NAGELFLUH Frühjahr/Sommer 2016

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NAGELFLUH Frü hj a h r/ S o m m e r 2 016

D as N at ur p ar k-M ag a zin

WALDARBEIT MIT 1 PS

SCHMETTERLING MIT FEDERN

Wenn Bene Hage und Moritz Holz aus dem Wald rücken, ist das noch echte Hand- und Hufarbeit

Der farbenprächtige Mauerläufer ist ein seltener, doch unverwechselbarer Bewohner unseres Naturparks

MANCHE MÖGENS KÜHL

HOCH HINAUS AM ALPSEEHAUS

Wenn dem Fuchs der Pelz brennt und der Feldhase heiße Löffel kriegt: Wie regeln Wildtiere die Hitze?

Im Landschaftspark am Alpsee entsteht ein Lehrpfad für Berg(ein)steiger – mit Höhepunkt auf 13 Metern


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EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser, W

as macht ein Mauerläufer auf dem Titelbild des Naturparkjournals? Ein Vogel, den kaum jemand kennt und den vermutlich die wenigsten Leser selbst schon einmal gesehen haben? Es hat viele Gründe. Für uns ist er einer der heimlichen »Stars« des Naturparks. Ein seltener, wunderbar farbiger Vogel, der immer schon die steilen Felsen von Besler und Gottesackerwänden besiedelt hat, lange bevor der Mensch das Gebiet erobert hat. Er gehört zu uns, ist ein echter Ureinwohner. Erstaunlich genug, dass wir ihn eigentlich gar nicht wirklich kennen: Wie groß sind seine Reviere, was genau macht er im Winter, wie finden die Jungvögel ihr Revier? Viele Fragen rund um diese Art sind nicht abschließend geklärt. Gleich vorneweg: Der Mauerläufer ist nicht akut gefährdet und er scheint sich vom aktuellen Kletterboom recht unbeeindruckt zu zeigen. Aber er steht stellvertretend für die vielen unbekannten Tiere und Pflanzen, die unseren Naturpark zu einem der Gebiete mit der größten Lebensvielfalt in ganz Mitteleuropa machen. Es ist eine der Aufgaben des Naturparks, die Landbewirtschaer und alle draußen aktiven

Menschen dabei zu unterstützen, diese Lebensvielfalt zu bewahren. Nur wenigen ist das ema egal. Viele – ob Landwirt oder Skitourengeher – setzen sich mit viel Engagement tagtäglich für ein gutes Miteinander von Mensch und Natur ein oder würden es tun, wenn sie einen Anstoß dazu bekämen. Vielleicht hil ja schon, mal inne zu halten und zu überdenken, was man gerade macht. Ist unser gegenwärtiges gesellschaliches Erfolgsprinzip des »höher, schneller, weiter« und des »Immer-effektiver-sein-Müssens« tatsächlich auch draußen in der Landscha dauerha erfolgreich? Ich habe da ernsthae Zweifel und bin mir sicher, dass es weder der Natur noch den Menschen, allen voran den Landbewirtschaftern, auf Dauer gut tut! Der Naturpark steht für einen Naturgenuss, der auch langsam sein kann. Vielleicht entdeckt man dabei sogar einen unserer heimlichen Stars, wie den Mauerläufer. Er steht genauso für eine hochwertige Landscha, wie die regionalen landwirtschalichen Produkte, die man mit Bedacht und Anerkennung genießen sollte, weil sie so gut sind und weil man hoffentlich einen angemessenen Preis dafür bezahlt hat. Dann

hätte der Landwirt wieder mehr Zeit, damit er sich um sein Land und um »seine Lebensvielfalt« auf der Wiese und Weide kümmern kann. Ich wünsche allen einen schönen Sommer mit vielen überraschenden Entdeckungen in der Natur.

Ihr Rolf Eberhardt Geschäsführer Naturpark Nagelfluhkette e.V.

Mit einer Größe von 405 km² ist die Nagelfluhkette im alpenweiten Vergleich ein Schutzgebiet mittlerer Größe. Während im Bregenzerwald jeweils die gesamten Flächen der beteiligten acht Gemeinden im Naturpark liegen, gehören von den sieben Allgäuer Gemeinden in der Regel die dünn besiedelten Berggebiete dazu. Innerhalb der Naturparkgrenzen leben etwa 13.000 Menschen, was zu einer, im dicht besiedelten Europa, sehr geringen Siedlungsdichte von 33 Einwohnern je km² führt. Ein besonderes Merkmal ist der sorgsame Umgang der Bewohner mit ihrer Heimat.

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Themen dieser Ausgabe NEUES GESICHT IM NATURPARK Interview mit Naturpark-Managerin Carina Niedermair

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WALDARBEIT MIT 1 PS Über ein zeitgemäßes Holzrückesystem, das Hand und Huf hat

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BERGE FÜR EINSTEIGER Richtiges Verhalten auf der Bergtour - ein Lehrpfad entsteht

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MANCHE MÖGEN’S KÜHL Was tut man als wilder Vierbeiner, wenn es richtig heiß wird?

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DER WEG DURCH DAS MÜHLEHOLZ Der fast vergessene Pfad vom Weißachtal nach Sulzberg

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SCHMETTERLING MIT FEDERN Portrait über einen gefiederten Kletterkünstler

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BESUCHERLENKUNG IM NATURPARK Über »Gipfeltreffen« und Super-Wege

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DRAHTSEILAKT IM WILDEN KLETTERGARTEN Kletterer im Lebensraum Fels - eine Frage der Kompromisse

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AUF DIE WIESE, FERTIG, LOS Was war los im ersten »Naturparkschuljahr«?

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EIN HERZ FÜR JUNGE HUPFER Im Gespräch mit Naturparkführerin Tanja König

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WILDE LANDART Panorama: Der Naturpark Friauler Dolomiten

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Neues aus dem Naturpark Kinderseite

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Impressum Herausgeber: Naturpark Nagelfluhkette e.V. Seestraße 10, D-87509 Immenstadt, Tel. +49(0)8323/9988750 info@naturpark-nagelfluhkette.eu www.naturpark-nagelfluh.eu Verlag und Herstellung: Verlag HEPHAISTOS, EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2, D-87509 Immenstadt-Werdenstein Tel. +49(0)8379/728616, Fax +49(0)8379/728018

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nagelfluh@heimat-allgaeu.info, www.nagelfluh-magazin.de Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.), Tel. +49(0)8379/728616, viola.elgass@heimat-allgaeu.info

Anzeigen: Sven Abend, Katharina Böttger Tel. +49(0)8379/728616; gültige Anzeigenpreisliste: 1/2014

Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.

Bankverbindung Verlag: Deutschland: Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu eG, IBAN: DE97733699200007126999, BIC: GENODEF1SFO

Layout: Bianca Elgaß, Ramona Klein, Dominik Ultes

Österreich: Raiffeisenzentralkasse Innsbruck, IBAN: AT223600000000643361, BIC: RZTIAT22


Neues Gesicht

im Naturpark

Im Februar hat das Team des Naturparks Nagelfluhkette Verstärkung bekommen: Carina Niedermair ist als Naturparkmanagerin im Bregenzerwald für Organisation und Markenentwicklung zuständig. Im Gespräch stellt sie sich vor.

Das heißt, Sie stammen gebürtig aus Vorarlberg? Ja. Gebürtig stamme ich aus Lustenau, jetzt wohne ich in Bregenz. Mein Büro liegt zentral im Gemeindeamt Hittisau. Von hier aus werde ich meinen Aufgaben nachgehen. Woraus werden diese Aufgaben bestehen? Einmal sind da natürlich die laufenden Projekte, die fortgeführt und auf Vorderwälder Seite betreut werden, zum Beispiel die Naturparkschule in Hittisau oder die Junior RangerTreffen. Natürlich steht auch Neues auf dem Plan: Eine wichtige Aufgabe wird die Weiterentwicklung der Marke »Naturpark Nagelfluhkette« und deren Verbreitung sein. Sie sind außerdem Ansprechpartnerin für die Gemeinden. Genau, ich vernetze die Akteure, hauptsächlich auf der Vorderwälder Seite. Nebenbei betreue ich den Internetauritt des Naturparks mit. Also eine Arbeit, die hauptsächlich im Büro stattfindet? Nicht ganz. Im Naturpark unterwegs zu sein, mich mit Leuten zu treffen und auszutauschen

ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Wie sich der Naturpark entwickelt und gestaltet, hängt besonders von den hier lebenden und arbeitenden Menschen ab. Meine Aufgabe ist es, sie dabei zu unterstützen. Was verbinden Sie mit dem Naturpark Nagelfluhkette? Für mich ist der Naturpark die perfekte Modellregion: Schöne Landscha, saner Tourismus. Er bietet außerdem gute Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung, zum Beispiel durch die Milchprodukte, für die hier niemand weite Wege zurücklegen muss. Die schöne Landscha haben Sie eben erwähnt. Wo liegt für Sie persönlich denn der schönste Fleck im Naturpark? Das sind für mich die Moore in Krumbach. Moore generell finde ich faszinierend und wunderschön. Sie beherbergen viele spezialisierte Tiere und Pflanzen, die perfekt an den extremen Lebensraum angepasst sind. Durch den hohen Niederschlagsreichtum ist der Naturpark reich an Moortypen, die ihn prägen. In Krumbach speziell gefällt mir, wie natürlich das ema auereitet wird und wie die Bevölkerung über den Moorraum, die Moorwirte und die angebotenen Führungen einen Bezug zu »ihrem« Moor und somit auch zum Naturpark bekommt.

Foto: Viola Elgaß

Frau Niedermair, was führt Sie in den Naturpark Nagelfluhkette? Natur und Umwelt haben mich schon immer interessiert: Ich habe Ökologie mit dem Schwerpunkt Natur- und Landschasschutz in Salzburg und in Wien studiert. Danach arbeitete ich in einem Landschasplanungsbüro in Wien. Vor etwa eineinhalb Jahren verschlug es mich dann zurück in meine Heimat Vorarlberg. Die Stelle als Naturparkmanagerin passte perfekt: Die Tätigkeit verbindet meinen beruflichen Hintergrund mit meinen Interessen.

Naturparkmanagerin im Vorderwald: Ökologin Carina Niedermair

Vielen Dank für das Gespräch.

Info: Geschässtelle Naturpark Nagelfluhkette – Vorderwald: Naturparkmanagerin Vorderwald Mag. Carina Niedermair, Geschässtelle im Gemeindeamt Hittisau, Platz 370, A-6952 Hittisau, Tel. +43 5513 620921, niedermair@naturpark-nagelfluhkette.eu

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Waldarbeit mit

Eigentlich machen heute Maschinen die Forstarbeit: Tonnenstarke Traktoren, Rückezüge und Holzvollernter, die mit brummenden Motoren Baumstämme aus dem Wald transportieren. Manchmal sind in unseren Wäldern aber noch andere Geräusche zu hören: Das Schlagen von Metall auf Metall, scharrende Hufe und Schnauben aus Pferdenüstern.

D

ie paar Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Baumkronen bahnen, bringen trotz bester Absicht nicht sonderlich viel Wärme hinunter zu denen, die sich heute auf dem bewaldeten Höhenzug über Wertach aualten. Die kühle Waldlu lässt die Hände fast schon klamm werden. Nur zwei der Anwesenden merken nichts von den kühlen Temperaturen: Der eine hat die karierten Hemdsärmel hochgekrempelt, der andere damp ein bisschen. »Moritz, hüh!«, fordert Benedikt Hage seinen dunkelbraunen Begleiter auf. Der schnaubt und kurz scheint es, als würde er in »Wenn’s-seinmuss«-Manier die Schultern zucken. Dann geht der große Wallach an und zieht die drei Baumstämme hinter sich, als wögen sie nicht mehr als der Mischlingsrüde Max, der hechelnd am Wegesrand hockt und aufpasst, dass die zwei anderen ihre Arbeit machen. Benedikt Hage, der von allen nur »Bene« genannt wird, läu Moritz hinterher, gibt Anweisungen, 6

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dirigiert seinen kräigen Kollegen zwischen Bäumen hindurch, zieht an der Fahrleine. Manchmal läu er auch nur hinterher, denn nach dem dritten Mal kennt Moritz den Weg vom Holzhaufen zum Forstweg. Das eingespielte Team ist klar erkennbar: Die rechte Hand weiß hier ganz genau, was der linke Huf tut.

Vier Hufe für einen gesunden Wald Tage zuvor hat Hage in diesem Waldstück etliche Bäume gefällt und bearbeitet. Nun liegen hier entastete Fichtenstämme herum wie bei einem Mikadospiel, wirr gestapelt zwischen den Bäumen, die stehen bleiben. Das Nutzholz muss raus an den Forstweg, wo es der Lkw später abholen wird. Hier kommt Moritz ins Spiel, beziehungsweise in den Wald. Ein Pferd als Forstarbeiter – heutzutage ein seltener Anblick.


Hohe Konzentration ist bei Mensch und Tier gefordert: Hier gibt es keinen Rückwärtsgang

So sieht eine Handvoll gesunder Walderde aus: »Die Pferdehufe ‚plätten‘ den Boden nicht sondern lockern ihn auf – wie mit einem Pflug«, sagt Cornelia Maucher von der FBG

Moritz‘ Rückegeschirr: Vier Ketten, vier Stämme bei höchster Zuladung. Lieber öfter gehen als zu viel anhängen

Inzwischen denkt man beim ema Forstbetrieb doch eher an brummende Motoren, zugreifende Metallzangen und tiefe Spuren von Reifen oder Raupenketten auf dem Waldweg. »In der heutigen Gesellscha halten viele die Maschine für die ultimative Lösung: Billig, schnell – Zeit ist Geld. Insbesondere in bergigen Gegenden hat das Holzrücken per Pferd aber noch eine Daseinsberechtigung und viele Vorteile«, weiß Cornelia Maucher. Sie arbeitet für die Forstbetriebsgemeinscha Oberallgäu, kurz FBG. Den Aurag der Waldbesitzerin aus Dortmund, die eine sogenannte »Holzernte« in ihrem Wald wünschte, hat sie an Bene Hage vergeben. »Der Besitzerin war ein möglichst bodenschonendes und pflegliches Verfahren wichtig. Weil die Bedingungen hier stimmen, haben wir ihr eine Rückung per Pferd vorgeschlagen. Diese Art der Bewirtschaung wollte sie unterstützen.« Das Waldstück, durch das Moritz gerade schnaufend seine Holzstäm-

me zieht, ist zwar nicht steil, aber vergleichsweise klein. Rund 0,4 Hektar groß ist das Gelände. Eine Maschine bräuchte hier drei bis vier Meter Durchfahrfläche, sogenannte »Rückewege«, um das Holz zu transportieren. Moritz läu stattdessen Slalom. Vier Hufe sind halt doch agiler als vier bis sechs Reifen. Der Mann auf zwei Beinen dahinter passt derweil auf, einen Bogen um die stehenden Bäume zu machen – sie sollen durch die vorbeigezogenen Hölzer nicht am Stamm verletzt werden.

Karrierestart: Kutschpferd Hage macht die Arbeit schon ein bisschen länger als Moritz. Der 26jährige hat schon als Jugendlicher beim Vater zuschauen und später auch mit anpacken dürfen. »Als die Pferde vom Vater gestorben sind, hab‘ ich mir ein eigenes gekau«, erzählt er. Den acht Jahre alten Kaltblüter an der

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Moritz, Bene Hage und Cornelia Maucher von der FBG. Mischlingsrüde Max hatte leider keine Zeit für ein Foto

Partner des Waldes

Fotos: Dominik Ultes

Die Forstbetriebsgemeinscha Oberallgäu (FBG) unterstützt und berät Waldbesitzer in allen Belangen rund um Pflege, Forstbetrieb und Holzvermarktung ihrer Wälder. Sie wurde 1969 mit dem vorrangigen Ziel gegründet, den kleinbäuerlichen Holzanfall zu bündeln, um so in der Holzvermarktung wettbewerbsfähig zu bleiben. Mittlerweile zählt die FBG Oberallgäu über 2700 Waldbesitzer und eine Mitgliedsfläche von rund 22.000 Hektar. Infos unter: www.g-oa.de Ein eingespieltes Team: Moritz und Benedikt Hage. Hier weiß die rechte Hand, was der linke Huf tut

Fahrleine hat er selber ausgebildet. »Eingelernt wird ein Rückepferd als Zugpferd. Mit zweieinhalb, drei Jahren spannt man es zum ersten Mal vor eine Kutsche. Neben eines, das schon etwas erfahrener und gelassen ist.« Auf diese Weise gewöhne man die Huiere ans Geschirr und die Kommandos – dieselben, die später beim Holzrücken zum Einsatz kommen. Auch, wenn Moritz sicher etwas anderes behaupten würde: Sein Zweibeiner hat die meiste Arbeit. Er kraxelt über liegende Baumstämme, schlägt die Krampen am Kettenende von Moritz‘ Geschirr mit einem großen Hammer ins Holz hinein, lässt den Kaltblüter rangieren, bis das »Paket« richtig liegt und wuchtet am Forstweg die Stämme auf den Haufen. Da kommt nicht nur das Pferd ins Schwitzen. Den größten Teil haben sie für heute aber gescha: Sauber gestapelt liegen die abholbereiten Stämme am Wegesrand. Schaut man darüber hinweg in den Wald hinein, zeigt sich ein anderes Bild: Ein feiner 8

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Nadelteppich überzieht den Waldboden, kleinere Äste und Holzstücke liegen kreuz und quer zwischen den Baumstämmen verstreut. Es sieht ein bisschen … unordentlich aus. »Soll es auch sein«, nickt Cornelia Maucher. »Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube unter vielen Waldbesitzern, dass ihr Wald ‚aufgeräumt‘ sein muss.« Sie deutet auf einen Haufen kleiner Äste am Boden. »Das hier wird später zu Humus, dient den wachsenden Bäumen als Nährstoff. Ein Kreislauf für einen gesunden Bodenorganismus.«

Bei Forstarbeit aufs richtige Pferd setzen Im Sommer arbeitet Bene Hage als Alphirte. Hauptberuflich lohne sich das Holzrücken derzeit nicht: »Schwierig. Vielleicht, wenn mehr Auräge kommen.« Dass mehr Auräge kommen, davon ist Cornelia


Ein »unordentlicher« Wald ist ein gesunder Wald – die herumliegenden Nadeln und Äste werden zu Nährstoffen und fügen sich in den Kreislauf des Baumwachstums ein

Es geht zurück an die Arbeit: Bene Hage und Kaltblüter Moritz wollen heute fertig werden. Max passt auf, dass die beiden alles richtig machen. Seine eigenen vier Pfoten hält er den Baumstämmen lieber fern

Maucher überzeugt. »Es gibt ein Umdenken in der Gesellscha. ‚Nachhaltigkeit‘ ist schon lange kein unbekanntes Wort mehr. Ökologisch zieht das Pferd an den Maschinen vorbei: Keine Abgase, kaum Bodenverdichtung.« Die Spuren, die ein Pferd hinterlässt, sind ein paar Tage zu sehen. »Maschinelle Rückewege sieht man nach Jahren noch.« Das Hauptproblem sei, dass die Leute zuerst aufs Geld schauten, meint dagegen Hage: »Wenn die Maschine fünf Euro billiger ist, nimmt man die Maschine.« Dass der Boden dabei zerdrückt werde und die Baumkronenreste so kompakt liegen, dass kein Samen mehr durchkommt, darauf schaue man dabei nicht. Ohne Frage gäbe es Wälder, bei denen die Bewirtschaung mit der Holzernte-Maschine mehr Sinn mache. »Aber die Besitzer sollten genau prüfen, was für ihren Wald am meisten Sinn macht.« Cornelia Maucher nickt. Für diese Art der Beratung und Abschätzung ist die Forstbetriebsgemeinscha zuständig.

Ob es noch Fragen gäbe, will Hage später wissen: »Sonst schaff ‘ i jetzt weiter.« Ein echter Allgäuer »Zupacker« eben. Moritz indessen hätte gegen eine längere Pause wahrscheinlich nichts einzuwenden gehabt. Seit Minuten beäugt er interessiert Mauchers rechte Jackentasche. Manchmal verbirgt sich darin eine Karotte für ihn, das weiß er ganz genau. Als Bene Hage jedoch mit der Zunge schnalzt und zwischen den Bäumen verschwindet, trottet das pflichtbewusste Ross ihm hinterher. Auch Moritz will heute fertig werden. Im trockenen Stall in Untermaiselstein wartet ein ganzer Futtertrog auf seine genaueste Inspektion. Es wird wieder still im Wald. Nur das gelegentliche Schlagen des Hammers und schweres Schnauben aus Nüstern stört die natürliche Ruhe. Kein Vergleich, wäre hier ein tonnenschwerer, benzinbetriebener Rückezug am Werk. Manchmal ist im Wald halt doch noch echte Hand- und Hufarbeit gefragt. Viola Elgaß

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Berge für Einsteiger Lern-Parcours mit Höhepunkt

Immenstadt stellt die Weichen im Tourismus neu. Getreu dem Motto »Berge für Einsteiger« setzen die »Städtler« auf naturnahe Angebote für ihre Gäste. Mit dem Bau des AlpSeeHauses und der dortigen Ausstellung wurde der erste Schritt getan. Jetzt sollen weitere folgen. Geplant ist ein neuer Lehrpfad im Landschaspark im Ortsteil Bühl. Die Besucher sollen in diesem Lern-Parcours das richtige Verhalten in der Bergwelt lernen. So oder so ähnlich wird der Kletterturm am Alpsee aussehen: Dreistöckig, mit variablen Routen – konzipiert wird er von der Immenstädter Firma Faszinatour

S

chneekanonen, alpine Superpisten und beheizte Sesselbahnen haben in Immenstadt keine Zukun. Stattdessen stellt man das Angebot für die Gäste ganz auf den Naturgenuss in der Nagelfluhkette und den schonenden Umgang mit unserer eher sanen Bergwelt ein. Nicht allen ist das Verständnis und die Fähigkeit gegeben, loszulaufen und auf Anhieb alles richtig zu machen. Der geplante Lehrpfad im Landschaspark zwischen dem großen Alpsee und Naturparkhaus soll rund 13 Stationen zum ema »Berge für Einsteiger« bekommen. Alle Lernpunkte behandeln wichtige Verhaltensregeln für unterschiedlichste Touren in den Bergen. 10

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An einer Station soll es um die richtige Ausrüstung gehen, an einer anderen um Wetter und Unwetter in den Bergen. Wie wichtig es sein kann, die eigene Leistungsfähigkeit richtig einzuschätzen, wird an einem weiteren Lernpunkt vermittelt. »Wie weit ist der nächste Berg entfernt und wie hoch schätzen Sie seine Höhe? Sie wollen ihn besteigen – wie lange werden Sie dazu brauchen?«, wird an einer anderen Stelle gefragt. Gefahren beim Tourengehen mit Ski und Schneeschuhen, Schneebretter, Lawinenkunde und winterliche Risiken gehören genauso in den Lehr- und Erlebnisplan wie die Vorbereitung von Touren in den Bergen.

Besucherlenkung im Naturpark Nagelfluhkette wird im Vordergrund stehen. Richtiges Verhalten in der Natur, Rücksicht auf die Tierund Umwelt und Achtung von NaturparkGeboten ziehen sich wie ein roter Faden durch den geplanten Lehrpfad.

Punkte zählen am Smartphone Die geplanten Stationen werden durch ein interaktives Programm miteinander verbunden. Die Gäste werden im AlpSeeHaus mit Computer-Tablets ausgestattet oder bekommen eine App auf ihr Smartphone aufgespielt. Mit diesen digitalen Hilfsmitteln werden sie


durch den Parcours geleitet. Die Besucher können verschiedene Lern-Levels erreichen. Falsche Antworten oder Reaktionen geben Punktabzüge, verantwortungsvolles Verhalten und bewusster Umgang mit der Natur wird durch Pluspunkte belohnt. Die Besucher lernen nicht nur während ihres Aufenthaltes im Bühler Landschaspark, sie können sich die Aufgaben und Ergebnisse auch nach Hause schicken und sich dort weiter mit der ematik »Berge für Einsteiger« beschäigen.

Linke Seite: Für die jüngeren »Einsteiger« ist eine verkleinerte Variante des Skytrails geplant. Die Kletterelemente sind ähnlich gestaltet, aber Eltern können ihre mit Gurt gesicherten Sprösslinge am Boden begleiten

Moderne Technologie, alpine eorie und praktische Übungen sorgen dafür, dass sowohl Kinder als auch Familien, Seniorinnen und Senioren spannende und vor allem lehrreiche Informationen bekommen. Die eigentliche »Höhentauglichkeit« können die Gäste an der letzten Station erproben. Diese Station, der sogenannte »Skytrail«, wird bereits ab diesem Sommer zur Verfügung stehen, während die Lernpunkte im Landschaspark wohl frühestens 2017 eingerichtet werden können. Beim Skytrail handelt es sich um ein 13 Meter hohes Klettergerüst mit drei Stockwerken. Im Gegensatz zu den vielerorts bekannten »Kletterwäldern« ermöglicht der Skytrail einen Ganzjahresbetrieb. Er steht auf Metallstützen, die Besucher bewegen sich auf vielfältigen Routen mit den unterschiedlichsten Aufgaben.

Unterschiede zum Kletterwald Trittsicherheit, Balance, Schwindelfreiheit und Geschicklichkeit sind erforderlich. Alles Fähigkeiten, die man später in der Bergwelt ebenfalls haben muss. In dem Klettergerüst erfahren die zukünigen Bergsteiger, wo die eigenen Grenzen sind, ohne sich dabei in Gefahr zu begeben. Denn Sicherheit ist auf dem Skytrail erstes Gebot: Beim Einstieg werden die Besucher mit einem Gurtsystem ausgestattet, das in eine Laufschiene eingehängt wird. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Klet-

Fotos: Faszinatour, Dotan Naveh/Dreamstime

»Endstation« auf 13 Metern

Die Routen in einem Skytrail sind variabel – im Gegensatz zum Kletterwald, wo an Abzweigungen ein zweifaches Umhängen nötig ist, fährt hier die Sicherheitsleine oben immer mit

tergärten, wo die »Probanden« mit zwei Sicherungen ausgestattet werden und sich bei jeder Richtungsänderung selbstständig zweimal ausund umhängen müssen, fährt beim Skytrail die Sicherungsleine immer mit. An den Knotenpunkten hat der Kletterer die Wahl, ohne lästiges Umhängen in verschiedene Richtungen zu gehen. Sind in einer Richtung zu viele »Kletterkollegen« unterwegs, sucht man sich einfach eine weniger frequentierte Richtung aus.

Neues Team für den Tourismus Das neuartige Sicherungssystem und die Wahlfreiheit unterscheidet das neue Klettergerüst grundlegend von »Kletterwäldern«. Selbstverständlich soll der Aufenthalt im Skytrail auch Spaß machen: Hängen, pendeln, schaukeln, balancieren, greifen, loslassen, nachfassen und den eigenen Körper spielerisch

erfahren. Die kürzlich gegründete Alpsee Immenstadt Tourismus GmbH ist für die Errichtung des Klettergerüstes und den kommenden Lern- und Erlebnisparcours zuständig. Die Stadt Immenstadt geht damit weiter den konsequenten Weg, der vor einigen Jahren mit der Gründung des Naturparks Nagelfluhkette begonnen wurde. Mit rund 300.000 Übernachtungen im Jahr spielt der Tourismus in Immenstadt eine große Rolle und soll sich sogar noch weiter entwickeln. Aber in eine gesunde, natürliche und umweltschonende Richtung. Immenstadt weiß sich dabei im Kontext der Naturparkgemeinden in guter Gesellscha.

Info: Alpsee Immenstadt Tourismus GmbH, Seestraße 10, D-87509 Immenstadt, Tel. +49 8323 9988711, info@immenstadt-tourist.de www.immenstadt.de

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Manche mögen’s

kühl

Der Klimawandel bringt auf lange Sicht nicht nur milde Winter nach Europa, auch der Sommer soll länger und heißer werden. Während sich der Mensch im klimatisierten Einfamilienhaus verbarrikadiert, Eis essen geht oder in Sonnencreme-Rüstung am Seeufer entspannt, brennt den Wildtieren buchstäblich der Pelz. Was tun ohne Sonnencreme und Kleingeld fürs Zitroneneis? Wie gehen Wildtiere mit der Hitze um? Von heißen Löffeln und hängenden Zungen.

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atur kennt kein Hitzefrei. Haustierbesitzer wissen, dass die hohen Temperaturen ihren Vierbeinern auf Dauer zu schaffen machen. Da liegt Bello mit hängender Zunge am Fuße der Kellertreppe und die Katze schenkt einem einen vernichtenden Blick, sobald man die Tür nach draußen für sie öffnet. Ihre wildlebenden Verwandten dagegen beginnen o jetzt schon mit der Vorbereitung auf den Winter. Sie haben keine andere Wahl, als sich dem Wetter anzupassen. Die meisten Wildtiere tun zuallererst einmal das Naheliegende: Ab in den Bau, Siesta halten. Dachse, Füchse und Wildkaninchen beispielsweise sind in ihrem Bau von feuchter, kühler Erde umgeben – ein Luxus zur schwülen Mittagszeit. Aktivitäten wie die Nahrungssuche verlagern sich in die frühen Morgen- und Abendstunden. Einige Vertreter der heimischen Tierwelt haben aber noch zusätzliche Strategien entwickelt, um den Temperaturen zu trotzen.

Heiße Löffel für Meister Lampe

Fotos: Peter Sommerfeld, R.B., Grey59, alle /pixelio.de; Volker Wille

Nur wenige Tiere – zum Beispiel Pferde – besitzen Schweißdrüsen und genießen den kühlenden Effekt des Schwitzens. Der Feldhase trägt seine körpereigene Klimaanlage daher immer bei sich. An warmen Tagen pumpt er mehr Blut als gewöhnlich in seine Ohren. Die langen, weniger behaarten Löffel geben viel Körperwärme an die Lu ab und halten Meister Lampes Temperatur auf angenehmem Niveau. Zum Vergleich: Der Schneehase erreicht mit seinen viel kleineren Ohren den gegenteiligen Effekt. Über die geringe Oberfläche der Heiße Ohren, kühler Kopf: Der Feldhase entlässt bei Hitze Körperwärme über seine Ohren, um seine Temperatur zu regulieren

Die Garten-Bänderschnecke (links) und ihre Verwandten verbringen die heißen Stunden »im Haus« – die Gefahr der Austrocknung ist für die Weichtiere zu groß

kurzen Löffel verliert er im Winter weniger Wärme. Generell beobachtet man bei Tieren, die an kalte Witterungen angepasst sind, dass ihr Körperbau durch kurze Gliedmaßen der Kälte möglichst wenig Angriffsfläche bietet. Zurück zum Feldhasen. Der kauert sich und seine heißen Ohren mit Vorliebe unter schattige Hecken und speichelt sich ein. Durch die verdunstende Feuchtigkeit auf dem Fell verscha er sich zusätzliche Abkühlung. Diese »Nachahmung« des Schwitzens teilt er mit Nagetieren wie der Feldmaus, die ebenfalls keine Schweißdrüsen besitzt und mit der Zunge nachhil. Jungen Hasen dient das Fett in der Muttermilch als »Wasserquelle«: Beim Abbau im Körper werden pro Gramm Fett 1,1 Gramm Wasser freigesetzt.

(K)ein Sonnenbad fürs Murmeltier Bei einer sommerlichen Bergtour wenig abseits der Nagelfluhkette, zum Beispiel bei Hinterstein im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen, kann man o Murmeltiere beobachten, wie sie sich scheinbar faul auf einem Felsen lümmeln und es sich bei einem Mittagsschläfchen gut gehen lassen – weit gefehlt! Nicht nur, dass das »schlafende« Erdhörnchen den Wanderer vermutlich längst entdeckt hat, die pummeligen Nager lassen sich die Sonne nur zur Parasitenabwehr auf den Pelz brennen: Zecken und Flöhe flüchten vor der potentiellen Austrocknung. Murmeltiere wissen wie ihre unerwünschten Mitbewohner warme Tage nicht zu schätzen. Kein Wunder bei dem dichten Fell. Daher suchen die possierlichen Alpenbewohner so o es geht schattige Plätze auf oder bleiben gleich im Bau. Sein entfernter Verwandter, das Eichhörnchen, begibt sich derweil möglichst hoch in die Baumkronen, um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen.

Schlammpackung und Wassertreten Was sich nach Wellness anhört, ist sommerliche Notwendigkeit im Hause Rothirsch. Wie das bei uns nicht beheimatete Wildschwein suhlt sich der König des Waldes mit Vorliebe in sumpfigen Tümpeln. Diese »Schlammpackung« bringt dem Rotwild nicht nur den kühlenden Verdunstungseffekt, sie schützt auch ihre Haut vor Parasiten wie Mücken, Bremsen und Zecken. Trocknet der Schlamm, backen die Quälgeister darin fest und werden später genüsslich an geeigneten Stellen abgerieben. Bei höheren Temperaturen geht das Rotwild baden: In geeignetem Gewässer steht den Vierbeinern das Wasser schon mal bis zum Hals.

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Ihren Flüssigkeitsbedarf decken die Tiere als reine Pflanzenfresser auch im Sommer fast ausschließlich über Tau und saiges Grünfutter. Während es das Rotwild dementsprechend ruhig angehen lässt, sieht das beim Reh ganz anders aus. Dessen Paarungszeit liegt im Juli und August und fällt deswegen nicht selten auf die heißesten Sommertage. Die Ricke, das weibliche Reh, kennt kein Pardon. Ihre Zuwendung muss sich der Rehbock hart erarbeiten. Stunden-, manchmal auch tagelang, verfolgt er hechelnd die Angebetete durch den Wald. Erst nach Ende dieses sogenannten »Treibens« kommt es zur Paarung. Ausgezehrt von Jagd und Liebesspiel, hat der Rehbock inzwischen viel Gewicht – und Wasser – verloren und muss sich erholen. Bis ihm der Du der nächsten Dame um die Nase weht. Im Gegensatz zum Rot- und Schwarzwild suhlt sich das Reh nie. Es nutzt aber jede Gelegenheit zur Flüssigkeitsaufnahme und sucht nach besonders saigen Kräutern.

Fuchs und Vogel hecheln Auch der Fuchs trinkt – wenn er nicht gerade ein Nickerchen im Bau macht – so viel wie möglich. Wie Hund und Katze kühlt sich das kleine Raubtier durch Hecheln. Die Atemfrequenz kann dabei bis auf das zehnfache ansteigen. Durch das Hecheln wird das zirkulierende Blut abgekühlt und Wärme in Form von Atemlu abgegeben. Die wenigen Schweißdrüsen an den Fuchspfoten wären mit dieser Aufgabe schlichtweg überfordert. Sie dienen ihm hauptsächlich zur Wegmarkierung. Viele Vögel, wie zum Beispiel der Eisvogel, 14

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hecheln ebenfalls oder plustern sich auf, um die warme Lu aus dem Federkleid entweichen zu lassen. Manche machen auch einen kleinen »Ausflug«, um sich den Wind um die Federn wehen zu lassen. Eine unfeine, aber effiziente Methode hat sich der Storch ausgedacht: Statt einem Schlammbad kotet er seine langen Beine ein. Falls sich im Sommer ein Beobachter des (im Naturpark Nagelfluhkette nur als »Überflieger« vorkommenden) Stelzvogels schon einmal gefragt hat, warum dessen Beine staubig weiß aussehen – dies ist die Antwort...

Die Schnecke schließt die Tür Auch die Kleinsten plagt die Hitze: Der Weinbergschnecke, deren Vorfahren ursprünglich Wassserbewohner waren, behagt Trockenheit überhaupt nicht.Der wichtigste Schutz einer Landschnecke gegen Trockenheit und Verdunstung ist die Schleimschicht, die ihren Körper einhüllt. Besonders bei trockenem Wetter reicht diese allein jedoch nicht mehr aus. »Viel trinken« lautet nicht nur die Devise bei den Menschen – da genehmigt Reineke sich schon einmal einen Schluck aus dem Gartenteich

Bei Hitze nimmt der Rothirsch ein Bad – bei Bedarf wagt er sich bis zum Hals ins kühle Nass.

Die Weinbergschnecke zieht sich dann in ihr Gehäuse zurück und beginnt, ihre Schalenmündung mit Schleim abzudecken, der an der Lu bald zu einer dünnen Membran, dem »Diaphragma«, austrocknet. Anschließend reduziert die Schnecke alle Lebensfunktionen auf das Notwendigste und wartet in dieser »Trockenruhe« ab, bis die Lu wieder feucht genug ist. Im Sommer verbringen Weinbergschnecken die heißen Stunden des Tages omals vollständig in Trockenruhe und kommen erst abends aus ihrem Versteck, um Nahrung zu suchen. Sie vergraben sich auch im Boden oder verstecken sich unter Wurzeln und Blättern. An schattigen und geschützten Plätzen kann man omals zahlreiche Schnecken auf engem Raum finden. Manche Schneckenarten kriechen an Pflanzenstängeln und Baumstämmen empor, wo die Lu ein wenig kühler ist, als am Boden. Viola Elgaß


Die Natur erobert sich den alten Mühleholzweg Stück für Stück zurück

Der Weg

durch das Mühleholz

Ein kleines Hinweisschild in rot-weißer Farbe deutet darauf hin, dass aus dem Sulzberger Ortsteil Gullenbach nach Hermannsberg nur mit festem Schuhwerk eine Abkürzung genommen werden kann. Vor vielen Jahren, als Fuhrleute noch Saumwege zwischen den Dörfern nutzten, war dies der Hauptweg vom Weißachtal nach Sulzberg.

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ühleholz. Seit Generationen nennen die Einheimischen den vom Müselbach aufsteigenden, bewaldeten Nagelfluhrücken so. Dabei gehört er weder zur Eibelesmühle noch zur Gschwendmühle, obwohl diese eine Wiese und Wald in jener Gegend besitzt. »So kann der Name nur von der Mühle unweit des Wasserfalles am Müselbach stammen«, vermutet Armin Hörburger. Der 84-Jährige Riefensberger kennt sich in der Umgebung aus wie kaum ein Zweiter. Auf unserer Wanderung durch das zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geratene Mühleholz begleitet er uns. Steil abwärts führt der abzweigende Schotterweg, als der pensionierte Kaufmann uns zu

der Stelle führt, an der er den Ursprung des Namens »Mühleholz« vermutet: Dass dort tatsächlich eine Mühle stand, davon zeugen noch Felsen- und Mauerstücke. Heute fließt nur ein Rinnsal über die Felswand. »Eine Sage erzählt, der Müller habe seine Mahlsteine auch am Sonntag in Betrieb gesetzt. Als göttliche Strafe habe ein Hochwasser die ganze Mühle zerstört«, weiß Hörburger. Bereitwillig hat er sich als Wanderführer angeboten, als er den Anruf aus der Redaktion erhalten hat. Zuvor hatte er das Naturparkmagazin auf den instand gesetzten Forstweg durch das Mühleholz hingewiesen. Gullenbach mit dem majestätischen zweistufigen Wasserfall

Armin Hörburger aus Riefensberg weiß über seine Heimat viele Geschichten zu erzählen

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Unscheinbar: Die Abzweigung zum frisch geschotterten Forstweg durch das Mühleholz

Fotos: Viola Elgaß, Karte rechte Seite: openstreetmap.org

Ein paar Steine. Mehr ist von der namensgebenden Mühle im Mühleholz nicht übrig

Der zweistufige Eibele-Wasserfall. Statt einer Mühle speist der Eibelebach heute das Stromkraftwerk Weißachtal Für Schwindelfreie: Armin Hörburger mit Begleitung auf dem alten Saumweg. Links geht es bergab

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aus Nagelfluh und die ehemaligen Eibelemühle mit Sägewerk, Mühle, Sennerei und großer Gastwirtscha, seien früher der Knotenpunkt gewesen, wo sich die Wege von Oberstaufen im Allgäu, dem Westallgäu mit Oberreute und Weiler sowie dem Sulzberg teilten. Vor dem Bau der Straße Oberstaufen-Aach verlief der Hauptweg in den Bregenzerwald über die Eibele- und Gschwendmühle. Und von dort eben über das Mühleholz: »Es war ein steiler Fußweg, über Baumwurzeln und durch Wasserpfützen, entlang des Nagelfluh-Felsens.« Ein Bauernhof in Gullenbach und das Anwesen einer Familie auf dem Hermannsberg waren damals im gleichen Besitz. Was lag näher, als die beiden Höfe in mühsamer Arbeit durch einen Fuhrweg zu verbinden, um sich den unwirtlichen Pfad zu sparen? »Die Einheimischen erkannten bald, dass der neue Weg mit weniger Steigung bewältigt werden konnte und nutzten ihn ebenfalls«, schildert Hörburger. »Die aufgewendete Mühe

für den Bau des neuen Weges zum Hermannsberg ließ sich die Familie anerkennen und verlangte für die Benutzung eine Maut. Man behalf sich mit Schranke und Schlüsseln.« Mit den Generationen änderten sich auch die Besitzverhältnisse. Aus dem Mautweg wurde der öffentliche Weg zwischen Gullenbach und Hermannsberg. Der ursprüngliche Weg diente lediglich als Abkürzung und Wanderpfad. Bald war er nahezu zugewachsen. »Im Jahr 2014 erkannten einige Bauern, deren Grundstücke in dieser steilen und zerklüeten Gegend liegen, dass ein Waldweg eine bessere Nutzung bringen würde. Sie bauten diesen dicht entlang des ursprünglichen Weges, der früher über Hermannsberg nach Sulzberg führte«, erzählt Hörburger weiter und deutet auf ein von Blättern bedecktes, doch weniger bewachsenes Weglein zwischen den Bäumen. Links davon geht es steil bergab: »Hier haben sie die Lastentiere sehr vorsichtig am Zügel geführt – vor allem bei Schnee musste man


DEUTSCHLAND

genau aufpassen, wohin man tritt.« Hier und jetzt, auf dem breiten geschotterten Forstweg, kann man sich den Arbeitsalltag der Säumer, die mit ihren Tieren Ware über diesen schmalen Pfad transportierten, gar nicht mehr vorstellen. Mit dem Forstweg wurde auch ein wichtiger Abschnitt des Wanderweges Oberstaufen/Ach nach Sulzberg erneuert. Zurück am Parkplatz empfiehlt Armin Hörburger einen Abstecher zu den Eibele-Wasserfällen: Dort stürzt sich der Eibelebach über zwei Stufen in die Tiefe. Die Wasserfälle entstanden, weil sich hier härtere und weiche Gesteinsschichten von Nagelfluh und Sandstein im Bachlauf abwechseln. Einige hundert Meter weiter fließt der Bach, der an dieser Stelle zugleich die Grenze zwischen Österreich und Deutschland markiert, in die Weißach. Ganz in der Nähe stand auch die vorangehend erwähnte Eibelesmühle: Die älteste Aufzeichnung über eine Mühle stammt aus dem Jahr 1471. Fast ein halbes Jahrtausend lang wurde dort Korn gemahlen und Holz gesägt. Der gewerbliche Mühlbetrieb wurde um 1900 eingestellt, an Stelle der Mühle entstand eine Gastwirtscha. Zur Deckung des Eigenbedarfs blieb allerdings bis 1954 ein Mühlgang erhalten. Die Säge lief 1947 zum letzten Mal. Armin Hörburger/Viola Elgaß

Lindengschwend

Eibele

Cafe Hochsträßstüble

Sulzberg

Hermannsberg

ÖSTERREICH

Wandertipp Strecke: 10 km, Dauer: 3 Std. Auf/Abstiegt: 380 m Der Weg durch das Mühleholz und zu den Eibelefällen lässt sich wunderbar mit einer Wanderung verknüpfen: Beginnend in Sulzberg geht es zunächst nach Norden, dem Wegweiser »Hochsträß« mit gelb-weißer Markierung folgend. Statt dem Höhenrundweg nach einem

Kilometer links zu folgen, geht es geradeaus zum Cafe Hochsträßstüble (Montag Ruhetag) und nach Lindengschwend. Es geht entlang der Beschilderung »Gullenbach/Eibele«. Nach insgesamt etwa fünf Kilometern erreicht man die Eibelefälle oberhalb des Eibele-Stausees. Zurück geht es bergwärts über das Mühleholz nach Hermannsberg. Dort zweigt man bei der Kapelle rechts ab, über Viehweiden geht es zurück nach Sulzberg.

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Schmetterling mit Federn

Der Mauerläufer ist ein seltener, doch unverwechselbarer Bewohner des Naturparks. Auffällig ist seine Fortbewegung am nackten Fels: von Stein zu Stein hüpfend, seine farbigen Flügel auffächernd und flatternd wie ein Schmetterling. Letzterer weiß den Vergleich freilich nicht zu schätzen – steht er doch auf der Speisekarte des Mauerläufers.


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n die erste Begegnung mit dem Mauerläufer werden sich die meisten Vogelkenner erinnern – ist die Beobachtung doch öers mit einer Bergtour verbunden. Die Lebensräume des gefiederten Juwels sind senkrechte, reich strukturierte Felswände bis hinauf in die Gipfelregion. Der Mauerläufer ist Bergsteigern daher o besser bekannt als vielen Vogelkundlern. Die im Naturpark seltene Vogelart nistet am Besler, einem Berg im Südosten des Naturparks. Der Mauerläufer ist, wie sein Name verspricht, ein formidabler Kletterkünstler. Nur mit seinen großen Krallen hangelt er sich geschickt an Steinwänden entlang und stochert mit dem langen Schnabel in Ritzen und Spalten nach Insekten. Dabei spreizt er in regelmäßigen Abständen seine Flügel, wobei die charakteristische Farbzeichnung aulitzt. Ob der etwa Kohlmeisen große Vogel so Insekten aufscheuchen oder mit Artgenossen kommunizieren möchte, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Er erbeutet auch Schmetterlinge im Flug, stellt sich beim Fliegen aber ungeschickter an als beim Klettern.

Einmalige Federzeichnung Männlein und Weiblein sind nur im sogenannten »Prachtkleid«, das sie während der Brutzeit tragen, voneinander zu unterscheiden: Das Männchen bekommt eine tiefschwarze Brust, die des Weibchens wird eher hellgrau oder fleckig. Den warmen Teil des Jahres verbringen die sonst gut getarnten Mauerläufer mit dem mausgrauen Rücken hoch oben im Gebirge. Sie sind extrem standorttreu, o finden sich dieselben Paare alljährlich an den Brutplätzen ein. Natürlich kommt es auch bei »eingespielten Teams« zur Diskussion über den Nistplatz: Hektisch fliegt das Pärchen hin und her, mal hierhin, mal dorthin, um dem Partner die »perfekte« Nische oder eine für Nesträuber unerreichbare Höhle zu zeigen. Das letzte »Piep« dazu hat schlussendlich das Weibchen und die Nester werden aus Moos, Gras, Haaren und Federn zusammengetragen. Je nach Witterung legt das Weibchen zwischen Mai und Juni etwa vier Eier. Nach 19 Tagen Brutzeit schlüpfen die Jungen und werden von den Altvögeln versorgt, ehe sie im August ausfliegen – eine langwährende Aufzucht im Vergleich zu anderen Singvögeln dieser Größe, doch notwendig als Anpassung an den alpinen Lebensraum. Ob und wie lange die Familie anschließend zusammenbleibt, ist aufgrund der unzugänglichen Brutgebiete und der versteckten Nester ein wohlgehütetes Geheimnis des Mauerläufers. Kletterern in ihrem Revier begegnen die Tiere verhältnismäßig tolerant. Durch übermäßiges »Ausputzen«, also Ausreißen der Vegetation, auf den Routen jedoch kann seine Nahrungsgrundlage beeinträchtigt und Brutplätze im Zweifelsfall aufgegeben werden.

Der Vogelkundler Johann Friedrich Naumann zeichnete Männchen (oben) und Weibchen im Brutkleid – nur im Sommer kann man sie unterscheiden

So sieht eine Mahlzeit aus: Ausschließlich Insekten, wie Spinnen, Käfer und Schmetterlinge, stehen auf der Speisekarte des Mauerläufers – auch im Winter

Gegen Oktober zieht es die Vögel zurück in tiefere Regionen. Die Überwinterungsgebiete liegen o an Gebäudewänden oder Steinbrüchen, wo das Nahrungsangebot reichhaltiger ist. Ein bekanntes Winterquartier ist der Steinbruch bei Burgberg. Hier besteht die seltene Chance, den Mauerläufer ohne Seil und Haken zu beobachten. Ihr Winterrevier verteidigen Mauerläufer sehr vehement gegen jeden Artgenossen, gleich welchen Geschlechts. Nur auf diese Weise reicht die Nahrung, bestehend aus überwinternden Insekten und Spinnen, aus. Im Gegensatz zu Meisen und Kleibern weichen Mauerläufer nie auf Samen und Körner aus. Wenn ein Vogel – der nur eine einzige Brut jährlich mit der erstaunlich geringen Anzahl von drei bis höchstens fünf Eiern hat – unter solch widrigen Lebensumständen noch nicht ausgestorben ist, muss er sich extrem gut an seine Umwelt angepasst haben. Auch in dieser Hinsicht ist der Mauerläufer einmalig. Viola Elgaß

Fotos: Mircea Bezergheanu/Fotolia, Volker Wille

Einzelgänger im Winter

Ein typisches Winterquartier, gut strukturiert mit Pflanzenvorkommen und, hier nicht sichtbar, Wasser in der Nähe – der Steinbruch bei Burgberg im Oberallgäu


BESUCHERLENKUNG

»Gipfeltreffen«

der Besucherlenkung

Beim internationalen Workshop »Wildlife and winter sport activities. Your space of freedom – my living space« im französischen Naturpark »Massif des Bauges« stellten Vertreter des Naturparks Nagelfluhkette und der Vorarlberger Landesregierung laufende Lenkungskampagnen aus unserer Region vor. Ein Fazit.

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nteressante Eindrücke gab es auf einem alpenweiten Workshop, bei dem die Auswirkungen von Freizeitaktivitäten auf störempfindliche Wildtiere und mögliche Lösungsansätze besprochen wurden. Der Naturpark Nagelfluhkette war mit dabei und hat seine Besucherlenkungsinitiative »Dein Freiraum – Mein Lebensraum« vorgestellt. Von der Vorarlberger Landesregierung hat Herbert Erhart teilgenommen. Er hat das Konzept »Respektiere deine Grenzen« präsentiert. Zahlreiche weitere Beispiele aus allen Alpenstaaten haben ein umfassendes Bild des Konfliktfelds zwischen Sportlern und Erholungssuchenden und Wildtieren ergeben. Man könnte dies wie folgt zusammenfassen: • Im gesamten Alpenraum haben in den letzten Jahren individuelle Formen der Freizeitgestaltung, wie das Skitourenoder Schneeschuhgehen, extrem zugenommen. • In Gebirgsräumen, die wegen des Reliefs nur schwer zugänglich sind, kanalisieren

sich die Aktivitäten weitgehend von selbst. In Gebieten, die leicht zugänglich sind, wie dem Naturpark Nagelfluhkette, werden immer größere Bereiche genutzt, auch solche, die bisher weitgehend frei von Störungen durch den Menschen waren. • Alpenweit geht es bei fast allen vorgestellten Initiativen in erster Linie um die Raufußhühner, darunter insbesondere um das Birkhuhn. • Weit entwickelte Initiativen, um die Besucherströme zu lenken und ein gutes Miteinander von Mensch und Natur zu fördern gibt es vor allem aus den Schutzgebieten in Österreich, der Schweiz und in Deutschland. Merkmal ist durchgehend, dass sie auf Freiwilligkeit beruhen. • Erste ernstzunehmende Anstrengungen werden nun auch in den französischen und slowenischen Schutzgebieten unternommen. Dort wird die Besucherlenkung in den kommenden Jahren ein Arbeits-

schwerpunkt sein. In den italienischen Alpen steht man offenbar noch ganz am Anfang. • Den weitest gehenden Ansatz hat Herbert Erhart aus Vorarlberg präsentiert. Dort wird die Initiative »Respektiere deine Grenzen« vom Land getragen und finanziert und Stück für Stück auf die gesamte Landesfläche übertragen. Sie ist somit nicht auf Schutzgebiete wie National- und Naturparks oder Biosphärenreservate beschränkt, sondern flächendeckend, dort wo mögliche Konflikte zwischen Wildtieren und Freizeitsportlern bestehen. In allen Diskussionen wurde sehr deutlich, dass unsere Initiativen »Dein Freiraum. Mein Lebensraum. Verantwortungsvoll in der Natur unterwegs« und »Respektiere deine Grenzen« alpenweit die modernsten und erfolgversprechendsten Initiativen darstellen. Für uns eine schöne Bestätigung und Motivation, weiter zu machen. Rolf Eberhardt, Naturpark Nagelfluhkette

Fotos: Rolf Eberhardt, PNR Bauges

Links ein Hinweisschild zur Besucherlenkung in Frankreich. Rechts: In gemeinsamen Workshops tauschten die Teilnehmer sich aus

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Bolsterlang sucht den

Super-Weg

Foto: Rolf Eberhardt

Wie sieht ein Mountainbike-tauglicher Bergweg aus? Das versuchen die Gemeinde Bolsterlang und der Naturpark Nagelfluhkette bei einem Versuchsprojekt am Bolgensattel herauszufinden. Damit Biker und Wanderer den Weg möglichst lange gemeinsam nutzen können, werden verschiedene Untergründe und Materialien getestet.

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as Problem ist seit langem bekannt. Unsere Bergwege werden in steilem Gelände von Wanderern, Alpvieh und, Tendenz steigend, von Mountainbikern stark in Mitleidenscha gezogen. Eine erste kleine Rinne reicht o, damit beim nächsten Starkregen die Erosion ihren Lauf nimmt und der Weg sich Stück für Stück in den Untergrund frisst. In der Regel weichen Wanderer dann aus und es entstehen viele neue Nebenwege. Aus einem Pfad wird dann ein regelrechtes Wegenetz. Es gehen wertvolle Alpflächen ebenso verloren wie Lebensräume seltener und schöner Pflanzen. Am Bolgensattel, westlich von Bolsterlang gelegen, war es im vergangenen Jahr soweit. Der Bergweg vom Bolgental aus musste auf den letz-

Nein, den Wegebauern ist nicht immer wieder das Material ausgegangen: Am Bolgensattel wird der langlebigste Untergrund für Trittstufen gesucht

ten 200 Metern zum Sattel hin dringend neu hergerichtet werden. Er war insbesondere im steilsten Stück nur noch schwer zu begehen und erste Ausweichwege hatten sich gebildet. Bei der ersten Begehung stellte sich sogleich die Frage. Wie soll man den Weg wiederherstellen und verbessern, ohne dass die zunehmende Zahl an Mountainbikern sogleich wieder größere Schäden verursacht und nach kurzer Zeit alles umsonst war? Anfällige Punkte sind hierbei die Trittstufen. Sie sind für Wanderer optimal, da sie das Gefälle zwischen den Stufen verringern und den Weg besser begehbar machen. Gleichzeitig sind sie aber Angriffspunkte für die Stollenreifen der Biker. Wenn sie bergab über die Stufen springen und teilweise

mit blockierenden Reifen wieder auommen, gibt es schnell erste Rinnen und dann geht alles wieder ganz schnell… Nach kurzer Diskussion war klar. Eine Versuchseinrichtung musste her. Jeweils unterhalb der Trittstufen wurden unterschiedlichste Materialien in den Weg eingebaut – vom Naturstein bis hin zu Rundhölzern – um ihn an den Stellen zu befestigen, an denen die Bikereifen wieder auf den Untergrund treffen. In diesem Sommer wird nun genau beobachtet, welches Material sich bei uns besonders eignet. Es soll dann künig bei vergleichbaren Wegebaumaßnahmen verwendet werden. Was zunächst vielleicht ein wenig komisch aussieht, macht also durchaus Sinn. Über Ihre Eindrücke zur Versuchsanlage oder Tipps für einen bikegerechten Bergwegebau unter info@freiraum-lebensraum.de freuen wir uns. Rolf Eberhardt, Naturpark Nagelfluhkette Anzeige

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Im Allgäu ist vor allem das Sportklettern in Talnähe angesagt – hier gibt es auch die meisten Konflikte zu lösen

Drahtseilakt

im wilden Klettergarten negative Auswirkungen auf die Natur zu verhindern, ohne den Bergsport dort komplett zu verbieten. Laut Stefan Heiligensetzer funktionieren die auf Freiwilligkeit basierenden Regelungen gut: »Man muss miteinander reden. Nur so kommt man zu einem Ergebnis, mit dem alle zufrieden sind. Auch unsere gefiederten Zeitgenossen.«

Felswände sind faszinierende Lebensräume. Es sind waldfreie Sonderbiotope mit extremen Umweltbedingungen für die dort wachsenden und lebenden Pflanzen und Tiere. Gleichzeitig sind sie ein Naturraum, der von Kletterern sportlich genutzt wird.

Natur »nützen und schützen« Klettern an Felsen bietet auch intensive Naturerlebnisse und vermittelt wichtige Naturerfahrungen. Es scha günstige Voraussetzungen, insbesondere bei jungen Menschen, eine nachhaltige Mensch-Natur-Beziehung zu entwickeln. Viele Kletterer entwickeln aus der sportlichen Betätigung in der Natur eine enge Beziehung zu »ihren« Klettergebieten und zu Felslandschaen. Dazu gehört auch, sich für ihren Schutz einzusetzen. Stefan Heiligensetzer meint dazu: »Wir als Kletterer verstehen uns als Menschen, die Natur lieben, Respekt vor ihr haben, uns entsprechend verhalten und auch für ihren Schutz unseren Teil beitragen.« Ein gutes Beispiel sei die Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz: »Als Kletterer sind wir am Felsen meist die ersten, die eine Vogelbrut entdecken und diese dann dem LBV mitteilen. Gemeinsam entscheiden wir dann über Maßnahmen wie freiwilligen Kletterverzicht an Teilen der Wand oder unter Umständen auch der ganzen Wand über einen bestimmten Zeitraum. Eine Zusammenarbeit, die gut funktioniert.«

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ußerhalb der Alpen gehören die steinigen Lebensräume zu den seltenen Biotopen. Als naturnahe Inseln stellen sie vom Menschen kaum beeinflusste, wertvolle Urbiotope dar. Einige tierische Felsbewohner verbringen nur bestimmte Lebensabschnitte am Fels, andere ihr ganzes Leben. Um in den extremen Felsbiotopen zu überleben, müssen sie sich vor Austrocknung und Hitze schützen und im steilen Gelände gut klettern – oder fliegen – können. Manche Art, wie der seltene Mauerläufer (siehe S. 18), entwickelt sich zum sportlichen Spezialisten und beherrscht beides. Innerhalb dieser Lebensräume kann es zum Konflikt zwischen Bergsport und Natur kommen.

Gespräche statt Verbote »Im Vergleich zu anderen Freizeitnutzern sind Kletterer in unserer Natur eher punktuell unterwegs. Sie erreichen die Felswand, klettern – und gehen in der Regel denselben Weg zurück«, so Stefan Heiligensetzer von der Interessensgemeinscha Klettern und Bergsport Allgäu. Das Bild vom wild in der Natur zeltenden Kletterer sei veraltet. Der stellvertretende Vorstand klettert seit 40 Jahren. »Trotzdem darf man natürlich nicht vergessen, dass wir uns in einem Naturraum bewegen, in dem beispielsweise seltene Felsenbrüter nisten.« Durch das Ausarbeiten von Kletterregelungen zusammen mit dem Landesbund für Vogelschutz und weiteren Beteiligten wird versucht,

Felsen sind Lebensräume von Schnecken, Insekten, Reptilien, Vögeln und Säugetieren. Bekannte Brutvögel am Fels sind unter anderem Kolkrabe, Dohle und Uhu, Turmfalke, Mauerläufer und Wanderfalke (Bild)

Zunehmender Druck auf die wenigen talnahen Klettergebiete im Oberallgäu, wie die Sperrungen am Ifen und die Beinahe-Sperrung des Gigglsteins, war der Auslöser zur Gründung der IG Klettern und Bergsport Allgäu im Jahr 2002. Ihr Anliegen ist es, das Klettern und den Bergsport als sanen Natursport in den Allgäuer Alpen zu fördern und zu erhalten. In Gesprächen zu Besucherlenkungskampagnen wie »Skibergsteigen Umweltfreundlich« und der Dachkampagne »Dein Freiraum. Mein Lebensraum.« bringt die IG sich daher aktiv ein.

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Fotos: Stefan Heiligensetzer, Archiv

Interessensgemeinschaft Klettern und Bergsport Allgäu


NEUES AUS DEM NATURPARK Anzeigen

Naturvielfalt vor der Haustüre Biotopexkursionen 2016 Bereits das siebte Mal in Folge veranstaltet die Abteilung Umwelt- und Klimaschutz des Landes Vorarlberg im Sommer zusammen mit interessierten Gemeinden Biotopexkursionen. Die Teilnehmer werden von erfahrenen Expertinnen und Experten in ausgewählte Naturräume der Gemeinden begleitet. Sie können die Besonderheiten der heimischen Natur kennenlernen und erleben. Die insektenreiche Blumenwiese, das Moor oder der Auwald – unterschiedlichste Lebensräume mit botanischen Raritäten oder außergewöhnlichen Tierarten sind zu entdecken und zu bestaunen. Unter www. vorarlberg.at/biotope wird demnächst ein Informationshe zum Download stehen.

Biotopexkursionen im Naturpark Nagelfluhkette: Doren Bregenzerach und Weissach (Flusslebensräume) 19. Juni, 10 Uhr, 2 Stunden Treffpunkt: Bozenau, Altes Bahnhofsgebäude, im Anschluss Grillen Info: Reinhard Maier, Tel. +43 5516 2018-10 Lingenau/Langenegg Schweizberg/Rotenberg 11. Juni, 13.30 bis 18 Uhr, 4 Stunden Treffpunkt: Langenegg, hin Fahrgemeinschaen, zurück Bus 29 um 18:10 Info: Carmen Steurer, Tel. +43 5513 6464-11 Riefensberg Kojenstein (Magerwiesen, Magerweiden) 2. Juli, 17 Uhr, 2 Stunden Treffpunkt: Dorfplatz Info: Karoline Willi, Tel. +43 5513 8356-11 Sulzberg Moorflächen Glaerg 12. Juni, 09.30 Uhr, 2 Stunden Treffpunkt: Raiba Sulzberg, Bildung von Fahrgemeinschaen Info: Barbara Baldauf, Tel. +43 5516 2213-10

Foto: Volker Wille

Alle der hier beschriebenen Exkursionen werden von Rosemarie Zöhrer geleitet. Kooperationspartner ist der Naturpark Nagelfluhkette

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NEUES AUS DEM NATURPARK

Dienstag ist Naturparktag in Oberstaufen: Je nach Witterung geht es zu den Buchenegger Wasserfällen oder auf Dreigipfeltour auf dem Nagelfluhgrat

NATURPARKTIPPS: GEFÜHRTE WANDERUNGEN Ob zum Frühstück beim Moorwirt oder quer durchs Blütenmeer am Rangiswanger Horn: Unter der fachkundigen Anleitung speziell ausgebildeter Naturparkführer und Naturparkführerinnen geht es durch die schönsten Bereiche des internationalen Schutzgebietes.

Blaichach Sennalp-Wildkräuterwanderung Mit Sennereibesichtigung im Gunzesrieder Tal Termine: Jeden Dienstag (7. Juni bis 30. August), 10 bis 14 Uhr Treffpunkt: Parkplatz oberhalb der Bergbahn Gunzesried Info: Anita Waibel, Tel.: +49 8321 5884 Zum Hochmoor Birkach Pflanzenwelt unser heimischen Moore Termine: 25.06. und 23.07.2016, 14 bis 17 Uhr Treffpunkt: Parkplatz Gunzesried-Säge Info: Anita Waibel, Tel.: +49 8321 5884 Was blüht denn da am Wegesrand? Dreistündige Wildkräuterwanderung Termine: Montags (09.05./16.05./23.05./ 06.06./13.06./20.06./04.07./11.07./25.07./01.0 8./08.08./22.08./05.09.), 10 bis 13 Uhr Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560 Rangiswanger Horn – Alpenrosenblüte Durch’s Blütenmeer mit Alp-Einkehr (Bergtour: 600 Höhenmeter) Termine: 02. und 16. Juli, 8 bis 14.30 Uhr Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560 Gündleskopf im Herz der Nagelfluhkette Blütenparadieswandern (Bergtour: 750 Höhenmeter) mit Sennalpen-Einkehr Termine: 23. Juli, 8 bis 14.30 Uhr Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560 24

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Stuiben und Steinberg Klassiker der Nagelfluhkette (Bergtour) Termine: 25. Juli, 8 bis 15 Uhr Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560

Siplingerkopf und Siplinger Nadeln Mittelschwere Bergtour (700 Höhenmeter) Termine: 10. und 15. August, 8 bis 13.30 Uhr Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560

Naturpark Nagelfluhkette – Exklusive Natur-Genießer-Tour Halbtagestour: Mit Naturpark-Ranger Wofgang Zeller auf Entdeckungsreise durch den Naturpark Nagelfluhkette Termine: 10.05./24.05./07.06./21.06./05.07./19.07./02.08./ 16.08./ 30.08./13.09./27.09.2016 Perlen der Natur Naturpark-Rundtour vom Riedbergpass ins Balderschwangertal und weiter in den Bregenzerwald Termine: 03.05./17.05./31.05./14.06./28.06./12.07./26.07./ 09.08./23.08./06.09./20.09.2016 Zum Scheuenwasserfall Von Balderschwang über Wiesen- und Waldwege zum Scheuenwasserfall. Einkehr in der Scheuenalpe Termine: 19.05./02.06./16.06./30.06./14.07./28.07./11.08./ 25.08./08.09./22.09.2016 Sonnenaufgangstour In der Morgendämmerung nach Grasgehren und zu Fuß auf den Gipfel des Riedberger Horns. Berglerfrühstücksbuffet auf der Grasgehrenhütte Termine: ab 21.05. jeden Samstag, Beginn 5 Uhr; von 27.08. bis 17.09. ab 5.30 Uhr Anmeldung und Infos zu Treffpunkt, Ausrüstung und Preisen bei der Gästeinfo Fischen im Kurhaus Fiskina, Am Anger 15, D-87538 Fischen im Allgäu, Tel. +49 8326 36460, info@hoernerdoerfer.de, www.hoernerdoerfer.de/naturpark-nagelfluhkette-exklusive


NEUES AUS DEM NATURPARK Bolsterlang

Krumbach

»Natur(park) pur« Leichte Gipfeltouren auf verschiedene »Hörnerberge« im Naturpark Termine: Donnerstags (2.Juni – 13.Oktober), 8.45 bis 16 Uhr Info: Gästeinfo Bolsterlang, Tel. +49 8326 8314, www.bolsterlang.de

Geheimnisvolle Moorwelten Geführte zweistündige Tour durchs Krumbacher Moor Termine : Jeden Donnerstag (9. Juni bis 29. September), 9.30 Uhr Treffpunkt immer Tennisplatz; außer 07.07./04.08./22.09.: Rossbad Info: Gemeindeamt Krumbach, Tel. +43 5513 8157, www.krumbach.at

»Auf Hörnis Spuren« Familientour: Auf den Spuren der Berggemse Hörni Termine: Freitags (1. Juli bis 26. August), 10 bis 14 Uhr Info: Gästeinfo Bolsterlang, Tel. +49 8326 8314, www.bolsterlang.de

Den blühenden Besonderheiten am Wegesrand auf die Spur kommen kann man bei den geführten Touren der Naturparkgemeinden

Morgendämmerung und Moorfrühstück Morgenwanderung und Frühstück bei den Moorwirten (bitte dort anmelden) Termine: 4. Juni (Gasthof Adler), 2. Juli (Kurhotel Rossbad), 6. August (Krumbacher Stuba), 3. September (Restaurant Schulhus), 6 Uhr Führung, 8 Uhr Frühstück Info: Gemeindeamt Krumbach, Tel. +43 5513 8157, www.krumbach.at

Info: Mehr zu den Naturparkführern und den geführten Wanderungen auf www.nagelfluhkette.info oder über das zuständige Tourismusbüro (dort erfolgt auch die Anmeldung). Die Kosten betragen je nach Führung 5 bis 25 Euro. Bitte informieren Sie sich bei der Anmeldung über die Anforderungen der jeweiligen Touren – passendes Schuhwerk ist Pflicht!

Oberstaufen Tour 1: »Wildes Wasser« – die Buchenegger Wasserfälle Tour 2: »Luiger Grat« – Dreigipfeltour auf dem Nagelfluhgrat Termine: Jeden Dienstag von Mai bis Oktober Info: Je nach Witterung findet Tour 1 oder 2 statt, Dauer 5 Stunden Info: Oberstaufen Tourismus Marketing, Tel. +49 8386 9300-0, www.oberstaufen.de

Fotos: Oberstaufen Tourismus, Tourismus Hörnerdörfer

Sulzberg Halbtagswanderungen im Naturpark Geführte Touren Termin: Montag und Freitag im Sommer Info: Wellnesshotel Linde, Tel. +43 5516 2025, www.wellnesshotellinde.at

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NEUES AUS DEM NATURPARK

Natur entdecken rund ums AlpSeeHaus

Fotos: Bund Naturschutz Erlebniszentrum Allgäu, Trost-Wagner

Von Tümpelsafaris bis zu einem »Sprachkurs« für Vogelfreunde: Das Bund Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu hat für diesen Sommer wieder ein Paket an Erlebnisangeboten geschnürt. Natürlich lassen sich alle Aktivitäten mit einem Besuch in der Naturparkausstellung im AlpSeeHaus verbinden.

Mittwochs: 17. bis 28. Mai, 29. Juni bis 14. September, 10 bis 13 Uhr

Natur erleben mit dem Alpseesegler Mit dem historischen Segelboot »Santa Maria Loreto« über den großen Alpsee. Ein Naturführer beschreibt Interessantes über die Tierund Pflanzenwelt sowie die Entstehung des Alpsees. Anschließend geht es auf Tümpelsafari an einem nahegelegenen Weiher. Anmeldung bis zum Vortag um 14 Uhr. Freitags: 20. Mai bis 9. September, 14.30 bis 16.30 Uhr

Naturwerkstatt am AlpSeeHaus Familien und Kinder können hier kreativ werden: Zum Beispiel beim Bau eines Wildbienenhotels, Nagelfluh-Steineschleifen oder auf einer GPS-Rallye. Nebenbei erfährt man Spannendes über die Allgäuer Natur. Bei Schönwetter draußen, sonst im AlpSeeHaus. Ab 29. Juli von 10 bis 12 Uhr. Tagesthemen unter www.nez.allgäu.de. Anmeldungen bis zum Vortag um 14 Uhr. 26

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Abenteuer in der freien Natur sowie individuelle Gruppenangebote bietet das Naturerlebniszentrum

speziellen Bat-Detektoren sogar hören. Am Lagerfeuer können die Besucher alten Sagen lauschen und dabei Stockbrot backen. Auch der Besuch der Naturpark-Ausstellung wird bei Nacht zu einem besonderen Erlebnis. Ohne Anmeldung. Freitag, 13. Mai, 19 bis 21 Uhr

Lesung: Die geheime Sprache der Vögel Der Vogelkenner und Wildnistrainer Ralph Müller liest aus seinem Buch »Die geheime Sprache der Vögel«. Er reiste um die halbe Welt, um herauszufinden wie Vögel miteinander sprechen und wie indigene Völker sie heute noch verstehen können. Ohne Anmeldung. Samstag, 14. Mai, 10 bis 12 Uhr

Exkursion: Die geheime Sprache der Vögel Jeden zweiten Samstag: 21. Mai bis 17. September

Abenteuer Dunkelheit: Fledermäuse bei der Jagd Mit Hilfe eines Fledermausdetektors lauschen die Besucher den Rufen der Fledermäuse und beobachten sie bei ihrer Jagd nach Insekten – Taschenlampe nicht vergessen! Nur bei trockener Witterung. Ohne Anmeldung. Termine und Zeiten: 21.5. (21 Uhr), 11.6. (21.15 Uhr), 25.6. (21.15 Uhr), 9.7. (21.15 Uhr), 23.7. (20.30 Uhr), 6.8. (21.00 Uhr), 20.8. (20.30 Uhr), 3.9. (20.30 Uhr), 7.9. (20.15 Uhr). Samstag, 23. Juli, 20.30 bis 23 Uhr

Naturerlebnisnacht am AlpSeeHaus Die Natur bei Nacht erleben: In der Dämmerung Fledermäuse beobachten und mithilfe der

Im Seifener Becken lesen wir mit Ralph Müller die Vogelsprache. Was sagen sie uns mit ihren Gesängen und Rufen? Was bedeutet ihre Körpersprache? Mit praktischen Wahrnehmungsund Bestimmungsübungen. Ohne Anmeldung. Treffpunkt: Parkplatz bei Firma Bosch in Seifen (südlicher Bereich, am Fußweg zur Iller). Jederzeit von Frühjahr bis Herbst

Alpseerallye Die Natur auf eigene Faust am AlpSeeHaus erforschen: Mit dem Entdeckerrucksack des NEZ können Sie mit Ihrer Familie auf spannende Forschungsreise zu sechs Entdeckerstationen entlang der etwa einen Kilometer langen Alpseerallye-Route aurechen. Im Rucksack ist alles, was Sie als Naturforscher brauchen: Karte, Entdeckeraufgaben, Fernglas, Kescher, Bestimmungstafeln und mehr. Der Weg ist auch mit Rollstuhl und Kinderwagen befahrbar. Rucksack-Vorreservierung empfohlen.


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Das BUND Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu (NEZ)

Das NEZ ist ein Umweltbildungszentrum mit Basis im AlpSeeHaus. Jährlich werden hier für das ganze Allgäu über 500 Veranstaltungen vom Naturerlebnis-Kindergeburtstag bis zum Klassenausflug, Ferienprogramme, Zeltlager und Junior-Ranger-Ausbildungen organisiert. Das NEZ ist eine staatlich anerkannte Umweltstation und Träger des Qualitätssiegels »Umweltbildung Bayern«. Durch enge Zusammenarbeit mit anderen Umweltbildungseinrichtungen, Gemeinden und Touristikern will das Naturerlebniszentrum nicht nur für die Umwelt sensibilisieren, sondern einen nachhaltigen Tourismus im Allgäu fördern, der eine intakte Umwelt als seine wichtigste Ressource erkennt.

Info: Details und Kosten sowie weitere Termine und Veranstaltungen unter www.nez-allgaeu.de oder im AlpSeeHaus: Seestraße 10, D-87509 Immenstadt, Tel. +49 8323 998877, info@immenstadt-tourist.de

Die »Santa Maria Loreto« ist inzwischen zu einem Wahrzeichen des großen Alpsees geworden. Mittwochs veranstaltet das NEZ naturkundliche Führungen auf dem historischen Segler

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NEUES AUS DEM NATURPARK

Bewegende Natur Im Rahmen der Besucherlenkungskampagne »Dein Freiraum – Mein Lebensraum« finden im Mai und Juni zwei geführte Wanderungen zu den verborgenen Schätzen des Naturparks Nagelfluhkette statt.

Fotos: Julius Kramer/Fotolia, Hans Braxmeier

fühlt. Für einen gelungen Abschuss belohnen sich die Teilnehmer mit regionalen Köstlichkeiten in der Sennalpe Gerstenbrändle. Termin: 5. Mai, 10.30 Uhr bis 15 Uhr Höhenunterschied: 300 m Treffpunkt: Parkplatz Gunzesrieder Säge Veranstalter: Naturpark Nagelfluhkette Ansprechpartner: Sonja Hölzler, Tel. +49 8323 9988750, info@naturpark-nagelfluhkette.eu Die Veranstaltung ist kostenlos. Um Anmeldung bis 3. Mai wird gebeten. Die geführten Wanderungen führen auf Alpwiesen durch den Lebensraum des Apollofalters....

Im Reich des Apollofalters Die gemütliche Naturerlebniswanderung führt über die Südhänge des Gunzesrieder Tals bei Blaichach. Die Wanderer suchen ihren »Freiraum« im »Lebensraum« des Apollofalters. Dabei wandern sie in einer strukturreichen, außergewöhnlichen Landscha mit hohem Wiedererkennungswert: Artenreiche Mischwälder und kräuterreiche Alpweiden. Dieser landschaliche Strukturreichtum trägt dazu bei, dass sich hier der Apollofalter so wohl

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Im Reich des Birkhuhns Eine Wanderung durch die nordisch anmutende Landscha im Ostertal in Blaichach. Die Teilnehmer betreten ein Hochlagenmoor und begeben sich auf Spurensuche: Was macht diese Landscha zu einem der besten Birkhuhn-Lebensräume im nördlichen Alpenraum? Beim Durchwandern des Gebietes wird schnell klar, dass wir durch ein paar Anpassungen in unserem Verhalten, zum Beispiel als Naturgenießer oder Sportler, diesen Lebensraum erhalten und dadurch eines der wertvollsten Hochlagenmoore im Alpenraum schützen können.

... und durch fruchtbares Hochlagenmoor durch das »Esszimmer« des Birkhahns

Termin: 10. Juni, 14.30 Uhr bis 19 Uhr Höhenunterschied: 400 m Treffpunkt: Parkplatz Ostertal in Gunzesried Veranstalter: Naturpark Nagelfluhkette In Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten, Bergwaldoffensive und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). Ansprechpartner: Sonja Hölzler, Tel. +49 8323 9988750, info@naturpark-nagelfluhkette.eu Die Veranstaltung ist kostenlos. Um Anmeldung bis 8. Juni wird gebeten.


NEUES AUS DEM NATURPARK Bei Regen: Wandern! tergeleitet. Auch das Ende des Weges wurde durch eine kleine Runde zurück zum Ort erweitert. Durch viele Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten ist die Weglänge individuell. Eine Karte mit genauer Wegbeschreibung und eine Broschüre mit sämtlichen Informationen auf den Tafeln ist im Tourismusbüro erhältlich.

Info: Tourismusbüro Hittisau, Platz 370,

Hittisau

Ausgangspunkt: Tourismusbüro Hittisau, Strecke: 7 km, Gehzeit: 2,5 Stunden

Foto: Tourismusbüro Hittisau

A- 6952 Hittisau, Tel. +43 5513 6209-50, tourismus@hittisau.at, www.hittisau.at Karte: OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA

Auf dem Wasserwanderweg bei Hittisau kann das feuchteste der Elemente optisch, akustisch und taktil erlebt werden. Besonders intensiv ist dies bei Regenwetter möglich. Der 2003 eröffnete Weg entlang der Bolgenach ist nun erneuert und erweitert worden. Verlauf, Texte und Tafeln wurden neu gestaltet. Der Wasserwanderweg beginnt jetzt in der Ortsmitte am Dorrunnen. Über zwei weitere Stationen wird der Gehweg zum ursprünglichen Start am Schwimmbad und zum bisherigen Verlauf wei-

Die neuen Tafeln sind auf einer Stahlplatte angebracht, die wie eine Welle geschwungen ist

Kindermund tut Wahrheit kund Das weiß jeder von uns. Manchmal kommt nicht nur Wahrheit heraus, sondern auch so manche Wortneuschöpfung oder ein frecher Spruch. Claudia Meier arbeitet seit fast 20 Jahren als Erzieherin in der Naturparkgemeinde Oberstaufen und liebt ihren Beruf nach wie vor. Wenn Frieda ihre Bummibiefel sucht, während Tamara eine Puppenfahrt nach »Überstaufen« ankündigt und Magdalena von ihrem Urlaub in Italien erzählt (»Dort schmeckt sogar das Meer wie Nudelwasser!«), kann der Leser sich ein Schmunzeln selten verkneifen. Kinder reden so,

wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Damit die Aussprüche und Wortneuschöpfungen nicht in Vergessenheit geraten, begann Claudia Meier vor einigen Jahren damit, die originellsten und witzigsten zu sammeln und veröffentlichte die Sammlung als unterhaltsames Taschenbuch.

Info: Claudia Meier, Maria hat mich angebaggert!, 48 Seiten, 32 Zeichnungen von Bianca Elgaß, ISBN 978-3-95805-015-0; 9,80 Euro; bestellbar bei der EDITION ALLGÄU: www.heimat-allgaeu.info (Best.-Nr. 071)

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NEUES AUS DEM NATURPARK Ein Stern am Fotohimmel Ein besonderer Stern ist am Fotohimmel aufgegangen – Thomas Raffler war nachts im Naturpark Nagelfluhkette unterwegs und hat die Buchenegger Wasserfälle in atemberaubender Schönheit festgehalten. Mit seinem Foto »Unsere Galaxie über dem Wasserfall« wurde er nicht nur Monatssieger im Juli 2015,

sondern auch Jahressieger im Fotowettbewerb »Augenblick Natur!« 2015, der vom Verband deutscher Naturparke (VDN) ausgerichtet wird. Zielsetzung des Wettbewerbs war es wieder, die Vielfalt und Schönheit unserer heimatlichen Naturlandschaften aufzuzeigen und die Naturparke mit ihren verschiedenen

Facetten einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. red

Info: Der Fotowettbewerb »Augenblick Natur!« wird vom VDN jährlich ausgerichtet. Infos und Anmeldung unter: www.naturparkfotos.de

Foto: VDN/Thomas Raffler

Das Siegerfoto von Thomas Raffler: »Unsere Galaxie über dem Wasserfall«

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NEUES AUS DEM NATURPARK

TIPP »A schräge Sach« in Sibratsgfäll

Foto: Sibratsgfäll Tourismus

Das schiefe Haus hat sich bei der Rutschung ohne nennenswerte Schäden insgesamt 18 Meter bewegt und kann besichtigt werden

Das Bergdorf Sibratsgfäll liegt im Süden des Naturparks: Naturliebhaber finden unter der Kulisse von Gottesackerwänden, Hoher Ifen, Diedamskopf und Winterstaude eine große

Auswahl an Wanderungen. Welche Dynamik in dem relativ jungen Gebirge »Alpen« herrscht, wird wohl in kaum einer anderen Gemeinde so deutlich wie in Sibratsgfäll. Hier bestehen die

Berge hauptsächlich aus Flyschgestein. Wie der Name Flysch schon sagt, »fließt« hier die Landscha und der ganze Ort ist in Bewegung: Im Jahr 1999 hat sich am südlichen Abhang des Feuerstätterkopfes ein riesiger Erdrutsch in Bewegung gesetzt. 180 Hektar Wald und Wiesen sowie 18 Häuser, Alphütten und landwirtschaliche Gebäude wurden zerstört. Noch heute erinnert »Felber´s Schiefes Haus« an dieses Ereignis: Eine Besichtigung lohnt sich, denn im Haus spielen die eigenen Sinne verrückt. Das Haus ist Startpunkt des im vergangenen Jahr neu eröffneten emenwegs »Georunde Rindberg«. Auf acht Stationen sehen und erleben die Besucher die Kra der Natur. Info: Führungen durch Felbers schiefes Haus sind mit Anmeldung möglich: Tourismusbüro Sibratsgfäll, Dorf 18, A-6952 Sibratsgfäll, Tel. +43 5513 211213, info@sibra.at, www.sibra.at

Reise durch die Schatzkammern Eindrucksvolle Landscha und atemberaubende Natur auf eigene Faust oder unter sachverständiger

Führung erleben: Mit der Reisebroschüre »Reisen in die Naturparke 2016« stellt der Verband Deutscher Naturparke buchbare NaturerlebnisAngebote überall in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg vor. Mit einem »Lesekurs der Berglandscha« ist auch der

Naturpark Nagelfluhkette darin vertreten. Die Reisebroschüre kann kostenlos beim Verband Deutscher Naturparke bestellt werden: Holbeinstraße 12, D-53175 Bonn, Tel. +49 228 9212860, info@naturparke.de. Unter www.naturparke.de steht sie auch als Download bereit. red

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NEUES AUS DEM NATURPARK

Foto: Alpsee Bergwelt GmbH

Rodeln auf Schienen

Der Alpsee Coaster ist Deutschlands längste Ganzjahres-Rodelbahn

Die Alpsee Bergwelt startet in die neue Saison. Ab der Bergstation erschließen sich zahlreiche Wanderpfade in den Naturparks Nagelfluhkette. Zum Beispiel bei der Expedition Nagelfluh: Entlang der Erlebnisstationen können große und kleine Wanderer viel Spannendes rund um den Naturpark entdecken. Das zugehörige »Entdeckerbuch« ist an der Talstation erhältlich. Abwärts geht es anschließend mit dem

rasanten »Alpsee Coaster«: Beim Nachtrodeln vom 14. Mai bis 28. Mai und vom 16. Juli bis 10. September wird der Betrieb dank Flutlichtanlage mittwochs und samstags bis 22 Uhr verlängert. Nicht weit entfernt liegt der Kletterwald Bärenfalle, Bayerns größter Hochseilgarten, und lädt zu einem Ausflug in luige Höhen oder einem Schnupperkurs ein. red

Info: Alpsee Bergwelt, Ratholz 24, D-87509 Immenstadt, Tel. +49 8325 252, info@alpseebergwelt.de, www.alpsee-bergwelt.de

Steinzeit-Krimi im Heimathaus

Fotos: Heimathaus Sonthofen

Vom 7. April bis 16. Oktober 2016 lockt die Sonderausstellung »Ötzi – Der Mann aus dem Eis« ins Heimathaus Sonthofen. 1991 fand ein Nürnberger Ehepaar am Tisenjoch in den Ötztaler Alpen eine mumifizierte Leiche. Der berühmte Bergsteiger Reinhold Messner erkannte, dass es sich um einen prähistorischen Fund handelte. Der »Mann aus dem Eis« war eine ar-

Ötzi in der »Eismannbox« als aufwendige Rekonstruktion der in Bozen aufbewahrten Original-Mumie

chäologische Sensation und wurde schnell berühmt. »Ötzis« umfangreiche Ausstattung an Kleidung und Ausrüstung lieferte spannende Erkenntnisse über die Lebensweise der Menschen vor über 5000 Jahren. Im Mittelpunkt der Sonthofer Ausstellung steht die Lebensweise unserer Vorfahren in der Jungsteinzeit. Ergänzend werden steinzeitliche Funde aus dem oberen Illertal gezeigt. Neben einem Vortrag über die Steinzeit in den Allgäuer Alpen und Vorarlberg am 11. Mai runden mehrere Workshops für Kinder die Ausstellunh ab. Als Höhlenmaler oder im Steinzeitgewand begeben sie sich mit allen Sinnen auf urzeitliche Entdeckungsreisen zu ihren Vorfahren. red

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen geschaffene Nachbildungen von Gebrauchsgegenständen und Kleidung begleiten die Schau

Info: Heimathaus Sonthofen, Sonnenstr. 1, D-87527 Sonthofen, Tel. +49 8321 3300, www.heimathaussonthofen.de. Öffnungszeiten: Di – Do, Sa, So 15 – 18 Uhr

Die Naturerlebnisschau Inatura nimmt den »heimgekehrten« Biber in die Hauptrolle einer Ausstellung

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Foto: Dietmar Hollenstein

Pummeliger Baumeister im Fokus Bis zum 11. September 2016 stellt die Naturschau Inatura in Dornbirn einen sonst eher scheuen Zeitgenossen ins Rampenlicht: Gefällte Baumstämme verraten ihn – der Biber ist wieder in Vorarlberg. Seit 2006 kehrt er in die Gewässer zurück, nachdem er vor rund 350 Jahren ausgerottet wurde. Doch wer ist der neue Nachbar von Fisch und Co? Wie sich das größte heimische Nagetier an das Leben im Wasser angepasst hat und wie es als »Landschasarchitekt« die Gestaltung seiner Umgebung gerne selbst in die Hand nimmt, ist in der Schau zu sehen. Die Besucher der Erlebnisaus-

stellung erhalten einen Einblick in den Biberalltag und erfahren, wie der pummelige Baumfäller ganz nebenbei auch anderen Tierarten zu neuen Lebensräumen verhil. Aber nicht jeder freut sich über diese Bautätigkeiten – gelegentlich gerät er damit auch in Konflikt mit dem Menschen und dessen Interessen. Dies und vieles mehr wird in der Sonderausstellung anschaulich gezeigt. red

Info: Inatura Erlebnis Naturschau, Jahngasse 9, A-6850 Dornbirn, Tel. +43 5572 23235, naturschau@inatura.at, www.inatura.at


NEUES AUS DEM NATURPARK Geisterhafte Schatzsuche Der Tourismusverein Blaichach-Gunzesrieder Tal e.V. und die Tourist-Info Blaichach haben eine Schnitzeljagd für Kinder entworfen. Das Angebot ist gut geeignet für Familien mit jüngeren Kindern und kann auch im Winter gegangen werden. Der Geist Gunzo führt die Kinder durch Gunzesried. Zwischen dem Eingang des Haldertobels und der Talstation der Ossi-Reichert-Bahn liegen acht Stationen, an denen Fragen beantwortet werden müssen. Die Lösung des Rätsels finden die kleinen Schatzsucher, wenn sie Schilder, Gebäude und Bänke ganz genau betrachten. Etwa eine Stunde dauert die Runde. Wer das richtige Lösungswort herausfindet, bekommt am Ende einen kleinen Preis. Das 16-seitige Rätselhe ist für zwei Euro in der Tourist-Info Blaichach (Tel. +49 8321 6076950), der Sennerei Gunzesried und dem Dorfladen Gast in Gunzesried erhältlich. red

Familienangebot in Gunzesrieder Tal: Eine Schnitzeljagd mit dem Geist »Gunzo«

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Reservieren Sie jetzt Ihre Anzeige bis zum 10. Mai unter info@heimat-allgaeu.info

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Fotos: Junior Ranger

NEUES AUS DEM NATURPARK

Junior Ranger – Grenzüberschreitende Sommercamps Die Natur spielerisch erkunden und ihren Wert erkennen, das ist das Ziel des viertägigen Junior Ranger – Sommercamps im Naturpark Nagelfluhkette. Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren erfahren dabei Wissenswertes über die Geologie, Tiere und Pflanzen ihrer Heimat und dürfen selber mit anpacken: Eine Bergrallye machen, Tierspuren bestimmen, Heidelbeeren sammeln, einen »Mini-Naturpark« aus natürlichen Materialien bauen, eine Sennalpe besuchen und eigenen Butter herstellen: All das steht auf dem Programm des Sommercamps. Spielerisch lernen die Kinder: »Was macht unseren Naturpark so besonders?«

Dabei erkunden mehrere Ranger-Gruppen vier Tage lang mit erfahrenen Naturparkführern die Landscha des Naturparks – je nach Gruppe mit Übernachtungen auf einer Alphütte oder auf Tagesausflügen. Diesen Sommer werden wieder fünf Sommercamps im Naturpark Nagelfluhkette stattfinden. Die Partner im Projekt sind das Bund Naturschutz Naturerlebniszentrum, die Bayerischen Staatsforsten, die Inatura – Naturschau in Dornbirn, das Land Vorarlberg, das Frauenmuseum Hittisau und die zwei Besucherlenkungskampagnen »Dein Freiraum – Mein Lebensraum« mit »Respektiere deine Grenzen«.

Ausbildungen – Termine 2016 18. bis 21. Juli: Ausbildung mit Übernachtung auf der Burgl/Güntlealpe, Hittisau 1. bis 4. August: Ausbildung mit Übernachtung auf der Grafenälpe, Gunzesried 10. bis 13. August: Ausbildung mit Übernachtung auf der Grafenälpe, Gunzesried 19. bis 22. August: Ausbildung als Tagesangebot im Allgäu, Bolsterlang bis Immenstadt 5. bis 8. September: Ausbildung mit Übernachtung auf der Burgl/Güntlealpe, Hittisau

Info: www.nagelfluhkette.info

Was passiert nach der Ausbildung zum Junior Ranger? Junior Ranger – Aktiv! Seit 2011 gibt es die Junior Ranger Sommercamps im Naturpark. Daraus hat sich auch eine feste Gruppe im Oberallgäu entwickelt: Junior Ranger – Aktiv. Betreut durch den Naturpark Nagelfluhkette zusammen mit dem Bund Naturschutz entdecken, forschen, helfen und schützen sie wichtige Lebensräume im und um den Naturpark. Für das Jahr 2016 sind wieder vielfältige Unternehmungen geplant: So soll im Frühjahr unter anderem in Begleitung von Förster Andreas Fisel vom Amt für Ernährung, Landwirtscha und Forsten Kempten ein Bergmischwald ge34

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pflanzt werden. Im Sommer findet neben den Ausbildungscamps für die neuen »Ranger« ein Abenteuerabend an der Iller statt. Im Herbst besuchen die jungen Forscher die naturkundliche Erlebnisausstellung Inatura in Dornbirn und es findet wieder das große Fest der neu ausgebildeten Junior Ranger statt. Im Dezember suchen und fällen die Kinder mit ihren Eltern einen eigenen Christbaum und helfen damit dem Werdensteiner Moor. Die Aktionen werden vom ehrenamtlichen »Junior Ranger Aktiv«-Team (Sabine, Elke, Birgit, Gabi, Michael und Florian) organisiert. Sie alle freuen sich auf viele interessierte Kinder!

Interessierte können sich bei Junior RangerBetreuerin Elke Fischer per E-Mail melden: juniorranger@kabelmail.de. Das Projekt »Junior Ranger« wird vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung unterstützt:


NEUES AUS DEM NATURPARK

Fotos: www.allgaeubilder.info

Neue Europaschutzgebiete in Vorarlberg

Ob man sich für den Alperlebnispfad ab der Imbergbahn entscheidet…

… oder für die »Expedition Nagelfluh« am Hündle – beide Wanderpfade sind einen Ausflug wert

Freizeitparadiese für Groß und Klein Sowohl am Hündle als auch am Imberg bei Oberstaufen-Steibis erwarten den Gast zahlreiche Wanderwege inmitten der einzigartigen Landscha des Naturparks Nagelfluhkette. Ob Spaziergang, Erlebniswanderung speziell für Kinder oder Premiumwanderweg mit Panoramablick – für jeden ist das Richtige dabei. Weitere Freizeitangebote wie die Sommerrodel-

bahn am Hündle und der Klettergarten am Imberg garantieren einen erlebnisreichen Tag für die ganze Familie. red

Info: Hündlebahn: Tel. +49 8386 2720, www.huendle.de Imbergbahn: Tel. +49 08386 8112, www.imbergbahn.de

Vom Arlberg bis zum Bodensee: Das Natura2000-Netzwerk in Vorarlberg wird auf insgesamt 40 Gebiete und 24.132 Hektar Fläche erweitert. 17 neue Europaschutzgebiete sollen sicherstellen, dass Lebensräume, Tiere und Pflanzen geschützt werden und die Artenvielfalt in Vorarlberg erhalten bleibt. Neben den bereits existierenden 23 Europaschutzgebieten wurden die 17 neuen Gebiete mit einer Fläche von 3.015 Hektar nachnominiert. Mit 2.466 Hektar ist der Ifen das größte nachnominierte Natura-2000Gebiet in Vorarlberg – 41 Prozent davon liegen im Kleinwalsertal, der Rest im Bregenzerwald. Mit der Aufnahme der neuen Gebiete wurde ein großer Schritt getan – weitere werden im Rahmen einer Gebietsbetreuung folgen.

Info: Zu den neue Schutzgebieten ist ein Informationshe erschienen. Es kann unter www.vorarlberg.at/ pdf/nvf_15-563_booklet-nachno .pdf heruntergeladen werden.

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Fotos: Naturpark Nagelfluhkette

NEUES AUS DEM NATURPARK

Naturparkführer auf Natur- und Schnee-Lese-Tour

Bevor es in den heiß ersehnten Schnee und die Berge losgehen konnte, überprüe omas Dempfle bei allen die Funktionstüchtigkeit des Lawinen-Piepsers. Was auf dem flachen Parkplatz vielleicht noch als komisch empfunden wurde, stellte sich spätestens ab der GrafenälpeHütte als wichtig heraus. Mit zunehmenden Höhenmetern kamen nicht nur die Naturparkführer ins Schwitzen, sondern nahmen auch die Schneemengen und Steigung deutlich zu. Zum Glück konnte bei der Grafenälpe, die als Umweltbildungsstützpunkt von den Bayerischen Staatsforsten dem Naturpark zur Verfügung gestellt wurde, noch eine kleine Verschnaufpause eingelegt werden. Dann

ging es zügig in Richtung Prinschen/Dreifahnenkopf. Zwischendurch gab es immer wieder interessante Informationen der beiden Führer. Wolfgang Zeller vermittelte dabei die Bedürfnisse und Ansprüche an den Lebensraum von Auerhahn und Co: Als schwacher Flieger braucht er entsprechend lichte Waldbereiche, um mit Anlauf seinen Schlaaum zu treffen. Ragen aus dem Schnee leckere Heidelbeerbüsche oder Grünerlen heraus, ist wahrscheinlich das Birkhuhn nicht weit. omas Dempfles Gespür für Schnee kam im Prinschengebiet zum Einsatz. Gemeinsam mit zwei Freiwilligen legte er ein Schneeprofil an, um daraus die Stabilität der Schneedecke abzuleiten. Nach dem Festlegen der sichtbaren und fühlbaren Grenzen staunten die Teilnehmer nicht schlecht, als sie auf eine labile Graupelschicht stießen und eine Schneedeckenhöhe von zwei Metern gemessen haben. Zum Abschluss des Tages gab es noch einen schönen Ausklang in der Grafenälpe. Carina Niedermair

Zu Beginn der Tour bekamen alle eine Einführung in das Projekt »Dein Freiraum. Mein Lebensraum« (siehe rechte Seite) durch Wolfgang Zeller

Thomas Dempfle legte ein Schneeprofil an, mit dessen Hilfe sich die Stabilität der Schneedecke ableiten lässt

Bei perfekten winterlichen Bedingungen lud der Naturpark Nagelfluhkette Anfang März zur Aus- und Weiterbildung für seine Naturparkführer ein. Insgesamt 20 angehende und erfahrene Naturparkführer des Naturparks trafen sich zu einer Natur- und Schnee-LeseTour im Ostertal in Gunzesried. Geleitet wurde der Kurs von Wolfgang Zeller, Naturparkführer und Naturwächter und omas Dempfle, Bergführer und Leiter des OASE AlpinCenters (Naturparkpartner). Während Wolfgang Zeller den Naturlese-Part übernahm, zeichnete sich omas Dempfle für die Führungs- und Sicherheitsaspekte der Bewegung im alpinen Raum zuständig.

Naturparkführer der Nagelfluhkette Naturparkführer/innen sind ausgebildete Wanderführer, Bergwanderführer und oder Natur- und Landschasführer, die mit Gruppen im Naturpark Nagelfluhkette unterwegs sind. Im Rahmen der Ausbildungen und Fortbildungen sollen den Teilnehmern Kenntnisse über den Naturpark Nagelfluhkette, von der Entstehungsgeschichte über Fauna und Flora, bis zu aktuellen Bewirtschaungsweisen und Entwicklungen vermittelt und vertie werden.

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NEUES AUS DEM NATURPARK

Ab 1. Mai ist die Ausstellung »Hoibat – Die Heuarbeit in den Allgäuer Bergen« im Allgäuer Bergbauernmuseum in Diepolz zu sehen. Erstmalig findet im Kuhstall des historischen Wiedemann-Hofes eine Sonderausstellung statt: Wo bis vor kurzem noch die Museumskühe sich das »Ergebnis« schmecken ließen, stellen nun Fotografien die Heuernte in den Mittelpunkt. Die Schwarz-Weiß-Bilder des Oberallgäuer Fotografen Christian Heumader haben die heute fast verschwundene Welt der sommerlichen Heuarbeit in den Allgäuer Ber-

Fotos: BBM Diepolz

Heuarbeit in den Bergen

Das Jahresprogramm im Diepolzer Bergbauernmuseum dreht sich schwerpunktmäßig um das Thema »Heu«

gen eingefangen. In der Ausstellung in Diepolz wird den Besuchern vor Augen geführt, wie viel Aufwand auch heute noch in der Bewirtschaung der höher gelegenen, o weiter entfernten, Bergwiesen steckt. red

Info: Allgäuer Bergbauernmuseum, Diepolz 44, D-87509 Immenstadt, Tel. +49 8320 709670, info@bergbauernmuseum.de, www.bergbauernmuseum.de

Besucherlenkung – Auf dem richtigen Weg Hinweistafeln vor Schongebieten sind sinnvoll. Das ist das Ergebnis einer Internet-Umfrage der Allgäuer Zeitung: Über 90 Prozent der Teilnehmer halten sich demnach an Schilder, die Skitourengehern und Schneeschuhwanderern sagen, wo sie langgehen können. Ein tolles Feedback für das vom Naturpark

Nagelfluhkette gestartete Projekt »Dein Freiraum. Mein Lebensraum«, einer partnerschalich ausgearbeiteten Aulärungskampagne zum Schutz störungsempfindlicher Arten. Die Besucherlenkung erfolgt über Informationen zu unbedenklichen Routen, Ausweisung sensibler Bereiche, aber auch das

Freischneiden von Pfaden dort, wo die Tiere kaum vorkommen. Das Projekt versteht sich als Oberallgäuer Dachkampagne für weitere Kampagnen wie »Skibergsteigen umweltfreundlich/Natürlich auf Tour« des Deutschen Alpenvereins und »Respektiere Deine Grenzen« des Landes Vorarlberg. ve/cn

Die Trickkiste der Natur Die Natur steckt voller Geheimnisse und Überraschungen. Um sie zu entdecken, muss man nicht weit reisen. Der neue Taschenführer »Trickkiste Natur« des Bund

Naturschutz stellt 40 Naturwunder vor, die sich direkt vor der Haustür entdecken und ausprobieren lassen. Wer sich mit diesem Führer auf den Weg in die Natur macht, kann es knallen, springen, krabbeln, stinken oder gar »bluten« lassen. Das Büchlein bietet für jede Jahreszeit kleine Experimente, die sich dank der anschau-

lichen Zeichnungen, Fotos und Kurzbeschreibungen kinderleicht nachmachen lassen.

Info: Bestellbar ist der Taschenführer für 9,95 Euro im Shop des Bund Naturschutz unter www.service.bund-naturschutz.de oder beim Oekom Verlag München (www.oekom.de)

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E=mc

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Fotos: Net zwerk

Naturparks

chule, Vio la Elgaß

Feierlich wurde die Naturparkschule mit einem Aktionstag am Alpsee eröffnet – zunächst die Königsegg Grundschule in Immenstadt. Im Laufe des Jahres wurde auch der Stundenplan an der Volksschule Hittisau mit regionalen Themen ergänzt. Verschiedene Bausteine, wie Exkursionen zu verschiedenen Lebensräumen, wurden als Pilotprojekte auf beiden Seiten der Grenze durchgeführt.

Auf die Wiese,

fertig,

los!

Im Mai 2015 fiel der Startschuss für das Projekt Naturparkschule. Exkursionen und regional geprägte Unterrichtsthemen sind in der Immenstädter Grundschule Königsegg und der Volkschule Hittisau inzwischen fest verankert. Das Netzwerk Naturparkschule ist ein wichtiger Baustein zur Umweltbildung in (be)greiarer Umgebung.

S

pielerische Erkundungstouren und regionale Unterrichtsstunden stehen seit 2015 auf dem Lehrplan der Königsegg Grundschule. Wissen über die Heimat zu erlangen, passiert in der Naturparkschule ohne »büffeln«. So sagte schon Albert Einstein: »Lernen ist Erleben. Alles andere ist Information«. Um das Konzept möglichst erlebnisreich zu gestalten, haben sich Projektgruppen aus Schule, Landwirtscha, Forstwirtscha, Alpwirtscha, Kultur und Naturschutz regelmäßig getroffen und kindgerechte Bausteine ausgearbeitet. An der Königsegg wurden diese schon durchgeführt und zum Beispiel folgende Fragen beantwortet: »Was lebt in Wiese, Wald, Wasser und Moor?« oder »Wer bewirtschaet diese Lebensräume und welche Produkte entstehen daraus?«.

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Auch die Volksschule Hittisau war gemeinsam mit den Akteuren vor Ort aktiv und hat dabei einen tollen Rahmen für die dortige Naturparkschule geschaffen. Erlebnisbausteine wie eine Gewässeruntersuchung oder Spurensuche mit Schneeschuhen wurden getestet. Zum nächsten Schuljahr ist es auch dort mit der Eröffnung soweit. Auch die Volksschulen in Lingenau und Sibratsgfäll sowie die Grundschulen in Fischen und Oberstaufen haben sich für die Naturparkschule entschieden. Hier werden wir in diesem Sommer mit dem Testlauf beginnen. Im Mai wird das Konzept Naturparkschule also ein Jahr alt. Viel hat sich seitdem getan und viel soll sich noch tun. Wie Umweltbildung aussehen kann, zeigen die Fotos verschiedener Unternehmungen auf den folgenden Seiten.

Sch ule i st coo l!


Becherlupen raus und los: Beim »Wiesentag« entdeckten die Immenstädter Schüler tierische Bewohner zwischen Grashalmen und bestimmten sie mit Hilfe von Insektenführern.

Erst- und Zweitklässler der Königsegg Schule untersuchten die Frühblüher auf der Wiese: Wie können zarte Pflanzen wie die Schlüsselblume schon so kurz nach dem Winter blühen? Dass die meisten Frühblüher ihre Nährstoffe in ihrer Zwiebel unter der Erde lagern und diese sprichwörtlich als Heizung nutzen, erfuhren die Schüler vor Ort.

;)

Der Vorarlberger Nachwuchs untersuchte das Gewässer der Bolgenach und fischte mit dem Kescher schwimmende Kleinstbewohner aus dem Wasser. Ungeschlagener Favorit unter den Entdeckungen war der Bergmolch, der nach eingehender Betrachtung durch seine »Fans« wieder in seinen feuchten Lebensraum entlassen wurde.

Naturparkschule bedeutet nicht nur Schülerausflüge. Im Juni unternahmen die Pädagogen aus Immenstadt eine naturkundliche Wanderung, um sich »naturparklich« fortzubilden.

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W ie

FEr ie N ! !!

Die Berufsschüler der Landwirtschaft sind wichtige Partner für die Naturparkschule. Bei mehreren Aktionstagen erklärten sie den jüngeren Schülern die Zusammenhänge zwischen Wiesen, Kühen und Bewirtschaftung und gewährten ihnen Einblicke in den Arbeitsalltag eines Landwirts…

… zum Beispiel bei einer Mähaktion am Alpsee: Die Immenstädter Schüler trockneten das Gras auf sogenannten Huinzen. Dies ist zwar nicht mehr die heutige Form der Landwirtschaft, aber wie im ganzen Konzept der Naturparkschule soll das Lernen durch Erleben im Vordergrund stehen. Natürlich landete manches Grasbüschel auch auf dem Kopf des Nachbarn…

:) Ein paar Wochen später durften die kleinen Landwirte »ihr« Heu auf dem Partnerbauernhof der Familie Schwarzmann in Flecken an die Kühe verfüttern. Im Anschluss führten Herr und Frau Schwarzmann ihre jungen Besucher auf dem Hof herum und ließen sich Löcher in den Bauch fragen. Die erlebnisreichen, landwirtschaftlichen Bausteine wurden gemeinsam mit dem bayerischen Bauernverband, der Berufsschule III - Landwirtschaft in Kempten und dem Partnerbauernhof der Familie Schwarzmann ausgearbeitet und durchgeführt.

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Die Schüler der Volksschule Hittisau machten eine Wanderung durch den herbstlichen Lebensraum Wald und betätigten sich hier unter anderem als LandArt-Künstler.

R u P r u t Na Auch die Allgäuer Naturparkschüler entdeckten den Wald. Den Förstern Müller und Honold bewiesen sie viel Vorwissen rund um Bäume und Blätter. Der Baustein Wald wurde vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten und der Stadt Immenstadt unterstützt.

Im Februar besuchte Naturparkführerin Carola Bauer die 2. und 4. Klassen in Hittisau. Unterrichtsfach: Tierspuren entdecken und erkennen. Das Gelernte durften die Schüler eine Woche später anwenden – bei einer Schneeschuhwanderung. Dachs, Fuchs und Schneehase kamen die Spurenleser hier auf die Schliche und lernten dabei etwas über die Naturschutzkampagnen »Respektiere deine Grenzen« und »Dein Freiraum. Mein Lebensraum.«

Netzwerk Naturpark Nagelfluhkette macht Schule Unterstützt werden die Naturparkschulen durch ein starkes Partnernetz von Akteuren aus Forst-, Alp-, Landwirtschaft, Kultur und Naturschutz. Durch Aktionen bringen sie sich aktiv ein. Die Naturparkschule ist Teil des Interreg Projekts »naturWerte entdecken lebensWerte schaffen« und wird gefördert vom vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung.

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»Nur die Tiere, Pflanzen und Lebensräume, die die Kinder kennen und schätzen gelernt haben, werden sie in Zukunft als Erwachsene auch schützen«, so König

Ein Herz

für junge Hupfer

Weichkäfer, Kurzfühlerschrecke, Zikade? Was die Kleinstbewohner von Berg und Wiese betri, kann kaum einer Tanja König etwas vormachen. Als Naturparkführerin vermittelt sie dieses Wissen an ihre zweibeinigen Mitwanderer, bildet junge Umweltforscher aus und bietet naturkundliche Schulprojekte an. Dem Naturparkmagazin verrät die Diplom-Biologin, warum ihr die umweltpädagogische Arbeit besonders am Herzen liegt.

Frau König, Sie gehören gewissermaßen zu den »alten Hasen« unter den Naturparkführern. Das stimmt. Das erste Ausbildungsmodul für die Naturparkführer fand 2009/2010 statt. Seitdem bin ich dabei. Wie kam es dazu? Zusammen mit meinem Freund habe ich schon während meines Studiums naturpädagogische Ferienprojekte für Grundschulkinder geplant und durchgeführt. Daraus entstand die Idee, den Naturpfad e.V. zu gründen und neben den Ferienprogrammen auch mit einem umweltpädagogischen Angebot an Schulen heranzutreten. Zu dieser Zeit führte ich für die Stadt Immenstadt naturkundliche Führungen im Stadtgebiet durch. So kam es, dass ich nach der Gründung des Naturparks Nagelfluhkette wegen der Ausbildung zur Naturparkführerin und dem Junior Ranger-Projekt angesprochen wurde. 42

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Demnach sind Sie hauptberuflich als Naturparkführerin unterwegs? Nur zum Teil: Tatsächlich ist die Natur- und Umweltbildung mein Hauptberuf. Arbeitgeber sind Naturpfad e.V., das Bund Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu, der Naturpark Nagelfluhkette und der Landesbund für Vogelschutz. Ein wichtiger Baustein der Umweltbildung sind die Junior Ranger. Sie werden dieses Jahr wieder unter anderem von Ihnen ausgebildet. Was gefällt Ihnen an diesem Job ganz besonders? Besonders gefällt mir, dass tolle Erlebnisse genauso im Vordergrund stehen wie die Vermittlung von Wissen über das Naturparkgebiet. Da mir die Zukun der Natur- und Kulturräume des Naturparks sehr am Herzen liegt, finde ich es toll, unseren Junior Rangern eine liebevolle und wertschätzende Wahrnehmung der Natur zu ermöglichen. Mein Ziel ist, dass die Junior Ranger sich in Zukun durch fundiertes Naturwissen für die Lebensräume und die tierischen und pflanzlichen Bewohner des Naturparks einsetzen können. Bei so vielen Außenterminen – geht man denn da überhaupt noch »privat« wandern und in die freie Natur? Na klar bin ich privat auch unterwegs. Das ist dann ja wieder was ganz anderes. Auch wenn ich viel draußen arbeite, bin ich während der Projekte ja trotzdem »auf der Arbeit«. Da ist die Freizeit, in der man etwas nur für sich draußen unternimmt, schon auch sehr wichtig. Käme es für Sie je in Frage, den Arbeitsalltag ausschließlich am Schreibtisch zu verbringen? Auch in der Natur- und Umweltbildung findet nicht alles im Freien statt. Es gibt doch viel an Organisation, Konzeption, Ausarbeitung und Projektnacharbeit, für die man am Schreibtisch sitzen muss. Trotzdem bin ich froh, dass ein großer Teil meiner Tätigkeiten draußen stattfindet.


Fotos: Archiv Junior Ranger, Viola Elgaß

Im Sommer bildet Tanja König gemeinsam mit anderen Naturparkführern Junior Ranger aus: »Ich liebe es selbst, im Naturpark unterwegs zu sein. Deshalb macht es mir Spaß, ihn zusammen mit den Kindern zu erkunden«

Der gebürtigen Immenstädterin ist es wichtig, sich auf ihren Touren Zeit für Details zu nehmen. In ihren Mit-Wanderern möchte sie den Naturpark als schützenswertes Biotop verankern

Komplett am Schreibtisch arbeiten käme für mich nur in Frage, wenn es beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen nicht anders ginge. Manchmal, wenn es draußen richtig ungemütlich ist, zum Beispiel im strömenden Regen, denkt man dann schon mal an ein warmes, trockenes, gemütliches Büro, aber das ist wirklich selten.

Die schönste Jahreszeit, um draußen zu sein, ist …? Unmöglich zu beantworten, weil wirklich jede Jahreszeit, eigentlich sogar jeder Monat seinen besonderen Reiz hat.

Was unterscheidet den Naturpark Nagelfluhkette von anderen Regionen? Natürlich gibt es im Alpenraum noch weitere fantastische, sehr reizvolle Regionen, in denen die Biodiversität und die Artenvielfalt brummt. Doch unsere Region mit dem Naturpark Nagelfluhkette ist meine Heimat und daher habe ich zu diesem einen ganz besonderen Bezug. Am besten gefällt mir im Naturpark das Mosaik aus Naturräumen und Kulturlandschaen, in dem zahlreiche spannende, leider zum Teil auch stark gefährdete oder seltene Tiere und Pflanzen, wie das Birkhuhn, den Apollofalter, die Steinnelke oder die Mondraute leben.

Während einer geführten Wanderung: Was möchten Sie den Besuchern mitgeben? Dass der Naturpark noch viel mehr ist als »Berge für Einsteiger«. Mir ist wichtig, dass die Menschen unseren Naturpark nicht nur als »Trainingsgerät« empfinden, sondern als eine Landscha mit besonderen Biotopen und beachtenswerten sowie schützenswerten Tieren und Pflanzen erleben. Wenn ich es schaffe, dass wir für eine Strecke länger als die angegebene Laufzeit benötigen, dann bin ich glücklich, denn dann sind wir an vielem nicht einfach vorbeigerannt, auf dem Weg zum Gipfelglück.

Info: Dipl. Biol. Tanja König, Hochriedstr. 32, D-87509 Immenstadt, Mobil +49 178 5968340, t.koenig@naturpfad-ev.de

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PANORAMA

Abendstimmung über den Dolomiten

Wilde Landart Naturpark Friauler Dolomiten In unserer Serie »Panorama« blicken wir über den Tellerrand hinaus in die Schutzgebiete dieser Welt. Heute führt die Reise in den italienischen Naturpark Friauler Dolomiten. Er ist Teil der Berggemeinscha der westlichen Friaul. Mit dem Naturpark Nagelfluhkette verbindet diese Region nicht nur eine artenreiche Landscha

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Die italienischen Schüler versuchten sich beim Kooperationsprojekt mit dem Naturpark Nagelfluhkette als Landartkünstler

ie Berggemeinscha der westlichen Friaul im Nordosten Italiens, der grenzüberschreitende Naturpark Nagelfluhkette sowie die Chimgauer Alpengemeinden engagieren sich gemeinsam für die Naturvielfalt und Besuchersensibilisierung in ihren jeweiligen Gebieten. Bei dem Projekt »Alpennetzwerk Natur: Erleben. Gestalten. Respektieren.« tauschen die Verantwortlichen Erfahrungen und Fazits über laufende Aktivitäten aus. So verbinden die Italiener Kunst mit Natur und thematisieren die alpinen Wildtierlebensräume an vier Schulen mit einem bekannten Landartkünstler. Die Chiemgauer Alpengemeinden bilden Wanderführer aus, die ihr Wissen über schützenswerte Lebensräume und die Ansprüche der Wildtiere an Gäste weitergeben. Im Naturpark Nagelfluhkette erarbeiten die Allgäuer Naturparkgemeinden und die Region Bregenzerwald gemeinsam Kommunikationsbausteine für die Besucherlenkung. Außerdem werden passend dazu Bildungsmodule für Grund- und Volksschule in der Naturparkregion entwickelt und in zwei Schulen getestet (siehe S. 36/37). Als Kooperationspartner steht den Akteuren das Netzwerk der Lenkungsund Aulärungskampagne »Respektiere dein Grenzen« zur Seite. Finanziell unterstützt werden diese Aktionen durch das Projekt »DynAlp Nature« des alpenweiten Netzwerkes »Allianz in den Alpen«, das nachhaltige Entwicklung im Alpenraum und den Austausch der dort beheimateten Gemeinden über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg fördert.

Eingebettet in den Dolomiten Während einer Bergtour auf dem Höhenweg der Dolomiten kann man aus dem »Felsenfenster« schauen

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Die Friauler wissen, was sie an der Naturvielfalt haben: Der Naturpark Friauler Dolomiten liegt eingebettet in die Bergketten und erstreckt sich über 3695 Hektar. Die Dolomiten ziehen sich östlich bis hin ins Piavetal


Keine Straßen, keine Orte Anders als bei den meisten Naturparken in den Alpen gibt es im Naturpark Friaul keine Ortschaen. Dem Wanderer stehen für die Übernachtung nur Hütten und Biwaks zur Verfügung. Da auch keine Straßen durch den Park führen, hat er seine ursprüngliche Wildnis bewahren können. Die enge, wildromantische Schlucht der Cellina, die zu den eindrucksvollsten Landschaen der Friauler Dolomiten zählt, wurde vor einigen Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt. Im Zuge dessen wurde auch die fünf Kilometer lange Straße durch die Schlucht, die durch den CellinaTunnel für den Verkehr ohnehin ihre Bedeutung verloren hatte, für alle Fahrzeuge, Fahrräder eingeschlossen, gesperrt. Man muss sie also »per pedes« besuchen.

Fotos: Communità Montana del Friuli Occidentale

bei Piave di Cadore im Friaul. Sie sind Teil der Karnischen Alpen und durch ihre zahlreichen, teilweise imposanten Felsformationen stehen sie den bekannteren Dolomiten im Trentino in nichts nach. Mit gut 2700 Metern Höhe ist die Cima dei Preti der höchste Gipfel, der »Campanile di Val Montanaia«, ein freistehender Felsturm, ist das Wahrzeichen der Gegend. Wie in vielen Bergregionen sind hier die typischen Alpentiere gut zu beobachten. Ausgestorben sind glücklicherweise die »eropoden«, eine Dinosaurierart, deren Fußabdrücke 1994 in der Region gefunden wurden. Die Fleischfresser maßen immerhin bis zu sechs Metern. Die Fußabdrücke wurden als LandArt-Kunst im Projekt »RispettiAmo la natura« nachgebildet.

Die »letzte Wildnis in den Dolomiten« nennen Bergführer die Gegend im Nordosten Italiens – diesem schläfrigen »Ureinwohner« ist die Ruhe nur recht

Die »Campanile di Val Montanaia«, das Wahrzeichen der Gegend. Den Namen erhielt sie wegen der Form eines »Campaniles«, einem freistehenden Glockenturm. Ein bekannter Vertreter ist der Schiefe Turm von Pisa

Der Steinadler als Symboltier Die Tierwelt des Naturparks ist durch die Vielfalt der Landscha geprägt, jedoch wie im alpinen Hochgebirge üblich: Gämse, Hirsch, Murmeltier, Auerhahn, Birkhahn, Reh und eine Gruppe von Steinböcken, die sich kontinuierlich vergrößert. Ein Zeichen für die im hohen Grad unberührte Natur ist der Bestand der Steinadler. Es wird angenommen, dass fast in jedem Tal ein Brutpaar existiert. Berichte über den Park erscheinen in der Zeitschri des Naturparks »L’Aquila«, zu Deutsch: Der Adler. omas Niehörster/ve

Info: Dolomiti Friulane, Viale Venezia 18 A, I-33085 Maniago (PN), Tel. +39 427 71775, info@dolomitifriulane.com, www.dolomitifriulane.com

Allianz in den Alpen und DynAlp Nature Mit dem Programm »DynAlp Nature« unterstützt das Gemeindenetzwerk »Allianz in den Alpen« grenzüberschreitende Kooperationsprojekte, die eine Vernetzung und Aufwertung von Naturräumen fördern und beitragen, die Biodiversität in den Alpen zu erhalten (siehe Nagelfluh, Ausgabe 1/2014). Hierzu zählt auch das Projekt »Alpennetzwerk Natur: Erleben. Gestalten. Respektieren.« zwischen Friual, der Nagelfluhkette und den Chiemgauer Alpen. Von Friual wurde der Titel »Respektiere deine Grenzen« weiterentwickelt: »RispettiAmo la natura«:Der Respekt und die Liebe zu unserer Natur und Landscha passt auch wunderbar zum Naturpark Nagelfluhkette.

Fabelhafte Kreaturen bevölkern Friaul: Mit ihrem Motto »RispettiAmo la natura« bewerben die Italiener nicht nur den Respekt, sondern auch die Liebe zur Natur

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KURZMELDUNGEN SPIEL & SPASS

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Fragt die Ringelnatter erch terhalten si n u schrocken r ihre beste Freundin: e tt n ü h M Zwei ill Ihr So ge: »Was w »Sind wir lin eigentlich giftig?« t. ss al w rö an Sp ts ech über ihre werden?« »R »Wieso willst du das wissen?« al m an in in e r e e rn denn spät cht sich ge »Ich habe mir gerade auf die ch oft, mis n und Er streitet si legenheite e g n Zunge gebissen!« A te u derer Le besser…« weiß alles In einem kleinen Laden in Hittisau kam vo r einigen Tagen ein Huhn durch die Tür und fragte: »Haben Sie auch große Eierkartons? Ich möchte mit meinen Ki eine r e rt ö ndern in den Ur h tzlich sieht lö t, P k . c ri in h e c s rs u laub fahren.« Ha kt cher e eigt in ein Da entdec Der Einbre l. !« ie h Sp ic d e Ein Dieb st h n und f das gleic Jesus sehe t beruhigt etrus und Kurz darau ch Der Dieb is t. ein h r c wie gut es eu Stimme: »P r nichts entdecken. ri fü s sp a Worte t ja gar nicht, ieb: »W D iss be r, bei se a w r vo ie r e n d ih al D n r, m n « a e k de s. ch b , in u »K sauei: »Petr g, der e in. »Stellt eu sich um fi g er ä a so hr K p t Le h Pa e im ic di i ?« n sc e te n pag den ein Men h!« a, aber geht!«, schimpf er einen Pa agei: »Wie heißt du r macht, stirbt ih Papagei: »J n i!« de e g, g .« a ir zu p d p Pa hinter e es doch mal inen Pa jedem Atem fragt den »Versuchen Si ame für e Rottweiler h: N n r sic e e t d d de r lö el fü b m sus sau Max zen!« blöd wie Je mit Zähneput

Lach mal wie

Oh je! In dem ganzen Buchstabengetümmel auf der Viehweide hat Bauer Franz seine Milchkühe aus den Augen verloren. Sie heißen Lieselotte, Hanni, Schnucki, Emma, Ilsa, Dora, Flecki, Lulu, Bella und Kuhnigunde. Hilfst du Franz, seine Kühe zu finden? Kreise ihre Namen mit einem Stift ein.

A U E G F L E C K I S R U D O

E L I N O A T H E O D E I E K E

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T O L P I E D E H R U L S H U L

Z T S E O L M I B U E U O I H O

I R A N E I A P S U I L O R N A

E A G O D E I O C V J U F U I H

L M E J E I S L W U S E M T E I H N A P N H N O I F S U G U U E

A E B S E L U H U J E B E R N L

N U T E M O G I C A S L L A D E

R E O D A T E N K N O E B D E D

E M M A S T R H I F E W F O F E

T O R H U E F U O D G A U R I S

F U L I E R G E N A E S B A N O

E F E J L I S B E L L A R N F E

S F O A D E I V E B N E N U G S


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