Uniglobale Frühjahr 2020

#study Studieren mit HIV

#work MINT und Klimaschutz

#connect Maria C. Groppler im Interview

2020   #36

Studium mit Sponsor A lle s , was d u Ăź b er Stip en dien wis s en m us s t

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Inhalt

30 Interview „Das kommt mit in die Tüte!“ Die Erfinder der CAMPUS-Tüte im Gespräch

Studierende protestieren weltweit

06 Titelthema Studium sponsored by…

Alles rund um Stipendien

#connect

#study

04 Global Diary Zusammen aufbegehren

28 Blogs & Vlogs MINT your mind Zwei Studentinnen und ihr Faible für Codes und Formeln

32 Kolumne 4 weibliche „Bildungsmomente“ Sexismus an der Uni

12 Masterstudium Runde zwei Warum sich ein Master lohnt

26 Studieren mit HIV Nur eine Pille Überholte Vorurteile – trotz medizinischen Fortschritts

#work

14 Karriere I: MINT Die grünen Rebellen Umweltschutz durch MINT-Know-how

20 Karriere II: Finanzbranche Geld und Klima Wie der Klimawandel auch das Bank- und Versicherungswesen verändert

33 Interview Maria Clara Groppler Von Dickpics und „feuchten

Tipps zum Semesterstart • Traineeprogramme: Der perfekte Start für deine Karriere • Tipps für dein Auslandsstudium • Wie die DiMach mit g it a lisieund gewinne rung die 1 von 10 AmazonUni verGutscheinen änd ert • à 20,- EUR* Sex and bit.ly/Uni-Umfrage the Campus • Bessere Hausarbeiten & Referate • Summer Schools: Mini-Semester für Weltenbummler • Stipendien: Wie kommt man ran? • Apps & Blogs rund ums Studentenleben • Jobeinstieg • Studienabbruch – was nun? • Studentenbuden weltweit

Träumen“

34 Rausschmeißer Comic, DIY & Gewinnspiel

#studyworkconnect • @uniglobale Bundesweit an den Hochschulen & weltweit auf uniglobale.com *

Teilnahme- und Datenschutzbedingungen unter uniglobale-medien.com/datenschutz

04 Global Diary

Zusammen auf– begehren

Überall auf der Welt zeigen Studierende derzeit Haltung und machen ihren Mund auf, um gesellschaftlich etwas zu verändern. Hier erzählen drei von ihnen.

Protokolle Tamara Vogel

Helena* – Hongkong

Katarina – Deutschland

Constanza – Chile

Für die Demokratie Aktuell gibt es in Hong Kong weniger Proteste, da sogar friedliche von der Polizei brutal niedergeschlagen und die Teilnehmenden oft verhaftet werden. Als ich mich am 9. Juni 2019 zum ersten Mal einer Demo gegen das Auslieferungsgesetz anschloss, waren wir noch über eine Million. Durch das Gesetz hätten eines Verbrechens Ver-

Für soziale Gleichheit

Für das Klima

Seit ich an der Uni bin, habe ich mich

Unsere Gruppe „Students for Future Saar“

werden können – und das Rechtssystem

an Protesten beteiligt: von Studenten-

engagiert sich vor allem an unserer Hoch-

dort unterscheidet sich bekanntermaßen

bewegungen bis hin zu feministischen

schule, unterstützt aber auch Fridays For

stark von dem Hongkongs. Daher nahm

Märschen. Bei den landesweiten Protes-

Future. Aktuell planen wir zum Beispiel

ich drei Tage später mit Kommilitonen an

ten, die im letzten Oktober begannen, war

eine Woche der Nachhaltigkeit und in fast

einem Protest auf dem Gelände des Legis-

ich von Anfang an dabei. In Chile herrscht

allen Cafés unserer Universität kann man

lativrates teil. An diesem Tag bekam ich

eine große soziale Ungleichheit. Eine

seinen Kaffee oder Tee im Mehrwegbe-

Tränengas ab und sah blutüberströmte

Preiserhöhung der U-Bahn-Tickets brach-

cher bekommen. Außerdem organisieren

Menschen. Manchmal habe ich immer

te das Fass zum Überlaufen. Viele Medien

wir regelmäßig Vorträge zum Thema

noch Albträume deswegen.

und Politiker sprechen von „sozialen Unru-

Klimawandel. Mein bisheriges Highlight:

Das Auslieferungsgesetz wurde mitt-

hen“ – für mich ist es aber eine Revolution.

Beim letzten internationalen Klimastreik

lerweile zurückgezogen. Damit ist aber

Das Vorgehen der Polizei ist dabei sehr

im September durfte ich nach der Demo

nur eine der fünf Forderungen – dar-

brutal. Am 25. Oktober zum Beispiel

eine Rede halten. Dort oben vor 10.000

unter auch die Freilassung politischer

wurde einer der Märsche gewaltsam un-

Menschen zu stehen, die alle gemeinsam

Gefangener und die Einberufung einer Un-

terdrückt. Es war wie in einem Kriegsfilm:

für die gleiche Sache kämpfen, war ein-

tersuchungskommission zu Polizeigewalt

Wasserwerfer kamen zum Einsatz, viele

fach überwältigend. Für 2020 habe ich

– erfüllt. Wir Studenten spielen bei den

hatten Wunden von Gummigeschossen

mir vorgenommen, mein Wissen rund

Protesten eine entscheidende Rolle: Wir

oder Vergiftungen durch Tränengas. Ich

um das Thema Klimaschutz zu erweitern.

verfügen über eine gute Bildung und das

wünsche mir, dass jeder Mensch Zugang

Ich möchte bei meinen Mitmenschen ein

Know-how, Menschen auf der ganzen Welt

zu den gleichen Möglichkeiten hat. Durch

Bewusstsein dafür schaffen, dass man be-

über das Internet zu informieren. Ich hof-

das Aufbegehren können wir das hoffent-

reits mit kleinen Veränderungen im Alltag

fe, dass es in Zukunft echte freie Wahlen

lich erreichen.

viel erreichen kann.

sowie eine völlige Autonomie Hongkongs

Constanza

Sofía

Fuentes

Ossandón

Katarina

Willems

dächtigte nach Festlandchina ausgeliefert

(23)

studiert

geben wird.

(23) studiert Jura an der Pontificia

„Historisch orientierte Kulturwis-

Helena Cheung* (24, Name geändert)

Universidad Católica de Valparaíso

senschaften“ an der Universität des

studiert Life Science an der Chinesi-

in Chile. •

Saarlandes in Saarbrücken. •

schen Universität Hongkong (CUHK). •

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06 Titelthema

Studium mit Sponsor Text Christin Meißner Fotos Marie Maerz/photocase.de

Eltern, BAföG, Nebenjob – alles Möglichkeiten, um das Unileben zu finanzieren. Die vierte Option, das Stipendium, haben hingegen nur wenige Studierende auf dem Schirm. Dabei ist es gar nicht so unwahrscheinlich, sich erfolgreich zu bewerben und sein Bachelor- oder Masterstudium, seine Promotion, ein Praktikum, einen Auslandsaufenthalt oder Sprachkurs fördern zu lassen. Hier kommen die wichtigsten FAQ.

07 Titelthema

Wie stehen die Chancen für ein Stipendium?

Nur rund vier Prozent der Studierenden in Deutschland bekommen ein Stipendium. Eine mickrige Zahl, wenn man bedenkt, dass es über 2.000 Stiftung für Studienförderung gibt. Doch viele trauen sich wohl einfach nicht, sich zu bewerben, weil sie meinen, die Anforderungen nicht zu erfüllen. Dabei gibt es für nahezu jedes Profil auch ein passendes Stipendium. Oft lohnt es sich auch nach eher unbekannten Anbietern zu suchen, denn manche der kleineren, oft regionalen Stiftungen machen kaum Werbung und haben schlichtweg zu wenige Bewerber, um all ihre Stipendien zu vergeben.

Wer vergibt

Wer bekommt ein Stipendium?

Grundsätzlich jeder. Entscheidend ist, dass du die Anforderungen des jeweiligen Stipendiengebers erfüllst. Und diese sind von Stiftung zu Stiftung verschieden.

Noten – Dass Leistung eine Rolle spielt, ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings musst du zumeist – entgegen dem Klischee – kein Einserkandidat sein. Werden zum Beispiel „sehr gute Noten“ gefordert, hast du in der Regel auch mit einem Durchschnitt von 1,9 eine Chance. Alternativ kannst du dein Talent und Interesse auch über erste praktische Erfahrungen nachweisen.

Gesellschaftliches Engagement – Ein wichtiges Kriterium, das zeigt, ob du zum Selbstverständnis der Stiftung passt. Bewirbst du dich zum Beispiel bei der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, ist es von Vorteil, bei den Jusos aktiv zu sein. Aber auch Kinder- und Jugendarbeit oder ein ehrenamtliches Engagement für Senioren, Flüchtlinge oder den Klimaschutz machen deine Bewerbung interessant. Spenden oder die einfache Mitgliedschaft in einem Verein reichen hingegen nicht aus.

Sozialer Hintergrund – Nicht wenige Stiftungen schauen hier genauer hin und vergeben Stipendien vorzugsweise an Studierende, die nicht aus akademischen Familie kommen oder deren Eltern finanziell nicht so gut gestellt sind. Hilfe gibt es bei der Initiative Arbeiterkind.de.

Studienbezug – Einige Programme richten sich an Studierende eines bestimmten Studienfachs. Die Erich-Müller-Stiftung zum Beispiel legt den Fokus auf die Ingenieurwissenschaften. Auch das Thema deiner Abschlussarbeit kann förderungswürdig sein. Die IKEA-Stiftung beispielsweise unterstützt Arbeiten aus den Bereichen Wohnen, Wohnumfeld und Wohnkultur. Das Gleiche gilt für deine Promotion. Manche Stiftungen fördern Dissertationen aus verschiedenen Fachrichtungen (z. B. Hanns-Seidel-Stiftung), andere aus speziellen Fächern (z. B. Chemie durch den Verband der Chemischen Industrie).

Stipendien?

In Deutschland gibt es eine große Stipendienlandschaft. Mehr als 2.000 Stiftungen, Organisationen und Unternehmen unterstützen Studierende materiell und immateriell.

Hier eine kleine Auswahl: Deutschlandstipendium Das einkommensunabhängige Stipendium beträgt 300 Euro/Monat und läuft in der Regel zwei Semester lang. Die Bewerbung erfolgt direkt über die Hochschule.

08 Titelthema

13 Begabtenförde-

Welche Vorteile haben Stipendien?

rungswerke Das Grundstipendium wird abhän-

Klar, wenn es um Stipendien geht, denkt

gig vom eigenen

wohl jeder zuerst an eine Finanzspritze

Einkommen bzw.

für das gähnend leere Girokonto. Geld mag

vom Einkommen der

auch einen entscheidender Teil der Förde-

Eltern berech-

rung ausmachen, jedoch ist das längst nicht

net und beträgt

alles. Denn neben Zuschüssen für Lehrma-

maximal 744 Euro

terialien, Lebenshaltungskosten, Kranken-

pro Monat – zu-

und Pflegeversicherung, Kinderbetreuung

züglich möglicher

oder Reisekosten bieten die meisten Stif-

Zuschläge für die

tungen auch jede Menge Immaterielles:

Kranken- und Pfle-

Workshops, Seminare, Vorträge, Sprach-

geversicherung.

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09 Titelthema

und Treffen mit Alumni. Dieses Networking kann später einmal hilfreich sein, wenn es um die Suche nach einem Praktikum oder den Berufseinstieg geht. Und noch einmal zurück zum Finanziellen: Anders als BAföG oder Studienkredit müssen die im Rahmen des Stipendiums geflossenen Gelder nicht zurückgezahlt werden.

den Begabtenförderungswerken gehören u. a.: Studienstiftung des

Wo findest du ein Stipendium, das zu dir passt?

Natürlich hat man eine größere Chance auf ein Stipendium, wenn man sich für verschiedene Programme bewirbt.

Dennoch sollte man nicht willkürlich vorgehen, sondern bei der Auswahl bewusst selektionieren. Schließlich muss man im Motivationsschreiben oder persönlichen Gespräch erklären, warum man gerade dieses Stipendium möchte und das eigene Profil dazu passt. Googeln allein ist meist nicht sehr effektiv. Vielversprechender ist es, gezielt in Datenbanken nach Stipendien zu suchen. Zum Beispiel hier: mystipendium.de

e-fellows.net

stipendienlotse.de

Deutschen Volkes Weltanschaulich nicht gebunden Konrad-AdenauerStiftung CDU-nah Friedrich-EbertStiftung SPD-nah

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10 Titelthema

Wie läuft der Bewerbungsprozess ab?

Die Bewerbung um ein Stipendium gliedert sich in einen schriftlichen und in einen mündlichen Teil ein.

Schriftlicher Teil – Hier sind Lebenslauf und Motivationsschreiben entscheidend.

Einige Stiftungen verlangen neben dem tabellarischen Lebenslauf auch eine ausformulierte beziehungsweise handschriftliche Version. Wie auch immer: Dort kommt alles über deine Person hinein, also Studium, Praktika/Berufserfahrungen, Fremdsprachenkenntnisse, Auslandsaufenthalte, Engagement/relevante Hobbys. Im Motivationsschreiben legst du auf einer Seite prägnant dar, warum du das Stipendium verdient hast. Wer bist du und was studierst du? Warum passt du und dein Profil zur Stiftung? Warum bist du auch an der speziellen ideellen Förderung interessiert? Diese Fragen solltest du aussagekräftig beantworten.

Hans-Böckler-Stiftung Gewerkschafts-nah Evangelisches Studienwerk Villigst Steht der evangelischen Kirche nah Cusanuswerk

Darüber hinaus sind oftmals auch Einkommensnachweise sowie Empfehlungsschreiben von Lehrern, Professoren oder Dissertationsbetreuern gefragt.

Mündliche Teil – Ist die schriftliche Bewerbungshürde gemeistert, folgt die mündliche Auswahlphase. Diese dauert manchmal ein ganzes Wochenende, manchmal aber auch nur einen Tag. Neben dem Bewerbungsgespräch müssen Kandidaten je nach Stiftung auch Präsentationen halten, eine Klausur schreiben oder sich in Gruppendiskussionen beweisen. Tausche dich im Vorfeld mit anderen Stipendiaten aus, übe mit Freunden das Diskutieren und informiere dich tiefgründig über die Stiftung sowie aktuelle politische und gesellschaftliche Themen.

Steht der katholischen Kirche nah

Christin Meißner

Hanns-Seidel-Stiftung

war zu Unizeiten

CSU-nah

irgendwie zu faul,

Unsere Autorin

sich über mögHeinrich-Böll-Stiftung

liche Stipendien

Grünen-nah

zu informieren.

Rosa-Luxemburg-

manche durchkell-

Stiftung

nerte Nacht hätte

DIE LINKE-nah

sich durch die

Schön blöd. So

Finanzspritze wohl Friedrich-

vermeiden lassen

Naumann-Stiftung

können.

FDP-nah

11 Damit nicht das böse Erwachen kommt: Informiere dich allumfassend über die

Bewerbungsfristen.

Diese sind nämlich von Stiftung zu Stiftung verschieden. Manchmal gibt es nur einen Stichtag pro Jahr, manchmal aber auch einen pro Semester. In seltenen Fällen richtet sich die Deadline allein nach dem

Studienfortschritt.

Im Bachelor empfiehlt es sich, die Bewerbung bis Ende des dritten, im Master bis Ende des sechsten Semesters einzureichen.

Sei ein Trüffelschwein… …und suche auch jenseits der bekannten Player. Zum Beispiel bei Unternehmen, von denen nicht wenige ebenfalls Stipendien vergeben (u. a. Airbus – Luft- und Raumfahrttechnik; BMW – Ingenieurwissenschaften).

Halte zudem Ausschau nach „exotischen“ Stipendien – du wirst sehen, es gibt kaum etwas, was es nicht gibt.

Die Stiftung

Was muss du im Gegenzug leisten?

Die finanzielle Förderung der Stipendien muss später zwar nicht zurückgezahlt werden, dennoch verlangen viele Stiftungen gewisse „Gegenleistungen“ von ihren Stipendiaten. So erwartet man beispielweise, dass diese an Seminaren und Vorträgen teilnehmen und Erfahrungsberichte anfertigen, unter anderem nach einem Auslandsaufenthalt. Parteinahe Stiftungen gehen davon aus, dass die Stipendiaten die politischen Ideale teilen. Unternehmensnahe Stiftungen verlangen häufig die Durchführung eines Praktikums oder das Eingehen eines Arbeitsverhältnisses nach Ende des Studiums.

Eurocentres zum Beispiel hat sich auf die Förderung von „Durchschnittstudenten“ spezialisiert, bei der Letter-Stiftung gibt es Geld, wenn man unbekannte Künstler erforscht, und die Franz-Marie-Christinen-Stiftung be-

Was ist sonst noch zu beachten?

Vor allem beim Thema BAföG kann es etwas knifflig werden. So haben Stipendiaten der Begabtenförderungswerke keinen BAföG-Anspruch. Ist das Stipendium hingegen leistungsabhängig, gilt ein Freibetrag von 300 Euro.

Dieser wird also anrechnungsfrei. Zudem besteht die Möglichkeit einer Doppelförderung – allerdings nur in Kombination mit eine zweckgebundenen Stipendium (z. B. Büchergeld). Dieses wird nämlich grundsätzlich nicht auf das Einkommen angerechnet. Eine weitere gute Nachricht: Stipendien sind steuerfrei und auch das Kindergeld ist davon unabhängig. •

lohnt Studierende mit einem Auslandsstipendium – vorausgesetzt sie beschäftigen sich in ihrer Doktorarbeit mit Adelsgeschichte.

Titelthema

Wann solltest du dich bewerben?

12 Masterstudium

Runde zwei

Arbeiten oder weiterstudieren? Bei den vielen Vorteilen, die ein Master bietet, eigentlich eine nicht allzu schwere Wahl.

Text Arne Wächter

Die Entscheidung

Vom Suchen und Finden des Studiengangs

erepläne oder Studiengänge, insbesondere

Brauche ich überhaupt einen Master?

Was ist mein berufliches Ziel? Wie soll

Wie sind Forschungsreputation und Aus-

ten, kann es aber Sinn machen, über einen

der Master sein – forschungsorien-

stattung? Nehmen sich die Professo-

fachfremden Master nachzudenken. Hier

tiert, anwendungsorientiert, künstle-

ren Zeit? Und wird in Seminaren nicht

sollte man sich wieder überlegen: Welche

risch oder lehramtsbezogen? Diese Fra-

nur gelabert, sondern auch wirklich was

Karriere strebe ich an? Wer im Bachelor

gen muss jeder für sich ganz am Anfang

Handfestes gelernt? Im Vorfeld genau zu

eine bestimmte Sprache studiert hat, kann

klären. Der Bachelor an sich ist kein be-

dechiffrieren, was hinter den oft wohl-

dies zum Beispiel durch eine neue Sprache

rufsqualifizierender

klingenden

in den Geistes- oder Sprachwissenschaf-

Studiengangbezeichnungen

oder einen wirtschaftswissenschaftlichen

dem kann man damit durchaus schon

steckt, ist dringend angeraten. Hochschul-

Studiengang ergänzen. Branchen wie etwa

eine Karriere in den unterschiedlichsten

rankings – wie zum Beispiel das „CHE

das Consulting interessieren sich sogar

Branchen starten. Wer eine bestimmte

Ranking“ oder auch „StudyCheck“ – helfen,

sehr für Bewerber, die schon mal links und

Position anstrebt, beispielsweise im hö-

das Angebot mit den eigenen Ansprüchen

rechts geschaut haben.

heren Dienst einer EU-Institution oder in

besser abzugleichen.

Abschluss,

trotz-

der Forschung, muss in der Regel allerdings einen Master vorweisen. Und: Das

Ein- oder zweigleisig?

noch einmal tiefer in ein Thema oder ei-

Fachgebunden oder fachfremd?

nen Fachbereich einzutauchen, gibt Zeit

Wer einen konsekutiven Studiengang stu-

könnte ein dualer Master richtig sein. Hier-

für das persönliche Reifen und die Frage:

diert, in dem B.A. und M.A. direkt auf ei-

für braucht es ein Unternehmen, das dieses

Was will ich später überhaupt beruflich

nander aufbauen, wird sich diese Frage

Modell anbietet und mit einer Hochschule

machen?

wohl nicht stellen. Für bestimmte Karri-

kooperiert. Es gibt zwei duale Modelle: stu-

Masterstudium bietet die Möglichkeit,

Wer nicht nur büffeln, sondern schon arbeiten und Geld verdienen möchte, für den

13 manche Universitäten auch Vorgespräche.

(DZHW) finden nur 25 Prozent der Bache-

über wird im Unternehmen gearbeitet) und

Da die Anzahl der Studienplätze oft be-

lorabsolventen eineinhalb Jahre nach dem

das Blockstudium (hier wirst du mehrmals

grenzt ist, empfiehlt es sich, nicht nur auf

Abschluss einen Job. Bei FH-Abschlüssen

im Jahr für einige Tage von der Arbeit frei-

ein Pferd zu setzen, sondern sich für meh-

sind es mit 65 Prozent schon deutlich mehr.

gestellt). Bundesweit bietet zum Beispiel die

rere Studiengänge zu bewerben.

FOM-Hochschule duale Studiengänge an.

Die Jobaussichten

Die Bewerbung Grundvoraussetzung

ist

das

Der Verdienst In der Regel verdienen Masterabsolventen

Wer hat bessere Chancen auf dem Arbeits-

beim Berufseinstieg meist etwas besser

Bache-

markt – Bachelor- oder Masterabsolven-

und haben auch eher Chancen, später mehr

lor-Zeugnis oder zumindest eine Beschei-

ten? Pauschal lässt sich das nicht beant-

Gehalt zu beziehen, aufzusteigen oder hö-

nigung der Uni, dass du den Bachelor in der

worten; das ist sehr branchenabhängig.

here Positionen zu bekleiden. Ausnahmen

Tasche hast. Neben anderen Dokumenten

Laut der Studie JobTrends des Staufenbiel

bestätigen natürlich auch hier die Regel;

wie Lebenslauf und Motivationsschreiben

Instituts findet rund die Hälfte der Unter-

letztendlich kommt es auf Studiengang

sind oftmals auch Gutachten von einem

nehmen den Masterabschluss wichtig oder

und Branche an. Nichtsdestotrotz stehen

oder mehreren Dozenten wichtig. Dieser

sehr wichtig. Dafür ist Praxiserfahrung für

bei Masterabsolventen im Durchschnitt

Punkt braucht wohl mit am meisten Vor-

81 Prozent Pflicht. Und die kann man sich

zwischen neun und zwölf Prozent mehr auf

lauf. Überleg genau, welche Dozenten da-

in der Regel nur aneignen, wenn man et-

dem Gehaltszettel; laut StepStone Gehalts-

für in Frage kommen, ob sie dich in der Uni

was länger studiert. Und: Gemäß einer Un-

report verdient ein Berufseinsteiger mit Ba-

erlebt haben und dir gewogen sind. Bevor

tersuchung des Deutschen Zentrums für

chelor im Finanzsektor rund 42.380 Euro,

man zum Master zugelassen wird, führen

Hochschul- und Wissenschaftsforschung

jemand mit Master hingegen 47.810 Euro. •

Masterstudium

dienbegleitend (im Abendstudium, tags-

14 Karriere I: MINT

Die grünen Rebellen Ob Windkraftanlagen warten, Feinstaub bekämpfen, Demos organisieren oder eine Expedition zu den schrumpfenden Eisbergen unternehmen: Wir stellen vier junge Menschen vor, die sich mit ihrem technischen und naturwissenschaftlichen Know-how für eine nachhaltigere Welt einsetzen.

Text Anja Reiter

Lena Schulhofs Arbeitsplatz liegt manchmal in luftiger Höhe.

Mit der Kraft des Windes Früher arbeitete Lena Schulhof in der Automobilbranche. „Wenn Kollegen sich in der Mittagspause begeistert über Autos unterhielten, habe ich mich meist ausgeklinkt“, erinnert sie sich. Ihr privates Interesse war ein anderes: erneuerbare Energien. Nach ihrem dualen Bachelor-Studium in Maschinenbau entschied sie sich für einen Branchenwechsel – und schrieb sich für ein Masterstudium im Fach Energiewirtschafts-Ingenieurswesen an der Hochschule Niederrhein in Krefeld ein. Schon während des Masterstudiums arbeitete Lena Schulhof als Aushilfskraft in einem Unternehmen für erneuerbare Energien. Nach dem Studienabschluss stieg sie direkt als Mitarbeiterin in der technischen Betriebsführung für Windkraftanlagen bei der Naturstrom AG ein, einem Anbieter erneuerbarer Energien für den Privat- und Gewerbebereich. Heute kümmert sie sich dort um das Controlling bestehender Windkraftanlagen.

15 Karriere I: MINT

Anke Neumeier setzt sich nicht nur im Studium fürs Klima ein. � TinoGrafiert

Demonstrieren und studieren gegen die Hilflosigkeit „Zu meinem Job gehört sowohl Büroarbeit, als auch Einsät-

„Der Klimawandel beschäftigt mich schon seit meinem

ze draußen bei den Anlagen“, erzählt die 28-Jährige. Sind

Abitur“, sagt Anke Neumeier. Früher habe ihr die The-

Windräder erstmal in Betrieb, erhalten sie meist eine

matik vor allem Angst eingeflößt, die Erkenntnisse

Genehmigung für 20 Jahre. In dieser Zeit kümmert sich

der Wissenschaft lähmten sie, sie fühlte sich einsam

normalerweise der Betreiber um Service und Wartung.

und hilflos. „Ich dachte mir: Ich werde in einer Welt le-

Ein- oder zweimal im Jahr besteigen aber auch Lena

ben, in der ich eigentlich keine Kinder bekommen will.“

Schulhof und ihre Kollegen die Anlagen. Lena Schulhof

Die Resignation verschwand erst, als 2019 auch in

muss technische Checks durchführen und die Ergeb-

Deutschland die ersten Schüler im Rahmen von „Fri-

nisse dokumentieren. Außerdem begleitet sie externe

days for Future“ auf die Straße gingen. „Zum ersten Mal

Gutachter und kümmert sich um monatliche Auswer-

habe ich gemerkt, wie viele Menschen es gibt, die sich mit

tungen der Leistungen der Anlagen. Naturstrom ver-

dem Thema beschäftigen.“ Anke Neumeier entschied

sorgt derzeit 220.000 Privatkunden und über 20.000

sich, eine eigene Hochschulgruppe für ihren Campus

Geschäftskunden mit nachhaltigem Strom. Seit seiner

der TU München in Freising aufzubauen: Students for

Gründung im Jahr 1998 hat das Unternehmen bereits

Future Freising. „Im Moment sind wir noch dabei, uns

97 Windkraft-Anlagen in ganz Deutschland realisiert,

zu finden, zu organisieren und zu mobilisieren.“ Doch es

daneben auch Photovoltaik-, Biogas- und Wasserkraft-

sei schon einiges passiert. In der Vergangenheit or-

anlagen. „Mich begeistert mein Job“, sagt Lena Schulhof.

ganisierte sie zum Beispiel mit anderen Engagierten

„Hier kann ich jeden Tag etwas dafür tun, dass sich die

die Public Climate School: Eine Woche lang drehten

Welt in die richtige Richtung bewegt.“

sich Vorlesungen und Seminare auf ihrem Campus

Lena Schulhof (28) ist Mitarbeiterin der tech-

um Klimagerechtigkeit und Klimakrise. Bei solchen

nischen Betriebsführung für Windkraftanlagen

Veranstaltungen sei auch die Hilfe der Professoren ge-

bei der Naturstrom AG.

fragt. „Sehr viele Dozenten unterstützen uns supergut“,

16 Karriere I: MINT

erzählt die Master-Studentin, „andere aber äußern sich

Geheimnisse aus dem Eis

skeptisch oder spielen die Klimakrise sogar runter.“ Durch die öffentliche Diskussion möchte sie dafür sorgen,

Etwa sechs Wochen im Jahr verbringt Nicolas Stoll

dass Universitäten wieder demokratischer und poli-

im Nordosten Grönlands. Seine Mission: das Erfor-

tischer werden. „Studierende müssen sich wieder mehr

schen des Eises. Als Doktorand im Bereich Glazio-

für ihre eigenen Belange einsetzen.“ Ihr Engagement für

logie am Alfred-Wegener-Institut ist er Teil des in-

den Klimaschutz leistet Anke Neumeier neben dem

ternationalen „East Greenland Ice Core Project“. Die

regulären Unialltag. Sie studiert Sustainable Resour-

Wissenschaftler erhoffen sich durch das mehrjährige

ce Management, ein interdisziplinärer Studiengang,

Bohrprojekt, den Eisstrom im Kontext des Klima-

der sich dem nachhaltigen Umgang mit natürlichen

wandels besser verstehen zu können – und zu erfah-

Ressourcen wie Boden, Wasser und Luft widmet. „Ich

ren, wie die Eismassen zum Anstieg des Meeresspie-

habe mich auf nachhaltige Landwirtschaft, Bodenschutz

gels beitragen.

und internationale Politik fokussiert.“ Derzeit feilt sie an Ein bis zu 40-köpfiges Team – Forscher, Mechaniker,

cherung in landwirtschaftlichen Böden. Nach ihrem

Ingenieure, Köche und Ärzte – arbeitet von April bis

Abschluss möchte sie in die Lobbyarbeit gehen, um

August in dem Camp. Die Temperaturen an dem ab-

Umweltfragen und soziale Themen voranzutreiben.

gelegenen Ort sind unwirtlich, sie liegen meist zwi-

„Auch wenn es sich groß anhört: Ich möchte dafür sorgen,

schen minus 30 Grad Celsius und dem Gefrierpunkt.

dass wir alle irgendwann in einer gerechteren und nach-

Ingenieure bohren den Eiskern, jedes Jahr kommen

haltigeren Welt leben können.“

sie einige hundert Meter tiefer. Insgesamt ist das

Anke Neumeier (28) studiert Sustainable Re-

Eisschild etwa 2.650 Meter dick. Der Kern wird in

source Management an der TU München und enga-

verschieden große Teile geschnitten, um daran Mes-

giert sich bei Students for Future.

sungen vorzunehmen. Nicolas Stoll untersucht die

In einem Bohrcamp in Grönland erforscht Nicolas Stoll Veränderungen im Eis.

� Anna Filipova

ihrer Abschlussarbeit. Das Thema: Kohlenstoffspei-

17 nicht im Eis unterwegs, verbringt Nicolas Stoll seine

auf die Deformation und Bewegung des Eises ge-

Arbeitszeit hauptsächlich vor dem Rechner in seinem

ben. „Die Arbeit im Eis hat einen großen Reiz“, sagt der

Büro in Bremerhaven. Er wertet die erhobenen Daten

27-Jährige. „Gletscher und Eisberge sind greifbar, man

aus, fasst sie zusammen, liest Literatur zu seinem The-

sieht schnell Veränderungen.“

ma und publiziert in Fachzeitschriften. Doch auch im

Karriere I: MINT

Eiskristalle auf auffällige Parameter, die Hinweise

Alfred-Wegener-Institut ist das Eis für ihn greifbar: In Bei der letzten Bohrung sei man bis auf 2150 Meter

Europas größtem Eislabor, das auf minus 20 Grad Cel-

Tiefe gekommen, erzählt Nicolas Stoll, nun fehlen nur

sius gekühlt werden kann, kann der Wissenschaftler

noch die letzten 500 Meter bis zum Grundgestein. So

weitere Experimente und Messungen vornehmen. Da-

tief zu bohren, sei wahnsinnig schwierig – aber auch

neben setzt sich Nicolas Stoll dafür ein, die Erkennt-

besonders interessant. Niemand kann voraussagen,

nisse aus der Wissenschaft in die Öffentlichkeit zu

wie sich das Eis in der Tiefe verhält. Fließt es in Bo-

tragen. Im Rahmen von „Scientists for Future“ besucht

dennähe besonders schnell? Gleitet es aufgrund höhe-

er Schulen und nimmt an öffentlichen Klimadiskussi-

rer Temperaturen auf einem dünnen Wasserfilm? Das

onen teil. „Ich versuche, mit den Menschen ins Gespräch

grönländische Eis ist ganz unten mancherorts über

zu kommen und ihnen die Fakten aufzuzeigen. Am Ende

120.000 Jahre alt. Darin wurden Luftblasen einge-

muss jeder selbst entscheiden, was er damit macht.“

schlossen, die Rückschlüsse auf das Klima in früheren

Nicolas Stoll (27) ist Doktorand im Bereich

Zeiten erlauben. „Wir sehen Dinge, die es bisher in keinem

Glaziologie

anderen Eiskern gab“, sagt der junge Forscher. Ist er

Bremerhaven.

am

Alfred-Wegener-Institut

in

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18 Peter Sänger sorgt für sauberere Luft in den Städten.

Karriere I: MINT

Feinstaub größtenteils zu verstoffwechseln“, erklärt Peter Sänger. Somit würden die Bio-Filter keine Abfälle erzeugen, anders als konventionelle Filteranlagen. Eine integrierte IoT-Technologie liefert in Echtzeit Leistungs- und Zustandsinformationen sowie Umweltdaten. Außerdem würden die Moose Feuchtigkeit abgeben, was im Sommer einen kühlenden Effekt erzeuge.

Ohne Moos nix los

CityTrees wurden bislang schon in über 50 Städten weltweit installiert, unter anderem in Hamburg, Oslo, Amsterdam, Paris oder Bern. Der Bio-Filter

Anja Reiter Unsere Autorin war begeistert, wie viele Gesichter Umweltschutz haben kann. Was alle Gesprächspartner eint: Sie reden nicht nur über den Wandel, sondern gestalten ihn aktiv mit.

In Peter Sängers Studium – Produktionsmanage-

kann fast überall aufgestellt werden – und reinigt

ment im Gartenbau –

spielte Nachhaltigkeit nur

die Luft messbar je nach Standort in einem Umkreis

eine geringe Rolle. „Der Gartenbau an sich ist ultra-tra-

von bis zu 20 Metern. „Wir konzentrieren uns auf Orte,

ditionell: viel Verpackungsmüll, lange Transportwege

an denen sich Menschen zwangsläufig aufhalten müs-

für exotische Pflanzen, bis heute wird mit Gas, Öl und

sen, etwa Bushäuschen, Krankenhäuser oder Schulen“,

Kohle geheizt“, erzählt der 28-Jährige. Doch eines Ta-

erklärt Peter Sänger. In Zukunft wolle man sich nun

ges besuchten seine zukünftigen Mitgründer seine

vermehrt den Indoor-Bereich vornehmen. „Drinnen

Fakultät. Sie wollten mit studentischer Hilfe testen,

sind die Luftverhältnisse meist noch viel schlechter als

ob man mit Pflanzen einen QR-Code lesbar machen

draußen.“ Peter Sängers Ratschlag an andere grüne

kann. Schnell habe es zwischen ihm und den ande-

Gründer: „Leider hat Nachhaltigkeit bis heute wenig

ren „gefunkt“, der Kontakt blieb auch über die kurze

monetären Wert, das muss Gründern bewusst sein.“

Zusammenarbeit hinaus bestehen. Noch während

Neben der genialen grünen Idee müssten daher auch

des Studiums bastelten der Gartenbau-Experte, der

Profitabilität und Akzeptanz des Produkts im Mit-

Städtebauer, der Maschinenbauer und der Informati-

telpunkt der Überlegungen stehen. Finde man kein

ker an einem Businessplan. Das Ziel: ein Stadtmöbel

funktionierendes Geschäftsmodell, könne man alter-

zu entwerfen, das die Luft säubert. Green City So-

nativ auch eine gemeinnützige Organisation grün-

lutions tauften die Gründer ihr Startup. Ihr Haupt-

den. Und: „Nachhaltigkeit nicht nur proklamieren, son-

produkt: der CityTree, eine freistehende Mooswand,

dern auch selbst leben.“

die Schadstoffe, insbesondere Feinstaub, aus der

Peter Sänger (28) ist Mitgründer des Startups

Luft filtert und kühlt. „Die Moose sind in der Lage, den

Green City Solutions. •

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20 Karriere II: Finanzbranche

Geld und Klima Der Klimawandel hat nicht nur Auswirkungen auf Mensch und Natur, sondern längst auch wirtschaftliche Folgen. Das lässt neue Jobs und Arbeitsbereiche entstehen, wie das Beispiel der Finanzbranche zeigt.

Text Mascha Dinter Illustration Christoph Kleinstück

Mascha Dinter Unsere Autorin wünscht sich, dass die Tatsache, dass die Wirtschaft den Klimawandel ernst nimmt, manchen Leugner des Klimawandels zum Nachdenken bewegt.

Aber ob das zieht bei Menschen, die sich auch von wissenschaftlich basierten Fakten nicht überzeugen lassen?

Durch Stürme entwurzelte Bäume beschädigen Au-

an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetrie-

tos, Stromleitungen und Häuser. Der steigende Mee-

ben in Höhe von 2,7 Milliarden Euro verursacht. Noch

resspiegel bedroht die Küstenregionen. Durch die

viel stärker von Extremwetter betroffen sind aber an-

Erderwärmung begünstigte Unwetter und Hitzewel-

dere Regionen der Erde, wo der durch den Klimawan-

len gefährden Ernteerträge. Jedes Jahr nehmen die

del bedingte Temperaturanstieg zu Wasserknapp-

Schäden, die durch klimabedingtes Extremwetter

heit, langanhaltenden Hitzewellen und Dürren sowie

verursacht werden, zu. Schon heute kostet der Klima-

dem Abschmelzen der Polkappen führt. Laut dem

wandel die Versicherungen viel Geld. Kein Wunder,

aktuellen Klimabericht der Weltwetterorganisation

dass er ein wichtiges Thema für die Branche gewor-

(WMO) waren 2018 weltweit 62 Millionen Menschen

den ist. Allein in Deutschland haben Stürme, Hagel

von Extremwetter betroffen, zwei Millionen mussten

und Starkregen 2018 laut dem Gesamtverbande der

fliehen. Besonders häufig treffen Naturkatastrophen

Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Schäden

Entwicklungsländer.

21

Handeln, bevor die Flut kommt

Der Versicherungsbranche eröffnet der Klimawan-

Derzeit arbeitet Simone Ruiz-Vergote mit der Deut-

del nicht nur neue Geschäftsmöglichkeiten, sondern

schen Gesellschaft für Internationale Zusammenar-

bringt auch neue Jobs hervor. Zum Beispiel den von

beit (GIZ) an zwei Projekten in Marokko und Ghana.

Simone Ruiz-Vergote. Sie leitet das Kompetenzzent-

„Die größten wetterbedingten Schäden in Marokko wer-

rum für erneuerbare Energien und Klimarisiken der

den durch Starkregen verursacht, da der trockene Boden

Allianz, genannt Allianz Climate Solutions. Das Toch-

das Wasser nicht aufnehmen kann. Daraus resultierende

terunternehmen wurde 2007 mit dem Ziel gegründet,

Sturmfluten überschwemmen ganze Industrieparks. Das

eine Antwort auf den Klimawandel für die Versiche-

ist ein riesiges Problem für die Bevölkerung, die dadurch

rungswelt zu finden. „Wir entwickeln und testen Versi-

nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch ihre Arbeitsplät-

cherungsansätze, mit denen Städte und Länder sich vor

ze verliert. Als Erstes entwickeln wir deshalb Lösungen,

wetterbedingten Klimarisiken schützen können“, erklärt

wie sich die Menschen selbst besser schützen können.“

Karriere II: Finanzbranche

Versichern gegen den Klimawandel

die Volkswirtin, die zuvor Klimasprecherin der Allianz war und seit vielen Jahren als Beobachterin an den Kli-

Zum Beispiel, indem Auffangbecken entlang der

maverhandlungen der Vereinten Nationen teilnimmt.

Parks gegraben werden. Für Accra, der Hauptstadt

„In erster Linie geht es dabei um Versicherungen für vom

Ghanas, deren Bewohner ebenfalls regelmäßig unter

Klimawandel besonders betroffene Länder. Also etwa die

den Folgen von Überschwemmungen leiden, wurde

karibischen Inseln, die unter tropischen Stürmen leiden,

eine App entwickelt, die das Abfallsystem verbessern

oder afrikanische Staaten, die mit immer länger anhalten-

soll. „Werden aufgrund solcher Maßnahmen die Schäden

den Dürren kämpfen.“ Dazu schauen sich Simone Ru-

durch Naturkatastrophen minimiert, können die Städte

iz-Vergote und ihr Team zunächst die Gefahrenlage in

sich anschließend günstiger versichern.“

einer Region an. Mithilfe von Computermodellen können die klimatische Entwicklung und damit verbun-

Für ihre Arbeit tauscht sich die 39-Jährige, die zuvor

dene Risiken modelliert werden. „Die Kosten von Na-

unter anderem für die Europäische Kommission in

turkatastrophen steigen einerseits durch Extreme, die der

Brüssel und die Europäische Zentralbank in Frank-

Klimawandel hervorbringt, andererseits aber auch, weil

furt gearbeitet hat, mit Regierungen, internationalen

sehr exponierte Regionen immer dichter besiedelt sind.“

Organisationen und Wettbewerbern aus. „Ich habe schon während meines Masterstudiums in Politikwis-

Nach der Analyse geht es darum, Risiken durch Natur-

senschaften einen Schwerpunkt auf das Fach Internati-

katastrophen und Extremwetter zu reduzieren, zum

onale Beziehungen und Ökologie gelegt.“ Sie bedauert,

Beispiel durch stärkere Dämme oder bessere Warn-

dass manchen die Überzeugung fehle, dass ein glo-

systeme. Doch nicht alles kann versichert werden.

bales Handeln längst überfällig ist. „Umso mehr freue

„Langsame, aber als sicher geltende Auswirkungen des Kli-

ich mich, mich in meinem Beruf jeden Tag damit beschäf-

mawandels wie der Anstieg der Durchschnittstemperatur

tigen zu können.“ Auch privat spielt der Klimawandel

oder des Meeresspiegels, der viele Inselstaaten betrifft, sind

eine große Rolle für sie. „Ein Thailandurlaub etwa, der

wegen fehlendem Unsicherheitsrisiko nicht versicherbar.

käme für mich nicht infrage. Weit zu fliegen, gerade als

Denn es steht fest, dass diese eintreten. Eine entsprechende

Mutter von zwei kleinen Kindern, kann ich vor mir selbst

Versicherung wäre unbezahlbar.“

nicht mehr rechtfertigen.“

Simone Ruiz-Vergote leitet Allianz Climate Solutions, das Klimaschutz-Kompetenzzentrum der Allianz.

22 Karriere II: Finanzbranche

Zahlen auf seinem Bildschirm in der realen Welt haben. „Je mehr ich das Gefühl hatte, dass sie teilweise nicht nur wenig positiven, sondern vielleicht sogar einen negativen Effekt auf die Umwelt haben könnten, umso mehr wollte ich mich in eine andere

Keine Kredite für Kohle oder Atomkraft

Richtung orientieren.“ Nach dem Studium ging er im Rahmen eines Praktikums bei einer Stiftung für vier Monate nach Ghana, wo er sich an der Leitung von zwei Mikrofinanzierungsprojekten und

Auch für die Bankenbranche spielt der Klimawandel

einem Landwirtschaftsprojekt beteiligte. Anschlie-

eine Rolle. Dass sich Ökonomie und Ökologie nicht

ßend sah er sich nach einem Arbeitgeber um, der

ausschließen müssen, zeigt das Beispiel der Umwelt-

mehr seiner Überzeugung entsprach.

bank. Wer hier sein Geld anlegt, finanziert damit ausschließlich Umweltprojekte. Während andere Banken das Geld ihrer Kunden auch in Braunkohle, Atomkraft oder Rüstungsgeschäfte investieren, will

Andere zum Umdenken bewegen

das 1997 gegründete Kreditinstitut vor allem zur globalen Energiewende beitragen, indem es auf erneuer-

Neben den klassischen Bereichen einer Bank und der

bare Energien setzt und zum Beispiel Kredite für den

Projektfinanzierung kennt sich Felix Grethlein mitt-

Bau von Solarparks vergibt. Daneben werden auch

lerweile auch gut auf dem Gebiet der Windkraft aus.

nachhaltige Landwirtschaft und grüne Bauvorhaben

Er weiß, wie Windräder funktionieren, und kennt die

gefördert. Felix Grethlein ist bei der Umweltbank

Besonderheiten der Anlagen. Wissen, das gerade bei

in Nürnberg für die Projektfinanzierung von Wind-

einer „grünen“ Bank von Nutzen ist. So stammen auch

kraftanlagen und -parks zuständig. „Zu meinen Auf-

nicht alle seine Kollegen aus dem Bankwesen oder

gaben gehört die Betreuung von Bestandskunden sowie

der Betriebswirtschaft. Viele haben zum Beispiel

die Beratung bei Neufinanzierungen“, sagt der 24-Jähri-

auch einen naturwissenschaftlichen Hintergrund.

ge. Meist handelt es sich bei den potenziellen Kunden

Felix Grethlein kümmert sich bei der Umweltbank um die Finanzierung von Windparks.

um Betreibergesellschaften von Windparks. Bevor es

„Wenn man zum Ausbau von erneuerbaren Energien

zum Geschäftsabschluss kommt, prüft Felix Greth-

beitragen will, ist proaktives Handeln gefragt“, findet

lein, der ein Traineeprogramm bei der Umweltbank

Felix Grethlein. „Wir wollen unseren Kunden und da-

absolviert hat, alle Verträge und Unterlagen, die der

durch auch anderen Unternehmen eine alternative Rich-

Kunde vorlegt. Anschließend stellt er eine Planrech-

tung aufzeigen. Auch wenn wir nicht die Größe mancher

nung für die Finanzierung auf und begleitet die Um-

Marktteilnehmer haben, sind wir ein gutes Beispiel da-

setzung des Projekts.

für, dass es auch andere Wege gibt – abseits von Investitionen, die sich teilweise direkt oder indirekt schädlich

Bevor er sich als Trainee bewarb, absolvierte er

auf die Umwelt auswirken oder bei denen Menschen-

ein duales BWL-Studium bei einer konventionellen

rechte verletzt werden.“ Zudem spielten soziale und

Bank. „Währenddessen fehlte mir manchmal der Sinn

ökologische Kriterien für viele Kunden eine immer

hinter dem Wirken meiner Arbeit.“ Immer öfter be-

größere Rolle. „Wenn wir andere dazu bewegen können,

schäftigte ihn die Frage, welche Auswirkungen die

umzudenken, ist das in unser aller Interesse.“

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Studieren mit HIV

HIV ist heute eine Infektion, mit der Betroffene dank des medizinischen Fortschritts gut leben können. Die Gesellschaft hat sich weniger schnell entwickelt: HIV-Positive erleben häufig Diskriminierung, auch im Uni-Umfeld.

Text Fabian Schäfer

Luca* hat angefangen zu heulen, als ihm

es mir zu blöd.“ Für Ute Krackow gehören

seine Ärztin mitgeteilt hat, dass er HIV-po-

solche Erfahrungen zum Alltag. Seit fast

sitiv ist. Er sei in eine Schockstarre gefal-

30 Jahren ist sie Sozialarbeiterin bei der

len, die knapp einen Monat gedauert habe,

Aidshilfe Kiel. Sie erzählt von zwei Fällen,

sagt der heute 24-Jährige. „Ein Tunnelblick,

die sie über die anonyme Online-Beratung

als würde meine Wahrnehmung der Umge-

erreicht haben: Zwei HIV-positive Medizin-

(c) Fabian Schäfer

26

Nur eine Pille täglich

bung nachlassen“, so hat er sich damals, im Sommer 2018, gefühlt. Der Grund: Unwissenheit. Er hatte kein realistisches Bild einer HIV-Infektion. Nach einem Besuch bei einem Immunologen hat sich das grund-

studenten sollten einen HIV-Test machen, ehe sie zu bestimmten praktischen Modulen zugelassen werden. Die Angst, dass ihre Infektion entdeckt wird, war riesig. „Das war wirklich ganz, ganz schwierig. Es ist

legend verändert: „Ich hätte nicht gedacht,

den. Die Ärzte haben nicht ihre normale

furchtbar, dass ambitionierten jungen Men-

dass das heute möglich ist.“ Dass HIV-Positi-

Schutzkleidung getragen, sondern waren

schen solche Steine in den Weg gelegt werden.“

ve bei einer erfolgreichen Therapie nieman-

„komplett in Plastik eingewickelt, wie auf ei-

den mehr anstecken können. Dass sie eine

ner Quarantänestation“, sagt Luca. „Das hat

Ob Unis von Medizinstudierenden über-

normale Lebenserwartung haben. Dass sie

mir das Bild vermittelt, selbst mein Speichel

haupt HIV-Tests verlangen dürfen, ist laut

nur eine Tablette täglich nehmen müssen.

sei hochansteckend. Medizinisch ist das völ-

Ute Krackow unsicher. Immerhin dürfen

Außerdem kam Luca kurz nach seiner In-

liger Schwachsinn.“

HIV-Positive laut einer Empfehlung der

fektion mit einem anderen HIV-Positiven zusammen. Sein Freund war ein bisschen älter, erfolgreich im Beruf. „Da habe ich zum

Nicht ansteckend – und trotzdem gebrandmarkt

ersten Mal gesehen, dass man mit dieser Infek-

Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten und der Gesellschaft für Virologie sogar als Chirurg arbeiten.

Einer der beiden Studenten hat sich später

Auf seiner Patientenakte war ein riesiges

noch einmal an Ute Krackow gewandt. Er

rotes S gemalt. „Das steht für hochanste-

habe sich „irgendwie durchgewurschtelt und

Der medizinische Fortschritt in den letz-

ckend. Jeder kann das sehen. Ich habe mehr-

später die Uni gewechselt.“ Vom anderen hat

ten Jahrzehnten ist enorm. Die Gesell-

mals darum gebeten, das zu entfernen. Meine

sie nichts mehr gehört.

schaft jedoch hat sich nicht im selben

Virenlast ist unter der Nachweisgrenze.“ Das

Tempo mitentwickelt. Mehr als unter den

heißt, dass HI-Viren in Lucas Blut dank der

Doch nicht nur – ausgerechnet – im me-

gesundheitlichen Folgen leiden HIV-Posi-

Therapie nicht mehr nachgewiesen werden

dizinischen Bereich erleben HIV-Positi-

tive unter Diskriminierung. So auch Luca,

können. Er kann niemanden anstecken.

ve Diskriminierungen. Robert, 26, der in

der das in einer Zahnklinik erlebt hat: Der

„Das erste S war auch durchgestrichen, aber

Mainz Geisteswissenschaften studiert,

Biologie-Student durfte nur in einem be-

nach ein paar Monaten wurde wieder eins

wurde einmal bei einer Studentenverbin-

stimmten Raum behandelt werden – das

draufgemalt“, erzählt der Student. „Ich habe

dungsparty rausgeschmissen, weil er HIV

war oft mit langen Wartezeiten verbun-

mich damit abgefunden. Irgendwann war

hat. Dort ging irgendwann nachts das

tion ganz normal leben kann.“

27 Studieren mit HIV

Max (l.) baut durch Offenheit Vorurteile ab. � Christian Denke

Gespräch um Krankheiten und Therapien

dann Fragen stellen, weil sie wenig über HIV

er das nicht hätte machen müssen. Der

und er erzählte von seiner HIV-Infektion.

wissen.“ Ihm ist wichtig, dann ein realisti-

Arzt ist dann, so Max‘ subjektiver Ein-

„Einer kam dann und hat mich rausgeworfen.

sches Bild der Infektion zu vermitteln. „Sie

druck, „sehr genau geworden.“ Er wollte die

Ich soll hier niemanden in Gefahr bringen, hat

macht mein Leben nicht schlechter. Ich bin

Daten über seine Viruslast nicht nur bis

er gesagt“, erinnert sich Robert an den Vor-

derselbe Mensch.“

2017, sondern bis heute. „Er hat mich be-

fall, der kurz nach seinem positiven Testergebnis vor zweieinhalb Jahren passiert ist. „Meine Freunde standen mir bei, aber er

Max spielt kein Versteckspiel

lehrt, dass ich mich nicht stechen und nicht in Medikamentenbeutel bluten darf. Die Belehrung sollte ich auch unterschreiben.“ Der 23-Jährige fand das „interessant bis lustig.

hat halt das Hausrecht. Das tat sehr, sehr weh. Eine halbe Stunde war ich total betrof-

Genau aus diesem Grund machte auch

Natürlich blute ich nirgendwo rein. Das wür-

fen, dann habe ich’s vergessen. Ich fresse so

Max, 23, seine HIV-Infektion öffentlich.

de ich auch nicht machen, wenn ich HIV-ne-

etwas nicht in mich rein.“

2016 gab er „dbna“, einer Online-Commu-

gativ wäre. Die Situation war merkwürdig,

nity für queere Jungs, ein Interview dazu.

aber ich kann es auch verstehen.“

Als er nach dem Blutspenden das positive

Es folgten Projekte für die Aidshilfe, 2017

Testergebnis bekam, machte er sich selbst

ein Videointerview mit „bento“, dem jun-

Dass er durch seinen öffentlichen Um-

zwei Stunden lang Vorwürfe. „Dann habe

gen Magazin von „Der Spiegel“. Er hat da-

gang mit HIV berufliche Nachteile haben

ich mich darauf eingelassen und die Info ver-

rauf viel Zuspruch erhalten, vielen hat er

könnte, schließt Max aus. Er ist wie alle

arbeitet. Ich bin seit Jahren mit Positiven

die Angst vor einem Test genommen.

HIV-Positiven durch das Antidiskriminierungsgesetz geschützt. „Und wenn ein

befreundet, ich weiß, was HIV heute heißt.

Einmal am Tag eine blöde Tablette nehmen.“

Max hat Pharmazie studiert. Gerade absol-

Arbeitgeber mich diskriminieren sollte, dann

Sein Umfeld reagierte sehr verständnis-

viert er den ersten Teil seines Praktischen

gibt es ein Problem mit ihm. Dann will ich

voll, Freunde verhalten sich nicht anders.

Jahres in der Krankenhausapotheke der

dort auch nicht arbeiten.“ •

Auch bei seinem Gastro-Job gab es keine

Uniklinik Erlangen. Beim Betriebsarzt hat

Probleme. „Ich erlebe auch oft, dass Freunde

er seine Infektion angegeben, auch wenn

*Name von der Redaktion geändert.

28 Blogs & Vlogs

MINT your Mind

Marina liebt das Coden.

Error 404 – Informatikerin not found

Obwohl es für manche noch immer schwer vorstellbar ist: Ja, Männer dürfen sich schminken und Frauen sind Cracks im Programmieren und Pipettieren.

Trotzdem ist nur knapp ein Drittel der Studienanfänger in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik weiblich.

Das muss sich ändern, finden die MINT-Studentinnen Marina und Rebecca, die über ihr Faible für Codes und Formeln auch bloggen und vloggen.

Text Christiane Kürschner

der behauptete, Frauen besäßen keine „Hirnmuskeln“ für Informatik. Und wenn sie einen tollen Job ergattert, wird ihr manchmal ein

Als Kind war Marina total fasziniert von Hexen und Zauberern –

Doppel-X-Bonus unterstellt. Neben solchen Entgleisungen fänden

heute zaubert sie selbst. „Für mich ist Informatik das, was der Magie

aber die meisten ihren Weg einfach nur bewundernswert. Einen

am nächsten kommt“, sagt die 22-Jährige. „Wir Informatiker bewegen

Unterschied beobachte sie dann aber schon: „Wir Frauen schreiben

Dinge, ohne sie zu berühren, und lösen Probleme, für die ein Mensch

eher fleißig hübsche Zusammenfassungen und Karteikärtchen, sind ge-

kaum eine Lösung finden kann. Der Programmcode ist dabei der Zauber-

willt, nach Hilfe zu fragen oder Hilfe anzunehmen. Außerdem habe ich

spruch, der das möglich macht.“ Aktuell studiert Marina Informatik

das Gefühl, dass Mädels oft strukturierter und zielstrebiger ans Lernen

mit dem Schwerpunkt Data Science im Master an der Hochschu-

und an Projektarbeiten herangehen und beim Schreiben der Software

le Augsburg. Dort ist sie nicht allein unter Männern. Unter den 60

vor allem auf intuitive Bedienbarkeit und die Optik achten.“ Neben Stu-

Studierenden im ersten Bachelor-Semester waren hingegen nur

dium und Coding-Jobs als Freelancerin bloggt Marina auch. Auf

sechs Frauen. Mit zwei von ihnen hat sie ihren Informatik-Bachelor

informatikerinnotfound.de erzählt sie von ihren persönlichen He-

abgeschlossen.

rausforderungen und ermutigt Frauen, es ihr gleich zu tun. Denn sich als Frau in einer Männerdomäne zu behaupten, ist keine Zau-

Interesse für das Programmieren hat Marina seit der Unterstufe

berei, sondern hat etwas mit Erfolg im Studium und Haltung zu tun.

auf einem Mädchengymnasium. Da zeigte ihr Informatiklehrer, wie sich eigene Spiele mit Java programmieren lassen – für sie damals ein „magic moment“. Später kämpfte sie dann für einen Infor-

Challenge accepted

matik-Oberstufenkurs und absolvierte neben der Schule ein Schülerstudium an der TU München. „Dort stellte ich fest, dass es mehr

Ja, wo kommen wir denn hin, wenn Schülerinnen plötzlich in Mathe

Menschen gibt, die so denken wie ich. Ich fühle mich unter Nerds einfach

und Physik besser sind als all ihre männlichen Mitschüler! Eine echt

wohler“. Wenn Marina Vorurteile begegnen, dann aber nicht nur,

große Herausforderung, wie Rebecca erleben musste. Denn als sie

weil sie eine Frau in einer Männerdomäne ist. „Obendrauf kommt

zum Naturwissenschaften-Superstar ihrer Klasse avancierte, wa-

oft noch ‚die Jüngste‘ und ‚blond‘.“ Auch gab es mal einen Professor,

ren ihre männlichen Lehrer überrascht und irgendwie überfordert.

Impressum

„Manche haben versucht, mich mehr zu fördern als die Jungs, andere wurden noch strenger und haben mich ganz gerne links liegen lassen“, erinnert sich die 26-Jährige.

Nur gleich behandeln, das konnten sie die Schülerin nicht. Solche Erfahrungen würden es schwer machen, seine Fähigkeiten einzuschätzen und ein gesundes

Verlag UNIGLOBALE Medien GmbH, Reuchlinstr. 10-11, 10553 Berlin

Selbstbewusstsein zu entwickeln, findet Rebecca. Sie selbst ließ sich trotzdem nicht beirren und studiert heute Molekulare Biotechnologie im Master an der

+49 30/20 84 713 30

Universität Heidelberg. Nicht die einfachste Fachrichtung. Schon der Bachelor

mail@uniglobale.com

hatte es in sich. Viel, viel Chemie pauken, zellbiologische Mechanismen verste-

www.uniglobale.com

hen, DNA sequenzieren. Hart, aber mit Fleiß und Leidenschaft machbar. Im La-

www.uniglobale-blog.com

bor schätzt Rebecca die Geschlechterquote auf etwa 50/50. Und bei einer anderen

Instagram & Facebook: @uniglobale

Sache sitzen sowieso alle im gleichen Boot: In den ersten Semestern hätten viele ihrer Kommilitonen erst einmal lernen müssen zu lernen. „Die meisten haben ein

Herausgeber Florian Diesing & Sebastian Weiß

sehr gutes Abitur und mussten sich in der Schule nie groß anstrengen. Jetzt folgte die Ernüchterung.“ Manchmal tendiert Rebecca aber auch zum Enfant Terrible der Biotechnologie. Denn sie schminkt sich gern. „Wenn ich mal eine Frage nicht beant-

Chefredaktion Christin Meißner (V.i.S.d.P.)

worten konnte, hieß es oft: Du hast die Zeit, deine Augenbrauen zu machen, aber nicht die Zeit, die Formeln auswendig zu lernen.“ Eine Bemerkung, die sich in der Art ein Mann wohl nie anhören muss. Rebecca nimmt’s mittlerweile mit Humor. „Wenn

Texte dieser Ausgabe Mascha Dinter, Myriam

jemand wirklich denkt, Augenbrauen brauchen 45 Minuten, dann ist der Kommentar

nagement.“

Hlatky, Christiane Kürschner, Antonia Pröls, Anja Reiter, Fabian Schäfer,

fast nachvollziehbar. Da hilft nur Humor und Aufklärungsarbeit in Sachen Zeitma-

Tamara Vogel, Arne Wächter

Gestaltung Jan Vismann Anzeigenleitung Florian Diesing +49 30/20 84 713 34

Rebecca studiert Molekulare Biotechnologie.

anzeigen@uniglobale.de Druck Prinovis GmbH & Co. KG, Dresden Vertrieb CAMPUSdirekt, SD Media Services ISBN: 978-3-946146-26-1 ISSN: 2196-579X Uniglobale ist Mitglied der IVW. Verbreitete Auflage laut IVW 4/19: 200.000 Exemplare.

Tipps dazu gibt sie auch auf ihrem YouTube-Channel („Rebecca Elizabeth“). In anderen Videos erklärt sie, wie man die Klausurenphase überlebt oder wie gute Vorlesungsmitschriften aussehen. Ganz nebenbei sammelt Rebecca dort auch Berufserfahrungen, denn nach dem Studium möchte sie im Bildungssektor arbeiten, um Verlage und Institutionen beim Erarbeiten von digitalen Bildungskonzepten zu unterstützen. Challenge accepted! •

Für Vollständigkeit und Richtigkeit jeglicher Angaben wird keine Gewähr übernommen. Bei Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen; bei Mehreinsendungen entscheidet das Los. Die nächste Ausgabe erscheint im Sommer 2020 bundesweit an Hochschulen und Universitäten sowie weltweit an ausgewählten Standorten.

30 Interview

Das kommt mir nicht in die Tüte!

Tatjana Heinl und Oliver Löchtermann sind Gründer von CAMPUSdirekt, einer Agentur für Hochschulwerbung und -marketing. Sie und ihr Team organisieren zum Beispiel Promotions, Plakatwerbung oder Gamification Events. In ihrer ehemaligen WG-Küche haben die beiden auch etwas erdacht, das wohl jeder Studierende kennt: die CAMPUS-Tüte.

Interview Christin Meißner

Studierenden wurden schon durch die CAMPUS-Tüte im neuen Semester begrüßt. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

O: Wir haben gemeinsam an der Uni in Bayreuth studiert. Ich BWL,

Tatjana

Sprachwissen-

schaften und Volkskunde. Irgendwann im Dezember 1997 saßen wir dann mal wieder in unserer WG beim Frühstück und haben ein bisschen rumgesponnen.

T: Dabei sind wir irgendwie auf

Oliver und Tatjana: Ideengeber der CAMPUS-Tüten.

Tatjana und Oliver, Generationen von

das Thema „Initiation“ gekommen

Was ist eurer Meinung nach das Geheimnis, wenn man in jungen Jahren erfolgreich gründen will?

T: Die Idee sollte nicht zu verkopft sein. Sie sollte ein Problem lösen und einen Bedarf decken. Gute Gründerteams sind zudem möglichst divers. Unterschiedliche Charaktere und Fähigkeiten sind extrem wichtig.

Hätte ich Oliver nicht, würde ich die Sache wohl finanziell an die Wand fahren. Im Gegenzug bringe ich das Kommunikative mit.

O: Wer Risiko als Herausforderung betrachtet, ist als Gründer genau richtig. Man muss vom ersten Tag an 100 Prozent hinter seiner Idee stehen – ohne Plan B. Ich habe

und auf all die Rituale, die es gibt, wenn es um einen Übergang

gleich zu Beginn meinen ersten Job wieder gekündigt und Tat-

geht. Von der Geburt bis hin zum bestandenen Abi: Immer gibt

jana hat ihre Promotion an den Nagel gehängt.

es Geschenke. Wenn man jedoch an Deutschlands Universitäten startet, findet nichts statt. Das ist nur ein bürokratischer

Was macht ihr in Sachen Nachhaltigkeit?

Akt. Einschreiben und das war’s.

O: Wir haben uns von Anfang an bewusst dazu entschlossen,

O: Wir dachten, es wäre doch schön, auch diesen neuen Lebens-

eine Papier- und keine Plastiktüte zu machen. Zudem unter-

abschnitt ein wenig zu feiern. Vielleicht mit einer Tüte, gefüllt

stützen wir Umweltprojekte. So schaffen wir für Wasser und

mit Dingen, die man benutzen, essen oder trinken kann.

Holz – Ressourcen, die wir nutzen – einen gewissen Ausgleich.

T: Also haben wir ohne großartiges Budget 1.000 Tüten bestellt, haben Willkommensflyer im Copyshop drucken lassen und die

Was sagt ihr Kritikern, die werbefreie Hochschulen fordern?

dann mit Tapetenkleister draufgeklebt. Danach mussten alle

T: Völlige Werbefreiheit ist in unserer heutigen Zeit überhaupt

Freunde anrücken und mit uns im WG-Wohnzimmer die Tüten

nicht mehr umsetzbar. Man kann doch Studierende in keine

packen. Mit Produkten und Gutscheinen von 27 Kunden.

Blase packen und sie auf dem Unigelände davon abschirmen.

O: Dann haben wir uns vor die Uni Bayreuth gestellt und sie

Unserer Meinung nach ist das schlichtweg das Recht auf In-

verteilt. Dabei hat sich gezeigt: Unsere „Frühstücksidee“ ist ein

formation. Was ist falsch daran, über neue Produkte, Karriere­

Erfolg. Heute hat die CAMPUS-Tüte eine Auflage von 320.000

chancen oder Jobmessen zu informieren? Die Studierenden

Stück, wird von Studierenden-Teams fünf Wochen lang rund

sind doch in einer vielfältigen Medienlandschaft aufgewach-

um die Uhr gepackt und ist eine Institution am Semesterbe-

sen und können selektieren. Werbung findet im digitalen Zeit-

ginn. Von A wie Aachen bis Z wie Zwickau.

alter sowieso immer ihren Weg. •

CAMPUS-TÜTE VERPASST?

KEIN PROBLEM!

32 Kolumne

4 weibliche „Bildungsmomente" Der Frauenanteil bei den Studierenden liegt heute bei fast 50 Prozent. Also alles tutti in Sachen Gleichberechtigung, Karrierechancen, Sexismus? Unsere Autorin hat da ein paar andere Erfahrungen gemacht.

Text Myriam Hlatky Illustration Johanna Noack

3 Ehefrauchen statt Vorstand In einem Workshop zur Stärkung von Führungsqualitäten sprechen wir darüber, wie wir in der Arbeitswelt nach oben navigieren können. Schon am zweiten Tag entwickelt sich das Ganze aber zu einer Art Gruppentherapie, denn jede einzelne kann von Sexismus an der Uni berichten. Eine Studentin erzählt, dass sie sich für ein Semester an der Yale Universität bewerben wollte, aber der Dozent, den sie um ein Empfehlungsschreiben gebeten hatte, sie mit der Begründung abwies, sowas würde er nur für beson-

1 Das Stockholm-Syndrom

ders gute Studierende tun. Als sie fragte, ob ihre 1,5 nicht ausreicht, lächelte

Der erste Sommer im Studium. Die Sonne wärmt den Rhein

er und schlug ihr vor,

und lässt die Hemmungen schmelzen, sodass ich nach einer

sich irgendwo an einer

durchfeierten Nacht mit fremden Studierenden nackt

schlechteren Uni an

baden gehen möchte. Noch bevor mein Kleid fallen

der Westküste zu be-

kann, gerate ich mit der Modestudentin und ih-

werben. Sie will gerade

rem festen Freund in eine Diskussion über

frustriert aufstehen, da

die Frauenquote. Ich kann nicht anders,

fragt er sie süffisant, ob

als wie eine Furie zu argumentieren, zu

ihr Freund an der Ostküste

erörtern, zu belegen. Spreche über all die

lebt. Sie verneint, verwirrt von

Mechanismen, die die „gläserne Decke“

dieser Frage. „Na los, geben

weiter zementieren. Er lehnt sich gelassen

Sie es schon zu, warum

zurück, während seine Freundin ein rüh-

würden Sie sonst auf Yale

rendes Plädoyer hält auf Frauen, die trotz aller

beharren? Ich kenn das

Hindernisse erfolgreich sein können und sich eben

doch, es geht um einen

besonders anstrengen müssen. Sie stößt mir

Mann. Aber Männer, meine

kumpelhaft ihren Ellbogen in die Seite: „Und

Liebe, gibt es auch an der West-

wir beide, wir schaffen das!“ Ich flüstere: „Zwin-

küste.“

ker zweimal, falls sie dich als Geisel halten.“

2 Homosoziale Reproduktion

im akademischen Alltag

4 Eat my Imposter-Syndrom Zum Schluss eine meiner wichtigsten Erkenntnisse (natürlich auch für Jungs

): Sei kein Mäuschen, sondern mach den Mund

Wenn ich mich in meinen Vorlesungen umsehe, sitzen da zu 90

auf. Für mich kam dieser Aha-Moment während eines Tutoriums.

Prozent Frauen. Richte ich den Blick nach vorne, sehe ich zu 90

Die üblichen Verdächtigen meldeten sich ständig und sorgten

Prozent Männer. Sogar in meinen Gender-Seminaren, für die ich

mit großen Worten dafür, dass ich keinen meiner Gedanken für

regelmäßig von den Freunden meiner Mitbewohnerinnen aufge-

beitragswürdig erachtete. Als der Tutor in die Runde fragte, wer

zogen werde, habe ich fast ausschließlich männliche Dozenten.

sich schon mit Sartres Werk beschäftigt habe, gingen die bekann-

In der Soziologie nennt man das Besetzen von Jobpositionen nach

ten Hände nach oben. Bis er einen von ihnen fragte, was denn die

dem Prinzip der Ähnlichkeit „homosoziale Reproduktion“. Männer-

Grundaussage des Werkes sei. Die vage Antwort: „Nun, die Grund-

zirkel hindern Frauen demnach nicht unbedingt aus Böswilligkeit

aussage … die ist sehr … kompliziert. Und vielschichtig … Ja, vielschich-

am Aufstieg, sondern aus verengter Erfahrung. Sie stellen vor al-

tig.“ Das zeigte mir: Die anderen wissen auch nicht alles, sie tun

lem Personen ein, mit denen sie sich identifizieren können, die sie

einfach nur so. Heute sage ich lieber ein Dutzend Mal etwas „Dum-

„kennen“. Sprich: Männer.

mes“ pro Semester, als ein Semester nur zu schweigen. •

Maria Clara Groppler ist der Shooting-Star der deutschen Comedy-Szene.

Ihre derb-trockenen Nummern haut sie nicht nur in TV-Shows wie „NightWash“ raus, sondern aktuell auch auf ihrer Solo-Tour.

Interview Arne Wächter

le fertig und machst schon seit über drei Jahren Stand-up-Comedy. Hattest du mal einen Plan B? Früher wollte ich mal Fotografin

© Christian Hasselbusch

Maria, du bist 20, gerade mit der Schu-

Wie findest du deine Themen?

Es sind Sachen aus meinem Alltag. Dinge, die mich beschäftigen und die ich selbst erlebe. Zum Beispiel habe ich eine Num-

werden. Später dann Journalistin.

mer darüber, wie ich einem Typen mal

Ich studiere im Moment auch On-

ins Bett gepinkelt habe. Die Situation ist

line-Redaktion in Köln. Aber das

zwar überzeichnet, aber das hat so statt-

Studium ruht momentan wegen

gefunden.

der Comedy. Das ist alles, was ich Auch „Dickpics“ ist ein Lieblingsthema von

gerade machen möchte.

dir …

Wie kamst du überhaupt zur Comedy?

Das fing zu Schulzeiten an. Ich war bei einer Open-Mic-Night. Berlin hat da eine recht große Szene. Ich fand es cool, wie die Leute einfach auf die Bühne gingen, ihre Witze machten. Irgendwann dachte ich: Ich bin doch auch ganz witzig, warum versuche ich das nicht auch mal? Also bin ich rauf die Bühne und habe ein bisschen was erzählt. Ein paar Leute haben gelacht – das Gefühl war Wahnsinn.

Meinst du, man kann lernen, witzig zu sein?

Schlagfertigkeit kann man auf jeden Fall lernen.

Wichtig ist, dass man aus sich herausgeht und Dinge und vor allem Personen nicht allzu ernst nimmt. Comedy ist aber auch Handwerk. Ich war bei Impro-Workshops in Volkshochschulen und habe auch einige Bücher übers Comedy-Schreiben gelesen. Ich sitze jeden Tag vorm Laptop, schreibe an neuen Texten, denke auf Formulierungen und neuen Witzen rum und probiere die dann auf der Bühne aus. Das alles geht nur per Trial and Error.

Ja, ich bekomme immer wieder welche. Am Maria Clara Groppler auf Tour mit ihrem Soloprogramm „Jungfrau“: 8.5. Ulm 15.5. Mainz 28.5. Dortmund 4.6. Köln 13.6. Oldenburg 25.6. Hamburg 28.6. Düsseldorf 6.9. Essen 10.9. Hannover 11.9. Lüneburg 17.9. Paderborn Weitere Termine: www.mariaclara groppler.de

Anfang war das schon ein Schock, denn ich finde männliche Genitalien jetzt nicht so besonders ästhetisch. Inzwischen habe ich aber ein recht dickes Fell und das Thema ist für die Bühne echt dankbar.

Wie reagiert Frau am besten, wenn sie so etwas ungefragt bekommt?

Zum Beispiel: Die Bilder öffentlich machen oder die Mutter des Typen auf Social Media suchen und ihr das Foto zuschicken.

Du bekommst online aber auch viel Hass und Häme ab. Wie gehst du damit um?

Da steht wirklich eine ganze Menge fieses Zeug.

Mittlerweile scrolle ich da oft nur noch drüber, lese nicht mehr jeden Post und lasse Hasskommentare auch gar nicht mehr wirklich an mich ran. Oft sind es sehr traurige Menschen, die sowas schreiben. Wenn sie das glücklich macht, dann sei es ihnen gegönnt.

•

33 Interview

Von Dickpics und „feuchten Träumen“

34 Rausschmeißer

DI

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