Uniglobale November 2017

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Uniglobale S t u d i u m u n d K a r r i e r e i m 2 1. J a h r h u n d e r t

November 2017

w w w. u n i g l o b a l e . c o m

K arriere-Fokus

HANDEL

ALLES SO SCHÖN    FREMD HIER  Raus in die Welt – rein in andere Kulturen

WANDA IM INTERVIEW  »Rock ’n’ Roll ist ein Balzritual«

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Inhalt

32 Wanda im Interview

ALWAYS 28 BLACK SCHMECKT ANDERS. IST ANDERS.

global Village work & Life

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GLOBA L V ILL AGE ALLES SO SCHÖN FREMD HIER

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INTERVIEW MIT Wanda »ROCK’N’ROLL IST EIN BALZRITUAL«

istudy 08

STUDIERENDE & IHRE BLOGS Z WISCHEN HÖRSA A L U ND K INDER ZIMMER

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KOLUMNE YOU A RE T HE C S S TO M Y H TML

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E-M A IL VOM PROF FAST EIN LIEBESBRIEF AN DIE GEN Y

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K A RRIERE-FOK U S I: H A NDEL Neu im Sortiment

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K A RRIERE-FOK U S II: IT -SICHERHEIT DIE NEUEN TÜRSTEHER

Standards

03 EditoriaL 33 Impressum 3 4 26

AUF EWIG ONLINE #R.I.P. – TR AUERN VIA SOCIAL MEDIA

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3 Serie Global Village

Alles so schön   fremd hier

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2 Luxuswohnen in China

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Wer eine Zeit im Ausland verbringt und in fremde Kulturen eintaucht, lernt viel über sich selbst und die Welt, in der man eigentlich lebt. Das haben auch fünf Studierende erfahren, die auf der Webseite www.studieren-weltweit.de bloggen. Spontan, spontaner, Indien »Wer in Indien spontan, flexibel und in der Lage ist, kurzfristig all seine Pläne über den Haufen zu werfen, der hat es im Land der Kühe und des Currys um einiges leichter. Unzählige Male kam alles anders als gedacht: ‚Clara, du gibst einen Workshop. Zwei Tage vorher haben wir nochmal dein Thema geändert, es wird jetzt ein Kochkurs. Oh, und es kommen 50 Teilnehmer mehr.‘ Kein Problem. Dann koche ich halt. ‚Morgen wirst du eine Rede und ein interaktives Programm mit den Teilnehmerinnen halten. Das ganze wird auf DVD aufgenommen. Dass du eine Augeninfektion hast und aussiehst wie Quasimodo, 06

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macht gar nix.‘ Ok. Dann wird es eine Neuverfilmung des Glöckners von Notre Dame geben. ‚Wir fahren zum Taj Mahal. Pack deine Sachen, in 30 Minuten geht es los.‘ Oh, eigentlich war ich verabredet, aber klar, auf geht’s! Mein deutsches Planen wurde während meines Praktikums in Indien ganz schön auf die Probe gestellt. Es wurde auf jeden Fall nie langweilig.« ◆ Clara Schaksmeier [28] war im Rahmen des Projekt SCHULWÄRTS! vom Goethe-Institut u. a. in der indischen Stadt Hisar. An der Universität Paderborn studiert sie Englisch und Wirtschaft auf Lehramt.

»Die erste Reaktion meines chinesischen Freundes Liu Ming auf mein Wohnheim: ‚Ein Aufzug? Luxus!‘ Wie ein Großteil der Studierenden der Tsinghua Universität in Peking wohne auch ich direkt auf dem Campus. Selbst an der Elite-Uni gelten andere Standards als in Deutschland. Mein Freund Liu Ming muss sich, wie jeder Besucher, an der Rezeption im Wohnheim registrieren. Im achten Stock wartet der nächste Schock auf ihn: Ich habe ein Zimmer ganz für mich allein und teile mit nur einer Person Bad und Küche. In China wohnen Studierende meist zu viert in einem Zimmer. Wir kochen Tee. Je nach Sicherheitsstandards gibt es Wohnheime mit Küche und solche, in denen Wasserkochen strikt verboten ist. Übrigens: Wenn hier Studierende eine Homeparty machen, mieten sie dafür einen Raum mit Küche an. Wer danach noch mehr Redebedarf hat, geht in ein Stundenhotel. Von denen gibt es in der Nähe der Unis auffällig viele. Fazit: Wenn dich dein WG-Mitbewohner in Deutschland nervt, nimm es gelassen. Immerhin wohnt ihr nicht im gleichen Zimmer ...« ◆ Lenz Köhl [26] studiert Energie- und Verfahrenstechnik. Eigentlich an der TU Berlin, gerade jedoch ein Jahr lang an der Tsinghua Universität in Peking.


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4 Plastik über Plastik in Armenien

3 Der russische Aberglaube »Der Aberglaube ist ständiger Begleiter in Russland. Einige Gewohnheiten kenne ich schon von zuhause, da ich in einem russischen Haushalt aufgewachsen bin: im Haus pfeift man nicht, sonst ‚verpfeift‘ man sein Geld, und vor einer großen Reise muss man sich mit der ganzen Familie unbedingt für ein Minütchen hinsetzen, damit die Reise gut verläuft. Was ich für besonders starken Aberglauben meiner Eltern hielt, stellte sich jedoch schnell als ganz alltäglicher Teil der russischen Kultur heraus. Schon während meiner ersten Praktikumswoche in Moskau machte sich das mehrmals bemerkbar. Schnell mal in die Wohnung zurückkehren, weil ich meinen Regenschirm vergessen habe? Ganz falsch. Denn zurückkehren, wenn man das Haus schon verlassen hat, bringt natürlich Unglück. Meine Mitbewohnerin erinnerte mich ‚zum Glück‘ schnell dran, in den Spiegel zu schauen, bevor ich das zweite Mal die Wohnung verließ – das wirkt dem Unglück angeblich entgegen. Auf der Arbeit reichte ich einem Kollegen meine Hand zur Begrüßung. Alles ganz richtig soweit. Doch zwischen uns war die Türschwelle zum Büro – und das bringt natürlich wieder Unglück!« ◆ Ksenia Nikolajcuk [24], Kulturwirtschaftsstudentin von der Universität Duisburg-Essen, macht ein Praktikum beim United Nations Information Centre in Moskau.

»Sonderlich vorbildlich ist Deutschland zwar nicht immer, wenn es um Nachhaltigkeit geht, doch die steigenden Plastiktüten-Preise plus ein leicht schlechtes Gewissen haben zumindest einem Großteil der Deutschen die Neigung zu Einmal-Tüten abgewöhnt. Nicht so in Armenien. Wer einkaufen geht, wird von einer wahren Plastikwelle erschlagen: So kann man geschälte Orangen und geschnittenen Kürbis in Plastik kaufen oder sich seine Nudeln selbst abfüllen. Natürlich in Plastiktüten. Als wäre das noch nicht genug, hat man an der Kasse auch noch den Luxus, dass man die Einkäufe nicht mal selbst einpacken muss – alles wird fein säuberlich für einen in Plastiktüten verstaut, die man umsonst zum Einkauf bekommt. Kommt man auf die Idee, das Shampoo zu den Wasserflaschen stecken zu wollen, gibt es gleich Ärger. Denn Kosmetikartikel werden erst in kleine Plastiktüten gesteckt, bevor diese in der großen Plastiktüte verschwinden. Wie deutsch man ist, merkt man dann erst, wenn man zu zweit an der Kasse steht – und beide Deutschen wie von selbst ihre Jutebeutel aus dem Rucksack ziehen.« ◆ Hannah Essing [23] studiert European Studies an der Universität Passau. Aktuell ist sie Kulturweit-Freiwillige im DAAD-Informationszentrum in Armeniens Hauptstadt Eriwan.

A uf w w w.studieren-welt weit.d e, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF ) und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DA AD) berichten Studierende live von ihrer Zeit im Ausland. Auch v i a I n s t a g r a m , F a c e b o o k , Yo uTu b e u n d Tw i t t e r t e i l e n d i e C o r r e s p o n d e n t s i h r e Erlebnisse. Eine super Informationsund Inspirationsquelle für dein eigenes Auslandssemester!

Noch mehr   Geschichten? Einfach hier scannen und viele weitere Blogposts über das Studieren im Ausland lesen:

5 Die Ukraine und der Krieg »Für eine Summer School hat es mich an die Schwarzmeerküste gezogen. Genauer gesagt in die ukrainischen Städte Mykolajiw und Odessa. Diese liegen im Süden des Landes, nicht weit von der Krim entfernt. Auch in Odessa gab es im Zuge der Krim-Annexion separatistische Bestrebungen, die aber schnell zerschlagen wurden. Vom Krieg, der tobt, habe ich im Alltag nichts mitbekommen. Die Menschen sind herzlich und fröhlich. Auf den Straßen herrscht eine lockere Stimmung – das Leben geht weiter. Für mich als jemand, der noch nie in Berührung mit Krieg gekommen ist, war es eine skurrile Situation. Der Konflikt ist schwer zu erfassen, aber doch da. Wenn ich mit jungen Ukrainern gesprochen habe, ging es um Bitcoins, die Bundestagswahl und alles andere, aber nicht um den Krieg. Was dann aber doch auffällt, sind die vielen Denkmäler. Ob zur Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg oder an die Gefallenen des aktuellen Konflikts in der Ostukraine – man findet sie fast überall. Die Menschen bleiben stehen, legen Blumen nieder und das Militär patrouilliert. Und der Krieg geht weiter.« ◆ Paul Assies [23] studiert an der Universität Bonn Geschichte sowie Politik und Gesellschaft. Mit einem DAAD-Stipendium hat er eine Summer School in der Ukraine besucht. U n ig lobale

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Studierende & ihre Blogs

Zwischen   Hörsaal und   Kinderzimmer  Malou hat das Leben von Studentin Biene ordentlich auf den Kopf gestellt.

Laut der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks sind sechs Prozent der Studierenden in Deutschland bereits Mutter oder Vater. Wie bekommt man Windeln wechseln und Unialltag unter einen Hut? Wir haben drei bloggende Studi-Moms gefragt.

Der beste Zeitpunkt ist jetzt w w w. c l o s e r t h a n y e s t e r d a y. d e

Drei Kinder und ein Physikum

Biene wollte immer früh Mutter werden. Als sie dann im ersten Semester ihres Studiums ungeplant schwanger wurde, war das für sie und ihren Freund kein Schock, sondern ein großes Glück. Heute ist Malou zwei Jahre alt und für Biene steht in der Rückschau fest: Es war der perfekte Zeitpunkt. »Es klappt super, wir bekommen viel Unterstützung und ich kann an den Vormittagen mein letztes Semester abschließen«, erzählt die 26-Jährige, die an der Universität Köln Frühförderung studiert. Nur die Abende sind hart. Alles, was tagsüber in Sachen Uni auf der Strecke bleibt, muss dann erledigt werden. »Sich so todmüde nochmal aufzuraffen, ist schwer.« Manchmal flackert auch die Sehnsucht nach den Freiheiten des Studentenlebens auf. Nur ganz kurz. Dann nimmt sie sich Zeit für sich, besucht zum Beispiel Freunde im In- und Ausland oder schreibt für ihren Blog. Dort geht es um die Liebe zum Leben, um Bewusstsein für sich selbst und ihre Sicht auf das Thema Erziehung. »Malou hat mich zu einem besseren Menschen gemacht und dafür bin ich jeden Tag dankbar und bereit, alles zu geben«, sagt Biene. »Ich habe nicht das Gefühl, auf etwas zu verzichten. Ich habe ein total erfüllendes und aufregendes Leben.« ◆

Ein Medizinstudium ist an sich schon alles andere als ein Spaziergang. Auch ohne Kinder und mit einem WG-Haushalt, in dem man seine Putzpflichten in Lernphasen nicht so genau nehmen muss. Wenn Nora nach Hause kommt, warten dort jedoch nicht nur Anatomielehrbücher, sondern auch drei kleine Racker: Sofia [7], Philipp [5] und Konstantin [2] – drei Wunschkinder, die sie mit ihrem Mann Mirko ganz bewusst bekommen hat. Ohne aber ihre Karrierewünsche aufzugeben. »Das Medizinstudium war schon immer mein großer Traum«, sagt die 33-Jährige. Also schrieb sie sich vor vier Jahren an der Universität Köln im Modellstudiengang Humanmedizin ein

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Neuroanatomie-Prüfung: Bestanden! Noras erster Gratulant: ihr Sohn Konstantin.


und pendelt seitdem zwischen Familie und Hörsaal. »Natürlich studiere ich langsamer«, erzählt sie, »aber ich komme voran und schon der Weg ist für mich eine große Freude.« Im Alltag ist Organisation alles: Vormittags ist Nora an der Uni, ab 15 Uhr ist Kinderzeit, abends wird der Haushalt in Schuss gebracht. Manchmal fühle sie sich zerrissen, sagt sie, scheitere immer wieder daran, beiden Teilen ihres Lebens gerecht zu werden. Vor allem im Moment: der dritte Anlauf fürs Physikum steht an. Gleichzeitig würde sie gern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. An ihrer Fakultät unterstützt man die Vereinbarkeit von »Studium« und »Kind«. Die kleinen Gasthörer dürfen mit in die Vorlesung, teilweise auch in Seminare. »Für meine Tochter gibt‘s kaum was Schöneres. Sie bittet immer wieder darum, mitkommen zu dürfen«, erzählt Nora. Trotz Situationen, in denen der Ofen auch mal völlig aus ist, hat Nora keine ihrer Entscheidungen je bereut. »Es bringt mich zwar regelmäßig an meine Grenzen, aber ich liebe es.« Das sieht man auch auf ihrem Instagram-Account. Hier will sie anderen Mut machen, ihren Weg zu gehen. »Die Gesellschaft betrachtet so vieles als nicht normal, immer wieder heißt es: ›Das klappt doch eh nicht‹.« Völliger Quatsch, findet Nora: »Abbrechen geht immer, aber man sollte sich später nicht sagen müssen: ›Ach, hätte ich doch mal‹.« ◆

Über das Leben als Studentin, Mutter und Frau bloggt sie als Frau Raufuss. Ihre digitale Identität steht für offene Worte, Chaos, Tabus und den normalen Wahnsinn im Alltag. »Ich spreche über Depressionen, Sex, Dinge, die nicht laufen, und über mein wundervolles Kind, das manchmal aus der Reihe tanzt und mir jeden Tag zeigt, dass es den goldenen Weg einfach nicht gibt und das Leben bunt ist«, so Märry. Ein Thema ist auch der ständige Spagat zwischen Familie und Karriere, den eigenen Ansprüchen wird sie selten gerecht. Den Perfektionismus hat sie abgelegt, sie ist nicht mehr so darauf erpicht, die besten Noten zu schreiben: »Das Studium ist mir wichtig, aber eben nicht meine Hauptaufgabe«. Ein Kind während des Studiums zu bekommen – für Märry ist das durchaus machbar. »Mal unter uns: Wenn die Betreuung und das Drumherum passen, dann ist Studieren genauso wie ein normaler Job, nur mit dem Unterschied, dass ich manchmal am Wochenende lernen muss«. Daran wird sich Märry aber gewöhnen müssen: Hat Frau Raufuss ihr Studium abgeschlossen, wird sie als Deutschlehrerin durchstarten, inklusive Hausarbeiten korrigieren am Wochenende. ◆ Von Christiane Kürschner

G l ü c k l i c h a l s Tr i o : F a m i l i e R a u f u s s .

»Der schönste ›Unfall‹ in meinem Leben« w w w. f r au r au f u s s . d e Märry ist mit 21 Jahren Mutter geworden. Heute ist ihr »Kalinchen« fünf und hält die Germanistik-Studentin und ihren Mann ordentlich auf Trab. Dabei ist es an sich schon ein kleines Wunder, dass die Münsteranerin schwanger geworden ist. »Lange hieß es, dass ich keine Kinder bekommen könne und es sehr schwierig sein würde«, erzählt sie. »Dass meine Tochter dann auf einmal da war, war der schönste ›Unfall‹ in meinem Leben.«

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You are the CSS to my HTML Nerdkultur hat sich längst aus den dunklen Kellern ihrer Eltern befreit und glorreich Einzug in den Mainstream gehalten. Die negative Konnotation der Begriffe »Nerd« oder »Geek« löst sich nach und nach auf wie ein Zuckerberg im Regen. Jetzt gibt es sogar eine Dating-Seite, die nerdige Herzen vereinen will.

Illustration: Nina Schumann

Ein Geek, das kann vieles sein: Anime-Fans, Bibliophile, Malbolge-Programmierer, Cosplayer, Dungeons & Dragons-Liebhaber, Elfenfetischisten, Gamer, Mittelalterfreaks, Pen & Paper-Protagonisten oder Zombiefreunde. Wird man auf »normalen« Dating-Seiten für seine Leidenschaften schon mal schräg angeschaut, verspricht g33kdating.com, sämtliche Formen des Nerdtums in sich zu vereinen und das Dating unter Geeks zu vereinfachen. Also eine Plattform sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden ... Nachdem man sein Profil ausgefüllt und angegeben hat, für was man sich besonders interessiert, wie und warum man zum Nerd wurde (mein bisheriger Favorit: »weil ich eine Brille trage«) und wofür das eigene kleine Geek-Herz schlägt, schlägt einem die Seite über den eigens entwickelten Geek-Kompatibilitätsalgorithmus potentielle Partner vor. Die Plattform gestaltet sich als vielfältige, kreative Community, die über eine reine Dating-Seite hinausgeht, denn neben der 10

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Nachrichten- und Chatfunktion gibt es auch noch die Möglichkeit, Blogposts zu verfassen und zu kommentieren. Ein wenig erinnert es mich an 9GAG mit einer Prise Liebe, aber mit ähnlicher Geschlechterverteilung. Die gemeinsame Interessensbasis sorgt für viele interessante Gespräche und wenige schmierige, plumpe Anmachsprüche, wie ich erfreut feststelle. Bis Mario, 25, mich anschreibt – oder besser: mich quizzt. Denn Mario zweifelt erst mal meine angegebenen Interessen an. »Du hast sicherlich nur die Verfilmung gesehen. Das Buch ist viel epischer.« – »So wirklich zockst du doch nicht, oder? Du machst das doch sicherlich, damit die Typen dich cool finden.« – »Jedes Hipstermädchen zieht sich jetzt eine Myriam Hlatky studiert Deutsche Philologie in Wien, aber wenn es einen Master in Online-Dating gäbe, hätte sie ihn.

Brille an und denkt sie wäre anders und ein Nerd, weil sie ›The Big Bang Theory‹ mag.« Ich hasse »The Big Bang Theory«. Vier Staffeln lang war die einzige weibliche Hauptrolle das sexy Dummchen, das die intellektuell überlegenen Nerds haben wollen. Sie sind der Prototyp des Nerds, der seinen Misserfolg bei Frauen auf seine Außenseiterrolle und seine Begeisterung für Science-Fiction schiebt. Frauen, die dann, in seinen viereckigen Augen, einfach gestrickte Arschlöcher bevorzugen. Frauen, auf die dieser verschmähte Nerd dann wütend wird, weil der Held am Ende doch eigentlich immer die Prinzessin bekommt. Und wenn dieser Nerd sich eingestehen müsste, dass der Grund für seine Jungfräulichkeit nicht seine nerdigen Interessen sind, sondern die Tatsache, dass er eigentlich ein ziemlich sexistisches Arschloch ist, das wäre ziemlich viel Realität für jemanden, der dieser gerne mal entflieht. Thank you, Mario, but your princess is in another castle. ■


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Berufseinstieg

8 Tipps fürs Vorstellungsgespräch Den Uni-Abschluss in der Tasche steht für viele gleich die nächste Prüfung ins Haus: das Vorstellungsgespräch für den absoluten Traumjob. Doch keine Sorge – wer gut vorbereitet ist, beeindruckt jeden Personaler und wird nachher sagen: Ach, war doch gar nicht so schlimm.

Knobeln   & Rätseln  Knobelaufgaben, sogenannte Brainteaser, sind nicht selten Teil von Bewerbungsgesprächen. Damit wird getestet, wie du an Probleme herangehst und wie es um dein logisches Denken bestellt ist. Kannst du unsere Beispiele knacken? Die Lösungen findest du hier: ▶ goo.gl/SyurmY

Te x t : C h r i s t i n M e i ß n e r & A l e x a n d e r L e m o n a k i s Illustration: Mieke Scheier

1. Vorbereitung ist alles Die Bewerbungsunterlagen sind raus, ein paar Tage später flattert eine E-Mail ins Postfach: Dein Lebenslauf klingt interessant, man lädt dich zum Jobinterview ein. Herzlichen Glückwunsch! Die erste Hürde ist genommen. Nun geht es an die Vorbereitung, denn der potentielle erste Arbeitgeber wird face-to-face prüfen, ob deine fachliche Qualifikation und soziale Kompetenz zur Stelle und zum Unternehmen passen. Laut einer aktuellen Studie der Jobbörse StepStone sind dabei für nur 30 Prozent der Unternehmen formelle Abschlüsse das zentrale Auswahlkriterium. Viel wichtiger: praktische Erfahrungen jenseits des Unilehrplans, persönliche Eigenschaften und damit auch der Eindruck, den du nach dem Vorstellungsgespräch hinterlässt.

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U n ig lobale – wor k&li fe

Das A und O: sich im Vorfeld umfassend über das Unternehmen informieren. Welche Produkte und Services bietet es an? In welchen Ländern ist es vertreten? Wie sah der letzte Quartalsbericht aus? Welche Meldungen gab es zuletzt in der Presse? Sieh dir auch die Social Media-Kanäle an. Hier erfährst du, welche Themen aktuell wichtig sind, und kannst mit zusätzlichem Wissen punkten. Hat die Person aus der Personalabteilung einen Facebookoder Twitter-Account? Dann finde heraus, welche Artikel sie vor dem Interview bewegt haben und worüber sie diskutiert hat. Perfekte Anknüpfungspunkte fürs Gespräch! Auch die Selbstpräsentation, gern eingeleitet mit »Erzählen Sie etwas über sich«, kannst du prima im Vorfeld üben. Aber Vorsicht: Das sollte nicht auswendig gelernt rüberkommen! (mehr unter Nr. 4)

Verbinde die neun Punkte mit nur vier g e r a d e n L i n i e n ! ( Ta b u : S t i f t a b s e t z e n )


Fertig mit Schule oder Uni? Dann los:

Fluglotse werden! Abitur bzw. Bachelor in der Tasche – oder auf der Zielgeraden? Lust auf einen Richtungswechsel im oder nach dem Studium? Dann werden Sie Fluglotse (m/w) – es warten hervorragende Aussichten auf Sie. Welche Zahl löst die Gleichung?

»Vor meinem Bewerbungsgespräch habe ich genau geschaut, welche Tätigkeiten und Anforderungen bei Philips zu meinem Lebenslauf passen. Ich habe außerdem recherchiert, welche Produkte Philips herstellt, welche Unternehmensbereiche es gibt und mich mit der Unternehmensgeschichte intensiv beschäftigt. Auf fiese Fragen habe ich mich mit einem Freund vorbereitet, indem wir mehrere Gesprächsszenarien in einem Rollenspiel geprobt haben. Das kann ich wirklich jedem empfehlen!« Mona Kanj (26) arbeitet im Marketing bei der Philips GmbH.

2. Unterschätze nie die Körpersprache Mimik und Gestik spielen beim Vorstellungsgespräch eine große Rolle. Denn nonverbale Signale verraten viel über unseren Charakter und zeigen – im Fall des Jobinterviews –, wie wichtig dir die ganze Sache ist. No-Gos: gelangweilt und lustlos wirken, schief und krumm im Stuhl sitzen, fehlender Blickkontakt, nicht lächeln, Arme verschränken, herumzappeln, in den Haaren oder im Gesicht rumfummeln. Wie du auf andere wirkst, kannst du zum Beispiel vor einem Freund testen oder dich selbst mal auf Video aufnehmen. ▶

Für einen reibungslosen Flugverkehr in Deutschland braucht es Profis, die den Überblick behalten. Denn Luftfahrt bedeutet mehr, als nur von A nach B zu kommen: Es geht um die Sicherheit der Menschen am Himmel. Und genau hierfür sind unsere 5.500 Mitarbeiter die Spezialisten. Wir garantieren einen sicheren und störungsfreien Verkehrsfluss – am Boden und in luftigen Höhen. Dabei verlassen sich unsere Fluglotsen auf moderne Flugsicherungssysteme und eine hoch komplexe Technik, die von unseren eigenen Ingenieuren betreut wird. 10.000 sicher durchgeführte Flüge täglich – für uns immer wieder eine Bestätigung, dass unser Job wichtig ist. Wenn Sie diese Faszination für die Luftfahrt teilen, freuen wir uns über Ihre Bewerbung. Wir brauchen Sie – für einen sicheren Himmel über Deutschland!

Starthilfe gibt’s hier: www.karriere.dfs.de

Weil der Himmel uns braucht!


3. Gut gekleidet, aber nicht verkleidet »Gepflegt« ist hier das Schlüsselwort. Du solltest dich aber darin wohl und nicht verkleidet fühlen. Wenn es irgendwo kneift oder spannt, verunsichert das nur. Je nach Branche kannst du dich auch ruhig trauen, ein modisches Statement zu setzen, das etwas über dich erzählt. Zum Beispiel ein (nicht allzu kreischend buntes) Schmuckstück, das du während eines Auslandssemesters erstanden hast. Vielleicht ergibt sich daraus ein netter Small Talk. »Mit einem klassischen dunklen Anzug und Krawatte bzw. einem Hosenanzug oder schlichtem Kostüm machen Bewerber in der Regel nichts falsch. Für das erste Vorstellungsgespräch gilt: Overdressed ist grundsätzlich besser als underdressed. Insgesamt ist Zurückhaltung gefragt, also mindestens knielange Röcke, schlichte Accessoires, dezentes Makeup und eine gepflegte Frisur.« Caroline Stanski ist Bewerbungsexpertin bei StepStone.

4. Erzähle deinen CV als Geschichte Da die Personaler deine Unterlagen kennen, solltest du bei der Eigenvorstellung nicht deinen Lebenslauf herunterbeten. Schaffe lieber Verbindungen zwischen deinen Fähigkeiten und dem ausgeschriebenen Job. Warum bist du genau der oder die Richtige dafür? In welchem Praktikum hast du welche Skills erlangt? Warst du eine Zeit im Ausland und hast dort etwas Wichtiges (über dich) gelernt? Bei welchem Uniprojekt hast du deine Fähigkeit, dich schnell in etwas einzuarbeiten, bewiesen? Gab es in deinem Leben einen Schlüsselmoment, der bedeutend für deine Studien- und Berufswahl war? Beweihräuchere dich nicht selbst, aber sei selbstbewusst – du hast schließlich schon ein Studium gemeistert! Auch ein bisschen Humor oder eine relevante Anekdote wirken sympathisch. In jedem Fall: Erzähle eine Geschichte und nicht Punkt für Punkt deinen CV nach. »Wer sich im Bewerbungsgespräch offen und natürlich gibt, hat gute Chancen. Wir schätzen Authentizität, denn auch wir wollen als Arbeitgeber authentisch und nahbar wahrgenommen werden. Nur so finden doch beide Seiten heraus, ob sie wirklich zueinander passen.« Dirk Schlautmann ist Leiter Personalentwicklung bei der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG.

5. Sei auf (fiese) Fragen gefasst

Wie viele Quadrate haben sich hier versteckt?

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U n ig lobale – wor k&li fe

Der Part, der sich wohl am wenigsten planen lässt, ist die Fragerunde. Hier will dein Gegenüber wissen, wie du tickst, wie spontan du bist, welche Werte dir wichtig sind. Gern und häufig gestellt: • Warum haben Sie sich bei unserem Unternehmen beworben? • Wieso sollten wir Sie einstellen? • Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?

Doch es geht auch fieser: • Was ist ihre größte Schwäche? (abgedroschen, aber noch immer gern gefragt) • Was würden Kommilitonen Positives und Negatives über Sie sagen? • Woran machen Sie Ihre Teamfähigkeit fest? • Wie viele Briefkästen gibt es in Deutschland? Dich also im Vorfeld selbst zu analysieren, ist ratsam. Baue unbedingt konkrete Beispiele in deine Antworten ein, halte dich kurz und verfalle nicht ins Schwafeln. Und: bleibe bei der Wahrheit und liefere Lösungen. Du hast im Studium gemerkt, dass du kein Typ für Multitasking bist? Na und? Du schaffst trotzdem jede Deadline, weil du dich voll und ganz auf einzelne Steps konzentrierst. Bei manchen Fragen geht es auch nicht unbedingt um die richtige Antwort, sondern um eine kreative, analytische Herangehensweise, bei der auch laut nachgedacht werden darf.

6. Stelle Fragen, die etwas über dich verraten Die Personaler werden auch wissen wollen, ob du noch Rückfragen hast. Niemals mit Nein antworten, denn du willst ja dein Interesse bekunden. Clever sind Fragen, die zweierlei bewirken: Du erfährst etwas Konkretes über das Unternehmen bzw. die Stelle (z. B. »Was zeichnet Ihren besten Arbeitnehmer aus?«) oder kannst noch etwas über dich verraten (z. B. »Ich beschäftige mich gerade mit Computerprogramm XY. Meinen Sie, dass ich dieses Wissen bei Ihnen anwenden kann?«)


»Beeindruckend sind Bewerber, die sich nicht nur grob im Internet über das Unternehmen informiert haben, sondern Eigeninteresse zeigen und eigene Ideen mitbringen. Schwierig sind in Bewerbungsgesprächen Phrasen wie ‚Ich suche eine Herausforderung‘ oder ‚Meine Schwäche ist Ungeduld‘. Das wirkt sehr oberflächlich und man lernt den Bewerber nicht richtig kennen. Dann lieber offen zu Schwächen stehen und zeigen, wofür man wirklich brennt.« Stephanie Melzig ist HR-Expertin Diagnostik bei der REWE Group.

7. Immer locker bleiben Welche Zimmernummer fehlt?

Das Herz pocht, die Hände zittern – Nervosität vor einem Bewerbungsgespräch lässt sich wohl nicht ganz vermeiden. Jedoch solltest du dir über eines bewusst sein: Wenn deine Stimme mal zittert oder du dich verhaspelst, wird das sicher niemand als unpassend, sondern als schlichtweg menschlich interpretieren.

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»Jeder kann sich sagen: ‚Hey, die haben mich eingeladen und wollen mich kennenlernen. Die müssen auch mich überzeugen.‘ Mein Tipp: Zeigt eure persönliche Leidenschaft für die Tätigkeit – Personaler merken genau, wann sich wirklich jemand informiert hat und wenn man für das Thema und den Arbeitgeber brennt.« Svenja Reinecke arbeitet als Communication & Transparency Managerin im Kulturwandel 4.0 bei der Otto Group.

8. Sag per Mail Danke Verfasse nach dem Gespräch eine kurze Dankes-Mail. Vielleicht nicht am gleich Tag, aber am darauffolgenden. Nimm dabei nochmal Bezug auf das Interview, vielleicht, indem du der Person viel Erfolg bei einem darin angesprochenen Projekt wünschst. Und vielleicht kommt die Antwort ja in Form eines Anrufs mit der Zusage … ■


Algen

S u p e r f o o d a u s d e m M e e r. Manche Sorten kann man wie Nudeln essen.

Baby-Auberginen

Auf mini gezüchtet, dafür mit mehr Würze unter der »Haube«.

Granola

Gebackenes Müsli aus den U S A . S c h ö n c h r u n c hy.

K arriere-Fokus I:  Handel

Neu im Sortiment  Ube-Wurzel

Foodblogger lieben die Wunderknolle. Eis, Muffins, Brotaufstrich – färbt alles knallviolett.

Matcha

Gehyped und gerade überall. Aber eigentlich auch nur G r ü n e r Te e i n P u l v e r f o r m …

Smoothie Bowls

P e r f e k t e B a s i s: A ç a í - P u l v e r. F r ü c h te d a zu , To p p i n g drauf – fertig ist der neue Frühstückstrend.

Baobab

In Afrika ein alter Hut, bei uns ein Newcomer: Pulver oder Öl vom Affenbrotbaum.

Jackfruit

Vielleicht bald das neue vegane »Huhn«?

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Ob Goji-Beeren, veganes Hack oder Smoothie-Bowls: Immer wieder wartet etwas Neues im Supermarktregal. Doch wer entscheidet über die kulinarischen Newcomer? Und wie wird man Food-Trendscout?

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ei einer Lebensmittel-Messe stößt Virgina Stubbe (23) zum ersten Mal auf die sogenannte Jackfruit. Ein Hersteller präsentiert dort Fruchtfleischwürfel auf Basis der exotischen Pflanze. Stubbe, Sortimentsmanagerin bei Alnatura, wird neugierig. Die bis zu zehn Kilogramm schweren Jackfrüchte wachsen in den Tro-


pen, erfährt sie, seit einiger Zeit werden sie aber auch nach Deutschland exportiert. Der Clou: Unreif gebraten ähneln Geschmack und Konsistenz einem Hähnchenbrustfilet. Der perfekte Fleischersatz also für Veganer und Vegetarier – und damit eventuell auch für ernährungsbewusste Alnatura-Kunden? Virgina Stubbe und ihre Kolleginnen testen das neuartige Produkt – und entscheiden schlussendlich, der Jackfrucht im Alnatura-Sortiment eine Chance zu geben. Einkäufer und Sortimentsmanager im Lebensmitteleinzelhandel sind so etwas wie die Vorkoster der Nation. Sie entscheiden, welche Produkte in den Supermarktregalen für uns Konsumenten zur Auswahl stehen. Wie sieht ihr Alltag aus? Wie kommen sie neuen Trends auf die Spur? Und welche Fähigkeiten und Qualifikationen sollte man mitbringen, um als Trendscout im Food-Bereich erfolgreich zu sein? Wir haben mit Sortimentsmanagern, Einkäufern und Trend-Forschern gesprochen.

Trends rechtzeitig erkennen Einer von ihnen ist Markus Engelbrecht, 27 Jahre alt, und Einkäufer bei Lidl Deutsch-

Sorgt für neue Wurstprodukte im Regal: Markus Engelbrecht, Einkäufer bei Lidl Deutschland.

land. »Als Einkäufer muss man sich darauf einstellen, flexibel und offen für Neues zu sein und Trends rechtzeitig zu erkennen«, sagt Engelbrecht. Bei Lidl ist er für die Warengruppe Wurst zuständig. Als Einkaufsleiter tauscht er sich mit Kollegen aus anderen Lidl-Ländern über Wurst-Rezepturen und das Kaufverhalten von Konsumenten aus, optimiert das bestehende Wurst-Sortiment und entwickelt neue Produkte.

Frische Rezepturen probiere er selbstverständlich selbst, daneben seien aber auch Konsumentenverkostungen wichtig für die Entscheidung, ob ein Produkt ins Sortiment aufgenommen werde oder nicht. In der Vergangenheit setzte sich Engelbrecht vor allem für den Ausbau des Convenience-Segments bei Lidl ein. An seinem Job gefällt Engelbrecht vor allem die Vielfältigkeit und die Möglichkeit, seine Sortimentsgruppe entscheidend mitgestalten zu können. Auch über die eindeutigen Rückmeldungen freut er sich. »Ich bekomme sehr schnell Feedback, ob ich meine Arbeit gut gemacht habe – nämlich von unseren Kunden«, sagt Engelbrecht. Wenn diese ein neues Produkt besonders häufig in den Einkaufskorb legen, weiß Engelbrecht, dass er den Geschmack der Kunden getroffen hat.

Organisationstalent und Zahlengeschick Doch wie kommt man zu einem solchen Job? Ein Studium ist meist Voraussetzung, um als Einkäuferin bei großen Supermarktketten genommen zu werden. Alnatura-Sortimentsmanagerin Virgina Stubbe studierte vor ihrem

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Berufseinstieg BWL mit Schwerpunkt Marketing in Hamburg. Schon in ihrer Bachelor-Arbeit beschäftigte sie sich mit Sortimentsgestaltung. Weil nachhaltiger Konsum auch als Konsumentin für sie ein wichtiges Thema war, bewarb Stubbe sich nach ihrem Studium bei Alnatura. Neben Organisationstalent sei vor allem ein gutes Zahlenverständnis für die Anforderungen in ihrem Beruf wichtig. »Einen großen Teil des Tages verbringe ich damit, mir die Entwicklung unserer Artikel anzuschauen«, sagt Stubbe. Welche Artikel verkaufen sich gut? Welche kommen bei Alnatura-Kunden nicht so gut an? Zwar dürfe sie sich auch immer wieder durch kulinarische Muster kosten, die sie von Herstellern zugeschickt bekäme. Doch die betriebswirtschaftlichen Aufgaben ihres Jobs stehen klar im Vordergrund. Als Trendscout, der sich durch fremde Küchen schlemmt und die besten Entdeckungen in den heimischen Supermarkt bringt, sieht Stubbe sich daher nicht.

»Rohes Affenhirn muss nicht sein!« Genauso kann man hingegen Karin Tischers Job beschreiben. Vor mittlerweile 21 Jahren hat Tischer die Jagd nach Food-Trends zum Beruf gemacht. Mit ihrem Unternehmen food & more begleitet sie die Lebensmittelindustrie und die Gastronomie bei der Erfindung und Einführung von neuen Produkten. Damit entdeckte sie eine Lücke: Weil die Lebensmittelbranche unter enormem Innovationsdruck stehe, sei externe Beratung für die Industrie, Restaurants und Supermärkte enorm wichtig, weiß Tischer. Mittlerweile ist sie mit ihrem Unternehmen food & more, das in Kaarst ansässig ist, die gefragteste Trendforscherin Europas. »Wir sind eine Kombination aus Forschungs- und Entwicklungs-Institut, Beratungsunternehmen und Marketingagentur«, sagt Tischer.

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Goji-Beere

Ob sie nun wirklich so super i s t , i s t u m s t r i t t e n . Tr o t z d e m d e r I n b e g r i f f d e s S u p e r f o o d -Tr e n d s .

Inspiration holt sich die kulinarische Erfinderin bei Recherchereisen im Ausland: In Indien fährt sie von Bergdorf zu Bergdorf und beschäftigt sich mit ursprünglichen Rezepturen, Gewürzmischungen und Schärfegraden. In New York kostet sie sich durch die Top-Restaurants und Bars. Immer mit der Frage im Gepäck: Was könnte dem deutschen Gaumen gefallen? Tischer liebt ihren Job: »Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht«, sagt sie. Doch auch die kulinarischen Entdeckungsreisen hätten ihre Grenzen. Zwar ist Tischer neugierig auf fremde Speisen und Geschmäcker, doch manches müsse sie auch ausschlagen. Rohes Affenhirn in Südchina etwa. »Schluss ist für mich dann, wenn es ethisch schwierig wird«, sagt Tischer. Mutproben müsse sie schließlich keine bestehen – und für den deutschen Konsumenten komme Affenhirn ohnehin nicht infrage.

Mehr Nachhaltigkeit, mehr Convenience Knapp 30 Mitarbeiter arbeiten für Karin Tischer an neuen Ideen für Supermärkte, Industrie und Restaurantketten. Sie entwickeln noch nie dagewesene Rezepturen, etwa für Backwaren, Fischprodukte oder Ge-

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Ein Blick in die kulinarische Glaskugel tränke. Die Bandbreite ist riesig, genauso die Aufgabenpalette. »Ein Produkt ist nur dann erfolgreich, wenn alle Faktoren stimmen«, sagt Tischer. Nicht nur der Geschmack, sondern alle sensorischen Elemente müssen stimmig sein, und natürlich auch das Konzept, die Verpackung und die Regalplatzierung. Wichtig sei es außerdem, die Bedürfnisse der Zielgruppen genau zu kennen. Auch diese erforschen Tischer und ihr Team. Zwar könne man insgesamt einen starken Trend zu mehr Gesundheits- und Nachhaltigkeitsbewusstsein erkennen sowie zu mehr zum Essen zu Hause. Verallgemeinern oder gar romantisieren ließen sich solche Aussagen jedoch nicht. Denn der Konsument sei selten konsequent. Bei vielen Deutschen landet gesundes Superfood direkt neben kalorienreichen Convenience-Artikeln im Einkaufswagen – oder regionale Obst- und Gemüsesorten neben exotischen Neuheiten. Mal kommt Tofu auf den Tisch, mal das Hackfleisch vom Discounter. »Morgens gibt es einen Smoothie mit Granola und Gojibeeren, mittags geht es dafür zu McDonald’s«, fasst Tischer zusammen.

Riechen, schmecken, erfinden: Welche Fähigkeiten muss man mitbringen, um die Produkttrends der Zukunft nicht nur buchhalterisch zu kalkulieren, sondern im Labor und in der Küche zu entwickeln? Karin Tischer selbst ist gelernte Köchin und Ernährungswissenschaftlerin und sprüht vor Neugierde und Kreativität. Früher arbeitete sie in der Sterneküche, in der Führungsebene von Unternehmen in Produktentwicklung sowie Marketing und moderierte eine Kochsendung bei RTL. Wer für ihr Unternehmen arbeiten möchte, sollte im Idealfall ein Fachstudium mitbringen, sagt Tischer, etwa Lebensmitteltechnologie, -chemie oder Ernährungswissenschaften. Optimal sei es außerdem, wenn Bewerber zusätzlich eine handwerkliche Ausbildung absolviert hätten, etwa als Koch, Konditor, Bäcker, Metzger oder Diätassistent. Zum Schluss ein Blick in die kulinarische Glaskugel: Welche Produkte werden wir im Supermarkt von morgen in den Regalen finden? 98 Prozent der Neuheiten kämen aus der Gastronomie, sagt Tischer, und würden erst

später von Handel und Industrie übernommen. Mit Neugierde beobachtet sie derzeit die Innovationen im Grill-Segment. Grillen auf Kieselsteinen, Grillen mit Holz aus alten Whiskey-Fässern – um später auch das Alkoholaroma im Steak zu schmecken. Die Vielfalt werde in diesem Segment weiter wachsen, glaubt Tischer, und der Hype länger anhalten. Wenn sie durch den Supermarkt spaziere, entdecke sie in jeder Regalreihe Artikel, die sie mitentwickelt habe, erzählt Tischer. Über konkrete Produkte darf sie jedoch keine Auskunft geben. Bei allen Projekten sei sie zur Verschwiegenheit verpflichtet. »Wir sind wie Fort Knox«, sagt Tischer und lacht, »bei uns wird jedes Blatt geschreddert.« ■

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K arriere-Fokus II:  IT-Sicherheit

die neuen Türsteher An den meisten Hochschulen Deutschlands wurde das Thema IT-Sicherheit lange verschlafen. Viele Arbeitgeber passen sich dem an und suchen nach Exoten in dem Bereich: Weg von starren Abschlüssen, hin zu Einsatz und Lernbereitschaft.

I m M o n i t o r - u n d C o n t r o l - C e n t e r ( M CC ) d e r B W I werden die zentralen und dezentralen Server der Bundeswehr überwacht. Ziel: das höchste Maß an Stabilität und Ausfallsicherheit gewährleisten.

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Wenn Dr. Bernd Eßer über seinen Job spricht, müsste er eigentlich Worte wie asynchrone Kommunikation, Computer Emergency Response Teams und Phishing verwenden. Um es aber auch Laien zu erklären, die schon bei der dritten Ziffer einer IP-Adresse in einen Sekundenschlaf verfallen würden, hat der Mitt-Fünfziger ein prägnantes Bild zur Hand. Seine Arbeit, so Eßer, das sei im Prinzip nichts anderes, als ein Haus mitsamt großem Garten zu beschützen. Da gebe es die asphaltierten Wege, auf denen die Menschen permanent unterwegs sind, ihre täglichen Aktivitäten absolvieren. Da gebe es die Trampelpfade, die die meisten kaum kennen, wo die Dinge besprochen werden, die nicht jeden etwas angehen. Und da gebe es den frischen, grünen Rasen, auf dem eigentlich niemand etwas zu suchen hat. Um all das zu überwachen, blickt Eßer auf ein unsichtbares Netz von Stolperdrähten, das sein Team über das Gelände gespannt hat. Und immer dann, wenn jemand einen Schritt neben den Trampelpfad macht, plötzlich über den Rasen läuft, dann schrillen bei Dr. Bernd Eßer die Alarmglocken. Wenn man so will, ist Eßer also der oberste Wächter des Gartens; auf seiner Visitenkarte steht aber CISO, das heißt Chief Information Security Officer, und angestellt ist Eßer bei der BWI GmbH. Die Firma mit Sitz im südlichen Nordrhein-Westfalen gehört zu hundert Prozent der Bundesrepublik Deutschland. Ihre bisherige Aufgabe: Einen Teil der IT-Infrastruktur der Bundeswehr zu sichern. Doch in Zukunft werden die Aufgaben wachsen und das stellt Eßer vor ein Problem: Geeignete Fachkräfte zu finden, die ihm dabei helfen.

Kaum geeignete Studiengänge für Sicherheit im Netz Denn das Thema IT-Sicherheit ist in Deutschland bisher an den meisten Hochschulen und Universitäten vorbeigegangen. An lediglich fünf Universitäten können sich ITler spezialisieren, dazu kommen sieben Hochschulen. Wer sich also bei Eßer und anderen IT-Firmen in dem Bereich bewirbt, hat in den seltensten Fällen einen Master in IT-Sicherheit, sondern sich vieles selbst angeeignet – und das macht die Suche für Arbeitgeber umso komplizierter. Das zeigt auch der Blick in einen anderen Garten, der beschützt wird: das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) – an 20 Standorten in Deutschland forschen rund 8.000 Mitarbeiter an High-Tech-Lösungen, im zivilen und auch militärischen Bereich. Einer von ihnen ist Michael Meinel. Mit zwölf Jahren programmierte er an seinem ersten Rechner, einem ausgemusterten Pentium, danach wurden die Maschinen größer und leistungsfähiger, seine Leidenschaft blieb die Gleiche. Das DLR hatte vor allem Glück, dass Meinel jetzt für sie arbeitet: Weil der Vater eines Freundes bei der DLR arbeitete, machte Meinel hier ein zweiwöchiges Schulpraktikum, es folgte ein duales Studium im Fach Infomationstechnik. Das Wort IT-Sicherheit kam in seiner Ausbildungsbeschreibung nicht vor, dennoch war er 2014 einer der Ersten, der von einem großen Angriff auf die Server der DLR erfuhr. »Das waren sehr gezielte Phishing-Attacken«, sagt Meinel, man versuchte also über gefälschte E-Mails an die persönlichen Daten von Mitarbeitern zu kommen und sich immer tiefer in den Servern der DLR einzunisten. Der An-

griff sei handwerklich gut gemacht gewesen, sagt Meinel, wenn er »sehr gezielt« sagt, dann meint er damit nicht irgendwelche gefälschten Amazon- oder PayPal-Mails, die Mitarbeiter aus purem Schreck öffnen. Es waren auf einzelne Mitarbeiter zugeschnittene E-Mails, die auf für die Empfänger relevante Studien verlinkten. Irgendjemand hatte sich sehr viel Mühe gegeben und wusste sehr gut Bescheid, wer gerade woran forschte.

Die Spuren führten nach China – dachte man »Irgendwann stand China als möglicher Angreifer im Raum – das kann aber genauso gut eine Nebelkerze gewesen sein«, sagt Meinel. Jede Industrienation, auch die befreundeten, hätten ein Interesse daran zu erfahren, welche Forschungsergebnisse auf den DLR-Servern liegen. Nun war für das Forschungszentrum die zentrale Frage: Wie gehen wir jetzt damit um? Die infizierten Server schnell vom Netz nehmen und? Oder doch lieber warten, dem Angreifer bloß nicht zeigen, dass er entdeckt wurde und auf externe Dienstleister vertrauen, die für die Sicherheit der IT-Systeme zuständig sind? Am Ende entschied man sich für diese Option. Aber eine Konsequenz, so sagt Meinel, hätte der Angriff gehabt. Danach setzte man sich zusammen und merkte: Wir müssen uns damit endlich mal richtig beschäftigen: »Bei der DLR ist jetzt zumindest angekommen, dass das Thema angegangen werden muss«, sagt er. Also vertrauen die meisten ihre IT-Infrastruktur externen Dienstleistern an – wie beispielsweise der BWI und dem Team von Eßer. Seine Aufgaben werden in den kommenden Jahren noch zunehmen, die BWI hat einen der größten Aufträge des Landes in dem Bereich für sich gesichert: Es geht um die


2 0 18 s o l l d i e O r i o n - R a u m k a p s e l erstmals um den Mond fliegen. Ein Highlight der Raumfahrtforschung, b e i d e m a u c h d i e I T- S i c h e r h e i t e i n e große Rolle spielt.

Netzwerke der Ministerien, dazu kommt der sogenannte »grüne Bereich« der Bundeswehr – hier müssen Datenpakete beschützt werden, die auch militärisch relevant sind.

Der nackte Informatiker ist nicht immer geeignet Nun, mit den neuen Aufgaben in der nächsten Zeit im Hinterkopf, muss Eßer allerdings neue Wege suchen, wenn es darum geht, wen er einstellt. Naturgemäß landen Informatiker ganz oben auf der Liste – in all ihren Facetten. »Der nackte Informatiker ist meistens etwas nerdig«, erklärt Eßer. Wirtschaftsinformatiker brächten etwa oft Teamerfahrung mit, und das sei wichtig: »Jemand, der nicht teamfähig ist, der hat bei mir nichts verloren«, sagt Eßer. 60 Leute habe er unter sich, fünf Frauen, 55 Männer – wenn er eine neue Gruppe zusammenstellt, die sich auf Tätersuche machen soll, dürfe es nicht sein, dass man am dritten Tag noch mit internen Machtkämpfen beschäftigt ist. Und, gerade unter diesem Aspekt, das habe er rasch gemerkt, sagt Eßer, funktionieren gemischte Teams besser als ein Haufen voller Alpha-Wölfe. Und auch Mitglieder aus dem nicht-akademischen Bereich seien oft eine Bereicherung. »Ausgebildete Systemelektroniker haben es

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schon zu großartigen Sicherheitsspezialisten gebracht«, sagt Eßer, die formale Qualifikation trete zurück. Weniger Bachelor und Master, Hauptsache Engagement und Interesse. »Das lässt sich alles lernen, das ist keine Raketenwissenschaft«, sagt Eßer. Eine Ausbildung schützt aber nicht vor einem grundlegenden Problem in der IT-Sicherheit: Innerhalb von zwei bis drei Jahren kann Wissen schon wieder veraltet sein. Umso wichtiger, dass Standards eingehalten werden, sagt Michael Meinel vom DLR. Er ist Mitglied im Chaos Computer Club, engagiert sich im Betriebsrat, schult die Mitarbeiter als Software Engineer auch bezüglich Sicherheitsfragen. Derzeit studiert er nebenher IT-Sicherheit, macht seinen Master an einer Fern-Uni. Ein Weg, der aus dem begeisterten Pentium-Programmierer im Alter von zwölf Jahren einen engagierten Sicherheitsexperten im DLR machte. Mehr Personalverantwortung, mehr Organisation, weniger inhaltliches Arbeiten – einen Aufstieg in den Hierarchien strebt Meinel gar nicht an. Er hat bei seinem ersten Arbeitgeber und mit seinen 33 Jahren schon die Position erreicht, auf der er sich wohlfühlt und etwas bewegen kann. Auch ein Gefühl von Sicherheit. ■

D a s s I T- S i c h e r h e i t k e i n t r o c k e nes Thema sein muss, lernte Jan Lindenau bei den Interviews f ü r d e n A r t i k e l . A l s D r. B e r n d Eßer Geschichten aus seinen Z e i t e n a l s a k t i v e r H a c k e r- H u n t e r erzählte, bekam man schnell das Gefühl, mit dem Ermittlungsleiter einer Mordkommission zu reden.

I Wish i was james bnd Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) baut die Abteilung für Cyber-Sicherheit massiv aus. Gesucht werden vor allem junge Hacker-Talente. Hier erzählen fünf Agenten aus ihrem Berufsalltag: ▶ goo.gl/9uer18


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E-Mail vom Prof   Von: Prof. Dr. Ingo Markgraf   An: die Generation Y  Betreff: Fast ein Liebesbrief

Liebe Generation Y, ich habe die große Freude, seit fünf Jahren mit euch an der Hochschule zu arbeiten und konnte mir ein ganz gutes Bild machen, wie ihr so seid. Ich finde ganz ehrlich, man muss euch einfach mögen. Viele sagen, ihr seid verwöhnt, nicht leistungsbereit und zu anspruchsvoll. Das stimmt, aber das waren alle vor euch auch – sie haben es nur vergessen. Ihr seid viel ehrlicher, als ich es war. Ihr fragt schon im Bewerbungsgespräch nach Home Office, flexiblen Arbeitszeiten und wie Überstunden abgefeiert werden können. Ich habe mich das auch alles gefragt, aber nicht zu fragen getraut. Euch kann man mit Geld und Firmenwagen nicht mehr so gut von einem Job überzeugen. Stattdessen wollt ihr einen respektvollen Umgang im Team, Wertschätzung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Was euren neuen Chefs, die alle noch die gute alte Schule der Führung gelernt haben, am meisten auf die Nerven geht, ist dieses Nochmal-und-noch-mal-alles-Infragestellen. Es reicht nicht mehr, Chef (oder Professor) zu sein, um recht zu haben. Könnt ihr nicht irgendwann mal Ruhe geben und einfach nur machen, was man euch sagt? Nein, könnt ihr nicht. Ich weiß das inzwischen, aber das hat auch ein paar Jahre gedauert. Bitte habt etwas Geduld mit euren Führungskräften. Auch wenn es euch noch so absurd erscheint: Es war viele Jahrzehnte einfach nicht üblich, den Chef so viel zu fragen. Gewöhnt euch das Fragen bitte nie ab, denn das ist eine unendlich wertvolle Fähigkeit! Einige haben das ja zum Glück bereits erkannt. Wir müssen aber, bei all dem Lob, auch kurz auf die andere Seite schauen. Bitte glaubt mir: Adjektive schreibt man klein und »das(s)« mal mit einem und mal mit zwei »s«. Ich kann es manchmal in Klausuren und Hausarbeiten nicht Fassen, das ihr die Einfachsten regeln der deutschen Sprache nicht beherrscht. ;) Das ist aber wichtig. Man nimmt euch sonst nicht ernst. Und: Es gibt eine Welt des Wissens, die über die ersten Zeilen von Wikipedia hinausgeht. Ihr seid die Generation der Überschriften, aber bitte übt mal, einen Text 15 Minuten am Stück konzentriert zu lesen. (Entschuldigung an alle, die das mit den Adjektiven schon wussten!). Das »Du« bietet übrigens immer der Ältere an und ja, es stimmt, die Fotos bleiben für alle Zeiten im Internet. Eine große Stärke ist euch gar nicht bewusst: Ihr seid die erste Generation der Menschheitsgeschichte, die kein Leben ohne das Internet kennt. Es war in eurem Leben schon immer normal, dass jede Information immer verfügbar ist und dass es eine Community gibt, die nie schläft. Ihr seid es gewohnt, auch banale Informationen immer zu teilen (Bilder von Eisbechern?). Noch nicht jeder Chef hat verstanden, dass die Fähigkeit, Wissen zu teilen, unendlich wertvoll ist. Damit wird der Begriff »Herrschaftswissen« irgendwann verschwinden. Und jetzt passt bitte auf: Für viele eurer älteren Vorgesetzten ist das der Horror. Der eigene Informationsvorsprung war viele Jahre der Schlüssel zum Machterhalt. Jetzt stellt euch bitte die Panik vor, wenn ihr das alles infrage stellt. Nicht jeder wird damit sofort umgehen können. Liebe Gen Y, macht bitte so weiter. Lasst euch nicht verbiegen. Passt euch nicht an, lasst die anderen sich euch anpassen. Ihr werdet so unglaublich dringend gebraucht da draußen. Die Welt dreht sich um euch und Unternehmen werden sich um euch reißen. Macht was draus! Aber seid ein bisschen achtsam. Ihr verlangt euren zukünftigen Chefs viel ab. Ich mag euch! Euer Prof. Dr. Ingo Markgraf

Prof. Dr. Ingo Markgraf leitet die Business School der Hochschule Macromedia am Campus Köln und unterrichtet im Studiengang Management.

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Auf ewig online

Soziale Medien sind Plattformen, auf denen das Leben zelebriert wird. Aber auch wenn ein Mensch stirbt, bleiben die virtuellen Spuren bestehen. Für Trauernde bedeutet das ein Spagat zwischen liebevoller Erinnerung und schmerzhafter Auseinandersetzung mit dem digitalen Vermächtnis.

Digitale Spuren des Lebens

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Wenn Ralph B. von seinem Sohn erzählt, leuchten seine Augen. »So richtig ist mir erst nach seinem Tod bewusst geworden, was er alles gemacht hat«, sagt der 57-Jährige. Ralph B. erzählt Geschichten von Leon als Fußballtrainer einer Bambini-Mannschaft, als Polizist beim Kölner Rosenmontagszug und als Freiwilliger auf einer Husky-Farm in Finnland. Seine Tochter Miriam sitzt daneben und zeigt die passenden Bilder auf dem Facebook-Profil ihres Bruders. Ein Leben, digital verewigt.

Leon war Polizist in Ausbildung. Bis Juni 2016 war er ein ganz normaler junger Mann, der seine Zeit mit Freunden verbrachte und irgendwie immer da sein musste, wo etwas los war. Bis er die Diagnose erhielt, die den Rest seines Lebens bestimmen würde: Lymphdrüsenkrebs. Anfangs hieß es noch, seine Überlebenschancen lägen bei 95 Prozent. Doch Leon gehörte zu den anderen fünf.

In Deutschland haben etwa 30 Millionen Menschen einen Facebook-, neun Millionen einen Instagram-Account. Nachrichtendienste wie WhatsApp nutzen fast 40 Millionen Menschen. Wenn wir sterben, bleiben unsere persönlichen Accounts und Profile erst einmal erhalten – so als wäre nichts passiert. Die sozialen Medien werden zu einem riesigen Online-Friedhof, denn solange die Angehörigen nicht dafür sorgen, dass ein Profil gelöscht wird, bleibt es bestehen.

ine Antwort auf die wichtigste Frage bekam Ralph B. nie. Er stellte sie am Morgen des 8. Februar 2017: »Wo bist du jetzt?«. Sein Sohn Leon konnte die letzte WhatsApp-Nachricht seines Vaters nicht mehr beantworten. Er war tot. Mit 24 Jahren an Krebs gestorben.

Illustration: Sabine Redlich

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Facebook auf Halbmast Für die Lehramtsstudentin Miriam ist das Facebook-Profil ihres Bruders eine Rückzugsmöglichkeit, um ihm noch einmal nahe sein zu können, wenn auch nur digital. »Angehörige brauchen einen Ort, an dem sie sich an den Verstorbenen erinnern können«, sagt Psychologe Holger Reinisch. Für viele ist das der Grabstein oder ein Platz, an dem man viel Zeit mit dem Menschen verbracht hat. Für Miriam ist es Leons Facebook-Seite. »Ich könnte sein Profil nicht löschen«, sagt Miriam »das wäre, als wenn ich Fotos wegschmeißen würde«. Also bleibt es, wie es war. Kaum etwas deutet darauf hin, dass Leon nicht mehr lebt. Seine Beiträge hören einfach irgendwann auf. Ein Freund hat ein schwarzes Bild gepostet, unter dem einige Nutzer ihr Beileid bekunden. Ansonsten ist Leon hier weiterhin der beliebte, fröhliche 1. FC Köln-Fan. Dass Menschen, die sterben, virtuell bewahrt werden, bedeutet sowohl Trost als auch Schmerz für die Angehörigen. Fotos und Posts können eine schöne Erinnerung sein an eine Zeit, als noch alles in Ordnung war. Aber die neuen Medien bewahren noch viel mehr von einem Menschen auf. Seine Stimme zum Beispiel. »Ich habe noch sehr viele Sprachnachrichten von Leon«, sagt Miriam »aber die kann ich mir nicht anhören. Das tut zu sehr weh«. Was bei der Trauerarbeit hilft und wann der Schmerz zu groß wird, ist von Mensch zu Mensch verschieden. »Jeder trauert anders«, sagt Petra Hohn, Vorsitzende des Vereins Verwaiste Eltern in Deutschland (VEID) »das Problem im Internet ist nur, dass niemand da ist, der einen tröstet, wenn dort eine Verletzung passiert«. Wenn der Rechner aus ist, sind die Angehörigen alleine mit ihrer Trauer und ihrer Ratlosigkeit. Ein Bildschirm beantwortet keine Fragen und nimmt niemanden in den Arm. »Die persönliche Trauerarbeit ersetzt das Internet nicht«, sagt Hohn.

Manchmal fehlt die Netiquette Um die Beantwortung von Fragen geht es vor allem Eltern von Kindern oder Freunden von Freunden, die sich selbst das Leben genommen haben. Die Frage nach dem Warum ist dann nicht mehr nur spirituell, sondern sehr real. »Man sucht in den Facebook-Profilen nach Antworten«, sagt Psychologe Reinisch. Nachrichten, Posts und Fotos sollen Aufschluss darüber geben, was dazu bewegt hat, das Leben nicht mehr als lebenswert zu betrachten. Das ist dann einfach, wenn zum Beispiel die Eltern die Zugangsdaten der Profile besitzen und niemand das Kind bei Facebook als tot meldet. Einen automatischen digitalen Nachlass für Angehörige gibt es allerdings nicht. Als die Eltern eines Mädchens, das

Was passiert mit dem digitalen Erbe?

• Wenn Angehörige das Profil löschen wollen, müssen sie der Administration des Netzwerks einen Nachweis über den Tod zukommen lassen. Außerdem müssen sie beweisen, dass sie enge Familienangehörige sind. Das kann zum Beispiel über die Geburtsurkunde und die Todesanzeige passieren. • Sinnvoll kann es daher sein, ein kleines Testament mit allen Passwörtern beim Notar aufzusetzen oder einer nahestehenden Person eine Liste mit wichtigen Zugangsdaten zu hinterlassen. • Bei Facebook und Instagram kann das Profil auch in einen Gedenkzustand versetzt werden. Neben dem Profilbild erscheint dann ein Hinweis, dass diese Person verstorben ist, es wird in keinen

öffentlichen Bereichen wie G e bu r t s t a g s e r i n n e r u n ge n mehr angezeigt. Aber Vorsicht: Niemand kann sich in ein Profil im Gedenkzustand mehr einloggen. • Grabstein 2.0: Immer mehr Städte erlauben in ihren Friedhofssatzungen, Grabsteine mit eingefrästen QR-Codes aufzustellen. Scannt man sie, erfährt man mehr über den Verstorbenen, zum Beispiel durch eine Weiterleitung auf die Gedenkseite. • Lesetipps: Patrick Nehls von der Uni Bonn analysierte für seine Masterarbeit »Sharing grief and mourning on Instagram«, wie junge Menschen auf der Foto-Plattform mit dem Thema Sterben umgehen (De Druyter). ■

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2012 an einem U-Bahnhof ums Leben gekommen war, herausfinden wollten, ob es sich um Suizid handelte, klagten sie auf Zugang zum Facebook-Profil ihrer Tochter. Ohne Erfolg. Die Frage, ob ihre Tochter sich selbst das Leben nahm, blieb unbeantwortet. Wie problematisch das Internet beim Thema Tod werden kann, wie rasant sich Information in der digitalen Welt verbreiten und dabei unsere Offline-Realität überholen, zeigte sich auch im Januar 2016 als zwei Brüder bei einem Autounglück ums Lebens kamen. Ein Gaffer filmte den Unfallort und stellte das Video über Facebook ins Netz. Die Eltern der Verunglückten sahen den Post und erkannten das Unfallauto wieder. Auf diese Weise von dem Tod der Kinder zu erfahren, sagt Psychologe Reinisch, sei brutal. Auch wenn der Tod eines Kindes oder Freundes immer furchtbar ist, ist die Frage nach dem Wie entscheidend. »Ich bin sehr dankbar, dass ich Leon bis zum Schluss begleiten konnte«, sagt Ralph B. »ich habe bis zu seinem Tod mit ihm geredet, denn das Gehör eines Sterbenden funktioniert noch sehr lange«. Für ihn war es wichtig, seinen Sohn so lange zu begleiten, bis er ihn nicht mehr begleiten konnte. »Er hat zu mir gesagt: Papa ich bereite da oben schon mal alles für dich vor«, sagt Ralph B.

Trauern in der Community Auch die Begleitung eines Sterbenden während seiner letzten Tage, Wochen und Monate geschieht nicht mehr nur persönlich, sondern auch virtuell. Die 27- Jährige Jacky Drappeldrey bloggte zwei Jahre lang unter dem Namen »Pinke Pusteblume« auf Facebook über ihr Krebsleiden, mehr als 35.000 Leute folgten ihr. Als sie im August 2017 starb, bekundeten Tausende ihre Anteilnahme online. »Das Thema Tod und Trauer wird nicht mehr tabuisiert«, sagt VEID-Vorsitzende Petra Hohn. Seit etwa zehn Jahren gäbe es wieder eine ausgeprägte Trauerkultur. Diese Entwicklung ist auch im Internet zu spüren. Allein unter dem Hashtag #trauer finden sich auf Instagram fast 68.000 Einträge.

Teresa Stiens studier t I nternationale B eziehungen und Ent wicklungspolitik in Duisburg. G edanken darüber, was nach dem Tod mit ihrem Facebook- Profil passieren soll, hat sie sich bisher noch keine gemacht. N ach der R echerche für diesen Ar tikel fragt sie sich aber schon: Wie wird mein digitales Vermächtnis aussehen?

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Jacky Drappeldrey und Leon B. waren bis zu ihrem Tod nicht alleine. Auf Facebook und im realen Leben hatten sie Menschen, die ihnen Mut zusprachen, sie bis an die endgültige Grenze begleiteten, die der Tod für die Lebenden bedeutet. Über 40 Menschen kamen auf Leons Krankenstation als seine Leber versagte und klar war, dass er den Kampf verlieren würde. In der Nacht vor seinem Tod wollte er nicht schlafen, weil er Angst hatte, nicht mehr aufzuwachen. Seine Familie war dabei, als sein Atem immer langsamer wurde und schließlich ganz aufhörte.

Eltern, Kommilitonen und Freunde finden über Facebook zusammen »Leon ist heute verstorben« – diese Nachricht war in Leons WhatsApp-Status zu lesen, nur wenige Stunden nach seinem Tod. Die Familie wollte so auch Freunde von Leon erreichen, die sie selbst gar nicht kannten. Seine Mutter stellte ihre Handynummer bereit, für alle, die sich mit ihr in Verbindung setzen wollten. Erst durch die sozialen Medien wurde Leons Familie bewusst, wie viele Menschen ihn gekannt hatten. Über Facebook konnte Miriam Kontakt zu Freunden von Leon aufnehmen, die sie selbst nie getroffen hatte, mit denen sie aber die Trauer über den Verlust teilen konnte. Für Ralph B. war es sehr wichtig zu wissen, dass er mit seiner Trauer nicht alleine war. »Ich habe viel Kontakt mit Leons Freunden und Kommilitonen«, sagt er »wir haben uns zusammen in der Kneipe getroffen, auf ihn getrunken und uns Geschichten über ihn erzählt«. Trauernde suchen Antworten auf die wichtigsten Fragen nach dem Tod eines geliebten Menschen. Fragen nach dem Warum und der Frage wie es gelingen kann, das Leben überhaupt noch weiterzuleben. »Wo bist du jetzt?« – für Ralph B. war dies die Frage, die ihm am meisten am Herzen lag. Die Antwort muss auch er für sich selbst finden. Diese Frage kann ihm keine App der Welt beantworten. ■


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Interview

»Rock’n’Roll ist ein Balzritual«   EXTENDED   VERSION  Hier geht’s zum kompletten Interview mit Wanda:

▶ goo.gl/pDtUk6

Ihren 2015er Hit »Bussi« haben sicher viele sofort im Ohr. Für den Musikexpress ist Wanda gar »die vielleicht letzte wichtige Rock’n’Roll-Band unserer Generation«. Wir trafen zwei der fünf Wiener Jungs – Frontmann Michael Marco Fitzthum und Gitarrist Manuel Christoph Poppe – in einem Berliner Restaurant. Zu Schweinebraten, Brezeln, jeder Menge Zigaretten und einer Runde Quatschen. Von kleinen Clubs in Österreich habt ihr euch hochgespielt und tretet inzwischen auf Festivals vor über 250.000 Zuschauern auf. Macht euch das nervös? F: Wir spielen so viel und so regelmäßig, das ist so immanent in unserem Leben – Nervosität gibt’s nicht mehr. Aber es gibt die Freude darauf, natürlich. Und je mehr Menschen desto besser. Wenn die Zahl der 20.000 Zuschauer überschritten ist, dann beginnst du von der Bühne aus das Publikum als einen lebendigen Organismus wahrzunehmen. Und wie war es vorher im kleineren Kreis? P: Wenn du beginnst in diesen kleinen Clubs zu spielen, da trittst du an, um alle anderen arbeitslos zu machen. Nur so entsteht Dringlichkeit und eine geile Show. Du stellst dich hin und willst besser als alle anderen sein. 32

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Ist euch ein Konzert in besonderer Erinnerung geblieben? F: Was mich besonders bewegt hat, war Mannheim. Da hat es einen Stromschlag gegeben und die Show wurde abgebrochen. Und die Leute haben applaudiert und das einfach hingenommen, sind aus der Halle gegangen und haben die Lieder draußen auf der Straße weitergesungen. Der Wiederholungstermin war fantastisch. Das dankbarste Publikum ist das, bei dem wir den kollektiven Sehnsuchtsmoment der Leute ansprechen. P: Es ist auch immer wieder toll, wenn sie danach Nachrichten schreiben und uns Dank aussprechen. F: Aber was die Leute vielleicht nicht wissen, und das ist irgendwie schade, wie dankbar wir ihnen sind. Sie tragen uns da durch. Sie stellen sich das wahrscheinlich so vor, als wären wir endsouveräne Highlander-Rockstar-Typen. Aber das sind wir ja – in Wahrheit – nur wegen ihnen. Sie haben uns dazu gemacht.


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Wie schaltet Ihr vom Tourstress ab, wie könnt Ihr am besten entspannen? F: Ich geh dann immer in den Wald. P: Ich im Liegen. In meinem Bett zu liegen, ist das Größte. Und dabei meine Katzen anschauen. Kam euch euer Weg zum Erfolg lang vor? F: Es waren drei Jahre, die wie 100 Jahre anmuteten. Es war anstrengend. (singt) We had fun, we had sun, we had seasons with the gun ... Aber begonnen hat der Weg spätestens bei unserer Geburt. Wie das? F: Durch die Stimme meiner Mama. Mir wurde auch Mozarts Requiem vorgespielt, als ich noch im Bauch war. Gibt es auf eurem neuen Album »Niente« neue Themen oder eine andere Herangehensweise an die Dinge, die euch bewegen oder über die ihr singt? P: Man muss sich das vorstellen, wie eine Geschichte, die erzählt wird. Ein Album erzählt das Leben aus dieser Perspektive, ein Album aus einer anderen. Was ich mir wünschen würde ist, dass am Ende unserer Karriere, die nur durch unser aller Tod eintreten kann, eine Geschichte vollständig erzählt ist. Die Geschichte des oder vielmehr eines Lebens. Das wäre das Ziel, das wäre schön. Wenn sich Menschen darin in irgendeiner Weise wiederfinden oder etwas damit anfangen können, dann haben wir alles richtig gemacht.

Kritiker und Presse haben euch als »neue Wiener Schule« oder »Fortsetzung der Austro-Pop-Welle, die mit Wolfgang Ambros oder Reinhard Fendrich begann« bezeichnet. Wie seht ihr euch selber? F: Ich nehme vor allem wahr, dass die Texteschreiber und Musiker all dieser Gruppen sich eher als Schriftsteller sehen. Das ist auch etwas, was in der Presse bisher wenig festgestellt wurde. Aber das alles ist vielmehr eine literarische Bewegung als eine musikalische. Wir erfinden sicherlich nicht den Rock’n‘Roll neu. Langfristig wird man die Texte als etwas Besonderes empfinden, glaube ich. Das Texteschreiben ist auf jeden Fall die Basis. Das wird dann ummantelt von Lebenslust und Rock’n’Roll. Und das macht sowieso jede große Rockband aus. Wenn die Texte nicht stimmen, kann sich andersrum auch nicht die Melodie entwickeln, die dieses Gefühl oder diese Kraft hat. Denkt ihr manchmal an unsere Schul- oder Uni-Zeit zurück? P: Auf jeden Fall. Denn da habe ich dasselbe gemacht, was ich jetzt auch wieder machen darf. Mich einfach nur darum kümmern, was mir Spaß macht. Freude am Leben haben. Schöne Dinge tun. Wenige Zwänge. Niemand, der mir was vorschreibt. F: Ich auch sehr gern. Ich habe Sprachkunst studiert und wir waren ein kleiner Kreis von völlig gestörten Menschen, die halt Literatur produziert haben. Das vermisse ich manchmal, vor allem die Menschen. Ich habe alles gelernt, was ich lernen musste und sogar auch mal ausprobiert, zu lehren. Wie kam’s denn dazu? Ich habe an der Uni ein Seminar über die Texte der Doors gehalten. Vor sieben Leuten (lacht). Als ich anfing mit Reden, sind zwei gegangen. Als ich meinte, Rock’n’Roll sei ein Balzritual, sind weitere vier gegangen. Kurz darauf war auch der Letzte weg. Dem Studienleiter hat’s aber ziemlich gefallen, der fand’s cool. Es war sogar die Rede davon, eine Studienrichtung in der Art zu machen. Ehrlich gesagt: Hätte das mehr Anklang gefunden, hätte mir das schon auch Spaß gemacht. ■ Das Interview führte Philipp Blanke.

Impressum Verlag

UNIGLOBALE Medien GmbH Reuchlinstr. 10–11, 10553 Berlin +49 (0)30 / 20 84 713 -30 mail@uniglobale.com www.uniglobale.com Herausgeber: Hermann-Josef Billstein, Florian Diesing, Sebastian Weiß

Redaktion

Chefredaktion: Christin Meißner (V.i.S.d.P.)

Texte dieser Ausgabe

Philipp Blanke, Myriam Hlatky, Christiane Kürschner, Alexander Lemonakis, Jan Lindenau, Ingo Markgraf, Christin Meißner, Anja Reiter, Teresa Stiens

Illustrationen

[10] Nina Schumann; [12-15] Mieke Scheier; [26-28] Sabine Redlich

Layout

Jan Vismann

Anzeigen

Florian Diesing (Leitung) +49 (0)30 / 20 84 713-34 anzeigen@uniglobale.de

Druck

Prinovis Ltd. & Co.KG

Vertrieb

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ISBN: 978-3-946146-13-1 ISSN: 2196-579X Bildnachweise

[Cover] Wolfgang Seehofer; [3] Wolfgang Seehofer, Illustration: Mieke Scheier; [6-7] privat; [8-9] privat; [16] shutterstock.com (von oben rechts im Bogen nach unten): Narong Jongsirikul, Tommy Atthi, Robyn Mackenzie, Louno Morose, MaraZe, Nattapol Sritongcom, PISUTON'c; Eis: fotolia.com/ lameeks; [17] Lidl; [18] shutterstock.com/draconus; [20] BWI/Marcus Mueller-Saran; [22] NASA; [24] Markgraf/Macromedia; [30] Anbieter; [32] Wolfgang Seehofer; [34] Jan-Michael Richter

Für unverlangt eingesendete Manuskripte oder Bilder wird keine Haftung übernommen. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Die Urheberrechte für gestaltete Anzeigen und Vorlagen liegen beim Verlag. Die anderweitige Nutzung bedarf ebenfalls der schriftlichen Genehmigung. Für Vollständigkeit und Richtigkeit jeglicher Angaben wird keine Gewähr übernommen. Autoren und Verlag übernehmen für Irrtümer, Fehler oder Weglassung keinerlei Gewährleistung. Meinungen der Autoren können sich von denen der Herausgeber und des Verlages unterscheiden. Bei Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen; bei Mehreinsendungen entscheidet das Los. Die Bildrechte liegen, soweit nicht anders angegeben, beim Verlag. Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember 2017 bundesweit an Hochschulen und Universitäten sowie weltweit an ausgewählten Standorten.


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