unclesally*s 158

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unclesally*s magazine

Juli/August 2010 / Ausgabe 158

www.sallys.net

„Wir waren wie KISS ohne Make-Up...“ (Kristoffer Steen/Refused)

THE GASLIGHT ANTHEM Refused / Robyn / Arcade Fire / Parkway Drive / Plan B Wolf Parade / We Are Scientists / Kele Okereke Korn / Sublime / Im Test: Tokyo Police Club

Kino

DIE PIXAR STUDIOS

Festivals

GEWINNT TICKETS

Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs




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INHALT/EDITORIAL

INHALT

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EDITORIAl

No. 158 – Juli/August 2010

Liebe Beifahrerinnen, verehrte Raser, hier ein paar nützliche Tipps, wie Sie schneller an ihr Ziel kommen:

Foto: Erik Weiss

Foto: Erik Weiss

Musik: Seite 16

Musik: Seite 32

PLAN b

REFUSED

Ben Drew aka Plan B mutierte mit seinem neuen Album „The Defamation Of Strickland Banks“ vom Straßenslang sprechenden Rapper zum SoulKönig, der in seiner englischen Heimat zurzeit durch die Decke chartet. Wir trafen den 26-Jährigen zum Interview und sind froh, dass er seine im dazugehörigen Foto angedeutete Geste nicht in die Tat umgesetzt hat…

Vor zwölf Jahren erschien das Refused-Album „The Shape Of Punk To Come“, seine ganze Wucht kam aber erst mit der Auflösung der Band zum Tragen, was aus dem Album ein Meilenstein des Hardcore und Refused zu einer der einflussreichsten Bands ihres Genres machte. Die derzeitige Wiederveröffentlichung des Meisterwerks nahmen wir zum Anlass, mit ExGitarrist Kristoffer Steen noch einmal Zeit zu reisen.

06-10 Starter

31 The Books 33 Korn

06 Beatsteaks/ Delta Spirit 07 Clueso 08 Airbourne/ Richard Ashcroft 09 Robyn 10 Euer Ding

11-13 Musik Stories I 11 Futureheads 12 Parkway Drive 13 We Are Scientists

17 Auf der Couch mit: Kele Okereke

Foto: Ben ein Wolfpaar Es gibt

Dinge, über die möchte der Ex-Bloc Party-Frontmann in der Öffentlichkeit nicht so gerne reden. Seine Homosexualität zum Beispiel. Oder Mama und Papa. Deshalb setzten wir uns neben ihn auf die Couch und redeten über: Musik. Auch was Schönes.

18-19 Musik Stories II

18 Silver Columns/ The Toten Crackhuren/ Surfer Blood / Pintandwefall/ Kap Bambino 19 Das Mixtape mit Solomon Burke

20 Titel: The Gaslight Anthem

Sie werden derzeit nicht nur extrem heiß gekocht, sondern zu Recht auf allen Kanälen abgefeiert: The Gaslight Anthem aus New Jersey. Wir trafen das tätowierte Quartett in New York und fragten nach, was ihnen seit dem Auftritt bei unserem sally*sounds07-Festival so widerfahren ist…

22-27 Platten

Ein paar Tipps für euren Soundtrack des Sommers. Kommt gut durch.

30-34 Musik Stories III 30 Robert Francis/ Ikaria/ You Say Party! We Say Die!

Foto: Ricky Adams

34 Test: Tokyo Police Club

Auch schon mal verhaftet worden? Hoffentlich nicht hierfür…

36-39 Musik Stories III 36 Magic Numbers/ Mystery Jets 38 Beatsteaks 39 Wolf Parade

40 Festivals

So, Freunde. Letzte Runde. Euch viel Spaß im Zelt und im Moshpit, vergesst weder Autan noch Sonnencreme oder Kondome – kann man tolle Wasserbomben draus bauen!

46-47 Auf Tour

Falls ihr während und nach den Festivals noch Bock auf Club-Konzerte habt, geht’s hier lang.

48-52 Für Zwischendurch 48 Sublime 49 Tony Hawk 50 Computerspiele

54 Neues von zaOza

Ab sofort gibt es bei zaOza auch Spielfilme, Serien und Hörspiele - ganz legal, für fünf Euro im Monat.

55-61 Kino

55 The Doors/ Moon 58 Please Give/ Renn wenn du kannst/ Mr. Nobody 59 Shortcuts 60 Kino DVDs

62-66 Der Rest

62 In the Mix 63 Kreuzworträtsel 65 Redaktionscomic 66 Vorschau/ Impressum/ Screenshots

Die Verkehrswissenschaftler der Universität Cham stellten in einem repräsentativen Rennen auf der Teststrecke am Seehof fest, dass alleinstehende Frauen unter 42 mit den unangeschnallten Wonneproppen ihrer besten Freundin auf der Rückbank um rund vier Minuten schneller am Ziel waren als wie die mit ohne. Ähnliches gilt übrigens für gleichgeschlechtliche Paare, die zu Adoptionszwecken mit dem Flugzeug oder Tandem verreisen. Selbst die neueste Ausgabe des ACAB-Magazins stützt die mutige These der Tester aus Cham. In einer repräsentativen Umfrage unter oft geblitzten Nutzern der B464 zwischen Gniebel und Rübgarten stellten die Redakteure fest: Auch wer Kinder liebt, muss auf sein Gummi nicht verzichten. Danke dafür. Neulich in New York herrschte ebenfalls gut Verkehr. Grund war das für diese Ausgabe anberaumte Fotoshooting mit The Gaslight Anthem, das auf der Kreuzung 7. Straße/Avenue B ein nicht enden wollendes Hupkonzert entfachte. Zugegeben: Im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen, wir hätten die Jungs auf dem Gehweg positioniert. Am meisten beeindruckte uns aber die Todesfahrt des tollkühnen Wunderknaben Benny Horowitz, der seinen TÜV-ungeprüften Toyota Camry rückwärts durch die als Geisterbahn berüchtigte Clinton Road lenkte, mit geschlossenen Augen! Maybe auch he was born to drive. Damit ich nicht noch mehr Scheiße erzähle, bremse ich mein Trabant fahrendes Hirn hiermit aus und schicke euch mit folgendem Vers des in Schönbeck (Elbe) geborenen Hans Naumilkat in die wohl verdienten Ferien auf Immenhof: Der Fernsehturm ist groß und schlank, groß und schlank, groß und schlank und hat ein Bäuchlein blitzeblank, Bäuchlein blitzeblank, Bäuchlein blitzeblank. Da ist kein Magen drin, nee, nee, sondern ein Fernsehturmcafé. Groß und schlank, blitzeblank, Fernsehturmcafé. Gute Fahrt. (Smoke) Flo



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Neuigkeiten

Foto: Axel Mosch

Heute auf: Spanisch muertos y heridos (Tote und Verletzte) GIRLS IN HAWAII

Der Schlagzeuger der belgischen Indie-Band Girls In Hawaii, Denis Wielemans, starb bei der Kollision seines Autos mit einer Ampel.

SLIPKNOT

Paul Gray, Bassist von Slipknot, wurde in einem Hotelzimmer in Iowa tot aufgefunden. Angeblich lagen Medikamente und Spritzen neben dem 38-Jährigen verstreut.

STEREOPHONICS

Ex-Stereophonics-Drummer und BBC-Moderator Stuart Cable lag tot in seiner Wohnung in Wales. Cable wurde 40 Jahre alt, die Todesursache ist noch nicht bekannt.

separaciones y pausas (Trennungen und Pausen) ISIS

Mit dem Ende der jüngst absolvierten Nordamerikatour haben sich Isis nach 13 gemeinsamen Jahren aufgelöst.

cambio de los miembros (Mitgliederwechsel) BABYSHAMBLES

Supergrass-Drummer Danny Goffey ersetzt auf den laufenden Konzerten den ausgestiegenen Adam Ficek in Pete Dohertys Truppe Babyshambles.

INTERPOL

Wenn im September das neue Interpol-Album in den Läden steht, verfügt die Band über zwei neue Mitglieder. David Pajo von Slint übernimmt den Bass des ausgeschiedenen Carlos D, The Secret Machines-Frontmann Brandon Curtis steht live fortan am Keyboard und gibt stimmliche Unterstützung.

nuevos proyectos y reuniones (Neue Projekte und Wiedervereinigungen)

BEN FOLDS & NICK HORNBY

„Lonely Avenue” ist der Titel eines gemeinsames Albums von Ben Folds und Autor Nick Hornby. Während Folds die Musik komponierte, übernahm Hornby das Schreiben der Texte. Ab September darf nach Synergie-Effekten geforscht werden.

BROKEN BELLS

Die Band um The Shins-Frontmann James Mercer und Danger Mouse (Gnarls Barkley) arbeitet am Nachfolger des selbstbetitelten Debütalbums.

GRINDERMAN

Das zweite Album von Nick Caves Nebenprojekt Grinderman erscheint im September.

MT. DESOLATION

In dieser Gruppe fanden sich illustre Leute zusammen. Man nehme Keane-Frontmann Tim Rice-Oxley, Ronnie Vannucci von den Killers, Tom Hobden von der Noah And The Whale-Geige und Mumford & Sons-Banjospieler Winston Marshall. Ende 2010 darf mit einem Album gerechnet werden.

MY FAVOuRite new BAND

Heute mit: Matt Vasquez (DELTA SPIRIT)

Beatsteaks Ob ihr’s jetzt glaubt oder nicht: Bei einem Beatsteaks-Konzert seid ihr die wahren Stars! Wer schon einmal eine Show der fünf Berliner besucht hat, weiß, dass dort eine ganz besondere Stimmung herrscht. Die Wehwehchen des Alltags sind vergessen, wenn das Moshpit dampft und eure Stimmbänder glühen. Ein Hauskonzert bei Freunden ohne Abwaschen – nur dass es diesmal tausende geladene Gäste gibt. Noch vor den Tourterminen 2011 werden die Herren ein neues Album auf den Markt bringen. Ihr habt also genug Zeit, textsicher zu werden. Nur die Tickets, die solltet ihr euch jetzt schon sichern. Diese Familienfeste sind beliebt und die Jungs zählen auf eure Anwesenheit!

auf Tour 2.3. Saarbrücken - E-Werk *** 9.3. Frankfurt - Jahrhunderthalle *** 10.3. Erfurt - Thüringenhalle *** 12.3. Ludwigsburg - Arena *** 14.3. Münster - MCC Halle Münsterland *** 15.3. Bremen - Halle 7 *** 16.3. Hannover - AWD Halle *** 18.3. Bamberg - Jako Arena *** 19.3. Dortmund - Westfalenhalle 1 *** 22.3. Hamburg - Sporthalle *** 24.3. München - Olympiahalle *** 25.3. Leipzig - Arena *** 26.3. Bielefeld - Seidenstickerhalle *** 11.6. Berlin - Wuhlheide

Foto: Samantha West

OASIS

„Wir kommen aus Long Beach, Kalifornien, einer sehr entspannten Stadt. Dort bewohnen wir eine WG mit unserem Freund Dan Michcoff, der in einer Band namens Tijuana Panthers Bass spielt und Vollzeit in Disneyland arbeitet. Die Tijuana Panthers klingen wie eine verzogene Soft Pack-Version von Jonathan Richman, also ziemlich genial. Dringend empfehlen würden wir auch die Growlers, die total verdrogten und verpeilten Dub-Reggae spielen. Ich bin mit den Jungs zur Highschool gegangen, damals waren alle noch straight edge und tough. Nachdem sie dann Acid genommen hatten, verwandelten sie sich in diese supernetten Typen. Ihre Hauspartys sind zurzeit DAS Ding in Long Beach.“ Heimat: myspace.com/deltaspirit, myspace.com/tijuanapanthers, myspace.com/lbcgrowlers Auch gut: “History From Below” – das neue Album von Delta Spirit

Der verbliebene Gallagher-Bruder unternahm einen drastischen Schritt: Um den Neuanfang nach dem Ausscheiden von Noel Gallagher zu markieren, benannte Liam die Band in Beady Eye um. Ein Album ist in Arbeit.

TV ON THE RADIO

Unter dem Namen Maximum Balloon lebt Gitarrist und Produzent Dave Sitek seine Soloprojektfantasien aus. Das Debütalbum erscheint bereits im August. Konkrete Töne gibt es hier: myspace. com/maximumballoon

discos (Platten)

...AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD

Die Texaner schnuppern dieser Tage Studioluft, um Anfang des kommenden Jahres große neue Töne spucken zu können.

!!!

„Strange Weather, Isn’t It?” fragen !!! ab August.

ARCADE FIRE

„The Suburbs”, das dritte Werk von Arcade Fire, erscheint Anfang August.

BAD RELIGION

Zwei neue Alben bereichern demnächst die Sammlung von Freiwilligen: Zum einen erscheint ein Live-Album zum 30-jährigen Bandjubiläum als kostenfreier Download, zum anderen weckt die Ankündigung eines neuen Studioalbums im Herbst für einige den Wunsch nach einem möglichst baldigen Ende des Sommers.

ISOBEL CAMPBELL & MARK LANEGAN

Der August bringt ihr neues gemeinsame Album „Hawk”, für das sich Frau Campbell und Herr Lanegan eine Runde an Gästen ins Haus holten: So trafen sich unter anderem Ex-Smashing Pumpkins-Gitarrist James Iha, Victoria Williams und Folksänger Willy Mason mit den beiden im Studio.

CHROMEO

Im September erscheint das dritte Werk des kanadischen Duos Chromeo, Interessenten können nach „Business Casual” Ausschau halten.


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EDWYN COLLINS

Auf Grund zweier Schlaganfälle für mehrere Jahre aus dem Verkehr gezogen, kommt Edwyn Collins im September mit dem Album „Losing Sleep” zurück an die Öffentlichkeit. Als Gäste lud Collins interessante Menschen wie Alex Kapranos und Nick McCarthy von Franz Ferdinand, Johnny Marr und The Drums ein.

THE DECEMBERISTS

Eine Scheune in Oregon ist die temporäre Heimat der Decemberists, welche dort ihr sechstes Album aufnehmen.

THE EELS

Der dritte und letzte Teil der Eels-Alben-Trilogie, bisher bestehend aus „Hombre Lobo” und „End Times”, erscheint im August unter dem Titel „Tomorrow Morning”.

HOW TO DESTROY ANGELS

Nach der Veröffentlichung ihrer Debüt-EP kündigen Nine Inch Nails-Frontmann Trent Reznor und Ehefrau Mariqueen Maanding ein vollständiges Debütalbum ihres Projekts How To Destroy Angels an. Zu Beginn des kommenden Jahres soll es so weit sein.

INTERPOL

Das vierte Album, ausgestattet mit dem programmatischen Titel „Interpol”, erscheint am 10. November.

KINGS OF LEON

Laut Drummer Nathan Followill befinden sich die Kings Of Leon seit einigen Monaten im Studio, um den Nachfolger zum 2008er „Only By The Night” auf die Festplatte zu bannen.

KLAXONS

Die Onlinegerüchteküche munkelt, dass die Klaxons im August ihr Zweitwerk unter dem Namen „Surfing The Void” herausbringen. Das Debü-

talbum „Myths Of The Near Future” beförderte die Band 2007 direkt auf die Erfolgsspur.

LESS THAN JAKE

Der „Benefit Of Doubt” erscheint im Oktober.

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die geschichte hinter dem song

Heute mit: RICHARD ASHCROFT

THE NEW PORNOGRAPHERS

Keyboarderin und Sängerin Kathryn Calder greift sich ihre Bandkollegen, um das Soloalbum „Are You My Mother?” aufzunehmen. Ab August darf diese Frage wahrheitsgemäß beantwortet werden.

AMANDA PALMER

Im Laufe des Sommers möchte Amanda Palmer eine EP mit Radiohead-Songs herausbringen.

RADIOHEAD

Drummer Phil Selway beglückt Ende August mit seinem folkigen Solodebüt namens „Familial”. Als Gäste sind Lisa Germano und Glenn Kotche von Wilco am Start.

RAGE AGAINST THE MACHINE

Nach Aussage von Frontmann Zach De La Rocha im britischen NME wollen sich Rage Against The Machine zum Jahresende über ein neues Album unterhalten, vielleicht bekommt das 2000er Werk „Renegades“ demnächst endlich einen Erben.

RÖYKSOPP

Während die Veröffentlichung des Nachfolgers vom 2009er „Junior” für April angekündigt wurde, soll es nun wirklich so weit sein. Röyksopps Album „Senior” erscheint Ende August.

STELLA

„Fukui” rufen Stella ab Ende August aus dem Plattenregal.

THE THERMALS

Im September darf ein Blick auf das „Personal Life” der Thermals geworfen werden. Es ist das fünfte Studioalbum der Band aus Portland, Oregon.

Der Song: „America“

„Wenn du in England aufwächst, hast du stets das Gefühl, dass alles, was kulturell von Bedeutung ist, hier seinen Ursprung hat. Fährst du aber das allererste Mal in die Vereinigten Staaten, fällt dir schnell auf, wie sehr die amerikanische Kultur die Welt unterwandert hat. Ein Thema, das mich seit meiner Jugend beschäftigt und den Song ‘America‘ maßgeblich beeinflusst hat. Ganz klar, ohne Soul, R’n’B oder HipHop hätte es weder mich, noch The Verve gegeben.“ Heimat: richardashcroft.co.uk Auch gut: „United Nations Of Sound“ – das neue Album von RPA & The United Nations Of Sound


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HELDEN & DIEBE

Heute mit: DANKO JONES

Airbourne Es ist sicher schon eine Ewigkeit her, dass ihr mit eurem Vater ausgegangen seid. Zeit wird’s, das zu ändern. Die beste Gelegenheit bietet sich an einem der folgenden Abende. Für Papa ist es die Reinkarnation von AC/DC, für euch das Beste, was der Hard-Rock momentan zu bieten hat. Schwitzig, siffig und geradeaus. Eine Airbourne-Show spart an optischen Reizen, aber nicht mit Esprit - auch wenn dieser, zugegeben, etwas stärker riecht. Macht nichts: Joel und Ryan O’Keeffe, David Roads und Justin Street surfen momentan nur die höchsten Erfolgswellen. Im Mai haben die Australier mit „No Guts. No Glory“ ihre zweite Platte auf den Markt gebracht und die ging sogar in den sonst so geschmacksfreien deutschen Albumcharts in die Top-Ten.

„Wir haben mal den Neffen von Angus Young in Holland getroffen. Der Junge hat uns verraten, dass ihm sein Onkel auf sein Betteln hin gezeigt hat, wie man unseren Song ‘Sound Of Love’ auf der Gitarre spielt. Das muss man sich mal vorstellen! Angus Young weiß offensichtlich, wer wir sind und er kann außerdem noch unsere Songs spielen! Das hat uns echt aus den Socken gehauen.“ Heimat: dankojones.com Foto: Dean Karr Auch gut: „Below The Belt“ - das neue Album von Danko Jones

AUF TOUR 6.11. Bochum – Ruhr Congress *** 16.11. Berlin – C-Halle *** 17.11. Ludwigsburg – Arena *** 18.11. Dresden - Alter Schlachthof *** 22.11. München - Zenith

UNDERWORLD

„Barking” werden Underworld im September zum ersten Mal seit drei Jahren. Dann erscheint ihr neuntes Studioalbum.

OASIS

Liam Gallagher will nicht nur einen Film über die Beatles produzieren, auch sein eigenes Schaffen mit Oasis soll auf die Leinwand. Wann mit der Realisierung begonnen wird, steht allerdings noch in den Sternen.

RADIOHEAD

Wie Gitarrist Ed O’Brien verraten hat, sollen Radiohead ihr neues Album, den Nachfolger ihres 2007 veröffentlichten Werks „In Rainbows“ fast fertig gestellt haben. Mit der Veröffentlichung darf noch in diesem Jahr gerechnet werden.

COMEBACK KID

Ende August wollen Comeback Kid wieder von sich hören lassen. „Symptoms And Cures“, der

neue Longspieler der kanadischer Hardcore Truppe, soll dann auf ‚Victory Records’ erscheinen.

KORT

Kurt Wagner von Lambchop und Cortney Tidwell nehmen unter dem Namen Kort eine Platte mit Duetten und Coverversionen auf. Erscheinen soll das Album im September, schon jetzt steht der Song „Incredibly Lonely“ aber zum kostenlosen Download auf www.kort.cd bereit. Wer möchte kann im Gegenzug aber für den Hilfsfond von ‚Flood Relief’ spenden, für den auch Kurt und Cortney aktiv sind.

NICK HORNBY UND BEN FOLDS

„Lonely Avenue“ haben Nick Hornby und Ben Folds ihre Zusammenarbeit getauft. Hornby war für die Texte zuständig, Folds für die Komposition. Dem Ergebnis darf ab dem 24. September gelauscht werden.

Hier die Termine für drei Stunden Rock/Punk/Alternative Radio im unclesally*s Nightflight mit Flo im Juli & August, jeweils ab 0.00 Uhr (natürlich LIVE auf allen Frequenzen von Fritz und auf fritz.de, dort auch im Anschluss 24/7 als Loopstream!): Vom 8. auf 9.7., 22. auf 23.7., 5. auf 6.8. & 19. auf 20.8., ab Mitternacht!

Clueso & Band Nein, wir sind nicht vom Verfolgungswahn getrieben: NATÜRLICH ist es noch eine Weile hin bis Februar. Doch erstens freuen wir uns, Clueso & Band präsentieren zu können und zweitens gibt es ja den Vorverkauf. Wir sind jedenfalls nicht Schuld, wenn ihr den allseits und allerorts so beliebten Erfurter nicht live zu sehen bekommt. Also, heute schon an morgen beziehungsweise Februar und März 2011 denken und euch einen der folgenden Termine freihalten. Außerdem ist ein neues Album so gut wie in Arbeit. Auf clueso.de soll es bald einen neuen Ticketshop geben, wo ihr nach Albumveröffentlichung zum Ticketkauf einen Download der neuen Platte mit dazu bekommt. Alle Tourdaten von Clueso findet ihr auf Seite 45


60 SEKUNDEN mit:

ROBYN

Alle lieben Robyn. Ein Zustand, der sich mit ihrem neuen Album „Body Talk Pt. 1“ noch intensivieren wird. Und das ist erst eine von drei für dieses Jahr geplanten Mini-Platten. Doch je größer die Liebe, desto weniger Zeit bleibt für die Dinge drumherum, deshalb haben wir der jungen Dame nur 60 Sekunden geklaut. Das letzte Mal rumgezickt habe ich... ...wahrscheinlich im Tonstudio. An meiner Kindheit vermisse ich... ...dass es keinen Zeitdruck gab. Andererseits haben dir alle vorgeschrieben, wie du deine Zeit gestalten solltest. Auch blöd. Wenn ich für 24 Stunden mit einem berühmten Mann die Rollen tauschen könnte, würde ich... ...Prince sein wollen, um zu sehen, was in seinem Kopf vorgeht. Das letzte Mal schlechte Laune, obwohl ich hätte gut drauf sein sollen, hatte ich... ...als ich für eine schwedische Fernsehshow gedreht habe. Ich war einfach zu müde, weil ich nachts zu lange unterwegs war. An das letzte Mal, als ich ungern ausgegangen bin... ...kann ich mich nicht erinnern. Ich mag es, abends aus zu sein. Vor allem jetzt im Sommer ist es so schön in Schweden und fast die ganze Nacht hell. In dieser Sache bin ich anders als meine Eltern... Meine Eltern haben immer sehr unkommerzielles Zeug gemacht. Sie hatten eine experimentelle Theatergruppe als ich klein war. Ich mache Pop-Musik. Aber unterm Strich haben wohl sie mich am meisten beeinflusst. Man wird sowieso wie seine Eltern. Das letzte Mal underdressed gefühlt habe ich mich... Im Moment mag ich es, mich leger zu kleiden. Meiner Meinung nach ist Mode ziemlich überbewertet. Es sollte mehr um einen individuellen Stil gehen und darum, was die Person dabei ausstrahlt. Mode ist toll, aber bei Künstlern sollten nicht die Klamotten im Vordergrund stehen. Das letzte Mal das Gesetz gebrochen habe ich... ...als ich in einer Busspur gefahren bin und 1.000 Kronen Strafe zahlen musste. Die Leute würden nicht von mir erwarten, dass... ...ich ziemlich albern bin, schließlich mache ich Musik, die eher tough wirkt. Bei zeitgenössischer Jugendkultur... ...versuche ich nicht mitzuhalten. Ich weiß nicht, welche neue Musik gerade hip ist. Ich meine, ich habe mein Twitter, aber ich halte es für unmöglich, bei allem Neuen dranzubleiben. Ich werde älter... Heimat: robyn.com Auch gut: „Body Talk Pt. 1“ - das neue Minialbum von Robyn


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EUER DING

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euer ding

Liebe Leserinnen und Jungs

Das hier ist EURE Seite, auf der ihr uns eure Meinung geigen könnt oder sonst so erzählen, wer oder was euch gerade beschäftigt. Auch unser Sommer steht ganz im Zeichen der Festivals. Bevor wir euch einladen, bei unseren legendären „Highfield“(und in diesem Jahr erstmals: „Open Flair“-)Games mitzumachen, hier noch ein Gedicht von Sandra: Hallo zusammen, ich möchte gerne mit meinem kleinen Southside-Märchen an der Verlosung der Tickets teilnehmen...et voilà: Es waren einmal zwei kleine Jungen namens Billy Talent und Jack Johnson. Die beiden wuchsen in einem fernen, fernen Land namens Turbostaat auf. Die beiden kannten sich von klein auf und lebten ein Leben, von dem jedes Deichkind nur träumen konnte – bis zu jenem Wochenende, welches sie fortan nur noch das „Vampire Weekend“ nannten. Billy Talent und Jack Johnson gingen zu ihrer liebsten Frittenbude, die neben Fritten auch die besten Donots der ganzen Umgebung anbot. Mit einer ganzen Tüte voll leckerer Donuts setzen sich die beiden unter einen großen Porcupine Tree und verspeisten die süßen Leckereien. Die beiden genossen die Wärme der Sonne, bis auf einmal ein wunderschönes Mädchen an ihnen vorbeistolzierte. Ihr Name war Jennifer Rostock. Sie war das hübscheste und klügste Mädchen der Stadt und es gab kaum einen Jungen in ihrem Alter, der nicht in sie verliebt war. Das Mädchen ließ sich neben Billy und Jack nieder und erzählte den beiden die wildesten Geschichten vom gefährlichen Timid Tiger, der sich in der Stadt herumtrieb und schon einige Bewohner bei lebendigem Leibe verspeist haben sollte. Billy war sich sicher, dass Jennifer nur White Lies erzählte. Doch Jack konnte ihr einfach nicht widerste-

hen und glaubte jedes Wort, das ihre zarten Lippen verließ. Billy hatte nach kurzer Zeit genug von den Märchen des Mädchens. Er verschwand unter einem Vorwand und eilte zu Charlie Winston. Charlie Winston war ein weiser und ehrlicher Dendemann. Jeder mochte ihn und sein Rat war sehr gefragt. Billy erzählte von den Lügengeschichten der Jennifer Rostock und dass Jack ihr scheinbar alles glaubte. Der alte Dendemann warnte Billy. Er kannte dieses Mädchen nur zu gut. Diese führe meistens nur Ungutes im Schilde. Er gab Billy ein Stück Fell eines Zebraheads mit, da Jennifer Rostock große Angst vor diesen Huftieren hätte. Mit diesem Fell könne er das Mädchen vertreiben. Billy zeigte sich unendlich dankbar und machte sich sogleich auf den Weg… Als Billy bei dem großen Porcupine Tree ankam, war jedoch keine Spur von Jack und Jennifer … der Junge wurde unruhig und rannte los, um die beiden zu suchen. Vom Waldrand hörte er lauten Katzenjammer. Als er dort ankam, rang er nach Luft. Das Seitenstechen war unerträglich. Und da lag er: sein bester Freund Jack. Er war verwundet und erzählte von der Faithless Art der Jennifer. Das Mädchen wollte mit Jack im Wald spielen, doch als Frank Turner, ein Nachbarsjunge, vorbeikam und Jack über die bösen Absichten des Mädchens aufklären wollte, wandte sich Jack von Jennifer ab. Sie griff nach ihm und er schrie: „Nimm deine verdammte Bratze von mir!“ Frank Turner bekam es mit der Angst zu tun und somit war Jack der Massive Attack von Jennifer ausgeliefert. Nachdem sie mit ihm fertig war,

Schickt eure Leserbriefe an sallys@sallys.net oder per Post an unclesally*s, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin.

verschwand sie, ohne sich umzudrehen. Billy schleppte Jack zu Mr. Oizo, dem Heiler der Stadt. Jack wurde wieder gesund, doch die Erinnerungen an die Massive Attack wurde er nicht los. Die Jungen konnten Jennifer Rostock die böse Tat nicht nachweisen und so lebte diese weiter unbestraft und suchte sich in ihrer kranken Welt schon ihr nächstes Opfer…

Hallo Sandra, Mensch, das ist ja Pulitzerpreis verdächtig oder wie das Ding heißt. Mal die kluge Jenny fragen… Wir hoffen, du hattest Spaß beim Southside! Bis zum nächsten Sommer!

Hier nun der Aufruf an alle Besucher des „Open Flair“ und des „Highfield“Festivals, sich schon vorab um die begehrten Herausfordererplätze für unsere berühmten Highfield-Games zu bewerben. Zur Erinnerung: Wir spielen bei den Festivals immer Bands gegen Zuschauer. Folgende Bands werden am sally*s-Zelt gegen euch antreten: Against Me! * The Gaslight Anthem* Madsen * Parkway Drive * Frank Turner * Good Shoes u.a. Schickt uns eine Mail an verlosung@ sallys.net mit eurer Wunschband, dem Namens des Festivals, das ihr besuchen werdet, und eure Mobilnummer, damit wir euch vor Ort kontaktieren können. Alle Details zu Disziplinen und genauen Zeiten findet ihr ab Anfang August auf sallys.net!

DAS GUTE GESCHÄFT IN DIESEM MONAT ist: Empfohlen von: Susanna Patten (I Heart Hiroshima)

Die frisch von Brisbane, Australien, nach Berlin übergesiedelte IndiePop-Fraktion von I Heart Hiroshima isst gerne vegan. Hans Wurst Dunckerstr. 2a Berlin-Prenzlauer Berg

“Ich bin noch nicht lange in der Stadt, aber ich habe neulich auf Empfehlung eines Freundes im ‘Hans Wurst’ gegessen und muss sagen, ich war begeistert! Das Essen war deliziös, gesund und natürlich aus fairem Handel! Der Laden hat einfach eine gute, auf Gemeinschaft und lokalem Spirit basierende Philosophie. Im ‘Hans Wurst‘ finden auch Konzerte statt, ich kann es kaum erwarten, dort mal eine Show zu sehen und natürlich wieder dort essen zu gehen!“

Heimat: ihearthiroshima.com Auch gut: „The Rip“ – das neue Album von I Heart Hiroshima


Sah so die Zukunft aus? The Futureheads.

the Futureheads Demnächst schon fast Punk

Je länger die Futureheads im Geschäft sind, desto mehr ziehen sie sich daraus zurück. Wenn die neue Platte so frisch klingt, dann wegen genau deswegen. „Unser letztes Album war wie ein Test, um zu sehen, ob wir es wirklich schaffen ohne Label. Wir haben eine Menge über Plattenfirmen und Selbstbestimmung gelernt. Zum Beispiel was funktioniert und was nicht.“ Ross Millard redet über den neu gewonnen Status als Indie-Band mit angeschlossenem Eigenverlag, die nach Jahren als Charts-verwöhnte Dressmen plötzlich den inneren Querdenker entdeckt hat. „Ich glaube, wir haben sehr davon profitiert, niemandem mehr Rechenschaft ablegen zu müssen. Die Zeiten sind ohnehin anders geworden, seit wir angefangen haben. Deswegen eine eigene Plattenfirma zu gründen, ist vielleicht eine ziemlich punkrockmäßige Entscheidung gewesen, aber ich denke, sie steht uns. Ich glaube, wir merken erst jetzt, dass wir das wahrscheinlich schon immer genauso wollten. Wir sind in letzter Zeit auch schon viel punkiger geworden.“ Möglicherweise meint Millard das nicht alles todernst. Ziemlich punkrockmäßig ist aber in jedem Fall die Beharrlichkeit, mit der die Futureheads auf ‘The Chaos‘ weiterhin ihre Stakkato-Pop-Songs anreißen, die vor lauter Ellenbogen nicht bequem sitzen können, aber Ross sieht darin natürlich nur „Kompromisslosigkeit“ - als erstrebenswerte Eigenschaft im Rock-Kontext eigentlich schon immer ein Klassiker. „Bands wie Beat Happening hatten ja auch eher überschaubare musikalische Fähigkeiten, haben mich - was das Songwriting angeht - aber sehr beeindruckt. Das waren Typen, die sich in ihrer Musik selbst verwirklichten. Auch

Fugazi erledigen neben der Musik immer noch jeden Aspekt ihrer Karriere selbst, obwohl sie das eigentlich nicht nötig hätten. Einerseits muss man schon eine bestimmte Persönlichkeit haben, um so etwas genießen zu können. Man gründet Bands in erster Linie schließlich nicht, um Transporter zu fahren oder am Merch-Stand zu stehen. Andererseits hat man dann natürlich die komplette Kontrolle. Und je mehr Kontrolle wir über unsere Belange haben, desto besser.“ Nur weil man Millard demnächst die T-Shirts ohne Zwischenhändler abkaufen kann, heißt das jedoch nicht, dass seine Futureheads in Zukunft zum musikalischen Ökomarkt mutieren. ‘The Chaos‘ schlängelt sich wieder elegant durch den Toilettenflur der Indie-Disco und steht nur ganz selten direkt unter der Disco-Kugel. Dann aber so richtig. Die Classic-Rock-Etüde ‘Jupiter‘ ist nach ‘Hounds Of Love‘ eine weitere Verbeugung vor den Siebzigerjahre-Exzessen, die Millard wohl noch durch die Nabelschnur miterlebt hat. „Keinen Schimmer, warum die Leute immer so gerne auf dieser Epoche herumhacken“, sagt er. „Bands wie Queen haben unglaubliche Rock-Songs geschrieben, und es gibt keinen Grund, warum das jemals aus der Mode kommen sollte.“ Gesprochen wie ein echter Punkrocker. Text: Michael Haacken Heimat: futureheads.co.uk


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MUSIK STORIES

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Parkway Drive

Leader of the pack: Parkway Drive aus Byron Bay, Australien.

Zerstörung 3.0

Seit einigen Jahren schon produziert Ex-Killswitch Engage-Gitarrist Adam Dutkiewicz (gefühlte) 50% aller Metal-Core-Platten dieser Welt. Am dritten Parkway Drive-Album ‘Deep Blue‘ war er ausnahmsweise nicht beteiligt – und das ist auch gut so. As I Lay Dying, Underoath, All That Remains – ihnen allen hat Dutkiewicz den mehr oder weniger gleichen Sound verpasst. Auch den ersten beiden Alben des australischen Abrisskommandos Parkway Drive drückte er seinen Stempel auf, stand nun beim Drittling ‘Deep Blue‘ jedoch auf Grund terminlicher Probleme nicht zur Verfügung. Es ist also wohl kein Zufall, dass sich dieser Giftbrocken von einem Album soundtechnisch ausgesprochen erfreulich vom Genre-Gros absetzt. Nichts für ungut, Adam! „Als klar war, dass wir nicht mit Adam zusammenarbeiten, sahen wir das als Möglichkeit, etwas für uns völlig Neues zu kreieren“, erklärt Frontmann Winston McCall den Ansatz des neuen Teufelswerks. „Das meiste, was heute im MetalCore- oder Post-Hardcore-Bereich passiert, hört sich doch klinisch an – da kannst du auch gleich Computer die Musik spielen lassen. Wir wollten wieder einen rauen Sound haben, bei dem die Unvollkommenheit der Musik das menschliche Element, die Emotion zurückbringt.“ Das Ergebnis ist ein ultrafinsteres Bollwerk aus Aggression und Leidenschaft, das noch härter und melodischer klingt als seine Vorgänger. Nachdem

Parkway Drive 2007 auf ‘Horizons‘ noch das Erfolgsrezept des Debüts ‘Killing With A Smile‘ erfolgreich kopiert haben, besitzen sie inzwischen Selbstvertrauen und Klasse genug, ihre bewährten Trademarks auf „Deep Blue“ gezielt um ein paar gelungene Experimente zu erweitern: Da wartet ein Song wie ‘Home Is For The Heartless‘ mit einem erstklassigen Pop-Punk-Refrain auf (beigesteuert von ‘Epitaph‘-Boss und Bad Religion-Gitarrist Brett Gurewitz) und schickt einen das finale ‘Set To Destroy‘ mit einer Haarwurzelrodung ins Nirwana, wie sie sonst wohl nur Slayer anrichten kann. „Diesmal haben wir uns den brutalsten, giftigsten Track bis zum Schluss aufgehoben, denn so endet auch die Geschichte des ganzen Albums: mit Frustration, Verbitterung und Wut.“ Wer ähnliche Gedankengänge hegt, der kann sich diese nun hervorragend mit ‘Deep Blue‘ austreiben – und wer neben dem physischen Exorzismus auch noch in die bewegte Gedankenwelt von Winston eintauchen will, der bekommt ein von vorne bis hinten durchdachtes Konzeptalbum über einen Mann geboten, der auf der Suche nach der Wahrheit eine Reise bis zum Grund des Ozeans antritt.

„In dieser Geschichte vereinen sich zwei wichtige Dinge aus meinem Leben: Zum einen meine generelle Abneigung gegenüber der westlichen Kultur und der Gesellschaft, in der wir leben. Zum anderen der Ort auf dieser Welt, an dem ich Ruhe und Wahrheit finde - der Ozean.“ Westliche Kultur und Ozean – eine Kombination, die derzeit unter keinem guten Stern steht und McCall eine pochende Ader auf die Stirn zaubert, da er die Krise im Golf von Mexiko als Tragödie versteht, die einmal mehr die Dummheit und Gier des Menschen zeigt. „Und was war die erste Reaktion von BP auf diese Krise? Sie haben ein Mittel ins Wasser gekippt, das das Öl binden sollte, als ‘Nebenwirkung’ aber auch 85% des ozeanischen Lebens abtötet. Es ist doch schlichtweg unmöglich, positive Dinge über eine Spezies zu schreiben, die ihren Planeten mit derartiger Respektlosigkeit behandelt, oder?“ Keine Einwände. Text: Ben Foitzik Foto: John McMurtie Heimat: parkwaydriverock.com


We Are Scientists Erfolg als Wissenschaft

Mit popkulturellen Erfolgsformeln kennen sich die New Yorker We Are Scientists aus. Ihre neueste hört auf den Namen ’Barbara’ und schreibt die Geschichte des Trios als busy busy Band fleißig fort. Dem Gitarren-Rock stehen harte Zeiten ins Haus: Das Erfolgsmodell „vier unrasierte Jungs in engen Hosen“ kann sich angesichts einer nicht zu versiegen scheinenden Flut von Beats pitchenden Elektro-Damen für die nächsten fünf Jahre schön in die Raucherecke verziehen. Das wissen auch die PopRock-Wissenschaftler Chris Cain und Keith Murray. „Ich wünschte, ich wäre eine Frau Anfang 20. Dann hätte ich jetzt die beste Zeit meines Lebens“, grinst Sänger Murray. Wenn die beiden Kompagnons und ihr Ex-Razorlight-Schlagzeug-Neuzugang Andy Burrows nicht sowohl geschlechts- als auch altersspezifisch komplett neben der Spur liegen würden, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. Denn Murray hat als aufmerksamer Pop-Kultur-Analytiker längst die Formel für den Durchbruch gefunden. „Was man aus der aktuellen Entwicklung von Pop-Musik lernen kann, ist, dass es oft nur einen seltsamen Synthie-Sound braucht, um ein Lied zu retten“, ereifert er sich über Songs aus der Feder von Hit-Produzent Dr. Luke, der Elektro-Pop-Barbie Ke$ha und Grinsekatze Miley Cyrus die Charterfolge zusammenlötet. Aber weil man eben nur ein XY-Chromosomenpaar vorzuweisen hat und auch ansonsten recht wenig weibliche Reize sein Eigen nennen kann, greifen We Are Scientists mit ’Barbara’ auf das zurück, was sie am besten können: Pop-Rock mit ironischer Schräglage. Natürlich, im direkten Vergleich zur letzten Katy Perry-Single erscheint ein gitarrenbetriebenes Power-Pop-Album wie ’Barbara’ fast wie ein Anachronismus. Im Falle von We Are Scientists ist es aber vor allem ein Statement, denn Murray, Cain und Burrows orientieren sich nicht nur musikalisch an großen Vorbildern. „Weezers komplett unmodernes ’Green Album’ war das Vorbild für ’Barbara’. Melodische Uptempo-Stücke ohne Schnörkel“, gesteht Chris Cain. ’Barbara’ erscheint als erstes Album auf dem bandeigenen Label Master Swan. Darüber hinaus arbeitet die Band an einem Nachfolgeformat für ihre TV-Serie ‘Steve Wants His Money‘. Einem Medienimperium steht auch ohne Dr. Lukes Hilfe nur noch wenig im Wege. Text: Timo Richard Foto: Andy Wilsher Heimat: wearescientists.com Wieder was entdeckt: We Are Scientists aus Berkeley, Kalifornien.


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AUF ACHSE

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auf achse...

ANTITAINMENT ENTERTAINMENT MIT

Text & Fotos: Antitainment Heimat: antitainment.org Auch gut: “Ich Kannte Die, Da Waren Die Noch Real” – das neue Album von Antitainment

Wie man ihrem Bandnamen bereits entnehmen darf, hat die Kur-Ort-Crust-Combo Antitainment aus Bad Vilbel definitiv an anderen Sachen Spass als ich, du, er, sie und es. Während sich letztere Fraktion zu Unterhaltungszwecken auf Kirmes, Jahrmarkt, im Saturn oder der städtischen Autowaschanlage rumtreibt, verbringen Antitainment ihre Freizeit mit Gesellschaftscore oder Mobbing.

Wir sind eine sehr hart arbeitende Band. Das macht nicht immer nur Spass. Eigentlich nie. Das wäre ja noch zu ertragen, wenn wir uns dazu nicht auch noch so unglaublich langweilen würden. Die Choreografie-Sessions im Proberaum sind das Schlimmste. Manchmal, wenn uns vor Langeweile die Gesichter einfrieren, lassen wir alle Fünfe gerade sein und gehen in den Felsenwald nebenan.


Dort spielen wir Verstecken. Darin sind wir sehr gut und niemals findet uns jemand. Wenn wir uns in unseren Verstecken langweilen, weil uns ja niemand findet, üben wir leise die zuvor einstudierten Choreografien - bis uns langweilig wird und wir uns wieder freuen können, Verstecken zu spielen.

Um unsere Verstecke nicht zu verraten, harren wir dort aus, bis es dunkel wird. Dann betrinken wir uns, laufen nackt durch den Wald, reiben unsere Rücken an alten Baumstümpfen und pinkeln in Vogelnester.

Am nächsten Morgen spielen wir Boules zum Aufwachen. Und dann Schach. Und dann wieder Boules. Der Gewinner kriegt immer ein Eis. Meistens gewinnt Jo, so dass er mittlerweile vor lauter Eis-Kalorien einen kleinen Boules-Bauch hat.

Manchmal, wenn wir bei unseren Ausflügen dem Fotografen eines bekannten Musikmagazins begegnen, stellen wir spontan Gewaltvideospiele mit Stöcken nach. Das ist nötig, um der Redaktion und der Leserschaft eines solchen Musikmagazins das Genre-Tagging zu erleichtern!


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MUSIK STORIES

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‘fuck’. Mit Soul harmonieren solche Worte hingegen nicht“, erklärt Drew und trällert plötzlich eine süße Melodie in den blauen Sommerhimmel: „’Oh girl, I wanna fuck you baby, yeah’ – das funktioniert nicht. ’I wanna take my dick and stick it in your mouth, baby’ – funktioniert auch nicht.“ Stimmt, klingt irgendwie komisch. Umso erstaunlicher, dass der selbsternannte „Macker“ nun mit ‘The Defamation Of Strickland Banks‘ ein Soul-Album vorlegt, das weder peinlich noch gekünstelt noch schleimig daherkommt, sondern das goldene Kehlchen des 26-Jährigen mit seinen hervorragenden Storyteller-Fähigkeiten zu einem schlüssigen Konzeptalbum vereint: Es geht um den Soul-Sänger Strickland Banks, der auf dem Höhepunkt des Ruhms von einem seiner Betthäschen der Vergewaltigung bezichtigt wird und im Knast landet – und dort hören leider nur die Wenigsten Soul-Musik. Doch wie kommt man auf die bizarre Idee, vom Rap zum Soul zu wechseln? „Schon damals, als ich mit Musik anfing, kam der Soul wie von selbst aus mir raus“, erinnert sich Drew. Da er jedoch in der falschen Tonart sang, verwarf er die Pläne einer Gesangskarriere und holte den Plan B aus der Tasche: wütend werden und fluchen. Bis er den Tipp bekam, einfach mal eine Tonart niedriger anzustimmen – und siehe da: Der Mann kann doch singen, und wie! „Natürlich habe ich überlegt, ob das Selbstmord ist, als Rapper eine SoulPlatte zu machen. Aber dann dachte ich mir: Scheiß drauf! Plan B ist nicht nur ein Rapper, das definiert mich nicht! Ich mache das für mich und bin nicht der Zirkusaffe irgendwelcher HipHop-Puristen!“

Plan B

Got Soul? Fuck, yeah!

Was guckst du? Ben Drew aka Plan B aus London.

50.000. Als so umfangreich beziffert Ben Drew, auch und besser bekannt als Plan B, seine Anhängerschaft, die er mit seinem 2006er Debüt ’Who Needs Actions When You Got Words’ generiert hat. Diese 50.000 Homies haben nun ein Problem: Statt weiterhin den angepissten Londoner Vorstadt-Rapper zu geben, schüttelt Drew diesmal eine wunderbare Motown-Soul-Platte aus dem Ärmel. Wird Plan B jetzt vom Dicke-Eier-Macho zum Schmuse-Sänger? Eher nicht. „Jede verdammte Platte, die ich mache, ist kompromisslos: die Soul-

Platte genauso wie das HipHop-Album. Das Ding ist, dass man beim HipHop die Texte mit Kraftausdrücken füllen muss – auf ‘stuck’ reimt sich eben

Und wenn die Sache schief läuft? Dann muss Plan B einen Plan C aus der Tasche ziehen, denn dann hat er nicht nur einen Soul-Flop hingelegt, sondern auch noch die Die-Hard-Gemeinde verprellt. „Ich kann nur machen, was mich glücklich macht. Und wenn das nicht funktioniert, dann habe ich eben Pech gehabt“. Wie gut, dass das nicht passieren wird. Und wie gut, dass Plan B auch seine KäppiAnhänger bald wieder glücklich machen wird: Im Herbst folgt mit ‘The Ballad Of Belmarsh‘ die HipHop-Kehrseite zum souligen ‘Strickland Banks‘, in der die Geschichte einiger Knast-Insassen rekapituliert wird. Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn Plan B seiner eingangs erwähnten Fanbase nicht schon bald zwei Nullen hinzufügen kann. Text: Ben Foitzik Foto: Erik Weiss Heimat: myspace.com/time4planb


MIT: AUF DER COUCH

?! KELE OKEREKE

Der einst so stille Grübler Kele Okereke wagt sich mit jedem medialen Schritt ein Stück mehr aus der Deckung. Drei Alben und ein halbes Outing lang war der Bloc Party-Sänger das große Enigma des britischen Indie-Rock. Jetzt, mit seinem clubtauglichen Solodebüt ’The Boxer’ stellt er sich allein ins Rampenlicht und verlässt nicht nur den sicheren Hafen seiner erfolgreichen Band, sondern gleich einen ganzen Referenzrahmen.

„The Boxer“ hast du am Computer produziert. War es für dich eine Befreiung, eine andere Rolle als bei Bloc Party einzunehmen? Auf jeden Fall, weil mir Musik machen wieder aufregend und neu erschienen ist. Plötzlich gab es keine Regeln mehr, an die ich mich zu halten hatte. Das Angenehme daran, elektronische Musik zu machen, ist, dass man auch als totaler Amateur wirklich aufregende Ergebnisse erzielen kann. Es geht nicht darum, ein genialer Gitarrist zu sein. Wenn du auf einer Gitarre komponierst, beziehst du dich immer auf nahezu 60 Jahre Pop-Musik. Elektronische Musik befreit dich von diesem rigiden Regelwerk des Rock.

Denn während Kele als schwarzer, homosexueller Frontmann im Rock-Kontext stets für Verwirrung sorgt, wirkt er zwischen all den aktuellen Elektro-Pop-Irrlichtern fast schon bodenständig. Ein Sänger auf dem Weg zu sich selbst.

War das Regelwerk des Rock für dich schon vor „The Boxer“ ein Problem? Ich verstehe dieses ganze Cock-Rock-Ding nicht. Die Aufregung um Gitarren als Garanten einer emotionalen Botschaft in der Musik kann ich nicht nachvollziehen. Viele der emotionalsten Songs kommen aus einem Synthesizer.

Kele, ist ein Soloalbum eine größere Herausforderung als eine Bandplatte? Zu Beginn war die Idee eines Soloalbums sehr einschüchternd. Ich hatte Angst vor der alleinigen Verantwortung. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, der Herr im Haus zu sein. Ich liebe das! Du hast dich auch textlich sehr aus der Deckung gewagt. Ist das auch ein Effekt des Alleingangs? Nein. Das hat etwas damit zu tun, dass ich älter bin. Ich kann Dinge, gegen die ich früher angekämpft habe, besser an mir akzeptieren. Ich verstehe mich besser als früher.

FAZIT Wurde auch Zeit, dass Kele Okereke sein Ego mal bedient, sonst wäre er wahrscheinlich bald geplatzt. Nach fünf Jahren Dauerrotation mit Bloc Party ist ihm die Freude über den gelungenen Alleingang ins Gesicht geschrieben. Eine narzisstische Störung pathologischen Ausmaßes konnte der permanent kreative Kele durch eine ausgefeilte Selbsttherapie erfolgreich bekämpfen. Text: Timo Richard Foto: Erik Weiss Heimat: iamkele.com Auch gut: „The Boxer“ das erste Soloalbum von Kele Okereke


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SPEEDDATING

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SPEED DATING

SURFER BLOOD

KAP BAMBINO Suchen: Hau -drauf-Elektro-Exzesse – wer macht mit? Der erste Eindruck: Unsympathisch. Oder wer fühlt sich von einem Hörerlebnis angesprochen, das ist, als würde man Alufolie um die Wette kauen? Oh, Verzeihung... Das werden die Schwiegereltern sagen: …Das ist natürlich etwas anderes. Doch leider sind die Zähne eurer Eltern noch anfälliger gegen Metalle aller Art. Dann sagen sie wahrscheinlich beim Abendessen im Familienkreise gar nichts mehr. Das hat auch was für sich. Hochzeit oder kurze Affäre: Lass mal stecken. What happens in Vegas, stays in Vegas. Heimat: myspace.com/kapbambino Aktuelles Album: „Blacklist“

Suchen: Nach der perfekten Welle, die auch ohne Pille so schön in allen Spektralfarben schimmert. Der erste Eindruck: War eine Supersingle namens „Swim“. Beim näheren Kennenlernen mischen sich unter den Indie-Surf-Rock auch ein paar Babywellen Vampire Weekend, Arcade Fire, Pavement... Darin bin ich eigen: Wahres Frischfleisch für alle, die sich gern mit einem jüngeren Date-Partner schmücken! Die Kapelle aus Florida hat sich erst 2009 gegründet, kann aber schon bei den Großen mitspielen, ohne Nuckelflasche trinken, aufrecht gehen und mit Messer und Gabel essen. Hochzeit oder kurze Affäre: Pfui und Finger weg! In Bandzeitrechnung sind die doch noch minderjährig! Heimat: myspace.com/surferblood Aktuelles Album: „Astro Coast“

SILVER COLUMNS Suchen: Alle, die es bei Hot Chip nicht bis in den Backstage-Raum geschafft haben. Der erste Eindruck: Ist eine wunderbare Überraschung. Zwei Underdogs, die mit ihrem Debütalbum gestandenen Elektro-PopGrößen die Show stehlen können. Darin bin ich eigen: Wo Hot Chip mit den eingängigsten Melodien schleimen, geben sich die beiden Herren beim ersten Treffen deutlich unnahbarer. Doch wie besagt die Alltagspsychologie: „The more you ignore me the closer I get.“ Hochzeit oder kurze Affäre: Auch wenn es super läuft, diese Partie ist zunächst nur etwas für den kurzen Augenblick. Ewige

Liebe gibt es ohnehin nur in der Volksmusik. Heimat: myspace.com/silvercolumns Aktuelles Album: „Yes And Dance“

PINTANDWEFALL Suchen: Nach Freunden beschwipster Punk-Musik, die sich von ein bisschen zu viel Stoff um die Augen nicht abschrecken lassen. Der erste Eindruck: Ist hoffentlich kein falscher: Die schwarzen Masken, die die vier Damen immer tragen, lassen NICHT auf sexuelle Vorlieben schließen. Jedenfalls nehmen wir das jetzt mal an. Darin bin ich eigen: Mit der Peitsche setzt es unter Umständen trotzdem was, wenn ihr nicht pariert. Diese vier Finninnen können austeilen und euch in Wahrheit sicher locker unter den Tisch trinken. Obacht! Hochzeit oder kurze Affäre: Das entscheidet in diesem Fall wohl nicht ihr: Haben sie euch erst mal um den zarten Finger gewickelt und mit Honigwein abgefüllt – ja, da verlassen wir den Verantwortungsbereich dieser Speed Dating-Rubrik. Viel Glück... Heimat: myspace.com/pawf Aktuelles Album: „Hong Kong, Baby“

THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM Suchen: In erster Linie nach mehr Jobs während der Fußball-WM. Der erste Eindruck: Wen interessiert's bei all der Schminke. Bei Geschichten über Ponys und Haarverlängerungen könnt ihr auf Durchzug stellen. Und so teuer sind die ja nun auch wieder nicht. Darin bin ich eigen: Ein Rudel Remmi-Demmi-Krawallschnaken, die die Berlin-Karte spielen und live viel besser rüberkommen als im Katalog oder Plattenspieler. Hochzeit oder kurze Affäre: Eine echte Crackhure hat man nie für sich allein! Heimat: myspace.com/t.c.h.i.k Aktuelles Album: „Jung, Talentlos & Gecastet“


ape life‘s a mixt N BURKE OLOMO Heute mit S

Auch mit 70 ist die Blues- und Soul-Legende Solomon Burke noch fit und aktiv für drei. Mit seinen rund 400 veröffentlichten Schallplatten (selbst geschätzt!) hat der Großvater von 90 Enkeln bereits gut vorgelegt, krönen möchte er seine Karriere aber mit dem neuesten Werk „Nothing’s Impossible“, dem Klang gewordenen Echo von Barack Obamas „Agenda Of Change“. Wir sprachen mit Burke über Songs, die sein Leben prägten. Mr. Burke, welcher Song erinnert Sie an Ihre Kindheit? Meine Großmutter achtete sehr darauf, dass wir Kinder regelmäßig die Kirche besuchten und dort unsere Gospel-Lieder sangen. Ihr habe ich auch meinen ersten Song überhaupt gewidmet: „Christmas Presents From Heaven“ aus dem Jahr 1955. Wenn man sich aber alle Songs meines Lebens mal genauer anschaut, dann haben sie eines gemeinsam: Sie handeln von der Liebe, dem größten Gottesgeschenk überhaupt. Welche aktuellen Songs oder Künstler haben Sie beeindruckt? Da gibt es viele. Ich denke, diese ganze „American Idol“-Sache war ein wichtiges Signal für die Jugend dieses Landes. Dort wurde quer durch alle Genres deutlich, dass Amerika noch immer immenses künstlerisches Potenzial hat. Egal, ob Country, Rock, Pop oder Dance – die Sängerinnen und Sänger von heute haben wieder den Mut, das Showbusiness auch als solches zu verstehen: Sie kostümieren und schminken sich, können sich exzellent bewegen und sind eine willkommene Abwechslung zu all diesen Gruppen, die sich in Straßenschuhen auf die Bühne stellen. Wer sind in Ihren Augen ehrwürdige Erben des Genres, das Sie einst mitbegründet haben? Zu nennen wäre da in erster Linie Joss Stone, ein wirklich bezauberndes Mädchen aus England mit einer sagenhaften Soul-Stimme. Aus den Niederlanden stammen De Dijk, eine großartige Rock-Band, auf deren Album ich mitgemacht habe.

Sie haben im Laufe ihrer Karriere mit unzähligen Künstlern zusammengearbeitet. Welcher davon ist Ihnen in ganz besonderer Erinnerung geblieben? Wo soll ich da anfangen? Bei Dolly Parton, mit der ich für mein „Nashville“-Album den Song „Tomorrow Is Forever“ intonierte und dabei Tränen in den Augen hatte? Oder Elvis Costello, Van Morrison? Am meisten beeindruckt hat mich die jüngste Zusammenarbeit mit Willie Mitchell, der mein neues Album produzierte. Ein Genie, das leider viel zu früh verstarb. Text: Florian Hayler Heimat: thekingsolomonburke.com Auch gut: „Nothing’s Impossible“ - das neue Album von Solomon Burke

DAS MIXTAPE Solomon Burke -

„Christmas Presents From Heaven“

Kelly Clarkson –

“My Life Would Suck Without You”

The Gaslight Anthem –

“Blue Jeans & White T-Shirt”

Joss Stone –

“Mind, Body & Soul”

De Dijk –

“Enough Is Enough”

Elvis Costello –

“The Judgement”

Willie Mitchell –

“Soul Serenade“


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Foto: Erik Weiss

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Kann durchatmen: Brian Fallon.


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Mit ’American Slang’ treten The Gaslight Anthem aus den übergroßen Schatten ihrer Idole und installieren sich selbst als das von nun an gültige Maß aller Dinge. Keine halbe Stunde braucht der F-Train, um sich von der 7th Avenue in Park Slope nach Manhattan zu schälen, vorbei an der Brooklyn Bridge, schräg durch den East River bis zum Broadway/LafayetteStop an der East Houston Street in Manhattan. Brian Fallon kennt diese Route. Dutzende Mal spuckte ihn die U-Bahn hier hinaus in die kalte New Yorker Winterluft, nur drei Blocks entfernt von den ‘Magic Shop Studios‘ in der Crosby Street - jenem Ort, an dem der Junge aus New Jersey die Geister seiner Vergangenheit zum finalen Duell herausforderte. Ist es Fluch, Segen oder einfach nur eine spontane Geste väterlichen Respekts, die Bruce Springsteen dazu bewegt, Brian Fallon Sekunden vor dessen Auftritt beim Glastonbury Festival am 2009 auf die Schulter zu tippen und spontan vorzuschlagen, den Gaslight Anthem-Hit ‘The ‘59 Sound‘ gemeinsam zu schmettern – so unter Kumpels. Der völlig überrumpelte Frontmann stimmt zu, besorgt dem Boss noch die zum Duett nötige Gitarre und signalisiert dem Idol seiner Jugend mit fünf gespreizten Fingern die Nummer des Songs in der heutigen Setlist. Als Fallon unter dem tosenden Applaus von 12.000 TGA-Fans die John Peel-Bühne des Glastonbury betritt, ahnt er nicht, welch weitreichende Folgen Springsteens Geistesblitz für ihn und seine Band haben würde… Seit jenem schicksalshaften Duett am 27. Juni 2009 haben Fallon und seine Gaslight-Gang die Geschichte vom ersten, flüchtigen Treffen mit Springsteen im Rahmen einer Benefiz-Show in Fallons Heimatstadt Red Bank, New Jersey, bis zu den gemeinsamen Auftritten beim Glastonbury und der anschließenden Springsteen Mega-Show im Londonder Hyde-Park wieder und wieder und wieder erzählt - oft mit rollenden Augen, aber stets mit einer bewundernswerten Gelassenheit. Natürlich, so Fallon, gebe es nicht nur geographische Parallelen zwischen seiner Band und dem 60-jährigen König des ’Garden State’, sondern auch durchaus spürbare musikalische: Die ungestümen, hemdsärmeligen Hymnen des TGA-Debüts ‘Sink Or Swim‘ versprühen einen rauen New Jersey-Charme wie Springsteens ‘No Surrender‘ auf Speed, während die tränentrunkenen, romantischen Abschiedstales, mit denen Brian Fallon das Hitalbum 'The ‘59 Sound' flutete, auch jedes noch so gebrochene 'Hungry Heart' erweicht hätten - egal, wie viele Schichten tätowierte Haut darüber gespannt sind: „Für uns waren die Auftritte mit Bruce so etwas wie das Ende unserer Schulzeit“, erklärt Fallon: „Der Direktor gibt uns einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken und schickt uns raus in die Welt, um unser eigenes Ding zu machen.“

Es ist der 1. April 2010, der erste frühsommerliche und sonnengesegnete Tag in New York, als Jesse Malin die Tür zu seiner ‘Niagara‘-Bar aufschließt. Der 42-jährige Ex-Frontmann von D-Generation ist einer der Motoren im Nightlife der Stadt und so etwas wie die gute Seele des bis zur Unkenntlichkeit gentrifizierten East Village, das bis in die Neunzigerjahre fast ausschließlich von Punks, Künstlern und anderen Außenseitern bevölkert wurde. Malin und Fallon sind gute Freunde. Die beiden teilen eine gemeinsame Vorliebe für Ikonen wie Bob Dylan, Joe Strummer – dessen Konterfei die Mauer an Malins Bar ziert – oder Tom Waits, und sind musikalisch somit voll auf einer Wellenlänge. Nachdem Fallon auf Malins Album ‘Love It To Life‘ mitwirken durfte, revanchierte sich der TGA-Frontmann und lud Malin ein, ihn beim Song ‘Stay Lucky‘ gesanglich zu unterstützen. Lediglich in Sachen Mode bevorzugen beide einen anderen Stil: Während Malins Haupt von einer schicken Ballonmütze geziert wird, hat Fallon seine legendäre Patchwork-Schieberkappe heute im Schrank gelassen - „und dort wird sie auch bleiben“. Fallon betritt das ‘Niagara‘ im landestypischen Handwerker-Dresscode: Pomade im Haar, graue Dickie’s, schwarze Doc Martens, weißes T-Shirt - so, wie er morgens auch in seinen früheren Jobs als Zimmermann oder Automechaniker antrat und so, wie einst sein Stiefvater von der Arbeit in der Nestlé-Fabrik in Freehold, New Jersey, nach Hause kam. Den Großteil von Brians musikalischer Früherziehung übernahm aber seine Folk liebende Mutter, die während des Frühstücks Joan BaezLieder sang und deren ganzer Schatz aus 30 Musikkassetten bestand, die der Sohnemann so lange durch den Rekorder spulte, bis das helle Xylophon von ’Born To Run’ so zäh und dumpf aus den Boxen dröhnte wie die Glocken von ’Hell’s Bells’. „Meine Mutter sang früher in einer Folk-RevivalBand namens The Group Folk Singers“, erinnert sich Brian. „Ich wuchs also mit ihrer klassischen amerikanischen Roots-Musik auf. Ich habe mich kürzlich aber revanchieren können: Sie gab mir damals Judy Collins, und ich gab ihr das neue Album von American Steel. Ein okayer Tausch, wie ich finde.“ Noch bis zum vergangenen Herbst lebte Fallon mit seiner Ehefrau Hollie zwischen den Konzerten mit der Band im Haus seiner Eltern, stellte aber nach seiner Rückkehr von der ’The ‘59 Sound’-Tour fest,


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dass die Zeiten nicht mehr die alten waren: „Ich war so lange weg, dass ich überhaupt nicht mitbekam, wie sich mein Umfeld verändert hatte“, sagt Fallon: „Alte Freunde hatten geheiratet, waren weggezogen oder wussten nicht, wie sie mit mir und dem Erfolg meiner Band umgehen sollten. Ich konnte mich zu Hause nicht mehr frei bewegen, fühlte mich eingeengt und beobachtet - als hätte mir jemand die Luft abgeschnürt. Als ich irgendwann neue Songs schreiben wollte, ging zunächst gar nichts. Null. Ich spürte nur totale Leere, Unsicherheit, Ziellosigkeit. Da wurde mir klar: Ich musste New Jersey hinter mir lassen, um neu anfangen zu können, um meine eigene Geschichte schreiben zu können.“

Brian, du lebst heute in der schönsten Gegend von Brooklyn, im gutbürgerlichen Park Slope. Glaubst du, dass einer deiner Nachbarn schon einmal von deiner Band gehört hat? Fallon: Ich hoffe nicht! Meine Frau stammt aus der Bronx, und sie schlug vor, dass wir es mal mit Brooklyn versuchen sollten. Ich dachte zuerst: „Bloß nicht! In Brooklyn wohnen all die hippen IndieKids, die das Geld ihrer Eltern verprassen. Aber mittlerweile gefällt es mir hier. Ich finde es toll, dass mich niemand kennt. Sicher zahlst du einen amtlichen Preis für deinen sozialen Frieden. Fallon: Wir wohnen zur Miete. Eine Wohnung zu kaufen könnte ich mir gar nicht leisten. Ich verdiene mit der Band so viel wie ein Vollzeit beschäftigter, ausgelernter Zimmermann. Und genau wie der liefere ich ziemlich ehrliche Arbeit ab. Deine Zeiten als Handwerker sind bis auf weiteres vorbei. Inwieweit ist auch „American Slang“ dein persönlicher Abschied von deinem bisherigen Leben? Fallon: Ich glaube, das Album hat mir geholfen, die Dinge in ein richtiges Licht zu rücken. Ich verarbeite

Foto: Manuel Möglich

In der „Hit-Factory“ an der 54. Straße in Manhattan wurden so legendäre Alben wie „Emotional Rescue“ von den Rolling Stones, „Graceland“ von Paul Simon oder „Born In The USA“ von Bruce Springsteen aufgenommen. Nach dem Umzug des Studios nach Miami hat man die brach liegenden Räume in Luxusapartments verwandelt und verkauft. Lediglich im Erdgeschoss wurde das musikalische Erbe der Hit Factory beibehalten und mehrere Proberäume installiert. Auch The Gaslight Anthem sind hier heimisch geworden.

meine Vergangenheit nicht mehr in fiktiven Charakteren, sondern nehme eine autobiographische Perspektive ein. Das fiel mir anfangs schwer, ich hatte eine regelrechte Schreibblockade. Erst mit „Bring It On“ brachen die Dämme. Das Album ist eine Aufarbeitung dessen, was mich zu der Person gemacht hat, die ich heute bin. „Look what you started/I seem to be coming out of my skin“ - in dieser Zeile steckt jede Erfahrung und jede Person, die mich geprägt hat. Welchen musikalischen Ansprüchen sollte das Album standhalten? Es scheint, ihr habt das Tempo leicht gedrosselt, um das Augenmerk noch mehr auf die Inhalte zu lenken.

Fallon: Ich wusste anfangs nicht, ich welche Richtung das Album gehen sollte. Erst als ich meine Songskizzen genauer betrachtet hatte, fiel mir die Parallele zu The Clash auf: Wenn man deren Debüt mit unserem „Sink Or Swim“ und „Give ’Em Enough Rope“ mit „The ‘59 Sound“ vergleicht, dann müsste „American Slang“ so etwas wie unser persönliches „London Calling“ werden. Ich wusste also, dass ich mit den neuen Songs auf dem richtigen Weg bin, denn in ihnen steckt ähnlich viel Selbstvertrauen, Rhythmus und Groove wie in den Stücken von „London Calling“. Und ich wusste: Was damals für vier Kids aus England funktioniert hat, kann auch für uns Typen aus New Jersey nicht falsch sein. Tatsächlich haben The Gaslight Anthem mit 'American Slang' ein Album aufgenommen, das auf seine ganz eigene Art romantisch nostalgisch und trotzdem progressiv ist. Ein Werk, das ihre sie prägenden Einflüsse umarmt und trotzdem neu, frisch und aufregend klingt. Größtes Pfund im musikalischen Erbe von Gaslight Anthem ist das blinde Verständnis der Bandmitglieder für Herz und Beine in Brand setzende Melodien, identifikationsstiftende Texte und breite Singalons. Alleine der Gedanke an einen aus tausenden Mädchenkehlen bestehenden Chor, der die „My Baby“-Zeile des vermeintlichen Album-Highlights ’Orphans’ laut mitsingt, sorgt für ordentlich Gänsehaut. Vielleicht sind es aber auch die herzzerreißenden Soli von Gitarrist und St. Pauli-Fan Alex Rosamilia, die den Songs von ’American Slang’ eine Aura aus Sehnsucht und Fernweh verleihen und die Fallons Gesang tragen wie eine Mutter ihr Baby. Fallon ist überzeugt davon, dass Rosamilias schmerzliche Trennung von seiner Verlobten im vergangenen Winter einiges zu dem bittersüßen Klang seines Instruments beigetragen hat, denn „so etwas geht an keinem spurlos vorüber“.

Die anderen drei Mitglieder des nach dem legendären New Yorker ‘Gaslight Café‘ benannten Ensembles sind im Gegensatz zu Rosamilia in den sicheren Hafen der Langzeitbeziehungen eingelaufen. Brian Fallons Ehefrau Hollie ist als Tourmanagerin der Band dabei so etwas wie das allseits respektierte fünfte Bandmitglied. Wer in dieser Konstellation


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einen waschechten Gewissenskonflikt ausmachen möchte, darf langsam ausatmen: Brians Angetraute ist die Schwester seines Bassisten (und Schwagers) Alex Levine und die Band somit eine große, die Welt betourende Familie, der Tradition und Werte wie Ehrlichkeit, Treue und Respekt heilig sind wie einem Inder seine Kuh: „Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn sich alle an die Grundprinzipien menschlichen Miteinanders halten würden“, glaubt Benny Horowitz. „Nicht stehlen, nicht betrügen, nicht töten – so schwer kann das eigentlich nicht sein. Wahrscheinlich ist unsere Ehrlichkeit auch der Grund dafür, dass wir diesem Mülleimer namens Musikindustrie noch immer erhobenen Hauptes gegenüber stehen können.“ Für den reisefreudigen Horowitz ist die Band nicht zuletzt rettender Anker in stürmischer See gewesen, hat er doch „nicht immer“ so smarte Entscheidungen gefällt wie heute... Benny, ihr habt mit eurem Sound und euren Songs offensichtlich einen Nerv bei den Leuten

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getroffen. Was glaubst du vereint Punks, ClassicRock-Fans und Indie-Kids genauso unter der TGA-Flagge wie den radiohörenden Mainstream? Horowitz: Ich glaube, das richtige Timing hat in unserer Karriere immer eine große Rolle gespielt. Wir kamen mit ehrlicher, bodenständiger Musik zu einer Zeit, als der Mainstream durchtränkt war mit falschen, oberflächlichen Kunstprodukten, deren Stimmen unter so vielen Pro-Tools begraben wurden, dass es einfach nur noch lächerlich war. Wir schreiben unsere Musik und unsere Texte selbst, wir spielen unsere Alben selbst ein und gehen anschließend in Straßenklamotten auf die Bühne. So haben wir es von unseren Idolen übernommen und so geben wir es auch weiter. Es gibt keine Band, der man diesen Job mehr zutrauen würde als The Gaslight Anthem. Aus New Jersey. Text: Flo Hayler Fotos: Erik Weiss Heimat: gaslightanthem.com

mit Brian Fallon & Alex Rosamilia Elysian Café

Asbury Lanes

1001 Washington St. (10th St.) Hoboken, New Jersey

209 4th Avenue Asbury Park, New Jersey

Rosamilia: Ich empfehle dringend ein Sonntagsbrunch im “Elysian Café“. Im Film „Sleepers“ verspeist Robert DeNiro hier eine Portion Steak mit Eiern, und die schmeckt im „Elysian Café“ tatsächlich so gut, wie er behauptet.

Fallon: Hier kann man gut bowlen, trinken und meistens sehr gute Bands auschecken. Auf der Leinwand hinter der Bühne laufen immer alte BMovies, auch während der Konzerte.

Court Tavern

124 Church St. New Brunswick, New Jersey Fallon: In der “Court Tavern” kann man astrein flippern, Bier trinken und manchmal gute Bands sehen. Manchmal auch nicht so gute. Wir zum Beispiel haben hier unsere erste Show gespielt. Wenn ihr zufällig einem Mann namens Andy Diamond begegnet, sagt ihm, wir haben euch geschickt. Vielleicht gibt er einen aus.

NEW BRUNSWICK ASBURY PARK TRENTON

Der Strand von New Jersey

ATLANTIC CITY

Rosamilia: Viele Leute glauben, Jersey sei der industrieverseuchte Mülleimer New Yorks, aber wir haben tatsächlich ein paar schöne Strände: den in Asbury Park zum Beispiel, oder Bradly Beach. Wer ein bisschen Zeit mitbringt, sollte das südliche Ende von Long Beach Island besuchen.

Atlantic City, New Jersey Fallon: Wer braucht schon Las Vegas?! Auch in Atlantic City kann man Haus, Hof und sein Leben verspielen…

Clinton Road

West Milford, Passaic County, New Jersey Rosamilia: Die gefährlichste Straße der Welt liegt in New Jersey! Auf der Clinton Road spukt es, kein Scherz! Vor allem nachts sollte man die Straße meiden, sonst wird man von einem GeisterPick-Up-Truck gejagt. Ist mir persönlich schon passiert! Fallon: Mir auch!


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PLATTEN/10 GEBOTE

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DIE 10 GEBOTE

Damien Jurado Saint Bartlett

(Secretly Canadian/Cargo) Fast bombastische Klänge schlägt Damien Jurado auf seinem neunten Studioalbum an: Da ertönen Mellotron-Streicher, Klavier und Backgroundchöre, alles garniert mit einer fetten Dosis Hall. Bei „Arkansas“ oder „The Falling Snow“ könnte man meinen, Phil Spector höchstpersönlich hätte an den Reglern gesessen. Aber Jurado wäre nicht Jurado, wenn nicht noch ganz andere Referenzen durch die Platte spuken würden: Jason Molina, Phosphorescent, Will Oldham, My Morning Jacket und - an den lauteren Stellen - auch Neil Young („Wallingford“). Der Singer/ Songwriter aus Seattle zelebriert Melancholie, ohne in das Fettnäpfchen Langeweile zu stapfen. So verleiht der allgegenwärtige Halleffekt selbst den intimsten Momenten ein Gefühl von Weite, erzeugt eine latent gespenstische Atmosphäre. Ein GänsehautAlbum. Text: Nina Töllner

Parkway Drive Deep Blue

(Epitaph/Indigo) Was unternimmt man, wenn man bereits in allen Moshpits dieser Welt verbrannte Erde hinterlassen, alle Breakdowns bis zur Perfektion trainiert und die Stimmbänder auf Schmirgelpapier-Konsistenz gebracht hat? Klar: Entweder im MetalCore-Einerlei untergehen - oder den berühmten Schritt vorwärts machen. Parkway Drive haben sich für letzteres entschieden: Nach mehreren grandiosen Abrissbirnen war es Zeit für neue Ideen und Einflüsse, ohne das Fundament dabei neu zu gießen. Zwar gibt es die gezielten und humorlosen Brecher-Highlights immer. die eigentliche Qualität von „Deep Blue“ ist allerdings die Vielseitigkeit: Hochmelodische Gitarrenriffs, mitreißende Death Metal-Ungetüme wie „Deadweight“ oder gar ein Gastauftritt von Bad Religion-Mann Brett Gurewitz im poppigen „Home Is For The Heartless“ - Parkway Drive sind noch lange nicht am Ende ihrer glanzvollen Karriere angekommen, sondern legen gerade wieder den nächsten Kickstart hin. Text: Tito Wiesner

Danger Mouse & Sparklehorse Dark Night Of The Soul

Menomena Mines

The Morning Benders Big Echo

Off With Their Heads In Desolation

RPA & The United Nations Of Sound RPA & The United Nations Of Sound

Robyn Body Talk PT. 1

Surfer Blood Astro Coast

Wolf Parade Expo 86

(EMI) „Dark Night Of The Soul“ hat mittlerweile seinen eigenen Mythos. Die Idee allein sorgte für einiges Rauschen im Mediendschungel: Die Talente von Danger Mouse, Mark Linkous und David Lynch sollen zu einem Gesamtkonzept verwoben werden, unterstützt von Iggy Pop, Julian Casablacas und einer ganzen Armada weiterer Stars. Umso blöder, dass sich die Plattenfirma am Ende weigerte, „Dark Night Of The Soul“ zu veröffentlichen. So erschien das Album auf Betreiben der Beteiligten als Buch, dem eine leere CD-R beigelegt war, die Musik geisterte durchs Internet. Im letzten Jahr wählten dann zwei der beteiligten Künstler - Mark Linkous und Vic Chesnutt - den Freitod. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Geschichte von „Dark Night Of The Soul“ zu einem Epos voll Tragik ausgewachsen. Übrigens enthält das Album auch ganz exzellente Musik, die zwischen Surrealismus und Indie-Rock alles kann. Text: Timo Richard

(Parlophone/ EMI) Der König ist tot, es lebe der König! Richard Ashcroft, der große spirituelle Zeremonienmeister der Indie-Zunft, zieht sich in seine Initialien zurück, nur um mit Unterstützung einer grenzenlos stolz The United Nations Of Sound getauften Backing Band ein weiteres Mal die eigene Wiedergeburt zu zelebrieren. So unumwunden programmatisch wie entwaffnend aufrichtig hören die Strophen seines jüngsten Gospels denn auch auf Namen wie „Born Again“, „Good Loving“ oder „Life Can Be So Beautiful“ und werden getragen von solch glorreicher, majestätischer, luftleichter Klangpracht, dass Feigheit und Zynismus mit einem Streich erledigt sind - in der Tat der wichtigste und mächtigste der schon mit dem letzten Album präsentierten Schlüssel zur Welt. „Are you with me, are you here“, singt Ashcroft im finalen „Let My Soul Rest.“ Und weiß genau, dass das längst keine Frage mehr ist. Friedrich Reip

(City Slang/Universal) 2007 gelang dem Trio aus Portland den Durchbruch, und zwei Sideproject-Alben nach „Friend And Foe“ erscheint nun das explosivere, dramatischere, traurigere, technisiertere, physisch stärkere und sexuell attraktivere, ängstlichere, klügere, besser bewaffnete, ökonomischere, metallischere, konservativere, härtere „Mines“, wo sich in Songs wie „Killemall“ das typische SchlagzeugGeballer aus Danny Seims Händen mit der nur potenziellen Lautstärke von Zwischenpassagen abwechselt und wo das Baritonsaxophon für die Indie-Sphäre überzeugend rehabilitiert wird und diese Mordsspannung auf über 50 Minuten gehalten wird, weshalb es beim Sprechen darüber eigentlich verboten ist, innezuhalten. Text: Philipp Kohl

(Ministry Of Sound/Warner) Es war einmal ein süßes schwedisches Pop-Prinzesschen, das wie geplant in der Sparte „massenverwertbarer SchmuseR’n’B-Pop“ hätte funktionieren können und alle wären glücklich und zufrieden bis – ja – da nimmt die Geschichte eine ungeahnte Wendung: Robyn verließ das Majorlabel, gründete ihre eigene Plattenfirma und mauserte sich zu einer Kreativinstanz zeitgenössischer PopMusik. Mit „Body Talk Pt. 1“ bringt sie ein tolles Dance-lastiges Mini-Album auf den Markt, auf dem sie den für sie typischen Kontrast zwischen coolem Beat und Pop-Melodien noch weiter als auf dem selbstbetitelten Vorgängeralbum ausreizt. Und auch sonst nimmt Robyn nie die vorhersehbare Spur. Die acht Songs umfassende Platte beginnt mit der abgebrühten Elektro-House-Nummer „Don’t Fucking Tell Me What To Do“ und endet mit einer herzerweichenden Darbietung des schwedischen Volkslieds „Jag Vet En Dejlig Rosa“. Klingt nach einem wilden Mix? Klingt nach Robyn. Text: Christine Stiller

(Rough Trade/Beggars/Indigo) „Big Echo“, das zweite Album der kalifornischen Morning Benders, begrüßt den Hörer - charmant, charmant - mit Handkuss und macht auch ansonsten schon beim ersten Date alles richtig. Denn obwohl das Album zeitgeistig wie ein iPhone ist, ist es doch kein Hipster, kein bemühter Lackaffe, sondern immer hübsch authentisch, ein wenig bekifft und genauso überraschend, wie man es sich von einer Sommerliebe wünscht. Schon der Opener „Excuses“ beweist traumwandlerische Souveränität im Umgang mit schwer angesagtem Indie-Chic, indem er seinen Surf-PopAnleihen einen angeschickerten Walzertakt unterjubelt. Ähnlich verspielt schwelgen sich The Morning Benders durch neun weitere Lieder, die Freunden der Shins und Grizzly Bear die Freudentränen in die vom Heuschnupfen geröteten Augen treiben werden. Ein Liebesbrief auf einem abgeknibbelten Bieretikett könnte nicht schöner sein. Text: Timo Richard

(Kanine/Indigo) Das Auge isst mit, beziehungsweise wird im Fall des Coverbildes wohl eher mitgefressen. Sei’s drum: schon das Artwork dieser Debütplatte lässt auf sehr viel hoffen. The Drums war die letzte aktuelle Band, die in der Genrebeschreibung ein Häkchen hinter dem Wort „Surf“ machen muss - äh - darf. Surfer Bloods Indie-Surf-Rock ist allerdings weniger sentimental geraten. Die Kapelle aus Florida wirkt nicht so weinerlich, auch wenn sich natürlich auch in ihren jungen Herzen so einiges Heulmaterial angestaut zu haben scheint. Vorgetragen wird das Ganze mit ordentlich Dynamik in den sechs Saiten und sehr viel Selbstbewusstsein. Wer gerne knobelt, kann auch diverse klangliche Ähnlichkeiten etwa mit Vampire Weekend finden. Doch dazu bleibt im Grunde gar keine Zeit, stehen die zehn Tracks doch ganz eigenständig nur für sich. Text: Christine Stiller

(Epitaph/Indigo) Wie töricht von der Plattenfirma, diese Perle von Veröffentlichung einfach so durchzuwinken! Dem vierten Album der non stop tourenden Off With Their Heads gebührt ein wenig mehr Respekt! „In Desolation“ füllt das nach neuem Input lechzende Punkerherz wie Karamell den von Karies geküssten Backenzahn: Es ist laut, es ist voller Hymnen, es riecht nach Bier und es schmeckt nach Blut. Wer sich auf Fäuste schwingende Abende im Kreise seiner Lieben freut, dabei heiser und selig die Chöre von „Trying To Breathe“ oder „Drive“ mitsingt und auch gegen die Musik von Bands wie Nothington, The Menzingers oder American Steel nichts einzuwenden hat, der wird bei „In Desolation“ vielleicht nicht den Kopf verlieren, aber wenigstens seinen Verstand! Text: Flo Hayler

(Sub Pop/Cargo) Eigentlich hatte man Wolf Parade schon alle Lobeshymnen zukommen lassen, die sich für ihr 2008 veröffentlichtes Meisterwerk „At Mount Zoomer“ finden ließen: Kongenialer Indie-Rock, avantgardistischer Pop, die hohe Kunst des experimentellen Songwritings - dies und vieles mehr stand allerorts geschrieben und trotzdem müssen die Superlative erneut bemüht werden, um der dritten, durch und durch fulminanten Platte „Expo 86“ gerecht zu werden. Keine Sekunde vergeht ohne Knalleffekt, kein Song ordnet sich dem Vorgänger unter. Und gerade weil Wolf Parade immer wieder die Keyboards vor die Gitarren schieben, sind die einzelnen Beiträge nichts anderes als kraftvolle Ausrufezeichen. Damit hätten selbst die größten Verehrer nicht gerechnet, aber „Expo 86“ ist das bislang beste Album von Wolf Parade. Nichts anderes. Text: Marcus Willfroth


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PLATTEN/OFFENBARUNG

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DIE OFFENBARUNG The Gaslight Anthem AMERICAN SLANG

(SideOneDummy/Cargo) Es ist ein offenes Geheimnis: Spätestens seit ihrem hymnischen Zweitwerk „The ’59 Sound“ gehören The Gaslight Anthem aus New Jersey auch zu den Lieblingsbands unserer Redaktion. Ob Punkrocker, Indie-Mädchen oder Metal-Head, auf diesen hemdsärmeligen Selfmade-Sound, der sich schon auf ihrem rauen Debüt „Sink Or Swim“ zwischen Against Me! und dem Boss Bruce Springsteen verorten ließ, konnten sich alle einigen. Mit „American Slang“, ihrer Dritten, müsste das Quartett also offene Türen einrennen und wenn überhaupt, dann an ihrer eigenen Messlatte scheitern. Brian Fallon und Co. aber

umschiffen beides: Das bluesige Songwriting ist im Herzen immer noch Punkrock der Arbeiterklasse, das aufgenommene Ergebnis ist noch radiotauglicher als zuletzt, Überraschungen bleiben aus. Es geht immer noch um die große Nachbarstadt New York, um moderne Romeos und um die Zeiten, als wir und ihr und sie noch jung waren. Sollen sie alles dürfen, die Jungs, solange sie uns weiterhin Herzblut, Wehmut und Nostalgie in zehn so erprobten Gänsehaut-Singalongs bescheren. So bleiben The Gaslight Anthem nach wie vor unsere Lieblingsband. Und deine. Und deine.

Text: Fabian Soethof

1 hoffnungslos ** 2 üben ** 3 bemüht ** 4 egal ** 5 kann man machen ** 6 vorn dabei ** 7 gut ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 Klassiker Antitainment Ich kannte die, da waren die noch real!

(Zeitstrafe/Cargo) Nach dem erfrischenden zweiten Album „Nach der Kippe Pogo?!“ lässt die Antitainment-Sippe ihr drittes Werk auf die Menschheit los. Unter den gefühlten zehn Millionen HardcoreBands hierzulande waren Antitainment schon immer die experimentierfreudigeren. Wahrscheinlich ist ihnen aber banales Schubladendenken eh total egal. Sonst würden sie nicht fröhlich Hardcore-Riffs aus der Refused-Schule mit bombastischen Orgel-Klängen und Achtziger-Billo-Computersounds unterlegen. Beim Gesang ist ein Einfluss von schrägen Kollegen wie den Goldenen Zitronen nicht zu überhören, was auch einen treffenden Zynismus beinhaltet. Leicht verdaulich ist das alles nicht, aber das sollte Hardcore ja eh nie sein. Ausgefuchster als die x-te Bollo-Kapelle sind die Jungs allemal. Let them antitain you! 8 Text: Tim Kegler

The Apples In Stereo Travellers In Space And Time

(Yep Rock/Cargo) Willkommen in der SpaceDisko. Unter Indie-Nerds wird das im Restjahr wahrscheinlich ein bevorzugter Aufenthaltsort, denn hier kann man seinen Trash-Spleen, die Vorliebe für C64-Synthie-Schmock vergangener Tage endlich in die angebliche Zukunft schießen. Der Nachfolger zum großen Apples In Stereo-Comeback-Doppelalbum „New Magnetic Wonder“ ist zu einem herrlich überladenen Siebziger-Science-Fiction-Soundtrack geraten. Überall knarzen die Vocoder, tanzen die Blechroboter und klingeln die Casios - Barbarella wäre stolz auf Apples-Chef-Geek Robert Schneider. Selbiger zeigt auf der neuen Langspielplatte erneut sein enormes Talent als Hookline-Fließband. Songs wie „Dream About The Future“ oder „Told You Once“ sind echte Pop-Perlen im Gewand einer antiquierten Zukunftsvision. Aber: es hat einen Grund, dass der Vocoder sich nie richtig durchgesetzt hat. Denn der nervt stellenweise, dass einem das Lötzinn aus der Blechmütze quillt. 7 Text: Timo Richard

Blacklist Royals Semper Liberi

(Gunner/Broken Silence) Auch die Blacklist Royals aus Nashville, Tennessee, möchten sich in die Riege jener PunkBands einreihen, die in diesem Sommer mit neuen, atemberaubenden Platten für amtlichen Wellengang in ihrem bunt tätowierten

Genre sorgen. Dabei atmet „Semper Liberi“ den ungestümen Spirit früher Gaslight Anthem-Alben, klingt aber angenehm wenig nach Boss und Blues, sondern nimmt lieber ein schönes Staubbad in Country und Bluegrass. Getreu dem Albumtitel werfen die fünf vogelfrei alles in ihren Stilmix - von Südstaaten-Honky-Tonk über den Garage-Punk der New Bomb Turks bis zu dem Pop-Appeal der Teen Idols. Hört sich gut an? Ist es auch! 7 Text: Flo Hayler

The Books The Way Out

(Temporary Residence Limited/Cargo) Die Collage ist mehr als eine Versatzstückelei, das Collagierte ist etwas gänzlich Neues. So gehört auf dem ersten Album von The Books. „The Lemon Of Pink“ bot eine wunderbare Reise durch unterschiedlichste Soundwelten, das Album stieß wechselnde Assoziationen an und verleitete zu teilweise konkreten Vorstellungen über den Herkunftsort des verwendeten Materials. Ob man es kunstvoll oder bildreich nannte - man behielt Recht und es machte Spaß. „Lost And Safe“, der Nachfolger, wirkte leider deutlich weniger inspiriert und leitete einen Trend ein, der sich auf „The Way Out“ nur unglücklich fortsetzt. So sehr der Zufall in der Komposition der Books eine Rolle spielen mag, das neue Album wirkt formalistisch. Das Stilprinzip hat sich totgerannt, The Books beginnen langsam aber sicher, sich selbst zu kopieren. Sehr schade! Aber gute Band, trotzdem. 5 Text: Ulf Ayes

Canadians The Fall of 1960

(Ghost/Alive) Eine ganz ehrliche, fast verzweifelt gemeinte Preisfrage: Was ist da anders, besonders? Die Canadians, hier mal aus Italien, spielen manierlichen Alternative-/College-Rock in gut sichtbarer Nachbarschaft von Weezer, Pavement und anderen. Aber was unterscheidet diese Band mit ihrer Musik bloß von den Trillionen anderer Bands mit einer ebensolchen stilistischen Ausrichtung? Die Arrangements sind hier und da gewitzt und einfallsreich, manchmal sogar ulkig. Aber das reicht nicht. Es bleibt alles mittelmäßig. Man wird beim Hören dieses Albums das Gefühl nie los, einen Zusammenschnitt aus zehn anderen Alben zu hören, die alle etwas besser sind. Gut, diesen Vorwurf könnte man zig Bands und Platten machen. Aber vielleicht ist das das Drama der Canadians. Sie sind nicht einmal schlecht genug, um aus dem Meer des Mittelmaßes herauszuragen. Vielleicht das nächste Mal. 5 Text: Gordon Gernand

The Casting Out The Casting Out

(Eyeball/Cargo) Es scheint, als hätte der ehemalige Boysetsfire-Frontmann Nathan Grey mit The Casting Out ein neues, auf Langzeit angelegtes Bandprojekt ins Leben gerufen. Nach dem überraschend eigenständigen und hitbeladenen Debüt „Go Crazy! Throw Fireworks“ wird der eingeschlagene Weg nun mit dem selbstbetitelten neuen Album fortgeführt. The Casting Out parken ihren hochmelodiösen Punkrock direkt neben Legenden wie Hot Water Music, Leatherface oder Samiam, stets angetrieben von Greys Trademark-Stimme. Dieses Album beweist: TCO haben Zukunft! 6 Text: Flo Hayler

Chris Shiflett & The Dead Peasants Chris Shiflett & The Dead Peasants

(Le Coq Napoleon/RCA/ Sony) Nach Foo Fighters-Schlagzeuger Taylor Hawkins veröffentlicht nun auch FF-Gitarrist Chris Shiflett seinen (weiteren) musikalischen Alleingang, diesmal mit den Dead Peasants. Auf dem selbstbetitelten Debüt dieses Projekts fröhnt Shiflett seiner Vorliebe für Americana, Folk, Rockabilly und Steel-Gitarren. Somit gesellt sich Shiflett zu dem Reigen Roots-zelebrierender Alt-Punks wie Joey Cape (Lagwagon), Tony Sly (No Use For A Name) oder Mike Ness (Social Distortion). Dabei macht der 39-Jährige einen exzellenten Job und outet sich als durchaus fähiger Sänger. Nur in Sachen Timing hat Shiflett leichte Defizite: Statt mit diesem Album auf Tour zu gehen und sich die verdiente Portion Applaus abzuholen, steht der dreifache Familienvater bereits wieder im Studio, um das neue Foo Fighters-Album einzuspielen. Nächstes Mal. 6 Text: Flo Hayler

The Coral Butterfly House

(Deltasonic/Cooperative Music) Schon ewig dabei und doch nie den großen Durchbruch geschafft. The Coral scheinen sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben und richten sämtliche Ambitionen auf das, was sie problemlos beherrschen: Psychedelischen Gitarren-Pop, kombiniert mit Rock-infiziertem Folk und ihrer ganz eigenen Vorstellung von Rock’n’Roll. Dass ihr neues, sechstes Album „Butterfly House“ dabei zur gut gemeinten

Hausmannskost gerät und durchaus mehr Abwechslung vertragen hätte, scheint der Truppe um Sänger James Skelly vollkommen egal zu sein - obwohl die Songs an Geradlinigkeit nichts verloren haben, fehlen Überraschungseffekte und so muss man die Hörer der Band fast warnen: Falls jemanden schwindlig werden sollte, dann nur, weil sich The Coral mit „Butterfly House“ mächtig im Kreis drehen. Was komischer klingt als es ist. 5 Text: Marcus Willfroth

The Courteeners Falcon

(Universal) Schon Chris Roberts wusste, dass man nicht immer 17 sein kann. Nicht weniger peinlich und schlageronkelhaft stellt auch The Courteeners-Chef Liam Fray fest, dass die Zeit für niemanden still steht. Zu Beginn seiner Karriere selbst gerade mal 19 Jahre alt (wie er sich in „The Opener“ erinnert), klingt auch Fray zwei Jahre später immer noch so altklug, wie es einem nur die Teenagerzeit erlaubt. Dabei ist „Falcon“ durchweg melodiöse und leicht zugängliche Brit-Pop-Kost, die sich durch allzu bekannte und austauschbare Hit-Bausteine aber schnell wieder verflüchtigt. „Naive, young, and not too clever/ Will it be like this forever“, fragt der Schlusstrack - und nein, normalerweise vergeht das irgendwann. Und dann könnten The Courteeners noch mal eine ganz gute Band werden. 3 Text: Britta Arent

Delays Star Tiger Star Ariel

(Lookout Mountain/Alive) Die Delays ließen sich zuletzt stets prima durch ihre Coverartworks lesen: als farbiges Stromknäuel, voll von knallbunter Energie kurz vor der Explosion. Der Federbausch auf „Star Tiger Star Ariel“, gesäumt von kleinen, matten Sternchen, alles getaucht in dottriges Gelb und triste Rosttöne, gibt da ein Rätsel auf, bei dessen Lösung man jedoch schnell zu einem schlichten Zwischenfazit kommt: Die Dinge haben sich geändert. Und in der Tat sind auch die elf neuen Songs zwar wieder gewaltig produziert, es fehlt ihnen jedoch jede Kraft, sich gegen den sie Bombast abzubilden oder ihn gar zu durchstrahlen. Es bleibt ein kleistriger Soundmatsch ohne Profil, und man will die Platte schon samt Gnadenpunkt in die Tonne kloppen, da geht mit dem Schluss- und Titeltrack doch noch die Sonne auf. Später Trost. 3 Text: Friedrich Reip


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PLATTEN

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Delta Spirit History From Below

(Rounder/Universal) Und jetzt alle! Wenn Matt Vasquez und seine Kompagnons in „Vivian“ oder „St. Francis“ zum ganz großen Refrain ansetzen, gibt es kein Halten mehr. Dann blasen die Kalifornier selbst inbrünstige Chorknaben wie Mumford & Sons von der Bühne. Wie die jungen Engländer schwelgt das Quartett aus San Diego gerne in Traditionalismen und scheut nicht die ausladende Geste in Form hymnischer Mitsingmomente und üppiger Arrangements. Jedoch sind Delta Spirit mindestens genauso stark im Rock verwurzelt wie im Folk, Country oder Blues. „White Table“ wird von zwei Schlagzeugen vorangetrieben, und „Bushwick Blues“ ist eine pompös produzierte Indie-Rock-Nummer. In „Scarecrow“ dagegen erklingen neben Akustikgitarre und Gesang nur Vogelzwitschern und das Geräusch einer Propellermaschine am Himmel. So simpel geht’s auch. 6 Text: Nina Töllner

Devo Something For Everybody

(Warner) Als wäre nichts gewesen, kehren Devo nach 20 Jahren Albumpause und vereinzelten Comeback-Tourneen mit einem neuen Longplayer zurück - und machen ihrem Ruf als verkopft-schräg wirkende Wave-Helden alle Ehre. „Something For Everybody“ bietet diametralen Sythie-Pop und versucht sich inhaltlich an diversen Utopien einer neuen Gesellschaftsform. Das Ziel ist dabei stets eine Welt, in der Devo nicht als Sonderlinge, sondern als Vordenker der Hochkultur in die Geschichte eingehen. Doch leider, es mangelt der Band um Sänger Mark Mothersbaugh an originellen Ideen - vieles klingt, als habe man die Demos längst vergangener Tage mit einer modernen Produktion versehen und leider wird dies zur angestrebten Revolution kaum reichen. „Something For Everybody“ ist ein Achtungserfolg. Nicht mehr, nicht weniger. 5 Text: Marcus Willfroth

The Futureheads The Chaos

(Nul/Rough Trade) Das Cover und Artwork von „The Chaos“ lassen befürchten, dass es beim vierten Futureheads-Album bedeutungsschwanger in die Vollen geht. Doch keine Angst: Um an diesem Stück Wave-Punk seine Freude zu haben, muss man Stephen Hawking weder gelesen noch verstanden haben. Auch die chaotischen Entgleisungen halten die Futureheads weitestgehend im Zaum - über weite Strecken sorgt gekonnt arrangierter Satzgesang für Harmonie, während die Instrumente nach vorne preschen und rhythmische Haken schlagen. Das Chaos löst sich schließlich bei „Jupiter“ in ACapella-Wohlgefallen auf, und mit diesem Track empfehlen sich die Futureheads als Band, die Queen und Clash gleichermaßen beherrscht. 6 Text: Robert Goldbach

Gemma Ray It’s A Shame About Gemma Ray

(Bronzerat/Soulfood) Mal eben zwischen Weihnachten und Neujahr eine Platte machen? Kein Problem für Gemma Ray. Unterstützt von Heavy Trash-Gitarrist Matt Verta-Ray sie letzten Winter spontan 16 Coverversionen eingespielt. Neben der selbstironischen Lemonheads-Hommage im Titel wird auch einigen anderen alten Grunge-Helden Tribut gezollt. Mudhoneys „Touch Me, I’m Sick“ bekommt ebenso seine charmante Singer/ Songwriter-Interpretation ab wie Sonic Youths „Drunken Butterfly“ im Crossover mit dem Filmscore von „Rosemary’s Baby“. Aber Gemma Ray kann nicht nur Grunge. Songs von Buddy Holly, Lee Hazelwood oder der „007“-Klassiker

„Hey Big Spender“ von Shirley Bassey werden ebenso einer sympathischen Neu-Behandlung unterzogen. Wenn eine zierliche junge Frau ein Coveralbum rausbringt, sind Vergleiche zum „Jukebox“-Album von Cat Power fast unvermeidlich. Eine Schande ist diese Referenz für Gemma Ray aber definitiv nicht. 7 Text: Tim Kegler

Gringo Star All Yall

(Cargo) Ob sie nach mittlerweile mehr als sechsjähriger Bandgeschichte noch über ihren eigenen Namen lachen oder gar Fragen bezüglich der dahinter steckenden Absicht hören können, sei mal dahingestellt. Was Gringo Star aus Atlanta, Georgia, aber da hergestellt haben, kann sich auf jeden Fall hören lassen: Ihr Debütalbum „All Yall“ (dass da dann doch eigentlich irgendwo ein Apostroph sein müsste, kann man im Eifer des Gefechts schon mal vergessen...) bietet in knapp 40 Minuten zwölf Songs feinstem Garagen-Rock, der rumpelt, pumpelt und sogar über eine Handvoll guter Melodien verfügt. Weniger steril und dem Reißbrett entsprungen als Mando Diao, schepperiger und origineller als die Ceasars, flotter und poppiger als die Black Keys und - Oh Wunder! - für Fans aller genannten Bands durchaus antestenswert! 6 Text: Stephan Behrens

Health Disco2

(City Slang/Universal) „This depraved unwashed sex addict is the sound of the near future“, tönt das Begleitschreiben zur Remix-LP von Health - es geht um Pictureplane, einen der kaum bekannten Auserwählten, die Tracks vom letzten Album der kalifornischen Noise-Rocker bearbeitet haben. Ungewaschen und sexsüchtig klang „Get Color“ von 2008 tatsächlich, während „Disco2“ die rohen Züge eher sterilisiert hat. Macht aber nichts, denn hier geht jeder Producer mit Nuancenreichtum ans Werk. Die beiden Versionen von „Nice Girls“ etwa sind jeweils so überzeugend, dass der einzige prominente Beitrag kaum mehr heraussticht: „Eat Flesh“ von den befreundeten Crystal Castles. 7 Text: Philipp Kohl

I Am Kloot The Sky At Night

(PIAS/Rough Tade) Das letzte Mal, als sich Guy Garvey für seinen Buddy John Bramwell hinter die Regler klemmte, um ein Album zu produzieren, waren weder Elbow noch I Am Kloot mehr als ein gut gehüteter Geheimtipp. 2001 war das und das Resultat das viel gelobte I Am Kloot-Debüt „Natural History“. Während Elbow ihre orchestrale Experimentierwut schrittweise auf die Spitze trieben und sich damit, zumindest auf der Insel, mittlerweile zu den ganz Großen zählen dürfen, frönen ihre Manchester-Homies weiterhin unbeirrt und leider weitgehend unbeachtet ihrer kauzigen Pub-Melancholie. Große Überraschungen bietet auch die zweite Kooperation der beiden Charismatiker, das programmatisch betitelte „The Sky At Night“, nicht. Vielmehr hat es sich Garvey anscheinend zum Ziel gemacht, die großen Qualitäten des Trios zu destillieren und ins rechte Licht zu rücken. Bittersüße Schwermut und poetische Texte zwischen schwarzem Humor und betrunkenem Sarkasmus ergeben ein Album voller Hymnen für einsame Nachtschwärmer, das wohl trotzdem wieder haarscharf am Massengeschmack vorbeischrammen wird. Auch wenn „Natural History“ den Spitzenplatz in der Diskografie nicht hergeben muss, bleibt festzuhalten, dass I Am Kloot mal wieder so ziemlich alles richtig gemacht haben. 7 Text: Thomas Müller

I Got You On Tape Spinning For The Cause

(Crunchy Frog/Tigerspring/Cargo) In ihrer Heimat werden die vier Kopenhagener bereits seit einiger Zeit als Allstar-Team der Indie-, Jazz- und Undergroundszene gefeiert und mit Lob und Preisen überhäuft. Motivation genug, um nach größeren Zielen zu greifen und ihr drittes, 2009 erschienenes Album nun auch bei uns zu veröffentlichen. Statt einem stilübergreifenden Feuerwerk gleicht „Spinning For The Cause“ mit seinen schleppenden Beats, den eingestreuten Synthies und Jakob Bellens charismatisch-sonorer Stimme jedoch eher einer herannahenden Gewitterfront, die langsam, aber unaufhaltsam den Himmel verdunkelt. Reduziert und bewusst monoton gehalten, entsteht so ein Darkwave-Szenario mit viel Pathos, das mit seinen Retroeffekten und verspielten Pop-Melodien zwar angenehm aus der Zeit fällt, auf Dauer jedoch zu kontrolliert und gezügelt daherkommt, so dass der erhoffte Blitzschlag leider ausbleibt. 6 Text: Boris Mischke

I Heart Hiroshima The Rip

(Cargo) Egal, wie man es dreht oder wendet, mit dem zweiten Album kommt immer auch unweigerlich die gefürchtete Messlatte um die Ecke, die man entweder überspringen, durchbrechen oder verreißen kann. Im Fall von I Heart Hiroshima wird sich einfach drum rum geschlichen, vielleicht merkt’s ja keiner? Sofort nach den ersten Takten wird für Kenner dieses zweigeschlechtlichen Duos klar: Man bekommt, was man erwartet, was nicht unbedingt schlecht, aber auch nicht überragend ist. „The Rip“ ist wie das Debüt eine gute, energiegeladene Platte mit nettem Bonbon-Pop zum Gernhaben. Der Wechsel der beiden sehr markanten

Stimmen verleiht auch diesem Longplayer wieder eine starke eigene Note, leider aber auch nicht mehr als das. Bereits nach den ersten drei Stücken fühlt „The Rip“ sich an wie die alt eingesessene Couch, in die man sich fallen lässt und die sich gut anfühlt, aber eben wenig Neues bringt. 5 Text: Sarah Gulinski

IKARIA Luxembourg

(Cobretti/Broken Silence) „Luxembourg“ ist eine dieser Platten, die klingen, als wären sie in einer Leichenhalle eingespielt worden. Ikaria leben in Berlin, das Album wurde in der schwedischen Einöde aufgenommen. Im Winter. Und so klingt es auch. Unterkühlter, schneidiger, gotischer Indie-PopRock, geschult an den einschlägigen Referenzen der vergangenen Jahrzehnte. Schön ist der Wille zum Hymnenrefrain, nicht schön hingegen die Tatsache, dass ihnen ständig schiefe und ungelenke Melodien dazwischen grätschen. In „Fragile“, dem besten Song, haben sie den DunkelVerrauchte-Bar-Blues, den sie mit einem schönen Ohrwurmchorus kreuzen. Im Rausschmeißer „Seven Spires“ werden sie theatralisch und spielen vor dem geistigen Auge in einem Varieté, in dem nur die Notbeleuchtung an ist. Der große Rest reicht zur Beschallung einer Kellerparty. 5 Text: Gordon Gernand

Kap Bambino Blacklist

(Because/Warner) Sieht so aus, als müssten die Crystal Castles ihre Burg gut ausbauen, denn aus Richtung Kap Kambino taucht am Horizont große Konkurrenz in ihrem Segment auf. Beim SXSWFestival haben Caroline Martial und Orion Bouvier schon gezeigt, wie eine exzessive Bühnenshow aussehen muss. Da passt eine schrille Mischung aus Elektro-Sounds, die auf wilde Punk-Attitüde

Kele Okereke The Boxer

(Wichita/Cooperative/Universal)

Contra

Bloc Party-Frontmann Kele Okereke veröffentlicht ein computergesteuertes Album, um die fiesen stilistischen Fesseln seiner Hausband hinter sich zu lassen. Die hat zwar mit ihren letzten Alben bewiesen, dass sie sich kreativ kaum einschränken muss, aber bitteschön, gönnen wir Okereke seinen Egotrip. Der allerdings führt ihn zeitweise auf höchst fragwürdiges Terrain, denn Keles Elektro-PopInkarnation bearbeitet vorwiegend jenes popkulturelle Ödland, dessen Herrscher eigentlich PerryClarksonCyrusKe$ha-Produzent Dr. Luke ist. Dass ein eigentlich hochbegabter Musiker wie Okereke sich im Video zur Ibiza-tauglichen Single „Tenderoni“ nicht entblödet, den Lady GaGa-Roboter nach zu tanzen, macht die Sache nur noch ärgerlicher. Denn so schafft er es selbst den ungewohnt offenen, langsameren Stücken auf „The Boxer“ den Anstrich schmieriger Charts-Puzzleteile zu verleihen. Manchmal wäre die KreativPAUSE eben doch das richtige. Text: Richard Solms

Pro

Bedeutet dieses Soloalbum von Frontmann Kele das Ende von Bloc Party? Gute Frage, aber fast möchte man meinen, dass das nicht das Schlimmste wäre. Denn so viel Spaß wie Okerekes Einzeldebüt hat die Band eigentlich seit ihrem Erstling „Silent Alarm“ nicht mehr gemacht. Die bei Bloc Party immer nur am Rande ausgelebte Leidenschaft für Tanzbares und Elektronisches wird auf „The Boxer“ ziemlich zentral in den Vordergrund gerückt, ohne dass man befürchten müsste, die Indie-RockIdeale würden hier ganz über Bord geworfen. Viel mehr liefert der Brite etwas ab, was sonst derzeit vor allem weibliche Songschreiberinnen wie Marina & The Diamonds schaffen: ein PopAlbum, das musikalisch wie textlich immer mit mindestens fünf Bällen gleichzeitig jongliert, ohne einen fallen zu lassen, und dabei zu zwei Dritteln aus Hits besteht. Clever, aber nicht überfrachtet, und lässig-frisch, ohne banal zu werden. Text: Patrick Heidmann


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inklusive selbstzerstörerischem Auftreten treffen, natürlich perfekt. Die Arbeitsteilung ist klar: Der bärtige Freak Bouvier mischt die bunten SynthieSalven zusammen, während die seltsam-süße Caroline ihre quietschige Stimme darüber schwirren lässt. Das kann man als quirliges Trashpaket bezeichnen, Stimmung macht es allemal, einfach weil bei vielen Songs auch das Tempo stimmt. Wer die aktuelle Crystal-Castles-Platte abfeiert und schon jetzt gierig nach mehr verlangt, wird am Kap Bambino bestimmt keinen Schiffbruch erleiden. 7 Text: Tim Kegler

Kids In Glass Houses Dirt

(Roadrunner/Warner) „It doesn’t pander to any fleeting trends“, sagt Frontmann Aled Phillips über das neue Album seiner Band Kids In Glass Houses. Und lügt dabei, ohne mit der Wimper zu zucken - „Dirt“ klingt nämlich in Wirklichkeit so, als hätten Trendforscher versucht, die perfekte Musik für die aktuelle Teenager-Generation zu erschaffen. Den Pop-Punk von Fall Out Boy, die Melancholie von Paramore, die Stadion-Refrains von Funeral For A Friend, die gelegentlichen Gewaltausbrüche der Lostprophets - die Waliser mischen auf Platte Nummer Zwei den ultimativen Music For The Masses-Soundtrack zusammen. Irgendwie uninspiriert und glatt? Wohl wahr. Aber trotz allem auch perfekt eingängig - und zumindest diesen Sommer kaum aus dem Ohr zu kriegen. 7 Text: Tito Wiesner

Kommando Sonne-NMilch Pfingsten

(Major Label/Broken Silence) Das fünfte Werk des die ländliche Idylle und damit verbundene Ruhe genießenden Deutsch-Punks Jens Rachut ist was für jeden Deutsch-Leistungskurs oder meinetwegen Bio. Wer denkt, Turbostaat-Texte seien durchgeknallt, krank und verschroben, der dürfte bei „Pfingsten“ noch gut dazulernen: Titel wie „Pohl Hat’s Gerettet“ und Zeilen wie „Wenn was umfällt, macht es Lärm“ zeugen von Rachuts weiterhin großem Talent zur abstrakten Dichtkunst, die der Ur-Punk bereits in seinen legendären Combos Dackelblut oder Oma Hans ganz gut drauf hatte. Wer gerne mal frei hat und die zwischen den Zeilen geparkte Genialität von „Pfingsten“ genießen möchte, sollte dieses Album mehrmals am Stück sehr laut hören und dabei essen. 6 Text: Flo Hayler

Korn Korn III Remember Who You Are

(Roadrunner/Warner) Dass Korn, neben Limp Bizkit DIE Nu-Metal-Speerspitze der späten Neunziger, ihren Zenit überschreiten würden, dämmerte uns schon zu „Issues“-Zeiten (1999). Jetzt aber, neun Alben und 15 Jahre nach Bandgründung später, schleudern sie mit „Korn III: Remember Who You Are“ schon wieder ein Album raus, auf das die Welt so wenig gewartet hat wie sie selbst. 44 quälende Minuten lang stöhnt und jault und flüstert sich Jonathan Davis durch altbekannte Strukturen, vermeintliche Anstößigkeiten und gähnende Langeweile. Fieldy kloppt und slappt in altbekannt vertikaler Manier auf seinen tiefhängenden Bass ein, die Songtitel lauten „Pop A Pill“, „Fear Is A Place To Live“ oder gar „The Past“. Traurig aber wahr: Diese Band erinnert sich titelgemäß daran, wer sie ist oder mal war. Nur die richtigen Konsequenzen zieht sie daraus nicht. 3 Text: Fabian Soethof

The Magic Numbers The Runaway

(Heavenly/Cooperative/Universal) Mal ehrlich: Das grundsätzliche Markenzeichen der Magic Numbers ist weniger ihre Musik als

vielmehr das Auftreten der Band. So unfassbar sympathisch wirken sie, dass niemand den Geschwistern etwas Böses will. Wobei ihre ersten Alben manierlichen als auch erstaunlich versierten Indie-Pop boten und vergnügt allem Schlechten auf der Welt den Garaus machten. Folgerichtig setzt auch das dritte Studiowerk der Band diese Mission fort. Oberflächlich, denn „The Runaway“ birgt einige Neuerungen in sich: Nicht länger beschleicht einen das Gefühl, Belle & Sebastian hätten im Studio Pate gestanden, denn ein Großteil der Songs präsentiert sich von einer ungewohnt schroffen Seite. Mit viel Eigensinn und einer Portion Dunkelheit im Gepäck, überzeugen die Magic Numbers erneut. Und das wie gewohnt hochsympathisch. 6 Text: Marcus Willfroth

Martin Jondo Sky Rider

(Four/Sony) Das dritte Album des (Reggae-)Sängers aus Berlin ist im wahrsten Sinne des Wortes „uplifting“. Mit Leichtigkeit schickt Martin Jondo seine Hörer der „Golden Sun“ entgegen. Oja Tunes und Olsen Involtini aus dem Umfeld von Seeed haben ihm dabei die Startbahn mit ihren Produktionen geebnet. Wer jetzt allerdings eine ruhige Reiseroute wie bei seinen ersten Flugversuchen erwartet, wird überrascht sein, wie turbulent es bei Martin Jondo zugeht. „Dead Or Alive“ geht funky ab und bei „Close My Eyes“ werden sogar die Rock-Gitarren ausgepackt. Bei der Single „Cherry“ darf zu den treibenden Handclaps rumgewirbelt werden. Wer danach erst einmal in die Ruheposition gleiten will, kann sich beim Duett „Lose Control“ mit Laura Lopez Castro zurücklehnen. Punktlandung geglückt! 7 Text: Holger Muster

Micah P. Hinson And The Pioneer Saboteurs Micah P. Hinson And The Pioneer Saboteurs

(Full Time Hobby/PIAS/ Rough Trade) Es ist nicht bekannt, ob George W. Bush ein großer Micah P. Hinson-Fan ist. Beide kommen zwar tief aus dem Herzen von Texas, aber dem Ex-Präsi wäre der Frontmann der Pioneer Saboteurs wohl inhaltlich zu kritisch und musikalisch zu schwermütig. Hätte Eddie Vedder nicht schon den Soundtrack zum Film „Into the wild“ geschrieben, wäre Hinson mit diesem Album der perfekte Mann für den Job. Schließt man bei diesen behutsamen FolkSongs auch noch die Augen, führen sie vollends in majestätische Wälder, in denen sich Grand Archives mit Leonhard Cohen treffen, um gemeinsam Walt Whitman-Gedichte zu rezitieren. Sollte Micah P. mit seinen Saboteur-Pionieren künftig eine Tour durch den europäischen Herbst anstreben, fallen wahrscheinlich auch hier die härtesten Blätter vor Erhabenheit vom Baum. 7 Text: Tim Kegler

Mystery Jets Serotonin

(Rough Trade/Beggars/ Indigo) Blaine Harrison, Sänger der Mystery Jets, weiß, wie man aus der Not eine Tugend macht. Seit seiner Geburt leidet der Musiker an der Krankheit Spina Bifida, die ihn dazu zwingt, an Krücken zu gehen. Um ihn von seinem Schicksal abzulenken, gründete Vater Henry mit dem damals Achtjährigen eine Band. Mittlerweile hat sich die Indie-Kapelle um ein paar Mitglieder vergrößert und bereits zwei Alben veröffentlicht. Ihr neues Baby hört auf den Namen „Serotonin“ und ist Nummer Drei in der Erbfolge. Um auch alles richtig zu machen, hat sich das Quintett für das aktuelle Werk den Soundtüftler Chris Thomas mit ins Boot geholt, der schon

für die Beatles, Sex Pistols und Pink Floyd an den Reglern stand. In den elf Songs der Platte pendeln die Herren jedoch zwischen energetischem Rock, wie beim Opener „Alice Springs“ und feinstem Achtziger-Sound - eine gelungene Mischung! 7 Text: Natascha Siegert

Natureboy Natureboy

(Own/Alive) Hinter Natureboy steckt die zierliche New Yorkerin Sarah Kermanshahi. Sie spielte lange bei House On A Hill und mag das neue Album von Animal Collective. Davon hört man auf diesem Werk dankenswerterweise nichts. Rein gar nichts. Ihre Stimme klingt wie ein Regenschauer, der sich über neun bedrückende LoFi-FolkSongs gießt, um noch die letzte trockene Stelle aufzuweichen. Neben der Akustik- oder E-Gitarre haben nur wenig Instrumente Platz. Ein bisschen Schlagzeug und Bass hier und da, aber nicht zu viel. Außer diesem minimalistisch gedüngten Boden und Kermanshahis Stimme gibt es nichts in dieser Welt. Die Stimme kommt aus den Wolken der Melancholie. Und im letzten Song, dem schönen „Over And Out“, lösen sie sich langsam auf. Aber dahinter fehlt die Sonne. 6 Text: Gordon Gernand

Norman Palm Shore To Shore

(City Slang/Universal) Norman Palm ist Kosmopolit (Meppen - Paris Mexico City - Berlin) und Kunsthochschulabsolvent. Nimmt man sein zweites Album als Anhaltspunkt, so ist das Wandeln zwischen den Kulturen und den Disziplinen einem spannenden musikalischen Output sehr zuträg-

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lich. Palm wird zwar gerne unter dem Label Singer/Songwriter geführt, aber eigentlich spielt er verträumten Indie-Pop ohne Berührungsängste. Das von Ukulele und Handclaps getragene „Start/Stop“ endet auf einem jazzigen OrgelOutro. „Landslide“ schunkelt - trotz Computerbeats - mit dezentem Western-Flair vor sich hin. „$20“ und „Phantom Lover“ wiederum kombinieren karibische Steelpan und afrikanische Rhythmen mit einem fetten Synthie-Teppich. Und das ist nur ein Vorgeschmack auf die kleine, feine Wundertüte namens „Shore To Shore“. 7 Text: Nina Töllner

Oasis Time Flies... 1994-2009

(Big Brother/Sony) Wenn man dieses Boxset vor sich hat, wenn man all diese Hits am Stück hört, wenn man den Live-Mitschnitt auf voller Lautstärke durch seine Wohnung schallen lässt, wenn man die Gedanken der Gallaghers und ihrer Fans im Booklet liest, wenn man all die Erinnerungen, die an einer der größten Bands des vergangenen Jahrzehnts hängen, durch seinen Kopf flirren lässt und im Anschluss all die Clips zu jenen Hits sieht und sich unweigerlich an längst eingestellte TV-Formate erinnert fühlt und auf raren Live-Videos sieht, wie unglaublich diese Band geliebt wurde dann weiß man vor allem, dass Oasis am Ende ihrer Karriere einfach nur missverstanden und zu Unrecht gehasst wurden. Genauso wie zu Unrecht behauptet wird, „Time Flies...1994-2009“ sei Abzocke am Fan. Es ist einfach eine Zusammenfassung einer der größten Bands unserer Zeit. Und die geht vom ersten Ton bis zum letzten Flimmern der DVD einfach nur unter die Haut. Text: Steffen Sydow


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PLATTEN

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Parlovr Parlovr

(Dine Alone/Soulfood) Wer die neue Arcade FireSingle „The Suburbs“ in Endlosschleife hört, um die Wartezeit auf den neuen Langspieler zu überbrücken, sollte genau jetzt mal Pause machen und die Dauerbeschallung zur Abwechslung mit Artverwandtem unterbrechen. Mit Parlovr zum Beispiel. Ebenfalls aus Montreal, aber nur zu dritt, scheppern Parlovr fröhlich vor sich hin und klingen mal wie die Neunzigerjahre-Inkarnation von Power-Pop, ein bisschen Post-Punk und erinnern (wie in „Hiccup!“) eben auch mal an Arcade Fire. Alleinstellungsmerkmale gibt es dennoch genügend, um nicht als Pausenfutter durchgewunken zu werden, sondern einmal mehr festzustellen: Oh wie schön ist Kanada. 6 Text: Britta Arent

Plan B The Defamation Of Strickland Banks

(Warner) Er hätte der nächste Mike Skinner werden können. Ben Drew aber, schon auf seinem Garagen-Rap-Debüt „Who Needs Actions When You Got Words“ 2006 besser als Plan B bekannt, hatte größere Visionen. Die rollt er nun auf „The Defamation Of Strickland Banks“, übrigens parallel zu seinem gleichnamigen Film, aus. Und wie lässig und souverän er das tut: Mit einem Auftreten zwischen Bankvertreter-Milchgesicht und stilsicherem Schwiegersohn sowie einer Stimme zwischen Londonbeat und Marvin Gaye, macht er fast glauben, weiße Londoner Vorstadtkids hätten den Soul erfunden. In seiner britischen Heimat hat Plan Bs großer Pop-Entwurf längst die Charts übernommen, die R’n’B-Single „She Said“ klingt auch in unseren Radios schon wie ein moderner Klassiker. Fest steht: von diesem 27-jährigen Schauspieler, Regisseur und Musiker werden wir noch viel hören. Oder sehen. 7 Text: Fabian Soethof

Refused The Shape Of Punk To Come

(Epitaph/Indigo) Als diese Scheibe 1998 rauskam, schlug sie ein wie eine Bombe - zumindest bei denjenigen, die ein offenes Ohr für die revolutionäre Abwendung vom traditionellen Hardcore der Band hatten. Was uns heute als grandioser Klassiker erscheint, war damals nämlich mehr als umstritten - der berühmte Schmähanruf „Refused are fucking dead!“ auf Sänger Dennis Lyxéns Anrufbeantworter war durchaus ernst gemeint. Und bevor die Band mit dem neuen Material so richtig durchstarten konnte, hatte sie sich auch schon aufgelöst. Das alles lässt sich mit diesem dreiteilige Paket verfolgen, das nicht nur das Album enthält, sondern auch die fast schon tragische 50-minütige Filmdokumentation „Refused Are Fucking Dead“ von 2006. Außerdem gibt’s noch ein bisher unveröffentlichtes Livealbum. Der Mitschnitt eines Konzerts in Umeå von 1998 ist beinahe programmatisch für das baldige Ende der Band. So zeigt es die ganze Wucht und Energie, die Refused auch als Liveband so großartig machten. Das Konzert lässt aber auch ahnen, warum Refused sich bald danach auflösten: das Publikum ruft immer wieder nach den alten Liedern, anstatt das neue Material abzufeiern, die Jungs selbst verhackstücken ohne Not ihren bis dahin größten Hit („Rather Be Dead“), und Dennis ergeht sich in launigen Ansagen, macht unpassende Vergleiche mit den Terroristen der Baader-MeinhofGruppe und stöhnt schließlich einen mäßig gut vorgetäuschten Orgasmus ins Mikro. Aber „New Noise“ bläst immer noch einfach alles weg. Ein großartiges Stück Musikgeschichte. 10 Text: Hans Vortisch

Roman Fischer Roman Fischer

(Vertigo/Universal) Was wäre der Herbst 2006 ohne das zweite Album von Roman Fischer mit dem ebenso vielsagenden

wie wunderschönen Titel „Personare“ gewesen? Richtig, nur halb so schön. Wie aus dem Nichts überzeugte der Wahlberliner dank düsterer Selbstreflexionen, die musikalisch stockdunkel mit Pathos erfülltem Indie-Pop untermalt wurden. Ganze vier Jahre brauchte er im Anschluss, um nun mit seinem dritten, selbstbetitelten Album zurückzukehren. Im Gegensatz zum Vorgänger jedoch besser gelaunt, versteht es der schüchterne Mann, nicht der Gefahr anheim zu fallen, einzig einen müden Aufguss des Erfolgsalbums zu präsentieren. Er vermengt Keyboards, hallende Effekte und Raum ergreifende Arrangements fast spielend leicht. Wie gut, dass er diese Platte vorsichtshalber im Sommer veröffentlicht. 6 Text: Marcus Willfroth

Scissor Sisters Night Work

(Universal) Dass das zweite Album das schwerste ist, ist eine PopWeisheit, die sich im Falle der Scissor Sisters als allzu wahr herausstellte. Denn nach dem genialen Debüt vor sechs Jahren stellte sich „Ta-Dah“ zwei Jahre später als künstlerische Enttäuschung heraus. Doch mit „Night Work“ machen die New Yorker Scherenschwestern das beinahe unvergessen. Als sei nichts gewesen, knüpfen sie überbordend, unverkrampft und bestens gelaunt an den Disco-Glamour von „Comfortably Numb“ oder „Filthy/Gorgeous“ an und feiern zwischen New Wave, Kitsch und Indie-Pop eine hemmungslose Party, die durch Gäste wie Ian McKellen, Santigold oder Produzent Stuart Price nur noch besser wird. Vielleicht toppt „Night Work“ nicht die Genialität der ersten Platte. Aber ein Comeback, das glücklich macht, gelingt den Scissor Sisters in jedem Fall! 8

Text: Patrick Heidmann

Solomon Burke Nothing’s Impossible

(Ear Music/Edel) Einem Mann, der mehr als 400 Songs geschrieben hat und auf über 90 Enkelkinder blicken kann, macht man so leicht nichts mehr vor. Solomon Burke kann man definitiv als „großen, alten Mann des Soul“ bezeichnen. Es gibt nicht mehr viele von dieser Sorte, und auch wenn es in Burkes Karriere einige Male auf und ab ging, ist er doch immer wieder zurückgekommen. Nach den letzten beiden Alben, mit denen er kleine Ausflüge in Richtung Country und Pop wagte, führt „Nothing’s Impossible“ wieder dahin, wo er sich am wohlsten fühlt - back to Soul, Blues und R’n’B. Burkes brummeliger Bariton hat immer noch so viel Volumen, um diverse Mehrzweckhallen zu füllen. Für coole Indie-Fans könnte das eine Nummer zu kitschig sein, aber mal ehrlich: Wer außer großen Soul-Legenden hat sonst das Recht, die ganz großen Gefühle in etwas schwülstige Engtanz-Balladen zu packen? Eben. 6 Text: Tim Kegler

Stars The Five Ghosts

(Soft Revolution/Vagrant/ Alive) „Erzähl mir alles, was passiert ist, alles, was du gesehen hast!“ - „Sie trugen Lichter in ihren Augen...“ Mit diesem Dialog eröffnet der Track „Dead Hearts“ die neue Platte der Stars ihren Reigen schmerzhaft-entrückter Gruseltagträume, die beim aufmerksamen Zuhörer für das eine oder andere Frösteln im Herzen sorgen dürften. Wer darauf keine Lust hat, überliest am besten einfach Titel wie „I Died So I Could Haunt You“ oder „We Don’t Want Your Body“ und bekommt beim Selbstbetrug obendrein exzellente Unterstützung von den zumeist sonnigen, popfreudigen Tunes, in denen Sängerin Amy Millan und Kollegen ihre dunklen Texte versteckt haben. Der Kontrast bleibt spannend, die Songs sind rund und fantasievoll, und weil das alles gar so schön ist, gibt’s, genau, ein Sternchen drauf. 7 Text: Friedrich Reip

Sweet Apple Love & Desperation

(Tee Pee/Cargo) Geboren aus Freundschaft, einer menschlichen Tragödie und dem Hang zur Zigarette. So bizarr liest sich zumindest die Entstehungsgeschichte der vier süßen Äpfel, die allesamt schon einiges an Reife vorzuweisen haben. Das prominente Ensemble aus Mitgliedern von Dinosaur Jr., Cobra Verde und Witch huldigt auf seinem Debüt dem längst in Vergessenheit geratenen Garage-Rock mit einer gehörigen Portion Siebzigerjahre-Attitüde. Sänger John Petkovic gibt dem ganzen Projekt mit seinem an den legendären Phil Lynott erinnernden Organ noch die nötige Glaubwürdigkeit. Dreckig, verrotzt und teils etwas unausgegoren kommen die zwölf Songs beim ersten Durchlauf daher, bis sie dann nach intensiverem Hörgenuss die Kanten ablegen und den Weg ebnen für grandiose Melodiebögen, die in ihrer beeindruckenden Nonchalance fesseln und einen mehr als bleibenden Eindruck hinterlassen. 8 Text: Kai Butterweck

Teenagersintokyo Sacrifice

(Backyard/ADA/Rough Trade) Handelt es sich bei Teenagersintokyo um eine selbstbewusste, aufstrebende Jugendbewegung Japans, die ab und an zusammen musiziert wie damals die Flaming Youth in den USA der 1920er? Nö. Laut musikalischer Gesinnung sind sie zumindest gleichermaßen frisch wie dynamisch. ’Backyard Recordings’ hegt anscheinend eine Vorliebe für Bands, die vornehmlich aus Frauen bestehen, und so kommen Teenagersintokyo mit vier Ladys und einem Drummer daher. Peitschende Beats treiben Songs an, in denen Gitarren förmlich schreien und sich synthetisch kratzende Musikstränge mit kraftvoll anmutenden Stimmen paaren. Bei „Talk To The Fire“ und „End It Tonight“ haut es euch en passant die Sohle von den Schuhen. Diese hungrigen Hyänen haben sich dem Art-Pop-NewWave verschrieben. Zum Finale breitet „3046“ den Klangteppich aus, und wenn man ihn erst mal betritt, besteht Schwebegefahr. Ach ja: Teenagersintokyo kommen übrigens aus Australien. 7 Text: Marc Philipps

Tired Pony The Place We Ran From

(Fiction/Cooperative/ Universal) Widmet sich Gary Lightbody eigentlich immer etwas anderem, weil es mit Snow Patrol gerade mal nicht so läuft - oder ist es vielleicht eher genau anders rum? Oder so gefragt: Wie heißt der Ort, von dem der Gute wegläuft? Und wohin? Fragen, die den einen oder anderen Gedanken wert sind, während man die gemächlichen und warmen, oft dunkel schimmernden Songs von Tired Pony an sich vorüberziehen lässt wie die amerikanische Niemandslandschaft auf dem guten alten Road Trip ins Herz der Finsternis, beim Songwriting ein ums andere Mal offensichtliches Leitmotiv. Mit auf der Flucht waren neben Lightbody unter anderem Peter Buck von R.E.M., der ehemalige Snow Patrol-Kollege Iain Archer sowie mit Gaststatus Tom Smith von den Editors und das She&Him-Duo Zooey Deschanel und M. Ward. Wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen, nicht wahr. Und man hört ihm nur zu gern zu. 8 Text: Friedrich Reip

Tokyo Police Club Champ

(Memphis Industries/ PIAS/Rough Trade) Tokyo Police Club machen immer noch die Musik, die man im Rock’n’RollKindergarten auflegen könnte - und das ist ein Kompliment. Genauso wie die kleinen Monster, die sich tagsüber von Nervenkostümen ernähren

und sich dann im Schlaf in Engel verwandeln (deren Haare nach Parmesan riechen), sind TPC von Grund auf gutartig. So wie Superchunk, so wie Wedding Present, so wie Yo La Tengo. Wenn es nach ihnen ginge, bestünde der ganze Tag nur aus Spielen, egal wie kurz die Aufmerksamkeitsspanne, egal wie widrig das Wetter. Auch auf ihrem neuen Album kommen Tokyo Police Club gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, purzeln durch ihre ultrapoppigen Minimalsongs, legen die Ellbogen aufs Billo-Keyboard und zelebrieren die Teenager-Liebe: „Like K-Ci & JoJo, like Sonny and Cher, you’re Tina but I’m not Ike.“ 6 Text: Michael Haacken

The T.C.H.I.K. Jung, Talentlos Und Gecastet

(Universal) So musiziert also die erste Generation von Jugendlichen, die mit Deichkind sozialisiert worden ist. Was bei The T.C.H.I.K. - früher hießen sie noch was mit „Crack“, „Huren“ und „im Kofferraum“, jetzt klingt es wie ein Drittel von !!! - aber von Anfang an auffällt, ist die Professionalität, mit der sie sich selbst als talentlose Dilettantinnen inszenieren. „Ohne Proben ganz nach oben“, lautet ihr Kredo. Nun ja, auch Oscar Wilde behauptete schon, „The Picture Of Dorian Gray“ in wenigen Tagen verfasst zu haben. Musikalisch huren sich die Dirnen durch New-Wave, Disco, Punk, Elektro, ihre Lyrik erinnert bisweilen an die DadaEskapaden eines Helge Schneider-Doubles. Also Girls & Boys, ab in die Disco, Neon-Hosen an, ein bisschen Speed - und schon geht’s los! 6 Text: Frédéric Schwilden

We Are Scientists Barbara

(Masterswan/PIAS/ Rough Trade) Warum sollte man sein Album „Barbara“ nennen und es dann auch noch als Romantik-Guide verpacken? Keine Ahnung, aber We Are Scientists haben es getan! So etwas kann wohl nur den Köpfen dieser äußerst humorvollen Indie-Band entspringen. Für das vierte Studioalbum wurde zwar kräftig in der Hit-Kiste gewühlt, allerdings muss man bei „Barbara“ fast von einer bipolaren Störung sprechen. In der ersten Hälfte tummelt sich ein Hit nach dem anderen, ab dem Mittelstück „Ambition“, das locker als Klon vom alten „Textbook“ durchgeht, fängt die Platte an zu schwächeln. Die Songs der zweiten Hälfte sind zwar solide, aber nicht herausragend. Würde es nur für das Booklet eine eigene Bewertung geben, wäre dies eine glatte Zehn. Immerhin bekommt man den Weg zur ewigen Liebe offenbart: Heiratsanträge beim Abspann von Jurassic Park machen und auf gar keinen Fall Vögel als Haustiere halten - wieder was gelernt! 7 Text: Sarah Gulinski

You Say Party! We Say Die! XXXX

(Snowhite/Universal) Die Europatour der sympathischen Kanadier von You Say Party! We Say Die! war bereits gebucht, da ist Drummer Devon Clifford während einer Show im heimischen Vancouver auf der Bühne kollabiert. Eine Hirnblutung war die Ursache, Clifford verstarb kurz darauf im Krankenhaus. Und auch über das neue Album „XXXX“ gibt es leider nicht viel Positives zu berichten. Mit ihrem 2005er Debüt „Hit The Floor“ hatten YSP!WSD! eine echte Chance, die Floors dieser Welt zu erobern. Von jenem äußerst schmissigen und eingängigen Wave-Punk ist inzwischen nicht mehr viel übrig. Tanzbar sind sie zwar nach wie vor, aber ohne verzerrte Gitarren wirkt ihr Sound recht fad und die meisten Songs sind ähnlich uninspiriert wie der direkte Vorgänger „Lose All Time“. Schade. Doch die Band macht weiter - dafür alles Gute. 5 Text: Marek Weber


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DEMODESASTER

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DEMODESASTER

LONG LIVE METAL

Dem Heavy-Metal sind in letzter Zeit ein paar prägende Figuren abhanden gekommen. Type O Negative-Frontmann Pete Steele starb an einem Herzinfarkt. Paul Gray, Slipknots schweinsgesichtiger Bassist, wurde tot in einem Hotel gefunden. Und schließlich holte sich der Gevatter auch noch Ronnie James Dio, der von sich behauptete, die gehörnte Hand in die Szene eingeführt zu haben. Was liegt da näher, als ihr Andenken in Ehren zu halten und in diesem Monat ein paar Pommesgabeln zu vergeben. DIE GEFUNDENEN FRESSEN MIT AGNES AM SEE

Die Gefundenen Fressen kommen aus Berlin-Prenzlauer Berg. Wo es da einen See geben soll, wissen wir nicht, wir kennen nur den Tümpel im ThälmannPark. Sei’s drum, wahrscheinlich fahren die Jungs zum Chillen mit Agnes auch woanders hin. Dort umschmeicheln sie die Gute dann mit klamaukighintergründigen Rhymes im Stile von Das Bo und Fettes Brot. Hinsichtlich ihrer Instrumente sind DGF weniger festgelegt und wildern auch schon mal bei Trance, Soul, Drum’n’Bass und Gospel. Ist das hier also HipHop? Na logo, und zwar feste. DGF legen bloß die Scheuklappen ab, zeigen Mut zum selbstironischen Trash und sind gerade deswegen groovy. Um mit ihren Worten zu sprechen: „Die Hauptsache ist, dass alles schön geil bleibt.“ Genau. 8 Pommesgabeln Heimat: diegefundenenfressen.de

HOPPETOSSE HOPPETOSSE

Wir lesen den Bandnamen, sehen das Artwork und denken gleich an Pippi Langstrumpf und MesserJocke. In Vorfreude auf ein absolutes Spaßalbum haut uns der Einstieg in die Platte gemütsmäßig schier von den Socken. Denn nix ist hier mit Witzigkeit. Statt lustigem „Joho“ und „Seeräuberopa Fabian“ öffnen uns die Hamburger Hoppetosse ihr Universum der süßen Melancholie. Spartanische Songs gibt’s wie Perlen an der Schnur gereiht und die markerschütternd zerbrechliche Stimme von Sängerin Hannah lässt uns an Tamara Danz und Silly zurückdenken. Nicht gerade ein Sommeralbum also. Dafür kommt das Debüt aber mit einer omnipräsenten Eindringlichkeit daher, bei der sich uns die Nackenhaare aufstellen. 7 Pommesgabeln Heimat: myspace.com/hoppetossed Live: 13.7. Hamburg - Santa Fu

Bands ist jedenfalls länger als Odins Bart. Die fünf Dänen von den Mighty Midgets fühlen sich dieser Tradition verpflichtet und zocken Skate-Core der Marke Satanic Surfers und No Fun At All. Dessen Grundpfeiler sind grundsolide, weil bewährt: Flitzende Akkorde und Licks, rasende Rhythmen sowie mal gesungene, mal gebrüllte Texte aus dem Proletariat. Dies gelingt den Aalborgern dermaßen abgebrüht und trotz offenkundiger Verneigung vor den Altmeistern auch so originell, dass wir ‘Burning Heart Records‘ empfehlen, demnächst eine Filiale im Nachbarland aufzumachen. Die Mighty Midgets böten sich dann definitiv als erstes Signing an. 8 Pommesgabeln Heimat: mightymidgets.dk

THE MOUSTACHE THE MOUSTACHE

Zwei Spanier haben das Ziel, Rock-Musik neu zu definieren. Helfen soll ihnen dabei der kulturelle Schmelztiegel Berlin und ein konsequenter DanceAnsatz. Dieses Konzept geht auf: The Moustache liefern für die Clubs der Hauptstadt und anderswo wunderbar hedonistischen Disco-Kugel-Sound, in dem sich Elektro-Clash und Indie-Pop brechen. Vergnügliche Melodien werden mit verzerrten Gitarren vermengt, dann dominiert plötzlich schüchternes Geplucker, um sogleich von knarzenden Bassläufen abgelöst zu werden. Als Referenzen wären Blur, Orgy und die Ramones zu nennen, allerdings sind The Moustache so frisch und eigen unterwegs, dass derartige Vergleiche eigentlich ins Leere laufen. Feine Sache, das. 8 Pommesgabeln Heimat: myspace.com/moustache

Hat Daron Malakian nach Scars On Broadway nun noch ein weiteres Nebenprojekt am Start? Scheint so. Denn bei Kill The Rooster flitzefingern uns ab der ersten Minute ähnlich eingängige Gitarrenlinien und vertrackte Rhythmen entgegen wie bei späten System Of A Down-Alben. Doch die Dänen jetzt allein daran festzumachen, wäre vermessen, haben sie doch blanke Reminiszenz eher nicht im Sinn. Dank eingebauter Punk-Attitüde wird aus Kill The Rooster schließlich ein unverwechselbarer Hit-Garant. 8 Pommesgabeln Heimat: myspace.com/killtheroosterband

MIGHTY MIDGETS RAISING RUINS FOR THE FUTURE

SHE WANTS CHAOS THE 5TH SEASON

In Sachen Punkrock macht den Skandinaviern so leicht niemand etwas vor. Die Liste erstklassiger

SUBQ10X PART OF NO PLAN

John Garcia tourt gerade durch die Welt und versucht, die Erinnerung an Kyuss wach zu halten.

Was er aber nicht merkt: Seine Wüstenrocker sind längst beerbt worden. SubQ10x sind dabei keine Erbschleicher, sondern drücken dem Genre vielmehr eine Portion Psychedelisches unter die sandgegerbte Haut. Das funktioniert für unseren Geschmack ganz gut und entpuppt sich als Frischzellenkur. Ob als chromglänzende Kopfnicker-Rock-Nummer oder chillig dröhnender Highway-Trip, jede Sekunde spürt man, dass die Jungs ihr Metier wahrhaft atmen. Da dürfen auch so manche Klischees nicht fehlen. Wie sonst lassen sich Pseudonyme wie Bobby Glitter, Daddy G. oder The General erklären? Und noch eine Frage: Wann gibt’s Nachschub? 8 Pommesgabeln Heimat: subcutanicks.de Live: 16.7. Senftenberg - Sedlitz Parkfest Text: Roy Fabian, Maik Werther

Die Regeln Schickt euer Demo inklusive Bandinfo, Bandfoto, Livetermine, Homepage und eurer Postadresse (zwecks Belegexemplar) an: unclesally*s, Demodesaster, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin. Danke sehr.

NAGASAKI FRONTAL WHITE ON WHITE

Wenn Nagasaki Frontal sagen, ihre Musik klingt wie die Inkarnation von Henry Rollins, David Hasselhoff und Ian Curtis, dann ist das schon mal eine gute erste Standortbeschreibung. Das Quartett spielt Garagen-Punk, der flott unterwegs ist, allerdings ohne die zerstörerische Wut von Black Flag. Zudem finden sich immer wieder Wave-Elemente, die aber ebenfalls eher knuffig als düster daherkommen. Auf Baywatch-Pop verzichten Nagasaki Frontal allerdings, so dass wir annehmen, dass Herr Hasselhoff eher auf Grund seines Alkoholkonsums eine Inspirationsquelle darstellte. Denn hier und da torkeln die Hessen im musikalischen Vortrag doch etwas. Alles in allem aber eine ganz vergnügliche Angelegenheit. 6 Pommesgabeln Heimat: nagasakifrontal.de

KILL THE ROOSTER RED TUBE

möchten präzisieren, dass sie zwischen Alternative, Pop-Punk und Hardcore hin und her hüpfen, ohne jedoch richtig Boden unter den Füßen zu bekommen. Zwar gibt’s von den Pinneberger Jungs ordentlich was aufs Dach, das ist dann aber nach Genremerkmalen so akribisch strichlistenhaft abgearbeitet, dass kaum Überraschungen aufkommen und sie im Wust der Bands unterzugehen drohen. Als gut eingespielte Combo, die sie zweifelsohne sind, hätten ein paar mehr Einfälle und eine gewisse Eigenständigkeit „The 5th Season“ durchaus gestanden, wurden aber scheinbar der klaren Schematik geopfert. 5 Pommesgabeln Heimat: shewantschaos.com

She Wants Chaos bedienen nach eigener Aussage die Sparte der „modernen Rock-Musik“. Wir

Volkswagen Sound Foundation

Das Förderpaket für aufstrebenden Bandnachwuchs Liebe junge Talente: Ihr habt ein eigenes Musikprojekt, aber noch keinen Plattenvertrag? Ihr seid hochmotiviert, die Sache professionell anzugehen, doch euch fehlt noch die richtige Unterstützung? Dann ab zu volkswagensoundfoundation.de. Hier könnt ihr euch über die Förderprogramme der Volkswagen Sound Foundation informieren, mehr über die aktuellen Talents und Newcomer erfahren und euch schon mal auf eure eigene Bewerbung einstimmen. Ab Herbst habt ihr wieder die Chance, Teil der Volkswagen Sound Foundation Familie zu werden. Momentan wählt eine Jury die neuesten Talents in den geförderten drei Kategorien Rock, Pop und HipHop aus. Die Ergebnisse gibt es im Juli unter: volkswagen-soundfoundation.de


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MUSIK STORIES

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ROBERT FRANCIS Viel Herz, viel Schmerz

Wuschelhaar, unrasiert, Schlafzimmerblick, ein halb-aufgeknöpftes Karohemd – das ist der Stoff, aus dem Mädchenträume sind. Aber seid gewarnt, Ladies: Dieser Mann ist schwer beziehungsgeschädigt. Robert Francis macht keinen Hehl aus seinen Herzensangelegenheiten. Zwei Alben hat der Singer/ Songwriter aus Los Angeles einer turbulenten, fünfjährigen Liaison gewidmet. Steckte der 22-Jährige bei der Entstehung seines Debüts ‘One By One‘ noch mitten im Beziehungsdrama, verarbeitet er auf dem Nachfolger dessen Ende. Seit der Aufnahme von ‘Before Nightfall‘ im März 2009 hat Robert Francis das wirksamste Rezept gegen Liebeskummer entdeckt: endloses Touren. „Wenn du viel unterwegs bist, stumpfst du gefühlsmäßig ab. Irgendwann ist es egal, in welcher Stadt oder in welchem Teil der Welt du gerade bist. Da fällt es leicht, nicht mehr über die Ex nachzugrübeln.“

schmiss und mit seinen beiden älteren MusikerSchwestern loszog. Die Inspiration für eigene Stücke kam jedoch erst mit der großen Liebe und ihren Schattenseiten. „Ich wünschte, ich hätte vieles davon nicht durchmachen müssen. Andererseits habe ich zwei Platten darüber geschrieben“, rekapituliert der Multiinstrumentalist die kreative Schubkraft der Gefühlsachterbahn. Während er diese in überraschend reif klingenden Alt-Country-, Folk- und Roots-Rock-Songs verarbeitet, muss er jedoch auch mit den emotionalen Folgeschäden leben. „Seit dieser Geschichte habe ich mich auf keine ernsthafte Beziehung mehr einlassen können. Und es wird wohl noch eine Weile dauern.“

Mit dem Leben auf der Straße hat Francis früh Bekanntschaft gemacht. Er war 17, als er die Highschool

Text: Nina Töllner Foto: Julia Brokaw Heimat: robertfrancisofficial.com

Ikaria

Jahreszeitenlos

Es ist selbstverständlich immer interessant zu hören, was Bands aus Alben machen - genauso spannend kann es sein, zu verfolgen, was Alben aus Bands machen. Mit dem zweiten Longplayer ’Luxembourg’ hat sich die junge Berliner Formation Ikaria sortiert und ihre sehr unterschiedlichen Wurzeln unter einen Hut gebracht, auch wenn sie „daran fast zerbrochen wären“, wie Sänger Hendrik Schäfer berichtet. Weiter voneinander entfernt kann man auch kaum sein: Die Mitglieder stammen sowohl aus der Hardcore- als auch der Jazzszene. Das hört man den düster sphärischen Momenten, die Ikaria mit ihrer Musik erzeugen, nicht unbedingt an, aber sie zeigen, wie sich unterschiedliche Inspirationen zusammenfügen können. Bei bitterer Kälte wurde ’Luxembourg’ im verschneiten Schweden aufgenommen. Ein perfektes Szenario für diese gefühlvolle, ernsthafte Musik. Ihr Produzent Mathias Oldén stellte die Band dabei vor eine große Herausforderung. Er akzeptierte im Studio

nur Live-Aufnahmen, „um den Soul der Musik einzufangen“. „Es war hart für uns“, erinnert sich Hendrik. Die Band stand vor der Aufgabe, den eigenen Begriff von einer perfekten Aufnahme neu zu definieren. „Ihr seid richtige Deutsche“, sagte Mathias immer wieder, „alles soll superkorrekt sein“. Ikaria mussten abwägen, ob es stimmiger ist, „das Album tight aufzunehmen oder mit mehr Gefühl“. Die Entscheidung, Fehler zuzulassen und der Musik mehr Leben einzuhauchen, schlug sich auf die gesamte Spielweise nieder. „Wir sind einen Schritt zurückgegangen. Wir hatten auch live mit Klick und sehr tight gespielt, aber das haben wir nun über Bord geworfen und achten nun mehr darauf, als Band zusammenzuspielen, denn eine Band ist mehr als die Summe ihrer Teile.“ Text: Katharina Schulze-Geißler Heimat: ikariaband.net

You Say Party! We Say Die! Schicksalsschläge

Es gibt Bands, die haben einfach Glück. Und es gibt You Say Party! We Say Die! 17. April 2010: YSP!WSD! beenden in ihrer Heimatstadt Vancouver ihre erste Kanada-Tour zum neuen Album ’XXXX’. Plötzlich bricht Drummer Devon Clifford während des Konzerts ohnmächtig zusammen. Clifford wird augenblicklich in die Klinik gefahren. Dort diagnostizieren die Ärzte eine Hirnblutung auf Grund eines bislang unentdeckten Geburtsfehlers. Sängerin Becky Nuncovic unterrichtet die Fans via Twitter vom AUsgang der Tragödie: „R.I.P. Devon Clifford 1979-2010“ lautet ihr bislang letztes Status-Update auf Twitter und Facebook. Der tragische Verlust eines Bandmitgliedes trifft das Ensemble umso härter, da die Mitglieder sich im Zuge der Aufnahmen ihres neuen Albums ‘XXXX‘ erst als Band, Freunde und Familie neu zusammengefunden haben. Vorangegangen war ein schleichender innerer Zerfallsprozess der Band,

die mit ihren ersten Alben ‘Hit The Floor‘ und ‘Lose All Time‘ durchstartete. Während weltweit immer mehr Fans ihre Ärsche zum Dance-Punk von YSP!WSD! bewegten, stauten sich innerhalb der Gruppe unausgesprochene Animositäten und Unzufriedenheit so lange auf, bis diese schließlich in einer handfesten Prügelei eskalierten. Nach zig durchdiskutierten Nächten fanden die fünf schließlich wieder zueinander und arbeiteten an neuen Songs. Das resultierende Album ‘XXXX‘ ist sowohl Mittel als auch Ergebnis dieses Heilungsprozesses, an dessen Ende sich die Kanadier als New-WaveBand neu erfunden haben. Wie es nun weiter geht? Bassist Stephen O’Shea dazu: „Wir trauern erst einmal. Über die Zukunft der Band ist noch nichts entschieden.“ Wünschen wir ihnen Glück. Text: Robert Goldbach Heimat: yousaypayrtywesaydie.ca


The Books

Die Klangparasiten Ein internationales Duo mit Hang zur Absonderlichkeit macht schon seit zehn Jahren Musik aus Fundstücken. Nach liebevoller Überarbeitung klingt diese dann allerdings wie neu. Paul de Jong fühlt sich heimisch auf den Flohmärkten dieser Welt. Der Experimentalmusiker mit der Mathelehrer-Aura ist permanent auf der Suche nach Artefakten untergegangener Kulturen: Achtzigerjahre-Krimskrams zum Beispiel, den der technische Laufschritt der letzten Jahrzehnte in den Mülleimer der Geschichte befördert hat. Neulich hat er sogar einen Talkboy entdeckt, jenen praktischen Taschenrekorder, mit dessen Hilfe Macaulay Culkin in ‘Kevin allein zu Haus‘ einst das bräsige Einbrecherpärchen verarschte. Ein paar aufgezeichnete Sätze waren auch noch drauf, und die finden sich nun auf ‘The Way Out‘ wieder, dem neuen Patchwork-Sammelsurium der beiden Ton-Archäologen. „Wobei ich nie die Geduld hätte, mich durch all den Trödel zu wühlen“, sagt Nick Zammuto. „Paul ist derjenige mit den staubigen Fingerspitzen.“ Im Zeichen effizienter Arbeitsteilung kompiliert Nick lieber zusammengesuchte Amateurfilmausschnitte, die anschließend begleitend gezeigt werden - „bei unseren Auftritten gibt es ja schließlich sonst nicht viel zu sehen.“ Auf Platte dagegen wirkt der erstaunlich organische Mix aus zurückhaltender Gitarre/Bass-Begleitung und Found-Sound so entspannend wie der Sekundenschlaf im Hörsaal oder ein Nickerchen in der Fruchtblase, bei dem die Zeitwahrnehmung langsam durcheinander gerät. „Wir interessieren uns für Distanzen“, sagt Nick. „Für Dinge, die ihre Zeit hinter sich haben und nicht länger in einen kommerziellen Verwertungsprozess eingebunden sind. So wie Werbefilme aus den Achtzigern, bei denen es die dazugehörigen Produkte längst nicht mehr zu kaufen gibt und die deshalb eine ganz neue Bedeutung annehmen.“ So wie auch die Hypnoseanleitungen auf dem neuen Album, die einen Hauch von New-Age-Nostalgie ins neue Jahrtausend hinüberretten. Der Books-Effekt lässt sich ein bisschen mit Anthropologie vergleichen, bei der die beiden Höhlenforscher in die Ohrmuschel der Vergangenheit hinabsteigen und mit merkwürdigen Collagen wieder ans Licht kommen. Dass sein Partner und er für ihre Expeditionen immer wieder neues Ausgangsmaterial brauchen, ist Nick dabei durchaus bewusst: „In gewisser Weise hat das schon etwas Parasitäres.“ Text: Michael Haacken Heimat: thebooksmusic.com


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MUSIK STORIES

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Stellvertr

Refused

Nie wieder Grand Prix

Refused um David Sandström, Dennis Lyxzén, Jon Brannström & Kristoffer Steen (v. links).

Während sich Dennis Lyxzén zwölf Jahre nach dem Split von Refused noch immer auf Kleinstbühnen austobt, haben die übrigen Ex-Mitglieder der legendären HC-Fraktion aus dem schwedischen Umeå mit der Musik weitgehend abgeschlossen. Mit der Wiederveröffentlichung ihres genredefinierenden Albums „The Shape Of Punk To Come“ mehrten sich jedoch Gerüchte über eine mögliche Reunion von Refused, die Ex-Gitarrist Kristoffer Steen allerdings für wenig möglich hält. Kristoffer, wenn du deinen Ex-Refused-Kollegen heute zufällig begegnest, fühlst du noch immer eine Verbindung zwischen euch? Absolut. Das ist bei den intensiven Erfahrungen, die wir miteinander teilten, auch unvermeidlich und wird sich in Zukunft auch nicht ändern. Wir sind stolz auf das, was wir mit Refused erreicht haben und freuen uns immer, wenn wir uns treffen, wenn auch meist nur durch Zufall. Wir wohnen allerdings so nah beieinander, dass wir theoretisch sogar gemeinsam jammen könnten. (lacht) Wenn man sich die dem Re-Release von „Shape“ beiliegende Dokumentation anschaut, fällt auf, dass ihr teils nur vor einer Hand voll Leute gespielt habt. Waren Refused ihrer Zeit zu weit voraus? Unserer Zeit voraus? Das hört sich zu hart, zu glorreich an. Sagen wir so: In dem zeitlich und musikalischen Kontext, in dem „Shape“ erschien, war das Album vielleicht zu wild oder zu eklektisch. Aber hat es Hardcore nicht nachhaltig geprägt und unzählige Bands beeinflusst? Mir fällt schwer, das zu erkennen. Vielleicht oberflächlich betrachtet, ja. Vielleicht haben sich einige Bands an unserem Look bedient. Aber nicht an unserem Sound. Für mich klingt Hardcore heute wie weinerlicher Emo, ich fühle in keinster Art und Weise eine Affinität zu den heutigen Bands. Ich hoffe, ich klinge nicht zu negativ, aber das ist meine Meinung.

Es heißt, es gäbe noch ein verlorenes, unveröffentlichtes Refused-Album. Was ist damit passiert? Was meinst du damit, ein „verlorenes“ Album? Eine Platte, die drei von euch nach dem Split von Refused alleine, ohne Dennis, aufgenommen haben. Oh, ich glaube, die meisten Songs haben wir auf dem TEXT-Album verarbeitet. Das war unser Projekt im Anschluss an Refused. Das Album ist so obskur und bizarr, dass sich jedem Refused-Fan der Magen umdrehen würde. Es war eine Mischung aus Dennis’ Singer/Songwriter/Kammermusik und unserem lächerlichen, avantgardistischen Soundbrei. Hat Dennis das Album gehört? Ich glaube schon. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, hat er sogar auf einigen Songs gesungen. Es sollte ursprünglich ein Doppelalbum werden. Die musikalischen Enden zwischen euch und Dennis scheinen extrem weit auseinander gelegen zu haben. Wir waren wie KISS ohne Make-Up: Jeder hat sein eigenes Süppchen gekocht. Und wie so oft, wenn so etwas passiert, klingt das Ergebnis fürchterlich. Ich bin also froh, dass dieses Album niemals im RefusedKontext veröffentlicht wurde. Die Fans wären sprachlos gewesen, so lächerlich hätte es geklungen. Als Dennis zwei Wochen nach der Auflösung von Refused bereits seine nächste Band gründete, was

habt ihr dabei gefühlt? Neid, Wut, Erleichterung? Es liegt in Dennis’ Natur, einfach weiter zu marschieren und niemals zurück zu schauen. Er gründet ja auch heute noch ständig Projekte. Wir wollten damals unbedingt raus aus dieser Welt und der Bandsituation, deshalb hat keiner von uns Dennis beneidet, als er sich mit vollem Körpereinsatz ins nächste Abenteuer stürzte. Im Gegenteil: Ich spürte pure Erleichterung, als alles vorbei war. Ich hatte eine großartige Zeit mit Refused, wir haben ein paar magische Auftritte absolviert, aber ich muss das nicht noch einmal haben. Das heißt, eine Reunion von Refused ist nicht unmöglich, aber in weiter Ferne? Wir hatten ein paar Angebote, aber es würde sich einfach billig anfühlen, wenn wir jetzt wieder Konzerte spielten. Ich kann mich an keine Reunion erinnern, die besser war als das Original. Und mal ehrlich: Unsere Shows würden sicher nicht so explosiv und intensiv werden wie die Konzerte, die wir als wütende 22-Jährige gespielt haben. Aber genau das war unser Trademark! Heute stünden nur ein paar Typen auf der Bühne, die sich dabei unwohl fühlen. Das wäre alles andere als ein aufregendes Erlebnis - für alle Beteiligten... Text: Flo Hayler Heimat: myspace.com/refused


Korn

Rastlos in Oildale (lasst mich alleine) Ob das alles denn überhaupt noch unbedingt sein müsse, das mit dem fast peinlich persönlichen Selbsttherapie-Gepose, der längst zur Rockstar-Routine verkommenen Suburbia-Koketterie samt ihrer unterschwelligen MotivationstrainerMorbidität. Und nicht zuletzt die unentschuldbar weite XXXL-Wohlfühl-FreizeitCouture. All-In-One-Grundsatzfrage, die nicht erst seit der unangeschnallten Geisterfahrer-Coverversion von ‘Another Brick In The Wall‘ zumindest teilweiser Klärung bedarf. Seit gut 16 Jahren polarisiert die multisellende Nu-Metal-Institution Korn als vermeintlich letzte Instanz die ideologisch gespaltene CollegeradioEmpfängerschaft. Und lässt auch mit ihrem neuen Album ‘Korn III - Remember Who You Are‘ weder auf irgendwelche versöhnlichen Get-TogetherKonsenslösungen, noch auf das bisher nur wenig beschworene Wunder von Bakersfield hoffen. Yo, motherfucker. Beziehungsweise auch Brother oder kurz Bro, wie Korn-Frontman Jonathan Davis, den echte Freunde nur JD nennen, fast reflexartig die meisten seiner hundertprozentig eloquenten, nahezu Schlagzeilen tauglichen Interviewantworten einleitet oder zumindest beendet. Zugegeben: Tauschen möchte man, wenn überhaupt, nur im künstlersteuerbefreiten Gegengeschäft mit Aussicht auf siebenstellige Royalty-Beteiligung mit dem kalifornischen dead man walking: Seit 1994 lässt man nun schon vor begeistert mitleidendem Publikum regelmäßig die Heim-Analytiker-Pants herunter; seziert, exorziert sich vor laufenden Harddiscrekordern und Kameras bis ins Patientenmark und sogar in die Top 40 hinein. Und bleibt doch zu jedem Zeitpunkt irgendwie souverän und über jeden Pop-Zweifel erhaben. Korn sind, wie sie sind. Und zwar weder gut, noch wirklich schlecht, sondern einfach nur sie selbst. Exaltierte Lieferanten von funktionsbestimmter Zweckmusik für den Teenie-Soundtrack, den man ohne seinen eigenen Jugendfilm noir im Hinterkopf kaum wirklich verstehen kann. So wie beispielsweise auch Papa Roach oder The Offspring. ‘Oildale (Leave Me Alone)‘, ‘Let The Guilt Go‘, ‘Fear Is A Place To Live‘ - Einladung zur kathar-

tischen Selbstidentifikation, der auch auf ‘Korn III - Remember Who You Are‘ wieder Millionen geknechteter Kiddy-Seelen folgen werden. Und wenn Jonathan Davis so da sitzt, einen durch seinen schwarze Designerbrille mit feuchten Augen anschaut, dann hat der 39-jährige Streetworker tatsächlich viel mehr mit einem Robert Smith oder auch Ian Curtis gemein, als man vielleicht zugeben möchte. Unsicherheit, die verunsichert. „Dieses Album war ein Kampf. Der Titel ist selbstklärend: Für mich spiegelt er perfekt wider, worum es diesmal geht - nämlich sich daran zu erinnern, wer man ist und was man für eine Aufgabe im Leben hat. Irgendwie haben wir an einem gewissen Punkt unsere eigentliche Richtung und unsere Ziele aus den Augen verloren. Wir gehen mit ‘Korn III‘ definitiv zurück zu den Wurzeln, in jeder Beziehung! Es ist für mich wie der Anfang einer ganz neuen Therapie, bei der ich die Dinge in meinem Leben verarbeite, die mich geprägt und zu dem gemacht haben, was ich heute bin. Ich habe zu der Person zurückgefunden, die ich einmal war - vor Ewigkeiten. Ich habe durch diese Aufnahmen erkannt, wieso ich mich so negativ verändert und mich selbst so verrückt gemacht habe. Es hat viel mit Schuldgefühlen zu tun und damit, ständig und auf Biegen und Brechen den Leuten gefallen zu wollen. Ich hatte niemals die Stärke, Entscheidungen zu treffen, die ich für mich selbst für richtig hielt, sondern immer nur, was die Leute von mir erwarten würden. Und das hat mir nicht allzu gut getan...“ Text: Matthias Schneider Heimat: korn.tv So grau, grau, grau blüht der Enzian: Korn aus Amerika.


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TEST

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TEST

Tokyo Police Club

Im großen Test über Verbrechen und Strafe

Tokio gilt als die sicherste Großstadt der Welt. Doch leider tragen die vier Kanadier von Tokyo Police Club die Vorzeigemetropole nur im Namen. Heute entführen wir das Indie-Rock-Quartett in den Moloch aus Dummheit, Hass, Gewalt und hirnverbrannten Gesetzen, den wir Realität nennen. Ihre einzige Waffe ist neben Sänger Dave Monks’ Verstand der 50/50-Joker. Auf Grund der schlechten Verbindung im Tourbus kann der Telefonjoker diesmal nicht zum Einsatz kommen. .

Frage 1 Im September 2007 randalierten zwei Jugendliche in Adlington, England, in einem Schullandheim und gingen später mit dieser Tat in die Geschichte der dümmsten Verbrecher ein. Wieso?

A Sie vergaßen ihre Rucksäcke am Tatort

und konnten durch ihre Personalausweise identifiziert werden B Einer von ihnen malte ein Graffiti mit Vor- und Nachnamen an die Wand C Sie prahlten vor ihren Schulfreunden mit der Tat D Sie knipsten Bilder von sich in dem angerichteten Chaos und stellten sie ins Internet

Dave: Ich tippe auf D. Das klingt plausibel, so als könnte das einem Jugendlichen heutzutage schon mal passieren.

Korrekte Antwort: B

Frage 2 Es gibt immer noch ein paar verrückte Gesetze. Welches existiert in dieser Form allerdings nicht?

A Unverheiratete Frauen in Florida,

die sonntags im Meer schwimmen gehen, riskieren Gefängnis B Es ist illegal, in Londons „Houses of Parliament“ zu sterben

C In Frankreich ist es verboten,

ein Schwein Napoleon zu nennen D In Ohio ist es verboten, einen Fisch betrunken zu machen

und Strafe“, 1850 für sein Engagement beim revolutionären Zirkel der Petraschewzen?

A Mit Verbannung und Zwangsarbeit

Dave: Natürlich sollte es verboten sein, arme, hilflose Fische abzufüllen! Richtig so! Ich denke, das falsche Gesetzt steckt hinter Antwort A.

in Sibirien

seiner rechten Hand ab

Korrekte Antwort: A

Lebenszeit untersagt

Laut Gesetz ist es unverheirateten Frauen in Florida tatsächlich nicht gestattet, sonntags „Fallschirmspringen“ zu gehen.

B Man hackte ihm den Zeigefinger C Man begrub ihm bei lebendigem Leibe D Ihm wurde das Schreiben auf

Dave: Ich nehme A, denn ich weiß, dass der tatsächlich mal ins sibirische Arbeitslager verbannt wurde.

Frage 3

Korrekte Antwort: A

Für welches der folgenden Delikte wurde Rapper Snoop Dogg noch nicht verhaftet?

Frage 5 Was wurde Leonardo da Vincis Mona Lisa bisher noch nicht angetan?

A Drogenbesitz B Gewaltsamer Übergriff und Rauferei C Waffenbesitz D Versuchte Erpressung

Dave: Ich sage D! Snoop Dogg ist ein wilder Typ. Doch er spielt sicher im weitesten Sinne nach den Regeln und würde niemanden erpressen.

D Jemand hat sie mit einem Stein beschädigt

A Sie wurde gestohlen und nach Italien gebracht

B Jemand hat sie mit Säure beschädigt C Sie wurde heimlich gegen eine Fälschung ausgetauscht

Frage 4

Dave: Okay, ich nehme C. Ich weiß es nicht, aber denke mir, all die anderen Sachen wären einfacher in die Tat umzusetzen. Das Bild auszutauschen wäre sicher am kompliziertesten.

Wie bestrafte die Russische Regierung Fjodor Dostojewski, Autor des Romans „Verbrechen

Korrekte Antwort: C

Korrekte Antwort: D


Frage 6

D Die Alarmanlage war kaputt

Der berühmte Gangster Al Capone wurde auch Scarface genannt, nachdem ihn ein anderer Mann mit einem Messer attackierte, weil Capone dessen Schwester beleidigt hatte. Wie ist Al Capone später mit seinem Angreifer verfahren?

Dave: Davon habe ich nichts mitbekommen. Das entlarvt mich als ignoranten Kanadier, was? Ich denke aber, die Tür war unverschlossen. Das kann ja mal passieren, dass einer vergisst, abzuschließen. Oder der Täter hat das Schloss beim Rausgehen einfach mit Klebeband manipuliert.

A Er hat ihn sofort erschossen B Er ließ ihn mit zwei Betonklötzen an

den Füßen im Hudson River baden C Er machte ihn zu seinem Schwager, indem er besagte Schwester heiratete D Er engagierte ihn als persönlichen Leibwächter Dave: Ah ja, ich nehme Antwort C. Das erscheint mir sehr verantwortungsbewusst, die Dame zu ehelichen. Das klingt nach einer guten Story.

Korrekte Antwort: D

Frage 7 Es gibt noch immer ein paar Orte auf der Welt, an dem das Töten im Ausnahmefall nicht zwangsläufig strafbar ist. Welches dieser absurden Gesetze haben wir allerdings nur erfunden?

A In der englischen Stadt York ist es legal,

einen Schotten innerhalb der historischen Stadtmauern zu töten, doch nur, wenn dieser mit Pfeil und Bogen bewaffnet ist B Jeder nicht-britische Staatsbürger, der den Kopf eines Wales stielt, der an der britischen Küste strandet, darf enthauptet werden. Der Walkopf wäre dem Gesetz nach Eigentum des Königs C In Uruguay sind Duelle erlaubt, jedoch müssen die Gegner Blutspender sein D Wenn ein Ehemann in Uruguay seine Frau mit einem anderen Mann im Bett erwischt, hat er zwei Möglichkeiten: Er könnte beide umbringen oder seiner Frau die Nase abschneiden und ihren Liebhaber kastrieren Dave: Ich nehme Antwort A. Ich glaube nicht, dass es noch relevant ist, einen Schotten bekämpfen zu wollen – und dann auch noch einen, der sich mit Pfeil und Bogen innerhalb der historischen Stadtmauern rumtreibt. Allerdings wäre dieses Gesetz praktisch, wenn man selbst mal einen Schotten loswerden möchte. Dann muss man ihm nur eine ganz spezifische Kleidungsempfehlung geben...

Korrekte Antwort: B

Frage 8 Im vergangenen Mai haben Diebe aus dem städtischen Museum für moderne Kunst in Paris fünf Bilder im Gesamtwert von etwa 90 bis 100 Millionen Euro gestohlen. Wieso hatten die Täter in dieser Nacht ein sehr leichtes Spiel?

A Alle drei Wachmänner haben im

Personalraum bei einem Bierchen zusammengesessen B Die Tür war nicht abgeschlossen C Die Überwachungskameras funktionierten nicht

Korrekte Antwort: D

Frage 9 Ronnie Biggs war 1963 einer der Hauptakteure beim großen Postzugraub in England. Doch auch auf musikalischer Ebene verfügte er über ein gewisses Talent und hat nicht nur Songs mit den Sex Pistols, sondern auch mit dieser deutschen Band aufgenommen:

A Rammstein B Tokio Hotel C Scorpions D Die Toten Hosen Dave: Die ersten drei Bands kenne ich. Ich nehme mal den 50/50 Joker.

A Rammstein D Die Toten Hosen Dave: Dann rate ich D. Vielleicht ist das ja auch eine Punk-Kapelle wie die Sex Pistols. Das könnte erklären, wieso sie sich einen Kollaborationspartner aussuchen, der die Obrigkeit herausgefordert hat.

Korrekte Antwort: D

Frage 10 Wer präsentierte sich bei der Hinrichtung angeblich in einem dunkelroten Unterkleid?

A Marie Antoinette B Anne Boleyn C Maria Stuart D Elena Ceausescu Dave: Ich glaube, Marie Antoinette war es nicht. Vielleicht wäre das mehr etwas, das nach Osteuropa passen würde. Obwohl England – laut Wahrscheinlichkeit sollte ich bei dieser Auswahl vielleicht auf eine Engländerin tippen: Antwort B.

Korrekte Antwort: C

FAZIT Zugegeben, wir hätten etwas mehr als diese fünf mickrigen Treffer erwartet. Doch wahrscheinlich ist das Verbrechen im drögen, friedliebenden Kanada einfach nicht so präsent, als dass sich die Jungs intensiver mit dieser Materie befassen würden. Wären sie tatsächlich Polizisten, hätten sich all die Langeweile-Donuts, die sie während der Arbeitszeit konsumieren müssten, schon in eine tonnenschwere Fettschürze am Bauch verwandelt. Text: Christine Stiller Heimat: tokyopoliceclub.com Auch gut: „Champ“ – das neue Album vom Tokyo Police Club


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MUSIK STORIES

unclesally*s magazine

Die Rede ist vom neuen, dritten Album ’The Runaway’, das die Magic Number nach vierjähriger Albumpause endlich im Kasten haben. Länger als erwartet richteten sie sich damit im heimischen Studio nahe London ein und nicht alles lief so selbstverständlich, wie man angesichts des vergnügt wirkenden Indie-Quartetts glauben mag. „Die ersten beiden Platten gingen leicht von der Hand. Ab in den Aufnahmeraum, den Rec-Button gedrückt und fertig – diesmal verlangten wir mehr von uns und verwarfen eine ganze Reihe Ideen, bevor schließlich alles passte. Der Anspruch hat sich eben geändert“, ergänzt Romeos Schwester Michele und lehnt sich gelassen in die knallrote Stoffcouch. Es sei ihr vergönnt, denn im Gegensatz zu den hoch gelobten Vorgängern ist ‘The Runaway‘ ein fast sperriges Werk. Eines, das nicht länger nur poppig daherkommt, sondern erstaunlich viele Ecken und Kanten präsentiert.

The Magic Numbers (Nicht) jeder Schuss ein Treffer

2x2 macht 4: The Magic Numbers.

Wahre Künstler sind immer dann am besten, wenn sie hemmungslos leiden. The Magic Numbers trauen dieser Philosophie nicht über den Weg und suchen mit ‘The Runaway‘ lieber die allumfassende Glückseligkeit. The Magic Numbers bereiten sich gerade auf ihren ersten öffentlichen Schaulauf seit vier Jahren vor und Frontmann Romeo Stewart ist die Ruhe

selbst: „Wir waren nicht zwei Jahre im Studio, um jetzt Muffensausen zu bekommen. Die Songs haben viel Kraft gekostet und waren jede Mühe wert.“

„Trotz der Akribie gab es aber keine unkontrollierbaren Situationen oder Rückschläge. Wir haben uns schlicht und ergreifend mehr Zeit gelassen, und wenn ‘The Runaway’ eines auszeichnet, dann, dass es nicht deprimiert das Leben anprangert. Vielmehr sucht die Platte die schönen Momente, an die man sich gerne erinnert.“ Blumenkinder wider Willen sind die Magic Numbers zwar nicht, aber mehr Harmonie wäre sicher schwer erträglich. So ist ‘The Runaway‘ ein Statement gegen die These des leidenden Singer/Songwriters und beweist, dass ein wenig Zuversicht niemals schaden kann. Den Magic Numbers schon gar nicht. Text: Marcus Willfroth Heimat: themagicnumbers.net

Mystery Jets In Aufbruchsstimmung

Selbstfindung kann dauern. Auch, wenn man bereits als Achtjähriger mit einem Kumpel und dessen Vater(!) eine Band gründet. Doch jetzt, mit Mitte 20 und einem absolut versierten dritten Album, wollen die Briten endgültig ihren Platz in der Musikwelt markieren. Einen entscheidenden Schritt in Richtung Weiterentwicklung haben die Mystery Jets bereits vor zwei Jahren gewagt: Mit dem zweiten Album ‘Twenty One‘ entschied sich die fünfköpfige Band, bestehend aus Blaine und Henry Harisson, William Rees, Kai Fish und Kapil Trivedi, in Zukunft nur noch zu viert zu touren – ohne Blaines Vater Henry. Eine radikale Verjüngungskur auf Kosten des ehemals wichtigsten Bandmitgliedes, der seinen Sohn und dessen Freund William seit frühester Kindheit zu fähigen Musikern formte. Doch was nach schwer gestörtem Familienfrieden klingt, lief laut William ganz friedlich ab: „Die Entscheidung hatte keine musikalischen Gründe und es gab auch keinen Streit. Aber Henry hat einfach viel mehr Erfahrungen als wir – und wenn man jung ist, möchte man seine eigenen Erfahrungen machen und auch seine eigenen Fehler. Besonders für Blaine war es wichtig, mal ohne seinen Vater auf Tour zu gehen.“ Die Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt ist deswegen aber keineswegs beendet: „Henry bleibt als kreativer Guru im Hintergrund und wird immer Teil der Band sein.“

Kids in glass houses: Mystery Jets aus London.

Trotz dieser beruhigenden Rückendeckung gilt ab diesem Zeitpunkt vor allem eines: Arschbacken zusammenkneifen und sich neu positionieren. Mit ‘Twenty One‘ lösen sich die Briten 2008 bereits weitestgehend vom psychedelisch-progressiven Retro-Rock ihres Debüts und widmen sich verstärkt euphorischen Pop-Klängen: sehr eingängig, sehr dynamisch, nett eben. Doch erst das aktuelle Album ‘Serotonin‘ setzt Maßstäbe, die eine Umsortierung von den netten zu den extrem spannenden Bands unumgänglich macht: Die vier Jungs haben sich nicht nur auf ihren hochkarätigen Produzenten Chris Thomas verlassen, den sie für das neue Werk gewinnen konnten, sondern sehr eifrig an ihrem Songwriting gefeilt und ausgefallene instrumentale

Arrangements kreiert. Trotz einer wiederkehrenden Affinität zu Retro-Sounds ist ‘Serotonin‘ herrlich frisch und experimentierfreudig geraten. Mit erstaunlicher Leichtigkeit agieren die Mittzwanziger zwischen Indie-Pop und Collegerock, lassen hier ein bisschen Country einfließen und dort einen schmissigen Keyboard-Sound, geben mal den nachdenklich schwelgenden Männerchor und mal die verliebte Boyband. William zeigt sich zu Recht zufrieden: „Wir haben uns diesmal bewusst weniger auf die Musik anderer Bands bezogen und versucht, einen eigenen, zeitlosen Sound zu kreieren.“ Text: Isabel Ehrlich Heimat: mysteryjets.com


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REISEFÜHRER

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FÜHRER ROCK'N'ROLL REISE , Oregon Portland Mit Menomena nach

Portland ist eines DER musikalischen Epizentren der USA. Auch das lustige Indie-Trio Menomena residiert in dieser Kreativhochburg des Indie- und Punkrock. Danny Seim und Justin Harris bereiten euch heute mit den besten Tipps zu Clubs, Bars, Shopping und siruphaltigen Kalorienbomben auf einen Streifzug durch Portlands Nachtleben vor. Viele gute Bands kommen aus Portland. Wieso ist die Stadt ein Ballungsraum der Kreativität? Justin: Es ist dunkel, kalt und verregnet. Deshalb müssen alle Aktivitäten in Innenräumen stattfinden. Aus Städten mit Strandkultur kommt meist nicht so viel gute Musik. Ich meine, Baywatch hat keinen guten Soundtrack, oder? Danny: Portland ist außerdem eine verhältnismäßig günstige Stadt und nicht besonders groß. Die Bands kennen sich untereinander und unterstützen sich gegenseitig. Wo finden gute Konzerte statt? Danny: Im „Crystal Ballroom“ (1332 W. Burnside ), einem Konzertsaal für etwa 1.500 Besucher, werden viele Gigs gespielt. Das ist wirklich schön dort. Es war ursprünglich ein Ballsaal. Der Boden besteht aus Holz und federt - das heißt, niemand zertrümmert sich die Knie, wenn er beim Stagediving nicht aufgefangen wird. Welche anderen Clubs oder Bars könnt ihr empfehlen?

Justin: Ein kleineres, 300 Besucher fassendes Venue ist die „Doug Fir Lounge“ (830 E. Burnside). Einer unserer Freunde hat die Innengestaltung gemacht und alles mit Holz ausgekleidet. Sehr schön. In der oberen Etage gibt es das Jupiter Hotel, wo auch meist die Bands übernachten, die dort spielen. Da laufen sicher viele interessante Dinge ab: Eine Treppe hoch für Hasch und Huren! Danny: Bei mir um die Ecke ist noch das „Mississippi Studio“ (3939 N. Mississippi). Die Leute in Portland gehen aber meistens ohnehin eher zu BasementShows, bei denen Bands in irgendwelchen alten Häusern spielen. Da kommt man allerdings nur über Freunde und mit Einladung rein. Justin: Eine gute Bar, ebenfalls bei Danny um die Ecke, ist das „Tiga“ (1465 NE. Prescott St). Hier gibt’s nette Leute, Ausstellungen und Getränke zu moderaten Preisen. Wie müssen wir uns zurechtmachen, um beim Ausgehen nicht gleich als Touristen erkannt zu werden?

Danny: Momentan wird es in Portland als cool angesehen, sich riesige Bärte wachsen zu lassen und karierte Flanell-Hemden zu tragen. Portland versucht, authentisch Punkrock zu sein. Das klappt nicht immer. Die Frisur darf aber jedenfalls nicht so aussehen, als hätte man tatsächlich drei Stunden dafür gebraucht. Justin: „The Red Light Clothing Exchange“ (3590 SE. Hawthorne Blvd) und „Local 35“ (3556 SE Hawthorne Blvd) in der Haupteinkaufsstraße sind gute Läden, die sorgfältig ausgewählte Second-Hand-Klamotten anbieten, auch wenn diese etwas teurer sind. Euer Geheimtipp: Danny: “Voodoo Doughnut” (22 SW 3rd Avenue). Ich empfehle den „Bacon-Maple Bar“ – einen Donut mit Ahornsirup und Speck. Interview: Christine Stiller & Lena Klenke Foto: Alicia J. Rose Text: Christine Stiller Heimat: menomena.com Auch gut: „Mines“ - das neue Album von Menomena


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SO WAR’S

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so war’s

Foto: Axel Mosch

Beatsteaks

9.6. Dresden – Eventwerk „Heiß, Heiß Baby!“. Wiedersehen macht Freude, besonders mit den Beatsteaks. Wenn sich an einem lauen Abend rund 3.500 vor Vorfreude fast platzende Fans in dem Dresdener Eventwerk mit den Beatsteaks treffen, kann das nur kolossal werden. Der Auftritt wäre auch durch eine Aneinanderreihung von Superlativen bestens umschrieben. Schöner liest es sich allerdings in vollen Sätzen. Mit „Atomic Love“ begann von der ersten Sekunde an eine wahnsinnige Party, der Schweiß lief literweise. Die Beatbuletten wissen aber auch, wie man so eine Live-Show anstellt: Hits en masse, gecoverte „Teenage Kicks“ und „Red Red Wine“ mit Afromähne, Stagediven und zur Krönung ein neuer Song. Bei „Not Ready To Rock“ übernahm Jens, ein Typ aus der Menge, für Arnim den Gesangspart, als hätte er nie etwas anderes getan. Mal wieder wird klar: Beatsteaks-Fans sind was Be-

sonderes, da wurde jede einzelne Silbe mitgesungen. Bei „Let Me In“ hockte sich die ganze Halle ohne Ansage der Band von alleine hin, um beim Refrain dann völlig auszuflippen. Die haben ihre

Hausaufgaben gemacht, die Jungs und Mädels von der Fanfraktion. Nach guten 90 Minuten stand fest: Das mit den Beatsteaks und ihren Fans ist die ganz große Liebe.

KONZERTFOTOS OF DEATH Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys.net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:

Kate Nash 28.5. Hamburg – Große Freiheit 36 Geknipst von: Annez

Marina & The Diamonds 6.6. Köln – Werkstatt Geknipst von: Clarissa Marks

Kate Nash singt den „Mansion Song“.

Eine Supershow von einer sympathischen Powerfrau mit unglaublicher Stimme!

KISS 25.5. Leipzig – Arena Geknipst von: NoodlesFreak

Nikka Costa 5.6. Innsbruck – Open Air Olympiaworld Geknipst von: Der Georg

Ein Spaß.

AC/DC 25.5. Hannover – Messegelände Geknipst von: Leones Ohne Worte

Band Of Skulls 5.6. Hamburg - Molotow Geknipst von: Sunché

Bärte und Bier gehören zusammen, und da das Bier nach der Show noch nicht alle war, beschloss die Band, einfach noch ein wenig zu bleiben. Sehr sympathisch!

Gary 12.6. Frankfurt – Das Bett Geknipst von: Miffymiff

„Das Bett“ in Frankfurt war an dem Abend höllisch heiß und das akustische Set ebenso!

Vorband von Pink, Wavebreaker.

Lazer Rock am Ring 2010 Geknipst von: Spliff Kid 77

LAZER - I like you, ‘cause I’m the PHARAO!


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MUSIK STORIES

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Wolf Parade Gemischtes Doppel

Wolf Parade waren mit ihrem Überalbum ‘At Mount Zoomer‘ der Indie-Hype des Sommers 2008. Nun kehren sie zurück und betreiben mit ‘Expo 86‘ Vergangenheitsbewältigung in eigener Sache. Es ist neun Uhr abends in New York City. Spencer Krug wundert sich, wie die Zeit vergeht und gönnt sich einen großen Schluck Kamillentee. „Die letzten Monate waren sehr stressig“, rechtfertigt der Wolf Parade-Sänger das gar nicht so Rock’n’Roll-mäßige Getränk. „Ich will nicht sagen, dass uns der Hype vor zwei Jahren egal gewesen wäre, aber in Europa wurde die zweite Wolf Parade-Platte mehr gefeiert als hierzulande.“ Ein Dankeschön verteilt er nicht, schließlich habe sich die Band den Erfolg „selbst verdient“. Nach unzähligen Konzertreisen und ein wenig Starthilfe aus dem World Wide Web, avancierten Wolf Parade im Sommer 2008 zur meist beachteten Band im Independent-Sektor. Und weil Spencer Krug und sein singender Sidekick Dan Boeckner nimmermüde Songwriter sind, kamen sie nicht auf die Idee, ihre Füße hochzulegen, sondern machten unbeirrt weiter. „Es ist ein Geschenk, von der eigenen Musik leben zu können. Dadurch ergibt sich viel Spielraum, und den nutze ich meist für neue Songs“, gesteht der gebürtige Kanadier während er die Qualmwolken vom Becherrand pustet. Ganz im Gegensatz zur inneren Ausgeglichenheit Spencer Krugs will das neue Wolf Parade-Album ‘Expo 86‘ ein Brecher sondergleichen sein, ein Stück Rock-Musik, das nicht zurücksteckt, sondern austeilt. „Dan war die treibende Kraft: Er kam mit acht Songs ins Studio und alle hatten einen rauen Charakter. Die Lyrics verstand niemand von uns, als er sie in Begleitung der E-Gitarre vorsang und ich musste ihn erst mal fragen, worum es denn überhaupt ginge. Seine Antwort: Wir machen das, worauf wir Bock haben, okay?!“ Gesagt, getan: Nach den schwierigen Aufnahmen zu ‘At Mount Zoomer‘ gingen die Sessions für ‘Expo 86‘ erstaunlich schnell von der Hand und sorgten für gute Laune soweit das Auge reicht.

Friedliches Rudel: Wolf Parade aus Montréal.

Nach einem Schnellschuss klingen die Songs jedoch nicht: Während sich einmal mehr die Keyboards permanent vor die Gitarren drängeln, ist ‘Expo 86‘ verglichen mit dem Vorgänger weniger detailverliebt und gewinnt genau dadurch an Größe: „Ich bin ein anderer Songwriter als Dan es ist. Für ihn zählt der Klang, für mich mehr das, womit dieser erzeugt wird. Elektronische Spielereien sind aus meiner Sicht schön und gut, aber am Ende geht es nicht ums Experiment allein.“

Ein ungleiches Paar, das nach einigen Diskussionen einen Longplayer aus dem Ärmel zaubert, der problemlos die vielen Vorschusslorbeeren rechtfertig. Die Indie-Welt, sie hat ihre kanadischen Lieblinge zurück: Gereift und trotzdem zu allem fähig. Text: Marcus Willfroth Foto: Meqo Sam Cecil Heimat: myspace.com/wolfparade


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FESTIVALS

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TOCOTRONIC

WM und Festivalsaison 2010 gehen in die letzte Runde. Grund also, noch mal den Rest des Sommers im Freien und bei guter Musik mit guten Freunden abzufeiern. Wer für das Finale der Festivalsaison noch keine Tickets hat, kann hier wenigsten bei den von uns präsentierten Festivals noch 2 x 2 Tickets abstauben. Die Südafrika-Tickets brauchen wir leider selber... Sorry! Lasst euch also was Originelles einfallen, um zu gewinnen und schickt das Ganze an verlosung@sallys.net. Reeperbahn Festival

Foto: Kalle Thelander

23. bis 25.9. Hamburg Mittlerweile ist das Reeperbahn-Festival eine feste Institution im Hamburger Konzert- und Festivalgeschehen. Auch das diesjährige Line-Up klingt nach einer guten Party. Und wer vom Konzertegucken müde wird, kann in den zahlreichen Clubs auch einfach so nur Party machen.

Foto: Sabine Reitmeier

Deichbrand

16. bis 18.7. Am Seeflughafen Cuxhaven-Nordholz

„Wir alle sehen es gern, wenn andere seekrank sind, solange wir es nicht selber sind“, sagte einst der schadenfrohe Mark Twain. Was wäre es für ein Schauspiel gewesen, hätte er nur einmal Gast beim Deichbrand Festival sein können: Viele unfreiwillig ausgeleerte Mägen und das nicht mal AUF, sondern nur nahe AN der See. Vielleicht hätten ihm aber außer den feierwütigen Festivalbesuchern auch diese Bands sehr gut gefallen: Line-Up: Jan Delay & Disko No.1, Tocotronic, Papa Roach, Danko Jones, The Sounds, Blood Red Shoes, Blumentopf, Dúné, Good Shoes, Sondaschule, Bela B, Madsen, Heaven Shall Burn, Jochen Distelmeyer, Skindred, Ohrbooten, Itchy Poopzkid, An Horse, Kafkas, Livingston, Grossstadtgeflüster, Timid Tiger u.a. VVK: 66 Euro, Infos: deichbrand.de

Line-Up: Fehlfarben, Johnossi, Blood Red JOHNOSSI Shoes, Jochen Distelmeyer, Fotos, Babylon Circus, De Staat, Hans Unstern, Band Of Skulls, Hundreds, Beat!Beat!Beat!, Young Captain Planet u.a. Rebel Set, Superpunk, Vierkanttretlager, VVK: 59 Euro, Infos: reeperbahnfestival.com

Wacken Open Air

Force Attack

Line-Up: Alice Cooper, Iron Maiden, Slayer, Mötley Crüe, Cannibal Corpse, Soulfly, Edguy, Anvil, Gojira, Amorphis, Atrocity, Die Kassierer, Fear Factory, Stratovarius, Tyr, W.A.S.P., Arch Enemy, Caliban, Ektomorf, End Of Green, Equilibrium, Grave Digger, Immortal, Letzte Instanz, Smoke Blow, Tiamat, Voivod, Endstille u.a. VVK: 120 Euro, Infos: wacken.com

Line-Up: 44 Leningrad, Absturtz, Die Kassierer, Die Skeptiker, Discharge, Dritte Wahl, KrawallBrüder, Lokalmatadore, Skarface, The Exploited, Towerblocks u.a. VVK: 40 Euro inkl. Müllpfand Infos: forceattack.de

30.7. bis 1.8. Klingendorf

5. bis 7.8. Wacken

NORDEN

Omas Teich

30. & 31.7. Grossefehn/ Ostfriesland Line-Up: Fettes Brot, Biffy Clyro, The Picturebooks, Kettcar, Johnossi, Beat!Beat!Beat!, The Busters, Captain Planet, Friska Viljor, Frittenbude, Mediengruppe Telekommander, Antitainment, Alias Caylon, Jupiter Jones, Long Distance Calling, Hellsongs, Nada Surf, Scumbucket, Trip Fontaine u.a. VVK: 55 Euro, Infos: omas-teich.de

Dockville Appletree Garden Festival 23. & 24.7. Diepholz

Line-Up: Get Well Soon, Gisbert Zu Knyphausen, FM Belfast, Friska Viljor, Hellsongs, 1000 Robota, Die Sterne, We Were Promised Jetpacks, Bratze, Go Back To The Zoo, Balthazar, Oh No Ono, Stompin' Souls, We Have Band u.a. VVK: 26 Euro, Infos: appletreegarden.de

BootBooHook M'Era Luna

7. & 8.8. Hildesheim Line-Up: Placebo, The Sisters Of Mercy, In Extremo, Unheilig, Editors, Nitzer Ebb, Skinny Puppy, Laibach, The 69 Eyes, Saltatio Mortis, Combichrist, Crematory, Zeraphine, Das Ich u.a. VVK: 79 Euro inkl. Müllpfand Infos: meraluna.de

20. & 21.8. Hannover Line-Up: Hot Chip, The Notwist, Die Sterne, Friska Viljor, Bratze, The Horror The Horror, Mittekill, Norman Palm, Superpunk, The Go! Team, Anajo, Egotronic, Hellsongs, Hundreds, Fertig, Los!, Urlaub In Polen, The Wedding Present, Bernd Begemann & Die Befreiung u.a. VVK: 41 Euro (ohne Camping) Infos: bootboohook.com

KLAXONS

13. bis 15.8. Hamburg Wilhelmsburg

Wer nicht nur zum Dockville fährt, weil er sich für die dort ausgestellte Kunst interessiert, der hat gute Chancen auf beste musikalische Unterhaltung – zum Beispiel mit den Klaxons, die im August auch ihr neues Album veröffentlichen. Ebenfalls ein seltener, wenn auch gern gesehener Gast: Uffie mit „Sex Dreams And Denim Jeans“ zum Mitmachen. Line-Up: Klaxons, Jan Delay & Disko No.1, Portugal.The Man, Fanfarlo, Delphic, Slime, Mutter, Esben And The Witch, Sascha Funke, Uffie, Jamie T., Frittenbude, Die Vögel, Graphic, Jupiter Jones, Bratze, Dead Kids, Friska Viljor, Cats On Fire, Die Rakede, Le Fly, Bombay Bicycle Club, The Drums u.a.

VVK: 59 Euro (3-Tagetickt inkl. Camping & Müllpfand), 39 Euro (Freitag-Ticket/Sonntag-Ticket), 44 Euro (Samstag-Ticket) Infos: msdockville.de


Open Flair

13. bis 15.8. Eschwege

Da fahren wir auch hin, schließlich spielen Against Me! UND The Gaslight Anthem. Aber Fettes Brot wollten wir eigentlich auch schon lange mal wieder sehen und Turbostaat erst, die Blood Red Shoes, Dúné... Seit 1985 gibt es das Festival mit dem Rock-Schwerpunkt jetzt schon, das seither vom Arbeitskreis Open Flair e.V. veranstaltet wird. Bis zu 15.000 Besucher pilgern jeden Tag auf das Gelände in Eschwege. Das sind genug, um ordentlich Stimmung aufkommen zu lassen. Dennoch bucht ihr hier keine ungemütliche Festival-Massenveranstaltung. Es gibt noch einige Tickets – doch wie uns die Erfahrung gelehrt hat, nicht mehr lange! Bis August, Eschwege.

BELA B Y LOS HELMSTEDT Line-Up: Bad Religion, Bela B y Los Helmstedt, Fettes Brot, Jan Delay & Disko No.1, Papa Roach, Ska-P, The Gaslight Anthem, The Hives, Wir Sind Helden, Against Me!, Blood Red Shoes, Broilers, Dúné, Monsters Of Liedermaching, No Use For A Name, Therapy?, Turbostaat, TOS, Skindred, Mad Caddies, Klee, Timid Tiger, Jochen Distelmeyer, 3 Feet Smaller, Götz Widmann, Lagwagon u.a. VVK: 68 Euro, Infos: open-flair.de

Rocco Del Schlacko 13. & 14.8. Püttlingen

Line-Up: Shout Out Louds, The Hives, Fettes Brot, Egotronic, The Toten Crackhuren Im Kofferraum, Bad Religion, Wir Sind Helden, Bela B, The Gaslight Anthem, Donots, Blumentopf, Turbostaat, Timid Tiger, Skindred, We Were Promised Jetpacks, Monsters Of Liedermaching VVK: 44 Euro (ohne Camping) Infos: rocco-del-schlacko.de

Foto: Iwo Gospodinov

SÜDEN

Foto: Dean Karr

AULETTA

Umsonst & DrauSSen DANKO JONES

Vainstream Beastfest

2. & 3.7. Wiesbaden, Schlachthof-Gelände

Das Biest in euch wird sich erst am zweiten Tag entpuppen: Ihr erkennt es leicht: Es stinkt, schwitzt, macht ungewohnte Laute und trinkt viel zu viel Bier. Ekelhaft so was, aber bei so einer Wochenendplanung leider nicht zu vermeiden! Line-Up: NOFX, Snapcase, Ska-P, A Day To Remember, Danko Jones, K.I.Z., Caliban, Devildriver, Alexisonfire, Skindred, Sondaschule, Bleeding Through, Callejon, Horse The Band u.a. VVK: 25 Euro (Freitag), 44,90 Euro (Samstag), 69,50 Euro (Kombiticket), Infos: beastfest.de

24.7. Lindau, Toskanapark

Mal nachdenken: umsonst und draußen... umsonst und draußen... umsonst und draußen? Und, ja, K.I.Z. - na Mensch, keine weiteren Fragen. Ab nach Lindau! Line-Up: Auletta, Civet, K.I.Z., Rivers Avenue, Skis Country Trash, The Dreadnoughts u.a. Eintritt frei!, Infos: vaudeville.de

Taubertal

13. bis 15.8. Rothenburg Ob Der Tauber, Eiswiese Line-Up: The Hives, Bad Religion, Blood Red Shoes, Fettes Brot, Jan Delay & Disko No.1, Bela B, Friska Viljor, The Gaslight Anthem, The Hives, Kilians, Mad Caddies, Turbostaat, Timid Tiger, Dukes Of Windsor, 3 Feet Smaller, Irie Revoltes, Emil Bulls, Livingston, Skunk Anansie, Clockwork Radio u.a. VVK: 89 Euro, Infos: taubertal-festival.de


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FESTIVALS

unclesally*s magazine

Foto: Alex Salinas

Melt! Festival

BROKEN BELLS

16. bis 18.7. Gräfenhainichen, Ferropolis

Seid ehrlich: haben wir nicht viel zu viel Zeit unseres Lebens mit schlafen verbracht? All diese ungenutzten und vor allem ungefeierten Stunden zwischen Ruhe und REMSchlaf. Fürchterlich! Doch dank des Melt! Festivals ist es noch nicht zu spät, seinen Lebenswandel umzustricken. Drei Tage wach für jedermann!

SOULWAX

Berlin Festival

Open Air in Tempelhof 10. & 11.9. Berlin, Flughafen Tempelhof

Das ist nichts für Rocker! Trotzdem ist das Line-Up des Berlin Festivals natürlich richtig knorke – nur eben für die da drüben im Team-Elektro: Das LCD Soundsystem kurz vor dem angeblichen Karriereschluss. Caribou, Atari Teenage Riot, zahlreiche DJs, Cocktails, Netzstrumpfhosen. Top.

Los geht’s am 16. Juli um 16.30 Uhr mit Midlakes schwelgerischem Melo-Indie – abgetanzt wird schließlich später noch. Zum Beispiel mit ordentlich Traubenzucker in den Adern bei Bonaparte, Shout Out Louds, Yeasayer, Kele, Foals oder dann ab 5.30 Uhr morgens beim Pflichttermin mit der Simian Mobile Disco, die euch in diesen frühen Morgenstunden als DJs um den – zu diesem Zeitpunkt definitiv – wohlverdienten Nachtschlaf bringen werden.

Line-Up: Soulwax, Editors, Adam Green, Blood Red Shoes, Superpunk, Peaches, Port O'Brien, LCD Soundsystem, Caribou, Boys Noize, Atari Teenage Riot, 2Many DJs, Gonzales u.a. VVK: 59 Euro, Infos: berlinfestival.de

With Full Force

2. bis 4.7. Löbnitz, Flughafen Roitzschjora Line-Up: Slayer, Killswitch Engage, NOFX, Street Dogs, Sick Of It All, Fear Factory, Ektomorf, As I Lay Dying, Cannibal Corpse, Born From Pain, Bleeding Through, Broilers, Caliban, Heaven Shall Burn, The Bones, The Exploited, Toxpack, A Day To Remember, Walls Of Jericho u.a.

OSTEN

VVK: 80 Euro, Infos: withfullforce.de

Am nächsten Nachmittag um 17.30 erscheint ihr dann aber bitte wieder frisch, fit und bis unter die Zahnfüllung gestylt vor der Bühne bei Philipp Poisel, The Futureheads oder Trip Fontaine, Blood Red Shoes, Hurts, Darwin Deez, Miike Snow oder Jamie T, Jamie Lidell, Die Sterne und so weiter...

Wer die Augen am 18. Juli noch aufhalten kann, der macht seinen Sonntagsauftakt um 16.00 Uhr mit den Kings Of Convenience. Später geht’s weiter mit Johnossi, Get Well Soon, Broken Bells, Goldfrapp, Turbostaat und dem Headliner Massive Attack. So, und dann dürft ihr euch schlafen legen. Wir verschenken unter verlosung@ sallys.net 2x2 Tickets an diejenigen, die uns mit ihrer Kreativität überzeugen. Line-Up: Massive Attack, Blood Red Shoes, Shout Out Louds, Dendemann, Bonaparte, Tocotronic, Johnossi, Yeasayer, Jamie T., Kings Of Convenience, Moderat feat. Paul St. Hilaire & Dellé, Die Sterne, Egotronic, Frittenbude, Get Well Soon, Jamie Lidell, Miike Snow, Markus Kavka, Delphic, Goldfrapp u.a. VVK: 74 Euro (2-Tageticket AUSVERKAUFT), 94 Euro (3-Tageticket) Infos: meltfestival.de

Splash!

23. bis 25.7. Gräfenhainichen, Ferropolis Line-Up: Nas & Damian "Jr. Gong" Marley, Missy Elliott, Wu-Tang Clan, Samy Deluxe, Kool Savas, Gentleman, Blumentopf, Boot Camp Click, Raekwon, Tech N9ne, IAM u.a. VVK: 96,50 Euro Info: splash-festival.de

MISS LI

Rocken Am Brocken 30. & 31.7. Elend

Das Rocken Am Brocken Festival ist – wie ihr seht – keine Hinterm-Berg-Veranstaltung. Sehr empfehlenswert: Miss Li. Die Schwedin verfügt über deutlich mehr Temperament, als man es ihren Landsleuten laut Klischee nachsagen würde und ist eine wahre Wildsau auf der Bühne. Line-Up: Biffy Clyro, The Busters, Itchy Poopzkid, Dúné, Gisbert Zu Knyphausen, Miss Li, Friendship Society, Dúné, Bratze, The Picturebooks, TOS, Captain Planet u.a. VVK: 27 Euro, Infos: rocken-am-brocken.de

Highfield

Foto: Erik Weiss

20. bis 22.8. Leipzig, Störmthaler See/GroSSpösna

Neues Jahr, neue Location. Da das Auge ja bekanntlich mitisst und am alten Standort, dem Stausee in Hohenfelden, richtig Kalorien hamstern konnte, liegt die Messlatte für den Störmthaler See in Großpösna recht hoch. Doch die neue Heimat steht der alten in Sachen Optik offenbar in gar nichts nach – ganz im Gegenteil. Auf der Magdeborner Halbinsel ist das Highfield Festival nun ganz idyllisch von Wasser umgeben. Wer also am Sommerurlaub sparen musste, kommt hier nachträglich auf seine Kosten. Wen neben dem romantischen Seeblick aber auch noch das musikalische Line-Up interessiert, der tut gut daran, sich rechtzeitig ein Ticket zu sichern: Thrice lassen sich ja nicht allzu oft in unseren Gefilden blicken und nein, auch Blink-182 wurden lange nicht gesichtet. Wobei, einige von euch Jungspunden dürften die Combo, die einst neben Goof-Punk-Hymnen auch durch ihren Hang zum Video-Exhibitionismus Berühmtheit erlangte, gar nicht mehr kennen. Fragt mal euren älteren Bruder. Für den frischeren Musikgeschmack gibt es an diesem Wochenende aber auch so einiges: The Drums zum Beispiel, Billy Talent oder The Asteroids Galaxy Tour. Und auf Placebo, Fettes Brot und The Gaslight Anthem können sich dann alle einigen.

JENNIFER ROSTOCK

Für eine sportliche Betätigung nebenbei achtet einfach auf unsere Aushänge: Auch in diesem Jahr heißt es wieder „Fans gegen Bands“ bei unseren traditionellen Highfield-Games. Außerdem veranstalten wir wieder einen T-ShirtTausch, das heißt, wir nehmen euren alten Lappen und schenken euch ein druckfrisches, limitiertes unclesally*s-Festivalshirt. Line-Up: Placebo, Blink-182, Billy Talent, Thrice, Fettes Brot, Unheilig, NOFX, Wir Sind Helden, Archive, The Gaslight Anthem, Madsen, Gogol Bordello, Mad Caddies, Bela B y Los Helmstedt, Biffy Clyro, State Radio, OK Go, Minus The Bear, The Sounds, Jennifer Rostock, All Time Low, Black Rebel Motorcycle Club, Band Of Horses, The Drums, The Asteroids Galaxy Tour, The 69 Eyes, Parkway Drive u.a. VVK: 109 Euro inkl. Müllpfand, Infos: highfield.de


Serengeti

FLOGGING MOLLY

16. & 17.7. Schloss Holte-Stukenbrock

Im Safari Park Schloss Holte-Stukenbrock brüllen die Löwen besonders laut, zum Beispiel der dicke Papa Roach (bitte nicht füttern!) oder Dog Eat Dog (Bitte nicht streicheln!). Line-Up: Papa Roach, Flogging Molly, Devildriver, Gwar, Subway To Sally, Paradise Lost, Sonic Syndicate, Dog Eat Dog, H2O, Skindred, Itchy Poopzkid, Monsters Of Liedermaching u.a. VVK: 50 Euro, Infos: serengeti-festival.de

Haldern Pop 12. bis 14.8. Rees-Haldern (AUSVERKAUFT)

Line-Up: The National, Blood Red Shoes, Delphic, Efterklang, Mumford & Sons, Portugal.The Man, Fanfarlo, Sophie Hunger, Local Natives, The Tallest Man On Earth, Gary u.a. VVK: 68 Euro, Infos: haldern-pop.de

WESTEN

Area4

20. bis 22.8. Lüdinghausen, Flugplatz Brokenberge

Rheinkultur

3.7. Bonn, Rheinaue Line-Up: Juliette Lewis, Alexisonfire, Moke, Triggerfinger, Madsen, Sondaschule, Jennifer Rostock, MiaoMio, Die Orsons, Max Herre, Killah Priest, Main Flow, Azad, Valient Thorr, Der Familie Popolski u.a. Eintritt Frei! Infos: rheinkultur-festival.de

Line-Up: Placebo, Blink-182, Thrice, Minus The Bear, State Radio, Frank Turner, Billy Talent, Queens Of The Stone Age, The Gaslight Anthem, Black Rebel Motorcycle Club, Monster Magnet, Gogol Bordello, Bela B Y Los Helmstedt, Comeback Kid, Caliban, All Time Low, The Sounds, Donots, Parkway Drive u.a. VVK: 99 Euro (inkl. Müllpfand), Infos: area4. de

unclesally*s T-Shirt-Tausch Blankziehen – aber (bitte) nur bis zur Gürtellinie. Wie in jedem Jahr wollen wir auch in diesem Sommer wieder eure Bauchmuskeln, Rettungsringe und knuffigen "Love handles" sehen. Auf drei Festivals rufen wir euch auf zum T-Shirt-Tausch. Ihr gebt uns euren durchgeschwitzten Lappen und wir schenken euch das beste, schönste, trendsicherste unclesally*sFestivalshirt seit der Erfindung ebendieses. Beim Melt!, Open Flair und Highfield Festival habt ihr jeweils die Möglichkeit, eines dieser auf wenige Stück limitierten Unikate abzugreifen.


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FESTIVALS

unclesally*s magazine

PARK MEIN TAG BEI ROCK IM DS HEUTE MIT: THE SOUN

Die Festivals sind Pflichtprogramm für alle Bands. Auch wenn eine eigene Clubtour natürlich viel schöner und komfortabler ist, scheinen The Sounds richtig viel Spaß beim diesjährigen Rock Im Park gehabt zu haben. Sie waren so freundlich, ihren Tag mit ein paar – preisverdächtigen – Schnappschüssen für uns zu dokumentieren.

Die Band bei der Ankunft auf dem Festivalgelände: Wie man sieht, scheint den Jungs eine eigene Wasserstoffblondine im Tourbus nicht zu genügen.

„Ene mene muh...“ - Majas Blick zeugt von absoluter Ahnungslosigkeit. Also entscheidet sie sich beim Soundcheck einfach für den berühmt-berüchtigten „...Du-Knopf“.

Beim Auftritt lief dann aber alles tutti und die heißen Höschen blieben auch da, wo sie sollten.

Freuen konnten sich die Fans danauch noch auf eine Runde Small Talk und auf Autogramme der Band.

Im Jack Daniel’s Lynchburg Square wurde dann ein nettes Pläuschchen abgehalten und hier und da auch noch geknuddelt.

Anschließend foglte die lustige Aftershowparty mit Pelle Almqvist und Vigilante Carlstroem von The Hives als gelungener Abschluss.


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MUSE

FESTIVALS

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Hultsfred

7. bis 9.7. Hultsfred, Schweden Line-Up: Wolfmother, 30 Seconds To Mars, The Hives, Scissor Sisters, Empire Of The Sun, Bad Lieutnant, Shout Out Louds, Deftones, Frightened Rabbit, Two Door Cinema Club, Killswitch Engage, Miike Snow, Daniel Gilbert, Melissa Horn, Midlake u.a. VVK: 150 Euro, Infos: hultsfredsfestivalen.se

Roskilde PRÄSENTIEREN

PRINCE

1. bis 4.7. Roskilde, Dänemark

Roskilde ist mehr als nur ein Festival. Roskilde ist die Königin unter den Festivals und dabei so nett und freundlich. Nirgends wird man so gut bewirtet, nirgends sind die Toiletten so sauber, die Merch-Stände so gut sortiert, die Helfer so freiwillig, ist der Daumen so grasgrün und die Intention so wohltätig wie hier. Es ist tatsächlich wie im Märchen. Und ein Prince kommt auch.

EUROPAWEIT

Line-Up: Motörhead, Muse, The Prodigy, Gorillaz, Prince, Them Crooked Vultures, Pavement, NOFX, Florence And The Machine, Alice In Chains, Beach House, Converge, Efterklang, Gallows, Delphic, Biffy Clyro, Japandroids, Kasabian, The Temper Trap, Tech N9NE, Wild Beasts, Robyn, The Kissaway Trail, Health, Ghost Society, Kings Of Convenience u.a. VVK: 225 Euro, Infos: roskilde-festival.dk

FM4 Frequency Festival Internacional De Benicassim

15. bis 18.7. Castellón-Benicàssim, Spanien Line-Up: Gorillaz, The Prodigy, Dizzee Rascal, Ian Brown, Vampire Weekend, Kasabian, Klaxons, The Specials, Calvin Harris, Hot Chip, Mumford & Sons, Foals, Two Door Cinema Club, The Temper Trap, Goldfrapp, Boys Noize, Lily Allen, Julian Casablancas u.a. VVK: 170 Euro, Infos: fiberfib.com

19. bis 21.8. St. Pölten, Österreich Line-Up: Muse, Bad Religion, Die Toten Hosen, Massive Attack, Gogol Bordello, LCD Soundsystem, Peaches, Johnossi, We Are Scientists, Marina & The Diamonds, Fettes Brot, 30 Seconds To Mars, The Specials, Element Of Crime, Tocotronic, La Roux, Skunk Anansie, Wir Sind Helden, Madsen, Mumford & Sons, Black Rebel Motorcycle Club, NOFX, Hot Chip, White Lies, The Gaslight Anthem, Yeasayer, Zoot Woman, Shout Out Louds, The Cribs, Delphic, The Asteroids Galaxy Tour u.a. VVK: 120 Euro inkl. Camping Infos: frequency.at

Sziget

11. bis 16.8. Budapest, Ungarn, Obudai-Donauinsel Line-Up: Iron Maiden, Muse, Faithless, Papa Roach, The Hives, Gwar, Bad Religion, The Specials, Danko Jones, Gentleman & The Evolution, Infected Mushroom, The Picturebooks, Paradise Lost, Kasabian, Toy Dolls, The Cribs, Enter Shikari u.a. VVK: 170 Euro (ohne Camping) Infos: szigetfest.de


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PRÄSENTIERT

unclesally*s magazine

Präsentiert TOUR DES MONATS.

The Pogues

Zur Legendenbildung haben bei den Pogues vor allem zwei Dinge beigetragen: Der ehemals desaströse DentalZustand von Sänger Shane MacGowan und sein Alkoholkonsum. Beides eher abschreckend, vor allem aber vom Wesentlichen ablenkend, denn: Dass die Iren in den Achtzigern im Vorprogramm von The Clash den Folk-Punk zum Leben erweckt haben, ist dadurch fast zur Randnotiz verkümmert. Ihrer Trennung Mitte der Neunziger folgte 2009 die Wiedervereinung - zwar bisher ohne neues Studioalbum, aber Shane hat jetzt die Zähne schön und kann immer noch so eindrucksvoll brummen wie damals. Den Beweis treten The Pogues ab Ende Juli auf ausgewählten Freiluftbühnen an.

The Pogues auf Tour 31.7. Münster - Schlossplatz *** 3.8. Berlin - Zitadelle Spandau *** 4.8. Hamburg - Stadtpark Open Air 2010 *** 5.8. Leipzig - Parkbühne

Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an! 5Bugs (+3 Feet Smaller)

07.10. Hamburg - Logo 08.10. Eschwege - E-Werk 09.10. Köln - Underground 11.10. Hannover - Bei Chez Heinz 12.10. Frankfurt/Main - Nachtleben 13.10. Bremen - Tower 14.10. Oberhausen - Zentrum Altenberg 15.10. Stuttgart - Beat-Club 16.10. Karlsruhe - Stadtmitte 04.11. München - Backstage 06.11. Potsdam - Lindenpark

25.11. Augsburg - Ostwerk 26.11. Heidelberg - Karlstorbahnhof 30.11. Nürnberg - Hirsch 01.12. Frankfurt - Batschkapp 02.12. Saarbrücken - Garage 03.12. Bielefeld - Kamp

Seabear

01.09. München – 59:1 06.09. Frankfurt - Bett 07.09. Bremen - Tower 08.09. Hannover - Bei Chez Heinz 09.09. Hamburg - Hafenklang 10.09. Chemnitz – Talschock

Delphic

17.08. Frankfurt a.M. - Nachtleben 18.08. Leipzig - Conne Island 21.08. Erlangen - E-Werk

Airbourne

06.11. Bochum - RuhrCongress 16.11. Berlin - C-Halle 17.11. Ludwigsburg - Arena 18.11. Dresden - Alter Schlachthof 22.11. München - Zenith

Alarma Man

08.08. Würzburg - Immerhin 09.08. Hamburg - Astra Stube 14.08. Offenbach - Hafen2 15.08. Rosenheim - Asta Kneipe 19.08. Berlin - Comet Club 20.08. Erfurt - Brownstahlfest

Band Of Skulls

25.09. Hamburg - Reeperbahn Festival 26.09. Dresden - Beatpol 27.09. Stuttgart - Schocken 29.09. Frankfurt - Nachtleben 30.09. Düsseldorf - Zakk 01.10. Nürnberg - Muz Club

The Cheek 05.07. Frankfurt - Mousonturm 06.07. Hamburg - Uebel & Gefährlich

Clueso & Band

09.02. Erfurt - Messehalle 11.02. Dresden - Alter Schlachthof 12.02. Berlin - C-Halle 13.02. Bremen - Pier 2 16.02. Hannover - Capitol 17.02. Hamburg - Alsterdorfer Sporthalle 19.02. Kassel - Kongress Palais 20.02. Freiburg - Rothaus Arena 21.02. Saarbrücken - E-Werk 24.02. München - Tonhalle 25.02. Würzburg - Posthallen 26.02. Mannheim - Rosengarten 28.02. Frankfurt - Jahrhunderthalle 03.03. Stuttgart - Liederhalle Beethovensaal 04.02. Oberhausen - König Pilsner Arena 06.03. Münster - Halle Münsterland 07.03. Magdeburg - Böderlandhalle

Dead To Me Blood Red Shoes

14.11. Düsseldorf - Zakk 15.11. Hannover - Bei Chez Heinz 16.11. Rostock - Mau Club 17.11. Bremen - Lagerhaus 18.11. Leipzig - Conne Island

12.08. München - The Atomic Café 13.08. Berlin - Rosi’s 14.08. Hamburg - Molotow

Broken Social Scene

10.09. Gütersloh - Bauteil 5@Weberei 11.09. Hagen - Pelmke 27.09. München - Sunny Red 02.10. Rottenburg - Tschabos 05.10. Hamburg - Hafenklang 07.10. Chemnitz - AJZ 08.10. Berlin - Clash 09.10. Essen - Cafe Nova

Disco Ensemble

05.09. Saarbrücken - Garage 06.09. Wiesbaden - Schlachthof 07.09. Köln - Luxor 08.09. Münster - Café Sputnik 09.09. Weinheim - Café Central 10.09. Freiburg - Jazzhaus 01.10. Berlin - Postbahnhof 02.10. Schweinfurt - Alter Stattbahnhof 03.10. Stuttgart - Die Röhre 04.10. München - 59:1 05.10. Hannover - Musikzentrum 06.10. Hamburg - Logo

The Strange Boys + Chuckamuck 20.07. Hamburg - Hafenklang 21.07. Berlin - Rosi’s 22.07. München - 59to1

Turbo AC’s

23.08. Hamburg - Große Freiheit 36 24.08. Köln - Live Music Hall

21.10. Weinheim - Cafe Central 22.10. Stuttgart - 1210 30.10. Wangen - UMD 11.11. Dresden - Groovestation 13.11. Töging - Silo 1 16.11. Chemnitz - AJZ 17.11. Hannover - Bei Chez Heinz 18.11. Hamburg - Hafenklang 19.11. Berlin - Clash 20.11. Nürnberg - Z-Bau

Fettes Brot

Volbeat

Sage Francis

Events

Fat Freddy’s Drop

04.12. Hannover - AWD Hall 05.12. Berlin - C-Halle 09.12. Kiel - Sparkassen-Arena 10.12. Hamburg - Color Line Arena 12.12. Hamburg - Color Line Arena 14.12. Kempten - Bigbox 06.10. Hamburg - Uebel & Gefährlich 07.10. Berlin - Cassiopeia

02.11. Düsseldorf - Philipshalle 03.11. Ludwigsburg - Arena 04.11. München - Zenith 13.11. Chemnitz - Arena 14.11. Berlin - C-Halle 15.11. Hamburg - Sporthalle Rock’n’Roll Wrestling Bash 04.09. Braunschweig - Walhalla Skatehalle


Im Tourbus mit:

sMoke Blow

Wenn sich Smoke Blow aus Kiel auf Konzertreise begeben, dann kann das schon mal lustig werden. Nachdem kurz hinter der Stadtgrenze Anstand und Moral über Bord geworfen wurden, programmiert die Hardcore-Kapelle ihren Autopilot auf maximalen Spaß. Wen Smoke Blow bei ihren Trips über bundesdeutsche Autobahnen bereits überholt haben und wo der nächste Trecker steht, erfahrt ihr von MC Straßenköter. Welche Route war die bisher schönste, die ihr bereist habt? Fahrten durch die Schweiz oder durch die Berge allgemein sind fürs Auge auf jeden Fall angenehmer als stundenlange Autobahntrips durch MecklenburgVorpommern oder Niedersachsen. Welche kulturellen Unterschiede zwischen Nord, Süd und Ost fielen euch bei euren bisherigen Touren auf? Im Grunde werden wir überall nett begrüßt, nur manchmal verstehen wir das nicht sofort. Im tiefsten Sachsen oder in Bayern kann es schon mal vorkommen, dass wir einige Sätze nicht auf Anhieb richtig deuten können. Da muss man schon mal nachfragen oder einen Übersetzer anheuern. Im Süden, gerade im Stuttgarter Raum, spürt man, dass die Leute nicht so locker mit ihrem Geld umgehen. Dort mussten wir schon öfter um unsere vereinbarte Gage kämpfen. Ihr seid überzeugte Nutzer von Kleinbussen. Hat euch euer treues Gefährt schon mal im Stich gelassen? Uns ist ab und zu schon mal der Reifen geplatzt, aber das ging meist relativ glimpflich aus. Einmal hat unser Bassist und Fahrer Greif Hellhammer seinen Geldbeutel so auf dem Armaturenbrett platziert, dass er die Tankanzeige nicht mehr im Blickfeld hatte. Als die Karre anfing zu bocken, war es schon zu spät. Einer unserer Mitreisenden latschte dann querfeldein zum nächsten Traktor, zapfte dessen Tank an und kam mit einem Eimer voll Sprit zurück zum Bus. Er hat zwar den Rest des Tages nah Diesel gestunken, aber wir kamen wenigstens rechtzeitig zum Konzert. Habt ihr schon mal berühmte Leute an der Raststätte getroffen? Einmal hat Gunther Gabriel gerade aufgebaut, um für die Trucker ein Konzert zu spielen, aber wir hatten leider keine Zeit, uns das anzusehen. Im Stau sind wir auch mal Kai Ebel begegnet, aber der fuhr gar keinen Sportwagen, sondern so eine Familienkutsche. Hat euch die Polizei schon mal aus dem Verkehr gefischt? Das passiert jedes Mal, wenn wir die bayerische Landesgrenze überqueren. Neulich hat ein Polizist beim Drogen-Check unserer Portemonnaies ein ZweiEuro-Stück gefunden, das er noch nicht in seiner Sammlung hatte. Nachdem wir ihm die Münze geschenkt hatten, durften wir sofort weiterfahren. Heimat: smokeblow.de Foto: Ben Wolf Auch gut: „The Record“ - das neue Album von Smoke Blow

Smoke Blow auf Tour 17.9. Wiesbaden - Schlachthof *** 18.9. Köln - Underground *** 2.10. Magdeburg - Sackfabrik *** 15.10. Stuttgart - Die Röhre *** 16.10. Kassel - K19 *** 13.11. Hannover - Bei Chez Heinz


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SPORT

unclesally*s magazine

Sublime with Rome

Wiederbelebte Legende: Sublime aus Long Beach, Kalifornien.

How Sublime is that?

1996 starb Bradley Nowell, Sänger und Gitarrist einer der besten und einflussreichsten Bands ihrer Zeit, an einer Überdosis Heroin. Und man kann noch nicht einmal behaupten, Sublime seien damals gerade auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs gewesen, denn erst 1997 gelang ihnen mit dem gleichnamigen dritten Album, das nach Bradleys Tod veröffentlicht wurde, der kommerzielle Durchbruch: 14 von insgesamt bisher 17 Mllionen Alben verkauften sie in diesem Jahr, gewannen den MTV-Award für „Best Independent Video“ und kletterten mit der Single „What I Got“ bis auf Platz 13 der Billboard Independent Charts. Die verbliebenen Mitglieder der Band - Eric Wilson und Bud Gaugh - gründeten 1997 die Long Beach Dub Allstars, die sich 2002 wieder auflösten. Eine Reunion von Sublime stand lange Zeit nicht zur Debatte, zu sehr fehlte mit Knowell das Zentrum der Band. Jedenfalls sahen das vor allem die Fans so – die Band selbst nahm sich immer als Drei-MannCombo wahr. „Nicht nur die Musik wurde von allen dreien zusammen gemacht, auch die Texte erzählen Geschichten, die sie gemeinsam erlebten“, erzählt Rome Ramirez im Interview.

Vater „musikalisiert“ worden. Der hörte nicht nur viel Roots-Reggae, Dub und HipHop, sondern auch Hardcore Punk – und natürlich Sublime. „Als ich Sublime zum ersten Mal bewusst hörte, erschlossen sich mir auf einmal alle anderen Punk-Bands wie die Stooges, Butthole Surfers und die Bad Brains, ich verstand jetzt viel besser, worum es bei denen ging.“ Rome lernte Bud und Eric durch eine gemeinsame Freundin kennen, die ihn mit zu einer Jam-Session nahm. Vorher hat er „mit kleineren Bands in irgendwelchen Garagen“ gespielt.

Bradley Nowell - „just a singer“? Für Sublime-Fans ist es sicher schwer bis unmöglich, sich mit diesem Gedanken anzufreunden.

Letztes Jahr traten Sublime erstmals seit Nowells Tod wieder live auf, mit Rome als Sänger und Gitarrist. Ihr Auftritt bei Cypress Hills „Smokeout Festival“ war ein voller Erfolg, das Publikum sang alle Songs mit und feierte Rome. Auch der neue Song „Panic“ kam auf Anhieb super an – und es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass der Song genauso gut aus alten Sublime-Zeiten stammen könnte.

Rome war acht Jahre alt, als Nowell starb und ist von seinem

So gesehen ist es umso bemerkenswerter, dass keine andere Band in den letzten 13 Jahren in der Lage war, das Genre Ska-Punk-Reggae-Rock auch nur annähernd so erfolgreich und musikalisch anspruchsvoll zu inszenieren wie Sublime. Auf die Frage, woran das liegen könnte, antwortet Rome: „Sublime hatte so viele musikalische Einflüsse von Bands, die kaum bekannt waren und die kaum jemand wirklich verstanden hat – großartige Punk-Bands, Dub Reggae und HipHop-Künstler – und hat diese ganzen Einflüsse einzigartig verarbeitet und zu etwas gemacht, das darüber hinaus ging – frischer, „more crispy and catchy“. Dadurch haben sie auch die Einflüsse selbst aufgewertet. Und das zu dritt, mit einer unglaublich tighten Rhythm-Section. Niemand war seitdem in der Lage, das so hinzukriegen.“ Wie nimmt Rome die Einstellung der Fans ihm gegenüber wahr? Traut er sich


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zu, von den Fans, die Sublime wie ein musikalisches Heiligtum verehren, wirklich anerkannt zu werden? „Das müsstest du auf den Festivals sehen: Die Leute, die es erleben, lieben es! Das liegt natürlich in erster Linie an den großartigen Songs – die sind absolut zeitlos. Es gibt bei uns Sublime-Coverbands, die mehr Gage bekommen als wir, aber das ist ja auch völlig okay. Wir fühlen nichts als positive Energie – gelangweilt sind wir nur, wenn wir die negativen Kommentare im Internet lesen, das ist im Prinzip immer das gleiche. Aber wir erfahren auch von den Fans sehr viel mehr Wohlwollen als Ablehnung.“ Wird es noch mehr neue Songs geben oder gar ein neues Album? „Wir nehmen im Augenblick alles, wie es kommt. Im Herbst werden wir eine Single rausbringen und dann nach und nach neue Songs entwickeln. Wenn die fertig sind, wird es auch ein neues Album geben.“ Die Nutzung des urspünglichen Bandnamens war Nowells Erben dann aber doch zu viel, obwohl sie „Bud und Gaugh aus vollem Herzen unterstützen“ einigte man sich schließlich nach zwei Gerichtsverhandlungen auf Sublime With Rome. Ein guter Name.

Tony Hawk & Friends Show Eine Audienz beim König

Der berühmteste Skater der Welt ist...? Na klar, Tony Hawk – und der kommt am 8. Juli nach Berlin. Im Rahmen seiner Tony Hawk & Friends Show wird der Meister des Vert seine überwirklichen Skatekünste auf einer 21 Meter breiten und 7,40 Meter hohen Rampe in der Max-Schmeling-Halle präsentieren. Die Half-Pipe wird auch Teil der Bühne sein, auf der an diesem Abend *N*E*R*D*, die Combo um Pharrell Williams und Chad Hugo, stehen und einen exklusiven Live-Gig spielen werden.

telekom eXTREME pLAYGROUNDS

Die haben in naher Zukunft übrigens auch ähnlich Großes vor. „Nothing“ wird die neue und mittlerweile vierte Platte des Ensembles heißen, die aller

Voraussicht nach Ende September erscheinen soll. Die erste Single des neuen Albums heißt „Hot-nFun“ und ist in einer Zusammenarbeit mit der kanadischen Sängerin Nelly Furtado entstanden. Fotos: Quiksilver Heimat: quiksilver-europe.com

Tony Hawk & Friends Show Live: *N*E*R*D* 8.7. Berlin – Max-Schmeling-Halle Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 18.00 Uhr Tickets: 13 Euro im VVK

Am 29. August geben Sublime With Rome im Rahmen der Telekom Exrreme Playgrounds in Hamburg ihre Europapremiere. Das Rahmenprogramm beim „WWA Wake Park Contest“ in der Wassersportarena Pinneberg liefern einige der besten Wakeboarder und BMX-Fahrer der Welt sowie ein gewisser Gentleman. Ob der wirklich nach Sublime With Rome auf die Bühne gehen möchte, sollte er sich aber nochmal gut überlegen, denn wir können euch versprechen, dass das mächtig rocken wird. Alles, was ihr tun müsst: Öffnet euren emotionalen Kühlschrank ein wenig und gebt Rome die Chance, sich in eure erhabenen Herzen zu singen!

Telekom Extreme Playgrounds 29.8. Wassersport Arena Pinneberg BMX Miniramp und Wakeboard Cable Live: Gentleman, Sublime With Rome

Auf sallys.net verlosen wir 2x2 Tickets unter allen, die uns folgende Frage beantworten können: Eric Wilson gründete 1982 die Band Hogan’s Heroes, in der auch Brad spielte. Wie nannte sich die Band später? Für alle, die nicht gewinnen, gibt es die Tickets an allen bekannten VVK-Stellen und unter telekom-playgrounds.de Text: Elmar Bassen Heimat: sublimewithrome.com, telekom-playgrounds.de

Wakeboard Weltmeisterschaft 2010 Siegeschancen inklusive...

Der Sommer kommt, und die besten Wakeboarder der Welt halten Einzug im schönen Brandenburg. Vom 16. bis 18. Juli kämpfen die Wakeboarder und Wakeboarderinnen am Reitbahnsee um den Weltmeistertitel. Und was das Beste ist: auch in dieser Sportart lohnt es sich, Deutschland die Daumen zu drücken. In jedem Fall ist das deutsche Team die führende Nation im Cable Wakeboarden und konnte in den letzten Jahren einen Haufen Medaillen zusammensammeln. Da sich diese Sportart hierzulande ohnehin großer und stetig wachsen-

der Beliebtheit erfreut, wird das ein Fest mit vielen Gästen.

IWWF Wakeboard Worlds 2010 Disziplinen: Wakeboard & Wakeskate Cable Kategorien: Boys, Girls, Junior Ladies, Junior Men, Masters, Open Ladies, Open Men Datum: 16.7. bis 18.7., Qualifikationen ab 13.7. Ort: Neubrandenburg, Reitbahnsee


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Videogame Deathmatch

Fahrvergleich & Autotest - Blur vs. Split Second Wer kennt nicht diese täglichen Situationen im Straßenverkehr, in denen man sich zumindest für den Bruchteil einer Sekunde wünscht, Drängler, Trödler und andere störende Asphalt-Piloten mit einer gut platzierten Attacke von der Straße zu befördern? Gleich zwei neue Spiele wollen genau dieses Bedürfnis befriedigen - und treten bei uns im ultimativen Fahrvergleich gegeneinander an. Zwar gilt es auch in „Split Second“ durch gekonnte Drifts eine Energieleiste aufzuladen. Mit der werden allerdings keine Turbos gestartet, sondern Explosionen - erst kleinere Feuerwerke am Streckenrand, später dann Sprengungen von Kernkraftwerken oder Brücken. Das Ziel ist immer, den Kontrahenten durch herumfliegende Trümmer oder Feuerbälle von der Strecke zu kegeln. Aber Vorsicht: Da im Gegensatz zu „Blur“ nicht direkt Waffen auf die Gegner gerichtet, sondern immer nur indirekt Sprengköpfe ausgelöst werden, kann man auch selbst Opfer der Attacken werden.

Fahrverhalten und Fuhrpark: „Need For Speed“ trifft „Mario Kart“ - so oder so ähnlich lässt sich am besten zusammen fassen, wie sich die Autos in „Blur“ steuern. Das zuständige Entwicklerteam, das bereits die Erfolgsserie „Project Gotham Racing“ entwickelt hat, setzt auf einen Mix aus gekonnten Fahrmanövern inklusive spektakulärer Drifts, in denen die lizenzierten Wagen von Audi, VW oder Ford alles geben - gleichzeitig aber dank Einsteiger-freundlicher Bedienung auch einfach zu handhaben sind. Selbst Rennstrecken-Neulingen ist es so möglich, schnell neue Wagen und Strecken freizuschalten.

Sonderausstattung und Extras: „Blur“ ist nicht nur Renn-, sondern vor allem Actionspiel. Neben Platzierungs- und Checkpoint-Wettbewerben gibt es Zerstörungsherausforderungen, in denen es vor allem darum geht, so viele Kontrahenten wie möglich in Blechhaufen zu verwandeln. Hilfreich dafür sind die zahlreichen, gezielt einsetzbaren Power-Ups: Neben Raketen gibt es auch Minen, Blitzattacken, direkte Stöße für neben dem Spieler fahrende Wagen, aber auch Reparatursymbole und Schutzschilde. Vor allem in späteren Rennen ist Taktik angesagt: Nur wer das passende Extra richtig einsetzt, hat Chancen auf den Sieg.

„Split Second“ ist pures Entertainment - zumindest für die Zuschauer. Bei der fiktiven Rennserie handelt es sich nämlich um einen eigens fürs Fernsehen erschaffenen Wettbewerb, in dem die Quote dadurch in die Höhe getrieben wird, dass möglichst wenig Piloten das Ende der Rennstrecke unbeschadet erreichen. Fahrerisches Können und schicke Autos sind da zweitrangig - es zählen neben schnellen Reflexen vor allem auffällig designte Fantasie-Wagen, denen in der Großstadt ebenso wie auf abgesperrten Baustellen oder einem Flugplatz das Maximum abverlangt wird.

Blur

Split Second

Schnell und explosiv sind beide Kontrahenten, Schwerpunkt und Einsatzbereich gestalten sich aber unterschiedlich: Während „Blur“ durchaus Rennspiel-Piloten ködern will, die auch mal den Feuerknopf bedienen möchten, richtet sich „Split Second“ vor allem an reaktionsschnelle Action-Fans, die auch schnelle Autos mögen. Spaß machen beide Modelle - die Kaufentscheidung sollte man also ganz nach persönlicher Zerstörungswut treffen. Text: Tito Wiesner


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Hampeln 2.0

Super Mario Galaxy 2 Per Klempner durch die Galaxis: Nachdem der kleine Latzhosenträger schon im ersten „Super Mario Galaxy“ einmal quer durchs Weltall reisen musste, um die Adlige im rosa Kleid zu befreien, muss Prinzessin Peach auch diesmal wieder aus den Fängen von Bösewicht Bowser errettet werden. Das Spiel ist allerdings keine reine Kopie des Vorgängers - neben vielen bekannten Extras und Gegnern gibt es auch zahllose neue Hilfsmittel und Welten zu entdecken. Spielerisch wird zunächst gewohnte Kost geboten: Mario läuft und hüpft durch kunterbunte Welten, springt Gegnern auf den Kopf, kann sie alternativ aber auch durch unterschiedliche Angriffe besiegen - etwa eine Wirbelattacke oder eine Stampf-Aktion. Zwischendurch werden unzählige Sterne eingesammelt, große Bossgegner wie Dinos oder Drachen herausgefordert, knifflige Geschicklichkeitspassagen gemeistert und nach und nach neue Extras und Kostüme freigeschaltet. Neben bekannten Dingen wie dem Bienen-Kostüm, mit dem Mario fliegen kann, gibt es etwa die Möglichkeit, sich in eine Steinkugel zu verwandeln und Hindernisse weg zu kegeln. Als Wolken-Mario kann er kleine Luftkissen erzeugen und große Abgründe überwinden, mit einem prak-

tischen Bohrer sich hingegen auch einmal komplett durch einen Planeten graben. Optisch ist einiges los: Mario und Freunde (Bruder Luigi und Dino Yoshi) sind im Dschungel ebenso unterwegs wie in einer Schneewelt, in bunten Fantasie-Arealen genauso wie in Science-Fiction-Universen. Auch 2D-Retro-Level sind dabei - in denen dann auch mal die Schwerkraft umgedreht wird und alle an der Decke laufen. Die Unterschiede zwischen dem neuen und dem alten „Super Mario Galaxy“ sind somit nur auf den ersten Blick klein - im Spielverlauf stoßen Spieler aber auf so viele neue Ideen, Extras und Level, dass sich kaum jemand über Monotonie oder Einfallslosigkeit beschweren dürfte. Im Jump&Run-Genre bleibt der Klempner somit das Maß aller Dinge besser, spaßiger und knuffiger hüpft niemand. Text: Tito Wiesner

Genre: Jump & Run Publisher: Nintendo Plattform: Nintendo wii

Metal Gear Solid: Peace Walker Das vielleicht größte Metal Gear SolidSpiel aller Zeiten ist da - und erscheint ironischerweise ausgerechnet für die kleinste verfügbare Sony-Konsole. Daraus sollte man aber keine falschen Schlüsse ziehen: Peace Walker für die PSP bietet unzählige grandiose Momente, die man einem Spiel für die Hosentasche bis vor kurzem kaum zugetraut hätte. Es geht zurück ins Jahr 1974: Der Ost-West-Konflikt tobt und Lateinamerika ist dabei von strategischer Wichtigkeit. Diverse Agenten tummeln sich also im dortigen Dschungel, und Naked Snake aka Big Boss ist mittendrin. Er muss die Neutralität Costa Ricas schützen, damit der Konflikt nicht eskaliert. Was folgt, ist typische Metal-Gear-Action: Stützpunkte infiltrieren, Wachen lautlos ausschalten, riesige Endgegner überrumpeln. Das Besondere daran sind Präsentation, Atmosphäre und Umfang: So

schön sah bisher kein PSP-Spiel aus, so konsistent und spannend war noch keine Metal-Gear-SolidStory, so langen Spielspaß - mit allen Nebenmissionen sind über 50 Stunden möglich - boten auch die stationären Playstation-Titel kaum. Wer eine PSP besitzt, braucht den Titel - alleine schon um darüber zu staunen, wozu die kleine Hardware fähig ist. Text: Tito Wiesner

Genre: Taktik/Action Publisher: Konami Plattform: PSP

Vor kurzem ist die amerikanische „Electronic Entertainment Expo“, kurz „E3“, zu Ende gegangen. Drei Tage lang war die größte Spielemesse der Welt für uns Gamer sogar wichtiger als Fußball. Auf der E3 wurde der große Gaming-Trend des Jahres vorgestellt. Und der nervt uns jetzt schon. „Bewegung“ lautet die Antwort der Softwareriesen auf die Frage, was der nächste heiße Scheiß auf dem Spielemarkt sein soll. Nintendo hat es mit der Wii vorgemacht, jetzt ziehen Microsoft und Sony nach. Und überholen den japanischen Traditionshersteller direkt. Statt wie früher beim Zocken ganz gemütlich auf dem Sofa zu lümmeln, sollen wir uns künftig vor dem Fernseher abstrampeln. Schöne neue Technik-Welt: Sowohl Microsofts „Kinect“ wie auch „PlayStation Move“ erfassen unsere Bewegungen und übertragen sie auf den Bildschirm. In die Hocke gehen, mit den Armen wedeln und dabei bis zur Bewusstlosigkeit headbangen – dank kleiner Sensorkameras erscheint jede Geste unseres Körpers in Sekundenbruchteilen auf dem Screen. Klingt eigentlich super, fast wie „virtuelle Realität“ und „mittendrin statt nur dabei“. Doch wie bei fast jeder neuen Technologie weiß keiner damit was anzufangen. Die ersten vorgestellten Spiele für die Hampelmaschinen sind witzlose Reaktionstests mit dem Prädikat „familienfreundlich“. Bälle schlagen, Fechten, Paddeln, Gähn. Klar, man muss das neue Spielzeug erst mal unters Volk bringen, hat bei Nintendo ja auch funktioniert. Aber schon wieder Minispiel-Sammlungen? Schon wieder alles ganz einfach, alles ganz bunt, alles ganz casual? Wir von gameone.de sehnen uns langsam nach der guten alten Zeit zurück, als unser Hobby noch uns gehörte und nicht der Großfamilie inklusive Mama und der kleinen Schwester. Wir beißen die Zähne zusammen und spielen mit. Noch. Bis die Casual-Welle vorbei ist und die Hardcore-Games für Hardcore-Gamer zurückkommen. Hoffentlich haben wir bis dahin vor lauter Hampelei nicht vergessen, wie man ein Gamepad bedient. Text: Wolf Speer

Wolf Speer ist Redakteur bei MTV GameOne. Auf gameone.de spielt er mit seinen Kollegen neue Games, bricht regelmäßig seine Highscores und geht zu selten in die Sonne.


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Freut euch auf „Gran Turismo 5“, ab November 2010.

E3-Special

Jedes Jahr aufs Neue ist die E3 in Los Angeles das ultimative Gamer-Mekka - auf der wichtigsten Videospiel-Messe der Welt versuchen alle Hersteller der Branche, sich mit spektakulären Neuankündigungen zu übertreffen. Wir haben für euch die wichtigsten Spiele, die spannendsten neuen Konsolen und alles andere Wissenswerte zusammengefasst. Die wichtigsten Spiele-Ankündigungen: Rennspiel-Fans haben es kaum noch für möglich gehalten, auf der diesjährigen E3 wurde aber endlich ein Veröffentlichungs-Termin genannt: „Gran Turismo 5“ (Foto oben), das wohl ultimativste Rennerlebnis aller Zeiten, soll noch im November 2010 erscheinen. Raser mit wenig Lust an Realismus, aber Spaß an Verfolgungsjagden, können ebenfalls jubilieren: Die „Need For Speed“-Reihe kehrt zu ihren Wurzeln zurück - in „NFS: Hot Pursuit“ gibt es wieder Straßenrennen und Verfolgungsjagden mit der Polizei. Alles andere als ein typisches Spiel dürfte „Child Of Eden“ werden - das neue Werk vom REZ-Erfinder Mizuguchi setzt auf Dirigenten-artige Bewegungssteuerung und ein eigenwilliges Feuerwerk aus FantasieGrafik und Musik. Eine Erfahrung der untypischen Art. Bei Micky Maus verziehen Videospieler eher das Gesicht - der Disney-Held stand bisher eher nicht für Qualität auf der Konsole. Mit „Epic Mickey“ soll alles besser werden Design-Legende Warren Spector („Deus Ex“) verspricht eine Reise durch Film-Klassiker und ein Treffen mit zahllosen Comic-Helden. Nintendo setzt auf Klassiker im neu-

en Gewand: „Skyward Sword“ heißt der neue Zelda-Titel für Wii, in dem Spieler Schwert und Schild per Nunchuk und Wiimote steuern. der N64-Oldie „Golden Eye“ kehrt zurück, und in „Donkey Kong Country Returns“ hüpfen bald wieder die berühmten Affen auf der Wii.

Neue Hardware: Gerade erst auf der E3 vorgestellt, ab Mitte Juli schon im Handel: Microsoft bringt eine neue Xbox360 in die Läden - schicker, kleiner, leiser, mit integriertem WLANAdapter und 250 GByteFe s t p l a t t e . Kostenpunkt: 249 Euro. 3D-Effekte ohne klobige SpezialBrille? Geht tatsächlich: Mit dem 3DS beweist Nintendo, dass auch auf einer kleinen Handheld-Konsole stereoskopische 3D-Effekte möglich sind. Zwar nur auf dem oberen der beiden Bildschirme - dafür ist der neue DS aber auch noch leichter und mit leuchtkräftigerem Display ausgestattet als die bisherigen Handhelds.

Neue Technik: Microsofts spektakuläre neue Gesten-Steuerung heißt nicht mehr Natal, sondern Kinect - und

gehorcht sogar aufs Wort. In Zukunft startet ein deutlich gesprochenes Kommando wie „Zune“ den Xbox-Spielfilmdienst, mit einem kleinen Winken der Hand wird das Gamer-Profil geladen - und für all das benötigt man nur Zubehör an der Konsole, aber keines in der Hand benötigt. Ab November 2010 soll es losgehen. Auch die Playstation3 bekommt eine Bewegungssteuerung - wenn auch eine nicht ganz so spektakuläre: Move heißt das System, das zwingend eine EyeToy-Kamera voraussetzt und dessen auffälligstes Merkmal sicherlich die auf der Hauptsteuer-Einheit sitzende Leuchtkugel ist. In Europa soll das Paket ab Mitte September verfügbar sein. Text: Tito Wiesner Heimat: e3expo.com



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WEBSEITE

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ZAOZA

Weiter geht’s! Ihr erinnert euch? Im letzten Monat haben wir euch zaOza.de vorgestellt. Eine neue Plattform im Netz, auf der man sich für nur schlappe 5 (fünf!) Euro im Monat so viel an digitaler Unterhaltung aller Art ganz legal auf Rechner und/oder das Telefon herunterladen kann, wie man will. In den letzten Wochen ist wieder täglich neue Musik (u.a. Alben von Sonic Youth, Mumford & Sons, The Black Keys, You Say Party! We Say Die!, Eminem) dazu gekommen, außerdem natürlich auch weitere Videos, PC- und Handy-Spiele und und und… Und? Genau! Dass zaOza mehr sein und vor allem werden möchte, als eine reine Downloadplattform für Musik, hatten wir auch schon erwähnt und jetzt machen sie Ernst: Am 1. Juli eröffnet der Film „Schwarze Schafe“ die digitale zaOza-Videothek, in der ab sofort und regelmäßig mit weiteren Spielfilmen aller Genres vom Klassiker bis zum Independent-Kult die Download-Regale gefüllt werden. Schwarze Schafe - ein Berlin-Film, wie Berlin ihn wohl selbst über sich drehen müsste: Kaputte, derangierte und orientierungslose Charaktere, gnadenlos übertriebene und grotesk verzerrte Geschichten, dreckiges Ambiente. In „Schwarze Schafe“ sind fünf verschiedene Episoden lose miteinander verbunden zu einer ganz speziellen Liebeserklärung an das Berlin der Loser, an die Stadt hinter dem Hype. So ist das „Handmodel“ auf der Suche nach Geld, die „Satanisten“sind auf der Suche nach einer nackten Frau, die „Türken“ auf der Suche nach Sex, die „Studenten“ auf der Suche nach Antworten und die „Touristenführerin“ auf der Suche nach den wirklich wichtigen Dingen. So oder so ähnlich. Dass der Film komplett ohne Fördermittel und die Schauspieler somit ohne Gagen auskommen mussten oder wollten, ist zwar hier und da zu merken, aber allein für den Drogenrausch der „Türken“ auf einem Goa-Festival lohnt sich der Download…

Weitere Filme, die bereits in den Startlöchern stehen, sind: „Gripsholm“, „Wolfsburg“, „Das Leben ist schön“, „Crocodile Dundee“, „Dune der Wüstenplanet“, „L.A. Without a Map“, „Schwerter des Königs“, „You Kill Me“, „Gib dem Affen Zucker“… Auch Serien wird es bei zaoza.de geben. Den Anfang macht die Kultserie „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“, mit Olli Dittrich, von der ab sofort die ersten beiden Staffeln für euch zum Download bereit stehen. Alle Folgen wurden live und ohne Drehbuch aus einer real existierenden Hamburger Imbissbude gesendet. Im schicken gestreiften Bademantel philosophiert und reflektiert Dittsche auf seine ganz eigene, abwegige, meistens sehr komische, skurrile Art die aktuellen Themen der Woche - in improvisierten Gesprächen mit Imbissbuden-Besitzer Ingo und Dauerstammgast „Schildkröte“ sowie immer mal wieder auch prominenter Laufkundschaft. Ganz exklusiv und eigens für zaoza produziert, startet am 28. Juni „Unter einer Decke mit Sarah Kuttner“. Dabei werden insgesamt sechs Prominente unter einer ihrer Decken, sprich: in ihrem Zuhause von Frau Kuttner interviewt. Homestories mal anders und ganz schön privat. Für die ersten drei Folgen lassen sich Oliver Pocher, Tim Mälzer und Nora Tschirner unter die (Schädel-)Decke schauen. Doch damit nicht genug. Für alle, denen beim Hören das Sehen vergeht, gibt es ebenfalls ab Anfang Juli die ersten Hörbücher und –spiele. Folgende Serien machen hier den Anfang:

„Don Harris“: Gesprochen von Daniel Crai, ein Psycho-Cop, d.h. mit übersinnlichen Fähigkeiten, der gegen einen Geheimbund ankämpft, also ein bisschen so zwischen Bond und Geisterjäger John Sinclair „Gabriel Burns“: Die Welt muss davor bewahrt werden, dass durch eine Art „Höllenpforte“ das Böse in Form von Grauen Engeln etc. eindringt, wobei mehrere Parteien dafür und dagegen antreten und Steven Burns möglicherweise der Prophet als Kontra-Part zu seinem bösen Alter-Ego Gabriel ist. „Jack Slaughter“: Eine Geisterjäger-Parodie. Jack Slaughter ist die „Tochter des Lichts“, die gegen den in Delphine vernarrten Dr. Doom antritt. „Point Whitmark“: Drei jugendliche RadioModeratoren lösen jeden Fall – klingt bekannt? Trotzdem spannend. Vermutlich sind das schon fast viel zu viele gute Gründe, zaOza auszuprobieren. Da das Beste ja bekanntlich und immer zum Schluss kommt: Das alles ist tatsächlich für die monatlichen fünf Euro zu haben, aber wer sich jetzt schnell registriert, für den ist der erste Monat sogar komplett kostenlos… Auf geht‘s! zaoza.de facebook.com/zaOzade


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Das war ihr Leben: The Doors auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.

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gang zu den Bild- und Tonarchiven der Band. Aus diesem Material und wenigen anderen zeitgenössischen Quellen montiert DiCillo eine schlüssige Chronologie der Ereignisse jener sechs Jahre. Während des Films erklärt und kommentiert ein (im Original von Johnny Depp gesprochener) OffText die zum Teil unveröffentlichten Interviews, Fotos und Konzertmitschnitte. Dieser bettet die Bilder in den Kontext des damaligen Zeitgeschehens Amerikas: Vietnamkrieg, Hippie- und Menschenrechtsbewegung, die Desillusionierung nach den Ermordungen JFKs und Martin Luther Kings. Die Stimmung des Landes fand in der düster-poetischen Musik der Doors einen Spiegel. Gleichzeitig war sie so populär, dass sie zum Mainstream wurde. Morrison wandelte sich vom schüchternen Frontmann zu einer unberechenbaren Person und verlieh dem häufig genug auf größter Bühne Ausdruck. Wie sehr seine Missachtung aller Autoritäten polarisiert haben muss, macht der Film anschaulich klar.

The Doors: When You’re Strange Geschichtsstunde

Oliver Stone drehte 1991 den Spielfilm „The Doors“. Darin torkelte Val Kilmer als Jim Morrison unfreiwillig komisch zwischen Genie und Wahnsinn umher. Warum die Band aber ihren Status als epochale Rock-Ikone erreichte, blieb unklar. Von der Gründung 1965 bis zum tragisch frühen Tod des Frontmanns Morrison 1971 trafen The Doors immer wieder den Nerv der Zeit. Revolutionäre Musik, sechs Studioalben mit mittlerweile über 75 Millionen verkauften Exemplaren, eine Hand voll waschechter Skandale aus Sex, Drugs and Rock’n’Roll sowie die bis heute unverblasste

Strahlkraft des Sängers – The Doors wurden Legende. Wie und durch welche Umstände, das versucht Tom DiCillos Dokumentarfilm zu erklären. Dazu konzentriert er sich vor allem auf die Beziehung der vier Musiker untereinander, die Wirkung der Band auf die amerikanische Öffentlichkeit und natürlich auf die zentrale Figur Jim Morrison. Der Regisseur erhielt Zu-

„The Doors: When You’re Strange“ ist wie eine Zeitreise. Das Fehlen aktueller Interviews oder Bilder der übrigen drei Bandmitglieder oder anderer Zeitzeugen erzeugt ein starkes Gefühl der Unmittelbarkeit. So gibt es zwar kaum Neues, allerdings sind die bekannten Fakten, die Musik und der Kommentar auf kompakte und sehr überzeugende Art zusammengefügt. Man glaubt fast, alles selbst miterlebt zu haben. Welch großer Fan DiCillo selbst ist, wird direkt am Anfang klar: Morrison sitzt am Steuer eines Wagens und hört Radio, die dazu laufende Tonspur ist die Meldung seines Todes. Der Mann war ein Prophet. Text: Christian Stein Kinostart: 1. Juli 2010

ist nur für den Fall da, dass etwas schief geht. Nach beinahe drei Jahren ist Sams Schicht nun bald zu Ende. Das ist auch gut so, denn die Isolation macht ihm schwer zu schaffen; Kommunikation mit der Erde ist nur zeitversetzt über Videobotschaften möglich. Sam führt Selbstgespräche und hat sogar Halluzinationen. Nach einem Unfall bei einem Außeneinsatz kommt er schwer verletzt auf der Station wieder zu sich. Computer Gerty sagt, er habe noch einmal Glück gehabt. Doch Sam ahnt, dass etwas nicht stimmt.

Moon

Allein im All

Mondsüchtig: Sam Bell (Sam Rockwell).

Die besten Science-Fiction-Filme haben selten mit außerirdischen Monstern oder Sternenkriegen zu tun. Vielmehr geht es darum, sich vor dem Hintergrund des zukünftig (vielleicht?) Möglichen mit dem zu beschäftigen, was uns Menschen ganz aktuell, persönlich oder sogar existenziell betrifft. Das Erstlingswerk des britischen Werbefilmers Duncan Jones gehört in diese Kategorie. „Moon“ erzählt in einer nicht näher benannten Zukunft vom einzigen Astronauten einer Mondstation. Dieser „Man on the Moon“ ist Sam Bell (Sam Rockwell). Seine Firma baut auf der dunklen Seite des Erdtrabanten einen neu entdeckten Rohstoff namens

Helium 3 ab, der anscheinend alle Energieversorgungsprobleme der Menschheit gelöst hat. Das läuft weitgehend automatisch ab, gesteuert von einem Computersystem mit Namen „Gerty“ (im Original gesprochen von Kevin Spacey). Der einzige Mensch

Vordergründig huldigt Jones’ Inszenierung unübersehbar einem großen Klassiker des Genres, nämlich Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“. Das gilt besonders für das allgegenwärtige Computersystem, das, wie es scheint, eigene Interessen verfolgt, aber auch hinsichtlich der bedrohlichen Leere der Raumstation, in der der Mensch auf sich allein gestellt bleibt. So überträgt sich schnell ein Gefühl des Unbehagens auf den Zuschauer. Jedoch steht in „Moon“ letztlich die Frage nach der eigenen Identität im Vordergrund. Sams Suche nach Antworten führt dementsprechend – ohne zu viel verraten zu wollen - auch nicht hinaus in die unendlichen Weiten des Weltalls. Dass der Film über weite Strecken zum Kammerspiel wird, mag auch auf das eingeschränkte Budget zurückzuführen sein. Doch das ambitionierte Drehbuch, zu dem der Regisseur – übrigens der Sohn von David Bowie – selbst die Vorlage lieferte, konzentriert sich ohnehin ganz auf seine Hauptfigur. So bleibt viel Raum für Sam Rockwells großartige darstellerische Leistung, die das Fantastische erst plausibel und vor allen Dingen nachvollziehbar macht. Richtig gute Science-Fiction eben. Text: Peter Meisterhans Kinostart: 15. Juli 2010


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Ein Plüschbär, der nach Erdbeeren riecht: Lotso Huggins, neuer Star des „Toy Story“-Universums

Pünktlich zum Start von „Toy Story 3“ ären haben wir uns im legend schaut. Animations-Studio umge Der 25. Firmen-Geburtstag, das 15-jährige Jubiläum des ersten Kinofilms „Toy Story“ oder auch der Start von dessen dritten Teil – es gibt mehr als genug gute Gründe, warum man dieser Tage mal bei den Animations-Genies von Pixar vorbeischauen sollte.

Gefangen im Kindergarten: die „Toy Story“-Crew

Abgesehen davon, dass man ohnehin nicht auf die Idee kommen würde, eine Einladung in die PixarStudios auszuschlagen. Denn dass die Macher von Meisterwerken wie „Oben“, „Findet Nemo“ oder eben „Toy Story“ einen Einblick in ihre heiligen Hallen gewähren, kommt selten genug vor. Es sind vor allem zwei Dinge, für die Pixar bekannt ist: überbordende Kreativität bis zur Detailverliebtheit sowie den Ruf, der vielleicht entspannteste, familiärste Arbeitgeber der Filmbranche zu sein. Tatsächlich dauert es nicht lange, nachdem man das Firmengelände im kalifornischen Emeryville unweit von San Francisco betreten hat, und beide dieser Klischees bestätigen sich an jeder Ecke.

Eine Archivarin zeigt kostbare Bestandteile des Pixar-Archivs

Jetzt auch in 3D: die Vorführungen im hauseigenen Kino

Das hauseigene (und übrigens extrem bequeme) Kino hat an der Decke nicht nur einen leuchtenden Sternenhimmel aus hunderten kleinen Lichtern, sondern sogar fliegende Sternschnuppen zu bieten. Das Pixar-Archiv hütet derzeit mehr als 600.000 Artefakte, von ersten Skizzen auf alten Servietten bis hin zu einem alten, von Tom Hanks signierten Cowboy Woody-Modell. Und wenn man nachmittags das Gebäude verlässt, kommt es nicht selten vor, dass sich auf der Wiese direkt neben der überdimensionalen Pixar-Logo-Lampe ein paar Angestellte gut gelaunt zum Feierabend-Yoga oder Fußballspielen treffen. Man zweifelt deswegen auch keinen Moment, wenn Mitarbeiter wie der Deutsche Alexander Nehls einem berichten, dass ein Job bei Pixar für jeden im Zeichentrick-Bereich der absolute Traum ist – und

„Toy Story 3“-Regisseur Lee Unkrich und seine Produzentin Darla K. Anderson

es sich die Firma sogar erlauben kann, bei den meisten Angestellten auf einen offiziellen Arbeitsvertrag zu verzichten. Und vor allem wundert man sich nach einem Besuch in Emeryville gar nicht mehr, wie es sein kann, dass mit „Toy Story 3“ auch der elfte Film aus dem Hause Pixar wieder ein echtes Highlight ist (nicht nur in 3D). In dieser Atmosphäre kann man schließlich gar nicht anders, als zur Hochform aufzulaufen. Text: Patrick Heidmann


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Zum dritten Mal im Einsatz: Buzz, Woody & Jessie

Die legendäre Cereal-Bar: die Kollegen von Disney in Los Angeles waren so neidisch auf dieses Frühstücksangebot, dass sie nun auch eine haben.

Nie die Kindheit aus dem Auge verlieren: die Kinderfotos aller „Toy Story“-Animatoren sorgen für Inspiration

Sprecher Tom Hanks und Regisseur Unkrich bei den Aufnahmen für „Toy Story 3“

Vorbild war der Marktplatz einer Kleinstadt: das Pixar-Atrium mitsamt Kantine

Vor dem Computer kommt der Stift: bevor eine Filmfigur im Rechner zum Leben erwacht, werden per Hand verschiedene Variationen ausprobiert Buzz und Woody, überlebensgroß und aus Lego

Nach dem Studium in Babelsberg ging’s nach Emeryville: Alexander Nehls, einer von mehreren deutschen Pixar-Mitarbeitern Die Render-Farm: Hier verwandeln hunderte Server und Rechner die Computeranimationen in einen Film. Sein Büro darf bei Pixar jeder selbst gestalten. Auch als spießige Gartenlaube.

Überlebensgroß vor der Tür: Das Pixar-Logo

„Toy Story 3“ Kinostart: 29. Juli 2010 Wertung: ****

Jetzt neu im Handel: unclesally*s-Redakteure als Spielfigur


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Please Give

New Yorker Luxussorgen

Kate (Catherine Keener) und Alex (Oliver Platt) verkaufen Vintage-Möbel aus dem Nachlass Verstorbener und würden mit dem verdienten Geld nun gerne ihr Appartement auf die Nachbarwohnung ausweiten. Darin lebt jedoch die 90-jährige Andra (Ann Morgan Guilbert), die gar nicht daran denkt, aus ihren vier Wänden auszuziehen oder vorzeitig den Löffel abzugeben. Als das Ehepaar samt Teenie-Töchterchen Abby (Sarah Steele) dann auch noch auf Andras erwachsene Enkelinnen Mary (Amanda Peet) und Rebecca (Rebecca Hall) trifft, verdichtet sich die Situation. Eines direkt vorab: Catherine Keener ist eine grandiose Schauspielerin und liefert hier eine ihrer besten Karriereleistungen ab, und trotzdem ist das irgendwie schade. Denn anstatt den Film vollkommen um den Charakter von Kate herum zu drapieren und dadurch ein klein wenig vorhersehbar zu gestalten, hätte Regisseurin Nicole Holofcener die Verantwortung ruhig ein wenig mehr auf die Schultern der anderen Darsteller

ausweiten sollen. Zumal es sich eigentlich um einen Ensemblefilm handelt und mit Platt, Peet und Hall durchaus fähige Leute zur Verfügung standen. Spaß macht „Please Give“ aber trotzdem. Schön bissige Dialoge, eine große Portion schwarzer Humor und die allgegenwärtige Melancholie von New Yorker Großstadtkomödien verfehlen ihre Wirkung nicht. Vor allem die humorvolle Umsetzung der vollkommen getrübten Selbstwahrnehmung Kates hält einige Lacher bereit. Und in der generationsübergreifenden Betrachtung von Sorgen und Nöten amerikanischer Großstädter dürfte sich auch hierzulande der ein oder andere Kinogänger wiederfinden. Text: Daniel Schieferdecker Kinostart: 8. Juli 2010

Renn, wenn Du kannst Trio mit vier Füßen

All denen, die allein beim Schlagwort „deutscher Unterhaltungsfilm“ sofort die Hände überm Kopf zusammenschlagen und „Zeter und Mordio“ brüllen, sei Folgendes gesagt: Es gibt Rettung! In diesem Fall hört sie auf den Namen Dietrich Brüggemann. Mit „Renn, wenn du kannst“ liefert er sein Kinodebüt ab und beweist, dass deutsches Kino sowohl komisch als auch anspruchsvoll sein kann. Ben (Robert Gwisdek) ist klug, jung und schlagfertig. Und sitzt im Rollstuhl. Seiner Umwelt und vor allem seinen Zivis begegnet er mit genüsslichem Zynismus. Doch sein neuer Zivi Christian (Jacob Matschenz) lässt sich von Bens Kommandos und Seitenhieben nicht beeindrucken, selbstbewusst bietet er ihm Paroli. Zwischen den beiden keimt Vertrauen auf, und auch als sie die junge Cellistin Annika (Anna Brüggemann) kennen lernen, ist bei dieser Dreierfreundschaft keiner das fünfte Rad am Wagen. Als sich aber die leidige Emotion namens Liebe dazugesellt, sieht sich das Trio mit schwerwiegenden Problemen konfrontiert.

Bereits mit seinem Abschlussfilm „Neun Szenen“ bewies Brüggemann ein Händchen für Situationskomik und Wortwitz. Eine Mischung, die er in „Renn, wenn du kannst“ sogar noch optimieren kann. Dazu fügt sich geschickt eine unterschwellige Tragik, die einerseits das Kippen in üblen Klamauk verhindert, zugleich aber durch das emotionale Wechselspiel den Humor deutlich befruchtet. Hinzu kommt der furcht-, aber nicht respektlose Umgang mit dem Thema Behinderung, das selten so selbstverständlich auf der Leinwand zu sehen war. Ein intelligenter und komischer Film über Freundschaft, Liebe und – im unpathetischsten Sinne des Wortes – über Vergänglichkeit. Text: Cornelis Hähnel Kinostart: 29. Juli

Mr. Nobody

Die verschiedenen Leben des Nemo Nobody

Wenn er gerade einmal nicht am Theater inszeniert, dreht Jaco van Dormael Filme, mit denen der Belgier regelmäßig Preise einheimst. Nach den Neunzigerjahre-Filmen „Toto, der Held“ und „Der achte Tag“ kommt mit „Mr. Nobody“ nun erst van Dormaels dritter Film in die Kinos. Die Besetzung ist hochkarätig: Neben Jared Leto in der Titelrolle sind Sarah Polley, Rhys Ifans und Diane Kruger mit dabei. Dies dürfte, neben van Dormaels gutem Ruf als ambitioniertem Filmemacher, vor allem dem selbst verfassten Drehbuch zu verdanken sein, in dem es darum geht, ob unser Leben vom Zufall abhängt oder ob der Mensch selbst es planen kann. Dazu bemüht der Regisseur das beliebte Was-wäre-wenn-Spiel: Wie wäre Nemo Nobodys Leben verlaufen, wenn er nach der Trennung seiner Eltern bei seinem Vater und nicht bei seiner Mutter geblieben wäre? Und wie, wenn er sich danach für eine der drei Frauen entschieden hätte, die ihn schon seit Kindertagen anhimmelten? Aus all diesen Möglichkeiten strickt van Dormael ein

trickreiches, wild zwischen Nemos einzelnen Leben hin und her springendes Storykonstrukt, das in eine Rahmenhandlung eingebettet ist, die Nemo als alten, auf seine verschiedenen Möglichkeiten der Lebensgestaltung zurückblickenden Mann zeigt. In der finalen halben Stunde geht zwar ein wenig der erzählerische Übermut mit dem Regisseur durch, trotzdem behält van Dormael souverän den Überblick über die diversen Parallelwelten, in denen alles irgendwie mit allem zusammenhängt. Nicht zuletzt deshalb wirkt sein elegisch erzähltes sowie traumtänzerisch schönes und aufwändig bebildertes Porträt eines Nobodys wie aus einem Guss. Text: Dirk Lüneberg Kinostart: 8. Juli 2010


unclesally*s magazine

Für immer Shrek

Männer al dente

Shrek ist mittlerweile dreifacher Familienvater und von seinem Alltagstrott gelangweilt. Als sich ihm die Chance bietet, für einen Tag sein altes Leben als Furcht verbreitendes Monster zurückzubekommen, greift er zu. Doch hätte er in dem Vertrag, den er mit dem hinterhältigen Rumpelstilzchen schließt, besser mal das Kleingedruckte gelesen. So wird Shrek übers Ohr gehauen und findet sich plötzlich in einer vom Rumpelstilzchen beherrschten Parallelwelt wieder, in der alles völlig anders ist. Dass man immer genau das haben will, was man gerade nicht hat, es bei der Familie im trauten Heim aber immer noch am schönsten ist, ist die etwas altbackene Botschaft von „Für immer Shrek“ (ab 30.6.), dem vierten und letzten Trickfilm mit dem grünen Oger. Nicht ganz so einfallslos wie die Story ist glücklicherweise die Inszenierung ausgefallen, was den Film zu einem spritzig-witzigen und mit zahlreichen 3D-Effekten angenehm präsenten, aber nicht überfrachteten Animationsabenteuer für die ganze Familie macht.

Man muss sich schon in die italienische Provinz begeben, um eine Geschichte wie diese zu erzählen. Denn wohl nur im apulischen Lecce kann das Coming-Out eines gestandenen Mannes um die 30 seine Pasta-Fabrikantenfamilie ins Chaos stürzen. So ergeht es hier Tommaso (Riccardo Scamarcio) – und nicht nur ihm. Denn sein großer Bruder hat beim Festessen eine ganz ähnliche Neuigkeit... Dass der türkisch-italienische Regisseur Ferzan Özpetek eher Wohlfühlkino dreht als sich kämpferisch der Gesellschaftspolitik anzunehmen, ist keine Neuigkeit. „Männer al dente“ (ab 15.7.) erinnert nun allerdings fast an Kino aus der Mottenkiste – und ist sicher eher etwas für italophile Mütter als für deren schwule Söhne. Der Humor deckt das Spektrum von charmant über harmlos bis bieder ab, während die Geschichte für jeden netten Einfall auch wieder mindestens ein Klischee zu bieten hat. Aber warum sollte nach hunderten belanglosen Romantic Comedies im Hetero-Mainstream das schwule Kino nicht auch mal eine verdient haben?

Text: Dirk Lüneberg

Micmacs – Uns gehört Paris Wenn es um extravagantes Kino mit einem ungebremsten Drang zur Fantasie geht, kommt man an Jean-Pierre Jeunet, dem Regisseur von „Delicatessen“ oder „Amélie“, nicht vorbei. Was auch „Micmacs“ (ab 22.7.) erneut unter Beweis stellt. In der Hauptrolle spielt Danny Boon den Videothekar Bazil, der bei einer Schießerei versehentlich eine Kugel in den Kopf bekommt. Doch der Arzt entscheidet, dass eine Operation zu gefährlich und es gesünder wäre, wenn das Geschoss in Bazils Kopf verbliebe. Ein neues Zuhause findet der während seines Krankenhausaufenthalts arbeits- und wohnungslos Gewordene bei einer Truppe kauziger Außenseiter, mit denen er einen Racheplan an den Herstellern des gefährlichen Überbleibsels in seinem Kopf schmiedet. Jeunet erzählt hier eine hochmoralische und äußerst eigenwillige Geschichte, die er liebevoll ausschmückt, in surreal satten Farben hinpinselt und mit allerlei Clownerie ausstaffiert. Text: Dirk Lüneberg

KINO

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Me too – Wer will schon normal sein?

Text: Patrick Heidmann

Pablo Pineda ist der erste Europäer mit DownSyndrom, der einen Hochschulabschluss hat. Die Erfahrungen, als behinderter Mensch ein selbstbestimmtes Leben zu führen, durfte er in das Drehbuch von „Me too – wer will schon normal sein?“ (ab 5.8.) einfließen lassen. Das führt dazu, dass er die Rolle des Protagonisten überaus authentisch gestaltet. Es geht um Daniel (Pineda), der frisch von der Uni kommend seinen ersten Job antritt. In dem staatlichen Büro arbeitet die begehrte, aber allseits distanzierte Laura (Lola Dueñas aus „Das Meer in mir“), in die er sich leidenschaftlich verliebt. Mit seiner besonderen, ehrlichen Art gewinnt er Laura langsam für sich und bald merkt sie, dass die Freundschaft mit Daniel auch für sie eine tiefere Herzensangelegenheit ist. Das Debüt der spanischen Regisseure Antonio Naharro und Álvaro Pastor begeistert rundherum: es berührt, beschäftigt und ist herzzerreißend komisch.

Mother

Pippa Lee

Für Mord gibt es nur drei mögliche Motive: Geld, Rache und Leidenschaft. Zumindest sagt das Jin-tae (Gu Jin), ein Freund von Frau Yoons einzigem Sohn Do-jun (Won Bin). Der sitzt im Gefängnis, weil er ein Schulmädchen ermordet haben soll. Seine Mutter ist allerdings von seiner Unschuld überzeugt, schließlich ist der hübsche 27-Jährige zu einfältig und zu sanft, um jemandem etwas anzutun. Der Polizei, die in ihm den Täter sehen will, kann Do-jun tatsächlich nichts entgegensetzen. So macht sich Frau Yoon (Kim Hye-ja) selbst auf die Suche nach dem wahren Täter. „Mother“ (ab 5.8.) gewann bei den Asian Film Awards 2010 unter anderem die Preise für den Besten Film, das Beste Drehbuch und die Beste Hauptdarstellerin. Regisseur Bong Joon-ho („The Host“) ist ein außergewöhnlicher, leiser Thriller gelungen. Der Film verzichtet auf viel Gewalt, überzeugt durch eigenwilligen Humor und seine wirklich großartige Story. Und bestätigt Korea als Land für aufregendes Kino.

Die 50-jährige Pippa Lee (Robin Wright Penn) ist glücklich mit dem 30 Jahre älteren Verleger Herb (Alan Arkin) verheiratet, hat zwei erfolgreiche Kinder und wird von allen Leuten geliebt. Als sie mit ihrem Mann jedoch in ein Rentnerressort zieht, bleibt einiges von ihrer Souveränität auf der Strecke. Immer wieder wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt – und die war nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. Der verfilmte Selbstfindungsparcours von Pippa Lee spielt sowohl mit dramatischen als auch mit komödiantischen Elementen, was dem Film eine angenehme Leichtigkeit verleiht. Der grandiose Cast mit Maria Bello, Keanu Reeves, Winona Ryder und Julianne Moore punktet ebenfalls auf ganzer Linie. Dennoch will Regisseurin Rebecca Miller manchmal ein bisschen zu viel und verstrickt sich dadurch. Am guten Gesamteindruck ändert dieser Umstand aber wenig: „Pippa Lee“ (ab 1.7.) ist überzeugendes und unterhaltsames Kino mit Frauen-Fokus.

Text: Christian Stein

Text: Vanessa Pape

Text: Daniel Schieferdecker


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KINO DVD

unclesally*s magazine

DVD DES MONATS ALICE IM WUNDERLAND (Walt Disney)

Das Kino der Jetztzeit ist ein wundervolles Medium. Denn es ist in der Lage, einstige Limitierungen aufzubrechen, neue Möglichkeiten auszuloten und bisher unbekannte Wege zu beschreiten. Das Kino ist sozusagen die Alice des Medienzeitalters im Wunderland der Technik – und die DVD (oder Blu-ray) ist ihr geschrumpfter Ableger für das Teilabenteuer zu Hause. Ob „Terminator 2“, „Jurassic Park“, „Herr der Ringe“ oder „Avatar“ – stets haben bedeutende technische Weiterentwicklungen neue Türen für das Medium Film aufgestoßen, deren Öffnung

noch wenige Jahre zuvor völlig undenkbar war. Schade für Tim Burton und seine freie Interpretation des Carroll-Klassikers, dass James Cameron ihm mit „Avatar“ in punkto dreidimensionaler Weltgestaltung zuvor gekommen ist. An dessen Bilderrausch kommt die gute Alice nämlich nicht ganz heran. Macht aber nichts, denn eine unterhaltsame und visuell ansprechende Reise in Burtons psychedelisch-gotische Anderswelt ist „Alice im Wunderland“ dennoch geworden. Im Film folgt die junge Alice (Mia Wasikowska) kurz vor ihrer Zwangsheirat dem weißen Ka-

ninchen ins Wunderland, trifft dort auf skurrile Figuren wie die Grinsekatze oder den verrückten Hutmacher (Johnny Depp) und soll als Auserwählte dafür sorgen, dass die Schreckensherrschaft der roten Königin (Helena Bonham Carter) bald ein Ende hat. Das alles geschieht als Kombination von Animations- und Realfilm in knalliger 3D-Optik und überzeugt mit tollen Darstellern, visuellen Effekten und ein paar netten Gimmicks in verschiedensten Versionen auf DVD und Blu-ray.

#9

Armored

Das Kabinett des Dr. Parnassus

(Universal) Vier Jahre nach der OscarNominierung für seinen gleichnamigen elfminütigen Kurzfilm kam – nicht zuletzt durch die Unterstützung Tim Burtons – die famose Langversion des EndzeitAnimationsabenteuers von Regisseur Shane Acker ins Kino. In düsteren Bildern erzählt „#9“ die Geschichte von neun kartoffelsackartigen Puppen, die ein Wissenschaftler erschuf, um den Planeten vor einem grauenvollen Maschinenmonster zu retten, das bereits die gesamte Menschheit ausradierte. Zu dem großartigen Hauptfilm gesellen sich eine Menge interessanter Extras, wie etwa der Original-Kurzfilm und Specials zum visuellen Stil oder dem CGI-Team. Text: Sebastian Gosmann

Adam

(Sony) Wachleute einer Geldtransporterfirma planen den Super-Coup: 42 Millionen, und niemand soll zu Schaden kommen. Doch natürlich passiert etwas Unvorhergesehenes und prompt steckt die Truppe in ihren gepanzerten Wagen in der Halle einer Fabrik fest. Der Zusammenhalt bröckelt, Misstrauen schürt Gewalt. „Armored“ ist kein Blockbuster-Event, sondern kurz und unprätentiös, ein grundsolider Genre-Film. Regisseur Nimród Antal kann seinen Erstling „Kontroll“ zwar noch nicht toppen, aber er weiß, wie man das Beste aus dem Material macht. Die DVD spendiert als Bonus einen Stunt-Crashkurs, ein Making Of und Audiokommentare. Text: Elisabeth Nagy

(20th Century Fox) Der spröde Adam (Hugh Dancy) interessiert sich brennend für weit entfernte Planeten und Galaxien, für die Menschen in seiner direkten Umgebung hat er dafür nur wenig übrig. Davon ahnt jedoch die Vorschullehrerin Beth (Rose Byrne) noch nichts, die Adams neue Nachbarin ist und den etwas unbeholfenen und versponnenen Einzelgänger ziemlich süß findet. Herzerwärmende und bittersüße Komödie um zwei merkwürdige Menschen, die sich ihre Liebe zueinander von ihrer Umwelt nicht ausreden lassen wollen. Die DVD enthält einen Audiokommentar, eine Featurette, entfallene und alternative Szenen sowie ein alternatives Ende. Text: Dirk Lüneberg

Battle in Seattle

Anvil

Cell 211

(Rapid Eye Movies/Alive) Es gibt Filme, die möchte man allen einfach nur wärmstens ans Herz legen. Im Falle von „Anvil“ besonders denjenigen, die sich weder für Heavy-Metal noch für Dokumentarfilme interessieren. Denn die Geschichte zweier schräger Typen, die seit den Achtzigerjahren Metal-Musik machen und den Traum vom großen Durchbruch einfach nicht aufgeben wollen, ist wirklich ganz großes Kino! Eindrucksvoll und anrührend zugleich wird klar, was im Leben wirklich wichtig ist: Aufrichtigkeit und Freundschaft, die Fähigkeit zu träumen und vor allen Dingen Hoffnung. Auf DVD gibt’s dazu Audiokommentare, Interviews, entfallene Szenen und mehr. Text: Peter Meisterhans

(KSM) Die WTO hat sich bei ihrem Treffen 1999 in Seattle auf Demos von Globalisierungskritikern eingestellt, wird aber doch von den gut organisierten Aktionen überrascht. Es kommt zu Polizeieinsätzen, die Lage eskaliert. Am Ende wird die Konferenz scheitern. Mit ein paar exemplarischen Figuren (gespielt u.a. von Charlize Theron & Woody Harrelson) knüpft Schauspieler Stuart Townsend in seinem Regie-Debüt in dichter Parallelmontage ohne großen Schnickschnack und mit starken Bildern ein spannendes Drama, dem man seine Schwächen gerne nachsieht. Die DVD enthält leider kein nennenswertes Bonusmaterial. Text: Elisabeth Nagy (Senator Home/Universum) Als Gefängniswärter Juan nach einem Unfall zwecks Verarztung in einer leeren Zelle untergebracht wird, geht plötzlich ein Gefangenenaufstand los. Als er zu sich kommt, sieht er nur einen Weg, um zu überleben: Er gibt sich als Gefangener aus. Eine handfeste Geschichte, eine kluge Inszenierung und ein atemberaubend bedrohlicher Fiesling (gespielt vom famosen Luis Tosar). Der Thriller von Daniel Monzón gehört zum Packendsten, was das spanische Kino seit langem hervorgebracht hat, und ist nun endlich auch hierzulande zu genießen. Einziger Kritikpunkt: das mickrige Bonusmaterial, das nur aus einem Making Of besteht. Text: Sebastian Gosmann

Text: Daniel Schieferdecker

(Concorde) Um einen Heath Ledger zu ersetzen, braucht es gleich drei hochkarätige Mimen, muss sich Kultregisseur Terry Gilliam wohl gedacht haben, als er Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law für seinen elften Film engagierte. Mit gewohnter Kreativität reagierte er auf Ledgers plötzlichen Tod kurz vor Drehschluss – und bewies: er hat’s doch noch drauf! Nach zwei mehr als halbgaren Werken endlich wieder Wegweisendes vom Meister des Absurden! Und auf der pickepackevollen Bonus-DVD wird nahezu der gesamte Entstehungsprozess des Films dokumentiert. Ein wahrer medialer Leckerbissen – nicht nur für Cineasten! Text: Sebastian Gosmann

Everybody’s Fine

(Walt Disney) Seit dem Tod seiner Frau ist Frank (Robert de Niro) allein, denn seine Kinder (Kate Beckinsale, Drew Barrymore & Sam Rockwell) sind längst aus dem Haus. Eigentlich wollten sie ihren Vater in den Ferien besuchen, sagen jedoch allesamt kurzfristig ab. Spontan beschließt Frank, ihnen einen Besuch abzustatten und muss feststellen, dass er sich hinsichtlich seiner Bindung zu ihnen all die Jahre etwas vorgemacht hat. Regisseur Kirk Jones wirft in diesem Remake von „Allen geht’s gut“ einen authentisch-gefühlvollen Blick auf das Märchenkonstrukt der US-Familienidylle. Als DVD-Extras winken Making Of sowie zusätzliche Szenen. Text: Daniel Schieferdecker

BEST OF THE REST

Manchmal kann das Datum einer DVD-Veröffentlichung bewusst gewählt sein, so wie etwa im Falle von „Hamam“ (Alamode/Alive).

Den Film von Ferzan Özpetek aus dem Jahre 1997 gab es zwar schon mal auf DVD, doch erst jetzt wird er – erstmals in einer deutsch synchronisierten Version – pünktlich zum Kinostart von Özpeteks „Männer al dente“ neu aufgelegt. Doch nicht alle Filme haben bekanntlich das Glück, überhaupt ins Kino zu kommen, und so gibt es natürlich auch für die Sommerferien jede Menge DVD-Premieren fürs Heimkino. „The Ministers“ (Koch Media) beispielsweise, ein durchaus spannender Großstadtthriller mit Elementen von Religionswahn und Selbstjustiz, der auch auf Blu-ray erscheint und mit John Leguizamo und Harvey Keitel zwei überzeugende Hauptdarsteller zu bieten hat, um die es auf der Leinwand ruhig geworden ist. Ebenfalls erstmals auf DVD erhältlich ist „Teeth“ (Senator Home/Universum) von Künstlersohn Mitchell Lichtenstein, der auf Festivals weltweit zum Kulthit wurde und bei uns trotzdem nie ins Kino kam. Für alle Fans von schrägem Horror und bitterbösem Humor ist die Geschichte der jungen Dawn, deren Vagina eine Art mörderisches Eigenleben führt,

Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net

ein unbedingtes Muss! Ganz so hoch möchte man die Latte für „OSS 117 – Er ist sich selbst genug“ (Koch Media) nicht legen, denn ein wenig albern ist die französische Agentenparodie schon. Aber wer den ersten Teil mochte, sollte auch bei der abermals von Oliver Kalkofe synchronisierten Fortsetzung seinen Spaß haben. Eine kleine Enttäuschung ist dagegen „Ausgequetscht“ (Kinowelt). Die auch als Blu-ray erhältliche Gesellschafts- und Unternehmenssatire mit Jason Bateman hat durchaus ein paar pointierte Momente. Aber in Sachen Lakonie und Biss kann der Film nicht mit anderen Werken von „Beavis & Butthead“-Macher Mike Judge mithalten. Zum Abschluss auch noch ein kleiner Tipp in Sachen Fernsehserien: kurz nach der ersten Staffel erscheint nun auch schon die zweite Staffel der Sitcom „Cybill“ (Sunfilm), die in den späten Neunzigern zumindest in den USA Erfolge feiern konnte und dank ihrer Darsteller auch heute noch ein bisschen mehr als nur albern ist. Text: Patrick Heidmann


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Fall 39

(Paramount) Sozialarbeiterin Emily (Renée Zellweger) kümmert sich in zerrütteten Familien um misshandelte Kinder. Dies scheint auch bei Lillith (Jodelle Ferland) der Fall zu sein. Doch Emily fühlt sich diesmal persönlich vom schweren Schicksal des Mädchens angesprochen und nimmt sie bei sich auf. Eine Entscheidung, die sie bald bereuen wird. Der deutsche Regisseur Christian Alvart schafft einen behutsam und clever erzählten Psycho-Thriller, der weniger auf den blutigen Effekt als vielmehr auf hintergründigen Horror setzt. Auf der DVD finden sich noch entfallene Szenen und verschiedene Featurettes. Text: Dirk Lüneberg

Green Zone

(Universal) Dass es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gab, muss auch Chief Miller (Matt Damon) feststellen, der sich mit seinem Team vergeblich auf die Suche nach den tödlichen Stoffen macht. Doch mit seiner Kritik beißt er bei seinen Vorgesetzten auf Granit. Also ermittelt Miller zusammen mit dem CIA-Agenten Brown (Brendan Gleeson) auf eigene Faust weiter. Diese Mischung aus Politthriller und Kriegsactioner entfaltet ein komplexes Szenario, das einen ernüchternden Blick hinter die Kulissen einer sichtlich desorientierten Besatzungsmacht freigibt. Als DVD-Extras gibt es entfallene Szenen, verschiedene Featurettes und einen Audiokommentar. Text: Dirk Lüneberg

Lieber verliebt

(Universum) Die Liebesgeschichte einer 40-jährigen Mutter (Catherine Zeta-Jones) und ihrer 25-jährigen männlichen Nanny (Justin Bartha) entspinnt sich so herzerweichend selbstverständlich, dass der Alterstunterschied gar nicht unbedingt als große Problematik in Erscheinung tritt. Da er aber nun mal doch als Aufhänger der romantischen Komödie fungiert, baut Regisseur Bart Freundlich ein paar konstruierte Probleme ins Drehbuch, die entsprechend unpassend wirken, bevor das Happy End die überflüssigen Kanten letztendlich doch noch zu einem runden Abschluss bringt. Das Bonusmaterial besteht aus Making Of, Interviews, B-Roll, etc. Text: Vanessa Pape

Liebeslied

(Zorro/Good Movies/Indigo) Die Kassiererin Dinah (Nicolette Krebitz) und der Zimmermann Roger (SeligSänger Jan Plewka) sind seit über zehn Jahren glücklich verheiratet und haben zwei Kinder. Eines Tages beginnt Roger, Zitteranfälle zu bekommen und erhält vom Arzt eine niederschmetternde Diagnose: Parkinson. Das Besondere an diesem Drama sind vor allem die zahlreichen musikalischen Einlagen der Protagonisten, durch die die verschiedenen Gefühlsebenen eine ungemeine Tiefe bekommen. Ein interessanter Film, wenngleich die Musical-Anwandlungen durchaus gewöhnungsbedürftig sind. Text: Daniel Schieferdecker

Männer die auf Ziegen starren

(Kinowelt) Kuwait im Jahr 2002: Journalist Bob Wilton (Ewan McGregor) wittert die Story seines Lebens, als er ei-

nem seltsamen Typen (George Clooney) begegnet, der behauptet, Mitglied einer Army-Spezialeinheit für paranormale Fähigkeiten gewesen zu sein. Wilton kauft ihm den Blödsinn über Gedankenlesen und LSD-Trips ab ... An der Geschichte sei mehr dran, als man glauben mag, heißt es im Vorspann. Eigentlich egal, allein Jeff Bridges als Ausbilder der „New Earth Army“ macht diese herrlich schräge Militärsatire sehenswert. Auf DVD unter anderem mit Audiokommentaren, entfallenen Szenen und Behind the Scenes. Text: Peter Meisterhans

Midsummer Madness

(Rebeat) Dass man in Österreich etwas von schrägen Filmen versteht und der Humor gerne mal absonderlich sein darf, ist hinlänglich bekannt. Daher dürfte diese cineastische Absurdität des gebürtigen Letten Alexander Hahn niemanden verwundern. Überraschungen hat die DVD-Veröffentlichung trotzdem zu bieten: denn erstens sind neben Tobias Moretti, Birgit Minichmayr oder Detlev Buck hier auch internationale Kultstars wie Maria de Medeiros oder Dominique Pinon mit am Start. Und zweitens erscheint die Chaos-Komödie als Doppel-Disc: mit der Kinoversion sowie einem Director’s Cut, der nicht nur andere Musik, sondern noch einen Handlungsstrang mit zwei Russen auf Lager hat. Text: Jonathan Fink

New York, I Love You

KINO DVD

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Kult

Black Dynamite

(Universum) Das Blaxploitation-Genre, eine der zentralen Strömungen des US-Kinos der Siebziger, das farbige Darsteller erstmals in bisweilen düster-realistischen, bisweilen superheldenhaft überzogenen Zusammenhängen in Hauptrollen präsentierte, sorgt hierzulande außerhalb von Cineasten-Zirkeln meist nur für große Fragezeichen in den Gesichtern. Nicht verwunderlich also, dass die Parodie „Black Dynamite“ nie über deutsche Leinwände lief – und umso erfreulicher für Freunde der Materie, dass der vor schrägen und drollig offensichtlichen Zitaten überbordende Spaß nun zumindest auf DVD erscheint. Ach so, ein paar allerdings eher geschwätzige Special Features gibt’s natürlich auch. Text: Friedrich Reip

Win a Lot Auch in diesem Monat könnt ihr wieder zahlreiche der hier vorgestellten DVDs gewinnen. Schickt uns einfach eine Postkarte oder E-Mail (verlosung@sallys.net) mit dem Kennwort „DVD-Verlosung“ und eurem Wunschtitel. Altersnachweis nicht vergessen! Zu gewinnen gibt es: je 3x Alice im Wunderland, 2x Black Dynamite + T-Shirt, 5x Anvil, 3x Blu-ray Das Kabinett des Dr. Parnassus, 3x Männer die auf Ziegen starren T-Shirt, 3x Tannöd, 3x Possession, 3x Liebeslied, 3x Battle in Seattle, 3x Hamam, 3x Adam, 3x The Ministers, 3, Zeiten ändern dich, 3x Cybill, 3x Everybody’s Fine, 3x Midsummer Madness, 3x New York I Love You, 3x Fall 39, 3x Ausgequetscht, 3x Séraphine, 3x Armored, 3x Lieber verliebt, 3x OSS117, 2x Green Zone + Poster, 2x #9, 2x Cell 211 und 2x Teeth. Außerdem verlosen wir pünktlich zum Kinostart 3x Toy Story 3-Fanpakete inklusive Laptop-Tasche, USB-Stick und Shirt, 3x den Roman „Pippa Lee“ von Rebecca Miller sowie zu „Renn wenn Du kannst“ fünf Bootsmann-Taschen, so farbenfroh wie das Leben. Aus Bootsplanen gefertigt, robust-reißfest-einzigartig. 100% made in Germany. Der Gewinner bekommt einen Gutschein kann sich das Taschenmodell Bootsmann “M” in seinem Wunschfarben aussuchen. Weitere Informationen unter bootsmann-kiel.de

(Concorde) Auf „Paris je t’aime“ folgt nun der nach demselben Muster gestrickte „New York, I Love You“: Ein knappes Dutzend Regisseure (darunter Fatih Akin, Mira Nair und Schauspielerin Natalie Portman) drehen jeweils einen in einem bestimmten New Yorker Stadtteil angesiedelten Kurzfilm. Die Qualität der durchweg prominent besetzten Episoden fällt dabei jedoch sehr unterschiedlich aus – einige bleiben belanglos oder gewollt, andere verfügen zumindest über eine witzige Idee, aber nur die wenigstens sind wirklich gelungen und originell. Als Specials gibt es unter anderem entfallene Szenen. Text: Dirk Lüneberg

Possession

(Ascot Elite) Bei einem Mystery-Thriller geht es darum, rätselhafte Elemente mit der Realität so zu verquicken, dass möglichst viel Reibung und Spannung entsteht. „Possession“ fällt nach diesen Maßstäben nicht wirklich in das Genre. Zwar wird eine Seelenwanderung zwischen einem guten und einem bösen Bruder thematisiert, doch die ist nur das Panorama für ein dramatisch-verwirrtes Liebesgeplänkel, das allzu profan wirkt und fast in Absurdität abgleitet. Langeweile sieht aber auch anders aus, und so plätschert der Film mit Sarah Michelle Gellar schmerzlose 82 Minuten dahin, um auf DVD noch mit recht üppigen Extras zu überraschen: Interviews, Deleted Scenes und mehr. Text: Vanessa Pape

Séraphine

(Arsenal/Good Movies/Indigo) Séraphine Louis lebte wie eine Einsiedlerin: tagsüber als Zugehfrau, nachts mit Pinsel und Leinwand am Werk. Die französische Malerin der naiven Kunst sollte sich mit dem Film, der ihren Namen trägt und zahlreiche Césars einheimste, eine neue

Zielgruppe erschließen können. Besonders Yolande Moreau in der wortkargen Titelrolle ist überwältigend. Das angenehm zurückhaltende Biopic konzentriert sich auf kurze Zeitspannen, die jedoch die visuelle Kraft und den inneren Drang einer schlichten Frau bezeugen, deren Leben schließlich im Wahnsinn endete. Als Bonus gibt es ein Behind-the-Scenes-Feature. Text: Elisabeth Nagy

Tannöd

(Constantin/Highlight/ Paramount) Auf einem Hof am Rande eines bayerischen Dorfes werden in den Fünfzigerjahren sechs Menschen erschlagen, der Täter bleibt unerkannt. Zwei Jahre später kommt Kathrin (Julia Jentsch) in die tiefe Provinz zurück, um den Nachlass ihrer Mutter zu regeln. Die Stimmung ist düster, das Wetter schlecht, die Dörfler sind dumm, verschlagen oder unheimlich.

Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net

Rückblenden zeugen vom Mord, von Inzest und derlei Ungeheurem. Der Film erschafft dabei eine gruselige Szenerie sowie ein paar starke Bilder. Aber die Geschichte ist etwas dünn und das Dorfleben arg klischeehaft dargestellt. Interviews und ein Blick hinter die Kulissen runden die DVD ab. Text: Christian Stein

Zeiten ändern dich

(Constantin/Highlight/ Paramount) Bushido muss man hierzulande niemandem mehr vorstellen: „Zeiten ändern dich“ erzählt seinen Werdegang „vom Bordstein zur Skyline“. Dass er es schafft, aus Scheiße Gold zu machen, hat der erfolgreichste Rapper Deutschlands bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Seine verfilmte Biografie setzt dem Ganzen jedoch die Krone auf. Gäbe es hierzulande so etwas wie die goldene Himbeere in Amiland, hätte Bushido einen ganzen Obstladen verliehen bekommen. „Zeiten ändern dich“ ist visualisierte Fremdscham auf ganz hohem Niveau. Da können auch Making Of, Interviews und Darstellerinfos nichts mehr rausreißen. Text: Daniel Schieferdecker


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MIX

unclesally*s magazine

bibop Stubenrocker Neben Gentleman auf dem Sofa

Am 16. Juli ist es gesellschaftlich mal nicht verpönt, ein Stubenhocker zu sein. Bei den „bibop Stubenrockern“ in Leipzig wird der Reggae-Künstler Gentleman in jedem Fall für mehr Sommerstimmung sorgen, als es draußen vor den Türen der Alten Hauptpost selbst bei 40 Grad im Schatten möglich wäre. Insgesamt können 250 Fans an diesem besonderen Live-Gig im bibop Wohnzimmer teilhaben. Wer mit von der Partie sein möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein und sich bis zum 11. Juli unter bibop.de für Gästelistenplätze bewerben. Außerdem könnt ihr beim Mitveranstalter Radio Energy Sachsen Karten für die Show gewinnen – oder euch bei uns auf sallys.net direkt für ein Meet & Greet mit Gentleman bewerben! Einlass ab 18 Jahren bibop.de

Pavillon 21 MINI Opera Space Für Münchner Clubstürmer

Die Juliwochenenden werden elektronisch – jedenfalls im Pavillon 21 MlNl Opera Space in München. Hier gibt es synthetische Tanzabende mit Clubmusik von so namhaften DJs wie dem Grammy-Gewinner Frankie Knuckles aus New York, Paul Oakenfold und dem Tiefschwarz DJ Team. Das Ganze findet an vier Samstagen im Juli und im weiteren Rahmen der Münchener Opernfestspiele statt. Neben den Clubabenden wird es am 3. Juli auch eine Ausstellung zu Urban Art und am 19. Juli ein MINI Autokino geben. Hier zeigt die „Hochschule für Fernsehen und Film“ ausgewählte Beiträge unter freiem Himmel im Stile des Drive-InCinemas, als Sitzplätze dienen die MINIs. Wir verlosen aber auf unserer Seite sallys.net auch 1x2 Tickets für das Tiefschwarz DJ-Set. Plätze für das Autokino sind dabei inklusive, denn diese sind sehr begrenzt! minispace.com

Telekom Street Gigs

Mit den Fantastischen Vier ins Sendezentrum Die Fantastischen Vier haben mit ihrem neuen Album das geschafft, was sonst nur in Bezug auf Wein als glaubwürdig gilt: Sie sind mit den Jahren noch besser geworden. Ihr neues Album „Für Dich Immer Noch Fanta Sie“ beweist, dass ein Absturz in die Tiefen der Midlife Crisis für gestandene Pop-Stars kein Schicksal sein muss. Am 23. Juli werden Thomas D, Michi Beck, And.Ypsilon und Smudo in der ProSieben-Sendezentrale in München spielen. Tickets für diese exklusive Show gibt es wie immer nicht zu kaufen, sondern nur bis zum 22. Juli unter telekom-streetgigs. de zu gewinnen. Und wo wir schon mal beim Thema sind. Bei unserer Verlosung auf sallys. net schenken wir einem von euch zwei Tickets für diesen Street Gig inklusive einem Nokia X6. Dieses gute Stück verfügt unter anderem über einen hochwertigen, kratzfesten Touchscreen, 16 GByte Speicher und eine 5-Megapixel-Kamera. telekom-streetgigs.de

Axe Rise Up

Frischer Duft im Moshpit Wie alle Jungs wissen, ist es immer gut, fit für die wichtigen Details zu sein: in der Schule, der Liebe, im Job und vor allem auf Festivals. Wenn ihr euch nach einem langen Festivaltag morgens schweißnass aus dem Schlafsack pellt, kann es nur eines geben, um in Topform für den Tag zu kommen: eine frische Dusche. Das neue Axe Rise Up enthält vitalisierende Limettenextrakte und Himalaya-Mineralien und macht euch im Nu hellwach. Und was das Beste daran ist – eure Flirtaktivität steigt um 100%. Statt duselig in der Gegend rumzustehen, könnt ihr bei den Mädels punkten. Das klappt natürlich auch fernab des Festivalgeländes wunderbar. Um eure mentale Vitalität auf die Probe zu stellen, solltet ihr auf sallys.net bei unserem Gewinnspiel mitmachen. Gemeinsam mit Axe verlosen wir eine PSP 3000 samt dem Spiel „Hot Brain“. Das neue Axe Rise Up als Showergel und Bodyspray gibt es im Paket dazu. axe.de


QUERGEFRAGT Einfach die Antworten auf die Fragen in die dazugehörigen Kästchen kritzeln, und somit im besten Fall das richtige Lösungswort ermitteln. Das könnt ihr dann per Postkarte oder E-Mail an uns schicken und nehmt damit automatisch teil an der Verlosung eines WOWee Speakers im Oasis-Design (s. Fotos rechts) inklusive handsigniertem Oasis-Poster. Einsendeschluss ist der 15. Juli 2010. [Sämtliche Umlaute (also ä, ö, ü) werden zu Vokalen (ae, oe, ue) und alle Begriffe werden ohne Leerzeichen geschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.] 1

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2. „Born Slippy“, der Song zu diesem Film, machte Underworld berühmt. 4. Früher mit Johnny Haeusler auf der Bühne, nennt sich heute auch der Engländer Ben Drew wie die ehemalige Punk-Band 5. Der Sänger dieser Band hat wieder Zähne 8. Gary Lightbobys neue Allstarband 9. Ihr haben We Are Scientists ihr neues Album gewidmet 11. Dänische Stadt mit 46.701 Einwohnern und einem legendären Festival 13. Sie erfanden den „New Noise“ und waren die Propheten des „Shape Of Punk To Come“ 15. Nu-Metal-Getreide 16. Er fließt durch den Staat New York - und dank Jesse Malin auch in NYC 20. Für 24 Stunden eine andere Person? Mit ihm würde Robyn gern mal tauschen. 22. Beatsteaks live - und wir waren hier 23. „Time Flies“ - und für sie ist die Zeit als Brüder und Band erst mal vorbei 24. I Heart Hiroshimas Restaurant-Tipp für vegetarische Berliner 26. Hier findet The Books’ Paul de Jong sein Arbeitsmaterial

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SENKRECHt 1. Das zweite Album von Nick Caves Nebenprojekt erscheint im September 3. Er erzählt die Geschichte zu den Bildern von „When You’re Strange“ 6. So eins hat Kele Okereke jetzt auch 7. Kanadische Band, die gerade ihr Album „XXXX“ veröffentlicht (Abkürzung) 10. (Einstiger) Wohnort von Bruce Springsteen und Brian Fallon 11. The Sounds spielten für uns Kamerakinder - und zwar dort 12. „The Five Ghosts“ nennt sich die neue LP dieser Gestirne 14. Tony Hawks Beruf 17. Richard Ashcroft erklärt (s)einen Song 18. In der „Disco2“ feiert diese US-Combo 19. Die Stelle an diesem Instrument war frei und nun ist David Pajo neues Interpol-Mitglied 21. Bestraft wird in Frankreich, wer sein Schwein nach ihm benennt

Das Lösungswort der letzten Ausgabe war übrigens „ELFMETER“

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SCREENSHOTS/VORSCHAU/IMPRESSUM

unclesally*s magazine

IMPRESSUM

SCREENSHOTs DMAX

Alles Schlechte dieser Erde wurde von Männern gemacht. Tschernobyl, Harrisburg, Columbine, Winnenden, der Ballermann, die Atombombe, der Atombusen, die DDR, die FDP, Guidos Westerwelle, Terrorismus, Donaldismus, Apfelismus, Pädophilie, Geometrie, Johnbonjovi, der weiße Hai, der Gelbe Punkt, die blaue Ersatzflüssigkeit, und Nagellackentferner, der leider immer wie Nagellackentferner riecht. Das alles ist das Werk von Männern! Schlimm. Trotzdem fragt man sich immer, wenn man beim Herren-Sender DMAX reinzappt: „Wie haben es Menschen, die so etwas gucken, geschafft, die Atombombe zu bauen?“ Das Prinzip Mono-Kultur ist einfach: Im Buchladen gibt’s Bücher, in der Damenwäscheabteilung gibt es keine. Gehst du in ein Fachgeschäft für “Alles rund ums Tier“, gibt es dort “Alles rund ums Tier“ und lädt dich ein Mädchen in eine Eisdiele ein, esst ihr am Ende wahrscheinlich Eis. Genauso verhält es sich mit Spezial-TV-Sendern. Auf Comedy-Central wird gewitzt, auf Sportsendern geschwitzt, und auf Musikkanälen läuft… naja, das war früher mal so. DMAX heißt die TV-Boyzone aus der Herrenhandtasche und hier gibt es alles, für das Männer Männchen machen. Die DMAX-Chirurgie hat das komplizierte Gehirn des Maskolus kunstfertig seziert, analysiert und daraus einen Programm-Fahrplan gebastelt, der alle Bedürfnisse der Herrenrasse komplett befriedigt. DMAX ist der televisuelle Futterplatz des wildlebenden Patriarchen. Wer dmaxt, ist versorgt. Und zwar folgendermaßen: Zum Frühstück gibt’s ’American Hot Rod’ und ’Die Ludolfs’, dann ’Monstergarage ’, ’Street Customs’, und anschließend zwei Folgen von ’Der Checker - Viel Auto für wenig Geld’. Nach ’Auto Motor Sport TV’ und ’Tuning Alarm - Jo motzt auf’ kommen vier Folgen ’Das Tuning Duell’, dann ’Overhaulin’ - Aufgemotzt und Abgefahrn’ und bei ’DMAX-Doku’ gibt es Investigatives: ’Auf Achse - Die Männer

Herausgeberin:

unclesally*s GmbH & Co. KG Waldemarstr. 37, 10999 Berlin Tel.: 030 - 694 09 663, Fax: 030 - 691 31 37 mailto: sallys@sallys.net * online: www.sallys.net

Chefredaktion: Caroline Frey Stellvertr. Chefredaktion: Florian Hayler Redaktionsleitung: Ina Göritz Redaktion: Christine Stiller Anzeigenkoordination & Marketing:

von der Spedition’. Abgerundet wird das Ganze mit zwei Serien darüber, wie man Häuser zerstört und Tätowierungen wieder wegbekommt. Fertig! Eins wird deutlich. Der Mann an sich vereitelt die Evolution geschickt, indem er nie und niemals auf zwei Beinen geht. Er fährt nur! Wie sein Lieblingssender besteht der Homer Sapiens zu 80% aus Auto, der Rest sind Baugeröll und Tätowationen. Theoretisch müsste man kranke Männer in der Kfz-Werkstatt abgeben können. Männer lesen keine Bücher. Sie fahren weder Rad noch Skateboard. Kein Mann treibt Sport. Kein Mann guckt Fußball. Nie! Männer hören keine Musik. Sie essen nicht und sie kochen nicht. Männer haben auch keine Familien. Eventuell haben sie Frauen, die eine Familie haben. Sie selbst aber haben keine. Doch jetzt die Sensation: Männer trinken keinen Alkohol. Und sie haben keinen Sex! Jedenfalls nicht auf DMAX. Das Klischee vom wild wedelnden Phallisten, der jedes Astloch besamt, was nicht bei drei im Sägewerk liegt, ist gestorben und begraben. Endlich sind wir emanzipiert! Oder impotent. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was DMAX bedeutet. Ich hab auch keine Ahnung, ob euch jemand guckt. Ich hoffe nicht. Aber, warum heißt ihr eigentlich nicht BRUMM? Klingt doch viel besser oder? BRUMMMM. Geschenkt! Yessica Yeti

Eric Landmann 030 - 694 09 661 Frank Straessner 030 - 694 09 662 Petra Pomplun 030 - 694 09 664

Heimat: sallys.net Vermarktung sallys.net:

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Autoren:

Frank Abel, Linda Aust, Thorsten Barth, Jochen Barthel, Elmar Bassen, Volker Bernhard, Kai Butterweck, Jenny Ferron, LukasChristian Fischer, Ben Foitzik, Jens Fritze, Martin Gegenheimer, Gordon Gernand, Steven Gläser, Robert Goldbach, Sebastian Gosmann, Sarah Gulinski, Cornelis Hähnel, Tanja Hellmig, Holger Hoffmann, Lasse Holler, Leon Ilsen, Tim Kegler, Aiko Kempen, Philipp Kohl, Eric Landmann, Arne Lieb, Dirk Lüneberg, Marta Marszewski, Peter Meisterhans, Boris Mischke, Maleen Mohr, Christopher Mühlig, Elisabeth Nagy, Vanessa Pape, Marc Phillips, Friedrich Reip, Sascha Rettig, Verena Reygers, Timo Richard, Marie Schaefer, Daniel Schieferdecker, Raphael Schmidt, Maritta Seitz, Natascha Siegert, Fabian Soethof, Samuel Stein,Frank Straessner, Frédéric Schwilden, Frank Thießies, Nina Töllner, Hans-Christian Vortisch, Marek Weber, Kati Weilhammer, Marcus Willfroth, Christian Wölki, Yessica Yeti, Florian Zühlke

Praktikanten:

VORSCHAU

Auszubildende: Mandy Scholz

Fotografen:

Titelfoto Gaslight Anthem: Erik Weiss Fotografen: Frank Abel, David Biene, George DuBose, Birte Filmer, Ali Ghandtschi, Tim Klöcker, Oliver Schümers, Jan Umpfenbach, Erik Weiss, Jan Windszus, Ben Wolf, Simon Pokorny

INTERVIEWS Sommerferien! Nach der großen Pause geht’s hier weiter und zwar mit Arcade Fire und ihrem neuen Album „The Suburbs“ sowie Interpol mit ihrem neuen Bassisten Dave Pajo. Außerdem gibt’s ein Wiedersehen mit José Gonzáles, !!! und Volbeat.

Layout:

IM KINO Ob wir euch in unserer September-Ausgabe schon verraten können, ob der Actionthriller „Salt“ mit Angelina Jolie die hohen Erwartungen erfüllen kann, die der rasante Trailer weckt, wird sich noch zeigen. Ganz sicher ist allerdings, dass mit dem Berlinale-Gewinner „Bal - Honig“, der RockerKomödie „Männertrip“ mit Russell Brand, den Zeichentrick-Meisterwerken „Mary & Max“ und „Ponyo“ oder deutschen Produktionen wie „Zarte Parasiten“, „Tauben auf dem Dach“ und Oskar Roehler Aufreger „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ genug Filme in den Startlöchern stehen, um den Platz auf unseren Kinoseiten zu füllen.

Caroline Frey, Mario Krenz Editorial Design & Konzept: Bijan Latif * www.latifoberholz.de

Druck:

Frank Druck GmbH & Co. KG

Vertriebspartner:

unclesally*s Distribution: Berlin, Potsdam CartelX GmbH & Co. KG: Hamburg, Bremen, Oldenburg, Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Mainz, Stuttgart, Kiel, Flensburg u.a. PMS Köln: Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum, Dortmund, Wuppertal, Oberhausen, Bonn, Krefeld, Duisburg u.a. Primeline Dresden: Dresden, Halle, Chemnitz Blanda Promotions: München Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es wird keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Tonträger und Fotos übernommen. Diese gehen in den Besitz des unclesally*s über. Nachdruck, auch auszugsweise nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der unclesally*s GmbH & Co.KG. Für alle Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2010




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