Ausgabe 1/2016
allg채u ALTERNATIV Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz
E-Mobil: Der Stromer von Nissan ist ein Lastenesel Wasserkraftwerk: Wenn Fische Fahrstuhl fahren Pro und Contra: Fachleute diskutieren 체bers D채mmen
Auf ein Wort
ie Sorge um die Energiezukunft und den drohenden Klimawandel bewegt die Welt. Deutlich wurde dies zuletzt im Spätherbst 2015 auf der UN-Weltklimakonferenz in Paris, bei der sich die Nationen der Welt auf ein historisches Klimaabkommen verständigt und eine Vereinbarung zur Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius getroffen haben. In Deutschland sollen bis 2020 die Emissionen von Treibhausgasen um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 und bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent gesenkt werden. Umgesetzt werden die globalen und nationalen Klimaschutzziele jedoch nicht an den Konferenztischen, sondern vor Ort in den Kommunen. Wie bei vielen anderen Themen kommt es auch bei der Energiezukunft auf aktiv handelnde Menschen an, die konkrete Entscheidungen treffen. Die Stadt Kempten hat dies bereits vor der Jahrtausendwende erkannt. Seitdem initiieren Stadtrat und Stadtverwaltung gezielt Klimaschutz-Maßnahmen und Projekte, die darauf abzielen, den Energieverbrauch abzusenken und klimaschädigende CO2Emissionen zu reduzieren, um so dem Klimawandel entgegenzuwirken. Gerade beim Klimaschutz ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, dass Kommunen zuerst vor der »eigenen Türe kehren«, bevor sie andere zum Handeln ermahnen bzw. motivieren. Die Stadt Kempten geht hier mit gutem Beispiel voran, indem sie die städtischen Gebäude systematisch saniert und mit erneuerbaren Energien versorgt, ihren Pkw-Fuhrpark energieeffizienter macht oder mit dem »Masterplan 100% Klimaschutz bis 2050« einen langfristigen Handlungsfaden in Bezug auf Klimaschutz vorweisen kann. Dennoch müssen wir uns auch zukünftig weiteren Herausforderungen in Sachen Energiezukunft stellen: Der fortgesetzte Ausbau erneuerbarer Energien, die Optimierung des Öffentlichen Nahverkehrs und die damit verbundene Verlagerung des Verkehrs weg vom motorisierten Individualverkehr oder die effizientere Nutzung von Energie in unseren Unternehmen und in den Privathaushalten sind nur einige der Themen, die die Stadt Kempten in den kommenden Jahren beschäftigen werden.
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Der Klimawandel ist dabei eine große Herausforderung. Hier ist vorausschauendes, generationenübergreifendes Denken und Tun im besonderen Maße erforderlich. Welche Auswirkungen wird der Klimawandel für uns haben? Neben den bereits spürbaren milderen und kürzeren Wintern gehen die Experten davon aus, dass es bei uns häufiger zu sogenannten »Starkniederschlägen« und damit verbundenen Überschwemmungen kommen wird. Für Städte, die wie Kempten an Flüssen liegen, bedeutet dies weitere Investitionen in den Hochwasserschutz zusätzlich zu den bereits umgesetzten Projekten (derzeit z.B. der Hochwasserschutz am Kemptener Bachtelweiher). Andererseits prognostizieren die Klimaforscher für die Sommermonate immer extremere Hitze- und Trockenperioden, in denen nicht nur der Mensch, sondern auch die Vegetation stark beansprucht wird. Abhilfe bieten hier unter anderem schattenspendende Grünachsen, die sich durch die Stadt ziehen, oder begrünte Hausfassaden, die zur Kühlung von Gebäuden beitragen. Die Stadt Kempten beteiligt sich bereits seit mehreren Jahren an dem Forschungsprojekt »Stadtgrün 2012«, bei dem untersucht wird, welche für die Straßenbegrünung genutzten Bäume am besten mit dem Klimawandel zurechtkommen. Diese und weitere Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass unsere Stadt für den Klimawandel gewappnet ist. Insgesamt gesehen befindet sich die Stadt Kempten auf einem guten Weg: Die Energiezukunft hat bei uns bereits begonnen – gemeinsam mit vielen starken Partnern wie z.B. dem Allgäuer Überlandwerk, dem Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten oder dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu haben wir bereits vieles umgesetzt. Als Stadt haben wir den Klimaschutz als eines von fünf strategischen Zielen fest bis ins Jahr 2030 verankert. Dadurch stellen wir langfristiges, generationenübergreifendes und damit enkeltaugliches Handeln für den Klimaschutz sicher.
Foto: eza!
Energiezukunft und Klimawandel
Thomas Kiechle, eza!-Vorsitzender
Ihr Thomas Kiechle Oberbürgermeister der Stadt Kempten (Allgäu) Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von eza!
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Titelfotos: Dominik Ultes, puren GmbH, Ingo Jensen/Jensen media
Inhalt
Impressum Verlag und Herstellung: Verlag HEPHAISTOS, EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2, 87509 ImmenstadtWerdenstein Tel. 08379/728616 Fax 08379/728018 info@heimat-allgaeu.info www.allgaeu-alternativ.de
Herausgeber:
24 Vorwort
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Bauen Energie mit vielen Namen
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Dämmen Dämm(verdumm?)systeme Die Vorteile überwiegen Schadensfälle
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E-Bike Stark wie der Stier
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Energie sparen Energiesparbüchse Hotel
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E-Mobil Freie Fahrt voraus!
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Bauen Chinesen bauen auf Herz
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Stromversorgung Das Hirn der Illerwerke
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Energie sparen Sieben Wege zur Entlastung
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Holzbau Gutes Klima
Seite 20
Bauen Allgäu braucht Wohnungen
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Peter Elgaß
Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.), Thomas Niehörster, Annette Müller, Volker Wille, Claudia Schöwe Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des
Zukunft Kempten ist enkeltauglich E-Mobil Durchaus allgäutauglich
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Verfassers, nicht aber des Verlages dar.
Layout: Bianca Elgaß, Ramona Klein, Dominik Ultes
Anzeigen: Sven Abend (Ltg.), Katharina Böttger Tel. 08379/728616; gültige Anzeigenpreisliste: 1/2010
Bankverbindung Verlag: Raiffeisenbank OberallgäuSüd eG, IBAN: DE97733699200007126999 BIC: GENODEF1SFO
Druck und Bindung: Kastner & Callwey Medien GmbH Jahnstraße 5 85661 Forstinning
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Fotos: Landratsamt Ostallgäu
Fotos: Xella Deutschland GmbH, enerquinn, Tim Reckmann/pixelio.de
16 Auszeichnungen Energy Award im Allgäu
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Meldungen Neue, sparsame Haushaltsgeräte Seite 40 »Baubegleitung« wird fortgesetzt Seite 40 Die Energiekarawane kommt Seite 40 Verstärkung für Biberach Seite 40 Wenig Geld für Strom aus Wind&Biomasse Seite 41 Saisonverlängerung geplant Seite 41 KWK-Anlagen trotzen der neuen EnEV Seite 41 Neuer Umgang mit alten Häusern Seite 42 Größter Anteil am Strommix Seite 42 Wirtschaftsforum ins Leben gerufen Seite 42 Bayerischer Energiepreis Seite 42 Neue Taschen aus alten Bannern Seite 43 eza!-Beratungsangebot Seite 43 Alpenkonvention - Internationale Konferenz Seite 44 Landratsamt druckt grün Seite 44 Ehrenamtlicher für Klimaschutz gesucht Seite 44 »Die EnergieChecker« Seite 44 Positive Strombilanz Seite 45 »Sanieren mit GRIPS« Seite 45 Die 4. Revolution im Filmtheater Seite 45 Glosse Wohnen wie alle anderen
Seite 48
Energie und Klima Von Paris nach Isny
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Bauen Kluge Planung spart Bares
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Wasserkraft Fische lernen Lift fahren Autark dank Peltonturbine
Seite 56 Seite 60
Zukunft »100 bis 30«
Seite 61
Natur Haus- und Gartenbau Insekt des Jahres
Seite 68 Seite 68
Wetter Das Klima ändert sich
Seite 70
Natur Gefahr für den Frauenschuh
Seite 72 Seite 74
Umweltmanagement Kaufbeuren ist wieder dabei
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Vorschau
Aktion Solardach für Stromsparkönig
Seite 54
Redaktions- und Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe ist der 30. Mai 2016
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Zukunft
Es macht Spaß, als Kind in einer Kommune zu leben, die nachhaltig für die nächste Generation sorgt – da kann man schon mal eine Erfrischung im Stadtbrunnen nehmen
Kempten ist enkeltauglich Nachhaltigkeitspreis wurde ins Allgäu vergeben Die Stadt Kempten ist Gewinnerin des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2015 in der Kategorie »Städte mittlerer Größe«. Den Preis erhielt die Stadt unter anderem für ihr »partizipatives und kooperatives Nachhaltigkeitsmanagement und die erfolgreiche Haushaltskonsolidierung«. Bei einer fulminanten Feier in Düsseldorf erhielt Oberbürgermeister Thomas Kiechle aus den Händen Bundesministerin Barbara Hendricks den Preis.
Oben: das Logo des Deutschen Nachhaltigspreises Unten: der neu gestaltete Hildegardplatz vor der Basilika St. Lorenz
ie Jury begründete ihre Entscheidung so: »Die 67.000-Einwohner-Stadt Kempten glänzt mit einem partizipativen und kooperativen Nachhaltigkeitsmanagement sowie mit einer erfolgreichen Haushaltskonsolidierung. Aber auch in den weiteren Themenfeldern leistet die bayerische
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Kommune überzeugende Arbeit. Die Nachhaltigkeitspolitik der Stadt Kempten basiert seit 2009 auf dem Leitbild ‘Strategische Ziele 2020’, das fünf für die Nachhaltigkeit zentrale Kernbereiche umfasst: Klimaschutz, Bildung, Stärkung der Wirtschaft, Haushaltskonsolidierung und Gestaltung des demografischen
Eine gigantische Show fand bei der Preisverleihung in Düsseldorf statt. Mittendrin der Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kichle, der Trophäe und Urkunde aus der Hand von Ministerin Barbara Hendricks (Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit) entgegennahm
Wandels. Zentrale Elemente der strategischen Ausrichtung sind ein umfangreiches und innovatives Bürgerbeteiligungsverfahren sowie die Einbindung der Akteure aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft.« Weiter führt die Jury aus: »Kempten versteht es auf beispielhafte Art und Weise, die Partizipation über verschiedene Maßnahmen wie Information, konzeptionelle Mitarbeit, Netzwerkarbeit und Würdigung zu
Fotos: Frank Fendler/Marc Darchinger, Stadt Kempten, Archiv EDITION ALLGÄU
Ein Preis für »Enkeltauglichkeit« Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden und weiteren Partnern seit 2012 auch an Deutschlands nachhaltigste Städte und Gemeinden vergeben. Gewürdigt werden Kommunen, die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten eine umfassende nachhaltige Stadtent wicklung betrieben und in den wichtigen Themenfeldern der Verwaltung erfolgreiche Nachhaltigkeitsprojekte realisiert haben. Bereits 2013 war die Stadt Kempten im Feld »Governance & Verwaltung« unter den TOP 3 nominiert worden. Die erfolgreichste Groß-, Mittel- und Kleinstadt bzw. Gemeinde erhält von der Allianz
Umweltstiftung jeweils 35.000 Euro für nachhaltige Projekte. Die Summe wird zweckgebunden für ein konkretes, neu konzipiertes Nachhaltigkeitsprojekt in der entsprechenden Stadt oder Gemeinde bzw. als Kapital des Preisträgers im Rahmen der Beantragung von Fördermitteln für ein solches Nachhaltigkeitsprojekt zur Verfügung gestellt. Die Auszahlung erfolgt nach Abstimmung der Projektdetails unmittelbar durch die Allianz Umweltstiftung. Die gemeinnützige Allianz Umweltstiftung fördert vor allem Projekte, die nicht nur Natur und Umwelt im Blick haben, sondern die Menschen und ihre Bedürfnisse einbeziehen und auf eine nachhaltige Verbesserung der Umwelt abzielen. Die von der Stiftung geförderten Projekte sollen Umweltaspekte mit sozialen, kulturellen und bildungsbezogenen Anliegen verknüpfen.
steuern. Auch die direkte Partizipation wird gefördert: Beispielsweise können Interessierte in Planungswerkstätten am Mobilitätskonzept 2030 mitwirken oder im Klimaschutz-Bürgerforum aktiv werden.« Bei der Preisvergabe spielten auch folgende Fakten eine maßgebliche Rolle: Seit 20 Jahren arbeitet die Stadt Kempten konsequent am Schuldenabbau. In den vergangenen zwölf Jahren ist es ihr gelungen, die
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Zukunft
Bürgerbeteiligung wird in Kempten bei vielen Beratungen zu Projekten großgeschrieben
Das Oberlinhaus ist eine vollständig im Passivhaus-Standard gebaute Kindertagesstätte
Die anderen Sieger Deutschlands nachhaltigste Großstädte sind Karlsruhe, Nürnberg und Recklinghausen. Die nachhaltigsten Städte mittlerer Größe sind Kempten, Delitzsch in Sachsen und Esslingen/Baden-Württemberg. Bei den
Vordenker und »Macher« im Netzwerk Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis hat mit N100 eine »Community der Besten« aus Vertretern der bisherigen Preisträger und ausgewählten Experten aus Verbänden, Forschung und Zivilgesellschaft ins Leben gerufen. Mit N100 soll eine sich von Jahr zu Jahr entwickelnde Gruppe von einhundert renommierten Kennern, Trendsettern und Vordenkern der Nachhaltigkeit entstehen. Ziel von N100 ist es, aus dem über die Jahre gereiften Netzwerk des Deutschen Nachhaltigkeitspreises einen interdisziplinären Kreis der Besten zu schaffen, um die Dis-
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kleineren Kommunen gewannen Insel Juist/Nordsee, Samtgemeinde Barnstorf/ Niedersachsen und Dornstadt bei Ulm. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird auch unter den Besten in folgenden Kategorien vergeben: Unternehmen, Forschung, Nachhaltiges Bauen, Startups und Blauer Engel.
kussion um Nachhaltigkeitsexzellenz in Deutschland weiter zu befördern. Damit griff die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis die Anregung von Preisträgern und Experten auf, ein Forum für Erfahrungsaustausch und Diskussion in einer interdisziplinären Gruppe von Profis zu etablieren. Bei den Treffen der N100 werden in Plenumsrunden und kleineren Formaten Themen und Kontroversen erörtert und abgebildet, die aktuell die Diskussion im Spitzenfeld der Nachhaltigkeit prägen. Die Mitglieder der N100 werden in Abstimmung mit dem Kuratorium durch den Vorstand der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis für ein Jahr berufen.
Schulden um 76 Prozent zu reduzieren. Eine ausgeprägte regionale Vernetzung und zahlreiche Kooperationen stärken die Nachhaltigkeitspolitik der Stadt. Dies gilt insbesondere auch für die Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft. Eine intensive Unternehmensbetreuung, ein Einzelhandelskonzept zur Stärkung der Innenstadt sowie die gezielte Förderung von Gründern sind nur einige Beispiele hierfür. Auch im Bereich Arbeitsplatzsicherheit und -beschaffung leistet Kempten wertvolle Arbeit. Die Stadt bietet arbeitsmarktorientierte Bildungsmaßnahmen für alle Altersgruppen und sozialen Schichten an. Außerdem wurden Langzeitarbeitslose zu »Stromsparhelfern« für einkommensschwache Haushalte umgeschult. Grundlage für die gesamte Klimapolitik der Kommune ist ein integriertes Klimaschutzkonzept, das seit 2014 auch durch einen »Klimaschutzbeirat« (mit eigener Satzung) getragen wird. In der kommunalen Beschaffung folgt Kempten strengen Energieund Klimaschutzrichtlinien. So darf zum Beispiel der Schadstoffausstoß von Fahrzeugen des städtischen Fuhrparks nicht mehr als 130 Gramm CO2/km betragen. Dadurch und durch weitere umfassende Maßnahmen ist es Kempten gelungen, den CO2-Ausstoß zwischen 2000 und 2014 um 60 Prozent zu senken. Nicht zuletzt überzeugt die Stadt mit durchdachten und abgestimmten Maßnahmen für einen starken Zusammenhalt in der Gesellschaft und gleichberechtigte Teilhabe. Das umfassende und von Gemeinschaft geprägte Nachhaltigkeitsmanagement sowie der konsequente Ausgleich des kommunalen Haushalts überzeugten die Jury – sie würdigt die Stadt Kempten mit dem Sieg in der Kategorie »Deutschlands nachhaltigste Stadt mittlerer Größe 2015«. Oberbürgermeister Thomas Kiechle, der die Auszeichnung in Düsseldorf in Empfang nahm, sieht darin die Anstrengungen der Stadt Kempten auf den verschiedensten Ebenen für eine nachhaltige Entwicklung gewürdigt.
Der Hochwasserschutz am Bachtelbach gehört zu den nachhaltigen Projekten, die Kempten durchgezogen hat
E-Mobil
Durchaus allgäutauglich Evalia, der Lastenesel von Nissan Sportlich mit einem Elektroauto unterwegs sein? Wer sich’s leisten kann, kauft einen rassigen Amerikaner. Ein E-Mobil als Zweitwagen für die Familie? Da gibt es einen Japaner mit drei Buchstaben. Einen Lastenesel mit E-Antrieb für die Firma, der zudem auch als Siebensitzer unterwegs sein kann? Da sind wir in Blaichach beim Nissan-Vertreter Autohaus Richt fündig geworden.
Kompakte äußere Dimensionen beim Nissan e-NV200 täuschen über die riesige Ladefläche hinweg
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ir sagen nicht, dass wir E-Autos testen. Das können Spezialzeitschriften deutlich besser. Wenn allgäuALTERNATIV Fahrzeuge mit E-Antrieb unter die Lupe nimmt, dann vor allem aus praktischen Gründen. Wir testen nicht, wir fahren Probe. Die allerdings ist speziell an den Anforderungen ausgerichtet, deren Erfüllung eine ländliche Region wie das Allgäu den Kandidaten mit E-Antrieb abverlangt. Auf der Messe E-Car-Tec in München hatten wir den ersten Kontakt: Dort wurde der Transporter Nissan e-NV200 Evalia mit einen Bayerischen Staatspreis bedacht, und in der Laudatio stand zu lesen: »Im Vergleich zu fossilen Fahrzeugen überzeugt der ElektroTransporter e-NV200 mit deutlich geringeren Unterhaltskosten, dem nahezu lautlosen Antriebsstrang, dem stufenlosen Getriebe und einer zügigen Beschleunigung vom ersten Meter an. Die Batterien des
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e-NV200 lassen sich an einer CHAdeMO-Schnellladestation in weniger als 30 Minuten auf 80 Prozent ihrer Kapazität neu laden. Der kompakte Van glänzt mit einem 4,2 Meter großen Laderaum. Die Reichweite einer Batterieladung beträgt nach dem neuen europäischen Messzyklus NEFZ (Neuer Europäischer FahrZyklus) 170 Kilometer. Das liegt deutlich über den durchschnittlich 100 Kilometern, die 70 Prozent aller im Flottensektor eingesetzten Kompakt-Vans täglich abspulen.« Der Nissan e-NV200 Evalia hat unser Interesse geweckt, weil er als kleines Raumwunder angepriesen wird. Der Hersteller Nissan macht deutlich, dass man viel Erfahrung mit der kleineren viersitzigen Limousine Leaf gesammelt habe. Dieses Fahrzeug ist inzwischen weit über 100.000-mal auf den Straßen der Welt unterwegs. »Stellen Sie sich eine Kreuzung aus Leaf und NV200 vor«, spekulieren die Hersteller in Japan
Zweisitzer, der zwei Paletten aufnimmt? Viersitzer mit jeder Menge Stauraum? Oder Familien-Van mit sieben Sitzplätzen?
Fotos: Sven Abend, Dominik Ultes
Ein überzeugtes Team vom Autohaus Richt in Blaichach präsentiert den neuen E- Stromer von Nissan
Der obligatorische Blick unter die Haube zeigt ein aufgeräumtes Innenleben mit einem durchzugsstarken E-Motor
Um ein Bild vom Volumen der Ladefläche zu bekommen, haben wir mal den zweiten Reifensatz hineingestapelt
und brachten damit als zweite Komponente einen kraftstoffgetriebenen eigenen Kastenwagen in Form eines City-Transporters ins Spiel. Ladefläche und Transportvolumen eines Kastenwagens, angetrieben durch einen kraftvollen E-Motor? Die Redaktion allgäuALTERNATIV bekam so ein Fahrzeug von Auto Richt in Blaichach zur Verfügung gestellt. »Wir hätten da gute 500 Kilo Zeitschriften nach Vorarlberg auszuliefern – packt der Nissan e-NV200 Evalia das?« War unsere erste Frage. Die Antwort: »Darf es ein wenig mehr sein? Der Transporter hat eine Zuladung von 750 Kilo.« Wir hätten unsere Fracht sogar auf zwei Europaletten verteilen können. Nur bei der Beladung hätten wir »Hand anlegen« müssen. Denn unser ProbeNissan hatte eine Heckklappe. Der Hersteller baut das Fahrzeug aber auch mit geteilten Hecktüren. Um es vorauszunehmen: Die Auslieferung hat geklappt – und
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E-Mobil
Nicht mehr als einen ganz normalen Pkw-Parkplatz braucht der nur 4,40 Meter lange Evalia
Alle wichtigen Anzeigen im Cockpit sind gut erkennbar und auch für Fahrer unterschiedlicher Größe gut lesbar
Vorne unter dem Firmenemblem von Nissan befindet sich der »Tankstutzen«
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wer die Strecke kennt, der weiß, dass es gut auf und ab geht auf der Landstraße. Es war sogar noch eine Restladung in den Batterien. Von 15 kW auf 100 Kilometer spricht der Hersteller. 30 kW speichern die Akkus, also beträgt die Reichweite nach Neuem Europäischem Fahrzyklus sogar über 200 Kilometer mit einer Ladung. Geladen wird mit Gleichstrom oder Wechselstrom. Unser Testwagen hatte einen WechselstromAnschluss mit einer Ladeleistung von ca. 3,6 kW in der Stunde. Zu empfehlen ist allerdings die Installation einer Wallbox, mit der das Fahrzeug in vier bis sieben Stunden wieder im grünen Bereich ist. Mit einer ganzen Reihe von Zusatzanzeigen, Sicherheitsstandards, Umrüstmöglichkeiten und Fahrmodi haben wir uns während der kurzen Testzeit nicht weiter beschäftigt. Natürlich hätten wir auch gerne mit
unserem Laptop die Ladezyklen verändert oder morgens früh per Tablet von Nachtkästchen aus die Klimaanlage in Betrieb gesetzt. Während der kurzen Probefahrten festigte sich unser Eindruck: Ein EvaliaKäufer hat sicherlich einige Wochen zu tun, um alle Facetten dieses Fahrzeuges zu entdecken und auszuprobieren. Wichtige Erfahrung bei unserer Praxis-Erprobung: Mit 123 km/h Höchstgeschwindigkeit ist der Nissan mit seinen 80 kW Power im ländlichen Raum keineswegs eine lahme Schnecke, und mit 14 Sekunden von null auf hundert steht er benzinmotorisierten Fahrzeugen um nichts nach. Im Gegenteil: In den unteren Geschwindigkeitsbereichen ist der Motor im Vergleich zu Benzinern deutlich durchzugsfreudiger. Ähnliche Vergleiche stellt man beim Kaufpreis an: Inklusive Batterie bleibt der Evalia deutlich unter 40.000 Euro. Das muss man auch für vergleichbare Diesel oder Benziner anlegen. Wie bei den meisten E-Fahrzeugen hat der Käufer die Wahl, mit oder ohne Batteriesatz zu kaufen. Wenn man auf den Kauf der Batterien verzichtet und stattdessen vom Mietangebot Gebrauch macht, ist der E-Nissan schon zu einem Preis von knapp über 30.000 Euro zu haben.
Umwelt Advertorial
Setzen Sie ein Zeichen für den Klimaschutz!
Foto: vkw
Das Klimaneutralitätsbündnis 2025 ist eine Initiative mit Vorbildwirkung, mit der Unternehmen aktiv einen Beitrag zur Lösung der weltweiten Klimaprobleme leisten.
as Klimaneutralitätsbündnis 2025 hat seinen Ursprung in Vorarlberg. Hier haben zehn renommierte Unternehmen beschlossen, nicht länger auf politische Vorgaben zu warten, sondern von sich aus tätig zu werden und sich aktiv dem Klimaschutz zu widmen. Die Mission: Freiwillige Maßnahmen zur Minderung des CO2-Ausstoßes sollen das 2°C-Ziel der Vereinten Nationen noch erreichbar machen.
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In wenigen Schritten CO2-neutral Das Bündnis unterstützt seine Mitglieder aktiv auf ihrem Weg, CO2-neutral zu werden. Zuerst wird der individuelle Unternehmensfußabdruck berechnet, wodurch der Energie- und Ressourcenverbrauch bereits grob analysiert werden kann. Als Know-how-Träger fungiert dabei die Vorarlberger Kraftwerke AG
(VKW). Die Experten des größten Energiedienstleisters Vorarlbergs beraten die Mitglieder individuell über Möglichkeiten, ihren CO2-Verbrauch nachhaltig zu senken. Nicht vermeidbare Emissionen werden durch die Unterstützung ausgewählter internationaler Klimaschutzprojekte kompensiert. Nicht zuletzt werden die Mitgliedsunternehmen auch dabei unterstützt, ihre Tätigkeiten und Initiativen zu kommunizieren sowie das Netzwerk untereinander zu stärken.
Das Bündnis wächst rasant Mittlerweile ist das Bündnis auf 40 Mitglieder angewachsen und es ist das Ziel, noch größer zu werden. Deshalb steht es allen interessierten Unternehmen offen, die Verantwortung übernehmen, ein Zeichen setzen und gleichzeitig ihr nachhaltiges Image stärken wollen. »Je mehr Unternehmen teilnehmen, desto kraftvoller wird die Initiative und desto stärker profitieren die Teilnehmer auch vom gegenseitigen Austausch. Dabei ist es völlig egal, wie groß das Unternehmen ist«, so Produktmanagerin Anna Maierhofer.
Kontakt Reinhard Moosmann illwerke vkw Weidachstraße 6, A-6900 Bregenz, Österreich Tel.: +43 5574 601 73620 E-Mail: reinhard.moosmann@vkw.at www.vkw.at fb.com/klimaneutralitaets buendnis2025
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E-Bike
Stark wie der Stier Schlank wie eine Gazelle Leichtigkeit war angesagt, als sich in Marktoberdorf zwei kluge Köpfe zusammentaten, um das E-Bike neu zu kreieren. Heraus kam dabei ein extrem leichtes, äußerst sportives Carbon-Bike mit der Power eines hochwertigen E-Motors. Das E-Bike von ToroRider hat sich über Nacht zu einem Verkaufsschlager entwickelt. o E-Bikes bisher meist schwerfällig und grobschlächtig auftreten, einiges an Gewicht auf die Waage bringen und schon
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von Weitem als solche zu erkennen sind, ist das E-Bike aus der Marktoberdorfer Ideenschmiede von Harry Hepfner und Peter Fendt kaum von einem sportlichen Mountainbike zu unterscheiden. Der Designer Harry Hepfner, schon mehrfach mit Innovationspreisen ausgezeichnet, hatte vor Augen, ein Bike zu entwickeln, das sowohl junge Menschen wie Jungebliebenen in höheren Altersgruppen anspricht: »Der ToroRider sieht wie ein Mountainbike aus und hat die Power eines Fendt-E-Motors.«
Wo ist denn bloß der Akku versteckt?
Peter Fendt (l.) und Harry Hepfner zeigen den kompakten Fendt-Motor, der in den ToroRider-Bikes verbaut ist
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Um seine Vision zu verwirklichen, schloss Hepfner mit dem Unternehmer und Investor Peter Fendt eine Technikkooperation. Peter Fendt stammt aus jener Marktoberdorfer Familie, die schon im 18. Jahrhundert mit Ideen glänzte und deren Traktoren weltweit bekannt sind. Was die E-Bikes mit FendtMotoren auszeichnet, ist die ganzheitliche Integration von Rahmen, Motor und Akku. Hepfner verbannte den Akku ins Unterrohr des stabilen Carbonrahmens und steckte den E-Motor zwischen die Pedale. Das gelang, weil die hochwertigen Fendt-E-Motoren kleiner und leichter, zugleich jedoch leistungsstärker
sind als viele Motoren der Mitbewerber. Der eigens für die Anforderungen seines E-Bikes entwickelte Carbonrahmen wird in einem speziellen Verfahren gefertigt, das höchste Stabilität bei geringer Wandstärke ermöglicht. Der im Rahmen versenkte Akku und die hervorragende Gewichtsverteilung wirken sich ideal auf die Fahrdynamik aus. Die Leichtbauweise aus Carbon und das ToroRider-Hardtail machen das E-Bike mit nur 17,8 Kilogramm Gewicht zu einem der leichtesten auf dem Markt. Das Display ist mit einer am Griff montierten Bedieneinheit in den Carbonlenker integriert, der überwiegende Teil von Leitungen verläuft im Rahmen.
Fotos: ToroRider
Blickfang bei einer Radtour am Ufer des Hopfensees: Tanja und Stefan sind auf einem E-Bike von ToroRider unterwegs
Ausstattungen für jeden Anspruch
Info
Für die individuellen Anforderungen stehen verschiedene Rahmengrößen zur Verfügung. Die FendtE-Motoren unterstützen je nach Wunsch bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern oder mit bis zu 45 km/h als sogenanntes S-Pedelec. Während das E-Bike mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h von jedermann gefahren werden kann, sind für das S-Pedelec Versicherung, Kennzeichen und ein Führerschein erforderlich. Je nach Fahrweise beträgt die Reichweite des Akkus bis 140 Kilometer. Die 20-Gang-Schaltung kommt wie auch die Bremsen von Markenhersteller Shimano. Die Laufräder sind auf 27,5 Zoll Crank Brothers Alufelgen montiert. Den ToroRider gibt es in verschiedenen Farbversionen. Die Preise beginnen bei 4990 Euro. Anzusehen und zu testen sind die E-Bikes im Marktoberdorfer Laden im Ortszentrum.
ToroRider Bike GmbH Georg-Fischer-Str. 17, 87616 Marktoberdorf Tel.: 08342/898136, Fax: 08342/898087 www.tororider.de, info@tororider.de Fendt-E-Motor - Unterstützung bis 25 km/h oder bis 45 km/h - Nennleistung 250 Watt (80 Nm) - Spitzenleistung bis 550 Watt - Drehmoment- und Speedsensor - Gewicht 3,9 Kilo Batterie - Sony Zellen Lithium-Ionen Akku, 417,6 Wh, 36 Volt - Reichweite je nach Fahrweise bis 140 Kilometer - Gewicht ca. 2,5 Kilo - Ladezeit 3 Stunden Display - Im Carbon-Lenker integriertes Display mit einer am Griff montierten Bedieneinheit - fünf Unterstützungsstufen
Oben: die Marktoberdorfer Ideenschmiede Darunter: Powerline – das Antriebsaggregat von Fendt
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E-Mobil
Freie Fahrt voraus! Das Allgäu steht unter Strom Das Allgäu fährt in Sachen Elektroautos Deutschland davon. Der Anteil von zugelassenen E-Mobilen am Fahrzeugbestand ist im Durchschnitt in unserer Region deutlich höher als der gesamtdeutsche Mittelwert. Somit zeigt sich, dass eine Region kein Ballungsraum sein muss, um mit gutem Beispiel voranzugehen. ie Bundesregierung setzte die Marke, dass bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein soll. Mittlerweile ist klar, dass dieses ehrgeizige Ziel wohl nicht erreicht werden wird, denn die Zahlen der zugelassenen Elektroautos sprechen eine ganz andere Sprache. Das Kraftfahrt-Bundesamt veröffentlichte am 25. Februar 2015 eine Pressemitteilung über den Fahrzeugbestand in Deutschland zum 1. Januar 2015. Daraus wurde ersichtlich, dass von den 44,4 Millionen angemeldeten Personenkraftwagen lediglich 18.948 einen
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reinen Elektroantrieb hatten. In Prozenten entspricht das einem Wert von 0,043 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2014 hat sich der Prozentsatz zwar fast verdoppelt, aber auch das reicht nicht aus, um die magische Eine-Million-Marke zu knacken. Jedoch gibt es Gegenden wie unser Allgäu, wo laut Prozentsatz deutlich mehr Elektrofahrzeuge unterwegs sind als im Bundesdurchschnitt. Insgesamt sind in unserer Region 424.961 Personenkraftwagen zugelassen, und davon werden 284 mit einem reinen Elektromotor betrieben; das macht einen Anteil von
Landrat Anton Klotz und Manfred Berktold von Landratsamt Oberallgäu gingen zur Produktion der neuen Nummerntafel sogar in die Schilderwerkstatt
Fotos: Landratsamt Ostallgäu, Peter Elgaß
Landrätin Maria Rita Zinnecker und der Klimaschutzbeauftragte im Ostallgäu, Johannes Fischer, präsentieren das erste E-Mobil mit dem neuen Kennzeichen
E-Mobil-Zulassungen im Vergleich 0,24 0,22
0,240
Gesamtdeutscher Durchschnitt Gesamtallgäu Durchschnitt
0,20
Anteil Elektroautos/Pkws in %
0,067 Prozent, also um die Hälfte mehr als der gesamtdeutsche Durchschnitt. Zwar wird das Allgäu damit nicht die Welt verändern, doch es geht mit gutem Beispiel voran – es überrascht schon, dass in einer eher ländlichen Gegend ein Wert erreicht wird, der den Bundesdurchschnitt übertrifft. allgäuALTERNATIV hat alle Zulassungsstellen im bayerischen Allgäu aktuell nach den Zulassungszahlen für E-Autos befragt. Lediglich das württembergische Allgäu kann keine Zahlen liefern, da im Landkries Ravensburg keine Erfassung nach länderübergreifenden Kennzeichen möglich ist. In den drei kreisfreien Allgäuer Städten und den vier Landkreisen Ober-, Unter-, Ost- und Westallgäu wird einiges getan für die E-Mobil-Fahrer: So gibt es laut der Website www.e-tankstellen-finder.com im Allgäu 54 Tankstellen für die umweltfreundlichen Fahrzeuge. Somit kommen auf eine Ladestation ungefähr 5,23 Elektrofahrzeuge – gar nicht so schlecht für eine Region, die kein Ballungsgebiet ist. Interessant, dass das Allgäu mit seinen 54 öffentlichen Lademöglichkeiten nur eine weniger anbietet als Hamburg und Bremen zusammen. Mittlerweile ist auch das E-Kennzeichen in unserem Gebiet angekommen. Im Oktober letzten Jahres bekam beispielsweise das Elektroauto aus dem Fuhrpark des Landratsamtes Ostallgäu als erstes Auto des Landkreises das neue E-Kennzeichen. Gemäß dem Elektromobilitätsgesetz können Kommunen Elektrofahrzeugen gewisse Privilegien einräumen wie etwa das Fahren auf der Busspur oder kostenloses Parken auf speziell dafür gekennzeichneten Flächen. Durch die Kennzeichnung mit dem großen E auf dem Nummernschild werden Elektrofahrzeuge besser sichtbar und die Fahrer können allen zeigen, dass sie etwas für die Umwelt tun. Die speziellen Kennzeichen können zum Beispiel online bestellt werden und dann muss der Halter sich nur noch die Plaketten, vom zuständigen Landratsamt holen. In manchen Regionen können die Nummernschilder auch direkt bei den Zulassungsstellen der Landratsämter beantragt werden. Dabei kann sogar oft das alte Kennzeichen beibehalten werden, wenn das zusätzliche E nicht dazu führt, dass die maximal acht Zeichen überschritten werden.
0,18 0,16 0,14 0,135
0,12 0,10 0,08
0,067
0,06 0,061
0,04
0,057
0,053 0,033
0,02
0,043
0,027
0 Memmingen
Oberallgäu
Westallgäu – Lindau
Kempten Unterallgäu
Kaufbeuren
Ostallgäu
Stadt/Landkreis
Die Zulassungszahlen für E-Mobile im Allgäu Stadt/Landkreis Memmingen Oberallgäu Westallgäu – Lindau Kempten Unterallgäu Kaufbeuren Ostallgäu
Pkw allgemein 24200 70946 45993 37828 90577 22175 133242
Elektroautos 58 43 26 51 30 6 70
Prozentsatz 0,240 0,061 0,057 0,135 0,033 0,027 0,053
Gesamtdeutscher Durchschnitt: 0,043 % Gesamtes Allgäu Durchschnitt: 0,067 %
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Stomversorgung
Das Hirn der Illwerke kontrolliert die Stromversorgung Die Hauptschaltleitung von Vorarlberg Netz kontrolliert die sichere Stromversorgung in Vorarlberg und im Westallgäu. Hochqualifizierte Mitarbeiter überwachen und steuern die Netze rund um die Uhr. Ein Job, in dem es nötig ist, im richtigen Moment die Ruhe zu bewahren. Die Vorarlberger Kraftwerke erlaubten allgäuALTERNATIV einen Blick ins Herz des Unternehmens. ie Hauptschaltleitung ist gewissermaßen die Kommandozentrale für die sichere Versorgung mit Strom in Vorarlberg und im Westallgäu. Hier wird das gesamte Netz überwacht und gesteuert, auftretende Störungen zum Beispiel bei Un-
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wettern werden behoben oder Leitungen abgeschaltet, wenn Mitarbeiter draußen vor Ort Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten durchführen. Rund um die Uhr sorgen jeweils zwei Mitarbeiter für die konstante Energieversorgung im Land, unterstützt durch eine große
Unabhängige Energieversorgung Einmal jährlich wird auch ein Worst-Case-Szenario geprobt. Das Team der Hauptschaltleitung in
Bregenz und die Kollegen des Illwerke-Dispatching in Vandans werden mit einem simulierten Totalausfall der Stromnetze in und rund um Vorarlberg konfrontiert. Die Aufgabe in diesem Training ist es, so schnell wie möglich eine eigenständige Stromversorgung in Vorarlberg und im Westallgäu aufzubauen. »Als eine von wenigen Regionen in Europa könnte Vorarlberg mit seinen Wasserkraftwerken selbst eine sogenannte Inselnetzstromversorgung realisieren«, erklärt Ramon Pircher, Teamleiter Netzführung bei der Vorarlberger Energienetze GmbH. »Im Ernstfall wären wir im Bereich Elektrizität völlig unabhängig.«
Fotos: Marcel Hagen
Rückmeldewand und über 20 Hilfsmonitore. In diesem verantwortungsvollen Beruf ist es wichtig, im Fall einer Störung überlegt vorzugehen und die Ruhe zu bewahren. Die Mitarbeiter der Hauptschaltleitung werden daher über Jahre hinweg in ihre Aufgabe eingeschult. »Psychologisch von großer Bedeutung ist, dass wir immer zu zweit sind und einen Störfall gemeinsam klassifizieren und lösen können«, erklärt Max Hackl, einer der Netz-Experten.
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Holzbau
Gutes Klima Nachhaltiges Konzept von Heimatstyl Stephan Gilbert ist Überzeugungstäter. Der Architekt setzt voll und ganz auf den Holzbau und greift dabei auf Bewährtes zurück: Massivholzbau und konstruktiven Holzschutz. »So haben schon unsere Vorfahren gebaut, und diese Häuser werden auch ohne Bauchemie – oder gerade deswegen – noch heute begeistert bewohnt.«
onstruktionen mit vollem Holz und naturnahe Baustoffe ohne Bauchemie: Das sind die Säulen, auf die Stephan Gilbert sein junges Unternehmen Heimatstyl baut. Vor eineinhalb Jahren hat sich der Architekt auf Holzhäuser aus Brettsperrholzwänden spezialisiert und sich im Ostallgäuer Halblech mit Heimatstyl selbstständig gemacht.
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Brettsperrholz im Einsatz »Die Verbauung von Brettsperrholzwänden war früher nicht verbreitet. Üblich war der Holzrahmenbau, also die Ständerbauweise«, weiß der Architekt. Er hat Gründe, warum er auf die Bauweise mit Brettsperrholzwänden – auch Kreuzlagen-Massivholzwand genannt – setzt. »Durch die Kreuzlagen-Konstruktion werden Setzungs- oder Verwindungserscheinungen nahezu ausgeschlossen. Das typische ,Arbeiten‘ des Holzes quer zur Faserrichtung wird unterbunden«, so Gilbert. Zudem ermöglicht dieses Bausystem eine flexible Grundrissgestaltung, frei von Rastervorgaben. Die Vorteile des Holzbaues nutzt auch der Arzt Dr. med. André Hitzl. Er hat sich für einen Neubau 20
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von Heimatstyl entschieden. »Mir war klar, dass es ein Holzhaus wird. Ich habe mich im Vorfeld über die verschiedenen Möglichkeiten und Bauweisen sehr gut informiert. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei Heimatstyl hat mich überzeugt«, sagt der Bauherr aus Rieden am Forggensee. Die Innen- und Außenwände seines Neubaus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche sind als Brettsperr-
Werden immer häufiger gebaut: Häuser aus Holz
Fotos: oberlandALTERNATIV/PSE
Plant und baut in Holz: Architekt Stephan Gilbert setzt voll auf den nachwachsenden Rohstoff
holzwände ausgeführt. Die Tragkonstruktion ist eine Kreuzlagen-Massivholzwand aus Nadelholz. Dämmkern ist eine Holzweichfaserschicht, die eingeblasen wird. Als Wetterschutz fungiert eine Unterdeckplatte aus verpressten Holzweichfasern, und zur Hinterlüftung dient eine Nadelholzlattung.
Natürlicher Speicher Das Haus ist nach KfW-55-Standard ausgelegt, und es wird ein Blower-Door-Test durchgeführt. Eingebaut werden Dreifach-Isolierglas-Fenster. Die Türen sind abgedichtet. Es herrscht kein natürlicher Durchzug. Die Feuchtigkeit im Haus wird durch die Wände und Decken reguliert, da Holz immer Feuchtigkeit aufnimmt und wieder abgibt. Darüber hinaus sorgt die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für einen permanenten Luftaustausch. »Eine solche Anlage ist dann zu empfehlen, wenn der Hausbewohner nicht regelmäßig lüften kann, zum Beispiel durch beruflich bedingte ganztägige Abwesenheit«, erklärt Architekt Gilbert.
Ausgeführt wird der Holzbau von Zimmerermeister und Bautechniker Franz Merkl und seinen Mitarbeitern. Er macht seit fünf Jahren gute Erfahrungen mit der Brettsperrholz-Bauweise. »Obwohl das Haus fast Passivhausstandard erreicht, herrscht darin dank der Holzwände kein ,Plastikbeutelklima‘«, nennt er einen Vorteil dieses natürlichen Bauprinzips.
Gründliche Planung Die Zimmerei Merkl sorgt für die handwerklich fachgerechte Montage der vorgefertigten Massivholzwände entsprechend den Plänen des Architekten. Die Wände werden bei der Firma Merk Timber GmbH, Aichach, vorgefertigt. Das heißt zum Beispiel, dass Fenster- und Türenöffnungen bereits eingearbeitet sind und der Platz für Kabelläufe sowie Steckdosen ausgespart wird. Dann werden die fertigen Wände zur Baustelle geliefert. »Holzhäuser haben einen langen Vorlauf in der Planung. Wenn das passt, steht das Haus in ein paar Tagen«, sagt dazu Stephan Gilbert. Ein Vorteil Qualität und Genauigkeit sind Voraussetzungen für die Systembauweise
Freut sich: Bauherr Dr. André Hitzl
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Holzbau Bautafel Planung & Generalunternehmer: Heimatstyl GmbH & Co. KG, Halblech Holzbau: Zimmerei Merkl, Rieden Massivholz-Elemente: Brettsperrholzwand Leno von Merk Timber, Aichach Dämmung: Steico, Feldkirchen bei München Wärmepumpe/Geothermie: Noventec, Füssen Haustechnik, Heizung, Lüftung, Sanitär: Stefan Leiterer, Lechbruck Elektroarbeiten & Gebäudeautomation: Energysolution, Halblech Hat Tradition: der Holzhausbau im bayerischen Oberland und im Allgäu
dieser Vorfertigung ist die kostengünstige Serienproduktion nach dem Systemgedanken. »Die Kombination von industrieller Vorfertigung und handwerklicher Qualität hat mich überzeugt«, so der Architekt weiter. Der ökologisch-nachhaltige Ansatz von Heimatstyl endet nicht bei den nackten Wänden. »Wir verzichten auf potenziell problematische Stoffe wie Acryloder Dispersionsfarben, Kleber, Bauschäume und Holzschutzmittel, wo immer es möglich ist, und orientieren uns dabei am sogenannten ,konstruktiven Holzschutz‘. Nach diesem Prinzip werden Konstruktionen nur so gebaut, dass sie auch ohne Schutzanstriche dauerhaft haltbar sind«, sagt Stephan Gilbert. Dafür wird ausgewähltes und kontrolliert getrocknetes Lärchenholz für die Fassade verwendet, geschützt durch einen großen Dachüberstand, kernseitig montiert und hinterlüftet mit Wasserablauf- und Abtropfkanten. »Falls das natürliche Vergrauen von bewitterten Holzteilen nicht gewünscht wird, empfehlen wir natürliches Lärchenholzöl als Oberflächenbehandlung«, sagt dazu Architekt Gilbert.
Energieautarkie als Ziel Bauherr André Hitzl baut aus Überzeugung nachhaltig und energiebewusst. Da kommt es ihm gelegen, dass Heimatstyl-Häuser als Basiskonzept auf Wärme-
Ein Korb voller Energie Erdwärmekörbe sind eine Alternative zu aufwendigen und kostenintensiven Tiefenbohrungen. Sogar in den kältesten Monaten des Jahres herrschen in einer Tiefe von zwei Metern noch +5 Grad Celsius. Diese Energie nutzen die Körbe in Verbindung mit einer Sole-Wärmepumpe. Erdwärmekörbe sind für Einsatztiefen von einem bis vier Metern konzipiert und können oft schon innerhalb eines Tages anschlussfertig verlegt werden. Dazu werden die Körbe in der gewählten Größe in quadratische Aushübe eingelassen. Die Körbe gibt es in unterschiedlichen Größen mit variablen Leistungsdaten. Sie werden mit Erdreich und Wasser eingeschlämmt. Die Körbe werden miteinander und über einen Kompaktverteiler mit der Gebäudetechnik verbunden. red
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Betonbau & Erdarbeiten: Puchele Bauunternehmen, Roßhaupten Fenster & Schreinerarbeiten: Schreinerei Streif, Rieden Garagentore: Memminger Torbau, Memmingen Spenglerarbeiten: Anton Sieber, Trauchgau Verputzarbeiten: Linder, Roßhaupten Estricharbeiten: AEF, Aitrach Fliesen- & Natursteinarbeiten: Fliesen Adam, Füssen Holztreppe: Allgäuer Treppenhaus, Pforzen
pumpen als Heizquelle setzen. Im Keller von André Hitzls neuem Haus wird eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit 7 kW ihren Dienst tun. Sie wird von vier Erdwärmekörben gespeist. Auf dem Dach liefert eine Photovoltaik-Anlage mit 9,8 kWp Strom. »Noch sind Speichermedien nicht rentabel, aber theoretisch ist das ein komplett energieautarkes Haus«, freut sich Hitzl. Ein Brettsperrholz-Haus ist laut Architekt Gilbert bei gleicher Ausstattung etwa 5000 bis 10.000 Euro teurer als ein Haus in Ständerbauweise. Sein Heimatstyl bietet Fertighäuser in verschiedenen Ausstattungsvarianten und individuell entworfene Gebäude gleichermaßen an – Hauptsache Holz. Bettina Krägenow
Bauen
Energie mit vielen Namen Null, Plus, Effizienz – wer legt Regeln fest? Die rasante Entwicklung energetisch verbesserter Neubauten hat eine ebenso dynamische Entwicklung von Regeln, Vorschriften und neuen Begriffen zur Folge. Kaum hat man sich an einen Standard gewöhnt, tauchen neue Formulierungen auf. Intensive Aufklärung über die Neuerungen bietet der Informationsdienst Bine im Internet an.
Fotos: Neue Heimat Tirol, Bine, Fraunhofer IBP
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Die Plusenergie-Grundschule in Hohen-Neuendorf wurde 2011 fertiggestellt und ist ein Modellprojekt der BMWi-Forschung
Oben: Plusenergie-Kinderhaus in Höhenkirchen. Die kleinen Nutzer dieses Gebäudes erleben hautnah, dass das Gebäude mehr Energie erzeugt, als es verbraucht 2002 errichteter FirmenNeubau mit dem Ziel einer Nullemissionsfabrik
Fotos: SOLVIS, C. Richters, Ali Moshiri
rundsätzlich besitzen Gebäude das Potenzial und die Infrastruktur, um die von ihnen benötigte Energie vor Ort selbst zu erzeugen. Hier setzt die Idee der Null- bzw. Plusenergiegebäude an, von denen weltweit und gerade auch in Deutschland immer mehr entstehen. Sie tragen Namen wie »Plusenergiehaus«, »Nullemissionshaus«, »EffizienzhausPlus«, »AktivPlushaus« oder »SolarAktivHaus« sowie international »(net) zero energy building«, »carbon neutral home«, »EQuilibrium™ House« oder »Bâtiment à énergie positive«. Definitionen, die als Regel festgelegt werden, gibt es meist nicht. Mit der Fortschreibung der EU-Gebäuderichtlinie »Energy Performance in Buildings Directive (EPBD)« im Jahr 2010 setzt die Europäische Union bereits »Nearly Zero-Energy Buildings« als Ziel und fordert diesen nicht näher definierten Gebäudestandard in den Mitgliedsländern für Neubauten ab 2020. Längst nutzen Architekten Nullenergiekonzepte, um sich auf dem wachsenden Markt der »green buildings« zu positionieren. Private Bauherren begeistern sich für die Nachhaltigkeit und die geringen Betriebskosten solcher Gebäude. Wohnbau- oder Immobiliengesellschaften wollen mit diesen Konzepten die Attraktivität ihrer Objekte und dadurch die Mietquote steigern. Und nicht nur Unternehmen aus der ÖkoBranche erhoffen sich durch Nullenergiegebäude einen Marketingeffekt. Doch wie werden diese Gebäude eigentlich energetisch betrachtet und bilanziert? Welchen Zeitraum sollte die Betrachtung umfassen? Was wird in die Bilanz einbezogen? Sind Primärenergieverbrauch, CO2Äquivalente oder Energiekosten die geeigneten Indikatoren, und wie werden sie umgerechnet? Wie werden die Gebäude technisch umgesetzt, und welchen Einfluss hat all dies auf ihre Architektur? Unter dem Dach der Internationalen Energieagentur IEA gingen Wissenschaftler aus 18 Nationen diesen Fragen nach. In der Arbeitsgruppe »Towards Zero Energy Solar Buildings« führten sie von 2008 bis 2013 einen intensiven Dialog über geeignete Definitionen und Bewertungsmethoden und diskutierten ihre Erfahrungen mit international gängigen Bilanzie-
Oben: Kämpfen für Architektur ag Erstes als Passivhaus Plus zertifiziertes Mehrfamilienhaus
rungsverfahren. Die deutsche Mitarbeit wurde im Rahmen der Forschungsinitiative EnOB – Forschung für Energieoptimiertes Bauen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützt. Die deutschen Teilnehmer stellen in dieser Themeninfo einige Ergebnisse vor, beleuchten den historischen und energiepolitischen Hintergrund und analysieren Praxisbeispiele.
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Dämmen Es gibt kaum eine Innovation, die nur mit »gut« oder »schlecht« bewertet werden kann. Nichts ist ausschließlich schwarz oder weiß. Das gilt auch für das Dämmen von Neubauten oder das Nachrüsten in Bestandsbauten. allgäuALTERNATIV und oberlandALTERNATIV sind Zeitschriften, die auch die Zwischentöne beleuchten. Unser Autor Jona van Laak hat in seiner Recherche die kritischen Stimmen gesammelt. Martin Sambale von Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) hält dagegen. Wir sind der Meinung: Machen Sie sich selbst ein Bild. Und setzen Sie auf jeden Fall auf Experten-Rat, bevor Sie zur Tat schreiten.
Dämm(verdumm?)systeme Was alles passieren kann oder könnte eit mehr als 40 Jahren werden Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) zur Fassadendämmung und Fassadensanierung im Alt- und Neubaubestand eingesetzt. Anfangs in Form von Polystyrol-Hartschaumplatten, die heute noch bei rund 80 Prozent der Dämmungen eingesetzt werden. Diese Platten sind mit Abstand der günstigste Dämmstoff. Seit den 1980er-Jahren kommen auch Mineralfaserund Mineralschaumplatten zum Einsatz. WDVS aus Naturmaterialien stellen in Bezug auf ihre Verwendungsmenge lediglich eine Randgröße dar. Doch was verbirgt sich hinter dem sperrigen Begriff des Wärmedämmverbundsystems? Es handelt sich dabei um ein auf der Außenwand montiertes Multikomponentensystem im Festverbund. Die Befestigung des WDVS erfolgt mittels Kleber, WDVS-Dübeln und in Extremfällen mit Schienensystemen direkt auf der Wand eines Gebäudes. Auf den Dämmstoff wird Mörtel mit Bewehrungsgewebe und anschließend der Fassadenputz aufgetragen.
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Energieeinsparverordnung (EnEV)
WDVS-Tierbefall, in diesem Fall ein Eichhörnchen
Mit dem Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung im Jahre 2002 setzte ein Schub bei der Verwendung von WDVS ein. Gegenüber älteren Wärmeschutzverordnungen betont EnEV die Reduktion von
CO2 durch Energieeinsparungseffekte bei optimierter Gebäudedämmung. Die Kombination von verbesserten Heizanlagen und Zusatzdämmungen zur Verringerung des Wärmeverlustes stellt das Gebäude in einen ganzheitlichen Fokus, die Außenwanddämmung stellt nur eine Komponente der energetischen Maßnahmen dar. Aus der EnEV entstehen daher erhebliche Anforderungen an Alt- und Neubau. Neubauten müssen hinsichtlich ihres flächenbezogenen Energiebedarfes wie Wärmeverlustes konzipiert werden. Für Altbauten gelten bei ErweiterungsGebäudeteilen die neuen EnEV-Grenzwerte, bei Sanierungen der Außenwände dürfen die EnEV-Grenzwerte nicht überschritten werden, sofern mindestens 20 Prozent der Gebäudefläche betroffen sind. Die Umsetzung europäischer Verordnungen in nationales Recht trug 2007 vor allem zur Einführung von Energieausweisen (seit 2013 für Vermieter Pflicht) für Gebäude bei Verkauf und Vermietung bei. In der Öffentlichkeit stehen Energieausweise in der Kritik, weil es erhebliche Zweifel daran gibt, ob der errechnete Energiebedarf und die daraus resultierende Vergleichbarkeit von Gebäuden übereinstimmen. In vielen Fällen muss bezweifelt werden, dass die rechnerisch geprüfte betriebswirtschaftliche Rentabilität dieser Maßnahmen in der Praxis zu den prognostizierten finanziellen Einsparungen führt, die jedoch als Grundlage für die Berechnung staatlicher Fördermittel dienen.
Anforderungen sind definiert Man billigt den Wärmedämmverbundsystemen eine mittlere Nutzungsdauer von etwa 30 Jahren zu. Um die definierten Ziele zu erreichen, müssen eine Reihe von statischen und bauphysikalischen Anforderungen berücksichtigt werden. Mehr als 70 Checkpunkte umfasst die Checkliste des Fachverbandes für WDVS zur korrekten Planung, Umsetzung und Überprüfung der Systeme. Schäden oder unzureichende 24
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Ergebnisse sind oft Folgen von Planungs- oder Ausführungsfehlern, aber auch von fehlerhaften oder falsch deklarierten Materialien.
Optik beeinflusst den Gebäudewert Optische Fehler an der Fassade können den architektonischen und reellen Wert eines Gebäudes erheblich mindern. Darunter fallen Unebenheiten mit Beulen- oder Streifenbildung, die je nach Lichteinfall deutlich sichtbar werden, schlecht ausgeführte Anschlussstellen an Vorsprüngen, Fensteröffnungen oder Gebäudesockeln ebenso wie wellenschlagende WDVS in Klinkeroptik.
Problematische Anschlussstelle von WDVS an der Fensterbank. Folgen: Putzabplatzung und Rissbildung
Schlecht verarbeitete WDVS schaffen Bedingungen, in denen Algen und Pilze gedeihen können, was dazu führt, dass in der Luft transportierte Sporen in kürzester Zeit zu Begrünung oder Schwärzung der Fassade führen können. Mit Ausnahme von WDVS mit Keramikbekleidung stellt der Oberputz einen geeigneten Untergrund dar, auf dem sich Nährstoffe aus der Luft anreichern, sich dauerhaft Oberflächenfeuchtigkeit bilden kann und veränderte Temperaturniveaus durch die wärmetechnische Entkoppelung vom Gebäudekern herrschen. Durch die immer weiter steigenden Dämmstoffdicken hat dieses Problem in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen.
Tiere finden Wohnraum Ameisen, Wespen, Würmer, Käfer, Spechte, Spatzen oder Stare – sie alle freuen sich über die angenehm heimeligen Lebensbedingungen im Styropor an der Fassade. Spechte beispielsweise merken durch Anklopfen, dass hinter dem harten Oberputz weichere Schichten liegen, und hacken auf der Suche nach Beute ein Loch in die Fassade, was ihnen im Übrigen sogar bei keramischen Bekleidungen gelingt. Wenn sich kleinere Vögel wie zum Beispiel Spatzen in der Dämmung eingenistet haben, ist es aufwendig, den Nestbau rückgängig zu machen. Oft dringt an solchen Bruthöhlen auch Feuchtigkeit ein. Nester dürfen dabei nur nach Ende der Brutzeit entfernt werden.
Rissbildung und Undichtigkeiten Feine Risse im Oberputz oder im Mörtel zwischen keramischen Bekleidungen können zum Eindringen von Feuchtigkeit oder Regenwasser führen. Von der dahinter gelegenen Dämmschicht wird das Wasser aufgesogen. Polystyrol-Platten können ein Vielfaches ihres normalen Wassergehaltes aufnehmen. Nicht selten kommt es bei dieser unsachgemäßen Verarbeitung zu Schimmel- oder Pilzbefällen. Dann besteht die Gefahr, dass auch Innenräume des Gebäudes angegriffen werden. Die Ursachen für Rissbildungen können vielgestaltig sein. Sie reichen von putzbedingten Rissen, die
Fotos: IG-Maurer GmbH, Schwenk Putztechnik GmbH
Farbe durch Algen- und Pilzbefall
durch thermisches Schwinden oder wechselnde Putzdicken entstehen können, über dämmstoffplattenbedingte Risse bis zu Rissen an fehlerhaft montierten Fenster- oder Türanschlüssen. Kleinere Risse können dabei im Winter durch Frost zu Abplatzungen des Putzes oder zu größeren Rissen führen.
Eine befallene Fassade: links Schimmel(pilz), rechts Algen
Brandschutz in der Diskussion Im November 2011 brachte eine Reportage des NDR über die Brandgefahr von Polystyrol-Dämmstoffen einen neuen Aspekt in das Thema der ener-
Jona van Laak Politisch propagiert, staatlich vergünstigt und lobbyistisch verharmlost: Seit Jahren werden im Namen der Klimarettung Hunderttausende Zusatz-Gebäudedämmungen durchgeführt, zu oft mit fehlerhaften Berechnungen der Wirtschaftlichkeit oder Funktionstüchtigkeit der Konstruktion. Auf den ersten Blick verlocken die Einsparmöglichkeiten, doch
wenn bereits nach wenigen Jahren teure Sanierungsmaßnahmen oder Entsorgungskosten fällig werden, kippt die Stimmung der Hauseigentümer. Über die Brandgefahr von Polystyrol-Dämmstoffen und die hohen externen Kosten für die Gesellschaft schweigen sich Politik und Industrie gänzlich aus.
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Dämmen Und das Thema Giftstoffe?
Fehlerhafter Sockelanschluss mit Rissbildung
getischen Sanierung. Polystyrol-Dämmungstoffe sind nach deutschen DIN-Normen als schwer entflammbar eingestuft. Das NDR-Team deckte auf: Nur im fertig verputzten Dämmungsverbund wird die Fassade als brandsicher ausgewiesen. Brände, die von außen an der Fassade ansetzen, sind gefährlich. Kürzlich veröffentlichte die Bauministerkonferenz deshalb ein Merkblatt zur Brandgefahr von Polystyrol-Dämmstoffen. Es wird darauf hingewiesen, dass brennbare Materialien oder leicht entzündliche Gegenstände mit einem Mindestabstand von drei Metern zur Fassade gelagert werden sollen. Insbesondere Brände, die sich von innen nach außen entwickeln, stehen im Widerstreit der Fachleute. Die Kritiker sehen durch abtropfendes brennendes Styropor, das sich verflüssigt hat, eine große Gefahr. Die Vertreter des Arbeitskreises Brandschutz in Fachverband WDVS und die Fachbehörde (Deutsches Institut für Bautechnik, DIBt) bezeichnen das als Einzelfälle und wiegeln ab.
Wärmedämmverbundsysteme bestehen aus diversen Klebstoffen, Folien, Styropor, Brandschutzmitteln und Bioziden. WDVS-Fassadenfarben werden mit Pestiziden und Bioziden versetzt, um eine Bealgung der Fassade zu verhindern. Dazu zählen Giftstoffe wie die Biozide Terbutryn und Isopruturon, die die Veralgung verhindern, aber sehr giftig für Wasserorganismen sind. Problematisch ist, dass diese Giftstoffe durch die Bewitterung der Fassade ausgewaschen werden und in das Grundwasser gelangen. Diese erhöhte Konzentration von Bioziden in deutschen Gewässern konnte beispielsweise in der Spree in Berlin nachgewiesen werden. Bis August 2015 wurde für Polystyrol-Dämmplatten zudem das Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan HBCD verwendet, ein toxischer Stoff, der von der Umwelt nicht abgebaut werden kann und sich im menschlichen Körper anreichert. Er steht im Verdacht, die Fortpflanzung zu schädigen. Seine Verwendung ist von den Vereinten Nationen seit 2011 als besonders besorgniserregend eingestuft. Die Anreicherung von Polystyrol-Dämmungen mit diesen Giftstoffen führt dazu, dass WDVS als Sondermüll klassifiziert werden müssten, mit erheblichen Entsorgungskosten. Derzeit ist Polystyrol nicht als Sondermüll eingestuft, was eine Entsorgung in der Müllverbrennungsanlage erlaubt. Das ist aktuell noch relativ unproblematisch, da kaum WDVS entsorgt wird. Wer allerdings die Entsorgungskosten in 40 bis spätestens 50 Jahren tragen soll, wenn massenhaft WDVS entsorgt werden müssen, ist unklar. Pro Jahr werden in Deutschland derzeit durchschnittlich 40 Millionen Quadratmeter WDVS verbaut, was die Fassadendämmung zum zentralen Bestandteil der deutschen Energiewende hat werden lassen.
Die Vorteile überwiegen Verbundsysteme unter der Lupe ie energetische Gebäudesanierung gehört zu den zentralen Stellschrauben der Energiewende. Allein der Gebäudebereich ist in Deutschland für rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs und für etwa ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Um die Klimaschutzziele, die sich Deutschland gesetzt hat, zu erfüllen, muss die energetische Sanierungsquote deutlich erhöht werden. Und ganz ohne den Einsatz von Polystyrol, gemeinhin als
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Styropor bezeichnet, wird es dabei nicht gehen, sind sich die Experten vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) einig. »Zwar begrüßen wir es im Sinne der Nachhaltigkeit, wenn Bauherren bei Dämmmaßnahmen nachwachsende Baustoffe verwenden«, betont eza!-Geschäftsführer Martin Sambale. »Aber Wärmedämmverbundsysteme aus Polystyrol sind nun einmal günstiger als ökologische Dämmstoffe und damit aus wirtschaftlicher Sicht attraktiv.«
Dämmen lohnt sich doch
Pilzbefall lässt sich vermeiden
»Das rechnet sich nie«, lautet ein weitverbreitetes Vorurteil zur energetischen Gebäudesanierung. Eine von eza! durchgeführte Untersuchung unter dem Titel »Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungsmaßnahmen auf dem Prüfstand« kommt zu dem Schluss, dass Gebäude bis Baujahr 1994 sehr wohl wirtschaftlich energetisch saniert werden können. Eine Fassadendämmung lohnt sich in finanzieller Hinsicht insbesondere, wenn ohnehin Sanierungsmaßnahmen anstehen. Viele Kosten wie zum Beispiel für Gerüst, Baustellenorganisation und Oberputz fallen dann nur einmal an. Eine von der KfW bei Prognos in Auftrag gegebene Studie kommt sogar zu dem Ergebnis, dass durch die eingesparten Energiekosten nicht nur die Mehrkosten, sondern darüber hinaus auch die Hälfte der ohnehin anfallenden Sanierungskosten gedeckt werden. Zudem erhöht eine Sanierung den Wert der Immobilie und – was sehr wichtig ist – die Behaglichkeit.
Die Abkühlung der Wandoberfläche mit Taupunktunterschreitung oder Belastung mit Schlagregen und der damit verbundenen Bildung von Pilzen und Algen kann auch bei ungedämmten Wänden beobachtet werden. Um eine zu starke Auskühlung zu vermeiden, bieten Hersteller von WDVS sogenannte Dickputzsysteme an, die Wärme besser speichern können und dadurch die Oberflächentemperatur über den Taupunkt anheben. Untersuchungen des Fraunhofer Institutes für Bauphysik haben ergeben, dass mit dieser Möglichkeit Algen- und Schimmelbefall vermieden werden kann – ohne dass Biozide zum Einsatz kommen. Es gibt zudem Putzsysteme, die die Umweltfeuchtigkeit und Schlagregen aufnehmen – ohne dabei selber fühlbar nass zu werden –, um dann später die Feuchtigkeit wieder kontrolliert abzugeben. Auch diese Putze und Farben kommen ohne Biozide aus
Ausführung einer WDVSDämmung aus Mineralplatten
Energieeinsparungen werden erreicht Die Auswertungen des DENA-Projektes »Niedrigenergiehaus im Bestand« mit rund 4490 energetisch sanierten Wohneinheiten haben gezeigt, dass die zuvor berechneten Energieeinsparungen auch tatsächlich erreicht wurden. In den Fällen, in denen sie über den berechneten Prognosen lagen, hat sich gezeigt, dass sich das Nutzerverhalten geändert hat – mit anderen Worten: Die Bewohner beheizen in ihrer Wohnung mehr Räume dauerhaft und mit höheren Temperaturen.
Martin Sambale Selbst, wenn bei der Produktion von Polystyrol mehr Energie als bei der Herstellung anderer Dämmmaterialien verbraucht wird, überwiegen nach Meinung seriöser Baufachleute eindeutig die Vorteile. Auch das Energie- und Umweltzentrum Allgäu stellt als unabhängige Einrichtung fest: Bei den Wärmedämmverbundsystemen handelt es sich um eine
kostengünstige Lösung, die bei sachgerechter Verarbeitung sehr langlebig ist und ihren Zweck, nämlich den Energieverbrauch deutlich zu senken und die Behaglichkeit im Haus zu erhöhen, wirkungsvoll er füllt. Gleichwohl werden Argumente, die längst widerlegt sind, wieder und wieder gegen Wärmedämmverbundsysteme ins Feld geführt.
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Fotos: Caparol GmbH, Xella Deutschland GmbH
Dämmen
Ausführung einer WDVSDämmung
und haben sich ebenfalls gegen Schimmel- und Algenwachstum bewährt. Weiter können äußere Einflüsse durch eine sorgfältige Planung minimiert werden. Dabei spielen zum Beispiel ausreichende Dachüberstände eine wichtige Rolle. Eine Durchfeuchtung des Wärmedämmsystems kann es nur geben, wenn das Dämmsystem nicht sachgerecht verarbeitet wurde. eza! empfiehlt daher Bauherren, sich unbedingt an einen Fachbetrieb zu wenden und sich über den Einsatz biozidfreier Farben und Putze beraten zu lassen.
Tiere – nur ein Randthema Das Auftreten von Spechtlöchern an gedämmten Fassaden ist ein Randthema. Das hat unter anderem eine Umfrage der Zeitschrift »Ausbau und Fassade« bei Unternehmen des Stuckateurhandwerks ergeben, in der die überwiegende Mehrheit der Stuckateure das Thema als irrelevant einstufte.
Kein erhöhtes Brandrisiko Die allermeisten der jährlich 180.000 Wohnungsbrände entstehen innerhalb des Hauses. Dabei verpuffen die Brandgase nach rund 15 Minuten und zerstören die Fensterscheiben. Nach circa drei Minuten wandert der Brand in den nächsten Stock. Dieser typische Brandverlauf ist unabhängig davon, ob eine Fassade gedämmt ist oder nicht. Die Bundesbauministerkonferenz stellte 2014 fest, dass die lediglich 18 Brände der letzten Jahre, bei denen die Fassadendämmung überhaupt eine Rolle spielte, »oft auf fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung außerhalb von Gebäuden« zurückzuführen waren. So waren beispielsweise bei einem in Frankfurt a.M. bekannt gewordenen Fall unmittelbar an der Fassade gelagerte Baumaterialien in Brand geraten. Das Wärmedämmverbundsystem war noch nicht vollständig verputzt. Beide Umstände zusammen führten dazu, dass die Flammen des außerhalb des Gebäudes entstandenen Feuers direkt auf das Dämmmaterial wirkten und die Brandriegel überspringen konnten. Nach der Fertigstellung einer Sanierung kann dies ausgeschlossen werden. Hartmut Ziebs, Vizepräsident des Deutschen 28
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Feuerwehrverbandes, kommt bei der Beurteilung des Risikos von Wärmedämmverbundsystemen zu dem Ergebnis: »Wenn alle Vorschriften der Verarbeitung und des vorbeugenden Brandschutzes wie Brandriegel berücksichtigt wurden, ist die Gefährdung kaum größer als bei anderen Fassaden.«
Sondermüll ist nicht zu erwarten Ein zurückgebautes Wärmedämmverbundsystem mit dem Dämmstoff Polystyrol (gemeinhin »Styropor«) ist kein Sondermüll. Es handelt sich um gemischte Baustoffabfälle. Polystyrol wird problemlos in Müllverbrennungsanlagen thermisch verwertet. Auch das enthaltene Flammschutzmittel wird dabei vollständig und umweltunschädlich zerstört. Aufgrund der langen Lebensdauer von Wärmedämmverbundsystemen – nach bisherigen Erfahrungen mindestens 40 Jahre – sind die aktuell anfallenden Rückbaumengen äußerst gering, und für die nächsten Jahre ist nicht mit einem großen Anstieg zu rechnen. Aus diesem Grund existiert noch kein vollständiges Recycling-System. Es ist aber damit zu rechnen, dass es in absehbarer Zukunft ein ähnliches Recycling-System wie beim Hausmüll geben wird, mit dem Vorteil, dass die Bestandteile hier leichter getrennt werden können.
Positive Energiebilanz bei WDVS Bei der Produktion und Entsorgung von Wärmedämmverbundsystemen wird deutlich weniger Energie verbraucht, als diese während ihrer Lebensdauer einsparen. Für die Herstellung von einem Kilogramm Polystyrol benötigt man etwa 29 kWh, wovon etwa ein Drittel durch Verbrennung wiedergewonnen werden kann. Ein Quadratmeter mit 30 Zentimetern Dicke ist etwa 5,4 Kilogramm leicht. Die Graue Energie beträgt etwa 157 kWh oder ca. 15,7 Liter Heizöl-Äquivalent. Da bei einem zu sanierenden Gebäude von einer Einsparung von ca. sieben Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr ausgegangen werden kann, beträgt die energetische Amortisationszeit höchstens zwei Jahre und unter Berücksichtigung der gespeicherten Energie sogar nur etwa 1,3 Jahre.
Dämmen
Schadensfälle aus der Praxis – ein Interview Dipl.-Ing. Wolfgang Maurer aus Gauting bei München ist Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft Maurer mbH. Er ist Nachweisberechtigter für vorbeugenden Brandschutz, Sachverständiger für Schäden an Gebäuden und Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator.
Wie beurteilen Sie die Rolle der Politik und der europäischen Gesetzgebung (Stichwort EnEV) für die Verwendung von WDVS? Es ist ja offensichtlich eine weltpolitische Absicht, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Hierbei spielen die Haushalte sicherlich eine wesentliche Rolle, was gepaart mit dem Lobbyismus der Dämmstoffindustrie zu immer restriktiveren und strengeren Regularien führt. Dies wiederum führt automatisch zu einer Anforderung an den Einbau von Wärmedämmverbundsystemen oder aber zur Berücksichtigung von Wärmedämmverbundsystemen bei Neubauten. Was sind die häufigsten Schadensfälle, die bei WDVS entstehen? Der wohl häufigste Schadensfall bei Wärmedämmverbundsystemen dürfte die Bildung von Rissen im Bereich von Dämmplattenstößen sein. Bei ei-
Verdübeln der WDVSPlatten
Fotos: Caparol GmbH, Sto SE & Co. KGaA
Herr Maurer, wie hat sich der Anteil fehlerhaft ausgeführter Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) im Bauschäden-Bereich in den letzten Jahren verändert? Grundsätzlich führen wir keine Statistiken, die es uns ermöglichen würden, hier mit klaren und ehrlichen Fakten aufwarten zu können. Fakt ist aber, und das spüren auch wir, dass zwischenzeitlich quantitativ mehr Schäden an Wärmedämmverbundsystemen vorliegen bzw. auch in unserem Büro bearbeitet werden, das aber vermutlich nur deshalb, weil zwischenzeitlich deutlich mehr Wärmedämmverbundsysteme verbaut werden. Es ist also nicht so, dass fehlerhafter gebaut wird, sondern dass einfach mehr von diesen Wärmedämmverbundsystemen gebaut werden, die in ihrer Ausführung jedoch relativ fehlerintolerant sind, sodass hierbei grundsätzlich schnell Fehler gemacht werden können.
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Dämmen von namhaften Wissenschaftlern, die, sicherlich in Abhängigkeit vom jeweiligen Einzelfall, meist zu dem Ergebnis kommen, dass die von der Industrie glaubhaft gemachten Einsparpotenziale keineswegs gegeben sind. Wir erlauben uns, hierzu auf verschiedene Veröffentlichungen, unter anderem auf eine von Professor Jens P. Fehrenberg, hinzuweisen. In Zusammenhang mit steigenden Dämmstoffdicken sehen wir die Entwicklung als äußerst kritisch. Als einfache Faustformel darf man annehmen, dass bereits mit acht Zentimetern Dämmstoffdicke 80 Prozent der möglichen Wärmedämmung erreicht werden können. Jede weitere Verdoppelung der Dämmstoffdicken ermöglicht nur ein weiteres Einsparpotenzial von 50 Prozent des restlich zur Verfügung stehenden Einsparpotenzials. Dies bedeutet, dass bei 16 Zentimeter bereits 90 Prozent an Dämmeigenschaft erreicht sind – immer mehr nützt also immer weniger. So lässt sich relativ einfach rechnen, dass die steigenden Dämmstoffdicken, auch unter der ohnehin nur rein statischen U-Wert-Betrachtung, nicht wirklich sinnhaft erscheinen. Dies selbstverständlich unabhängig vom Umstand, dass die steigenden Dämmstoffdicken auch in der technischen Umsetzung und Dauerhaftigkeit solcher Systeme Probleme machen. Aufbau eines Fassadendämmsystems
ner Instandsetzung solcher Schäden zeigen sich häufig Fehler in der Verarbeitung der Dämmplatten an den Stößen, weil oftmals nicht drauf geachtet wird, dass hier ein geschlossener Stoß vorliegen muss, um nicht unterschiedliche Dicken bei der Putz- und Armierungsschicht zu erreichen. Als zweithäufigster Schadensfall in unserer Praxis stellen wir Ablösungen von Putz oder/und Armierungsschicht fest, da das Armierungsgewebe oft nicht in der richtigen Lage eingebaut wird, die jeweiligen Überlagerungen der Gewebeschichten nicht ausreichend dick und satt im Verbund der Armierungsschicht liegen oder aber schlichtweg Verarbeitungsfehler bei Trocknungszeiten, Topfzeiten oder falsche Verarbeitungstemperaturen vorliegen. Welchen Anteil daran haben planerische Fehler und welchen Anteil haben Ausführungsfehler? Die oben genannten Schadensfälle haben meist mit der Ausführung, nicht mit der Planung zu tun. Gleichwohl gibt es sicher auch Planungsfehler, sofern bei der Herstellung von Wärmedämmverbundsystemen, sei es in der Instandsetzung/Modernisierung oder sei es beim Neubau, nicht auf Wärmebrücken und Anschlüsse geachtet wird. In wie vielen Fällen rechnen sich WDVS in der Praxis tatsächlich? Bis zu welchen Maßen machen steigende Dämmstoffdicken Sinn? Leider können wir hierzu seriös keine Aussagen treffen. Es gibt jedoch umfangreiche Untersuchungen
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Wie beurteilen Sie die Sicherheitszertifizierungen von WDVS hinsichtlich des Brandschutzes? Hierzu möchten wir uns gar nicht näher auslassen, da die zwischenzeitlich vorliegenden Untersuchungen und auch Schadensfälle in Zusammenhang mit einer Brandbelastung für sich sprechen. Es erscheint verwunderlich, dass in Deutschland Dämmplatten als »schwer entflammbar«, jedoch in europäischen Nachbarländern als mindestens »normal entflammbar« eingestuft werden. Dies allein sagt eigentlich schon genug. Weiter dürfen wir an der Stelle auch darauf hinweisen, dass zwischenzeitlich hinsichtlich der Brandbelastung reagiert wurde und zusätzliche Anforderungen an die Wärmedämmverbundsysteme unter Verwendung von nicht brennbaren Mineralwolldämmstoffen gestellt werden. Wie beurteilen Sie die Entsorgungskosten von WDVS, die nach der Nutzungsdauer für Immobilienbesitzer entstehen? In welchem Maße werden diese von der Allgemeinheit getragen werden müssen? Sicher wird das ein Problem werden, dass Dämmstoffe als Sondermüll zu entsorgen sind. In unserer Praxis konnten wir meist die zur Instandsetzung angezeigten Systeme an der Fassade belassen, sodass nur in Teilbereichen über eine Entsorgung gesprochen werden musste. Wir müssen auch ehrlich gestehen, dass wir uns diesbezüglich noch nicht wirklich Gedanken gemacht haben und daher auch Aussagen unsererseits sicher nicht seriös wirken würden.
Energie sparen
Energiesparbüchse Hotel Kombination BHKW mit Photovoltaik
Q blueline nennt sich das Angebot, das mit selbst erzeugter Energie dazu beitragen soll, die Wirtschaftlichkeit von Hotels deutlich zu erhöhen. »Der Einsatz eines BHKW rentiert sich für Hotels ab einem Verbrauch von ca. 10.000 Litern Heizöl und 25.000 kWh Strom im Jahr«, rechnet Peter Lechleiter vor. Der BHKW-Experte der enerquinn Energietechnik GmbH in Weingarten ist auch Dozent beim Energie- & Umweltzentrum Allgäu (eza!), war zehn Jahre als Energieberater sowie in der Gewerbekundenbetreuung eines großen schwäbischen Energieversorgers tätig. »Besonders effizient wird die Energieversorgung jedoch dann, wenn Blockheizkraftwerke im Zusammenspiel mit einer Photovoltaikanlage eingesetzt werden«, so Peter Lechleiter weiter. Nach Berechnungen von enerquinn kann beispielsweise – je nach Größe des Hotels – das Einsparvolumen bei Strom und Wärme über zehn Jahre nahezu 200.000 Euro betragen. »Mit EQ blueline fügen wir Blockheizkraftwerk und Solaranlage zu einem abgestimmten System zusammen«, so Peter Lechleiter. »Zudem lassen sich Batteriespeicher nachrüsten. Damit können Hotels ihren Energie-Eigenbedarf maximieren.« Ein wegweisendes Prinzip, das unter anderen auch den Hotelier Thomas Fischer überzeugt hat. Er leitet mit seiner Frau Patricia Fischer-Schwegler in dritter Generation das Vier-Sterne-Allgäuhotel Tanneck in Fischen. Das 62-Zimmer-Haus nutzt bereits zwei Blockheizkraftwerke für die unabhängige Energieerzeugung.
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»Wer Strom und Wärme selbst erzeugt, sollte diesen Wettbewerbsvorteil nutzen und den Gästen zeigen, dass sein Haus umweltschonend geführt wird«, so Peter Lechleiter. »Hierfür unterstützen wir unsere Kunden mit hochwertigen Live-Visualisierungen der Energiedaten. Alle Kennzahlen werden dabei in Form einer Endlosschleife mit wechselnden Inhalten angezeigt. Der aktuelle Status sowie weitere Bildschirmpräsentationen wie Wettervorhersagen etc. können so jederzeit in der Lobby oder in den Hotelzimmern abgerufen werden.« Bliebe noch die Frage zu klären, warum das neue Hotelkonzept auf den Namen EQ blueline getauft wurde. Der Begriff stammt aus dem Marathonlauf. Dort markiert eine auf dem Boden gezogene blaue Linie den kürzesten Weg zum Ziel – also sozusagen die Ideallinie im Hinblick auf maximale Effizienz.
enerquinn Energiesystemtechnik GmbH Das Unternehmen aus dem oberschwäbischen Weingarten ist in der Region ansässig und gehört zu den führenden Experten für die Full-Service-Planung und -Umsetzung von Blockheizkraftwerken sowie PhotovoltaikStromspeicherlösungen. Die Kompetenz des Ingenieurbüros besteht in der Planung effizienter Lösungen für die bedarfsgerechte Versorgung mit Wärme und Strom. Vorwiegend im süddeutschen Raum wurden
Fotos: enerquinn
Energie ist in der Hotellerie nach wie vor der zweithöchste Kostenverursacher. Um sowohl den Eigenverbrauch wie auch das Lastspitzen-Management zu optimieren, hat die enerquinn Systemtechnik GmbH aus Weingarten ein neuartiges Energiekonzept speziell für Hotels entwickelt. In einer Urlaubsregion wie dem Allgäu kann sich das in Heller und Pfennig rechnen.
Peter Lechleiter berät Hotelkunden kompetent
bereits mehrere Hundert Anlagen installiert. Zu den Kunden von enerquinn zählen in erster Linie Hotelbetreiber, aber auch Unternehmen und Einrichtungen aus anderen Branchen. enerquinn ist Kooperationspartner von Planern und Architekten sowie Fachbetrieben aus den Bereichen Installation, Bau und Handwerk. enerquinn Energiesystemtechnik GmbH Grimmastraße 10 D-88250 Weingarten www.enerquinn.de
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Bauen
Chinesen bauen auf Herz Was gilt der Prophet im eigenen Land? »Was wir in Deutschland gerade schlechtreden, hat im Ausland riesige Marktchancen – das Passivhaus.« Mit diesem Eindruck kehrte Dieter Herz vom Allgäuer Planungsbüro Herz & Lang von seiner jüngsten NordamerikaVortragsreise zurück. Der Passivhaus-Experte hatte dort amerikanische, kanadische und chinesische Investoren von den Vorzügen einer hochenergieeffizienten Bauweise überzeugen können.
er Passivhaus-Experte Herz spricht von großem Interesse am energieeffizienten Bauen in Nordamerika – auch bei chinesischen Investoren: »Diese Leute haben erkannt, dass nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht am Passivhaus kein Weg vorbeiführt. Bei Energiepreisen um die vier Cent pro Kilowattstunde sind dabei nicht vorrangig die eingesparten Energiekosten die treibende Kraft, sondern der bessere Wohnkomfort, die höhere Bauqualität und die Nachhaltigkeit des Passivhauskonzeptes.«
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Flucht aus Smog-Metropolen Besonders beeindruckt zeigte sich Herz von dem starken Interesse chinesischer Geschäftsleute an Gebäuden mit höchsten Energiestandards. Angesichts der sich rasant verschlechternden Lebensbedingungen in den heimischen Großstädten – insbesondere in den Smog-Metropolen – und der Angst vor einem Crash der dortigen Wirtschaft würden immer mehr vermö-
gende Chinesen in ausländische Immobilien investieren. Nicht nur als Wertanlage, sondern auch als Rückzugsort für sich und die eigene Familie. Vancouver, wo Herz unter anderem einen Passivhaus-Workshop zu einem zehngeschossigen Gebäude in Passivhaus- und Holzbauweise leitete, sei bei den Chinesen dabei besonders beliebt. »Diese Leute legen sehr großen Wert auf Komfort«, berichtet Herz. »Und sie wollen in Immobilien investieren, die sehr werthaltig sind, indem sie Risiken durch eine qualitätsgesicherte Planung und Ausführung vermeiden – all das trifft auf das Passivhaus zu.«
Deutsches Wissen fürs Ausland Da in Deutschland seit vielen Jahren schon Erfahrungen mit der Passivhausbauweise gesammelt worden sind, wird nach Ansicht von Herz deutsches Know-how beim Thema energieeffizientes Bauen im Ausland sehr geschätzt. Was der Experte bei seinen Auslandsreisen immer wieder feststellt: Insbesondere das Thema integrales Planen ist dort für viele Architekten, Bauingenieure und Handwerker noch Neuland. Integrales Planen steht für einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem frühzeitig alle Akteure in die Prozesse einbezogen und Aufgaben in Planung, Ausführung und Betrieb abgestimmt werden. »Eine solche Vorgehensweise ist das A und O für das Gelingen eines Passivhaus-Projektes«, so die Erfahrung von Herz, der mit seinem Büro als Consulting-Partner schon zahlreiche Passivhaus-Großprojekte im In- und Ausland betreut hat – insgesamt mit einer Bausumme von über 500 Millionen Euro. »Die Leute sind immer wieder überrascht, wie leicht, sicher und kosteneffizient man ein zertifiziertes Passivhaus bauen kann, wenn erfahrene
In Blackcomb-Whistler steht dieses Passivhaus. Zertifiziert wurde es vom Planungsbüro Herz & Lang, worauf Geschäftsführer Dieter Herz stolz ist
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Kurzinfo
Fotos: Herz & Lang
Dipl.-Ing. (FH) Dieter Herz, Herz & Lang Die Planer für energieeffizientes Bauen Ritzensonnenhalb 5a, 87480 Weitnau Telefon 08375/921133-0 Fax 08375/921133-55, E-Mail: dieter.herz@herz-lang.de Internet: www.herz-lang.de
Dieter Herz vor dem Eingang des ersten von ihm zertifizierten Passivhauses in Kanada
Passivhaus-Consulter frühzeitig im Team sind«, stellt Herz bei seinen Projekten regelmäßig fest. Zuletzt ist seine Überzeugungsarbeit in London auf fruchtbaren Boden gefallen. Dort entsteht das erste soziale Wohnungsbau-Projekt im Großraum London in Passivhausbauweise, ein zertifiziertes Gebäude mit 14 Wohneinheiten in Holz-Bauweise – mit Unterstützung der Spezialisten von Herz & Lang.
Verspielen wir Marktchancen? Umso mehr wundert es den Allgäuer Passivhaus-Pionier, dass daheim in Deutschland seiner An-
sicht nach der Passivhaus-Gedanke immer mehr verwässert und durch »Pseudo-Nachhaltigkeitslabels« verdrängt wird – trotz aller Vorteile und enormer Marktchancen. »Wenn wir es mit den Klimaschutzzielen von Paris wirklich ernst meinen, müssen wir den Passivhausstandard weltweit voranbringen«, fordert Herz. »Wir in Deutschland haben das nötige Wissen, die Technologien und die Produkte dafür und müssen das bis spätestens 2020 zum Baustandard machen, wenn mit Inkrafttreten der EU-Gebäuderichtlinie das Nearly Zero Energy Building national umzusetzen ist.«
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Energie sparen
Sieben Wege zur Entlastung Ein persönliches Klimakonto erstellen Erstaunlich konkrete Klimaziele wurden bei der UN-Klimakonferenz in Paris Ende letzten Jahres vereinbart. Globale Ziele stehen auf der einen Seite – was kann jedoch der einzelne Verbraucher zum Klimaschutz im Alltag leisten? Die Agentur für Erneuerbare Energien nennt die sieben wichtigsten Mittel und Wege, um das eigene Klimakonto zu entlasten.
1. Eigenen Verbrauch kennen
Mit der Beobachtung des Eingenverbrauchs beginnt bereits das aktive Energiesparen
Die privaten Haushalte in Deutschland verbrauchten im Jahr 2013 rund 723 Milliarden Kilowattstunden Energie. Das entsprach einem Anteil von 28 Prozent am gesamten Endenergieverbrauch. Die privaten Haushalte benötigten dabei 69 Prozent der Energie für die Heizung, 15 Prozent für Warmwasser, sechs
Prozent fürs Kochen, vier Prozent für Kühl-und Kälteanwendungen, vier Prozent für Informations- und Kommunikationstechnologien, zwei Prozent für die Beleuchtung sowie weniger als ein Prozent für sonstige Elektrogeräte. »Wer seinen Wärme- und Stromverbrauch kennt, kann nachvollziehen, welchen Einfluss
2. Wärmebedarf senken Rund 40 Prozent des Energieverbrauchs entfallen auf den Gebäudebereich. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2050 einen »klimaneutralen Gebäudebestand« zu erreichen, gelingt nur mit energetischen Sanierungen bzw. Modernisierungen. Je nach Haustyp und Geldbeutel sieht der Sanierungsfahrplan für jedes Haus anders aus. Dafür stehen zahlreiche Finanzierungsprogramme von Bund, Ländern und Kommunen zur Verfügung. So wurde zum Beispiel das Förderprogramm »Energieeffizient Sanieren« der bundeseigenen KfW-Bank zum 1. August 2015 verbessert. Hilfe bei der Planung der Energiewende in den eigenen vier Wänden gibt ein zertifizierter Energieberater. Hinweis: Einen Energieberater in ihre Nähe finden Verbraucher über das Deutsche EnergieberaterNetzwerk: http://den-ev.de
3. Alte Ölheizung gegen ErneuerbareEnergien-Heizung tauschen Rund 70 Prozent der 20,7 Millionen Heizungen, die deutsche Wohnungen und Häuser mit Wärme versorgen, entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Die benötigte Wärme wird dabei weitgehend aus fossilen Brennstoffen gewonnen, was mit hohem Treibhausgasausstoß und starker Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verbunden ist. Mit dem Umstieg auf eine Heizung auf. Basis Erneuerbarer Energien bringen Verbraucher die Energiewende im Heizungskeller voran. Verschiedene Technologien stehen für den Umstieg auf eine saubere Wärmeversorgung zur Verfügung: Solarthermie, Holzbrennstoffe, Erd- und Umweltwärme, Wärmepumpen und Biogas. Seit 1. April 2015 fördert das Bundeswirtschaftsministerium den Wechsel mit verbesserten Konditionen im Marktanreizprogramm (MAP). Einen Überblick über das Marktanreizprogramm liefert das Bundeswirtschaftsministerium: http:// www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/Energiewendeim-Gebaeudebereich/marktanreizprogrammmap.html Bei dem für die Vergabe der MAP-Zuschüsse zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle finden sich die Informationen hier:
Fotos: Archiv AllgäuALTERNATIV, Tim Reckmann/pixelio.de
neue Geräte oder Verhaltensänderungen auf den eigenen Verbrauch haben«, erklärt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. »Das ist der erste, ganz wesentliche Schritt zum Energiesparen.« Hinweis: Mit dem Online-»Energiesparkonto« von co2online können Verbraucher ihren Energieverbrauch im Blick behalten: www.energiesparkonto.de
Dieses Label hat inzwischen große Verbreitung gefunden. Geräte und Produkte werden in die Verbrauchsklassen A bis G eingeteilt. Grün (A): sehr sparsam, Dunkelrot (G): Vorsicht Energiefresser!
http://www.bafa.de/bafa/de/energie/erneuerbare_ener gien/index.html
4. Zum Ökoenergieanbieter wechseln Wer es noch nicht getan hat, sollte zu einem zertifizierten Ökostromanbieter wechseln. Die Wahl sollte auf einen Anbieter fallen, der sich zu Investitionen in regenerative Energien und zur Modernisierung des eigenen Erneuerbare-Energien-Anlagenparks verpflichtet. In Deutschland erkennen Verbraucher solche Anbieter zum Beispiel am OKPower-Label und am Grüner-Strom-Label. Beide Kennzeichen werden von Umwelt- und Naturschutzorganisationen sowie Verbraucherzentralen getragen. Mieter von Wohnungen haben meist keinen Einfluss darauf, welche Heizungsanlage der Wohnungsbesitzer einsetzt. Wird die Wohnung allerdings mit einer Gasetagenheizung geheizt, können Mieter den Gaslieferanten auswählen. Aus Sicht des Klimaschutzes macht es Sinn, hier auf einen Öko-Gasanbieter zu setzen.
5. In Erneuerbare Energien investieren Wer eine Energieerzeugungsanlage etwa auf Basis regenerativer Quellen errichtet, nimmt die Energiewende selbst in die Hand. Wollen Verbraucher Ökostrom produzieren, ohne selbst eine Anlage zu bauen, besteht die Möglichkeit, eine Anlage zu pachten oder eine geeignete Fläche zu verpachten. Für einen bestimmten Grundpreis nutzen Haushalte auf diese Weise zum Beispiel den Sonnenstrom vom eigenen Dach, vermeiden jedoch die Anschaffungskosten und müssen sich nicht mit Installation und Betriebsführung beschäftigen. Auch andere Investitionen in Erneuerbare Energien sind möglich, so z.B. in Bür-
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Energie sparen Pressesprecher Stefan Nitschke von den Allgäuer Überlandwerken beantwortet die Fragen von allgäuALTERNATIV
Fragen an die Allgäuer Überlandwerke (AÜW) Warum finden wir die Allgäuer Überlandwerke nicht unter den beiden genannten Labels OK-Power oder Grüner-Strom? Auf dem deutschen Markt gibt es viele Ökostromlabel. OK-Power und Grüner-Strom sind nur zwei Unternehmen von vielen, die das anbieten. Wir haben uns vor einiger Zeit bewusst für das Ökostrom-Zertifikat von TÜV Süd (EE01) entschieden, da der TÜV sehr hohe Ansprüche stellt und doch bei vielen Menschen ein positives Image hat. Auch, wenn die Agentur für Erneuerbare Energien in ihrem »Sieben-Punkte-Programm« nur die beiden anderen Labels nennt, müssen wir uns in keinem Fall verstecken. Wir unterziehen uns einmal im Jahr beim TÜV einer umfangreichen Vor-OrtPrüfung. Was kann der Verbraucher im Allgäu tun, wenn er bewusst ökologisch Strom beziehen will? Welche Angebote macht hier das AÜW? Unser Premium-Produkt ist der AllgäuStrom Klima, das Produkt ist nach TÜV Süd EE01 zertifiziert. Das Besondere an dem Produkt ist – und damit ist es in unserer Region einzigartig –, dass es nicht nur zu 100 Prozent aus Wasserkraft gewonnen wird, sondern zusätzlich noch aus heimischen Wasserkraftwerken stammt und so zertifiziert ist. Das bedeutet: Mehr Öko und Regional (vergleiche »von-hier«-Produkte von Feneberg) gibt es nicht. Strom, der vor unserer Haustür von einem regionalen Energieversorger aus Wasserkraftwerken von Lech und Iller gewonnen wird! Für überzeugte Ökostromkunden das »non plus ultra«. Zusätzlich bieten wir noch Standard-Ökostromprodukte an. Alle Stromtarife von AÜW sind auch als Ökostrom erhältlich, für nur brutto 0,35 ct/kWh Aufschlag. Dieser Ökostrom (d.h. alle, mit Ausnahme vom AllgäuStrom Klima) ist herkunftszertifiziert aus österreichischer Wasserkraft. Obwohl das AÜW nicht unter den beiden Labels gelistet ist, macht es Sinn, trotzdem beim AÜW zu bleiben, weil…? Zusätzlich zu Öko und Regional gibt es noch einen weiteren wesentlichen Grund, warum man AllgäuStrom Klima nutzen sollte. AÜW und die AllgäuStrom-Partner schütten pro kWh jedes Jahr brutto 0,5 Cent aus und finanzieren damit Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien unserer Region! So haben wir 2014 beispielsweise das Wasserkraftwerk der Rappenseehütte saniert und vergangenes Jahr den Ausbau der Wasserkraft finanziert. Je mehr Menschen in der Region dieses Produkt nutzen, umso mehr Geld fließt auch in regenerative Projekte in die Region zurück! Welche Maßnahmen sind beim AÜW in Zukunft geplant, ökologische Ziele verstärkt zu verfolgen? Wir arbeiten an einer Vielzahl von Projekten in unserer Region. Sei es der Ausbau der Wind- und Wasserenergie (Beispiel Ertüchtigung der Wasserkraftanlage auf der Rappenseehütte - Bericht in dieser Ausgabe auf Seite 64), das AÜW EnergieDach, mit dem die Kunden für kleines Geld eine auf Eigenverbrauch optimierte PV-Anlage pachten können, oder die künftige Energie-Erlebnisausstellung sowie die Führungen durch Wasserkraftwerke für die Bewusstseinsbildung der Menschen vor Ort.
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gerenergieanlagen. Das sind meist Windräder, Solaroder Biogasanlagen, die von einer Gemeinschaft von Bürgern betrieben werden. Mehr Informationen über das Thema Bürgerenergie bietet das KOMM:MAG – Das Jahresmagazin zu Erneuerbaren Energien in Kommunen. Zuletzt erschienen und online abrufbar: http://www.unendlichviel-energie.de/media/file/391.KOMMMAG_2015_ Online.pdf
6. Eigenverbrauch erhöhen Wer eine eigene oder gepachtete Photovoltaikanlage besitzt, kann durch den Einsatz eines Batteriespeichers den Anteil des selbst genutzten Stroms deutlich erhöhen. Batteriespeicher machen es möglich, den mittags erzeugten Strom für die Zeiten mit höherem Eigenverbrauch in den Abendstunden und am Morgen zu verlagern. Die bundeseigene KfW-Bank fördert die Installation einer Photovoltaik-Anlage und eines Batteriespeichers mit einem zinsgünstigen Darlehen. Zusätzlich werden bis zu 30 Prozent der Anschaffungskosten als Tilgungszuschuss übernommen. Auch nachträglich eingebaute Speicher werden gefördert, allerdings darf die zugehörige Photovoltaik-Anlage nicht vor dem 1.1.2013 in Betrieb gegangen sein. Das Förderprogramm läuft allerdings nur noch bis Ende 2015. Mehr Informationen zur KfW-Förderung für Batteriespeicher unter http://www.solaranlagen-portal.com/photovoltaik/stromspeicher/foerderung
7. Klimafreundlicher mobil sein 80 Prozent aller Kohlendioxid-Emissionen im Verkehrssektor werden auf der Straße emittiert. Personenkraftfahrzeuge und Motorräder verursachten 2010 rund 128 Millionen Tonnen CO2, Lastkraftwagen 51 Millionen Tonnen CO2. Der Schienenverkehr machte vier Prozent der CO2-Emissionen des Verkehrs aus. Für die 550 Kilometer lange Strecke von Berlin nach Frankfurt/Main bedeutet das: Legt eine Person die Strecke mit dem Flugzeug zurück, werden 126 kg Treibhausgase ausgestoßen. Nutzt eine Person für die Stecke das Auto, werden 78 Kilogramm CO2 verursacht. Die Zugfahrt einer Person von Berlin nach Frankfurt/Main emittiert 25 Kilogramm CO2. Verbraucher, die ihre Verkehrswege klimafreundlicher gestalten wollen, sollten die besonders treibhausgasintensiven Flugreisen möglichst vermeiden und stärker auf öffentliche Verkehrsmittel setzen. Wer auf den Pkw angewiesen ist, kann Carsharing betreiben, Elektrofahrzeuge nutzen oder Pkw fahren, die komplett oder nahezu vollständig mit Biokraftstoffen betankt werden können. Bei E-Fahrzeugen ist darauf zu achten, dass der Strom aus Erneuerbaren Energien stammt – eine Fahrt mit dem durchschnittlichen deutschen Strommix bringt trotz Elektroantrieb noch keinen Klimaschutzgewinn.
Bauen
Allgäu braucht Wohnungen 2300 Einheiten jährlich bis 2020 Geballtes Know-how für Architekten, Planer, Bauingenieure und Bauunternehmen: 340 Experten aus dem Allgäu, BayerischSchwaben und Baden-Württemberg trafen sich kürzlich zur Fortbildung beim Mauerwerkstag in Memmingen. Kernthemen waren die Umsetzung von Vorgaben der Energie-EinsparVerordnung (EnEV) 2016, die neue Schallschutz-Norm 4109, Änderungen im privaten Bau- und Architektenrecht sowie der stetig steigende Bedarf an neuem Wohnraum.
»2226« in Lustenau (Vorarlberg). Das ausgefallene Haus kommt komplett ohne Heiztechnik aus und erreicht trotzdem ganzjährig eine Raumtemperatur, die in der Komfortzone zwischen 22 und 26 Grad Celsius liegt. »Wir sind sehr stolz darauf, dass wir es geschafft haben, ein Haus zu entwerfen, bei dem die Architektur die Technik ersetzt«, erklärte der Architekt. Dipl.-Ing. Hans R. Peters, der Geschäftsführer von Mein Ziegelhaus, ging in seinem Vortrag auf die Herausforderungen ein, die derzeit auf die Kommunen und die Baubranche aufgrund der Flüchtlingsströme zukommen. »Hier gilt es, nicht in Aktionismus zu verfallen. Auch, wenn der Bedarf an neuen Unterkünften sehr groß ist, muss man bedenken, dass die Gebäude nachhaltig genutzt werden können. Hier darf man keine Leichtbauten aus dem Boden stampfen, sondern muss auf solide gebaute Häuser setzen, die über Substanz für die Zukunft verfügen. Das geht mit Ziegeln hervorragend.« Der Mauerwerkstag in Memmingen ist als Fortbildungsveranstaltung so beliebt wie nie zuvor. In diesem Jahr war das Interesse so groß, dass die Ziegelwerke die Veranstaltung aufteilen mussten. Einen Tag nach dem Event in Memmingen fand der erste Mauerwerkstag Ulm mit 170 Teilnehmern in der dortigen Donauhalle statt.
Großes Interesse herrschte an der begleitenden Ausstellung zum Mauerwerkstag. Hier zum Thema der optimierten Dämmung
m Allgäu brauchen wir bis ins Jahr 2020 jährlich 2300 neue Wohnungen. Der Bedarf für ganz Schwaben liegt in diesem Zeitraum bei insgesamt über 34.000 Wohnungen. In diesen Analysen ist der aktuelle Zustrom von Flüchtlingen noch gar nicht mit einkalkuliert«, erklärte Thomas Thater, der Geschäftsführer des Ziegelwerks Klosterbeuren, das den Mauerwerkstag in Memmingen seit 13 Jahren gemeinsam mit dem Ziegelwerk Bellenberg und der Südwest Ziegel GmbH (Memmingen) veranstaltet. Als Top-Referenten hatten die Ziegelwerke Dipl.Ing. Stefan Horschler vom Büro für Bauphysik (Hannover), den Baurechtsexperten Prof. Dr. jur. Axel Wirth (TU Darmstadt), Dipl.-Ing. Michael Gierga (Bottrop-Kirchhellen) sowie Prof. Willem Bruijn von der Baumschlager Eberle Group nach Memmingen geholt. Bruijn stellte den Bauexperten in seinem Vortrag einen ganz besonderen Bau vor: das Bürogebäude
Fotos: Ingo Jensen/Jensen media
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Links: Stararchitekt Prof. Willem Bruijn von der weltweit aktiven Baumschlager Eberle Group. Er stellte das Projekt 2226 vor, ein Haus in Lustenau, das ohne Heiztechnik auskommt und trotzdem stets eine Raumtemperatur zwischen 22 und 26 Grad Celsius erreicht Rechts: Dipl.-Ing. Stefan Horschler vom Büro für Bauphysik Hannover
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Auszeichnungen
Energy Award im Allgäu Immer mehr machen mit Für Kommunen, die bei der Energiewende vorankommen wollen, ist der European Energy Award (eea) ein ideales Instrument. Und so nutzen immer mehr Allgäuer Städte und Gemeinden dieses Programm für ihre Klimaschutzpolitik. Das gilt auch für Landkreise: Eine Vorreiterrolle hat hier der Landkreis Oberallgäu übernommen. Er wurde als erster Landkreis in Bayern mit dem European Energy Award ausgezeichnet.
Strahlende Gesichter gab es in Bobingen bei der Verleihung der European Energy Awards an bayerische Städte und Gemeinden. Ministerialdirigentin Dr. Monika Kratzer vom bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (4. von links), Regierungspräsident Karl Michael Scheufele (ganz links) und eza!-Geschäftsführer Martin Sambale (2. von rechts) gratulierten den Bürgermeistern und Energieteamleitern
Der Weg zum Europa-Preis Der European Energy Award ist ein europäisches Qualitätsmanagementprogramm, das sich bereits in zahlreichen Kommunen als wichtiges Hilfsmittel für eine kontinuierliche und tatsächlich nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik bewährt hat. Angelehnt an Qualitätsmanagementsysteme, ist der eea als ein Prozess zu verstehen. Ist die Kommune erfolgreich, wird sie am Ende ausgezeichnet. Ausführliche Infos über den European Energy Award und alle im Allgäu teilnehmenden Kommunen gibt es unter http://www.ezaallgaeu.de/fuer-kommunen/klimaschutz/
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european-energy-award/ Folgende Allgäuer Kommunen und Landkreise nehmen am European Energy Award teil: Landkreise: Oberallgäu, Unterallgäu Kommunen: Altusried, Bad Grönenbach, Buchenberg, Durach, Haldenwang, Kempten, Lindau, Mindelheim, Pfronten, Scheidegg, Sonthofen, Stöttwang, Wasserburg, Wiggensbach, Wildpoldsried eza! betreut außerdem Gemeinden und Landkreise in Oberbayern und Nordschwaben bei ihrer eea-Teilnahme.
n einer Feierstunde in Bobingen überreichte das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz dem Oberallgäu und außerdem den Marktgemeinden Wiggensbach und Scheidegg sowie der Stadt Bobingen die Auszeichnungen für ihre vorbildliche Klimaschutzpolitik. Übergeben wurden die Urkunden von Ministerialdirigentin Dr. Monika Kratzer. Die Kommunen und Landkreise spielen nach ihrer Ansicht eine entscheidende Rolle in der Klimaschutzpolitik. Hier werde die Basis für eine nachhaltige Entwicklung gelegt, betonte sie bei der Preisverleihung. Vor allem die Energieteams der mit dem European Energy Award ausgezeichneten Städte und Gemeinden hätten dabei eine herausragende Arbeit geleistet. Die Gründung eines Energieteams ist ein zentraler Baustein der Teilnahme beim eea. Es wird von der Stadt- oder Gemeindevertretung beauftragt und ist quasi Entwicklungszentrale und Motor der energiepolitischen Programmarbeit. Derzeit nehmen allgäuweit insgesamt 19 Kommunen ganz unterschiedlicher Größe am European Energy Award teil. Neben Städten wie Kempten und Sonthofen sind auch Gemeinden wie Wasserburg, Wildpoldsried oder Pfronten darunter. Auch zwei Allgäuer Landkreise – Oberallgäu und Unterallgäu – werden bereits durch das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) betreut. eza! steht den Kommunen als fester Ansprechpartner zur Verfügung und hilft den Akteuren bei der konkreten Umsetzung von Projekten – sei es mit Rat und Tat, sei es mit Vorlagen oder mit »Rezepten« für fertig geplante Aktionen wie beispielsweise ein kommunaler Heizungspumpentausch. eza!-Chef Martin Sambale lobt die bereits ausgezeichneten Kommunen für ihr Engagement und sieht im European Energy Award »ein hervorragendes Werkzeug« für die Planung und Umsetzung energie- und klimaschutzpolitischer Ziele und Maßnahmen auf kommunaler Ebene. »Energiewende und Klimaschutz sind Aufgaben für den Langstreckenläufer, nicht für den Sprinter«, so Sambale. Und wofür werden vorbildliche Kommunen und Landkreise letztendlich ausgezeichnet? Der Landkreis Oberallgäu beispielsweise punktete bei den externen Auditoren, die die Energie- und Klimaschutzpolitik des Landkreises unter die Lupe genommen hatten, unter anderem mit der Bildung der kommunalen Energieallianz. Deren Ziel es ist, die Landkreisgemeinden stärker in die Themenkreise Energie und Klimaschutz einzubeziehen. Bei seinen eigenen Liegenschaften hat der Landkreis bereits 1993 mit der energetischen Gebäude-
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Eine Energie-Konferenz beim Landratsamt Oberallgäu koordinierte die einzelnen Projekte
sanierung begonnen. Als vorbildlich bezeichneten die Auditoren auch das landkreiseigene Förderprogramm »Baubegleitung« für Bauherren oder Hausbesitzer, die ihr Gebäude energetisch auf Vordermann bringen.
Fotos: eza!
Unter anderem werden in den eea-Gemeinden die kommunalen Liegenschaften auf ihre Energieeffizienz überprüft und Verbesserungspotenziale identifiziert
Martin Sambale und sein Team von eza! betreuen die Landkreise Oberallgäu und Unterallgäu
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Meldungen Neue Haushaltsgeräte? Ja! Aber bitte sparsame! Foto: Landratsamt Ostallgäu
Wer die alten Geräte entsorgt, braucht neue – aber bitte keine Stromfresser mehr
Das »Niedrig-Energie-Institut« aus Detmold hat die Broschüre »Besonders sparsame Haushaltsgeräte« herausgegeben. Wer Geld sparen will und bei einer Neuanschaffung von Haushaltsgeräten auf die Ver-
brauchsdaten achtet, sollte dort unbedingt einen Blick hineinwerfen. Erhältlich ist die Broschüre in allen Ostallgäuer Gemeindeverwaltungen sowie unter www.klimaschutzostallgaeu.de (cs)
»Baubegleitung« wird fortgesetzt stützung von regionalen Fachleuten setzen, erhalten dafür einen Zuschuss von bis zu 4000 Euro. Das Programm ist an den KfW-Zuschuss für Baubegleitung gekoppelt. Danach können nur die Hausbesitzer in den Genuss der LandkreisFörderung kommen, die gleichzeitig die Baubegleitung eines qualifizierten Sachverständigen gemäß der
Das Förderprogramm »Baubegleitung« des Landkreises Oberallgäu wird 2016 fortgeführt, und damit werden, wie schon in den Jahren 2014 und 2015, insgesamt 50.000 Euro für die qualifizierte Baubegleitung von energetischen Sanierungsmaßnahmen bereitgestellt. Hausbesitzer, die ihr Haus fit für die Zukunft machen und dabei auf Unter-
Vorgaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Anspruch nehmen. Ziel ist es, mit einer neutralen Beratung durch fachkundige Planer und Architekten die Umsetzung von tatsächlich nachhaltigen und zukunftsweisenden Sanierungskonzepten zu garantieren. Weitere Informationen unter www.eza.eu
Die Energiekarawane kommt In drei Unterallgäuer Gemeinden soll bald die »Energiekarawane« kommen. Dann ziehen Energieberater von Haus zu Haus und bieten kostenlose Informationsgespräche an. Damit sollen diejenigen erreicht werden, die sich noch nicht mit der energetischen Sanierung befasst haben. Gemeinden, die die Aktion durchführen, suchen sich dafür laut
Klimaschutzmanagerin Andrea Ruprecht zuerst ein geeignetes Viertel aus – zum Beispiel einen Ortsteil mit vielen älteren Gebäuden. Dann schreiben sie die betroffenen Bürger an und bieten ihnen die Teilnahme an der Aktion an. Wer mitmacht, erhält eine Energieberatung »vom Keller bis unters Dach«. Die Energieberater infor-
mieren dann die Bewohner, was machbar ist und welche Fördermittel es gibt. Pro Gemeinde sei mit Kosten von rund 11.000 Euro zu rechnen – der Landkreis unterstützt die teilnehmenden Kommunen sowohl logistisch als auch finanziell mit der Hälfte des Betrages. Es hätten bereits einige Gemeinden Interesse, so Ruprecht. (cs)
Dr.-Ing. Matthias Bahr will seine Begeisterung für den Beruf des Bauingenieurs sowie sein Fachwissen auf dem Gebiet des Baubetriebs an den Nachwuchs weitergeben
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Foto: Hochschule Biberach
Verstärkung für Biberach Seit dem neuen Wintersemester freut sich die Hochschule über Verstärkung – Dr.-Ing. Matthias Bahr hat die Professorenstelle für Baubetrieb im Studiengang Bauingenieurwesen angetreten. Ihm ist es wichtig, die Studierenden so auszubilden, dass sie nach dem Studium auch für den internationalen Arbeitsmarkt interessant sind, denn die wenigsten Bauunternehmungen beschränken sich ausschließlich auf Projekte in Deutschland. Bahr spricht aus Erfahrung, hat er doch
selbst Baustellen auf der ganzen Welt betreut. Insbesondere für sein Spezialthema – »Marketing als Strategieelement« – möchte er sich in seiner Fakultät stark machen; hier sieht er die Möglichkeit für die Hochschule Biberach, ein einzigartiges Profil zu bilden. Außerdem möchte er sein internationales Netzwerk für seine Arbeit nutzen, um beispielsweise mit Unternehmen konkrete und für die Praxis relevante Fragestellungen zu formulieren. (cs)
Meldungen Weniger Geld für Strom aus Wind und Biomasse Die Förderung von Windenergieanlagen an Land wird ab 1. April um 1,2 Prozent und von Biomasse um 0,5 Prozent gekürzt, das ist aus der Bundesnetzagentur zu erfahren. Der Netto-Zubau für Windenergie an Land liegt mit etwa 3712 Megawatt erneut deutlich
oberhalb des sogenannten Zubaukorridors. In Bayern war 2015 mit 372 Megawatt beim Zubau (2014: 410 Megawatt) trotz 10-H-Abstandsregelung nur ein moderater Rückgang zu verzeichnen, da viele Windräder noch nach alten Genehmigungsanträgen gebaut wur-
den. 2016 wird die Bilanz wohl anders ausfallen. Bei Biomasse bewegt sich der Zubau mit 67 Megawatt wieder unterhalb der angesetzten Zubaugrenze von 100 Megawatt, ab der die Förderung zusätzlich zu der Basisdegression von 0,5 Prozent gekürzt wird. (cs)
Kurzinfo Weitere Informationen zu den Fördersätzen für Wind an Land und Biomasse sind auf der Internetseite der Bundesnetzagentur unter www.bundesnetzagentur.de/ eeg-a zu finden.
Saisonverlängerung geplant Die Kunsteisbahn in Lindenberg hat pro Saison 18.000 Besucher. Sowohl Touristen als auch der Schul- und Breitensport nutzen sie, und somit ist sie eine wichtige Einrichtung für die Region. Damit das so bleibt, soll das Haupteisfeld energetisch ver-
bessert und um eine Eisstockbahn erweitert werden. Aus Sicht von LEADER steht neben dem Erhalt eines sogenannten daseins- und gesundheitsvorsorgenden Angebotes auch die Saisonverlängerung im Vordergrund des mit Fördergeldern
bezuschussten Vorhabens. Denn nach der Erneuerung kann die Anlage ganzjährig für Inlinehockey und Inlinekurse, und die neue Bahn zudem für den Stocksport genutzt werden. Weitere Sommernutzungen sind ebenfalls in Planung. (cs)
KWK-Anlagen trotzen der neuen EnEV Seit dem 1. Januar ist die nächste Stufe der Energieeinsparverordnung (EnEV) in Kraft getreten, die unter anderem einen um 25 Prozent reduzierten Primärenergiebedarf für Heizung, Warmwasser, Kühlung und Lüftung vorsieht. Trotz dieser höheren energetischen Standards ist der Einsatz von Erd-
gas in neuen Gebäuden weiterhin möglich, denn hocheffiziente motorische Kraft-Wärme-KoppelungsAnlagen (KWK) halten die neuen EnEV-Vorgaben ein und können gerade bei Eigennutzung des Stroms besonders wirtschaftlich betrieben werden. Auch erdgasbetriebene Mikro-KWK-Anlagen halten
die neuen Vorgaben ein. Besonders günstige Primärenergiefaktoren werden durch Kombinationen aus erneuerbaren Energien und KraftWärme-Koppelung erziehlt, wie dies etwa bei einer Nah-/Fernwärme-Versorgung einer motorischen KWK-Anlage mit dem Brennstoff Bio-Erdgas der Fall wäre. Anzeige
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Meldungen Neuer Umgang mit alten Häusern Kurzinfo Von Florian Aicher/Herman Kaufmann, 200 Seiten, Hardcover, Preis 49,99 Euro, ISBN 978-3-421-04002-2, Deutsche Verlags-Anstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Das Buch »Belebte Substanz. Umgebaute Bauernhäuser im Bregenzerwald« von den Architekten Florian Aicher und Hermann Kaufmann ist ein Plädoyer für den Erhalt von alter Bausubstanz. Statt die Häuser abzureißen, ist es in ihren Augen sinnvoller, die Gegebenheiten der Architektur zu nutzen und sie so umzubauen, dass sie den neuen Bedürfnissen entsprechen. Genau das fanden sie im Bregenzerwald. Die Bauweise dort ist interna-
tional bekannt, denn sie verbindet die traditionelle Handwerkskunst mit zeitgemäßer Architektur. Wichtiger Bestandteil des Bauens im Bregenzerwald ist die Umnutzung alter Bauernhäuser zu Wohnhäusern. In dem Band werden insgesamt 17 realisierte Umbauten vorgestellt. Weiterhin befindet sich in dem Buch ein Kapitel, das auf die Besonderheiten der energetischthermischen Sanierung von alten Holzgebäuden eingeht. Den Ab-
schluss bildet ein illustriertes Glossar, das sowohl auf die Besonderheiten im Bregenzerwald als auch auf aktuelle Fachbegriffe des Baugeschehens eingeht. (cs)
Alternative Energien: größter Anteil am Strommix Laut Bundesverband der Energieund Wasserwirtschaft erzeugten im letzten Jahr die regenerativen Anlagen 30 Prozent des Stroms. Der weitere Anlagenzubau und die günstigen Witterungsverhältnisse ha-
ben den Erneuerbaren diesen Rekordwert beschert. Besonders viel »eingebracht« haben die Windenergieanlagen an Land mit 12,0 Prozent. Hinzu kommen 1,3 Prozent durch Offshore-Windenergie-
anlagen. Photovoltaikanlagen liegen aktuell bei 5,9 Prozent (5,7). Biomasse erzielte 6,8 Prozent (6,9) am Strommix, und die Stromerzeugung aus Wasserkraft belief sich auf 3,0 Prozent. (cs)
Wirtschaftsforum ins Leben gerufen
Foto: Landratsamt Ostallgäu
Die Landrätin des Ostallgäus, Rita Zinnecker, eröffnete Ende letzten Jahres das erste Treffen des neuen Wirtschaftsforums Ostallgäu. Ziel ist es, das Gremium als ehrenamt-
Das neu ins Leben gerufene Ostallgäuer Wirtschaftsforum traf sich zum ersten Mal
lichen Beirat für die wirtschaftspolitischen Themen der Region zu etablieren. Gemeinsam sollen Handlungsvorschläge für Politik und Verwaltung erarbeitet sowie konkrete Projekte und Maßnahmen abgeleitet werden. Es sei wichtig, sich insbesondere den regionalen Herausforderungen zu widmen. Als Leitspruch wurde daher »Für die Region denken. Am Machbaren orientieren« ausgerufen. (cs)
Start frei für den Bayerischen Energiepreis
Kurzinfo Weitere Informationen unter: www.bayerischerenergiepreis.de/
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In diesem Jahr wird wieder der Bayerische Energiepreis vergeben, und Bayerns Energieministerin Ilse Aigner gab den Startschuss: »Neue Energietechnologien und kreative Wege einer nachhaltigen Energienutzung sind grundlegend für den
Umbau unserer Energieversorgung. Sie schaffen vielfältige Chancen für unser Land. Mit dem Bayerischen Energiepreis prämieren wir diese Ideen.« Insgesamt werden Preisgelder in Höhe von 31.000 Euro vergeben, davon allein 15.000
Euro für den Hauptpreisträger. Der Energiepreis, der alle zwei Jahre vergeben wird, besteht aus dem Hauptpreis (kategorieübergreifend) und jeweils einem Preis in den acht Kategorien. Bewerbungsschluss ist der 18. März 2016.
Die bigBOX Allgäu betreibt »Upcycling« und liegt damit voll im Trend. Die ausgedienten Großbanner von Veranstaltungen werden
Kurzinfo Verkaufsstelle – ticketBOX (direkt bei der bigBOX Allgäu) Kotterner Straße 64 87435 Kempten
nun in Kooperation mit Allgäuer Werkstätten zu neuen Umhängetaschen verarbeitet. So werden die aus hochwertigem Material bestehenden Banner wiederverwertet: was gut ist für die Umwelt und den Käufer – jeder bekommt eine individuelle Tasche. In jeder findet sich ein Hinweis, aus welchem Banner sie gefertigt wurde. Für knapp zehn Euro können die einzigartigen Stücke in der Verkaufs-
Foto: bigBOX Kempten
Neue Taschen aus alten Bannern
In Allgäuer Werkstätten werden aus alten Großbannern neue Taschen gefertigt
stelle der bigBOX erworben werden. (cs)
eza!-Beratungsangebot Mit dem Beratungsangebot »Wohngesundheit und Nachhaltig Bauen« bietet eza! Bauherren Unterstützung an, um das eigene Heim zu einem gesunden Wohnund Rückzugsort zu gestalten. Fachleute der eza! erklären, auf was bei der Auswahl der Baustoffe
geachtet werden sollte und wie Bau- oder Sanierungsvorhaben nachhaltig umgesetzt werden können. Es geht auch um das Thema Behaglichkeit sowohl im Neubau als auch bei der Sanierung von Gebäuden. Durch gute Wärmedämmung oder die Verwendung
feuchteregulierender Baustoffe können Bauherren und Planer aktiv für ein gesundes Raumklima sorgen. eza! bietet die Beratung »Wohngesundheit und Nachhaltig Bauen« jeden dritten Mittwoch im Monat von 14 bis 18 Uhr nach vorheriger Anmeldung an. (cs)
Kurzinfo Anmeldung unter: eza!-Haus Burgstraße 26 87435 Kempten Tel.: 0831/9602860 E-Mail: info@eza-allgaeu.de
Den Anfang ihres zehnjährigen Jubiläumsjahres 2016 beging die Energy Consulting Allgäu (kurz: ECA) am Mittwoch, den 20.01., zusammen mit langjährigen Kunden und Partnern im Rahmen eines Neujahrsempfangs mit Vernissage in ihren Räumlichkeiten in Kempten. Die beiden Künstlerinnen Kristin Kaeser und Ursula Rager-Greil hatten verschiedene ihrer Werke in den Büroräumen der ECA ausgestellt. Gesellschafter Dr. Jürgen Kaeser nannte die Ausstellung »eine gelungene Kombination von technischem und sinnlichem Vermögen.« Zunächst jedoch begrüßte Geschäftsführer Matthias Voigtmann die Gäste. In seiner Ansprache ließ Voigtmann die Geschichte der ECA seit ihrer Gründung 2006 Revue passieren und nannte wichtige Meilensteine der Entwicklung der Firma wie den Beginn der Förderung
von Effizienzberatungen im Rahmen der KMU-Initial- und Detailberatungen im Jahr 2008, die Betreuung eines großen Unternehmensnetzwerks im Rahmen eines LEEN-Projekts 2010 oder seine bereits 2011 abgeschlossene Ausbildung zum Energieeffizienzauditor nach DIN EN 16001 (heute ersetzt durch DIN EN ISO 50001). Der Geschäftsführer stellte dabei die Komponenten des Erfolgs der ECA in den vergangenen Jahren heraus, der für ihn einerseits auf der strikten betriebswirtschaftlichen Denkweise dem Kunden gegenüber, andererseits auf dem »visionären Geist« des Unternehmens, das in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle übernahm, beruht. So denkt die ECA längst über die reine Energieeffizienz hinaus und nimmt bereits seit einigen Jahren in ihren Projekten immer stärker Material- und Ressourceneffizienz in den Fokus.
Damit sowie durch die seit 2015 begonnene Weiterbildung von Mitarbeitern zu Nachhaltigkeitsmanagern sieht Voigtmann das Unternehmen auch in Zukunft auf einem guten Weg in Richtung Nachhaltigkeit. Der informellere Teil der Ausstellung wurde musikalisch umrahmt von einer afrikanischen Trommelgruppe, während den interessierten Gästen in Führungen der Künstlerinnen Details zu einzelnen Werken vermittelt wurden. Insgesamt dürfte die ECA so mit einem rundum gelungenen Abend ins Jubiläumsjahr gestartet sein.
Fotos: Energy Consulting Allgäu
Neujahrsempfang in den Büroräumen der ECA
Geschäftsführer Andreas Kopczewski und Matthias Voigtmann Ausgestellte Werke im Konferrenzraum von Energy Consulting
Meldungen Alpenkonvention – Internationale Konferenz Kurzinfo Internationale Konferenz 8. Juni ab 10 Uhr Im Hotel Allgäu Stern, Alpenstadt Sonthofen
Derzeit hat die Bundesrepublik gemeinsam mit dem Freistaat Bayern den Vorsitz der Alpenkonvention inne. In diesem internationalen Abkommen geht es vor allem um den Schutz und eine nachhaltige Entwicklung des Alpenraumes. Deutschland widmet sich besonders der Politik des »Grünen Wirtschaf-
tens im Alpenraum«, auch unter dem Blickwinkel des Tourismus. Um Fragen der praktischen Umsetzung zu diskutieren, findet im Juni in Sonthofen eine internationale Konferenz statt zum Thema: Nachhaltiger Tourismus in den Alpen: Eine Herausforderung (ohne Alternative). Die Konferenz richtet sich
an Menschen, die im Tourismus tätig oder an touristischen Themen interessiert sind, sowie an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aller politischen Ebenen, die vor der Herausforderung stehen, den Tourismus in den Alpen nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten. (cs)
Landratsamt druckt grün
Foto: Landratsamt Unterallgäu
Das Unterallgäuer Landratsamt hat mit der Verwendung von speziellen Tonern für Drucker und Kopierer innerhalb eines Jahres 2,67 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Dafür bekam Landrat Hans-Joachim Weirather nun eine Urkunde von Adolf Adolf Schneider (2.v.l.) von Kyocera überreicht die Urkunde an Landrat Hans-Joachim Weirather
Schneider von der Firma Kyocera. Bei der Übergabe waren auch die Klimaschutzmanagerin Andrea Ruprecht und Eugen Lehner von der EDV anwesend. Schneider betonte: Wer Kyocera-Toner verwende, leiste einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Mit jeder gedruckten Seite kompensiere der Kunde ein Gramm CO2. Denn Kyocera gleiche die Emissionen an anderer Stelle aus.
Ehrenamtlicher für Klimaschutz gesucht
Kurzinfo
Klimaschutzbeauftragte Andrea Ruprecht sucht einen ehrenamtlichen Mitarbeiter, der jungen Leuten den Klimaschutz näher bringt
Foto: Landratsamt Unterallgäu
Mehr Infos gibt Andrea Ruprecht unter Telefon 08261/995164 oder per E-Mail klimaschutz@lra. unterallgaeu.de oder unter www.unterallgaeu.de/ klimaschutz
Im Landkreis Unterallgäu sollen verstärkt die Vorstellungen und Ideen der jungen Generation über eine lebenswerte Umweltgestaltung in die Klimaschutzarbeit einbezogen werden. Deshalb sucht die Fachstelle für Klimaschutz einen Ehrenamtlichen zur Unterstützung der Bildungsarbeit. Die Person soll Lehrkräfte und Schüler für den Klimaschutz sensibilisieren, zu Projekten und Maßnahmen motivieren und bei der Durchführung unter-
stützen und beraten. Außerdem soll der/die Gesuchte Kompetenzen vermitteln, um Möglichkeiten zum Energiesparen zu erkennen und zu aktivieren. Wichtig ist, dass die Person pädagogische Kenntnisse und Interesse an Themen, wie Klimaschutz, Klimawandel und Energie hat. Bei Bedarf ist die Teilnahme an Weiterbildungen möglich. Zudem zahlt der Landkreis Unterallgäu eine Aufwandsentschädigung. (cs)
»Die EnergieChecker« Die Dritt- und Viertklässler in Kempten kommen bald in den Genuss eines speziell für die Grundschulen der kreisfreien Stadt entwickelten Programmes – »Die EnergieChecker«. Dabei wird in 44
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drei Modulen (»Stromerzeugung und Energiesparen«, »Klimaschutz und Energienutzung« sowie »Der ökologische Fußabdruck«) spielerisch viel Wissenswertes rund um Umwelt-, Klimaschutz- und Ener-
giethemen vermittelt. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zu sensibilisieren und zu klimaschonendem Handeln anzuregen. Die Teilnahme der Grundschulen an dem Projekt ist kostenlos. (cs)
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Positive Strombilanz Im Landkreis Unterallgäu ist der Stromverbrauch in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken, gleichzeitig stieg der Anteil an erneuerbaren Energien – das ist das erfreuliche Ergebnis der Strombilanz im Jahr 2014. Die Berechnung wurde im Rahmen des Kreis-
Klimaschutzes angestellt, und demnach hat der Landkreis das im Klimaschutzkonzept formulierte Ziel, den Strombedarf bis 2021 zu 50 Prozent aus regenerativen Energien zu decken, mit 53 Prozent bereits 2012 übertroffen. 2014 erhöhte sich der Anteil auf 59 Prozent. (cs)
»Sanieren mit GRIPS« Bereits zum fünften Mal fördert die Stadt Kempten die energetische Altbau-Sanierung in der Kampagne »Sanieren mit GRIPS«. Die Aktion richtet sich an alle Eigentümerinnen und Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern (Baujahr vor 1995) in Kempten. Kern der Aktion sind 80 kostenlose, unabhängige und unverbindliche »Heizungs-Visiten«, die bei interessierten Bürgerinnen und Bürgern direkt in ihren Eigenheimen von erfahrenen Energieberatern durchgeführt werden. Interessierte können sich für »Sanieren mit GRIPS« anmelden. Informationsflyer liegen im Rathaus der Stadt
Kempten, im eza!-Haus in der Burgstraße, beim AÜW und in den Filialen der Sparkasse Allgäu aus. Anmeldungen sind möglich beim Klimaschutzmanager der Stadt Kempten, Thomas Weiß, entweder telefonisch, per E-Mail oder auf dem Postweg.
Kurzinfo Kontaktdaten für die Anmeldung zu »Sanieren mit GRIPS«: Stadt Kempten, Klimaschutzmanagement, Thomas Weiß, Kronenstraße 8, 87435 Kempten, Telefon 0831/2525-8123, E-Mail: klimaschutz@kempten.de
Die 4. Revolution im Filmtheater
Foto: Stadt Kempten
Der Klimaschutz-Manager der Stadt Kempten, Thomas Weiß, präsentiert am 17. März im Filmtheater Colosseum in Kempten den Dokumentarfilm »Die 4. Revolution – Energy Autonomy« von Carl-A. Fechner.
Der Film steht für eine mitreißende Vision – eine Welt-Gemeinschaft, deren Energieversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gespeist ist – für jeden erreichbar, bezahlbar und sauber. Wie das geht, zeigt Fechners Film anhand beispielhafter Projekte und ihrer Vorkämpfer in zehn Ländern. In vierjähriger Produktionszeit begleiteten Carl-A. Fechner und sein Team engagierte Prominente, sprachen mit Top-Managern, afrikanischen Müttern, Bankern und ambitionierten Aktivisten auf der ganzen Welt. (cs) Thomas Weiß präsentiert den beachtenswerten Film
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Lichtgestaltung Advertorial
LED aus Leidenschaft… …produziert im Allgäu fürs Allgäu Haben Sie gewusst, dass in Pfronten nicht nur Kühe auf der grünen Wiese stehen, sondern auch modernste LED-Leuchten entstehen? Die Entwicklung der Leuchten bzw. die Lichtplanung für die unterschiedlichsten Bereiche und Bauvorhaben findet in der Zentrale der AS LED Lighting GmbH im oberbayerischen Penzberg statt, die Produktion der LED-Platinen, Leuchtenbestückung und -montage jedoch erfolgt bei BDT, einem wichtigen und bewährten Produktionspartner im Allgäu.
schen, Tiere, Pflanzen und Lebensmittel. Die Köpfe der AS LED Lighting betreiben ihr LED-Geschäft mit Leidenschaft: Wir wollen Leuchten mit höchster Lichtqualität und Lebensdauer herstellen, deshalb bestimmen wir alle Komponenten selbst – und fertigen im unmittelbaren Umfeld. Ein nachhaltiges und sehr erfolgreiches Prinzip, mit dem AS LED Lighting in Deutschland schon viele zufriedene Kunden gefunden und natürlich auch im Allgäu vielerorts zur Verbesserung der Licht-, Arbeits- und Lebensqualität beitragen hat.
Weinhaus Hosp, Marktoberdorf Das als Abholmarkt konzipierte Ladengeschäft sollte ein helleres und einladendes Ambiente erhalten, ebenso wichtig war der Faktor Energieeinsparung. AS LED Lighting wurde als kompetenter Partner fürs Licht empfohlen und hat das Bauvorhaben komplett begleitet, auch bei der Stellung des Förderantrages mitgewirkt.
aut Bericht des »Zentralverbandes der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V« (ZVEI) wird heute im professionellen Bereich bereits jeder zweite Euro für zukunftsweisende LED-Beleuchtung ausgegeben. Energieeinsparpotenziale von weit über 50 Prozent, verbunden mit der langen Lebensdauer von LED-Leuchten, bringen erhebliche Kosteneinsparungen bei Betrieb und Wartung. Die daraus resultierenden kurzen Amortisationszeiten erleichtern den Wechsel zu dieser umweltfreundlichen Beleuchtungstechnologie. Das liegt aber nicht nur an der enormen Stromersparnis, die erzielt werden kann, betont Stefan Kirner, Gründer und Geschäftsführer der AS LED Lighting. Das Licht ist aufgrund des Farbspektrums weitaus angenehmer, weil flacker- und blendfrei. Darüber hinaus enthalten die Leuchten keine Giftstoffe und sind bis zu 100 Prozent recycelbar. Alle unsere Leuchten sind auch photobiologisch zertifiziert und, so Kirner, emissionsfrei und schonend für Men-
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Schwimmhalle Kaufbeuren Bei der Vergabe für ein neues Beleuchtungssystem in den Umkleiden hat AS LED den Zuschlag erhalten, weil es sowohl mit der Qualität und Langlebigkeit seiner Produkte als auch mit seinem Preis überzeugen konnte. Alle haben sich über das deutlich bessere Licht gefreut, das mit angenehmer Helligkeit auch ein gutes Raumklima mit sich bringt.
Gutes Licht in Büros ist entscheidend für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Normgerechte Beleuchtung und blendfreies Arbeiten sind dabei die Grundvoraussetzungen. In Großraumbüros ist die Flexibilität wichtig und stellt zusätzlich Anforderungen an die Lichtplanung. Die optimale Beleuchtung der Schreibtische ist hierbei wichtig, insbesondere in einer Druckerei, wo es um die genaue Beurteilung von Farben geht. Durch den Einsatz von Anwesenheits- und Helligkeitssensoren kann zusätzlich Energie eingespart und das Beleuchtungsniveau konstant gehalten werden. Der Neubau des Firmengebäudes der Firma Esta Druck GmbH wurde auch beim Licht unter dem Gesichtspunkt »Nachhaltigkeit« geplant. In den Büros und in der Druckhalle sorgen LED-Leuchten für Lichtgewinn, damit alle Ecken perfekt ausgeleuchtet sind, um die Druckergebnisse gut zu beurteilen zu können, auch nachts in der Spätschicht.
Industriehalle bei Mitschke Kunststofftechnik, Eggenthal Die Größe und Höhe der Halle erfordert effiziente Leuchten mit einer sehr hohen Lichtleistung. Da die Hallenbeleuchtung durch eine 24/7-Produktion pausenlos in Betrieb ist, spielt hier Energieeinsparung die höchste Rolle. Aber auch die Wartungsfreiheit, sprich Langlebigkeit der Leuchten, da jede Unterbrechung der Produktion mit Verlusten verbunden ist. AS LED hat uns für diese höchsten Anforderungen die überzeugende Lösung gebracht.
Glückliche Kühe im Stall und nicht nur auf der Wiese In landwirtschaftlichen Betrieben müssen Leuchten nicht nur langlebig und robust sein. Die Lichtqualität hat entscheidenden Einfluss auf Mensch und Tier. Kühe sind beispielsweise sehr empfindlich gegenüber
Blendung, da das Rinderauge achtmal langsamer adaptiert als das menschliche. Deshalb ist hier eine gleichmäßige und blendfreie Beleuchtung unabdingbar. Im Bereich der Lagerung von Feldfrüchten schützt LED-Beleuchtung dank des geringen UV-Anteils vor vorzeitiger Reifung bzw. Alterung.
Fotos: AS LED Lighting GmbH
Bürobeleuchtung – effizient – langlebig
Viele Lichtblicke für Schulen durch LED Sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung und Modernisierung von Schulen wird heute großer Wert auf Energieeffizienz gelegt. Die Qualitäten von LED-Beleuchtungen erfüllen voll die Ansprüche der Betreiber. Die Arbeitsplätze und Flure sind optimal ausgeleuchtet. 360°-Bewegungs- und Präsenzmelder erlauben einen energie- und kostenminimierenden Automatikbetrieb der Beleuchtung, Lichtsensoren zudem eine tageslichtabhängige Steuerung der Helligkeit. Dadurch ist in den Klassenzimmern endlich ein uneingeschränkter Unterricht mit Beamer möglich. Die Lichtsteuerung in den Fluren spart nicht nur Energiekosten, sondern auch Arbeitszeiten des Hausmeisters – der nicht mehr von Hand dimmen bzw. ein- und ausschalten muss – und deshalb Zeit für sinnvollere Tätigkeiten hat. Vor allem schont die hohe LED-Lichtqualität die Augen der Schüler und Lehrer und kann sich insgesamt positiv auf das Leistungsvermögen auswirken. Besseres Licht im Chemiesaal sollte es auch schaffen, dass den Schülern ebensolches schneller aufgeht und sogar dieser Unterricht künftig viel mehr Spaß macht. Die AS LED Lighting kann mittlerweile auf sieben erfolgreiche Jahre in der LED-Beleuchtung zurückblicken. Mit unserem Konzept auf eigens entwickelte und produzierte LED-Module mit ausgereiftem Thermomanagement zu setzen, hat sich gelohnt: Bis heute sind bei unseren Kunden noch keine LEDs ausgefallen. Mit Lebensdauern von L80 > B 100.000 Betriebsstunden z.B. bei Industriehallenstrahlern ist AS LED Lighting marktführend. Unsere Kunden würden uns gern öfter sehen, schmunzelt Stefan Kirner, aber unsere Leuchten lassen das leider nicht zu.
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Glosse
Wohnen wie alle anderen Individualität, wie man sie in Dubai versteht
Fotos: Ben Bläss
Der Preußen-König Friedrich II. war der Meinung, dass jeder nach seiner Facon glücklich werden sollte. Vergleicht man die Bestrebungen der Menschen in unseren Breiten mit denen in Dubai, dann erkennt man schnell, wie unterschiedlich das hie und da gerade beim Thema Wohnen aufgefasst wird. Eine Glosse von Peter Elgaß.
m Allgäu versuchen wir, jahrhundertealte Bausubstanz zu erhalten, mit Liebe und Sachverstand individuell wieder herzurichten, wo immer das möglich ist. Dass das manchmal Probleme bereitet, ist verständlich. Mancher Besitzer einer solch »traditionsreichen Immobilie« wünschte sich, wir hätten keine so geschichtsträchtige Vergangenheit und die daraus resultierenden Gebäude. Im Emirat Dubai braucht man auf Baugeschichte keine Rücksicht zu nehmen. Böse Zungen behaupten, dass diese Geschichte aus nichts als Sand und Wüste bestanden hat. Dann kam das Öl, und alles änderte sich innerhalb weniger Jahrzehnte. Der Wüstenstaat kann sich fast alles leisten, was man mit Geld kaufen kann. Betrachtet man aber die Bilder auf dieser Seite, dann beschleichen einen doch erhebliche Zweifel, ob Geld auch für Baukultur und Individualität sorgen kann. Mit Sicherheit sind die Häuser und Wohnungen zehnmal teurer als unsere windschiefen denkmalgeschützten Hütten nach einer fachgerechten Sanierung.
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Und über die Energiebilanz braucht man sich in Dubai auch kaum Gedanken zu machen, bei jährlichen Durchschnittstemperaturen zwischen 21 und 33 Grad Celsius. Da braucht man allerhöchstens mal eine Klimaanlage zur Kühlung. Aber jetzt mal ehrlich: Wie lange würden Sie es in 15. Haus von links in einer Reihe von 70 gleichen Immobilien aushalten? Ganz egal, wie teuer, wie vornehm und wie luxuriös dieses Haus ist? Gewinnt beim Anblick dieser Dubaier Siedlungsstruktur auf extra aufgeschütteten Inseln im Meer nicht das alte Allgäuer Bauernhaus wieder immens an Charme? Ist es nicht reizvoller, jeden Quadratzentimeter eines denkmalgeschützten Gebäudes bei der Restaurierung in- und auswendig kennenzulernen und sich hinterher über die geleistete Arbeit zu freuen? Ich jedenfalls würde mich in einem Reihenhaus in Dubai, das mir vom Herrscher fix und fertig zur Verfügung gestellt wird, fühlen wie in einer Schublade. Wie geht es Ihnen beim Betrachten der Bilder?
Energie und Klima
Von Paris nach Isny Hochkaräter beim Energiegipfel Der neunte Energiegipfel in Isny findet am 19. und 20. März im Kurhaus am Park statt. Als Redner für den Hauptvortrag wurde Club-of-Rome-Mitglied Prof. Dr. Franz Josef Radermacher aus Ulm gewonnen. Beim Gipfel 2016 wird sicher auch heiß diskutiert, wenn in der Podiumsdiskussion das Thema »Windkraft in Baden-Württemberg« aufs Tapet kommt.
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Globalisierungsexperte spricht Den Hauptvortrag bei der Abendveranstaltung am Samstag, 19. März, hält um 19.30 Uhr – nach der Begrüßung und der anschließenden Verleihung des Energiesparpreises – Dr. Franz Josef Radermacher, Globalisierungsexperte und Professor an der Universität Ulm. Der Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler ist unter anderem Mitglied des Club of Rome und des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW). Radermacher sieht den Klimawandel als die größte Herausforderung der Menschheit. Ein Hauptgrund für die Klimaentwicklung sei die Nutzung von fossilen Brennstoffen in den vergangenen 200 Jahren, wobei schlagartig CO2 freigesetzt werde, das in über 200 Millionen Jahren von der Natur gebunden wurde. Es darf damit gerechnet werden, dass sein Vortrag zur Energiewende in Deutschland einiges an Diskussionsstoff liefern wird.
Viel Wind um den Wind Noch etwas höher werden die Wellen vermutlich anschließend schlagen, wenn ab 20.15 Uhr die Podiumsdiskussion »Windkraft in Baden-Württemberg« mit verschiedenen Fachleuten läuft. Hierzu wird unter anderen Experten, Wilfried Franke vom Regionalen Planungsverband Oberschwaben Bodensee erwartet. Aufmerksame Zuhörer verfolgten die Referate beim letztjährigen Energiegipfel in Isny
Klima und Energie lokal gesehen Innovatives ist am Samstagnachmittag in der Themenreihe Speicher/Netze/E-Mobilität ab 13 Uhr im Kurhaus zu erwarten. Gegen 15.30 Uhr werden Professor Klaus Pfeilsticker und Bürgermeister Rainer Magenreuter das Update des Isnyer Klima- und Energiekonzeptes vorstellen. Das ist von Anfang an ein fester Punkt jedes Energiegipfels. Ab 16 Uhr diskutieren Gemeinderäte über die Energiewende in Isny und die Konsequenzen des Klimagipfels in Paris für die Kommunalpolitik, heruntergebrochen auf anstehende Aufgaben der Stadt wie Schulsanierung und Marktplatz-Gestaltung. Elektro-Mobilität auf zwei oder vier Rädern ist seit Jahren Thema des Energiegipfels. Wieder können Interessierte an beiden Tagen (jeweils ab 11 Uhr beim Kurhaus) entsprechende Fahrzeuge testen. Am Sonntag, 20. März, halten ab 11 Uhr Fachleute Referate zu den Themenblöcken »Moderne effiziente Haustechnik« und »Kosten sparen in Neubau und Sanierung«. Hier bekommen Hausbesitzer und solche, die es werden wollen, nützliche Informationen und neue Anregungen.
Fotos: Isny Marketing
er Energiegipfel ist zur festen Institution im März in Isny geworden. Damit beweisen das Regionale Energieforum Isny (REFI) und die Stadt Isny, dass Klimaschutz, Energieeinsparung und Erneuerbare Energien keine Eintagsfliegen sind, dass in den Anstrengungen auf dem Weg zur Freien Energiestadt nicht nachgelassen wird. Wer allgemeines fundiertes Fachwissen, Einschätzungen von Fachleuten, aber auch konkrete, praxisbezogene Informationen rund um das Thema Energie sucht, ist auf dem Energiegipfel in Isny richtig. Eröffnet wird er am Samstag, 19. März, um 11 Uhr im Kurhaus.
Dr. Franz Josef Radermacher (Mitglied im Club of Rome) ist der Hauptredner beim Energiegipfel in Isny
Zeitplan beim 9. Energiegipfel in Isny Samstag, 19. März 11 bis 17 Uhr Probefahren mit E-Rollern und E-Autos; 11 Uhr Begrüßung im Kurhaus am Park; ab 13 Uhr Vorträge zur Themenreihe Speicher/Netze/Elektromobilität; 15.30 Uhr Update des Isnyer Energiekonzepts/eea/Klimaschutzkonzept und Ergebnisse der CO²-Messstation; ab 16 Uhr Diskussion mit dem Gemeinderat zur Energiewende Isny (Ergebnisse des Klimagipfels Paris und seine Konsequenzen für die Kommunalpolitik); um 19 Uhr begrüßen Bürgermeister Rainer Magenreuter und REFI-Vorsitzender Manfred Behrning die Teilnehmer, um 19.15 Uhr wird der Sieger des Energiesparpreises 2015 prämiert; um19.30 hält Professor Radermacher seinen Vortrag zur Energiewende in Deutschland; ab 20.15 Uhr Podiumsdiskussion »Windkraft in Baden-Württemberg« mit Einbindung des Publikums. Sonntag, 20. März 11 bis 17 Uhr Probefahren mit E-Rollern und E-Autos; 11 Uhr Begrüßung; ab 11.15 Uhr Vorträge zur Themenreihe »Strom sparen, selbst erzeugen und im Haus speichern, moderne Haustechnik«; ab 14 Uhr Vorträge zur Themenreihe »Kosten sparen in Neubau und Sanierung«.
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Kluge Planung spart Bares Förderung wird noch attraktiver Damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen kann, muss insbesondere der Gebäude-Wärmeverbrauch deutlich gesenkt werden. Die Politik trägt dem mit strengeren Vorgaben sowie nochmals verbesserten Anreizen für das energetische Bauen und Sanieren Rechnung. Darüber freuen sich auch angehende Bauherren im Allgäu – und die örtlichen Handwerksbetriebe. eit 1. Januar gilt eine neue, verschärfte Fassung der Energieeinsparverordnung (EnEV). »Sie schreibt einen um 25 Prozent niedrigeren Primärenergieverbrauch für Neubauten vor«, erklärt Martin Sambale, Geschäftsführer vom Energieund Umweltzentrum Allgäu (eza!). Das hat auch Auswirkungen auf die Neubau-Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), so Sambale. So wird ab April 2016 als neuer Förderstandard das KfW-Effizienzhaus 40 Plus mit einem attraktiven Tilgungszuschuss angeboten. Damit wird die Errichtung von besonders energieeffizienten Wohngebäuden gefördert, bei denen ein wesentlicher Teil des Energiebedarfs auf der Basis erneuerbarer Energien am Ge-
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Info Weitere Informationen in der Internet-Förderdatenbank von eza! unter www.eza-foerderung.de .
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bäude erzeugt und gespeichert wird. Beim KfW-Effizienzhaus 55 wird zudem das Nachweisverfahren vereinfacht. Aus dem Neubau-Förderprogramm komplett gestrichen wird zum 31. März das KfW-Effizienzhaus 70, das in etwa dem dann gültigen gesetzlichen Mindeststandard bei Wohnungsneubauten entspricht und damit nicht mehr förderwürdig ist.
Fachplanung ist förderfähig Nachdem bereits 2015 der Förderhöchstbetrag bei energetischen Komplettsanierungen von 75.000 auf 100.000 Euro pro Wohneinheit erhöht worden war, wird zum 1. April 2016 der KfW-Förderhöchstbetrag für den Neubaubereich von 50.000 auf 100.000 Euro pro Wohn-
Foto: muellerschurr.architekten (1); Archiv allgäuALTERNATIV
Wer eine Solathermie-Anlage auf seinem Dach installieren lässt, kann mit Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle rechnen
einheit verdoppelt und die Zinsbindung von zehn auf 20 Jahre verlängert. Zudem gibt es ab April auch bei Neubauten für die energetische Fachplanung und Baubegleitung einen Zuschuss von maximal 4000 Euro, wie dies bei energetischen Sanierungen schon der Fall ist. Auch im Sanierungsbereich gibt es Neuerungen. Unter anderem führt die KfW zum 1. April Förderpakete im Bereich Heizung und Lüftung ein mit Tilgungszuschüssen von 12,5 Prozent (6250 Euro) bzw. Investitionszuschüssen von 15 Prozent (maximal 7500 Euro). Damit sollen zusätzliche Anreize für effiziente Kombinationslösungen geschaffen werden. Beim Lüftungspaket wird der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in Verbindung mit einer Sanierungsmaßnahme an der Gebäudehülle bezuschusst. Das Heizungspaket unterstützt die Umstellung auf besonders effiziente Öl- und Gasheizungen in Verbindung mit der Optimierung des gesamten Heizsystems. Wer sich beim Ersatz der alten Gas- und Ölheizung für den Wechsel zu erneuerbaren Energien (zum Beispiel Pellets, Wärmepumpe oder Solarthermieanlage) entscheidet, wird mit Zuschüssen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) belohnt. Die ohnehin schon attraktiven Bafa-Pauschalförderbeträge sind zum 1. Januar für Umsteiger um einen 20-prozentigen Zusatzbonus erhöht worden. Für einen Pelletskessel mit Pufferspeicher gibt es künftig mindestens 4800 Euro – den Zuschuss von 600 Euro für Op-
timierungsmaßnahmen rund um den Heizungsaustausch mit eingerechnet. Unverändert blieb zum Jahreswechsel die ebenfalls sehr attraktive Förderung durch das bayerische 10.000-Häuser-Programm, das in mehrere Bereiche aufgegliedert ist und mit der KfW- und Bafa-Förderung kombiniert werden kann. »Technikbonus« nennt sich jener Teil des 10.000-Häuser-Programms, der Zuschüsse von bis zu 9000 Euro für Solarthermieanlagen, besonders energieeffiziente Holzheizungen, Wärmepumpen oder Batteriespeicher in Aussicht stellt. Um in den Genuss des Technikbonus zu kommen, ist freilich eine hochenergieeffiziente Bauweise Voraussetzung: Im Neubau muss mindestens Effizienzhaus-55Standard, bei einer Sanierung mindestens Effizienzhaus-115-Niveau erreicht werden. Sind die Vorgaben erfüllt, winken beispielsweise für den Einbau eines Batteriespeichers mit Energiemanagementsystem, mit dem die Eigenverbrauchsquote des selbst erzeugten Solarstroms von 35 auf 60 bis 70 Prozent gesteigert werden kann, 6000 bis 8000 Euro.
Prämie gegen Ölschlucker Zusätzlich zum Technikbonus setzt das 10.000Häuser-Programm mit dem Energie-Effizienz-Bonus für eine besonders energieoptimierte Bauweise noch einen drauf. Angehende Eigenheimbesitzer, die beispielsweise erneuerbare Energien nutzen wollen und sich gleichzeitig für den Bau eines Passivhauses entschieden haben, erhalten den maximalen Energie-Effizienz-Bonus von 9000 Euro – plus Technikbonus. Aber auch für eine hochwertige energetische Sanierung gibt es aus dem 10.000-Häuser-Programm üppige Zuschüsse. Hauseigentümer, die ihr Gebäude vom einem Ölschlucker in ein hochenergieeffizientes Haus umwandeln lassen, das fürs Heizen nur noch drei statt der vielfach üblichen 25 Liter Heizöl pro Quadratmeter im Jahr braucht, erhalten vom Freistaat ebenfalls 9000 Euro. Das sind nicht nur gute Nachrichten für angehende Bauherren im Allgäu, meint Martin Sambale. Auch das lokale Handwerk werde angesichts voller Auftragsbücher von »den historisch attraktiven Förderbedingungen« stark profitieren, ist der der eza!-Geschäftsführer überzeugt.
Ab April 2016 wird der Standard KfW-Effizienzhaus 40 Plus eingeführt. Damit wird der Bau von besonders energieeffizienten Wohngebäuden gefördert, bei denen ein wesentlicher Teil des Energiebedarfs auf der Basis erneuerbarer Energien am Gebäude erzeugt und gespeichert wird
Umweltmanagement
Kaufbeuren ist wieder dabei Krankenhaus rüstet ständig nach Seit 15 Jahren hat das Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren (BKH ) ein betriebliches Umweltmanagement. Dass es vorbildlich ist, haben externe Gutachter seitdem regemäßig bestätigt. Vor kurzem erhielt die psychiatrische Fachklinik zum sechsten Mal die EMAS-Urkunde. EMAS ist ein freiwilliges Instrument der Europäischen Union, das Unternehmen und Organisationen jeder Größe und Branche dabei unterstützt, ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern.
anfred Schilder, Regionalgeschäftsführer Allgäu der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben, überreichte Wilhelm Egger, Regionalleiter Süd der Bezirkskliniken Schwaben, und der Umweltmanagementbeauftragten Daniela Praun (beide BKH Kaufbeuren) vor wenigen Tagen die Urkunde. Formal heißt das Verfahren, dem sich die Klinik gestellt hatte, »5. Revalidierung nach EG-Öko-Audit-Verordnung«. Dahinter stecken zahlreiche Maßnahmen, um den Bedarf an Wasser und Energie zu verringern sowie die täglich anfallende Müllmenge zu reduzieren. Es beinhaltet auch die Be-
mühungen der Gesundheitseinrichtung, dass ihre Mitarbeiter nicht krank werden und die Patienten ein möglichst gutes Umfeld vorfinden. Alles das ist nun zum 6. Mal seit September 2000 weitreichend überprüft und positiv bewertet worden. Damals war das BKH Kaufbeuren die erste psychiatrische Klinik in Bayern, die nach EMAS zertifiziert worden ist. In den Folgejahren wurde dort unter anderem eine Abfallfibel erstellt, das Restspeise-Aufkommen um 33 Prozent verringert, eine dezentrale Warmwasseraufbereitung eingerichtet und die Energieeffizienz durch den Ausbau der Gebäudeleittechnik gesteigert. Vor drei Jahren wurde die Klinik an die städtische Wasserversorgung angeschlossen, was die Umwelt schont, vor zwei Jahren das Biomasse-Blockheizkraftwerk, das für die Heizenergie sorgt, von Holzhackschnitzel auf Biogas umgestellt. Das Kraftwerk auf dem Klinikgelände hatte 2009 die alte Heizzentrale ersetzt. Dass das BKH Kaufbeuren nicht nur medizinisch,
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Manfred Schilder, Regionalgeschäftsführer Allgäu der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben (rechts), überreichte Wilhelm Egger, Regionalleiter Süd der Bezirkskliniken Schwaben, und der Umweltmanagementbeauftragten Daniela Praun (beide BKH Kaufbeuren) die EMAS-Urkunde für vorbildliches Umweltmanagement in der Klinik
EMAS steht für »Environmental Management and Audit Scheme« (Verfahren für ein Umweltmanagement und eine Umweltbetriebsprüfung). Es ist das System zum Öko-Audit der EU. EMAS ist im Wesentlichen dadurch gekennzeichnet, dass Organisationen auf freiwilliger Basis den Umweltschutz professionell organisieren, d.h. ein Umweltmanagementsystem aufbauen, das die Umweltauswirkungen ihrer Tätigkeiten, Produkte oder Dienstleistungen zu optimieren hilft, Evaluation als Mittel zur Weiterentwicklung nutzen, d.h. die Leistungen dieses Umweltmanagementsystems regelmäßig, systematisch und objektiv bewerten, transparent und dialogorientiert arbeiten, d.h. die Öffentlichkeit und alle Interessenten über
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ihre Umweltleistungen informieren, Partizipation fördern, d.h. die Arbeitnehmer aktiv einbeziehen und sie dazu insbesondere auch qualifizieren. Organisationen, die diese Anforderungen gemäß den Vorgaben der EMAS (II) Verordnung umsetzen, können nach externer Begutachtung ein Prüfsiegel erwerben und dürfen mit diesem für ihre Umweltleistungen werben. Die insgesamt sehr umfangreiche EMAS (II) Verordnung beschreibt im Detail die Anforderungen an das Umweltmanagementsystem, an die externen Gutachter sowie an die Validierung. Sie regelt zudem, wie die teilnehmenden Organisationen das Prüfsiegel verwenden dürfen und welche zuständigen Stellen die Staaten einrichten sollen.
Ein freundlicher Anblick: der Haupteingang des BKH Kaufbeuren mit Blumenbeet.
Fotos: BKH
Umweltmanagement EMAS – was ist das?
Blick von der neuen Forensischen Klinik auf den Komplex »Wohnen und Fördern« (vorne), die Küche mit Parkplatz (dahinter) und das Blockheizkraftwerk
sondern auch im Bereich des Umweltschutzes einen Spitzenplatz einnimmt, hat auch die Bayerische Staatsregierung festgestellt. Ende 2013 zeichneten Gesundheitsministerin Melanie Huml und der damalige Umweltminister Dr. Marcel Huber die Klinik zusammen mit dem BKH Günzburg als »Green Hospital Bayern« aus. »Wir sind die einzigen Kliniken in Schwaben und
die einzigen Bezirkskrankenhäuser in Bayern, die ausgewählt wurden«, stellte Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, damals erfreut fest. An den täglichen Anstrengungen, die die Verantwortlichen gemeinsam mit den Mitarbeitern zum Klimaschutz unternehmen, hat sich nichts verändert.
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Aktion
Auch auf den Dächern der kommunalen Liegenschaften in Buchenberg tut sich was in Sachen Klimaschutz: Toni Barth und Alfons Renn von Rennergy Systems AG bei der offiziellen Inbetriebnahme der PV-Anlage auf dem Dach des Gasthofes Kreuz im Buchenberger Ortsteil Kreuzthal im Sommer 2015. Seither wandeln dort 52 Photovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von 14,82 kW-Peak Sonnenlicht in Strom um
Solardach für Stromsparkönig Wettbewerb läuft auf vollen Touren Im Oberallgäu läuft seit 2015 ein landkreisweiter Stromsparwettbewerb – vielerorts flankiert von lokalen Aktionen und gemeindeeigenen Wertungen. In Buchenberg winken den örtlichen Siegern besonders attraktive Preise, aber auch andere Gemeinden haben sich etwas einfallen lassen.
nergiesparen geht jeden etwas an. Um die Bevölkerung für einen bewussteren Umgang mit dem kostbaren Gut aus der Steckdose zu sensibilisieren, hat der Landkreis Oberallgäu 2015 den
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Landrat Anton Klotz: »Bürgermeister Toni Barth und sein Team setzen unsere Aktion mustergültig um und haben selbst noch Ideen draufgepackt!« 54
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Stromsparwettbewerb gestartet. Damit sollen insbesondere Bürger erreicht werden, denen das Thema Energieeffizienz bislang eher fremd war. Denn Sieger ist nicht jener Haushalt mit der niedrigsten Verbrauchszahl, sondern wer – verglichen mit dem Vorjahrszeitraum – prozentual die größten Stromeinsparungen vorweisen kann. Ausschlaggebend für die Wertung sind die Stromrechnung für den Abrechnungszeitraum 2014/2015 und die Schlussrechnung für 2015/2016. Nach Erhalt der Stromrechnung im Jahr 2016 haben die Teilnehmer zwei Monate Zeit, ihre Abrechnungskopien samt Teilnahmeformular einzureichen. Für die Sieger auf Landkreisebene gibt es Geldpreise zu gewinnen: 500 Euro für Platz eins, 200 Euro
Fotos: eza!, Gemeinde Buchenberg
für den Zweitplatzierten und 100 Euro für Rang drei. Zudem werden unter allen Teilnehmern attraktive Sachpreise und Gutscheine verlost, darunter ein Gratis-Jahresstromvertrag mit dem örtlichen Stromversorger. Darüber hinaus gibt es in mehrere Kommunen eigene Wertungen und Aktionen. »Und das ist auch so gewollt, die Teilnehmer werden dann auf Gemeindeebene und auf Landkreisebene gewertet«, betont Landrat Anton Klotz und nennt Buchenberg als positives Beispiel. Die Verantwortlichen dort versuchen unter anderem, mit besonders wertvollen Preisen die Bürger zum Mitmachen zu animieren. Eine komplette Photovoltaikanlage (Platz eins) und ein Jahr kostenlosen Strom (Platz zwei) – gestiftet zwei ortsansässigen Firmen sowie der Gemeinde – gibt es für die lokalen Stromsparkönige. Man habe einen direkten Bezug zum Thema Stromsparen im Ort schaffen wollen, erklärt Buchenbergs Bürgermeister Toni Barth. »Das ist uns durch Kooperationen mit Buchenberger Firmen und der Auslobung attraktiver Preise letztendlich auch gelungen.« Zudem hat man in Buchenberg die Vereine in die Aktion mit eingebunden. »Die Vereine sind wichtige Multiplikatoren«, stellt Yvonne Heckl fest, die im Vorzimmer von Bürgermeister Toni Barth arbeitet und zu den treibenden Kräften in Sachen Stromsparwettbewerb zählt. Derjenige Buchenberger Verein, der – gemessen an seiner Mitgliederzahl – die meisten Teilnehmer am Stromsparwettbewerb vorweisen kann, bekommt als Belohnung eine Brauereiführung samt Bierprobe spendiert. Und es wird zudem versucht, die jüngsten Bürger für das Thema zu sensibilisieren – zum Beispiel mit einem großen Kinder-Stromsparrätsel im Gemeindeblatt. Im nächsten Jahr werde es eine Neuauflage des Wettbewerbs geben, kündigt Manfred Berktold, Klimaschutzbeauftragter im Landratsamt, bereits an. Er erwartet sich dann eine noch größere Resonanz in den Oberallgäuer Rathäusern, aber auch bei den Bürgern.
Bürgermeister Toni Barth (l.) mit Dietmar Buchenberg von Buchenberg Elektro-HeizungSanitär. Von hier für hier – Ortsansässige HandwerkerProfis stehen in Buchenberg während des Wettbewerbszeitraumes für Information und Beratung rund um Stromerzeugung und Einsparpotenzial zur Verfügung
Manfred Berktold, Klimaschutzbeauftragter im Landratsamt Oberallgäu: »Auch in anderen Gemeinden tut sich was. Bürger können in einigen Rathäusern Strommessgeräte ausleihen, um daheim den heimlichen Stromfressern auf die Spur zu kommen.« »Mit jeder Auflage wird der Bekanntheitsgrad des Stromsparwettbewerbes steigen«, ist er sich sicher. »Hier in Buchenberg«, betont Yvonne Heckl, »weiß jetzt schon das ganze Dorf über den Stromsparwettbewerb Bescheid.«
Eine abschaltbare Steckerleiste: Experten gehen davon aus, dass eine Familie alleine durch die Vermeidung des Standy-Betriebs der Elektrogeräte ihre Stromkosten um 115 Euro im Jahr senken kann. Abschaltbare Steckdosen-
leisten helfen dabei. Ein Strommessgerät: In zahlreichen Gemeinden können die Bürger im Rahmen des Stromsparwettbewerbes Strommessgeräte ausleihen, um heimliche Energiefresser in ihren Haushalten aufzuspüren.
So machen Sie mit!
(08321/61267320) oder in den Rathäusern
Die Flyer mit Teilnahmeformularen und weitere Informationen erhält man im Landratsamt Oberallgäu bei Manfred Berktold per E-Mail (manfred.berktold@lra-oa.bayern.de) oder Fax
der Oberallgäuer Gemeinden. Übrigens: Wer auf Gemeindeebene beim Stromsparwettbewerb mitmacht, ist damit automatisch auch für die Landkreis-Wertung gemeldet.
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Wasserkraft
Fische lernen Lift fahren Mächler baut Alternative zu Fischtreppen
An diesem Wehr an der Unteren Argen im Westallgäu wurde der Protoyp eines Fischlifts eingebaut
Die Idee, Fische mit einem Aufzug über hohe Wehre zu befördern, ist nicht neu. Aber Georg Baumann aus Wangen im Westallgäu hat nun, nach langer Kooperation mit Wissenschaftlern, ein praxistaugliches System entwickelt. Eine Weltneuheit, die am Unterlauf der Argen nahe dem Baumann-Anwesen bereits zu bestaunen ist. Und demnächst am Baldeney-See bei Essen, dem größten Stausee der Ruhr, mit zwei neun Meter hohen Röhren den Betrieb aufnehmen wird. Im Frühjahr beginnen dort die Arbeiten.
ischdurchgängigkeit ist das Schlüsselwort. Biologen, also Lebens-Wissenschaftler, beklagen seit Jahren die toten Räume, die entstehen, wenn Flüsse durch Wehre »abgeriegelt« werden. Die sogenannten Querbauwerke, über viele Jahrhunderte
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Standard bei der Gewinnung von Wasserkraft, verhindern die Wanderung von Fischen von der Mündung bis ins Quellgebiet der Wasserläufe. Nicht nur Lachse wandern zur Fortpflanzung, sondern auch die typischen Bewohner der Unteren Argen wie Bachforelle
Der Tüftler und Erfinder Georg Baumann auf dem Wehr an der Unteren Argen
und Groppe, ein Grundfisch, der dort nach Insektenlarven stöbert. Wird die Wanderung der Fische unterbrochen, kommt es in der Folge auch zur Störung der Wasserfauna und -flora. Querbauwerke behindern beispielsweise auch die Vorkommen von wirbellosen Kleinlebewesen in unseren Bächen und Flüssen. Bisher versuchte man die Durchgängigkeit der Gewässer mit Fischtreppen zu verbessern, also flacheren »Umgehungen«, über die sich Lachse und andere Fische in die Höhe arbeiten können, um zum Laichen in die Oberläufe der Flüsse zu gelangen. Doch bei hohen Wehren sind solche Konstrukte sehr aufwendig. Vielerorts verbietet Platzmangel auch bei niedrigen Wehren solche Bauwerke. Außerdem kommen schlechte Schwimmer wie die Groppe so eine Treppe gar nicht hinauf. Bis 2027 sollen unsere Fließgewässer wieder für Fische und andere Lebewesen durchgängig sein, schreibt die EU-Wasserrahmenrichtlinie vor. Was also tun? Die Idee eines Aufzuges liegt auf der Hand. Aber bisher waren zwei Knackpunkte ungelöst. Erstens der enorme Energiebedarf, eine tonnenschwere, mit Wasser gefüllte Kammer jahraus, jahrein in kurzen Intervallen auf- und abwandern zu lassen. Und zweitens: Wie bringe ich Fische überhaupt dazu, freiwillig in so eine Kammer hineinzuschwimmen? Baumann ist ein typischer Allgäuer »Mächler«. Aus lebhaft-listigen, unternehmungslustigen Augen blickt er in die Welt. Sein Weg zum Hightech-Ingenieur war keineswegs vorgezeichnet. Zunächst führte er den großen Bauernhof der Familie, war zweiter Vorsitzender der Käserei. Und entwickelte »nebenher« alle möglichen Basteleien und Systeme, die den Alltag auf dem Hof erleichterten. Als die nächste Runde hoher Investitionen angestanden wäre, um den Hof fit zu halten, entschied sich Baumann, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Tierhaltung wurde aufgegeben, Landwirtschaft reduziert auf die Bewirtschaftung der Grünflächen mit Verkauf des Heus. Gegründet wurde »Baumann Montagen«. Natürlich waren landwirtschaftliche Maschinen immer ein
Schwerpunkt. Aber bald kamen andere Branchen hinzu, von der Druck- bis zur Sägewerkstechnik. Und schließlich entstand die »Baumann Hydrotec«. Das Thema »Wasserkraft« lag Baumann. Hat doch der direkte Nachbar drei Kraftwerke zur Stromerzeugung an der Argen. »Rechenreiniger«, die Schutzgitter vor Kraftwerks-Zuleitungen automatisch säubern, sind ein Spezialgebiet Baumanns. Dabei kam er mit dem Nachbarn ins Gespräch über dessen Wehr am Kraftwerk Neumühle, das so in die Landschaft eingebettet ist, dass der Bau einer Fischtreppe nicht möglich ist. »Ich werde mir das Problem einmal durch den Kopf gehen lassen!« versprach er 2012 seinem Nachbarn. Zur gleichen Zeit fand ein Symposion der Wasserwirtschaft statt. Baumann registrierte dort, dass es für solche Wehranlagen noch kein funktionierendes System gab. Baumanns Idee eines Fischaufzuges führte bei den Experten zum Kopfschütteln – er verbiss sich in das Thema und suchte nach Lösungen. »Ich hatte keine Ahnung, habe bei null angefangen«, grinst Baumann heute. Anstatt zu versuchen, irgendwelche bereits kursierenden Ideen aufzugreifen und weiterzuentwickeln, verfolgte er eine ganz andere, ganz neue Lösung. Baumanns Lift arbeitet ohne Fremdenergieeinsatz. Die Kraft erzeugt das Wasser, das aus dem oberen Becken in einen großen, senkrechten Zylinder strömt und so die Kammer mit den Fischen »einfach« nach oben schwimmen lässt. Ein uraltes Prinzip, das bereits bei den Schleusen für Auftrieb sorgt. Das Schicksal fügte es, dass genau zur richtigen Zeit an der Argen das Kraftwerk Neumühle modernisiert wurde. Baumann konnte vor der eigenen Haustür, am Fünf-Meter-Wehr, einen Prototyp seines Fischlifts errichten. Doch vorher war noch viel Tüftelei und Forschung nötig. Im Wasserbaulaboratorium des Karlsruher Insti-
Diese Zeichnung zeigt das Funktionsprinzip des Fischlifts
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In diesem Pavillon befinden sich Generator und Turbine des Kraftwerks an der Unteren Argen
tutes für Technologie (KIT) wurde extra für die Fischlift-Untersuchungen ein Wasserstrom gebaut. Auch die Hydro-Energie Roth aus Karlsruhe mischte mit. Bekannt ist: Fische folgen der Strömung. Dafür haben sie feine Sensoren. Ob Steinchen oder Pflanzen im Aufzug sind, ist ihnen egal. Sie lassen sich auch durch Plastikplanen nicht stören. Solang die Strömung in die richtige Richtung geht. Es galt also, über Pumpen diesen Strömungsverlauf und die Form des Kanals zu optimieren. Die Arbeit war von Erfolg gekrönt. Dass am Kraftwerk Neumühle tatsächlich Fische den Aufzug benutzen, dokumentieren nicht nur Filme, die
Fotos: Markus Noichl, Hydrotech, Hydro-Energie
In dieser Halle wird zukünftig der neue Fischlift produziert
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eine eingebaute Kamera liefert. Probeweise wird immer mal wieder am Ausgangs-Kanal das Gitter heruntergelassen. Und dann sieht man ganz real, was für Fische aus der sich öffnenden Kammer herausgeschwommen kommen. Über die Entwicklungs-Arbeiten und die damit verbundenen Hürden könnte Baumann mittlerweile ein Buch voller Anekdoten schreiben. Es begann mit der Vorführung eines Modells mit einem echten Wasserstrom im Landratsamt in Ravensburg. Falls sich irgendwo im Modell ein Leck geöffnet hätte, wären 50 Liter Wasser in die Behörde gelaufen. »Da wär es
Der Fischlift funktioniert ohne großen Energieeinsatz
1) Einschwimmphase • Der Einströmdämpfer leitet Wasser in den Schwimmkolben • Der Schwimmkolben wird horizontal durchströmt • Der Einstieg ist geöffnet • Fische schwimmen gegen die beruhigte Strömung ein
2) Aufstiegsphase • Die Einstiegsöffnung ist geschlossen • Der Einströmdämpfer bleibt geöffnet • Wasser strömt in den Zylinder, der Wasserspiegel steigt • Der Schwimmkolben überwindet den Höhenunterschied in kurzer Zeit
schnell vorbei gewesen«, erinnert sich Baumann an dieses Kapitel und die kritischen Blicke der Fachleute im Amt. Doch das Modell (mit Aquarium-Pumpen) funktionierte, überzeugte – und Baumann erhielt die Genehmigung, an der Argen in die Praxis zu gehen. Viel Rückgrat benötigte Baumann auch in der Forschungsarbeit »Ich war umgeben von Ingenieuren, Doktoren und Professoren.« Er, der LandwirtschaftsMeister ohne irgendeinen akademischen Grad, musste sich in diesem Kreis erst einmal Respekt verschaffen. Doch der Mächler-Geist bestand auch vor Wissenschaftlern. Baumann erzählt, wie er oft über Nacht grübelte, werkelte, dann am Morgen wieder nach Karlsruhe düste. Und dann, als das »Problem« zur nächsten Besprechung aufgetischt wurde, sagen konnte: »Ich hab die Lösung schon im Koffer.« Fische folgen freiwillig der Strömung. Vergleichbares geschah auch Familie Baumann. Sohn Torsten studiert Mechatronik, Tochter Ramona Maschinenbau. Fünf Patente sind für den Fischlift inzwischen beantragt. Und wenn erst einmal am Baldeneysee zwei große Fischlifte (geschätzte Kosten: zwei Millionen Euro) ihren Dienst tun, wird einiges an Arbeit und Anschluss-Aufträgen auf die Firma Baumann zukommen. Der Baldeneysee im Süden der Stadt Essen ist der mit Abstand größte der insgesamt fünf Ruhrstauseen des Ruhrverbandes. Die in den 1930er-Jahren errichtete Stauanlage mit rund neun Meter Gefälle sowie das nach dem Zweiten Weltkrieg gebaute Wehr am
3) Ausschwimmphase • Der Einströmdämpfer ist geschlossen • Der Ausstieg ist geöffnet • Der Schwimmkolben wird horizontal zum Ausströmdämpfer durchströmt • Die Fische schwimmen gegen die beruhigte Strömung aus
4) Absenkphase • Der Einströmdämpfer ist geschlossen • Der Ausstieg ist geschlossen • Die Kammerentleerung ist geöffnet • Der Wasserstand im Zylinder sinkt • Der Schwimmkolben überwindet den Höhenunterschied in kurzer Zeit
Kettwiger Stausee stellen zwei der letzten Wanderhindernisse im Unterlauf der Ruhr dar. Im Laufe dieses Jahres soll dort mithilfe der Firma BaumannHydrotec ein Fischlift eingebaut werden. In Wangen ist inzwischen eine neue, zwölf Meter hohe Halle entstanden, in der diese Lifte komplett vorab aufgebaut werden können. Am Baldeneysee ist die Baustelle nur über Boote zu erreichen. Alle Einzelteile werden damit transportiert. Vor Ort muss alles nur noch zusammengesetzt werden. Einige selbstständige Monteure hat Baumann schon »in der Umlaufbahn« um sein Wangener Werk. »Mir sammlet grad alle ei«, sagt er. Natürlich beschränkt sich Baumanns Leidenschaft und Neugier nicht auf ein isoliertes Thema wie den Fischlift. Sein Wissen über Strömungen hilft ihm, Wasserkraftanlagen komplett zu optimieren – von der Turbine mit ihren Schaufelrädern bis hin zur gesamten Wasserführung. Markus Noichl
Kontrolle des Fischlifts am Bildschirm im Kraftwerk
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Wasserkraft
Autark dank Peltonturbine Rappenseehütte versorgt sich selbst
Fotos: Andreas Greiner, Sylvia Socher
Die Rappenseehütte ist die größte deutsche Alpenhütte und steht mitten in der unberührten Natur. Die Schutzhütte beherbergt jedes Jahr Tausende Menschen, und diese erwarten einen gewissen Komfort – Elektrizität ist ein Muss. Doch soll gleichzeitig die wundervolle Landschaft gewahrt bleiben. Was also tun? Man modernisiert das Wasserkraftwerk!
Dank des Rappensees und der Modernisierung des Wasserkraftwerkes ist die Hütte autark
Ein neuer Generator und eine neue Turbine sorgen nun für Strom
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edes Jahr zählt die Rappenseehütte Tausende Besucher, und die erwarten Elektrizität. Die gibt es dort schon seit Jahren, doch leider zum Nachteil der unberührten Natur. Dank Modernisierung des Wasserkraftwerkes ist nun eine autarke Stromversorgung gewährleistet, die gleichzeitig gut für den Erhalt der Landschaft ist. Im Jahr 1885 wurde die Hütte auf 2091 Metern Höhe in nur einem Monat erbaut, erfährt man auf der Internetseite des Deutschen Alpenvereins, Sektion Kempten. Etliche Jahre später, 1949, wurde sie erstmals mit elektrischem Licht versorgt, als der damalige Hüttenwirt Franz Kaufmann eigenes Geld in die Hand nahm und ein Kraftwerk unter dem Rappensee bauen ließ. An sich eine schöne, umweltfreundliche Sache, doch leider wurde es seit damals nicht mehr modernisiert. Allerdings bekam die Rappenseehütte im Laufe der Jahre eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung, und auch das alte Dieselaggregat
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wurde durch ein Blockheizkraftwerk, das mit Biodiesel betrieben wird, ersetzt. Trotzdem stand die Frage im Raum, was mit dem alten Wasserkraftwerk geschehen soll. Es auf die neuartige Technik mit verbesserter Hydraulik umstellen? Oder vermehrt auf das Blockheizkraftwerk setzen? Wesentlich erleichtert wurde die Entscheidung durch die Fördergelder der AllgäuStrom Klima, die etwa die Hälfte der Kosten deckten. Nun, nach der Modernisierung, wird die Hütte komplett über das Wasserkraftwerk und die Photovoltaikanlage mit Strom versorgt. Die neue Wasserkraftanlage funktioniert nun folgendermaßen: Unter der Hütte liegt auf 2047 Metern Höhe der Rappensee, und von diesem wird über eine Druckrohrleitung Wasser abgelassen und eine Peltonturbine mit einer Nennleistung von 9,2 kW betrieben. Die nutzbare Leistung wird anschließend an einen Generator mit Permanenterregung der Firma Hübner, Gießen abgegeben. Auf der Homepage der Herstellerfirma des Drehstrom-Synchrongenerators kann nachgelesen werden, dass durch diesen überdimensionierten Generator die autarke Stromerzeugung sichergestellt ist. Wäre er kleiner gewesen, so wäre dies nicht möglich gewesen, da bei Belastung die Spannung des Generators zu stark abgefallen wäre. Somit war die Modernisierung ein voller Erfolg. Die Hütte wird komplett mit erneuerbaren Energien versorgt und die Natur nicht mit Schadstoffen und Abgasen verschmutzt. In Anbetracht dessen ist es auch nicht verwunderlich, dass mehrere Hütten des Deutschen Alpenvereins auf erneuerbare Energien setzten – ökologisch wertvoll sein und dem Gast trotzdem Komfort bieten, scheint das Motto zu sein. (cs)
Zukunft
»100 bis 30« Die Energiewende bis 2030 ist machbar Mit seinem neuen Text will Julian Aicher aufzeigen, dass eine hundertprozentige Energiewende bis zum Jahr 2030 möglich ist, aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen und jeder tut, was er kann. Auch die Politik nimmt er in die Pflicht.
Die Sonne scheint durch die Bäume auf der Rotismühle, und diese speichern die ausgestrahlte Energie
eit nunmehr 25 Jahren beschäftigt sich Julian Aicher mit erneuerbaren Energien und sagt selbst, dass er immer noch dazulernt. Er ist davon überzeugt, dass eine komplette Umstellung auf erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 möglich ist, und will damit die Bundesregierung Lügen strafen, die meinte, dass bis 2050 »nur« gut 80 Prozent des Stroms
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aus erneuerbaren Energien gewonnen werden können. Wie das geschehen soll, erklärt er in seiner neuen Schrift. Er stellt Berechnungen an, die zeigen, dass es durchaus machbar ist, was er so tollkühn behauptet. Dabei stützt er sich auch auf Expertenmeinungen und -wissen und untermauert so seine These. In seinem Werk schließt Aicher in seine Berechnungen alle »Töchter der Sonne« – so bezeichnet er die verschiedenen erneuerbaren Energien – also Licht, Wärme, Wind, Wasser, Bioenergie und auch die indirekte Erdwärme mit ein.
Auf Umwegen zum Klimaschützer
Julian Aicher unterhalb des Stauwehrs der Rotismühle
Julian Aicher ist nicht einfach nur der Sohn berühmter Eltern, er ruht sich nicht auf der Bekanntheit
Windräder sind nicht immer gern gesehen, doch in ihnen steckt viel Potenzial.
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Zukunft
Die Sonne kämpft sich durch die Wolken und strahlt zur Erde rund 15.000-mal mehr Energie, als die Menschheit derzeit aus Atom, Erdgas, Erdöl und Kohle gewinnt
Es betrifft uns alle
Fotos: Julian Aicher
Holz speichert die Sonnenenergie und wärmt das Haus. Die wohlige Wärme aus dem Stückholzofen weiß nicht nur Kater Rémi zu schätzen, sondern auch Julian Aicher mit seiner Frau
von Otl Aicher und Inge Aicher-Scholl aus. Er geht seinen ganz eigenen Weg, und dieser führte ihn auf Umwegen zu den erneuerbaren Energien. Er wurde 1958 in Ulm geboren und wuchs ab 1972 in Rotis bei Leutkirch auf; seine Eltern hatten dort die wasserkraftversorgte Rotismühle gekauft. Somit kam Aicher schon als Jugendlicher in Kontakt mit erneuerbaren Energien, doch damals lagen seine Interessen eher woanders. Er studierte zunächst in Tübingen Empirische Kulturwissenschaft und Politikwissenschaft und veröffentlichte in den Jahren 1987-89 drei Bücher über die Rockszene in Oberschwaben. In den 1090er-Jahren war er als Journalist für verschiedene Zeitschriften tätig und betrieb gleichzeitig die Agentur »Rock in Oberschwaben«. Seit 1994 beschäftigt sich Aicher intensiver mit dem Thema erneuerbare Energien, und 2000 wurde er schließlich Eigentümer des Kleinwasserkraftwerkes Rotismühle, das er noch heute betreibt. Von da an setzte er sich intensiv mit dem Thema auseinander und gründete schließlich im Jahr 2002 sein Büro rio´s – regenerativ informations und organisations service. Mit diesem möchte er »sonnige Energien ins rechte Licht setzen«, wie es auf der Webseite seiner Agentur geschrieben steht. Außerdem befindet sich auf der Seite der Artikel »223% bis 2023« aus dem Jahr 2013. Dieser ist gewissermaßen der Vorläufer seines neuen Werkes »100 bis 30«.
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Den fünften Jahrestag von Fukushima im Blick und 30 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl bringt er nun eine ungekürzte, überarbeitete Version des Aufsatzes von 2013 heraus. Er tut dies aus zwei Gründen – erstens will er den Inhalt mehr Leuten zugänglich machen, und zweitens möchte er aufzeigen, dass mehr möglich ist, als es momentan der Fall ist. Für Aicher ist in Anbetracht der bald nahenden Atomgedenktage und des Klimawandels die Zeit des Nachdenkens gekommen. Wir alle müssen uns die Fragen stellen: Wie kommen wir ohne Atomstrom aus? Wie ersetzen wir Erdgas, Erdöl und Kohle? Getrieben von Neugier stellte er Nachforschungen an und erkannte, dass eine Energiewende viel schneller machbar ist, als es die Politik sagt. Als 2000 das EEG-Gesetz in Kraft trat, lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch bei etwas mehr als sechs Prozent, 2014 waren es dann schon knapp 27 Prozent. Das ist eine Vervierfachung, und wenn es so weiter geht und sich der Wert in den nächsten Jahren noch einmal vervierfacht, so käme man laut Aicher definitiv auf einen Anteil von über 100 Prozent im Jahr 2030. Damit wäre die Energiewende geschafft. Doch er stützt seine These nicht etwa nur auf diese simple Rechnung, die jeder anstellen kann. Um seinen Standpunkt zu untermauern, zieht er beispielsweise die Expertise von Dr. Martina Klärle heran. Die Geo-Informatik-Professorin ist der Ansicht, dass 100 Prozent der benötigten Strommenge auf 60 Prozent der deutschen Dächer hergestellt werden können. In Aichers Text steht, dass dies in weniger als zehn Jahren umsetzbar wäre, und da die Solartechnik für immer weniger Geld zu haben ist, wäre das auf Dauer günstiger. Der Sonnenstrom vom eigenen Dach ist trotz der einmaligen Anschaffungskosten der Anlagen weitaus billiger als der Strombezug aus dem »normalen« Netz. Ähnliche Berechnungen werden auch in Bezug auf die anderen »Töchter der Sonne« angestellt, wie etwa auf die Windkraft. So stützt Julian Aicher sich auf Fachleute vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energie-Systemtechnik, wenn er schreibt: Auf zwei Prozent der deutschen Fläche können mit Windrädern 65 Prozent der benötigten Strommenge erwirtschaftet werden. Wichtig ist, dass Aicher sich in seinen Berechnungen nicht nur auf die großen Anlagen be-
zieht. Für ihn sind beispielsweise auch Kleinwindanlagen wichtig, denn er sagte in einem Vortrag: »Kleinwind macht auch Mist, nicht nur Kleinvieh. Oder eher: Kleinwind macht auch Strom.«
Regenerative Realität Dass eine komplette Versorgung mit erneuerbaren Energien möglich ist, erlebt Julian Aicher jeden Tag aufs Neue in Rotis. In dem 37-Seelen-Dorf verbrauchen die Einwohner ungefähr 60.200 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Bei dieser Berechnung stützt sich Aicher auf den durchschnittlichen Elektrizitätsbedarf einer Person pro Jahr von 1600 Kilowattstunden, wie ihn die Fachhochschule Augsburg als Wert nennt. Für weitere Ausführungen geht er nun großzügig von 100.000 Kilowattstunden Verbrauch pro Jahr aus. In Rotis entstehen laut Julian Aicher allein aus Photovoltaik pro Jahr über 250.000 Kilowattstunden Elektrizität. Dazu kommen in »guten Jahren« rund 30.000 bis 50.000 Kilowattstunden Elektrizität aus der Wasserkraftanlage, die von Ende 1994 bis Ende 1995 über 80.000 Kilowattstunden herstellte. Also schon heute, eigentlich seit 2012, wird in dem kleinen Örtchen Rotis mehr als die doppelte Menge Strom produziert, als das Dorf selbst verbraucht.
Jeder kann was tun In seinen Augen kann jeder einzelne von uns etwas tun, um den Anteil an erneuerbaren Energien in Deutschland zu erhöhen und den Klimawandel, wenn auch nicht aufzuhalten, so doch zumindest abzuschwächen. Es muss auch nicht jeder eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach platzieren oder ein eigenes kleines Wasserkraftwerk betreiben. Es reicht schon, wenn wir in kleinen Bereichen, die zu uns passen, anfangen, Veränderungen vorzunehmen. In der Stadt braucht zum Beispiel keiner von uns einen SUV, und alte Geräte, die Stromfresser sind, kann man auch leicht aussortieren. Außerdem kann man Fahrgemeinschaften bilden – die schonen Umwelt und Geldbeutel. Auch die Politik nimmt er in die Pflicht, denn nur das Verabschieden von Gesetzen reicht nicht. Das EEG-Gesetz ist nach Aichers Meinung zu einem Chaotenpapier verkommen, das niemand mehr versteht. Es besteht nur noch aus Regeln und Ausnahmen und ist reichlich verworren. Außerdem ist weniger Bürokratie erforderlich: Beispielsweise muss man im Durchschnitt sieben Jahre auf den behördlichen Stempel für eine neue Wasserkraftanlage warten. Es gab sogar schon Fälle, in denen dauerte es 30 Jahre. Genau hier muss die Politik ansetzen, flexibler werden und aufhören, den Leuten Steine in den Weg zu legen. Darüber hinaus verlangt Aicher, dass in den Gesetzen kurz und klar gesagt wird, was erlaubt ist und was nicht, damit die Menschen auch verstehen, was sie dort lesen. Wenn Politik und Bürger anfangen, sich zu
ändern, dann sind laut Aicher die zwei Voraussetzungen erfüllt, damit eine hundertprozentige Energiewende in Deutschland schon in naher Zukunft möglich ist. Zur Thematik des Textes und seinen Thesen hält Julian Aicher auch Vorträge, um den Menschen den Inhalt noch näher zu bringen. Weiterhin wurde er von Ernst Ulrich von Weizsäcker gegenüber Universitäten als Fachredner zum Thema »Wasserkraft« empfohlen. Nähere Informationen zu dem Text, der zum Gedenktag von Fukushima erscheinen soll, und dessen Veröffentlichung dann demnächst auf der Webseite von Julian Aichers Agentur: www.rio-s.de (cs)
Bei Starkwasser stürzen die Fluten in Aichers Wasserkraft werk herunter
Holz sägen mit Wasserkraft, wie hier in einem Kleinsägewerk im Allgäu
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Natur
Haus- und Gartenbau aus einem Guss Wenn zukünftige Hausbesitzer mit dem Bau ihres Eigenheims beginnen, scheinen Haus und Garten für die meisten zwei vollkommen verschiedene Universen zu sein. Dabei gibt es gute Gründe dafür, den Garten gemeinsam mit dem Haus bereits auf dem Reißbrett entstehen zu lassen. Gartengestalter Ottmar Hübner aus Stiefenhofen, und Mitglied der Gärtner von Eden, erklärt, welche das sind.
Beim Hausbau sollte der Garten gleich mitgeplant werden. so ergibt alles ein harmonisches Gesamtbild
ft wird der professionelle Gartengestalter von Grundstücksbesitzern eher später als früher vor die Aufgabe gestellt, einer fertigen Immobilie einen passgenauen grünen Rahmen auf den Leib zu schneidern. »Doch aus ästhetischen Gesichtspunkten ist es durchaus reizvoll, möglichst früh den Schulterschluss zwischen Hochbau- und Gartenarchitektur zu suchen«, findet Gartengestalter Ottmar Hübner aus Stiefenhofen. Schließlich gewinnt der Garten als Verlängerung des Wohnbereichs unter freiem Himmel seit Jahren an Stellenwert. An ihn werden daher hohe Ansprüche in Sachen Optik, Komfort und Aufenthaltsqualität gestellt. Zudem können Linienführungen, Proportionen und Materialien von drinnen und draußen optimal aufeinander abgestimmt werden.
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Bei der Planung des Hauses sollte auch gleich an Terrassen gedacht werden, damit Wohn- und Gartenbereich ineinander übergehen
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Die Frage des Standortes Ist das Grundstück erst sorgfältig ausgewählt, stellt sich immer noch die Standortfrage – nämlich, wo das Haus auf dem Grundstück positioniert werden soll. »Hierbei sind Aspekte wie die Größe des Vorgartens zu berücksichtigen, der immerhin eine ganze Reihe von Funktionen übernehmen und gleichzeitig noch möglichst schön und einladend aussehen soll«, weiß Ottmar Hübner. Auch die Ausrichtung der Fensterflächen und Türen hat enorme Auswirkungen auf die Gartengestaltung. »Der Zugang zur Terrasse sollte am besten im Süden liegen, um hier, auf dem Hauptsitzplatz, möglichst lange die Sonne genießen zu können«, rät der Gartengestalter.
Fotos: Ottmar Hübner
Auch im Garten werden Anschlüsse und Versorgungsleitungen benötigt, damit Strom und Wasser fließen können
Bei freistehenden Häusern ist auch der Abstand zu den seitlichen Grundstücksgrenzen zu beachten: Wie können hier noch sinnvoll nutzbare und gut zu gestaltende Flächen entstehen? Außerdem ist nicht jedes Grundstück bretteben. »Eventuell vorhandene topografische Besonderheiten wie leichte Anhöhen oder Senken können schon bei der Anlage des Hauses auf der Parzelle berücksichtigt und unter Umständen als Elemente in die Gartengestaltung einbezogen werden«, regt Ottmar Hübner an.
für beide Projekte zusammen und damit in der Regel günstiger bestellt werden. »Wir erleben es immer wieder, gerade auch bei großen Grundstücken, dass beim Hausbau nicht darüber nachgedacht wird, dass auch im Garten Versor-
Verzahnung von Innen- und Außenraum Selbst die Raumfolge des Hauses kann mit der Gartengestaltung verzahnt werden, etwa, wenn eine Frühstücksterrasse an der Küche gewünscht ist oder der Kinderspielbereich vom Zimmer des Nachwuchses aus zugänglich sein soll. Die Fenster sollten nicht nur für den Lichteinfall in die Immobilie, sondern auch für einen möglichst schönen Ausblick sorgen. Aus diesem Grund wäre es auch bei deren Ausrichtung im Haus wünschenswert, daran zu denken, dass der Bereich vor ihnen ansprechend gestaltet werden kann. Selbst Baumaterialien, die drinnen wie draußen gleichermaßen zum Einsatz kommen, können
Dank neuer Materialien für Polstermöbel ist es im Gar ten schick und praktisch; Stühle aus Plastik haben ausgedient
Oben: Es gibt viele Gestaltungsmöglichkeiten für den Garten, beispielsweise einen Bereich, der aussieht wie ein Wohnzimmer
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Natur Der Garten wird mehr und mehr ein Rückzugsort zum Entspannen und Seele baumeln lassen
Hochbeete können optisch richtig was hermachen; sie können das Nützliche optisch ansprechend aussehen lassen
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gungsleitungen und Anschlüsse benötigt werden«, wundert sich Ottmar Hübner. Strom etwa für die Beleuchtung auch der hinteren Gartenbereiche oder vom Haus entfernter Sitzplätze, Wasseranschlüsse zum Gießen: Aus Sicht des Gartengestalters sind dies Grundlagen, deren Installation während des Hausbaues weit günstiger ist, als sie später nachzurüsten und aufwendig Verbindungen zur Haustechnik herstellen zu müssen. Das frühzeitige Verlegen solcher Anschlüsse ist auch von Vorteil für die immer beliebter werdenden Outdoorküchen. Mit ihnen wird das Kochen nach draußen verlegt, der Garten wird zur zweiten Küche und somit Teil des Wohnbereiches. Drinnen und Draußen gehen ineinander über – das zeigt sich auch bei der Möblierung. Der Garten wird immer wohnlicher: mit Polstermöbeln beispielsweise, die auch gut und gerne in jedem Wohnzimmer stehen könnten.
Die richtige Bepflanzung ist auch wichtig, damit die »grüne Oase« erblühen kann – da ist für jeden Geschmack was dabei
Dank neuer Materialien für Polster und Bezugsstoffe haben die alten Gartenplastikstühle ausgedient – nun steht im Garten eine Lounge-Ecke, die nach einem Regenguss gleich wieder nutzbar ist.
Frühzeitig Leben in den Garten bringen Früher schon an später denken, lautet hier der Appell des Experten. Wer schon vor Beginn der Bauarbeiten am Haus weiß, welche Elemente in seinem Garten einmal Platz finden sollen, kann auch frühzeitig planen, wie sie dort hingelangen sollen. Das beste Beispiel sind größere Bäume. Diese können natürlich auch nach Errichtung des Hauses in einen Garten geschafft werden – meist allerdings mit erheblich mehr Aufwand, als wenn sie schon vor dem Hausbau dorthin transportiert werden. »Natürlich sollte die Position der Bäume auf dem Grundstück so sein, dass sie nicht durch die Baumaßnahmen in Mitleidenschaft gezogen werden«, erklärt Gärtner von Eden Ottmar Hübner. Alle anderen Pflanzungen sollten nach seiner Empfehlung erst später erfolgen. Sein Tipp: »Sobald der verputzte Rohbau steht, können die Gartenbauer anfangen. Der Innenausbau zieht sich in der Regel noch über Wochen oder gar Monate, beeinträchtigt aber das Grundstück kaum noch.« So gewinnen die Gartenbauer wertvolle Zeit, die letztendlich dem Komfort der Haus- und Gartenbesitzer zugutekommt. Schließlich können sie dann nicht nur in ein fertig ausgebautes Haus einziehen, sondern auch einen schon gestalteten Garten genießen, dessen Pflanzen bereits Zeit hatten, ordentlich Wurzeln zu schlagen.
Natur
Insekt des Jahres Der Dunkelbraune Kugelspringer Er ist weder schön noch selten. Dafür aber unheimlich wichtig, und deswegen wurde er zum Insekt des Jahres 2016 gewählt – der Dunkelbraune Kugelspringer. Auch bei uns im Allgäu tummeln sich die kleinen Insekten zuhauf und helfen, das »Schutzgut« Boden zu erhalten.
ie sind klein und gewinnen sicherlich keinen Schönheitswettbewerb, aber dafür haben sie in einer ganz anderen Kategorie das Rennen gemacht – sie wurden zum Insekt des Jahres 2016 gewählt. Die Rede ist von den Dunkelbraunen Kugelspringern, und hier wird mit Absicht im Plural gesprochen, denn die nur vier Millimeter großen Insekten treten nicht einzeln auf: In nur einem Quadratmeter Boden können
In feuchten Wäldern fühlt sich der Dunkelbraune Kugelspringer besonders wohl. Doch auch in Streuschichten von Gebüschen und Totholz kommt er vor
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Fotos: Andreas Stark, Jürgen Schulz, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen
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sich bis zu 200.000 Springschwänze tummeln, zu denen der Kugelspringer gehört. Am 4. Dezember 2015 wurde dem Winzling der ehrenvolle Titel in der Bundesgeschäftsstelle des NABU verliehen. Das Kuratorium prämierte das winzige Insekt, weil es wesentlich zur Bodenfruchtbarkeit und Humusbildung beiträgt und hilft, das Schutzgut »Boden« zu erhalten. Prof. Dr. Thomas Schmitt vom
Die Komplexaugen der Kugelspringer bestehen aus maximal acht Einzelaugen
Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg ist Mitglied des Auswahlkuratoriums und begründet die Entscheidung folgendermaßen: »Böden sind für uns eine unverzichtbare Lebensgrundlage. Insekten sind maßgeblich an der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit beteiligt. Das diesjährige Insekt des Jahres, der Dunkelbraune Kugelspringer, steht somit stellvertretend für diese große Gruppe von Organismen.« Doch weshalb genau ist der Dunkelbraune Kugelspringer so wichtig für den Boden? Der Winzling ernährt sich von pflanzlichen und tierischen Zerfallsstoffen und trägt so zur Humusbildung im Boden bei. Er beseitigt dabei organische Rückstände, und dies fördert die Fruchtbarkeit der Böden und hat ein besseres Pflan-
zenwachstum zur Folge. Außerdem verwandelt das Insekt Pflanzenreste in natürlichen Dünger und ist somit von großem Nutzen für die Landwirtschaft. Diese Form der Springschwänze ist in ganz Europa verbreitet, insbesondere in feuchten Wäldern und in der Streuschicht von Gebüschen oder Totholz. Die flugunfähigen Sechsbeiner wurden auch in Mooren, Höhlen, Wiesen, Dünen sowie Nestern von Kleinsäugern nachgewiesen. »Das genaue Verbreitungsgebiet ist noch nicht bekannt«, ergänzt Schmitt und fährt fort: »Obwohl Springschwänze, zu denen auch der Dunkelbraune Kugelspringer gehört, von hoher Bedeutung für Ökosystemdienstleistungen sind, ist vieles von ihnen noch nicht bekannt. Zudem gibt es kaum mehr Spezialisten, die die über 8000 Arten überhaupt unterscheiden können. Hier zeigt sich deutlich, dass wir mehr und nicht weniger Taxonomen brauchen. Nur, wenn wir unsere Umwelt mit ihren Arten kennen, können wir sie erhalten und unsere eigenen Lebensgrundlagen schützen!«
Das Insekt des Jahres kann gut und gerne als Rudeltier bezeichnet werden – bis zu 200.000 Exemplare können in einem Quadratmeter Boden vorkommen
Mit der Sprunggabel kann sich der Kugelspringer fortbewegen. Fühlt er sich gestört, schnellt sie nach hinten und katapultiert ihn in einem Salto – je nach Körperschwerpunkt – nach vorne oder hinten
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Wetter
Das Klima ändert sich Was passiert bei uns im Allgäu? Tropische Nächte im Sommer, bestes Bergwanderwetter an Weihnachten – das Jahr 2015 hat eindrucksvoll bewiesen: Die Folgen des von Menschenhand verursachten Klimawandels sind auch im Allgäu deutlich zu spüren. »Wir müssen uns anpassen und uns den Herausforderungen gemeinsam stellen«, fordert daher Dr. Hans-Jörg Barth vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!). Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit den Auswirkungen der Erderwärmung und arbeitet derzeit an regionalen Studien zum Thema Klimawandel, unter anderem ganz aktuell für das Oberallgäu.
Das Bild oben zeigt die kritische Situation an der Iller in Kempten beim letzten Hochwasser
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er eza!-Experte Barth hat die gängigen Klimamodelle speziell nach Informationen und Prognosen für das Allgäu untersucht. Dabei zeichnen sich bis 2050 vor allem zwei Trends ab: Während die Niederschlagsmengen im Sommer abnehmen werden – zwischen fünf und fünfzehn Prozent –, werden die Winter feuchter und vor allem wärmer. So gehen die Forscher davon aus, dass beispielsweise in Oberstdorf bis zum Jahr 2050 die Zahl der Frosttage, an denen das Thermometer auf null Grad Celsius oder darunter sinkt, um 24 Tage im Jahr abnehmen. Und sogenannte »Eistage« mit einer Maximaltemperatur von null Grad wird es dann laut den Prognosen etwa 19 weniger als heute geben. Das trifft insbesondere den Wintersporttourismus, betont Barth. »Bei einem Anstieg der Durchschnittstemperatur um ein Grad werden bis 2035 vermutlich 60 Prozent der bayerischen Skigebiete ihren Betrieb einstellen müssen«, zitiert der promovierte Geograf eine Studie des bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU). Immerhin, so Barth, habe sich das Allgäu im Vergleich zu anderen bayerischen Regionen mit dem Ausbau schneeunabhängiger Freizeitangebote jetzt schon besser auf die klimatischen Veränderungen eingestellt.
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Die trockeneren Sommer, die sich abzeichnen, werden sich insbesondere auf die Erträge in der Landwirtschaft im Allgäu negativ auswirken, was sowohl den Ackerbau in den nördlichen Teilen als auch die Milchwirtschaft im gesamten Allgäu betrifft. Die sommerliche Trockenheit werde zudem das Bild der heimischen Wälder verändern, erklärt Barth. Fichten, die vergleichsweise viel Wasser benötigen, müssen zunehmend durch Weißtannen ersetzt werden. Insgesamt werde der Trend zum Mischwald gehen, meint Barth und verweist auf entsprechende Aufforstungsmaßnahmen im Zuge der »Bergwaldoffensive«, die im Allgäu gut vorankäme. Die Niederschlagsmenge wird sinken. Wenn es aber regnet, dann häufig umso heftiger, so die Prognose für das Allgäu. Das Risiko von Starkregenereignissen, die zu Überschwemmungen auch außerhalb von Flussbereichen sowie zu Hangrutschen führen können, wird in der Region steigen. »Das erfordert Anpassung und Schutzmaßnahmen«, erklärt Hans-Jörg Barth. Unter anderem gelte es, Daten für Gefahrenkarten zu sammeln und auszuwerten. Kläranlagen müssen zudem gesichert und die Kanalisation überprüft werden. Bei der Ausweisung von neuen Baugebieten gelte es, stets die Hochwasserproblematik im
Zinnecker. »Und wir befassen uns damit seit Längerem verstärkt, um den Landkreis möglichst gut an den Wandel anzupassen.« Daran wird kein Weg vorbeiführen. Während von mancher Seite der heiße Sommer und der viel zu warme Dezember 2015 als normale Wetterkapriolen, die es schon immer gegeben habe, abgetan werden, zieht Hans-Jörg Barth andere, ernstere Schlüsse. Vergleiche man die Prognosen der Modelle für die vergangenen Jahre mit den tatsächlichen Wetterdaten, zeige sich eine frappierend hohe Übereinstimmung – auch für das Allgäu. »Die Klimamodelle funktionieren also«, lautet Barths Schlussfolgerung. Was ihn vor allem nachdenklich stimmt: »Die größte Übereinstimmung gibt es bei den Kurven, die von den pessimistischeren Annahmen in Sachen CO2-Ausstoß und Temperaturanstieg ausgegangen sind.« Weitere Informationen unter www.eza.eu
September 2005: Illerhochwasser bringt jede Menge Schlamm und Treibgut. Dieses Foto entstand bei Fischen im Oberallgäu
Ein Murenabgang im September 2005 an der Breitach bei Winkel Fotos: Archiv Edition Allgäu/Volker Wille
Auge zu behalten und von der Bebauung gefährdeter Bereiche unbedingt abzusehen. Dass die Verantwortlichen in der Politik das Thema Klimawandel und die Anpassung an die sich ändernden Bedingungen ernst nehmen, ist laut HansJörg Barth am Beispiel des Landkreises Oberallgäu unter anderem beim Thema Hochwasserschutz gut zu erkennen. »Fakt ist, dass es immer öfter und immer kurzfristiger extreme Wetterereignisse geben wird«, meint Landrat Anton Klotz. »Wir sind uns deshalb darüber im Klaren, dass der Hochwasserschutz ein ganz wichtiges Thema ist.« Nach den verheerenden Hochwasserereignissen 1999 und 2005 wurde der Hochwasserschutz im Landkreis vorangetrieben. Für die Unterstützung der betroffenen Gemeinden hat der Landkreis ein über die Kreisumlage finanziertes Förderprogramm aufgestellt. Alle Oberallgäuer Kommunen beteiligten sich so an den Kosten für notwendige Maßnahmen wie zum Beispiel den Ausbau des sogenannten Seifener Beckens – ungeachtet der Frage, ob das eigene Gemeindegebiet bedroht ist. »Hier wird der Gedanke der Solidargemeinschaft gelebt«, lobt Barth. Und sie funktioniere auch auf anderen Gebieten. Das ist mit einer der Gründe dafür, warum das Deutsche Institut für Urbanistik die Anstrengungen des Landkreises Oberallgäu bei der Anpassung an den Klimawandel als vorbildlich bezeichnet hat. Das Oberallgäu war 2013 als Modellregion Klimaanpassung ausgewählt worden. Aber auch andernorts beschäftigt man sich mit möglichen Herausforderungen des Klimawandels. So war der eza!-Fachmann Hans-Jörg Barth erst kürzlich vom Klimabeirat des Landkreises Ostallgäu eingeladen worden, um über die Folgen für das Ostallgäu zu referieren. »Uns ist klar, dass Veränderungen auf uns zukommen«, sagte anschließend Landrätin Maria Rita
Wenn die Kanäle die Wassermengen nicht mehr schlucken können, werden die Gullies zu »Wasserspendern«
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Natur
Gefahr für den Frauenschuh Kleine Ursache – große Wirkung
Fotos: EDITION ALLGÄU/Archiv; BN Lindau
Originaschauplatz an der Argen: Fehlen die Bäume, dann wuchert schnell Brombeergerank
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ehn Helferinnen und Helfer fanden sich im vergangenen Herbst ein, um an der Sicherung und Bewahrung eines bedeutenden Frauenschuhstandortes im Argental im Westallgäu mitzuwirken. Es war bereits die vierte Aktion dieser Art seit Oktober 2014. Dazu aufgerufen hatte der Arbeitskreis Ellhofen im BUND Naturschutz unter Federführung von Jörgen Brauer. Unterstützt wurden die Arbeiten von der Kreisgruppe Lindau, vom Arbeitskreis heimischer Orchideen und vom Landschaftspflegeverband für den Landkreis Lindau mit seiner Geschäftsführerin Michaela Berghofer. Die Arbeiten seien deswegen notwendig, so erläutert die BN-Kreisgruppe Lindau, weil vor zwei Jahren ein Großteil des Fichtenbestandes wegen eines Borkenkäferbefalls entfernt werden musste. Die dadurch entstandene Waldlichtung mit ihren Frauenschuhstauden sei nun voll dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das fördert wiederum enorm das Wachstum von Brombeersträuchern, die die streng geschützten und sehr selten gewordenen Orchideen überwuchern und ihnen damit jegliche Entwicklungsmöglichkeiten nehmen. Am Ende verschwinden dann die Frauenschuhbestände mit ihrer
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Der Klimawandel ist in vollem Gange. Seine Folgen sind nicht immer sofort sichtbar. Aber die Zusammenhänge werden doch erkennbar, wenn es um kleinräumige Veränderungen geht. Zum Beispiel im Westallgäuer Argental, wo der Borkenkäfer die indirekt wertvollen Frauenschuhbestände gefährdet.
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Datum, Unterschrift: Der Frauenschuh ist in vielen Bereichen des Allgäus gefährdet. Seine Lebensbedingungen werden eingeschränkt
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einzigartigen Blütenpracht. »Das darf nicht geschehen«, erklärte Erich Jörg, der Lindauer BN-Kreisvorsitzende vor Ort. Die Aufgabe der Naturschützer bestand daher wie bei den vorangegangenen Einsätzen darin, das Brombeergestrüpp rings um die Blütenstände der Orchideen zu entfernen. Die Standorte waren vorher vom BN-Arbeitskreis Ellhofen mit bunten Holzstäben kenntlich gemacht worden. Damit wurde sichergestellt, dass kein Orchideenstandort übersehen wurde. Die Markierungen wurden natürlich nach getaner Arbeit wieder entfernt, denn man will nicht, dass die Standorte zum Schutz der Bestände allgemein bekannt werden. Die Beteiligten sind sich im Klaren, dass diese Aktionen in den kommenden Jahren noch mehrfach wiederholt werden müssen. Erst, wenn die Waldverjüngung mit Ahorn, Tanne oder Buche den Lichteinfall vermindert und dadurch die lichthungrige Brombeere zurückweicht, kann die wertvolle Orchidee ohne menschliche Hilfe ihre Pracht wieder uneingeschränkt entfalten. BNKreisvorsitzender Erich Jörg dankte allen Helfern für ihr ehrenamtliches Engagement und erklärte, dass diese Arbeiten eine sehr wichtige Artenschutzmaßnahme seien.
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Wertstoff Holz – die »edlen Sorten« Aus dem Allgäu für das Allgäu – so lautet das Motto der Allgäuer Wert- und Edelholz GmbH & Co. KG in Wildpoldsried. Und damit haben die Gründer der Firma um den »Windpapst« Ignaz Einsiedler eine Nische in der Holz-Region Allgäu entdeckt. Denn neben Fichte und Tanne, die im Allgäu traditionsgemäß die führende Rolle spielen, gibt es eine ganze Reihe von Edelhölzern, die speziell gesammelt und aufbereitet werden können. Auf diese Rundhölzer haben sich die Wildpoldsrieder spezialisiert. Das sind unter anderem: Ahorn, Apfel, Birke, Birne, Eberesche, Eiche, Erle, Esche, Kirsche, Linde, Mehlbeere, Pflaume, Robinie, Roteiche, Traubenkirsche, Ulme, Walnuß und Weißdorn. allgäuALTERNATIV berichtet über die Einkaufs- und Vertriebswege des Unternehmens und die Chancen für die Kunden.
Klimaschutz-Beauftragte – und was sie leisten Jeder weiß, dass es Klimaschutz-Beauftragte bei den Allgäuer Landratsämtern und den kreisfreien Städten Kempten, Memmingen und Kaufbeuren gibt. Aber die Aufgabe dieser Spezialisten in den Behörden ist bei Weitem nicht jedem klar. Es gibt unterschiedliche Schwerpunkte in der Arbeit, und auch die Klimaschutz-Programme sind nicht überall gleich. Wir stellen die Klimaschutz-Beauftragten vor und lassen sie über ihre derzeitigen und zukünftigen Aufgaben berichten.
Wasserkraft: das württembergische Allgäu Kaum in einer anderen Region Deutschlands gibt es so viele kleine Wasserkraftwerke. Zum Teil seit Generationen in privater Hand, zum Teil aber auch wieder in kommunalem Besitz. Im Landkreis Lindau gibt es eine Untersuchung zur »Reaktivierung und Erweiterung der Stromerzeugung aus Wasserkraft«, im Landkreis Ravensburg laufen rund 80 Wasserkraftwerke, und die Stadtwerke Wangen haben sogar ein privates Wasserkraftwerk aufgekauft, um die Stromversorgung der Stadt durch eigene Wasserkraft zu stärken. allgäuALTERNATIV hat sich in der Szene umgesehen und berichtet über diese klassische Form der Stromerzeugung in der Region und über neueste Entwicklungen für Klein-Wasserkraftwerke.
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