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Die MR-Angiographie im Kontext konkurrierender Verfahren*

Thomas Störk1, 2, Ragnar Gareis3, Knut Kröger4, Thomas J. Vogl5

1 CardioPraxis Staufen, Göppingen

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2 Kardiologie/Angiologie, Universitätsklinik Ulm

3 Cardiologicum Stuttgart

4 Helios Klinikum, Krefeld

5 Radiologie, Universitätsklinikum Frankfurt/Main

PERFUSION 2023; 36: 4 – 9

Die MR-Angiographie (MRA) nutzt magnetische Effekte zur Bildgebung. Sie wird mittlerweile in allen Körperregionen angewandt und profitiert von der fehlenden Strahlenexposition. Mit diesem Verfahren werden dreidimensionale Bilder erzeugt, wobei auch eine Beurteilung des umgebenden Parenchyms möglich ist. Im Wesentlichen kommen 3 verschiedene MRA-Verfahren zur Anwendung (Tab. 1). Die gute Kontrastauflösung sowie die gute räumliche und zeitliche Auflösung machen die MRA neben der Duplexsonographie und der CT-Angiographie (CTA) zu einem festen Bestandteil der Gefäßdiagnostik.

Abgrenzungen zu konkurrierenden bildgebenden

Verfahren

Farbkodierte Duplexsonographie (FKDS): Die FKDS ist preiswert, schnell verfügbar und (prinzipiell) gut wiederholbar. Das kann und wird die MRA in nächster Zeit nicht bieten können.

* Für die Sektion MR-Angiographie der Deutschen Gesellschaft für Angiologie

Zusammenfassung

Die MR-Angiographie (MRA) nimmt in der klinischen Gefäßdiagnostik einen zentralen Platz ein. Weitere technische Entwicklungen werden das Einsatzgebiet der MRA erweitern. Gleichwohl sind die hohen Anschaffungskosten und die Komplexität der Durchführung zu bedenken. So werden vorgeschaltete kleinere Verfahren, aber auch die farbkodierte Duplexsonographie (FKDS), ihren Stellenwert behalten. Gleiches gilt für die CT-Angiographie (CTA), die in einigen Anwendungen bereits zur Erstdiagnostik eingesetzt wird.

Schlüsselwörter: Angiologie, MR-Angiographie, CT-Angiographie, farbkodierte Duplexsonographie

Summary

MR angiography (MRA) is nowadays a critical tool in the diagnosis of vascular diseases. New techniques will continue to increase the value of MRA. However, the high acquisition costs and the complex procedure have to be taken into account. Bedside techniques, especially color-coded duplex sonography (CCD), will therefore remain highly important. And, last but not least, CT angiography (CTA) emphasizes its importance in vascular diagnostics.

Keywords: angiology, MR angiography, CT angiography, color-coded duplex sonography

Invasive Angiographie (Angio, DSA): Mit der konventionellen Angiographie als bewährtes Verfahren der Gefäßdiagnostik lassen sich Verdachtsfälle auf pathologische Gefäßveränderungen wie z.B. Stenosen, Angiome oder Aneurysmen zuverlässig und detailliert

Verfahren Prinzip Darstellung

Time of Flight-MRA (TOF)

Phasenkontrast-MRA (PC-MRA)

Kontrastmittelverstärkte MRA (CE-MRA) abklären. Bei der Durchführung einer Angiographie stehen nach heutigem Stand neben der konventionellen Angiographie auch die Techniken der digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) zur Verfügung. Die DSA ist ein invasives Verfahren, das im Vergleich zu den nichtinvasiven Techniken mit einem höheren Risiko behaftet ist, weshalb aktuell vermehrt nichtinvasive Modalitäten zum Einsatz kommen.

CT-Angiographie (CTA): Die CTA ist eine Untersuchungstechnik mit hoher räumlicher, aber begrenzter zeitlicher Auflösung. Auch wenn eine Applikation von i.d.R. Jod-haltigem Kontrastmittel (KM) notwendig ist und eine gewisse Strahlenexposition vorliegt, bietet die CTA die Möglichkeit der gleichzeitigen Erfassung von Verkalkungen des Gefäßes, der Beurteilung der Wandstruktur und der genauen Bestimmung der Lumenweite.

Darstellung hirnversorgender Gefäße

Extrakraniell: Das Verfahren der ersten Wahl ist sicher die FKDS (Abb. 1a–c). Als weitere Verfahren kommen dann die MRA (Abb. 2a, b) und gelegentlich auch die CTA zum Einsatz.

Frisch einströmendes Blut weist eine höhere Magnetisierung auf

Darstellung von Phasenunterschieden in aufeinanderfolgenden Bildern

Verwendung von T1-verkürzenden Kontrastmitteln, mit deren Hilfe in T1-gewichteten Aufnahmen die Gefäße signalreicher dargestellt werden

Frisch einströmendes Blut wird signalreich dargestellt

Bewegungen von fließendem Blut, analog zur Duplexsonographie

Standardverfahren für (fast) alle Anwendungen

Intrakraniell: Die intrakranielle Gefäßdarstellung ist ein wichtiges diagnostisches Tool in der Therapieplanung und der Behandlung von Gefäßverschlüssen oder Gefäßmissbildungen (Aneurysmen, Angiome). Aktuell stützt sich die Bewertung von intrakraniellen atherosklerotisch-arteriellen Stenosen auf Luminalmessungen mithilfe von DSA, CTA und MRA. Gelegentlich kommt auch der transkranielle Ultraschall (TCD) zum Einsatz. Hierbei stellt die DSA weiterhin den Goldstandard dar. Die MRA wird aufgrund ihrer geringeren Invasivität jedoch wesentlich häufiger eingesetzt. Dabei ist die Timeof-Flight-MRA (TOF-MRA) die am häufigsten verwendete MRATechnik (Abb. 3a), insbesondere zum Ausschluss von Aneurysmen. Bei der intrakraniellen Stenosediagnostik mittels MRA kann infolge von Dephasierungsartefakten der Stenosegrad fälschlicherweise zu hoch eingeschätzt werden. Wegen dieser Einschränkungen hat die TOF-MRA als primäre neurovaskuläre Bildgebungsmodalität an Bedeutung verloren. Außerdem ist ihre räumliche Auflösung im Vergleich zu den anderen MRA-Techniken geringer, sodass die CTA bei der Beurteilung kleinerer Arterienabschnitte der TOF-MRA überlegen ist (Abb. 3b).

Zwar ist der Patient bei der CTA ionisierender Strahlung ausgesetzt und muss sich zudem einer intravenösen Kontrastmittelapplikation unterziehen, jedoch definiert die CTA die anatomische Konfiguration und die Beziehung der Pathologie zur Umgebung besser. Verschiedene Studien in

Abb. 2a

Abb. 2b a: Nachweis einer signifikanten ACI-Stenose rechts. b: Ausschluss einer Dissektion der A. vertebralis bei C2-Fraktur.

Abbildung 2a, b: Kontrastverstärkte MR-Angiographie (CE-MRA) der hirnversorgenden Gefäße.

Abb. 3a

Abb. 3b a: Mittels Time-of-Flight-MRA (TOF-MRA) erhobener Normalbefund (Arterien sind hell dargestellt). b: In der CT-Angiographie zeigt sich ein Verschluss der A. cerebri media rechts. der Vergangenheit haben jedoch gezeigt, dass es keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der

Abbildung 3a, b: Intrakranielle Gefäßdarstellung.

Genauigkeit der Gefäßdarstellung zwischen CTA und MTA gibt (Literatur beim Verfasser).

Kardiale Bildgebung

Kardio-CT: Auch im Bereich der kardialen Gefäßdarstellung ist nach wie vor die invasive Koronarangiographie in der Diagnose der koronaren Herzkrankheit der aktuelle Goldstandard. Jedoch hat die koronare CTA aufgrund ihrer hohen zeitlichen und räumlichen Auflösung einen wachsenden Stellenwert bezüglich der Diagnostik einer bestehenden koronaren Herzerkrankung, aber auch hinsichtlich eines sicheren Ausschlusses einer bestehenden revaskularisationsbedürftigen Stenose. Zudem vermeidet die CTA die mit einem invasiven Verfahren verbundenen Risiken und bietet darüber hinaus eine schnellere und möglicherweise kostengünstigere Möglichkeit zur Beurteilung von Patienten mit mittlerem Risiko für eine koronare Herzerkrankung. Die nichtinvasive anatomische Visualisierung mittels koronarer CTA ermöglicht eine direkte Darstellung des Ausmaßes und der Lage von Koronararteriosklerose und Koronarstenosen (Abb. 4).

Des Weiteren bietet die kontrastfreie CTA die Möglichkeit zur Berechnung eines Koronararterienkalk-Scores, wobei es sich um ein flächendeckend verfügbares, konsistentes und reproduzierbares Verfahren zur Bewertung des Risikos schwerer kardiovaskulärer Folgen handelt, das insbesondere bei asymptomatischen Personen für die Planung von Primärpräventionsmaßnahmen angewendet wird. Moderne CT-Untersuchungen (MultiDetektor CT, MDCT) können mit einer Gesamtdauer von 10 – 15 Minuten bei einer Strahlenbelastung von etwa 1 mSv durchgeführt werden.

Die CTA kann auch zur Diagnose von Koronaranomalien eingesetzt werden. Wie bei der koronaren Herzkrankheit war die invasive Koronarangiographie bisher auch hier der diagnostische Goldstandard. In den Leitlinien des American College of Cardiology (ACC) und der American Heart Association (AHA) wird die koronare CTA als Klasse-I-Indikation für das Erstscreening erwachsener Patienten mit Verdacht auf angeborene anomale Koronararterien aufgeführt. Im Rahmen der technischen Entwicklung wird die Anwendung der CTA auch für den Bereich der Perfusion und fraktionierten Flussreserve vorbereitet.

MR-Angiographie des Herzens: Die MRA hat im Vergleich zur CTA eine geringere räumliche Auflösung, und auch hier kann es aufgrund der bereits beschriebenen Flussdephasierungsartefakte zu einer falsch-negativen Einschätzung von Stenosen kommen, was die Beurteilbarkeit von Koronarstenosen einschränkt und die CTA als überlegende diagnostische Modali- tät stehen lässt. Laut Expertenmeinungen, die durch klinische Leitlinien unterstützt werden, wird vom Einsatz der MRA zur Beurteilung von kardialen Stenosen abgeraten. Jedoch zeigt die MRA hinsichtlich der Beurteilung und Diagnostik von Koronaranomalien und Koronaraneurysmen eine hohe Sensitivität und Spezifität. Die MRA ist zudem in Bezug auf die Darstellung und Erfassung von funktionellen Parametern der CTA überlegen. Daher wird die MRA zunehmend zur Beurteilung von stressinduzierten Ischämien und der Myokardvitalität eingesetzt.

Darstellung der Aorta

Farbkodierte Duplexsonographie: Die FKDS steht als Bedside-Verfahren zur Verfügung und ist sicher die Methode der ersten Wahl. Zentral ist sie im präventiven Bereich, im Screening des Bauchaortenaneurysmas und in der Nachsorge nach Operation oder Intervention der Aorta.

MR-Angiographie: Die MRA der Aorta bietet eine hervorragende Übersicht (Abb. 5a) und ist hier der FKDS überlegen. Die fehlende ionisierende Strahlung macht die Methode attraktiv auch gegenüber der CTA.

CT-Angiographie: Die CTA ist in der Regel das bildgebende Verfahren der Wahl, wenn der dringliche Verdacht auf eine akute Aortendissektion besteht (Abb. 5b). Sie ist mit einer Sensitivität und Spezifität von nahezu 100 % sehr genau. Zudem ist sie in den meisten medizinischen Einrichtungen leicht zugänglich sowie sicher und schnell durchführbar. Auch bei der Therapieplanung von Stentgrafts in der Aorta (endovascular aortic repair, EVAR) sowie zur Beurteilung des Zugangsweges für einen Aortenklappenersatz – TranskatheterAortenklappenimplantation (TAVI) oder chirurgischer Aortenklappenersatz (AKE) – wird sie regelhaft eingesetzt.

Periphere Gefäßdarstellung (pAVK-Diagnostik)

Kleine Verfahren und Ultraschall: Die gebräuchlichsten Verfahren für die Diagnostik einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) sind weiterhin Klinik, Pulsstatus, Knöchel-ArmIndex (ABI), Oszillographie sowie, nicht zuletzt aufgrund ihrer guten Verfügbarkeit, die farbkodierte Duplexsonographie (FKDS).

MR- und CT-Angiographie: In den letzten Jahren hat sich die nichtinvasive Bildgebung mittels MRA und CTA auch im Bereich der Darstellung der peripheren Arterien zu einer äußerst zuverlässigen Alternative zur DSA entwickelt. Die CTA und MRA sind beides hochpräzise Methoden, die eine genaue, detailgetreue Darstellung der arteriellen Anatomie, der artherosklerotischen Plaques und der Verengung des peripheren Gefäßsystems von der Aorta bis hinunter zu den Füßen ermöglichen (Abb. 6a, b). Mit beiden Verfahren lässt sich eine pAVK nicht nur zuverlässig darstellen, auch der Stenosegrad kann bestimmt werden. Beide Verfahren können zur Behandlung des gesamten Spektrums von Patienten mit

Abb. 5a Abb. 5b a: Mit MR-Angiographie erhobene Übersicht. b: CTA-Darstellung einer langstreckigen Aortendissektion Typ A.

Abbildung 5a, b: Darstellung der Aorta.

Abb. 6a

Abb. 6b a: Die MR-Angiographie der distalen Aorta bis zum Femoralbereich zeigt einen Verschluss der A. femoralis superficialis (AFS) links sowie einen iliakalen Stent links. b: CT-Angiographie der Bifurkation der Aorta abdominalis. vermuteter oder bekannter pAVK eingesetzt werden. Hinsichtlich der diagnostischen Genauigkeit und dem Nachweis sowie der Einstufung einer peripheren Arterienerkrankung ähneln sich die MRA und CTA in Sensitivität und Spezifität, die bei beiden 90 – 100 % betragen. Die am häufigsten verwendete

Abbildung 6a, b: Darstellung peripherer Arterien.

MRA-Methode ist aktuell die kontrastmittelverstärkte MRA, aber auch das nicht kontrastmittelverstärkte Verfahren wird zunehmend eingesetzt, da hierbei kein Kontrastmittel appliziert werden muss.

Multidetektor-CTA: Die MDCTA hat aufgrund ihres größeren volu- metrischen Erfassungsbereichs, der schnelleren Aufnahmegeschwindigkeit und der höheren räumlichen Auflösung die vaskuläre Bildgebung überholt und ist aufgrund der isotropen Bildgebung im Submillimeterbereich mit dem Goldstandard der DSA vergleichbar.

Venendarstellung

Klinische Standardverfahren:

Die Venendiagnostik beruht apparativ im Wesentlichen auf der Sonographie (farbkodierte Duplexsonographie, KompressionsUltraschall), aber auch auf kleineren Verfahren wie z.B. der Licht-Reflexions-Rheographie (LRR).

MR-Angiographie: Die MRA hat intrakraniell einen hohen Stellenwert, insbesondere bei der Sinusvenenthrombose. Außerdem können damit Basilaris-Thrombosen und auch Karotis-Dissektionen hervorragend dargestellt werden. Eine zentrale Rolle spielt die MRA bei der Beurteilung der intrathorakalen Venen, z.B. der Pulmonalvenen vor Pulmonalvenenisolation, aber auch von fehleinmündenden Lungenvenen. In der Peripherie kommt die MRA zum Einsatz, wenn die Ultraschalluntersuchung nicht zielführend ist oder die CTA aufgrund der Strahlenexposition schwierig zu indizieren (Schwangere, Kinder).

MITTEILUNGEN „Stumme

Hirninfarkte“: Unbemerkt, aber nicht harmlos

Sprach- und Sehstörungen, Lähmungserscheinungen – die Folgen eines Schlaganfalls sind häufig gravierend. Der Hirninfarkt ist in der Regel ein lebensveränderndes, einschneidendes Erlebnis, kann aber auch unbemerkt verlaufen. Solche „stummen Ereignisse“ sind dennoch nicht ungefährlich. Nach mehreren Ereignissen dieser Art kann die Gedächtnisleistung des Betroffenen stark leiden. Zudem steigt nach einem stummen Hirninfarkt das Risiko erheblich, erneut eine Durchblutungsstörung zu erleiden. Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) machen darauf aufmerksam, dass solche Ereignisse ernst genommen und professionell behandelt werden müssen.

Lähmungen und Gedächtnisverlust als mögliche Folgen anfallsymptome wahrgenommen. Manchmal spüren die Betroffenen auch gar keine Symptome, vor allem wenn diese nur kurzzeitig auftreten oder während des Schlafes.“ Häufig werden stumme Hirninfarkte erst als Zufallsbefund bei einer Computertomographie oder bei einer Magnetresonanztomographie des Kopfes entdeckt.

Trotzdem ist so ein stummer Schlaganfall gefährlich, denn auch dieser erhöht das Risiko für einen weiteren Hirnschlag. „Stumme Hirninfarkte sind gar nicht so selten“, warnt der 1. Vorsitzende der DSG, Professor Darius Nabavi. Neben dem Alter gelten vor allem Bluthochdruck und Vorhofflimmern, aber auch Rauchen, ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung, Übergewicht, Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte als Risikofaktoren.

Für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Thomas Störk

CardioPraxis Staufen

Friedrichstraße 36

73033 Göppingen

E-Mail: thomas.stoerk@cardiopraxis-staufen.de

„Wenn das Sprachzentrum oder das Areal im Gehirn, das für die Bewegung verantwortlich ist, von einem Schlaganfall betroffen sind, kommt es häufig zu massiven Folgen wie Sprach- oder Lähmungserscheinungen“, erläutert Professor Schäbitz, Pressesprecher der DSG. „Trifft ein Hirninfarkt aber einen unauffälligeren Bereich im Gehirn, dann können die Symptome viel unspezifischer sein. Dazu gehören etwa diffuser Schwindel, KribbelMissempfindungen und Koordinationsstörungen. Häufig werden diese Beschwerden gar nicht als Schlag-

„Gerade das Vorhofflimmern ist ein ernster Risikofaktor für einen Schlaganfall, weil hierbei leicht kleine Blutgerinnsel entstehen, die dann im Gehirn einen Schlaganfall auslösen können. Hier ist ein verlängertes Rhythmusmonitoring notwendig, auch wenn keine verdächtigen Beschwerden vorliegen“, rät Nabavi.

Studien zeigen auch, dass nach stummen Schlaganfällen die intellektuellen Leistungen des Betroffenen abnehmen. „Es kann bei wiederholten Schlaganfallereignissen im schlimmsten Falle zur sogenannten vaskulären Demenz kommen“, erklärt Schäbitz. „Sie hat andere Ursachen als die Alzheimer-Demenz, aber auch in diesem Fall kommt es zu Konzentrationsschwierigkeiten und anderen verminderten kognitiven Leistungen.“ DSG

Knapp 14 Millionen Erwachsene sind in Deutschland von der chronischen Erkrankung Adipositas betroffen [1]. Sie ist mit etwa 200 Komorbiditäten und Komplikationen assoziiert [2], die von Typ-2-Diabetes und Herzerkrankungen bis hin zum obstruktiven SchlafapnoeSyndrom und bestimmten Krebsarten reichen [3]. Zusätzlich zu Ernährungsumstellung, begleitenden Bewegungsprogrammen und Verhaltenstherapie (Basistherapie) werden auch bariatrische und medikamentöse Behandlungen eingesetzt, um eine Gewichtsabnahme bei Menschen mit Adipositas zu erreichen [4, 5].

Eine etablierte medikamentöse Therapieoption ist das GLP-1-Analogon Liraglutid (Saxenda®). Das Inkretin-Mimetikum ist effektiv in der Langzeitbehandlung der Adipositas und hat ein gut dokumentiertes Sicherheitsprofil. So erreichten Early Responder* unter Liraglutid (3 mg) nach einem Jahr Therapiedauer einen Gewichtsverlust von 11,2 % [6].

Aus für Amfepramon-haltige Arzneimittel

Amfepramon-haltige Arzneimittel, die zur kurzfristigen, unterstützenden Adipositasbehandlung eingesetzt wurden, sind nicht mehr auf dem EU-Markt erhältlich. Dies gaben die Herstellerunternehmen zusammen mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) kürzlich bekannt [7]. Mit dem entsprechenden Rote-Hand-Brief ist der EMA-Reviewprozess nun abgeschlossen, indem zuvor Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Nutzen-Risiko-Profil des Wirkstoffs überprüft worden waren. Die Behörde hatte sich nach eingehender Prüfung dafür ausgesprochen, die EU-Zulassung für Amfepramon-haltige Arzneimittel zu widerrufen [8]. Eine Unterversorgung von Menschen mit Adipositas in Deutschland droht dank guter Alternativen dennoch nicht.

Wirksame Medikamente mit etabliertem Sicherheitsprofil für die langfristige Adipositastherapie

Adipositas bedarf als chronische Erkrankung einer langfristigen Behandlung und lässt sich keinesfalls in wenigen Monaten effektiv in den Griff bekommen. Schon allein deshalb können Amfepramon-haltige Medikamente, die laut ihrem Zulassungstext nicht länger als 3 Monate angewendet werden dürfen, in der nachhaltigen Adipositasbehandlung keine Rolle spielen. In Deutschland stehen somit zur Behandlung der allgemeinen Adipositas nun noch der Lipasehemmer Orlistat und das GLP-1-Analogon Liraglutid zur Verfügung [9]. Doch was bedeutet das für die Versorgungssituation hierzulande?

Das Ende der Amfepramon-Zulassung ist für die Versorgungslage von Menschen mit Adipositas kein Grund zur Besorgnis. Ärzte können Patienten, die bislang mit Amfepramon behandelt wurden, auf geeignete alternative Behandlungsmöglichkeiten zur Adipositastherapie aufmerksam machen. Liraglutid bietet ein gut dokumentiertes Sicherheitsprofil und ermöglicht eine effektive Langzeitbehandlung der chronischen Erkrankung [6, 10].

Auf dem deutschen Markt ist es der einzige zur Gewichtsabnahme zugelassene GLP-1-Rezeptoragonist, der als langfristige Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität verfügbar ist [9].

In der Zulassungsstudie SCALE™

Obesity and Prediabetes [10] erreichten die Teilnehmer nach 56

Wochen eine durchschnittliche Gewichtsabnahme von 8,0 % gegenüber 2,6 % unter Placebo (p < 0,0001). Etwa ein Drittel der Patienten (33,1 %) nahm mehr als 10 % des Ausgangsgewichts ab, in der Placebo-Gruppe waren es 10,6 % [10].

Darüber hinaus zeigt Liraglutid vorteilhafte pleiotrope Effekte, die in einer Studie mit Typ-2-Diabetikern mit hohem kardiovaskulärem Risiko mit einer Verbesserung des kardiovaskulären Risikoprofils und einer Senkung der kardiovaskulären Mortalität einhergingen [11].

Außerdem hat Liraglutid in der Anwendung für die unterstützende Therapie der Adipositas ein gut untersuchtes Sicherheitsprofil, belegt in einem umfangreichen Studienprogramm mit über 5.000 Patienten [11].

Medikamentöse Adipositastherapie in Deutschland –Past, Present & Future

Bei der Behandlung chronischer Krankheiten gibt es immer wieder Medikamente, die vom Markt genommen werden. Dies war und ist auch bei der Adipositastherapie der Fall. Erst in den letzten 2 Jahrzehnten ist das Verständnis der molekularen Mechanismen, die den Appetit steuern, so weit fortgeschritten, dass die Entwicklung von gezielt wirkenden Arzneimitteln sinnvoll betrieben und echte Erfolge erzielt werden konnten. Die klinische Forschung führte schließlich 2014 zur Zulassung von Saxenda® (Liraglutid 3 mg) in den USA, dem damals ersten GLP-1-Rezeptoragonisten zur Behandlung von Adipositas. In Deutschland ist er seit 2016 erhältlich. Der Wirkstoff bindet an spezifische Rezeptoren in Gehirn, Pankreas und Magen-Darm-Trakt, was eine Reduktion des Hungergefühls sowie eine Steigerung des Sättigungs- und Völlegefühls bedingt. Dies führt zu einem verminderten Wunsch nach Nahrungsverzehr und letztlich zu einer geringeren Nahrungsaufnahme [12].

Mit seiner Bereitstellung und weiterer Forschungstätigkeit zu noch wirksameren Medikamenten in der Zukunft unterstreicht die Novo Nordisk Pharma GmbH ihren Anspruch, die Partnerin in der Adipositastherapie zu sein. Das Unternehmen unterstützt außerdemdem die Patienten mit Webinaren und dem umfangreichen Onlineangebot auf „mein-weg-zum-wunschgewicht.de“. Für die Ärzte stehen z.B. CME-zertifizierte Schulungen unter www.novoakademie.de und das Onlineportal www.rethink-obesity.de bereit. Novo Nordisk engagiert sich mit dieser und weiteren Maßnahmen dafür, eine nachhaltige Infrastruktur zur Behandlung von Menschen mit Adipositas in Deutschland aufzubauen.

Fabian Sandner, Nürnberg

Literatur

1 Statista GmbH. de.statista.com/statistik/ daten/studie/760961/umfrage/anzahl-erwachsene-in-deutschland-nach-bmi2014-und-2025

2 Yuen M et al. A systematic review and evaluation of current evidence reveals 195 Obesity-Associated Disorders (OBAD). The Obesity Society. 2016 Abstract Book:92

3 WHO 2020. Obesity and overweight United Nations. www.who.int/newsroom/fact-sheets/detail/obesity-andoverweight#:~:text=39%25%20of%20 adults%20aged%2018,overweight%20 or%20obese%20in%202020

4 DAG. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas“. www.awmf.org/ uploads/tx_szleitlinien/050-001l_S3_ Adipositas_Pr%C3%A4vention_ Therapie_2014-11-abgelaufen.pdf

5 Engeli S. Ausblick auf neue Arzneimittel zur Gewichtsreduktion. Adipositas. 2022;16:7-11

6 Fujioka K et al. Early weight loss with liraglutide 3.0 mg predicts 1-year weight loss and is associated with improvements in clinical markers. Obesity 2016;24:2278-2288

7 Rote-Hand-Brief zu amfepramonhaltigen Arzneimitteln: Verzicht und Widerruf der Zulassungen. www.bfarm.de/ SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2023/rhb-amfepramon.html

8 EMA recommends withdrawal of marketing authorisation for amfepramone medicines. www.ema.europa.eu/en/ news/ema-recommends-withdrawalmarketing-authorisation-amfepramonemedicines

9 Engeli S. Ausblick auf neue Arzneimittel zur Gewichtsreduktion. Adipositas 2022;16:7-11

10 Pi-Sunyer X et al. A randomized, controlled trial of 3.0 mg of liraglutide in weight management. N Engl J Med 2015;373:11-22

11 Marso SP et al. Liraglutide and cardiovascular outcomes in type 2 diabetes. N Engl J Med 2016;375:311-322

12 Fachinformation Saxenda® (aktueller Stand)

Vorhofflimmern (VHF) ist mit einer Prävalenz von 2 – 4 % der Erwachsenen die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung und geht mit einem 5-fach erhöhten Schlaganfallrisiko und einer erhöhten Mortalität einher [1]. Allerdings sind die Symptome oft unspezifisch oder das VHF tritt asymptomatisch auf. Die Folge: Das VHF bleibt bei vielen Betroffenen unentdeckt und sie erhalten keine effektive Schlaganfallprophylaxe. In diesen Fällen wird das VHF meist erst dann diagnostiziert, wenn ein Ereignis eingetreten ist: 50 – 87 % der Betroffenen weisen zu Beginn keine Symptome auf und bei 10 % aller ischämischen Schlaganfälle wird ein zuvor undiagnostiziertes VHF entdeckt [1]. Ein wichtiger VHF-Risikofaktor ist das Alter. Aufgrund des demografischen Wandels ist daher eine Zunahme der VHF-Fälle zu erwarten. Bei den über 65-Jährigen in der EU wird ein Anstieg von etwa 8 Millionen Fällen im Jahr 2020 auf etwa 14 Millionen Fälle im Jahr 2060 prognostiziert [1]. Um möglichst viele undetektierte VHF-Betroffene rechtzeitig diagnostizieren und prophylaktisch behandeln zu können, sollte vor allem in dieser Altersgruppe ein Screening auf ein behandlungsrelevantes VHF erfol-

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