UZH Jahresbericht 2021

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Highlights aus Forschung, Innovation und Nachwuchsförderung

«Ich bin im Paradies aufgewachsen» Elisabeth Stark möchte Nachwuchsforschenden an der UZH viel­fältige Karriereperspektiven ermöglichen. Die Prorektorin über gute Förderung, Freiräume für junge Forschende und das Glück, Wissenschaftlerin zu sein.

Elisabeth Stark, Sie sind Linguistin und als Prorektorin Forschung unter anderem für die Nachwuchsförde­rung an der UZH verantwortlich. Was macht eine wissenschaftliche Karriere aus Ihrer Sicht attraktiv? Elisabeth Stark: Wenn die Bedingungen stimmen, kann man an einer Hochschule wie der UZH bereits als junge Forscherin, als junger Forscher sehr selbstbestimmt arbeiten – häufig zu einem selbst gewählten Thema oder in einem selbst gewählten Bereich. Gut betreute Doktorierende verfügen über viele Freiheiten. Das kann unglaublich motivierend sein. Ist das eine Erfahrung, die Sie selbst in Ihrer Karriere gemacht haben? Stark: Ja, ich war bereits als Nachwuchsforscherin sehr privilegiert. Mein Doktorvater fragte mich an, ob ich Assistentin werden möchte. Das war damals auch mit einer relativ hohen Verpflichtung zur Lehre verbunden, und es hätte darüber hinaus bedeuten können, dass ich am Lehrstuhl mitarbeiten und unter anderem Bücher schleppen und kopieren musste. Das war aber nicht der Fall. Insofern bin ich im Paradies aufgewachsen. Inwiefern genau? Stark: Ich musste zwar Seminare leiten, aber sonst hat mein Doktor­ vater viele Aufgaben selbst übernommen und manchmal sogar die Sitzungsprotokolle geschrieben. Und er hatte Hilfskräfte, die viel im Tages­geschäft übernehmen konnten. So konnte er seinen Doktorierenden viele Freiheiten geben.

«Professorinnen und Professoren brauchen weder eine Managementausbildung noch eine Schulung in der Nachwuchsbetreuung, sondern vielleicht etwas mehr Demut und Empathie»: Elisabeth Stark, Prorektorin Forschung.

Ist das das Ideal – eine Professorin, ein Professor, die oder der ihren oder seinen Nachwuchskräften forscherischen Freiraum zugesteht? Stark: Unbedingt, aber nicht im Sinne eines Laissez-faire. Denn die Integration in ein Team und der kontinuierliche Austausch mit anderen sind für die wissenschaftliche Arbeit enorm wichtig. Assistierende sollten aber nicht ausschliesslich ihren Professorinnen und Professoren zuarbeiten müssen. Der Nachwuchs sollte nicht ausgebeutet werden. Denn letztlich steht die wissenschaftliche Qualifikation im Zentrum von Assistenz- und Oberassistenzstellen. Klar, die Doktorierenden erheben meist die Daten und helfen so den Professorinnen und Professoren, Publikationen zu verfas-

sen. Aber sie sollen eben auch ausgebildet werden und sich weiterentwickeln können. Deshalb müssen wir den Nachwuchsforschenden klare Anstellungsbedingungen mit ausreichend geschützter Zeit für die Forschung bieten. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der Doktorierenden und Assistierenden an der UZH? Stark: Sowohl Doktorats- als auch Assistierendenstellen an der UZH sind von den Rahmenbedingungen her sehr attraktiv, doch an deren Umsetzung hapert es manchmal. Das soll sich ändern. Deshalb entwickeln wir momentan unter anderem ein neues Instrument zur Qualitätssicherung. Geplant ist, bis Ende dieses Jahres ein

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