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Abteilung Schloss Stainz
Abteilung Schloss Stainz Jagdkunde
1. Sammlungsgeschichte
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Bereits Anfang der 1930er-Jahre hat der bedeutende Jagdhistoriker und Mitverfasser der „Jagdgeschichte der Steiermark“ Prof. Dr. Wilhelm Hoffer auf das Ziel hingearbeitet, ein steirisches Jagdmuseum zu errichten. Nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs erreichte er, dass das „Museum für Biotechnik und Jagdkunde“ dem Landesmuseum Joanneum als selbstständige Abteilung zugeordnet wurde. Er schenkte dem Museum auch die Präparatesammlung des Landesoberstufenrealgymnasiums (LOR). Von der Steiermärkischen Landesregierung, unter maßgeblichem Einfluss von Landesrat DDDr. Udo Illig, wurde Schloss Eggenberg als Standort auserkoren. Die 25. Landesjagdausstellung im Jahr 1949 war die Grundlage, um vom Land Steiermark entsprechende finanzielle Mittel für den Sammlungsankauf und die Errichtung des Jagdmuseums im Schloss Eggenberg bekommen zu können. 1949 wurde Prof. Philipp Meran als Stellvertreter des Begründers des Jagdmuseums eingesetzt, 1951 übernahm er die tatsächliche Leitung. Die Eröffnung des Jagdmuseums erfolgte im Juli 1953. Im Jahr 2003 übersiedelte die Sammlung Jagdkunde nach Schloss Stainz, wo 2006 das Jagdmuseum eröffnete wurde.
2. Aufgaben und Ziele der Sammlung
Jäger*innen, aber auch der nichtjagenden Bevölkerung soll das Phänomen Jagd nähergebracht werden, insbesondere durch die museale Präsentation und Vermittlung folgender Objektgruppen:
Jagdzeug Gebrauchsgegenstände, Fang- und Lockmittel, Bekleidung
Falknerei und Kynologie
Jagdkunst → Malerei & Grafik (hervorzuheben ist hier die Dauerleihgabe des
Fürsten Schwarzenberg, 8 Jagddarstellungen des holländischen Tiermalers Johann Georg Hamilton und 4 Gemälde von J. Veith Hauckh) → Plastiken → Kunstgewerbe (Glas, Keramik, Holz, Metall) → Volkskunst → Jagdmöbel → Musikinstrumente → Jagdkunst allgemein
Jagddokumente Fotografien (historische Aufnahmen von Jagdgesellschaften und Persönlichkeiten), Modelle und Archivalien
Dioramen Historische Darstellung unterschiedlicher Jagdarten
Jagdtrophäen und Präparate → Geweih- und Gehörntrophäen (besonders erwähnenswert: die
Barockhirschkopf- und Rehkopfsammlung des Grafen Lamberg mit seiner einzigartigen Aquarelldokumentation) → Federn und Bälge → Stopfpräparate
3. Sammlungsumfang, Schwerpunkte, Sammlungsteile
Die Sammlung Jagdkunde umfasst derzeit ca. 6.830 Objekte, zugeordnet den in Punkt 2 angeführten Systematiken. Die Bibliothek, geführt als Präsenzbibliothek, umfasst derzeit ca. 3.540 Einzelbände einschlägiger Jagdliteratur, Lexika, Zeitschriften und Periodika, unterteilt in die Themenbereiche Wildbiologie, Ökologie, Kunst und Kulturgeschichte, Hege, Hundewesen, Waffentechnik und Jagdausrüstung, Jagdbelletristik, Jagdgesetze, Fischerei, Küche/Rezepte und Jagdtagebücher.
Die Erweiterung der Sammlung erfolgt durch Schenkung, Tausch, Ankauf oder vereinzelt durch Entgegennahme von Leihgaben auf unbestimmte Zeit. Angebotene Schenkungen werden auf ihre Wertigkeit geprüft, wobei ein guter Erhaltungszustand sowie das Freisein von Giftstoffen unabdingbar ist.
Für die zukünftige Sammlungserweiterung gelten folgende Kriterien:
→ Schließen der Lücken der bestehenden Sammlung, vor allem bezogen auf die Bestände des 19. und 20. Jahrhunderts.
→ Ankauf von bedeutenden und relevanten Objekten, die die theoretische und praktische Entwicklung der Jagd darstellen und die wirtschaftliche, politisch-soziale, gesellschaftliche und kulturelle
Bedeutung der Jagd sowie ökologische Prozesse, besondere
Ereignisse, Orte und Personen dieser Entwicklung abbilden und veranschaulichen.
→ Neben den klassischen „Meisterwerken“ der Jagd sind für die
Sammlung auch weniger exponierte und bekannte Objekte sowie
Alltagsobjekte sammlungswürdig, sofern sie für die Darstellung wichtiger Themen – bezogen auch auf die gegenwärtig oft gestellten Fragen der Nachhaltigkeit, der Ökologie und der Gesellschaftspolitik – relevant sind.
→ Grundlage für die Erwerbung sind Ausstellungsvorhaben sowie objektbezogene Forschungsinteressen, wobei allerdings die
Grenzen insbesondere im Falle seltener historischer Objekte weit zu stecken sind. Die Sammlungstätigkeit hat auch die Aufgabe, für spätere Sonderausstellungen herausragende Exponate zu sichern.
5. Sammlungsbewirtschaftung und -erschließung
Die Sammlungsbewirtschaftung und -erschließung erfolgt in Übereinstimmung mit den allgemeinen Sammlungsrichtlinien der Universalmuseum Joanneum GmbH.
Im Rahmen von internationalen Veranstaltungen (Symposien, Tagungen) kommt es zu vorgelagerten Forschungen im Zusammenhang mit den Objekten der Sammlung Jagdkunde und den sich gegenwärtig herauskristallisierenden großen Fragen in der aktuellen Ausübung der Jagd im Kernraum Europas, die sich auch in Publikationen widerspiegeln. Die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Forschungsinstitutionen wird hier angestrebt, um das Jagdmuseum mit seiner angesehenen Sammlung als Kompetenzzentrum für Jagdfragen zu positionieren.
7. Schnittstellen zu anderen Sammlungen
Innerhalb des Universalmuseums Joanneum bestehen Überschneidungen zur Sammlung Schloss Trautenfels und zur Sammlung Zoologie, vor allem bezüglich der Bestände an Wirbeltieren (insbesondere Säugetiere und Vögel) sowie der Belege von Abnormitäten aus dem Bereich der Wildbiologie. Objektbezogene und inhaltliche Überschneidungen mit den kunst- bzw. kulturhistorischen Sammlungen am Universalmuseum Joannem werden hausintern mit den verantwortlichen Sammlungsleiter*innen geklärt.