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ausbildung Wer realisiert den Umbau des Energiesystems Schweiz?

Wer realisiert den Umbau des Energiesystems Schweiz?

Impression von der ersten Solarmodulmessung der Studierenden Energie und Umwelttechnik am Solardach der ZHAW SoE in Winterthur

Die Preiskatastrophe bei den Fossilen hat sich über die Gaskraftwerke auf den europäischen Strommarkt übertragen, weil die Gesellschaften es nicht geschafft haben, schon früher stärker auf die Erneuerbaren zu setzen. Da stehen wir jetzt.

Seit Frühjahr 2022 muss daher alles schnell gehen. Jeder will noch rasch eine Solarstromanlage haben. Die Solarfirmen müssen Kunden abblocken, da sie den Ansturm nicht bewältigen, weil sie die Fachpersonen nicht haben. Im Jahr 2021 konnte die Branche in der Schweiz 0,7 GW Photovoltaik-Module ans Netz bringen, zirka 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit waren 2021 im Photovoltaiksektor 9700 Mitarbeitende tätig – ein Drittel mehr als 2020. Im Jahr 2022 werden für fast ein GW neue Module dazukommen, um dann gesamthaft 6,5 Prozent des Strombedarfs zu decken.

Wollen wir aber die Ziele des Bundesrates für 2050 erreichen, 34 TWh aus Sonnenstrom zu produzieren – was dann mehr sein wird als Strom aus Wasserkraft – müssen wir jährlich über 1 GW installieren. Dafür die notwendigen Fachkräfte zu haben, ist das entscheidende Schlüsselelement. Da werden auch viele hundert Bachelorabsolventen von technischen Fachhochschulen gebraucht.

Wer entwickelt die neue erneuerbare Energietechnik?

Der Solarstrom allein ist nicht die Lösung, er ist nur Mittel zum Zweck der Wärmeerzeugung in der Wärmepumpe oder zum Laden des Elektroautos beziehungsweise für die Zwischenspeicherung in Batterien. Ingenieure mit umfassender Detailkenntnis der Energietechnik werden dabei sowohl bei der Optimierung der technischen Planung, der Qualitätssicherung als auch in der Industrie für die Weiterentwicklungen der Komponenten gebraucht. Es sind nicht mehr die klassischen Elektro- oder Maschineningenieure gefragt sondern Ingenieure, die als Generalisten die gesamte technische Tiefe beherrschen – die Thermodynamik, das Fluidengineering für zum Beispiel die Wärmepumpe beziehungsweise die Nahwärmenetze, die Wasserstofftechnologien wie auch die Funktionsweise unterschiedlicher Solarzellentechnologien beziehungsweise Stromspeicher, Leistungselektronik und Netzregelungen.

Aber woher kommen all die technischen Fachpersonen dafür? Neben anderen Ingenieurschulen bietet die ZHAW, School of Engineering in Winterthur, seit fast einem Jahrzehnt den Bachelor Energie- und Umwelttechnik EU an, der für technische Tiefe in den maschinentechnischen, thermischen und elektrischen Kompetenzen garantiert.

Die deutliche Zunahme der Neuanmeldungen in Winterthur im Herbst 2022 von engagierten Jungen, darunter immer mehr Frauen, stimmen mich positiv für die Energiezukunft der Schweiz.

Prof. Dr. Franz Baumgartner ist Studiengangleiter Energie- und Umwelttechnik ZHAW SoE Winterthur. www.zhaw.ch/=bauf

Link Website Studiengang: www.zhaw.ch/ de/engineering/studium/bachelorstudium/energie-und-umwelttechnik/

Klima und Energie als Schwerpunkt – Klimacluster als Lösungsfabrik

Der Hochschulrat der OST – Ostschweizer Fachhochschule hat im April 2022 «Klima und Energie» als strategischen Schwerpunkt festgelegt. Die Energieversorgung wie auch der Klimawandel stellen auch ausserhalb der Hochschule gigantische gesellschaftliche Herausforderungen dar, die möglichst schnell bewältigt werden müssen. Die OST hat optimale Voraussetzungen dafür, vor allem mit der anwendungsorientierten Forschung und der Ausbildung geeigneter Fachkräfte einen signifikanten Beitrag zu leisten.

Gebündelte Klima-Kompetenzen

Die Kompetenzen für diesen zielgerichteten Beitrag bündelt die OST seit 2019 im Klimacluster (www.klimacluster.ch). Die Idee ist, die auf verschiedene Studiengänge und Forschungsinstitute verteilten Kompetenzen der Hochschule im Bereich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel zu vernetzen, um die steigende Nachfrage zielgerichtet zu bewältigen. Inzwischen sind 21 Institute der OST im Klimacluster vertreten, was spannende interdisziplinäre und standortübergreifende Zusammenarbeit ermöglicht. Die Herausforderungen der Gesellschaft können nämlich nicht durch Technik und Planung allein gelöst werden, sondern müssen auch finanzierbar, politisch durchführbar und sozial verträglich sein.

Der Klimacluster der OST ist somit die erste Anlaufstelle für Unternehmen und Gemeinden, die sich für die Zukunft rüsten wollen. Dabei geht es nicht nur um CO2-Reduktion, sondern um neue Produkte, Geschäftsmodelle und verbesserte Arbeits- bzw. Lebensbedingungen. Der Innovation sind keine Grenzen gesetzt und Nachhaltigkeit und Lebensqualität schliessen sich nicht aus.

Der Klimacluster bündelt die Kompetenzen der OST im Bereich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel.

Fachkräftemangel als Flaschenhals

Das vielleicht grösste Problem der Klimakrise ist, dass uns die Zeit davonrennt. Als das Pariser Abkommen im Jahr 2015 unterschrieben wurde, war es allen klar, dass eine sofortige Reduktion der CO2-Emission notwendig wäre. Bis heute ist aber nichts in der Atmosphäre Messbares passiert und die Treibhausgaskonzentrationen nehmen weiterhin immer schneller zu. Viele der erforderlichen Technologien wären vorhanden, aber die politischen Mühlen mahlen langsam und die viel beschworene Energiewende kommt nur schleppend voran.

Hinzu kommt der akute Fachkräftemangel, der eine rasche Umsetzung von Energie- und Klimamassnahmen bremst. Viel zu wenig junge Leute interessieren sich für eine Karriere im Energie- oder Umweltbereich, obwohl diese Branchen spannende und sichere Jobs bieten. Inzwischen wird der Klimacluster an der OST sogar von Firmen kontaktiert, die unsere Hilfe in Form von Hochschulkontakten ausserhalb Europas wollen, da sie in der Schweiz und in der EU nicht genügend Fachkräfte finden.

Der Nachwuchs findet nicht genügend Nachwuchs

Der Studiengang Erneuerbare Energien und Umwelttechnik an der OST (www.ost.ch/eeu) wurde im Jahr 2010 gegründet und hat inzwischen etwa 400 Ingenieurinnen und Ingenieure ausgebildet. Die meisten von ihnen suchen heute selbst händeringend Fachkräfte, um die offenen Stellen zu besetzen.

Um Abhilfe zu schaffen, versuchen wir in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, den Zugang zum Fachhochschul-Studium für Personen mit einer gymnasialen Matura zu erleichtern. So unterstützen wir junge Menschen dabei, ein sinnvolles Praktikum in einem Unternehmen zu finden. Sie können auf diese Weise etwas Geld verdienen und gleichzeitig Erfahrungen sammeln, bevor sie ein Studium antreten (www.ost.ch/praktikumsjahr-eeu). Selbstverständlich steht ihnen die Wahl des Studiums nach dem Praktikum frei, aber mit diesem Modell sind sie auch an den Fachhochschulen zugelassen, wo die praxisorientierte, berufsbefähigende Ausbildung im Fokus steht.

OST – Ostschweizer Fachhochschule

Für Berufstätige bietet die OST verschiedene Weiterbildungen in Energie und Umwelt an (www.ost.ch/wbeeu). Das Angebot ist modular aufgebaut und reicht von einzelnen Kursen bis zu einem ganzen Masterstudium. Das Besondere an der OST ist nicht nur das vorhandene Wissen, sondern die Überzeugung und Begeisterung der Forschenden und Dozierenden. Wir sind überzeugt, dass eine nachhaltige Zukunft möglich ist. Man muss sie nur wollen. Und genügend Fachkräfte ausbilden, die sie auch umsetzen können. Inspiration ist dafür genauso wichtig wie konkrete Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten.

«Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.» Antoine de Saint-Exupéry

Prof. Dr. Henrik Nordborg,

Studiengangleiter Erneuerbare Energien und Umwelttechnik

OST Ostschweizer Fachhochschule Oberseestrasse 10 8640 Rapperswil Tel. +41 58 257 43 70 henrik.nordborg@ost.ch

Jobs der Zukunft

Neue Berufe rund um die Energiewende

Die Energiebranche verspricht mehr denn je Arbeitsplätze mit Zukunft und Entwicklungsmöglichkeiten. Getrieben von der Energiewende, vom technischen Fortschritt und vom sich wandelnden Markt entstehen auch neue Jobs – attraktive Möglichkeiten für den Berufsnachwuchs. Nur ein Job der Zukunft bei der Eniwa AG in Buchs: Entwickler Digital Business.

Premiere für neuen Ausbildungsberuf

«Daten analysieren, Abläufe strukturieren, effizienter und digital gestalten und am Ende Geschäftsmodelle weiterentwickeln – das sind auch die Herausforderungen in unserem Unternehmen», erklärt Rob Wirz, Teamleader CIA Digital Advisory Services und Berufsbildner Entwickler Digitales Business von Eniwa aus Buchs. Weil Arbeitskräfte mit diesen Kenntnissen immer schwerer zu finden, aber in immer mehr Unternehmensbereichen gefordert sind, bildet Eniwa 2023 erstmals einen Entwickler Digitales Business EFZ aus. Die Lehrstelle für 2023 konnte zwischenzeitlich erfolgreich besetzt werden.

Diana Arnold, Verantwortliche für die Lernenden bei Eniwa: «Das Interesse an dem Ausbildungsgang ist sehr gross. Wir sammeln ab 2023 Erfahrungen und entscheiden dann, ob und in welchen neuen Ausbildungsgängen wir zukünftig weiter ausbilden, um den stark wachsenden Bedarf im Unternehmen zu decken».

Daten sammeln und analysieren, Abläufe strukturieren, diese effizient und digital zu gestalten, das sind auch die Herausforderungen, die auch neue Berufe in der Energiebranche hervorbringen.

Die berufliche Zukunft in einem neuen Licht: Durch die Energiewende entstehen immer wieder neue Aufgaben in klassischen Ausbildungsberufen. Fachkräfte sind mehr denn je gesucht.

Schnittstelle Technik und Wirtschaft

Entwickler und Entwicklerinnen Digitales Business agieren an der Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft. Sie liefern den Betrieben und deren Kunden wichtige Daten und Erkenntnisse, um die vielschichtigen Prozesse der digitalen Transformation voranzutreiben.

«Das können zum Beispiel Abläufe bei Buchungen und in der Logistik sein, aber auch bei Prozessen oder bei Zahlungsabläufen», beschreibt die Personalerin. Sobald problematische Aspekte ausgemacht werden, die sogenannten Pain Points, erarbeitet der Entwickler Digitales Business in seinem Team Optimierungsmöglichkeiten. Aber auch in den Bereichen neuer Technologien, im Netz, beim Ausbau von Quartieren mit Elektromobilität, Smart Home und eigener Stromversorgung finden die Experten von morgen ihren Arbeitsplatz.

Lust auf Zahlen, Technik und Medien

«Für den Beruf sollten Interessierte die oberste oder mittlere Stufe der Volksschule abgeschlossen haben. Für die vierjährige berufliche Grundausbildung sollten Lernende ein grosses Interesse an Medien und Kommunikation und an Informatik mitbringen. Auch ein Sinn für Zahlen, logisches und analytisches Denken ist unerlässlich», beschreibt Diana Arnold. Am Ende biete gerade die Energiebranche für die Fachpersonen im Digital Business einen sicheren Job, vielfältige Zukunftschancen und viele Weiterbildungsmöglichkeiten. «Aber man sollte den Wandel mögen, denn besonders in diesem Bereich verändern sich die Aufgabenfelder und Tätigkeiten», gibt sie zu bedenken.

Klassische Ausbildung bleibt wichtig

Ob die neuen Berufe wie der im Digital Business die bekannten Ausbildungsberufe verdrängen? «Keineswegs», berichtet Diana Arnold. Eine Ausbildung als Elektroinstallateur, Gebäudeinformatiker, Geomatiker, Kaufmann/-frau, Netzelektriker und in den ICT Berufen zu absolvieren, sei zukunftsorientiert für die Lernenden. Nahezu alle Unternehmen der Energiebranche wirkten aktuell dem Fachkräftemangel mit einer engagierten Ausbildung des Berufsnachwuchses entgegen.

Viele gestalten die Energiezukunft mit. Bei Eniwa geschieht dies mit grossem Erfolg: Die jungen Lernenden, die im Sommer 2022 ihre Berufslehre abschlossen, erzielten im Durchschnitt die Note 4.9. «Wir können damit stolz behaupten, dass auch dieser Lernendenjahrgang auf dem neusten Stand des Wissens ist und zukünftig einen grossen Teil zur Energiezukunft beitragen wird. Darauf sind wir sehr stolz», so Diana Arnold. Neun der elf Lernenden blieben nach der Ausbildung bei Eniwa und arbeiten zukünftig im Bereich Elektroinstallation sowie im kaufmännischen Bereich.

Eniwa Buchs (AG)

ENIWA ist einer der grössten Ausbildner in der Region Aarau und bietet als solcher interessierten Jugendlichen spannende Ausbildungsmöglichkeiten in acht Berufsgruppen an. Mit über 50 Lernenden nimmt Eniwa ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und investiert nachhaltig in den Berufsnachwuchs. Mit einer Lernenden Quote von 15 Prozent gehört Eniwa zu den grössten Ausbildnern im Kanton Aargau. Das Unternehmen ist stolz darauf, eine wichtige und zuverlässige Arbeitgeberin und Ausbildnerin in der Region zu sein. Während der Ausbildungszeit nehmen die Lernenden an einem Lager im Wallis teil, bei dem gemeinsam ein ehrenamtlicher Beitrag für eine Gemeinde geleistet wird. Zahlreiche Angebote von Sport, Anlässen und Aktionen runden die fundierte Ausbildung bei dem Energieversorger ab.

Diana Arnold

Leiterin Berufsbildung Telefon +41 62 835 04 30 E-Mail diana.arnold@eniwa.ch

Eniwa AG Industriestrasse 25 CH-5033 Buchs AG Tel. +41 62 835 00 10 info@eniwa.ch www.eniwa.ch

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