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Stadt und Region St.Gallen Vor 50 Jahren: Ölpreisschock, Wachstumsgrenzen und Wirtschaftskrise
im Kanton St.Gallen
In einer Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen wird der sogenannten «Erdölkrise» von 1973 eine fundamentale Wendefunktion im Energieverbrauch zugeschrieben. Doch lässt sich diese Sichtweise im regionalen Bereich des Kantons St.Gallen ebenfalls feststellen? Wie erlebten die Ostschweizerinnen und Ostschweizer die «Erdölkrise» von 1973?
Kann man überhaupt von Krise oder «Schock» sprechen? In welcher Weise wurde die Energienutzung verändert und gab es einen Schub im Umweltschutzbewusstsein der st.gallischen Bevölkerung?
Der Kanton St.Gallen erlebte nach 1945 wie das übrige Westeuropa – gestützt auf den rasant steigenden Erdölverbrauch –ein beachtliches Wirtschaftswachstum. Gegen die daraus erwachsenden Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung wehrten sich seit 1960 erste Umweltbewegungen.
Mitten in den politischen Diskussionen um Umweltschutz und Grenzen des Wachstums verkündete die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) im Herbst 1973 eine Reduktion der Erdölförderung. Um eine Knappheit zu vermeiden, verfügte der Bundesrat wie andere westeuropäische Staaten Ende November drei Sonntagsfahrverbote. In der Stadt St.Gallen verzichtete die City-Vereinigung erstmals seit 1937 auf die festliche Weihnachtsbeleuchtung. Entgegen den Befürchtungen kam es in der Ostschweiz aber zu keinem Mangel an Heizöl und Treibstoffen. Schon Weihnachten 1974 waren die Ansätze zur Reduktion des Energieverbrauchs vergessen.
Die Rezession, die Anfang 1975 als Folge einer überdimensionierten Bauwirtschaft einsetzte, erschwerte eine weitere Auseinandersetzung mit dem exzessiven Verbrauch von fossilen Energieträgern. Der «Erdölrausch» ging unvermindert weiter.