Alumnus des Monats November 2015

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«Architektur ist wie ein Hobby. Du musst sie wirklich lieben.»

Jürgen Becker

Alumnus des Monats Oktober 2015


Lieber Jürgen, zuerst möchte ich mich bei dir bedanken, dass du heute am Interview teilgenommen hast. Du hast erfolgreich ein Bachelor- und Masterstudium in Architektur an der Universität Liechtenstein absolviert. Was kannst du uns über diese Zeitspanne sagen? Meine Studienzeit hat mir wirklich gefallen. Am Anfang war es eine richtige Herausforderung, mich ans Studium anzupassen, nachdem ich Ausbildungen sowohl als Zeichner als auch als Maurer Ende 1990 und Anfang 2000 absolviert hatte. Ich musste mich an ein neues Lernsystem anpassen ¬– von einem praktischen zu einem mehr theoretischen Ansatz. Aber nach dem 1. Jahr, als ich mich daran gewöhnt hatte, haben mir alle Bereiche des Studierens gefallen. Das zahlenmässige Student-Betreuer-Verhältnis unterstützte das gute Lernumfeld – die Beziehungen zu den Lehrern waren sehr gut und die Professoren waren alle inspirierend und voller guter Ratschläge. Selbstverständlich erinnere ich mich auch an mein Auslandsemester in Mexico, das ein echter Hit war. Es war grossartig, die Möglichkeit zu bekommen, diese Erfahrung zu machen und in einer anderen Kultur und Sprache zu studieren. Es hat wirklich mein Leben in vielen Aspekten bereichert. Besonders wertvoll war ausserdem, dass ich einen meiner jetzigen Mitarbeiter, Marius, während meines Auslandsemesters kennengelernt habe. Marius und ich haben immer Kontakt gehalten und als ich mein eigenes Architekturbüro gründete, ist er aus Deutschland nach Liechtenstein gekommen, um mit mir zu arbeiten. Warum hast du die Universität Liechtenstein gewählt? Was waren deine Beweggründe? Warum ich die uni.li gewählt habe? Es war gar nicht schwer, diese Entscheidung zu treffen. Ich war vom Lehrplan der Universität überzeugt. Selbstverständlich habe ich mir auch andere Universitäten angeschaut, aber die Universität Liechtenstein und ihr persönliches Lernumfeld überzeugten mich.

Da ich ein Liechtensteiner bin, der diese Region liebt, fand ich es reizvoll, die Möglichkeit zu haben, hier zu studieren. Neben meinem Studium hatte ich immer Zeit zum Arbeiten, was sehr wichtig für mich war, denn so konnte ich die theoretischen Aspekte direkt in Projekten anwenden. Gemäss deinem Lebenslauf führst du ein sehr aktives Leben. Wie hast du es geschafft, so viele Sachen neben deinem Studium zu machen: Arbeiten, an verschiedenen Projekten teilnehmen? Ich bin eine sehr optimistische Person und ja, sehr aktiv. Ich mag es, mehrere Sachen gleichzeitig zu machen, es zu schaffen und mich in mehrere und neue Projekte gleichzeitig einzubringen. Deswegen war das kein Problem für mich. Ich habe Spass an allem.

«Ich bin eine sehr optimistische Person und ja, sehr aktiv. Ich habe Spass an allem.» Da du verschiedene Praktika in Hamburg, Bangkok, New York gemacht hast, was hast du über die verschiedenen Architekturstile in den verschiedenen Teilen der Welt gelernt? In welcher Hinsicht sind diese verschieden und was hat dir am meisten gefallen? Währen der Sommerferien habe ich immer ein Praktikum gesucht, um mehr praktische Erfahrung zu sammeln. Neben neuer Arbeitserfahrungen, die ich machen wollte, war ich auch gespannt, andere Städte, Länder und Kulturen kennenzulernen. Jedes Praktikum war verschieden. Das war die beste Zeit meines Lebens bisher und ich werde sie nie vergessen.

«Jedes Praktikum war verschieden. Das war die beste Zeit meines Lebens bisher und ich werde sie nie vergessen.»


In Hamburg arbeitete ich in einem grossen Büro und eines der Projekte, an welchem ich mitarbeitete, ging um das Errichten eines solchen grossen Büros. In Bangkok habe ich bei der Renovierung der Häuser nach dem Tsunami mitgewirkt (ich habe meistens mit Holzmaterialien gearbeitet und schwimmende Häuser gebaut). Das war im Zusammenhang eines Gruppenprojekts, das von einer regionalen Universität dort initiiert wurde. Ich habe davon über die EUXTRA-Organisation erfahren, mich beworben und habe die Chance erhalten, für den Sommer nach Thailand zu gehen. Das war nur ein halbes Jahr nach dem Tsunami, wodurch mein Aufenthalt besonders herausfordernd war. Es war ein Erfahrung, die mir die Augen geöffnet hat. Auch die architektonischen Themen, mit denen ich mich auseinandersetzen musste, waren sehr unterschiedlich. In Hamburg etwa ist die Architektur sehr modern und luxuriös, während sich in Thailand das architektonische Projekt auf die Machbarkeit der Häuser konzentrierte, um das Leben nahe am Meer sicherer zu machen. In New York hatte ich hauptsächlich mit Interior Design wie dem Einrichten eines Lofts zu tun. Wieviel wurde von dir verlangt, als du am Anfang deiner Kariere bei einem architektonischen Projekt mitgearbeitet hast? Ging es nur darum, zu zeichnen, was dir deine Vorgesetzten aufgetragen hatten oder erhieltest du die Gelegenheit, deine eigenen Ideen zu entwickeln? Am Anfang meiner Kariere hatte ich das Glück, einen guten Chef zu haben, so konnte ich meine eigenen Ideen einbringen. Ich war unabhängig. Mein Chef hat aber Seite an Seite mit mir gearbeitet. Das war wirklich gut, denn nach der Universität ist man irgendwie idealistisch, aber in der Wirklichkeit sind die Dinge ganz anders. An der Universität wird mehr Wert auf Design und Kreativität gesetzt, in der Wirklichkeit – auf das Praktische.

Wir wissen, dass du deine eigene Architekturfirma hast. Könntest du uns bitte einiges über deine Firma erzählen? Welche sind die Herausforderungen und Vorteile, dein eigener Chef zu sein? Ich wusste schon von Anfang an, dass ich mein eigenes Büro haben will. Das war mein Ziel. Sicher, am Anfang war es sehr schwer und herausfordernd, aber jetzt ist es in Ordnung. Wir arbeiten im Baugewerbe und sind jetzt 3 Mitarbeiter, aber in der Zukunft plane ich 5 bis 6 zu haben. Ich schätze einen einfachen und direkten Kommunikationsstil innerhalb meines Teams und dass es ein junges Team ist. Ich sehe mich nicht als einen ``Chef``, eher als einen ``Teamspieler``, oder zumindest in einer guten Balance zwischen beiden. Wenn du dein eigener Chef bist, liegen die Hauptvor- und -Nachteile in Verbindung mit den Arbeitsstunden. Auf der einen Seite bist du sehr flexibel und hast wirklich die Möglichkeit, etwas Anderes zu machen, etwas Eigenes und deine eigene Firma zu führen. Auf der anderen Seite dauert dein Arbeitstag nicht nur von 9 bis 5 Uhr, sondern den ganzen Tag – du denkst immer an deine Firma, was gemacht werden muss, wohin man gehen muss, usw.

«Ich sehe mich nicht als einen ``Chef``, eher als einen ``Teamspieler``, oder zumindest in einer guten Balance zwischen beiden.» Welche Erfahrung hast du beim Finden deines ersten Jobs gemacht? Welche Tipps könntest du den Studenten geben, wenn sie auf der Suche nach dem ersten echten Job sind? Meine Erfahrung mit dem Finden des ersten Jobs war sehr gut – ich habe mich bei einer Firma beworben und habe den Job problemlos erhalten.


Das war mit Sicherheit wegen der praktischen Erfahrungen, die ich während meines Studiums gesammelt habe (durch die Praktika).

Gefragt als eine kreative Person: wenn du irgendeine fiktionale Gestalt aus einem Roman/Film sein könntest, wer würdest du sein und warum?

Was bedeutet es, ein Architekt sein?

Superman – er ist so mächtig!

Man muss Architektur lieben. Du musst das wirklich mögen und es muss dir gefallen, was du machst, sonst klappt es nicht. Architekt sein, bedeutet zu verstehen, dass jedes Projekt speziell ist, man muss leidenschaftlich sein und sich mit jedem Projekt identifizieren. Etwas Neues zu erschaffen und ein Haus zu errichten, das in der Umwelt wahrgenommen wird, ist der grösste Erfolg und die grösste Befriedigung.

Welchen persönlichen Ratschlag würdest du unseren jetzigen Studierenden geben? Wie hast du Möglichkeiten gefunden, um internationale Arbeitserfahrung zu sammeln? Nutze jede Gelegenheit, um praktische Erfahrung zu gewinnen und versuche Verbindungen aufzubauen (bilde Netzwerke). Habe Mut neue Dinge auszuprobieren – studieren ist die Zeit alles zu entdecken!

«Du musst das wirklich mögen und es muss dir gefallen, was du machst, sonst klappt es nicht.» Welche Eigenschaften braucht man deiner Meinung nach, um in diesem Bereich Erfolg zu haben? Flexibilität, Kreativität und die Fähigkeit mit Druck umzugehen. Es ist eher ein Hobby! Du musst es lieben, damit du erfolgreich bist und die langen Arbeitsstunden aushältst. Wenn du das Ergebnis siehst, ist dies der schönste Lohn.

«Habe Mut neue Dinge auszuprobieren – studieren ist die Zeit alles zu entdecken!»


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