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Gesellschaft Bewegung! – Ästhetik der Mobilität
Mobilität ist ein Privileg: Sie bedeutet die Freiheit, die eigene lokale wie gesellschaftliche Position zu verlassen und sich neuen Zielen, neuen Orten zuzuwenden. Aktuell wird dieses Privileg vielfach unter rationalisierenden und linear quantifizierenden Gesichtspunkten wie CO2Ausstoss und Flächenverbrauch diskutiert; Ge und vor allem Verbote werden erlassen.
Demgegenüber sind Mobilität und die Entscheidung für Formen (und Ziele) der Fortbewegung immer eng mit deren Ästhetik verbunden: Das einst elitäre Reisen mit dem Flugzeug steht verschwitzten Menschenmassen in FlughafenWartehallen und Billigfliegern gegenüber. Die anrührendpossierliche Rhätische Bahn mit ihren malerischen Strecken repräsentiert ein Kulturgut und (weltrekordtaugliche) technische Pionierleistung, von denen in Pendlerzügen wenig zu spüren ist. Städte und Autobah nen (nicht nur) zu Ferienbeginn werden geflutet von kilometerweise angestautem Blech, und zugleich gibt es das Automobil als lustbringendes Objekt, legendäres Sammlerstück und Sujet in der Kunst. Mit Muskelkraft lässt sich flanieren oder Rad fahren, Verkehrsmittel können je nach ästhetischem Anspruch kombiniert oder substituiert werden: Lieber gepflegt laufen, als im miefigen Bus zu sitzen? Formen – und Erlasse – der Mobilität bewirken immer auch Zugang(s Chancen) und Ausschluss.
Das Thema des vorigen Herbstsemesters fortsetzend, bewegen wir (uns) mit dem Körper, spüren, geniessen – oder verfluchen – die Art der Fortbewegung, haben Träume, Zwänge oder schlichte Gewohnheiten, die zu Zielen werden. Mobilität bedeutet im physischen wie sozialen Sinne, den eigenen StandPunkt zu verlassen und sich auf den (gedanklichen) Weg zu begeben!
Montag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Universität St.Gallen, Raum A 09-110
25.9., 2.10., 9.10. und 16.10.2023
Dozentin | PD Dr. Monika Kritzmöller, Lebensstil-Forscherin, St.Gallen