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Natixis Investment Managers Switzerland Sàrl
WARUM SIND GRÜNE OBLIGATIONEN EINE BEDEUTENDE ANLAGEMÖGLICHKEIT?
Für Anleger, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt ausüben wollen, entwickeln sich grüne Obligationen zu einer der transparentesten festverzinslichen Anlagen überhaupt.
Die Rekordhitzewellen in Europa im Sommer 2022 haben einmal mehr gezeigt, dass die Ziele des Pariser Abkommens, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den globalen Temperaturanstieg auf 2 ⁰C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, wichtiger denn je sind.
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine war ein Weckruf für die europäische Energieversorgung und machte deutlich, dass wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern müssen. In der Tat ist die Unterstützung der Energiewende zu einer kohlenstoffarmen Welt zu einer Priorität von Regierungen und Unternehmen weltweit geworden. Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) gehen davon aus, dass weltweit jährlich 4 Billionen US-Dollar in saubere Energie investiert werden müssen, um bis 2030 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.1
Angesichts der Tatsache, dass der Schwerpunkt auf nachhaltigen Finanzierungen liegt, um Lösungen zur Beschleunigung der Energiewende zu finden, haben sich grüne Obligationen als eine Anlageform herauskristallisiert, die zur Finanzierung einer radikalen Umstellung des Energiemixes beitragen kann.
Grüne Obligationen sind interessante festverzinsliche Instrumente zur Beschleunigung des kohlenstoffarmen Wandels. Sie sind insofern mit herkömmlichen Obligationen vergleichbar, als der Emittent einer grünen Anleihe das Kapital und die Zinsen (Kupon) über einen bestimmten Zeitraum an den Geldgeber zurückzahlt. Der Unterschied besteht darin, dass die Erlöse aus der Emission grüner Obligationen in die Finanzierung von Projekten fliessen, die einen positiven Beitrag zur Umwelt- und Energiewende leisten. Dazu gehören die Entwicklung einer kohlenstofffreien Mobilität, die energetische Sanierung von Wohngebäuden und öffentlichen oder privaten Geschäftsgebäuden oder die Entwicklung und Speicherung von erneuerbaren Energien.
Unternehmen, die grüne Obligationen ausgeben, sehen eine grosse Chance, Finanzmittel zu beschaffen, mit denen alte, ineffiziente Energieinfrastrukturen in effiziente und umweltfreundliche Verfahren umgewandelt werden können. Für die Anleger bedeutet dies, dass sie sich an diesem Prozess beteiligen und im Gegenzug das Risiko eines Kapitalverlusts übernehmen.
Da grüne Obligationen ein hohes Mass an Transparenz aufweisen, können die Anleger bis zu einem gewissen Grad die Vorteile einer Investition in diese Obligationen anhand zugänglicher Messgrössen (z. B. reduzierte Kohlendioxidemissionen oder Gigawattstunden an sauberer Energie) quantifizieren. Dadurch sind grüne Obligationen sicherlich besser nachvollziehbar als herkömmliche Obligationen.
Letztendlich obliegt es dem Emittenten, klare Kriterien für die Bestimmung der Förderungswürdigkeit eines Projekts sowie eine umfassende Rückverfolgbarkeit der Verwendung der Erlöse zu bestätigen.
«Grüne Obligationen können eine radikale Umstellung des Energiemixes finanzieren.»
1Quelle: IEA, Net Zero by 2050, Mai 2021, https://www.iea.org/reports/net-zero-by-2050
Sind alle grünen Obligationen gleich?
Nein. Oft gibt es Verwirrung darüber, welchen Grünton eine Anleihe hat. Die Green Bond Principles der International Capital Market Association bieten Leitlinien für die Emittenten grüner Obligationen sowie für Anleger, die Informationen zur Bewertung der Umweltauswirkungen ihrer Investitionen suchen. Die Überprüfung der Umweltfreundlichkeit ist jedoch keine exakte Wissenschaft – nicht jeder Emittent grüner Obligationen verpflichtet sich beispielsweise, jährliche Berichte mit quantitativen Wirkungskennzahlen vorzulegen.
Deshalb ist es wichtig, umsichtig vorzugehen. Und zum Glück gibt es einige Vermögensverwalter, die selektiver sind als andere. Während einige ein Mindestmass an Analysen durchführen, schreiben andere vor, dass die Umweltauswirkungen eines Projekts, das grüne Obligationen beinhaltet, auch hinreichend klar und ehrgeizig sein müssen, um sicherzustellen, dass erhebliche Fortschritte bei der Erreichung des erklärten Ziels erzielt werden können.
Es ist sicherlich wichtig, genau darauf zu achten, wie detailliert und transparent die Berichterstattung über die Auswirkungen der einzelnen Projekte ist, da dies dazu beiträgt, die Ängste der Anleger vor «Greenwashing» zu zerstreuen, d. h. der Vermittlung eines falschen Eindrucks oder der Bereitstellung irreführender Informationen darüber, wie umweltfreundlich die Produkte eines Unternehmens sind.
Kurzum, das Wachstum grüner Obligationen zeigt, dass die Anleger die Chance ergreifen, die Energiewende voranzutreiben. Aber sie müssen auch kritischer sein – etwas, das mit der weiteren Reifung und Diversifizierung des Marktes immer wichtiger werden wird.
Disclaimer
Alle Investments sind mit Risiken verbunden, einschliesslich des Risikos eines Kapitalverlusts. Diese Unterlagen werden ausschliesslich zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt und sind weder als Anlageberatung noch als Empfehlung oder als Angebot zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder als Angebot einer Dienstleistung zu verstehen. Anleger sollten vor jeder Investmententscheidung Anlageziele, Risiken und Kosten sorgfältig prüfen. Die geäusserten Einschätzungen und Ansichten entsprechen dem angegebenen Datum und können sich aufgrund von Markt- und sonstigen Bedingungen ändern. Es kann nicht zugesichert werden, dass Entwicklungen wie prognostiziert ablaufen.
In der Schweiz: Diese Unterlagen werden von Natixis Investment Managers, Switzerland Sàrl, Rue du Vieux Collège 10, 1204 Genf, Schweiz oder deren Vertretung in Zürich, Schweizergasse 6, 8001 Zürich, zur Verfügung gestellt.
FACTS
Über Natixis
Unser Multi-Affiliate-Ansatz verbindet Sie mit den unabhängigen Ansichten und der gebündelten Expertise von mehr als 20 aktiven Managern. Als einer der weltweit1 grössten Vermögensverwalter mit 1107 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen2, stellen wir eine Vielzahl von Lösungen von verschiedenen Anlageklassen, -stilrichtungen und -vehikeln zur Verfügung.
Wir engagieren uns für die Förderung eines nachhaltigen Finanzwesens sowie der Entwicklung innovativer ESG-Produkte.
1 Im Rahmen des Cerulli Quantitative Update: Global Markets 2022 wurde Natixis Investment Managers auf Basis des verwalteten Vermögens als die Nr. 18 unter den größten Vermögensverwaltern der Welt eingestuft (Stand: 31. Dezember 2021).
2 Verwaltetes Vermögen («AUM») per 30. Juni 2022. AUM, wie berichtet, können fiktive Vermögenswerte, verwaltete Vermögenswerte, Bruttovermögen, Vermögenswerte von verbundenen Unternehmen im Minderheitsbesitz und andere Arten von nicht regulatorischen AUM umfassen, die von mit Natixis Investment Managers verbundenen Firmen gemanagt oder verwaltet werden.
Timo H. Paul
Managing Director, Head of the German-speaking part of Switzerland
Natixis Investment Managers, Switzerland Sàrl
www.im.natixis.ch
ORIENTIERUNG DURCH DEN REGULIERUNGSDSCHUNGEL
EU Taxonomie, CSRD, SFDR, MiFID II, Sorgfaltsprüfung bzgl. Kinderarbeit und Konfliktmineralien, Klimaberichterstattung gemäss TCFD: die Regulierung zu Nachhaltigkeit und ESG schreitet mit schwindelerregender Geschwindigkeit voran und bedarf der Orientierung.
Von der Kür zur Pflicht
Galt Nachhaltigkeit vor 10 und mehr Jahren noch als «Kür», dank der sich vorausschauende Unternehmen auf freiwilliger Basis ein positives Image erarbeiten, Reputationsrisiken managen und Ideen für Produktinnovationen entwickeln konnten, so bestehen heute diverse regulatorische Anforderungen, welche verfolgt, verstanden und fristgerecht umgesetzt werden müssen. Dabei gelten nicht nur die nationalen Vorgaben der Schweiz, sondern für Finanzdienstleister ab einer gewissen Grösse und mit Wertschöpfung in der EU auch deren mannigfaltigen Regulierungen. Thematisch lassen sich diese Anforderungen in vier Bereiche aufteilen: Berichterstattung, Produktinformationen, Anlagepräferenzen, und Sorgfaltsprüfung.
Nichtfinanzielle Berichterstattung
Mit dem indirekten Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative traten in der Schweiz Anfang Jahr Berichterstattungspflichten zu Risiken in den Bereichen Umwelt, Soziales, Arbeitnehmerbelange und Menschenrechte in Kraft. Zudem wird in absehbarer Zeit die Verordnung über die Berichterstattung über Klimabelange anwendbar, welche die Umsetzung der Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) für grössere Publikumsgesellschaften und Finanzinstitute verbindlich macht. Damit vollzieht die Schweiz Anforderungen, welche in europäischen Ländern bereits seit einiger Zeit gelten bzw. auf EU-Ebene mit dem Entwurf der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) kürzlich konkretisiert worden sind.
Angabe von Produktinformationen
Steht «grün» oder nachhaltig auf der Verpackung besteht noch keine Garantie, dass dies auch dem Inhalt entspricht. Um dem Risiko des sogenannten «Greenwashing» zu begegnen und Finanzströme in Richtung grünes bzw. nachhaltiges Wirtschaften umzuleiten, erarbeitete die EU im Rahmen ihres Sustainable Finance Action Plans mit der Sustainability Taxonomy und der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) Kriterien, um den Grad an Nachhaltigkeit von wirtschaftlichen Aktivitäten und Finanzprodukten zu messen. Die Konkretisierung dieser Vorgaben zieht sich allerdings hin, insbesondere was die soziale Dimension der Nachhaltigkeit betrifft.
Erhebung von Anlagepräferenzen
Aufbauend auf der SFDR verpflichtet MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive) Finanzdienstleister, ihre Kunden einer Eignungsprüfung zu unterziehen. Neben Abklärung von Investmentkenntnissen, Risikofähigkeit, Anlagezielen usw. schliesst diese Prüfung seit August 2022 auch die Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen in der Anlageberatung mit ein. Dabei sollen Kundinnen und Kunden gefragt werden, ob sie einen Mindestanteil ökologisch nachhaltiger Investitionen in Übereinstimmung mit der Taxonomie bzw. gemäss SFDR wünschen, oder ob sie die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren (PAI) berücksichtigen möchten.
Prüfung von Umwelt- und menschenrechtlichen Risiken
Ebenfalls als Teil des indirekten Gegenvorschlags traten im Januar 2022 Sorgfalts- und Berichtspflichten für Schweizer Unternehmen in Kraft, welche mit Risiken in den sensiblen Bereichen Kinderarbeit und «Konfliktmineralien» konfrontiert sind. Diese punktuellen Anforderungen in Bereichen mit erhöhten Risiken gehen weniger weit als der umfassendere Entwurf für die Corporate Sustainability Due Diligence (CSDD) Richtlinie, welche die EU-Kommission im Februar 2022 vorgelegt hat. Diese verpflichtet Unternehmen, nachteilige Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Umwelt in ihren Wertschöpfungsketten zu ermitteln, zu vermeiden, abzuschwächen und zu beheben.
Spezialisierte Services helfen Unternehmen, ihre Betroffenheit von diesen Regulierungen abzuklären und die nötigen Umsetzungsschritte in die Wege zu leiten.
Bruno Bischoff leitet ESG Risk Advisory bei ECOFACT AG, welche ihre Kunden seit 1998 im Umgang mit ESG-Regulierung und ESG-Risiken unterstützt. ECOFACT betreibt u.a. Policy Outlook, ein umfassendes Tool welches erlaubt, regulatorische Entwicklungen zu Sustainable Finance und Corporate Responsibility zu verfolgen. www.ecofact.com/de/policyoutlook/