ISSN 1862-4154 Preis: 5,– ₏ Ausgabe 1.13
Mensch und Maschine
Die neue Welt der Technik Intelligente Assistenten Helferlein im Alltag Netzgesellschaft Einmischen und teilen
Digitale Revolution Still, aber gewaltig
Technologiefolgen Nebenwirkungen beachten
Studienf체hrer 2013|2014 Donau-Universit채t Krems. Die Universit채t f체r Weiterbildung. Tel. +43 (0)2732 893-2246 | info@donau-uni.ac.at
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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, wie haben Sie heute den Tag begonnen? Spielte da möglicherweise eine Kaffeemaschine eine Rolle? Vielleicht sogar eins von diesen schmucken Automatenwundern, bei denen man sich fühlt, als säße man in einer italienischen Espressobar und könne aus wer weiß wie vielen Zubereitungsarten den ganz persönlichen Morgenkaffee auswählen? Das ist noch gar nichts. Demnächst werden selbst Morgenmuffel ihrem Kaffeeautomaten aus dem Bad mit der Zahnbürste im Mund Anweisungen geben.
DR. GERHARD GENSCH Chefredakteur „upgrade“ Donau-Universität Krems
Denn das steht fest: Die Zukunft wird noch mehr als bisher von Technik geprägt sein. Und sie hat längst – auch im Alltag – begonnen. Mit dem „Internet der Dinge“ werden Räume oder Maschinen miteinander kommunizieren, was die Organisation unseres Lebens revolutioniert. Serviceroboter werden uns im Haushalt weiter entlasten, unsere Mobilität wird ressourcenschonender möglich sein. Wir werden überall und zu jeder Zeit lernen und Wissen gezielt erwerben können – eine riesige Chance für Ausbildung, Weiterbildung und Wissenschaft. Das neue upgrade lädt Sie ein, sich in der neuen Welt der Technik umzusehen. Und wie immer schauen wir dabei auch hinter die Kulissen: Wir fragen, wann Frauen endlich ihre Chancen in der Technik ergreifen; wie die Technik Medizin und Gesundheitswesen verändert; welche Risiken neue Techniken bergen und wie man sie in den Griff kriegt.
Foto: Donau-Universität Krems/Reischer
Denn neben aller Technik-Begeisterung, die uns bei der Recherche erfasst hat, haben wir uns ein sinnvolles Maß an Technik-Skepsis erhalten. Was tun, wenn sich die Bildungskluft in unserer hochtechnisierten Gesellschaft weiter vergrößert? Wenn Gesellschaft und Politiker mit Hochrisikotechnologien überfordert sind? Wie viel „echtes“ Leben bleibt, wenn wir irgendwann nicht einmal mehr wissen, wie man selber Kaffee kocht? Es erwartet Sie also ein Technik-Heft voller aufregender Fragen – weil es die Fragen sind, die auf jede gute Antwort folgen, welche uns in Wissenschaft und Bildung voranbringen. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Besuchen Sie unsere Website! Alle Ausgaben von upgrade gibt es auch im Internet: www.donau-uni.ac.at/ upgrade
Ihr Gerhard Gensch
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4 INHALT
Themenschwerpunkt: Mensch und Technik
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Diener oder Meister? Intelligente Assistenten begleiten unseren Alltag. Sie greifen beim Autofahren ein, kontrollieren unsere Blutwerte oder analysieren die Stimmung. Doch wo helfen sie und wo sind sie eher hinderlich? Und kann Technik wirklich alle Probleme lösen?
Cover: iStockphoto.com/YummySuperStar
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Was die Welt zusammenhält
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Die Bewohner des Netzwerkplaneten
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Alles nur Algorithmen
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Fortschritt ohne Grenzen?
Von Halbleitern und unnötigen Laubsaugern: Ernst Peter Fischer, Professor für Wissenschaftsgeschichte, erläutert, was wir über Technik wissen sollten.
Immer mehr Menschen engagieren sich über das Internet. Wie funktionieren politische Teilhabe und soziales Ehrenamt per Mausklick? Entstehen durch das Netz gar neue Formen der Ökonomie?
Die digitale Revolution kommt leise, aber gewaltig daher: Das Internet krempelt unser Leben um. Die Kulturwissenschaftlerin Mercedes Bunz erklärt, warum das eine Chance sein kann.
Die Technologisierung von Medizin und Gesundheitswesen wirft Fragen der moralischen Machbarkeit auf. Im Spannungsfeld zwischen Mensch und Maschine müssen ethische Fragen neu diskutiert werden.
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Neues aus der Donau-Universität Krems
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Problem gelöst, Problem geschaffen Jede Technologie hat Nebenwirkungen. Welche das sind, zeigt sich oft sehr spät. Die Einführung neuer Produkte und Verfahren sollte daher mit Weitsicht geschehen.
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Frauen, hört die Signale Frauen mögen keine Technik? Die Vorständin eines Technologiekonzerns, eine Professorin für Biochemie und die Leiterin eines technischen Museums räumen mit dem Klischee auf. Meinung Zahlen & Fakten Buchtipps
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Von Krems bis Hollywood
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Technik verbindet
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Internationale Kooperationen
Der Lehrgang „TV & Film-Produktion“ feierte sein 10-jähriges Jubiläum. Was forschen Sie?
Der Netzwerkforscher Lukas Zenk geht der Frage nach, wie wir auf Kongressen und Events Kontakte knüpfen. Alumni-Porträt
Ein exzellenter Zweiter
Der Filmproduzent Michael Reiseneder verließ Los Angeles für ein Studium an der Donau-Universität Krems. Editorial Universitätsleben Alumni-Club Termine Kunst & Kultur Vorschau/Impressum Archiv
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MEINUNG 7
Auf dem Weg zur Lernrevolution? Neue Technologien und digitale Medien verändern unsere Lebens- und Lernwelten. Dies führt zu sozioökonomischen Umbrüchen sowie zu zunehmenden Verschränkungen von Wissenschaft, Wirtschaft, Lernen und Bildung – im Spannungsfeld zwischen Innovationsfreiheit und -zwang. Von Johann Götschl
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Illustration: Elke Ehninger, Foto: privat
JOHANN GÖTSCHL Univ.-Prof. Dr. Johann Götschl ist Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften an der Universität Graz. Er ist Chairman der Commission for Scientific Integrity and Ethics und Lektor für Technik und Ethik an der Technischen Universität Graz sowie Lektor für Allgemeine Wissenschaftstheorie an der Technischen Universität Wien. Götschl ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats am Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien der Donau-Universität Krems.
rleben wir eine Revolution des Lernens? Folgendes spricht dafür:
Lernen wird zunehmend im Kontinuum zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung gesehen und wird sich somit in neuen Kommunikations- und Sozialisationsformen bewegen. Dies wird den klassischen Fächer- bzw. Disziplinkanon von Forschung und Lernen durchbrechen und erneuern und die einzelnen Forschungsbereiche nahe zueinanderführen. Neue Prioritätensetzungen werden überlegt werden müssen, beispielsweise ob etwa Lernen wichtiger wird als Forschung. Digitales beziehungsweise computerbasiertes Forschen und Lernen bilden ein neues Kategoriensystem heraus: Nie da gewesene Datenbasen verbessern die Chancen für forschungsorientiertes Lernen und für lernorientiertes Forschen, innerhalb derer Schnittpunkte von bisher separierten Bereichen gefunden werden können. Zentral hierbei ist es, eine dynamische Mischung zu finden zwischen computerisierbaren Inhalten einerseits und analogen andererseits. Das heißt, die strukturellen und inhaltlichen Zusammenhänge zwischen Lebenswelten, Wissenschaft und Wirtschaft sind für das Lernen neu zu konzeptualisieren.
Neue Formen der Verschränkung zwischen wissenschaftlich generierter Technologie und technologiegenerierter Wissenschaft lassen zum Teil auch bisher Verstandenes in neue Gestalten bringen. Denn: In allen Dimensionen – der Produktion, Diffusion, Akquisition und Anwendung von Wissen – lassen sich zunehmend Kreativitäts- und Innovationspotenziale für das Lernen finden. Da diese immer auch einen Zuwachs an Informationen und Wissen bedeuten, ergibt sich hieraus ein neues Verständnis der Zusammenhänge zwischen Lernen und Kreativität: Wissenschaftliches Wissen in Verbindung mit den systematisierten Entdeckungen bilden so etwas wie einen „Generator“ für Vorstöße zu Neuem. Lernrevolutionen bewegen sich in Kontexten von neuen Realitätsauffassungen. Lernen wird nicht mehr nur von den Forschungsergebnissen bestimmt sein, sondern vom Forschungsprozess selbst. Obwohl dies eine Herausforderung an das Lernen stellt, ist die Fruchtbarkeit absehbar, weil Erkenntnisinteresse und Erkenntnisverwertung nicht mehr den klassischen Gegensatz darstellen. Es wird ein differenzierter Typus von Lernen sein, in dem die Vernetzung von wissenschaftsdisziplinären und multikulturellen Prozessen eine neue Grundlage bildet.
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Neue Wege der Interaktion: Der Datenhandschuh ermรถglicht, sich im virtuellen Raum zu orientieren.
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Diener oder Meister? Künstliche Intelligenz – das ehemalige Spukgespenst aus der Science-Fiction hat sich nahezu unbemerkt in unser Leben geschlichen. Vieles, was bislang undenkbar schien, ist schon möglich. Doch ist das alles auch sinnvoll? Von Hans-Peter Bayerl
Foto: F1 online/ Cusp
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oday Apple is going to reinvent the phone.“ Mit diesem Satz präsentierte Steve Jobs 2007 die erste Generation des iPhone. Der Produktname war kein Zufall. Er steht für eine neue Verbindung zwischen Mensch (i) und Maschine (Phone). Heute, keine sechs Jahre später, trägt bereits jeder Dritte im deutschen Sprachraum einen solchen Mini-Computer als ständigen Begleiter mit sich. In Verbindung mit Smartphones, Tablets und Notebooks wird das Internet immer präsenter, es dringt in nahezu alle Lebensbereiche vor. So lässt sich beispielsweise beim Fernsehen ein Trend zum zweiten Bildschirm erkennen. Über diesen recherchieren die Zuschauer Hintergründe, kommentieren das Programm via Twitter oder beteiligen sich aktiv an neuen TV-Formaten wie der ATV-Talkshow „Am Punkt“. Der Personal Computer, das einst exklusive Tor zum Internet, wird zum Auslaufmodell. An seine Stelle treten mobile Geräte, internetfähige Fernseher sowie eine Vielzahl neuer, immer kleinerer Computer, die auf den ersten Blick gar
nicht als solche zu erkennen sind. Intelligente Haushaltsgeräte, Stromzähler und Heizungsthermostate machen den Traum vom digitalen Heim wahr und lassen sich so von jedem Ort aus über das Web steuern. Die Allgegenwärtigkeit der Computer (Ubiquitous Computing) schafft die Voraussetzung für eine neue Entwicklungsstufe des Webs. Das „Internet der Dinge“ schließt dabei die Lücke zwischen realer und virtueller Welt und eröffnet so neue Anwendungsbereiche. Den Schlüssel dazu liefern Funketiketten (RFID-Sensoren), die heute beispielsweise in der Logistik eingesetzt werden, um Paketsendungen nachzuverfolgen. Künftig könnten diese in Fahrzeugen sowie am Fahrzeugrand angebracht genug Informationen liefern, um in Verbindung mit einem intelligenten Verkehrsleitsystem Staus im Berufsverkehr zu verhindern.
Auf den Punkt gebracht
• Computer durchdringen den Alltag, das Internet wird noch präsenter.
• Digitale Feedbackschleifen
verändern unser Verhalten und das Gesundheitswesen.
• Mensch und Maschine
nähern sich weiter an, intelligente Assistenten sind allgegenwärtig.
• Soziale Innovation: Technik
kann hilfreich sein, löst aber keine sozialen Probleme.
Self-Tracking: der quantifizierte Mensch Solche Sensoren bilden auch die Grundlage für die fortschreitende Quantifizierung des Menschen. Mit dem Ziel, über Feed-
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Gamifizierung: Spielerische Ansätze werden in andere Kontexte integriert. Hier bringt das Abenteuerspiel „Ludwig“ einer Schulklasse das Fach Physik näher (links). Erweiterte Realität: Die Smartphone-Brille von Google soll digitale Inhalte auf die Gläser projizieren (rechts).
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Prozent der Top-1.000-Unternehmen werden bis 2015 Spieleanwendungen für ihre Geschäftsprozesse nutzen. Das IT-Marktforschungsunternehmen Gartner zu den Top-Trends des Mobile Business, 2013
backschleifen das Verhalten im Alltag zu optimieren (so genannte Self-Tracker), verzichten Menschen teilweise bewusst auf die Privatsphäre und stellen Gesundheitsdaten wie Herzfrequenzen, Schlafrhythmen oder Blutwerte ins Internet, um sie anschließend selbst oder mittels Dienstleister auszuwerten. Einschlägige Foren wie „Quantified Self“ erzählen zahllose Erfolgsgeschichten – von der Überwindung von Alkoholsucht bis hin zur frühzeitigen Erkennung von Morbus Chron. Die in den USA begonnene Bewegung breitet sich nun auch im deutschsprachigen Raum aus. Anhänger der wachsenden Szene versprechen sich radikale Einsparungen im Gesundheitswesen durch mehr Selbstverantwortung und Selbstkontrolle. Doch wer hat am Ende die Kontrolle? Datenschützer warnen, die technische Selbstoptimierung könnte über kurz oder lang zu einer Einschränkung der Selbstbestimmung und persönlichen Freiheit führen. Gamifizierung in Wirtschaft und Bildung Oder ist alles nur eine Frage der richtigen Motivation? „Damit Feedbackschleifen funk-
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tionieren, benötigt man den richtigen Impuls“, weiß der Spiele-Experte Alexander Pfeiffer, Leiter des Zentrums für Angewandte Spieleforschung am Department für Kunstund Bildwissenschaften der Donau-Universität Krems. Analog zum Esel, der von einer vorgehaltenen Karotte zum Laufen überlistet wird, wollen neue Smartphone-Apps Kinder zum Aufräumen, faule Lebenspartner zum Staubsaugen und Bewegungsmuffel zum Joggen motivieren. „Im Rahmen der Gamifizierung werden spielerische Ansätze in naturgemäß spielfremde Kontexte eingebettet“, erklärt Pfeiffer, „mit sehr überzeugenden Ergebnissen.“ Der Erfolg des standortbezogenen sozialen Netzwerkes „Foursquare“ beruht nicht zuletzt auf einem reizvollen Punktesystem, mit dem besonders aktive Mitglieder innerhalb der Spielegemeinschaft zum „Bürgermeister“ eines bestimmten Ortes aufsteigen können. Auch Firmen wandeln ihre Alltagsabläufe zunehmend in Spiele oder Achievement-Systeme um und erhöhen so beispielsweise die Teilnahme an innerbetrieblichen Fortbildungen. Die von der Donau-Universi-
Foto: ovos realtime 3D GmbH (S. 10), Wikimedia Commons/Antonio Zugaldia, KIT, privat (S. 11)
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tät Krems mitentwickelte „YPD-Challenge“ bietet namhaften Unternehmen aus Deutschland und Österreich eine interessante Alternative zum klassischen Persönlichkeitstest. An dem Online-Wettbewerb können Schüler und Studierende teilnehmen, um eines der 90 Unternehmenspraktika zu gewinnen. Als Beispiel aus dem schulischen Umfeld nennt Pfeiffer das Abenteuerspiel „Ludwig“. Seit 2011 bringt ein kleiner Roboter Schülern die Welt der erneuerbaren Energien näher und vermittelt dabei Inhalte aus dem Physiklehrplan. „Das Besondere ist der iterative und partizipative Designprozess, der Lehrkräfte und Spieler an den Entwicklungsstufen beteiligt“, erklärt Pfeiffer. „Serious Games können nur überzeugen, wenn das Design die beabsichtigte intrinsische Motivation sicherstellt.“ Human Interfaces und die iBorg-Society Ein weiteres spannendes Entwicklungsfeld erkennt Alexander Pfeiffer im Bereich der optischen Bewegungssteuerung. Er entwickelte in Zusammenarbeit mit Seewald Solutions ein Programm, um verschiedene An-
wendungen mit Gesten steuern zu können. Die Tage der Alleinherrschaft von Tastatur und Maus scheinen ohnehin gezählt. Bereits 2011 machte Apple mit „Siri“ die Sprachsteuerung des Smartphones salonfähig. Das nächste Human Interface sind vermutlich die Augen. Die Eye-Tracking-Technologie soll Rechner und Fernseher auf Blicke reagieren lassen. Doch nicht nur die Schnittstellen, auch die Computer selbst rücken immer näher an den menschlichen Körper heran. Für 2014 hat Google eine Smartphone-Brille angekündigt, welche digitale Inhalte direkt auf die Gläser projiziert und so die reale Welt optisch mit der virtuellen verschmelzen lässt. Forscher aus den USA und Belgien arbeiten unterdessen schon an der Umsetzung der Erweiterten Realität (Augmented Reality) mittels Kontaktlinse. Der physischen Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine komme die Hauptrolle in der künftigen IT-Entwicklung zu, vermutet das Zukunftsinstitut in seinem Trend-Report 2013. Die Autorin Cornelia Kelber berichtet dort über die „iBorg-Society“ – etwa von Kleidung, die vor falsch ausgeführten Yoga- und PilatesÜbungen schützen soll – und von dem Engländer Neil Harbisson, der sich von Ärzten eine „Eyeborg-Kamera“ implantieren ließ, um seine angeborene Farbenblindheit zu überwinden. Als erster behördlich anerkannter Cyborg bewegt sich Harbisson im Spannungsfeld zwischen Heilung und Verbesserung, denn durch sein Implantat kann er auch Lichtwellen im Ultraviolett- und Infrarotspektrum wahrnehmen.
ALEXANDER PFEIFFER Mag. Alexander Pfeiffer, MA ist Leiter des Zentrums für Angewandte Spieleforschung an der Donau-Universität Krems, spezialisiert auf den Imageund Wissenstransfer mit Neuen Medien. Pfeiffer begleitet unter anderem das Projekt „Ludwig – ein Physikabenteuerspiel“ und das vom bm:ukk beauftragte Forschungsprojekt „Didaktische Szenarien des Digital Game Based Learning“.
Intelligente Assistenten: praktische Helfer Obgleich die Menschen noch weit davon entfernt sind, ihre Fähigkeiten mittels dauerhafter Symbiose mit einer Maschine zu erweitern, sind sie doch ständig von künstlicher Intelligenz umgeben. Sprachassistenten analysieren die Stimmlage von Hotline-Anrufern, um die Dringlichkeit anhand der feinen Stimmvibrationen zu erkennen. Intelligente Fahrassistenten schützen Autoinsassen vor Unfällen, indem sie vor Müdigkeit, unbeabsichtigtem Spurwechsel oder Kollisionsgefahr warnen und bei Bedarf korrigierend eingreifen. „Künstliche Intelligenz ist heute überall zu finden“, sagt Rüdiger Dillmann, der am Karlsruher Institut für Technologie KIT das Humanoids
RÜDIGER DILLMANN Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Dillmann ist Gründer und Leiter der Humanoids and Intelligence Systems Laboratories am Karlsruher Institut für Technologie KIT und Sprecher des Schwerpunkts Anthropomatik und Robotik. Darüber hinaus wirkt Dillmann seit 2001 als Direktor des KIT-Forschungszentrums Informatik (FZI) und als Leiter der dortigen Abteilung für Interaktive Diagnose- und Servicesysteme (IDS).
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and Intelligence Systems Lab – Institut für Anthropomatik leitet. Kurioserweise habe die Informationstechnologie das Leben unterm Strich aber nicht vereinfacht, sondern das Allgemeinwesen eher belastet, findet Dillmann. „Jeder längere Stromausfall zeigt, wie verletzlich unsere Gesellschaft ist. Bislang haben unsere Supercomputer nicht wesentlich dazu beigetragen, die Probleme der Stromverteilung, des Verkehrs oder der Logistik zu lösen.“ Serviceroboter und autonome Autos Rüdiger Dillmann forscht mit seinem Team im Bereich der maschinellen Intelligenz und Robotik. Auch hier ist die Technik schon weiter fortgeschritten, als den meisten Menschen bewusst ist. Die Technik, um Autos ohne einen aktiv steuernden Fahrer am Straßenverkehr teilnehmen zu lassen, ist bereits verfügbar. Die kognitiven Fahrzeuge, mit denen das KIT-Team an internationalen Wettbewerben wie der „Urban Challenge“ teilgenommen hat, verkehren täglich auf dem Campus. Die autonom fahrenden Pkws von Google dürfen in Kalifornien sogar offiziell
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auf die Straße. Bis sich dort jedoch humanoide Roboter tummeln, gehen wohl noch 20 bis 30 Jahre ins Land, schätzt Dillmann. Allerdings kauften Universitäten bereits erste Exemplare zu Forschungszwecken. In der Hotel- und Eventbranche begegnen Besucher häufig dem drolligen Auskunfts- und Präsentationsroboter Asimo von Honda. An der Spitze stehen derzeit die Schöpfungen der Rüstungsindustrie. Die Firma Boston Dynamics hat bereits künstliche Zwei- und Vierbeiner entwickelt, die rennen können oder sich ihren Weg unbeirrt in bester Terminator-Manier durch unwegsames Terrain bahnen. Dillmann widmet seine Forschung in erster Linie den Servicerobotern. Die sollen die Menschen im Alltag entlasten, damit diese an Freiheit gewinnen. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Technik zuverlässig funktioniere. So wie heute eine Waschmaschine – für Dillmann ein ideales Beispiel für einen Roboter, der genau das tut, was er soll. Um zielgerichtet und nützlich im Haushalt agieren zu können, benötigen Serviceroboter allerdings diverses Hintergrund-
Fotos: Getty Images/Timo Arnall (S. 12), Gamma-Rapho via Getty Images, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) (S. 13)
Winzig klein und überall dabei: Die Funketiketten mit RFID-Technologie stecken bereits in vielen Gegenständen. Mit Hilfe elektromagnetischer Wellen teilen sie ihre Position mit und ermöglichen so, dass Daten erfasst, Waren verfolgt oder auch Zahlungsvorgänge automatisiert werden.
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Der japanische Roboter Asimo Humanoid übernimmt schon allerlei Aufgaben. Hier bringt er einem kleinen Mädchen Getränke.
wissen – über Objekte, die sie manipulieren können, über Menschen, mit denen sie interagieren können, über die anstehenden Aufgaben und deren Ausführung. Die KITForschungsgruppe „Interaktives Lernen“ ergründet deshalb unter anderem, wie sich Roboter dieses Wissen von einem menschlichen Lehrer abschauen können. Ob ein universell einsetzbarer Humanoid nach dem filmischen Vorbild „iRobot“ in 50 Jahren verfügbar ist? Dillmann bezweifelt dies. „Noch weiß keine Maschine, was ein Mensch ist und welche Bedürfnisse Menschen haben. Ohne dieses Wissen können Roboter aber auch keine sinnigen Dialoge mit Menschen führen.“ Damit Maschinen Menschen besser verstehen lernen, müssen sie laut Rüdiger Dillmann sämtliche multi-modalen Informationskanäle des Menschen nutzen, inklusive Sprache, Gestik, Haptik und Temperatur. Demgegenüber wirken die heute üblichen auf synchrone Kommunikation ausgerichteten Mensch-Maschine-Schnittstellen recht reduziert. Susanne Küchler, Professorin für Material Culture am University College Lon-
don, wirbt daher für ein radikales Neudenken von Computerdesign, das die bisherige Kluft zwischen Sprache, Materie und der virtuellen Welt überwindet. „Die Lagerräume unserer Museen sind voll von faszinierenden Vorbildern, wie Dinge als Netzwerke fungieren können“, erklärt die Anthropologin und nennt als Beispiel die Malanggan-Masken aus Ozeanien, die mittels der Addition und Verknüpfung bestimmter Farben, Strukturen und Muster das soziale Beziehungsgeflecht ihres Besitzers ausdrücken. „Diese Artefakte können Vorbild für die Gestaltung informationsleitender Oberflächentexturen sein, die unseren Umgang mit Informatik radikal verändern könnten.“
Roboter erlernen menschliche Bewegungsabläufe.
3-D-Druck: Materialisieren leicht gemacht Susanne Küchler hofft, dass sich die zunehmende Last der Vernetzung durch einen Dialog zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern über die Sprache der Dinge künftig beseitigen lässt. Denn sie ist davon überzeugt, dass der „Eigensinn der Dinge“ und wie er zu verstehen und zu nutzen ist, nicht zuletzt in der Beziehung der Din-
Das „kognitive Automobil“ ist intelligent und fährt allein.
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SUSANNE KÜCHLER Prof. Susanne Küchler, PhD, ist Professorin für Anthropologie und Material Culture am University College London. Sie erforscht Materialien, Kreativität und Innovation unterschiedlicher Kulturen wie die aus PapuaNeuguinea und Ostpolynesien. Von der Material-Culture-Forschung ausgehend orientiert sich Küchlers Arbeit an der Ethnografie.
Univ.-Prof. Dr. Josef Hochgerner ist Gründer und Wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Soziale Innovation (ZSI) in Wien. Darüber hinaus lehrt er als Professor für Soziologie an der Universität Wien. An der Donau-Universität Krems leitet er seit 2012 den neuen Masterstudiengang „Soziale Innovation“. Von 2001 bis 2005 wirkte Hochgerner als Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie. Hochgerner studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Wien und Freiburg.
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Mit 3-D-Druckern lässt sich mittlerweile (fast) alles herstellen – auch kunstvolle Raumteiler.
ge zur Sprache liegt. Deren Hintergrund und ihre Poetik zu untersuchen, lohne sich jetzt umso mehr in einer Zeit, in der digitale Algorithmen zunehmend in Materie übersetzt würden. Küchler spielt damit auf die bevorstehende Ära des 3-D-Drucks an. Lampenschirme, Wanduhren, Hüftimplantate, Fahrräder, Musikinstrumente, ja sogar Nudeln lassen sich mit dieser aus dem Modellbau stammenden Technologie bereits heute „drucken“ oder besser gesagt: schichtweise aufbauen – aus Kunststoff, Metall, Ke-
ramik und Biomaterial. In fünf Jahren soll die Technologie massentauglich sein. Auf Tauschbörsen wie Pirate Bay kursieren bereits unzählige digitale Blaupausen für verschiedenste Objekte. Der Kampf um Urheber- und Patentrechte dürfte damit schon bald in die nächste Runde gehen. Soziale Innovation und Technik … 3-D-Druck ist nicht nur eine radikale, sondern auch eine soziale Innovation. Die aus dem Modellbau kommende Technologie hat
Fotos: privat, Wilke, Freedom Of Creation B.V. / Margolis Office Environment
JOSEF HOCHGERNER
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das Potenzial, Teile der industriellen Produktion wieder zurück ins Inland zu holen. Mehr Arbeitsplätze würde das unterm Strich vermutlich nicht bedeuten, aber für die Umwelt wäre das reduzierte Transportaufkommen ein Gewinn. Josef Hochgerner, Wissenschaftlicher Leiter des neuen Master-Studiums „Soziale Innovation“ an der Donau-Universität Krems, beleuchtet die Wechselwirkungen von Technik und sozialem Wandel. Für die großen Herausforderungen unserer Gesellschaft fordert er ein erweitertes Verständnis von Innovation. Unter sozialen Innovationen versteht Hochgerner gesellschaftlich akzeptierte neue Kombinationen von sozialen Praktiken, die mit Technologien und organisatorischen Maßnahmen soziale Zielsetzungen verwirklichen. Als Beispiel nennt der Sozialwissenschaftler das Senioren-Handy, das älteren Menschen den Zugang zur mobilen Telefonie eröffnet und dessen Entwicklung nur durch ein neues Innovationsverständnis der Unternehmen möglich wird. „Diese öffnen aus marktwirtschaftlichen Gründen ihre Innovationsprozesse für partizipative Designprojekte, sodass beispielsweise Prototypen in Seniorenheimen getestet werden können.“ … ein zweischneidiges Schwert Technologie kann soziale Innovation aber auch gefährden oder ins Gegenteil verkehren, wie am Fall der Mikrokredite deutlich wird. Muhammad Yunus entwickelte diese Idee, um den Armen in Bangladesch mehr Selbstständigkeit und Wohlstand zu ermöglichen und verwirklichte sie mit Hilfe der von ihm gegründeten Grameen Bank. Die Großbanken kopierten die einst sozial motivierte Idee und machten sie mit Hilfe von Technologien zu einem Geschäftsmodell. Inzwischen dominieren die gewinnorientierten Großbanken das Mikrokreditwesen – und führen ihre Kreditnehmer mit hohen Zinsen weiter in die Abhängigkeit. Dieses Beispiel zeige, wie etablierte Technologien – in diesem Fall die der Finanzbranche – in Verbindung mit vorherrschenden Grundhaltungen dazu führen, dass das bisherige System fortbesteht, ja sogar verstärkt wird, erklärt Josef Hochgerner. „Die Perfektionierung von Technik kann deshalb kein Heilmittel für soziale Probleme sein. Vielmehr braucht es die richtigen sozialpolitischen Entscheidungen.“
Rüdiger Dillmann schließt sich dem an. „Für mich ist eine zentrale Frage: Sind die Menschen heute zufriedener und hilft ihnen die Technik, sich selbst zu verwirklichen? Im Grunde arbeiten die meisten Menschen eher hart und zu viel und sehnen sich nach Entlastung. Gezielt eingesetzte Technik kann hier helfen.“ Unsere Zeit ist geprägt von der ständigen Beschleunigung, von großen Technologien, die immer mehr Einfluss auf unser Alltagsleben ausüben. „Es liegt nahe, dass es künftig auch darum geht, die Langsamkeit wiederzuentdecken“, so Hochgerner abschließend. „Schließlich lässt sich nicht jedes Problem mit Technik lösen.“
LITERATUR UND LINKS Cornelia Kelber: „iBorg-Society“, in: Trend-Report 2013. Zukunftsinstitut Kelkheim, 2012 Hans-Werner Franz, Josef Hochgerner, Jürgen Howaldt: Challenge Social Innovation: Potentials for Business, Social Entrepreneurship, Welfare and Civil Society, Springer Verlag, Heidelberg, 2012 Winfried Kaminski und Martin Lorber: Gamebased Learning: Clash of Realities 2012, Kopaed, München, 2012
MASTERSTUDIENGANG FÜR SOZIALE INNOVATIONEN Neue technologische Möglichkeiten, insbesondere die der digitalen Medien, verstärken den sozialen Wandel und erweitern das Spektrum für Innovationen. In Kooperation mit dem Zentrum für Soziale Innovation in Wien (ZSI) konzipierte die Donau-Universität Krems den ersten berufsbegleitenden Lehrgang „Master of Arts in Social Innovation”, der sich mit den Wechselwirkungen zwischen Technologien und sozialen Innovationen auseinandersetzt. Der fünfsemestrige Lehrgang, unter der wissenschaftlichen Leitung von Josef Hochgerner, findet am Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien in Englisch statt. Er richtet sich an internationale Führungskräfte und Berater, die auf die Entwicklung, Planung und Durchführung von sozialen Transformationsprozessen in Organisationen sowie deren Beratung und Supervision vorbereitet werden. www.donau-uni.ac.at/ emsi
Michael Wiberg und Erica Robles: Computational Compositions: Aesthetics, Materials, and Interaction Design, International Journal of Design, 2010 Pedram Azad, Tilo Gockel und Rüdiger Dillmann: Computer Vision: Das Praxisbuch, Elektor-Verlag, Aachen, 2007 Abenteuerspiel Ludwig: www.playludwig.com Online-Wettbewerb YPD: www.ypdpeople.com Applikation für Gestensteuerung: www.kinect-for-windows.at
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upgrade: Sprechen wir mal nicht über den Wissenschaftler, sondern über den Menschen Ernst Peter Fischer. Welche Technik prägt Ihren Alltag? Ernst Peter Fischer: Das fängt schon vor dem Aufstehen an: Ich schlafe mit einer Atemmaske, weil ich eine Schlafstörung habe. Nachdem ich aufgestanden bin, mache ich das Radio an, schalte eine Kaffeemaschine ein, nutze einen Toaster und fahre meinen Laptop hoch. upgrade: Nicht einmal bis zum Frühstück können wir uns einen Alltag ohne Technik vorstellen. Wozu brauchen wir so viel Technik? Früher ging es doch auch ohne. Fischer: Technik hat den Sinn, das Leben einfacher zu machen. Wir würden gerne saubere Wäsche haben und Lebensmittel kühlen. Wie macht man das?, fragen sich die Menschen. Seit dem 17. Jahrhundert haben sie das nützliche Wissen systematisch entwickelt. Trotzdem fragt man sich heute: Braucht man Laubsauger im Garten? Da bin ich mir nicht so sicher.
Was die Welt im Innersten zusammenhält Der Physiker und Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer erklärt dem Volk die Natur wissenschaften. Das ist auch dringend nötig, findet er. Aber was gehört heute eigentlich zur Allgemeinbildung? Von Angelika Ohland
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upgrade: Was müssen wir über die Technik, die uns umgibt, wissen? Fischer: Früher hätte man gefragt: Wie kommt der Mann ins Telefon? Das ist nicht mehr so wichtig. Aber ich sollte wissen, dass beim Telefonieren Strom fließt und dass Transformationsprozesse stattfinden. Man muss grundlegende Elemente kennen, etwa dass wir in einer Welt voller Transistoren leben. Man könnte sagen: Wir leben im transistorischen Zeitalter. Auch den Begriff des Halbleiters sollte man wenigstens einordnen können. Spannend ist auch die Frage, warum Menschen diese Dinge und Funktionen überhaupt untersucht haben. Man hat den Halbleiter ja nicht zufällig erfunden. upgrade: Welche Naturwissenschaft braucht der gebildete Mensch? Fischer: Er sollte wenigstens die Wörter kennen, die im Alltag in den Medien benutzt werden. Etwa: Was ist eine Kaltfront? Und er sollte über alltägliche Dinge nachdenken, die ganz spannend sind: Warum grillen nur Männer? Oder: Warum wird es nachts dunkel? Dem gebildeten Menschen sollte aber auch bewusst sein, wie Wissenschaft und Kultur zusammenhängen, dass auch das
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„Kinder kennen keine richtigen, sondern wichtige Antworten. Die wichtige Antwort lässt die nächste Frage erkennen.“
Foto: A. Wiegandt
ERNST PETER FISCHER Univ.-Prof. Dr. Ernst Peter Fischer hat Mathematik, Physik und Biologie studiert. Heute ist er Professor für Wissenschaftsgeschichte, lehrt an der Universität Heidelberg und ist wissenschaftlicher Berater der Stiftung Forum für Verantwortung. Seine Bücher wenden sich auch an interessierte Laien. Besonders populär sind „Die andere Bildung. Was man von der Naturwissenschaft wissen sollte“ und „Das große Buch der Evolution“. Zuletzt erschien „Laser – eine deutsche Erfolgsgeschichte von Einstein bis heute“.
Malen eine Form ist, etwas in Erfahrung zu bringen. Der Zusammenhang in der Entwicklung ist spannend. Als plötzlich kubistische Figurationen entstanden, entsprach das dem Denken der Quantenphysiker. Atome sind keine Dinge, sondern Formen, die man mathematisch ausdrückt. Atome kann man nur verstehen, indem man sie erfindet. upgrade: Die Erfindung der Atome – jetzt wird es schon komplizierter. Fischer: Jede Antwort führt zu neuen Fragen. Warum fällt ein Stift nach unten? Auf die Antwort folgt wieder eine Frage: Was ist die Schwerkraft? Dieses offene Prinzip des Fragens wird gerade in den Medien zu wenig gepflegt. Die Moderatoren der zahlreichen Wissenssendungen wissen alles, so scheint es zumindest. upgrade: Gehören die Grundlagen der Quantenphysik heute auch zur Allgemeinbildung? Fischer: Die Quantenphysik ist hochspannend. Es wäre eine große Aufgabe, ihre Grundlagen für die Schule herauszuarbeiten. Die Quantenmechanik ist keine Entdeckung, sondern eine Erfindung. Mit ihr erfindet man die Natur. Mit der Quantenmechanik kann man Phänomene erklären: warum Licht durch Glas hindurchgeht, aber nicht durch Nebel. Warum der Mensch durch Nebel hindurchgeht, aber nicht durch Glas. Um mit Goethes Faust zu sprechen: Wir wollen wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Die Antwort lautet: Es ist der Mensch selbst. Auch das sollte man wissen. upgrade: Trotz der vielen Wissenssendungen verfügen viele Menschen nicht mehr über das Basiswissen, das es ihnen ermöglicht, sich in dieser technischen Welt beheimatet zu fühlen. Fischer: Max Weber hat gesagt, dass die Wissenschaft die Welt entzaubert. In einer angeblich entzauberten Welt aber wird das Wissen an die Experten delegiert. Das ist fatal. Wissenschaft ist nicht die Verwandlung einer geheimnisvollen Natur in die Erklärung durch einen Experten, sondern die Verwandlung einer geheimnisvollen Natur in eine noch geheimnisvollere Antwort. Es geht um das Staunen. In jedem Begreifen stecke etwas Unbegreifliches, hat Einstein
gesagt. Dieses Prinzip wird in der Bildung vernachlässigt. Wir sehen nicht mehr die Frage in der Antwort. Bildung und Staunen kann man nicht an Experten delegieren. upgrade: Darwin und Einstein kennt noch jeder, aber schon bei Werner Heisenberg oder Niels Bohr wird das Wissen dünn. Warum wissen wir so wenig über die Menschen, die uns die Welt erklären? Fischer: Wir tun so, als sei Naturwissenschaft etwas Anonymes. Aber Naturwissenschaft ist kreative Hervorbringung einzelner Menschen, die es verdient haben, gekannt zu werden. Warum hat jemand den Wunsch, ein Naturgesetz zu finden? Es lohnt sich, Menschen wie Michael Faraday, Adolf Butenandt oder Craig Venter, der das GenomProjekt vorantreibt, kennenzulernen. upgrade: Wie kann ich das Interesse an Technik und Naturwissenschaft fördern? Fischer: Es gibt zwei Quellen, aus denen heraus Wissenschaft entsteht: das Vergnügen an der sinnlichen Wahrnehmung der Welt, wie Aristoteles es beschrieben hat. Und der Wunsch, die Zukunft besser zu machen als die Vergangenheit. Wenn einem diese Quellen bewusst sind, ist es unvorstellbar, dass jemand kein Interesse hat, die Wissenschaft zu erkunden. upgrade: Was bedeutet das für die Schulen? Fischer: Man muss mehr Mut haben, mit den Fragen der Kinder umzugehen, statt Gesetze vorzuführen und Aufgaben zu den Gesetzen lösen zu lassen. Kinder kommen ästhetisch neugierig, also sinnlich angeregt, in die Schule und werden dann begrifflich gelangweilt nach Hause geschickt. Warum funkeln Sterne? Warum glitzert Wasser in der Sonne? Darauf kann man nicht allein reagieren, indem man Brechungsgesetze anführt. Ich muss die Nähe zum Phänomen behalten. Kinder wissen keine richtigen, sondern wichtige Antworten. Die wichtige Antwort ist die, welche die nächste Frage erkennen lässt.
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18 STATISTIKEN
Zahlen & Fakten Fortschreitende digitale Vernetzung
Big Data: „Internet der Dinge“ lässt Datenuniversum explodieren Immer mehr Alltagsgegenstände werden künftig in Verbindung mit dem Internet stehen: Lichtschalter, Steckdosen und Thermostate, Kühlschränke und Autos. Bis 2016 wird sich die Zahl vernetzter Geräte auf nahezu 19 Milliarden verdoppeln, schätzt der IT-Hersteller Cisco in seinem Visual Networking Index (VNI). Und auch vor der Kleidung macht der Trend nicht halt: Laut dem IT-Marktforschungsunternehmen Gartner soll der Umsatz mit „Wearable Computing“ in Kleidung, Schuhen oder Tattoos bis 2016 weltweit 10 Milliarden US-Dollar erreichen. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Informationsflut: Laut der Digital-Universe-Studie des Marktforschungsunternehmens IDC wächst die globale Datenmenge bis zum Jahr 2020 auf den gigantischen Wert von 40 Zettabyte an. Das sind 57-mal mehr Bytes, als es Sandkörner auf der Erde gibt. Immerhin 23 Prozent der bis heute gesammelten Datenmenge (2,8 Zettabyte) könnten laut der Studie nützlich sein. Leider sind davon aber nur drei Prozent verschlagwortet und weit weniger analysiert. Quelle: Cisco, IDC, 2012
Von 2005 bis 2020 wächst das Datenuniversum um den Faktor 300, von 130 Exabyte auf 40.000 Exabyte (40 Zettabyte).
130
40.000
c c LL mm F F
44åå
2005
00 J
KK 2020
97 %
3%
97 Prozent der Informationen sind nicht indiziert und können damit nicht genutzt werden. Nur 3 Prozent sind verschlagwortet.
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Zahlen und Fakten in Kürze
Kommunikation untereinander
Sozialer Nutzen des mobilen Webs Die Menschen betrachten die fortschreitende Vernetzung ihrer Lebenswelt mit gemischten
Gefühlen. Laut einer TNS-Infratest-Studie in Deutschland glaubt nur jeder Fünfte (19 %) der 1000 Befragten, dass sich das mobile Internet nachhaltig positiv auf die Gesellschaft auswirkt. Zwar finden 60 Prozent, dass sich die Kontaktpflege vereinfacht – ebenso viele befürchten aber eine oberflächlichere Kommunikation. Jeder Zweite nimmt sogar an, dass persönliche Kontakte abnehmen und die Vereinsamung steigt. Quelle: Initiative D21 e.V., 2013 Gesellschaftlicher Einfluss 2013 (in Prozent)
Mobile Internetnutzer Nicht mobile Internetnutzer Offliner
Durch das mobile Internet wird das gesellschaftliche Miteinander nachhaltig positiv verändert. Durch das mobile Internet wird die Kommunikation zwischen Menschen immer oberflächlicher. Durch das mobile Internet nehmen die persönlichen Kontakte ab und Menschen werden immer einsamer.
0
20
40
Der Trend zum IT-unterstützten Lernen setzt sich rasant fort, so eine Umfrage des deut-
schen Hightech-Verbandes BITKOM. Bereits zwei Drittel (63 %) der befragten IKT-Unternehmen setzen demnach E-Learning ein, fast jedes fünfte (18 %) plant dies. Am verbreitetsten sind Online-Trainings (80 %), gefolgt von Blogs oder Wikis (75 %) sowie Online-Communitys (63 %). Stark im Kommen sind mobile Lernangebote mit Apps für Tablets und Smartphones (26 %). Im privaten Umfeld hat jeder Dritte über 14 Jahre (35 %) bereits E-Learning-Angebote genutzt. Eingesetzte Formen von E-Learning (in Prozent) Web Based Training Online-Nachschlagewerke (Wikis ...) Foren und/oder Online-Communitys Blended Learning Podcasts Computer Based Training App Based Learning Virtuelle Klassenzimmer Game Based Learning 0
Kein Interesse
Gender Gap 2012: Anteil von Frauen / Männern an mobilen Internetnutzern, in Prozent Deutschland Österreich Schweiz
58 / 59 66 / 76 72 / 80
64 % 44 % 43 %
Deutschland Österreich EU-27
29 % 14 % 17 %
Technologieabhängigkeit: Durchschnittliche Ausfallzeit pro Stromkunde in Minuten, 2009 15,7 37 66
Digitales Ehrenamt: InternetPortal „wheelmap.org“ zum weltweiten Auffinden rollstuhlgerechter Orte 20
40
60
80
18 %
15 %
98 % 91 % 82 %
Deutschland Österreich Frankreich
Quelle: Bitkom
Unternehmen, die E-Learning zukünftig einsetzen wollen
Internetzugang Breitbandverbindungen Website
Unternehmen mit
Anteil der Personen, die übers Internet verkaufen
E-Learning auf Wachstumskurs
Unternehmen, die E-Learning einsetzen
79 % 77 %
Deutschland Österreich EU-27
60
Informations- und Kommunikationstechnologien
63 %
Internetzugang Breitbandverbindungen
E-Commerce 2011: Anteil der Personen, die übers Internet einkaufen
Das mobile Internet macht die Kontaktpflege viel einfacher.
Betriebliche Nutzung von E-Learning
IKT-Einsatz in Österreich, 2012 Haushalte mit
Wer hat schon einmal E-Learning für berufliches oder privates Lernen genutzt? (in Prozent)
20
40
60
300.000 ca. 200 10.000 19
Quellen: Eurostat, BITKOM, Accenture, Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN), Sozialhelden e.V.
14 – 29 Jahre 30 – 44 Jahre 45 – 59 Jahre 60 Jahre und älter 0
Verzeichnete Orte Neueinträge pro Tag Aktive Nutzer Übersetzte Sprachen
80
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Foto: Mauritius images/ Westend61
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Die Welt am KĂźchentisch verbessern? Wer kennt das nicht aus alten Studienzeiten. Ăœber soziale Netzwerke kĂśnnen wir heute per Mausklick Gutes tun und uns politisch einmischen.
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Die Bewohner des Netzwerkplaneten Entrepreneur, Experte und Weltverbesserer gleichzeitig ohne Zeit- und Raumlimit sein zu können, ist die Verlockung des Web 2.0. Die digitale Technik erfasst immer weitere Lebensbereiche. Für die einen entstehen so alternative Gesellschaftssysteme, für die anderen bloß neue Wege ökonomischen Optimierens. Von Roman Tronner
F
ür nur 60,60 Euro verborgt Lilia ihr altes Käfer-Cabrio. Daniel und Björn „gefällt“ das, sie haben es schon gefahren. Elisabeth stemmt sich wie über 40.000 andere der rasch wachsenden Facebook-Gruppe gegen das Aus der österreichischen Traditions-Süßware Schwedenbombe. Einige regen sogar Crowdfunding an, die Schwarmfinanzierung über das Internet, und wollen die Schulden des Herstellers damit begleichen, pro Kopf um 150 Euro. Auf der Crowdinvesting-Plattform 1000x1000.at fließt tatsächlich schon Geld. Den besten Innovationsideen soll dort mit Kapital, das nicht von Banken kommt, ein Marktstart ermöglicht werden. Ideen statt Geld kursieren auf den weltweit zahlreich sprießenden Crowdsourcing-Plattformen. Sie bündeln den Erfindungsreichtum des international verteilten Konzernpersonals ebenso wie die Verbesserungsvorschläge von Kunden, Lieferanten und anderen.
Auf den Punkt gebracht
• Es scheint, als werde das
Internet immer mehr zum Werkzeug einer sich neu erfindenden Gesellschaft.
• Denn nicht mehr nur
Wohlstand und Wachstum werden angestrebt, sondern neue Formen des sozialen Miteinanders, der politischen Partizipation und des Teilens von Wissen und Gütern.
• Bleibt abzuwarten, ob sich
hieraus alternative Gesellschaftsformen und neue Wege in der Ökonomie entwickeln.
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funden. Und dennoch ist es nur die Spitze im Web-2.0-Universum mit seinen Anwendungen für fast alle Lebenslagen. Leben in der Netzwerkgesellschaft
„Der Trend zu teilen ist ein ökonomisches Optimierungsverhalten, um Erhaltungskosten zu sparen und Zeit zu gewinnen.“ Gottfried Haber
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Und wer bloß die Welt zum Beispiel vor dem Klima-Kollaps retten will, dafür aber nicht aus dem Bett zu steigen bereit ist, kann sich bequem über helpfromhome.org eine Initiative aussuchen – mit 100-Prozent-PyjamaGarantie. Im Internet der zweiten Generation tut sich Erstaunliches. Längst ist es nicht mehr nur die Generation Internet, die sich aus Spaßgründen im Universum der Social Media aufhält. Die digitale Technik ist im Alltag weit reichender Bevölkerungsschichten angekommen. Rund 80 Prozent aller Österreicher über 14 Jahre haben laut Austrian Internet Monitor einen Internetanschluss zu Hause, 25 Prozent surfen mobil. Die Jungen am intensivsten, aber sogar schon knapp ein Drittel der über 70-Jährigen. Jedes zweite Mobiltelefon in Österreich ist laut Social Impact Studie von Telekom Austria und GfK bereits ein Smartphone. Beeindruckend sind auch die Zahlen zum Mitmach-Web selbst: Über 2,8 Millionen Österreicher haben ein Profil auf der wohl bekanntesten Social-Media-Plattform Facebook, rund 650.000 von ihnen sind immerhin schon älter als 40, hat das Social Media Radar Austria herausge-
Hand aufs Herz: Hätte jemand vor 20 Jahren wildfremden Leuten den eigenen fahrbaren Untersatz für ein Wochenende überlassen? Was bringt Menschen dazu, ihren Besitz und ihr Wissen zu teilen, sich für Anliegen spontan und nachhaltig zu engagieren? Ein tiefgreifender sozialer Wandel findet statt, in dem das Individuum vollkommen neu definiert ist. So analysieren es die Kultur- und Sozialwissenschaften. Bereits zu Beginn des 21. Jahrhunderts sah der spanische Soziologie Manuel Castells die Welt am Weg zu einer Netzwerkgesellschaft, in der das Individuum in einem Netz aus Beziehungen lebt. Der seit den 1960er Jahren in den westlichen Gesellschaften wachsende Wunsch nach Teilhabe am politischen Prozess wurde durch den egalitären, transparenten Charakter des Internets begünstigt, der Wandel in Richtung eines vernetzten Individualismus beschleunigt, der Mensch zur Selbstdarstellung gezwungen, deutet Castells. Der durch das Internet entstandene virtuelle Raum bietet Platz, in kurzer Zeit seine Anliegen tausenden anderen mitzuteilen und sich basisdemokratisch zu formieren, Stichwort Rettung der Schwedenbombe. Gleichzeitig macht er unsere so geschärften Profile öffentlich und relativiert Privatheit. Teil einer neuen, alten Ökonomie Dass wir sogar unsere Wohnung via Webplattform an Touristen zu vermieten bereit sind, hat neben einer neuen Einstellung zu Privatheit und Besitz, welcher gern als Identitätsstifter dient, sicher auch mit der angespannten Wirtschaftssituation und teils sinkenden Realeinkommen zu tun. Außerdem können digitale Technologien ebenso als willkommenes Mittel gedeutet werden, der steigenden Komplexität des Alltags zu entkommen. Wer braucht als Städter noch einen pflege- und kostenintensiven eigenen Wagen, wenn eine Smartphone-App genügt, um das nächste Carsharing-Auto zu finden, einzusteigen und loszufahren. Teilen als Vereinfachung des Lebens. Und als Steigerung seiner Effizienz. In Zeiten gesättigter Märkte, in denen sich hohe Wachstumsraten
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Micro-Volunteering: Wie das Web 2.0 den Boom des Helfens verstärken könnte
GOTTFRIED HABER
Fotos: Istockphoto.com/ Gene Chutka (S. 22), Donau-Universität Krems/Reischer, ISN-Innovation Service Network (S. 23)
Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber ist Professor an der Donau-Universität Krems und verantwortlich für die Fachbereiche „Management im Gesundheitswesen“ sowie „Wirtschafts- und Finanzpolitik“. Haber wurde von der Bundesregierung zum Mitglied des Generalrats der Österreichischen Nationalbank ernannt. Er studierte Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien.
REINHARD WILLFORT DI Dr. Reinhard Willfort koordiniert an der Donau-Universität Krems die Fachvertiefungen im Masterlehrgang „Innovationsmanagement“ und unterrichtet im „Professional MBA Entrepreneurship & Innovation Management“. 2001 gründete er die Innovationsschmiede ISN und leitet sie bis heute. Willfort fungiert auch als Geschäftsführer der Neurovation GmbH, die Tools für Open Innovation entwickelt.
Beachtliche 46,8 Prozent der über 15-Jährigen sind in Niederösterreich freiwillig tätig. Laut einer im Auftrag der HYPO NOE Gruppe vom Zentrum für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung der Donau-Universität Krems durchgeführten Studie engagieren sich in Niederösterreich insgesamt 617.804 Personen als freiwillige Mitarbeiter. Am stärksten in der Nachbarschaftshilfe und in der Kirche sowie in den Katastrophenhilfs- und Rettungsdiensten. Dieser Einsatz entspricht rund 100.000 Vollzeit-Arbeitnehmern oder rund 3,16 Milliarden Euro nach Arbeitskostenerhebung. Volunteering ist „in“. Bei der Altersverteilung fällt aber auf: Nur 17,4 Prozent der 15- bis 29-Jährigen engagieren sich, in Relation zum Bevölkerungsanteil
durch höheren Produktabsatz nicht mehr erzielen lassen, ein Gebot der Stunde. Der bekannte Zukunftsforscher Matthias Horx, Gründer des deutschen Zukunftsinstituts in Kelkheim bei Frankfurt, sieht bereits den Trend zu einer Effizienzmarkt-Ökonomie, in der Wachstum und damit Wohlstandssicherung durch intelligente und ressourcenschonende Dienstleistungen erreicht werden. Der Trend zu teilen, wie beim Car-Sharing, so Gottfried Haber, Wirtschaftsexperte an der Donau-Universität Krems, sei auch nur ein ökonomisches Optimierungsverhalten, um Erhaltungskosten zu sparen und Zeit zu gewinnen. Letztlich seien es durch die Wirtschaftskrise hervorgerufene Modelle auf der Suche nach Absicherung des Wohlstands. In solchen Zeiten ist Innovation gefragt. Digitale Technik spielt auch hier Helferlein. Es ist sicher kein Zufall, dass der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Autor Henry Chesbrough sein viel beachtetes Buch zu „Open Innovation 2003“ just in dem Jahr veröffentlichte, als der Begriff Web 2.0 erstmals gegenüber einer breiten US-Öf-
gesehen also weniger als die Eltern- oder Großelterngeneration. Nach der Trendstudie 2012 des Kelkheimer Zukunftsinstituts klaffen gerade bei Jugendlichen die in Umfragen angegebene Bereitschaft und das tatsächliche Engagement als Freiwillige weit auseinander. Rund die Hälfte der 14- bis 24-jährigen Deutschen ist zwar grundsätzlich bereit, engagiert sich aber dennoch nicht. Abhilfe, so die Studie, könnte hier das Web 2.0 unter dem Stichwort Micro-Volunteering schaffen, verbrächten doch
46,8 Prozent
der über 15-Jährigen sind in Niederösterreich freiwillig tätig.
junge Menschen fast täglich mehrere Stunden im Internet. Gerade karitative, soziale und ökologische Initiativen könnten durch Social Media nicht nur die Web-2.0-affinen Jugendlichen besser ansprechen, sondern auch die physische Freiwilligenarbeit durch die Möglichkeiten der digitalen Technik bereichern.
fentlichkeit Erwähnung fand. Mit Hilfe des Internets sollte schon damals das Gehirnschmalz möglichst vieler mobilisiert werden. Wissen bündeln Auf das Anzapfen solchen Expertenwissens hat sich Reinhard Willfort spezialisiert. Er ist Eigentümer des Innovationsdienstleisters ISN – Innovation Service Network. Wissen zu teilen, das sei tief im Wesen des Menschen verankert, mit dem Web 2.0 sei da eine demokratische Bewegung entstanden, sagt Willfort. Außerdem: „Innovation ist immer risikobehaftet, gerade der auf Web 2.0 gestützte Informations- und Wissenstransfer bei Open Innovation hilft, das Innovationsrisiko zu senken.“ Für die Bündelung des Wissens mit Hilfe des Internets prägte der amerikanische Journalist und Blogger Jeff Howe 2006 den Begriff Crowdsourcing, der, so Willfort, durch Web 2.0 eine interessante Erweiterung Richtung soziale Netze erfuhr. Mit Neurovation.net entwickelte der Innovationsexperte eine eigene CrowdsourcingPlattform, die erfolgreich beim weltweit
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Crowdfunding-Modell Der Ansatz beim Crowdfunding-Modell: Damit der Ideengeber die finanziellen Mittel für sein Projekt bekommt, stellt ihm der Geldgeber diese über die anonyme Masse der Internetnutzer zur Verfügung. Dem Umsetzer kommt dabei die Rolle des Vermittlers zu.
Ideengeber
Web 2.0 Plattform
Masse
„Crowdfunding hat im vergangenen Jahr weltweit bereits geschätzte 2,8 Milliarden Dollar bewegt.“ Reinhard Willfort
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Geldgeber
agierenden österreichischen Motorenentwickler AVL List eingesetzt wird, um im bereits hoch innovativen Unternehmen noch mehr Ideen der mehr als 5000 über den Globus verteilten Mitarbeiter mobilisieren zu können. Im 2012 durchgeführten Crowdsourcing-Projekt „AVL Great Ideas“ wurde auf Basis der Neurovation-Plattform ein Ideenwettbewerb durchgeführt. 850 Mitarbeiter brachten 120 Vorschläge ein und bildeten Innovationsnetzwerke quer über alle Kontinente. Den Leuten ging es darum, eigene Ideen einbringen zu können und damit bei der Weiterentwicklung des Unternehmens hautnah dabei zu sein. Crowdsourcing, sagt Willfort, löse starke Begeisterung für das Unternehmen aus und sei nicht nur eine Innovationsmaschine, sondern auch effektives Mittel der internen Kommunikation und des Employer Brandings. Willforts neueste Idee ist es, Open Innovation mit Crowdinvesting zu kombinieren. Crowdfunding, so der Innovationsexperte, habe im vergangenen Jahr weltweit bereits geschätzte 2,8 Milliarden Dollar bewegt. Angesichts der zig Milliarden an weltweit ver-
Umsetzer
gebenen Krediten eine noch kleine Summe, aber gerade in Zeiten zurückhaltender Banken vor allem für kleine und mittlere Unternehmen und Start-ups eine willkommene Option. Mit seiner im März 2012 gegründeten Plattform 1000x1000.at will Willfort, damit Pionier in Österreich, gegensteuern und dank der Bereitschaft der Crowd im Internet unter anderem neue Möglichkeiten der Innovationsfinanzierung erschließen. Das Prinzip ist einfach: Nicht ein Investor setzt sein gesamtes Kapital auf ein Projekt, sondern viele so genannte „Mikroinvestoren“ stellen kleinere Geldbeträge für unterschiedliche Projekte bereit. Die über Web 2.0 initiierten Investoren-Netzwerke stellen nicht nur das Risikokapital zur Verfügung, sondern multiplizieren damit auch die Promotion der neuen Ideen. Das ist ein wesentlicher Mehrwert der Crowd, die damit selbst etwas zum Erfolg des Projektes beitragen kann. Durch die Verteilung des Risikokapitals auf mehrere Projekte kann zusätzlich das Risiko des einzelnen Investors gesenkt werden. Aber selbst wenn ein Projekt nicht durch die Crowd finanziert wird, ist damit
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HANNA POSCH
Quelle Schaubild: Wikipedia (S. 24), Foto: PlanSinn (S. 25)
DI Hanna Posch ist Gründungsmitglied und Geschäftsführerin von PlanSinn, einem 1997 gegründeten Büro für Planungs- und Kommunikationsaufgaben in Wien. Posch studierte Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung an der Universität für Bodenkultur Wien. Ihre Arbeitsschwerpunkte umfassen Moderation, Prozessbegleitung, Partizipation von Kindern und Erwachsenen, Öffentlicher Raum, Freiräume für Kinder, Gender Mainstreaming in der Stadtplanung sowie Umweltpädagogik.
ein wichtiges Markt-Feedback der kollektiven Intelligenz der Masse zu einem sehr frühen Zeitpunkt gegeben. Fünf Projekte laufen bereits, darunter „Bauen mit Stroh“, eine Geschichtensuchmaschine, eine AppEntwicklung und ein Projekt aus dem Sportbereich. Den Segen der Finanzmarktaufsicht hat sich Willfort wohlweislich eingeholt. Für Wirtschaftsexperte Haber ist Crowdinvesting ein Zukunftsmodell. Als Mitglied einer Arbeitsgruppe der Wirtschaftskammer Österreich, der auch Willfort angehört, begrüßt er solche Initiativen als Ergänzung konventioneller Wege, sich mit Kapital zu versorgen – ohne aufwändige Regularien durchlaufen zu müssen. Das Spannungsfeld zwischen leichterem Kapitalzugang und Anlegerschutz müsse jedoch Beachtung finden. Einen radikalen gesellschaftlichen Wandel oder ökonomischen Paradigmenwechsel will Haber durch digitale Technologien zwar nicht erkennen, wohl aber einen wichtigen Beitrag, den in Lehrbüchern seit Jahrhunderten beschriebenen „vollkommenen Markt“ aus der Theorie heraus näher an seine Verwirklichung zu bringen. „Wir gehen in der Volkswirtschaft davon aus, dass alle Marktteilnehmer vollkommene Informationen haben, dass sich diese Akteure ohne Einschränkungen am Markt bewegen können. Informations- und Kommunikationstechnologien schaffen, dass der Einzelne schneller und besser informiert am Markt teilnehmen kann. Das gilt auch für Open-InnovationProzesse.“ Marktwirtschaft basiere, erklärt Haber, auf dem sehr demokratischen Grundgedanken, die Freiheit des Einzelnen zu maximieren. Das funktioniere besser, wenn die Einzelnen näher zusammenrücken. Moderne, digitale Technologien führen hier dazu, dass die Distanzen zwischen den Menschen reduziert würden. Werkzeug einer neuen Gesellschaft? Auf diese Distanzverringerung durch das Internet baut auch moderne Bürgerbeteiligung. „Web 2.0 funktioniert aus meiner Sicht vor allem gut für Beteiligungsprozesse, die über ein lokales Interesse hinausgehen, also für Plätze, die überregional wichtig sind, oder für strategische Planungen“, urteilt Hanna Posch, Geschäftsführerin von PlanSinn und Expertin für Bürgerbeteiligung. Ideal sei die Kombination aus Online- und
Offline-Prozessen, so ließen sich nicht unbedingt mehr Menschen, aber bestimmte Gruppen wie Berufstätige oder solche mit Kinderbetreuungspflichten besser erreichen. Blended Participation heißt die Formel, die von PlanSinn erfolgreich vor kurzem zur Beteiligung von Anrainern und Bürgern zur Gestaltung des in die Jahre gekommenen Wiener Schwedenplatzes angewandt wurde. Das Internet erhöhe nicht unbedingt die Bereitschaft zur Partizipation, so Posch, sein Wert liege in der Ausweitung der Beteiligungsmöglichkeiten. Aber frisst nicht die digitale Revolution bereits ihre Kinder? Eine jüngst in den USA veröffentlichte Studie des Forschungsinstituts Pew konstatiert möglicherweise einen Wendepunkt in der Entwicklung des Inbegriffs des Web 2.0: Facebook. Das Interesse, so die Studie, schwinde, Nutzer wendeten sich anderen Netzwerken zu aufgrund langweiliger Inhalte. Es ist also nicht unmöglich, dass Facebook so wie sein Vorgänger Myspace schon bald in der Bedeutungslosigkeit versinken wird. Der Verdienst ist dann wohl der, als Massenphänomen den Weg bereitet zu haben für die Nutzung spezifischer Anwendungen. Als Werkzeug für eine sich neu erfindende Gesellschaft.
LITERATUR UND LINKS Michaela Löffler und Angelika Kofler: „Facebook & Co. – Die Bedeutung der gar nicht mehr so neuen Medien“, in Erna Lackner (Hg.): Neue Medien in Kultur und Wirtschaft, Studienverlag, 2012 Henry William Chesbrough: Open Innovation, The New Imperative for Creating And Profiting from Technology, Harvard Business School Press, 2006 Matthias Horx (Hg.): Trend-Report 2012, Soziokulturelle Schlüsseltrends für die Märkte von morgen, Zukunftsinstitut, Kelkheim, 2011 Manuel Castells: Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Band 1 der Trilogie „Das Informationszeitalter“, Leske+Budrich, 2003 Förderung der Innovationskultur: www.1000x1000.at Open Innovation Community: www.openinnovation.net Kreativer Ideenpool: www.neurovation.net
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26 INTERVIEW
Alles nur Algorithmen Durch das Internet können wir uns in Zukunft viel leichter organisieren. Was aber passiert, wenn wir nicht nur Wissen, sondern auch Dinge teilen? Die Kulturwissenschaftlerin Mercedes Bunz über die Chancen der digitalen Revolution. Von Angelika Ohland
upgrade: Sie beschreiben sich als optimistische Beobachterin der digitalen Revolution. Was macht Sie so zuversichtlich? Mercedes Bunz: Ich habe nie Angst vor Technik gehabt, vielleicht weil meine Mutter als Fernsehtechnikerin gearbeitet hat. Natürlich funktioniert eine neue Technik wie das Internet nicht gleich perfekt. Aber die vielen Vorbehalte teile ich nicht. Wenn ich verreise, kann ich das Hotel, das ich buche, vorher anschauen, vor einer Operation kann ich Krankenhäuser miteinander vergleichen, ich kann Rezepte suchen und Sprachen übersetzen – wie kann ich glauben, dass uns eine Technologie, die so viel Wissen bereitstellt, dumm macht? Niemand muss aufhören, ein Buch zu lesen, nur weil es das Internet gibt. Menschen werden durch Veränderungen verunsichert. Ich nehme diese Sorgen ernst, möchte aber zeigen, dass wir das Internet auch positiv nutzen können. upgrade: Was passiert digital gerade? Bunz: Wir stehen vor dem nächsten großen Schub: Wir nennen es das Internet der Dinge und Big Data. Bislang hat der klassische Computer mit einem anderen Computer gesprochen. Jetzt fangen die Dinge an, miteinander zu sprechen. Ihr Pass oder Ihre Kreditkarte reden mit dem System bei der Behörde oder Bank. Aber auch Räume können nun mitteilen, ob sie voll oder leer sind. Mit Hilfe so genannter RFID-Tags können Dinge sagen, wo sie sind. Diese Tags sind so
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groß wie ein Fingernagel und so billig, dass sie nach und nach die menschliche Inventur ersetzen.
Ärzte spezialisiert und wissen nicht alles – auch sie können die Algorithmen, die mein Wissen verwalten, nutzen.
upgrade: Was bedeutet das für mein Leben? Bunz: Der erste Reflex ist oft: nicht auch das noch. Man denkt an eine Big-Brother-Gesellschaft, in der alles überwacht wird – sogar meine Milch sagt, in welchem Zustand sie gerade ist. Das will ich nicht. Trotzdem sehe ich auch eine gesellschaftliche Chance: Wir können Dinge ganz anders nutzen.
upgrade: Auch Banken setzen Algorithmen ein, weil die schneller sind als Investmentbanker. Ist das sinnvoll? Bunz: Algorithmen muss man kontrollieren, man kann die Verantwortung nicht an sie abtreten. Nach dem Flash Crash 2010, als die Börse innerhalb von zehn Minuten tausend Dow-Jones-Punkte verlor, wurde eine Bank von der New Yorker Börse bestraft, weil sie ihre Algorithmen nicht sorgfältig genug „beaufsichtigt“ hatte.
upgrade: Zum Beispiel? Bunz: Wir erleben bereits erste Versuche im Internet, diese Technik für soziale Zwecke einzusetzen. Man kann sich das an Räumen vergegenwärtigen: In England gibt es das Projekt Race Online 2012, mit dem zum Beispiel Räume verwaltet werden. Wenn ich eingebe, dass mein Raum an der Uni zu bestimmten Zeiten frei ist, kann irgendeine andere Lerngruppe ihn nutzen. Man muss keine weitere Schule bauen oder weitere Geräte kaufen, um zu lernen. Sie können sich einen kostenlosen, ausgestatteten Raum organisieren.
Foto: Thomas Lohr
upgrade: Wir können die neue Technik also sozial nutzen. Bunz: Genau. Alle sozialen Organisationen haben eines gemeinsam: den Online-Spendebutton. Für soziale Projekte ist Geld zentral. Durch das Internet können wir uns anders zusammenfinden, sowohl in Bezug auf den Raum als auch auf die Fähigkeiten. Geld verliert dadurch an Bedeutung. Wichtiger werden Austausch und Organisation. Soziale Projekte wie Race Online 2012, RYNDA.org, thepublicschool.org arbeiten bereits so. upgrade: Welche Rolle wird der Experte in Zukunft spielen? Bunz: Durch das Internet wird Wissen, welches früher nur dem Experten zugänglich war, auch dem Nicht-Experten verfügbar. Das verunsichert eine Experten-Gesellschaft wie die unsere. Ob Arzt, Ingenieur, Krankenschwester – wir alle sind Experten. Aber bevor wir heute zum Arzt gehen, googeln wir unsere Symptome. Das verunsichert den Experten, obwohl er wichtig bleibt, weil ich das Wissen aus dem Internet nicht richtig einschätzen kann. Außerdem sind auch
upgrade: Das ist ziemlich kompliziert. Könnte es sein, dass viele Menschen nicht einmal wissen, was ein Algorithmus ist? Bunz: Den Algorithmus selber muss man nicht wissen. Ich fahre ja auch ein Auto, ohne dass ich weiß, wie es funktioniert. Aber so wie ich die Regeln des Straßenverkehrs grob kennen sollte, so sollte ich auch die Regeln des Wissensverkehrs kennen. Warum kommen bestimmte Suchergebnisse zu mir? Warum gibt der Suchalgorithmus manchmal Nachrichten aus und manchmal nicht? Sucht er auf der ganzen Welt oder nur in meiner Straße? Wie kommt eigentlich ein Suchergebnis zustande? Warum wird etwas im Netz gefunden? Sucht die Maschine das Internet oder nur Googles Index durch? Das sollte man schon in der Schule lernen. upgrade: Welche Bedeutung hat die digitale Revolution für die Politik? Bunz: Plötzlich hat der Bürger ein ähnliches Wissen wie der Politiker und kann stärker mitreden. Wir können uns leichter organisieren und verabreden. Aber es funktioniert auch andersherum: Das Internet verwandelt unsere Institutionen. Die Polizei kommuniziert nun mit den Bürgern, sie ist ansprechbar und wandelt sich hin zu einer offenen Bürgerstelle. Gleichzeitig gilt: Das Internet kann politische Prozesse unterstützen, aber nicht ersetzen. upgrade: Erwarten wir zu viel vom Internet? Bunz: Das Web hat nie behauptet: Ich bin die Wahrheit. Trotzdem sind wir beleidigt, dass es nicht die Wahrheit ist und wir weiterhin kritische Menschen sein müssen.
Mercedes Bunz: Die stille Revolution. Wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
MERCEDES BUNZ Die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Dr. Mercedes Bunz hat Kunstgeschichte und Philosophie studiert. 2007 übernahm sie die OnlineRedaktion des Berliner „Tagesspiegel“, 2009 wechselte sie zu „The Guardian“ nach London, wo sie über OnlineJournalismus und soziale Netzwerke schrieb. Bunz arbeitet an der Leuphana Universität Lüneburg für das Forschungsprojekt „Hybrid Publishing“, das sich mit den veränderten Bedingungen für wissenschaftlichen Austausch und Weiterbildung im digitalen Zeitalter beschäftigt.
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28 MEDIZIN
Fortschritt ohne Grenzen? Der Fortschritt der Technologie im Gesundheitswesen ist unaufhaltbar und geht rasend schnell vonstatten. Doch die neuen technischen MÜglichkeiten werfen auch neue Fragen auf – und verhelfen der Ethik zu einer Renaissance. Von Elisa Holz
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Fotos: iStockphoto.com/Hayden Bird, Goran Bogicevic (S. 28), iStockphoto.com/Don Bayley (S. 29)
D
er technologische Fortschritt im Gesundheitswesen hat tiefe Spuren hinterlassen. Neurologie, Pharmakologie, Chirurgie oder Reproduktion, Transplantation, genetische Information: Alle diese medizinischen Bereiche wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch technische Innovationen grundlegend verändert. Die neuen technologischen und biomedizinischen Möglichkeiten machen die „Kondensationspunkte“ menschlicher Existenz, Leben und Tod, zu einer ärztlichen und damit menschlichen Befugnis. Es ist jene existenzielle Dimension des Menschseins, die das Spannungsfeld zwischen Medizin, Technologie und Ethik bestimmt und die sich in erbittert geführten Diskursen wie zum Beispiel jüngst zur Präimplantationsdiagnostik (PID) entlädt. Bei diesem Verfahren, das in Deutschland gesetzlich streng geregelt und in Österreich verboten ist, werden in vitro gezeugte Embryonen auf Erbkrankheiten und Anomalien hin untersucht und gegebenenfalls nicht – wie geplant – in die Gebärmutter eingepflanzt. Ein Verfahren, das über die Methodik hinaus viele Fragen aufwirft. Darf der Mensch Embryonen in dieser Art und Weise selektieren? Ist ein Haufen Zellen in einer Petrischale schon ein menschliches Wesen? Was ist lebenswertes Leben? Und wollen wir das, was wir können, tatsächlich auch einsetzen?
forciert, existiert mittlerweile eine Vielzahl an grundlegend unterschiedlichen Wertvorstellungen. Von einer friedlichen Koexistenz kann aber keine Rede sein. „Wir sehen uns mit regelrechten ideologischen Grabenkämpfen konfrontiert“, beschreibt Kampits die Situation. Und alle Lager kämpfen mit den gleichen Waffen. Ein Beispiel: Der Begriff der menschlichen Würde wird von den Befürwortern aktiver Sterbehilfe genauso ins Feld geführt wie von religiös motivierten Diskutanten, die dem Menschen schlicht das Recht absprechen, Leben zu nehmen. „Ein Konsens ist hier nur schwer möglich“, stellt der Professor fest, der auch das Zentrum für Ethik in der Medizin an der Donau-Universität Krems leitet. Dieses vor einem Jahr gegründete Zentrum und die große Nachfrage nach seinen Seminaren stehen auch beispielhaft für die wachsende Bedeutung und Wichtigkeit von Ethik. Momentan konzipieren Kampits und sein Team sogar einen eigenen Universitätslehrgang für „Angewandte Ethik im Gesundheitswesen“. Die Universität folgt damit nicht nur ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, sondern auch der großen Nachfrage: Denn insbesondere Angehörige der Gesundheitsberufe, Patienten und die Gesellschaft allgemein sind auf der Suche nach Antworten im ethischen „Niemandsland“, in
Ein untrennbares Paar: medizinische Forschung und Technik
Neue Fragen, neue Antworten Das alles sind Fragen, die durch neue Technologien aufgeworfen, aber nicht beantwortet werden. Antworten darauf kann nur die Ethik geben, die Wissenschaft, die das Gute identifizieren und Handlungsanleitungen geben soll, wie sich dieses Gute realisieren lässt. Doch angesichts der neuen Problemstellungen muss auch die Ethik als Handlungswissenschaft neue Antworten finden. „Der technische Fortschritt wirft neue Fragen auf, auf die eindimensionale Antworten nicht mehr ausreichen“, konstatiert Peter Kampits, Professor für Philosophie, der sich unter anderem seit vielen Jahren auch mit dem Zusammenspiel von Ethik und Medizin auseinandersetzt und damit einer der Wissenschaftler ist, die das Feld neu vermessen. Denn nicht nur durch Technik, sondern auch durch den Wertewandel in der Gesellschaft
Auf den Punkt gebracht
• Der Fortschritt in der Medizin
macht Leben und Tod zu einer menschlichen Befugnis.
• Was ist lebenswertes Leben?
Und wann beginnt es – schon in der Petrischale? Die Technisierung der Medizin hat zu neuen ethischen Fragestellungen geführt.
• Der medizinische Fortschritt stellt aber auch Anforderungen an den Patienten, der jetzt mündig sein und entscheiden soll.
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30 MEDIZIN
Meilensteine der bildgebenden Diagnostik
1896 Röntgendiagnostik
1952 Ultraschall
1962 Nuklearmedizin
1976 Computer-Tomografie
1983 Kernspintomografie
das sie der technologische Fortschritt geführt hat. So hat die fortschreitende Technologisierung im Gesundheitswesen im Gegenzug der Ethik eine Renaissance beschert: „Ethik boomt. Es gibt eine Wiederentdeckung des Humanen“, sagt Kampits. So würden Fluch und Segen bestimmter Technologien genau unter die Lupe genommen und breit diskutiert. Angesichts der Komplexität der ethischen und auch moralischen Beurteilungen plädiert Kampits für eine „Differenzialethik“, also eine Ethik, die keine absoluten Prinzipien postuliert, sondern mittels allgemeiner und konsensfähiger Werte den Einzelfall in seinem Kontext beurteilt. Zu diesen allgemeinen Werten gehören seiner Meinung nach das Fürsorgeprinzip, die Autonomie des Patienten und die Gerechtigkeit, die im Gesundheitswesen primär eine Frage der sozialen Gerechtigkeit ist. Ethik auf dem Drahtseil Doch diese Art differenzierter ethischer Analyse ist ein Drahtseilakt. In jedem Fall muss die richtige Balance zwischen allgemeinen Prinzipien und den besonderen Umständen gefunden werden. „Das Wertbild des Patienten ist genauso wichtig wie sein Blutbild“, zitiert Kampits den Bioethiker Hans-Martin Sass in diesem Zusammenhang. Will heißen:
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Die Befindlichkeit des Patienten ist im Hinblick auf ethische Fragestellungen in der Medizin genauso wichtig wie der Befund des Arztes. Dass sich diese Erkenntnis langsam durchsetzt, dafür gibt es bereits erste Anzeichen. Man denke nur an die wachsende Autonomie mündiger Patienten, die auch von ärztlicher Seite gefördert wird. Man denke an die Patientenverfügung, die es dem Patienten erlaubt, lebensverlängernde Maßnahmen für sich auszuschließen und damit den eigenen Willen über die Möglichkeiten der Technik zu stellen. Grundvoraussetzungen, um sich eine eigene Auffassung und damit auch einen Willen zu bilden, sind Information und Aufklärung. „Die gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung für ethische Fragestellungen im Gesundheitsbereich ist der erste Schritt“, versichert Kampits. Die Beurteilung von ethischen Fragen ist nicht zuletzt eine Frage der Bildung. Das Wissen um die eigene Lage und den gesamtgesellschaftlichen Kontext ist die Voraussetzung dafür, sich dem technisierten Gesundheitswesen nicht willenlos ausgeliefert zu sehen. Kampits appelliert in diesem Zusammenhang an die Fähigkeit des Menschen zu kommunizieren. Sprechen und empathisches Zuhören ist in seiner Wirkung bislang unübertroffen – trotz aller technologischen Fortschritte.
LITERATUR Peter Kampits: „Offene Ethik angesichts des Lebensendes“. In: E. Baumann, A. Brink, A.T. May, P. Schröder, C.I. Schutzeichel (Hg.): Weltanschauliche Offenheit in der Bioethik. Berlin: Duncker & Humblot, 2004 Peter Kampits: „Bioethik, Biopolitik und menschliche Würde“, Zeitschrift für Biopolitik 3, 2004 Peter Kampits: „Medizinische Ethik. Notwendig oder überflüssig?“ In: R. Hutterer-Krisch, (Hg.), Ethik und Psychotherapie. Eine Einführung. Wien, 1996 Bettina Schöne-Seifert: Grundlagen der Medizinethik, Stuttgart, 2007 Otfried Höffe: Medizin ohne Ethik? Suhrkamp Verlag, 2002
PETER KAMPITS Univ.-Prof. DDr. Peter Kampits ist Philosoph, ehemaliger Dekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien und u. a. stellvertretender Vorsitzender der Bioethikkommission des Bundeskanzleramts. Seit 2012 leitet der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler das Zentrum für Ethik in der Medizin an der DonauUniversität in Krems.
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PETER GAUSMANN
Fotos: privat (S. 30), privat, iStockphoto.com/clu (S. 31)
Prof. Dr. Peter Gausmann ist Geschäftsführer der GRB Gesellschaft für Risikomanagement, die Krankenhäuser und Einrichtungen im Gesundheitswesen berät. Außerdem ist er Dozent u. a. an der Donau-Universität Krems, die ihn 2012 für seine Verdienste in den Bereichen Risikomanagement und Patientensicherheit zum Ehrenprofessor ernannt hat.
Risiko für Leib und Leben?
müsste man ihrer Komplexität entsprechend beherrschen. Das ist eine große Herausforderung, die auch mit der zunehmenden Spezialisierung in der Medizin einhergeht. Man muss qualifizieren, schulen und weiterbilden.
Die Technisierung des Gesundheitswesens ist für Peter Gausmann, Experte für Risikomanagement und Patientensicherheit, ein Segen. Allerdings kann man jenseits der technologischen Entwicklung auch noch an anderen Schrauben drehen, um die Situation weiter zu verbessern. Ein Gespräch über den Umgang mit den Risiken für Leib und Leben.
Spielen technische Fähigkeiten auch in der Ausbildung von Medizinern eine Rolle? Gausmann: Das Lernen und Erproben der Medizintechnik findet weniger an der Universität als vielmehr im klinischen Alltag oder auch in Techniklabors statt. Dort wird der Ernstfall simuliert. „Learning by doing“ ist der einzige gangbare Weg. Denn die Lernkurve in der praktischen Anwendung ist sehr viel größer. Aber natürlich muss ein angehender Arzt immer unter Aufsicht sein und durch einen Facharzt supervisiert werden.
Ist technisches Versagen heute eines der größten Risiken im Gesundheitswesen? Peter Gausmann: Nein, die technische Ausstattung von Gesundheitseinrichtungen ist heute vielmehr einer der größten Sicherheitsfaktoren. Wir haben glücklicherweise einen sehr hohen Technisierungsgrad, der uns dabei hilft, die Versorgung in Diagnostik, Therapie und Pflege zu verbessern. Auch die Technik selbst ist mittlerweile sehr stabil und zuverlässig. Man denke beispielsweise an Monitoring und Alarmierungssysteme im Notfall. Wo sind Ihrer Meinung nach die Risikoquellen im Gesundheitswesen zu finden, die es zweifelsohne nach wie vor gibt? Gausmann: Wir haben nicht die Leute, die diese Technik vollends beherrschen. Mein Unternehmen wertet seit über zehn Jahren Haftungsfälle aus Krankenhäusern in Deutschland, Österreich und Schweiz aus – insgesamt über 150.000 Fälle. Das ist die größte Datenbank in dem Bereich überhaupt. Ergebnis unserer Analysten ist: Es sind 75 Prozent Anwenderfehler und 25 Prozent Technikfehler, die im Bereich der Medizintechnik zu einem Behandlungsfehler führen. Das größte Risiko ist menschliches Versagen. Handelt es sich hierbei um eine Häufung von Einzelfällen oder ist es systemimmanent? Gausmann: Die Technik ist so vielfältig, dass man sie nicht allumfassend erschließen kann. Wir nutzen unsere Computer ja auch nur an der Benutzeroberfläche. Aber gerade die Medizintechnik
High-Tech im Operationssaal: Technik hilft Leben retten – und will verstanden werden, damit sie nicht selbst zum Risiko wird.
Den Begriff Risikomanagement gibt es noch gar nicht lange. Woher kommt er und wie hat er im Gesundheitswesen Einzug gehalten? Gausmann: Der Begriff kommt aus der Finanzbetriebswirtschaft. Anfang der 1990er Jahre bekamen Krankenhäuser erstmalig das Problem, keinen Versicherungsschutz zu bekommen. Es gab damals eine relativ hohe Zahl an durch Sauerstoffmangel entstandenen Hirnschäden bei Neugeborenen. Das hat im Verbund mit einem neuen Patientenselbstbewusstsein zu einer ersten großen Klagewelle geführt. Damals sind die ersten Versicherer ausgestiegen und wollten Krankenhäuser nicht mehr Haftpflicht versichern. Das hat eine große Präventionswelle ausgelöst in allen High-Risk-Bereichen, wie eben der Geburtshilfe, der Unfallchirurgie, der Anästhesie und auch der Orthopädie. Unter anderem durch Qualitätsmanagement versuchte man den Risiken vorzubeugen. Im klinischen Risikomanagement geht man Probleme ganz gezielt an. Mittlerweile sind diese von der Versicherungswirtschaft geforderten Sicherheitsvorkehrungen Standard.
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Problem gelöst, Problem geschaffen Jede Technologie hat Nebenwirkungen. Welche das sind, wird oft erst Jahrzehnte später offenbar. Neue Verfahren, Produkte oder Bauwerke müssen daher nicht nur technologischen Kriterien standhalten, sondern auch die Folgen für Mensch und Umwelt berücksichtigen. Von Ralph Diermann
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TECHNIKFOLGEN 33
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ut, diese Erfindung wird sicher nicht die Welt verändern. Aber doch ein ganz kleines bisschen angenehmer machen: Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben eine Ketchup-Flasche entwickelt, die innen mit einer Nanobeschichtung überzogen ist. Die winzigen Partikel sorgen dafür, dass die rote Soße besser aus der Flasche fließt. Während wir noch etwas warten müssen, bis die High-Tech-Flasche auf den Markt kommen wird, hat die Nanotechnologie längst auf anderen Wegen Einzug in unsere Haushalte gefunden: Sonnencremes, Putzmittel, Textilien – sie alle enthalten heute mitunter Nanopartikel, die die Produkteigenschaften verbessern sollen. Die Teilchen sind millionstel Millimeter klein. Deshalb verhalten sie sich anders als größere Partikel derselben Substanz. Denn zusammen bieten sie bei gleicher Masse viel mehr Oberfläche, sodass sie stärker mit ihrer Umgebung interagieren. Das macht sie nicht nur wirksamer, sondern möglicherweise auch gesundheitsschädlich. Als zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts die ersten Waren mit Nanopartikeln auf den Markt kamen, waren diese Zusammenhänge noch kaum erforscht. Die Industrie drängte jedoch mit immer mehr Produkten in die Regale der Kaufhäuser. Was tun? Sollte die Politik die neuen Materialien vorsichtshalber verbieten – damit aber zugleich eine vielversprechende technologische Entwicklung beschneiden? Oder sind die Vorteile der Nanotechnologie so groß, dass die Risiken in Kauf genommen werden können?
Foto: Getty Images/Gregor Schuster
Nebenwirkungen inklusive Jede neue Technologie hat unerwünschte Folgen. Autos haben die Menschen mobil gemacht, aber zugleich zu Luftverschmutzung, Lärmbelastung und Unfällen geführt. Atomkraftwerke liefern klimaneutralen Strom, verursachen bei einer Havarie jedoch gigantische Schäden und hinterlassen Abfälle, die Millionen Jahre lang Radioaktivität freisetzen. Je weit reichender Erfindungen in die Natur eingreifen, desto größer sind deren Risiken. Sind sie beherrschbar? Ist es gerechtfertigt, für die Chancen, die eine neue Technologie eröffnet, die realen oder
potenziellen Gefahren in Kauf zu nehmen? Das sind Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Denn naturwissenschaftliche Argumente allein reichen nicht aus, um hier klar Position beziehen zu können. Welche Folgen einer neuen Technologie zugeschrieben und wie diese beurteilt werden, ist genauso von weltanschaulichen Positionen, Werten und nicht zuletzt der individuellen Risikobereitschaft geprägt. „Es geht bei der Bewertung neuer Entwicklungen in Wissenschaft und Industrie nicht nur um technologische, sondern immer auch um ethische, gesellschaftliche, politische und juristische Fragen“, erklärt Professor Armin Grunwald vom Karlsruher Institut für Technologie. Der Forscher leitet das dem Deutschen Bundestag zugehörige Büro für Technikfolgenabschätzung (TAB), das Regierung, Parlament und Parteien berät. Grunwald und seine Mitarbeiter haben den Auftrag, wichtige Trends in den Naturund Ingenieurswissenschaften zu analysieren und deren mögliche Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft zu untersuchen. Dazu lassen sie zunächst den Stand der Forschung von externen Wissenschaftlern zusammenfassen. Auf dieser Grundlage diskutieren die TAB-Experten – „ein bunt gemischtes Team aus Physikern, Biologen, Sozial-, Geistes-, Politik- und Wirtschaftswissenschaftlern“, so Grunwald,
Auf den Punkt gebracht
• Wenn neue Technologien
eingeführt werden, müssen Chancen gegen Risiken und Gefahren abgewogen werden.
• Mit Technik zu reparieren,
was Technik zuvor zerstört hat, kann keine dauerhafte Lösung sein.
• Ökobilanz und Lebenszyklusberechnungen helfen, Techniken nachhaltig und ressourcenschonend zu gestalten.
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Gefährliche Reparaturen Lange Zeit hat sich die Technikfolgenabschätzung vor allem auf die Risiken konzentriert, die mit neuen Verfahren und Materialien verbunden sind. Das hat sich allerdings geändert, sagt Grunwald: „Seit den 90er Jahren haben die Chancen, also die Fragen nach möglichen positiven Folgen etwa für Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt, einen größeren Stellenwert bekommen.“ Nichtsdestotrotz sind jedoch Themen wie der Energie- und Ressourcenverbrauch, die Schadstoffemissionen oder, im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie, der Datenschutz nach wie vor zentrale Parameter für die Bewertung einer neuen Technologie. Doch auch was im grünen Gewand daherkommt, hat häufig Nebenwirkungen, die dem ursprünglichen Ziel zuwiderlaufen. „Immer wieder ist zu hören, dass der technische Fortschritt dazu diene, negative Folgen alter Technik wie beispielsweise hohe CO2-Emissionen zu revidieren. Technik heilt die Schäden, die Technik an anderer Stelle verursacht: Das stimmt sicher, ist aber auch gefährlich, weil man zwar möglicherweise Probleme löst, sich aber zugleich neue einhandelt“, meint Grunwald. Deutlich macht der Wissenschaftler dies am Beispiel des Climate Engineering – ein Sammelbegriff für Eingriffe in den CO2Kreislauf der Erde, welche die globale Erd-
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erwärmung verlangsamen sollen. Auch der großflächige Schutz vor Solarstrahlung zählt zum Climate Engineering. „Wenn wir zum Beispiel viele Millionen Tonnen Schwefelaerosole in der Atmosphäre verteilen würden, um die Sonneneinstrahlung auf die Erde zu verringern, könnte das die Bodenfruchtbarkeit negativ beeinflussen, weil der Schwefel ja eines Tages wieder herunterkommen wird. Man weiß heute einfach nicht, welche Folgen solch riesige Eingriffe in den planetarischen Haushalt haben. Deshalb warnen wir vor einer ReparaturtechnikGläubigkeit“, sagt Grunwald. Aufs Ganze gehen Zwar dient die Technikfolgenabschätzung vor allem der Politikberatung. Doch auch Unternehmen nutzen das Konzept, um die ökologischen oder gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Produkte im Vorfeld zu kalkulieren. Dabei arbeiten die Experten der Unternehmen eng mit externen Forschern, Praxispartnern und Stakeholdern zusammen. „Ziel ist es meist, ethische Standards wie die Umwelt- oder Sozialverträglichkeit schon so früh wie möglich im Entwicklungsprozess zu berücksichtigen“, erläutert Grunwald. Ein zentraler Ansatzpunkt ist dabei, ein Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus zu betrachten – von der Fertigung über die Anwendung und den Betrieb bis hin zur Entsorgung. Wer seine Produkte nachhaltig und klimaschonend gestalten will, muss wissen, wie es auf jeder dieser Stufen um die Schadstoffemissionen oder den Energieund Ressourcenverbrauch bestellt ist. Das gilt besonders für die Bauindustrie, denn in wohl keiner anderen Branche sind die „produzierten“ Güter so langlebig. Ein Gebäude ist in der Regel 80 Jahre und länger in Betrieb. Berücksichtigen die Architekten, Bauunternehmen und Auftraggeber in ihrer Planung, welche Ressourcen bei der langfristigen Nutzung der Immobilie verbraucht werden, zahlt sich das auch betriebswirtschaftlich aus. „Je nach Gebäudetyp beträgt der Anteil der Investitionskosten an den Gesamtkosten über die Lebenszeit des Objekts nur 20 Prozent. Deshalb ist es eine Frage der ökonomischen wie ökologischen Vernunft, Bauwerke ganzheitlich zu betrachten – also neben dem Bau auch den Betrieb und später die Entsorgung zu be-
ARMIN GRUNWALD Univ.-Prof. Dr. Armin Grunwald ist Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag sowie des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am Karlsruher Institut für Technologie. Grunwald hat 1987 an der Universität Köln in der Theoretischen Festkörperphysik promoviert und wurde1998 an der Universität Marburg in Philosophie habilitiert. Grunwald ist Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech.
HUBERT RHOMBERG DI Hubert Rhomberg ist Geschäftsführer der Rhomberg Holding. Er ist Entwicklungspartner des Studiengangs „Life Cycle Management-Bau“ an der Donau-Universität Krems. Rhomberg hat Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Wien sowie Unternehmensführung an der Universität St. Gallen studiert.
Fotos: KIT, Rhomberg Holding
der selber Philosoph und Physiker ist – die Chancen und Risiken der neuen Technologie. Produkt dieses Prozesses ist ein Bericht, der mehrere alternative Empfehlungen abgibt. „Wir sind überzeugt, dass es bei den meisten Fragestellungen nicht die eine ideale Lösung gibt, sondern verschiedene Optionen, die alle ihre Berechtigung haben. Die Entscheidung darüber liegt dann allein bei Gesellschaft und Politik.“ So auch bei der Nanotechnologie: Die Experten rieten nicht etwa zu einer Freigabe oder einem Verbot, sondern schlugen mehrere Handlungsmöglichkeiten vor. Eine davon war, zunächst einmal mehr Informationen über die Auswirkungen der Technologie auf Umwelt und Gesundheit zu sammeln. Das Bundesforschungsministerium legte daraufhin ein entsprechendes Förderprogramm auf. Bis heute ist die Nanotechnologie in Deutschland kaum reguliert.
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MASTERSTUDIENGANG LIFE CYCLE MANAGEMENTBAU Zukunftsweisende Bauvorhaben benötigen professionelle Führungskräfte mit vernetztem technischen Fachwissen, sozialer Kompetenz und fundierten Management-Skills. Der Masterstudiengang „Life Cycle Management-Bau“ vermittelt diese Qualifikationen und stellt dabei einen direkten Praxisbezug her. Er richtet sich an Vertreter der Bauindustrie, von Architektur- und Planungsbüros sowie an Bauherrn- und Behördenvertreter. In 20 verschiedenen Modulen erlangen die Studierenden die Fähigkeiten zur Abwicklung komplexer Bauprojekte. Entwickelt wurde der viersemestrige Lehrgang unter anderem in Kooperation mit der Rhomberg Gruppe, die sich seit vielen Jahren mit Fragen zum nachhaltigen und ressourcenschonenden Bauen auseinandersetzt. www.donau-uni.ac.at/ dbu/lcm-bau
rücksichtigen“, sagt Hubert Rhomberg, Geschäftsführer des internationalen Baukonzerns Rhomberg Holding und Initiator des Studiengangs „Life Cycle Management-Bau“ an der Donau-Universität Krems. Der Baukonzern, mit Sitz in Bregenz, hat Ende vergangenen Jahres mit dem LifeCycle Tower One das erste Passivhochaus der Welt errichtet, das als Holzhybrid-Konstruktion gebaut wurde. Das Gebäude emittiert über seinen Lebenszyklus bis zu 90 Prozent weniger CO2 als konventionelle Bauwerke dieser Größe.
Jahr 2093 damit umgehen werden? „Es ist wichtig, das Bauwerk flexibel zu halten. Jeder Bauteil sollte entsprechend seiner Lebensdauer austauschbar sein“, erklärt der Bauunternehmer. Das bedeutet auch, sich beim Bau auf das Wesentliche zu beschränken. Rhomberg bringt es auf den Punkt: „Ein Gebäude ist nicht dann perfekt, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.“
Wiederverwertung und Lebenszyklus Zum ganzheitlichen Blick gehört auch, vorund nachgelagerte Prozesse wie die Produktion der Baustoffe oder ihre Wiederverwertung nach Ende des Lebenszyklus des Gebäudes ins Visier zu nehmen. „Meist wird übersehen, wie viel Energie die Baustoffe in die Gesamtbilanz eines Objekts einbringen“, sagt Rhomberg. Holz zum Beispiel ist ein äußerst energieeffizienter Baustoff, Aluminium oder Kupfer dagegen schneiden hier sehr schlecht ab. Allerdings warnt der Unternehmer davor, den Begriff der Nachhaltigkeit auf den Energie- und Ressourcenverbrauch zu beschränken. „Wegen der steigenden Bauqualität sinkt der Energiebedarf beim Betrieb der Gebäude stetig. Umso wichtiger werden Themen wie die Instandhaltung der Haustechnik oder die Betreuung der Infrastruktur, etwa der IT-Netzwerke“, ist Rhomberg überzeugt. Doch wie soll jemand, der heute ein Gebäude errichtet, wissen, wie die Nutzer im
LITERATUR UND LINKS Armin Grunwald: Technikfolgenabschätzung. Eine Einführung. Edition Sigma, Berlin, 2010 Armin Grunwald: Technik und Politikberatung. Philosophische Perspektiven. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2008 Ortwin Renn et al.: Risiko. Über den gesellschaftlichen Umgang mit Unsicherheit. Oekom Verlag, München, 2007 Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am Karlsruher Institut für Technologie: www.itas.kit.edu Institut für Technikfolgenabschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: www.oeaw.ac.at/ita/home Übersicht über alle Studien des Büros für Technikfolgenabschätzung (TAB): www.tab-beim-bundestag.de
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Frauen, hört die Signale Frauen mögen keine Technik? Alles Quatsch, behaupten drei Frauen, die es wissen müssen. Die eine bringt in der Halbleiterindustrie Innovationen voran, die andere leitet ein technisches Museum und die dritte ist Österreichs renommierteste Gentechnikerin. Protokolle: Angelika Ohland
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„Je mehr ich weiß, umso größer wird meine Neugier.“ Sabine Herlitschka ist Vorständin bei Infineon Technologies Austria. Eine solide Technikausbildung und breite internationale Expertise verhalfen ihr zu einer Karriere in der Halbleiterindustrie.
Fotos: iStockphoto.com/sorendls (S. 36), Johannes Puch, Fotolia.com: tsuneomp/Tsiumpa/Aliaksei Smalenski (S. 37)
I
ch war aktive Forscherin, Gründungs-Vizerektorin für Forschung an der Med-Uni in Graz und verantwortliche Bereichsleiterin der Forschungsförderung in Österreich und vor allem auf europäischer Ebene. Die operative Verantwortung für große europäische Forschungsinitiativen und internationale Studienaufenthalte haben meinen Blick für die Qualität von Innovationssystemen weiter geschärft. Trotzdem war die Halbleitertechnik für mich bei Infineon zunächst ein relativ neues Feld. Es war eine große Herausforderung, mir rasch ein ausgereiftes Verständnis dieser Schlüsseltechnologie zu erwerben. Eine Aufgabe, die ich mit großer Begeisterung angegangen bin. Dabei kam mir zugute, dass ich mir eine große Portion Neugier bewahrt habe. Die Kombination aus breiter Managementerfahrung und solidem, technischen Wissen halte ich für einen echten Erfolgsfaktor. Es ist meine Aufgabe, Innovationspotenziale zu sehen und zu realisieren. Dabei versuche ich, die Muster in der Organisation mit ihren Stärken und Schwächen zu erkennen und mit unseren ExpertInnen-Teams weiterzuentwickeln. In der Halbleitertechnologie ist das besonders spannend, denn Mikrochips von Infineon sind überall in unserem modernen Leben zu finden. Persönlich hatte ich nie das Gefühl, dass ich als Frau eine besondere Förderung brauche, um Technik spannend zu finden. Auch meine Eltern hatten keine technische Ausbildung. Aber sie haben mich immer ermutigt, Neues zu probieren – ob das nun Reisen auf
eigene Faust, der Segelflugschein oder die Bildung waren. Bildungsentscheidungen sind zentrale Lebensentscheidungen. Dass wir sie heute ein Leben lang neu treffen können, empfinde ich als großes Privileg. In Asien sind Frauen begeistert Als ich in die industrielle Pharma-/BiotechForschung ging, waren Frauen in Technikberufen noch selten. Heute „trauen“ sich mehr Frauen in diese Bereiche – allerdings immer noch deutlich weniger als etwa in Asien. In unserem Kulturkreis verwendet man gerne Smartphones oder Tablets, aber die Begeisterung, an technischen Entwicklungen unmittelbar zu arbeiten, ist deutlich geringer. Infineon Austria setzt Impulse und fördert Talente, die in die Technik gehen wollen. Wir wissen, dass wir durch Diversität unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken. Infineon Austria beschäftigt heute zu rund 20 Prozent internationale MitarbeiterInnen aus mehr als 50 Ländern. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2020 den Frauenanteil in Managementfunktionen auf 20 Prozent zu erhöhen. Dabei verzichten wir bewusst auf Quoten, nehmen dieses Thema aber sehr ernst. Zum Beispiel hat Infineon in unmittelbarer Nähe unseres Hauptstandortes in Villach eine mehrsprachige Kindertagesstätte mit Technikschwerpunkt geschaffen und wird eine internationale Schule eröffnen.
SABINE HERLITSCHKA DI Dr. Sabine Herlitschka ist Vorständin für Technik und Innovation bei Infineon Technologies Austria. Bis Juli 2011 leitete sie den Bereich Europäische und Internationale Programme der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Herlitschka war u. a. Gründungs-Vizerektorin für Forschungsmanagement & internationale Kooperation an der Medizinischen Universität Graz, wofür sie 2007 den Hochschulmanagement Preis der Donau-Universität Krems erhielt. Herlitschka hat dort eine Weiterbildung in General Management absolviert und ist aktuell Mitglied des wissenschaftlichen Beirats am Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien.
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38 FRAUEN UND TECHNIK
„Natürlich kann ich eine elektrische Leitung reparieren.“ Gabriele Zuna-Kratky leitet das Technische Museum in Wien. Sie ist sich sicher: Frauen sehen Technik viel facettenreicher als Männer.
I
m Technischen Museum ist jeder zweite „Besucher“ eine Frau. Aber das liegt nicht daran, dass die Frauen plötzlich so technikaffin sind, sondern dass sie das Familienprogramm mitmachen. Frauen kommen oft mit ihren Kindern hierher und beginnen dann, sich selbst für Technik zu interessieren. So wie Männer zunehmend kochen lernen, lernen Frauen immer öfter, elektrische Leitungen zu reparieren. Bei mir zu Hause haben wir die Rollenverteilung schon umgedreht. Ich habe mich schon als Kind mehr für Eisenbahnen als für Puppen interessiert. Außerdem habe ich als junge Frau allein gewohnt – da lernt man zumindest, mit Haushaltstechnik umzugehen. Die Kolleginnen bei uns im Museum wissen ja auch, wo der FI-Schalter ist. Männer sehen Technik als Ikone Frauen haben einen anderen Blickwinkel auf Technik als Männer. Sie sehen Technik nicht als Ikonen. Deshalb versuchen wir, unsere Ausstellungen darauf abzustimmen. Früher wurden Objektreihen und Fertigungsschritte ausgestellt, das Auratische wurde betont. Jetzt legen wir Wert auf die Darstellung von Zusammenhängen und ordnen die Technik kulturell ein. Wir zeigen zum Beispiel nicht mehr 50 Motoren verschiedener Fabrikate, sondern nur wenige exemplarische Stücke, anhand derer viele Fragen erklärt werden. Es gibt auch Themen im Museum, die Frauen wie Männer gleichermaßen ansprechen. Bei unserer Roboter-Ausstellung etwa geht es im Hintergrund um den Schöpfungsgedanken: Ich schaffe etwas nach meinem
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Abbild. Im besten Fall funktioniert es so, wie man es sich vorstellt; im schlimmsten Fall wendet sich die Schöpfung gegen ihren Schöpfer und entwickelt ein Eigenleben – dieses Thema haben viele Filme bearbeitet. Im kommenden Oktober zeigen wir die Weltraum-Ausstellung „Space“. Bei der Planung werden wir von der Weltraumarchitektin Barbara Imhof unterstützt. Diese leitet ein interdisziplinäres Team aus WissenschafterInnen, TechnikerInnen, ArchitektInnen und KünstlerInnen und entwickelt Designvorschläge für Raumfahrtanwendungen – etwa einen Schlafsack für Astronauten. Wir versuchen im Museum sehr gezielt, Mädchen und Frauen für Technik zu begeistern, etwa durch unsere Spezialführung „Patente Frauen“, die Leistungen von Technikerinnen und Naturwissenschaftlerinnen aufzeigt. Auch in unseren Sonderausstellungen beleuchten wir immer den Beitrag der Frauen. Wie sind Frauen mit Fahrrädern umgegangen? Welche Fliegerinnen hat es gegeben? Meine Lieblingsfrau ist Marjorie Cottle: Sie ist eine der ersten Frauen, die ein Motorradrennen gewonnen hat. Weil die Wiese beim Crossrennen sehr rutschig war, hat Cottle eine Wäscheleine um ihr Antriebsrad gewickelt. Das ist ein nettes Beispiel für einen praktischen Zugang. Der Scheibenwischer ist übrigens auch von einer Frau erfunden worden – der Amerikanerin Mary Anderson.
GABRIELE ZUNA-KRATKY Dr. Gabriele Zuna-Kratky hat unter anderem Museumspädagogik studiert und in Philosophie promoviert. Sie leitete das Medienreferat des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur sowie die Österreichische Phonothek und war Lehrgangspatin am Zentrum für Journalismus und Kommunikationsmanagement der DonauUniversität Krems. Seit 2000 ist Zuna-Kratky Direktorin des Technischen Museums in Wien.
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„Bei uns schaffen die Frauen mehr als die Männer.“
Fotos: Inge Prader, Wikipedia, Fotolia.com: t2sk5/Marius Graf (S. 38), www.dashennei.net, Fotolia.com: Aamon / wolfelarry/Aenne Bauck, iStockphoto.com/ Evgeny Terentev (S. 39)
Die Biochemikerin Renée Schroeder ärgert sich über die Männerklüngel und findet eine Quote hilfreich. Aber nicht nur deshalb ist sie jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen ein Vorbild.
RENÉE SCHROEDER Univ.-Prof. Dr. Renée Schroeder studierte Biochemie in Wien und habilitierte sich in Genetik. Seit 2005 leitet sie eine Forschungsgruppe der Max F. Perutz Laboratories, ein Zentrum der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien. Schroeder war Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Sie ist Wittgensteinpreisträgerin und war Wissenschaftlerin des Jahres 2002.
I
n den Max F. Perutz Laboratories, wo ich arbeite, sind 20 Prozent Frauen. Diese werben 37 Prozent der Drittmittel ein. Unter den Top-fünf sind vier Frauen. Die Frauen bei uns machen mehr als die Männer. Aber im Grunde finde ich das Frauen-Thema abgedroschen. Die, die es noch nicht kapiert haben, sterben ohnedies bald aus. Trotzdem setze ich mich für Frauenförderung ein und finde die Quote hilfreich. An der Wiener Uni sind unter den Studierenden mehr Frauen als Männer, beim PhD ist es noch ausgeglichen, aber in der Post-DocZeit fallen die Frauen weit zurück. Die jungen Forscherinnen und Forscher werden stark nach ihrem Verhalten selektiert, ihnen wird viel an Einzelkämpfertum abverlangt.
Viele Frauen wollen sich dem nicht anpassen. Sie ticken anders als Männer. Warum sollen Frauen in die MINT-Fächer – Mathematik, Ingenieurswesen, Naturwissenschaften und Technik – gehen, bloß weil Männer die toll finden? Aber wenn Frauen sich für naturwissenschaftliche Berufe entscheiden, dürfen sie nicht länger an den Klüngeln der Männer scheitern. Es sollte nur nach Exzellenz gehen. Weil bei der Berufung der Mitglieder nicht nach Exzellenz entschieden wurde, bin ich aus der Akademie der Wissenschaften ausgetreten. Konkret ging es um die Linguistin Ruth Wodak, eine herausragende Wissenschaftlerin. Die meisten Akademiemitglieder stehen dem Cartellverband und der katholischen Kirche nahe – als ich in die Akademie der Wissenschaften kam, habe ich das wie einen kulturellen Clash erlebt. Die Erwartungen sind enorm Ich komme aus einer bodenständigen Familie und hatte nie Berührungsängste mit den Naturwissenschaften. Das rationelle Denken sollte schon in der Volksschule beginnen. Aber in den österreichischen Schulen werden die Mädchen fürs Bravsein belohnt. Man hat Hemmungen, ihnen abzuverlangen, dass sie sich auf den Hosenboden setzen und einen Physiktext verstehen. Trotz meiner Karriere war mir früh klar, dass ich Kinder haben möchte. Damals war die Erwartungshaltung viel geringer. Heute müssen die jungen Frauen supertoll ausschauen, eine gute Beziehung und Kinder haben, voll im Beruf sein – der Leistungsdruck ist fast unmenschlich. Als meine Kinder klein waren, habe ich fünf Jahre lang nichts publiziert. Das wäre heute schwieriger. Aber es ist auch vieles besser geworden. Bei uns am Campus gibt es vier Kindergärten – wir haben einen richtigen Babyboom. Das ist ansteckend. Expertinnendatenbank www.femtech.at
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40 INTERNATIONALE KOOPERATIONEN
Von Krems bis Hollywood Internationalität wird am Zentrum für Film und Choreographie der DonauUniversität Krems seit jeher gelebt. Dort treffen hochkarätige Referenten aus aller Welt auf Fachprofis als Studierende. Gemeinsam entwickeln sie kreative Projekte für Film, Musik und Neue Medien. Von Ingrid Ladner
B
Nach einer intensiven Vorbereitungsphase ist im vergangenen Herbst an der Donau-Universität Krems der Lehrgang „Music for Film & Media“ gestartet.
esser kann man es sich kaum wünschen. 716 Zuschauer, Freunde und Partner. Treffpunkt ist das renommierte Gartenbaukino in Wien. Anlass: die feierliche Premiere des Kurzspielfilms „1805 – A Town’s Tale“. Die Idee zum Film ebenso wie Drehbuch und Umsetzung stammen aus Krems. Genauer gesagt: von Absolventen des Master-Lehrgangs „TV & Film-Produktion“ der Kremser Weiterbildungsuniversität. Der erfolgreiche Abschluss dieses Lehrgangs-Projekts ist das perfekte Geschenk zum 10. Jubiläumsjahr des Universitätslehrgangs. Vor allem aber ist er eine besondere Auszeichnung für das Österreichische Zentrum für Film und Choreographie an der Donau-Universität Krems. Weiterbildung für Profis
Zentrum für Film
• Das Österreichische Zentrum für Film und Choreographie der Donau-Universität Krems bietet Weiterbildung auf internationalem Niveau an.
• In den praxisorientierten
Universitätslehrgängen „TV & Film-Produktion“ und „Music for Film & Media“ bilden sich berufserfahrene Branchenleute weiter.
• Inhalte sind Stoff- und
Projektentwicklung, Vertrieb, Finanzierung, Recht und Kommunikation. Neben Filmproduktion und -musik soll künftig Filmschauspiel gelehrt werden.
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Unter der Leitung von Gerald Trimmel 2001 gegründet, bietet das Zentrum Lehrgänge und Seminare für die Film- und Medienbranche an. Dass das Niveau hoch liegt, zeigt sich an den Studierenden. Auch internationale, in der Branche etablierte Personen finden ihren Weg nach Krems, um ihren Wissensstand zu erweitern – wie das Beispiel von Michael Reiseneder zeigt (siehe Porträt S. 46). Er arbeitet als Executive Producer für die Paramount Corporation in Los Angeles, ist Chairman der Alliance of Motion Picture and Television Producers sowie Honorary Member des American Film Institute und hat nun den erwähnten Kurzspielfilm im Rahmen seines Studiums produziert. „Unsere Studenten und Studentinnen sind auf einem durchgehend hohen und professionellen Niveau“, erklärt Zentrumsleiter Gerald Trimmel. „Davon profitieren alle, und
wir wissen, dass wir mit unserem speziellen Angebot richtigliegen.“ Profis, die sich für eine Weiterbildung entschließen, haben unterschiedliche Motive: Neben fachlicher Spezialisierung sind dies Unternehmensgründungen oder ein Umstieg innerhalb des Metiers wie bei Gregor Schmalix, der sich konsequent von der Produktion von Werbefilmen zur Produktionsleitung von abendfüllenden Spielfilmen für Kino und TV entwickelte. Auch zielorientierte Quereinsteiger, wie Martin Kanzler, studieren an der Donau-Universität Krems. Der ehemalige Unternehmensberater arbeitet heute als Filmanalyst bei der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle in Straßburg. Nicht zuletzt sind die aus den Lehrgängen gewonnenen Netzwerke wertvolle und nachhaltige Renditen für die Absolventen von Europas einziger staatlicher Weiterbildungsuniversität. Individuelle Förderung Was macht einen Lehrgang wie „TV & FilmProduktion“ einzigartig? Es beginnt bei der Struktur, geht über die interdisziplinären Inhalte und endet bei einer renommierten Faculty aus der Praxis. Wie bei allen Lehrgängen der Donau-Universität Krems wird in Kleingruppen gearbeitet. Maximal 12 bis 15 Teilnehmer pro Jahrgang kommen zum geblockten Präsenzunterricht. Schwerpunkte sind Projektentwicklung, Finanzierung, Vertrieb, Recht und Kommunikation. Selbstverständlich werden die Herausforderungen an digitale Technologien und Plattformen permanent angepasst. Seit kurzem ergänzt ein weiteres erfolgversprechendes Master-Programm das Port-
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Fotos: Gerald Trimmel (S. 40), Donau-Universität Krems, Ingrid Schulz, Aurua Sounds (S. 41)
Der amerikanische Spieledesigner Alan Reck unterrichtet im neuen Lehrgang „Music for Film & Media“ in Krems.
folio. Auch hier erfüllt das Konzept einen ganzheitlichen Anspruch, greift die Entwicklungen des Marktes und die Bedürfnisse der Studierenden auf. Nach einer intensiven Vorbereitungsphase ist „Music for Film & Media“ im Oktober 2012 mit zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus sechs Nationen gestartet. Ebenso konnte ein handverlesenes internationales Team an Fachleuten gewonnen werden, das durch das Studium begleitet. Neben Jay Kennedy, vom Berklee College of Music in Boston, sind renommierte Musikproduzenten wie Andy Hill, Komponist und Grammy-Gewinner Russ Landau, die auf Film spezialisierte Anwältin Judith Merians, Spieledesigner Alan Reck und Sound-Branding-Experte John Groves unter den Vortragenden. Internationaler Esprit Viel von dieser hohen Qualität ist einer Person zu verdanken: Miguel Kertsman. Nicht nur hat er das neue Konzept wesentlich mitentwickelt, er konnte darüber hinaus auch als Lehrgangsleiter gewonnen werden. „Er lebt, was wir lehren“, freut sich Trimmel über den neuen Mitarbeiter. Kertsman, geboren in Brasilien, ist ein erfolgreicher Komponist, war aber auch viele Jahre als Produzent für große Labels wie Sony tätig. Als Akustik-Experte berät er zudem Instituti-
onen wie die Carnegie Hall und die Bayerische Staatsoper. „Komponisten müssen heute vielfältig sein“, erzählt Kertsman. „Oft sind sie ihre eigenen Manager, müssen sich in Fragen der Technik ebenso auskennen wie in Dramaturgie, Ästhetik, Vertrieb oder Social Media.“ Ein neues Aufgabenfeld hat sich zuletzt im Bereich der Computerspiele und OnlineMedien entwickelt. „Bei den Games wird viel Augenmerk auf Sound und Musik gelegt“, erklärt Gerald Trimmel. Computerspiele, mobile Programme (Apps), Sounddesign – hier werden vom Orchester bis zum Branding in Sachen Musik und Akustik alle Register gezogen. So ergeben sich neue Querverbindungen durch das Master-Programm: zum Musikmanagement und den Game Studies, die ebenfalls in Krems gelehrt und erforscht werden. Grundlagen der Akustik und Musikpsychologie zählen ebenso zu den Inhalten wie klassische Komposition, Dramaturgie, Tontechnik und Produktion. „Music for Film & Media“ spricht Komponisten, Musiker, Medienkünstler, Musikproduzenten und -wissenschaftler an. Von Krems über Hollywood bis Brasilien. Kunst und Kultur verbinden. Schon immer. www.donau-uni.ac.at/film
GERALD TRIMMEL Mag. Gerald Trimmel leitet seit 2001 das Österreichische Zentrum für Film und Choreographie an der Donau-Universität Krems. Er hat Geschichte, Deutsche Philologie und Elektroakustische Musik in Wien studiert und beschäftigt sich vor allem mit Wissensvermittlung, Filmproduktion, digitalen Medien und Konvergenzphänomenen. Trimmel ist Vorstandsmitglied des Film Archiv Austria und Mitglied des Beirats im Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien.
MIGUEL KERTSMAN Miguel Kertsman lebt in Chicago und Wien. Der Komponist, Pianist und Produzent hat seine Ausbildung am Berklee College of Music in Boston, am Boston Conservatory und an der Juilliard School in New York absolviert. Seine Arbeiten als Komponist wurden unter anderem von Künstlern wie Angelika Kirchschlager, John Williams oder Dennis Russell Davies aufgeführt. Als Produzent gab er bedeutende klassische Musikeditionen heraus. Kertsman unterrichtet an Universitäten in Amerika und Europa.
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42 WAS FORSCHEN SIE?
Technik verbindet Als Netzwerkforscher untersucht Lukas Zenk, wie Menschen miteinander interagieren. In seinem aktuellen Forschungsprojekt an der Donau-Universität Krems lenkt er den Blick auf die Teilnehmer von Kongressen und Events. Und entwickelt mit Hilfe der Technik Werkzeuge, damit sich Menschen leichter vernetzen können. Von Ingrid Ladner
anstaltung mit 100 Geschäftsleuten. Die Frage lautete, wie sich die Teilnehmer bei einem solchen Event vernetzen. Obwohl die Mehrheit explizit das Ziel angab, neue Personen kennenlernen zu wollen, kommunizierten die meisten mit bereits bekannten Gesichtern oder mit solchen Leuten, zu denen sie eine so genannte „assoziative Homophilie“ hatten. Also sich aufgrund gemeinsamer Merkmale wie ethnische Zugehörigkeit angezogen fühlten. Nach dem Motto: „Gleich und Gleich gesellt sich gern.“ Röntgenblick der Netzwerkforschung
Dr. Lukas Zenk ist seit 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Vortragender im Zentrum für Kognition, Information und Management der DonauUniversität Krems. Zenk beschäftigt sich mit der sozialen Netzwerkanalyse. 2012 promovierte er im Bereich Wirtschaftsinformatik über dynamische Teamnetzwerke. Bereits seit 2004 ist Zenk auch Lehrbeauftragter an der Technischen Universität Wien für Teamarbeit, Innovation und Kommunikation. 2011 wurde er mit dem „Lehrenden-Award“ für den besten Vortrag ausgezeichnet.
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etzwerken ist en vogue. Ohne geht nichts – suggerieren (soziale) Medien, Veranstalter, Organisationen, Persönlichkeiten. Alle tun es dementsprechend – zumindest dem Anschein nach. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich wie so oft ein etwas anderes Bild. Denn, so lautet die überraschende Antwort von Lukas Zenk: „Netzwerken funktioniert meistens nicht so, wie man sich das gerne vorstellt.“ Sagt einer, der es wissen muss. Der studierte Wirtschaftsinformatiker widmet sich seit mehreren Jahren dem jungen Gebiet der Netzwerkforschung an der Donau-Universität Krems. Netzwerkanalysen, erklärt Zenk, zeigten erstens, dass soziale Beziehungen gerne bestimmten Mustern folgen. Zweitens, dass es den meisten schwerfällt, neue Kontakte zu knüpfen. Üblicherweise formieren sich einzelne Gruppen, aus Freunden und Bekannten, die untereinander bleiben – egal ob beim beruflichen Get-together oder bei informellen Anlässen. Kontakte knüpfen fällt schwer Bestätigt hat dies bereits 2007 eine Untersuchung der New Yorker Columbia University. Die Forscher analysierten eine Netzwerkver-
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Die Netzwerkforschung ist bis dato in verschiedenen Disziplinen angesiedelt. Soziologen, Psychologen oder eben Informatiker beschäftigen sich damit, wie und warum sich Menschen verbinden und wie Technik dabei unterstützen kann. Ganz der Netzwerkdenker hat Zenk diese Bereiche bereits während seines Studiums verwoben, was nicht ohne erheblichen Aufwand möglich war. Doch erst das individuell zusammengestellte Studium aus Wirtschaftsinformatik, Soziologie und Psychologie erlaubte es ihm, den wirklichen „Röntgenblick“ für soziale Beziehungen zu entwickeln. An der Donau-Universität Krems hat er gemeinsam mit seinen Teamkollegen den interdisziplinären Ansatz zuletzt in dem groß angelegten Forschungsprojekt VIENA für Unternehmen angewandt. Es wurde analysiert, wer sich mit wem innerhalb von Organisationen verbindet, wo neue Ideen ausgetauscht werden oder warum es in der Kommunikation stockt. Entscheidende Fragen für jede Organisation. „Netzwerke sind nicht statisch“, erklärt Zenk. „Wir können in Unternehmen beobachten, wo sich was verändert. Das ist zum Beispiel relevant, wenn Bereiche zusammengelegt werden.“ Die dynamischen Netzwerkdaten werden erhoben, analy-
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Foto: Donau-Universität Krems / Reischer
IM ZENTRUM STEHT DER NUTZER Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Zentrum für Kognition, Information und Management betreiben angewandte Forschung mit dem Schwerpunkt auf Informationsdesign und -technologie – unter anderem auf Basis von Netzwerkanalysen. Die Projekte sind durch den Ansatz des partizipativen Designs geprägt. Potenzielle Anwender werden dabei von Anfang an in den Entwicklungsprozess eingebunden. Dafür steht ein eigenes Usability-Labor zur Verfügung. Projekte reichen von der Entwicklung von benutzerfreundlichen Fahrkartenautomaten über interne Kommunikationssysteme bis zur visuellen Analyse und Aufbereitung von Patentdatenbanken, um technologische Trends auf Echtzeitbasis zu erheben. www.donau-uni.ac.at/kim
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44 WAS FORSCHEN SIE?
rauszufinden, wie und warum sich diese über die Zeit vernetzen. Die erhobenen Daten werden jetzt im Zuge des ENA-Projektes ausgewertet.
Das Netzwerk einer Konferenz. Kreise repräsentieren die Teilnehmer, eine Verbindung wird bei gemeinsamen Interessen gezogen. Die grüne Markierung zeigt die Verbindungen eines einzelnen Teilnehmers.
siert und anschließend visualisiert. So hat Zenk im Rahmen der Untersuchung von Organisationsstrukturen auch gleich den Blick auf die eigene Institution gerichtet und erhellende Einsichten über den Kommunikationsfluss seines Departments gewonnen. Veranstaltungen effizienter machen In einem neuen Projekt, das im Vorjahr gestartet ist, übertragen Zenk und seine Kollegen ihre Erfahrungen nun auf einen völlig neuen Bereich. ENA (Event Network Advancement) will die Vernetzung der Teilnehmer von Veranstaltungen unterstützen. Bei dem von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderten Projekt werden sowohl wissenschaftliche Fragestellungen im Bereich der sozialen Netzwerkanalyse untersucht als auch neue Anwendungen in der Kommunikation entwickelt. Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft und der Universität Wien wird ENA bis 2015 Software-Prototypen entwickeln. „Uns interessiert, warum Leute überhaupt zu Events gehen, um ihnen dann einen adäquaten Raum für Wissensaustausch zu ermöglichen“, erklärt Zenk. Die Frage, warum sich Menschen verbinden, habe ihn schon immer fasziniert. Eine erste umfassende Datenerhebung hat der 32-Jährige im Vorjahr am Links Center der US-amerikanischen Universität Kentucky durchgeführt. An fünf Tagen hat Zenk täglich die anwesenden 200 Personen befragt, mit wem sie kommunizieren, um he-
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Neben diesen wissenschaftlichen Fragestellungen steht die Entwicklung eines WebTools im Zentrum von ENA. Das nutzerorientierte Online-Werkzeug kommt sowohl vor als auch während und nach einem Event, wie zum Beispiel einer wissenschaftlichen Tagung, zum Einsatz, mit dem Ziel, die Teilnehmer beim Vernetzen zu unterstützen. Diese können so bereits vorab andere Personen mit gemeinsamen Interessen ausfindig machen – ähnlich wie wir es von Amazon, Xing oder Facebook kennen –, während der Konferenz leichter Personen finden und ansprechen und in der Nach-Event-Phase benutzerfreundlich auf Informationen und Ergebnisse zugreifen, diese ablegen oder ergänzen und mit anderen in Kontakt bleiben. Ein personalisiertes Event-Programm sozusagen. Ebenso könnte für die Veranstalter so manches einfacher werden. Die OnlinePlattform soll alles rund um die Organisation eines Events vereinen, von der Registrierung bis zu Dokumentation und Videos. Dennoch, auch die raffinierteste Technik kann eben nicht alles erfüllen. „Technik ist dann interessant, wenn sie soziale Prozesse unterstützt, die uns wichtig sind“, sagt Zenk. „Reine virtuelle Konferenzen schränken die sozialen Interaktionen stark ein.“ Es brauche den persönlichen Austausch, meint der Forscher. „Eine gute Balance zwischen digitaler und persönlicher Kommunikation.“ Daher berücksichtigen die Projektpartner bei ENA auch Aspekte wie das Design und die Architektur des Veranstaltungsortes. Und wenn Zenk zwischendurch mal offline geht, dann ist er vielleicht im Improvisationstheater bei seinen Freunden zu finden, wo er der Frage, was die Menschen verbindet, ganz persönlich, spontan und kreativ nachgeht.
LINKS ENA-Projekt: www.donau-uni.ac.at/ena VIENA-Projekt: www.donau-uni.ac.at/viena
Fotos: Donau-Universität Krems (S.43), Skilled, Universität Wien (S. 44)
ENA-Technik, die unterstützt
EXPERTENMEINUNGEN 45
„Ein neues Qualitätsverständnis bei Kongressen schaffen“ Das Streben, den Einsatz neuer Medien mit dem Eventmarkt zu verknüpfen, treibt die Entwickler und Projektleiter bei Skilled an. Im Rahmen des gemeinsamen Projektes ENA liegt unser Fokus auf der technischen Weiterentwicklung der Soft- und Hardware. Wir können hier auf zahlreiche, erfolgreich abgewickelte Projekte zurückgreifen. Die für uns neue Herausforderung, operatives wirtschaftliches Handeln mit wissenschaftlichen Ansprüchen zu kombinieren, haben wir gerne angenommen. Dabei sind wir zuversichtlich, dass das Ergebnis einen entsprechend fundierten Mehrwert für künftige Kongresse und Events darstellen und uns als Firma einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wird. Eine Produktlösung im Kongressbereich kann nur dann erfolgreich sein, wenn
die Ergebnisse und Mehrwerte für Besucher und Veranstalter gleichermaßen relevant und nützlich sind. Mit Hilfe modernster NFC-Technologie (Near Field Communication) gelingt es spielerisch einfach, die logistischen Herausforderungen im Kongressbereich abzuwickeln und dabei sowohl die persönlichen Interessen der Teilnehmer zu berücksichtigen als auch die Vernetzung aller Besucher und Besucherinnen voranzutreiben und zu stärken. Unsere Zielsetzung ist, die Grundlage für ein neues Qualitätsverständnis bei der Durchführung moderner (wissenschaftlicher) Kongresse zu schaffen. www.skill3d.at
STEFAN BALOH Mag. Stefan Baloh ist geschäftsführender Gesellschafter der Skilled Events and New Media Agentur – einem Projektpartner von ENA. Die Agentur entwickelt Konzepte für Social Media, Gaming, Websites oder Mobile Apps und zeichnet sich auch im Bereich NFC und der Community-Betreuung aus.
„Konferenzen und wissensintensive Events als Enabling Spaces“ Wer kennt diese Situation nicht: eine große (wissenschaftliche) Konferenz, man kennt – außer einigen Kollegen/-innen – kaum jemanden und fühlt sich etwas verloren; nicht nur sozial, sondern auch, weil man weiß, dass hier unwahrscheinlich viele „Wissensschätze“ ungehoben bleiben. Wo immer Menschen zusammenkommen, entsteht das Potenzial für neues Wissen oder gar Innovationen. Basierend auf einer der Prämissen des ENA-Projektes, dass solche Situationen viel zu wenig genutzt werden, stellt sich die Frage, wie Räume der kollektiven Wissensgenerierung systematisch so gestaltet werden können, dass sich das Neue auch wirklich seinen Weg bahnen kann. Neues, Innovationen oder wissenschaftliche Einsichten können nicht nach Rezept oder nach Algorithmus „gemacht“ werden. Anstelle einer regelbasierten und mechanistischen Herangehensweise muss das Konzept des Enablings, also des Ermöglichens, des Neuen gestellt werden; die Frage lautet:
Wie müssen Umwelten – im Sinne von ermöglichenden Rahmenbedingungen – aussehen, um die Hervorbringung neuen Wissens zu unterstützen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir Anleihen aus unterschiedlichen Disziplinen nehmen: Ansätze der „situated and extended cognition“ aus der Cognitive Science, Architektur, Epistemologie etc. Solche Umwelten bezeichnen wir als Enabling Spaces. Dieses Konzept lässt sich nicht nur auf Fragen des Office-Designs oder der Gestaltung von Workspaces anwenden, sondern dient im Rahmen des ENA-Projektes in Zusammenarbeit mit der Donau-Universität Krems auch als Grundlage für das Design von Konferenzen und wissensintensiven Events, verstanden als Räume der kollektiven Wissensgenerierung, eben als Enabling Spaces.
MARKUS PESCHL Univ.-Prof. Dr. DI Markus Peschl ist Professor für Cognitive Science und Wissenschaftstheorie an der Universität Wien. Er lehrt und forscht an diversen europäischen Universitäten, ist Co-Founder der „theLivingCore“ Innovationsagentur. Seine Forschungsfelder sind: (radikale) Innovation und Kognition, Schnittstellen von Design und der Entstehung neuen Wissens in Organisationen.
www.univie.ac.at/knowledge/peschl
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46 ALUMNI-PORTRÄT
Ein exzellenter Zweiter Michael Reiseneder produziert Filme in Los Angeles – und kehrte für ein Studium an der Donau-Universität Krems noch einmal in die Heimat zurück. Von Monika Goetsch
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it Anfang zwanzig kaufte er seinen ersten Rolls-Royce – damals noch gebraucht. Inzwischen besitzt er mehrere außergewöhnliche Autos, wohnt in den besten Hotels und fliegt mit eigenem Learjet um die Welt. Michael L. Reiseneder ist Produzent in Los Angeles. Keiner, dessen Namen man kennt. Ein Mann, der den großen Auftritt anderen überlässt, darum aber nicht weniger erfolgreich ist. Reiseneder sagt: „Es ist besser, ein exzellenter Zweiter zu sein als ein scheiternder Erster.“ Die schillernden Ersten, weiß er, verbrennen schnell. Die Zweiten, zäh und tüchtig und zuweilen bescheiden, bleiben. „Eine passable Karriere“ habe er gemacht, sagt der gebürtige Österreicher, der zunächst an der Universität Wien, später an der University of Southern California Film und Produktion studierte. Rund vierzig Assistentinnen und Assistenten arbeiten ihm bisweilen zu, wenn er sich bei Paramount Pictures für die Finanzierung eines Drehbuchs starkmacht, das er aus sechshundert Manuskripten pro Jahr sichtet. Er liest mehrere Drehbücher täglich, auf einem Stuhl, gekleidet, als säße er den Autoren gegenüber: „Das bin ich ihnen schuldig.“ Über seine Projekte spricht er kaum, sein Vertrag mit dem Studio verbietet das, aber man darf dem heute 52-Jährigen glauben, dass einige große Würfe darunter sind. Mit Cary Grant und Bernd Eichinger Ein paar Details sind ihm dann doch zu entlocken. Zwei Jahre lang, erzählt er, war er persönlicher Assistent von Cary Grant. Mal entwickelte er in langen Gesprächen eine Filmidee zusammen mit Bernd Eichinger.
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Michael L. Reiseneder studierte Film und Produktion an der Universität Wien und der University of Southern California. Seit 1982 arbeitet er als Editor, Produktionsleiter und Produzent in der Filmindustrie – u. a. bei den Universal Studios in Los Angeles. Später wechselte er zu Paramount Pictures. Reiseneders Schwerpunkte sind Filmfinanzierung und Produktionsmanagement. Er ist Absolvent des postgradualen Master-Studienganges „TV & Film-Produktion“ an der Donau-Universität Krems.
Er setzte sich ein für Florian von Donnersmarcks „Das Leben der anderen“. Und verhalf als unabhängiger Produzent dem Film „There´s Something about Mary“ („Verrückt nach Mary“), einer romantischen Komödie mit Cameron Diaz, zum finanziellen Erfolg. „Ich hab Glück gehabt“, weiß Reiseneder, „und ich nehme das mit Demut.“ Seine Definition von Glück: „When preparation meets opportunity“ – wenn eine gute Vorbereitung und eine günstige Gelegenheit zusammentreffen. Wohlpräpariert schnupperte er damals, Anfang der 80er Jahre, neben drei Jobs und einem Hochschulstudium als Editor bei den Universal Studios hinein. Wechselte dann zu Paramount Pictures und begann, die Fäden zu spinnen, die bis heute das Wichtigste sind in seinem Job. Er ist eindeutig ein Netzwerker, locker, dabei verbindlich, mit einer Vorliebe für Menschen mit Handschlagqualität. Ein Plauderer, der die Leute gern von Nahem besieht. Nichts geht über persönlichen Kontakt
Foto: Courtesy of A.M.P.A.S.
LEHRGÄNGE FÜR FILM UND -MUSIK Der Lehrgang „TV & FilmProduktion“ befasst sich mit Projektentwicklung, Finanzierung, Produktion und Distribution audiovisueller Medien und Dienstleistungen. 30 internationale Experten vermitteln praxisrelevantes Fachwissen. Der Lehrgang „Music for Film & Media“ ist eine modulare Plattform, die sich an Komponisten und Musiker genauso richtet wie an Musikproduzenten und -wissenschaftler. Der Schwerpunkt liegt auf der Umsetzung des Wissens in konkreten Projekten, die Praxis, Theorie und Ästhetik verbinden. Beide Lehrgänge schließen mit einem Master of Arts ab. www.donau-uni.ac.at/ film
Kontakte knüpfen, Menschen begegnen: Das hält er auch in Zeiten von Facebook für entscheidend, wenn ein Projekt gelingen soll. „Nichts übertrifft den persönlichen Kontakt.“ Reiseneder richtet hin und wieder Empfänge für tausend Leute aus und bemüht sich, jedem ein persönliches Wort mitzugeben. Er legt im Jahr zig Flugmeilen zurück und schläft grundsätzlich nicht mehr als zwei, drei Stunden pro Nacht. Besitzt mehrere Smokings an verschiedenen Orten der Welt – „Berufsbekleidung“ zum Wechseln. Man trifft sich, ein erlesener Kreis, auf Festivals. Gespräche bis zum Morgengrauen, grundsätzlich nüchtern, des klaren Kopfes wegen. Mal sitzt er in Berlin, mal in Cannes, mal bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles. Ein Weltbürger, der den ganzen Erdkreis als Heimat betrachtet. In den vergangenen zwei Jahren allerdings verbrachte Reiseneder familiär bedingt vermehrt Zeit in Österreich und nahm an der Donau-Universität Krems ein Masterstudium auf. An der Weiterbildungsuniversität hat er im Herbst eine interessante Produktion vorgestellt, „1805 – A Town´s Tale“, einen Kurzfilm auf 35-mm im Cinemascope-Format, der zur Zeit Napoleons in Krems spielt. Es war die Abschlussarbeit im Master-Studium „TV & Film-Produktion“, das Drehbuch schrieb
Tomás Mikeska, ein Studienkollege von Reiseneder. Inzwischen läuft der Film auf verschiedenen Festivals. An der Donau-Universität Krems vermitteln dreißig Experten und Expertinnen aus der europäischen und internationalen Filmbranche praxisrelevantes Fachwissen. Warum einer, der seit einunddreißig Jahren in der Branche Erfolg hat, noch einmal studieren geht, erklärt Reiseneder so: „Man muss progressiv sein und weitergehen.“ Lebenslang lernen – das ist ihm ein wichtiges Anliegen. Zumal sich auch die Filmindustrie „tagtäglich erneuert“. Der Verdrängungswettbewerb wachse. Ihm sei es ein großes Anliegen, mit der jungen Generation auf Tuchfühlung zu gehen und zu erfahren, welchen Zugang sie zu den Herausforderungen des Business hat. „Ich ziehe respektvoll meinen Hut davor, wie sie das angehen.“ Für ihn als amerikanischer Produzent galt es auch, sich die Mechanismen des europäischen Filmmarktes zu erschließen. Das europäische Urheberrecht interessierte ihn ebenso wie die in den USA vollkommen unübliche finanzielle Förderung von Filmproduktionen. „Wir Filmemacher in Amerika gehen auf volles Risiko. Floppt ein Film, tut das weh in den Kassen. In Europa hat man nicht viel zu verlieren.“ Mit großer Herzlichkeit sei er in Krems empfangen worden. Begegnungen auf Augenhöhe – ungewohnt für ihn in der einstmaligen Heimat. Immer wieder, stellt er fest, sei ihm in Österreich kalter Wind entgegengeweht. „Man sieht hier nicht gern, dass einer von außen reinkommt.“ In Krems war das anders. „Es tat gut!“, stellt er fest und: „Ich würde das jedem empfehlen.“
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48 UNIVERSITÄTSLEBEN
Campus Krems Symposion Dürnstein
Riskante Sicherheitsversprechen
Donau-Universität Krems
Ungebrochenes Interesse an Weiterbildung Das Interesse an den universitären Weiterbildungsangeboten der Donau-Univer-
sität Krems ist auch im 18. Jahr ihres Bestehens ungebrochen groß. Dies zeigen die jetzt nach dem Ende der Inskriptionsfrist veröffentlichten Studierendenzahlen für das Wintersemester 2012. Demnach ist die Zahl der Studierenden gegenüber dem Wintersemester 2011 erneut gewachsen: um zirka 11 Prozent auf 6.912 Studierende.
Philosoph und Leiter des Zentrums für Ethik in der Medizin, Professor Peter Kampits, bei der Eröffnungsrunde am Campus Krems. Weiter im Bild v. l.: Landesrätin Barbara Schwarz, Dekanin Gudrun Biffl und Beatrix Konicek, Vizerektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Krems.
Studierende 1995 – 2012 Von 93 auf 6.912 Studierende
6.912
Wie es dazu kommt, dass Sicherheitsversprechen zum Risiko für den Frieden, für
die Gesellschaft oder das Klima werden können – das stand im Zentrum des Symposions Dürnstein, das vom 13. bis 17. Februar 2013 stattfand. Über „Risiko Sicherheit“ diskutierten internationale Referenten aus den verschiedensten Disziplinen von Philosophie bis Ökologie. Unter ihnen waren auch Experten der Donau-Universität Krems wie der Philosoph Peter Kampits und Migrationsexpertin Gudrun Biffl. Die Donau-Universität Krems ist gemeinsam mit der Wachau Kultur Melk Veranstalter der jungen Dialogreihe. www.donau-uni.ac.at/aktuell www.wachau-kultur.at
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2012
93 1995
www.donau-uni.ac.at/zahlen
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Wahl an der Donau-Universität Krems
Friedrich Faulhammer zum neuen Rektor gewählt Der Generalsekretär des Wissenschaftsministeriums, Friedrich Faulhammer, ist der neue Rektor der Donau-Universität Krems. Der Universitätsrat wählte den Juristen zum Nachfolger von Jürgen Willer, der sein Amt im September vergangenen Jahres niederlegte. Der studierte Jurist ist seit 1990 im Wissenschaftsministerium tätig. 2001 wurde er Leiter der Abteilung für Fachhochschulen. 2003 bis 2005 war er stellvertretender Sektionsleiter im Bereich Universitätsrecht und aktiv an der Implementierung des Universitätsgesetzes 2002 beteiligt. 2005 wurde Faulhammer Sektionschef der Sektion I im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, seit 2009 ist er dessen Generalsekretär.
www.donau-uni.ac.at/aktuell
Berufungen
Neue Professuren in Krems Mit Jänner 2013 hat die Donau-Universität Krems drei neue Professorinnen und Professoren berufen. Mit der Erziehungs-
wissenschaftlerin und Organisationspsychologin Monika Kil konnte eine Expertin im Bereich der Bildungsforschung mit Spezialisierung auf Weiterbildung gewonnen werden. Kil leitet das Department für Weiterbildungsforschung und Bildungsmanagement in Krems. Barbara Brenner wurde als Universitätsprofessorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung der strategischen Unternehmensentwicklung nach Krems berufen und der Mediziner Christoph Pieh wird künftig das Zentrum für Psychosomatik, Supervision und körperorientierte Intervention leiten.
Fotos: www.photo-graphic-art.at (S. 48), bmwf (S. 49)
www.donau-uni.ac.at
Der designierte Rektor wird in Kürze sein Amt in Krems aufnehmen.
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50 KARRIERENETZWERK
Alumni-Club Donau-Universität Krems diskutierte zentrale Fragen bei der „Blue Hour“
Patient Europa – Diagnose ohne Therapie?
Der Ökonom Gottfried Haber erläutert seine Sicht der Dinge.
Es ist eine Frage, die uns alle angeht: Wie steht es um Europa? Und so führte die erste Blue-
Hour-Veranstaltung des Jahres im Leopold Museum in Wien zu sehr kontroversen Diskussionen: Ist der Traum des vereinten Europas ausgeträumt? Was macht die Schuldenkrise mit den Menschen? Moderator Michael Roither, Leiter des Zentrums für Journalismus und Kommunikationsmanagement, und seine Gäste, Gabriele MatznerHolzer, stellvertretende Vorsitzende des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM), Europarechtsexperte Peter Thyri und Ökonom Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems, versuchten sich, gemeinsam mit rund 100 AbsolventInnen, an Befund und Therapieplan gleichermaßen: In Europa dominieren nationale Interessen, es mangelt an Solidarität. Klare Strukturen und einheitliche Spielregeln fehlen, um der wirtschaftlichen Schieflage und der Vorherrschaft der Finanzmärkte zu begegnen. Es gehe nun vor allem darum, so Ökonom Haber, zentrale Fragestellungen zur Transferunion und zur Gewaltenteilung zu lösen. Europa, da waren sich abschließend alle einig, muss eine neue Mission und ein neues Leitbild finden.
Auch in lockerer Atmosphäre wurde intensiv weiterdiskutiert.
Alumni-Club-Termine 3.4. 9.4. 17.4. 18.4. 24.4. 25.4. 29.4. 29.4. 7.5. 15.5. 5.6. 11.6. 14.6. 20.6. 20.6. 26.6. 27.6. 27.6.
Stammtisch Berlin (NEU) Stammtisch Salzburg Stammtisch Graz Stammtisch Stuttgart BLUE HOUR Stammtisch Frankfurt Stammtisch Zürich Stammtisch Linz Stammtisch München Stammtisch Leipzig Stammtisch Wien Stammtisch Salzburg SOMMERFEST Stammtisch Eisenstadt Stammtisch Krems Stammtisch Innsbruck Stammtisch Stuttgart Stammtisch Köln
Die DiskutantInnen Gottfried Haber, Peter Thyri und Gabriele Matzner-Holzer mit Alumni-ClubLeiterin Judith Bauer und Moderator Michael Roither (v. l.). www.donau-uni.ac.at/ alumni/veranstaltungen
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KONGRESSE UND VERANSTALTUNGEN 51
Termine Konferenz für elektrische Ausrüstung
Grandiose Spulen Mehr als 500 Aussteller aus 40 Länder zeigen auf der Konferenz für Spulenwicklung, Isolierung und Fertigung elektrische Ausrüstung, Materialien und neue Maschinen, Produkte und Dienstleistungen aus dem Bereich Coil Winding. Interessant ist die Messe also für alle, die in der Herstellung oder Reparatur von elektromagnetischen Produkten, Isoliermaterialien und Wicklungen, Elektromotoren und Transformatoren tätig sind. Auch Studenten sind willkommen. Die CWIEME Berlin ist die größte Messe für Spulenwicklung weltweit. Vom 4. bis 6. Juni, Messe Berlin, www.coilwindingexpo.com/berlin
Mikro-Systemtechnik-Kongress 2013
Fotos: Donau-Universität Krems (S. 50), iStockphoto.com / Konstantin Inozemtsev (S. 51)
Klein und smart
WEITERE TERMINE
Ich weiß was Für die zweiten Kremser Wissensmanagement-Tage haben sich die bewährten Partner wieder zusammengeschlossen: Das Zentrum für Kognition, Information und Management an der Donau-Universität Krems sowie „wissensmanagement – Das Magazin für Führungskräfte“ planen Weltcafé und Workshops unter dem Motto „Wissen nimmt Gestalt an“. 23. und 24. April in Krems, www.donau-uni.ac.at
Ich kenn‘ mich „Wann sind wir good enough?“, fragen die 10. Kremser Tage und hinterfragen damit Selbstreflexion, Selbsterfahrung und Selbstsorge. Eine Veranstaltung für Menschen, die keine ambitionierten Ichlinge werden wollen, sondern an Selbsterkenntnis gepaart mit Selbstverantwortung interessiert sind. 31. Mai und 1. Juni, www.donau-uni.ac.at
Ich bin stark Man erfreut sich am Frühling und soll schon wieder an den Herbst denken? Nicht nötig. Ein Kalendereintrag ist schnell gemacht, wird die Frühlingsgefühle nicht weiter stören und lohnt sich allemal. Der Mikro-Systemtechnik-Kongress ist für fast alle innovativen Technik-Sparten interessant: Ob Automobil-Industrie oder Informationstechnik, Biotechnologie oder Konsumgüter-Industrie – ohne Mikro-Systemtechnik sind smarte, also vernetzte und intelligente Systeme nicht machbar. Wer die rasante Entwicklung nicht verpassen will und neugierig auf die Innovationen im kleinen Innenleben unserer Technik ist, wird auf diesem Kongress fündig werden. 14. bis 16. Oktober, Aachen, www.mikrosystemtechnik-kongress.de
Stärke statt Burnout? Wer es nicht beim Wunsch allein belassen will, kann beim Wiener Kongress für mentale Stärke erfahren, worauf es wirklich ankommt, wenn man für eine Sache brennen, aber nicht ausbrennen will. 7. und 8. Juni, www.mentalkongress-wien.at
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52 UPGRADE-TIPPS
Kunst & Kultur Gefühle sind nichts fürF eiglinge Liebe, Freude, Zorn, Trauer, Angst. Große Gefühle eben. Doch was uns weinen, lachen oder wüten lässt, ist nicht zu allen Zeiten gleich, wie die Kunsthalle Krems zeigt. 40 Arbeiten der Gegenwartskunst aus Turin werden Werken aus Wiener kunsthistorischen Sammlungen entgegengestellt, komplementäre Gefühlsbereiche wie Liebe/ Melancholie und Trauer/Sehnsucht aneinander gespiegelt. Große Gefühle: Sie bestimmen nicht nur unser eigenes Leben, sondern zimmern auch soziale Ordnungen. Anna Gaskell, Untitled # 2 (Wonder), 1996
Bis zum 30. Juni. www.kunsthalle.at
Impulse der Linie In Kontrasten übereinander geschichtete und systematisch angeordnete Linien- und Streifenformate charakterisieren die Arbeiten von Christian Eder. Seine malerische Auseinandersetzung geht über die grundsätzlichen Fragestellungen zu den Möglichkeiten und Grenzen des Tafelbildes weit hinaus, Sehprozess und Farbwahrnehmung werden erforscht. Dabei fungiert die Leinwand als nach allen Seiten offenes System. Campus Cultur zeigt unter dem Motto „Linie.Rhythmus.Impuls“ neue Arbeiten des in Wien lebenden Malers.
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Im Namen der Liebe Eine besondere Begegnung verspricht ein Gastspiel der I Dance company mit Peter Turrini, zu der Campus Cultur ins Audimax der Donau-Universität Krems einlädt. In der Produktion begegnen sich Tanz, Poesie und Wissenschaft. 20. April, 19:00 Uhr, Audimax www.donau-uni.ac.at/cultur
Viel Raum Dem im Weinviertel geborenen Maler Rudolf Goessl widmet die Landesgalerie für zeitgenössische Kunst St. Pölten eine Einzelschau: „Verwandlungen“ zeigt seine monochrome Malerei, Farbfeldexperimente und auratische Raumbühnenbilder.
Campus Cultur
Vom 8. Mai bis 27. Mai. www.donau-uni.ac.at/cultur
WEITERE TERMINE
Bis zum 12. Mai www.zeitkunstnoe.at
Krèms brûlée Das Donaufestival bringt auch nach Krems Überraschungen zwischen Avantgarde und Subkultur – in diesem Frühjahr besonders viele Performancekünstler. Ohne Titel, C. Eder, 2011
Vom 24. April bis 4. Mai www.donaufestival.at
Fotos: © Anna Gaskell, Collezione Sandretto Re Rebaudengo, 2013, Foto: Casey Kaplan Gallery, NY (oben), Christian Eder (unten)
Kunsthalle Krems
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Bücher
Master-Thesen Systemische IT-Unterstützung Wie wird aus einem Kostenfaktor ein Businesstreiber? Geht nicht? Gisela Kogler ging dieser Frage sehr aufschlussreich in ihrer Masterthese nach. Eine lesenswerte Arbeit, die im Lehrgang für IT Consulting entstand. Das Zauberwort heißt „systemisch“ – ein Begriff, der ursprünglich aus der Psychologie kommt.
Weltbeziehungen im Zeitalter der Beschleunigung
Internet – Segen oder Fluch
Eigentlich wollte ich doch nur einen Toaster
Wie das Internet unser soziales Leben beschleunigt und wie dies den Zugang des Menschen zur Welt ebenso verändert wie sein „in der Welt sein“ – das erforscht der Soziologe Hartmut Rosa in seinem neuen Buch. Welterfahrung, Weltbeziehung, Weltverarbeitung: Dahinter stellt Rosa immer auch die alte Frage nach dem guten Leben. Für dieses sind soziale Bedingungen, die eine individuelle und kollektive Weltaneignung gelingen lassen, unerlässlich, erklärt Rosa in seinem Buch überzeugend und anschaulich.
Macht uns das Smartphone smart oder abhängig? Machen soziale Medien frei oder einsam? Nicht selten nehmen derartige Diskussionen kulturkampfartige Züge an. Nicht so bei Sascha Lobo und Kathrin Passig: Die NetzPioniere erklären und erörtern, debattieren und analysieren unser Leben mit der digitalen Technik so klug wie unterhaltsam. Zielsicher weisen sie einen Weg abseits von naiver Fortschrittsgläubigkeit und Ressentiment: Weil ihre Erkenntnis sich aus Kenntnis speist, wird die erstarrte und ritualisierte Debatte wieder lebendig.
Bin ich zu blöd oder liegt es an der Technik? Wer je an einer Fernbedienung verzweifelt ist – und wer ist das nicht? –, wird an diesem Buch seine Freude haben. Denn lange vorbei sind die Zeiten, als ein Toaster nur zum Toasten und ein Telefon nur zum Telefonieren war – mit zwei, drei Knöpfen ließ sich sogar ein Fernseher bedienen. Heute kann es Tage dauern, bis man begriffen hat, wie man mit dem neuen Smartphone telefoniert. Die schöne neue Technikwelt stempelt uns zu Volltrotteln. Einer von ihnen hat nun zurückgeschlagen – mit einem klugen und kurzweiligen Buch.
Hartmut Rosa Suhrkamp, Frankfurt/M. 2012. ISBN 978-3-518295779 www.suhrkamp.de
Sascha Lobo, Kathrin Passig Rowohlt Berlin 2012 ISBN 978-3-871347559 www.rowohlt.de
Lutz Schumacher Goldmann, München 2012 ISBN 978-3-442312993 www.randomhouse.de
Gisela Kogler: Systemische Methoden und Instrumente zur Unterstützung der IT bei der Transformation vom Kostenfaktor zum Businesstreiber. DonauUniversität Krems 2010
Usability – welche Icons sind sinnvoll? Mit kleinen Icons sollen wir unsere Geräte leichter bedienen können. Wann gelingt das und wann wird aus diffizilen Bildsystemen eine neue Hürde? Ein kritischer Wegweiser zur Usability. Marlene Höpfinger: Interaktionsmetaphern im Screendesign: Usability-Instrument oder Zeiterscheinung? Als Buch erschienen unter dem Titel: Interaktionsmetaphern und ihre Usability: Die Benutzerfreundlichkeit neuer Bedienungskonzepte. AVM München 2009. ISBN: 978-3-89975-831-3
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54 VORSCHAU / IMPRESSUM
Vorschau 2.13 Die neue Kultur des Alterns – wie wir sie lernen Das Altern unserer Gesellschaft ist eines der wichtigsten und drängendsten Themen des 21. Jahrhunderts. Immer mehr alte Menschen stehen wenigen jungen gegenüber. upgrade erörtert in der kommenden Ausgabe, welche Folgen die demografische Entwicklung auf wesentliche Lebensbereiche hat und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Was bedeutet der wachsende Anteil älterer Menschen für Gesundheit und Pflege? Wie reagiert die Wirtschaft auf die neue Zielgruppe? Welche Wissenschaften beschäftigen sich mit der Alterung? Braucht die Forschung mehr Interdisziplinarität? Nicht zuletzt geht es auch darum, welche Auswirkungen das Altern auf die persönliche Lebensweise und Lebensplanung hat, welche Bedürfnisse das Alter mit sich bringt und wie ein gelungenes Miteinander zwischen den Generationen aussehen kann. Denn eines steht fest: Es braucht eine neue Kultur des Alterns.
Impressum
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AutorInnen dieser Ausgabe Hans-Peter Bayerl, Ralph Diermann, Monika Goetsch, Johann Götschl, Elisa Holz, Ingrid Ladner, Angelika Ohland, Roman Tronner Layoutkonzept ki 36, Sabine Krohberger Grafik Brigitta Bender Schlusslektorat Mirko Partschefeld Leser- und Abonnementservice Barbara Fidler-Kaider, Telefon: +43 (0) 2732 893-2577 E-Mail: barbara.fidler-kaider@donau-uni.ac.at Herstellung sandlerprint&more, Johann Sandler GesmbH & Co KG, Marbach Auflage 20.000 Erscheinungsweise vierteljährlich, upgrade 2.13 erscheint im Juni 2013
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit nicht gehaftet werden. Nachdruck und Verwendung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Gender-Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir die maskuline oder feminine Sprachform. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts.
Foto: Fotolia.com / Yuri Arcurs
upgrade Das Magazin für Wissen und Weiterbildung der Donau-Universität Krems (ISSN 1862-4154) Herausgeber Rektorat der Donau-Universität Krems Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, A-3500 Krems Chefredakteur Gerhard Gensch, Donau-Universität Krems E-Mail: gerhard.gensch@donau-uni.ac.at Verlag Süddeutscher Verlag onpact GmbH Geschäftsführer: Christian Meitinger Hultschiner Straße 8, D-81677 München Leiter der Redaktion des Verlags Hartmut Rätsch, E-Mail: hartmut.raetsch@sv-onpact.de Verantwortliche Redakteurinnen Ingrid Ladner, E-Mail: ingrid.ladner@donau-uni.ac.at, Stephanie Arns, E-Mail: stephanie.arns@sv-onpact.de, Angelika Ohland
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ISSN 1862-4154 Preis: 5,– € Ausgabe 1.13
ISSN 1862-4154 Preis: 5,– €
ISSN 1862-4154
ISSN 1862-4154
Ausgabe 2.12
Preis: 5,– €
Preis: 5,– €
Ausgabe 3.12
Ausgabe 4.12
Mensch und Maschine
Die neue Welt der Technik Intelligente Assistenten Helferlein im Alltag Netzgesellschaft Einmischen und teilen
Digitale Revolution Still, aber gewaltig
Technologiefolgen Nebenwirkungen beachten
1.13 Human Resource Management
Ich bin dabei
Alles im Fluss
Seelenschau Wenn Personaler (zu) viel wissen Nachhaltigkeit So können Unternehmen gute Mitarbeiter an
Ungleiche Brüder Wie Ost und West zueinanderfinden Weite Wege Wovon Wirtschaft und Umwelt
sich binden Betriebsräte Die unterschätzte Kraft Demografischer Wandel Verfallsdatum, nein danke
profitieren Gutes Leben Was Menschen forttreibt Inspirierende Nachbarn Wie sich Universitäten vernetzen
2.12
3.12
1.12
ISSN 1862-4154
Die Donauregion wird europäisch
ISSN 1862-4154
Wissenschaft und Erkenntnis
Was weiß die Kunst? Gute Fragen Wie wir mit Bildern und Klängen die Welt verstehen Bauen Was die Architektur am Campus Krems erzählt
4.12
ISSN: 1862-4154
Preis: 5,– €
Preis: 5,– €
Ausgabe 1.11
Preis: 5,– €
Ausgabe 2.11
Ausgabe 4.11
Gehirn und Geist
Was den Menschen ausmacht
Digitale Gesellschaft und Ökonomie
Gesundheit und Wohlbefinden
Alles offen?
Mentale Gesundheit – Wenn die Psyche krankt Neue Medien – Wie sie unser Denken verändern Hirnschädigungen – Hilfe bei Demenz und Schlaganfall
In Bewegung bleiben
Open Society – Wie soziale Netzwerke Politik mitbestimmen Open Government – Wie sich Regierung und Verwaltung öffnen Open Business – Wie Neue Medien Unternehmen beeinflussen
Balance finden – wie wir wieder ins Lot kommen Arbeitswelt – warum Gesundheitsförderung zählt Entschleunigung – was uns im Tanz bewegt
3.11
2.11
1.11
ISSN 1862-4154 Preis: 5,– € Ausgabe 1.10
Campus Krems Art meets Science
Farbexplosionen Die Künstlerin Katharina Grosse
ISSN 1862-4154
ISSN 1862-4154
Preis: 5,– €
Preis: 5,– €
Ausgabe 2.10
Ausgabe 3.10
4.11
ISSN 1862-4154 Preis: 5,– € Ausgabe 4.10
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Visuelle Kommunikation
Energie und Mobilität
Form, Design, Ästhetik
Wohin geht die Reise?
Corporate Architecture – Gebaute Kommunikation Produktdesign – Die Macht der Farben Informationsdesign – Mit den Augen sprechen
Regenerativ und autark – Die Energie-Revolution Vernetzt und mobil – Verkehr sucht Zukunft Nachhaltig und effizient – Das Haus als Kraftwerk
15 Jahre Donau-Universität Krems
Wegbereiter und Wegbegleiter Die Weiterbildungsuniversität – Pionierin seit 15 Jahren Forschung und Lehre – wie sie zusammenspielen Lebenslanges Lernen – für Glück und Karriere
Kreativität und Innovation
Handwerk des 21. Jahrhunderts Die Kreative Ökonomie – Wertschöpfung im Wissenszeitalter Creative Industries – Wenn sich Kunst und Kommerz vereinen Innovationsförderung – Von der Forschung zum Produkt
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