Verlag Fuchs Daniela Pl체ss Gregor Schl채pfer Claudio Caduff
Deutsch Sprache und Kommunikation Grammatik und Rechtschreibung
Inhaltsverzeichnis
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Inhaltsverzeichnis 1. Sprache und Kommunikation
2. Grammatik / Rechtschreibung
1. Sprache allgemein – Sprache – Funktion der Sprache – 5 Grundregeln der Kommunikation – Kommunikation bei Konflikten
6 6 7 8 10
2. Sprache im Unterricht – Bearbeitung einer Abstimmungsbroschüre (eine konkrete Umsetzung in 8 Schritten)
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3. Textsorten – Die Textsorten: Überblick – Die Beschreibung – Der Bericht – Die Zusammenfassung – Das Interview – Die Erzählung – Die Schilderung – Der Kommentar – Die Erörterung
27 27 28 29 30 31 32 33 34 35
4. Korrespondenz – Die Korrespondenz
37 37
5. Hilfen – Lese- und Verarbeitungshilfen – Vorgehen bei der Vertiefungsarbeit – Schrift und Satz – Gestalten mit Text – Sprach- und Schreibspeicher – Checklisten – Richtig lernen – Die repräsentative Umfrage – Die grafische Darstellung
43 43 46 51 53 55 56 58 59 60
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1. Grammatik – Lautlehre – Übersicht zur Wortlehre – Das Verb – Die grammatischen Zeiten – Die Aussageformen von Verben – Das Nomen – Das Pronomen – Das Adjektiv – Die Partikel – Satzlehre – Haupt und Nebensätze
64 64 65 66 67 68 70 73 76 77 78 80
2. Zeichensetzung – Die Satzzeichen – Das Komma – Weitere Wortzeichen – Die Trennregeln
81 81 83 87 88
3. Rechtschreibung – Die Rechtschreibung – Stolpersteine – Gross- und Kleinschreibung – Getrennt- und Zusammenschreibung
89 90 91 93 96
Übungen
99
Sachwortregister
135
1. Sprache und Kommunikation
2. Sprache 1. Sprache allgemein
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Sprache Sprache: Ist ein System von Symbolen (Laute und Buchstaben/Zeichen), mit denen Bedeutungen erzeugt werden. Sie ist ein Mittel zum Informationsaustausch zwischen Menschen. Der Mensch kann wie die meisten Tiere Laute von sich geben, mit denen etwas ausgedrückt wird. Im Gegensatz zu den tierischen Lauten kann die Sprache des Menschen jedoch etwas aussagen und etwas darstellen.
Voraussetzungen der Sprache Wer sprechen will, muss das Mittel – die Sprache, die aus Symbolen besteht – und das Gemeinte – konkrete Dinge, abstrakte Dinge usw. – voneinander unterscheiden können. Nur so ist es möglich zu überprüfen, ob ein sprachlicher Ausdruck einer bestimmten Sprache entspricht. Denn jede Sprache hat eine beschränkte Zahl von Symbolen und Symbolkombinationen, die als Wörter eine bestimmte Bedeutung haben. Beispiel Die Symbolkombination B-A-U-M bezeichnet ein Holzgewächs aus Stamm und verzweigten Ästen mit Blättern oder Nadeln.
Gedanke – Symbol – Wirklichkeit Wenn wir sprechen, benutzen wir zwar abstrakte Symbole (Laute), und dennoch sind uns die Dinge, von denen wir reden, so nahe, wie wenn sie tatsächlich vorhanden wären. Sie lösen in uns direkte Vorstellungen aus. Beispiel Nach einer anstrengenden Arbeit im Betrieb hat ein Arbeiter grossen Hunger. Sein Arbeitskollege bemerkt das und spricht vom Essen: «Gestern Abend habe ich eine wunderbare Pizza gegessen. Der Boden war recht dünn und knusprig, darauf hatte es neben Käse und Tomaten Oliven, Schinken und Pilze.» Der hungrige Arbeiter sieht die Pizza nicht nur, er riecht sie und schmeckt die Zutaten in seinem Mund, obwohl weit und breit keine Pizza in Sicht ist. Semantisches Dreieck Das Verhältnis zwischen dem Gedanken, dem Symbol und der Wirklichkeit kann man in einem Dreieck darstellen.
Vorstellung /Gedanke
Symbol B-A-U-M
Wirklichkeit /Bezeichnetes
Zwischen dem abstrakten Symbol und der Wirklichkeit/dem Bezeichneten gibt es keine direkte Verbindung, sondern eine Vorstellung im Kopf des Sprechers bzw. des Hörers. Soll nun die Kommunikation zwischen Sprecher und Hörer funktionieren, so muss sichergestellt werden, dass das abstrakte Symbol mehr oder weniger derselben Vorstellung entspricht – Sprecher und Hörer müssen die gleiche Sprache sprechen (siehe Kommunikationsvorgang, nächste Seite).
1. Sprache allgemein
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Die Funktionen der Sprache Bestandteile des Sprechmusters Wir benützen die Sprache in verschiedenen Formen. Beispiele sind: Vortrag, Gespräch unter vier Augen, Geplauder mit Kollegen, Nörgeln, usw. Diese Formen nennt man Sprechmuster. Und diese Sprechmuster haben normalerweise sieben Bestandteile:
Nachricht Code Sender
Empfänger Kanal Nachrichtenform Kontext
– Sender: – Empfänger: – Nachrichtenform: – Kanal: – Code: – Nachricht: – Kontext:
Person, die spricht Person, die zuhört Art und Weise, wie etwas gesagt wird (z.B. in rüdem Ton) Medium, über das gesprochen wird (z.B. Luft, Telefon) Sprache, die verwendet wird (z.B. Deutsch, Englisch, Hände) Inhalt, worüber gesprochen wird Zusammenhang, in dem gesprochen wird (z.B. Beziehung der Kommunikationspartner)
7 Funktionstypen Je nachdem, welcher Bestandteil des Sprechmusters im Vordergrund steht, kann man sieben verschiedene Funktionstypen unterscheiden. – Ausdrucksfunktion: Hier steht der Sender im Vordergrund. Beispiel: Wenn man das Schweigen auf dem Skilift nicht mehr erträgt, beginnt man vom schönen Wetter zu reden, ohne dass man der anderen Person wirklich eine Mitteilung machen will. Die extremste Form ist das Fluchen. –B efehlsfunktion: Bei dieser Funktion steht der Empfänger im Vordergrund. Beispiel: Komm endlich! – Poetische Funktion: Die Nachrichtenform ist hier zentral. Beispiel: In gewissen Gedichten ist die Form viel wichtiger als der Inhalt; so ergeben Dada-Gedichte inhaltlich überhaupt keinen Sinn. – Kontaktfunktion: Es geht um den Kanal, also um die Versicherung, dass man einander akustisch versteht. Beispiel: Am Telefon sagen Hörer immer wieder «ja» oder «hm». Damit drücken sie aus, dass sie immer noch verbunden sind und den Sprecher hören. – Metasprachliche Funktion: Bei dieser Funktion steht der Code im Zentrum. Beispiel: Man spricht über die Sprache, also: «Das Wort ‹spüren› schreibt man ohne ‹h›.» – Gegenstandsfunktion: Hier steht der Gegenstand, der Inhalt im Vordergrund. Oft wird die Sprache nur unter diesem Gesichtspunkt betrachtet. Beispiel: In einem Vortrag wird die Funktionsweise des Internets erklärt. – Kontextfunktion: Ohne konkreten Zusammenhang kann man das Gesprochene nicht verstehen, der Kontext ist also entscheidend. Beispiel: Zwei sehr gute Freunde sprechen miteinander. Einer äussert ein Wort, und beide brechen in schallendes Gelächter aus. Ein Aussenstehender versteht nichts.
1. Sprache allgemein
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5 Grundregeln der Kommunikation Der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat fünf Grundregeln (Axiome) der Kommunikation definiert. Damit kann man Kommunikationsvorgänge besser verstehen.
1. Man kann nicht nicht kommunizieren Oft denken wir, dass nur mittels Sprache kommuniziert wird. Aber Kommunikation besteht nicht nur aus Worten, sondern aus Verhalten aller Art. Und da wir uns immer irgendwie verhalten, kommunizieren wir auch immer auf irgendeine Weise. Beispiel In einem überfüllten Wartesaal starrt ein Mann zu Boden. Sein Verhalten zeigt an, dass er nicht angesprochen werden möchte. Die Leute reagieren darauf, indem sie ihn in Ruhe lassen.
2. Jede Kommunikation hat Inhalts- und Beziehungsaspekte Es gibt keine reine Informationskommunikation. Die Beziehungen spielen immer auch eine Rolle. In der Regel dominiert sogar der Beziehungsaspekt. Dies kann zu Missverständnissen und Unstimmigkeiten führen. Beispiel Ein Mann fragt seine Frau: «Wann können wir losfahren?». Die Frau antwortet ungehalten: «Warum musst du mich immer so zur Eile drängen?» Darauf erwidert der Mann: «Nimm dir Zeit, ich wollte nur wissen, wann du bereit bist.» Während der Mann auf der Inhaltsebene kommuniziert (oder so tut), reagiert seine Frau auf der Beziehungsebene und gibt darum keine Antwort auf die Frage (auf der Inhaltsebene). Wahrscheinlich hat es schon früher Unstimmigkeiten in ähnlichen Situationen gegeben. Mit seiner Antwort versucht der Mann, das Gespräch wieder auf die Inhaltsebene zu bringen.
3. Kommunikation unterliegt der Interpretation der Teilnehmer In einem Kommunikationsablauf ist das Verhalten der Teilnehmer Reaktion auf das Verhalten (die Kommunikation) des anderen und gleichzeitig Reiz/Verstärker für das Verhalten des anderen. Dabei spielt die Interpretation der Kommunikationsteilnehmer eine entscheidende Rolle. Beispiel Ein Mann nörgelt ständig, seine Frau schweigt und zieht sich zurück. Für beide ist des Verhalten des Partners Ursache des eigenen Verhaltens. Der Mann sagt sich: Ich nörgele, weil sie mich meidet. Die Frau sagt sich: Ich meide ihn, weil er nörgelt. Bei solchen Kommunikationsverhältnissen gerät man oft in eine Teufelsspirale.
1. Sprache allgemein
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4. Kommunikation besteht aus digitalen und analogen Elementen Die digitalen Elemente sind die sprachlich ausgedrückten Informationen. Die analogen Elemente bestehen aus der Gestik, aus der Mimik, aus dem Tonfall usw. und sind eng mit der Beziehungsebene verknüpft. Die analogen Elemente sind viel echter, man kann sich nicht so leicht verstellen. Darum ist es viel einfacher, in eine E-Mail zu lügen, als in einem direkten Gespräch. Beispiel Aus Unachtsamkeit schüttet eine Serviceangestellte einem Gast Wein über die Kleider. Sie entschuldigt sich in aller Form. Der Mann antwortet: «Macht nichts, kann jedem mal passieren.» Dennoch merkt die Frau, dass der Gast verärgert ist und sie als ungeschickt und für den Beruf nicht tauglich ansieht. Die analoge Kommunikation widerspricht in diesem Fall der digitalen und ist stärker.
5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär Beruht die Beziehung zwischen Kommunikationspartnern auf Gleichheit, so ist die Kommunikation symmetrisch. Gibt es Unterschiede zwischen ihnen, findet eine komplementäre Kommunikation statt. Hier gibt es in der Regel ganz bestimmte Rollenverteilungen. Beispiel Ein Gespräch zwischen Freunden ist symmetrisch: Mal fragt der eine etwas und der andere antwortet und umgekehrt; der eine erzählt, der andere hört zu, kann aber jederzeit unterbrechen und selber etwas erzählen. Kurz: Es findet ein ungezwungenes Gespräch statt. Ein mündlicher Rapport eines Abteilungsleiters an den Geschäftsleiter ist ein komplementäres Gespräch: Der Abteilungsleiter (Untergebener) antwortet möglichst präzise auf die Fragen des Geschäftsleiters (Vorgesetzter). Die Rollen sind klar verteilt: Der Chef fragt, der Untergebene gibt nur auf diese Fragen Antwort.
1. Sprache allgemein
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Kommunikation bei Konflikten Konflikte sind Bestandteil unseres Lebens. Wir müssen immer wieder solche austragen. Wichtig ist dabei, dass wir so kommunizieren, dass Konflikte möglichst früh erkannt, entschärft und gelöst werden können.
12 Strassensperren der Kommunikation Thomas Gordon hat zwölf Strassensperren der Kommunikation (Sprache der Nichtannahme) definiert, die bei Konflikten keine Lösung bringen, sondern die Konflikte oft noch aufheizen. 1. Befehlen, kommandieren, anordnen 2. Warnen, drohen, einschüchtern 3. Moralisieren, predigen, mit «müsstest» und «solltest» argumentieren 4. Raten, Lösungen oder Vorschläge anbieten 5. Belehren, Vorträge halten, mit logischen Argumenten kommen 6. Verurteilen, kritisieren, widersprechen, beschuldigen 7. Beschimpfen, Klischees verwenden, etikettieren 8. Interpretieren, analysieren, diagnostizieren 9. Loben, zustimmen, positive Bewertungen geben 10. Beruhigen, mitfühlen, trösten, unterstützen 11. Fragen, sondieren, verhören, ins Kreuzverhör nehmen 12. Zurückziehen, ablenken, sarkastisch sein, aufheitern, zerstreuen
Konfliktlösungsweg Problemdefinition Die entscheidende Frage bei Konflikten lautet: Wer hat das Problem? Danach werden die Konfliktlösungs-Strategien unterschieden. – Wenn ich das Problem habe, wenn mich etwas stört, so soll ich von mir reden und mein Empfinden ausdrücken (Ich-Botschaften, siehe folgende Seite). – Wenn der andere das Problem hat, es aber nicht selbst als Ich-Botschaft ausdrückt, muss ich intensiv zuhören (aktiv zuhören). Dabei versuche ich, alle Botschaften (auch jene der Beziehungs- und der analogen Ebene) in Erfahrung zu bringen. Problemlösungsprozess Der Lösungsprozess vollzieht sich in sechs Schritten. 1. Definition des Problems (Ich-Botschaften bzw. aktives Zuhören!) 2. Sammlung möglicher Lösungen (wie beim Brainstorming – ohne Bewertungen!) 3. Beurteilung der Lösungsvorschläge 4. Entscheidung für die beste Lösung 5. Richtlinien für die Umsetzung der Entscheidung 6. Bewertung der Wirksamkeit der Lösung Ein Konfliktlösungsgespräch hat nur dann Chancen auf Erfolg, wenn das Sammeln von Lösungsmöglichkeiten von allen Beteiligten möglichst vorurteilsfrei erfolgt. Erst im nächsten Schritt werden die Vorschläge von allen persönlich beurteilt.
1. Sprache allgemein
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Ich- und Du-Botschaften Äusserungen, mit denen man eigene Empfindungen, Gefühle, Betroffenheit und Bedürfnisse ausdrückt, bezeichnet man als:
Äusserungen, mit denen man über andere Menschen eine Mitteilung macht, nennt man:
Ich-Botschaften
Du-Botschaften
Ich-Botschaften geben die eigenen Gefühle, die eigene Betroffenheit wieder. Man zeigt, dass man sich zum Beispiel verletzt fühlt oder dass man unsicher ist. Dies erfordert ein gewisses Mass an Mut. Wenn man seine Verletzlichkeit, seine Ängste oder seine Entmutigung zum Ausdruck bringt, könnte der andere dies als Schwäche auslegen.
Mit diesen Botschaften bezieht man sich auf einen anderen Menschen. Mit Du-Botschaften greift man den anderen Menschen und dessen Selbstwertgefühl an. Zudem sind solche Äusserungen oftmals auch noch absolut formuliert. Es finden sich darin Wörter wie: immer, nie, nur du usw. Der andere fühlt sich durch Du-Botschaften herausgefordert. Somit geht er selbst zum Angriff über. Daraus resultiert ein Streit.
Beispiele:
Beispiele:
«Ich habe Mühe damit, dass du heute zu spät kommst.»
«Du kommst immer zu spät.»
«Darf ich dazu etwas sagen?»
Du redest fortwährend und « hörst mir nie zu.»
Diese Äusserung hat mich « sehr getroffen.»
Du willst mich mit deiner « Äusserung nur verletzen.»
«Ich fühle mich nicht verstanden.»
«Du verdrehst meine Worte stets.»
«Kann es sein, dass ich Sie in diesem Punkt nicht verstanden habe?»
«In diesem Punkt liegen Sie falsch.»
«Ich habe Ihre Äusserung damals so verstanden, dass ich während der Fasnachtszeit freibekommen werde.»
Sie haben mir damals « versprochen, dass Sie mir an Fasnacht freigeben. Sie halten Ihr Wort nicht.»
«Nachdem ich die Vertragsbestimmungen gelesen habe, bin ich der Meinung, dass dem nicht so ist.»
«Laut Gesetz haben Sie nicht recht.»
2. Sprache im Unterricht
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Konkrete Umsetzung: Schritt 2 Sprachverarbeitungsbereiche Es geht um folgende Anwendung der Sprache: verarbeitetes Reflektieren – normativ
Auftrag Einige Begriffe in der Lösung des ersten Schritts sind Fremdwörter. Diese sollen durch ein deutsches Wort ersetzt werden. – Defizit – stabilisieren – Referendum – Revision Hilfsmittel: Sachwortregister im Lehrmittel, Duden Rechtschreibung: Vor dem Nachschlagen wird kontrolliert, ob die Verben im Infinitiv (siehe S. 66) notiert und die Nomen mit den Artikeln (siehe S. 74) geschrieben wurden.
Lösung – das Defizit: der Fehlbetrag, der Mangel – stabilisieren: festigen, festsetzen – das Referendum: Recht des Volkes, über wichtige Beschlüsse des Parlamentes abzustimmen. Dazu braucht es 50 000 Unterschriften von Stimmberechtigten innerhalb von 100 Tagen ab Veröffentlichung im Bundesblatt. – die Revision: die Änderung, die Überarbeitung
Z w i s c h e n b i l a n z
1
Das wurde erarbeitet: – Inhalt wiedergeben: ohne Rechtschreibfehler – Repetition normatives Sprachtraining: Gross- und Kleinschreibung, Verben – Infinitiv, Nomen – Artikel – Strategie (Methode): Mitschreiben mithilfe von Nomen und Verben, Nachschlagen von Verben in der Infinitiv-Form Das ist aufgefallen: Nomen werden im Duden auch ohne Artikel aufgeführt, dennoch wird das grammatische Geschlecht angegeben (siehe S.74).
2. Sprache im Unterricht
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Konkrete Umsetzung: Schritt 3 Sprachverarbeitungsbereiche Es geht um folgende Anwendung der Sprache: rezeptiv-schriftlich – detailliert lesen 02-39_d
11.4.2007
10:29 Uhr
Seite 3
Auftrag Der gesamte Text auf der Seite 3 von «Darüber wird abgestimmt» wird gelesen. Anschliessend soll das Gelesene in zwei vollständigen Sätzen zusammengefasst werden.
Darüber wird abgestimmt
3
Änderung des Bundesgesetzes über die Invalidenversicherung (5. IV-Revision) Die 5. IV-Revision verfolgt zwei Hauptziele: Mehr Behinderte bleiben erwerbstätig und die Ausgaben der IV werden gesenkt. Mit der Eingliederung ins Erwerbsleben und mit gezielten Sparmassnahmen kann zudem das Milliardendefizit der Invalidenversicherung stabilisiert werden. Gegen die Revision wurde das Referendum ergriffen. Informationen zur Vorlage Wichtige Begriffe Der Abstimmungstext
Seiten 6–15 Seite 7 Seiten 16–38
Lösung – Mehr behinderte Menschen arbeiten und brauchen weniger finanzielle Hilfe. – Der IV-Topf ist länger voll.
3
2. Grammatik und Rechtschreibung
1. Grammatik
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Lautlehre Aus der Vielzahl menschlicher Lautbildungen wählt jede Sprache eine begrenzte Anzahl aus. So besitzt jede Sprache auf dieser Welt einen eigenen und unverwechselbaren Klang und Rhythmus. Laute: Sind die kleinsten Bausteine unserer Sprache. Mit den Lauten werden Wörter und Sätze gebildet. Die Laute sind in zwei Gruppen unterteilt: die Vokale und die Konsonanten.
Die Vokale Vokale: Sind Selbstlaute. Die Vokale werden in drei Gruppen unterteilt: Einfache Vokale:
a / e / i / o / u
Umlaute:
ä / ö / ü
Zwielaute:
au / ai / ei / eu / äu
Die Konsonanten Konsonanten: Sind Mitlaute. Die Konsonanten werden vier Gruppen zugeteilt: Verschlusslaute:
p / t / k / d / g
Reibelaute:
f / s / ss / sch / ch / h / w / j
Nasenlaute:
m / n / ng
Fliesslaute:
l / r
Die 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets bilden die Bausteine unserer Schrift. Laute und Buchstaben sind einander wechselseitig zugeordnet. Diese wechselseitige Zuordnung ermöglicht es, der gesprochenen Sprache einen schriftlichen Ausdruck zu geben. Welche Buchstaben Konsonanten und welche Vokale sind, spielt deshalb in der Rechtschreibung, aber auch bei der Trennung am Zeilenende eine wichtige Rolle.
1. Grammatik
65
Übersicht zur Wortlehre In der deutschen Sprache werden fünf Wortarten unterschieden:
Wortarten
veränderbar
nach der Zeit veränderbar (konjugierbar)
nicht veränderbar
nach dem Fall veränderbar (deklinierbar)
nach dem Geschlecht veränderbar
mit festem Geschlecht
Verb
Nomen
Pronomen
Adjektiv
Partikel
– – – – –
– – – – –
– – – – –
– – – – –
– – – – –
singen lachen beeilen handeln denken
Begriff Zettel Igel Ablauf Halter
erlesen ölig grau politisch genau
sie dein jenes sich ein
wie dass durch auf heute
1. Grammatik
66
Das Verb Verben: Sind Wörter, die eine Tätigkeit, einen Vorgang oder einen Zustand ausdrücken. Die Veränderbarkeit der Verben wird als Konjugation bezeichnet. Verben werden kleingeschrieben. (Grossschreibung von Verben siehe S. 93.) gehen, regnen, dauern, schreiben, lesen, kochen, schlafen, arbeiten, ruhen, liegen, abwickeln Verben sind eine veränderbare Wortart: – Sie können ihre Form nach Person und Zahl anpassen. – Sie können Aktiv- oder Passivformen bilden. – Sie können in eine grammatische Zeit gesetzt werden. – Sie können in ihrer Aussageweise verändert werden.
Die Stammformen der Verben Die Veränderung der Verben folgt Regeln. Nach welchen Regeln diese Veränderungen gemacht werden, kann aus den drei Stammformen abgeleitet werden: Infinitiv
Präteritum
Partizip II
lachen
lachte
gelacht
finden
fand
gefunden
wissen
wusste
gewusst
Person und Zahl Nach Zahl und Person veränderte Verbformen werden Personalformen genannt. Jede Personalform hat dabei eine eigene Endung (unten kursiv hervorgehoben). Zahl
Person
suchen (Infinitiv)
finden (Infinitiv)
wissen (Infinitiv)
Singular
1. Person
ich suche
ich finde
ich weiss
2. Person
du suchst
du findest
du weisst
3. Person
er/sie/es sucht
er/sie/es findet
er/sie/es weiss
1. Person
wir suchen
wir finden
wir wissen
2. Person
ihr sucht
ihr findet
ihr wisst
3. Person
sie suchen
sie finden
sie wissen
Plural
Handlungsrichtung Verben können in die Aktiv- oder in die Passivform gesetzt werden. Aktiv:
Der Fuchs frisst einen Feldhasen.
Passiv:
Ein Feldhase wird vom Fuchs gefressen.
1. Grammatik
67
Die grammatischen Zeiten Die deutsche Sprache kennt sechs grammatische Zeiten. Person
Präsens Gegenwart
Präteritum Vergangenheit
Perfekt Vorgegenwart
Plusquamperfekt Vorvergangenheit
Futur I Zukunft
Futur II Vorzukunft
ich
gehe
ging
bin gegangen
war gegangen
werde gehen
werde gegangen sein
du
gehst
gingst
bist gegangen
warst gegangen
wirst gehen
wirst gegangen sein
er/sie/es
geht
ging
ist gegangen
war gegangen
wird gehen
wird gegangen sein
wir
gehen
gingen
sind gegangen
waren gegangen
werden gehen
werden gegangen sein
ihr
geht
gingt
seid gegangen
wart gegangen
werdet gehen
werdet gegangen sein
sie
gehen
gingen
sind gegangen
waren gegangen
werden gehen
werden gegangen sein
Präsens und Präteritum werden mit einfachen, nicht zusammengesetzten Verbformen gebildet. Für die Perfekt- und Plusquamperfektformen sowie für die Futurbildung werden die Hilfsverben sein, haben und werden gebraucht.
A n w e n d u n g
d e r
G r a m m a t i k
Die Vorzeitigkeit – Wird etwas im Präsens erzählt, so wird das, was vor dieser Gegenwart geschehen ist, im Perfekt erzählt. Wie Peter ins Zimmer kommt, bemerkt er sofort, dass jemand die schöne Vase aus dem Zimmer genommen hat. – Wird etwas im Präteritum erzählt, so wird das, was vor dieser Vergangenheit geschehen ist, im Plusquamperfekt erzählt.
Auf der Strasse traf Pascal seinen Freund Andreas; von dem erfuhr er, dass Peter vor drei Tagen seine Weltreise angetreten hatte.
1. Grammatik
68
Die Aussageformen von Verben Verben besitzen vier Aussageformen.
Indikativ Der Indikativ wird vor allem für neutrale und sachliche Aussagen verwendet und wird daher auch als gewöhnliche Aussageweise bezeichnet. Er geht fort. Es schneit heute. Gestern schien die Sonne.
Konjunktiv I Der Konjunktiv I ist die Aussageform der indirekten Rede. Daneben findet er auch Verwendung bei Wünschen, Aufforderungen und Anweisungen. Der Konjunktiv I setzt sich aus dem Wortstamm und den Konjunktivendungen zusammen. Zahl
Person
gehen (Infinitiv)
haben (Infinitiv)
mögen (Infinitiv)
Singular
1. Person
ich gehe
ich habe
ich möge
2. Person
du gehest
du habest
du mögest
3. Person
er/sie/es gehe
er/sie/es habe
er/sie/es möge
1. Person
wir gehen
wir haben
wir mögen
2. Person
ihr gehet
ihr habet
ihr möget
3. Person
sie gehen
sie haben
sie mögen
Plural
A n w e n d u n g
d e r
G r a m m a t i k
Die Bildung der indirekten Rede – Grundsätzlich wird die indirekte Rede mit dem Konjunktiv I gebildet: Direkte Rede: Er sagt: «Ich will morgen kommen.» Indirekte Rede: Er sagt, er wolle morgen kommen. – Unterscheidet sich die Form des Konjunktiv I nicht von der Indikativ-Form, dann verwendet man den Konjunktiv II: Direkte Rede: Er sagt: «Wir haben viel gelacht.» Indirekte Rede: Er sagt, sie hätten viel gelacht. (Indikativ und Konjunktiv I: Er sagt, sie haben viel gelacht.) – Wenn die Form des Konjunktiv I sich nicht von der Indikativ-Form unterscheidet und die Form des Konjunktiv II sehr ungewöhnlich ist, kann man die «würde»-Form verwenden: Direkte Rede: Er sagt: «Wir bieten das billig an.» Indirekte Rede: Er sagt, sie würden das billig anbieten. (Indikativ und Konjunktiv I: Er sagt, sie bieten das billig an. Konjunktiv II: Er sagt, sie böten das billig an.)
1. Grammatik
69
Konjunktiv II Der Konjunktiv II wird gebraucht, um Unwirkliches, Vorgestelltes oder Erwünschtes auszudrücken. In der indirekten Rede kann er auch als Ersatz für den Konjunktiv I stehen. Er ginge fort. Hätten wir Geld, reisten wir in die Ferien. Der Konjunktiv II wird aus der Präteritum-Form und den Konjunktivendungen gebildet. Zahl
Person
ging (Präteritum)
hatte (Präteritum)
mochte (Präteritum)
Singular
1. Person
ich ginge
ich hätte
ich möchte
2. Person
du gingest
du hättest
du möchtest
3. Person
er/sie/es ginge
er/sie/es hätte
er/sie/es möchte
1. Person
wir gingen
wir hätten
wir möchten
2. Person
ihr ginget
ihr hättet
ihr möchtet
3. Person
sie gingen
sie hätten
sie möchten
Plural
Imperativ Der Imperativ dient der direkten Aufforderung oder dem Befehl an eine oder mehrere Personen. Geh fort! Seid ruhig! Stirb oder friss! D e n
D u d e n
l e s e n
Verben Bei starken und unregelmässigen Verben führt der Duden eine Reihe von Zusatzangaben auf. Beispiel ➊ fin❘den; ➋ du fandst (fandest); ➌ du fändest; ➍ gefunden; ➎ find[e]! ➊ ➋ ➌ ➍ ➎
Verb im Infinitiv 2. Person Singular im Indikativ des Präteritums 2. Person Singular im Konjunktiv II Partizip II Imperativform im Singular
Bei allen anderen Verben wird nur der Infinitiv angegeben.
1. Grammatik
70
Das Nomen Nomen: Bezeichnen Dinge, Orte und Zustände, sie benennen Abläufe, Geschehnisse und können für Gefühle, Abstraktes und Geistiges stehen. Die Veränderbarkeit nach Fällen wird als Deklination bezeichnet. Nomen werden immer grossgeschrieben. Baum, Liebe, Ereignis, Vernunft, Garten, Erkenntnis Die Nomen – haben ein festes grammatisches Geschlecht – stehen im Singular oder im Plural – können in die vier Fälle gesetzt werden
Das grammatische Geschlecht Nomen haben ein festes grammatisches Geschlecht. Sie sind: männlich:
der Schüler, der Hausmann, der Mann
weiblich:
die Schülerin, die Hausfrau, die Frau
sächlich:
das Boot, das Geschlecht, das Mädchen, das Knäblein
Schwierigkeiten – Es gibt Nomen, die Schwankungen im grammatischen Geschlecht kennen. der oder das Knäuel, der oder das Jogurt, der oder die Gischt, der oder das Spital, der oder die Spargel – Gewisse Nomen haben im Schweizerdeutschen ein anderes Geschlecht als in der Standardsprache. Richtig ist: die Giraffe, die Kartoffel, der Käfig, die Butter, das Harz (Absonderung im Holz) usw. – Eine kleine Anzahl Nomen besitzt je nach Geschlecht eine andere Bedeutung. der Tessin (Fluss), das Tessin (Kanton), der Kristall (Stoffform), das Kristall (geschliffenes Glas), der See (Binnengewässer), die See (Meer) usw. Bei Unsicherheit muss im Duden nachgeschaut werden (siehe S. 69).
A n w e n d u n g
d e r
G r a m m a t i k
Nicht immer ist das grammatische Geschlecht mit dem wirklichen Geschlecht identisch. Beispiel: Das Mädchen ist grammatisch sächlich. Wird es in einem Text durch ein Pronomen ersetzt, so muss man dafür das sächliche Pronomen verwenden, also es, ihm usw.
1. Grammatik
71
Die Zahl Nomen stehen entweder im Singular (Einzahl) oder im Plural (Mehrzahl). Singular
der Mann
die Frau
das Mädchen
Plural
die Männer
die Frauen
die Mädchen
Besondere Pluralformen Einige wenige Nomen bilden spezielle Pluralformen. Der Betrug, die Betrügereien | das Erbe, die Erbschaften | der Rat, die Ratschläge | der Kaufmann, die Kaufleute | das Verhalten, die Verhaltensweisen | der Zimmermann, die Zimmerleute Aber: der Milchmann, die Milchmänner | der Schutzmann, die Schutzmänner | der Vordermann, die Vordermänner Bei Unsicherheit, besonders bei der Mehrzahlbildung der Fremdwörter, muss im Duden nachgeschaut werden.
A n w e n d u n g
d e r
G r a m m a t i k
Hinter gewissen Abkürzungen verstecken sich Begriffe im Plural. Darum müssen auch die Verben, die mit ihnen verwendet werden, im Plural konjugiert werden. Ebenso sind die entsprechenden Pronomen im Plural zu verwenden. Beispiele: Die USA wollen das Kyoto-Protokoll unterschreiben. Viele Länder misstrauen ihnen aber. Erneut melden die SBB einen Passagierrekord. Sie verzeichneten im letzen Jahr eine Zunahme von 10 %.
D e n
D u d e n
l e s e n
Nomen Der Duden macht zu den Nomen immer mindestens drei Angaben. Beispiel ➊ Di ❘ rek❘ tor, ➋ der; ➌ -s, ➍ -oren ➊ ➋ ➌ ➍
Nomen im Nominativ Singular bestimmter Artikel zeigt das Geschlecht an (hier: männlich) Endung des Genitivs im Singular (hier: Direktors) Endung des Plurals im Nominativ (hier: Direktoren)
Weitere Angaben macht der Duden zu sprachregionalen Varianten und zur Herkunft sowie zur Bedeutung der Fremdwörter.