unclesally*s 157

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unclesally*s magazine

Juni 2010 / Ausgabe 157

www.sallys.net

„Nächste Woche ist jemand anders die It-Band“ (Jacob Graham/The Drums)

DIE FANTASTISCHEN VIER Blumentopf / Against Me! / Bonaparte / The Drums Hot Hot Heat / Disco Ensemble / Heaven Shall Burn Superpunk / Im Test: Philipp Köster (11 Freunde)

Kino

VERGEBUNG Festivals

gewinnt tickets

Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs


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Juni 2010 / Ausgabe 157

/ „Wir

BLUMENTOPF Die Fantastischen Vier / Against Me! / The Drums Superpunk / Bonaparte / Hot Hot Heat Disco Ensemble / Im Test: Philipp Köster (11 Freunde)

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proben grundsätzlich nicht...“ (Tobias Jundt/Bonaparte)

Kino

VERGEBUNG Festivals

GEWINNt tickets

Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs


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INHALT

No. 157 – Juni 2010

Foto: Erik Weiss

INHALT/EDITORIAL

Seite 1

EDITORIAl Zur Begrüßung:

Foto: Erik Weiss

Foto: Erik Weiss

Musik: Seite 10

Musik: Seite 36

The drums

Against me!

Mit nur einer lumpigen EP auf der Haben-Liste gelang es den Drums aus Brooklyn, einen weltweiten Hype los zu treten. Mit ihren Mix aus Surf, Pop und New-Wave ist das Quartett um den schönen Frontmann Jonathan Pierce derzeit der Schwarm aller Indie-Mädchen. Warum die Drums trotz all der Liebesbekundungen so ein bisschen grundtraurig sind, erfahrt ihr in dieser Geschichte.

Gerne erinnern wir uns an die Zeit, als Against Me! aus Gainesville, Florida, zu sechst in einem ausrangierten Van durch die Weltgeschichte tingelten, um in besetzten Häusern ihre Hymnen abzufackeln. Heute sind Tom Gabel & Co. eine der angesagtesten Punk-Bands des Planeten und nicht mehr ganz so auf Krawall gebürstet wie einst. Hymnen schreiben sie aber immer noch.

04-08 Starter

33 Ariel Pink/ Trash Talk/ Gogol Bordello 33 Who Knew/ Kju: 38 Disco Ensemble

04 Refused/ Dan Sartain 05 Jesse Malin 06 Volbeat 07 Nicke Andersson 08 Euer Ding

09-12 Musik Stories I 09 Heaven Shall Burn 12 Bonaparte

14 Titel: die fantastischen vier

21 gemeinsame Jahre haben Michi Beck, Thomas D, Smudo und Knöpfchenking And.Ypsilon bereits auf dem Buckel. Nun erscheint mit „Für Dich Immer Noch Fanta Sie“ das beste Album seit immer. Mindestens!

Foto: Ben Wolf

18-24 Platten

Von wegen WM-Flaute! Auch im Juni erscheinen sagenhaft gute Platten, für die man auch mal die Vorrunde sausen lassen kann.

25 mixtape

Mike Patton sieht nicht nur rattenscharf aus, er singt auch wie ein junger Gott. Und das sogar auf Italienisch!

26 Noch’n Titel: blumentopf

Blumentopf aus Freising melden sich zurück und schenken uns neben einem neuen Album auch den ultimativen Reiseführer für die WM!

30-38 Musik Stories II 30 Rolo Tomassi/ Actionteam/ Murder By Death 31 Fakebook: Stone Temple Pilots 32 Hot Hot Heat/ Band Of Horses

32 Test: phlipp köster

Der „11 Freunde“-Chef hat tatsächlich Ahnung von seinem Fach. Kein gefährliches Halbwissen, sondern ein nahezu fehlerfreier Durchmarsch!

39 reiseführer

Südafrika ist immer eine Reise wert, auch ohne WM. Die Parlotones geben euch die Tipps zum Trip ans Kap der guten Hoffnung.

42 Festivals

Ein letztes Mal: Campt nicht am Zaun!

48-49 Auf Tour

48 Gogol Bordello/ Konzertfotos Of Death 49 Panteon Rococo

50 Für Zwischendurch 50 zaOza - Musik unlimited

52-57 Kino

52 Vergebung 53 Mammut/ Splice/ The Crazies 54 The Messenger/ Im Interview: Ben Foster 55 Shortcuts 56 Kino-DVDs

60-62 Computerspiele Die neuesten Hits auf den Spielkonsolen.

58-66 Der Rest

58 Comics 59 Hörspiele/ Bücher 63 In The Mix/ Quickies 64 Kreuzworträtsel 65 Redaktionscomic 76 Vorschau/ Impressum/ Screenshots

eine Frage, über die man sich Gedanken machen kann. Sie lautet: Sollte man seinen Beruf dem eigenen Nachnamen entsprechend wählen – oder lieber nicht? Orientieren wir uns doch mal an ein paar prominenten Beispielen. Als da wären: Peter Scholl Latour. Der greise Freund nuklearer Aufrüstung ist zwar erklärter Gaullist und überholt gerne rechts, aber auf einem Rennrad hat den in Frankreich noch niemand gesehen. Oder Boris Becker. Der promovierte Äh-thnologe hat zwar amtlich Teig im Schädel und genug Samen, um den kompletten Bäckerinnen-Verband des Kantons Uri zu bestäuben, aber seinen Ofen benutzt die Spaßkanone nur, um in der Küche Licht zu machen. Ganz anders Michael Ballack. Der schöne Sachse konnte zwischen zwei möglichen Berufen wählen und entschied sich klugerweise für das Handwerk. Als Maler und Lackierer verdient sich der Mann dumm und dämlich, was ihm insbesondere in ländlichen Gegenden viele Nachahmer bescherte. So erreichte uns neulich die frohe Kunde, dass ein gewisser S. Schweinsteiger stolzer Vater einer kleinen Sau geworden ist. Herzlichen Glückwunsch. Natürlich haben auch wir uns in der südafrikanischen Steppe dieses WM-Fieber eingehandelt und klinken nun wie bescheuert Maaloxan, Meskalin und Stechapfel, aber bisher ohne Erfolg. Unsere letzte Hoffnung ruht deshalb auf dem Freistaat Blumentopf. Der Plan sieht vor, dass Sepalot und seine Homies eine stattliche Dosis des zu 99% aus Zucker bestehenden Suds eines Kapstadter Bananenkuchens nach Deutschland schmuggeln, damit wir uns den Brei volley in die Venen jagen können. Wenn alles glatt läuft, sorgt das für ordentlich Achterbahn in den Pupillen. Zum Abschied ein Rap für Bayern: Dort drunten im Land, da blüht’s ganz g’scheit Die Wies‘n san saftig und schön san’s die Leut Aber oans muss I soagn, und des konnst ma glau’m Mir Preiß san‘s so nett, dass’z dir den Atem tut raub’n Das war Serbokroatisch. (Smoke) Flo




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STARTER

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Neuigkeiten Heute auf: Esperanto mortintoj kaj lezitoj (Tote und Verletzte) THE ATARIS

Das Fahrzeug von Frontmann Kristopher Roe kollidierte während eines Ausweichmanövers mit einem Baustellenschild, welches Frontscheibe, Dach und Auto voneinander trennte. Die Krankenhausärzte gehen davon aus, dass Roe wieder vollständig genesen wird.

BLACK SABBATH

Ex-Black Sabbath-, Rainbow- und Dio-Frontmann Ronnie James Dio erlag im Alter von 67 Jahren einem Magenkrebsleiden.

separoj kaj pauxzoj (Trennungen und Pausen) ISIS

Alle Ziele seien erreicht worden, weswegen sich Isis im Anschluss an die kommende Nordamerikatour nach 13 gemeinsamen Jahren auflösen werden.

sxangxo de membroj (Mitgliederwechsel)

FUNERAL FOR A FRIEND

Der Besetzungspaternoster ist in Aktion: Darran Smith steigt in der nächsten Etage aus, seine Gitarre hängt sich Bassistenkollege Gavin Burrough um, dessen Instrument wiederum ein Neueinsteiger namens Richard Boucher übernimmt.

INTERPOL

Bassist Carlos Dengler verlässt Interpol, um einem anderen Pfad und neuen Zielen zu folgen. Wer die drei verbliebenen Musiker zukünftig ergänzen wird, bleibt noch im Dunklen. Die Produktion des kommenden Albums schloss die Band aber noch gemeinsam ab.

SMASHING PUMPKINS

Mit Nicole Fiorentino von Spinnerette ersetzt eine weitere Dame Ginger Pooley am Bass. Offenbar hat Frontmann Billy Corgan seit jeher eine Schwäche für weibliche Besetzung an jenem Instrument.

WOLFMOTHER

Schlagzeuger Dave Atkins übergibt die Stäbe an Will Rockwell-Scott von Mooney Suzuki. Ein recht kurzes Gastspiel, wir erinnern uns: Vor zwei Jahren tauschte Wolfsmutter Andrew Stockdale einfach seine komplette Truppe gegen neue Namensträger aus.

kaj reunuigoj (Neue Projekte) BECK

Pavement-Frontmann Stephen Malkmus und Beck hätten im Frühjahr begonnen, gemeinsame Songs aufzunehmen, meint die Gerüchteküche zu wissen. Die derzeitige Pavement-Reunion würde allerdings für eine Verzögerung der Veröffentlichung sorgen, so dass vor 2011 mit keinem Produkt zu rechnen sei.

die geschichte hinter dem song Heute mit: DAN SARTAIN

Foto: Ulf Nyberg

Refused Ob sie es wollen oder nicht: Refused sind nicht fucking dead, sondern auch zwölf Jahre nach ihrer Auflösung noch immer klanggewordenes Dynamit. Schuld daran ist nicht zuletzt ihr 1998 veröffentlichtes Album „The Shape Of Punk To Come“ und der darauf enthaltene Hardcore-Klassiker „New Noise“. Auch wenn die Band um den charismatischen Frontmann Dennis Lyxzén nach einer brutal missglückten US-Tour am 6. Oktober 1998 implodierte und die einzelnen Mitglieder seitdem vorrangig getrennter Wege gingen, ist die Magie des brachialen Refused-Sounds auch nach der Auflösung nie verblasst. Entsprechend gibt es im Juni die Neuauflage von „The Shape Of Punk To Come“, aufgehübscht durch die Doku-DVD „Refused Are Fucking Dead“ sowie den furiosen Mitschnitt eines Refused-Konzerts. Wir berichten im Juli ausführlich über die Geschichte der Band und lassen Fans, Freunde sowie die Protagonisten zu Wort kommen - Frontmann inklusive.

FAITH NO MORE

Die im Zuge der Reunion von Faith No More geweckten Hoffnungen auf ein neues Album werden von Frontmann Mike Patton relativiert. Derartige Pläne seien momentan nicht existent.

THE KILLERS

Gesangskiller Brandon Flowers wandelt den Solopfad entlang und bringt ein Album heraus. Wann der „Flamingo” sein Gehege verlassen darf, ist noch nicht klar.

THE KILLS

Gitarrist Jamie Hince gründete mit seiner Freundin Kate Moss eine noch unbenannte fünfköpfige Band, angeblich gab es bereits erste Aufnahmen. Parallel arbeitet Hince gemeinsam mit The Kills-Sidekick Alison Mosshart an einem neuen Album seiner Stammband.

MOBY

Ende eines langen Tages waren 15 Songs aufgenommen und abgemischt, einige davon gibt es hier zu hören: diamondsnakerocks.com.

THE MARS VOLTA

Omar Rodriguez-Lopez von The Mars Volta und John Frusciante, ehemaliger Gitarrist der Red Hot Chili Peppers, haben vor Jahren ein gemeinsames Album aufgenommen und nun zum kostenfreien Download ins Internet gestellt. Über die Höhe einer gern gesehenen Spende darf selbst entschieden werden, alle Gelder fließen an eine Stiftung. Tippt mal das in euren Browser: omardigital.rodriguezlopezproductions.com/ album/omar-rodriguez-lopez-john-frusciante

NINE INCH NAILS

Nine Inch Nails-Mastermind Trent Reznor arbeitet mit seiner frisch angetrauten Frau Mariqueen Maandig im gemeinsamen Projekt How To Destroy Angels. Diverse Materialien einschließlich der Debütsingle lassen sich im Netz unter howtodestroyangels.com begutachten, im Sommer darf mit einer S e c h s -Tr a c k- E P gerechnet werdie WM-Spiele? den.

Offenbar zur Entspannung gründete Elektro-Ikone Moby die Hard-Rock/MetalFormation Diamondsnake und schreibt dazu: „Combining such disparate Wo schaust du influences as Ich schaue überhaupt nicht. Ich schaue mir die Rock, Metal and PRIMUS Heavy-Met al, gesamte letzte Zweitligasaison an. Alle Spiele, Frische NahNew York City’s alle Tore, alle Analysen auf HD Full Ready rung aus der Diamondsnaoder wie das heißt! Gerüchteküke was born che: Primus out of a shared Welcher Favorit fliegt als erstes raus? um Sänger und love for entering Brasilien. Wie schon bei den letzten vier WeltAusnahmebasa small, dark, meisterschaften sage ich: der Südamerikanische sist Les Claypool and musty room, planen demnach Fußball ist überschätzt! plugging into a few die Produktion eiamps, and playing as nes neuen Albums im loud as possible for a Wer wird Weltmeister? Anschluss an ihre USseriously long time.” Am Hauptsache nicht Italien! Tour im Sommer. Das erste

THEES UHLMANN (TomtE)

Der Song: „Atheist Funeral“

„Dieses Stück auf meinem neuen Album bedeutet mir am meisten. Warum? Weil ich aus dem krankhaft gläubigen Alabama stamme und mir deshalb eine gottverdammte atheistische Bestattung wünsche - ohne Priester natürlich! Als Jugendlicher wurde ich im Beichtstuhl zu meinen Masturbationsgewohnheiten und ähnlich seltsamen Dingen befragt, und schon damals entschied ich mich: Kirche? Ich glaube, das ist nichts für mich…“ Heimat: myspace.com/dansartain Auch gut: „Lives!“ – das neue Album von Dan Sartain


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Werk seit dem Jahr 1999 soll im kommenden Jahr aufgenommen werden.

sen sich unter dem Titel „Alternative Rarities 1988-1989” 20 unveröffentlichte Songs von The Cure streamen, eine WerTIRED bemaßnahme zur PONY aktuellen WiederUnter dem Titel Wo schaut ihr die WM-Spiele? veröffentlichung „The Place We Im Pub. Als Musiker ist man bekanntlich fast immer des Albums Ran From” er„Disinteg ratibetrunken und sowieso meistens in der Kneipe. Da scheint im Juli on”. das Debütalkommt man ums Passivschauen gar nicht herum. bum von Tired DEATH Pony. Im trojaWelcher Außenseiter CAB FOR nischen Pferd kommt besonders weit? verbergen sich CUTIE unter anderem Stellt die Insel Aruba ein Team? Dann die! In diesen Tagen der Frontmann stehen die Stuvon Snow Patrol dioaufnahmen Gary Lightbody, Pezum Nachfolger Wer wird Weltmeister? ter Buck von R.E.M. des 2008er Werks Deutschland natürlich. und Richard Colburn „Narrow Stairs” im Ter(Belle & Sebastian). Als Gäsminplan von Death Cab For te treten Schauspielerin und MuCutie-Frontmann Ben Gibbard. sikerin Zooey Deschanel und M. Ward Im Frühjahr 2011 darf mit der Veröf(beide She & Him) sowie Tom Smith von den fentlichung gerechnet werden. Editors in Erscheinung. Musikalische Vorbilder lassen sich in Lambchop und Wilco entdecken. FRIENDLY FIRES Derzeit entsteht in der Garage von Frontmann Mehr dazu unter: tiredpony.com. Ed McFarlane das zweite Album der Friendly Fires. Ein Veröffentlichungsdatum ist noch nicht albumoj bekannt.

WE ARE SCIENTISTS

(Platten)

ALKALINE TRIO

Frontmann Matt Skiba bringt im August ein Soloalbum in die Vertriebskanäle.

BOMBAY BICYCLE CLUB

Der Bombay Bicycle Club veröffentlicht ein Akustikalbum namens „Flaws”.

THE CURE

Auf der Website thecuredisintegration.com las-

MUMFORD AND SONS

Die Veröffentlichung einer EP mit älteren Stücken steht bevor. Das Material folgt angeblich eher den Country-Elementen im Bandsound.

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im hobbykeller mit:

JESSE MALIN

Foto: Erik Weiss

I AM KLOOT

„Sky At Night” ist der Name des fünften Albums von I Am Kloot, das am 2. Juli erscheint und von den Herren Potter und Garvey aus dem Hause Elbow produziert wurde.

STARTER

„Fitness hatte für mich schon immer einen hohen Stellenwert: Dazu gehört ein halbwegs gesundes Leben zu führen und mich entsprechend zu ernähren. Ich esse seit Jahren kein Fleisch mehr, jogge jeden Tag zwei Meilen am East River entlang und mache Liegestütze. Auf Tour ist es zwar manchmal schwer, seine eisernen Regeln einzuhalten, aber ich versuche es trotzdem – immerhin bin ich schon 42, und in dem Alter bleibt man nur fit durch harte Disziplin.“ Heimat: jessemalin.com

Auch gut: „Love It To Life!“ – das neue Album von Jesse Malin


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STARTER

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tragischen Falls erscheint das Album mit seiner langen Gästeliste im Juli. An den Aufnahmen waren unter anderem Mitglieder der Flaming Lips, der Super Furry Animals, von Neutral Milk Hotel, Grandaddy, den Shins, Cardigans, Strokes, sowie Iggy Pop, Welcher Favorit fliegt als erstes raus? Frank Black, David Lynch, Vic Chesnutt und Suzanne Vega beteiligt. Nachdem sie uns das letzte Mal im Halbfinale

DONOTS

rausgekickt haben, darf es ruhig Italien treffen.

STONE SOUR

Dein Außenseitertipp?

Eine gehörige Portion „Audio Secrecy” wird für den Spätsommer erwartet.

Wer wird Weltmeister?

Der Nachfolger der „First Impressions Of Earth” aus dem Jahr 2006 wird sich aller Voraussicht nach noch bis 2011 in Arbeit befinden, so Frontmann Julian Casablancas.

Otto Rehagel und seine Griechen könnten sich eine Menge Frust vom Leib spielen und mal wieder überraschen. Brasilien.

MYSTERY JETS

Das dritte Werk der Familienband um Vater und Sohn erscheint Anfang Juli unter dem Titel „Serotonin”.

RED HOT CHILI PEPPERS

Im sonnigen Juli wollen sich die Red Hot Chili Peppers zur Aufnahme ihres zehnten Albums im Studio treffen, so Schlagzeuger Chad Smith. Mit in der Runde befindet sich Gitarrist Josh Klinghoffer als Ersatz für den ausgestiegenen John Frusciante.

SPARKLEHORSE & DANGER MOUSE

„Dark Night Of The Soul” ist eine Kollaboration von Danger Mouse und der Band Sparklehorse, deren Frontmann Mark Linkous unlängst Selbstmord beging (wir berichteten). Trotz des

THE STROKES

filmo kaj televido (Film und Fernsehen) THE BEATLES

Hollywood-Regisseur Martin Scorsese („Taxi Driver”, „The Aviator”, „Departed”), kein unbeschriebenes Blatt im Feld der Musik-Dokumentationen („Woodstock”, „No Direction Home – Bob Dylan” und „Shine A Light” mit den Rolling Stones), dreht einen Dokumentarfilm über Beatles-Gitarrist George Harrison. Das Material stammt teilweise aus privaten Archiven, unter anderem von Co-Produzentin und Harrison-Witwe Olivia Harrison. 2011 erscheint der Film im Kino.

FARIN URLAUB RACING TEAM

Während der vergangenen Tour wurde eine LiveDVD aufgenommen, deren Fertigstellung an technischen Problemen scheiterte. Beim Kopieren einer Festplatte sind die Audioaufnahmen

Foto: Erik Weiss

Volbeat Woran denkt ihr eigentlich im Juni? Natürlich an den kommenden November! Gut so, denn im schönsten Monat des Jahres kommen Volbeat auch bei euch ums Eck auf Tour. Am 13. September veröffentlichen die Dänen, die klingen wie Social Distortion und Johnny Cash in der Metal-Falle, mit “Beyond Hell/ Above Heaven” ihr neues und mittlerweile viertes Album. Und weil wir alle wissen, dass nur Frühplaner einer furchtbaren Wiedergeburt als mexikanische Nacktkatze entgehen können, hier schon mal die Tourdaten der Kapelle.

VOLBEAT auf Tour 2.11. Düsseldorf - Philipshalle *** 3.11. Ludwigsburg - Arena *** 4.11. München - Zenith *** 13.11. Chemnitz - Arena *** 14.11. Berlin – C-Halle *** 15.11. Hamburg - Sporthalle

Hier die Termine für drei Stunden Rock/Punk/Alternative Radio im unclesally*s Nightflight mit Flo im Juni, jeweils ab 0.00 Uhr (natürlich LIVE auf allen Frequenzen von Fritz und auf fritz.de, dort auch im Anschluss 24/7 als Loopstream!): Vom 10. auf 11.6. *** 24. auf 25.6., immer schön ab Mitternacht verloren gegangen, so dass nur noch das Bildmaterial und der rohe Live-Audiomix übrig sind. Die Folge: Die DVD wird nicht mehr verkauft, sondern unter dem Titel „Farin Urlaub Racing Team: Lass Es Wie Einen Unfall Aussehen” in entsprechender Soundqualität kostenlos unter farin-urlaub.de zum Download angeboten.

HOLE

Die komplette Hole-Tour fiel ins Loch. Angeblich seien Gerichtstermine die Ursache der Absage.

OASIS

Liam Gallagher teilt über die Website seines Modelabels Pretty Green mit, dass er einen Spielfilm auf Basis des Buchs „The Longest Cocktail Party” von Richard DiLello über die letzten Jahre der Beatles und ihre Firma Apple Corps produzieren wird.

SUFJAN STEVENS

Die Wartezeit auf einen Nachfolger des 2005er Albums „Illinois” wird verkürzt: Sufjan Stevens schrieb den Soundtrack zum Dokumentarfilm „Beyond This Place”, mehr dazu ist unter docmine.com zu erfahren.

la cetera (Der Rest)

DISCO ENSEMBLE Schaut ihr euch die WM an?

Miikka: Ich schaue sie mir an. Lasse: Ich wusste nicht mal, dass sie stattfindet. Jussi: Ich würde mir das Finale anschauen. Miikko: Ich auch. Jussi: Ist Finnland eigentlich qualifiziert? Miikka: Nein, nie. Jussi: Da hast du den Grund, warum wir uns nicht für Fußball interessieren.


60 SEKUNDEN mit:

Nicke Andersson (IMPERIAL STATE ELECTRIC) Es war nur eine Frage der Zeit, bis Ex-Hellacopters-Frontmann Nicke Andersson wieder musikalisch von sich reden machen würde. Unter dem Decknamen Imperial State Electric veröffentlicht Nicke nun sein erstes, in Classic-Rock gebadetes Solodebüt. Wir baten die Kick-Ass-Ikone um eine Minute seiner kostbaren Zeit. Das kam dabei heraus. Wenn ich gefragt werde, was früher besser war als heute, dann sage ich: Irgendwie alles, oder? Ich meine, vom musikalischen Standpunkt aus gesehen, wäre die Zeit wohl am besten in den Siebzigern stehen geblieben. Wenn ich ein Politiker oder ein König sein könnte, würde ich mich für diesen hier entscheiden: Weder noch. Ich glaube, jede Art von Machtposition widerspräche meiner Vorstellung von einem ausgeglichenen Leben. Wenn ich mal wieder nicht schlafen kann, schlage ich so die Zeit tot: Stimmt, ich habe tatsächlich Schlafprobleme. Wirklich helfen kann mir da wenig. Ich laufe nachts durch die Bude, spiele Gitarre und hoffe, dass ich wieder müde werde. Das letzte Mal geprügelt habe ich mich: Ich bin ein großer Feind von Faustkämpfen und war tatsächlich nie wirklich in eine körperliche Auseinandersetzung verwickelt. Aber neulich hatte ich eine sehr lautstarke Auseinandersetzung am Telefon: Ich kaufe zurzeit sehr viele alte Mikrofone für mein Heimstudio, in erster Linie aus Deutschland. Seit in Schweden die Post privatisiert wurde, gehen in dem unorganisierten Chaos eine Menge Pakete verloren. Das habe ich eine der Mitarbeiterinnen wissen lassen – in der entsprechenden Tonlage. Die letzte mit meinem Telefon gewählte Nummer gehört: Meinem alten Kumpel Anders „Boba Fett“ Lindström. Wir waren am Samstag gemeinsam aus und ich kann mich nicht mehr an jedes Detail des Abends erinnern, deshalb hat er mir etwas auf die Sprünge geholfen… Diesen Einrichtungsgegenstand mag ich am meisten: Meine Instrumente natürlich. Aber ich habe auch eine sehr schöne Wohnzimmerlampe, geformt wie die legendäre Zunge der Rolling Stones. Die gehörte einst dem Vater von Strings, dem Hellacopters-Gitarristen. Mein teuerstes Kleidungsstück ist: Alle meine Klamotten sind extrem billig. Aber ich besitze ein Paar Stiefel, das so um die 150 Euro gekostet hat, falls das als „teuer“ durchgeht. Heimat: myspace.com/imperialstateelectric Auch gut: „Imperial State Electric“ – das erste Soloalbum von Nicke Andersson


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EUER DING

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euer ding

Liebe Leserinnen und Jungs

Das hier ist EURE Seite, auf der ihr uns eure Meinung geigen könnt oder sonst so erzählen, wer oder was euch gerade beschäftigt. Euer Ding Wir sind schon so volle Pulle im WM-Fieber, dass wir in diesem Monat nur kurz miteinander kommunizieren können. Deshalb zunächst korrekte Props an Sven Trappen, der mit sich hiermit um zwei Hurricane-Tickets bewirbt: Josy mag Pete. Verzeihung, Peter. Ich weiß nicht, was ihr gegen die Libertines habt, aber es ist das Allerletzte. Oder vielleicht nur gegen Pete Doherty im Speziellen? Wohl zu viele Tabloids gelesen? Jedenfalls lieben diese Leute Musik wahrscheinlich mehr als ihr, und euer ach so vielsagendes Pfund-Zeichen ist da echt völlig unangemessen und außerdem die Form der Kritik, die ich von irgendwelchen unterbezahlten, neidischen Enthüllungsjournalisten erwartet hätte.

Hey Josy, keine Ahnung, was du meinst. Wir

haben beim Durchleuchten unserer jüngsten Ausgaben keine Pfund-Note entdecken können, weder neben einer Libertines/Doherty-News noch in unseren Brieftaschen. Darin steckten nur bündelweise Euro. Nix für Ungut, Josy. Sei doch so nett und verlinke deine Kritik mit einem konkreten Beitrag, dann reden wir weiter. Noch eine Entschuldigung in eigener Sache: Dass Madsen in unserer letzten Ausgabe so schön aussahen, verdanken wir und sie der weltbesten MakeUp Artistin Arielle Troß, die wir vergaßen zu erwähnen. Wir sagen DANKE!

DAS GUTE GESCHÄFT IN DIESEM MONAT ist: Beim Hurricane geht‘s richtig ab, wenn ich erst einmal Tickets hab. Wenn‘s oben auf der Bühne kracht, seht ihr mich tanzen Tag und Nacht. Vom ersten bis zum letzten Gig, wackelt heftigst mein Genick. Und sind drei Tage einmal rum... dann guck ich dumm!

Sven, nicht schlecht für den Anfang. Wir denken, mit diesem netten Reim bist du ganz vorne dabei, wenn’s um die Vergabe der Hurricane-Karten geht. Nun aber zu Justin und unserer Version von sally*sTV!: Hey sally*s, ich habe mal eine Frage: Wenn ich an die Jungs von Against Me! per Video einen Frage stellen will, wie mache ich das und wann wird das ausgestrahlt? Danke, Justin

Hey Justin, gute Frage! Für Against Me! bist du leider zu spät, aber hier ein paar Tipps für die Zukunft, wie das unclesally*s Chatroulette funktioniert: 1. Schickt eure per Video (in einem gängigen Format eurer Wahl) aufgezeichnete Frage an folgende Bands per Mail an chatroulette@sallys.net: - Gaslight Anthem - Linkin Park - The Get Up Kids Und zwar bis zum 14. Juni! Wir relaunchen derzeit unseren sally*sTV-Bereich und lassen an unsere Clips mal professionell Hand anlegen. Da wir das Chatroulette aber in Zukunft mit vielen weiteren Bands durchziehen wollen, freuen wir uns auf eure Fragen. Die Chatroulette-Clips werden im sally*sTV-Bereich auf sallys.net verankert. So leicht kamt ihr noch nie ins Fernsehen!

Schickt eure Leserbriefe an sallys@sallys.net oder per Post an unclesally*s, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin.

ULI’s BÜDKEN Steile Straße 47228 Duisburg-Bergheim

Ich stieg in meinen 1955er SperazziMontenegro ein, zog nochmal an meiner Zigarette und spie den giftigen Dunst genüsslich aus. Der Motor heulte auf und meine Mission begann... Nach langer Spurensuche im Sperazzi wurde ich fündig: Ein real existierendes Mikro-Soziales-Netzwerk, in dem fast alle Formen unserer Gesellschaft fest miteinander verzahnt sind und die Auswahl an Spirituosen und Kippen mehr als zufriedenstellend ist. Ich stand vor „Uli‘s Büdken“. Von den Einheimischen auch „Uli‘s Bierbude“ genannt, auch bekannt als „Verkaufshalle“. Ein Treffpunkt für Menschen aus der Umgebung.

Hier findet man den arbeitslosen Fußballfan, der sich zum Frühstück schon mal ein Pils zur Bild gönnt. Den Jugendlichen, der sich schon wieder eine neue Handy-Ladekarte kaufen muss, weil das Jamba-Abo sein Taschengeld frisst. Den alten Mann in seinem feinsten Anzug, der sich immer zwei bis drei kleine Körnchen als Zungenlockerer einfährt, bevor er im Damen-Stift zu Tisch geht. Oder du hörst, dass bei den Slomkas mal wieder die Pille versagt hat. Ich habe beschlossen, hier öfter mein Bierchen zu trinken, denn es gibt immer jemanden, der zuhört. Ein tolles Geschäft!

Empfohlen von: SONDASCHULE

Sondaschule von der Ruhr sind auch ohne Abitur lustige Typen. Wenn sie nicht auf der Bühne stehen, um ihren Ska-Punk abzufeuern, sind sie beim Uli.


Back to school: Heaven Shall Burn aus Saalfeld/Saale.

Heaven Shall Burn

Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte Der große Kunstgriff zwischen Tradition und Moderne besteht in dem Talent, Klassiker aus Musik, Film und Literatur in ein zeitgemäßes Gewand zu kleiden. Heaven Shall Burn schaffen den Spagat zwischen alt und neu bereits im Titel ihres neuesten Outputs: ‘Invictus‘. Dieser Titel ist nicht nur auf Grund des gleichnamigen Films über Nelson Mandela, den die fünf Thüringer in seiner Rolle als friedvoller und beständiger Kämpfer für Menschenrechte schon immer als einen ihrer geistigen Einflüsse gesehen haben, legendär, sondern auch an Aktualität kaum zu überbieten. ‘Invictus‘ ist aber auch der Titel eines Gedichts von William Ernest Henley aus dem Jahre 1875, das auch seinen Platz im Booklet erhalten hat. So parken Heaven Shall Burn rund 135 Jahre Kultur in einem einzigen Wort. Dass die finale Passage aus Henleys Werk “I am the master of my fate. I am the master of my soul“ nahezu nahtlos an die wohlbekannte Praxis der Band anschließen, zu mehr Eigenverantwortlichkeit in Handeln und Denken aufzufordern, wirkt beinahe bedrohlich passend. Man könnte fast meinen, man habe einen klassischen Heaven Shall Burn-Text vor sich. Doch auch in ihren eigenen Worten finden sich die gewohnt klaren Aussagen zu Themen, die zeigen, dass sich Heaven Shall Burn ihr eigenes Motto zu Herzen nehmen und in höchstem Maße auf die kleinen und großen Geschichten des Alltags Bezug nehmen. Besonderes im Mittelpunkt steht, dass diese Welt eben nur so funktioniert, weil die breite Masse es zulässt und sich perfekt auf ein System abgestimmt hat, das sie sich nicht zu hinterfragen traut. Dazu gehört neben dem unreflektierten Umgang mit Medien, aus denen einfach alles blind übernommen wird und dessen sich bereits in äußerst amüsanter Weise in Form der gefälschten Band-Dokumentation ‘Leitmotiv‘ angenommen wurde, vor allem die alltägliche Konformität und die Angst um den Verlust des Status Quo. Solange es Menschen gibt, die sich durch ihre Angst vor gesellschaftlichem und sozialem Abstieg bis in den Burnout kaputtschuften, ist der eben jener bereits systemimmanent vorprogrammiert. Bei der Schilderung dieser ganz normalen und doch erschreckenden Verhältnisse kann es mitunter auch vorkommen, dass sich Gitarrist Maik in Rage redet, wenn er konkret benennt, womit sich Heaven Shall Burn nicht einverstanden erklären: „Angst als Motor, der die Maschine am Laufen erhält.“ Bei Heaven Shall Burn vielleicht die Angst, dass es ewig so weiter geht. Für uns bleibt dabei immerhin die Hoffnung, dass es auch in Zukunft noch Bands geben wird, die sich noch in einer solchen Weise äußern. Solange die Maschine am Laufen gehalten wird. Text: Aiko Kempen Foto: Christiane Wöhler Heimat: heavenshallburn.com Imperial Clothing verlosen im Rahmen der Veröffentlichung des neuen Heaven Shall Burn-Albums „Invictus (Iconoclast III)“ fünf schicke T-Shirts der Band. Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „Heaven Shall Burn shall burn“ an verlosung@sallys.net. Weitere Infos: imperial-clothing.com


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MUSIK STORIES

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The Drums

Beach Boys: The Drums aus Brooklyn.

Guter Pop ist traurig Wer ist schon wirklich glücklich? Niemand - behaupten jedenfalls The Drums. Auch wenn es ihre Musik im ersten Moment vielleicht nicht gleich verrät, Frustration ist Normalzustand bei den vier Amerikanern. The Drums wissen: wenn schon Glück, dann ist das ein sehr schnelllebiges Geschäft. An diesem trüben Nachmittag in Berlin sind die Gitarristen Jacob Graham und Adam Kessler schon lange auf den schlanken Beinen. Fototermine, Interviews - kaum eine Newcomer-Kapelle scheint momentan gefragter zu sein als die vier jungen New Yorker. Die Grundlage aller Hochstimmung bildet ihre im letzten Jahr veröffentlichte ‘Summertime!’-EP, eine Mixtur aus melodiösem Surf-Rock, New-Wave und Indie-Pop, die vor allem in England eine ausufernde Euphorie um die Band begründet hat. Die meisten Songs ihres jetzt erscheinenden, selbstproduzierten Debüts sind zum Großteil zur gleichen Zeit wie die EP entstanden - was die Platte auch zu einer nach und nach an Spritzigkeit einbüßenden Blaupause ebenjener macht. Dieser Wermutstropfen dürfte die bereits lodernde Begeisterung um die vier Kieznachbarn aus Brooklyn allerdings zunächst nicht trüben. Von ihrem momentanen Überholspurerfolg lassen sich die Jungs jedenfalls nicht blenden, und so hinterfragt der ruhig und besonnen wirkende Jacob das verzückte Balzen um seine Kapelle schon jetzt: „Die ganze Begeisterung ist keine schlechte Sache. Wir sind eben momentan die It-Band,

aber nächste Woche wird das eine andere Kapelle sein“, lächelt er und schielt scheu auf seinen grauverfärbten Pullover, der an Bauch und Ärmeln große, dunkle, undefinierbare Flecken aufweist. Ohnehin scheinen die Jungs nicht allzu optimistisch in Richtung Zukunft oder der nächsten fünf Minuten zu blicken. Alle vier sehen sich als ausgesprochene Denker. Sie haben sich nicht nur auf Grund spezifischer musikalischer Vorlieben, sondern auch ihrer Wesenszüge wegen zu dieser Band zusammengefunden. Ein skurriles Bild, so ein Tourbus voller chronischer Grübler, die sich durch ihre Unfähigkeit, das Denken einmal abzuschalten, ständig um den wohlverdienten Nachtschlaf bringen. Die größte Emotion hinter ihrer Arbeit soll laut Jacob Frustration gewesen sein: „Sicher, wir haben viel Glück gehabt, doch die Frustration ist ein persönliches Ding. Ich meine, was ist Glück? Und wo liegt der Sinn darin, einen fröhlichen Song zu schreiben? Meiner Meinung nach ist das Glücklichsein die flüchtigste Emotion überhaupt. Man erfährt sie nur für einen Augenblick und

dann ist der Zauber schon wieder vorbei“, lacht er zynisch. „Man ist doch immer eher ein wenig deprimiert. Damit kann sich jeder identifizieren. Ich finde es nicht betrüblich, einen Song mit traurigem Text zu hören. Im Gegenteil. Ich fühle mich dann mit dem Sänger verbunden und - ja - so stimmt mich ein trauriges Lied letztlich wieder froh. Wir selbst sind besessen von der Idee, gute Pop-Songs zu schreiben. Früher dachte ich, diese müssten eingängig sein, doch das ist fürchterlich kurzsichtig. Aufrichtigkeit“, seufzt Jacob, „die macht einen guten Pop-Song aus. Wenn du eine wertvolle Aussage triffst und sie mit der Musik zu einem Ganzen verschmilzt.“ Die Tiefgründigkeit hinter einer Single wie ‘Let’s Go Surfing‘ ist im ersten Moment fragwürdig. Wahrscheinlich transportieren The Drums damit aber - bewusst oder unbewusst - einmal genau jenen seltenen Augenblick des Glücks, wie er in diesem Leben wohl tatsächlich für niemanden im Dauerabo zu haben ist. Text: Christine Stiller Foto: Erik Weiss Heimat: thedrums.com


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Superpunk Fleißige Faultiere

Protestantische Arbeitsethik ist überbewertet. Obwohl Superpunk ihr neues Album ’Die Seele Des Menschen Unter Superpunk’ in der „Rekordzeit“ von zweieinhalb Jahren produzierten, scheint sich die Band auch diesmal nicht krumm geknechtet zu haben. Ein Bandleben kann so einfach sein. Wie sie da so in der Berliner Frühlingssonne sitzen, machen Carsten Friedrichs und Tim Jürgens zumindest keinen überarbeiteten Eindruck. „Wir können uns nicht beschweren, der Labelchef zahlt den Cappucino...“, freut sich Sänger und Songschreiber Friedrichs, für den das neue Album trotzdem ein erster, vorsichtiger Schritt weg vom genialen Dilettanten in Richtung ernsthafte Arbeit gewesen ist. ’Die Seele Des Menschen Unter Superpunk’ ist auch deshalb so zügig zustande gekommen, weil er sein Kreativkonzept um eine entscheidende Facette erweitert hat. „Disziplin“, bringt Friedrichs die Sache auf den Punkt. „Wenn ich eine Idee hatte, habe ich daran so lange gefeilt, bis zwei Strophen und der Refrain fertig waren. Und vorher gab es nichts zu essen.“ Klingt schlimm? Ist egal. Alle Pfunde, die Friedrichs in dieser entbehrungsreichen Arbeitsphase verloren hat, konnte er sich im Studio mit Hilfe des Spachtelmasse-erfahrenen Produzenten Bernd Begemann wieder draufschaffen.

Das waren Mods: Superpunk aus Hamburg.

In Selbstfolter ist das Experiment am lebenden Objekt ohnehin nie ausgeartet. Und Katharsis ist auf Planet Superpunk schon deshalb ein Fremdwort, weil die Band gar keine Krisen zu verarbeiten hat. „Als Marketing-Tool mag der leidende Künstler, der wer-weiß-was durchmacht, ja funktionieren. Aber wir machen eigentlich gar nichts durch“, erklärt Bassist Tim Jürgens gelassen. „Wir waren mit dieser Band nie gezwungen, irgendwelche Krisenpläne zu entwerfen.“ Selbst die Pleite ihres Haus- und Hof-Labels ’L’age d’or’ hat sich für Superpunk

nicht zum Problem ausgewachsen, es kam dann halt ein anderes. Das Erfolgsrezept? Nicht über Erfolg nachdenken. Oder wie Friedrichs sagen würde: „Wir beherrschen unsere Instrumente nicht. Nicht alle von uns haben einen Führerschein. Wir können keine Zigaretten drehen und führen ein verlängertes Studentenleben. So was kommt bei Frauen immer sehr gut an...“ Text: Timo Richard Foto: Markus Wustmann Heimat: superpunk.de


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MUSIK STORIES

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Was sind schon Raum und Zeit? Bonaparte aus Berlin.

Bonaparte

Wir sind alle eine Masse Fleisch Der Anblick ist so ungewohnt wie anmutig. Neben dem Eingang des neobarocken Bode-Museums in Berlin, dort wo Touristen ihre Fahrräder abzustellen pflegen, wartet heute ein Arabisches Vollblut auf seinen Besitzer. Ganz reglos steht er da, der Schimmel, und strahlt reinste Würde, Adel und Schönheit aus. Museumsbesucher bleiben staunend stehen und können ihre Blicke vor lauter Bewunderung nur mühsam losreißen. Selbstverständlich ist dieses Szenario nicht real. Tobias Jundt, Mastermind der Elektro-Trash-Punk Band Bonaparte, hätte aber gegen einen solchen Auftritt wohl wenig einzuwenden. Die Performance, das Spektakel und das dazugehörige Denken in Geschichten, Bildern und Metaphern gehören zum Repertoire dieser Band, deren Aufstellung ungewöhnlich uneindeutig ist. „Bonaparte ist eine Stadt, die am Fluss gebaut ist. Wie Budapest. Auf der einen Flussseite befindet sich meine Wenigkeit, die andere wird bewohnt vom Zirkus, der Band“, erklärt Jundt das Gefüge etwas verträumt und korrigiert im gleichen Atemzug die landläufige Annahme, es handele sich bei Bonaparte um ein basisdemokratisches Künstlerkollektiv: „Die kreative Peitsche habe ich in der Hand!“ Die Entwicklung der Band ließe einen Masterplan vermuten. Kurz nachdem Jundts Hirngespinst eines verkleideten Rock’n’Roll-Zirkus 2006 Gestalt angenommen hatte, avancierten Bonaparte zum Szene-Hype. Dabei war das Debütalbum ‘Too Much‘ anfangs nicht als offizielle Veröffentlichung

gedacht. Jundt wollte lediglich Demos produzieren, um seinen Bandmitgliedern das Material vorzustellen: „Ich wusste nicht, dass ich ein Album mache. Ich gab meine Skizzen den anderen, die haben es geübt, wir haben uns getroffen und live gespielt. Proben tun wir grundsätzlich nicht.“ Wo die Reise hinführen wird? „Ich habe keine Ahnung“ – soviel zum Masterplan. So angenehm unklar die Route des Wanderzirkus’ Bonaparte sein mag, behält Jundt sowohl auf pragmatische wie klassisch künstlerisch-intuitive Weise klare Vorstellungen und Ansätze. Die Entourage passt nicht mehr in den kleinen roten Fiat der Anfangstage? Also mietet man sich am besten einen Nightliner. Wieso ‘My Horse Likes You‘, das neue Bonaparte-Album, ausgerechnet so klingt? „Beim Gitarrespielen kann ich am besten singen und mich dazu noch frei bewegen, Drums mussten größtenteils programmiert werden, weil ich fast alles zu Hause produziert habe“, erklärt Jundt den Bonaparte-Sound, der praktisch unwissentlich dem Zeitgeist vor die Füße komponiert wurde.

Vergleiche mit Audiolith-Acts wie Bratze oder Frittenbude müssen von außen herangetragen werden, Jundt selber kann nur Parallelen vermuten, weil er diese Band schlichtweg einfach kaum kennt. Allein im Freak-out von Deichkind nimmt er Überschneidungen an. Während Jundt im Songwriting vollkommen souverän agiert, ist es die Größe des kollektiven Moments, in die auch er seine Hoffnung setzt. Denn im produktiven Chaos einer Bonaparte-Inszenierung tritt neben den Bandmitgliedern auch das Publikum verkleidet auf. Erklärtes Ziel ist die Grenzüberschreitung: „Du musst versuchen, diesen Augenblick zu kreieren, wo alles eins ist. Ein Urknall!“, sagt er begeistert und fügt lachend hinzu: „Wir sind alle eine Masse Fleisch!“. Vielleicht ist dieses gerüttelt Maß an Verrücktheit essentiell, um ein Album zu schreiben, das derart relevant, schlüssig und noch dazu mitreißend ist. Text: Ulf Ayes Foto: Melissa Hostetler Heimat: bonaparte.cc



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Wer als Musiker auf eine lange Karriere zurückblickt, fristet nicht immer ein hübsches Dasein. Doof von Drogen, abgekaut vom Zahn der Zeit, spielt man wieder und wieder die alten Hits. Bäh! Nur wer mit Glück oder Klugheit gesegnet war, hat es vielleicht geschafft, den Kokswagen früh genug abzubestellen und ist zeitig auf Erd- und Menschenwärme umgestiegen. Dann sind Bank- und Würdekonto eventuell noch im Plus und man muss sich nicht im Privatfernsehen erniedrigen, um den Kühlschrank voll zu kriegen und einigermaßen berühmt zu bleiben. Aber Geld allein macht es bekanntlich ja auch nicht. Als Künstler ist man in erster Linie schließlich kreativ und möchte etwas Neues schaffen. Und da haben wir das Problem! Berühmte Bands werden immer an den Großtaten ihrer Vergangenheit gemessen. Das Publikum altert, wird langweilig, fängt an, Jazz zu hören und das Interieur des eigenen Wohlstandes nach FengShui auszurichten. Und geht es dann mal tanzen, dann zu den Hits von damals! Alle wollen die geschminkten KISS sehen, ’Wonderwall’ grölen, ‘All The Small Things‘ und ihre ’Hells Bells’ schaukeln. Sie wollen sich in den Erinnerungen ihrer “wilden Zeit“ suhlen und bitte - bloß kein Lied vom neuen Album hören. BITTE DAS NICHT! Und so grüßt den Held der Vergangenheit täglich das Murmeltier, mit der Aufforderung, noch mal und noch mal und noch mal zu wiederholen, was ihm dann routiniert wie trockene Kotze aus dem Mund fällt. Plop! Und wenn man Glück hat, schreibt wenigstens der Rolling Stone darüber. Oder wir. Und was hat das jetzt mit den Fantas zu tun? Nichts, meine Damen und Herren. Absolut nichts! Im 21. Rundlauf ihrer Existenz ist der größte Hit der Fantastischen Vier immer noch der letzte. Niemand steht sich beim Konzert die Beine in den Hals und wartet auf ’Die Da’ und ’Saft’. Dann schon eher auf ’Ernten Was Wir Säen’, ’Einfach Sein’ oder ’Troy’ – allesamt Songs aus DIESEM Jahrtausend. ’Für Dich Immer Noch Fanta Sie’ heißt der frisch gepresste Fanta-Rundling, und was die Herren Vier da auf die Welt zurollen lassen, ist so lecker, klug und freigeistig wie man sich so manches Debütalbum eigentlich wünschen würde. Und wie machen die das? Ganz entspannt machen die das! And.Ypsilon: Wie es zu dem neuen Album kam? Ganz einfach: Unser Manager Bär rief an und sagte: „Ihr müsst eine neue Platte machen.“ Thomas D: Bock hatten wir zwar keinen, aber getroffen haben wir uns trotzdem. (lacht) Und dann faltet Bär ihn aus: Den großen Masterplan! Die Fanta-Agenda! Und am Ende dieser steht ein Abga-

betermin. Nach diesem Treffen folgt ein halbes Jahr nichts. Gar nichts. Irgendwann verabreden wir uns zum Ideenaustausch, schreiben Songs, nehmen sie auf und am Schluss wird’s immer wahnsinnig eng. Dann arbeitet man Tag und Nacht und versucht, das Ding nur noch zu nageln. Deshalb ist so ein Abgabetag auch wichtig, weil du sonst nie fertig wirst. Oder du endest wie Axl Rose.

In den letzten Jahren hat die Familie Vier ordentlich Zuwachs bekommen: Andy zweimal, Thomas zweimal, Smudo zweimal und Michi Beck einmal. Aus Jungs wurden Väter. Und während die unterwegs sind, gucken die Kleinen zu Hause ‘Madacascar‘ auf DVD. Die vier Pinguine sind auch Papa. Sind sie wirklich! Und trotz ihres Status’ als treu sorgende Familienoberhäupter haben die alten Männer ihren jugendlichen Habitus nicht abgelegt. Geht auch nicht. Berufskrankheit! Den nehmen alle Musiker mit ins Grab. Trotzdem werden die Bandmitglieder natürlich öfter auch gesiezt und das nicht nur in der Sparkasse. And.Ypsilon: Das war ein echter Schockmoment, als Fans anfingen, uns zu siezen. Vor zehn Jahren war das ungefähr. Da fand eine unschöne Trennung statt, die wir nicht haben wollten. Thomas D: Wenn so was im Club passiert, ist das anfangs schon seltsam. Aber spätestens beim Rauskommen sind alle so wasted, dass sich sowieso jeder duzt. Das passiert aber nicht mehr so oft. Apropos: Heute sind die Vier ohnehin MEHR. Mehr zu Hause, mehr in Verantwortung, mehr Vorbild. Und sie sind auch weniger. Weniger Musiker, weniger Partysan und weniger mediengeil. Jetzt gibt Smudo auch mal Telefoninterviews mit Spielplatzgeräuschen im Hintergrund, legt zwischendurch auf und ruft erst dann zurück, wenn er „das Geheule hier wegen der Schippen unter Kontrolle“ hat. Kinder haben die Sicht auf die Dinge verändert, aber auch die gemeinsame Arbeit. Smudo: Wir haben beim Entwickeln der Songs viel weniger Zeit miteinander verbringen können als sonst, aber diese Zeit war intensiver als je zuvor. Sie war kürzer und zielgerichteter, und so wurde aus weniger mehr.

Thomas D: Früher haben wir nachmittags abgehangen und gekifft. Dafür mussten wir uns nicht groß verabreden. Jetzt machen wir Arbeitstreffen. Müssen wir. Wir haben nur eine begrenzte Zeit gemeinsam und wollen dabei möglichst viel schaffen. Da ist natürlich auch ein gehöriger Spaßfaktor mit dabei und wir freuen uns immer, die alten Gesichter wieder zu sehen. Wir haben gemeinsame Erinnerungen und teilen eine gemeinsame Geschichte. Uns verbindet viel mehr als nur die Arbeit. Also trifft sich die Firma Vier zum Kreativ-Urlaubing mit den Familien auf Mallorca. Irgendwo muss die Platte ja herkommen. Der Plan: Tagsüber werden Songs geschrieben, abends wird mit den Familien abgehangen. Rumkommen tut dabei nix. Null! Dann müssen die Musiker ran. Thomas D: Wir wollten unsere Live-Band mehr einbeziehen, aber das hat auch nicht funktioniert. Die sind keine Texter und auch keine Songschreiber. And.Ypsilon: Also sind wir umgeschwenkt. Wir hatten einen Berg von Song-Vorschlägen unserer Produzenten. Um eine Zahl zu nennen: Es waren rund 300 Layouts von zwölf Leuten. Früher waren es Beats und Samples, heute sind es eben so genannte Layouts, aus denen Songs werden. Das, was inspiriert, wird benutzt und weiter bearbeitet. Smudo: Musik machen ist hauptsächlich wegschmeißen. And.Ypsilon: Am Ende lief es dann also anders als ursprünglich geplant. Wir hielten uns an die Layouts der Produzenten und texteten dazu. Anschließend haben wir die Band alles nachspielen lassen.

Erfolg kann lässig machen. Nicht jeder muss zum Arschloch werden. Nicht jeder endet als Diva. Wenn es nichts mehr zu gewinnen gibt, was man nicht schon hat, und nur zu verlieren, was man am Ende sowieso nicht braucht, dann folgt die totale Entspannung. Und so machen die Fantas im Wellness-Bereich ihrer Karriere mit ’Für Dich Immer Noch Fanta Sie’ das vielleicht das kompromissloseste Album ihrer Rapografie. Böse Texte, brutale Beats, kluge Gesellschaftskritik und weniger musikalische Grenzen als jemals zuvor.


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Foto: Andreas „Bär“ Lasker


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Die Firma Vier: Smudo, Michi Beck, Thomas D, And.Ypsilon (v. links)

Maßlos und gekonnt schlendern die Vier durch die Abgründe unser aller Existenz und machen sich dabei ordentlich schmutzig. Lebensnahe Philosophie entsteht eben nicht an der Probiertheke im Weinladen und erstzunehmende Systemkritik steht nicht NEBEN dem Chaos, zeigt mit dem Finger drauf und bläst sich auf. Kluge Systemkritik erkennt sich selbst als Teil des Problems - und die Vier sitzen dick mit in der Scheiße, aus der sie uns rauszuschaufeln versuchen. Damit sind sie kritisch, unterhaltsam und sinnstiftend zugleich, und dem harten Pflaster der Straße schließlich näher als jeder Arschfick-Lieder dudelnde Pseudo-G. So degradiert die alte Garde solche „Acts“ wie Buschi & Co. zu schlecht gespieltem Schülertheater. Natürlich, ohne dass diese jemals Erwähnung finden. Thomas D: Die Grundstruktur und die Herangehensweise an die Songs war relativ hart und krass. Keine Halbheiten! In unserem persönlichen Leben sind wir natürlich nicht die Typen, die jeden Morgen zur Arbeit gehen und abends nach Hause kom-

men. Unser Leben läuft anders ab. Trotzdem sind wir bei den Leuten geblieben. Wir fühlen mit und beobachten. Verlustängste zu haben heißt nicht, dass ich um meinen Porsche bange, den ich nicht besitze. Aber ich habe Angst, enttäuscht zu werden, nicht geliebt oder verlassen zu werden. Oder ich habe etwas satt und will mich von etwas trennen. Das sind die Sachen, die uns und die Fans menschlich miteinander verbinden. And.Ypsilon: Die Außenwelten sind vielleicht beliebig und austauschbar, aber im Grunde beschäftigt sich die Menschheit überall mit den gleichen Wünschen, Zielen und Träumen.

Der schönste Satz aus dem neuen Album stammt aus dem Song ’Kaputt’, einem elektronisch/kranken Psycho-Hass-Gewitter, in dem sich ein hyste-

rischer Smudo in der ersten Strophe wortgewandt erleichtert: „Wenn du mich hasst, dann fick dich. Und wenn du mich liebst, dann fick mich!“ Worum es in dem Song geht? Schwer zu sagen. Irgendwie musste da was raus und jeder durfte mal ran. Und das zieht sich wie ein roter Faden durchs ganze Album. „Wir haben einen eigenen Humor und einen eigenen Kosmos, aus dem wir schöpfen und unsere kryptischen Texte ziehen“, erklärt Thomas D. And.Ypsilon: „Man muss ja nicht immer verstanden werden. Nichtverstehen passiert automatisch!“

Der Ernsthaftigkeit vom letzten Album ’Fornika’ sollte etwas “Komisches“ folgen. Im Studio hatten


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sich die Fantastischen Vier mit Edding gegenseitig dick ENTERTAINMENT auf die Stirn geschrieben. Das Ergebnis unterhält erstklassig und ist „komisch“ in jedem Sinne. Aber der Spaß bleibt einem immer wieder quer hängen, obwohl die Band laut Smudo doch „lustige Musik zu traurigen Themen“ liefert. Dabei machen sich die Mitglieder Gedanken über das “Draußen“. HipHop an sich ist öde, weil er immer nur über sich selbst spricht. Der Protagonist hat immer den Dicksten, den Größten und den Längsten. Niemand covert im Rap. Warum? Weil sich niemand irgendwo hinstellen will, um zu rappen, wie dick der von einem anderem ist. Fanta Vier-Songs kann man covern. Zum 20. Geburtstag schenkten Bär und die deutsche Entertainment-Szene den ehemaligen Stuttgartern gleich ein Doppelalbum voll mit bemühten Coverversionen ihres Schaffens. Es geht also. Auch wenn man in den meisten Fällen gerne bei den Originalen bleibt. ’Für Dich Immer Noch Fanta Sie’ führt die geistreiche Wertekritik der Mediengruppe Telekommander, den elektronischen Wahnsinn von Deichkind, den entspannten Umgang mit Pop von Fettes Brot und den Wortwitz von Dendemann zu einem Familienfest zusammen und lässt vergessen, wer die Väter und wer die Söhne sind. Vielleicht muss Dendemann den deutschen HipHop doch nicht im Alleingang retten. Das heißt, wenn da überhaupt noch was zu retten ist.

ass es nicht immer besser ist, Dinge alleine zu tun, statt mit anderen zusammen - auch wenn man etwas noch so gut kann - wissen wir alle spätestens, seit wir das erste Mal Sex hatten. Auch die Fantastischen Vier mussten diese Erfahrung nur allzu oft machen, denn ihre Soloausflüge waren vor allem arm an spektakulären Höhepunkten. Allen voran Thomas D, der mit seinem ersten Album zwar mit ordentlich Rückenwind startete, aber dann mit seinen esoterischen Soloausflügen als Reflektor Falke so sehr langweilte, dass man sich erzählt, Konzertbesucher hätten nach Stühlen verlangt, weil sie müde waren und nicht mehr stehen konnten. Thomas ist der aktivste Vier. Drei Soloalben, dann noch eins als Son Goku, diverses Rumgekruschel bei Kollegen und bloggen tut der Mann wie ein Pferd. Ein lustiges Pferd! Dass auch And.Ypsilon mal ein Soloalbum gemacht hat, erfahren die meisten wahrscheinlich jetzt genau in DIESER Sekunde. Als Produzent, Soundtüftler und ausgewiesener Nichtsänger verschlug es ihn in die Abteilung New-EightiesElektro-Clash, wo er amtlich ablieferte, aber ge-

Thomas D: Also, daran können wir auch nichts drehen. Unsere Platte hat zwar entfernt etwas mit HipHop zu tun, aber HipHop ist ja Underground. Wir sind nicht das erweiterte Sprachrohr der Hartz IVGeneration und der Kids vom Block – diese Sprache haben wir nicht drauf. Wir sprechen die Sprache einer anderen Straße – die der Einkaufsstraße, der Autobahn - nicht die der Seitenstraße. Wir machen Alternative-Rap-Music. Dieses Album ist bestimmt mehr HipHop als die Alben davor, aber das mehr auf Grund der Kunst der Worte, der Reimdichte, der Qualität der Rhymes und des Flows. Aber es ist nicht im klassischen Sinne “street“, “underground“ oder “dirty“. And.Ypsilon: Wir begreifen uns schon lange nicht mehr als Teil der HipHop-Kultur. Deshalb können wir auch nichts retten.

Im April 2010 wird das Album, dank Abgabetermin, tatsächlich fertig. Was jetzt passiert, kennen Andreas, Thomas, Michael und Michael schon. Manager Bär lässt den Thron-Wagen auf Hochglanz polieren und die Vierzylinder glühen seit Monaten fleißig vor. Jetzt wird bollernd angelassen! Brrrumm! Platte raus, Promo, Interviews, TV, Hotelbars, Fotos, winken, Frühsport, rein in den Bus, raus aus dem Bus, nach Hause telefonie-

legentlich auch ordentlich langweilte. Andy ist der einzige der Vier, der immer noch im Großraum Stuttgart vermutet wird. Der Rest dagegen spricht schon fast Hochdeutsch. Weniger durch Musik, als durch Autorennen und Spielshow-Hopping macht Smudo als Solist von sich reden. Er lebt sein Bedürfnis nach sich selbst im Team aus. Auf fast jedem Fanta Vier-Album gibt es einen Song, der so heißt wie er. Auf ’Für Dich Immer Noch Fanta Sie’ gibt es diesmal ’Smudo In Zukunft’. Hierzu haben die Vier gleich mal einen neuen Musiktrend, eine Art Gospel-Techno erfunden, den wir an dieser Stelle offiziell ELEGTROSPEL taufen. Überhaupt ist Smudo unser erklärter Lieblingsfanta und kann deshalb sowieso machen, was er will. Macht er ja auch. Richtig gut gekommen bei seinen außerhäuslichen Aktivitäten ist eigentlich nur Michi Beck, und der war ehrlicherweise auch nicht GANZ alleine unterwegs. Als Turntablerocker schütteln er und sein kongenialer Partner Thomilla seit Jahren die Clubs. Diese beiden sind es auch, die als ausführende Produzenten maßgeblich an der Entstehung des aktuellen Albums der Fantastischen Vier Teil haben.

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ren, Videos drehen, PlayStation, Konzert, Händeschütteln, Tour, Tour, Tour. Aber all das ist nie wie beim letzten Mal. Größer wird es sein - soviel steht fest - aber WIE groß es wird, weiß niemand. Diese Band hatte schon mal aufgehört zu existieren. MINDESTENS einmal! Aber irgendwie hat sie sich noch mal erfunden. Sich GEfunden. Und jetzt sind die Vier so agil wie Koks auf Koks. Fairtrade-Koks versteht sich! Und was kommt danach? Thomas D: Danach? Erst mal den Weltuntergang überleben und dann nach einem Jahr Pause wieder an einem neuen Album arbeiten. Das kommt dann 2015. Aber ich habe allen gesagt: Es ist sehr gefährlich, ein Jahr lang die Kinder zu schaukeln und kreative Stille im Kopf zu erzeugen. Ein Jahr geht schnell vorbei. Deshalb ist es wichtig, etwas für sich zu machen. Es sollte eine Weiterentwicklung stattfinden. Daraus kann man dann eine neue Platte machen. Aber vielleicht frusten wir uns auch zu, weil wir zu Hause sitzen und uns niemand anruft und wir uns nutzlos fühlen. Dann machen wir einfach DIREKT wieder eine neue Platte. Und bis dahin? Exzess auf Tour? And.Ypsilon: In Maßen. Aber gekonnt! Text : Yessica Yeti Fotos: Andreas „Bär“ Lasker Heimat: diefantastischenvier.de


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PLATTEN/10 GEBOTE

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DIE 10 GEBOTE

Blumentopf Wir

(Virgin/EMI) Blumentopf, eine der ersten Bands in der Erfolgsgeschichte des DeutschHipHop, ist endlich zurück! Nach vier unerträglichen Jahren des Wartens wächst nun ein neues Pflänzchen in der bayerischen Keramikschüssel heran. „Wir“ heißt der formvollendete Spross und hat, wie gewohnt, seine Wurzeln ganz tief im Bereich des humorvollen Sprechgesangs vergraben. Obwohl die fünfköpfige Kapelle aus Freising jetzt schon seit fast 20 Jahren existiert, klingen ihre Lyrics immer noch wie frisch aus der unverbrauchten Kreativ-Quelle gezapft. Mit der aktuellen Platte zeigen Blumentopf nun, dass sie erwachsen geworden sind. Thematisiert wird jetzt das Leben als Familie, Beziehungen und der Blick auf vergangene Tage. Doch keine Angst, dank genialer Samples, ein paar Gitarrenriffs und fetter Beats gehört auch „Wir“, wie schon seine Vorgänger, zu den Orchideen im deutschen HipHop-Biotop. Text: Natascha Siegert

Die Fantastischen Vier Für Dich Immer Noch Fanta Sie

(Columbia/Sony) Wer nach über 20 Jahren so viel erreicht und geschaffen hat wie die Fantas, läuft Gefahr, das eigene Denkmal zu demontieren, oder noch schlimmer: langweilig und irrelevant zu werden. Vermutlich wissen das Smudo, Thomas D, Michi Beck und And.Ypsilon sehr genau, und als Antwort schütteln sie ein Album aus dem Ärmel, das so frisch und schwungvoll daherkommt, als hätten sie nicht nachgedacht, sondern einfach gemacht. „Für Dich Immer Noch Fanta Sie“ setzt den Lauf, den sie seit „Viel“ haben, mühelos fort und steckt seinen Vorgänger „Fornika“ mal eben in die Tasche. Mit HipHop hat das natürlich schon lange nicht mehr viel zu tun. Gottlob. Dafür schmeißen die Jungs das Genre des Sprechgesang-Pop im Alleingang. Eigentlich hätten sie schon lange nichts mehr zu beweisen, aber sie zeigen es mal wieder allen. Text: Robert Goldbach

Bonaparte My Horse Likes You

(Staatsakt/Rough Trade) Es kommt einem wie gestern vor, dass die Berliner von Bonaparte ihr Debütalbum veröffentlichten. Mittlerweile ist das jetzt schon zwei Jahre her, zeitlose Songs wie „ Anti Anti“ oder „Too Much“, das Lied zur gleichnamigen Platte, werden auf den Tanzflächen aber immer noch gefeiert, als wären sie gerade frisch auf die Menschheit losgelassen worden. Folglich liegen auf dem neuen Album „My Horse Likes You“ hohe Erwartungen. Um das Erbe erhobenen Hauptes antreten zu können, hat die Band um Mastermind Tobias Jundt auch beim aktuellen Werk an kreativem Input nicht gespart. Mit einer Ouvertüre, Zwischenspiel und großem Finale gespickt, kann „My Horse Likes You“ schon fast als „Visual-Trash-PunkOper“ betitelt werden. Die Songs dazwischen bilden eine großartig homogene Masse aus feinster elektronischer Tanzmusik, die in sich stimmig ist und einfach nur Spaß macht. Text: Natascha Siegert

Frittenbude Katzengold

(Audiolith/Broken Silence) Stylemäßig haben sie es vorbereitet, Die Atzen cashen ab. Weitere Verbindungen zwischen ‘Audiolith‘-Acts und den Interpreten solch einfältiger Volksfestknaller wie „Hey, Was Geht Ab“ anzunehmen, ist fatal und falsch. Das gilt insbesondere für Frittenbude, deren Soundästhetik nur noch durch ihr inhaltliches Profil übertroffen wird. So deutlich hier Stellung bezogen wird, liefert diese Musik einen entscheidenden Beitrag, um linke Positionen fit für den Dancefloor zu machen. Sollten Frittenbude als DiskursDisko bezeichnet werden? Wäre diese Überschrift nicht zu angestrengt für eine Band, deren erklärtes Ziel nicht zuletzt in der Luststeigerung liegt? Sicher ist, dass „Katzengold“ die bis dato beachtlichste Veröffentlichung eines neuen Musik-Genres ist, das über Substanz und politischen Ausdruck definiert wird. Ihm sei eine erfolgreiche Zukunft gewünscht. Text: Ulf Ayes

Crystal Castles Crystal Castles (II)

(Universal) Alle mögen Crystal Castles, weil Sängerin Alice aussieht wie eine in der Hölle rekrutierte Pfadfinderin und die Musik dazu klingt wie frisch abgesetzte Medikamente. Ach ja, und tanzen beziehungsweise zucken kann man dazu auch noch. Auf Grund des großen Erfolges haben sie jetzt ein zweites Album aufgenommen, es einfach noch mal „Crystal Castles“ genannt und ein wenig an den Knöpfen gespielt. Herausgekommen ist ein Elektro-Pop-Werk von etwas jenseitiger Schönheit, das von sehnsüchtiger Atmosphäre und schrillen Gegensätzen lebt. „Doe Deer“ klingt noch wie ein durch Glasscherben gewälzter Zombie, „Celestica“ dagegen schon wieder wie Traumhochzeit im Weltraum. Crystal Castles haben’s irgendwie drauf, aus musikalischem Sperrmüll Metallic-Himmelbetten anzufertigen, nur um sich dann das Schlafen abzugewöhnen. Text: Michael Haacken

Heaven Shall Burn Invictus

(Century Media/EMI) Thüringen brennt wie eh und je: Auch mit Album Nummer Fünf zerlegen Heaven Shall Burn wieder alles und jeden auf brachial-beeindruckende Art und Weise. Allerdings auch mit altbekannten Mitteln: Die wuchtigen Death Metal-Riffs, das düster-bedrohliche Gebrüll, die heftigen MoshParts, die sanften Intros und Outros sowie die Wahnsinns-Produktion von Tue Madsen - so weit, so typisch. Auch neue Hymnen wie „The Omen“ folgen bekannten Mustern: Erhabener Beginn mit Zeit zum Fäuste recken - und dann der Sturm auf die Barrikaden. Die Veränderungen liegen im Detail: Etwas mehr elektronische Spielereien, weiblicher Gast-Gesang und bedrohliche Black Metal-Momente mit deutschen Textfetzen ergänzen das Metal-Core-Monstrum. Der Rest ist bekannt - und einmal mehr überlebensgroß. Text: Tito Wiesner

Dan Sartain Lives!

(One Little Indian/Rough Trade) Sein drittes Album bringt das erwachsen gewordene, von Rocket From The Crypt-Frontmann John „Speedo“ Reis entdeckte Wunderkind Dan Sartain auf dem Björk-Label ‘One Little Indian‘ heraus. Und weiter geht’s im Namedropping: Dan Sartain hat den Hives, den Beatsteaks und den White Stripes so gut gefallen, dass sie ihn einst mit auf Tour nahmen. Aber wird man ihm mit dieser öden Aufzählung von Namen gerecht? Natürlich nicht. Auch Etiketten wie Rockabilly oder Rock’n’Roll sollte man um des guten Geschmackes willen tunlichst vermeiden. Aber behaltet das doch alles im Hinterkopf, wenn ihr „Ruby Carol“ hört, das schönste Liebeslied seit „Wouldn’t It Be Nice“ von den Beach Boys oder während ihr zu „Bohemian Grove“ wippt - schaden kann es nicht. Der Sommer kann werden, wie er will, er ist gerettet, dank Dan Sartain und seinen Songs voller Schnaps, Schmerz und Liebe. Text: Tanja Marquardt

LCD Soundsystem This Is Happening

(EMI) Wo er hinhaucht, wächst kein Zweifel: Seit zehn Jahren definiert James Murphy im Alleingang, was als ElektroPop gelten darf, und seine Platten mit dem LCD Soundsystem zeigen regelmäßig, zu welch wahnsinnigem Crossover ein Künstler in der Lage ist, wenn er für nur fünf Minuten sämtliche Genregrenzen außer Acht lässt. „This Is Happening“ führt diesen Spuk fort, ist das dritte Album seines Ein-Mann-Projekts und zugleich das vorerst letzte - glaubt man Murphys aktuellen Ansagen. Aber was für ein Abschied ist das bitte? Diese Monster von Songs pfeifen auf die drei Minuten-Regel und vermengen jedweden Musikstil von Indie-Rock über Detroit-House bis hin zu waschechtem Disco-Pop Marke „Saturday Night Fever“. Vielleicht zum allerletzten Mal, doch selbst wenn die Band Geschichte ist, James Murphys Vermächtnis wird ewig leben. Zweifelsohne. Text: Marcus Willfroth

Disco Ensemble The Island Of Disco Ensemble

(Fullsteam/PIAS) Das Thema „großer Durchbruch“ ist abgehakt - ab sofort backen Disco Ensemble kleinere Brötchen. „The Island Of Disco Ensemble“ wurde kostengünstig in der finnischen Heimat eingespielt, gemischt und gemastert. Sonst ist alles beim Alten - auch Platte Nummer Vier ist musikalisch eine Klasse für sich; wenn auch insgesamt ruhiger, homogener und weniger aggressiv. Der Mix aus Indie, Punk, Pop und Rock plus eingängigem Gesang zündet aber wie eh und je, und auch wenn Überraschungen ausbleiben, ist die Hitdichte hoch: „Bay Of Biscay“ und „Pitch Black Cloud“ kicken und fräsen sich ins Ohr, „White Flag For Peace“ bietet die bekannten Billy Talent-Zitate, „Protector“ und „Get Some Sleep“ setzen auf Pathos und große Gefühle im LostprophetsStil - ohne zu kitschig zu werden. Und dass die breite Masse davon nichts hören will, kann den Fans angesichts der gebotenen Qualität herzlich egal sein. Text: Tito Wiesner

Stephen Egerton The Seven Degrees Of

(Paper + Plastick/Import) Stephen Egerton ist so manches: Multiinstrumentalist (vornehmlich Gitarrist, und als solcher bei zwei so legendären wie inaktiven Bands, ALL und den Descendents, tätig), einer der freundlichsten Menschen im Punkrock und obendrein versierter Produzent. Nur eines ist er, auch nach eigener Aussage, nicht: ein guter Sänger. Um die sich mangels Outlet (siehe Klammer #1) ansammelnden Songideen dennoch zur Blüte zu bringen, zog er die logische Konsequenz aus den genannten Punkten: Er spielte 16 Songs komplett alleine ein und bat für jeden davon einen anderen befreundeten Vokalisten ans Mikro. Ein paar Namen? Okay! Milo Aukerman (Descendents), Dan Andriano (Alkaline Trio), Tim McIlrath (Rise Against)... Herausgekommen ist ein Album voller Pop-Punk-Hits, die alle mindestens gut, mitunter schlicht und ergreifend großartig sind - allen voran das Gänsehaut erzeugende „Sunny Disposition“ mit Ex-ALL-Sänger Scott Reynolds. Text: Torsten Hempelt


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PLATTEN/OFFENBARUNG

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DIE OFFENBARUNG AGAINST ME! WHITE CROSSES (Sire/Warner)

Puristisches Szenedenken und Stillstand waren noch nie das Ding von Against Me! aus Gainesville, Florida. Doch eine dermaßen konsequente und zielgerichtete Weiterentwicklung wie auf „White Crosses“ verschlägt schlicht den Atem! Hervorgegangen aus dem Folk-inspirierten Hausbesetzer- und DIY-Punkrock-Untergrund sind Against Me! mit dem neuen Schlagzeuger George Rebelo (Hot Water Music) inzwischen bei weltumarmenden Gitarren-Hymnen angekommen, die sich aber dem Rock-Pathos Green Day’scher Bauart weitgehend entziehen. Stattdessen schöpfen Songwriting und Texte die volle Dosis Eindringlichkeit aus beseeltem America-

na, Busfahrten auf endlosen Highways und den Grassroots eines Woodie Guthrie. Herausgekommen sind atemlos machende Song-Perlen, die dem Herzblut des Alkaline Trio, einem Tom Petty, ein bisschen Gaslight Anthem oder auch dem Pop-Appeal von Jimmy Eat World ähnlich sind. Bei so grandiosen Stücken wie „I Was A Teenage Anarchist“, „Spanish Moss“ oder „High Pressure Low“ bekommt man Schnappatmung vor Freude! Das Ergebnis ist wahrlich zum Heulen schön geworden, gleichermaßen tanzbar, euphorisierend und Moshpit-tauglich. Mindestens der Soundtrack zum kommenden Sommer! Text: Steven Gläser

1 hoffnungslos ** 2 üben ** 3 bemüht ** 4 egal ** 5 kann man machen ** 6 vorn dabei ** 7 gut ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 Klassiker Ariel Pink’s Haunted Graffiiti Before Today

(4AD/Beggars/Indigo) Ein überaus treffender Titel, den Ariel Rosenberg für sein erstes Album mit seiner frisch formierten Begleitband ausgewählt hat. „Before Today“ ist ein Trip mit der Zeitmaschine in die Jugend eines Achtzigerjahre-Kindes und entsprechend retro-selig kommen die zwölf Tracks daher. Pink, den man bislang als eigenwilligen Lo-Fi-Überzeugungstäter wahrgenommen hatte, rekonstruiert den Sound der Vergangenheit ziemlich authentisch und verwebt Versatzstücke aus den Jahren 1960 bis 1990 zu einem dichten Netz musikalischer Zitate. In den guten Momenten kommen dabei tolle Psychedelic-Nummern raus, mitunter gleitet das Ganze aber auch in ziemlich fiesen Achtziger-Synthie-Schmock ab. 5 Text: Robert Goldbach

Audra Mae The Happiest Lamb

(Sideonedummy/Cargo) Wenn schon nicht das schwarze, so ist Audra Mae doch das glücklichste Lämmlein auf der saftigen Singer/Songwriter-Wiese, wo sie sich ein Deckchen teilt mit ihren Idolen Diana Ross oder Nina Simone. Die junge Dame aus Oklahoma verarbeitet ihre in die Wiege gelegte Vorliebe für Folk- und Americana in den elf Songs ihres Debüts, stets getragen von ihrer sehnsüchtig formulierten Hoffnung auf ein erfülltes Leben. Die Großnichte von Judy Garland und Hitschreiberin für den schottischen Shootingstar der „Britain’s Got Talent“-Show, Susann Boyle, versteht es erfolgreich, Auftragsarbeit und Eigenkomposition strikt voneinander zu trennen. Das beweist nicht zuletzt „The Happiest Lamb“ – ein Album, das die 25-Jährige international ans Folk-Pop-Firmament katapultieren dürfte. 6 Text: Flo Hayler

Badly Drawn Boy Is There Nothing We Could Do?

(Biglife/Rough Trade) Meist wirken Soundtracks leicht zerfleddert, denn ohne Film vor Augen funktionieren sie selten. Badly Drawn Boy schaffte es 2002 trotzdem, einen adäquaten Tonträger zur Nick Hornby-Verfilmung „About A Boy“ abzuliefern und zwei Singles in den britischen Charts zu platzieren. Nun schnappt sich der schüchterne Engländer den nächsten, hierzu-

lande noch unveröffentlichten Streifen namens „The Fattest Man In Britain“. Eine Tragikkomödie, zu der Badly Drawn Boy mit „Is There Nothing We Could Do?“ die komplette Musik liefert - sachte, einfühlsam und bepackt mit Streichern, überzeugen die Songs jedoch selten: Zu homogen und manchmal ein wenig kitschig, verliert sich das Album in Wohlgefallen. Badly Drawn Boy kann mehr, das hat er bereits bewiesen. 5 Text: Marcus Willfroth

Band Of Horses Infinite Arms

(Sony) Band Of Horses waren lange Zeit eines der Aushängeschilder der amerikanischen Indie-Institution ‘Sub Pop’. Jetzt ist die Band zu ‘Sony‘ übergelaufen und veröffentlicht dort ihr drittes Album „Infinite Arms“. Ob kleines Label oder großer Konzern, was zählt, ist die Musik. An dieser Stelle darf man jetzt aufatmen, denn „Infinite Arms“ führt den Weg der Vorgängeralben „Everything All The Time“ und „Cease To Begin“ weiter. Dreh- und Angelpunkt der Songs, nachzuhören in „Evening Kitchen“ oder „Bartles James“, ist weiterhin die Stimme von Ben Bridwells, begleitet vom typischen Mix aus Rock, Country und Folk - pathetisch, hymnisch, atmosphärisch. Schön, sogar wunderschön. Auch wenn die geheimnisvolle Stimmung bisheriger Alben ein wenig auf der Strecke geblieben ist. 7 Text: Kati Weilhammer

The Black Keys Brothers

(V2/Cooperative/Universal) Es ist irgendwie treffend, dass in den aktuellen Videos der Black Keys ein Handpuppen-Saurier seinen großen Auftritt hat. Seit mittlerweile sechs Alben hauen Dan Auerbach und Patrick Carney einen derart Dinosaurierhaften Blues-Garagenrock raus, dass man sich einen rückversichernden Blick auf das Erscheinungsjahr der Platten nicht verkneifen kann. 2010 klingt der Retro-Sound des Duos stellenweise gar noch authentischer und angestaubter als sonst. Gleichzeitig aber auch deutlich ausgefeilter. Der einstige Gitarre/SchlagzeugPurismus weicht zunehmend facettenreichen Arrangements, und R’n’B, Soul und Funk lassen grüßen. Der Entstehungsort von „Brothers“ -

das legendäre „Muscle Shoals Sound“-Studio in Alabama - dürfte daran nicht unschuldig sein. Eine Zeitreise der unterhaltsamen Art. 7 Text: Nina Töllner

Black Sheriff II

(Club Scheiße/Cargo) Was kann man vom ersten Release eines Labels namens ‘Club Scheiße Records´’ erwarten? Exactly: Holy Shit, frisch rausgepresst! Die Black Sheriffs aus Köln halten die Rock’n’Roll-Flagge auch auf ihrem zweiten Album hoch, der Geist der alten Punker-Schule lebt. „II“ ist ein flottes Biest, geht gnadenlos nach vorne, immer auf die Zwölf - düster, schnell und selten klebrig. Hier rollt alles wie am Schnürchen. Kompromisslos und versiert nageln die vier ein Gitarren-Brett ans nächste, immer mit der nötigen Portion Herzblut und Seele und vor allem mit einem Hauch von Kettenfett im Nacken. Black Sherriff: Von euch lasse ich mich gerne verhaften! 7 Text: Petra Pomplun

Blitzen Trapper Destroyer Of The Void

(Sub Pop/Cargo) Blitzen Trapper - wenn der Name schon nach Alpenglühen und SchlafsackRomantik klingt, kann man auch gleich im Bild bleiben. Man stelle sich also dieselbe Wiese vor, auf der auch schon Fleet Foxes und Mumford & Sons grasen, und die mit ihren Gänseblümchen innerstädtische Herzen weit macht. Statt religiöser Inbrunst oder philosophischer Einkehr hat diese Band allerdings mehr Konfetti zu bieten, denn wo andere das Rotwild an der Wand trocknen, packen Blitzen Trapper lieber die Federboa aus. Die zwölf neuen Songs des Experimental-Folk-Sextetts versöhnen die Beach Boys mit Gram Parsons in melodieseliger SixtiesOpulenz, und das alles auf dem Grab von Freddie Mercury. Verdammt üppige musikalischer Bandbreite also, und alles fröhlich wie ein Nacktmarathon. The void can consider itself destroyed. 8 Text: Michael Haacken

Born Ruffians Say It

(Warp/Rough Trade) Angenehm ungehyped lassen die Born Ruffians mit ihrem zweiten Album wieder von sich hören. Ihre Songs sind gewohnt soulig, eingängig und nicht künstlich-aufgedreht wie bei manch ande-

rem Indie-Pop-Vertreter. Besonders die zweite Hälfte von „Say It“ erinnert mit seinen Basslinien und Melodiestrukturen stark an das Erstlingswerk „Red Yellow & Blue“. Die lieblichen Töne, die Luke LaLonde von sich gibt, klingen auch in Stücken wie „Sole Brother“ wieder wie eine Art Hybrid aus The Kooks mit Wolfmother-Stimme. Die Platte plätschert ihre knappe Dreiviertelstunde dahin, weist dabei leider kaum einprägsame Momente auf, geht aber dennoch als solider Debütnachfolger durch. Warum sich als Band auch mit jedem Album neu erfinden, wenn das Gewohnte doch gut funktioniert?! 6 Text: Sarah Gulinski

BREED77 Insects

(Earmusic/Edel) Mit dem Vorgänger „In My Blood (En Mi Sangre)“ verschmolz die Band aus Gibraltar dank folkloristischer Flamenco-Gitarren, maurischer Muezzin-Melodien und einer guten Portion harten Brit-Rock sämtliche kulturellen Genres. „Insects“ hingegen gibt sich etwas anders. Vermehrt auf modern-metallischem, amerikanischem Terrain unterwegs, haben Breed77 zwar immer noch genug außergewöhnliche Sound und Song-Ideen am Start, um das Gros der gesichtslosen Konform-Konkurrenz in ihre StilSchranken zu verweisen. Doch letztlich fehlen die emotionalen und eingängigen Heißblüter, gepaart mit insulanischem Fish & Chips-Flair, die die letzte rockkulturell (üb-)ergreifende Paella-Pfanne so schmackhaft machte. 5 Text: Frank Thießies

Cats On Fire Dealing In Antiques

(Pyramid/Cargo) Arme, arme Cats On Fire. In ihrer Schwermetallverseuchten Heimaterde hat das sensible Indie-PopPflänzchen der Finnen einen schweren Stand. So erzählen die Linernotes von Sänger Matthias Björkas’ zu „Antiques“ von „dealing with second bests, pale shadows, budget solutions and endless, endless frustration“. Dennoch hält das Quartett seit 2001 durch und bringt nun eine Sammlung mit unveröffentlichten Songs, altem EP- und Demo-Material heraus. Die Titel sprechen Bände: „Don’t Say It Could Be Worse“, „You Will Find Me Where You Left Me“, „Hap-


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PLATTEN

unclesally*s magazine

piness Is Chemistry“. Auch wenn 20 Stücke etwas zu viel des Guten sind - für ihre sympathische Mischung aus Selbstmitleid und -ironie, Pop und Melancholie muss man die „Smiths des Hohen Nordens“ einfach gern haben. Und würde sie am liebsten tröstend hinterm Ohr kraulen. 6 Text: Nina Töllner

Chrome Hoof Crush Depth

(Southern/Soulfood) Album Nummer Zwei der Experimentalcombo aus London. Gegründet von Doom Metal-Bassist Leo Smee (Cathedral) verbinden Chrome Hoof so ziemlich alles, was man nicht kennt: Doom, Elektronika, Kammermusik, Jazz und sogar Disco. Sun Ra, Parliament, Refused, Gogol Bordello, ein bisschen was von allem. Der Stilmix ist Programm und funktioniert erstaunlich gut, auch wenn die irrlichternden Rhythmen, gemeinen Gesangsstimmen und eingebauten Klangexperimente zunächst ganz schön nerven können. Nach mehrmaligem Anhören dieses Spektakels stellt man jedoch fest, dass hier viel mehr Rock drin ist, als es zunächst scheint. Definitiv nicht für jedermann, aber durchaus spannend! 6 Text: Hans Vortisch

Circa Survive Blue Sky Noise

(Atlantic/Warner) Circa Survive sind eine der letzten verbleibenden Bands, für die Emo mehr bedeutet als das Herumkaspern mit Muttis Schminkkästchen. In ihrem Fall nämlich authentische emotionale Rock-Musik, die gerne Konventionen links liegen lässt und auch mal Inspiration bei alten Prog-Rock-Platten nascht. „Blue Sky Noise“ ist wohl das eingängigste und gleichzeitig vielseitigste Album der Formation um Sänger Anthony Green geworden, verlangt dem Hörer trotzdem noch einiges an Auseinandersetzung mit den gekonnt arrangierten Songs ab, bis die Knoten platzen. Produzent David Bottrill (Tool, Muse) sorgte dabei für einen dichten und wuchtigen Sound. Wer mit Greens kindlich hoher Stimme klarkommt, dem wird von Circa Survive eine harte Nuss geboten, die innen drin um so besser schmeckt. 8 Text: Robert Goldbach

Danko Jones Below The Belt

(Bad Taste/Soulfood) Zwiespältig waren die Reaktionen auf „Never Too Loud“, das letzte Werk des kanadischen Powertrios um Namesgeber Danko Jones. Zu viel Stadion-Rock, so lautete der Vorwurf. „I’ll admit it I have done a few things that I shouldn’t be proud of“, lauten die ersten Zeilen auf „Below The Belt“ - Selbstzweifel bei Danko? Bereits der druckvolle Opener „I Think Bad Thoughts“ lässt weder musikalisch noch textlich diesbezüglich Fragen offen. Treibende Nummern wie „Magic Snake“ stehen neben Verweisen auf Dankos Plattensammlung wie „Active Volcanoes“, das die frühen KISS zitiert. Die Classic-Rock-Einflüsse sind geblieben, aber das Ganze hat wieder mehr Punch. Gut gebrüllt, Löwe. 7 Text: Jens Fritze

Darwin Deez Darwin Deez

(Lucky Number/ Rough Trade) Hipp, Hipp, Hurra oder doch ein Nerd? Bei Darwin Deez ist das schwer zu sagen, da er auf der Grenze zwischen ultra-hip und Voll-Nerd tänzelt. Mit seinem selbstbetitelten Debütalbum bringt der New Yorker zehn grandiose Offbeat-Nummern hervor, die so ehrlich und fröhlich klingen, dass selbst die Glücksbärchis vor Neid erblassen würden. IndiePop und Gitarren werden hier perfekt mit Elektro

verknüpft, gekrönt von leicht genäselten Vocals. Und weil der Darwin in jeder Hinsicht special ist, verwendet er natürlich statt des Schlagzeugs mal eben seine beiden Klatschehändchen. Auch wenn einige Stücke zwar irgendwie an die vorhergehenden erinnern, muss man dieses Album unentwegt auf Endlosschleife hören und tanzen, als würde niemand zusehen. Eine spezielle Platte, die einfach in keine Schublade passen will. 7 Text: Sarah Gulinski

The Dead Weather Sea Of Cowards

(Warner) Jaja, Jack White ist ein rastloser Rock-Nerd - wissen wir. Sechs Alben mit den White Stripes, zwei mit The Raconteurs, eine Hitsingle mit Alicia Keys, Expeditionen ins Schauspiel und so. Zum gleichen Eindruck aber käme auch einer, der nur Whites aktuelles Baby The Dead Weather kennt. Auch auf „Sea Of Cowards“, ihrer zweiten Platte innerhalb nur eines Jahres, verpackt die so genannte Supergroup um Sängerin Alison Mosshart (The Kills), Dean Fertita (QOTSA, Hello=Fire), Jack Lawrence (The Raconteurs) und eben White nämlich 35 Minuten lang Ideen, aus denen andere gleich zwei Platten geschraubt hätten. Ihr bühnenerprobter Blues’n’Roll, ihr Garage-Rock, ihr Feedback-Jam ist geblieben, die Grundsperrigkeit einer zwingenderen Rhythmusfraktion gewichen. Hier toben sich Getriebene abermals auf einem Level der Präzision aus, das andere das Fürchten lehren kann. Jaja. 7 Text: Fabian Soethof

Delorean Subiza

(Matador/Beggars/Indigo) Zwei Erkenntnisse, die uns das neue Delorean-Album beschert: 1. Der Weg vom Post-Core-Geheimtipp zum Dance-Pop-Überflieger ist wohl kürzer als gedacht und 2. Die Entfernung Ibiza-Mallorca scheinbar auch. Gut, ein wenig hinkt der Vergleich schon, denn einerseits hat das baskische Quartett immerhin zehn Jahre für diese Metamorphose gebraucht und andererseits ist der Sommer-Mix aus hypnotischen Flächen, naiv euphorischen Melodien und etwas einfältigen Bums-Beats viel zu gut für billige Ballermann-Witze. Leider ist die Abgrund zur Belanglosigkeit dabei trotzdem immer zwei Schritte näher als gedacht. In guten Momenten klingt das, als würden sich The Embassy und Milosh völlig breit nach der Afterhour treffen, um ihre Lieblings-Pet Shop Boys- und Animal Collective-Tracks zu Bastard-Pop verwursten; in schlechten nach dem Wendler im Fernsehgarten. Fraglos wird „Subiza“ in gewissen Kreisen für Bewegung sorgen, doch um die übergroße Konkurrenz langfristig in Schach zu halten fehlt hier ein wenig Cleverness. Da helfen auch alle NME-, !!!- und Yeah Yeah Yeahs-Refenzen nix! 4 Text: Thomas Müller

The Divine Comedy Bang Goes The Knighthood

(Divine Comedy/PIAS) Fair ist es natürlich nicht, von einer Band zu verlangen, dass ihre Musik ewig ein bisschen anders und neu, aber auch immer unverändert gut, relevant und spannend bleibt. Nichtsdestotrotz misst man aber allzu oft mit diesem ungerechten Maß; Neil Hannon und seine Divine Comedy gehören dazu - und ihre neue Platte mag dem einfach nicht so recht standhalten. Dabei ist im Grunde alles beim alten: Hannon erzählt in gewohnt ironisch gebrochener Melodramatik von den Geschichten seiner schrulligen Figuren, zur Untermalung spielen Piano und luftige Streicher, die eine oder andere Überraschung ist auch im Angebot - und doch springt der berühmte Funke vorerst nicht über. Fürs erste bekommt man hier definitiv, was man erwartet hatte. Aber auch nicht mehr. 5 Text: Friedrich Reip

Far At Night We Live

(Arctic Rodeo/Soulfood) Noch vor zwei Jahren schloss Jonah Matranga, der mutmaßlich netteste und unverdorbenste Songwriter der Generation Emo 1.0, eine Reunion seiner Post-Hardcore-Durchbruchsband Far fast kategorisch aus. Zwölf Jahre nach ihrem genredefinierenden „Water & Solutions“ aber kommt es anders, und das gleich doppelt: „At Night We Live“ ist ein unwahrscheinliches und vergleichsweise austauschbares Stück Rock-Musik geworden, das Matrangas Gespür für große Momente nur andeutet und bezeichnenderweise immer dann am besten ist, wenn es an den großflächigen Radiokitsch von Jonahs Pop-Versuch Gratitude auf der einen, oder aber an die epische Wut der großen Brüder auf der anderen Seite erinnert: „At Night We Live“ soll auch ein Album für Chi Cheng, den im Koma liegenden Bassisten der Deftones, sein. Beide Bands waren Wegbereiter, beide sind auch 2010 noch besser als ihre damaligen Nacheiferer. 6 Text: Fabian Soethof

Gary One Last Hurrah For The Lost Beards Of Pompeji

(Siluh/Alive) Da kommt man ins Stutzen: Vor bereits acht Jahren kredenzten Gary zum ersten Mal ihren Gitarren-Pop, damals mit einem Major im Rücken und dem Ausblick auf schlichtweg „mehr“. Doch irgendwie verlief das Projekt um Robert Stadlober im Sande: Die Plattenfirma gibt’s inzwischen nicht mehr, diverse Filme und andere Projekte rückten in den Vordergrund. Nun schließlich die Besinnung auf alte Taten, nur gereift unf ruhiger als bisher gewohnt. Melodieselig schwimmt das Trio im zuweilen mit Orchesterinstrumenten untermalten Indie-Pop. Man wird in diesen 40 Minuten nicht überrascht, doch das muss

Pop ja auch nicht. Denn wenn man sich den zwölf Entwürfen hingibt, lassen einen Songs wie „Lease Me“ lange nicht mehr los. Was für ein schönes Sommeralbum! 7 Text: Volker Bernhard

Gogol Bordello TransContinental Hustle

(Sony) Hallo, Gypsy Punk! Nach drei Jahren unterweltumfassender Recherche ringen Gogol Bordello den Jahrmärkten dieser Welt ihr fünftes Album ab. Zum vertrauten Klangtreiben aus Gitarre, Akkordeon und Violine haben sich auf dem neuen Langspieler auch brasilianische Rillen gesellt. Und Produzent Rick Rubin, der mit so unterschiedlichen Künstlern wie Johnny Cash, Slayer oder den Red Hot Chili Peppers Erfolge feiern konnte, sorgte dafür, dass das Ensemble rund um Eugene Hütz sein wohl bestes Album aufnahm. Stark im Songwriting und dynamisch, homogen und trotzdem abwechslungsreich - der Nachfolger von „Super Taranta!“ ist mehr als gelungen. Schon der Titel der neuen Scheibe könnte treffender nicht sein: „Trans-Continental Hustle“ katapultiert den Hörer auf einen kunterbunten Zigeunerwagen, der sich mal bedächtig, zumeist jedoch im vollen Galopp seinen Weg durch das Weltgeschehen bahnt. 8 Text: Susanne Wiebe

Hot Hot Heat Future Breeds

(Dine Alone/Soulfood) Na endlich: Kurz bevor Hot Hot Heat Gefahr liefen, komplett in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, hat die Band noch mal die Kurve gekriegt. Wir erinnern uns: „Make Up The Breakdown“ war ein Wahnsinnsdebüt, Songs wie „Bandages“ beschallen bis heute die Tanzflächen. Statt neuer Hits folgten dann al-

The Drums The Drums

(Moshi Moshi/Cooperative)

PRO

The Drums – eine freundschaftliche Symbiose aus vier Eigenbrötlern, die schon im Grundschulalter über einen hoch exquisiten Musikgeschmack verfügt haben wollen. Früh übt sich bekanntlich das, wovon man in späteren Jahren profitieren kann. Momentan werden sie jedenfalls allerorts so heiß gehandelt wie Plastiktröten in den jeweiligen Nationalfarben. Und das ohne vom Hype überzüchtet zu sein. Auf ihrem Debüt zeigen die vier, dass große PopMusik auch durch Zurückhaltung brillieren kann. Ihre zarten, schwärmerischen Melodien sind eingängig, ohne dabei zu penetrant zu werden. Der Sound klingt wie aus den Fünfzigern, Sechzigern und Siebzigern zusammen recycelt, ohne dabei an Eigenständigkeit und Leidenschaft zu verlieren. Würde Ian Curtis gemeinsam mit den Beach Boys und den Shangri-Las auf einem Longboard surfen, würde dazu diese Platte laufen. Text: Henrike Soltau

CONTRA

Und wieder hupt der HypeAlarm. Der StirnbandtussiHeuschreckenschwarm zieht eine Disko weiter, um sich auf die nächste Indie-Boyband zu stürzen. Ziel des neuen Fressflashs: „New York’s official coolest new band“ (NME) The Drums. Blöd nur, dass denen nach einer zu Recht gelobten Vorab-EP schon auf dem Albumdebüt die Lieder ausgehen. Als Highlights hat man zwei Songs der EP ausgewählt, ansonsten gniedelt sich die Band durch BeLalalaliebigkeiten, die zwar hübsch anzuhören sind, aber geklont wirken. Der anschmiegsame Fifties-Pop vs. Factory-Sound der schönen vier dient so auf Albumlänge als dumpf hallende Camouflage für dürre Substanz. In all ihrer Gleichförmigkeit legen die Lieder den Schluss nahe, das Quartett sei dazu genötigt worden, möglichst schnell nachzulegen. Aber mit den passenden Pressefotos wird es reichen. Da waren die Damen wohl wieder zu gierig. Text: Richard Solms


lerdings zwei Platten, die auf Biegen und Brechen den Durchbruch und den Weg ins Stadion suchten - und dabei grandios scheiterten. Jetzt wurde alles auf Anfang gestellt: Drei Jahre zum Songs schreiben, neues Label, eigenes Studio - und endlich wieder der Krach, Rotz und die Intensität, die Hot Hot Heat groß gemacht hat. Die Orgel quietscht, die Synthies kicken, der Gesang schwankt zwischen herzerweichend poppig und überdreht Funk-punkig. Nein, ganz so großartig wie das Debüt ist „Future Breeds“ nicht - aber immerhin wieder auf gutem Weg zu alter Stärke. 7 Text: Tito Wiesner

The Hundred In The Hands This Desert

(Warp/Rough Trade) Okay, es gehört nur eine junge Dame zum Line-Up von The Hundred In The Hands, trotzdem muss ein arg dünnes Gedächtnis haben, wer während der sechs Tracks der „This Desert“-EP nicht das eine oder andere Mal an das High Heel-schwingende Elektro-Pop-Trio Client denken muss. Hier geht allerdings um einiges weniger: „Summertime-Gothic“ nennt die keineswegs aus hundert, sondern gerade mal aus zwei Menschen bestehende Formation ihren verkuschelten, dezent verdunkelnden, letztlich aber doch schwer eindimensionalen Synthie-Pop. Kanten und Kapriolen sind rar und reißen das Ruder auch nicht mehr entscheidend herum. Für den Longplayer haben Eleanore Everdell und Jason Friedman mehr Facetten angekündigt. Die sind auch dringend nötig. 3 Text: Friedrich Reip

Imperial State Electric Imperial State Electric

(Sound Pollution/Rough Trade) Die Hellacopters sind tot, lang leben die Hellacopters. Oder besser Chefsongwriter, Sänger und Multiinstrumentalist Nicke Royale, der hier unter neuem Bandnamen seine Leidenschaft für den rockenden Sound der Siebziger noch perlender ausleben kann als einst bei seiner Stamm-FlugFormation des Scandi-Rocks. So schön komplett aus der Zeit gefallen und gleichsam traditionsverbundenes Transkript wie es schon das Nebenprojekt The Solution für Nickes Soul-Verständis war, ist „Imperial State Elecrtric“ für den eingängigen Rock die Rückbesinnung auf genuine Ohrwürmer, flockig schnalzende Rhythmen und authentische Audiowerte auf dem Power-Pop-Planeten. Ein königliches Vergnügen. 8 Text: Frank Thießies

Jack Johnson To The Sea

(Universal) Jack Johnson funktioniert ähnlich wie das Kindchenschema. Nur wirklich böse Menschen können ernsthaft herzlos gegen den Hawaiianer und seinen schwelgerischen Soft-Rock vorgehen. Auch in Bezug auf sein fünftes, wie immer sommersonnig vor sich hin plätscherndes Album, gibt es im Grunde nichts Negatives zu sagen - weil das einfach mal nicht funktioniert. Was ist schon verkehrt an verträumtem Zupfen auf der Akustikklampfe mit MundharmonikaBegleitung? Eben. Doch von yogaesker Komplettentspannung zu schlappem Niedrigpuls bei Fahrstuhlmusik ist es nicht ganz so weit, wie man’s gerne hätte. Unterm Strich und in nackten Zahlen ausgedrückt führt das zu einer Bilanz so harmonisch wie die Musik des Künstlers: die goldene Mitte - 5. Text: Christine Stiller

James Yuill Movement In A Storm

Kju: Neon Lights Carve Shadows

Jan Delay Wir Kinder Vom Bahnhof Soul - Live

Male Bonding Nothing Hurts

(Cooperative/Universal) Zwei Seelen wohnen, ach! in James Yuills Brust. Die eine heißt Nick Drake und die andere Justice. Oder so. Mit seinem Debüt hat der schlaksige Brite bereits gezeigt, wie friedlich die Vorliebe für zartes Singer/ Songwritertum einerseits und Elektro-Beats andererseits auf einer Platte koexistieren können. Auch auf „Movement In A Storm“ bleibt Yuill seiner Akustikgitarre-meets-Laptop-Formel treu. Klar, setzt er sich damit zwischen die Stühle. Für den Club fehlt es Tanzflächenanwärtern à la „On Your Own“ oder „Crying For Hollywood“ an Wumms. Und hat man sich zu sehnsüchtigen Balladen wie „Wild Goose At Night“ und „Foreign Shore“ gerade so schön eingekuschelt, lassen einen Synthie und Sequenzer im nächsten Moment wieder hochschrecken. Aber wen kratzt das, wenn die Melodien so reizend sind wie die von James Yuill?! 7 Text: Nina Töllner

(Universal) Folgt jetzt bei Jan Delay nach jedem Album direkt die Live-Version? Was bei „Mercedes Dance“ damals damit begründet wurde, dass seiner Meinung nach die musikalische Vision dahinter noch nicht optimal umgesetzt war, dürfte nun eigentlich nicht mehr zählen. Schließlich war „Wir Kinder Vom Bahnhof Soul“ die perfektionierte Fortsetzung dazu. Anscheinend gab es aber weiterhin Optimierungsbedarf. Jetzt also noch mal „Oh Jonny“, „Kommando Bauchladen“ und die meisten anderen Stücke mit Fan-Geschrei und so. Hinzu kommt „Klar“, das es bereits vor drei Jahren als Live-Variante auf CD gab. Interessanter sind da die lustigen Mash-Ups aus alten Party-Hits anderer Künstler. Aber dafür die CD kaufen? Dann doch lieber für die Konzertkarte sparen! 4 Text: Holger Muster

Japandroids No Singles

(Polyvinyl/Cargo) Mittlerweile hat sich das kollektive Bewusstsein damit angefreundet, dass ein Duo durchaus mehr Alarm machen kann als eine komplette Band. Meist braucht es dazu nicht mehr als Gitarre, Schlagzeug, Gesang und eine Armee Verzerrer-Pedale, womit auch die wesentlichen Bausteine des Japandroid’schen Garage-Rock benannt sind. Brian King und David Prowse aus Vancouver überbrücken den Zeitraum zwischen Veröffentlichung des Debüts „Post Nothing“ und dessen heiß ersehntem Nachfolger mit dieser Neuauflage ihrer ersten beiden EPs, die sie – bittesehr – unter Ausschluss jeder Wertung und nur der Vollständigkeit halber veröffentlichen. Top. Text: Flo Hayler

Karen Elson The Ghost Who Walks

(XL/Beggars/Indigo) Dass auch ein Supermodel musikalisches Talent haben kann, ist seit Carla Bruni nichts Neues mehr. Und wenn - wie im Falle von Karen Elson - auch noch im Hintergrund Jack White als Ehemann und Produzent die Strippen zieht, überrascht das erst recht nicht. Man hört den Einfluss des White Stripes-Mannes auf dem Debütalbum seiner Gattin deutlich, ohne dass sie sich als Singer-Songwriterin davon in den Hintergrund drängen lassen würde. Die Britin mit der bittersüßen Stimme orientiert sich für ihre nicht eben heiteren Songs an US-Folk und Americana, wobei sie sanftes, aber durchaus sperriges Flair entwickelt. Kein Album, das die Musikwelt aus den Angeln hebt. Aber in jedem Fall ein hübsches Debüt. 7 Text: Patrick Heidmann

(Swell Creek/Soulfood) Während das Artwork bereits internationalen Standard aufweist und auch das inhaltliche Konzept des Albums vielversprechend klingt, landet man nach dem ersten Durchlauf von „Neon Lights Carve Shadows“ jedoch schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen. Die fünf Nordlichter aus Hamburg, Hannover und Berlin können mit ihrem Mix aus Rock, Punk und antiquiertem Crossover zwar spielerisch durchaus zu überzeugen, doch fehlt es den zwölf Songs am Ende an Durchschlagskraft, um sich auch mit internationalen Größen messen zu lassen. Hierzulande dürfte Album Nummer Vier in der Bandhistorie von Kju: sicherlich das eine oder andere Ausrufezeichen setzen - außerhalb der Landesgrenzen dürfte es da schon schwieriger werden. Obwohl - Klaus Meine hat mit seinem „charmanten“ Akzent ja auch Amerika erobert. Alles scheint also möglich. 6 Text: Kai Butterweck

(Sub Pop/Cargo) Kurze verzerrte Surf-PunkSongs von amerikanischen Mädchenbands sind im Moment gerade schrecklich beliebt, und die Paarung aus Unschuld und Lärm ist ja auch eigentlich unwiderstehlich. Male Bonding sind zwar erstens alle Jungs und kommen zweitens alle aus England, wissen das aber geschickt zu verbergen und haben so unter anderem auch die Vivian Girls als Gastsängerinnen angelockt. Clever. Mindestens genauso clever ist es, in 13 durchschnittlich zweiminütigen Songs die Vocals schön nach hinten und die unsauber gespielten Moll-Akkorde schön nach vorne zu mischen, bis sich Grufti-Mieze und Gutter-Punk Kaugummi kauend in den Armen liegen. Da sieht man mal wieder, was Drei-Akkorde-Tempo, angedeutete Glücksmelodien und das richtige Maß an Gleichgültigkeit so bewirken. 8 Text: Michael Haacken

Mike Patton Mondo Cane

(Ipecac/Soulfood) Eigentlich würde man ja denken, dass Mike Patton nach seinen zahlreichen Experimenten und Platten mit Bands oder Projekten wie Faith No More, Mr. Bungle oder Peeping Tom alle persönlichen musikalischen Interessen schon ausgelebt hat. Auf „Mondo Cane“ kommt aber noch eine Facette hinzu - einmal mehr eine, die kaum jemand erwartet haben dürfte. Patton zitiert nämlich die Pop-Musik seiner einstigen Wahlheimat Italien - mit perfekter Sprachkenntnis und einer Prise Ironie, vor allem aber der ihm ganz eigenen Kunstfertigkeit, die jedem Song, jedem schmalzigen Refrain, jedem Streicher- und Trompeten-Einsatz die nötige Authentizität verleiht. Patton pendelt zwischen Celentano und Morricone, schmachtet und raunt, irritiert nur ganz selten mit Gebrüll und nimmt ansonsten mit Volldampf Kurs auf die Italo-Pop-Charts. Kurios - und verdammt cool. 7 Text: Tito Wiesner

My Uncle The Wolf Flush

(We Deliver The Guts/ Cargo) Wer an die musikalischen Veröffentlichen aus Brooklyn denkt, hat sofort die Indie-Darlings der Stunde im Sinn: The Drums, Grizzly Bear, MGMT – you name it. My Uncle The Wolf sind alles, aber keine schnellverderbliche Hype-Kost. Im Gegenteil, Sie sind auch mit ihrem zweiten Studioalbum all das, was die meisten die ihrer Nachbarn nicht sein wollen. Die New Yorker baden sich in wuchtigen Stoner Rock-Oden, ausgiebig, aber selten ausufernd.


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Natürlich erinnert das irgendwann an die Queens Of The Stone Age und selbstverständlich haben My Uncle The Wolf ihre Hausaufgaben gemacht und in der Retro-Zitat-Sammlung gestöbert. In der Ruhe liegt die Kraft, zumindest bei Stücken wie dem psychedelischen „The Garden“ und dem instrumentalen Siebziger-Jam „Longer Than A Heartbeat“. Doch auch wenn „Flush“ an Fahrt gewinnt, sind die New Yorker nur schwer zu stoppen. 6 Text: Katja Taft

Pain Of Salvation Road Salt One

(Insideout/EMI) Bereits der erste Teil dieses auf zwei Platten angelegten Konzept-Album-Doppels (die Fortsetzung folgt im Oktober) vermag bereits restlos zu

überzeugen. Mögen sich vom Prog-Metal früherer Werke hier auch nahezu keine Spuren mehr finden, Fakt bleibt, dass den Schweden auch in dieser eher basisch reduzierten Form nicht das Händchen für große Harmonie-Taten abhanden gekommen ist. Ganz im Gegenteil, „Road Salt One“ strotzt nur so vor klassischen Rock-Referenzen und Spät-Sechziger-Erdung - auch wenn diese im finalen Gesamteindruck dann nur Mosaiksteinchen in einem melancholischen musikalischen Meisterwerk bleiben, welches mit jedem Song eine weitere unvorhersehbare atmosphärische und stilistische Facette vorlegt. Große Kunst darf eben auch gefällig sein. 6 Text: Frank Thiessies

Parlotones Stardust Galaxies

(EastZone/Soulfood) Spätestens mit der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft werden die Parlotones wohl in aller Munde sein. Die vier Pop-Rocker aus Johannesburg haben es geschafft, den Song zum ARD-WM-Trailer beizusteuern. Das dürfte ihnen neben ordentlich Asche auch eine große Zuhörerschaft hierzulande sichern. In der Heimat Südafrika schon gefeierte Superstars, schicken sich die vier Jungs jetzt an, auch in Europa den Fuß in die Tür zu bekommen. Das aktuelle Album „Stardust Galaxies“ ist jedenfalls ein gutes Argument, die Tore ganz weit aufzustoßen. Musikalisch surft das Quartett auf der viele Tränen tiefen Welle neben Snow Patrol und Radiohead. Dem musikalischen Erfolg dürfte dies keinen Abbruch tun, auch wenn die Parlotones momentan noch nicht ganz an ihre Vorbilder herankommen. 6 Text: Natascha Siegert

Radio Havanna Lauter Zweifel

Feiern wie die Weltmeister Wenn es noch nach dem Willen der offiziellen Stellen geht, dann sollen wir zur Fußball-WM mit Shakira und afrikanischen Beats feiern. Wer sich daran nicht halten mag, wird in Sachen Party-Soundtrack auch bei Pop und Elektro fündig. Denn da machen derzeit so viele hörenswerte Neuerscheinungen die Runde, dass man problemlos eine eigene WM nur mit ihnen veranstalten könnte. In der Vorrunde ausscheiden würden dabei die Chemical Brothers mit „Further“ (EMI) und Faithless mit „The Dance“ (PIAS/Rough Trade). Den alten Hasen aus England fehlt - trotz gelegentlicher lässiger Momente - einfach die spielerische Leichtigkeit, mit der die Konkurrenz aufwartet. Und mit plumpen Reggae-Anbiederungen schießen zumindest Faithless auch ein echtes Eigentor. Eine Runde weiter kommt Sebastien Tellier mit „Sexuality: Remixes“ (Record Makers). Aeroplane, Boys Noize und andere spielen mit den Songs seines 2008er Albums und können damit durchaus punkten. Nur die Brillanz der Originale erreichen sie eben nicht. Mit noch bunteren Mischungen erzielen die Sampler „Moshi Moshi Singles Club 2“ (Moshi Moshi/Rough Trade) und „Kitsuné Maison 9“ (Kitsuné/Rough Trade) Achtungserfolge. Zwei der coolsten Label der vergangenen Jahre liefern mal wieder einen Überblick ab, um sich und die Fans zu feiern: hier Knackiges von Florence & The Machine, Mirrors oder The Drums; dort lässiger Chic mit den Crookers und Yelle, Yuksek oder Two Door Cinema Club. Auch nicht schlecht: die „DJ-Kicks“ (!K7/Alive) von Juan MacLean und James Holden. Großartiges ist im Halbfinale mitzuerleben. Der ewige Geheimfavorit Trentemøller legt mit „Into The Great Wild Yonder“ (In My Room/Rough Trade) sein zweites Album vor, auf dem er so dichte, komplexe Klangwelten entwirft, dass man sich darin auch nach dem fünften Hören noch verirren kann. Und Ellen Allien, ein noch älterer Hase der Techno- und Elektro-Szene, wirbelt mit „Dust“ (BPitch Control), ihrem spannendsten, nahbarsten Album seit langem, so viel Staub auf wie selten.

Torsten Scholz

Das Finale machen aber zwei junge Damen unter sich aus: Uffie, die schon seit gut vier Jahren eine Hype-Welle vor sich hertreibt und trotzdem erst jetzt ihr Debütalbum „Sex Dreams Wo schaust du die WM? And Denim Jeans“ (Warner) veröffentlicht, Den Teil der WM, bei dem das deutsche Team sowie Ellie Goulding, die mit „Lights“ (Polydor/Universal) so etwas wie die 2010ermitwirken wird, werde ich mit meinen BandkumAntwort auf La Roux ist. Wer auf Elektropels im Bandbus sehen. Pop steht, kommt an keinem dieser beiden starken Alben vorbei. Die Nase vorn hat am Welcher Favorit fliegt als erster raus? Ende aber die noch etwas facettenreichere (allerdings von weniger Beats getriebene) Die Schweiz! Goulding, schon allein weil sie nicht wie Uffie Wer wird Weltmeister? auf einen längst bekannten Knaller wie „Pop The Glock“ zurückgreifen muss. Na, Ghana! Sogar ohne Ballack.

(BEATSTEAKS)

Text: Patrick Heidmann

(Fatsound/Broken Silence) Gute Nachrichten für Freunde des pfeilschnellen und Fäuste schwingenden Punkrock. Radio Havanna aus Berlin kitten die pochende Wunde, die Fans von ZSK oder Terrorgruppe noch immer am Herzchen nagt. Mit aufmunternden Texten und positiven Pointen zeichnet das Berliner Punk-Quartett einen detaillierten Fluchtplan aus dem persönlichen Elend, ohne dabei das große Ganze aus dem Blick zu verlieren. So hagelt es auf „Lauter Zweifel“ knapp ein Dutzend Missstände anbohrende Hymnen, die man nur schwer wieder aus Bauch und Hirn bekommt. Wer lieber mitmacht als zuzusehen, der ist bei Radio Havanna an der richtigen Stelle. 6 Text: Michael Harz

Rasmus Kellerman The 24th

(Startracks/Indigo) Das Projekt Tiger Lou liegt bis auf weiteres auf Eis, nachdem sich sein Kopf Rasmus Kellerman mit „A Partial Print“ vielleicht etwas zu sehr in seinen eigenen Ambitionen verrannt hat. Wie es nach so einem komplexen Post-Rock-Brocken weitergehen soll, weiß er bis heute selbst nicht. Dafür hat Kellerman nun tabula rasa gemacht, sein Pseudonym in die Wildnis geschickt und wieder Freude am Singer/Songwriter-Dasein gefunden. „The 24th“ versammelt elf ruhige, nachdenkliche Lieder, die er auch alleine nur mit Gitarre bewaffnet performen kann. Diese lassen die Eingängigkeit seines Debüts „Is My Head Still On“ etwas vermissen, dafür darf seine wunderschöne Stimme endlich wieder richtig strahlen. 7 Text: Robert Goldbach

Ratatat LP4

(XL/Beggars/Indigo) Besser zu viel als zu wenig - mit dieser Produktionshaltung fährt das New Yorker Duo Ratatat auf seinem vierten Album nicht schlecht. Allein schon der zweite Song „Drugs“: Ein Filmzitat aus Werner Herzogs „Stroszek“ („Wo landen diese Sachen?“), ein Intermezzo mit Beteiligung eines Streichorchesters, nach einer Minute der Beat-Ausbruch mit den bekannten Elementen, kernige Synthie-Bässe, über-konstruierte Gitarrenlicks. Die Zitatmaschine läuft, wen wundert’s bei einem Album, dessen Cover eine Armada von Wellensittichen ziert. Vergleiche mit Air und Daft Punk lassen sich nicht verbergen, aber Schräges wie „Party With Children“ holt man sich doch besser bei Ratatat. 6 Text: Philipp Kohl

Rolo Tomassi Cosmology

(Hassle/Soulfood) Artig, beinahe bieder schauen die fünf Engländer von Rolo Tomassi mit ihrer kleinen Frontfrau aus. Doch der Schein trügt - ganz im Stil von Jekyll und Hyde. Denn Eva Spence schafft es auch auf dem zweiten Album bei Stücken wie „House House Casanova“ nach Teufelsaustreibung zu klingen, um dann bei „Cosmology“ wieder engelsgleich die Strophen dahin zu säuseln. Diese Kapelle ist seit dem Debüt unverkennbar gewachsen, sie scheint genau zu wissen was sie will: perfekt strukturierten Math-Core bauen, der experimenteller kaum sein könnte. Gitarrenriffs werden mit Keyboard, Synthesizern und Screamo-Parts durch den Fleischwolf gedreht, ordentlich geschleudert und heraus kommt der einzigartige Rolo Tomassi-Sound. Diese Platte raubt dem Hörer spätestens nach dem zweiten Durchlauf den Atem, schlägt auf ihn ein und lässt ihm auf angenehme Art und Weise den Kopf explodieren. 8 Text: Sarah Gulinski

Soulfly omen

(Roadrunner/Warner) Wer als Frontmann einer Metal-Band offen zugibt, HipHop-Fan zu sein, ist entweder extrem mutig oder extrem naiv. Auch Soulfly-Sänger Max Cavalera dürfte für seine Offenheit wohl so manchen vernichtenden Blick aus eigenen Reihen kassiert haben. Doch genau das macht Soulfly aus: Sie sehen über den musikalischen Tellerrand hinaus und sprengen jegliche Genre-Grenzen. Auch auf der aktuellen Platte hat die Trash-Metal-Kombo weder an musikalischen Experimenten noch an prominentem Beiwerk gespart. Für die mittlerweile siebte Platte sind solch namhafte Künstler wie Greg Puciato von The Dillinger Escape Plan und Tommy Victor, Sänger von Prong, kurzerhand mit ins Boot gesprungen. Songs, wie „Kingdom“ oder der explosive Opener „Bloodbath & Beyond“ garantieren bleibende Nackenstarre. 6 Text: Natascha Siegert

Stone Temple Pilots Stone Temple Pilots

(Warner) Scott Weiland tat gut daran, den letztlich lauen Velvet Revolver-Ergüssen den Rücken zu kehren. Oder war es andersherum? Egal. Was zählt ist, dass eine der besseren Bands der Neunziger wieder vereint ist. Fälschlicherweise damals dem Grunge-Genre zugerechnet, waren die Stone Temple Pilots immer schon stärker vom klassischen Sound der Spätsechziger und Siebziger beeinflusst als das Gros der Karohemden-Träger. So verwundert es nicht wirklich, dass die Kollegen aus San Diego auf ihrem sechsten Album ungeniert mit britischer Beatles-Pop-Psychedelia und amerikanischem West-Coast-Rock flirten. Und das ganz ohne Starallüren. Ein wohlig-warmes Spätwerk ohne jegliche Spur von Seattle. Gelungen. 8 Text: Frank Thießies

Superpunk Die Seele des Menschen unter Superpunk

(Tapete/Indigo) Wie sähe die Seele des Menschen wohl aus, wenn sie von Superpunk entworfen wäre? Vermutlich besser: Erstens wäre endlich dieser Druck, in allem der Beste sein zu müssen, hinfällig. Stattdessen wäre Rückgrat statt Ellenbogen gefragt. Zweitens wäre die Seele von der aktuellen Zeit abgekoppelt und sucht sich ihr Heil in der Ära, in der sie sich wohlfühlt. Bei Superpunk hörte diese etwa 1970 auf. Drittens wäre sie zwar verwundbar, aber nicht ka-


puttzukriegen. So dass man auch nach zig Jahren des Tingelns durch den Untergrund stets unbeirrt zurückkommt und Alben wie dieses hier abliefern kann. Textlich wünscht man sich von der geschundenen Seele mitunter etwas mehr vom alten Kampfgeist zurück, musikalisch ist das hier klar eines der besseren Superpunk-Werke. 7 Text: Robert Goldbach

Switchfoot Hello Hurricane

(Warner) Attribute wie Innovation und Mut stehen momentan im aktuellen Rock-Zirkus nicht gerade hoch im Kurs. Switchfoot aus San Diego versuchen, auf ihrem mittlerweile achten Output seit 1997 diesem Trend entgegenzuwirken - mit „Hello Hurricane“ gelingt ihnen das jedoch nur teilweise. Zwar schafft es das Quintett mit abwechslungsreichem Songwriting durchaus Spannung zu erzeugen, doch zu austauschbar klingt letztendlich das Gesamtpaket. Die etwas härteren Songs erinnern an die soften Stücke von den Foo Fighters. Durchaus akzeptabel also, wenn die verbleibenden zwei Drittel der Tracks nicht nach einer amerikanischen Version von Reamonn klingen würden. Tun sie aber leider, und so versinkt der gute Ansatz relativ schnell im belanglosen Einheitsbrei von derzeit massenhaft langweiligen Veröffentlichungen im oben bereits erwähnten Genre. 4 Text: Kai Butterweck

Taproot Plead The Fifth

(Victory/Soulfood) Touren mit Linkin Park und Disturbed, MajorDeal, Platzierungen in den Billboard-Charts - 2002 standen Taproot vor dem großen Durchbruch. Allerdings war ihr Sound damals nicht stereotyp genug, um im auf einfache Hymnen setzenden New-Metal-Hype groß abzuräumen. Acht Jahre später haben sich die Vorzeichen geändert: New-Metal ist tot, Taproot hingegen gibt es noch - allerdings bekommt das Quartett den muffigen Geruch nach altbackenen Zitaten nicht aus den Klamotten. Das fünfte Album setzt zwar auf Abwechslung und Stielvielfalt zwischen Indie-Rock und Metal, verfällt aber immer wieder in die typischen Stakkato-Riffs, P.O.D.-Theatralik und Deftones-Pathos. Sympathisch ist das Quartett immer noch - aber irgendwie immer zur falschen Zeit am falschen Ort. 6 Text: Tito Wiesner

Ted Leo & The Pharmacists The Brutalist Bricks

(Matador/Cargo) Dem einen oder anderen dürften Ted Leo und seine zwei Pharmazeuten an Bass und Schlagzeug noch als exzellente Opener für Against Me! oder Future Of The Left in Erinnerung geblieben sein, allen anderen sei als Quereinstieg zu den Ursprüngen des IndieRock dieses Album empfohlen. Die Songs von Ted Leo klingen wie das zeitgemäße Remake eines Spätachtziger-Mixtapes aus Buffalo Tom, Lemonheads, Dinosaur Jr und Pavement. Stücke wie „Where Was My Brain“ oder „Bottled In Cork“ sind zeitlose Hits - ein versöhnender Schulterschluss der Generationen, eine über zwei Jahrzehnte gebaute Brücke mit abgefahrener Architektur und niedlichen Rissen drin. Aber keine Angst: Es ist Beton. 7 Text: Flo Hayler

Teenage Fanclub Shadows

(PIAS/Rough Trade) Teenage Fanclub sind eine dieser Bands, die dauernd abgekultet, aber selten gekauft werden. Warum das so ist, weiß niemand, immerhin stach schon ihre Indie-Power-PopBlaupause „Bandwagonesque“ von 1991 im

Spin Magazine Nirvanas „Nevermind“ als Album des Jahres aus. Und während viele Bands aus der goldenen Zeit des Indie nur zehn Jahre später klingen wie hustende Dinosaurier, haben sich die Schotten zu Elder Statesmen des Genres gemausert. „Shadows“, ihr zehntes Studioalbum, hält die Fahne der Melodieverliebten in den rauen Wind des Modediktats. Stücke wie „Shock And Awe“ oder „Baby Lee“ halten das gewohnt hohe Niveau des Fanclub’schen Songwritings, „Dark Clouds“ und „Sometimes I Don’t Need To Believe In Anything“ zeigen, woher die Kings Of Convenience ihre Riffs klauen. Damit drängen sich Teenage Fanclub erneut dem ganz großen Erfolg nicht auf, aber wenn er ein Herz für die Beständigen hat, ruft er vielleicht doch noch an. 6 Text: Timo Richard

Trash Talk Eyes & Nines

(Hassle/Soulfood) Das neue Album der Kalifornier ist wiederum keine „Langspielplatte“, die zehn Titel auf „Eyes & Nines“ werden in gerade mal 17 Minuten durch die Boxen gejagt. Trash Talk sind wütend, wütend auf Gott und die Welt, was sich nicht nur in den Texten niederschlägt, sondern auch in ihrer Musik, die einem wie mit Sandpapier die Gehörgänge ausreibt. Außer einigen Momenten des Stillhaltens geht es rasend schnell von einer Attacke zur nächsten. Schön auch, dass trotz Punkrock-Attitüde am Klang nicht gespart wurde und das Geballer nicht wie viele der Vorbilder aus den Achtzigern zu dünn klingt. Nur Mitsingen oder selbst Mitgrölen kann man hier eigentlich vergessen, zu brutal ist das Ganze. Mag man oder mag man nicht. 6 Text: Hans Vortisch

Univox Univox

(Rior/Cargo) Für eine, nun ja, RockBand bedienen sich Univox glücklicherweise bei diversen Genres, der Bogen wird mit schnellem Punk und Classic-Rock über harmoniegeschulte Backgroundgesänge und einen durchweg melodiösen Pop-Faden gespannt. Letzterer zeigt sich besonders im genauso kurz wie charmanten „Lever Master City“, das die Schwäche der vier Amerikaner für clevere Melodien offen legt. Ein wirklich angenehmes Album für den Hintergrund bei der nächsten Party - da ist es nicht weiter schlimm, dass „Univox“ mit seinem beliebigen Sound das Gesicht fehlt. 5 Text: Volker Bernhard

Villagers Becoming A Jackal

(Domino/Indigo) Man kann Conor J. O’Brien nicht vorwerfen, dass er nicht versuchen würde, der schlichten Romantik seiner Songs eine ausgefeilte Instrumentierung gegenüberzustellen, so wie es Namensvetter Conor Oberst stets mit den Bright Eyes hinbekommt. Die Villagers jedoch sind zu grün hinter den Ohren und das Debüt „Becoming A Jackal“ will alles in einem Abwasch erledigen: Ruhiger Songwriter-Pop, opulenter New-Folk und psychedelischer Rock sein. „Calm down“, möchte man dem jungen O’Brien entgegen rufen, weil eine klare Linie beim Erstlingswerk intelligenter gewesen wäre - wer jedoch monatelang im Studio herumschraubt, dem sei ein wenig Orientierungslosigkeit anfänglich zugestanden. So sind die Songs der Villagers meist dann am besten, wenn sie ruhig und grundsolide daherkommen. Ein Hinweis, kein Vorwurf. 5 Text: Marcus Willfroth

Who Knew Bits And Pieces Of The Major Spectacle

(Devil Duck/Indigo) Island. Das Land der Elfen und Feen, der mystischen Geschichten. Sphärische Klänge sind hier keine Seltenheit, bei Who Knew leiten aber aufdringliche Orgelmelodien und energischer Gesang die Lieder - eine wahre Happy-Island-Mythologie. „Bits And Pieces Of The Major Spectacle“ trägt keine Melancholie und spirituelle Tiefe in sich, möchte man meinen, vielmehr hinterlassen die Songs einen Hauch von Oberflächlichkeit. So als stünde hier die gute Laune und das Heraufbeschwören von Energiegewittern im Vordergrund. Aber Geduld, „Bits And Pieces Of The Major Spectacle“ offenbart sie schließlich doch: die Abgründe, den Schmerz, die tiefen Emotionen, als dessen Trägerelement die Stimme von Sänger Armanns fungiert. Happy-Island bröckelt dahin, schön und mitreißend, aber dennoch - auf Dauer recht eintönig. 5 Text: Kati Weilhammer

Winding Stairs Everything

(Make My Day/Alive) Bei schwedischem Pop wird per se gern die Schublade mit den Taschentüchern drin aufgezogen, und auch die Winding Stairs verleiten mit „Everything“ dazu, schnell nach Papier zu greifen. Denn: Natürlich haben Martin Wahlqvist und Lina Wedin aus Göteborg herzlastiges, verspieltes und reichlich melancholisches Liedgut auf ihrem Langspieldebüt versammelt. Dazu kommen ein paar Uptempo-Pop-Songs, zu denen es sich nicht nur ganz gut schluchzen, sondern auch schwofen lässt. Und genau da hakt die Schublade: Die beiden können und wollen sich nicht so richtig entscheiden und so wirkt „Everything“ zwischendrin einfach nur lau. 5 Text: Britta Arent

Wovenhand The Treshingfloor

(Glitterhouse/Indigo) Der Dreschboden ist der Ort, wo das Korn aus den Ähren „gedroschen“, also die Spreu vom Weizen getrennt wird. Ein bibelfester Christenmensch wie David Eugene Edwards erzählt jedoch keine Geschichten vom Bauernhof. Wenn hier etwas ausgesiebt wird, dann sind es die verlorenen Seelen. Im gewohnten Spannungsfeld zwischen Glaube und Sünde, Erlösung und Verdammnis, Himmel und Hölle entrollen Edwards und seine Mitmusiker auf „The Treshingfloor“ erneut einen düsteren, atmosphärisch dichtgewebten Klangteppich. Dessen archaische Muster sind mal der westlichen, mal der orientalischen Folklore entliehen und rufen ferne Jahrhunderte wach. Licht ins Dunkel bringt allein die abschließende Country-Nummer „Denver City“, deren Beschwingtheit man dem Prediger Edwards allerdings nicht so recht abnehmen mag. 7 Text: Nina Töllner

Mehr Plattenbesprechungen, alle Stories und das komplette Heft als E-Mag findet ihr unter sallys.net


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DEMODESASTER

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DEMODESASTER

STRASSENMUSIK

Pünktlich zum Sommeranfang am 21. Juni zelebrieren die Musiker dieser Welt in mittlerweile 340 Städten mit der „Fête De La Musique“ den Tanz in den Sommer. Profis und Laien geben sich die Klinkenstecker in die Hand und buhlen um die Gunst der Zuhörer. Wir haben mit dem Applausometer nachgemessen, welche Band aus unseren Einsendungen da punkten könnte. EMPTY GUNS DIE WELT ZU RETTEN IST KEIN SCHERZ

Die Empty Guns haben die Hoffnung offenbar noch nicht verloren. Trotz Eurokrise, Ölpest und Schwarz-Gelb. „Komm schon, bleib nicht stehen“, singen sie und wollen nicht weniger, als das Himmelsgestirn aus den Angeln heben. Dabei ist die Begleitmusik alles andere als aufrührerisch. Seidiger Indie-Pop mit HipHopVersatzstücken ist jedenfalls nicht das, was wir uns unter einem Soundtrack zur Revolution vorstellen. Oder ist das gerade der Trick? Quasi eine Wolf-im-Schafspelz-Methode? Sollen sie es probieren, meinen wir, und sollte der Versuch scheitern, haben die Empty Guns wenigstens feine Musik unter die Leute gebracht. Applauslevel: 7 Heimat: emptyguns.de

THE HEMORIDERS YOUEVERYTHING.

The Hemoriders begeben sich mit Ska auf bewährtes Terrain. Zurückhaltende Arrangements, herausragende Bläser und verspielte Songs mit Funk- und Reggae-Anleihen zaubern die Bayern. Kurzum: gute Zutaten, um ein Album mit Bestand zu schaffen. Vereinzelt klingt das Debüt des Fünfers allerdings noch ziemlich hölzern, wirkt der Sänger neben seinen Instrumentalisten doch steif und uninspiriert. Bei einigen Supportshows konnten die Hemoriders bereits Meistern wie The Busters über die Schultern schauen, jetzt gilt es, das Insiderwissen umzusetzen. Wir empfehlen, durchzuatmen, sich des immanenten Herzbluts der eigenen Musik bewusst zu werden und das dann kräftig raus zu lassen. Applauslevel: 6 Heimat: the-hemoriders.de Live: 2.6. Regensburg – Campusfest *** 10.6. Teublitz - Isle of Vibes

MARCEESè BLOOD FOR BLOOD

Irgendwann scheint es sie zu packen – siehe Walter Schreifels, Chuck Ragan oder Jonah Matranga. Auch Marceesè fiel zunächst durch laute Musik auf, zum Beispiel bei den Berliner Wüstenraupen Red Stoner Sun. Und nun also das Singer/Songwriter-Ding. Gemacht hat er das schon lange, sagt Marceesè, aber eben nie den Aufnahmeknopf gedrückt. Glücklicherweise hat er sich durchgerungen, denn seine Lieder sind, nun ja, verdammt gut. Unter dem Einsatz staubiger Stimmbänder wringt sich Marceesè im Stile Neil Youngs und Eddie Vedders die Seele aus. Dazu spielt er die Akustische, mit Ausflügen in Country und Psychedelic. Das hat Soul, das hat Rückgrat. Ein großer Wurf, diese Platte. Applauslevel: 9 Heimat: rock73.de Live: 4.6. Berlin - Gelegenheiten

MONOPILOT ABFLUG BABY

Rasanter als manche Kunstflieger drücken Monopilot aufs Gaspedal und erfreuen Musikhungrige mit Loopings aus der deutschsprachigen Indieund Punkrock-Schule. Was sofort auffällt, ist die variantenreiche Rhythmus-Sektion der Bremer. Treibend und vielseitig werden hier Felle und Saiten malträtiert und tanzbare Live-Hymnen auf den Flugplan gesetzt. Auch der anfängliche Erkältungsgesang von Fronter Tobias entpuppt sich nach und nach immer mehr als Glücksgriff, gibt er dem geschmeidigen Sound des Quartetts doch den Hauch Verruchtheit mit, der aus „Abflug Baby“ eine ungekünstelt coole Platte zum Abheben macht. Applauslevel: 7 Heimat: monopilot.eu Live: 2.6. Bremen – Tower *** 3.6. Osnabrück - Big Buttinsky *** 4.6. Oldenburg - Salon Jürgenz

OXXON RADIO ZERO

Soll Radio NRJ doch glatte Chartmucke spielen – auf „Radio Zero“ läuft Punkrock, und zwar durchgängig. Als Programmdirektoren zeichnen drei Herren aus dem Schwäbischen verantwortlich, die laut Eigenaussage am liebsten nichts tun. Glauben können wir Ralf, Brösel und Guido das nur bedingt, denn die Fähigkeit, aus räudigem Gesang, hymnischen Refrains und feurigen Riffs kleine Genre-Hits zu formen, erwirbt man ja nicht durch untätiges Rumhängen. Angesichts von Social Distortion-Soundalikes wie „Radiation Baby“ oder „Little Love Song“ verzeihen wir Oxxon aber diese kleine Flunkerei. Ganz fetziger Sender, dieses „Radio Zero“! Applauslevel: 7 Heimat: oxxon.de

THE PANCAKES VOLCANIC FROG ISLAND

Mit ihrem fünften Album feiern die Pfannkuchen das 15-jährige Bestehen. Wie immer ist jede Menge unprätentiöser Psychedelic-Rock im Gitarrenkoffer, der ab der ersten Sekunde Fans von Jefferson Airplane oder Sonic Youth das Herz aufgehen lässt. Ohne viele Schnörkel wird prägnant warmer Garagenklang eingefangen und dröhnende Gitarren, die nicht mit fetten Rückkopplungen und Röhrensound geizen, auf die Büchsen gezogen. Alles andere als radiotauglich, aber wer Zehn-MinutenSongs in den Äther bläst und tranceartiges Gitarrengniedel aneinanderreiht, zielt auch eher auf Liveauftritte. Und dass die Pancakes dort ordentlich punkten können, haben sie in zahllosen durchschwitzten Nächten manifestiert. Applauslevel: 8 Heimat: kerntonschall.de Live: 5.6. Stuttgart - Stuttgart-Fest

Foto: Alexander Laljak

Fête De La Musique im Berliner Mauerpark.

RED STRICT AREA DEMO

Bei dem Bandnamen vermuten wir zunächst eine rotzige Punk-Combo aus dem Hamburger Kiez. Aber weitgefehlt, denn die vier Rotlichter kommen nicht von der Reeperbahn, sondern direkt aus der Hauptstadt und machen alles, nur keinen Punk. Viel eher geht’s hier progressiv und sphärisch zur Sache, wird mit reichlich Effekten die Grenze zwischen Post- und ArtRock, zwischen Mogwai und Muse ausgelotet. Kopfmusik und hehre Ziele also, denen sich die Jungs da verschrieben haben. Und durchweg nicht zu hoch gegriffen: Das Demo enthält zwar nur drei Tracks, die aber hieven die Messlatte auf ein Level, dem nur erfahrene Frickler gewachsen sind. Eine gelungene Kür, finden wir. Applauslevel: 7 Heimat: red-strict-area.de

TSCHILLTSCHILLMEINMÖHLIGESKRIEB KAFKA EP

Was zur Hölle? Tschilltschill? Möhlig? Krieb? Auch das Einlegen der winzigen CD trägt nicht zur Erhellung bei, fördert aber zu Tage, dass hier jemand nicht nur in Namens-, sondern auch musikalischen Dingen Originalität probt. Esoterischer Ambient erklingt, dazu singt Björn, der Knabe hinter dem Wortungetüm. Da er zuweilen die Töne verfehlt, kann sich der durchaus vorhandene Zauber aber nicht ganz entfalten. Nach einem schönen Zwischenspiel langt Björn dann in die Industrial-Kiste, so dass es weitaus zackiger zugeht. Anschließend ist schon Schluss, dabei hätten wir gern mehr gehört. Legst du noch einen nach, Tschilltschill? Und verrätst uns, was dein Name bedeutet? Danke. Applauslevel: 6 Heimat: myspace.com/tschilltschillmeinmoehligeskrieb

Texte: Roy Fabian, Maik Werther

Die Regeln Schickt euer Demo inklusive Bandinfo, Bandfoto, Livetermine, Homepage und eurer Postadresse (zwecks Belegexemplar) an: unclesally*s, Demodesaster, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin. Danke sehr.

UNSIGNED-DEMO DES MONATS KRAFTKLUB ADONIS MAXIMUS

Ohne Chemnitz zu nahe treten zu wollen, darf man spekulieren, dass es wohl wenige Bands gibt, die dort einen Namen haben. Die zwei vielleicht einzigen stadtbekannten Combos sind Neon Blocks und Bass Boy. Und die bestehen im Grunde aus denselben Musikern. Und die wiederum haben nun ein neues Projekt: Kraftklub. Der Bandname ist mit Bedacht gewählt, das stellt sich schon nach wenigen Sekunden Hörgenuss heraus. Denn die Songs halten sich an Clubtaugliches, und stecken voll mit Kraftausdrücken. Die sechs Chemnitzer klingen dabei genauso helle wie KIZ, nur mit mehr Gitarren und weniger Blut. Für Mädchen könnte man fast sagen, wenn da eben nicht die explizit männliche PubertätsNote im Spiel wäre. Ihre erste EP haben Kraftklub unter dem vielsagenenden Titel „Adonis Maximus“ veröffentlicht. Dabei verlassen sie sich auf illegale Downloadplattformen als Vertrieb. Aber auch auf weniger kriminell konnotierten Online-Diensten wie Soundcloud steht die EP zum Stream bereit. Heimat: kraftklub.de, fritz.de Live: 9.6. Chemnitz – UniFestival *** 26.6. Burgstädt - Rock am Turm Text: Christoph Schrag


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MIXTAPE

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pe life‘s a mixta TON MIKE PAT Heute mit

Um es nicht komplizierter als nötig zu machen, hier ein Hinweis: Mike Patton ist in diesem Sommer zwar mit seiner Band Faith No More unterwegs, allerdings ist das Musikgenie mit seinem Herz und seinen Gedanken bei einem ganz anderen Projekt: „Mondo Cane“ - Pattons Orchester-verstärkte Interpretation italienischer Hits der Fünfziger- und Sechzigerjahre, vorgetragen – natürlich – auf Italienisch. Zu welchen anderen Komponisten Patton aufschaut und was bei ihm im Radio läuft, lest ihr hier. Mike, wenn du aus deiner an Songs so reichhaltigen Karriere zwei repräsentative Stücke auswählen dürftest, welche wären das? Du könntest mich genauso gut bitten, aus all meinen Fotos zwei rauszusuchen, die repräsentativ für mein Leben sind. Das ist doch unmöglich! Aber gut, machen wir es so: Ich entscheide mich für zwei Songs, einen guten, einen weniger guten: Für letzteres suche dir einen beliebigen Song vom ersten Mr. Bungle-Album heraus, für ersteres ein Lied von „The Real Thing“ (Faith No More). Damit hast du bekommen, wonach du gefragt hast. Beim Hören welches zurzeit schwer angesagten Songs schaltest du auf Durchzug? Ich habe von zeitgemäßer Musik keine Ahnung. Ich weiß nicht, was in den Charts ist oder im Radio läuft. Hier, pass mal auf (läuft zu seinem Radio): Ich habe meinen Empfänger auf AM (Mittelwelle) programmiert, nicht FM (UKW)! Wenn das Ding läuft, dann kommen da nur obskure Oldies, TalkSendungen oder im besten Fall italienische Chansons raus. Ich schalte mal um auf FM (dreht am Sender). Keine Ahnung, was das ist. Kennst du das (es läuft Jason Derulo mit „In My Head“)? Was für ein Müll. Ich meine, dass ich mein Radio auf AM eingestellt habe, sagt doch alles, oder?! Die Folklore welches Landes beeindruckt dich am meisten? Wir hatten neulich eine Woche Tourpause mit Faith No More in Asien, also reiste ich nach Indonesien. Das war großartig! Aus jeder Ecke schallten unbekannte Klänge, der ganze Trip war geprägt von neuen musikalischen Eindrücken. Ich habe es geliebt!

Welcher Komponist verantwortet die besten Film-Soundtracks? Meinst du das ernst? Diese Frage ist noch schwerer zu beantworten als die nach den repräsentativsten Mike Patton-Songs! Ich meine, es gibt so viele großartige Komponisten: den Argentinier Mauricio Kagel zum Beispiel, der nicht nur einer der elementaren Vertreter des „Instrumentalen Theaters“ ist, sondern auch viel Filmmusik geschrieben hat. Dann natürlich der Italiener Riz Orlanti, der den Soundtrack zu „Mondo Cane“ beisteuerte, einem Dokumentarfilm von 1962, der mich auch zum Titel meines neuen Albums inspirierte. Nennen möchte ich auch Bruno Nicolai, den Komponisten unzähliger Italo-Western und natürlich Ennio Morricone, mit dessen Score zu „The Good, The Bad, The Ugly“ ich quasi aufgewachsen bin. Seine furchtlose Arrangements faszinieren mich noch immer. Text: Flo Hayler Heimat: ipecac.com

Das Mixtape Mr. Bungle – “Anarchy Up Your Anus” Faith No More – “Epic” Jason Derulo - „In My Head” Ensemble Gamelan Semar Pagulingan – „Music From Bali“ Bruno Nicolai – O.S.T. “Anda Muchacho, Spara!/Django Spara Per Primo” Ennio Morricone – O.S.T. “Zwei glorreiche Halunken”


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ang ist es her: Fünf Kumpels haben Spaß an Rap und 18 Jahre später ihre sechste Platte draußen. ’WIR’ heißt sie. Kein Titel, eine Ansage. Denn das B-Team schlägt mit vereinter Kraft zurück! Blumentopf sind keine Band, sie sind eine Art Familie. Schu, Roger, Holunder, Cajus und DJ Sepalot lernten sich Anfang der Neunziger kennen und merkten schnell, dass sie alle auf derselben Wellenlänge lagen. Und das ist auch heute noch so. Als es an die gemeinsame Arbeit für ’WIR’ ging, waren sich alle schnell einig, dass ein neuer Sound her musste. Sie wollten auf keinen Fall an das Konzept des inzwischen schon fünf Jahre alten Werks ’Musikmaschine’ anknüpfen, das sehr breit gefächert war. Dass sie sich aber wirklich so leicht auf einen Stil einigen würden, hätte Roger auch nicht gedacht: „Wir haben zum Teil unabhängig voneinander die Beats ausgesucht. Intuitiv hat aber jeder einfach Bock auf die gleiche Richtung gehabt. Schlimm wäre es gewesen, wenn jeder was anderes gewollt hätte.“

Blumento

a s a d e i w , u a iß noch gen

Ich we

Was alle wollten: rocken! Die erste Single ’Taschen Voller Sonnenschein’ gibt dabei gut wieder, was die Hörer auf ’WIR’ größtenteils erwartet. Hier wird zielgenau über scheppernde Beats und ein raues Gitarren-Riff gerappt. Dass der von Rick Rubin für Jay-Z produzierte Song ’99 Problems’ da ein bisschen Pate gestanden hat, wird von den Jungs selbst mit einer Zeile bestätigt: „Mama, mach dir keine Sorgen/ I got 99 problems/ Und 88 wegen Torten.“

„Bin nicht mehr so wie damals, denn damals war ich jünger/ Jetzt sind die Haare dünner, doch ich bleib' der gleiche Spinner.“ (aus „Taschen Voller Sonnenschein“, 2010)

Ganz überraschend ist dieses Klangbild beim Blumentopf allerdings nicht. Immerhin rappte Schu schon 1997 auf ihrem Debütalbum ’Kein Zufall’ in ’Ich Erinner’ Mich’ darüber, dass er als 14-Jähriger mit schulterlangem Haar Trashund Death-Metal hörte, bei Guns N’ Roses jeden Text auswendig konnte und natürlich zwei Aufnäher von Slayer auf seiner Kutte hatte: „Stimmt, das ist von mir gewesen, hätte aber auch von Roger sein können. Er war damals auch ein großer Metaller. Das sind schon unsere musikalischen Wurzeln, wenn wir ganz weit zurückgehen. Wir haben anfangs in irgendwelchen Punk-Bands gespielt. Die Faszination für HipHop kam erst danach.“ Doch die Faszination von Rock blieb ebenfalls. DJ Sepalot veröffentlichte zum Beispiel 2005 die EP ’Fraud’, auf der er unter anderem mit FlowinImmo und Amos einigen AC/DC-Liedern ein neues Gewand verpasste. Sein Blumentopf-

Kollege Roger durfte dabei ’Ride On’ mit einem deutschen Text versehen. Wobei Roger gar nicht so ein riesiger Fan von Angus Young & Co. ist: „Ich mag AC/DC schon, aber ich kenne vor allem die Lieder, die jeder kennt. Das Stück, das ich übersetzt habe, wurde mir erst von Sepalot vorgespielt. Rock-Musik ist auf jeden Fall für uns ein großer Einfluss, wobei unsere Arbeitsweise immer noch dem HipHop entspricht.“ Konkret heißt das, dass die Gitarren, das Schlagzeug und alle sonstigen Instrumente nicht unbedingt selbst eingespielt, sondern lieber als Sample eingebaut wurden - soweit es eben ging. Laut Roger haben sich Blumentopf einfach bloß mal in einer anderen Ecke bedient. Doch keine Angst, sie können auch immer noch anders. Hier

wird in ’Wach Auf’ mal Deichkind zitiert, da in ’Ausmisten’ Afrob. Für das Solostück ’Fenster Zum Berg’ bediente sich Holunder dagegen bei den Stieber Twins und Cora E. Zudem setzt er dabei statt auf Gitarren-Riffs lieber auf volkstümliche Instrumentierung. Ganz so streng nimmt es der Blumentopf dann doch nicht mit dem neuen Sound. Der Solosong ’Sie Tanzt Die Nächte Durch’ von Schu klingt dann auch deutlich ruhiger als viele der anderen Stücke. Er ist einfach eher der Typ, der sich nach innen freut. Für ihn ist das Lied deshalb seine Abrechnung mit der Spaß-Gesellschaft: „Ich hatte mal für unseren BlumentopfBlog eine Kurzgeschichte geschrieben, die ’Der Kleine Mann’ hieß. 'Sie Tanzt Die Nächte Durch’


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n n a g e b s e l l a

war dann als Nachfolge-Geschichte gedacht. Die Idee, dass traurige Gestalten übertrieben Spaß haben, war also erst gar nicht als RapStück angelegt. Aber dann habe ich den Beat von Sepalot gehört und dachte danach, dass ich das Ganze dazu auch rappen könnte.“ Auf dem Track ist auch der einzige Gast des aktuellen Albums zu hören: seine Freundin Janna, mit der Schu nebenbei noch in der Band Ya-Ha spielt. Zusätzlich steuert sie sogar noch zu ’Mein Dein’ den Refrain bei. Die Fergie vom Blumentopf à la Black Eyed Peas soll sie aber nicht werden. „Es war schon klar, dass wir wieder was für die Blumentopf-Platte machen wollten. Wir hatten ja schon gemeinsame Stücke auf den beiden Alben davor. Diesmal war es so, dass Holunder seinen Part für ’Mein Dein’ gemacht hatte und Janna

eine ähnliche Idee hatte. Das war auch für mich cool, weil dadurch nicht wieder nur wir beide zusammen gearbeitet haben.“ Und obwohl Holunder in ’Mein Dein’ betont, dass er lieber die HipHop-Crew Reflection Eternal als System Of A Down hört, zählt am Ende bei Blumentopf, dass fünf Freunde wieder eine unschlagbare Einheit bilden. Das Album heißt ja nicht grundlos ’WIR’, wie Roger noch mal betont: „Einen Albumtitel zu finden, ist immer schwierig. Wir haben was gesucht, das das Ganze auf den Punkt bringt. Es sollte kurz und schnörkellos sein. Da hat ’WIR’ einfach gepasst.“ Text: Holger Muster Heimat: blumentopf.nbsp.de

„Ich weiß noch genau, wie das alles begann/ Gern erinner' ich mich an die Zeit, als ich noch ein 14 Jahre alter Schreihals war mit schulterlangem Haar/ Ich hörte Thrash und Death Metal/ Kein Gedanke an 'nen Jam oder'n Rap-Battle.“ (aus „Ich Erinner’ Mich“, 1997)


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AUF ACHSE

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auf achse...

PSTADT MIT BLUMENTOPF in KA

Text: Christine Stiller Heimat: blumentopf.nbsp.de Auch gut: Die ARD-Raportage mit Blumentopf zur WM

Wer wird bei diesem Anblick nicht zitronengelb vor Neid! Niemand? Dachten wir uns. Deshalb gibt es das hier zur emotionalen Abhärtung vor der Flut an fantastischen Landschaftsbildern, die euch im Rahmen der Fussball Weltmeisterschaft überschwemmen werden: Die Aufnahmen wurden uns kürzlich von Blumentopf aus Kapstadt zugeschickt, die für ihre ARDRaportage schon vor Beginn der WM ein paar Drehtage vor Ort einlegen durften.

KAP STA DT im HER BST Blumentopf im südafrikanischen Herbst: 25 Grad und pralle Sonne. Im Vorfeld der Dreharbeiten gönnten sich die Jungs noch etwas Zeit bei Freunden zum Akklimatisieren und Surfen. Wenn die WM angepfiffen wird, ist allerdings schon Winter im Land und der ist auch in Kapstadt nicht warm.

Bis zum berühmten Kap der guten Hoffnung sind sie zwar noch nicht gekommen, doch auch dieser Ausblick ist nicht zu verachten.


Glaubt man den Jungs, dann sind Südafrikas Strände schön - und vor allem: schön sauber...

…Diese Trophäe aus Treibgut ist demnach ein absoluter Jahrhundertfund und bringt ihnen sicher einen Haufen Knöpfe auf dem Schwarzmarkt ein.

Von dem Gewinn könnte sich Tourbegleiterin und ernährungsexpertin Julia dann auch gleich noch einen dieser leckeren Bananenkuchen (nur 99 Zucker!) kaufen. Denn wie alle Mädels, so sagen die Jungs, ist auch sie verschossen in Süss-Speisen aller Art.

Die Rückfahrt zum Strand wird dann doch etwas holprig. Für Ungeübte ist es zunächst ein wenig knifflig, im Linksverkehr zu bestehen, ohne ständig den Scheibenwischer (hier links) statt des Blinkers (hier rechts) zu bedienen.

Am Ende sind alle heil und noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang wieder auf den Klippen angekommen. Und fröhlich klingt der Schlussakkord in, äh, Dur...


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MUSIK STORIES

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Rolo Tomassi

Sounds Of The Universe

Ostersonntag - Das Christentum feiert die Rückkehr des zotteligen Ex-Tischlers und auf Deutschlands Bühnen wird mittels kakophonischem Geknüppel die Welt zu Grabe getragen. Toll! Protagonisten dieser blasphemischen Veranstaltung sind Sheffields liebste Krach-Kanonen Rolo Tomassi, die die Gelegenheit nutzen, ihr Zweitwerk ’Cosmology’ auch in hiesige Hirne zu verpflanzen. Auch wenn Front-Sirene Eva, Keyboarder James und Drummer Edward heute nicht gerade das blühende Leben darstellen, ist Wiederauferstehung gar kein schlechter Aufhänger für diese Band, schließlich gelang es dem Fünfer vor zwei Jahren mit dem Debüt ‘Hysterics‘, das schon müffelnde Genre Math-Core zu reanimieren. Nicht zuletzt dieser Achtungserfolg sorgte dafür, dass das Quintett für die Aufnahmen zum neuen Album mal eben eine Liga höher wechselte und mit Produzentenikone Diplo (Major Lazer) in L.A. aufnehmen durfte. James erklärt, wie es zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit kam: „Er hatte

sich in Interviews als Fan unserer Band geoutet. Also fragten wir, ob er ein paar Remixe für uns machen könnte. Er bot uns an, unser Album zu produzieren. Wir haben natürlich sofort zugesagt und es nicht bereut.“ Logisch. Denn neben den bekannten Wut- und Chaosbrocken haben sich vermehrt fragile Melodien und so etwas wie richtige Songs in den Rolo-Kosmos gemorpht. Bis die fünf auf hiesige Bühnen zurückkehren, kann man sich mit ‘Cosmology‘ jedenfalls einen prima Eindruck von den Livequalitäten der Band verschaffen, die spätestens jetzt auch für Kritiker nicht mehr nur am durchaus ansehnlichen Äußeren der Frontfrau festzumachen sein sollten. Text: Thomas Müller Heimat: myspace.com/rolotomassi

Murder By Death Von draus vom Walde

Um das neue Murder By Death-Album ’Good Morning, Magpie’ mit möglichst düsterem Inhalt zu füllen, verzog sich Sänger Adam Turla mitsamt Notizblock in die einsamen Wälder Indianas und analysierte sich selbst. Das Ergebnis der abenteuerlichen Reise ins Ich klingt wie eine Nacht in der Wildnis: Beängstigend, geheimnisvoll und schön. Dabei ist Adam weit davon entfernt, das Dasein eines Einsiedlers oder anderen Weirdos zu fristen. Der backenbärtige Frontmann ist ein regelrecht fröhlicher Geselle, liebt Baseball, Comics und seine Heimatstadt Bloomington, deren 36.000 Studenten die Hälfte der Bevölkerung stellen. Gemeinsam mit seinen KollegInnen Matt Armstrong (Bass), Sarah Balliet (Cello) und Dagan Thogerson (Schlagzeug) goss Adam seine im Wald verfassten Geschichten vom Leben an mentalen Abgrund in elf krude Post-Punk-Songs, die sich zwischen Tom Waits, Nick Cave und Lady Gaga ein gemütliches Nest gebaut haben. Apropos Nest: Adam schenkte den Albumtitel seinen treuesten Gefährten der Zivilisationsflucht: den „Magpies“ - den Elstern.

„Ich war für zwei Wochen komplett stumm geschaltet: Kein Mobiltelefon, kein Kontakt zur realen Welt. Das Zwitschern der Vögel war meine einzige Unterhaltung. Ich hatte wirklich Angst, ich würde durchdrehen. Wenn man sieben Stunden am Stück nur schreibt und schreibt und schreibt, anschließend die Angel in den Fluss wirft und dabei noch mal über das Geschriebene nachdenkt, dann fährt das Hirn irgendwann Achterbahn.“ Und so wird Adams vertonter Isolationstrip zur Blaupause für alle, die auf ihrem Weg zur Erleuchtung auch gerne mal einen Looping drehen. Euch allen: Gute Reise. Text: Flo Hayler Heimat: murderbydeath.com

Actionteam

Die Freiheit fürs Absurde

Das Actionteam komponiert seine Songs zwar im Schlaf, aber im Grunde sind die Jungs aus Frankfurt/Main äußerst aufgeweckte Typen. Rhythmische Tanzgymnastik und schrille Outfits gehören beim Actionteam zum festen Bühnenrepertoire. Vier Jahre sind eine lange Zeit. Nach abgeschlossenem Musikstudium und ausgiebigem Touren veröffentlicht das Actionteam jetzt sein Debütalbum ’Die Platte Von Der Alle Reden’. Ohne Frage, eine klare Ansage. Doch die vier Herren meinen alles immer mit einem kleinen Augenzwinkern. „Wenn man sich unser Album anhört und uns vielleicht schon einmal live gesehen hat, weiß man, dass wir eine Kapelle sind, die sich selbst nicht so ernst nimmt. Uns ist es wichtig, einfach spontan zu sein und Spaß zu haben“, berichtet Sänger Jim Toronto in charmantem Hessisch. Zugegeben, dieser Verdacht kam wohl schon bei den meisten auf, die in der letzten Zeit über die schrille Band gestolpert sind. Songtitel wie ’Pornohirsch’

und ’Oberlippenbart’ lassen zumindest erahnen, dass die Schmerzgrenze der Deutsch-Rock-Formation irgendwo unterwegs verloren ging. „Was die Leute über uns denken, ist absolut egal. Wir gehen immer mit der Zielsetzung auf die Bühne, dass alles erlaubt ist. Es ist sehr wichtig, sich die Freiheit für absurde Dinge zu erhalten.“ Ohne Rücksicht auf Verluste und entsetzte Blicke hat sich das Actionteam dafür entschieden, in erster Linie zu unterhalten. Musikalisch oder textlich fragwürdige Passagen werden dann einfach mit gekonnter Plattitüde überschminkt. Text: Natascha Siegert Heimat: myspace.com/dasactionteam


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Scott Weiland celebrates 8 years of abstinence Thu at 00:01 · Report

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Courtney Love Congratulations, my dear. Is it really that long? Just checked into Chateau Marmont. Same room. Join me... Information

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Gibby Haynes I’m there!

Members: Dean DeLeo Robert DeLeo Eric Kretz Scott Weiland Genre: Rock Hometown Los Angeles, CA

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RECENT ACTIVITY Scott Weiland has left the group VELVET REVOLVER. · Comment · Share · Like Matt Sorum, Slash, Duff McKagan and Dave Kushner like that.

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’Lil Wayne

Scott Weiland has joined the group STONE TEMPLE PILOTS. · Comment · Share · Like Eric Kretz, Dean DeLeo and Robert DeLeo like that.

Richard Patrick What’s up, DeLeo Boys? If Scotty fucks it up again, you know where to find me. David Letterman

Stephen Malkmus

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Mary Forsberg Weiland Hey guys, in case my husband shows symptoms of bipolar disorder, I can recommend this book: It’s called „Fall To Pieces“ and guess who wrote it? ME! And guess what it’s all about? HIM! Only $17 on Amazon. Matt Sorum

Sarah Michelle Gellar

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Scott Weiland will release another snowy Christmas song this year. · Comment · Share · Like

Music Player George Michael

Song: Rooster Artist: Alice In Chains

Sarah Palin commented on Scott Weiland’s link: „http:// blogs.myspace.com/index.cfm?fuseaction=blog.view&frien dId=129983632&blogId=531918469“.

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and Andrew Ridgeley like that.

1986: BLACK FLAG Live in L.A. Weiland meets Robert DeLeo

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Sarah Palin Mr. Weiland. I talked to my chief secretary’s husband’s personal trainer’s daughter in law. She totally confirms 100% that as years go by, liberalism can turn into a mental disorder. And you know what? She must know because she works in a library. Thu at 7:32pm · Report

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MUSIK STORIES

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Hot Hot Heat Dem Entrepreneur ist nichts zu schwör

Leerverkäufe, Derivathandel, Inflation, Termingeschäfte... Na, auch schon den Angstschweiß auf der Stirn? Nicht so Hot Hot Heat. Die vier Kanadier machen sich mit ihrem neuen Album ’Future Breeds’ freiwillig dahin auf, wohin die meisten von uns ungern unterwegs sind: In eine ungewisse Zukunft. Wenn Steve Bays, der lockige Kopf von Hot Hot Heat, über die drei Jahre berichtet, die zwischen ’Happiness Ltd.’ und ’Future Breeds’ liegen, berichtet er von einem Akt der Selbstermächtigung, der in der Finanzkrise 2.0 nicht nur lustigen PostPunk-Bands gut zu Gesicht stehen würde. „Wir waren es einfach satt, von der Rock-Maschinerie durchgekaut und in absehbarer Zeit ausgespuckt zu werden. Wir wollten unsere kreative Freiheit zurück, wir wollten nicht mehr an Regeln gebunden sein, die uns ankotzen. Wir waren uns alle sicher, dass unsere Band vor die Hunde gehen würde, wenn wir weiter diesen Weg gehen. Deshalb haben wir den Vertrag mit unserem Label aufgelöst“, gibt Bays, endlich von Ablieferterminen und nervenden Produzenten befreit, zu Protokoll. Es ist sicher auch ein Ergebnis der Finanzkrise, dass Musikriesen ihre Bands mittlerweile überhaupt aus ihren Verträgen entlassen. Ein dünneres Portfolio bedeutet auch weniger Personalkosten. Betroffene wie Steve Bays können ein wohlkomponiertes Lied darüber singen, wie viel emotionale Inhalte in einem Umfeld zählen, das nach den allumfassenden Regeln der Ökonomie tickt. Hot Hot Heat verlassen mit ’Future Breeds’ dieses Umfeld und bauen sich im letzten, im Zuge der

Nie wieder Abstellgleis: Hot Hot Heat aus Victoria, Kanada.

Olympischen Spiele nicht durchgentrifizierten Bezirk ihrer Heimat Vancouver ein eigenes Studio. Nachdem sich Steve autodidaktisch zum Studiotechniker umgeschult hat, beginnen sie dort die Aufnahmen zum neuen Album mit nur einer Vorgabe: Bitte nicht harmlos! Denn es ging ja um Rock’n’Roll und nicht um Zahlen. „Als Band bewegen wir uns jetzt in einer Welt, die nach Regeln funktioniert, die wir auch verstehen. Hier ergeben eins und eins noch zwei. In unserer Zeit bei ‘Warner‘ ging diese Gleichung nie wirklich auf“, fängt Bays doch wieder mit dem Rechnen an. Dass man mit dem Absprung aus dem Börsenticker auch die heimelige Sicherheit einer Festanstellung auf absehbare Zeit in den Wind geschossen hat, belastet Hot Hot Heat nur peripher.

Das Risiko, mit ’Future Breeds’ einen Leerverkauf vorzulegen, die Angst vor der Selbständigkeit, nimmt die Band billigend in Kauf und hat das neue Album zu einem künstlerischen Statement aufgebaut – schräger und wilder als alle bisherigen Veröffentlichungen zusammen. Mit voller Absicht, wie Steve Bays einräumt: „Wir haben eine Band-Konstitution geschrieben, in der wir alle Ziele festgehalten haben, an denen unser Herz hängt. Ein großer Teil davon betrifft, wie wir unser Leben angehen wollen, ein noch größerer unsere musikalischen Ideale. Wir haben keine Lust mehr, stromlinienförmig zu sein.“ Text: Timo Richard Foto: Darren Ankenman Heimat: hothotheat.com

Band Of Horses Stars nach eigenem Gesetz

Sie sind die Antithese zum handelsüblichen Popstar, für den 15 Minuten Ruhm alles sind. Band Of Horses mussten lange auf den Durchbruch warten und wollen drei Jahre nach ihrem Megaseller ‘Cease To Begin‘ mit ‘Infinite Arms‘ kein Risiko eingehen. Was zählt, ist allein die Band. Die Sache hätte schief gehen können. Noch vor zehn Jahren wäre eine Entscheidung, wie Band Of Horses sie 2007 trafen, undenkbar gewesen: Statt ewig auf Radio-Airplay zu hoffen, gab die Band die Single ‘Is There A Ghost‘ für Werbezwecke frei und ein großer Autohersteller griff sofort zu. „Früher wäre das als Independent-Band dein Todesurteil gewesen, und die Doors sträuben sich selbst heute noch gegen Commercials aller Art. Aber Zeiten ändern sich, du verdienst mit solchen Kooperationen manchmal mehr als mit all deinen Alben“, erklärt Gitarrist Taylor Ramsey den mutigen wie riskanten Schritt, zu dem er erneut bereit wäre. Was jedoch nicht nötig ist, weil die Band Of Horses im Zuge des Erfolgs einen amtlichen Vertrag an Land ziehen konnten und das neue Studiowerk ‘Infinite Arms‘ so einspielten, wie sie es schon immer vorhatten: als ganze Band. „Wir wechselten insgesamt drei Mal die Location, waren in den Appalachen,

der Mojave-Wüste und in den Hollywood Hills. Das schweißt zusammen. Erstmals haben wir wirklich ein durch und durch demokratisches Album aufgenommen.“ Soll heißen, das Songwriting blieb nicht wie üblich bei Sänger Ben Bridwell hängen, sondern jeder innerhalb der Band Of Horses brachte sich ein. Erstaunlich dabei: Im Vergleich zum hoch gelobten Vorgänger ist ‘Infinite Arms‘ sehr homogen ausgefallen, liebäugelt mit dem Folk der Sechziger genauso wie mit poppigen Songstrukturen und kann als Beweis dafür gelten, dass Erwartungshaltungen nicht zwangsläufig zu übermäßigen Druck führen müssen. „Zu verlieren hatten wir außer ein paar Nerven eigentlich nichts“, lacht Ramsey. Die Mission „schwierige dritte Platte“ wurde also erfolgreich gemeistert. Und das: als Band! Text: Marcus Willfroth Heimat: bandofhorses.com


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MUSIK STORIES

Seite 33

SPEED DATING

ARIEL PINK’S HAUNTED GRAFFITI Suchen: Freakige Fräuleins für gewisse Stunden und schicken Frontmann Ariel vor. Der erste Eindruck: Der Musikstil des Kaliforniers wird auch als FreakFolk bezeichnet. Doch im trüben deutschen Datingtümpel voller plattarschiger Langweiliger ist dieser bewusstseinserweiterte Noise-Pop-Geek genau die richtige Abwechslung. Darin bin ich eigen: Der Feind heißt „home recording“: So müsst ihr nicht erst auf Nachwuchs warten, um euch nachts die Fußsohlen

TRASH TALK an rumliegendem Plastikspielzeug aufzuschneiden. Bei Musiknerd Ariel erledigen das Tasten- und Blasinstrumente, Gitarrensaiten, Verstärkerknöpfe, Kabel, Drähte... Hochzeit oder kurze Affäre: Na, wo haben wir diesmal die faulige Kartoffel versteckt? Genau hier: Ariel ist schon verheiratet und sucht demnach nur eine sehr kurze Affäre. Doch das garantiert euch und euren Füßen ein langes, pflasterfreies Leben. Heimat: myspace.com/arielpink Aktuelles Album: „Before Today“

GOGOL BORDELLO Suchen: Eigentlich haben sie das Suchen nicht nötig, schließlich sind sie der personifizierte „Gypsy Punk“ – in jedem Hafen eine andere Perle. Der erste Eindruck: Na gut, ein bisschen hätte er sich schon Mühe geben können. Doch lauft nicht gleich davon, wenn euch Frontmann Eugene Hütz die freigelegte Hühnerbrust entgegen reckt und ihm die Schuppen aus den Haaren in den Kaffee fallen. Das werden die Schwiegereltern sagen: Zugegeben, auf den ersten Blick werden sie irritiert und/oder alle Steigerungsformen davon sein. Aber wenn der gute Eugene erst einmal das Tanzbein schwingt, sind alle Vorurteile vergessen. Hochzeit oder kurze Affäre: Wenn du nicht bei dem bist, den

Heimat: myspace.com/trashtalkfu Aktuelles Album: „Eyes & Nines“

du liebst, liebe den, der bei dir ist. Klingt logisch, aber so denkt ihr nicht? Gut, dann wisst ihr hiermit, dass ihr besser die Finger von diesem sprunghaften Spaß-Ensemble lassen solltet. Heimat: myspace.com/gogolbordello Aktuelles Album: „Trans-Continental Hustle“

WHO KNEW Suchen: Gute-Laune-Kinder mit gutem Pop-Geschmack. Der erste Eindruck: Auch wenn Generalisierungen beim Speed Dating natürlich ganz besonders wichtig sind, jetzt mal Schluss damit. Hier sitzt eine Ausnahmeerscheinung isländischer Musikkunst vor euch. Statt schwermütiger Schwingungen überträgt dieses reizende Indie-PopSextett Spritzigkeit und Lebensfreude. Das werden die Schwiegereltern sagen: Liebe – schön und gut, aber was ist mit der finanziellen Absicherung? Junge Musiker aus Island stehen momentan doch ganz oben auf der Bankrottliste.

Suchen: Hardcore-feste Sparringspartner zum Angrunzen. Der erste Eindruck: Trash-talk als solcher wird zum Beispiel beim Boxen praktiziert, wenn der Gegner mit großspurigen Sprüchen darauf aufmerksam gemacht wird, dass er zu blöd zum Zehnägelkauen ist. Wenn euch Trash Talk anbüffeln, nicht gleich in die Ringecke flüchten. Nur immer schön die Deckung hoch. Darin bin ich eigen: Den Kommentaren auf ihrer MySpace-Seite begegnet der gemeine Indie im Alltag nicht: „You guys fucking murder my pussy.“ Hochzeit oder kurze Affäre: Wen weder Boxringatmosphäre noch My Space-Kommentare stören, der sollte einmal kraftvoll zubeißen - mit etwas Glück stehen die Jungs auch auf Vampirspielchen, für immer, ewig und in Endlosschleife.

Hochzeit oder kurze Affäre: Vielleicht solltet ihr auf Mutti hören. Wir kommen hier langsam auch in ein Alter, in dem wir erkennen müssen, dass es im Leben so viel mehr als Luft und Liebe gibt. Ewigen Reichtum etwa. Heimat: myspace.com/wellwhoknew Aktuelles Album: “Bits And Pieces Of A Major Spectacle”

KJU: Suchen: Grammatikfreaks für die optimale Zeichensetzung. Der erste Eindruck: Kju: sind wie ein Datepartner mit Silberblick: Am Anfang schwer einzuschätzen. Treibender Gitarren-Rock trifft Dicke-Hose-Alternative aus dem Collegeradio, aber da geht noch mehr... Darin bin ich eigen: Auf den ersten Blick vielleicht gewöhnlich, aber alles, was diesen engen Schnellspur-Rendezvousrahmen sprengt, kann euch zu einer glücklichen Langzeitbeziehung verhelfen. Hochzeit oder kurze Affäre: Wie sähe das denn aus? Keine Doppelpunkte im Familiennamen, bitte! Hände weg vom Trauschein! Heimat: myspace.com/kju Aktuelles Album: „Neon Lights Carve Shadows“


Seite 34

TEST

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TEST

Philipp Köster Im großen WM-Test

Wenn dieses Heft erscheint, sind es noch knapp zwei Wochen, bevor am 11. Juni der Startschuss zur 19. Fußballweltmeisterschaft in Südafrika fällt. Wer also wäre besser geeignet, hier mal sein fußballerisches Wissen unter Beweis zu stellen, als Philipp Köster, seines Zeichens Chefredakteur der Fußballgazette „11 Freunde“.

Frage 1

Welche Forderung stellte der Schiedsrichter vor dem Finale der ersten Fußball-Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay an die Veranstalter?

A Die Zuschauer sollten keinen Lärm

machen

B Die Spieler sollten sich die Trikots

in die Hose stecken C Der Ball sollte aus Büffelleder sein D Die Zuschauer sollten keine Revolver tragen Philipp: Das habe ich irgendwo mal gelesen. Da das Ganze ja in Südamerika stattfand und es Wochen vorher schon diverse Vorfälle gab, wurden die Zuschauer auf Revolver abgetastet.

Korrekte Antwort: D

Frage 2 Bei der WM 1934 in Italien wurden die Gastgeber Weltmeister, begünstigt durch eine unglaubliche Serie von Fehlentscheidungen der Schiedsrichter, die wohl etwas mehr als nur Respekt vor Benito Mussolini empfanden. Mit welcher Aktion sicherte sich der schwedische Referee Ivan Eklind im Halbfinale gegen Österreich die Gunst des Duce?

A Er pfiff das Spiel beim Stand von 1:0

für Italien 14 Minuten zu früh ab

B Er köpfte eine Flanke auf den frei

stehenden österreichischen Mittelstürmer höchstpersönlich aus der Gefahrenzone C Er verweigerte drei regulären Toren der Österreicher die Anerkennung D Er ahndete kein einziges Foul der Italiener, am Ende waren drei Österreicher verletzt ausgeschieden (und Auswechslungen noch nicht erlaubt) Philipp: Oh Gott – keine Ahnung. Das ist schwierig. Die absolute Frühzeit – da muss ich gleich den ersten Joker ziehen. Ich nehme den 50/50 Joker.

A Er pfiff das Spiel beim Stand von 1:0

für Italien 14 Minuten zu früh ab

stehenden österreichischen Mittelstürmer höchstpersönlich aus der Gefahrenzone

B Er köpfte eine Flanke auf den frei

Philipp: Ach, was soll‘s. Ich rate und nehme einfach mal Antwort B.

Korrekte Antwort: B

Frage 3 Bei der WM 2010 winken jedem deutschen Spieler 250.000 Euro Prämie bei Gewinn der Weltmeisterschaft, 1954 waren es noch 2.500

D-Mark und Sachgeschenke. Welches war nicht dabei?

A Ein Motorroller B Ein Rasierer C Ein Fernseher D Ein Lederkoffer Philipp: Einen Motorroller haben sie bekommen. Das weiß ich. Es ist der Rasierer.

Korrekte Antwort: B

Frage 4 Welches Land stand am häufigsten im Finale einer Fußball-Weltmeisterschaft?

A Deutschland B Brasilien C Italien D Argentinien Philipp: Da muss ich mal kurz nachdenken. Italien stand 1934, 1938, 1970, 1982 und 2006 im Finale. Argentinien 1978 das erste Mal, 1986 und 1990. Deutschland 1954, 1966, 1974, 1986, 1990, 2002. Brasilien 1950, 1958, 1962, 1970 – dann gab es eine Pause, dann wieder 1994, 1998 und 2002. Sind auch sieben. Aber 1950 gab es kein Endspiel, sondern eine Endrunde. Damit ist es tatsächlich Deutschland.

Korrekte Antwort: A


Frage 5 1970 in Mexiko wurden drei Regeländerungen erstmals bei einer WM umgesetzt. Welche war nicht dabei?

A Einführung des Elfmeterschießens

nach Verlängerung

auf der Torlinie nicht mehr bewegen

pro Mannschaft erlaubt

B Gelbe und rote Karten werden eingeführt C Der Torwart darf sich beim Elfmeter D Erstmals sind zwei Auswechslungen

Philipp: Da muss ich mal kurz überlegen. Rote und gelbe Karten wurden eingeführt… Ich sage, es war das Elfmeterschießen, also A.

Korrekte Antwort: C Die Regel wurde bereits 1929 eingeführt – und 2005 wieder aufgehoben.

Frage 6 Welcher Spieler hat die meisten Spiele bei Fußball-Weltmeisterschaften bestritten?

A Pelé B Dino Zoff C Lothar Matthäus D Maradona Philipp: Lothar auf keinen Fall. Maradona war bei drei WMs dabei, 1986, 1990 und 1994. Pele war bei vieren dabei und Lothar... Moment! 1982, 1986, 1990, 1994 und stimmt: 1998 war er auch dabei. Es müsste also doch Lothar gewesen sein.

Korrekte Antwort: C Matthäus nahm an fünf Weltmeisterschaften teil und absolvierte dabei 25 Spiele.

Frage 7 1994 hat die Deutsche Nationalmannschaft drei(!) Songs zur WM aufgenommen. Welche der folgenden Sänger/Bands war daran nicht beteiligt?

A Modern Talking B Village People C Nicole D Scorpions Philipp: Drei Songs nur zur WM 1994? Das hätte ich jetzt gar nicht gedacht. Aber wenn, dann dürften Modern Talking wohl eher nicht dabei gewesen sein.

Korrekte Antwort A Mit Village People sangen Berti Vogts’ Jungs „Far Away In America We’re Gonna Make It“, mit Nicole „It’s Just A Game“ und mit den Scorpions „No Pain No Gain“.

Frage 8 Was war nicht in dem Geschenkkorb („fine basket from the black forest“), den Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn per Fax dem Amerikaner Chuck Blazer anbot, sollte dieser bei der Abstim-

mung über den Austragungsort der WM 2006 im Juli 2000 in Zürich für Deutschland stimmen?

A Eine Kuckucksuhr B Ein Schinken C Ein Bierkrug D Eine Schwarzwälder Kirschtorte Philipp: Das war ganz klar die Kirschtorte!

Korrekte Antwort D

Frage 9 Wie viele Spieler, die in der abgelaufenen Saison für Hertha BSC spielten, nehmen an der WM 2010 teil?

A 1 B 3 C 4 D 5 Philipp: Oh, also Arne Friedrich und Gojko Kacar sind dabei. Aber ich ziehe mal den Publikumsjoker, obwohl wir tatsächlich keinen richtigen Hertha-Fan hier in der Redaktion haben (holt Redakteur Alex Raack dazu, beide diskutieren noch eine Weile) Alex: Wir glauben es sind drei!

Korrekte Antwort C Arne Friedrich (Deutschland), Gojko Kacar (Serbien), Steve von Bergen (Schweiz) und Theofanis Gekas (Griechenland). Lustenberger ist „auf Pikett“.

Frage 10 Welches der folgenden Zitate stammt nicht von Sepp Herberger?

A Der Ball ist rund B Das Spiel dauert 90 Minuten C Elf Freunde müsst ihr sein! D Das nächste Spiel ist

immer das schwerste

Philipp: (lacht) So was dürft ihr mich als „11 Freunde“-Mann nicht fragen. Das Zitat „Elf Freunde müsst ihr sein“ stammt eigentlich aus einem Fußballlied, aber zum geflügelten Wort hat es Richard Girulatis in einem Trainingslehrbuch von 1920 gemacht.

Korrekte Antwort: C

FAZIT Meine Herren! Da haben wir uns die Nächte um die Ohren geschlagen, um wirklich schwere Fragen zu recherchieren, aber der Herr Köster legt mit seinen acht Treffern einen fast perfekten Durchmarsch hin. Wir ziehen den Hut und sind uns noch ein bisschen sicherer, dass dieser Mann den richtigen Job hat. Jetzt hoffen wir nur, dass sich die Jungs mit dem Adler auf dem Trikot ein Beispiel nehmen. Dann kann eigentlich nix mehr schief gehen. Auf eine großartige WM 2010! Text: Caroline Frey Heimat: elffreunde.de Im Foto: Philipp Köster, Jens Kirschneck Auch gut: Das neue „11 Freunde“-Magazin!


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MUSIK STORIES

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Foto: Erik Weiss

Against Me! im Februar 2010: Tom Gabel, Andrew Seward, George Rebelo, James Bowman (v. links)


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Against Me!

Über unten nach oben Auch wenn Against Me! ihren Van in den USA mittlerweile vor großen Hallen parken – Zutritt verschaffen sie sich noch immer durchs Fenster. Selten hat man Tom Gabel so entspannt erlebt wie heute. Sichtlich unbeschadet hat der 29-jährige Frontmann den Spießrutenlauf zum 2007er Album ‘New Wave‘ überstanden, dessen hymnischer Konsenssound von der Mehrzahl der ersten Generation Against Me!-Fans mit Häme, Spott und Verachtung abgestraft wurde. So radikal und kompromisslos wie Gabel sein ursprünglich als Ein-Mann-Projekt aufgezogenes Folk-Punk-Ensemble durch den ersten Karriereabschnitt führte, so radikal und kompromisslos sprengte der Sohn eines GIs mit jenem vierten Album das ihm fremdauferlegte Szene-Korsett – entsprechende Kollateralschäden inklusive. Quasi über Nacht mutierte die sozial- und (links-)politisch motivierte DIY-Band Against Me! wahlweise zum Opener für Arenen füllende Superstars wie die Foo Fighters oder sie verpuffte als Blendgranate im Vorprogramm von Proleten-Combos wie den Dropkick Murphys. Was für ein paar Verprellte Verrat und Ausverkauf bedeutete, war für die Band der nötige und emanzipatorische Aufbruch in eine neue Ära, die sich auf dem neuen Album ‘White Crosses‘ in voller Blüte entfaltet.

Ende Februar unterbrechen Against Me! ihre niemals enden wollende Welttournee für eine knappe Woche, um ihren hiesigen Fans bei zwei magischen Akustik-Gigs in Hamburg und Berlin einen ersten Eindruck vom neuen Werk zu schenken. Neben gnadenlos eingängigen Hymnen wie ‘High Pressure Low‘ präsentieren Gabel & Co. auch ein ungewöhnlich reichliches Spektrum an bombastischen Balladen, die man so kaltblütig auf Stadion komponiert nicht erwartet hätte. Stücke wie ‘Ache With Me‘ oder das dramatisch formulierte Ende einer Liebe (‘We’re Breaking Up‘) dürften für ähnlich fragwürdiges Staunen sorgen wie die einst auf ‘New Wave‘ geparkten Querschläger ‘Animal‘ oder ‘The Ocean‘ - obwohl selbst solche Thesen dem gut gelaunten und Euphorie betankten Gabel wenig anhaben können. Zu überzeugt ist der traditionell in schwarze Jeans, T-Shirt und Samba-Treter gekleidete Sänger von der Brillanz des neuen Bandkapitels, für das Against Me! auch außermusikalische Parameter neu justiert haben. Zunächst wurde der lustige Warren Oaks am Schlagzeug durch den noch lustigeren George Rebelo (Hot Water Music) ersetzt und Gabel tauschte seinen Platz auf der Bühne (vormals links) mit Bassist Andrew Seward (vormals Mitte). Ohnehin wird der Frontmann spürbar als optisches und musikalisches Aushängeschild der Band installiert. Dass der Stimmbeitrag von Gitarrist James Bowman auf Background-Funktion eingedampft und das aktuelle Video zur Single ‘Teenage Anarchist‘ von Gabel allein gestemmt wurde, sind dabei nur Fußnoten. Die wahre Veränderung manifestiert sich erst auf den zweiten Blick: Der abseits der Bühne fast schüchtern und zurückhaltend wirkende Sänger hat heute weniger das Bedürfnis,

MUSIK STORIES

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seine pazifistische und globalisierungsfeindliche Ideologie in verbale Molotow-Cocktails zu verwandeln, sondern läutet den für ihn notwendigen Paradigmenwechsel ein: ‘White Crosses‘ ist sein persönlicher Abschied von seiner Heimat Florida und der Abgesang auf die eigene, brandschatzende Vergangenheit. Aufgewachsen in der Punk-Hochburg Gainesville, verschlug es Gabel zwischenzeitlich in die älteste Stadt der USA, nach St. Augustine, Florida. Dort bezog er ein kleines Häuschen mit Blick in den Garten der örtlichen Kirche, in dessen saftiges Grün ein paar fleißige „Pro Choice“-Gegner 4.000 weiße, das Schicksal abgetriebener Föten symbolisierende Kreuze verpflanzt hatten. Angewidert von der Intoleranz der ewig Gestrigen und getrieben von dem Wunsch nach räumlicher Veränderung verfasste Gabel sein ganz individuelles, wehmütiges Farewell to Florida. Eine Zäsur, die er gebraucht hat: „‘New Wave‘ war der Abschluss der Geschichte, die wir mit den ersten drei Alben erzählt haben”, erklärt der mittlerweile in Los Angeles lebende Vater einer Tochter. „Daran wollte und konnte ich einfach nicht mehr anknüpfen. Weder bin ich der gleiche wie damals, noch ist es die Band. Was wir brauchten, war ein Album, das uns sowohl als Gruppe als auch als die Individuen repräsentiert, die wir HEUTE sind.“ Auch wenn sich die Perspektiven

im Laufe der Zeit verschoben haben, ist eins immer noch klar: So lange Against Me! in schwarzen T-Shirts und Sambas die Bühne entern, kann die meinetwegen auch im Stadion stehen. Text: Flo Hayler Foto: Erik Weiss Heimat: againstme.net


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DISCO ENSEMBLE

...wenn das Gute liegt so nah?

Reif für die Insel: Disco Ensemble aus Helsinki.

„Sie taucht auf keiner Landkarte auf.“ - „Wir können das Klima mittels eines Schalters regulieren.“ - „Es gibt dort viel Wald und nur gute Tiere, keine bösen.“ - „Alle 100 Meter steht ein Proberaum mit perfektem Sound.“ So in etwa darf man sich die Trauminsel von Miikka, Jussi, Lasse und Miikko alias Disco Ensemble vorstellen. Wieso das interessant ist? Nun ja, immerhin haben die finnischen Krawallbrüder ihren vierten Langspieler ‘The Island Of Disco Ensemble‘ getauft. Inspiration für den Titel lieferte dabei nicht etwa ein Ostsee-Eiland, über dem neuerdings die Flagge des Staates Disco Ensemble flattert. Stattdessen stand das Ölgemälde ‘Birth Of An Island‘ des Künstlers Ryan Browning Pate, über das Sänger Miikka im Internet stolperte. Mehr noch: Brownings brennendes, von einem Ozean umgebenes Vieleck ziert auch das Albumcover. „Das Bild springt einfach ins Auge“, findet Miikka. „Wir mochten es alle und haben es letztlich sogar gekauft. Ryan hat es uns per FedEx nach Helsinki geschickt. Die ‘Insel’ gehört jetzt also uns.“ Der Ankunft des Gemäldes widmete die Band eine komplette Episode ihres Videotagebuches, mit dem sie Fans einen regelmäßigen Blick hinter die Kulissen gewährt. So durfte man Miikka und Co. in den vergangenen Monaten dabei über die Schulter schauen, wie sie im Studio letzte Hand an die neuen Songs legen. Kommuniziert wird dabei vornehmlich auf Finnisch. Keine Selbstverständlichkeit, waren Disco Ensemble doch bisher gewohnt, ihre Platten im schwedischen oder dänischen Exil einzuspielen. „In Schweden gibt es nun mal viel mehr Produzenten, die auf Punk, Hardcore oder Indie-Rock spezialisiert sind“,

erklärt Gitarrist Jussi, warum das Quartett zuvor bei Albumproduktionen stets das Weite suchte. „Ich glaube, wir wollten früher gerne in der gleichen Umgebung wie unsere musikalischen Helden aufnehmen.“ Inzwischen selbst zur Combo mit Idolstatus gereift, entschieden sich die vier, diesmal in Helsinki zu bleiben und einen Landsmann an die Regler zu setzen. Ihre Wahl fiel auf Lasse Kurki, Produzent und Frontmann der finnischen Band Lemonator. Ein guter Griff, wie sich zeigte. Jussi ist noch immer begeistert: „Lasse ist ein noch größerer Gitarren-Freak als ich. Er wurde nie müde, neue Sounds auszuprobieren.“ Doch schätzte das Quartett nicht nur Kurkis Können und Enthusiasmus, sondern auch die generellen Vorteile einer Heimatproduktion. Als da wären: der Wegfall der Sprachbarriere und das Schlafen im eigenen Bett. Schlagzeuger Mikko erinnert sich an einen entspannten Arbeitsprozess: „Dadurch, dass wir es nicht weit nach Hause hatten, konnten wir das Album wie einen regulären Job behandeln: um 9.00 Uhr anfangen und um 17.00 Uhr Feierabend machen. Obwohl es fast ein halbes Jahr gedauert hat, fühlt es sich nicht an, als wären es viel mehr Stunden als bei den vorigen Alben gewesen. Drei Wochen lang rund um die Uhr zu arbeiten ist wesentlich anstrengender.“ Dass es für die vier Finnen wahrlich nicht notwendig ist, in die Ferne zu schweifen, beweisen die

zahlreichen 1A produzierten und arrangierten Emo-Punkrock-Hymnen, die ‘The Island Of Disco Ensemble‘ bereit hält. Kleiner Tipp: Der akustische Inselaufenthalt ist unbedingt laut zu genießen. Enjoy your stay! Text: Nina Töllner Foto: Simon Pokorny Heimat: discoensemble.com

Ryan Browning Der in Maryland lebende Maler und Bildhauer ist gebürtiger Texaner und praktizierender Mormone. Dass er seine Jugend vor allem mit Videospielen sowie dem Lesen von Fantasy- und Science Fiction-Romanen verbrachte, ist seinen Zeichnungen und Ölmalereien unschwer zu entnehmen. Brownings surreal und fantastisch anmutende Berg-, Eis- und Höhlenszenarien könnten der „Unendlichen Geschichte“ entstammen. Abstrakte geometrische Gebilde ziehen sich dabei wie ein roter Faden durch seine Landschaften. Seine Arbeiten betrachtet Ryan Browning als Schnittstelle zwischen der mythischen Naturüberhöhung Romantischer Maler wie Caspar David Friedrich oder William Turner und der Schöpfungs- und Zerstörungsmacht, wie sie die Computergeneration in ihren virtuellen Welten auszuleben in der Lage ist.

TOURDATEN AUF DEN SEITEN 48-49


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REISEFÜHRER

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EFÜHRER ROCK'N'ROLL REISüdafrika S Mit Parlotones nach

Na? Schon im WM-Fieber? Dann packt euren Reiseführer mal schön wieder aus, denn wer zur diesjährigen FußballWM an den Ort des Geschehens fahren möchte, sollte Augen und Ohren jetzt ganz weit aufsperren. Für euch haben wir die die Brüder Paul und Glenn Hodgson von den südafrikanischen Parlotones nach den besten Live-Clubs, Naturschönheiten und Transportmitteln ihrer Heimat befragt. Was sollte man in Südafrika als erstes tun? Paul Hodgson (Gitarrist): Es klingt vielleicht nach einem Klischee, aber als Erstes würde ich einen Ausflug in ein Wildreservat machen. Der Kruger-Nationalpark ist wohl der ideale Ort, um Tiere in freier Wildbahn bewundern zu können. Meines Wissens nach ist er von der Fläche sogar noch größer als Großbritannien. Was ist Südafrikas Musik-Hochburg? Paul: Das ist wohl unsere Heimatstadt Johannesburg. Dort gibt es sehr viele Karaoke-Bars, Clubs und Live-Musik-Bars. Das „Bohemian“ (5 Park Road, Ecke Park und Menton Road, Richmond) beispielsweise ist eine sehr coole Location. Hier spielen des Öfteren noch unbekannte Bands und einige unserer Freunde legen dort als DJs jeden Abend coole

Musik auf. Wenn man in Kapstadt ist, sollte man ins „Mercury-Live“ (DeVilliers St 43, Zonnebloem) gehen. Dort haben fast alle Bands aus Südafrika schon einmal gespielt. Inwieweit beeinflusst die anstehende WM schon jetzt das Leben der Menschen in Südafrika? Paul: Am meisten merkt man am Verkehrsstau, dass bald die WM losgeht. In Südafrika wird seit ein paar Monaten ein Großteil des Straßennetzes erneuert und erweitert. Dann werden die Fußballstadien rundum renoviert oder sogar fast neu hochgezogen. Außerdem wird gerade eine Schwebebahntrasse gebaut. Es ist schon sehr interessant zu sehen, wie sich jeden Tag etwas verändert. Manchmal kann es aber auch ganz schön nerven. Gibt es irgendwelche Gegenden in Johannesburg, die man besser nicht betreten sollte? Glenn Hodgson (Bass): Ich würde nachts nicht mehr in das Stadtzentrum von Johannesburg gehen. Vor allem den Bezirk Hillbrow sollte man meiden, wenn es dunkel geworden ist. Aber ansonsten kann man sich eigentlich frei bewegen.

Gibt es immer noch Überbleibsel aus der Zeit der Apartheid? Paul: Wenige. Vor kurzem wurde Eugene Terre’Blanche, Anführer der rechtsextremen Buren, ermordet. Das hat etwas für Aufruhr gesorgt. Für die Generation von heute ist diese Zeit jedoch nicht mehr greifbar. Meine Tochter ist fünf. Sie wächst mit dunkelhäutigen, indischen und weißen Kindern auf und ihr ist es egal, welche Hautfarbe ihre Freunde haben. Eure kompetente Meinung ist gefragt. Wer wird die WM gewinnen? Paul: Natürlich wünschen wir uns, dass Bafan Bafana, das südafrikanische Team, gewinnen wird. Die Chancen stehen jedoch nicht so gut, glaube ich. Unser Schlagzeuger Neil kommt aus Holland und hofft natürlich, dass das die Oranjes gewinnen werden. Ich bin aber eigentlich unparteiisch. Bei jeder WM gibt es eine andere Mannschaft, der ich die Daumen drücke. Text: Natascha Siegert Heimat: powerzone.co.za Auch gut: „Stardust Galaxies“ – das neue Album der Parlotones


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SO WAR’S

unclesally*s magazine

so war’s Kele Okereke 22.5. Berlin – Weekend

Kele Okereke kommt als Solokünstler um die Ecke – da wollten wir um jeden Preis dabei sein. Alle Schaltjahre packen wir eine dicke Make-Up-Schicht auf unsere vergilbte Punkerhaut und begeben uns in schicke und ungewohnt elektronische Gefilde. Für Kele Okereke und die Vorstellung seines ersten Soloalbums „The Boxer“ (ab 18. Juni) machen wir das aber gerne. Auch, wenn’s spät wird. Als Kele an diesem Sonntagmorgen um 01.40 Uhr auf die Bühne kam, passte kein Beat mehr zwischen die dichtgedrängten, ihr Ausgehoutfit zerschwitzenden Besucher im Berliner „Weekend“. Was gleich auf-

fiel: So gelöst und ausgelassen hat man den guten Kele selten gesehen. War er bei seiner (momentan auf Eis gepackten) Hauptband Bloc Party immer nur so semi-euphorisch auf der Bühne unterwegs, scheint ihm

die Wiedergeburt als Solokünstler nun sichtlich gut zu tun. Und das Publikum feierte schon knapp einen Monat vor der offiziellen Veröffentlichung gemeinsam mit ihm seine neuen Songs - allen voran natürlich

die tolle erste Single „Tenderoni“, bei der sich der junge Mann sogar kurzzeitig auf die Hände seines begeistert tanzenden Publikums warf. Kele Okereke live – ein RundumGlücklich-Paket für alle Beteiligten.

KONZERTFOTOS OF DEATH Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys.net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:

Timid Tiger 16.4. Krefeld - KuFa Geknipst von Jacki_89:

Super gute Stimmung und sehr tanzbares Konzert! Wango Wango!

Evelyn Evelyn 29.4. Hamburg - Kampnagel Geknipst von Grotesque:

Vier Stunden Spielzeit und ein begeistertes Publikum!

Turbostaat 18.4. Schweinfurt - Alter Stattbahnhof Geknipst von Pennsocke: Ohne Worte

Mediengruppe Telekommander 30.4. Berlin – Glashaus Geknipst von FlipPhil:

Black Rebel Motorcycle Club 4.5. Berlin – Astra Geknipst von Leones:

Gut gebrüllt, ihr Löwen!

Wieder mal so ein WOW-Abend!

Alkaline Trio 16.5. Leipzig – Conne Island Geknipst von Janiii:

Amanda Palmer 29.4. Hamburg - Kampnagel Geknipst von Grotesque:

Von der neuen Platte bis hin zu den alten Stücken war alles dabei - von Pogokreis bis Gänsehaut!

Und zum Schluss dürften wir zum Biertrinken auf die Bühne.

Donots 1.5. Karlsruhe - Substage Geknipst von Pennsocke: Einfach nur Wahnsinn!



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FESTIVALS

unclesally*s magazine

TOCOTRONIC

Nach den ersten kühlen Nächten im Iglu geht ihr gut abgehärtet in die zweite Runde der Sommerfestivals, die wir hier mit brandaktuellen Line-Up- und Ticket-Infos für euch zusammen getragen haben. Für sämtliche mit dem TicketSymbol gekennzeichnteten Festivals haben wir noch ein paar Freikarten hier rumliegen. Schickt uns eine Mail mit dem Namen eures Wunschfestivals an verlosung@sallys.net THE PICTUREBOOKS

Foto: Jan Umpfenbach

Dockville

13. bis 15.8. Hamburg Wilhelmsburg

Kunst und Musik – zwei sich top ergänzende Kreativventile, die im Rahmen des Dockville-Festivals zu einem Sinne betörenden Gesamtwerk verschmelzen. Funktioniert auch nüchtern. Line-Up: Klaxons, Jan Delay & Disko No.1, Portugal.The Man, Delphic, Slime, Mutter, Ezra Bang Bang & Hot Machine, Esben And The Witch, Uffie, Jamie T., Frittenbude, Die Vögel, Graphic, Jupiter Jones, Bratze, Dead Kids, Friska Viljor, Cats On Fire, Die Rakede, Le Fly, Bombay Bicycle Club u.a. VVK: 59 Euro (inkl. Camping & Frühbucherrabatt), Infos: dockville.de

DANKO JONES

Deichbrand

16. bis 18.7. Am Seeflughafen Cuxhaven-Nordholz

Schon mal mit der Fähre zum Festival angereist? Lohnt sich! Vor allem, wenn man aus Helgoland stammt! Seit Die Ärzte und Die Toten Hosen dort nicht mehr auftreten, holen sich die Inselbewohner ihren musikalischen Fix und ihre Bräute auf dem legendären Deichbrand-Festival. Reiche Beute voraus, bei DEM Line-Up! Line-Up: Jan Delay & Disko No.1, Tocotronic, Papa Roach, Danko Jones, The Sounds, Blood Red Shoes, Bela B, Madsen, Heaven Shall Burn, Jochen Distelmeyer, Skindred, Ohrbooten, Itchy Poopzkid, An Horse, Kafkas, Livingston, Grossstadtgeflüster, Timid Tiger u.a. VVK: 66 Euro, Infos: deichbrand.de

Force Attack

30.7. bis 1.8. Klingendorf

Line-Up: 44 Leningrad, Absturtz, Die Kassierer, Die Skeptiker, Discharge, Dritte Wahl, KrawallBrüder, Lokalmatadore, Skarface, The Exploited, Towerblocks u.a. VVK: 40 Euro inkl. Müllpfand Infos: forceattack.de

Wilwarin

4. & 5.6. Ellerdorf

Ellerdorf – ein Ortsname wie aus einem Trinker-Roman. Perfekt, denn Grund zum Anstoßen habt ihr an diesen beiden Tagen mehr als genug. Tassen hoch, zum Beispiel für: Line-Up: The Picturebooks, Grand Griffon, Bratze, Antitainment, Talco, Movits!, Orange Goblin, Egotronic, The Freeze, Jaya The Cat, Grossstadtgeflüster, Musica Diablo, Mad Monks, Die Lichtung, Opa Novy God, Chairwalk, Power, Findus u.a.

Immergut

28. & 29.5. Neustrelitz

Line-Up: Mediengruppe Telekommander, An Horse, Arezu Weitholz, Bonaparte, Chikinki, Efterklang, Francesco Wilking, Heinz Strunk, Ja,Panik!, Jens Friebe, Talking To Turtles, Tokyo Police Club u.a.

VVK: 44,50 Euro,

VVK: 35 Euro, Infos: wilwarin.de

Reeperbahn Festival

Wacken Open Air 5. bis 7.8. Wacken

Line-Up: Alice Cooper, Iron Maiden, Slayer, Mötley Crüe, Cannibal Corpse, Edguy, Anvil, Gojira, Amorphis, Atrocity, Die Kassierer, Fear Factory, Stratovarius, Tyr, W.A.S.P., Arch Enemy, Caliban, Ektomorf, End Of Green, Equilibrium, Grave Digger, Immortal, Letzte Instanz, Smoke Blow, Tiamat, Voivod, Endstille u.a. VVK: 120 Euro, Infos: wacken.com

Omas Teich

30. & 31.7. Grossefehn

Line-Up: Fettes Brot, Biffy Clyro, The Picturebooks, Kettcar, Johnossi, Beat!Beat!Beat!, The Busters, Captain Planet, Friska Viljor, Frittenbude, Mediengruppe Telekommander, Antitainment, Alias Caylon, Jupiter Jones, Long Distance Calling, Hellsongs, Nada Surf, Scumbucket, Trip Fontaine u.a. VVK: 55 Euro, Infos: omas-teich.de

M'Era Luna

7. & 8.8. Hildesheim

Line-Up: Placebo, The Sisters Of Mercy, In Extremo, Unheilig, Editors, Nitzer Ebb, Skinny Puppy, Laibach, The 69 Eyes, Saltatio Mortis, Combichrist, Crematory, Zeraphine, Das Ich u.a. VVK: 79 Euro inkl. Müllpfand Infos: meraluna.de

Infos: immergutrocken.de

NORDEN

BLOOD RED SHOES

23. bis 25.9. Hamburg

Appletree Garden Festival

Wenn der Kiez zur Bühne wird, tanzen alle Puppen. Kunst, Campus und mehr als 100 Bands in rund 18 Clubs, Kneipen und andersartigen Bühnen – das Reeperbahn Festival 2010 ist der würdige Abschluss des Festivalsommers. Line-Up: Fehlfarben, Blood Red Shoes, Jochen Distelmeyer, Fotos, Babylon Circus, Hans Unstern, Superpunk, Vierkanttretlager, Captain Planet u.a.

VVK: 59 Euro, Infos: reeperbahnfestival.com

23. & 24.7. Diepholz

Line-Up: Get Well Soon, Gisbert Zu Knyphausen, FM Belfast, Die Sterne, We Were Promised Jetpacks, Bratze, Go Back To The Zoo, Balthazar, Oh No Ono, Stompin' Souls, We Have Band u.a. VVK: 26 Euro, Infos: appletreegarden.de

BootBooHook

20. & 21.8. Hannover

Line-Up: Hot Chip, The Notwist, Die Sterne, Friska Viljor, Bratze, Superpunk, The Go! Team, Anajo, Egotronic, Hellsongs, Hundreds, Fertig, Los!, Urlaub in Polen, The Wedding Present, Bernd Begemann & Die Befreiung u.a. VVK: 41 Euro (ohne Camping) Infos: bootboohook.com

Hurricane

BILLY TALENT

18. bis 20.6. ScheeSSel

Southside

18. Bis 20.6. Neuhausen Ob Eck, Flugplatz

Line-Up: The Strokes, Beatsteaks, Billy Talent, Jack Johnson, Mando Diao, The Prodigy, Massive Attack, Ash, Stone Temple Pilots, Marina & The Diamonds, Dropkick Murphys, Faithless, Deichkind, Vampire Weekend, Element Of Crime, Madsen, LCD Soundsystem, Paramore, The Gaslight Anthem, Skunk Anansie, Danko Jones, Phoenix, White Lies, The XX, Shout Out Louds, Tegan & Sara, Deftones, La Roux, Dendemann, Jennifer Rostock, Hot Water Music, Florence And The Machine, Biffy Clyro, We

Foto:Erik Weiss Are Scientists, The Temper Trap, Ignite, Donots, Enter Shikari, Bonaparte, Moneybrother, Turbostaat, Band Of Skulls, The Get Up Kids u.a. VVK: 120 Euro, Infos: hurricane.de bzw. southside.de


Open Flair

Foto: Birte Filmer

FETTES BROT

13. bis 15.8. Eschwege

An den meisten Tagen des Jahres lebt man in Eschwege eher entspannt, kultiviert und hygienisch sauber. Das ändert sich, wenn hier im August das Open Flair Einzug hält. Wen interessiert schon Körperpflege, wenn eure Poren in den ersten Reihen bei Against Me!, Fettes Brot, Bad Religion, Jan Delay oder The Hives sowieso in eine unkontrollierte Transpirationstarre verfallen? Eben. Wer liebt schon mit der Nase? Und ehe eure Ohren verstopfen, ist wieder Montag. Also, rein in den Festival-Sud. Line-Up: Bad Religion, Bela B y Los Helmstedt, Fettes Brot, Jan Delay & Disko No.1, Papa Roach, Ska-P, The Gaslight Anthem, The Hives, Wir Sind Helden, Against Me!, Blood Red Shoes, Dúné, Monsters Of Liedermaching, No Use For A Name, Therapy?, Turbostaat, TOS,

Skindred, Mad Caddies, Klee, Timid Tiger, Jochen Distelmeyer, 3 Feet Smaller, Götz Widmann, Lagwagon u.a.

VVK: 68 Euro, Infos: open-flair.de

Rock Am Ring (ausverkauft!)

3. bis 6.6. Nürburgring, Eifel

Rock Im Park

3. bis 6.6. Nürnberg, Zeppelinfeld Line-Up: Kiss, Rage Against The Machine, Muse, Rammstein, Them Crooked Vultures, Jay-Z, 30 Seconds To Mars, Jan Delay & Disko No.1, Sportfreunde Stiller, Rise Against, Gossip, Motörhead, The Hives, Wolfmother, Editors, Slayer, Volbeat, Tocotronic, Bullet For My Valentine, Kasabian, Alice In Chains, Airbourne, Gogol Bordello, Bad Religion, Dizzee Rascal, Lamb Of God, As I Lay Dying, Hammerfall, Mastodon, Heaven Shall Burn, Die Sterne, Ellie Goulding u.a. VVK: 170 Euro inkl. Müllpfand (Rock Im Park), Infos: rock-am-ring.com, rock-im-park.com

SÜDEN

Rocco Del Schlacko 13. & 14.8. Püttlingen

Line-Up: The Hives, Fettes Brot, Egotronic, The Toten Crackhuren Im Kofferraum, Bad Religion, Wir Sind Helden, Bela B, The Gaslight Anthem, Donots, Blumentopf, Turbostaat, Timid Tiger, Skindred, We Were Promised Jetpacks, Monsters Of Liedermaching VVK: 44 Euro (ohne Camping) Infos: rocco-del-schlacko.de

K.I.Z.

Foto: Bernd Jaworek

Umsonst & DrauSSen

24.7. Lindau, Toskanapark

Sagenhaft schön, dieser Bodensee. Nach dem Fest erst mal Baden gehen.

NOFX

Line-Up: Auletta, Civet, K.I.Z., Rivers Avenue, Ski's Countrytrash, The Dreadnoughts u.a. Eintritt frei! Infos: vaudeville.de

Vainstream Beastfest

2. & 3.7. Wiesbaden, Schlachthof-Gelände

Was in Münster abgefeiert wird, kommt auch in Wiesbaden gut an. Line-Up: NOFX, Ska-P, A Day To Remember, Danko Jones, K.I.Z., Caliban, Devildriver, Alexisonfire, Skindred, Sondaschule, Bleeding Through, Callejon, Horse The Band u.a. VVK: 25 Euro (Freitag), 44,90 Euro (Samstag), 69,50 Euro (Kombiticket) Infos: beastfest.de

Taubertal

13. bis 15.8. Rothenburg Ob Der Tauber, Eiswiese

Line-Up:The Hives, Bad Religion, Blood Red Shoes, Fettes Brot, Jan Delay & Disko No.1, Bela B, Friska Viljor, The Gaslight Anthem, The Hives, Kilians, Mad Caddies, Turbostaat, Timid Tiger, 3 Feet Smaller, Irie Revoltes, Emil Bulls, Livingston, Skunk Anansie u.a. VVK: 89 Euro, Infos: taubertal-festival.de


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FESTIVALS

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Berlin Festival

EDITORS

Foto: Kevin Westenberg

Open Air in Tempelhof 10. & 11.9. Berlin, Flughafen Tempelhof

Der stillgelegte Flughafen Tempelhof ist schwer im Trend. So wird er auch in diesem Jahr wieder zum Austragungsort des schicken Berlin Festivals, das ihr euch schon auf Grund des Besuches von James Murphy und seinem LCD Soundsystem nicht entgehen lassen dürft. Das DancePunk-Genie lässt sich schließlich nicht oft auf eine deutsche Bühne bitten und da das aktuelle Album „This Is Happening“ ja auch angeblich sein letztes sein soll... Ganz im Gegensatz dazu sind Atari Teenage Riot wieder von den Halbtoten auferstanden und werden euch gemeinsam mit den folgenden Künstlern bestens zu unterhalten wissen:

LCD SOUNDSYSTEM

Line-Up: Soulwax, Editors, Adam Green, Blood Red Shoes, Superpunk, Peaches, Port O’Brien, LCD Soundsystem, Caribou, Boys Noize, Atari Teenage Riot, 2Many DJs, Gonzales u.a. VVK: 59 Euro Infos: berlinfestival.de

With Full Force

2. bis 4.7. Löbnitz, Flughafen Roitzschjora

Line-Up: Slayer, Killswitch Engage, NOFX, Street Dogs, Sick Of It All, Fear Factory, Ektomorf, As I Lay Dying, Cannibal Corpse, Born From Pain, Bleeding Through, Caliban, Heaven Shall Burn, The Bones, The Exploited, Toxpack, A Day To Remember, Walls Of Jericho u.a. VVK: 80 Euro Infos: withfullforce.de

OSTEN

Splash!

23. bis 25.7. Gräfenhainichen, Ferropolis

Line-Up: Nas & Damian "Jr. Gong" Marley, Missy Elliott, Wu-Tang Clan, Samy Deluxe, Kool Savas, Gentleman, Blumentopf, Boot Camp Click, Raekwon, Tech N9ne, IAM u.a. VVK: 96,50 Euro, Info: splash-festival.de

Rocken Am Brocken

Foto: Erik Weiss

30. & 31.7. Elend

Schon Heinrich Heine wusste: Am Brocken lässt’s sich astrein vorbeiwandern. Mit dem Berg im Rücken und einem amtlichen Sommer-Soundtrack im Ohr kann man auch im Harz vier gerade sein lassen. Leckere Speisen werden gereicht, es gibt gut zu trinken und auf der Bühne spielen die Bands, nach denen sich jeder Plattenboss die Würstlfinger leckt. Hier seid ihr trendmäßig also ganz vorne dabei. Line-Up: Biffy Clyro, The Busters, Itchy Poopzkid, Dúné, Gisbert Zu Knyphausen, Miss Li, Bratze, You Say Party! We Say Die!, Mutabor, Eternal Tango, Supershirt, Picturebooks, TOS, Schluck Den Druck, Trip Fontaine, Captain Planet, Die Rakede, Go Back To The Zoo, Jerx, Enno Bunger, The Drakes + weitere zehn Bands via Newcomer Bandvoting VVK: 27 Euro, Infos: rocken-am-brocken.de

BIFFY CLYRO


Melt! Festival

16. bis 18.7. Gräfenhainichen, Ferropolis

So, jetzt starten wir mal eine spannende Sozialstudie: Kramt eure ältesten, übel sitzenden Jeans aus dem Schrank, wascht die Haare eine Woche nicht und verzichtet auf jegliche Form von Kosmetik. Glückwunsch. Auf dem Festivalgelände bei Gräfenhainichen kommt ihr so nicht nur in den Genuss der weltberühmten 15 Minuten Berühmtheit, sondern seid gleich drei hellwache Tage lang der Blickfang unter all den hyperstylten IndieSchnitten und Fashionsaugern. Nur die wunderbare Tagebaukulisse kann euch dann noch die Show stehlen – und die eine oder andere Kapelle vielleicht. Turbostaat zum Beispiel oder diese hier: Line-Up: Massive Attack, Blood Red Shoes, Shout Out Louds, Bonaparte, Tocotronic, Johnossi, Yeasayer, Jamie T., Kings Of Convenience, Die Sterne, Egotronic, Frittenbude, Get Well Soon, Jamie Lidell, Miike Snow, Markus Kavka, Delphic, Goldfrapp u.a.

FRITTENBUDE EGOTRONIC

VVK: 74 Euro (2-Tageticket), 94 Euro (3-Tageticket) Infos: meltfestival.de

Summer of Berlin Dass Berlin im Sommer eine einzige Party sein kann, weiß mittlerweile die ganze Welt. Dem besonderen Summer-Feeling in der Stadt hat die Berlin Music Commission jetzt einen Namen gegeben und den Summer of Berlin ausgerufen! Angefangen vom Karneval der Kulturen im Mai und beendet von unserem hauseigenen sally*sounds Festival im September wird der Summer of Berlin zahlreiche tolle Events präsentieren, damit bloß keine Langeweile aufkommt. Nur für

Highfield

das Wetter übernimmt die Music Commission keine Verantwortung, das kann nur der Franz! Infos: summer-of-berlin.de

Foto: Ashley Maile

20. bis 22.8. Leipzig, Störmthaler See/ GroSSpösna

Die Premiere auf dem neuen Festivalgelände am Störmthaler See in Großpösna fällt zusammen mit einer der ersten Live-Vorstellungen des neuen, erwartungsgemäß großartigen Gaslight Anthem-Albums „American Slang“. Im Juli zieren die vier Punkrocker, die ganz allein schon einen Festivalbesuch wert wären, im Übrigen auch unseren Titel. Doch keine Angst, auch die Zeit vor und nach dem Auftritt der Amerikaner kann vom 20. bis 22. August auf dem Highfield-Gelände bei Leipzig wunderbar genutzt werden. Dafür sorgen unter anderem Bands wie:

GASLIGHT ANTHEM Line-Up: Placebo, Blink-182, Billy Talent, Fettes Brot, Unheilig, NOFX, Wir Sind Helden, The Gaslight Anthem, Madsen, Gogol Bordello, Mad Caddies, Bela B y Los Helmstedt, Biffy Clyro, The Sounds, Jennifer Rostock, All Time Low, Black Rebel Motorcycle Club, Band Of Horses, The Drums, The Asteroids Galaxy Tour, The 69 Eyes, Parkway Drive u.a. VVK: 109 Euro inkl. Müllpfand Infos: highfield.de


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FESTIVALS

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DONOTS

ITCHY POOPZKID

Serengeti

Asta Sommerfestival

Neulich im Serengeti-Nationalpark: Fragt der Gepard die Gazelle: Hey Gazelle, woher kommst’n du? Sagt die Gazelle: Aus dem Schlosspark HolteStukenbrock. Sagt der Gepard: Wow.

Das Sauerland. Das gute Fleckchen Erde mit den vielen Kirchengängern verwandelt seine Metropole Paderborn erneut in ein Reich der Sünde, wenn auf dem Unigelände getrunken uns gestrippt wird. Mit dabei: Knorke Live-Bands und natürlich das Infozelt der BDKJ.

16. & 17.7. Schloss Holte-Stukenbrock

Line-Up: Papa Roach, Flogging Molly, Devildriver, Paradise Lost, Sonic Syndicate, Crowbar, Dog Eat Dog, H2O, Skindred, Itchy Poopzkid, Monsters Of Liedermaching u.a. VVK: 50 Euro, Infos: serengeti-festival.de

16.6. Universität Paderborn

Line-Up: Gentleman, Donots, Montreal, Monsters Of Liedermaching, Fertig,Los!, Beat!Beat!Beat!, The Picturebooks, The Von Duesz, Dukes Of Windsor u.a. VVK: 17 Euro, Infos: das-sommerfestival.de

Area4

20. bis 22.8. Lüdinghausen, Flugplatz Brokenberge WESTEN

Line-Up: Placebo, Blink-182, Frank Turner, Billy Talent, Queens Of The Stone Age, The Gaslight Anthem, Black Rebel Motorcycle Club, Monster Magnet, Gogol Bordello, Bela B Y Los Helmstedt, Comeback Kid, Caliban, All Time Low, The Sounds, Donots, Parkway Drive u.a. VVK: 99 Euro (inkl. Müllpfand) Infos: area4.de

Haldern Pop

12. bis 14.8. Rees-Haldern (AUSVERKAUFT!)

Rheinkultur

3.7. Bonn, Rheinaue

Line-Up: The National, Blood Red Shoes, Delphic, Efterklang, Mumford & Sons, Portugal.The Man, Fanfarlo, Sophie Hunger, Local Natives, The Tallest Man On Earth u.a. VVK: 68 Euro, Infos: haldern-pop.de

Line-Up: Juliette Lewis, Alexisonfire, Moke, Triggerfinger, Madsen, Sondaschule, Jennifer Rostock, MiaoMio, Die Orsons, Azad, Valient Thorr, Der Familie Popolski u.a. Eintritt Frei! Infos: rheinkultur-festival.de

Vainstream Rockfest

ALEXISONFIRE

26.6. Münster, Am Hawerkamp

Münster, Deutschlands Musikmetropole Nummer Zwei und Geburtsstätte solcher Superstars wie H-Blockx, Donots oder Alarmstufe Ocker, hat mit dem Vainstream Rockfest sein würdiges LiveFest etabliert. Nur gute Bands vor ausschließlich geschmackssicherem Publikum. Ein Fest der Extraklasse. Deshalb haben die Organisatoren ihr Erfolgskonzept auch ins nicht so weit entfernte Hessen exportiert. Im Wiesbadener Schlachthof gibt’s das Vainstream ebenfalls zu sehen, denn doppelt knallt besser. Line-Up: Alexisonfire, A Day To Remember, Danko Jones, As I Lay Dying, Hot Water Music, K.I.Z., Atreyu, Madball, NOFX, Raised Fist, Ska-P, Sondaschule, Unearth u.a. VVK: 40 Euro, Infos: vainstream.com

Foto: Jess Baumung


Roskilde

1. bis 4.7. Roskilde, Dänemark

PETER MENKENS

MUSE

Wer denkt, dass Festivals nur was für hippe Jungspunde sind, der irrt gewaltig. Peer Menkens zum Beispiel ist ein wahrer Roskilde-Veteran, der 2010 seinen 30. Besuch auf dem legendären Festivalgelände feiern wird. Er plauderte mit uns über Bono, Iggy und Sonnenblumen, die in knietiefem Matsch Wunder wirken können. Warum ist das Roskilde-Festival für dich so besonders? Im ersten Jahr hat mich vor allem die Location fasziniert, weil meine Vorfahren auch aus Dänemark stammen. Das Besondere ist, dass Roskilde nicht ohne Grund als friedlichstes Festival der Welt gilt. Alles ist super organisiert. Außerdem ist es ja auch ein wohltätiges Festival und man tut noch was Gutes damit. Was meinst du, woran es liegt, dass die Organisatoren es schaffen, dass alles so friedlich bleibt? Vielleicht liegt das an der skandinavischen Mentalität. Als Iggy Pop 1991 im Regen spielte und wir bis zu einem Meter im Matsch standen, wäre die Stimmung fast gekippt, da haben die Veranstalter zur Aufmunterung kurzerhand Sonnenblumen in den Schlamm gepflanzt, das war eine super Idee. Wie haben sich Festival und Besucher über die Jahre verändert? Das Festival ist in erster Linie eigentlich nur größer geworden, ich älter und die anderen um mich herum jünger. Früher gab es auch noch keine Bändchen, nicht mal Tickets. Man ist einfach hingefahren, hat bar seine 150 Mark bezahlt und das war's. Früher musste man das Line-Up auch noch per Telefon abfragen - auf Dänisch! Das war eine Herausforderung, vor allem für die Telefonrechnung meiner Eltern. Was waren deine persönlichen Festival-Highlights in

diesen drei Jahrzehnten? Da gibt es viele. Beeindruckt hat mich 1983 eine Band Namens Kowalski, die kannte kein Mensch, sie waren aber grandios! Robert Palmer 1981 hat mir gut gefallen und im Jahr darauf haben U2 gespielt, da war Bono gerade mal 18 und U2 noch nicht so bekannt. Dieses Jahr freue ich mich besonders auf Prince. Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie viele Jahre du noch zum Roskilde fahren willst? Klar, ab und zu habe ich darüber nachgedacht, aber das Festival fasziniert mich so, dass ich einfach so lange fahren werde, wie es geht. Ich habe das immer so gesehen: Für mich ist Roskilde wie eine Tankstelle. Hier kann ich meine schlechten Gedanken abladen und positive neue Eindrücke sammeln. Line-Up: Motörhead, Muse, The Prodigy, Gorillaz, Prince, Them Crooked Vultures, Pavement, NOFX, Florence And The Machine, Alice In Chains, Beach House, Converge, Efterklang, Gallows, Japandroids, Kasabian, The Temper Trap, Tech N9NE, Wild Beasts, Robyn, The Kissaway Trail, Health, Ghost Society, Kings Of Convenience u.a. VVK: 225 Euro, Infos: roskilde-festival.dk

Rockness

11. bis 13.6. Inverness, GroSSbritannien

Line-Up: Fatboy Slim, Pendulum, The Strokes, Vampire Weekend, Friendly Fires, Crystal Castles, Enter Shikari, Leftfield, Ian Brown, Soulwax, Green Velvet, Blondie, Boys Noize, Club 75, Doves, 2Many DJs u.a. VVK: ca. 170 Euro, Infos: rockness.co.uk

EUROPAWEIT

Greenfield

11. bis 13.6. Interlaken, Schweiz

Line-Up: The Prodigy, HIM, Beatsteaks, The Hives, Unheilig, Porcupine Tree, Danko Jones, Wizo, Juliette Lewis, Subway To Sally, Eluveitie, Heaven Shall Burn, Hatebreed, Hot Water Music, The Dillinger Escape Plan, Donots, Mad Sin, Coheed & Cambria, Turbostaat, General Fiasco u.a. VVK: 140 Euro, Infos: greenfieldfestival.ch

Nova Rock

11. bis 13.6. Nickelsdorf, Österreich

Line-Up: Green Day, Heaven & Hell, Beatsteaks, Slash, Slayer, Wolfmother, Kate Nash, Sportfreunde Stiller u.a. VVK: 120 Euro, Infos: novarock.at

Festival Internacional De Benicassim

FM4 Frequency

Line-Up: Gorillaz, The Prodigy, Dizzee Rascal, Ian Brown, Vampire Weekend, Kasabian, Klaxons, The Specials, Calvin Harris, Hot Chip, Mumford & Sons, Foals, Two Door Cinema Club, The Temper Trap, Goldfrapp, Boys Noize, Julian Casablancas u.a. VVK: 170 Euro, Infos: fiberfib.com

Line-Up: Muse, Bad Religion, Die Toten Hosen, Massive Attack, Fettes Brot, 30 Seconds To Mars, The Specials, Element Of Crime, Tocotronic, La Roux, Skunk Anansie, Wir Sind Helden, Madsen, Mumford & Sons, Black Rebel Motorcycle Club, NOFX, Hot Chip, White Lies, The Gaslight Anthem, Yeasayer, Zoot Woman, Shout Out Louds, The Asteroids Galaxy Tour u.a. VVK: 120 Euro inkl. Camping, Infos: frequency.at

15. bis 18.7. Castellón-Benicàssim, Spanien

19. bis 21.8. St. Pölten, Österreich

EXIT

Sziget

8. bis 11.6. Novi Sad, Serbien, Petrovaradin Fortress

Line-Up: Missy Elliott, Mika, Placebo, Faith No More, LCD Soundsystem, Suicidal Tendencies, Bad Brains, David Guetta, Bonaparte, Yeasayer u.a. VVK: 130 Euro, Infos: exitfest.org

11. bis 16.8. Budapest, Ungarn, Obudai-Donauinsel

Line-Up: Iron Maiden, Muse, Faithless, Papa Roach, The Hives, The Specials, Danko Jones, Gentleman & The Evolution, Infected Mushroom, Paradise Lost, Kasabian, Toy Dolls, Enter Shikari u.a. VVK: 170 Euro (ohne Camping), Infos: szigetfest.de


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PRÄSENTIERT

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Präsentiert TOUR DES MONATS.

GOGOL BORDELLO! & Mariachi El Bronx

Gogol Bordello gehen momentan durch die Decke. Dabei paddeln sie keinem Hype hinterher - sie sind bitteschön ihr eigener. Diese kosmopolitische Kapelle hat den GypsyPunk vielleicht nicht erfunden, dafür aber erst bekannt gemacht. Die Musik dieses schillernden Ensembles vereint die Energie des Punk mit traditionellen osteuropäischen Roma-Klängen. Auf seinem neuen, erstmals von Rick Rubin produzierten Album „Trans-Continental Hustle“ mischt Frontmann Eugene Hütz nun auch die Rhythmen seiner neuen Wahlheimat Brasilien mit dazu. Klar, dass das live einfach bis in die letzte gespaltene Haarspitze zünden muss. Vor allem, weil sich Gogol Bordello das Alter Ego der Hardcore-Punker von The Bronx als Vorband

eingeladen haben. Mexikanische Mariachi Klänge versus Gypsy-Punk: Bei den folgenden Shows holt sich niemand taube Zehen – jedenfalls nicht vom Rumstehen.

AUF TOUR 2.6. Hamburg – Docks *** 3.6. Berlin – Astra Kulturhaus

Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an! 02.10. Schweinfurt - Alter Stattbahnhof 03.10. Stuttgart - Die Röhre 04.10. München - 59:1 05.10. Hannover - Musikzentrum 06.10. Hamburg - Logo

04.06. Berlin - Gomma Super Show & Vice 06.06. Offenbach - Hafen 2 07.06. Köln - Gebäude 9

The Pogues

31.07. Münster - Schlossplatz 03.08. Berlin - Citadel Music Festival 04.08. Hamburg - Stadtpark Open Air 05.08. Leipzig - Parkbühne

Tegan And Sara

21.06. Frankfurt a.M. - Mousonturm

William Fitzsimmons

Band Of Skulls

01.06. München - Atomic Café 02.06. Berlin – Comet Club 03.06. Köln - Gebäude 9 05.06. Hamburg - Molotow 06.06. Münster - Gleis 22 07.06. Heidelberg - Karlstorbahnhof

Fat Freddy’s Drop

Broken Social Scene

Fettes Brot

24.06. München - Backstage 05.07. Frankfurt a.M. - Mousonturm 06.07. Hamburg - Uebel & Gefährlich

Dead To Me

10.09. Gütersloh - Bauteil 5@Weberei 11.09. Hagen - Pelmke 27.09. München - Sunny Red 02.10. Rottenburg - Tschabos 05.10. Hamburg - Hafenklang 07.10. Chemnitz - AJZ 08.10. Berlin - Clash 09.10. Essen - Cafe Nova

Delphic

17.08. Frankfurt a.M. - Nachtleben 18.08. Leipzig - Conne Island 21.08. Erlangen - E-Werk

Disco Ensemble

05.09. Saarbrücken - Garage 06.09. Wiesbaden - Schlachthof 07.09. Köln - Luxor 08.09. Münster - Café Sputnik 09.09. Weinheim - Café Central 10.09. Freiburg - Jazzhaus 01.10. Berlin - Postbahnhof

06.06. Stuttgart - Wagenhallen 07.06. Saarbrücken - Garage 08.06. Osnabrück - Lagerhalle 09.06. Heidelberg - Karlstorbahnhof

23.08. Hamburg - Große Freiheit 36 24.08. Köln - Live Music Hall 12.06. Köln - Lanxess Arena 04.12. Hannover - AWD Hall 05.12. Berlin - C-Halle 09.12. Kiel - Sparkassen-Arena 10.12. Hamburg - Color Line Arena 12.12. Hamburg - Color Line Arena 14.12. Kempten - Bigbox

Kristoffer Ragnstam 08.06. Hamburg - Prinzenbar 09.06. Berlin - Comet Club 10.06. Köln - Underground 11.06. Weinheim - Café Central

Smoke Blow

19.06. Weinheim - Café Central

The Cheek

13.08. München - The Atomic Café 14.08. Berlin - Rosi’s 15.08. Hamburg - Molotow

The Phenomenal Handclap Band

01.06. Münster - Gleis 22 02.06. Dresden - Scheune 03.06. München - Kongress 2010 Festival

White Rabbits 01.06. Berlin - Magnet

The Temper Trap

20.06. Heidelberg - Karlstorbahnhof 21.06. Köln - Live Music Hall

Events Rock’n’Roll Wrestling Bash 04.09. Braunschweig - Walhalla Skatehalle

MATULA Was ist denn so toll an denen? Matula halten schön das Maul auf der Bühne. Keine ausschweifenden Ansagen, sondern ein in kompakte 30 Minuten gegossenes Hit-Set vom Leben zwischen Bordsteinkante und Überholspur. Geht da außer mir noch wer hin? Sagen wir so: Das auch die Band Matula beheimatende Label ‘Zeitstrafe‘ ist mittlerweile so was wie der Club des guten Geschmacks, dem Fans des smarten Deutsch-Punk derzeit gut die Bude einrennen. So wird’s enden: Wie immer: Auf der Bank vor dem Club, mit einer Flasche Rotwein im Turm und Weltschmerz im Herzen.

AUF TOUR 2.6. Essen - Emokeller *** 3.6. Kiel - Schaubude *** 4.6. Wunstorf Wohnwelt *** 5.6. Berlin - Magnet *** 18.6. Hamburg - Hafenklang


Im Tourbus mit:

PANTeóN ROCOCó

Mexikanische Straßen sind gefährlich. Gleiches kann unter Umständen auch für Konzerte in Nordbrandenburg gelten, wie uns Panteón Rococó-Sänger Dr. Shenka berichtet. Doch neben allem Bösen, das diese Welt zu bieten hat, lernen er und seine Bandkollegen auf ihren zahlreichen Touren auch nette Menschen kennen – selbst, wenn die dann nur über dreckige Matratzen verfügen. Was macht eine Reise auf mexikanischen Straßen besonders gefährlich? Die Situation in Mexiko ist momentan schon fast vergleichbar mit der in Kolumbien. Die Autobahnen sind durch den Krieg der Armee gegen die Drogenmafia sehr gefährlich geworden. Schießereien und Entführungen sind leider keine Seltenheit. Trampen solltet ihr in Mexiko besser gleich gar nicht. Was ist das Widerlichste, was dir bislang auf Tour begegnet ist? Das mit Abstand Widerlichste war ein Naziangriff, den wir vor fünf Jahren in Neuruppin erleben mussten. Dieser Vorfall hat mich so stark geprägt, dass ich begonnen habe, mich noch intensiver mit dem Thema Rassismus in Deutschland, in Mexiko und weltweit auseinanderzusetzen. Was war der ungemütlichste Ort, an dem ihr auf Tour campieren musstet? Dazu gehörten mit Sicherheit die besetzten Häuser in Europa. Die Shows waren immer grandios, proppenvoll und mit einer außergewöhnlichen Energie aufgeladen. Nach den

Konzerten mussten wir dann aber meistens in sehr dreckigen Matratzenlagern schlafen. Ich habe nie verstanden, warum Anarchismus und Schmutz zwangsläufig zusammengehören. Wo hat man dir den stärksten Drink deines Tourlebens serviert? In Mexiko bin ich mal ziemlich merkwürdig auf sehr starken Mezcal abgegangen und in Chemnitz habe ich ein Bier namens Velvet probiert. Das hat direkt reingehauen. Normalerweise mag ich aber Bourbon. Wer war die abgefahrenste Person, die ihr je kennengelernt habt? Vor Jahren haben wir in Dänemark einen Typen getroffen, der uns so gut fand, dass er anschließend auf fast allen Konzerten in Europa war. Später hat er in seiner Heimatstadt Hameln eine Panteón Rococó-Show organisiert, nur damit Freunde und Familie uns sehen konnten. Unglaublich. Text: Christine Stiller Heimat: panteonrococo.com

Panteón Rococó auf Tour 28.5. Münster - Sputnikhalle *** 29.5. Hamburg - Millerntorstadion *** 30.5. Rostock - Mau Club *** 31.5. Berlin - SO36 *** 1.6. Düsseldorf - Zakk *** 2.6. Reutlingen - Franz K *** 3.6. Jena - Kassablanca Gleis 1 *** 7.6. Regensburg - Alte Mälzerei *** 8.6. Mannheim - Alte Feuerwache *** 10.6. Frankfurt a.M. - Batschkapp *** 12.6. Bonn Pantheon Theater *** 13.6. Marburg - KFZ


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Sieht so die Zukunft aus? Fünf Euro. Das sind zwei Fahrkarten für die U-Bahn, nicht mal eine Kinokarte, wenn man Glück hat eine halbe, wenn man Pech hat eine viertel CD, einmal Eintritt in den sally*s Club (mit Flyer), eine Schachtel Kippen, zwei Milchkaffee, fünf Tageszeitungen, zwei Bier, einmal Autoscooter fahren... Fünf Euro im Monat kostet auch die Mitgliedschaft bei zaOza. zaOza? Man könnte sagen, zaOza ist eine legale Downloadplattform für Musik und digitales Entertainment aller Art. Doch zaOza ist noch viel mehr als das. Das glaubt ihr nicht? Probiert es einfach aus! Das einzige, was ihr dazu braucht, ist ein Rechner mit Internetanschluss, ein mindestens WAP-fähiges Handy und ein bisschen Zeit. Auf zaoza.de meldet man sich an, indem man seine Handynummer angibt – das dient zum einen der

schnellen Identifizierung und zum anderen werden die fünf Euro ebenfalls unkompliziert über die Handyrechnung abgebucht. Und keine Angst vor der Abo-Falle, das Ganze ist monatlich kündbar. Man bekommt dann natürlich keine Musik, Spiele, Videos und andere Downloads aus der HYPEZONE mehr, behält aber die normale zaOza Mitgliedschaft und kann weiterhin auf die bereits herunter geladenen Dateien in MEIN ZAOZA zugreifen. Hypezone? Mein zaOza? Showrooms? Bevor wir

ins Detail gehen, ist es vielleicht nicht schlecht zu wissen, wer hinter zaOza steckt. Ein Blick ins Impressum gibt da schnell Aufschluss: Betreiber der Seite ist Vivendi Mobile Entertainment (VME), das zur Vivendi-Gruppe gehört. Ein führendes Unternehmen der Unterhaltungsbranche in den Bereichen Musik, Fernsehen, Kino, Handy, Inter-


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net und Multimedia-Spiele. Warum das nicht unwichtig ist? Nun, zum einen, weil man einem Unternehmen dieser Größe wohl den langen Atem zutrauen kann, den es braucht, um dauerhaft erfolgreich zu sein, zum anderen, weil es mit Universal Music und Vivendi Games sowie dem französischen Pay TV-Sender Canal+ bereits umfangreicher Rechteinhaber ist. Denn obwohl die Verhandlungen mit zahlreichen weiteren Labels, Verleihern und Publishern noch auf Hochtouren laufen, ist man so bereits jetzt in der Lage, Content anzubieten, der sich sehen lassen kann. Hier mal ein kleiner Ausschnitt aus der schon vorhandenen Künstlerliste: Absolute Beginner, AFI, Amy Winehouse, Black Eyed Peas, Black Rebel Motorcycle Club, Black Sabbath, Bloc Party, Blood Red Shoes, Bob Marley & The Wailers, Culcha Candela, Dashboard Confessional, Deichkind, Dinosaur Jr., Dúné, Editors, Eels, Eminem, Fleet Foxes, Florence & The Machine, Gentleman, Get Well Soon, Guns N’ Roses, Jack Johnson, Jan Delay, Johnny Cash, Johnossi, Kate Nash, Keane, Kiss, Klaxons, Madness, Madsen, Mando Diao, Marilyn Manson, Moke, Morrissey, Muse, Nine Inch Nails, Nirvana, No Doubt, Paul Weller, Placebo, Portishead, Queens Of The Stone Age, Razorlight, Scissor Sisters, Shout Out Louds, Simian Mobile Disco, Snow Patrol, Sonic Youth, Soundgarden, Sportfreunde Stiller, Sublime, Sugababes, Sum 41, The Cure, The Editors, The Fratellis, The Hives, The Killers, The Temper Trap, Tocotronic, Travis, Weezer, Zoot Woman – um mal ein paar zu nennen, die teilweise mit einzelnen Songs, teilweise mit ganzen Alben vertreten sind. Das alles bekommt man also für fünf Euro im Monat? Genau, aber es wird noch besser. Ihr könnt die Songs, die ihr gerne hättet, nicht nur in „Mein zaOza“ – einem zehn GB großen Bereich herunterladen (auf den ihr mit jedem Rechner, auf dem ihr euch einlogged, zugreifen könnt), sondern auch direkt auf den Rechner, auf dem ihr eingelogged seid und sogar auf euer Handy, iPhone und iPad. Und - nicht oder. Wo hier der Haken ist? Keine Ahnung. Auch dass die Anzahl der Downloads unterschiedlich limitiert ist, könnte nur auf den ersten Blick ein Problem darstellen. Denn auch bei zaOza kann man Freunde haben, suchen und finden. Ist man mit einem anderen User befreundet, kann man auch in dessen zaOzaShowroom stöbern und downloaden. Wenn man einen Song sucht, der bereits „vergriffen“ ist, wird einem angezeigt, wer ihn noch hat und wei-

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tergeben kann. Mit einem Klick kann man freundlich nach einem Share fragen und da das Ganze ja unter dem Motto „Gib und dir wird gegeben“ steht, bekommt man ihn eigentlich immer. Und wenn ihr einen Song oder eine Platte auf eurem Rechner habt, den oder die ihr gerne an einen Freund weitergeben wollt, ist das auch kein Problem. Man kann eigene Inhalte hochladen und an seine Freunde verschicken – legal erworben sollten sie allerdings sein. Kommen wir nun noch kurz zu den wichtigsten Links: Die sogenannte HYPEZONE ist die Download-Zone, hier finden sich die täglich aktualisierten neuen Inhalte aus den Bereichen Musik, Film, Games und Handyapplikationen, desweiteren Tipps der Redaktion, aber auch eine Übersicht aller zur Verfügung stehenden Künstler. Im Moment läuft die Aktion „Lade dir Legenden“: Bis Ende Juni werden pro Woche drei legendäre und komplette Alben zum Download angeboten. Ein paar Beispiele gefällig? Nirvana, Portishead, Eminem, Kiss, Sonic Youth, Razorlight… Unter dem Link SHOWROOMS findet man mit den 20 beliebtesten User-Sammlungen eine Einladung zum Stöbern und unter MEIN ZAOZA die eigenen bereits heruntergeladenen Dateien. Wenn ihr euch jetzt schon fühlt wie der Junkie in der Apotheke, dann sei an dieser Stelle verraten, dass zaOza noch mehr will. Wenn es um digitales Entertainment geht, dann schließt das in diesem Fall nicht nur Klingeltöne und Handybilder ein, sondern meint vor allem auch Spiele fürs Telefon und den PC sowie natürlich auch das Bewegtbild. Musikvideos und erste Clips sowie eine eigens für zaOza produzierte Sendung gibt es schon: Musik TV, wie es sein sollte: Mit Musik! „White TV“ stellt die Musik in den Mittelpunkt und den Künstler in einen weißen Raum, wo sie Musik spielen - live, pur und akustisch. So simpel ist das. Auch lustig ist die Impro-Comedy-Truppe „Crash Comedy Crew“ aus Berlin, die überall da sind, wo du auch bist. Auch mit an Bord bei zaOza ist Sarah Kuttner, die ab Mitte Juni solche Stars wie Oliver Pocher oder Nora Tschirner „unter die Decke“ bittet. Was es dort zu sehen gibt? zaOza einschalten! TV-Serien und richtige Spielfilme sollen übrigens sehr bald schon folgen. Wenn das tatsächlich alles so funktioniert wie geplant, wird man die fünf Euro zwar vermutlich schwer dauerhaft halten können, aber dann reden wir hier wohlmöglich von etwas wirklich Neuem. Ihr könnt das hier alles immer noch nicht so recht glauben? Na, dann verzichtet doch einfach auf eine viertel CD oder eine Packung Kippen und probiert es einfach mal aus... Text: Caroline Frey Heimat: zaOza.de facebook.com/zaOzade

Lou Canova Weniger Demokratie wagen In letzter Zeit habe ich mehr denn je das Gefühl, dass die Gesellschaft, wie wir sie kennen, am Abgrund steht. Klima im Arsch, Euroland kaputt, Hertha abgestiegen - ein radikaler Wandel muss her, um die Karre da wieder aus diesem knietiefen Dreck zu ziehen. Und wer radikal etwas verändern möchte, muss sich wohl über die Meinung vieler, vielleicht sogar der wahlberechtigten Mehrheit hinwegsetzen. So blöd es klingen mag, aber selbst im Fußball führt zu viel Kuschelkurs und zu wenig Diktatur in den Tabellenkeller. Als bei Hertha noch der starke Mann Dieter Hoeneß am Start war, wurde mit Sicherheit weniger zugehört und weniger miteinander abgestimmt. Zum Titel hat es da zwar nicht gereicht, aber immerhin zur Erstklassigkeit. Wer also das Klima retten möchte oder den Euro oder das Weltfinanzsystem sinnvoll reformieren, der sollte auf die Mehrheiten pfeifen und das Ganze einfach in bewährter Diktatur durchsetzen. Empfindliche Einschnitte der ach so hoch gelobten Individualität werden sowieso keine Mehrheit finden. Wer zahlt schon gerne einen dicken Klimaaufschlag beim Fliegen? Niemand. Wer verzichtet gerne auf einen guten Teil seiner Spekulationsrendite? Niemand. Und wer zahlt gerne mehr Steuern? Niemand. Aber all diese Ansätze wären nötig, um zumindest ein paar erste Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Ich kann einfach nicht mehr nachvollziehen, warum dauernd an einer Systemerhaltung gearbeitet wird, ohne das System zu hinterfragen. Hallo Politik! Wie wäre es mal mit einem kleinen Realitätscheck? Kann ja sein, dass ein neues Betriebssystem aufgespielt werden muss! Und vorher Platte putzen nicht vergessen. Wer sich die Versuche von Merkel, Westerwelle, G8Staaten, EU usw. anschaut, fühlt sich doch sehr an Windows erinnert. Hier wird auch ständig mit Service Packs versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben. Dabei müssen nur ein paar gute Köpfe mal den Arsch in der Hose haben, die richtigen Ansätze durchzusetzen. Eine gute Diktatur für eine bessere Welt, wünscht sich *Lou Canova.


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Vergebung

Muss auch mal sein: Lisbeth Salander (Noomi Rapace) bei der Zigarettenpause.

Verschwörung alter Männer Lag zwischen „Verblendung“ und „Verdammnis“ noch inhaltlich ungefähr ein Jahr, so geht es nun fast nahtlos weiter, nachdem der letzte Film mit einem klassischen Cliffhanger endete: Man wurde als Zuschauer darüber im Unklaren gelassen, ob Lisbeth Salander (Noomi Rapace) den blutigen Kampf mit ihrem hartnäckigen Gegner Zala (Georgi Stykov) überleben würde. Dies tut sie natürlich, wenngleich schwer verletzt, denn sonst würde die Filmreihe ja ihre wichtigste Protagonistin vorzeitig verlieren. Aber auch Zala bleibt am Leben und liegt wie Lisbeth im Krankenhaus. Dazu schaltet sich noch der schwedische Geheimdienst ein, der unter allen Umständen verhindern will, dass Lisbeth die Verbindung zwischen Zala und der Regierung publik macht. So wird Lisbeth im Krankenhaus von der Öffentlichkeit abgeschirmt, quält sich durch verschiedene Physiotherapien und Neu auf DVD & Blu-ray: Verdammnis

(NFP/Warner) Der Mittelteil einer Trilogie hat es traditionell am schwersten, und auch „Verdammnis“ hat mit seiner Position in der Reihe der Stieg Larsson-Verfilmungen ein wenig zu kämpfen. Sowohl was die Spannung als auch was die prächtigen Bilder angeht, kann der zweite Teil (für den mit Daniel Alfredson ein neuer Regisseur verpflichtet wurde) nicht ganz mit dem Vorgänger „Verblendung“ mithalten. Sehenswert – zumal im Heimkino – ist die Geschichte, in der Lisbeth nach Schweden zurückkehrt, unter Mordverdacht gerät und dunkle Geheimnisse ihrer Vergangenheit aufdeckt, dennoch. Nicht zuletzt wegen Hauptdarstellerin Noomi Rapace, die auch beim zweiten Mal nichts von ihrer beeindruckenden Präsenz eingebüßt hat. In den Handel kommt „Verdammnis“ sowohl als DVD wie auch als Blu-ray, wobei beide ohne nennenswertes Bonusmaterial auskommen. Text: Patrick Heidmann

wartet nicht nur auf ihre Genesung, sondern auch auf die Eröffnung ihres Prozesses. Denn die junge Frau wird immer noch angeklagt, ihren einstigen Vormund Niels Bjurman (Peter Andersson) sowie zwei Journalisten umgebracht zu haben. Hier nun kommt erneut Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) ins Spiel, der im letzten Teil wieder etwas mehr Leinwandzeit bekommt als in „Verdammnis“. Blomkvist setzt zusammen mit seiner Schwester Malin (Sofia Ledarp) als Lisbeths Anwältin alles daran, zu beweisen, dass diese unschuldig ist. Dabei muss er weiter in der Vergangenheit der freigeistigen Punkerin abtauchen und fördert dabei so einiges zutage, was deren eigentümliches Verhalten in der Vergangenheit zu erklären scheint und sie gleichzeitig vor Gericht entlasten könnte. Mit Daniel Alfredson wurde für den letzten Teil der Millennium-Trilogie derselbe Regisseur wie bei „Verdammnis“ verpflichtet, was auch überdeutlich zu sehen ist: Von der Optik her entspricht der Film eher dem TV-Look des Vorgängers, so dass die beiden letzten Teile wenig mit dem sehr elegant fotografierten ersten gemein haben. Alfredson verliert jedoch in diesem durch all seine Verästelungen und zahlreiche Nebenfiguren reichlich komplex gewordenen Konstrukt um einen Komplott alter Männer, in das auch hochrangige Politiker verwickelt sind,

nie den Überblick. So führt er dieses auf den Bestsellern von Stieg Larsson basierende Thriller-Tripel, zu dessen Abschluss der Spannungsbogen auch wieder straffer gespannt ist als im undankbaren Mittelteil, zu einem zwar etwas in die Länge gestreckten, aber dennoch überzeugenden Ende. Text: Dirk Lüneberg Kinostart: 3 Juni

Preview CinemaxX und unclesally*s präsentieren: „Vergebung“ vor dem offiziellen Filmstart als Preview am Mittwoch, den 2. Juni um 20.00 Uhr! Wir verlosen exklusiv 10x2 Tickets für diese Preview für die CinemaxX-Standorte in Berlin, Hamburg, Essen und Braunschweig einfach bis zum 31. Mai eine E-Mail mit dem Kennwort „Vergebung“ und dem gewünschten Kino an verlosung@sallys.net und gewinnen. Weitere Infos: cinemaxx.de


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Mammut

So nah und doch so fern

Der Schwede Lukas Moodysson gehört zweifelsfrei zu den europäischen Regisseuren, deren Namen man sich merken sollte. Seine bezaubernde Coming of Age-Geschichte „Raus aus Åmål“, die Siebzigerjahre-Dramödie „Zusammen“ und das an die Nieren gehende ProstitutiertenDrama „Lilja 4-ever“ zeugten bereits von seinem erzählerischen Talent. Das hat sich auch international herumgesprochen und so konnte Moodysson für „Mammut“, der schon 2009 im Wettbewerb der Berlinale lief, mit Gael Garcia Bernal und Michelle Williams eine hochkarätige Besetzung verpflichten. Die beiden spielen das in New York lebende Ehepaar Leo und Ellen. Während er mit einem Internetdienst zu viel Geld gekommen ist, geht sie voll in ihrem Job als Chirurgin auf. Ihre achtjährige Tochter wird so meistens von der philippinischen Nanny Gloria (Marife Necesito) beaufsichtigt. Die hat selbst zwei kleine Kinder, die von der Großmutter in der Heimat erzogen

werden. Als Leo bei einer seiner vielen Geschäftsreisen in Thailand länger aufgehalten wird, fällt er einige weitreichende Entscheidungen. Die hat derweil in New York auch Gloria zu treffen, als sie erfährt, dass einer ihrer Söhne einen schweren Unfall hatte. Moodysson erzählt in diesem feinsinnig beobachteten, ebenso intensiv wie ruhig inszenierten Globalisierungsdrama von den komplexen zwischenmenschlichen Verflechtungen in einer immer stärker zusammenwachsenden Welt. Das Ganze wirkt nie künstlich oder bemüht, ist zudem in wunderschöne Bilder verpackt und ergibt so ein großartig gespieltes, anrührendes Meisterwerk des anspruchsvollen Kinos. Text: Dirk Lüneberg Kinostart: 10. Juni

Splice

Familientragödie aus dem Labor

„Spleißen“ ist der Fachbegriff für einen biologischen Prozess, der in etwa „zusammenkleben“ bedeutet. Im Falle von „Splice“ ist es Regisseur Vincenzo Natali („Cube“), der für sein neues Werk Elemente aus SciFi, Monsterfilm und Beziehungsdrama miteinander vereint: Das Liebespaar und brillante Forscherduo Clive und Elsa (Adrien Brody & Sarah Polley) sucht im Auftrag eines großen Pharmakonzerns nach einem revolutionären Medikament. Gewonnen werden soll es aus den Proteinen spezieller Klone, einer Kreuzung aus diversen Tiergattungen. Ein Durchbruch bleibt aus, und die Zeit wird knapp, da der Konzern die Finanzierung stoppen will. Besonders Elsa ist vom Gelingen des Projekts überzeugt; sie beschließt, dem Versuch heimlich etwas Entscheidendes hinzu zu fügen: menschliche DNA. Das Experiment gelingt. Ihm entspringt Dren, ein Hybridwesen aus Mensch und Fauna. Aber die Konsequenzen kosten Clive und Elsa viel mehr, als sie ahnen.

„Splice“ ist in erster Linie dank der Figur Dren ein guter Film. Sowohl Maske und Spezialeffekte als auch die schauspielerische Leistung von Delphine Chanéac als „Kreatur“ sind hervorragend. Zusammen ergibt das eine der spannendsten und außergewöhnlichsten Filmfiguren der letzten Jahre. Drens animalische wie menschliche Züge sind gleichsam überzeugend und werden im Laufe der Handlung auch noch sexy. Die Dreiecksgeschichte um Elsa, Clive und ihr Geschöpf ist geradlinig erzählt, was einen passenden Gegenpol zum fantastischen Aspekt des Films bildet. Zwar lässt sich „Splice“ auf das etwas bequeme, unreflektierte Verteufeln der Gentechnik ein und fällt zum Showdown etwas ab, ist aber insgesamt absolut sehenswert. Text: Christian Stein Kinostart: 3. Juni

The Crazies

Ärger mit den Nachbarn

Remakes sind entweder unerfreuliches, uninspiriertes Geldabgreifen, oder sie entstauben gute, alte Filmideen und rücken sie in ein zumindest hübscheres Licht. So wie diese Neuauflage eines Films von Horror-Altmeister George A. Romero. Von Anfang an ist klar: Hier geht etwas ganz gewaltig den Bach runter. Eine brennende Hauptstraße ist zu sehen; dann springt der Film zwei Tage zurück, mitten in ein amerikanisches Kleinstadtidyll. Die Bewohner beschäftigen sich mit Sport und halten sich und die Gehwege sauber. Sheriff David Dutton (Timothy Olyphant) ist ebenso beliebt wie die Ärztin des Ortes, seine schwangere Ehefrau Judy (Radha Mitchell). Als David ein Baseballspiel der heimischen High School-Mannschaft besucht, läuft der scheinbar völlig verwirrte Ex-Trinker Rory mit einer Schrotflinte bewaffnet auf das Feld. Bevor er abdrücken kann, wird er vom Sheriff erschossen. Dem Städtchen bleibt keine Zeit, diesen Schock zu verdauen, denn immer mehr Bewohner verwandeln sich in tödliche, entstellte Wahnsinnige.

Es ist nicht gerade neu, Nachbarn oder Soldaten des eigenen Landes in Symbole der Bedrohung umzukehren. Als Romero seinen gleichnamigen Film 1973 drehte, hatte ein solcher Subtext sicher noch etwas Brisanz. Der bleibt, aber Regisseur Breck Eisners Remake interessiert sich fast ausschließlich für den Horror Einzelner. Und der ist hier mit dem Holzhammer inszeniert – im positiven Sinne. Vor allem Kamera und Sound lassen den Zuschauer gehörig mitleiden. Vor dem Hintergrund des Originals mag „The Crazies“ ein wenig einfallslos sein. Aber man kann sich auch 90 Minuten genregemäß in den Sitz drücken lassen. Text: Christian Stein Kinostart: 27. Mai

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Nimmst du im Gegenzug auch die Erfahrungen vom Dreh mit nach Hause? Bei einer Rolle wie der in „The Messenger“ ist es sicher nicht leicht, abends abzuschalten... Ich frage mich immer, was das für Schauspieler sind, die behaupten, sie könnten sofort wieder zur Privatperson werden, wenn die Kameras nicht mehr laufen. Wer sich den ganzen Tag mit Fröschen beschäftigt, dem gehen sie doch sicher auch noch nach Feierabend durch den Kopf. Ganz zu schweigen davon, dass man auch noch von ihnen träumt. So ist das bei mir jedenfalls, schließlich will ich dem Menschen, den ich spiele, so viel Respekt wie möglich entgegen bringen. Selbst in deinen kommerzielleren Filmen wie „XMen 3“ oder „30 Days of Night“ spielst du meist komplexe, düstere Charaktere. Wonach suchst du diese Rollen aus? Wenn man Glück hat, ist das Drehbuch so fantastisch, dass man es nicht aus der Hand legen kann. Aber genauso gut kann es natürlich sein, dass mich einfach der Regisseur interessiert. Letztlich stelle ich mir aber bei jedem Projekt vor allem die Frage: ist das etwas, womit ich mich wirklich mehrere Monate lang beschäftigen will? Was ist denn leichter? Rollen anzunehmen oder abzulehnen? „Nein“ zu sagen fällt mir überhaupt nicht schwer. Dinge abzulehnen, die mich nicht interessieren, ist wirklich meine leichteste Übung. Aber mich zu einem „Ja“ durchzuringen, ist mitunter richtig mühsam. Über solche Entscheidungen grübel ich ewig. Interview: Patrick Heidmann

Ben Foster

Schlechte Nachrichten: Sgt. Montgomery (Ben Foster)

Krieg im Kopf

Er interessiert sich weder für 3D-Blockbuster noch für romantische Komödien. Aber trotzdem – oder besser: gerade deswegen – gehört Ben Foster in Hollywood zu den spannendsten Schauspielern der Unter-30-Generation. Mit Fernsehrollen begann er als Teenager seine Karriere vor der Kamera, bevor er mit Barry Levinsons „Liberty Heights“ den Sprung ins Kino schaffte. Seitdem beweist er ein ziemlich gutes Händchen für spannende Rollen, in kleinen Independent-Filmen genauso wie in aufwändigen Genre-Produktionen. Nach „The Punisher“, „Alpha Dog“, „Todeszug nach Yuma“, „X-Men 3“, „30 Days of Night“ oder „Pandorum“ kommt er nun mit dem Soldaten-Drama „The Messenger“ in die deutschen Kinos, das kürzlich für zwei Oscars nominiert wurde. Ben, bei der Berlinale warst du in der Jury für den ’Besten Erstlingsfilm’ und auch „The Messenger“ ist ein Debüt. Ist es für einen Schauspieler eine besondere Herausforderung, wenn ein Regisseur seinen ersten Film dreht? Nicht unbedingt. Manchmal arbeitet man mit einem alten Hasen und hat trotzdem das Gefühl, dass er die Sache nicht richtig im Griff hat. Ein anderes Mal dreht man mit einem Regiedebütanten und fühlt sich dennoch so gut aufgehoben wie bei keinem anderen. So war es bei „The Messenger“ und Oren Moverman. Ich könnte schwören, dass er uns alle angelogen und schon dutzende Filme gedreht hat, so souverän und überzeugend war er bei der Arbeit. Deswegen habe ich auch mit ihm zusammen eine Produktionsfirma gegründet und bin auch bei seinem nächsten Projekt mit dabei. Extrem viel hängt einfach immer davon ab, ob man persönlich gut miteinander kann. Das war bei uns

der Fall, mehr als ich es je mit einem anderen Regisseur erlebt habe. Was macht man, wenn man sich nicht versteht? Kann man dann trotzdem noch gute Arbeit abliefern? Wenn einem so etwas passiert, ist das eine ziemlich vertrackte Situation. Denn natürlich hat das Einfluss auf die Arbeit vor der Kamera. Wie dich überhaupt als Schauspieler vieles beeinflusst. Natürlich sollte man private Sorgen zu Hause lassen, wenn man ans Set kommt. Aber letztlich gelingt es vermutlich den wenigsten Menschen, den Job und persönliche Erfahrungen so klar zu trennen. Man muss sich in solchen Situationen dann einfach klarmachen, dass es nicht darum geht, der beste Freund des Regisseurs zu sein, und versuchen, etwaige Spannungen für die eigene Rolle zu nutzen. Letztlich sollte schließlich der Film als Ganzes, nicht die eigene Befindlichkeit im Mittelpunkt stehen.

The Messenger Sergeant Montgomery (Ben Foster) ist vom Krieg im Irak gezeichnet. Sein Körper ist genauso verwundet wie seine Seele. Drei Monate Dienst hat er noch vor sich, jedoch verlangt ihm die US-Army noch einmal alles ab: Zusammen mit seinem neuen Vorgesetzten Captain Stone (Woody Harrelson) soll er den Angehörigen gefallener Soldaten die Todesnachricht überbringen. Wahrlich eine Aufgabe, um die niemand zu beneiden ist. Das Oscar-nominierte Drama „The Messenger“ (ab 3.6.) von Regisseur Oren Moverman entwirft ein differenziertes Psychogramm der beiden Soldaten, zwischen denen sich langsam eine ruppige Freundschaft entwickelt. Während sich der Routinier Stone hinter striktem Protokoll verbirgt, kann sein neuer Schützling nicht anders, als die Trauer der Hinterbliebenen an sich heran zu lassen. Dabei wird die Ungeheuerlichkeit des Krieges in den Szenen besonders deutlich, die die beiden Männer „im Einsatz“ zeigen. Mit ihrem Besuch bringen sie Elend und Verzweiflung. Sicher, sie drücken ihr aufrichtiges Beileid aus. Doch für den Schmerz einer Mutter, die gerade vom Tod ihres Kindes erfährt, kann es keine tröstenden Worte geben. Text: Peter Meisterhans


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Amelia In den USA ist Amelia Earhart eine allseits bekannte Ikone, deren Leben wie gemacht ist für eine Verfilmung. Nach einem Kurzauftritt in „Nachts im Museum 2“ kommt nun auch ein echtes Biopic, das sich dem Leben der feministischen Flugpionierin (Hilary Swank) widmet. Vom Transatlantik-Trip als Passagierin 1928 über den ersten Atlantik-Überflug einer Pilotin vier Jahre später bis zu ihrem tragischen letzten Flug 1937 widmet sich „Amelia“ (ab 17.6.) allen wesentlichen Eckpfeilern in Earharts Leben, nicht zuletzt der Liebe und der enormen Prominenz, die sie damals erlangte. Ärgerlicherweise verharrt Mira Nair, die in Filmen wie „Monsoon Wedding“ durchaus Gespür für Tiefgang bewies, in ihrer Inszenierung allerdings konsequent an der Oberfläche. Statt für die Brüche und inneren Konflikte ihrer Figur scheint sie sich mehr für historische Fakten und schöne Luftaufnahmen zu interessieren. Das wird auch für Hauptdarstellerin Swank zum Problem, die hier weit entfernt ist von Oscar-reifer Form.

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Easy Virtue – Eine Marcello, Marcello unmoralische Ehefrau Achtung, Romantik! Um Elena (Elena Cucci), die

Text: Patrick Heidmann

Die Amerikanerin Larita (Jessica Biel) und der Engländer John (Ben Barnes) haben Ende der Zwanzigerjahre heimlich geheiratet. Als das frisch vermählte Paar zu Johns Familie nach England fährt, prallen zwei Welten aufeinander: Auf der einen der britische Konservativismus, auf der anderen Seite die amerikanisch lockere Lebensart. So muss die coole Larita in der neuen Umgebung mit allerlei Gegenwind zurechtkommen, der vor allem ihrer neuen Schwiegermutter (Kristin Scott Thomas) geschuldet ist. Die Komödie, basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Noel Coward, das 1928 bereits schon einmal von Alfred Hitchcock verfilmt wurde, ist durchweg gut gespielt. Leider gelingt es dem Film jedoch nicht, die richtige Balance zu finden. So drückt der leicht angestaubte Clash der Kulturen letztlich zu sehr auf die Stimmung, als dass man „Easy Virtue“ (ab 24.6.) wirklich genießen könnte. Schade um das verschwendete Potenzial.

Tochter des Bürgermeisters, an ihrem 18. Geburtstag vor den anderen Jungen im Dorf ausführen zu können, muss Marcello (Francesco Mistichelli) nach altem Brauch ihren Vater mit dem besten Geschenk überzeugen. Bei der Beschaffung wird der Fischerjunge auf der neapolitanischen Insel Amatrello in einen kuriosen Tauschhandel verwickelt. Die von Denis Rabaglia poetisch inszenierte Komödie „Marcello Marcello“ (ab 10.6.) versetzt mit morbidem Charme in die Fünfzigerjahre und besticht mit mediterranem Flair, liebevoll gezeichneten Figuren und einem spannenden Plot, bei dem einzig die übertriebene musikalische Untermalung des Liebesmotivs und die Wahl der braven Elena irritieren. Mit seinen jugendlichen Laiendarstellern, die an der Seite alter italienischer Schauspieler wie Renato Scarpa überzeugen, dürfte der zwischen Romanze und Märchen angesiedelte Sommerfilm auch jüngeren Zuschauern gefallen.

My Name Is Khan

Repo Men

StreetDance 3D

Regisseur Karan Johar versucht sich mit „My Name is Khan“ (ab 10.6.) als Gesellschaftskritiker. Die Geschichte ist simpel: Rizvan Khan ist Moslem und leidet an dem Asperger-Syndrom, einer Form des Autismus. In den USA verliebt er sich in die alleinerziehende Mandira (Kajol). Sie heiraten, doch in Folge der 9/11-Anschläge zerbricht das private Glück. Khan beginnt eine Reise quer durch Amerika, um dem Präsidenten seine Botschaft zu übermitteln: „Mein Name ist Khan und ich bin kein Terrorist.“ Ein Post-9/11-Bollywoodfilm, da wird man erst mal skeptisch. Und in der Tat: Subtilität ist hier nicht zu erwarten, der Pathos wird mit großer Geste zelebriert. Außerdem ist Shah Rukh Khan auch nicht Dustin Hoffmann. Aber dennoch, wenn man sich darauf einlässt, kann man hinter dem plakativen Toleranzaufruf ein zweistündiges Wechselbad der Gefühle erleben, mal emotional berührend, mal unfreiwillig komisch, aber nie langweilig. Aber wie gesagt: nur wenn.

Was ist nur mit Jude Law los? Privat ist er wieder mit Sienna Miller zusammen und auch beruflich hat er zuletzt kein richtig gutes Händchen (sieht man vielleicht von seinem Watson-Auftritt in „Sherlock Holmes“ ab). In diesem futuristischen Actionfilm ist er als Remy dafür verantwortlich, im Namen eines Chirurgie-Konzerns die Organe von zahlungsunfähigen Transplantationspatienten einzutreiben, was selten besonders behutsam oder gar unblutig abläuft. Als er allerdings selbst ein künstliches Herz eingesetzt bekommt, von seiner Frau verlassen wird und schließlich seine Raten nicht mehr begleichen kann, steht er bald auf der Abschussliste seiner Kollegen. Weitestgehend sinnbefreit und unnötig brutal zieht „Repo Men“ (ab 3.6.) dabei seine Runden, verheizt nebenbei fähige Schauspieler wie Forest Whitaker oder Liev Schreiber und lässt auch dem bewährten Law-Charme keine Chance, sich zu entfalten. Vermutlich ist der dieser Tage ausschließlich für Fräulein Miller reserviert.

Das Finale der britischen Street Dance-Meisterschaft steht an, und Carly (Nichola Burley) rechnet ihrer Crew vage Titelchancen aus. Bis ihr Freund, der Anführer der Gruppe, völlig unerwartet verkündet, eine Auszeit zu brauchen und verschwindet. Ohne ihn und ohne einen geeigneten Trainingsraum, erscheint schon die Teilnahme am Wettbewerb sinnlos. Von ungewöhnlicher Seite kommt Hilfe: eine Ballettlehrerin (Charlotte Rampling) der Royal Dance School bietet Platz zum Üben in der elitären Schule. Jedoch nur unter der Bedingung, fünf ihrer Schüler in die Final-Choreografie der Crew einzubinden. Es ist an Carly, die scheinbar unvereinbaren Tanzstile und Charaktere zusammenzubringen. „StreetDance 3D“ (ab 3.6.) richtet sich an ein eher junges Publikum, so glatt, bunt und reibungsarm ist alles. Und das Dilemma eines jeden Tanzfilms bleibt auch in der dritten Dimension unentschieden: Braucht man gute Schauspieler oder gute Tänzer?

Text: Cornelis Hähnel

Text: Daniel Schieferdecker

Text: Patrick Heidmann

Text: Kathleen Prüstel

Text: Christian Stein


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KINO DVD

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DVD DES MONATS UP IN THE AIR (Paramount)

Ständig ist Ryan Bingham auf Reisen, in Bewegung, in der Luft. Für seinen Job, bei dem er für Firmen die unbequeme Aufgabe übernimmt, Angestellte zu feuern, verbringt er 322 Tage im Jahr in Flugzeugen, Businesslounges und Hotelzimmern, die zu seinem Zuhause geworden sind. In Jason Reitmans „Up in the Air“ kommt er damit seinem großen Ziel immer näher, 10.000.000 Flugmeilen zusammenzufliegen. Eines Tages gerät dieses Leben auf Autopilot aber durch zwei Frauen in Turbulenzen: die sehr ähnliche Alex (Vera Farmiga) und die junge, ambitionierte Kolle-

gin Natalie (Anna Kendrick), die mit ihren neuen Ideen Binghams FliegerRoutine ein Ende setzen könnte. Aus dem ohnehin schon hervorragenden Trio dieser Romanadaption von „Der Vielflieger“ sticht vor allem George Clooney noch einmal heraus. Im Dauereinsatz seines berüchtigten Charmes und seiner raunenden Stimme schafft er es mit sehr selbstironischem Augenzwinkern, selbst einen bis in die letzte Haarspitze professionellen Anzugträger von Anfang an sympathisch werden lassen. Obwohl bei dessen emotionaler Reise zu sich selbst Themen wie Arbeitslosigkeit und Ein-

samkeit stets präsent sind, entwickelt „Up in the Air“ eine beinah schwerelose Federleichtigkeit. Ähnlich wie zuvor in der hinreißenden TeenageSchwangerschafts-Story „Juno“ überzieht Reitman schließlich auch diese Suche nach einen seelenverwandten Co-Piloten mit einer melancholischen Grundierung, die mit komischen Augenblicken und pointierten Dialogen auf eine sehr eigene, atmosphärische Weise zusammenläuft. Auf DVD gibt es dazu noch einen Audiokommentar und entfallene Szenen.

Adventureland

Eine Perle Ewigkeit

lich: Interviews, einen Audiokommentar und ein Feature zu den visuellen Effekten. Text: Christian Stein

(Walt Disney) Mit „Superbad“ belebte Regisseur Greg Mottola zuvor das Genre der Teenagerkomödie mit einem Grüppchen HighschoolNerds, das er durch eine folgenreiche Partynacht schickte. Sein zweiter Film „Adventureland“ springt in eine andere Coming-of-Age-Phase und erzählt – als weniger derbe, denn bittersüße Achtzigerjahre-Jugenderinnerung – von einem Sommer im Leben des Uni-Absolventen James, der zunächst nur widerwillig einen Ferienjob im lokalen Vergnügungspark annimmt. Als Bonusrunde bietet die DVD neben einem Making Of, auch noch einige zusätzliche Szenen und einen Audiokommentar. Text: Sascha Rettig

Bright Star

(Universum) In Jane Campions Romantikdrama geht es um die tragische Liebesgeschichte zwischen dem Poeten John Keats (Ben Whishaw) und der jungen Schneiderin Fanny Brawne (Abbie Cornish) zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Leider sind Missgunst, Neid und Skepsis von Außenstehenden ihre ständigen Begleiter, die die innigen Gefühle zueinander auf eine harte Probe stellen. „Bright Star“ ist eine melancholische Hommage an die Liebe und die Kunst, die trotz der Klischee-Thematik ohne unnötig viel Kitsch auskommt. Interviews mit den Hauptdarstellern und einige Features gibt es obendrauf. Text: Daniel Schieferdecker

Drei Jungs, ein Mädchen, zwei Hochzeiten

(Salzgeber) Dan und Laurent sind beste Freunde und teilen sich eine Wohnung. Doch Laurent liebt Dan, was er sich nicht zu sagen traut. Als Dan die Frau seines Lebens kennen lernt, gerät Laurent in Zugzwang. Mit allen Mitteln versucht er, eine Hochzeit zu verhindern und stiftet jede Menge Chaos. Eine einfach gestrickte romantische Komödie aus Belgien, ohne großen Tiefgang, aber mit charmanten Figuren. Klischees um Schwule und Heteros werden aufgegriffen und vorgeführt, natürlich geht es um Sex und das Recht auf die Homo-Ehe. Die Veröffentlichung gibt es, mit Trailern ausgestattet, nur im Original mit deutschen Untertiteln. Text: Elisabeth Nagy

(Neue Visionen/Goodmovies/Indigo) Die Mutter der schüchternen Fausta (Magaly Solier) wurde im Bürgerkrieg vergewaltigt und hat diese traumatischen Erlebnisse über die Muttermilch weitergegeben. Als sie stirbt, ist Fausta mit ihren Ängsten auf einmal allein und muss lernen, mit ihnen zurechtzukommen. Claudia Llosas peruanisches Weltfilm-Drama bricht mit herkömmlichen Seh- und Sichtweisen und besticht mit markiger Symbolik, melodischer Radikalität, leisem Humor und einer brutalen Bewusstwerdung von kulturellen Unterschieden. Insofern ist „Eine Perle Ewigkeit“ verstörend und faszinierend zugleich. Als Extras winken Audiokommentar, Deleted Scenes und ein Making Of. Text: Daniel Schieferdecker

Text: Sascha Rettig

Haben Sie das von den Morgans gehört?

(Sony) Meryl (Sarah Jessica Parker) und Paul (Hugh Grant) könnten ein New Yorker Vorzeigepaar abgeben, hätte Paul seine Frau nicht vor kurzem betrogen und diese ihn darauf vor die Tür gesetzt. Als sie gemeinsam einen Mord beobachten, werden sie in ein Zeugenschutzprogramm gesteckt und in eine Kleinstadt nach Wyoming verfrachtet, wo sie sich plötzlich miteinander konfrontiert sehen. Eine nicht eben originelle, aber

sympathische Komödie mit zwei bestens harmonierenden Hauptdarstellern. Die DVD bietet als Extras entfallene Szenen und Outtakes, einen Audiokommentar sowie verschiedene Featurettes. Text: Dirk Lüneberg

Helen

(Warner) Das Leben der Musikprofessorin Helen verläuft erfolgreich und in geregelten Bahnen, bis sie eines Tages von einer schweren Depression erfasst wird. Sie unternimmt einen Selbstmordversuch und muss stationär behandelt werden, was den Bruch mit ihrer Familie unausweichlich erscheinen lässt. Sehr eindrucksvoll spielt Ashley Judd in diesem Film der deutschen

Gamer

(Universum) Der unschuldig zum Tode verurteilte Kable (Gerard Butler) ist gefangen in einer brutalen, virtuellen Welt, durch die er von unbedarften Gamern gesteuert wird. Doch er setzt alles daran zu entkommen - nicht nur, um seine Familie zu retten, sondern auch, um am skrupellosen Multimilliardär Rache zu nehmen, der die Strippen des Ganzen zieht. Unter reichlich brutaler Action und rasanten Schnitten verbirgt sich hier eine durchaus interessante Thematik. Doch „Gamer“, hinter dem die „Crank“-Macher stecken, interessiert sich mehr fürs Reißerische. Das gilt sowohl für die FSK 16- als auch 18-Version, die auf Blu-ray mit mehr, auf DVD mit weniger Extras ausgestattet wurden. Text: Patrick Heidmann

Gesetz der Rache

(Constantin/Highlight/ Paramount) Clyde Sheltons (Gerard Butler, momentan omnipräsent) Frau und Tochter werden bei einem Raubüberfall getötet. Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) versagt bei der Verurteilung der Mörder. Also lässt der Ex-Familienvater selbst Gerechtigkeit walten. Dabei ist er – man ahnt es schon – wenig zimperlich. Insgesamt ist dieser Thriller eher Standardware, Sheltons enorm lange Liste der Verantwortlichen überrascht aber ebenso wie seine Fähigkeiten. DVD-Extras gibt es reich-

BEST OF THE REST Wie abwechslungsreich und Genre-umfassend DVD- und Blu-ray-Neuerscheinungen sein können, zeigt sich diesen Monat mal wieder besonders deutlich. Da gibt es beispielsweise eine Dokumentation wie „Bustin’ Down the Door“ (Sunfilm), die einen Blick auf die Surf-Revolution der Siebzigerjahre wirft, Leute wie Robbie Naish oder Edward Norton zu Wort kommen lässt und dank jeder Menge Privat- und Archivaufnahmen locker mit verwandten Filmen mithalten kann. Der Untertitel „die coole Surfer-Doku“ ist zwar schlimmstes Eigenlob, aber durchaus gerechtfertigt Direkt daneben steht „Wrecked“ (Pro-Fun), ein gezielt hippes Indie-Drama, das mindestens so sehr auf (schwule) Sexszenen wie auf eine tatsächliche Handlung setzt, dabei aber immer ein klein wenig züchtiger bleibt als etwa „Shortbus“. Französische Klassiker wie „Die Viererbande“ (Flaxfilm/Alive), Jacques Rivettes wunderbar entspannte Studie von vier Schauspielschülerinnen aus dem Jahre 1988, erscheinen ebenso neu im Handel wie „Birds of America“ (HMH), ein tragikomischer Familienepisodenfilm mit Hilary Swank, Matthew Perry, Lauren Graham und Ben Foster – diesen Monat bei uns im Interview – der in Deutschland nie in die Kinos kam. Aber natürlich kommt auch aus dem Fernsehen neues Material fürs Heimkino: „Gefahr“ und „Undercover“ (jeweils Senator/Universum), zwei Krimis basierend auf Romanen von Patricia Cornwell. Die Vorlagen sind zwar nicht die spannendsten der Bestsellerautorin. Aber das Wiedersehen mit Hauptdarstellerin Andie MacDowell ist auf jeden Fall ein willkommenes. Und auch „Inspector Barnaby“ (ZDF/edel Motion) geht inzwischen schon in die siebte Staffel. Vier DVDs und ebenso viele spannende Fälle, die er und seine Kollegen in so typisch englischer Manier und Umgebung zu lösen haben. Genau das Richtige für verregnete Sommerabende. Text: Patrick Heidmann

Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net


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Regisseurin Sandra Nettelbeck die depressive Helen, doch als Zuschauer kann man sich in die kranke Frau nie wirklich hineinversetzen und bleibt daher ebenso hilflos wie ihre Familie. Text: Dirk Lüneberg

In the Electric Mist

(Koch Media) Tommy Lee Jones ermittelt als hart gesottener Cop in den tiefen Sümpfen Lousianas – prinzipientreu, stoisch ruhig und mit weiser, sonorer Stimme. Die Vergangenheit, saufende Hollywoodstars, ein perverser Prostituiertenmörder und Visionen von der Konföderationsarmee machen seinen Fall kompliziert und nebulös. Der Film von Bertrand Tavernier ist spannend, atmosphärisch dicht und auch dank guter Schauspieler (allen voran John Goodman!) sehr gelungen, nur ein kleiner Ausflug ins Mystische wirkt deplatziert. Die DVD enthält den Trailer, ein Making Of und entfallene Szenen. Text: Christian Stein

Invictus – Unbezwungen

(Warner) Was viele nicht wissen: schon 1995 war WM in Südafrika. Allerdings war der Ball damals nicht rund, sondern oval. Mitreißend erzählt Clint Eastwoods 30. Kinofilm, wie der – am Ende erfolgreiche – Kampf der südafrikanischen Rugby-Mannschaft um den Weltmeistertitel das tiefe Misstrauen zwischen der schwarzen und der weißen Bevölkerung des Landes zumindest für kurze Zeit vergessen machte. Und mittendrin: ein grandios aufspielender Morgan Freeman. Die Rolle des Nelson Mandela hatte er sich schon lange gewünscht, und das merkt man. Allein seine Leistung ist mehr als sehenswert! Abgerundet wird die DVD durch eine Dokumentation und eine Featurette. Text: Sebastian Gosmann

Secret Sunshine

(Rapid Eye Movies/Alive) Der vierte Film des südkoreanischen Regisseurs Lee Chang-Dong erzählt die Leidensgeschichte der jungen Mutter Shin-ae, die von der Metropole Seoul ins provinzielle Miryang zieht, um nach dem Tod ihres Mannes einen Neuanfang zu wagen. Als kurz darauf das Schicksal ein weiteres Mal zuschlägt, lässt sie sich verzweifelt in die Arme der christlichen Glaubensgemeinschaft fallen. Lees ebenso anrührender wie kritischer Film zeigt, dass die zuweilen doch arg verkopften Glaubenssätze der Kirche nicht für jeden den ersehnten inneren Frieden bringen. Das Bonusmaterial fällt mit einem kurzen Making Of allerdings eher mager aus. Text: Sebastian Gosmann

Sherlock Holmes

(Warner) Nach Totalausfällen wie der Liebesschnulze „Swept Away“ oder dem verkopften und wirren Gangster-Thriller „Revolver“ schien Guy Ritchie mit „Rock’n’Rolla“ wieder zur alten Form zurückgefunden zu haben. Mit seiner eigenwilligen und doch erstaunlich werkgetreuen Darstellung der von Sir Arthur Conan Doyle ersonnenen Figuren ist Ritchie nun endgültig wieder auf dem aufsteigenden Regie-Ast. Robert Downey Jr. und Jude Law als Holmes und Watson kamen bei Publikum wie Kritik gleicher-

maßen gut an, so dass sich das Sequel bereits in der Vorproduktion befindet. Dass die DVD lediglich eine kurze Featurette als Bonus zu bieten hat, enttäuscht allerdings ein wenig. Text: Sebastian Gosmann

So glücklich war ich noch nie

(Kinowelt) Hochstapler Frank lügt er sich munter durch sein Leben. Als er sich in die Prostituierte Tanja verliebt, will er auf rechtschaffene Art sein Geld verdienen, aber um sie aus dem RotlichtMilieu zu retten, muss er sich ein paar letzter Betrügereien bedienen... Regisseur Alexander Adolph umschifft den großen VerwechslungsKlamauk und nähert sich der Hochstapelei – im Sinne der Sucht – auf differenzierte und kluge Weise. Getragen wird der Film vor allem von seiner Besetzung mit Devid Striesow und Nadja Uhl und den wundervoll komponierten Bildern. Als Extras gibt es einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen sowie ebenso ehrliche Interviews. Text: Cornelis Hähnel

Stepfather

(Sony) Das Original von 1988 ist eine kleine Kult-Perle des Grusel-Genres. Das Remake der Geschichte vom vermeintlich netten neuen Stiefvater, der sich dann doch als reichlich gefährlich erweist, ist immerhin noch ziemlich spannend (zumindest wenn man das Original nicht kennt). Dylan Walsh und „Gossip Girl“-Schönling Penn Badgley machen ihre Sache ordentlich, so dass dem Film nicht zuletzt in den Videotheken ein langes Leben beschert sein sollte. Outtakes, ein Audiokommentar und ein Making Of runden als Specials die DVD ab, sind aber letztlich nicht von echtem Interesse. Text: Jonathan Fink

Surrogates

(Walt Disney) Unsere Städte werden bevölkert von wohl modellierten Avataren, während wir als deren Lenker bräsig zu Hause im Sessel liegen. In diesem Milieu muss FBI-Agent Greer (Bruce Willis) in einem Mordfall ermitteln. Erste Hinweise führen ihn zum Klon-Fabrikanten Canter (James Cromwell). Doch die Ungewissheit, ob das Gegenüber jetzt ein Avatar oder ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, erleichtert ihm die Arbeit nicht. Schnörkellos und straff erzählter Sci-FiKrimi im Stil von „Minority Report“ mit Willis als Idealbesetzung des hemdsärmligen Actionhelden. Das DVD-Bonusmaterial besteht lediglich aus einer Featurette und einem Musikvideo. Text: Dirk Lüneberg

The Marc Pease Experience

(Concorde) Sein Lehrer feuert den jungen Marc kräftig an, dennoch schmeißt dieser die Aufführung von „Der Zauberer von Oz“ und stürmt von der Bühne. Der Name Marc Pease gilt in der Folge an der Schule als Synonym fürs Scheitern, und der Protagonist dieser DVD-Premiere schafft es dann auch nur zum Chauffeur. Aber er hat noch das Lob im

KINO DVD

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Kult

CYBILL – STAFFEL 1 (Sunfilm)

Die Neunziger waren die letzte Hochzeit jener USSitcoms, die eine starke weibliche Hauptfigur ins Zentrum rückten. Eine davon war „Cybill“, mit Cybill Shepherd als mäßig erfolgreicher Schauspielerin, die sich mit allerlei Chaos in Sachen Beruf und Familie herumschlägt. Weniger bahnbrechend als „Roseanne“ oder „Ellen“, aber eine ganze Ecke lustiger als etwa „Die Nanny“ amüsiert die Show auch heute noch. Der Blick aufs Showbiz ist zwar mittlerweile hier und da ein wenig überholt. Aber Shepherd und vor allem die famose Christine Baranski als ihre beste Freundin sind herrlich anzusehen. Bonusmaterial sucht man auf den DVDs allerdings vergeblich. Text: Patrick Heidmann

Win a Lot Auch in diesem Monat könnt ihr wieder zahlreiche der hier vorgestellten DVDs gewinnen. Schickt uns einfach eine Postkarte oder E-Mail (verlosung@sallys.net) mit dem Kennwort „DVD-Verlosung“ und eurem Wunschtitel. Altersnachweis nicht vergessen! Zu gewinnen gibt es: je 2x DVD, Earphones & Notizbuch zu „Up in the Air“, 3x Cybill, 3x Verdammnis, 5x Birds of America, 3x Adventureland, 3x Gesetz der Rache, 3x This Is Love, 3x Bustin’ Down the Door, 3x Gamer, 3x Bright Star, 3x Invictus, 3x Eine Perle Ewigkeit, 3x So glücklich war ich noch nie, 3x The Marc Pease Experience, 3x Secret Sunshine + Perfect Blue, 3x Drei Jungs, ein Mädchen, zwei Hochzeiten, 3x Wrecked, 3x Patricia Cornwell-DVDs + Roman, je 2x DVD & Blu-ray In the Electric Mist, 2x DVD + 1 Blu-ray Surrogates (plus jeweils ein Plakat), je 2x DVD & T-Shirt Haben Sie das von den Morgans gehört?, 2x Stepfather, 1x Nancy Meyers-Paket (je 1x DVD Wenn Liebe so einfach wäre & Liebe braucht keine Ferien). Außerdem verlosen wir pünktlich zum Kinostart 2x2 Freikarten sowie Romane zu „Marcello, Marcello“, 3 Fanpakete zu „The Crazies“ (bestehend aus Freikarten, Soundtrack, Poster & Atemschutzmaske) sowie zu „Splice“ ein Belkin Nostromo Speedpad N52te, 2x das Spiel „Fragile Dreams: Ruins of the Moon“ für die Nintendo Wii und 2x2 Freikarten samt Poster.

Ohr und große Träume. Eine Komödie mit Ben Stiller und Jason Schwartzman, da kann doch eigentlich nichts schief gehen. Doch leider fügt sich diese Mischung aus High School-Komödie, Musical und Selbstfindungsdrama nicht recht zusammen, so dass auch die Darsteller die Schwächen in Drehbuch und Dramaturgie kaum ausbügeln können. Text: Elisabeth Nagy

This is love

(Kinowelt) Bereits mit „Der freie Wille“, dem Psychogramm eines Vergewaltigers, bewies Regisseur Matthias Glasner, ein Händchen für heikle Stoffe zu haben. Und auch mit „This is love“ hätte er sich die Finger verbrennen können, geht es nicht zuletzt um die Liebe eines Mannes zu einer Neunjährigen. Doch Glasner erzählt die Geschichte so komplex und durchdacht jenseits der Provokation, dass man allenfalls kleine Kritikpunkte verlauten lassen kann. Zudem krönt Corinna Harfouch den Film in der Rolle als alkoholkranke Kommissarin – ein Höhepunkt ihrer

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Karriere. Ein ebenso verwirrendes wie erschütterndes Werk von emotionaler Wucht. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar, Interviews, entfallene Szenen und mehr. Text: Cornelis Hähnel

Wenn Liebe so einfach wäre

(Universal) Jane (Meryl Streep) und Jack (Alec Baldwin) waren lange verheiratet, haben drei erwachsene Kinder, sind aber seit zehn Jahren glücklich geschieden. Als die beiden überraschend gemeinsam im Bett landen, will Jack die Affäre fortsetzen, während sich Janes Euphorie in Grenzen hält. Doch langsam findet auch sie Gefallen daran, wäre da nicht noch der sympathische Architekt Adam (Steve Martin). Nancy Meyers inszeniert diese Liebeskomödie, in der sich neben einer wie immer grandiosen Meryl Streep Alec Baldwin in einer Hauptrolle zurück meldet, rasant und spritzig. Als DVD-Extras gibt es verschiedene Audiokommentare sowie ein Making Of. Text: Dirk Lüneberg


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COMPUTERSPIELE

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MODNATION RACERS Playstation3, PSP

Das Auto mit Stickern und Spoilern aufrüsten? Langweilig! Eigene Kurse im Editor erstellen? Gab es doch schon! Den Rennfahrer mit neuer Frisur und Brille versehen? Gähn... Wer glaubt, er hätte schon alles im Rennspiel-Sektor gesehen, kennt „ModNation Racers“ allerdings noch nicht: Dieser Titel lässt den Spieler zum Herrscher über Fahrzeuge, Kurse und Fahrer werden - und gibt ihm so viel kreative Freiheit wie kaum ein anderer Titel zuvor. Sony PlayStation und United Front Games haben ein Spiel erschaffen, das Playstation3- und PSPBesitzern sämtliche Möglichkeiten einräumt - und trotzdem so einfach zu bedienen ist, dass selbst Oma und Opa auf die Piste gehen können. Eine Kombination aus „Little Big Planet“ und actionreichem Funracer sozusagen: Vielseitig, bunt, kreativ - aber auch auf Anhieb verständlich und so kinderleicht zu

bedienen, wie es sich für einen Fun-Racer gehört. Das Schöne: Ein paar ebenso einfache wie leistungsfähige Editoren sorgen dafür, dass auch der unkreativste Mensch plötzlich seine Fähigkeiten als Künstler entdeckt. Nur einige wenige Klicks, und schon ist das abgefahrenste Auto der Welt erstellt. Und wir reden hier nicht nur von ein paar vorgegebenen Bauteilen, die zusammen gesetzt werden können: Wer will, baut sich eine SeifenKiste mit Holz-Rädern und Raketen-Vorrichtung. Oder auch ein flaches Geschoss, das dem Batmobil Konkurrenz macht, auf der Seite aber das Logo des Lieblings-Fußballvereins aufgemalt hat. Gleiches gilt für den Fahrer: Jung oder alt, weiblich, männlich oder irgendwas dazwischen, cooler HipHopper mit Triefauge oder borstiger Punk mit Krawatte und Kinn-Bart - the Sky is the Limit. Wem das in Sachen „Rennspiel selbstgemacht“ erst mal reicht, dem kann geholfen werden - zahlreiche Einzel- und Mehrspieler-Modi bieten unkomplizierten Rennspaß und schicken einen direkt auf die Piste. Wer jetzt Blut geleckt hat, baut hingegen gleich weiter und erschafft seinen ersten eigenen Rennkurs - und natürlich ist es völlig offen, wie viele Kurven, Hindernisse, Beschleunigungsstreifen, Erhebungen, Mauern, Pflanzen oder futuristische Designelemente da eingebaut werden. Wer von seiner Rennstrecke begeistert ist, bietet sie anderen ModNation-Racern zum Download an - alle Ideen, Fahrer und Pisten können online genutzt werden. Und wer nicht aufpasst, verbringt Wochen und Monate damit,

die abgefahrenen Kreationen anderer Spieler auszuprobieren; an Nachschub herrscht eben nie Mangel. Übrigens: „ModNation Racers“ erscheint am 21. Mai für die Playstation 3 und für die PSP - und wer denkt, dass die portable Konsole nur eine abgespeckte Portierung abbekommen hat, irrt gewaltig. Das Spiel wurde für beide Systeme einzeln entwickelt, identisch sind nur der Ideen-Reichtum, die vielfältigen Möglichkeiten und die Monate von Spaß, die man diesem Community-Racer haben kann. Keine Frage: So sieht die Zukunft des Rennspiels aus. Text: Tito Wiesner

Genre: Action-Rennspiel Publisher: Sony Plattform: PS3, PSP


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FIFA FuSSball Weltmeisterschaft 2010 Südafrika Große Überraschung bei der WM in Südafrika: Trotz schwerer Verletzung wird Michael Ballack rechtzeitig zum Finale noch fit - und verwandelt den entscheidenden Elfmeter gegen Spanien, der Deutschland den Titel beschert. Unrealistisch? Nicht in „FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2010 Südafrika“, dem offiziellen Spiel zur Weltmeisterschaft. Natürlich mussten die Entwickler von Electronic Arts bei der Kader-Auswahl auf Grund des frühen Veröffentlichungstermins des Spiels zwangsläufig eine Entscheidung treffen, bevor die jeweiligen Bundestrainer final gewählt haben - und bevor sich etwa Ballack noch kurz vor Saison-Ende eine schwere Verletzung zuzog. Bei Deutschland führt das dazu, dass Ballack noch fit über den Platz rast - ein Jungspund wie Thomas Müller aber doch nicht zum Aufgebot gehört.

wurde Wert gelegt: Bereits im Menü erklingen die Vuvuzelas - die afrikanischen Blasinstrumente, die bereits während des Konföderationen-Cups 2009 ebenso für Stimmung wie für Verärgerung sorgten. Auch in puncto Spiel-Modi wird rund um die WM einiges geboten: Vorgegebene oder selbst erstellte WM, Qualifikation, Einzelspiel, Training oder Szenarien, in denen bestimmte Spielziele erreicht werden müssen - Langeweile kommt so schnell nicht auf. Toll ist auch die Online-Option: 20 Spieler können eine eigene komplette WM inklusive Vor- und Hauptrunde austragen und so Punkte Welches Team unterstützt du? für die eigenen Nationen Fliegt Griechenland raus, bin ich für England. sammeln.

YANNIS PHILIPPAKIS (FOALS)

Insgesamt können sich Fußball-Fans vor Auswahl allerdings kaum retten: 32 Nationalmannschaften haben die Qualifikation für Südafrika geschafft Wenn es um Sport geht, mache ich in der Regel und sind im Spiel dann nach, was mein älterer Bruder tut. Ich weiß, dass auch in den OriginalDer Spielablauf und Rooney zurzeit viele Tore schießt, aber damit Gruppen mit Originaldie Pass- und Schusshört’s bei mir schon auf. Spielern vertreten, die steuerung entsprechen Wer wird Weltmeister? ab Juni 2010 gegeneinfast komplett der von Spanien. Dieser Meinung ich aber bloß, ander spielen - Anhänger „FIFA10“, Veränderungen weil Jack (Schlagzeuger der Foals) der deutschen Nationalgibt es nur im Detail - etwa das neulich sagte. mannschaft können somit bei Standard-Situationen. In einen Schnelleinstieg wählen Sachen Langzeitmotivation muss und gleich das erste Gruppenspiel sich das Spiel auch knapp „FIFA10“ gegen Australien bestreiten. Wer sein geschlagen geben - dafür gibt es aber persönliches Lieblingsteam vor Ort vermisst, lässt kaum eine bessere Möglichkeit, die Zeit bis zum hingegen die Ausscheidungsrunden nochmals WM-Start und zwischen den Partien zu überbrüstattfinden. Satte 199 Länder-Teams sind im Spiel cken. auswählbar, so dass es möglich ist, auch Island, Malta oder den Faröer Inseln zu einem WM-Ticket Text: Tito Wiesner zu verhelfen und ein fiktives Turnier zu spielen. Qualifikationsspiele finden außerhalb Südafrikas statt, die WM-Spiele dafür an den originalen Schauplätzen - und die zehn Stadien in Durban, Kapstadt oder Johannesburg sehen wirklich hervorragend aus. Auch auf stilechte Atmosphäre

Genre: Sport Publisher: Electronic Arts Plattform: PC, Xbox 360, PS3

Das Zeitproblem In der Game One-Redaktion wird viel gespielt. Sehr viel. Wir können es zum Glück als Berufskrankheit verkaufen. Um jeden Mittwoch eine neue Folge zu senden, schießen, springen und knobeln sich Simon, Budi und die restliche Redaktion durch ein paar hundert Titel im Jahr. Großartig. In der Redaktionssitzung wird dann eifrig diskutiert über all die aufregenden Details, die man vom Spielanfang bis Ende gefunden und erlebt hat. Bis noch vor ein paar Jahren konnten uns Spiele nicht groß genug sein. In der Gangster-Persiflage „GTA Vice City“ (dt.) sind wir als skrupellose Schläger dutzende von Spielstunden durch das virtuelle Miami Vice gefahren, haben Aufträge erledigt, Drogenpakete gefunden und Autos gestohlen. Während unsere Kumpels im Biergarten saßen, haben wir Cabrios gestapelt und sie dann in die Luft gejagt. Einfach so, weil wir es konnten. Die Möglichkeiten in diesem digitalen Sandkasten schienen endlos – und wir konnten nur nach Luft japsen: Wie viel Freiheit würden uns wohl zukünftige Spiele erlauben? Mittlerweile wissen wir die Antwort: Zu viel. Wir sind überfordert. Ein Mega-Monster wie „Just Cause 2“ hat einen so gigantischen Umfang, dass jeder Einzelne aus der Redaktion seinen kompletten Jahresurlaub nehmen müsste, um es durchzuspielen. „Ich fühle mich gedemütigt“ offenbarte sich Redakteur Wolf in der letzten Redaktionssitzung. Er hatte zuvor einen vorsichtigen Blick auf seine persönliche Statistik geworfen: 28 Stunden hat er bereits gespielt, und nur etwa 35 Prozent des tropischen Inselparadieses erforscht, in dem „Just Cause 2“ spielt. Also ein Drittel. Auf der Übersichtskarte starrte er auf eine gefühlte Hundertschaft von Pünktchen, Sternen und anderen Symbolen. Die zeigten, wo er überall noch NICHT war, was er noch NICHT entdeckt hatte. Der ganze Bildschirm war voll davon. Entsetzlich. Vor allem für einen Game One-Redakteur. Wir konnten das mitfühlen. Die Spiele von früher, aus der Kindheit, brauchten meist etwa 30 Minuten zum Durchspielen. Jeden Pixel kannte man irgendwann auswendig. Es gab ein klares Ziel, einen bösen Endboss und einen Abspann. Budi hat Wolf den einzigen und somit besten Therapievorschlag gemacht: „Leg heute Abend einen dieser alten Schinken ein und spiel ihn durch, einfach so. Weil du es kannst.“ Gute Idee, fand Wolf, das wird er tun. Das wird ihn wieder aufbauen. Aber vorher will er noch ein paar von diesen elenden Pünktchen und Sternen in „Just Cause 2“ abarbeiten. Nur noch so drei. Oder vier. Mehr zum Thema Gaming unter gameone.de


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Passend zur außergewöhnlichen Story hat sich Remedy auch spielerisch bemüht, keine Einheitskost abzuliefern. Dem Licht kommt dabei eine ganz besondere Bedeutung zu: Ein Großteil der Spielzeit findet nachts statt - und die Dunkelheit ist Wakes größter Feind. Aus der finsteren Nacht stürmen die Gegner auf ihn ein, im schwarzen Nichts lauern übersinnliche Gefahren - oder ganz einfach diverse Gegenstände bis hin zu Maschinen und Traktoren, die sich wie von Geisterhand auf ihn stürzen. Einzige Rettung ist da das Licht, vor allem in Form seiner Taschenlampe, mit der er Gefahren erfassen und bannen kann, aber auch versteckte Symbole und Wegweiser sichtbar macht. Leuchtet er etwa Gegner für ein paar Sekunden an, verlieren die so ihre Kraft und können dann nach gezielter Lichtkegel-Lähmung mit der Pistole ausgeschaltet werden. Zumindest solange Munition und Taschenlampen-Batterien ausreichen.

Alan Wake

Voll Psycho: „Alan Wake“

Fliegende Traktoren, eine Taschenlampe als wichtigste Waffe und mysteriöse Naturereignisse: In „Alan Wake“ geht vieles nicht mit rechten Dingen zu. Dem Spieler kann das egal sein – denn im neuen Spiel der Max-Payne-Entwickler Remedy bekommt er nicht nur spannende Action, sondern auch beste Thriller-Atmosphäre geboten. Eigentlich wollte der erfolgreiche Schriftsteller Alan Wake nur Urlaub machen. Raus aus der Großstadt, rein ins verschlafene Nest - und so Kraft und Ideen für den neuen Roman sammeln. Ganz so entspannt wie geplant verläuft der Ausflug allerdings nicht. Die Bewohner des als Ferien-Domizils auserkorenen Örtchens Bright Falls sind allesamt ein wenig merkwürdig und eigen, die dichten Wälder der Umgebung eher unheimlich als erholsam. Richtig brenzlig wird die Lage allerdings, als Alans Ehefrau nach einem Streit verschwindet - offenbar

entführt. Die Serie von Problemen reißt damit aber nicht ab: Wake kann sich an die Geschehnisse der letzten Tage seit der Entführung nicht erinnern. Nach dem Verschwinden seiner Frau erwacht er im Wrack seines Autos tief im Wald, ohne zu wissen, wie er dort hingekommen ist. Zu allem Überfluss tauchen dann auch noch nach und nach immer weitere Kapitel seines neuen Buches auf, verstreut in der Umgebung. Dumm nur: Wake hatte bisher keine einzige Seite getippt - und wird nun selbst zum Hauptakteur eines Psycho-Thrillers.

Bei Gegner-Vielfalt und Linearität werden zwar keine neuen Maßstäbe gesetzt, insgesamt ist „Alan Wake“ trotzdem ein Xbox360-Leckerbissen, der TV-Serien wie „Twin Peaks“ oder „Akte X“ ernsthafte Konkurrenz macht: spannend, düster, unheimlich und mit wahnsinnig viel Liebe zum Detail - Story und Atmosphäre von „Alan Wake“ sind vorbildlich, kaum ein Videospiel-Ort führte je so ein glaubwürdiges und unheimliches Eigenleben wie Bright Falls. Der Titel nimmt einen von der ersten Minute an gefangen und lässt einen bis zur (wenn auch nicht gänzlich befriedigenden und schon auf einen zweiten Teil hindeutenden) Schlussequenz nicht mehr los. Text: Tito Wiesner

Genre: Action Publisher: Remedy Plattform: Xbox360

Prince Of Persia: Die vergessene Zeit Endlich wieder sterben: Nachdem sich die Action-Gemeinde wenig erfreut über das letzte „Prince Of Persia“Spiel zeigte, in dem es nahezu unmöglich war, sein Leben auszuhauchen, besann sich Ubisoft wieder auf die alten Stärken der Reihe - und schob den Schwierigkeitsgrad-Regler erneut in Richtung „hammerhart“. Die Handlung des Spiels ist zwischen „The Sands of Time“ und „Warrior Within“ angesiedelt. Der Prinz reist in das Königreich seines Bruders, da der in argen Problemen steckt - und sich mit den falschen Freunden eingelassen hat. Was folgt, sind mehrere Stunden typische „PoP“Kost: Viele Rätsel, viel Akrobatik - und noch mehr Kämpfe. Über schmale Abgründe balancieren, fiesen Fallen ausweichen und einen Sand-Krieger nach dem anderen ins Jenseits befördern – das sind die altbekannten Aufgaben, die einiges in Sachen Feingefühl und Timing voraussetzen. Geht doch mal was schief, darf die Zeit ein paar Sekunden zurück gedreht werden - aber eben nicht beliebig oft. Hilfreich ist da, dass der Prinz

Wieder allein gegen alle: „Prince of Persia“

nun die vier Elemente zu seinem Vorteil nutzen kann: Feinde mit Feuer erlegen oder einen Wasserstrahl in eine Stange verwandeln - alles im Handumdrehen möglich.

sehen tut er trotzdem - die alte Stärke steht ihm bestens zu Gesicht.

Übrigens: Mit dem aktuellen Kinofilm hat das neue „Prince Of Persia“-Spiel kaum etwas gemeinsam - der Held auf Konsole sieht Jake Gyllenhall also nicht im geringsten ähnlich. Gut aus-

Genre: Action

Text: Tito Wiesner

Publisher: Ubisoft Plattform: Xbox360, PS3


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MIX

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Videoload

Sommerkino für zu Hause Ist das nicht genial?! Auf sallys.net verlosen wir gemeinsam mit Videoload einen weißen NEC-Beamer im Wert von 680 Euro samt einer riesigen Portion Wassereis. Jetzt braucht ihr nur noch einen PC oder Laptop mit Internetanschluss und das heimische Sommerkino kann starten. Die Filme eurer Wahl könnt ihr euch einfach in eurer Videoload Online-Videothek zu jeder Tages- und Nachtzeit auf den eigenen Bildschirm holen. Ihr habt die Auswahl zwischen insgesamt 8.000 Inhalten, ob nun Blockbuster, Dokumentation oder Filmklassik-Kino. Zu Hause ist es auf diese Weise doch wirklich am schönsten. videoload.de

Telekom Street Gig Beste Aussicht mit Phoenix

Durch die Decke geht das französische Indie-Pop-Ensemble nicht erst seit heute. Auf Dächern spielen die vier trotzdem eher selten. Es gilt also, seine Chancen zu nutzen. Am 24. Juni werden die Herren im Rahmen der Telekom Street Gigs auf dem Dach der c/o Pop in Köln auftreten. Tickets für dieses einzigartige Konzert könnt ihr wie immer nicht kaufen, sondern lediglich bis zum 23. Juni unter telekom-streetgigs.de gewinnen. Doch auch wir haben für einen Glücklichen von euch 1x2 Karten für die Show zurückgelegt. Auf sallys.net gelangt ihr zum Gewinnspiel. telekom-streetgigs.de

L&M About

V+Grapefruit

Die Kunst und das Banale schließen sich nicht aus, nein, sie ergänzen sich ganz wunderbar. Ob nun marode Hauswände, Blumentöpfe oder Zigarettenschachteln: Ein wahrer Künstler macht aus jedem Gegenstand einen Hingucker. So nutzten junge internationale Designer jetzt das künstlerische Potenzial des Alltäglichen und entwarfen acht neue urbane Motive für die Limited Series L&M About. Surrealistische Mensch-Tasche-Schnecken-Hybriden oder städtische Fotografie – ein Galeriebesuch ist nicht mehr nötig. Die von Noshe (Fotograf), Mara Brioni (Fotografin), Bongoût (Grafikdesigner) und Thomas Kim (Illustrator und Desinger) designten Packungen werden im Juni zu ortsungebundenen Ausstellungsstücken.

Nach einer harten, winterlichen Kräutertee-Saison wird es Zeit für Getränke, die Spaß machen. Passend zur nahenden Sommerzeit hat Veltins jetzt die neue Biermix-Sorte V+Grapefruit auf den Markt gebracht. Mit einer Mischung aus 32% Grapefruit-Erfrischungsgetränk und 68% braufrischem Veltins wird dieser fruchtig-herbe Biermix zum idealen Durstlöscher für alle früh- hoch- und spätsommerlichen Aktivitäten unter freiem Himmel.

Urbanes Desing auf kleinen Schachteln

Der neue Sommermix

Und wer beim nächsten Picknick so richtig glänzen möchte, sollte mit dem schnieken V+ Beachcruiser anreisen, den wir auf sallys.net verlosen. veltins.de


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COMIX

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Fünf Fragen an

Eckart Breitschuh 1. Gibt es etwas besonderes, was Comic allen anderen Medien voraus hat? Ja. Man kann Massenszenen und fette Special Effects recht kostengünstig visualisieren. Dafür gibt es aber auch eine Menge, was Comic anderen Medien hinterher hat: Zum Beispiel den fehlenden Ton. Soundwörter sind zwar ein effektives und vielseitiges Stilmittel, können aber mit der Ausdruckskraft eines Filmsoundtracks schwerlich mithalten. Ein weiteres Manko des Comics ist die fehlende Zeitleiste. Der Leser kann sich aussuchen, welches Bild er wann und wie lange betrachtet. Außer dem Seitenumblättern gibt es kaum eine Möglichkeit, den Leser zu überraschen. Timing kann im Comic also eine recht ungenaue Sache sein. Dadurch fehlen dem Comicautor gegenüber dem Filmer zwei wesentliche narrative Elemente. 2. Welche Musik hörst du (momentan) am liebsten beim Zeichnen? Bob Dylan’s „Theme Time Radio Hour“. Eine Stunde pro Sendung präsentiert der beliebte amerikanische Blödelbarde Pop-Musik der letzten 100 Jahre zu einem bestimmten Thema. Ein eklektischer Mix aus Hits und obskuren Musik-Juwelen. Strengstens empfohlen!

Volle Breitseite

Iron Man Passend zum aktuellen Blockbuster gibt uns der freundliche Superheldenverlag Panini die volle Breitseite „Iron Man“, um von möglichen Synergie-Effekten zu profitieren. Gleich drei Veröffentlichungen erfreuen in diesen Tagen das Fan-Herz. In “Iron Man vs. Whiplash“ erfährt der begierige Fanboy (der ja bekanntlich immer alles ganz genau wissen will), wo denn jetzt eigentlich dieser Whiplash herkommt, von dem ja vorher noch nie etwas zu vernehmen war. Im Großen und Ganzen ist er das Produkt einer fiesen Regierungs-Verschwörung und eines Irrtums, an dem er eisern festhält.

gereien und Explosionen erfreuen.

Recht lustig ist, wie Tony Stark auf Grund dieser Verschwörung von einem UN-Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt wird. Hm, die USA lassen einen geschätzten amerikanischen Milliardär und Wirtschaftsstützpfeiler von einem UN-Gericht verurteilen? Die Autoren haben Humor. Das zeigt sich auch, wenn Stark im Knast erste Anzeichen eines Alkoholentzugs bekommt.

Hatte man das noch im Depot oder was? Dafür kostet es auch nur 4,95 Euro und scheint damit klar darauf angelegt zu sein, dass das mal jemand aus Versehen kauft. Wir freuen uns auf die Wiederbewerbung zum dritten Kinofilm.

Am vielversprechendsten ist sicherlich die Mini-Serie “Armor Wars“, die vom „Transmetropolitan“-Autor Warren Ellis verfasst wurde. Bis auf ein paar aktuelle Anspielungen (iTunes, Wikipedia etc.) und einem gelungenen Ausflug ins klassische Horror-Genre bleibt Ellis aber hinter den mit seinen Namen verbundenen Erwartungen recht unspektakulär zurück. Es gibt jedoch einige gute Ideen, eine Menge schöner Figuren und man kann sich vor allem an den zahlreichen und gut inszenierten Schlä-

Handelt es sich bei den ersten beiden Büchern um gute Unterhaltung, so ist “Ich bin Iron Man“ lediglich Beifang. Waren Comicadaptionen von Filmen schon immer so überflüssig und uninspiriert wie nur irgendwas, handelt es sich hierbei sogar um die Nacherzählung des ersten Iron Man Films.

Auffällig ist, dass alle drei Veröffentlichungen davon handeln, dass irgendjemand Tony Starks Technik entwendet hat und nun versucht, ihm mit den eigenen Waffen den Schädel einzuschlagen. Das nenne ich mal selbstgeschaffene Probleme. Da kann man dem guten Mann nur raten, mal ein wenig besser auf seine DNA aufzupassen.

Text: A. Hartung Heimat: paninicomics.de „Iron Man vs. Whiplash”: 14,95 Euro „Ultimate Iron Man: Amor Wars“: 12,95 Euro „Ich bin Iron Man“: 4,95 Euro

3. Welcher ist dein aktueller Lieblingscomic? Aktuell, schmaktuell. So oft gibt’s ja gar keine guten Comics. Mein internationaler Spitzenreiter ist folglich seit etwa vier Jahren „Tom Strong“ von Alan Moore und Chris Sprouse. Was besseres habe ich lange vorher und auch seitdem nicht mehr gelesen. National muss es „Didi und Stulle“ von Frauenvertilger und Rundherumgutkerl Fil sein. Der einzige deutsche Comic, der mich gleichzeitig hip fühlen und in wohligen Siebzigerjahre-Kindheitserinnerungen suhlen lässt. Fil ist der neue Kauka! 4. Was empfiehlst du jungen Nachwuchskünstlern? Kehrt um, ihr Narren! Kehrt um, bevor es zu spät ist! 5. Welche Musik soll bei deiner Beerdigung laufen? Ennio Morricones „Dollar“-Soundtracks. Auch gut: Der zweite Teil der “Argstein Saga“ mit dem Titel “Alptraum unterm Berg“, der im Rahmen der „Welten des Schreckens“-Heftserie des Weissblechs Verlag erscheint. Heimat: weissblechcomics.com


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HENNING MANKELL

DER FEIND IM SCHATTEN & DIE WALLANDER HÖRSPIEL-EDITION (beide Der Hörverlag/Edel Kultur)

Alt ist er geworden. Zuckerkrank, inzwischen Großvater, depressiv und zunehmend vergesslich lebt Kommissar Wallander auf dem Land. Sein Alltag ist ein Kreislauf ewiger Wiederholungen. Aber weil die Welt noch immer schlecht und verlogen ist, muss er noch einmal hinaus – ein letztes Mal. Dass „Der Feind im Schatten“ Wallanders letzter Einsatz bleiben wird, hat Mankell mehrfach betont. Diesmal geht es um Spionage, um U-Boote, um den Kalten Krieg - doch mehr als einmal entsteht der Eindruck, dass all das ziemlich egal und nur die Tapete ist, vor der Mankell Wallanders Nachlass regelt. Mehr Zeit als mit Ermittlungen verbringt der alternde Mann nämlich mit dem Abarbeiten von Traumata, dem Abschied von verflossenen Lieben und dem Frieden schließen mit seiner Familie. Das alles wird überzeugend vorgetragen vom Schauspieler Axel Milberg, der Wallander schon in einer ganzen Reihe von Hörspielen gesprochen hat, ist aber bei weitem nicht der stärkste Fall der Reihe. Ein Ausblenden, kein Verglühen. Doch das Ergebnis ist dasselbe: Dieser Kreis ist geschlossen. Für alle, die das nicht wahrhaben wollen, gibt es mit der „Wallander Hörspiel Edition“ eine Sammlung alter Fälle. Darin enthalten: „Die weiße Löwin“, „Mörder ohne Gesicht“, „Die Brandmauer“, „Die Pyramide“ und „Wallanders erster Fall“. Zwar neigen die Sprecher in den Produktionen mit Heinz Kloss als Wallander etwas zum Overacting, düster und schwer sind aber auch diese Hörspiele. (7 CDs/492 Minuten & 9 CDs/rund 553 Minuten) Text: Moritz Honert

DEON MEYER DREIZEHN STUNDEN

(Steinbach Sprechende Bücher) Es gibt Geschichten, die ähneln Rennwagen: schnell, wendig, hochtourig. Diese hier erinnert eher an einen Bus. „Dreizehn Stunden“, der sechste Krimi des südafrikanischen Autors Deon Meyer, rollt langsam an, ist dann aber eine dafür umso gewaltigere Dampframme. Gefühlte drei Stunden dauert es, bis der Hörer des etwas pastoral geratenen Vortrags des Schauspielers Romanus Fuhrmann ahnt, wohin die Reise eigentlich geht. Ein Mord im Musikgeschäft, Touristinnen auf der Flucht, frivole CountrySängerinnen, die zu Gott gefunden haben, ein alkoholkranker Ermittler, Rassismus in Südafrika nach dem Ende der Apartheid: Am Ende passt all das zusammen und entwickelt einen gewaltigen Sog. Literatur ist es dann zwar immer noch nicht, dafür hätten die Charaktere gerne etwas ausgefeilter gestaltet werden dürfen, aber immerhin eine spannende und schlüssige Geschichte über gesellschaftliche und menschliche Abgründe. (5 CDs/rund 390 Minuten) Text: Moritz Honert

MICHAEL SONTHEIMER „NATÜRLICH KANN GESCHOSSEN WERDEN – EINE KURZE GESCHICHTE DER RAF“

(Der Audio Verlag/Spiegel Hörbuch) Auch Sontheimers Chronik beginnt in BerlinDahlem. An jenem Tag im Mai 1970, als Gudrun Ensslin gemeinsam mit Ulrike Meinhof ihren Geliebten Andreas Baader befreite. Was folgte, waren 28 Jahre Kampf gegen den Staat, 33 Attentate, 21 tote Terroristen, ein paar hundert Millionen Euro Sachschaden. Knapp, klar und streng chronologisch erzählt der Ex-Taz- und heutige Spiegel-Redakteur Michael Sontheimer die Geschichte der RAF. Aufbauend auf persönlichen Gesprächen zeichnet er drei Generationen Terrorismus nach, behandelt die offenen Fragen, die Widersprüche, die Verstrickungen

der DDR und beleuchtet das Weltbild, das sich in der Parole „Natürlich kann geschossen werden“ ausdrückt. Ein solider, wenn auch sich gelegentlich wiederholender, von Schauspieler Bernt Hahn sachlich und sauber gelesener Überblick. (3 CDs/rund 233 Minuten) Text: Moritz Honert

GÖTZ ALSMANN HERRENABEND

(Tacheles/Indigo) Was geht immer? Richtig! Nackte Haut! Das galt schon, als noch Konrad Adenauer über die Republik herrschte und Frauen nach „Tosca“ dufteten. Am Kiosk bekam der Mann, der sich für einen von Welt hielt, damals Magazine wie „Paprika“, „Wiener Melange“ oder „Gondel“. Der Inhalt: Pin-Ups, Kurzgeschichten, Sketche, Konzertkritiken, kurz, Lifestyle für den kleinen Mann. Was anderes machen „GQ“ und „Playboy“ heute ja auch nicht. Der Entertainer Götz Alsmann verfügt angeblich über eine gewaltigen Vorrat dieser Hefte, immerhin aber so viele, um daraus einen vergnüglichen bis wirklich zum Schreien komischen Leseabend zusammenzuzimmern. Mit mal rasender, mal singender Stimme rezitiert er im Stakkatostil verfasste Ausflüge in übel beleumundete Nachtclubs, launige Geschichten von untreuen Ehegatten und pseudoaufklärerische Essays mit Titeln wie „Ist die Französin leichtfertig?“. Zwischendurch gibt’s gepflegten Dudeljazz. Schöner Spaß. (1 CD/rund 80 Minuten) Text: Moritz Honert

CHRISTAN BÄRMANN, JÖRN RADTKE & MARTIN MARIA SCHWARZ SPIELER SCHWACH WIE FLASCHE LEER

(HR2/Der Hörverlag) Fußball ist Krieg. Und weil nach dem Spiel bekanntlich vor dem Spiel ist, hört der Kampf nie auf. Dem Duell auf dem Platz folgt das Wortgefecht im Fernsehstudio, am Spielfeldrand oder auf der Pressekonferenz. Für ihr nach einem Trapattoni-Zitat benanntes Feature haben die Journalisten Bärmann, Radtke und Schwarz einige der schönsten Schimpftiraden und Ausfälle von Trainern, Managern und Präsidenten zusammen-

getragen. Allerdings werden diese nicht im Original und in voller Länge präsentiert, sondern immer nur als kurze Ausschnitte in einen durchgehenden Kommentar eingespielt. Das klingt erst mal rasant, leidet dann aber schnell an seinem beleidigten Unterton. Fußballtrainer sind selbstredend alle doof und Sportjournalisten, auch wenn sie nur „Wer wird Meister?“ fragen, unverstandene Streiter für Wahrheit und Wahrhaftigkeit: Das sind die Botschaften, die hier permanent mitschwingen. Das klingt nach einer Weile so arrogant, dass sich der Hörer spätestens zur Halbzeit auf die Seite derer schlägt, die hier eigentlich der Gegenstand des Amüsements sein sollen. Eigentor. (1 CD/47 Minuten)

Text: Moritz Honert

MARTIN COMPART G-MAN JERRY COTTON

(Bastei Lübbe) Man kann von den Geschichten halten, was man will, aber die Titel sind allesamt große Kunst. „Für jedes Grinsen eine Kugel“, „Der Teufel locht das Höllenticket“ oder „Marihuana ist kein blauer Dunst“: So prangt es seit inzwischen unglaublichen 57 Jahren allwöchentlich auf den Covern der Jerry CottonKrimis. Ob unter den roten Heftchen wirklich ein paar der „besten Krimis, die ich je gelesen habe“ zu finden sind, wie Martin Compart, Journalist und Autor dieser Cotton-Hommage schreibt, sei dahingestellt. Das beigelegte Heft „Süße Bienen, blaue Bohnen“, das erstmals Mitte der Sechziger

HÖR-/BÜCHER

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als Fortsetzungsgeschichte in der Bravo erschien, nährt Zweifel an dieser Behauptung. Trotzdem ist diese Würdigung hier eine unterhaltsame, wenn auch nicht wirklich kritische Lektüre. Neben dem üblichen Who-is-who und reichlich Trivia gibt es einen interessanten Aufsatz über die Autoren der Reihe, einen etwas kurz geratenen über den Ärger mit dem Jugendschutz und einen etwas beleidigten über die Kritiker der Serie. Fans werden sich trotzdem glücklich blättern und dem Autor zustimmen, wenn er schreibt: „Unterhaltung ist kein politisches Proseminar.“

Text: Moritz Honert

GRAHAM NASH Icons Of Rock

(Schirmer/Mosel Verlag) Dass Graham Nash mit den Hollies und im folgenden mit Crosby, Stills & Nash als Musiker tätig war, ist hinlänglich bekannt. Doch der britische Singer/Songwriter hatte auch schon immer eine Leidenschaft für Fotografie. „Icons Of Rock“ zeigt nun seine Lieblingsbilder, den Auslöser hat aber nicht nur er betätigt. Selbst inzwischen eine Ikone ihrer Zunft, enthält der Bildband unteren anderem auch Fotos von Annie Leibovitz, Dennis Hopper und Anton Corbijn, um die bekanntesten zu nennen. Die Fotografierten stehen ihnen in puncto Berühmtheit nicht nach: Elvis beim Essen, Beach Boy-Brian Wilson im Supermarkt, die Beatles bei ihrem letzten Konzert. Die 160 Seiten zeigen die berühmtesten Musiker des vergangenen Jahrtausends, privat und auf der Bühne, jeweils mit knappem Kommentar versehen. Und auch wenn es sich um bereits veröffentlichte Werke handelt eindrucksvoll sind die Ikonen in jedem Fall. Text: Britta Arent


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X-WORT

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QUERGEFRAGT Einfach die Antworten auf die Fragen in die dazugehörigen Kästchen kritzeln, und somit im besten Fall das richtige Lösungswort ermitteln. Das könnt ihr dann per Postkarte oder E-Mail an uns schicken und nehmt damit automatisch teil an der Verlosung von 3 Exemplaren des neuen Fanta 4-Albums „Für Dich Immer Noch Fanta Sie“. Einsendeschluss ist der 15. Juni 2010. [Sämtliche Umlaute (also ä, ö, ü) werden zu Vokalen (ae, oe, ue) und alle Begriffe werden ohne Leerzeichen geschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.] 1

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Das Lösungswort der letzten Ausgabe war übrigens „WENDLAND“

1. Seit der erfolgreichen EM 2008 gilt diese Nation als einer der größten Favoriten auf den WM-Titel 2010 4. Grasfläche für die „schnell rennenden“ Spieler 5. Dieser Bayern-Spieler ist trotz polnischer Herkunft immer ein Garant für Tore der deutschen Nationalmannschaft (Nachname) 9. Die Länderkennung von Didier Drogbas Heimat 11. So hieß das Maskottchen der WM 2006 14. Die einzige Mannschaft mit „Fünf Sternen“ ist bei der WM 2014 auch Gastgeberland 15. Soviel Freunde müsst ihr sein! 16. Das Ausziehen dieses Kleidungsstücks gilt als „übertriebener Torjubel“, was mit Gelb geahndet wird 18. Er konnte sich nicht dafür begeistern, Kevin Kuranyi mit zur WM zu nehmen (Nachname) 20. 2002 hagelte es beim Spiel Deutschland gegen Kamerun, genau 14 Karten in dieser Farbe 23. In Sachen Wein und Käse, aber 1998 auch im Fußball weltmeisterlich 26. Dieser französische Topspieler machte in seiner letzten WM 2006 durch einen Kopfstoß gegen Italiens Materazzi von sich reden 27. Die offizielle Länderkennung des Gastgeberlandes 2010 28. So heißt der Verband, der die WM veranstaltet 29. Hier schossen die Engländer 1966 ein inzwischen legendäres Tor bzw. Nicht-Tor gegen Deutschland 30. Hier steht diesmal für das Team mit dem „Adler“ ein „Neuer“ 31. Bei „Hallo Spencer“ noch ein „Ick will dir fress’n“-Jungdrache, jetzt als „heiliger“ Lukas wieder Hoffnungsträger (Spitzname) 32. Im Gastgeberland 2010 zahlt man mit dieser Währung 33. Ein Krachmacher, der definitiv nicht nach Fußball-Legende Uwe Seeler benannt wurde

SENKRECHt 2. Die Regel dazu ist so kompliziert wie einfach, aktiv wie passiv... 3. Hier schaffte Helmut Rahn 1954 das Wunder von... 6. Das Maskottchen der WM 2010 ist ein solches Tier 7. Nicht ranzig, aber trotzdem unschön diese Tätlichkeit 8. So heißt die offizielle „Spielkugel“ in diesem Jahr 10. Ohne dieses Spielgerät brauchen wir gar nicht erst anfangen 12. Der einzige Deutsche, der sowohl im Spieler-Dress als auch im Trainer-Sakko zum WM-Kaiser gekrönt wurde (Nachname) 13. Farbiges Anagramm von einem Treffer 17. Als einziger Torhüter hat dieser Deutsche bisher den „Goldenen Ball“ als Auszeichnung für den besten Spieler eines WM-Turniers erhalten 19. Dieser Argentinier gilt momentan als einer der besten Spieler der Welt (Nachname) 21. Ägyptischer Sonnengott oder auch das Länder-Kürzel auf dem Auto von Diego Maradona 22. Ballack wird wohl zusehen müssen, wie sein Peiniger in diesem Team gegen Deutschland spielt 24. Den Torschützenrekord von Gerd Müller knackte nur dieser Spieler 25. Er spielte bisher die meisten WM-Turniere (Nachname)

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SCREENSHOTS/VORSCHAU/IMPRESSUM

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IMPRESSUM

SCREENSHOTs Sonya Kraus

Herausgeberin:

unclesally*s GmbH & Co. KG Waldemarstr. 37, 10999 Berlin Tel.: 030 - 694 09 663, Fax: 030 - 691 31 37 mailto: sallys@sallys.net * online: www.sallys.net

Nick Cave hat ein Buch über die Vagina von Avril Lavigne geschrieben, ohne dass er die Vagina von Avril Lavigne jemals zu Gesicht bekommen hat. Sonya Kraus hat ein Buch darüber geschrieben, wie man sich als Frau hübsch macht. Damit übertrifft ihre Fähigkeit, über Dinge zu schreiben, von denen sie eigentlich keine Ahnung hat, die von Nick Cave um Längen. Glückwunsch! Theoretisch weiß ich, dass die Talk Talk Talk-Masterin Sonya Kraus eventuell sexy ist. Sie räkelt sich baumwolllüstig auf Werbebetten, pellt sich nur in Engstes, trägt Dekolletees, in die man bis Australien gucken kann und die Google-Bildersuche schmeißt bei ihr mehr Bikini-Fotos raus als bei mir. Irgendwer findet sie also sexualisierend. Ich aber nicht! Brauche ich jetzt eine größere Wohnung, damit mein Therapeut bei mir einziehen kann? Viele Frauen, die allgemein als sexy gelten, überläuft mein geistiges Auge wie Hundehäufchen auf dem Fußweg. Ich nehme sie nicht wahr. Und wenn doch, dann ekle ich mich meistens. Würde Paris Hilton nackt meinen Keller aufräumen, ginge ich höchstens ab und an mal runter, um zu gucken, ob sie haart. Pam Anderson klappte sich 700 Mal im Playboy aus, aber ich will sie weder in meinem Spind hängen, noch in meinem Vogelkäfig liegen haben. Die armen Tiere! Und auch Holly, Bridget und Kendra aus der Playboy-Mansion - so klug und wortgewandt sie auch sind - sehen aus wie ein motorbetriebenes Wachsfigurenkabinett. Ich wette, die schwitzen nicht mal! Die Pornofilmschauspielerinnen, mit denen die Ehemänner der richtigen Schauspielerinnen ihre Frauen immer betrügen, sind alle bäh! Aber sie haben Sex. Andauernd! Wieso? Dumm fickt gut? Bei mir fickt dumm gar nicht! Jeanette Biedermann und Heidi Klum lösen bei mir keine messbare Veränderung der Körperspannung aus. Nirgends. Sie könnten meine netten Nachbarinnen sein. Nicht die sexy Nachbarin! Nicht die, bei

Chefredaktion: Caroline Frey Stellvertr. Chefredaktion: Florian Hayler Redaktionsleitung: Ina Göritz Redaktion: Christine Stiller Anzeigenkoordination & Marketing: Eric Landmann 030 - 694 09 661 Frank Straessner 030 - 694 09 662 Petra Pomplun 030 - 694 09 664

Heimat: sallys.net Vermarktung sallys.net:

der man nackt klingelt und erzählt, man hätte sich versehentlich ausgesperrt, in der Hoffnung, dass sie einen dann in die Wohnung und später auch zu sich rein bittet - sondern irgendeine Nachbarin. Und die Liste der Frauen, die mich nachts trocken träumen lassen, ist endlos: Meredith aus Grey’s Anatomy (nervt!), Sarah Jessica Parker (nervt auch wegen Mr. Big), Posh Spice (zu dünn, zu schweinenasig), Gülcan (zu laut), Angelina Jolie (zu viel von allem), Zoë Saldaña (kenn’ ich nicht), Diane Kruger (au weia) und Lady Gaga (wie sieht die überhaupt aus?). Von den 100 Sexiesten der Welt würde ich nur dreien einen Kuchen backen. Eine erotisierende Schönheit ist eine Frau, zu der man raufguckt und die man bewundert. Und zwar für mehr als für ihre Verpackung. Collien Fernandes sollte im TV mal ein Ei kochen. Konnte sie nicht. Zu doof. Jetzt wird sie niemals mit mir Sex haben.

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Bücher: Elmar Bassen *** Comics: Andreas Hartung *** Comicstrip: aha *** Computerspiele: Tito Wiesner, Lukas C. Fischer *** Demodesaster: Roy Fabian, Maik Werther *** HipHop: Holger Muster *** Hörspiele: Moritz Honert *** Kino: Patrick Heidmann *** Neuigkeiten: Robby Steuding *** Online & Platten: Ina Göritz *** Sport: Christine Stiller *** Lektorat: Torsten Hempelt

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Redaktion:

Ich war gestern bei meiner Hausärztin, um ihr alles zu erzählen und um Rat zu bitten. Die Sprechstundenhilfe hat mich angemacht. Echt! Sie fände mich attraktiv, hat sie gesagt. Da bin ich wieder nach Hause gegangen. Es gibt immer noch Menschen, die kranker sind als man selbst. Sogar welche, die beim Arzt arbeiten.

Frank Abel, Linda Aust, Thorsten Barth, Jochen Barthel, Elmar Bassen, Volker Bernhard, Kai Butterweck, Jenny Ferron, LukasChristian Fischer, Ben Foitzik, Jens Fritze, Martin Gegenheimer, Gordon Gernand, Steven Gläser, Robert Goldbach, Sebastian Gosmann, Sarah Gulinski, Cornelis Hähnel, Tanja Hellmig, Holger Hoffmann, Lasse Holler, Leon Ilsen, Tim Kegler, Aiko Kempen, Philipp Kohl, Eric Landmann, Arne Lieb, Dirk Lüneberg, Marta Marszewski, Peter Meisterhans, Boris Mischke, Maleen Mohr, Christopher Mühlig, Elisabeth Nagy, Vanessa Pape, Sascha Rettig, Verena Reygers, Timo Richard, Marie Schaefer, Daniel Schieferdecker, Maritta Seitz, Natascha Siegert, Fabian Soethof, Samuel Stein,Frank Straessner, Frédéric Schwilden, Frank Thießies, Nina Töllner, Hans-Christian Vortisch, Marek Weber, Kati Weilhammer, Marcus Willfroth, Christian Wölki, Yessica Yeti, Florian Zühlke

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VORSCHAU

Mandy Scholz

Fotografen:

Titelfoto Die Fantastischen Vier: Andreas „Bär“ Lesker Titelfoto Blumentopf: Fotografen: Frank Abel, David Biene, George DuBose, Birte Filmer, Ali Ghandtschi, Tim Klöcker, Oliver Schümers, Jan Umpfenbach, Erik Weiss, Jan Windszus, Ben Wolf, Simon Pokorny

INTERVIEWS Wolf Parade

Layout:

Caroline Frey, Mario Krenz Editorial Design & Konzept: Bijan Latif * www.latifoberholz.de

IM KINO

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Frank Druck GmbH & Co. KG

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Die Aussicht für den Sommer ist heiter bis wolkig und grandios, wenn es um die Musiker geht, die in Kürze mit frischem Hörmaterial am Horizont auftauchen werden. Neben unseren Titelhelden von The Gaslight Anthem sind das im Juli/August vor allen Dingen Wolf Parade, Refused, You Say Party? We Say Die!, Parkway Drive und viele andere.

Was früher einmal Weihnachten war, ist nun der Sommer: die beste Zeit für Animationsfilme. Gleich zwei große stehen uns in den kommenden Wochen bevor – und natürlich haben wir sowohl auf „Für immer Shrek“ als auch auf „Toy Story 3“ schon mal einen Blick für euch geworfen. Aber daneben tummeln sich selbstverständlich auch allerlei andere Filme auf den Leinwänden, darunter kleine Perlen wie „Moon“, „Please Give“, „Lebanon“ oder „Männer al dente“. Und schließlich ist das noch Regisseur und Produzent Robert Rodriguez, der mit uns im Interview nicht nur über sein „Predators“-Remake, sondern jede Menge andere Projekte sprach.

unclesally*s Distribution: Berlin, Potsdam CartelX GmbH & Co. KG: Hamburg, Bremen, Oldenburg, Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Mainz, Stuttgart, Kiel, Flensburg u.a. PMS Köln: Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum, Dortmund, Wuppertal, Oberhausen, Bonn, Krefeld, Duisburg u.a. Primeline Dresden: Dresden, Halle, Chemnitz Blanda Promotions: München Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es wird keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Tonträger und Fotos übernommen. Diese gehen in den Besitz des unclesally*s über. Nachdruck, auch auszugsweise nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der unclesally*s GmbH & Co.KG. Für alle Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2010




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