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ISSN 1862-4154 Preis: 5,– € Ausgabe 4.12

Wissenschaft und Erkenntnis

Was weiß die Kunst? Gute Fragen Wie wir mit Bildern und Klängen die Welt verstehen Bauen Was die Architektur am Campus Krems erzählt

Campus Krems Art meets Science

Farbexplosionen Die Künstlerin Katharina Grosse


FOTO: WAS BLEIBT, THIMFILM

kino im kesselhaus

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kinoimkesselhaus.at kino im kesselhaus, am campus krems, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, A-3500 Krems, E-Mail: tickets@filmgalerie.at, T. 02732/90 80 00


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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser,

Dr. GerharD Gensch Chefredakteur „upgrade“ Donau-Universität Krems

Künstler und Wissenschaftler gestalten gemeinsam die Welt. Aber sind Wissenschaftler auch Künstler und Künstler auch Wissenschaftler? Der Dialog zwischen beiden reicht Jahrhunderte zurück und war in der europäischen Renaissance besonders produktiv. Galilei war auch Künstler, der Essayist Montaigne auch Philosoph und Ethnologe, Michelangelo auch Ingenieur und da Vinci auch genialer Erfinder. Doch die Kulturgeschichte zeigt, dass als Konsequenz des aufklärerischen Denkens mit dem Primat der Vernunft der Graben zwischen Wissenschaft und Kunst wieder tiefer wurde. Wenn beide sich seit einiger Zeit erneut deutlich aufeinander zubewegen, Künstler und Wissenschaftler gemeinsame Fragestellungen und Arbeitsweisen entdecken, so wohl auch aus der Erkenntnis, dass die kreativen Prozesse ähnlich sind, auch wenn die Ergebnisse grundverschieden sein können. Die neue Ausgabe von upgrade widmet sich dem Dialog von Kunst und Wissenschaft und legt dabei den Fokus auf einen Ort, der seit vielen Jahren Wissenschaftler und Künstler zur Begegnung einlädt: der Campus Krems. Startschuss dazu erfolgte im Jahr 2000, als die Donau-Universität Krems eine Abteilung für Kulturwissenschaften gründete und zeitgleich die Wiener Künstler Peter Kogler und Marcus Geiger mit ihrer „Installation Stiegenhaus“ einen markanten Akzent im Altbau der Universität setzten.

Foto: Donau-Universität Krems/Reischer

Was hat sich seither im Kontext von „Art and Science“ entwickelt? Viel. Wir zeigen unter anderem, welche Funktion „Kunst im öffentlichen Raum“ hat, werfen einen Blick auf Architektur und Baukultur, setzen uns der Spraykunst von Katharina Grosse aus und erfahren, warum die renommierten Komponisten Ernst Krenek und Friedrich Cerha nicht die einzigen Musiker auf dem Campus sind. Die Donau-Universität Krems ist beim Dialog von Kunst und Wissenschaft nicht nur analytischer Beobachter, sondern an mehreren Schnittstellen Akteurin mit internationaler Strahlkraft. So etwa im Bereich der Bildwissenschaften, der Literatur und Architektur, des Films und der Musik. Ein Entwicklungsweg, der längst nicht abgeschlossen ist. Für das Land Niederösterreich hat der Campus Krems deshalb zentrale Bedeutung und – Zukunftspotenzial. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Besuchen Sie unsere Website! Alle Ausgaben von upgrade gibt es auch im Internet: www.donau-uni.ac.at/ upgrade

Ihr Gerhard Gensch

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Themenschwerpunkt: Kunst und Wissenschaft 20

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Das Wissen der Kunst. Die Kunst des Wissens Künstler beschäftigen sich mit Gentechnik und Finanz­ krise, Neurobiologen schauen Malern und Musikern ins Gehirn. Sie stellen zwei alte Fragen neu: Was ist Erkennt­ nis? Und wie können wir Neues entdecken?

Titelfoto (Ausschnitt): Pauli Bauer

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Das Wahre, Schöne und Lebendige

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Wachgeküsst und wiederbelebt

24 24 Art meets Science

Beim Kunst­Rundgang über den Campus Krems zu bestau­ nen sind Formwunder, Farb­ explosionen und mit das Beste, was Niederösterreich an Kunst im öffentlichen Raum zu bieten hat. Die Wei­ terbildungsuniversität als Vor­ zeige­Campus in Sachen Kultur.

Niederösterreich hat eine lebendige Kulturlandschaft. Landeshauptmann Erwin Pröll, der mit seiner Politik des internationalen Aus­ tauschs viel dazu beigetragen hat, sagt, wie alle Disziplinen davon profitieren können.

Die Donau­Universität Krems ist Impulsgeber und work in progress: optisch eine ge­ lungene Synthese von Alt und Neu, für Studierende die perfekte Umsetzung des Campus­Konzeptes.

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Dialog der Disziplinen Hermann Dikowitsch, Kunst­ und Kulturbeauftragter in Nie­ derösterreich, erklärt, warum das Land gerne in Schönheit und wildes Denken investiert.


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46 Neues aus der Donau-Universität Krems

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Im Hier und Jetzt Die zeitgenössische Künstlerin Katharina Grosse sprengt den Rahmen der Malerei und er­ obert sich den Raum mit der Spritzpistole – etwa im Stiegenhaus der Donau­ Universität Krems.

Bau(un)kulturland Österreich Der Baukulturreport, erstellt vom Department für Bauen und Umwelt, kämpft gegen die unsägliche Verschandelung der Landschaft.

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Meinung Zahlen & Fakten Hörtipps

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Internationale Kooperationen

Unser aller Erbe

Wien ohne Hofburg? Undenkbar. Europa Nostra kämpft für die euro­ päische Baukultur. Was forschen Sie?

Faszination Zelle

Die Zellbiologin Dagmar Schwanzer­ Pfeiffer erforscht künstliche Blut­ gefäße in 3­D­Modellen.

46 Zwei Herzen in einer Brust Alumni-Porträt

Melanie Plank hat im Spannungsfeld Musik und Management ihre beruf­ liche Passion gefunden.

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Editorial Universitätsleben Alumni-Club Termine Kunst & Kultur Vorschau/Impressum Archiv

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Transgene Kunst: Das gr端ne Kaninchen von Eduardo Kac. Eduardo Kac, GFP Bunny, 2000, transgenic artwork. Alba, the fluorescent rabbit. Courtesy blackboxgallery.dk

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Meinung 7

ideen aus dem labor Auf der Suche nach Gedanken, die nie zuvor gedacht wurden, wildern Künstler und Wissenschaftler in fremden Disziplinen. Heraus kommt schon mal ein grünes Kaninchen. Von Stephan Schmidt-Wulffen

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Foto: Eduardo Kac/ blackboxgallery.dk (S. 6), Rita Newman (S. 7)

Stephan SchmidtWulffen Dr. Stephan Schmidt-Wulffen ist seit 2011 Rektor der New Design University (NDU) in St. Pölten. Davor leitete er neun Jahre als Rektor die Akademie der bildenden Künste Wien. Schmidt-Wulffen studierte Sprachwissenschaft, Philosophie und Kommunikationsdesign. Er ist in zahlreichen wissenschaftlichen Beiräten vertreten und Gastprofessor an internationalen Hochschulen.

it ihrem Hunger nach neuen Ideen sitzen die Künstler mittlerweile auch in den Forschungslaboren und produzieren giftgrün leuchtende Kaninchen. Die Wissenschaftler träumen noch immer vom Avantgardisten, der keine Grenzen akzeptiert. Vielleicht hilft der ästhetische Über-Mut angesichts des Innovationsdrucks in den Laboren? Zum Beispiel das grüne Kaninchen, das Eduardo Kac vor einigen Jahren als „Skulptur“ fabrizierte: Die Sozialisation zum Genetiker dauert etwas mehr als ein halbes Jahrzehnt. Diejenige zum Künstler ähnlich lange. Wie sollte ein Künstler, sozusagen nebenbei, diese naturwissenschaftliche Sozialisation nachholen? Wer nach einem gezielten Austausch von Wissenschaft und Kunst sucht, der muss sich an die Philosophie und die Sozialwissenschaften halten. Dass Wittgenstein, Merleau-Ponty oder Lacan die Kunstentwicklung seit den 1960er Jahren maßgeblich beeinflusst haben, ist bekannt. Besonders spannend wird das Verhältnis mit dem Entstehen der Kulturwissenschaften. Der eine oder andere Forscher der Birmingham School wechselte direkt an Kunstuniversitäten, unterrichtete am Whitney Study Program in New York oder im kalifornischen Cal Arts. Tatsächlich ähneln sich die Ziele der Kunst und der Kulturwissenschaften. Während die einen dem großen theoretischen Überbau abschworen und sich, wie Ethnologen, als teilnehmende Beobachter in soziale Szenen einklinkten, hatten die anderen über Jahrzehnte eine radikale Entmaterialisierung der Kunst be-

trieben, die sie über die „Ideenkunst“ zur Institutionskritik brachte. Hier waren nicht mehr Farben, Steine oder Wörter ihr Material, sondern soziale Rollen, die man exemplarisch einnehmen musste, um die Gesellschaft in einem partizipatorischen Verfahren zu verändern. Während sich diese Künstler Formen der qualitativen Sozialforschung, der partizipatorischen Meinungsbildung, der vernetzten Kommunikation angeeignet haben, bedienen sich die Kulturwissenschaftler mehr und mehr visueller und assoziativer Methoden aus dem Repertoire postkonzeptueller Kunst. Auch wenn die öffentliche Diskussion um „künstlerische Forschung“ zu erlahmen beginnt: Sie lässt doch eine brisante Grenze von Kunst und Wissenschaft zutage treten. Viele befürchten, hier werde die freie Kunst den Rationalitätszwängen einer Wissenschaft unterworfen, die nur noch neoliberalen Wirtschaftszielen dient. Aber eigentlich funktionieren die Selbsterhaltungsreflexe der Künstler und Künstlerinnen noch ganz gut. Als „künstlerische Forschung“ bildet sich eine Form von Wissensproduktion heraus, die in bildhaften Narrativen, mit Assoziation und Ähnlichkeit arbeitet – eine Erkenntnisform, die der Netzwerk-Kultur angemessen ist und die wissenschaftliches Denken ergänzen kann. Der Dialog von Wissenschaft und Kunst wird hier produktiv und markiert wohl die Entwicklung hin zu dem, was Andreas Reckwitz in seinem jüngsten Buch den „ästhetischen Kapitalismus“ nannte.

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www.ndu.ac.at

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Formen der Forschung 9

„Tomographien“ nennt der Musiker und Zeichner Renald Deppe diese Arbeiten, die eine faszinierende Verbindung von Klang und Zeichen darstellen. Deppe hat die in der Neurologie verbreiteten Bildgebungsverfahren adaptiert. Tomografische Methoden können eine einzelne Schicht aufnehmen oder größere Volumina, die eine Serie paralleler Schnittbilder ergeben. Links: Bildpartitur (Tomokalligraphie) aus dem Zyklus „moments musicaux“

Das Wissen der Kunst. Die Kunst des Wissens Künstler beschäftigen sich mit Gentechnik und Finanzkrise, Neurobiologen schauen Malern und Musikern ins Gehirn. Sie stellen zwei alte Fragen neu: Was ist Erkenntnis? Und wie können wir Neues entdecken? Von Angelika Ohland

Foto: Renald Deppe

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enn man ein Erdbeben verstehen möchte, kann man ganz unterschiedliche Dinge tun. Man kann die seismischen Wellen messen und aufzeichnen. Oder die Masseverschiebungen analysieren, die unterirdischen Hohlräume ausmessen, alle Forschungsergebnisse systematisch ordnen und diese mit anderen, auch historischen Forschungen vergleichen. Man kann eine Theorie des Erdbebens entwickeln, diese verifizieren und mit ihrer Hilfe versuchen, Vorhersagen zu treffen. Florian Dombois geht einen anderen Weg. Der deutsche Künstler macht Erdbeben hörbar. Normalerweise wird die Bewegung des Bodens mit einem Seismometer aufgezeichnet und dann in Form eines Seismogramms visualisiert. Weil Dombois aber glaubt, dass wir mit dem Ohr ein Beben auf andere und damit neue Weise erfassen können, ist er der seismografischen Kurve mit einer Lautsprechermembran gefolgt, hat die

Töne beschleunigt und komprimiert. So hat Dombois die Bewegungen des Bodens in Klänge verwandelt und damit gleichzeitig die Bedingungen der Untersuchung selbst verändert. Dombois vergleicht die Töne eines Bebens mit einem Konzert: Die Erdbebenherde wären die Instrumente, das Gestein der Umgebung bildete den Resonanzkörper, geologische Schichtung und Verwerfung bestimmten die Akustik. Die tektonische Spannung erzeugt einen musikalischen Ausdruck, und die Stärke des Bebens sorgt für die Dynamik des Stücks. Um ein Erdbeben zu verstehen, macht Dombois sich und andere zu Konzertbesuchern. Je nachdem ob die Platten sich an den Rändern bewegen, gegeneinanderstoßen oder aneinander vorbeigleiten, hört man harte Klänge oder eher eine Art Plopp. Fragt sich nur, wozu es gut sein soll, das Konzert des Erdbeben-Orchesters. Eine Antwort wäre: Mithilfe der Töne kann man zwischen den einzelnen Zonen eines Bebens

Florian Dombois Prof. Dr. Florian Dombois ist Bildender Künstler und leitet an der Kunsthochschule Zürich den Forschungsschwerpunkt Transdisziplinarität. An der Hochschule der Künste Bern gründete er 2003 das „Institut Y“. 2010 erhielt Dombois den Deutschen Klangkunstpreis.

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unterscheiden. Und vielleicht, ganz vielleicht kann das Gehör irgendwann als weiteres Messinstrument dienen, um Vorhersagen zu treffen. Eine andere Antwort wäre: Mithilfe der Töne können wir ein Erdbeben anders erleben. Wir erfassen das Naturereignis intuitiv, körperlich. Unsere Vorstellung eines Bebens wird eine andere. Wir würden andere Aspekte wahrnehmen und unsere Perspektive verändern. Was weiß ich? Was weißt du? Es geht also um die Frage, wie wir Erkenntnisse gewinnen können und ob wir hier unsere Möglichkeiten ausschöpfen. Dass wir staunen, wenn ein Künstler mit künstlerischen Mitteln ein Erdbeben verstehen will, zeigt, wie weit Wissenschaft und Kunst letztlich noch in ihren Parallelwelten bleiben. Dabei waren die beiden Sphären nicht immer so strikt getrennt – man denke nur an die wissenschaftlichen Studien eines da Vinci. Nach einer Zeit der Entfremdung erleben wir seit einigen Jahren erneut eine Annäherung: Künstler bearbeiten naturwissenschaftliche Themen und Neurowissenschaftler schauen Malern und Musikern ins Gehirn. Andere Wissenschaftler untersuchen die Formen und Bedingungen künstlerischer Arbeit, um die Kreativität besser zu verstehen – und möglicherweise durch diese Er-

Auf den Punkt gebracht

• Künstler werfen Fragen auf, schulden aber keine Antworten. Doch auch Wissenschaftler berühren zunehmend Fragen, die sie nicht beantworten können.

• Damit Künstler und

Wissenschaftler einander in ihrer Forschung besser ergänzen, wird in Asien bereits gezielt in ihre Zusammenarbeit investiert.

• Damit das Wissen der Künste in einen Dialog mit der Wissenschaft treten kann, müssen Bilder, Romane, Kompositionen selbst wissenschaftlich erforscht werden.

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kenntnisse die eigene Kreativität zu steigern. Wissenschaftler visualisieren ihre Arbeiten digital und werden dabei zwar keine Künstler, reflektieren aber ihre Ergebnisse unter ästhetischen Kriterien – manche Ausgaben von „Nature“ oder „Science“ sehen inzwischen wie ein Kunstkatalog aus. Was passiert im Gehirn, wenn wir Kunst betrachten? Und was wissen die Bilder?, fragt der in Wien geborene amerikanische Neurobiologe und Nobelpreisträger Eric Kandel in seinem neuen Buch „Das Zeitalter der Erkenntnis“. Am Beispiel der Wiener Moderne spürt er dem Irrationalen nach und beschreibt, wie Kunst und Wissenschaft damals in einen aufregenden Dialog traten – und ihr Wissen radikal vernetzten. „In Asien wird gezielt in die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Wissenschaftlern investiert. Diese ist in Japan und Korea bereits üblich. Denn den Naturwissenschaftlern dort ist klar geworden, dass die Künstler gut Distanz einnehmen und neue Ideen generieren“, hat der Bildwissenschaftler Oliver Grau beobachtet. „Die Kunst hat sich der Wissenschaft wie einem Bergführer anvertraut, sie wagt sich hier in Regionen vor, in denen sie ganz offenbar unkundig ist“, schreibt der Berliner Künstler Via Lewandowsky. Und Eugen Blume, Kurator am Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin, stellt fest: „Künstler können Fragen aufwerfen, schulden uns aber keine Antworten. Aber auch die Wissenschaftler berühren zunehmend Fragen, die die Naturwissenschaft nicht beantworten kann.“ Wie aber generieren Künstler ihr Wissen? Welche Methoden wenden sie an, welche Experimente führen sie durch, wie archivieren, deuten und vermitteln sie das, was sie herausfinden?

„Künste formulieren keine Hypothese und verifizieren nicht. Planlos sind sie deshalb aber nicht. Der naturwissenschaftliche anspruch auf Eindeutigkeit ist herrlich übermütig. Wo bleibt der rest?“ Florian Dombois

Wie Künstler die Wissenschaft sehen Die Kunsthistorikerin Susanne Witzgall, die an der Münchner Akademie der Bildenden Künste das „cx centrum für interdisziplinäre studien“ leitet, glaubt, dass das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft seit den 1990er Jahren „eine qualitativ neue Ausrichtung“ erreicht. Die Kunst lehnt sich auf gegen die Übermacht der Wissenschaft, akzeptiert die „konventionelle Hierarchie des Wissens“ nicht mehr und hinterfragt ihren Objektivitäts- und Wahrheitsanspruch

Bildpartitur (Tomokalligraphie) aus dem Zyklus „moments musicaux“


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Foto: Renald Deppe


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zeigt, „dass selbst die Erkenntnisse der Naturwissenschaften von historischen, sozialen, ökonomischen, diskursiven und politischen Faktoren bestimmt und damit bis zu einem gewissen Grad kulturell produziert sind“. Künstler würden das operativ geschlossene Funktionssystem Wissenschaft mit seinen rigiden Methoden, Bewegungseinschränkungen und Blickschranken bloßlegen. Sie zeigen Untersuchungsgegenstände nicht als passive Objekte, sondern auch als Akteure. Laut Witzgall fordern Künstler einen „Perspektivwechsel, der uns daran erinnert, dass wir die Natur nicht als lebloses Material behandeln dürfen“.

„Künstler fordern einen Perspektivwechsel, der uns daran erinnert, dass wir die natur nicht als lebloses material behandeln dürfen.“ Susanne Witzgall

Was die medienkunst leistet Wie Künstler wissenschaftliche Fragen aufwerfen, hat der in Chicago lebende Eduardo Kac vorgeführt: Durch genetische Bearbeitung schuf er ein Kaninchen, das grün leuchtet. „Transgene Kunst“ nennt er diese Art der Arbeit, mit der er die Genforschung hinterfragen will. Ein anderes Beispiel ist Ken Goldberg, der sich mit Telerobotik beschäftigt. Sein „Robot in the Garden“ lässt sich von Internetnutzern bei der Gartenarbeit fernsteuern – eine der ersten Arbeiten, welche den Betrachter über das Internet selbst handeln, ihn gleichzeitig aber im Ungewissen lässt, was real und was virtuell ist. Früh haben Künstler die neuen Medien erforscht und ausprobiert. Die daraus entstandene Medienkunst scheint besonders geeignet, die wachsende Komplexität und Vernetzung unserer Welt einzufangen. „Medienkunst thematisiert auch Prozesse der Globalisierung“, führt der Bildwissenschaftler Oliver Grau aus. „Bereits in den 1990er Jahren visualisierte die Künstlergruppe Asymptote Prozesse der New Yorker Börse. Komplexe Finanzprodukte standen an der Schwelle zur Verbildlichung – doch vielleicht lag Übersichtlichkeit, die Giftpapiere auch für Laien erkennbar gemacht hätte, nicht im Interesse der Banker. Sie lehnten jedenfalls eine Weiterentwicklung ab.“ Oliver Grau, der seit 2005 an der DonauUniversität Krems den ersten Lehrstuhl für Bildwissenschaften im deutschen Sprachraum innehat, gehört zu den weltweit führenden Experten für Medienkunst. Wie ein Seismograf habe die Medienkunst Themen wie Internet und Virtualität, künstliche Intel-

susannE Witzgall Dr. Susanne Witzgall leitet an der Akademie der Bildenden Künste München das „cx centrum für interdisziplinäre studien“. Davor lehrte sie am Lehrstuhl für Kunstgeschichte und kuratierte Ausstellungen für verschiedene Museen. Sie forscht u.a. zu Kunst als Forschung und Wissensproduktion.

Fotos: privat (S. 12), Donau-Universität Krems (S. 13)

massiv. Künstler widmen sich dem konkreten Laboralltag, den Experimentalsystemen, den Wissenschafts-Akteuren und dem, was Hans-Jörg Rheinberger, der am MaxPlanck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin forscht, als „epistemische Dinge“ bezeichnet. So nennt Rheinberger jene Dinge, denen die „Anstrengung des Wissens“ gilt, womit nicht nur Objekte, sondern auch Strukturen und Reaktionen gemeint sind. Susanne Witzgall hat den Begriff „Wissenschaft in der Vitrine“ geprägt: Damit meint sie Kunstwerke wie Mark Dions „Biologische Forschungsstation“ – ein Lastkahn mit gewässerökologischem Labor und einer naturkundlichen Sammlung, welchen er in Zusammenarbeit mit der Galerie für Landschaftskunst auf der Hamburger Alster realisierte; oder Damien Hirsts Arbeit „Der Sammler“, welche einen sich über ein Mikroskop beugenden Wissenschaftler in einem gläsernen Kubus zeigt. Für Witzgall zwei wichtige Beispiele, wie Künstler sich am System Wissenschaft abarbeiten. Dieses scheint ihnen ein fremder kultureller Bereich zu sein, „mit einer eigenen, für den Laien teilweise unverständlichen Sprache und Darstellungsform, mit strengen Handlungsabläufen, hochkultivierten Methoden und obskuren Wirkungsstätten“, so Witzgall. „Dabei machen sich viele Künstler daran, den Inhalt der Vitrine genau zu sezieren – allerdings weniger mit dem Skalpell des Anatomen, sondern mit dem Stift des Ethnografen.“ Der Künstler als „ethnografisch geschulter Wissenschaftsforscher“ also. Andere Künstler wiederum stellen die „Verlässlichkeit unserer Widerspiegelung der Wirklichkeit“ infrage und thematisieren die „Unbeständigkeit wissenschaftlicher Erklärungsmodelle“. Wie Conrad Shawcross in seiner kinetischen Plastik „Light Perpetual“, die sich auf die Stringtheorie bezieht. Sie besteht „aus einer kruden Holzkonstruktion mit Lichtkegel, der – auf seine Umlaufbahn katapultiert – eine zitternde, auf- und abschwingende Lichtspur hinterlässt“, beschreibt Witzgall. Für Witzgall ermöglichen die Künstler mit ihren Vitrinen „einen ungehinderten Blick auf die wissenschaftliche Praxis und die Konstruktion wissenschaftlichen Wissens“. Wissenschaftsforscher wie Bruno Latour und Donna Haraway hätten zudem ge-


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„Wenn wir jetzt nichts tun, verlieren wir die gesamte elektronische Kunst und Kultur der gegenwart – eine tabula rasa, die mit den bilderstürmen und Kriegsverlusten der geschichte vergleichbar ist.“ Oliver Grau

olivEr grau Univ.-Prof. Dr. habil. Oliver Grau hat an der Donau-Uni Krems den Lehrstuhl für Bildwissenschaften inne. Er baut die Datenbank für Digitale Kunst auf und erschließt die Graphische Sammlung Göttweig digital. Sein Buch „Virtual Art“ ist die meistzitierte kunsthistorische Monografie der vergangenen 10 Jahre.

ligenz oder die von den Neurowissenschaften neu aufgeworfene Frage nach der Freiheit des Willens erfasst und bearbeitet. Es kam sogar schon vor, dass sie bei technischen Neuerungen den Wissenschaftlern voraus war. „Eine interaktive Landkarte, auf der sich per Touchscreen navigieren lässt – das klingt wie Google Street View, ist aber ein in den 1970er Jahren entstandenes Medienkunstwerk“, berichtet Grau. Der Bildwissenschaftler betont, dass die Medienkunst nicht nur in Dialog mit den Wissenschaften treten, sondern selber wissenschaftlich erschlossen werden muss. „Die Kunst- und Bildwissenschaft kann durch tiefenscharfe Bildanalysen und ihre Methoden des Vergleichs unsere politisch-ästhetische Analyse der Gegenwart stärken. Auf diese Weise lässt sich auch die Entstehung neuer Medien erhellen, deren erste Verdichtung häufig in Kunstwerken stattfindet“, sagt Grau. Vieles beginne daher, wie in einigen naturwissenschaftlichen Disziplinen, mit Reihungen und Vergleich. Bildwissenschaft zu betreiben, setze die Möglichkeit voraus, bildliche Entwicklungen über längere Zeiträume zu studieren, erfordere neben der Objektdefinition, der Beschreibung, deshalb die Nutzung großer Bildarchive. Daher ist es für Grau unabdingbar, dass die Medienkunst dokumentiert und für spätere Generationen erhalten wird. „Wenn wir jetzt nichts tun, verlieren wir die gesamte elektronische Kunst und Kultur der Gegenwart – eine Tabula rasa, die mit den Bilderstürmen und Kriegsverlusten der Geschichte vergleichbar ist.“ Voraussetzung für den Erhalt ist die bessere Integration der Medienkunst in unsere Kunstsysteme. Einen Beitrag hierfür wird ein soeben durch Grau an die DonauUniversität Krems eingeworbenes großes FWF-Projekt leisten, das über drei Jahre ein wissenschaftliches Online-Arbeitsinstrument entwickelt, um die prekäre Lage der Medienkunstforschung zu verbessern. „Systematisch werden nunmehr künstlerische Erfindungen wie neue Interfaces, Displays, Hard- und Softwareentwicklungen im Vergleich dokumentiert, sodass ein Pool der Innovation entsteht, der nicht zuletzt das Verständnis der aktuellen Bildrevolution fördert“, betont Grau. Künstler stellen schon durch ihre Heran-

gehensweise die Dominanz der wissenschaftlichen Generierung von Wissen infrage. „Künstlerisches Wissen ist nicht unbedingt ein feststehendes, vollkommen zu versprachlichendes Wissen, sondern kann auch ein körperliches oder implizites Wissen sein oder ein Wissen, das sich in einem ständigen Prozess der Produktion und Dekonstruktion befindet“, sagt Susanne Witzgall. „Erkenntnis heißt, dass wir einen Gegenstand oder ein Phänomen nicht nur wahrnehmen, sondern einige seiner Wesensmerkmale, Verhaltensmuster oder sein Verhältnis zu uns erfasst haben.“ Diese Erkenntnis kann nicht nur diskursiv und intersubjektiv sein, sondern sehr individuell und intuitiv. „Trotzdem bleibt es eine Form der Erkenntnis, die keineswegs geringer einzuschätzen ist“, versichert Witzgall. Was unser Körper weiß Wie aber soll man die Erkenntnisse aus Subjektivität und Intuition bewerten und was haben sie mit der Wissenschaft zu tun? Die Physikerin und Performancekünstlerin Lydia Schulze-Heuling beschäftigt sich intensiv mit dem Wissen des Körpers. „In der Forschung wird der Körper auf seine materielle Funktionalität reduziert. Erschlossen wird er entweder als Untersuchungsobjekt oder aber als stützende und versorgende Prothese des Kopfes als Ort von Denken und Wissen“, schreibt Schulze-Heuling. Eine Naturwissenschaft, die glaubt, unparteiisch und selbstlos zu sein, schließt „das innere Empfinden durch den Körper als Leib des Forschenden“ vom Forschungsprozess aus – ein großer Fehler, glaubt die Physikerin, weil eine so verstandene Wissenschaft eine wichtige Erkenntnismöglichkeit nicht ergreift. Schulze-Heulig erklärt das in einem Aufsatz so: „Physiker als Naturwissenschaftler stehen der Natur gegenüber. Wird aber der eigene Leib, den ich als zentrale Schnittstelle verstehe, zum Untersuchungsgegenstand, besteht die Möglichkeit, in einen Dialog mit der Natur zu treten, die sich unmittelbar im Sich-selbst-Spüren aufdrängt, anstatt ihr inquisitorisch gegenüberzustehen.“ Der Mensch forscht dann nicht nur über die Natur, sondern „im Kontakt mit der Natur“. Wir würden anders schauen und andere Fragen stellen, eine andere Kultur des Forschens würde entstehen.

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Bildpartitur (Tomokalligraphie) aus dem Zyklus „moments musicaux“

Man könnte den Gedanken aber auch noch weiter drehen und fragen, ob Kunst eigentlich auch Forschung sei. Und wenn ja, was diese Forschung auszeichne. Mit dieser Frage hat sich keiner so ausführlich befasst wie Florian Dombois, der Mann, der aus Erdbeben Konzerte macht. „Ich bin ein zutiefst Fragender“, sagt der Künstler Dombois über sich selbst. Um seine Fragen zu bearbeiten, hat er vor vielen Jahren Geophysik und Philosophie studiert und über Erdbeben promoviert. Und ausgerechnet diese wissenschaftliche Arbeit hat ihn schließlich zurück zur Kunst geführt. Florian Dombois hat in dieser Zeit sein Konzept einer Kunst als Forschung entwickelt – und sich davon verabschiedet, Wis-

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senschaft und Forschung gleichzusetzen. An der Kunsthochschule Bern gründete er daraufhin das transdisziplinäre Institut Y. Inzwischen leitet er den Schwerpunkt Transdisziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste. Wie die Kunst forscht Dombois beschäftigt sich mit Modellen, Landformen, Labilitäten, wissenschaftlichen und technischen Fiktionen. Als Klangkünstler schlägt er Kunstobjekte mit einem Hammer an, um sie akustisch zu vermessen. Er verwandelt Hirnströme in Klänge und zu „Denkgeräuschen“ und zwingt uns so immer wieder, das scheinbar Bekannte neu zu denken. In unserem Gespräch zeigt er auf

Der Klarinettist, Saxofonist, Komponist und Zeichner Renald Deppe wurde mit seinem Ensemble „Capella con Durezza“ bekannt. Als Komponist hat er sich u.a. mit grafischen Notationen und Klang-Grafien beschäftigt. Deppe war Artist in Residenz beim Wiener „festival 21“ und bei „musik Aktuell – neue Musik in NÖ“. 2006 erhielt er den Großen Preis für Musik der Stadt Wien. Seine hier gezeigten „Tomographien“ wurden im Frühjahr 2012 an der Donau-Universität Krems von Campus Cultur ausgestellt.

Fotos: Renald Deppe

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den Stuhl, auf dem er gerade sitzt, und sagt: „Wir sitzen hier auf einer sehr großen Lautsprechermembran. Auch dieser Stuhl hier hat einen Klang, man kann ihn durch Sonifikation, eine Art akustischer Fotografie, repräsentieren.“ Welchen Klang hat ein Stuhl? Welche Poesie hat ein Motor? Welches Wissen birgt Malewitschs berühmtes Bild „Das Schwarze Quadrat“? Wie verändert sich der Wissensbegriff, wenn auch die Künste als Forschung gelten? Mit solchen Fragen stellt Dombois hartnäckig das Monopol der Wissenschaft als Produzent von Wissen infrage. Für Dombois ist die Physik zwar aufregend geblieben, weil sie ein wesentlicher Teil unserer Realität ist und deren Blueprints herausarbeitet. Aber den naturwissenschaftlichen Anspruch auf Eindeutigkeit findet er „herrlich übermütig“. Dombois will wissen: „Wo bleibt der Rest?“ Dieser „Rest“ muss für die Erkenntnisgewinnung interessant sein, ebenso wie für die Frage nach der Welt, in der wir leben wollen, glaubt Dombois: das Vieldeutige, Ambivalente, Erfühlte und Erspürte, das Nichtverbale und Körperliche. Er reibt sich an der „Formvergessenheit“ der Naturwissenschaft, ihrer Fixierung auf die Produktion möglichst vieler „Paper“. „Form geben, heißt verstehen“, glaubt Dombois und zitiert den berühmten Satz des Philosophen Georg Picht: „Kunst ist Erkenntnis durch Darstellung.“ Also müssen wir vielleicht auch Bilder, Kompositionen, Tanz als Forschung denken, die sich dem „von der Wissenschaft nicht adäquat Erfassbaren“ widmen. Kunst kann Forschung sein – muss es aber nicht, sagt Dombois, der die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft keinesfalls einfach einebnen möchte. Wann aber ist Kunst Forschung? 2006 hat Dombois seine Ideen in einem Manifest zusammengefasst: Unter anderem gehöre ein offengelegtes Erkenntnisinteresse dazu, der Austausch mit anderen Forschenden, die Evaluation der Ergebnisse durch Fachleute sowie die Arbeit an eigenen Qualitätskriterien. In seiner zehnten These skizziert Dombois den Vorgang des Forschens so: „Künste formulieren keine Hypothese und verifizieren nicht, geben selten eindeutige Antworten“ – aber sie gehen deshalb nicht planlos vor. Ein Künstler muss ein Forschungspro-

jekt nicht mit einer Frage beginnen, sondern kann das auch mit einer Antwort tun. Dann würde der Forschende das scheinbar gesicherte Themenfeld untersuchen, um „erst zum Abschluss hin die bestmögliche Frage“ zu formulieren. Dombois denkt den Erkenntnisprozess, wie wir ihn kennen, also auch umgekehrt: „Eine Kunst als Forschung spielt der Wissenschaft ihre Antworten als Fragen zurück.“

Literatur und Links Eric Kandel: Das Zeitalter der Erkenntnis. Die Erforschung des Unbewussten in Kunst, Geist und Gehirn von der Wiener Moderne bis heute. Siedler Verlag, München 2012 Paul Feyerabend: Wissenschaft als Kunst. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 1984 Lydia Schulze-Heuling: Mit Kopf und Körper. Zu einer möglichen Leiblichkeit in der klassischen Mechanik. In: Martin Tröndle, Julia Warmers (Hg.): Kunstforschung als ästhetische Wissenschaft. Transcript, Bielefeld 2011 Elke Bippus (Hg.): Kunst des Forschens. Praxis eines ästhetischen Denkens. Diaphanes Verlag, Zürich 2009 Susanne Witzgall u.a. (Hg.): Say, it isn´t so. Naturwissenschaften im Visier der Kunst. Kehrer Verlag, Heidelberg 2008 Susanne Witzgall: Kunst nach der Wissenschaft. Zeitgenössische Kunst im Diskurs mit den Naturwissenschaften. Verlag für moderne Kunst, Wien 2004

neuerscheinung

oliver grau (Hg.): imagery in the 21st Century. the mit-Press, Cambridge 2011 Die Autoren und Autorinnen analysieren Auswirkungen der Bildrevolution in Kunst, Naturund Geisteswissenschaften. Für sie stehen Schlagworte wie Virtueller Raum, Web 2.0, Games, 3-D, Wissenschaftsbilder, Visualisierung, Machinima, Bio-Art, Facebook, Collaborative Video, Cute Media, neue Arbeits- und Analyseinstrumente. Mit Beiträgen u.a. von Olaf Breidbach, Adrian David Cheok, Wendy Chun, Sean Cubitt, James Elkins, Oliver Grau, Eduardo Kac, Martin Kemp, Harald Kraemer, Lev Manovich, Christa Sommerer, David & Dolores Steinman, Martin Warnke und Peter Weibel.

Oliver Grau: Virtual Art. From Illusion to Immersion. MIT Press, Cambridge, USA 2003 www.virtualart.at www.gssg.at Kunsthalle Bern (Hg.): Florian Dombois: What are the Places of Danger. Works 1999 –2009. Argobooks, Berlin 2010 Florian Dombois u.a. (Hg.): genau – leicht – konsequent. Schwabe Verlag, Basel 2009 Florian Dombois: Kunst als Forschung. Ein Versuch sich selbst eine Anleitung zu schreiben. In: Hochschule der Künste Bern: HKB|HEAB, Bern 2006 Florian Dombois: Kunst als Forschung | Bayern 2 | Radio | BR.de Gegenworte | Hefte für den Disput über Wissen

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Das Wahre, Schöne und Lebendige Niederösterreich zählt als renommierter Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort und profitiert von seiner lebendigen Kulturlandschaft. Landeshauptmann Erwin Pröll, der mit seiner Politik des internationalen Austauschs viel dazu beigetragen hat, wünscht sich ein ebenso produktives Miteinander zwischen den Bereichen Kunst und Wissenschaft. Von Gerhard Gensch

upgrade: Herr Landeshauptmann, für das Land Niederösterreich haben Wissenschaft und Forschung eine herausragende Bedeutung. Das haben Sie zuletzt auch bei der Wissenschaftsgala im Oktober in Grafenegg verdeutlicht. Was kann die Wissenschaft von der Kunst lernen? Erwin Pröll: Eine gängige Ansicht ist, dass es in der Wissenschaft um die Wahrheit geht und in der Kunst um die Schönheit. Beide zielen jedoch auf Erkenntnisse ab und ich würde somit sagen, dass beide Disziplinen, so verschieden sie auch sein mögen, voneinander lernen können und sollen. Im Kunstbereich sehe ich seit geraumer Zeit ein großes Interesse an Wissenschaft und Forschung sowie an der Erarbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen. Für die Wissenschaft wiederum wäre es durchaus ertragreich, sich künstlerischen Zugangsweisen zu öffnen, um eine unvoreingenommene, tief gehende Sicht der Welt zu erlangen. Ich denke hier speziell an die Darstellung von Forschungsergebnissen. Eine künstlerische Interpretation für die Vermittlung von Forschung in den naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen kann hier noch konsequenter umgesetzt werden.

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ErWin PröLL Dr. Erwin Pröll (ÖVP) ist seit 1992 Landeshauptmann von Niederösterreich. Unter Prölls Führung entwickelte sich Niederösterreich zu einem vielfältigen, modernen und wirtschaftlich starken Kultur- und Tourismusland. Gleichzeitig baute Pröll auch den Wissenschaftsstandort Niederösterreich kontinuierlich aus. 2007 erhielt er von der Europäischen Kommission den Preis für die innovativste Region Europas.

upgrade: Sie haben immer wieder die Bedeutung der Regionen unterstrichen: Das Europa der Zukunft wird ein Europa der Regionen sein. Welchen Beitrag kann Niederösterreich hier im Kontext von Kunst und Wissenschaft leisten? Pröll: Regionen haben in Europa eine besondere Bedeutung. Niederösterreich hat von der europäischen Perspektive profitiert: Seit 1995 haben sich die Exporte des Landes verdreifacht, die Wirtschaftsleistung ist um 67 Prozent und die Anzahl der Betriebsgründungen ist um 75 Prozent gestiegen. Wir bilden in Niederösterreich die Nahtstelle zwischen altem und neuem Europa und haben die Aufgabe, einen Beitrag zu leisten, damit diese rasch zusammenwächst. Speziell in Kunst und Wissenschaft lässt sich diese Absicht stark forcieren, da wir hier auf internationale Zusammenarbeit setzen und auch mit unseren Nachbarländern einen ständigen Dialog und Austausch führen. Dies hat sich auch bei der 22. Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Donauländer in St. Pölten gezeigt. Mit der Donauraumstrategie haben wir beste Rahmenbedingungen geschaffen, um bei einer praktischen Umsetzung gemeinsam Brücken in Europa aufzubauen.


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Fotos: Land Niederösterreich

Mein Wunsch ist es, dass in Zukunft im ganzen Land verstärkt gemeinsam gearbeitet wird und der Dialog zwischen Künstlern und Wissenschaftern stärker forciert wird.

upgrade: Stimmt mein Eindruck, dass der Dialog zwischen Künstlern und Wissenschaftern erst am Anfang steht, auch in Niederösterreich? Was entspräche Ihrer Vorstellung von einem produktiven Miteinander von Kunst und Wissenschaft und was kann die Politik dazu beitragen? Pröll: In den vergangenen Jahren wurde dieser Dialog wieder intensiver geführt. Die Politik kann und muss bestmögliche Rahmenbedingungen dafür schaffen. In Klosterneuburg existiert ein vielversprechendes Beispiel hierfür: In unmittelbarer Nachbarschaft zum Campus des Institute of Science and Technology Austria befindet sich ein Juwel der österreichischen Kulturlandschaft, das „museum gugging“. Beide Institutionen sind eng verbunden und haben schon Kooperationen an der Grenze „Wissenschaft/ Kunst“ realisiert.

„Kultur fördert Kreativität, ideenreichtum und Fantasie. Das sind starke Triebfedern auf dem Weg in die Zukunft.“

upgrade: Niederösterreich hat im Bereich „Kunst im öffentlichen Raum“ unzweifelhaft eine Vorreiterrolle in Österreich eingenommen. Auch am Campus Krems gibt es eine Reihe von Kunstwerken, die mit Unterstützung des Landes realisiert wurden. Wie eine aktuelle Umfrage gezeigt hat, ist die Zustimmung der Niederösterreicher zur Kulturpolitik des Landes sehr groß, die Mehrheit möchte keine Kürzung der Mittel im Kulturbereich. Ihre Intention, die Kunst zum Menschen zu bringen, ist also erfolgreich. Was erzählen Ihnen die Menschen dazu, wenn Sie im Land unterwegs sind? Pröll: Wir haben erkannt, dass eine lebendige Kulturlandschaft einer der wichtigsten Motivatoren für Fortschritte in Wirtschaft und Tourismus, aber auch für geistige Beweglichkeit und Innovationskraft ist. Pro Jahr kommen rund 1,5 Millionen Besucher nach Niederösterreich. Ein in die Kultur investierter Euro wirkt siebenfach. Was mich als Landeshauptmann jedoch auch sehr mit Freude erfüllt ist, dass in der Bevölkerung unsere Kulturpolitik gutgeheißen wird. Menschen sollen Kultur nicht nur passiv vor Schaukästen, sondern auch aktiv erleben können. In Niederösterreich schaffen wir hierfür das passende Angebot. Wer sich aktiv an Kunst und Kultur beteiligt, unterstützt insbesondere die nicht materiellen Werte. Kultur fördert Kreativität, Ideenreichtum und Fantasie. Das sind starke Triebfedern auf dem Weg in die Zukunft. In Niederösterreich scheinen dies unsere Landsleute erkannt zu haben, denn bei einer Studie über Kultur- und Landesbewusstsein gaben 87 Prozent der Befragten an, dass sie sich in Niederösterreich wohlfühlen. Auch, weil Kultur, Bildung und Wissenschaft einen hohen Beitrag zu dieser Zufriedenheit leisten. Wann immer und wo immer ich in Niederösterreich unterwegs bin, sehe ich, dass eine kraftvolle und dynamische Kulturlandschaft entstanden ist, die von vielen begeistert mitgetragen wird. Das stärkt die Verbindung zum Land und kräftigt den Familiensinn. Das freut mich als Landeshauptmann natürlich ganz besonders.

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18 StatiStiken

Zahlen & Fakten Niederösterreichische Kulturwirtschaft (NÖKU)

Kunst und Kultur in Niederösterreich florieren Zur Niederösterreichischen Kulturwirtschaft GmbH (NÖKU) zählen im Jahr 2011 Veranstaltungsorte (siehe Karte) mit insgesamt etwa 9.600 Sitz- und Stehplätzen, 15.919 m2 Ausstellungsfläche und 664 Beschäftigten. Die vergangene Dekade zeichnet sich durch ein starkes Wachstum aus, auch die Besucherzahlen stiegen: von rund 130.000 im Jahre 2000 auf 1,3 Millionen im Jahr 2011. Gleiches gilt für die Einnahmen: 2011 weist die NÖKU Eigenerlöse im Wert von rund 20,5 Mio. Euro aus, die Subventionen belaufen sich auf 46 Mio. Euro. Im Jahr 2000 betrugen die Eigenerlöse lediglich 2 Mio. Euro bei 7,8 Mio. Subventionen. Die Aufwendungen 2011 verteilten sich auf künstlerische Projekte (28 %), allgemeines und künstlerisches Personal (27 % und 19 %), Infrastruktur (19 %) sowie Werbung und Pressearbeit (7 %). Quelle: Niederösterreichische Kulturwirtschaft GmbH, 2012

Entwicklung der Kulturwirtschaft 2000–2011 in NÖ Anzahl Mitarbeiter 2000 96

Mistelbach 12 13 Krems 1,5 1,5,6,7,11 Schallaburg 9

Anzahl Besucher (Veranstaltungen und Ausstellungen)

Grafenegg 6,7,8 15

St. Pölten 2,3,4 2,3

2011

664

129.493

1.324.183

14

Ausstellungsfläche in m2 8 Wien

Hainburg PetronellCarnuntum 11,12 4,16

9 10

3.569

15.191

10 Baden

Niederösterreich

Erlöse der Kulturbetriebe (NÖKU) Kartenerlöse Subventionen Land Niederösterreich

10

Veranstaltungsorte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Minoritenkirche Krems-Stein Festspielhaus Bühne im Hof Landestheater Niederösterreich Filmgalerie – Kino im Kesselhaus Grafenegg – Reitschule Grafenegg – Wolkenturm Grafenegg – Auditorium Kulturfabrik Hainburg Bühne Baden Archäologischer Park – Amphitheater Petronell Archäologischer Park – Amphitheater Bad DeutschAltenburg

2 3 2

Ausstellungsflächen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

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Geschäftsbesorgung, Auftrittserlöse, Erlöse Bildverleih und Nebengebühren

14

Kunsthalle Krems Klangturm Landesmuseum Archäologisches Museum Carnuntinum Karikaturmuseum Factory Artothek Kunstraum Niederösterreich Schallaburg Kulturfabrik Hainburg – Ausstellungssaal Forum Frohner Museum für Urgeschichte Asparn/Zaya Museumszentrum Mistelbach Museum Gugging Egon Schiele Museum Archäologischer Park Carnuntum

63

6

Vermietung Sponsoring Erlöse Shop und sonst. Nebenleistungen

im Jahr 2011, Angaben in Prozent

Subventionen sonst. (Bund, Gemeinde, sonst.)

Aufwendungen und Kosten Infrastruktur, lfd. betrieblicher Aufwand

künstlerische Projekte 19 28

7

künstlerisches Personal (MusikerInnen, SchauspielerInnen etc.)

19

Werbung und Presse

27

allgemeines Personal im Jahr 2011, Angaben in Prozent


19

Zahlen und Fakten in Kürze

Umfrage

Was verstehen Sie unter Kultur? Diese Frage richtete der Eurobarometer Special 278 im Auftrag der Europäischen Kom-

Besucherzahlen in Österreich Spieljahr 2009/2010 in Mio.

mission an die Menschen der EU-27-Staaten. 39 Prozent verstanden darunter in erster Linie Kunstvorführungen und bildende Künste. Am zweit- und dritthäufigsten nannten die Befragten die Komplexe Brauchtum/Sprachen/Gemeinschaften sowie Literatur/Dichtung/Autoren (jeweils 24 %). In keinem anderen EU-27-Staat wurden Brauchtum/Sprachen/Gemeinschaften so häufig genannt wie in Österreich (48 %). Weiterhin assoziierten die Befragten besonders häufig die Begriffe Museum (28 %), Geschichte (24 %) sowie Werte und Überzeugungen (20 %).

Bundestheater 1,3 (+1,8 %) Wiener Privattheater und Vereinigte Bühnen Wien 1,35 (+28 %) Länderbühnen und Stadttheater 1,13 (-6,0 %) (Vgl. zum Vorjahr)

Quelle: Europäische Kommission, 2007 Kunstvorführungen und bildende Künste

39 %

Schweden (75 %)

Brauchtum/Sprachen/Gemeinschaften

24 %

Österreich (48 %)

Literatur/Dichtung/Schreiben

24 %

Ungarn (43 %)

Familie und Erziehung

20 %

Italien (39 %)

Wissenschaft und Forschung

18 %

Spanien, Italien (35 %)

Lebensstil und Benehmen

18 %

Polen (44 %)

Zivilisation

13 %

Griechenland (38 %)

Geschichte

13 %

Rumänien (25 %)

Museen

11 %

Slowakei, Österreich (26 %)

Freizeit, Sport, Reisen, Spaß

9%

Estland (21 %)

Werte und Glauben (inkl. Religion und Philosophie)

9%

Österreich (20%)

Umfrage in EU-27-Staaten

Baukultur in Österreich Laut Statistik Austria standen 2011 insgesamt 36.743 Immobilien in Österreich unter Denkmalschutz, davon waren etwa zwei Drittel Profan- und ein Drittel Sakralbauten. Die Bundessubventionen für Denkmalpflege betrugen 13,8 Mio. Euro, für die Restaurierung der Fassaden wendete der Denkmalschutz rund 1,4 Mio. Euro auf. Die Liste des UNESCO-Welterbes nennt neun österreichische Stätten, darunter die historischen Zentren von Graz, Salzburg und Wien, Schloss und Park Schönbrunn, die Kulturlandschaften Wachau und Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut sowie die prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen. Quelle: Statistik Austria / UNESCO, 2012

UNESCO-Welterbestätten in Österreich

6

Linz

Wien

2,7

Salzburg

Wien Vorarlberg

9

1

Burgenland Kärnten 5

8

4 3

Innsbruck

7

4

Graz

5

9

Tirol

13

Österreich gesamt 36.743

13

Steiermark

6

Salzburg

28

Niederösterreich

15

Oberösterreich im Jahr 2011, Angaben in Prozent

Bundesmuseen Landesmuseen (Vgl. zum Vorjahr)

4,22 (+9,1 %) 2,05 (-8,3 %)

Festspiele und Festivals in Österreich, 2011 Besucher 1,6 Mio. (-8,3 %) Vorstellungen 2.570 (Vgl. zum Vorjahr)

Kulturarbeiter in Prozent aller Beschäftigten, 2009

Denkmalschutz und UNESCO-Welterbe

Objekte unter Denkmalschutz nach Bundesländern

Besucher österreichischer Museen 2010 in Mio.

Historisches Zentrum der Stadt Salzburg Schloss und Park von Schönbrunn Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut Semmeringbahn Stadt Graz – historisches Zentrum und Schloss Eggenberg 6 Kulturlandschaft Wachau 7 Historisches Zentrum von Wien 8 Kulturlandschaft Ferto”/Neusiedler See 9 Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen 1 2 3 4 5

island norwegen Deutschland eU-27 Österreich türkei

3,2 2,6 2,2 1,7 1,6 0,4

Ausgaben für Kultur pro Haushalt, 2005 irland norwegen Österreich eU-27 türkei

€ 1.690 € 1.619 € 1.415 € 888 € 180

EU-27: Kinobesuche pro Jahr und Einwohner, 2007 island irland Österreich eU-27 Rumänien

5,2 4,0 2,2 2,0 0,2

Kunsthandel in Österreich, 2011 Wert der einfuhren Wert der ausfuhren

€ 119 Mio. € 150 Mio.

Quellen: Statistik Austria, MEDIA Salles, Eurostat

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Wachgeküsst und wiederbelebt Die Donau-Universität Krems ist Impulsgeber für die Stadt und work in progress: architektonisch eine Synthese von Alt und Neu mit künstlerischen Interventionen, für Studierende die perfekte Umsetzung des Campus-Konzepts. Ein Architekturspaziergang über den Campus Krems. Von Andrea Nussbaum

Diese transparente Architektur schuf Dietmar Feichtinger für die Donau-Universität Krems. Die Glasfassaden verändern ihre Erscheinung mit dem Sonnenstand. Rechts: die alte Kremser Tabakfabrik von Manfred Wehdorn.

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A

ls die Kremser Tabakfabrik Anfang der 1990er Jahre endgültig ihre Tore schloss, bedeutete dies zwar die Einstellung der Produktion, ein jahrzehntelanger Leerstand blieb dem Industriedenkmal allerdings erspart. Eine intelligente Nachnutzung war schnell gefunden, und noch dazu eine, von der die Stadt profitierte, so wie einst von der Eröffnung der österreichischen Tabakwerke als Arbeitgeber für bis zu 800 Arbeiter und Arbeiterinnen in guten Jahren. Die Nähe zu

Wien und die neue Bahnstrecke machten Krems ab 1852 zum geeigneten Produktionsstandort. Trotz schwieriger Wirtschaftslage wurde 1918 ein Neubau zur Herstellung der bekannten Virginier-Zigarre beschlossen. Die Pläne dazu stammten von Paul Hoppe, der aus einer bekannten Architektenfamilie stammte und an der Wiener Technischen Hochschule lehrte. Nördlich, Richtung Weinberge, entstand bis 1922 ein neuer, imposanter Stahlbeton-Skelettbau mit neobarocken Gestaltungselementen, die das


Architektur 21

Ensemble allerdings älter erscheinen lassen, als es tatsächlich ist. Ein lang gestreckter Haupttrakt mit Mittelrisalit – einem in der Mitte hervorspringenden Gebäudeteil – wird von zwei Seitenflügeln flankiert, Pavillons und ein Kesselhaus ergänzen den Standort. Das waren ideale Grundbausteine für die spätere Nachnutzung, von der man damals allerdings noch nichts ahnen konnte.

Fotos: Peter Philipp, (S. 20, 21 u.), Dietmar Feichtinger Architectes (S. 21)

Von der Virginier zum Bildungsquartier Der Niedergang der Tabakfabrik kam in den 1980er Jahren, als die Zahl der VirginierZigarren-Raucher abnahm und die Produktion in Krems unrentabel wurde. Was tun mit dem Areal? Die Frage fiel in eine für Niederösterreich spannende Zeit, denn gerade hatte sich das Bundesland von Wien zu emanzipieren begonnen. 1986 entschied eine Volksbefragung: St. Pölten wird neue Landeshauptstadt. Mit deutlichem Vorsprung hatte sich die Stadt an der Traisen vor Krems durchgesetzt. Das wollte man in Krems nicht auf sich sitzen lassen. Während in der neuen Landeshauptstadt eifrig an einem Regierungsviertel, einem Festspielhaus und einem Landesmuseum gebaut wurde, sollte auch Krems aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Da kam das Areal der ehemaligen Tabakfabrik als zukünftiges Bildungsquartier gerade recht. Und so geschah es, dass fast zeitgleich zwei Orte in Niederösterreich ein neues, nachhaltiges Selbstverständnis erfuhren: St. Pölten als politisches Zentrum, Krems als kulturelles. 1995 zog die ein Jahr zuvor gegründete Donau-Universität Krems in den Industriebau ein, der von Manfred Wehdorn nach den Auflagen des Denkmalamtes sanft adaptiert

wurde. Die Tabakfabrik zeige, so erzählt Manfred Wehdorn, „einmal mehr die Bedeutung und vielfältige Anwendbarkeit von Industriebauten“. Der Skelettbau, so der Experte für Revitalisierungen weiter, kam dem Umbau sehr entgegen, ließen sich doch in die sehr klaren Strukturen der Trakte einfach und kostengünstig Institute und Seminare einbauen. Das beweise, dass sich Denkmäler durchwegs auch wirtschaftlich neu nutzen lassen. Noch heute spürt man beim Betreten des Altbaus das Flair der Gründerzeit; die Pastelltöne in der Aula, die blassgrün gestrichenen Türen mit ihren Messingbeschlägen in den Gängen – man fühlt sich in eine andere, frühere Zeit versetzt, bemerkt die neue postindustrielle Nutzung erst auf den zweiten Blick. Die Brunnenskulptur von Günter Wolfsberger, die sich beim Vorbeigehen selbst aktiviert, oder die Mensa im Erdgeschoss sind offenkundige Zeichen der Veränderung. Doch so beeindruckend das Industriedenkmal auch ist, zur zeitgemäßen CampusUni wurde es erst durch die gekonnte architektonische und städtebaulich angedachte Erweiterung von Dietmar Feichtinger.

DiEtmar FEiChtingEr Arch. Dipl.-Ing. Dietmar Feichtinger studierte Architektur an der TU Graz. 1994 gründete er sein eigenes Büro in Paris, 2002 kam ein Büro in Wien hinzu. Bekannt wurde Dietmar Feichtinger durch seine Brückenbauten wie die Dreiländerbrücke in Weil am Rhein oder die Passerelle Valmy in Paris sowie für Schul- und Bildungsbauten.

Eine echte Campus-Uni Das Konzept der Campus-Hochschule vereint per Definition universitäre Funktionen wie Lehre und Forschung mit infrastrukturellen zu einem zusammenhängenden Ensemble mit Grün- und Erholungsflächen. Verbreitet im angelsächsisch-amerikanischen Raum, begann sich die Idee ab den 1970er Jahren auch in Deutschland und in Österreich bei Universitätsneugründungen durchzusetzen. Da das Areal bereits definiert war, bot sich für den Architekten Feichtinger die Gelegenheit, das bauliche Erbe mit einer neuen transparenten Architektur anzureichern: mit Bauten, die Raum für Sichtbezüge und Platz für halböffentliche Flächen lassen. Er entwickelte drei gläserne, kammartig angeordnete Bauteile und koppelte diese durch eine transparente Stahl-Glas-Konstruktion aneinander. Zusätzlich verbinden zwei zarte gläserne Brücken die alte Tabakfabrik mit den Neubauten. Wie ein Kontrapunkt zu diesen licht- und blickdurchlässigen Elementen steht das neue Audimax als Monolith in

Auf den Punkt gebracht

• Das alte Herzstück der

Donau-Universität Krems bildete 1995 die alte Tabakfabrik, die Manfred Wehdorn revitalisierte.

• Dietmar Feichtinger fügte

dem alten Industriebau die kubenartigen neuen Gebäude mit ihren Lamellenspielen hinzu.

• Ein markantes Signet setzten

Peanutz Architekten mit ihrer künstlerischen Intervention „Loops“ am Haupteingang der Universität.

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22 Architektur

das ehemalige Kesselhaus, das Feichtinger als Kinosaal für ein Programmkino adaptierte und mit dem gegenüberliegenden kubischen Baukörper zu einem Zentrum für Film ausbaute. Der hohe Schornstein, obwohl nicht mehr gebraucht, blieb als Erinnerung an die einstige industrielle Nutzung erhalten.

manFrED WEhDorn

aDolF KriSChanitz

Prof. Dr. Manfred Wehdorn studierte Architektur an der TU Wien, wo er seit 1981 Professor ist. Außerdem ist er dort Vorstand des Institutes für Kunstgeschichte und Denkmalpflege. In Wien führt er ein Architekturbüro. Zu seinen Revitalisierungen zählen das Museumsquartier, Gasometer, die Hofburg, Tiergarten oder das Stadtpalais Liechtenstein Wien.

Prof. Adolf Krischanitz studierte Architektur an der TU Wien und ist seit 1979 freischaffender Architekt mit Büros in Wien und Zürich. Seit 1992 ist er Professor für Entwerfen und Stadterneuerung an der Hochschule der Künste Berlin. Adolf Krischanitz realisierte zahlreiche Kultur-, Wohnund Bürobauten in Österreich, der Schweiz und Deutschland.

Literatur und Links

Sichtbeton am westlichen Campus-Rand. Aber auch die Glasfassaden können je nach Sonnenstand ihr Erscheinungsbild ändern, denn vertikale Lamellen regulieren wie ein Vorhang den Lichteinfall. Ganz östlich am Campus liegt die IMC Fachhochschule Krems, die mit der vorgehängten Lamellenfassade dieselben Gestaltungscharakteristika aufweist. In seiner Architektur gehe es ihm, so Dietmar Feichtinger anlässlich einer Ausstellung in Innsbruck, um „klare und einfache Räume mit ablesbaren Strukturen, in denen die Benutzer Bedingungen vorfinden, durch die sie sich bestmöglich entfalten können“. Am Campus Krems hat er dies bewiesen, da es ihm nicht um architektonische Effekte ging, sondern immer um Funktionalität, um die Harmonie des Bestands mit einer zeitgemäßen Baukunst, die sich in ihrer Sachlichkeit zurücknimmt und in ihrer Transparenz nie aufdringlich erscheint. Eine Architektur, die auch Platz lässt für das Vorhandene wie

Georg Riha (Regie): Bau[t]en für die Künste Building[s] for the Arts. Architekturjuwele in Niederösterreich. DVD, Riha Filmproductions GmbH, 2010 Bauten für die Künste. Der Architekturband über NÖ. Springer, Wien, New York, 2009 Orte. Architektur in Niederösterreich 2002–2010. Hg.: ORTE Architekturnetzwerk NÖ. Verlag Springer, Wien, New York, 2011 www.orte-noe.at

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Erinnern im weiteren Sinne ist auch das Thema des Archivs der Zeitgenossen, welches ebenfalls am Campus Krems angesiedelt ist. 2009 von Adolf Krischanitz gestaltet, beherbergt es heute die Vorlässe des Komponisten Friedrich Cerha und des Schriftstellers Peter Turrini, weitere sollen folgen. Das Archiv, so Adolf Krischanitz, „ist die Einlassung von archivischem Material in ein unterirdisches Geviert von Räumen. Jeder dieser Räume ist ein symbolischer Ort und steht für die außerordentliche künstlerische Position einer Person. Überdies beherbergt diese unterirdische Anlage Arbeitsräume mit der Möglichkeit zur Bearbeitung, Weiterführung, Einlagerung und zur Präsentation von Dokumenten als archivische Dispositive.“ Auf der Campus-Oberfläche weist nur die Figur des Gevierts, in Stein in den Rasen eingelassen, darauf hin, was sich darunter sicher unter der Erde befindet. Der Architekt Adolf Krischanitz ist bereits 1995 mit den Um- und Einbauarbeiten in der Kunsthalle Krems seiner Expertise gerecht geworden und hat damit einen wesentlichen Beitrag zum neuen Selbstverständnis geleistet. „Die Kunsthalle ist zu einer festen kulturellen Größe der Stadt Krems geworden“, erklärt er. „Sie positioniert sich zwischen alltagskultureller Gelassenheit und höchstspezifischem Kulturereignis in der Selbstverständlichkeit eines kulturimprägnierten Ortes über die Zeit.“ Eingang mit Schleife Ein markantes Signet setzten auch die Peanutz Architekten mit ihrer 18 Meter hohen Intervention, genannt „Loops“, am neuen Haupteingang zur Donau-Universität Krems. Ausgangspunkt für das Berliner Architektenpaar Wolfgang Grillitsch und Elke KnößGrillitsch war das Motiv der Bänder, die von einer Rolle abgerollt vor dem Eingang zum

Fotos: privat, © Architekt Adolf Krischanitz/Foto: Elfie Semotan (S. 22), Lukas Roth, Donau-Universität Krems/Stöckl, Peanutz Architekten (S. 23)

nur ein steinernes geviert im rasen


23

Stehen kommen. Entlehnt haben sie diese Idee aus den Wegen und Pfaden der nahen Weinberge. „Mit der Schleife wollten wir ein klares Zeichen setzen, dass sich hier der neue Eingang befindet“, erzählt Elke KnößGrillitsch. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich der Zutritt zu den Tabakwerken ursprünglich an der westlichen Ecke, direkt an der Dr.-Karl-Dorrek-Straße befand. Nun wird auch schon von Weitem deutlich, dass hinter der denkmalgeschützten Fassade der einstigen Fabrik neue Nutzer am Werk sind. Krems, die Stadt des Weins, Krems, die Stadt in der Wachau, aber auch Krems, die Stadt im Aufbruch – wie auch der Titel der von der Stadtbaudirektion seit 1993 regelmäßig herausgegebenen Buchreihe lautet: Möglich gemacht hat dies ein intelligentes Nachnutzungskonzept, das eine ganze Region beflügelte. Das Archiv der Zeitgenossen, 2009 von Adolf Krischanitz gestaltet, liegt vollständig unter der Erde (o.). 18 Meter hoch sind die „Loops“, mit welchen die Peanutz Architekten den neuen Haupteingang der Donau-Universität Krems eindrücklich markierten (u. li.).

PEanUtz arChitEKtEn A.A. Dipl. Elke Knöß-Grillitsch studierte Architektur an der Technischen Universität in Darmstadt und an der Architectural Association in London. Sie war Lehrbeauftragte für städtebauliches Entwerfen und wissenschaftliche Mitarbeiterin für Baukonstruktion und Entwerfen (k_studio) an der TU Berlin. Das Büro Peanutz Architekten gründete sie 1997 gemeinsam mit Wolfgang Grillitsch. Prof. Wolfgang Grillitsch studierte Architektur an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Nach seinem Diplom bei Wolf Prix gründete er 1991 gemeinsam mit anderen „The Poor Boys Enterprise“ in Wien. Seit 1995 lebt er in Berlin. Grillitsch ist seit 2007 Professor an der Hochschule für Technik in Stuttgart.

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24 Campus Krems

Campus Krems Übersichtsplan mit Kunstwerken 1 Loops der Peanutz Architekten 2 Lisboa - Kinetischer Brunnen von Günter Wolfsberger 3 Medieninstallation Dara Birnbaum 4 Katharina Grosse, Stiegenhaus Ost 5 Peter Kogler, Marcus Geiger, Stiegenhaus West 6 Mosaik-Teppiche von Iris Andraschek und Hubert Lobnig 7 Medieninstallation Gerda Lampalzer 8 Skulptur Kristallmantel von Tony Cragg 9 Leuchtstoffröhren von Heinz Gappmeyr, Altbau Stiegenhaus

Neubau

Audimax Mensa

5

Bibliothek & EDZ

8 Cafe Virginier

9

6

Kino im Kesselhaus

4

3 2 7 1 Altbau (Haupteingang)

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Art meets Science Der Campus Krems ist in wenigen Jahren zu einem vitalen Treffpunkt für Studierende wie für Kinobesucher und Kunstinteressierte geworden. Denn die Kunst am Campus inspiriert und macht neugierig. Von Cornelia Offergeld

Foto: Pauli Bauer

K

unst im öffentlichen Raum ist eine Disziplin des parallelen Denkens und des verknüpfenden Handelns. Sie findet am Schnittpunkt der Interessenbereiche von Kunst, Gesellschaft und Politik statt. Alle diese Bereiche müssen vom Künstler und der Künstlerin mitgedacht und im Schaffensprozess verknüpft werden. Das sind die Konstanten, die in Betracht zu ziehen sind, will man sich dieser erklärtermaßen interdisziplinären Aufgabe nähern. Was zunächst in der Form von Kunst am Bau als Unterstützung für Kunstschaffende gedacht war, entwickelte

sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg langsam, aber stetig zu einer vollkommen eigenen Gattung. So wird in der Kunst im öffentlichen Raum die Trennung von bildender und angewandter Kunst, die im 20. Jahrhundert vollzogen wurde, wieder aufgehoben. Doch selbst der Begriff „Kunst im öffentlichen Raum“ ist schon längst nicht mehr angemessen. Er ist sogar irreführend, weil er dazu motiviert, den öffentlichen Raum als eine rein physische Konstruktion zu sehen – ein unbeschriebenes Gebiet, in das man eintritt, wenn man sein Eigenheim verlässt.

Das Campusgelände der Donau-Universität Krems ist zu einem öffentlichen Ort geworden, an dem es sich auch gut entspannen lässt.

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26 Campus Krems

Vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Verständnisses von dem, was Öffentlichkeit bedeutet, spricht man heute von „öffentlicher Kunst“ oder von „Kunst im öffentlichen Interesse“ und damit von einer untrennbaren Verschränkung der Kunst mit gesellschaftlichen Belangen. Der öffentliche Raum als physisch erlebbarer Raum ist paradoxerweise eine Sphäre des nur scheinbar offenen Zugangs oder nach Oskar Kluge und Alexander Negt ein Raum „konkurrierender Kommunikationspraxen“. In dieser Hinsicht ist der Campus Krems als ein Ort der „synergetisierenden“ Kommunikationspraxen ein geschützter Raum. Doch kaum ein Ort ist geeigneter, um solche Fragestellungen aufzuwerfen und zu diskutieren. Von den 500 bis heute im öffentlichen Raum von Niederösterreich permanent installierten künstlerischen Arbeiten befinden sich alleine neun auf dem Gelände des Campus Krems. Eine Erfolgsgeschichte In Niederösterreich wurde in den vergangenen 25 Jahren ein Modell für öffentliche Kunst entwickelt, das heute große internationale Beachtung findet. In den 1980er Jah-

Auf den Punkt gebracht

• Mit „öffentlicher Kunst“ soll

deren Verschränkung mit gesellschaftlichen Belangen zum Ausdruck gebracht werden.

• In Niederösterreich entstand, politisch gefördert, in den vergangenen 25 Jahren ein Modell für öffentliche Kunst, das große internationale Beachtung findet.

• Von den 500 bis heute in

Niederösterreich permanent installierten künstlerischen Arbeiten befinden sich neun allein auf dem Gelände des Campus Krems.

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ren begründet, konnte es sich mit der Expertin Katharina Blaas-Pratscher und durch die Einführung eines spezifischen Gesetzes zur Förderung von Kunst und Kultur zu einem der innovativsten Programme in Europa entwickeln. Die bis heute realisierten Arbeiten reichen von autonomen Skulpturen und Installationen, die sich formal und inhaltlich auf einen konkreten Ort beziehen, über die Gestaltung von Plätzen und Mahnmalen bis hin zu partizipatorischen und performativen Interventionen sowie temporären Ausstellungsprojekten. Entwickelt werden die Projekte von Künstlern, Architekten, Grafikern, Wissenschaftlern und Musikern oft in Zusammenarbeit mit Kuratoren. Eine achtköpfige Fachjury, das so genannte Gutachtergremium, ist für die Vergabe zuständig, die durch Wettbewerbe entschieden wird. Auch die Arbeiten für die Donau-Universität Krems wurden von dieser Fachjury bestimmt. Es ist eine feine, qualitätsvolle Auswahl an Kunstwerken von unterschiedlichen Zugängen und Techniken, die jenseits von Dekorationsabsichten die Universität als Ort eines offenen Dialoges kennzeichnet.

„Mit der Idee, Teppiche aus ver­ schiedenen Kulturkreisen zu verwenden, wollten wir die Internationalität der neu geschaffenen Universitäts­ architektur unter­ streichen.“ Iris Andraschek und Hubert Lobnig

„Loops“ als Eingang Den Haupteingang des Universitätsgebäudes markiert „Loops“, ein weithin sichtbares Zeichen der Peanutz Architekten, das man wie ein Tor durchschreitet. An der Innenseite des Betonloops sind zwecks Überwindbarkeit des Niveausprungs im Terrain eine Treppe und eine Rampe eingearbeitet. Die „Bänder“ gehen in eine Aufenthaltszone mit einem Holzsteg und Wasserbecken über. Die ruhige Wasserfläche des Außenraumes hinter uns lassend, treffen wir auf bewegtes Wasser im Eingangsbereich des Altbaus der ehemaligen Tabakfabrik. Hier steht der Brunnen von Günter Wolfsberger, der 1998 auf der Weltausstellung in Lissabon gezeigt wurde. Das Stahlbecken dient als Brunnen und ist gleichzeitig ein interaktives, kinetisches Objekt, das über eine hydro-pneumatische Vorrichtung gesteuert wird. Im Becken schwimmen 13 Kegel aus Nirosta-Stahl, auf denen mit ultramarinblauem Pigment eingefärbte Angelruten befestigt sind. Die Kegel sind mit einer Luftpumpe im Keller verbunden. Über Bewegungsmelder, die wir als Passanten auslösen, werden sie bewegt und das Wasser in Schwingung versetzt.

Life between buildings – „Lebensbaum und Kalaschnikow“ heißen die Teppich-Mosaiken der Künstler Iris Andraschek und Hubert Lobnig (o.). Entspannung nach dem Seminar – auf dem Holzsteg unter den Loops (u.).


Fotos: Donau-Universit채t Krems, Peter Philipp

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28 Campus Krems

Mit seinem Brunnen gibt Günter Wolfsberger gleich in der Eingangshalle einen der Schwerpunkte der Donau-Universität Krems in Bezug auf Kunst vor. Regelmäßig lädt Campus Cultur, das Kunst- und Kulturprogramm der Donau-Universität Krems, eine Künstlerin oder einen Künstler ein, für längere Zeit am Campus Krems zu arbeiten und an einem Dialog zu „Kunst und Wissenschaft“ teilzunehmen. 2005 war es der englische Komponist und Computer-Forscher Michael Casey, der am Goldsmiths College der University of London mit Hilfe der Synthese von Wissenschaft, Computertechnologie und Kunst die Strukturen von Musik erforscht und dabei nach möglichen Formen ihrer Beschreibung sucht. Damit hat er eine Methode entwickelt, Musiksequenzen in Bilder zu übersetzen, um die Unterschiedlichkeit musikalischer Genres – von Popsongs bis klassischer und zeitgenössischer Musik – auch visuell wahrnehmbar zu machen. Land Art „Der Künstler ist ein Spezialist, in einem Bereich, den er selbst definiert“, sagt der Bildhauer Tony Cragg. „Dieser Bereich ist

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eine Mischung aus Objektivität, Irrationalität und Subjektivität.“ Über die Hintertür wieder hinaus, stoßen wir vor der Universitätsbibliothek auf seine Skulptur „Kristallmantel“, die er 1995 für Krems-Stein konzipierte. Ein Kenner sieht sofort, dass hier der große Meister am Werk war. Cragg ließ einen Kalkstein aus einem Steinbruch bei Krems unter Beibehaltung der äußeren Kontur systematisch von zylindrischen Bohrlöchern durchbrechen. Durch diesen für ihn typischen künstlerischen Eingriff entstand schließlich eine neue geöffnete Struktur in vorgefundener Materie, eine Gleichzeitigkeit von Fragilität und Masse. Diese Gleichzeitigkeit ist ein zentraler Ansatz in Craggs künstlerischem Werk. Er entdeckte den öffentlichen Raum als künstlerisches Wirkungsfeld durch seine Bekanntschaft mit Richard Long, einem der Protagonisten der „Land Art“, bereits während seiner frühen Schaffensjahre. Cragg war daran interessiert, gegensätzlich Erscheinendes zu neuen, zuvor nie gedachten Möglichkeiten zusammenzufügen. Er begann, in der Natur und auf Deponien Gegenstände aus der Natur sowie Zivilisationsmüll zu sammeln, um diese zu

Die Installation von Peter Kogler und Marcus Geiger besteht aus dem Motiv „Blase“ als biomorpher Form, die sich labyrinthisch durch den gesamten Stiegenhausraum zieht.


29

„Der Künstler ist ein Spezialist, in einem Bereich, den er selbst definiert.“

Skulpturen zu verbinden. Auch den Kremser Stein behandelte er wie ein Fundstück. Sein Ziel ist es, Bekanntes und Geglaubtes zu hinterfragen und neu zu bewerten und damit Alltags- wie Abfallprodukte in eine Poesie zu überführen.

Tony Cragg

Teppiche zur Kommunikation

Medieninstallation von Dara Birnbaum und ihre narrativvisuelle Auseinandersetzung mit dem Faust-Mythos.

Für die künstlerische Gestaltung beim Neubau des Forum Campus Krems wurde ein umfangreicher Wettbewerb ausgeschrieben, den das Künstlerduo Iris Andraschek und Hubert Lobnig mit einem viel gelobten Entwurf für sich entscheiden konnten. Sie verwandelten den zentralen Platz durch Bodenornamente in eine Art orientalischen Kommunikationsort, um die Bedeutung der Universität als ein Ort des Austausches von Informationen und Meinungen bildlich ins Auge zu rücken. Nach Vorbildern fernöstlicher und asiatischer Teppiche ließen die Künstler 21 aus insgesamt 1,2 Millionen venezianischen Emailsteinen gefertigte Mosaiken plan in den Betonboden und Rasen ein. „Mit der Idee, Teppiche aus verschiedenen Kulturkreisen zu verwenden, wollten wir die Internationalität der neu geschaffenen Universitätsarchitektur unterstreichen und Wissenschaft, Bildung und Intellektualität als übergreifendes, verbindendes und verständigungsförderndes Anliegen hervorheben.“

Fotos: Peter Philipp (S. 28), Donau-Universität Krems (S. 29)

Zeitgenössische Medienkunst

Installation „TRANSLATION“ von Gerda Lampalzer: Das Spiel mit einer universalen Sprache.

Der „Kristallmantel“ von Tony Cragg verdeutlicht die Gleichzeitigkeit von Fragilität und Masse.

Mit einem der Teppiche, die unter der Türe durchführen, schlängeln wir uns wieder in den Innenraum der Universität. Es ist auch ein Übergang in ein Umfeld, das man bereits halb öffentlich nennen kann. Die Besucher werden weniger, dafür zielgerichteter. In dem ersten und zweiten Stock des Altbaus, jeweils im Foyer des Mitteltrakts, kann man die Installationen zweier großer Vertreterinnen der zeitgenössischen Medienkunst sehen. Mit ihrer mehrfach ausgezeichneten Videoinstallation „TRANSLATION“ (2003 bis 2008) geht Künstlerin Gerda Lampalzer der Idee nach, dass in jeder Sprache eine andere Sprache verborgen liegt. Vier Personen wurden in ihren Muttersprachen sprechend gefilmt, Textpassagen und Bild in kleinste Einheiten zerlegt, zu einem deutschen Text mit vollkommen neuer Bedeutung geschnitten und zu einer vierkanaligen Medieninstallation zusammengestellt. „Der Rhythmus folgt

dabei eher musikalischen als semantischen Gesetzen, wodurch sich eine surreale Poesie ergibt, in der auch das utopische Moment des Verfahrens liegt: das Spiel mit einer universalen Sprache, mit der Relativität bedeutungsvollen Sprechens“, sagt Gerda Lampalzer. Auch Dara Birnbaum ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der Medienkunst. Ihre zentralen Themen sind weibliche Darstellungsstereotypen, Massenmedien und Populärkultur in Form von Fernsehen und Bildkulturen. Die Videoinstallation „Damnation of Faust“ (1984) der Amerikanerin ist der Figur des Gretchens gewidmet. Mit ihr spricht Dara Birnbaum den aus ihrer Sicht oft unterschätzten Aspekt des Weiblichen im Faust-Mythos an. Inszenierung der Stiegenaufgänge Die drei Konzepte für die Stiegenaufgänge im Altbau wurden, auch um unterschiedliche Möglichkeiten künstlerischer Zugänge zu zeigen, von der Fachjury so ausgewählt, dass jedes in einer anderen Technik – Tapete, Lichtinstallation, Malerei – ausgeführt ist. Im Jahr 2000 überzogen Peter Kogler und Marcus Geiger in einer spektakulären Aktion das gesamte Stiegenhaus des Westtraktes mit einer polychromen, computergenerierten Bildtapete, gleich jener im Stiegenhaus der Kunsthalle Krems, und negierten damit die Aura der künstlerischen Handschrift. Heinz Gappmayrs minimalistische „Lichtinstallation“ (2004 bis 2007) zieht sich über den Stiegenaufgang des Mitteltraktes. Der Vertreter der Konkreten Kunst hat für seine Installation aus industriell gefertigten Leuchtstoffröhren eine logische Struktur von Senkrechten und Waagerechten gewählt, die sich einfach erschließen lässt und von elementaren Aspekten der Wahrnehmung abgeleitet ist. Den Stiegenaufgang im Osttrakt inszenierte die Malerin Katharina Grosse (siehe Porträt S. 34) mit einer Sprayarbeit in einer für sie charakteristischen Großoffensive. Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitet Katharina Grosse an Bildformen, die keine Grenzen mehr kennen. Sie sind intelligent wie intuitiv dem Prinzip einer ständigen Veränderung unterworfen. Faktischer Raum wird durch illusionistischen Farbraum aufgelöst, Wirklichkeit wird durch Möglichkeit ersetzt. Auch solche Ideen dürfen an einer Universität nicht fehlen.

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30 Campus Krems

Ernst KrEnEK InstItut Die Ernst Krenek Institut Privatstiftung, untergebracht im Altbau der Donau-Universität Krems, beherbergt die musikalischen Werke und das künstlerische Erbe – Schriften über Literatur, bildende Kunst und Malerei – des Komponisten Ernst Krenek (geboren 1900 in Wien, gestorben 1991 in Palm Springs). Mit seiner Biografie lässt sich die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts skizzieren und zugleich die Verbindung zu anderen Kunstschaffenden dieser Zeitepoche herstellen.

Unverändert aktuell: Ernst Krenek und sein Werk Die Ernst Krenek Institut Privatstiftung (EKI) ist ein erfreulicher Beweis für die Ansicht der politischen Vertreter unseres Landes, dass das Werk bedeutender Künstler, deren musikalischer, literarischer und bildnerischer Nachlass posthum aufgearbeitet und verbreitet werden soll. Von Ernst Kovacic

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s ist faszinierend zu beobachten, wie sehr es auf ein kreatives In­ einandergreifen von künstlerischen und wissenschaftlichen Initiativen und ein positives Einbeziehen unternehme­ rischer Aspekte ankommt, um diese Heraus­ forderung zu bewältigen. Neben eindeutig der Wissenschaft oder dem Konzertleben zu­ geordneten Bereichen möchte ich ein paar erwähnen, in denen mir ein Zusammenwir­ ken besonders wichtig erscheint.

• Musiker

brauchen gutes Notenmaterial. In einigen Werken gibt es unklare Stel­ len, die von Wissenschaftlern geklärt wer­ den müssen, um den Musikern ein klares Spielmaterial zur Verfügung zu stellen. • Konzerte werden begleitet von Werkbe­ schreibungen und Programmnotizen, CDs von Artikeln in Booklets. Diese erfordern gut recherchierte Unterlagen und ein si­ cheres Gespür für das Zielpublikum. • Das EKI macht alle Erkenntnisse über Ernst Krenek über eine Datenbank zu­

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gänglich, was sowohl Forschern, Veran­ staltern als auch Künstlern dient. • Die Veranstaltung von Symposien ist eine hervorragende Möglichkeit, forschende und darstellende Bestrebungen sinnvoll zu verbinden. • Wissenschaftler und Künstler können ge­ meinsam aus Forschungsergebnissen Pro­ grammideen entwickeln, die im Musikle­ ben verwirklicht werden. • Und schließlich: Das Ernst Krenek Forum soll als Schaufenster der Stiftung und als Treffpunkt der internationalen wissen­ schaftlichen und künstlerischen Elite posi­ tioniert werden. Die Ernst Krenek Institut Privatstiftung an der Donau­Universität Krems kann als idea­ le Plattform verstanden werden, durch fach­ übergreifendes Denken zum Wohle unserer Kulturlandschaft eine lebendige „Krenek­ Tradition“ zu etablieren. www.krenek.at

Der Violinist und Dirigent Ernst Kovacic ist Vorsit­ zender des Vorstands der Ernst Krenek Institut Pri­ vatstiftung und Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.


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KIno Im KEssElhaus Das Kino Kesselhaus am Campus Krems wurde 2005 eröffnet und ist der Österreichischen Filmgalerie zugehörig. Das Programmkino zeigt ein breites Spektrum filmkünstlerischen Schaffens – von Kinderfilmen über aktuelle Spielfilme bis hin zu internationalen Dokumentarfilmen. Zum Rahmenprogramm gehören Publikumsgespräche mit Filmschaffenden, Konzerte, Lesungen, Kindertheater sowie das Open-Air Kino.

Kino im Kesselhaus: Ort der Begegnung Filme sind sinnliche Erfahrungen, mit ihnen blicken wir in fremde Welten. Das glückt einmal auf ruhige, nachdenkliche Weise in Filmen, die noch lange nach dem Kinobesuch in uns nachwirken. Ein anderes Mal auf unterhaltsam-amüsante Weise in Komödien, die uns zum Lachen bringen. Von Kerstin Parth

Fotos: Krenek Institut (S. 30), Günter Pfefferkorn, Florian Schulte (S. 31)

K

ino, das uns staunen lässt. Das hat­

ten wir uns auf die Fahnen ge­ schrieben, als das „Kino im Kes­ selhaus“ im Herbst 2006 als erstes Programmkino der Stadt Krems eröffnete. Mit einem Programm, in dem unbedingt wieder zu entdeckende Filmklassiker neben den schönsten Beispielen des Gegenwarts­ kinos stehen können, in dem große Pub­ likumsfilme und Komödien ebenso Platz haben wie der unabhängige Kurz­ oder der künstlerische Experimentalfilm. Von Anfang an wollten wir mit unserem Kino Einblicke in die Vielfalt des Filmes ermöglichen und zur Schärfung der Sinne einladen. Kino als Ort der Begegnung. Wie anregend die

Begegnung mit dem Anderen sein kann, lässt sich in Programmkinos auf wunderbare Weise erfahren. Damit meinen wir nicht nur den Austausch mit fremden Kulturen und Ideen, sondern auch die Auseinanderset­ zung mit anderen Besuchern. Im Kino kann über das Gesehene gesprochen, können

Seherfahrungen diskutiert und Standpunkte neu überprüft werden. Im „Kino im Kes­ selhaus“ sind solche Gespräche im intimen Rahmen mit eingeladenen Regisseuren, aber vor allem mit den anderen Zuschauern mög­ lich. Denn Kinos sind nicht nur kulturelle, sie sind auch soziale Orte der Begegnung unterschiedlicher Milieus und Welten. Mitten am Campus Krems entstand mit unse­

rem Programmkino ein öffentlicher Raum, in dem reale Gespräche stattfinden, und gleichzeitig ein imaginärer Ort, in dem Visi­ onen und Utopien möglich sind. Der große Erfolg und die positive Akzeptanz, die wir mit unserer Arbeit erfahren, sind ein Zei­ chen für eine lebendige Film­ und Kinokul­ tur, die wir gemeinsam mit unserem Publi­ kum hochhalten.

Mag. Kerstin Parth ist Pro­ grammleiterin der Öster­ reichischen Filmgalerie („Kino im Kesselhaus“) und Universitätsassistentin am Institut für Film und Fernse­ hen („Filmakademie“) der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Kino im Kesselhaus Programm: täglich Mi.–So. www.kinoimkesselhaus.at

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32 IntervIew

Dialog der Disziplinen Kunst und Wissenschaft werden für die Entwicklung der Regionen immer wichtiger. Das Land Niederösterreich hat das schon lange verstanden und investiert entsprechend. Ein Gespräch mit dem Leiter der Abteilung für Kunst und Kultur, Hermann Dikowitsch. Von Gerhard Gensch

Mag. Hermann Dikowitsch ist seit 2011 Leiter der Abteilung Kunst und Kultur in der Niederösterreichischen Landesregierung. Der Abteilung obliegt die strategische Steuerung der Kulturaktivitäten im Land Niederösterreich in Abstimmung mit den operativen Betrieben der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft, der Kultur.Region.Niederösterreich und der Kulturvernetzung Niederösterreich. Vor seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter war er Geschäftsführer von Schloss Schallaburg, der Niederösterreichischen Landesausstellung sowie des Niederösterreichischen Landesmuseums.

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Krems. Dort wollen wir nicht nur Vorlässe von bedeutenden Künstlern bewahren, sondern auch eine wissenschaftliche Aufarbeitung und einen öffentlichen Zugang für Wissenschaftler und Studierende ermöglichen. upgrade: Die kreativen Prozesse in den Künsten und Wissenschaften sind ähnlich, doch ihre Ergebnisse können grundsätzlich verschieden sein. Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie damit gemacht, unter anderem auch als Leiter des niederösterreichischen Kultur- und Ausstellungszentrums Schloss Schallaburg? Dikowitsch: Ein Punkt eint Wissenschaftler und Künstler: Sie beobachten die Umwelt mit offenen Augen, wollen Versuchsergebnisse formulieren und Vermutungen über mögliche Antworten anstellen. Man sieht an diesen Punkten, dass Kunst und Wissenschaft zwar auf den ersten Blick den Eindruck von Differenz erwecken, doch ergeben sich bereits bei einem zweiten Blick Gemeinsamkeiten. Als Beispiel können hier die Arbeiten an Ausstellungen angeführt werden, welche auch eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung erfordern. Bei meinen Tätigkeiten im Land Niederösterreich konnte ich miterleben, wie sich ein Klima der Offenheit und Neugierde entwickelt hat, das sowohl für Kunst und Kultur als auch für Wissenschaft und Forschung ein

Foto: Franz Gleiss

Hermann DikowitscH

upgrade: Kunst und Wissenschaft entdecken zunehmend gemeinsame Fragestellungen und Arbeitsweisen. Die von Ihnen geleitete Abteilung fördert explizit Kunst und Kultur. Wie ist der aktuelle Status des Dialogs von Kunst und Wissenschaft in Niederösterreich und welche Initiativen werden in diesem Kontext von Ihrer Abteilung unterstützt? Hermann Dikowitsch: Das Land Niederösterreich investiert intensiv in Kunst und Wissenschaft, da dies gesellschaftliche Triebfedern unserer Zeit sind. Damit einhergeht ein direkter Dialog dieser Disziplinen, da das Eine nicht ohne das Andere stehen kann. Deswegen versuchen wir an unseren Wissenschaftsstandorten Kunstschwerpunkte zu setzen, um Synergieeffekte zu schaffen. Der Campus Krems ist so zu einem idealen Nährboden für Wissenschaft und Kunst geworden. Leuchttürme wie das Kino im Kesselhaus, die Kunstmeile, das Karikaturmuseum oder unsere Projekte im Zuge der Kunst im öffentlichen Raum, wie Tony Craggs Skulptur „Kristallmantel“ vor der Universitätsbibliothek, stehen sinnbildlich für diese Synergieeffekte, weil sie an die Wissenschaftseinrichtungen – wie die DonauUniversität Krems und die Fachhochschule – direkt angebunden sind. Ein weiterer konkreter Schwerpunkt unserer Bestrebungen, Wissenschaft und Kunst zusammenzuführen, ist das Archiv der Zeitgenossen am Campus


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guter Boden ist. Ergebnisse aus diesen verschiedenen Disziplinen haben gemein, dass sie die Entwicklung eines Landes vorantreiben, und dies ist unser größtes Bestreben in all unserem Tun und Handeln. upgrade: Der Campus Krems ist ein Ort, an dem sich Kunst und Wissenschaft begegnen, wie etwa in dem erwähnten Archiv der Zeitgenossen, in der Ernst Krenek Institut Privatstiftung oder dem Programmkino. Viele Vernetzungspotenziale sind sicher noch nicht ausgeschöpft, auch mit anderen in Niederösterreich arbeitenden Institutionen. Was wäre für Sie denkbar oder wünschenswert? Dikowitsch: Wir sind der Überzeugung, dass ohne freie, primär aus dem Wunsch nach neuer Erkenntnis getriebene Forschung substanzieller Fortschritt nicht möglich ist. Aus diesem Grund wollen wir die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in Niederösterreich weiter stark forcieren, weil wir an eine ständige Weiterentwicklung glauben. Damit einhergeht für mich eine starke Verbindung zwischen Wissenschaft und Kultur. Wünschenswert wäre, hier eine starke Vernetzung der Wissenschafts- und Kultureinrichtungen in ganz Niederösterreich aufzubauen – also Kompetenzen verdichten und verstärken, Synergien nutzen. upgrade: Welche Bedeutung hat der Campus Krems im Kontext von Kunst und Kultur für Niederösterreich? Welche Entwicklungsperspektiven sehen Sie? Dikowitsch: Vielfalt und damit ein singu-

läres, in sich schlüssiges Gesamtangebot machen den Erfolg des Campus Krems aus: die Donau-Universität Krems, die Fachhochschule und die im Entstehen begriffene Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften geben dem Standort ein einmaliges, überregionales Profil. Bezüglich der Entwicklungsperspektiven möchte ich anmerken, dass wir zwar mittendrin in unserer Weiterentwicklung, doch noch lange nicht am Ende sind. Wir wollen vor allem neue Schwerpunkte in der Museologie setzen und landeskundliche Themen wissenschaftlich aufarbeiten.

„wünschenswert wäre eine starke Vernetzung der wissenschaftsund kultureinrichtungen in ganz niederösterreich.“

upgrade: Welche Rolle spielt bei diesen Entwicklungen die Donau-Universität Krems? Dikowitsch: Die Donau-Universität Krems spielt eine zentrale Rolle in all unseren Kunst- und Wissenschaftsbemühungen. In der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur werden wichtige Bereiche aus den Creative Industries abgedeckt, was in Folge einen Mehrwert für die Kunstbestrebungen des Landes mit sich bringen kann. Besonders freut es mich, dass die Donau-Universität Krems Künstlerinnen und Künstler im Rahmen von „Campus Cultur“ als Artists in Residence einlädt, für längere Zeit in der spezifischen Atmosphäre des Campus und der Kulturlandschaft Wachau zu arbeiten und sich am Dialog „Kunst und Wissenschaft“ zu beteiligen. Das ist speziell für die internationale Strahlkraft des Kunst- und Kulturlandes Niederösterreich eine wichtige Maßnahme.

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Künstler-Porträt 35

Im Hier und Jetzt Die zeitgenössische Künstlerin Katharina Grosse sprengt den Rahmen der Malerei und nimmt sich Raum. Das Denken des Betrachters bringt sie dabei gleich mit in Bewegung. Von Elisa Holz

Fotos: Donau-Universität Krems, (S. 34, S. 35 u.), Heji Shin (S. 35)

Katharina Grosse wurde 1961 in Freiburg geboren. Sie stu­ dierte an den Kunstakademien in Münster und Düsseldorf. Die Akademie in Düsseldorf berief sie 2010 zur Professorin für Malerei. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, da­ runter den Fred Thieler Preis. Katharina Grosse lebt und ar­ beitet in Berlin.

W

enn Katharina Grosse zu Werk geht, ist ihr Körper von Kopf bis Fuß von einem weißen Schutzanzug umhüllt. Ihr Kopf steckt in einem Atemschutzhelm, um ihre Hüfte trägt sie einen Gürtel mit einem Sauerstoffgerät. Dass die Künstlerin aussieht wie eine Raumfahrerin, ist zunächst ihrem bevorzugten Werkzeug geschuldet. Katharina Grosse arbeitet nicht mit dem Pinsel auf der Leinwand, sondern meist mit einer kompressorbetriebenen Spritzpistole, mit der sie im Raum einen Farbsturm erzeugt. Dessen verschiedenfarbige Aerosole – Gemische aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen und Gas – legen sich wie greller Nebel auf den Ort, vermischen sich, verlaufen oder bilden ein Amalgam. 1998 hatte Katharina Grosse „ad hoc“ zur Spritzpistole gefunden. Damals arbeitete sie an einem Werk für die Kunsthalle in Bern. „Ich wollte, dass das Bild oben in der Ecke auftaucht“, erinnert sich die Künstlerin, die dann mit der Spritzpistole in jenes Eck ein tannengrünes Rechteck sprühte, das wie ein dunkles Fenster an der weißen Wand hing. Grenzen überschreiten

Farbsturm im Stiegenhaus: die Künstlerin Katharina Grosse bei der Arbeit an der Donau­ Universität Krems.

Die Spritzpistole ist seit dieser Zeit das künstlerische Mittel ihrer Wahl. „Ich kann so aus dem Volumen heraus Bildsignale senden“, erklärt Grosse, deren Werk seit dieser Zeit eine Wende erfahren hat – weg von den monochromen Farbschichtungen früherer Jahre, weg von Leinwand und Pinsel, hin zu einer abstrakten Malerei, die Rahmen sprengt. Diese künstlerische Wende war eine Folge ihrer Erkenntnis, dass ein Bild im Gegensatz zu anderen Kunstformen, wie der Bildhauerei beispielsweise, ein anderes Raumbedürfnis hat. Schließlich liegt der Ma-

lerei eine unendliche, komplexe und vielschichtige Vorstellungswelt zugrunde. „Wie also kann ein Bild in Erscheinung treten?“ Für Katharina Grosse eine grundlegende Frage, auf die sie mit der Spritzpistole Antworten suchte. Antworten, die sich im Wesentlichen aus dem andauernden Überschreiten von Grenzen ergaben. Katharina Grosse überschreitet in ihren Werken die Grenzen ihrer Kunstform, die Grenzen ihrer eigenen Körperlichkeit, die Grenzen des Raums, in dem sie arbeitet: „Ich kann mit der Spritzpistole Maßstäbe verschieben, das kann ich mit dem Pinsel nicht.“ Der Farbsturm aus ihrer Spritzpistole trifft Wände, Fenster, Fassaden und auch den Boden, auf dem sie sich bewegt. Sie übersprüht Fenster, Türen, Schutthaufen und Kleidungsstücke. Manchmal bahnen

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„Es ist die Hauptaufgabe von Kunst, Dinge zu denken, die man bisher nicht gedacht hat, und den Menschen mit Fremdem und Ungewohntem zu konfrontieren.“ Katharina Grosse

sich die Farbkonvolute ihren Weg nach draußen ins Freie oder tauchen unvermittelt im Außenraum auf. Raum ist der künstlerische Gegenspieler von Katharina Grosse. Er ist der Resonanzboden ihrer Kunst, an der sie sich reibt und abarbeitet. Im Raum – gleich welchem – treffen die Mobilität und Vielschichtigkeit ihrer gedanklichen Bilderwelt auf plastische Gegebenheiten. Flüchtige Erscheinungen „Mich interessiert der Konflikt, der so entsteht“, sagt Grosse. Ein Konflikt zwischen der Mobilität ihres bildnerischen Denkens und den festgefügten architektonischen Realitäten, der die Künstlerin in seiner Gegensätzlichkeit fasziniert und den kreativen Prozess ihrer Arbeit speist: „Nicht messbarer Bildraum und messbarer gebauter Raum – das ist ja fast unvereinbar. Wie heiß und kalt.“ Ein Paradoxon. Beim Versuch, diese gegensätzlichen Welten zu vereinbaren, entstehen Bilder, die

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trotz ihrer Größe und Eindringlichkeit wie flüchtige Erscheinungen wirken – was sie auch sind, da die Werke ihre Ausstellung in der Regel nicht überdauern. Es bleiben Fotos und Kataloge von farborgiastischen Erscheinungen, die überall auf der Welt auftauchen, in und an Museen und Galerien oder im öffentlichen Raum. Für die Biennale in New Orleans besprühte sie 2008 die Front eines Holzhauses samt Zaun und Rasenfläche in Orange. Für die Quadriennale in Düsseldorf legte eine gigantische durchlöcherte Glasfaserplastik wie ein unbekanntes Flugobjekt am Seitenschiff der Düsseldorfer Johanneskirche in luftigen Höhen an. Und im Foyer des Museum of Contemporary Arts in Cleveland erschien in diesem Jahr ein wildes Bild in Schwarz, Orange und Violett – „inside out and from the ground up“. An der Donau-Universität Krems hat Katharina Grosse bleibende Spuren hinterlassen. Der irisierende Farbstrom, den sie vor sechs Jahren für ein Projekt von „Kunst im öffentlichen Raum“ der niederösterreichi-

Biennale in New Orleans 2008: Das knallige Orange sprühte Grosse nicht nur über die Front des Holzhauses, sondern auch auf Zaun und Rasen.


Fotos: Studio Katharina Grosse, © Katharina Grosse und VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Düsseldorfer Johanneskirche: Wie ein unbekanntes Flugobjekt legt die durchlö­ cherte Glasfaserplastik von Katharina Grosse am Seitenschiff der Kirche in luftigen Höhen an.

schen Regierung ins Eck des östlichen Stiegenhauses sprühte, lodert noch immer. Er reicht vom dritten Stock bis ins Erdgeschoss, wo er sich ungeachtet der Zwischengeschosse, Lampen und Geländer ergießt. In all ihren raumgreifenden Werken der vergangenen Jahre scheint etwas sichtbar zu werden, was vorher nicht zu sehen, aber dennoch vorhanden gewesen ist. „Wie Gedanken, die plötzlich auftauchen, man dreht sich um und weg sind sie“, sagt Grosse. Alles ist Gegenwart Die Gedankenwelt der Künstlerin ist radikal situationsspezifisch. Für Grosse setzt sich Realität in jeder Sekunde völlig neu zusammen. Diese absolute Gegenwärtigkeit von Gedanken ist der theoretische Unterbau ihres Schaffens, in dem die Hierarchien aufgehoben und alle Zeitformen eins werden. Im Denken von Katharina Grosse gibt es kein „Wenn, dann“, keine kausalen und konsekutiven Zusammenhänge. Durch ihre Malerei schafft Katharina Grosse die Mög-

lichkeit, diese Art des Denkens für den Betrachter erlebbar zu machen. „Es ist die Hauptaufgabe von Kunst, Dinge zu denken, die man bisher nicht gedacht hat, und den Menschen mit Fremdem und Ungewohntem zu konfrontieren“, das ist ihre feste Überzeugung. Kunst hat die gesellschaftliche Aufgabe, andere Wege aufzuzeigen, anders zu denken, anders miteinander umzugehen und anders zu leben. „Momentan können wir ja nicht mal mehr sagen, was für uns nötig ist und was wir nicht brauchen“, konstatiert die Künstlerin. Die gesellschaftlichen Konstellationen ändern sich ständig und deshalb müsse der Mensch sich von einem Verhalten verabschieden, das auf Gewohnheit beruht. „Flexibles Denken, das es einem erlaubt, auf Situationen in sich ändernder Denkweise zuzugehen, das ist es, was gefragt ist“, sagt Katharina Grosse. Dieses Denken macht sie in ihren Bildern sichtbar. Ein Denken, das die Einheit von Raum, Zeit und Handlung ermöglicht – für einen flüchtigen Moment.

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Bau(un)kulturland Österreich Der Baukulturreport kämpft gegen die Verschandlung der Landschaft. Dass auch Bauen ein Teil von Kultur ist, muss endlich ins Bewusstsein dringen. Dies gilt für Neubauten wie für die Sanierung alter Bausubstanz. Von Roman Tronner

renate hammer Dipl.-Ing. Dr. techn. Renate Hammer ist seit 2011 Dekanin der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur der Donau-Universität Krems. Seit 2009 ist sie Mitglied des Beirates für Baukultur im Bundeskanzleramt. Hammer studierte Architektur an der TU Wien und Philosophie an der Universität Wien.

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Bewertung des Baukulturerbes „Die Verhüttelung des Landes, beispielsweise im Vergleich zu Bayern, ist offenkundig“, sagt Renate Hammer, Dekanin der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur der Donau-Universität Krems und Mitglied des Baukulturbeirats im Bundeskanzleramt. Österreich berufe sich zwar auf sein Baukulturerbe, seine auf Gemeinde- oder Länderebene angesiedelte Raumordnung führe aber zu diesem Problem. „Hilfestellung in der Bewertung von raumordnungsbezogenen Entscheidungen vor allem für die verantwortlichen, inhaltlich aber oft überforderten Bürgermeister kleiner Gemeinden ist hier wichtig“, betont Hammer. Baukultur müsse stärker in das gesellschaftliche Bewusstsein

gerückt und zum Gegenstand von Forschung gemacht werden. Mit dem Department für Bauen und Umwelt ist sie Teil der 2002 gegründeten Plattform für Baukultur, wo sich Vertreter aus Architekturfakultäten, Kunstund Designuniversitäten, Kammern und Interessengruppierungen versammeln. Seither hat sich etwas bewegt: Per Entschließung forderte der Nationalrat nach einer Enquete zum Thema 2004 die Bundesregierung auf, einen Baukulturreport zu beauftragen. Seine erste Ausgabe wurde 2006 vorgelegt, die zweite im Frühjahr 2012. Mit dem Report sollen baukulturverträgliche Strategien entwickelt werden. Gemeinsam mit Peter Holzer, dem Leiter des Departments für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems, ist Renate Hammer Autorin der Kapitel zum Thema Zukunftsfähigkeit des Baukulturreports. In die Berichte flossen ihre Expertisen und Forschungsergebnisse zu Energieeffizienz, Lebenszyklusberechnung, nachhaltiger Immobilienentwicklung und der Auseinandersetzung mit dem baukulturellen Erbe ein. Fassaden gestalten Was aber ist Baukultur? Für Hammer ist es die Art und Weise, mit Raum und der gebauten Umwelt umzugehen. „Bauen muss zukunftsfähig sein, ein ganzheitlicher Ansatz ist entscheidend.“ Einen aktuellen Kristallisationspunkt liefert der Klimawandel. Um Treibhausgase zu senken, wird derzeit die thermische Sanierung von Gebäuden forciert. Drei Prozent des Gebäudebestands müssten jährlich hinsichtlich ihres Energiebedarfes optimiert werden, um die Klima-

Foto: Donau-Universität Krems/Reischer

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ie Berge, die Täler, die Schlösser, die Dome: Die Wahrnehmung Österreichs rückt ein ästhetisch ansprechendes Idyll ins Zentrum. So sind wir laut einer jüngsten Umfrage anlässlich des Nationalfeiertages besonders stolz auf die landschaftliche Schönheit Österreichs sowie auf seine Sehenswürdigkeiten und Traditionen. Doch hält dieses Bild einem zweiten Blick stand? Was immer mehr Menschen auffällt, brachte vor Kurzem TVModerator Tarek Leitner mit seiner Streitschrift auf den Punkt: die zunehmende Verschandlung Österreichs durch Tankstellen und Fastfood-Ketten, Leuchttafeln und Lärmschutzwände, Baumärkte und Autobahnknoten. Siedlungs- und Verkehrsflächen fressen sich ungeordnet in die Landschaft, täglich werden 14 Fußballfelder hierfür verbraucht.


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strategie der Bundesregierung zu erfüllen. Mit aktuell rund 1,2 Prozent hinkt die Realität dem Ziel jedoch hinterher. Aufholbedarf ist gegeben, doch hinsichtlich der Maßnahmen reduziert sich die Sanierung vielfach auf Fassadendämmung: Häuser bekommen einen Styropormantel umgehängt. Beim schmucklosen Bau aus den 1960er Jahren kein Problem, beim ornamentreichen Gründerzeithaus eine ästhetische Katastrophe. „Wir müssen Sanierung umfassend betrachten. Das Überkleben sämtlicher Fassaden ist zum Schutz der Umwelt aber nicht notwendig“, resümiert Hammer. So könnten eine optimierte Haustechnik, die Instandsetzung der Fenster und eine Dämmung von oberster Geschoss- und Kellerdecke den Endenergiebedarf bei vielen architektonisch wertvollen Gebäuden bereits halbieren. Die Herausforderung bei der Erstellung des Baukulturreports bestand vor allem darin, „sowohl den Wohnbaubestand hinsichtlich seiner Emissions-Einsparungspotenziale zu durchleuchten als auch baukulturverträgliche Strategien zu entwickeln“, erklärt Hammer. „Wir wollten in diesem Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und dem Erhalt baukulturellen Erbes zur Objektivierung der Diskussion beitragen.“ Lebenszyklen beachten Auch bei der Errichtung von Neubauten müssen die Empfehlungen umfassend und weitsichtig sein. Damit Gebäude ökonomisch nachhaltig gebaut werden können, gelte es, so Hammer, Lebenszykluskosten zu errechnen, statt nur auf die Errichtungskosten zu schauen. Baukultur bedeute, bei Ausschreibungen nicht bloß den billigsten

Anbieter zu nehmen, sondern vor allem auf die Folgekosten wie Betriebs- und Nutzungsausgaben zu achten. Laut Baukulturreport 2011 beträgt der Barwert der Folgekosten innerhalb eines Betrachtungszeitraums von nur 40 Jahren für den Wohnbau das Zwei- bis Vierfache, für Bürogebäude das Drei- bis Sechsfache der Errichtungskosten. Mittlerweile, sagt Hammer, stellt sich aber heraus, dass Immobilien mit überhöhten Lebenszykluskosten schwer zu verkaufen sind. „Gerade die Besitzer großer Immobilienportfolios fragen danach, weil sie die Gebäude auf Dauer ja selbst finanzieren müssen.“ Griffige Zahlen dazu liefert das am Department für Bauen und Umwelt entwickelte Lebenszykluskostenmodell LEKOS. Da gerade Gemeinden im großen Stil Immobilien besitzen, ließe sich hier bei den Mechanismen der Vergabe ansetzen. Eine große Herausforderung liegt aber auch im Bereich der privaten Hausvermietung. Die Höhe der Betriebskosten ist für den Hausbesitzer oft weniger wichtig, so Hammer, da diese auf Mieter umgewälzt werden können. Dadurch fehlt der Anreiz für Investitionen in die Gebäudesubstanz. Lebenszyklusbetrachtungen sind ein Baustein zu mehr Baukultur im Immobiliensektor. Ein Umdenken in Richtung Langfristigkeit tut angesichts der geplatzten Spekulationsblasen am Immobiliensektor in den USA und in Spanien not. Es wäre neben Bau- und Raumordnung ein wichtiger Pflasterstein auf dem Weg zum Bau-Hochkulturland Österreich.

Studiengang Sanierung und revitaliSierung Die qualitätsvolle Sanierung bestehender Bausubstanzen ist eine zentrale Herausforderung der Bauwirtschaft. In diesem Spannungsfeld zwischen Energieoptimierung, Wirtschaftlichkeit, Bautechnik und Denkmalpflege gilt es, benutzergerechte und ökologische Konzeptlösungen zu finden – vom Konstruktionsdetail über die Gebäudeauslegung bis hin zur städtebaulichen Größenordnung. Der Lehrgang richtet sich an Architekten, Städteplaner und Ingenieure wie auch an Personen, die in Denkmalpflege, Immobilienverwaltungen und Bauunternehmungen tätig sind. Der Lehrgang kann in zwei Varianten mit dem Abschluss akademische/r Experte/ in oder Master of Science absolviert werden. www.donau-uni.ac.at/ dbu/sanierung

www.baukulturreport.at www.plattform-baukultur.at ANZEIGE

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40 InternatIonale KooperatIonen

Das Tor zu unserem Erbe Paris ohne Louvre, Wien ohne Hofburg? Kaum vorstellbar. Kulturbauten prägen die europäische Identität. Europa Nostra kämpft dafür, dass diese erhalten bleibt. Das umfassende Archiv des Verbands ist nun an die Donau-Universität Krems umgezogen. Von Roman Tronner

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Dipl.-Arch. ETH Dr. Christian Hanus leitet das Zentrum für Baukulturelles Erbe an der Donau-Universität Krems.

Das ist Europa Nostra

• Der seit 1963 aktive Verband, der Vereine in 50 Ländern Europas hat, sieht sich als Stimme für das kulturelle Erbe Europas. An seiner Spitze steht der Tenor Plácido Domingo.

• Europa Nostra lobt jährlich

den Europa Nostra Award aus – seit 2002 gemeinsam mit der Europäischen Kommission. Die eingereichten Unterlagen erweitern den Bestand des Archivs.

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in bisschen fühlt er sich wie ein Jäger verborgener Schätze – Baukulturschätze. Christian Hanus’ Augen beginnen zu strahlen, wenn er über das Europa Nostra Archiv erzählt. Rund 5000 Zeugnisse des gebauten kulturellen Erbes sowie seiner wissenschaftlichen Befassung aus allen Ländern Europas enthält dieses Archiv. Ende September wurde es dem von Hanus geleiteten Zentrum für Baukulturelles Erbe an der Donau-Universität Krems zur Führung übergeben. Historische Pläne, Zeichnungen, Grundrisse, Fotografien und Texte finden sich in den 385 Archivboxen, deren Inhalt aus den bisherigen Einreichungen der jährlich ausgeschriebenen Europa Nostra Awards stammt. Europa Nostra wurde 1963 durch den Europarat in Den Haag zur Erhaltung des europäischen kulturellen und natürlichen Erbes ins Leben gerufen. Speerspitze ist der weltweit bekannte Tenor Plácido Domingo, der sich als Präsident für den historisch wertvollen Baubestand, aber auch für das Naturerbe wie etwa Landschaftsgärten in Europa starkmacht – mit dem Ziel, dieses mit neuem Leben zu erfüllen. Synagoge und Industriedenkmal Der Award ist gleichsam das Vehikel, systematisch eine vergleichbare Dokumentation des Cultural Heritage am alten Kontinent aufzubauen. Jährlich wächst dieser Bestand um bis zu 30 Objekte und Projekte, die in den verschiedenen Kategorien des Preises eingereicht werden. Dabei geht es nicht nur um den Erhalt in Kombination mit zeitgemäßer

Nutzung, sondern auch um die Erforschung und Bewusstseinsschärfung. Der Award 2012 zeichnete beispielsweise die Restaurierung der Amsterdamer portugiesischen Synagoge aus, aber auch den Erhalt eines Hochofens in Spanien als Industriedenkmal, die Erforschung des botanischen Augustus-Codes am Friedensaltar in Rom oder das norwegische Schulprojekt „Improve a Heritage Site“. Das Lobbying für die Baujuwelen trägt Früchte: Seit 2002 wird der Europa Nostra Award gemeinsam mit der Europäischen Kommission vergeben, die ihren eigenen Preis damit verschmolz. Die Archivalien werden digitalisiert „Die Idee, Europa Nostra Austria als österreichische Vertretung der internationalen Denkmalschutzorganisation neu aufzustellen, sollte mit der Ansiedlung an einer wissenschaftlichen Einrichtung verknüpft werden“, sagt Hanus zu den Motiven der Archivübersiedlung nach Krems. Der 1998 gegründete österreichische Verein und mit ihm das Archiv waren seit 2001 beim Internationalen Städteforum Graz angesiedelt. Es leistete wichtige Vorarbeit: Rund 1000 der insgesamt 5000 Archivalien wurden erschlossen und digitalisiert. Mit dem am Department für Bauen und Umwelt angesiedelten Baukulturzentrum hat der Verein nun eine wissenschaftlich aktive Einrichtung gefunden. Das Zentrum ist im Wiederaufbau erdbebenzerstörter Stadtteile von L’Aquila in Italien engagiert, unterstützt den Internationalen Rat für Denkmalpflege ICOMOS im Reporting und Monitoring von Welterbestätten,


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Eva-Maria Höhle, neue Präsidentin von Europa Nostra Austria, zur Archivansiedelung in Krems.

Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit der Donau-Universität Krems? Das Archiv von Europa Nostra hat nun – finanziell unterstützt von bm:ukk und dem Land Niederösterreich – endlich eine repräsentable Heimstatt. Es gibt optimale Voraussetzungen für eine zeitgemäße Aufarbeitung des Archivmaterials.

Foto: Donau-Universität Krems (S. 40), Europa Nostra, Wilke (S. 41)

Botanischer Augustus-Code am Friedensaltar in Rom: Seine Erforschung erhielt den Europa Nostra Award 2012.

bereitet als Projektpartner die Einreichung des Donau-Limes als UNESCO-Welterbe mit vor und organisiert den Masterstudiengang für Sanierung und Revitalisierung. Bei der Digitalisierung und wissenschaftlichen Aufarbeitung des Archivs, so der Auftrag von Europa Nostra, werden Hanus und seine Kollegen auch auf die Details zur Restaurierung jener Baukulturzeugnisse stoßen, die in Gehweite des neuen Archivs liegen: die Kremser Altstadt, sie erhielt 1979 den Europa Nostra Award, sowie die Gozzoburg, Preisträger 2009 – ein weiterer Grund, der für Krems als neuen Sitz sprach. Das Land Niederösterreich und das Kulturministerium unterstützen den Verein. Kulturforschung für unseren Kontinent Mit der Übersiedlung von Graz nach Krems soll sich Österreich auch wieder verstärkt im europäischen Verband engagieren, sagt Hanus, der das Projekt in seiner internationalen Dimension sieht. Die Donau-Universität

Krems sei damit ein zentraler Ort für Baukulturforschung in ganz Europa geworden. Wenn das umfangreiche Archiv – immerhin 167 Laufmeter, stellt man alle Boxen aneinander – unter der Projektverantwortung von Elisabetta Meneghini fertig digitalisiert und wissenschaftlich erfasst ist, stehe theoretisch einer Online-Recherche nichts im Weg, erklärt Hanus. Aber nicht nur die internationale baukulturelle Forschung soll mit dem Archiv eine Bereicherung erfahren, sondern auch der Lehrbetrieb am Zentrum. Master-Thesen würden in Verbindung mit den archivierten Baujuwelen entstehen und Dissertationen in Verbindung mit anderen Universitäten begleitet werden, schwärmt Hanus in Vorfreude auf die Zukunft.

www.europanostra.org www.europanostra.at www.donau-uni.ac.at/dbu

Welchen Stellenwert hat das Archiv für die Dokumentation? Sein zweifellos hoher Stellenwert wird erst nach der Aufarbeitung und Öffnung erkennbar werden. Die Einreichunterlagen sind Dokumente der Restaurier- und Architekturgeschichte der letzten 50 Jahre auf höchstem Niveau! Für die Erforschung dieser Zeit, ihres restauratorischen Selbstverständnisses und architektonischen Diskurses erschließt sich eine Fundgrube. Welche Perspektiven ergeben sich für die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene? Europa Nostra Austria hat lange mangels finanzieller Grundlagen ein zurückgezogenes Dasein gefristet. Im internationalen Konzert erhält die Archivbetreuung in Österreich, die fachlich seit langer Zeit hohe Anerkennung genießt, eine kräftige Stimme. Ich hoffe, dass wir dann auch wieder in den zentralen Gremien vertreten sein können.

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42 Was Forschen sie?

Faszination Zelle Die Zellbiologin Dagmar Schwanzer-Pfeiffer entwickelt dreidimensionale Modelle von Blutgefäßen. Dabei hält sie Neugierde und Kreativität für die Hauptzutaten einer erfolgreichen Forschung. Von Alexandra Simon

Mag. Dr. Dagmar SchwanzerPfeiffer leitet den Fachbereich Zellbiologie am Zentrum für Biomedizinische Technologie der Donau-Universität Krems. Die Zellbiologin hat Genetik an der Universität Wien studiert und ihre Diplomarbeit am Children’s Cancer Research Institute des St. Anna Kinderspitals, Wien, verfasst. Seit dem Jahr 2000 forscht sie am Department für Gesundheitswissenschaften und Biomedizin der Donau-Universität und hat hier auch dissertiert.

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B

lau aufleuchtende runde Gebilde, unregelmäßig begrenzt durch gelblich-grüne Strukturen; dazwischen Tupfen in knalligem Rot – was klingt wie die Auseinandersetzung mit abstrakter Malerei, ist in Wirklichkeit die Beschreibung menschlicher Zellen. Die Farbenpracht entsteht im Fluoreszenzmikroskop: In die Zelle eingebrachte Farbstoffe bringen den Zellkern, das ihn umgebende Zytoplasma und andere Komponenten zum Leuchten. „Solche Bilder sind für mich auch künstlerisch wertvoll“, sagt Dagmar SchwanzerPfeiffer. Zu beobachten, wie sich Zellen verhalten und auf welche Weise sich ihr Erscheinungsbild durch bestimmte Einflüsse verändert, sind für die Zellbiologin aber die entscheidenden Faktoren ihrer Forschungstätigkeit. „Mit indirekten statistischen Methoden kann ich mich nicht identifizieren. Für mich ist es wichtig, direkt zu beobachten, wie Zellen reagieren. Aufgrund des Aussehens der Zellen lassen sich sofort Rückschlüsse darauf ziehen, wie es ihnen geht.“

Am Zentrum für Biomedizinische Technologie der Donau-Universität Krems, wo Schwanzer-Pfeiffer den Fachbereich Zellbiologie leitet, werden Blutreinigungsverfahren zur unterstützenden Therapie bei Leberversagen und Sepsis entwickelt. Mithilfe von Adsorptionstechniken versucht das Forscherteam bestimmte Komponenten, die aufgrund der Erkrankungen in zu hohem Maß im Blut der Patienten vorhanden sind, zu entfernen. Schwanzer-Pfeiffer arbeitet daran, Faktoren zu identifizieren, die bei Sepsis als neue Angriffspunkte für solche Blutreinigungsverfahren dienen könnten. Ihr zweiter Forschungsschwerpunkt und gleichzeitig das Lieblingsprojekt der 38-Jährigen: die Entwicklung eines künstlichen Blutgefäßes. Dynamische 3-D-Modelle Anders als in statischen Modellen, bei denen so genannte Endothelzellen (Zellen, die die Blutgefäße von innen auskleiden) auf Zellkulturplatten wachsen, erforscht SchwanzerPfeiffer ein dynamisches 3-D-Modell, in dem sich die Gefäßwandzellen an der Innenseite eines Rohres befinden. Dieses kann – analog zu echten Blutgefäßen – von Flüssigkeit und Zellen durchspült werden. Wie im menschlichen Organismus, wo Blutgefäße von Gewebe und bestimmten Zelltypen umgeben sind, lassen sich auch an der Außenseite des künstlichen Gefäßmodells zum Beispiel glatte Muskelzellen anbringen. Gefäßwandzellen, die im Krankheitsgeschehen der Sepsis eine wichtige Rolle einnehmen, können auf diese Weise wirklichkeitsnah erforscht werden.


Foto: Donau-Universität Krems/Reischer

Forschen an der Basis Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Fachbereiches Zellbiologie am Zentrum für Biomedizinische Technologie der Donau-Universität Krems erforschen Faktoren, die bei Sepsis und Multiorganversagen eine wichtige Rolle einnehmen und als Ziel für neue Behandlungsansätze dienen könnten. Die Herstellung von Zellkulturmodellen für ein künstliches Blutgefäß und die Entwicklung von Testsystemen zur Überprüfung der Biokompatibilität verschiedener Materialien sind weitere Forschungsschwerpunkte. Außerdem beschäftigt sich das Team mit tumorrelevanten Fragestellungen und überprüft dabei unter anderem die Wirksamkeit verschiedener Medikamente bei Darmkrebs. www.donau-uni.ac.at/biomed

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44 Was Forschen sie?

Aufnahmen von Zellen im Fluoreszenzmikroskop: Zellkerne (blau), Zytoplasma (gelb-grünlich) und Rezeptoren, die typischerweise bei Sepsis ausgebildet werden (rot). Bei den Zellen handelt es sich um menschliche Blutzellen („Monozyten“, re.) bzw. Gefäßwandzellen („Endothelzellen“, li.).

„Der Blutfluss und die dadurch auf die Endothelzellen wirkenden physikalischen Kräfte, ihre Kommunikation mit den Zellen im Blut und den Zellen im umliegenden Gewebe, all das macht ein Blutgefäß aus“, erklärt Schwanzer-Pfeiffer. Werden diese

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Punkte außer Acht gelassen, wie es in statischen Zellkulturmodellen der Fall ist, ergeben sich bei Testungen häufig realitätsferne Forschungsergebnisse. Ein in solchen Experimenten erzieltes Resultat lässt sich in darauf folgenden Tierversuchen oft nicht mehr reproduzieren. „Daher bemühen wir uns, bereits in der Zellkultur physiologisch korrekter zu arbeiten und damit haltbare Ergebnisse zu bekommen. Wir haben bereits gesehen, dass sich Endothelzellen in unserem 3-D-Modell ganz anders verhalten als bei statischen Versuchen“, berichtet Schwanzer-Pfeiffer über den innovativen Forschungsansatz.

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Projekte wie diese zu planen, bedeutet für Schwanzer-Pfeiffer eine Kreativleistung, die nur durch ein gewisses Maß an Unabhängigkeit entstehen kann. Unter Druck wissenschaftlich zu arbeiten, wäre für die zweifache Mutter nicht denkbar. „Genauso wie Künstler benötigen auch Wissenschaftler genügend Freiraum, um in ihrer Forschungstätigkeit ans Ziel zu gelangen. Hier sehe ich starke Parallelen zwischen Wissenschaft und Kunst. Dass sich viele meiner Kollegen in ihrer Freizeit kreativ betätigen, ist für mich also kein Zufall“, meint Schwanzer-Pfeiffer, die neben Genetik auch ein Semester Kunstgeschichte studiert hat und in der Malerei und beim Klavierspielen Ausgleich zu ihrem Beruf findet. „Ich denke, dass Kreativität in der Wissenschaft besonders wichtig ist. Für mich ist sie die Grundvoraussetzung für den Prozess der Ideenfindung und bildet damit den Ausgangspunkt für die Beantwortung von Forschungsfragen.“

Fotos: Fachbereich Zellbiologie/ZBMT (S. 44), Foto Nitsche, Donau-Universität Krems (S. 45)

Raum für Kreativität


expertenmeinungen 45

„Auf 3-D-Zellkulturmodellen liegt große Hoffnung.“ „Die vergangenen 20 Jahre haben gezeigt, dass – trotz der Entdeckung grundlegender molekularer Mechanismen – die Analyse humaner Erkrankungen mit konventionellen 2-D-Zellkulturen nicht zufriedenstellend bewerkstelligt werden kann. Einen Ausweg bieten 3-D-Zellkulturmodelle, bei denen versucht wird, die Situation im Menschen so nah wie möglich in vitro nachzuempfinden. Das bekannteste Beispiel hierfür sind Hautmodelle, die aus keratinbildenden Zellen (Keratinozyten), Bindegewebszellen der Haut (Hautfibroblasten) und umgebenden Gewebestrukturen (extrazelluläre Matrix) bestehen und sehr gut die physiologischen Eigenschaften von menschlicher Haut widerspiegeln. Die Techniken sind bereits so ausgereift, dass sie als „künstliche Haut“ in der Klinik bei der Behandlung von Verbrennungen eingesetzt werden.

Auch in der Tumorbiologie sind 3-D-Modelle die Zukunftshoffnung, um effektive Anti-Krebs-Therapien zu entwickeln. Diese Modelle stellen die Histologie, das Genexpressionsprofil, die physiologischen Eigenschaften und die molekularen Signalkaskaden – also die reale Situation im Tumor betreffend – viel besser dar als 2-D-Zellkulturen in Plastikschalen. Es hat sich gezeigt, dass die Interaktion der Krebszellen mit ihrer unmittelbaren Umgebung (Bindegewebe, Blutgefäße, Immunzellen) die Tumorprogression und die Metastasierung maßgeblich beeinflusst. Die Etablierung, Verbesserung und Analyse solcher Systeme ist allerdings sehr zeitraubend und verlangt eine Menge an Erfahrung sowie Intuition. Dennoch spricht die physiologische Relevanz, die mit Hilfe dieser Methoden möglich ist, eindeutig für diesen Mehraufwand.“

HelMut DolZnig Ass.-Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Helmut Dolznig setzt sich als Genetiker mit den Mechanismen der Zell-ZellKommunikation bei Tumoren auseinander. Am Institut für Medizinische Genetik der Medizinischen Universität Wien forscht er mit Hilfe von dreidimensionalen Tumor-Zellkulturmodellen an der Entstehung von Dickdarmkrebs.

„3-D-Modelle helfen, physiologische Prozesse besser zu verstehen.“ „Schon Goethe lässt seinen Faust sagen ,Wie alles sich zum Ganzen webt! Eins in dem anderen wirkt und lebt!‘ und deutet damit die enge Verflechtung von Komponenten eines (biologischen) Systems an, die zu einem funktionellen Ganzen führt. Emergenzen spielen hier eine große Rolle. So wie in der Neurobiologie Bewusstsein als Emergenz des neuronalen Netzes Gehirn betrachtet werden kann, gibt es auf allen Hierarchieebenen biologischer Systeme Eigenschaften, die nicht als Summe jener seiner Grundidentität, der Zelle, erklärt werden können. Die Basis dafür ist die Vielzahl möglicher Interaktionen von Zellen und die räumliche Anordnung verschiedener Zelltypen als Ausdruck von Struktur-Funktionsbeziehungen.

Frühere experimentelle Ansätze (Zellkultur isolierter Zellen oder Zelllinien) haben entscheidend zur Aufklärung basaler zellbiologischer Mechanismen beigetragen. Allerdings sind sie stellenweise nur bedingt geeignet, um systemische Fragestellungen zu bearbeiten, weil der strukturelle Kontext unberücksichtigt bleibt. So gab und gibt es beispielsweise immer wieder Diskrepanzen zwischen klassischen In-vitro-Ergebnissen und der Situation im Tiermodell. Eine möglichst realitätsnahe Abbildung biologischer Strukturen (beispielsweise Gewebe) durch dreidimensionale In-vitro-Modelle ist daher ein weiterer Schritt zu einem besseren Verständnis physiologischer Prozesse und deren pathologischer Veränderung.“

HAnnes ZwicKl Mag. Dr. Hannes Zwickl leitet den Fachbereich Tissue Engineering am Zentrum für Regenerative Medizin und Orthopädie der DonauUniversität Krems. In seinen aktuellen Forschungsprojekten widmet sich der Zellbiologe der Funktion von Knorpelzellen und ihren beeinflussenden Faktoren.

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46 Alumni-Porträt

Zwei Herzen in einer Brust Was haben Musik und Management miteinander zu tun? Viel, sagt Melanie Plank. Die Orchestermusikerin der „Philharmonie Salzburg“, Absolventin des Universitäts­ lehrgangs Musikmanagement und Geschäftsführerin der „Salzburger Kinderfestspiele“, hat ihre berufliche Passion in genau diesem Spannungsfeld gefunden. Von Stephanie Arns

W

ährend das Orchester spielt, ist es still, mucksmäuschenstill. Wenn Melanie Plank in ihr Publikum schaut, blickt sie in kleine, staunende Gesichter. „Die Kinder sitzen wie gebannt da und lauschen der Musik“, schildert die ausgebildete Geigerin ihre Eindrücke. „Das ist ein sehr berührender Moment, das gibt mir sehr viel.“ Melanie Plank ist Organisatorin und Geschäftsführerin der Kinderfestspiele, doch während eines solchen Konzertes schlägt vor allem das Herz der Musikerin in ihr. Musizieren und führen Das Zusammenspiel in einem Orchester hat viel zu tun mit Engagement, Leidenschaft, Aufeinander-Hören, aber auch Führen. Eigenschaften, die Melanie Plank mitbringt. Als sie 2005 ihr Studium der Musikerziehung und Instrumentalpädagogik, Hauptfach Violine, am Mozarteum in Salzburg abschließt, will sie zunächst einmal Musikerin werden. „Nicht Lehrer, wie alle in der Familie“, wie sie augenzwinkernd anmerkt. Die damals 25-Jährige wird Orchestermitglied der „Jungen Philharmonie Salzburg“, der heutigen „Philharmonie Salzburg“, und bekleidet dort kurze Zeit später bereits führende Positionen. Sie wird Stimmführerin, bald darauf erste Konzertmeisterin. Melanie Plank entdeckt neue Seiten an sich. „Als gute Konzertmeisterin braucht man gewisse Führungsfähigkeiten. Man muss aufnehmen, was der Dirigent vorgibt und zugleich das Orchester anleiten und zusammenhalten.“ Das gelingt ihr gut und ihrer beruflichen Idealvorstellung kommt sie dabei erstmals näher: musizieren und managen. Mit der Gründerin und

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Melanie Plank, 1980 in Wels geboren, wird nach ihrem Studium der Musikerziehung am Mozarteum Salzburg Mitglied der Philharmonie Salzburg. Im Orchester wird die ausgebildete Geigerin Stimmführerin und Konzert­ meisterin und übernimmt bald darauf auch als Geschäftsführerin der Philharmonie sowie der „Kinderfestspiele“ führende Aufgaben. Geholfen hat ihr dabei der Lehrgang „Musik­ management“. Melanie Plank ist eine Wiederholungstäterin, bald wird sie an der Donau­Universität Krems ein weiteres Studium aufnehmen: „Leadership & Management“.


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Ballszene bei der Ballettvorführung Cinderella.

Dirigentin der Philharmonie Salzburg, Elisabeth Fuchs, funktioniert das Zusammenspiel perfekt. Sie haben ähnliche Vorstellungen, nicht nur musikalisch. Fuchs beauftragt sie mit der Geschäftsführung der Philharmonie Salzburg sowie mit der Organisation und Leitung der von ihr 2007 ins Leben gerufenen Kinderfestspiele. Es ist dies ein weiterer wichtiger Schritt, der Melanie Plank in ihren beruflichen Plänen vorankommen lässt. Um ihre Managementqualitäten auf eine solide Basis zu stellen, schreibt sie sich an der Donau-Universität Krems ein und schließt 2008 den berufsbegleitenden Masterlehrgang Musikmanagement ab. In Doppelfunktion

Die Kinder im Publikum staunen mit großen Augen.

Fotos: Sandra Cvitkovac (S. 46), Erika Mayer (S. 47)

Studiengang MuSik Mana ge Ment Das berufsbegleitende Masterstudium „Musikmanagement“ setzt der traditionellen Unterscheidung zwischen Musikschaffenden, -produzenten, -vermittlern und Musikmanagern ein neues Berufsbild entgegen, indem künstlerische, wissenschaftliche und Managementaspekte verknüpft werden. Der fünfsemestrige Studiengang qualifiziert motivierte Studierende durch eine Verknüpfung von musikwissenschaftlichen, ökonomischen, medienwissenschaftlichen und rechtlichen Kompetenzen für die Anforderungen eines modernen globalen Musikmarktes. www.donau-uni.ac.at/ musikmanagement

Als Geschäftsführerin ist Melanie Plank nicht nur dafür zuständig, dass bei einem Konzert „alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind“, wie sie es nennt. Die eigentliche Arbeit beginnt natürlich lange vor einem Auftritt. Die Managerin verhandelt mit Veranstaltern, engagiert Solisten, wickelt Verträge ab, plant das Budget, fädelt Kooperationen ein, koordiniert Marketing, Werbung und die Presse. Die Grundlagen für viele ihrer Aufgabenbereiche hat sie sich in ihrem Studium an der Donau-Universität Krems angeeignet – wie das Urheberrecht, Steuerrecht oder BWL. „Vieles lief aber auch über Learning by Doing. Gerade das Verhandeln lernt man an keiner Uni.“ Die Kinderfestspiele sind ein gemeinnütziger Verein, das „Orga-Team“ besteht nur aus vier Mitarbeitern. „Wir sind relativ wenige für das, was wir auf die Beine stellen.“ Und dann spielt die Geigerin Plank bei Aufführungen ja auch noch selbst im Orchester mit. Das sei manchmal ein bisschen viel, gibt sie zu, sie komme dann auch öfters mal an ihre Grenzen. „Von mir wird auch als Musikerin Leistung erwartet.“ Manchmal sei es schwierig für sie zu üben und sich auf einen Auftritt zu konzentrieren, wenn sie als Geschäftsführerin „so viel um die Ohren“ hat. Und dennoch: Wenn sie auf der Bühne stehe, bekomme sie ihre Energie vom Publikum zurück. „Das ist es, was ich an meinem Beruf als Musikerin so liebe.“ Musik erleben Das Anliegen der Salzburger Kinderfestspiele ist es, die Kleinen so früh wie möglich für Musik zu begeistern, Musik erlebbar zu

machen – in Orchesterkonzerten für Familien und in Workshops. In den Familienkonzerten werden Klassiker wie Romeo und Julia oder die Hochzeit des Figaro spielerisch nähergebracht. Jedes Konzert erzählt eine Geschichte, die von Schauspielern, Sängern oder Tänzern dargestellt wird. „Die Kinder sollen einen Zugang zur klassischen Musik bekommen und dabei ein vollständiges Symphonieorchester auf der Bühne erleben“, erläutert Plank die Idee. Die Workshops richten sich indes an ganze Kindergartengruppen und Schulklassen. Hier können die Nachwuchsmusiker selbst Instrumente ausprobieren, an Kindergeigen streichen oder in Klarinetten blasen, angeleitet von den Profis der Salzburger Philharmonie. „Die Kinder sind oft gar nicht mehr von den Instrumenten wegzukriegen“, berichtet Melanie Plank. „So hoffen wir auch jene zu erreichen, deren Eltern mit Musik nicht so viel verbindet.“ Besonders im Blick hat die Musikmanagerin auch die älteren Kinder. In den „Teenie-Konzerten“ können sich diese aktiv beteiligen. Bei der Ballettaufführung „Cinderella“ etwa tanzten zwanzig Teenager mit, die vorab über ein von ihnen eingeschicktes Video gecastet wurden. „Ein ziemlicher organisatorischer Aufwand, aber ein großer Erfolg“, schildert Plank, die schon die nächste Aktion plant: das beste Falco-Double für den bekannten Amadeus-Rap finden. Ein neuer Takt Wenn man sich den Werdegang der heute 32-jährigen Musikerin und Managerin ansieht, fällt es schwer zu glauben, dass diese nicht auch schon wieder eigene Pläne verfolgt, um ihrem beruflichen Fortkommen einen neuen Takt vorzugeben. Und dann erzählt Melanie Plank, dass sie bald wieder an die Universität zurückkehren wird. „Ich brauche immer wieder neuen Input.“ Für das Wintersemester hat sie sich für den Lehrgang „Leadership & Management“ an der Donau-Universität Krems eingeschrieben. Was sie sich davon verspricht? „Ich möchte mich speziell in Führungsaufgaben wie Verhandlung, Konfliktmanagement und Mitarbeitermotivation weiterbilden. Das sind wichtige Fähigkeiten, die man für die Leitung von Organisationen braucht.“ Das sagt die Managerin in ihr. Das Herz der Musikerin hört dabei jedoch nicht auf zu schlagen.

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48 Universitätsleben

Campus Krems Auszeichnung

Liese Prokop-Frauenpreis an Gudrun Biffl

Tagung

Tag der Psychotherapie Der wachsenden Bedeutung von Kinderpsychotherapie wurde bei der Tagung

Bild: Landesrätin Barbara Schwarz überreicht Gudrun Biffl (li.), Dekanin der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung, den Liese Prokop-Frauenpreis im Casino Baden.

Gudrun Biffl, Dekanin der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung der Donau-

Universität Krems, wurde für ihre herausragenden Leistungen auf den Gebieten der Arbeitsmarktheorie und -politik sowie der Migration, Integration und Sicherheit mit dem Liese Prokop-Frauenpreis in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Landesrätin Barbara Schwarz verlieh den Preis im Oktober im Casino Baden. Biffl beeindruckte die Jury durch ihre langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlerin, ihre zahlreichen Publikationen sowie ihre Vortragstätigkeiten auf internationalen Kongressen. Die Auszeichnung soll außergewöhnliche Leistungen von Frauen in Niederösterreich sichtbar machen und wurde heuer zum dritten Mal vergeben – an zwölf Frauen für deren Engagement in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Kultur, Medien und Soziales/Generationen. www.donau-uni.ac.at/aktuell www.liese-prokop-frauenpreis.at

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des Niederösterreichischen Landesverbands für Psychotherapie (NÖLP) im Oktober an der Donau-Universität Krems Rechnung getragen. Sie wurde vom Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit mitorganisiert. Trotz guter Ansätze in Niederösterreich, so das Resümee, müssen mehr Angebote für Kinder in Not bereitgestellt werden. Der Abend war darüber hinaus dem Festakt „20 Jahre NÖLP“ gewidmet. Der Ansprache von Landesrätin Barbara Schwarz folgte die Ehrung einiger Pioniere des Landesverbands für Psychotherapie. www.donau-uni.ac.at/aktuell


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Kulturgespräch und Preisverleihung

Neue Musik für Niederösterreich Unter dem Motto „neue musi“ fanden im Herbst die Tage der neuen Musik in Niederösterreich an der Donau-Universität Krems statt. Zum umfangreichen Programm gehörten neben einem Auftaktkonzert mit der Nouvelle Cuisine Bigband und der Trachtenkapelle Rossatz ein Klangerlebnisparcour im Archiv der Zeitgenossen sowie ein Konzert des neugegründeten Max Brand Ensembles im Klangraum Minoritenkirche. Im Mittelpunkt der Tage der neuen Musik stand das Kulturgespräch des niederösterreichischen Kultursenats. In ihrer Begrüßung zum Auftakt der Veranstaltung sagte die Leiterin des Zentrums für Zeitgenössische Musik der DonauUniversität Krems, Eva Maria Stöckler, die auch die Podiumsdiskussion des Kulturgesprächs moderierte, neue Musik sei kein Nischenprogramm weniger Eingeweihter, sondern lade dazu ein, die Ohren zu öffnen und sich überraschen zu lassen. www.donau-uni.ac.at/zzm

Konferenz

Mobile Lernprozesse im Fokus

Fotos: Gerald Lechner (S. 48), fotolia.com/janevision, AMI Promarketing/Elia Zilberberg (S. 49)

Die Austrian eLearning Conference (AeLC)

im November in der Messe Wien gab einen Überblick über Methoden, Trends und Technik mobiler Lernprozesse – wie können Inhalte für das Lernen unterwegs bereitgestellt werden? Die Keynote hielt Peter Baumgartner, Leiter des Departments für Interaktive Medien und Bildungstechnologien an der Donau-Universität Krems, zum Thema MicroLearning – wo lässt es sich in der Didaktik verorten? Die Donau-Universität Krems war darüber hinaus mit zwei Fachvorträgen vertreten, sie gilt als Vorreiterin innovativer E-Lernkonzepte. www.donau-uni.ac.at/aktuell www.aelc.at Die Jury mit dem Preisträger: v.l.n.r.: Musikerin Viola Falb, Christoph Cech, Preisträger Robert Brunnlechner, Richard Graf, Gottfried Zawichowski (Musikfabrik NÖ), LH Stellvertreter Wolfgang Sobotka, Adolf Obendrauf (Leiter der Militärmusik NÖ), Hans Peter Manser.

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50 KarrIerenetZWerK

Alumni-Club Ruder-Challenge in der Wachau

„Nie die Ruder loslassen!“ Das war die wohl wichtigste Lektion, die unsere teilnehmerinnen bei der ruder-Challenge am

13. Oktober in der Wachau gelernt haben. Die Alumni konnten heuer unter der fachkundigen Anleitung der TrainerInnen der Wasser Sportunion Wachau (WSW) Dürnstein ihr Talent für diese Sportart testen oder bereits erworbene Kenntnisse unter Beweis stellen. Die AbsolventInnen waren begeistert und legten großen Einsatz und vor allem Ausdauer an den Tag. Beste Wettervoraussetzungen machten den Ruderspaß bis in den späten Nachmittag möglich – die Boote waren ständig ausgelastet. Neben dem Training am Wasser überprüften die TeilnehmerInnen im Klubhaus ihre Kondition am Ruder-Ergometer. Belohnt wurden die besten Leistungen anschließend mit kleinen Präsenten. Als alle SportlerInnen heil und trocken wieder festen Boden unter den Füßen hatten, fand ein anstrengender, aber fröhlicher Nachmittag bei einem guten Glas Wachauer Wein und einer Brettljause im Weingut Stockinger gemütlich seinen Ausklang. Dort tauschten sich die Alumni auch noch über die neu gewonnenen Kenntnisse aus.

Die RuderInnen tauschen sich über die richtige Technik aus.

Nach kurzer Pause gehen wieder alle an Bord.

Alumni-Club Termine 30. 1. Stammtisch Frankfurt 12. 2. Stammtisch Linz 12. 2. Stammtisch Salzburg 20. 2. BLUE HOUR Wien 5. 3. Stammtisch München 6. 3. Stammtisch Köln (NEU) 14. 3. Stammtisch Eisenstadt 14. 3. Stammtisch Krems 9. 4. Stammtisch Salzburg 18. 4. Stammtisch Stuttgart 24. 4. BLUE HOUR Wien 29. 4. Stammtisch Linz 29. 4. Stammtisch Zürich

Vorsicht Kollision! Der Trainer der Wasser Sportunion Wachau (WSW) navigiert die Boote sicher durch die Strömung.

www.donau-uni.ac.at/ alumni/veranstaltungen

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Kongresse und Veranstaltungen 51

Termine BauZ!

Zukunftsfähiges Bauen Das Österreichische Institut für Bauen und Ökologie (IBO) veranstaltet parallel zur Messe „Bauen & Energie Wien“ den Kongress BauZ! für zukunftsfähiges Bauen. Wie können Gebäude ressourcenschonend und energieautark gebaut und unterhalten werden? Diskutiert werden zukunftsfähige Gebäude- und Stadtentwicklungskonzepte. Über den Passivhausstandard hinaus kommt dabei vor allem der Plusenergiebauweise sowie den Lebenszyklusberechnungen eine entscheidende Rolle zu. Der Kongress richtet sich an Akteure der Bauwirtschaft, Planende, Forscher, Entscheidungsträger in Gemeinden und Politik, Studierende und andere Interessierte. Vom 21. bis 22. Februar, Messe Wien, www.ibo.at/de/kongress

Weitere termine

MINI MED 2013 Gesunde Haut

Wie bleibt die Haut, unser größtes Organ, bis ins hohe Alter schön und gesund? Der Vortrag von Franz Trautinger vom LK St. Pölten, Karl Landsteiner Institut für Dermatologische Forschung, gibt Antworten auf diese Fragen. 9. Jänner

Was ist ein Trauma?

Belastende Erfahrungen können zu psychischen Störungen führen. Silke Brigitta Gahleitner vom Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der DonauUniversität Krems klärt auf. 16. Jänner

Fotos: Donau-Universität Krems (S. 50), f1 online/Imagebroker/Daniel Schoenen (S. 51)

Volksleiden Diabetes

Bewegungsarmut und ungesunde Ernährung lassen die Zahl der Diabetiker steigen. Informationen über die Krankheit liefert Rudolf Prager von der Abteilung für Stoffwechsel und Nephrologie des KH Hietzing, Wien. 23. Jänner

BioNanoMed 2013

Nanotechnologie in der Medizin Der vierte internationale Kongress BioNanoMed 2013 widmet sich der Frage, welchen Beitrag die Nanotechnologie zur personalisierten Medizin leistet. Er richtet sich an Mediziner wie Wissenschaftler sowie Entscheidungsträger in Gesundheitswesen und Pharmazie. Neben einem Überblick zum aktuellen Stand der Nanotechnologie werden Fragen zu Anwendungsgebieten und Chancen in Medizin (Diagnostik und Therapie) und Pharmazie diskutiert. Nicht unerwähnt bleiben auch die Risiken der neuen Technologie. Schwerpunkt der Tagung bildet der Themenkomplex Nanotechnologie und künstliche Organe. 13. bis 15. März, Donau-Universität Krems, www.bionanomed.at

Verdauungsorgan Darm

Pro Jahr erkranken in Österreich ca. 5.000 Menschen an Dickdarmkrebs. Hartwig Bognar von der Abteilung für Innere Medizin des LK Krems informiert über Vorsorge. 13. Februar Donau-Universität Krems, Audimax, Beginn 19:00 Uhr www.minimed.at

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52 Upgrade-Tipps

Kunst & Kultur Adolf Thomas Feuerstein

Zwischen Kunst und Chemie Künstler, Alchemist und Trickster – Thomas Feuersteins Werke offenbaren latente Verknüpfungen zwischen wissenschaftlicher Faktizität und künstlerischer Fiktion. Ob Installation, Skulptur, Malerei, Fotografie, Video oder Netzkunst – stets ist das Zusammenspiel sprachlicher und visueller Elemente zentral. Mit seiner „konzeptuellen Narration“ verfolgt Feuerstein Spuren, die von der griechischen Philosophie über Physik und Chemie bis hin zu Computersystemen reichen. „Candylab“ ist Ausstellung und Laboratorium, in dem wissenschaftliche Theorien mit ästhetischen Prozessen zu Erzählungen mit Symbolkraft verknüpft werden. Bis 17. Februar 2013. Kunsthalle Krems, www.kunsthalle.at

Weitere termine

Raum-Maler Die Schönheit des Hässlichen, der Mythos des Weiblichen und die Ironie des Alltäglichen bildeten seit den 70er Jahren die Themen, um die Adolf Frohner kreist. Immer wieder erprobte er neue Aspekte der dreidimensionalen Form. Endlich widmet sich eine Schau ganz den Plastiken, die zu Unrecht im Schatten der Malerei Frohners standen. Bis 17. März 2013, Frohner Forum in der Kunsthalle Krems, www.kunsthalle.at

Shakespeare in St. Pölten

Viel Lärm um alles Siegreich und voller Lebensfreude kehrt der Prinz von Aragonien aus dem Krieg zurück und erlebt alsbald ungeahnte Turbulenzen. Mit „Viel Lärm um nichts“ gibt es in St. Pölten Shakespeare auf der Höhe unserer Zeit. Regisseur Roland Koch stand in zahlreichen Shakespeare-Stücken selbst auf der Bühne. 2003 begegnete er Shakespeares Werk erstmals auch als Regisseur. Am Burgtheater inszenierte er mit großem Erfolg die Komödie „Was ihr wollt“ und zeigt nun am Landestheater Niederösterreich mit „Viel Lärm um nichts“ seine zweite Shakespeare-Inszenierung. Ab 26. Jänner 2013 im Landestheater Niederösterreich, www.landestheater.net

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Der graue Mond Kinderbilder aus dem Buchprojekt „Der graue Mond“ zeigt Campus Cultur zum Auftakt des Jahres 2013. Zur Geschichte vom Theatermacher Viktor Korsakow, der auf der Suche nach begabten Darstellern viele außergewöhnliche Begegnungen erlebt, haben die Kinder von Campus Kids Seidenpapiere gestaltet und ein farben- und fantasiesprühendes Panoptikum geschaffen. Vom 24.1. bis 22.2.2013. Donau-Universität Krems www.donau-uni.ac.at/cultur

Fotos: © VBK, Wien, 2012/Foto: Christian Redtenbacher (o.), Landestheater Niederösterreich/Annette Sonnewend (u.)

Candylab, Molekulare Skulpturen


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Hörtipps

Master-Thesen Von der Quadratur des Bauens Diese Masterarbeit prüft die traditionellen Siedlungsstrukturen mit ihren Bautypen. Mit rechnergestützten Simulationen werden bauphysikalische und ökologische Eigenschaften erfasst. So lässst sich die historische Bausubstanz dahin entwickeln, dass Nutzungsansprüche, Klimaschutzziele und baukulturelle Anliegen an Welterbestätten berücksichtigt werden.

UPGrADe VerLOSt 5 CDS AUF S. 54

Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne

Konzert für Schlagzeug und Orchester

Annäherung für 14 Instrumente

Ernst Krenek zählt zu den vielseitigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine zwischen 1942 und 1952 entstandene Autobiografie schildert detailreich sein Leben in Europa bis 1938. Die spannendsten Passagen bietet jetzt ein neues Hörbuch, zusammengestellt von dem Musikwissenschaftler Matthias Henke, gelesen von Burgschauspieler Cornelius Obonya. Ein kurzweiliges Hörabenteuer, das nicht nur in die Lebenswelt des Ernst Krenek, sondern auch in ein aufregendes Jahrhundert entführt – sachlich, pikant, selbstironisch.

Geradezu hymnisch hat die Musikkritik auf das Konzert für Schlagzeug und Orchester des Wiener Komponisten Friedrich Cerha reagiert, das er 2007/2008 für den Percussion-Solisten Martin Grubinger schrieb. „Was Cerha für den jungen Wilden an den Trommeln komponierte, stellt in Sachen Komplexität und Anspruch so ziemlich alles bisher Dagewesene in den Schatten“, befand „Der Spiegel“. Nun liegt Grubingers Interpretation als Live-Version vor, aufgenommen im Herbst 2011 im Wiener Konzerthaus.

Die gebürtige Moskauerin Alexandra KarastoyanovaHermentin zählt zu den eigenwilligsten Komponistinnen Österreichs. In ihrer Musik verweist sie immer wieder auf Musiktraditionen und -kulturen, zu denen sie eine enge biografische Bindung hat. Das Wechselspiel von Vertrautem und Fremdem, die Lust am Experiment kennzeichnen ihre Werke. Der ORF hat nun eine Porträt-CD mit Werken der mehrfach ausgezeichneten Komponistin vorlegt. Sie enthält das Ensemblestück „Galechri“, das 2010 bei einem Festkonzert im Audimax der Donau-Universität Krems erklang.

Ernst Krenek Hörbuch mit 6 CDs. Braumüller Verlag, Wien 2012. ISBN 978-3-99200-048-7 www.braumueller.at

Friedrich Cerha. Wiener Philharmoniker, mit Martin Grubinger, Péter Eötvös, Pierre Boulez. Kairos 2011. www.kairos-music.com

Alexandra KarastoyanovaHermentin Edition Zeitton, ORF, 2012 http:\\oe1.orf.at

Dipl.-Ing. Dr. mont. Rosalinde Kleemaier-Wetl: Sanierung im pannonischen Raum im Spannungsfeld zwischen Klimaschutzzielen und Erhaltung des Kulturerbes. Donau-Uni Krems 2009. Demnächst im vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich.

Vom guten Klang der Marke In Zeiten geringer Qualitätsunterschiede und großer Markenvielfalt profilieren sich Unternehmen immer mehr über ihr Image. Dabei kann Sound Branding helfen: Darunter versteht man die akustische Wiedererkennbarkeit einer Marke oder eines Unternehmens. Sound Branding fördert und prägt das Image. Paul Steiner: Sound Branding. Grundlagen der akustischen Markenführung. Gabler Verlag, 2009

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54 Vorschau / Impressum

Vorschau 1.13

Gestalten und erhalten – Wo Technik hilft Die Technik ist im Alltag angekommen. Fluch oder Segen? Die Antwort ist komplex und liegt wohl, wie so oft, irgendwo dazwischen. Doch eines ist evident: Der Technologiefortschritt prägt unsere Gesellschaft wie nie zuvor. In Indien gibt es heute mehr Handys pro Haushalt als sanitäre Anlagen. upgrade zeigt in der kommenden Ausgabe, wie Technik unser Leben durchdringt und Antrieb für positive Entwicklungen ist. Beispiele sind das Mikro-Engagement für eine nachhaltigere Welt, der Trend zur Wiederverwertung und die Feedbackgesellschaft. Ob Bildung, Politik oder Gesundheit – Autonomie und Mitgestaltung lauten die Devisen.

Impressum upgrade Das Magazin für Wissen und Weiterbildung der Donau-Universität Krems (ISSN 1862-4154) Herausgeber Rektorat der Donau-Universität Krems Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, A-3500 Krems Chefredakteur Gerhard Gensch, Donau-Universität Krems E-Mail: gerhard.gensch@donau-uni.ac.at Verlag Süddeutscher Verlag onpact GmbH Geschäftsführer: Christian Meitinger Hultschiner Straße 8, D-81677 München Leiter der Redaktion des Verlags Hartmut Rätsch, E-Mail: hartmut.raetsch@sv-onpact.de Verantwortliche Redakteurinnen Ingrid Ladner, E-Mail: ingrid.ladner@donau-uni.ac.at, Stephanie Arns, E-Mail: stephanie.arns@sv-onpact.de, Angelika Ohland AutorInnen dieser Ausgabe Stephanie Arns, Gerhard Gensch, Elisa Holz, Andrea Nussbaum, Cornelia Offergeld, Angelika Ohland, Stephan Schmidt-Wulffen, Alexandra Simon, Roman Tronner Layoutkonzept ki 36, Sabine Krohberger

Grafik Brigitta Bender Schlusslektorat Mirko Partschefeld Leser- und Abonnementservice Claudia Kittinger, Telefon: +43 (0) 2732 893-2577 E-Mail: claudia.kittinger@donau-uni.ac.at Herstellung sandlerprint&more, Johann Sandler GesmbH & Co KG, Marbach Auflage 20.000 Erscheinungsweise vierteljährlich, upgrade 1.13 erscheint im März 2013

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit nicht gehaftet werden. Nachdruck und Verwendung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Gender-Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir die maskuline oder feminine Sprachform. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts.

upgrade 2.13

Die neue Kultur des Alterns – wie wir sie lernen Immer mehr alte Menschen stehen wenigen jungen gegenüber. Mit welchen Folgen für Gesellschaft, Wirtschaft oder Medizin? Was können Junge und Alte voneinander lernen? Und was bedeutet es eigentlich für den Einzelnen, das Altern?

MItMACHEn und GEwInnEn! upgrade verlost fünf CDs von Friedrich Cerha: Konzert für Schlagzeug und Orchester/Impulse für Orchester (siehe Empfehlung S. 53). Hier geht‘s zum Gewinnspiel: www.donau-uni.ac.at/ upgrade/gewinnspiel

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Archiv Sind Sie an unseren upgrade-Ausgaben interessiert? Über den Online-Abonnement-Service können Sie einzelne Magazine oder ein Jahres-Abo bestellen: www.donau-uni.ac.at/upgrade

ISSN 1862-4154 ISSN: 1862-4154

Preis: 5,– €

Preis: 5,– €

Ausgabe 2.12

ISSN 1862-4154 Preis: 5,– € Ausgabe 4.12

ISSN 1862-4154 Preis: 5,– € Ausgabe 3.12

Ausgabe 4.11

Wissenschaft und Erkenntnis

Was wei weiß ß di die Ku Kunst? Gute Fragen Wie wir mit Bildern und Klängen die Welt verstehen Bauen Was die Architektur am Campus Krems erzählt

Campus Krems Art meets Science

Farbexplosionen Die Künstlerin Katharina Grosse

4.12 Gesundheit und Wohlbefinden

Die Donauregion wird europäisch

Human Resource Management

In Bewegung bleiben

Ich bin dabei

Balance finden – wie wir wieder ins Lot kommen Arbeitswelt – warum Gesundheitsförderung zählt Entschleunigung – was uns im Tanz bewegt

Seelenschau Wenn Personaler (zu) viel wissen Nachhaltigkeit So können Unternehmen gute Mitarbeiter an sich binden Betriebsräte Die unterschätzte Kraft Demografischer Wandel Verfallsdatum, nein danke

4.11

1.12

ISSN 1862-4154

2.12

Preis: 5,– €

Preis: 5,– €

Ausgabe 1.11

Ausgabe 2.11

Ausgabe 4.10

Gehirn und Geist

Kreativität und Innovation

Was den Menschen ausmacht

Digitale Gesellschaft und Ökonomie

Open Society – Wie soziale Netzwerke Politik mitbestimmen Open Government – Wie sich Regierung und Verwaltung öffnen Open Business – Wie Neue Medien Unternehmen beeinflussen

2.11

1.11

4.10

ISSN 1862-4154 ISSN 1862-4154

Preis: 5,– €

Preis: 5,– €

Ausgabe 1.10

3.12

Alles offen?

Mentale Gesundheit – Wenn die Psyche krankt Neue Medien – Wie sie unser Denken verändern Hirnschädigungen – Hilfe bei Demenz und Schlaganfall

Die Kreative Ökonomie – Wertschöpfung im Wissenszeitalter Creative Industries – Wenn sich Kunst und Kommerz vereinen Innovationsförderung – Von der Forschung zum Produkt

Ungleiche Brüder Wie Ost und West zueinanderfinden Weite Wege Wege Wovon Wirtschaft und Umwelt profitieren Gutes Leben Was Menschen forttreibt Inspirierende Nachbarn Wie sich Universitäten vernetzen

ISSN 1862-4154

ISSN 1862-4154 Preis: 5,– €

Handwerk des 21. Jahrhunderts

Alle lles s iim mF Flus luss s

3.11

ISSN 1862-4154 Preis: 5,– € Ausgabe 2.10

Ausgabe 4.09

Magazin plus Internet – Full-Service für Sie! Nutzen Sie auch unser Online-Angebot zum upgrade Magazin! Dort finden Sie nicht nur das E-Magazin, sondern auch Links zu Studiengängen. Sie erfahren mehr zu News und Kultur rund um den Campus oder Tipps und Special Offers des Alumni-Clubs. www.donau-uni.ac.at/ upgrade

Visuelle Kommunikation

Migration

Form, Design, Ästhetik

Voneinander lernen Zukunftsfrage Migration – Quo vadis, Austria? Identität – Leben in zwei Kulturen Mobile Wissenschaftler – Kampf um Köpfe

Energie und Mobilität

Wohin geht die Reise?

Corporate Architecture – Gebaute Kommunikation Produktdesign – Die Macht der Farben Informationsdesign – Mit den Augen sprechen

Regenerativ und autark – Die Energie-Revolution Vernetzt und mobil – Verkehr sucht Zukunft Nachhaltig und effizient – Das Haus als Kraftwerk

1.10

2.10

15 Jahre Donau-Universität Krems

Wegbereiter und Wegbegleiter Die Weiterbildungsuniversität – Pionierin seit 15 Jahren Forschung und Lehre – wie sie zusammenspielen Lebenslanges Lernen – für Glück und Karriere

upgrade 1

4.09

3.10

upgrade 4/2012


18/11/2012 — 17/02/2013

CANDYLAB

KUNSTHALLE KREMS WWW.KUNSTHALLE.AT THOMAS FEUERSTEIN, FLESH FOR FANTASY II (DETAIL), 2011, COURTESY GALERIE ELISABETH & KLAUS THOMAN, INNSBRUCK/WIEN © VBK WIEN, 2012


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