unclesally*s magazine
Mai 2010 / Ausgabe 156
www.sallys.net
„Ich war so faul, ich habe sogar Taxifahrer einkaufen geschickt.“ (Köfte/Mad Sin)
MADSEN Deftones / Kate Nash / Foals / The National / MGMT Mad Sin /Sick Of It All / Moke / Jamie Lidell Harmful / CocoRosie / Im Test: Taylor Hawkins
Kino
Im Interview: Ewan McGregor
Kanada-Spezial
19 bands, vier städte
Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs
unclesally*s magazine
INHALT
No. 155 – Mai 2010
INHALT/EDITORIAL
Seite 3
EDITORIAl
So tief kann man fallen
Foto: Erik Weiss
Musik: Seite 14
Musik: Seite 86
DEFTONES
KANADA-SPEZIAL
Nach dem Verkehrsunfall ihres Bassisten Chi Cheng und dessen noch immer andauernden Wachkoma, ist der Rest der verbliebenen Deftones-Mannschaft so nah aneinandergerückt wie nie zuvor. Der neue, brüderliche Band-Vibe hat auch auf „Diamond Eyes“ abgefärbt, das beste Deftones-Album seit „White Pony“. Mindestens.
Jedes Jahr wandern unzählige Menschen ab in Richtung australischer Kontinent, und das aus gutem Grund: Das Klima ist super, die Leute sind nett und wenn man will, kann man schön seine Ruhe haben. Wir haben uns mal mit den einheimischen Bands Dukes Of Windsor, Karnivool und Airbourne beschäftigt und herausgefunden, dass die das genauso sehen. Nur andersrum.
04-08 Starter
40-45 Musik Stories III
04 The Gaslight Anthem/ Get Up Kids 05 Sage Francis 06 Die Fantastischen Vier 07 Walter Schreifels 08 Euer Ding
09-16 Musik Stories I
09 Harmful 10 MGMT 11 Jack White 14 Auf Achse: Audiolith Geiselhaft 15 Auf der Couch mit: Köfte 16 Johnossi/ Moke/ The Golden Shower Family Foto: Ben Wolf 18 Titel: Madsen
Die Karriere von Madsen hing kürzlich am seidenen Faden, nachdem ihr Sänger Sebastian beim Videodreh zur Single „Lass Die Liebe Regieren“ aus fünf Metern Höhe auf den harten Boden der Tatsachen plumpste. Das gebrochene Handgelenk heilt noch vor sich hin, doch die Band macht weiter wie geplant.
40 Jamie Lidell 41 The Hold Steady 42 Marina And The Diamonds 44 The National 45 CocoRosie
46 Festivals
Die Taschen sind gepackt, die Tickets sicher im Brustbeutel verknotet und der Grill ist gewienert?
52-55 Auf Tour
52 Shout Out Louds/ Konzertfotos Of Detah 54 Against Me! 55 Turbostaat
56 Für Zwischendurch 56 David Byrne
58-65 Kino
22-29 Platten
58 Das bringt der Sommer 60 Im Interview: Ewan McGregor 61 A Nightmare on Elm Street 62 Der fantastische Mr. Fox/ Sin Nombre/ Shock Labyrinth 63 Shortcuts 64 Kino-DVDs
30-42 Musik Stories II
66-69 Computerspiele & Netzwelt
Kurz vor dem Weltmeisterschaft erscheinen noch die besten Platten des Jahres: The National, Matula, Foals, you name it. 29 30 31 34
Leatherface im Mixtape Kate Nash Foals Kristof Schreuf/ Xavier Rudd/ The Roovers Unkle/ Jaguar Love/ Nachlader 35 Bullet For My Valentine/ Sick Of It All
32 Test: Taylor Hawkins
Mit seinem frisch veröffentlichten Soloalbum würde sich Schemelscherge Taylor Hawkins gerne als S.Ä.N.G.E.R. vorstellen. Wir finden das gut, testen ihn aber trotzdem in seiner Paradedisziplin.
Die neuesten Hits auf den Spielkonsolen, plus: Web 2.0 mit Tim Wheeler (Ash) und Gamecheck mit Bleeding Through.
70-74 Der Rest
70 Quickies 71 Hörspiele/ Comics 72 Kreuzworträtsel 73 Redaktionscomic 74 Vorschau/ Impressum/ Screenshots
Foto: Nagel
Fünf Meter, um genau zu sein. Um diese Distanz zu überwinden, brauchte Sebastian Madsen ungefähr so rund Pi mal Daumen geschätzte drei Sekunden. Man könnte natürlich auch die e.x.a.k.t.e. Zeit ausrechnen, die Madsen benötigte, um mit dem zugezogenen Trümmerbruch den akribisch ausgeklügelten Zeitplan seiner Band im Mülleimer zu parken. Das ist eigentlich ganz leicht. Man muss lediglich auf die Bewegungsgleichung mz=-mg+kv² für eine Bewegung nach unten (d.h. v<0) die Differentialgleichung m dv/dt=-mg.kv² folgen lassen. Diese Differentialgleichung ist vom Riccatischen Typus und somit bei Kenntnis einer partikulären Lösung analytisch lösbar. Macht also eine Flugzeit von e.x.a.k.t. ein paar Sekunden. Na dann mal gute Besserung. Weniger gut als besser war unsere neulich absolvierte Rundreise durch Kanada, wo wir in jedem Hafen eine Braut fanden, wenn auch oft eine mit Bart. Wer einen ähnlichen Fetisch hat oder gerade Ferien, dem empfehlen wir eine Schiffsreise nach Halifax zur Möwenjagd, dem kanadischen Nationalsport. Gegen einen geringen Aufpreis schenken euch die Organisatoren ein Tütchen echte Vulkanasche, die nicht als Doping gilt und somit bedenklos gesnieft werden kann. Weitere Informationen zu Einreisebestimmungen und Filmtipps bekommt ihr wie immer bei alaska.de! Wer keinen Bock auf Kanada hat oder in den USA wohnt, der sollte sich von Pfundskerl Köfte mal ein paar extrem nützliche Tipps in Sachen Abspecken holen. Nein, nicht Abspacken, liebe Audiolith-Fans, sondern abspEcken! Kilo killen. Ringe reduzieren. Foll fiel Fett ferbrennen. Macht’s also wie King Köfte und werdet der ultimative Boss auf der Freibadwiese. Das funktioniert natürlich nur, wenn euer Sixpack nicht klirrt beim Tragen! Euch nun viel Spaß mit dieser Ausgabe zum ersten Mai, in die wir nach langen Berechnungen vier unserer Urlaubstage investierten, um am nächsten Wochenende frei zu haben. Sowas rechnet sich über die Jahre. (Smoke) Flo
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Neuigkeiten
Heute auf: Rumänisch morTi Si rãniTi (Tote und Verletzte) GURU
Der seit Ende der Achtzigerjahre wegweisende New Yorker HipHop-Künstler Guru (Gang Starr, Jazzmatazz) starb an einer Krebserkrankung. Guru wurde 43 Jahre alt.
MALCOLM MCLAREN
Jener Mann, der die Punk-Bewegung Mitte der Siebziger mit ins Rollen brachte, die Sex Pistols und die New York Dolls managte, in den Achtzigern einer der ersten HipHop-Künstler wurde und gemeinhin als Legende gilt, starb im Alter von 64 Jahren in einer Schweizer Klinik an einem Krebsleiden.
TYPE O NEGATIVE
SUPERGRASS
Mit einem Konzert in Paris am 11. Juni löst sich die britische Band Supergrass nach 17 Jahren auf. Die Trennung wurde während der Arbeiten am geplanten siebten Album „Release The Drones“ angekündigt. Der Grund sollen „musikalische Differenzen“ sein.
VOXTROT
Statt der Veröffentlichung eines neuen Albums in diesem Jahr gaben Voxtrot die Nachricht ihrer Auflösung bekannt. Einige Abschiedskonzerte in den Vereinigten Staaten wird es noch geben.
schimbare de membrii (Mitgliederwechsel) GLASVEGAS
Frontmann Peter Steele wechselte im Alter von 48 Jahren durch ein Herzversagen die Seiten.
Schlagzeugerin Caroline McKay ist während der Aufnahmen des Zweitwerks von Glasvegas ausgestiegen. Wer darauf trommelt, ist noch unklar.
YOU SAY PARTY! WE SAY DIE!
JANE’S ADDICTION
Schlagzeuger Devon Clifford brach während des laufenden Konzerts in Vancouver auf der Bühne zusammen und erlag zwei Tage später einer Hirnblutung. Clifford wurde nur 30 Jahre alt.
despãrTiri Si pauze (Trennungen und Pausen) POWDERFINGER
Man soll aufhören, wenn’s am schönsten ist, lautet der Tenor des Abschiedsstatements von Powderfinger. Im Vorfeld ihres Splits nach sieben Studioalben und mehr als 20 gemeinsamen Jahren wird es noch eine Tour durch alle Bundesstaaten Australiens geben, mit Support durch Jet und The Vines.
Ex-Guns’N’Roses-Bassist Duff McKagan spielt fortan den Bass bei Jane’s Addiction und ersetzt somit Gründungsmitglied Eric Avery.
TAKING BACK SUNDAY
Gitarrist Matt Fazzi und Bassist Matt Rubano werden offenbar durch die entsprechenden Vertreter der früheren Originalbesetzung ersetzt, John Nolan und Shaun Cooper.
proiecte noi Si reîntregiri (Neue Projekte und Wiedervereinigungen)
The Gaslight Anthem Am 18. Juni erscheint das neue, mit „American Slang“ betitelte Album der vier Folk-Punks aus New Jersey. Wie auch auf den beiden Vorgängern „Sink Or Swim“ und „The ’59 Sound“ versteht es das Quartett aus New Brunswick, die größten, schwärmerischsten Gefühle so unprätentiös in Punkrock zu verpacken, dass alle Utopien zur ewigen Liebe plötzlich glaubhaft werden - wenn auch nur für eine Albumlänge. Die Jungs um Sänger Brian Fallon mischen Punk, Blues und Soul mit wunderbar aufrichtigen Texten über Liebe und das Leben im amerikanischen Garden State, in dem nicht wirklich was los ist, sich über die Jahre aber viele kleine Geschichten ansammeln, die es wert sind, vor Publikum erzählt zu werden. Bevor The Gaslight Anthem im Juli unseren Titel zieren, haben wir einen Tag mit den Herren in New York verbracht, ein wenig geplaudert und schicke Schnappschüsse von den Jungs geknipst. Seid gespannt. BECK
im hobbykeller mit:
Matthew Pryor (GET UP KIDS)
Als neues Coverprojekt wählte Beck die 1987er Platte „Kick“ von INXS aus. Gemeinsam mit anderen Musikern an einem Tag eingespielt, wird jede Woche ein neuer Song daraus unter www. beck.com/recordclub veröffentlicht.
BLINK 182
Trousdale Press ist der Name eines neuen Projekts von Blink 182-Sänger und -Bassist Mark Hoppus. Das Debüt befindet sich momentan in Produktion.
BLOC PARTY
Frontmann Kele Okereke bringt im Juni sein Debüt „The Boxer“ unter das Volk und ist im Vorfeld auf Tour zu bestaunen.
BLUR
Der erste neue Blur-Song seit 2003 ist kostenlos unter blur.co.uk herunterzuladen. Ob die Band im großen Stil neue Musik produzieren wird, bleibt ungewiss.
GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR
„Neben unseren sommerlichen Tour-Reisen nach Europa habe ich zwei Hobbies, die ich am liebsten miteinander verbinde: Gärtnern und die Erziehung meiner Kinder. Wir haben einen Garten und ich buddele dort viel mit den Kindern herum, damit sie sehen, wie die Natur funktioniert. Ich bin dabei die GemüseFraktion der Familie, meine Frau ist für alle nichtessbaren Pflanzen zuständig. Meine Kinder finden beides toll. Im Moment haben wir viele Tulpen im Garten und pflanzen ganz amerikanisch alle möglichen Sorten von Bohnen. Ich versuche als kleine Herausforderung in jedem Jahr ein interessantes oder besonderes Gemüse zu pflanzen, das in unseren Breiten nicht ständig angebaut wird. In diesem Jahr ist Rosenkohl dran, mal sehen, wie der in Kansas wächst.“ Heimat: thegetupkids.com Auch gut: „Simple Science“ – die neue EP der Get Up Kids
Die kanadische Post-Rock-Bastion kommt für einige Konzerte wieder zusammen, einschließlich des länger nicht mehr in Erscheinung getretenen Gründungsmitglieds Mike Moya an der Gitarre. Darüber hinaus gehende Aktivitäten werden von der Band kategorisch ausgeschlossen. Das komplette Statement findet sich unter 1119732.net.
JOSÉ GONZÁLEZ
Der als Solokünstler bekannt gewordene Schwede José González arbeitet wieder mit seiner bereits seit den Neunzigern existenten Band Junip an einem neuen Album und einer EP.
HELLACOPTERS
Nicke Andersson, Frontmann der 2008 aufgelösten Hellacopters, geht wieder unter die Musiker, diesmal mit dem Projektnamen Imperial State Electric. Das Debütalbum erscheint noch im
Mai, an den Aufnahmen waren auch ehemalige Kollegen der Hellacopters beteiligt.
THE LIBERTINES
Sechs Jahre nach ihrer Trennung spielen die Libertines um Peter Doherty und Carl Barât Ende August wieder gemeinsam auf zwei britischen Festivals. Die Begründung ist sicherlich mit einem einzigen schlagkräftigen Zeichen ausgelotet: £.
RED HOT CHILLI PEPPERS
Schlagzeuger Chad Smith nahm gemeinsam mit Schauspieler Dick Van Dyke das Kinderalbum „Rhythm Train“ auf, das der musikalischen Frühbildung des Nachwuchses dient. Mehr gibt es unter therhythmtrain.com zu erfahren. Pearl Jam-Gitarrist Stone Gossard wird mit der Aussage zitiert, dass es sich um die coolste CD in seiner familiären Plattensammlung handeln würde.
discuri (Platten)
CARL BARÂT
Früher als Frontmann bei den Libertines und den Dirty Pretty Things in Aktion, nahm Carl Barât nun sein erstes Soloalbum auf. Wann es erscheinen wird, ist noch nicht heraus.
BILLY TALENT
Nach „I“, „II“ und „III“ steht nun Album „IV“ aus dem Hause Billy Talent bevor. Demnächst soll das Aufnahmekämmerlein betreten werden.
CHEMICAL BROTHERS
Die Zeit vergeht: Im Juni erscheint bereits das achte Studioalbum der chemischen Brüder Tom und Ed, die seit 19 Jahren gemeinsam Musik machen. „Further“ soll es heißen.
THE DRUMS
Das Debüt der Drums erscheint im Juni unter dem einschlägigen Titel „The Drums“.
FLORENCE AND THE MACHINE
Florence Welch arbeitet an neuem Material. Ein Veröffentlichungsdatum ist noch nicht bekannt.
FOO FIGHTERS
Die Foo Fighters werden mit Produzent Butch Vig (u.a. Nirvanas „Nevermind“) im Spätsommer Studioalbum Nummer Sieben aufnehmen.
THE FUTUREHEADS
„The Chaos“ erwartet Freunde der Futureheads im Juni.
ter wearephoenix.com heruntergeladen werden kann.
R.E.M.
Gemeinsam mit Jacknife Lee, dem Produzenten u.a. von Bloc Party, stehen R.E.M. dieser Tage in New Orleans im Studio.
SCISSOR SISTERS
„Night Work“ erhellt ab Juni die Seelen der Empfänglichen. Es ist das dritte Album der New Yorker.
SERJ TANKIAN
HOT HOT HEAT
Auch „Future Breeds“ stehen im Juni auf dem Programm.
System Of A Down-Frontmann Serj Tankian schloss die Aufnahmen zu seinem zweiten Soloalbum ab. „Imperfect Harmonies“ soll im Spätsommer in die digitalen und analogen Regale wandern.
KINGS OF LEON
TEENAGE FANCLUB
Die Kings Of Leon spielen derzeit ihr fünftes Album ein.
M.I.A.
Das neue Werk erwartet Ende Juni seine Hörer.
PHOENIX
Im März nahmen die Franzosen von Phoenix ein Live-Album in Sydney auf, das nun kostenfrei un-
Im Juni erscheint „Shadows“, der Nachfolger des 2005er Werkes „Man-Made“ des schottischen Teenage Fanclub.
UFFIE
„Sex Dreams And Denim Jeans“ – diese lyrische Höchstleistung stammt aus der Feder von Uffie und stellt die Betitelung ihres Debütalbums dar, das ab Juni genossen werden darf.
MY NEW FAVOuRite BAND Heute mit: SAGE FRANCIS
“Zugegeben, ich bin nicht unbedingt up to date, wenn es um neue, aufstrebende Künstler geht. Aber es gibt da ein Label namens ‘Strange Famous Records‘, das ausnahmslos gute Musik veröffentlicht. Besonders beeindruckt hat mich aus deren Stall ein junger Mann namens Bernard ’B.’ Dolan. Seine politischen Texte und sein Rap-Stil haben mich nicht nur inspiriert, sondern regelrecht angefeuert. Seit 2005 arbeiten wir gelegentlich zusammen, was ich als extrem fruchtbar empfinde. I love him to def!“ Heimat: myspace.com/sagefrancis, myspace.com/bernarddolen Auch gut: “LI(F)E” – das neue Album von Sage Francis
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WAVVES
Im Sommer steht neuer Lärm aus dem Hause Wavves an.
WE ARE SCIENTISTS
„Barbara“ kommt im Juni zu Besuch.
film Si tv
(Film und Fernsehen) ARCADE FIRE
Regisseur Spike Jonze (z.B. „Where The Wild Things Are“) dreht gemeinsam mit Arcade Fire einen Kurzfilm über das Thema Freundschaft. Ob es sich dabei um ein längeres Musikvideo für das kommende Album oder einen eigenständigen Film handelt, ist noch geheim.
BLUMENTOPF
Auch dieses Jahr werden uns die Blumentöpfe die Weltmeisterschaft mit ihrer zusammenfassenden Raportage der Deutschlandspiele versüßen. Anfang Juni erscheint außerdem das neue Album „Wir“. Mehr dazu in unserer nächsten Ausgabe. Eine Tour ist für den Herbst geplant.
Die Fantastischen Vier
Rest
Als Wortakrobaten erster Kajüte sind die Fantastischen Vier seit jeher eine Bank, aber mit dem neuen Albumtitel „Für Dich Immer Noch Fanta Sie“ schießt der Schwaben-Vierer die Taube vom Dach. Ab Juni beschallen die neuen Fanta-Hymnen sämtliche Autohäuser, Fanmeilen und Stadien, was natürlich komplett untertrieben ist, denn: In ihren 21 Bandjahren haben sich die Männer eine sowas von dermaßen devote Anhängerschaft zusammen gerappt, dass ab sofort das „Du“ aus dem Duden gestrichen wird und alle nur noch „den“ sagen. Oder Sie. Das wäre natürlich was. Alles um, über, auf und von den Fantastischen Vier lest ihr in der Juni-Ausgabe, für die wir uns extra ein Island-Trikot gehäkelt haben. Aus Vulkan.
THE ROOTS
(Der Rest) Auf „How I Got Over“, dem neuen Album von The Roots, werden berühmte, doch vielleicht im ersten Moment nicht ganz vorhersehbare Gastsänger zu hören sein. So hat das Ensemble mit
Harfen-Prinzessin Joanna Newsom zusammengearbeitet. Außerdem wird Jim James, Sänger von My Morning Jacket und Monsters Of Folk auf einem Remake des Songs „Dear God (Sincerely M.O.F.)“ zu hören sein, der im Original von letztgenannter Kapelle stammt. Erscheinen soll das neue Werk in Juni.
MYSTERY JETS
„Serotonin“ haben die Mystery Jets ihr drittes Album getauft, das Anfang Juli auf die Ohren der Öffentlichkeit treffen soll. Warum sie ihre neue Scheibe ausgerechnet einem Hormon widmen, werden die Briten dann hoffentlich auch erklären.
THE MACCABEES
Die Briten-Bande hat die Tour zu ihrem aktuellen Album „Wall Of Arms“ beendet und verabschiedet sich für den Rest des Jahres ins Kreativ-Kämmerlein, wo Langspieler Nummer Vier entstehen soll.
ALL/DESCENDENTS
Stephen Egerton, Gitarrist der beiden, momentan in einer Art Winterschlaf befindlichen Bands ALL und Descendents, veröffentlicht am 11.Mai sein Solo-Debütalbum - was eine etwas irrführende Bezeichnung ist: Egerton spielte zwar sämtliche Instrumente alleine ein, lud sich aber für jeden einzelnen Song einen anderen musikalischen Freund und Wegbereiter ans Mikro. Daruter unter anderem Milo Aukerman (Descendents), Dan Andriano (Alkaline Trio), Joey Cape (Lagwagon) und Scott Reynolds (ALL).
Hier die Termine für drei Stunden Rock/Punk/Alternative Radio im unclesally*s Nightflight mit Flo im Mai, jeweils ab 0.00 Uhr (natürlich LIVE auf allen Frequenzen von Fritz und auf fritz.de, dort auch im Anschluss 24/7 als Loopstream!): Vom 14. auf 15.5. *** 28. auf 29.5., ab 0.00 Uhr
The Pogues Man kann guten Gewissens behaupten, dass Pogues-Sänger Shane MacGowan durch ist, und zwar komplett. Nach rund 30 in Guinness ertränkten Jahren und dem einen oder anderen verpassten Zahnarzttermin ist die Folk-PunkLegende heute nur noch ein murmelndes Alki-Bündel, ein Schatten seiner selbst, eine Karikatur des Straßenpoeten, der er zu Beginn seiner Karriere mit den Pogues darstellte. Entsprechend schwer fällt es, die anstehenden Konzerte dieser musikhistorisch elementaren Band a) als sehenswerten Schaulauf einer Legende anzukündigen und b) sollte man darauf hinweisen, dass sich wahrscheinlich 95% der Besucher ohnehin nur am Kaputtheitsgrad des Sängers laben will - mit einem Bier in der Hand. Solltet ihr also berechtigtes und echtes Interesse an den sagenhaften Hymnen der Pogues haben und Shane MacGowan seiner unvergleichlichen Texte und Stimme wegen respektieren und nicht für sein Können am Glas, dann sehen wir uns in der ersten Reihe.
The Pogues auf Tour 31.7. Münster – Schlossplatz *** 3.8. Berlin – Zitadelle Spandau *** 4.8. Hamburg - Stadtpark Open Air 2010
60 SEKUNDEN mit: WALTER SCHREIFELS
Walter Schreifels, bekannt aus zahlreichen New York Hardcore-Kapellen wie Gorilla Biscuits, Youth Of Today oder als Sänger der Rival Schools, veröffentlicht mit „An Open Letter To The Scene“ jetzt seine erste Soloplatte. Passend zum Titel haben wir ein bisschen stille Post mit ihm gespielt. Das letzte Mal allein sein wollte ich... ...als ich Vulkanasche bedingt drei Tage in Moskau festhing. Da hatte ich zwangsläufig nonstop Menschen um mich herum, und mein Hotelzimmer durfte ich mit einem Japaner teilen – nicht, dass Japaner sonderlich anstrengend wären – aber ich habe mich einfach nur nach ein wenig Ruhe gesehnt. Das letzte Mal unattraktiv fühlte ich mich... ...eigentlich seit Beginn meiner Tour. Kurz vorher hat mir eine polnische Dame in Brooklyn einen echt miesen Haarschnitt verpasst, so dass ich mich praktisch die ganzen letzten Wochen nicht sonderlich hübsch gefühlt habe. Wenn ich auf Einreiseformularen meinen Beruf angeben muss, schreibe ich.... ...Musiker. Manchmal schreibe ich auch nur „Musik“, wenn ich unspezifischer sein möchte. Wenn du „Musiker“ schreibst, fangen sie bei der Einwanderung vielleicht an, dumme Fragen nach dem Visum zu stellen. Wenn man schlicht „Musik“ schreibt, denken die, der Trottel hört den ganzen Tag nur Platten. Wäre ich ein Tattoo, wäre ich gern... ...die Biene, die Karen O auf ihrem Oberarm hat. Hätte ich einen ganz normalen Job, wäre ich... ...wahrscheinlich Lehrer, für Musik und Geschichte oder so. Meine Lieblingstageszeit ist... ...die Mittagszeit. Da habe ich schon einen Kaffee intus und bin so langsam in die Gänge gekommen. Klatsch und Tratsch konsumiere ich... ...eher selten. Das ist für mich so, wie ganz viel zuckersüßen Kram oder mitten in der Nacht eine fetttriefende Pizza zu essen. Ekelig, aber ab und zu ganz gut. Wenn ich solche Magazine lese, bin ich im Wartezimmer beim Arzt oder bei Freunden zu Hause, die sich für Klatsch und Tratsch interessieren. Ich gebe zu viel Geld aus für... ...eigentlich gar nichts. ich bin ein sparsamer Typ. Meine Miete in New York – ach nein, die ist auch günstig. Japanisches Essen vielleicht. Ich spare für... ...harte Zeiten. Die amerikanische Wirtschaft kann jede Minute kollabieren. Heimat: myspace.com/walterschreifelsmusic Auch gut: „An Open Letter To The Scene“ - das aktuelle Soloalbum von Walter Schreifels
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EUER DING
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euer ding
Liebe Leserinnen und Jungs
Das hier ist EURE Seite, auf der ihr uns eure Meinung geigen könnt oder sonst so erzählen, wer oder was euch gerade beschäftigt. Die Kugeln bei unserem Chat-Roulette sind noch artig am Kreiseln, ihr könnt uns also weiterhin EURE per VIDEO gestellten Fragen an Madsen UND Against Me! schicken! Clips in sämtlichen Formaten bitte an chatroulette@sallys.net. Bevor Schrüppe McIntosh zu Wort kommt, hier noch ein wichtiger Hinweis an alle Menschen mit Ausweis: soeben an einem Seminar mit dem Namen „Interkultureller Sprachkurs Island“ teil und darf in diesem neue isländische
Pop-Musik vorstellen. Jetzt habe ich jedoch festgestellt, dass ich zwar sehr interessiert bin, und auch ein wenig Ahnung von Musik
habe, aber im großen und flächendeckenden
Bereich Island wenig Ahnung habe. Deshalb meine Frage nach vielem Gerede: Könnt ihr
mir Tipps geben und Interpreten nennen,
die es verdient haben, in meinem 30-minütigen Referat erwähnt zu werden? Ich wäre sehr dankbar. Best, Luise
Hi Frank, du bist ja einer. Du kannst uns doch nicht deinen Original-Perso schicken, selbst wenn das Ding nur von vorübergehender Gültigkeit ist! Was willst du denn den Polizisten zeigen, wenn die dich mal wieder rauskellen und nach den Papieren fragen? Deine OCBs, oder was? Junge, Junge. Wir schicken dir den Wisch per Einschreiben zurück, okay? Das nächste Mal reicht uns als Altersnachweis auch ein Foto von deiner Visage, obwohl man dir natürlich nicht ansieht, dass du 1962 geboren bist…
Moin Schrüppe, hiermit geschehen. Sorry dafür, aber selbst nach Doppelter-Boden-Recherche fanden wir nirgendwo nicht den geringsten Hinweis auf oder Infos über den Wechsel im Line-Up. Inzwischen haben wir allerdings alle aktuellen Informationen bekommen. Dir viel Glück bei deinen weiteren musikalischen „Schritten“.
Nun aber zu Schrüppe und ihrem Hinweis an uns:
in eurer Kritik zur selbstbenannten EP von
Hallo,
ich habe mit Interesse die aktuelle Ausgabe der Sally*s gelesen und da steht u.a. auch über mich drin, dass ich mit meiner Band
The Toten Crackhuren Im Kofferraum das neue Album namens „Jung, Talentlos Und Gecastet“
rausbringen
will.
Interessant,
ich wüsste gerne, wer oder was eure In-
David möchte uns einen Fehler mitteilen: Hallo,
Orcatastrophe im Demodesaster habt ihr
geografisch etwas ins Klo gelangt; die Band kommt aus Hof, und nicht aus München. Liebe Grüße, David
Hi David, danke für den Hinweis. Hoffentlich merken wir uns das bis zum Plattenvertrag.
nun durch jemanden ersetzt worden, der
Und zu guter Letzt noch jener Hilferuf von Luise. Oder kennt ihr euch damit aus...?
erwähnt werde, als wenn alles in Ordnung
Lieber uncle, liebe sally*s,
formationsquelle ist, denn ich bin schon im letzten Jahr aus der Band ausgestiegen und mir sehr ähnlich sieht, bzw. in jeder Zeitung wäre. Ich bitte um Richtigstellung.
ich brauche dringend Hilfe bei der Erarbei-
tung eines Referats. IM ERNST! Ich nehme
Schickt eure Leserbriefe an sallys@sallys.net oder per Post an unclesally*s, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin.
Mensch, Luise, leider geht es uns ähnlich wie unseren Freunden vom Turbostaat, die in der letzten Ausgabe im IslandCheck bekanntlich kläglich gescheitert sind. Auch wir haben keine Ahnung, wie Rio Trio, Rökkurró, Vonbrigði, Sólstafir, Bang Gang oder Dikta so klingen, deshalb hier unser Tipp: Rede einfach 30 Minuten über Björk. Die hat genug Potenzial, um eine ganze Doktorarbeit zu füllen.
DAS GUTE GESCHÄFT IN DIESEM MONAT ist:
Knopf Paul Zossenerstr. 10 10961 Berlin
Lieber Simon, wenn ich hier versuche, dir schriftlich zu danken, so wird es doch sehr unvollständig sein, weil auch im Schreiben die Freude mich immer noch verzaubert. Was für ein Winter! Ich hätte es ahnen müssen und doch war ich aufs Heftigste überrumpelt, als auch der letzte Pflaumenkernknopf meiner Winterjacke abhanden gekommen war. Ich stand versteinert, mit unverschließbarer Jacke und fror nurmehr. Ich war panisch, wusste nur noch ein, nicht mehr aus. Dein Telegramm aus San Sebastian hat mich im wahrsten Sinne des Wortes bewegt. Ich bin deiner Beschreibung nach in die Zossenerstraße 10 zu Paul Knopf gegangen - die sieben Eukalyptusknöpfe für deinen Mantel sind dem Brief beige-
legt und mit Klebeband am Papier befestigt. Ich muss gestehen, auch ich habe mir einen Satz dieser öligen Samenknöpfe zugelegt, die ich dank dir fand! Wie konnte ich je ohne sie sein? Meine Hände sind vom Zuknöpfen automatisch geölt, platzen kaum mehr auf und dank ihres Duftes ist meine chronische Erkältung wesentlich gelindert. Was soll ich sagen... Ich danke dir von Herzen. Liebste Grüße und heiße Küsse, Hans.
Empfohlen von: Hans Unstern
Hans Unstern aus Berlin ist mit seinem Rauschebart und seinen Klang gewordenen Reiseabenteuern einer der spannendsten Troubadoure des Landes. Nach einem harten Winter mit böigem Ostwind erinnert sich Hans an seinen alten Freund Knopf Paul.
Harmful
Kommen so jung nochmal zusammen: Harmful.
Zurück in die Zukunft Bei Beziehungen spricht man oft vom verflixten siebten Jahr, das der Liebe schließlich den Garaus macht. Bei Harmful war es das siebte Studioalbum ’7’ (2007), nach dem sich die Alternative-Noise-Pop-Band aus Frankfurt am Main zunächst auf unbestimmte Zeit in eine kreative Pause begeben musste. Nur um nun, knappe drei Jahre später, mit ihrer neuen Platte ’Cause’ wie Phoenix aus der Asche zu steigen. „Wir wollten einfach ein bisschen voneinander Abstand halten, auch zu Harmful, um die guten Sachen, die uns abhanden gekommen waren, wieder zu finden: Die Energie, das Bauchgefühl, eine gewisse Härte, die wir beim Songschreiben irgendwann vergessen hatten, genauso wie diese von uns geliebten unkontrollierten Noise-Attacken“, erklärt Sänger und Gitarrist Aren Emirze die Auszeit des 1992 gegründeten Dreiers. In eineinhalb Dekaden Bandgeschichte schleichen sich schon mal unliebsame Gewohnheiten ein. Hinzu kam, dass Billy Gould, der Mann an den vier Saiten bei Faith No More, für den letzten Longplayer nicht nur als Produzent, sondern auch als Tourmusiker zu Harmful stieß und damit das empfindliche Bandgefüge ins Wanken brachte. „Ein viertes Mitglied zu haben, hat uns zusätzlich aufgewühlt, weil wir eigentlich ein Trio sind und seit 15 Jahren in derselben Besetzung spielen.“ Ironischerweise war es dann aber auch Gould, der Aren, Bassist Chris Aidonopoulos und Schlagzeuger Nico Heimann wieder zusammen brachte. Der Kalifornier ließ 2009 im Hause Harmful anklingeln und fragte, ob die Hessen das Faith No More Comeback-Konzert in Frankfurt eröffnen wollten. Natürlich wollten sie, und so nahmen die Dinge ihren Lauf. „Es war eine Möglichkeit, herauszufinden, ob das Feuer noch da ist, und es loderte heller als je zuvor“, erinnert sich Aren. Die kreative Pause war damit beendet, und innerhalb von vier Wochen hatte die Band genug neues Songmaterial, das dann in nur sechs Tagen aufgenommen wurde. Das Ergebnis – das zehn Tracks umfassende achte Werk ’Cause’ – strotzt vor Energie und knüpft nahtlos an eine Zeit Mitte der Neunziger an, als Harmful es wagten, sich in punkto musikalischer Kompromisslosigkeit ähnlich weit aus dem Fenster zu lehnen wie Künstler namens Nirvana, Helmet oder Ministry. Aber auch heute traut Aren seiner Band noch einiges zu: „Ich glaube, wir könnten so eine Art Vorreiter sein für eine neue Welle, diese Philosophie aus den Neunzigern zu übernehmen und den Kids wieder zugänglich zu machen.“ Schaden kann das nicht. Text: Steffi Erhardt Foto: Ingmar Kurth Heimat: harmfulweb.com
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MUSIK STORIES
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MGMT wird dagegen zur Lieblingsband der digitalen Boheme, die glaubt, im Elektro-HippieAnsatz des New Yorker Duos die Manifestation ihres verstrubbelten Geisteszustands gefunden zu haben. Dass es genau aus dieser Richtung nach dem Leak des neuen Albums ziemlich tumbe Kritik hagelt, ist zumindest für Ben kein Grund, den Appetit zu verlieren. Während des Interviews nagt sich der hagere Mittzwanziger durch eine wagenradgroße Sandwichplatte. Andrew allerdings bereitet es Bauchschmerzen, dass so viele Hörer ein Problem mit „Congratulations“ haben. Ich konnte beim Hören des neuen Albums einen Hit wie „Kids“ nicht finden. War das Absicht? Ben: Eigentlich wusste jeder, der mit uns zu tun hat, dass dieses Album nicht mehr so klingen würde wie „Oracular Spectacular“. Sogar unsere Plattenfirma. Wir haben schon bei den neuen Vertragsverhandlungen gesagt, dass wir eigentlich nicht mehr die Musik machen wollen, die auf unserem ersten Album ist. Andrew: Es klingt vielleicht seltsam, aber wir wollten diesmal eine Platte machen, die uns gefällt. Wir wollten etwas machen, das uns zum Lachen bringt. Und worüber habt ihr während der Arbeit an „Congratulations“ am meisten gelacht? Andrew: Über die Freiheit, eine Platte aus Spaß an der Musik zu machen. Es war sehr schön, sich musikalisch einfach ausleben zu können. Deshalb ist es jetzt auch frustrierend, als Anti-Band wahrgenommen zu werden, die absichtlich ein unzugängliches Album macht. Das war nicht unser Ziel. Ich sollte einfach keine Reviews zu unserer Platte lesen, das ist der reinste Hirn-Fick. Es mag daran liegen, dass wir selbst bizarre Musik mögen, aber für uns ist „Congratulations“ einfach nur Pop. Ben: Es gibt so viel grausame Pop-Musik da draußen, die als total normal angesehen wird. Da fühlt es sich sehr seltsam an, wenn ein Album, das man sehr mag, Schockreaktionen hervorruft.
Gute Aussicht: MGMT aus New York.
MGMT
Miss Verstanden 2010 MGMT überbringen „Congratulations“ und alle drehen am Rad. Das war zu erwarten, denn das Albumdebüt ihrer Band hat Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser 2007 bekanntlich über Nacht zu den hellsten Sternen am Indie-Disko-Firmament gemacht. Solange sie „Kids“ auf ihrem iPod haben, können jetzt auch Schimpansen DJs werden.
Jetzt wird euch Zynismus vorgeworfen, weil ihr angeblich absichtlich die Erwartungshaltung des Publikums unterwandert habt. Andrew: Was total absurd ist! Gerade als wir „Time To Pretend“ und „Kids“ geschrieben haben, waren wir offensichtlich ironisch und zynisch, weil wir einfach Pop verarscht haben. Jetzt haben wir ein sehr persönliches und ehrliches Album gemacht und ernten diese seltsamen Reaktionen. Ben: Wir wollten niemanden vor den Kopf stoßen. Wenn MGMT ein dickes Ding ist, wollen wir darin so ehrlich wie möglich sein und unsere Band nicht künstlich aufpusten. Deshalb spielen wir auch keine Stadion-Touren. (MGMT haben in der Zwischenzeit Touren mit U2, Lady GaGa und den Foo Fighters abgelehnt) Da stünden einfach nur fünf Typen auf der Bühne und fummelten an ihren Instrumenten rum. Wer soll dafür 75 Euro Eintritt bezahlen? Wäre es denn ein Anlass zur Kurskorrektur, wenn das Experiment „Congratulations“ fehlschlägt? Ben: Nein, denn dann würden wir das verlieren, was unsere Band besonders macht. Ich kann mir nicht vorstellen, Kompromisse einzugehen, nur um mehr Leuten zu gefallen. Text: Timo Richard Foto: Tim Klöcker Heimat: whoismgmt.com
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Jay-Z and Angus Young like that.
Poke Jack White
Henry Rollins Welcome to my church.
Jack White is pretty good looking (for a girl)
Wed at 5:24pm · Report
Information
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Genre: Detroit Rock City Hometown Nashville, Tennessee Record Label various
RECENT ACTIVITY Jack White has left the building... Jack White I’m on tour with DEAD WEATHER. I won’t be in the office until later this summer. Leave a message. Wed at 5:24pm · Report
Fans 5 of 881.531 Fans
See All
Josh Homme Dean, you read this? We really need to rehearse and get shit going, man. Call me! Wed at 6:03pm · Report
Jamie Hince Yeah, right. Alison, what’s going on? We have this thing in France in August and I can’t remember any of our songs. PS: Kate says Hello. Wed at 6:05pm · Report
Alicia Keys
Jim Jarmusch
Jack White joined the group „IT MIGHT GET LOUD“. · Comment · Share · Like
Jimmy Page Ok, guys: We all know how to play the fucking guitar, but is someone ready to sing? Wed at 6:18pm · Report
Roberto Blanco
The Edge I was born ready, mthrfckr. But the only thing Bono let me do was „Numb“, and that was just talking anyway...
Jack White
Wed at 6:21pm · Report
Meg White commented on Karen Elson’s link: „http://ladygarfunkel.wordpress.com/2009/12/07/model-of-the-weekkaren-elson/“. Karl Lagerfeld
Tue at 7:32pm · Report
Blood Red Shoes
Meg White GOSH, THAT IS SOOOO CUTE! I really like the one with sailor’s hat. Where did you get that?
Music Player
Thu at 7:32pm · Report
Album: Do You Want Power Artist: The Ettes
Happy Tom likes that. Write a comment ...
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1 Past Event
September 18, 2009: „Under Great White Northern Lights“ Movie Premiere. Toronto International Film Festival Suggestions
Wayne Coyne wrote on Jack White’s wall. Tue at 8:33pm · Report
Wayne Coyne Thank you Jack White (for the fiber-optic Jesus that you gave me) Tue at 8:33pm · Report
Jason Stollsteimer Yeah, and thanks for the 750 Dollars. They’re greatly appreciated (so broke). Tue at 8:34pm · Report
Jack White created a new album THE DEAD WEATHER, „Sea of Cowards“ Warner Music Has it leaked yet? (bit paranoid) Mon at 5:24pm · Report
Johnny Cash 0 mutual friends Add as friend
James Bond 5 mutual friends Become a fan
Shane MacGowan That tune, „Die By The Drop“, I wish I had written that... Mon at 9:36pm · Report
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AUF ACHSE
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auf achse...
LITH überleben mit AUDIO
Dabei war: Gina Kerscher Fotos: Gina Kerscher, Sven Naumann Heimat: audiolith.net Auch gut: „Korrektur Nach Unten“ – das neue Album von Bratze, „Katzengold“ – das neue Album von Frittenbude, „Ausflug Mit Freunden“ – das neue Album von Egotronic
Selbst schuld, wer sich mit dem geballten Party-Wahnsinn aus Egotronic, Bratze und Frittenbude in einen ausrangierten Reisebus verfrachten und über die Dörfer kutschieren lässt. Auch wir haben uns dem ’Audiolith’-Chaos-Trek angeschlossen, um zu erfahren, welche körperlichen und geistigen Fehlfunktionen nach 96 schlaflosen Stunden am Biertropf so auftreten können. Heute wissen wir: Der Mensch verträgt mehr, als er glaubt.
) Tag Eins . Doe beln (Sac hsen Vor der grossen Fahrt werden zunächst Fast Food und Flugblätter verteilt. auf letzteren gibt es die Antworten auf brennende Fragen: Wer bekommt ein Bett, wer das Taxi, wer sortiert die T-Shirts und wieso hat einer die Pässe für alle um? Nach der ersten DorfdiskoNacht mit erheblichen Kollateralschäden interessiert uns aber nur eins: Wo ist in Döbeln die Bar, wenn es schon keinen Schlaf gibt?!
Tag Zwei . Oeld e (Wes tfal en) Die “Alte Post“ in Oelde. Sieht von aussen beschissen aus, ist drinnen aber ganz gemütlich. Nach achtstündiger Fahrt quer durch die Republik und noch schwer gezeichnet vom Tourauftakt kommt die Audiolith-Bande dank ein paar Konterschnäpsen und vom Publikum gereichten Rauchwaren wieder langsam auf die Beine. Die geplante Aftershowparty wird abgesagt, es gibt Hotelbetten.
(All gäu) Tag Drei . Tann heim Egel see Tannheim Egelsee ist der Arsch der Hölle. Es wird dem Dialekt entsprechend hart getrunken. Der “Schwarze Adler“ platzt aus allen Nähten, die Kids feiern die Bands.
Kurzzeitig verschwindet ein Mitglied der Reisegruppe und wird in einer Besenkammer wiedergefunden.
Tag Vier . Höh r-Gr enzh ause n (bei Kob lenz ):
Auch hier in Bayern ist so ein Autogramm nichts mehr wert. die einzig gültige währungseinheit 2010 sind Fingerabdrücke auf der CD. danke, Helene Hegemann.
Fetzer von der Kapelle Trend zeigt uns Basaltfeuer, die Barfrau zeigt uns Eichelschnaps. Die angekündigte Stürmung des Konzerts von den einheimischen Nazis findet nicht statt. Das finden wir gut. Das Egotronic-Video wird gedreht, die Konzerte stimmen, der Eichelschnaps zeigt Wirkung. Der Chef wird zur Feier des Tages in Klopapier gehüllt, das findet er gut.
Danke, Audiolith, das war eine schöne Reise. Jetzt schlafen, bis Juni.
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MUSIK STORIES
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DEFTONES Neuer Schliff
Licht am Ende des Tunnels: Die Deftones aus Sacramento.
Mit ihrem Gründungsbassisten im noch immer andauernden Wachkoma und einem nahezu fertigen Album im Gefrierfach wagen die Deftones den Neustart - personell wie auf Platte. Mit ihrem aktuellen Longplayer ‘Diamond Eyes’ landen Chino Morenao und seine Gang punktgenau zwischen Frische, Härte und alten Werten. Los Angeles im Februar ist eine feine Sache. Das wissen nicht nur die Deftones, denen zwischen Palmen-Pracht, moderaten Frühlings-Temperaturen und beigemischtem Gras-Dunst die Sonne mehr oder weniger aus dem Allerwertesten scheint. Fast glaubt man, eine (quasi) neugeborene Band vor sich zu haben und zu hören. Eine Band, die ihre Gelassenheit trotz erwähnter Schicksalsschläge nicht verloren hat. Schlagzeuger-Spaßvogel Abe Cunningham eröffnet unser Gespräch in der Palmen bewachsenen L.A.-Luxusherberge jedenfalls mit den lachenden Worten: „Gestern kamen die Umfrage-Ergebnisse rein: Danach haben wir unsere beste Platte vor zehn Jahren gemacht. Ich finde das ziemlich befreiend, denn so haben wir nichts zu verlieren. Wir können einfach wieder Musik aus Spaß an der Freude machen.“ Als wenn das alles wäre. Zugegeben, ‘Diamond Eyes’ ist tatsächlich eine reife, und - entgegen der alten „Druck-erzeugt-Diamanten“Devise - entspannte bis dynamisch spannungsvolle Platte geworden. Und das, obwohl die Vorzeichen eigentlich nicht hätten ungünstiger stehen können. Denn Bassist, Freund und Gründungsmitglied Chi Cheng liegt seit einem Autounfall Ende 2008 im Koma. Ein Schicksalsschlag, der erst mal verkraftet werden will, sowie Hauptgrund dafür, dass das damalige, fast fertige Werk ’Eros’ fürs Erste ad acta gelegt wurde. „Nach dem Unfall hatte ich persönlich das Interesse an dem Material verloren“, erklärt Sänger Chi-
no mit ernster Miene. „Mir war wichtiger, etwas ganz Frisches und Neues anzufangen.“ Dieser Ansatz rief zur tieftönenden Verstärkung einen Mann namens Sergio Vega auf den Plan. Der ehemalige Quicksand-Bassist hatte den damals „nur“ verletzten Chi bereits 1999 würdig auf der Bühne vertreten und darf sich nun über ein StatusUpdate als neues und festes Mitglied der kreativen Dauer-Kiffer-Bande freuen: „Drei Monate nach Chis Unfall haben wir beschlossen, dass wir weitermachen und nach vorne schauen wollen. Beim ersten Treffen mit Sergio haben wir direkt auch schon einen neuen Song zusammen geschrieben. Das war eine Art Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, bekräftigt Gitarrist Stephen Carpenter die Entscheidung pro Sergio. Turntable-Spinner und Soundeffektmann Frank Delgado wirft genau die richtigen Worte auf den Tisch: „Chi hätte nie gewollt, dass wir die Band hinschmeißen, auch wenn er jetzt nicht mehr dabei sein kann.“ Abgeschrieben hat man den Dämmerzustands-Kollegen hingegen keineswegs. „Wenn Chi morgen aufwachen sollte, weiß man ja auch nicht, ob er als erste Reaktion wieder den Bass bei den Deftones spielen will. Wir wären alle schon froh darüber, wenn wir uns überhaupt mal wieder mit ihm unterhalten könnten“, so Chino, der seinem Kumpel regelmäßige Krankenhaus-Besuche abstattet. Und Stephen ergänzt: „Chi ist in allem, was wir machen, präsent. Sei es
in unserer Musik oder in den Geschichten, die wir über ihn erzählen. Ich habe ihn jetzt schon länger nicht besucht, aber ich warte täglich darauf, dass das Telefon klingelt, er dran ist und ich ihm dann sagen kann: ’Das wurde aber auch Zeit, Mann!’. Mit seinem Unfall hatte ja auch keiner gerechnet, also kann es genauso gut passieren, dass er aus heiterem Himmel wieder aufwacht. Aber soll man darauf warten? Ich weiß es nicht. Das Leben ist eben einfach unberechenbar.“ Text: Frank Thiessies Heimat: gunsrazorsknives.com
Chi Cheng Chi Cheng wurde 1970 geboren. Er ist nicht nur Bassist und Gründungsmitglied der Deftones, sondern auch Vegetarier, Buddhist und Gutmensch mit gesellschaftlichem Engagement in seiner Heimatstadt Sacramento. Chi hat zudem einen Bachelor in englischer Literatur und veröffentlichte seine eigenen Dichtungen im Jahr 2000 auf einem Spoken-Word-Album namens „The Bamboo Parachute“. Am 4. November 2008 wurde er bei einem Autounfall so schwer verletzt, dass er seither im Wachkoma liegt. Anfang 2009 gründete seine Familie die Plattform oneloveforchi.com, um Fans und Freunde über Chis Gesundheitszustand zu informieren, ihnen eine Plattform für Kommentare und Genesungswünsche zu geben und gleichzeitig Geld für die immensen Behandlungskosten zu sammeln.
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COUCH
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MIT: AUF DER COUCH
?! Köfte (MAD SIN) 40 Kilo in sechs Monaten. So lauten die Parameter im neuen Leben von Mad Sin-Frontmann Köfte DeVille, der – seiner vielen Pfunde überdrüssig – einen Verschlankungstrip selten dagewesenen Ausmaßes angetreten hat: die einst als Mourad Calvies in Berlin geborene Psychobilly-Ikone steht heute mit den Hühnern auf, stemmt amtlich Gewichte, geht schwimmen, trinkt Tee mit Honig und nimmt nur noch dann Drogen, wenn er am nächsten Tag nicht zur Fahrstunde muss. Wir trafen den Lifestyle-Konvertit, um zu erfahren, wie viel Wahnsinn noch in seinen Lebenswandel passt. Köfte, brauchte es einen amtlichen Schuss vor den Bug, bis du dir und deinem Körper mal etwas Ruhe und Atempause verordnen konntest? Absolut. Hätten mir nicht drei verschiedene Ärzte unabhängig voneinander versichert, dass ich mit diesem Lebensstil vielleicht noch ein Jahr zu leben habe, hätte ich auch nichts verändert. Als dann auch noch meine Beziehung zerbrach und ein paar gute Freunde verstarben, war die Zeit gekommen, um mir und allen anderen zu beweisen, dass ich mich selbst aus der Scheiße holen kann. Wie unzufrieden warst du denn mit dir selbst? Ging es da um mehr als nur das reine Körpergewicht? Ich denke schon. Ich glaube, mein ganzer Lebensrhythmus hat mir nicht mehr gepasst. Ich habe drei Tage pro Woche nur gefeiert: Konzerte, Drogen, Alkohol und kaum was Anständiges zu essen. Danach kam ich nach Hause, habe vier Tage nur gefressen, Kräuterzigaretten geraucht und abgehangen. Ich war so faul, ich habe Taxifahrer zum Einkaufen geschickt. Vor die Tür wollte ich sowieso nicht mehr, höchstens noch nachts. Wie radikal hast du dein Leben umgekrempelt? Nur ein bisschen Gewichte stemmen und kalo-
rienarm futtern kann‘s ja nicht bringen?! Zunächst habe ich meine Ernährung umgestellt: Kein Zucker mehr, fettfreie Nahrung, kein Alkohol. Parallel habe ich natürlich Sport gemacht, jeden Tag für mehrere Stunden. Ich wollte nicht nur Gewicht verlieren, sondern meine Ausdauer zurück haben, die ich auch für die Mad Sin-Konzerte brauche. Also bin ich geschwommen, habe an den Geräten trainiert und wieder mit dem Kickboxen angefangen. Das wäre vor einem halben Jahr unmöglich gewesen. Da wäre ich beim ersten Tritt nach hinten umgefallen.
Das ist schade, denn eigentlich ist das Leben doch okay. Ich meine, wenn du nicht unheilbar krank oder im Knast bist, kannst du immer was ändern.
Merkst du, dass dein neues Körpergefühl auch gut für deinen Geist, dein seelisches Gleichgewicht ist? Absolut, wenigstens sagen das meine Bandkollegen. Ich meine, ich bin immer noch extrem hektisch und nach ein paar Drinks kann sich meine Ausgeglichenheit auch wieder verabschieden, aber insgesamt bin ich entspannter unterwegs. Früher lebte ich nach dem Motto: Live fast, die young, aber mittlerweile weiß ich mein Dasein wirklich zu schätzen - vielleicht auch, weil ein paar meiner Freunde mittlerweile das Zeitliche gesegnet haben, manche sogar freiwillig.
FAZIT
Glaubst du denn, dass sich deine Disziplin eines Tages in Wohlgefallen auflösen und du in deinen alten Trott zurückfallen könntest? Man soll ja niemals nie sagen, aber zurzeit fühle ich mich sehr wohl so. Bleibt nur zu hoffen, dass ich von weiteren Schicksalsschlägen verschont bleibe, denn dieser eine Lebenswandel reicht mir eigentlich.
Von Köfte darf man sich bedenkenlos eine Scheibe abschneiden. Mit dem richtigen Verhältnis aus Selbstdisziplin und Exzess bringt der Mann Körper und Geist beispielhaft in Einklang. Wünschen wir ihm, dass das auch so bleibt! Text: Flo Hayler Heimat: madsin.de Auch gut: „Burn & Rise“ – das neue Album von Mad Sin
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MUSIK STORIES
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Johnossi Angst
Was wären Künstler ohne Angst und Depression? Gut, Van Gogh hätte sich zum Beispiel nicht am Ohr herumgeschnippelt, aber wozu brauchte er es schon? Er hatte ja goldene Hände. Johnossi-Sänger John Engelbert entkam im vergangenen Jahr einem schweren mentalen Tief ohne körperliche Schäden, dafür mit einer neuen Platte. ‘Mavericks’ ist das dritte Album des Stockholmer Indie-Rock-Duos. Die kreative Hauptmotivation dahinter war: Angst. „Die Platte ist nach einer schweren Zeit entstanden, in der ich sehr mit Angststörung und Depressionen zu kämpfen hatte“, erklärt Sänger John. „Ich musste herausbekommen, wer ich bin und was ich will. Nach der schlimmsten Phase habe ich dann die meisten neuen Songs geschrieben.“ Im weiterführenden Gespräch philosophiert sein Jugendfreund und Schlagzeuger Oskar (Ossi) Bonde darüber, dass es ein spezielles Problem ihrer Generation sein muss, etwas im Leben erreichen zu wollen, das über die soliden Lebensziele ihrer Eltern hinausgeht. Während sich diese noch mit einem sicheren Job zufrieden gaben, fürchteten
John und Ossi insgeheim immer, eben genau so zu leben und den eigenen kreativen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. ‘Mavericks’ steht dementsprechend als Symbol auch für einen emotionalen Neuanfang. Klanglich ist die Platte wieder etwas melodiöser geworden als der recht wuchtige, geradeaus gerichtete Vorgänger ‘All They Ever Wanted’. Ihre Energie haben sich die beiden dabei bewahrt, dennoch schwingt eine melancholische Grundstimmung in jedem ihrer Songs unweigerlich mit. Text: Christine Stiller Foto: Kalle Thelander Heimat: johnossi.com
The Golden Shower Family Mama ist die Beste
Die Kollegen vom britischen NME haben es mal wieder zuerst gerochen: „Listening to the Golden Shower Family is like a secret look into a cathedral of thousand waterdrops.“ Dieses euphorische Zitat gilt nicht etwa einer britischen oder gar kanadischen Band. Die neue New-Folk Sensation kommt aus Deutschland! „Das NME habe ich noch nicht gesehen“, sagt Gerd, der Bassist der Band. „Ehrlich gesagt, kenne ich es auch gar nicht. Unsere Mutter kümmert sich um all diese Sachen. Wir lesen hier meistens den Mahlsdorfer Tagesticker.“ Der Zusatz Family im Bandnamen ist hier nicht, wie so oft, nur Pose. Die sechs sind wirklich alle Geschwister. Die wenigen verbliebenen Nachbarn nennen sie deswegen auch nur ehrfürchtig “Die Family“: „Mein Vater ist damals bei dem großen Feuer in der Fabrik ums Leben gekommen“, sagt Gerd traurig. Der VEB Massagestab war der größte Arbeitgeber der Region. Danach ging es abwärts. Heute wohnt hier kaum noch jemand. „Was die Väter der anderen fünf machen, weiß ich nicht.“ Nachdenklich kratzt Gerd die Kruste von seinem Trinknapf.
Die Musik der Family ist so schön und verletzlich wie eine blühende Heide vor dem Beginn eines Militärmanövers. „Aber wir sind keine depressiven Typen. Hier kann man viel Spaß haben. Nächste Woche ist wieder Schlachtfest. Und unsere Mensch-Ärger-Dich-NichtAbende sind legendär. Allerdings sind seit letzter Woche zwei der grünen Männchen verschwunden.“ Und das aus dem Mund von einem, der mit „Hänschen, The Little“ soeben seinen ersten Hit vorzuweisen hat. Schon genial die Idee, englische Coverversionen von deutschen Volksliedern zu dichten. Eine Tour ist auch in Planung, „aber erst mal müssen wir sehen, wie die neuen Tabletten bei David anschlagen“. Text: A. Hartung Heimat: Brandenburg
Moke
Massive Klangerweiterung
Ein schallendes „Fucking Smashing Tunes!“, hielt Paul Weller für Moke bereit. Modisch war es Karl Lagerfeld, der sie zu „Hollands bestangezogener Band“ stilisierte. Das kann ein Segen sein. Oder ein Fluch. Moke haben sich einfach emanzipiert. „Es ist wohltuend, gelobt zu werden“, meint Sänger Felix Maginn. „Aber wenn du dich davon beeindrucken lässt, wirst du handlungsunfähig. Du musst weiterhin gute Stücke schreiben.“ Klingt sehr erwachsen. So wirkt die Band tatsächlich, als sie ihr zweites Album ‘The Long And Dangerous Sea‘ vorstellt. Auf einer Modenschau. Moke hat erneut einen Star an Bord. Felix Maginn lacht: „Wir haben Anton Corbijn gewinnen können, das Coverfoto zu schießen.“ „Kein Aufwärmen alter Ideen“, lautet das Motto von Moke. Das ist gelungen, und zwar ohne den bisherigen Standard in Sachen Hitpotenzial und Präzision aufzugeben. Brit-Pop geschulter Indie-Rock und NewWave, der an Post-Punk anknüpft, bilden die fette mu-
sikalische Basis. „Doch wir haben diesmal größer gedacht“, erzählt der Tastenmann Eddy Steeneken. „Ein monumentaler, satt arrangierter Sound war unser Ziel. Deshalb die Streicher und das Saxofonspiel von Benjamin Herman, der sonst die Amsterdamer Jazz-Szene aufmischt.“ Die beiden Gitarren, die das erste Album ‘Shorland‘ dominierten, werden runtergefahren. Dafür lässt das Keyboard den Achtzigerjahre-Geist aus der Flasche. Doch bei all dem groß Gedachten und noch größer Gespielten überlebt immer das Lied. Durch die Kombination von inhaltsschwangerem Text und knackiger Musik legen Moke eine überzeugende Coolness an den Tag, die nie aufgesetzt daherkommt. Text: Franz X. A. Zipperer Heimat: mokemusic.com
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TITEL
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Es könnte alles so einfach sein. Madsens neues Album ‘Labyrinth’ ist fertig. Die Tour ist noch vor Erscheinen der Platte ausverkauft, Festivals winken mit den schicksten Bühnenzeiten. Die Band macht einen großen Sprung in Richtung Unsterblichkeit und dann – fällt ihr Sänger von der Decke. Es ist schon alles in Sack und Tüten, als Sebastian Madsen Anfang März in einem Berliner FernsehStudio in fünf Metern Höhe an einem Seil hängt. Das Video zur Single ‘Lass Die Liebe Regieren’ ist fast abgedreht – noch einmal in die Kamera grinsen und dann wartet das Feierabendbier. Als man ihm später im Krankenhaus einen komplizierten Trümmerbruch der linken Hand diagnostiziert und die Schnittwunden im Gesicht versorgt, ist allerdings erst mal fraglich, was jetzt mit dem Haufen Säcke und Tüten passieren soll. So einfach ist eben doch alles nicht. „Es klingt völlig verrückt, aber der Sturz ist trotzdem zu einem wenig schmerzlichen Zeitpunkt passiert“, sieht Sebastian die Sache positiv: „Immerhin war das Album komplett aufgenommen, die meisten Interviews durch und groteskerweise ist sogar das Video mittlerweile fertig.“ Sebastian Madsen hat das Schlimmste hinter sich, als er über die Folgen seines unfreiwilligen Fluges berichtet, auch wenn die Fixateur-Pins, die in seine Knochen geschraubt sind, als kleines Andenken bleiben und den Griff zur Gitarre vorerst verhindern werden. Dafür hat er jetzt vielleicht einen coolen Roboter-Arm als Gadget für die Bühnenshow. „Mittlerweile kann ich ’Lass Die Liebe Regieren’ auch wieder hören, ohne Schweißausbrüche zu bekommen. Zwischenzeitlich habe ich im Krankenhaus sogar gedacht, wir müssen das ganze Album noch mal aufnehmen. Nach der zweiten Operation an der Hand hatte ich so starke Schmerzen, dass mir Morphium gegeben wurde. Als ich mir ’Labyrinth’ in dem Zustand noch mal angehört habe, kam mir das wie Speed-Metal vor. Als ich dann aber weniger geistig umnachtet war, hat mir die Platte viel geholfen, weil sie sehr lebensbejahend ist. Und ich fand dann auch wieder, dass sie im richtigen Tempo eingespielt war.“ Stimmt, da war ja noch was. In einem Leben vor dem Sturz sollte es um Madsens viertes Album ’Labyrinth' gehen. Überlassen wir die weitere Aufarbeitung der dramatischen Ereignisse also vorerst der Gala und artverwandten Gossip-Schleudern und spulen zurück.
Madsen haben sich einen der ersten warmen Tage des Jahres ausgesucht, um der versammelten Fachpresse Rede und Antwort zu ihrem neuen Album zu stehen. Während die Berliner Latte-Schlürfer
draußen vor dem Stahl-und-Glas-Palast der Plattenfirma ihre neuen Sonnebrillen einweihen, erklären drinnen Sebastian, Sascha und Johannes Madsen und der einzige, nach dem Ausstieg von Keyboarder Folkert Jahnke verbliebene „Nichtbruder“ Niko Maurer, was es mit ‘Labyrinth’ auf sich hat. Die vierte Langspielplatte aus dem wendländischen Familienbetrieb lässt trotz des assoziationsoffenen Titels einerseits herzlich wenig Fragen offen. So ambitioniert, melodieverliebt und komplex waren Madsen noch nie. Obwohl sie personell zum Quartett geschrumpft sind, haben sie sich auf das Experiment eingelassen, eine – so doof es klingt – ‘große’ Band zu sein, eine Band, die sich nicht mit dem bisher erreichten zufrieden gibt. Andererseits fragt man sich schon, was zur Hölle in eine für ihre knuffig bodenständige Art geliebte Rock-Band gefahren ist, wenn sie plötzlich mit Dudelsack-Soli und ‘Bohemian Rhapsody’-Anleihen um die Ecke biegt. Sebastian: „Es gab in den letzten Jahren ständig Situationen, in denen wir rumgesponnen haben, was wäre, wenn wir mal dies oder das machen würden. Diesmal haben wir uns gedacht: 'Wir müssen das jetzt einfach durchziehen.' Wir wissen schon, dass wir stilistisch einen massiven Spagat gemacht haben. Der Weg dahin hat aber schon angefangen, als wir 'Frieden Im Krieg' aufgenommen haben. Da hatten wir wieder so eine komprimierte Bandplatte, sehr live und direkt, und haben damals schon gedacht, dass wir für das nächste Album einen anderen Ansatz brauchen.“ Sascha: „Deshalb haben wir für 'Labyrinth' im Gegensatz zu früher aus Sebastians Song-Output genau die Lieder ausgesucht, die eher in die Extreme gehen. Da waren wir diesmal schlichtweg mutiger.“ Mutiger insofern, dass Madsen auf Album Nummer Vier sowohl die Fesseln des eigenen Band-Sounds als auch alle popkulturell genau markierten Grenzen von „cool“ und „uncool“ weitgehend hinter sich gelassen haben. Während sich die Band mit den bisherigen drei Alben vor allem im Bereich „kompakter Rock-Song mit griffigem Slogan“ bewiesen hat, ist ‘Labyrinth’ der musikalische und textliche Vorstoß in neue Sphären. Das Titelstück des neuen Albums wächst sich zu einer ausufernden Rock-Oper im Queen-Stil aus, ‘Lass Die Liebe Regieren’ ist Madsens bisher kühnster Vorstoß in Pop-Gefilde, ‘Schön Dass Du Wieder Da Bist’ besäuft sich an The Cure-seliger
Euphorie und ‘Blockade‘ ist der kompromissloseste Wadenbeißer, den Madsen seit Jahren produziert haben. Zuletzt schreckt die Band in ‘Sieger’ nicht vor Irish-Folk-Anleihen und Hymnen-Pathos zurück und macht sich so zum heißen Kandidaten für die inoffizielle WM-Hymne. Die Angst vor der eigenen Courage liegt bei so einem Unternehmen in der Natur der Sache, wie alle Bandmitglieder offen einräumen. „Gerade beim Titelstück habe ich wirklich gedacht, dass mich die Leute dafür auslachen würden. Aber jeder, der das Demo gehört hat, fand die Idee spitze“, gesteht Sebastian. „Aber es gab auch zwei, drei Stücke, die wir einfach nicht gemacht haben, weil sie irgendwie zu weit gegangen wären“, räumt Gitarrist Johannes ein. Zuletzt kommt es doch nur darauf an, ob man sich entscheidet, die Dinge mit dem gebotenen Ernst anzupacken, fasst Sascha zusammen: „Diese Unsicherheit gibt es sowieso immer wieder. Die hatten wir auch schon bei 'Nachtbaden'. Da entstand für uns auch sofort die Frage, ob das jetzt einfach nur ein Witz ist oder todernst und ob man das so bringen kann. Man muss sich oft entscheiden, ob man bereit ist, bestimmte Lieder einfach zu machen.“ Und dann wird eben einfach gemacht. Dass man beim „einfach machen“ auch in die Hose machen kann, ist ohnehin das Damoklesschwert, das seit Jahren über den Köpfen der Band baumelt. Viele Hörer der ersten Stunde sind nach wie vor vergrätzt darüber, dass sich Madsen den rauen Charme des Debüts, der selbst Thees Uhlmann zu euphorischen Lobeshymnen hinriss, im Laufe der Zeit abgeschliffen haben. Auch ‘Labyrinth’ ist trotz all seiner Extremversuche nicht dazu angetan, das Indie-Volk von damals zurück zu gewinnen und die Pop-Liebhaber aus der heutigen Madsen-Ära abzuschrecken. Aber wie gesagt, man macht jetzt einfach mal großformatig weiter: „Es ist bei den neuen Stücken natürlich auch immer eine Gratwanderung gewesen, nicht in Volksmusik oder Schlager abzudriften“, glaubt Johannes. „Bei Sätzen wie 'Lass Die Liebe Regieren' könnte man ja auch an Heino denken. Es kommt dann wirklich sehr darauf an, ob man das dem Typen, der das gerade singt, auch abnimmt. Man muss sehen, dass er das ernst meint und das ist bei Sebastian hundertprozentig so.“ Ist das Album deshalb auch zu einem Plädoyer dafür geworden, sich auf eigene Stärken zu besinnen?
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Foto: Tim Klรถcker
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es. Man muss halt einfach nur machen. Trotz der örtlichen Nähe zum heimischen Bett ist die Band ohnehin einen langen Weg bis hierhin gegangen. Hörstuatz, die Zweitband der vier auf der Bühne, in der neben dem heutigen Tomte-Keyboarder Simon Frontzeck auch der verbliebene MadsenBruder Johannes als DJ (!) mitmischt, ist entstanden, als Sebastian auf Grund eines ebensolchen Hörsturzes nur zu Hause am Computer musiziert. Dass sich aus der Dorf-Band Alices Gun und ihrem Seitenprojekt innerhalb des nächsten Jahres Madsen entwickeln und zu welchen Höhenflügen diese Band wiederum ansetzen wird, ist zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht mal den vier Anfangzwanzigern auf der Bühne klar. Gelohnt hat sich das „einfach machen“ für Madsen schon. Die Jugendzentrum/Stadtfest-Ochsentour musste man so zumindest nicht mehr durchexerzieren, gibt Niko zu bedenken: „Mit Madsen hatten wir immer den Vorteil, dass wir sämtliche Stolpersteine, die eine Bandkarriere bereit hält, schon mit den Vorgängerbands überwunden haben.“ Womit wir wieder in der Gegenwart angelangt wären. Sebastian Madsen
Sebastian: Das ist ein textliches Dauerthema bei Madsen. Erledige die Dinge auf deine Weise. Halte zu dir selbst. Achte nicht ständig darauf, was andere von dir wollen. Bleib bodenständig. Das sind einfach Dinge, die uns beschäftigen. Und so wurden wir auch erzogen. Tatsächlich beweisen Madsen zurzeit ihre Nehmerqualitäten. Manch andere Band wäre wohl auf Grund der aktuellen Ereignisse in katatonen Stupor verfallen, Madsen aber sehen voran. Wenn dir das Leben in die Eier tritt, sing einfach eine Oktave höher, oder so... Es ist wohl jener bodenständige Charme, der Madsen bisher vor Schlager- und Volksmusik-Ausrutschern bewahrt hat. Solange man sich selbst treu ist, kann man ja einfach mal machen. Diese Vorgehensweise begleitet das Quartett als mittlerweile leicht verbeulte Leitplanke ohnehin durch ihre bisherige Karriere. Um das zu erklären, sollte man vielleicht noch weiter zurück spulen.
Der 5. Juli 2003 will so gar kein Sommertag sein. Es hat die Nacht über geregnet und die Wiese hinter dem Kulturbahnhof Kalbe (Milde) ist feucht und matschig. Das anwesende Publikum sitzt und steht verstreut zwischen Bierwagen und Bühne. Alices Gun sind eine Band aus dem benachbarten Clenze, die seit ihrer Gründung 1996 drei Alben veröffentlicht hat, ohne dass irgendjemand davon größere Notiz genommen hätte. Heute Abend soll sie den Headliner geben. Während eine der anderen Bands noch lautstark nach der Gitarre sucht, die ihnen aus dem BackstageBereich geklaut worden ist, betreten Sebastian, Sascha, Niko und ein Herr namens Elvis die wackelige Holzbühne. Sie müssen ackern, um sich ihr Publikum zu erspielen, aber irgendwie klappt
Johannes Madsen
"Halte zu dir selbst. Achte nicht ständig darauf, was andere von dir wollen. Bleib bodenständig. Das sind einfach Dinge, die uns beschäftigen. Und so wurden wir auch erzogen." (Sebastian Madsen)
Niko Maurer
Denn die Rückschau auf eben jene Jugendzeit, in der Alices Gun und Hörstuatz noch aktuelle Projekte waren, bildet einen dicken roten Faden, der sich durch 'Labyrinth' zieht: „Der Abschied von der Jugend ist ein großes Thema“, erklärt Sebastian. „Jeder Lebensabschnitt bringt seine eigenen Probleme mit sich. Es macht einen Unterschied, ob deine Perspektive die eines 28-jährigen Mannes ist oder die eines jüngeren. In diesem Alter werden die Fragen drängender und man hat unweigerlich das Gefühl, dass man jetzt langsam etwas Handfestes tun sollte. Ich beobachte an mir und in meinem Freundeskreis, dass man sich in diesen
Sascha Madsen
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Lebensumständen leicht verloren fühlen kann. Dieses Gefühl besinge ich ja auch mit: 'Nun stehst du da in den Trümmern deiner Jugend.' “ Was sind denn die Trümmer eurer Jugend? Sebastian: Der Zweifel an sich selbst. Wenn man zurückblickt und sich fragt, was man im Leben schon erreicht hat und denkt: 'Mist, ich bin alt.' Das betrifft mich vielleicht nicht so sehr, weil mir mit der Band ja viel Gutes widerfahren ist. Aber ich kann jetzt auch nicht mehr Action-Darsteller werden, wie ich mir das mit zwölf immer gedacht habe. Inwiefern hat dein Umzug nach Berlin dein „Erwachsenwerden“ beeinflusst? Sebastian: Ich brauche diesen Kontrast zwischen Stadt und Land. Ich habe irgendwann einfach gemerkt, dass ich textlich nicht mehr weiter komme, wenn ich nur im Wendland bleibe. Ich konnte mich da gut in andere Welten träumen, aber irgendwann ist mir einfach der Stoff ausgegangen.
Der Aufbruch in die große weite Welt ist Madsen mit ‘Labyrinth’ geglückt. In Summe läuft es für die Wendländer also nur auf eins hinaus: STADION-ROCK! „Man braucht schon Mut und Selbstvertrauen, um so eine Ansage zu machen.
Ein Trümmerbruch der Hand ist gar nicht lustig. Noch blöder wird es, wenn der Patient mit der betroffenen Hand seine Brötchen verdient. „Ich habe den Arzt noch in der Nacht des Sturzes gefragt, wann ich wieder Gitarre spielen kann. Aber der hat mir nur gesagt, dass ich ihn genauso gut fragen könnte, wann es aufhört zu regnen“, berichtet Sebastian. Für den Madsen-Frontmann heißt es in den nächsten Wochen, fleißig seine Reha-Hausaufgaben zu erledigen. Doch es besteht Hoffnung auf Besserung, denn mit seiner Verletzung steht Sebastian nicht alleine da. Ganz im Gegenteil haben einige der größten Gitarristen des Planeten ihren einzigartigen Stil mehr oder weniger dank schlimmer Verletzungen entwickeln:
Ihren charakteristisch tiefer gelegten Sound haben Black Sabbath einer Unachtsamkeit ihres Gitarristen Tony Iommi zu verdanken. Dieser verlor bei einem Arbeitsunfall einige Fingerkuppen seiner rechten Greifhand. Seitdem spielt Iommi mit Plastik-Fingerkuppen-Attrappen und stimmt seine extrem dünnen Saiten so tief wie möglich, um ihnen die Spannung zu nehmen.
Die Stadion-Rock-Diskussion ging ja direkt los, als die ersten Lieder da waren. Aber wer uns kennt, weiß, dass wir da mit einem Augenzwinkern rangehen“, erklärt Niko und umreißt damit die Qualität, die Madsen, sollte der GroßarenenPlan tatsächlich aufgehen, auch in einem aufgepusteten Kontext immer noch eine Berechtigung einräumen würde. Denn klammert man Die Ärzte – deren musikalischer Ansatz sich von dem des Madsen-Clans vor allem durch den nicht vorhandenen Indie-Strubbel unterscheidet – aus, mangelt es der Republik an massentauglichen Rock-Bands mit Humorfaktor. Deutsche Gitarrenmusik im Großformat ist traditionell eine ziemlich witzlose Angelegenheit. Das fängt bei den Scorpions an – die sich in diesem Jahr mutmaßlich auch deshalb in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen, um zu vermeiden, dass das Publikum zu viel über sie lacht – und setzt sich über Stadion-Acts wie Die Toten Hosen oder Herbert Grönemeyer fort. Der Witz der einen appelliert am Ende doch vor allem an den Stammtisch-Humor eines herzlich unironischen Mainstream-Publikums. Der andere verbittet sich jeden humorigen Anflug schon in der Anlage seines überladenen EmotionsKaleidoskop-Rock-Images. „Lachen verboten“ prangt in großen Lettern über den frisch beto-
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nierten Eingängen deutscher Freiluftbühnen. Die Marktlücke für Madsen könnte also kaum breiter sein, ist der Band doch das Bemühen anzumerken, per „Steh auf und mach weiter“-Programmatik das ewige Jungs-Image abzulegen und sich gegen eine Zukunft abzusichern, in der die Lederkluft leicht wie ein Stützstrumpf-Ensemble wirkt. „Wir wollten Stücke schreiben, die die Arme ausbreiten und dich mit ihrem Optimismus anstecken. Es sollten Hymnen an das Leben und an die Liebe sein. Ich glaube, das ist uns ganz gut geglückt“, erklärt Sebastian. Madsen sind auf dem Weg, dem Stadion-Rock-Konsens ein menschlicheres Gesicht zu verleihen, indem sie sich selbst an ihrer eigenen Botschaft aufrichten. Die Band macht einfach weiter, auch wenn die Dinge eher suboptimal laufen. Die anstehende Tour musste abgesagt werden, um Sebastians Genesungsprozess nicht zu gefährden. „Keiner weiß, wie schnell Knochen verheilen“, sagt er in einer Videobotschaft, in der er sich gleichzeitig auf die kommende Festival-Saison freut, die Madsen natürlich trotz Roboterarm absolvieren werden. Am Ende ist vielleicht doch alles ganz einfach, auch wenn der Weg dahin ein schwerer ist. Text: Timo Richard Fotos: Tim Klöcker Heimat: madsenmusik.de
Reinhardt gilt als einer der besten Jazz-Gitarristen aller Zeiten. Als eines Nachts sein Wohnwagen in Flammen aufging, zog sich Reinhardt schwere Verbrennungen der linken Hand zu, so dass sein Ringfinger und der kleine Finger nahezu gelähmt waren. Der belgische Bandleader entwickelte noch in der Rehabilitation einen virtuosen Gitarrenstil, der es ihm erlaubte, für das Spielen von Melodien lediglich Zeige- und Mittelfinger einzusetzen.
Als die irische Folk-Sängerin im Alter von einem Jahr mit der Hand in den laufenden Rasenmäher ihres Vaters fiel, war an eine musikalische Karriere wahrscheinlich nicht zu denken. Vier ihrer Finger konnten allerdings wieder angenäht werden, so dass Fräulein Bird heute nur der kleine Finger der rechten Hand fehlt. Sie spielt eine RechtshänderGitarre seitenverkehrt – geht auch.
Faulkner, dessen Debüt „Hand Built By Robots“ sich 2007 über eine Million Mal verkaufte und ihn auf Grund seines besonderen Stils bekannt machte, spielt seit einem Unfall mit einer Metall-
Tony Iommi muss wegen eines Arbeitsunfalls mit künstlichen Fingerkuppen spielen.
platte in der Hand. Dabei war Faulkner so vorsichtig, sich während seines Urlaubs in einem französischen Ski-Gebiet gar nicht auf irgendwelche rutschigen Bretter zu stellen. Ein simpler Sturz auf dem Weg zum Auto reichte ihm dann aber, um sich die Hand auszukugeln und das dazugehörige Gelenk zu brechen.
Der Metallica-Frontmann geriet bei einem Konzert in eine Pyrotechnik-Fontäne und musste mit schweren Verbrennungen behandelt werden.
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PLATTEN/10 GEBOTE
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DIE 10 GEBOTE
Broken Social Scene Forgiveness Rock Record
(City Slang/Cooperative/Universal) Dass nur traurige Menschen große Kunst erschaffen können, ist gewiss ein Klischee. Aber ein bisschen Frustration kann niemandem schaden - das weiß auch Kevin Drew, der als Frontmann der Broken Social Scene am neuen Longplayer seiner Band fast verzweifelt wäre; Ideen und Skizzen mehrfach über den Haufen warf und nach all der Arbeit nun doch ein Ergebnis in der Hand hält, wie es bezaubernder kaum sein könnte. „Forgiveness Rock Record“ bricht mit vielen Traditionen der Broken Social Scene, setzt an Stellen, wo einst der Folk regierte, treibende Gitarrenpassagen und versucht sich am großen Pop-Entwurf: Mit 14 ausufernden, melodieverliebten und experimentellen Songs gelingt den Kanadiern ihr bislang facettenreichstes Studiowerk. Mehr noch sogar: Nach Drews anfänglichem Frust und den vielen Anläufen steht eines der RockEpen des Jahres. Mindestens. Text: Marcus Willfroth
Gisbert Zu Knyphausen Hurra! Hurra! So nicht.
(PIAS/Rough Trade) Sensationen im Pop haben heutzutage eine eher kurze Halbwertszeit. Das war aber schon eine, als Gisbert zu Knyphausen mit seinem gleichnamigen Debüt vor zwei Jahren auftauchte und plötzlich als neuer Sven Regner und Reinhard May in einer Person gefeiert wurde. Dem gebürtigen Wiesbadener gelangen Songs, die einerseits so schnörkellos waren, dass sie anderseits ein ganzes Jahr für Aufsehen sorgten. „Hurra! Hurra! So nicht.“ lautet nun der Titel des Nachfolgers, und obwohl das zweite immer als das schwierige Album bezeichnet wird, sind die neuen Songs noch ein Stück mehr Akustik-Pop, Schrammel-Rock und Lebensbeichte: „Ich bin ein Freund von Klischees und funkelnden Sternen“, behauptet Knyphausen, und während er lyrisch auf dem Level eben erwähnter Referenzen wandelt, zögert man keinen Moment, diesem feinen Meisterwerk jenen Hype des Debüts erneut zuzugestehen. Text: Marcus Willfroth
Bullet For My Valentine Fever
(Sony) Beim dreibeinigen Waliser - das ist eine Überraschung! Haben die vier Buben aus Bridgend mit ihrem Zweitwerk „Scream Aim Fire“ noch einige Freunde ihres grandiosen Debüts „The Poison“ mit zwirbeligen Metal-Salven und (dank Tucks Laryngitis?) relativ eintönigem Gesang verschreckt, fördern sie nun mit „Fever“ ein exzellentes Stück Eisenerz aus der Metal-Core-Mine. Auch wenn die ersten Songs der Platte die schwächeren sind, entwickelt sich das Teil nach diesen - trotz allem - guten Nummern zu einem famosen Grunz-KreischSäusel-Gemenge, das es problemlos in die Dauerrotation schafft. Fakt ist: So bittersüß wie bei der Ballade „Bittersweet Melodies“, so eingängig wie beim wuchtigen „Dignity“ und so grandios wie bei „Begging For Mercy“ waren die walisischen Geschosse noch nie. Mit diesem Fieber malträtiert man doch gerne seinen Leib! Text: Ben Foitzik
Hole Nobody’s Daughter
(Universal) Sieben Jahre und unzählige Anlaufversuche, Rechtsstreits und LineUp-Wechsel später erscheint es nun endlich, das neue Hole-Album - und klingt keinen Tag älter als 1979. Von der Originalbesetzung ist nur noch Rock-Ikone/Dämonenweib Courtney Love übriggeblieben, aber die hat immer noch Persönlichkeit genug für drei. Ihr Ding heutzutage? Muskulöse und melodiestrotzende PowerBalladen über Kalifornien und seine Nebenwirkungen, hochproduziert bis zum Gehtnichtmehr und teilweise mehrstufig ausgebaut. In seiner völligen Verkennung zeitgemäßer Trends wirkt das Album allerdings nicht altmodisch, sondern direkt schon klassisch, zumal Courtney auch wieder bei Stimme ist und gleich noch die passenden Texte mitgebracht hat. Sachen wie „People like you fuck people like me“ klingen bei Hole eben am geilsten. Text: Michael Haacken
Cancer Bats Bears, Mayors, Scraps & Bones
Deftones Diamond Eyes
Foals Total Life Forever
(Roadrunner/Warner) Billy Talent und Alexisonfire sind schon Fans der Cancer Bats, der Rest der Welt wird es hoffentlich bald werden - und bekommt mit der grandios-kaputten Cover-Version des Beastie Boys-Klassikers „Sabotage“ auch gleich mal einen massentauglichen Appetizer serviert. Richtig gut sind die Kanadier allerdings vor allem bei ihren eigenen Songs. Wie auf den ersten beiden Alben vermengen sie auch hier brachialen Hardcore, rotzigen Punk und eine gute Portion groovenden Stoner miteinander, das Ergebnis klingt diesmal aber noch wuchtiger, doomiger, majestätischer. Nicht mehr kaputt machen um jeden Preis, sondern Zerstören mit Wumms und Stil ist die Devise: Frontmann Liam singt, brüll, keift und growlt, der Rest der Band tritt und beißt, aber will auch mal spielen - was die abwechslungsreichste und Party-tauglichste Scheibe der sympathischen Chaoten nahezu perfekt macht. Text: Tito Wiesner
(Reprise/Warner) Zugegeben, so richtig gewartet haben wir auf die fünfte Platte der Deftones nicht. Nummer Drei und Vier waren schlicht eine Spur zu beliebig geraten. Eine tonnenschwere Dampframme mit schrägem Gesang. Deftones eben. Und tatsächlich: Das ist „Diamond Eyes“ auch geworden. Trotzdem ist das neue Album mehr als nur das. Eingängig wie nie sind die elf Songs, die die Band mit ihrem neuen Bassisten Sergio Vega fabriziert hat, während Chi Cheng nach seinem Autounfall immer noch im Koma liegt. Nach lächerlichen 30 Sekunden erklingt der erste Refrain, nach einer Minute kehrt er schon wieder. Manch einer mag das gefällig finden, aber hinter den simplen Strukturen verbirgt sich eine Energie, die nicht nur bedrohlich brodelt, sondern endlich ausbricht. Dass diese Band das tatsächlich noch mal heraufbeschwören konnte: dieses Fallen ins Geräusch, dieses Sich-Verlieren im Strudel theatralischen Gewummers, das Gefühl von Erlösung im Lärm. Hut ab!
Text: Moritz Honert
(Warner) Dass Foals trotz aller Math-PopExzentrik erfolgreich durch den Komplexitäts-Filter des Massengeschmacks gerauscht sind, liest sich wie ein Märchen aus einem stilistisch besser ausgestatteten Paralleluniversum. Ein Album wie „Antidotes“ in den Charts? Die Herren Foals machen es möglich und zielen mit dem Nachfolger auf dieselbe Stelle im durchlässigen Gewirr von „cool“ und „uncool“. „Forget the horror here“ singt Yannis Philippakis in „Spanish Sahara“, dem tragisch pulsierenden Herzstück von „Total Life Forever“, und erinnert uns daran, dass diese Welt manchmal besser ist, als sie aussieht. Der „Antidotes“-Nachfolger ist genauso sperrig, ausufernd und atmosphärisch dicht ausgefallen wie sein Vorgänger und wird trotzdem reihenweise Pop-Herzen brechen. Vergesst den Format-Song, auch 49 Sekunden Musik („Fugue“) können bedeutsam sein. Text: Timo Richard
Kristof Schreuf Bourgeois With Guitar
Madsen Labyrinth
Sick Of It All Based On A True Story
(Buback/Indigo) Zu Beginn steht seine Stimme allein da. Raumgreifend, voll schönster Melancholie, Klarheit und Kraft. Wieviel Ausdruck, welche Intensität dieser Gesang beinhaltet - stundenlang möchte man ihm zuhören, diesem Schreuf, der zuerst vor zwei Jahrzehnten mit Kolossale Jugend für Aufsehen sorgte. „Die Begründer der Hamburger Schule!“, sagte man und so heißt es noch heute. Danach kam Brüllen, die machten sich rar und buchstabierten, so nebenbei, Rock-Musik neu. Nachdem die Literaturkritikerin Iris Radisch 2003 Schreuf für den Bachmannpreis vorgeschlagen hatte, wurde kurz noch heftig diskutiert, bis es sehr still wurde. Selten wurde man an Schreuf erinnert. Durch eingestaubte Platten im Regal vielleicht. Oder Blumfelds Evergreen „Anders als glücklich“, in dem er namentlich erwähnt wird. Apropos Zitat, Reminiszenz, Bricolage: Schreufs neues Material ist ein Parforceritt durch die Musikgeschichte - und eine vollkommen eigene Sicht darauf. Hervorragend! Text: Ulf Ayes
(Universal) Queen, verdammt! Wer mit einem „Bohemian Rhapsody“-Rip Off einsteigt, muss der großen Geste auch Taten folgen lassen - und Madsen trumpfen auf. Mit jedem Album hat die Band bisher Wille und Mut zur Veränderung bewiesen, mit „Labyrinth“ zieht sie nun Richtung Stadion - und der titelgebende Eröffnungstrack weist den Weg. Sind die Songs wuchtiger, muss der Text meist folgen. Madsen sparen sich aber den Fehler, allzu plakativ zu werden. Reminiszenzen an die ehemalige Ruppigkeit liefern „Blockade“ oder Moped“, „Berlin“ und „Mein Herz Bleibt Hier“ klingen wie gewohnte und souveräne MadsenKost. Zukünftige Abijahrgänge können statt „We Are The Champions“ ab sofort auch gut und gerne „Zwischen Den Zeiten“ zu ihrem Festgesang machen, womit Madsen beweisen, dass große Momente nicht immer große Gesten brauchen. Schaden kann es aber auch nicht. Text: Britta Arent
(Century Media/EMI) Man kommt sich ja irgendwie blöd vor: Da ist eine Band, die seit fast 25 Jahren im Grunde immer dasselbe macht - und trotzdem ist die Begeisterung jedes Mal wieder riesig. Im Hardcore bleiben Sick Of It All eben eine Ausnahmeerscheinung, und es beeindruckt immer wieder, wie fit und aggressiv die Koller-Brüder auch im „hohen Alter“ noch sind. Vor allem aber funktioniert die alte Formel „Wuchtiger Hardcore + eingängige Street-Punk-Elemente = Grandiose Moshpit- und Mitgröhl-Hymnen am Fließband“ wie eh und je. Egal ob brachial und alles zerlegend wie in „Death Or Jail“ oder bei Verbrüderungs-Gassenhauern wie „Waiting For The Day“: Das hier sind zeitlose Klassiker. Mal wieder. True Story! Text: Tito Wiesner
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PLATTEN/OFFENBARUNG
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DIE OFFENBARUNG The National HIGH VIOLET
(4AD/Beggars/Indigo) Kaum einem Album wurde in diesem Jahr mit so hohen Erwartungen entgegengefiebert wie diesem. Parallel zum Auftauchen einer beachtlichen Anzahl wackeliger Handyvideos im Netz, entbrannte eine wilde Blogdebatte darüber, ob „High Violet“ die Fortsetzung des zurückhaltenden „Boxer“-Sounds sein würde oder die Reinkarnation des kathartischen „Mr. November“. The National haben es geschafft, alle auf ihre Kosten kommen zu lassen. Denn auch, wenn Matt Berningers wütender Aufschrei aus „Alligator“-Zeiten beeindruckend melodiösem Gesang gewichen ist und die düster-verhaltene Melancholie des Vorgängers in Stücken wie „Sorrow“ und „Runaway“ perfektioniert wird, finden sich in „Terrible Love“ oder „Bloodbuzz Ohio“ die emotionalen
Gegenpole, bei denen sich die angestaute Energie in ausufernder Gitarren- und Schlagzeugarbeit entlädt. Jeder dieser elf Songs, mal puristisch, mal komplex mit Chören, Streichern und Bläsern, überzeugt durch seine Dramaturgie und bohrt sich mit jedem Hören tiefer ins Herz. Berningers Bilder bleiben erwartungsgemäß rätselhaft. Innere Leere und bedrohliche Fluten treffen auf hoffnungsvolle Unbezwingbarkeit. „High Violet“ gleicht einem Taumel zwischen Schmerz und Glückseligkeit mit offenem Ausgang. Ist es nun schön oder furchtbar, wenn es am Ende heißt: „All the very best of us/ string ourselves up for love“? Vielleicht wird er es uns ja irgendwann erklären, uns, den „Geeks“.
Text: Boris Mischke
1 hoffnungslos ** 2 üben ** 3 bemüht ** 4 egal ** 5 kann man machen ** 6 vorn dabei ** 7 gut ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 klassiker 65daysofstatic We Were Exploding Anyway
(Hassle/Soulfood) Wenn man sowieso explodiert, kann einem ja eigentlich alles egal sein. Zum Beispiel, was die eigenen Fans so erwarten. Ganz folgerichtig haben sich 65daysofstatic von ihrem alten Sound losgesagt, um nicht in die Monotonie-Falle zu tappen. Stattdessen hat man für Album Nummer Vier die Synthesizer und Computer, die bisher eher weiter hinten im Proberaum standen, nach vorne geholt. Wo früher nur die Synapsen tanzten, soll jetzt der ganze Körper auf den Dancefloor stürmen. Inklusive Gehirn, versteht sich - das hier ist immer noch intelligent und frickelig. Nur, dass jetzt eher Underworld oder Daft Punk und nicht mehr Neurosis als Vergleich herhalten müssen. Ungewohnt - aber mindestens genauso gut wie früher. 7 Text: Tito Wiesner
Das Actionteam Die Platte Von Der Alle Reden
(Klink/Rough Trade) Beim Actionteam ist der Name Programm. Schon nach dem ersten Song ist klar: das hessische Quartett legt es darauf an, mit seinem Debütalbum die nächste Größe in Sachen Dorfdisko-Unterhaltung zu werden. Da wird ohne Rücksicht auf Verluste einfach los gerockt. Musikalisch durchaus akzeptabel, liegt der Makel der Kapelle eindeutig bei den Texten. Wo die Inspirationsquelle für ihre lyrischen Ergüsse liegt, erschließt sich spätestens mit dem Track „Glotze Aus“: die zweifelhafte Welt der Unterhaltungsmedien muss herhalten. Textzeilen, wie „Anstelle von Geschlechtsverkehr kommt freitags Wer wird Millionär“ oder „Taff das Info-Magazin sagt dir, wo die Blumen blühen“ sind auf dieser Scheibe leider keine Seltenheit. Wer also sein Gehirn beim Musikhören nicht komplett ausschalten kann, sollte diese Platte lieber im Regal stehen lassen. 3 Text: Katarina Zwack
Angus & Julia Stone Down The Way
(Flock Music/PIAS/Rough Trade) Was Jack und Meg White für die Rock-Welt sind, sind Angus und Julia Stone für den Singer-Songwriter-Kosmos. Dank facettenreicher Arrangements und ausgetüftelten Melodien gelingt es dem australischen Geschwisterpaar, aus der so Genre-typischen Lagerfeuer-Romantik
auszubrechen. Sowohl solo, als auch im Duett bringen Angus und Julia ihre Stimmbänder zum Vibrieren und sorgen mit den filigranen Liedern der aktuellen Platte „Down The Way“ für Momente vollster Entzückung. Der gesamte Zauber des Geschwisterpaars wird dem Zuhörer aber erst bei ihren wunderbaren Live-Gigs zuteil. Da hat sich die anfänglich harte Schule bei Open-MicNights doch wirklich gelohnt! 7 Text: Natascha Siegert
Ash A-Z Vol. 1
(Laser Laser/Rough Trade) Das Entsetzen im FanLager war groß, als Tim Wheeler ankündigte, das jüngste Ash-Album „Twilight Of The Innocents“ sei wohl das letzte gewesen. Dabei war damit lediglich der Abschied vom Tonträgerformat gemeint: seither ist das Trio nämlich nicht weniger produktiv, sondern legt erst richtig los. Die Abonnenten bekommen auf ash-official.com alle zwei Wochen einen neuen Song geliefert, die Ash von A nach Z durchnummerieren. Zur Halbzeit gibt es die ersten 13 Stücke der Serie dann doch wieder auf CD. Die ganz großen Heydays liegen wohl hinter der Band, aber der Produktivitätszwang, die der neue Veröffentlichungsrhythmus erfordert, hat Ash hörbar kreativ angespornt. Statt zwei großen gibt es hier lauter kleine Hits. So wie es sein muss, wenn man jeden neuen Song als „Single“ ansieht. 7 Text: Robert Goldbach
Avi Buffalo Avi Buffalo
(Sub Pop/Cargo) Es ist also noch möglich: Man sitzt mit der Gitarre rum, und plötzlich kommt ‘Sub Pop’ vorbei und nimmt einen unter Vertrag. Was man dafür machen muss? Im Falle von Avi Zahner-Isenberg tauscht man seinen unhandlichen Nachnamen erst einmal gegen den eines Tiers ein, das eigentlich jeder mag. Dann schreibt man ein paar Songs mit leicht sauigen Titeln, die den Singer-Songwriter-Grundbaukasten zugunsten schön versponnener Piano-Arrangements und frischer Rhythmen hinter sich lassen. Anschließend bringt man seine Freundin dazu Background zu singen und dabei so sonnig und unbeschwert rüberzukommen wie
Vorstadtkids, die Pfandgut klauen. Ganz wichtig auch: mit der eigenen Stimmlage immer knapp vor Viertklässlerin bleiben und von da dann gelegentlich hochschrauben. Und natürlich nicht älter als 21 sein. Fertig. 6 Text: Michael Haacken
Blunt Mechanic World Record
(Grand Hotel van Cleef/ Indigo) So, kurzer AuskennerCheck: Wer kennt Ben Barnett? Immerhin zwei Menschen im gut sozialisierten Indie-Freundeskreis sollten jetzt die Hand heben, mindestens aber interessiert gucken. Oder so tun als ob. Für die und alle anderen: Barnett gründete The Thermals und hatte davor eine Langezeitbeziehung mit Kind Of Like Spitting. Jetzt ist er allein unterwegs, nennt sich Blunt Mechanic und macht als Chef im eigenen Haus noch immer das, was schon in den Neunzigern so viel Spaß gemacht hat: Holprigen Indie-Rock, mit erheblichen Ecken und Kanten und reichlich Feedback. Das ist gut, stellenweise sogar sehr gut - und nicht nur was für Indie-Nostalgiker. 6 Text: Bitte Arent
Caribou Swim
(City Slang/Universal) Der nächste Nerd kommt aus seinem Loch gekrochen. Dan Snaith heißt er und ist, wie könnte es anders sein, studierter Mathematiker. Mit „Swim“ veröffentlicht der bebrillte Kanadier nun eine elektronisch-psychedelische Wundertüte, gespickt mit neun Tracks aus der Kategorie minimalistische Tanzmusik. Freunde dieses Genres dürften von dem unscheinbaren Knöpfe-Drücker und Rädchen-Dreher durchaus gehört haben. Ein unbeschriebenes Blatt ist der Herr, dank seines Gespürs für Beats und der grandiosen Live-Performances, nämlich schon lange nicht mehr. Auch seine aktuelle Scheibe wird sich bei anstehenden Cluberöffnungen auf jeden Fall ihren Weg zu den Plattentellern bahnen. Da sieht man’s mal wieder: Nerdy ist the new cool! 7 Text: Natascha Siegert
CocoRosie Grey Oceans
(Souterrain Transmissions/Rough Trade) CocoRosie reiten ihre Einhörner nun schon seit vier LPs durch die Welt, und wie es scheint, lässt sich die Realität vom Sattel der Fantasie aus aus-
gesprochen gut erklären. „Grey Oceans“ ist wohl das ruhigste Album der unvergleichlichen Schwestern, und abgesehen vom umwerfend schlechten Coverartwork ist es mal wieder ein Werk von betörender Schönheit geworden, das selbst bei hartgesottenen Hooligans den Zugang zu längst verschütteten Gefühlsregionen ermöglichen dürfte. Vom wirren Kinderreim bis zum elegischen Zeitlupenwalzer steht die musikalische Schatztruhe weit offen, nur mit dem harmlosen Spaß ist das so eine Sache. Große Teile der Platte durchweht nämlich ein Hauch von Weltuntergang inklusive Atomschlag, Zivilisationscrash und Mutantenparty. Und danach könnten wir alle aussehen wie CocoRosie. 7 Text: Michael Haacken
David Byrne & Fatboy Slim Here Lies Love
(Nonesuch/Warner) Es gibt das Außen und es gibt das Innen. Von außen betrachtet haben Kreativrübe David Byrne und sein Kollege Fatboy Slim für ihr Projekt über die philippinische Diktatorengattin Imelda Marcos eine glatte Zehn verdient. In Zeiten, in denen die Platte als Gesamtkonzept fast nichts mehr zählt, ist die Idee, die hinter diesen 90 biographisch aufgearbeiteten Pop-Oper-Minuten steckt, brillant. Berühmte Gastsänger wie Tori Amos, Martha Wainwright und Cyndi Lauper liehen hierfür ihre Stimmchen, der Sound wurde dem Thema angepasst, so als würde Mrs. Marcos heute noch fröhlich in den In-Clubs der Weltmetropolen tanzen. Das ist wie im Fall des Intros „Here Lies Love“ noch wunderbar kitschig, und wer das duselige Karibikgeklimper der folgenden Stücke übersteht, kann zwischendurch ganz hübsch arrangierte Dance-Pop-Perlen finden. Doch auf Dauer wird der Sound ein wenig zu seicht und belanglos. Für die Kunst dahinter gibt es aber insgesamt die 6. Text: Christine Stiller
Disturbed The Sickness 10th Anniversary Edition
(Warner) Quiz-Frage: Wie viele New-Metal-Bands gibt es, deren Platten man sich auch heute ohne Fremdschämen anhören kann? Und wie viele von ihnen sind heute noch aktiv? Disturbed sind allerdings eine rühmlichen Ausnahme - was vor allem an ihrem Durchbruchsalbum „The Sickness“ liegt.
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PLATTEN
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Hits wie „Stupify“ oder „Down With The Sickness“ beschallten jahrelang die alternativen Dancefloors dieser Welt und werden auch heute noch zu Recht abgefeiert. Das zehnjährige Jubiläum des MegaSellers feiert die Band mit einem remasterten Re-Release. Die Extras (Zusatz-Tracks und eine Zugangskarte für ein spezielles Online-Portal) braucht kein Mensch, die Musik schon: Vor allem wer das Album noch nicht kennt, sollte die NeuVeröffentlichung als Chance begreifen, ein Highlight einer aus heutiger Sicht eher unrühmlichen Epoche des Metal zu erwerben. Text: Tito Wiesner
Egotronic Ausflug Mit Freunden
(Audiolith/Broken Silence) Zum zehnjährigen Bandjubiläum packen Torsun und seine Freunde eine Menge Kollegen wie etwa die von der niederbayrischen Frittenbude in den Wagen und machen einen gemeinsamen Ausflug. Das Ziel natürlich: die Tanzfläche. Was in Clubs massig bounct und drückt, funktioniert unberauscht und bei Tageslicht leider nicht so gut. Zwar ist die ‘Audiolith’-Clique bekannt für eindeutige politische Ansagen, aber davon gibt es hier nur eine: „Toleranz“, die vor dem Akzeptieren von Intoleranz mahnt. Der Rest soll in der erster Linie zum Abgehen bewegen. Entsprechend brennen die zehn routinierten Elektro-Tracks sicher live. Auf Platte muss man diesen Ausflug aber nicht zwingend mitmachen. 4 Text: Robert Goldbach
The Fall Your Future Our Clutter
(Domino/Indigo) Im Universum von The Fall herrscht ein eigener Takt. „Same same but different“, versuchte Kult-DJ John Peel ihn einst zu umschrieben und traf damit den Nagel auf den Kopf: Greinende Gitarren, rumpelnde Drums und in die Seiten stechende Keyboards sind auf jedem Album der Band um Chefgrantler Mark E. Smith vertreten und werden auch auf ihrem neuen Studiowerk „Your Future Our Clutter“ bemüht. Doch allen Gewohnheiten zum Trotz bemühen sich The Fall um Abgrenzung und versuchen sich an wilden Experimentaleinlagen - was nicht jedem zusagen wird und in falschen Momenten durchaus nerven darf. Die bandtypische Entschlossenheit jedoch, die nach dem Hörer von „Your Future Our Clutter“ hängen bleibt, ist beeindruckend. Trends sind hier per Gesetz verboten und das macht Mark E. Smith & Co sehr sympathisch. 6 Text: Marcus Willfroth
The Get Up Kids Simple Science EP
(Hassle/Soulfood) Eigentlich war man doch runter vom Stoff. Doch dann liegt sie da, die erste Get Up Kids-Veröffentlichung seit sechs Jahren. Die Finger zittern, der Puls rast. Gemeine vier Songs ist „Simple Science“ lang, „Tommy Gentle“, das beste, weil griffigste Lied darauf, ist gleichzeitig das kürzeste. Hört die Folter niemals auf? Die Kansas CityChiefs sind schräger geworden, unzugänglicher und sogar etwas New-Wave. Und trotzdem teilen sie nach wie vor säckeweise zartschmelzende Melodien und jene wärmende Sentimentalität aus, mit der sie ihre Fans schon in Prä-Auflösungs-und-Reunion-Zeiten für sich eingenommen haben. Ein Care-Paket aus einer anderen Zeit. Völlig subjektiv: 7 Text: Timo Richard
Hans Unstern Kratz Dich Raus
Jamie Lidell Compass
Johnossi Mavericks
Harmful Cause
Jesse Malin & The St. Marks Social Love It To Life
Kate Nash My Best Friend Is You
(Nein, Gelassenheit/ Staatsakt/Rough Trade) Es gibt Momente im Leben, da sollte man sich eingestehen, dass man den Gegenüber nicht versteht. Auch „Kratz Dich Raus“, das lang ersehnte Debütalbum von Hans Unstern, dürfte dem einen oder anderen Kopfzerbrechen bereiten. Unsterns Albums über die längste Reise seines Lebens wird dominiert von charmant-theatralischem Sing-Sang, der sanft aber reich instrumentiert untermalt wird. Die Musik wirkt jedoch eher wie schmückendes Beiwerk, da der eindringliche Monolog von Hans Unstern unangefochten im Mittelpunkt steht. Die Stücke vermitteln den Eindruck, als schwebe der Künstler zwischen Theaterinszenierung und Konzeptalbum. Musikliebhaber könnten sich daran die Zähne ausbeißen, verkopften Textfanatikern hingegen wird die Aneinanderreihung von Worten, aus denen man sich den Sinn scheinbar selbst zusammenbasteln kann, wahre Freude bereiten. 5 Text: Sarah Gulinski
(PIAS/Rough Trade) Ein kurzer Anruf als Initialzündung. Die persönliche Support-Einladung via Telefon von Billy Gould für das einzige Faith No MoreClubkonzert im Sommer 2009 in Frankfurt riss die drei Noise-Rocker von Harmful zeitiger aus der Kreativpause, als ursprünglich gedacht war. Den Tank wieder voller Adrenalin und Blut geleckt, begaben sich Harmful kurz darauf ins Studio und produzierten ohne viel technischen Firlefanz Album Nummer Acht. Drei Mann, die knapp 40 Minuten alles aus sich rausholen und mit einem Höchstmaß an Authentizität einen Silberling an den Tag legen, den man ungern wieder aus dem Player nimmt. Herrlich brachialer und verschrobener Noise-Rock à la Helmet oder Quicksand mit Ecken und Kanten, aber einer glasklaren Struktur. 6 Text: Kai Butterweck
(Warp/Rough Trade) Gute Nachricht für alle Pop-Neider und Privatradio-Hasser: Einen so unverschämten FeelgoodHit wie „Another Day“ sucht man auf Jamie Lidells viertem Album „Compass“ vergebens. Warum auch, schließlich basiert auf dem Arbeitsethos des Fortschritts Lidells Karriere. Songwriter, Technotüftler, sich selbst sampelnde Beatbox, Motown-Lover, Entertainer: der 36-jährige Brite war und ist all das, und deshalb ist auch „Compass“ wieder ein innovatives Album geworden, das so hochkarätige Gäste wie Beck, Feist oder Chris Taylor von Grizzly Bear versammelt und den Werdegang seines Schöpfers und dessen Vorlieben für Prince, für Soul und für Elektro-Beats nicht verleugnet. Nur mit leicht konsumierbaren PopStrukturen beschäftigt es sich nicht. 6 Text: Fabian Soethof
(Sideonedummy/Cargo) Jesse Malin ist New Yorker der alten Schule. Einer, der schon im East Village auf Streife ging, als die Gegend rund um den Tompkins Square Park noch kaputt, krank und billig war, und nicht Yuppie-geflutet wie heute. Entsprechend nostalgie- und sehnsuchtstrunken singt der einstige Frontmann von D Generation in Songs wie „St. Marks Sunset“ oder „Burning Down The Bowery“ von den Straßen seiner gentrifizierten Hood, und wird dabei unterstützt von seinem Musikerkollektiv St. Marks Social und Kumpels wie Brian Fallon (Gaslight Anthem) oder Ryan Adams. Auch wenn Jesse Malin in seinem Leben als Folk, Punk und Rock umarmender Troubadour wahrscheinlich niemals der Erfolg zu Teil wird, der ihm gebührt, so hat er mit „Love It To Life“ doch wenigstens ein Stück New York gerettet. 6 Text: Flo Hayler
(Universal) „Mavericks“ - Außenseiter nennen Johnossi ihr drittes Album. Mit „Man Must Dance“ gelang ihnen 2006 einer der Indie-Hits des Jahres. Außenseiter sehen irgendwie anders aus. Aber innerhalb der sonst so starren Szene gehen Johnossi einen musikalisch sehr eigenständigen Weg. Wo andere schwedische Bands versuchen, wie ihre britischen Kollegen zu klingen, finden John Engelbert und Oskar Bonde stets ihren eigenen Ausdruck. Ein bisschen sehr voluminös pumpt „Mavericks“ aus den Boxen, verspielt sind sie immer noch, klingen jetzt aber fast nach Americana. Das Gefühl, dass es sich hier nur um einen Lückenfüller für das vierte Album handelt, lässt einen nicht los: „What’s the point of doing anything/ If you’ll never notice/ I would sit and wait for you again“ heißt es in „What’s The Point“. Ich warte auch. 6 Text: Frédéric Schwilden
(Universal) Ja, du, Kate, du bist meine beste Freundin, auf dich kann ich mich verlassen, du klingst auch auf deiner zweiten Platte noch wie eh und je! Natürlich ist das in diesem Fall nur gut: Deine Stimme und Gesangsduktus, stets im flirrenden Duell mit der prächtig vielfältigen Rhythmik deiner Songs, sichern dir eine herausragende Stellung im Musikzirkus, daran musste und durfte keinesfalls gerüttelt werden. Wer bei dir nach Entwicklungen sucht, findet diese in der deutlichen Zunahme ruhiger Momente, in einer reicheren, bunteren Produktion mit viel Platz zum Spielen - und im künstlerischen Seitensprung „Mansion Song“, einem herrlich daher gefluchten Spoken Word-Track, der uns so viel Lust auf mehr macht, dass nur zu hoffen ist, dass du uns mit dem nächsten Album nicht noch einmal drei Jahre warten lässt. 8 Text: Friedrich Reip
Hundreds Hundreds
(Sinnbus/Rough Trade) Lachen bis die Nase blutet? Klingt nach derben Witzen. Oder aber nach „Solace“ dem Album-Opener von „Hundreds“. Gesundheitliche Negativ-Folgen sind mit dem Konsum des ersten Outputs des Hamburger Geschwisterpaars nicht zu befürchten. Im Gegenteil. Die beiden wissen, was sie tun, und kombinieren ElektroPop mal mit klassischen Klaviereinsatz, Singer/ Songwritertum oder Handclaps. Geschmackvoll und aufmunternd zuweilen und nie überzogen, weil hanseatisch unaufgeregt, wie „Happy Virus“ trotz Gute Laune-Faktor beweist. Wie ansteckend der ist, bleibt allerdings abzuwarten. 5 Text: Britta Arent
Irepress Sol Eye See I
(Make My Day/Alive) Music for the Masses? Wohl eher nicht: Mit Irepress haben ’Make My Day Records’ mal wieder eine Band unter Vertrag genommen, die bei einer Handvoll Hörer sicherlich für überschwängliche Begeisterung sorgen, bei der Mehrheit aber eher auf Desinteresse stoßen wird. Es braucht nämlich einiges an Voraussetzungen, um an „Sol Eye Sea“ Gefallen zu finden. Ein Faible für über weite Strecken instrumentale Musik muss man schon mitbringen. Ferner sollte man wenig Wert auf klassische Song-Schemata legen und frickeligen Gitarren ebenso mögen wie psychedelische Strukturen. Mogwai, Isis und Neurosis im eigenen Plattenregal können auch nicht schaden. Diese Platte ist eben ein Liebhaber-Stück. Hörenswert - nur nicht für jeden. 5 Text: Tito Wiesner
The Hold Steady Heaven Is Whenever (Beggars/Indigo)
PRO
„You can’t tell people what they want to hear, if you also want to tell the truth“, singt The Hold Steady-Oberknarzer Craig Finn - und täuscht sich. „Heaven Is Whenever“ ist wahrhaftig ein tolles Album - und genau das wolltet ihr doch hören, oder? The Hold Steady haben ihre Kräfte gebündelt und einen, wie könnte es im Falle dieser Band anders sein, Rohdiamanten aufgenommen. Was sich der Freund des New Jersey-sozialisierten Hemdsärmel-Rock erhofft, bekommt er auf diesem Album mit der dicken Kelle ausgeteilt. Dichtes Storytelling von den obskuren Rändern der Gesellschaft trifft auf grundgute, ordentlich wummernde Riffs. Darüber hinaus haben The Hold Steady im Vergleich zum geliebten Vorgänger „Stay Positive“ sogar das Tempo angezogen und die Hitdichte erhöht. Ehrlich wahr. Text: Timo Richard
Contra
Was haben The Hold Steady nicht für Hymnen komponiert! Famose Rock-Klassiker wie „Sequestered In Memphis“ oder „Constructive Summer“ - Hits, die vom hyperaktiven Craig Finn live abgefeiert wurden wie seine einst hart erkämpften Siegerurkunden: Mit entzückt/ stolzem Grinsen in seinem Lausbuben-Gesicht und einem kleinen Freudensprung. So viel Glück und Zufriedenheit war da einst, und nun das: „Heaven Is Whenever“ hat alles, was ein Hold Steady-Album haben muss, außer den Hits. Gefällig läuft das Album seine Runden, ballt ein wenig die Fäuste, legt ein Nickerchen ein, klimpert fröhlich auf dem Piano und über allem schwebt das storytellende Timbre von Märchenonkel Finn. Keine Euphorie, kein Schwung, keine Hymnen. So hatten wir uns das Älterwerden nicht vorgestellt. Text: Michael Harz
unclesally*s magazine
Love Is All Two Thousand And Ten Injurieres
(Polyvinyl/Cargo) Nach dem mittelmäßigen The Sounds-Album „Crossing The Rubicon“ empfehlen sich Love Is All als würdige Nachfolger. Oder? Nein, denn „Bigger Bolder“ entpuppt sich als schweineorgelndes Täuschungsmanöver und sogleich starten die Göteborger ihren Querfeldeinritt durch Post-Punk, Psychobilly und Folk-Einflüsse und immer wieder: ganz viel Pop. Mit Saxophon! Doch über allem thront auch auf ihrem dritten Album das schrille Organ von Sängerin Josephine Olausson, die ihre Texte mal kindlich kaut, mal nasal herauspresst. Im Zusammenspiel mit dem Genre-Allerlei kann das schnell zu viel werden, denn die lupenreinen Songs sind in der Minderzahl. Wenn auch nur knapp. 5 Text: Britta Arent
MAD SIN BURN AND RISE
(People Like You/EMI) Die legendäre Berliner Psychobilly-Instanz Mad Sin meldet sich mit „Burn And Rise“ und ihrem - in diesem Falle alles andere als unglücklichen – 13. Album zurück. Horizonterweitert geht es darauf keineswegs nur schnurstracks auf dem 18-Song-starken Tollen-Highway geradeaus. So werden Country-Klänge, Punk und natürlich auch der alte Vetter Rock’n’Roll gebührend mit stilistischen Seitenblicken gewürdigt. Selbst vor - gelungenen - deutschsprachigen Ausflügen machen Sänger Köfte und seine Kollegen diesmal keinen Halt und haben auch hinsichtlich der Gästeliste, u.a. Smoke Blows Jack Letten, die Nase ziemlich weit vorn. So macht Kontrabass gleich doppelt Spaß. 8 Text: Frank Thießies
Malachai Ugly Side Of Love
(Double Six/Domino/ Indigo) Das Mojo Magazin bezeichnete sie als „Bristol Sensation“, KasabianGitarrist Serge Pizzorno fühlt sich erinnert an die Revolver-Ära der Beatles, „...but there’s this kind of early DJ Shadow vibe going on“ - bei allem Respekt: Diese Beschreibungen wecken Erwartungen, die Malachai mit „Ugly Side Of Love“ nicht annähernd erfüllen können. Das Album
bekennt sich zu musikalischem Stückwerk, was erfrischend ist. Die Band pflegt einen frontalen Umgang mit ihrer Technik, man könnte sagen, sie thematisiert ihr Vorgehen geradezu, indem sie musikalische Fundstücke ganz offen aneinander reiht. Allerdings klingt „Ugly Side Of Love“ nicht souverän. Wenn das hier irgendwas mit DJ Shadow zu tun haben sollte, dann mit einem, der ungelenk mit Schere und Kleber gearbeitet hat. Malachais Form der Ironie ist ziemlich witz- und glanzlos. Die häufig konstatierte Nähe zu Clinic ist jedoch nicht von der Hand zu weisen und für Noise-Pop-Fans dieser Band könnten Malachai von Interesse sein. 3 Text: Ulf Ayes
Marina & The Diamonds The Family Jewels
(Warner) Nanu, wer ist denn das? Auf einmal sprachen alle Blogs von Marina Diamandis. Ein knappes Jahr später erscheint mit „The Family Jeweles“ eines der beachtlichsten Debütalben überhaupt. Unglaublich famose Pop-Songs tummeln sich darauf, tanzbar und mit viel Liebe komponiert. Pop, ist das nicht dieser belanglose Zuckerkram? Von wegen! Marina hat Attitüde, Originalität und Witz. „He says: Oh my good you look just like Shakira/Oh, no! You’re Catherina Zeta?/Actually, my name’s Marina“, entkräftet Marina sämtliche Vergleiche gleich im Voraus im Stück „Hollywood“. Auf den Mund gefallen ist die 24-Jährige jedenfalls nicht, und auch sonst lässt sie keine Sekunde daran zweifeln, dass sie das derzeit heißeste Eisen im Feuer des Indie-Pop ist. 8 Text: Frédéric Schwilden
Mary’s Kids Mary’s Kids
(Flotation/Import) Kick-Ass-Garage-Punk. Diese Wortkombi hat so um 1998 das letzte Mal für ein leichtes Aufbäumen im Kleinhirn der Musikinteressierten gesorgt. Spätestens mit dem Abgesang der Hellacopters konnte man Garagen-Rock skandinavischer Bauart ruhigen Gewissens für verstorben erklären, doch es regt sich wieder was unter der Grasnarbe: Mary’s Kids um Frontfrau Mary Currie verankern auf ihrem Debüt 14 kurzweilige und blitzschnelle Punk-Tracks, irgendwo zwischen frühen Donnas und Lunachicks. Dafür gebührt ihnen Dank, Respekt und eine klare High 5. Text: Flo Hayler
Matula Blinker
(Zeitstrafe/Cargo) Da haben Muff Potter mit ihrer Auflösung ein angenehm großes Loch gerissen, in dem es sich die nächste DeutschPunk-Generation bereits häuslich eingerichtet hat. Matula aus Hamburg wurden ähnlich wie Captain Planet oder Nein Nein Nein bereits gut durchgereicht und erfreuen sich über hiesige JUZe hinaus einer breiten Anhängerschar, der das neue Album „Blinker“ durchaus gefallen dürfte. Matula haben für ihr neues Werk weiter mächtig an den eigenen Trademarks geschraubt: Die Texte sind smart und malen Träume von weit entfernten Welten und nahen Staaten, die Gitarren klingen wie tongewordenes Packeis und bei aller titelgebenden Einsilbigkeit haben die Detektive von Dr. Renz auch das Tanzen nicht vergessen. Sollten die Jungs in Kürze zur Einweihungsparty in ihre neue Bleibe laden, wir wären dabei. 7 Text: Flo Hayler
Moke The Long And Dangerous Sea
(Island/Universal) Blumen aus Amsterdam und Whiskey aus Belfast. Mit einem gut gemeinten Crossover aus New-Wave und Brit-Pop hat es die irisch-holländische Combo zumindest schon geschafft, Paul Weller zu betören. Ob das Hausieren mit ihrem prominentesten Fan die gelungenste Werbekampagne ist, lassen wir hier mal offen im Raum stehen. Fakt ist allerdings, dass die Mannen von Moke genauso klingen, wie sie aussehen. Adrett und smart, aber leider auch erschreckend langweilig. Die Mixtur aus Spandau Ballett und Razorlight beschert auch nach dem dritten Durchlauf nicht viel mehr als gähnende Leere und die leise Hoffnung auf die zündende Melodie, oder wenigstens den Track, der alles noch rausreißt, bleibt Wunschgedanke. Da hilft auch leider kein Modfather als vermeintliches Zugpferd. 4 Text: Kai Butterweck
Murder By Death Good Morning, Magpie
(Vagrant/PIAS/Rough Trade) Es gibt keine Band, die so klingt wie Murder By Death. Weswegen wohl an ihrem typischen Sound auch auf dem fünften Album keine Kurskorrektur vorgenommen wurde, sondern auf bestehende Trademarks aufgebaut: der starke
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Western-Einschlag, das sägende Cello von Sarah Balliet, die sonore Stimme von Adam Turla, der seine Geschichten von Liebe, Tod, Einsamkeit, von Gott und dem Teufel vorträgt. Anders als bei den Vorgängeralben folgen die keinem konzeptuellen roten Faden, werden aber durch eine gemeinsame Stimmung geeint. Wie gehabt: Murder By Death machen Musik und das Kopfkino zeigt dazu alte John Wayne-Filme. Wer die letzten Murder By Death-Alben kennt und liebt, kann mit „Good Morning, Magpie“ nichts verkehrt machen. Als Soundtrack zum Whiskeytrinken gibt es nach wie vor nichts Besseres. 7 Text: Robert Goldbach
Nachlader Koma Baby Lebt
(Boing Boing/Rough Trade) Sechs Jahre ist es schon her, dass Nachlader Daniel Baumann sein „Arbeitsgeld“ einforderte. Nun wird endlich nachgeladen, und was er in der Zwischenzeit so gemacht hat, verrät der Berliner gleich in seiner neuen Single: „Hasch rauchen. Geld brauchen. Schwarzarbeit. Viel Freizeit.“ Und sich zwischendrin zwölf smarte neue Tracks zwischen Club-Floor und Rock-Bühne ausdenken, die allesamt durch schlitzohrige Texte und den ganz besonderen Nachlader-Charme bestechen. Wenn er „Milch und Eier für die Waffel-SS“ ordert oder gleich zu Beginn klarstellt: „Und wenn du meinst, du kannst es besser, dann geh doch Nahause“ - dann kann man eigentlich gar nicht so verstockt sein, das nicht super zu finden. 8 Text: Robert Goldbach
Nada Surf If I Had A Hi-Fi
(Barsuk/Ada/Warner) Bands nutzen Coveralben gerne, um eigene kreative Lücken zu stopfen. Wahrscheinlich schaffen es deshalb auch wenige, ihre Wilderei in anderer Leute Liederfibel auch mit Substanz anzureichern. Auf ihrem sechsten Studioalbum versammeln Nada Surf zwölf Fremdkompositionen, die ihnen offensichtlich ans Herz gewachsen sind, und nicht nur das lustige Titel-Palindrom weist darauf hin, dass dem New Yorker Trio niemand auf dem Kreativschlauch steht. Mit viel Respekt stecken sie Naheliegendes (Depeche Mode, Kate Bush) und Obskures (Mercromina, Coralie Clement) in neue
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Klamotten, die mal mehr, mal weniger passen, aber unmissverständlich von Nada Surf entworfen wurden. Allerdings: Einige Titel hätten die Klamotten nicht gebraucht, die sahen ohne besser aus. Respekt für die Plattensammlung. 5 Text: Timo Richard
The New Pornographers Together
(Matador/Beggars/Indigo) Schon ein wenig seltsam, dass die Nebenprojekte der New Pornographers bekannter sind als die Band selbst. Sänger A.C. Newman hilft seit mehreren Jahren bei den Jungs von Destroyer aus und Gesangskollegin Neko Case erklomm auf Solopfaden nicht nur die Top Drei der US-Charts, sondern heimste auch zwei Grammy-Nomierungen ein. Wie passend dazu der Titel des neuen New Pornographers-Albums „Together“: Zusammen sind diese meisterhaften Musiker freilich am besten und singen, flüstern, sprechen sich durch Songs, die keine Angst vor der eigenen Größe haben, Streicher-Arrangements genauso vertragen wie schroffe E-Gitarren abkönnen. Power-Pop meets College-Rock und weil damit klar die Neunziger bemüht werden ist es umso erstaunlicher, dass nicht eine Sekunde auf „Together“ nach „gestern“ klingt. Welch Freude! 7 Text: Marcus Willfroth
New Young Pony Club The Optimist
(PIAS/Rough Trade) Es ist zum Nägelabkauen: Wenn sich eine Band mit ihrem neuen Album selbst zitiert, meckern alle rum, wenn sie sich vom vorigen Material zu weit entfernt, ist auch niemand zufrieden. New Young Pony Club machten auf ihrem Debüt „Fantastic Playroom“ vor allem mit pfiffigen Singles wie „The Bomb“, „Get Lucky“ und „Ice Cream“ auf sich aufmerksam und somit alles richtig. Diese synthetische Wave- und Dance-Punk-Mixtur blieb so herrlich an der sonnigen Oberfläche partytauglicher Pop-Musik, dass alle, die genau diese Essenz an der Kapelle mochten, vom neuen Werk enttäuscht sein könnten. Auf „The Optimist“ schlägt die beste Single „We Want To“ noch am ehesten in die Tanzbeat-verliebte, unbeschwerte Richtung des Vorgängers. Alles in allem weckt die Platte aber weniger grellbunte „Ice Cream“-Assoziation, sondern ist dumpfer, düsterer, langsamer und so an mancher Stelle etwas zu langatmig geworden. Mehr Wave, weniger Dance-Punk, was den guten Gesamteindruck aber nicht trübt. 6 Text: Christine Stiller
Ólafur Arnalds ...And They Have Escaped The Weight Of Darkness
(Erased Tapes/Indigo) Stille. Dann ein zaghaftes Klavier, eine sanfte Geige - eine leidenschaftliche Symmetrie. Schlicht und einfach, aber doch alles andere als alltäglich. „...And They Have Escaped The Weight Of Darkness“, das zweite Album des isländischen Multiinstrumentalisten Ólafur Arnalds, führt die Geschichte seines Vorgängers fort, zeigt sich aber von seiner eingängigeren und damit mutigeren Seite. Klassische Arrangements und elektronische Elemente bringen eine Vielseitigkeit zutage, ebenso der kreative und bedachte Einsatz von Schlagzeug, Gitarre, Stimme, Synthesizer und Klavier. Damit sprengt Arnalds die Ketten und eröffnet der modernen Welt dank seines Wechselspiels von Licht und Dunkelheit einen neuen Zugang zur klassischen Musik. 6 Text: Kati Weilhammer
Roky Erickson With Okkervil River True Love Cast Out All Evil
(Chemikal Underground/ Rough Trade) Manchmal ticken die Uhren langsamer. Roky Erickson hatte dieses Album wohl selbst nicht mehr auf der Rechnung, doch Okkervil River-Frontmann Will Sheff ließ nicht locker und zwang den alten Zausel zur Aufnahme. Seit seinen Tagen mit den Psychedelic-Pionieren The 13th Floor Elevators tat sich Erickson regelmäßig schwer, nahm oft längere Auszeiten, meldete sich jedoch stets obenauf zurück. Auch „True Love Cast Out All Evil“ ist ihm gelungen, enthält die erwartungsgemäßen Gitarrenbretter und kombiniert diese mit ruhigen Singer/SongwriterPassagen. Die sicher aufs Konto von Okkervil River gehen: Anfänglich nur als Produktionspartner geplant, schleppte deren Vorsteher Will Sheff seine gesamte Band ins Studio und gemeinsam entstand ein ebenso modernes, wie traditionelles Rock-Album. Inklusive eigener Zeitrechnung. 6 Text: Marcus Willfroth
Rufus Wainwright All Days Are Nights: Songs For Lulu
(Decca/Universal) Eine lange Albumpause könnte man meinen, und doch war Rufus Wainwright seit seinem letzten Werk „Release The Stars“ (2007) äußerst aktiv: Zwei Live-Alben und eine Oper mit dem Titel „Prima Donna“ sorgten abseits des Studiobe-
triebs für kreativen Output. Entgegen seines gewohnt opulenten Songwritings überrascht das neue Album „All Days Are Nights: Songs For Lulu“ jedoch: Glasklar und himmlisch schön brilliert Wainwright allein mit Klavier und seinem sagenhaften Gesang über eine Dreiviertelstunde Songs, die so tief im Dickicht zwischenmenschlicher Gefühle wühlen und doch eine gewisse Distanz wahren. Emotionen, wenn überhaupt, nur als etwas vollkommen Surreales zulassen. Unbegreiflich wie Rufus Wainwright dieser wilde und hochsensible Marathon gelungen ist, man kann ihn dafür nur bewundern - nach all der Zeit nun das, einfach fulminant. Nichts anderes. 8 Text: Marcus Willfroth
Sage Francis Li(f)e
(Anti/Epitaph/Indigo) Sage Franics ist alles andere als der typische HipHopper from the block, und auch die Kollaborationsliste seines brandneuen Albums „Li(f)e“ liest sich eher wie das Line-Up der nächsten Indie-Supergroup: Ex-Grandaddy Jason Lytle, Chris Walla von Death Cab For Cutie, Tim Fite, der verstorbene Mark Linkous von Sparklehorse sowie (Modest Mouse und Iron And Wine-)Produzent Brian Deck haben ihren Beitrag geleistet. Soviel zu den Personalien. Musikalisch setzt „Li(f)e“ auf Bandsound und Beats gleichermaßen, und Francis arbeitet sich an den großen Themen der Menschheit ab: Religion, Liebe, Tod und allem was dazwischen liegt - inklusive dem (titelgebenden) Leben und den Lügen. Erfrischend. Und clever. 6 Text: Britta Arent
Scumbucket Sarsaparilla
(Noisolution/Indigo) Während es innerhalb Kurt Ebelhäusers Hauptband Blackmail in den letzten Monaten leicht wirr und chaotisch zuging, erfreut sich sein Seitenprojekt Scumbucket bester Gesundheit. Unter dem Titel „Sarsaparilla“ bescheren uns die Herren einen neuerlichen Silberling mit herrlich verschrobenem und eigenwilligem Indie-Rock. Mit viel Hingabe und Liebe zum Detail reihen sich hier zehn wahre Perlen aneinander, treffen dichte Gitarrenwände auf intime Melancholie. Vielleicht bleibt nicht jeder Track gleich hängen, doch in der Gesamtheit weiß „Sarsaparilla“ auf jeden Fall absolut zu überzeugen. 6 Text: Kai Butterweck
Sophie Hunger 1983
(Two Gentlemen/Indigo) Feuilleton-Liebling Sophie Hunger kehrt nach kurzer Albumpause zurück und hat sich einer musikalischen Häutung unterzogen. Während das kulturjournalistische Interesse bisher vor allem dem ätherischen Wesen Sophie Hunger galt, sieht man sich auf „1983“ mit einer selbstbewusst-handfesten Musikerin konfrontiert. Hunger wagt auf diesem Album mehr Rock, mehr Pop, mehr irgendwas und zeigt damit, dass ihr Talent, griffige Pop-Songs mit hochkultureller Schräglage zu schreiben, auch in einem weitaus konventionelleren Rahmen funktioniert. Das wird Verehrer ihrer vormals so verschwommenen Konturen vielleicht abschrecken, insgesamt steht Sophie Hunger der konkretere Ansatz aber nicht schlecht. 7 Text: Timo Richard
Steve Mason Boys Outside
(Domino/Indigo) „Marina And The Diamonds - Mein Gott, hat sie eine unangenehme Stimme!“, ließ Steve Mason die Welt jüngst via Twitter wissen. Im Gegensatz zu der walisischen Sängerin ist er längst kein Neuling mehr und in Sachen Stimme sowieso unantastbar. Die ist auch mit dem Ende seiner Beta Band nicht verstummt, denn Mason ließ mit King Biscuit Time und Black Affair weiter von sich hören. Die Pseudonyme sind nun Vergangenheit, und auch sonst hat er so ziemlich alles Unnötige abgelegt. Ein paar Massive Attack-Beats, mit Fokus auf der samtigen Stimme, wie die titelgebenden Single „Boys Outside“ exemplarisch beweist. Dass es manchmal nicht mehr braucht, hat zum Glück auch Mansons Produzent Richard X verstanden, der sonst englischen Pop-Prinzessinnen in die Charts hilft. 6 Text: Ina Göritz
Taylor Hawkins & The Coattail Riders Red Light Fever
(RCA/Sony) Immer nur den Takt vorzugeben und die Bandkollegen auf der Bühne von hinten zu sehen, kann auf Dauer künstlerisch ziemlich unbefriedigend sein. Das weiß wahrscheinlich kaum einer besser als Dave Grohl. Der Ex-Nirvana-Drummer dürfte somit
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auch kein Problem damit haben, dass Taylor Hawkins, der hauptberuflich bei den Foo Fighters die Felle bearbeitet, mit „Red Light Fever“ nun sein zweites Soloalbum veröffentlicht. Und auf dem tobt sich der scheinbar dauergrinsende California-Sunnyboy nach Herzenslust aus. Der bekennende Seventies-Rock-Fan huldigt in zwölf Songs ganz unverhohlen seinen Vorbildern Queen, Led Zeppelin oder Yes. Classic-, Hard- und Glam-Rock vermischen sich hier wie zu Papas besten Zeiten, als Gitarrensoli und Falsettchöre noch zum guten Ton gehörten. Unglücklicherweise ist „Red Light Fever“ über weite Strecken schlicht gähnend langweilig geraten - da helfen auch die bisweilen außergewöhnlichen Trommelrhythmen nicht. 4 Text: Steffi Erhardt
Unbunny Moon Food
(Affairs Of The Heart/ Indigo) Sechs Jahre durchquerte er rastlos die Staaten, auf der Suche nach oder auf der Flucht vor etwas. Was, weiß er vermutlich selbst nicht. Jarid del Deo, begnadeter Songwriter mit einem Koffer voller Unzulänglichkeiten, Schuldgefühlen und gescheiterten Beziehungen, hat sich und uns allen einen großen Gefallen getan und endlich wieder ein Album aufgenommen. „Moon Food“ ist ein weiterer Einblick in die chaotische Welt eines Überlebenskünstlers, der trotz diverser Rückschläge niemals seinen Humor und seinen speziellen Blick auf die Menschen und das sonderbare Treiben um ihn herum verloren hat. Ob schräger Countryrock oder herzzerreißender Indie-lofi, del Deo verarbeitet sein Scheitern auf einem so hohen künstlerischen Niveau, dass einem nichts bleibt, außer respektvoll und manchmal schmunzelnd zu staunen. 7 Text: Boris Mischke
UNKLE Where Did The Night Fall
(Surrender All/Indigo) Im Wind der Coolness segeln UNKLE schon lange nicht mehr. Aber im Sommer 1998, als sie für den Song „Rabbit In Your Headlights“ selbst Thom Yorke als Gastsänger gewinnen konnten, stand die Musikwelt Kopf und schien überwältigt von den TripHop-Sounds, die James Lavelle zusammen mit DJ Shadow fabrizierte. Letztgenannter wandte sich bald ab und Lavelle verhaspelte sich oft mit den Nachfolgewerken. „Where Did The Night Fall“ ist das neue, vierte Album
seines Ein-Mann-Projekts und rückt die Sache gerade: Keine hochtrabenden Gesamtkonzepte, überbordenden Beats oder wabernden SynthieSounds sind es diesmal, sondern ein ambienter und erstaunlich dichter Klangteppich bestimmt die neuen Songs. In Selbstgefallen verlieren sich UNKLE dabei nie, was dann doch wieder ziemlich cool ist. 6 Text: Marcus Willfroth
Velojet Heavy Gold And The Great Return Of The Stereo Chorus
(Wohnzimmer/Broken Silence) Die Distanz zwischen Wien und Mannheim beträgt gut 700 Kilometer und ist damit größer, als „Heavy Gold And The Great Return Of The Stereo Chorus“ im ersten Moment vermuten lässt. Zumindest in ihren experimentellen Momenten, dem Albumvorspann und Songs wie „Don’t Lose Your Head“, erinnern Velojet an das Mannheimer Pop-Wunderkind Konstantin Gropper alias Get Well Soon, doch servieren die Wiener bei genauere Hinhören auf ihrem dritten Langspieler doch nur leichte Indie-Rock-Kost nach Schema F, die zwar manchmal auffällig, aber leider zu selten außergewöhnlich ist. Da helfen Beats, Bläser und Streichereinsätze nur bedingt, auch wenn sie ein nettes Beiwerk sind. 4 Text: Britta Arent
Walter Schreifels An Open Letter To The Scene
(Arctic Rodeo/Alive) Was für ein netter Kerl: Walter Schreifels, seit seiner Hochphase bei den Szenegrößen Youth Of Today, Quicksand und den Gorilla Biscuits eine lebende New Yorker PostHardcore-Legende, hat die Lässigkeit mit Löffeln gefressen. „An Open Letter To The Scene“ heißt sein erstes musikalisches Lebenszeichen seit der letztjährigen Live-Reunion der Biscuits, und es ist exakt das Songwriter-Debüt geworden, das sich auf „United By Fate“, der meisterhaften und leider einzigen Platte von Rival Schools, vor neun Jahren bereits abzeichnete. Der Ex-Wahl-Berliner Schreifels hat sämtlichen Frust über Bord geworfen, besingt zu fluffigen Akkorden auf seiner Akustischen seinen Freund Evan Seinfeld von Biohazard, covert Agnostic Front, zitiert Warzone und erfreut sich des zwanglosen Lebens. Abrechnungen klingen anders. 6 Text: Fabian Soethof
Wintersleep New Inheritors
(One Four Seven/Soulfood) Genie und Wahnsinn liegen bekanntlich nah beieinander, und wer die Höhenflüge genießen möchte, muss zwangsläufig auch die Abgründe hinnehmen. Ein Großteil der Faszination des Vorgängeralbums „Welcome To The Night Sky“ war diesem aufreibenden Spannungsverhältnis geschuldet. Auch über dem vierten Album der fünf Kanadier thront eine düstere Wolke existenziellen Zweifels, nur klingt deren musikalische Umsetzung bei weitem nicht mehr so impulsiv und unberechenbar wie zuvor. „New Inheritors“ ist ein spielerisch gereiftes, selbstbewusstes Rock-Album, das die Fähigkeiten dieser Band erneut unter Beweis stellt, es mangelt jedoch an Feuer und Leidenschaft. Der Song „Trace Decay“ drückt es so aus: „Gobbled pills that the doctor should have never prescribed“ - etwas mehr Wahn hätte dieser Platte gut getan. 6 Text: Boris Mischke
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Xavier Rudd Koonyum Sun
(Anti/Indigo) Dass das traumatische Ende einer Ehe hinter Xavier Rudd liegt, ist „Koonyum Sun“ nicht sofort anzuhören. Dass der Australier Verstärkung durch zwei afrikanische Mitmusiker bekommen hat, schon. Im Vergleich zum krachigen Vorgänger fallen die neuen Songs wieder entspannter aus, wird der World Music-Mix Rudds neuerdings durch Harmoniegesänge vom schwarzen Kontinent ergänzt. Die sonstigen Zutaten des Multiinstrumentalisten und Weltverbesserers sind bekannt: Reggae, Rock, Folk, das obligatorische Didgeridoo und jede Menge Spiritualität. Mit viel Hall auf der Stimme beschwört er Schönheit und Leid dieser Erde, unseren Platz an der Seite unserer Ahnen und das Kommen und Gehen der Liebe. Ja, Rudd bleibt ein oller Hippie. Aber der hypnotischen Qualität seiner Musik kann man sich nur schwer entziehen. 7 Text: Nina Töllner
Mehr Plattenbesprechungen, alle Stories und das komplette Heft als E-Mag findet ihr unter sallys.net
WER HÖREN WILL MUSS SEHEN „Roadkill“ (Century Media) dokumentiert das Leben der Trashmetal-Helden von The Haunted. Produziert und größtenteils gefilmt von ihrem Gitarristen Anders Björler, sehen wir zunächst eine hervorragend gemachte 65-Minuten Dokumentation der Jahre 1999-2008, mit ausführlichen Interviews auf Schwedisch und Dänisch mit englischen Untertiteln. Die Band gewährt tiefe Einblicke in den Touralltag und die persönlichen Konstellationen und sorgt auch für einige Lacher. Trotz ihres Rufes als „langweiligste Band“ (was natürlich nicht auf ihre Auftritte bezogen ist) bleibt die Doku somit spannend. Daneben gibt es ein Konzert in Amsterdam aus dem Jahre 2009 mit tollem Klang. Und schließlich finden sich auch sechs offizielle Videos auf der DVD. Ein klasse Paket! Text: Hans Vortisch
Zum 15-jährigen Jubiläum bescheren die Emil Bulls ihren Fans einen audiovisuellen Festschmaus: „The Feast“ (Drakkar/Sony) gewährt neben dem Live-Mitschnitt des GeburtstagsKonzerts im Münchner Backstage auch einen Blick hinter die Kulissen der 2009er „Phoenix“Tour und zeigt die Jungs auch auf AkustikTour, die sie zwei Jahre zuvor stromlos glücklich durch die Clubs ziehen ließ. Obendrauf gibt es eine zweite DVD inklusive Live-Audiotracks und vier Fanvideos. Zwar nichts außergewöhnliches, aber ein schönes Paket, das die Jungs da geschnürt haben, und das durchaus zu beglückwünschen ist. Text: Katja Taft
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DEMODESASTER
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DEMODESASTER
SCHWERTER ZU PFLUGSCHAREN Als Barack Obama unlängst den Friedensnobelpreis erhielt, murrten die Kritiker: „Der soll erst mal was leisten!“ Nun hat der Präsident innerhalb kurzer Zeit die Erstschlagdoktrin seiner USA abgemildert, mit Russland einen Abbau der Atomsprengköpfe vereinbart und auf der Konferenz von Washington versucht, andere Staaten in seine Abrüstungsbemühungen mit einzubeziehen. In Sack und Tüten ist damit natürlich noch nichts. Da auch wir die Sprengkraft der Musik mehr mögen als die blöde Atombombe, werden wir in diesem Monat nach „MARBS“ (Melody-And-RhythmBombs) Ausschau halten. A5 RICHTUNG WIR A5 RICHTUNG WIR
So jung und schon so erfolgreich: A5 Richtung Wir aus Baden-Württemberg haben bereits mehrere Touren hinter sich und sind schon auf den großen Festivals der Republik aufgetreten. Einen Plattenvertrag gab’s bisher trotzdem nicht. Dabei hat ihre Musik durchaus das Zeug dazu, die (Mädchen-)Herzen im Sturm zu erobern. Knietief stehen die drei in schmachtendem Pop, umtrieben von Indie-Rock-Schollen, und singen Lieder über Liebe, Rebellion und jugendliche Ohnmacht. Dabei tragen sie die Art Melancholie in ihren Stimmen, die auch einen Clueso groß gemacht hat. Das klingt manchmal eine Spur zu kalkuliert. Angesichts ihres Händchens für einprägsame Melodien sollte der Durchbruch für A5 Richtung Wir nicht mehr lange auf sich warten lassen. 7 Marbs Heimat: wirwirwir.de Live: 1.5. Rüsselsheim - Main-Strand Open Air *** 6.5. Mainz – Caveau *** 8.5. Bad Saulgau – Straßenmusikfestival *** 14.5. Karlsruhe - Stadtmitte
ALL FUCKED UP SITUATION NORMAL
All Fucked Up kommen aus Neustadt an der Weinstraße. Mit einer Anfrage, welcher Tropfen denn zu Käse passt, dürften wir bei ihnen trotzdem an der falschen Adresse sein. Denn diese fünf grob geschnitzten Kerle trinken lieber Bier und Schnaps. Auch musikalisch halten sie es wenig feingeistig und fühlen sich eher Sheer Terror denn Mozart verbunden. Entsprechend grobschlächtig rumpelt es im Karton. Der klassische Mix aus Punk, Hardcore und schlichten Parolen haut tüchtig auf die Glocke. Allerdings ist das Riffing doch arg simpel und bar jeder Hookline gestrickt. Und das gurgelnde Shouting von Fronteber Andreas klingt zwar schön angepisst, lädt aber nur selten zum Mitgrölen ein. Aber trinkt einen für uns mit, Jungs! 4 Marbs Heimat: allfuckedup.de
BAHOOGA LEKKER LALA
Sieben Küchenjungs aus dem Rheinland servieren uns ihre bereits dritte Platte. Mit vergnügten Bläsersätzen bestreuter Ska bildet die Grundlage, scharf angebratene Gitarrenlicks sorgen für das Feuer und die abgebrühte Rhythmusfraktion liefert knusprige Grooves ab. Das Ergebnis ist funky, arschtight und absolut bekömmlich. Gut, der Gesang gerät zuweilen etwas dünn. Doch ansonsten sind Bahooga Gaumenschmeichler, zumal sie nicht ausschließlich ums schwarz-weiß karierte Kalbsfleisch tanzen, sondern auch Metal, Reggae und Samba verkochen. Das erinnert dann schon mal an 311. Fazit: In der Tat lecker, dieses Lala. 8 Marbs Heimat: bahooga.de
BEDLAM BROKE LOOSE BEDLAM BROKE LOOSE
Das Kürzel BBL steht nicht nur für Basketball Bundesliga, sondern seit 2008 auch für Bedlam Broke Loose. Das Wolfsburger Quintett hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Genre Metal-Core noch ein bisschen Verspieltheit einzuverleiben. Denn die genretypischen Zutaten – bellender Shouter, knackiges Schlagzeug, tiefgestimmte Powerchords und obligatorische Harmonien – sind den Jungs wohl zu wenig. Gut so, denn progressive Gitarrenläufe und Rhythmuswechsel geben dem Erstling zusätzliche Substanz. Manchmal bleibt im Songwriting die musikalische Eingebung zwar noch aus und BBL fallen zurück in die altbewährte Hardcore-Schablone. Dennoch scheint sich hier ein künftiger Hochkaräter selbst zu schleifen. Wir sind gespannt. 7 Marbs Heimat: myspace.com/bbloose Live: 15.5. Ludwigshafen - Das Haus *** 22.5. Wolfsburg - Schlachthaus
CYCO SANCHEZ SUPERGROUP FISHING FOR ZOMBLIMENTS
Das Zombieland scheint doch cooler zu sein, als es uns George A. Romero in seinen Kultstreifen vorzugaukeln versuchte. Cyco Sanchez und seine Crew zeichnen in ihrem musikalischen Kosmos jedenfalls ein weitaus hipperes Bild. Die Zombierocker präsentieren einen ungekünstelt rotzigen Lo-Fi-Röhrensound, der sich zwischen Psycho- und Rockabilly sowie Rock’n‘Roll einschwingt und jedem Tollenträger die Koteletten wegbläst. Songzeilen wie „I`d rather sell my soul, and play some Rock‘n‘Roll” machen deutlich: Die Jungs meinen es ernst. Zusätzliches Plus: Für Kreationen wie „Fishing For Zombliments“ oder auch „Little Miss Sanchez“ gibt’s von uns das Kalauerkrönchen überreicht. 6 Marbs Heimat: myspace.com/cycosanchezsupergroup Live: 14.5. Stuttgart – Zwölfzehn *** 15.5. Balingen - Jugendhaus Insel
DOPPELEFFEKT! GAME OVER/ NEUSTART
Doppeleffekt! kommen aus Datteln, singen Oden auf Münster und schielen dabei nach Hamburg. Sie finden die Sterne gut, sind aber direkter. Sie kokettieren mit dem Pathos von Selig, haben aber hellere Stimmen und mehr Hummeln im Hintern. Sie tragen DreiTage-Bärte, haben ihren Power-Pop aber hübsch aufpoliert. Unter anderem mit Roboter-Intro und Wahwah-Effekten. Wenn sie allerdings die Akustikgitarre zur Hand nehmen, klingt das doch sehr bemüht nach Lagerfeuerromantik. Doppeleffekt! sind immer dann besonders gut, wenn sie Gas ge-
ben. Dann zünden sie sogar richtige Hits wie den Titeltrack. Sänger Jan knödelt zwar in den hohen Tonlagen ein wenig. Wir plädieren trotzdem eher für „Neustart“ denn „Game Over“. 7 Marbs Heimat: myspace.com/doppeleffektrock Live: 1.5. Recklinghausen - Altstadt blüht! *** 7.5. Datteln – Stadthalle *** 28.5. Dortmund - Subrosa
chen gefunden, das sie weiter und nun endgültig von der Masse der Ska-Bands abhebt. 7 Marbs Heimat: piazumanju.de Live: 27.5. Hamburg - Brücke 10 *** 29.5. Duisburg - Folkfestival
PIAZU MANJU GYPS’N’ROLL
„Hey Ho, Let’s go!“ haben sich Protokumpel gedacht und für ihr Demo jede Menge Vintage-Punk kleingeschnetzelt, um ihn gut verdaut wieder auszuspucken. Mit selbstbewusster Attitüde und einem Arschtritt für pseudohippe LaptopEsoteriker kredenzt das Berliner Duo chronisch entspannte Elektro-Mucke, die Appetit auf mehr macht. Dazu gibt’s smarte Texte zu dezenten Beats, oder wie es Protokumpel selbst auf den Punkt bringen: „Nur Du und ich und 120 Beats“. 8 Marbs Heimat: protokumpel.de Live: 7.5. Berlin - Kaffee Burger
Eben noch klingt uns Piazu Manjus letzter Streich „Ready To Leave“ und dessen lupenreine Reminiszenz an den Sound von Sublime im Ohr – schon wird das Ska-Repertoire in Richtung BalkanRock und Polka erweitert. „Gyps’n’Roll“ heißt der prägnante Stilumschwung und beschreibt die gratwandernde Metamorphose der Band. Durchaus zum Vorteil, gewinnt der Hamburger Sechser dadurch nur noch mehr an Eigenständigkeit und festigt zugleich den Status, für gute Laune und Tanzbarkeit zu stehen. Vorhersehbare Nummern nach obligatorischer Offbeat-Rezeptur sind längst passé, dennoch haben Piazu Manju auf ihrer neuen EP wiederum das Quänt-
PROTOKUMPEL PROTOKUMPEL
Texte: Roy Fabian, Maik Werther
Die Regeln Schickt euer Demo inklusive Bandinfo, Bandfoto, Livetermine, Homepage und eure Postadresse (zwecks Belegexemplar) an: unclesally*s, Demodesaster, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin. Danke sehr.
UNSIGNED-DEMO DES MONATS TRIPPING THE LIGHT FANTASTIC TRIPPING THE LIGHT FANTASTIC Gute Bandnamen kommen unverhofft. Als Adrian Adam, der einzige Brite der bis dahin namenlosen siebenköpfigen Hamburger Band, im Netz nach passenden Namen suchte und eingab: „Truppen, die leicht beknackt sind“, konnte seine englische Suchmaschine damit nichts anfangen und schrieb: Meinten sie „Tripping the Light Fantastic“? Schwupp, war der Name da. Die Liste der Mitwirkenden liest sich bei Tripping The Light Fantastic so wie die eines Singer-Songwriter-Duos mit fünf Auswechselspielern: Die Positionen sind gern mal doppelt besetzt. Mindestens. Zur Not stehen neben Schlagzeug, Orgel und Bass eben einfach vier Gitarristen auf der Bühne und alle singen mit. Was soll‘s? Das Prinzip „Einer nach dem Anderen“ wird hier mit viel Wonne und Füßen getreten und zugunsten des viel geselligeren „Dabei sein ist alles“ abserviert. Und siehe da: Wer nicht zwanghaft aufräumt wie im Minimaltechno hat deswegen noch lange kein Chaos, sondern vielmehr harmonischen Wahnsinn, der dieses kindliche Lustgefühl auslöst, sich selbst auch noch mitten in den musizierenden Haufen zu werfen. Wenn Tripping The Light Fantastic nicht auf Bühnen stehen oder sich in Studios quetschen, wo sie unlängst eine Platte aufgenommen haben, dann fahren sie Sonntags nach eigenen Angaben aufs Land zum Kuchen essen in ihren sozialdemokratischen Patchworkfamilien. Ihre Musik macht eben glücklich. Denn so was erträgt nur, wer mit seinem Tagewerk zufrieden ist.
Heimat: ttlf.eu / fritz.de Text: Christoph Schrag
unclesally*s magazine
MIXTAPE
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life‘s a mixtape FACE LEATHER Heute mit:
Leatherface - von ihren Fans liebevoll „The Boat“ genannt – setzten vor einigen Monaten die Segel, um die Kunde von ihrem tollen, neuen und ersten Album seit sechs Jahren namens „The Stormy Petrel“ in die Punkrock-Kaschemmen dieser Erde zu tragen. Hier ist ihr dazugehöriger Soundtrack. Welchen Song hättest du gerne geschrieben? Dickie Hammond: „(I Can’t Help) Falling In Love With You“ von Elvis Presley! Den haben wir auch gecovert, aber seit einer Weile nicht mehr gespielt, weil wir ihn mit den beiden Neuen noch nicht geprobt haben. Welchen eurer Songs würdest du gerne einmal von welcher Band interpretiert hören? Dickie: „Baked Potato“ (vom Album „Mush“, 1991) von AC/DC! Meinst du, das würde zu ihrem Stil passen? Dickie: Ach, sie würden es einfach langsamer spielen. (Singt das Riff, trommelt auf den Knien und lacht). Oder „Chasing Cars“, das wäre auch toll, den mal von AC/DC zu hören… Der ist aber nicht von euch, oder? Dickie: Nee, von Snow Patrol. Großartiger Song… (lacht) Welcher Song hält euch nach endlosen Stunden im Tourbus wach und gibt euch Energie? Dickie: „The Sound Of Silence“! Von Simon & Garfunkel? Dickie: Nein, der tatsächliche “Klang der Stille” – einfach Ruhe! Wir haben
gerade eine Ochsentour hinter uns… Unser Tourmanager Chris „The Rock“ fuhr von Prag, wo er lebt, nach Sunderland, wo wir wohnen (ca. 1.700 km!), um uns abzuholen. Und am selben Tag ging’s weiter – Chris legte sich in die Koje, Frankie fuhr bis Dover (etwa 550 km). In Calais übernahm Chris wieder das Steuer und fuhr durch bis Hamburg (rund 760 km). 23 beschissene Stunden! Danach will man nichts mehr hören… Passend zu eurem Bandnamen: Welcher Horror-Film hat den besten Soundtrack? Graeme Philliskirk (zu Drummer Skruff Owen): Du magst doch diese Horror-Sachen, oder? Skruff: Die Frage ist ja: Würde man sich das auf Platte anhören… Graeme: …oder sich dabei dann fürchten. (lacht) Skruff: …oder ist es einfach ein toller, weil passender Soundtrack zum Film! Der zum „Exorzist“ ist klasse, oder? „Tubular Bells“ von Mike Oldfield, was auch ein „eigenständiger“ Song ist. Dickie (väterlich): Gut! Sehr gute Antwort! Und einer der besten HorrorFilme überhaupt. Ebenfalls passend zum Band- bzw. Spitznamen „The Boat“ – was ist der beste Pop-Song mit einer „nautischen“, maritimen Thematik?
Dickie: Natürlich „Sailing“ von Rod Stewart! (lacht) Hot Water Music gelten ja als große Fans und sehr beeinflusst von euch. Ihr wart des Öfteren gemeinsam auf Tour – welcher HWM-Song ist euer Favorit? Dickie: „Swinger“ . Ihr wiederum seid große FußballFans. Was ist der beste FußballSong? Einer der Gründe, warum ich „Falling In Love With You“ so gerne mag, ist, dass er bei Sunderland-Spielen immer gesungen wird. So wie die Liverpooler „You’ll Never Walk Alone“ singen, geht es bei uns: „Wise men say/ only fools rush in/ but I can’t help falling in love
with... (skandiert) Sunderland! Sunderland!“ Und ich singe lauter als alle anderen! Graeme: Und dann weint er wieder… (Gelächter) Text: Torsten Hempelt, mit Dank an Steffen Burghardt, Heimat: leatherface.uk.com Auch gut: „The Stormy Petrel“ - das neue Album von Leatherface
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MUSIK STORIES
unclesally*s magazine
Das gute Gewissen des Pop: Kate Nash aus London.
Kate Nash
Immer raus damit Süß ist nicht mehr. Oder doch? Mit ’My Best Friend Is You’ gibt sich Kate Nash als Riot Grrrl mit Girl Power-Charme. Nachricht gesendet - Kate hat sich gerade entschuldigt. Die letzte E-Mail von gestern Nacht ist bei Tageslicht besehen ein wenig ruppig ausgefallen. Manchmal reagiere sie einfach übersensibel und ungehalten, gibt sie zerknirscht zu. Kate Nash trägt ihr Herz auf der Zunge und was raus muss, findet zumeist auch seinen Weg nach draußen. Entschuldigungen brauchte sie dafür bisher selten.
gewiesen sind, auch finanziell zu unterstützen. Mit dabei war ihr Freund Ryan Jarman, Sänger von The Cribs, außerdem Edwyn Collins und Billy Bragg. Mit Bragg engagiert sich Kate regelmäßig auch in der ‘Featured Artists Coalition’, die sich für die Rechte von Musikern engagiert und jungen Nachwuchskünstlern in Workshops Karrieretipps gibt.
Ihr Debütalbum ‘Made Of Bricks’ war ein offenherziges und akzentgefärbtes Coming Of Age-Portrait, unterlegt mit lockeren Piano-Pop-Melodien. Ihr Talent und ihre Stimme setzt Kate nicht nur zu eigenen Karrierezwecken ein, auch anderen verschafft sie damit in den letzten Monaten Gehör und Aufmerksamkeit: Um ihre Auszeit nach getaner Debütarbeit zu überbrücken, heuerte sie im letzten Jahr für einige Wochen im ‘Wish Center’ in Harrow, einem Außenbezirk Londons, an. Kate betreute in der Einrichtung Frauen und Jugendliche, die Opfer von Missbrauch und häuslicher Gewalt wurden, und organisierte zu Halloween einen Benefiz-Abend, um die Projekte, die auf Spenden an-
Wie gut es tut, wenn sich jemand anders für einen einsetzt, erfährt Kate wenige Monate später selbst, als sie ihr zweites Album ‘My Best Friend Is You’ fertig gestellt hat. „Es gab ein großes Labelmeeting anlässlich dessen und einige Leute waren ein wenig nervös wegen des ‘Mansion Song’. Es wurde viel darüber diskutiert, bis mein Boss sagte: ‘Das ist eben Kate - und sie ist eine Punk-Prinzessin. Punkt.’ Ich war geschmeichelt.“ Und erleichtert. Denn der Song, ein furioses Spoken-Word-Gemetzel, das in selbstbewusstem Riot Grrrl-Sing-Sang mündet, ist das heimliche Herzstück des Albums inspiriert von Groupies, die sich hinter der Bühne eines englischen Festivals tummelten und Kates Zorn erregten. Die Liste der Dinge, die Kate nicht
mag, ist übrigens lang und gipfelt am Ende ihres neuen Albums in einer Aufzählung ihrer persönlichen Hass-Objekte. Gleichzeitig ist der Song ‘I Hate Seagulls’ aber auch eine Liebeserklärung an ihren Freund - und die wiederum ist wirklich süß. Text: Ina Göritz Foto: Pat Graham Heimat: katenash.co.uk
My Best Friend Is ... Laura Im wirklichen Leben heißt Kates beste Freundin Laura. Ebenso wie Kate hat auch sie an der Londoner BRIT School für darstellende Künste studiert und kümmert sich unter anderem um das Artwork von Kates Alben. Außerdem ist Laura beim Buchverlag ‘Harper Collins‘ unter Vertrag und veröffentlichte dort bisher zwei illustrierte Gedichtbände, „Mistakes in the Background“ sowie „Ugly Shy Girl“.
FOALS
Total Art Forever Die Gitarre streberhaft vor der Brust, die Indie-Frisur lässig in der Stirn. 2007/08 verpassten fünf junge Nerd-Hipster aus Oxford der Komplexität des Math-Rock einen zackigen Pop-Schliff. Das Ergebnis: süchtig machende Tanzhits mit Anspruch. Damals traf ’Antidotes’, das Debüt der Foals, punktgenau ins Indie-Disco-Nervenzentrum zwischen Nu-Rave-Getöse und Afro-Beat-Revival. Clubgänger wie Musikkritiker waren entzückt, hievten die Platte gar bis auf Platz Drei der britischen Charts. Anderthalb Jahre nach dem Hype verkroch sich das Quintett für zwölf Wochen in einem Studio im schwedischen Göteborg, um den Nachfolger einzuspielen. Der Titel: ’Total Life Forever’. Zuvor hatten die Foals zu Hause bereits ausgiebige Vorarbeit geleistet. Mit „zu Hause“ ist das ’House of Supreme Mathematics’ gemeint, das neue Bandhauptquartier in Oxford. Hier leben vier der fünf Foals mit anderen Künstlerfreunden unter einem Dach. Ein selbst eingebautes Kellerstudio gibt es auch. „Wir werden sicher nicht ewig dort zusammen wohnen. Aber für das Album war es sehr produktiv, weil wir schreiben und spielen konnten, wann immer wir wollten“, schildert Sänger Yannis Philippakis die Vorteile der kreativen Lebensgemeinschaft. „Wir sind wie eine Gang. Eine gemeinsame Basis zu haben, ist wie die Erfüllung eines Kindheitstraumes. Es ist wie ein Baumhaus für Menschen unseres Alters.“ Klingt entspannt? Jein. Hatten sich die fünf Freunde bei ’Antidotes’ diverse Regeln auferlegt, bemühten sie sich diesmal, mehr auf das eigene Bauchgefühl zu hören. „Weniger Selbstanalyse“ lautete die Devise. „Wir neigen dazu, uns selbst sehr stark zu zensieren. Einerseits treibt einen dieser Impuls an, immer besser zu werden. Andererseits bringt er einen dazu, mit allem, was man kreiert, unzufrieden zu sein und es wieder zu zerstören. Das wollten Haben sich häuslich eingerichtet: Foals aus Oxford.
wir diesmal vermeiden.“ Kein leichtes Unterfangen, sind doch die Foals Perfektionisten vor dem Herrn und das zu einem fast ungesunden Grad, wie Yannis einräumt. Aber: „Wären wir gesund, wären wir nicht in einer Band. Ich glaube, wenn man seinen kreativen Trieb voll auslebt, geht das zwangsläufig zu Lasten der Gesundheit und anderer Aspekte des persönlichen Lebens. Aber ich brauche die Obsession. Ich bin nicht daran interessiert, ein Sonntagsschreiber zu sein.“ Im ständigen Streben nach künstlerischem Fortschritt rückten bei der Entstehung von ’Total Life Forever’ bis dato vernachlässigte Elemente wie Text und Stimme stärker in den Vordergrund. „Viele der Stücke auf ’Antidotes’ waren ursprünglich instrumentale Dancetracks, die wir auf Partys spielten und über die ich manchmal etwas brüllte. Diesmal wollte ich den Gesang melodisch so interessant wie die Musik gestalten.“ Anzuhören ist dies beispielsweise Yannis’ zartem Falsett auf der ersten Single ’Spanish Sahara’, einer fast siebenminütigen, hypnotisch anschwellenden Ballade, die manchem Fan den Angstschweiß auf die Stirn treiben dürfte. Zwar fällt der Rest des Albums weniger elegisch aus und es darf auch wieder getanzt werden, ein hibbeliger Partykracher wie sein Vorgänger ist ’Total Life Forever’ dennoch nicht geworden. Werden die „Fohlen“ erwachsen? Mag sein. Aber so lange sie der Kunst treu bleiben, ist das okay. Text: Nina Töllner Foto: Steve Gullick Heimat: foals.co.uk
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TEST
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TEST
Taylor Hawkins
Im großen Schlagzeuger-Test
Taylor Hawkins, bekannt als zweitbester Drummer bei den Foo Fighters, veröffentlicht dieser Tage mit „Red Light Fever“ seine zweite eigene Platte, auf der er nicht nur trommelt, sondern auch singt. Trotz seines Ausflugs hinters Mikrofon testen wir heute noch mal konkret sein Fachwissen über berühmte Schlagzeugkollegen. Mit Telefon- und 50/50-Joker ausgestattet, macht er euch vor, wie man blind aufs Tor zielt - und trotzdem trifft.
FRAGE 1 Pixies-Drummer David Lovering verfolgte einst eine Zweitkarriere als...
A Tierarzt B Comiczeichner C Konditor D Zauberer Taylor: Tierarzt! Ich glaube, das hat mir mal jemand erzählt. Ich weiß zwar nicht mehr wer... mmh... Doch, ich meine mich zu erinnern, dass mir das mal erzählt wurde: Antwort A.
Korrekte Antwort: D
FRAGE 2 Wer antwortete einst auf die Frage, ob Ringo Starr der beste Drummer der Welt sei, mit: „Ringo ist nicht einmal der beste Drummer bei den Beatles!“
A Brian Epstein B Yoko Ono C John Lennon D Charlie Watts Taylor: Ich dachte eigentlich, es sei Paul McCart-
ney gewesen. Aber gut, dann sage ich John Lennon, denn es war auf jeden Fall jemand von den Beatles. Es ist gemein, aber John Lennon war ja angeblich auch ein ziemlich fieser Typ.
Korrekte Antwort: C
FRAGE 3 Wieso trug Nicholas Bowen Headon von The Clash den Spitznamen „Topper“?
A Weil er bei seinem ersten Gig mit
der Band einen Zylinder trug B Weil er auf Tour im Doppelstockbett immer oben schlafen musste, um nicht schlafzuwandeln C Auf Grund seiner Heroinsucht D Wegen seiner angeblichen Ähnlichkeit mit einem bekannten Comic-Affen Taylor: Ich sage D - doch ich rate nur. Ich weiß nicht viel über Topper Headon, nur, dass er heroinabhängig war. D klingt am plausibelsten.
Korrekte Antwort: D
FRAGE 4 Bevor er mit 15 Jahren sein erstes Schlagzeug
geschenkt bekam, spielte Ian Paice von Deep Purple noch welches Instrument?
A Akkordeon B Trompete C Geige D Harfe Taylor: Ich ziehe mal gleich den 50/50-Joker.
C Geige D Harfe Taylor: Dann sage ich C. Auch in diesem Fall rate ich wieder, doch die Harfe ist nicht wirklich ein Männerinstrument, wenn ihr versteht... Ich kenne jedenfalls nicht wirklich viele Typen, die Harfe spielen.
Korrekte Antwort: C
FRAGE 5 Wer wird auch „The Godfather of Double Bass“ genannt?
A Dave Lombardo (Slayer) B Rick Allen (Def Leppard) C Nicko McBrain (Iron Maiden) D Chris Adler (Lamb Of God)
Taylor: Ich nehme Dave Lombardo, weil er der Beste war - also in der Metal-Szene. Meiner Ansicht nach müsste man Louie Bellson aber als den wahren „Godfather of Double Bass“ bezeichnen, denn soweit ich weiß, war er der erste Typ, der überhaupt Double Bass gespielt hat. Aber da wir hier offensichtlich von Metal-Drummern sprechen, muss es Dave Lombardo sein. Er ist unglaublich, grandios und außerdem noch ein total netter Typ. Das Witzige ist, dass er sich auch für so viele verschiedene Musikstile jenseits von Metal interessiert, Latin oder Fusion zum Beispiel.
Korrekte Antwort: A
FRAGE 6 Die Stimme welcher Schlagzeugerin ist im Song „I’m Sticking With You“ zu hören?
C Armeestiefel D Ein pinkfarbenes Barbie-Xylophon Taylor: Diese Band kenne ich natürlich. Die Sache mit den Knochen - Igitt - das wäre ja absolut widerlich. Ich sage mal C, Armeestiefel.
Korrekte Antwort: A
FRAGE 9 Wer von diesen Jungs saß für (nur) zwei Shows bei den Ramones hinterm Schlagzeug?
A Tommy Ramone B Elvis Ramone C Richie Ramone D Marky Ramone
A Meg White (White Stripes) B Maureen Tucker
Taylor (wie aus der Pistole geschossen): Tommy Ramone! Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich rate nur. Die sehen doch alle gleich aus.
C Leah Shapiro
Korrekte Antwort: B
(The Velvet Underground)
(Black Rebel Motorcycle Club) D Hannah Blilie (Gossip) Taylor (leicht entsetzt): Ich kenne den Song nicht mal! Die einzige Schlagzeugerin, die ich kenne, war Karen Carpenter! Und das Mädel von den White Stripes. Ich rate jetzt mal und nehme das Mädchen von Velvet Underground. Die hatte in jedem Fall einen interessanten Stil, Schlagzeug zu spielen.
Korrekte Antwort: B
FRAGE 7 Welche britische Band wurde in den Neunzigerjahren mit dem Song „She Bangs The Drums“ berühmt?
A Oasis B Blur C The Stone Roses D The Jesus And Mary Chain Taylor: Gut... Ich nehme The Jesus And Mary Chain, denn ich erinnere mich an keinen Bluroder Oasis-Song mit diesem Titel. Von den Stone Roses ist das Stück auch nicht - glaube ich. Andererseits... Es ist definitiv eine von diesen beiden Bands. Ich kann leider niemanden anrufen, weil ich gerade schon mit euch an meinem Handy telefoniere und meinen kleinen Sohn hier könnte ich nur fragen, wenn es irgendetwas mit Mickey Mouse zu tun hätte. Dann rate ich jetzt: C.
Korrekte Antwort: C
FRAGE 8 Bei den Aufnahmen für ihr aktuelles Album „Tonight: Franz Ferdinand“ haben die Schotten neben dem normalen Schlagzeug auf ganz besonderes Percussion-Material gesetzt. Welches?
A Menschliche Knochen B Hockeyschläger
Zur Erklärung: Clem Burke von Blondie übernahm 1987 für zwei Shows den Schemel von Richie Ramone. Die Ramones fanden seinen Stil jedoch so unpassend, dass sie Marky Ramone zurückholten, der die Band 1983 wegen Alkoholproblemen hatte verlassen müssen.
FRAGE 10 Wie viel Geld hat Metallica-Drummer Lars Ulrich 2001 bei einer „Rockstar“-Ausgabe von „Wer Wird Millionär?“ im amerikanischen Fernsehen gewonnen?
A 500 Dollar B 4.000 Dollar C 32.000 Dollar D 125.000 Dollar Taylor: Die Sendung habe ich nicht gesehen. Ich rate mal wieder: 125.000 Dollar, die höchste Summe von diesen. Lars Ulrich ist geldgierig.
Korrekte Antwort: C
FAZIT Von Taylor Hawkins lernen, heißt für die Zukunft lernen. Was habt ihr euch gequält, gebüffelt und geheult, um bei den zahlreichen Wissenstests, die in eurem bisherigen Leben auf euch lauerten, wenigstens ein paar richtige Antworten geben zu können. Heute können wir euch sagen: Das war Zeitverschwendung! Mit sechs stolzen Blindtreffern beweist Taylor, dass absolut nichts über solides Raten geht. F*** you, Multiple Choice!
Text: Christine Stiller Heimat: taylorhawkins.com Auch gut: „Red Light Fever“ das neue Album von Taylor Hawkins & The Coattail Riders
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MUSIK STORIES
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SPEED DATING
KRISTOF SCHREUF Sucht: Indie-Freunde, die gerne Bücher mit „Substanz“ oder einen „Elite-Krimi“ auch mal zu Ende lesen. Der erste Eindruck: Indie-Gören, die ein Stirnband tragen, um ihren Verstand zusammenzuhalten, sollten sich hier allerdings nicht angesprochen fühlen. Der Nächste bitte... Darin bin ich eigen: Vermeidet Banales. Wenn ihr schon zugeben müsst, dass ihr nur Bücher lest, in denen es um irgendwelche Mord-
fälle geht, dann müssen die schon wenigstens von Dostojewski sein, alles klar? Hochzeit oder kurze Affäre: Wie war das gleich noch? Keine Männer, die dünner und schöner sind? Was ist mit einem, der gebildeter, wortgewandter, belesener – ja – intelligenter ist. Scheißegal! Schön auf Durchzug stellen und die wesentlichen Dinge mit dem Friseur besprechen! Heimat: myspace.com/kristofschreuf Aktuelles Album: „Bourgeois With Guitar"
UNKLE
JAGUAR LOVE
Suchen: Ausgeglichene Freunde des elektronischen Klanggemisches, die auch mal die ruhigen Momente genießen können. Der erste Eindruck: Es muss nicht immer ein übersprudelndes Temperament sein. Dieses Date nippt erst am Kaffee, wenn er lauwarm ist. Haltet euch also vornehm zurück. Das werden die Schwiegereltern sagen: Ob ihr’s glaubt oder nicht, sie werden wenig Angriffsfläche finden. Sollten sie gar dieses Mal z-u-f-r-i-ed-e-n sein...? Hochzeit oder kurze Affäre: Der Kerl ist kollaborationsmäßig schon viel rumgekommen. Das kann man jetzt gut oder schlecht für eine gemeinsame Zukunft auslegen. Doch wie so viele Menschen, halten auch wir uns an die naiv-romantische Vorstellung, dass, wenn erst mal die/der Richtige kommt – die/der in dem Fall natürlich DU bist – alles gaaanz solide wird... BL4EVA!
Suchen: Nervenfeste Liebhaber von unkonventionellem Avantgarde-Pop Der erste Eindruck: High on sugar! Also nichts für Kalorienzähler. Ach, und ihr mögt Typen mit männlichen Stimmen – dann nichts wie ab zum nächsten Kandidaten. Diese Hirsche hier fiepen mehr als sie röhren. Darin bin ich eigen: Die Kätzchen sind zahm(er) geworden. Die Ex-Blood Brothers Johnny Whitney und Cody Votolato haben sich endgültig von ihrer Post-Hardcore-Vergangenheit losgesagt und der Hysterie abgeschworen. Jetzt sind sie Popper – im weitesten Sinne: Gestörte, aber tanzbare Beats und Melodien inklusive. Hochzeit oder kurze Affäre: Für alle Phlegmatiker unter euch das perfekte Gegenstück. Greift zu!
Heimat: unkle.com Aktuelles Album: „Where Did The Night Fall”
Heimat: wearejaguarlove.com Aktuelles Album: “Hologram Jams”
XAVIER RUDD Sucht: Gutmenschen oder solche, die es werden wollen. Der erste Eindruck: Warmwohlige Weltmusik mit SurferCharme. Der Australier stand quasi schon auf dem Brett, bevor er laufen konnte. Das werden die Schwiegereltern sagen: Vorsicht, dass sie Goldherz/-kehlchen nicht gleich gegen euch eintauschen wollen! Hochzeit oder kurze Affäre: Viele Mädchen wollen keinen Freund, der dünner ist als sie, weil sie sich dann immer dicker fühlen. Viele Mädchen wollen keinen Mann, der schöner ist als sie, weil sie sich dann immer unattraktiv fühlen. Okay. Aber glaubt uns, ihr wollt ganz sicher keinen Mann, der euch auf moralischer Ebene so haushoch überlegen ist wie Mr. „pc“ Rudd: Philanthrop, Vegetarier, Umweltaktivist... Ach ja, und bereits glücklich verheiratet. Heimat: xavierrudd.com Aktuelles Album: „Koonyum Sun“
THE ROOVERS Suchen: Scharfe Bräute, die ihnen als Hauptstadtrockern gut stehen. Da kommt nicht jede in Frage... Der erste Eindruck: Ein bisschen Retro-Rock, ein bisschen Garage und sind wir nicht alle ein bisschen Indie... Ihr werdet viel zu plaudern haben. Darin bin ich eigen: Ein Partner mit durchaus härteren Riffs, aber ohne allzu spitze Ecken und Kanten. Hochzeit oder kurze Affäre: Zwischen all den bindungsscheuen Dichtern, Denkern und möchtegernintellektuellen Künstlertypen, die der Heiratsmarkt noch für euch übriggelassen hat, sind diese bodenständigen, geradeaus schauenden Jung genau das Richtige, um sich längerfristig zu binden. Vorausgesetzt, ihr erfüllt oben genannte Bedingungen. Heimat: the-roovers.com Aktuelles Album: „A Sweet Invitation to a Romantic Massacre”
NACHLADER Sucht: „Hasch“, „Pommes Und Disco“ und ein „Trampolin“ – wer macht mit? Der erste Eindruck: Alle? Dann los: Indie-Rock für die Tanzfläche mit – bei optimaler Humor-Kompatibilität – Witz und/oder Charme. Das größte Kompliment: Nachlader ist wie Pippi Langstrumpf mit Abitur. Hochzeit oder kurze Affäre: Guter Humor ist angeblich die Schlüsselkompetenz, die Männer brauchen, um für Frauen attraktiv zu sein. Doch wie alles im Leben basiert auch dieses System auf persönlichem Geschmack. Was die eine zum Brüllen findet, verursacht bei der anderen Fremdschamjuckreiz oder Langweile. Nachlader ist in jedem Fall frech-
poetisch unterwegs – und im Notfall kann sich so ein metaphorisches Puzzleteil auch ein bisschen zurechtquetschen und die Lachklammern einsetzen. Heimat: nachlader.de Aktuelles Album: „Koma Baby Lebt“
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MUSIK STORIES
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SICK OF IT ALL Jung bis in den Tod
Als ob das Alter ein Kriterium für eine „Jugendkultur“ sein könnte! Immerhin sind die wohl prominentesten Vertreter der Rubrik Hardcore längst jenseits der 40. Sick Of It All haben bis heute nichts von ihrem ungestümen Wesen verloren, was das kommende Album ’Based On A True Story’ noch einmal deutlich macht. In Kopenhagen hat das New York-Hardcore-Urgestein zum ersten Mal außerhalb des heimischen Big Apple aufgenommen, um direkt mit Produzent Tue Madsen zusammenarbeiten zu können. Neben einem vielversprechenden Ausblick auf klassischen Hardcore mit mitreißenden Chören, präsentierte sich eine überaus freundliche und reflektierte Band, die auch nach über 20 Jahren nicht in blanke Plattitüden verfallen ist, sondern weiß, wovon sie redet. Es ist erfreulich zu hören, wie der gegenkulturelle Aspekt des Spektrums Hardcore, der unter George W. Bush eine Renaissance erlebte, wie es sie wohl seit der legendären Reagan-Ära in den Achtzigern nicht mehr gegeben hat, auch in der Zeit eines „weltoffenen Publikumslieblings“ fortgeführt wird: „Es ist einfach nicht richtig, Obama als heiligen Weltretter darzustellen, solange der Krieg im Irak weitergeht, noch immer überall Menschen für Öl sterben, Kriege aus wirtschaftlichen Interessen geführt werden und
Haben immer noch Feuer: Sick Of It All aus New York.
die Regierungen von Lobbyisten gelenkt werden. Natürlich hat er einige positive Bestrebungen, wenn es um das Gesundheitssystem oder den Umweltschutz geht, aber das macht ihn nicht zum Messias“, sagt Lou Koller, der dies im Song ’Bad Cop’ explizit beleuchtet. Bei der Frage danach, wie es denn überhaupt dazu kommt, dass sich in einer anscheinend mittlerweile entpolitiserten Musikszene überhaupt noch jemand für diese Themen einsetzt, wären wir wieder bei der bereits erwähnten jungendkulturimmanenten Altersfrage. Für Sick Of It All ist es einfach normal, dass Hardcore mit einem Blick auf die Gesellschaft und über den eigenen Tellerrand hinaus verbunden ist, wobei dies nicht immer nur mit lyrischer Thematisierung, sondern auch mit handfesten Ergebnissen verbunden sein kann. So
Schrauben am Denkmal: Bullet For My Valentine aus Bridgend, Wales.
Bullet For My Valentine Häuserbauen im Olymp
Noch übel verkatert und nur unzureichend mit Rauchwaren versorgt absolviert die walisische Metal-Combo Bullet For My Valentine tapfer ihr Plansoll an verbaler Selbstverteidigung: Von der True-Metal-Fraktion für „zu weich, zu hübsch, zu hip“ befunden, schlägt der tätowierte Vierer nun mit dem neuen Album ‘Fever‘ zurück. Ortstermin im Londoner K West-Hotel, in dessen karg beleuchtete Suiten Bullet For My Valentine geladen haben, um ihre Pläne für die nächsten drei Jahre vorzulegen: Mit der Veröffentlichung des dritten Albums ‘Fever‘ möchten die vier einen weiteren Schritt Richtung Unsterblichkeit absolvieren, was laut Schlagzeuger Michael Thomas „nur dann gelingen kann, wenn sie sich regelmäßig stilistisch häutet“.
So geschehen vom Debüt ‘The Poison‘ zum Erfolgsalbum ‘Scream Aim Fire‘ und nun zu ‘Fever‘, das BFMV aufs nächst höhere Level befördern soll – dank diverser gewinnbringender Veränderungen: Neben einer deutlichen stilistischen Neuausrichtung hin zu Stuck Mojo inspiriertem Südstaaten-Rock, mehr Dynamik und entschlackten Arrangements legten Bullet For My Valentine ihr Hauptaugenmerk auf
berichtet Lou, wie er vor kurzem erfuhr, welchen Effekt ein Benefizkonzert von Sick Of It All zugunsten politisch inhaftierter Frauen in Südafrika hatte. Mit den Geldern, die vor fünf Jahren erspielt wurden, konnte deren Freilassung bewerkstelligt werden. „Das war fantastisch.“ Sick Of It All scheinen also jene kleine Bastion im großen Geschäft zu sein, die sich ihre subkulturellen Ideale bewahrt und diese noch ebenso stürmisch in ein musikalisches Gewand verpacken kann, wie sie es seit zwei Dekaden erfolgreich getan hat. Ist das der Sieg der Erfahrung über den jugendlichen Übermut? Text: Aiko Kempen Heimat: sickofitall.com
direkte und weitgehend metaphernbefreite Lyrics. „Zehn bis 20%“ der neuen Stücke basieren „auf persönlichen Erlebnissen“, wie Thomas zu wissen glaubt. „Der Rest ist frei erfunden und trotzdem ziemlich nah an der Realität da draußen.“ Von letzterer haben die Bandmitglieder in den vergangenen zwölf Monaten eine gute Dosis abbekommen. Sowohl Thomas als auch Bassist Jason James kümmerten sich ausgiebig um ihr Privatleben, kauften Häuser(!) in ihrem Heimatstädtchen Bridgend oder gaben ihren Bandkumpels Tipps, wie man Privat- und Bandleben zu familienfreundlichen Konditionen miteinander verbindet. Schließlich hat sich auch beim Kollegen Matt Tuck Nachwuchs angemeldet. So kommt der 30-jährige Sänger derzeit also den Genuss, von seiner Rolle als Bandboss eine Auszeit zu nehmen und den gut gemeinten Ratschlägen seiner Bandmitglieder zu folgen: „Matt Ist der uneingeschränkte Kopf von BFMV“, erklärt Gitarrist Michael Paget. „Er hält die Fäden in der Hand und fordert von uns absolute Höchstleistungen. Er ist eben Perfektionist. Das hat zwar manchmal genervt, dem Album aber sehr gut getan.“ Matts Führungsqualitäten können sich auf dem Weg Richtung Heavy-Olymp nur als Vorteil erweisen. Die Bullets machen keinen Hehl daraus, dass sie in großen Dimensionen denken. Wenn es nach dem bandeigenen Masterplan geht, dann haben die vier innerhalb der nächsten zehn Jahre einen ähnlichen Stellenwert in der Musik wie ihre Idole von Metallica oder Iron Maiden. Die dazu nötigen Tricks und Kniffe haben sie dank gemeinsamer Konzerte direkt von ihren Helden bekommen, „jetzt müssen wir nur noch ein paar Klassiker schreiben“, glaubt Jason. Das dürfte doch zu schaffen sein. Text: Flo Hayler Heimat: bulletformyvalentine.com
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MUSIK STORIES
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Auch wenn‘s kaum einer mitkriegt, aber in Kanada geht einiges. Der friedliebende und mit unberührter Natur gesegnete zweitgrößte Staat der Erde jagt in schöner Regelmäßigkeit fantastische Bands in die musikalische Umlaufbahn, die wir uns vor Ort mal etwas genauer angesehen haben: 3.000 Kilometer, von Montreal über Toronto nach Winnipeg, und auf den Ohren ein Soundtrack, der so sanft vor sich hin fließt wie die endlosen Highways der kanadischen Provinzen. nen verrenkten Rückenwirbel kämpfend. Die lustige Ferienfahrt der sechsköpfigen BSS-Stammbesetzung in die benachbarten US-Staaten hatte allerdings nichts damit zu tun, dass die Torontoer Szene durch den mittlerweile immensen Erfolg einiger ihrer Protagonisten tatsächlich „bro„Weil der Winter hier so hart ist, erkennt man Kanadier meist daran, dass sie ab dem ersten Frühlingstag in Shorts herumlaufen und auf irgendeiner Terrasse sitzen und Bier trinken. Egal, ob das Wetter auch nur ansatzweise sonnig ist.“ (Brandon Cannings Guide To Canada)
Broken Social Scene Die „Greater Toronto Area“ beherbergt gut 6,2 Millionen Einwohner. Kein Wunder, dass hier bei einer derartigen Bevölkerungsdichte auch der eine oder andere begnadete Künstler residiert. Einige davon sind auch auf ‘Forgiveness Rock Record‘ versammelt, dem neuen Album der Broken Social Scene. Wer sich einen Überblick über die Indie-Szene Torontos verschaffen will, muss nur aufmerksam die Booklets aller Broken Social Scene-Alben studieren. Dort tummeln sich so illustre Namen wie Leslie Feist, Mitglieder der Stars oder Land Of Talk. Auch wenn Kevin Drew und Brendan Canning, die Gründungsväter der zweitweise neunzehnköpfigen BSS, die Bezeichnung „Supergroup“ kategorisch ablehnen, hat sich die Strahlkraft der Band doch derart verdichtet, dass bei den Aufnahmen zu ‘Forgiveness Rock Record‘ sogar Künstler vorbeigeschaut haben, die gar nicht aus ihrer Heimatstadt kommen. Sam Prekops (The Sea And Cake) Stippvisite mag sicher auch
ken“ ist. „Es gibt in Toronto immer noch einen großen Zusammenhalt unter den Musikern. Und letztlich haben alle in ihren vollen Zeitplänen noch eine Lücke gefunden, um ihren Beitrag zum Album zu leisten“, betont Kevin, mittlerweile sitzend, und sein Kollege Brendan Canning ergänzt: „Die Organisation dieser Band ist oft
der Hauptjob. Aber am Ende läuft es immer auf ein Familienfest hinaus.“ Heimat: brokensocialscene.ca Auch gut: „Forgiveness Rock Record” – das neue Album der Broken Social Scene
Leslie Feist: Die erfolgreichste Künstlerin aus der großen Broken Social Scene ist sicher Leslie Feist, die mittlerweile so berühmt ist, dass sie fast jedes Kind kennt. Wahrscheinlich wegen ihrer Gastauftritte in der Sesamstraße. Stars: Stars sind nicht nur eine der erfolgreichsten Bands auf Kevin Drews Label ‘Arts & Crafts‘, sondern nahezu in Komplettbesetzung bei Broken Social Scene-Konzerten in der Heimat mit auf der Bühne oder auf deren Alben vertreten. Apostle Of Hustle: Ebenfalls aus Toronto, ebenfalls auf ‘Arts & Crafts‘ und ebenfalls eine ständige Begleitung von Broken Social Scene sind die Indie-Rocker von Apostle Of Hustle.
der Tatsache geschuldet sein, dass man erstmals nicht in Toronto, sondern gemeinsam mit Tortoise-Kopf John McEntire in Chicago aufnahm. „Kanadier haben natürlich eine sehr hohe Schmerzgrenze, was Kälte angeht. Es ist zumindest nicht ungewöhnlich, dass die Leute hier stundenlang durch den Schneesturm laufen, um eine Band zu sehen, die sie sehr mögen.“ (Kevin Drews Guide To Canada)
„Es ist immer gut, mit neuen Leuten zusammen zu spielen. Viele moderne Beziehungen kranken daran, dass sie weniger spannend werden, weil man ständig mit denselben Personen zusammen hängt“, erklärt Kevin Drew auf dem Boden liegend und gegen ei-
Toronto ist mit etwa 2,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Kanadas und Hauptstadt der bevölkerungsreichen Provinz Ontario. Auf Grund ihrer niedrigen Kriminalitätsrate gilt die Stadt als sicherste Großstadt Nordamerikas. Bis zum 6. März 1834 hieß Toronto York, wurde dann aber wegen der Verwechslungsgefahr mit New York umgetauft.
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MUSIK STORIES
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Cancer Bats
ATTACK IN BLACK
Nach zwei bahnbrechenden Hardcore-Punk-Alben und unzähligen Shows quer über den Globus setzen die Fäuste schwingenden Batmen nun auch hierzulande zum Tiefflug an. Mit dem neuen Album ‘Bears, Mayors, Scraps & Bones‘ an Bord des Cancer Bats-Jets, dürfte das nicht nur gut, sondern auch sehr laut werden.
Attack In Black sind ziemlich exakt die Typen, die man hinter den verspielt-verspulten Tönen ihres aktuellen Albums „Years (By One Thousand Fingertips)“ vermutet: Sie sind leicht verpeilt, derbe verpennt und schlau wie Füchse.
Da hat es die kanadischen Superdomes ordentlich geschüttelt, als die Cancer Bats im Ultrapack mit Billy Talent, Alexisonfire und Against Me! durch ihre Heimat reisten. Um ihr 30-minütiges Live-Set kurzweilig zu gestalten und für möglichst viel „shit going“ im Moshpit zu sorgen, ließen Frontmann Liam Cormier & Co. fast sämtliche neuen Songs stecken und schenkten den Fans ein Hit-Set aus den Hymnen ihrer ersten beiden Alben ‘Birthing The Giant‘ und ‘Hail Destroyer‘. Lediglich ein neuer „Eines Tages werden alle Kanadier Country-Musiker, das liegt wohl in unseren Genen. Wir haben einfach eine lange Ahnenreihe von großen CountryFolk-Sängern wie Neil Young, Gordon Lightfoot oder Stompin' Tom Connors. Irgendwann erwischt es jeden von uns. Unsere Band hat wenigstens schon die passenden Bärte – außer mir vielleicht, da will an einigen Stellen einfach nichts wachsen…“ (Liam Cormiers Guide To Canada)
Track schaffte es ins abgespeckte Programm: ‘Sabotage‘, ein Cover des Beastie Boys-Hits, wurde vom Publikum allabendlich dankend abgefeiert. Nur logisch, dass die bühnenerprobten Cancer Bats auch ihr neues Album ‘Bears, Mayors, Scraps & Bones‘ spürbar auf Live-Tauglichkeit gebürstet haben. Mit akribischer Vorbereitung und filigran ausgearbeiteten Details begaben sich die Cancer Bats
ins Studio, um den 14 neuen Tracks so viel Druck und Energie zu injizieren wie möglich. Zusätzliche Brisanz bekommt die neue Scheibe durch die Gipfel und Täler durchschreitenden Lebensanekdoten von Frontmann Liam Cormier, der Stücke wie ’Dead Wrong’ oder ‘Black Metal Bicycle‘ nicht nur in ein positives, Hoffnung schürendes Gewand kleidet, sondern in Liedern wie ‘Trust No One‘ oder ‘Darkness Lives‘ sowohl seine eigenen als auch die Dämonen seiner Freunde, seiner Freundin oder der Familie herausfordert. All das verpacken die Cancer Bats in ihren brachialen Sound aus Metal, Hardcore und Punk, der hierzulande zwar noch keine Superdomes schüttelt, aber schon die wichtigsten Türen eingetreten hat. Die hätten ruhig mal vorher klopfen können... Heimat: myspace.com/cancerbats Auch gut: „Bears, Mayors, Scraps & Bones“ – das neue Album der Cancer Bats
Ruination: Hardcore-Band mit Mitgliedern aus verschiedenen kanadischen Provinzen, die sich für ein Album und wenige Shows zusammenfanden. Sänger Chris Colohan war ebenfalls Sänger bei: Left For Dead: Left For Dead existierten zwischen 1996 und 2004. Colohan spielte parallel und im Anschluss in der HC-Band Cursed, die sich 2008 nach einer Europatour auflösten.
Als wir an der Haustür von Attack In Black-Sänger Daniel Romano im heimischen Welland, Ontario, klingeln, entschuldigt der sich für das Chaos: „Wir hatten über Nacht ein paar Freunde hier, die gestern ein kleines Kammerspiel aufgeführt haben.“ Wie nett. Was gab‘s denn zu sehen? „Ach, nur ein Märchen.“ So stellt man sich das vor: Ein Haufen bettfrisierter Mittzwanziger, die ihre viele freie Zeit damit verbringen, kollektiv abzuhängen, der Hochkultur zu frönen und ruhebeseelte Musik zu komponieren. So außergewöhnlich der Sound von Attack In Black, so repräsentativ sind ihre Charaktere für eine kanadische Nation, die unaufgeregt, freundlich und rundum sozial versorgt ihr glückliches Dasein fristet. Ian Romano, Schlagzeug: Ein leicht verschrobener Weirdo, der der Liebe wegen nach Montreal umgesiedelt ist. Ian ist der Chefkoch einer kulinarisch anspruchsvollen Band, bufft gerne und verbringt seine Zeit am liebsten mit sich alleine. Daniel Romano, Gesang: Dan ist Dichter und Denker. Ein totaler Misanthrop, der mit sich selbst wenig anzufangen weiß, zumindest dann, wenn er keine Musik schreibt. Dan referiert gerne ausführlich darüber, wie sehr er sich selbst verabscheut. Spencer Burton, Gitarre: Auch Spencer wäre gerne mit sich selbst im Reinen, erstickt im Gegensatz zu Daniel die ihn plagenden Selbstzweifel aber nicht in einer Nikotinwolke. Seine freie Zeit verbringt er am liebsten mit
Nachdenken und der Suche nach der Antwort auf diese eine Frage: Warum?! Ian Kehoe, Bass: Er taucht manchmal monatelang ab, ohne dass einer der Bandkollegen weiß, wohin es ihn verschlagen hat. Das könnte daran liegen, dass er als einziges Bandmitglied so etwas wie einen großen Freundeskreis hat. Außerdem liebt Ian die Natur, wandert gerne und schaut Umweltdokumentationen. Heimat: myspace.com/attackinblack Auch gut: „Years (By One Thousand Fingertips)” – das neue Album von Attack In Black
Ladyhawk: “Unsere Lieblingsband aus Vancouver. Sie sind uns sehr ähnlich, was Einstellung und Humor angeht.“ Shotgun Jimmy: “Jimmy ist ein sehr guter Kumpel von uns, wir haben schon das eine oder andere Mal als seine Backingband fungiert. Er ist also so was wie unser fünftes Bandmitglied.” Constantines: „Eine ebenfalls exzellente Band, die derzeit ihr zehnjähriges Bandjubiläum feiert. Gemeinsam mit Constantines-Gitarrist Steve betreiben wir das Label ‘You’ve Changed Records‘.“
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MUSIK STORIES
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Das nahe der Niagarafälle gelegene Welland wird auch die „Stadt der Rosen“ genannt. Hier leben rund 50.000 Einwohner, so genannte „Wellander“. Weitere berühmte Stadtbewohner waren Playmate Tammy Plante und Chris Haney, eines der Masterminds hinter „Trivial Pursuit“.
THE WEAKERTHANS Die Hassliebe zu ihrer Heimatstadt Winnipeg ist bei The Weakerthans tief in die Diskographie eingeschrieben. Aber weil sie stets um Rehabilitation bemüht sind, haben John K. Samson und seine Kumpels ihr Livealbum in ihrer Hood aufgenommen und Manitobas Hauptstadt so ein kleines, popkulturelles Denkmal gesetzt. ‘Live At The Burton Cummings Theatre‘ bietet einen Überblick über die mittlerweile 13 Jahre andauernde Karriere der Weakerthans und enthält natürlich auch eine Version von „One Great City!“, jenem Lied, das John K. Samsons etwas angestrengtes Verhältnis zu seiner Heimat wohl am plakativsten zusammenfasst. „Winnipeg ist ein angenehmer Wohnort, aber wenn wir hier spielen, ist das für mich immer noch eine Ausnahmesituation. Selbst nach 13 Jahren werde ich unglaublich nervös, wenn ein Winnipeg-Konzert ansteht. Ich weiß nicht genau warum das so ist. Aber speziell das Konzert, das wir für das Album aufgenommen haben, war sehr schön und das Publikum war wirklich toll“, berichtet John Samson erleichtert und kann so befreit über die eigentlich tiefe Verbundenheit zu seinem Wohnort sprechen. Samson und seine Weakerthans dürften nicht unerheblich zur alternativen Lebensqualität in Winnipeg beigetragen haben. Gemeinsam mit Propagandhis ‘G7 Welcoming Comittee‘-Label und dem Szenetreff ‘Mondragon Café‘ bildet Samsons Verlag ‘Arbeiter Ring Publishing‘ das Herzstück einer engagierten linken Szene, die sich in den Neunzigern im
John K. Samsons Guide to Canada: „Kanada ist so riesig, dass es kaum Gemeinsamkeiten unter seinen Bewohnern gibt. Beim Sport kommen wir allerdings ziemlich zusammen. Curling ist der Hit bei der Landbevölkerung und Eishockey ist die landesweite Ersatzreligion.“
Die kommen, die Platten Neue Musik aus Kanada
Sum41: Das Punk-Quartett um Frontmann Deryck Whibley veröffentlicht Ende Juli das neue, noch unbetitelte fünfte Album. Einen ersten Vorgeschmack auf die neuen Songs gab es neulich im Rahmen der Extreme Playgrounds in Duisburg. Danko Jones: Der hart rockende und beim ersten Date alles umlegende Danko operiert auf seinem neuen Werk „Under The Belt“. Was es da zu sehen gibt, erfahrt ihr in der Juni-Ausgabe. Hot Hot Heat: Auch das kanadische Quartett um Lockenkopf und Sänger Steve Bays lässt Neues von sich hören. „Future Breeds“ erscheint im Juni über das kanadische Indie-Label ‘Dine Alone Records‘.
historischen „exchange district“ der Stadt etablierte und bis heute nach alternativen ökonomischen Regeln („Parecon“) und auf der Basis von allgemeiner Teilhabe operiert. Trotz aller systemkritischen Anflüge gerät John ins Schwärmen: „Winnipeg ist der Ort, an dem ich mich definitiv am wohlsten fühle. Die Leute hier lassen dich du selbst sein. Wenn ich hier einen Verlag aufmache, auch wenn ich keine Ahnung davon habe, und erzähle, dass ich jetzt Verleger bin, glaubt man mir das.“ Heimat: theweakerthans.org
Propagandhi: Bevor sich John K. Samson voll den Weakerthans widmete, war er Bassist der Polit-Punker Propagandhi und nahm mit ihnen das tolle Album „How To Clean Everything“ auf.
Der Name der Stadt bedeutet in der Sprache der lokalen Cree-Indianer „schlammiges Wasser“. Winnipeg zählt 633.000 Einwohner und ist Hauptstadt der kanadischen Provinz Manitoba. Darüber hinaus ist die Stadt eine der kältesten der Welt. In fünf Monaten des Jahres liegen hier die Durchschnittstemperaturen unter dem Gefrierpunkt.
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REISEFÜHRER
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ÜHRER F E IS E R L L O 'R 'N K C RO ONTREAL ch M Mit WINTERSLEEP na
Montreal, die Stadt der vielen Brücken, die franko-kanadische Metropole mit den besten Indie-Bands außerhalb des Vereinigten Königreichs und smart erwählte Heimat von Wintersleep, einer ins bilinguale Exil geflüchteten Band aus Halifax. Wir baten Sänger Paul Murphy um seinen ganz persönlichen Rundgang durch „Mo'realle“, die Perle Québecs. Paul, beherrschst du französisch perfekt oder gerade gut genug, um in Montreal über die Runden zu kommen? Ich spreche nicht wirklich gut französisch, aber einkaufen oder im Restaurant mein Essen bestellen funktioniert problemlos. Montreal ist - zumindest in seinem Zentrum - tatsächlich weitgehend zweisprachig. Die meisten Franko-Kanadier verstehen zumindest Englisch, auch wenn es nicht alle sprechen können oder wollen. Zu welcher Jahreszeit sollte man Montreal einen Besuch abstatten? Definitiv im Herbst, wenn die Blätter fallen, oder im Frühling. Im Sommer ist es viel zu heiß und viel zu schwül. Im Winter kann man bei Temperaturen von minus 30 bis minus 40 Grad schon mal zu viel bekommen. Allerdings gibt's dafür so viel Schnee, dass man mehrere Monate am Stück Skifahren kann: Die Laurentischen Berge sind keine Autostunde entfernt. Wenn man nicht so sportlich ist und lieber die Nacht zum Tag macht, wo geht man hin? Erster Anlaufpunkt ist dabei sicher das „Sala Rosa“ (4848 St-Laurent), hier spielen regelmäßig großartige Bands. Am Wochenende zum Bersten gefüllt ist seit Jahrzehnten das „Foufounes Electriques“ (87 Rue Sainte-Catherine Est), ein Indie/Rock-Club für die jungen Wilden. Wer lieber Kaffee als Bier trinkt, sollte ins „Café Italia“ (6840 St-Laurent) gehen, direkt in Little Italy. Hier in der Gegend um St-Laurent gibt es auch die besten Platten- und Klamottenläden. Und wenn man bei seinem Streifzug Hunger bekommt, wo kann man gut und günstig essen?
Zum Beispiel in der „Cuisine Caraïbe Delite“ (4816 Avenue Du Parc), einem Familienbetrieb mit französisch-guyanischer Küche und dem besten Hühnchen der Stadt. Auch lecker schmeckt es im „Rumi“ (5198 Rue Hutchison), einem libanesischen Imbiss, oder „La Chilenita“ (152 Rue Napoleon), einem chilenischen Restaurant mit fantastischen Empanadas. Überhaupt gibt es in Montreal viele dieser kleinen, niedlichen Restaurants, die seit Generationen in Familienbesitz sind und traditionelle Gerichte anbieten. Gibt es in Montreal ein Fleckchen, das in erster Linie die Einheimischen kennen und mögen? Ein Ort, der normalerweise NICHT im Reiseführer steht? Spontan fällt mir da nichts ein, aber was jeder Besucher sehen sollte, ist der Mont Royal - ein riesiger Berg, mitten in der Stadt! Dort kann man sogar wandern gehen, außerdem hat man einen atemberaubenden Ausblick. Etwas außerhalb liegt der amüsante Freizeitpark „La Ronde“ (22 Chemin MacDonald, Ile Sainte-Hélène) mit dem „Goliath“, einer pfeilschnellen Achterbahn.
Gibt es etwas, das man in Montreal lieber nicht tun oder sagen sollte? Man sollte vermeiden, das Wort „tabernacle“ zu verwenden, denn im Französischen ist „tabernac“ eines der härtesten Schimpfworte, die es gibt. Das kann schon mal zu Missverständnissen führen... Heimat: wintersleep.com Auch gut: „New Inheritors“ – das neue Album von Wintersleep Alle Texte: Timo Richard, Flo Hayler Fotos „Wissenswertes“: Nagel
Wolf Parade: Angefixt von Arcade Fire und Modest Mouse sind Wolf Parade mittlerweile bei ’Sub Pop’ unter Vertrag und eines DER kanadischen Aushängeschilder in Sachen experimenteller Indie-Rock. Land Of Talk: Das Indie-Pop-Trio um Sängerin/ Gitarristin Elizabeth Powell veröffentlichte vor zwei Jahren sein Debüt „Some Are Lakes“ über ’Saddle Creek’. Der Nachfolger wird für Ende dieses Jahres erwartet.
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Auch irgendwie glücklich: Jamie Lidell aus New York.
Jamie Lidell Happy End inklusive
Wenn es um das Motown-Erbe geht, stand Jamie Lidell bisher ganz oben auf der Liste. Mit ‘Compass’ navigiert sich der Exil-Brite nun aus der Soul-Disco wieder in unwegsameres Gelände. Die letzten Jahre waren unruhig für Jamie Lidell. Er führte das Leben eines Nomaden, wohnte zwischen seinen Auftritten erst in Berlin, anschließend in Paris. Im Februar 2009 zog er schließlich nach New York und machte, was man eben so macht, wenn man neu ist. Tourist spielen. Pizza essen. Möbel kaufen. Sich wohl fühlen. Loslassen. Doch als sein ehemaliger Tourkollege Beck plötzlich anruft und fragt, ob sie nicht zusammen ein neues Album aufnehmen wollen, ist erst mal Schluss mit dem Lotterleben. Seit der Veröffentlichung seines Debütalbums ‘Muddlin Gear’, das Lidell vor Beginn des Jahrtausends in Eigenregie produzierte, versammelt der Sänger grundsätzlich eine Schar „motivierender und beratender“ Helfer um sich. Bei den letzten beiden Alben gehörten Gonzales und Mocky zu seinen prominenten Unterstützern, diesmal waren es vor allem Beck, Feist und Chris Taylor von Grizzly Bear, die kreative Hilfestellung leisteten. „Trotzdem fühlt es sich wie mein Album an“, betont Lidell. „Sogar mehr als alle bisherigen.“ Was zum einen daran liegt, dass er als mittelschwerer Kontrollfreak - wie er selbst sagt - jeden Entstehungsschritt von ‘Compass’ nahezu pedantisch überwacht hat. Zum anderen, weil sich in den letzten Jahren jede Menge emotionaler Ballast angesammelt hatte, der verarbeitet werden musste und nun in den Songs seines vierten Studiowerks verankert ist. „’Jim’ stand eher für den Orangesaft am Morgen, während ‘Compass‘ eher schmeckt wie eine gewagte Kombination aus Kaviar, Eiern und irgendetwas Saurem“, bemüht Jamie den kulinarischen Vergleich seiner letzten und aktuellen Veröffentlichung. „Das ist vielleicht nicht unbedingt das, worauf man morgens Appetit hat. Aber eben das, was das Leben für dich bereit hält und du musst damit klar kommen.“ Dabei ist ‘Compass’ alles andere als schwer verdauliche Kost. Nur wer sich an den munteren und optimistischen Soul-Sound des Vorgängers gewöhnt hatte, wird kurz schlucken müssen. Die Spuren des Detroit-Sounds sind noch immer zu hören, doch vermischen sie sich auf ‘Compass’ mit den elektronischen Wagnissen, die Lidell noch verstärkt am Anfang seiner Karriere unternahm. Jetzt, da er seinen Ruhepol in der Großstadt gefunden hat, begibt er sich wieder auf klangliche Entdeckungsreise. „Du machst eine Menge durch, wenn du ‘Compass’ hörst“, resümiert er. „Es geht auf und ab. Aber am Ziel erwartet dich ein Happy End.“ Text: Ina Göritz Foto: Erik Weiss Heimat: jamielidell.com
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The Hold Steady
Vor dem Himmel ist Jahrmarkt Dank ihres einzigartigen Sounds aus Indie, Blues und Pub-Rock wurden Brummkreisel Craig Finn und seine Männer zur Lieblingsband der Generation Nido, denen auch das neue Album ‘Heaven Is Whenever‘ reinlaufen dürfte wie Milumil. Wir trafen Finn in seiner Heimat Brooklyn auf einen Kaffee. Beruhigend zu wissen, dass es auch ohne Hype und Titelblätter funktioniert. Die Mitglieder von The Hold Steady sind nach ihren völlig erfolglosen Twens und aus reiner Ermangelung an beruflichen Alternativen noch einmal das Wagnis des Bandlebens eingegangen – das erfordert doppelt Fitness. „Nicht viel“, sei er heute gerannt, erklärt Finn. „Nur drei bis vier Meilen.“ Seine tägliche Dosis Sport ist für den fast lasterbefreiten Gelegenheitskiffer die neue Lieblingsbeschäftigung, es sei denn, er ist auf Tour. Kurz an die Gewichte, ein paar Runden auf dem Laufband, „und schon weht im Kopf ein frischer Wind“, erklärt der 38-Jährige Fan der Minnesota Twins, jenes Baseball-Teams, von dem er mehr Trikots im Schrank hat als Unterhosen. Eine frische Brise weht auch durch ‘Heaven Is Whenever‘, das neue Album von The Hold Steady, die sich mit vier Alben und Hits wie ‘Constructive Summer‘ nicht nur eine loyale Anhängerschar erspielten, sondern auch so etwas wie ihr eigenes Genre kreiert haben: Mit ihrem Piano durchtränkten Mix aus hemdsärmeligem Classic-Rock, Folk und herzergreifenden Texten begeistert die Band nicht nur die Fraktion 30 Plus, sondern streifen auch das Radar der Blog gesteuerten Indie-Mischpoke. Garanten für das harmonische Miteinander der Generationen sind nicht zuletzt Finns ausgeprägte Beobachtungsgabe, sein Erinnerungsvermögen, sein Sinn für Humor und die daraus resultierenden Miniromane, aus denen er seine Texte speist. Außer-
Besser spät als nie: Craig Finn und Tad Kubler (The Hold Steady) aus Brooklyn.
dem ist der Gute trotz fortgeschrittenen Alters noch immer viel unterwegs, checkt aktuelle Trends und Bands, kennt die besten Kneipen und hat einen über Jahre gereiften Freundeskreis, was seinen Songs die nötige Authentizität und Aura des wahren Lebens verabreicht. Unter anderem. Denn da ist noch etwas, das sich wie ein roter Faden durch Finns Leben und durch die Musik von The Hold Steady schlängelt: Religion. Aufgewachsen in einer streng gläubigen Familie und als Absolvent einer katholischen Universität entwickelte Finn nicht nur einen sehr kritischen Blick auf die Institution Kirche, sondern auch seine ganz eigenen Theorien: „Ich war wirklich oft beim Gottesdienst, und wenn man dort etwas hat, dann die Zeit zum Nachdenken. Vieles von dem, was mir erzählt wurde, erschien
Finalisten: The Films
Jägermeister Rock:Liga Das große Finale in Berlin
Die Silbermedaille bekommt der erste Verlierer. Stimmt irgendwie. Deshalb ist es auch wichtig, dass ihr am 29. Mai beim Finale der Jägermeister Rock:Liga körperlichen Großeinsatz zeigt, um euren Favoriten zum Sieg zu jubeln. Ihr habt folgende Auswahlmöglichkeiten: The Films kommen aus dem beschaulichen USBundesstaat South Carolina und spielen sommer-
warmen, melodiösen Indie-Rock mit Schunkelgarantie. Wer an diesem Abend ein Mädchen bezirzen
mir zu absurd, um es zu glauben. Anderes leuchtete mir ein, die zehn Gebote zum Beispiel. Nicht stehlen, nicht töten, einander respektieren, solche Dinge. Vergeben können.“ Einer seiner Gedanken wurde so auch zum programmatischen Titel des neuen Albums: ‘Heaven Is Whenever‘ – frei zu übersetzen mit ‘Der Weg ist das Ziel‘: „Der Himmel wird im christlichen Glauben immer mit Erlösung in Verbindung gebracht, quasi als Belohnung für das harte, arbeitsreiche Leben. Ich sehe das umgekehrt: Für mich ist der Weg bereits Entschädigung genug. Freude im Hier und Jetzt zu empfinden, darum geht es ich kann mir im Moment nichts Schöneres vorstellen, als diese Tasse schwarzen Kaffee zu trinken…“ Text: Flo Hayler Foto: Erik Weiss Heimat: theholdsteady.net
möchte, sollte sich an diese Herren halten. Bei Hot Hot Heat geht es Post-punkiger und abgeklärter zu. Das mag auch an ihrer Konzerterfahrung liegen, schließlich hatten die Kanadier mit Songs wie „Bandages“, „Talk To Me, Dance With Me“ und „Goodnight Goodnight“ schon echte Indie-DiscoHits. Für den erfrischendsten Sound wird an diesem Abend das englische Synth-Pop-Ensemble Does It Offend You, Yeah? leider nicht mehr sorgen. Aufgrund einer kurzfristigen Absage, wurden sie allerdings durch die nicht minder großartigen Hadouken ersetzt. Die Kapelle, die den lautesten Applaus einfährt, wird Jägermeister. Einlass im Berliner Kesselhaus ist um 19.00 Uhr. Doch der Zutritt wird euch nur ab 18 Jahren gewährt. Tickets gibt es zum Vorverkaufspreis von zehn Euro an allen bekannten Konzertkassen, alle weiteren Infos im Netz: myspace.com/rockliga.
Jägermeister Rock:Liga DAS Finale The Films, Hot Hot Heat, Hadouken 29.5. Berlin – Kesselhaus * Einlass: 19.00 Uhr
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Geschüttelt, nicht gerührt: Marina Lambrini Diamandis.
Marina & The Diamonds Pop against the machine
Ein neues Jahr, ein neuer Hype! Nachdem man in England vor ein paar Jahren entdeckt hat, dass hübsche junge Frauen genauso gut (und erfolgreich) Musik machen können wie unrasierte Jungs in Vierergrüppchen, werden nun im Jahrestakt die Mädchen durch die Pop-Manege gejagt. 2009 waren es La Roux, Little Boots und Florence & The Machine, die die HypeMaschine am Laufen hielten, aktuell sind es Ellie Goulding oder eben Marina & The Diamonds. Natürlich weiß Marina – 24 Jahre alt, Waliserin mit griechischen Wurzeln und den angehängten Diamanten zum Trotz Solokünstlerin – dass all das Getue um Brit Awards und hymnische Blog-Besprechungen wenig mehr als ein Spiel ist, dem man nicht allzu viel Bedeutung beimessen sollte: „Letztes Jahr hat sich doch bei einigen Kolleginnen gezeigt, dass all diese Vorschusslorbeeren überhaupt nichts darüber aussagen, ob man am Ende auch wirklich erfolgreich ist. Aber ich bin trotzdem froh, dass Florence und die anderen schon vor mir dran waren. Denn so konnte ich mir ein bisschen abgucken, was man tun und was besser lassen sollte.“ Nicht, dass Marina - die musikalisch weder so rockig wie Florence And The Machine noch so retro-elektronisch wie La Roux daherkommt, sondern mit ihren augenzwinkernd-humorvollen Songs eher zwischen Cyndi Lauper, PJ Harvey und einer frühen Madonna einzuordnen ist - erst über
die Fallen der Pop-Branche aufgeklärt werden musste: „Ich habe zwar über zehn Jahre davon geträumt, Popstar zu werden, aber ich hatte trotzdem immer einen ziemlich zynischen Blick auf das Geschäft. Deswegen war ich mir eigentlich auch sicher, dass ich erst ein paar Jahre in einer gecasteten Girlgroup durchhalten müsste, bevor ich musikalisch mein eigenes Ding machen kann.“ Hype sei Dank ist dieser trostlose Umweg nun längst nicht mehr nötig. Zumindest wenn auch alle mitkriegen, dass die Lorbeeren für Marina & The Diamonds tatsächlich alles andere als voreilig gewesen sind. Text: Patrick Heidmann Foto: Erik Weiss Heimat: marinaandthediamonds.com
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und dem Widmen gemeinnütziger Projekte (Aaron und Bryce) traf sich das Freundeskollektiv in Aarons frisch zum Studio umgebauten Garage in Brooklyn, um dort die getrennt voneinander komponierten Elemente Musik (Band) und Text (Berninger) aufeinander los zu lassen. Sowas kann schief gehen, im Falle von The National hat sich diese Arbeitsweise aber bewährt, denn: „Wir können uns aufeinander verlassen“, weiß Aaron. „Manche Lyrics zu den neuen Stücke habe ich erst am Tag der Demo-Aufnahme gehört, ‘Little Faith‘ zum Beispiel. Glücklicherweise waren wir alle völlig begeistert von Matts Arbeit. Seine Texte haben die Musik perfekt ergänzt.” Dabei sind The National auch das ein oder andere Wagnis eingegangen, ganz bewusst und ohne lange zu zögern: „Eines meiner Hauptanliegen für ‘High Violet‘ war, der Melodie mehr Platz einzuräumen und ihr mindestens genauso viel Beachtung zu schenken wie den Texten“, erklärt Berninger. „Die Band hat das zunächst gar nicht bemerkt, aber ich singe teilweise eine ganze Oktave höher als zuvor, was für unseren Sound zwar kein Risiko, aber doch eine deutliche Wandlung darstellt. Bei manchen Songs gab’s zwar prompt das Veto seitens der Jungs, aber ich konnte mich schließlich durchsetzen. Ich denke, das hat das Album bereichert.” Berningers Texte, inspiriert von seiner Hassliebe zu New York und dem Leben auf engstem Raum, der Sehnsucht nach der Ruhe auf dem Land, dem mit seiner Vaterschaft einhergehenden neuen Verhältnis zu Arbeit, Bedürfnissen, Prioritäten oder Zeit, führte zu einem deutlichen Wechsel der Perspektive: „Ich denke heute eher mittel- oder gar langfristig“, erklärt Berninger. „Mein Horizont ist einfach größer, breiter, globaler geworden. Es ist viel weniger Resignation auf diesem Album als noch auf ’Boxer‘, weniger Apathie. Einfach weil ich festgestellt habe, dass meine heutigen Entscheidungen das Leben meiner Tochter nachhaltig beeinflussen. Es ist nicht mehr meine Welt, es ist ihre. Und die gilt es zu bewahren.” Und so erschuf Berninger schöne und bizarre Szenarien, die den Hörer in eine fremde, bunte Welt entführen. Ein narratives Talent, das nicht viele Musiker besitzen: „Ich schreibe keine Gedichte, ich schreibe die Lyrics zur Musik“ sagt Matt. „Ich bilde mir nicht ein, der Verfasser von Jahrhunderts-Lyrik zu sein. So groß ist mein Ego dann doch nicht“, lacht der Sänger.
The National
Aaron Dessner & Matt Berninger, Berlin 2010.
Ewige Liebe
Man muss nicht aus New York stammen, um für The National patriotische Gefühle zu hegen. Auch muss man weder lichtscheu, melancholisch oder nah am Wasser gebaut sein, um sein Herz an Frontmann Matt Berninger zu verlieren. The National kriegen jeden, der Hymnen wie ‘Fake Empire‘ oder ‘Mistaken For Strangers‘ ins Hirn injiziert bekam – bewusst oder unbewusst. Fakt ist: Diese Band macht süchtig. Auch die Songs des neuen The National-Albums ‘High Violet‘ entfalten bereits bei der ersten Berührung diesen magischen und unwiderstehlichen Sog, für den bei den Vorgängeralben ‘Alligator‘ und ‘Boxer‘ noch mehrere Durchläufe vonnöten waren. Berninger und seine Mannschaft aus den
Brüderpaaren Dessner (Aaron, Bass und Bryce, Schlagzeug) und Devendorf (Bryan und Scott, beide Gitarre) haben ‘High Violet‘ auf sofortige Wirkung komponiert und schlagen ihr grau-schwarz getöntes Zelt diesmal im Pop-Camp auf. Nach einer kurzen, babybedingten Auszeit (Berninger)
Trotz des Perspektivwechsels und neu gefühlter Verantwortung lassen Stücke wie ‘Terrible Love‘ oder ‘Afraid Of Everyone‘ noch immer eine todtraurige, zerbrechliche Seele hinter den Texten vermuten. Während sich instabile Gemüter in solchen Phasen das Leben schwer machen, hat die Erfahrung Matt gelehrt, Depression und Traurigkeit als notwendiges Gefühl zu akzeptieren. So leuchtet es ein, dass ‘Sorrow‘, der vermeintlich traurigste Song der neuen Platte, wohl der positivste überhaupt ist: „Der Kummer fand mich als ich jung war und er siegte. Er wird bleiben. Vermutlich war meine Traurigkeit auch gleichzeitig eine Art Trost. Mit ‘I don’t want to get over you’ ist hier nicht unbedingt eine Person gemeint, sondern die Traurigkeit an sich. ‘Sorrow’ ist eine Huldigung an die Traurigkeit. Es ist ein Lovesong.” Ein Bekenntnis, das einem das Herz bricht. Interview: Marta Marszewski Heimat: americanmary.com
Foto: Patrick Wamsganz
CocoRosie
Die Welt mal anders „Wir denken in größeren Dimensionen“, behaupten CocoRosie und schicken mit ‘Grey Oceans’ ein Album ins Rennen, das das Glück im Verborgenen sucht. Dort, wo niemand sonst sein Unwesen treibt: In einer Fantasiewelt, geheimnisvoll und menschenfremd zugleich. Sie gelten als verschroben und nicht wenige sind der Meinung, dass Bianca und Sierra Casady aka CocoRosie einen ziemlichen Sprung in der Schüssel haben. Was daher rührt, dass die beiden Schwestern bereits zu Kindheitstagen einen anderen Weg als viele ihrer Zeitgenossen eingeschlagen haben. „Ich kann mich erinnern, wie ich im Kunstunterricht zum ersten Mal extrovertierte Persönlichkeiten kennen gelernt habe und es mochte, wie diese Menschen die Kunst nach außen trugen – nicht nur mit der Leinwand, mit ihrem ganzen Erscheinungsbild drückten sie sie aus“, erinnert sich Bianca. So ähnlich lässt sich auch die inzwischen siebenjährige Geschichte von CocoRosie zusammenfassen: Seltsame Klamotten, schräge Folk-Sounds, Kinderinstrumente und verworrene Interviews kennzeichnen eine Karriere, wie sie ungewöhnlicher kaum sein könnte. „Den meisten Menschen geht es im Umgang mit uns und unserer Musik nur darum, ihre Vorurteile zu stärken. Wenn ich jedoch weit entfernte Welten thematisiere, ist nicht Religion gemeint: Die bewusste Erweiterung des eigenen Horizonts ist das Essentielle dabei.“ Während Bianca mit aufgeplustertem Haar und zerschlissenem Grunge-Shirt die Bandphilosophie erklärt, betritt Schwesterherz Sierra zum ersten Mal den Interviewraum, winkt leise, drückt ihrer besseren Hälfte drei Karten in die Hand und verschwindet. Was diese bedeuten, darf niemand wissen, meint Bianca geheimnisvoll und will nun endlich über das neue, vierte CocoRosieAlbum ‘Grey Oceans’ sprechen: „Den Sound haben wir diesmal genauer ausdefiniert, weil niemand Interesse hatte, einem Genre wie ‘Freak-Folk‘ oder so gerecht zu werden. Im Gegensatz zu den vielen elektronischen Elementen sind die Texte sehr naturverbunden und beschäftigen sich mit… (lange Pause) …das sollte jeder für sich selbst herausfinden“, lächelt sie mysteriös. Vor allem ersterer Teil der Selbstanalyse stimmt: Mit ‘Grey Oceans’ versuchen sich CocoRosie an einem Spagat zwischen Folk, Pop und sanfter Elektronik und liefern damit den inoffiziellen Soundtrack zu ‘Alice Im Wunderland‘. Ansonsten bleibt alles anders. Text: Marcus Willfroth Heimat: cocorosie.com
Foto: Erik Weiss Nicht von hier: CocoRosie.
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FESTIVALS
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Bevor ihr euch ins diesjährige Festivalvergnügen stürzt, nehmt euch bitte folgende Tipps zu Herzen: Nicht am Hang oder nahe am Zaun zelten (spätestens nach zwölf Stunden werden diese Bereiche uringeflutet), den eigenen Iglu mit Fahne markieren (weil diese Scheißdinger sowieso alle gleich aussehen) und auch mal die Socken wechseln. Pro Festival könnt ihr hier 2x2 Tickets abstauben. Achtet dabei auf dieses Zeichen: (Name des Wunschfestivals an verlosung@sallys.net)
JAN DELAY
BLOOD RED SHOES
Deichbrand
16. bis 18.7. Am Seeflughafen Cuxhaven-Nordholz MUSICA DIABLO
Dockville
13. bis 15.8. Hamburg Wilhelmsburg Beim Dockville geht es nicht nur um Musik, sondern auch die holde Kunst. Zwischen modernen Skulpturen und dem alles durchdringenden Kreativgedanken spielen aber auch astreine Bands. So gut, so simpel. Line-Up: Slime, Mutter, Ezra Bang Bang & Hot Machine, Esben And The Witch, Frittenbude, Die Vögel, Graphic, Jupiter Jones, Bratze, Dead Kids, Cats On Fire, Die Rakede, Le Fly u.a.
Cuxhaven im Juli - was könnte schöner sein? Gefühlte 362 grautrübe Regentage im Jahr und nur vom 16. bis 18. Juli wird die Sonne brennen, wenn hier Mainstream und Indie aufeinandertreffen. Line-Up: Jan Delay & Disko No.1, Tocotronic, Papa Roach, Danko Jones, The Sounds, Blood Red Shoes, Bela B, Madsen, Heaven Shall Burn, Jochen Distelmeyer, Skindred, Ohrbooten, Itchy Poopzkid, An Horse, Livingston, Grossstadtgeflüster, Timid Tiger u.a.
VVK: 66 Euro, Infos: deichbrand.de
Reeperbahn Festival
23. bis 25.9. Hamburg Line-Up: Fehlfarben, Babylon Circus, Hans Unstern, Superpunk, Vierkanttretlager, Captain Planet u.a.
VVK: 59 Euro (inkl. Camping & Frühbucherrabatt), Infos: dockville.de
VVK: 59 Euro, Infos: reeperbahnfestival.com
Force Attack
30.7. bis 1.8. Klingendorf Line-Up: 44 Leningrad, Absturz, Berliner Weisse, Die Kassierer, Die Skeptiker, Discharge, Dritte Wahl, KrawallBrüder, Lokalmatadore, Mad Monks, Scarface, The Exploited, Towerblocks u.a.
Wilwarin
4. & 5.6. Ellerdorf
Bei all den großen Namen des Festivalsommers, setzt das Wilwarin in Ellerdorf einen Gegentrend und lockt mit den besten UndergroundPunk-, Elektro- und Indie-Bands.
VVK: 40 Euro inkl. Müllpfand Infos: forceattack.de NORDEN
Immergut
Line-Up: Bratze, Antitainment, Talco, Movits!, Orange Goblin, Egotronic, The Freeze, Jaya The Cat, Grossstadtgeflüster, Musica Diablo, Mad Monks, Die Lichtung, Opa Novy God, Chairwalk, Power, Findus u.a.
28. & 29.5. Neustrelitz Line-Up: Mediengruppe Telekommander, An Horse, Arezu Weitholz, Bonaparte, Chikinki, Efterklang, Francesco Wilking, Heinz Strunk, Ja,Panik!, Jens Friebe, Talking To Turtles, Tokyo Police Club u.a.
VVK: 35 Euro, Infos: wilwarin.de
VVK: 44,50 Euro, Infos: immergutrocken.de
Wacken Open Air 5. bis 7.8. Wacken
Line-Up: Alice Cooper, Iron Maiden, Slayer, Mötley Crüe, Cannibal Corpse, Edguy, Anvil, Gojira, Amorphis, Atrocity, Die Kassierer, Fear Factory, Stratovarius, Tyr, W.A.S.P., Arch Enemy, Caliban, Ektomorf, End Of Green, Equilibrium, Grave Digger, Immortal, Letzte Instanz, Primal Fear, Smoke Blow, Tiamat, Voivod, Endstille u.a.
Hurricane Southside
18. Bis 20.6. Neuhausen Ob Eck, Flugplatz
VVK: 120 Euro, Infos: wacken.com
M'Era Luna Omas Teich
30. & 31.7. Grossefehn Line-Up: Kettcar, Johnossi, Beat!Beat!Beat!, The Busters, Captain Planet, Friska Viljor, Frittenbude, Jupiter Jones, Long Distance Calling, Nada Surf, Scumbucket, Trip Fontaine u.a.
VVK: 55 Euro, Infos: omas-teich.de
BEATSTEAKS
18. bis 20.6. ScheeSSel
7. & 8.8. Hildesheim Line-Up: Placebo, The Sisters Of Mercy, In Extremo, Unheilig, Nitzer Ebb, Skinny Puppy, Laibach, The 69 Eyes, Saltatio Mortis, Combichrist, Crematory, Zeraphine, Das Ich u.a.
VVK: 79 Euro inkl. Müllpfand Infos: meraluna.de
Line-Up: The Strokes, Beatsteaks, Billy Talent, Jack Johnson, Mando Diao, The Prodigy, Massive Attack, Stone Temple Pilots, Dropkick Murphys, Faithless, Deichkind, Vampire Weekend, Element Of Crime, Madsen, LCD Soundsystem, Paramore, The Gaslight Anthem, Skunk Anansie, Danko Jones, Phoenix, White Lies, The XX, Shout Out Louds, Tegan & Sara, Deftones, La Roux, Dendemann, Jennifer Rostock, Hot Water Music, Florence And The Machine, The Temper Trap, Ignite, Donots, Enter Shikari,
Bonaparte, Moneybrother, Turbostaat, Band Of Skulls, The Get Up Kids u.a.
VVK: 120 Euro, Infos: hurricane.de bzw. southside.de
FETTES BROT
TURBOSTAAT
Open Flair
13. bis 15.8. Eschwege Einmal im Jahr wird Eschwege zum heißesten Fleckchen Erde der Republik. Wieso? Das seht ihr nachfolgend: Line-Up: Bad Religion, Bela B y Los Helmstedt, Fettes Brot, Jan Delay & Disko Nr.1, Papa Roach, Ska-P, The Gaslight Anthem, The Hives, Wir Sind Helden, Against Me!, Blood
Red Shoes, Broilers, Dúné, Monsters Of Liedermaching, No Use For A Name, Therapy?, Turbostaat, TOS, Skindred, Mad Caddies, Klee, Timid Tiger, Jochen Distelmeyer, 3 Feet Smaller, Götz Widmann, Lagwagon u.a. VVK: 68 Euro, Infos: open-flair.de
Rock Am Ring (ausverkauft!)
3. bis 6.6. Nürburgring, Eifel
Rock Im Park
3. bis 6.6. Nürnberg, Zeppelinfeld Line-Up: Kiss, Rage Against The Machine, Muse, Rammstein, Them Crooked Vultures, Jay-Z, 30 Seconds To Mars, Jan Delay & Disko No.1, Sportfreunde Stiller, Rise Against, Gossip, Motörhead, The Hives, Wolfmother, Editors, Slayer, Volbeat, Tocotronic, Bullet For My Valentine, Kasabian, Alice In Chains, Airbourne, Gogol Bordello, Bad Religion, Dizzee Rascal, Lamb Of God, As I Lay Dying, A Day To Remember, Hammerfall, Mastodon, Heaven Shall Burn, Die Sterne u.a.
SÜDEN
VVK: 250 Euro inkl. Müllpfand Infos: rock-am-ring.com, rock-im-park.com
Rocco Del Schlacko 13. & 14.8. Püttlingen
Line-Up: The Hives, Fettes Brot, Bad Religion, Wir Sind Helden, Bela B, The Gaslight Anthem, Donots, Blumentopf, Turbostaat, Timid Tiger, Skindred, We Were Promised Jetpacks, Monsters Of Liedermaching VVK: 44 Euro (ohne Camping) Infos: rocco-del-schlacko.de
MONSTERS OF LIEDERMACHING
Umsonst & DrauSSen
24.7. Lindau, Toskanapark Line-Up: Auletta, Civet, K.I.Z., Rivers Avenue, Ski's Countrytrash, The Dreadnoughts u.a. Eintritt frei! Infos: vaudeville.de
DANKO JONES
Vainstream Beastfest
2. & 3.7. Wiesbaden, Schlachthof-Gelände Line-Up: NOFX, Ska-P, A Day To Remember, Dank Jones, K.I.Z., Caliban, Devildriver, Alexisonfire, Skindred, Sondaschule, Bleeding Through, Callejon, Horse The Band u.a.
VVK: 25 Euro (Freitag), 44,90 Euro (Samstag), 69,50 Euro (Kombi), Infos: beastfest.de
Taubertal
13. bis 15. August Rothenburg Ob Der Tauber, Eiswiese Line-Up: The Hives, Bad Religion, Blood Red Shoes, Fettes Brot, Jan Delay & Disko Nr.1, Bela B, Blood Red Shoes, Friska Viljor, The Gaslight Anthem, The Hives, Kilians, Mad Caddies, Turbostaat, Timid Tiger, 3 Feet Smaller, Irie Revoltes, Emil Bulls, Livingston, Skunk Anansie u.a. VVK: 89 Euro, Infos: taubertal-festival.de
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FESTIVALS
FEVER RAY
unclesally*s magazine
Splash!
23. bis 25.7. Gräfenhainichen, Ferropolis Line-Up: Nas & Damian "Jr. Gong" Marley, Missy Elliott, Wu-Tang Clan, Kool Savas, Gentleman, Blumentopf, Boot Camp Click, Raekwon, Tech N9ne, IAM u.a. VVK: 96,50 Euro, Info: splash-festival.de
SPUTNIK Spring break 21. bis 23.5. POUCH (BEI Leipzig)
Berlin Festival
Open Air in Tempelhof 10. & 11.9. Berlin, Flughafen Tempelhof
Line-Up: The Prodigy, Fanta 4, Editors, Jan Delay, Boys Noize, Lexy & K-Paul, Ellen Allien, Turntablerocker, Jennifer Rostock, Tiefschwarz, Fritz Kalkbrenner, Hadouken! u.a. VVK: 37 Euro (1 Tages-Ticket), 69 (3-TageTicket), Infos: www.sputnik.de
SHOUT OUT LOUDS
Melt! Festival
16. bis 18.7. Gräfenhainichen, Ferropolis Das Festival der schönen Menschen und der stylischsten Kräne, die je einem Tagebau entwachsen sind. Die Kulisse ist grandios, die Klamotten der Besucher ebenfalls. Demnach lohnt sich ein Besuch des Festivals bereits vollends, wenn ihr nicht mal einen Blick in Richtung Bühne werft. Doch das wäre schade, denn in diesem Jahr haben sich mit Bands wie Yeasayer, Foals, Jamie T, Johnossi oder Shout Out Louds natürlich nur die frischesten Elektro-Babes und Indie-Hasen angekündigt, um drei Tage voller Tanz, Tanz und Tanz zu gewährleisten. Wenn schon drei Tage wach, dann hier.
Line-Up: Soulwax, Superpunk, Peaches, Port O'Brien, LCD Soundsystem, Caribou, Boys Noize, Fevert Ray, Atari Teenage Riot, 2Many DJs, Gonzales u.a. VVK: 59 Euro Infos: berlinfestival.de
Line-Up: Massive Attack, Blood Red Shoes, Shout Out Louds, Bonaparte, Tocotronic, Johnossi, Yeasayer, Jamie T., Kings Of Convenience, Die Sterne, Egotronic, Frittenbude, Get Well Soon, Jamie Lidell, Mike Snow, Markus Kavka, Delphic, Goldfrapp u.a. VVK: 74 Euro (2-Tageticket), 94 Euro (3-Tageticket), Infos: meltfestival.de
With Full Force
OSTEN
2. bis 4.7. Löbnitz, Flughafen Roitzschjora Line-Up: Slayer, Killswitch Engage, NOFX, Street Dogs, Sick Of It All, Fear Factory, Ektomorf, As I Lay Dying, Cannibal Corpse, Born From Pain, Bleeding Through, Broilers, Caliban, Heaven Shall Burn, The Bones, The Exploited, Toxpack, Walls Of Jericho u.a. VVK: 80 Euro, Infos: withfullforce.de
DÚNÉ Billy Talent
Highfield
20. bis 22.8. Leipzig, Störmthaler See in GroSSpösna
Itchy Poopzkid
Rocken Am Brocken
Brocken husten. Bei letzterem Gebrechen helfen euch gerne die Sanitäter über den Berg.
30. & 31.7. Elend
Line-Up: Itchy Poopzkid, Dúné, Gisbert zu Knyphausen, The World/Inferno, Friendship SocieAm Brocken kann man nicht nur auf den Spu- ty, Bratze, The Picturebooks, TOS u.a. ren Heinrich Heines wandern, sondern auch schön im Moshpit abhängen, mit der Friend- VVK: 27 Euro ship Society Brüderschaft trinken oder bunte Infos: rocken-am-brocken.de
unclesally*s T-Shirt-Tausch Blankziehen – aber (bitte) nur bis zur Gürtellinie. Wie in jedem Jahr wollen wir auch in diesem Sommer wieder eure Bauchmuskeln, Rettungsringe und knuffigen "Love handles" sehen. Auf drei Festivals rufen wir euch auf zum T-Shirt-Tausch. Ihr gebt uns euren durchgeschwitzten Lappen und wir schenken euch das beste, schönste, trendsicherste unclesally*s-Festivalshirt seit der Erfindung ebendieses. Beim Melt!, Open Flair und Highfield Festival habt ihr jeweils die Möglichkeit, eines dieser auf wenige Stück limitierten Unikate abzugreifen.
Da sind wir mal gespannt: Zum ersten Mal wird das Festival am Störmthaler See in Großpösna stattfinden. Trotz des Umzugs aus dem idyllischen Hohenfelden bleibt uns der romantische Seeblick so wie gewohnt erhalten. Auch das Line-Up kann sich - wie immer - blicken lassen: The Gaslight Anthem gehen momentan ja durch die Decke, beim Highfield gibt es eine der raren Gelegenheiten, die Super-Jersey-Boys live zu sehen. Außerdem kommen Placebo, Billy Talent, Blink-182, Fettes Brot und wir! Ja, auch in diesem Jahr heißt es "Auf die Plätze, fertig, los!" wenn wir euch bei unseren Highfield Games gegen die Bands antreten sehen wollen! Line-Up: Placebo, Blink-182, Billy Talent, Fettes Brot, Unheilig, NOFX, Wir Sind Helden, The Gaslight Anthem, Madsen, Gogol Bordello, Mad Caddies, Bela B y Los Helmstedt, Biffy Clyro, The Sounds, Jennifer Rostock, All Time Low, Revolverheld, The Asteroids Galaxy Tour, The 69 Eyes, Parkway Drive u.a. VVK: 109 Euro inkl. Müllpfand, Infos: highfield.de
Jägermeister Hochsitz
Mehr SpaSS ohne Bodenhaftung
Der Jägermeister Hochsitz schwebt wieder von Festival zu Festival. Erstmals in diesem Jahr werdet ihr am 22. und 23. Mai auf dem Sputnik Spring Break in den Genuss kommen, in 50 Metern Höhe eisgekühlte Mixgetränke schlürfen und dabei die Bands in luftiger Höhe ansehen zu können. Wer sich einen Drink über den Wolken genehmigen möchte, sollte sich vor Ort per SMS bewerben, die Plätze auf dem Hochsitz werden unter allen Teilnehmern verlost. Die Gewinner werden ebenfalls per SMS über ihre Fahrzeit benachrichtigt und dürfen jeweils zwei Freunde mit nach oben nehmen. Bewerbt euch heute schon bei uns mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net; Stichwort „Jägermeister Hochsitz“. Wir verlosen je zwei Tickets für das Sputnik Spring Break Festival, Rock Am Ring und das Southside Festival (Die Teilnahme ist ab 18 Jahren). Insgesamt könnt ihr auf den folgenden Festivals in den Genuss eines Jägermeister Höhenfluges kommen: Sputnik Spring Break: 22 & 23.5. Rock am Ring: 3.6. bis 6.6. Southside: 18.6. bis 20.6. With Full Force: 2.7. bis 4.7.
Nature One: 30.7. bis 1.8. Wacken: 4.8. bis 7.8. Highfield: 20.8. bis 22.8.
Telekom
Sorgt für das richtige Drumherum
So ein Wochenende im Freien kann schon mal ungemütlich werden. Als Hauptsponsor von Rock Am Ring sowie der Hurricane- und Highfield-Festivals sorgt sich Telekom um euer Wohl. So werdet ihr beispielsweise in der Telekom Area in der Fatboy-Lounge entspannen, an Kickertischen spielen, im Internet surfen oder euer Handy an der eigens eingerichteten Akkuladestation mit neuem Saft versorgen können. Ihr könnt also Mami beruhigen - es wird sich gut um euch gekümmert. Wer noch kein Ticket für das vom 3. bis 6. Juni stattfindende Rock Am Ring Festival besitzt, kann auf sallys. net zwei dieser wertvollen Papierstreifen gewinnen. Sie kommen im Übrigen im Paket mit einem Vivaz von Sony Ericsson, das unter anderem über ein 3,2-Zoll n HDFulltouch-Display sowie eine 8,1 MP Kamera verfügt. Ein toller Preis! Alle weiteren Infos zu den Festivals gibt's unter: telekom.de/young
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FESTIVALS
unclesally*s magazine
PAPA ROACH
HOT WATER MUSIC
GENTLEMAN
Serengeti
16. & 17.7. Schloss Holte-Stukenbrock
Vainstream Rockfest
26.6. Münster, Am Hawerkamp
Auch wenn der Name es zunächst vermuten lässt, hier tanzen keine afrikanischen Ureinwohner zu Rhythmen aus handgemachten Buschtrommeln. Vielmehr ist das Serengeti Festival in Ostwestfalen ein Treffpunkt für Freunde guter Rock-und Punk-Musik.
Line-Up: Alexisonfire, A Day To Remember, Danko Jones, Hot Water Music, K.I.Z., Madball, NOFX, Raised Fist, Ska-P, The Faceless, Unearth u.a. VVK: 40 Euro, Infos: vainstream.com
Line-Up: Papa Roach, Flogging Molly, Devildriver, Crowbar, H2O, Skindred, Itchy Poopzkid, Monsters Of Liedermaching u.a. VVK: 40 Euro, Infos: serengeti-festival.de
Asta Sommerfestival
16.6. Universität Paderborn Line-Up: Gentleman, Donots, Montreal, Monsters Of Liedermaching, Fertig,Los!, Beat!Beat!Beat!, The Picturebooks, The Von Duesz, Dukes Of Windsor u.a. VVK: 17 Euro, Infos: das-sommerfestival.de
Haldern Pop
Area4
Line-Up: Blood Red Shoes, Delphic, Efterklang, Mumford & Sons, Portugal.The Man, Sophie Hunger, Local Natives, Tallest Man On Earth u.a. VVK: 68 Euro, Infos: haldern-pop.de
Line-Up: Placebo, Blink-182, Frank Turner, Billy Talent, Queens Of The Stone Age, The Gaslight Anthem, Monster Magnet, Gogol Bordello, Bela B Y Los Helmstedt, Caliban, The Sounds, Donots, u.a. VVK: 99 Euro inkl. Müllpfand, Infos: area4.de
12. bis 14.8. Rees-Haldern
Devil Side
4.7. Essen, Campus Line-Up: Airbourne, New Model Army, Danko Jones, Sick Of It All, Fear Factory, Overkill, Devil Driver, Neaera, At The Farewell Party u.a. VVK: 39 Euro, Infos: devilside.de
20. bis 22.8. Lüdinghausen, Flugplatz Brokenberge
WESTEN
Rheinkultur
3.7. Bonn, Rheinaue Line-Up: Culcha Candela, Selig, No Use For A Name, Get Well Soon, Baddies, The Bronx, Kilians, Olli Schulz, Virginia Jetzt!, Dr. Motte, Six Nation, Montreal, The Casting Out u.a. Eintritt Frei! Infos: rheinkultur-festival.de
ROBYN
MUSE
1. bis 4.7. Roskilde, Dänemark
Jahr beehren euch nicht nur Prince, das amerikanische Multitalent mit dem Napoleoneffekt, sondern auch Bands wie Gorillaz, Muse, LCD Soundsystem, Patti Smith And Band, Kasabian und Them Crooked Vultures.
Der dänische Festivalklassiker mit grünem Daumen und altruistischem Hintergedanken. Auch in diesem Jahr steht das Roskilde in der altbewährten Tradition einer Non-Profit-Veranstaltung. Alle Einnahmen kommen dem Umweltschutz und karitativen Einrichtungen zugute. Das ist jetzt schon seit 1972 so, als viele von euch noch Quark im Schaufenster waren. Mit einem federleichten Gewissen feiert es sich auch 2010 viel besser. In diesem
Line-Up: Motörhead, Muse, Gorillaz, Prince, Them Crooked Vultures, Pavement, NOFX, Florence And The Machine, Alice In Chains, Beach House, Converge, Efterklang, Gallows, Japandroids, Kasabian, The Temper Trap, Tech N9NE, Wild Beasts, Robyn, The Kissaway Trail, Health, Ghost Society u.a. VVK: 225 Euro, Infos: roskilde-festival.dk
Roskilde
Glastonbury
23. & 27.6. Pilton, GroSSbritannien Line-Up: U2, Muse, Bruce Springsteen & The E Street Band, Sting, Foo Fighters, Fatboy Slim, Green Day, Radiohead, Coldplay, Kanye West, Pet Shop Boys, Bon Jovi, Florence And The Machine, Dizzie Rascal, Duran Duran, Dolly Parton, Pulp, Elbow, Chemical Brothers u.a. Ausverkauft, Infos: glastonburyfestivals.co.uk
Rockness
11. bis 13.6. Inverness, GroSSbritannien Line-Up: Fatboy Slim, Pendulum, The Strokes, Vampire Weekend, Friendly Fires, Enter Shikari, Leftfield, Ian Brown, Soulwax, Green Velvet, Blondie, Boysnoize, Club 75, u.a. VVK: 150 Euro, Infos: rockness.co.uk
Pinkpop
28. bis 30.5. Landgraaf, Holland Line-Up: Motörhead, The Prodigy, Green Day, Pixies, Wolfmother, Skunk Anasie, Editors, Mando Diao, John Mayer, Biffy Clyro, Kasabian, Epica, Paolo Nutini, The Opposites, Gossip, Danko Jones, Slash, Kate Nash, Pink, Gogol Bordello, Yeasayer u.a. VVK: 140 Euro (Festivalticket), 75 Euro (Tagesticket) Infos: pinkpop.nl
YEaSAYER
EXIT
8. bis 11.6. Novi Sad, Serbien, Petrovaradin Fortress Wer zum Festivalsommer das traute Heim verlassen möchte, sollte sich dieses Jahr mal in den osteuropäischen Raum vorwagen. Das „Exit Festival“ in Serbien dürfte besonders bei tanzwütigen Musikliebhabern für Begeisterungsstürme sorgen. Acts, wie Missy Elliott, Mika oder Pendulum garantieren auf jeden Fall durchtanzte Nächte. Line-Up: Missy Elliott, Mika, Placebo, Faith No More, LCD Soundsystem, Suicidal Tendencies, Bad Brains, David Guetta, Bonaparte, Yeasayer u.a. VVK: 130 Euro, Infos: exitfest.org
Greenfield
11. bis 13.6. Interlaken, Schweiz Line-Up: The Prodigy, HIM, Beatsteaks, The Hives, Unheilig, Porcupine Tree, Danko Jones, Wizo, Juliette Lewis, Subway To Sally, Eluveitie, Heaven Shall Burn, Hatebreed, Hot Water Music, The Used, The Dillinger Escape Plan, Donots, Mad Sin, Turbostaat, General Fiasco u.a. VVK: 140 Euro, Infos: greenfieldfestival.ch
EFTERKLANG
EUROPA
Nova Rock
11. bis 13.6. Nickelsdorf, Österreich, Line-Up: Green Day, Heaven & Hell, Beatsteaks, Slash, Slayer, Wolfmother, Kate Nash, Sportfreunde Stiller u.a. VVK: 120 Euro, Infos: novarock.at
FM4 Frequency
19. bis 21.8. St. Pölten, Österreich
Spot
20. bis 22.5. Aarhaus, Dänemark Die skandinavischen Hoffnungsträger, die Kapellen der Zukunft, fangen ganz klein in Jütland an. Doch auch einige bekanntere Bands und Künstler wie The Blue Van, Dúné, Miss Li, First Aid Kit und Efterklang werden euch hier die Ehre erweisen. Wir verschenken eine Tour für zwei Personen zum Spot Festival inklusive Anreise, zwei Festivalpässen. Schreibt hierzu einfach eine E-Mail an verlosung@sallys. net; Stichwort: Spot Festival. Line-Up: Dúné, Black City, FM Belfast, When Saints Go Machine, The Olympics, Before The Show, The Foreign Resort, Betting On The Mouse, The Rumour Said Fire u.a. VVK: 66,50 Euro, Infos: spotfestival.dk
Line-Up: Muse, Bad Religion, Die Toten Hosen, Massive Attack, Fettes Brot, 30 Seconds To Mars, The Specials, Element Of Crime, Tocotronic, La Roux, Skunk Anansie, Wir Sind Helden, Madsen, NOFX, Hot Chip, The Gaslight Anthem, Yeasayer, Zoot Woman, Shout Out Louds, The Asteroids Galaxy Tour u.a. VVK: 120 Euro inkl. Camping, Infos: frequency.at
Sziget
11. bis 16.8. Budapest, Ungarn, Obudai-Donauinsel Line-Up: Iron Maiden, Muse, Faithless, Papa Roach, The Hives, The Specials, Danko Jones, Gentleman & The Evolution, Infected Mushroom, Paradise Lost, Toy Dolls, Enter Shikari u.a. VVK: 140 Euro, Infos: szigetfest.de
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SO WAR’S
unclesally*s magazine
so war’s Shout Out Louds 25.3. Berlin - Astra
Die Shout Out Louds sind eine tolle LiveBand. So einfach ist das. Bewiesen haben sie das auf ihrer ausverkauften Deutschlandtour zur Genüge, zum Beispiel am 25. März im Berliner Astra-Kulturhaus. Natürlich hat sich das Indie-Ensemble, bei dem auch ehemalige Designstudenten an den Instrumenten stehen, schon bei der Dekoration nicht mit dem Gewöhnlichen zufrieden gegeben. Meterhohe Picasso-eske Bandporträts und eine atmosphärische rote Bühnenbeleuchtung passen natürlich wunderbar zum kreativen Anspruch und Gesamtkonzept der Kapelle. Mit „1999“, dem Opener ihres aktuellen Albums „Work“, eröffneten sie um kurz nach 22.00 Uhr die Show und setzten diese, sehr zur Freude ihres Publikums, im weiteren Verlauf auch mit altbekannten und heißgeliebten Hits wie „Please Please Please“, „Tonight I Have To Leave It“ und „The Comeback“ fort. Dennoch gaben die fünf auch sehr viel von ihrem neuen Material zum Besten und beendeten die Show nach etwa 80 Minuten in der Zugabenrunde mit einer wirk-
Foto: Sebastian Gabsch
lich grandiosen Darbietung ihrer Single „Walls“. Auch wenn man der Band die Nervosität, vor so einem großen Publikum zu spielen, an ihrer vornehmen Zurückhaltung anmerken konnte, blieb die Vorstellung perfekt, was zu großen Anteilen
auch Sänger Adam Olenius’ exzellenter Stimme sowie der Tatsache zu verdanken war, dass hier nicht nur eine Band, sondern eine echte Einheit auf der Bühne stand. Teamspieler eben.
KONZERTFOTOS OF DEATH Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys.net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:
A.F.I. 14.4. Hamburg – Große Freiheit 36 Geknipst von Deez: Geile Band und geile Lichtshow!
Adam Green 19.2. Köln - Gloria Geknipst von Rockswithholes:
Da kam Freude auf! Stagediving ohne Ende und jedes Mädchen, das schon immer Mal durch Adam Greens Haare wuscheln oder den Geschmack seines Schweißes probieren wollte, hatte im glorreichen Gloria genug Gelegenheiten dazu. Ach ja: Gesungen hat er auch ganz gut.
Muse 16.11.09 Köln – Lanxess Arena Geknipst von Nicked:
Gigantische Ausmaße für eine gigantische Band, da passte einfach alles (auch aus der Entfernung)!
Lostprophets 22.4. München – Theaterfabrik Geknipst von Ameliecaroline: Ohne Worte.
Kotzreiz 9.2. Berlin – Magnet Geknipst von MLandsmann:
„Berlin (Ich Trink Auf Dich)“ war der Song des Abends, voller Magnet-Club (noch an altem Standort) und super Stimmung.
I Heart Sharks 13.3. Hamburg – Prinzenbar Geknipst von Jynxx:
I Heart Sharks beim Play Winterfestival: Ein unvergesslicher Abend in bezaubernder Atmosphäre!
Turbostaat 17.12.09 Stuttgart - Kellerclub Geknipst von Mrs Neerg: Berauschend, wie immer. Ein Fest!
Donots 9.4. Krefeld – Kulturfabrik Geknipst von: Jacqueline Schugens
Die Donots haben wieder einmal ordentlich gerockt, wie man am durchgeschwitzten Ingo erkennen kann. Sehr geiles Konzert!
And So I Watch You From Afar 25.4. Aarhus – Train Geknipst von Biff: Ohne Worte
Black Box Revelation 22.2. Stuttgart - Zwö?lfzehn Geknipst von Marlen:
Selten eine Band mit solcher Hingabe gesehen. Dries an den Drums verga? alles um sich herum beim Spiel. Unbedingt weiter so!
Terror 10.3. Berlin – SO36 Geknipst von MLandsmann:
Bei der Rebellion Tour von The Setup, Cruel Hand, DB4D, Terror und Madball ist sowas gang und gäbe...
Jamie T. And The Pacemakers 19.2. Köln - Gebäude 9 Geknipst von Karl Hamacher:
Mit viel Elan und Publikumsnähe machte er seinen etwas mitgenommen-wirkenden Zustand wett, dickes Ding.
Mumford & Sons 14.4. Köln – E-Werk Geknipst von
Beatsteak611: Mein Güte, sind die abgegangen. Und lustig waren sie auch! Super Konzert!
NASHVILLE PUSSY 16.2. Hamburg - Hafenklang Geknipst von Lars:
Laut, heiß, schwitzig und wie immer HAMMERGEIL – so muss Rock’n’Roll sein!
In Fear And Faith 21.4. Berlin - Magnet Geknipst von Decode:
Am meistens heizten die Jungs das neue Magnet mit einem Cover von Coolios „Gangster’s Paradise“ ein. Überzeugt euch selber unter: http://www. youtube.com/LiveShotsBerlin
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PRÄSENTIERT
unclesally*s magazine
Foto: Ryan Russell
Präsentiert TOUR DES MONATS.
AGAINST ME!
Against Me! werden nicht nur in unserem Haus als feuchter PunkrockTraum gefeiert. Am 21. Mai melden sie sich mit ihrem Studioalbum „White Crosses“ zurück und kommen für vier Konzerttermine nach Deutschland. Warum ihr da hingeht? Weil Tom Gabel, Andrew Seward, James Bowman und Neu-Schlagzeuger George Rebelo nicht nur über die Hits, sondern auch den Esprit verfügen, der eine Live-Show zu dem macht, was sie der Grundidee nach auch sein sollte: Ungebremster Spaß! Sicher, es geht nicht ohne Beulen und Blessuren, aber wenn das Adrenalin erst einmal kickt, werdet ihr euch im wohligen Schweiße eures Nachbarn zu Songs wie „Cliché Guevara“, „From Her Lips To God’s Ears“, „Don’t Lose Touch“, „Stop“ und der neuen Single „I Was a Teenage Anarchist“ auf dem hohen C der Euphorie durchs Moshpit schaukeln.
Mit ihrem fünften Album „White Crosses“ schielen die vier schon mit einem Auge Richtung Stadion. An diesen vier Abenden kommt die Punkrock-Familie aber noch mal roh, rau und räumlich auf das Nötigste reduziert zusammen. Ganz so, wie es sein sollte.
AUF TOUR 24.5. München - 59:1 *** 25.5. Köln - Luxor *** 26.5. Hamburg - Logo *** 27.5. Berlin Festsaal Kreuzberg
Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an! Band Of Skulls
01.06. München - Atomic Café 02.06. Berlin - Comet 03.06. Köln - Gebäude 9 05.06. Hamburg - Molotow 06.06. Münster - Gleis 22 07.06. Heidelberg - Karlstorbahnhof
Beat!Beat!Beat!
AUF TOUR 1.5. Köln - Gloria *** 2.5. Heidelberg - Karlstorbahnhof *** 3.5. Frankfurt a.M. - Batschkapp *** 6.5. Stuttgart - Röhre *** 7.5. München - Backstage *** 8.5. Freiburg - Jazzhaus *** 9.5. Düsseldorf - Zakk *** 10.5. Saarbrücken - Garage *** 11.5. Würzburg - Posthalle *** 12.5. Berlin - Astra
10.05. Wiesbaden - Schlachthof 28.05. Hofheim - Jazzkeller 29.05. Karlsruhe - KOHI
LaBrassBanda
Broken Social Scene
Liars
01.05. Köln - Gebäude 9 02.05. Koblenz - Café Hahn 06.05. Hof - Bürgergesellschaft 08.05. Stuttgart - LKA Longhorn 19.05. Weimar - Köstritzer Spiegelzelt 21.05. Ulm - Ulmer Zelt 20.05. München - Feierwerk 21.05. Berlin - Volksbühne 22.05. Hamburg - Indra
Mikroboy
17.08. Frankfurt a.M. - Nachtleben 18.08. Leipzig - Conne Island 21.08. Erlangen - E-Werk
06.05. Eichstätt - Dasda 08.05. Trier - Ex-Haus 09.05. Hildesheim - Kulturfabrik 13.05. Frankfurt a.M. - Nachtleben 14.05. Halle - Objekt 5
Dum Dum Girls
Montreal
Delphic
Was ist denn so toll an dem? Der Typ weiß nicht nur, was er will, sondern auch, was er kann: Erst lässt er sich in aller Seelenruhe Kickermatte und Oliba stehen, dann macht er auch noch ein Album, das die ganze Welt umarmt - mit Nieten an den Handgelenken. Geht da außer mir noch wer hin? Aber hallo ballo. Dendemann macht RapMusik für die Metal-Fans ab unter 30 bis zu Punks ab 30 aufwärts. Gut was los bei dem. So wird’s enden: Ihr kauft am Tag nach dem Konzert ein Bonanza-Rad.
Findus
21.05. München - Atomic Café 22.05. Ulm - Schilli 23.05. Stuttgart - Keller 25.05. Wiesbaden - Schlachthof 27.05. Hamburg - Molotow 28.05. Hannover - Bei Chez Heinz 30.05. Düsseldorf - Zakk 19.05. Köln - Bürgerhaus Stollwerck 24.05. Berlin - Kesselhaus 24.06. München - Backstage 05.07. Frankfurt a.M. - Mousonturm 06.07. Hamburg - Uebel & Gefährlich
Dendemann
10.12. Hamburg - Color Line Arena 12.12. Hamburg - Color Line Arena 14.12. Kempten - Bigbox
21.05. Hamburg - Molotow 22.05. Berlin - West Germany 23.05. München - Theatron Arena
Fettes Brot
01.05. Bielefeld - Seidenstickerhalle 03.05. Stuttgart - Liederhalle-Beethoven-Saal 05.05. München - Zenith 06.05. Wiesbaden - Schlachthof 07.05. Dresden - Messe Dresden 08.05. Berlin - C-Halle 10.05. Hamburg - Große Freiheit 36 11.05. Hamburg - Große Freiheit 36 12.05. Hamburg - Große Freiheit 36 12.06. Köln - Lanxess Arena 04.12. Hannover - AWD Hall 05.12. Berlin - C-Halle 09.12. Kiel - Sparkassen-Arena
14.05. Ahlen - Schuhfabrik 15.05. Immenhausen - Akku
Nagel & Linus Volkmann 14.05. Braunschweig - B58 15.05. Bielefeld - Bunker Ulmenwall 16.05. Wiesbaden - Kreativfabrik 17.05. Nürnberg - MUZ 18.05. Stuttgart - Keller Klub 19.05. Reutlingen - FranzK 20.05. Saarbrücken - Garage 21.05. Augsburg - Ostwerk 22.05. Erfurt - Stadtgarten 23.05. Berlin - Admiralspalast
Ohrbooten
06.05. Erfurt - Gewerkschaftshaus 08.05. Mühlheim - Ringlokschuppen
09.05. Schweinfurt - Stattbahnhof 11.05. Erlangen - E-Werk 12.05. Heidelberg - Halle O2 14.05. Soest - Kulturhaus Alter Schlachthof 15.05. Aachen - Musikbunker 18.05. Marburg - KFZ 22.05. Konstanz - Kulturladen 23.05. Reutlingen - FranzK
The Films
Panteón Rococó
Tegan And Sara
25.05. Aachen - Musikbunker 26.05. Ulm - Ulmer Zelt 27.05. Bochum - Bahnhof Langendreer 28.05. Münster - Sputnikhalle 29.05. Hamburg - Millerntorstadion 30.05. Rostock - Mau Club 31.05. Berlin - SO36 01.06. Düsseldorf - Zakk 02.06. Reutlingen - FranzK 03.06. Jena - Kassablanca 07.06. Regensburg - Alte Mälzerei 08.06. Mannheim - Alte Feuerwache 10.06. Frankfurt a.M. - Batschkapp 12.06. Bonn - Pantheon Theater 13.06. Marburg - KFZ
28.05. Krefeld - KuFa 29.05. Berlin - Kesselhaus 30.05. Würzburg - Posthalle 20.06. Heidelberg - Karlstorbahnhof 21.06. Köln - Live Music Hall 21.06. Frankfurt a.M. - Mousonturm
Turbostaat
07.05. Bochum - Bahnhof Langendreer 08.05. Gießen - MUK 09.05. Erlangen - E-Werk 10.05. Wiesbaden - Schlachthof 12.05. Saarbrücken - Garage 13.05. Düsseldorf - Zakk 14.05. Leipzig - Conne Island 15.05. Berlin - Astra 16.05. Rostock - Mau Club
William Fitzsimmons
02.05. München - Werk
Smoke Blow
White Rabbits
31.05. Hamburg - Uebel & Gefährlich 01.06. Münster - Gleis 22 02.06. Dresden - Scheune 06.06. Offenbach - Hafen 2 07.06. Köln - Gebäude 9
Pennywise
19.06. Weinheim - Café Central
State Radio
04.05. Stuttgart - Kellerklub 05.05. Köln - Werkstatt 06.05. Hamburg - Knust 07.05. Lingen - Alter Schlachthof 11.05. Dortmund - FZW 13.05. Wiesbaden - Schlachthof 14.05. München - 59:1 16.05. Berlin - Maschinenhaus
The Almighty Defenders 15.05. Berlin - Festsaal Kreuzberg 18.05. Hamburg - Uebel & Gefährlich 24.05. Münster - Gleis 22
TURBOSTAAT
The Temper Trap
20.05. Rostock - Mau Club 24.05. Düsseldorf - Zakk 25.05. Frankfurt a.M. - Mousonturm 26.05. Hannover - Faust 27.05. Bremen - Lagerhaus 30.05. Erlangen - Marktlangentheater 31.05. München - Feierwerk 06.06. Stuttgart - Wagenhallen 07.06. Saarbrücken - Garage 08.06. Osnabrück - Lagerhalle 09.06. Heidelberg - Karlstorbahnhof
Phenomenal Handclap Band
Im Tourbus mit:
28.05. München - 59:1 29.05. Stuttgart - Keller Klub 31.05. Köln - Luxor 01.06. Berlin - Magnet
Zoot Woman
07.05. Köln - Bootshaus 08.05. Berlin - WMF Club 10.05. Leipzig - Zentraltheater 11.05. Dresden - Beatpol 12.05. München - Backstage
Rock’n’Roll Wrestling Bash 22.05. Hamburg - Knust 04.09. Braunschweig - Walhalla Skatehalle
Auf Tour rücken physische Prozesse in den Vordergrund, die im normalen Leben gerne „verdrängt“ werden. Die Verdauung zum Beispiel. Gitarrist Rotze weiß jetzt, dass diese bei Schweizer Zollkontrollen übel auf die Probe gestellt werden kann und er erklärt, wie man anderen durch gezielten Dickdarmeinsatz den Krieg erklärt. Was war die bislang gefährlichste Situation, der ihr auf Tour ausgesetzt wart? In der Schweiz sind wir gleich zweimal in drei Tagen verhaftet worden. Das erste Mal wollten wir ganz unbedarft über die Grenze fahren und - natürlich - wurden wir angehalten und kontrolliert. Der Zoll hat erst mal den Bus auf eine Hebebühne gepackt und komplett zerpflückt. Zwei von uns sind dann noch in eine Zelle eingesperrt worden und sollten sich bis auf die Unterhosen ausziehen. Das alles hat mehrere Stunden gedauert und wir mussten letztlich unser Konzert am Abend absagen. Gefunden hatten sie im Endeffekt nichts. Nur unsere Merchandise-Artikel mussten wir strafverzollen. Und beim zweiten Mal? Zwei Tage später sind Tobert und ich von der Polizei eingesammelt und des Ladendiebstahls bezichtigt worden. Dann gab es aber eine Gegenüberstellung mit der betroffenen Dame aus dem Bioladen und sie hat uns direkt entlastet. Was war euer bislang ekeligstes Tourerlebnis? In Köln haben wir mal mit so einer beschissenen schwedischen Kapelle gespielt. Die müssen vorher von irgendwem gehört haben, dass hier das Schlaraffenland für Bands sei und dann wurden sie stinksauer, weil sie nur als Vorband gebucht waren. Später haben sie sich tierisch besoffen und der Sänger hat ins Bett von unserem T-Shirt-Verkäufer geschissen. Danach wurde uns nicht mal Bescheid gesagt: „Hier, mir ist da irgendwie Kacke rausgerutscht.“ Die haben nur die Bettwäsche abgezogen, ins Treppenhaus geschmissen und sind abgehauen.
Black Rebel Motorcycle Club Was ist denn so toll an denen? Peter Hayes und Robert Levon Been haben sich mit Leah Shapiro eine neue Schlagzeugerin angelacht. Die ist nicht nur optisch eine Wucht, sondern haut auch gut rein. Geht da außer mir noch wer hin? Der BRMC hat vielleicht nicht so viele Mitglieder wie die Hells Angels oder Bayern München, dafür haben die Black Rebel-Kameraden aber ausnahmslos guten Geschmack. So wird’s enden: Mit einem BRMC-Patch am Rücken.
AUF TOUR 2.5. Hamburg - Markthalle *** 3.5. Köln - Essigfabrik *** 4.5. Berlin Postbahnhof *** 5.5. München - Backstage
Themenwechsel: Inwieweit hat das Tourleben Einfluss auf eure Ernährungsgewohnheiten? Früher waren wir alle mal Vegetarier und Veganer und so ein Käse. Da gab es Konzertabende, an denen wir beim Catering nur trockene Nudeln mit Toastbrot zur Auswahl hatten. Irgendwann haben wir dann kollektiv mit unseren Idealen gebrochen und alle wieder Fisch gegessen. Ein halbes Jahr lang waren wir sozusagen Pudding-Vegetarier, bis das mit dem Fleischessen komplett eingerissen ist. Jetzt greifen wir an der Raststätte wieder schön zur Bockwurst. Heimat: turbostaat.de Foto: Erik Weiss Auch gut: „Das Island Manöver“ - das neue Album von Turbostaat
Turbostaat auf Tour 7.5. Bochum - Bahnhof Langendreer *** 8.5. Gießen - MUK *** 9.5. Erlangen – E-Werk *** 10.5. Wiesbaden – Schlachthof *** 12.5. Saarbrücken – Garage *** 13.5. Düsseldorf – Zakk *** 14.5. Leipzig - Conne Island *** 15.5. Berlin – Astra Kulturhaus *** 16.5. Rostock - Mau Club
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BUCH UND MUSIK
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verdüsterte sich die Lage. Insbesondere nachdem Ferdinand Marcos 1972 das Kriegsrecht verhängte. Das erinnert an die schwachsinnige Argumentation mancher Leute, im Dritten Reich sei nicht alles schlecht gewesen: Hitler habe ja immerhin die Autobahnen gebaut! Oh ja, und manche Leute sagen über Mussolini, er habe dafür gesorgt, dass die Züge pünktlich fahren! Ich meine jedoch, dass alles immer etwas komplizierter ist, als man im ersten Moment annehmen möchte. Wir hätten gern eine Person, die entweder absolut gut oder böse ist. Tatsächlich ist wohl meistens irgendeine Mischform von beidem gegeben. Ich glaube, dass bei den Leuten, die sich zur Ausübung von Macht hingezogen fühlen, die Situation immer dann kippt, wenn sie die absolute Macht erhalten. Dann ist es unvermeidlich, dass die Dinge außer Kontrolle geraten. Absolut unvermeidlich? Offenbar kann niemand, der die absolute Kontrolle innehat, dem Missbrauch der Macht widerstehen. Denk zum Beispiel an die Skandale von Abu Ghraib und Guantanamo. Die Bush-Regierung sprach in Bezug auf die misshandelnden Soldaten von „faulen Äpfeln“. Aber diese Soldaten waren „normale Äpfel“, die man mit einer Situation konfrontiert hatte, in der die übelsten Eigenschaften eines Menschen zu Tage treten. Es ist so, als ob man ihnen eine Tür geöffnet hätte: „Jetzt darfst du dir alles erlauben! Du bist in jedem Fall entschuldigt!“ Und es scheint so zu sein, dass nur die wenigsten Menschen so einer Situation widerstehen können.
DAVID BYRNE Tanz den Mussolini!
Interessantes Projekt: David Byrne.
Imelda Marcos war die berüchtigte First Lady des philippinischen Despoten Ferdinand Marcos, der zwischen 1965 und 1986 über den Inselstaat herrschte. Man erinnert sich vor allem an die glamourösen Auftritte der ehemaligen Schönheitskönigin auf der Weltbühne, an ihr ausschweifendes Leben auf Kosten der philippinischen Bevölkerung und ihren Schuhfetischismus. Wer außer einem David Byrne könnte verrückt genug sein, sich eine Art Musiktheaterstück über das Leben dieser umstrittenen Person auszudenken? Zu einer ausgereiften Bühnenpräsentation ist es noch nicht gekommen. Aber mit Unterstützung von Fatboy Slim hat der ehemalige Frontmann der Talking Heads bereits „Here Lies Love“ aufgenommen: Ein umfangreicher Songzyklus mit 22 Stücken, der gerade auf einer Doppel-CD und in einer Sonderauflage in Buchform mit den CDs und einer zusätzlichen DVD veröffentlicht wurde. Die Stimmen der Hauptfiguren Imelda Marcos und Estrella Cumpas, Imeldas Kindermädchen, werden dabei auf jedem Song von unterschiedlichen Sängerinnen interpretiert. Darunter Santigold, Sharon Jones, Natalie Merchant, Martha Wainwright, Róisín Murphy und Florence Welch (Florence And The Machine). In Anlehnung an Imeldas Vorliebe für das Club-Leben der damaligen Zeit greifen die Songs Siebziger- und Achtziger-Disco-Klänge mit Soul- und Latin-Elementen auf. Selten konnte man so gut zum Sound der Diktatoren tanzen.
David, hast du keine Angst, mit diesem Werk einen Schrein für Imelda Marcos errichtet zu haben? Oh ja (lacht), das ist ein Frage, mit der ich mich auseinandersetzen musste: Bin ich zu freundlich? Nun, die Songs verlangen danach, dass du dich mit dieser Person auf eine Weise auseinandersetzt, die dir vermutlich gar nicht behagt. Wir wissen zwar von den Schweizer Bankkonten der Marcos und Imeldas gewaltiger Schuhsammlung. Aber die meisten Leute wissen nicht, wie sie zu diesem Punkt gekommen ist. Was treibt so eine Person an? Jeder Mensch hat also auch eine gute Seite? In gewisser Weise, ja. Ich habe mich über dieses Thema auch mit philippinischen Freunden unterhalten. Einige von ihnen wurden damals in der Marcos-Ära unterdrückt, sie waren gewiss keine Befürworter des Regimes. Und sie betonten dennoch, dass sie sehr gemischte Gefühle bezüglich dieser Zeit haben. Die Marcos’ hätten tatsächlich einige gute Dinge getan, nämlich den Bau von Schulen, Krankenhäusern, Straßen und Brücken gefördert. Aber ab irgendeinem Punkt
Was ist das für ein Gefühl, wenn man als Künstler vor einem riesigen Publikum auftritt und von der Bühne herab Kontrolle ausübt? Da gibt es tatsächlich vergleichbare Elemente. Man denke nur an die großen Gesten, mit denen das Publikum gelenkt wird. Der Moment auf der Bühne, in dem du spürst, dass du die Kontrolle über eine große Ansammlung von Menschen hast. Das spielt sich bei mir jedoch auf einer etwas bescheideneren Ebene ab, mein Publikum ist nicht so groß… Aber du hast Erfahrungen dieser Art gemacht? Ja. Mitte der Achtziger gab es eine Phase mit den Talking Heads, in der wir vor zunehmend größeren Menschenmengen spielten. Das beinhaltete zwar keine politische Gefahr, aber ich fand es dennoch etwas beängstigend. Ich hatte damals das Gefühl, den Kontakt zum Publikum zu verlieren. Es ist nicht gesund, wenn es schließlich nur noch darum geht, dass du dein Publikum manipulierst, oder dass dein Publikum dich manipuliert. Auf der Bühne spielt sich immer etwas in dieser Richtung ab. Aber das sollte man einfach nicht zu weit treiben. Was wirst du als nächstes in Angriff nehmen? Eine Oper über Pol Pot, den Diktator Kambodschas? Das glaube ich kaum! Jetzt will ich zunächst prüfen, ob ich eine Theaterfassung von „Here Lies Love“ auf die Beine stellen kann. Das bedeutet vermutlich, dass ich ein paar dieser Songs streichen und ein paar neue Songs schreiben muss, damit die Geschichte besser für das Theater funktioniert. Text: Michael Tschernek
Heimat: davidbyrne.com
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KINO
unclesally*s magazine
Ganz gleich wie das Wetter wird, eines ist auch im Sommer 2010 gewiss: Das Kinoprogramm der nächsten Monate wird von so genannten Event-Movies dominiert. Was letztlich nichts anderes heißt, als dass alle zwei Wochen teuer produzierte und mit enormem Marketing-Aufwand veröffentlichte Filme in die Kinos kommen, die alle darauf angelegt sind, der nächste Blockbuster zu werden. In der Regel handelt es sich dabei um Fortsetzungen oder Remakes, die der Presse – wenn überhaupt – erst ganz kurz vor Start gezeigt werden. Alles was vor und nach der WM auf die Leinwände drängt, stellen wir euch jetzt schon einmal vor
Iron Man 2
Prince of Persia
Inception
In einem Satz: Noch immer sieht Tony Stark in seinem Altmetall-Anzug aus wie eine lebende Actionfigur, doch das hindert ein Trio von Bösewichten nicht, ihm an den Kragen zu wollen. Grund zur Vorfreude: Drei Worte – Robert Downey jr! Wie schön, dass dieser Mann endlich der Star ist, der er zu sein verdient. Grund zur Besorgnis: Ist Iron Man-Sein wirklich so spaßig wie Iron Man-Werden? Und warum sieht Mickey Rourke als Peitschen schwingender Russe so hochnotpeinlich aus?
In einem Satz: Ein skrupelloser Tyrann will im Persien des sechsten Jahrhunderts den magischen Sand der Zeit an sich reißen, was ein mutiger Prinz zu verhindern versucht. Grund zur Vorfreude: Zum ersten Mal seit „Day After Tomorrow“ versucht sich Jake Gyllenhaal als Actionheld. Prinzipiell keine schlechte Idee! Grund zur Besorgnis: Als Vorlage dient ein Videospiel – und das war noch selten eine geeignete Ausgangssituation für gutes Kino.
In einem Satz: Leonardo DiCaprio spielt den Kopf einer hochtechnologischen Gangsterbande, die in die Träume anderer Menschen eingreifen und diese nach Belieben steuern kann. Grund zur Vorfreude: Nicht erst seit seinem „Batman“-Update gilt Christopher Nolan als einer der spannendsten Regisseure unserer Zeit – und der erste Trailer sieht atemberaubend aus. Grund zur Skepsis: Gibt es eigentlich nicht. Außer natürlich die Sache wird so vertrackt und kompliziert, dass wir am Ende überhaupt nichts verstanden haben.
Kinostart: 20. Mai 2010
Kinostart: 6. Mai 2010
Kinostart: 19. August 2010
Robin Hood
Sex and the City 2
Das A-Team – Der Film
In einem Satz: Bogenschütze Robin wendet sich gegen seinen König und wird zum Rächer des kleinen Mannes, womit er natürlich auch Maid Marian beeindrucken will. Grund zur Vorfreude: Er hat es zwar schon länger nicht mehr gezeigt, aber wir haben nicht vergessen, dass Ridley Scott mal wirklich was von guten Filmen verstanden hat. Grund zur Besorgnis: Nichts gegen eine neue Neuinterpretation als Schlachten-Epos, zumal mit Cate Blanchett. Aber wollen wir wirklich Russell Crowe in Strumpfhosen sehen?
In einem Satz: Noch ist von Menopause keine Rede, stattdessen machen die Girls dieses Mal Urlaub in der Wüste und feiern mit Liza Minelli bei einer Schwulenhochzeit. Grund zur Vorfreude: Weil es im Fernsehen immer noch keinen gleichwertigen Ersatz für die zu Recht legendäre Serie gibt, nehmen wir, was wir kriegen können. Grund zur Besorgnis: Der erste Kinofilm vor zwei Jahren war eher eine Enttäuschung. Und außerhalb von New York war das Luxus-Quartett noch immer am unlustigsten.
In einem Satz: Colonel Hannibals kleine Spezialeinheit bricht aus dem Knast aus, sucht nach den wahren Schuldigen und lässt sich für besonders vertrackte Fälle anheuern. Grund zur Vorfreude: Kaum ein Achtziger-Kult wird sehnlicher auf der Leinwand erwartet, zumal die Besetzung mit Liam Neeson, Bradley Cooper und dem Mr. T-Ersatz stimmig scheint. Grund zur Skepsis: Die wenigsten Serienhits von früher machen im Kino noch Spaß, siehe: „Mit Schirm, Charme & Melone“, „Starsky & Hutch“, „Verliebt in eine Hexe“, „Miami Vice“ etc.
Kinostart: 13. Mai 2010
Kinostart: 27. Mai 2010
Kinostart: 5. August 2010
Für immer Shrek In einem Satz: Gelangweilt vom Familienleben geht Shrek einen Pakt mit Rumpelstilzchen ein und findet sich plötzlich in einer Parallelwelt wieder, wo alles anders ist, als er es kennt. Grund zur Vorfreude: Den gestiefelten Kater als fett gewordene Miezekatze zu sehen, könnte lustig werden. Außerdem soll dies der letzte Teil und somit ein gebührender Abschied sein. Grund zur Skepsis: Die „Shrek“-Macher haben schon zweimal vergeblich versucht, den Charme des ersten Teils zu kopieren. Warum sollte es dieses Mal klappen? Kinostart: 30. Juni 2010
Eclipse – Bis(s) zum Abendrot In einem Satz: Allmählich muss sich Bella entscheiden, ob nun Vampir Edward ihre große Liebe ist oder sie doch mit dem pelzigen Jakob zusammen sein möchte. Grund zur Vorfreude: Für „Twilight“-Fans gibt’s sicher jede Menge, allen anderen fallen – nach den ersten beiden Teilen – kaum welche ein. Dabei ist hiernach noch lange nicht Schluss! Grund zur Skepsis: Läppische Dialoge, dürftige Darstellerleistungen, mäßige Spezialeffekte – die Liste ließe sich beliebig verlängern. Kinostart: 15. Juli 2010
Knight & Day In einem Satz: Eine vermeintlich unbedarfte Blondine lernt einen schneidigen Geheimagenten kennen und gerät fortan mit ihm in jede Menge brenzlige Situationen. Grund zur Vorfreude: Wenn’s gut läuft, könnte diese Actionkomödie mit Tom Cruise und Cameron Diaz eine ebenso rasante wie unterhaltsame Angelegenheit werden... Grund zur Skepsis: ... wenn’s aber schlecht läuft erwartet uns eine furchtbar plumpe Banalität mit zwei grinsenden Dumpfbacken in den Hauptrollen. Kinostart: 22. Juli 2010
Sommerliche Geschenke Natürlich sollt auch ihr ein wenig profitieren von der großen Marketing-Maschinerie, mit der die Sommer-Blockbuster 2010 in die Kinos gebracht werden. Mit uns könnt ihr euch in den kommenden Wochen nicht nur an Fußball-, sondern auch an Kino-Fanartikeln erfreuen. Deswegen haben wir allerlei Geschenke für euch auf Lager. Zum Gewinnen einfach eine Postkarte oder E-Mail (verlosung@sallys.net) mit dem Kennwort „Sommer-Preview“ und Eurem Wunschfilm an uns schicken. 1. „Iron Man 2“ – 3x Soundtrack von AC/DC in der Deluxe Edition samt Filmplakat 2. „Prince of Persia“ – 3x Fanpaket mit Rucksack, Notizbuch, Uhr, Schlüsselanhänger & Mousepad 3. „Sex and the City 2“ – 3x Fanpaket mit Notizbuch, Tasche, Kaffeebecher, Kerzenset & Schlafmaske 4. „Für immer Shrek“ – 3x DVD-Märchenbox mit Teil 1-3 samt Soundtrack
Text: Patrick Heidmann
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KINO
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Kein Hetero, der nur so tut als ob Ewan McGregor im Interview
Wenige Schauspieler waren in den vergangenen Monaten so fleißig wie Ewan McGregor. Auf der Berlinale präsentierte er Roman Polanskis „Der Ghostwriter“, kurz darauf folgte die Kriegssatire „Männer, die auf Ziegen starren“ und im Juni ist er neben Hilary Swank in „Amelia“ zu sehen. Doch beim Interview in Paris erzählt der Brite vor allem von der Komödie „I Love You, Phillip Morris“, in der er die große Liebe des real existierenden Trickbetrügers und Ausbrecherkönigs Steven Russell verkörpert. Ewan, wie hast du reagiert, als man dir „I Love You, Phillip Morris“ anbot? Als ich das Drehbuch bekam, war ich erst einmal begeistert von der sehr faszinierenden, fast absurden Geschichte. Und noch begeisterter war ich dann, als ich erfuhr, dass es sogar eine wahre Geschichte ist. Aber wahrscheinlich fragst du, weil du wissen willst, ob ich vielleicht gezögert habe, einen Schwulen zu spielen. Natürlich nicht! Die einzige Sorge, die ich hatte, war dass ich auf keinen Fall wirken wollte wie ein Hetero, der nur so tut als ob. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass du einen Schwulen spielst... Es spielt vor allem schlicht keine Rolle! Als Schauspieler hat man nun einmal die Aufgabe, die verschiedensten Menschen zu spielen, und es ist doch nur logisch, dass davon auch einige schwul sind. Es ist schon seltsam: man spielt die unterschiedlichsten Berufe, Nationalitäten, Altersklassen. Aber nur wenn man einen Schwulen spielt, wird man gefragt: „Wie schwierig war das für Sie?“. Das scheint erstaunlicherweise immer noch ein Thema zu sein, das viele bewegt. Aber mich nicht. Mich interessierte die Romantik dieser Liebesgeschichte, nicht ihre Sexualität. Einigen Filmverleihern war die Geschichte jedenfalls zu schwul, deswegen hat es etwas gedauert, bis der Film in die Kinos kommt. Hat dich das irritiert? So wirklich habe ich das gar nicht mitbekommen, denn als Schauspieler bin ich ja in solche Dinge überhaupt nicht involviert. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass pünktlich zu unserer Welt-
premiere 2009 die Weltwirtschaft gerade an ihrem absoluten Tiefpunkt angekommen war und ganz viele Filme Schwierigkeiten hatten, Käufer zu finden. Alles, was nicht 100% der Norm entsprach, wurde erst einmal nur vorsichtig beäugt – und dazu gehörte eben auch „I Love You, Phillip Morris“. Hast du den echten Phillip Morris getroffen? Ja, ich bin nach Arkansas geflogen, wo er lebt. Es war gleichermaßen spannend wie seltsam, den Mann zu treffen, in dessen Haut ich schlüpfen sollte, denn normalerweise erweckt man als Schauspieler seine Rollen ja erst zum Leben. Wir verbrachten zwei Tage zusammen, gingen spazieren und fuhren durch die Gegend. Aber es ging mehr ums Kennenlernen als darum, ihn auszufragen. Über seine Beziehung zu Steven habe ich ihn deswegen nicht ausgequetscht. Es reichte einfach, ihn zu erleben und zu beobachten. Ist er denn so süß und naiv, wie du ihn im Film spielst? Ich war ganz überrascht, dass er ein durchaus rauer, fast harter Kerl ist. Wobei das wenig verwundert, schließlich saß er neun Jahre im Gefängnis, was natürlich nicht spurlos an einem vorübergeht. Beeinflusst hat mich das für meine Rolle aber nur sehr bedingt, denn ich wusste von Anfang an, dass ich ihn für den Film nicht imitieren will. Sowohl für ihn als auch für mich war immer klar, dass unsere Geschichte ein Drehbuch, also Fiktion ist. Natürlich wird da mancher Aspekt der Realität verändert oder romantisiert – und so spiele ich nun eben dieses zarte, liebliche Geschöpf. Interview: Patrick Heidmann
I Love You, Phillip Morris “Ach, übrigens: ich bin schwul! Schwul, schwul, schwul, schwul, schwul!!!“ Bei diesem Satz am Anfang des Films nimmt Jim Carrey seinen Bettpartner gerade von hinten. Ob in Amerika jemand moralisch empört sein wird?! Carrey spielt den Polizisten Steven Russel, der eines Tages sein bürgerliches Leben aufgibt und sich zur Homosexualität bekennt. Um fortan seinen teuren Lebensstil zu finanzieren, entwickelt sich Russel zum gewieften Trickbetrüger. Im Gefängnis, wo er immer wieder landet, lernt er den schüchternen Phillip Morris (Ewan McGregor) kennen. Sie werden ein Paar, das Höhen und Tiefen durchlebt, zumal Russel das Tricksen nicht sein lassen kann. „I Love You, Phillip Morris“ (ab 29.4.): eine schöne, verhaltene Komödie, basierend auf einer wahren Geschichte. Richtig toll wäre gewesen, hätten Carrey und McGregor die Rollen getauscht und über den sozialpolitischen Mut hinaus auch cineastischen bewiesen. Text: Gordon Gernand
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KINO
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A Nightmare on Elm Street Freddy ist wieder da!
Vermutlich war es naiv zu glauben, dass Freddy Krueger für immer verschwinden und niemandem mehr mörderische Albträume bescheren würde. 26 Jahre ist es her, dass der Serienkiller mit dem schwer vernarbten Gesicht, dem Klingenhandschuh und dem rot-grün gestreiften Pullover das erste Mal auf der Leinwand sein blutiges Unwesen trieb und auf Anhieb zur Achtziger-Ikone wurde. Auch 2010 sollte man nachts am besten ein Auge offen lassen, denn: Freddy ist zurück. „A Nightmare on Elm Street“, den es für die Presse vor Redaktionsschluss nicht zu sehen gab, ist nun eher ein Remake des ersten Teils von 1984 geworden. Regisseur Samuel Bayer, der bislang Musikvideos für Green Day, Metallica, David Bowie oder Sheryl Crow inszenierte, verspricht, dass sich sein erster Spielfilm eng an das Original halten wird – und außerdem zeigt, wie aus dem traumatisierten Fred Krueger der Killer Freddy Krueger wurde. Natürlich hat er es auch dieses Mal wieder auf jede Menge attraktiver junger Menschen (darunter Newcomer wie Rooney Mara und Kyle Gallner, aber auch „Twilight“-Star Kellan Lutz) abgesehen. Und das wird, so berichtete Bayer kürzlich der US-Zeitschrift Entertainment Weekly, richtig spannend: „Früher
war Freddy Krueger mal ein richtig Furcht einflößender Kerl, doch in den späteren Filmen wurde er immer mehr zur Witzfigur. Unser Ziel war es, ihn wieder wirklich gruselig und bösartig zu machen.“ Dazu dürfte nicht zuletzt Jackie Earle Haley beitragen, der dieses Mal in die verbrannte Haut Kruegers schlüpft und dafür jeden Tag vier Stunden im Maskenwagen saß. Der mittlerweile 62-jährige Robert Englund, der den Killer in allen bisherigen Filmen spielte, hatte keine Lust mehr auf noch einen Horrorfilm. Aber dass sich Freddy Krueger dadurch nicht an einer Rückkehr hindern lassen würde, hätte man sich, genau, denken können. Text: Patrick Heidmann
Kinostart: 20. Mai 2010
Preview CinemaxX und unclesally*s präsentieren „A Nightmare on Elm Street“ bereits vor dem offiziellen Filmstart als exklusive Preview am 19. Mai um 23.00 Uhr! Wir verlosen für diese Preview exklusiv 10x2 Tickets für die CinemaxX Standorte in Berlin, Hamburg und Essen - einfach bis zum 17. Mai eine E-Mail mit dem Kennwort „Elm Street“ und dem gewünschten Kino an verlosung@sallys.net schicken. Wer eines von zwei Fanpaketen (bestehend aus regulären Freikarten, einem T-Shirt sowie einem Schlüssel-anhänger) gewinnen will, darf sich ebenfalls melden! Weitere Infos: cinemaxx.de
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KINO
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Der fantastische Mr. Fox Fantastic Mr. Anderson
Mit der Kinoadaption eines Kinderbuchs legt Regie-Exzentriker Wes Anderson („Die Royal Tenenbaums“) sein Animationsfilmdebüt vor. Für den bekennenden Kontrollfreak muss die Arbeit an der filmischen Umsetzung von Roald Dahls „Der fantastische Mr. Fox“ eine Wohltat gewesen sein, liegt es bei einem Stop-Motion-Werk wie diesem doch in der Natur der Sache, dass alles praktisch aus dem Nichts heraus erschaffen werden muss. Dieses Projekt gab Anderson die Möglichkeit, sich – ungestört wie nie – seinem offensichtlichen Hang zu visueller Perfektion hinzugeben. Dementsprechend beeindruckend ist das Ergebnis: Jedes einzelne Bild vermag Verzückung beim Zuschauer hervorzurufen, nicht zuletzt dank seines atemberaubenden Detailreichtums. Auch auf inhaltlicher Ebene drückt Anderson der Geschichte seinen ureigenen Stempel auf. Sein typischer, gern als „absurd“ bezeichneter Humor ist hier ebenso präsent wie der – scheinbar – ewige Inspirationsquell
der „problembehafteten Familienbeziehungen“. So wird das Einzelkind Ash das Gefühl nicht los, von seinem fantastischen Vater nicht für voll genommen zu werden. Ein Komplex, der sich zu einem nervösen Tick gemausert hat. Und seine Mutter schlägt sich mit der Unehrlichkeit ihres Gatten herum, dessen Jagdtrieb sich Jahre nach der Familiengründung wieder bemerkbar macht. So ist es also nicht nur das äußerst geschmackvolle und stilsichere Design der Andersonschen Puppenwelt, sondern auch das gewisse Maß an Ernsthaftigkeit, das dieses kleine Animationswunder zu einem ebenso brillanten Erwachsenen- wie Kinderfilm macht. Text: Sebastian Gosmann Kinostart: 13. Mai 2010
Sin Nombre Flucht per Zug
Als Mitglied der brutalen Gang Mara Salvatrucha ist das Leben von El Caspar (Èdgar Flores) durchzogen von Verbrechen und Gewalt. Allerdings schlummert auch eine andere Seite in ihm, die aus diesem Teufelskreis ausbrechen möchte... Die etwa 17-jährige Sayra (Paulina Gaitan aus „Trade“) möchte ebenfalls neu anfangen und ihren bisherigen Alltag aus Armut, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung hinter sich lassen. Und so macht sie sich mit ihrem Onkel und ihrem Vater in einem Flpchtlingstrek auf den Weg über die mexikanische Grenze in die Vereinigten Staaten. Als Casper und Sayra aufeinander treffen, weil der Bandenboss Lil’ Mago die Flüchtlinge ihrer letzten Habseligkeiten berauben will und dabei versucht, Sayra zu vergewaltigen, trifft Casper eine folgenschwere Entscheidung: Er tötet Lil’ Mago und durchtrennt damit nicht nur die Blutbande zu seiner Gang, sondern auch zu seinem alten Leben. So beginnt eine waghalsige Flucht vor der Vergangenheit und die gemeinsame Suche nach einem hoffnungsvollen Ausweg Richtung Zukunft.
Mit „Sin Nombre“ ist Regisseur Cary Fukunaga ein packender Debütfilm geglückt. Die Orientierung an Werken wie „City of God“ oder „Amores Perros“ ist offensichtlich, allerdings gibt es auch einen gravierenden Unterschied zwischen diesen Filmen und Fukunagas Erstlingswerk: das fehlende innovative Moment. Denn während die beiden Klassiker visuell, narrativ und emotional neue Wege beschritten haben, ist „Sin Nombre“ (ab 29.4.) viel konventioneller geraten. Der Plot ist schnell durchschaut. Insofern ist der Film mit tollen Bildern und überzeugenden Schauspielern zwar durchaus sehenswert, aber vielleicht ein klein wenig zu vorhersehbar geraten. Text: Daniel Schieferdecker Kinostart: 29. April 2010
Shock Labyrinth 3D Noch ein weißer Hase
Seit „Avatar“ wären sicher viele Filme auch ohne den zurzeit wohl unvermeidbaren Zusatz 3D ausgekommen. In diesem Fall scheint das Format aber für das Genre interessant. Nein, nicht Hardcore! Sondern Horror. Eine Clique alter Freunde aus Kindheitstagen trifft sich nach zehn Jahren wieder. Dabei galt die hübsche Miyu eigentlich als verschwunden. Ihr Verhalten ist äußerst merkwürdig; als sie bewusstlos wird, bringen die anderen sie in das nächstgelegene Krankenhaus. Dort brennt Licht, es ist jedoch menschenleer. In den langen Fluren verschwindet Miyu bald ein zweites Mal. Auf der Suche nach ihr erscheint der Gruppe jener Stoffhase, den Miyu einst am Tag ihres Verschwindens trug. Es beginnt die Konfrontation mit verdrängten Erinnerungen und einer ungesühnten Schuld. Die Voraussetzungen sind gut. Eine unheimlich dreinblickende Japanerin schleicht durch eine stimmungsvolle Kulisse. Der Regisseur Takashi Shimizu hat bereits in seinen „Ju-On“ Filmen und deren Remakes „The Grudge“
und „The Grudge 2“ ein solides Gespür für Schreckmomente bewiesen. Das Ganze läuft in 3D, was die Spannung hier zunächst einmal erhöht. Das Ergebnis ist aber etwas mau. Es wird so lang durch irgendwelche Flure gegeistert, dass man sich bald nicht mehr für das Warum interessiert. Die Schock-Momente, die der Titel verspricht, sind rar gesät. Immerhin: der Einsatz der 3D-Technik, die hier ausgesprochen gut funktioniert, wirkt an vielen Stellen durchdacht. „Shock Labyrinth 3D“ ist ein bisschen wie eine Geisterbahn, die einen eher unterhält als ernsthaft gruselt. Text: Christian Stein Kinostart: 13. Mai 2010
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KINO
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Das Leuchten der Stille David Wants To Fly
Der Vater meiner Kinder
„Das Leuchten der Stille“ (ab 6.5.) heißt die aktuelle, in eine gewohnt wohlig-warme Farbpalette getauchte Nicholas Sparks-Verfilmung, die mal wieder im weißen Mittelstandsmilieu der US-Südstaaten angesiedelt ist. Zwischen dem schüchtern-geschniegelten Soldaten John (Channing Tatum) und der braven Südstaatenschönheit Savannah (Amanda Seyfried) ist es Liebe auf den ersten Blick. Die beiden verbringen zwei glückliche Wochen miteinander, bis John wieder zu seiner Einheit und Savannah aufs College muss. Das Paar verlegt sich nun aufs innige und seitenlange Briefeschreiben, bis John einen Abschiedsbrief von Savannah erhält. Tatum und Seyfried harmonieren als Paar gut miteinander und so sieht man ihnen gerne dabei zu, wie sie sich durch diese zwar absehbar-prüde, aber recht charmante Schmonzette schlagen. Doch dann muss das Schicksal noch ein paar Mal richtig zuschlagen, bis auch diese recht viel versprechend beginnende Romanze am Ende zum seichten Rührstück mit Taschentuchzückgarantie verkommt.
Wer hat ihn nicht, den Traum vom Fliegen?! David Sieveking, ein aufgeweckter Jungregisseur aus Berlin, hat sich vorgenommen, sich durch Inspiration seines Idols David Lynch filmische Flügel wachsen zu lassen und mit seinem Erstlingswerk richtig abzuheben. In seiner Dokumentation begibt er sich auf die Spuren des Regie-Großmeisters und damit auf dessen yogischen Weg der transzendentalen Meditation. Zwar gerät zwischen Himalaja und Berliner Teufelsberg die Balance zwischen dem dargestellten Leben des Regisseurs und seines Hinterfragens der sektenähnlichen Meditationslehre ab und an gefährlich ins Wanken, dennoch ist „David Wants To Fly“ (ab 6.5.) eine durchaus interessante, selbstironische und beinahe aufklärerische Dokumentation eines weltweiten Phänomens geworden. Allerdings: Abheben wird Sieveking mit seinem über fünf Jahre entstandenen Film vermutlich (noch) nicht.
Eigentlich sollte Hubert Balsan, Mentor der französischen Regisseurin Mia Hansen-Løve, das Debüt seines Schützlings produzieren. Doch bevor sie die Arbeit beginnen konnten, wählte der leidenschaftliche Filmemacher den Freitod. Für Hansen-Løve war die Auseinandersetzung mit Balsans Entscheidung so einnehmend, dass sie ihm zu Ehren ihren zweiten Film „Der Vater meiner Kinder“ (ab 20.5.) drehte. Bei der Hauptfigur ließ sie sich von Balsans ambivalenter Persönlichkeit inspirieren und erzählt dabei mit großer Authentizität. Der Protagonist heißt hier Grégoire Canvel (Louis-Do de Lencquesaing) und ist sowohl fürsorglicher Vater wie passionierter Filmproduzent und gebrochener Pleitier. Seine beiden Persönlichkeitsanteile - Lebemann einerseits, verzweifelter Suizident andererseits - existieren parallel, ohne einander zu negieren. Mit bewundernswerter Klarsicht und Zurückgenommenheit beleuchtet Hansen-Løve den komplexen Filmstoff, der ganz zauberhafte Momente birgt.
Die Eleganz der Madame Michel
Keep Surfing
Text: Daniel Schieferdecker
Text: Dirk Lüneberg
Madame Michel (Josiane Balasko) arbeitet als Concierge in einem vornehmen Pariser Wohnhaus. Die mürrisch veranlagte Frau ist ein Bücherwurm und hat sich aus dem Leben zurückgezogen. Als der noble Kakuro (Togo Igawa) einzieht, wendet sich das Blatt. Neben Renée Michel macht auch die elfjährige Amateurfilmerin Paloma (Garance Le Guillermic) seine Bekanntschaft. Der nach Muriel Barberys Roman entstandene Film „Die Eleganz der Madame Michel“ (ab 6.5.) schwebt zwischen Märchen- und jungem Autorenfilm und bleibt noch lange im Gedächtnis. Paloma, die sich an ihrem zwölften Geburtstag umbringen will, um der Oberflächlichkeit der Welt zu entfliehen, rebelliert mit ihrer Handkamera gegen die Erwachsenen. Die elterliche Wohnung, Palomas besorgte Mutter, der Goldfisch der Schwester und Madame Michel tauchen in den Bildern der Elfjährigen auf, deren Lebensbetrachtung im Kino unbedingt lohnt. Text: Kathleen Prüstel
Text: Vanessa Pape
Nicht jeder, der in Bayern wohnt, ist zwangsläufig Wintersportfan. Man kann die geografischen Gegebenheiten auch einfach mal beiseite schieben und mit dem Surfen anfangen. Auf einen Ozean muss man dann aber zu Gunsten einer stehenden Welle im Eisbach verzichten – ja mei. Nichtsdestotrotz hat sich in München eine Subsubkultur von Flusssurfern herausgebildet, deren Geschichte Björn Richie Lob nun von den Anfängen in den Siebzigern bis heute erzählt. Der Fokus liegt auf den unterschiedlichen Menschen, die die Welle im Eisbach für das Surfen entdeckt haben. Gestochen scharfe Zeitlupenaufnahmen der Wellenreiter, untermalt von Surf-Musik sind Ehrensache. Was in „Keep Surfing“ (ab 20.5.) dokumentiert wird, ist nicht die Geschichte des Flusssurfens im Allgemeinen. Hier wird an der Konstruktion einer Legende gebaut: die ersten, besten und coolsten Surfer auf Binnengewässern seien die Münchner. Mag sein. Erzählerisch hätte man aber mehr herausholen können. Text: Jochen Barthel
Zu scharf, um wahr zu sein Die Skala, die bestimmt, wie attraktiv man ist, scheint unerbittlich. Ärgerlich für den Flughafenangestellten Kirk (Jay Baruchel aus „Tropic Thunder“) – denn der ist höchstens Mittelmaß, Event-Planerin Molly (Alice Eve) hingegen eine Traumfrau. Trotz des optischen Unterschieds beginnen die beiden, miteinander auszugehen. Molly mag den etwas ambitionslosen, schlacksigen Kirk wirklich. Dafür hasst ihn die Ex-Freundin – und seine Freunde sowie die Familie glauben nicht an ein Happy End. Nach ständigen Entmutigungen und einigen Pannen hält sich schließlich auch Kirk selbst für ein paar Nummern zu klein. „Zu scharf, um wahr zu sein“ (ab 29.4.) ist eine romantische Komödie, die sich positiv vom Durchschnitt des Genres abhebt: Story wie Charaktere sind glaubwürdig und Kirks Familie ist ein echter Albtraum. Die Dialoge sitzen durchgängig, so dass man auch die wenigen, leicht pubertär geratenen Stellen verschmerzen kann. Text: Christian Stein
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KINO DVD
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DVD DES MONATS
Wo die wilden Kerle wohnen (Warner)
Bisher konnte sich Musikvideoregisseur Spike Jonze bei seinen Arbeiten für die große Leinwand immer auf das Autorentalent von Drehbuch-Genie Charlie Kaufmann verlassen. „Being John Malkovich“ und „Adaptation“ bestachen zuallererst durch dessen irrwitzige Einfälle. Da seinem dritten Spielfilm eine literarische Vorlage zugrunde lag, musste Jonze dieses Mal ganz ohne Kaufmans Rückendeckung auskommen. Er nahm sich Maurice Sendaks Kinderbuchklassiker „Wo die wilden Kerle wohnen“ zur Brust und zauberte (zusammen mit Dave Eggers) aus der gerade ein-
mal zehnseitigen Geschichte einen kinotauglichen Stoff. Dabei ist ein düsteres, zutiefst melancholisches Werk herausgekommen, das für Kinder wohl zu sperrig und Angst einflößend geraten ist. Doch das durchaus bewusst, denn Jonze wollte von Anfang an keinen Kinderfilm, sondern einen Film über Kindheit drehen. Die Titel gebenden Monster ließ er von Jim Henson’s Creature Shop anfertigen und lediglich deren Gesichtsmimik per CGI animieren. Eine weise Entscheidung. So erinnern uns diese haarigen Geschöpfe auch an unsere eigene Kindheit, als Hensons „Fraggles“
Text: Sebastian Gosmann
13 Semester
Das Vaterspiel
Die Affäre
(20th Century Fox) Regisseur Frieder Wittich hat in seiner nach einzelnen Semestern gegliederten Studentenkomödie rund um Hauptfigur Momo (Max Riemelt) eine illustre Auswahl wandelnder Studentenstereotypen versammelt: den Partymacher, den Streberstudent, das indische Mathegenie sowie natürlich Momos Traumfrau fürs (Studenten)leben. Zwar weiß das Ensemble zu überzeugen, der Film jedoch nur teilweise. In einigen Momenten wird großes Kino geboten, in anderen ist er hingegen so aufregend wie eine Vorlesung in Wirtschaftsmathematik. Auf der DVD sind lediglich ein Blick hinter die Kulissen zu finden sowie eine Trailershow. Text: Dirk Lüneberg
Blood Creek
(Universum) Früher drehte Joel Schumacher Filme wie „Batman Forever“ oder „Der Klient“, heute schafft er es mitunter nicht mal mehr ins Kino. Dieser erkennbar günstige Horrorthriller, in dem es um zwei erwachsene Brüder, eine abgelegene Farm und einen unzerstörbaren Nazi-Dämon geht, ist allerdings im Heimkino auch besser aufgehoben. Denn nur dort können die blutrünstigen Schockeffekte und die absurde Story einen gewissen Reiz entfalten. Immerhin: neben TV-Darstellern wie Dominic Purcell („Prison Break“) spielt auch Michael Fassbender („Inglourious Basterds“) eine Nebenrolle. Text: Jonathan Fink
Castle – 1. Staffel
(Disney) Rick Castle ist ein arrogant-charmanter Bestseller-Krimiautor. Als ein Serienkiller seine Vorlagen kopiert, wird er der taffen Ermittlerin Kate zur Seite gestellt, der er auch nach Fall-Ende nicht von der Seite weichen will und sie zu seiner neuen Romanheldin macht. „Castle“ ist eine wortwitzige Krimiserie von „Akte-X“Produzent Rob Bowman mit „Firefly“-Captain Nathan Fillion in der Titelrolle. Er und Stana Katic („24“) spielen zehn Folgen lang das klassische ungleiche Paar, das auf drei DVDs mit einigen Audiokommentaren und einem Blick hinter die Kulissen eine klare Empfehlung wert ist. Text: Elisabeth Nagy
(Alamode/Alive) Das österreichische Kino macht seinem eigenwilligen, aber guten Ruf mal wieder alle Ehre. Basierend auf einer Romanvorlage und mit einer fantastischen Besetzung (Helmut Köpping, Ulrich Tukur, Christian Tramitz, Sabine Timoteo u.a.) erzählt Michael Glawogger („Contact High“) die absurdrätselhafte Geschichte eines Mannes, der von seiner Jugendfreundin nach New York gelockt wird, wo das Leben aber auch nicht unkomplizierter ist als in Wien. Exzentrisch und packend und auf DVD mit allerlei Specials wie Audiokommentar und entfallene Szenen versehen. Text: Jonathan Fink
noch im Fernsehen liefen. Mit Max Records hat Jonze, der für die Musik Karen O von den Yeah Yeah Yeahs verpflichtete, den perfekten Hauptdarsteller gefunden. Der Zwölfjährige verfügt über ein bemerkenswertes schauspielerisches Repertoire, mit dem er (auch) jeden erwachsenen Zuschauer emotional tief zu berühren in der Lage ist. Außergewöhnlich auch die Extras der DVD: eine Reihe amüsanter Kurzdokus von Jonzes Kumpel Lance Bangs, allesamt ebenfalls äußerst sehenswert.
(Alamode/Alive) Suzanne ist um die 40 und von ihrem Leben als Hausfrau und Mutter gelangweilt. Sie beschließt daher, wieder ihre Arbeit als Physiotherapeutin aufzunehmen. Ihr Mann lässt ihr eine Praxis auf dem eigenen Anwesen errichten und beauftragt dazu den Hilfsarbeiter Ivan. Als sich Suzanne und Ivan ineinander verlieben und Suzanne beschließt, ihr bisheriges Leben komplett hinter sich zu lassen, sind die Probleme vorprogrammiert. Eine dramatische Dreiecksgeschichte, bei der vor allem Kristin Scott Thomas als Suzanne eine herausragende Schauspielleistung abliefert. Deleted Scenes und Interviews sorgen zusätzlich für Kurzweil. Text: Daniel Schieferdecker
Drop Dead Diva – Erste Season
(Sony) Das Konzept ist albern: Als das stilbewusste, aber absolut oberflächliche Model Deb bei einem Autounfall stirbt, landet seine Seele im übergewichtigen Körper der ebenfalls gerade verstorbenen, brillanten Anwältin Jane. Zurück im Leben versteht die plötzlich viel von Mode, aber nur bedingt etwas von Jura, was natürlich für allerlei Chaos sorgt. Der US-SerienÜberraschungshit, anzuordnen zwischen „Boston Legal“ und „Samantha Who“, ist eher für gerührtes Schmunzeln als für beißenden Witz zuständig. Aber Hauptdarstellerin Brooke Elliott und prominente Gäste überzeugen ebenso sehr wie die umfangreiche Bonus-Ausstattung der ersten Staffel. Text: Patrick Heidmann
Der rote Punkt
(Movienet/AV Visionen) Die Waise Aki (Yuki Inomata) lebt in Tokio, als eine mit einem roten Punkt markierte Straßenkarte von Deutschland ihre Neugierde weckt. Sie reist in das Allgäu, um den roten Punkt, die Stelle, an der ihre Eltern einst tödlich verunglückten, zu finden. Dort wird sie von Familie Weber aufgenommen, deren Leben die junge Japanerin fortan durcheinander wirbelt. Die eindrucksvollen Bildpanoramen in Kombination mit einem das allzu Offensichtliche meidenden Inszenierungsstil machen den Film, der ohne DVD-Specials auskommt, sehenswert. Text: Dirk Lüneberg
Dexter – Die zweite Season
(Paramount) Sicher, der Forensiker Dexter führt ein Doppelleben als Killer und übt in Miami kühl und mit Perfektion seine spezielle Art der Selbstjustiz aus. Diese grandiose Serienkillerserie scheut sich dennoch nicht, ihn zum Sympathieträger zu machen – in der zweiten Staffel sogar noch mehr als zuvor. Diesmal beginnt Michael C. Hall in der Titelrolle nicht nur, seine Methoden zu hinterfragen, sondern muss sich unter anderem auch mit dem FBI herumschlagen. Die Specials auf dem vier Discs umfassenden Box-Set sind – mit lediglich ein paar Interviews – aber deutlich weniger großartig als die Serie selbst. Text: Sascha Rettig
BEST OF THE REST Ob’s am Alter liegt? Oder doch nur am schlechten Händchen bei der Filmauswahl? Jahrelang jedenfalls war Meg Ryan einer der größten weiblichen Stars in Hollywood, doch mittlerweile erscheinen ihre Filme meist nur noch auf DVD. „Serious Moonlight“ (HMH) ist ein weiteres Beispiel für diesen bedauerlichen Karriereabstieg. Immerhin muss man dazu sagen, dass der schwarzhumorige Beziehungskomödien-Thriller mit Timothy Hutton und Justin Long ihr unterhaltsamster Film seit gut neun Jahren ist. Außerdem gab es auch schon früher Ryan-Filme, die es nicht ins Kino schafften, so das Road-Drama „Promised Land“ (EuroVideo) mit Kiefer Sutherland aus dem Jahre 1987, das nun erstmals auf DVD erhältlich ist. Ein weiteres nicht mehr ganz frisches Drama mit prominenter Hauptdarstellerin, das es mit Verspätung ins Heimkino schafft, ist „Ein amerikanischer Traum“ (Pandastorm/Ascot Elite). Scarlett Johansson spielt in der Exil-Familiengeschichte eine 17-Jährige in den Sechzigern, als ihre Mutter ist Nastassja Kinski mit von der Partie. Wesentlich neuer, aber ebenfalls eine DVD-Premiere ist die charmante kanadische Actionkomödie „Defendor“ (Sony), in der Sonderling Woody Harrelson einen auf „Kick-Ass“ macht und im Superhelden-Kostüm durch die Stadt zieht. Besonders empfohlen seien in diesem Monat drei andere, höchst unterschiedliche Produktionen, die es nur zu Hause, nicht auf der Leinwand zu sehen gibt. Zum einen das Fernseh-Dokudrama „Dutschke“ (Warner), das nicht nur durch das immer noch spannende Thema, sondern auch durch Stefan Krohmers leichtfüßige Inszenierung und vor allem Christoph Bach in der Titelrolle beeindruckt. Zum anderen zwei tatsächliche Dokumentarfilme: der faszinierende „La Vida Loca“ (Ascot Elite) über eine der gefährlichsten Gangs Südamerikas, dessen Regisseur Christian Poveda seine dreijährige Insider-Arbeit mit dem Leben bezahlte, sowie „Der Weg nach Mekka“ (Mindjazz/Alive) über den Juden Leopold Weiss, der 1920 zum Islam konvertiert und fortan für einen gemäßigten Glauben eintrat.
Text: Patrick Heidmann
Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net
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Fame
(Universum) Keine Frage, es gibt schlechtere Musik- und Schulfilme als diesen. Die neuen Songs sind erstaunlich eingängig, die jugendlichen Darsteller zwar nicht durch die Bank facettenreich, aber doch zumindest niedlich, und die Mischung von Tanz, Gesang, Theater und persönlichen Dramen hält sich die Waage. Wer aber an die „Fame“Originalversion denkt – und das tun auch nach 30 Jahren noch viele – kann nicht anders als enttäuscht zu sein, denn mit dem Charme von damals kann das Remake nicht mithalten. Daran ändern auch umfangreiche Blu-ray-Specials sowie entfallene und erweiterte Szenen oder Musikvideos nichts. Text: Patrick Heidmann
Gigante
(Neue Visionen/Goodmovies/Indigo) Jara ist Sicherheitsmann in einem Supermarkt. Über die Überwachungsmonitore beobachtet er die Reinigungskraft Julia und verliebt sich in sie. Bald folgt der bullige Kerl ihr auch außerhalb der Arbeit – und versucht schüchtern und mit viel Zärtlichkeit, sie kennenzulernen. „Gigante“ ist ein wunderbarer Film, der nicht viele Worte braucht und mit viel Gespür für die Komik im Alltäglichen überzeugt. Das auf der Berlinale ausgezeichnete lakonische Drama des Argentiniers Adrian Biniez beschränkt sich in der DVD-Ausstattung auf zwei Interviews als Bonus-Features. Text: Elisabeth Nagy
Kill Point
(FilmConfect) Acht Folgen einer Miniserie, die in den USA ein wenig unterging: Eine Gruppe aus dem Irak zurückgekehrter US Marines tut sich zusammen, um in Pittsburgh einen großen Bankraub durchzuziehen – und sitzt bald mit einer Gruppe Geiseln fest, während die Polizei vor der Tür steht. Das verläuft durchaus vorhersehbar und nicht ohne Klischees, aber die Besetzung (u.a. John Leguizamo, Donnie Wahlberg) überzeugt und auch in Sachen Tempo und Action kann „Kill Point“ durchaus mit anständigen Kinofilmen mithalten. Auf DVD gibt’s dazu 27 Minuten Bonusmaterial. Text: Jonathan Fink
Little Britain USA
(Warner) Wer „Little Britain“ immer noch nicht kennt: Es ist noch nicht zu spät – und zum Einstieg sind dringend die ersten drei, natürlich auf DVD erhältlichen Staffeln empfohlen. Wer damit allerdings schon vertraut ist, dem sei nun dieser kleine Amerika-Abstecher von Matt Lucas und David Walliams ans Herz gelegt. Die sechs Folgen mit vielen altbekannten (Lou und Andy, Daffyd, Marjorie, Vicky etc.) und einigen neuen Figuren sind nicht immer ganz so genial wie die früheren, haben aber noch genug große Momente und Gaststars wie Sting, Paul Rudd oder Rosie O’Donnell zu bieten. Text: Patrick Heidmann
New In Town
(Senator/Universum) Managerin Lucy (Renée Zellweger) verschlägt es beruflich aus dem sonnigen Miami ins verschneite Wyoming, wo sie eine Fabrik auf Vordermann bringen soll. Die verschrobenen Kleinstädter ahnen jedoch schon, was auf sie zu kommt, und
machen Lucy das Leben schwer. Die einfallslose Geschichte mit modernem Märchen-Touch aber ohne Biss oder Überraschungen plätschert lustlos vor sich hin und ist ungefähr so abwechslungsreich wie der Blick über Minnesotas tiefverschneite Ebenen. Auf der DVD finden sich noch ein Making Of, verschiedene Featurettes, entfallene Szenen sowie Interviews. Text: Dirk Lüneberg
Pandorum
(Constantin/Highlight/ Paramount) An Bord eines Raumschiffes erwachen zwei Astronauten (Dennis Quaid und Ben Foster) aus jahrelangem Tiefschlaf, um das Kommando zu übernehmen. Doch das Energiesystem des Schiffes steht kurz vor dem Zusammenbruch und auf dem Weg durch die dunklen, endlosen Gänge zum Reaktor merken die beiden, dass sie nicht allein sind. Nicht sonderlich origineller, dafür düstergruseliger SciFi-Schocker im „Alien“-Stil vom deutschen Regisseur Christian Alvart. Als Extras finden sich Audiokommentare, ein Making Of, Storyboards, Interviews, Bildergalerien sowie die Bio- und Filmografien von Cast und Crew. Text: Dirk Lüneberg
Paranormal Activity
(Senator/Universum) Wie schon „The Blair Witch Project“ kam auch das Regiedebüt von Oren Peli mit einem Minimalbudget von rund 15.000 Dollar aus und spielte allein am Startwochenende Millionen ein. Peli setzt auf den Horror des Unsichtbaren, also fast ausschließlich auf die Vorstellungskraft des Publikums. Die Homevideo-Qualität der Bilder und das überaus organische Spiel der Schauspieler machen die Illusion von Realität nahezu perfekt. Hinzu kommt ein ausgeklügeltes Sounddesign, das alleine schon Urängste zu wecken vermag. Das Bonusmaterial gibt zwar nicht mehr her als ein alternatives Ende, doch das hat es wahrlich in sich! Text: Sebastian Gosmann
Sturm
(Piffl/Goodmovies/Indigo) Ein sperrigeres Thema als das Kriegstribunal in Den Haag hätte sich Regisseur Hans-Christian Schmid („Requiem“) kaum aussuchen können. Dennoch gelingt ihm mit der Geschichte um die Anklägerin Hannah Maynard (Kerry Fox aus „Intimacy“) und ihren Kampf gegen serbische Kriegsverbrecher, Kollegen und den Gesetzgeber ein herausragend beobachtetes, feinfühlig inszeniertes und packend erzähltes Polit-Drama. Lediglich die Extras des mehrsprachigen Berlinale-Beitrags hätten gerne etwas üppiger ausfallen dürfen. Text: Daniel Schieferdecker
Vision
(Concorde) Margarete von Trotta zeichnet die von Barbara Sukowa mit Hingabe verkörperte Hildegard von Bingen als kämpferische, den Wissenschaften gegenüber aufgeschlossene Frau, die
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Kult
Klimawechsel (Universum)
Dass zur TV-Premiere dieser sechsteiligen Miniserie von Doris Dörrie mancher den Vergleich mit „Sex and the City“ wagte, mag auf den ersten Blick überraschen, schließlich geht es hier um Münchener Lehrerinnen in den Wechseljahren, nicht um glamouröse New Yorkerinnen. Aber falsch ist er dennoch nicht, denn auch hier darf – mal überaus intelligent, mal herzhaft albern – mit und über komplexe Frauenfiguren gelacht werden, ohne dass die der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Außerdem brillieren auch hier die Schauspielerinnen, darunter Juliane Köhler, Andrea Sawatzki und Maren Kroymann. Bonusmaterial sucht man auf der Doppel-DVD allerdings vergeblich. Text: Jonathan Fink
Win a Lot Auch in diesem Monat könnt ihr wieder zahlreiche der hier vorgestellten DVDs gewinnen. Schickt uns einfach eine Postkarte oder E-Mail (verlosung@sallys.net) mit dem Kennwort „DVD-Verlosung“ und eurem Wunschtitel. Den Altersnachweis nicht vergessen! Zu gewinnen gibt es: 3x Wo die wilden Kerle wohnen, 10x Klimawechsel, 5x Gigante, 5x Promised Land, 5x Serious Moonlight, 3x 13 Semester + T-Shirt, 3x Pandorum, 3x Blood Creek, 3x New in Town, 3x La Vida Loca, 3x Dexter – Staffel 2, 3x Zombieland, 3x Defendor, 3x Drop Dead Diva, 3x Castle, 3x Sturm, 3x Ein amerikanischer Traum, 3x Little Britain USA, 3x Vision, 3x Das Vaterspiel, 3x Die Affäre, 3x Der Weg nach Mekka, 2x Paranormal Activity + Blu-ray, 2x Whisky mit Wodka + Soundtrack, 2x Kill Point, 2x Der rote Punkt sowie je 1x DVD und Blu-ray Fame.
auch vor den männlichen Würdenträgern der Kirche wenig Respekt zeigt. So kämpft sie u.a. für die Erlaubnis, ihre religiösen Visionen veröffentlichen zu dürfen. Geboten wird beschauliches und kitschfreies Kostümkino, das einen guten Einblick bietet, was Bingen einst ausmachte und bewegte. Dazu kommen ein Audiokommentar, Interviews und andere Specials. Text: Dirk Lüneberg
Whisky mit Wodka
(Senator/Universum) Vier Jahre nach „Sommer vorm Balkon“ tat sich Regisseur Andreas Dresen nun ein zweites Mal mit Autor Wolfgang Kohlhaase zusammen. Inspiriert von den tatsächlichen Dreharbeiten eines DEFAFilms erzählen sie von gekränkter Eitelkeit und Missgunst, promiskuitiven Verstrickungen und anderen Konflikten am Set eines Kinofilms. Mit
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Henry Hübchen, Corinna Harfouch und Sylvester Groth hervorragend besetzt, gelingt Dresen ein tragikomischer Blick hinter die Kulissen und in die Seele eines alternden Schauspielstars. Wer Making Of, Deleted Scenes und Interviews will, muss zur Deluxe-Edition greifen. Text: Sebastian Gosmann
Zombieland
(Sony) Ganz USA ist Zombieland. Nur noch wenige Tapfere und Verrückte gehören nicht zu den Untoten. Weichei Columbus hält sich eisern an seine selbst aufgestellten Regeln, bis er eines Tages auf Tallahassee, einen Cowboy und Zombieschlächter trifft. Jesse Eisenberg und Woody Harrelson geben das ungleiche Paar, und es ist ein wahrer Spaß, ihnen auf ihrem Roadtrip quer durchs verseuchte Land zu folgen. Erfrischend humorvoll wird das Genre zwar nicht neu entdeckt, aber dafür der Kultfaktor bis aufs i-Tüpfelchen getroffen. Mit entfallenen Szenen, Hintergrundberichten und Audiokommentaren als Bonusmaterial. Text: Elisabeth Nagy
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Videogame Deathmatch - Top-Agent des Monats Sam Fisher (Splinter Cell Conviction) Vs. Rico Rodriguez (Just Cause 2)
Unzählige Bösewichte ausschalten, für das vermeintlich Gute kämpfen und die Welt retten: Im Auftrag der US-Regierung haben sowohl Sam Fisher als auch Rico Rodriguez in der Vergangenheit schon einige schwere Schlachten geschlagen. In ihrem jeweils neuesten Abenteuern müssen beide allerdings umdenken - und sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Duell der Top-Agenten des Monats liefern.
LEBENSLAUF
Sam Fischer neben Dieb Garrett aus „Thief“ wohl die wichtigste „Schleichfigur“ der Computerspielgeschichte...
Jahrelang hat Sam Fisher für die US-Geheimorganisation Third Echelon gearbeitet und dabei Erfahrung in den unterschiedlichsten Bereichen gesammelt - von der Terroriusmus-Bekämpfung bis hin zum zielgenauen Ausschalten gefährlicher Personen und dem Umgang mit den unterschiedlichsten Geheim-Waffen und Gadgets. Mittlerweile hat er seinen Job allerdings an den Nagel gehängt, will eigentlich als Privat-Mann seine Ruhe haben - muss im Splinter Cell-Spiel aber doch wieder ausrücken, um auf einer ganz persönlichen Mission die Peiniger seiner Tochter ausfindig zu machen.
LEBENSLAUF Rico Rodriguez hat sich schon immer sehr für traumhaft schöne Inselwelten und noch schönere Explosionen interessiert. Die US-Regieurng heuert ihn daher gerne an - vor allem, wenn es darum geht, abtrünnige Karibik-Staaten zur Räson zu rufen. Mit seiner recht forschen und wenig diplomatischen Art konnte er sich im pazifistischen Lager wenig Freunde machen, seine Kentnisse im Umgang mit den unterschiedlichsten Waffen und dem Auslösen weitreichender Staats-Krisen sind dafür beeindruckend umfangreich - was ihn auch in Just Cause 2 zum perfekten Helden macht.
AKTUELLE PROJEKTE Privat-Leben und Job lassen sich oft nicht trennen - eine Erfahrung, die Sam Fisher auch in „Conviction“ wieder machen muss. Was als Suche nach seiner Tochter beginnt wird bald zu einer Misison von internationaler Bedeutung. Allerdings weicht Fisher dabei von früheren Verhaltensweisen ab. Ging es in Splinter Cell jahrelang nur darum, möglichst unauffällig und im Dunkeln zu agieren, ist Fisher neuerdings deutlich aggressiver und schießwütiger unterwegs. Im Dunkeln agieren und tarnen sind immer noch wichtig - aber vor allem als Hilfsmittel für die Action, nicht als Selbstzweck.
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AKTUELLE PROJEKTE Privat-Leben und Job muss man gar nicht trennen eine Erfahrung, die Rico Rodriguez in Just Cause 2 von Beginn an macht. Rodriguez ist auf der Suche nach seinem einstigen Freund und Partner Tom Sheldon, der sich mit wichtigen Dokumenten aus dem Staub gemacht hat und offensichtlich das Regime des korrupten Diktators Baby Panay im fiktiven InselStaat Palau unterstützt. Um seinen Ex-Kumpel samt Diktator zu besiegen, muss Rodriguez Chaos stiften - Regierungsgebäude in Brand setzen, Daten stehlen, in ein Kraftwerk eindringen, Sendemasten ausschalten und Personen entführen.
BESONDERE FÄHIGKEITEN Natürlich hat Fisher das Schleichen nicht verlernt: Per Knopfdruck geht er in die Hocke, versteckt sich hinter Vorsprüngen und Kisten, kraxelt an Wänden, Rohren oder Vorsprüngen entlang oder lässt sich aus der Luft auf einen Gegner fallen. Vor allem aber schaltet er jetzt auch beständig große Gegner-Horden mit Pistole oder Gewehr aus der Deckung heraus aus - an den unterschiedlichsten Schauplätzen wie einer Luxus-Villa, einer militärischen Hochsicherheitsanlage, am Washington Monument oder in einer Nebenmission auch mal im Irak.
BESONDERE FÄHIGKEITEN
Just Cause 2 Splinter Cell Conviction
Trotz aller Gemeinsamkeiten im Lebenslauf - Rico und Sam sind ganz unterschiedliche Charaktere. Während der Karibik-Rambo so viel Lärm und Chaos wie nur möglich stiftet und sich zwischendurch an den sonnenverwöhnten InselStränden und in den sehenswerten Dörfern die nötige Urlausbräune holt, ist der bevorzugt im Dunkeln agierende Fisher das Paradebeispiel für einen zwar aggressiv, aber sehr beherrscht, vielseitig und intelligent vorgehenden Action-Helden mit dem nötigen Gespür für Taktik - weshalb dieser Vergleich auch knapp zu seinen Gunsten ausfällt. Text: Tito Wiesner
Rico mag schnelle Fahrzeuge und schnelle Schusswaffen. Folgerichtig ist er in Just Cause 2 nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern kann ganz im Stile von GTA auch immer wieder Autos kapern oder sich auf dem Schwarzmarkt besorgen. Flüge per Helikopter oder Flugzeug sind ebenso möglich. Für Chaos und Zerstörung hat er mehrere unterschiedliche Feuerwaffen von Pistole bis zum Maschinengewehr in petto, verfügt zusätzlich aber auch über einen Enterhaken. An Häusern hoch zu kraxeln ist damit ebenso möglich wie Gegner zu attackieren, per Haken heranzuziehen oder sie an fahrenden Rennwagen festzubinden.
Rico Rodriguez startet mit einem speziellen Greifhaken-Arm, mit dem er sich durch die Lüfte hangeln kann...
Bleeding Through Let the games begin!
Mit ihrem aktuellen selbstbetitelten Album touren sich die Dame und Herren von Bleeding Through derzeit durch Nordamerika und Europa. Doch das harte Leben auf der Straße fordert geistigen Ausgleich! Frontmann Brendan „Sheep“ Schieppati bringt das Bandmotto auf den Punkt: Work hard, play harder! Was war das erste PC-Spiel, das du jemals gespielt hast? Ich habe gemeinsam mit meinem Bruder Tennis auf einem alten Atari gespielt. Das war 1985! Wer ist der Gamer der Band, der den ganzen Tag lang gebannt vor dem Bildschirm klebt? Ryan spielt die ganz alten Nintendo-Spiele auf seinem Laptop. Er lädt sie irgendwo runter. Ich spiele „Madden“ auf der PlayStation 3 – und mit mir kann niemand mithalten! Die Leute im Bus versuchen es immer wieder, aber sie können nicht gewinnen – obwohl ich ihnen die besten Tricks gezeigt habe! Ich spiele außerdem „FIFA“ und „NHL“ – also hauptsächlich Spiele, bei denen es um Sport geht. Welches Spiel ist für dich das schlimmste aller Zeiten? Ich hasse NBA-Spiele! Die sind langweilig und total spielerunfreundlich! Wenn du irgendein Charakter aus einem Spiel sein könntest, wer wärst du gerne und warum? Als ich noch jünger war, wäre ich gerne „Sonic, der Igel“ gewesen! Ich fand das toll, wie schnell der sich bewegen konnte! So schnell wollte ich auch rennen können! Wann und wo spielt ihr am meisten? Wir spielen viel zu Hause und natürlich jetzt im Tourbus. Text: Charlotte Walkling Heimat: bleedingthrough.com Auch gut: „Bleeding Through“ – das neue selbstbetitelte Album
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Die Siedler VII Knuddelig, idyllisch, herzallerliebst: Die Siedler sind wieder da - und kehren nach dem Realismus-Ausflug der letzten Jahre zum Comic-Look zurück. Die wuseligen Männchen wirken wie gutgelaunte 3D-Zeichentrickfiguren und sorgen schon beim Zuschauen für beste Stimmung. Das Spielprinzip ist dafür altbekannt: Mit neuem Bausystem werden Siedlungen und immer komplexere Produktionsketten erstellt, durch die sich ein einfaches Bauernvolk allmählich zur fortgeschrittenen Zivilisation mit allerlei Errungenschaften mausert. Wer anfangs nur ein paar morsche Hütten sein Eigen nennt und sich mühsam von selbst geangeltem Fisch ernährt, kann später Prachtbauten in die Landschaft setzen und Bier, Brot und diverse andere Köstlichkeiten herstellen.
Gekämpft werden darf auch manchmal: Der Spieler muss durch seine Produktionsstätten für ausreichend Ressourcen sorgen, um sich Militäreinheiten leisten zu können. Die heuert er in der Taverne an. Wenn er meint, stark genug zu sein, schickt er seine Männer mit einem Mausklick in gegnerisches Terrain. Die meiste Zeit darf man sich aber an wunderschönen Landschaften und zahllosen Details wie Wasserfällen oder romantischen Bergkuppen erfreuen. Einen Kampagnen-Modus gibt es ebenso wie Endlosspiele und
Multiplayer-Duelle, und überhaupt gibt es immer was zu tun - dieser Wuselei kann sich eigentlich kein Strategiefreund entziehen. Text: Tito Wiesner
Genre: Strategie Publisher: Ubisoft Plattform: PC
Red Steel 2 Schwerter und Pistolen, Tempel und Saloons - das asiatisch angehauchte Wild-West-Szenario von „Red Steel 2“ ist alles andere als alltäglich. Den namenlosen Helden des Actions-Spiels für Nintendo Wii stört das allerdings nicht - hat er so doch weitaus mehr Möglichkeiten als normale Cowboys, um den zahlreichen Bösewichten auf den Leib zu rücken.
Alter Ego Mysteriöse Morde, zahlreiche Halunken und gleich zwei unsympathische Helden - fast alles im Adventure Alter Ego ist düster, geheimnisvoll und verdorben. Nichts Neues für die tschechischen Entwickler von Future Games: Schon ihr 2004 erschienener Überraschungserfolg „Black Mirror“ lebte vor allem von seiner dunklen Atmosphäre. Schauplatz ist diesmal allerdings die Stadt Plymouth im Süden Englands zum Ende des 19. Jahrhunderts. Ein mysteriöser Adliger ist gestorben, womit die Probleme allerdings erst losgehen - erst verschwindet seine Leiche, dann tauchen neue Opfer auf. Der Spieler muss also ermitteln - und das gleich in der Rolle von zwei unfreiwilligen Helden. Neben dem etwas trotteligen Polizeiinspektor Bristol wird abwechselnd auch der Dieb Timothy Moor gesteuert. Beiden Protagonisten ist gemeinsam, dass sie nicht gerade sympathisch sind . Der Schwierigkeits-
grad ist äußerst niedrig - die Rätsel erschließen sich fast immer direkt aus dem Spielablauf. Frustrierende Wartephasen gibt es so zwar keine, wirkliche Kopfnüsse aber auch nicht. Schade zudem: Die Optik ist kaum besser als bei „Black Mirror“ - einem sechs Jahre alten Titel. Plymouth und seine Bewohner wirken hölzern und farblos. Schade um das schöne Szenario - es hätte ein fesselnderes Abenteuer verdient. Da kramt man lieber nochmal das erste Spiel der Tschechen aus.... Text: Tito Wiesner
Genre: Adventure Publisher: Namco Bandai Plattform: PC
„Red Steel 2“ ist zwar die Fortsetzung des 2007 zum Launch der NintendoKonsole erschienenen Kampf-Spiels, hat inhaltlich aber nicht mehr viel mit ihm zu tun. Der Spieler steuert einen wortkargen Helden, der sich als letzter Überlebender eines einst mächtigen Clans mit zahlreichen Bösewichten anlegen muss. Die Story ist dabei stereotyp, langweilig und unlogisch - dient aber ohnehin nur dazu, die zahllosen Action-Sequenzen miteinander zu verbinden. Die sind dafür rasant inszeniert: In einem Mix aus fernöstlicher Kampfkunst und klas-
sischer Wild-West-Action wird immer wieder zwischen Pistolen und Gewehren sowie artistischer Schwertführung gewechselt. Horizontale und vertikale Attacken, kurze oder weit ausholende Hiebe, Zustechen, Blocken und dergleichen mehr lassen sich durch mehr oder weniger kräftiges Schwingen und schnelles Bewegen der Wiimote präzise ausführen. Die lebendige Welt im Comic-Look weiß zu gefallen, der auf Dauer monotone und lineare Ablauf eher nicht - sind erst mal alle Attacken erlernt, passiert kaum noch neues. Text: Tito Wiesner
Genre: Action Publisher: Ubisoft Plattform: Nintendo Wii
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Ash
Band 2.0 26 Download-Singles in einem Jahr – an diesem ambitionierten Projekt arbeiten die Iren von Ash seit Oktober 2009. Dieser Tage erscheinen die ersten 13 Songs nebst Bonustracks auch als CD-Compilation unter dem Titel „A-Z Vol. 1”. Frontmann Tim Wheeler erklärt die Vorteile und Schwierigkeiten des digitalen Band-Daseins. Tim, warum habt ihr euch entschieden, keine traditionellen Alben mehr zu veröffentlichen? Die Vorstellung, ein komplettes Album aufzunehmen, erschien mir in kreativer Hinsicht nicht mehr inspirierend genug. Das Frustrierende daran ist: In ein Album steckt man so viel Arbeit und dann kommt alles auf einen Schlag heraus. Im Internet sah ich die Möglichkeit eines kontinuierlichen Kontakts mit den Fans. Wir bringen alle zwei Wochen eine Single heraus und bekommen umgehend Reaktionen darauf.
nicht alles mitbekommen, was im Netz so vor sich geht. Hoffen wir also, dass sich die nächsten 13 Singles über mehr Hörer freuen dürfen… Text: Marek Weber Heimat: ash-official.com Auch gut: “The A-Z Series Vol. 1” – das neue Album von Ash
Lou Canova Solche und solche
Welche Vorteile hat dieser Veröffentlichungsmodus und wo siehst du Schwierigkeiten? Wenn man seine Musik ganz in Eigenregie vertreibt, ist das Werbebudget nicht sehr groß. Man hat kein Label, das einem finanziell den Rücken stärkt. Entsprechend wenige Leute haben von unserer Aktion Wind bekommen. Gleichzeitig mag ich aber den Umstand, dass unsere Fans kontinuierlich mit Musik gefüttert werden, eigene Playlisten erstellen und Feedback zu den einzelnen Tracks geben können. Außerdem kann man so Songs herausbringen, die man früher dem Album-Flow zuliebe geopfert hätte.
Früher war alles einfacher: Freunde waren Freunde. Manche davon waren beste und andere gute Freunde, viele vielleicht auch einfach nur adjektivlose Freunde. Dann gab es noch Bekannte, Kollegen und Familie - Ende. Mit den besten Freunden wurde oft gesprochen oder geschrieben (auf Papier), bestenfalls hat man sich auch regelmäßig gesehen. Entsprechend sporadisch der unverbindliche Kontakt zu Bekannten. Heute alles anders - weil Internet. Es gibt sie zwar noch, die besten Freunde. Doch manche davon erreicht man plötzlich nur noch via Social Network. SMS gehen ins Leere und die moralische Pflicht, auf E-Mails zu antworten, ist schon lange aufgehoben.Vom Anruf ganz zu schweigen. Verabredungen zum Fußball gucken werden via Twitter getroffen, Nachwuchs via Facebook verkündet.
Wie habt ihr versucht, das Projekt zu promoten? Natürlich haben wir direkt auf unserer Homepage Werbung gemacht, wo man die Singles auch kaufen kann. Vorab haben wir einen Gratis-Song angeboten, damit kann man immer gut auf sich aufmerksam machen. Mit der CD-Compilation wollen wir nun Hörerschichten erreichen, die vielleicht keine Möglichkeit zum Online-Kauf haben oder
Es kann heute also unterschieden werden zwischen analogen Freunden und digitalen Freunden. Und bei den digitalen dann in solche, mit denen man wirklich befreundet ist oder irgendwann mal befreundet war oder die man gar nicht wirklich kennt. Und dann hat man via sozialem Web plötzlich mit Menschen eine Art freundschaftlichen Kontakt, der in früheren Momenten bei einer realen Begegnung nie derart herzlich ausgefallen wäre.
Zukunftsmusik So könnte sie wohl aussehen, die Zukunft des Medienkonsums. Auch wenn die einzelnen Teile der Idee nicht neu sind, so wird die Kombination aus Flatrate, Freunden und jeder Menge Musik, Games und Filmen bei zaOza.de wohl für Furore sorgen. Für einen monatlichen Beitrag von nur schlappen fünf Euro gibt es Downloadmöglichkeiten von aktuellen Titeln aller musikalischen Genres. Mit dabei unter anderem Weezer, Tocotronic, Madsen, Jack Johnson, The Hives, Mando Diao, AFI und und und... Downloadbar als mp3 ohne Kopier- oder sonstige Beschränkungen auf den Rechner und oder das Handy sowie in den eigenen, zehn Gigabyte
großen zaOza-Bereich. Den wiederum können alle, mit denen man bei zaOza befreundet ist, nicht nur sehen, sondern ebenfalls als Downloadzone nutzen. Das ist vor allem deshalb nicht uninteressant, weil jeder Nutzer auch eigene Musik hochladen kann. Das alleine würde sich finanziell ja schon mehr als lohnen, aber zaOza will mehr. Die ersten Games, TV-Formate und Filme gibt es schon, und gerade ist die Aktion „Lade dir Legenden“ angelaufen, in der in der nächsten Zeit Kultalben zum Download angeboten werden. Den Anfang machten die Absoluten Beginner, Guns N´Roses und die Cardigans, und es sollen noch einige folgen. Wer also noch Bedarf hat, seine Musiksammlung digital und kostengünstig zu erweitern, sollte sich schnell anmelden. Der erste Monat ist übrigens kostenlos. zaoza.de
Viele dieser „Freunde“ sind nichts anderes als Kommunikationspartner, die uns für unsere Selbstdarstellung als Sparringspartner zur Verfügung stehen und denen wir dann als Dankeschön mit entsprechenden Kommentaren auf deren Selbstdarstellungen im Netz antworten. Wer wirklich wissen möchte, wer zum harten Kern der Verlässlichen gehört, kann eine simple Nagelprobe durchführen: Einladung via SMS, E-Mail und Facebook zum Umzug vom vierten Stock in den vierten Stock. Wer hier eine Rückmeldung erhält - gut. Wer am Umzugstag nicht alleine vor seinen Umzugskisten steht, hat echte Freunde (oder in letzter Minute eine Möbelspedition angerufen), behauptet *Lou Canova
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QUICKIES
unclesally*s magazine
QUICKIES
Kalte Muschi Hübscher Kater
Alles nur gekauft Axe Dry + Sensitive Auch soft ist spitze
Ihr denkt, cool zu sein, sei das Allerwichtigste im Leben? Das stimmt natürlich – nur bedingt, liebe Jungs. Wer nicht ewig einsam in seinem eigenen Testosteronsaft vor sich hin vegetieren möchte, sollte wissen, dass die Damen immer auch eure sensible Seite fordern. Grund also, diese mit dem neuen Axe Dry + Sensitive gezielt zu aktivieren. Dieses neue Bodyspray der Dry-Range-Serie besteht aus einer alkoholfreien Zusammensetzung und ist daher besonders hautfreundlich. So werden euch die Damen nicht nur für euren tollen Duft, sondern auch die neugewonnene Feinfühligkeit lieben. Und um die Sache mit dem Coolsein dabei aber nicht aus den Augen zu verlieren, solltet ihr euch jetzt auf sallys.net für die Original Ray Ban (Aviator) bewerben, die wir dort gemeinsam mit Axe im Paket mit dem Etui, passenden Aufnähern und dem neuen Axe Dry + Sensitive verlosen.
Wenn das Auge mitisst, dann muss das Ohr ja mittrinken. Sprecht uns nach: Kalte Muschi! Sollte das jetzt nicht schon kräftig in eurem Gehörgang prickeln, dann wird es das spätestens beim Trinken auf der Zunge. Diese kleine Schmusekatze kombiniert blumig weichen Rotwein und spritzige Cola und wurde mittlerweile zum offiziellen Kaltgetränk des FC St. Pauli ernannt. Ob im Sixpack oder in der Einzelflasche, euer nächstes Sommerpicknick wird lang aber auf keinen Fall langweilig. Auf sallys.net verlosen wir ein Spitzen-Kalte-Muschi-Paket, bestehend aus einem Sixpack, zwei Bechern, einem Poster und einem Shirt. Weitere Infos gibt es unter kalte-muschi.de
axe.de
Telekom Campus Cooking
Gourmetgerichte in der Seminarpause
Die Uni-Mensa – ein Ort mit hohem Flirtpotenzial. Nur fällt das Lächeln schwer, wenn sich die Zähne gerade in einem zähen Stück Rinderroulade verheddert haben. Nichts für ungut, aber das ordinäre Mensaessen ist nicht gerade ein Mehr-Sterne-Menü. Wie gut, dass es auch im Sommersemester 2010 das Telekom Campus Cooking gibt und die Starköche Stefan Wiertz und Patrick Gebhardt vom 19. April. bis zum 11. Juni an zehn deutschen Universitäten jeweils eine Woche lang den goldenen Kochlöffel schwingen werden. Alle Studenten der Unis Bayreuth, Chemnitz, Kiel, Kaiserslautern, Halle, Lübeck, Nürnberg, Regensburg, Dortmund oder Saarbrücken kommen so in den Genuss von gesunden, ausgefallenen Speisen zum gewohnt moderaten Mensapreis. Wenn euch jetzt blitzartig eine Muse in scharfer Küchenschürze geküsst hat, könnt ihr auf sallys.net an unserer Verlosung teilnehmen und einen Einkaufsgutschein für Kochutensilien im Wert von 100 Euro gewinnen, den Telekom einem von euch zur Verfügung stellt. Alle weiteren Infos, Termine sowie das Telekom Campus Cooking Rezept Booklet gibt es unter www.telekom.de/young.
bibop
sucht den bibop Festival-Reporter.
Ausgewählte Musikfans bekommen vom 21. bis 23. Mai die Chance, ganz besondere Augenblicke hinter den Kulissen des „Sputnik Spring Breaks“ zu erleben: Ausgestattet mit Fotopass und Mikro, und begleitet von erfahrenen Jungs vom MDR Sputnik ,zieht ihr als rasender Festivalreporter über das Gelände. Seit dem 6. April können Festivalschwärmer und Musikfans auf der bibopFacebook-Seite unter facebook.de/bibop per Video zeigen, wie sie ihren absoluten Lieblings-Festival-Headliner anmoderieren würden. Noch bis zum 13. Mai wird hier der Gewinner gevotet. Also nix wie ran. Wer einfach nur so ein tolles Festival (das Line-Up könnt ihr auf unseren Festivalseiten nachlesen) besuchen möchte, für den haben wir auf sallys.net 1x2 Tickets für‘s „Sputnik Spring Break“ reserviert.
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HÖRBÜCHER/COMICS
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Gratis Comic Tag
Filme zum Hören Krimis der Sechziger
Über der Stadt liegt Nebel, in ihr eine Leiche. So stellten sich Deutschlands Filmschaffende in den Sechzigerjahren den britischen Alltag vor. Das Ergebnis: dutzende Krimis mit Chris Howland, Hansjörg Felmy, Walter Giller und Karin Dor, die zwar filmgeschichtlich reichlich egal, dank hanebüchener Brüche im Plot und absurder Verbrechen heute allerdings nicht bar eines gewissen Unterhaltungswertes sind. Drei Geschichten des Edgar Wallace Sohns Bryan hat der Eichborn-Verlag jetzt als Hörspiel herausgebracht und dafür die alten Film-Tonspuren um einen selbstironischen Erzähler ergänzt. Wer sich gerne im Fernsehen dunkle Kapuzenmörder anguckt, die ihren Opfern die Koffer packen, und sich nicht dran stört, nie zu erfahren, warum sie das tun, der amüsiert sich sicher auch mit diesen Produktionen. Bryan Edgar Wallace: Der Henker von London * Das Geheimnis der schwarzen Koffer * Der Würger von Schloss Blackmoor (Eichborn) (3 CDs/je rund 60 Minuten)
Etwa der gleichen Zeit wie die WallaceLeichen entstammt das wohl berühmteste Opfer der deutschen Fernsehgeschichte: Fay Collins. Das Fotomodell fand den Tod in Francis Durbridges Fernseh-Sechsteiler „Das Halstuch“, der im Jahre 1962 die Menschen vor dem Bildschirm fesselte. Die Straßen waren leer, wenn Heinz Drache auf STEPHAN ORTH & ANTJE BLINDA SORRY, WIR HABEN DIE LANDEBAHN VERFEHLT
(Der Audio Verlag) Über den Wolken ist anscheinend nicht nur die Freiheit grenzenlos, sondern auch der Wahnsinn. Wenn es stimmt, was die Kollegen von Spiegel Online hier an Anekdoten aus dem Alltag des internationalen Flugverkehrs zusammen getragen haben, dann rekrutieren sich die Airline-Crews dieser Welt in der Hauptsache aus Sadisten, Fatalisten und Hasardeuren. Da reparieren Techniker Triebwerke mit Coladosen und Scheinwerfer mit Klebeband, während Stewardessen Witze über abreißende Tragflächen reißen. Ob das alles wirklich so passiert ist, sei mal dahingestellt. Manches klingt doch arg nach Münchhausen. Sei’s drum. Und warum man im Flugzeug beim Start die Handys ausmachen muss, erfahren wir hier auch. (1 CD/rund 71 Minuten) Text: Moritz Honert
BLACK MIRROR DAS GEHEIMNIS DER GORDONS & DER DUNKLE SPIEGEL DER SEELE
(Lübbe Audio) Black Mirror war 2004 ein Überraschungserfolg, den niemand auf der Rechnung hatte - als Computerspiel. Gut sechs Jahre später erscheint das Ganze nun auch als Hörbuch, was durchaus Sinn ergibt: Verantwortlich für den Erfolg des PC-Adventures war schließlich vor allem die Story um das rätselhafte Schloss Black Mirror im Süden Englands, dessen Mauern ein düsteres Familien-Geheimnis
Mörderjagd ging, sagt die Legende. So richtig nachzuvollziehen ist das heute nicht mehr. Der Plot ist gewöhnlichste Krimi-Stangenware und damit leider weder besonders clever noch so doof, dass man sich aus oben genannten Gründen schon wieder darüber erheitern könnte. Für Erheiterung sorgen übrigens auch nicht die abenteuerlichen Lautstärkeschwankungen aller hier erwähnten Produktionen. Mit derselben Inbrunst, mit der Inspektor Yates nach dem Halstuch-Mörder fahndet, sucht der Hörer schon bald nach der Fernbedienung für die Stereoanlage. Denn flüstert in einem Moment die Zeugin noch so leise, dass man sie kaum versteht, brüllt einen schon im nächsten Moment der BigBand-Soundtrack von Hans Jönsson zusammen.
Francis Durbrige: Das Halstuch (Der Audio Verlag) (5 CDs/rund 200 Minuten) Text: Moritz Honert
bergen. Die professionellen Sprecher und die geheimnisumwitterte Atmosphäre nehmen einen gefangen, allerdings kann das Hör-Abenteuer seinen Ursprung als Spiel nie verbergen: Wenn Protagonist Samuel Gordon ständig Rätsel lösen und Schalter umlegen muss, um mysteriöse Ereignisse aufzuklären, wirkt das teils wie eine vorgelesene Lösungshilfe zum Spiel. Trotzdem - das Geheimnis von Black Mirror ist zu spannend, als dass diese Passagen den Hörspaß ernstlich trüben könnten. (2 CDs/120 Minuten, 2 CDs/rund 150 Minuten)
Text: Tito Wiesner
Heinz Strunk Mutter Ist Ein Sexmaschien
(Tacheles!/Roof Music) Nachdem Herr Strunk in kürzester Zeit gleich zwei Romane abgeliefert hat, ist nun wieder eine CD mit gesammelten Mini-Ergüssen dran. Kleinvieh macht auch Mist! Zusätzlich sind noch diverse Songs enthalten und Heinzer setzt auch auf die KinderKlingelton-Schiene vom Krokodil „Schnappi“. Bloß geht es bei ihm um fiese Viren und „Bazill“, die unschöne Kombination aus „Jung Und Dick“ und den gut gemeinten Rat, „Immer Locker“ zu bleiben. Die Pointe wird dabei meist vergebens gesucht. Aber ist ja auch egal, denn am Ende heißt es befreiend: „Is nu ma endlich Ruhe hia?“ oder so! (rund 65 Minuten) Text: Holger Muster
Am 8. Mai gibt’s Comics für lau. Kein Scherz! Ganz nach amerikanischem Vorbild haben sich die namhaftesten deutschen Comicverlage zusammengeschlossen und den „Gratis Comic Tag“ ins Leben gerufen. An diesem Tag (dem 8. Mai) gibt es in zahlreichen Comicläden des Landes (und NUR dort) bis zu 30 eigens für diesen Tag produzierte Comics zum Abstauben. Von frankobelgischen Funny, über Horror und Superhelden ist alles dabei, was das Herz begehrt (es sei denn man ist an Manga interessiert – dann hat man Pech). Mehr Infos über die Hefte und teilnehmenden Händler gibt es hier: gratiscomictag.de Naomi Fearn Zuckerfisch 5 – Auf die Hand
(Zwerchfell Verlag) Ach Kinder, wie die Zeit vergeht. Mit “Auf die Hand“ liegt bereits der fünfte Band mit Naomi Fearns gesammelten Zuckerfisch-Strips vor. Aber was heißt hier eigentlich “bereits“? Ein Blick ins Impressum verrät, dass die Strips aus dem Zeitraum 2005 bis 2006 stammen. Das ist fünf Jahre her! Da hatte die Zeichnerin noch lange Haare! Wo ist der gottverdammte Rest?! Wieso schafft es die Zwerchfell-Crew, einmal die Woche einen Podcast mit Fernseh-Tipps vollzusülzen, aber nicht dem begierigen Leser jedes Jahr ein neues Zuckerfisch-Album in die Hand zu drücken? Was bedeutet denn das Wort “Verlag“? Eben! Tut eure Arbeit! Aber löbliche Besserung scheint in Sicht zu sein. Die nächste Band mit dem Titel “Mit Liebe gemacht“ soll bereits zum Comicsalon erscheinen. Nebenbei sei gesagt: Naomi Fearns Strips sind lustig und charmant wie eh und je, und das größere Format steht den Strips ganz ausgezeichnet. Da kann man nämlich endlich auch mal in Ruhe die Tapetenmuster im Hintergrund betrachten. Text: A. Hartung Preis: 12 Euro Heimat: zuckerfisch.de
Schwarwel Wagner ala Doof
Glücklicher Montag Schluss mit lustig! In einer Zeit, in der Comics nicht mehr Comics heißen, sondern Graphic Novels, möchte unser aller Lieblingsmutation Schweinevogel natürlich nicht hinter dem Feuilleton stehen. Und so gibt es in Schweinevogel Nr. Drei einen kräftigen Salut aus der Bildungskanone! Schweinevogels WG-Kumpel Iron Doof erklärt, wer Wagner ist (ein Komponist). Und weil ein Wagner ein Comi... äh, Graphic Novel noch nicht voll macht, gibt es noch einen satten Nachschlag mit der Bildungskelle. So erfahren wir Wissenswertes über Ludi van Beethovi (Komponist), Fritzi Schiller (Dichter) und Willi Busch (Comiczeichner). Mit “Wagner ala Doof!“ dürfte Schweinevogelschöpfer Schwarwel seinem Endziel, “Schweinevogel“ als alles ersetzende Pflichtlektüre an den öffentlichen Schulen einzuführen, wieder ein Schritt näher gekommen sein. Kostet auch nur 3,90 Euro, das Bildungsgut. Da bleibt dann nach dem Schulbuchkauf noch genug Geld für einen Opernbesuch übrig. Und im Herbst kommt dann der Schwarwel-Ziegelstein mit allen Comics von 1987-2007. Und da kann man dann auch was lernen. Und zwar über die Schwerkraft. Text: A. Hartung Preis: 3,90 Euro Heimat: schweinevogel.de
SONST ERSCHIENEN Mit „Ich weiss, was Angst ist“ greift die 34. Folge von „Gabriel Burns“ (Folgenreich/ Universal) nun den Hinweis aus „Die, die nicht bluten“ auf, dass das Böse auch in Indien bekämpft werden muss. Vor dieser exotischen Kulisse erwarten Bakerman und sein Team – wie immer – tödliche Gefahren, so dass wieder ordentlich Blut vergossen wird. Der Weg zur Erleuchtung bleibt steinig! Den Jungs von Point Whitmark fällt bei ihrem 28. Fall ein Laptop in die Hände, auf dem nur „Der leere Raum“ (Folgenreich/Universal) zu finden ist und der sich scheinbar von selbst einschalten kann. Wenn sich dann unerklärliche Unfälle nach unbedacht geäußerten Wünschen ereignen, lässt Stephen Kings „Rasenmähermann“ grüßen. Der digitale Wunschbrunnen macht dabei schon Laune, auch wenn die Auflösung dann doch wieder ganz weltlich daher kommt. Ganz, ganz weltlich auch die drei Fälle, in denen der nüchterne „Kommissar Beck ermittelt“ (Der Audio Verlag). Die Sammlung der gut 30 Jahre alten Hörspieladaptionen der gut 40 Jahre alten Krimis des Autorenduos Per Wahlöö und Maj Sjöwall zeigt, dass Schweden
schon lange bevor Henning Mankell unser HeileWelt-Bild von Pippi Langstumpfs Heimat ein für allemal kaputt machte, wenig Ähnlichkeit mit den Bildern aus dem Ikea-Katalog hatte. Gesellschaftskritik getarnt als Kriminalhörspiel. Aber was soll man es auch schönreden: „Das Leben ist hart in einem Land, in dem eine Flasche Whisky 15 Dollar kostet.“ Was der Whisky bei Val McDermid kostet, erfahren wir nicht, aber hart ist das Leben des Profilers Tony Hill und der Ermittlerin Carol Jordan auch in ihrem neuesten Fall. Serienkiller, Missbrauchsopfer, Dealer, Vergewaltiger, skrupellose Staatsdiener: Es ist mal wieder die ganz große Pauke, auf die die britische Autorin hier haut. Zarten Gemütern dürfte das schnell zu viel werden. Was die Geschichte angeht, fällt „Ein kalter Strom“ (Der Hörverlag) ein wenig gegen die zwei Vorgänger ab. Es fehlt schlicht an Überraschungen und es trieft vor Klischees. An der Produktion aber gibt es nichts auszusetzen. Die ist modern geschnitten, gewaltig düster und dank Sprechern wie Boris Aljinovic, Florentine Lahme und Heikko Deutschmann überzeugend gespielt. Text: Holger Muster, Moritz Honert
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QUERGEFRAGT Einfach die Antworten auf die Fragen in die dazugehörigen Kästchen kritzeln, und somit im besten Fall das richtige Lösungswort ermitteln. Das könnt ihr dann per Postkarte oder E-Mail an uns schicken und nehmt damit automatisch teil an der Verlosung von drei Exemplaren des neuen Madsen-Albums „Labyrinth“. Einsendeschluss ist der 15. Mai 2010. [Sämtliche Umlaute (also ä, ö, ü) werden zu Vokalen (ae, oe, ue) und alle Begriffe werden ohne Leerzeichen geschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.]
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4. Kate Nashs „My Best Friend Is…“? 6. CD-Format oder Poesie-… 8. Singendes Hackfleischbällchen aus Berlin 11. Auf geht’s, raus geht’s: Rock Am Ring, Melt!, Southside und Hurricane sind allesamt… 12. Love Is… - wenn es nach den Schweden um Josephine Olausson geht 15. Früher sang er bei Muff Potter, heute schreibt er Bücher 16. Einst von Ferdinand Marcos regierter Inselstaat im Pazifischen Ozean 21. Wintersleep führen durch diese Stadt 23. Lautäußerung und Ex-Band von Kristof Schreuf 24. Verwandtschaftsverhältnis der CocoRosie-Mitglieder Bianca und Sierra Casady 26. Hamburger Label, das seine Bands jüngst über die Dörfer schickte
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1. Nadelbetriebene Navigationshilfe (engl.) 2. Professionelle Bereitstellung von Speisen und Getränken 3. Anton Corbijn schoss das Coverbild ihres neuen Albums „The Long And Dangerous Sea“ 5. „Der fantastische Mr. Fox“ entstammt seiner Feder, ebenso wie das Kinderbuch „Matilda“ 7. Beruf von Walter Schreifels 9. Sie ist jeweils auf den neuen Alben von Jamie Lidell und Broken Social Scene zu hören 10. Sehr nützlich am Auto, der von Matula klingt aber besser 11. Englische Math-Rocker und Tierkinder (engl.) 13. Hans weiß, dass dieser Paul ganz viele davon hat 14. Anzahl der Bandmitglieder von Johnossi 17. Minotaurus hatte eins, Madsen jetzt auch 18. In der Sprache der lokalen Cree-Indianer Stadt bedeutet der Name dieser Stadt „schlammiges Wasser“ 19. Auch wenn ihr Name anderes vermuten lässt, Marina Lambrini Diamandis ist hier beheimatet 20. Gegenteil von Anfang 22. Hit von MGMT 25. Band von Courtney Love 26. Sie buchstabieren ihre Singles von „A-Z Vol. 1“
Das Lösungswort der letzten Ausgabe war übrigens „GUETERSLOH“
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SCREENSHOTS/VORSCHAU/IMPRESSUM
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IMPRESSUM
SCREENSHOTs
Sex und Plop
Herausgeberin:
Jeder Mensch - ob er es schon weiß oder erst jetzt lernt - hat das notdürftige Bedürfnis, der Welt irgendetwas von sich zu hinterlassen. Sterben generell wird irgendwie als unangenehm empfunden. Also schreiben wir Bücher und Songs, erfinden Popcorn, Twitter, Bratensoße, Juckpulver, lassen uns von Magiern zersägen, erschießen unsere Mitschüler oder zünden im Fernsehen unsere Fürze, unsere Nachbarn oder uns selbst an. Die gängigste Art, sich unsterblich zu machen, heißt „Sex und Plop“. Dabei wird der Frau, in einem ästhetisch fragwürdigen und deshalb meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollzogenen Akt, unten etwas eingeführt, was sie dann einige Monate später wieder ausführt. Das ist zwar anstrengend, macht aber auch (kurz) Spaß und ist sowohl für Kleingeistige, als auch für Großhirnige ohne viel Üben machbar. Das, was dann geploppt kommt, nennt man „Das Wunder“. Es riecht doof, kann kein Bier holen und hat 18 Jahre lang keinen Führerschein. Tollerweise sieht es einem aber unfassbar ähnlich. Dadurch wird man ewig leben. Ziel erreicht! Aber es geht auch einfacher. Ich zum Beispiel nehme in Hotelzimmern immer alle Bilder ab und schreibe mit Permanentmarker irgendetwas Schlaues auf die Rückseite. Dann hänge ich die Bilder wieder auf. Wahrscheinlich dauert es Jahre, bis meine Geheimbotschaften entdeckt werden, aber irgendwann passiert es und dann wird die Welt staunen. Bestimmt! Auch Kindern von Freunden und Bekannten stecke ich, statt blödem Kleingeld ohne pädagogischen Spielwert, lieber eine Viererpackung Eddings zu. Das garantiert einem bis zu 14 Tage Unsterblichkeit! Um Freunden und Gästen auf Partys etwas von mir mitzugeben, lecke ich in unbeobachteten Momenten an den Rändern ihrer Flaschen und Gläser. Auf diese Art lebt ein Stück von mir ewig in
unclesally*s GmbH & Co. KG Waldemarstr. 37, 10999 Berlin Tel.: 030 - 694 09 663, Fax: 030 - 691 31 37 mailto: sallys@sallys.net * online: www.sallys.net
Chefredaktion: Caroline Frey Stellvertr. Chefredaktion: Florian Hayler Redaktionsleitung: Ina Göritz Redaktion: Christine Stiller Anzeigenkoordination & Marketing: Eric Landmann 030 - 694 09 661 Frank Straessner 030 - 694 09 662 Christian Y. Rulfs 030 - 694 09 665 Petra Pomplun 030 - 694 09 664
ihnen weiter. Ein schöner Gedanke! Oft biete ich mich meinen Bekannten auch als Katzensitter an und verwöhne ihre Süßen dann mit völlig überteuertem Edelfutter. Diese Tiere werden NIE WIEDER etwas anders essen. Eher verhungern sie. So etwas vergessen einem Freunde nie! Kürzlich war ich eine Nacht in Darmstadt. Das Hotelzimmer kam mir bekannt vor, doch eine kopfinterne Recherche ergab: Ich war hier noch nie gewesen. Als ich dann das Malen-nach-Zahlen-Meisterwerk über dem Bett abnahm, um mich auf der Rückseite zu verewigen, drehte sich meine Lebensuhr 13 Jahre zurück. Ich war DOCH schon mal hier gewesen! Und offensichtlich hatte ich damals viel Alkohol und infantile Ausgelassenheit mit im Reisegepäck, denn nur so lässt sich erklären, wieso ich vorhatte, der Menschheit mit folgender Botschaft für immer in Erinnerung zu bleiben: PIPIKACKAWURST. Unterschrieben hatte ich auch! Blöder geht’s nimmer. Ewig leben? So nicht! Vielleicht erfinde ich kariertes Zahnfleisch. Oder leckeres Essen aus Bauschaum. Oder eine gute politisch korrekte Bezeichnung für Mohrenköpfe. Oder ich schreibe eine Kolumne und kümmere mich mal um diese „Sex und Plop“-Sache. Das hört sich doch gar nicht so doof an. Yessica Yeti
Heimat: sallys.net Vermarktung sallys.net:
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Legal Affairs:
Josef Limper (www.kanzlei-limper.de) Marc Zibirre, LL.M. (info@merribiz.de)
Ressorts:
Bücher: Elmar Bassen *** Comics: Andreas Hartung *** Comicstrip: aha *** Computerspiele: Tito Wiesner, Lukas C. Fischer *** Demodesaster: Roy Fabian, Maik Werther *** HipHop: Holger Muster *** Hörspiele: Moritz Honert *** Kino: Patrick Heidmann *** Neuigkeiten: Robby Steuding *** Online & Platten: Ina Göritz *** Sport: Christine Stiller *** Lektorat: Torsten Hempelt
Abo: 15 Euro/Jahr
Bestellung an: abo@sallys.net
Redaktion:
Frank Abel, Linda Aust, Thorsten Barth, Jochen Barthel, Elmar Bassen, Volker Bernhard, Daniela Bringer, Kai Butterweck, Jenny Ferron, Lukas-Christian Fischer, Ben Foitzik, Jens Fritze, Martin Gegenheimer, Gordon Gernand, Steven Gläser, Robert Goldbach, Sebastian Gosmann, Sarah Gulinski, Cornelis Hähnel, Tanja Hellmig, Holger Hoffmann, Lasse Holler, Leon Ilsen, Tim Kegler, Aiko Kempen, Philipp Kohl, Eric Landmann, Arne Lieb, Dirk Lüneberg, Marta Marszewski, Peter Meisterhans, Boris Mischke, Maleen Mohr, Christopher Mühlig, Elisabeth Nagy, Vanessa Pape, Sascha Rettig, Verena Reygers, Timo Richard, Marie Schaefer, Daniel Schieferdecker, Maritta Seitz, Fabian Soethof, Samuel Stein,Frank Straessner, Frédéric Schwilden, Frank Thießies, Nina Töllner, Hans-Christian Vortisch, Marek Weber, Kati Weilhammer, Marcus Willfroth, Christian Wölki, Yessica Yeti, Florian Zühlke
Praktikanten: Natascha Siegert
VORSCHAU
Auszubildende: Mandy Scholz
Fotografen:
Titelfoto Madsen: Tim Klöcker Fotografen: Frank Abel, David Biene, George DuBose, Birte Filmer, Ali Ghandtschi, Tim Klöcker, Oliver Schümers, Sight Of Sound, Jan Umpfenbach, Erik Weiss, Jan Windszus, Ben Wolf
INTERVIEWS The Drums
Layout:
IM KINO
Halbzeit: Zur Mitte des Jahre bitten wir zum großen Themenclash. Mit dabei: Against Me!, die mit ihrem neuen Album „White Crosses“ Einblick ins Hinterstübchen von Sänger Tom Gabel gewähren. The Drums, die sich nach ihrer abgefeierten „Summertime“-EP auf langer Distanz beweisen müssen. Außerdem mit dabei: The Magic Numbers, Rolo Tomassi, Danko Jones, Disco Ensemble und viele andere.
Dank der Fußball-WM geht es auf den Leinwänden vergleichsweise ruhig zu. Daher haben wir uns ein bisschen Zeit genommen, Ben Foster (im Bild mit Woody Harrelson) zum Interview zu treffen und mit dem faszinierenden Shooting Star über seinen Oscar-nominierten Film „The Messenger“ zu sprechen. Ansonsten steht in den Kinos vor allem Grusel und Spannung auf dem Programm. Nicht nur dank „Vergebung“, dem letzten Teil von Stieg Larssons „Millenium“-Trilogie, zu der wir natürlich wieder Preview-Tickets verlosen. Sondern auch dank der höchst unterschiedlichen Horrorfilme „The Crazies“ und „Splice“.
Caroline Frey, Mario Krenz Editorial Design & Konzept: Bijan Latif * www.latifoberholz.de
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Frank Druck GmbH & Co. KG
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unclesally*s Distribution: Berlin, Potsdam CartelX GmbH & Co. KG: Hamburg, Bremen, Oldenburg, Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Mainz, Stuttgart, Kiel, Flensburg u.a. PMS Köln: Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum, Dortmund, Wuppertal, Oberhausen, Bonn, Krefeld, Duisburg u.a. Primeline Dresden: Dresden, Halle, Chemnitz Blanda Promotions: München Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es wird keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Tonträger und Fotos übernommen. Diese gehen in den Besitz des unclesally*s über. Nachdruck, auch auszugsweise nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der unclesally*s GmbH & Co.KG. Für alle Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2010