EINE UNTERSUCHUNG UND DOKUMENTATION VON RITUALEN IN DER DIGITALISIERTEN WELT
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#2
FAT Magazin
ISSUE 2#
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EINE UNTERSUCHUNG UND DOKUMENTATION VON RITUALEN IN DER DIGITALISIERTEN WELT
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#2
FAT Magazin
ISSUE 2#
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Seite 18
BESTICKUNGEN
zeitgenössische Handarbeit neuzeitliche Materialien im Einsatz
Seite 10
DAS GELOBTE LAND
Wie kleidet man sich an einem Ort wo Tradition, Religion und Rituale über allem stehen?
as ist ein Ritual und was ist Routine?
Können wir durch Rituale unsere Identität bestimmen?
Durch das Ausführen von „Wicca“-Ritualen könnte man sich als „Pagan“ sehen. Durch das Beten zu Gott könnte man sich als „Christen“ identifizieren. Durch das Meditieren könnte man sich als „Buddhisten“ betrachten. Jedoch kann man auch Buddha anbeten oder meditieren, ohne Buddhist zu sein.
Was sind Rituale? Anhand der Aneinanderreihung besonderer Handlungen zeigen wir nicht nur anderen, dass diese Taten von besonderem Wert sind, sondern auch uns selbst. Durch das Anlegen von bestimmten, für das Ritual vorgesehenen Kleidungsstücken, können wir nicht nur in eine Rolle schlüpfen, sondern auch zu dem Angestrebten werden und dadurch andere und uns selbst überzeugen. So wird auch die Wichtigkeit der Person, die Teil des Rituals ist, durch Kleidung repräsentiert.
In dieser Ausgabe des FAT-Magazins, sollen Rituale im digitalen Zeitalter erforscht werden. Denn beim Betrachten der derzeitigen westeuropäischen Gesellschaft stellt man schnell fest, dass Rituale und der Glaube an Gott fast keinen Einfluss auf unser Leben mehr haben. Religiöse Rituale spielen keine Rolle mehr im Alltag. Stattdessen hat der digitale Raum einen unfassbar hohen Stellenwert angenommen.
Parallelen kann man zur Religion daher ziehen, weil die Regeln und Einflüsse für Entscheidungen inzwischen aus dem Internet kommen. Anstatt Gott miteinzubeziehen, werden wir von Influencern und Bloggern durch die Welt geleitet. Je nachdem, wessen Content man konsumiert, gibt es eine Beeinflussung in die eine oder andere Richtung. Ich möchte hier Vergleiche aufstellen, wie sich der digitale Raum zum Religiösen verhält.
VALERIA LEHNER
Redaktionschefin und Journalistin von „FAT-Magazin“
Bit et fugiate nem restibus quis doluptiorrum aligenis quamus eatur ad ut opta ducid quis suntio ime nonse etur reped estiunt oreceaqui nostrumquas dolupitemped quassitatus dolorehenti officatqui
IM NEM ID ESSUNT, NONSE SI TEMPORI OR KLEIDER-“REGELN“ IN JERUSALEM
Täglich entscheiden wir welches Outfit für die heutige Tagessituation passend ist, der Glaube oder Tradition können auch Faktoren sein die starken Einfluss auf Bekleidung haben.
Welche ausschlaggebende Gründe lassen Frauen die Entscheidung treffen sich „modest“ zu kleiden? Duch eine Analyse der israelischen Ausstellung, kommen Antworten heraus wie: die Annäherung an Gott durch Verhüllung, Mission und Erlösung, Freie Wahl, Zurückhaltung, Schutz, Abscheu vor säkularer Permissivität, ein prägendes Ereignis, besonderes Gefühl und Ausdruck von politischem Protest.
TRADITIONELLE HANDARBEIT UND DIE POSE DES SELFIES p 18
„Facebook, Tinder, Instagram oder die Suche über Google Bilder – das Portrait erlebt in den sozialen Medien eine neue Brisanz und Verstetigung. Wie wir uns von der omnipräsenten Kamera darstellen, wie wir abgebildet werden und uns in Selfies selbst in Pose werfen, wie wir uns auf Kommunikationskanälen zeigen, präsentieren, und reproduzieren werden, sind wesentliche Faktoren und Signale für unsere gesellschaftliche Kategorisierung.“
Bo. Ga. Luptame et repudig entemporesti dolescia volo videlibus. Cullaut et aborum cus dolum sum, ipsandae molupta prae rerita doluptate nonseque eum fugitiant autem
„DER ENGLISCHE BEGRIFF NOMOPHOBIA IST AUS MEHREREN WÖRTERN ZUSAMMENGESETZT: NO MOBILE PHONE PHOBIA (= ETWA
„ KEIN MOBILTELEFON ANGSTSTÖRUNG“).
NOMOPHOBIE BEZEICHNET ALSO DIE STARKE ANGST, OHNE HANDY UNTERWEGS ZU SEIN UND NICHT ONLINE SEIN ZU KÖNNEN.“
(Schneider, 2020)
In Österreich verfügten 2021 ganze 87% der Bevölkerung ein Smartphone. (Turulski, 2022)
DAS HANDY IN SOZIALEN RÄUMEN UND GESELLSCHAFTLICHE NORMEN BEZÜGLICH DER NUTZUNG
Durch den obsessiven Gebrauch von Smartphones sind in den letzten Jahren auch Phänomene wie Handydaumen als Krankheitsbild oder neue Wörter wie „Phubbing“ hinzugekommen.
„Phubbing(...), Kofferwort aus engl. ,phone‘ / ,Telefon‘ und ,snubbing‘ / ‚brüskieren‘) bezeichnet den unangemessenen Gebrauch eines Mobiltelefons in einer sozialen Situation, also einen Verstoß gegen die Handy-Etikette.
Das Wort wurde definiert als die Angewohnheit, sich mit dem Handy oder Smartphone zu beschäftigen, während man die Menschen, mit denen man gerade gesellschaftlich verkehrt, vernachlässigt. Zugleich wird indirekt darauf hingewiesen, dass dieses Verhalten in der Gesellschaft nicht nur von anderen Menschen als unhöflich empfunden wird, sondern es auch eine kommunikative Barriere oder Abschottung darstellt.“
(Wikipedia o. J.)
EINDRÜCKE AUS ISRAEL. BEGEGNUNGEN AUF DER STRASSE.
ULTRAORTHODOXES JUDENTUM
Das ultraorthodoxe bzw. charedische Judentum ist eine theologisch und sozial konservative Richtung innerhalb des Judentums.
(„Ultraorthodoxes_Judentum“, k. N.)
Ria Lehner studiert derzeit an der Kunstuniversität Linz in der Abteilung „Fashion & Technology“. Während ihres Studiums machte sie ein Auslandssemesters in Jerusalem, Israel. Sie schildert uns ihre Eindrücke bezüglich Kleidernormen vor Ort.
Da ich mich gerade wegen eines Austauschsemesters in Israel befinde, sehe ich tagtäglich den Gebrauch von Kleidung, um die religiöse Zugehörigkeit zu repräsentieren. Nicht nur, aber vor allem wenn ich durch das ultraorthodoxe Viertel „Me’a Sche’arim“ in Jerusalem gehe, umgeben mich sichtlich anderes gekleidete Menschen als sonst. Wenn ich durch „Me’a Sche’arim“ in Jerusalem gehe, umgibt mich eine ganz eigene Atmosphäre. Alle halten sich an konkrete Regeln und ergeben gemeinsam eine Einheit. Das orthodoxe Judentum umfasst viele Traditionen und Bräuche. Die Frauen, die in dieser Gemeinschaft leben, neigen dazu, sich an strenge Regeln für ihre Kleiderwahl zu halten. Orthodoxe Kleidung kann von Außenstehenden oft als übermäßig restriktiv empfunden werden und kann wenig Raum lassen für individuelle Freiheit und Selbstdarstellung.
Orthodoxe Kleidung kann von Außenstehenden oft als übermäßig restriktiv empfunden werden und kann wenig Raum lassen, für individuelle Freiheit und Selbstdarstellung.
Je genauer man jedoch hinsieht, erkennt man, dass viele gläubige Frauen sich mit Mode beschäftigen, um ihren persönlichen Geschmack widerzuspiegeln, während sie sich gleichzeitig an die religiösen Bekleidungsvorschriften halten.
Für Frauen ist es wichtig, sich „modest“ zu kleiden. Das bedeutet konkret: keine auffälligen Farben, keine Röcke kürzer als Knielänge, keine Oberteile kürzer als Ellbogenlänge und Haare verdecken, wenn man verheiratet ist. Es geht darum, wenig Aufmerksamkeit von Fremden, vor allem fremden Männern, auf sich zu ziehen.
Für Männer ist es wichtig, sich „von seiner Besten Seite“ zu präsentieren, also „die Beste Version“ seiner Selbst darzustellen. Deswegen tragen alle orthodoxen Männer schwarze oder dunkelblaue, adrette Anzüge und darunter das religiöse „Tallit“, eine Art Cape mit den auffällig herunterhängenden Zizit-Fäden.
Auch in den vielen Kleiderläden in dem Viertel gibt es nur Kleidung, die an die Regeln angepasst ist. In den Geschäften für Frauenbekleidung kann man keine einzige Hose entdecken. Bei Männern ist die Auswahl stark eingeschränkt und es kann maximal die Kragenbreite eines weißen Hemdes für den Anzug individuell gewählt werden.
Die Leute in diesem Viertel haben keinen Zugang zu Medien jeglicher Art. Weder Fernsehen noch Internet, vom Handy oder Modemagazinen ganz abgesehen. Nichtsdestotrotz findet man Frauen, die scheinbar trotzdem Trends der Modewelt folgen, natürlich ohne die Regeln der charedischen Gemeinde zu vernachlässigen. Mode scheint hier auch innerhalb enger Rahmenbedingungen zu existieren.
Des Weiteren gibt es aber auch komplett verhüllte Gestalten. Diese Frauen sind auch Teil des ultraothodox-jüdischen Glaubens, gehören jedoch der Haredi-Burqa-Sekte an. Für sie ist es vorgesehen kein einziges Stück Haut zu zeigen, somit verdeckt ein Schleier auch ihr Gesicht. Frauen deren gesamter Körper von schwarzem Stoff verborgen ist, tratschen an der Bushaltestelle mit anderen ultraorthodoxen Frauen, deren Gesicht zwar frei, aber ihr Kopf trotzdem von einem Tuch bedeckt ist. Es ist so ungewöhnlich zu sehen, dass meine gesamte Aufmerksamkeit auf sie fällt.
“The amount of modesty that is appropriate is situative.”, wurde mir erklärt.
Es hängt von der Situation und der Umgebung ab in welchem Ausmaß „modesty“ beachtet werden muss. Derselbe Ort kann durch die Anwesenheit einer männlichen Person dazu führen, dass man sich verhüllen sollte.
Gleichzeitig gibt es religiöse Subgruppierungen, die die Rahmenbedingungen, in denen sie sich begeben, selbst vorgeben. Dabei folgt man beispielsweise einem angesehenen Rabbi, dessen Meinung man sich unterordnet. Anderenfalls ist es bei Strömungen wie dem Reformiertem Judentum. So ändern sich auch andere Prinzipien in weiteren Lebensbereichen.
Alles in allem war es faszinierend zu beobachten, welche Normen vorherrschen können. Genauso interessant war es zu sehen, wie stark Kleidung wirken kann und wie ähnliche Kleidungsstücke in unterschiedlichen Kontexten komplett andere Informationen und Werte kommunizieren.
Da der Frage nach Identität und dem Einfluss von Kleidung im Spektrum zwischen säkularen und religiösen Gemeinschaften, nachgegangen wird ist, ist das Buch „Veiled Women of the Holy Land“, relevant. Dies ist ein unterstützender Buchkatalog zu der gleichnamigen Ausstellung im Israel Museum, Jerusalem 2019. Die Ausstellung ist das Ergebnis der Recherchen und Feldforschungen von No‘am Bar‘Am-Ben Yossef, Kuratorin der Ausstellung. Sie untersucht die aktuellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen „modest“ Gekleideten jüdischen, muslimischen, drusischen und christlichen Frauen in Israel.
Jerusalem ist sakral für alle drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Dort sind Religion, Herkunft, Identität und Politik unumgänglich verbunden. Alle drei Religionen assoziieren die Stadt mit dem Kern ihres Glaubens.
In allen drei Religionen wird Kleidung eingesetzt, um die Scham der Nacktheit zu verdecken oder um die Verlockung zu sündigen zu umgehen. Dabei ist es die Aufgabe der Frau sich zu verhüllen, um die Versuchung des Mannes zu zügeln. Das könnte gleichzusetzen sein damit „die Schuld auf die Opfer schieben“ und stellt schädliches, frauenfeindliches Denken dar. Die Ehrfurcht vor Gott und die Strafen, die damit einhergehen, tragen auch zur Entscheidung sich bescheiden zu kleiden bei. (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 192)
„...the appearance of woman covered from head-to-toe took me by surprise,... Do these women, through their extraordinary style of dress, seek to expose their inner world, or do they, on the contrary, wish to remain hidden observers, concealed from the public eye?“
„…the appearance of women covered from headto-toe took me by surprise, and the distant sight of them gliding down the street like moving statues fascinated me. Sometimes they offered an aesthetic experience as, clad in multiple layers of fabric, they passed swiftly along alleys and stairways… Do these women, through their extraordinary style of dress, seek to expose their inner world, or do they, on the contrary, wish to remain hidden observers, concealed from the public eye? But doesn‘t concealment arouse even more curiosity than openness? Am I betraying their trust by writing about their modest world from an outsider‘s point of view? Is their voluntary choice of clothing that disguises their femininity in fact a form of feminism, an expression of independence and provocative presence? What happens to these women in Israeli society today? What happens to us when we are confronted by them? And what fertile ground has bred this phenomenon?” (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 19)
Da das gesamte Thema sehr breit, empfindlich, und voller Wiedersprüche ist, hat die Autorin auch versucht, eher neutral auf den Bereich einzugehen und ihre Aufmerksamkeit auf die Ähnlichkeiten zu fokussieren. (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 19)
„Each of the women I spoke to, no matter what her religion, has her own private world, and each wants to retain her unique personality. As one of the Jewish modesty women put it: „If you stick me in a mold of any kind, I‘ll shout! I have to remain my own self within the world.“ (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 20)
Die Autorin hat über einen Zeitraum von 3 Jahren Interviews mit 51 Frauen aus drei Communities, Jüdisch, Muslimisch und Christlich, gesammelt. Dabei ist sie oft auf Schwierigkeiten gestoßen, da Frauen, die beschließen sich komplett zu verhüllen, sich nicht nur durch Kleidung von der Welt abschotten.
Da der Gesichtsschleier, die extremste Form der Verhüllung, nicht in regulären Kleidergeschäften vorhanden ist und für die Frauen geschneidert werden muss, ist die Autorin dadurch am ehesten zu einer Interaktion und Konversation gekommen.
(Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 49) Die Autorin begann mit der Frage, welche Gründe die unterschiedlichen Frauen für die Entscheidung hatten, sich „modest“ zu kleiden. Daraufhin hat sie die universelle Antwort bekommen „sich näher zu Gott zu fühlen“ und seine Gebote
Veiled Women of the Holy Land: New Trends in Modest Dress von der Autorin: No’am Bar’am-Ben Yossef
Transparente Abbildungen zur Darstellung der layers of clothes und konkrete Beschreibungen, wie die einzelnen Kleider in den jeweiligen religiösen Gruppierungen vorkommen.
Das Buch lässt sich in dem Online-Shop des „Israel Museums“ in Jerusalem käuflich erwerben.
Kostenpunkt 199
umgerechtet wären das 56 €
zu akzeptieren. Des Weiteren hatte jede der Frauen eine Vielzahl persönlicher Gründe, die von dem nachgehen der familiären Traditionen und Religion bis zum Schutz vor Fremden reichten. Die wichtigsten und übereinstimmensten Antworten enthielten Themen wie: Drawing closer to God, or mission and redemption, Free choice, Shyness, Protection, Abhorrence of secular permissiveness, a formative event, feeling special and expressing political protest.
(Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 51)
“I conducted only a few interviews with Christian nuns, as the clothes they wear are dictated by regulations laid down by each convent, and their habits differ from one patriarchate to the next. These outfits were not recreated in the past twenty to thirty years like those of the Jewish and Muslim women. …For most nuns, the habit is an integral aspect of their daily life and identity” (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 50-51)
GEMEINSAMKEITEN
Frauen aus allen drei Religionen, die streng in der Bescheidenheit ihrer Art sich zu kleiden sind, wirken, vor allem von weitem und von hinten, erstaunlich identisch. Es ist schwierig einzuschätzen, ob dies aus praktischen Gründen der Stoffeigenschaften entsteht oder es eine gegenseitige Beeinflussung gab. (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 173)
Interview Frage: Bist du dir bewusst, dass die Art wie du dich kleidest, Kleidung von Frauen aus anderen Religionen widerspiegelt?
Die Meisten der für das Buch interviewten Frauen waren nicht damit vertraut, dass es Jüdische Frauen gibt, die sich komplett verhüllen. (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 82)
Jüdische Frauen sind oft von den Meinungen ihres lokalen Rabbis beeinflusst. Diese vergleichen das Level der „modesty“ einer Jüdischen Frau sehr wohl mit dem Level an „modesty“ einer Muslimischen Frau, wobei es leider oftmals einen negativen Unterton gibt, jedoch nicht mit Christlichen Nonnen. (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 83)
„The Jewish modesty women are well aware of the similarity between their clothes and those of Muslim women and nuns, as members of the ultra-Orthodox community often shout at them: „Dirty Arab; Allahu Akbar; galekhte [nun],“ etc. They dislike these comparisons. Oriyah complains: „It doesn‘t seem right to compare us to Muslims. They cover up outdoors, but inside the house they take it all off and aren‘t modest at all. We‘re modest at home too.“ Oriyah is one of the most rigorous practitioners of modesty, and she wears a light face covering even at home.“ (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 82)
Griechisch-Orthodoxe Nonnen sind sich im Klaren darüber, was die Ähnlichkeiten bezüglich der Kleidung von Muslimischen Frauen betrifft. Somit tragen sie oftmals auffällige Kreuze in Form von Ketten über ihrer Kleidung um sich von arabischen Frauen abzugrenzen (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 81)
Jüdisch bescheiden gekleidete Frauen Jüdisch Ultraortodoxe Frauen, die sich bescheiden kleiden, tragen zwei bis acht Stoffschichten. Eine dieser Lagen wird „encompassing light“ genannt und soll der Trägerin besonderen Schutz gewährleisten. Um die Silhouette des Körpers einer Frau zu verblenden, werden viele Methoden auf einmal verwendet. Zum Beispiel: die Menge an Stoff so wie die Schichten, die zum Einsatz kommen, das Weglassen von Gürtellinien, die Art des weiten Schnittes, die Weise wie das Unterkleid fällt und so weiter.
Das Farbspektrum der Kleidung variiert kaum und besteht aus einer Palette von Schwarz, Grau bis Dunkelblau. Ausnahmen gibt es an religiösen Feiertagen oder Sabbath, bei dem auch weiße Tücher getragen werden (Seite 91). Mädchen tragen manchmal auch einheitlich schwarze Stoffe mit leichten Blumenmustern, je jünger die Mädchen sind, desto eher werden bunte Verhüllungen akzeptiert. In einem Interview mit Mutter und Tochter beschreibt das Mädchen, dass sie aus ihrem eigenen Willen heraus die volle Verschleierung gewählt hat. Ihre Mutter vergleicht dies mit Eltern die vegetarisch sind und ihre moralischen Einstellungen an die Kinder weitergeben, sodass die Kinder von sich aus kein Interesse verspüren, dies anders zu machen. (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 11-12)
Seite 20-26
Artikel zur Ausstellung und Buch
Bereit zu sein, auch sein Gesicht mit einem Tuch zu verhüllen, wird als „boldest and loftiest of the modesty virtues“ angesehen. „…because the moment a woman puts it on, she negates herself completely and leaves evil impulses no foothold. In Rabbi Nahman‘s words: „There is no greater self-denial than turning oneself into nothing.“
The veil, according to the modesty women, „protects women from hell, conceals the angel of death from her, protects the whole nation of Israel, does all the work, and puts the whole of the Torah into practice. Rabbi Nahman of Bratslav, Sefer HaMidot, see under „galut ugeula.“ Quoted from „HaPitron HaMushlam Lehahzir ‚Atara LeYoshna,“ a home-issued pamphlet. Jerusalem. 2010.” (Bar’amBen Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 94)
Kleidung zur Selbstverleugnung zu nutzen ist sehr radikal.
Erstaunlicherweise ist, dass das hebräische Wort „levush“ also Kleidung mit dem Wort „busha“ also Scham(gefühl) zusammenhängt. Dementsprechend wird Kleidung dazu genutzt, die Nacktheit zu verdecken. Scham über die Nacktheit kam, nachdem Adam und Eva von der verbotenen Frucht gegessen hatten.
“Jewish women states: „Man and woman are actually one soul, and together they have to repair what they damaged. As our mother Eve of blessed memory fed the fruit to Adam, she caused him to lose the light that surrounded him… Man can retrieve this light through the Torah . . . Woman, who is exempt from studying Torah, can restore this light to herself only through a garment that is surrounded by light. Every single garment possesses ‚encompassing light,‘ and the more layers she wears, the stronger her ‚encompassing light‘ will be ... If she is not modest, all her husband‘s studying will only serve to strengthen the other side.“ This is perhaps the essence of the Jewish women‘s modesty theory. The need to trace events back to Eve‘s sin has accompanied Jewish ethical literature throughout the generations,‘ and from here it is but a short step to blaming every disaster, disease, terror attack, or war on women‘s lack of modesty.‘” (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 191)
MUSLIMISCHE VERHÜLLTE FRAUEN
“The … outfit indicates that the wearer is stringently religious and prepared to sacrifice her comfort in order to draw closer to God. Women who adopt this mode of dress can have no regrets, as society is highly critical of those who later abandon it. A woman who chooses to wear black clothes and a face veil undertakes to do so always, including on holidays and ceremonial occasions. She cannot attend weddings at which men and women mix or secular music is played.”
Nicht nur zu religiösen Zwecken werden diese Verschleierungen getragen. Beduinische Frauen tragen diese aus Tradition oder um sich dem männlichen Blick zu entziehen. (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 117)
CHRISTLICHE NONNEN
Je nach Kloster variieren die Bekleidungsbräuche und Regeln der Nonnen etwas. Ab dem Moment, wo eine Frau einem Kloster beitritt und nach ihrer Probezeit ihr Gelübde ablegt, kehrt sie nichtmehr wieder zur profanen Kleidung zurück.
„A nun‘s habit proclaims her to have „died“ to the material world and its sartorial fashions. It covers her entire body and maintains her in a state of purity. „The habit makes us what we are: it protects us and makes us careful, mindful, and aware at every single moment of our mission in the world,“ says Mother Katherine of the Convent of St. Mary Magdalene in Jerusalem.” (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 141)
Es gibt unterschiedliche Kleidungsstücke für den jeweiligen Anlass, beispielsweise zum Beten, zum Verlassen des Klosters, für unterschiedliche Feiertage oder für Zeremonien.
Die Verschleierung des Kopfes passiert durch den „Apostolnik“ dies ist ein klerisches Kleidungsstück welches den Kopf, Nacken und Schultern bedeckt. „The apostolnik is believed to endow the wearer with supernatural powers and provide protection from enemies, as well as symbolizing her aspiration to redemption. It is the most important part of the nun‘s habit - almost an integral part of her own self.“ (Bar’am-Ben Yossef und Muzeon Yisrael 2019, 141) Veiled
„HOLY PHONE“ VON VALERIA L.
Im 2. Buch Mose verkündet Mose den Israeliten, dass ein Künstler namens Bezalel in der Lage sein wird zu designen, zu sticken und zu weben.
“… with the Spirit of God, with skill, ability, and know-how for making all sorts of things, to design and work in gold, silver, and bronze; to carve stones and set them; to carve wood, working in every kind of skilled craft. And he’s also made him a teacher,(…) He’s gifted them with the knowhow needed for carving, designing, weaving, and embroidering in blue, purple, and scarlet fabrics, and in fine linen. They can make anything and design anything.”
Für meine Kollektion habe ich aufwendige Handstickereien angefertigt, welche zeitgemäßen Motive widerspiegeln sollen und eine Referenz an die Stickereien von liturgischen Gewändern darstellen. Jedoch habe ich Jeans als Trägermaterial verwendet, um dem Ganzen ein alltägliches, gegenwärtiges Zeitgeistgefühl zu geben. Jeans, Hoody und Handy ist die Ausstattung einer prototypischen Person des heutigen Zeitalters. Wenn man hingegen an sakrale Kleidungstücke denkt, erscheinen einem unbestreitbar prächtige und opulente Stücke. Diese haben immer schon versucht, eine konkrete Trennung der heiligen Anbetung von der täglichen Normalität zu schaffen. Die Grundlage dafür bildet eine vertiefende Analyse im Buchkatalog „Heavenly Bodies“, welcher zu der gleichnamigen Ausstellung 2018 herausgekommen ist. Der Untertitel „Fashion and the Catholic Imagination“ beschreibt wie die liturgischen Gewänder und andere Gegenstände, die der Anbetung gewidmet sind, ein wahrer Spiegel der historischen Phasen der katholischen Kirche sind.
Ravasi erklärt, dass historisch gesehen sich zu Beginn die kirchliche Gemeinschaft „kat‘ oikon, ‚im Haus‘ der verschiedenen christlichen Familien“ trafen. Diese Versammlungen wurden in bescheidenen Räumen abgehalten, dementsprechend die Kleidung. Bis zum 5. Jahrhundert trugen
die Minister anscheinend gewöhnliche Kleider festlicher Natur. Ausgeschlossen war Arbeitskleidung oder Militäruniformen. Später entstand ekklesiastische Kleidung, die den Gewändern und Dekorationen des kaiserlichen Ordens nachempfunden war. Darauffolgend begann die lange, komplexe und reiche Entwicklung der sakralen „Mode“, die den Geschmack der Zeit widerspiegelte und jedem Kleidungsstück, auch dem kleinsten, einen symbolischen Wert verlieh.
(Gianfranco Cardinal Ravasi, 2018, 26)
“Indeed, clothing and material goods in general reflect their time and place; as Honore de Balzac wrote in his Treatise on Elegant Living (1830), „Clothes are the expression of society.“ They are effectively its self-portrait. Garments do not merely protect us from the cold and heat or from nakedness, although these perfectly legit-imate functions are recognized in the Bible, when God at the dawn of humanity „made for Adam and for his wife garments of skins, and clothed them“ (Genesis 3:21). But, as is clearly demonstrated in the creative world of fashion and is suggested by the linguistic connec-tions among the Latin vestis (clothing), „vestment,“ and „investiture“—a word indicating an appointment to an official position—clothing, through its symbolic dimension, also belongs to and expresses its culture.”
„Tatsächlich spiegeln Kleidung und materielle Güter im Allgemeinen ihre Zeit und ihren Ort wider; wie Honore de Balzac in seiner Abhandlung über elegantes Leben (1830) schrieb: ‚Kleider sind Ausdruck der Gesellschaft.‘ Sie sind praktisch ihr Selbstporträt. Gewänder schützen uns nicht nur vor Kälte und Hitze oder vor Nacktheit, obwohl diese vollkommen legitimen Funktionen in der Bibel anerkannt werden, als Gott zu Beginn der Menschheit ‚für Adam und für seine Frau Kleider
aus Fellen machte und sie bekleidete‘ (1. Mose 3, 21). Doch wie die kreative Welt der Mode deutlich zeigt und die sprachlichen Verbindungen zwischen den lateinischen vestis (Kleidung), ‚Kleidung‘ und ‚Investitur‘ – ein Wort, das auf die Berufung in eine offizielle Position verweist – nahelegen, gehört auch die Kleidung durch ihre symbolische Dimension zu ihrer Kultur und drückt sie aus.“
(Gianfranco Cardinal Ravasi, 2018, 26)
Im Katalog finden sich viele detaillierte Abbildungen von historischen sakralen Roben, Gemälden und Details auf Stoff sowie auf anderen Gegenständen wie Broschen, Kronen, Zeptern, Anhängern, Kopfbedeckungen uvm.
Immer wiederkehrende Motive auf aufwendig bestickten Stücken sind: Mutter Gottes, Engel, Heilige, Jesus am Kreuz usw. Dem gegenüberstellen möchte ich das uns in der Gegenwart allgegenwärtig begegnende sakrale Objekt des Handys. Dazukommend sind die Symbole, welche wir im Digitalen Space auffinden und uns beschäftigen. Illustrativ dabei ist beispielsweise das Icon der Batterie, die immer fast leer ist und der vielversprechende Blitz in der Batterie, der den Geräten Energie gibt, um auch uns weiter den Zugriff in den begehrten digitalen Raum zu verschaffen. Die vereinfachte Form so einer Batterie ist ein Icon, welches ich aufgreife und wiederhole, nicht nur in den Stickereien, sondern auch in dem Siebdruck-Print.
Wenn ich darüber nachdenke, welche Icons wir noch im Kontext des digitalen Zeitalters vorfinden, schlussfolgere ich, dass die Pose des Selfies zur neuen Ikone geworden ist.
„Facebook, Tinder, Instagram oder die Suche über Google Bilder – das Portrait erlebt in den sozialen Medien eine neue Brisanz und Verstetigung. Wie wir uns vor der omnipräsenten Kamera darstellen, wie wir abgebildet werden und uns in Selfies selbst in Pose werfen, wie wir uns auf Kommunikationskanälen zeigen, präsentieren, und reproduzieren werden, sind wesentliche Faktoren und Signale für unsere gesellschaftliche Kategorisierung. Selbstinszenierung ist zum Massenphänomenen einer Beeinduruckungskultur geworden. Die Pose wird zum Schlüssel.“ (Weinhart, Hollein, und Schirn Kunsthalle Frankfurt 2016, 10)
Die allgegenwärtige Selbstinszenierung folgt einem ikonoklastischen Verfahren, welches das Selbstportrait anpreist. Es scheint, als ob die immer wiederkehrende Darstellung von sich selbst zum Höchsten Gut geworden wäre, als ob das was heutzutage als einziges sinnstiftend und befriedigend ist, das Fotografieren und Posten von sich selbst sei. Gesellschaftliche Werte sind in so eine absurde mediale Realität geschwenkt, dass es zu einer Überkodierung des menschlichen Abbilds kommt. Narzissmus wird gefördert, erlernt, gefüttert und erwünscht. Ohne dauerhafte Fotos von uns selbst sind wir nichtmehr wir.
„Die Wahrnehmung des eigenen Selbst ist heute sehr stark vom Konsum der Bilder geprägt, die wir von uns haben. „Fotografische Abbilder liefern uns den Beweis unserer Existenz, ohne den wir es sogar als schwierig empfinden würden, unsere persönliche Geschichte zu rekonstruieren.“, Christopher Lasch, das Zeitalter des Narzissmus. Ein Bild von einem Menschen bedeutet nicht länger allein ein Bild seines Gesichts, daneben gibt es heute eine ganze Reihe technischer Bilder und andere Befunde mit Aussagekraft. Fingerabdruck, Röntgenaufnahme, Endoskopie, Iriserkennung, Hirnstrommessung.“
(Weinhart, Hollein, und Schirn Kunsthalle Frankfurt 2016, 28)
„Bis heute ist es so, dass das große Publikum „berühmte“ einzelne fotografische Bilder kennt, aber kaum ihre Urheber; nicht aus Verachtung, sondern au Suggestion. Die Suggestion liegt im Apparat, der Sujet und Betrachter unmittelbar zu verbinden scheint, so als wäre das Sujet ein Dia und der Kopf des Betrachters die Leinwand. Die Foto-Industrie, die die Laien hundert Jahre lang erfolgreich belieferte, hat diese Vorstellung lieber befördert, als ihr zu widersprochen, weil ihr daran lag, Fotografie als „einfach“ darzustellen: kurzer Weg von Absicht bis Ziel. […] Der iPhone-Benutzer hat nun beides; den Katalog der Bilder immer ab „jetzt“ rückwärts; und die Option, ein Bild hinzuzufügen. Bild versus Spiegelbild, Archiv versus Ereignis, Fremdes versus Eigenes, Profi versus Laie – Antinomien von gestern. Völlig unwahrscheinlich, dass das Ich dabei dasselbe bleibt.“
(Erdmann Ziegler, Hollein, und Schirn Kunsthalle Frankfurt 2016, 57)
Sobald ich beginne meine eigene Interaktion mit Sozialen Medien zu beobachten, wird sichtbar, wieviel davon daraus besteht, mein eigenes mediales Abbild zu konstruieren. Ich habe nicht nur einen, sondern drei aktive Instagram-Accounts, verwende auch das altmodisch gewordene Facebook, habe
einen Linked-In Account erstellt, besitze inaktive Datingplattform-Profile, habe einige Benutzerkonten auf verschiedenen Messengerplattformen und ver walte noch unzählig weitere Profile auf den unterschiedlichsten Seiten. Die Summe dessen ergibt mein digitales-ICH oder ein digitales-ICH. Ich bin durchaus bemüht, auf Instagram meine drei unterschiedlichen Profile mit unterschiedlichen
Bildern zu füttern. Dass aber die Gesamtheit dieser ein reales Bild von mir zum Vorschein bringt, ist nicht nur fraglich, sondern ausgeschlossen. Trotzdem finde ich es unglaublich faszinierend, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, wie ich auf diesen Benutzeraccounts wirke, so wie welches „Bild“ jemand von mir hat, wenn dieser eines oder alle drei Profile durchforstet. Es ist ein virtueller Einblick in meine vergangene Realität. Gefiltert und gut kuratiert – das versteht sich von selbst. Beispielsweise besteht mein @riaisafairy–Account aus einer Ansammlung von rosa Bildern, die eine Welt repräsentiert, die durch „die rosarote Brille“ gesehen wird. Auf den geposteten Fotos bin oft ich, mit digital hinzugefügten Feenflügeln zu erkennen. Gefolgt von rosa Wolken, rosa Blumen, rosa Katzen, rosa Tischen, Haaren, Makeup und was es sonst noch unter dem rosa Himmel gibt.
Die Erschaffung meiner Cyber-Persönlichkeit macht zwar in vielen Hinsichten Spaß, nimmt aber auch viele, viele Stunden meiner täglichen Realität in Anspruch. Durch die Verwendung einer Vielzahl an Bildbearbeitungsapps wie PicsArt, Visco, Pixlr und co. wird meine aufgenommene Realität noch weiter manipuliert, korrigiert und modelliert. Ich bearbeite das Abbild von mir selbst so lange, bis ich mich zu einem ultimativen Cyber-Charakter transformiert habe. Diesen möchte ich auch in Zukunft weiter ausbauen, formen und digital abbilden.
Denn „Aus >ich denke, also bin ich< ist >Ich fotografiere, ich dokumentiere, also bin ich< geworden“, schreibt Alain Bieber, Kurator der Ausstellung Ego Update. (Bieber, Zarinbal, und Michalskaja 2015, 14)
Bolton, Andrew, 2018. Heavenly bodies: fashion and the Catholic imagination. New York: The Metropolitan Museum of Art. Max Hollein, 2016a. Ich. Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König. Bieber, Alain, 2015. Ego update. Düsseldorf: NRW-Forum.
1. ÖFFNE INSTAGRAM UND GEHE AUF „STORY ERSTELLEN“
2. UNTEN SIEHST DU NUN ALLE FILTER .
WENN MAN GANZ NACH RECHTS SWIPET, GIBT ES DIE OPTION „EFFEKTE DURCHSUCHEN“
3. IN DER EFFEKTGALLERIE SUCHE NACH „RIAS.MAGIC.ART“. HIER KANNST DU ALLE VERFÜGBAREN AR-VERSIONEN FÜR DIE JEWEILIGEN PATCHES ANSEHEN
4. SUCHE DEN FILTER , DER FÜR DEN JEANSPATCH PASST, HALTE DEIN HANDY DIREKT ÜBER DIE BESTICKUNG UND STAUNE ÜBER DIE ERWEITERTE REALITÄT.
DAS FUNKTIONIERT SOWOHL AUF DER GESCANNTEN VERSION DER PATCHES, ALS AUCH AUF DEM REALEN JEANSCOAT.
Zur Technik des Webens habe ich mich am Anfang meiner Kollektionsfindung gewandt. Denn im Webprozess fügt man Reihe um Reihe hinzu und es bildet sich stetig ein festes zusammenhängendes Gewebe. Als ich auf diese Weise Collagen mit meinen gewünschten Farben, Stoffen, und Strukturen anfertigte, sah ich eine Parallele zu dem Thema der Identität, welches ein Schlüsselwort in meiner Recherche war. Auch schon in dem Buch „Veiled Woman of the Holy Land“, haben Interview-Analysen von Yossef herausgestellt, dass der Grund für Religiösen Glauben auch viel mit Identitätsstiftung zu tun hat. (Yossef, 2012, 51)
Beim Weben sehe ich die Zusammenfügung unterschiedlicher Materialien als zentral an, die gemeinsam ein Ganzes formen. In der Identitätsfindung passiert dies, wenn man unterschiedlichen Einflüssen in seinem Leben ausgesetzt ist sowie vielfältige Erfahrungen sammelt, Dinge ausprobiert, Fehler begeht, sich Ideologien anschließt und Erkenntnisse macht. Es kommt dabei heraus, dass Identität aus vielen Elementen besteht, die durch die Prägungen unseres Lebens zu einem Gewebe des Ichs gesponnen werden.
In der digitalen Welt bewegen wir uns oft in Filterblasen. Die Filteralgorithmen konfrontieren uns immer wieder mit der Information, die wir schon im Voraus akzeptieren. Das Gewebe, welches durch ähnliche Darstellungen auf einer Metaebene entsteht, sieht sehr monochrom aus.
Als Experiment zur Arbeit mit unterschiedlichen Materialien habe ich Kabel verwebt.
Die Materie des Internets existiert eigentlich in kaum einer Form, die benannt oder greifbar gemacht werden kann. Was der digitale Raum ist, variiert unglaublich. Doch wenn man versucht, herunterzubrechen auf welche Elemente es ankommt, ist ein wesentlicher Bestandteil die Kabel, welche die Verbindungen leiten.
Auch das konstante Mittragen von Kabeln, um die Lademöglichkeit unserer Geräte zu garantieren ist ein Phänomen der Jetztzeit.
Sich zum Kreuz ausrichten zum Beten VS. Sich zum WLAN ausrichten
Vor dem Schlafengehen an eine Ikone beten VS. Aufs Handy starren
Welt durch einen Insta Filter sehen VS. Der Filter der Religion
Spirituelle Welt VS. Digitale Welt
Das Handy als Ritualgeschirr der profanen Welt
Kirche als Ort der Begegnung VS. Soziale Medien als Ort der Darstellung
Sonntagskleidung für die Kirche VS. Instagramable Outfits
Pose des Betens VS. Posen für Selfies
Nach vorne Gebeugter Oberkörper, hingebungsvoll.
Ein Medium
Durch Portale sehen
Ein Kreuz auf sich/ bei sich tragen VS. Handy bei sich tragen
Dem Fernsehen mehr glauben als sich selbst.
Medienbeeinflussung, Sakral VS. digital Beten und erhört werden. Uploaden und gesehen werden.
Das Uploaden ist ein Ritual in sich.
Fotos machen, Bearbeiten, Apps, Hashtag, Markieren, Uploaden
Cloud als Religion.
Heiliges Handy
In dem Buch “Rituale der Medienkommunikation“, welches sich aus Beiträgen verschiedener Autoren zusammenstellt, finden sich Analysen über die soziologische Interaktion mit den im Jahr 1983 relevanten Medien. Vordergründig steht der Fernseher im Fokus, aber auch die Medien Tageszeitung, Radio, Magazin spielen eine Rolle. Die Bandbreite der Medien hat sich bis heute um einiges erweitert und ist an neue Regeln, Formen und somit auch neue Rituale gebunden. Vieles hat und wird sich vermutlich zukünftig noch stärker in den digitalen Raum bewegen. Das kann man in vielen Lebensbereichen erkennen.
Exemplarisch dafür ist allein die Tageszeitung, welche für die eigene online Version wirbt. Als Vorteil werden die „aktuellsten Infos“ angegeben, und genau diese konstante Erneuerung der Informationen wird in digitalen Medien eingesetzt, um Leute abhängig zu machen.
Um einen objektiveren Blick auf unser gegenwärtiges Medienkonsumverhalten zu erhalten, ist es hilfreich, einen Schritt zurückzugehen und die Anfänge der Medienlandschaft in den 80ern zu betrachten.
Zu Beginn stellt Harry Pross auf den ersten Seiten Vergleiche zwischen dem sich wiederholenden Ritual der Fußballweltmeisterschaft und dem damit verbundenen Ritual der Medienberichterstattung auf. Dazu schreibt er:
„Die periodische Berichterstattung ist an den Kalender fixiert. Sie interpretiert das kalendarische Ritual in den Grenzen, die ihr die Verfügbarkeit von Signalen als den materiellen Trägern für Bedeutungen — das Zeitungspapier, die Radiofrequenzen — setzen. Die periodische Berichterstattung ist ritualisierte Kommunikation durch die zeitlich geregelte Wiederholung von kombinierten Zeichen und Symbolen, wie sie im
ES FOLGT EINE FOTOSTRECKE DER ABSCHLUSSKOLLEKTION „HOLY PHONE“ VON VALERIA LEHNER KUNSTUNIVERSITÄT LINZ, FASHION & TECHNOLOGY.
TEAM CREDITS
Foto: ANNA Breit
Models: via das Deck, DARIA
Hair and Make-Up: MARIETTA Dank
Location: Altes Postverteilerzentrum, Linz
Da ich mich zu Beginn des Projektes noch in Israel befand, war ich stark davon beeindruckt, wie viel Wert die Menschen dort auf Rituale und Traditionen legen. Ausgehend von dieser Faszination habe ich mich nach der Rückkehr nach Österreich weiterhin mit dem Thema beschäftigen wollen. Dabei ist mir aufgefallen, wie stark wir in unserem täglichen Leben von unserem Handy abhängen und wieviel Wichtigkeit wir wiederum diesem Objekt zuschreiben. Aufgrund dessen kreist meine Kollektion um unsere Verbindung zum Mobilgerät.
Meine Herangehensweise bei dem Design der Kollektion lag zuerst darin, dass ich mich mit der Bearbeitung und Gestaltung von textilen Oberflächen beschäftigte. Experimentell inkludierte ich unterschiedliche Materialien wie Kabel, Plastikfolie, Kupferdraht, etc. und kombinierte diese mit Tüll, Perlen, Strick und Glitzer. Schlussendlich enthält die Kollektion, neben dem zuvor erwähnten, selbsthergestellte Jacquardgewebe, eigens für die Kollektion entworfene Muster, die ich mit Siebdruck auf Stoff übertragen habe, sowie gedruckte Motive mit Sublimationsdrucktechnik.
Anstatt von den Silhouetten auszugehen und vom Großen ins Detail zu gehen, arbeitete ich von Anfang an, parallel zu den Kleidungsstücken, auch an Accessoires wie Handschuhen, Handyhüllen, Gesichtsmasken, Tüchern, usw. Klar war auch, dass Bestickungen eine zentrale Rolle spielen werden, und ich inkludierte diese von Beginn an. Die Motive dafür nahm ich unter anderem von Screenshots, die ich von Instagram hatte.
Die „Holy Phone“ Kollektion baut sich aus vielen Stylingelementen auf und die Vielschichtigkeit unterschiedlicher Materialien und Stärken macht die Kollektion aus.
Farbtechnisch sollen die grün-gelben-Neontöne die artifiziell leuchtende digitale Welt darstellen. Das Jeansblau kommt aus dem Gebrauch von recycelten Jeanspaaren, die Alltäglichkeit widerspiegeln. Viele Weitere Materialien haben glitzernde oder schillernde Oberflächeneffekte.
KOSTÜME DER NEUVERFILMUNG RELIGIÖSE DARSTELLUNGEN IN DER ZEITGENÖSSISCHEN MEDIENKULTUR
In der Neuverfilmung von „DUNE“ (2021), ist eine beeindruckende Bandbreite an Ritualen und dementsprechender Kleidung aufzufinden.
Obwohl die religiösen Themen des originalen Buches im Film nicht im Zentrum stehen, spielen viele der Kostüme ganz offensichtlich auf christliche Priestergewänder oder in Schwarz gehüllte Nonnen an. Durch die Verschleierung mehrerer Charaktere in verschiedenen Situationen wird die Unterordnung der Mächte dargestellt. Ob man verschleiert vortritt oder die Kapuze abnimmt verändert schlagartig die Atmosphäre. Hierarchien werden durch die Kleidung festgelegt. Durch die Kostüme werden klar die Grenzen der Völker und Gruppen definiert. Auch den Status der Darsteller kann man aus der Kleidung herauslesen.
In dieser Sci-Fi Fantasiewelt, gelten weltliche, aber auch kirchliche Kleiderregeln. Wie die Atreides-Soldaten, die Fremen-Stammeskrieger oder die Bene Gesserit gekleidet sind verändert grundsätzlich unsere Haltung zu den Charakteren.
FOTOQUELLE
Screenshots, Film Dune Trailer, Youtube https://www.youtube.com/watch?v=RYp8xMRaIMQ