufen ja solche Ideen gerne teuer ab) genügend Asche zu haben, um den Kühlschrank zu füllen, die Miete zu bezahlen und das Arbeiten an eigenen Projekten zu ermöglichen. Hierfür die neuesten technischen Gadgets benutzen und einen Blog haben, auf dem man darüber berichtet, wie es neulich bei einer Podiumsdiskussion bei Axel Springer oder bei der ARD war. Natürlich haben die ganzen Old-School-Journalisten mal wieder nichts geblickt. Aber ich. Ich habe einen bunten Iro. Ich bin Vertreter einer leicht verständlichen neuen PopPhilosophie. Ich bin Sascha Lobo. Und ungefähr hier hat das Ganze angefangen, mich total zu nerven. Die digitale Boheme ist nichts anderes als der psychische Rettungsanker einer Teilgeneration, die in völliger Orientierungslosigkeit studiert hat, um am Tag des Abschlusses festzustellen, dass man völlig orientierungslos studiert hat. Eine sattmachende Festanstellung ist nicht in Sicht – also geht es los mit dem lustigen Freiberuflertum. Natürlich was mit Medien und damit man gegenüber Familie und konservativeren Mitmenschen nicht ganz so doof da steht, wird dem ganzen Elend das Siegel der Selbstverwirklichung übergestülp. Von Unternehmen wird diese Generation bis zu einem Alter von Ende 30 gerne vor den Karren gespannt, und in den Chefetagen ist man froh darüber, dass sich kürzlich eine ganze kreative Schicht von der (sozialversicherungspflichtigen) Festanstellung freiwillig verabschiedet hat. Genauso, wie plötzlich Millionen von Hochqualifizierten mit einem Lächeln schlecht (wenn überhaupt) bezahlte Praktika übernommen haben, steht nun der digitale Bohemian bereit, auf Rechnung zu buckeln und dabei an sein Idol Sascha Lobo zu denken, der gerade getwittert hat, was sein Winterurlaubsort in den Tropen mit seinem Iro anstellt. Der Ansatz, unser System anders denken und machen zu wollen, ist absolut richtig. Aber wenn, dann sollte man das auch konsequent tun und nicht pseudomäßig ein bisschen gegen den Strom schwimmen, aber im Grunde genommen das System akzeptieren. Die Griechen haben es vorgemacht. Raus aus dem Oberholz, rauf die Barrikaden, meint *Lou Canova Mehr Revolution gibt es auf metronaut.de und auf sallys.net
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101 IN 1 EXPLOSIVE MEGAMIX
(Rough Trade) Getestet auf Nintendo DS Ein Spiel für das Nintendo DS kostet normalerweise um die 30 Euro. Insofern bietet das „Explosive Megamix“ auf den ersten Blick viel value for money – bei dieser satten Kollektion von 101 Titeln zahlt man umgerechnet nur etwa 30 Cent pro Spiel. Dumm nur: Die meisten Titel wären auch kaum einen Cent mehr wert. Der Spielspaß bewegt sich in den meisten Fällen irgendwo zwischen nicht vorhanden und kaum spürbar. Das liegt weniger an mangelnder Abwechslung: Von Darts über Basketball bis hin zu Hütchenspiel und Diskuswerfen sind unterschiedlichste Disziplinen mit an Bord. Nur sehen alle wenig ansprechend aus, lassen sich oft nur umständlich bedienen und werden durch die monotone und schnell nervende Musik auch nicht gerade besser. Weniger und dafür schöner umgesetzte Spiele wäre hier die bessere Option gewesen.
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1½ RITTER
RISE OF THE ARGONAUTS
Computerspiele zu guten Filmen sind meist Schrott. Wie mies ist dann erst ein Spiel, das zu einem Leinwand-Flop wie Til Schweigers „1½ Ritter“ in die Läden kommt? Die überraschende Antwort lautet: Gar nicht übel. Mag daran liegen, dass hier die Entwickler von „Edna Bricht Aus“ zuständig waren – und wie schon bei diesem Überraschungs-Adventure haben sie auch hier auf Cartoon-Grafik, Point&Click-Gameplay und viel Humor gesetzt. Gelungenen Humor, wohlgemerkt: Ein paar dumpfe Holzhammer-Gags finden sich zwar auch hier – gerade auch deshalb, weil Til Schweiger und Rock Kavanian ihre Comic-AlterEgos auch selber vertont haben. Über weite Strecken bietet das Lösen kniffliger Rätsel und das Führen absurder Gespräche aber wirklich beste Unterhaltung – im Gegensatz zum Kauf einer Kinokarte für den Film ist das Geld hier somit recht gut angelegt.
An manchen Tagen geht einfach alles schief: Statt seine Hochzeit mit der geliebten Alkmene zu feiern, muss König Jason mit ansehen, wie ein Meuchelmöder die Party sprengt. Zwar verfehlt die Attacke den König, doch dafür wird seine Geliebte tödlich getroffen. Auf den Spieler wartet viel Arbeit in Codemasters neuem Actionrollenspiel „Rise Of The Argonauts“ – schließlich will Jason zusammen mit guten Kumpels wie Herkules und Achilles nicht nur den Mörder strafen, sondern auch noch das sagenumwobene Goldene Vlies finden und die Geliebte wieder ins Leben holen. Das eigentliche Spielprinzip bietet trotzdem kaum Überraschungen. Jason besucht Städte, führt Gespräche mit den Bewohnern, löst Quests und kämpft – auf Dauer fehlt die Abwechslung. Das größere Problem ist allerdings die Technik: Darstellungsfehler und einschläfernde Synchronsprecher vertreiben einen schon bald wieder aus der griechischen Antike.
(Deadalic) Für PC
(Codemasters) Getestet auf PC, Xbox360, PS3
Text: Tito Wiesner
Text: Tito Wiesner
SONIC UNLEASHED
TRAVEL COACH EUROPE
ROCCAT KONE
Auch im Leben eines berühmten Igels passieren unvorhergesehene Ereignisse: Anstatt immer nur pfeilschnell über Plattformen und durch Loopings zu rasen, muss sich Segas Vorzeigeheld in „Sonic Unleashed“ plötzlich auch prügeln – und das zudem noch im Kostüm eines Wer-Igels. Schuld ist natürlich Ober-Bösewicht Dr. Eggman, der mit einem verheerenden Energiestrahl die Erde in mehrere Teile zerlegt hat. Sonic muss nun alles wieder zusammen basteln, ist aber dummerweise selbst von der Attacke betroffen und mutiert somit immer bei Einbruch der Dunkelheit in ein Monster. Einem recht knuddeligen, zugegebermaßen. Das Gameplay wechselt fortan zwischen zwei Ebenen – dem gelungenen Jump&Run in Igel-Form und den etwa ermüdenden Gefechten als Wer-Igel. So schön die 3D-Raserei daher kommt, so monoton werden irgendwann die Prügeleien – was am Ende einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt.
Wer gegenüber Freunden, Eltern oder Lebenspartnern eine gute Ausrede braucht, warum er auch im Urlaub im europäischen Ausland leider nicht auf sein geliebtes Nintendo DS verzichten kann, bekommt mit dem Travel Coach Schützenhilfe: Die praktische Software ersetzt nämlich im Grunde gleich mehrere Kilo-schwere Bücher wie etwa Reiseführer und Wörterbuch. Der Travel Coach versteht sich als interaktiver Reisebegleiter, der nicht nur schnell das passende Wort in der fremden Sprache findet, sondern auch Redewendungen parat hält, Reiseinformationen sowie ein paar kleinere Quizspiele bietet, die sich am jeweiligen Land orientieren. Auch schön: Es gibt vom Travel Coach mehrere Editionen, die aber immer gleich fünf Länder beinhalten – der Travel Coach Europe 1 etwa liefert alle Infos für Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien in einem Paket.
Es gibt Menschen, für die ist eine PC-Maus einfach nur ein simples Eingabegegerät. Eben diese Menschen werden mit der Roccat Kone kaum etwas anzufangen wissen. Nicht nur, weil sie satte 70 Euro kostet. Auch der Sinn des gigantischen Funktionsumfangs dürfte sich Normalsterblichen kaum erschließen. Zum Beispiel die 128 KByte interner Speicher - „normale“ Mäuse haben 8 KByte. Oder die fünf wählbaren Profile mitsamt Makros, die aus bis zu 512 einzelnen und parallelen Tastaturbefehlen (abrufbar über jede der acht Maustasten) bestehen können. Und die fünf Multicolor-Leuchtdioden, die 38 unterschiedliche Farben darstellen können. Schnell und hoch auflösend, gut verarbeitet und der Hand perfekt angepasst ist das Ganze auch noch. Für den normalen Büroalltag bleibt das Ganze natürlich trotzdem over the top. Leidenschaftliche Zocker hingegen können durchaus das Sparschwein schlachten.
(Sega) Getestet auf: Wii, Xbox360, PS3
Text: Tito Wiesner
(HMH) Für Nintendo DS
Text: Tito Wiesner
Text: Tito Wiesner
(Roccat) PC-Maus für Profizocker
Text: Tito Wiesner
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HÖR-/BÜCHER/COMICS
HÖREN THOMAS MANN BUDDENBROOKS
(Der Hörverlag) Das Feuilleton war sich einig: Der Film, den Heinrich Breloer da aus Thomas Manns Familienroman gemacht hat, der war nix. Während sich die einen an starken Raffungen, falschen Interpretationen von Figuren und Ungenauigkeiten störten, meckerten die anderen über die Kostümhaftigkeit des ganzen Unternehmens. Diese Vorwürfe muss sich jetzt natürlich zwangsläufig auch die auf der Tonspur des Films basierende Hörspielproduktion gefallen lassen. Im Sauseschritt eilen wir hier mit Erzähler Friedhelm Polk durch die Lübecker Familienchronik. Dass bei dem begrenzten Platz das halbe Buch unter den Tisch fällt, kann man verschmerzen – wusste man ja vorher. Schlimmer ist, dass diese Buddenbrooks reduziert auf die Stimmen und Klänge furchtbar gestelzt daherkommen. Aber immerhin hat man nach dem Anhören doch Lust, das Buch endlich oder noch mal in die Hand zu nehmen. (2 CDs/ rund 173 Minuten)
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Schreiber. Perry-RhodanAutoren-Urgestein Ernst Vlcek hatte sich die Horror-Heftchen-Serie in den Siebzigern ausgedacht, das Label Europa vor Jahren schon mal fünf Hörspieladaptionen veröffentlicht. Jetzt hat sich der Zaubermond-Verlag an eine Neuvertonung des Kampfes des Reporters Dorian Hunter gegen die „Schwarze Familie“ gemacht. Technisch ist die Produktion solide, auch Sprecher wie Martin Semmelrogge oder David Nathan machen einen guten Job. Leider müssen aber selbst diese Profis oftmals vor den unspannenden Baukastenplots und den teils dümmlichen Dialogen kapitulieren: Wenn Hunter, kaum ist seine über alles geliebte Freundin ins Koma gefallen, mit peinlichsten Sprüchen an der Hexe Coco Zamis rumbaggert, ist man gar versucht, leiser zu drehen, weil man fürchtet, die Nachbarn könnten hören, was für ein Quark da gerade aus den Boxen kommt. Den Fans wird’s egal sein. Aber auch sie müssen zugeben, dass sie eine Gruselmär wie diese auch schon x-mal anderswo gehört haben. (Je eine CD/ jeweils rund 70 Minuten)
Text: Moritz Honert
Text: Moritz Honert
HENNING MANKELL BEGEGNUNG AM NACHMITTAG
(Deutschlandradio/Radio Bremen/SR/Der Hörverlag) „Nadja Tiller und Walter Giller … sprechen die beiden Hauptfiguren nicht nur, sie leben sie.“ Das steht zumindest auf dem Cover dieses Mankell Hörkammerspiels. Wollen wir hoffen, dass der PRTexter nicht wusste, was er da schrieb. Schließlich sind die Schauspieler Tiller und Giller nicht nur seit Jahren auch im echten Leben ein Paar, sondern zerfleischen sich als solches in „Begegnung am Nachmittag“ nach allen Regeln der Kunst. Sie will nach 60 Jahren Ehe und 23 Jahren des getrennten Lebens plötzlich die Scheidung, er sieht das gar nicht ein. Ein Wort ergibt das andere, eine Kränkung die nächste. Mit „Begegnung am Nachmittag“ beweist Mankell einmal mehr, dass er ein Experte dafür ist, was Menschen sich alles antun können. Ein beklemmendes Hörspiel, obwohl die Skizzenhaftigkeit des Drehbuchs dem Ganzen etwas arg Artifizielles verleiht. (65:45 Minuten)
Text: Moritz Honert
DORIAN HUNTER DÄMONENKILLER IM ZEICHEN DES BÖSEN (1) *DAS HENKERSSCHWERT (2) * DER PUPPENMACHER (3) * DAS WACHSFIGURENKABINETT (4)
(alle Zaubermond Audio/Alive) Dämonen, Jungfrauenblut, mysteriöse Damen und ein cooler Rächer: Die Bausteine, aus denen die Serie „Dorian Hunter“ zusammengebastelt wurde, zeugen nicht zwingend von der überbordenden Originalität der verantwortlichen
TILMANN RAMMSTEDT DER KAISER VON CHINA HEINZ STRUNK FLECKENTEUFEL
(Der Hörverlag & Tacheles/Indigo) Dass Autoren nicht zwingend die besten Interpreten ihrer Texte sind, ist eine Binsenweisheit, die zugegebenermaßen auch an dieser Stelle schon mehr als einmal kundgetan wurde. Doch Tilmann Rammstedts Lesung seines Bachmann-Preis gekrönten, feuilletongefeierten Romans „Der Kaiser von China“ macht die Feststellung mal wieder nötig. Seine absurde, mit ein, zwei Sätzen kaum wiederzugebende Mischung aus Familiendrama und erfundenem Reisebericht mag auf dem Papier komisch und rührend sein. Rammstedt aber rast derart atemlos und ein wenig leiernd durch seine ellenlangen Sätze, dass es schwer ist, sich noch auf die Geschichte und nicht nur auf unsaubere Aussprache zu konzentrieren. Schade, passt einfach nicht. Noch eine Binsenweisheit? Wenn zwei das Gleiche machen, ist es trotzdem nicht das Gleiche. Der Beweis: Heinz Stunks Lesung seines gleichermaßen zum niederknien lustigen wie todtraurigen literarischen Ausflugs in ein evangelisches Jugendfreizeitcamp, die Siebzigerjahre und in die Hölle der Pubertät namens „Fleckenteufel“. Auch Strunk redet nicht Hochdeutsch, auch sein Tempo ist mitunter rasant, aber er hat das Glück, dass sein Tonfall nicht im Kontrast zum Text steht, sondern ihn ergänzt. Strunk hat das seltene Talent, so klingen zu können, wie Akne aussieht, wie Landschulheimaufschnitt riecht und Peinlichkeit sich anfühlt. Bisschen eklig, bisschen peinlich, aber nichtsdestotrotz große Kunst! Dass Strunk ein besseres Buch geschrieben hat als Rammstedt, ist damit nicht gesagt. Wohl aber, dass es mehr Spaß macht, ihm zuzuhören.
Text: Moritz Honert
SONST ERSCHIENEN Neues in Serie: LPL Records schickt einmal mehr seinen Actionhelden „Handyman Jack“ in den Einsatz - diesmal in Romanlänge. Und statt mit Entführern und Gangstern hat es die Ein-Mann-Selbsjustizarmee in „Die Gruft“ fünf CDs lang mit Untoten und Dämonen zu tun. Das ist natürlich Schund zum Quadrat, das aber wenigstens konsequent und mit viel Radau. Etwas gemütlicher, dafür aber bald wieder live und in Farbe, ermitteln die „Drei Fragezeichen“. Nachdem die Juniordetektive das Jahr 2008 mit gleich drei Folgen auf einmal und einer DVD beendeten, wurde jetzt angekündigt, dass im Herbst 2009 das Sprecher-Trio Rohrbeck, Fröhlich, Wawrczeck erneut auf Lesereise durch die Republik gehen soll. Welcher Fall aufgeführt wird, wurde aber noch nicht verraten. Wer sich beim Hören nicht nur unterhalten fühlen, sondern auch ein wenig bilden möchte, kann sich mit Michael Maraks pünktlich zum Cruise-Film im Hörverlag erscheinen Feature „Stauffenberg“ beschäftigen. Wer sich an dem Guido-Knopp’schen Ton der HR-Produktion nicht stört, bekommt eine gute Zusammenstellung von Fakten und Stimmen, wobei die Original-Mitschnitte aus Radio und Gerichtshof das Interessanteste sind. Offenbaren Sie doch aufs Unheimlichste, wo sich Helge Schneider Inspiration für seine frühen Hörspiele holte.
Text: Moritz Honert
UMBRELLA ACADEMY Way/Bá
(Cross-Cult) Das kann ja nichts werden: Junger gutaussehender Rockstar macht jetzt auch in Comics! Na, herzlichen Glückwunsch! Darauf haben wir gewartet. Angeregt vom Größenwahn und von kreativer Selbstüberschätzung durch den Jubelruf zehntausender feuchter Teenie-Mädchen, werden Tausende Seiten unschuldigen weißen Papiers mit den Ergüssen des neu entdeckten Allroundgenies befeuchtet. Gerhard Way, seines Zeichens Frontmann der melancholisch-bombastischen Pop-Rock-Band My Chemical Romance und Erfinder und Texter der “Umbrella Academy“ kommt jedoch vom Fach. Bevor seine Band zum Audioblockbuster mutierte, hat er sich bereits als professioneller Comictexter versucht. Ohne Erfolg. Aber jetzt hören die Leute ihm zu: Eines unbekannten Jahres werden an völlig unterschiedlichen Orten der Welt zum gleichen Zeitpunkt 43 Kinder geboren. Von Müttern, die kurz davor noch nicht einmal wussten, dass sie schwanger sind. Sir Reginald Hargreeves, seines Zeichens exzentrischer Wissenschaftler und amtliches Genie, außerdem ein Außerirdischer, gelingt es immerhin, sieben dieser Kinder aufzutreiben und zu adoptieren. Ihre bald zu Tage tretenden übernatürlichen Begabungen leben sie in dem familiären Superheldenteam Umbrella Academy aus. Das Verhältnis zum Vater bleibt gespannt und distanziert („Ihr sollt mich nicht Dad nennen! Sagt Monokel zu mir!“) und so zerbricht das Team bald an innerfamiliären Streitereien. Bis zu dem Tag, als Nummer 5 aus der Zukunft wiederkehrt, nachdem er feststellen musste, dass die Welt untergegangen ist – und zwar drei Tage nach dem Tod ihres Dads …äh des Monokels. Zum aktuellen Zeitpunkt war das im Übrigen gestern! Notgedrungen machen sie sich gemeinsam auf die Suche und finden das Orcheste Condamne, wo ihre Schwester die erste Geige spielt und welches sich gerade anschickt, die Weltuntergangssinfonie aufzuführen. “Umbrella Academy“ ist eine Superheldenparodie in Form einer Familientragödie. Eine überraschende (vor allem bei dem Scheißcover!) Achterbahnfahrt voller netter und teilweise surrealer Ideen mit tollen Zeichnungen. Diese sehen aus, als würden Mike Mignola und der Franzose Tardi plötzlich zusammen Cartoons zeichnen und hätten dabei eine Schwäche für die Farbe Pink entwickelt. Die “Umbrella Academy“ ist witzig, abstrus, tragisch, respektlos vor seinen eigenen Figuren und vor allem extrem unterhaltsam. Ps: Ich frage mich, was aus den restlichen Kindern geworden ist.
Text: A.Hartung Preis: 19,80 Euro Heimat: cross-cult.de
VINCENT KLINK & WIGLAF DROSTE HÄUPTLING EIGENER HERD
(Der Hörverlag) 1999 als „literaturkulinarische Kampfschrift“ gegründet, genießt „Häuptling eigener Herd“ unter Menschen, die gerne kochen, für Publikationen wie „Essen und Trinken“ aber zu Recht kein Geld ausgeben wollen, einige Bekanntheit. Insgesamt 36 Ausgaben sind von der Quartals-Kochzeitschrift in Buchform inzwischen erschienen. Die vermeintlich besten Texte haben die Herausgeber jetzt für die vorliegende CD eingelesen. Zu hören gibt es putzige Gemüselyrik à la „Dumm schmeckt gut, prahlt Basilikum, er kriegt damit Tomaten rum“, launige Memoiren von Starkoch Vincent Klink und Reiseessays von Wiglaf Droste, in denen er uns teilhaben lässt an seinem Hass auf „Zeit“-Leser und seiner Freude an „nach Rosette“ riechendem Käse. Das ist alles nett anzuhören, manchmal sogar lustig, gelegentlich aber leider auch ein wenig betulich und damit folglich - Geschmackssache. (69:41 Minuten)
Text: Moritz Honert
GUCKEN BITE CLUB CHAYKIN/TISCHMAN/HAHN
(Panini Comics) Vampire sind nicht totzukriegen. Immer wieder modernisieren sie sich und passen sich den aktuellen Zeiten und Gewohnheiten an. So auch in “Bite Club“. Dort zeigt sich gleich auf den ersten Seiten, dass Vampire sehr wohl sterblich sind (und in “Bite
Club“ offensichtlich nicht fliegen können). Das Familienoberhaupt eines mafiösen Vampir-Clans wird auf unsanfte Art aus einem oberen Stockwerk eines Hochhauses befördert, das seinem jahrhundertelangen Leben, aufgespießt auf einem Sonnenschirm, ein unschönes Ende bereitet. Noch größer ist die Überraschung des Vampir-Clans, als sich herausstellt, dass er seinen abtrünnigen Sohn zum Nachfolger bestellt hat. Dieser vertreibt sich lieber als katholischer Priesteranwärter die Zeit, anstatt jungen Frauen in die Hälse zu beißen. (Ja, so sind die modernen Vampire: nicht fliegen können, aber in die Kirche gehen). Damit ist vor allem die verschlagene und, äh, lebenslustige Schwester Risa überhaupt nicht einverstanden. Und so beginnt ein intriganter und blutrünstiger Ringelreihen. “Bite Club“ ist ein spannender Comic-Thriller im Stile “Die Sopranos“ meets “Interview mit einem Vampir“, inklusive eines durchaus überraschenden und konsequenten Endes. Leider können die steifen und glatten Zeichnungen mit der spannenden Geschichte nicht mithalten, was der Geschichte doch arg an Tempo und Atmosphäre nimmt. Auch mit der von Seite zu Seite wechselnden, uninspiriertmonochromen Farbgebung in Babypastelltönen, hat man sich wirklich keinen Gefallen getan. Dafür gibt es am Ende noch schöne Titelillustrationen der Einzelhefte zu sehen.
Preis: 16,95 Euro Heimat: paninicomics.de Text: A. Hartung
DIE WEISSE TIGERIN YANN & CONRAD
(Schreiber Und Leser) Die junge Alix Yin Fu hat gerade ihre Ausbildung zur Geheimagentin der Kommunistischen Partei Chinas absolviert. Ihr erster Auftrag führt sie gleich in die Nähe von Hongkong, wo sie den Kopf einer chinesischen Triade entführen soll. Was soviel wie das Oberhaupt(!) der Triade bedeutet, und nicht den Kopf des Oberhauptes der Triade, wie ihr übereifriger Kollege versteht. Dumm nun, dass der Kopf des Oberhauptes keine Auskunft mehr über den Verbleib eines gewissen “Fat Girl“ geben kann. An dem sehr attraktiven Weibsbild ist nicht nur Maos Geheimdienst interessiert, sondern auch der amerikanische Geheimdienst, ein geheimnisvoller bandagierter und recht blutrünstiger Geheimbund der 13 Unsichtbaren sowie ein verwöhntes, reiches Muttersöhnchen des britischen Geheimdienstes. Einer breiten, blutigen Spur folgend, dämmert es auch bald Alix, dass es sich bei “Fat Girl“ mitnichten um eine füllige Mätresse handelt und man zu ihrem Abtransport schon einen ganzen LKW benötigt. “Die weiße Tigerin“ ist eine klassische, flotte Agentengeschichte im franko-belgischen Stil für Erwachsene mit einer guten Portion Mord und Totschlag, schwarzem Humor und einer Brise sexueller Anspielungen. Denn bei all den Gefahren und sich überschlagenden Ereignissen muss Alix ihre „Jadeblüte“ behalten, will sie in den Rang einer weißen Tigerin aufsteigen.
Band 1 bis 3 je 12,95 Euro (Band 3 erscheint dieser Tage) Heimat: schreiberundleser.de Text: A. Hartung
HARDBOILED MILLER/DARROW
Wenn Menschen vor allem nur noch Konsumenten sind, alles überall zu bekommen und der Markt übersättigt ist, hilft es, ein Quasimonopol zu errichten, um weiterhin gut gesicherte Umsätze zu verbuchen. Das denkt sich auch die Firma „Willefords Haushaltsmaschinen“ und entwickelt extra zu diesem Zweck menschenähnliche Kampfroboter, die die Konkurrenz ausschalten sollen. Dummerweise ticken deren Schaltkreise manchmal nicht ganz wie geplant und es kommt zu kleinen gewalttätigen Vorfällen (z.B. in der Fußgängerzone). Aber diese Kollateralschäden sind im Budget eingeplant. “Hardboiled“ ist das Comic, vor dem uns die Graphic Novels immer gewarnt haben! Eine auf 100.000 explodierende Schrauben und Leichen aufgeblasene Kurzgeschichte. Eine Materialschlacht ohnegleichen. Zeichner Geof Darrow ist ein Detail-Berserker, ein Wimmelbild-Taliban, der den Gedanken des Comics (also mittels abfolgender Bildern eine Geschichte zu erzählen) fast ad absurdum führt, indem er jedes noch so unwichtige Detail in der hintersten Ecke bis ins Kleinste definiert und ihm damit fast den gleichen Stellenwert wie den Figuren in der Mitte zuweist. Und das ist eigentlich nur konsequent. Denn Menschen sind in “Hardboiled“, genau wie Schrauben und Technik, nur eine unerschöpfliche Masse mit einer einfachen Funktion. Wenn sie ihre Funktion – das Konsumieren - nicht mehr erfüllen können, sind sie wertlos. So erklärt die rebellierende, amoklaufende Einheit 4 am Ende (umgeben von tausenden Leichen - die auch alle gezeichnet sind) gegenüber seinem Schöpfer dann auch nur: „… Machen sie mich einfach wieder heil, und wir sind quitt, okay?“ Natürlich gehen sie darauf ein. “Hardboiled“ ist eine Mischung aus Terminator, Total Recall und dem größten explodierenden Werkzeugkasten der Welt. Ein beeindruckendes satirisches Meisterwerk oder ultrabrutaler Augenkrebs!
Text: A. Hartung Preis: 24,90 Euro Heimat: cross-cult.de
LESEN SIMON BECKETT LEICHENBLÄSSE
(Rowohlt) Der inzwischen dritte Fall des forensischen Anthropologen David Hunter führt diesen in die USA und seinen Schöpfer ohne Umwege erneut auf die Bestsellerlisten. Auf der „Body Farm“ der University Of Tennessee (die gibt es a) tatsächlich und b) wird dort an rund 40 auf dem Gelände herumliegenden Leichen deren unterschiedlicher Zerfall beobachtet und dokumentiert) trifft David seinen alten Freund und Mentor Tom wieder, der ihn um Unterstützung in einem aktuellen Mordfall bittet. Mit einem von der letzten Zusammenarbeit noch reichlich angeschlagenen Selbstvertrauen bekommt es David diesmal mit einem perfiden und ebenfalls pathologisch gewieften Serienmörder zu tun. Nichts für zarte Nerven, denn erneut geht es vor allem auch um all das, was mit einem toten menschlichen Körper so passieren kann, wenn ihn die Natur zurückerobert, sowie den Schlüssen, die sich daraus ziehen lassen. Für Freunde der forensischen Pathologie also genau das richtige – und die können sich gleich weiterfreuen: der vierte Teil ist schon in der Mache.
Text: Caroline Frey
HEINZ STRUNK FLECKENTEUFEL
(Rowohlt) Nach „Fleisch ist mein Gemüse“ und „Die Zunge Europas“ beglückt uns Heinz Strunk mit einem dritten Roman, diesmal aus seinen Teenagerzeiten in den Siebzigern. Der 16-jährige Torsten nimmt an der christlichen Familienfreizeit teil, zwei Wochen Sommerfrische in Scharbeutz. Schon die Anreise wird dem eher scheuen Jungen zur Qual, nur eine Dose Nivea rettet ihn vor einem qualvollen Arschbrand, den er sich beim Scheißen in des Pfarrers Garten zuzieht. Schon fast in „Feuchtgebiete“-Manier beschreibt Strunk auch die durchaus beiderlei Geschlecht betreffenden ausschweifenden und teilweise bizarren sexuellen Fantasien des Jünglings, die sich aber nicht mal ansatzweise erfüllen. Strunks Buch ist wie die Jugend selbst: Meist ziemlich grausam und dabei doch oft sehr lustig.
Text: Elmar Bassen
KELLY SLATER/ PHIL JARRAT FOR THE LOVE
(Chronicle Books) Kelly Slater ist der beste Surfer aller Zeiten. Mittlerweile ist er achtfacher Weltmeister, und obwohl er schon mehr als einmal in „Halbpension“ gegangen ist, beherrscht er die Konkurrenz nach wie vor nach Belieben. Er hat den Sport in den beiden letzten Jahrzehnten geprägt wie keiner vor ihm und ist immer wieder über die Grenzen dessen gegangen, was als gerade noch machbar galt. Er macht das schon lange nicht mehr „for the money“, nur noch selten „for the challenge“, aber immer „for the love“. Und weil er eben ein Surfer und kein Radrennfahrer ist, kauft man ihm das bedenkenlos ab. Das Buch gewährt interessante Einblicke in ein entspanntes und doch spannendes Leben und präsentiert atemberaubende Bilder - man kann die Wellen schon fast hören...
Text: Elmar Bassen
Mehr Comics/Platten/Bücher/DVDs und Hörspiele gibt´s wie jeden Monat auf sallys.net
Seite 50
SCREENSHOTS/VORSCHAU/IMPRESSUM
unclesally*s magazine
IMPRESSUM
SCREENSHOTS Gute Tiere – doofe Tiere.
(Ein Plädoyer für die Gleichbehandlung aller Tiere - unabhängig von Rasse, Herkunft oder Fell)
Herausgeberin:
unclesally*s GmbH & Co. KG Waldemarstr. 37, 10999 Berlin Tel.: 030 - 694 09 663, Fax: 030 - 691 31 37 mailto: sallys@sallys.net * online: www.sallys.net
Ich würde mich nicht als ausgesprochenen Tierfreund bezeichnen. Ich bin nett zu Tieren, wenn sie nett zu mir sind. Ich blase keine Frösche auf, trete Hunden nicht von unten gegen den Bauch (obwohl ich es manchmal gerne würde) und esse keine Schlangengurken. Wenn mir ein kleines Hündchen sein Pfötchen zum Gruße reicht, schlage ich fröhlich ein. Bestehen tue ich auf diese unterwürfige Freundlichkeits-Bekundung aber nicht. Bei mir darf jedes Hündchen sein eigenes Herrchen sein! Ich mache keine großen Unterschiede zwischen einzelnen Tierarten. Ob Truthuhn oder Olm - das sieht für mich alles gleich lecker aus - nämlich NICHT. Als Kind mochte ich Kaulquappen gut leiden. Ich verbrachte jeden Tag mit ihnen. Vor allem, weil ich Hoffnung hatte, sie würden mir irgendwann mal etwas Gutes tun. Irgendwer machte meiner andauernden Vorfreude auf das große Ereignis dann aber den Garaus, als er mir verriet, dass die Viecher Kaulquappen und nicht (wie ICH dachte) Kraulquappen heißen. Mein HassEssen Nr.1 war die Graupen-Suppe. Aus ähnlichen Gründen. Weil ich einfach nie richtig zuhörte. Die Tiere dieser Erde leben in einer Zwei-KlassenGesellschaft. Niemand regt sich auf, wenn man einem Okapi versaute Wörter beibringt, wenn man irgendwelches namenloses Meeresgetier mit Wasserfarben bemalt oder hässlichen Käfern falsche Flügel anklebt, die man vorher anderen hässlichen Käfern ausgerissen hat und mit denen sie beim Fliegen total doof aussehen und von allen ausgelacht werden. Diese Tiere kann niemand leiden! Sie haben keine Lobby. Sie sind egal. Bietet man dagegen einem Schimpansen eine Zigarette an oder lässt sich die Wäsche von ihm machen, hagelt es bösen Zorn!
Chefredaktion: Caroline Frey Stellvertr. Chefredaktion: Florian Hayler Redaktion: Ina Göritz Volontärin: Christine Stiller Anzeigenkoordination & Marketing: Eric Landmann 030 - 694 09 661 Frank Straessner 030 - 694 09 662 Christian Y. Rulfs 030 - 694 09 665 Petra Pomplun 030 - 694 09 664 Söntke Tümmler 030 - 694 09 664
Heimat: sallys.net
Niemand treibt Schabernack mit Eisbären, Flamingos, Möpsen, doof daher hüpfenden Kängurus, Papageien oder öden Koalabären. Das alles sind Tiere erster Klasse. Intelligenzbestien. Götter in Fell! Das beliebteste Tier der Welt ist der Delfin. Dass sich Delfine anfühlen wie nasse Aktentaschen, doof nach Bällchen hüpfen, keine Beine haben und stinken wie die Post, ist allen egal. Alle lieben Delfine! Niemand liebt Heringe. Niemand will auf Heringen reiten. Gewisse Frauen haben Delfin-Tätowationen. Ein Herings-Tattoo hat keine. Würde man einem Delfin Samstagabend bei „Wetten Dass“ mit einem Hammer auf den Kopf hauen oder ihn in eine zu enge Schublade stecken - es gäbe einen Volksaufstand! Der überlebende Delfin wäre binnen einer Woche Bundeskanzlerin. Oder Platten-Millionär. Oder beides. Ein Thunfisch in einer Schublade würde niemals Bundeskanzlerin. Er würde Sushi. Warum das so ist, weiß niemand. Außer den Delfinen vielleicht. Und den Schimpansen. Aber die sind ja so klug. Die halten einfach ihren Mund. Yessica Yeti
VORSCHAU
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Ressorts:
Bücher: Aliki Nassoufis *** Comics: Andreas Hartung *** Comicstrip: aha *** Computerspiele: Tito Wiesner, Lukas C. Fischer *** Demodesaster: Roy Fabian *** HipHop: Holger Muster *** Hörspiele: Moritz Honert *** Kino: Patrick Heidmann *** Neuigkeiten: Robby Steuding, Angela Fischer *** Online & Platten: Ina Göritz *** Sport: Christine Stiller *** Lektorat: Torsten Hempelt, Antje Flohr, Oli Koch
Abo: 15 Euro/Jahr
Bestellung an: abo@sallys.net
Redaktion:
Frank Abel, Linda Aust, Thorsten Barth, Volker Bernhard, Matthias Bossaller, Daniela Bringer, Kristina Deiniger, Phillip Eins, LukasChristian Fischer, Jens Fritze, Martin Gegenheimer, Gordon Gernand, Robert Goldbach, Steffen Guzy, Cornelis Hähnel, Tanja Hellmig, Holger Hoffmann, Henrik von Holtum, Stefan Hümmer, Leon Ilsen, Tim Kegler, Philipp Kohl, Eric Landmann, Arne Lieb, Dirk Lüneberg, Marta Marszewski, Boris Mischke, Christopher Mühlig, Elisabeth Nagy, Vanessa Pape, Matthias Pflügner, Friedrich Reip, Sascha Rettig, Heiko Reusch, Timo Richard, Christian Rottstock, Sebastian Ruchay, Daniel Schieferdecker, Maritta Seitz, Fabian Soethof, Frank Straessner, Frank Thießies, Nina Töllner, HansChristian Vortisch, Marek Weber, Kati Weilhammer, Philipp Wilke, Marcus Willfroth, Christian Wölki, Yessica Yeti, Florian Zühlke
Praktikanten:
Christoph Asforth/Josefin Prescher
Fotografen:
Titelfoto Mando Diao: Erik Weiss Frank Abel, David Biene, George DuBose, Birte Filmer, Ali Ghandtschi, Tim Klöcker, Oliver Schümers, Jan Umpfenbach, Erik Weiss, Jan Windszus, Ben Wolf
INTERVIEWS Der passende Soundtrack zum Frühling kommt in diesem Jahr von Nina Persson, die mit „Colonia“ das zweite Album ihres Nebenprojekts A Camp veröffentlicht. Auch Razorlight haben eine Neue, ebenso wie ... And You Will Know Us By The Trail Of Dead, Super 700 und Chris Cornell. Mehr dazu lest ihr ab dem 27. Februar auf diesen Seiten. Foto: Mattia Zoppellaro
Layout:
Caroline Frey, Mario Krenz Editorial Design & Konzept: Bijan Latif * www.latifoberholz.de
Druck:
Frank Druck GmbH & Co. KG
IM KINO Natürlich blicken wir noch einmal kurz zurück auf die Berlinale, mit all ihren Stars, Storys und Streifen. Aber auch der Rest des Kinoprogramms kann sich sehen lassen: Daniel „007“ Craig setzt mit „Defiance“ auf Weltkriegsaction, Hollywood mit „Vorbilder?!“ mal wieder auf – erfreulich amüsante – Macho-Kindsköpfe, Keira Knightley sieht in „Die Herzogin“ mal wieder blendend aus in historischen Kostümen und endlich, endlich kommt auch Danny Boyles mitreißendes Meisterwerk „Slumdog Millionär“ auf die deutschen Leinwände.
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