unclesally*s magazine
September 2010 / Ausgabe 159
www.sallys.net
„Ich wollte schon immer Han Solo sein...“ (Rivers Cuomo/Weezer)
VOLBEAT Interpol / Serj Tankian / Wir Sind Helden / Klaxons Manic Street Preachers / Best Coast / Grinderman Hurts / Skunk Anansie / Im Test: Kotzreiz
Kino
THE AMERICAN
Festivals
Rückblick & ausblick
Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs
unclesally*s magazine
INHALT No. 159 – September 2010
Foto: Erik Weiss
Musik: Seite 18
Musik: Seite 32
KlaXONS
INTERPOL
Wäre Klaxons-Sänger Jamie Reynolds ein Tattoo, wäre er gerne „die richtige Wahl“. Er selbst hat sich für ein simples, schlecht gestochenes Symbol auf dem Arm entschieden, das ihn an die Fertigstellung seiner zweiten Platte erinnert. Praktisch, wenn’s mit dem nächsten Album wieder etwas länger dauert...
Mann über Bord: Nachdem der letzte Take für ihr neues selbstbetiteltes Album gefallen war, hat Bassist Carlos Dengler Interpol verlassen. Wie es dazu kam und wer Denglers Job jetzt übernimmt, erzählt sein ehemaliger Bandkollege, InterpolSchlagzeuger Sam Fogarino im Interview.
04-08 Starter
Wir verabredeten uns Kathy Foster von den Thermals, um das Für gegen das Wider auszuloten.
04 Kings Of Leon/ Irie Révoltés 05 Street Dogs 06 Selig/ The Black Pacific 07 Weezer 08 Sound Foundation/ Das gute Geschäft
10-19 Musik Stories I 10 Hurts 11 !!! 12 Grinderman 14 Serj Tankian 16 Wir Sind Helden 17 Fotos 19 Best Coast
13 WAS HÖRT EIGENTLICH... N.E.R.D.?
Foto: Ben Wolf
20 Titel: Volbeat
Die perfekte Symbiose aus Social Distortion, Misfits und Metallica – so lautet die in Fankreisen einhellige Meinung über Volbeat, eine optisch an lustige Sattler und fröhliche Gerüstbauer gemahnende Band aus Dänemark. Das könnte man auch anders sehen.
24-31 Platten
Der Herbst naht, und mit ihm tolle neue Platten und fantastische Konzertreisen.
34–38 Musik Stories II
34 Gonzales/ The Dreams/ 1000 Robota 35 Young Rebel Set 38 Manic Street Preachers
36 Im Test: Kotzreiz
40–45 Musik Stories III
40 Herrenmagazin/ PVT/ Stone Sour 41 Royal Republic 42 OMD/ Earthbend/ Lost In Trees 42 Baby Universal/ Oceansize/ Charlatans 44 Disturbed/ Kids In Glass Houses 45 Skunk Anansie
43 Reiseführer: Mit Jamaica nach Paris
Die Metropole an der Seine lockt alljährlich rund zehn Millionen Touristen in die Stadt. Die ElektroPop-Shootingstars von Jamaica haben die dazu nötigen Tipps parat.
46 Auf Tour
Alle wichtigen Konzerte im Überblick!
50 Festivals
Schön war‘s mal wieder mit euch. Im Rückblick fassen wir die Highlights der Saison noch mal zusammen und laden euch außerdem ein auf die Berlin Independent Night, die definitive Nacht der Nächte!
Seite 3
EDITORIAl
Kære Medborgere! Wir alle lieben Dänemark, die baltische Perle zwischen den niederländischen Aguilen und Sylt. Hier im Reich der Dänen ist die Welt noch in Ordnung. In jeder Stadt gibt’s eine Achterbahn, Immobilien kaufen ist ein ähnlich beliebter Volkssport wie Kette rauchen und die Würstchen sind rot wie die Backen von Kronprinzessin Mary, einer in Tasmanien geborenen Amazone. Nichts ist der dänischen Krone heiliger als das Militär und das Wohl der Künstler im Land. Deshalb initiierten die Royals auch ein weltweit einmaliges Gesetz, das jeden Musiker des Landes verpflichtet, sich einem der staatlich subventionierten Tätowierstudios als Proband zur Verfügung zu stellen. Volbeat-Frontmann Michael Schøn Poulsen zog es dabei zum Tintenzauberer Lasses Reinstrøm nach Slagelse, einer idyllischen Kreisstadt zwischen Gammel und Grøfte. Der schøne Poulsen ließ sich zunächst den Vornamen von Lindenstraßen-Star Else Kling in die Pfoten nadeln, später drei weitere seiner Serienfavoriten, darunter Hollywood-Star E. Aaron Presley, TV-Pater Jeff und der slawische Flüchtling S. Distortion aus dem Lager in Gulag. Eine gute Wahl. Solltet auch ihr auf den Geschmack gekommen sein und ordentlich Bock auf gute Wahlen haben, dann empfehle ich euch die Berlin Independent Night, die wo am 25. September in halb Berlin stattfindet, aber nur im Westen. Für eine Handvoll Dollar bekommt ihr gut vor die Stirn - wenn ihr vorher artig das Pony striegelt und nicht aus der Reihe tanzt, die euch per Platzkarte zugewiesen wurde. Was diesen Sommer noch so auf den Festivals los war, wer den Kicker ins Zelt getragen hat und wieso die Faröer Insel trotz Rohrkrepierern wie The Dreams immer einen Besuch wert sind, lest ihr in diesem Reiseführer Dänemark von yours truly, dem Blinden unter den Einäugigen, dem greisen Gott von Eurasien, dem derbsten Deflorator von København: (Smoke) Flo
60-67 Kino
60 Andrea Arnold/ Boris Kodjoe/ Moritz Bleibtreu 61 Jay Baruchel 62 The American 63 Männertrip/ Ponyo 64 Bis aufs Blut/ Groupies/ The Expendables 65 Shortcuts 66 Kino DVDs
Kotzreiz aus Berlin sind echte Gourmets: Neben Döner oder gebratenen Nudeln mit Ketchup kennt das Trio noch sämtliche weiteren kulinarischen Köstlichkeiten diesseits des Globus. Guten Appetit!
68-71 Computerspiele
39 Couch: THE THERMALS
72 Hörspiele/ Bücher 73 Kreuzworträtsel 74 Impressum/ Vorschau/ Screenshots
Jeder will Rockstar werden, aber ist das Leben als öffentliche Person wirklich ein begehrenswertes?
INHALT/EDITORIAL
Die besten Games des Spätsommers, für euch in endlosen Nächten praxisgetestet!
72-74 Der Rest
Foto: Erik Weiss
Seite 4
STARTER
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Neuigkeiten
Heute auf: Slowakisch mrtví a zranení
platne
BIG STAR
ANIMAL COLLECTIVE
THE KINKS
ANTONY AND THE JOHNSONS
(Tote und Verletzte)
Big Star-Bassist Andy Hummel erlag im Alter von 50 Jahren einem Krebsleiden, nachdem im März bereits Gitarrist und Sänger Alex Chilton verstorben war. Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an! Das konnte der Bassist der Kinks, Pete Quaife, offenbar nur kurz genießen, er verstarb just in diesem Alter.
YOU SAY PARTY! WE SAY DIE!
(Platten)
Dave Porter von Animal Collective veröffentlicht im Oktober sein Solodebütalbum „Down There“. Kollege Josh Dibb war maßgeblich an der Produktion beteiligt. Das Album „Swanlights“ von Antony And The Johnsons erscheint im Oktober und wartet mit einem Duett zwischen Antony Hegarty und Björk auf.
In der Folge des Todes von Schlagzeuger Devon Clifford nannte sich die Band in You Say Party! um. Mit Keyboarderin Krista Loewen ist zudem ein Ausstieg zu vermelden, dafür sind Robert Andow und Bobby Siadat von Gang Violence neu dabei.
BADLY DRAWN BOY
zmena Clena
Das achte Studioalbum der britischen IndiePop-Formation Belle & Sebastian ist mit „Belle & Sebastian Write About Love“ betitelt. Der Nachfolger des 2006er Werks „The Life Pursuit“ wurde bereits Anfang des Jahres fertig gestellt.
(Mitgliederwechsel) BATTLES
Frontmann Tyondai Braxton gibt seinem Solovorhaben den Vorrang und verlässt die Battles. Ein weiterer Grund war Braxtons fehlende Motivation, auf Tour zu gehen.
LOS CAMPESINOS!
Schlagzeuger Ollie Campesinos! verschlägt es zu neuen Zielen. Wer sein Nachfolger an den Drums wird, ist noch nicht publik.
SOULFLY
Bobby Burns stellt seinen Bass zukünftig nicht mehr im Soulfly-Proberaum ab. Sieben Jahre lang spielte er in Max Cavaleras Band.
Mit „It’s What I’m Thinking, Pt. 1“ kommt im Oktober ein neues Werk vom schlecht gezeichneten Jungen Damon Gough.
BELLE & SEBASTIAN
BRING ME THE HORIZON
„There Is A Hell Believe Me I’ve Seen It, There Is A Heaven Let’s Keep It A Secret“ steht auf dem im Oktober erscheinenden Werk derjenigen, die den Horizont gebracht haben möchten.
BUILT TO SPILL
Für die EP „The Electronic Anthology Project“ verwandelten Built To Spill einige ihrer Songs in Synth-Pop-Werke. Die Titel der neuen Versionen bilden Anagramme der Originaltitel.
Die Gute Tat
Heute mit: IRIE RÉVOLTÉS
Kings Of Leon Am 15. Oktober veröffentlichen die Kings Of Leon „Come Around Sundown“ - ihr fünftes Studioalbum. Spätestens seit „Because Of The Times“ (2007) und „Only By The Night (2008) haben sich die Amerikaner in die großen Hallen vorgespielt, wo sich einen Abend lang der gemeine Hitradiohörer Schulter an Schulter mit dem selbsternannten Musikwissenschaftler amüsiert. Apropos Konzertabende: Kürzlich mussten die Jungs ein Konzert in St. Louis nach nur drei Songs abbrechen, weil sie von den ansässigen Tauben im Verizon Amphitheatre mit deren Vogelkacke beschossen wurden. Vor Hitchcock-ähnlichen Horrorszenarien werden wir die Kapelle bewahren, wenn wir sie für das Titelfoto unserer Oktoberausgabe posieren lassen: Traumschöne Rockstars ohne Taubenkot im Gesicht – versprochen.
JOEY CAPE
Lagwagon- und Bad Astronaut-Frontmann Joey Cape arbeitet an seinem ersten Soloalbum. Der Eintritt von „Doesn’t Play Well With Others“ in die Musikatmosphäre darf zu Beginn des kommenden Jahres erwartet werden.
Die Arbeit am neuen Werk ist abgeschlossen, im Frühjahr 2011 wird das noch unbetitelte Produkt zu erwerben sein.
THE DECEMBERISTS
PORTISHEAD
R.E.M.-Gitarrist Peter Buck soll bei drei Songs des kommenden Werks der Decemberists an der Gitarre stehen. Die Aufnahmen laufen, die Veröffentlichung jenes sechsten Albums ist für Februar 2011 geplant.
FLORENCE & THE MACHINE
Ab Oktober werden Florence & The Machine durch ein Studiodach vor dem Herbstwetter geschützt. Die Aufnahmen zum Nachfolger des 2009er Debütalbums „Lungs“ stehen an.
THE GET UP KIDS
Heimat: irie-revoltes.com, rollis-fuer-afrika.de Auch gut: „Mouvement Mondial“ - das neue Album von Irie Révoltés
PANIC AT THE DISCO
Klebrig wird’s am 1. Oktober, wenn „Bubblegum“ erscheint, das sechste Album von Clinic.
CLINIC
„Als Band engagieren wir uns für ’Rollis für Afrika e.V.’, ein Projekt, das unser Sänger Mal Élevé mitgegründet hat. In einem Land, in dem es ohnehin viel weniger gibt als hier, können Menschen, die nicht mobil sind, keine Ausbildung machen oder sich selbst versorgen. Sozialkassen gibt es nicht. Auf unserer letzten Tour haben wir allen Leuten freien Eintritt gewährt, die einen Rollstuhl oder eine andere ausrangierte Gehhilfe gespendet haben. Die wurden anschließend per Container in den Senegal geschickt und vor Ort verteilt. Es reisen immer Leute mit, die darauf achten, dass die Hilfe wirklich ankommt und sich niemand daran bereichert. Wenn wir sehen, wie sich Leute, die noch nie aus dem Bett kamen oder ihr Haus verlassen konnten, über die Hilfe freuen, dann ist das großartig.“
Die fünf Schotten von Mogwai arbeiten dieser Tage am Nachfolger des 2008er Albums „The Hawk Is Howling“. Im Februar des kommenden Jahres sprießt Platte Nummer Sieben auf der Albenwiese.
Aufgestanden! Ein neues Album ist in Arbeit, im Frühjahr 2011 beginnt die Erntezeit im Plattenregal.
HERCULES & LOVE AFFAIR
Der Januar soll ein neues Album unter dem Titel „Blue Songs“ bringen. Als Gastsänger tritt unter anderem Bloc Party-Frontmann Kele in Erscheinung.
MAXÏMO PARK
Nachdem der zeitliche Abstand vom vorangegangenen zum aktuellen Tonträger stolze elf Jahre betrug, soll der Nachfolger des 2008er Albums „Third“ schneller in den Läden stehen. Geoff Barrow sei bereits am Komponieren, lässt er stolz berichten.
MARK RONSON
Für sein nächstes eigenes Album wird Musiker und Produzent Mark Ronson unter anderem mit Mitgliedern der Scissor Sisters, Kaiser Chiefs, Duran Duran und Boy George als Gästen aufwarten.
SOCIAL DISTORTION
Sechs Jahre nach „Sex, Love And Rock’n’Roll“ soll noch in diesem Jahr mit „Hard Times And Nursery Rhymes“ ein neues Werk von Social Distortion in den Plattenläden einschlagen.
THE STROKES
Das neue Album der Strokes ist laut eines Interviews mit Frontmann Julian Casablanca für März 2011 geplant.
Frontmann Paul Smith platziert im Oktober sein Solodebüt im CD-Regal. Ansichtstöne aus „Margins“ sind unter paulsmithmusic.eu anzutesten.
filma a televízia (film und fernsehen)
MOGWAI
In der US-Casting-Show American Idol soll
AEROSMITH
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angeblich Aerosmith-Frontmann Steven Tyler zukünftig den Bohlen geben. Ob Tyler in der Jury sitzt, um angesichts seines faltigen Angesichts jünger zwischen den jungen Dingern zu wirken, sei mal dahingestellt.
NICK DRAKE
Das kurze Leben Nick Drakes ist Thema eines Films von Emmett Malloy, der sich vor allem durch den White Stripes-Dokumentarfilm „Under The Great Northern Lights“ einen Namen machte.
Carl Barât
Carl Barât veröffentlicht im Oktober sein Solodebüt. Für diese Platte hat er unter anderem mit Andrew Wyatt von Miike Snow zusammengearbeitet. Außerdem will er im gleichen Atemzug ein Buch namens „Three Penny Memoir“ herausbringen, das seine Erlebnisse als Mitglied in verschiedenen Bands schildern soll.
Nine Inch Nails-Frontmann Trent Reznor ist für den Soundtrack des kommenden Films von Fight Club-Regisseur David Fincher verantwortlich. In „The Social Network“ geht es um die Gründung von Facebook und dessen Gründer Mark Zuckerberg.
THE SMITHS
Trip Fontaine
The Smiths-Gitarrist Johnny Marr verfasste den Titelsong der britischen Sitcom „The Increasingly Poor Decisions Of Todd Margaret“, die ab Oktober auf der Insel ausgestrahlt wird. Daneben zeichnet Marr für den Score des kommenden Antonio Banderas-Films „The Big Bang“ verantwortlich.
zbytok
(Der Rest) HOW TO DESTROY ANGELS
Das gemeinsame Projekt von Nine Inch NailsFrontmann Trent Reznor und seiner Frau Mariqueen Maandig wird vorerst auf Eis gelegt, da sich angekündigter Nachwuchs die Priorität gesichert hat. Damit verschiebt sich auch die für Anfang 2011 geplante Veröffentlichung des Debütalbums.
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die geschichte hinter dem song
Heute mit: Mike McColgan (STREET DOGS)
Ou Est Le Swimming Pool
Am 20. August nahm sich Charles Haddon, der 22-jährige Sänger der britischen Synth-PopBand, nach dem Auftritt auf dem belgischen Pukkelpop Festival das Leben. Er soll Berichten zufolge von einem Telefonmast im BackstageBereich des Festivals gesprungen sein. Die Veröffentlichung des Debütalbums „Christ Died For Our Synths“ war ebenso wie eine EnglandTour für den Oktober geplant.
TRENT REZNOR
STARTER
Am 15. Oktober veröffentlichen die Jungs ihr neues Album. Dieses wird auf den entspannten Titel „Lambada“ hören und Nachfolger von dem 2008 erschienenen „Dinosaurs In Rocketships“ sein. Den Oktober verbringen Trip Fontaine dann mit ausgiebigem Touren...
Jack Johnson
Jack Johnson hat sich kürzlich bei einem Videodreh angeblich fast die Nase gebrochen und läuft momentan mit ziemlich viel geronnenem Blut im Gesicht durch die Gegend. Verletzungen und Schmerzen sollte der Hawaiianer allerdings gewohnt sein, schließlich beendete einst ein böser Surfunfall, wegen dem er mit über 150 Stichen genäht werden musste, schon früh seine Profikarriere.
Der Song: „Poor Jimmy“
“’Poor Jimmy’ ist mein Lied über Jimmy Harold, den Besitzer des einst legendären Bostoner ’Rathskellar’, einem der besten Live-Clubs der Stadt. In unseren Augen hat sich Jimmy ans Kapital verkauft, als er den Club an einen großen Investor verschacherte. Er hat der Bostoner Club-Szene das Herz rausgerissen. ’The Rat’, wie der Laden genannt wurde, war das CBGB’s von Boston. Jeder von uns hat in diesem Laden seine ersten Shows gespielt und dort auch die meiste Zeit abgehangen. Jimmys Geldgeilheit hat uns unsere Homebase gekostet, und das nehmen wir ihm übel. Heimat: street-dogs.com Auch gut: „Street Dogs“ – das neue Album der Street Dogs
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STARTER
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Biffy Clyro
Die Herren wollen die Weihnachtszeit nutzen, um die Arbeit an einem neuen Album zu beginnen. Aus Rücksicht auf die eigene Kreativität möchten sie jedoch warten, bis die letzten LiveShows der aktuellen Tour gespielt sind. Laut Basser James Johnston lastet nach dem Erfolg des aktuellen Albums „Only Revolutions“ ein gewisser Druck auf der Kapelle.
The Swell Season
Während das Folk-Rock-Duo am 19. August ein Open-Air-Konzert in der Mountain Winery in Saratoga, Kalifornien spielte, sprang ein ein Mann vom Dach des Gebäudes auf die Bühne. Er stürzte nur wenige Meter neben Sänger und Gitarrist Glen Hansard auf den Boden und konnte von den anwesenden Ärzten nicht mehr wiederbelebt werden. Die Band brach daraufhin ihren Auftritt ab und kommentierte das tragische Ereignis am folgenden Tag mit den Worten: „The band, crew and all involved with them are shocked and saddened by the unfortunate events of last night. Their hearts go out to the victim and his friends and family.“
Selig Einen never ending Neustart haben Selig aus Hamburg da hingelegt. Nach der Veröffentlichung ihres Reunion-Albums „Und Endlich Unendlich“ legt die Band um Sänger Jan Plewka nun nach: Im Oktober erscheint mit „Von Ewigkeit Zu Ewigkeit“ ein zweites unsterbliches Werk, das die Band nicht nur erneut auf große Deutschlandtour, sondern auch auf die Bühne von Raabs „Eurovision Song Contest“ spült. Am 1. Oktober werden Plewka & Co. in Berlin für Hamburg in den Ring steigen, da heißt es Daumen drücken für die Selig-Gemeinde. Pünktlich zur Veröffentlichung der neuen Platte kommt auch unsere OktoberAusgabe, die sich ausgiebig mit dem neuen Selig-Werk beschäftigen wird.
Bad Religion
Greg Graffin & Co. haben sich etwas ganz Tolles ausgedacht. Im Oktober spielen Bad Religion ihr musikalisches Gesamtwerk an drei Tagen live im Irving Plaza von New York. Am 20. Oktober gibt es sämtliche Songs der BR-Alben „How Could Hell Be Any Worse?“, „Suffer“ und „No Control“. Am 26. Oktober folgen “Against The Grain”, “Generator”, “Recipe For Hate”, “Stranger Than Fiction”, “The Grey Race” und “No Substance”. Am Tag darauf spielt die Band ihr Spätwerk aus “New America”, “The Process Of Belief”, “The Empire Strikes First”, “New Maps Of Hell” und “The Dissent Of Man”, dem
neuen Album, das am 24. September erscheint. Der Vorverkauf für die New York-Konzerte startet am 28. August!
Riverboat Gamblers
Gute Nachrichten für alle Fans von Mike Wiebe und seinen zockenden Seemännern: Die Riverboat Gamblers spielen gemeinsam mit Jim Lindbergs The Black Pacific, Sum 41 und Veara im November live im Rahmen der „Eastpak Antidote Tour“ in Deutschland. Mit ein bisschen Glück gibt es von den Gamblers schon ein paar neue Songs zu hören.
Sum 41
Japan ist das sicherste Land der Welt? Wohl kaum. Jedenfalls kann Sum 41-Sänger Deryck Whibley das jetzt widerlegen. Nach einer Festivalshow wurde er in Japan von drei Fremden in einer Bar verprügelt und so schwer verletzt, dass er daraufhin ins Krankenhaus musste. Dieses hat er aber mittlerweile wieder verlassen können.
The Stooges
Filmemacher Jim Jarmusch („Coffee & Cigarettes“) hat ein neues Projekt: Es heißt The Stooges. Momentan arbeitet er an einer Dokumentation über Iggy Pops Band.
Neil Young
Am 24. September wir der große und überaus produktive Meister mal wieder ein neues Album veröffentlichen. „Le Noise“ wird jedoch „nur“ acht Songs umfassen.
PENNYWISE
Nach einem etwas zu tiefen Blick ins Glas, verirrten sich zwei Mitglieder von Pennywise nach einer Warped-Tour-Show in Denver in den leeren Tourbus von Alesana. Während Gitarrist
HELDEN & DIEBE
Heute mit: Jim Lindberg (THE BLACK PACIFIC)
„Mein Idol ist ganz klar Ron Reyes, der Black Flag-Sänger von der ’Jealous Again’-EP. Wenn man so will, habe ich mein gesamtes Bühnenverhalten von ihm übernommen. Ich bin also so etwas wie ein Reyes-Impersonator, wenn ich diese jugendliche ’Ihr kotzt mich alle an und könnt mir gestohlen bleiben’Attitüde an den Tag lege. Dagegen kann auch mein Alter nichts ausrichten, auf der Bühne fühle ich mich nur dann wohl, wenn ich ordentlich was zu stänkern habe.“ Heimat: theblackpacific.com Auch gut: „The Black Pacific“ – das Debütalbum von The Black Pacific
Hier die Termine für drei Stunden Rock/Punk/Alternative Radio im unclesally*s Nightflight mit Flo im September, jeweils ab 0.00 Uhr (natürlich LIVE auf allen Frequenzen von Fritz und auf fritz.de, dort auch im Anschluss 24/7 als Loopstream!): Vom 2. auf 3.9., 16. auf 17.9. und 30.9. auf 1.10., stets um Mitternacht!
60 SEKUNDEN mit:
Rivers Cuomo (WEEZER)
Kein Jahr brauchten Rivers Cuomo und seine WeezerKumpels, um ihrem jüngsten Album „Raditude“ einen Nachfolger zu schenken: „Hurley“, so der Name des vom Mondgesicht des „Lost“-Stars Jorge Garcia verzierten und damit fleischfarbenen Werks, ist laut Rivers „verrückt und total fertig“ ausgefallen. Wie sich das im Detail anhört, erfahrt ihr ab dem 10. September. Für euch nahm sich Frontmann Cuomo vorab noch eine Minute Zeit für ein Update aus seinem Leben. Bittesehr. Meinen letzten Urlaub verbrachte ich hier: Wie jedes Jahr zwischen Februar und April in Japan, um dort 45 Tage am Stück zu meditieren. Diese drei Dinge würde ich am meisten vermissen, wenn ich auf einer einsamen Insel stranden würde: Meine Tochter, meine Frau und meine Mama. Wenn ich mir eine der drei Damen aussuchen dürfte, um meine Zeit dort geselliger zu gestalten, würde ich meine Tochter mitnehmen. Mit der kann man eine Menge Spaß haben. Dieser Filmcharakter wäre ich gerne: Ich bin kein großer Filmfan, aber ich wollte schon immer Han Solo sein. Luke Skywalker passt aber wohl besser zu mir… Wenn ich meine Brille abnehme, sehe ich: Ich habe mir die Augen lasern lassen, deshalb sehe ich auch ohne Brille ganz gut. Vorher war ich zwar nicht ganz blind ohne Brille, aber den einen oder anderen Ball habe ich wohl zu spät gesehen… Zurzeit lese ich dieses Buch: Ich kann „Fortune’s Fool“ von Fred Goodman empfehlen, ein tolles Buch über die Musikindustrie. Es enthält detaillierte Informationen über die Big Player des Business, über sämtliche Firmen und darüber, wie sich die Dinge zu dem entwickeln konnten, was sie heute sind. Meine liebste Yoga-Pose ist: Der Sonnengruß. Eine ziemlich gute Aufwärmübung, um den Körper fit für den Tag zu machen. Ich habe aber mit Yoga aufgehört und arbeite jetzt mit einem eigenen Trainer im Fitnessstudio. Den dabei fehlenden spirituellen Aspekt kompensiere ich mit Meditation. In dieser Disziplin würde ich gerne einen Weltrekord brechen: Wir haben mit unserem Video zu „Troublemaker“ bereits mehrere Rekorde gebrochen: Darin standen die meisten Leute auf einem Skateboard, wir spielten das größte Völkerball-Spiel, lieferten uns die größte Kuchenschlacht und absolvierten noch ein paar weitere obskure Disziplinen. Ich denke, das reicht. Dieses Spielzeug aus meiner Kindheit habe ich immer noch: Viele! Mir fällt es schwer, das Zeug wegzuschmeißen. Eines meiner liebsten Stücke ist ein Football-Helm der „Pittsburgh Steelers“. Heimat: weezer.com Foto: Sean Murphy Auch gut: „Hurley“ – das neue Album von Weezer
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Am 4. und 5. September nehmen die aktuellen neun Talente - je drei aus den Genres Rock, HipHop und Pop - zunächst am „Bandfactory 2010“-Workshop in Wolfsburg teil. Hier werden den Bands Einblicke in diverse Bereiche des Musikbusiness geboten. Am Samstag dürfen die Kapellen dann abschließend zwei Songs vor einem Expertengremium vorstellen. Später werden die Auftritte kompetent und ausführlich von den anwesenden Dozenten in individuellen Coachings bewertet und die Bands mit mehr Tipps, als sie tragen können, auf die verschiedenen Bühnen der Republik geschickt. Zum Beispiel am 18. September auf die des Magnet Clubs in Berlin, wo The Fog Joggers gemeinsam mit Mode Execution Ready und den Sound Foundation Newcomern Baby Universal, die jetzt ihr Debütalbum bei der EMI veröffentlichen, auftreten werden. Wer in Zukunft auch als Talent im Programm der VW Sound Foundation gefördert werden möchte, der kann sich ab Herbst wieder bewerben:
Volkswagen Sound Foundation
soundfoundation.de
Da greift man gerne zu
Motor Club
Es hat schon Vorteile für eine junge Band, von der Volkswagen Sound Foundation gefördert zu werden. Neben der Teilnahme an einem Workshop, spielen einige der Kandidaten am 18. September auch beim Motor Club in Berlin.
am 18.9. Berlin - Magnet Club Live: Baby Universal, The Fog Joggers, Mode Execution Ready ab 22.00 Uhr
Fletcher Dragge sich gemütlich einen nächtlichen Snack machen wollte, entdeckte der Alesana-Tourmanager die beiden und schickte sie nach draußen. In der Annahme, dass sie im richtigen Bus säßen, kam es zu einer Schlägerei, die von der Polizei mit Elektroschockern beendet werden musste. Fletcher sieht die Schüsse gelassen, immerhin sei er das gewohnt als ehemaliger Elektriker. Lassen wir uns mal überraschen, was das für die ursprünglich gemeinsam geplante Australien-Tour bedeutet. Wolf Parade
warten internationale Top-Gäste wie FM Belfast, Walter Schreifels, die fantastischen Wolf Parade und viele weitere. Alle wichtigen Informationen gibt es auf sallys.net und in der dir vorliegenden Ausgabe auf den Seiten 56 und 57.
Brandon Flowers
Am 3. September veröffentlicht der KillersFrontmann mit „Flamingo“ sein erstes Soloalbum. Das Material für die Platte sollte zunächst allerdings noch für einen neuen Langspieler seiner Hauptband herhalten. So ist Brandon jetzt an zwei Abenden zwar allein in Deutschland unterwegs, doch mit dieser Entstehungsgeschichte im Hinterkopf sollte es allen Killers-Freunden nicht schwerfallen, sich angemessen einzugrooven: 26.9. Köln – E-Werk, 1.10. Berlin – Huxleys
Haldern Pop Festival - Aufzeichnung
Am 13. und 14. August fand die Indie-Perle mit erlesenen Bands wie Beirut und Efterklang statt. Eine Aufzeichnung der Festivalgigs liefert allen Daheimgebliebenen der Rock Palast und zwar am 6. September von 00.15 bis 02.45 Uhr. Wach bleiben.
Bon Iver vs. Kanye West BERLIN INDEPENDENT NIGHT 2010
Den 25. September 2010 verbringt ihr – bitte – mit uns. Und dem schicksten Independent-Aufgebot, das momentan in dieser glorreichen Form zu kombinieren ist. Im Epizentrum des Trends und guten Musikgeschmacks – in Berlin Kreuzberg – werden an diesem Abend 13 Bands und 14 DJs auf Lido, Magnet, Comet und L.U.X. verteilt, um euch und uns zu bespaßen. Wir haben penibel darauf geachtet, dass jeder auf seine Kosten kommt, also zum Beispiel die Vegetarier genauso wie die, die gerne Fische monatelang in der Erde verbuddeln, bevor sie ihn genüsslich verspeisen. Will heißen: wir er-
DAS GUTE GESCHÄFT IN DIESEM MONAT ist:
Justin Vernon, Frontmann von Bon Iver, hat Kanye West sein Stimmchen geliehen. Er besuchte den Rapper im Tonstudio auf Hawaii und nahm Gesangsspuren für zehn Tracks auf, die - ob nun in kompletter Anzahl oder nicht ist zunächst mal egal - auf dem neuen Kanye West-Album zu hören sein werden. West kam auf die Idee, den Sänger einzuladen, da er Fan der ersten BonIver-Platte „For Emma, Forever Ago“ ist. Sein neues Album soll im November erscheinen.
Nagel
Sein neuer Roman „Was kostet die Welt“ erscheint Ende September im Heyne Verlag. Damit geht der ehemalige Muff-Potter-Frontmann dann auf ausgedehnten Lesetour. Alle Termine findet ihr auf seiner neuen Homepage: nagel2000.de.
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KaDeWe Tauentzienstr. 21-24 10789 Berlin
„Das größte Warenhaus Europas lockt mit seinen rund eine Million Luxusartikeln Straßenkämpfer von jung bis alt. Hier kann man nach einer wilden Punkrock-Show noch gepflegt Austern schlürfen oder rausfinden, ob das Louis-Vuitton-Täschchen mit dem Nietengürtel korrespondiert. Zum Runterkommen eignet sich prima Rolltreppe fahren oder Blicke schweifen lassen. Wenn wir nicht gerade Altpapier sammeln oder Rentnern über die Straße helfen, sind wir fast immer im KaDeWe - das ist quasi wie damals nach der Schule im Kaufhaus um die Ecke abhängen und in der Computer-Abteilung Konsole spielen. Bisher vergeblich war der Versuch, die Musik in den 26 Fahrstühlen durch Hits von uns zu ersetzen. Vielleicht klappt das ja mit der neuen Platte „Geschenk An Die Welt“.“
EMPFOHLEN VON: STAKeOUT
Die Kapelle Stakeout ist ein DIYPerpetuum-Mobile. Seit acht Jahren veröffentlichen die vier Jungs unabhängig ihre als „fürs Feuilleton und die Massen“ bezeichnete Musik und verzieren nebenbei Berlins Straßen mit Botschaften wie „Ponys für alle“ oder „Das ist doch kein Wetter!“. Heimat: stakeout-sucks.de, myspace.com/ stakeoutsucks Suckt richtig: „Geschenk An Die Welt“ – die neue Platte von Stakeout
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MUSIK STORIES
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Das Licht am Ende des Tunnels: Hurts aus Manchester.
HURTS
Freude am Drama Wenn Theo Hutchcraft und Adam Anderson auf der Bühne stehen und ihre Synthie-Pop-Hymnen in die Dunkelheit hinein klingen lassen, machen sie dabei sehr ernste Gesichter. Es ist, als hätten sie vorher eine Wette abgeschlossen, wer es länger schafft, keine Miene zu verziehen. „Scheinbar denkt alle Welt, wir wären melancholisch oder gar depressiv“, wundert sich Hutchcraft. Aber warum überrascht ihn das? Seine Band nennt sich Hurts, viele seiner Songs handeln von den Qualen der Liebe, und sein Debütalbum wurde in einem Kellerraum ohne Fenster in Manchester aufgenommen. Neun Monate lang. Mehr Düsterkeit geht kaum. Ganz davon abgesehen, dass die beiden jungen Männer kleidungstechnisch nicht gerade den Eindruck erwecken, als würden sie nebenbei als ClubAnimateure arbeiten. Vielmehr sehen sie aus, als hätten sie sich aus einem Arthouse-Film der Dreißigerjahre versehentlich in die Zukunft verlaufen. Doch von Melancholie ist im Gespräch mit Hutchcraft und Anderson nichts zu spüren. Im Gegenteil: Hutchcraft zieht auf der Suche nach einem neuen Hobby sogar in Erwägung, die fröhliche Kunst des Jonglierens zu erlernen. „Wer weiß, vielleicht lasse ich mir dazu noch Dreadlocks wachsen“, schäkert der blasse Typ mit der traurigen Gesangsstimme. Zufälligerweise heißt die erste Platte von Hurts ‘Happiness‘. Die Grundidee zum Album lieferte ein Urlaub im Italo-Disco-Land Italien, in dem auch der „Disco Lento“ wohnt. „Disco Lento“ heißt auf Englisch „Slow Disco“, und den fanden Hutchcraft und Anderson so gut, dass sie ihn als Souvenir mit ins graue Manchester nahmen und in ihren Songs verarbeiteten. Ein weiterer Gast beim Songwriting: der
‘Twin Peaks‘-Soundtrack, den sie mehrere hundert Male angehört haben. „Es ist inspirierend, wie David Lynch ganz normale Dinge in höchst seltsamen Umgebungen passieren lässt“, sagt Hutchcraft. So gesehen sind bei Hurts die normalen Dinge Andersons Synthesizer, die kühle AchtzigerjahreOberfläche der Songs und deutlich hörbare Referenzen an Tears For Fears oder die Pet Shop Boys. Die seltsame Umgebung: zwei Typen, die ihre Hemden in einem Laden „für Priester und alte Männer“ kaufen, wie Hutchcraft erzählt, und deren Stücke unter ihrer glatt gebügelten Fassade eine schamlos zelebrierte melodramatische Tiefe besitzen, die Textzeilen wie „Never give up, it’s such a wonderful life“ erlaubt, ohne dabei affig zu wirken. So sehr Hurts wie ein von vorn bis hinten durchgeplantes Gesamtkunstwerk wirken mögen, so zufällig ist manches davon eigentlich passiert. Es fängt schon damit an, wie Hutchcraft und Anderson sich vor einem Nachtclub in Manchester kennengelernt
haben: „Adams und meine Freunde fingen eine Schlägerei miteinander an“, erzählt Hutchcraft. „Während wir daneben standen, haben wir uns unterhalten, auch über Musik.“ Der einzige gemeinsame Nenner an jenem Abend war Prince – komischerweise war die erste Konsequenz daraus, eine Post-Punk-Band zu gründen. Dann kam Hurts. Eng sitzende Anzüge, akkurat geschnittene SchwarzWeiß-Film-Frisuren: Man kann Hutchraft und Anderson ein ästhetisches Konzept unterstellen. Sie selbst erzählen dazu aber eine andere Geschichte. Jene handelt von zwei Typen aus der Arbeiterklasse, die sich den letzten Funken Würde bewahren wollten: „Wir mussten zum Arbeitsamt und dort erklären, warum wir keine Jobs haben“, erzählt Hutchcraft. „Sehr erniedrigend. Also haben wir uns wenigstens schicke Klamotten angezogen.“ Drama und Spaß liegen manchmal eben doch ziemlich nah beieinander. Text: Silvia Weber Foto: Sebastian Gabsch Heimat: informationhurts.com
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MUSIK STORIES
Seite 11
!!!
Exorzismus in 40 Minuten Wenn alles schief läuft, könnten !!! bald richtig Ärger bekommen: „Mit ‘Strange Weather, Isn’t It?’ veröffentlichen wir unsere bislang poppigste Platte“, sagt Frontmann Nic Offer und hofft, dass alles gut geht. In Zeiten, wo Geschlossenheit für eine Band das oberste Gebot sein sollte, zogen im Kreise der drei !!! dunkle Wolken auf: Vor gut einem Jahr ließen gleich zwei Bandmitglieder ihren Chef Nic Offer im Regen stehen, doch der Verlassene sieht die Situation locker: „So etwas passiert, wenn du Dinge grundlegend verändern willst. Mir schwebte ein neuer Sound vor Augen: weniger Experimente und mehr Melodien.“ Eine ebenso überraschende wie konsequente Entscheidung, denn während Offer im Hinterhof eines Berliner Hostels seinen heißen Espresso auf einen Berg Eiswürfel kippt und meint, das müsste so, spricht der Tausendsassa unentwegt über Prince und die Pop-Sounds der späten Achtziger. In komprimierter Form könne man all das auf dem neuen !!!-Album nachhören, meint er, und verpasste der Platte mit ‘Strange Weather, Isn’t It?’ einen ebenso witzigen wie prägnanten Titel. Aufgenommen in Berlin, New York und seiner kalifornischen Heimatstadt Sacramento handelt es sich zweifellos um das beste Werk der Band.
Garantiert spannender als die Drei ???: !!! aus Brooklyn.
„Wir haben bei all den früheren Experimenten manchmal den eigentlichen Song vergessen. Die Leute mochten das und ich bitte sie nun einfach, sich für die neuen Sachen ebenfalls Zeit zu nehmen“, erklärt Offer dann doch kleinlaut, während er den Espresso mit einem Rutsch runter kippt. „Lecker“, schwärmt der Multiinstrumentalist und wird nicht müde zu betonen, wie sehr die neuen Songs auch durch hiesige DJ-Kultur beeinflusst seien: „Bei euch geht gerade eine Menge ab, vor allem in der
Hauptstadt. Das gefällt mir und ich überlege sogar, für eine Weile hier zu wohnen.“ Versöhnliche Aussichten eines Musikers, der nach all dem Trouble gefestigt wie nie zuvor wirkt: ‘Strange Weather, Ins’t It?’ darf mit Fug und Recht als griffigste Elektro-Pop-Platte des Jahres 2010 begrüßt werden, egal, was die anderen denken: Keep on going, Nic. Text: Marcus Willfroth Heimat: chkchkchk.net
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GRINDERMAN
Nach der Bartlänge zu urteilen schon sehr lange Indie: Grinderman um Nick Cave (zweiter v. rechts)
Schrecken und Ehrfurcht Grinderman, der kleine wilde Bruder der Bad Seeds, meldet sich mit seinem zweiten Album zurück. Roh, spontan, böse… Den beiden Botschaftern des Quartetts, Nick Cave und Warren Ellis, fallen dazu in Berlin noch wesentlich mehr Adjektive ein. Nick, du hast in den Achtzigern einige Jahre in Berlin gelebt. Hast du noch Freunde hier? Nick Cave: Sicher. Wenn wir hier ein Konzert geben, sehe ich sie auch alle, aber bei solchen PresseTerminen komme ich einfach nicht dazu. Nicht bei diesen Rein- und Raus-Missionen - oder wie sagt man noch gleich dazu? Warren Ellis: Reconnaissance-Mission? Nein, das sind ja eher diese Aufklärungsmissionen, wenn du losgeschickt wirst, um die Lage zu peilen und danach Bericht zu erstatten (beide lachen). Hit and run! Das ist es! Wie ein überfallartiger Besuch. Oder vielleicht „Smash and Grab“? Nein. Wie heißt noch diese Militärtaktik, die die USA im Irakkrieg angewendet haben? Nick Cave: „Shock and Awe“? Warren Ellis: Genau, das ist es: „Schrecken und Ehrfurcht“. Shock and Awe – Berlin! Trifft dieses Gefühl auch auf die Erfahrungen zu, die ihr bei der Arbeit am neuen Grinderman-Album gemacht habt? Nick Cave: Das darfst du beantworten, Warren. Warren Ellis: Nun… ähm… Nick Cave: Und hier noch eine kleine Anregung: Fasse dich kurz! (beide lachen) Versuche es unter
30 Sekunden zu halten. Hier, siehst du, wie unsere Beziehung funktioniert? Ich schicke jemanden los und fange ihn zugleich auch schon wieder ein. Nach diesem ganzen Hin und Her ist er jetzt nur noch ein plapperndes Nervenbündel (beide lachen). Aber egal: Gib dein Bestes! Warren Ellis: Nun, ich würde sagen, die Erfahrung war ebenso aufregend wie beim ersten Mal. Es war gewiss keine Enttäuschung für uns. Nick Cave: Na ja, es war schon etwas mehr als das. Warren Ellis: Moment mal! Du warst doch derjenige, der meinte, dass ich mich zurücknehmen soll. Nick Cave: Warren und ich sind wirklich von diesem Album begeistert. Ich denke, dass es uns gelungen ist, Grinderman auf eine neue Ebene zu bringen. Das neue Album ist noch böser als das erste. Warren Ellis: Es ist wilder und in vielerlei Hinsicht extremer. Klanglich anders, ungewöhnlich. Nick Cave: Danke Warren, zehn Adjektive genügen vermutlich. Es gibt bestimmt ein Adjektiv, dass das alles gut zusammenfasst. Wie wäre es mit „cool“?
Songs herum geschrieben und dieses Material stetig überarbeitet und gekürzt. Das ist wie bei einem Film, bei dem du immer wieder die Schere ansetzt. Am Ende nimmst du dir ein paar Schnipsel, die du zusammenfügst und als Song präsentierst. Dadurch entsteht eine ausgesprochen traumhafte, abstrakte Atmosphäre. Das hält den Hörer davon ab, permanent der Geschichte des Songs folgen zu wollen, weil es gar keinen linearen Erzählstrang gibt. Du beginnst die Worte, die eng mit der Musik verbunden sind, auf eine andere Art und Weise wahrzunehmen. Und das ist bei den Bad Seeds meistens anders. Da folgst du häufig der Erzählung, die von der Stimme vorgetragen wird. Bei Grinderman ist der Gesang dagegen wesentlich stärker in der Musik verankert, weil der Erzählstrang viel zerhackter ist. Insgesamt hat das Album eine sehr starke, wuchtige Atmosphäre mit all diesen unterschiedlichen Bildern, die auftauchen und wieder verschwinden. Es geht um die Spannung, die zwischen Dingen wie Gut und Böse liegt, um die Gegenwart und Abwesenheit von Gott oder der Liebe. Das gefällt mir.
Oder surreal? Die Geschichten deiner neuen Songs sind teilweise ziemlich konfus… Nick Cave: Ich habe sehr viel Text um einige dieser
Text: Michael Tschernek Foto: Deidre O’Callaghan Heimat: grinderman.com
WAS HÖRT EIGENTLICH...
N.E.R.D.?
Bei ihrem Debüt vor neun Jahren wagten sich N.E.R.D. alias Pharrell Williams, Chad Hugo und Shay Haley noch an eine Mischung aus HipHop und Rock, die damals alle überraschte, die mit dem von Pharrell und Chad etablierten Neptunes-Sound gerechnet hatten. Im Erfüllen von Erwartungen ist das Trio auch bei Album Nummer Vier nicht besser: Denn während von den rockigen Gitarren auf „Nothing“ kaum noch etwas zu hören ist, setzen N.E.R.D. mehr denn je auf Soul – und die Hippie-Klänge der Siebziger. Grund genug, mal nachzufragen, welche Songs sie früher und heute beeinflusst haben. Die Anspielungen an die Siebzigerjahre sind auf „Nothing“ nicht zu überhören. Wie kommt’s? Pharrell: Wir hatten einfach das Gefühl, dass die Zeiten heute ähnlich sind wie damals. Genau wie in den Siebzigern sind die Probleme auf der Welt nicht mehr zu übersehen und allmählich wachen die Leute auf und kämpfen für Veränderungen. Der einzige Unterschied ist, dass damals die Laune der Menschen besser war – und um dagegen etwas zu tun, haben wir das neue Album aufgenommen. Welche Songs aus der Zeit haben euch den am meisten geprägt? Pharrell: Die Frage ist eher: welche nicht? Den Einfluss von The Doors und America hört man auf „Nothing“ definitiv heraus. Auf jeden Fall auch die Filmmusiken von Ennio Morricone. Aber auch die frühen Alben von Earth, Wind & Fire aus der ersten Hälfte der Siebziger waren verdammt cool. Mit der Musik der Jungs bin ich aufgewachsen. Zumindest auf den ersten N.E.R.D.-Alben waren jede Menge Rock-Elemente hörbar. Woher kamen damals diese Einflüsse? Shay: Bei mir definitiv von Bands wie Soundgarden oder Nirvana, die ich in meinen letzten Teenager-Jahren gehört
habe, also zu der Zeit, als ich Pharrell und Chad kennen lernte. Ich habe auch viel Marilyn Manson gehört, von dem ich bis heute ganz frühe Songs wie „Lunchbox“ am stärksten finde. Aber insgesamt würde ich trotzdem behaupten, dass alte Soul-Klassiker von Isaac Hayes oder der HipHop von KRS-One und The Pharcyde für meine musikalische Prägung noch ein bisschen wichtiger waren als Rock-Musik. Oft hört man ja als Teenager auch Musik, für die man sich später schämt... Shay: Ich nicht! Na gut, Guns’n’Roses finde ich heute nicht mehr so super wie früher. Aber Songs wie „Black Hole Sun“ oder „Smells Like Teen Spirit“ waren und sind doch einfach geniale Nummern. Ihr kennt also nicht das Gefühl, einen Song toll zu finden, obwohl man eigentlich weiß, dass das nicht wirklich gute Musik ist? Pharrell: Ich glaube einfach nicht an dieses Konzept der ‘guilty pleasures’. Entweder ist ein Song gut oder nicht. Wenn man sich davon angesprochen fühlt und Spaß hat, wenn er Emotionen in dir weckt – dann kann er nicht schlecht sein. Es mag natürlich sein, dass andere widersprechen und das Lied für Mist halten. Aber meiner Mei-
nung nach kann Musik nie etwas sein, für das man sich schämen muss. Und was hört Ihr aktuell? Shay: Eine meiner Lieblingsbands derzeit sind Grizzly Bear aus Brooklyn. Aber ich stehe auch auf B.o.B oder Drake. Und auf dieses blonde Chick, Robyn. Die ist cool! Pharrell: Q-Tips Album „Kamaal/ The Abstract“ ist genial, das höre ich auch ein Jahr nach der Veröffentlichung noch dauernd. Und in Sachen R’n’B haben wir gerade mit unserer Freundin Rhea an dem Debütalbum ihrer Band Jealous Lover gearbeitet. Das Ding ist der Hammer! Text: Patrick Heidmann Heimat: n-e-r-d.com
DAS MIXTAPE The Doors – „Roadhouse Blues“ Ennio Morricone – O.S.T. „Spiel mir das Lied vom Tod“ Earth, Wind & Fire – „Mighty Mighty“ Soundgarden – „Black Hole Sun“ Nirvana – „Smells Like Teen Spirit“ Marilyn Manson – „Lunchbox“ KRS-One – „Sound Of Da Police“ B.O.B. – „Airplanes“ Robyn – „With Every Heartbeat“
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Foto: Erik Weiss
Serj Tankian Such a Serj
„Ich glaube, ich habe mit ‘Imperfect Harmonies’ meine erste Fusion-Platte aufgenommen“, sagt Musikmagier Serj Tankian über sein schillerndes zweites Soloalbum. Na, das kann ja heiter werden. Gäbe es eine internationale Rangliste der Marke „Der Beste Mensch der Welt“ – Serj Tankian wäre dort sicherlich in den Top Ten vertreten. Immer höflich, immer freundlich, immer mit einem spitzbübischen Serj-Grinsen im Gesicht. Muss man beim Interviewtermin auf ihn warten (und das muss man mit Sicherheit, da er schwadroniert wie ein Wasserbrunnen in der armenischen Oase), dann guckt er einen mit mitleidigen Augen an und sagt: „Du armer Kerl, du musstest die ganze Zeit hier warten“, und massiert einem (ein wenig zu) zärtlich die Nackenmuskulatur. So ist er zu seinen Ergebenen, der Onkel Serj. Schade, dass Tankian kein Lehrer geworden ist – mit diesem Klekipetra aus L.A. wäre der Weltfrieden sicher machbar gewesen. Doch er ist nun mal Musiker durch und durch – und hat sich mit seinem neuen Opus ’Imperfect Harmonies’ nun endgültig vom Sound seiner Ursprungskapelle System Of A Down emanzipiert. „Das soll sich jetzt nicht arrogant anhören, aber ein Rock-Album könnte ich jeden Tag schreiben“, behauptet der Maestro. „Nach so vielen Jahren ist mir das ins Blut übergegangen. Aber das wollte ich nicht – ich wollte einen Sound kreieren, den ich nie zuvor gehört hatte. Etwas Unbekanntes, eine Soundmixtur, bei der ich mir denke: ‘Verdammte Axt, was ist das?!’, wenn ich sie höre. Ich habe keine Ahnung, wie man das Ergebnis nun kategorisieren soll, aber wie Frank Zappa einst sagte: Über Musik zu reden ist wie zu Architektur zu tanzen – es macht keinen Sinn.“ Dann geben wir uns also völlig sinnbefreit und parlieren munter über Tankians zweites Soloalbum ‘Imperfect Harmonies‘, das im Groben dem Prinzip eines deftigen Schichtsalats folgt: Layer um Layer türmt der Musikus übereinander, so dass man irgendwann fast schon überwältig oder gar überfordert ist von den unendlichen Spielereien, die einem hier in den Ohrkanal tanzen. Um das alles verarbeiten und schätzen zu können, muss man wohl erst einmal verstehen, wie der Musikmagier Tankian arbeitet: „Stell dir vor, du bist jemand, der Essen über alles liebt. Du wachst morgens auf und denkst an ein Gericht, das du noch nie gegessen oder gekocht hast. Genau so ist Musik für mich. Ich wache auf, denke an Musik und bin völlig aufgedreht. Vielleicht mache ich einen Track, packe ihn ins Archiv und finde ihn zwei Jahre später durch Zufall wieder. Ich ändere hier und da ein bisschen, füge vielleicht ein paar Gitarren hinzu und denke plötzlich: ‘Wow, das klingt verdammt schräg – perfekt!‘ So läuft mein Tag ab, das ist es, was ich mache.“ 500 oder 600 dieser Tracks hat Tankian in seinem Archiv schlummern und bastelt sie dann wie ein durchgeknallter Soundalchemist in seiner Audiobrauerei zu einem stimmigen Ganzen zusammen – das paradoxerweise vielleicht auch deswegen so gut harmoniert, weil seine Einzelteile dann eben doch nicht wirklich perfekt zusammenpassen, wie der Titel vermuten lässt. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Serj Tankian ist ein menschliches und musikalisches Phänomen in dieser Welt und wird die Angeln der Rock-Musik Stück für Stück aus den Fugen heben. ‘Imperfect Harmonies‘ ist da nur der Anfang. „Danke, Bro“, sagt er zum Abschied und strahlt wieder wie ein sediertes Honigkuchenpferd. Serj for president – ganz klar. Text: Ben Foitzik Foto: Erik Weiss Heimat: serjtankian.com
Imperfekte Harmonien „’Imperfect Harmonies’ sollte ein Statement sein. Ich hätte das Album auch ‘merkwürdige Fusion-Platte mit guten Pop-Melodien und Orchester-Garnitur‘ nennen können, aber das wäre vielleicht etwas zu lang geraten. Unsere Beziehungen untereinander als Menschen, die Beziehungen zwischen Nationen, unsere Beziehung zur Natur – all das befindet sich in unvollendeter Harmonie. Wir versuchen zwar, als Menschen perfekte Harmonie anzustreben, aber letzten Endes können wir sie erst im Tod erreichen. Ich habe viele dokumentierte Nahtoderfahrungen studiert, und darin berichten die Leute von einer anderen Welt, die viel grüner als die Erde war und pulsierende Farben hatte. Und die Musik bestand aus ‘unendlichen Harmonien in jeder Sekunde’. Das ist für mich eine perfekte harmonische Welt – was natürlich nicht heißt, dass ich Todessehnsucht oder so was habe.“
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Die Helden machen es sich und uns nicht leicht. Drei Jahre haben sie den Abstand voneinander gesucht, um sich selbst zu finden. Als sie dann wieder zusammenkamen, veränderten sie sich. Alles neu! Ein neuer englischer Produzent (Ian Davenport), ein gastmusizierender Kollege (Jörg Holdinghausen von der befreundeten Band Tele), eine neue Ruhe, weniger Computer, mehr Zeit, mehr Instrumente. Mehr Liedermacher, als Lieder machen. Ein bisschen Balkan, ein wenig Cajun und etwas Latin-Musik. Viel Kreuzberg, weniger Mitte! Um ihre Band jetzt noch zu verstehen, müssen die Fans drei Jahre in 49 Minuten aufholen. Das werden sie nicht schaffen. Es sei denn, sie sind geduldig und bemüht, sich intensiv mit der neuen CD zu beschäftigen. So wie die Band um Judith Holofernes selbst. „In den letzten zweieinhalb Jahren, in denen wir nicht ’draußen’ waren, waren wir eigentlich nur sechs Monate WIRKLICH voneinander getrennt. Wir haben uns einfach nur mehr Zeit gelassen, für die Sachen, die wir sonst auch machen.“ Zu den Dingen, ’die man sonst auch macht’, müssen Judith und Drummer Pola mittlerweile auch das Kinderkriegen zählen. Mimi Lucille heißt die kleine Schwester des bald vierjährigen Friedrich. Wieder etwas Neues! Bei so viel Bewegung ging ’Bring Mich Nach Hause’ auf seinem Weg viel von dem verloren, wofür uns Wir Sind Helden so ans Herz gewachsen sind. Es fehlt der Pop. Der Wille zum Refrain. Es fehlt die Elektronik. Dafür gibt uns das Album Momente, die so intensiv und voller Nähe sind, dass man glaubt, Judith säße neben uns auf der Couch. Aufmerksam zuhörend, übersteht man dieses Album nicht ohne Tränen und Gänsehaut. Aber wie viel Wir Sind Helden bekommt der Fan jetzt noch geboten, wenn er nach wie vor mit Stolz sein TourShirt von 2005 trägt? Judith: „Ich glaube und hoffe, dass die Fans, die früher schon nicht nur alleine die Singles, sondern Sachen wie ’Echolot ’, ’Darf Ich Das Behalten’ oder ’Stiller’ mochten, nicht das Gefühl haben werden, dass wir uns so weit davon wegbewegt haben. Ich denke eher, ich bin in die Dinge tiefer reingegangen, die ohnehin schon da waren. Das Ganze ist schroffer und weniger versöhnlich geworden, das stimmt, aber das dachte ich beim ’Soundso’-Album auch schon.“
Wie gemalt: Wir Sind Helden aus Berlin.
WIR SIND HELDEN
Viel Kreuzberg. Weniger Mitte. Denkmal zerstört! Es war im Mai 2007, als der Autor dieser Zeilen über das letzte Album von Wir Sind Helden schrieb: „Diese Band wird keine schlechte Platte mehr machen.“ Jetzt soll er eventuell nicht Recht behalten. Zumindest wird er, vor allem aber die Band, sich der Kritik stellen müssen. Denn was die Helden im Jahr 2010 mit ’Bring Mich Nach Hause’, nach Hause bringen, ist auf die Schnelle erst mal nicht als gutes Album zu deklarieren. Tief ist es, emotional, aber vor allem irgendwie schwierig. Und erklärungsbedürftig!
Sehr persönlich, nicht versöhnlich, schroff und mit weniger Antworten, die einem Halt geben, dafür aber mit mehr offenen Fragen, die einem die Orientierung nehmen, ist dieses Album weniger Stütze, als selbst etwas, das sich anlehnen möchte. Wer in der Marketing-Abteilung einer Plattenfirma sitzt und sich von Amts wegen ständig fragen muss „Wem kann ich das verkaufen? Für wen ist das gemacht?“, der muss im aktuellen Fall von Wir Sind Helden mit der für ihn bitteren Wahrheit leben, dass diese Platte vor allem für einen gemacht wurde: Für die Band selbst! Die große Masse bleibt außen vor. Stücke wie ’Die Ballade Von Wolfgang Und Brigitte’ und vor allem ’Meine Freundin War Im Koma’ tanzen nicht auf jeder Hochzeit, sie tanzen gar nicht. Sie knien, sind traurig, rühren, zerrütten und wühlen auf. Sie sitzen direkt und ganz nah neben uns, stürzen uns ins Unglück und halten uns dabei die Hand. Und damit erfüllen sie ihren Zweck. Nicht im Namen des Pop. Aber im Namen der Kunst. Damit haben Wir Sind Helden eventuell kein gutes Album gemacht - dafür aber vielleicht ihr bestes. Text: Yessica Yeti Foto: Billy & Hells Heimat: wirsindhelden.de
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Fotos
Aus der Leere des Raumes Die Gitarren dröhnen, der Bass wummert stumpf, der Gesang wühlt sich durch Soundschichten wie ein Löwenzahn durch den Asphalt. My Bloody Valentine haben aber gar kein neues Album aufgenommen – sondern Fotos ihr neues Werk ’Porzellan’. „Wenn man als deutsche Band einen internationalen Trend trifft, heißt das noch lange nicht, dass das auch jemand versteht oder gut findet. Den meisten Leuten, die hauptsächlich britische Musik hören, ist eine Band wie Fotos doch prinzipiell egal.“ Fotos-Frontmann Tom Hessler haut zwischen Kippe und Tee gerne ein paar Wahrheiten raus. Über sich, über andere und über das neue Album seiner Band. Selbiges hört auf den irreführenden Namen ’Porzellan’ und klingt tatsächlich wie ein Dokument des brodelnden Indie-Zeitgeistes: Matschige Shoegaze-Drones treffen auf hallende Drums und werden von Hesslers Surf-Pop Melodien umgarnt. Da freut sich die Indie-Disko. Was auf den ersten Blick kühl durchkalkuliert wirkt, ist allerdings das Ergebnis einer handfesten Krise mit dem Traumberuf Musiker. Leidende Künstler hin oder her – irgendwann haut es einen wohl um, wenn man in zwei Jahren zwei Alben aufnimmt und zweimal um die Welt fährt. „Zuletzt stand ich in Mexiko, wo uns das Goethe-Institut hingeschickt hatte, am Flughafen, hatte seit zwei Wochen kein festes Essen mehr bei mir behalten und mir ging es nur noch mies. Die Perspektive, nach Hause zu fahren, neue Songs zu schreiben und ins Studio zu hetzen, war da eher bedrohlich als schön“, berichtet Tom. Und dann tiltet eine Band halt – wie ein verklemmter Flipper. In Tom Hesslers Fotoalbum ist diese Zeit sicher weniger intensiv dokumentiert: „Das war die amtliche Krise: Meine Beziehung war über die Musik zerbrochen, ich fand Musik aber gerade scheiße und komme völlig fertig von einer absurden Auslands-
Plötzlich zerbrechlich: Fotos aus Hamburg.
reise zurück in eine Stadt, in der ich niemanden mehr richtig kenne.“ Erst als Fotos die angestauten Emotionen in Musik kanalisieren können, lockert sich die Flipperkugel wieder. Manchmal ist draufhauen das beste Mittel. „In dieser Zeit sind die radikalsten Songs des Albums entstanden. Es hat einfach Spaß gemacht, ein Lied mit vier Minuten Gitarrengekreische vollzukleistern. Da war uns klar: ‘Wir machen jetzt einfach ein düsteres Album voll mit mieser Laune und Morbidität in den Texten und Leere in der Musik. Ab dem Punkt bin ich sehr aufgeblüht“, beschreibt Tom seinen musikalischen Heilungsprozess. Stilecht schließt sich die Band Anfang des Jahres in einem Betonklotz in Hamburg ein, um ihre miese
Laune aufzunehmen. Sie füllt damit einen riesigen Raum – und hat Spaß. ’Porzellan’ ist der Kampf gegen die Leere anzuhören, Tom Hessler der Spaß an der Musik: „Ich bin noch nie so zufrieden mit meiner Berufswahl gewesen wie im Moment – auch wenn mal wieder alle pleite sind.“ Text: Timo Richard
Heimat: fotosmusik.de
Goethe Institut Das Goethe-Institut ist quasi die weltweite Krake der deutschen Kultur. Als Hauptziele des in München ansässigen Vereins gelten die Vermittlung der deutschen Sprache, Kultur und eines „umfassenden, aktuellen Deutschlandbildes“. Deshalb schickt man in Goethes Name gerne mal Bands wie Fotos durch die Welt.
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Wie Steine im Gras: Klaxons aus London.
Klaxons
Mehr Drama/nur kein Drama Ein falsches Wort, und schon sitzt man in der Gossipfalle. Laut Internet-Gerüchten im Vorfeld der neuen Veröffentlichung habe das Plattenlabel einen ersten Albumentwurf der Kapelle abgelehnt und auf mehr Pop im Klaxons-Sound bestanden. Alles Quatsch mit diesem negativen Klatsch, sagen die vier, obwohl sie an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig waren. Doch ab heute ist da nur noch Licht an ihrem Dance-Prog-Himmel... Im Zuge ihrer zweiten Veröffentlichung ‘Surfing The Void‘ wollen sich Sänger Jamie Reynolds und Keyboarder James Righton nur auf die hellen und positiven Seiten ihres Musikerlebens konzentrieren. Mit Dunkelheit hatte das Erfolgsdebüt ‘Myths Of The Near Future‘ aus dem Jahr 2007 jedoch auch nicht viel zu tun. Im Gegenteil. Als Aushängeschild des New-Rave, ein vornehmlich vom britischen Musikmagazin NME geprägter Begriff, wurden bei Klaxons-Konzerten sogar Leuchtstäbe und Neon-Tracht kurzzeitig salonfähig – zumindest bei dem Teil des Publikums, dessen abendlicher Pillenkonsum den Jahresbedarf eines ganzen Altenheims überstiegen haben muss. Damit ist jetzt aber Schluss. Normale Farben, normale Frisuren und ein Album, das im Vorfeld der Veröffentlichung für irreführende Meldungen sorgte. Angeblich sei der Sound, den die vier ursprünglich mit dem neuen Material zusamengefrickelt hatten, der Plattenfirma „zu experimentell“ gewesen und musste daraufhin mit ordentlich Pop-Politur über-
arbeitet werden. Doch traut man den Worten und der plötzlichen Strenge im Tonfall von James und Jamie, ist ihnen dieser künstlerische Alptraum erspart geblieben. Es habe keinen Kompromiss gegeben. Und auch keinen ersten Albumentwurf, der vom Label abgelehnt wurde. Ein Jahr lang hätten die Freunde klanglich ein wenig herum experimentiert, um dann aber zurückzukehren und gezielt eine zweite Pop-Platte aufzunehmen. Doch bei genauerem Nachdenken bemerkt Sänger Jamie plötzlich, wo SEIN Fehler und der Anfang aller Negativschlagzeilen gelegen haben muss. “Okay, okay, ich habe das Wort ’abgelehnt’ gegenüber einem Journalisten vom NME verwendet. Aber ich dachte, der übertrieben weinerliche Tonfall, den ich beim Satz ’Unser Album wurde abgelehnt!’ angeschlagen hatte, hätte den Sarkasmus deutlich gemacht.” Tja, beim englischen Musik-Boulevardmagazin bleiben genau in der Sarkasmus-Sekunde eben gerne mal die Ohren verschlossen. Doch tatsäch-
lich hätte das Label beim Hören der neuen Songs wirklich noch weit strenger sein müssen, hätten sie auf ein Pop-Hit-Album ähnlich des Debüts bestanden. Bis auf die recht eingängigen Singles ‘Echoes‘ und ‘Twin Flames‘ ist der Rest der Platte deutlich experimenteller und, ja, anstrengender als das ziemlich massenkompatible ‘Myths Of The Near Future‘ geworden. Und das war bei dieser Kapelle irgendwie zu erwarten. Mehr Aggressivität, mehr Drama, mehr Bewusstseinsspaltung durch allerlei surreale Sounds als zugänglicher Elektro-Pop, der sich auch für die (noch) nüchternen Abendstunden in der Indie-Disko geeignet hatte. Für die Band bedeutet die neue Platte einen Schritt voran. Wer geschmacklich nicht mehr in einer Clubecke des Jahres 2008 festhängt, ist herzlich eingeladen, mitzugehen – auch wenn’s am Anfang wahrscheinlich noch weh tut. Text: Christine Stiller Foto: Hayley Weir Heimat: klaxons.net
Best Coast
Mein Leben als Katze Kann das Leben wirklich so leicht sein, wie es sich in den Songs von Best Coast anhört? Für die Kalifornierin Bethany Cosentino scheint das Dasein nur aus Strandspaziergängen und Sonnenuntergängen zu bestehen, und der Soundtrack dazu weckt das Fernweh nach einer unbestimmten Zeit. ‘Crazy For You‘, das vielversprechende Debüt des Gute-Laune-Duos, quillt über vor Sixties-Harmonien, Sesamstraßen-Refrains und Knutschfleck-Lyrics. Wenn es nach Bethany geht, sind Verliebtsein und Nichtstun die schönsten Hobbys auf der Welt, und Teenager sind die wahren Experten in Sachen Lebensführung. „Als Teenager habe ich schon Konzerte gegeben und Musik gemacht“, sagt sie. „Ich habe extra dafür die Schule abgebrochen, nur um dann später wieder Pause mit der Musik zu machen.“ Und auch wenn jetzt wieder die Musik an der Reihe ist, schaut die Sängerin bereits auf eine prächtig verschwendete Jugend zurück. Kein Zweifel: diese Frau singt aus Erfahrung. „Man kann seine Unschuld vielleicht nicht wiedergewinnen“, sagt sie, „aber man kann sich zumindest zeitweise daran erinnern.“ So wie in praktisch allen Best Coast-Songs, die Lotterleben und Liebeswahn als Vorstufe philosophischer Selbsterkenntnis feiern. Das fällt natürlich umso leichter, wenn gleichgesinnte Gespielen in der Nähe sind, mit denen man sich Aschenbecher, Schokoriegel und das ungemachte Bett teilen kann, und deswegen verzehrt sich ‘Crazy For You‘ in erster Linie auch nach Boys, Boys, Boys. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal beruflich machen würde“, sagt Bethany im Hinblick auf die dazugehörige Mini-Karriere. „Aber bei unserem Konzert in Berlin haben etliche Leute die neuen
Songs schon mitgesungen. Dabei war ich noch nie in Deutschland und hatte keine Ahnung, dass uns hier überhaupt jemand kennt.“ Mit Incognito dürfte es wohl noch diesen Sommer vorbei sein, denn Bethany gilt nicht nur persönlich als Party-Pin-Up mit Positivimage, sondern bringt auch noch den perfekten Pazifik-Sound mit an den heimischen Baggersee. Verspielt und sonnengeküsst – ein Direktimport von der Westküste mit einem guten Schuss Lokalpatriotismus. „Das Tolle an L.A. ist, dass es nur 20 Minuten bis zum Strand oder bis zu den Bergen sind“, schwärmt die Sängerin. „Selbst die schlimmen Ecken sind nicht mehr so übel wie früher. Man kann sich mittlerweile auch Millionen-Dollar-Anwesen in Compton kaufen.“ Als Hymne an die Heimatstadt hebt die Platte deswegen genauso ab wie als nostalgisches Beach Party-Revival mit angeshredderten Surf-Klängen. Und noch einer darf sich von ‘Crazy For You‘ besonders angesprochen fühlen: Snacks, die Tigerkatze vom Cover, hat es als Bethanys ständiger Begleiter schon zu erstaunlichem Internet-Ruhm gebracht und wird inzwischen von Fans und Frauchen als glücksbringendes Maskottchen verehrt. „Es ist wahr“, sagt Bethany Cosentino: „Gott liebt Katzen. Und wir sind alle Katzenmenschen.“ Text: Michael Haacken Heimat: myspace.com/bestcoasty Für sie geht’s gerade ab: Best Coast aus Los Angeles.
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Dänisches Dynamit Nach vergleichsweise wenigen Jahren des intensiven Tourens und mit inzwischen vier Alben im Gepäck haben sich die Kopenhagener Volbeat zur ganz großen Nummer und jedermanns Liebling gemausert. Ihre explosive Mischung aus Rock’n’Roll und Metal, von manchen auch Elvis-Metal’ tituliert, überzeugt Hörer jenseits aller Genregrenzen. Wir haben mit der Band über ihre musikalische Entwicklung und ihre neue Scheibe ’Beyond Heaven/Above Hell’ gesprochen. Trotz aller Erfolge sind die sympathischen Dänen angenehm bodenständig und unprätentiös geblieben. Der Kopf von Volbeat ist der höflichzurückhaltende, volltätowierte Frontmann Michael Schøn Poulsen, der mit seiner Schmalztolle auch auf jedem Rockabilly Rumble eine gute Figur machen würde. Der inzwischen 36-jährige Poulsen (Schøn ist der Name seiner frisch angetrauten Frau) stand während der Neunziger der dänischen Death-Metal-Formation Dominus vor, mit der er immerhin vier Langspielplatten aufnahm. Im Jahre 2001 hatte er aber genug vom Todesmetall und besann sich auf die Klänge seiner Kindheit. „Als ich klein war, hörten meine Eltern immerzu Rock’n’Roll“, erzählt Poulsen. „Ich wuchs auf mit den Melodien von Jerry Lee Lewis, Fats Domino, Little Richard, Chuck Berry, Elvis Presley. Als Jugendlicher stand ich vor allem auf Metal, aber eigentlich war ich offen für jede gute Musik. Als ich dann keine Lust mehr auf die Art von Musik hatte, die ich mit Dominus gemacht hatte, habe ich mich an all die tollen Sachen aus den Fünfzigern erinnert. Ich hatte so viele andere Ideen, die ich mit Dominus nicht machen konnte; ich hatte all diese Melodien im Kopf rumschwirren, die einfach nicht zu DeathMetal passten. Trotzdem war ich immer noch von der Heavy-Metal-Szene inspiriert. Also dachte ich mir, behalte den schweren, durchschlagenden Klang von verzerrten Gitarren, kombiniert mit den Melodien der Fünfziger und einfach allem anderen, was mir so in den Sinn kommt. Auf dem Papier mag das unpassend und verrückt klingen, aber es scheint für viele Leute ziemlich gut zu funktionieren.“ Die konkrete Bandgründung ging dann auch ziemlich schnell, erzählt Poulsen: „Ich rief meinen alten Kumpel Jon (Larsen, Schlagzeug) an, ich hatte damals etwa fünf erste Lieder, und wir haben sie ausprobiert und sofort gemerkt, dass das funktionieren könnte. Wir haben ziemlich schnell zehn Stücke geschrieben.“ Der Variationsreichtum der Band war damals schon absehbar, wie sich Jon Larsen erinnert: „Das Erste, was ich von Michaels neuem Material hörte, klang für mich wie ganz alte Black Sabbath-Sachen. Das nächste Lied war sehr im Punkrock verankert. So ging es weiter, jedes Stück war völlig anders. Und plötzlich hatten wir zehn Lieder ohne Scheuklappen.“ Das neue Projekt wurde dann nach dem dritten Album von Dominus, das ’Vol.Beat’ betitelt war, Volbeat getauft, wobei ’Vol’
für Volume, also Lautstärke, und ’Beat’ für den Rhythmus steht. Poulsen und seine Freunde (neben Larsen sind inzwischen der Gitarrist Thomas Bredahl und der Bassist Anders Kjølholm dabei) hatten ganz nebenbei einen neuen Stil kreiert, der sich allen gängigen Einordnungen entzieht. Was Volbeat dann in den folgenden neun Jahren austüftelten, ist nämlich weit mehr als nur eine Mischung aus zwei Musikstilen. Ein Volbeat-Lied kann verschiedenste Genres beinhalten: Rock’n’Roll, Metal, Rockabilly, Punk, Country, am liebsten aber alles durcheinander. Da gibt es Stücke, die wie ein Rockabilly-Stück anfangen um dann plötzlich in ein Gitarrensolo in feinster Iron Maiden-Manier umzuschlagen. Da stehen Country-Klänge neben Metal-Riffs. Poulsen selbst kann croonen wie der King höchstpersönlich, aber meistens klingt er am Mikro wie der kleine Bruder von Metallica-Röhre James Hetfield. Im Volbeat-Sound lässt sich ohne weiteres die gesamte musikalische Sozialisation von Poulsen mitverfolgen: King Diamond, Elvis Presley, Misfits, Social Distortion, Black Sabbath, Johnny Cash, Stray Cats, und immer wieder Metallica sind ganz offensichtliche Inspirationen. „Meine größten Einflüsse sind sicher Elvis Presley und James Hetfield. Metallica haben mich schon inspiriert, bevor ich meine erste Gitarre hatte. Ich bin auch ein großer Fan von Social Distortion. Mike Ness ist großartig. Seine Lieder sind einfach stark. Und dann Ronnie James Dio, während seiner Zeit bei Black Sabbath. Tony Iommi, mit seiner einzigartigen Gitarrenarbeit. Ritchie Blackmore von Deep Purple. Hauptsächlich altmodische Rock-Musik, im Großen und Ganzen. Ich höre aber auch Rhythm’n’Blues und Gospel, sogar Muse oder die Manic Street Preachers. Nur mit Techno kann ich definitiv nichts anfangen.“ Die Mischung stimmt also, und das Publikum nimmt die neuartigen Klänge dankbar entgegen. Dabei ist es eigentlich überraschend, dass niemand anders vorher auf die Idee kam, Metal und Rock’n’Roll zu verbinden - entspricht dies doch nur der umgekehrten Entwicklung, die der Rock zum Metal historisch durchmachte. „Es ist tatsächlich ziemlich komisch, dass vor uns niemand darauf gekommen ist“, meint Poulsen. „Man muss aber auch die richtige Art von Liebe zur Musik haben, um
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Jon Larsen
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es zu mischen. Man muss in beiden Genres wirklich zu Hause sein. Es darf nicht gezwungen klingen, man darf nicht zu viel darüber nachdenken, was man macht. Wir hatten auch einfach Glück, waren zur rechten Zeit am rechten Ort. In den Achtzigern hätte so eine Musik sicher niemanden interessiert. Generell ist es heutzutage schwierig, wirklich originell zu sein. Und wenn du mich fragst, wurde die beste Musik ohnehin in den Fünfzigern geschrieben. Alles, was danach kam, ist nur Kopie oder Weiterentwicklung in Details. Ich sehe auch uns nicht als originell an. Man kann all unsere Inspirationen sofort heraushören. Das einzige wirklich neue ist die spezifische Kombination verschiedener Stile. Wir haben darüber anfangs nicht nachgedacht, aber jetzt sind wir schon der Meinung, dass wir etwas Einzigartiges geschaffen haben.“ Und die Entwicklung geht auch immer noch weiter. Das kann man nicht nur an den bisherigen Veröffentlichungen ablesen. Poulsen selbst ist der Meinung, dass da noch einiges zu machen ist. „Wir haben immer noch nicht den einen festen, unveränderlichen Volbeat-Klang. Wir entwickeln uns ständig weiter. Ich bin immer noch am experimentieren, es gibt noch eine Menge Sachen, die wir machen können. Das hört man auch auf ’Beyond Heaven/ Above Hell’. Die Platte enthält eine fast willkürliche Mischung aus Stilen und Sounds.“ Tatsächlich könnten die 13 Stücke auf dem neuen Langspieler ’Beyond Heaven/Above Hell’ unterschiedlicher kaum sein. Das hurtige ’The Mirror And The Ripper’ mit seinem rockigen Grundriff und stampfenden Rhythmuswechseln leitet den Reigen ein. Das folgende, eher gemächliche ’Heaven Nor Hell’ wird durch MundharmonikaEinsprengsel dominiert. Das Grundgerüst von ’Who They Are’ könnte eigentlich unverändert auch von einer Metallica-Scheibe der Achtziger stammen, mit kräftigen Riffs und großartigen Gitarrenbrücken - bis dann plötzlich der hochmelodische Rock-Refrain kommt. Vielleicht das beste Stück der Scheibe ist das hochemotionale ’Fallen’, das Poulsen seinem verstorbenen Vater gewidmet hat. Es kommt ohne jeden Schickschnack aus, hat einfach nur eine mitreißende Melodie, einen ehrlichen Text und ein feines Solo. ’A Better Believer’ ist ein fixer Rocker, der stark an Social Distortion erinnert. ’7 Shots’ geht mit Banjo und HawaiiGitarre los, schlägt plötzlich in klassischen Iron Maiden-Metal um, und hat einen großartigen Re-
frain, bei dem Gaststar ’Barney’ Greenway von Napalm Death bellt und knurrt, dass es eine Freude ist. ’Sixteen Dollars’ ist ein astreiner RockabillySong mit Standbass (bedient von Jakob Øelund von den Taggy Tones). Wohl das schwächste Lied auf ’Beyond Heaven/Above Hell’ ist das hüpfende ’A Warrior’s Call’, das auch bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Poulsen, ein großer Faustkampf-Fan, hatte das Lied für den dänischen Profiboxer Mikkel Kessler geschrieben. Dieser verwendet es als Einmarschhymne bei seinen Boxkämpfen. ’Being 1’ hat die Geschwindigkeit und den fett verzerrten Sound der neueren MisfitsScheiben, die Poulsen so liebt. Das große Thema aller Volbeat-Alben ist die Liebe. Das ist nicht sonderlich überraschend, wenn man bedenkt, dass es auch bei Poulsens großen Vorbildern aus den Fünfzigern fast immer nur um Beziehungen geht. „Bei Volbeat geht es immer um das Traurig- oder Glücklichsein. Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Du kannst nicht traurig sein, wenn du noch nie glücklich warst. Meine Lieblingssongs aus den Fünfzigern sind ausschließlich Liebeslieder. Jeder Mensch hat einen Bezug zur Liebe."“ Aber auch dabei geben Volbeat dem Ganzen natürlich ihre eigene Note, da wird nicht einfach ein Mädchen besungen, sondern es geht um tragische Bonnie-&-Clyde-Konstellationen, bei denen am Schluss alle tot in ihrem Blut liegen. Poulsen greift auch immer wieder dieselben Figuren auf, erzählt über mehrere Lieder hinweg eine zusammenhängende Geschichte, fast wie bei einem Konzeptalbum. „King Diamond ist ein großes Vorbild für mich. Die Texte in dieser Form miteinander zu verbinden, ist eine gute Herausforderung. Wir sind keine politische oder religiöse Band und behalten unsere Ansichten für uns selbst. Da macht es Sinn, den Texten einen anderen Zusammenhalt zu geben. Viele der Volbeat-Songs sind Liebeslieder. Damit kann sich jeder identifizieren. Aber ich schreibe auch viele Stücke mit kleinen Geschichten und Figuren, die mir einfallen, mal durch einen Film inspiriert, den ich gesehen habe, mal einfach so. Wenn ich eine neue Melodie spiele, fallen mir oft Wörter und Bilder ein, die ich dann für den Text verwende. So greifen dann auch die neuen Lieder ’The Mirror And The Ripper’ und ’7 Shots’ die Geschichte auf, die ich schon auf dem Vorgängeralbum ’Guitar Gangsters & Cadillac Blood’ mit einigen Liedern erzählt habe.“
„Volbeat-Sänger bricht auf Bühne zusammen!“ Das war die Schlagzeile zu einer unangenehmen Geschichte, die sich Ende vergangenes Jahr bei einem Volbeat-Konzert in Tilburg, Holland, zutrug. Poulsen war auf der Bühne kollabiert und ins Krankenhaus gebracht worden. Rasch schossen die wildesten Gerüchte ins Kraut, die er noch mal ausdrücklich entkräften will: „Das Konzert war schon lange ausverkauft und ich fühlte mich einfach verantwortlich, meinen Job zu machen. Ich ging also auf die Bühne, obwohl ich mich sehr schlecht fühlte. Ich hatte Fieber und Grippesymptome, und sagte dem Publikum, dass es mir nicht so gut ginge. Nach fünf Liedern fühlten sich meine Beine bleischwer an und ich sah Sterne. Und dann war plötzlich der Boden weg. Im Krankenhaus haben sie mich durchgecheckt und festgestellt, dass ich schon die Konzerte an den vorangegangenen Tagen überhaupt nicht hätte spielen sollen, ich hatte keinerlei Reserven im Körper, war völlig dehydriert. Die Leute waren sehr verängstigt, ein Video, das zeigt, wie ich umfalle, war schon Stunden später auf YouTube, und Freunde und Familie waren natürlich sehr besorgt. Es gab sogar Gerüchte, dass ich im Krankenhaus gestorben sei. Es hieß auch, ich sei auf Drogen gewesen. Ich nehme keine Drogen, ich trinke ein bisschen Whiskey dann und wann, aber davon wird man nicht ohnmächtig. Das Ganze zeigt, dass man auf sich aufpassen muss. Wenn dir dein Körper sagt, dich hinzulegen, dann solltest du das besser machen.“
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Inzwischen haben Volbeat die meisten ihrer Vorbilder getroffen oder waren mit ihnen auf Tour, einschließlich einer ausgedehnten US-Tournee mit Metallica. Poulsen hat sogar mit einigen von Elvis Presleys alten Bandmitgliedern gespielt, als diese zu Gast in Kopenhagen waren. In diesem Sommer standen Volbeat vor allem mit den großen Rock- und Metal-Bands auf der Bühne, eröffneten etwa für AC/DC oder spielten auf der ’Big Four’Tournee mit den vier erfolgreichsten Thrash-Metal-Bands. Für Volbeat sind diese Auftritte eine zwiespältige Sache, wie Larsen einräumt. „Man muss das ganz nüchtern sehen. Wenn du vor AC/DC spielst, dann wollen 99% des Publikums eigentlich nichts von dir wissen.“ Als Promotion taugt es aber allemal, und bei dem einen oder anderen bleibt sicher was hängen. Außerdem sind die Jungs trotz des eigenen Erfolgs auch immer noch selbst Fans. „Bei den ’Big Four’-Konzerten waren wir wie Kinder in einem Süßwarenladen“, begeistert sich Poulsen. „Hinter der Bühne waren alle Bands direkt nebeneinander untergebracht, Metallica und Anthrax und Megadeth und Motörhead und Slayer. Das war einfach super, mit diesen Leuten abzuhängen, deren Musik uns seit unserer Jugend begleitet. Mit ihnen die selbe Liebe zur Musik zu teilen.“ Ähnlich ist Poulsens Verhältnis zu seinen eigenen Fans. „Ich liebe es, wenn die Leute tanzen. Wenn du tanzt, bist du glücklich und es geht dir gut. Und wenn die Leute gut drauf sind wegen meiner Musik oder weil ich da auf der Bühne stehe, dann ist das ein großes Kompliment. Wir haben auch immer ein total gemischtes Publikum, sowohl was das Alter der Leute als auch was ihre Szenezugehörigkeit angeht. Zu uns kommen Metal-Heads, Rockabillys und Rock’n’Roller genauso wie ganz normale Leute.“ So wie die Dinge stehen, werden die Fans noch viel Freude mit Volbeat haben. Poulsen und seine Mannen haben mit Sicherheit noch nicht den Zenit ihrer Karriere erreicht. Im Herbst wird jetzt erst einmal die neue Platte live vorgestellt. Text: Hans Vortisch Fotos: Erik Weiss Heimat: volbeat.dk
TOURDATEN AUF DEN SEITEN 46 ff.
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PLATTEN/10 GEBOTE
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DIE 10 GEBOTE
1000 Robota UFO
(Buback/Indigo) Nicht alles, was den Scherben der Hamburger Schule entspringt, ist gnadenlos verkopft. 1000 Robota bewiesen 2008 mit dem ebenso witzigen wie unterhaltsamen Debüt „Du Nicht Er Nicht Sie Nicht“, dass Spaß in der Musik immer das ist, was du daraus machst. Verdammt versiert spielten sie auf, und genau diese Leidenschaft lässt auch den Nachfolger „UFO“ so unheimlich groß wirken: Die schroffen Riffs, der dem Schreien nahe Gesang, die wirren Texte, das wilde Schlagzeug, die Inbrunst - all das drückt dieser Platte den Stempel auf und erinnert an Zeiten, als die Sterne noch nicht in Disco machten und Tocotronic die Trainingsjacken im Dreierpack kauften. Wer dann noch bedenkt, dass die drei Jungs von 1000 Robota gerade mal Anfang 20 sind, dürfte vor lauter Freude den Verstand verlieren. Was da noch kommen mag? Hamburg brennt wieder lichterloh. Text: Marcus Willfroth
Lost In The Trees All Alone In An Empty House
(Anti/Indigo) Hast du noch Sex oder hörst du schon Klassik? Alter Witz, immer noch schlecht. Trotzdem eine gute Einleitung, denn nach dieser Platte hier dürften diverse Flittchen und Frauenhelden ins andere Lager wechseln und statt tätowierter Schnitten den inneren Mussorgski küssen. „All Alone In An Empty House“ erscheint auf ‘Anti’, spielt sich allerdings so weit vom übrigen Labelprogramm ab wie Fingerhakeln von Olympia. Geige, Bratsche, Chor - Lost In The Trees sind so intensiv wie Bright Eyes vor zehn Jahren (ohne sich dafür Mut antrinken zu müssen) und erinnern mit gewaltigen Songs an vergessen geglaubte Gefühle. Neben introspektiven Lyrics steht der vielköpfigen Band dabei auch noch eine musikalische Virtuosität zur Verfügung, mit der man Philharmoniker verzücken kann. Arcade Fire sind gerade neidisch. Text: Michael Haacken
Arcade Fire The Suburbs
(City Slang/Universal) In „Suburban War“ singt Win Butler „They said the past won’t rest/Until we jump the fence and leave it behind“. Arcade Fires Vergangenheitsbewältigung spielt an den Orten ihrer Kindheit. Randbezirke im Schatten von Houston und Montreal, in denen sie träumten und ein Gefühl von Freiheit besaßen, das sich jetzt, Jahre später, nur schmerzhaft rekonstruieren lässt. Die Magie von einst, alles was Butler mit „pure“ und „wild“ umschreibt, scheint ausgelöscht, begraben unter verlassenen Shopping-Malls, bedeutungslos im Angesicht des vermeintlichen Fortschritts. Eine desillusionierende Erkenntnis, die wenig Raum für die Euphorie und orchestrale Wucht, die Wut und die Paranoia der beiden Vorgängeralben lässt. Stattdessen dominiert die Distanz, die abgeklärte Perspektive einer erwachsen gewordenen Band. Minimalistischer Folk, durchbrochen von aufgeladenem Punkrock und elektrisierenden Retro-Synthies. 16 ergreifende Songs gegen die Vergänglichkeit. Text: Boris Mischke
The Manic Street Preachers Postcards From A Young Man
(Sony) Gibt es tatsächlich noch Leute, die ihre Urlaubsgrüße nicht lieblos mit dem Daumen in irgendein elektronisches Gerät hinein hacken? Die Manic Street Preachers kennen offensichtlich einen jungen Mann, der noch schreiben kann. 24 Jahre nach ihrer Gründung erscheint mit „Postcards From A Young Man“ ihr zehntes Studioalbum - und ein anders Wort als Bombast-Brit-Rock kann man für dessen Beschreibung kaum verwenden. Die Geigen spielen sich in die höchsten Höhen, in drei Stücken mischt ein Gospelchor mit und sogar Duff McKagan - der wohl bekannteste Guns N’Roses-Bassist - gibt sich in „A Billion Balconies“ die Ehre. Nicht vergessen sollte man auch John Cale von The Velvet Underground und Ian McCulloch von Echo & the Bunnymen, die ebenfalls mit den Manics kollaborieren. Klingt irgendwie nach guter alter Zeit. Wer braucht da schon SMS?
Text: Frédéric Schwilden
Best Coast Crazy For You
(Wichita/Cooperative/Universal) Auch Slacker werden erwachsen. Und wahrscheinlich haben sie mittlerweile sogar echte Jobs. Und verdienen Geld. Und das geben sie dann für Musik aus. Wahrscheinlich für „Crazy For You“ von Best Coast, denn Bethany Cosentino und ihr Kumpel Bobb Bruno atmen mit ihrer dauerbekifften, couchkartoffeligen Nöligkeit den Spirit of the Nineties wie zurzeit kaum eine andere Band. Da fühlt sich der Slacker in goldene Studentenwohnheimzeiten zurückversetzt. Beavis und Butthead popeln in ihren Gräbern in der Nase. Ganz ohne Zielgruppen-Zynismus, ohne sich vom allgegenwärtigen Surf/ Spector-Hype verwirren zu lassen, ist „Crazy For You“ ein Hitalbum voller herzerwärmender, unglaublich eingängiger Songs. Diese Platte ist ein kleines, mit Distortion zugekleistertes Juwel. Auch für Menschen, die noch an etwas glauben. Text: Timo Richard
Philip Selway Familial
(Bella Union/Cooperative Music) Es ist ein wenig wie bei den Strokes: Wenn es mit der eigenen Band hakt, hilft nur der Alleingang weiter. So scheinen die Mitglieder von Radiohead momentan mehr Lust an ihren Solokarrieren zu haben, als mit den Kollegen Songs aufzunehmen. Soundtüftler Jonny Greenwood und Sänger Thom Yorke machten bereits solo von sich reden, und nun ist Drummer Philip Selway an der Reihe. Dabei überrascht er auf ganzer Linie: Sein Debüt „Familial“ zeigt ihn als begnadeten Sänger und bietet Melodien, die weit weniger verklausuliert sind als die von Radiohead. Ein klassisches Songwriter-Album ist ihm gelungen. Selbst wenn Gäste wie Lisa Germano, Ian Davenport und Wilco-Drummer Glenn Kotche zur Seite standen, sind es am Ende Selways Songs, die hängen bleiben. Man möge es dem Autor dieser Zeilen nachsehen, aber da können selbst Thom Yorke und Jonny Greenwood noch was lernen. Text: Marcus Willfroth
Comeback Kid Symtoms & Cures
(Victory/Soulfood) Was für eine Glückshormon-Dröhnung: Drei Jahre nach dem eher düsteren „Broadcasting“ legen Comeback Kid ihr viertes Album vor - und kombinieren darauf die Hymnenhaftigkeit und Old-School-Energie ihres Klassikers „Wake Up The Dead“ mit noch mehr Melodie und Eingängigkeit. „G.M. Vincent & I“ etwa ist der wohl größte Hit, den die Band je geschrieben hat - und erinnert angenehm an frühe Rise Against oder Strike Anywhere. Frontmann Andrew Neufeld singt mehr denn je, sorgt so für einen Ohrwurm nach dem anderen, lässt die Moshpit-Fraktion aber auch nicht im Regen stehen: Die wüsten, aggressiv gebrüllten und schnellen HardcoreKracher gibt es immer noch, nur wechseln sie sich jetzt eben mit Wahnsinns-Singalongs ab - und sorgen so für die perfekte Mischung aus In-dieFresse und Wohlfühl-Harmonien. Text: Tito Wiesner
the thermals personal life
(Kill Rock Stars/Cargo) Yep, die Thermals werden persönlich. Im Sinne von: keine Statements mehr über Politik und Religion. Zugegeben: Schon das letztjährige „Now We Can See“ mit seiner Todesthematik war ein deutlicher Schritt weg von der Agitation. Aber auf dem von Chris Walla analog produzierten „Personal Life“ nehmen sich die fleißigen Konzeptkünstler Harris, Foster und Glass nun zwischenmenschlicher Beziehungen an. Dominierte in den Titeln des Vorgängers das Kollektiv, sprechsingt Shouter Hutch Harris diesmal: „I’m Gonna Change Your Life“, „Only For You“, „Your Love Is Strong“ und ganz zum Schluss - „You Changed My Life“. Klingt ganz schön cheesy? Keine Sorge, die Thermals bleiben auch weiterhin ihrer Schrammellinie treu. Zwar mit angezogener Handbremse, aber eingängig wie eh und je. Und den ein oder anderen „Ooeeoo“-Chor gibt es auch. Text: Nina Töllner
kotzreiz du machst die stadt KAPUTT
(Aggressive Punk Produktionen/ Edel) Keine Ahnung, ob man in Berlin wohnen muss, um diese Platte zu verstehen. Wahrscheinlich vielleicht. Es schadet auch nicht, einen Hund zu haben, den Döner scharf zu mögen, im Hallenbad duschen zu müssen oder Sternburger Pils mit Nachnamen zu heißen, um nachvollziehen zu können, was Kotzreiz so genial macht. „Du Machst Die Stadt Kaputt“ ist der Soundtrack zur true version des Antiseins, der in drei Akkorde verschnürte Deutsch-Punk-Soundtrack zum Aufstand gegen das öffentlichen Freiraum exekutierende Kapital, gegen zu frühes Gewecktwerden oder klaffende Wunden im Bordstein, im Volksmund auch „Baustelle“ genannt. Und die, so wurde uns gesagt, gibt’s auch in deiner Stadt und in deinem Dorf. Also: Willkommen im Club. Text: Flo Hayler
Volbeat Beyond Hell/ Above Heaven
(Vertigo/Universal) Volbeat sind schon ein kleines Phänomen. Ihre Einflüsse sind so offensichtlich, als seien die Dänen unter Laborbedingungen aus Life Of Agony, den Misfits und Social Distortion geklont worden - von Dr. Elvis Presley höchstpersönlich. Und doch ergibt das in der Kombination einen völlig eigenständigen Sound, auf den sich zudem noch vom Headbanger über den Punk-Fan bis hin zu Menschen, die sich vielleicht nur eine Rock-Platte im Jahr kaufen, fast jeder einigen kann. Daran dürfte sich auch mit Album Nummer Vier nichts ändern: Ist beispielsweise die Strophe von „Who They Are“ fast schon purer Thrash-Metal, so mündet sie wie selbstverständlich in einen süßlich-sentimentalen Refrain. Einige Gastmusiker von unter anderem Napalm Death, Mercyful Fate und Kreator, setzen gelungene Akzente, und es sieht ganz danach aus, als würde das kleine Phänomen Volbeat bald wieder eine Nummer größer werden. Text: Marek Weber
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PLATTEN/OFFENBARUNG
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DIE OFFENBARUNG Interpol INTERPOL
(Soft Limit/Cooperative/Universal) Interpol haben sich selbst ausgetrickst. Ihr neues, gleichnamiges Studiowerk bleibt auch nach dem Ausstieg des musikalischen Masterminds Carlos Dengler das eigentliche Highlight im Kosmos dieser Band - mit oder ohne ihn, so schrecklich schön rockte es nie zuvor. Es erstaunt, dass die Hälfte der Songs vom vierten Interpol-Album beständig im Gestern wühlt, während der zweite Teil zeigt, was die Zukunft bringen könnte: Vergangenheitsbewältigung und die Flucht nach vorn sind demnach auch die zentralen Themen eines Meisterstücks, wie es die New Yorker so selten hinbekommen haben. Da wäre der stampfend rockende Opener „Success“, der klar vom Bassspiel des Abtrün-
nigen Carlos Dengler dominiert wird, das darauf folgende „Memory Serves“, welches das Tempo herausnimmt, dröhnende E-Gitarren auffährt und dann - natürlich - die komplette zweite Hälfte von „Interpol“, die dort ansetzt, wo der Vorgänger „Our Love To Admire“ 2007 aufhörte: Bei wilden Arrangements, komplexen Soundstrukturen und großen Gesten. Kurz nach Fertigstellung dieser hermetisch abgeriegelten Platte war die Band nur noch ein Trio, und doch beweisen Interpol, dass sie neben Arcade Fire die derzeit größte Indie-Band des Planeten sind. Wo hört Macht auf? Hier fängt Macht an. Text: Marcus Willfroth
1 hoffnungslos ** 2 üben ** 3 bemüht ** 4 egal ** 5 kann man machen ** 6 vorn dabei ** 7 gut ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 Klassiker !!! Strange Weather, Isn’t It?
(Warp/Rough Trade) Von Nashville nach Berlin - die neue Platte der DancePunk-Paradiesvögel um Nic Offer ist nicht nur vom Umgebungswechsel geprägt, sondern auch von diversen Schicksalsschlägen. Wobei man relativieren muss, denn: Einerseits ist ihr Drittwerk nur zu einem Viertel in Berlin entstanden und klingt zudem trotz Ausstiegs dreier Bandmitglieder und des tragischen Todes von Drummer Jerry Fuchs nicht viel anders als die beiden Vorgänger. Von den rüpelhaft nervösen Punk-Funk-Brechern des Debüts bis zum Hymnen-Appeal, den souligen Backing-Vocals und Old-School-HipHop-Verweisen von „Myth Takes“ - alles wieder da, nur konzentrierter und direkt auf den Dancefloor gezimmert. An ihrem Problem, für die meisten DIE Live-Band schlechthin und auf Platte weniger gut zu sein, wird sich nicht mehr viel ändern. Trotzdem gelingt !!! mit „Strange Weather, Isn’t It?“ die Platte mit dem glänzendsten Finish, der größten Hook-Dichte und dem meisten Tiefgang. White men can’t Funk? Von wegen! 7 Text: Thomas Müller
Alarma Man Love Forever
(Sinnbus/Rough Trade) Es gibt da eine Produktlinie im Sortiment des ‘Sinnbus’-Labels, die so kompromisslos wie hermetisch ist: Weitgehend instrumentale Post-Rock-Bands mit geradezu maßloser Komplexität, was Arrangements und Gitarrensport betrifft. In diese Reihe gehören Kam:as, Ter Haar und eben auch die schwedischen Alarma Man, die mit „Love Forever“ ihr zweites Album veröffentlichen. Sie nennen ihr Verfahren „Labyrinth Mathpunk“ und haben natürlich Recht: wenige Riff-Anhaltspunkte, letztlich Irrsal. Niedlich dabei: Tapping-Gitarrensoli! Ungut aber: acharismatische Vocals, die im besten Fall zu Schweine-Rock taugen. 5 Text: Philipp Kohl
Baby Universal Baby Universal
(Dreaminc/EMI) Schon den neuen DoorsFilm gesehen? Ich auch nicht. Wer aber scharf darauf ist, entblößte Männeroberkörper über hautengen Röhrendings zu bestaunen, muss mal im Internet-TV-Kanal seiner Wahl die Worte „Dance
Radio“ eintippen. Zum Anbeißen, oder? Ein Mix aus Jim Morrision und Ville Vallo, dieser bürgerlich auf den Namen Cornelius Ochs getaufte Beau, dessen gottgegebene Schönheit das größte Pfund im Schaffen von Baby Universal sein dürfte. Obwohl man zugeben darf, dass sowohl Ochs‘ Stimme als auch der zwischen Wave, Pop und Cock-Rock geparkte Sound seiner Band alles beinhaltet, was man für eine sowohl Fernsehgartenund als auch DSBUWISZ-Zuschauer begeisternde Mischung so braucht. Wir gratulieren. 5 Text: Flo Hayler
The Black Pacific The Black Pacific
(Sideonedummy/Cargo) Es traf wohl viele wie ein harter Schlag ins Gesicht. Sänger Jim Lindberg verließ nach 21 gemeinsamen Jahren 2009 die legendäre kalifornische Skate-Punk-Band Pennywise. Damit hatten die meisten das Kapitel Lindberg abgehakt. Und jetzt das: Kaum zwölf Monate nach seinem Ausstieg präsentiert er uns sein neues Projekt The Black Pacific samt gleichnamigem Debüt. Da scheint sich der ganze emotionale Ballast doch wirklich positiv auf die musikalische Produktivität ausgewirkt zu haben. Jetzt mit einer Gitarre bestückt, macht der PunkrockVeteran seinen Gefühlen Luft und kämpft sich aggressiver denn je durch zehn kraftvolle Songs, die manchmal hymnisch, manchmal aber auch mit poppiger Attitüde ins Universum geschleudert werden. Wir ziehen den Hut und sind gespannt, was die Zukunft bringt. 6 Text: Natascha Siegert
Brandon Flowers Flamingo
(Universal) Welche musikalischen Schweinereien kann Brandon Flowers nicht mit The Killers ausleben, dass er sie jetzt allein verwirklichen muss?! Gar keine. Der Sänger hatte nur keine Lust, untätig auf die Neonreklame seiner Heimatstadt Las Vegas zu starren, während sich seine Bandkollegen vom Rockstar-Leben erholen. So wagt „Flamingo“ nicht allzu viel Experimente, sondern versammelt die Einflüsse der letzten drei KillersAlben: Reichlich Synthesizer, manchen Bruce Springsteen-Moment und bedenklich schlagerhafte Indie-Schmonzetten. Allerdings wirkt alles eine Nummer kleiner, da half auch die StudioUnterstützung von Killers-Schlagzeuger Ronnie
Vannucci nicht viel. Wer auf die Killers nicht verzichten kann, bekommt mit „Flamingo“ ein gutes Album - und eine Handvoll Bibelzitate, einen Gospelchor und ein bezauberndes Duett von Flowers und Rilo Kileys Jenny Lewis oben drauf. 6 Text: Ina Göritz
The Charlatans Who We Touch
(Cooking Vinyl/Indigo) Das neue Album der Charlatans eröffnet mit einem krachenden Finale und führt dann übergangslos ins hochtaktige „Love Is Ending“ über. Credo: nach dem Spiel ist vor dem Spiel, und wir sind immer noch fit, 20 Jahre und elf Alben nach dem ersten Song. Trotz aller tapferen Programmatik und der einen oder anderen wirklich schönen Rave-Pop-Nummer fühlt sich „Who We Touch“ aber doch zu bald zu vertraut an, als dass sich echte Aufregung einstellen wollte. Die kühnen Shouts in „Sincerity“, das schrullige Hidden Track-Feature von Penny Rimbaud, Drummer der legendären UK-Punk-Combo Crass - ein bisschen wenig Risiko für eine Band, die sich im Lauf ihrer Karriere doch mit jedem Album stets ein Stück weit neu erfunden hat. Wer sich daran aber weniger stört, macht hier nichts verkehrt. 6 Text: Friedrich Reip
David Dondero # Zero With A Bullet
(Affairs Of The Heart/ Indigo) David Dondero sollte sich das Lonely-Planet-Logo auf den Bauch tätowieren, vielleicht würde er dann endlich das Geld verdienen, das ihm zusteht. Er ist ein wandelnder Reiseführer, der rastlos von einem Ort zum nächsten zieht, sich nachts in Bars die Finger blutig spielt und unzählige Geschichten über das Leben und die Leute auf der Straße, Pech im Business und noch mehr Pech mit Frauen erzählen kann. „# Zero With A Bullet“ ist sein bereits siebtes Studioalbum, aufgenommen von und mit ‘Saddle Creek’-Hausproduzent A.J. Mogis und in den USA auf Conor Obersts Label ‘Team Love’ veröffentlicht. Donderos Musik, Folk-Blues, Rock und Westerngitarre, ist jedoch von einem anderen Schlag als das Namedropping vermuten lässt, was ihm hierzulande Schwierigkeiten bereiten dürfte: Man muss ein offenes Ohr haben, um dem Scharfsinn seiner Geschichten zu folgen und eine latente Wild-West-Affinität hilft sicherlich auch. 6 Text: Boris Mischke
The Dreams Revolt
(Ferryhouse/Warner) Wie lange die wohl morgens vor dem Spiegel brauchen? Haare, Make-Up, Augenbrauen zupfen, Gitarre stimmen?! In den zwei Stunden, die die vier von den Faröer Inseln für Mani-, Pedi- und Willküre benötigen, haben andere schon Regierungen gestürzt, das Rad erfunden, Friedenspakte geschlossen, den Müll runtergebracht oder eine Kuh vor dem Ertrinken gerettet. Lustig, dass ausgerechnet diese durchgestylten Poser die größte Fresse haben, tote Phrasen von Revolte und Revolution wiederkäuen und tatsächlich glauben, mit ihrem gebotoxten Stampfepunk aus dem Computer irgendwas reißen zu können. Ich glaube, das können sie sich abschminken. 4 Text: Flo Hayler
Earl Greyhound Suspicious Package
(The Organisation/Soulfood) Was beginnt, als könne daraus auch ein Prog-Album werden, entwickelt sich schnell und deutlich zu einem rockenden Monster. Earl Greyhound wildern dabei schamlos in den letzten drei Jahrzehnten der Rock-Musik, zwischen Siebzigern und Neunzigern, unter anderem mit Anleihen bei den frühen Black Crowes, und selbst die aktuell gern heraufbeschworene Led Zeppelin-Attitüde ist auf „Suspicious Package“ nicht ganz von der Hand zu weisen. Verzeihbar machen dies der in jeder Hinsicht gewaltige Mann am Schlagzeug Ricc Sheridan, eine Prise Soul und die Gesanges-Kombinationen zwischen Gitarrist Matt Whyte und Bassistin Kamara Thomas. Die drei New Yorker treiben ihre schwer arbeitende Rock-Maschine durch hippieesk-esoterische Auswüchse über Klassik- und Blues Rock hin zu einem stampfenden Melting Pot mit Zwang zum Lauthören. Der Zweitling der Band erscheint hierzulande mit drei Bonus-Tracks vom ersten Album „Soft Targets“. 7 Text: Kristin Sperling
Earthbend Attack Attack Attack
(Nois-O-Lution/Indigo) Da sind sie wieder: Der Finsterwalder Verein der Gegenwartsver weigerer aka Earthbend begibt sich auf seinem dritten Album einmal mehr tief in die
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PLATTEN
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Vergangenheit. Thilo, Andre und Christian haben in einem verlassenen alten Kino eine klassische Rock-Platte aufgenommen, die auf wirklich jedes überflüssige Beiwerk verzichtet. Die Welt darf gerne draußen bleiben, wenn Earthbend musizieren, stattdessen haben sie scheinbar lieber noch ein paar alte trashige Horror-Schinken durchlaufen lassen und singen dazu vom „Driller Killer“ und der „Ozzy Attack“. Und mal ehrlich: Bass, Gitarre, Schlagzeug, Gesang und Unterstützung von der Schweineorgel - mehr braucht eine zeitlose Rock-Platte ja wirklich nicht. Zumindest nicht, wenn sie mit so viel Spielfreude gemacht ist. 6 Text: Robert Goldbach
Eels Tomorrow Morning
(E-Works/Cooperative/ Universal) Ob geplant oder nicht: Als die Eels im Sommer vergangenen Jahres endlich ihr lang erwartetes Album „Hombre Lobo“ veröffentlichten, ahnte noch niemand, dass dies nur Teil eins eines Dramas in drei Akten sein würde. Rumpelnd und vom Blues-Rock dominiert, sang Eels-Chef Mark Oliver Everett Lieder über Liebe und Leidenschaft, nur um im Januar 2010 mit „End Times“ einen Nachfolger hinterher zuschieben, der die Einsamkeit in den Vordergrund rückte und düsteren LoFi-Folk bot. „Tomorrow Morning“ ist nun der Abschluss der Trilogie und die Re-Sozialisation im Leben Everetts: Seine farbenfroheste Platte seit langem, die durch zuckersüße Harmonien und eine Stimmung verdammt nah am Pop besticht. Mit mehr Zuversicht als es sie je im Eels-Kosmos gab, scheint das tiefe Tal der Depression vorerst durchschritten. 6 Text: Marcus Willfroth
Erlend Ropstad Roy, It Ain’t Over Yet
(Rec 90/Cargo) Wenn es eine Rehabilitation für den viel gescholtenen Jack Johnson geben kann, dann vielleicht
durch Unbedarftheit. Die musikalische Leichtigkeit Johnsons nimmt Erlend Ropstad punktuell in seinen Songs auf, relativiert sie jedoch durch skandinavische Eigenbrötelei, die an die frühe Ane Brun erinnert. Dann wieder swingt der Norweger auf seinem Zweitwerk für ein paar Sekunden, ist mal näher am Liedermacher als am Singer/Songwriter oder laviert zwischen filigran und kraftvoll. Ob ein Song, dessen musikalischer Mittelpunkt ein Klavier ist, einen dann eher an Elton John oder an Glen Hansard und Markéta Irglová in „Once“ erinnert, ist letztlich nur eine Frage des Recht haben Wollens. Was auf den ersten Blick beinah zu perfekt wirkt, ist beim genauen Hinhören ein liebenswertes und viel versprechendes Sammelsurium an kleinen Kuriositäten. 7 Text: Kristin Sperling
The Flaming Lips & Star death And The White Dwarfs The Dark Side of The Moon
(Warner) Pink Floyds „Dark Side Of The Moon“ ist so tief in die Speichermedien unserer Wahrnehmung eingeritzt, dass man mit einer Coverversion dieses Albums nur versagen kann. Aber wer Flaming Lips, Henry Rollins oder Peaches heißt, scheitert mit Verve. Und zwar so, exemplarisch: „On The Run“ hat rotzige Lips-Riffs statt des nicht nachahmbaren Soundgefüges. „Time“: Hecheln und Husten statt Uhren und Wecker, pure Angst im Mittelteil - die Heidegger-Variante! „The Great Gig In The Sky“: Peaches singt die Soul-Melodie von Clare Torry ziemlich orthodox nach. „Money“: Da zwingt die Angst vor dem Großhit zu emphatischer Banalität, also zu metallisierten Vocals und HipHop-Beats. Verblüffend: Mit häufigerem Hören wächst der MimikryEffekt - das Double schiebt sich vors Original. 7 Text: Philipp Kohl
Fotos Porzellan
(Snowhite/Universal) Keine Lust mehr auf IndieBoys, keine Lust mehr auf „Giganten“, keine Lust mehr auf das berechnende Kalkül einer deutschsprachigen Band: Die Fotos riskieren auf ihrem dritten Album „Porzellan“ so ziemlich alles, zelebrieren eine offenherzige Hommage an Bands wie The Jesus And Mary Chain oder The Cure und hätten keine Entscheidung mutiger treffen können als eben jene. „Porzellan“ spielt nämlich äußerst erfolgreich mit übersteuerten Gitarren, wechselt sich mit traumwandlerischen Sequenzen ab und ist vor allem das erste Album seiner Art seit Jahren. Zumindest hierzulande. Das klingt meistens ziemlich gut und spannend, primär sogar ziemlich aufregend, sekundär allerdings sehr kurzlebig, anstrengend und eben ohne vorzeigbaren Hit. Zu wünschen wäre den Fotos hiermit eine kleine Revolution, zu befürchten ist der kommerzielle Absturz. Klingt in beiden Fällen ziemlich fair! 7 Text: Steffen Sydow
Get Cape. Wear Cape. Fly. Get Cape. Wear Cape. Fly.
(Cooking Vinyl/Indigo) Wenn es für Get Cape. Wear Cape. Fly.-Obermotz Sam Duckworth mit diesem Album nicht hinhaut, kann er es immer noch als Jamie Cullum-Double versuchen. Wahrscheinlich muss er das aber gar nicht, denn auch auf seinem dritten Album überzeugt Duckworth durch raffiniertes Songwriting an der Grenze zwischen klassischem Folk und elektronischem SchnickSchnack. Insbesondere Letzterem ist des Meisters neu entfachte Liebe zu HipHop- und Breakbeats deutlich anzuhören, das Fundament der ersten Single „Collapsing Cities“ würde sich auch gut im Sampler des Wu-Tang Clan machen. Nebenbei hat Duckworth auch cheesy Uptempo-Songs lieb gewonnen, die „Get Cape. Get Cape. Wear Cape. Fly.“ zu seinem bisher euphorischsten und abwechslungsreichsten Album machen.7 Text: Timo Richard
Ghinzu Mirror Mirror
Hurts Happiness (Sony)
contra
Hurts? Ja, es tut wirklich weh! Es tut weh, dass jetzt sogar die eigentlich ungenießbaren Teile der Leiche der Achtziger gefleddert werden. Oder hat ernsthaft jemand auf die Auferstehung des pathosüberladenen Synthie-Pop gewartet? Offensichtlich schon, Mark Ronson spielt sein nächstes Album schließlich auch auf den ollen Keyboards von Duran Duran ein. Was kommt als nächstes? Jon Bovi?! Es tut weh, dass geschickt gedachter Eklektizismus mittlerweile als relevantes Alleinstellungsmerkmal für Bands angesehen wird. Es tut weh, wenn der Mainstream-Klassik-Kitsch der „Zehn Tenöre“ mit gestrenger KGB-Ästhetik gemischt wird. Es tut weh, wenn die Epigonen von ohnehin doofen Bands noch zu Lebzeiten der Originale zum nächsten großen Ding werden. Es tut weh, wenn melancholische Erschlaffung zur Maxime für eine Langspielplatte wird. Theo Hutchcraft und Adam Anderson verursachen mit ihrem Debüt popkulturellen Weltschmerz. Yes, it hurts... Text: Juri Schaefer
Pro
Niemand würde sich für Theo Hutchcraft und Adam Anderson interessieren, wenn sie Jeans und T-Shirt tragen würden - niemand. Aber die beiden sind hervorragende Trickser und ihre Idee ist brillant. Nachdem die Jungs aus Manchester mit ihren Bands Bureau und Daggers bereits im Anfangsstadium gescheitert sind, haben sie sich stilistisch neu erfunden - als Hurts. Mit monochromem Gesamtkonzept, strengem Scheitel, Anzug und allem, was Tears For Fears, Ultravox und Alphaville schon mal gemacht haben, als Theo und Adam noch nicht einmal geboren waren. Die beiden wollen Erfolg und den perfekten Pop-Song, ihr Debütalbum "Happines" verfügt mindestens über ein halbes Dutzend davon - Hochglanzreflektoren für vermeintliches emotionales Leid. Einwandfrei inszeniert. Davon lässt man sich gern mal blenden. Text: Britta Arent
(PIAS/Rough Trade) Schlimm genug, dass Ghinzu nach dem fantastischen Album „Blow“ vier Jahre für einen Nachfolger gebraucht haben: die Veröffentlichung in Deutschland zog sich dann noch mal über ein Jahr hin. Gut, dass sich wenigstens das Warten gelohnt hat, denn auch dieser Streich der belgischen Chaoscombo ist genauso überbordend, krachig, pompös, sexy, verschwitzt, funky, melodieschwanger, zärtlich, durchgeknallt, psychedelisch, laut, anzüglich, soulig, drückend, detailverliebt, abgespaced, verschmitzt, bombastisch, rockend, ideenüberfrachtet, forsch, komplex, dreckig, brodelnd, staubig, abwechslungsreich, harmonietrunken, ungestüm, hitlastig, mitreißend, abgefahren, groovig, vielschichtig, feurig, grenzdebil geil, kurzum: großartig wie seine Vorgänger. Bitte mehr davon! Und zwar bald! 7 Text: Robert Goldbach
Gonzales Ivory Tower
(Gentle Threat/Edel) Gonzales ist ein Fall für Liebhaber. Ganz im Gegensatz zu den vielen Künstlern, mit denen er regelmäßig zusammenarbeitet, sind seine Soloalben durchsetzt von Brüchen und Kehrtwendungen. Nicht eines davon nimmt den Faden des Vorgängers auf, sondern stets dominieren komplett neue Stilrichtungen das musikalische Schaffen des nimmermüden Gonzales. „Ivory Tower“ setzt den Trend zum Anderssein fort und zeigt den Wahl-Franzosen als singende,
springende Tanzmaus: Die großen Prince-Platten der Achtziger und George Clintons krudes Spätwerk beeinflussen ihn über die gesamte Distanz. Inmitten der Beats, Samples und synthetischen Arrangements ist es allein sein Piano, das halbwegs organisch klingt. Die Lässigkeit, mit der Gonzales das gefühlte zwanzigste Genre für sich adaptiert, gehört fast schon verboten. 7 Text: Marcus Willfroth
Grinderman Grinderman 2
(Mute/EMI) Der Titel des neuen Grinderman-Albums mag simpel klingen, und doch erstaunt es, mit wie viel Wucht und Intensität Nick Cave sein Spätwerk einläutet. Nicht nur auf Solopfaden, auch im Kreise seines lieb gewonnenen Nebenprojekts lässt er es aktuell krachen: „Grinderman 2“ ist raubeiniger, ruheloser Gothic-Blues-Rock und bietet Texte voll schonungsloser Geschichten zwischen Mann und Frau sowie erschütternder Einblicke ins Seelenleben einsamer Menschen. Das darf als Bildnis der Gesellschaft und ihres Verhaltens verstanden werden, und dass Nick Cave dabei lieber auf der E-Gitarre sägt und sein Klavier links liegen lässt, ist nur konsequent. So ist „Grinderman 2“ schlussendlich ein Beweis, dass niemand innerhalb dieser Band irgendwas an Zugkraft verloren hat. Ihr Vorstandsvorsitzender Nick Cave schon gar nicht. 7 Text: Marcus Willfroth
Heroes & Zeros Simian Vices Modern Devices
(Redfield/Cargo) Entdeckt von Ex-Turbonegro-Gitarrist Rune Rebellion sind die norwegischen Heroes & Zeros in ihrer Heimat bereits gut angesagt. Mit benutzerfreundlichen Songs aus Pop, Rock und Indie ist das Trio wie gebaut fürs Radio und klingt trotz selbst ernannter Referenzen wie ...Trail Of Dead, The Mars Volta oder Sonic Youth mehr nach Briskeby und A-ha. Macht aber nix, schließlich haben die Jungs aus Oslo bei ihren in sphärisches Blau getunkten Konzerten ein amtliches Effektbrett unter den Füßen und genug Bartwuchs, um auch in Indie-Kreisen zu zünden. 5 Text: Dieter Rasse
Herrenmagazin Das Wird Alles Einmal Dir Gehören
(Motor/Rough Trade) Nicht ganz durch. Noch etwas roh. Aber mit allerhand erlesenen Zutaten trumpfte die Hamburger Band Herrenmagazin vor zwei Jahren im Zuge ihres Debüts „Atzelgift“ auf. Ungestüm waren sie, manchmal laut, ein wenig dreckig und es schien vorprogrammiert, dass der Nachfolger die Marschrichtung vielleicht zu Gunsten einer saubereren Produktion korrigieren wird. Was ihr zweites Album „Das Wird Einmal Alles Dir Gehören“ unweigerlich tut - so rund klingen die Songs plötzlich und so durchdacht die einzelnen Arrangements, die oft nah am Pop sind und doch fies genug lärmen, um nicht egal zu sein. Ein Longplayer, der sich sowohl musikalisch als auch textlich keinesfalls hinter dem Erstling verstecken muss: Herrenmagazin haben vielleicht einen depperten Namen, ihre Songs sind jedoch clever genug das auszublenden. 7 Text: Marcus Willfroth
Irie Révoltés Mouvement Mondial
(Ferryhouse/Warner) Wem Culcha Candela immer etwas spanisch vorkamen, bekommt nun Ähnliches von Irie Révoltés im deutsch-französischen Sprachmix geboten. Lustigerweise stammen die Beats dies-
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mal sogar hauptsächlich von Krutsch, der auch schon für Culcha das Beste aus HipHop, Reggae, Latino-Sounds und Rock zusammengemischt hat. Inhaltlich sind Mal Elevé, Carlito und Silence allerdings deutlich politischer unterwegs als die Culcha-Jungs. In „Aufstehn“ fordern sie den globalen Protest, bei „Antifaschist“ erheben sie die Stimme gegen Rechts und mit „Des Fois“ werben sie für eine einfachere Asyl-Politik. Da der Spaß aber nicht zu kurz kommen soll, gibt es noch den Sommer-Song „Il Est Là“ und das Liebeslied „Tes Yeux“. Für die Irie-Crew gilt: Die Revolution muss tanzbar sein! 6 Text: Holger Muster
Iron Maiden The Final Frontier
(EMI) Es gibt Bands, die veröffentlichen auch noch nach Jahrzehnten frische, relevante Alben. Iron Maiden, das muss man leider sagen, gehören nicht mehr dazu. Ihre 15.(!) Langspielplatte namens „The Final Frontier“ ist mit über 75 Minuten so lang geraten wie man sich das von seinen Helden wünscht, aber leider findet sich unter den zehn Stücken kein einziger echter Hit. Die samt und sonders überlangen Lieder plätschern vor sich hin, detailreich und verfrickelt, stellenweise auch wieder großartig, aber ohne echte Höhepunkte und zu allem Übel auch noch überwiegend im Midtempo-Bereich. Am meisten Spaß macht bezeichnenderweise „The Alchemist“, das mit viereinhalb Minuten kürzeste und schnellste Stück auf der Scheibe. Damit wir uns nicht falsch verstehen - die Jungs um Steve Harris und Bruce Dickinson orgeln hier wie immer auf höchstem Niveau und der Sound ist perfekt. Aber anstatt epischer Breite hätte ich mir ein paar mehr zündende Ideen und mitreißende Hymnen gewünscht. „The Final Frontier“ ist eine gute Platte. Für die Giganten Iron Maiden ist das aber einfach zu wenig. 7 Text: Hans Vortisch
Isobel Campbell & Mark Lanegan Hawk
(V2/Cooperative/Universal) Das Auto-Motiv auf dem „Hawk“-Cover veranschaulicht recht treffend die Rollenverteilung der bereits drei bisherigen Alben der künstlerischen Liaison Campbell/Lanegan: Sie - die Song-Schreiberin und Produzentin, hinterm Steuer; er - der Duettpartner, als Beifahrer. Nicht im Bild, also vermutlich auf dem
Rücksitz: Singer/Songwriter Willy Mason, der Mark Lanegan auf zwei Liedern am Mikro ablöst. Gemeinsam unternimmt das Trio eine Spritztour durch die amerikanische Musikhistorie. Da gibt es treibenden Bluesrock, ein James BrownRip Off, Appalachian Folk-Elemente, zwei Townes Van Zandt-Cover und zum Schluss noch ein bisschen Gospel- und Soul-Atmosphäre. Nicht zu vergessen: die üblichen Lee & Nancy-Assoziationen und schaurig-schönen Country-Folk-Balladen. Sehr nostalgisch, aber nicht langweilig. 7 Text: Nina Töllner
Jamaica No Problem
(V2/Cooperative/ Universal) Selbstverständlich wird dieser Bandname sehr oft von der Zielgruppe überlesen. Erst wenn sich herausstellt, dass dieses Pariser Duo nichts mit Reggae, sondern bei der Produktion ihrer Debütplatte mit Xavier de Rosnay von Justice zu tun hatte, wird es interessant. Jamaica klingen auch tatsächlich wie Übereck-Verwandtschaft von Justice; minus House plus PopPopPop. „No Problem“ ist eine Sammlung super glatt polierter Songs mit ordentlich Bass, Gute-Laune-Sound, einer Penetranz und Eingängigkeit bis hin zur Hitgarantie („I Think I Like U“ zum Beispiel). Ein Tanzalbum, das gute Stimmung besser macht und von chronischen Melancholikern gemieden werden wird wie das IKEA Bälleparadies. Ecken und Kanten sucht man bei diesem Album allerdings vergeblich, und nach einem Durchlauf könnte es fast schon wieder langweilig werden. 5 Text: Henrike Soltau
Jeff Rowe Barstool Conversations
(Gunner/Broken Silence) Pünktlich zu seiner Europatour mit den großartigen Landmines veröffentlicht der junge, gut tätowierte Singer/Songriter Jeff Rowe aus Massachusetts sein über viele Jahre komponiertes Debütalbum. „Barstool Conversations“ ist gespickt mit Tresen- und Tränengeschichten diesseits der Einsamkeit, hadert mit den „Bastards Love“, den „Stolen Songs“ oder dem „No Place“, den wir alle so gut kennen. Zwischen Frank Turner, Tony Sly, Joey Cape und Jesse Malin findet sich sicher noch ein freier Barhocker für Jeff Rowe – der Kollege würde gerne eine Runde schmeißen. 6 Text: Flo Hayler
Junip Fields
(City Slang/Universal) Im Herbst 2005 hüpften in einem Werbespot für Flachbildglotzen kleine bunte Bälle durch Fußgängerzonen. Doch was vor allem in so manches Herz hüpfte, war die akustische Unterfütterung: „Heartbeats“ von José González. Der Schwede war in den letzten Jahren solo, jetzt ist er mit seiner Band Junip unterwegs. Nach zwei EPs kommt das erste lange Album - und was für eines. Psychedelische Folk-Rock-Träume, geboren zwischen González‘ spanischer Gitarre, Tobias Winterkorns vibrierenden Moog-Synthies und Elias Arayas stoisch-klapperndem Schlagzeug. Es gibt hypnotisierende Kurztrips, sonnengeflutete Good Vibrations und ausufernde Reisen in das Land, in das man gelangt, wenn man die Farben am (Flachbild-)Fernseher zu stark einstellt. Und jeder, wirklich jeder Song ein kleiner Treffer. Wie eindrucksvoll! Wie ungewöhnlich. (Leider.) 8 Text: Gordon Gernand
Kat Frankie The Dance Of A Stranger Heart
(Zellephan/Broken Silence) Seit es sie 2004 nach Europa zog, hat sich Kat Frankie einen Ausnahmestatus im Berliner Singer/ Songwriter-Getümmel erspielt. 2008 erschien ihr Debüt „Pocketknife“, und inzwischen gastiert die Australierin auf den größeren Club-Bühnen der Hauptstadt. Und wer sie schon einmal live gesehen hat, der ahnt: Da geht noch was. Kat Frankie hat die Stimme und das Charisma für die ganz große Manege. Ihr Hang zu Liedern voller Schmerz, Wut und Verletzlichkeit taugt zwar nur sehr bedingt für die Hitparade, aber eine PJ Harvey hat schließlich auch einen Haufen Fans. Und obwohl sie die akustische der elektrischen Gitarre vorzieht, kann sich die Wahlberlinerin auf ihrem zweiten Album vielfach mit der düsteren Intensität der Britin messen. Starker Tobak in der Tat. 7 Text: Nina Töllner
Killing Joke In Excelsis
(Spinefarm/Soulfood) Der Begriff Altherrencombo ist eigentlich ein Schimpfwort, bei Killing Joke kann man ihn aber mal ganz neutral einsetzen. Zum ersten Mal seit 28 Jahren hat sich die Post-Punk-Legende in der Urbesetzung zusam-
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mengefunden und mit „In Excelsis“ schon mal einen Vorgeschmack auf „Absolute Dissent“, das angekündigte Album zum 30. Bandjubiläum, vorgelegt. Ob die Songs jetzt solche Überflieger sind, dass man sie vorweg als EP veröffentlichen musste, kann man diskutieren. Allerdings kommen die Vorabhäppchen recht abwechslungsreich rüber. Dichte Noise-Rock-Gitarren werden von einem stoischen Beat vorwärtsgetrieben und über all dem röhrt Jaz Coleman finster wie eh und je. Am besten sind Killing Joke auf dieser EP aber, wenn sie wie bei „Ghost Of Ladbroke Grove“ tief in dunkle Dub-Universen hinabsteigen. Da stimmt die Mischung aus Gitarren-Noise und basslastigen Rhythmen dann bestens. 6 Text: Tim Kegler
Klaxons Surfing The Void
(Universal) „The Manual“, die Buch gewordene Pop-SongBackhilfe von The KLF, hat Klaxons-Sänger Jamie Reynolds bekanntermaßen nicht wenig bei der Entstehung des Debüts „Myths Of The Near Future“ geholfen. „Echoes“, der Opener, beweist zwar, dass er noch weiß, wie man einen Song nach funktionierendem Schema F strickt, ist aber die Ausnahme. Der Rest des Album zeigt vor allem, dass die Jungs, die vor vier Jahren die New-Wave-Welle in Gang setzten, so überhaupt keine Lust mehr auf RefrainStrophe-Quatsch haben. Klaxons bedienen sich des MGMT-Tricks, entsagen jeglicher Erwartungshaltung von außen und erfüllen den eigenen Anspruch mit Esoterik-Sci-Fi-Lyrics, Prog-Einflüssen und Elektro-Rock. Die Sache mit dem schwierigen Album nach dem Hype haben sie damit für sich geklärt. Nur die Fans des Debüts dürften an „Surfing The Void“ ordentlich zu knabbern haben. 6 Text: Ina Göritz
Knut Wonder
(Conspiracy/Cargo) Die großartigen Knut aus dem schönen Genf hauen uns mit „Wonder“ ein wahres Wunderwerk um die Ohren. Fette Riffs, delirium-induzierende Gitarrenschleifen, mäandernde Bassläufe, exzellenter Gesang, knackiges Schlagzeug - das vierte Album der Band ist ein absoluter Ohrenschmaus. Irgendwo zwischen Doom, Metal, Noise und Post-Core angesiedelt produzieren Knut ausschweifende, verträumte Klanglandschaften, in denen man sich gerne verirrt. Für Feinschmecker. 8 Text: Hans Vortisch
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Mikrokosmos 23 Memorandum
(Unterm Durchschnitt/ Broken Silence) Da geht einiges in deutschen Proberäumen. Nachdem Bands wie Adolar, Matula, Jupiter Jones oder natürlich Captain Planet kryptische Texte und geniale Melodien auf ein akzeptables Abgehmaß gepegelt haben, erweitern Mikrokosmos 23 den Radius der New Wave of Deutsch-Punk um Hardcore und gutes Aussehen. Auch wenn einige Zeilen auf dem Debütalbum „Memorandum“ klingen wie von am Kühlschrank rumklebenden Post-Its geklaut, sind sämtliche Songs gespickt mit dezent gesetzten Wutausbrüchen und abenteuerlichen Wanderungen in vergessene Genres. Live wird das definitiv ein Fest, und man muss ja auch nicht immer alles verstehen, um eine gute Zeit zu haben. 6 Text: Flo Hayler
Minus The Bear Omni
(V2/Cooperative/Universal) Minus The Bear haben sich über verschlungene Pfade in die Herzen der Fans geschlichen: über Math-Rock kamen sie ins Indie-Lager und haben zuletzt mit dem beachtlichen „Planet Of Ice“ einen ausgefeilten ProgRock-Brocken gezaubert. Konstant ist bei dieser Band nur der Wandel. Für „Omni“ standen die Zeichen auf Pop: Also tauschten Minus The Bear Pink Floyd gegen Prince und Stevie Wonder und holten auch gleich die abgeschmacktesten Synthie-Sounds aus der Achtziger-Mottenkiste. Das Resultat hat in den besten Momenten wie „Secret Country“ noch einen Rest an Biss, pendelt meist jedoch zwischen belanglos und ärgerlich. Weiterentwicklung schön und gut, aber die hier hätten sie sich echt mal verkneifen können. 3 Text: Robert Goldbach
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MIT Nano Notes
(V2/Cooperative/Universal) Die Erkenntnis, dass nahezu alles Elektronische dem Zeitgeist entsprechend gut sein muss, ist nicht neu. Umso schöner, einmal wirklich positiv überrascht zu werden: Ein Elektro-Album mit Hang zum Krautrock ist dem Laut nach nichts Besonderes, doch die drei Kölner tragen ihre Lieder wundervoll reduziert und stilsicher vor, leben dabei ihren Drang zu markanten (Pop-)Melodien noch stärker aus als beim Debüt. Dank richtigem Schlagzeug und einer analogen Aufnahme klingt das alles wärmer als beim Gros der Genre-Kollegen. Edi Winarni’s Stimme wirft Schlagworte und Kryptisches in den Raum, gibt sich genretypisch kalt und wird immer groß, wenn sie sich so wunderbar überschlägt. Mit „Der Hai Hat Hightechhaut Auf Flossen“ aus der ersten Single „Pudong“ stolpert der Hörer auch gleich auf das schönste lyrische Bild der Saison, mindestens. 8 Text: Volker Bernhard
Murderdolls Women And Children Last
(Roadrunner/Warner) Von der Skizze zum fertigen Bild - so beschreibt Murderdolls-Mastermind Joey Jordison die Entwicklung zwischen dem Banddebüt „Beyond The Valley Of The Murderdolls“ aus dem Jahre 2002 und ihrem aktuellen Nachfolger „Women And Children Last“. Der Slipknot-Drummer verweist nicht selten auf die Tatsache, dass es sich bei den Murderdolls um weit mehr handele, als um ein klassisches Nebenprojekt seinerseits. Dementsprechend ausgefeilt und kompromisslos geht es hier zur Sache. Dem mittlerweile leicht angestaubten Sub-Genre namens Horror-Punk hauchen die fünf Mannen aus Iowa mit ihrem Zweitwerk wieder gehörig Leben ein. Mitunter nach dem dritten Durchlauf etwas monoton im Gesamtbild, aber dennoch der ideale Wegbegleiter für eine amtliche Halloween-Party. 7 Text: Kai Butterweck
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Mixtape September 2010 zum Download unter zaoza.de/sallys Klaxons - Echoes Temper Trap - Sweet Disposition Crystal Castles - Babtism We Are Scientists - Nice Guys The Drums - Lets Go Surfing Yeah Yeah Yeahs - Heads Will Roll Editors - You Don´t Know Love Fever Ray - Seven Rise Against - Behind Closed Doors Volbeat - Fallen Robyn - Dancing On My Own Shout Out Louds - Fall Hard Two Door Cinema Club - I Can Talk Die Antwoord - Enter The Ninja Musik, Videos und Games so viel Du willst. Sicher Dir jetzt Deinen Zugang und teste ZAOZA einen Monat kostenlos.
NOFX The Longest EP
(Fat Wreck/Edel) Die längste EP aller Zeiten ist in der lustigen Welt von Fat Mike & Co. natürlich ein komplettes Album voller NOFX-Hits, ein Best-Of sämtlicher EPs, 7“-Inches oder Songs, die sich auf ausverkauften, vergriffenen oder zu Recht in der Versenkung verschwundenen Compilations befinden und befanden. 30 Songs, darunter Perlen wie „Stitches“ auf Akustik oder Hymnen wie „I Wanna Be An Alcoholic“ sind auf der „Longest EP“ enthalten, die wo ab sofort überall zum Kaufen rumsteht. 6 Text: Flo Hayler
Oceansize Self Preserved While The Bodies Float Up
(Superball/EMI) In gewissem Maße gleicht die Musikbranche der Stadt Berlin, denn hier sagen alle im Chor: Wir sind so individuell! Und am Ende ist jede zweite Band so individuell wie der Jutebeutel. Doch dann fallen einem zum Beispiel Oceansize ins Ohr, die klammheimlich hinten in der Ecke sitzen und tatsächlich mit jedem Album die verkörperte Individualität sind. Leicht macht es die Band ihren Fans jedoch nicht, denn getreu ihrem Stil, ist auch dieses Album anders als seine Vorgänger. Ihrem Hang zu langen Stücken kommen die UK-Rocker dieses Mal nur bei „Silent/Transparent“ nach, so dass die Platte etwas zugänglicher wirkt. Vertrackt sind die Songs ganz der Oceansize-Manier folgend dennoch. „Self Preserved While The Bodies Float Up“ ist nach den ersten zehn Durchläufen eine gute 6 von 10, die ausbaufähig sein könnte, denn dies ist ein Album, was wächst und eventuell ungeahnte Größen annehmen wird. 6 Text: Sarah Gulinski
OMD History Of Modern
(Bluenoise/Rough Trade) OMD gelten als Stilikonen, und Newcomer wie die Hurts oder The XX gucken sich aktuell einiges bei ihnen ab, lassen sich gerne inspirieren. Vor gut 30 Jahren veröffentlichten OMD ihren New-Wave meets Pop-Meilenstein „Architecture And Morality“, räumten weltweit die Charts auf und gönnten sich im Anschluss eine 14-jährige Schaffenspause. Bis 2008 eine Reuniontour neue Hoffnung gab und nun tatsächlich Zählbares mit sich bringt: „History Of Modern“ lautet der Wahlspruch des Comeback-Albums, und obwohl die Herren längst ihre Haare färben, um den Schein von Jugendlichkeit zu wahren, sind ihre Songs erstaunlich vital: Der Wave ist geblieben, die Pop-Arrangements klingen herrlich überladen und die Stimme von Andy McCluskey geölt wie eh und je. Ein Soundtrack der Achtziger, was sonst. 6 Text: Marcus Willfroth
The Pipettes Earth vs. The Pipettes
(Fortuna Pop/Cargo) Aus der Urbesetzung ist keine Pipette mehr übrig, und nicht nur von der bewährten Dreierbesetzung haben sich Sängerin Gwenno und ihre Schwester Ani nach diversen Mitgliederwechseln verabschiedet. Auch musikalisch ist von den einstigen DIY-Phil Spector-Klängen nichts übrig geblieben. Statt Sixties-Pop mit überzeichneten und infantilen Girl-meets-Boy-Rahmenhandlungen vom Debüt „We Are The Pipettes“ gibt’s auf dem Nachfolger nun Neunzigerjahre-Elektro-Stampfer und andere fragwürdige Kompositionen, die ihren Tiefpunk in Latin-Pop-Interpretationen mit Miami Sound Machine-Produktion erreichen. Dann doch lieber aufhören und sich ein neues Konzept überlegen das der Pipettes scheint ausgedient zu haben. 4 Text: Britta Arent
PVT Church With No Magic
(Warp/Rough Trade) Nicht wundern: Es handelt sich beim verkürzten Bandnamen PVT nicht um einen rechtschreiblichen Kniff, sondern um die Folgen eines Rechtstreits, den die Mitglieder der ehemals als Pivot agierenden Band verloren haben und deswegen nur noch mit Kürzel ihre Karriere fortsetzen. Was scheinbar auch ihr Selbstverständnis beeinflusst hat, denn nicht nur echter Gesang wurde den einzelnen Songs hinzugefügt, auch die Radikalität der Beiträge überrascht. Die Mannen um Frontmann Richard Pike mixen noch mehr Soundflächen übereinander und landen mit dem Gesamtergebnis namens „Church With No Magic“ irgendwo zwischen Indietronic, ElektroPop und leichtem Industrial. Was eine gewisse Orientierungslosigkeit nach sich zieht und das komische Gefühl hervorruft, dass weniger vielleicht doch mehr gewesen wäre. 4 Text: Marcus Willfroth
Ray LaMontagne God Willin’ & The Creek Don’t Rise
(Sony) Ein kautziger, bärtiger Mann, der auf seiner Farm in Massachusetts lebt ist nicht das, was man in den Top Five der Albumcharts in Amerika erwarten würde. Ist aber dennoch Realität, Ray LaMontagne ist in den USA trotz seiner scheuen Art längst kein Unbekannter mehr. Hierzulande sollte sich das mit seinem vierten Album „God Willin’ & The Creek Don’t Rise“ ebenso verhalten. Wie auf den drei Vorgängern entgegnet dem Hörer auch auf dieser Platte wieder der gute alte Folk mit Soul-Elementen und einer Stimme, die nach zehn Whiskey auf Ex und mindestens 30 Jahre älter klingt. Doch exakt das ist der Charme des 37-jährigen Singer-Songwriters, der sich mit seinem neuen Werk zwar nicht merklich weiterentwickelt hat, was bei der ohnehin schon überdurchschnittlich hörenswerten Musik aber auch nicht zwingend notwendig ist. 7 Text: Sarah Gulinski
Robyn Body Talk PT.2
(Ministry Of Sound/Warner) „Body Talk PT.1“ war schon eine tolle Sache. Vor allem war es befreiend, elektronische Pop-Musik, die auch problemlos in der vorstädtischen Großraumdisko punkten dürfte, ohne geschmackliche Vorbehalte abfeiern zu können. Robyn ist hip, cool und macht momentan einfach alles richtig. Demnach kann der zweite Teil ihrer Minialben-Trilogie nicht schlechter sein als der erste - obwohl: Trotz eines „You Should Know Better Than To Fuck With Me“ im Duett mit Snoop Dogg war die erste Song-Zusammenstellung irgendwie abwechslungsreicher. Da man nach der dritten Platte aber sowieso 26 neue Robyn-Tracks und einen Neunziger-Overkill haben wird, kann man ja die besten Songs zu einem eigenständigen Album fusionieren. Von „Body Talk PT.2“ dann: „Hang With Me“, „Love Kills“, „Criminal Intent“ und „You Should Know Better“ (feat. Snoop Dog), denn spätestens die Tränendrüsen-Ballade „Indestructible“ mit dem unerträglichen StreicherSchwulst braucht wirklich kein Mensch. 6 Text: Christine Stiller
Royal Republic We Are The Royal
(On Fire/Roadrunner/Warner) Da das ZDF anscheinend nicht weiß, was es mit offen gebliebenen Sendeplätzen anfangen soll, gibt es dort regelmäßig Neues wie Überflüssiges aus den Zentren des europäischen Adels. Eins davon steht in Schweden, von dort sendete man unlängst die Hochzeit von Prinzessin Victoria mit - irgendwem. Diese Gebührenverschwendung wäre erträglich gewesen, hätte das Königshaus
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die hiesige Rockertruppe Royal Republic aus Malmö als Liveband verpflichtet. Die zeigen auf ihrem Debüt, wie es geht: Gitarre umgeschnallt, Finger in die Steckdose und ab dafür. Zuckender, zappelnder, Haken schlagender Garagen-Rock, wie er State of the UK-Art ist. Nicht neu, dafür positiv bekloppt. Als hätte man den Dead 60s zu viel Kaffee gegeben. Sexuell konnotierte Selbstmordphantasien gibt es in „Tommy-Gun“, der ein veritabler Clubhit werden könnte. „I want you to do me with a Tommy-Gun Baby!“. Wer sich da nicht bewegt, wird es nie mehr im Leben tun. 6 Text: Gordon Gernand
Röyksopp Senior
(Wall Of Sound/PIAS/ Rough Trade) Wer gern zu Röyksopp getanzt hat, wird mit ihrem aktuellen Album „Senior“ leider auf diesen Spaß verzichten müssen. Wobei - mit Gipsbein schwoft es sich gewiss ganz gut zu ihren atmosphärischen Ambient-Sounds. Oder mit Krücken - aber nein, auch wenn diese rein instrumentale Platte das „ältere“ Pendant zum Vorgänger „Junior“ darstellen soll, geben die beiden Norweger den Synapsen doch wenigstens ein bisschen Stoff zum Durchschalten. Mit dem zweiten, wirklich großartigen Track „Tricky Two“, der fast acht Minuten zählt und demnach beinahe eine ganze Tanzteeveranstaltung füllen kann, ist in Sachen Temperament aber der Höhepunkt der Platte erreicht. Den Rest des Albums kann man dann gemütlich dösend bei Kaffee und Kuchen im Sessel zelebrieren. 5 Text: Christine Stiller
Serj Tankian Imperfect Harmonies
(Warner) Die Zeichen für eine System Of A Down-Reunion im nächsten Jahr verdichten sich zunehmend, zuvor veröffentlicht Band-Kopf Serj Tankian aber sein zweites Soloalbum - und emanzipiert sich damit erfreulicherweise von der Hauptband. Funktionierte sein Debüt „Elect The Dead“ noch fast durchgängig nach der System-Formel, ist diesmal mehr Vielseitigkeit angesagt. Natürlich ist Tankians Stimme unverkennbar, der armenische Folk ebenso präsent wie die Stakkato-Riffs,
Nu-Metal-Keulen ebenso dabei wie AlternativeDisco-Kracher. Aber die Spanne reicht weiter Tankian singt melancholisch und nachdenklich, dramatische Orchester-Passagen und gefühlvolle Midtempo-Arrangements brechen das Lärm-Melodie-Konzept immer wieder auf, Nine Inch Nailsartige Elektro-Kracher und Computer-Sounds stehen neben Hits mit Weirdo-Pop-Appeal. Das ist keine Ersatzdroge mehr für gelangweilte System Of A Down-Jünger, sondern ein großartiges und vielseitiges Rock-Album, das auch ganz ohne Vergangenheits-Vergleiche funktioniert. 7 Text: Tito Wiesner
Skunk Anansie Wonderlustre
(Ear Music/Edel) Deborah Anne Dyer, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Skin, verkörperte schon vor 16 Jahren all das, was ihre Band Skunk Anansie mit drei Alben und elf gecharteten Singles zu einer der erfolgreichsten britischen Rock-Acts der Neunziger machen sollte: Bedrohlichkeit, Stärke, Attitüde, Popund Sexappeal. Und jetzt? Auch nach neun Jahren Hiatus und den letztjährigen „Greatest Hits“ stimmt die Gesamterscheinung. „Wonderlustre“ baut auf melodisches Feingefühl, düstere Texte, energetisches Rhythmus- und Gitarrenspiel, eine amazonengleiche Frontfrau und damit auf vieles Altbekanntes. „Over The Love“ ist ein Radiohit, andere Songs wären gerne das neue „Hedonism“. Ein zweites „Weak“ nur sucht man vergebens. Wie überhaupt ein gutes Stück der kanalisierten Wut, die Skunk Anansie vor bald anderthalb Dekaden noch von gefälligerem BritRock unterschied. 6 Text: Fabian Soethof
Someone Still Loves You Boris Yeltsin Let It Sway
(Polyvinyl/Cargo) So witzig der Name klingen mag, ihre Karriere nehmen die Mitglieder von Someone Still Loves Boris Yeltsin äußerst ernst. Als „Pershing“ vor zwei Jahren auf den Markt kam und sie den Sprung über den großen Teich schafften, präsentierten sie sich als selbstbewusst aufspielende Indie-Band, die gerne mit dem Pop liebäugelt. Ihre neue, dritte Platte „Let It Sway“ birgt hingegen Neuerungen in sich und klingt kantiger als manches zuvor - trotzdem wiederholt sich eine Menge von dem, was bereits die Vorgängeralben ausmachte: Niedlichkeit, Har-
moniesucht und der Wille zum dreiminütigen Radioformat sind unüberhörbar geblieben. Obwohl Konsolidierung für einen ehemaligen Newcomer wichtig ist, klingen Someone Still Loves Boris Yeltsin auf „Let It Sway“ zu unausgegoren und in letzter Konsequenz nicht mutig genug. 4 Text: Marcus Willfroth
Sonic Syndicate We Rule The Night
(Nuclear Blast/Warner) Sonic Syndicate klingen auf ihrem vierten Longplayer wie die psychotische Version von Papa Roach. Das mag vor allem daran liegen, dass die Stimme des neuen Shouters Nathan J. Biggs gerade in den Chorus-Passagen verblüffende Ähnlichkeit mit dem Organ von Coby Dick aufweist. Auch musikalisch hört man bereits nach drei Stücken unweigerlich die Affinität der beiden Bands. Mit verspielten Versen, eingestreuten HC-Shouts und leicht verschrobenen Bridges versuchen Sonic Syndicate sich dann im Refrain mit teilweise fast schon poppigen Melodien zu befreien. Klingt schizophren - ist es auch. Für die weitläufige Musiker-Polizei besticht „We Rule The Night“ wahrscheinlich ausnahmslos durch Verkaufskalkül. Und zumindest die erste Hälfte des Albums überzeugt - danach ist irgendwie die Luft raus. 5 Text: Kai Butterweck
Spermbirds A Columbus Feeling
(Rookie/Cargo) Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Manche HardcoreKapelle hat da schon eine Auflösung samt Reunion hinter sich. Bei den Spermbirds, Deutschlands langlebiger HC/Punklegende, hat man sich dagegen lieber die Zeit genommen, um am achten Album zu schrauben. „A Columbus Feeling“ entdeckt zwar keine ganz neuen Kontinente in Sachen Hardcore, ist aber eins von den guten Spermbirds-Alben. Lee Hollis keift wie eh und je unverwechselbar sarkastisch und weiß, dass er eine sympathische Bande von Freunden im Rücken hat, die ihm die passenden knackigen Hardcore-Sounds zu seinen Lyrics verpasst. Dass da mittlerweile auch ein gewisse Reife und Erfahrung mit reinspielt, versteht sich fast von selbst. Im Vergleich zu früheren Klassikern wie „Something To Prove“ fällt „A Columbus Feeling“ melodischer aus, hinterlässt aber immer noch ein angenehmes Kribbeln im Bauch des gereiften Stagdivers. Da hat sich das Warten definitiv gelohnt. 7 Text: Tim Kegler
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Stakeout Geschenk An Die Welt
(Volksmusike/New Music) Berlins krasseste Band is back! Die mit den fetzigsten Melodien, den vergnügtesten Konzerten und dem frontalsten Guerilla-Marketing. Euphorie, Euphorie! Doch schnappen wir erst mal ein wenig Frischluft. Stakeout spielen auch auf ihrem vierten Album gut abgehangenen Punk-Rock-Ska-Kram und sind dabei heftig nah bei den Ärzten und dem Racing Team. Nicht nur, dass die Stimmband-Gene von Sänger Thomas denen Farin Urlaubs immer noch zu 97,13 Prozent ebenbürtig sind, auch die Vorliebe für unernsten Ernst, waschechten Klamauk und Liebeslied-Kitsch teilt man nach wie vor. Doch was machen Stakeout? Herz auf der Zunge tragen natürlich. Und so schreiten sie zur Selbstanzeige und rufen ob der eigenen Zitierwut ein Gewinnspiel für die Musikpolizei aus. Das ist so herrlich unverblümt, unseriös oder auch schier bekloppt, dass der Zeigefinger über ein müdes Zucken nicht hinauskommt. 6 Text: Roy Fabian
Street Dogs Street Dogs
(Hellcat/Indigo) Das selbstbetitelte fünfte Werk der Bostoner Straßenköter wird uns Ende des Jahres vor die Frage stellen, wer Anspruch hat auf den Titel „Pogo-Platte des Jahres 2010“. Es wird definitiv denkbar knapp werden auf den vorderen Plätzen, denn die Jungs um den ehemaligen Dropkick Murphys-Shouter Mike McColgan brennen auf ihrem aktuellen Output ein mehr als hörenswertes Feuerwerk in Sachen Fast-Forward-Punkrock ab. Street Dogs überzeugen im Gegensatz zu vielen ihrer Genre-Kollegen nicht nur im High-Tempo-Bereich, sondern glänzen zudem mit abwechslungsreichem Songwriting, grandiosen Hooks und feinem Gespür für eingängige Melodien. Ob es bei den gängigen Jahres-Polls für die Pole Position im Bereich Punkrock reichen wird, wird sich zeigen - auszusetzen gibt es jedenfalls nichts. Ganz im Gegenteil. 7 Text: Kai Butterweck
Street Sweeper Social Club The Ghetto Blaster EP
(Cooking Vinyl/Indigo) Nach dem hochgelobten, selbstbetitelten ersten Album von Street Sweeper Social Club, legen Tom Morello, Gitarrist von Rage Against The Machine und Boots Riley, Mitglied der Rap-Formation The Coup, jetzt ihre erste EP nach. Auch wenn sich auf der nur sieben Songs starken Platte nicht viel
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neues Material finden lässt, sind es doch gerade solch liebevoll arrangierte Coverversionen von M.I.A’s „Paper Planes“ oder L.L. Cool J’s „Mama Said Knock You Out“, die einen aufhorchen lassen. Spätestens bei „Scars“, wenn Morello mal wieder mit seiner sechssaitigen Göttin losballert und Boots dazu scharfe HipHop-Riffs abfeuert, sind weitere Erklärungen überflüssig. Dann erinnert man sich an Zeiten, als noch Rage Against The Machine die Massen zum Kochen brachte. Als Ersatzdroge erfüllt der Street Sweeper Social Club aber definitiv seinen Zweck. 6 Text: Natascha Siegert
Sune Rose Wagner Sune Rose Wagner
(Auditorium/Cargo) Wenn Sune Rose Wagner mit Landsfrau Sharin Foo als The Raveonettes musiziert, dann klingt das nach The Jesus And Mary Chain in Petticoats oder als hätten die Girl-Groups der Sechziger am liebsten mit Velvet Underground in schmuddeligen Garagen abgehangen. Die aus seiner Hauptband bekannte Vorliebe für Retro-Klänge und reizende Pop-Melodien zelebriert der Exil-Däne auch auf seinem Solodebüt. Seinen ähnlich ausgeprägten Sinn für Feedback und White Noise-Attacken hält
Wagner dagegen in Zaum. Mit sanfter Stimme haucht er zehn überwiegend verträumte IndiePop-Nummern, die auf die Dauer leider etwas zu ereignislos vor sich hin plätschern. Daran ändert auch Wagners mutige Entscheidung, alle Songs in seiner Muttersprache zu singen, nichts. 5 Text: Nina Töllner
Talco La Cretina Commedia
(Destiny/Broken Silence) Parli italiano? Kein Sorge, auch wenn ihr des Italienischen nicht mächtig seid, Spaß werdet ihr an dieser Platte trotzdem haben. Vorausgesetzt natürlich ihr steht auf Ska-Punk aus dem Süden. Seit zehn Jahren bereist die Band aus Venedig jetzt schon die Bühnen Europas und hinterlässt überall, wo sie aufschlägt, zertanzte Schuhe, durchgeschwitzte T-Shirts und lachende Gesichter. „La Cretina Commedia“, das vierte Album von Talco, ist, wie schon seine Vorgänger, eine Ode an die gute Laune. Bestückt mit Gitarre, Bass, Schlagzeug, Saxophon und Trompete, brettert das Sextett wie ein Hochgeschwindigkeitszug einmal quer durch die Gehörgänge und bringt das dolce vita ins heimische Wohnzimmer. Wer sich dann doch nochmal näher mit den Texten der 13 Songs beschäftigen möchte, findet die englische Übersetzung im CD-Booklet. DIE Gelegenheit, um einen Exkurs in die italienische Sprachwelt zu wagen. 7 Text: Natascha Siegert
wer hÖREN WILL MUSS SEHEN „Edge - Perspectives On Drug Free Culture“ (Compassion Media/Broken Silence) ist ein Dokumentarfilm über Straight Edge, also der Anfang der 1980er in der Hardcoreszene entstandenen Ablehnung von Drogen jeder Art samt der später hinzugekommenen Fragen wie Veganismus, Tierrechte, Feminismus, usw. Ist das eine Musikrichtung, eine Jugendbewegung, ein Lebensstil? Das scheint die Fragestellung der Macher gewesen zu sein, mit der sie sich zu ihren Interviews mit prominenten Protagonisten wie Ian MacKaye (Minor Threat, Fugazi), Ray Cappo (Youth Of Today, Shelter), Karl Buechner (Earth Crisis), Russ Ranking (Good Riddance) oder auch Bull Gervasi (RAMBO) aufmachten. Die Interviews sind größtenteils so spannend wie abgeklärt - die meisten der Interviewten sind seit Jahrzehnten dabei und des Aufhebens um das Ganze sichtlich müde. So richtig will der Film auch nicht in Fluss kommen, der Ansatz ist zu theoretisch und die kommentarlose Überleitung wirkt sehr gewollt. Der Musik, die ja eigentlich Quelle und Vehikel des Straight Edge ist, wird erstaunlich wenig Raum eingeräumt, was vielleicht an der schlechten Qualität des entsprechenden Bildmaterials lag, aber letztlich nicht zu entschuldigen ist. Ach ja, die Antwort auf die Eingangsfrage. Der befragte Soziologieprofessor sagt natürlich „Jugendbewegung“. Treffender ist sicher Ian MacKayes Einsicht - Straight Edge ist einfach nur Leben. Die 2009er Reunion-Show des ursprünglichen Jane’s Addiction-Line-Ups kann sich auch auf DVD sehen lassen. Aufgenommen an Halloween in New Orleans konzentrieren sich die Alternative-Rocker um Paradiesvogel und Psychedeliker Perry Farrell - heute im patent tuntigen Superhelden-Glitzer-Gewand - auf die zeitlosen Klassiker ihrer ersten beiden Referenz-Alben. Dazu darf Go-Go-Gattin Etty Lau Farrell dann auch gewohnt und zu Recht bis zum Hippie-Happening Vor-Finale auf der prall gefüllten Bühne freudigen Ausdruckstanz betreiben. „Live Vodoo“ (Edel) macht somit noch mal mehr Lust auf lecker Frisch-Futter von und mit Neuzugang Duff McKagan am Bass. Nicht, dass gleich zwei Gigs der reformierten Pixies auf einer Scheibe schon Kaufgrund genug wären, kommt diese programmatisch „Acoustic/Electric Live“ (Edel) betitelte Blu-Ray auch noch mit zwei völlig unterschiedlichen DarbietungsVariationen der Alternative- und Indie-Vorreiter aus dem Jahr 2005 daher. Der abgespeckte Akustik-Gig vom legendären „Newport Folk Festival“ ist definitiv ein außergewöhnliches Ereignis, aber auch die intimere Bostoner Club-Show weiß mit fast schon Stand Up-Comedy-Einlagen und Interaktion trotz Rockpalast-Ästhetik zu überzeugen. Als besonderen Bonus gibt es dann gar noch eine weitere Show aus dem Gründungsjahr 1986, deren Filmmaterial aus dem Heimvideo-Privatarchiv der Band stammt und daher eher audio-historischen als visuellen Wert besitzt. Insgesamt ist das alles nicht nur extrem unterhaltsam, sondern essentiell. Mogwai-Freunde betonen gerne die Soundtrack-Qualitäten der Musik ihrer schottischen Lieblinge. Dementsprechend naheliegend ist es wohl, wie nun mit „Sepcial Moves/Burning“ (PIAS/Rough Trade) geschehen, ein Mogwai-Live-Album mit dazugehöriger DVD zu veröffentlichen. Auf letzterer enthalten sind zwei Konzertmitschnitte, der größte Teil ist in Brooklyn entstanden. Und ja, auch zu grobkörnigen schwarz-weiß Bildern funktionieren die Soundtrack-Qualitäten des hier aufgefahrenen Mogwai-Best Of sehr gut. Dem verschrobenen Humor der Band ist es wohl geschuldet, dass nur selten die zu den jeweiligen Instrumenten gehörigen Köpfe zu sehen sind. Aber live und ohne arty Drumherum knallen sie eben doch am besten.
Text: Hans Vortisch, Frank Thießies, Timo Richard
Terror Keepers Of The Faith
(Century Media/EMI) Eine Rezension der neuen Terror-Platte ist in etwa so sinnvoll wie ein Klappentext für eine Porno-DVD. Denn mal ganz ehrlich: Es weiß doch sowieso jeder, was ihn erwartet. Da kann Scott Vogel noch so oft betonen, dass die neue Scheibe das härteste, direkteste, brutalste Werk seiner Band ist - am Ende klingt es eben so, wie Terror schon immer klangen. Klasisscher Hardcore mit kräftiger Thrash-Kante, aggressiven Shouts, Midtempo-Kopfnickern und Hochgeschwindigkeits-Moshpits, alles natürlich perfekt und wuchtig produziert. Einfach gehaltenes Artwork, einfach gehaltene Texte. Insofern: Aufhören, diese Rezension zu lesen, Platte einlegen, laut aufdrehen - und zusammen mit Vogel „Hardcore Is Running Through My Veins“ grölen. Begeisterung und Euphorie stellen sich dann ganz automatisch ein. Versprochen. 7 Text: Tito Wiesner
This Is The Arrival This Is The Arrival
(Dienje Music/Rough Trade) München: Weißwurst, Brezeln, Oktoberfest und jetzt also This Is The Arrival. Wie man als junge deutsche Band auf die Idee kommt, einen Song über Mexiko zu schreiben - auf diese Frage und viele weitere geben This Is The Arrival auf ihrem selbstbetitelten Erstling nicht ganz eindeutige Antworten. Das Böse kann es auf ihrem Planeten nicht geben, so locker, elegant aber auch unbedarft führen sie sich auf. Lässig fletschen sie die Gitarren, selbstbewusst stolziert Mario Clements sauber akzentuierte, akzentfreie Stimme über die Songs und dankbar erbebt die Tanzfläche. This Is The Arrival spielen Indie-Pop in bester Killers-Manier und damit vermutlich Münchens ironisch gescheitelte Röhrenjeansfraktion glücklich. Gold findet man damit auch nicht in Mexiko, sondern gleich hier. Um die Ecke bei H&M. 5 Text: Marc Philipps
Valient Thorr Stranger
(Volcom/Warner) Ach, was macht diese Platte Spaß! Metal-Punk-TrashRock - bitte würfeln Sie. Gitarren-Soli, bei denen man sich nicht entscheiden kann, ob man laut loslachen soll vor lauter Glück oder einfach nur begeistert die Faust in die Luft recken will und nicht anders kann, als sich Luftgitarre spielend auf dem Boden zu wälzen. Anders und weniger nett gesagt: Die Platte spricht musikalisch eher die niederen Instinkte an. Macht aber nichts, immerhin sind die Texte trotzdem einigermaßen gewitzt und beziehen links Stellung, so dass sich bei den uneingeschränkt zu empfehlenden Konzerten von Valient Thorr Verbrüderungsszenen zwischen Metal-Heads und Crust-Punks abspielen. Leider schleppt sich das fünfte Album innerhalb von sieben Jahren im Vergleich zu seinen Vorgängern etwas schwerfälliger dahin, was wohl dem - muss man es noch erwähnen? - offensichtlichen Fokus aufs Livespielen, immerhin sind es im Durchschnitt 250 Konzerte pro Jahr, geschuldet sein dürfte. 7 Text: Tanja Marquardt
The Vaselines Sex With An X
(Sub Pop/Cargo) „It Feels So Good, It Must Be Bad For Me“. The Vaselines hatten schon immer einen Hang zu melancholischen Texten. Während ihrer aktiven Zeit, Ende der Achtziger, nur wenigen bekannt, bekam das Duo aus Manchester durch einen prominenten Fan, einige Jahre später, nochmal großen Aufwind: Kurt Cobain, Frontmann der Kult-Band Nirvana, bezeichnete The Vaselines oft als Haupteinfluss seiner Musik und coverte mit Vorliebe ihre Songs. Seine Zuneigung
ging sogar soweit, dass er seine Tochter nach Sängerin Frances McKee benannte. Zu diesem Zeitpunkt war die Band schon längst getrennt. Nach 20 Jahren, in denen sich McKee und Kelly anderweitig beschäftigten, geben sie mit ihrer zweiten Platte „Sex With An X“ nun endlich wieder ein Lebenszeichen von sich. Der bitter-süße IndieGaragen-Pop hat über die Zeit an Intensität nichts verloren und ihre Duette rühren noch immer zu Tränen. Eigentlich soll man Beziehungen ja nicht aufwärmen. Hier hat es sich wirklich gelohnt. 7 Text: Natascha Siegert
Wavves King Of The Beach
(Bella Union/Cooperative/Universal) Momentan stürzen sich so viele Bands anbiedernd in die Surf-Rock-Welle, dass eigentlich schon in dieser Sekunde kaum noch jemand Beach Boys-Anleihen hören wollen sollte. Im Gegensatz zu den weichgespülten Trend-Aushängeschildern The Drums sind Nathan Williams und Co. aber - ja - Punk - irgendwie. In jedem Fall haben sie (genug) Humor, um am Anfang der Single „Idiot“ einen Lachflash einzuspielen. Anfangs ziehen die Songs der Platte noch selbstbewusst nach vorne, kombinieren Punk-Rotz-Attitüde und süße SixtiesSounds. Doch spätestens die laschen, penetranten „Ohs“ bei „Mickey Mouse“, die dann direkt am Anfang des nachfolgenden Songs wieder aufgegriffen werden, sind ein bisschen viel für chronische Nichtsurfer, Menschen mit durchschnittlicher Aufmerksamkeitsspanne oder Katerkopf. 6 Text: Christine Stiller
Wir Sind Helden Bring Mich Nach Hause
(Columbia/Sony) Wir Sind Helden sind also wieder da. Nach Babypause und Selbstfindung, drei Jahre nach ihrem dritten Album „Soundso“ macht die Band, die mit ihrem Debüt „Die Reklamation“ 2003 noch für einen Erweckungsmoment der deutschsprachigen PopMusik sorgte, das einzig Richtige: Sie setzt Prioritäten. Die Single „Alles“ ist da der umfassendste Song auf „Bring Mich Nach Hause“, einem sehr musikalischen Album, dem man seine jüngere Entstehungs- und die Vorgeschichte anhört. Judith Holofernes singt, nun ja, Kinderlieder für Erwachsene und umgekehrt, sie erzählt von „Wolfgang Und Brigitte“, von den Träumen anderer Leute und damit auch den eigenen, von all den Existenzfragen also, die mit einem Elternleben in Berlin so einhergehen. Das klingt aufgekratzt, kitschig und kindisch, euphorisch, ehrlich und traurig. Und trotzdem nicht egal: Eine Protestband wollen Wir Sind Helden nicht mehr sein und waren immer schon nicht nur das. 6 Text: Fabian Soethof
Young Rebel Set Young Rebel Set
(Grand Hotel van Cleef/ Indigo) Auf ihren ersten Ausflügen nach Deutschland haben Young Rebel Set eine Menge Leute begeistert - auch die Scouts vom ‘Grand Hotel van Cleef’. Die haben jetzt noch mal die acht Songs der ersten drei Singles des Septetts als Download und auf Vinyl wiederveröffentlicht, auf dass noch mehr Leute Gefallen an den Newcastle-Boys finden. Die klingen auf „Young Rebel Set“ mal nach Brit-Pop aus der Oasis-Schule, textlich auch mal nach Billy Bragg und ganz oft nach den guten alten Pogues. Melancholischer Indie-Folk-Rock mit starkem britischem Akzent trifft auf eine rotzige Working-Class-Einstellung und ein charmantes Songwriting, bei dem es mehr als einmal um die großen Gefühle und den dazugehörigen Kummer geht. Ecken und Kanten wurden bei den Songs allerdings öfter mit erhöhtem Streichereinsatz zurechtgefeilt. Live dürfte es bei den Engländern auf der Bühne um einiges lauter und noch unterhaltsamer zur Sache gehen. 6 Text: Tim Kegler
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DEMODESASTER
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DEMODESASTER
EISBERG, DIREKT VORAUS! Sie ist ein Mythos der Schifffahrt. Ein Ungetüm von 270 Metern Länge, 50 Metern Höhe und 40.000 Tonnen Gewicht. Dieser Gigantismus bewahrte die sagenumwobene Titanic jedoch nicht vor dem Untergang. Vor genau 25 Jahren wurde ihr Wrack gefunden, ein vom Salzwasser zerknabberter Stahlkoloss auf dem Grund des Atlantiks. Ihre kolossalen Kristallleuchter, ein Zugeständnis an die luxuslüsterne 1. Klasse, waren dagegen nahezu unversehrt. Als alte Schatztaucher, die wir nun mal sind, haben wir einige der Kostbarkeiten gehoben und verteilen sie hier an die zur Debatte stehenden Bands. 100000 TONNEN KRUPPSTAHL THE NECROLEPSIS DEMON TAPES
100.000 Tonnen Kruppstahl sind mächtig viel Gewicht. Bei der gleichnamigen Band hat das Material aber amtlich Rost am Leib, wahrscheinlich weil Herrn Bommel und A. Donnermann gut angepisst sind. Als Einflüsse geben sie „ficken, kacken, kotzen, scheißen und fressen“ an, man könnte auch sagen: das Leben. Musikalisch mögen es die Stählernen konsequenterweise eher wenig filigran, sondern präsentieren gepflegtes Death-, Doom- und Grindgeballer – räudig, rasend, gurgelnd, hackend. Das fühlt sich dann so an, als würden wir von der auf dem Cover abgebildeten Schiffsschraube getroffen – macht Eindruck, tut weh, ist auf Dauer aber nicht wirklich schön. 5 Kronleuchter Heimat: 100000tonnenkruppstahl.de
PAAN ENDLICH SIND ALLE TIERE TOT
Nanu, diese Platte macht doch nicht etwa gut Freund mit Pelikan-verklebenden Ölteppichen oder Bärenfell-versengenden Feuersbrünsten? Nun, aus den Texten ist derartig kalt Herz nicht abzulesen, eher eine kleine Schwäche für in Lyrik gegossenen Zynismus. Diesen begleiten Paan mit angry Indie-Rock oder auch keckem Post-Hardcore, ganz wie man’s nimmt. Bands wie Escapado liefern den vier aus Sachsen-Anhalt jedenfalls die Vorlage, wobei hier bloßes Abpausen verpönt ist. Versiert zeichnen Paan eigene Kringeleien aufs Papier, die durch Vielschichtigkeit bestechen und trotz all dem Willen zur bedeutungsschwangeren Rede Mut zum Humor aufblitzen lassen. Auch wenn diese Platte zum Ende an Kraft verliert: Mit dem Artensterben hat sie nun wirklich nichts zu tun. 7 Kronleuchter Heimat: myspace.com/paanmusik
STRANGE FORCES CDR 001
Die Strange Forces sind drei australische Wahlberliner und ein wenig esoterisch unterwegs. Sie interessieren sich für Astronomie, Ufologie, Peyote-Kakteen und spielen mitunter Sets in den Gemäuern der ehemaligen Abhöranlage auf dem Teufelsberg. Das hört sich dann schon mal an wie ein hypnotischer Trip auf dem Schweif eines Kometen. Auf Platte fusioniert die Band Ambient mit Wave oder Psychedelic- und Drone-Stäubchen. Strange Forces halten sich nicht mit Finessen auf, sie suchen Sinn im Ganz-WeitDraußen. Dabei klingen sie durchaus mal simpel bis schief, halten aber immer den zähen Strom süßlicher Düster-Eruptionen am Laufen. Deeeeeep! 7 Kronleuchter Heimat: strangeforces.net
ZACK ZACK DEMONSTRTIONS-TAPE NR. 1
Das nennen wir umtriebig: Kaum einen Monat nach der ersten Probe veröffentlichen Zack Zack ihr erstes Demotape (sic!). Aber die Chemie zwischen den vier bandgestählten Berlinern scheint ja auch vom ersten gemeinsamen Schrammelton an gestimmt zu haben. Optisch wie akustisch aus der Schnittstelle zwischen Siebzigern und Achtzigern in die Gegenwart verpflanzt, schütteln Zack Zack allerhand blitzsaubere Feger mit Punk- und NDW-Flavour aus den zuckerwassergestärkten Haaren - The Clash oder auch die rockigen Goldenen Zitronen lassen grüßen. Das hat Pepp, das hat Pfiff, das ist Zick und, nun ja, Zack. In diesem Fall sogar doppelt. Wir freuen uns auf die nächste Platte. 8 Kronleuchter Heimat: myspace.com/boredomreplays
THE FOG JOGGERS TO STRANGERS AND FRIENDS
CALLING LINUS POLYESTERDAY
Wer sich noch an Charlie Brown erinnert, kennt sicherlich dessen Sidekick Linus, der sich, stets mit Schmusedecke bewaffnet, leicht melancholisch weltliche Probleme annahm. Konsequent weitergedacht sind Calling Linus wohl dessen Soundtrack des Lebens. Indie ab der ersten Minute, der teils nach Pavement, manchmal sogar nach The Cure klingt, ohne jedoch deren konsequente Melancholie zu erreichen. Doch geht die Assoziationskette noch weiter darüber hinaus. Ein tranceartig wabernder Ambientteppich wird von Mastermind Christian Swoboda geknüpft, der von Track zu Track ein ganzes Universum auftut, das mal poppig an Air, mal elektronisch verquast an Kid-A denken lässt. An Ideen mangelt es dem Herrn anscheinend nicht. Konsequent umgesetzte Platte. 7 Kronleuchter Heimat: myspace.com/soundofshiver
BOO BOO BOO BOO
Bandana und Batik-T-Shirt raus, denn Boo Boo schickt uns einen arschtretenden Gruß aus den Sixties! Der bodenständige Rock’n’Roll, angereichert mit jeder Menge Soul, zielt direkt auf die Magengrube und haut uns von Anfang an von den Socken. Bunte Röhrenromantik mit psychedelischen Gitarrenlines und Hammond Orgel tischt uns die Dame aus Berlin auf. Die ist so eingängig, dass man seine alten CreedenceScheiben bereitwillig in die Kiste wirft, um im Hier und Jetzt zu diesem Album abzugehen. Das hat an Referenzen so ziemlich alles, was alte Platten so geil macht, ist aber dennoch in der Gegenwart verwurzelt. Boo Boo weiß das Ganze dann noch mit einer Prise Pop zu würzen, die schon mal an alte En Vogue erinnert. Bleibt nur zu sagen: TOP! 9 Kronleuchter Heimat: myspace.com/booboochile
Suchen Vorband: Phoenix
PR-Texte von Bands sind oft weder bescheiden noch wird mit großen Vergleichen gegeizt. Neben “die neuen Beatles” werden auch gern die Rolling Stones als Pendant hervorgekramt. Das ist meist vermessen und hält ersten Hörproben kaum stand. Nun sind‘s also die Fog Joggers. Die nebulösen Fitnessfanatiker klingen anfangs wirklich wie Keith und Mick zu Zeiten von “Out Of Our Heads”. Manko hierbei scheint aber: Zumindest der Einsteiger “Islands” bleibt über eine Reminiszenz hinaus Blaupause vom StonesHit “The Last Time”. Was die vier Jungs ab Titel zwei jedoch abschütteln können, um von treibenden, Blues getränkten Rock-Nummern über rauchige Pop-Balladen ordentlich Herzblut und kreative Energie in die Scheibe zu pumpen. 6 Kronleuchter Heimat: thefogjoggers.com
ROCKRAINER ELECTRORUMMELPLATZ
HipHop im ElektroGewand ist momentan voll angesagt und wird längst nicht mehr nur mit Deichkind oder Marteria assoziiert. Die Combo Rockrainer schlägt ihr Discozelt im gleichen Garten auf, wobei Rockrainer klingen wie ein Bastard aus Blumentopf und Music Instructor. Die perfekte Musik also, um sich mit den Freiburgern Oberlippenbärte stehen zu lassen, um im Starwars-Jogginganzug heftig zu AchzigerSound und Eurodance-Gegurke abzugehen. Unterstrichen von Wortwitzakrobatik der Kalauerkings Karl Lauer und Sarah Jewo wird hier jeder mit “Buchstabensuppe” abgefrühstückt. Träge und übersatt werden wir davon nie. Dann kann die Party ja losgehen. 7 Kronleuchter Heimat: rockrainer.de
Beck’s Music Experience Band Contest
Mitmachen und 3.000 neue Fans auf einmal gewinnen Schon mal darüber nachgedacht, „European Newcomer 2010“ zu werden? Ein schicker Titel, den sich jetzt eine Nachwuchsband im Rahmen der Beck‘s Music Experience verdienen kann. Am 6. November werden Phoenix in Berlin als Headliner bei der großen Abschlussveranstaltung auftreten. Doch wer das Beck‘s Music Experience Event vor 3.000 Zuschauern eröffnen darf, entscheidet sich jetzt online. Bis zum 3. Oktober habt ihr Zeit, euch mit eurer Kapelle unter myspace.com/becksmusic zu bewerben. Eine Jury wird die besten zehn Teilnehmer auswählen und sie euch vom 11. bis 23. Oktober vorstellen. Wer am Ende gewinnt, entscheidet ihr per Onlinevoting. myspace.com/becksmusic
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MUSIK STORIES
Foto: Ali Ghandtschi
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MUSIK STORIES
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Interpol
Langeweile 0 Interpol 4 Es sieht so aus, als hätten so einige Interpol-Fans ein Problem damit, die Weiterentwicklung der einstigen Post-Punk-Revival-Pioniere so richtig nachvollziehen zu können. Nach den begeisterten Reaktionen auf die ersten beiden Alben erntete ihr letztes Werk ‘Our Love To Admire‘, auch dank mangelnder Indie-Disco-Tauglichkeit, eher zwiegespaltene Reaktionen. Mit ihrem neuen Album führen die New Yorker den damals eingeschlagenen Weg nun konsequent fort und bleiben genau deswegen relevant. „Ich mag The XX sehr“, sagt Interpol-Schlagzeuger Sam Fogarino, dessen freundliche Mitteilsamkeit der Rolle des dandyhaften Elder Statesman entgegenkommt, die ihm so perfekt auf den Leib geschneidert scheint. „Aber wir versuchen, während des Songwritings, keine Musik zu hören. Das würde nur ablenken.“ Wie um zu verhindern, dass noch jemand auf die Idee kommt, falsche Parallelen zum neuen, überraschend reduzierten Sound seiner Band zu ziehen. Natürlich ist diese Angst unbegründet, denn auch wenn man gewisse Analogien nicht bestreiten kann, so ist Sam einerseits doch alt genug, um die bandeigene Blaupause namens Young Marble Giants schon gekannt und gemocht zu haben, und andererseits haben Interpol auch bei ihrer aktuellen Metamorphose nicht vergessen, sich im Kern selbst treu zu bleiben. Man hat sich ja schließlich auch genug Zeit genommen, um nichts dem Zufall zu überlassen: „Eigentlich hatten wir nur ein, zwei Monate Pause von der Band“, versucht Sam die vermeintlich lange Periode zwischen dem Erscheinen von ‘Our Love To Admire‘ und dem neuen, unbetitelten Album der New Yorker zu relativieren - während er sich im unterirdisch kühlen Hotelzimmer lässig auf der lachsfarbenen Kunstledercouch fläzt und sich sein Nikotinkonsum bedrohlich Richtung Helmut Schmidt bewegt. „Wir haben sofort nach der letzten Tour damit begonnen, neue Musik zu schreiben, sei es jetzt für Interpol oder unsere Nebenprojekte Magnetic Morning und Julian Plenti.“ Die Gründe für
die lange Spotlight-Abstinenz seien vielmehr im Perfektionismus seiner Bandkollegen zu suchen. „Wir brauchen immer unglaublich lange, bis wir zufrieden sind mit neuen Songs. Diesmal waren es ungefähr acht Monate bis wir genug Material beisammen hatten. Bei den vorigen Alben dauerte es sogar noch länger.“ Dem Ergebnis hat’s nicht geschadet, schließlich kann das vierte Album der Band mit einigen Überraschungen aufwarten. Anstatt auf der Suche nach Veränderung den momentan angesagten Weg zu wählen und mangelnde Songwriter-Qualität mit Synthie-Flächen zu überkleistern, haben sich Interpol auf die Essenz ihrer Songs konzentriert und ihre Erlösung im Minimalismus gefunden. Als bewusste Abgrenzung von Trends und Genres möchte man die neue Platte aber nicht gewertet wissen. „Wenn man mit dieser Vorgabe ins Studio geht, ist man im Grunde schon gefickt.“ Für Sam ist der fast gespenstische ShoegazeDream-Pop vielmehr eine natürliche Ausformulierung der cineastischen Ebene des Interpol-Sounds, die sich bereits in den heimlichen Highlights des Vorgängeralbums, wie ‘Wrecking Ball‘ oder ‘The Lighthouse‘ andeutete. Einen weitere Zäsur bedeutete für die Band der Ausstieg von Bassist Carlos Dengler nach den Aufnahmen, schließlich hatte dieser dank seiner exzentrischen Optik und seiner prägnanten Bassläufen den vielleicht öffentlichkeitswirksamsten Job in der Band. „Er ist der Band einfach müde geworden. Jede neue Platte kostet dich nicht zuletzt schließlich zwei Jahre deines Lebens. Er suchte andere Formen, um sich auszudrücken - außerhalb
des Rock-Musik-Paradigmas. Es war gut, dass er vor der Tour ausgestiegen ist. Er hätte sicher alles hingeschmissen und dann wäre es für uns um einiges schwerer gewesen.“ Umso besser, dass die verbliebenen drei mit IndieIkone David Pajo und Secret Machines-Kopf Brandon Curtis gleich zwei hochkarätige Neuzugänge präsentieren können, die Carlos‘ Parts mit viel Respekt neu interpretieren. „Uns war klar, dass wir Carlos nicht ersetzten wollten“, sagt Fogarino. „Es musste eine Neuausrichtung geben. Es geht nicht mehr um ein bestimmtes Image oder Äußerlichkeiten. Es geht ab jetzt nur noch um die Musik, mehr als jemals zuvor!“ Text: Thomas Müller Foto: Ali Ghandtschi Heimat: interpol.int
DAVID PAJO Als Ersatz für ihren abtrünnigen Bassisten haben sich Interpol nicht weniger als eine veritable Independent-Legende geangelt! Eine auch nur halbwegs vollständige Liste mit Bands und Künstlern, mit denen Multiinstrumentalist David Pajo (Jahrgang 1968) gearbeitet hat, würde hier wohl jeglichen Rahmen sprengen. Bekannt ist David Pajo vor allem für sein Mitwirken bei den Post-Rock-Pionieren Slint und Tortoise, sowie Singer/Songwriter-Halbgott Will Oldham a.k.a. Bonnie ‘Prince‘ Billy. Außerdem unbedingt erwähnenswert sind seine Solo-Projekte Papa M/Aerial M, seine temporäre Mitgliedschaft bei Billy Corgans Zwan und nicht zuletzt bei den Yeah Yeah Yeahs. Über Letztere kam übrigens auch der Kontakt zu Interpol zustande. Der gemeinsame Ton-Techniker beider Bands hatte vermittelt.
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MUSIK STORIES
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Gonzales Alles Nutten
„Künstler, die missverstanden werden, sind Arschlöcher“, meint Gonzales und sagt auch gleich, an wem es lag, dass sein letztes Album ‘Soft Power‘ nicht so aufgenommen wurde wie erwartet: an ihm selbst. „Ich habe mich verschätzt. Die Leute haben nicht wie erwartet reagiert. Ich habe dieses Album sehr ernst gemeint und die Menschen haben es als Spaß aufgefasst. Aber das ist meine eigene Schuld, und ich beschwere mich nicht. Der Kunde hat immer Recht.“ Gonzales hält nicht viel von der romantischen Überhöhung der Beziehung zwischen Künstler und Publikum. „Meine Fans als Kunden zu bezeichnen, ist keine Beleidigung“, sagt er. „Ich bin eine Prostituierte, sie sind die Kunden. Die Plattenfirma ist der Zuhälter. Ich bin froh, das sagen zu dürfen. Denn ich bin eine gute Nutte. Ich gebe ihnen die Phantasie, deretwegen sie kommen. Sie wollen etwas fühlen.“
spielte und das sich um eine eher unemotionale Leidenschaft dreht: Schach spielen.
Zum Fühlen ist das neue Album ‘Ivory Tower‘ da, das Gonzales in Zusammenarbeit mit Kid Alex ein-
Text: Michael Haacken Heimat: myspace.com/gonzspiration
Denn darum wiederum geht es in Gonzales’ neuem Film, der ebenfalls ‘Ivory Tower‘ getauft wurde und mit etwas Glück demnächst ins Kino kommt. Die Schauspielerfahrung dafür sammelte der ehrgeizige Entertainer in Peaches’ Version von ‘Jesus Christ Superstar‘, auch wenn für ihn am Ende nur die Nebenrolle blieb. Jesus, Maria und Josef wurden nämlich allesamt von Peaches gespielt. „Und ich habe gemerkt, dass mein Ego dafür nicht groß genug ist.“
The Dreams
Sind gar nicht aus Magdeburg
Rein optisch könnten The Dreams als dänische Tokio Hotel-Variante durchgehen. Aber nicht nur in Styling-Fragen sind sich die Bands einig. Auch der Färöer Punkrock-Vierer setzt mit seinem Charme vor allem auf die weibliche Teenie-Fraktion. Wenn man seine Karriere mit einer MTV-Show ankurbelt, wartet der Casting-Tod meist schon hinter der nächsten Ecke. The Dreams haben es geschafft, der eigentlich sicheren Versenkung in ewige Showbiz-Abgründe zu entgehen. Ganz ohne Hindernisse ging es trotzdem nicht: „Meine Mutter wollte nicht, dass ich irgendwann als versoffener Rockstar ende“, erzählt Sänger Hans Edward Andreasen mit breitem Grinsen. „Deswegen hatte sie einen Plan: Jedes Mal, wenn sie mein Zimmer betreten hat, lief sie absichtlich über meine Gitarren, die verstreut auf dem Boden lagen.Zwei meiner Lieblinge sind so zu Bruch gegangen.“
terlichen Nest entflohen und wird in seiner Heimat als DIE musikalische Sensation gefeiert. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt den vier Jungs dabei nicht. Kürzlich veröffentlichte die Band ihr erstes englischsprachiges Album mit dem Titel ‘Revolt‘. Eine Platte, die vor allem durch ihre mitsing-tauglichen Texte, großen Klangfülle und poppigen Punk-Riffs besticht. „Wir wollten, dass das Album stimmig und thematisch in sich geschlossen ist. Das hat sich auch auf unseren einheitlichen Klamottenstil ausgewirkt.“ Den Kids scheint dieses Konzept zu gefallen. Nietengürtel und schwarzer Mascara gehören auf beiden Seiten zum festen Inventar.
Solche Probleme gehören mittlerweile jedoch der Vergangenheit an. Längst ist das Quartett dem el-
Text: Natascha Siegert Heimat: the-dreams.eu
1000 Robota
Fremd im eigenen Land
Nachdem 1000 Robota mit ihrem Debütalbum ’Du Nicht Er Nicht Sie Nicht’ gut ausgeteilt haben, mussten sie in den Monaten danach auch gut einstecken: Als Antwort auf ihre große Fresse ernteten die drei Hamburger verbale Fausthiebe von Presse, Publikum und zu Feinden mutierten Ex-Homies. Entschuldigen muss sich dafür keiner. Trotz des neverending Gegenwinds haben 1000 Robota mit ihrem neuen Album ’Ufo’ keine geläuterte Kehrtwende eingeschlagen, sondern verabreichen ihrem kantigen Profil ein reiferes, reflektiertes Facelift. Wo auf dem Debütalbum noch in jeder Nische eine mit Tacker an die Stirn genagelte Parole lauerte, kommen 1000 Robota heute langsam und mit Bedacht durch die Nebentür, ohne jedoch an Brisanz eingebüßt zu haben. Mit Songs weit über der Vier-Minuten-Marke schuf das Trio um Sänger Anton Spielmann einen zähen, an den Nerven zerrenden Bastard aus phrasenbefreitem, implodierendem Noise und Dark-Pop. Neben dem Anspruch, musikalisch neue Territorien zu bespielen, haben 1000 Robota auch die ihnen so verhasste deutsche Sprache in ihren eigenen Slang umge-
arbeitet, der - trotz ihres vermeintlich intellektuellen Goldenen Zitronen-Umfelds - angenehm unverkopft klingt. Der Wechsel von ’Tapete’ zum Zitronen-Label ’Buback’ und die Zusammenarbeit mit Ted Gaier als ’Ufo’-Produzent ist der versöhnliche Schulterschluss zweier Generationen, die sich auf einem gemeinsamen, Haltung, Meinung und Anspruch vereinenden Level treffen: „Wir bewegen uns in einem geistreichen Umfeld, nicht in einer intellektuellen ’Szene’“, sagt Spielmann. „Uns verbindet der Wunsch, die deutsche Sprache so zu entfremden, dass etwas Neues entsteht. Wir wollen sie mit ihren eigenen Mitteln schlagen. Darum geht es.“ Text: Flo Hayler Heimat: 1000robota.com
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MUSIK STORIES
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Young Rebel Set Tales From The Heart Side
Selbst der Spiegel hat mittlerweile gemerkt, dass authentisch das neue cool ist. Deshalb kommt das erste Album von Young Rebel Set genau zum richtigen Zeitpunkt. Manchmal ist es ganz gut, dass die Dinge sind, wie sie sind. Es ist gut, dass damals, als die Musikgötter die Insignien für Plastik-Pop und Straßen-Rock verteilten, die Bärte und die Karohemden an die Rocker und die Glitzerkostüme an die Popper gingen. Madonna mit Vollbart sähe irgendwie doof aus – und die sieben Lads von Young Rebel Set in Blech-BHs erst recht. Doch keine Sorge – in einer Welt, in der die stilistischen Zuordnungen stimmen, staksen Young Rebel Set hemdsärmelig und bis zum blue collar aufgepumpt mit Herzblut durch die nordenglische Provinz und werden für ihre authentische Attitüde geliebt. Radio-Guru Steve Lamacq und der NME sind voller Lob und einig darüber, dass - wenn das Septett ans Mikro tritt - echte, ungeschliffene ArbeiterklasseAttitüde aus den Boxen perlt. Die Erfolgsgeschichten von Bands wie The Gaslight Anthem bestätigen, dass der Echtheits-Quotient im Musikgeschäft wieder ein Pfund ist, mit dem sich wuchern lässt. „Die Leute haben nach einer Ära verfälschter Bands einfach wieder Lust auf etwas Bodenständiges, auf Bands, bei denen sie das Gefühl haben, nicht verarscht zu werden“, glaubt auch Young Rebel Set-Gitarrist Paddy Jordan.
Harte Arbeit, sanfte Töne: Young Rebel Set aus Stockton On Tees!
Es passt ins Bild, dass die erste Veröffentlichung seiner Band auf dem kontinentalen Festland ausschließlich als Vinyl erscheint – der beigelegte Downloadcode soll an dieser Stelle unerwähnt bleiben, weil er das romantische Bild zerstören würde. „Wir sind in erster Linie eine Live-Band. Aber man muss sich natürlich im Gespräch halten. Die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums ist heutzutage nicht mehr besonders groß“, erklärt Schlagzeuger Luke Evans den Output-Plan
seiner Band. „Deshalb bringen wir eigentlich in kurzen Abständen EPs auf den Markt.“ Deren Glanzlichter sind nun auf ‘Young Rebel Set‘ versammelt, atmen die salzige Luft der Band-Heimat Stockton-on-Tees und erzählen Geschichten, die das ehrliche Leben glorifizieren, bis es fast zum Kitsch wird. Aber nur fast. Text: Timo Richard Heimat: youngrebelset.co.uk
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TEST
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TEST
KOTZREIZ
Im großen „Du bist, was du isst“-Test
In der wenig gepflegten Küche der Punker-WG sind manche Dinge lebendiger, als sie von Haus aus sein dürften. Die Massentierhaltung von Maden und Fruchtfliegen hat uns allerdings nicht davon abgehalten, die Jungs von Kotzreiz zu menschlichen Ernährungsgewohnheiten und anderen Grausamkeiten rund ums Essen zu befragen. Neben ihrem 50/50-Joker haben die drei erstmalig in der unclesally*s-Geschichte eine Oma als Telefonjoker eingesetzt. Gratulation.
FRAGE 1 Wer verließ bei einem Festivalauftritt aus Protest die Bühne, nachdem er den Geruch von Grillfleisch wahrgenommen hatte und gab dazu diesen Kommentar ab: „I smell burning flesh, and I hope to God it’s human [...] This smell of burning animals is making me sick.“?
A Prince B Moby C Morrissey D Paul McCartney Tom: Morrissey Fabian: Ich würde Paul McCartney sagen. Chris: Moby – weil der doch ein militanter Vegetarier oder Veganer ist. Tom: Ich weiß zum Beispiel, dass Morrissey auch mal ein Konzert in Dresden abgesagt hat, weil es im Alten Schlachthof stattgefunden hätte. Ich bin mir ziemlich sicher.
Korrekte Antwort: C
FRAGE 2 Fernsehkoch Jamie Oliver gab mit seiner TV-Show „Jamie’s School Dinners“ den Anstoß für die Kampagne „Feed Me Better“, durch die die englische Schulspeisung verbessert werden sollte. Welches beliebte Gericht konnte er so aus dem Speisesaal verbannen?
A Turkey Twizzlers B Chicken Chilis
C Bunny Burritos D Piggy Pasta Chris: Ich habe mal gehört, dass die jetzt McDonald’s in den Schulen haben, damit die Kinder auch vernünftig essen. Fabian: Bunny Burritos ist dann doch Hasenfleisch in Burritos, das geht ja irgendwie gar nicht. Chris: Und Schweinepasta ist geil, oder was? Fabian: Na ja, kann man schon machen, ist ja Hackfleisch. Und Chicken Chilis ist doch auch super, Huhn mit Chilis – das passt. Wir nehmen die Bunny Burritos.
Korrekte Antwort: A
A „Hey, Hey, My, My“ - Neil Young B „Road Trippin’“ - Red Hot Chili Peppers C „Coma Girl“ Joe Strummer & The Mescaleros
D „You Won’t Let Me Down Again“
- Isobel Campbell & Mark Lanegan
Chris: Joe Strummer & The Mescaleros - „Coma Girl“. Super Lied. Musikfragen können wir immer. Jetzt habe ich aber einen Ohrwurm...
Korrekte Antwort: C
FRAGE 5
Die Konzentration welches Hormons ist nachweislich in Plastikflaschen höher als in Glasflaschen?
Vitamin C hat nicht nur positive Eigenschaften. Das Antioxidant, das freie Radikale binden und Zellen so vor Schädigung schützen soll, kann bei hoher Dosierung böse Nebenwirkungen haben, denn es...
A Östrogen B Progesteron C Testosteron D Insulin
A ...verursacht chronischen Durchfall B ...fördert die Entstehung von Krebszellen C ...lässt Arterien brüchig werden D ...schwächt dauerhaft das Sehvermögen
Fabian: Testosteron, glaube ich nicht. Und Insulin ist auch Quatsch. Glatt geraten, aber wir sagen: Antwort B.
Chris: Krebszellen Fabian: Nee, ich habe davon mal was gehört. Das mit dem Sehvermögen... Chris: Ich sage Krebszellenförderung. Tom: Das ist auf jeden Fall falsch, wahrscheinlich ist es chronischer Durchfall. Fabian: Ich kann meine Mutter anrufen, die weiß es auf jeden Fall. Telefonjoker Nummer 1: Fabians Mutter (geht nicht ans Telefon).
FRAGE 3
Korrekte Antwort: A
FRAGE 4 In welchem Song heißt es: „Some fast food fanatic was burning down the burger van“?
Fabian: Soll ich meine Oma anrufen? Telefonjoker Nummer 2: Fabians Oma sagt: Schwächt das Sehvermögen. Fabian: Meine Oma nimmt seit 80 Jahren ganz viel Vitamin C und sie hat weder A, B, noch C, aber eine Brille. Antwort D.
Korrekte Antwort: B
FRAGE 6 Die 30-jährige Britin Debbie Taylor ernährt sich seit zehn Jahren einseitig und ohne Nahrungsergänzungsmittel nur von dieser einen Sache - und das sogar zu Weihnachten.
A Lakritzschnecken von Haribo B McDonald’s Cheeseburger ohne Gurken C Whiskas Katzenfutter mit Lamm D Monster Munch-Chips mit Rindfleischgeschmack
Fabian: Ich meine, das mit dem Katzenfutter hätte ich schon mal gehört. Chris: Das kennt man doch nur von Partys, dass jemand 10 Euro kriegt, wenn er das Katzenfutter isst. Fabian: Von Lakritzschnecken kann man nicht überleben. Chris: Am ehesten traue ich einem Menschen zu, dass er nur McDonald’s isst. Tom: Das wäre zu einfach. Wir nehmen mal den 50/50-Joker.
A Lakritzschnecken von Haribo D Monster Munch-Chips mit Rindfleischgeschmack
Chris: Dann sage ich D.
Korrekte Antwort: D
FRAGE 7 Warum wurde Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen kürzlich von der Tierrechtsorganisation PETA angezeigt?
A PETA verdächtigt sie, in eine
Tierquälerei-Affäre in Putenmaststätten verstrickt zu sein B PETA verdächtigt sie, gemeinsam mit der Firma ihres Mannes in illegale Tierversuche verstrickt zu sein C PETA will eine Ernährungs-Kampagne in niedersächsischen Schulen unterbinden, in der sie sich klar gegen Vegetarismus ausspricht D PETA wollte verhindern, dass sie weiterhin bei öffentlichen Auftritten Pelz trägt Chris: Ich sage Pelz. Hört sich vernünftig an. Tom: Nee, nee, die hat irgendeine Affäre mit dem Putendingsbums.
Korrekte Antwort: A
FRAGE 8 Die höchsten spezifischen Treibhausgas-Emissi-
onen verursacht welches dieser Nahrungsmittel...
A Butter B Käse C Sahne D Eier Fabian: Das ist was von der Kuh. Das müsste Sahne oder Käse sein. Nicht Eier. Im Käse ist doch am meisten Milch, also sollte Antwort B richtig sein. Es kann sich allerdings auch auf die aufwändige Herstellung und Lagerung beziehen. Dann vielleicht Butter – Antwort A.
Korrekte Antwort: A
FRAGE 9 Was wird einem Tier angetan, bevor die Franzosen ihr Foie gras genießen können?
A Frösche werden bei lebendigem Leibe in kochendes Salzwasser geworfen
B Ein Kalb wird vier Stunden nach der Geburt geschlachtet
C Schildkröten wird bei lebendigem Leibe der Panzer entfernt
D Die Leber von Gänsen oder Enten wird durch Zwangsfütterung auf etwa das Zehnfache ihres eigentlichen Gewichts gebracht
Chris: Das mit dem kochenden Salzwasser ist ja wie bei den Hummern. Das ist demnach ja schon fast pc. Also sage ich Antwort D.
Korrekte Antwort: D
FRAGE 10 Aus religiösen Gründen dürfen vegetarische Hindus und Buddhisten nur Fische essen, die...
A ...mit bloßer Hand gefangen werden B ...eigens dafür gezüchtet werden C ...durch Fischotter oder Kormoranfischerei getötet werden
D ...als Beifang im Netz hängenbleiben Fabian: Ich glaube A. Chris: Ich auch. Wieso sollte auch was als Beifang hängenbleiben, dann müssten die ja von vornherein was fischen wollen. Obwohl - ich sage C. Weil die Fische dabei durch andere Tiere getötet werden und nicht durch den Menschen.
Korrekte Antwort: C
FAZIT Sieben richtige Antworten. Da kann Fabians Omi stolz sein. Auch wenn leider genau sie mit ihrer hervorragenden Gesundheit (trotz übermäßigen Vitamin C-Konsums) unabsichtlich die falsche Antwort ausgelöst hat, die den Jungs um einen Punkt den Zutritt zu unserer ewigen Acht-Punkte-Bestenliste verwehrt hat. Schade. Text: Christine Stiller Foto: Sebastian Gabsch Heimat: myspace.com/kotzreizberlin Auch gut: „Du Machst Die Stadt Kaputt“ das Debütalbum von Kotzreiz
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MUSIK STORIES
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Manic Street Preachers
Nichts kann sie stoppen: Manic Street Preachers aus Wales.
Das Imperium schlägt zurück
Wenn schon alle Welt die Musik einer Band in Schubladen packen muss, dann denken wir uns selbst eine aus – sagten sich die Manic Street Preachers und bezeichnen ihr neues Album ‘Postcards From A Young Man’ als Heavy-Metal-Motown-Werk. Es hat sich einiges getan und ’Zeiten ändern dich’, wie Rüpel-Rapper Bushido jüngst feststellte. Im Falle der Manic Street Preachers stimmt dieser Satz: Zum Interview bitten die beiden Urväter der Band, Gitarrist Nicky Wire und Frontmann James Dean Bradfield, inzwischen wieder gemeinsam. Alles andere als selbstverständlich, denn noch vor wenigen Jahren gaben sie lieber getrennt voneinander befreit Auskünfte über sich und ihre Musik. „Wir hatten uns auseinander gelebt, das Bandgefüge stimmte nicht mehr. Wenn du über 25 Jahre mit ein und denselben Menschen zusammen Musik machst, gibt es immer wieder Ups and Downs. Das ist ganz natürlich“, erklärt Wire, während er zielsicher die Pralinenschale in seinem luxuriösen Hotelzimmer ansteuert und ein wohlwollendes Nicken seines Kollegen Bradfield erntet. Dieser genießt derweil seinen mitgebrachten Kaffee, schüttelt den Pappbecher ein wenig hin und
her und schon ist der Schaum verschwunden, das schwarze Glück bereit zum Verzehr: „Die Aufnahmen zur neuen Platte waren ruckzuck erledigt. Als habe uns jemand eine Batterie in den Rücken gesteckt und einfach auf ‘Play’ gedrückt“, sagt einer der sympathischsten Sänger des Brit-Rock und meint damit natürlich die neue Manics-Scheibe ‘Postcards From A Young Man’ – die (fast) als Appendix zu ihrem ’96er Meisterwerk ‘Everything Must Go’ zu werten ist, so fulminant klingen die wuchtigen E-Gitarren und so himmlisch schön sind die vielen Streicher geraten. „Als würden Van Halen mit den Supremes im Studio Unfug treiben, oder?“ Gute Frage, Nicky Wire. Und sowieso Zeit für Klartext. Es gibt schließlich „immer noch Dinge, die mir gegen den Strich gehen. Ihr Presseleute wollt alles in Kategorien packen und möglichst pauschale Urteile fällen. Sich als Musiker dagegen zu wehren ist sinn-
los, also bitte: Die neuen Songs fühlen sich für mich an, als würde Heavy Metal auf Motown treffen – zufrieden?“ Das anschließende Lachen der beiden beruhigt und zeigt, dass die Manic Street Preachers anno 2010 wieder ganz sie selbst sind. Vergessen die unnötigen Eitelkeiten Anfang des letzten Jahrzehnts und die miesen Kritiken, die einige ihrer damals veröffentlichten Alben einheimsten. All das interessiert die Band nicht mehr - was jetzt zählt, sind allein die Songs. Fast beneidenswert bleibt indes, wie harmonisch Bradfield und Wire miteinander umgehen und auch ihr neues Studiowerk ‘Postcards From A Young Man’ steht dem in nichts nach: Als Heavy-MetalMotown-Act haben sich die Manics neu erfunden und das allein auf Grundlage alter Tugenden. Text: Marcus Willfroth Foto: Erik Weiss Heimat: manicstreetpreachers.com
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AUF DER COUCH
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MIT: AUF DER COUCH
?! THE THERMALS So ist das, wenn der Erfolg erst einmal da ist: Einstige Freunde werden zu Neidern, flüchtige Bekanntschaften ernennen sich selbst zu engsten Vertrauten und twittern ihr „Insiderwissen“ quer durch sämtliche Blogs. Fans campen vor der per Street View leicht zu identifizierenden Haustür und statt der einstigen Aftershow-Party geht’s nach dem Konzert mit einer Paparazzi- und Polizei-Eskorte in den abgeriegelten Hotelbunker. Da hängt man doch lieber tot überm Zaun, als das isolierte Leben eines Rockstars zu führen! Bei den Thermals aus Portland bewegt sich alles noch in überschaubaren Bahnen, wie Bassistin Kathy Foster glaubt. Inspiriert vom Titel des neuen The Thermals-Albums „Personal Life“ plauderten wir mit der 35-jährigen Frohnatur über die Vor- und die Nachteile ihres Lebens als „öffentliche Person“. Kathy, gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen „Kathy, der Thermals-Bassistin“ und der „Kathy, die morgens noch halb verpennt ihre Milch einkauft“. Eigentlich nicht. Wir drei sind in der Band im Grunde die gleichen Personen wie zu Hause auch. Wir verkleiden uns auch nicht, wenn wir im Laden an der Ecke Milch holen gehen - weil wir es gar nicht müssen. Portland ist so klein, da kennt jeder jeden, und auch wenn man manchmal um ein Autogramm gebeten wird, hält sich der Rummel um uns weitestgehend in Grenzen. Umgibt man sich in einer Tourpause lieber mit anderen Leuten als mit den Bandkollegen? Braucht man da anderen sozialen Input als immer die gleichen Visagen? Natürlich ist es schön, nach langen Wochen der Abwesenheit wieder mit der Familie und Freunden abzuhängen, aber wir drei in der Band stehen uns wirklich sehr nahe. Unser Sänger Hutch und ich waren vor der Bandgründung drei Jahre lang ein
Mittlerweile öfter mal im Fernsehen: Kathy, Hutch & Westin (v. links)
Paar, und selbst nach der Trennung hat es noch manchmal gefunkt zwischen uns. Ich glaube, uns verbindet eine wirklich einzigartige Freundschaft, die natürlich auch manchmal anstrengend ist, uns beiden aber eine Menge bedeutet. Wie ist das, wenn du heute neue Leute triffst? Bist du manchmal skeptisch, ob die wirkliches Interesse an dir haben oder nur für einen Moment in dein Rampenlicht rücken wollen? Nicht wirklich. Ich meine, wenn man sich mit einer Person gut versteht, dann sollte man sämtliche Hintergedanken ausblenden und sich einfach treiben lassen. Ich glaube, ich habe in den letzten fünf Monaten mehr Freunde gefunden als in den letzten zehn Jahren. Unser Erfolg und die damit einher gehenden Kontakte sind ja auch eine Chance, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und über das Geschäftliche hinaus ein Verhältnis zu entwickeln. Das kann auch gerne in einer Freundschaft enden. Aber hast du manchmal das Gefühl, dass von
allen Ecken und Enden an deinen Ärmeln gezupft wird? Dass jeder etwas von dir verlangt, erwartet, einfordert? Das einzige, was sich spürbar verändert hat, ist die Größe der Clubs, die wir spielen. Und natürlich steigt mit der Anzahl der Fans auch die Erwartungshaltung an dich, an die Performance, an die nächste Platte. Und ich muss zugeben, dass es mir manchmal schwer fällt, mich nach einem Konzert um alle so zu kümmern, wie das früher möglich war. Damals waren die Bühnen ebenerdig und das Publikum bestand fast ausschließlich aus Bekannten, heute haben wir Fans; Leute, die Geld dafür bezahlen, uns zu sehen. Da kann man nicht so ohne weiteres durchs Publikum latschen und jedem die Hand schütteln. Dennoch hoffe ich, dass sich die Leute in meiner Gegenwart wohl und gut aufgehoben fühlen, und nicht den Eindruck bekommen, ich sei diese scheue, unzugängliche Person. Text: Flo Hayler, Heimat: thethermals.com, Auch gut: „Personal Life“ - das neue Album der Thermals
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MUSIK STORIES
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Herrenmagazin
„Wir sind keine Spex-Band“
Glaubt man ihrem Sänger und Gitarristen Deniz Jaspersen, dürfte es die so sympathische Hamburger Indie-Band Herrenmagazin eigentlich gar nicht mehr geben. Plötzlich musste aber selbst der letzte Pessimist erkennen: In ihnen steckt noch genug Frust für mindestens ein zweites Album. Und was für eines. „Ja, es geht uns gut. Und ja, ich empfinde die Menschheit in ihrem Egoismus nun mal als enttäuschend“, echauffiert sich Deniz Jaspersen und weiß, dass es doch nichts hilft. So läuft es eben, keiner will so sein, alle sind so. Um diese Weltsicht geht es auch im mit Gisbert zu Knyphausen gesungenen ’Alle Sind So’, der ersten Single des neuen Albums seiner Hamburger Band Herrenmagazin. ‘Das Wird Alles Einmal Dir Gehören‘ heißt es, und wenn bittere Einsichten elf so angeschlagene Songs hervorbringen, dann steckt dort kein Kalkül dahinter. Herrenmagazin, das weiß Jaspersen selbst am besten, definierten sich schon auf dem Debüt ‘Atzelgift‘ 2008 als gesellige Misanthropen.
Nach guten Kritiken, okayen Touren, verworfenen Songs, Produktionsproblemen und allgemeiner Orientierungslosigkeit wurde es aber schwierig. Als sich Schlagzeuger Rasmus Engler auch noch die Schulter brach und Gitarrist Philip Wildfang ausstieg, schien das Ende der Band besiegelt: „Der Song ’Krieg’ hat uns gerettet. Ich traue mich kaum, das zu sagen, aber ich finde uns gerade wirklich gut!“, gesteht Deniz. ‘Das Wird Alles Einmal Dir Gehören‘ spielt mit dunklen Worten, lauten Gitarren, dem richtigen Leben im falschen und einer Aufbruchsstimmung, wie sie einer Band, die sich immer noch als fauler Haufen stilisiert, beängstigend gut zu Gesicht steht. Text: Fabian Soethof Foto: Felix Gebhard Heimat: herrenmusik.de
PVT
Vokale adé!
Es heißt, Namen seien Schall und Rauch. Wird einem dieser allerdings entrissen, fühlt man sich irgendwie bestohlen, auch wenn es sich nur um den Bandnamen handelt. Dass amerikanische Rechtsstreitereien kein kostengünstiger Spaß sind, wissen wir spätestens seit der ‘McDonald‘s und der heiße Kaffee’-Geschichte. Das australische Trio von PVT (ehemals Pivot) kostete solch ein legaler Hickhack die Vokale. Unter dem neuen Namen veröffentlichen sie nun ihr zweites Album ’Church With No Magic‘, auf dem erstmals auch Frontmann Richard Pikes Stimme zu hören ist. Für ihn ist dies „eine natürliche Entwicklung, die über die Zeit und während etlicher Liveauftritte gewachsen ist.“ Nebenbei gesteht der bildschöne, wenn auch etwas dröge wirkende Pike recht einseitig interessiert zu sein. Er habe sich nie für Dinge wie Sport, Briefmarken oder seltsame Hobbies begeistern können. Seine Kreativität lebe er ausschließlich in der Musik aus. So dauerte es zwei Jahre, um das neue Album entstehen
zu lassen, was nicht zuletzt an der logistischen Organisation lag. Denn wie es das Leben so will, trieben die Hormone den Sänger dazu, bei seiner Freundin in London einzuziehen, während der Rest der Band, bestehend aus Laurence Pike und Dave Miller, noch in Australien lebt. Für die Aufnahmen tingelten sie zwischen den Kontinenten und trafen sich überwiegend in Sydney. Auf der aktuellen Platte bleiben sie ihrem experimentellen Sound treu und schaffen es galant verschiedene Stile zu kombinieren. „Wir haben uns in den einzelnen Musikgenres immer wie Außenseiter gefühlt“, beschreibt Richard es passend. Und Recht hat er, ein bisschen Post-Rock, ein bisschen SynthieElektro, das sind PVT, egal in welcher Schreibweise. Text: Sarah Gulinski Heimat: pvtpvt.net
Stone Sour Das zweite Gesicht
Schon seit Erfindung des Begriffs Soloprojekt haben die kreativen Nebenbeschäftigungen unserer liebsten Rock‘n‘Roll-Identifikationsfiguren einen eklig-faden Beigeschmack von Verrat; bestenfalls Fremdgängertum oder Verzweiflung. Mit Stone Sours Drittling ‘Audio Secrecy‘ besteigt Iowas bestbezahlter Berufspsychopath erneut den Ring im Kampf gegen das selbst geschaffene Klischee. Die Zeiten, in denen Corey Taylor alias N# 8 noch nicht auf Escortdienste seines omnipräsenten Leibwächters von der Statur eines mittleren, abgedunkelten Kleinbusses angewiesen war, sind lange her. Seit elf Jahren hinterlassen die Slipknot-Chefmaske und seine preisgekrönte Abrisscrew abgöttisch bewunderte Schneisen der Zerstörung und fiebrig glühende Fanherzen; zelebrieren die Schönheit des Kontrollverlusts und den Kick der Eskalation. Dass Taylor auch ganz anders will und muss, stellt das wandelnde Ur-Paradoxon zwischendurch mit seinem ambitionierten PopMetal-Ausgleichssportprojekt Stone Sour klar:
Als unvermummter Inbegriff des netten Kerls von nebenan, gefangen im Körper eines ausgewachsenen Rockstars. Sentimentaler Headbanger ohne emotionalen Brustpanzer; einer von der Sorte, die einem absolut alles über sich erzählt, wenn man freundlich fragt. So zerrissen wie er selbst sind auch Coreys Songs: düster, catchy und mit einem Löffel künstlich hergestellter Geheimniskrämerei und reichlich dekorierter Klassikstreicherdramatik hinter beklemmender Tagebuchintimität. Eben die weniger spektakuläre Seite der Medaille, „vor der die meisten ihre Augen verschließen, weil es die ungeschminkte Wahrheit ist!“ Text: Claus Nolten Heimat: stonesour.com
ROYAL REPUBLIC
Mehrheitsfähig majestätisch Potenzielle Tanzflächenfüller voraus. Royal Republic aus Schweden schicken sich an, das Erbe der Hives anzutreten. Optisch eher dem ebenfalls majestätischen Franz Ferdinand-Familienstamm entsprungen, hätten wir somit auch schon die zweite Referenzquelle, die den Hoheitsfaktor der nächsten Regenten ausmacht. Rein musikalisch regieren indes Rock, Brit-Pop und eine punktierte Portion funky Vorwärtsdrang mit variabler Beinfreiheit die bewusst knapp kalkulierten Kompositionen des Debüts ’We Are The Royal’: „Unser oberstes Gebot bei dieser Platte war, dass man jeden Song, nachdem man ihn einmal gehört hat, sofort immer und immer wieder hören kann und will“, erklärt Sänger Adam Graham das Repeat-Tasten-Prinzip als Imperativ und behält damit auf Albumlänge tatsächlich Recht. Ähnlich knapp wie die Spielzeit der Stücke fällt dann auch die Antwort auf die musikalischen Vorlieben und Parkett-Vorlagen des Vierers aus. „Privat hören wir alles. Von Bob Dylan bis Metallica. Aber das hat keinen entscheidenden Einfluss auf die Musik, die wir schreiben. Ich selbst tanze auch gar nicht so gerne, sondern schreibe lieber die Musik für Leute, die gerne den Dancefloor unsicher machen.“ Manchmal müssen sich eben auch Hochwohlgeborene der Allgemeinheit untertänig erweisen. Kennen gelernt haben sich die Blaublut-Brüder übrigens auf einer Malmöer Musikschule mit den ehernen Absichten, Harmonielehrer oder ähnlich absurdstaatlich Anerkanntes zu werden. Doch diesem bürgerlichen Werdegang kam ausgerechnet eine Danko Jones-Tribut-Nacht in die Quere. „Ein Freund hatte mich eingeladen, da mitzumachen und einen Song zum Besten zu geben“, erinnert sich Adam. „Witzigerweise waren genau die drei anderen Jungs, die jetzt die Band ausmachen, ebenfalls im Publikum. So haben wir uns kennen gelernt und nach drei Proben beschlossen, mit Royal Republic richtig ernst zu machen.“ Der Rest ist Geschichte, oder hat zumindest das Zeug dazu. „Wir wollen nicht wie arrogante Rockstars rüberkommen und benehmen uns fernab der Bühne auch niemals so wild. Da frisieren wir uns lieber gegenseitig. Nein, Spaß beiseite. Man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen. Die Hauptsache ist, dass unsere Musik Laune macht. Wir sind keine Comedy-Band, aber ich finde, Songtexte müssen eben auch nicht immer bierernst sein“, bekräftigt Adam die omnipräsente Aura zwischen Adel und Augenzwinkern, die sich nicht nur in der unprätentiösen Lyrik der Band und Songs wie ‘Underwear’ niederschlägt. Beste Voraussetzungen für noch mehr königliches Amüsement. Text: Frank Thießies
Heimat: myspace.com/royalrepublicsweden
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SPEED DATING
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SPEED DATING
Earthbend Baby Universal Suchen: noch immer nach der karierten Unterhose, die sie damals in den Sechzigern oder Siebzigern vergessen haben. Der erste Eindruck: Ein recht unkomplizierter Typ. Das sind die Schlimmsten. Erst einen auf locker machen und dann Jim Morrison spielen. Darin bin ich eigen: Nein, „locker“ war der gute Jim tatsächlich nicht mal auf Drogen. Aber beim
Sänger von Baby Universal sind ja auch nur kleine, welpenhafte Anlagen zu orten. So wie die Doors auf Hallo-poppig-Pillen. Hochzeit oder kurze Affäre: Der Junge ist gut im Vokaledehnen. Ein schlichtes „Nein“ wird so zu einem wahren Happening, einer bleibenden Erinnerung fürs Single-Dasein. Heimat: myspace.com/thebabyuniversal Aktuelles Album: „Baby Universal“
Lost In The trees Suchen: Dendrophile Schrebergärtner, die Streichinstrumente aus baumfreundlichem Plastik herstellen. Der erste Eindruck: Blutunterlaufene, verquollene Augen vom DepriFlash der letzten Nacht. Das perfekte Künstlerpaket – du wolltest doch mehr Drama. Das werden die Schwiegereltern sagen: Staunen werden sie, dass aus einem Teenager mit furchtbarem Geschmack jemand werden konnte,
der Musik mit Orchesterbegleitung hört – auch wenn es nur melancholischer Folk-Pop ist. Was für ein guter Einfluss. Hochzeit oder kurze Affäre: Eine Hochzeit, bei der der zukünftige Ehepartner vor Rührung Rotz und Wasser heult? Wunderschön. Du wolltest doch, wie gesagt, mehr Drama...
Suchen: Mädchen, die ausdauernd, ruhig und niedlich stundenlang in einer Ecke im Proberaum ausharren. Der erste Eindruck: Oben genanntes Gesuch ist wahrscheinlich auch gleichzeitig die Earthbend'sche Vorstellung von einem perfekten Date. Du und die Jungs, die sich gefühlte Ewigkeiten über diese und jene Akkordfolge streiten. Ein Traum. Das werden die Schwiegereltern sa-
gen: Die habe ich damals in den Siebzigern auch gehört. Hochzeit oder kurze Affäre: Nette Jungs, die in einer gemütlichen Kleinstadtatmosphäre sozialisiert wurden. Mit etwas Glück bringen sie deshalb auch nach der Eheschließung noch ab und an den Müll raus. Heimat: myspace.com/earthbend Aktuelles Album: „Attack Attack Attack“
Oceansize Suchen: Immer nach dem nächsten Sound-Kick. Wo du da ins Spiel kommst...? Der erste Eindruck: Ja, ganz nett, nicht wahr. Kreativer Post-Rock mit viel Geräusch und noch mehr Emotion. Wer kann da widerstehen?! Du? Ach komm, wenn man sich erst mal reingehört hat, sind das die nettesten Menschen. Darin bin ich eigen: Wenn Herr Oceansize schließlich den Tunnelblick für abgefahrene Klangspielereien gegen die rosarote Brille getauscht hat... (Fortsetzung folgt beim nächsten Punkt) Hochzeit oder kurze Affäre: Gerne mit Trauschein, das macht dann
umgerechnet einen treuen Partner, der auch nie den Hochzeitstag vergisst und dir zum Geburtstag aus Büroklammern ein kleines Mobile mit Glockensound bastelt. Heimat: myspace.com/oceansizeuk Aktuelles Album: „Self Preserved While The Bodies Float Up“
Heimat: myspace.com/lostinthetrees Aktuelles Album: „All Alone In An Empty House“
OMD Suchen: und finden zu den Achtziger-Synthies zurück. Der erste Eindruck: Huch, das kommt dir wohl bekannt vor? Das hast du doch alles letztens schon von dieser neuen, tollen Kapelle gehört, zu der du so gern in der IndieKaschemme abtanzt. VORSICHT! Keine falschen Verdächtigungen... Das größte Kompliment: ...denn beim Absacker verraten sie dir ganz nebenbei, bei wem die Killers, Hurts und Co. eigentlich wirklich ihre Songs klauen. Hochzeit oder kurze Affäre: Das wäre gut zu überdenken: Die jüngsten sind die Herren nicht mehr, dürften auch schon die eine
Constants
oder andere Ehe hinter sich gebracht haben. Wegen der teuren Viagra-Käufe müsstest du dir allerdings keine Sorgen machen, die zahlen die von den Tantiemen. Heimat: myspace.com/officialomdmyspace Aktuelles Album: „History Of Modern“
Suchen: Eine zweite Chance. Der erste Eindruck: Ist eigentlich ein zweiter. Beim ersten Mal hatten sie bei unserem Speed Dating aus Versehen nur berechnende Groupies abgeschleppt, deshalb bewerben sich die progressiven Bostoner Post-Rocker jetzt mit neuer Platte noch einmal. Darin bin ich eigen: Nicht sie haben die Groupies letztlich ge-ext, sondern die Damen sind ihnen weggelaufen. Nur wenige „Band-
banger“ wollen Musiker, die echte Mucker sind. Und dazu auch noch anstrengend. Hochzeit oder kurze Affäre: Mal abwarten, ob die Jungs neben den weißblondierten 45-Kilo- Frauen heute auch mal auf den Beifang achten. Vielleicht wird’s ja dann (erst mal) was mit einer neuen Freundin. Heimat: myspace.com/constants Aktuelles Album: „If Tomorrow The War“
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MUSIK STORIES
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ÜHRER
F ROCK'N'ROLL REISE MIT JAMAICA NACH
PARIS
Paris – zweite Runde. Wir ließen uns schon einmal von den Hush Puppies durch Frankreichs Hauptstadt führen. Aber wie gut es ist, mehrere Meinungen zu berücksichtigen, zeigt allein die Tatsache, dass eben diese Band uns nur unter Vorbehalt ins vermeintlich Hipster-verseuchte „Le Baron“ geschickt hätte, wohingegen die beiden Elektro-Popper von Jamaica genau diesen Club empfehlen. Mal sehen, was wir noch so lernen können. Paris ist ein Mekka der guten Küche. Wo bekommt man die leckersten Gerichte serviert? Antoine: In „Bob’s Juice Bar“ (15 Rue Lucien Sampaix) gibt’s die besten Bio-Säfte und Sandwiches. Die zwei Inhaber sind echt nette Typen und legen immer gute Musik auf. Florent: Wenn man Lust auf französische Süßspeisen hat, sollte man unbedingt in die „Rose Bakery“ gehen (46 Rue des Martyrs). Dort gibt es vom Crèpe bis zur Tarte alles, was das Herz begehrt. Welche Vorurteile über Paris sind wahr und was sollte man dringend vermeiden? Antoine: Als Tourist sollte man den Small-Talk mit Kellnern vermeiden. Die sind immer genervt und sprechen weder Englisch noch eine andere Sprache mit dir. Die Pariser Unfreundlichkeit ist ein Klischee, das wirklich zutrifft. Eine angesagte Bar, in der man euch antrifft? Florent: Spontan fallen mir da zwei Locations ein. Zum einen der „Bottle Shop“ (5, Rue Trousseau). Dort trifft man auf Musiker, Künstler, Rockabillys
und Elektro-Boys und kann wirklich interessante Gespräche führen. Eine reiche Auswahl an Hochprozentigem findet man im „Chope de Château Rouge“ (40 Rue de Clignancourt). Da ist es unschlagbar günstig. Antoine: Wenn man Jazz mag, ist „Le Baiser Salé“ (58 Rue des Lombards) zu empfehlen. Dort gibt es jeden Montag eine Open Stage Night. Und der beste Club ist wo? Florent: „Le Baron“ (6 Avenue Marceau) ist wohl einer der angesagten Clubs in Paris. Dort läuft echt gute Musik. Von Rock über Folk bis Disko ist alles dabei, nur nicht dieser minimalistische ElektroKram, der sonst in fast allen anderen Locations aufgelegt wird. Das mag ich an „Le Baron“, und er ist jede Nacht geöffnet. Welches Pariser Stadtviertel ist gerade angesagt und wo kann man auch für wenig Geld übernachten? Antoine: Paris ist schon lange nicht mehr günstig. Im Allgemeinen ist es im Norden der Stadt immer
noch vergleichsweise billig und auch sehr schön. Vergesst Bezirke wie St. Germain und die Altstadt. Dort arbeiten die ganzen unfreundlichen Kellner. Wenn man in Paris in einer angesagten Location übernachten möchte, ist das „Hotel Amour“ (8 Rue de Navarin) das Richtige. Dort gibt es ein sehr gutes Restaurant, in dem man auch rauchen darf. Ein lauschiges Plätzchen, das ihr einem verliebten Pärchen empfehlen würdet... Florent: Da fällt mir als erstes der „Pont des Arts“ ein. Das ist eine Brücke, die über die Seine führt und von der aus man einen wunderschönen Blick auf die Stadt hat. Die „Île Saint-Louis“ ist auch sehr schön, allerdings auch immer überfüllt. Und was macht man, wenn man der Großstadt entfliehen möchte? Antoine: Also entweder man wagt sich ins DisneyLand oder man geht in Fontainebleau klettern. Text: Natascha Siegert Heimat: myspace.com/ithinkilikejamaica Auch gut: „No Problem“ - das Debütalbum von Jamaica
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MUSIK STORIES
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Disturbed
Entdecke den Motherfucker in dir Raus aus der Höhle, einem Weibchen den Knüppel über die Rübe ziehen, rein in die Höhle, begatten, raus aus der Höhle, Biest jagen und töten, rein in die Höhle, Biest verzehren. Und dabei den perfekten Soundtrack zum Höhlendasein auf dem iPod hören: ‘Asylum‘, das neue Album von Disturbed. Irgendwie kann man das Chicagoer Tetra-Pack um Fronter David Draiman und sein immer gleiches Dicke-Eier-Brunftgekeife ja schon länger nicht mehr wirklich ernst nehmen – zu monoton, simpel und abgeschmackt hat sich ihr Sound auf den letzten Alben erwiesen und zu sehr haben sie stets dem Klischee der hohlen Ami-Metal-Combo entsprochen. Umso erstaunlicher, dass die musizierende Maurerkolonne nun mit ‘Asylum‘ ein Album vorlegt, das trotz des bewährten Staccato-Riffings und Draimans „uargh-uargh“-Salven mächtig Laune macht. „Für uns ist das unser bislang stärkstes Album“, haut der Shouter mal ein Statement raus, das man vorher noch nie gehört hat. „Unsere Musik soll dir ein Gefühl von Macht verleihen, wir wollen den Menschen damit einen Soundtrack geben, mit dem sie die harten Zeiten in ihrem Leben überstehen können. Dieses Album ist ein Motherfucker – von vorne bis hinten.“ Erstaunlicherweise ist das Teil nicht nur klanglich, sondern auch inhaltlich ein kleiner Motherfucker: Neben klassischen Testosteron-Hymnen wie ‘Warrior‘ oder ‘The Animal‘ singt Draiman auch über korrupte An-
Haben noch alle: Disturbed aus Chicago.
wälte, Depressionen, globale Erwärmung oder den Holocaust. Und wenn er dann die Geschichte erzählt, wie seine Großeltern durch Glück die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen überlebten, und sich dabei ein kleines Tränchen im Augenwinkel bildet, dann hat man irgendwie das Gefühl, dieser Band Unrecht getan zu haben. „Dieser Song ist an Leute wie Ahmadinedschad gerichtet, die tatsächlich behaupten, der Holocaust wäre nie passiert. Meine Großmutter hat immer noch die KZ-Tätowierung am Arm! Und es ist ja auch nicht so, dass es seither keine anderen Völkermorde gegeben hätte: Ob Armenien, Serbien, Darfur oder Uganda – wir haben unsere Lektion einfach nicht gelernt“, zetert er.
Hier nun also gleich der interne Widerruf: Disturbed sind keine hohlen Höhlenmenschen, die rohes Fleisch essen und grunzend um ein Lagerfeuer tanzen. Auch wenn sich ihr stilisierter Macho-Sound natürlich noch immer perfekt dafür eignen würde. Stattdessen beweisen sie auf ihrem fünften Klopper ‘Asylum‘, dass sie nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich gereift sind – wer hätte denn schon erwartet, dass sich die Jungs aktiv für den Umweltschutz engagieren und beispielsweise ihre Konzertproduktionen klimatechnisch optimieren? Macht doch gleich viel sympathischer, so was. Text: Ben Foitzik
Heimat: disturbed1.com
den gewünschten Kurs fährt, wenn dir die Dinge permanent um die Ohren fliegen. Wir hatten in der Zeit, seit unser Debüt erschien, eigentlich keinen Moment, in dem wir durchatmen und das Erreichte genießen konnten. Als wir von der letzten Tour nach Hause kamen, rief das Label an und wollte direkt ein nächstes Album. Wir hatten aber noch gar nicht über neue Songs nachgedacht.“ Phillips ist fernab davon zu jammern, aber seinen Ausführungen ist das Erstaunen über den Arbeitsplatz Rock-Band durchaus anzumerken.
Kids In Glass Houses Anfängerfehler
Sollten nicht mit Steinen werfen: KIGH
Kids In Glass Houses veröffentlichen ihr zweites Album ‘Dirt‘ und wundern sich über ihre eigenen Fähigkeiten. „Wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, kannst du oft Unglaubliches vollbringen.“ Zum Beispiel ein zweites Album. Aled Phillips, Sänger der walisischen Kids In Glass Houses, hat zwei Jahre hinter sich, in denen ihn oft die Sorge umtrieb, sein Kopf könne platzen. Zwei Jahre, in denen seine Schülerband zumindest auf der bri-
tischen Insel zu einem Hallen füllenden FulltimeJob geworden ist. Zwei Jahre, in denen sie über den ganzen Erdball getourt sind und Ansichtskarten und Schneekugeln eingekauft haben. Und in denen die Kids jede Menge Lehrgeld bezahlen mussten. „Es ist wirklich schwierig, sich darüber klar zu werden, ob deine Band überhaupt noch
Tatsächlich werden Kids In Glass Houses gemeinsam mit ihren künftigen Tourkollegen von You Me At Six seit Erscheinen ihres Debüts ’Smart Casual’ ordentlich durch die Kerrang!-Arena getrieben. Wer aus dem Stand zu Chart-Ehren kommt, muss eben mit Konsequenzen rechnen. „Es war natürlich blöd von uns, nicht an ein zweites Album zu denken. Aber wir denken eben nicht in BusinessPlänen über unsere Band.“ So skeptisch sich Phillips im Interview auch über die Mechanismen des Showbiz auslässt – ‘Dirt‘ ist trotz aller Hektik im Vorfeld seiner Entstehung zu einem ambitionierten Breitwand-Album geworden. „Wir haben uns beim Schreiben der Songs selbst überrascht. Vor zwei Jahren hätte ich mir wahrscheinlich eine Bombast-Ballade wie ’The Morning Afterlife’ nicht zugetraut, aber diesmal kam sie einfach von ganz alleine“, berichtet Aled. „Es war richtig befreiend Dinge zu tun, die manchen Leuten vielleicht zu aufgepustet sind.“ Ob die Kids demnächst Pause machen können, dürfte fraglich sein. Text: Timo Richard Heimat: kidsinglasshouses.com
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Skunk Anansie
Ein kleines Mädchen aus Brixton Skin ist gut gelaunt. Mit einem rosa Trucker-Cap und einem breiten Grinsen im Gesicht lümmelt sie im Hotelsessel und sinniert über Gründe der Wiederbelebung von Skunk Anansie, dämliche Klischees der schreibenden Zunft und natürlich das neue Album ’Wonderlustre’. Die Nachricht einer Skunk Anansie-Reunion kam überraschend. Schürte doch die letztjährige Veröffentlichung des Greatest Hits-Albums ‘Smashes And Trashes‘ das Gefühl, hier würde nun der endgültige Schlusspunkt hinter eine große Band gesetzt. Auch die drei darauf enthaltenen neuen Songs konnten getrost als bloßer Kaufanreiz für Die-Hard-Fans interpretiert werden. Umso erstaunlicher ist es nun, dass sich mit ’Wonderlustre’ nicht nur ein neues Album ankündigt, sondern es die Band anscheinend auch noch mal so richtig wissen will: „Wir sind wieder da. Größer, schneller, besser und stärker als je zuvor. Ich selbst war nie in meinem Leben fitter als ich es jetzt bin. Bei den anderen ist es genauso. Wir sind also bereit, für alles, was kommt. Wir haben die Kondition und die Leidenschaft, um wieder loszulegen.“ Ein Vorhaben, das auch durch die erste Single ‘My Ugly Boy’ Nachdruck bekommt. Zwar haben sich Skunk Anansie mit dieser Platte entwickelt, aber sie haben auch dankbar wenig Salti geschlagen, um sich einen Platz in den Speicherplätzen der Generation iPhone zu erspielen. ’Wonderlustre’ fügt sich nahtlos in die Band-Diskografie ein und lässt nicht im Entferntesten erahnen, dass seit ’Post Orgasmic Chill’ stattliche elf Jahre ins Land gezogen sind. Wie gewohnt thront Skins dominante Stimme über den Songs und sorgt gerade in Verbindung mit weitläufigen Melodien und kantigen Riffs für den bittersüßen Nachgeschmack, der dieser Band schon in den Neunzigern einen Platz auf den ganz großen Bühnen sicherte. Eigentlich also nichts Besonderes, würde es das Quartett nicht schaffen, zu keinem Zeitpunkt den Eindruck von Nostalgie aufkommen zu lassen.
Top drauf: Skunk Anansie um Sängerin Skin.
Ein Effekt, der wiederum nicht ganz ungewollt zu sein scheint: „Es hat uns schon immer gerettet, nie Teil eines Trends oder einer Mode gewesen zu sein. Moden kommen und gehen, zeitlose Musik aber bleibt für immer. Wir haben nie Elemente integriert, die zwar gerade angesagt waren, uns aber partout nicht gefallen haben. Wir wissen, wie schnell sich die Leute langweilen, heutzutage noch schneller als früher, da das Angebot einfach auch größer geworden ist. Ein Black Eyed Peas-Fan kann mit Skunk Anansie vielleicht nichts anfangen, sondern steht mehr auf Instant-Musik. Wir verstehen billigen Pop einfach nicht, könnten uns daher auch nie in diese Richtung bewegen.“ Man mag sich über so viel Selbstsicherheit wundern, versteht sie aber vielleicht etwas mehr, wenn man sich vor Augen führt, wie groß diese Band in der Vergangenheit war. Unabhängig von goldenen Schallplatten, ausverkauften Hallen und diversen Awards stand gerade Skin für einen Typ Frau, der durch die verschie-
denen Aspekte ihrer Persönlichkeit sowohl vom Publikum als auch den Medien schnell als Role Model gehandelt wurde. So musste Skin sehr schnell lernen, was sie will und vor allem was sie nicht will: „Das Nervigste war eine Situation, in der ich ein Interview gegeben habe. Ein nettes Gespräch wie das unsere hier. Im Artikel stand dann etwas von der Angst des Reporters, als diese große, schwarze, bisexuelle Amazone auf ihn zulief. Fuck, der hatte keine Angst. Das wurde nur geschrieben, um ein gewisses Image von mir zu transportieren. Ich weiß nicht, wie viele Interviews mit diesem Bild von mir in der Einleitung abgedruckt wurden. Das ist so beschränkt, nur so dargestellt zu werden. Ein Klischee, sonst nichts. Und außerdem nicht wahr. Ich bin gar nicht so groß. Ich bin auch keine Amazone, sondern nur ein kleines Mädchen aus Brixton. Vor mir muss man sich nicht fürchten.“ Text: Ben Dominik Foto: Jeon Seung Hwan Heimat: skunkanansie.net
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PRÄSENTIERT
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Präsentiert TOUR DES MONATS.
Disco Ensemble Auch wenn ihre bisherige Karriere einer Achterbahnfahrt gleicht, eine Konstante im Leben von Disco Ensemble gibt es dennoch: Konzerte der vier Finnen waren und sind Abend für Abend ein echtes Erlebnis. Bei solch mitreißenden Punk-Hymnen wie „Drop Dead Casanova“ oder „We Might Fall Apart“ gibt es mehr Gefühlsexplosionen pro Minute als in jedem HollywoodFilm, und auch die Songs des neuen Albums „The Island Of Disco Ensemble“ dürften sich nahtlos in das Hitset von Disco Ensemble einfügen. Miikka, Jussi, Lasse und Mikko sind mit ihren mittlerweile vier Alben die unangefochtene Speerspitze des finnischen Superlabels ‘Fullsteam‘ und haben sich europaweit eine loyale Anhängerschar erspielt, die jedes Konzert ihrer Helden so abfeiert, als wäre morgen die Welt zu Ende. So gehört sich das auch.
Disco Ensemble AUF TOUR 5.9. Saarbrücken - Garage *** 6.9. Wiesbaden - Schlachthof *** 7.9. Köln - Luxor *** 8.9. Münster - Café Sputnik *** 9.9. Weinheim - Café Central *** 10.9. Freiburg - Jazzhaus *** 1.10. Berlin - Postbahnhof *** 2.10. Schweinfurt - Alter Stattbahnhof *** 3.10. Stuttgart - Die Röhre 4.10. München - 59to1 *** 5.10. Hannover - Musikzentrum *** 6.10. Hamburg - Logo
Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an! 5Bugs + 3 Feet Smaller
01.10. Paderborn – Kulturwerkstatt 02.10. Nürnberg – Z-Bau 07.10. Hamburg - Logo 08.10. Eschwege - E-Werk 09.10. Köln - Underground 11.10. Hannover - Bei Chez Heinz 12.10. Frankfurt/Main - Nachtleben 13.10. Bremen - Tower 14.10. Oberhausen - Zentrum Altenberg 15.10. Stuttgart - Beat-Club 16.10. Karlsruhe - Stadtmitte 04.11. München - Backstage 05.11. Kanzach - Go In 06.11. Potsdam - Lindenpark
Airbourne
06.11. Bochum - Ruhr Congress 16.11. Berlin - C-Halle 17.11. Ludwigsburg - Arena 18.11. Dresden - Alter Schlachthof 22.11. München - Zenith
Angus And Julia Stone 14.11. München - Backstage Werk 16.11. Münster - Gleis 22 17.11. Köln - Kulturkirche 18.11. Hamburg - Uebel & Gefährlich 19.11. Berlin - Astra
29.09. Frankfurt - Nachtleben 30.09. Düsseldorf - Zakk 01.10. Nürnberg - MUZClub
Beatsteaks
02.03. Saarbrücken - E-Werk 09.03. Frankfurt - Jahrhunderthalle 10.03. Erfurt - Thüringenhalle 12.03. Ludwigsburg - Arena 14.03. Münster - MCC Halle Münsterland 15.03. Bremen - Halle 7 16.03. Hannover - AWD Hall 18.03. Bamberg - Jako Arena 19.03. Dortmund - Westfalenhalle 1 22.03. Hamburg - Sporthalle 24.03. München - Olympiahalle 25.03. Leipzig - Arena 26.03. Bielefeld - Seidenstickerhalle 11.06. Berlin - Kindl-Bühne Wuhlheide
Blood Red Shoes
14.11. Düsseldorf - Zakk 15.11. Hannover - Bei Chez Heinz 16.11. Rostock - Mau Club 17.11. Bremen - Lagerhaus 18.11. Leipzig - Conne Island 25.11. Augsburg - Ostwerk 26.11. Heidelberg - Karlstorbahnhof 30.11. Nürnberg - Hirsch 01.12. Frankfurt - Batschkapp 02.12. Saarbrücken - Garage 03.12. Bielefeld - Kamp
Blumentopf
Band Of Skulls
26.09. Dresden - Beatpol 27.09. Stuttgart - Schocken
03.10. Dresden - Reithalle 04.10. Leipzig - Werk 2 05.10. Berlin - Astra 07.10. Bielefeld - Stereo 12.10. Köln - E-Werk 13.10. Erlangen - E-Werk 14.10. München - Muffathalle 19.10. Freiburg - Alter Güterbahnhof 20.10. Stuttgart - Zapata 25.10. Dortmund - FZW 26.10. Hamburg - Docks 27.10. Flensburg - Max 28.10. Bremen - Modernes 29.10. Münster - Skaters Place
Bonaparte Was ist denn so toll an denen? Bonaparte sind die einzige Band auf der Welt, deren Mitglieder aus allen Teilen der Welt stammen und die krassesten PartyTiere und Sound-Akrobaten ihrer Nation sind. Jetzt wisst ihr, was hier abgeht. Geht da außer mir noch wer hin? Schon mal alleine im Zirkus gesessen? Wir auch nicht! Wenn Bonaparte in seine Manege bittet, dann wird’s eng auf den Rängen. So wird’s enden: Ihr kauft euch bei der nächsten gelegenheit Hasenohren und malt euch das Auge schwarz.
Bonaparte AUF TOUR 16.9. Konstanz - Kulturladen *** 8.10. Leipzig - Centraltheater *** 9.10. Dresden - Beatpol *** 10.10. Erlangen - E-Werk *** 11.10. Regensburg - Kulturspeicher *** 12.10. München - Backstage Werk *** 17.10. Würzburg - Posthalle *** 19.10. Heidelberg - Karlstorbahnhof *** 20.10. Freiburg - Mensabar *** 25.10. Stuttgart - Wagenhalle *** 28.10. Köln - Stollwerk *** 29.10. Bremen - Spedition *** 30.10. Hannover - Faust *** 3.11. Dortmund - FZW *** 4.11. Hamburg - Uebel & Gefährlich *** 5.11. Kiel - Pumpe *** 6.11. Berlin - Astra
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Chief
08.11. Hamburg - Molotow 09.11. Köln - Studio 672 10.11. Berlin - Comet Club 11.11. München - Atomic Café
Clueso & Band
09.02. Erfurt - Messehalle 11.02. Dresden - Alter Schlachthof 12.02. Berlin - C-Halle 13.02. Bremen - Pier 2 16.02. Hannover - Capitol 17.02. Hamburg - Alsterdorfer Sporthalle 19.02. Kassel - Kongress Palais 20.02. Freiburg - Rothaus Arena 21.02. Saarbrücken - E-Werk 24.02. München - Tonhalle 25.02. Würzburg - Posthallen 26.02. Mannheim - Rosengarten 28.02. Frankfurt - Jahrhunderthalle 01.03. Kempten - Big Box 03.03. Stuttgart - Liederhalle Beethovensaal 04.03. Oberhausen - König-Pilsener-Arena 06.03. Münster - Halle Münsterland 07.03. Magdeburg - Bördelandhalle
16.10. Konstanz - Kulturladen 17.10. Regensburg - Heimat 19.10. Aachen - Musikbunker 20.10. Osnabrück - Haus der Jugend 21.10. Krefeld - Kulturfabrik 22.10. Halle - Drushba Tanzklub 23.10. Jena - Rosenkeller 29.10. Berlin - Lido
Fettes Brot
18.09. Oberhausen - König Pilsner Arena 30.11. Fürth - Stadthalle 01.12. Leipzig - Haus Auensee 03.12. Lingen - Emslandhallen 04.12. Hannover - AWD Hall 05.12. Berlin - C-Halle 06.12. Offenbach - Stadthalle 07.12. Münster - MCC Halle Münsterland 09.12. Kiel - Sparkassen-Arena 10.12. Hamburg - O2 World 14.12. Kempten - BigBox 16.12. Dortmund - Westfalenhalle 2
Gogol Bordello
Dead To Me
10.09. Gütersloh - Bauteil 5 @ Weberei 11.09. Hagen - Pelmke 12.09. Esslingen - Komma Matinee 27.09. München - Sunny Red 02.10. Regensburg - W1 05.10. Hamburg - Hafenklang 07.10. Chemnitz - AJZ 08.10. Berlin - Clash 09.10. Essen - Cafe Nova
Delta Spirit
11.09. Köln - Gebäude 9 12.09. Hamburg - Molotow 13.09. Berlin - Magnet 14.09. München - The Atomic Café
Dendemann
05.10. Hamburg - Fabrik 06.10. Bielefeld - Ringlokschuppen 07.10. Köln - Live Music Hall 08.10. Krefeld - Kulturfabrik Krefeld 09.10. Berlin - Astra 12.10. Frankfurt - Batschkapp 13.10. München - Backstage 14.10. Stuttgart - LKA Longhorn 15.10. Augsburg - Neue Kantine 16.10. Kaiserslautern - Kammgarn 19.10. Erlangen - E-Werk 21.10. Dortmund - FZW 22.10. Marburg - Asta Party 23.10. Dresden - Reithalle 26.10. Oldenburg - Kulturetage 27.10. Kiel - Pumpe 28.10. Hannover - Faust 29.10. Erfurt - Centrum 30.10. Karlsruhe - Substage
Dukes Of Windsor
08.10. Hamburg - Indra Mondial 09.10. Bremen - Tower 13.10. München - 59to1 14.10. Frankfurt - Ponyhof 15.10. Freiburg - Kamikaze
30.11. München - Tonhalle 10.12. Stuttgart - LKA Longhorn 01.12. Dortmund - FZW 09.12. Berlin - C-Halle 11.12. Köln - Live Music Hall
Is Tropical
08.10. Berlin - Comet Club 09.10. Hamburg - Molotow
Jingo De Lunch
09.09. Oberhausen - Zentrum Altenberg 10.09. Regensburg - Alte Mälzerei 11.09. Sarstedt Open Air - Festival Sarstedt 16.09. Karlsruhe - Alte Hackerei 17.09. Altoetting - Silo Toeging 18.09. Waldkirchen - AZ Dorftrottel 23.09. Osnabrück - Bastard Club 24.09. Bremen - MS Treue 25.09. Jüchen - Red Hot im Polodrom 16.10. Freiburg - Walfisch 23.10. Weinheim - Cafe Central 05.11. Rüdenheim am Rhein - Hajo‘s Irish Pub 25.11. Berlin - Lido 26.11. Flensburg - Roxy
Kashmir
02.12. Stuttgart - Röhre 03.12. Dresden - Beatpol 04.12. München - Backstage Halle 05.12. Köln - Luxor 07.12. Frankfurt - Mousonturm 08.12. Bochum - Zeche 09.12. Berlin - Postbahnhof 10.12. Hamburg - Uebel & Gefährlich
Klaxons
26.11. Berlin - Astra
Magic Kids
07.10. Hamburg - Molotow 13.10. Berlin - Magnet 14.10. Köln - Werkstatt 15.10. München - Atomic Café
Mikroboy
22.09. Düsseldorf - Pretty Vacant 24.10. Regensburg - Heimat 25.10. Stuttgart - Kellerclub 26.10. Wiesbaden - Schlachthof 27.10. Köln - MTC 29.10. Berlin - Magnet 30.10. Hamburg - Logo
Montreal
08.10. Hamburg - Headcrash 09.10. Hamburg - Headcrash
Frank Turner Was ist denn so toll an dem? Frank Turner ist das Komplettpaket, von dem ihr schon immer geträumt habt: Groß, schlau und lustig, was sich natürlich auch auf seine Kunst überträgt. Geht da außer mir noch wer hin? Ein schicker Mix an Leuten – ihr steht nicht neben dem gängigen Singer-Songwriter (mit Vergangenheit im Hardcore/Punk)-Publikum im Holzfällerhemd, sondern neben einer menschlichen Wundertüte. So wird’s enden: Wenn Frank und niemand seiner Kumpels mit Frau oder Freundin anreist, wahrscheinlich an der Bar. (siehe Seite 53)
Frank Turner AUF TOUR 26.9. Gießen - MuK *** 28.9. Trier - Ex-Haus *** 29.9. Karlsruhe - JUBEZ *** 30.9. Schweinfurt - Stattbahnhof *** 1.10. Erfurt - Unikum *** 2.10. Berlin - Roter Salon
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Im Tourbus mit:
Panteón Rococó
04.11. Heidelberg - Halle 02 05.11. Bielefeld - Kamp 07.11. Bremen - Schlachthof 09.11. Hamburg - Fabrik 13.11. Dresden - Beatpol 16.11. Leipzig - Conne Island 27.11. München - Muffathalle 28.11. Schweinfurt - Stattbahnhof 29.11. Nürnberg - Hirsch 30.11. Osnabrück - Lagerhalle 01.12. Hannover - Faust 02.12. Köln - Live Music Hall 03.12. Lindau - Club Vaudeville 04.12. Stuttgart - Zapata 05.12. Freiburg - Jazzhaus 07.12. Essen - Zeche Carl 08.12. Kiel - Pumpe 11.12. Berlin - SO36
Robyn
10.09. Berlin - Berlin Festival 10.10. Hamburg (Ersatztermin) - Grosse Freiheit 36
Sage Francis
06.10. Hamburg - Uebel & Gefährlich 07.10. Berlin - Cassiopeia
BLUMENTOPF
THE WOMBATS
14.10. Berlin, Lido 15.10. Hamburg, Molotow
Trip Fontaine
25.09. Berlin - Bang Bang Club 01.10. München - Kafe Kult 02.10. Wiesbaden - Schlachthof 04.10. Bonn - Bla 07.10. Marburg - Bettenhaus 08.10. Tübigen - Epplehaus 09.10. Nürnberg - Endzeitfestival 10.10. Dresden - AZ Conni 11.10. Koblenz - SK2 12.10. Köln - Underground 14.10. Hamburg - Molotow 15.10. Kopenhagen - Beta 16.10. Rendsburg - T-Stube
Turbostaat
Seabear
01.09. München - 59to1 06.09. Frankfurt - Bett 07.09. Bremen - Tower 08.09. Hannover - Bei Chez Heinz 09.09. Hamburg - Hafenklang 10.09. Chemnitz - Talschock
Smoke Blow
17.09. Wiesbaden - Schlachthof 18.09. Köln - Underground 15.10. Stuttgart - Die Röhre 16.10. Kassel - K19 02.11. Magdeburg - Sackfabrik 13.11. Hannover - Bei Chez Heinz
07.10. Hamburg - Knust 09.10. Oberhausen - Druckluft 10.10. Frankfurt - Nachtleben 12.10. Karlsruhe - Substage 15.10. Reutlingen - Frank K 16.10. Köln - Gebäude 9 12.11. Bielefeld - JZ Kamp 13.11. Potsdam - Waschhaus 14.11. Chemnitz - AJZ 15.11. Marburg - KFZ 16.11. Würzburg - Postclub 18.11. Braunschweig - B58 19.11. Münster - Sputnikhalle 20.11. Hannover - Faust 26.11. Flensburg - Volxbad 27.11. Flensburg - Volxbad 10.12. Bremen - Lagerhaus 11.12. Jena - Kassablanca 12.12. Regensburg - Alte Mälzerei 13.12. Göttingen - Musa 15.12. Augsburg - Musikkantine 18.12. München - Feierwerk
Swinging Utters
06.11. Köln - MTC 12.11. Saarbrücken - Garage 14.11. Lindau - Club Vaudeville 20.11. Dresden - Groovestation 22.11. Cottbus - Gladhouse 23.11. Hannover - Bei Chez Heinz 25.11. Hamburg - Hafenklang 26.11. Berlin - Clash
The Dillinger Escape Plan 04.10. Frankfurt - Batschkapp 05.10. Leipzig - Conne Island 06.10. Hamburg - Markthalle 07.10. Bochum - Matrix 08.10. Berlin - C-Club
The Turbo AC’s
21.10. Weinheim - Cafe Central 22.10. Stuttgart - 1210 30.10. Wangen - UMD 11.11. Dresden - Groovestation 13.11. Töging - Silo 1 16.11. Chemnitz - AJZ 17.11. Hannover - Bei Chez Heinz 18.11. Hamburg - Hafenklang 19.11. Berlin - Clash 20.11. Nürnberg - Z-Bau
Thee Attacks
27.10. Dresden - Ostpol 28.10. Erfurt - Museumskeller 29.10. München - 59to1 30.10. Köln - Sonic Ballroom 31.10. Freiburg - Swamp 04.11. Oberhausen - Druckluft 06.11. Berlin - Bang Bang Club
Vampire Weekend
18.11. Berlin - C-Halle 20.11. München - Tonhalle 21.11. Düsseldorf - Stahlwerk
Volbeat
02.11. Düsseldorf - Philipshalle 03.11. Ludwigsburg - Arena 04.11. München - Zenith 13.11. Chemnitz - Arena 14.11. Berlin - C-Halle 15.11. Hamburg - Sporthalle
You Say Party
03.11. Schorndorf - Manufaktur 07.11. München - Atomic Café 08.11. Berlin - Comet Club 20.11. Dresden - Starclub 21.11. Hamburg – Molotow
Haltet einfach den Daumen raus, wenn ihr demnächst den Tourbus von Blumentopf seht. Warum das eine sehr, sehr lustige Fahrt werden dürfte, erfahrt ihr nachfolgend von Cajus. Was war euer schlimmstes Tour-Fahrzeug? Das war ein Ford Ka mit Sommerreifen in Kombination mit einem plötzlichen Wintereinbruch auf der A8. Das Schneegestöber wurde so heftig, dass einer aussteigen musste, um vor dem Auto herzulaufen und den Weg zu weisen. Man konnte nichts mehr sehen. Irgendwann sind wir bei einer ganz leichten Neigung ins Rutschen geraten und in Zeitlupe in der Leitplanke gelandet. Achteinhalb Stunden von München nach Stuttgart – Alptraum!!! Was war die bizarrste Zollkontrolle? Das war eine penible und ausgedehnte Durchsuchung aller Taschen und Koffer, allerdings wurden die Säcke mit der Dreckwäsche konsequent ausgelassen. Wir wurden sogar gebeten, sie selbst auf die Seite zu legen. Wer also mal ein gutes Versteck suchen sollte: Verschwitzte T-Shirts und stinkende Socken scheinen sicherer als Reifen und Felgen oder Plastiktütchen im eigenen Magen... Was war euer abgefahrenstes Raststättenerlebnis? Wir warteten in unserem Sprinter direkt vor dem Stellplatz eines parkenden Rentners. Langsam setzte sich dieser rückwärts in Bewegung und steuerte mit 0,5 Stundekilometer auf unsere Seitentür zu. Ich dachte, er hätte uns bemerkt, da er sehr langsam und vorsichtig rausrollte und wir direkt hinter ihm nicht zu übersehen waren. Doch er kam uns mit ¼ Schrittgeschwindigkeit dann doch bedenklich nahe, also schrie ich aus dem Fenster, um ihn zu warnen. Vergeblich. Er fuhr uns im Schneckentempo in die Seite. Daraufhin drehte er sich um, schaute aus dem Fenster und sagte: „Oh!“, setzte wieder einen Meter vor und legte erneut den Rückwärtsgang ein, um uns noch mal mit 0,5 Stundenkilometer in die Seite zu fahren. Er dachte wahrscheinlich nach dem ersten Zusammenstoß, wir wären die Bordsteinkante gewesen. Und so was ist auf unseren Autobahnen unterwegs. Ave Maria! Mit wem würdet ihr gerne mal eine amtliche Aftershow-Party feiern wollen? Ich habe gehört, dass man David Hasselhoff für 3.000 Euro Gage mieten kann. Das heißt: David mit der Extra-Extended-Version von „I’ve Been Looking For Freedom“ auf dem Tisch, und wir mit hartem Alkohol, Burger und Videokamera darunter, jawohl! Heimat: blumentopf.nbsp.de
Events
Blumentopf auf Tour
Rock’n’Roll Wrestling Bash
3.10. Dresden - Reithalle *** 4.10. Leipzig - Werk 2 *** 5.10. Berlin Astra *** 7.10. Bielefeld - Stereo *** 12.10. Köln - E-Werk *** 13.10. Erlangen - E-Werk *** 14.10. München - Muffathalle *** 19.10. Freiburg - Alter Güterbahnhof *** 20.10. Stuttgart - Zapata *** 25.10. Dortmund - FZW *** 26.10. Hamburg - Docks *** 27.10. Flensburg Max *** 28.10. Bremen - Modernes *** 29.10. Münster - Skaters Place
04.09. Braunschweig - Walhalla Skatehalle 08.10. Berlin - SO36 22.10. Essen - Messe 06.11. München - Backstage Werk 13.11. Münster - Skaters Place 04.12. Köln - Live Music Hall
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so war’s
SO WAR’S
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Foto: Axel Mosch
T-SHIRT TAUSCH
auf dem Melt!
KONZERTFOTOS OF DEATH Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys.net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:
We Are Scientists 19.6. Scheeßel – Hurricane Geknipst von: Sunché
Dumm, wenn man nichts zum Signieren zur Hand hat: Bei der W.A.S.-Autogrammstunde nahmen sich die netten Herren für jeden Fan besonders viel Zeit und unterschrieben auch gerne meine Gummistiefel.
Bonaparte 31.7. Elend bei Sorge Geknipst von: Annez
Do you wanna party with the Bonaparte in Elend bei Sorge? YESSSSSS!!
Ozzy Osbourne 8.7. Berlin - Alexa Geknipst von: Marzey
Autogrammstunde mit dem Prince of Darkness zum neuen Album „Scream“ und als Entschuldigung für das abgesagte Konzert in Berlin. Surreal ihm die Hand zu geben. Traum wurde wahr!
The Drums 1.6. Hamburg – Molotow Geknipst von: Deez Weedeater 8.7. Hamburg – Hafenklang Geknipst von: Axel ...ohne Netz und doppelten Boden!
Alleine für die Posen und den seltsamen Tanzstil des Sängers lohnte sich ein Besuch dieser Show. Statt einer Zugabe wurde mangels Songs einfach gemeinsam Party gemacht – Fans rauf auf die Bühne, Band runter und alle am Dancen.
Adam Green 8.7. Prag – Lucerna Music Bar Geknipst von: Lui On The Road Again
Der letzte Tag unserer Abifahrt, und wir werden von Adam Green höchst persönlich auf die Gästeliste gesetzt! Unglaublicher Tag und Abend.
Pearl Jam 30.6. Berlin – Kindl-Bühne Wuhlheide Geknipst von: Eyedea They came from the stars. I saw them!
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FESTIVALS
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auf achse... Open Flair Games
Text: Christine Stiller Fotos Against Me! und Lagwagon: Carl-Heinz Greim Heimat: open-flair.de
Unsere traditionellen "Highfield Games" haben wir dieses Jahr zur Abwechslung mal auf dem Open Flair Festival ausgetragen - Highfield Games Abroad, Quasi. Wir sind der Einladung aus Eschwege gefolgt, wo wir und die teilnehmenden Musiker warm und herzlich mit Sekt und rotem Teppich empfangen wurden. Nebenbei lieferten sich Bands und Festivalbesucher natürlich wie gewohnt spannende Sportduelle mit nur ganz wenig Dopingeinsatz. Erste Disziplin: Kickern mit Against Me! und Turbostaat
Against Me! sind Kicker-Profis - behaupten sie jedenfalls. Deshalb schickten wir die Frau in unserem gemischtgeschlechtlichen ZuschauerTeam auch erst einmal zum Aufwärmen ins Trainingslager zum Turbostaat-Gitarristen Rotze. Das lief... ganz gut, wenn man den (aus-) lachenden Gesichtern trauen mag.
Danach lieferten sich Laura und Steffen einen 90-minütigen Kicker-Krimi mit Rotze und Against Me!-Frontmann Tom Gabel, die plötzlich gar nicht mehr so euphorisch wirkten - und sich schliesslich als Verlierer aus unserem unclesally*s-Zeltstadion trollen mussten. Am Ausgang verteilte Bassist Tobert aber die liebevoll auf der Ersatzbank von ihm vorgekosteten Trostlollis.
Zweite Disziplin: Kampfschach mit Lagwagon
In der zweiten Runde musste der Humor dann draussen warten, als sich Sänger Joey Cape und Gitarrist Chris Flippin mit je einem Fan an der Seite ein Schachduell der blutigen Sorte lieferten.
Hierbei durften die geschlagenen Spielfiguren vom Gegner tatsächlich komplett im Kampf zerstört werden. Die anschliessenden Schreckensbilder des Verlierers (möchte gerne ungenannt bleiben) ersparen wir euch.
Dritte Disziplin: Blitz-Memory mit Dendemann und Monsters Of Liedermaching
Was ihr in diesem Schnappschuss seht, dauerte in Echtzeit etwa eine Stunde. Haargenau erklärte Dendemann wieder und wieder die selbsterdachten Regeln, den Einsatz der Sanduhr und so. Wieso, weiss niemand genau. Dabei ahnte er nicht...
…dass diese Anfangsszene die letzte sein sollte, in der er was zu lachen haben würde.
...gab es am Ende einen freundschaftlichen Trikottausch.
Doch auch wenn Pensen von den M.O.L. den Rapper praktisch ausweidete...
Unser Dank gebührt den Veranstaltern des Open Flair. Wir haben uns pudelwohl gefühlt - oder um es mit Against Me! zu sagen: „This is the best summer that I've ever had; European Vacation, me and my best friends; Americans abroad!“
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FESTIVALS
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RÜCKBLICK:
HIGHFIELD
Das Highfield feierte vom 20. bis 22. August Premiere am neuen Standort. Wir haben uns in Großpösna bei Leipzig mal genauer umgesehen. BILLY TALENT
„Das Festivalgelände finden wir schön. Leider schaffen wir es nicht immer, alles zu sehen. Wir wollten eigentlich auch mal zum See, aber Baden ist ja leider verboten."
JUPITER JONES
„Wir haben Samstagmittag um 13.20 Uhr gespielt und hätten nie erwartet, dass so viele Leute auftauchen würden. 150 Zuschauer war unser mutigster Tipp, doch der wurde deutlich überboten.“
PLACEBO
1. Placebo waren der Headliner am Samstagabend. 2. Drummer Steve Forrest hatte schon viele Stunden vorher seinen Spaß... ...und möglicherweise Biffy Clyro-Sänger Simon Neil zu seiner neuen Haar- und Bartfarbe inspiriert. Aber wahrscheinlich wollte dieser einfach nur mal nicht ganz so hübsch sein. Das hat tatsächlich funktioniert – aber das Konzert war trotzdem toll.
Micha, Max, Philipp, Christoph und Fabian:
Bis auf den „Dorfältesten“ Christoph sind die Jungs zum ersten Mal beim Highfield und können nicht klagen – außer vielleicht über die 29 Grad Außen- und gefühlte 900 Grad Innentemperatur. Hier stoßen sie schon mal vorfreudig auf den Gig von Parkway Drive an.
GENERAL FIASCO THE GASLIGHT ANTHEM The Gaslight AnthemFrontmann Brian Fallon lieferte gemeinsam mit seinen Jungs einen Spitzenauftritt ab – und das schon am Freitagnachmittag!
Die drei Jungs aus Belfast spielten am HighfieldSamstag ihre allererste Festivalshow in Deutschland. Leider hatten sie keine Zeit mehr, den Auftritt von Biffy Clyro zu sehen.
FRANK TURNER
„Neulich habe ich mich mit einem Kumpel am Jägermeister-Stand furchtbar betrunken und sehr viel Unsinn geredet – vor allem mit den beiden Damen, die uns immer nachgeschenkt haben. Heute stehen da exakt die selben Mädels, aber diesmal hat mein Kumpel auch seine Freundin dabei. Das heißt, statt dort abzuhängen, müssen wir uns quasi den ganzen Tag vor den Bräuten verstecken.“
Sarah, Thomas, Arlette:
Arlette hat ein bisschen Sehnsucht nach dem alten Gelände und bedauert, dass sie dieses Jahr nicht im See baden dürfen. Dafür sind sich die drei einig, dass das Festival bestens organisiert und Billy Talent, Madsen und Blink 182 an einem Wochenende zu sehen allein schon den Spaß wert ist.
steffi & heike
ADOLAR
(Tom und Michael trafen wir zufällig im Getümmel unter den Festivalbesuchern): „Uns gefällt es gut hier. Wir wohnen 17 Kilometer entfernt in Leipzig und sind mit dem Fahrrad da. Am meisten freuen wir uns auf Biffy Clyro.“
Die beiden Damen aus dem Ortschaftsrat wurden zum Festival eingeladen: „Wir waren schon Freitag hier und haben uns Billy Talent und Wir Sind Helden angesehen. General Fiasco und State Radio heute Mittag fanden wir auch gut. Wir wohnen gleich hinten beim See. Besser geht’s nicht. Das Highfield hier zu haben, ist ein Gewinn für alle!“
NOFX
Fat Mike nutzt deutsche Festivals gern als Inspiration für neue Songtexte – fragt mal Tegan & Sara.
Fotos: Sebastian Gabsch
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FESTIVALS
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RÜCKBLICK:
INSELN) äröer (F TA Ö G IN L A IV T G!-FES
Jedes Jahr dasselbe. Wenn die Temperaturen im Sommer ihre Ü-30-Party feiern, ist Hochsaison für Europäische Open-Air-Festivals. Da fällt die Auswahl schwer. Fährt man zum Rocken eher an Omas Ententeich oder lässt man sich auf einer Donau-Insel tagelang die Ohren zublasen? Aber was macht überhaupt aus einem guten Festival einen ganz exklusiven Event? Neben einem interessanten Line-Up und einer geradezu liebevollen Organisation wohl eine einmalige Kulisse, vor der sich das ganze Spektakel abspielt, inklusive einer Bühne direkt am Strand und majestätischen, nebelverhangenen Hügeln, deren Klippen direkt ins Meer stürzen. All das kann das G!-Festival auf den Färöer-Inseln locker bieten und dazu noch – Golfstrom sei dank – angenehm kühle Temperaturen, die dem Festivalbesucher nicht sofort das Hirn rösten. Seit 2002 findet jedes Jahr im Sommer in dem beschaulichen Fischerdorf Sydrogota das musikalische Highlight der Färöer-Inseln statt. Hierzulande hat Musik von den Schafsinseln noch eher einen Exotenstatus, in Skandinavien selbst ist die Musikindustrie der Inseln sehr erfolgreich. Musik liegt den Färingern also im Blut, da ist es also
nicht so abwegig, wenn das G!-Festival jedes Jahr einige der bekanntesten musikalischen Größen aus Nordeuropa zwei Flugstunden weit in den Atlantik lockt. „Four seasons in one day“ sagt der Färinger, wenn er über das Wetter in seiner Heimat spricht. Ähnlich abwechslungsreich war auch das Billing beim diesjährigen G!-Festival. Neben internationalen Acts wie der britischen Grime-Queen Lucy Love oder Schwedens Death-Metallern Arch Enemy war unter den mehr als 50 Bands erwartungsgemäß auch die heimische Musikszene massiv vertreten. Die VikingMetal-Götter Týr fanden ebenso ihre Crowd wie Eivor Pálsdóttir, die mit ihrer Stimme locker alle Stilrichtungen von TripHop über Folk-Pop bis hin zu Jazz abdeckt. Quirlige Elektro-Combos rocken genauso wie dänische HighspeedFolk-Bands auf der Nachbarbühne, und wenn tief in der Nacht der Himmel Hurts, Foto: Laurence Ellis
noch taghell ist, sorgt auch mal eine heimische Doom-Kapelle für den Ausklang des Liveprogramms. Dann ist aber noch lange nicht Schluss, Färöer-Nächte sind lang, besonders im „Grund“, dem Elektro-Floor in der alten Fischfabrik, wo bis zum vermeintlichen Morgengrauen DJs aus ganz Europa auflegen. Wem das alles zu anstrengend ist, kann gern ein Ründchen in der Zeltsauna am Strand schwitzen und zur Abkühlung direkt ins Meer springen. Es lohnt sich also, die färöische Musikszene etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dazu muss man aber nicht bis zum nächsten G!-Festival 2011 warten, denn beim Showcase auf der Popkomm in Berlin zeigt die große Indie-PopHoffnung der Färöer, The Ghost, wie hoch im Norden gerockt wird. Text: Tim Kegler
AVES 2010 ICELAND AIRWDA NN... NN
WENN NICHT JETZT, WA
Wie schön doch Island ist. Wer seinen Herbst 2010 noch nicht durchgeplant hat, sollte vom 13. bis 17. Oktober zum Iceland Airwaves nach Reykjavik reisen. Zum einen ist das ein exotisches Reiseziel, das momentan relativ günstig sein sollte. Zum anderen wird hier ein hervorragendes Line-Up geboten. Cool und elektronisch darf es sein. So spielen unter anderem Silver Columns aus England, die leiblichen Söhne von Hot Chip und Bronski Beat, Robyn, Slagsmalsklubben, die Achtziger-Recycling-Kapelle Hurts, Tory Y Moi, Bombay Bicycle Club und tolle isländische Acts wie Mugison, Ólafur und Schwester Ólöf Arnalds, Seabear, Who Knew und sehr, sehr viele mehr. Alle weiteren Infos und Tickets für diese Festivalschönheit gibt es unter icelandairwaves.is.
Iceland Airwaves 2010
13. bis 17.10. Island - Reykjavik , Tickets ca. 80 Euro
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FESTIVALS
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RÜCKBLICK:
ROSKILDE 2010
Das Roskilde Festival wurde in diesem Jahr 40 Jahre alt und zeigte sich zu diesem Jubiläum von seiner besten Seite: Durchgehend strahlender Sonnenschein, gut gelaunte Besucher und ein Line-Up, das wie gewohnt vom allerfeinsten war. Wenn man die Gorillaz erwähnt, muss man auch Patti Smith nennen, wer Alice In Chains mag, ist trotzdem bei Prince. Von den rund 150 anderen Bands ganz zu schweigen. Amerikanische HipHopper wie der überragende Brother Ali sorgten genauso für Gekreische wie die dänische Lokalrunde Thee Attacks. Auf die nächsten 40 Jahre, Roskilde! Endlich wissen wir, was Nikolaus in seiner Freizeit macht: Der coole Dicke besucht mit seinen Kollegen das Roskilde Festival
Die große Orange Stage ist neben dem Dom das Wahrzeichen der Stadt - und deutlich einfacher in die Frisur zu integrieren
Auch in diesem Jahr blieb es weitgehend friedlich. Nur einen durchgeknallten Clown musste die enorm freundliche Security in Gewahrsam nehmen
Alle warten, dass Harry den Wagen vorfährt: Thee Attacks geben ein umjubeltes Konzert und lassen sich entsprechend verschwitzt feiern
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FESTIVALS
L REEPERBAHN FESTIVA & SPOT ON DENMARK
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The Rumour Said Fire
Kein Campen, kein Stress – vom 23. bis 25. September könnt ihr euch in rund 25 Clubs und Theatern auf dem Hamburger Kiez auf das Wesentliche konzentrieren: auf Blood Red Shoes zum Beispiel oder Marina And The Diamonds, Johnossi, Karen Elson, Musée Mécanique, PVT, Superpunk oder auf unsere dänischen Freunde. Am 25. September wird im Indra die Spot On Denmark-Party stattfinden, auf der sich vier frische dänische Acts vorstellen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Thee Attacks zum Beispiel, die klingen wie The Kinks 2.0 und aussehen wie der feuchte Traum aller jungen Indie-Mädchen. The Rumour Said Fire spielen bezaubernden Indie-Folk mit ordentlich a-a-a-h-h und Händeklatschen, wohingegen Kellermensch in düsteren Rock-Gefilden durch die Gegend strolchen, wo sie im natürlichen Leben nie und nimmer auf die Synth-Popper und Newcomer-Sternchen von Ginger Ninja treffen würden – doch an diesem Abend ist eben alles anders.
Spot On Denmark
25.9. Hamburg - Indra Thee Attacks, The Rumour Said Fire, Kellermensch, Ginger Ninja
Reeperbahn Festival
23. bis 25.9. Hamburg Fehlfarben, Johnossi, Marina & The Diamonds, Blood Red Shoes, Captain Planet, Jochen Distelmeyer, Fotos, Band Of Skulls, Karen Elson, Musée Mécanique, PVT, Superpunk, Young Rebel Set, Beat!Beat!Beat! u.a. VVK: 59 Euro, Infos: reeperbahnfestival.com
Robyn
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BERLIN FESTIVAL 201 Mehr als nur viel auf
einmal
Das Berlin Festival ist in diesem Jahr so gut besetzt wie noch niemals zuvor. Am 10. und 11. September werden auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof unter anderem Hot Chip und LCD Soundsystem zu sehen sein. Live zählen diese beiden momentan zu den besten Elektro-Acts. Beim Gedanken an ein paar für November geplante Tourtermine auf britischem Boden, läuft den Inselbewohnern jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Und ihr bekommt diese hochkarätigen Kapellen hier sogar in Kombination mit anderen gefeierten Künstlern geboten. Mathematik-As und Elektro-Musiker Dan Snaith aka Caribou zum Beispiel, der momentan mit seiner aktuellen Platte „Swim“ alle Schaltkreise rund um den Globus lahmlegt. Außerdem ist Robyn mit von der Partie. Ihre für September geplanten Tourtermine musste sie leider verschieben. Einzig beim Berlin Festival wird sie das Material ihrer beiden aktuellen Veröffentlichungen, den Minialben „Body Talk PT.1“ und „Body Talk PT.2“, live vorstellen. Eine Chance, die sich kein Neunziger-Pop-Fan entgehen lassen sollte. Außerdem freuen wir uns auf Superpunk, Soulwax, Fever Ray, Atari Teenage Riot, Editors, MIT, Tricky, Fatboy Slim, Herman Dune und und und... Alle weiteren Infos gibt es unter berlinfestival.de. Zwei-Tage-Ticket: Freitag & Samstag inklusive Popkomm-Eintritt am Freitag: 59 Euro (zzgl. VVK-Gebühren) Tagestickets: Freitag 10.9. (inklusive Popkomm & a2n): 39 Euro (zzgl. VVK-Gebühren) Samstag 11.9.: 39 Euro (zzgl. VVK-Gebühren)
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BERLIN INDEPENDENT NIGHT 2010 Eine Nacht, vier Clubs, 13 Bands, 14 DJs – ein Ticket
Auch in Berlin rückt zusammen, was zusammen gehört: Rund um das Schlesische Tor in Berlin-Kreuzberg bespielen am 25. September 13 Bands die besten Live-Clubs der Hauptstadt. Das Lido, der Magnet, der Comet und das L.U.X. mutieren zu einer einzigen großen Konzert- und Party-Meile. Ob überdrehter Elektro-Pop von FM Belfast, wilder Indie-Rock von den Überfliegern Wolf Parade, Murders sanfte Lagerfeuerromantik oder kühler Synthie-Pop von Teenagers In Tokyo – die Berlin
Independent Night 2010 versammelt etablierte Acts und hoffnungsvolle Newcomer, die das Prädikat „Independent“ auch tatsächlich verdienen. 13 Mal Musik fernab von Mainstream-Schubladen,
unabhängig, eigenständig, authentisch und trotzdem mit genug Pop im Ärmel, um die Massen zu begeistern. Schauen wir uns ein paar der Kapellen mal genauer an:
Foto: meqo.sam.cecil
WOLF PARADE (CAN) Fünf lange Jahre mussten Wolf Parade um das Sängerund Songwriter-Gespann Dan Boeckner und Spencer Krug warten, bis sie von der internationalen Fachpresse endlich zu Rettern des Rock ausgerufen wurden. Mit ihrem aktuellen Album „Expo 86“ untermauern die Kanadier ihren Ausnahmestatus im zeitgenössischen Indie-Rock. Nach ihrem grandiosen Werk „At
FM BELFAST (IS) Mount Zoomer“ haben Wolf Parade ihrem Sound ein paar zusätzliche Knalleffekte verpasst, schieben stets eine Symphonie aus Keyboards vor ihre Indie-Gitarren und sind somit eine begehrte weil tanzbare Live-Offenbarung, die im Rahmen der Berlin Independent Night zur Höchstform auflaufen wird. myspace.com/wolfparade
WALTER SCHREIFELS (USA) Walter Schreifels' musikalische Verdienste zu loben, wäre wie ein Schwein zusätzlich mit Schmalz zu bestreichen – und das würde dem überzeugten Vegetarier wahrscheinlich gar nicht gefallen. Die Stationen seiner Karriere markieren alle wichtigen Wendepunkte in der Entwicklung moderner Gitarrenmusik: Egal ob als Hardcore-Urgestein mit Youth Of Today und Gorilla Biscuits, als PostCore-Visionär mit Quicksand, als Indie-Rocker mit Rival Schools oder nun eben mit seinem aktuellen Album „An Open Letter To The Scene“ solo – Walter Schreifels ist der geborene Songwriter, Musiker und Produzent. myspace.com/walterschreifelsmusic
Eigentlich wollen Árni Rúnar Hlöðversson und Lóa Hlín Hjálmtýsdóttir nur ein Weihnachtsgeschenk für ihre Freunde produzieren, als sie sich im Winter 2005 in einem kleinen Studio einschließen. Fünf Jahre und ein gefeiertes Album später sind sie die Köpfe des überdrehtesten ElektroPop-Projekts Islands. Ihre mittlerweile bis zu acht Mann starke Band FM Belfast begeistert mit LiveShows, die so hibbelig sind wie ein Kindergeburtstag mit Cola-Ausschank. myspace.com/fmbelfast
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COSMO JARVIS (UK) Ob der 20-jährige Cosmo Jarvis der neue Steven Spielberg, Alex Turner oder Mike Skinner wird, ist noch unklar. Dass dem mit funkelnden Talenten gesegneten Songwriter und Filmemacher Großes zu prophezeien ist, steht allerdings außer Frage. myspace.com/cosmojarvis
GOLDHAWKS (UK)
TEENAGERS IN TOKYO (AUS) Wer seine musikalische Karriere mit während des Schul-Kochkurses geträllerten a capella-Versionen von Daft Punk-Liedern beginnt, offenbart damit einen exquisiten Musikgeschmack und viel Mut zur Lücke. Wahrscheinlich klingt „Sacrifice“, das Debüt der Teenagers In Tokyo, genau deshalb so wunderbar aufs Wesentliche konzentriert. Vier Damen und ein Schlagzeuger, New Wave, The XX – wer braucht schon mehr? Der kühle, angenehm entrückte Sound der Teenagers In Tokyo mit all seinen Reminiszenzen an die schöne Seite der Achtziger trifft genau den Tanz-Nerv der stilsicheren Indie-Masse. Da passt es gut, dass Teenagers In Tokyo nicht nur die Berlin Independent Night beschallen werden, sondern auch die anstehende Vogue Fashion's Night Out in London mit einem DJ-Set beglücken.
Wahrscheinlich ist es der Hang zum epischen Refrain, der den Goldhawks die Vergleiche mit U2 und Bruce Springsteen eingebracht hat. Vielleicht ist es auch die Ahnung, dass sich hinter dem im Herbst erscheinenden Debüt der fünf Londoner das britische Äquivalent zu The Gaslight Anthems „American Slang“ verbergen könnten. myspace.com/goldhawks
WHO KNEW (IS) Sechs Isländer mauern die dickste Wall Of Sound des neuen Jahrtausends. Auf ihrem im Mai erschienenen Debüt „Bits And Pieces Of A Major Spectacle“ erforschen Who Knew den Noise im Power-Pop und erfinden sich als deine neue Lieblingsband. myspace.com/wellwhoknew
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gewachsen. Mit zackigem New-Wave fahren sie in ihrer belgischen Heimat auf Goldkurs und werden von der Kritik zu Recht gefeiert. myspace.com/customstheband
STILL FLYIN' (USA) Irgendwie abgehoben sind Still Flyin' tatsächlich. Das quietschbunte Ensemble aus San Francisco zelebriert in seinen Songs das gute Leben, die Achtziger, Guided By Voices und das kreative Chaos. myspace.com/stillflyin
MURDER (DK) Dass Anders Mathiasen und Jacob Bellens ihr zweites Album „Stockholm Syndrome“ getauft haben, kann kein Zufall sein. Denn noch während die beiden Herren uns mit melodieseligem Harmoniegesang und sanft geschrammelter Gitarre in die Weiten des FolkPop entführen, haben wir uns längst in sie verliebt. myspace.com/murderdk
das vollständige Programm: LIDO 00.30 23.20 22.20 21.20
FM Belfast Teenagers In Tokyo Cosmo Jarvis GoldHawks
Im Anschluss: Karrera Klub DJs
myspace.com/teenagersintokyo
MAGNET 00.00 23.00 22.00 21.00
Wolf Parade Who Knew Royal Republic Earl Greyhound
Im Anschluss: RemmiDemmi DJ Team Parallel: Goodfellas, DJ Floh (Rockbar)
COMET
LYREBIRDS (UK) EARL GREYHOUND (USA) Mit geschlossenen Augen könnte man meinen, es beim neuen Earl Greyhound-Album ‘Suspicious Package‘ mit verschollen geglaubten Aufnahmen zu tun zu haben, die belegen, dass Jimmy Page und John Bonham Ende der Sechziger bei Sly & The Family Stone ausgeholfen haben. Insbesondere der gesteigerte Hymnenappeal und der gleichmäßig zwischen Bassistin und Blickfang Kamara und Gitarrist Matt aufgeteilte Gesang sorgt für einen Qualitätssprung, den man nach dem spektakuläen Debüt sicher so nicht unbedingt erwarten musste. Die Paradedisziplin und Markenzeichen des Trios sollen, wenn es nach Kamara geht, aber nach wie vor die energiegeladenen Live-Shows bleiben, die sie auch im Rahmen der Berlin Independent Night zu einem der sehenswertesten Acts macht. myspace.com/earlgreyhound
Ihre Lieder haben alles, was zeitgenössischen Düster-Indie ausmacht: Pathos, Melancholie, Größe, Pop - und trotzdem läuten die Lyrebirds aus Brighton das Ende der Joy Division-Epigonen ein. myspace.com/lyrebirdsmusic
ROYAL REPUBLIC (SWE) Mit ihrem fulminanten Erstlingswerk „We Are Royal“ landeten die vier aus Malmö einen Nummer 1-Hit in den MTV Rockcharts und schicken sich jetzt an, auch Resteuropa mit elektrifizierenden Riffs zu erobern. myspace.com/royalrepublicsweden
23.30 22.30 21.30
Lyrebirds Customs Still Flyin’
Im Anschluss: DJs Kink Kong Kicks Parallel: Hamburger Schule Floor: Torsun (Egotronic), Plemo & Rampue (Audiolith)
L.U.X. 22.45 21.45
Walter Schreifels Murder
Im Anschluss: "Disconnected" mit DJ Put Put & Gig, Heckentreu & Yoko Phono, Violet Grey
Berlin Independent Night 2010:
CUSTOMS (BEL) Als Hausband des coolsten Clubs ihrer Heimatstadt Leuven sind Customs zu einem Live-Monster
25. September 2010, Magnet, Lido, Comet, L.U.X. Tickets: VVK 12 Euro/AK 15 Euro Alle Infos und Adressen: sallys.net
MIX
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Jack Daniel’s 160 Mal Hurra!
Telekom Street Gigs Kraxeln mit Madsen
Vor allem laut soll es werden – auf Jack’s Geburtstagsfeier. Im September – der genaue Tag ist von der Geschichtsschreibung leider nicht festgehalten worden – soll der Gründer der Brennerei des berühmten Tennessee Whiskeys 160 Mal hochleben. Das geht in diesem Falle auch posthum. Zur adäquaten Partybeschallung zum 160. lässt Jack Daniel’s einen tollen Verstärker aus Lynchburg zu uns rüber schicken. Ob mit MP3-Player, Mikrofon oder Gitarre - dieser soundgewaltige Verstärker ist auf Batteriebetrieb bis zu zwölf Stunden einsatzbereit. Wer ihn gewinnen möchte, sollte mal auf unserer Verlosungsseite auf sallys.net vorbeischauen. Da verschenkt Jack im Übrigen auch drei Birthday Bottles aus seiner Brennerei.
Ein Wiedersehen, das Freude macht: Nach ihrem ersten Auftritt 2008 werden Madsen am 25. September als erste Band erneut bei einem Telekom Street Gig spielen.
jack-lives-here.de
Dieses Mal geht es für die Indie-Rock-Kapelle in die Kletterhalle Ludwigshafen, denn wie bei jedem Telekom Street Gig wird auch an diesem Tag wieder eine außergewöhnliche Location zum Konzertsaal gemacht. Tickets für die Show gibt es wie immer nicht zu kaufen, sondern nur bis zum 24. September unter telekom-streetgigs.de zu gewinnen. Mit einer Ausnahme: Auf sallys.net warten zwei Karten auf einen neuen Besitzer. Außerdem verlosen wir dort ein „Mobile Music Pac - Street Gigs Edition III“, darin: eine „Street Gigs - Best Of“DVD (mit Auftritten von unter anderem Clueso, Fettes Brot und Razorlight) sowie ein Nokia 5230. Dieses schicke Mobiltelefon verfügt beispielsweise
Beck’s
Das Auge trinkt mit.
Angehende Grafiker aufgepasst. Beim großen Beck’s Design Contest gibt es ordentlich was zu gewinnen. Im Rahmen der Beck’s Music Experience, die in diesem Jahr die französischen Superstars von Phoenix als Host engagiert hat, wurde der „Music Inspired Art Label Contest“ ins Leben gerufen. Hier dürfen alle Kreativköpfe unter euch ein eigenes Art-Label für Beck’s entwerfen. Denn jetzt geht es um euren künstlerischen Einsatz. Ab sofort stehen auf becks.de alle Tools für ein „Music Inspired Art Label“ für euch als Download bereit. Bis zum 12. September habt ihr noch Zeit, euer eigenes Flaschenetikett zu entwerfen.
Foto: Sven Sindt
Gestalte Dein eigenes Etikett
Eine mit Design-Experten besetzte Jury wird schließlich den Sieger küren, der mit einem Hauptpreis von 3.000 Euro inklusive einer Reise zur Beck’s Music Experience ausgezeichnet wird. Außerdem werden die drei besten Art-Labels Teil der Event-Inszenierung am 6. November in Berlin. Für alle, deren Ambitionen und grafisches Talent etwas kleiner ausfallen, gibt es auf Facebook ebenfalls die Möglichkeit, direkt dort und mit Hilfe einer App sein eigenes Etikett zu basteln. Bis zum 27. September wird jede Woche ein T-Shirt mit einem ganz persönlichen Entwurf darauf verlost. becks.de facebook.com/becksmusic
über einen Touchscreen mit 8,1 Zentimeter Diagonale, einen exzellenten Musik-Player und es bringt euch ohne Umwege überall ins Internet. Das Mobile Music Pac - Street Gigs Edition III inklusive des Nokia 5230 ist ab Mitte September im Handel erhältlich.
Telekom Street Gigs Live: Madsen 25.9. Ludwigshafen, Kletterhalle Tickets und Infos unter telekom-streetgigs.de
Rühmann & Co.
Außen hui, innen schlichtes Jersey Bei dem Hamburger Label Rühmann & Co. ist das Produkt weniger spektakulär als die Verpackung. Die Basic-Shirts mit Rundhals- oder V-Ausschnitt in Schwarz, Weiß und Grau werden in kleinen Schachteln verpackt, die wie Plattencover aussehen. Die Designer lassen alle Shirts aus gesundheitlich unbedenklichem Single-Jersey und zu fairen Bedingungen in Deutschland herstellen. Jetzt hat das Label auch seinen Online-Shop eröffnet, ihr findet ihn unter: ruehmann-co.de
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KINO
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3 Fragen an
... Andrea Arnold, die zu Europas spannendsten Regietalenten gehört. Für ihren Kurzfilm „Wasp“ gewann sie 2005 den Oscar, ein Jahr später bekam sie beim Festival von Cannes für „Red Road“ den Preis der Jury. Mit ihrem zweiten Langfilm „Fish Tank“ über die 15-jährige Mia, konnte sie dieses Kunststück prompt wiederholen. In Ihrem Film spielen professionelle Schauspieler wie Michael Fassbender an der Seite der grandiosen Katie Jarvis, die vorher noch nie vor einer Kamera stand. Eigentlich wollte ich überhaupt nur Laien besetzen. Die haben so eine gewisse Unbedarftheit im Umgang mit der Kamera. Allerdings mutet man Laien natürlich auch viel zu, woran sie nicht gewöhnt sind. Gerade wenn eine Rolle so extrem ist wie die von Katie, erschien es mir sinnvoller, ihr jemanden an die Seite zu stellen, der genau weiß, worauf es ankommt.
Foto: Rankin
Wie haben Sie Katie denn überhaupt entdeckt? Ursprünglich suchten wir auf herkömmlichen Wegen nach einer passenden Darstellerin, in Agenturen und Tanzclubs. Auf Katie wurde ich am Bahnhof aufmerksam, als sie gerade lautstark mit ihrem Freund
stritt. Sie glaubte uns allerdings nicht, dass wir wirklich vom Film sind, weswegen es eine Weile gedauert hat, bis sie uns ihre Telefonnummer gab. Konnte sie mit dem Drehbuch etwas anfangen? Ich habe es ihr gar nicht gezeigt. Und den anderen auch nicht. Natürlich habe ich Katie anfangs ein bisschen vorgewarnt, was alles ungefähr auf sie zukommen würde. Aber ansonsten haben alle Schauspieler immer nur die jeweils für den Drehtag relevanten Dialoge bekommen. Auch für die anderen erschien es mir hilfreich, wenn sie mit einer gewissen Spontaneität und ohne zu viele Gedanken an die Sache herangehen. Interview: Patrick Heidmann Fish Tank - Ab 23. 09. im Kino
... Boris Kodjoe, der mit 37 Jahren endlich vor dem großen Durchbruch steht. Denn das deutsche Ex-Model ist diesen Monat mit „Resident Evil: Afterlife 3D“ nicht nur in seiner zweiten Kinorolle 2010 zu sehen, sondern hat auch die Hauptrolle der mit Spannung erwarteten Actionserie „Undercovers“ (ab 2011) übernommen. Bislang wurdest du eher als Herzensbrecher denn als Zombiejäger besetzt. Was hat dich am Horrorgenre und an der „Resident Evil“-Reihe speziell gereizt? Ich kannte die Reihe und war ein Fan von Milla Jovovich. Außerdem wollte ich einmal eine Rolle in einem Action-Film spielen. Wenn man in Hollywood einer bestimmten Kategorie zugeteilt wird, muss man jede Chance nutzen, mal etwas anderes spielen zu können. Vor deiner Schauspielkarriere warst du Model. Ist dein gutes Aussehen manchmal auch Fluch? Ja. Besonders in Hollywood wird man sofort eingestuft und abgestempelt. Ich musste sehr hart arbeiten, um zu beweisen, dass ich mehr bin als nur ein Gesicht. Meine Rolle des Brick in „Katze auf dem heißen Blechdach“, die ich am Broadway gespielt habe, war ein
wichtiger Moment, weil ich damit endgültig beweisen konnte, dass ich mir den Erfolg hart erarbeitet habe. Ab Ende September bist du in den USA als Hauptdarsteller der neuen Spionageserie „Undercovers“ zusehen. Spürt man da Erfolgsdruck? Und wie ist die Arbeit mit J.J. Abrams? Abrams ist ein Genie. Er hat sich durch seinen Erfolg mit „Lost“ und „Alias“ die Freiheit erkämpft, in Hollywood das machen zu dürfen, was er will. Seine Kreativität kennt keine Grenzen. Ich bin mehr aufgeregt als unter Druck. Ich freue mich wahnsinnig auf die Serie und hoffe, dass die Zuschauer sie mögen werden. Interview Patrick Heidmann Resident Evil: Afterlife 3D - Ab 16.09. im Kino
... Moritz Bleibtreu, der in diesem Jahr mal wieder so fleißig und vielseitig ist wie kaum ein anderer. Jetzt liefert er seinen kontroversesten Auftritt ab: in Oskar Roehlers „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ spielt er niemand anderen als Joseph Goebbels. Moritz, bei der Berlinale-Premiere war „Jud Süß“ - gelinde gesagt - umstritten. Kannst du mit Kritik und Buh-Rufen gut umgehen? Der Film befasst sich auf eine sehr neue und eigene Art mit der deutschen Zeitgeschichte. Dass das zu Kontroversen führt, liegt in der Natur der Sache und ist völlig in Ordnung. Auch wenn gebuht wird, ist das okay, das gehört zu meinem Beruf dazu. Das darf jeder, solange er nicht persönlich wird. Hattest du bei deiner Goebbels-Darstellung eigentlich Angst vor der Grenze zur Karikatur? Es war von Anfang an klar, dass ein gewisses satirisches Element nicht ausbleiben kann. Die Figur als solche ist ja fast schon metaphorisch angelegt, als Inbegriff der Verführung und des Bösen. Außerdem hat Goebbels aus der heutigen Betrachtung fast etwas Clownesques.
Diese Form der Diktion, dieser übersteigerte Manierismus, diese Eitelkeit – das war damals normal, aber heute ist das doch Satire pur. Wobei man das auf keinen Fall mit einer Verharmlosung verwechseln darf. Ging es dir bewusst darum, eine andere Seite zu zeigen? Oft wirst du ja eher als Sympathieträger besetzt... Gar nicht, denn ich „konstruiere“ meine Karriere nicht. Ich mache Dinge, die ich interessant finde. Mehr Überlegungen stecken da nicht hinter. Es liegt mir wirklich völlig fern, strategisch zu planen, ob ich nach einem Film mit Bushido lieber Goebbels oder irgendetwas anderes spielen sollte. Ich habe weder etwas zu beweisen noch will ich die Leute schocken. Interview: Patrick Heidmann Jud Süß - Ab 23.09. im Kino *
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KINO
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It’s a kind of magic: Jay Baruchel im „Duell der Magier“.
Jay Baruchel
Der Hollywood-Lehrling Wenn man Jay Baruchel zum Interview in einem dieser Luxushotels trifft, in denen die großen Filmstudios gerne mal die Presse-Events für ihre Blockbuster veranstalten, dann hat man ein ähnliches Gefühl, wie wenn man ihn auf der Leinwand sieht. Irgendwie wirkt der dürre Schlacks mit den eher unfrisierten Locken, der etwas nervigen Stimme und dem selbst im nüchternen Zustand ein bisschen bekifft aussehenden Blick so ganz anders, als die anderen um ihn herum. Beinahe ein wenig fehl am Platz. Dabei ist der 1982 in Ottawa geborene und in Montreal aufgewachsene Kanadier eigentlich ein alter Hase im Showgeschäft. Als Teenager stand er in seiner Heimat erstmals für eine Fernsehserie vor der Kamera, nach der Schule zog es ihn dann Richtung Hollywood, wo er Nebenrollen in Filmen wie „Almost Famous“ oder Eastwoods „Million Dollar Baby“ übernahm und von Judd Apatow für die kurzlebige Kultshow „Undeclared“ (im deutschen TV: „American Campus – Reif für die Uni?“) entdeckt wurde. Der Komödien-Experte gab Baruchel später auch eine Nebenrolle im Kinohit „Beim ersten Mal“, und tatsächlich ist es kein Zufall, dass sich die Karrieren der beiden ungefähr gleichzeitig auf Erfolgskurs stellten. Denn spätestens mit Apatows erfolgreichen Komödien etablierte sich plötzlich ein neues Männerbild in Hollywood: Wo lange Zeit nur auf Schönlinge wie Brad Pitt oder Josh Hartnett gesetzt wurde, entpuppten sich mit einem Mal rülpsende Riesenbabys als Leinwandhelden und untrainierte Nerds bekamen die schönsten Frauen ab. Wäre Baruchel also zehn Jahre früher vermutlich nicht über Auftritte in albernen Sitcoms hinausgekommen, engagierte man ihn nun – nach kleineren Parts in „Tropic Thunder“ oder „Nick & Norah“ – für Kino-Hauptrollen. „Ich freue mich rie-
sig, dass man auch im Hollywood-Kino mittlerweile ganz normale Menschen zu Gesicht bekommt“, sagt er selbst im Gespräch. „Denn wenn wir ehrlich sind, sehen echte Menschen nun mal eher so aus wie ich als wie Vin Diesel.“ Noch geht der 28-Jährige, der auf Cola und Eishockey steht und seine Liebe zu Joy Division auch per T-Shirt kundtut, in seiner Funktion als neuer „leading man“ in Hollywood allerdings in die Lehre. Ähnlich also wie in seinem neuen Film „Duell der Magier“, seiner zweiten Hauptrolle nach der Romantikkomödie „Zu scharf um wahr zu sein“, in der er vor einigen Monaten – natürlich! – allen Macho-Konkurrenten die sexy Blondine vor der Nase wegschnappte. An der Seite von Nicolas Cage darf er sich nun aber immerhin zum ersten Mal als Weltenretter versuchen. Nach allerlei Zauberlehrling-Problemen mit außer Kontrolle geratenen Putzutensilien hat der Action-erprobte Kollege ihn nämlich irgendwann so weit, dass er finalen Showdown tatsächlich seine neu entdeckten magischen Fähigkeiten mit allerlei CGI-Effekten zum Einsatz bringen kann. Ob auf Baruchel in Hollywood allerdings eine dauerhafte Festanstellung wartet, muss sich noch zeigen, schließlich kommt er bald in ein Alter,
wo man nicht mehr ohne weiteres den verpeilten Langzeitstudenten spielen und trotzdem noch charmant wirken kann. „Mir ist schon klar, dass ich in Hollywood immer nur für einen ganz bestimmten Rollentyp engagiert werde“, spricht der unter anderem mit einem Ahornblatt tätowierte Patriot das Dilemma offen an. „Aber das stört mich nicht. Denn erstens könnte ich die Rollen ja ablehnen, wenn sie mir keinen Spaß machen würden. Und zweitens drehe ich fast genauso oft in Kanada, wo ich für ganz andere Parts besetzt werde. Filme wie ‘The Trotzky’ sieht nur außerhalb meiner Heimat kaum jemand.“ Ganz abgesehen davon arbeitet er ohnehin längst an einer Umschulung. Gemeinsam mit seinem langjährigen Kumpel Seth Rogen stellt er gerade die Komödie „Jay and Seth vs. The Apocalypse“ auf die Beine, die vielleicht noch in diesem Jahr gedreht werden könnte. Und schon im Herbst macht er sich auf nach Winnipeg, wo der Eishockey-Film „Goon“ entsteht, für den er das Drehbuch verfasste. Dass Jay Baruchel sich dort fehl am Platz fühlt, steht eher nicht zu befürchten. Text: Patrick Heidmann Duell der Magier - Ab 2. September im Kino
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The American
Ein Profi auf der Flucht: George Clooney in „The American“.
Killer auf Abwegen
George Clooney spielt Jack, einen Profikiller, der sich irgendwann der Frage stellen muss, wie er eine Zukunft fernab von Auftragsmorden realisieren soll. Als er aussteigen möchte, kommt er jedoch nicht nur in Schwierigkeiten mit der Chefetage, auch die eigene innere Zerrissenheit zwischen Mord und Moral, Gewalt und Sensibilität ist es, die der niederländische Regisseur und Star-Fotograf Anton Corbijn zum übergreifenden Thema seines zweiten Spielfilms macht.. Nachvollziehbar wird dieser innere Kampf mit sich selbst, wenn man weiß, dass Jack von Beruf Profikiller ist, seinen Job jedoch schnellstmöglich an den Nagel hängen will. Der Grund: Seine Sehnsucht danach, sich endlich irgendzurückziehen zu können und emotionale Geborgenheit zu erfahren. Beides findet Jack während der Ausführung seines letzten Auftrags bei der Prostituierten Clara (Violante Placido), mit der er ein gänzlich neues Leben beginnen möchte. Der geübte Kinogänger weiß jedoch, dass es Jobs gibt, bei denen es für Kündigungsschreiben keine Abnehmer gibt – und der Job des Profikillers gehört definitiv dazu. Insofern überrascht es nicht sonderlich, dass sich Jack im Zuge der Durchführung seines letzten Auftrags ständig mit ungeliebten Kollegen herumschlagen muss, die es nun auf ihn abgesehen haben. Zugegeben: Der Plot ist alles andere als neu und dürfte durchaus das ein oder andere Déjà-vu heraufbeschwören. Vor allem die Nähe zum Kino-
klassiker „Der Schakal“ von 1973 ist allzu offensichtlich und könnte Skepsis hervorrufen. Doch die ist vollkommen unbegründet. Denn was der Story an Innovation fehlt, machen Clooney und Corbijn durch hervorragende Performances und mitreißendes Engagement allemal wett. Dabei sollte man sich von den Eindrücken der Trailer nicht täuschen lassen. „The American“ ist kein knallharter Action-Thriller, wenngleich es durchaus ein paar rasante und packende Szenen zu bestaunen gibt. Doch das Hauptaugenmerk Corbijns liegt auf der Figur Jacks, in die auch Clooney all sein Können hineingelegt hat. Auf der einen Seite mimt er die skrupellose Mordmaschine ohne Gewissen, auf der anderen Seite verkörpert er eine getriebene Seele auf der Suche nach innerem Frieden. Diesen Zwiespalt bringt der Star in seinem zurückhaltenden, aber wahnsinnig differenzierten Spiel jederzeit gekonnt auf den Punkt. Mit Hilfe seines fotografischen Backgrounds gelingt es Corbijn,
das Wesen Jacks gelungen zu unterstützen, ohne sich dabei allzu sehr in den Vordergrund zu drängen – durch den Einbau von Landschaft, Architektur oder die Verwendung nicht allzu verbrauchter Kamera-Einstellungen. „The American“ ist Thriller und Charakterstudie zugleich. Ein Film, der seine Faszination weniger aus den Action-Elementen, sondern aus seiner Stimmung bezieht. Die Bedrohung ist permanent fühlbar, und gerade die Langsamkeit und Schwere in bestimmten Sequenzen hebt sich angenehm ab von der hektischen Videoclip-Ästhetik ähnlich gearteter Werke. Insofern ist „The American“ all denen zu empfehlen, die entweder a) George Clooney-Fans sind, b) sich an anspruchsvoll fotografiertem Suspense-Kino erfreuen können oder c) mal hören wollen, wie es klingt, wenn Herbert Grönemeyer für den Score eines Spielfilms verantwortlich zeichnet. Text: Daniel Schieferdecker Kinostart: 16. September 2010
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Männertrip
Wilde Tage, wilde Nächte Bei den heutzutage in TV-Shows gecasteten Boy- oder Girlie-Bands ist nicht mehr viel zu spüren vom legendären „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“-Feeling. Sie sind pflegeleicht, artig und strebsam, tanzen selten aus der Reihe und machen brav alles, was ihre Plattenbosse oder Produzenten von ihnen verlangen. Entsprechend muss man in der Musikgeschichte entweder ein paar Jahre zurückgehen, um noch etwas vom ungebändigten Geist des Rock’n’Roll lebendig werden zu lassen - oder man reanimiert einen zwischendurch in Vergessenheit geratenen Star, der in Erinnerung an die guten alten Zeiten noch einmal ordentlich die Sau raus lässt. Beim neuen Werk des derzeit so angesagten USKomödienspezialisten Judd Apatow (der diesmal nur als Produzent fungierte) entschied man sich für letztere Variante. Auf der Suche nach neuen Stars schlägt Plattenlabel-Praktikant Aaron (Jonah Hill) seinem Chef Sergio (ein bestens aufgelegter Sean „P. Diddy“ Combs spielt sich quasi selbst) vor, doch den seit einigen Jahren in der Versenkung verschwundenen Brit-Rocker Aldous Snow (Russell Brand) zu einem Comeback zu überreden. Sergio ist von Aarons Idee spontan begeistert und beauftragt ihn, Snow in London abzuholen und mit ihm zusammen wieder zurück in die Staaten zu fliegen, wo zunächst ein Auftritt im Frühstücksfernsehen auf den einst so
Wo geht’s hier zur Bühne? Russell Brand, P. Diddy, Jonah Hill (v. links)
berühmten Star wartet, bevor es weiter zu seinem Jubiläumskonzert nach Los Angeles geht. Damit auch sicher gestellt ist, dass Snow jeweils pünktlich und nüchtern erscheint, soll Aaron ihm nicht von der Seite weichen. Aber schon vor ihrem Abflug aus London schleppt der abgehalfterte Musiker den braven Praktikanten durch diverse Clubs, so dass sie gleich mehrere Flugzeuge Richtung New York verpassen. Doch das soll erst der Auftakt einer dreitägigen Odyssee mit reichlich Sex & Drugs & Rock’n’Roll werden...
mit Hill und Katy Perry-Lover Brand wurde auch eine charismatisch-sympathische Besetzung gefunden. Dazu wurden noch zahlreiche Musiker zu Gastauftritten überredet, was darin gipfelt, dass sich MetallicaDrummer Lars Ulrich sogar in einer kleinen Nebenrolle selbst spielen darf. Das Problem dieser Komödie ist nur, dass die Lust am Exzess irgendwann in Frust umschlägt und dem Ganzen kurz vor Schluss noch der komödiantische Treibstoff ausgeht. Bis dahin jedoch kommt man ordentlich auf seine Kosten.
Die Idee hinter diesem Spin-Off von „Nie wieder Sex mit der Ex“ klingt durchaus vielversprechend, und
Text: Dirk Lüneberg Kinostart: 2. September 2010
plosion an Farben und Formen vor allem in der Unterwasserwelt, aus der die Hauptfigur Ponyo stammt. Dabei handelt es sich um das wohl drolligste Zeichentrickgeschöpf des Jahres: Eigentlich soll es ein Goldfisch sein, hat aber einen Wuschelkopf, Kulleraugen, die Flossen erinnern an ein rotes Kleidchen. Später wachsen Ponyo dann auch noch seltsame Hühnerbeinchen, bevor sie zeitweise sogar zum Menschenmädchen wird. Der Auslöser ist ein abgeschleckter Tropfen Blut des kleinen Jungen Sosuke, der mit seiner Mutter in einem kleinen Hafenstädtchen lebt und Ponyo aus einem Glas befreit und gerettet hat. Doch ihre menschliche Ambitionen bringen die Natur aus dem Gleichgewicht, was dazu führt, dass riesige Meereswellen das Städtchen unter Wasser setzen.
Ponyo – Das groSSe Abenteuer am Meer Ein Goldfisch mit Ambitionen
Zwar gibt es wie 2009 mit „Küss den Frosch“ immer wieder ein kurzes Aufflackern der großen Zeichentrickproduktionen in 2D. Mittlerweile stehen sie allerdings meist im Schatten der computeranimierten Filme, deren Speerspitze die Pixar Studios mit ihren konstant herausragenden Werken bilden. Der japanische Animationsgott des legendären Studio Ghibli, Hayao Miyazaki, bleibt aber dennoch bei seiner alten Technik, dem Zeichnen von Hand. In seinen Filmen strahlen die Striche und Oberflächen nicht die sterile Perfektion der Konkurrenz aus, sondern bewahren sich einen ganz eigenen, lebendigen Charme. Das gilt auch für
sein neues Werk „Ponyo“, das allerdings anders als „Chihiros Reise ins Zauberland“ und „Das wandelnde Schloss“ zu einem reduzierteren Stil mit pastelligen Hintergründen zurückfindet. An Zauber und fantasievollen Details büßt er dennoch nicht ein. Im Gegenteil: Der Film ist eine Ex-
Das Ziel der abgedreht-märchenhaften Geschichte, für die sich Miyazaki unter anderem von „Die kleine Meerjungsfrau“ inspirieren ließ, ist klar: Ponyo kann entweder durch die Liebe Sosukes zu einem ganz normalen Mädchen ohne magische Kräfte, oder, falls er sie nicht lieben sollte, zu Meeresschaum werden. Doch bis es soweit ist, passieren in dieser Welt nicht nur völlig unvorhersehbar die seltsamsten Dinge. Sie werden auch noch ganz selbstverständlich hingenommen, bis letztlich mit Hilfe einer Meereskönigin wieder alles in Ordnung gebracht wird. Der turbulente Fantasiesturm mischt derweil zahlreiche Lieblingsmotive des Regisseurs und lässt auch ernstere Themen anklingen, wenn es etwa um den rücksichtslosen Umgang der Menschen mit der Natur geht. Wie Miyazakis ewig knuffiger „Mein Nachbar Totoro“ richtet sich auch „Ponyo“ dabei an ein Kinderpublikum. Ob das noch jung oder schon erwachsen ist, spielt dabei aber keine Rolle. Text: Sascha Rettig Kinostart: 16. September 2010
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Bis aufs Blut – Brüder auf Bewährung Starker Einstand
Regisseur Oliver Kienle bezeichnet die Protagonisten seines Jugenddramas „Bis aufs Blut“ als Traumbesetzung und hat damit absolut Recht. Was Jacob Matschenz und Burak Yigit hier als Tommy und Sule abliefern, hat eine Kraft, der man sich kaum entziehen kann. Die beiden spielen Freunde, die seit der Grundschulzeit durch dick und dünn gehen und sich hauptsächlich durch das Duisburger Partyleben kiffen. Alles ist leicht, alles ist easy, und tolle Ideen gibt es auch, denn Sule hat „the Masterplan“: mit einem bedeutenden Drogen-Deal soll die eigene Tuning-Werkstatt finanziert werden. Für Tommy entsteht daraus ein Konflikt. Einerseits steht da die unbedingte Freundschaft zu Sule, der für ihn Familie und lebenslanger Beschützer ist, auf der anderen Seite seine Freundin Sina und mit ihr eine reelle Zukunftsperspektive fernab von Drogen und Gewalt.
und wird gebrochen durch eingebaute Scratches oder schnelle Schnitte im Clip-Stil. Dazu passend gestalten sich die Dialoge in krasser Gossensprache; ständig wird jemand von irgendwem gefickt, meistens von der Mutter oder dem Leben allgemein.
Kienle erzählt rasant, aber nicht hastig. Die Geschichte ist stets getrieben durch deutsche HipHop-Beats
Text: Vanessa Pape Kinostart: 23. September 2010
Mit „Bis aufs Blut“ lieferte der junge Regisseur seine Diplomarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg ab, wofür er vermutlich nicht nur eine bravouröse Endnote erhielt, sondern auch tatsächlich den angesehenen Max-Ophüls-Preis 2010. Eine ganz und gar angemessene Entlohnung für diese Arbeit.
Groupies bleiben nicht zum Frühstück Verliebt in einen Teenie-Star
Auf dem Papier klingt die Sache zunächst wie eine schlechte Foto-Lovestory aus der Bravo: eine Schülerin (Anna Fischer) kommt vom einjährigen Austausch aus den USA zurück und verliebt sich prompt in einen alles andere als draufgängerischen, niedlichen Kerl (Kostja Ullmann), der zufällig ihren Weg kreuzt. Davon dass er eigentlich Leadsänger der gerade angesagtesten Teenie-Rock-Band ist, hat sie keinen Schimmer. Doch natürlich kommt die Sache bald raus – und aus dem jungen Glück wird schnell ganz großes Chaos. Tatsächlich beginnt „Groupies bleiben nicht zum Frühstück“einigermaßen albern. 20 Minuten lang staunt man peinlich berührt: über die unbedarft schlichten Dialoge und die hemmungslos gedroschenen Klischees, aber auch über Chris’ Band Berlin-Mitte, die der Musik, dem Namen und dem Kajal-Verbrauch nach sicher nicht zufällig an Tokio Hotel erinnert. Nun ist allerdings Kostja Ullmann um einiges charmanter und verliebenswerter als Bill Kaulitz und Anna Fischer so treffend besetzt wie lange nicht – und auch sonst kriegt der neue Film von Oscar-nomi-
nierten „Sophie Scholl“-Regisseur Marc Rothemund überraschenderweise noch ordentlich die Kurve. Irgendwann stimmen Timing, Humor („Touris!“) und meistens auch der Tonfall, so dass man Stereotypen wie den liebenswerten Bodyguard, den eiskalten Manager (Roman Knizka) oder die Klassenzimmer-Zicken à la Paris Hilton irgendwann gar nicht mehr als störend empfindet. Am Ende ist man gleichermaßen amüsiert wie gerührt, obwohl – oder gerade weil – Rothemund keine Hemmungen hat, bei Vorbildern wie „Notting Hill“ zu klauen. Text: Patrick Heidmann Kinostart: 16. September 2010
The Expendables Actionhelden-Stelldichein
Sie wollen es noch einmal wissen: In „The Expendables“ versammelt Sylvester Stallone als Regisseur und Hauptdarsteller seine größten Action-Kollegen zum Showdown. Handlung? Egal. Expendable-Anführer Barney Ross (Sylvester Stallone) grinst, wie ein 64-jähriger Actionheld noch grinsen kann. „Ich komme nicht wegen dir“, sagt er zum letzten Überlebenden (Eric Roberts) eines Gemetzels der Extraklasse und zeigt auf dessen Geisel. „Ich komme wegen ihr.“ Als ob man das nicht schon 70 Minuten lang gewusst hätte. Aber von vorne: Ein „Expendable“ ist im Kriegsjargon einer, der im Kampf geopfert werden kann, wenn es dem Erreichen des militärischen Zieles dient. Die alternden Gesetzlosen in Stallones gleichnamiger Regiearbeit dürften demnach gar nicht mehr leben. Weil sie es aber doch tun, ist vor allem dumm, wer seine Rechnung ohne sie aufmacht.
dass man sich einen solchen Blockbuster ohnehin nicht in der Hoffnung auf raffinierte Plots (hier: Sondereinheit soll Diktator stürzen/Drogenmafia/ Doppeltes Spiel/Rette das Mädchen) ansieht, sondern wegen des geballten Actionhelden-Aufgebots! Stallone, Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren, Mickey Rourke, Terry Crews, Randy Couture, Steve „Stonecold“ Austin und Bruce Willis spielen überraschend selbstironisch auch sich selbst – von Schwarzeneggers Cameo-Auftritt ganz zu schweigen. Und auf dieser Ebene – und nur da – funktioniert dieses erwartungsgemäß flache Fight’n’ShootSpektakel ab 18 ganz hervorragend.
Die einzige Rettung von „The Expendables“ ist seine völlig überzogene Handlung und die Tatsache,
Text: Fabian Soethof Kinostart: 26. August 2010
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Das Leben ist zu lang
Enter the Void
Mammuth
Dass in Dani Levy ein bisschen was von Woody Allen steckt, ahnte man schon. Mit „Das Leben ist zu lang“ (ab 26.8.) versucht er sich nun wie der New Yorker an einer großen, jüdischen Tragikomödie – und scheitert grandios. Dabei fängt alles vielversprechend an: Der jüdische Filmemacher Alfi Seliger (Markus Hering) hat einmal einen gefeierten Film gedreht, seitdem ist ihm nichts mehr gelungen: Sein neues Projekt stößt nirgends auf Gegenliebe, seine Bank geht insolvent, seine Frau hat nur Verachtung für ihn übrig und die pubertierenden Kinder finden ihn peinlich. Nicht einmal sein Selbstmord will ihm gelingen. An dieser Stelle kippt die bis dahin charmante und sogar witzige Komödie, denn Regisseur Levy tritt plötzlich als er selbst in Erscheinung und offenbart uns und Alfi, dass dieser nur eine Filmfigur ist. Hier stolpert Levy über seine eigenen Ambitionen und bricht seinem Werk das Genick. Schade um diese mit gut beobachteten Anspielungen aufs Filmbusiness gespickte und prominent besetzte Tragikomödie!
Der junge Drogendealer Oscar (Nathaniel Brown) geistert durch sein Tokioer Apartment, er ist gerade auf dem Trip, gleich wird er sich in den Nachtclub „The Void“ begeben. Währenddessen ist seine Schwester Linda (Paz de la Huerta) mit einem Freier beschäftigt, nicht ahnend, dass ihr Bruder in tödlicher Gefahr schwebt. In „Enter the Void“ erzählt Skandal-Regisseur Gaspar Noé die Geschichte zweier Geschwister, die nach langer Zeit der Trennung wieder zusammenfinden und sich in der Drogenszene Tokios in einer Welt jenseits der Realität verlieren. Noés authentisch verfasstes Melodram ist herausragend besetzt und gleicht mit seiner surrealen Farbgebung einem halluzinativen Trip, in dem die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits, realer und animierter Kulisse verschwimmen. Auf Grund seiner pornografisch anmutenden Sexszenen ist der Film, der mit dem Sound von Daft Punk-Musiker Thomas Bangalter eine mehr als stimmige Symbiose eingeht, manchmal schwer erträglich – er führt tief in die Hölle hinab.
Text: Dirk Lüneberg
Text: Kathleen Prüstel
Nachdem er sein ganzes Leben hart gearbeitet hat, geht Serge (Gérard Depardieu) – genannt „Mammuth“ – in den wohlverdienten Ruhestand. Die Rentenbehörde verlangt allerdings nach einigen ausstehenden Verdienstbescheinigungen früherer Arbeitgeber, und so macht sich Mammuth mit seinem Motorrad auf den Weg zu den Orten seiner Vergangenheit. Dabei entdeckt er seine innersten Gefühle. Nach ihrem genialen Coup „Louise hires a contract killer“ liefert das Regie-Duo Benoît Delépine und Gustave de Kervern mit „Mammuth“ (ab 16.9.) erneut ein ebenso skurriles, aber diesmal etwas ruhigeres Werk ab. In loser Reihenfolge verknüpfen sie absurde Episoden und alberne Ideen mit einer emotionalen Ebene und schaffen gekonnt die Balance zwischen brachialer Komödie und feinsinnigem Drama. Aus diesem Gegensatz entwickelt sich, trotz abwegiger Situationen, eine seltsame Art von Authentizität. Der Film erzählt von den Unreinheiten des Lebens und ist ebenso eigenwillig wie brillant.
Mary & Max
Zarte Parasiten
Eine willkürliche Seite im Telefonbuch, blind mit dem Finger draufgetippt und schon hat Mary einen neuen Brieffreund. Nur so lässt sich erklären, warum ein achtjähriges Mädchen aus Australien mit einem 44-jährigen New Yorker mit Asperger Syndrom eine Brieffreundschaft beginnt, obwohl sie sich nie begegnet sind. „Mary und Max“ (ab 26.8.) ist eine Ode an das Außenseitertum, zwei vom Leben enttäuschte und gebeutelte Menschen, die sich gegenseitig - nur in schriftlicher Form - Halt geben und aneinander einen wirklich guten Freund gefunden haben. Regisseur Adam Elliot hat aus einem Haufen Plastilin eine wunderbar grau-braune und detailverliebte Welt erschaffen, die dramatisch, absurd und trotz aller Komik unterschwellig tragisch ist. Ein herausragender Animationsfilm, der nicht zuletzt auf Grund der präzisen und liebevollen Charakterisierung der Protagonisten – die auch ihre Fehler haben dürfen – auf allen Ebenen emotional bewegend ist. Und dabei ist es nur Knete!
Manu (Maja Schöne) und Jakob (Robert Stadlober) wohnen im Wald und verdienen ihr Geld damit, Menschen zu geben, was ihnen fehlt: Hilfe, Zuneigung, Interesse. Manu pflegt eine alte Frau und Jakob nimmt bei einem Paar die Rolle des verstorbenen Sohnes ein. Doch das Lebensmodell der beiden entwickelt eine emotionale Eigendynamik. Die Grundidee von „Zarte Parasiten“ (ab 9.9.) ist zugleich Qualität und Schicksal des Films. Einerseits agieren die Protagonisten nicht als verklärte Weltverbesserer, sondern füllen gezielt und egozentrisch die Leere im Leben anderer. Andererseits müsste man das Pärchen auf eine metaphorische Ebene heben, wo es die permanente Sehnsucht einer sich stets isolierenden Gesellschaft symbolisiert. Da man aber keinen Film nur hypothetisch lesen kann, stößt man zwangsläufig auf Mängel im Drehbuch. Irgendwann verliert man das Interesse an den Parasiten, so zärtlich sie auch sein mögen.
Text: Cornelis Hähnel
Text: Cornelis Hähnel
Text Cornelis Hähnel
Zwischen uns Das Paradies Die Themen Religion und Radikalisierung liegen in der Luft, doch das Kino traut sich trotzdem selten an solche heiklen Stoffe heran. Die bosnische Regisseurin Jasmila Zbanic, die 2006 für „Esmas Geheimnis“ den Goldenen Bären der Berlinale gewann, kannte solche Berührungsängste bei ihrem zweiten Film nicht. Denn mit „Zwischen uns das Paradies“ (ab 2.9.) gelingt ihr ein packendes Stück Kino ohne Schwarzweiß-Malerei. Die Beziehung zwischen Luna (Zrinka Cvitesic) und Amar (Leon Lucev) wird auf eine harte Probe gestellt. Erst klappt es mit dem Kinderkriegen nicht, dann verliert er seinen Job und wendet sich schließlich, immer mehr einer wahabitischen Fundamentalistengruppe zu. Wie Luna daraufhin nicht nur um ihr Glück, sondern auch um ihre Selbsterhaltung ringt, ist emotional wie intellektuell gleichermaßen bewegend, auch dank der beeindruckenden Hauptdarstellerin. Text: Patrick Heidmann
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DVD DES MONATS A Single Man (Senator/Universum)
Kann ein Modedesigner so ohne weiteres von der Nähmaschine hinter die Filmkamera wechseln? Es sollte besser nicht jeder tun, aber Tom Ford hat mit „A Single Man“bewiesen, dass es geht – und zwar eindrucksvoll! Die Geschichte allein (basierend auf Christopher Isherwoods Roman „Der Einzelgänger“) ist bewegend. George Falconer (Colin Firth) kommt nicht über den Unfalltod seines Lebensgefährten (Matthew Goode) hinweg und beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Doch Begegnungen mit seiner besten Freundin (Julianne Moore) und einem flirtenden Studenten (Nicholas Hoult) sowie allgemein der Schönheit des Alltags, bringen im Laufe eines Tages den Entschluss des Professors ins Wanken. Aber es sind andere Elemente, die „A Single Man“ zu einem echten Ereignis machen. Fords atmosphärische Inszenierung und geschickte Erzählstruktur etwa. Oder natürlich Colin Firth, der mit einer Herz zerreißenden Leistung beweist, dass er weit mehr kann als Jane Austen oder
Bridget Jones und zu Recht für einen Oscar nominiert wurde. Den übrigens auch die Verantwortlichen für Kamera, Musik, Schnitt und Ausstattung verdient hätten, denn die bis ins kleinste Detail durchkomponierten, mit größtmöglicher Eleganz arrangierten Szenen der frühen Sechzigerjahre sind schlicht atemberaubend. In den Handel kommt der Film als Einzel-DVD, Special Edition oder Blu-ray und ist mit Fords Audiokommentar, einem Making Of und Darsteller-Interviews ausgestattet.
An Education
Bad Lieutenant
Der Ghostwriter
A Serious Man
Date Night – Gangster für eine Nacht
(Sony) Für die Schülerin Jenny ist das Leben Tristesse pur. Als der ältere Charmeur David sie auf der Straße anspricht, ergreift sie ihre Chance auf die große weite Welt. Kunst und Kultur statt piefiges Elternhaus lautet das Versprechen. Carey Mulligan in der Rolle der Jenny ist die Entdeckung, vom europäischen Shooting Star hat sie es sogleich zur Oscar-Nominierung geschafft. Ein leichter, kleiner, zauberhafter, britischer Film, der gleichzeitig Milieuzeichnung, Reifeprozess, Biographie und kein Stück langweilig ist. Die DVD verspricht ein Making Of, Deleted Scenes und Kommentare von Regisseur und Hauptdarstellern. Text: Elisabeth Nagy
(Universum) Wären Regisseure für Filme wie Götter, die Coen Brüder wären grausame, im besten Falle gleichgültige. Ihre neue Schöpfung, der sehr rationale Physikprofessor Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg), muss im Jahr 1967 mehr einstecken als ihm lieb ist. Er sucht deshalb Rat und Antworten bei drei Rabbis - mit unklaren Ergebnissen. Schlicht großartig schwingt alles zwischen absurd, komisch, traurig und unheimlich vor der sehr überzeugenden Kulisse des provinziellen Mittleren Westens der USA. Zusätzlich gibt’s ein Making Of, Trailer, ein Interview mit dem Hauptdarsteller und schöne Featurettes. Text: Christian Stein
Auf der anderen Seite des Bettes
(EuroVideo) Um ihre Ehe zu retten, beschließen Ariane (Sophie Marceau) und Hugo (Dany Boon), für ein Jahr ihr Leben zu tauschen. Während sich Hugo an Hausarbeit und Kinder gewöhnt, übernimmt Ariane in der Firma ihres Mannes den Vorsitz. Die Geschichte ist nicht neu, hier kommt sie als französische Komödie daher. Dass das Ganze dennoch amerikanisch wirkt, liegt an den glatten Rollenentwürfen und am Tempo: Marceau & Boon drohen vor Hektik zu ersticken. Ein Film in knalligen Bonbon-Farben, der einem auf Grund seiner pausenlosen Dialoge schon mal auf die Nerven gehen kann. Als Special gibt’s ein Making Of. Text: Kathleen Prüstel
(Splendid) Lt. McDonagh (Nicholas Cage) steckt mitten in einer polizeilichen Untersuchung, als ihm plötzlich zwei Leguane erscheinen. Werner Herzogs Polizeithriller, der in New Orleans nach dem Hurrikan spielt, ist ein düsterer Film, bietet aber manch launigen Einfall, Südstaaten-Mentalität und Shotgun-Houses. Im Mittelpunkt steht ein alter Haudegen: Selbst kokain- und sexabhängig, dennoch verantwortungsbewusst und ein bisschen old-fashioned kämpft sich Cage, dem Eva Mendes als Geliebte an die Seite gestellt wurde, durch einen verworrenen Fall im Drogenmilieu. Bonusmaterial gibt es nur auf der DVD-Special Edition und Blu-ray. Text: Kathleen Prüstel
(20th Century Fox) Die Ehe von Phil (Steve Carell) und Clara (Tina Fey) ist irgendwann eingeschlafen. Dates in exquisiten Lokalen sollen wieder etwas Schwung in die Beziehung bringen. Dabei greifen die beiden auch mal auf falsche Namen zurück, was eines Abends zu einer unangenehmen Verwechslung führt – und sie in das Schussfeld einer Handvoll Gangster bringt. Letztlich fällt „Date Night“ dabei ein bisschen albern aus, aber bei Anhängern amerikanischen Mainstream-Humors dürfte die Komödie sicherlich punkten. Nicht zuletzt wegen der vielen Extras. Text: Daniel Schieferdecker
Daybreakers
(Sunfilm) 2019. Auf der Erde leben vor allem Vampire, die Menschheit ist fast ausgerottet, die Blutvorräte sind knapp. Forscher Edward versucht, einen Ersatzstoff zu finden – um dem ewigen Kampf der Spezies ein Ende zu bereiten. Ein Vampirfilm mit Willem Dafoe und Ethan Hawke, das hätte großartig werden können. Doch leider werden hier zu viele dramaturgische Fässer aufgemacht, während keiner der Erzählstränge wirklich Spannung erzeugt. Wieder einmal gilt: Nicht immer sind gute Darsteller ein Garant für einen guten Film. DVD und Blu-ray kommen mit Kommentar und Storyboards als Bonus aus. Text: Cornelis Hähnel
Text: Patrick Heidmann
(Kinowelt) Nach der merkwürdig blutleeren Neuverfilmung von „Oliver Twist“ zeigt RegieAltmeister Roman Polanski endlich wieder, was er kann. „Der Ghostwriter“ ist ein makellos inszenierter klassischer Polit-Thriller. Düster die Stimmung, ungemein spannend der Plot. Trotz ihres gemächlichen Erzähltempos weiß die Adaption des Robert Harris-Romans „Ghost“ bis zu ihrem furiosen Finale zu fesseln. Neben allerlei Extras zum Film bietet die Special Edition erstaunlicherweise auch noch eine gute Stunde Dokumentarmaterial über die Privatperson Polanski inklusive des ewig aktuellen Missbrauchsskandals. Text: Sebastian Gosmann
Die Fremde
(Majestic/20th Century Fox) Interessanterweise hat in „Die Fremde“ gar nicht unbedingt Protagonistin (Sibel Kekilli) die wichtigste Rolle, sondern ihr Vater. Umay verlässt ihren Ehemann in Istanbul, um in Berlin einen Neuanfang zu wagen. In der Figur des Vaters findet sich nun der Grundkonflikt des Films: Soll er als Familienoberhaupt das individuelle Glück seiner Tochter mittragen oder sich im Sinne seines Umfelds verhalten, das in Umays Trennung einen verpönten Traditionsbruch sieht? Es entspinnt sich ein schweres Drama mit tollen Akteuren. Als Bonus sind Interviews, entfallene Szenen und die Deutsche Filmpreisverleihung zu finden. Text: Vanessa Pape
BEST OF THE REST
Weihnachten scheint wirklich schon wieder mit großen Schritten näher zu kommen. Das lässt sich nicht nur an Lebkuchen und Spekulatius im Supermarkt erkennen, sondern auch an der Flut neuer DVDs und Blu-rays, die pünktlich zur Geschenke-Saison noch größer wird als sonst. Der Platz an dieser Stelle ist also mal wieder äußerst knapp, auch für Filme, die schon im Kino zu sehen waren. Etwa Doris Dörries „Die Friseuse“ (Constantin/Highlight/Paramount), eine etwas alberne Feelgood-Komödie, die allerdings durch die bestens aufgelegte Gabriela Maria Schmeide in der Hauptrolle richtig an Format gewinnt. Oder auch die ebenso ruhige wie facettenreiche deutsche Dokumentation „Endstation der Sehnsüchte“ (Zorro/Good Movies/Indigo), in der sich die koreanische Regisseurin Sung-Hyung Cho („Full Metal Village“) abermals den Themen Heimat und Culture-Clash widmet.
Andere Neuerscheinungen haben einen aktuellen Bezug: die sehenswerte Doku „Roman Polanski: Wanted & Desired“ (Kinowelt) etwa, die sich dem Justizfall der späten Siebziger widmet und eine Weile vor der Verhaftung des Regisseurs entstand, erreicht das deutsche Publikum spät, aber immerhin passend zum DVD-Start von „Der Ghostwriter“. Dass sie nie in den Kinos zu sehen war, hat sie mit einigen anderen Filmen gemeinsam, die seit neustem in den Länden und Videotheken stehen. „My One & Only“ (20th Century Fox), das charmante Roadmovie-Biopic mit Renée Zellweger, lief immerhin 2009 auf der Berlinale. Aber Anthony Hopkins’ leicht kryptische Regiearbeit „Slipstream Dream“ (Koch Media), in der er auch selbst die Hauptrolle spielt, ist für das hiesige Publikum ebenso eine Neuentdeckung wie das mit Diane Kruger, Dermot Mulroney, Sam Shepard, Rosanna Arquette und Vincent Perez hochkarätig besetzte Immigrations-Drama „Run For Her Life“ (Splendid) oder die originelle Museums-Raub-Komödie „Bruchreif“ (Ascot Elite“), die mit Morgan Freeman, Christopher Walken, William H. Macy und Marcia Gay Harden ebenfalls ein fantastisches Ensemble vorweisen kann. Text: Patrick Heidmann
Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net
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Ein Prophet
Ein Sommer in New York – The Visitor
(Pandastorm/Ascot Elite) Nach seinem viel beachteten Debüt „The Station Agent“ legt Thomas McCarthy ein warmherzig-anrührendes Stück Kino nach. Richard Jenkins begeistert in der Rolle des vereinsamten Witwers, dessen Lebensgeister wieder zu erwachen beginnen, als er den jungen Musiker Tarek, einen illegalen Einwanderer, kennen lernt. Doch McCarthys Zweitwerk ist nicht nur ein Film über eine ungewöhnliche Freundschaft und die Kraft der Musik, sondern auch ein kritischer Kommentar zur US-amerikanischen Einwanderungspolitik. Interessantes Extra: Ein Special über die westafrikanische Djembe-Drum. Text: Sebastian Gosmann
From Paris With Love
(Universum) Der besonnene James (Jonathan Rhys Meyers) arbeitet verdeckt für die CIA, allerdings werden ihm immer bloß Mini-Jobs zugeteilt. Als er endlich einen Spezialauftrag erhält, wird ihm der Haudegen Charlie Wax (John Travolta) zur Seite gestellt. Und so fliegen dem armen James bald massenhaft Fäuste und Kugeln um die Ohren. Entgegen des irreführenden Titels ist „From Paris With Love“ keine LiebesSchmonzette, sondern stumpfe Haudrauf-Action mit einer schönen Prise Humor. Vor allem Travolta macht mächtig Spaß, was auch in den Extras (Making Of, Interviews und B-Roll) zum Tragen kommt. Text: Daniel Schieferdecker
In meinem Himmel
(Paramount) Nachdem sich Peter Jackson zuletzt mit Blockbustern wie „Der Herr der Ringe“ und „King Kong“ beschäftigte, hat er nun eine intimere Trauergeschichte mit Thrillermomenten realisiert. Auf die fantastischen Elemente musste er dennoch nicht verzichten: Es geht um ein Mädchen (Saoirse Ronan), das nach seinem Tod zwischen Himmel und Erde gefangen ist und von dort aus ihren Mörder (Stanley Tucci) und ihre Familie beobachtet. Als Bonus zu dieser bildstarken und sensiblen Romanadaption, die gelegentlich etwas ins Kitschige treibt, gibt es auf Blu-ray einige Making Of-Features. Text: Sascha Rettig
Kick-Ass
(Universal) Comic-Fan Dave ist an seiner Schule quasi unsichtbar, doch nachts geht er im Lycra-Anzug als Superheld auf Patrouille. Dumm nur, dass er über
keine Superkräfte verfügt. Als er durch Zufall zum Medienheld wird, und wirklich die Stadt verteidigen muss, wird’s kritisch... Völlig wild wird hier das Genre parodiert, zitiert und ad absurdum geführt. Und wenn man dem elfjährigen Hit Girl beim Massenmord zuschaut, ist das genau die Fragwürdigkeit, die einen Heidenspaß macht. Ein großartiger Comic-Of-Age Film, der seinesgleichen sucht. Mit Audiokommentar und Featurette als Bonus! Text: Cornelis Hähnel
Lila Lila
(Warner) Der schüchterne David (Daniel Brühl) arbeitet in einem Café, in dem auch die Literaturstudentin Marie (Hannah Herzsprung) verkehrt. Um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, gibt er ihr ein Manuskript, das er selbst verfasst haben will. Eine glatte Lüge, aber trotzdem wird das Buch ein Bestseller, David berühmt und Marie seine Freundin. Bis Jacky (Henry Hübchen) auftaucht, der das Geheimnis hinter Davids Erfolg zu kennen vorgibt. Jeder Dialog und jede Szene sitzen und das famose Spiel von Brühl, Herzsprung und Hübchen tut ein Übriges. Auf der DVD finden sich noch Interviews, ein Making Of, ein Musikvideo sowie der Trailer. Text: Dirk Lüneberg
Nine
(Senator/Universum) Der italienische Autorenfilmer Guido (Daniel DayLewis) befindet sich in einer Schaffenskrise und zieht sich in ein Küstenhotel zurück. Doch auch dort findet er keine Ruhe, denn verschiedene Frauen halten ihn auf Trab und von der Arbeit ab. Die hochkarätige Besetzung der Frauenrollen mit Nicole Kidman, Penélope Cruz, Kate Hudson, Marion Cotillard oder Sophia Loren sowie das italienische Dolce Vita-Flair der Sechziger sind die Pfunde, mit denen diese zwar hübsche, aber etwas belanglose Musicalverfilmung wuchern kann. Die DVD-Extras bestehen aus einem Making Of, Featurettes, Musikvideos und Interviews. Text: Dirk Lüneberg
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Schwarze Schafe „Kaputte, derangierte und orientierungslose Charaktere, gnadenlos übertriebene und grotesk verzerrte Geschichten, dreckiges Ambiente“ – das schrieben wir an dieser Stelle, als der Film von Oliver Rihs vor über zwei Jahren auf DVD erschien. Und natürlich war das positiv gemeint! Denn auch wenn in „Schwarze Schafe“ nicht jedes Detail stimmt und einige Gags auch voll daneben gehen, macht diese episodische und mitunter richtig anarchische Berlin-Komödie erstaunlich viel Spaß. Was übrigens auch an der Besetzung liegt, die sich sehen lassen kann: Robert Stadlober, Tom Schilling und Marc Hosemann sind ebenso dabei wie Jule Böwe oder Milan d Peschel, während Eralp Uzun und Oktay Özdemir sogar nackte Tatsachen zeigen. Ein echter Kult-Tipp! adtipps n lo ow
(Sony) Malik muss in den Knast und versucht, sich dort in die soziale Hierarchie einzugliedern. Erst muss er noch die Drecksarbeit erledigen, doch langsam steigt er in der Hackordnung nach oben. Bald beginnt er, sein eigenes Netz der Macht zu knüpfen. Die unaufgeregte und elegische Erzählweise macht den besonderen Reiz des Filmes aus, der sich angenehm von anderen Werken des Genres unterscheidet und vor allem von einem fantastischen Hauptdarsteller getragen wird. Eine schonungslose und genaue Charakterstudie über die Verlockung der Macht und den verzweifelten Kampf ums Überleben. Mit entfallenen und alternativen Szenen sowie Outtakes auf DVD und Blu-ray. Text: Cornelis Hähnel
KINO DVD
Text: Patrick Heidmann
Filmtipp September 2010 zum Download unter zaoza.de/sallys
Win a Lot Auch in diesem Monat könnt ihr wieder zahlreiche der hier vorgestellten DVDs gewinnen. Schickt uns einfach eine Postkarte oder E-Mail (verlosung@sallys.net) mit dem Kennwort „DVD-Verlosung“ und eurem Wunschtitel. Ggf. Altersnachweis nicht vergessen! Zu gewinnen gibt es: je 2x A Single Man + hochwertige Pflegesets von Nuxe, 3x Daybreakers + Fanpaket (inkl. Blu-ray, Shirt, Plakat sowie dem PC-Spiel Aion), 3x Blu-ray & DVD Ein Sommer in New York, 3x Xbox-Spiel Kampf der Titanen + Shirt + Flaschenöffner, 3x From Paris With Love + Mütze + Schlüsselanhänger, 3x Der Ghostwriter + Roman + Notizbuch, 3x In meinem Himmel + Notizbuch, 2x Kick-Ass + Fanpakete, 2x Shutter Island + Soundtrack, 2x Die Fremde + Soundtrack, 5x Lila, Lila, 5x Auf der anderen Seite des Bettes, 3x A Serious Man, 3x Bad Lieutenant, 3x Soul Kitchen, 3x Date Night, 3x Slipstream Dream, 3x Die Friseuse, 3x Roman Polanski: Wanted & Desired, 3x Endstation der Sehnsüchte, 3x Run For Her Life, 3x Bruchreif, 2x Blu-ray & DVD Vengeance, 2x Nine + Poster, 2x The Book of Eli, 2x My One and Only, 1x Blu-ray & DVD An Education und 1x Blu-ray & DVD Ein Prophet. Außerdem verlosen wir pünktlich zum Kinostart von „Das Leben ist zu lang“ je 2 Gutscheine vom Hanseatischen Wein & Sekt Kontor (hawesko.de) im Wert von 50 Euro sowie Freikarten und Soundtracks.
Soul Kitchen
(Pandora/Alive) Zinos ist vom Pech verfolgt. Seine Freundin zieht nach Shanghai und seine Kneipe geht vor die Hunde, dazu kommt eine kaputte Bandscheibe. Auftritt des exzentrischen Kochs Shayn und des kriminellen Bruders Illias. Freiwillig unfreiwillig packen sie mit an und die Arbeiterwirtschaft wandelt sich zum Szenelokal. Zinos’ Leben bleibt aber trotzdem eine Achterbahnfahrt. Fatih Akin drehte, mit gewohnter Stammmannschaft in Cast und Crew, eine quirlige Komödie mit lautem Frohsinn und leisen Untertönen. DVD und Blu-ray halten ein Audiokommentar von Akin, Deleted Scenes und ein Making Of bereit. Text: Elisabeth Nagy
The Book of Eli
(Universal) Die Hughes-Brüder entwerfen ein klassisch-retrohaftes Zukunftsszenario, in dem die Erde durch einen Nuklearkrieg verwüstet wurde. Durch diese von Banden beherrschte Ödnis zieht Eli (Denzel Washington) mit einem geheimnisvollen,
sehr begehrten Buch in seinem Rucksack... Die ausgemergelten Bilder und ein lässiger Washington kommen extrem cool, während dieser mit Western- und Samurai-Motiven spielende Kämpfer zwischen in sich gekehrter Kontemplation und brutaler Action hin und her pendelt. Auf der DVD finden sich noch Featurettes, entfallene Szenen, der Soundtrack, ein Making Of und Interviews. Text: Dirk Lüneberg
Vengeance
(Koch Media) Tatsächlich ein offizieller Wettbewerbsbeitrag in Cannes 2009! Dabei ist Johnnie Tos Film ein reines C-Movie. Alain Delon lehnte die Hauptrolle
Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net
eines Ex-Profikillers mit Gedächtnisschwund ab, bekommen hat sie der französische Rockstar Johnny Hallyday. Der müht sich durch eine dünne Story, deren Inhalt vom Titel ausreichend umschrieben wird. Elemente aus Nolans „Memento“ sind für Zitate zu zahlreich und plump. Nur die solide choreographierte Action rettet den Film. Fans von Bullet-Ballett im HongKong-Style werden auf ihre Kosten kommen. Trailer und ein Making Of sind der DVD-Bonus. Text: Christian Stein
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COMPUTERSPIELE
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Starcraft 2
Nicht mehr der jüngste, aber bewährt: Der Klassiker „Starcraft 2“
Ein Echtzeit-Strategie-Spiel, das auch zwölf Jahre nach seinem Erscheinen noch von Millionen Gamern weltweit gezockt wird, das als Grundlage für zahllose Turniere und Weltmeisterschaften dient und dessen Online-Schlachten in Ländern wie Korea gar im Fernsehen übertragen werden: Das 1998 erschiene „Starcraft“ ist vieles, nur mit Sicherheit kein normales Spiel. Jetzt erscheint tatsächlich die Fortsetzung - und entfacht das weltweite Feuer von Neuem. Wer sich Ende der Neunzigerjahre noch nicht mit PCSpielen beschäftigt hat und den Namen „Starcraft“ noch gar nicht kennt, wird bei einem Blick auf den mittlerweile arg betagten Titel eventuell Probleme haben, den Hype nachzuvollziehen. Zum Zeitpunkt seines Erscheinens war das Spiel allerdings nahezu perfekt: Drei verschiedene Völker, die im Weltall um die Vorherrschaft kämpfen, unzählige Karten und Einheiten, vor allem aber ein Balancing, das besser nicht hätte sein können - wo in anderen Titeln immer ein Volk besser gestellt war oder mächtigere Waffen hatte, sorgte „Starcraft“ tatsächlich für ausgeglichene, immer wieder spannende und sich praktisch nie wiederholende Online-Duelle. Somit störte sich in den letzten zwölf Jahren auch niemand daran, dass die Grafik mittlerweile nicht mehr mit aktuellen Standards mithalten konnte und auch die Bedienung an manchen Stellen zu wünschen übrig ließ; das Spiel war einfach zu gut, als dass Äußerlichkeiten ihm etwas hätten anhaben können. Die Entwickler von Blizzard ließen sich somit unendlich viel Zeit für die Fortsetzung - was einer der Gründe sein könnte, warum „Starcraft 2“ auf den ersten Blick vielleicht etwas enttäuscht. Große Veränderungen gibt es nämlich nicht - vor allem spielerisch wurde großer Wert darauf gelegt, die
Erfolgsformel beizubehalten. Im Mittelpunkt der Kampagne steht der schon aus dem Original bekannte Terraner Raynor, ein großer Teil der 26 Missionen folgt seinem Schicksal beim Kampf gegen die schier übermächtigen Aliens vom Volk der Zerg und das Hightech-Volk der Protoss. Wie es nach dem letzten Einsatz mit der Handlung weitergeht, sollen zwei Erweiterungen erst aus Sicht der Zerg und dann aus Sicht der Protoss erzählen, die nach Angaben von Blizzard voraussichtlich 2011 und 2012 erscheinen. Wer „Starcraft“ noch nie gespielt hat, kann sich in einem kurzen Tutorial über die grundlegende Steuerung informieren und dürfte dann kaum noch Schwierigkeiten haben, die ersten Missionen zu überstehen. Die Designer bei Blizzard haben dafür gesorgt, dass der Einstieg in „Starcraft 2“ sehr einfach ausfällt - in späteren Levels aber auch Profis gefordert sind. Das Missionsdesign ist vorbildlich: Neben klassischen Einsätzen wie dem Verteidigen einer Basis gegen Zerglinge oder dem Erobern gegnerischer Stellungen muss der Spieler im Wettrennen gegen Protoss an bestimmten Altären ein heiliges Gas einsammeln oder einen intergalaktischen Gütertransport abfangen. Einheiten und Fahrzeuge sind über weite Strecken
bereits bekannt, neu sind dafür zahlreiche Nebenbeschäftigungen wie Adventure-artige Gespräche oder eine Jukebox. In fast jeder Mission gibt es neue Landschaften zu entdecken, die Palette reicht vom rotglühenden Lavaplaneten bis zur lauschigen Dschungelwelt - technisch bahnbrechend ist das Ganze aber trotzdem nicht. Wer die ersten Missionen gespielt, vor allem aber die ersten Schlachten im Multiplayer geschlagen hat, wird derartige Kritik trotzdem nicht mehr äußern: Das süchtig machende Gameplay nimmt einen sofort wieder gefangen. Man könnte Blizzard den Vorwurf machen, dass „Starcraft 2“ das Echtzeit-Strategiespielgenre nicht neu erfindet oder dass die Grafik keine neuen Maßstäbe setzt. Nur bleibt dafür kaum Zeit - die nächste Mission wartet schon. Und fast scheint es, als wären mindestens auch die nächsten zwölf Jahre wieder mit ausufernden Weltall-Schlachten ausgefüllt..... Text: Tito Wiesner
Genre: Echtzeit-Strategie Publisher: Blizzard Plattform: PC
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COMPUTERSPIELE
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mit der Polizei auf. Dabei lässt sich verschmerzen, dass viele Kurse schon aus alten „Need For Speed“Titeln bekannt sind. Ärgerlich sind dafür andere Dinge, etwa die unausgewogenen Power-Ups: Spieler können zum Beispiel einen Magneten auf ihre Gegner abfeuern, der den Straßenverkehr anzieht - und für viel Frustration sorgt, weil er gute Fahrleistungen zerstört und den Spielverlauf auf den Kopf stellt. Auch sonst mangelt es an Motivationshilfen: Von einer lebendigen Onlinewelt ist nichts zu spüren, stattdessen hetzen die Spieler von Rennen zu Rennen und leveln sich mühsam nach oben, wo es aber außer schnelleren Autos und dem x-ten Vinyl nichts zu sehen gibt. Leaderboards, Erfolge, Voice-Chat, Community-Events oder ein funktionierendes Match-Making, das sich am fahrerischen Können orientiert, fehlen oder sind ungenügend umgesetzt.
Need For Speed World Eine lebendige Online-Welt für Rennsport-Fans, unzählige Autos und Wettbewerbe, Extras und Tuning-Optionen: Auf dem Papier klang „Need For Speed World“ wie das Eldorado für virtuelle Raser. Mittlerweile hat Electronic Arts die Startflagge gehisst - statt Vollgas-Entertainment wird derzeit allerdings eher Altbekanntes mit angezogener Handbremse geboten. Der Einstieg ist schnell erledigt: Um „Need For Speed World“ spielen zu
können, benötigen PC-Piloten nur den rund 770 MB großen Client aus dem Internet. Nach der Installation wartet das Rennspiel vom Entwickler Black Box mit einer frei befahrbaren Stadt, mit unzähligen Renn-Events und Verfolgungsjagden
Was hingegen funktioniert, sind die ständigen Aufforderungen, reales Geld in Spielwährung zu tauschen - um sich Erfolge oder neue Autos zu kaufen. Aber mal ehrlich: Bevor wir hier unsere Münzen auf der Rennstrecke verprassen, muss EA noch an vielen Stellen nachbessern. Text: Tito Wiesner
Genre: Rennspiel Publisher: Electronic Arts Plattform: PC
Deathspank Ein etwas zu selbstbewusster Held, alkoholisierte Fantasy-Wesen, ein Artefakt namens „Das Artefakt“: Das Action-Spiel „Deathspank“ bietet alles andere als typische Hack&Slay-Kost. kein Wunder - steckt hinter dem Titel doch Ron Gilbert, seines Zeichens Erfinder von Monkey Island-Held Guybrush Threepwood. Spötter hatten schon gar nicht mehr mit der Fertigstellung von „Deathspank“ gerechnet schließlich arbeitete Gilbert bereits seit 2004 zusammen mit dem Studio Hothead Games an dem Titel, Gerüchte über Probleme bei der Entwicklung machten immer wieder die Runde. Zwischendurch wurde auch das Konzept geändert erst als Episoden-Titel geplant, ist „Deathspank“ nun doch als reguläres Download-Spiel im Playstation Network und bei Xbox Live Arcade verfügbar. Im Mittelpunkt steht Held Deathspank, ein kräftiger Recke, der gerne betont wie wichtig für ihn Gerechtigkeit ist - und wie unglaublich heldenhaft seine unglaublichen Heldentaten doch sind. Sein Auftrag ist es, ein mächtiges Artefakt zu finden - das praktischerweise einfach den Namen „Das Artefakt“ trägt und dessen wahre Fähigkeiten niemand so genau kennt.
terhaltung. Spielerisch hingegen stand tatsächlich „Diablo“ Pate - wenn Deathspank nicht gerade Gespräche führt oder auf seine Klasse hinweist, verbringt er die Zeit damit, in klassischer Hack&SlayManier unzählige Orks und andere Fabelwesen niederzumetzeln, Items einzusammeln, Aufträge zu erfüllen und nach und nach die eigenen Fähigkeiten auszubauen.
„Deathspank“ nimmt viele Fantasie- und Rollenspiel-Klischees auf die Schippe und sorgt im gesamten Spielverlauf mit zahlreichen Dialogen, kruden Charakteren und zumindest inhaltlich ungewöhnlichen Quests immer wieder für beste Un-
Vom „Monkey Island“- und „Diablo“-Vergleich sollten sich Spieler aber nicht blenden lassen weder erreichen Story und Humor die Klasse des Adventures, noch kommt der Tiefgang dem RPGVorzeigetitel wirklich nahe. Gute Unterhaltung
Eintauchen in andere Welten: „Deathspank“
zum günstigen Preis (etwa 15 Euro) wird allerdings durchaus geboten: Unterhaltsam und unkompliziert darf hier etwas mehr als zehn Stunden lang eine Welt durchstreift werden, die dank ihrer ganz eigenen Charaktere und der flotten Dialoge einen Besuch mehr als wert ist. Text: Tito Wiesner
Genre: Rollenspiel/Adventure Publisher: Hothead Games Plattform: PS 3, Xbox360
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„die Spieleindustrie IST GROSS GEWORDEN“
Singularity
Treffer, versenkt: „Singularity“
Böse Russen, missglückte Atomexperimente, gefährliche Mutanten: Auf den ersten Blick versammelt der Shooter „Singularity“ alle Action-Spiel-Klischees, die die letzten Jahre das Genre dominiert haben. Einen genaueren Blick lohnt der Titel trotzdem: Immerhin kann man hier die Zeit manipulieren und in Sekundenbruchteilen mehr als 50 Jahre überbrücken. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs gelingt es der Sowjetunion, eine mysteriöse Energiequelle ausfindig zu machen, die als Ausgangsmaterial für weitreichende Eroberungen dienen soll. Auf einer abgeschiedenen Insel werden Labore eingerichtet und Experimente durchgeführt, bei denen allerdings irgendetwas gründlich schiefgeht. Im Jahr 1955 werden daher sämtliche Aktivitäten eingestellt und das Eiland verlassen. Bei einer geheimen Untersuchung stellt das US-Militär im Jahr 2010 dann atomare Strahlung über dem einstigen Sperrgebiet fest - und schickt ein Eliteteam, um zu ergründen, was dort einst vorgefallen ist. Allerdings geschieht dann das, was in solchen Fällen meistens passiert: Der Erkundungshubschrauber stürzt ab, das Eliteteam wird getrennt, und der Spieler ist zunächst auf eigene Faust in den verlassenen Anlagen und Gebäuden unterwegs, in denen überall Stalin-Büsten und alte Tonbänder von der Vergangenheit zeugen. Auch übersinnliche Phänomene lassen nicht lange auf sich warten: Das Bild verzerrt sich, plötzlich ist nicht mehr 2010, sondern 1955 - und der vom Spieler gesteuerte Soldat ist mittendrin in Chaos und Flammen. Richtig interessant wird das Ganze allerdings erst, wenn der Spieler bis zu einem gewissen Grad selbst
Herrscher über die Zeit wird - und mit einem Zeitmanipulationsgerät in der Lage ist, Gegenstände altern zu lassen oder zu verjüngen. Aus einer in ihre Einzelteile zerfallenen Treppe wird wieder ein begehbarer Weg, zertrümmerte Kisten erstrahlen wie neu, Gegner werden per Knopfdruck in ein hohes Alter versetzt. Zeitmanipulationen sind allerdings nicht beliebig, sondern immer nur an vorbestimmten Stellen möglich. Darüber hinaus ist „Singularity“ nahezu komplett linear; wenn eine Tür oder ein Gang nicht benutzt werden soll, sind sie verschlossen oder zugestellt. Insofern ist das Ganze am Ende traditionelle Shooter-Kost mit ein paar netten Ideen - Innovationen fehlen hier ebenso wie große spielerische Freiheit, überdurchschnittliche und unkomplizierte Unterhaltung wird dennoch geboten. Text: Tito Wiesner
Genre: Action/Shooter Publisher: Activision Plattform: PS 3, Xbox360
Last Minute Check-In:
Mafia 2
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch die PC-Version des sehnsüchtig erwarteten „Mafia2“ (2K Games) - des Nachfolgers des Überraschungs-Hits von 2002. Und schon nach den ersten Spielstunden steht für uns fest: Der Titel ist mindestens so genial wie der Vorgänger. Eine ungemein lebendige, stilvolle US-Großstadt der Vierziger- und Fünfzigerjahre, ein glaubwürdiger Held, der aus einer Notlage heraus zum gefürchteten Mafioso aufsteigen muss, und ein GTA-artiges Spielerlebnis voller Action und Abwechslung: Schießereien, Prügeleien, Autofahrten, aber auch zahllose Nebenaufträge, Gespräche und Freizeit-Aktivitäten - da will wirklich jeder zum Paten werden.
Mein ehemaliger Klassenlehrer pflegte zu sagen, dass „man mit Video- und Computerspielen kein Geld verdienen kann“. Jetzt, rund zehn Jahre später, sieht die ganze Sache anders aus. Ich arbeite in einer Redaktion, die monatlich mehrere Hunderttausend Menschen mit aktuellen Informationen aus der Spielewelt füttert und aus dem ehemaligen Kellerkind-Ferkel namens „Spieleindustrie“ ist ein milliardenschweres Mastschwein geworden, das etliche Familien ernährt und von dem sich viele Schlipsträger ein dickes Stück abschneiden wollen. Doch auch die Kunden der Spieleindustrie haben sich geändert. Mittlerweile spielt der Großvater mit dem Enkel „Uno“ über „Xbox Live“ und die Hausfrau entspannt nach dem stressigen Arbeitstag bei einer Runde „Die Sims 3“ – wo sie noch mehr Wäsche bügelt und den virtuellen Haushalt schmeißt. Jeden Mittwoch treffe ich mich mit meinem Kumpel Hauke zum Fußball: In „FIFA 10“ liefern wir uns erbitterte Gefechte, während er in seiner Universität in Barcelona sitzt und ich 1.939 Kilometer entfernt vor dem Fernseher in Hamburg faulenze. Spiele überwinden Grenzen und Hemmschwellen. Auf der größten Spielemesse Europas, der gamescom in Köln, stehen rund 250.000 Spieler zu ihrem gemeinsamen Hobby. Vom Bauarbeiter zum Arzt, vom BWL-Studenten zum Rentner – Spiele verbinden und schaffen ein „Wir-Gefühl“. Gamer sind aufgeschlossen und kümmern sich nicht um Religion, sozialen Status, Nationalität oder Geschlecht des Gegenübers - wichtig ist nur der gemeinsame Spaß. Doch wo geht es mit der Spieleindustrie hin? In spätestens 25 Jahren müssen wir nicht mehr darüber diskutieren, ob Video- und Computerspiele uns oder unsere Kinder zu weltfremden Misanthropen heranwachsen lassen. Spiele werden in den Medien dann genau so diskutiert wie aktuell Bücher, Musik oder Film – noch weiter entfernt vom Kellerkind-Klischee als jetzt. Der Anfang ist jedenfalls schon gemacht. Wir freuen uns drauf. Zum Autor: Christian Gürnth ist Redakteur bei MTV GameOne und glaubt ganz naiv an das Gute im Menschen. Christian Gürnth ist Redakteur bei MTV GameOne und glaubt daran, dass Gamer gute Menschen sind. Christian Gürnth ist Redakteur bei MTV GameOne und wirkt unscheinbar auf 20 Meter Entfernung.
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HÖR-/BÜCHER
MICHAEL BAUR & STEVE BAUR DIE BEATLES UND DIE PHILOSOPHIE
(Lübbe Audio) Was die Beatles selbst von einer übertriebenen Deutung ihrer Werke gehalten haben, ist bekannt: Nix! Mit „Glass Onion“ schrieben sie sogar einen Song, der diese Einstellung beschreibt. In der hier vorliegenden Sammlung von Aufsätzen machen sich die Herausgeber, der Philosoph Michael und der Musikwissenschaftler Steve Baur, trotzdem daran, das Werk der Band auf Parallelen zu philosophischem Gedankengut von indischer Spiritualität über Marx bis Nietzsche abzuklopfen. Vieles, was dabei herauskommt, ist durchaus erhellend. Auch wenn das dann stets weniger für eine explizite Programmatik der Beatles als für die allgemeine Anwendbarkeit der jeweiligen Theorie spricht. Ärgerlich sind andere Dinge: Zum einen die teils ungenauen Übersetzungen – beispielsweise heißt „The love you get is equal to the love you make“ weit mehr als „Die Liebe, die du bekommst, ist die, die du gibst“, weil „make love“ eben nicht „Liebe geben“, sondern „Liebe machen“ heißt – und zum anderen trägt Heike Makatsch das ganze Buch mit ein bisschen viel Kleinmädchengeklimper in der Stimme vor, was nicht wirklich zum akademischen Diskurs passt. Schlichtweg dämlich ist aber, dass bei dieser Hörfassung, wie schon bei „Die Simpsons und die Philosopie“ erneut die Track- und Autorenliste vergessen wurde, was ein Nachhören und Nachforschen arg verkompliziert. (4 CDs/277 Minuten) Text: Moritz Honert
PATTI SMITH JUST KIDS – DIE GESCHICHTE EINER FREUNDSCHAFT
(Tacheles!/Roofmusik) Hendrix, Warhol, Joplin, Morrison: Es sind nicht die schlechtesten Lehrer, die Patti Smith hatte. Immer wieder tauchen sie in ihrer Biografie „Just Kids“ auf, stehen plötzlich im Raum, begleiten sie ein kurzes Stück und verschwinden wieder. Ein Mensch in ihrem Leben, der nie verschwand,
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war ihr Freund und zeitweiser Geliebter Robert Mapplethorpe. Um ihn kreist das Buch, das die Beziehung der beiden Künstler von den 1960er bis in die 1980er Jahre beschreibt. Es erzählt vom ängstlichen Aufbruch, von Armut, von Krankheit, vom Festhalten an Zielen, dem Glauben an sich selbst. Die Erinnerungen sind nicht frei von Längen, aber der Ton ist so schlicht wie warm, so einfühlsam wie ehrlich, was die Schauspielerin Sophie Rois, die die gekürzte Hörbuchfassung liest, mit ihrer kratzigen Stimme schön einzufangen weiß. Ein weises und so trauriges wie tröstendes Buch über Freundschaft und Liebe, die Kunst und den Tod. (5 CDs/335 Minuten) Text: Moritz Honert
SCHREI DER ANGST FEEDER (1) & FEEDER – SPUREN AUS BLUT (2)
(Phasenmusik/Alive) Triebtäter, die ihre Opfer mästen, abgehalfterte Polizisten und die Russenmafia: die Serie „Schrei der Angst“ versucht, den ganz großen Psycho-Schocker auf CD zu Bannen. Glaubt man den Verantwortlichen, liegt dem Projekt ein Filmdrehbuch zu Grunde, das jetzt zum Hörspielskript mutiert ist. Was Sound und Schnitt angeht, ist die Produktion ordentlich, und im Ensemble finden sich bekannte Synchronsprecher wie Christian Rode (Christopher Lee) und Detlef Bierstedt (George Clooney). So richtig in Hollywood angekommen ist das junge Label Phasenmusik aber noch nicht. Mehr als einmal wähnt man sich bei der Jagd nach dem „Feeder“ nämlich in einem gewaltig aufgepumpten Groschenroman, der mit einem Splatterstreifen à la „Saw“ kurzgeschlossen wurde. Das liegt zum einen an dem doch sehr plakativen Einsatz von Schockmomenten, zum anderen aber an den schwer künstlich klingenden Selbstgesprächen, die die Figuren immer wieder aufsagen müssen. Momentan also noch etwas mehr „Die Nacht der reitenden Leichen“ als „Das Schweigen der Lämmer“. (2CDs/rund 100 Minuten & 1 CD/67 Minuten) Text: Moritz Honert
STEFAN ZWEIG SCHACHNOVELLE
(Der Hörverlag) Wenigen Autoren ist es gelungen, aus der deutschen Sprache solch eine Präzision und gleichzeitig eine solche Menschlichkeit hervorzuzaubern wie Stefan Zweig. Zu den beeindruckenden Belegen dafür zählt seine letzte Erzählung, die die Beschreibung einer Schachpartie auf einem Atlantikdampfer zu einer Anklage der Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus macht. 1959 entstand die hier vorliegende Hörspielfassung mit Gerd Westphal, Willy Trenk-Trebitsch und Mario Adorf, die ein bewegendes Beispiel ist, welche zusätzliche Wucht Literatur entfalten kann, wenn sie von fähigen Rezitatoren vorgetragen wird – und dass Gerd Westphal einer der größten aller Zeiten ist, beweist er hier aufs Eindrucksvollste. Große Kunst. (1CD/65 Minuten) Text: Moritz Honert
HANS FALLADA KLEINER MANN – WAS NUN?
(NDR/Der Audio Verlag) Wirtschaftskrise ist keine Erfindung der Neuzeit. Drohende Arbeitslosigkeit, Geldmangel, Kinder, die man sich eigentlich nicht leisten kann und Wohnungsnot: All das kennen auch der Verkäufer Pinneberg und seine Freundin Lämmchen. Beide sind die Protagonisten des Romans „Kleiner Mann - was nun?“, der Fallada im Jahr 1932 - also gute 86 Jahre vor Lehman - den Durchbruch bescherte. „Dieses Buch ist geschildertes Leben“ urteilte Verleger Suhrkamp damals. Mag sein. Leider hat aber auch diese geradlinige, mit vielen unverbrauchten Stimmen und stimmiger Musik aufwartende Hörspielfassung aus dem Jahr 2010 keine andere Antwort auf die alltägliche Ungerechtigkeit anzubieten, als die Flucht ins private Idyll. Das ärgert, ist aber gerade aus dem Grund heraus vielleicht erst recht hörenswert. (1 CD/rund 74 Minuten) Text: Moritz Honert
Paul Auster Unsichtbar
SONST ERSCHIENEN Das hat gedauert. Gut ein dreiviertel Jahr musste auf die zehnte Folge von „Die Schwarze Sonne“ (Lausch/ Edel) gewartet werden. Leider bringt „AIWASS“ die Geschichte nur unmerklich voran, da überwiegend in langen Monologen über das Leben, das Universum und den ganzen Rest philosophiert wird. Anders sieht es bei „Gabriel Burns“ (Folgenreich/Universal) aus. Im 35. Teil namens „Das Haus der Seele“ erfahren Bakerman und sein Team in Indien mehr über die Pläne des Alten Feindes und wie die Bedrohung für die Welt doch noch verhindert werden kann, bevor der zehnte Ort den Fahlen anheimfällt. Alles klar? Die „Gruselkabinett“-Reihe (Titania Medien/Lübbe Audio) geht mit „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann und „Das Haus des Richters“ von Bram Stoker in die 42. und 43. Runde. Wie immer punkten die Hörspiele mit vielen bekannten Synchronsprechern – unter anderem diesmal in beiden Teilen mit Norbert „Magnum“ Langer. Richtig gut und düster ist aber Roland Hemmo, der deutsche Sprecher von Colm Meaney („Star Trek“). Doch nicht nur dank ihm, sondern auch wegen der sehr bösen Geschichte, ist „Der Sandmann“ eine der stärksten Folgen seit langer Zeit. Noch nicht ganz so viele Episoden, aber jetzt immerhin auch sechs an der Zahl hat „Die Ferienbande“ vorzuweisen. In „Die Ferienbande und der kolossale Terror“ (Kai+Sven/Wortart) gerät das Quartett an KillerOmas, sich in Spaßbädern versteckenden Sektengurus und im Schulkeller hausende Computernerds. Die Witzqualität dieser Kinderhörspielparodie schwankt mal wieder zwischen genial, geschmacklos und infantil. Wer mit den Fünf Freunden, den drei Fragezeichen und TKKG groß geworden ist, wird sich trotzdem mehr als einmal kaputtlachen. Hoffentlich nicht zum letzten Mal, wie das Finale nahelegt. Wild West im Weltraum bietet diesmal die aktuelle Doppelfolge von Mark Brandis (Interplanar/Universal). So oft, wie der Testpilot in „Raumsonde Epsilon“ in Gefangenschaft gerät, sich befreit, in die nächste Falle läuft und wieder eingekerkert wird, hat das schon gewaltig was von Karl May. Auf Dauer also leider etwas ermüdend und eine eher schwache Folge einer eigentlich guten Serie. Klassischen Grusel beschert uns die dritte Folge der Nachtmahr-Serie, in der diesmal M.R. James Erzählung „Verlorene Herzen“ (Wolpertinger Hörbücher) vertont wird. Leider kann sich die Produktion nicht so recht entscheiden, ob sie jetzt lieber „Fünf Freunde in Nebel“ oder fieser Horror-Schocker sein will. So ist’s jetzt leider weder das eine, noch das andere geworden. Text: Holger Muster / Moritz Honert
(Rohwolt) Paul Auster ist einer der besten und bekanntesten lebenden Autoren Amerikas, seine „New York Trilogy“ ist eines der herausragenden Werke der zeitgenössischen amerikanischen Literatur. Seine Geschichten und Protagonisten sind oft bizarr, in ihrer liebevoll gezeichneten Detailtreue aber immer glaubhaft und mitreißend. „Unsichtbar“ erzählt die Geschichte des jungen amerikanischen Studenten Adam Walker, der im Jahr 1967 einen Sommer erlebt, der den Rest seines Lebens prägen soll. Walker lernt den deutschfranzösischen Literaturprofessor Rudolf Born kennen, der sich schon bald als zwielichtiger und skrupelloser Zeitgenosse entlarvt. Als Born sich sogar eines Mordes schuldig macht und Walker nicht umgehend die Polizei informiert, plagen ihn Schuldgefühle, und als sich die Gelegenheit ergibt, Born zur Rechenschaft zu ziehen, scheitert Walker geradezu tragisch. In „Unsichtbar“ verschiebt Auster spielerisch die Perspektiven der Erzählung. Seine Rolle als Schriftsteller reduziert er auf die eines Beobachters und Dokumentalisten, der dem Leser vorbehält, die Schilderungen der Beteiligten einzuordnen. Am Schluss ist der Leser zwar berührt, aber doch etwas ratlos ob des offenen Endes. Auster beherrscht sein Fach auch in diesem Werk meisterlich, doch fehlen die erzählerische Dichte und die subtile Spannung, die ihn sonst auszeichnen. Die Schilderung der tabulosen sexuellen Affäre Walkers mit seiner eigenen Schwester allerdings hat es dann doch in sich. Aber hallo! Text: Elmar Bassen
Michael Heatley Das Mädchen aus dem Song
(Schwarzkopf & Schwarzkopf) „Angie, Lola, Rita, Suzanne und Maggie May – und welche Geschichte sich dahinter verbirgt“ ist – wie im echten Leben – meist eher belanglos, so viel sei schon mal gesagt. Die Texte von Heatley beziehen sich nur selten auf direkte Gespräche mit den Songschreibern und offenbaren daher für Fans, die sich für dergleichen Klatschspalten-Material interessieren kaum Neues. Auch die Auswahl der Songs ist auf die Rezipienten dieser Zeilen eher weniger zugeschnitten: Ihr erfahrt weder, wer das Mädchen in „Kreuzberg“ von Bloc Party ist, noch, wer sich hinter „Ruby“ von den Kaiser Chiefs verbirgt. Von Ulla ganz zu schweigen („uh-la“ singen die doch immer?). Statt dessen aber reichlich über die Musen hinter den Texten von Rod Stewart, Billy Joel und Paul Anka. Und wenn’s denn mal passen könnte – wie bei „Je t’aime... moi non plus“ von Jane Birkin und Charles Gainsbourg – bleibt Heatley oberflächlich, anstatt in die durchaus ergiebige Materie einzutauchen. Aber nun – die Beatles und die Stones sind natürlich auch reichlich vertreten, wer mehr über Angie und Rita wissen möchte, ist hier immerhin richtig. Text: Elmar Bassen
Gavin Bain Fake! Fast der gröSSte Coup der Musikgeschichte
(Heyne) Als sich Gavin und Bill auf einem schottischen College kennen lernen, werden sie sofort beste Freunde. Gemeinsam ist beiden vor allem die Begeisterung für Musik, beide stehen auf amerikanischen Rap und HipHop. Folgerichtig dauert es nicht lange, bis Gavin und Bill selber Reime und Beats basteln und sich zunächst in ihrem Heimatstädtchen Dundee einen Namen machen. Als eine Plattenfirma auf der „Suche nach dem nächsten Eminem“ eine Anzeige für ein HipHop-Casting schaltet, erkennen die Jungs ihre Chance und machen sich auf den Weg nach London. Doch die Performance wird zum Desaster, die A&Rs können sich vor Lachen kaum halten, als sie den schottischen Akzent der beiden hören. Gedemütigt, enttäuscht und wütend hecken die beiden einen Plan aus: Sie erfinden sich einfach neu. Als Ami-Rapper. Sie üben hart, um den Akzent hinzukriegen, erfinden eine fast perfekte kalifornische HipHopVita und - es funktioniert tatsächlich! Die jetzt kalifornische fiktive Band „Silibil’n’Brains“ bekommt einen Plattenvertrag inklusive eines sauberen Vorschusses, einen Support-Slot von D12, man trifft auf den leibhaftigen Eminem, läuft Madonna bei einer Party über den Weg, hat lauter neue Freunde und natürlich jede Menge Mädchen. Es folgen seltsame Meetings mit Plattenfirma und Manager, die ewig währende Frage nach „der richtigen Single“ und dem kommerziellen Masterplan, gepaart mit der ständigen Angst der beiden, dass die Tarnung auffliegt. Das Leben von Gavin und Bill stellt sich nicht nur auf den Kopf, es fährt Achterbahn mit doppeltem Looping. Sex, Drugs und R’n‘B – eine mal komisch, mal dramatische, vor allem aber unglaublich absurde und schon deshalb lesenswerte Geschichte. Text: Caroline Frey
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QUERGEFRAGT Einfach die Antworten auf die Fragen in die dazugehörigen Kästchen kritzeln, und somit im besten Fall das richtige Lösungswort ermitteln. Das könnt ihr dann per Postkarte oder E-Mail an uns schicken und nehmt damit automatisch teil an der Verlosung einer Queens Of The Stone Age „Rates R“ Deluxe Edition. Einsendeschluss ist der 15. September 2010. [Sämtliche Umlaute (also ä, ö, ü) werden zu Vokalen (ae, oe, ue) und alle Begriffe werden ohne Leerzeichen geschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.] 1
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2. Namentlich weiter süd-westlich beheimatet, kennt sich diese Band in Paris erstaunlich gut aus 4. Künstlername von Deborah Anne Dyer 6. Für Jim Lindbergh ist Ron Reyes einer 9. Weißes Gold, mit dem es sich gut poltern lässt 10. Randgebiete dieser Welt, musikalisch gewürdigt von Arcade Fire (engl.) 11. Fliegende Untertasse der Hamburger Maschinenmenschen 12. Gar nicht so gesund, wie man denkt Obst sollte man deswegen aber nicht meiden 13. Haariger Prinz des „Ivory Tower“ 14. Philipp Selways schlagzeugt hauptberuflich in dieser Band 15. Sie glauben, „Du Machst Die Stadt Kaputt“ 16. Australische Experimentalisten, jetzt neu: ohne Vokale 17. Pharrell Williams ist berufsbedingt auch einer, nicht nur weil er ihr Anführer ist 18. Könige des Strands und Helden der Surf-Rock-Welle 19. Er ist der Herr der „Imperfect Harmonies“
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SENKRECHt 13
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1. Musikalische Wanderfische, die von „Hombre Lobo“, „End Times“ und „Tomorrow Morning“ Lieder singen 2. Der mit den unechten „Heartbeats“ ist ihr Sänger 3. Glücklicher Gemütszustand, nicht nur bei Jan Plewka 5. Sie spalten mit Anzug, Scheitel und Achtziger-Reminiszenzen die Meinungen 6. Rivers Cuomos Wunsch-Star Trek-Inkarnation 7. Ihren Saiten haben weder nackte Frauen noch Lifestyle-Tipps parat 8. Babylonischer Feldherr mit Berliner Heldenstatus 10. Auf „Junior“ folgt bei Röyksopp ... 12. Elvis-Metaller und Titelhelden 15. Berliner Shoppingtempel
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Das Lösungswort der letzten Ausgabe war übrigens „BORN TO RUN“
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unclesally*s GmbH & Co. KG Waldemarstr. 37, 10999 Berlin Tel.: 030 - 694 09 663, Fax: 030 - 691 31 37 mailto: sallys@sallys.net * online: www.sallys.net
Die Emanzipation der Frau ist weitgehend vollzogen, Nelson Mandela und Kachelmann sind befreit und sogar sexhungrige Pfarrer und das Öl im Golf von Mexiko machen jetzt einfach, was sie wollen. Alle sind frei!
Chefredaktion: Caroline Frey Stellvertr. Chefredaktion: Florian Hayler Redaktionsleitung: Ina Göritz Redaktion: Christine Stiller
Doch allerorts gründen sich “geschlechterpolitische Initiativen“ und Männchenrechtsgruppen, denn wie das 30+ Schülermagazin NEON kürzlich berichtete, gibt einen neuen Trend auf dem Emanzipationsmarkt. MANNdat e.V. heißt der maskulistische Herrenrechtsverein, der nun endlich auch das schwächste Glied unserer Gesellschaft aus der Unterdrückung führen will: den Mann! Der Mann ist die neue Frau. Nackt posierend, muss er sich für die Vermarktung von Buttermilch und Beauty-Produkten erniedrigen. Reduziert auf seinen Sixpack, werden ihm Gesicht, Ehre und der dicken Couchkartoffel zu Hause die Biervorräte genommen. Frau ist frei - und Mann dran! Doch jetzt packen die Maskulisten aus, damit Frau wieder anpackt. Scheidungsrecht - männerfeindlich! Wehrdienst männerfeindlich! Männer-Beschneidung. Aua Aua! Und die MANNdatler finden noch mehr Ungerechtigkeiten und schieben ihre Finger tief in die klaffende Wunde. Wussten wir, dass 80% aller Opfer bei Schiffsunglücken Männer sind? Nein - das wussten wir nicht! Noch schlimmer: 94% aller Arbeitsunfälle passieren Männern. Wie ungerecht! Und in der Ehe hauen, das tun jetzt auch Frauen. Gemein! Aber dafür einen Aufstand anzetteln? Mehr habt ihr nicht, liebe Emannzler? Dann jetzt ich! Wisst ihr eigentlich, dass 100% aller Arbeitsunfälle auf Priester-Seminaren und Bohrinseln Männern passieren? Wisst ihr, dass Bohrinseln Bohrinseln heißen, obwohl da gar keine Frauen sind? So lockt man uns dahin! Im Straßenverkehr müssen wir immer super rückwärts einparken, ohne dabei nach hinten zu gu-
VORSCHAU
Ben Folds & Nick Hornby (Foto) haben gemeinsame Sache gemacht - was dabei für unsere Ohren herausspringt, erfahrt ihr in unserer Oktoberausgabe. Ebenfalls mit dabei: Kings Of Leon, Selig, Jimmy Eat World, Warpaint, Fran Healy, Blonde Redhead und Jenny & Johnny. Im Kino-Oktober erwarten uns coole Kerle wie Christian Ulmen in „Hochzeitspolka“ oder Street-Artist Banksy in „Banksy - Exit Through the Gift Shop“, spannende - und höchst unterschiedliche - Künstlerporträts in „Goethe!“ oder „Gainsbourg“ oder HollywoodKino, das sich von „Ich - Einfach unverbesserlich“ über „Piranha 3D“ bis hin zu „Wall Street - Geld schläft nicht“ mal wieder äußerst vielseitig zeigt.
Anzeigenkoordination & Marketing: Eric Landmann 030 - 694 09 661 Frank Straessner 030 - 694 09 662 Petra Pomplun 030 - 694 09 664
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Ressorts:
cken, weil sonst betrunkene Bauarbeiter lachend Handyvideos von uns drehen. In die Frauensauna? Dürfen wir nicht. Tampons? Passen uns nicht. Sommermode für Männer? Sieht aus wie aus dem Kinder-Katalog! So macht man sich über uns lustig. Wir dürfen nicht Pony reiten, Seilchen springen oder Pille nehmen, und wenn wir im Straßencafé die Vogue oder In-Style lesen, gibt’s den Kaffee gleich nur noch lauwarm serviert. „Gilmore Girls“? Verboten! „Desperate Housewives“? Auch. „Sex and the City“? WIE BITTE?! Im Kino bei „SATC II“, war ich einer von fünf Männern zwischen 800 Frauen und der einzige, der keinen Strohhalm in seinem Bier stecken hatte. Männer müssen den ganzen Tag Türen aufhalten, Zeugs reparieren und ununterbrochen Sex haben. Das Protokoll der Ungerechtigkeiten hat kein Ende. Frauen kommen mit winzigen Mini-Vaginas problemlos durchs Leben, wir dagegen müssen IMMER den Längsten haben. Wir dürfen nicht Scissor Sisters hören, keinen New Beetle fahren, keine Light- oder Menthol-Zigaretten rauchen, Wickelröcke oder kuschelweiche Nachthemden tragen. Nix dürfen wir! Frauen haben wattierte BHs statt Brüsten, aber gibt es Schaumstoff-Sixpack-Shirts für den Herrn? Dürfen wir uns Küchenrolle in den Slip stopfen, ohne ausgelacht zu werden, wenn es zum Ernstphall kommt? Wenn Prinzessinnen entführt werden, müssen WIR sie retten, aber WIR werden nicht mal entführt! Immer auf scheiß weißen Pferden herumreiten und zum Shoppen in den behämmerten Baumarkt gehen. Könnt ihr euch vorstellen, wie deprimierend das ist? Wisst ihr, wie ekelhaft Mettbrötchen sind? Wisst ihr, wie langweilig der Playboy ist und wie debil die FHM? Und Hard-Rock? Oh Gott! Frauen saufen und kotzen und lassen sich dann nach Hause fahren. Und wir? Wir müssen weiter saufen. Wegen der Ehre! Ich war gestern in der Frida Kahlo-Ausstellung. Frida Kahlo hat sich auf ungefähr 500 Bildern selbst gemalt und auf jedem Bild hat sie einen Schnurrbart wie Magnum. Nicht mal DEN lasst ihr uns! Den Schnurres. Liebe FeMANNisten. Morgen lackier’ ich mir für euch die Fußnägel pink, steck’ mir rosa Schleifchen in die Zahnzwischenräume und bade den ganzen Tag in Q10-Body-Milk. Versprochen! Viva la RevoLotion. Yessica Yeti
Bücher: Elmar Bassen *** Comics: Andreas Hartung *** Comicstrip: aha *** Computerspiele: Tito Wiesner, Lukas C. Fischer *** Demodesaster: Roy Fabian, Maik Werther *** Hörspiele: Moritz Honert *** Kino: Patrick Heidmann *** Neuigkeiten: Robby Steuding *** Online & Platten: Ina Göritz *** Sport: Christine Stiller *** Lektorat: Torsten Hempelt
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Autoren:
Frank Abel, Linda Aust, Thorsten Barth, Jochen Barthel, Elmar Bassen, Volker Bernhard, Kai Butterweck, Jenny Ferron, LukasChristian Fischer, Ben Foitzik, Jens Fritze, Martin Gegenheimer, Gordon Gernand, Steven Gläser, Robert Goldbach, Sebastian Gosmann, Sarah Gulinski, Michael Haacken, Cornelis Hähnel, Tanja Hellmig, Holger Hoffmann, Lasse Holler, Leon Ilsen, Tim Kegler, Aiko Kempen, Philipp Kohl, Eric Landmann, Arne Lieb, Dirk Lüneberg, Marta Marszewski, Peter Meisterhans, Boris Mischke, Maleen Mohr, Christopher Mühlig, Holger Muster, Elisabeth Nagy, Vanessa Pape, Marc Phillips, Friedrich Reip, Sascha Rettig, Verena Reygers, Timo Richard, Marie Schaefer, Daniel Schieferdecker, Raphael Schmidt, Maritta Seitz, Natascha Siegert, Fabian Soethof, Samuel Stein,Frank Straessner, Frédéric Schwilden, Frank Thießies, Nina Töllner, Hans-Christian Vortisch, Marek Weber, Kati Weilhammer, Marcus Willfroth, Christian Wölki, Yessica Yeti, Florian Zühlke
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