BLICK
IBA
MAGAZIN DER INTERNATIONALEN BAUAUSSTELLUNG HAMBURG
Nr. 4/Dezember 2009
PERSÖNLICH
IM FOKUS
»Bis Notting Hill ist es noch ein weiter Weg« Matthias Sauerbruch über seinen Entwurf für Wilhelmsburg Mitte
Die Zukunft im Dock Ein Blick in das schwimmende Klimahaus der IBA
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SEITE 4–5
IBA-Jahr
2009
Aus Visionen werden Projekte Projekte, die neue Orte schaffen (Links) In Cuxhaven begonnen, über die Elbe nach Hamburg geschleppt und an der Veddel Ende September getauft: Das IBA DOCK macht den Müggenburger Zollhafen zum Zukunftsort (siehe Seite 4/5). (Mitte) Hamburgs neue Wohnattraktion für Familien bekommt ein Gesicht: die Neuen Hamburger Terrassen am Park der internationalen gartenschau igs 2013. (Rechts) Vom Niemandsland zum Elbinsel-Zentrum: Der Entwurf für den Sitz der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt wird Wilhelmsburg Mitte beleben (siehe Seite 4/5).
Projekte, die das Klima schützen (Links) Der Alleskönner: Das Wettbewerbsergebnis zum Open House zeigt, wie man in zentraler Lage zugleich preisgünstig, familiengerecht und klimaschonend bauen kann. (Mitte) Höhepunkt: Der Energieberg Georgswerder wird Deutschlands erster energieerzeugender Aussichtsberg – der Wettbewerb wurde im Mai 2009 entschieden. (Rechts) Der Energiebunker wird konkret: Der ehemalige Flakbunker wird mit Biomasse-Blockheizkraftwerk, Wasserspeicher und Solarthermieanlage zum Versorger des Weltqaurtiers – Dachterrasse inklusive.
Projekte für die „Welt vor Ort“ (Links) Sommer 2009: Baustart im Weltquartier. 820 Wohnungen werden hier modernisiert - die erste der insgesamt 40 Infostelen informiert über das Projekt. (Mitte) Gemeinsam geplant: Schüler und Eltern entwerfen den Platz der „Menschen und Kulturen“ für das Bildungszentrum „Tor zur Welt“. (Rechts) Andockstelle für weitgereiste Seelen: Das Veringeck bietet Wilhelmsburger Senioren aller Kulturen ein Zuhause, das auf unterschiedlichste Wohnbedürfnisse abgestimmt ist.
Wissensnetze vor Ort und in alle Welt (Links außen) Wissenstransfer über den Ozean hinweg: Die IBA Hamburg kuratiert den deutschen Beitrag auf der 8. Architekturbiennale in Sao Paulo. (Links) Mitwisser gesucht: Der zweite Elbinsel Sommer hat das Alltagswissen der Bewohner sichtbar gemacht. Der Elbinsel Sommer wird 2010 fortgesetzt. (Rechts) Sommer 2009: Im Rahmen des Forums IBA meets IBA auf dem Museumsschiff Cap San Diego wurde das Netzwerks „IBA meets IBA“ gegründet.
Wohnprojekte für übermorgen Die Zukunfts startet durch: 2009 wurden in Wilhelmburg Mitte und im Harburger Hafen Grundstücke für wegweisende Wohnprojekte ausgeschrieben. (Links) Wohnen am Kaufhauskanal: Im Harburger Binnenhafen entsteht ein Wohnquartier mit Wasserlage und besonderem Städtebau. (Mitte rechts) Smart Material Houses: Hier werden die intelligente Baustoffe der Zukunft erprobt. (Rechts) Auch das igs-Verwaltungsgebäude ist als Hybrid House konzipiert - nach der internationalen gartenschau 2013 soll es zum Wohngebäude werden.
AKTUELL EDITORIAL
Die Weichen fĂźrs Wohnen sind gestellt Der IBA-Zug ist in voller Fahrt: 2009 haben wir gemeinsam mit den Wilhelmsburger BĂźrgern wichtige bauliche Projekte auf den Weg gebracht. Allen voran den BehĂśrdenneubau in Wilhelmsburg Mitte, fĂźr den eine gleichermaĂ&#x;en zeichenhafte wie offene Architektur gefunden wurde (siehe unten). Aber auch fĂźr die IBA-Wohnprojekte wurden wichtige Weichen gestellt. Am Harburger Kaufhauskanal entsteht das städtebaulich zur Zeit vielleicht innovativste Wohnquartier Hamburgs. Und mit der „Bauausstellung in der Bauausstellung“, einem Ensemble zukunftsweisender Experimental-Wohngebäude in Wilhelmsburg Mitte, wird die IBA die Zukunft des Wohnens und der Bautechnik erforschen. Die Planungen fĂźr das futuristische Quartier am igs-Park laufen auf Hochtouren.
Einen besonderen Akzent konnte die IBA 2009 auf das Thema des gemeinschaftlichen Wohnens setzen. Die Konzepte fĂźr das „Open House“ und das Veringeck haben sich konkretisiert: Mitten im Reiherstiegviertel entstehen zwei in der Vielfalt ihrer Wohnangebote und in ihrer Flexibilität unerreichte Wohnangebote – Zweiteres eigens fĂźr die vielen migrantischen Senioren, denen wir einen neuen Heimathafen auf den Elbinseln bieten wollen. Dass die vielen kommunikativen MaĂ&#x;nahmen der ersten IBA-Jahre FrĂźchte tragen, sieht man an dem Andrang der Interessenten fĂźr das besonders familiengerechte Wohnquartier Neue Hamburger Terrassen. Insgesamt ist unĂźbersehbar: Die Elbinseln sind auf der Landkarte vieler Hamburger angekommen, als spannender Stadtraum mit eigener
Kunst- und Kulturszene – siehe der Elbinsel Sommer, den wir in diesem Jahr zum zweiten Mal durchgefßhrt haben – aber auch als Wohnstandort. Mit den Neubauprojekten, die wir 2009 angeschoben haben, wollen wir vor allem auch Eines erreichen: die Elbinseln sollen die Chance bekommen, sich weiter zu entwickeln, die angestammten Bewohner sollen sich den Stadtraum aber weiter leisten kÜnnen. Deswegen bauen wir ja Neues: damit die Neu-Insulaner die Alteingesessenen nicht verdrängen. Und um zu zeigen, wie man einen Stadtteil sinnvoll ergänzt, ohne seine Eigenheit zu zerstÜren. Nach diesem Jahr bin ich guter Dinge, dass uns das gemeinsam gelingen wird. Ihr Uli Hellweg Geschäftsfßhrer IBA Hamburg GmbH
WILHELMSBURG MITTE
Ein buntes Band fĂźr die BĂźrger Der grĂśĂ&#x;te Baustein fĂźr Wilhelmsburg Mitte nimmt Gestalt an: Der Neubau der BehĂśrde fĂźr Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) bringt in jeder Hinsicht neue Farbe in das Zentrum der Elbinseln. Der Siegerentwurf im internationalen Wettbewerb schafft auĂ&#x;erdem ein offenes Begegnungszentrum fĂźr Wilhelmsburg.
Ansicht des BSU-Neubaus von SĂźden
Mitte ist das HerzstĂźck der ErgebnisseWilhelmsburg der Ăœberarbeitung IBA Hamburg, mit der experimentellen ArDie Arbeit stellt in städtebaulicher und archichitektur der „Bauausstellung in der Bautektonischer ausstellung“, Hinsicht einen Ăźberzeugenden dem Park der internationalen und ausgereiften Entwurf dar,hamburg der im Rah-igs 2013 und einem gartenschau men des Verhandlungsverfahrens erfolgreich das eine BrĂźcke städtebaulichen Ensemble, weiter entwickelt wurde. durch das frĂźhere Niemandsland zwischen ReichsstraĂ&#x;e und Bahnlinie schlägt. Das Ziel Durch Ăœberarbeitung der Eingangssituadieser planerischen Kraftanstrengung: Wo tion und Verlagerung der Treppenanlage einbeiLoch in der Stadtstruktur klaffte, sind auch diebisher Probleme der Einbindung sollen dieDie „Stadtinseln“ in die Umgebung gelĂśst. erforderliche Wilhelmsburgs zusammenwachsen. Anzahl der Arbeitsplätze und die gewĂźnschte Das städtebauliche Flexibilität der inneren OrganisationRĂźckgrat werden dieses Portals zu erreicht und es wurde gezeigt, dassder Kombiden Elbinseln wird BSU-Neubau direkt am bĂźros mĂśglich sind. Durchsein, die Neugestaltung S-Bahnhof ein Dienstleistungs- und Verdes Foyerbereichs und die Verbesserung der Fläche von etwa waltungsgebäude mit einer inneren Organisation wird der räumliche Zu41 000 Quadratmetern und Arbeitsplätzen sammenhang verbessert und ein attraktives Arbeitsumfeld geschaffen, dasder hervorragend Ergebnisse Ăœberarbeitung als Visitenkarte der BehĂśrde geeignet ist.
+ RĂźhrgartner Ingenieure aus Rosbach die geforderten Kriterien erfĂźllt: ein mit seinen flieĂ&#x;enden Formen, seiner Transparenz und Berufsschulzentrum Offenheit wegweisendes Beispiel fĂźr moderne Verwaltungsgebäude und zudem eine Landmarke fĂźr Wilhelmsburg. IBA-GeschäftsfĂźhrer Uli Hellweg äuĂ&#x;erte BSU-Neubau sich begeistert Ăźber die Wettbewerbsergebnisse: â&#x20AC;&#x17E;Wir sind beeindruckt von der Bauausstellung in der Bauausstellung Vielfalt und der Qualität der eingereichten Ideen. Den Ausschlag fĂźr den Siegerentwurf S-Bahn gab aus meiner Sicht die Kombination aus Eingang igs 2013 extrem guter Energieeffizienz und einer unverwechselbaren, freundlichen und offenen Gestaltung. Ich bin sicher, dass nach einiger fĂźr rund 1 500 Beschäftige. GekrĂśnt werden Zeit niemand mehr mit Steinen auf das Ge- - auch insgesamt hat der Siegerentwurf in der PrĂźfung der Ăśkologischen Qualität am soll das etwa 300 Meter lange Gebäude von bäude werfen wird.â&#x20AC;&#x153; besten abgeschnitten. Die Bewerbung fĂźr FĂźr die freundliche Atmosphäre des Gebäueinem Ăźber 60 Meter hohen Hotel-Turm. In einem von der Sprinkenhof AG und der IBA des werden eine Vielzahl von LichthĂśfen und das GĂźtesiegel der Deutschen Gesellschaft Hamburg GmbH europaweit ausgeschrie- Treffpunkten sorgen â&#x20AC;&#x201C; sowie das groĂ&#x;zĂźgig fĂźr Nachhaltiges Bauen in Gold ist geplant benen Wettbewerb wurden im Sommer Ent- angelegte zentrale Atrium, das Standort des (siehe auch Gespräch auf Seite 3). wĂźrfe fĂźr dieses grĂśĂ&#x;te Hochbau-Projekt groĂ&#x;en Stadtmodells werden soll, das sei- Direkt gegenĂźber dem Bahnhofsviertel wird nen Standort bisher in der WexstraĂ&#x;e hat. der Neubau auch durch seine Farbgestalder IBA gesucht. Die 24 eingereichten Arbeiten von nam- Mit diesem Ăśffentlichen Ort der Informa- tung Akzente fĂźr die Neue Mitte setzen und haften BĂźros aus ganz Europa konnten tion Ăźber die Stadtentwicklung Hamburgs der Entwicklung der Elbinsel als mĂśgliches allesamt qualitativ Ăźberzeugen und mach- entsteht eine Besucherattraktion und zu- neues Wahrzeichen Schubkraft verleihen. ten es der 13-kĂśpfigen Jury, unter Ihnen gleich ein neuer Veranstaltungsort fĂźr das Rechtzeitig zur Abschlusspräsentation der Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk, Quartier, denn die Halle soll auch Feiern und IBA Hamburg und der internationalen gartenschau soll das Gebäude im FrĂźhling 2013 nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Events als Rahmen dienen. $0*.34)(00 JH&*4)*EB0%+U73:7%4 fertig gestellt sein â&#x20AC;&#x201C; die Gäste dieser GroĂ&#x;Am besten, war sich die Jury einig, hat der Die Atrien, die den geschwungenen Gebäu50%+67%2)0/0'(0+8'49&%:+60%:72/4+;90)+;0'4%.20'+<)020= 7)*471' '(4 5&+$//+$46(1 %(4I?&+(1 5,1' 4$70$.756,5&+( $CI >?+ 0)'0'+ ;0)4/03@**0'+ A0BC%(0'D.&+ 67%;&*EB2./0'F+ (0%+ :G%+ 0)'0+ '.B30'+)'+(0%+O.**.(0+&'(+//:?+)3+A7(0'+67%/0*0B0'?+,'40%*4G4I Events werden @%(/ sich71' sicher Ăźber das im $CI Turm dekomplex in â&#x20AC;&#x17E;Hofnachbarschaftenâ&#x20AC;&#x153; glieEntwurf des ArchitekturbĂźros Sauerbruch 3&24)H&24&%0220F+(037H%.4)*EB0+$0*022*EB.:4+.'/030**0'+)*4F+&'( <(1' .@11(1 4(119?1'( 3$46,(// $1 '(4 (&.( +2+( )H<,(1< 71' 53$45$0(1 0*$1* 0,6 (55274&(1 0,6 (,I '.B30'+67%/0*0B0'+90%(0'?+ geplante Hotel freuen. Hutton Architekten aus Berlin und Reuter dern, dienen auch der Klimaregulierung '0%+ 20)EB4+ 20*D.%0'+ &'(+ *)''2)EBI:%0&'(2)EB0+ J%EB)40H4&%+ ;&+ H73I 12)30'4)0%0'?
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Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts
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PERSÖNLICH
„Bis Notting Hill ist es hier noch ein weiter Weg“ Ergebnisse der Überarbeitung
Die Arbeit stellt in städtebaulicher und architektonischer Hinsicht einen überzeugenden und ausgereiften Entwurf dar, der im Rahmen des Verhandlungsverfahrens erfolgreich weiter entwickelt wurde.
Durch Überarbeitung der Eingangssituation und Verlagerung der Treppenanlage sind auch die Probleme bei der Einbindung in die Umgebung gelöst. Die erforderliche Anzahl der Arbeitsplätze und die gewünschte Flexibilität der inneren Organisation werden erreicht und es wurde gezeigt, dass Kombibüros möglich sind. Durch die Neugestaltung
Der Berliner Architekt Matthias Sauerbruch über seinen Entwurf für den Behörden-Neubau in Wilhelmsburg Mitte und die Aufwertung des Stadtteils durch öffentliche Bauten des Foyerbereichs und die Verbesserung der inneren Organisation wird der räumliche Zusammenhang verbessert und ein attraktives Arbeitsumfeld geschaffen, das hervorragend als Visitenkarte der Behörde geeignet ist. In der Prüfung der ökologischen Qualität hat der Entwurf am besten abgeschnitten. Der Beitrag erreicht mit seinem sorgfältig abgestimmten Konzept einen sehr guten Wert des Primärenergiebedarfs nach DIN V 18599.
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Der 1955 in Konstanz geborene Matthias Sauerbruch leitet seit fast 20 Jahren das Berliner Büro Sauerbruch Hutton. Er ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste und lehrt als Gastprofessor an der Harvard Graduate School of Design. Das für seine sensiblen und spielerisch-leichten Entwürfe bekannte Büro hat viel Erfahrung mit Projekten, die Klimaschutz und besondere Ästhetik verbinden: Aus der Berliner Architekturschmiede stammt auch der Entwurf für das Dessauer Umweltbundesamt,23einem der Aufsehen errregendsten ressourcenschonenden Bauten der vergangenen Jahre.
Herr Sauerbruch, Sie haben schon in halb Europa und auf anderen Kontinenten gebaut. Was ist die besondere Herausforderung der Wilhelmsburger Mitte? Die Situation ist nicht ganz einfach, weil der Stadtteil völlig im Umbruch ist: durch die Internationale Gartenschau igs 2013, die IBA Hamburg und so weiter. Es ist also eine ganz neue Stadtsituation – und daran teilhaben zu können, das ist schon ungewöhnlich. Und unser Gebäude soll ja eine Art Führungsrolle spielen. Wir haben schon oft mit Orten gearbeitet, die auf den ersten Blick etwas unfreundlich oder schwierig wirken. Da habe ich überhaupt keine Berührungsängste. Im Gegenteil: Solche Orte finde ich spannender als die, wo alles schon klar ist. Wie würden Sie einem Blinden die Grundidee des Entwurfs und die Gebäudeform beschreiben? Ich glaube, das Beste wäre es, ihm das Modell in die Hand zu geben, weil die Formen ja sehr haptisch sind und man durch das Abfahren des Modells mit der Hand am eindeutigsten verstehen kann, was wir wollen: ein Gebäude, bei dem man eine gewisse Zugänglichkeit wahrnimmt, selbst wenn es sehr groß ist. Bei dem man nicht spürt: Hallo, hier ist ein großes Amt, und du hast hier nichts zu sagen! Sondern zu dem man ganz allgemein Zutrauen fassen kann. Ein immer wiederkehrendes Element Ihrer Gebäude ist ein Farbspiel, das an ein Mosaik erinnert. Was steckt dahinter? Es gibt zwei Aspekte: Zum einen haben Farben immer eine starke atmosphärische, emotionale Dimension. Jedem fallen sie auf, jeder hat dazu eine zustimmende oder ablehnende Meinung, niemand verhält sich neutral. Und dann verwenden wir Farbe auch sehr stark als räumliches, tektonisches Element: Durch starke Farb- und Helligkeitskontraste kann man Flächen auflösen. Man kann den visuellen Eindruck herstellen, als wäre diese Fläche nicht kontinuierlich, sondern bestünde aus Reliefs, die hervor- oder zurücktreten. Das machen wir uns hier an dieser eigentlich recht einfachen Fassade zunutze. Da entsteht durch die Farbgestaltung ein visuelles Spiel, das sehr lebendig ist und dem Ganzen eine große Plastizität gibt. Außerdem hat die Farbgestaltung noch eine symbolische Dimension: Sie erweckt den Eindruck eines Körpers, der aus vielen unterschiedlichen Elementen zusammengebaut ist – so wie Wilhelmsburg aus vielen unterschiedlichen Kulturen besteht.
Es ist beabsichtigt, den BSU-Neubau von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem DGNB-Gütesiegel in Gold zertifizieren zu lassen – als besonders nachhaltiges und ressourceneffizientes Gebäude. Wie wollen Sie das erreichen? Das Gebäude ist von seiner Architektur her schon sehr ökonomisch und ökologisch angelegt. Die Grundrisse sind sehr kompakt, es gibt kaum Flächen, die nicht sinnvoll und rationell genutzt sind. Wir haben für viel Tageslicht gesorgt, nicht nur in den Büros, sondern auch in den Fluren und Atrien. Dann gibt es die technologische Seite: die Atriumhöfe, die im Zentrum jedes der dreieckigen Häuser angelegt sind und mit ihren Venturi-Dächern (Dächer, die das Zirkulieren der Luft unterstützen, die Red.) die kontrollierte Durchlüftung des Hauses sicherstellen. Gleichzeitig sorgen sie für Tageslicht und Aufenthaltsqualität. Dazu kommt die Geothermie: Wir machen uns die Temperatur des Grundwassers zunutze, sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen. Es gibt Photovoltaik, wir setzen also auf Solarenergie. Viele Lösungen sind nicht extravagant, sind aber intelligent kombiniert. Wie schätzen Sie die Strategie ein, die Wilhelmsburger Mitte mit einem Behördenneubau zu beleben? Ich glaube, Wilhelmsburg hat jetzt schon eine eigene Identität. Die Lage am Wasser, die Historie des Hafens spielt eine riesige Rolle. Aber diese Identität kann noch bewusst verstärkt werden und sich abheben von derjenigen der Hamburger Innenstadt. Da sorgt schon die Internationale Gartenschau stark dafür, aber auch unser Haus leistet seinen Beitrag. Es ist nicht vergleichbar etwa mit einem Opernhaus oder einem anderen Publikumsmagneten. Aber viele Menschen arbeiten dort, viele haben mit der Behörde zu tun. Da wird ein Kommen und Gehen sein. Um so einen Behördenbau mit großer kommunaler Bedeutung herum wird viel Leben entstehen und das Umfeld wird davon stark profitieren. In Hamburg wird zurzeit viel über Verdrängung von Bewohnern in Folge der Aufwertung von Quartieren diskutiert. Leistet Ihr Projekt nicht auch der so genannten Gentrifizierung Vorschub? Mit jeder Verbesserung des Umfeldes und der Situation in einem Stadtteil wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Grundstückspreise steigen. Und mit steigenden Preisen und besserer Infrastruktur entsteht natürlich Gentrifizierung. Es wird auf eine kluge und ausgeglichene Politik
ankommen, um die angestammten Anwohner hier zu halten und vor zu hohen Mieten zu schützen, zugleich aber die Situation ein wenig zu durchmischen. Man möchte ja weder im teuren noch im billigen Bereich Ghettos schaffen, wo es nur noch eine Bevölkerungsschicht gibt. Bevor das hier zu Notting Hill wird (einem stark von Aufwertung geprägten Prominentenstadtteil in London, die Red.), ist es noch ein weiter Weg. Sie schaffen mit dem BSU-Gebäude ein Symbol der IBA Hamburg. Wie sehen Sie diese IBA im Kontext früherer Bauausstellungen? Diese ist die erste mit derart ehrgeizigen ökologischen Zielen, soweit ich weiß. Da bin ich sehr gespannt, in wieweit sie dieser notwendigen Diskussion und der notwendigen Realisierung von Projekten Vorschub leisten wird. Es ist ja eher zwei Minuten vor Zwölf als fünf vor Zwölf. Großartig, dass die IBA hier so vieles möglich macht – und dass man sich das auch noch alles in Laufweite zu Fuß ansehen kann. Wie, glauben Sie, wird Wilhelmsburg in 30 Jahren aussehen? Wir haben ja auch bei dem städtebaulichen Wettbewerb zum Masterplan Wilhelmsburg Mitte mitgemacht. Was mich daran sehr interessiert, ist die Kombination von gebauter Architektur und Gestaltung des Lebensraums mit Naturmaterialien wie Wasser, Erde, Pflanzen und Landschaftselementen. Diese Kombination ist eine, die zukunftsweisend sein wird für unsere Städte. Unser Leben wird sich zukünftig immer mehr in den Städten abspielen, so dass die Städte auch Naturerlebnis-Qualitäten bieten müssen, die vorher dem Land vorbehalten waren. Es werden also im wahrsten Sinne „Stadt-Landschaften“ sein. Das Interview führte Julian Petrin.
Website des Architekturbüros Sauerbruch Hutton: www.sauerbruchhutton.de Mehr Info zum Behördenneubau: www.iba-hamburg.de/wilhelmsburgmitte
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Sonnendeck mit Aussicht
See-Gang im Februar Das IBA DOCK im Müggenburger Zollhafen wird die neue Zentrale der IBA Hamburg GmbH. Ab Februar bietet Deutschlands größtes schwimmendes Gebäude auf 1700 Quadratmetern ausreichend Platz für die Werkstattschau IBA at WORK und die Büroräume der IBA-Mitarbeiter. Außerdem profitieren die Veddel und ihre Bewohner von dem neuen IBA-Zentrum: Es ist Treffpunkt, Anlauf- und Auskunftsstelle für Besucher aus aller Welt und ermöglicht einen neuen Zugang zum Wasser. Das trägt zu einem positiven Image der Elbinseln und der Hansestadt bei. Aber auch beim Klimaschutz setzt das IBA DOCK neue Maßstäbe. Solarkollektoren liefern Warmwasser, Photovoltaikmodule produzieren Strom. Im Winter wärmt das Wasser der Elbe das Gebäude, im Sommer sorgt es für Kühlung (siehe Kasten rechts). Zusätzlich steht das IBA DOCK für einen neuen, zukunftsweisenden Umgang mit dem Bauen in Ufer- und Überschwemmungsbereichen: Statt gegen das Wasser zu bauen, passt sich das IBA DOCK wechselnden Wasserständen an und bewegt sich mit den Gezeiten auf und ab (siehe Kasten unten links).
Schon aus der Vogelperspektive produziert das IBA DOCK ökologische „Licht-Blicke“: Auf der Dachfläche des Gebäudes sind in vier Reihen die Photovoltaikanlagen und die Solarkollektoren montiert, die das Gebäude mit Strom und Wärme versorgen. Von hier geht der Blick Richtung Norden über die Kaimauer bis zur Veddel – und über das Becken des Müggenburger Zollhafens zur BallinStadt sowie zum Haus der Projekte.
Mit dem Wasser gebaut Besucher und Mitarbeiter der IBA gelangen über eine bewegliche Brücke auf das IBA DOCK. Durch die Beweglichkeit, sowohl an der Kaimauer als auch am IBA DOCK, kann das Auf- und Abschwimmen des Pontons ausgegleichen werden. Der maximale Höhenspielraum beträgt über zehn Meter. Das DOCK ist an drei in den Boden gerammten Dalben befestigt. Große Konsolen greifen um sie und lassen den Ponton auf- und abgleiten.
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Schwimmendes Know-How Der 43 mal 25 Meter große Beton-HohlkammerPonton wurde im Frühjahr 2009 in einer Werft in Cuxhaven gegossen. Die Wandstärke des über 1 000 Quadratmeter großen Pontons beträgt nur 20 Zentimeter, um das Gewicht in Grenzen zu halten: Nur so konnten zwei riesige Kräne die Wanne noch anheben und ins Wasser setzen. Die Decke wurde erst gegossen, als der Ponton bereits im Wasser schwamm. Mitte September 2009 wurde der Ponton von Cuxhaven in den Müggenburger Zollhafen geschleppt (siehe IBA BLICK 3/2009). Aber nicht nur die Konstruktion des Pontons hat es in sich: Die Solplatte, also der Unterboden, wird zur Energiegewinnung genutzt. Rohrschlaufen sind im Beton eingegossen, nehmen die Wärme aus der Elbe auf und leiten sie an eine Wärmepumpe weiter.
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Einblicke: IBA at WORK
Ausblicke: Café & Terrasse
Die Werkstattschau IBA at WORK erstrahlt auf dem IBA DOCK in neuem Glanz. Multimedial und interaktiv präsentiert sie ab Mai 2010 im westlichen Teil des IBA DOCKs die Projekte und Planungen der Bauausstellung. Deck 1 bietet eine großzügige Veranstaltungsfläche für Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Präsentationen. Das Atrium mit den versetzten Lufträumen verbindet über Treppen die drei Ebenen der Ausstellung und ermöglicht immer wieder neue Blickwinkel auf die Exponate.
Auf Deck 1, der untersten Etage des IBA DOCKs, kann man bei einem guten Kaffee verweilen, in den IBAPublikationen stöbern und nicht zuletzt den Blick auf das Wasser genießen. Die West-Terrasse ist ein Geheimtipp für alle, die sonnige Stunden am Südufer der Veddel direkt am Wasser verbringen wollen. Schließlich bieten die Elbinseln eine einzigartige maritime Atmosphäre. Ein guter Startplatz für alle, die sich gestärkt auf den Weg zu den interessantesten IBA-Schauplätzen machen wollen!
im fokus Versorgt von Sonne und Elbe Das IBA DOCK setzt Maßstäbe bei der Ressourceneffizienz: Heizung und Kühlung speisen sich allein durch das Licht der Sonne und die wechselnde Temperatur des Elbwassers. Ein Energiemanagementsystem (EMS) steuert dabei die gesamte Wärme- und Kälteverteilung des IBA DOCKs und die Verknüpfung von Wärmepumpe und Solarthermie (siehe 01 in der Grafik rechts). Für ein optimales Raumklima in kalten wie in warmen Monaten sorgen Heiz- und Kühldeckenelemente, die im gesamten Gebäude installiert werden 02 . Sie führen den Räumen entweder Wärme zu oder entziehen sie bei Bedarf. Die 34 Quadratmeter große Solarthermieanlage 03 unterstützt eine Elektro-Wärmepumpe bei der Beheizung des Gebäudes. Die Wärmepumpe 04 benötigt Umweltwär-
me, die sie über die Wärmetauscher im Ponton der Elbe entnimmt. Der Strombedarf der Wärmepumpe wird durch eine 100 Quadratmeter große Photovoltaikanlage 05 auf dem Terrassendach des IBA DOCKs gedeckt. Diese Technologie kann man auch als Besucher direkt mitverfolgen. Der Technikraum ist begehbar, anhand von Informationstafeln werden wichtige Komponenten der Versorgung des IBA DOCKs erläutert: Erträge, Verbrauch, Temperaturen und Anlagezustand lassen sich von Monitoren jederzeit aktuell ablesen. Planung und Bau des Energiesystems werden von der IMMOSOLAR GmbH unterstützt, die zu den offiziellen Sponsoren des IBA DOCKs zählt. Weitere Sponsoren sind Eternit AG, LiGo oHG und die Lindner Gruppe.
Stromerzeugung Wärmegewinnung Das IBA DOCK nutzt 100% Umweltenergie
Kältegewinnung Einspeisung von Strom
05
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02 Bezug von Strom aus dem Netz in gleicher Menge
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PREVIEW
Hier gibt es frische Ideen
Gutes Klima fürs Arbeiten
Weil die IBA Hamburg bei jeder Gelegenheit Menschen mit unterschiedlichen Missionen und Meinungen zusammenführt, finden auf den 70 Quadratmetern des Veranstaltungsraums die verschiedensten Formate ihren Platz: von Fachkonferenzen bis zur IBA-Tagung. Der Veranstaltungsraum zeichnet sich durch flexible Nutzungsmöglichkeiten aus. Entsprechend ist der Einsatz von jeweils bedarfsgerechter multimedialer Bild- und Tontechnik möglich. Denn keine Idee soll untergehen – gerade auf dem Wasser.
Auch im Bürotrakt, wo die Mitarbeiter der IBA Hamburg GmbH Anfang 2010 ihre neuen Arbeitsräume beziehen, kommt das innovative Klimaschutz- und Energiekonzept des IBA DOCKs zum Tragen: Im Schutz der 25 Zentimeter stark gedämmten Außenwände genügen dem klimaneutralen Gebäude die Sonne und das Wasser der Elbe zur Energiegewinnung – davon werden die 13 Büroräume locker mitversorgt. So entsteht als angenehmer Nebeneffekt der High-Tech-Öko-Gebäudeausstattung ein sprichwörtlich gutes Arbeitsklima.
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Waltershof | 2 km2
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IBA-Schauplatz sind die Elbinseln. Wussten Sie aber, dass Hamburg über 20 Inseln hat? Der IBA BLICK stellt Ihnen die wichtigsten vor:
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Billhuder Insel < 1 km2
Peute | < 1 km2 Wilhelmsburg | 28 km2
Neuwerk | 3,5 km2 Harburger Schlossinsel 1 km2 HafenCity West | 1 km2 HafenCity Ost | 1,5 km2
Rothenburgsort Nord | 1 km2 Fleetinsel < 1 km2
Rothenburgsort Süd | 3,5 km2
Neuhof | 2 km2
Hohe Schaar Kattwyk 5,5 km2
Seehafen | < 1 km2
Kleiner Grasbrook | 2 km2 Veddel | 2 km2
Köhlbrandthöfe | 1,5 km2
Speicherstadt | < 1 km2
Hammerbrook 09 3 km2
Steinwerder | 2 km2
Schweinesand/ Neßsand 3 km2
Neues aus dem Süden
IBA-Partner HafenCity
Die HafenCity baut für die Zukunft
Geplante Wasserstofftankstelle an der Ericusspitze
In Sachen Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit setzt die HafenCity mit zwei weiteren Projekten auf zukunftsweisende Standards. Für die Wärmeversorgung von etwa einer Million Quadratmetern ihres östlichen Teils wurde ein europaweites, öffentliches Wettbewerbsverfahren durchgeführt, aus dem der Energiedienstleister Dalkia Energie Service GmbH nun als Gewinner hervorging. Das Konzept des Unternehmens: Eine Holzverbrennungsanlage, eine innovative Hochtemperatur-Brennstoffzelle sowie Wärmepumpen, die Elbwasser nutzen und deren Stromversorgung sich wiederum aus regenerativen Energien speist. Weiteres Plus auf der Umweltbilanz: äußerst geringe CO2-Werte. Gemeinsam mit Vattenfall setzt die HafenCity jetzt auch neue Maßstäbe für Hamburgs Wasserstofftechnologie – mit Europas größter Wasserstofftankstelle, die an der Oberbaumbrücke gebaut wird. Die moderne und futuristisch aussehende Station wird bereits ab Ende 2010 die neue Generation der Brennstoffzellenbusse der Hamburger Hochbahn mit dem umweltfreundlichen Treibstoff versorgen. Die volle Lieferkapazität erreicht sie 2013 mit 780 Kilogramm Wasserstoff pro Tag, die für 20 Busse und zahlreiche Pkw reicht.
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IBA aktuell
Bildung zwischen Bildern: IBA FORUM „METROPOLE: BILDEN“ Bildung ist einer der zentralen Hebel, wenn es um die Zukunft der Elbinseln geht - über 300 Bürger und Experten diskutierten am 3. Dezember 2009 beim IBA FORUM „METROPOLE: BILDEN“ das vielschichtige Verhältnis von Stadt und Bildung und konnten sich auf einem Informationsmarkt zu den Gebieten „Bildungsoffensive Elbinseln“, „Bauausstellung in der Bauausstellung“ und „Kreatives Quartier Elbinseln“ informieren. Die Organisatoren hatten sich hierfür einen ganz besonderen Veranstaltungsort ausgesucht: Die Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg zählt zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen zeitgenössischer Kunst.
Ein Höhepunkt des Forums war das Grußwort von Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust, der die Bedeutung der Bildung für die Stadtgesellschaft unterstrich. Außerdem wurde wurde der dritte Band der IBA Schriftenreihe mit dem Titel „METROPOLE: BILDEN” zur Stadt der Wissensgesellschaft vorgestellt. Das Buch ist im JovisVerlag erschienen und online unter www.jovis.de erhältlich.
Biennale Sao Paulo: IBA verknüpft das Wissen der Metropolen
Bereits Anfang des Jahres hatte das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die IBA Hamburg zur Generalkommisarin für den deutschen Beitrag zur diesjährigen Architekturbiennale in Sao Paulo ernannt, der neben Venedig weltweit zweitwichtigsten Architekturschau. Unter dem Titel „CIDADE PARA TODOS – City for All – Ways to Vision“ wurden vom 31. Oktober bis zum 6. Dezember deutsche Architektur- und Stadtentwicklungsprojekte sowie künstlerische Arbeiten gezeigt, die sich den Herausforderungen der Metropole im 21. Jahrhundert widmen. Eine Besonderheit des Beitrags war der Austausch zwischen den unterschiedlichen Planungs- und Baukulturen in Brasilien und Deutschland: Eigens für die Biennale wurde in Zusammenarbeit mit der HafenCity Universität ein Workshop unter Beteiligung deutscher und brasilianischer Studierender durchgeführt, der zugleich Teil der Ausstellung war. Die Studierenden entwickelten dabei Konzepte für Diadema, einen Vorort von Sao Paulo. Die Zusammenarbeit wird 2010 in Hamburg fortgesetzt. Dann wird auch der komplette deutsche Beitrag noch einmal in Hamburg zu sehen sein.
Tiefengeothermie: Erste seismische Messungen Geothermie ist eine der langfristig sichersten und effizientesten Energiequellen: umweltfreundlich, sauber und – anders als etwa Solarenergie – wetterunabhängig. 130°C heißes Wasser aus Gesteinsschichten in 3.000 bis 4.000 Metern Tiefe soll dabei zur Wärmeund Stromversorgung eingesetzt werden. Im Rahmen ihres Projekts “Tiefengeothermie Wilhelmsburg” erforscht die IBA Hamburg deshalb gemeinsam mit ihren Projektpartnern voraussichtlich im Januar 2010 den tiefen Untergrund der Elbinsel durch seismische Voruntersuchungen. Die Messungen, bei denen Vibratorfahrzeuge Schallwellen in die Erdkruste senden, sind für die Anwohner völlig ungefährlich und werden etwa zehn Tage dauern. Sind die Erkundungen in Wilhelmsburg erfolgreich, könnten zukünftig mehrere tausend Wohnungen und andere Gebäude mit geothermischer Wärme versorgt werden – im besten Fall auch mit Strom.
Ideenfluss: IBA-Labor „Ressource Wasser“ Am 5. und 6. November fand in den Räumen von HAMBURG WASSER und in der Schule am Slomanstieg in Hamburg-Veddel ein IBA-Labor zur Zukunft der städtischenWasserwirtschaft und ihrer Infrastruktur statt. In der von der Forschungskooperation netWORKS (www.networks-group.de) organisierten Fachtagung diskutieren Experten und Teilnehmer über Handlungsoptionen für eine nachhaltige Wasserver- und Abwasserentsorgung. Beispielhaft geschah dies anhand des geplanten Stadtquartiers „Klimahäuser Haulander Weg“ als Modellprojekt für klima- und ressourcen schonendes Bauen im 21. Jahrhunderts. Im Rahmen des IBA-LABORS wurden in meh-
NEWS | TERMINE | IMPRESSUM Ein Tor zur Welt IBA-Partner vorgestellt: die BallinStadt – Das Auswanderermuseum 1,7 Millionen Menschen hatten zwischen 1850 und 1934 die Auswandererhallen der HAPAG als Durchgangsstation – kurz vor ihrer Abreise in eine ungewisse Zukunft. Die Veddel war für die Auswanderer die letzte Station vor dem Aufbruch in eine neue Welt, der die Menschen voller Hoffnung und Ängste entgegen sahen. Inzwischen ist sie ein Ort der Ankunft für viele geworden, die in Hamburg eine neue Heimat gefunden haben. Das prämierte Erlebnismuseum widmet seine Ausstellung den Auswanderern, die über den Hamburger Hafen in ein neues Leben ablegten. Besucher erleben hautnah an dieser als besonderer Ort Hamburgs ausgezeichneten Stätte, was es bedeutete auszuwandern. Waren damals die Auswandererhallen ein logistisches und städteplanerisches Meisterstück, so bringt die IBA jetzt mit zukunftsweisenden Projekten Bewegung auf die Elbinseln. Das Restaurant „Nach Amerika“ steht seinen Gästen unabhängig von einem Museumsbesuch offen.
Früher Drehscheibe, heute ein Treffpunkt zwischen Erinnerung und Zukunft: der Eingang zur BallinStadt
Impressum
Ich wünsche mir... Über 1.000 Bürgerwünsche wurden bisher in der IBA-Werkstattschau „IBA at WORK“ abgegeben. IBA BLICK zeigt die schönsten.
Herausgeber IBA Hamburg GmbH Am Veringhof 9 21107 Hamburg www.iba-hamburg.de
reren Workshops Projektideen und Umsetzungsschritte für die Elbinsel und für das geplante Stadtquartier entwickelt. Die Ergebnisse werden in Kürze veröffentlicht.
Die IBA auf Sendung: Elbinsel-Reportagen Die Elbinsel-Reportagen auf Hamburg1 zeigen die großen und kleinen Geschichten aus dem Hamburger Süden und blicken hinter die Kulissen des IBA-Schauplatzes: Kinder stellen ihren Bauernhof in Kirchdorf vor, eine Schottin läd in ihr Café Scotland Jard auf die Veddel ein, die Veringhöfe präsentieren sich als Schauplatz kreativer Ideen und die Taufe des IBA DOCK Pontons unter dem Motto: „Immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel“. Bisher wurden seit Mai 2009 über 30 Folgen mit spannenden Themen von den und über die Elbinseln produziert. Wöchentlicher Sendetermin ist donnerstags, jeweils um 17.20, 18.20 und 19.20 Uhr. Neben den Elbinsel-Reportagen sendete Hamburg1 die Sondersendung „IBA im Gespräch - ein Ausblick auf das Jahr 2010“. Uli Hellweg, Jutta Morgenroth (KiTa Kiddies Oase und Yvonne Fietz (Stadtkultur e.V.) diskutierten, moderiert von Monika Zöllner, das vielschichtige Verhältnis von Stadt und Bildung. Dabei widmeten sie sich der Bildungsoffensive Elbinseln, dem Kreativen Quartier mit dem IBA-Projekt Veringhöfe aber auch der Bauausstellung in der Bauaustellung mit vier innovativen Bautypologien für Wilhelmsburg Mitte. Die Sondersendung und bereits gesendete Folgen können unter www.iba-hamburg.de/ elbinselreportagen abgerufen werden.
THEMEN AKTUELL
Kunst macht Arbeit: Ein neues IBA-Programm fördert die „kreativen Ökonomien“.
Telefon: +49 (0)40 226 227-31 Fax: +49 (0)40 226 227-35 E-Mail: ibablick@iba-hamburg.de V.i.S.d.P. Sabine Metzger Konzept, Layout und Realisierung urbanista.better cities | www.urbanista.de Redaktion Oliver Driesen Christian Heinrich Stefan Nowicki Julian Petrin Art Direction Julian Petrin (urbanista)
Ob Künstler im Gängeviertel oder die „Creative City“ als politisches Leitbild: Dass kreative Milieus entscheidende Motoren der Stadtgesellschaft sind, ist längst breiter Konsens. In fünf Projekten stellt sich die IBA Hamburg der Herausforderung, die Kraft der kreativen Milieus auch auf den Elbinseln wirksam werden zu lassen – unter dem Dach des neuen IBA-Programms „Kunst macht Arbeit“. Hierfür schmiedet sie neuartige Bündnisse zwischen Künstlern, Kreativen und Qualifizierungsträgern, migrantischen Gewerbeitreibenden und Menschen ohne Erwerbsarbeit. So soll ein innovatives Zentrum für lokale Ökonomie, Bildung und Qualifizierung die kreativen Aktivitäten im Bereich Textil/Design mit Beschäftigungs- und Qualifizierungsvorhaben im Rahmen der Förderung der lokalen Wirtschaft zusammenführen (siehe IBA BLICK 03/2009). Im Projekt „Kunst Werk Wilhelmsburg“ arbeiten Künstler, Erwerbslose und soziale Träger im Rahmen einer kulturellen Allianz an dauerhaften Strukturen für kreativ tätige Erwerbslose. Die „Fahrradstadt Wilhelmsburg“ als ein weiteres Projekt der Reihe möchte das überwiegend ungenutzte Potenzial für Fahrradverkehr im Stadtteil nutzen. Das Netzwerk „Musik auf den Elbinseln!“ schafft neue Netzwerke zwischen Musikern und dem Ort. „Stillhorn International“ schließlich, ein Rast- und Marktplatz mit internationalem Flair auf der Raststätte Stillhorn, wird künftig Kompetenzen und Produkte aus Kirchdorf-Süd präsentieren und eine Schnittstelle zwischen den Menschen auf der Durchreise und der „Welt vor Ort“ in Wilhelmsburg sein. Mehr Information: www.iba-hamburg.de/kunstmachtarbeit
Grafik und Produktion Markus Ewald (urbanista), Suitbert Schmitt (urbanista) Schlussredaktion IBA Hamburg GmbH, Ute Schwabe Logo und Corporate Design feldmann+schultchen design studios | www.fsdesign.de Druck Druckerei Weidmann Hamburg | www.druckerei-weidmann.de Bildrechte Ausbildungszentrum Bau in Hamburg (S. 4 oben) | büro luchterhandt (S. 1 Titelbild, S. 2 oben) | corazón international/Gordon Timpen (S. 8) | Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg (S. 7 unten) Henning Larsen Architects (S. 6 Spalte 2) | IBA Hamburg (S. 6 Spalte 1) | IBA Hamburg GmbH/Johannes Arlt (S. 2 unten, S. 6 Spalte 3) | IBA Hamburg GmbH/Oliver Heissner (S. 3 links) IBA Hamburg GmbH/Martin Kunze (S. 4 unten links, S. 5 unten links) | krause feyerabend sippel partnerschaft (S. 4 unten rechts) | Marc Asmussen (S. 7 oben) | Nele Gülck (S. 3 rechts) | Projekt FIT Büro (S. 5 unten rechts) | Saskia Sassen (S. 3 mitte) | STATTBAU HAMBURG (S. 5 oben links) | Studio NL-D (S. 5 oben rechts)
Erscheinungsweise: vierteljährlich, Auflage: 20.000. Der IBA BLICK wird auf 100% Altpapier gedruckt. Vervielfältigung nur nach Rücksprache mit der IBA BLICK Redaktion. Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit. Sie dürfen nicht zur Beurteilung von Risiken von Anlage- oder sonstigen geschäftlichen Entscheidungen in Zusammenhang mit der IBA Hamburg oder Teilen davon verwendet werden.
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MEINE ELBINSEL
Ein Treffpunkt der Nationen Das Bäckereicafé „Scotland Jard“ in der Slomanstraße auf der Veddel, vorgestellt von der schottischen Inhaberin Audrey Hendry (42)
Eigentlich schreibt man „Scotland Yard“ mit „Y“. Aber das war ein geschützter Begriff für die britische Polizeibehörde, deshalb habe ich das „Y“ gegen ein „J“ getauscht. Den Namen habe ich einfach nur deshalb gewählt, damit man gleich sieht, dass ich aus Schottland komme, auch wenn ich mit Unterbrechungen seit 17 Jahren hier auf der Veddel lebe. Das erste „Scotland Jard“ habe ich schon vor zwei Jahren gleich hier um die Ecke aufgemacht, in der Veddeler Brückenstraße - als gemütliches Café zum Essen und Trinken. Ein Ort speziell auch für Mütter und ihre Kinder, denn bis dahin gab es hier auf der Veddel nur Männercafés. Also habe ich Männer nur hineingelassen, wenn sie in Begleitung einer Frau waren. Im Dezember vorigen Jahres gab es für
mich die Chance, auch noch diese Bäckerei in der Slomanstraße zu übernehmen. Mir wurde aber bald klar, dass ich mich nicht zerreißen konnte. Im April habe ich das Café in der Veddeler Brückenstraße geschlossen. Zum Glück lief es mit dieser Bäckerei in der Slomanstraße vom ersten Tag an gut. Sonntags geht es hier zu wie in der Mönckebergstraße vor Weihnachten. Die Schlange reicht weit bis auf den Bürgersteig hinaus. Mein Sohn Dale hilft mir im Laden, aber ich lerne gerade auch eine Freundin als Verkäuferin an, denn er wird ab nächstes Jahr Sport studieren. Wenn wir unsere Bäckerei um acht Uhr aufmachen, haben wir schon vier Stunden lang gebacken – in zwei großen Öfen, aber wir kommen trotzdem nicht nach.
Unsere Kunden sind Franzosen, Türken, Spanier, Araber, Afrikaner und Deutsche. Ich rede viel mit ihnen und kenne viele ihrer Geschichten. Manche machen mir sogar Geschenke: Die Pendeluhr an der Wand habe ich von einer alten Kundin bekommen, bei der die Uhr noch im Keller lag. Die Eigenarten auf der Veddel sind kein Problem: Die Türken wissen schon, dass ich meine Zwiebelmettbrötchen mit Schweinefleisch sorgfältig vom Übrigen trenne. Die packe ich in Zellophan. Ich kenne inzwischen die Gewohnheiten und Wünsche der ganzen Nachbarschaft. Für die Kinder aus allen Ländern machen wir hier am Nikolaustag einen Plätzchen-Backtag.