unclesally*s 151

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unclesally*s magazine

November 09 / Ausgabe 151

www.sallys.net

„Manchmal bescheißen mich die Kassierer beim Katzenfutter kaufen.“ (Jon Spencer)

BIFFY CLYRO Friska Viljor / The Boxer Rebellion / Weezer Ian Brown / Kevin Devine / Beak> / Girls Smith & Smart / Expatriate / Im Test: Athlete

Kino 2010

sally*sounds 09 DAS WAR*S

Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs



unclesally*s magazine

EDITORIAL

Seite 3

EDITORIAl Sieh an.

Da hat‘s zur 150. Ausgabe doch noch mal amtlich geraucht in unserem maroden Gebälk. Danke an dieser Stelle für alle und natürlich besonders für die zahlreichen nachträglichen Glückwünsche, die uns nicht nur von den Donots aus Münster erreichten, sondern auch aus anderen bundesdeutschen Metropolen. Ganz besonders freute uns eine lukrativ erscheinende Anfrage aus dem hübschen Belitzsch an der Deitz. Von dort stammt der gläubige Fruktanier und Lok Leipzig-Fan Lasse Amleben. Lasse hat nicht mehr alle Latten am Zaun und lebt vom Verkauf selbst gedrehten Maschendrahts und handgephishten TANs. Neulich kam Lasse auf eine krumme Idee, die man wohl seinem ausgeprägten Symmetrie-Fetisch anlasten muss: Von den Zinsen seiner halblegal rangeschafften und in Luxemburg zwischenparkten Kohle bewarb sich Lasse um den Kauf von 16 unserer Heftseiten: acht von der Mitte aus links, acht von der Mitte aus rechts – wie sich das gehört für einen Freak mit Sprung in der Hirnrinde und einer FDP wählenden Mutter. Wir stimmten natürlich sofort zu – aus rein humanistischen Gründen versteht sich: Denn auf Grund seines zuvor erwähnten Symmetrie-Zwangs kann sich Lasse ausschließlich mit Waren aus dem mittleren Gang des Supermarkts versorgen, also von dort, wo es Obst nur in Form von Maraschinokirschen oder Marzipanbrot gibt. Also dachten wir uns: Wenn Lose-Latten-Lasse schon keine Vitamine bekommt, dann spenden wir ihm halt was von unserem vom Baum gefallenen Esspapier. Hat gefruchtet. Nun ist es wieder an der Zeit für ein weiteres, die Folgen unserer Jubiläumsfeierlichkeiten 2009 in den Mittelpunkt rückendes Geburtstagslied. Ihr dürft gerne mit einstimmen:

Viele Kater, dicke Schädel Pflastern jüngst unsere Wege Straight Edge war’n wir gestern! ein Hoch auf den Schnaps… (für Leute mit gutem Atem folgt hier noch ein adäquates und grammatikalisch filigranes Add-On nach dem negativ konnotierten Wort Schnaps: … der wo von Eric Michael* großzügig lächelnd und gänzlich umsonst ausgeschenkt gewesen worden war**) Kommen wir damit zu den Sternen Eins (*) und Zwei (**). Den ersten * widme ich hiermit unserem Organisationstalent und Kümmerer ums allgemeine Wohl im Allgemeinen: mir. Kleiner Scherz. Gemeint ist ein Mann, der sich kürzlich selbstaufopfernd hinter den VIP-Tresen unserer sally*sounds09-Sause klemmte, um seinen und unseren Gästen eigenhändig ein paar Becher von diesem Gleichgewicht raubenden Mixgetränk zu zaubern, auch bekannt als Asian Orange. Props deshalb an dieser Stelle an meinen Freund und mein Idol Eric Michael, ohne den unser Festival zum 150. Heftjubiläum wahrscheinlich versunken und abgesoffen wäre, und das gänzlich ohne Getränke. Wer außerdem mit wem (**), wo oder warum lieber doch nicht, erfahrt ihr auf unseren Partyseiten 26 und 27. An dieser Stelle möchte ich noch einen wichtigen Hinweis an alle Sparfüchse loswerden: Um in Zukunft so wenig Lebenszeit wie möglich an Ampeln und Bushaltestellen zu verschwenden, nehmt doch mal wieder das Rad. (Smoke) Flo


INHALT

No. 151 – November 09

Foto: Birte Filmer, Tim Klöcker

Musik: Seite 26

Kino: Seite 42

auf achse: sally*sounds

2012

Unsere im letzten Monat vom Stapel gelaufene 150. Jubiläumsausgabe musste natürlich standesgemäß geflutet werden, also baten wir rund 3.500 Freunde in die Berliner Columbiahalle, um gemeinsam mit Maxïmo Park, den Blood Red Shoes und den Films auf unseren Geburtstag anzustoßen. Wir haben heute noch Schlagseite.

John Cusack ist eine sympathisch-ehrliche Haut. Gibt vor laufendem Mikro zu Protokoll, dass er manche Filme eigentlich nur für die Kohle dreht, um dafür andere, kleinere Produktionen bereichern zu können. Dass er den neuen Blockbuster von Roland Emmerich trotzdem abfeiert, beweist, dass Cusack nicht nur nett und ehrlich, sondern vor allem loyal ist.

06 Starter

31 Reiseführer

11-14 Musik Stories I

33 Mixtape

06 07 08 10

Skunk Anansie/ The Living End Montreal Flaming Lips Euer Ding

11 Friska Viljor 14 Girls/ The Boxer Rebellion

15 Auf der Couch: Rivers Cuomo (Weezer)

Heute geht’s mit Converge-Frontmann Jacob Bannon ins Hardcore-Moshpit nach Boston. Aber der macht immer schön Piano. Ian Brown – ist euch ein Begriff? Falls nicht: Der Ex-Sänger der Stone Roses trägt nicht nur gern selbst designte Trainingsanzüge mit eigenem Konterfei, sondern steht heftig auf HipHop. Ist doch gut – für ihn.

Er ist der König der Nerds und Indie-Ikone zugleich: Rivers Cuomo, Frontmann von Weezer, Havard-Absolvent und sowieso coolster Rock-God seit Elvis Costello. Wir haben uns mal neben ihn auf die Couch gesetzt.

34-37 Auf Tour

16 Titel: Biffy Clyro

38-41 Für zwischendurch

Schon wieder so nette Typen! Biffy Clyro aus Glasgow haben sich mit ihrem jüngsten Album „Puzzle“ so viele Fans und Freunde gemacht, dass die neue Platte „Only Revolutions“ mit Sicherheit in Kürze durch die Decke geht. Wir bereiten euch schon mal auf das vor, was da kommt. So Gott will.

20-25 Platten

Der November ist traditionell ein so genannter VÖ-armer Monat, was so viel heißt wie: Ruhe vor dem Sturm, bevor im Dezember das Weihnachtsgeschäft anrollt. Wir haben den lichten Wald mal aufgeforstet.

28-32 Musik Stories II

28 Smith & Smart/ Pillow Fight Club/ Stompin‘ Souls 29 Beak> 30 W. Fitzsimmons/ Timid Tiger/ Miike Snow 30 Titiyo/ Kevin Devine/ Sounds Like Violence 32 Expatriate

Die besten Touren des Monats, außerdem ein kurzes Update von Alison Mosshart und The Dead Weather. Im Stehen pinkeln rules okay. 38 Quickies 39 T-Mobile Extreme Playgrounds 40 In the Mix

43-45 Kino

43 Looking for Eric/ Der Informant/ Kapitalis mus 44 Kino Shortcuts 45 Kino DVDs

46 Computerspiele

Ihr habt Bock, die Wartezeit bis zum nächsten Sommer an den Konsolen zu überbrücken? Die Spiele-Entwickler haben das geahnt und amtlich nachgelegt…

49-50 der Rest

49 Redaktionscomic 50 Vorschau/ Impressum/ Screenshots



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Neuigkeiten

Heute auf: Bretonisch tud marv ha tud gloaset (Tote und Verletzte) LEONARD COHEN

Eine leichte Lebensmittelvergiftung zwang Leonard Cohen in Valencia in die Knie. Der Altmeister wurde auf der Bühne ohnmächtig und ins Krankenhaus transportiert. Die Magenverstimmung führte jedoch nicht zum TourneeAbbruch, und zu seinem 75. Geburtstag konnte der Sänger wahrscheinlich auch schon wieder am Kuchen knabbern.

PETE DOHERTY

Pete Doherty ist die Puste ausgegangen. Die aktuelle Solo-Tournee des Ex-Libertines-Frontmanns wurde abgesagt, da der Exzess-Musiker mit Atemproblemen und Erschöpfungszuständen im Krankenhaus lag. Ob er zur Tour seiner Babyshambles wieder fit ist, steht in den Sternen.

FRIENDLY FIRES

Lila Ausschlag am Bein und hohes Fieber veranlassten Drummer Jack Savidge zu einem Besuch im Krankenhaus. Die Diagnose berichtete von fleischfressenden Bakterien und hoher Sterberate der Betroffenen. Doch mittlerweile haben die Biester aufgehört, am Bein des Musikers zu nagen.

JAMIE T

Eine Kehlkopfentzündung von Herrn T sorgte für die Komplettabsage aller Konzerte. Ersatztermine sollen später folgen.

VIRGINIA JETZT!

Beim Hüpfen durch „Blühende Landschaften“ (so der Titel des neuen Albums) verletzte sich Gitarrist Thomas Dörschel am Sprunggelenk, was zur Absage einiger Termine der aktuellen Tour führte.

dispartioù ha ehanoù (Trennungen und Pausen) A-HA

Norwegens Nummer Eins-Musikexport, das Pop-Trio A-ha („Take On Me“), löst sich nach 27 Jahren und 35 Millionen verkauften Tonträgern im Anschluss an die Tour im Jahr 2010 auf. Für die Jungs um Morten Harket soll künftig der Solopfad zum Glück führen.

chanchamant isili (Mitgliederwechsel) MADSEN

Für Keyboarder Folkert Jahnke hat das letzte Stündchen geschlagen. Er verlässt die Familiengruppe Madsen mit der Begründung des Älterwerdens: „Die Haare werden weniger, der Bauch geht auch nicht mehr so richtig weg und es dauert bei mir immer länger, bis ich Volksmusiksendungen im Fernsehen wegdrücke!“ Der Rest der Band arbeitet ohne ihn am kommenden vierten Album weiter.

The Living End Nachdem sie fast ein Jahrzehnt einen kompletten Bogen um Europa gezogen haben, drücken die australischen The Living End ihre hiesigen Fans nun wieder ganz fest an ihre pochenden Rocker-Herzchen. Mit ihrem neuen Album „White Noise“ und nach einem kurzen Gastspiel im vergangenen Mai, zünden Frontmann Chris Cheney, Kontrabassist Scott Owen und Schlagzeuger Andy Strachan ihre Hymnen endlich wieder in deutschen Clubs – das wird ein Fest für alle Rocker, Greaser und Punks! Tragt euch diese Daten rot im Kalender ein:

im hobbykeller mit:

Skin (SKUNK ANANSIE)

The Living End auf Tour 15.11. Hamburg – Grünspan *** 16.11. Köln – Live Music Hall *** 17.11. Berlin - Ramones Museum (Akustik Show) *** 18.11. Berlin – Postbahnhof *** 19.11. Leipzig – Conne Island *** 20.11. München – Metropolis *** 24.11. Stuttgart – Die Röhre

raktresoù nevez ha emvodoù (Neue Projekte und Wiedervereinigungen) CAVE-IN

Foto: Derrick Santini

Die Jungens um Stephen Brodsky melden sich nach vierjähriger Pause mit der EP „Planets Of Old“ zurück und versprechen für die Zukunft weiteren musikalischen Nachschub.

CHARLOTTE BECK GAINSBOURG

„Die acht Jahre ohne Skunk Anansie habenwir genutzt, um ein paar Träume zu verwirklichen: Cass hat mit Gary Moore gearbeitet, Mark und Ace lehrten die Kids von Brighton, wie man Rock-Musik spielt. Außerdem trommelte Mark bei Feeder und reiste danach nach Südafrika und mit dem Motorrad durch Indien, er ist Fotograf. Ace hat ein Kind bekommen, obwohl er das früher nie wollte! Und ich habe - neben der Arbeit an meinen beiden Soloalben und bevor wir als Band wieder zusammenfanden - ein Stück Land gekauft und Gemüse angebaut. Nicht in England, auf Ibiza. Die Bevölkerung dort besiedelt lediglich rund 20% der Insel, die anderen 80% sind einfach nur grün. Zehn, nein, zwei Prozent der Insel sorgen für schlechte Presse. Der Rest ist toll. Letztes Jahr hat der bis dahin größte Nachtclub dicht gemacht. Die Party wird weniger. Im Sommer aber ist Ibiza nach wie vor eine italienische Insel: Was für euch Deutsche Mallorca ist, ist für die Italiener Ibiza.“

Mit „IRM“ bringt Charlotte Gainsbourg im Dezember ihr zweites Album auf den Markt. Die Schauspielerin, die kürzlich die Goldene Palme in Cannes gewann, arbeitete gemeinsam mit ihrem musikalischen Mastermind Beck mehr als ein Jahr lang an der Produktion.

Heimat: skunkanansie.net Auch gut: „Smashes & Trashes“ – das neue Best-Of von Skunk Anansie

SMALL BROWN BIKE

SLASH

Um nicht alles alleine machen zu müssen, hat sich der ehemalige Guns ’N Roses-Gitarrist Slash eine illustre Gruppe an Aushilfen für seine Studioaufnahmen gesucht. Für das Album „Slash & Friends“ lud er Kollegen wie Ozzy Osbourne, Flea, Chris Cornell und Foo Fighters-Frontmann Dave Grohl ein, der an dieser Stelle mal nicht als Sänger und Gitarrist, sondern traditionell als Schlagzeuger auftritt. In Originalbesetzung haben sich die 2004 aufgelö-

sten Emo-Punks wiedervereint, um neues Material zu schreiben und in den USA auf Tour zu gehen.

WEEZER VS. KATY PERRY

Während das neue Weezer-Album gerade in die Regale einsortiert wird, arbeitet Frontmann Rivers Cuomo mit Pop-Prinzesschen Katy Perry an neuem Material, so Cuomo in einem Interview.

THOM YORKE

Radiohead-Frontmann Thom Yorke scharte eine Reihe an Musikern um sich und gründete ein bisher unbetiteltes Bandprojekt zur LiveBegleitung seines neuen und älteren Solomaterials. Mit dabei sind Joey Waronker (Beck), Mauro Refosco (David Byrne), Produzent Nigel Godrich und Flea von den Red Hot Chili Peppers.

pladennoù (Platten)

30 SECONDS TO MARS

„This Is War“ wird für den 4. Dezember erwartet.

THE ALBUM LEAF

„A Chorus Of Storytellers“ wurde von Mastermind Jimmy LaValle in Island fertig abgemischt, im Frühjahr darf mit der Veröffentlichung gerechnet werden.

the DILLINGER ESCAPE PLAN

„Option Paralysis“ wird momentan im Studio produziert. Der Veröffentlichungstermin ist


noch nicht bekannt, auf jeden Fall plant die Band, im kommenden Jahr in Europa zu touren.

EELS

Mit „End Times“ erscheint im Januar 2010 der Nachfolger von „Hombre Lobo“, und damit das achte Studioalbum der Eels.

I AM KLOOT

Mit „The Sky At Night“ darf die fünfte Platte von I Am Kloot im Januar erwartet werden.

KRAFTWERK

Die Düsseldorfer Pioniere der elektronischen Musik werden im Winter ein neues Album aufnehmen, so Gründungsmitglied Ralf Hütter. Es wird das erste Werk ohne das zweite Gründungsmitglied Florian Schneider sein, der die Band Anfang des Jahres verließ.

LOS CAMPESINOS!

Das noch unbetitelte dritte Album wurde von den Damen und Herren für den Januar 2010 angekündigt.

MGMT

„Congratulations“ wird derzeit in Malibu aufgenommen. Der Veröffentlichungstermin des neuen MGMT-Albums ist noch nicht bekannt.

MINUS THE BEAR

Mit dem noch unbetitelten Nachfolger von „Planet Of Ice“ erscheint die vierte Platte von Minus The Bear zu Beginn des Jahres 2010.

MUDVAYNE

Am 22. Dezember erscheint ein neues Album von Mudvayne, klassisch „Mudvayne“ betitelt.

PORTISHEAD

Im Studio wird am Nachfolger von „Third“ gearbeitet.

Foto: Erik Weiss

RADIOHEAD

Gitarrist Ed O’Brien soll in einem Interview verraten haben, dass Radiohead den Winter im warmen Studio verbringen werden.

SOCIAL DISTORTION

Zu Beginn des neuen Jahres wollen Social Distortion ein neues Album aufnehmen, erklärt Frontmann Mike Ness.

TURBOSTAAT

Dem Prozess der Aufnahme des neuen Albums mit Produzent Moses Schneider kann durch geplante regelmäßige Videoberichte unter turbostaat.de gefolgt werden, eine prima Vorbereitung auf die Veröffentlichung im Frühjahr 2010.

VAMPIRE WEEKEND

„Contra“ begleitet den Beginn des neuen Jahres. Als Erscheinungsdatum des zweiten Albums der New Yorker Band ist der 8. Januar vorgesehen.

film ha skinwel (Film und Fernsehen) DAFT PUNK

Zum Soundtrack von „Tron Legacy“ steuern auch Daft Punk ihren elektronischen Beitrag bei. Keine Überraschung, könnten die zwei französischen Soundtüftler doch selbst dem „Tron“Universum entsprungen sein. Und genau deshalb wird es auch einen Cameo-Auftritt der beiden in der Fortsetzung des Kultklassikers geben.

MASTODON

OK GO

Am 12. Januar heißt es wieder: OK Go! Diesmal mit der Platte „Out Of The Blue Color Of The Sky“.

Für den Soundtrack zur Verfilmung des Comicwesterns „Jonah Hex“ suchte sich Regisseur Jimmy Hayward die Metal-Band Mastodon aus. So wird ab Sommer 2010 neben Josh Brolin,

die geschichte hinter dem song

Heute mit: MONTREAL (aus Hamburg)

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Der Song: „Erzähl‘ Mir Mehr“

„Welche Band(s) für dieses Stück Pate standen, verraten wir mal lieber nicht, sonst kippen die uns auf den nächsten Festivals kollektiv ein paar Kanister Zucker in den Tank. Aber die Täterbeschreibung ‘Sonnenbrille, Tourpass um den Hals (auch an Off-Days) und Bandshirt‘ grenzt den Kreis der Verdächtigen ja Gott sei Dank auf einige wenige Tausend ein.“ Heimat: montrealmusic.de Auch gut: „Montreal“ – das neue Album von Montreal!

23.10.2009


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my favourite new band

Heute mit: Wayne Coyne (FLAMING LIPS)

Megan Fox und John Malkovich möglicherweise auch Frontmann Brent Hinds in einem kurzen Auftritt über die Kinoleinwand laufen.

rehound“ seiner Drittband The Dead Weather nahm White auf dem Regiestuhl Platz.

DIE TOTEN HOSEN

(Der Rest)

Frontmann Campino wurde für die WDR-Reihe „Die Besten im Westen“ mit der Kamera begleitet und führt den Zuschauer durch wichtige Stationen seines Lebens. Vom einstigen Kinderzimmer über die Grundschule (Note Fünf in Musik), die Orte der ersten Schritte in der Punk-Szene, zu den Geschwistern und Freunden bis zur Toten Hosen-Gemeinschaftsgrabstelle auf dem Düsseldorfer Südfriedhof. Das private und vielschichtige Porträt des Sängers und Songschreibers ist am 4. Dezember 2009 um 20.15 Uhr im WDR zu erleben.

SUCK

“Neue Bands gibt’s einige. Zunächst die Formation meines Neffen: Stardeath And The White Dwarfs. Auch gut ist eine Band aus England namens Late Of The Pier. Ich habe sie bisher noch nicht live sehen können, aber die scheinen schön durchgeknallt zu sein. Dann wäre da noch die völlig drogengeschädigte Kapelle namens Black Dice. Ich habe die Typen neulich dabei beobachtet, wie sie mit einem Joint zwischen den Lippen ihren Van beluden. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich finde es immer wieder beeindruckend, wie selbstverständlich die Kids von heute öffentlich gegen Gesetze verstoßen. So sind sie halt, die Leute aus Brooklyn.” Heimat: flaminglips.com Auch gut: „Embryonic“ - das neue Album der Flaming Lips

Iggy Pop, Henry Rollins, Alice Cooper und Moby mischen sich unter das Ensemble von „Suck“. Die Splatter-Horror-Komödie handelt von der Band The Winners, die durch einen Vampirbiss endlich erfolgreich wird. Berufsveganer Moby spielt dabei den fleischfressenden Frontmann der Metal-Band Secretaries Of Steak: „Ich habe nur 45 Worte. Aber es sind wichtige 45 Worte. Dann werde ich gegessen.“ Weiteres siehe unter suckthemovie.com.

JACK WHITE

Der White Stripes-Barde probiert seine Kreativität auch im Visuellen aus. Für das Musik-Video zu „I Cut Like A Buffalo“ aus der Platte „Ho-

an traoù arall DAMON ALBARN

Angeblich ist der ehemalige Blur-Frontmann für den Posten des künstlerischen Direktors der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2012 in London im Gespräch. Albarn war bereits an einem BBC-Werbespot für die Olympischen Spiele in Peking im Stil seiner Comic-Band Gorrilaz beteiligt. Entschieden wird über die Besetzung des Postens im kommenden Jahr.

POISON THE WELL

Am zweiten Tag der Tour mit Billy Talent wurde der Poison The Well-Tourbus samt Instrumenten geklaut. Zur Refinanzierung soll unter anderem ein Benefiz-T-Shirt beitragen, welches über die MySpace-Seite der Band erworben werden kann.

THE RAKES

Das war’s. Nach sieben Jahren Bandgeschichte und drei Albumveröffentlichungen gehen The Rakes getrennte Wege. Als Grund für die Auflösung bringt die Band die Tatsache an, sie habe sich dem Projekt nicht mehr mit 100% ihrer Energie widmen können.

Mehr News täglich auf sallys.net

Hier die Termine für drei Stunden Rock/Punk/Alternative-Radio mit Flo im November, jeweils ab 0.00 Uhr (natürlich LIVE und im Anschluss 24/7 als Loopstream auf fritz.de!) 12. auf 13.11. *** 26. auf 27.11. (Muff Potter Spezial zur letzten Tour) *** Auch geil: Fünf Stunden vom 24. auf 25.12. (Frohes Fest!)


60 SEKUNDEN mit: Jon Spencer (HEAVY TRASH)

Er ist Chef und Namensgeber der Blues Explosion, derzeitiger Frontmann von Heavy Trash und außerdem passionierter Fan der Cramps, Familienvater, Koch und Halloween-Freund: Jon Spencer aus New York. Was ihn neben der Musik sonst noch umtreibt und warum er manchmal im Sarg probeliegt, erklärt er hier: Das kann ich am besser in der Nacht als am Tag: Schlafen! Ist doch logisch. Außerdem kann ich nachts besser fernsehen, da sind die Kinder im Bett. Oder willst du, dass ich über Sex rede? Das koche ich besonders gut: Bolognese-Sauce amerikanischer Art, mit leckeren, dicken Fleischbällchen. Aber noch besser als kochen kann ich backen! Meine Schokoladenkuchen sind legendär! Meine Kreativ-Droge: Ich weiß, es klingt lahm, aber es ist nun mal so: Koffein! Ich trinke aber auch gerne Alkohol, um in Stimmung zu kommen. Wenn ich ein Drink wäre, dann: Irgendwas mit einem Schirmchen drauf. Ein Longdrink oder ein Cocktail, mit Früchten drin. Something for the ladys, du verstehst?! Meine liebste Ferienzeit: Halloween! Ich war heute Morgen schon verzweifelt auf der Suche nach Kürbissen. Das Zeug ist in ganz New York ausverkauft! Die Kids werden mich lynchen, wenn sie in unseren gruselig geschmückten Hinterhof kommen und da liegen keine Kürbisköpfe rum, sondern nur ein als Zombie verkleideter Vater im Sarg, der vergeblich versucht, sie zu erschrecken… Wenn ich für 24 Stunden auf Männer stehen würde, mit diesem würde ich mich treffen: Mit nur einem? Ich würde zusehen, so viele Typen wie möglich klar zu machen. Zum Anfang würde ich mir Dick Cheney schnappen, unseren einstigen Vizepräsidenten. Das letzte Mal über den Tisch gezogen wurde ich: Neulich im Supermarkt. Manchmal bescheißen mich die Kassierer beim Katzenfutter kaufen. Tippen statt drei lieber vier Dosen in die Tasten. Ich muss also immer den Kassenzettel kontrollieren. Den besten Haarschnitt aller Zeiten hatte: Elvis! Little Richard hatte auch eine tolle Frisur. Es muss Stunden gedauert haben, den Haaren dieses Volumen und diese Höhe zu verabreichen. Ike Turner hatte ebenfalls eine ziemlich beeindruckende Mähne. Heimat: heavytrash.net Foto: Michael Lavine Auch gut: „Midnight Soul Serenade“ – das neue Album von Heavy Trash


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EUER DING

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euer ding

Liebe Leserinnen und Jungs

Das hier ist EURE Seite, auf der ihr uns eure Meinung geigen könnt oder sonst so erzählen, wer oder was euch gerade beschäftigt. Bevor wir uns euren jüngsten Zuschriften widmen, hier noch kurz ein wichtiger Hinweis von Muff Potters Nagel: Hey Börbn, alter Whiskey-Freund, danke für deinen Verbesserungsvorschlag. Normalerweise werden wir seitens der Bands für Schubladendenken und stete Kategorisierungsmaßnahmen verbal geteert und gefedert, aber das ist uns eigentlich egal. Viel wichtiger ist, dass wirklich JEDER von uns und euch eine Band und/oder deren Sound anders/komplett entgegengesetzt oder zumindest streitbar interpretieren würde. Von daher: Nein, keine farbliche oder sonstwie geartete „Orientierungshilfe“ in punkto Genres. Höchstens textliche Schützenhilfe. Es gilt also auch weiterhin: Wer hören will, muss lesen.

Moin,habe mir „Inglorious Basterds“ gegönnt - feiner Streifen. Mitteilung dazu: In eurer aktuellen Ausgabe macht Ihr Christoph Waltz als geborenen und bekennenden Österreicher zu einem Deutschen... Grüße aus dem Pott,Brinko Moin Brinko, sicher, dass du nicht aus Hamburg kommst? So nordisch kühl und kurz wie du uns nach deiner Begrüßung ablederst? Hast natürlich Recht, alter Erbsenzähler: Dass ein Waltz nur aus Österreich kommen kann, weiß doch jeder Tänzer.

Brinko (immer noch besser als Branco) fand Folgendes:

In einer der jüngsten Ausgaben schickten wir via unsere Neuigkeiten sprachliche Props nach Dänemark. Alexander fand das nur geht so. Liebes sally*s-Team, ich weiß ja nicht, wer euch die Sachen für die Neuigkeiten übersetzt, aber die Fehler bei „Dänisch“ sind so etwas von peinlich, dass es einem die Sprache verschlägt... Warum macht sich niemand die Arbeit und schlägt so etwas ordentlich nach bzw. fragt Leute, die Ahnung haben? - Schade. (...) Naja - ich mag’ eure Zeitschrift sehr. Sorgt nur bitte dafür, dass man nicht eben bei Wikipedia oder schlechten Online-Übersetzern nachschlägt. Ist nämlich meistens schlecht. Liebe Grüße nach konstruktiv gemeinter Kritik. Alexander Alexander, Wegen der sprachlichen Fehltritte ein dickes „Undskyldning“ und Grüße von unserer Neuigkeiten-Fee Robby: Er dachte, seine dänische Affäre wäre auf Grund ihrer exzellenten Französisch-Kenntnisse auch in Deutsch ganz okay. War aber wohl doch nicht so.

Börbn schickt uns ein fröhliches... Palim palim, zu Beginn einmal ein wenig geschleimt: Ich liebe den Onkel Sally, also äh nein, die unclesally*s. Ist wie eine legale Droge - man möchte nicht mehr damit aufhören! Man wird nicht mit trockenem Gesülze dazu gebracht, die Zeitschrift sofort dem Mülleimer zum Fraß vorzuwerfen. Ich für meinen Teil liebe diese herrlich ironisch-sarkastisch-locker-dufte Art des Schreibens von euch. Aber ihr wartet jetzt sicher auf das, was nach dem großen Schleimhaufen kommt, nicht wahr? Und zwar ein klitzekleiner Verbesserungsvorschlag: Eure „Platten“-Rubrik ist immer hilfreich, doch fänd ich sie sogar sehr hilfreich, wenn ihr bei jeder vorgestellten CD das Genre angeben würdet. Manch einer ist ja nicht an jeder Musikrichtung interessiert und kennt nicht jeden präsentierten Musiker und muss seinen prüfenden Blick über jede Kritik schweifen lassen, um nach Schlagworten, die das Genre erahnen lassen, zu suchen (man könnte dieses Verhalten evtl. bei mir beobachten). Also? Ist das was oder ist das was? Bitte für den supertollen Vorschlag. Gern geschehen. Börbn

Schickt eure Leserbriefe an sallys@sallys.net oder per Post an unclesally*s, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin.

DAS GUTE GESCHÄFT IN DIESEM MONAT ist: durchschnittlich null bis fünf wiederum meist durchschnittlich interessante Mittdreißiger billiges Bier auf sympathisch unstylischen Hockern und Sesseln zu sich nehmen. Täglich. Geöffnet. Immer. Wieder. Gerne.

Konsum Stresemannstr. 79 Hamburg-Sternschanze

Wie schon der gute Snoop Dogg sagte: „Six million ways to die, choose one.“ Voila, das Konsum, Strese 79, Hamburg, Schanze, Hölle. Glücklicherweise maßlos unterschätzt und in Folge dessen angenehm unangesagt und kapitänsgerecht. Hamburgs Indie-Prominenz tummelt sich in der Mutter, zehn Meter weiter. Dort reiben sich Wohlstandsplauzen und Strickpullunder aneinander, während zur gleichen Zeit im Konsum

Empfohlen von: CAPTAIN PLANET

Benjamin Sturm ist Gitarrist und rauchiger Backroundsänger in der Band Captain Planet. Er ist 30, lebt und studiert(e) im Hamburger Schanzenviertel. 2009 heißt es bei ihm Warten auf einen Referendariatsplatz, während er sich mit Nebenjobs und Lehraufträgen zu finanzieren versucht. Foto: Marco Heckler, Band: Danny Blase Heimat: captain-pla.net Auch gut: „Inselwissen“ - das neue Album


Frisch aus der Umkleide: Friska Viljor aus Stockholm.

FRISKA VILJOR Es ist ein… Album!

Mit „Bravo!“ und „Tour De Hearts“ haben die nordischen Bartträger Friska Viljor die Herzen deutscher Indie-Folker in Schwingungen versetzt. Im Frühling 2009 sollte Album Nummer Drei das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Doch dann kam etwas dazwischen… „Ein Baby ist uns in die Quere gekommen“, nennt der stolze Vater Daniel Johansson den Hauptgrund für die Verzögerung. Die eine Hälfte von Friska Viljor sitzt in einem Schweizer Hotelzimmer und wartet darauf, dass Kollege Joakim Sveningsson die Dusche freigibt. Zeit genug, um die teils mehr, teils weniger erfreulichen Umstände zu erläutern, die den dritten Wurf ‘For New Beginnings‘ zum Herbstalbum machten. Als da wären: Baby, Labelwechsel sowie der Verlust des Stockholmer Bandstudios. Letzterer ließ Daniel und Joakim nach den feucht-fröhlichen Aufnahmesessions der Vergangenheit einen ungewohnten Produktionsweg einschlagen: „Joakim und ich haben getrennt voneinander in unseren Wohnungen gearbeitet und das Internet und USB-Sticks genutzt, um Songideen hin und her zu schieben. Wir haben uns diesmal während der Aufnahmen kaum gesehen.“ Schwer zu glauben, wenn man das Resultat hört. Wieder einmal verbrät das Stockholmer Duo ein üppiges Instrumentarium, lässt zu Walzer-, Polka- und Boléro-Rhythmen Mandoline, Klarinette, Glockenspiel und Blechbläser erklingen. Akustisch also alles beim Alten. Oder doch nicht? Der Anteil an Mitgröhl- und Tanznummern scheint im Vergleich zu den Vorgängerplatten geschrumpft zu sein. „Wir finden, dass die Platte sehr anders klingt“, betont Daniel. „Für uns fühlt es sich an, als würden wir uns mit den langsameren Stücken in eine neue Richtung bewegen. Auch die Texte beschäftigen sich nicht mehr nur mit Herzschmerz.“ Wir erinnern uns: Geteilter Liebeskummer war es einst, der die zwei Protagonisten gemeinsam ins Studio trieb und Friska Viljor ins Leben rief. Im Jahr 2009 sind es andere Dinge, die den beiden Frühdreißigern im Kopf herumschwirren. In den Songs geht es ums Älterwerden, um Reue, ums Sterben und um andere ‘Erwachsenenthemen‘: „Der Albumtitel ‘For New Beginnings’ bezieht sich vor allem auf die Veränderungen in unserem Leben“, kommentiert der frischgeduschte und -geföhnte Joakim, als er den Faden seines Kollegen aufgreift. „Nicht nur Daniel, sondern auch viele meiner Freunde haben Kinder bekommen oder geheiratet. Es ist fast, als wären wir in Phase Drei unseres Leben eingetreten.“ Eine Phase, in der ein 32-jähriger Junggeselle angesichts der eifrigen Nestbauerei im Freundeskreis schon mal in Torschlusspanik verfallen kann, wie sie Joakim in dem Lied ‘People Are Getting Old‘ besingt. „Ich mag es sehr, auf Tour zu gehen und quasi wie ein Teenager zu leben. Aber wenn ich anschließend wieder nach Hause komme, sehe ich das Glück und die Harmonie der Familien um mich herum und sehne mich danach.“ Er überlegt: „Andererseits wünscht man sich ja immer genau das, was man nicht hat.” Recht hat er. Außerdem: Ein ‘Baby‘ namens ‘For New Beginnings‘ ist auch schon etwas, worauf er stolz sein darf. Text: Nina Töllner

Heimat: friskaviljor.net


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TEST

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TEST

ATHLETE

Im großen Sport-Test

Wie immer haben wir uns die Nächte um die Ohren geschlagen, um ein adäquates Testthema zu finden. Das Ergebnis ist simpel - aber gut. Da Sänger Joel Pott und Keyboarder Tim Wanstall selbst weniger athletisch sind, als ihr Bandname vorgibt, können sie gar nicht so schnell flüchten, wie wir ihnen die erste Frage rüberflanken. Mit einem 50/50- und einem Telefonjoker macht ihnen das Gehirnturnen letztlich aber sogar Spaß...

FRAGE 1

ausgetauscht.

Wer hat seine kurze Karriere als ProfiSurfer nach einem Unfall an den Nagel gehängt, wegen dem er mit 150 Stichen zusammengenäht werden musste?

Korrekte Antwort: B

D ...er habe Viagra geschluckt.

Test ein Büffelsteak gegessen.

FRAGE 4

A Anthony Kiedis (Red Hot Chili Peppers) B Eddie Vedder (Pearl Jam) C Jack Johnson D Brandon Boyd (Incubus) Tim: Jack Johnson! Er wäre der Typ, der nach so einem Unfall für den Rest seines Lebens mit seiner Gitarre am Strand sitzt, die anderen Surfer beobachtet und sich wünscht, selbst im Wasser zu sein. Joel: Wohingegen Eddie Vedder nach 150 Stichen direkt wieder aufs Brett steigen würde. C!

Korrekte Antwort: C

FRAGE 2 Der deutsche Läufer Dieter Baumann wurde 1999 positiv auf Doping getestet. Angeblich habe er derartige leistungssteigernde Mittel nie eingeworfen, aber... A ...jemand habe ihm Anabolika in

die Zahnpasta gemixt.

B ...jemand habe seine Urinprobe

C ...er habe einige Stunden vor dem

Joel: Gab es vor zehn Jahren schon Viagra? Ich würde sagen, jemand hat seine Urinprobe vertauscht. Aber ich mag Antwort C so gern – und Steak sowieso, also C.

Korrekte Antwort: A

FRAGE 3 Wofür ist die Eiskunstläuferin Tonya Harding nicht berühmt geworden? A Für ein Sexvideo B Als Körperdouble von Madonna C Für einen Angriff auf ihre Konkurrentin D Sie war die zweite Frau, der ein

Dreifach-Axel in einem Wettbewerb gelang

Joel: Antwort D wäre fies: Alles, wofür sie berühmt geworden ist, hätte dann nichts mit ihrer sportlichen Leistung zu tun. Tim: Ich sage B. Joel: Tim klingt so bestimmt. Er scheint eine Menge über Tonya Harding zu wissen. B.

Der ehemalige Manchester City-Torwart Bert Trautmann hat einst trotz welcher bösen Verletzung sein Tor bis zur Schlussminute gegen Birmingham verteidigt? A Kreuzbandriss B Nasenbruch C Riss des Trommelfells D Genickbruch Joel: Ein Genickbruch war’s sicher nicht. Tim: Doch, genau das muss die richtige Antwort sein! Ich weiß, dass irgendein Torhüter von Manchester schon mal mit Genickbruch gespielt hat. Vielleicht war es dieser Typ.

Korrekte Antwort: D

FRAGE 5 Was ist dem britischen Skispringer Eddie „The Eagle“ Edwards am Flughafen von Calgary NICHT passiert, als er dort 1988 zu den Olympischen Spielen anreiste? A Sein Koffer platzte auf dem

Transportband


B Seine Brille fiel zu Boden und zerbrach C Er stolperte über seinen Schnürsenkel

und stürzte auf eine alte Dame im Rollstuhl D Er prallte gegen die gläserne Ausgangstür, als er seinen Fans zuwinkte Joel (lacht): Die gute alte Zeit. Eddie The Eagle war eine Weile so was wie ein Nationalheld. Ich erinnere mich daran, dass der Koffer kaputt ging. Das mit der alten Dame muss auch stimmen. Tim: Nein, das klingt ausgedacht. B oder C, wir nehmen den 50/50 Joker

B Seine Brille fiel zu Boden und zerbrach C Er stolperte über seinen Schnürsenkel

und stürzte auf eine alte Dame im Rollstuhl

Tim: B und C? Ihr Ärsche! Ich glaube, ich erinnere mich, dass die Brille wirklich kaputt war. Bleibt nur noch C.

Korrekte Antwort: C

FRAGE 6 Wer war noch nie mit einem berühmten Sportler liiert? A Mandy Moore B Nicole Scherzinger C Sheryl Crow D Billie Joe Armstrong Joel: Über Nicole Dingsda weiß ich nichts. Sheryl Crow hatte Lance Armstrong und Mandy Moore war doch sicher mit einem Footballer oder Baketballer zusammen. Billy Joe Armstrong?

Korrekte Antwort: D

FRAGE 7 Welche Band hat die folgenden Sportarten noch in keinem ihrer Videos ausgeübt? A Foo Fighters - Synchronschwimmen B P.O.D. - Tischtennis C Dinosaur Jr. – Skaten und BMX D Robbie Williams – Eiskunstlauf Joel: Dinosaur Jr. waren Skaten und BMXen. Robbie Williams hat Eiskunstlauf gemacht. A oder B? Tim: Wenn die Foo Fighters noch nie Synchronschwimmen gemacht hätten, sollte mich das schwer wundern. Das ist doch etwas, das Dave Grohl liebend gern mit einem breiten Grinsen im Gesicht zelebriert. Ich sage P.O.D. und Tischtennis.

Korrekte Antwort: A

FRAGE 8 Winston Churchill glaubte, sein hohes Alter verdanke er… A Viel Sport B Einem „sportlichen“ Drink pro Tag C Sportangeln D Sportabstinenz

Tim: Der Typ hat sich doch sicher jeden morgen ein Gläschen genehmigt. Ich nehme B.

Korrekte Antwort: D

FRAGE 9 Was haben P. Diddy, Björn von ABBA und George W. Bush gemeinsam? A Sie sind einst aus dem Fußballteam

ihrer Schule geflogen, weil sie einen Gegenspieler verprügelt haben B Sie sind einen Marathon gelaufen C Sie waren mal Leistungssportler D Sie wurden alle mal wegen Beleidigung eines Schiedsrichters disqualifiziert Joel: Bei P. Diddy und George W. Bush kann ich mir super vorstellen, dass sie einen Schiedsrichter anbrüllen oder einen Spieler verkloppen, aber bei Björn nicht. Sie könnten alle Leistungssportler gewesen sein. Björn ist Schwede, die können meistens viele tolle Dinge auf einmal. Tim: Ja, du triffst einen und der ist Model, Arzt und tausend andere Sachen gleichzeitig. Eine perfekte Nation. (Joels Frau ruft an und wird spontan zum Telefonjoker) Joel: Sie sagt D. Das würde ich jetzt auch mal auch tippen.

Korrekte Antwort: B

FRAGE 10 Als Kim Gwang Suk aus Nordkorea 1992 ohne Schneidezähne bei Olympia antrat, war die inoffizielle Begründung dafür? A Bulimie B Man hätte ihr Alter auf 17

geschummelt, eigentlich hätte sie gerade erst die Milchzähne verloren C Nebenwirkungen von Anabolika D Ihre Trainer hätten das Ziehen der Zähne heimlich veranlasst, um einen Mitleidsbonus bei den Punktrichtern zu ergattern Joel: Antwort B. Daran kann ich mich erinnern. Turnwettkämpfe anzusehen ist allerdings nicht so mein Fall. Da mache ich mich lieber über Gewichtheben oder Tischtennis lustig.

Korrekte Antwort: B

FAZIT Mehr Bauchgefühl als Bauchmuskeln. Bei sechs richtigen Antworten sehen wir galant von einem Dopingtest ab. Mit ihrer Mischung aus Wissen und Intuition landen Joel und Tim im grundsoliden Mittelfeld. Manches Mal hat ihnen ihre Assoziationsgabe zwar gemein in die Achillessehne gehackt, doch auch wenn sich Dave Grohl noch nie im Badeanzug vor einer Videokamera räkelte, kann das ja noch werden... Text: Christine Stiller Heimat: athlete.mu Auch gut: „Black Swan“- das neue Album von Athlete


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Girls

Zuckersüß und bitter zugleich Im Zentrum steht der Glaube: Wie Christopher Owens mit dem Projekt Girls gegen jede Regel seiner streng religiösen Kindheit verstößt und hässliche Erinnerungen abschüttelt, fasziniert. 1997 hatte er die Schnauze voll, erklärt Christopher Owens. „Die Sekten-ähnliche Kommune, in der meine Mutter lebte, machte mich als Teenager krank und so flüchtete ich mit 16 Jahren vor ihr. Leicht war das nicht.“ Aufgewachsen im Kreise der amerikanischen Glaubensgemeinde ’Children Of God’ galt dem damaligen Jungspund alles als verboten. Keine Pop-Musik, keine modernen Klamotten und keinerlei Besitztümer, nur die Bibel und tägliche Kirchenbesuche wurden den Mitgliedern gestattet. „Im Anschluss wollte ich alles aufholen, das Leben genießen und so reiste ich quer durch die Welt. Erst waren es Nebenjobs, dann die Musik, mit der ich mich über Wasser hielt – bis mir vor drei Jahren meine Freundin begegnete.“ Kaum ausgesprochen, wird Owens seltsam ruhig, schaut auf seine bunten Chucks und rückt das eng anliegende Hemd gerade: „Sie war mein ein und alles. Unsere gemeinsame Band Curls feierte einjähriges Jubiläum und sie verließ mich.“ Ein erneuter Schicksalsschlag und trotzdem machte Owens weiter. In San Fransisco traf er 2008 den Produzenten JR White – dieser hörte die Songs der Curls und war

Wer möchte da nicht einsteigen?!: Girls aus San Francisco.

wie weggeblasen: „Irgendeinen Weg muss es doch geben, die Sachen zu veröffentlichen, meinte JR zu mir.“ Am Ende dieser langen und oftmals düsteren Etappe steht nun die gemeinsame Band Girls und deren sagenhaftes Debüt ‘Album’: „Mir fiel kein besserer Name für die Platte ein. Die Songs sind jedoch wie Tagebücher und fassen alles zusammen, was bisher passierte.“ Ein Longplayer, der die Girls zum Newcomer der Stunde macht: Während die Lyrics ein Auf und Ab zwischen Liebe und Last sind, regieren musikalisch zuckersüße Pop-Bal-

laden und raubeiniger Indie-Rock. Ein wahrhaft meisterliches Studiowerk, wenngleich mit schlichtem Titel. Christopher Owens ist stolz darauf, liebt die Musik, seine Klamotten und das Projekt Girls mehr als alles andere – weder Glaube, noch Trennung haben ihn mürbe gemacht. Text: Marcus Willfroth Heimat: myspace.com/girlssanfran

Eine Woche, eine halbe Million Single- und allein in den USA über 10.000 Album-Downloads später, schreibt das Quartet aus London im Januar 2009 Musikgeschichte: The Boxer Rebellion schaffen als erste Band ohne Plattenvertrag den Einstieg in die US-Billboard-Albumcharts! In der Heimat bleibt ihnen dieser Erfolg verwehrt. Zumindest auf dem Papier. Denn im Vereinigten Königreich war es für eine Chartplatzierung noch bis vor kurzem von Nöten, ein Album auch als CD oder LP zu veröffentlichen: „Einige unserer Fans waren daraufhin so angepisst, dass sie ein paar E-Mails an die zuständigen Behörden der Britischen Musikindustrie schrieben“, berichtet Gitarrist Todd Howe. Er ist überzeugt, dass die Fans der Band einen Grundstein dafür gelegt haben, dass diese Regelung schließlich gekippt wurde.

THE BOXER REBELLION

Neulich auf der Bank: TBR aus London.

Wie man digitale Musikgeschichte schreibt Rückblick: Kurz nach Veröffentlichung des Debütalbums ‘Exits’ werden The Boxer Rebellion aus London 2005 von ihrer Plattenfirma gefeuert. Ein neues Album hat die Band bereits im Kasten, als sie im Herbst 2008 eine Nachricht über MySpace erhält: Ein offenbar ziemlich einflussreicher Mitarbeiter von iTunes USA schlägt der Band vor, den Song ‘Evacuate’ als ‘Free Single Of The Week’ anzubieten. Das Stück gefällt auch iTunes-Verantwortlichen außerhalb der USA so gut, dass ‘Evacuate’ kurzum weltweit zur ‘Free Single Of The Week’ ernannt

wird. Die Band fackelt nicht lange und entschließt sich außerdem, zeitgleich das bereits fertig gestellte Album ‘Union’ über iTunes zu veröffentlichen.

Nun wird ‘Union’ doch noch im physischen Format veröffentlicht. Am Album selbst wurde nichts verändert. Daher besteht für Vergleiche zu Interpol, den Editors oder auch Radiohead weiterhin Gültigkeit. Und selbst wenn es dem gebürtigen Australier so überhaupt nicht schmecken will: Auch etwaige Assoziationen zum Shoegaze-Sound der Achtziger und Neunziger werden weiterhin Bestand haben, „obwohl sich niemand in der Band jemals ernsthaft mit Shoegazing auseinander gesetzt hat“, argumentiert Howe. Was bleibt, ist eine hörenswerte und bis heute labellose Band, die sich vor allem durch ihr eisernes „Independent By Choice“-Ideal reichlich Respekt und Sympathiepunkte verdient hat. Text: Christopher Mühlig Foto: Tessa Angus Heimat: theboxerrebellion.net


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?!

AUF DER COUCH MIT:

Rivers Cuomo

(WEEZER)

Weezer-Frontmann Rivers Cuomo ist das komplette Gegenteil von dem, was man sich unter dem Begriff „Rockstar“ vorstellt: Er ist nicht besonders groß, sein Milchgesicht zierte oft eine überdimensionale Hornbrille und in Modefragen ist der Mann irgendwo zwischen 1957 und 1982 stecken geblieben. Dass Rivers trotz vermeintlicher Defizite in Sachen Hipness und Flirtfaktor zur abgöttisch verehrten Stil-Ikone wurde, erklärt sich der King of Nerds vor allem durch sein kompromissloses Festhalten an seiner größten Stärke: dem Instinkt! Rivers, auf deinem neuen Album „Ratitude“ hast du erstmals mit Künstlern aus anderen Genres kollaboriert. War das Zusammentreffen mit diesen Musikern eher eine persönliche oder eine musikalische Herausforderung? Beides, irgendwie. Obwohl ich anfangs schon eine Menge Respekt davor hatte, mich auf so viele verschiedene Persönlichkeiten einstellen zu müssen. Bisher schrieb ich meine Musik meist allein, und plötzlich saß ich mit Jermaine Dupri oder Lil Wayne zusammen und musste HipHop mit Pop und WeezerRock kombinieren. Das war schon ein Experiment und hat mich große Überwindung gekostet, aber das Ergebnis begeistert mich dafür umso mehr. Warst du schon zu Schulzeiten eher ein schüchterner, eigenbrötlerischer Zeitgenosse oder standest du stets im Mittelpunkt? Unterschiedlich. Einerseits sah ich nicht aus wie die coolen Typen aus der Football-Mannschaft und war nicht sonderlich populär, andererseits hatte auch ich meine kleine Gang, von der ich sogar so etwas wie der Anführer war. Ich war also nie allein oder ausgestoßen, saß aber auch gerne mal in meinem Zimmer und las Nietzsche. Gab es in deiner Jugend etwas, das dich dazu inspiriert hat, Musiker zu werden? Ironischer Weise inspirierten mich dazu mehr die

Hat sich durchgeboxt: Rivers Cuomo (mit Handschuhen) und seine Weezer-Gang.

Worte der Menschen, die sagten, aus mir würde niemals etwas werden. Sie waren der Grund, warum ich hart an mir gearbeitet habe. Als Teenager hätte ich niemals zu träumen gewagt, einmal in einer erfolgreichen Band zu spielen, aber ich habe einfach auf meinen Instinkt vertraut, bin nach L.A. gezogen und bin heute Sänger einer Band, die wiederum Inspiration genug für andere ist, an die Verwirklichung ihrer Träume zu glauben.

Wo holst du dir den Ausgleich zum Bandleben? Bei meiner Familie, bei meiner Frau und meinem Kind. Außerdem meditiere ich, was mir ganz gut tut. Als Kontrast dazu gönne ich mir auch meine Dosis Party- und Musikerleben, was in Kombination mit den zuvor erwähnten Ruhequellen dazu führt, dass ich heute nicht mehr so unberechenbar und unzuverlässig bin wie einst, sondern ziemlich ausgeglichen.

Betrachtest du dein Dasein als Musiker manchmal als zu limitierend? Bist du zu klug für das Leben in einer Band? Sagen wir’s so: Als Weezer Mitte der Neunziger erfolgreich wurden, hat mich der Lifestyle einer Band ziemlich schnell angeödet – vier gelangweilte Typen, eingepfercht in einem Bus auf der Fahrt zum nächsten Auftritt. Ich war unzufrieden, unausgeglichen und fühlte mich geistig unterfordert. Also bin ich zurück an die Uni gegangen. Damals standen die Chancen, dass ich eines Tages zur Musik zurückkehre, eher schlecht. Heute aber kann ich Rock- und Pop-Musik wieder wertschätzen und bin überzeugt, dass Musik die Poesie unserer Zeit ist. Deshalb glaube ich auch an Weezer und gebe der Band 100% von dem, was ich habe.

FAZIT

Woran musst du noch arbeiten? Ein erfolgreicher Künstler sollte sich gut bewegen können, eine tolle Aura haben, fantastisch aussehen, in Geschäftsfragen ein glückliches Händchen besitzen und insgesamt einfach ein hervorragender Entertainer sein. Ich denke, da liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor mir.

Wenn es so etwas gibt wie das Paradebeispiel für einen Selfmade-Man, dann Rivers Cuomo. Aus sämtlichen vermeintlichen Nöten machte der 39-Jährige eine Tugend und ist seit rund 15 Jahren das Idol tausender bebrillter Außenseiter, die in Weezer ihre eigene, kleine Gang gefunden haben.


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Der Herr: Wie einst der Faust, so stehen auch sie an einem Scheideweg, drei schott’sche Männer, bärtig, doch gepflegt. Nicht Krümel wollen sie, sondern den ganzen Kuchen, Und doch mit der Vergangenheit nicht brechen. Mephisto: Hä?! Gott, was redest du denn da? Der Herr: Wenn wir uns schon an Hochkultur versuchen, so sollten wir doch auch in Versen sprechen… Mephisto: Hör auf mit dem Scheiß, wer soll das denn verstehen? Der Herr: Von Biffy Clyro ist die Rede hier, die gerade durch die Decke gehen. Mephisto: … und hör auf, aus meinen Sätzen schlechte Reime zu machen.

‘Only Revolutions’, das neue Opus aus der Feder von Biffy Clyro, ist zu einem Bombastwerk klassischen Ausmaßes geworden. Nicht zufällig bildet ein Lied namens ‘God And Satan’ das Herzstück desselben, denn diesmal gilt es für das schottische Trio zu beweisen, dass sich vermeintliche Gegensätze wie Authentizität und Erfolg, Komplexität und Pop auch im Stadionformat nicht ausschließen. Wie der berühmte Doktor Faust sind Biffy Clyro gefangen zwischen Himmel und Hölle. Wetten um die Seele dieser Band werden ab jetzt angenommen... „U2 sind gar nicht schlecht“, behauptet James Johnston. Das muss er wohl. Wenn sich die eigene Band anschickt, in die Premiere-League des britischen High End-Rock aufzusteigen, ist es durchaus sinnvoll, kulturelle Schönheit auch im sogenannten Mainstream zu entdecken und sich vom IndieStarrsinn früherer Tage zu trennen. „Als Junge war ich überzeugt, dass so flächendeckend erfolgreiche Bands wie U2 prinzipiell Scheiße fabrizieren“, sinniert der wallelockige Biffy Clyro-Bassist mit einem schiefen Grinsen. „Ja, und jede Band, die mehr als hundert Platten verkauft hat, war sowieso Mainstream“, fügt Sänger und Gitarrist Simon Neil zur allgemeinen Erheiterung hinzu. „Schon während der Arbeit an unserem letzten Album habe ich ‘Joshua Tree’ rauf und runter gehört. Das ist echt eine coole Platte“, gesteht Johnston daraufhin. Überraschend kommt dieses Eingeständnis für jene, die die Entwicklung von Ayrshire’s Finest in den zwei Jahren seit ihrem erfolgreichen MajorDebüt ‘Puzzles‘ mitverfolgt haben, sicher nicht. Berührungsängste mit den Big Playern des globalen Rock haben Biffy Clyro längst nicht mehr. Zuletzt teilte man die Bühne nicht nur mit Bands, die über alle Zweifel erhaben sind. Zu eher coolen Mehrzweckhallen-Füllern wie Muse oder Queens Of The Stone Age gesellte sich in den letzten zwei Jahren auch eine hübsch ausstaffierte Geisterbahn des megasellenden Rock-Establishments. Von den schrumpeligen Rolling Stones über die aufgedunsenen Linkin Park bis zu Bon Jovi – Biffy Clyro haben alles mitgenommen, was im Kontext einer

ewigen Geheimtipp-Band aus dem Glasgower Untergrund-Umland irgendwie anrüchig wirkt. Sie haben die Geister aus den Untiefen des Musikgeschäfts beschworen, um ihnen dann ordentlich in den Hintern zu treten. Denn da sind ja auch noch U2. Die durften in Person von Bono und The Edge bei Biffy Clyros ‘Little Noise‘-Session in der Londoner Union Chapel immerhin noch als Vorgruppe ran. Wer macht hier eigentlich wem Komplimente?

Heute können Biffy Clyro also einerseits nur froh sein, dass die allgemeine Definitionshoheit über ‘cool’ und ‘uncool’ selten in den Händen derer liegt, die den eigenen Hipness-Faktor durch den hochkomplizierten Erwerb vorderasiatischer VinylSonderpressungen der ersten Sonic Youth-Single begründen. Denn mit ‘Only Revolutions’ werfen sich Simon Neil und die Zwillingsbrüder James und Ben Johnston dem bösen Teufel ‘CorporateRock’ geradezu an den Hals. Dicke Produktion, Stargäste, Hochglanzvideos – alles dabei. Den mega-kredibilen aber leider notorisch unerfolgreichen Vorbildern der Neunziger – Braid, Lightning Bolt oder Sunny Day Real Estate – sind Biffy Clyro mittlerweile mehr als nur eine Nasenlänge voraus. ‘Puzzles’ verkaufte sich über 250.000 Mal und ‘Mountains’ und ‘That Golden Rule’, die VorabSingles zu ‘Only Revolutions’, schossen direkt in die britischen Top Ten. Deswegen muss sich heutzu-

tage allerdings niemand mehr erschießen oder vor einem gestrengen Szene-Gericht verantworten, das mit selbstkopierten Fanzine-Ausgaben herumwedelt und irgendwas von ‘Ausverkauf!’ donnert. In jeder Bandkarriere drängt sich irgendwann die Frage auf, wie viel Erfolg eigentlich gut ist? Möchte ich für den Rest meines Lebens trockenes Toastbrot mit veganer Kniescheibenwurst frühstücken, um mir und anderen zu beweisen, dass ich immer noch total bodenständig bin? Wie lange macht mein Rücken noch die verdammten Feldbetten im Schlafraum des JUZ Döbeln Ost II mit? Wäre es nicht geil, wenn ich die schwere Bass-Box nicht alleine diese schmale Treppe hinauf hieven müsste? Wer hat in den Bus gekotzt? Existenzielle Fragen, die früher oder später beantwortet sein wollen. Andererseits sind Biffy Clyro schon auf Grund ihrer knödelig elitären musikalischen Sozialisation eben tausendmal cooler als U2. Über den Köpfen der Dreifaltigkeit des Pop-Prog-Rock blinkt der Heiligenschein schottischer Bodenständigkeit. So richtig haben sich ‘The Biff’ nie auf den britischen Musikzirkus eingelassen, sondern hängen lieber mit den Glasgower Klassenkameraden von Aerogramme ab. Nach wie vor entstehen die Songs abseits der Londoner Hipster-Hölle in der Abgeschiedenheit der schottischen Provinz. Dort steht, stilecht von Hochlandnebel umwabert, ein kleines Bauernhaus, in das sich die Herren Clyro zum Proben zurückziehen. Der goldene Mittelweg zwischen Indie und Mainstream, den Biffy Clyro eingeschlagen haben, manifestiert sich nirgend-


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Foto: Erik Weiss

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Revolutions per minute: Biffy Clyro um Simon Neil, Ben Johnston und James Johnston (v. links).

wo deutlicher. Ein kleines Stück Himmel, in dem sämtliche höllischen Quälgeister von außen ihre Klappe zu halten haben und gleichzeitig ein gottverlassener Fleck auf der Landkarte. „Während wir Lieder schreiben, sind wir sehr akribisch und brauchen viel Zeit. Das ist der einzige Ort, an dem wir konzentriert Musik machen können, weil wir nur dort unter uns sind. Wenn wir touren, sieht uns ständig jemand zu. Im Studio ist es genau dasselbe. Das Haus steht mitten im Nirgendwo, dahin verirrt sich niemand so schnell. Zu viel Einfluss von außen würde sich negativ auf die Lieder auswirken, und das wollen wir auf jeden Fall vermeiden. Wir sind sehr selbstbewusst, wenn es um unsere Ideen geht, und wollen lieber mit fertigen Songs nach außen gehen“, erklärt Simon Neil den Hang der Band zur selbstverordneten Isolation. ‘That Golden Rule’, die goldene Regel der Band lautet wohl, dass Extreme nur musikalisch ausgelotet werden. Biffy Clyro wirken gefestigt und bereit für den großen Sprung. Selbst die große Melancholie, die Trauer über den Tod von Simon Neils Mutter, die sich wie ein roter Faden durch die letzten beiden Alben ‘Infinity Land’ und ‘Puzzles’ zog, ist auf ‘Only Revolutions’ einem gesund großspurigen Wissen um die eigenen Stärken gewichen.

Dementsprechend einfach gestaltet sich für die Band offensichtlich die Antwort auf die Erfolgsfrage. Während sich so manche Indie-Hardliner in einen Keller verziehen, aus dem sie nie wieder auftauchen, um mal tief in sich reinzuhorchen, röhren Biffy Clyro dem sich anbahnenden Erfolg, den komfortablen Hotelbetten, den zugekoksten Fernsehauftritten ein lautes ‘JA!’ entgegen. 14 Jahre harte Arbeit, fünf Alben in sieben Jahren, ununterbrochenes Touren – da muss doch irgendwann was gehen: „Natürlich haben sich im Laufe der Arbeit an ‘Only Revolutions‘ Hoffnungen und Erwartungen aufgebaut. Das kann den Prozess ziemlich erschweren, weil man sich anspannt. Insgesamt haben wir aber eine verdammt gute Zeit gehabt. Wir sind nach L.A. geflogen, haben die Sonne genossen und ein tolles Album aufgenommen“, berichtet James Johnston vom Aufenthalt in den Ocean Way Studios in Hollywood. Angesprochen auf die von Johnston ins Spiel gebrachten Erwartungen wird Simon Neil

konkreter: „Wenn du unsere Plattenfirma fragst, erwartet die sicher eine ganze Menge Geld. Wir erwarten von uns ‘nur‘, ein zeitloses Album zu machen. Ob wir das schaffen, ist natürlich eine ganz andere Frage. Und außerdem erwarten wir, dass uns das Album zu Millionären macht.“ Großes Gelächter schüttelt die drei Bandmitglieder, nachdem Simon diese Worte ausgesprochen hat. Die Erkenntnis, dass sich ihre Erwartungen mit ‘Only Revolutions’ möglicherweise erfüllen könnten, scheint noch nicht den kompletten Weg durch die Hirnwindungen der drei Herren gekrochen zu sein. Als wären sie sich der wahren Länge ihrer Schatten nicht bewusst, ruckeln Neil, Johnston und Johnston auf ihren Interview-Hockern herum und amüsieren sich über jede Aussage, die ihre sonst so offensiv vorgetragene Bescheidenheit relativiert. Die dicke Hose passt irgendwie noch nicht richtig. „Wir versuchen, Musik nach wie vor als Hobby anzusehen. Wenn das Musizieren Arbeit wird, verliert man schnell den Willen zum Weitermachen. Deshalb zwingen wir uns zu nichts. Wir wollen uns das erhalten, was uns schon mit 15 an Musik fasziniert hat. Dass eine Platte dir alles bedeuten kann, dass


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sie dich dazu bringt, dich großartig zu fühlen. Und außerdem geht es uns natürlich um den Spaß an der Sache“, berichtet Neil. Hätte seine Sitzgelegenheit eine Lehne, würde er sich jetzt wahrscheinlich entspannt nach hinten fallen lassen. Tatsächlich machen die drei Herren, die über ihr bislang größtes musikalisches Projekt erzählen sollen, den Eindruck, die gegenseitige Gesellschaft sehr zu genießen. Die Johnston-Zwillinge witzeln über ihre höchst unterschiedliche Haarpracht und Simon Neil erklärt nebenbei sein gespaltenes Verhältnis zu New York: „Einmal wäre ich dort fast ertrunken. Das war schon blöd genug, als japsender, käsiger Schottenjunge von einem Rettungsschwimmer aus dem Meer gezogen zu werden. Und als wir vor einem Jahr in New York gespielt haben, wurde ich im Half Nelson von der Bühne entfernt. Ein Typ zog mir dann noch eins mit dem Mikro über und ich weiß nicht mehr genau, wie wir letztendlich einen größeren Kampf vermieden haben. Aber insgesamt habe ich gewonnen. New York und ich werden einfach keine Freunde mehr.“ Ganz so lustig wie das klingt, gehen aber selbst Biffy Clyro die musikalische Karriere nicht an. Als die Band 1997 nach Glasgow umsiedelt, beginnen die Johnston-Zwillinge dort ein Tontechnik-Studium. „Das war aber ebenfalls ein Hobby“, meldet sich Schlagzeuger Ben Johnston zu Wort und erntet erneutes Gelächter. „Wir wollten einfach sicherstellen, dass wir unsere Platten auch aufnehmen können, wenn uns kein Label unter Vertrag nehmen will“, erklärt Simon Neil. Notfalls muss das persönliche Fortkommen eben auch ohne himmlischen Beistand oder Hilfe aus der Hölle organisiert werden.

Tatsächlich sind Biffy Clyro allerdings nie in eine derartige Notlage geraten. Stattdessen lässt sich in der Arbeitsweise der Band eine fast schon spießbürgerliche Konstanz ausmachen, Farmhäuser in der schottischen Provinz sind da erst der Anfang. Nicht umsonst wählte das Trio für die Aufnahmen zu ‘Only Revolutions’ dasselbe Setting, das auch schon für ‘Puzzles’ funktioniert hat. Erneut saß Erfolgsproduzent GGGarth Richardson am Pult, erneut entschied sich die Band für die altehrwürdigen Ocean Way Studios in Hollywood als Arbeitsplatz. Der Wandel zwischen den Extremen setzt sich auch in der Wahl der Aufenthaltsorte fort. Von Kilmarnock nach Hollywood ist es nur ein Katzensprung. Trotzdem hat diese Konstellation für Biffy Clyro nur Gutes. „Für uns als Band hat es Vorteile, einen stabilen Rahmen zu haben. Es ist einfach Mist, erst nach drei Wochen im Studio zu merken, dass man aufs falsche Pferd gesetzt hat. Wenn du deinem Umfeld vertraust, ist alles viel einfacher“, glaubt Simon Neil. Trotzdem ist auf ‘Only Revolutions’ nicht alles gleich geblieben. Die ohnehin griffigen Arrangements ließ sich die Band von niemand Geringerem als David Campbell veredeln. Der gute Herr, auf dessen Kaminsims nicht nur mehrere Grammys, sondern seit ‘Brokeback Mountain’ auch ein Oscar

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verstauben, schraubte Streicher und Bläsersätze in einige der Songs. Darüber hinaus protzt man mit einem Gastauftritt von Queens Of The Stone AgeFrontlatte Josh Homme, der nach der Zusammenarbeit mit den Arctic Monkeys offensichtlich sein Herz für Bands von der britischen Insel entdeckt hat. Allem Promigedrängel im Studio zum Trotz sind es allerdings die exzellenten Lieder, die das neue Album der drei Schotten als ihr Opus Magnum ausweisen. Geradezu beängstigend präzise haben Biffy Clyro die Lücke zwischen komplexen Prog-Rock-Arrangements und purem Pop gefunden und es sich darin gemütlich gemacht. ‘Only Revolutions’ strotzt vor Selbstvertrauen. James Johnston findet das kaum verwunderlich: „Im Laufe der Jahre haben wir gemerkt, dass wir uns und niemand anderem vertrauen können, wenn es um die Band geht. Wir machen uns gegenseitig Mut, denn das ist unsere Band und nicht die von irgendjemand anderem.“ Da können Gott und Teufel noch so viele Wetten abschließen, um das Seelenheil des gutgelaunten Trios ist es vorerst blendend bestellt. Text: Timo Richard Fotos: Erik Weiss Heimat: biffyclyro.com Auf sallys.net: sally*sTV! Schotten dicht mit Biffy Clyro

Biffy Clyro auf Tour 15.11. Saarbrücken - Garage *** 23.11. Köln – Gloria *** 6.12. München - Backstage *** 11.12. Wiesbaden - Schlachthof *** 12.12. Hamburg - Grünspan *** 13.12. Berlin – Kesselhaus *** 21.12. Bochum - Zeche

„I talk to God as much as I talk to satan cause I want to hear both sides“, singt Simon Neil in „God And Satan“. Wir haben mal lustig gegen den Datenschutz verstoßen und eine dieser Konversationen per Richtmikrofon abgehört. Dabei waren die Johnston-Zwillinge so freundlich, den Part von Gott (James) und den Part des Teufels (Ben) zu übernehmen, um etwaige atmosphärische Störgeräusche zu übertönen. Gott und Satan über „Only Revolutions“: Gott: „Jesus Christus! Was soll das denn sein?!“ Satan: „Ich finde die Hälfte der Platte gut.“ Gott und Satan über moderne Rock-Musik: Gott: „Moderne Rock-Musik ist größtenteils leer, inhaltslos und hat keine Seele. Es gibt zu viele Bands, die einfach nur andere Bands kopieren und denken, sie könnten es auf diesem Wege schaffen. Nach ein paar Platten ist dann Schluss und man geht wieder nach Hause und arbeitet bei McDonald‘s. Aus Gottes Perspektive ist es manchmal hart, zu sehen, dass man etwas so langweiliges erschaffen hat.“ Satan: „Ich habe all diese Leute in Bands gefangen und jetzt lutschen sie mir den Schwanz. Ha!“ Simon Neil: „Gott kann einem auch etwas Leid

tun, weil für ihn nur christliche Metal-Core Bands übrig bleiben.“ Gott und Satan über Biffy Clyros Leben auf Tour: Gott: „Sie sündigen zwar, aber sind keine großen Sünder. Sie geben sich Mühe und sind nicht selbstgerecht. Man denkt ja oft, dass Gott nur mit denen ist, die nicht sündigen, aber das ist nicht richtig.“ Satan: „Keep up the good work!“ Simon Neil: „Meist sind christliche Bands die Übelsten, weil sie nicht offen für andere Lebensstile sind. Es geht nicht um den Dialog. Wenn Marilyn Manson angegriffen wird oder Gebetstreffen und Bibellesungen vor dem Eingang der Warped-Tour abgehalten werden, hat das we-

nig mit christlicher Nächstenliebe zu tun. Richte nicht über Menschen, die du nicht kennst.“ Gott und Satan über das Leben in Schottland: Gott: „Außer in England wird Schottland eigentlich überall auf der Welt positiv bewertet. Das ist doch schon was.“ Satan: „Ich mag die schottische Schwermut und den überall vorhandenen Zynismus, aber es ist dort viel zu kalt.“


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PLATTEN/10 GEBOTE

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DIE 10 GEBOTE

Amy Millan Masters of the Burial

(Arts&Crafts/Alive) Amy Millan ist eine vielbeschäftigte Lady. Wenn sie nicht mit ihrer Hauptband, den Stars, unterwegs ist, leiht sie ihre Stimme der Broken Social Scene sie verbringt also viel Zeit in den Studios und auf den Bühnen dieser Welt. Möglich demnach, dass die Intimität und einladende, angenehme Unaufgeregtheit, die ihr neues Soloalbum „Masters Of The Burial“ ebenso auszeichnet wie schon den grandiosen 2006er Vorgänger „Honey From The Tombs“, bewusst gewähltes Antidot zu der Hektik und Rastlosigkeit ist, die sonst ihren Alltag ausmachen. Millan verschanzte sich im vergangenen Winter mit ein paar vertrauten Musikerfreunden in einem abgelegenen Haus in Ontario, bekam ab und an Besuch von weiteren Freunden wie z.B. Leslie Feist und kam mit elf Songs zwischen Singer-SongwriterPop, Folk und Country zurück, die mit zu dem Schönsten gehören, was es in diesem Jahr zu hören gab.

Captain Planet inselwissen

(Unterm Durchschnitt/ Broken Silence) Schön, dass noch was geht im deutschen Untergrund. Mit „Inselwissen“ veröffentlichen Captain Planet aus Hamburg ein weiteres Identifikation stiftendes und alternativen Lebensmut schürendes Album, dessen Herz und Hirn anwerfende Texte bald als Parolen auf den Wänden hiesiger Kellerclubs prangen dürften. Angefixt von der Abscheu gegenüber der tagtäglichen Tretmühle aus Job und Überleben und den sauberen Fassaden deutscher Vorstädte kippen die smarten Hanse-Punks kübelweise Denkfutter in ihren Sound aus holsteinischer Härte und süßer Melancholie – in der sicheren Gewissheit, dass ihre Musik der einzig mögliche Weg nach draußen ist. Auf dieser Insel kann man alt werden.

Text: Florian Hayler

Text: Torsten Hempelt

Girls Album

(PIAS/Rough Trade) Das Leiden dieser Welt in euphorisierend sommerfrische Kaugummi-PopSongs zu gießen, ist eine Fähigkeit, die bisher nahezu monopolistisch von Brian Wilson verwaltet wurde. Mit Girls-Frontmann und Sektenopfer Christopher Owens lauert ein potentieller Nachfolger, der Wilson in drogeninduzierter Genialität in nichts nachsteht. „Album“, das Debüt der Girls, wurde unter dem Einfluss von so ziemlich jeder Pille produziert, derer Owens und sein Mitstreiter Chet White habhaft werden konnten. Etwas von deren Wirkung scheint hängengeblieben zu sein, denn trotz hoffnungslos deprimierter Texte kritzelt „Album“ selbst dem größten Miesepeter ein ungewolltes Grinsen ins Gesicht. Girls blicken durch Elvis Costellos Brille und vertonen das gute Leben mit Beach Boys-Harmonien.

Text: Timo Richard

Slayer WORLD PAINTED BLOOD

(Sony) Statt - oder zumindest vor - der seit einiger Zeit als Gerücht am Horizont dräuenden Auflösung auf Grund angeblich akuten Zu-alt-Fühlens von Bassist Tom Araya, gibt’s mit „World Painted Blood“ glücklicherweise erst mal noch ein neues Slayer-Album. Und das hat alles, was ein Slayer-Album so haben muss: Drummer Dave Lombardo tritt und drischt die In-die-FressePolka wie immer, und auch Kerry „Fucking“ King und Jeff Hannemann jaulen sich in den Wechsel-Soli selbst am Ende ihres dritten (Kreativ-)Partnerschaftsjahrzehnts noch an, wie zwei verliebte, flohbefallene Hunde bei Vollmond - wenn sie nicht gerade die besten Slayer-Riffs seit mindestens „Christ Illusion“ rausmörteln. Über all dem belfert Tom Araya uns süße Nichtigkeiten (und ich glaube sogar einmal, in „Americon“, so etwas wie Sozialkritik) ins Ohr. Alles super also, wie (fast) immer.

Text: Torsten Hempelt

Converge Axe To Fall

The Films Oh, Scorpio

Text: Tito Wiesner

Text: Frédéric Schwilden

(Epitaph/Indigo) Kakophonie für die Massen? Zerstörung, Verzweiflung und Hölle auf Erden jetzt auch in großen Stadien? Ganz so weit wird es wohl nicht kommen, trotzdem bleibt festzuhalten: Converge haben mit „Axe To Fall“ ihr zugänglichstes Album aufgenommen. Melodien, Refrains oder andere, dem Härte-Faktor abträgliche Elemente, gibt es hier natürlich nicht, dafür sich in den Gehörgang fräsende Riffs, Midtempo-Doom und bedrohlichen Dampfwalzen-Groove. Dazwischen zelebriert die Band den Lärm, das manische Chaos, die Finsternis und den erhabenen Wahnsinn, mit dem sie seit fast zwei Dekaden Szenen definiert und beeinflusst. „Axe To Fall“ wird so zu einem neuen Höhepunkt in einer keinerlei Schwächen aufweisenden Band-Karriere. Fast schon beängstigend, mit welcher Perfektion Kurt Ballou und seine Mitstreiter weiterhin an ihrer eigenen Legende arbeiten.

Titiyo Hidden

(Despotz/Cargo) Nach einer seltsam orientierungslosen Phase holt Titiyo zum großen Rundumschlag aus. Mit „Hidden“ will es die Skandinavierin nach fünf Jahren Schaffenspause noch einmal wissen - im krassen Gegensatz zur Jahrtausendwende ist es jedoch nicht kommerzieller R’n’B, der ihre Songs dominiert, sondern es sind sphärische Pop-Sounds, die Titiyo um ihre tieftraurigen Lyrics webt. Fast komplett im Alleingang geschrieben, aufgenommen und produziert, besitzt „Hidden“ einen dunklen, oftmals melancholischen Charakter. Auch musikalisch macht sie keine Gefangenen, sondern stellt im herzzerreißenden „Drunken Gnome“ erschrocken fest: „Your Star Has Gone To Space/ Fallen Grace In Your Eyes/ Colours Fade To Grey“. Stellvertretend für ein ganzes Werk übers Alleinsein, hat Titiyo gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen. Detailvernarrt und wahrhaft betörend.

Text: Marcus Willfroth

(Strange Ways/Indigo) Alles andere als „Completely Replaceable“ klingt das zweite Album „Oh, Scorpio“ der vier Schwerenöter von The Films aus Charleston, South Carolina. Zurück zu den Ursprüngen ihrer musikalischen Vorfahren gelingt ihnen eine Platte mit der Dichte des für den Süden Amerikas typischen reichhaltigen Maisgerichts „Grits“. Serviert wird eine Stilsuppe aus Blues, Country, Folk, und Rock’n’Roll, angereichert mit Liebeskummer und Alkohol. Stets auf den Punkt und zum Tanzen gemacht, leidet man selten so gerne mit Song-Charakteren wie mit denen, die Sänger Michael Trent mit seiner herausfordernden jugendlichen, fast schon lasziven Stimme von einer Frau zur nächsten stolpern lässt. Die große Liebe war bisher noch nicht dabei, aber ein großes, warmes Album für den Herbst, an dem man sich auch in den nächsten Jahren noch gerne aufwärmt.

Why? Eskimo Snow

(Tomlab/Indigo) Das Heer Bettfrisuren tragender Why?-Fans wird sich in der Meinung zum neuesten Output seiner Helden teilen, denn auf „Eskimo Snow“ ist Schluss mit Schlafzimmer-HipHop. Was auf den bisherigen drei Alben prägend für den Wiedererkennungswert der Band aus Oakland war, ist auf dem neuesten Tonträger lediglich in homöopathischen Dosen vorhanden. Die Klacker-Beats und der sonore Sprechgesang sind zugunsten der Indie- und Folk-Anteile so sehr zurückgeschraubt worden, dass die Vorstellung, „Eskimo Snow“ sei zeitgleich mit dem kultisch verehrten „Alocepia“ entstanden, ans Absurde grenzt. Doch auch im neugewählten Format schlagen sich Yoni Wolf und seine Kollegen wacker, begeistern durch schräge Instrumentierung, klare Strukturen und eine nach wie vor unglaubliche Textqualität. „Eskimo Snow“ wischt hinter dem Seelenstrip „Alocepia“ schön ordentlich auf.

Text: Timo Richard

Friska Viljor For New Beginnings

(Haldern Pop/Cargo) Daniel Johansson und Joakim Sveningsson trafen sich einst in einer Bar in Stockholm, blickten auf eine zerbrochene Beziehung zurück und ertränkten ihren Kummer im Alkohol. Da das nur eine Lösung auf Zeit war, widmeten sie sich schließlich mit Haut und Haaren ihrer anderen Liebe: der Musik. Und der Rest ist Geschichte. Ihre emotionalen, ja kauzigen Hymnen, die vom Leben, der Liebe und Schicksalsschlägen erzählen, begeisterten das Indie-Volk über die Grenzen Schwedens hinaus. Mit ihrem neuen Album setzen Friska Viljor einen weiteren Meilenstein. „The New Beginnings“ klingt frisch, energetisch und fröhlich, ja strotzt gerade zu vor neu gewonnener Lebensfreude. Spätestens bei „People Getting Old“ möchte man sich einen Bart ankleben und mit einem gefüllten Bierglas in der ausgestreckten Hand grölen: „But I’m still stomping like I am fourteen or something.“

Text: Kati Weilhammer

William Fitzsimmons The Sparrow And The Crow

(Groenland/Cargo) Es kommt, wie es kommen musste. William Fitzsimmons’ „The Sparrow And The Crow“ ist die wohl schonungsloseste Platte des Jahres. Auf seinem neuen, dritten Longplayer präsentiert sich der Songwriter als leidender Emerit - der alles bereut, vieles falsch gemacht hat und jetzt nur noch schlafen will. Am liebsten für immer. Wie sehr die Songs dabei zu einem persönlichen Tagebuch geraten, wird erst klar, wenn Fitzsimmons die eigene Scheidung mit allerhand Beiträgen detailgenau dokumentiert. Folgerichtig erklingen kaum mehr als Akustikgitarren und so richtig düster wird es, wenn in Liedern wie „I Don’t Feel It Anymore“ oder „You Still Hurt Me“ Zwiegespräche eines frustrierten Pärchens den Inhalt bilden. Es scheint Gesetz der Serie zu sein, dass im FolkGenre die Mörderalben aus der Not heraus geboren werden.

Text: Marcus Willfroth


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PLATTEN/OFFENBARUNG

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DIE OFFENBARUNG Wolfmother COSMIC EGG (Universal)

Mit runderneuerter Gefolgschaft rückt Gevatter Andrew Stockdale, die uneingeschränkte Führungskraft der neuerlich zum Hard-RockQuartett gewachsenen Band, auf Album Nummer Zwei an. Dabei setzt der Mann auf das bereits druckvoll-ungehobelte Debüt tatsächlich noch einen drauf. Egal, ob vergleichsweise gerade Rocker („New Moon Rising“, „California Queen“), psychedelisch pulsierende Panoptiken im kleidsamen Spätsechziger-Paisley-Gewand („In The Castle“, „Violence Of The Sun“) oder auch das bewusstseinserweiterte Substanz-Spektrum in all seinen schillernden Zwischentönen darüber

hinaus: „Cosmic Egg“ ist das Retro-Rock-Ei des Kolumbus und in hart rockender Hinsicht genau jenes zusätzliche, das den White Stripes zuweilen fehlt. Denn diese Platte ist der geschlüpfte Beweis, dass Black Sabbath, Blue Cheer und Led Zeppelin hiermit ihre(n) begabtesten Schüler gefunden haben. Besonders empfehlenswert: die vom Schöpfer Stockdale intendierte Deluxe-Album-Variante, die mit vier zusätzlichen starken Songs als Bonus aufwartet. Diese als Album-Ausschussware zu betiteln, würde schlichtweg an Beleidigung grenzen. Text: Danny Dubilski

1 hoffnungslos ** 2 egal ** 3 üben ** 4 bemüht ** 5 kann man machen ** 6 gut ** 7 vorn dabei ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 klassiker Alec Ounsworth Mo Beauty

(Anti/Indigo) Anstatt mit seiner Combo Clap Your Hands Say Yeah den Nachfolger zum sagenhaften Zweitwerk „Some Loud Thunder“ aufzunehmen, macht es sich Sänger Alec Ounsworth lieber solo gemütlich. „Mo Beauty“ ist sein erster Alleingang nach dem Durchbruch als Bandleader und zeigt ganz neue Facetten von ihm. Weniger kirre Elektro-Samples, sondern „handgemachte“ Musik prägen die Platte: Beiträge wie „That Is Not My Home“ und „Obscene Queen Bee No 2“ sind gefühlvolle und opulent arrangierte Pop-Balladen. Sicher nicht das, was viele Fans von ihm erwartet haben, doch Alec Ounsworth unterstreicht mit „Mo Beauty“ sein Talent deswegen, weil es so anders klingt als Clap Your Hands Say Yeah. Jede Wette, dass er auch damit Eindruck schindet. 7

Text: Marcus Willfroth

Alexi Murdoch Time Without Consequence

(Zero Summer/Nettwerk/ Soulfood) Nur weil man den Namen Alexi Murdoch noch nie gehört hat, heißt das nicht, dass einem nicht schon Musik des schottischen Singer/Songwriters untergekommen ist. Serien wie „Dr. House“, „Prison Break“ oder „O.C., California“ haben seine Songs ebenso gerne eingesetzt wie „Garden State“, „Gone Baby Gone“ und andere Kinofilme. Aktuell sind seine sanft-sympathischen, gefühlvollen Folk-Rock-Nummern in Sam Mendes’ „Away We Go“ auf der Leinwand zu hören. Sechs der dort verwendeten Stücke sind nun nicht nur auf dem Soundtrack, sondern auch auf Murdochs Debütalbum zu finden, das mit enormer Verspätung auch bei uns erscheint. Endlich, denn der Mann ist eine kleine, feine Entdeckung. Nicht nur für Serien- und Kinofans. 8

Text: Patrick Heidmann

The Antlers Hospice

(Frenchkiss/Alive) The Antlers waren ursprünglich ein Soloprojekt von Peter Silberman aus Brooklyn. Im Zuge der Veröffentlichung von „Hospice“ formierte sich hieraus eine dreiköpfige Band mit zweifelsfrei talentierten Musikern. Diese wiederum haben es sich fett und in Großbuchstaben auf die Fahne geschrieben, mit Hilfe von Gitarren, Keyboards, Synthies und sämtlichen vorstellbaren Soundeffekten sowie einem gelegentlich einsetzenden Schlagzeug, möglichst

schnell ein hohes, intensives Maß an Schwermut zu verbreiten. So weckt „Hospice“ beim Hören durchaus das Verlangen, die vom Regen komplett durchnässte Jacke einfach wieder anzuziehen, um völlig grundlos noch einmal vor die Tür zu gehen. Einfach so. Der schlechten Laune wegen. 4

Text: Christopher Mühlig

A Place To Bury Strangers Exploding Head

(Mute/GoodToGo/Rough Trade) Da hat die New Yorker Band den Nagel auf den Kopf getroffen - oder, genauer gesagt, dem ohnehin kurz vor dem Bersten stehenden Schädel an der richtigen Stelle den entscheidenden Knacks verpasst: einen treffenderen Titel als „Exploding Head“ hätten sich A Place To Bury Strangers für ihr zweites Album jedenfalls kaum denken können. So schmachtendbrutal, so beißend gleißend, wie hier die Gitarren kreischen und bluten, so rastlos-sadistisch das blecherne Drumming, so unheildräuend latent-aggressiv die beständig an Six By Seven erinnernden Vocals, so kalt und nackt die Produktion, die jede schützende Hülle um den faszinierenden Krach verwehrt. Macht unterm Strich einen Shoegazing-Albtraum vom Feinsten, der übrigens im November und Dezember auch auf sechs deutschen Bühnen inszeniert wird.8

Text: Friedrich Reip

Archive Controlling Crowds, Part IV

(Warner) Eines muss man ihnen lassen: Archive wissen um die Bedeutung von Konzepten. Nachdem im Frühjahr die erste Episode von „Controlling Crowds“ erschien, die Teil Eins bis Drei beinhaltete, schieben sie nun den vierten Teil hinterher. Doch wie so oft bei hochartifizieller Musik, treffen die Melodien eher den Verstand als das Herz des Hörers, und zudem ist die Platte voll gepackt mit SoundSchnipseln, Samples und viel zu vielen Genres. Von Alternative-Rock über Akustik-Pop bis hin zu TripHop spielen Archive alles, was die Populärmusik zu bieten hat. Leider, denn ein rechtes Maß wäre hilfreich gewesen und hätte dafür gesorgt, dass „Controlling Crowds, Part IV“ nicht wie eine Compilation klingt. Gesellschaftskritik musikalisch hochtrabend untermalen - wenn Archive das erreichen wollten, ist es ihnen gelungen. 4

Text: Marcus Willfroth

Athlete Black Swan

(Fiction/Universal)

Als Athlete beim diesjährigen ‘Haldern Pop‘-Festival spontan als Ersatz-Headliner einsprangen, war allein die Tatsache, dass sie noch existieren, eine kleine Überraschung. Die Londoner sind also noch im Geschäft, und das obwohl der große Erfolg trotz der 2005er Riesensingle „Wires“ ausblieb, das Album „Beyond The Neighbourhood“ zwei Jahre später floppte und somit alles auf endgültige Desillusionierung hingedeutet hatte. Athlete aber scheinen gefestigt - was nur gut und wichtig ist, denn auch mit „Black Swan“ dürfte es nun nicht zum großen Knall kommen, auch wenn man sich bei ‘Fiction Records’ in Gesellschaft stilverwandter Kollegen wie Elbow oder Snow Patrol befindet. Die Melodien der neuen Songs sind sicher für die eine oder andere heimlich verdrückte Träne gut, in den Pop-Himmel werden sie die Band aber nicht befördern. Muss ja auch nicht sein. 6

Text: Friedrich Reip

Atreyu Congregation Of The Damned

(Roadrunner/Warner) In zwei Jahren kann viel geschehen. Nicht nur ein neues Mitglied und einen musikalischen Kurswechsel haben die Amerikaner in dieser Zeit heraufbeschworen - die südkalifornische Metal-Fraktion Atreyu nutzte die Periode auch, um sich nach ihrem beeindruckenden 2007er Output „Leads Sails Paper Anchor“ dem siebten Album zu widmen. Kraftvoll und energiegeladen legt „Congregation Of The Damned“ mit „Bleeding Is A Luxury“ los und kommt mit „Gallows“ sehr rifflastig in Fahrt. Der Titelsong lebt von der zackigen Intonation und satten Chören, aber die Metal-Core-Wurzeln der Band treten nur vereinzelt zutage. Produziert wurde das Ganze von keinem geringeren als Ozzy Osbournes Vertrautem Bob Marlette. Vielfältig, aber etwas zu berechnend jagen sie aus den Boxen. 6

Text: Samuel Stein

Beak> Beak>

(Invada/Cargo) Auch abseits seiner Band Portishead sollte man dem Soundtüftler Geoff Barrow überall hin folgen. Entscheidend für seine Kreativität ist, dass er seinen Weg ohne Hindernisse gehen kann und ihm das neue Nebenprojekt Beak> alle Freiheiten lässt, die er künstlerisch und musikalisch braucht. Aufgenommen in nur zwölf Tagen ist das gleichnamige Debüt erstaunlich düster

geraten und – im Vergleich zu Portishead - noch unkonventioneller. Nur wenige Songs besitzen klassische Lyrics, dafür massenhaft Drums und Synthesizer. Die fährt Barrow zusammen mit flächigen Sounds und harten Beats auf und erschafft damit eine wahrhaft drückende Stimmung. Als hätte Regisseur David Lynch einen Soundtrack bei ihnen bestellt. 7

Text: Marcus Willfroth

Biffy Clyro Only Revolutions

(14th Floor/Warner) Eines vorweg: der viel zitierte Satz, „Only Revolutions“ enthielte die härtesten Riffs, die Biffy Clyro jemals eingespielt hätten, schürte falsche Erwartungen. Statt zu ihren Wurzeln zurückzukehren, machen sie da weiter, wo der Vorgänger „Puzzle“ aufgehört hat. Mit bis ins Detail durcharrangierten Pop-Hymnen, die wahlweise mit Streichern, neuerdings auch Bläsern, mehrstimmigem Gesang und Mathcore-Anleihen auf 1x1-Niveau versetzt werden. Die charakteristische Vertracktheit von einst lässt sich nur noch erahnen, stattdessen dominieren eingängige Strukturen und Singalong-Refrains, deren Mainstream-Kompatibilität hart an dem einzigartigen Nimbus der Band kratzt. Mit ihrem fünften Album stellen Biffy Clyro die Weichen endgültig auf kommerziellen Erfolg und büßen dabei an Authentizität ein. Was für ein Glück für alle Beteiligten, dass sie diesen Verlust durch ihre überragenden Live-Shows kompensieren können. 7

Text: Boris Mischke

The Boxer Rebellion Union

(The Boxer Rebellion/ ADA Global) Das dritte Album einer Band soll ja zwischen Untergang und endgültigem Durchbruch entscheidend beitragen. Sollten The Boxer Rebellion nicht schon bewiesen haben, dass sie zu Recht in einem Atemzug mit Bands wie Coldplay oder den Editors genannt werden, dann dürfte dies spätestens mit dem aktuellem Werk „Union“ gelingen. Was die vier Briten hier darbieten, ist an Dichte und atemberaubender Atmosphäre kaum noch zu toppen. Eine dreiviertelstündige Reise in epische Landschaften, die Sehnsüchte weckt, von denen man gar nicht mehr wusste, dass man sie hat. Hier wird Passion und Gefühl in Dimensionen gehievt, in denen sich nur ganz wenige Bands befinden. 7

Text: Kai Butterweck


Brett Anderson Slow Attack

(Edel) Schon länger diente dem ehemaligen Suede-Sänger seine Heimatstadt London nicht mehr so dankbar als pittoreske Pop-Projektionsfläche wie auf seinem dritten Soloalbum. Zusammen mit dem neuen Songwriting-Partner Leo Abrahams zeichnet Anderson hierauf ein winterlich verschneites Metropolen-Stadtbild. In zurückhaltenden Soundtrack-Farben und von schwebenden Piano-, Oboe- und Flöten-Sektionen sparsam instrumentiert, schwangen Andersons unvergleichliches Organ, atmosphärische Anmut und das malerische Songwriting schon lange nicht mehr so homogen im harmonischen Einklang wie auf diesem bislang rundesten Alleingang. Der ideale Begleiter für die kommenden einsamen winterlichen Stadtspaziergänge. 8

Text: Frank Thießies

Charlotte Hatherley New Worlds

(Little Sister/Rough Trade) Aufregend muss Charlotte Hatherleys letztes Jahr gewesen sein, voller Erfolge und erstaunlich produktiv. Zum einen sorgte die ehemalige Ash-Gitarristin für den letzten Schliff am Bat For Lashes-Debüt, das kurze Zeit später in England durch die Decke schoss - und tüftelte anderseits an ihrem dritten Soloalbum „New Worlds“. Was der Titel jedoch verspricht, halten die neuen Songs nicht ein: Gewohnt schnelle und poppige E-Gitarren prägen den Großteil der Platte. Etwas, das wir bereits vom Debüt „Grey Will Fade“ kennen und das schon damals suboptimal funktionierte. Scheinbar braucht Charlotte Hatherley jemanden an ihrer Seite, der als klassischer Frontmann Ideen einbringt, beim Songwriting auch mal den Ton angibt. Einfach nur tight geradeaus reicht diesmal nicht. New Worlds? Beim nächsten Mal vielleicht. 4

Text: Marcus Willfroth

Cymbals Eat Guitars Why There Are Mountains

(Memphis Industries/PIAS) Cymbals Eat Guitars erhielten für ihr selbst produziertes und zunächst in Eigenregie vertriebenes Debüt „Why There Are Mountains“ vom NME das Prädikat „best indie album of the year“. Gut, deren inflationärer Gebrauch solcher Aussagen ist längst bekannt, wenn auch hier nicht ganz unbegründet. Die New Yorker Band experimentiert mit einer Mischung aus Shoegaze und Noise, wobei der leichte und nötige Hang zum Pop für die Hörverträglichkeit sorgt. Denn Sänger und Gitarrist Joseph D’Agostina scheint nichts lieber zu tun, als die Songs mit ständigen Gitarrenfeedbacks zu glasieren. Gesanglich erinnert der gerade 20-Jährige stark an Built To Spill-Frontmann Doug Martsch oder J Mascis von Dinosaur Jr. Kein Indie-Album des Jahres, aber ein ernst zu nehmender Geheimtipp ist „Why There Are Mountains“ unbedingt. 7

Text: Christopher Mühlig

Das Pop Das Pop

(N.E.W.S/Rough Trade) Das belgische Städtchen Gent hat nicht nur eine malerische Altstadt, sondern auch eine quicklebendige Musikszene. Deren prominenteste Köpfe heißen Stephen und David Dewaele, und glaubt man der Presseinfo, haben die beiden Soulwax- und Too Many DJs-Masterminds einen beträchtlichen Anteil am neuen Sound ihrer Kollegen von Das Pop. Die Dewaele-Brüder produzierten den dritten Langspieler der Popper im eigenen Studio und nutzen ihr Hausrecht, um Synthies und Sequenzer aus den Räumlichkeiten zu verbannen. Dieser wichtigen Utensilien beraubt, verlegte sich das befreundete Quartett auf

einen eingängigen Gitarren-Pop mit viel Tanzflächenpotenzial. Der Gesamteindruck ist nicht spektakulär, aber dank Refrains wie in „Never Get Enough“ oder „Fool For Love“ haben Das Pop so manchen Hit-Kandidaten im Gepäck. 6

Text: Nina Töllner

Expatriate In The Midst Of This

(PIAS/Rough Trade) Im Sommer dieses Jahres konnte man die vier Expatriaten aus Down Under, die mittlerweile getreu ihrem Bandnamen in Berlin beheimatet sind, bereits auf der Dredg-Tour als Opener bewundern. Da diese Auftritte allerorts für mehr als begeisternde Resonanzen sorgten, teilt man sich nun ab Ende Oktober gar mit Placebo die Bühnen Europas. Nicht besonders verwunderlich, wenn man im Gepäck doch ein mehr als gelungenes Album hat. Das in Australien bereits 2007 erschienene Werk verbindet gekonnt alle Elemente, die Bands wie The Cure, Depeche Mode und Placebo groß machten. Gepaart mit der nötigen Prise Eigenständigkeit und dem richtigen Gefühl für wohlige Melodien reiht sich hier ein Hit an den anderen. 6

Text: Kai Butterweck

The Fine Arts Showcase Dolophine Smile

(Adrian/Alive) Gustav Kjellvander tritt mit dem vierten Album seiner Band The Fine Arts Showcase endgültig aus dem Schatten seines großen Bruders Christian. Irgendwo zwischen Lou Reed, Joy Division, Nick Cave und Interpol angesiedelt, umgarnt sein Bariton die sphärischen Melodien mit einer düsteren, ja fast erdrückenden Stimmung. Es braucht Zeit, um „Dolophine Smile“ als das anzunehmen, was es ist: klug arrangiertes, schwedisches Songgut mit großem englischen Einfluss. Seinen Höhepunkt findet das Album passender Weise in dem Duett „You Knew I Was Trouble From The Start“ mit der britischen Sängerin Theoretical Girl - traurig, bittersüß und herzzerreißend. 6

Text: Kati Weilhammer

Fu Manchu Signs Of Infinite Power

(Century Media/EMI) Schön, dass es auch anders geht: Fu Manchu ist eine dieser traditionsbewussten Bands, die es seit mehr als 20 Jahren erfolgreich schaffen, den Großteil der Menschheit gekonnt zu umschiffen. Auch mit dem neuen Werk hat sich die Band weder neu erfunden noch den Versuch unternommen, abseits ihrer Zielgruppe auf Hörerfang zu gehen. Vielmehr haben sich Fu Manchu um Mastermind Scott Hill dem zugewandt, was sie am besten können: Düsteren, ausufernden Stoner-Rock zu fahren, der mit den obligatorischen Gitarrensoli und einer ordentlichen Produktion anzugeben weiß. Für den langjährigen Fan ein Muss, auch wenn mit keinerlei Überraschung zu rechnen ist. 6

Text: Daniela Bringer

Heavy Trash Midnight Soul Serenade

(Crunchy Frog/Cargo) Zum dritten Mal beehren uns Matt Verta-Ray und Jon Spencer mit einem Album ihres gemeinsamen Rockabilly-Projekts Heavy Trash. Weniger krachig, dafür klassischer wartet „Midnight Soul Serenade“ mit einer würzigen Mischung aus Petticoat-Petting, Blues-Banden und Americana-Anleihen auf. Daneben sorgen kauzig-kranke Nummern wie das an eine Tom Waits-Lamento mahnende „The Pill“, das spaßige SombreroSurf-Intermezzo „Pimento“ oder auch der coole Crooner „Isolation“ für mehr als nur beschwingte Traditionalisten-Tollen. Schwer in Ordnung. 7

Text: Frank Thießies

Hello=Fire Hello=Fire

(Schnitzel/Rough Trade) Auch Dean Fertita, seines Zeichens Keyboarder und Gitarrist der Queens Of The Stone Age und bei The Dead Weather tätig, tut es seinen umtriebigen Bandkollegen gleich und wird

Flaming Lips Embryonic (Warner)

Pro:

Es gehört schon einiges dazu, ein Album wie „Embryonic“ zu veröffentlichen. So, wie Lou Reed 1975 auf einem ersten Gipfel seiner Popularität statt einer sicheren Bank die Krackeskapade „Metal Machine Music“ schuf, lassen die Flaming Lips diesmal einfach alle offensichtlichen Hits weg und präsentieren eine Art Skelett ihrer Musik. Kein „Waiting For A Superman“, kein „Do You Realize??“, kein Konfetti und keine Ballons. Stattdessen Fragmente und Stolpersteine, Zweifel und Versuche. Auf einen Rausch folgt meist ein Katzenjammer - und da es kaum eine Band gibt, auf deren Output (und Lebenswandel) das Wort „Rausch“ besser passt, liegt die Vermutung irgendwie nahe, „Embryonic“ sei das Musik gewordene Runterkommen von einem über 26 Jahre dauernden, bunten Trip. Mutig, beeindruckend, schwer verdaulich.

Text: Ralph Schlegel

Contra:

Begrüßte das letzte Flaming Lips-Album „At War With The Mystics“ seine HörerInnen noch mit einem vielkehligen, optimistischen „Yeah Yeah Yeah!“, so beginnt „Embryonic“ mit der Äußerung eines undefinierten Instruments, das in etwa sagt: „Wiiip, wiip, wiiip-wääh“. Und so geht’s dann auch weiter. Das Konzept des eingängigen, nachvollziehbaren Songs wurde offensichtlich verbannt, dafür die Masse an selbstvergessenen Jams und Freak-Out-Episoden, die auf den letzten Alben als Puffer zwischen den grandiosen Hits fungierten, auf über 70 Minuten ausgewalzt. Was bleibt, ist ein Gefühlswirrwarr aus Klaustrophobie, Melancholie, starker Verstörtund leichter Genervtheit sowie dem unbefriedigten Bedürfnis nach dem großen Song-Moment, der ihnen in den vergangenen 15 Jahren so leicht von der Hand ging.

Text: Stephan Behrens


mit seinem ersten Solo-Projekt vorstellig. Von außerhalb des inzestuösen Hauptband-Befruchtungskreises ist hier gar noch Brendan Benson mit von der Partie, was die für QOTSA-UmkreisVerhältnisse extrem unsperrigen Songs und Arrangements erklärt, die mit plüschigen Sixties Pop- und handgezähmten Garagen-Rock-Referenzen aufwarten. Doch nach ersten BegrüßungsFormalitäten setzt leider nicht die brennende Begeisterung ein. Dafür kocht das Songwriting zu sehr auf der Sparflamme der Beliebigkeit. 5

Text: Frank Thießies

The Hidden Cameras Origin: Orphan

(Arts & Crafts/Alive) Das Gestörten-Abo der kanadischen Kritikerlieblinge läuft einfach nicht ab: Pop-Musik als zielgerichtete Methode zum Abtanzen, Rumkriegen oder Losphilosophieren ist Mr. Joel Gibb royal wumpe, bei dieser Band geht es um Menschenversuche mit Musik. „In The NA“ zum Beispiel - zur Hälfte wirrer Synth-Rhythmus, zur Hälfte perliger PowerPop. Oder „Walk On“ und seine erhabene Mitsingmelodie, gerade als man die CD eigentlich aus dem Fenster werfen will. Die Lieblingsinstrumente sind nach wie vor Rasseln, Glöckchen und Brian Wilson, die Stimme dazu kommt direkt vom schwach frequentierten Ende der Erotikmesse. Die Hidden Cameras haben die nukleare Havarie der Pop-Musik überlebt und fummeln jetzt aus den Trümmern bunte Machwerke zusammen, wie sie nur Mütter und Wasserkopf-Sheriffs lieben können. Also wir. 7

Text: Michael Haacken

Ian Brown My Way

(Fiction/Universal) Wenn es darum geht, dem Brit-Pop eine Perspektive zu geben, bietet sich Ian Brown gerne an. Im positiven wie negativen Sinne, denn der ehemalige Stone Roses-Vorsteher experimentiert viel, wenn auch meist ohne nachhaltige Wirkung. Sein letztes Studiowerk „The World Is Yours“ geriet trotz Mut zur Veränderung orientierungslos, und als Lehre daraus beschränkt sich Brown nun aufs Wesentliche: Er liefert britische Rock-Musik mit fetten Drums und hallenden Gitarren. „My Way“ soll die Rückkehr zu den Wurzeln darstellen, und doch kann es der Urvater des Brit-Pop nicht lassen im zweiten Track „Crowning Of The Poor“ mutiert er zum Rap-Superstar und wirkt dabei so ungelenk, dass es weh tut. Abseits dessen sind die meisten Songs gelungen, die Single „Stellify“ gar meisterlich. Insofern kann die Zukunft ruhig kommen. 6

Text: Marcus Willfroth

Immanu El Moen

(ATS/Cargo) Immanu El stammen aus Göteborg, genau wie EF, haben mit Emil Karlsson den selben Gitarristen im Mitgliederverzeichnis und kreieren jeweils kunstvolle Klangbilder. Für den Unterschied zwischen den Bands sorgt vor allem der Gesang von Claes Strängberg. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Per ist er der kreative Kopf hinter Immanu El, und gemeinsam mit ihren drei Bandkollegen verbinden sie auf ihrem zweiten Album „Moen“ melodischen Post-Rock mit atmosphärischen Pop-Songs. Mal schnell und dynamisch, fast schon fröhlich anmutend, klingen ihre Stücke im nächsten Moment wieder schwer und getragen, gar düster. Markenzeichen bleibt aber vor allem die weiche Stimme von Strängberg – erst sie schenkt Immanu El die eigene Note. 7

Text: Maleen Mohr

Kevin Devine Brother’s Blood

(Arctic Rodeo/Alive) Elliott Smith? Ben Gibbard? Simon & Garfunkel? „Oh what a joy to be free“ flüstert Kevin Devine, die einstige Songwriter-Hoffnung aus Brooklyn, zu Beginn seines siebten Albums „Brother’s Blood“ so vor sich hin. Er, der das dynamische

Laut-Leise-Spiel schon auf seinem Solodebüt „Ballgame“ besser beherrschte als 90% der Emo- und CollegeRock-Kapellen, die er mit seiner Band Miracle Of 86 ungerechterweise nie überholte, wird alt, bevor er groß wird. Das ist bedingungslos zu begrüßen, wenn dabei solche Songs wie „Another Bag Of Bones“ oder das rohe „I Could Be With Anyone“ rauskommen. Ja, Devine hätte durch die Decke gehen können. Stattdessen blieb er bei sich selbst und seinen Lieben. Ganz so packend ist auch das nicht mehr. Aber mal ehrlich: Damit kann man alt werden - und Devine wird gerade 30. 7

Text: Fabian Soethof

The Killers Live From The Royal Albert Hall

(Universal) Die Briten lieben The Killers und überließen ihnen für die Aufnahmen ihrer ersten Live-DVD gern den Prestige-Tempel der englischen Konzert-Kultur. In Zeiten, in denen die Band für gewöhnlich nur noch die besonders hässlichen, weil besonders großen (Sport)hallen betourt, ist die altehrwürdige Royal Albert Hall in Sachen Sound und Atmosphäre natürlich eine sympathische Insel mit Wohlfühleffekt. Apropos sympathisch: In England Helden seit der ersten Single, lockern die Vegas-Jungs dort ohnehin gern mal die sonst recht starre Gesichtsmuskulatur und im Angesicht einer laufenden Kamera wagt sich Sänger Brandon Flowers schon mal in die jubelnde Menge, um sich im Anschluss Kussmünder aus dem zarten Gesicht zu wischen. Eine perfekt aufgezogene LiveDarbietung, ohne Ecken und Kanten und vor allem mit allen Hits. 7

Text: Christine Stiller

Morrissey Swords

(Polydor/Universal) Wohin mit dem Hass? Seit einer halben Ewigkeit wettert Morrissey gegen sein altes Label, das sich ohne seine Zustimmung erdreistet, ältere Singles von ihm erneut zu veröffentlichen. Mit „Swords“ macht er aus der Not eine Tugend und versammelt seinerseits ausgewählte B-Seiten auf einem üppigen Doppelalbum. Wobei es sich bei der zweiten CD um Liveaufnahmen der letzten Tour handelt, die Morrissey indes erschreckend kraftlos zeigen. So verhunzt er nicht nur die hohen Tonlagen, auch der Smiths-Klassiker „You Just Haven’t Earned It Yet, Baby“ klingt wie von einer Coverband gespielt. Die B-Seiten hingegen sind feinstes Song-Material und unterstreichen, auf welch hohem Niveau Morrissey seit zwei Dekaden musiziert. Wenn doch nur die bösen Labels nicht wären - die Welt könnte ein besserer Ort für ihn sein. 6

Text: Marcus Willfroth

Mumford & Sons Sigh No More

(Cooperative/Universal) Der Name der Ende 2007 in London gegründeten vierköpfigen Band könnte auch in altenglischer Schrift auf dem Schild eines Jahrhunderte alten Familienbetriebs in Covent Garden zu lesen sein. Der Spagat zwischen Tradition und Moderne gelingt Mumford & Sons dennoch: Sie erinnern an die guten alten Tage, in denen Männer noch mit Bärten biertrinkend im Pub sitzen durften und im Einklang zu den Dubliners sangen. Einige mögen das anachronistisch finden, aber in einer Zeit, in der Musik gerne programmiert wird, freut man sich eben doch manchmal über Banjo und handgemachten Folk mit Seele. 6

Text: Frédéric Schwilden

Langhorne Slim Be Set Free

(Kemado/Rough Trade) Wer noch einen Trennungssong für 2009 sucht, sollte sich schnellstens das dritte Langhorne Slim-Album zulegen - mit Textzeilen wie „Why did you come? If you can’t stay forever. How could you leave me all alone on this earth?“ aus seinem Song „I Love You, But Goodbye“ singt sich der junge Mann aus Philadelphia so wunderbar eindringlich in Ohr und Herz, dass es schwer fällt, nicht eine Träne aus dem Auge zu wischen. Aber auch abseits von gescheiterter Liebe hat er viel zu erzählen. Und waren seine Geschichten vor ein paar Jahren noch in einfache Folk-Songs verpackt, ist diesmal alles unglaublich vielseitig: Piano, Banjo, Gospel-Chöre, Rock- und Pop-Einlagen das hier ist mehr als nur ein Mann und seine Gitarre, das ist ganz großes Songwriting-Kino. Und sicher bald mehr als „nur“ ein Geheim-Tipp. 7

Text: Tito Wiesner

Miike Snow Miike Snow

(Sony Music) Von Hits verstehen Miike Snow was, schließlich schreiben zwei der drei Bandmitglieder unter dem Namen Bloodshy & Avant gewöhnlich Songs für Britney („Toxic“), Madonna oder Kylie. Kein Wunder also, dass auch „Animal“, die erste Nummer, mit der die beiden Schweden Christian Karlsson und Pontus Winnberg nun - zusammen mit dem Amerikaner Andrew Wyatt - einen Schritt Richtung Indie wagen, ein unfassbar eingängiger Pop-Songs ist. Der Rest des elektro-poppig blubbernden Debüts kann da fast mithalten: als würden sie Mika, die Killers und A-ha gleichzeitig arbeitslos machen wollen, wird ein glamouröser Hook nach dem nächsten rausgehauen. Sicher, das ist nicht immer unbedingt charmant und handgemacht, sondern genauso kühl kalkuliert wie eine Britney-Single. Ähnlich gut feiern lässt sich dazu aber auch! 7

Text: Patrick Heidmann

Paramore Brand New Eyes

(Warner) Ist man mit Anfang 20 erwachsen? Im Falle von Paramore kann diese Frage eindeutig mit Ja beantwortet werden. Nachdem ihr zweites Album „Riot“ für alle völlig überraschend durch die Decke ging und erst der Erfolg, dann die Probleme kamen, war ein Fortbestehen der Band nicht sicher. „Brand New Eyes“ spiegelt diesen schmerzhaften Prozess wider: Ironischer, aber auch bitterer trägt Frontfrau Hayley ihre Texte vor, und nach dem zunächst gewohnt energetischen Einstieg mit „Careful“ wird oft auch musikalisch einen Gang zurück geschaltet - mehr Pop als Punk, mehr Rock als Emo, und teils gar balladesk. Ernst des Lebens statt Party und Teenage Angst also keine unbedingt schlechte, aber eine überraschend schnelle Entwicklung von quirligen Jungspunden zu etablierten und reifen Alternative-Rockern. 7

Texte: Tito Wiesner

The Phenomenal Handclap Band The Phenomenal Handclap Band

(Gomma/Groove Attack) Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass Disco gen Ende des Jahrzehnts so im Mittelpunkt der (Indie-)Gemeinde stehen würde? Gerade erst haben MGMT und Empire Of The Sun die Tanzflächen erobert, nun macht sich dieses Allstarensemble aus Brooklyn dazu auf, den bereiteten Boden mit langen, tanzbaren Midtempo-Songs, etlichen Vintage-Keyboards und abgefreaktem Funk weiter zu bestellen. Die aus Mitgliedern von TV On The Radio oder Jon Spencer Blues Explosion bestehende Handclap Band drückt ihren Songs, unter denen sich wie mit dem Eröffnungsstück „The Journey To Serra Da Estrela“ viel Grooviges findet, jedoch eindeutig nicht gen Mainstream, was der Musik nur förderlich ist. Eine Platte zum Gernhaben. Und tanzen. 7

Text: Volker Bernhard


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Smith & Smart Beides

(Smith & Smart/Groove Attack) Ein Rapper, ein DJ - und tausend Sounds. Auf ihrem neuen Werk verarbeiten die beiden Berliner Smith & Smart wieder alles, was sie in die Finger bekommen. Die „Hände“ mit einer HipHop-Hymne zu würdigen und dafür passende Samples von Blumentopf über Outkast bis Stefan Raab einzubauen, ist da nur fair. Ähnlich bunt liest sich die Gästeliste. Der Rock-Part beim Titeltrack stammt von Yucca aus Nürnberg, zwei Beats hat Elektro-Produzent Minus 8 aus Zürich beigesteuert und auch Noodt und Onkel von den Ohrbooten haben hier und da mitgewirkt. Trotz dieser nahezu unübersichtlichen Vielfalt schafft es das Duo, dem Ganzen einen individuellen Stempel aufzudrücken. Ist das nun komplett bescheuert oder wahnsinnig schlau? Laut eigener Einschätzung: natürlich beides! 6

Text: Holger Muster

Sounds Like Violence The Devil on Nobel Street

(Burning Heart/Indigo) Werden Sounds Like Violence am Ende Opfer jenes furchtbaren Schicksals, das man keiner jungen Band mit Potenzial wünscht? Werden sie ihren Zenit tatsächlich mit der ersten Veröffentlichung erreicht haben? Und wird auch noch erschwerend hinzukommen, dass es sich dabei nur um eine EP handelte? Man möchte den Schweden Gegenteiliges gönnen. Aber Fakt ist, dass sie auch auf ihrem zweiten Album hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die großartigen Vocals von Andreas Söderlund, einer Kreuzung aus Frank Black und Isaac Brock, sind zwar nach wie vor ein Trumpf, aber der um eine ganze Ladung

Bombast erweiterte und gleichzeitig gezähmte Emo-Rock von Sounds Like Violence geht einfach nicht mehr so unmittelbar in Herz und Eingeweide wie damals auf „The Pistol“. 6

Text: Marek Weber

Spiral Stairs The Real Feel

(Domino/Indigo) Im nächsten Jahr steht die Reunion von Pavement an. Die Wartezeit verkürzt uns Spiral Stairs alias Scott Kannberg, PavementMitgründer und Frontmann von Preston School Of Industry, und veröffentlicht sein erstes Soloalbum. „The Real Feel“ hat einen ordentlichen Blues-Einschlag sowie eine hübsch klingende Steel-Guitar und besticht durch Kannbergs starken Gesang, der irgendwo zwischen Lou Reed und Michael Stipe zu Hause ist. Begleitet von Session-Musikern und den Mitgliedern der Preston School Of Industry erzählt er stimmungsvoll düstere Geschichten, die aber zum Glück nicht so schlimm enden wie das Pelztier auf dem Cover. 7

Text: Arne Lieb

Stompin’ Souls Silhouettes

(Strange Ways/Indigo) Wenn das im Vorjahr erschienene Debütalbum „And It’s Looking A Lot Like Nothing At All“ der Stompin’ Souls die wilde Partynacht beim ersten Date war, dann ist der Nachfolger „Silhouettes“ der ruhige Teil der Beziehung, die in den sanften Gewässern der Routine angekommen ist. So bringen die fünf Schweden mit dem Opener „I Wish I Were You“ und dem Song „Two Birds“ gelungene Stücke fürs freundliche Gemüt auf den Teller, während sie streckenweise wie „Let Your Love Shine“ oder auch „Don’t Rewind“

etwas eintönig und grau gen Langeweile abdriften. Dennoch schraubt sich der Langspieler gut in den Kopf und darf dort auch getrost bis zum Drittwerk hängen bleiben. Hoffen wir, dass die Beziehung bis dahin jede Schwäche überwunden hat. 4

Text: Daniela Bringer

Supershirt 8000 Mark

(Audiolith/Broken Silence) Lars Lewerenz von ‘Audiolith Records’ ist bekannt für sein goldenes Elektro-Trash-Händchen. Mit Supershirt schickt er wieder mal die geballte Ladung Feierlaune in die Clubs - durchtanzte Nächte bis in die frühen Morgenstunden sind damit vorprogrammiert. Jungs und Mädels, packt eure Stirnbänder und eure Neonleggins aus, dieser Sound ist schweißtreibend! Da ist man dann auch nicht so kleinlich und nimmt die schlichten, teilweise fragwürdigen Texte einfach mal so hin und lässt die Kritikerbrille und das Feuilleton zu Hause. Aber die Platte hat auch ihre Sonnenseite, denn trotz der simplen Beats fängt man beim Hören automatisch an, mit dem Fuß zu wippen und mit dem Kopf zu nicken - ein mögliches Zeichen dafür, dass das Tanzflächenfüllen damit zum Kinderspiel wird. 4

so bleiben wird - so lange sie so klingen wie diese: Fünf gutgelaunte und clever arrangierte Partytunes, die erst gar nicht so spektakulär erscheinen. Doch dann kommt dieser Moment, der einen dann doch richtig mitreißt. Wieder einmal. 7

Text: Robert Goldbach

Turboweekend Ghost Of A Chance

(Sony) Was begabte, musikalische Neuentdeckungen angeht, haben die Dänen die Nase ganz weit vorn. Neben The Asteroids Galaxy Tour und Duné, gibt es nun einen weiteren Protagonisten im Musikzirkus. Turboweekend heißt diese vielversprechende Band aus Kopenhagen, die mit ihrem zweiten Werk „Ghost Of A Chance“, wie viele andere, auf der derzeitigen Synthie-Pop-Welle mitschwimmt. Was sich jetzt aber nach schnöden, abgelatschten Melodien anhört, die schon an die hundertmal abgespult wurden, ist wohl eine der besten Achtziger-Revival-Platten der letzten Zeit. Die Jungs von Turboweekend verstehen es, die teilweise eintönig klingenden ElektroRhythmen mit rockigen Elementen zu veredeln, so dass jedes Tänzerherz höher schlägt. 7

Text: Kati Weilhammer

Text: Natascha Siegert

The Swell Season Strict Joy

WEEZER RADITUDE

(Anti/Indigo) Jahrelang interessierte sich kaum jemand für Glen Hansards Band The Frames. Dann schreibt er zusammen mit Markéta Irglová die Musik für den Überraschungs-Kinohit „Once“, übernimmt darin die männliche Hauptrolle und verliebt sich auch im echten Leben in seine Film-Partnerin. Fortan touren die beiden als The Swell Season und bringen mit wunderschönen Pop- und Folk-Songs selbst gestandene Männer zum Weinen. Nach zahlreichen Shows und einem Oscar trennt sich das Paar - The Swell Season bestehen weiter. Mit „Strict Joy“ legen sie jetzt ihr neues Album vor, das deutlich mehr Band-Gefühl versprüht: Lebendiger, mal sehr countrylastig, mal poppig kommen die neuen Stücke daher. Zum Teil (be-)rühren sie wie die Großtaten von 2006, wirken manchmal etwas beliebiger. Auch wenn sich das ganz große Glücksgefühl nicht mehr einstellen will: Schön, dass es nicht bei „Once“ geblieben ist. 7

Text: Tito Wiesner

This City We Were Like Sharks

(Epitaph/Indigo) Post-Hardcore-Bands gibt es viele, allerdings sind die meisten von ihnen ziemliche Tanzflächen-Killer - zu anspruchsvoller Musik lässt es sich eben nicht rhythmisch bewegen. This City aus Brighton haben sich dieses Problems angenommen und damit auch gleich das Vorzeige-Punklabel ‘Epitaph’ für sich gewinnen können. Zu Recht, übrigens: At The Drive-In-Gesang, Rival Schools-Songwriting und Bloc Party-Hitgespür, dazu dann noch ein bisschen Disco Ensemble- und Billy Talent-Energie, fertig ist der ebenso eingängige wie zum Gelenkeschütteln einladende Mix. Und auch wenn nicht jeder Song dermaßen kickt wie die Pop-Core-Hymne „We Move“: So schöne Songs für Kopf und Beine schreiben nicht viele junge Bands. 7

Text: Tito Wiesner

Timid Tiger Electric Island

(Four/Sony) Timid Tiger sind eine Band, die man leicht, zu leicht, übergeht - bis man sie einmal live gesehen hat. Dann setzen die fünf Kölner die Bühnen und Konzerthallen in Brand. Der erste EP-Vorbote zum „Electric Island“-Album macht klar, dass das auch mit neuen Songs

(Universal) Irgendwie weiß man nie, warum eine Weezer-Platte besser oder schlechter ist als eine andere. Songs schreiben kann Rivers Cuomo wie Sau. Immer! Die Band hat auch nicht angefangen, Jazz zu machen. Niemand singt Latein oder spielt Laute. Es könnte also immer alles so gut sein wie auf ihrem Debüt und auf seinem Nachfolger „Pinkerton“. Aber immer ist es nur okay. Diesmal wieder. Weezer experimentieren ein wenig mehr als sonst. Mit Pop, mit Elektronik, hier mal eine Sitar, da mal eine Orgel. Nicht schlimm, aber nie groß. Weezers großartiges Talent war es immer, das Gefühl, sich klein und anders zu fühlen als der Rest der Erde, mit Ego, Sinn, und süßer Melancholie zu füllen. Das nutzen sie nur bei “Put Me Back Together“ und „Let It All Hang Out“. Was fehlt, sind weinerliche Sehnsucht, emotionales Gitarrengequietsche und Cuomos sich durch Höhenlagen quälende Stimme. Nett. Ganz nett. Aber leider ohne Hysterie. 7

Text: Yessica Yeti

The Young Republic Balletesque

(End Of The Road/Cargo) Vorhang auf! Das zweite Album dieser sechsköpfigen Band aus Tennessee ist wahrlich ein kleines Kunstwerk. Was vor drei Jahren als viel versprechender Folk-Pop begann, ist zu einem Genre übergreifenden Bastard herangewachsen, dessen Stiefeltern Tom Waits, Jack White, Two Gallants und Arcade Fire gewesen sein könnten. Mit ihren fließenden Übergängen von wütenden Indie-Rock-Gitarren zu Blues, Jazz und klassischen Orchestereinlagen haben die ausgebildeten Musiker ein souveränes Album erschaffen, das gleichsam düster und euphorisch, schräg und virtuos ist. Sänger Saporitis literarisch scharfsinnige Geschichten über Aufrichtigkeit, Verlust und Verrat vervollständigen „Balletesque“ zu einem Breitwand-Epos, das sich gerne großer Gesten bedient, ohne dabei verlernt zu haben, den Saal mit drei Akkorden zum Raunen zu bringen. 7

Text: Boris Mischke

Mehr Platten gibt es auf sallys.net


unclesally*s magazine

DEMODESASTER

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DEMODESASTER NOVEMBER 2009

Die bunten Blätter und ersten Wollmützenträger verraten es: Der Herbst ist endgültig da und hat seine Sidekicks „Rotznase“ und „Kalte Füße“ im Gepäck. Allerdings hat die neue Jahreszeit auch Positives zu bieten. Zu den Vorzügen, die coole Daunenjacke auszugraben oder in der Redaktion Kastanienmännchen zu basteln, gesellt sich der Umstand, bei dem Scheißwetter all die Bücher lesen zu können, die man im Sommer angehäuft hat. Fragt sich eigentlich nur noch, zu welcher Art von Schmökern die eingesandten Demos als Lese-Soundtrack taugen?! CARPET THE EYE IN THE MIRROR

Mit seinem Ein-MannProjekt Carpet streut Maximilian Stephan dem Hörer einen sphärisch luziden Tagtraum, mysteriös und voller verstörender PostProgressive-Bilder, in Aug und Ohr. Sein leiser Alleingang „The Eye In The Mirror“ verbreitet dabei eine immense Tiefenwirkung. Während sich viele Genre-Veröffentlichungen allzu gern im Uferlosen ergehen, trotzt Carpet dem aufgeblasenen Geschnörkel. Der Sinnspruch „weniger ist mehr“ wurde hier erkannt und in psychedelischen, teils orchestralen Fäden zu einem verspielten Teppich aus Gitarren- und Keyboardlinien verwoben, auf dem man gern Platz nimmt.

Buchtipp: Kultige Graphic-Novel im Stile eines Hard-Boiled-Krimis Heimat: carpetmusic.de

FFF FERNWAERME

Die Rakete startet durch, und die vier Astronauten von FFF nehmen uns mit auf eine klangliche Zeitreise durch alte Plattensammlungen. An Bord treffen wir neben Space-Surf und Indie auf Jazz, Funk und Balkanschnipsel. Vermengt mit Ausschnitten aus Gymnastik- und Testschallplatten wird das musikalische Konglomerat zu einer Collage, die immer wieder verstörende Elemente enthält, um die Harmonien zu durchbrechen. Teils haben wir allerdings den Eindruck, dass hier mehr intendiert war, als letztendlich musikalisch umgesetzt wurde, ist doch bei allem Genre-Mix der IndieRock-Einfluss zu vordergründig, um wirklich experimentell zu sein.

Buchtipp: Pulp-Science-Fiction-Roman, der erst spät zum Kult avanciert Heimat: myspace.com/fffernwrme

HAUSNORRIS BLEIB EIN NIEMAND

Für seinen ersten Longplayer macht es Sean Kart aka Hausnorris nicht unter einem Konzeptalbum. Was sich zunächst so verkopft liest, gerät bei genauerer Prüfung zu einem locker-leichten Indie-Pop-Rock-Vergnügen. Hausnorris vollbringt das Kunststück, Leichtigkeit und Tiefgang scheinbar mühelos auszutarieren. Mit allerlei entzückenden Soundund Rhythmusideen verleiht er seinen Songs nachhaltige Würze, textlich kommt er ohne Kitsch und akademischen Schnickschnack aus. All das transportiert ein Gefühl - und da wären wir wieder beim Konzept - das direkt aus dem Bauch kommt: Starfixierte Event-Gesellschaft, fick dich doch! Dass er obendrein ein Händchen für tolle Melodien hat, rundet „Bleib Ein Niemand“ gänzlich ab. Ziemlich genial!

Buchtipp: Lose-Blatt-Sammlung zum Thema „Bekömmliche Geburtstagstorten“ Heimat: hausnorris.de

Live: 6.11. Klein-Wallstadt – Tripol *** 13.11. Aschaffenburg – Jukuz *** 26.11. Frankfurt/M. - Clubkeller

JAGODA ELECTRONIC WELFARE

Wie ein Muscle-Car voller Discokugeln prescht Jagodas Erstling voran und pustet äußerst tanzbaren Indie-Rock in die Atmosphäre. Hier wird gecrooned und geschrieen, hier wechseln vibrierende Basslinien mit stoischer Ruhe vor dem Sturm. Die stetigen Beifahrer im Geiste bei diesem Roadtrip – Maximo Park, Sonic Youth oder QUOTSA – klingen immer wieder an, werden aber von Jagodas eigenständig gelebter Rock-Attitüde umgeblasen, die mit Rotz und Galle nicht geizt. Mit Sängerin Tonia Reeh aka Monotekktoni teils prominent besetzt, trotzten die Berliner allen Übeln des Home-Recordings und ließen sich von Produzent J. Kells (u.a. Danko Jones) ein Scheibchen aufpolieren, das aufregend wie genial ist.

Buchtipp: Gefährlicher Abenteuerroman mit Wüstenstaub-Aroma Heimat: jagoda.tv

MOKKE HAPPY CHAME LEON

Topographisch in Topform präsentiert sich Tomoki Ikeda. So weiß er, dass ihn als Wahlberliner exakt 5558,73213 Meilen vom heimatlichen Japan trennen. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen kann er nicht aus seiner Haut. Jedenfalls sind wir alles andere als überrascht, dass er als Mokke in Elektronika macht. Sein Solodebüt oszilliert stampfend bis pluckernd zwischen Broken Beats und Ambient, ist aber nicht ganz so konsequent wie beispielsweise Aphex Twin. Trotzdem wäre Mokke mit seiner nur scheinbar hoffnungslos verknoteten Sound-Helix in der Warp-Familie gar nicht mal schlecht aufgehoben.

Buchtipp: Heimwerker-Edition „Wie bastele ich einen integrierten Schaltkreis?“ Heimat: myspace.com/mokkemusic

PERRY O’PARSON IN OUR TIME OF NEED

Kippe in der Fresse, beständiges Whiskey-Gurgeln und per Anhalter aufgesprungen auf den Zug des Lebens: So stellt man sich die Jungs von Perry O’Parson vor. Mit Gitarre in der Hand und einer rauchigen Stimme voller Melancholie und Weltschmerz zeigen die Rheinland-Pfälzer, dass guter Neo-Folk nicht zwingend nur in den USA entsteht. Die zwölf Songs erschaffen dabei eine musikalische Bandbreite zwischen gutem Singer-Songwriting mit klassischem Country-Picking bis hin zu Alternative-Rock-Anleihen und damit eine tiefgründig nachdenkliche Stimmung. Wenn dann zum Schluss beim Titel-

track auch noch stilecht die Mundharmonika rausgeholt wird, beweisen Perry O’Parson ganz klar: Guter Südstaaten-Sound kann heutzutage auch aus Karlsruhe kommen.

Buchtipp: Autobiographie eines draufgängerischen Landstreichers Heimat: myspace.com/perryoparson Live: 21.11. Karlsruhe - Jubez

THE TOURIST WHEN WE’RE DONE WE GOSSIP

Fleißig, fleißig: Ein paar Monate nach der mehr als nur soliden Debüt-EP haben The Tourist schon wieder Hardcore-Musik aufgenommen. Zwar haben die Düsseldorfer ihren Sänger verloren, allerdings verfügen zumindest zwei der verbliebenen vier Bandmitglieder ebenfalls über passabel angeraute Stimmbänder. Doch nicht nur personell, auch stilistisch haben The Tourist an sich gefeilt: Die ehemals vorhandenen Death-Sprenkel sind gänzlich verblichen, stattdessen wurde noch eine weitere Tube voll himmelschreiender Zerrissenheit im Stile von Shai Hulud aufgetragen. Geblieben sind die hintergründigen und doch so wirkungsvollen Arrangement-Feinheiten, mit denen The Tourist dem Szene-Brei entwischen. Thumbs up!

Buchtipp: Doku-Roman zur Gegenwart der Jugend

Heimat: myspace.com/thetouristhc Live: 21.11. Düsseldorf – Schreiraum *** 28.11. Düsseldorf - Spektakulum

QWER UND DER DEZENTE MC SCHMELZ & DJ POLKAPPE

Graue Zellen, aufgepasst: Die Darmstädter HipHop-Avantgarde-Akademie leave.music veröffentlicht einen neuen Diskussionsbeitrag. Die erste Vermutung, hierbei handele es sich um ein Anti-Klimawandel-Rap-Album, zerschlägt sich schnell, denn die Gedanken- und Gefühlswelt von Qwer aka MC Schmelz reicht weit über die Reflexion von Kyoto & Co. hinaus. Vielmehr analysiert er (spoken-)wortreich die Verwerfungen privater, szeneinterner sowie gesellschaftlicher Realitäten. Diagnose: Mangelnde Kommunikation. Leider sind die wahrhaft dezenten, insgesamt aber wenig variablen Broken Beats von DJ Polkappe nicht dazu angetan, die Konzentration auf Albumlänge hoch zu halten. Trotz inspirativer Kraft gleicht diese Platte deshalb am Ende einem Frontal-Seminar: Etwas zäh.

Buchtipp: Mehrbändiger PhilosophieGrundkurs

Heimat: myspace.com/qwerundderdezente

Texte: Roy Fabian, Maik Werther

UNSIGNED MATI GAVRIEL WALTZ IN MY HEAD Er weiß selbst, dass er gut ist. Deswegen trifft er sich zwar mit einigen bekannten Namen der Musikindustrie, verlässt sich aber nicht all zu sehr auf deren Urteil und Versprechungen. Mati Gavriel, 23 Jahre, produziert seine Musik selbst, spielt alle Instrumente alleine ein und wartet nur auf die günstigste Gelegenheit, eine Platte aufzunehmen. Geboren in Israel musste Mati Gavriel mit sechs Jahren nach Bremen umziehen. Dort wuchs er auf, bis er die kulturelle Enge der Hansestadt gegen die Platznot der Kulturmetropole London eintauschen durfte. Seine Ausbildung im Soundbereich hat ihm so gut gefallen, dass er bei seiner Rückkehr auf Video umsattelte. Jetzt organisiert er Ausstattung und reibungslosen Ablauf von Musikvideo-Drehs, nebenbei macht er Konzerte in New York und Berlin. Wer Mati Gavriel live sieht, hat einen jungen Mann vor sich mit Gitarre und Laptop bewaffnet, allein auf der Bühne. In Zukunft sieht sich Mati aber als Teil einer großen vielschichtigen Performance aus Licht, Kostümen, abstraktem Tanz, Bodypainting und phantastischem Bühnenbild. Einer Show eben, die an seine märchenhafte Musik heranwächst und seinem Anspruch an sich selbst gerecht wird.

Heimat: matigavriel.com, fritz.de Text: Christoph Schrag

Unsigned - kein Plattenvertrag und trotzdem im Radio! Jeden Sonntag von 18.00 bis 20.00 Uhr auf allen Frequenzen von Fritz und im Livestream auf fritz.de


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AUF ACHSE

unclesally*s magazine

NG

TRACHTU E B H C A N E Z R U K EINE Die schönsten Geschenke macht man sich bekanntlich selbst! Deshalb haben wir uns zum 150-Ausgaben-Jubiläum auch nicht nur Maximo Park, die Blood Red Shoes und The Films als launige Abendunterhaltung eingeladen, sondern unser Herz und die Türen der Berliner Columbiahalle natürlich auch sperrangelweit für euch geöffnet...

Was ihr nicht wisst: 100 dieser Menschen haben in dieser Sekunde noch kein Ticket. Doch als glückliche Gewinner der BASE Freundeskreis-Aktion durften sie sich selbige ganz einfach links am Stand abholen. Beim BASE Song Contest gab es sogar Eintrittskarten für die exklusive Aftershowparty zu gewinnen - einzige Voraussetzung: Gut geölte Stimmbänder und eine Spitzeninterpretation eines Lieblingssongs.

Im BASE Freundeskreis gibt es für Freundeskreis Mitglieder und deren Freunde neben kostenlosen Konzert-Tickets für Rock- und Pop- Highlights auch immer wieder BASE Kino-Nächte, außergewöhnliche Erlebnisse und monatlich wechselnde Gewinnspiele.

Wem unsere bescheidene Bildergalerie nicht genügt, der kann auf sallys.net und share.ovi.com/users/sallysounds noch weitere schicke Konzert- und Party-Schnappschüsse betrachten. Unter dem von Nokia bereitgestellten Link sounds-like-me.com könnt ihr euch zudem kleine Videobeiträge zu Gemüte führen. Text: Christine Stiller; Fotos: Sebastian Gabsch, Tim Klöcker, Birte Filmer, Frank Abel


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Doch jetzt: Hereinspaziert und Vorhang auf für The Films, die extra die lange Reise über den Atlantik auf sich genommen haben und trotzdem in knitterfreier Südstaatenrobe auf der Bühne erschienen, wo Sänger Michael Trent gerade wie angestochen nach einer flüchtigen Orange (unten rechts) jagt.

Die zweite Band des Konzertabends war auch gleichzeitig die schönste die Blood Red Shoes.

AUF ACHSE

Beim fröhlichen Beisammensein auf der anschließenden Party im Berliner ColumbiaClub kam er dann mit einem ordentlichen Schluck aus der Energy-Drink-Dose wieder zu Kräften und konnte sich ins Gewühle vorarbeiten.

Die Aftershowparty nutzten Laura-Mary Carter und Steven Ansell, um sich die Wartezeit bis zur Abfahrt ihres Tourbusses um 3.00 Uhr morgens (plus eine Stunde Zeitumstellung) zu vertreiben. Ihr Kumpel „Flying Hirsch“ half beim Wachbleiben und Glücklichsein.

Eure Textsicherheit imponierte auch der erfolgsverwöhnten Hauptband des Abends. Maximo Parks Front-Granate Paul Smith in altbewährter Emotionsexplosion und mit künstlicher Beinverlängerung auf der Bühne...

...und in Normalgröße und bester Laune beim Erinnerungsschnappschuss im Party-Pit danach.

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MUSIK STORIES

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Pillow Fight Club

Glück Im Spiel, Glück in der Liebe

Ihr Proberaum befindet sich in einem Jugendzentrum, sie prügeln sich offensichtlich am liebsten mit Kopfkissen und klingen wie eine bunte Mischung aus der jungen Courtney Love, den Sisters Of Mercy und den Chameleons. Diese Frankfurter Band hat es faustdick hinter den Löffeln. Die Jungs und Mädchen von Pillow Fight Club haben das Einmaleins des Rock verinnerlicht und garnieren es auf ihrer aktuellen Platte mit Indie-Pop-Elementen. Nach ihrem Debütalbum „Heart-ShapedBombs“ erscheint Anfang November der Zweitling „About Face And Other Constants“, was soviel bedeutet, wie: Es kommt immer anders, als man denkt. „Am Abend ist immer alles anders, als man es am Morgen eigentlich geplant hatte. Morgens willst du noch das Studium beenden und am Abend machst du dann doch lieber Musik.“ Thorsten, Gitarrist und treibende Kreativkraft von PFC, weiß, wovon er spricht. Neben der Musik haben sich die vier auch für eine akademische Laufbahn entschieden. Doch trotz Psychologie-, Schlagzeug- oder Sozialpädagogikstu-

dium, findet man immer noch Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens wie Songwriting und das Touren. „Wenn wir unterwegs sind, ist das für uns so, als ob wir zusammen eine Rundreise machen würden.“ Aber nicht nur in der Musik harmoniert das Quartett. Neben der Bühne hat sich das Pärchengespann dafür entschieden, auch die Tourbuskojen miteinander zu teilen. Da kann man nur hoffen, dass sich die vier ihre Ausgeglichenheit sowohl auf beruflicher, als auch privater Ebene bewahren können. Für beratende Gespräche steht aber sicherlich der studierte Bandpsychologe zur Verfügung. Text: Natascha Siegert Foto: Piper Ferguson Heimat: myspace.com/pillowfightclub

Stompin’ Souls Melancholisch positiv

Kleine Veränderungen sind meistens gar nicht schlecht. Mit einer neuen Frisur kann man eventuell die Aufmerksamkeit von Leuten erobern, die einen bisher nicht auf dem Schirm hatten. Im übertragenen Sinn dürfte das auch für die Stompin’ Souls gelten, die ihr zweites Album ‘Silhouettes‘ facettenreicher als das Garage-Rock-Debüt ‘…And It’s Looking A Lot Like Nothing At All‘ gestaltet haben – und das mit Hilfe von diversen Synthesizern. Dass die neuen Songs viel eingängiger geworden sind, ist für Sänger Thomas eine ganz natürliche Entwicklung: „Die neue Platte ist entspannter, mehr im Pop verankert als im Rock. Das war kein bewusster Richtungswechsel, sondern hat sich beim Songwriting einfach so ergeben.“ Wow! Nun, da die Dinge einfach so passieren, wenn man nicht viel darüber nachdenkt, fragt man sich, wieso bei den Stockholmern in punkto Themenauswahl und Songtexte eine spürbare Ruhe

einkehren konnte. Ballte man auf dem Vorgänger das ein oder andere Mal die Hand zur Faust und verwandelte die Bühne in einen Instrumentenfriedhof, scheint der ungestüme Rundumschlag mit dem neuen Album beendet zu sein. Am Wetter kann der melancholische Unterton der Platte aber nicht gelegen haben: „Wir haben ‘Silhouettes‘ ja im Frühjahr aufgenommen, also ist es schon eine Sommerplatte, auch wenn der nun blöderweise vorbei ist. Aber das Album ist definitiv nicht wintergeeignet, mehr was für den Frühling im Übergang zum Sommer – wenn alles explodiert.“ Bis es wieder soweit ist, sollte man sich die Stompin’ Souls live geben, denn auf der Bühne scheint für die fünf immer die Sonne. Text: Tim Kegler Heimat: stompinsouls.se

Smith & Smart

Der Soundtrack für Nicht-Wähler

Ständig muss gewählt werden. Dies oder das? Smith & Smart machen es sich – und den Hörern – da einfach. Auf der neuen CD gibt es zumindest dem Titel nach ’Beides’. Konkret heißt das: HipHop und mehr! Mit ihrer Mischung aus Rap, Elektro, Scratches, Rock, Samples, Reggae und Filmzitaten knüpfen sie nahezu nahtlos an ihre bisherigen Alben an. So bleiben sich Rapper Max’well Smart und sein DJ Robert Smith einerseits treu und erfinden sich anderseits gleichzeitig neu. Schließlich ist „Beides!“ seit jeher eine ihrer Lieblingsantworten. Bloß die Fragen haben sich etwas verändert: „Zum Beispiel war es früher: HipHop oder Hörspiel? Später dann: Rap oder Elektro? Bei uns lautete die Antwort schon immer ’Beides’! Inzwischen ist die Frage elementarer wie: Alarm oder Peace?“ Beides halt! So laden sie zum Beispiel mit dem Titeltrack ordentlich zum Pogen ein, während ’Verknallt.ch’ eine sanfte, auf der Luftbahn reitende

Liebeserklärung an die Schweiz ist. Auch die Cover-Gestaltung greift das Titelthema perfekt auf. Es wird zwar nicht mehr die Idee fortgesetzt, dass die zwei Tausendsassas gezeichnet auftauchen. Richtig zu erkennen geben sie sich aber dennoch nicht. Mehr zeigen und trotzdem Inkognito bleiben? Es geht - ’Beides’! „Gut aufgepasst. Die Transformation ist in vollem Gange – vom Cartoon zum Ganoven, vom Affen zum Menschen, vom Comic zum Clown. Es gab die Diskussion, ob wir als Cartoons nicht doch besser aussehen. Aber dann haben wir uns mal getraut, uns zu zeigen. Die totale Entschleierung gibt es dann auf dem nächsten Album. Vielleicht!“ Text: Holger Muster Heimat: maxwell-smart.com


Immer auf Rad: Beak> um Geoff Barrow (rechts).

Beak>

Die Freiheit nehm ich mir Befreiungsschlag geglückt: Fernab von den Erwartungshaltungen an seine Hauptband Portishead musiziert Geoff Barrow mit seinen zwei Buddies, nun ja: wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Wann hat man schon einmal dem Urschrei einer Band zuhören können? Genau. Bei Beak> kommt man nun in den Genuss, „live“ bei der Geburt einer Band dabei gewesen zu sein. Wenn auch via Retorte: „Der erste Track auf dem Album dokumentiert unser erstes musikalisches Zusammentreffen überhaupt“, erinnert sich Geoff an den12. Januar 2009, als er mit Billy Fuller und Matt Williams in seinem Studio in Bristol aufeinandertraf. Fuller ist ein gefragter Studiomusiker für unter anderem Massive Attack, und außerdem Bassist bei mehreren Bands wie Fuzz Against Junk. Williams, ein spleeniger Tasten- und Sound-Nerd, macht verschrobene Experimental-Musik unter dem Pseudonym Team Brick. Beide veröffentlichen bei Barrows Label ‘Invada Records‘, dessen speziellen Sound Geoff zynisch als „völlig unverkäuflich“ beschreibt. Aus einer JamSession bei einem ‘Invada‘-Labelabend entstand die Idee, das doch einmal zu wiederholen. Als Geoff nach Release und Betouren des dritten PortisheadAlbums endlich die Zeit dafür hatte, wurden die Rahmenbedingungen festgelegt: kein Songwriting, spontane und improvisierte Sofortaufnahmen und dann mal sehen, was sich entwickelt. Keine Overdubs, keine nachträgliche Bearbeitung des Materials. Das Experiment verlief so gut, dass sie beschlossen, das in zwölf Tagen entstandene Material zu Songs zusammenzuschneiden und zu veröffentlichen. Illusionen, mit Beak> einen weiteren großen Hit zu landen, macht sich Geoff deswegen nicht: „Das Projekt lag nahe, da ich nun mal ein Label habe und der Vibe auch dazu passt. Es ist ein kleiner Luxus, dass wir diese Musik mit ...naja, vielleicht 15 weiteren Leuten teilen können. Weltweit. Man wird die Platte lieben oder hassen. Das ist gut so. Hauptsache, niemand sagt, sie wäre okay. Mittelmaß ist die schlimmste Beleidigung für einen Musiker.“ Text: Robert Goldbach Heimat: myspace.com/beak2009


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MUSIK STORIES

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SPEED DATING Miike Snow

Titiyo Sucht: Ein Herz für Herzensangelegenheiten und das kleine bisschen Schnulzigkeit. Der erste Eindruck: Sind Dollarzeichen in den Augen – zumindest bei dir. Vom schwedischen Geheimtipp mauserte sich die SoulPop-Prinzessin mit dem Song „Come Along“ 2001 zu einem global bekannten Hitwunder. Das werden die Schwiegereltern sagen: Die werden sich im Gegenzug schon mal freuen, Titiyos vielseitig künstlerisch begabte Sippschaft kennen zu lernen. Hochzeit oder kurze Affäre: Seit Ewigkeiten ist sie auf dem Markt und ihr habt sie erst jetzt bemerkt? Wer also kein Herz für graue Mäuse hat und auf seiner Hochzeit lieber richtig tanzt als schwoft, sollte rechtzeitig die Notbremse ziehen. Heimat: myspace.com/titiyo Aktuelles Album: “Hidden”

Timid Tiger Suchen: Freche Früchtchen und Gute-LauneGirls. Der erste Eindruck: Britischer als von einer Kölner Kapelle erwartet und elektronsicher als von einer deutschen Indie-Band befürchtet. Das größte Kompliment: Bei der Flut an „Womanizer“-Coversongs sticht ihre Version der Britney Spears-Hits tatsächlich mit qualitativ hochwertigem Eigenständigkeitssiegel heraus. Hochzeit oder kurze Affäre: Im eigenen Bandgefüge blieb man sich bereits nicht bis in alle Ewigkeit treu. Eine EP-Veröffentlichung ist nur die kurze Affäre, die vor dem Richtigen kommt. Eheprognosen also erst ab der neuen Platte 2010. Heimat: timidtiger.com Aktuelle EP: „The PMA.EP“

Suchen: Nicht nach Hits, die haben sie schon. Der erste Eindruck: Melodisch-süßer Elektro-Pop für Leute, die es gern ein bisschen softer mögen. Darin bin ich eigen: Die Herren wissen, wie man poppt. Auch wenn ihr euer Date noch nie gesehen habt, hören durftet ihr schon von ihnen. Die Produzenten Pontus Winnberg und Kristian Carlsson waren unter anderem an Songwriting und Produktion von Britney Spears’ Superhit „Toxic“ beteiligt. Hochzeit oder kurze Affäre: Auch wenn die Schweden gemeinhin als traditionelle Fans der Ehe gelten, ist Vorsicht geboten. Produzenten markieren bekanntlich gerne oft und überall ein neues Territorium.

Heimat: myspace.com/miikesnow Aktuelles Album: „Miike Snow“

risch, schrammelig und melodiös zugleich: Hier habt ihr euch einen wahrlich schizophrenen Schweden an Land gezogen. Darin bin ich eigen: Eine bekannte Firma, die Potenzmittel herstellt, bastelt angeblich auch Medikamente gegen Schizophrenie. Nur ein Verdacht, aber in Sachen Energie klingt die neue Platte schwer nach Medikamentenverwechslung. Hochzeit oder kurze Affäre: Wen das mit der mehrfach gespaltenen Persönlichkeit nicht abschreckt, hat hier einen tollen, Sounds Like Violence energiegeladenen Partner für die Ewigkeit gefunden, der auch nicht schwächelt, wenn Suchen: Temperamentvolle Psychoklempneandere ihren schlappen Schlauch so langrinnen. sam einrollen müssen. Der erste Eindruck: Was als Name schon wie hundert Peitschenhiebe knallt, entpuppt sich in der Heimat: soundslikeviolence.com Praxis als weniger grobschlächtig. Filigran, hyste- Aktuelles Album: The Devil On Nobel Street

KEVIN DEVINE William Fitzsimmons

Sucht: Mädchen und Jungs zwischen 15 und 35, die wie er keinen Bock mehr auf Emo-Kram, Zielgruppengelaber und Genredenken haben, sondern auf Musik. Der erste Eindruck: Könnte nicht falscher sein: Hinter kauzigem Songwriter-Rotbart offenbart sich ein aufgeräumter und intelligenter Kerl, der mit seiner New Yorker Ex-Band Miracle Of 86 nur die zweitbeste Zeit seines Lebens bereits hinter sich hat. Das werden die Schwiegereltern sagen: „Abgeschlossenes Studium! Und was der Junge für eine Stimme hat! Und Gitarre spielen kann er auch! Bitte, er ist mit 30 noch oder wieder solo und behauptet, er sei sein eigenes kleines Unternehmen? Und was war das mit den Drogen? Und wer sind diese Freunde namens Brand New?“ Hochzeit oder kurze Affäre: Kevin ist kein Mann mehr für eine Nacht. Wie seine Songs. Die bleiben auch, wenn sie einmal angekommen sind.

Sucht: Sanftmütige Damen zum Herzausschütten und Psychoanalysieren. Der erste Eindruck: Katastrophal! Wer möchte schon einen Typen, der beim ersten Date nur von seiner Ex-Frau labert?! Auf der aktuellen Platte ist seine Scheidung Thema Nummer Eins. Darin bin ich eigen: Dabei weiß William genau, wie man Frauenherzen knackt. Der studierte Psychologe durfte seine Songs schon in der Mädchenserie „Grey’s Anatomy“ spielen, und das in den hyperemotionalen Schlüsselsequenzen... Hochzeit oder kurze Affäre: Der Trend geht zur Zweitehe. Der Typ ist einer von den Guten! Und wer will nicht Fitzsimmons mit Nachnamen heißen?!

Heimat: kevindevine.com Aktuelles Album: „Brother’s Blood“

Heimat: williamfitzsimmons.com Aktuelles Album: „The Sparrow And The Crow“


ROCK'N'ROLL REISEFÜHRER

Mit Jacob Bannon (CONVERGE) nach Boston Alles hat zwei Seiten. Es kommt nur darauf an, wie man etwas betrachtet. So überschäumend temperamentvoll der Sound der Hardcore-Koryphäen Converge, so ruhig der Frontmann dahinter. Sänger Jacob Bannon ist in Bostons Umland aufgewachsen und preist das bescheidene Arbeiterklassen-Flair der Metropole. Gemeinhin wird die Stadt an der amerikanischen Ostküste zwar als eine der nobleren Adressen des urbanen Zusammenseins gehandelt, doch mit den Augen des stillen Künstlers betrachtet, bekommt ihr einen anderen Blick auf die heimliche Hauptstadt Neuenglands. Wodurch hebt sich Boston von den anderen Städten des Landes ab? Boston ist eine der ältesten Städte. Sie ist klein und überschaubar, aber trotzdem passiert eine Menge. Wegen der Unis im Umkreis der Stadt, wie Harvard, MIT und Boston College, wohnen hier viele Studenten. Boston ist zwar eine Großstadt, vermittelt aber eine gemütliche, vorstädtische Atmosphäre und besticht mit ihrem Arbeiterklasse-Charme. Auf welche Sehenswürdigkeit können wir getrost verzichten, welchen Tipp hättest du stattdessen für uns? Boston ist keine Stadt wie Paris mit dem Eiffelturm oder New York und sein Empire State Building. Hier gibt es keine angesagten Touristenmagneten wie diese. Man muss einfach das ganze Flair der Stadt auf sich wirken lassen, im Sommer vielleicht am Charles River sitzen, der Boston und Cambridge trennt oder einen Ausflug ins Umland unternehmen. Wohin würdest du uns schicken? Wir leben mittlerweile selbst außerhalb der Stadt, am North Shore. Hier gibt es schöne kleine Küstenstädte, sehr idyllisch. Ich selbst verbringe gern Zeit am Strand. Ein beliebtes Ausflugsziel der Bostoner ist die Halbinsel Cape Cod mit ihren endlos langen Strän-

den. Im Sommer wimmelt es da von Touristen, was auch ein Grund dafür ist, dass Boston selbst dann wie leergefegt wirkt. Dank der Meeresnähe empfehlen die Bostoner sicher stolz ihre Fischgerichte. Ich selbst bin Vegetarier und kann deshalb keine Empfehlungen dieser Art machen. Ehrlich gesagt, gehe ich überhaupt nicht viel aus, komme also mit allem, was Restaurants und Cafés angeht, nicht wirklich in Berührung. Aber ja, ich schätze, die Fischgerichte gelten als sehr gut. Wohin können wir die Leser zum KlamottenShoppen schicken? Ich selbst habe damit nichts am Hut, aber Newbury Street ist definitiv die richtige Adresse dafür. Was ist der beste Rock-Club der Stadt? Leider gibt es so was nicht wirklich. Ich glaube, die Clubbesitzer haben bei Musik wie Punk oder Hardcore, wo es etwas wilder zugeht, Berührungsängste. Für Hardcore-Shows, zum Beispiel, mietet man sich dann eher extra Räumlichkeiten an. Text: Christine Stiller Heimat: myspace.com/converge Auch gut: „Axe To Fall“ - das neue Album von Converge


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Expatriate

Weit weg und so mittendrin Ihr Heimatland Australien haben die Jungs von Expatriate mit ihrem 2007 veröffentlichten Debütalbum ‘In The Midst Of This‘ bereits in der Tasche. Nun wollen sie auch Europa erobern. Als Dreh- und Angelpunkt ihrer Offensive wählten sie Berlin, die Stadt der Suchenden und Heimatlosen. Am Tag der Deutschen Einheit sitzen Expatriate im Backstage-Bereich eines Clubs in Berlin-Prenzlauer Berg. In ein paar Stunden werden sie hier auf der Bühne stehen und ihre hochgepriesenen Live-Qualitäten unter Beweis stellen. Es ist ein Heimspiel. Die vier Exil-Australier wohnen nur wenige hundert Meter entfernt in einem angemieteten Loft, alle vereint unter einem Dach. Berlin ist zum Mekka für kreative Freigeister geworden, Pilger, die das Verschwinden ihrer Wurzeln akzeptiert haben und nach neuen Erfahrungen suchen. Frontmann Ben King weiß genau, wie sich das anfühlt: „Ich bin in Indonesien aufgewachsen und viel hin- und hergezogen zwischen Australien und Indonesien. Es ist eine großartige Erfahrung, auf eine internationale Schule zu gehen und Menschen aus der ganzen Welt kennen zu lernen, andere Expatriaten. Aber auf der anderen Seite war es auch ganz schön verstörend, weil du nicht weißt, wo du hingehörst. Irgendwann realisierst du, wie sehr dich diese fehlende Verwurzelung beeinflusst.“

In der Welt zu Hause: Expatriate aus Sydney.

Jenseits jeglicher Länder-Grenzen verstehen sich Expatriate eher auf die zwischenmenschlichen Beziehungen als auf politische Botschaften: „Es sind mehr die alltäglichen Beobachtungen, die ich in den Texten verarbeite. Mich interessieren eher die Menschen und das Streben des Einzelnen nach etwas, das er nicht bekommen kann - woran er letztlich zugrunde geht. Es sind Geschichten über Freunde, Liebende und Familie. Ich finde das Alltägliche am interessantesten.“

Das Zusammenleben funktioniert erstaunlich gut. Man geht sich tagsüber aus dem Weg: „Wir haben einen super Tag-Nacht-Rhythmus. Tagsüber ist jeder für sich, nachts kommen wir zusammen. Dann stimmt die Chemie. Jeder weiß Bescheid, wie es läuft, das ist ein ungeschriebenes Gesetz.“ Und die Chemie fruchtet. Im November werden Expatriate als Support von Placebo riesige Hallen beschallen. Damit dürften sie Deutschland auch bald in die Tasche stecken.

Ihren eigenen Alltag verbringen die vier entweder unterwegs oder in ihrer Berliner Wohngemeinschaft.

Text: Marta Marszewski Heimat: expatriateband.com


life‘s a mixtape

HEUTE MIT: IAN BROWN In 46 Lebensjahren können sich so einige Lieben und Laster ansammeln. Bei dem ehemaligen Stone Roses-Frontmann Ian Brown steht in Sachen Leidenschaft noch immer die Musik im Vordergrund. Das Erscheinen seiner Soloplatte „My Way“ läuten wir daher mit einem autobiographischen Mixtape ein - ganz ohne gravierende Geschmacksentgleisungen. Welche drei Songs dürften auf einem Soundtrack deiner Kindheit nicht fehlen? „Metal Guru“, „Children Of The Revolution“ und „Solid Gold Easy Action“ von T. Rex. Diese drei Singles habe ich mir gekauft, als ich neun war, und sie klingen auch heute noch fantastisch. Welche Musik verbindest du mit deiner Pubertät? Die Sex Pistols. Es war eine großartige Zeit, um 14 zu sein, als die Sex Pistols rauskamen. Welche Musik erinnert dich an deine erste Liebe? Diana Ross And The Supremes: Als ich 16 war, war ich mit einem Mädchen namens Helen zusammen - die Beziehung hielt nur drei Jahre, aber wir sind immer in Soul-Clubs gegangen, denn ich stand zu dieser Zeit sehr auf Motown. Welche Bands hast du nur ertragen, weil sie deine Freunde mochten? Ich konnte Echo & The Bunnymen nie leiden, aber meine Freunde wollten immer aufs Konzert. Ich mochte die Musik nicht, den Gesang nicht, habe sie später aber mal persönlich getroffen. Nette Typen, aber das ändert nichts an meiner Meinung über die Musik. Du bist ja sehr sportlich. Wenn du einen Marathon laufen würdest, dabei aber nur ein Lied im Wiederholungsmodus hören dürftest... ...dann würde ich „Heart Of The City (Ain‘t No Love)“ von Jay-Z wählen. Das ist ein Cover eines alten R‘n‘B-Songs von Bobby Bland. Jay-Z hat ihn auf sein „The Blueprint“-Album gepackt. Der Beat ist cool, der Rap ist cool, es sind viele Originalele-

mente enthalten - perfekt, um dazu zu rennen. Der schlaueste Song über Drogen und Alkohol? „Lucy In The Sky With Diamonds“ von den Beatles. Ein Sänger, der dich immer zum Lachen bringt? Johnny Rotten ist echt lustig. Über ihn muss ich immer lachen. Den Erfolg welcher Kapelle kannst du nicht nachvollziehen? Den von Guns N‘ Roses und Axl Rose. Keine Ahnung, warum sie berühmt sind. Die haben keine guten Songs, keine Lyrics, der Typ hat keine Stimme... Eine Platte, die dich durch schwere Zeiten gebracht hat? Das erste Wu-Tang-Clan-Album „Enter The WuTang (36 Chambers)“. Das kam in dem Jahr raus, als sich die Stone Roses getrennt haben. Die beste Cover-Version aller Zeiten? „All Along The Watchtower“ von Jimi Hendrix ist fantastisch! Das ist ein K.O.-Schlag für Bob Dylans Original. Mit wem würdest du zukünftig gern mal zusammenarbeiten? Ich würde einen Song mit Jay-Z oder, wenn der zu beschäftigt ist, mit Johnny Marr von The Smiths aufnehmen.

Text: Christine Stiller Heimat: ianbrown.co.uk Auch gut: „My Way“ - das neue Album von Ian Brown


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KONZERT DES MONATS

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NEULICH:

Berlin - BRANDENBURGER TOR Das Finale der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour 2009 Am 3. Oktober spielten die Nachwuchskapellen TOS, Andioliphilipp und The Rising Rocket um den Sieg bei der diesjährigen Coca-Cola Soundwave Discovery Tour. Am Abend durften sich die schwäbischen Brit-Popper von The Rising Rocket schließlich nach einem tollen Auftritt vor tausenden Zuschauern auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor als Sieger feiern lassen.

Den Beifall haben sich die vier Herren hart erarbeitet. Juryentscheidungen, Live-Auftritte in Clubs und auf den großen Festivalbühnen wurden erfolgreich hinter sich gebracht, und nun durften die Stuttgarter den ganz großen Auftritt vor insgesamt fast einer Million Zuschauer an diesem Tag nicht nur würdig zelebrieren, sondern auch mit dem Sieg in der Tasche gen Heimat düsen. Im Wirrwarr der großen Emotionen bewahren die Jungs dennoch einen kühlen Kopf. Die Zukunftspläne sind geschmiedet, ein neues Album wird in Kürze eingespielt. myspace.com/therisingrocket coke.de

Die Sieger: The Rising Rocket

KONZERTFOTOS OF DEATH Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys.net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:

Dear Reader 28.9. Düsseldorf - Zakk

Mando Diao 14.9. London - Court Yard

Geknipst von: Lemmi

Geknipst von: Eni

Wunderschönes Konzert der Indie-Gruppe aus Südafrika; leider nur 60 Minuten und leider nur vor rund 130 Personen. Aber Klasse-Konzert!

Die Borlänger Stadtmusikanten gaben exklusiv für Fly TV eine Acoustic-Session. 20 geladene Fans durften dabei sein.


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TOURBUS

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Im Tourbus mit:

THE DEAD WEATHER

Green Day 8.10. Hamburg - Color Line Arena Geknipst von: Sunché

Jet 20.9. Berlin - Astra

Nach diesem Regen von mit Totenköpfen bedruckten Schnipseln hatte zwar manch einer eine Handvoll davon in seiner Kapuze, doch Konfetti macht glücklich und so genoss jeder Einzelne das überwältigende Finale nach zweieinhalb Stunden Show.

Geknipst von: Leones ...

Nein, Alison Mosshart ist keine Prinzessin. Bekannt als die platonisch bessere Hälfte von Jack White in The Dead Weather und Jamie Hince in The Kills ist die kettenrauchende Sängerin so sehr Kumpeltyp, dass sie auf Tour im Grunde schon fast gemeinsam mit den Jungs im Stehen pinkeln könnte - wenn sie das denn müsste.

Florence And The Machine 5.10. Hamburg - Logo Geknipst von: Deez

Die Bühne wurde mit Blumen, leeren Vogelkäfigen und einem gigantischen Backdrop in einen Märchenwald verwandelt, dazu sang Florence mit Unterstützung von fünf Musikern (u.a. einem Harfenspieler) ihre düster-schönen Hymnen.

Jeniferever 8.8. Friedland - Burg Geknipst von: Meralunis

Jeniferever - düstere Retter der Nacht auf Tuchfühlung mit dem Publikum...

Geknipst von: FranziGB2007

Ham wa uns wieder schön leergetanzt!

Geknipst von: EinfachLarry

Von Entenhausen nach Düsseldorf: Die Yeti Girls spielten acht Jahre nach Bandauflösung ein unglaublich gutes Konzert im Lager eines Weinhandels. Unglaublich, eine gewisse Yessica nochmal in Aktion zu sehen...

Na, Jungs können zum Beispiel im Stehen pinkeln. Alison: Aber wir leben doch in einer modernen Welt. Toiletten gibt es überall und auch im Tourbus. So was kommt einem nicht in die Quere. Um ehrlich zu sein: Wenn ich jemanden übers Touren jammern höre, ist es immer ein Typ. Entweder du tourst gern oder nicht. Meiner Meinung nach ist das nichts Geschlechtsspezifisches. Was ist das größte Opfer, das du auf Tour bringen musst? Alison: Ich bin nie so lange zu Hause, dass ich es vermissen könnte, wenn ich wieder abreise. Klar, vielleicht verpasse ich die eine oder andere Sache, aber es ist ja auch aufregend, jeden Tag in einer anderen Stadt zu sein. Manchmal vermisse ich meine Freundinnen in London, aber ich schreibe ihnen jeden Tag Postkarten.

Mediengruppe Telekommander 4.10. München - Backstage

Yeti Girls 28.9. Düsseldorf - Rotweiss

Wieso ist das Rumtouren für Mädchen nerviger als für Jungs? Alison: Das ist es meiner Meinung nach gar nicht. Touren ist langweilig, aber wieso sollte es gerade Mädchen mehr nerven?

Fehlen dir manchmal die Gespräche mit deinen Freundinnen, wenn du die ganze Zeit nur von anderen Musikern umgeben bist? Alison: Eigentlich nicht. Vielleicht bin ich ein seltsames Mädchen. Ich rede über alles gern. Was isst du nur, wenn du auf Tour bist? Alison: Ich esse auf Tour alles, was ich auch sonst esse, beziehungsweise nicht esse. Ich nehme keine Milchprodukte zu mir und esse auch kein Fleisch, die Auswahl ist also schon von vornherein klein. Das Kochen vermisse ich aber. Es ist öde, jeden Tag und zu jeder Mahlzeit im Restaurant essen zu müssen. Das sollte etwas Nettes sein, was man sich nur ab und zu mal gönnt. Ludwig Van 30.1. Husum – Der Club

Text: Christine Stiller Foto: David Swanson Heimat: thedeadweather.com

Geknipst von: Bärtchen

The Dead Weather auf Tour

Fantastischer Brit-Indie-Pop aus Berlin/Flensburg. Ein richtig heißes Konzert mitten im kalten Januar...

1.11. Köln - E-Werk *** 2.11. Berlin - Astra Kulturhaus


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PRÄSENTIERT

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Präsentiert TOUR DES MONATS.

tEGAN AND SARA

Kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums spielen die kanadischen Zwillingsschwestern Tegan & Sara ein paar wenige Clubshows.

Bereits vor zehn Jahren brachten sie ihr erstes Album „Under Feet Like Ours“ eigenständig auf den Markt und sorgten mit ihrem honigsüßen Folk-Pop bald nicht nur bei ihrem späteren Labelchef Neil Young für einen Konfettiregen der Begeisterung. Am 29. Januar erscheint mit „Sainthood“ das mittlerweile sechste Studioalbum der Damen und das marschiert mit Songs wie „Don’t Rush“ selbstbewusster denn je in Richtung clever arrangierter Hit-Pop-Perlchen. Doch keine Angst vor Banalität oder WaltonIdylle auf der Bühne. Wer sich schon im Mutterleib miteinander arrangieren musste und sich einen Haufen der gleichen Gene teilt, der sucht sich trotz aller Liebe Nischen, um das Zwischenmenschliche erträglich zu gestalten. Während Tegan außerhalb der Toursaison in Vancouver und

Sara in Montreal zu Hause ist, kollidieren die Interessen der beiden Schwestern bei zu viel Nähe schon mal auf der Bühne. Zickenkriege, glockenhelle

Stimmchen und perfekte Melodien. Lasst es uns so formulieren: Wer nicht geht, verpasst was!

Tegan And Sara AUF TOUR 25.11. Hamburg - Grünspan *** 26.11. Berlin - Astra *** 27.11. München - Theaterfabrik *** 28.11. Köln - E-Werk

Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an! Airborne

08.03.10 München - Tonhalle 10.03.10 Wiesbaden - Schlachthaus 11.03.09 Stuttgart - LKA Longhorn 13.03.10 Berlin - Huxley’s 21.03.10 Hamburg - Große Freiheit 22.03.10 Köln - E-Werk

Baddies

07.11. Freiburg - Jazzhaus 08.11. Karlsruhe - Tollhaus 09.11. Erlangen - Ewerk 10.11. Konstanz - Kulturladen 12.11. Dortmund - FZW 13.11. Hannover - Pavillon 15.11. Bremen - Schlachthof 16.11. Stuttgart - LKA Longhorn 17.11. Leipzig - Anker 18.11. Kiel - Pumpe

10.12. Frankfurt a.M. - ExZess 19.12. Hannover - Mephisto 20.12. Hamburg - Logo 21.12. Berlin - Festsaal Kreuzberg

The Cinematics

19.11. Bremen - Tower 20.11. Halle - Klub Drushba 21.11. Stuttgart - Universum 23.11. Köln - Gebäude 9 24.11. Wiesbaden - Schlachthof 26.11. Freiburg - Waldsee 27.11. Augsburg - Kantine 28.11. Hannover - Café Glocksee 19.02. Dresden - Beatpol 20.02. Plauen - Club Zooma 24.02. Osnabrück - Glanz & Gloria 26.02. Karlsruhe - Substage 27.02. Kammgarn - Kaiserslautern

Deichkind

15.11. Saarbrücken - Garage 16.11. Köln - Lanxess Arena 20.11. München - Olympiahalle 23.11. Köln - Gloria 06.12. München - Backstage 11.12. Wiesbaden - Schlachthof 12.12. Hamburg - Grünspan 13.12. Berlin - Postbahnhof 21.12. Bochum - Zeche

02.12. Düsseldorf - Philipshalle 03.12. Frankfurt a.M. - Jahrhunderthalle 04.12. Münster - Halle Münsterland 06.12. Berlin - Velodrom 07.12. Stuttgart - Schleyerhalle 08.12. Fürth - Stadthalle 10.12. München - Zenith 12.12. Dresden - Eventwerk 13.12. Hamburg - Sporthalle 14.12. Flensburg - Deutsches Haus 15.12. Hannover - AWD Hall

Bosse

Dropkick Murphys

Biffy Clyro

30.10. Braunschweig - Meier Music Hall 31.10. Wuppertal - Live Club Barmen 03.11. Winterberg - Die Schallplatte 04.11. München - 59:1 05.11. Freiburg - Waldsee 06.11. Tübingen - Sudhaus 07.11. Passau - ProLi

Chris Wollard & The Ship Thieves

03.12. Saarbrücken - Garage 04.12. Schweinfurt - Alter Stattbahnhof 06.12. München - Backstage 08.12. Düsseldorf - Zakk

01.12. Hannover - Bei Chez Heinz 02.12. Köln - Luxor 10.12. Hamburg - Molotow 11.12. Berlin - Magnet 12.12. München - 59 to 1

01.12. Regensburg - Alte Mälzerei 03.12. Lörrach - Altes Wasserwerk 05.12. Friedrichshafen - Club Metropol 09.12. Augsburg - Kantine 12.12. Traunstein - Metro 14.12. Hann.Münden - Kurbelkasten 15.12. Bochum - Zeche 16.12. Düsseldorf - Zakk 17.12. Münster - Sputnikhalle 18.12. Kiel - Pumpe 19.12. Potsdam - Waschhaus 23.12. Ulm - Roxy

Friska Viljor

Jennifer Rostock

Escape The Fate

08.12. Hamburg - Molotow 09.12. Berlin - Magnet 10.12. Köln - Underground 11.12. Münster - Sputnikhalle

Frank Turner

10.11. Berlin - Maria 11.11. Köln - Gebäude 9 12.11. Konstanz - Kulturladen 16.11. München - Fireworks 17.11. Nürnberg - Muz 18.11. Osnabrück - Kleine Freiheit 23.11. Stuttgart - Schocken 24.11. Frankfurt a.M. - Brotfabrk 25.11. Leipzig - Conne Island 26.11. Cottbus - Bebel 27.11. Hamburg - Knust 28.11. Rostock - Mau Club

Golden Silvers

27.11. Berlin - Privatclub 28.11. Hamburg - Molotow

30.10. Erfurt - Stadtgarten 31.10. Dresden - Alter Schlachthof 01.11. Berlin - Huxley`s 03.11. Rostock - Mau Club 04.11. Hamburg - Uebel & Gefährlich 05.11. Wuppertal - Die Börse 06.11. Kaiserslautern - Kammgarn 07.11. Andernach - Juz 08.11. Köln - Essigfabrik 10.11. Mannheim - Feuerwache 11.11. Freiburg - Jazzhaus 12.11. Stuttgart - LKA Longhorn 13.11. München - Backstage 14.11. Eggenfelden - Platinum 16.11. Nürnberg - Hirsch 24.11. Bochum - Zeche

Kevin Devine

02.02. Berlin - Arena 03.02. Hamburg - Sporthalle 04.02. Düsseldorf - Philipshalle

11.12. Köln - Stereo Wonderland 12.12. Leipzig - Paris Syndrome 13.12. Berlin - Privatclub 15.12. Hamburg - Astra Stube 16.12. Giessen - MUK

Emil Bulls

K.I.Z.

30.10. Cham - LA 31.10. Passau - ProLi 03.11. Freiburg - Atlantik 04.11. Frankfurt a.M. - Nachtleben 05.11. Stuttgart - Universum 06.11. Ulm - Roxy 07.11. Kisslegg - Spatz 14.11. München - Backstage

Itchy Poopzkid

25.11. Bruchsal - Fabrik 26.11. Darmstadt - Centralstation 27.11. Erfurt - Centrum 28.11. Magdeburg - Sackfabrik 30.11. Reutlingen - FranzK

06.11. Rostock - Mau Club 07.11. Leipzig - Conne Island 09.11. Braunschweig - Jolly Joker 10.11. Dortmund - FZW 11.11. Würzburg - Posthalle 17.11. Freiburg - Jazzhaus 18.11. Wiesbaden - Schlachthof 19.11. Regensburg - Kulturspeicher 20.11. Erfurt - Stadtgarten


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22.11. Hamburg - Docks 04.12. Dresden - Eventwerk 05.12. Innsbruck - Air & Style 07.12. Köln - Live Music Hall 08.12. Gießen - Muk 10.12. Heidelberg - Halle 02 14.12. München - Backstage 15.12. Stuttgart - LKA Longhorn 16.12. Münster - Sputnikhalle 18.12. Berlin - Astra

27.11. Nordhorn - Scheune 28.11. Hannover - Bei Chez Heinz 03.12. Wiesbaden - Schlachthof 04.12. Stuttgart - Zwölfzehn 12.12. München - Backstage 23.01. Paderborn - Kulturwerksatt 30.01. Kaiserslautern - Kammgarn 12.03. Lingen - Schlachthof 13.03. Düsseldorf - HDJ

16.11. Frankfurt a.M. - Batschkapp 17.11. Stuttgart - LKA Longhorn 18.11. München - Backstage 19.11. Hannover - Faust 20.11. Rostock - Mau Club 24.11. Dresden - Beatpol 25.11. Hamburg - Knust

The Sounds

18.11. Münster - Sputnikhalle 04.12. München - Backstage 05.12. Köln - Live Music Hall 06.12. Dresden - Reithalle 10.12. Berlin - Postbahnhof 11.12. Hamburg - Uebel & Gefährlich

Muff Potter

29.11. Köln - Essigfabrik 30.11. Wiesbaden - Schlachthof 03.12. Berlin - Lido 04.12. Leipzig - Conne Island 06.12. München - Backstage 08.12. Düsseldorf - Zakk 09.12. Saarbrücken - Garage 10.12. Hamburg - Grünspan 12.12. Münster - Jovel (letztes Konzert ever!)

Moneybrother

01.12. Dresden - Beatpol 02.12. Essen - Zeche Carl 03.12. Bielefeld - Kamp 05.12. Berlin - Postbahnhof 06.12. Hamburg - Grünspan 07.12. Köln - Stollwerck 08.12. München - Backstage 10.12. Karlsruhe - Substage 14.12. Darmstadt - Centralstation

Montreal

30.10. Harsefeld - Gymnasium 31.10. Bremen - Lagerhaus 13.11. Bielefeld - Falkendom 14.11. Dortmund - FZW 20.11. Köln - Werkstatt 21.11. Saarwellingen - Flexibel

25.11. Hamburg - Molotow 26.11. Frankfurt a.M. - Nachtleben 27.11. Köln - Gebäude 9 28.11. Berlin - Lido 30.11. München - Atomic Café

The Virgins

05.11. München - Backstage 06.11. Stuttgart - Schocken 07.11. Wiesbaden - Schlachthof 09.11. Köln - Gebäude 9 10.11. Hamburg - Uebel & Gefährlich 11.11. Berlin - Maria 12.11. Münster - Gleis 22 14.11. Heidelberg - Halle 02

24.11. Hamburg - Logo 25.11. Hannover - Faust 26.11. Bremen - Schlachthof 28.11. Stuttgart - Jaha West 13.12. Trier - Ex-Haus 15.12. Lindau - Club Vaudeville 17.12. Regensburg - Alte Mälzerei 19.12. Annaberg - Alte Brauerei 20.12. Berlin - Magnet

Mikroboy

25.11. Hannover - Bei Chez Heinz 26.11. Gießen - Muk 27.11. Erfurt - Unikum 01.12. Leipzig - Moritzbastei 02.12. Hamburg - Logo 03.12. Lübeck - Riders Café 04.12. Schwerin - Kulturbuchhaus 05.12. Dresden - Beatpol 06.12. Berlin - Magnet 08.12. Köln - Blue Shell 09.12. Dortmund - FZW 10.12. Reutlingen - FranzK 11.12. Freiburg - MLC 12.12. Bayreuth - Komm 13.12. Wangen - JUZ Tonne 18.12. Mannheim - Alte Feuerwache

The Temper Trap

STRIKE ANYWHERE

15.11. Hamburg - Grünspan 16.11. Köln - Live Music Hall 18.11. Berlin - Postbahnhof 19.11. Leipzig - Conne Island 20.11. München - Metropolis 24.11. Stuttgart - Die Röhre

Turbostaat

The Airborne Toxic Event

Paramore

Seite 37

16.11. Frankfurt a.M. - Batschkapp 17.11. Stuttgart - LKA Longhorn 18.11. München - Backstage 19.11. Hannover - Faust 20.11. Rostock - Mau Club 22.11. Hamburg - Knust 23.11. Wuppertal - Live Club Barmen

Silversun Pickups

The Living End

PRÄSENTIERT

03.12. Hamburg - Grünspan 04.12. Berlin - Huxley’s 06.12. Köln - Palladium

16.11. Köln - Gebäude 9 21.11. München - Backstage 24.11. Frankfurt a.M. - Batschkapp 26.11. Berlin - Frannz

Ohrbooten

The Blackout

15.12. Münster - Gleis 22 16.12. Köln - Werkstatt 17.12. Stuttgart - Keller Klub 18.12. München - 59 to 1 19.12. Jena Kassablanca 20.12. Bremen - Lagerhaus

04.12. Köln - Werksatt 05.12. Berlin - Magnet 07.12. Hamburg - Logo 09.12. München - 59 to 1 11.12. Chemnitz - AJZ Talshock 12.12. Stuttgart - Universum

03.11. Fulda - KuZ 04.11. Nürnberg - Hirsch 05.11. Köln - Stollwerck 25.11. Hamburg - Fabrik 26.11. Bielefeld - Kamp 27.11. Bremen - Lagerhaus 28.11. Hannover - Faust 30.11. Münster - Sputnikhalle 01.12. Düsseldorf - Zakk 03.12. Frankfurt a.M. - Batschkapp 04.12. München - Theaterfabrik 05.12. Lindau - Club Vaudeville 07.12. Freiburg - Jazzhaus 08.12. Pforzheim - Kupferdächle 10.12. Bochum - Bahnhof Langendreer 11.12. Osnabrück - Kleine Freiheit 12.12. Lübeck - Treibsand 13.12. Flensburg - Volksbad 17.12. Leipzig - Conne Island 18.12. Jena - Kassablanca 19.12. Berlin - Astra 26.12. Kiel - Pumpe 27.12. Rostock - Mau Club 29.12. Augsburg - Musikkantine 30.12. Aschaffenburg - Colos Saal

The Dead Weather 01.11. Köln - E-Werk 02.11. Berlin - Astra

The Devil Wears Prada 31.10. Stuttgart - Universum 01.11. Bochum - Matrix 02.11. Hamburg - Grünspan

Wolfmother

The Dillinger Escape Plan 04.02. München - 59 to 1 05.02. Köln - MCT 08.02. Berlin - Magnet

The Films

29.01. München - Backstage 30.01. Köln - Live Music Hall 03.02. Hamburg - Große Freiheit 36

The XX

02.11. Stuttgart - Universum Club 03.11. Frankfurt a.M. - Nachtleben 22.01. Berlin - Astra

12.11. Köln - Luxor 13.11. Kaiserslautern - Kammgarn 14.11. Lingen - Alter Schlachthof

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QUICKIES

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QUICKIES

Alles nur gekauft

Veltins

Flaschenkunst im Retro-Stil

Außen hui, innen auch. Das Lieblingsleckerli der Deutschen wirft sich bei Veltins in neue Schale und wird hierfür in schicken, grünen Flaschen im Retro-Design in den Handel kommen. Ob im Vierer-Träger oder Mehrwegkasten – das Auge trinkt eben mit. Und deshalb verlosen wir auch zur Feier des neuen Flaschendesigns eine dieser hochwertig Alu-Dibond Platten des Berliner Künstlers SuperBlast. Auf sallys.net erfahrt ihr, wie ihr dieses hübsche Kunstwerk, das eines von nur 15 Unikaten ist, gewinnen könnt. veltins.de/facebook

T-Mobile Campus Cooking Auf zur nächsten Runde

Lokalisten Fon

Der neue Handy-Tarif zum Freundschaftspreis

In Zeiten des Internets und Mobiltelefons ist Dauer-Kommunizieren nicht nur Mittel zum Zweck, sondern für viele zu einem echten Hobby geworden. Die Freundes-Community lokalisten.de bietet als erstes deutsches Social Network einen PrepaidTarif an. So können nun alle Lokalisten mit ihren alten und neuen Bekanntschaften kostengünstig telefonieren und Textnachrichten schreiben - das Surfen auf m.lokalisten.de ist natürlich kostenlos. Durch den neuen Prepaid-Tarif kostet euch die SMS und Telefonminute ins Lokalisten-Netz nur 2 Cent, in alle deutschen Mobilfunk- und Festnetze 12 Cent pro Minute. Und damit ihr das gleich mal unter Realbedingungen ausprobieren könnt, verlosen wir auf sallys.net zwei schnieke Samsung Corby S3650 mit 2,8 Zoll Touchscreen.

Zufluchtsort Uni-Mensa: Für alle, die gerade erst bei Mami ausgezogen oder der eigenen simplen Kochkünsten bereits überdrüssig sind, kann die Mensa zu einem Ort des Friedens werden - zumindest für ihre Magensäfte. Mit Anpfiff des Wintersemesters wollen die Starköche Stefan Wiertz und Patrick Gebhardt im Namen des T-Mobile Campus Cookings wieder den Gourmet-Löffel schwingen. Vom 26. Oktober bis 11. Dezember werden sie je fünf Tage an den Unis in Göttingen, Trier, Ulm, Mainz, Dresden, Erlangen, Freiburg, Bochum, Münster und Stralsund ausgefallene und studentisch erschwingliche Gaumenfreuden zubereiten. Alle Termininfos gibt es unter t-mobile.de/young. Und wer sich im Anschluss selbst am Herd versuchen möchte, der ist mit unserem Starter-Paket bestehend aus hochwertigen Küchenutensilien, das wir auf sallys.net verlosen, bestens für TrüffelGratin und Co. gerüstet. t-mobile.de/young

lokalisten.de

MTV Europe Music Awards

Tickets für die MTV Music Week zu gewinnen

Die MTV Europe Music Awards sind ein Tummelplatz für Stars und ihre guten oder schlechten Manieren, Wutausbrüche, Heulorgien, Dankesreden und Liebeserklärungen auf großer Bühne und vor laufender Kamera. Was hier besser klingt als jede Kinoschnulze mit Popcorn-Überdosis, findet in diesem Jahr am 5. November in der Berliner O2 World statt. Als musikalische Headliner des Abends werden die Foo Fighters und das kolumbianische Hüftschwungwunder Shakira erwartet. Außerdem sind Gäste wie unter anderem die Backstreet Boys, Juliette Lewis und die Schauspielerin Monica Bellucci eingeladen. Zu sehen gibt es das Spektakel live ab 21.00 Uhr bei MTV. Im Rahmen dieses medialen Paukenschlags findet vom 30. Oktober bis 4. November in Berlin die MTV Music Week statt. Für die Party „Markus Kavka’s - Meet The Migrants“ am Dienstag, den 03.11. im Fritzclub mit Bonaparte, Dúné, Miss Platnum und Oceana haben wir 1x2 Freikarten für Euch reserviert. Schickt eine Mail mit dem Stichtwort „EMA“ an verlosung@sallys.net. Weitere Infos dazu gibt es unter mtv.de/musicweek MTV Europe Music Awards * 5.11. Berlin - O2 World * Übertragung: ab 21.00 Uhr bei MTV mtvema.com oder mtv.de/musicweek


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SPORT

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STREET SESSION. DIE FAKTEN BMX und Skateboard Street/Vert; Finale World Cup Skateboarding Tour 2009

6.12. Berlin - Velodrom Live: Deichkind und Puppetmastaz Tickets jetzt unter: t-mobile-playgrounds.de

Foto: Kay Clauberg

T-Mobile Extreme Playgrounds Street Session Im Interview: Alex Mizurov

Alex Mizurov ist ein wahres Skate-Wunderkind. Der 21-Jährige wurde bereits mit dem deutschen Meistertitel prämiert und hat nach diversen internationalen Erfolgen auch das Interesse der Skate-Szene jenseits des Atlantiks für sich geweckt. Bei der Street Session am 6. Dezember zählt er zum engsten Favoritenkreis - auch wenn er es selbst nicht so recht zugeben will. Wann hast du mit dem Skaten begonnen? Alex: Mit zwölf. Was war dein bisher größter sportlicher Erfolg? Alex: Ich denke, mein Sieg beim „Game of Skate ’06“ in San Diego. Das hat mich in Sachen Skateboarding auf jeden Fall sehr gepusht! Was ist der größte Unterschied zwischen der Skate-Szene hier und in den USA? Alex: Dort gibt es einfach viel mehr Skateboarder, die echt alles daran setzen, um groß rauszukommen. Welches Opfer bringst du für deinen Sport? Alex: Ich muss viel reisen und sehe deshalb meine Freundin und Familie viel seltener. Diesen Trick beherrschst du im Schlaf? Alex: FS Flip! Was kannst du bei der Street Session von Überfliegern wie Pierre-Luc Gagnon noch lernen? Alex: Wie man auch so fliegt... (lacht) Welche Chancen rechnest du dir für die

Street-Session aus? Alex: Ich trete dort nicht an, um zu gewinnen. Ich will nur Skateboard fahren! Deine Lieblingsband/Lieblingskünstler? Alex: Das ist schwer zu sagen. Zurzeit finde ich Lil Wayne super, aber so wirkliche Lieblingsbands habe ich nicht. Wie wichtig ist das Konzert von Deichkind und Puppetmastaz für die Street Session? Alex: Ich denke, die Live-Show zieht einfach viele Leute, die sonst vielleicht gar nicht zu einem Skate- oder BMX-Contest gehen würden, auf diese Weise aber mal sehen, was wir so machen. Was willst du in Zukunft in deinem Sport unbedingt erreichen? Alex: Ich möchte natürlich so lange wie möglich skaten und damit mein Geld verdienen. Danach würde ich gern als Teammanager weitermachen. Ich würde sagen, ich versuche einfach, das Beste draus zu machen und sehe, was kommt...


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MIX

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Oliver Korittke

The Hives

Beck’s Music Experience Tour 2009 Oliver Korittke lädt ein

Anfang Dezember lässt Beck’s die Kronkorken knallen. Im Rahmen der „Beck’s Music Experience Tour“ 2009 lädt die Biermarke gemeinsam mit Schauspieler Oliver Korittke in Hamburg, München und Berlin zu einem Freudenfest der Live-Musik. Bands wie Bad Lieutenant und die schwedischen Krawatten-Punker The Hives werden ebenso erwartet wie die Überflieger von Dúné und viele, bislang noch geheime Special Guests. Unter becks.de könnt ihr euch vom 30. Oktober bis zum 29. November auf Oliver Korittkes Gästeliste eintragen - hier werden täglich Karten für die jeweiligen Shows verlost. Herr Korittke wird die Tour natürlich selbst begleiten und moderierender Weise durch den Abend führen. Das bisher feststehende Band-Aufgebot entnehmt dem Kasten rechts. Alle weiteren Infos und Updates findet ihr unter becks.de

Achtung Nachwuchsbands! Wer nicht nur als Zuschauer mitjubeln will, sollte selbst Mitglied einer Band sein. Dann habt ihr die Chance, euch bis zum 21. November mit eurem MySpace-Profil nicht nur für eine Konzertreise mit einem Nightliner, sondern gleichzeitig auch die drei Konzertauftritte bei der „Beck‘s Music Experience Tour“ zu bewerben. Jede Woche werden die zehn besten Bands auf becks.de präsentiert. Hier findet ihr auch alle Infos zur Teilnahme. Die Gewinnerkapelle wird von einer Jury ausgewählt, die sich aus Malte Behrens (Head of Music MySpace Deutschland), Markus Kühn (Geschäftsführer MotorFM) und Frank Karch (Freier Journalist, 1live) zusammensetzt. Die Sieger werden am 3. Dezember mit ihrem Nightliner für die Tour abgeholt und am 7. Dezember wieder wohlbehalten zu Hause abgeliefert. Insgesamt zwölf Leute können im Tourbus mitreisen. Es ist also noch ein bisschen Platz für Freunde und Verwandte. Außerdem will MotorFM die Musik der Kapelle in die hauseigene Playlist aufnehmen. becks.de

4.12. Hamburg – Knust Bad Lieutenant, Polarkreis 18 & special guest 5.12. München – Backstage Donots, special guest und Bang Bang Boom DJ Team mit Oliver Korittke 6.12. Berlin – Kesselhaus The Hives, Dúné & special guest


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Jägermeister Rock:Liga 2009/2010

MIX

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The Films

Anpfiff im November

Die beste Symbiose von Sport und Musik seit Erfindung der Stadionhymne. Im November startet die Jägermeister Rock:Liga in ihre neue und mittlerweile sechste Saison. Gespielt wird mit je drei Teams in drei Vorrundengruppen. Wer euch beim Konzert am meisten überzeugt, den schickt ihr mit Hilfe eures Applauses ins Finale. Den Auftakt in der Gruppe A machen The Films aus dem sonnigen amerikanischen Süden, die ihre regenarme Gemütslage direkt in beschwingten Gitarren-Pop gemeißelt haben und so auch bei miesem Wetter noch rennen wie die Wiesel. Weniger aufs Bauchgefühl als auf ihre forsch voranmarschierenden Gitarren hören die Silversun Pickups aus Kalifornien. Sie nennen es Indie-Rock, wir nennen es gemäßigte Blutgrätsche. Statt dem hübschesten Trikot wollen die Amusement Parks On Fire mit dem ausgefallensten Bandnamen der Gruppe punkten. Doch die Briten haben noch mehr zu bieten. So sind sie unter den drei hier antretenden Indie-Teams doch das experimentierfreudigste Ensemble. Zu sehen und zu bewerten gibt es die drei Kapellen an den folgenden fünf Abenden. Die Aufstellung für Gruppe B und C wird in Kürze bekannt gegeben. Alle weiteren Infos gibt‘s im Netz: jaegermeister.de

Jägermeister Rock:Liga 2009/2010 16.11. Frankfurt - Batschkapp *** 17.11. Stuttgart - Longhorn *** 18.11. München - Backstage Werk *** 19.11. Hannover - Faust *** 20.11. Rostock - Mau Club

Volkswagen Sound Foundation Erfolg ist kein Zufall…

...sondern ein Zusammenspiel von richtiger Zeit und richtigem Ort. Ihr habt es in der Hand – denn es ist Bewerbungszeit bei der Volkswagen Sound Foundation. Alle Bands ohne Plattenvertrag, die ihrer Karriere mit nachhaltiger Talentförderung unter die Arme greifen wollen, sind aufgerufen, sich jetzt unter volkswagensoundfoundation.de vorzustellen. Jeweils drei Bands in den Kategorien Rock, Pop und HipHop haben die Chance, ein halbes Jahr umfassende Unterstützung und einen praktischen VW-Tourbus zu erhalten. Und wenn ihr es denn geschafft habt, werdet ihr auch an einem der zackigen Workshops teilnehmen, die die Sound Foundation ihren Schützlingen in Kooperation mit der Pop-Akademie Baden-Württemberg anbietet. Was ihr dort wie und von wem lernen könnt, dokumentieren die neuen Clips ebenfalls unter volkswagensoundfoundation.de

Beck‘s Gig Finder Ein Spürhund für Konzerte

In Zukunft werdet ihr kein Konzert mehr verpassen oder aus Versehen in der falschen Location landen - zumindest dann, wenn ihr im Besitz eines iPhones oder eines iPod Touch seid. Dafür sorgt ab sofort die „Beck‘s Gig Finder“-App, die euch basierend auf der last.fm-Datenbank mit Daten, Orten und Zeiten versorgt. Natürlich zeigt sie euch dank Google Maps auch noch den richtigen Weg vor die auserwählte Bühne. Ihr könnt sowohl nach Künstlern aber auch nach Locations suchen und gucken, was denn so geht im Backstage in München oder im Underground in Köln. Wenn ihr dann das Konzert eurer Wahl gefunden habt, zeigt euch diese App auf dem Weg noch die wichtigsten Infos zum Künstler oder ihr schaut euch in der U-Bahn einfach die passend verlinkten Videos auf YouTube an und übt schon mal das Mitträllern. Wenn ihr dann vor Ort seid, könnt ihr Fotos von euch, der Band oder dem Klo an eure Freunde oder an unsere Konzertfotos Of Death schicken. Solltet ihr am nächsten Morgen nicht mehr so genau wissen, woher die Kopfschmerzen kommen, schafft der „Beck‘s Gig Finder“ auch hier Abhilfe: die letzten 20 Locations werden gespeichert. Damit die Mobilität auf eurer nächsten Reise auch gewährleistet ist, verlosen wir auf sallys.net gemeinsam mit Beck‘s zwei schicke iPhones. Den Link zum Gig Finder spürt ihr auf unter becks.de


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KINO

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Kaputte Welt

John Cusack in Roland Emmerichs „2012“

Ob er da wieder rauskommt? John Cusack.

Die Welt ist am Arsch, daran besteht kein Zweifel. Zumindest nicht beim Betrachten der Filmografie von Roland Emmerich. Der gebürtige Stuttgarter ist ein absoluter Meister auf dem Gebiet der effektvollen Verfilmung des Weltuntergangs – oder zumindest der opulenten Andeutung dessen. So hatten es seinerzeit in „Independence Day“ Außerirdische auf die Menschheit abgesehen. In „The Day After Tomorrow“ war die globale Erderwärmung Auslöser für zerstörerische Tornados, Flutwellen und arktische Kälte. Und mit „2012“ wirft Emmerich nun den nächsten, alles verdunkelnden Schatten in die Lichtspielhäuser der Nation und schickt einen cineastischen Todesboten zur Verkündung der bevorstehenden Apokalypse. Nach den mystischen Glaubenssystemen der Maya steht am 22. Dezember 2012 das Ende der Zeitrechnung bevor, bei der eine äußerst seltene astronomische Konstellation zur Destabilisierung der Erdplatten und damit zu einer globalen Katastrophe führt. Die Regierungschefs der G8-Staaten wissen davon, halten es jedoch vor der Bevölkerung geheim. Einer der unwissenden Bürger ist John Cusack, der als Jackson Curtis versucht, den aussichtslosen Kampf gegen Zeit und Naturkatastrophe zu gewinnen. Wir trafen ihn zum Interview. John, Sie haben mal gesagt, dass Sie vor allem an Charakteren mit einer dunklen Seite interessiert sind. Welche Seite ist das bei Curtis Jackson? Sowohl für die Dramaturgie eines Films als auch für mich als Schauspieler ist es hilfreich, wenn eine Figur Ecken und Kanten hat, denn das macht sie nicht nur interessanter, sondern auch menschlicher und glaubwürdiger. Bei „2012“ findet sich diese dunkle Seite vor allem im Film selbst wieder.

Wenn man sich Ihre bisherige Rollenauswahl so ansieht, findet man auf der einen Seite viele gesellschaftskritische Filme wie „War Inc.“ oder „Grace Is Gone“, auf der anderen Seite aber auch solche Action-Blockbuster wie „2012“. Woher kommt das Interesse an dieser Gegensätzlichkeit? Ich bin schizophren, so einfach ist das. Und ganz ehrlich, am Ende ist es doch irgendwie dasselbe. Roland ist auf seine Art ein Punk. Außerdem muss man ab und an in solchen millionenschweren Prestige-Projekten mitspielen, um sich das Mitwirken an kleinen Filmen leisten zu können. In der Regel machst du immer einen Film für dich und einen für das Geld. Dann haben Sie „2012“ des Geldes wegen gemacht, und nicht, weil Sie das Drehbuch überzeugt hat? Nein, ganz im Gegenteil. Das Angebot für diesen Film war für mich nicht nur aus finanzieller Sicht wie ein Sechser im Lotto, denn ich hätte bei einem solchen Projekt, dessen Fokus vor allem auf den spektakulärsten Special-Effects zu liegen scheint, nicht mit einer solchen Tiefe der Charaktere gerechnet. Genauso wenig wie mit der inhaltlichen Entwicklung der Geschichte. Trotz bahnbrechender Action-Sequenzen gibt es jede Menge kleiner, intimer Szenen, die den Figuren sehr viel Raum zur Entfaltung zugestehen. Mit diesem Film habe ich wirklich großes Glück gehabt. Aber aus finanzieller Sicht brauchen Sie solche Blockbuster-Rollen doch sicherlich nicht mehr, oder? Nein, nicht unbedingt. Aber wenn du die besten Rol-

lenangebote haben möchtest, reicht es heute nicht mehr aus, der beste Schauspieler zu sein. Du musst auch ab und an einen Kassenschlager landen, damit die Studios dich haben wollen – denn die schauen nicht auf deine schauspielerischen Fähigkeiten, sondern nur darauf, wie viele Leute Eintritt für dich gezahlt haben. Das klingt sehr ernüchternd. Gab es mal Situationen, in denen Sie keine Lust mehr hatten, bei diesem Spielchen mitzumachen? Ich beherrsche leider kein anderes Spiel, auch wenn ich mit dem Regelwerk der Traumfabrik nicht immer ganz einverstanden bin. Natürlich könnte ich genauso gut zum Theater gehen, aber ich mag Filme nun mal. Letztlich sind das aber Luxus-Probleme. Wussten Sie eigentlich, dass Sie in Deutschland von demselben Menschen synchronisiert werden, der auch Edward Norton und Gollum aus „Herr der Ringe“ seine Stimme leiht? Im Ernst? Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Ich hoffe allerdings, dass mein Synchronsprecher einen guten Job macht, sonst halten mich die Leute hier am Ende für einen schlechten Schauspieler. Ich habe mal von einem Typen gehört, der nach vielen synchronisierten Filmen mit Robert De Niro einen im Original gesehen hat und dann meinte: „Mann, ist der mies.“ Interview: Daniel Schieferdecker Kinostart: 12. November 2009


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Looking For Eric

Footballplayer Is Coming Home

Eric Cantona ist eine Fußballlegende. Er verhalf seinen Klubs zu vielen Titeln, schenkte den Fans wundervolle Tore und gab eine der ungewöhnlichsten Pressekonferenzen des Sports. Regisseur Ken Loach bescherte er ein vergnügliches Filmprojekt und dem Helden der Geschichte Visionen. Eric Bishop, Postbote in Manchester, hat die selbst gewählte Trennung von seiner großen Liebe nie verwunden. Als er sie wiedersehen soll, um das gemeinsame Enkelkind zu hüten, bekommt er eine Panikattacke. Danach entgleitet ihm fast alles. Seine beiden Stiefsöhne, aus zweiter, ebenfalls gescheiterter Ehe, drohen echte Problemkinder zu werden und er ist unfähig, weiter Briefe auszutragen. Nur seine Freunde halten zu ihm, allesamt Arbeitskollegen und wie er glühende Anhänger von Manchester United. Nach einem (grandiosen!) Gespräch über Idole, erscheint Eric ManUs ehemaliger Stürmerstar Eric Cantona (himself!). Der begleitet ihn fortan und weist ihm mit Ratschlägen und Nachdruck den Weg aus der Misere.

Was zunächst nach keiner sonderlich originellen Idee klingt, funktioniert hier tatsächlich. Loach hat sein Gespür für britische Lebenswelten schon oft bewiesen und Cantonas Charisma, das Stadien füllte, kommt auch auf der Leinwand zur Geltung. „Looking for Eric“ ist unterhaltsam und stellenweise rührend. Ein Film, der sich nicht zu ernst nimmt. Ein Film über Freundschaft und Zusammenhalt, zweite Chancen, die Liebe und nicht zuletzt über Fußball und Eric Cantona. Nach Möglichkeit im Originalton ansehen und den Abspann wegen der Pressekonferenz abwarten! Text: Christian Stein Kinostart: 5. November 2009

Der Informant!

Der Spion, der sich selbst liebte

„Ich bin Agent 0014, weil ich doppelt so schlau bin wie James Bond“. Dieser Satz wird im Scherz von Mark Whitcare (Matt Damon) geäußert, doch da weiß man als Zuschauer bereits, dass sich Whitcare in der Tat für einen überaus gerissenen Spion hält. Steven Soderbergh hat die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines nerdigen Spießers inszeniert. Mark Whitcare lebt zusammen mit seiner Frau Ginger (Melanie Lynskey) und ihrem gemeinsamen Sohn Alexander (Lucas Carroll) und arbeitet im mittleren Management des Agrarkonzerns ADM. Den schwärzt er beim FBI mit der Behauptung an, ADM und seine Mitbewerber würden Preisabsprachen treffen. Das FBI will vom großspurig auftretenden Whitcare Beweise sehen. Der zeichnet daraufhin, sichtlich begeistert, heimlich Geschäftsbesprechungen auf. Das FBI ist zuerst äußerst angetan vom Eifer ihres Informanten, doch schon bald stellt sich heraus, dass Whitcare in großem Stile Geld unterschlagen hat. So verliert er nicht nur an Glaubwürdigkeit und verheddert sich bald aussichtslos in einem Lügengeflecht.

Äußerst subtil inszeniert Soderbergh diese Hochstapler-Farce, nur leider nicht durchgängig unterhaltsam, spannend und amüsant. Vor allem in der Mitte verzettelt er sich im ewiggleichen Einerlei aus Treffen mit dem FBI, mit Kollegen oder Geschäftspartnern. Gegen Ende gewinnt dieses Porträt eines notorischen Lügners, den ein fast nicht mehr erkennbarer Matt Damon mit sichtlichem Spaß verkörpert, wieder an Fahrt. Dies ist jedoch weniger den Machern zu verdanken als vielmehr der immer aberwitzigere Kapriolen schlagenden Story um einen Mann, der sich selbst maßlos überschätzt. Was leider auch ein wenig auf Steven Soderbergh zutrifft. Text: Dirk Lüneberg Kinostart: 5. November 2009

Kapitalismus – Eine Liebesgeschichte Capitalism stole his virginity

Gerechter Amerika-Kritiker oder manipulierender Polemiker - zu Michael Moore hat jeder eine Meinung. Sagt man: Moore hat einen Film über Terror/Amok/Voltigierschulen gedreht, weiß man eigentlich ziemlich genau, was einen erwartet. In „Kapitalismus – Eine Liebesgeschichte“ nimmt er sich die Finanzkrise zur Brust. Zugegeben, originell waren seine Themen noch nie, doch wo die Aufmachung früher zwar streitbar, aber zumindest unterhaltsam war, hat nun latente Langeweile Einzug gehalten. Der Film hat wenig von dem Verve und der Pointiertheit der früheren Werke. Das hat sich Michael Moore selbst eingebrockt, denn der begnadete Selbstdarsteller ist ein Opfer seiner eigenen Popularität geworden. Vorbei die Zeiten, in denen er sich mit der vermeintlichen Naivität eines Homer Simpson Zugang zu den höchsten Führungsetagen verschaffte und sein Gegenüber zu beschämenden Aussagen hinreißen konnte. Taucht jetzt der Dissidenten-Pummel auf, machen alle dicht. So bekommt er hauptsächlich Mitstreiter und Gleichgesinnte vor die Kamera. Das

ist weder verwunderlich, noch unterhaltsam. So collagiert der Film Tonnen absurden Archivmaterials, in denen Moore aus dem Off über das Finanzsystem nörgelt und kontrastiert dies mit Besuchen beim einfachen, gebeutelten Volk. Dabei gibt es durchaus bewegende Momente, ebenso wie einige Informationen, die unfassbar und widerlich erscheinen. Dass aber Moore selbst zu den Privilegierten gehört und mit größter Wahrscheinlichkeit durch seinen Erfolg ganz ordentlich in das kapitalistische System eingebunden ist, wird nicht zum Thema gemacht. Aber dass jener Fakt ausgerechnet bei diesem Film so deutlich wird und man ihm den wütenden kleinen Mann nicht mehr abnimmt, ist von schöner Paradoxie. Text: Cornelis Hähnel Kinostart: 12. November 2009

KINO

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KINO SHORTCUTS

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66/67 – Fairplay war gestern

Das gelbe Segel

Eine Perle Ewigkeit

Geschichten über Schuld und Sühne, Verirrung und Enttäuschung, über die Suche nach Vergebung oder einer zweiten Chance werden im USKino seit jeher am besten auf einsamen Highways erzählt. „Jeder muss doch irgendwo hin“, raunt ein bulliger William Hurt, neben sich im Auto zwei Teenager, die genau wie er nicht wissen, wohin die Reise gehen soll. In diesem Remake eine japanischen Films spielt Hurt einen ehemaligen Knastbruder, der herauszufinden versucht, ob er sein altes Leben zurückhaben will oder zu neuen Ufern aufbrechen soll. Zusammen mit Martine (Kristen Stewart aus „Twilight“) und Gordy (Eddie Redmayne), mit denen er zufällig die Reiseroute teilt, endet die Suche da, wo die Erlösung vielleicht zum Greifen nahe ist. „Das gelbe Segel“ (ab 19.11.) ist ein gediegenes Roadmovie wie aus dem Lehrbuch: ruhige Bilder, traurige Musik, Menschen die oft in die Ferne schauen.

Eins steht fest: Der Gewinnerfilm der diesjährigen Berlinale verlangt dem durchschnittlichen Kinobesucher einiges ab – und zwar in vielerlei Hinsicht. Claudia Llosas peruanisches WeltfilmDrama bricht nicht nur mit den herkömmlichen Seh- und Sichtweisen des Otto-Normal-Deutschen, es ist auch pickepackvoll mit markiger Symbolik, melodischer Radikalität, leisem Humor und einer brutalen Verdeutlichung kultureller Unterschiede. Inhaltlich geht es um die schüchterne und verängstigte Fausta (Magaly Solier), deren Mutter im Bürgerkrieg vergewaltigt wurde und diese traumatischen Erlebnisse an ihre Tochter über die Muttermilch weitergegeben hat. Als ihre Mutter stirbt, bleibt Fausta jedoch nichts anderes übrig, als nach und nach einen Schritt in die Welt zu tun. „Eine Perle Ewigkeit“ (ab 5.11.) ist verstörend und faszinierend zugleich. Welcher Punkt überwiegt, muss wohl jeder selbst für sich entscheiden.

Ganz nah bei dir

Helen

This Is Love

Wie die Schildkröte, die er sich hält, hat sich Phillip (Bastian Trost) in seinen Panzer zurückgezogen. Als spießiger Pedant lebt er ein Leben ohne jede Überraschung. Tief in seinem Innersten schlummert aber der Wunsch, ein Stand-Up Comedian zu sein der so gar nicht zu dem verklemmten Leisetreter passen will. Erst als er die blinde Cellistin Lina (Katharina Schüttler) kennen lernt, beginnt Phillip, sich aus seinen emotionalen Fesseln zu lösen. Regisseurin Almut Getto zeigt einen Mann, der versucht, alles Irrationale aus seinem Leben herauszuhalten. Liebevoll lässt sie ihn dann auf eine Frau treffen, die ihm zeigt, dass gerade das Unkontrollierbare, Unvorhersehbare das Leben schön macht. „Ganz nah bei dir” (ab 12.11.) ist eine melancholische Liebeskomödie, in der eine Blinde einem Depressiven den richtigen Weg zeigt. Dieser Widerspruch, die hervorragende Besetzung und ein sparsam dosierter, trockener Humor machen die kleine Liebesgeschichte zu etwas ganz Besonderem.

Es ist ungerecht. Frauen sind, so will es das GenderKlischee des Alltags- und Kulturwissens (einige sagen „Mario Barth“ dazu), flatterhafte Gefühlsmenschen – Männer hingegen rationale Anpacker. Doch die großen, leidenden Figuren der großen Kinodramen sind oft Männer. Eine weibliche Perspektive täte also gut. In „Helen“ (ab 26.11.) gerät Ashley Judd, die fest im erfüllten Gutverdienerleben steht, nach der Begegnung mit einer labilen, jungen Frau in eine Depression. Mit der kämpft sie dann bis zum Schluss des Films. De deutsche Regisseurin Sandra Nettelbeck schickt ihre Protagonistin leider durch eine Leidensphase, die fast grundlos wie eine Naturkatastrophe über sie hereinbricht. Doch Depressionen haben meistens mit Lebensumständen zu tun. Dass der Film ausgerechnet Hauruck-Methoden wie die Elektroschocktherapie als Lösung anbietet, macht es nicht besser. Da kann die Inszenierung noch so stringent und die Musik noch so stimmungsvoll sein.

Kommissarin Maggie (Corinna Harfouch) ist eine desillusionierte Frau, die vor Jahren von ihrem Mann verlassen wurde. Chris (Jens Albinus) sitzt in Polizeigewahrsam. Er hat einen Suizidversuch überlebt, in seiner Wohnung liegt ein toter Mann und er will nichts über den Verbleib seiner angeblichen Tochter, einer neunjährigen Vietnamesin, sagen. Während Maggie ihn verhört, entfalten sich die tragischen Geschichten beider, in denen alle Beteiligten konsequent in entscheidenden Augenblicken falsch handeln. Starke Schauspieler, eine kluge Erzählstruktur und die Bildintensität verleihen dem Film Wucht und Spannung. Doch die Logik und Nachvollziehbarkeit des Drehbuchs lässt in punkto Chris und seine Tochter deutlich nach. Das wiegt schwer, da sich Regisseur Matthias Glasner hier einem sehr heiklen sexuellen Thema widmet. „This is Love“ (ab 19.11.) ist einerseits ein überzeugendes, mitreißendes Drama, scheitert andererseits aber an seinen eigenen Ansprüchen.

In der aktuellen Saison spielt Eintracht Braunschweig in der Dritten Bundesliga. Da erinnert man sich natürlich lieber an glanzvollere Zeiten, etwa die Spielzeit 1966/67, als der Verein Deutscher Meister wurde. Eher zurück als nach vorne blicken auch die Mitglieder des Eintracht-Fanclubs 66/67. Verbissen beschwören sie die Loyalität zu ihrem Verein, in dessen Namen sie auch gerne mal Hooligans anderer Clubs verprügeln. Ihr Fansein ist das einzige, was die Endzwanziger noch vereint . Doch ihre privaten Probleme stellen schließlich auch die Freundschaft auf eine harte Probe. Trotz des überzeugend aufspielenden Ensembles ist dieses Fußballfandrama als Ganzes eine eher enttäuschende Angelegenheit. Die einzelnen Figuren bleiben unglaubwürdig und viele ihrer Konflikte absehbar oder konstruiert. „66/67“ (ab 19.11.) ist daher ungefähr so aufregend wie ein Drittligafußballspiel, das nach lustlosem Gekicke 0:0 endet.

Text: Gordon Gernand

Text: Daniel Schieferdecker

Text: Dirk Lüneberg

Text: Jochen Barthel

Text: Gordon Gernand

Text: Christian Stein


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KINO DVD

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DVD DES MONATS Slumdog Millionär (Prokino/EuroVideo)

Jamal Malik (Dev Patel) ist Vollwaise in den Slums von Mumbai, und er musste in seinem jugendlichen Alter bereits sämtliche Härten des Lebens erfahren. Doch plötzlich sitzt er in der Finalrunde von „Wer wird Millionär?“, ist nur noch eine Frage vom großen Geld entfernt und lässt ganz Indien ekstatisch mitfiebern. Wie er als Ghetto-Kind überhaupt in die berühmte Quizshow kommen konnte, wieso er so viel wusste und warum es ihm weniger um das Geld, als viel mehr um die Liebe geht, das erfährt man innerhalb von zwei grandiosen Spielfilmstunden.

120 Filmminuten, die von Regisseur Danny Boyle dermaßen umwerfend, packend und atemberaubend inszeniert wurden, dass man das Lächeln kaum noch aus dem Gesicht gewischt bekommt. 120 Filmminuten, in denen sein westlicher Blick auf die BollywoodÄsthetik einen durchschnittlichen Filmfreund endlich wieder sehend macht. 120 Filmminuten pure Freude.

24 – Redemption & Season 7

Dorfpunks

(Fox) Nach der schwachen Staffel Sechs kehrt Jack Bauer zurück und versteckt sich im gelungenen 90-Minüter „Redemption“ zunächst in Afrika. Doch lose daran anknüpfend geht es für Staffel Sieben auch wieder in die USA, wo sich einiges verändert hat: CTU wurde aufgelöst, eine Frau ist Präsidentin. Doch bald findet sich Bauer wieder in seinem üblichen Rhythmus – und das eine oder andere überraschende Wiedersehen mit alten Bekannten steht auch ins Haus. Die atemberaubende Hochspannung der ersten Staffeln will sich auch dieses Mal nicht wieder einstellen, ein Fortschritt zum letzten Tag ist aber unbedingt zu bemerken. Auf DVD gibt’s dazu einen Audiokommentar, ein Making Of, entfallene Szenen und mehr.

Text: Patrick Heidmann

Choke

(Koch Media) Victor ist sexsüchtig und arbeitet als Statist in einem Museumsdorf. Zudem ergaunert er sich Geld mit gespielten Erstickungsanfällen in Restaurants, um den Krankenhausaufenthalt seiner Mutter zu finanzieren. Als sich ihr Zustand verschlechtert, versucht er dringlich, endlich etwas über seinen verschollenen Vater zu erfahren. Durch die Mischung von derbem Humor und existenziellen Fragen ist „Choke“ (nach dem Buch von Chuck „Fight Club“ Palahniuk) wild, überladen und dabei ebenso komisch wie berührend. Und in Kombination mit dem grandiosen Spiel von Sam Rockwell und Anjelica Huston absolut sehenswert.

Text: Cornelis Hähnel

Dexter – Die erste Season

(Paramount) Dexter Morgan ist Forensiker bei der Polizei von Miami. Sein Spezialgebiet ist die Tatort-BlutspritzerAnalyse. Darin ist er Experte, denn Dex ist selbst ein Serienkiller – genau wie seine Opfer. Zwölf Folgen lang mordet er die schlimmsten Ungeheuer der Stadt und versucht im Alltag, vor Kollegen, der Schwester und seiner Freundin eine normale Fassade zu wahren. Spannend inszeniert, besticht die Serie auch durch Dexters Gedankengänge aus dem Off: kühl, zynisch, reflektiert und so einnehmend, als säße er direkt neben uns.

Text: Christian Stein

Knapp 60 Millionen Menschen konnte Danny Boyle mit seinem achtfach Oscar-prämierten Erfolgsfilm bisher erreichen. Und mit Veröffentlichung der

(Piffl/Goodmovies/Indigo) Die Verfilmung des Romans von Rocko Schamoni handelt von einer Clique in der norddeutschen Provinz, die in ihrer Adoleszenzphase von der britischen Punkrock-Welle ergriffen wird. Eine schöne kleine Allerweltsgeschichte also, die an vielen Stellen sehr amüsant ist und besonders über den hörenswerten Soundtrack einen guten Eindruck vom damaligen Lebensgefühl vermittelt. Aber ähnlich wie bei „Fleisch ist mein Gemüse“ geht auch bei „Dorfpunks“ auf dem Weg vom Papier auf die Leinwand viel verloren. Der unterhaltsame Audiokommentar von Regisseur Lars Jessen und Rocko Schamoni sorgt jedoch für ein wenig Entschädigung.

Text: Daniel Schieferdecker

Drag Me To Hell

(Universal) Nach Ausflügen in die unterschiedlichsten Genres und der erfolgreichen „Spiderman“-Reihe besinnt sich Regisseur Sam Raimi wieder auf seine filmischen Wurzeln. Die Verspieltheit und Selbstironie erinnert hier stark an die Teile Zwei und Drei seiner „Tanz der Teufel“-Trilogie, mit denen Raimi in den vergangenen 20 Jahren Splatterfilm und Komödie zu einer unwiderstehlich unterhaltsamen Melange verschmolz. Genau da setzt er mit „Drag Me To Hell“ an. Dezidiert Grauenhaftes und bodenlos Albernes geschehen hier gerne zeitgleich. Eine außergewöhnliche Seherfahrung. Ekelhaft – und irre witzig, auch im Director’s Cut auf DVD.

Text: Sebastian Gosmann

Fringe – Staffel 1

(Warner) Mal wieder Gruseliges aus den Händen von J.J. Abrams: Eine FBI-Agentin (Anna Torv) untersucht zusammen mit einem hoch begabten Mathematiker (Joshua Jackson) und dessen exzentrischem Wissenschaftler-Vater unerklärliche Phänomene. Auf den Spuren von „Akte X“ braucht diese MysteryKrimiserie mit SciFi-Elementen eine Weile, bis sie ihre Spur findet, entwickelt dann aber einiges Spannungspotential. Alle 20 Folgen der ersten Staffel gibt’s nun auf DVD, während in den USA gleichzeitig Staffel Zwei läuft.

Text: Jonathan Fink

DVD sollten durchaus noch mal ein paar dazukommen. Hoffentlich. Denn „Slumdog Millionär“ ist einfühlsam erzähltes, berauschend bebildertes und märchenhaft mitreißendes Filmvergnügen der Extraklasse, über das es keine zwei Meinungen gibt. Erhältlich ist das Großwerk sowohl als Einzel-DVD als auch in der MillionärsEdition mit zahlreichen Extras wie Interviews, bisher ungezeigten Szenen, Making Ofs, Audiokommentaren und Dokumentationen. Groß. Ganz groß. Text: Daniel Schieferdecker

My Bloody Valentine 3D

Romy

Text: Daniel Schieferdecker

Text: Patrick Heidmann

(Kinowelt) Dass Slasher-Stories in der Regel altbewährten Mustern folgen, ist kein Geheimnis und gehört wohl einfach so. Auch Regisseur Patrick Lussier arbeitet daher nach gängiger Mord-und TotschlagRezeptur. Die Zutaten: Ein mysteriöser Gasmaskenkiller, eine Spitzhacke als Mordinstrument und eine Schar jugendlicher Opfer. Dazu ein makaberes Valentinstagsdressing, eine Prise Erotik und als Sahnehäubchen gibt es alles auf Wunsch auch in 3D. So weit, so gut. Doch erschreckend und grausam ist vor allem die amateurhafte Umsetzung. Daran kann leider auch der Riesenbatzen gut gemeinter Extras (inklusive 3D-Brillen) nichts ändern.

(Kinowelt) Zugegeben: Man hatte Bedenken. Und das nicht wegen Jessica Schwarz. Vielmehr ist es immer schwierig, wenn ikonische Leben wie das von Romy Schneider verfilmt werden. Aber die schlimmsten Befürchtungen haben sich bei diesem TV-Film nicht erfüllt. Zwar ist Torsten C. Fischers Inszenierung nicht immer die originellste und sicher findet jeder Schneider-Fan Aspekte, die ihm hier zu kurz kommen. Aber um schlimmen Pathos macht der Film einen angenehm großen Bogen – und Jessica Schwarz hat in der Hauptrolle wirklich einige bemerkenswerte Szenen! Ein Making Of rundet die DVD, die einen Tag nach der TV-Ausstrahlung erscheint, ab.

Public Enemy No. 1

Star Trek

Text: Jochen Barthel

Text: Dirk Lüneberg

(Senator/Universum) Jacques Mesrine (Vincent Cassel) war 1979 der meist gesuchte Gewaltverbrecher Frankreichs. Jean-François Richet stellt sein brutales Leben extrem ausführlich dar, weshalb zwei Teile („Todestrieb“ und „Mordinstinkt“) notwendig sind, um die Geschichte zu erzählen. Dabei wünscht man sich, die Kamera würde auch einmal nicht alles zeigen. Richet aber hat kein Erbarmen: Er teilt die Leinwand mit dicken, schwarzen Streifen und zeigt die immer gleiche Szene aus verschiedenen Blickwinkeln. Da gibt es kein Entrinnen – sehr aufregend und fesselnd. Außerdem bietet die Doppel-DVD noch Interviews und ein Making Of.

(Paramount) Alles zurück auf vor den Anfang: Der junge Kirk gelangt nach seiner Ausbildung auf die USS Enterprise, wo er mit seinem Kameraden Spock immer wieder aneinander gerät. Doch schon bald muss sich die Enterprise-Mannschaft als eingespieltes Team bewähren. Auf diskrete Weise durchzogen vom Geist der Originalserie, erweist sich die Rückkehr zu den Anfängen des SciFi-Kultes als richtige Entscheidung und J.J. Abrams als der richtige Mann auf dem Regiestuhl, der smart zu erzählen und die Action wohl zu dosieren versteht. Als Bonus gibt’s einen Audiokommentar und ein Gagreel, auf Blu-Ray noch wesentlich mehr.

Kult

Parker Lewis – 1. Staffel (Turbine Medien/Alive)

Uhrenvergleich! Es ist Zeit für Parker Lewis! Der Inbegriff von Neunzigerjahre-High-School-Sitcom ist nun auf DVD erhältlich. Mit Föhn-Tolle, krachbunten Hemden und Karottenjeans manövriert sich der Coole von der Schule mit seinen Buddies Mikey und Jerry von einem Chaos in nächste. Völlig absurde und comichafte Gags, alberne Teenieprobleme und miese Outfits – eigentlich ist die Serie völlig daneben. Aber genau deshalb macht es Spaß, sie wieder zu sehen und sei es nur aus purer Nostalgie. Und dann entdeckt man in der ersten Folge sogar noch Milla Jovovich und denkt sich: Coole Sache, Parker! Text: Cornelis Hähnel

Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net


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COMPUTERSPIELE

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Uncharted 2: Among Thieves2 (Sony Playstation) Für PS3

Sollte Indiana Jones demnächst endgültig in Rente gehen, heißt der wohl aussichtsreichste Kandidat für seine Nachfolge zweifellos Nathan Drake, Held des neuen Playstation3-Actionspiels „Uncharted 2: Among Thieves“. Mit mysteriösen Artefakten kennt der sich schließlich genauso gut aus wie mit sagenumwobenen Kultstätten, und hübschen Frauen ist er ebenso wenig abgeneigt wie Ironie-getränkten Sprüchen. Viele gute Gründe also, als PS3-Besitzer zusammen mit dem charismatischen Held einen Ausflug in den Himalaya zu unternehmen. Wie schon im ersten „Uncharted - Drakes Schicksal“-Spiel gilt es auch diesmal wieder, eine historische Legende aufzulösen. Eine etwa 700 Jahre alte, um genau zu sein – im Mittelpunkt steht Marco Polos unglückselige Heimreise aus China. Nachdem der über 20 Jahre als Berater am Hofe des Herrschers Kublai Khan verbracht hatte, machte er sich 1292 mit 14 Schiffen und 600 Passagieren auf den Rückweg nach Venedig. Bei seiner Ankunft einige Jahre später waren allerdings nur noch ein Schiff und 18 Überlebende übrig. Polo selbst schwieg Zeit seines Lebens über den dramatischen Verlust – und auch in seinen berühmten und ausführlichen Tagebüchern fand sich kein Hinweis dazu, was mit den anderen 13 Schiffen geschehen war. Drake macht sich nun ein paar Jahrhunderte später auf die Suche nach diesen Schiffen – in der Hoffnung, ganz nebenbei auch noch einen bedeutenden Schatz zu finden. Allerdings dauert es nicht lange, bis er feststellen muss, dass er da wohl einer größeren Sache auf der Spur ist – angefangen von einer mysteriösen und nie öffentlich erwähnten Expedition im Auftrag des chinesischen Herrschers bis hin zum sagenhaften Königreich Shambhala und einem magischen Stein, der angeblich jeden Wunsch erfüllt, gilt es einiges zu entdecken. Was sich spannend anhört, wurde von den Entwicklern auch grandios in Szene gesetzt: Der Spieler

Zwischen den Action- und Rätseleinlagen treiben teils minutenlange, stimmungsvolle Sequenzen die Story voran - und zwar deutlich aufwändiger animiert und geschnitten, als es in vergleichbaren Spielen der Fall ist. Die meiste Zeit verbringt der Spieler allerdings damit, Drake in Kämpfen gegen menschliche Söldner oder Wachleute zu steuern. Manchmal geht er dabei unauffällig und leise vor, oft erwehrt er sich aber auch mit Pistole, Maschinengewehr oder Raketenwerfer ganzer Horden von Feinden.

steuert Drake durch eine Handlung, die dem oft beschworenen Prädikat „filmreif“ tatsächlich gerecht wird. Einige Zeit ist Nathan dabei mit einer hübschen Begleiterin namens Chloe sowie mit weiteren Weggefährten unterwegs, die teilweise schon im Vorgänger vorkamen. Er bricht mit Begleitung in ein türkisches Museum ein, liefert sich im Dschungel von Borneo Feuergefechte und kämpft über den Dächern einer spektakulär schönen Stadt im Himalaya.

Neben der Action sind Geschicklichkeit und etwas Hirnschmalz gefragt: Öfter als im ersten „Uncharted“ darf Drake an Gebäudefassaden, Brücken oder sonstigen Bauten kraxeln, was sich allerdings recht einfach gestaltet: Der Held hält sich- immer irgendwo fest, die Kletterwege sind gut sichtbar. Zwischendurch müssen Rätsel gelöst werden - beispielsweise anhand einer Tagebuchaufzeichnung die Arme einer Statue ausrichten. Und auch wenn all das recht linear vonstatten geht und der Spieler selten die vorgegeben Wege verlassen darf, gehören diese zwölf Stunden zum Spannendsten, was die Playstation3 zu bieten hat: Dialoge, Handlung, Figuren und Animationen wirken wie in einem toll inszenierten Hollywood-Blockbuster und sorgen regelmäßig für offene Kinnladen. Kurzum: Selbst schuld, wer sich diesen atemberaubenden Trip entgehen lässt Text: Tito Wiesner


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COMPUTERSPIELE

Seite 47

FIFA10

(Electronic Arts) Für PS3, PS2, Xbox360, PC, NintendoDS, PSP

Spielkultur statt Rumpel-Fußball: Mit „FIFA09“ schaffte es Electronic Arts im letzten Jahr zum ersten Mal, die bis dato überlegene Pro Evolution SoccerKonkurrenz aus dem Hause Konami hinter sich zu lassen und die Tabellenspitze zu erobern. „FIFA10“ will diese Erfolgsgeschichte fortschreiben und bietet dafür intensivere Zweikämpfe. Eine typische „FIFA10“-Szene: Bayerns Arjen Robben will an der Seitenlinie zu einem seiner berühmten Sprints ansetzen, allerdings ist schon nach wenigen Metern Schluss - die Abwehr des Hamburger SV schnürt ihn ein, einige faire Tacklings später ist Robben den Ball schon wieder los. Dank intelligenter Raumdeckung und taktischen Zweikampfverhaltens ist ein Durchkommen auch an der Seitenlinie schwieriger denn je. Die Duelle, bei denen auch mal wild gestikuliert, am Trikot gezupft und beständig versucht wird, clever den Ball abzuschirmen, sind leidenschaftlich, aber auch schwierig wie nie zuvor. Aber nicht nur bei den Zweikämpfen wirkt „FIFA10“ vielseitiger als der Vorgänger. Auch in der Offensive gibt es kleine, aber spürbare Neuerungen. Die Standardsituationen etwa konnten noch nie so fili-

gran und detailverliebt ausgeführt werden. Pässe und Dribblings sind dank 360-Grad-Bewegungsradius platzierter denn je, und das Schusssystem wartet mit neuen Möglichkeiten auf: Lupfer über den Torwart oder gezielte, trockene Schüsse ins lange Eck funktionierten noch nie so gut. Abseits des Platzes herrscht das gewohnte Bild: Ein schnelles Match, ein Freundschaftsspiel, eine ganze Saison oder eine Online-Meisterschaft – an Modi gibt es fast alles, was das Spielerherz begehrt. Dank offizieller FIFA-Lizenz sind nicht nur erste und zweite Bundesliga mit von der Partie, sondern auch andere Top-Ligen wie die spanische oder englische. Auch Teams aus kleineren Fußballnationen wie Österreich, Südkorea oder Mexiko mischen mit.

Zu meckern gibt es nicht viel: Der Manager-Modus ist eher unspektakulär, Tom Bayers Spielkommentar trifft nicht immer den Spielverlauf, und optisch hat sich im Vergleich zu 2009 nicht viel getan. Trotzdem: „FIFA10“ ruht sich nicht auf den Lorbeeren des Vorgängers aus, sondern setzt auf spürbare Detailverbesserungen und gibt dem Spieler so noch deutlich mehr Möglichkeiten in der Defensive und der Offensive an die Hand – das schreit förmlich nach der Titelverteidigung! Text: Tito Wiesner

Brütal Legend (EA) Für Xbox360, PS3

Eddie Riggs ist der perfekte Roadie – er kann zertrümmerte Gitarren wieder nahtlos reparieren, die spektakulärsten Bühnenaufbauten fabrizieren und jede Frage zum Thema „HardRock und Heavy-Metal“ beantworten. Glücklich ist er trotzdem nicht – muss er doch ständig für Bands arbeiten, die alles andere als „true“ sind und ihre Metal-Songs durch Pop-Melodien oder Rap-Einlagen verhunzen. Eddie hat daher nur einen Wunsch: Er möchte in den frühen Siebzigern leben, zur Hochphase des HardRock. Als er eines Tages bei einem schweren Bühnenunfall zunächst bewusstlos wird und dann in einer Metal-Traumwelt wieder aufwacht, kommt ihm das also ganz recht. Zwar herrschen dort der niederträchtige Doviculus und seine Dämonenarmee. Aber dafür dröhnen aus allen Ecken legendäre Rock-Klassiker – da lässt sich auch mit der Aufgabe leben, die Bösewichte aus dem Weg räumen zu müssen. Die Missionen, die Eddie bis zum Obermotz zu überstehen hat, sind abwechslungsreich: Unter anderem kloppt er sich mit Skelettmönchen, feuert aus dem fahrenden

Auto auf Gegner und legt sich mit Oberbossen wie einer riesigen Stahlspinne an. Und alleine bleibt er auch nicht: Gleich nach dem Start verliebt er sich in die hübsche Ophelia, später freundet er sich mit einem Heavy-Metal-Arzt an, der aussieht wie Motörhead-Lemmy, und dann begegnet er auch noch dem merkwürdigen General Lionwhyte - Rob Halford von Judas Priest. Zugehauen wird mit Axt und wuchtigen Gitarren-Riffs, später lässt sich dann gar eine Truppe devoter Headbanger befehligen. Klingt spaßig, hat aber leider auch ein paar Macken: Kamera und Steuerung zicken öfter mal rum, die Grafik hätte zudem ein paar Details mehr verkraften können. Metaller kommen um den Titel aber trotzdem nicht herum: So viel gute Musik und eine derart sympathische, voll und

ganz für den Metal lebende Hauptfigur hat die Videospielgeschichte noch nicht gesehen. Text: Tito Wiesner


Seite 48

COMPUTERSPIELE

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Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen (Sega) Für Nintendo Wii, NitendoDS

Ein Klempner auf Skiern, ein Igel beim Eisschnellauf: Nachdem Mario und Sonic 2008 noch bei den Olympischen Sommerspielen antraten, bereiten sie sich jetzt auf die Wettkämpfe in Vancouver 2010 vor. Mit dabei haben sie weitere bekannte Nintendo- und SegaCharaktere – und einige Disziplinen, in denen es nicht nur um Medaillen geht. 20 Sportarten stehen zur Auswahl und bieten dank Unterkategorien sowie optionalen Boss-Kämpfen einiges an Abwechslung. Wer sich nicht entscheiden kann oder will, wählt gleich einen kompletten Olympischen Wettkampf und ist mehrere virtuelle Tage mit den einzelnen Sportarten beschäftigt – Trainings- und Qualifikationsrunden inklusive. Mario und Sonic sind natürlich die berühmtesten Charaktere, die zur Auswahl stehen, aber im direkten Vergleich zur Sommer-Olympiade sind diesmal noch deutlich mehr Kollegen mit von der Partie – unter anderem auch Donkey Kong, Yoshi, Bowser oder Metal Sonic. Natürlich hat jeder seine Vor- und Nachteile: Beim Eishockey ist ein großer, breiter Typ nützlicher als beim Eisschnellauf... Gesteuert wird intuitiv mit Wiimote und in einigen Disziplinen (falls vorhanden) auch mit

dem Balance Board – Eiskunstlauf, Ski Alpin oder Freestyle sind so einfach zu bedienen, aber teils schwer zu meistern. Wer sich gut schlägt, verdient Sterne und kann die in mehr oder weniger nützliche Extras eintauschen, etwa einen neuen Skianzug. Die Spielstätten sind den realen Gegebenheiten in Vancouver zwar nachempfunden, zu viel Wert auf Realismus wurde trotzdem nicht gelegt: Boss-Kämpfe auf der Piste gibt es ebenso wie Mario-Kart-artige Rennen in Traumwelten. Und auch wenn nicht jede Disziplin völlig überzeugt und der nervige StadionKommentator einen platzierten Schneeball an den

Kopf verdient hätte: Viel unterhaltsamer lässt sich die Zeit bis zum Start der Olympischen Spiele 2010 für Wintersport-Fans kaum überbrücken.

wunderschön sind die zahlreichen Boliden eingefangen. Die Bedienung steht dem in nichts nach: Jedes Fahrzeug fährt sich komplett anders – es gab bisher wohl kein Rennspiel, das dem realen Motorsport so nahe kam wie dieser Titel. Das schönste daran: „Forza 3“ ist auf höchstem Schwierigkeitsgrad nur von absoluten Experten zu meistern – dank zahlloser zuschaltbarer Extras wie Fahrhilfen, Ideallinie, automatischem Bremsen und der Zeit-Zurückdreh-Option aber auch für absolute Neueinsteiger zu bedienen. Aus der Hand legen wird das Pad hier aber weder der Nachwuchs-Raser noch der versierte Profi-Rennfahrer; der Karrieremodus samt variablem, sich ständig den eigenen Leistungen und dem persönlichen Fuhrpark anpassenden Event-Kalender lässt dafür einfach

keine Zeit. Und so hat man das investierte Geld bald locker wieder rein: Dank des riesigen Umfangs sowie dem komplexen Online-Modus wird in den nächsten Wochen, wenn nicht gar Monate, ohnehin kein weiteres Spiel benötigt oder Geld in andere Freizeit-Aktivitäten investiert – „Forza 3“ ist nicht einfach nur Zeitvertreib, sondern pure, dauerhaft fesselnde Leidenschaft.

Text: Tito Wiesner

Forza Motorsport 3 (Microsoft) Für Xbox360

Teure Zeiten für Rennspiel-Fans mit Xbox360: Erst musste man sich „Colin McRae Dirt 2“ zulegen, dann kam „Need For Speed Shift“, und jetzt schickt Microsoft noch „Forza Motorsport 2“ hinterher. Sparen war damit wohl gestern: „Forza 3“ ist wohl das beste, was man an virtuellen Rennpisten bisher vorgesetzt bekam – und jeden Euro wert. Die trockenen Fakten zuerst: 400 Autos. 100 Strecken. Unzählige Modi, Einstellungsoptionen, Grafikeffekte und ein leistungsfähiger Editor – „Forza 3“ wirft mit Superlativen nur so um sich. Wer die erste Runde in einem sündhaft teuren und bis ins kleinste Detail ausmodellierten Bugatti, Ferrari oder Lamborghini verbracht hat, merkt aber schnell: Dieses Spiel protzt nicht nur – es erfüllt auch die höchsten Erwartungen. Das beginnt bei der Präsentation: Jede Strecke wartet mit unzähligen Details, grandioser Weitsicht und vielen Effekten auf und läuft trotzdem zu jeder Sekunde flüssig. Die Fahrzeuge dürften Auto-Fetischisten vor Begeisterung ihren Fernseher umarmen lassen, so

Text: Tito Wiesner



Seite 50

SCREENSHOTS/VORSCHAU/IMPRESSUM

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IMPRESSUM

SCREENSHOTs

Haare II

Herbst 2009. Deutschland haart. Friseursalons sind Haarschneidereien und der gute alte Salon Marion, heißt jetzt Schnittpunkt, Haargenau oder Kaiserschnitt. Ist das Lustig? Nein. Ist das krank? Ja. Wird das noch schlimmer? Es wird! Ich helfe. Zum zweiten Mal. Aufgepasst! Schnittpunkt ist gut, Schnittstelle auch. Habt ihr euch schön ausgedacht. Aber wie findet ihr Schnittparade? Und wenn ihr euren warte-gemarkten Kunden zur Verjüngung der Vorfreude einige Kleinigkeiten zum Essen anbieten tätet? Dann wäre doch Schnittchen ganz nett. Oder Schnittzel. SchnittZell! Auch Haupt-Sache, Haar-Schneiderei und Haargenau sind dufte Namen. Aber das geht besser! Wie wäre es mit einem Salon Haarderlass oder Transplhaartation? Hier schneidet dann auch nicht mehr der Friseur, sondern der Dokthaar. Wahlweise der Oberhaarzt oder der Haarnesthesist. Ich wäre der Erste, der in das polynesische Studio Hullhaar Hullhaar rennen würde. Oder zu Haarwaii. Anschließend zum Rasieren zu Haar Le Kinn und wenn ich mal ganz lange nicht war - zu Spliss Taylor. Ihr kommt mir mit Clever & Smart? Ich komm’ euch mit Clever & Haart! In Berlin gibt’s Delicut. Da mach’ ich eine Filiale im Ruhrpott auf: Delicut-Essen. Und dann noch eine in Hairne. Tipp: Günstige Frisuren gibt es bei C&Haar und bei Haar&M. Gibt’s schon: Hin & Hair. Gibt’s bald: Hair Berlin, Hair-Gott, Hairlich, Hairlichhair, Hairkules oder besser noch: Hair-Cooles. Dann noch der katholische Salon Althaar für älthaire Menschen und der Cut & Go Teenagehair für jünghaire Menschen. Mach ich selbst auf: Den Haar-Club UmHair-Schweif-Fan. Und überhaupt geht psychogestresstes Haar demnächst zum Freeseur oder zum Thairapeuten. Gruppen-Thairapie oder einzeln. Je nachdem, wie viele man hat.

Herausgeberin:

unclesally*s GmbH & Co. KG Waldemarstr. 37, 10999 Berlin Tel.: 030 - 694 09 663, Fax: 030 - 691 31 37 mailto: sallys@sallys.net * online: www.sallys.net

Chefredaktion: Caroline Frey Stellvertr. Chefredaktion: Florian Hayler Redaktion: Ina Göritz Volontärin: Christine Stiller Anzeigenkoordination & Marketing: Eric Landmann 030 - 694 09 661 Frank Straessner 030 - 694 09 662 Christian Y. Rulfs 030 - 694 09 665 Petra Pomplun 030 - 694 09 664

Heimat: sallys.net Vermarktung sallys.net:

Guter Versuch: Mata Haari. Besser: Matta Haari oder Matt-Haar-Haari oder Mud-Haar-Harry. Und was haltet ihr von einem Kat & Go für unsere vierbeinigen Freunde? Ein Cutzen-Studio! Cut-San klingt schön oder?

Dúné (Foto: Casper Balslev)

Josef Limper (www.kanzlei-limper.de) Marc Zibirre, LL.M. (info@merribiz.de)

Ressorts:

Original: Bebob. Kommt dann noch: Einerbob, 2HairBob, Bob Mhaarley und Bob der Baumeisthair. Puh. Leider nicht von mir: Hairforce One. Klasse! Mhair davon? Hier: Hairländer, Hairport, Hair Lehmann, Hairbus, Hairmacht, Hairoberung und Hairrenrasse (nur Maschinenschnitt).

Abo: 15 Euro/Jahr

Bald im TV: Deutschland sucht den Superhaar und Gel oder Liebe. Anschließend Die Haarald SchnittShow mit den Gästen: Helmhut Schnitt, Haarald Juhnke und Yessichaar Yeti. Aaaahhh. CUT. And go! Yessica Yeti

Bücher: Elmar Bassen *** Comics: Andreas Hartung *** Comicstrip: aha *** Computerspiele: Tito Wiesner, Lukas C. Fischer *** Demodesaster: Roy Fabian, Maik Werther *** HipHop: Holger Muster *** Hörspiele: Moritz Honert *** Kino: Patrick Heidmann *** Neuigkeiten: Robby Steuding, Angela Fischer *** Online & Platten: Ina Göritz *** Sport: Christine Stiller *** Lektorat: Torsten Hempelt, Antje Flohr Bestellung an: abo@sallys.net

Redaktion:

Frank Abel, Linda Aust, Thorsten Barth, Jochen Barthel, Elmar Bassen, Volker Bernhard, Daniela Bringer, Kai Butterweck, Jenny Ferron, Lukas-Christian Fischer, Ben Foitzik, Jens Fritze, Martin Gegenheimer, Gordon Gernand, Steven Gläser, Robert Goldbach, Sebastian Gosmann, Steffen Guzy, Cornelis Hähnel, Tanja Hellmig, Holger Hoffmann, Lasse Holler, Leon Ilsen, Tim Kegler, Aiko Kempen, Philipp Kohl, Eric Landmann, Arne Lieb, Dirk Lüneberg, Marta Marszewski, Peter Meisterhans, Boris Mischke, Maleen Mohr, Christopher Mühlig, Elisabeth Nagy, Vanessa Pape, Sascha Rettig, Verena Reygers, Timo Richard, Marie Schaefer, Daniel Schieferdecker, Maritta Seitz, Fabian Soethof, Samuel Stein,Frank Straessner, Frédéric Schwilden, Frank Thießies, Nina Töllner, Hans-Christian Vortisch, Marek Weber, Kati Weilhammer, Marcus Willfroth, Christian Wölki, Yessica Yeti, Florian Zühlke

Praktikanten:

Lisa Piorko, Natascha Siegert, Sarah Breese

Fotografen:

Titelfoto Biffy Clyro: Erik Weiss Fotografen: Frank Abel, David Biene, George DuBose, Birte Filmer, Ali Ghandtschi, Tim Klöcker, Rosa Merk, Oliver Schümers, Sight Of Sound, Jan Umpfenbach, Erik Weiss, Jan Windszus, Ben Wolf

INTERVIEWS

30 Seconds To Mars

Legal Affairs:

Beeindruckend: Das geniale Zahlen-Wortspiel Hands 4 Hair. Aber was soll 3v for Hair bedeuten? Drive for Hair? Habt ihr Gel geleckt? Viel? Und wann kommt dann der Salon Hair4ragend? Oder 4Hair-NachHair. Auch gut: 4neLang&Hin10kurz. Und zum Beschneiden geht’s dann zu 8tung4HautFHairEngung. Aua!

VORSCHAU Noch ein paar Mal schlafen bis Weihnachtsbaum, und pünktlich zum Winter setzen die ersten Depressionen ein. Aber nicht bei uns! Im Dezember legen wir euch den neuesten Shit unter den Baum, inklusive Adventskalender, vielen Preisen und ordentlich Blingbling. Mit dabei sind unter anderem Devendra Banhart, Adam Green, 30 Seconds To Mars, Vampire Weekend und viele, viele mehr. Nachzulesen ab dem 27. November.

netpoint media gmbh Rheinallee 60 * 55283 Nierstein Tel.:+ 06133.57.97.70 / Fax: 06133.57.97.57 media@netpoint-media.de

Layout:

Caroline Frey, Mario Krenz Praktikant: Marvin Warnke Editorial Design & Konzept: Bijan Latif * www.latifoberholz.de

IM KINO Wintersaison ist auch Kinosaison, weswegen im Dezember und Januar kein Mangel an spannenden Filmen herrscht. Neben Fatih Akins Komödie „Soul Kitchen“ stehen mit „Whatever Works“, „A Serious Man“ oder „Wo die wilden Kerle wohnen“ auch neue Arbeiten von Woody Allen, den Coen-Brüdern und Spike Jonze auf dem Programm. Mit Abbie Cornish in „Bright Star“ oder Max Riemelt in „13 Semester“ lassen sich Shooting Stars ebenso erleben wie etablierte Größen à la Bruce Willis in „Surrogates“ oder Daniel Brühl in „Lila, lila“ und „Dinosaurier“. Und schließlich startet mit „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ endlich auch der letzte Film mit Heath Ledger!

Druck:

Frank Druck GmbH & Co. KG

Vertriebspartner:

unclesally*s Distribution: Berlin, Potsdam CartelX GmbH & Co. KG: Hamburg, Bremen, Oldenburg, Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Mainz, Stuttgart, Kiel, Flensburg u.a. PMS Köln: Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum, Dortmund, Wuppertal, Oberhausen, Bonn, Krefeld, Duisburg u.a. Primeline Dresden: Dresden, Halle, Chemnitz Blanda Promotions: München Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es wird keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Tonträger und Fotos übernommen. Diese gehen in den Besitz des unclesally*s über. Nachdruck, auch auszugsweise nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der unclesally*s GmbH & Co.KG. Für alle Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2009




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