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Musikgeschichte Götter im Frack – ein Streifzug durch die Geschichte der Dirigenten
Eine beliebtberüchtigte Anekdote unter Orchestermusikern lautet: «Was dirigiert Karajan denn heute?» Antwort eines Musikers der Berliner Philharmoniker: «Ich weiß nicht, was er dirigiert. Wir spielen Beethovens Fünfte.»
Während Theaterregisseure oder Fussballtrainer während des Auftritts ihres Ensembles oder Teams im Hintergrund agieren, ist das beim Dirigenten anders. Es gehört zu den Ritualen des klassischen Konzertbetriebs, dass ein «Maestro» erst auf die Bühne schreitet, wenn das Orchester eingestimmt hat. Schon für seinen Auftritt erhält er einen besonderen Applaus und das Orchester erhebt sich, wenn er den Befehl dafür gibt. Taktstockschläger, Kapellmeister, Generalmusikdirektoren oder «Maestri», wie man sie bis heute nennt, umweht die geheimnisvolle Aura des genialen, überirdischen Künstlers. Doch ist diese Art von absoluter Autorität heute in einer Epoche von Teamgeist und Wir Gefühl überhaupt noch zeitgemäss? Wo liegen die Wurzeln für dieses Verhalten bedingungsloser Unterwerfung? Wie lässt sich das perfekte Verhältnis zwischen dem Maestro und seinen Orchestermusikern definieren? Stimmt es, dass je grösser der Abstand zur Autorität, desto tiefgründiger der Gehalt der Aufführung? Oder kann auch einem basisdemokratischen Kumpeltyp mit Taktstock eine bahnbrechende Interpretation gelingen? Die vierteilige Vorlesung «Götter im Frack» startet mit den Anfängen im 17. Jahrhundert bei Jean Baptiste Lully, dessen langer Stab, den er beim Taktieren auf den Boden schlug, ihm zum tödlichen Verhängnis werden sollte. Von Beethoven, Mendelssohn über Hans von Bülow (der auch in St.Gallen dirigierte), Arthus Nikisch, Richard Strauss, Arturo Toscanini, Wilhelm Furtwängler bis zu Herbert von Karajan und Carlos Kleiber wird sich unser Streifzug erstrecken. Am Ende gibt es auch einen Überblick über die erfolgreichsten Dirigentinnen, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben.