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Alpsommer Viehscheid 2014 Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit
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Allgäuer Tracht:
Heimatgefühl zum Anziehen
Fotos: Volker Wille; Urlaubsregion Allgäu
Editorial
Wo Tradition kein leeres Schlagwort ist
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ie wichtig den Menschen im Allgäu ihre überlieferten Bräuche und über Generationen weitergegebenen Traditionen sind, zeigt sich besonders, wenn in der Region ein überaus wichtiger Jahresabschnitt von neuem anbricht. Der Beginn des Alpsommers leitet nicht nur den Zeitraum ein, den die Rinder während der Sömmerung in den Mittel- und Hochlagen auf den Alpen verbringen. Nun beginnt auch wieder die Zeit der Feiern und Veranstaltungen, die für viele Allgäuer eine Gelegenheit darstellt, mit der Tracht ihres Heimatortes festlich gekleidet und vor allem authentisch ihre Allgäuer Identität zu stärken.
Hier findet eine bewusste Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln statt – dass der Fortbestand der Trachtenkultur in der Region jedoch alles andere als verstaubte Vereinsmeierei und überaus lebendig ist, zeigt die Beliebtheit der festlichen Kleidung auch bei jungen Allgäuern. Gehört es doch zum Beispiel beim Besuch der Allgäuer Festwoche, die jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Besucher aus der gesamten Region anzieht, mittlerweile fast schon zum guten Ton, dort in Tracht zu erscheinen – egal, ob die Träger der Traditionsgewänder zu den jüngeren oder reiferen Jahrgängen gehören.
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Wir behandeln daher in dieser Ausgabe unter anderem in einem Schwerpunkt das Thema Tracht. Darin stellen wir eine Trachtenschneiderin im Portrait vor und lassen einen Trachtenausstatter zu Wort kommen, der sich sowohl mit überlieferten Traditionstrachten als auch mit moderner Trachtenmode befasst. Neben einem Projekt, die historische Füssener Tracht neu zu beleben, geben wir außerdem einen Standpunkt zum Thema aus der Feder der Trachtenberaterin des Bezirks Schwaben, Monika Hoede, wieder. Daneben gibt es in der Zeit des Alpsommers natürlich noch viel mehr zu entdecken: Wir betrachten unter anderem die Schafhaltung im Allgäu, zeigen auf, warum sich in Pfronten zwei Wochen lang so gut wie alles um das Thema Viehscheid dreht, erinnern daran, wie der Alpsommer in früheren Jahrzehnten fotografisch festgehalten wurde, und untersuchen humorvoll, was bei der Begegnung mit den muhenden Paarhufern auf der Weide beachtet werden sollte.
Marius Lechler, Chefredakteur
Wir laden Sie ein, die Vielfalt der Alpsommer-Zeit sowie den Reichtum des Allgäuer Brauchtums auf den Seiten dieses Magazins zu erkunden. Lassen Sie sich fesseln von der Anziehungskraft einer Region, die in Traditionen mehr als nur Klischees und leere Schlagwörter sieht. Marius Lechler 3
Inhalt Impressum Verlag und Herstellung: Verlag HEPHAISTOS EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2 87509 ImmenstadtWerdenstein Tel. 08379/728616 Fax 08379/728018 info@heimat-allgaeu.info www.edition-allgaeu.de facebook.de/allgaeu.braunvieh
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Redaktion: Marius Lechler (v.i.S.d.P.),
Vorwort
Seite 3
Viola Elgaß, Cosima Holl, Thomas Niehörster,
Die Heilkräfte der blühenden Bergapotheke Diese Alpenkräuter lindern Beschwerden Seite 6
Tel. 08379/728616, E-Mail:
Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.
Layout: Bianca Elgaß, Ramona Klein, Dominik Ultes
Anzeigen: Sven Abend (Ltg.), Kathrin Geis Tel. 08379/728616; gültige Anzeigenpreisliste: 1/2014
Bankverbindung Verlag: Raiffeisenbank OberallgäuSüd eG, IBAN: DE97733699200007126999, BIC: GENODEF1SFO
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Fotos: Dominik Ultes, Volker WIlle; Pfronten Tourismus; Tourismusverband Tiroler Oberland; Titelfotos: Manuel Geimer, Cosima Holl, Dominik Ultes, Volker Wille
info@heimat-allgaeu.info
Trotz Handicap zum Kalendertitel Thomas Neumahr fotografiert die Titelkuh Seite 10
Schwerpunktthema Allgäuer Tracht:
Vom Hutverkäufer zum Trachtenkönig Ausstatter Anselm Schaber im Portrait Seite 18
Seite 22
Original, originell, authentisch Standpunkt zum Thema »Allgäuer Tracht« Seite 26
Schutz für den Schutzwald Was ist die Bergwaldoffensive?
Seite 28
Blökende Rasenmäher in schwindelnden Höhen Schafhaltung auf Bergweiden im Allgäu Seite 30 Traditionen hautnah erleben 15 Tage »Viehscheid-Däg« in Pfronten
Kurze Wege, langer Genuss Allgäuer Alpen bieten regionale Zutaten
Seite 48
Panoramakarte Viehscheidorte und Termine im Überblick
Seite 50
Viehscheidtermine im Allgäu und Umgebung Große Übersicht der Alpabtriebe Seite 52
Echtes Traditionsgewand nach alten Mustern Die Trachtenschneiderin Hilde Übelhör Seite 14
Füssen im neuen »alten« Gewand Eine historische Tracht kehrt zurück
Ein »Alpen-Edelstein« unter seiner Obhut Interview: Tourismusdirektor Max Hillmeier Seite 44
Seite 34
Die Wurzelbehandler mit dem Recht zum Graben Wie im Allgäu Enzian gebrannt wird Seite 38 Welches Tanzbein schwingt denn da...? Traditionelle Volkstänze einst und heute Seite 40
Die »Milch-Fabrik« und ihr Geheimnis Der »begehbare Kuhmagen« im Museum
Seite 56
Arbeit auf der Weide wie vor 100 Jahren Heuernte mit der Sense im Allgäu Seite 59 Mit Kräutern und Tee auf köstlichem Erfolgskurs Aurelia Nachbaur und alte Allgäuer Gerichte Seite 62 Freizeit Die Heimat im Aquarell Seit 30 Jahren für den Schutzwald aktiv Schellen und Glocken mit Geschichte Den Grünten von innen erkunden Rodeln, Klettern und Wandern Altes Handwerk und das Leben im Moor Viel erleben mit der VIELcard Mit Blasmusik durch den Sommer Im Naturpark auf Entdeckungstour Mehr Zeit für sich Sechs Gipfel für Wanderer und Alpinisten Ordenskloster mit besonderem Kunstschatz Vorteile für Kids mit der »steppenden Kuh« Der letzte Tag des Bergsommers Auf den Spuren der Römer Hüttenatmosphäre und Natur erleben
Seite 65 Seite 67 Seite 68 Seite 68 Seite 69 Seite 70 Seite 71 Seite 72 Seite 72 Seite 73 Seite 74 Seite 75 Seite 75 Seite 76 Seite 76 Seite 77
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78 Scharf nôchdenkt über Glück Kolumne von Buchautor Max Adolf
Seite 66
Kuh-Knigge auf der Weide Wie sich Mensch und Tier friedlich treffen Seite 78 Hilfreiche Wegweiser durch den Alpsommer Tipps und Angebote mit Kontaktadressen Seite 81 Schafgewimmel und altes Handwerk Sommer im Bauernhaus-Museum Wolfegg Seite 82 Die Poesie von Scheidplatz und Schellen Mundartgedicht »Viehscheid-Trilogie« Seite 84 So viel mehr als nur ein Land der Kühe Tiere, die das Allgäu ebenfalls bevölkern Seite 86 Erinnerung an den Alpsommer von einst Historische Viehscheid-Fotoimpressionen Seite 88
Das vielfältige Thema Allgäuer Trachten beleuchten wir unter anderem mit Portraits und einem Meinungsbeitrag ab Seite 14. Volkstänze im Allgäu, die zum Teil bis heute gepflegt werden, stellen wir ab Seite 40 vor. Um heilkräftige Kräuter auf Allgäuer Bergweiden geht es ab Seite 6.
Helden und Ritter im Bierglas verewigt Brauer erinnern an Allgäuer Sagen Seite 90 Für Sie vorausgelesen – Allgäu-Bücher Seite 92 Grazile Kunstwerke aus Bäumen mit Charakter Der Holzkünstler Christoph Finkel Seite 94 Kinderseite Zum Buch »Wie die Kuh das Allgäu suchte« Seite 96 Das Viehscheid-Preisrätsel Alpsommer-Wochenende zu gewinnen
Seite 98
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Kräuterland
Die Heilkräfte der blühenden Berg-Apotheke Wer das Allgäu im Sommer durchwandert, entdeckt beim Blick zum Wegesrand zwangsläufig die Schönheit der zahlreichen Blumen und Kräuter, die hier wachsen. Viele von ihnen besitzen zudem noch nützliche Eigenschaften als Heilpflanzen. So lassen sich mithilfe der Pflanzen von alpinen Hängen diverse Leiden kurieren und viele Beschwerden lindern
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S. 6/7 rechts: Die heilkundliche Wirkung des Edelweiß ist im Alpenraum vor allem bei Verdauungsbeschwerden bekannt. Auch entzündungshemmende Eigenschaften sind nachgewiesen. Weitere Alpenpflanzen mit Heilkraft sind (oben von links) Knabenkraut, Arnika (mit Schusternägele) und Türkenbundlilie; unten (von links) die natürlichen Therapeutika Teufelskralle und Silberdistel
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eben den Bergen locken besonders die prächtig blühenden Bergwiesen Wanderer ins Allgäu. Viele der Wiesen sind durch ÖkoAbkommen freiwillig geschützt und werden nicht gedüngt. Die alpinen Wiesen im Allgäu bieten jedoch nicht nur einen Augenschmaus: Fast jede Blume kann bei einem bestimmten Leiden als natürliches Heilmittel dienen.
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Silberdistel gegen Fußpilz Von Arnika bis Zinnkraut hält die Natur für viele Beschwerden ein probates Mittel bereit. Zahlreiche Blumen und Heilpflanzen sind wie der Bergwurz allein in den Alpen verbreitet. Der schmeckt zwar wie die
meiste Medizin sehr bitter, hilft aber gut gegen jegliche Entzündung. Eine der markantesten Blumen ist die goldgelb blühende Arnika, die auf Wunden oder bei Muskelbeschwerden aufgelegt wird. Und der tiefblau blühende Salbei ist nicht nur gut gegen Halsschmerzen, er besitzt auch eine schweißhemmende und verdauungsfördernde Wirkung. Selbst die Orchideen auf den Bergwiesen, die wie das Knabenkraut den kalkreichen Boden der Region schätzen, enthalten Heilkräfte. Sogar die stachelig-wehrhafte Silberdistel hilft als Aufguss gegen Fußpilz, Ekzeme und offene Wunden. Das Bergheu ist gut gegen Schnupfen, wenn es als Aufguss inhaliert wird, weil es die Nebenhöhlen der Nase frei hält. Manch alte Schriften berichten zudem von halluzinogenen Wirkungen bestimmter Bergblumen.
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Fotos: Petra Schumacher, Dominik Ultes, Volker Wille; Bad Hindelang Tourismus; luise/pixelio.de
Lexikon der Alpenheilpflanzen Von alters her wurde das volkstümliche Wissen um die ungeheure Lebenskraft der Alpenflora von Generation zu Generation weitergegeben. Die Heilpraktikerin Astrid Süßmuth kennt als passionierte Bergsteigerin die großen Kräfte der alpinen Bergwelt. Für das »Lexikon der Alpenheilpflanzen« hat sie sich im gesamten europäischen Alpenbogen auf die Suche nach den Heilkräuterschätzen der Alpen gemacht. Entstanden ist ein Führer zu 60 Heilpflanzen mit über 80 für jeden Leser anwendbaren Rezepten, zahlreichen Abbildungen und über 200 Pflanzenfotos. Darüber hinaus ist der Autorin ein fantastisches Lesebuch zu Brauchtum, Überlieferungen und Mythen gelungen.
Großes Bild: Zinnkraut ist zur Behandlung bei Blasenentzündung geeignet. Die enthaltene Kieselsäure hilft Haut, Haaren und Nägeln. Unten: Neben der bekannten Wirkung bei Halsschmerzen eignet sich Salbei auch als schweißhemmendes und verdauungsförderndes Mittel
Heilkunde und überliefertes Wissen, von Astrid Süßmuth, 296 Seiten, über 230 farbige Abbildungen, gebunden, Preis: 24,90 Euro, ISBN 978-3-03800-671-8, AT Verlag, Aarau und München 2013
Unter Naturschutz und teils giftig Allerdings: Wer bei Heilkräutern über keine genauen Kenntnisse der Pflanzen am Wegrand verfügt, sollte nicht gleich einen Strauß von Bergblumen zur Selbstmedikation pflücken! Abgesehen davon, dass viele Bergblumen unter – teils strengem – Naturschutz stehen, sind einige der blühenden Exemplare auf den Bergwiesen sogar recht giftig und dürfen nur in homöopathischen Dosierungen angewandt werden. Viel vom Nutzen der Natur kann der Laie auf Kräuterwanderungen erfahren, die im Allgäu allerorts angeboten werden, oder beim Verein Allgäuer Kräuterland in Lindenberg (Westallgäu). • Thomas Niehörster
Therapeutische Berg-Gewächse Einige typische alpine Heilkräuter: Arnika, Beinwell, Bergwurz, Blutwurz, Gelber Enzian, Gemeiner Augentrost, Johanniskraut, Knabenkraut, Salbei, Silberdistel, Thymian Mehr Informationen: Allgäuer Kräuterland e.V. , Geschäftsstelle Nadenberg 13, 88161 Lindenberg, Tel. 01803/572883, info@allgaeuerkraeuterland.de, www.allgaeuer-kraeuterland.de
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Reportage
Trotz Handicap Mittlerweile ist er Kult, der Kuh-Kalender der Edition Allgäu. Knapp 500 Fotoeinsendungen rund um die Kuh sind in unserer Redaktion für den Jahresweiser 2015 eingegangen. Wir hatten die Qual der Wahl: Auf 13 Blättern tummelt sich die ganze Vielfalt des Allgäuer Braunviehs vom kleinen Kälbchen bis zum stolzen Rind. Das aktuelle Titelfoto hat der querschnittgelähmte Hobby-Fotograf Thomas Neumahr geschossen. Wir haben ihn dort getroffen, wo das Foto entstanden ist – in der Nähe von Altstädten unweit des Hinanger Wasserfalls
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Fotos: Thomas Neumahr, Dominik Ultes
zum Kalendertitel
s geht alles« – wenn man Thomas Neumahr Doch behindert fühlt sich Neumahr keineswegs. Für mit seiner Kamera beobachtet, auf einer An- das perfekte Motiv ist ihm kein Weg zu umständlich. höhe über Hinang, dann gibt es an diesem Fotografieren ist seine Leidenschaft. Da kümmern ihn Motto auch keinen Zweifel. Der 40-Jährige ist voller auch nicht die Blicke derer, die seltsam schauen, wenn Energie und genau in seinem Element. Der Weg hierer mal wieder seinen Rollstuhl am Wegrand stehen her war beschwerlich. Nicht mehr ganz gefroren ist lässt und mit vollem Körpereinsatz unter Weidenzäuder Boden, weich und uneben. nen hindurch das Gelände erkunMehrmals muss Neumahr eine det. Bei einer solchen Aktion ent»Die Kunst beim kleine Pause einlegen, bevor er stand auch das Titelbild des Kuhoben ist. Der Hobby-Fotograf sitzt Kalenders 2015: »Ich saß auf der Fotografieren im Rollstuhl. Er hat einen inkomWeide inmitten einer Herde von liegt in der Geduld« pletten Querschnitt. Das bedeutet, Kühen. Da merkt man recht dass er seine Beine noch leicht beschnell, welche Kuh einem wohlwegen kann, wenn auch nur sehr eingeschränkt. »Ein- gesonnen ist«, lacht der gebürtige Oberstdorfer. Überzelne Nervenbahnen funktionieren noch. In den haupt, Thomas Neumahr lacht viel. Die größte Freude Oberschenkeln habe ich etwa 85 Prozent Gefühl, erst empfindet er, wenn er draußen in der Natur ist. »Im ab den Knien ist alles taub.« Grunde genommen liegt die Kunst beim Fotogra- w
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Das Allgäu im Fokus: Thomas Neumahr genießt die Zeit in der Natur (oben links). Hier gelingt es ihm, die ganz besonderen Momente einzufangen – wie diesen Regenbogen am Hinanger Wasserfall (ganz rechts). Nochmal rauf auf den Grünten zum Fotografieren, wie damals, als er noch laufen konnte (Mitte) – das ist Neumahrs großer Wunsch
fieren darin, auch mal Geduld zu haben und auf den board fahren. Vielleicht Rollstuhlsport. »Als würde perfekten Moment zu warten. Gerade in so einer man eine Fichte in die Wüste versetzen«, so beschreibt schnelllebigen Zeit.« Die »schnelllebige Zeit« erwähnt er sein Gefühl damals. Rausgerissen aus dieser Phase Thomas Neumahr oft. Er sagt, da sei auch etwas Posi- hat ihn Stephan, in dessen Zimmer Neumahr kurz tives an seiner Behinderung: Zeit haben. Die meiste darauf verlegt wurde. »Stephan ist komplett gelähmt. davon verbringt er mit seinem zwölfjährigen Sohn Er konnte zu dem Zeitpunkt nicht mehr essen und Lucas. Er war auch der Grund, warum er vor vielen nicht mehr sprechen. Da habe ich gemerkt: Es hätte Jahren angefangen hat, Fotos zu maalles viel schlimmer kommen können. chen. »Mir geht es um das Festhalten »Seit dem Unfall Von dem Zeitpunkt an habe ich mich meiner Erinnerungen und Erlebnisse. keine Sekunde mehr bemitleidet.« nehme ich alles Viele seiner Freunde konnten anfangs Das Aufwachsen meines Sohnes, aber auch die Schönheit unserer Region.« bewusster wahr« nicht mit seiner Situation umgehen, Deshalb stand es für ihn auch nie zur überschütteten ihn mit Mitleid oder Debatte, nach seinem Unfall damit aufzuhören. übertriebener Hilfsbereitschaft. »Das war gut gemeint, Eigentlich hätte Thomas Neumahr gar nicht arbeiten aber manchmal sehr nervig. Es hat irgendwie an meimüssen an diesem Tag im Januar 2011. Als Snow- nem Selbstwertgefühl gekratzt.« Sich sein Selbstwertboardlehrer in einem Funpark im Kleinwalsertal vergefühl zu bewahren, das ist Thomas Neumahr ganz tritt er kurzfristig einen Kollegen. Seinen Kursteilneh- wichtig. Und die Selbstständigkeit. Den Treppenlift mern will er den Sprung über eine der Schanzen de- vor seiner Haustüre benutzt er nicht, die vier Stufen monstrieren. Nichts Ungewöhnliches. Doch dann geht schafft er auch so. Gekonnt schwingt er sich aus dem etwas schief, Neumahr stürzt. Die Schere in seinem Rollstuhl, hält sich am Geländer fest und zieht sein Erste-Hilfe-Set, das er umgebunden hat, wird ihm Gefährt hinter sich die Treppe hinauf. Dass er das letztlich zum Verhängnis. »Es war Schicksal«, sagt er. kann, hat er seinem starken Willen und hartem Trai»Es werden dir Dinge genommen, aber ning zu verdanken. »Man darf nie aufhögleichzeitig gewinnst du auch welche ren zu kämpfen, und man muss lernen, »Man darf dazu. Ich war vorher ein extremer Hektisich an Kleinigkeiten zu freuen. So wie ker. Jetzt ist das anders, ich nehme alles Stephan. Seine Lebensfreude baut mich nie aufhören bewusster wahr. Es ist ein bisschen wie enorm auf.« Mit Stephan hat Neumahr zu kämpfen« ein siebter Sinn.« Die ersten drei Tage in noch immer Kontakt, die beiden wollen demnächst zusammen ein Konzert der der Murnauer Klinik waren hart. Neumahr lag allein in seinem Krankenzimmer. Falsche Sportfreunde Stiller besuchen. »Das Leben geht weiHoffnungen zerschlugen die Ärzte schnell. Laufen ter«, das weiß Thomas Neumahr. »Stillstand wäre ja Cosima Holl würde er nie mehr können, geschweige denn Snow- auch Rückschritt.« •
Braune Schönheiten für die eigenen vier Wände Sie wollen Ihr Bild im nächsten Kuh-Kalender 2016 sehen? Schon jetzt können Sie uns Ihre Aufnahmen zusenden. Alle ausgewählten Einsender erwartet ein kleines Fotohonorar und ein kostenloses Exemplar des Kalenders. Die genauen Teilnahmebedingungen finden Sie unter www.edition-allgaeu.de/kalender. Thomas Neumahrs Titel-Kuh sowie alle anderen Gewinnermotive sind im neuen Kuh-Kalender
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2015 versammelt, der Mitte des Jahres erscheinen wird. Preis: 12,80 Euro, Best.-Nr. 008. Bestellungen sind möglich im Online-Shop der EDITION ALLGÄU unter www.editionallgaeu.de. Alternativ ist die Bestellung auch unter Tel. 08379/728016, Fax 08379/728018 oder per E-Mail unter info@heimat-allgaeu.info möglich.
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Echtes Traditionsgewand nach alten Mustern Auch, wenn Trachtenmode diverser Ausprägung bei exklusiven Händlern und traditionellen Kleinbetrieben für gute Umsätze sorgt, gibt es Unterschiede zwischen authentischer Tracht und rein modischer Kleidung mit Trachtenelementen. Die Oberstdorfer Schneiderin Hilde Übelhör hat sich in ihrer Werkstatt der Maßanfertigung von Trachten nach eigenen Entwürfen, die auf historischen Vorlagen basieren, verschrieben
Hilde Übelhör beim Vergleichen von Stoffmustern. Neben der eigentlichen Arbeit am Trachtengewand in ihrer Schneiderei, für die sie Nähmaschine sowie Nadel und Faden benötigt, machen auch die Vorauswahl der Materialien und die Beratung der Kunden einen wichtigen Teil ihrer Tätigkeiten aus
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einahe könnte man das kleine, etwas versteckt Schnittmuster zu verwenden, die auf traditioneller Basis liegende Geschäft in der Oberstdorfer Buindberuhen, und dass regionale Unterschiede beachtet gasse mit dem Namen »Stilspezial« verpassen, werden.« So sehe zum Beispiel der Rückenausschnitt denn hier locken keine überdimensionalen Schaufeneines Oberallgäuer Trachtenkleides in Oberstdorf anster oder auffälligen Firmenschilder den Kunden ins ders aus als in Bad Hindelang. »Und das bekommt der Innere. Hilde Übelhör ist stolz darauf, dass ihre VerKunde von mir auch erklärt«, sagt die Schneiderin. kaufsräume und die Schneiderei der Arbeitsplatz einer Neben Trachtenmode für Damen, vom Dirndl bis zum Spezialistin sind, die sich aufs Wesentliche konzentriert: Rock, mit wertvoller Goldstickerei versehenen Miedern Trachten herzustellen, die so gefertigt sind, »wie es früoder passenden Trachtenschürzen finden sich hier auch her schon war«, und auf Schnickschnack, der mehr verStücke für Kinder sowie Joppen, Jacken und Hosen für fälscht als bereichert, verzichten zu trachtenbewusste Herren. Um deren können. »Ich arbeite schon seit 27 JahHerstellung kümmert sich wiederum »Man braucht viel ren als Trachtenschneiderin«, erklärt Robert Gubincsik exklusiv. Bei der Liebhaberei und die Oberstdorfer Handwerkerin. »Für Arbeit an neuen Einzelstücken betrachLeidenschaft« diese Tätigkeit braucht man viel Liebtet Hilde Übelhör das Einfühlen in die haberei, bis ein Geschäft draus wird – Kunden und das Berücksichtigen ihrer und Leidenschaft«, sagt sie. Angefangen habe sie mit Wünsche als Herausforderung: »Schließlich muss man Maßanfertigungen nach eigenen Entwürfen, die sie in herausfinden, was der Kundin oder dem Kunden gefällt kleinerem Rahmen an Privatkunden verkauft habe. oder nicht«, sagt sie. Einen besonderen Stellenwert habe Auch heute noch legt sie Wert darauf, dass die Kleidie Herstellung des Schnittes: »Es müssen die Propordungsstücke aus ihrer Werkstatt persönliche und vor tionen des Körpers mit einbezogen werden, zum Beiallem authentische Gewänder sind: »Es ist mir wichtig, spiel, wie ebenmäßig ist der Körperbau oder gibt es
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Fotos: Marius Lechler; Ursula Henn, Waltenhofen
Besonderheiten, die beim Schneidern zu beachten sind.« Es handle sich eben um ein ganz persönliches Kleidungsstück, das hier entsteht. Im Gegensatz zu einem einfachen Kleiderkauf sei die Entscheidung für eine Tracht ein ganzer Prozess. »Das geht vom ersten Kennenlerngespräch, wo ich zum Beispiel beitrage, was mir an der Kundin auffällt, über deren persönlichen Geschmack bis zum Zeitpunkt, zu dem das Dirndl dann fertiggestellt ist«, führt die Schneiderin aus. Und die Kunden arbeiteten gern aktiv an »ihrem« Gewand mit, sie empfänden dies als tolles Erlebnis. »Und außerdem: Wer zu mir kommt, hat meist schon irgendwo eine Idee für seine Tracht im Kopf«, fügt Hilde Übelhör hinzu. Bei den Arbeitsschritten vom Konzept bis zum fertigen Kleindungsstück – zum Beispiel für ein Mieder – geht die Schneiderin methodisch vor. Die Körpermaße, die sie erst auf Papierstücken aufgezeichnet hat, werden von ihr auf den Futterstoff übertragen. Nach dem vorbereiteten Futter schneidet sie den Oberstoff zu und bereitet eventuell einzufügende Einlagen vor. Mit farbigem Garn werden ebenfalls die Markierungen, die sich auf
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Ganz oben: Für männliche Kunden, die Wert darauf legen, sich authentisch zu kleiden, fertigt Robert Gubincsik das Passende. Oben: Die Auszubildende Bernadette Rothmayr arbeitet an einem handgefertigten Mieder mit Rückenstickerei
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Oben: Hilde Übelhör stellt für Kundinnen, die sich eine individuelle Tracht schneidern lassen wollen, eine persönliche und in gemeinsamen Gesprächen erarbeitete Stoffauswahl zusammen
dem Futter befinden, auf den Oberstoff übertragen. aus denen diese Trachtengewänder entstehen, die aufDiese helfen, bei der Anprobe die korrekte Passform zu gewendete Zeit, während der sie in reiner Handarbeit erzielen. geschneidert werden, und vor allem die Qualität der Bei den Stücken aus der Fertigung von Hilde Übelhör fertigen Stücke seien auch die Gründe dafür, dass sie kommen oft wertvolle Materialien zum Einsatz – ganz sich in einem höheren Preisrahmen als Exemplare »von originalgetreu nach historischen Allgäuer Vorlagen, die der Stange« bewegten. »Dafür weisen diese Trachten sie als Inspiration nutzt: »Ich bin der Überzeugung, dass dann aber auch eine gewisse Wertigkeit auf«, erklärt sie. alle Zubehörteile dem entspreDie Trachtenschneiderin, die »Ohne Recherche kann ich chen sollten, wie sie auch zu von sich selbst sagt, dass sie eher früheren Zeiten authentisch vermeine Arbeit nicht machen« zu den »Geheimtipps« zählt, wendet wurden«, sagt sie. Dies führt an, dass Interessenten bis setze voraus, sich die geschichtlichen Aspekte der Allheute überwiegend durch Mund-zu-Mund-Propaganda gäuer Tracht anzueignen. »Dazu ist Kenntnis notwenzu ihr fänden. Sie könne aber einen großen und treuen dig und Recherche. Ohne Recherche kann ich meine Stammkundenkreis im Umkreis von bis zu 50 KilomeArbeit nicht machen«, meint die Schneiderin. tern um Oberstdorf vorweisen. Neben zahlreichen nach Vorlagen aus überlieferten BeEine weitere Tätigkeit von Hilde Übelhör ist die Resständen oder historischen Archiven gefertigten Stoffen tauration historischer Trachtenteile – eine spezielle und Details wie Webborten, Litzen, Silberknöpfen und Herausforderung, da man hier sehr sorgsam mit dem Verschlussteilen gehört die aufwendige Goldstickerei bestehenden Stück umgehen müsse. Als Trachtenauf den in reiner Handarbeit erstellten Damenwesten schneiderin mit Hang zum Traditionshandwerk sehe und Miedern zu den kostbarsten Elementen einer ausie sich auch als kulturelle Bewahrerin: »Ich denke thentischen Tracht. Diese lasse sie für ihre Trachten schon, dass ich eine gewisse Verantwortung habe, dazu extern bei einer Expertin für Original Allgäuer Stickarbeizutragen, dass diese Kleidungsstücke so bleiben, Marius Lechler beiten anfertigen, so Hilde Übelhör. Die Materialien, wie es bei uns gehört«, sagt sie. •
Rechts: Die Auszubildende Paula Kleiner kümmert sich um ein Trachtenmieder mit wertvoller Goldstickerei. Alle Arbeitsschritte in Hilde Übelhörs Schneiderei werden noch in Handarbeit und mit größter Sorgfalt ausgeführt. Ganz rechts: die Trachtenschneiderin aus Oberstdorf mit ihren Entwürfen und Mustern. Viele Anregungen für ihre Stücke entstammen alten Vorlagen
Ein Reich der edlen Stoffe und Spitzen In den Oberstdorfer Verkaufsräumen von Hilde Übelhör können Kundinnen und Kunden Inspirationen für die Wahl des passenden Trachtengewandes sammeln. Die Schneiderin berät dabei gern mit ihrem Fachwissen. Kontakt unter: Stilspezial – Hilde Übelhör, Buindgasse 3, 87561 Oberstdorf, Tel. 08322/988328, E-Mail: info@stilspezial.de, www.stilspezial.de
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Tradition
Ein typischer Oberstdorfer Hut sowie ein traditioneller Breitrandhut: Mit Kopfbedeckungen wie diesen hat Anselm Schaber vor 35 Jahren den Grundstein für sein Trachtenmoden-Geschäft gelegt
Vom Hutverkäufer zum Trachtenkenner Wer nach dem passenden Dirndl für den Viehscheid oder die Allgäuer Festwoche sucht, kommt im Allgäu an einem Geschäft nicht vorbei: Trachtenmoden Schaber in Immenstadt. Der Familienbetrieb zählt deutschlandweit zu den Top Fünf der Trachtenausstatter. Dabei hat vor 35 Jahren alles ganz anders angefangen – mit einem Karton voller Hüte
igentlich hatte Anselm Schaber mit Tracht »nie deckungen für Musikkapellen und Vereine und wegen etwas am Hut«. Es war Zufall, dass sie irgend- der großen Nachfrage bald auch Gamsbarthüte. wann zu seiner Lebensaufgabe wurde, die »Ich war der größte Gamsbarthändler in ganz Bayern Sache mit den Hüten und der Tracht. Als siebtes Kind und dabei ein Exot, weil ich überhaupt keinen Bezug einer großen Bauernfamilie aus Reicholzried musste zur Tracht hatte und auch in keinem Trachtenverein er früh lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. »Ich bin war.« Das Geschäft lief so gut, dass er 1979 – mit 20 Verkäufer mit Leib und Seele, Jahren – ein Gewerbe anmeldete. »Ich bin Verkäufer mit das habe ich schon sehr früh geSchnell erweiterte Schaber sein merkt. In der Hutfabrik von BeSortiment, erst kamen LederhoLeib und Seele« kannten bekam ich einen Karton sen, dann Janker und Hemden. voller Hüte mit den Worten: Verkauf mal.« So hat er Die Ware vertrieb er im ersten Stock eines alten Bausich die Berufsaufbauschule finanziert und später das ernhofes in Reicholzried. der »Allgäuer BerghutverBWL-Studium. Mit den Hüten tingelte Schaber von trieb« war sein erster Laden, geöffnet nur am einem Viehscheid zum nächsten, er besorgte KopfbeNachmittag, weil er noch zur Schule ging. »Es war
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Fotos: Dominik Ultes; Archiv Anselm Schaber
Anselm Schaber über den Entwürfen seiner Designerin Verena Uhland. Das Familienunternehmen entwirft Sonderanfertigungen unter anderem für Brauereien und Fachmessen
Die echte »Hirschlederne« wird im Allgäu schlicht und ohne Ziernähte getragen
Bekannt wie ein bunter Hund: Mit dem bemalten Anhänger tingelte Schaber 1982 von Viehscheid zu Viehscheid
wahnsinnig nostalgisch. In diesem Ambiente haben Jahre, bis der Bürgermeister das erste Hemd bei uns sich meine Kunden wirklich wohlgefühlt.« gekauft hat.« Dann kam die Landhausmode. »Und wir Nach dem Studium ging Anselm Schaber für ein Stel- haben diesen Trend mitgemacht. Das war unser lenangebot nach Frankfurt. Doch die Distanz zum All- Durchbruch.« 1997 zog das Geschäft in ein großes gäu und seinem kleinen Hutvertrieb machte ihm zu Fachwerkgebäude am Bräuhausplatz. schaffen: »Ich bin jedes Wochenende heimgefahren. Heute ist Schaber Trachtenmoden der Spezialist, was Da war für mich schnell klar: Ich Sonderanfertigungen für Gastronogehe zurück und mache mich selbst- »Echte Tracht darf nicht miebetriebe, Brauereien oder Vereiständig.« Zu jener Zeit gab es bereits ne betrifft. Seine Ideen für die Kolverkitscht werden« fünf Trachtengeschäfte in Immenlektionen arbeitet Anselm Schaber stadt. Schaber ließ sich von der Konkurrenz nicht ab- zusammen mit Designern aus und lässt dann extern schrecken und eröffnete 1988 den sechsten Laden, da- produzieren. Viel mit Tracht zu tun haben diese mals noch in der Alleestraße auf gerade mal 100 Qua- extravaganten Dirndl für Großkunden wie Brauereien dratmetern. Der Anfang war hart. »Es dauerte acht oder Hotels oft nicht mehr. »Müssen sie auch nicht«,
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Begonnen hat alles im ersten Stock eines alten Bauernhofes in Reicholzried. 1997 zog Schaber Trachtenmoden in das große Fachwerkgebäude am Bräuhausplatz in Immenstadt
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Hochwertige Qualität ist das A und O: Trachtenexperte Anselm Schaber kontrolliert das auch gerne selbst
Authentische Tracht kommt nie aus der Mode: Der allererste Prospekt von Schaber-Trachten zeugt heute noch davon
sagt Schaber, schließlich sei das »Business-Kleidung«. Überhaupt, er trennt strikt zwischen Trachtenmode und traditioneller Tracht. »Trachtenmode ist vergänglich, echte Tracht ist bodenständig und von bleibendem Wert. Sie darf auf keinen Fall verkitscht werden.« Für den Geschäftsmann ist wichtig, dass das Allgäuer Gewand nicht zur Maskerade wird. Deshalb ist er ehrlich zu seinen Kunden. »Wenn jemand hier reinkommt und Edelweißhosenträger mit rotem Karo-Hemd will,
Wo Tracht Leidenschaft ist Auf der Suche nach einem Trachtengewand gilt Schaber Trachtenmoden in Immenstadt als erste Anlaufstelle. Bei dem Familienunternehmen sind das maßgeschneiderte Stück und führende Marken erhältlich. Kontakt unter: Schaber Trachtenmoden, Bräuhausplatz, 87509 Immenstadt, Tel. 08323/96790, info@schaber-immenstadt.de, www.schaber-immenstadt.de
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Hier hat man die Qual der Wahl: Trachtenmode in allen Variationen (oben). Auch die Kleinsten müssen nicht auf ein ordentliches Gewand verzichten, wie der Ausstatter ganz oben zeigt
dann sag ich ganz klar: Das ist Verkleidung.« Abgewinnen kann er dem – nicht immer ganz geschmackssicheren – Trachten-Mix junger Besucher der Allgäuer Festwoche trotzdem etwas. »Zum Anschauen ist es manchmal ein Graus. Aber erst durch diesen Trend kommen die jungen Menschen überhaupt zur Tracht und identifizieren sich damit. So bleibt das Thema attraktiv. Und ich bin überzeugt, dass sich 20 Prozent von ihnen später ein echtes und traditionelles Gewand leisten werden.« Wenn er selbst auf die beliebte Messe geht, trägt er natürlich die original »Hirschlederne«. Nach 35 Jahren Erfahrung als Trachtenausstatter schätzt Anselm Schaber beides, Trachtenmode wie Tracht. Wirklich »echt« ist für ihn aber nur letztere: »Die traditionelle Tracht, die ist mir heilig. Da hängt Cosima Holl die Seele drin, das ist ganz klar.« •
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Die Füssener Sammlung der 150 Jahre alten Hauben und Tücher ist gut erhalten. Von dieser ReginaHaube existiert sogar noch die Original-Hutschachtel
Brauchtum
Füssen im neuen »alten« Gewand Diverse Trachtenvereine im Allgäu pflegen neben der Gebirgstracht auch eine ortstypische historische Tracht – so zum Beispiel in Oberstdorf und Wertach. Eine Kleidung mit Geschichte schweißt zusammen. Das dachte sich auch Richard Hartmann, Schriftführer des Füssener Trachtenvereins »D’Neuschwanstoaner«. Er setzt sich für die Wiederbelebung des historischen »Fiassar Gwands« ein und hat sich dafür auf Spurensuche begeben. Im Stadtcafé Würkert in Füssen wurde er fündig
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Fotos: Richard Hartmann, Cosima Holl
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s ist ja nicht so, dass der Füssener Verein keine ner Trachten abbildeten, aber keine Hinweise auf das zünftige Gebirgstracht hätte. Und mit 114 Jah- typische ‚Fiassar Gwand‘.« Erst datierte Zeichnungen, ren auf dem Buckel kann sie eigentlich auch unter anderem in den Büchern des Heimatpflegers als historisch bezeichnet werden. Nur leider ist sie Alfred Weitnauer und des Kostümkundlers Albert eines nicht: wirklich allgäuerisch. Als im Jahr 1900 Kretschmer, konnten eine Idee von der Tracht liefern, der Gebirgstrachten- und Heimatverein »Edelweiß wie sie um 1880 im Allgäu getragen wurde. und Almenrausch« in den Füssener Es war reiner Zufall, dass Hartmann Hanfwerken gegründet wurde, oribei einem Besuch im Füssener »Wir haben einen Teil entierte man sich an einer Tracht, Stadtcafé Würkert drei Holztafeln unserer Geschichte die ihren Ursprung eigentlich im entdeckte, auf denen Abbildungen bayerischen Oberland hatte und erst einer Tracht zu sehen waren, die der zurückgeholt« 1925 zur Allgäuer Gebirgstracht weiin seinen Büchern ähnelte. Er fototerentwickelt wurde. grafierte die Tafeln des unbekannten Künstlers ab und Eine traditionelle und in erster Linie authentische schickte sie zur Trachtenberatungsstelle Schwaben Tracht neben der bisherigen »importierten« Gebirgs- nach Krumbach. Die dortige Leiterin, Monika Hoede, tracht schwebte Richard Hartmann vor, als er sich das war begeistert: »Die Tafeln selbst wurden vermutlich erste Mal mit dem Gedanken einer Wiederbelebung um 1900 angefertigt, zeigen aber eine Tracht, wie sie befasste: »Das historische Gewand, wie es vor 150 Jah- circa 1850 üblich war.« Hoede stufte die Abbildungen ren in Füssen getragen wurde, soll vor allem die Hei- als authentisch ein. matverbundenheit und den Heimatstolz der Füssener Und wieder war es der Zufall, der Hartmann in die Bürger stärken.« Und natürlich auch das Zusammen- Hände spielte. Über die Trachtenberatungsstelle ergehörigkeitsgefühl der »Neuschwanstoaner«. reichte ihn das Angebot, eine Sammlung von Hauben Zwei Jahre ist es her, dass Richard Hartmann seine Re- und Tüchern aus einem Nachlass zu erwerben. Die cherchen begonnen hat. »Die Suche im Füssener sieben 150 Jahre alten Hauben stammten aus der ReStadtarchiv verlief zunächst erfolglos, ich fand Skizzen gion und passten nahezu identisch zu den Abbildunund Fotografien, die einen bunten Stilmix verschiede- gen auf den Tafeln im Stadtcafé. Beim Kauf der w
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Ganz oben links: Die Skizzen zeigen eine Tracht, wie sie um 1845 im schwäbischen Raum getragen wurde. Unverkennbar: Die filigran gearbeiteten Hauben (ganz oben rechts) ähneln den Darstellungen auf den drei Holztafeln im Stadtcafé (oben). Diese zeigen Füssener Szenen aus der ersten und zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: ein typisches Festtagsgewand (links), eine Kirchgangs-Tracht (Mitte) und ein etwas freizügigeres Modell, wie es vor allem in den Wirtshäusern getragen wurde (rechts)
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Ganz oben: Typisch für die schwäbische Tracht – die Seidentücher haben keine Fransen, sondern eine Muschelspitze aus Filamentgarn. Ganz oben rechts: Monika Hoede und Richard Hartmann begutachten die geklöppelte Hohlspitze der Hauben. Das Bild oben zeigt Hartmann in der aktuellen Allgäuer Gebirgstracht der »Neuschwanstoaner«. Oben rechts eine der insgesamt sieben wertvollen Kopfbedeckungen
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Sammlung griff die Stadt Füssen dem Trachtenverein wird dazu in ihrem Atelier in den Füssener Hanfwerunter die Arme. Bürgermeister Paul Iacob steht voll ken Nähkurse anbieten. und ganz hinter dem Projekt: »Wir haben einen Teil Pünktlich zum Gaufest des Oberen Lechgau-Verbands unserer Geschichte zurückgeholt. Mit den Hauben ist 2017 möchte der Verein sein historisches Gewand etwas nach Füssen zurückgekommen, was nach Füs- vorstellen. Als Vorlage für die Schnittmuster dient in sen gehört.« erster Linie die Biedermeier-Tracht der Holztafeln. Rund 100 Arbeitsstunden stecken in den einzelnen Dabei ist Hartmann ganz wichtig, dass das wiederbeHauben mit goldener Hohlspitze. »So etwas konnten lebte Gewand keine Uniform darstellt: »Die Silhouetsich nur wohlhabende Frauen leisten sollen sich ähneln, allerdings »Die historische ten. Sie wurden zum ersten Mal auf sind, was den Stoff, die Farben oder der Hochzeit getragen und später Tracht muss trotzdem den Schmuck angeht, alle Variatiodann zum Kirchgang und an Festtanen denkbar. Die Tracht hat einen tragbar bleiben« gen«, erklärt Monika Hoede. Die historischen Bezug, sie muss aber Radhauben sollen nun die Basis für die Rekonstrukti- tragbar bleiben.« Um das neue »alte«Gewand zum Leon der alten Tracht bilden. Und die soll in Zusammen- ben zu erwecken, ist also noch die eine oder andere arbeit mit interessierten Füssener Bürgern entstehen. zeitgemäße Anpassung nötig, bis die Füssener Bürger Trachtenschneiderin Claudia Krämer, die viel Erfah- mit ihrer Tracht Farbe zu ihrer Stadt und damit auch rung im Schneidern historischer Trachten mitbringt, zu ihrer Heimat bekennen können. • Cosima Holl
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Standpunkt
Original, originell und authentisch
Mädchen in Sonthofer Tracht, 1951
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Fotos: Georg Drexel, Krumbach/Trachtenkulturberatung Bezirk Schwaben; Bildarchiv Albert Wechs, Bad Hindelang; Lala-Aufsberg-Archiv Heimatbund Allgäu e.V.; Petra Schumacher
Zum Thema Tracht und, was bei diesen traditionellen Kleidungsstücken noch als echt und unverfälscht gilt, gibt es im Allgäu diverse Ansichten. Wir haben eine Expertin um ihre Meinung gebeten – Monika Hoede, die Trachtenberaterin des Bezirks Schwaben, gibt ihre Position wieder
Haustracht in Hindelang (Zeichnung von Richard Mahn). Aus: Max Förderreuther, Die Allgäuer Alpen, Kempten 1907
weifelsohne wurde im Allgäu immer Kleidung getragen – ab wann sie sich »Tracht« nennen kann, wird viel diskutiert. Letztendlich ist es eine sehr individuelle Entscheidung, wer was als Tracht sieht. In meinen Augen ist »Historische Tracht« der späten Rokokozeit und der Biedermeierzeit genauso authentisch wie Allgäuer Gebirgstracht. Auch ein geknöpftes Werktagsgewand, das seine Vorbilder in der Zeit um 1870/1900 hat, kann als authentisch empfunden werden. Ab wann es dann zum Partydirndl zählt und nicht mehr zur Tracht, beantwortet sich vielleicht, wenn handwerklich hohe Ansprüche an Material und Herstellung berücksichtigt werden. Zahlreiche Handwerke können sich nur deshalb halten, weil wir noch Lodenstoffe, Velourshüte, zwiegenähte Schuhe, handbestickte Lederhosen, aufwendigen Silberschmuck zu schätzen wissen und bereit sind, für den gewissen Unterschied zu zahlen. Im Trachtenbereich begegnen wir noch den Kleidungs- und Schmuckstücken, die über Generationen weitervererbt und getragen werden. Die Lederhose zum Beispiel hält – täglich getragen – ein, zwei Jahrzehnte, welche Jeans schafft das noch? Wird der große Anspruch gestellt, die Allgäuer Tracht möge authentisch sein, kommt der Forscher nicht umhin, sich auf eine Epoche bzw. noch besser eine konkrete Jahreszahl samt Schrift- und vor allem Bildquellen zu beschränken, um sich einer ihrer Ausformungen immer weiter zu nähern. Stehen ihm gar original erhaltene Kleidungsstücke als Vorbild zur Verfügung, so hat er sich noch darüber klar zu werden, dass Kleidung immer zu einem bestimmten Anlass und schichtspezifisch getragen wurde und sich mit jeder Generation wandelte. Die reiche Bäuerin oder die Gastwirtstochter wird sich anders gewanden als die Magd. Der Bruder, der den Hof erbte, kleidete sich anders als der Bruder, der als Lehrer sein Auskommen fand. Auf heute übertragen werden wir an Werktagen Tracht eher bei Menschen sehen, die sich in der Öffentlichkeit repräsentativen Aufgaben widmen. An
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Links: Das Trachtenteil von Expertin Monika Hoede wurde Stücken aus dem Heimatmuseum Obergünzburg authentisch nachgearbeitet. Oben: Viehscheid im Jahr 1951 mit Allgäuer Hirten
Festtagen sind Trachten hingegen häufiger zu sehen. Frühere Generationen hätten sie so – nämlich ohne Jacke und Kopfbedeckung (zumindest ein Kopftuch) – wohl eher werktags zu Hause getragen. Tracht zu tragen, hat sehr emotionale Aspekte, sie zeigt unsere Verbundenheit mit einer Region, einer Menschengruppe, einem nicht ganz in Worten zu greifenden Lebensgefühl – mit Lust auf Heimat und Landleben (um Zeitschriften andeutungsweise zu zitieren, die so zahlreich und auflagenstark erscheinen). Eindeutig wird im Allgäu mehr Tracht getragen als in nördlicheren Gefilden. Vielleicht, weil Gebirgstracht schon vom Namen her ins Gebirge gehört, die Gebirgstracht tragenden Trachtenvereine außerhalb der Alpen verraten schon mit ihrem Namen, dass ihre Tracht eine Vereinstracht und beschränkt auf Vereinsgeschichte authentisch ist. Natürlich finden wir im Allgäu Trachtenstücke, die typisch allgäuerisch sind. So gehört die Kotze (ein weiter Umhang) zu den Überwürfen, die als Schutzkleidungsstück aus Lodenstoff schon früh als typisch für das Allgäu genannt wird. Zur Biedermeierzeit wird ein Zylinder mit Knick in der Gupfmitte, der Allgäuer Knickzylinder, getragen. Die reiche Allgäuer Braut liebte es, mit besonders großen, meist goldenen Radhauben in der Kirche zu prunken. Und die seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in Zusammenhang mit prominenten Sommerfrischlern gut ankommende Gebirgstracht bleibt eher schlicht. Die Joppen der Männer werden nicht bestickt, die Hosenträger dafür umso mehr mit den typischen Edelweißblüten. Die Frauen tragen schwarze Samtmieder und weite Lodenröcke. Wenn wir die »Allgäuer Gebirgstracht« als Import aus Oberbayern abtun, machen wir es uns zu leicht. Der Kenner findet auch in frühen Allgäuer Bildquellen »Gebirgstracht«. Diese frühe Gebirgstracht im authentischen Sinn zu rekonstruieren, ist denkbar, aber nur im Ansatz lösbar – eine intellektuelle Herausforderung. Aber ist sie nötig? Genießen wir lieber, dass Allgäuer Originale in ihrer Allgäuer Tracht sehr authentisch wirken. •
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Oben: Oberstdorfer Kinder in Allgäuer Gebirgstracht. Neben dieser Traditionskleidung wird hier vom Gebirgstrachten- und Heimatschutzverein auch das Tragen einer Historischen Tracht gepflegt
Anlaufstelle für Tipps zum Thema Gewand Die Volkskundlerin und Trachtenschneidermeisterin Monika Hoede ist Ansprechpartnerin für regionale Kleidungskultur in Schwaben. Bei der Trachtenberaterin des Bezirks Schwaben können Museen, Vereine, Handwerker, Trachtensammler/-träger oder Theatergruppen Tipps und Hilfen zum Aufbewahren, Nacharbeiten, Gestalten und Erwerb der Kleidungsstücke erhalten. Mit ihrem Team vermittelt sie unter anderem in Nähkursen, Fortbildungsprojekten, Publikationen und auf Trachtenmärkten Fachwissen für Profis und Laien. Trachtenkulturberatung für den Bezirk Schwaben (Landauer-Haus) Hürbener Straße 15 86381 Krumbach/Schwaben Tel. 08282/828389 Fax 08282/828387 trachtenberatung@bezirk-schwaben.de www.kleidungskultur.de
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Naturschutz
Schutz für den Schutzwald Nirgendwo anders sind die Menschen so zwingend auf den Wald angewiesen wie im Gebirge. Auch das Alpenvorland würde ohne den Bergwald in weiten Teilen unbewohnbar sein. Die Bergwaldoffensive (BWO) soll den Bäumen »unter die Äste« greifen
m den Bergwald nachhaltig zu stabilisieren und auf die zukünftigen, durch den Klimawandel beeinflussten Wuchsbedingungen vorzubereiten, wurde im Jahr 2008 die Bergwaldoffensive ins Leben gerufen. Sie ist Bestandteil des Klimaprogramms Bayern 2020. Seit der Gründung ist in den inzwischen elf Projektgebieten (siehe Liste) viel passiert. Die Maßnahmen der Bergwaldoffensive rei-
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Zur Erreichung eines gesunden Mischwaldes führen Helfer regelmäßig Pflanzaktionen durch, wie zum Beispiel hier im Projektgebiet Sonnenköpfe
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chen von Pflanzaktionen und Jungbestandspflege bis zur Entwicklung von Jagdkonzepten.
Schlepperwege als »Türöffner« Ein Problem bei der Bergwaldoffensive ist der im Allgäu weit verbreitete stark zerstückelte Grundbesitz. Um waldbauliche Maßnahmen auf größerer Fläche umzusetzen, müssen Waldbesitzer mit ins Boot geholt werden. Die vorrangige Aufgabe der Bergwaldoffensive ist die Entwicklung der alten Waldbestände hin zu stabilen und klimatoleranten Bergmischwäldern. Dafür müssen beispielsweise die bisherigen instabilen Fichtenreinbestände aufgelichtet werden. Keine leichte Aufgabe für die Förster, die die entsprechenden Bäume zu kennzeichnen haben. Um das geschlagene Holz schonend aus den Wäldern zu bringen, werden Schotterwege für Schlepper gebaut. Denn viele waldbauliche Maßnahmen wie Durchforstung und Pflanzungen sind ohne eine Erschließung durch die im forstwirtschaftlichen Jargon so genannten »Rückewege« nicht durchführbar. Wo dies zum Beispiel aufgrund einer steilen Hanglage nicht möglich ist, wird das Holz mit Seilkränen, dem Hubschrauber und in besonderen Fällen wie auf den Buckelwiesen in Hinterstein sogar mit dem Pferd gerückt.
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Fotos: Bergwaldoffensive
Das Fällen von Bäumen (Holzernte) dient der Naturverjüngung im Bergwald
Liste der aktuellen BWO-Projektgebiete PG Anatswald-Leiterberg (Oberstdorf) PG Hirschberg (Bad Hindelang/Oberjoch) PG Balderschwang PG Blaichach
PG Grünten (Burgberg/Rettenberg) PG Immenstädter Horn/Steigbachtal PG Hintersteiner Tal (Bad Hindelang) PG Rottachberg (Rettenberg) PG Salmersberg (Weiler-Simmerberg)
Für Bestandsaufnahmen der Wälder informiert sich der BWO-Beirat vor Ort
»Mit dem Bau des Weges verpflichten sich die beteiligten Waldbesitzer gleichzeitig auch zur nachfolgenden Waldpflege mit Durchforstungen oder Pflanzungen«, so Martin Wenzel vom Projektbüro der Bergwaldoffensive am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kempten. Die Bergwaldoffensive erfuhr bislang eine gute Resonanz. Sie hat die Wälder im gesamten Freistaat ein gutes Stück widerstandsfähiger gegen den Klimawandel gemacht. Diese positive Zwischenbilanz zog Forstminister Helmut Brunner im vergangenen Sommer im Projektgebiet Sonnenköpfe bei Oberstdorf. Für den Minister ist jeder Cent gut angelegt, denn: »Der Erhalt unserer Berg- und Schutzwälder ist unverzichtbare Zukunftsaufgabe und aktive Vorsorgepolitik für die Menschen im Alpenraum.«
Der Wald hat ein Gedächtnis Im 15. Jahrhundert war der »Bannwald« als Schutzwald gegen Lawinen und Steinschlag weit verbreitet, bis ihm die seinerzeitige Industrie durch Kahlschlag zur Holzkohlegewinnung für die Eisen- und Glasproduktion nach und nach den Garaus machte. Überschwemmungen, Murenabgänge und Lawinen waren die Folgen, die Todesopfer forderten und hohe Sach-
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PG Scheffau-Scheidegg PG Sonnenköpfe (Sonthofen/Oberstdorf)
schäden verursachten. Als Reaktion darauf wurde in Bayern 1850 das erste Forstgesetz erlassen, das den Schutzwald selbst unter Schutz stellte. Auf den großen Kahlflächen kam der Wald allmählich wieder zurück. Durch die Ausrottung von Wolf, Luchs und Bär wuchs der Bestand von Rot- und Rehwild stark an. Verbissempfindliche Baumarten wie Weißtanne oder Rotbuche gerieten ins Hintertreffen. Vielfach blieb nur die robuste Fichte übrig. Sie bildet die noch immer weit verbreiteten Reinbestände. Der Wald hat eben ein gutes Gedächtnis.
Wald vor Wild Der diesbezüglichen Mediendiskussion kann man entnehmen, dass sich der Wald-Wild-Konflikt heute wieder verschärft. »Die Jagd ist so zu betreiben, dass der Wildbestand die natürliche Entwicklung des Waldes nicht hemmt«, lautet das Leitbild der Stadt Immenstadt. Hier sind vor allem die Jäger gefragt, die bei den Jagdkonzepten mit der Bergwaldoffensive an einem Strang ziehen müssen. Dass das gut funktioniert, ist bereits in vielen Projektgebieten erkennbar. Was Monokulturen bewirken können, steckt den Oberallgäuern noch tief in den Knochen, denen die Murenabgänge im Hintersteiner Tal und die Folgen der Orkane Vivian und Wiebke unvergessen sind. Schutzwälder hingegen können hohen, durch die Natur bedingten Belastungen wie Sturm oder Schnee widerstehen. Dadurch erfüllen sie wichtige Schutzfunktionen, beispielsweise vor Steinschlag und Lawinen. Dies gilt vor allem für einen Mischwald, in dem Bäume und Gehölze verschiedener Art, Größe und von unterschiedlichem Alter wie in einem kleinflächigen Mosaik beieinanderstehen. Die flach wurzelnde Fichte bekommt hier gute Gesellschaft von tief wurzelnden Bäumen wie der Weißtanne. • Viola Elgaß/Thomas Niehörster 29
Alpwirtschaft
Auch von steilen Hängen lassen sich die fürs Gebirge gut gerüsteten Paarhufer nicht abschrecken, wie das Weiße Bergschaf hier unterhalb der Höfats bei Oberstdorf zeigt
Blökende Rasenmäher in schwindelnden Höhen Auch, wenn das Allgäu vor allem für sein Braunvieh bekannt ist und beim Alpsommer in erster Linie die Kuh im Fokus steht, trägt eine weitere Tierart ebenfalls zur Pflege abgelegener Alpweiden und schwer erreichbarer Wiesen in hohen Lagen bei: Viele dieser Flächen können oft nur von Schafen abgeweidet werden, die sich hier oben besonders wohl fühlen
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Da das Bergschaf sowohl schwindelfrei als auch äußerst trittsicher im Gebirge ist, lässt es sich bis in hohe Alpregionen zum Erhalt der Kulturlandschaft einsetzen
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m Alpenraum sind das Weiße sowie das Braune werden ihm zufolge von zahlreichen Schafhaltern der Bergschaf unter den wolligen Nutztieren mit am Region von Frühjahr bis Herbst im Freien gehalten. weitesten verbreitet. Wie Franz Greber, der Alt- Auch das Fleisch der Tiere sei sehr gefragt, da sie auf vorsitzende des Vereins Allgäuer Schafhalter, der den den Bergwiesen mit besonders gesundem Futter verZusammenschluss bis März dieses Jahres 16 Jahre lang sorgt würden. leitete, weiß, sind diese Tiere überaus widerstandsfä- Der Allgäuer Schäfer hebt hervor, dass die Schafhalter hig und in der Region gut einsetzbar. Sie seien trittsi- ihrer Tätigkeit mit viel Liebe nachgehen. Die Existenz davon zu bestreiten, sei jedoch ein cher, schwindelfrei und für ein »Die Züchter kümmern ganz anderes Kapitel: »Die wenigsKlima mit vielen Niederschlägen ten machen das im Haupterwerb, geeignet, da sie eine lange Wolle sich darum, bedrohte von den Schafen zu leben, ist eine besitzen. Diese diene hauptsächRassen zu erhalten« schwierige Angelegenheit«, erläulich als Grundstoff für Teppiche, für Filzhausschuhe, aber auch für Strickwolle. Die tert Greber. Es gebe im Allgäu nur vereinzelt Züchter Tiere, deren Nachwuchs meist aus Zwillingen bestehe, und Wollverarbeiter, die sich mit den Tieren eine wirtseien aber auch in der Lage, pro Jahr vier Junge zur schaftlich lohnende Existenz aufbauen können. Für viele sei Schafhaltung eine reine Leidenschaft. Welt zu bringen. Franz Greber verarbeitet mit seiner Frau Karolina auf »Einige Züchter kümmern sich darum, bedrohte Rasseinem Hof in Mallaichen bei Gestratz im Westallgäu sen zu erhalten, darunter vor allem das Weiße und das die Wolle von etwa 20 Mutterschafen sowie rund Braune Bergschaf«, sagt er. Diese seien in Deutschland 40 Lämmern selbst. Die kuscheligen Wiesenpfleger stark gefährdet und beinahe ausgestorben. Doch w
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Oben links: Neben dem Weißen Bergschaf findet man in Allgäuer Ställen vor allem das Braune Bergschaf. Beide Rassen waren in Deutschland schon fast ausgestorben und verdanken ihr Fortbestehen vor allem den Anstrengungen von engagierten Züchtern. Oben: ein Mutterschaf mit seinem Nachwuchs. Die Tiere bringen ihre Jungen überwiegend als Zwillingspaare zur Welt
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Fotos: Claudia Chauvin, Stefan Tauscher, Volker Wille
Oben: Einige Produkte aus Allgäuer Schafwolle, aus der viele typische Kleidungsstücke der Region wie gestrickte Joppen, Jacken und Pullover entstehen. Sogar Babyschuhe werden aus den Wollresten gefertigt. Oben rechts: drei der vierbeinigen WollLieferanten und Naturpfleger beim gemütlichen Grasen am Hang
durch züchterische Anstrengungen habe man den Tie- le.« Als Lieferanten des Rohproduktes für Strick-, Filzren wieder eine Chance verschaffen können. »Das be- sowie für Webwaren, die über die Gegend hinaus bedeutet für uns, ein Kulturgut zu erhalten«, bekräftigt kannt sind wie die Allgäuer Flickenteppiche, haben die Greber. Viele der heute vom Aussterben bedrohten Tiere somit eine große Bedeutung. Rassen seien früher vernachlässigt worden. »Dabei Der Verein erfülle jedoch noch eine weitere wichtige haben die Tiere eine wichtige Funktion in der Land- Funktion, die über Pflege und Förderung der Schafschaftspflege, um die Weiden in Schuss zu halten.« haltung, den Erhalt gefährdeter Schafrassen und den Diese Schutzfunktion für die Allgäuer Natur gelte es Einsatz von Schafen in der Landschaftspflege hinauszu bewahren. gehe, so Franz Greber: die Vermittlung von InformaDie Wolle der Braunen Bergschafe war in früheren tionen rund um die wolligen Wiederkäuer. Hierzu Zeiten oft verschmäht wornutzen die Schafhalter ihre jährli»Die Wolle der Tiere ist den, wie Franz Greber weiß, che Schafprämierung im Allgäuer da sie sich schlecht zum FärBergbauernmuseum in Diepolz wichtig für Allgäuer ben eignet. Doch gerade Jacken, Loden und Trachten« (diese findet 2014 am 5. Oktober zahlreiche typisch Allgäuer statt), um den Besuchern die FasKleidungsstücke wären ohne die blökenden Wiederzination der Schafhaltung nahezubringen. käuer kaum vorstellbar: »Die Wolle der Tiere ist wich- So seien bei der Veranstaltung im Jahr 2013 einige tig für Allgäuer Jacken, Jagdloden und für Trachten- Quessant-Schafe (auch bretonische Zwergschafe gemode. Auch Stuhlkissen aus brauner Wolle, wie sie für nannt), deren weibliche Tiere eine Schulterhöhe von die Region typisch sind, stellen wir in unserem eige- nur etwa 40 Zentimetern erreichen, besonders spannen Hofladen her«, führt Franz Greber aus. Wie er an- nend für das Publikum gewesen. Bei solchen Gelegengibt, werde auch ein »Erkennungsmerkmal« der All- heiten komme man Franz Greber zufolge auch mit gäuer Schafhalter aus demselben Material gefertigt: neuen Interessenten in Kontakt, die sich unter Um»Die Schäfer bei uns im Allgäu sowie in Oberbayern ständen eigene Schafe zulegten und so die Schafhaltragen großteils Schafwolljacken aus der braunen Wol- tung im Allgäu lebendig hielten. • Marius Lechler
Schutz für lebende Landschaftspfleger Die »Allgäuer Schafhalter e.V.« mit Sitz im Oberstaufener Ortsteil Hinterstaufen entstand aus dem 1976 im Sonthofener Raum gegründeten Verein »Allgäuer Bergschafzüchter«. Später, als immer mehr andere Schafrassen dazukamen, war dieser umbenannt worden. Der Zusammenschluss besitzt 110 Mitglieder im gesamten Allgäu von Oberstorf über Kempten und Memmingen bis zum Bodensee. Allgäuer Schafhalter e.V., 1. Vorsitzender Alexander Fritz, Imberg 9a, 87527 Sonthofen, Tel. 0160/97941494, E-Mail: info@allgaeuer-schafhalter.de, www.allgaeuer-schafhalter.de
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Vor der Weiterverarbeitung muss die braune Bergschafwolle erst gesponnen werden – wie hier auf althergebrachte Art in reiner Handarbeit
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Brauchtum
Traditionen hautnah miterleben Überliefertes Brauchtum mit der heutigen Zeit verbinden – das ist das Ziel der »Pfrontar Viehscheid-Däg«. 15 Tage lang dreht sich im September in der Ostallgäuer Gemeinde Pfronten alles um das Ende des Alpsommers. Seit sechs Jahren geben die »Viehscheid-Däg« einen Einblick in die vielfältigen Traditionen rund um den Alpabtrieb. Schellenschmieden und Kranzbinden zählen auch in diesem Jahr wieder zu den Höhepunkten.
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Fotos: Pfronten Tourismus
An 15 Tagen rund um den Viehscheid können Besucher viel hinter die Kulissen des traditionellen Alpabtriebs (ganz links und links) blicken. Sie erfahren zum Beispiel, wie Sensen gedengelt werden (oben)
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b der Alpsommer unfallfrei verlaufen ist, erkennen Viehscheid-Fans am prächtigen Kranz der Leitkuh, die ihre Herde ins Tal hinunter anführt. Das Brauchtum des Kranzbindens übernehmen dabei traditionell die Frauen der Alphirten. Sie schmücken das Rind noch auf der Alpe, fernab dem Trubel auf dem Scheidplatz. An den »Pfrontar Viehscheid-Däg« soll es greifbarer werden, das Brauchtum. Und deshalb darf bei Kranzbinderin Christl Wildner auch ganz genau zugeschaut werden, wie so eine Kranzkrone gebunden wird. Schon seit 2008 ist die Pfrontnerin an den Viehscheid-Däg dabei, um ihr besonderes Handwerk allen ViehscheidInteressierten näherzubringen: »Ich will unseren Gäs-
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ten etwas Echtes zeigen. Sie sollen mehr von unserer bäuerlichen Kultur kennenlernen – nicht nur an Verkaufsständen vorbeibummeln.«
Mächlern über die Schulter schauen Das Binden des Kranzes aus frischen Kräutern und Blumen bildet nur einen der vielen Höhepunkte zwischen dem 6. und 20. September 2014. Wer wissen will, wie die typischen Bergstecken der Hirten entstehen, der kann Heymo Aletsee beim Schnitzen über die Schulter schauen. Aber auch die Herstellung der traditionellen »Hoinzen« zum Heutrocknen oder 35
Näher dran sein an der Tradition und den Mächlern beim Schellenschmieden (oben links), Kranzbinden (Mitte) und bei der »Hoinzen«-Herstellung (oben rechts) über die Schulter schauen
das Nähen von Haferlschuhen können die Besucher der Viehscheid-Däg hautnah miterleben. Und wie kommen die Kühe eigentlich zu ihren Schellen? Die Antwort gibt’s bei Philipp Trenkle. Als einer der letzten Schellenschmiede im Allgäu führt er in seiner Schmiede vor, wie die prächtigen Kuhschellen entstehen, die mit ihrem einzigartigen Klang schon von Weitem die ungestüme Herde ankündigen. »Der Viehscheid ist der PR-Tag für die Alpbauern, und deshalb wollen wir mit unseren Handwerksvorführungen demonstrieren, was alles hinter diesem bedeutenden Ereignis steckt«, so Trenkle.
Eine Besonderheit in Pfronten Zwei Wochen Viehscheid – so etwas gibt es nur in Pfronten. Die Ausweitung des eigentlich auf einen Tag begrenzten Alpabtriebs entstand aus der Idee, den großen Viehscheid am 13. September mit dem kleineren Scheid im Ortsteil Röfleuten zu verbinden. Und der findet gewöhnlich eine Woche später statt. Um die Zeit dazwischen zu überbrücken, können Gäste nicht nur bei der Herstellung traditioneller Produkte zuschauen, sondern auch selbst das Leben und die Kultur im Ort entdecken – beim Sensendengeln, Dirndl-Schneidern, Barfußwandern oder bei Bauernhof- und Käsereibesichtigungen. Damit bleiben die Hintergründe des Brauchtums in Pfronten nicht länger im Verborgenen, sondern werden vor allem eines: Cosima Holl greifbar für jedermann. • 36
Höhepunkte der »Pfrontar Viehscheid-Däg« im Überblick Samstag, 06. September 2014 15:00 – 18:00 Uhr »Jodel-Grundkurs« mit Rupert Eberle Montag, 08. September 2014 14:00 – 18:00 Uhr Vorführung: Schneidern einer Dirndl-Schürze mit Andrea Geiger Dienstag, 09. September 2014 09:30 – 12:00 Uhr Barfußlaufkurs mit Markus Nöß (auch am 11. September) parallele Vorführungen ab 13:00 Uhr • Schmieden einer Schelle mit Philipp Trenkle • Binden einer Krone für das Kranzrind mit Christl Wildner • Bergsteckenschnitzen mit Haymo Aletsee • Hoinzenherstellung • Sensendengeln Donnerstag, 11. September 2014 10:00 Uhr Sagenwanderung mit Ulrike Aicher 15:00 – 17:00 Uhr Binden eines Wildblumenkranzes mit Renate Schneider (auch am 18. September) Montag, 15. September 2014 08:30–12:30 Uhr Baue deinen eigenen Haferlschuh & 14:00–18:00 Uhr mit Markus Nöß (auch am 16., 17., 18. und 19. September) Veranstaltungstermine ohne Gewähr Das komplette Programm der »Pfrontar Viehscheid-Däg« finden sie auf der Homepage der Gemeinde Pfronten unter www.pfronten.de
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Alpgenuss
Die Wurzelbehandler mit dem Recht zum Graben Von vielen Liebhabern hochprozentiger Spezialitäten wird diese Pflanze, die auch auf Allgäuer Bergwiesen zu Hause ist, besonders geschätzt – und zwar vor allem in flüssiger Form: Der Enzian ist geschütztes Gewächs und als Schnaps Gaumenkitzel im Glas zugleich. Nur einige wenige mit besonderer Erlaubnis dürfen ihn überhaupt aus dem Boden holen
Die Enzianernte auf einem Wandgemälde (u.). Blauer Enzian (r.) ist oft auf den Flaschen zu sehen, er ist in der Spirituose aber nicht enthalten
it seinem Ohrwurm »Blau blüht der Enzian« schuf Heino vor vielen Jahren nicht nur einen Kult-Schlager. Außerdem hat der Barde den Enzian neben dem Edelweiß zu einer der bekanntesten Alpenpflanzen gemacht. Der gleichnamige Schnaps hat noch dazu beigetragen. Die aromatisch-bittere Spirituose soll besonders bei Magenbeschwerden helfen. Man sagt, dass im Allgäu die alten Weible am Morgen als Erstes einen Enzian zu sich nehmen, weil der so gut für den Magen sei. Eine erste Erwähnung der Heilwirkung von Enzian findet sich schon 100 n.Chr. bei Pedanios Dioskurides, einem griechischen Arzt und Pharmakologen.
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»Etikettenschwindel« und Naturschutz Obwohl auf den allermeisten Flaschen die trichterförmige tiefblaue Blüte prangt, enthält die Spirituose »Enzian« nicht die Spur jener blau blühenden Pflanze. Der Enzian wird vielmehr aus der Wurzel des wesentlich größeren und daher ergiebigeren Gelben Enzians gebrannt. Da der Gelbe Enzian – wie auch die Blüten und die Bestandteile sämtlicher Enziane – unter Naturschutz steht, ist die Entnahme der Wurzeln in freier Natur streng geregelt. Wenige sogenannte »Wurzengraber« haben aufgrund uralter Grab- und Brennrechte die Erlaubnis, die Wurzeln mit einer speziellen, zweizinkigen Hacke auszugraben. Sie dürfen jedoch nur die dicksten Enzianwurzeln in einem Abstand von sieben Jahren vom Gesamtstock trennen. Dadurch ist gesichert, dass die Wurzeln der Pflanze wieder nachwachsen. Für die regelmäßige Erteilung der Genehmigungen zur Entnahme nach strengen Naturschutzvorgaben ist die Untere Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung in Augsburg zuständig. Auch die Maximalmengen, die pro Jahr gegraben werden dürfen, sind geregelt: 38
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Fotos: Bernd Haynold/CC-BY-SA-2.5, Robert Linhart, Thomas Niehörster, Dominik Ultes, Volker Wille
Michael Schneider, Inhaber von »Michels Kräuter-Alp Hörmoos«, hat zum Beispiel beantragt, 500 Kilogramm der Wurzeln graben zu dürfen, benötigt diese Menge jedoch nach eigenen Angaben nicht komplett für seine Produktion. Er gräbt erst nach zwölf Jahren wieder an einer Stelle, an der er bereits Enzianwurzeln entnommen hat. Auch Stefan Weber, Inhaber der Enzianbrennerei Turra in Sonthofen, ist dieser Naturschutzaspekt wichtig. Er erntet erst nach zehn Jahren wieder am selben Fleck, damit sich die Pflanzen erholen können.
Foto: Enzian Brennerei Turra
Links: »Enzianwurzelgräber«, Holzstich von M. Schmid (1890), oben die Enzianwurzeln nach der Ernte. Unten: Destille der Enzianbrennerei Turra in Sonthofen. Unten rechts: Monika Kinker, Josefine Schneider und Gallus Bals (v.l.) bei der Wurzelwäsche in Michels Kräuter-Alp Hörmoos
Knapp 70 Stück für einen Liter Die Wurzengraber tragen die bis zu 50 Kilogramm schweren Säcke mit der Kopfkraxe zur Brennhütte. Die Wurzeln werden getrocknet und kleingehackt, danach mit Hefe und Quellwasser angereichert. Die so entstandene Maische wird sechs Wochen vergoren und dann gebrannt. Um einen Liter Enzianschnaps zu gewinnen, benötigt man 60 bis 70 der bis zu einem Meter langen, rund zwei Kilo schweren Wurzeln. Daher wird der Gelbe Enzian inzwischen oftmals angebaut. In Tirol wird der Brand aus den Wurzeln sowohl des Gelben Enzians wie des Thomas Niehörster Tüpfel-Enzians hergestellt. •
Enzianhersteller im Allgäu Enzianbrennerei Turra, Hochstraße 10, 87527 Sonthofen, Tel. 08321/3346, E-Mail: info@enzian-brennerei.de, www.enzian-brennerei.de Michels Kräuter-Alp Hörmoos, 87534 Steibis/Oberstaufen, Tel. 08386/980551, E-Mail: kraeuteralp@t-online.de, www.kraeuteralp.de Gelber Enzian (Gentiana lutea), fotografiert in den Allgäuer Alpen
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Die jungen Mitglieder des Trachtenvereins »D’Achtaler Pfronten« zeigen beim Brauchtumsabend ihr Können auf dem Tanzboden
Brauchtum
Welches Tanzbein schwingt denn da...? Denken Gäste, besonders jene aus nördlicheren Gefilden, die Urlaub im Allgäu machen, an »Volkstanz«, fällt ihnen mit Sicherheit zuerst der Schuhplattler ein. Bei dieser Tanzform, die aus dem Ländler entstand, handelt es sich jedoch um einen bayerischen Tanz, der überwiegend in Oberbayern und Österreich ausgeübt wird – inzwischen jedoch auch im Allgäu heimisch ist. Hier finden sich darüber hinaus noch zahlreiche weitere, zum Teil in der Region entstandene Tänze
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Fotos: Thomas Niehörster; Oberstaufen Tourismus; Holzschnitt: Richard Mahn
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er Schuhplattler steht deutschlandweit für ein allgemein verbreitetes Bild bayerischen Brauchtums und somit auch für den Begriff »Volkstanz«. Zwar hat der bayerische Tanz auch im Allgäu eine Heimat gefunden – wohl aufgrund seiner Attraktivität. Doch die Trachtenvereine wehren sich dagegen, lediglich auf eine »Schuhplattlergruppe« reduziert zu werden. Richtig hingegen ist, dass ein sauberer Schuhplattler, von den Burschen und dem taktgenauen Drehen der »Fehla« getanzt, oftmals das Aushängeschild eines Trachtenvereines darstellt. Jedoch führen die Allgäuer in ihren Vereinsgruppen bei besonderen Anlässen auch die weniger bekannten, ureigenen Tänze auf.
der Flechtmuster zählt der Bandltanz zu den attraktivsten Volkstänzen. Das Umtanzen eines mit Bändern geschmückten Baumes soll auf keltische Ursprünge zurückgehen. Zu den historisch eigenen Volkstänzen der Region Allgäu gehört im Besonderen der Sechsertanz. Dieser wurde erstmalig um 1780 vor Kurfürst Bischof Clemens Wenzeslaus in Hindelang aufgeführt und später beim Oktoberfest 1910 vor dem Königszelt des bayerischen Prinzregenten Luitpold. Der Allgäuer Sechsertanz wird von drei zumeist älteren Paaren in der jeweiligen historischen Tracht aufgeführt. Er dauert zu einer Melodie im Dreivierteltakt etwa zwölf Minuten.
Ganz oben links: Der Bad Hindelanger Gebirgstrachtenverein »d’Ostrachtaler« führt den Sechsertanz auf. Darunter eine historische Darstellung des Allgäuer Traditionstanzes von Richard Mahn. Ganz oben: Nahaufnahme des Bandltanzes, präsentiert von der Volkstanzgruppe Oberstaufen. Oben drehen sich die Kinder des Trachtenvereins Wertach zur Musik
Tänzer zeigen das Weberhandwerk Flecht-Kunst im Takt Hierzu zählt auch der Bandltanz, der ebenfalls nicht aus dem Allgäu stammt, sondern aus dem Tirol der Zeit um 1890. Der pfiffige Volkstanz hat es jedoch über die Grenze geschafft und wird zum Beispiel in Oberstdorf aufgeführt. Die Tänzer halten jeweils ein Band in der Hand, tanzen gegenläufig um einen Baum oder eine Stange und flechten so die oben befestigten Bänder um diesen Baum. Durch das ständige Wechselspiel
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Auf die Geschichte des Allgäuer Flachsanbaues bezieht sich wohl der Webertanz, der aufgrund der historischen Verbindung so gut wie kaum ein anderer Tanz ins Allgäu passt. Hierbei handelt es sich um einen Gruppentanz für sechs Paare. Tänzer und Tänzerin stehen sich beim Tanzbeginn in zwei Stirnreihen gegenüber und zeigen im Verlauf des Tanzes sehr eindrucksvoll das Einfädeln, Weben sowie Auf- und Abrollen des Garns. w 41
Reproduktion: Thomas Niehörster; Fotos: Pfronten Tourismus/Erwin Reiter; Touristinfo Wertach; Walsermuseum Riezlern Foto: Trachten- und Heimatverein Altstädten
Oben: Abbildung einer Vorführung des Laubschnittertanzes vor Kurfürst Clemens Wenzeslaus in Bad Hindelang. Rechts: Die Trachtengruppe Riezlern zeigt den Webertanz (ca. 1960er-Jahre). Ganz rechts: Der Nachwuchs des Trachten- und Heimatvereins Altstädten beim Pfarrfest 2005 in Altstädten
Vergessener Reigen für den Fürsten Beim Laubschnittertanz handelt es sich dagegen um einen Brauchtumstanz aus dem 18. Jahrhundert, der einzig und allein in Hindelang aufgeführt wurde. Somit würde er für die Gemeinde – ähnlich wie der heute noch alle fünf Jahre aufgeführte Wilde-Männle-Tanz in Oberstdorf – ein Alleinstellungsmerkmal darstellen. Dies jedoch nur theoretisch, denn niemand in Bad Hindelang erinnerte sich noch an den Reigen, bis er in dem Buch »Pfarrei Hindelang« von Alois Schmid um 1900 zum ersten Mal wieder publik gemacht wurde. Ebenso ist kaum bekannt, dass sich im Trauzimmer des Hindelanger Rathauses die Kopie eines Bildes befindet, das die Zeremonie des Laubschnittertanzes bei einer Aufführung vor Kurfürst Clemens Wenzeslaus darstellt. Trotz Recherchen konnten bis heute keine Noten zum Laubschnittertanz oder Melodien jener Tage aufgefunden werden. Sicher sind jedoch bei den Tanzliedern sogenannte Schwegelpfeifen, eine Urform der Querflöte, eingesetzt worden, sodass sich anhand hierfür beispielhafter Noten jene Tänze nachkomponieren und wieder aufführen ließen. 42
Alois Schmid beschrieb den Ablauf im Jahr 1906 folgendermaßen: »Der Laubschnittertanz des jungen Volkes zu Hindelang wurde am Fuße des Imberger Hornes in einem Maskenspiel dargestellt. Da kamen ein Dutzend Mädchen oder mehr mit ihren Laubsäcken, welche sie quer über dem Hals, den Schultern und den in die Hüften gestemmten Armen trugen, den buschigen Bergwald herab über die Ostrach-Brücke, wo ihnen dann plötzlich aus dem Dickicht ein Schwarm von Hirten entgegen sprang, sie drohend umringte und zwang, zu Gesang und Hirtenpfeife die Tänze der Gegend aufzuführen.« Der Text von Alois Schmid erschien im »Oberländer Erzähler« (Unterhaltungsblatt zum »Allgäuer Anzeigeblatt«), Nr. 77, 1906. Dieser Tanzaufführung lag der Beschreibung von Schmid zufolge wohl der örtliche Brauch zugrunde, dass die Mädchen im Sommer auf die Berge stiegen, um Laub für die Ziegen zu sammeln. Dabei kamen sie nicht selten an den Sennhütten vorbei, wo die Sennen und Hirten schon lungerten, um den einen oder anderen Streich zu spielen. Mit dem folgenden Haschen und Necken begründete sich der Laubschnittertanz, wie Thomas Niehörster Schmid 1906 schilderte. •
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Interview
Tourismusdirektor Max Hillmeier versucht in Bad Hindelang, Umweltbewusstsein und Kinderfreundlichkeit zu vereinen
Ein »Alpen-Edelstein« unter seiner Obhut Bad Hindelang ist vielen Urlaubern auch weit über das Allgäu hinaus ein Begriff. Der Ort macht seit Jahren immer wieder öffentlichkeitswirksam auf sich aufmerksam und wurde bereits vielfach ausgezeichnet. Maximilian Hillmeier lenkt seit 1997 als Tourismusdirektor die Entwicklung der Gemeinde und seiner Teilorte. Wir haben mit ihm gesprochen.
Alpsommer & Viehscheid 2014: Herr Hillmeier, laut einem Bericht in der »Süddeutschen Zeitung« fuhr man hierzulande in den 1980er-Jahren noch mehr als 18 Tage pro Jahr in Urlaub, 2012 waren es nur noch zwölf Tage. Wenn sich der Trend fortsetzt, verreisen die Deutschen im Jahr 2030 nur noch zehn Tage im Jahr. Welche Auswirkungen sehen Sie für Bad Hindelang? Max Hillmeier: Der Markt Bad Hindelang ist eine der erfolgreichsten Tourismusgemeinden in den Allgäuer Alpen mit positiver Entwicklung. 2013 verzeichneten wir ein Plus von fünf Prozent bei den Übernachtungszahlen und ein Plus von neun Prozent bei den Gästezahlen. Die Aufenthaltsdauer beträgt im Schnitt der letzten Jahre 5,3 Tage. 44
Bad Hindelang bewirbt sich um die Aufnahme in das Verzeichnis »Immaterielles Kulturerbe« der Deutschen UNESCO-Kommission. Dabei konzentriert sich die Bewerbung auf die hochalpinen Allgäuer Alpen (Almen) als Vorzeigebeispiel für die bayerische Almwirtschaft. Unsere offene hochalpine Kulturlandschaft ist nicht nur aus Naturschutzgründen wegen ihrer einmaligen Artenvielfalt schützenswert, sondern auch identitätsstiftend für unsere gesamte Gemeinde und der Hauptgrund, warum unsere Gäste zu uns kommen. Das Naturschutzgebiet Allgäuer Alpen rund um Bad Hindelang ist ein »Edelstein der Alpen«. Bei unserer Bewerbung werden wir unterstützt vom hiesigen Oberalpmeister Leonhard Bellot, vom Landschafts-
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pflegeverein »Hindelang – Natur & Kultur« und insbesondere von Staatsminister a.D. Josef Miller sowie von Professor Dr. Werner Bätzing von der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg, dem wohl alpenweit renommiertesten Forscher und Experten in Sachen Kulturlandschaft. Was ist unter dem Begriff »Edelstein der Alpen« zu verstehen? Der World Wildlife Fund (WWF) hat die wichtigsten Gebiete im Alpenraum bestimmt, die in Zukunft vorrangig zu schützen sind – gewissermaßen die »Edelsteine der Alpen«. Rund 100 Fachleute haben die Vorranggebiete der Alpen ermittelt. Europaweit wurde dieses Siegel lediglich an 23 alpine Regionen vergeben. Diese ausgewählten Gebiete haben höchste Priorität für die Erhaltung der Artenvielfalt. Menschliche Aktivitäten sollen in diesen Vorranggebieten besondere Rücksicht auf die Natur nehmen.
liche Rolle spielen dabei die ortsansässigen Landwirte, die die Ursprünglichkeit der Landschaft mit ihren typischen Buckelwiesen, farbenprächtigen Pflanzenteppichen und klarem Wasser erhalten. »Edelstein der Alpen« ist ja nicht die erste Auszeichnung für Bad Hindelang, seit Sie hier Tourismusdirektor sind. Bad Hindelang bezeichnet sich nicht nur als der familienfreundlichste Urlaubsort Bayerns, die Gemeinde ist zudem »bärenstark«. Was bedeutet das? Im Rahmen von »Kinderland Bayern«, einer Qualitätsoffensive der Bayern Tourismus Marketing GmbH, erhielt Bad Hindelang 2011 als erster Ort in Bayern das Prädikat »Kinderland Hauptstadt«, ausgezeichnet mit der Höchstzahl von fünf »Bärchen«. Das ist
Oben: Das Naturschutzgebiet »Allgäuer Hochalpen«, in dem auch die Marktgemeinde Bad Hindelang liegt, gehört laut World Wildlife Fund (WWF) zu den schützenswertesten Regionen der Alpen
Unten: Max Hillmeier beim Beantworten von Fragen zum 2013 erfolgreich abgeschlossenen Modellprojekt »Allergikerfreundliche Gemeinde Bad Hindelang« auf der Internationalen Tourismus-Börse ITB 2013 in Berlin
Sanfter Tourismus und Rücksichtnahme auf die Natur zeichnen den Zusammenschluss »Hindelang – Natur & Kultur« aus. Was ist Inhalt dieser Verbindung? Zusammengeschlossen zum Projekt »Natur & Kultur« bewirtschaften 68 Bergbauern, darunter 22 Biolandbetriebe, in der Marktgemeinde Hindelang ihre alpinen Wiesen nach strengen ökologischen Richtlinien, in erster Linie durch den völligen Verzicht auf Kunstdünger und Gentechnik. Das seit über zwei Jahrzehnten konsequent verfolgte einmalige Konzept wurde mehrfach national und international ausgezeichnet. Eine wesent-
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Fotos: Wolfgang B. Kleiner, Dominik Ultes; Bad Hindelang Tourismus
Max Hillmeier mit Sophia-Lee Bartel aus Stadtallendorf in Hessen: Die damals Achtjährige hatte am 3. Juli 2011, als in Bad Hindelang der erste »KinderlandRat« tagte, der die Forderungen der Urlauber-Kinder an einen kinderfreundlichen Urlaubsort formulierte, in dem Gremium einen Tag lang den Posten des Tourismusdirektors übernommen
bärenstark! Zudem ist Bad Hindelang eine der wenigen allergikerfreundlichen Gemeinden deutschlandweit. Dieses Prädikat wurde der Gemeinde verliehen von der ECARF, der Europäischen Stiftung für Allergieforschung der Charité Berlin. Über 100 Betriebe – Hotels und Läden wie Bäckereien oder Metzgereien in der Gemeinde – führen allergikerfreundliche Produkte oder haben Zimmer und Ferienwohnungen mit den entsprechenden Materialien ausgestattet. In diesen Räumen sind Tiere verboten. Hinzu kommt, dass zwei Ortsteile von Bad Hindelang über 1000 Meter hoch liegen und somit extrem arm an Pollen und Hausstaubmilben sind.
lich die niedrigste Feinstaub- und Schadstoffbelastung Bayerns auf. Die bewährten Heilkräfte der Natur sind es, die die Bad Hindelanger Reize ausmachen: kristallklare Bäche, reinste Gebirgsluft samt schlaffördernder »Klimaschaukel«, die intakte alpine Kulturlandschaft mit den schönsten Kräuter- und Blumenwiesen oder auch die hochalpine Bergwelt. Der Begriff »Klimaschaukel« steht für einen nächtlichen Luftaustausch zwischen Berg und Tal, der für einen entspannten Schlaf sorgt, da nachts die Temperatur im Tal angenehm absinkt.
Was zeichnet Hindelang so besonders aus, dass es sich als Premium-Heilbad bezeichnen darf?
Seit 2010 macht Bad Hindelang seinen Gästen mit der Karte »Bad Hindelang PLUS« ein Mehr an Angeboten. Was ist unter der Karte zu verstehen, und wie bekommt sie der Gast?
Im Heilklimatischen Kurort Bad Hindelang findet der Urlauber das, was ihm im Innersten gut tut: eine schadstoffarme Luft, gemäßigte Temperaturen, aktivierendes Sonnenlicht und eine natürliche Umgebung. Die offizielle Messstelle in Oberjoch weist kontinuier-
Die landschaftliche Schönheit und unzählige touristische Highlights machen Bad Hindelang das ganze Jahr hindurch zu einem attraktiven Urlaubsziel. Mit Bad Hindelang PLUS bieten 220 Gastgeber mit 20 verschiedenen Leistungen den Gästen Urlaub ohne
Preiswürdiges Bad Hindelang 2002: - Vergabe des Gütezeichens »Bad«. Ab jetzt ist die Gemeinde mit den Prädikaten »Heilklimatischer Kurort« und »Kneippheilbad« versehen. 2007: - Auszeichnung »5 Bärchen« der Bayern Tourismus Marketing GmbH für besonders familienfreundliche Ferienorte 2010: - Vergabe des »Fahrtziel Natur-Award« der Deutschen Bahn AG und der drei großen Umwelt-
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verbände BUND, NABU und VCD an Bad Hindelang. Gekürt wird die vorbildliche sanfte Mobilität innerhalb des Konzeptes »Bad Hindelang Plus«. 2011: - »1. Kinderland-Hauptstadt Bayerns« als familienfreundlichster Urlaubsort des Freistaats - Auszeichnung als »Allergikerfreundlichster Ort Deutschlands« der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) 2013: - Abschluss des Modellprojektes der Europäischen
Stiftung für Allergieforschung (ECARF). Fazit: Bad Hindelang untermauert seinen Status als allergikerfreundlichste Urlaubsgemeinde im gesamten Alpenraum. Das Konzept findet deutschlandweit zahlreiche Nachahmer.
Weitere Informationen zu den Projekten in Bad Hindelang sind im Internet auf www.badhindelang.de zu finden.
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Nebenkosten. Die Karte ist an die Übernachtung(en) bei einem PLUS-Gastgeber – egal, ob Hotel, Gästehaus, Ferienwohnung oder Urlaub auf dem Bauernhof – gebunden und ausschließlich dort erhältlich. Gekennzeichnet sind unsere zahlreichen Bad-Hindelang-PLUS-Gastgeber durch das PLUS-Symbol auf der Internetseite und im Gastgeberverzeichnis. Der Service ist kostenlos und mit keiner Zuzahlung verbunden. Das bedeutet unter anderem freie Fahrt mit Bergbahnen, gratis Rodel- und Skipass, freie Fahrt mit Bussen, freies Parken, freien Eintritt zum Beispiel für unser Naturschwimmbad, die Erlebnisbäder »Wonnemar« in Sonthofen und das Alpspitz-Bade-Center in Nesselwang sowie am Eisplatz und beim Tennis. Auf der Karte sind die kostenlosen Leistungen aufgebucht, sodass die Erkundungstour in und um Bad Hindelang direkt starten kann. Die Gültigkeit beginnt mit dem ersten Gebrauch und endet spätestens am Abreisetag.
tegorie des Pisten- und Freizeit-Angebotes für Familien bewertete der Verband das Oberjoch als herausragend und hinter dem Feldberg (Schwarzwald) auf Platz zwei. Im »Schneekinderland« nahe der Iselerbahn sowie in den Skischulen »Iseler« und »Snowacademy« lernen Kinder und Jugendliche auf mehr als 20.000 Quadratmetern das Skifahren und Snowboarden. Auf unseren drei Rodelbahnen (je 3,5 Kilometer lang) geht es rasant bergab. So macht das Rodeln auch den Kindern viel Spaß. Das Gespräch führte Thomas Niehörster.
Das waren jetzt hauptsächlich Stichpunkte zum Sommer-Urlaubsvergnügen. Was zeichnet Bad Hindelang als Wintersport-Ort aus? Zur Wintersaison 2013/2014 hat der Deutsche Skiverband (DSV) unser Skigebiet Oberjoch zum besten Skigebiet für Familien in den Alpen gekürt. In der KaDer Ort bewirbt sich um Aufnahme ins Verzeichnis »Immaterielles Kulturerbe« der Deutschen UNESCO-Kommission Anzeigen
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Alpwirtschaft
Kurze Wege, langer Genuss Nachhaltigkeit – ein Begriff, der ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammt, gewinnt auch in der Gastronomie immer mehr an Bedeutung. Im Allgäu gibt es eine ganze Reihe von Gasthäusern, Restaurants und Alpen, die streng auf die Herkunft ihrer Zutaten achten. Bei den Mitgliedsbetrieben der Vereinigung Allgäuer Alpgenuss stammen die meisten Zutaten direkt aus der Region
O
b Äpfel vom Bodensee, Käse aus dem Naturpark Nagelfluhkette oder Bier aus der Region – beim Rasten auf der Buchelealpe bei Hindelang, der Sennalpe Derb über Blaichach oder der Oberen Kalle über Oberstaufen weiß der Gast, was auf den Tisch kommt. Denn diese Alpen sind Mitglied beim »Allgäuer Alpgenuss«. Sie tragen das im Allgäu mittlerweile gut bekannte Partneralpen-Logo mit der schleckenden Kuh.
Warum Allgäuer Alpgenuss?
Fotos: Volker Wille
Der Zusammenschluss »Allgäuer Alpgenuss« wurde im Jahr 2007 gegründet und wird mit nationalen wie europäischen Mitteln gefördert. Mit dem Zusammen-
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schluss soll die nachhaltige Pflege der Kulturlandschaft in den Allgäuer Alpen aufrechterhalten werden. Darüber hinaus verpflichten sich die teilnehmenden Alpen, dem bei ihnen ankommenden Gast bei einer Brotzeit ausschließlich Produkte aus der heimischen Alpwirtschaft zu servieren. Der Einkehrer hat das selbstverständliche Recht zu erfahren, wo die Milch oder der Käse produziert wird, wer das Brot oder die Wurst liefert. Im günstigsten Fall kommen diese direkt von der Sennalpe, auf der er gerade zur Brotzeit Station macht. Der Alpwirtschaft wird tiefes Vertrauen von allen Seiten entgegengebracht. Die nachhaltige Bewahrung und Pflege der Allgäuer Berglandwirtschaft und damit die Verantwortung für die Kulturlandschaft der Allgäuer Alpen sind Beweis dafür.
Fotos: Königsalpe/Allgäuer Alpgenuss
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Info: Allgäuer Alpgenuss e.V. 1. Vorstand Christoph Hieke Kalvarienbergstraße 31 87509 Immenstadt Tel. 08323/8088098 Fax 08323/8074094 E-Mail: info@allgaeueralpgenuss.de www.alpgenuss.de
Links: Die Partner von »Allgäuer Alpgenuss« geben Gästen auf der Alp die Sicherheit, dass die Produkte zum großen Teil aus dem Allgäu stammen. Oben: Die Königsalpe in Stiefenhofen serviert ihren Gästen selbstgemachte Speisen
Die Älplerinnen und Älpler sind mit ihrer Arbeit am Berg der Garant für die bestehende Schönheit der Alpenregion, sie pflegen nach Altvätersitte die traditionelle Alpwirtschaft, unterstützt vom Alpwirtschaftlichen Verein im Allgäu. Insgesamt finden sich im Allgäu 140 bewirtschaftete Alpen.
Von der Alpe bis zum Kaffeeröster Die 41 anerkannten Allgäuer-Alpgenuss-Alpen bieten Brotzeiten und heimische Spezialitäten an. Dafür, dass dies so ist und bleibt und Fehler bei der Vermarktung von heimischen Produkten vermieden werden, setzt sich der Verein ein. Mit den beteiligten Alpen wird ein Vertrag geschlossen, in dem der gesamte Warenbezug offengelegt wird. Die regionalen Lieferanten werden so automatisch in den Zusammenschluss einbezogen. Auf diese Art entsteht ein Netzwerk aus Erzeugern, Verarbeitern, Lieferanten und Dienstleistern. Über 20 Kooperationspartner unterstützen »Allgäuer Alpgenuss«. Dazu gehören nicht nur Lieferanten wie Bäckereien, Metzgereien, Brauereien, Brennereien und Kaffeeröster, sondern auch weitere Vereine oder Marketinggesellschaften bis zu Kommunen wie der Stadt Sonthofen oder der Gemeinde Bad Hindelang, die sich dem Grundsatz der Nachhaltigkeit und der heimischen Produktion von »Allgäuer Alpgenuss« verpflichtet haben. • Thomas Niehörster/Viola Elgaß
Ausflüglern auf den Alphütten des Allgäus bieten die Mitglieder des Zusammenschlusses nicht nur zünftige Brotzeiten an. Sie liefern den Einkehrern auch Hintergründe zur Herkunft der verwendeten Lebensmittel
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Panoramakarte
Viehscheidorte
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und Termine 1
Markt Rettenbach
6. September
2
Reutte – Höfen
6. September
3
Bad Hindelang
11. September
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Schöllang
12. September
5
Balderschwang
12. September
6
Oberstaufen
12. September
7
Oberstdorf
13. September
8
Maierhöfen
13. September
9
Seeg
13. September
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Jungholz in Tirol
13. September
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Pfronten
13. September
12
Schwangau
13. September
13
Reutte – Musau
13. September
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Nesselwängle im Tannheimer Tal
14. September
15
Kranzegg
15. September
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Buching
15. September
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Nesselwang
16. September
18
Unterjoch
16. September
19
Gunzesried
17. September
20
Wertach
18. September
21
Bolsterlang
19. September
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Riezlern im Kleinwalsertal
19. September
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Schattwald im Tannheimer Tal
19. September
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Thalkirchdorf
19. September
25
Grän-Haldensee
20. September
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Eisenberg – Zell
20. September
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Haslach am Grüntensee
20. September
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Immenstadt
20. September
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Missen-Wilhams
20. September
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Obermaiselstein
20. September
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Pfronten – Röfleuten
20. September
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Reutte – Lechaschau
20. September
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Tannheim im Tannheimer Tal
20. September
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Weitnau/Wengen
20. September
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Haldenwang
27. September
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Termine
Viehscheidtermine im Allgäu und Umgebung Ein großes Ereignis ist es für Älpler, Gäste und Einheimische, wenn das Jungvieh nach dem »Sommerurlaub« zurück ins herbstliche Tal getrieben wird. Doch Scheid ist nicht gleich Scheid. Ob zum kleinen Dorfviehscheid, bei dem man die Ursprünglichkeit dieser Tradition noch hautnah erleben kann, zum größten Alpabtrieb im Allgäu mit über 1500 Tieren oder zum »Schafscheid« nach Tirol, wo gemäht statt gemuht wird... Hier finden Sie eine Übersicht der Alpabtriebe im Allgäu und unmittelbarer Umgebung wie Vorarlberg und Tirol – ein Besuch lohnt sich 12. Se pte mbe r Schöllang 9 Uhr, südlicher Ortseingang von Schöllang, über 700 Tiere - Über 700 Tiere von Entschenalpe, Hintere Seealpe, Gutenalpe und Käseralpe - Festzeltunterhaltung mit Musikkapelle Schöllang und Rubihorn Musikanten - Pendelbusse von Fischen nach Schöllang
6. Se pte mbe r Markt Rettenbach 10.30 Uhr, Pfarrgarten (zwischen Kirche und Feuerwehrhaus), ca. 35 Tiere
Balderschwang 10 Uhr, Ortsmitte am Feuerwehrhaus, ca. 300 Tiere - Kleiner und urtümlicher Viehscheid zur Rückkehr des Alpviehs - Vier Rinderherden von den Alpen Gelbhansekopf, Wilhelmine, Schwarzenberg, Oberbalderschwang
Reutte – Höfen 13 Uhr, Schollenwiesenlift in Höfen, ca. 40 Tiere - Wird bei Schlechtwetter auf den 13. September verschoben - Auskunft beim Tourismusverband Reutte: +43 (0)5672/62336
11. Se pte mbe r Bad Hindelang 8.30 Uhr, Auf der Aach (Nähe der Hornbahn), ca. 800 Tiere - Fünf Rinderherden von den Alpen Hasenegg, Stierbach, Kühbach, Erzberg und Platte - Ganztätig musikalische Unterhaltung im Festzelt - 19.30 Uhr Oberallgäu Musikanten - Großer Krämermarkt 52
Oberstaufen 8.30 Uhr, Höfen (Abzweigung nach Steibis), ca. 650 Tiere - Pendelbusse zwischen Bahnhof Oberstaufen und Scheidplatz - Ab 14 Uhr Bergsommerausklang mit Schellenverlosung - Ab 20 Uhr Stimmung im Festzelt
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13. Se pte mbe r Oberstdorf 9 Uhr, im Ried (Renksteg), ca. 1000 Tiere - Pferdekutschenfahrt vom Megèver Platz zum Renksteg - Viehscheid mit Vieh von den Alpen Bierenwang, Traufberg, Haldenwang, Rappenalpe, Biberalpe und der Taufersbergalpe - Pendelbus vom Busbahnhof Oberstdorf zum Scheidplatz ab 8 Uhr
- Jungvieh von der Alpe Jägerhütte und der Altenberger Alm - Gemütlicher Ausklang im Schwanseepark Seeg 13 Uhr, Festzeltplatz gegenüber der Feuerwehr, ca. 80 Tiere - Ab 11 Uhr Bewirtung durch den Schützenverein Seeg - 13 Uhr Eintreffen der Schumpen von der Alpe Beichelstein - Kuhglocken-Verlosung - Es spielt die Harmoniemusik Seeg
14. Se pte mbe r Nesselwängle im Tannheimer Tal 11 Uhr, Feuerwehrhalle beim Gemeindehaus, ca. 100 Tiere
15. Se pte mbe r
Maierhöfen 11.30 Uhr, Festgelände Maierhöfen, ca. 200 Tiere - Mit 30 Kilometern von den Bergweiden nach Maierhöfen legt der Viehzug die weiteste Strecke im Allgäu zurück - Ab 9 Uhr Krämermarkt mit regionalen Anbietern - Ab 20 Uhr Allgäuer Heimatabend mit Trachtenverein, Goißenschnalzern und Tanz - Viehscheidtage vom 12. bis 14. September mit buntem Rahmenprogramm Pfronten 9 Uhr, beim Schulzentrum in Pfronten-Heitlern, ca. 400 Tiere - Jungvieh von 7 Alpen - Ab 8 Uhr Krämermarkt und Festzeltbetrieb - großer Festumzug mit Heimat- und Brauchtumsabend am 12. September - Traditionelle »Pfrontar Viehscheid-Däg« vom 8. bis 20. September mit Ausflügen zu Alpen oder Brauerei, Jodel-Kursen, Kranzkronen selber binden, Dirndlschürzen nähen, Besuch beim Schellenschmied Jungholz in Tirol 10 Uhr, Feuerwehrhaus Jungholz, ca. 100 Tiere Reutte – Musau 14 Uhr, an der Feuerwehrhalle Musau, etwa 20 Kühe und 80 Stück Jungvieh - Unterhaltung durch Allgäuer Musikkapelle Schwarzenberg - Vielfältiges Kinderprogramm Schwangau 12.30 Uhr, Kreuzung in Hohenschwangau, ca. 180 Tiere
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Viehscheid 2014
Kranzegg 9 Uhr, Kranzegg, Ortsausgang Richtung Vorderburg, ca. 380 Tiere - Einziger Viehscheid im Oberallgäu mit fünf reinen Kuhherden und mindestens vier Jungviehherden - Krämermarkt ab 9 Uhr - Festliche Umrahmung durch »Kranzegger Herbstfesttage« Buching 9.30 Uhr, Festplatz neben dem Maibaum, ca. 30 Tiere - Traditioneller Viehmarkt auf dem Festplatz (kein Viehscheid!) - Krämermarkt und Festzeltbetrieb mit Blasmusik - Einzug des geschmückten Viehs um 9.30 Uhr - Buchinger Herbstfest mit Unterhaltungsabend
16. Se pte mbe r Nesselwang 9.30 Uhr, Parkplatz Alpspitzbahn, ca. 100 Tiere - Umrahmung durch Nesselwanger Herbstfest (Beginn Samstag, 14. September) - Abends Viehscheid-Hoigarte mit Live-Musik im Festzelt Unterjoch 10.30 Uhr, Unterjoch Ortseingang/Busparkplatz, ca. 80 Tiere - Viehscheid der Buchelalpe - Kleiner, dörflicher Rahmen
17. Se pte mbe r Gunzesried 8.30 Uhr, Ortseingang Gunzesried, ca. 1500 Tiere - Größter Viehscheid im Allgäu
- 13 Viehherden von 18 Alpen - Begleitet von der Blaskapelle BihlerdorfOfterschwang - Ab 11 Uhr Festzelt und Krämermarkt - Pendelbusse von 7 Uhr bis 16 Uhr
18. Se pte mbe r
Immenstadt 9 Uhr, Viehmarktplatz Immenstadt, ca. 800 Tiere - Einziger städtischer Viehscheid im Allgäu - Festzelt mit Musik und Krämermarkt - Ab 15.30 Uhr Scheidschellenwürfeln Missen-Wilhams 9.30 Uhr, Am Freibad 5e, Missen, ca. 300 Tiere
Wertach 9 Uhr, Industriestraße zwischen Getränkemarkt Fleischmann und Wertstoffhof, ca. 700 Tiere - Gilt als einer der ältesten und größten Viehscheide im Allgäu - Rinder von den Alpen Sorg I und II, Untere Reuterwanne, Obere und Untere Bichleralp, Schnitzlertalalp, Vordere Köllealp - Umrahmung durch Wertacher Herbstfest mit Krämermarkt, Alphornblasen, Maibaumversteigerung, Schellenverlosung und großen Unterhaltungsabenden
19. Se pte mbe r
Riezlern im Kleinwalsertal 8 Uhr, Riezlern, unterster Parkplatz nach der Kanzelwandbahn rechts (Breitachbrücke), ca. 700 Tiere - Kleiner Bauernmarkt mit landwirtschaftlichen Artikeln - Rahmenprogramm mit Live-Musik Thalkirchdorf 9.15 Uhr, Talstation des Schwandliftes, ca. 800 Tiere - Ab 10 Uhr Spiel der Musikkapelle Thalkirchdorf - Traditionelle Schellenverlosung um 14.30 Uhr Schattwald im Tannheimer Tal 13 Uhr, Feuerwehrhalle, Dorfmitte, ca. 80 bis 100 Tiere
Obermaiselstein 9 Uhr, Festplatz, Dorfmitte, ca. 1400 Tiere - Einer der größten Viehscheide im Allgäu - Eintreffen des Alpviehs von 11 Alpen zwischen 9 Uhr und 13 Uhr - Ab 10 Uhr Blasmusik im Festzelt, Musikkapellen Fischen und Bihlerdorf-Ofterschwang - Ab 20 Uhr Scheidball mit Live-Musik und Schellenverlosung Reutte – Lechaschau 9 Uhr, Lechtaler Straße, ca. 800 Schafe - Almabtrieb mit Schafen aus dem Schwarzwassertal - Scheid mit anschließendem Schafscheren - Einzug der Kühe und Ziegen um 14 Uhr Tannheim im Tannheimer Tal 13 Uhr, Parkplatz der Tannheimer Lifte, ca. 650 Tiere - Vieh von sechs Alpen Weitnau-Wengen 12.30 Uhr, An der Dorfhalle in Wengen, ca. 130 Tiere - Bauernmarkt ab 10 Uhr - Ab 17 Uhr Tanz und Unterhaltung - Vieh von der Alpe Wenger Egg
20. Se pte mbe r Eisenberg – Zell 10.15 Uhr, Ortsteil Zell, ca. 80 Tiere - Unterhaltung mit der Musikkapelle und Alphornbläsern von Eisenberg Grän-Haldensee im Tannheimer Tal 11 Uhr, Dorfmitte, ca. 190 Tiere Haslach am Grüntensee 11 Uhr, am Feuerwehrhaus Haslach, ca. 100 Tiere 54
Pfronten – Röfleuten 10 Uhr, Forsthaus an der Peter-Heel-Straße, Pfronten-Röfleuten, ca. 50 bis 80 Tiere
27. Se pte mbe r Haldenwang 10 Uhr, südlicher Ortseingang Haldenwang, ca. 110 Tiere von der Alpe Berg Änderungen möglich, alle Angaben ohne Gewähr
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Viehscheid 2014
Fotos: Tanner Werbung, Volker Wille, Tourismus- und Kulturverein Missen-Wilhams; Zeichnungen: Ramona Klein
Bolsterlang 10 Uhr, südlicher Ortseingang, ca. 650 Tiere
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Viehscheid 2014
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Bergbauernmuseum
Die »Milch-Fabrik« und ihr Geheimnis Seit Frühjahr 2014 können große und kleine Besucher im Allgäuer Bergbauernmuseum Diepolz das Innere einer Kuh erforschen: Im »begehbaren Kuhmagen« ermöglicht eine interaktive Ausstellung, die Verwandlung vom Ausgangsmaterial Gras bis zur Milch Schritt für Schritt nachzuvollziehen. Besonders spannend ist die Reise durch den Körper für Kinder, die hier experimentieren und hinter jeder Ecke etwas Neues entdecken können
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Viehscheid 2014
Fotos: Marius Lechler; Coreografia Production GmbH; EDITION ALLGÄU
uf die Idee für die kindgerecht gestaltete Aus- leitet, betont, dass der »begehbare Kuhmagen« in stellung kam Projektleiterin Dr. Christine Diepolz, in dem die Besucher Interessantes über die einMüller Horn, die sich von einer begehbaren zelnen Verdauungsschritte der Kuh lernen, immer als Zelle inspirieren ließ. Der Museumsverein des All- Ausstellung »zum Anfassen« gedacht war: »Daher müsgäuer Bergbauernmuseums Diepolz habe den Wunsch sen alle Teile der Konstruktion von den Wänden bis zu nach einer Neuerung für die beliebte Einrichtung bei den interaktiven Spielen sehr stabil und für die Nutzung Immenstadt geäußert, und mit dem Wiedemannshof durch viele Besucher geplant sein«, sagt sie. fand sich auf dem Areal ein geeignetes Gebäude für Hinein in den sich in mehreren Windungen schlängelnden Einbau der Ausstellung. Nach der Entwicklung den schmalen Gang des »Magens« geht es über eine eines Konzeptes tat sich Müller Horn für die Umset- große »Teppich-Zunge« und durch ein überdimensiozung mit dem Unternehmen nales Kuhmaul. Erwachsene Entdecker »Alle Teile müssen sehr Coreografia Production aus können die Schau auch am Kopf vorbei Hergolding bei München zubetreten. Projektleiterin Müller Horn stabil und für viele sammen. Die Firma sei auf die erklärt, sowohl der Aufbau des Magens Besucher geplant sein« Realisierung von Kinderwelten als auch die Ausstellungstexte seien von spezialisiert, erklärt die GeTierärzten der Klinik für Wiederkäuer schäftsführerin Angelina Hien. Dazu gehörten unter an der Ludwig-Maximilians-Universität München anderem Erlebnisumgebungen wie die Sonderausstelüberprüft worden, »damit alles korrekt ist«. lung »60 Jahre Augsburger Puppenkiste«, die 2008 auch Beim Bau kam der Firma Coreografia Production ihre im Kemptener »Forum Allgäu« zu sehen war. Erfahrung bei der Erstellung von interaktiven SpielAngelina Hien, die Coreografia Production gemein- umgebungen zugute. Dennoch mussten beim Projekt sam mit Co-Geschäftsführer Christophe Bradefer für das Bergbauernmuseum auch Probleme ge- w
A
Oben links: Der »Rohbau« der interaktiven Ausstellung in den Werkstätten von Coreografia Production in Hergolding. Auf diesen Außenwänden werden die plastisch strukturierten Wandverkleidungen des »Magens« aufgebracht. Oben: Der Aufbau wird im Allgäuer Bergbauernmuseum montiert
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Links: Ein ruhiges Händchen ist Trumpf beim Beschriften des Ausstellungs-Zubehörs. Oben: Montieren der Experimentierstation »Pansenwaschmaschine«
Oben: Die Innenwände werden gestrichen. Rechts: Schon der Eingang durchs Kuhmaul ist ein Spaß. Unten: Der »Blättermagen« lässt sich umblättern wie ein Buch
Die Sonderausstellung »Milchstraßen« ist bis 2. November im Bergbauernmuseum zu sehen
löst werden, wie Angelina Hien erklärt: »Die Oberflä- mit siebentägigem Produktionszyklus und eine »Panchenstruktur im Inneren eines Kuhmagens herzustel- senwaschmaschine«, die die Nahrung umherschleulen, ist schwierig. Wir haben unterschiedliche Arten dert, besitzt. »Vor allem Kinder lernen auf diese Weise von Stoffgewebe verwendet, aus denen mithilfe von mit Infotafeln, kleinen Geschichten und erklärenden Gips und Knochenleim die plasSpielen – wie zum Beispiel dem tischen Strukturen herausgear»Kinder lernen mit Infotafeln Sortieren von Holzkugeln, die beitet wurden.« Auch, wie das an einer Stange entlanggeführt und Spielen den Weg Gebilde dann in den dafür vorwerden – mehr über den Weg vom Gras zur Milch« gesehenen Raum eingepasst vom Gras bis hin zur Milch«, wurde, sei eine Herausfordesagt Angelina Hien. Der Weg rung gewesen: »Der komplett fertiggebaute Kuhma- »vom Gras zum Kuhfladen« wird aber auch nicht vergen wurde erst in Einzelteile zersägt und dann in gessen – mit den passenden Geräuschen aus LautspreDiepolz in einem fünf mal vier Meter großen Raum chern am Ausgang inklusive. mit einer Deckenhöhe von 2,20 Metern wieder zusam- In diesem Sommer wird es im Bergbauernmuseum in mengesetzt.« Am Ende habe die Konstruktion, die ge- Diepolz neben der interaktiven Attraktion »begehbanau auf die Maße des Raumes hin geplant worden war, rer Kuhmagen« für Kuh-Fans aber noch einige weitere diesen komplett ausgefüllt. Höhepunkte geben. Dazu gehören eine SonderausstelGleich von Beginn an gibt es im »Kuhmagen« für die lung rund ums Thema Milch, der von den Landfrauen Museumsbesucher zahlreiche Informationen rund um des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) organisierte die Verdauung der Wiederkäuer von »Kuhnigunde«, Milchtag und ein Aktionstag des Naturerlebniszendem Maskottchen des Bergbauernmuseums. So wird trums Allgäu (NEZ), bei dem sich alles um das Motto Marius Lechler zum Beispiel erklärt, dass die Kuh eine »Spuckefabrik« »Was frisst die Kuh?« dreht. •
Muhende Stars im Museum - Sonderausstellung »Milchstraßen«: Die Wege der Milch von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zur Vermarktung; bis 2. November, täglich 10 bis 18 Uhr - Milchtag mit den BBV-Landfrauen: Gelegenheit zum Buttern und Käsen; Holzbildhauerin Waltraud Funk lässt sich von „Kuh und Milch“ inspirieren; 1. Juni, ab 10 Uhr - NEZ-Aktionstag: Was steht auf dem Speiseplan der Allgäuer Kuh? 13. Juli, 10 bis 18 Uhr Allgäuer Bergbauernmuseum Diepolz, Diepolz 44, 87509 Immenstadt-Diepolz Tel. 08320/709670, E-Mail: bergbauernmuseum@web.de, www.bergbauernmuseum.de
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Alpwirtschaft
Arbeit auf der Weide wie vor 100 Jahren Was im Allgäu mit dem Begriff »Hoibat« bezeichnet wird, umfasst das Mähen und Einbringen des Heus – unter anderem auf den Alpweiden. Sowohl in früheren Jahrhunderten wie auch gegenwärtig war und ist die Sense für das schwierige Gelände das am besten geeignete Werkzeug. Auch heute nutzen die Bergbauern der Region das Erntegerät noch
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Die Sense muss während des Mähens immer wieder nachgeschärft und die Schneide geprüft werden
D
rei Dinge braucht der Hoiber (Mäher), um aus Gras Heu zu machen, das dem Vieh im Winter als Futter dient. Das erste ist der richtige Zeitpunkt: Trockenes Wetter soll angesagt sein. Allerdings schneidet sich das Gras am besten am frühen Morgen, wenn es noch vom Tau benetzt ist. Dann benötigt der Hoiber als Werkzeuge eine frisch gedengelte Sense und einen Rechen – der früher vollständig aus Holz bestand – und drittens sogenannte Huinzen (auch: Heinzen) für das Trocknen des Grases. Diese Gestelle aus Holz, auf die das Heu geschichtet wird, prägten noch vor rund 50 Jahren in weiten Teilen des Allgäus im Sommer das Landschaftsbild.
Oben: Die Sense wird mit Schwung im Bogen durchs Gras gezogen. So wird ein großer Radius abgedeckt – wie bei der Vorführung der Heuernte-Methode in Bad Hindelang. Unten: Eine Ansammlung von leeren und bereits »beladenen« Huinzen zur Grastrocknung
Mähtechnik im Bogen Damit die Sense das Gras gut schneidet, muss sie zuvor gedengelt werden. Mit »Dengeln« bezeichnet man ein Kaltschmiedeverfahren, bei dem mit Hammer und (Dengel-)Amboss bei einer Sense oder Sichel durch Hämmern eine dünne, scharfe Schneide ausgetrieben wird. Während des Mähens wird die Sense wiederholt mit einem Wezschtui (Wetzstein) nachgeschärft. Sie ist zwischen 75 und 85 Zentimeter lang, für die Ränder der Grasfläche wird eine etwas kürzere benutzt. Da der Mäher die Sense im Bogen durch das Gras zieht, erreicht er eine Schnittbahn von gut zwei Metern. Das Gras wird nach der Mahd zum Antrocknen mit dem Rechen ausgebreitet. Eine leichtere Arbeit, die meist von geschickter Frauenhand erledigt wurde. Danach wird häufig eine Pause mit einer kräftigen Brotzeit eingelegt.
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Fotos: Thomas Niehörster, Volker Wille
In Lagen getrocknet Anschließend werden die Huinzen aufgerichtet. Eine Huinze besteht aus einer ca. 1,50 Meter hohen, angespitzten Fichtenstange mit drei überkreuz gestellten Querhölzern, den Schwingen, die durch entsprechende Öffnungen in der Stange geschoben werden. Vor dem Aufrichten der Stange wird mit dem Huinzeschleegl, einem vorne zugespitzten Pflock mit Handgriff, ein Loch in den Boden getrieben. Ist der Boden sehr zäh oder steinig, wird die Huinze mit einem Unten: Noch vor ca. 50 Jahren waren auf Allgäuer Wiesen im Sommer zahlreiche Huinzen zu sehen. Rechts: In den Boden gerammt werden sie mit Hilfe des »Huinzetreatars«
Heuernte im Museum Das Allgäuer Bergbauernmuseum Diepolz zeigt unter anderem im Rahmen der »Zeitreise« im Sattler-Hof, wie Bergbauern auf den Alpen im Allgäu Sense und Huinzen handhabten. Im Sattler-Hof ist dazu ein Film zu sehen, im Museum sind Original-Werkzeuge ausgestellt
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Viehscheid 2014
Huinzetreatar, einem Gerät aus Eisen, das an der Schuh-Außenseite angeschnallt wird, in den Boden getrieben. Zuletzt wird das Gras Lage für Lage so auf die Huinze gebracht, dass es vom Wind getrocknet werden kann. Dabei wirkt die oberste Lage, die auf dem Holzgestell abgelegt wird, wie eine Dachschindel, an der der Thomas Niehörster Regen abfließt. • Anmerkung: Die Schreibweise der verwendeten Allgäuer Ausdrücke variiert von Ort zu Ort.
Oben links: Das Heu trocknet durch die Schichtung in mehreren Höhen auf den Huinzen gleichmäßig durch. Oben: Mit demselben hammerähnlichen Pflock, mit dem man das Loch für die Huinze setzt, wird sie auch eingeschlagen
Allgäu-Küche
Mit Kräutern und Tee auf köstlichem Erfolgskurs Traditionelle Gerichte gehören im Allgäu zu den seit Langem überlieferten Schätzen, die auch heute noch von vielen gern gegessen und vermehrt neu entdeckt werden. Aurelia Nachbaur widmet sich mit ihrem Unternehmen, in dem nach gesunden Rezepten Kräutermischungen, Tees und ganze Mahlzeiten entstehen, der Verbreitung dieser Original Allgäuer Speisen
D
ie beste Werbung für ihre Produkte ist Aurelia Nachbaur selber: Die Allgäuerin aus Weiler-Simmerberg steckt ihr Gegenüber mit freundlichem Lächeln an und verbreitet einfach gute Laune. Im Jahr 2001 gründete sie ihr Unternehmen »aurelia – Allgäuer Naturprodukte«. 62
Was zunächst mit einem Laden im Westallgäuer Ort Weiler-Simmerberg begann, hat sich zu einem Unternehmen entwickelt, das auf Wochenmärkten von Konstanz bis Berlin Besucher mit Nahrungs-, Pflegeund Gesundheitsmitteln verwöhnt. »Schon als Kind Kneipp-begeisterter Eltern habe ich mich in der Natur
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Fotos: aurelia Allgäuer Naturprodukte; Thomas Niehörster
Aurelia Nachbaur im historischen Kostüm. In dem Gewand nahm sie auch am Salzfahrerzug in Weiler-Simmerberg teil
Zu den Spezialiäten in den »aurelia«-Läden gehören auch Allgäuer Tomaten- und Kräuterpestos
wohler gefühlt als in der Stube«, meint sie. »Und die enge Beziehung zur Natur und ihren Gaben habe ich von meiner Großmutter mit auf den Weg bekommen.« Aurelia Nachbaur lernte den Wert einer basenbildenden Kost während ihrer Ausbildung zur Kneipp-Gesundheitstrainerin kennen. Gern zitiert sie das Allgäuer Sprichwort vom lieben Gott, der gegen jede Krankheit ein Kräutlein hat wachsen lassen. Ihre Großmutter zeigte ihr, wo in der Region die besten Wildkräuter zu finden sind und wie man Gemüse gesund und lecker kocht. Später verfeinerte sie ihre Rezepte mit eigenen Würzmischungen. Mit der Gründung des eigenen Unternehmens im Jahr 2001 hat sie sich einen Traum erfüllt. »Mein Ziel damals wie heute: aus der Fülle der Natur schöpfen, aber sorgsam mit ihren Ressourcen umgehen.«
Die Belegschaft testet am Herd Doch Aurelia Nachbaur widmet sich nicht nur Kulinarischem: Ihre Allgäuer Naturprodukte reichen von der Mahlzeit bis zur Körperpflege. Alle Erzeugnisse stammen aus der Region und werden vor Ort in Weiler-Simmerberg verarbeitet und verpackt. Bei der Her-
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Viehscheid 2014
Im Angebot finden sich auch Tees, Suppen nach Allgäuer Rezepten und weitere natürliche Speisen
stellung wird auf schonende bzw. kontrolliert biologische Anbaumethoden geachtet. Es kommen weder Glutamate noch künstliche Aromen zum Einsatz. Die Milch für die Milchprodukte stammt von artgerecht gehaltenen Kühen. Die hochwertigen, natürlichen Rohstoffe werden von den Mitarbeiterinnen nicht nur sorgfältig verarbeitet, sondern beim Kochen auch gleich getestet. Dafür steht schon einmal die halbe »aurelia«-Belegschaft am firmeneigenen Herd und probiert verschiedene Rezeptvarianten aus. Es muss ja nicht nur lecker schmecken – das gesunde Kochen soll im modernen Alltag auch ohne großen Zeitaufwand möglich sein. Die Würzen für Suppen, die Soßen und die Eintöpfe sind durchweg vegetarisch. Den Soßen muss nur noch Wasser beigegeben werden. Gewürzt wird unter anderem mit »aurelia«-Steinkristallsalz, das trocken in den Alpen abgebaut wird. Es bleibt unraffiniert und behält so alle Mineralstoffe und Spurenelemente. Mit den »Fix & Fertig«-Mahlzeiten können Eilige leckere Gerichte wie Graupensuppe, Hüttenschmaus, Linseneintopf oder Brennterküchle aus geschrotetem Hafermehl kochen. Auch ein großes Angebot an Teemischungen ist im Sortiment. Dazu gehören der »Hexentee« oder der Betthupferl-Tee. Gesundheitsmittel, die 63
Allgäuer Küche »auf Tournee« 16. bis 18. Mai: 25. Mai:
Gartentage in Lindau 15. Vorderburger Kräutermarkt (10 bis 17 Uhr)
29. Mai bis 1. Juni: Gräfliches Inselfest, Insel Mainau 29. Juni:
Buxheimer Seefest (10 bis 17 Uhr)
29./30. August:
Käse- und Gourmet-Fest in Lindenberg
7. September:
Kunsthandwerkermarkt in Seeg
20./21. September: Kunst- und Handwerkermarkt in Oberstdorf 27. September:
Künstler- und Krämermarkt in Buchenberg
aurelia Allgäuer Naturprodukte Alte Salzstraße 27, 88171 Weiler-Simmerberg Tel. 08387/993741, info@allgaeuer-naturprodukte.de www.allgaeuer-naturprodukte.de
Aurelia Nachbaur beim Kochen des Traditionsgerichtes Brennter
für den Stoffwechsel oder Vitalität sorgen, findet man in der Produktpalette ebenso wie Trinkmolke oder das Molkebad zur Belebung und Reinigung der Haut.
Bergbauernküche in Oberstdorf Ein spezielles kulinarisches Angebot bietet der neue »aurelia«-Laden in Oberstdorf (Rechbergstraße 11): Dort werden das Sortiment von »aurelia Allgäuer
Naturprodukte« sowie Erzeugnisse einiger weiterer regionaler Firmen rund um Oberstdorf angeboten. Eva Gutensohn, die den Laden führt, lädt regelmäßig zum gemeinsamen Kochen ein. Hier erfährt man vor Ort von den Mitarbeiterinnen viel über Vorzüge und Vielfalt der gesunden Bergbauernküche. Bis Dezember ist Aurelia Nachbaur auf zahlreichen Märkten, Festen und Messen vertreten – zum Beispiel ab Mai jeden Mittwoch und Samstag auch auf dem Thomas Niehörster Winterfeldplatz in Berlin. •
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Freizeit Die Heimat im Aquarell
Fotos und Bilder: Sabine Ziegler
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»In der Spielmannsau«: wie viele Motive von Sabine Ziegler »Plein Air«
»Jungvieh« (Ausschnitt)
Einen ganz besonderen Reiz hat für
Burgschrofen bei Obermaisel-
Themenschwerpunkt der Bilder
stein: Unter dem Motto »Alpsom-
liegt eindeutig auf dem Allgäuer
Sabine Ziegler das Malen direkt vor
mer« stellt die Allgäuer Künstlerin
Braunvieh. Die »schönsten Kühe
dem Motiv und damit auch unter
Sabine Ziegler im Landhaus Burg-
der Welt« transportieren für Zieg-
allen Bedingungen: »Man ist der
schrofen einen Teil ihres umfang-
ler ein starkes Heimatgefühl, das
Natur in gewissem Maße ausgelie-
reichen Werkes aus. Dort können
sie in ihren Aquarellen festzuhalten
fert. Die Emotionen und die Um-
Kunstfreunde von 18. September
versucht. Seit 2007 bietet die ge-
stände – Hitze, Regen oder Men-
bis 10. Oktober die heimatbezoge-
bürtige Memmingerin Malkurse in
schenmassen – fließen mit in das
nen Aquarelle begutachten (Öff-
ihrem Atelier in Steinkirchen an.
Werk ein. Dadurch wird es leben-
nungszeiten: donnerstags und frei-
Egal, ob Anfänger oder Fort-
diger.« Wer sich für einen Malkurs
tags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis
geschrittener – in den Aquarell-
»Plein Air« bei der Künstlerin ent-
13 Uhr).
und Acrylworkshops kann jeder
scheidet, kann sich bei Wind und
Viehscheid-Szenen, stolze Rinder
Interessierte seine kreative Ader
Wetter also auf ganz neue Erfah-
und aufgeweckte Kälbchen: Der
entdecken.
rungen einlassen.
(cos)
Mit Sabine Ziegler im Allgäu malen Plein Air – Malen vor dem Motiv 1. September 2014 in Kempten 2. September 2014 in Isny 3. September 2014 in Leutkirch 4. September 2014 in Memmingen Kosten: 65 Euro evtl. zzgl. Materialkosten. Wer sich für die Kurse anmelden will, kann sich direkt an Sabine Ziegler wenden: Tel. 08092/336782 info@ziegler-art.de www.ziegler-art.de Sabine Ziegler (rechts) mit den Teilnehmern ihres »Plein Air«-Malkurses
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Kolumne
Scharf nôchdenkt über
Glück Max Adolf ist Kabarettist, Buchautor und von Herzen Allgäuer: www.allgaeukabarett.de Eigentlich habe ich mir heute vorgenommen, eine bitterböse Kolumne über das Allgäu zu schreiben. Alle Missstände wollte ich ans Licht zerren und in der Öffentlichkeit geißeln! Zum Beispiel die Energiewende! Mich nervt nicht, dass die Windkraft bei uns ausgebremst wird, sondern mich nerven die Profitgierigen, die auch noch das letzte Stückchen Urlaubslandschaft mit diesen Riesenwindmühlen »verspargeln« wollen. Menschen möchten auch mal unbeschwert ihren Urlaub genießen und nicht dauernd auf die überdimensionale Technik starren. Bei uns geht das noch! Lasst den Menschen doch dieses Rückzugsgebiet! Ich bin so richtig in Fahrt. Heute, Allgäu, wirst du mich kennenlernen! Heute wird abgerechnet! Mit diesem Vorsatz bin ich – leicht verkatert – aus dem Bett gestiegen. Leicht verkatert, weil ich gestern Abend auf einer Veranstaltung in unserer Nachbargemeinde war. Grund war die Auflösung einer Bundeswehrkompanie, die mit dieser Gemeinde in einer Patenschaft verbunden ist. Es gab einen Appell, die Blasmusik spielte, es gab viele Reden, aber was mich am meisten beeindruckt hatte, war die spürbare Verbundenheit der Bevölkerung mit den Soldatinnen und Soldaten. Da war nichts zu hören von einheimisch oder zugereist, nein, da war echte Wehmut zu spüren, dass diese Freundschaft nun offiziell zu Ende geht. Als ich an dieses anrührende Erlebnis dachte, hielt sich meine Kampfeslust in Grenzen. Sind unsere Probleme im Allgäu wirklich so groß? Kann es sein, dass Lobbyisten uns nur einreden, wie kritisch die Lage ist, um selber wieder gute Geschäfte mit der Angst der Menschen zu
betreiben? Ist oft gar nicht Grün/Schwarz/Rot/Gelb/ Frei drin, wo es drauf steht? Wäre es nicht besser, sich eine eigene Meinung über die Heimat zu machen mit den Begegnungen und Erlebnissen vor Ort? Irgendwie hat meine Frau gespürt, dass ich tief in Gedanken versunken war. »Weißt du was«, hat sie gesagt, »damit du auf andere Gedanken kommst, machen wir jetzt eine kleine Spazierfahrt!« Wir erledigten zuerst ein paar Einkäufe in Sonthofen, dann weiter zu einem Abstecher nach Steingaden in Oberbayern. In Steingaden haben wir uns mit frischen Forellen aus den ehemaligen Klosterteichen eingedeckt, um sie zu Hause zu räuchern! Wenn man schon mal im »Ausland« ist, weiter zum Weltkulturerbe Wieskirche, um mit einem Vaterunser unserem Herrgott für diesen wunderschönen Tag zu danken. Auf dem Weg nach Hause an den Königsschlössern vorbei, Füssen mit seiner herrlichen Altstadt, über das Oberjoch, die Passstraße in Deutschland mit den meisten Kurven und der schönsten Aussicht, zurück nach Sonthofen bei traumhaftem Wetter. Wir hätten noch weiter nach Oberstdorf, an den Bodensee nach Lindau, nach Kempten, die älteste Stadt Deutschlands, oder nach Wangen fahren können. Allein der Hunger hielt uns ab. Wir beschlossen den Tag beim Grillen auf dem Balkon. Jetzt war ich wirklich nicht mehr schlecht aufgelegt! Wir leben bei uns im Allgäu im Paradies, und ich kann alle Gäste gut verstehen, die gerne hier sind! Die Abrechnung mit meinem Allgäu wird heute sicher nicht mehr stattfinden. Ich bin gerade einfach nur glücklich, dass ich hier sein darf!
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Viehscheid 2014
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Freizeit Seit 30 Jahren aktiv für den Schutzwald Wertach/Bad Hindelang: Tannen,
ansehen. Unter Anleitung des
Fichten und Lärchen pflanzen, Stei-
Forstbetriebes Sonthofen finden
ge ausbessern und neue Hochsitze
die Aktionstage von 22. bis 27. Juni
errichten – seit 30 Jahren organi-
in Wertach und von 3. bis 8. August
siert der Deutsche Alpenverein die
in Bad Hindelang statt. Eine Mit-
»Aktion Schutzwald« in Koopera-
gliedschaft beim DAV wird für die
tion mit den Bayerischen Staats-
Teilnahme nicht vorausgesetzt – le-
forsten und der Bayerischen Forst-
diglich Trittsicherheit und festes
verwaltung. Ohne die Schutzwäl-
Schuhwerk. Anmeldungen sind per
der hätten Muren und Lawinen
Mail, Fax oder Post möglich. (cos)
freie Bahn, weite Teile der Alpen wären unbewohnbar. In diesem Sommer sucht der DAV auch im Allgäu wieder nach freiwilligen Helfern, die zum Schutz der Flora und Fauna unserer Wälder beitragen wollen. Wie die sechstägigen Einsätze zur alpinen Schutzwaldpflege ablaufen, können sich Interessierte im neuen Video des DAV
Kurz und wichtig Deutscher Alpenverein e.V. Ressort Natur- und Umweltschutz Von-Kahr-Straße 2 - 4 80997 München Tel. 089/14003-0 Fax 089/14003-64 E-Mail: natur@alpenverein.de www.aktion-schutzwald.de
unter www.aktion-schutzwald.de
Foto: DAV/Marco Kost
Aktiv für den Erhalt der Alpenlandschaft: freiwillige Helfer der »Aktion Schutzwald«
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Freizeit Schellen und Glocken mit Geschichte Sonthofen: Allgäuer Klangkörper
geschmückt. Jede Schelle hat ihren
in allen Variationen können im
eigenen Klang, wobei der Schellen-
Rahmen der Dauerausstellung
schmied den Ton bestimmt, indem
»Mit Handschlag« im Heimathaus
er Größe und Form, Stärke des Ei-
Sonthofen besichtigt werden. Die
senblechs sowie das Gewicht des
Schau führt den Museumsbesucher
Klöppels variiert. Ebenso hat jede
zurück in alte Zeiten, als ein Han-
Gegend ihren eigenen Schellentyp.
del auf dem Sonthofer Viehmarkt
Im Allgäu kennt man vor allem die
noch mit einem Handschlag besie-
große Froschmaulschelle, auch
gelt wurde und Glocken und Schel-
Bumpler genannt, die Klepfer –
len als Prestigeobjekte galten. Noch
eine Flachschelle mit rechteckiger
heute werden bei den Alpabtrieben
Öffnung – und die Rundschelle, die
Kurz und wichtig
die schönsten Rinder mit Schellen
hier auch als Katzenbauch bekannt
Heimathaus Sonthofen Sonnenstraße 1, 87527 Sonthofen Tel. 08321/3300 E-Mail: heimathaus@ sonthofen.de www.sonthofen.de
und prächtig bestickten Riemen
ist. Die umfangreiche Schellen-
Foto: Stadt Sonthofen
und Glockensammlung des Heimathauses ist von Dienstag bis Kuhschellen und -glocken in allen Formen und Größen sind im Heimat-haus Sonthofen ausgestellt
Donnerstag sowie Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet.
(red)
Den Grünten von innen erkunden Burgberg: Vor 150 Jahren wurde
wird die jahrhundertealte Tradition
10.30 bis 17 Uhr. Führungen finden
der Bergbau am Grünten einge-
des Bergbaues am Grünten wieder
in der Hauptsaison (Mitte Juli bis
stellt. Doch wie und unter welchen
lebendig. Geöffnet hat das Muse-
Ende August) stündlich von 10.45
Bedingungen haben die Knappen
umsdorf bis Oktober täglich von
bis 14.15 Uhr statt.
(cos)
vom 14. bis zum 19. Jahrhundert in den Stollen eigentlich gearbeitet? In der Erzgruben-Erlebniswelt bei Burgberg kann man sich ausführlich über den Eisenerz-Bergbau im Allgäu informieren und in drei Grubenanlagen selbst in die Welt der Knappen eintauchen. Das Erzgrubenbähnle bringt kleine und große Bergbau-Interessierte ins
Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten 87545 Burgberg im Allgäu Tel. 08321/7884646 E-Mail: info@erzgruben.de www.erzgruben.de
Museumsdorf, wo man alles über die Entstehung des Eisenerzes, den historischen Bergbau, die Verhüttung und Gewinnung sowie die Verarbeitung des Metalls erfährt. In den Schauschmieden und bei den Führungen durch die alten Stollen
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Foto: Erzgruben-Erlebniswelt
Kurz und wichtig
In den alten Grubenanlagen gibt es so manches Geheimnis zu entdecken
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Fotos: Alpsee Bergwelt
Freizeit
Action auf dem »Alpsee Coaster« und Entspannung beim Wandern – in der Alpsee Bergwelt ist beides möglich
Rodeln, Klettern und Wandern Immenstadt: Rodeln kann man
– kommen hier auf ihre Kosten:
ausgebauten Wegen durchwandert
nur im Winter? Nicht in der Alpsee
16 verschiedene Parcours sorgen
werden kann. Gestresste Seelen
Bergwelt in Immenstadt. Hier sorgt
im Kletterwald Bärenfalle, Bayerns
können auf dieser Entdeckungs-
der »Alpsee Coaster« auf knapp
größtem Hochseilgarten, für genü-
reise den Alltag schnell hinter sich
drei Kilometern ganzjährig für
gend Abwechslung. Auch kleine
lassen.
frischen Fahrtwind. Zwischen fünf
Naturfreunde können sich in der
Geöffnet hat die Alpsee Bergwelt
und zehn Minuten dauert die
Kinderwelt der Alpsee Bergwelt auf
bis 2. November täglich ab 9 Uhr.
Rutschpartie auf Deutschlands
drei Outdoor-Spielplätzen richtig
Von 7. Juni bis 21. Juni und von
längster
austoben.
12. Juli bis 13. September kann mit
durch 68 Kurven, über 23 Wellen,
Ganzjahres-Rodelbahn
Weniger reich an Action, aber nicht
dem »Alpsee Coaster« dank Flut-
sieben Jumps und vier Brücken.
minder spannend zeigt sich der
lichtanlage jeden Samstag und
Aber nicht nur Rodler, auch Klet-
Naturpark Nagelfluhkette, dessen
Mittwoch bis 22 Uhr gerodelt wer-
termaxe – ob Anfänger oder Profi
intakte Flora und Fauna auf gut
den.
Kurz und wichtig: Alpsee Bergwelt GmbH & Co. KG Ratholz 24 87509 Immenstadt Tel. 08325/252 E-Mail: info@alpsee-bergwelt.de www.alpsee-bergwelt.de
(cos) Anzeige
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Freizeit Altes Handwerk und das Leben im Moor Illerbeuren: Bayerns ältestes Freilichtmuseum ist bereits in die neue Saison gestartet. 300 Jahre zurück in die Vergangenheit führen die historischen Bauernhäuser und Werkstätten auf dem großen Museumsgelände. Das umfangreiche Jahresprogramm bietet für interessierte Besucher auch dieses Jahr wieder abwechslungsreiche Veranstaltungen, Führungen und Kursangebote. Einen Höhepunkt bildet die Sonderausstellung »Mensch und Moor – Zur Geschichte der Moornutzung«, die
den im breiten Kursangebot ver-
noch bis 19. Oktober zu sehen ist
mittelt. Ob Seifensieden, Kräuter
und über die einzigartigen Moor-
sammeln, das Erlernen von alten
landschaften in Schwaben infor-
Handarbeitstechniken oder Sen-
miert. Soziale Lebensumstände,
sendengeln – in Illerbeuren kann
industrielle Errungenschaften, die
man traditionelles Handwerk haut-
heilende Wirkung der Moorbäder
nah miterleben.
und die ökologische Bedeutung der
Anmeldungen für alle Kurse sind
Moore werden darin thematisch
direkt beim Schwäbischen Bauern-
aufgearbeitet. Aber auch die Praxis
hofmuseum Illerbeuren möglich.
kommt im Bauernhofmuseum
Dort ist auch das gesamte Jahres-
nicht zu kurz: Handwerkliche und
programm in gedruckter Form er-
handarbeitliche Fähigkeiten wer-
hältlich.
Alte Bauernhäuser, alte Tierrassen und altes Handwerk: Hier geht es 300 Jahre zurück in die Vergangenheit
Fotos: Tanja Kutter/Bauernhofmuseum Illerbeuren
(cos)
Kurz und wichtig Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren Museumsstraße 8 87758 Kronburg-Illerbeuren Tel. 08394/1455 E-Mail: info@bauernhofmuseum.de www.bauernhofmuseum.de
70
Alpsommer
&
Viehscheid 2014
Anzeige
Foto: Oberallgäu Tourismus Service GmbH
Freizeit
Viel erleben mit der VIELcard Allgäu: Ermäßigter Eintritt in 103
und Sommer-Rodelbahnen. Eine
Freizeiteinrichtungen und Veran-
mitgelieferte Faltkarte bietet eine
staltungen, vergünstigtes Parken
Übersicht aller enthaltenen Ange-
und kostenlose Teilnahme an ge-
bote.
führten Wanderungen – mit der
Die VIELcard ist vier, sieben oder
Allgäu-Walser-Card haben Gäste
14 Tage gültig und ab 49,90 Euro
zahlreiche Vorteile in der Region.
(vier Tage Gültigkeitsdauer) bei
Ganz aktuell gibt es hierzu noch ein
den Allgäuer Gastgebern und den
neues Zusatzangebot: die VIELcard
Tourist-Informationen erhältlich.
eröffnet kostenlosen Zugang zu na-
(cos)
hezu 70 Attraktionen im Allgäu und Kleinwalsertal. Dazu gehören unter anderem Erlebnisbäder wie das Cambomare in Kempten oder das Wonnemar in Sonthofen, die Bergbahnen an Fellhorn und Kanzelwand oder die Alpspitzbahn so-
Kurz und wichtig Allgäu GmbH Allgäuer Straße 1 87435 Kempten Tel. 08323/8025931 E-Mail: info@allgaeu.de www.allgaeu.de
wie zahlreiche Museen, Brauereien
Auflösung des Kinder-Rätsels von Seite 97
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Viehscheid 2014
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Foto: Lidija Reitter - Berg 8
Freizeit
Im Naturpark auf Entdeckungstour Immenstadt: Die Natur aktiv erle-
kennen. Und wer die Gegend gleich
ben. Gleich nach der Entdeckungs-
ben – das kann man im AlpSeePark
erkunden möchte, der bekommt im
tour geht’s zur Erfrischung ins küh-
und dem AlpSeeHaus in Bühl bei
AlpSeeHaus alle wichtigen Informa-
le Nass des Großen Alpsees – des
Immenstadt. Naturliebhaber, Sport-
tionen rund um Urlaubsgestaltung,
größten Natursees im Allgäu. Dort
Kurz und wichtig
ler, Abenteurer und Erholungs-
Tourenplanung und buchbare Er-
kann man auf der Seebühne an lau-
Naturpark Nagelfluhkette e.V. Seestraße 10 87509 Immenstadt Tel. 08323/9988750 E-Mail: info@naturparknagelfluhkette.eu www.nagelfluhkette.info
suchende kommen hier auf ihre
lebnisprogramme für die ganze Fa-
en Abenden auch den Klängen ei-
Kosten. Bei Erlebnisstationen oder
milie. In der multimedialen Aus-
nes Strandkonzertes lauschen. Diese
Geschicklichkeitsparcours lernen
stellung »Expedition Nagelfluh –
und weitere Erlebnisse rund um
große und kleine Naturfreunde die
Natur mit anderen Augen sehen«
den Naturpark finden sich in der
Landschaft der Region und den Na-
lassen sich die Juwelen des Natur-
neuen AlpSeePark-Karte, die ab Mai
turpark Nagelfluhkette spielerisch
parks Nagelfluhkette hautnah erle-
im AlpSeeHaus erhältlich ist. (red)
Mit Blasmusik durch den Sommer
Kurz und wichtig Isny Marketing GmbH – Büro für Tourismus Unterer Grabenweg 18 88316 Isny im Allgäu Tel. 07562/975630 E-Mail: info@isny-tourismus.de www.isny.de
72
Foto: Isny Marketing/Ernst Fesseler
Bitte lächeln: Das dürfte den Musikanten der Blasmusikkonzerte in Isny nicht allzu schwer fallen
Isny: Bei insgesamt 24 Sommer-
Gemeinschaftskonzert der Isnyer
abendkonzerten im Kurpark Isny
Kapellen am 25. Juni sowie der
wird in diesem Jahr ein kostenloses
Jahrgangsbieranstich der Brauerei
Musikvergnügen an lauen Abenden
Stolz mit der Musikkapelle Gestratz
geboten. Von 14. Mai bis 27. Au-
am 20. August bilden dabei die
gust präsentieren die Musikkapel-
Höhepunkte dieses musikalischen
len der umliegenden Ortschaften
Sommers unter freiem Himmel.
immer um 19.30 Uhr bekannte
Nähere Informationen zu den Ein-
Märsche, Polkas, Evergreens und
zelterminen der Blasmusikkonzerte
Unterhaltungsmusik aus der böh-
gibt das Büro für Tourismus der
mischen Blasmusikliteratur. Das
Isny Marketing GmbH.
(cos)
Alpsommer
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Viehscheid 2014
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Fotos: Tourist-Information Nesselwang
Freizeit
Neue Perspektiven: Die Installationen auf dem Besinnungsweg GE(h)ZEITEN wollen den Blick auf das Thema »Zeit« lenken
Mehr Zeit für sich Nesselwang: »Nehmen Sie sich
lassen. Um die einzelnen Stationen
Zeit für SICH« – unter diesem
noch intensiver erfahren zu kön-
Motto steht der Besinnungsweg
nen, werden zusätzliche Veranstal-
GE(h)ZEITEN in Nesselwang.
tungen angeboten. So finden bis
Das ökumenische Angebot der
Oktober unter anderem begleitete
Bürgerwerkstatt Kultur möchte
Wanderungen, eine Sonnenunter-
dazu animieren, mehr Ruhe und
gangs-Andacht und eine ökumeni-
Entspannung zu suchen und sich
sche Wanderung statt.
dem Stress und der Hektik unserer
Genaue Informationen zu den Ter-
schnelllebigen Zeit zu entziehen.
minen erhalten Interessierte an der
Die sechs Stationen und Installa-
Tourist-Information Nesselwang. (cos)
tionen auf dem Besinnungsweg widmen sich dementsprechend dem Thema »Zeit« – ob nun die für sich selbst oder für andere. Rund zwei Stunden lang können sich Besucher auf dem Weg mit Botschaften und Denkanstößen für die richtige Verwendung von »geschenkter« Zeit sensibilisieren
Kurz und wichtig Tourist-Information Nesselwang Hauptstraße 20 87484 Nesselwang Tel. 08361/923040 E-Mail: info@nesselwang.de www.nesselwang.de
Auf den Wegen und Pfaden des Besinnungsweges kann man abschalten und sich endlich »Zeit für sich« nehmen
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Viehscheid 2014
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Freizeit Sechs Gipfel für Wanderer und Alpinisten DAS HÖCHSTE Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal Nebelhornstraße 67 87561 Oberstdorf Tel. 08322/96000 E-Mail: info@das-hoechste.com www.das-hoechste.com
Oberstdorf/Kleinwalsertal:
Ge-
mütliche Wanderungen mit dem Kinderwagen oder anspruchsvolle Klettertouren – in Oberstdorf und im Kleinwalsertal ist beides möglich. Fellhorn, Kanzelwand, Ifen, Nebelhorn, Söllereck und WalmenFoto: DAS HÖCHSTE/Michael Mayer
Kurz und wichtig
dingerhorn: Sechs Berge bieten Touren für alle Ansprüche, vom Spaziergänger bis zum Alpinisten. Viel entdecken können kleine Bergfexen im Gebiet Fellhorn/Kanzelwand. Ob Wasser-Erlebnisweg oder Blumenlehrpfad – die abwechslungsreichen, leichten Wanderwege
Die Wanderwege auf dem Fellhorn eignen sich für Touren mit der ganzen Familie
eignen sich für Ausflüge mit der
Sicht auf gleich 400 Gipfel haben
der kann es sich in den Liegestüh-
ganzen Familie. Aber auch geübte
Wanderer auf dem Nebelhorn. Ne-
len der großen Sonnenterrasse auf
Kletterer kommen am Zwei-Län-
ben anspruchsvollen Klettersteigen
dem Walmendingerhorn gemütlich
der-Klettersteig an der Kanzelwand
für Adrenalin-Junkies bietet der
machen. Bei dieser Auswahl an al-
auf ihre Kosten. Noch alpiner wird’s
hochalpine Berg auch rollstuhl-
pinen Freizeitmöglichkeiten findet
auf dem Ifen. Hier können ambitio-
und kinderwagengeeignete Wan-
garantiert jeder seine individuelle
nierte Bergsteiger in ausgedehnten
der- und Spazierwege. Familien-
Lieblingstour. Kinder und Jugend-
Tagestouren die eindrucksvollen
tauglich ist auch das Söllereck: erst
liche bis 18 Jahre in Begleitung fah-
Felsenformationen des Karstpla-
gemütlich wandern auf dem Natur-
ren im Sommer 2014 an Fellhorn-,
teaus erkunden. Wer es lieber ruhig
erlebnisweg, dann kraxeln im Klet-
Kanzelwand-, Walmendingerhorn-
angehen lassen will, der findet auf
terwald, und ins Tal geht’s mit dem
, Söllereck- und Ifenbahn zum
dem Panoramaweg genügend ein-
flotten Söllereck-Rodel. Und wer
Nulltarif. Am Nebelhorn gibt’s ab
same Aussichtspunkte, die zu län-
das einzigartige Alpenpanorama
dem zweiten Kind ebenfalls eine
gerem Verweilen einladen. Freie
ganz ohne Wandern genießen will,
Fahrkarte gratis.
(cos)
Foto: DAS HÖCHSTE/Manfred Pudell
Wer nicht von ganz unten starten will, der nimmt die Nebelhornbahn zu den anspruchvollen Klettersteigen oder den gemütlichen Spazierwegen auf dem Nebelhorn
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Viehscheid 2014
Freizeit Ordenskloster mit besonderem Kunstschatz Gunzesried: Gegründet im Jahr
der eineinhalbstündigen Besichti-
1402, ist die Kartause Buxheim eine
gung können die Kinder das be-
der bedeutendsten Niederlassun-
sondere Leben und die Kunstschät-
gen des Kartäuserordens. Berühmt
ze des Schweigeordens der Kartäu-
ist sie nicht nur durch ihre Größe,
ser kennenlernen.
(cos)
sondern vor allem wegen ihrer kostbaren Kunstschätze wie den Stuckarbeiten der Gebrüder ZimFotos: Landratsamt Unterallgäu; Volker Wille
mermann und dem eindrucksvollen Chorgestühl des Tiroler Holzschnitzers Ignaz Waibl. Von 1. April bis 31. Oktober können Besucher jeden Sonntag um 14 Uhr die Werke in einer Gästeführung besichtigen. Zusätzlich sind Kinderführungen für kleine Kulturinteressierte zwischen sechs und zwölf Jahren beim Heimatdienst Buxheim buchbar (Tel. 08331/61804). Während
Kurz und wichtig Kartausenmuseum Buxheim An der Kartause 15 87440 Buxheim Tel. 08331/61804 E-Mail: info@heimatdienst-buxheim.de www.heimatdienst-buxheim.de
Eindrucksvolle Schnitz-Kunst: das Chorgestühl des Tiroler Holzbildhauers Ignaz Waibl in der Kartause Buxheim
Vorteile für Kids mit der »steppenden Kuh« Oberallgäu: Drei Regionen im
27. September und 1. November
nungen, Bauernhöfen und
Oberallgäu bieten für Feriengäste
viele Vorteile. Das Angebot gilt für
Privatzimmern übernachten.
ein günstiges Spar-Paket für Fami-
Kinder bis 14 Jahre, die mit zwei er-
Auch der Eintritt in diversen Bä-
Kurz und wichtig
lien. Mit der Pauschale »KUHle
wachsenen Begleitpersonen unter-
dern, Museen und bei Allgäuer Se-
Tourismus Hörnerdörfer GmbH Arbeitsgemeinschaft KUHle Kids Am Anger 15 87538 Fischen Tel. 08326/36460 E-Mail: info@hoernerdoerfer.de www.kuhle-kids.de
Kids« gibt es für Urlauber in den
wegs sind. Sie können mit der Club
henswürdigkeiten ist enthalten.
Gemeinden der Hörnerdörfer, in
Card »KUHle Kids« kostenlos im
Schließlich umfasst die Pauschale
Bad Hindelang oder in der Ferien-
Zimmer oder der Ferienwohnung
die Fahrt mit verschiedenen Berg-
region Alpsee-Grünten zwischen
der Erwachsenen in über 200 teil-
bahnen sowie den Kinderteller in
26. April und 5. Juli sowie zwischen
nehmenden Hotels, Ferienwoh-
ausgewählten Lokalen.
(cos)
Anzeige
wandern & genießen
D A S M A G A Z I N Z U M WA N D E R S O M M E R – J E T Z T B E S T E L L E N A U F W W W. E D I T I O N - A L L G A E U . D E
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Viehscheid 2014
75
Freizeit Der letzte Tag des Bergsommers Oberstdorf: Als »Älplerletze« be-
samen Essen verlassen die Hirten
zeichnet man den letzten Tag der
ihre Alpen bis zum nächsten Jahr.
Fest mit einem feierlichen Berg-
Hirten auf der Alp. Das Vieh ist be-
Zum Abschluss des diesjährigen
gottesdienst, musikalisch umrahmt
11 Uhr beginnt das traditionelle
reits wieder im Tal, und die Älpler
Bergsommers findet am 28. Sep-
von rund 50 Alphornbläsern.
und Senner machen die Alpe win-
tember die 15. Internationale Älp-
Die Veranstaltung findet bei jeder
terfest. Nach einem letzten gemein-
lerletze auf dem Fellhorn statt. Um
Witterung statt.
(red)
Foto: Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal
Den letzten Tag auf der Alp feiern die Hirten und Senner zusammen mit rund 50 Alphornbläsern
Kurz und wichtig DAS HÖCHSTE Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal Nebelhornstraße 67 87561 Oberstdorf Tel. 08322/9600-0 E-Mail: info@das-hoechste.com www.das-hoechste.com
Auf den Spuren der Römer Kempten: Von Anfang Mai bis Ende September gibt es im Archäologischen
Park
Cambodunum
(APC) in Kempten Führungen der ganz besonderen Art zu erleben: Statt mit einem »normalen« Führer, der die Geschichte der einstigen Römerstadt erklärt, über das FoFoto: Stadt Kempten (Allgäu)
rum oder den Tempelbezirk zu gehen, gibt es für die Besucher an je-
Kurz und wichtig Archäologischer Park Cambodunum (APC) Hauptkasse und Tempelbezirk Cambodunumweg 3 87437 Kempten Info und Führungen: Tel. 0831/2525-369 E-Mail: museen@kempten.de www.kempten.de
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dem letzten Sonntag im Monat die Möglichkeit, sich von einer römischen Theatergruppe leiten zu lassen. Diese »entführt« die heutigen Besuchergruppen in voller »Rö-
Ein »Römer« erklärt den Besuchern des APC die Geschichte der Römerstadt
mermontur« mit Spielszenen an verschiedenen Stationen im Ar-
An jedem zweiten Sonntag im Mo-
»Römer« als Begleitung zur Seite
chäologischen Park in den Alltag
nat wird geschichtsbegeisterten
gestellt. Die kostenlosen Führungen
vor 2000 Jahren.
Gruppen eine »Römerin« oder ein
beginnen jeweils um 11 Uhr. (red)
Alpsommer
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Viehscheid 2014
Freizeit Die idyllische Sonnenterrasse der Höfle Alp lädt Wanderer nach anstrengender Tour zur Einkehr ein
Hüttenatmosphäre und Natur erleben Kranzegg: Original Allgäuer Al-
Natur und Tierwelt der Alpen, lädt
gäuer Kässpatzen – alle Spezialitä-
penflair genießen? Ein besonderes
der großzügige Ausblick über die
ten stammen von regionalen Er-
Hüttenerlebnis bietet hierfür die
Weiten des Allgäus zum Verweilen
zeugern oder aus eigener Aufzucht.
Höfle Alp am Grünten bei Retten-
auf der Sonnenterrasse ein. Frische
Und wer bei den gemütlichen Hüt-
berg. Umgeben von der vielfältigen
Milchprodukte, Kuchen oder All-
tenabenden die Zeit vergisst, der kann die Nacht auch in einer der Unterkünfte auf der Höfle Alp verbringen. Aber nicht nur Genießer, auch Aktive kommen auf ihre Kosten: Als Ausgangspunkt für ausgiebige Wanderungen – zum Beispiel auf den Grünten – und
Fotos: aunoagentur
aufregende Biketouren bietet die Höfle Alp so manchen sportlichen
Kurz und wichtig
Geheimtipp. Und auf dem Kinder-
Höfle Alp
spielplatz oder beim Pflegen der
Alpweg 30
zutraulichen Zwergponys, Kälber
87549 Kranzegg
und Ziegen auf der Alpe wird es
Tel. 08327/263
auch für die kleinen Gäste nicht Hüttenwirt Robert Jörg ist hier zur Abwechslung auch als Zwergpony-Dompteur tätig
langweilig.
(cos)
E-Mail: info@hoefle-alp.de www.hoefle-alp.de
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Alpsommer
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Viehscheid 2014
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Service
Kuh-Knigge Gerade beim Bergwandern im Sommer ist es im Allgäu fast unmöglich, auf dem Weg keinem gemütlich wiederkäuenden Jungvieh zu begegnen. Selten, aber nicht nie kann es bei diesen Begegnungen für den Menschen gefährlich werden. Denn auch das friedfertigste Braunvieh hat mal einen schlechten Tag oder ist schreckhaft. Um die Wanderung über die Weide für Mensch und Vieh so angenehm wie möglich zu gestalten, haben wir einen kleinen »Kuh-Knigge« zusammengestellt
ine alltägliche Situation: Eine Frau geht mit ihrem Hund spazieren. Frauchen scheint in Gedanken versunken, der Hund ist unangeleint, was auf diesem Spazierweg nicht verboten ist. Der Labrador schnuppert sich gelangweilt am Wegesrand entlang, bis ihm unverhofft ein spannender Geruch in die Nase steigt. Er verfolgt die Duftnote vom Weg, unter einem unscheinbaren Weidezaun hindurch auf eine Wiese und hebt erst den Kopf, als ihm ein Stück entfernt mehrere grasende Vierbeiner auffallen. Zur Begrüßung bellt er zweimal freundlich. Nun bemerkt Frauchen die Abwesenheit ihres vierbeinigen Begleiters. Blitzschnell erkennt sie die vermeintliche Gefahr und reagiert genau falsch. Mit einem lauten, hohen »Tiiico! Hierher!« folgt sie ihrem Hund wild gestikulierend auf die Wiese. Tico ist begeistert von dem neuen Spiel und trabt probeweise erst einmal ein paar Schritte in die andere Richtung. Jetzt heben drei der anwesenden Braunvieh-Damen, wir nennen sie Berta, Liesl und Schnucki, den Kopf. Was sie dort sehen, gefällt den reich bewimperten
E
78
Foto: Dominik Ultes
auf der Weide
Kuhaugen gar nicht: zwei Fremde, einer davon sogar ein potenzieller Fressfeind, lärmend und mitten auf ihrem Weidebüfett. Diese lautstarke Unterbrechung beim wohlverdienten Grasgenuss möchten die Wiederkäuer nicht so einfach hinnehmen. Um ihrem Unwillen angemessen Ausdruck zu verleihen, heben und senken sie ein paarmal bedrohlich den Kopf. Ein lautes »Tiiicoooo!« ist die einzige Reaktion. Damit ist das eigentlich recht geräumige Geduldsfass von Berta und ihren Freundinnen voll. Drei mal fünfhundert Kilogramm Weidevieh setzen sich empört schnaufend in Bewegung. Frauchen bemerkt nun, dass ihre Anwesenheit auf der Weide unerwünscht ist, und nimmt klugerweise die Beine in die Hand. Auf halber Strecke wird sie von Tico überholt, der es sich angesichts der drohenden Front in Hellbraun ebenfalls anders überlegt hat. Die Kühe sind ein ganzes Stück entfernt, Labrador und Frauchen schaffen es unbehelligt zum Weidezaun. Sobald die Störenfriede ihre Wiese verlassen haben, verlangsamen die Kühe ihr Tempo. Etwas lustlos muht Schnucki den
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Viehscheid 2014
Eindringlingen noch hinterher, dann trollen die drei sich zurück zur Herde. Hund und Frauchen können ihren Spaziergang mit Herzklopfen fortsetzen. Tico bleibt den Rest des Weges respektvoll bei Fuß. Was hier ganz lustig klingt und gut ausgegangen ist, kann leider gefährlicher Ernst werden. Insbesondere beim Überqueren von Kuhweiden schätzen Wanderer und Spaziergänger die Reaktionen der Tiere oft nicht richtig ein und reagieren ungeschickt. Grundsätzlich gibt es Unterschiede zwischen Weiden auf der Alp und im Tal: Auf der Alp sind die Weiden großräumig, und das Vieh ist den Anblick von Zweibeinern in Wanderstiefeln meist gewohnt. Wenn dort ein einzelner Schumpen, wie das sömmernde Jungvieh in den Alpen genannt wird, auf einen zugetrottet kommt, ist das nichts Besonderes, das Allgäuer Braunvieh ist nämlich ausgesprochen neugierig. Ruhig ste-
hen bleiben, das Tier ansprechen und die Hand ausstrecken – meist wird die gleich einmal probeweise abgeschleckt, das ist ein gutes Zeichen. Weiden im Tal sollte man, sofern kein ausgeschilderter Wanderweg darüber führt, aus Rücksicht auf den Landwirt generell nicht betreten. Vereinzelt befinden sich auch Stiere auf den Weiden, die den Menschen oft als unerwünschten Störenfried im Revier betrachten. Mutterkühe bangen um ihre Kälber und sehen insbesondere Hunde in der Kinderstube gar nicht gern. Der gemütliche Sofadackel sieht dann auf einmal wie ein Raubtier aus. Kälber streichelt man nur im Beisein des Bauern. Mit Abstand die Weidetiere beobachten hilft, dass kleine Kinder die Reaktionen der Tiere kennenlernen und sich in Zukunft richtig verhalten. Hält man sich dann noch an den »Weide-Knigge«, ist man gut Viola Elgaß gerüstet. •
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Distanz halten Laufen Sie nicht mitten durch die Herde, wenn Sie nicht unbedingt müssen. Am besten passieren Sie die Weide mit einem Abstand von zwanzig bis dreißig Metern. Das Vieh sollte erkennen, dass Sie nur auf der Durchreise sind.
Bitte lesen
Illustrationen: Bianca Elgaß, Dominik Ultes
Beachten Sie Hinweisschilder. Tummelt sich zum Beispiel ein Stier auf der Weide, sollte der Wanderer das wissen. Um diesen macht er nämlich lieber einen doppelten Bogen, denn nicht jeder Stier duldet einen Zweibeiner in seinem Revier.
Komm mir nicht zu nahe!
Auf den Wegen bleiben
Drohgebärden sind beim Rind leicht zu
Was in der freien Natur generell gelten sollte, gilt insbesondere beim
erkennen: Scharren mit den Hufen, Auf-
Queren von Weiden. Bleiben Sie auf den Wanderwegen, beachten Sie
und Absenken des Kopfes, lautes Muhen
Hinweisschilder. In diesem Bereich ist das Vieh, besonders in den
(fast schon Brüllen). In dem Fall das Revier auf dem kürzesten Weg verlassen und dem Tier nicht den Rücken zudrehen.
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Alpen, an Wanderer gewohnt. Unterhalten Sie sich miteinander oder sprechen Sie mit den Tieren, so kündigen Sie ihr Kommen an.
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Nicht erschrecken!
Abfall unerwünscht
Insbesondere den kleinsten Mitwanderern sollte man erklären, dass jedes Tier unberechenbar reagiert, wenn es erschrickt. Quietschende, hohe Geräusche ertragen Rinder schlecht. Wie bei vielen anderen Tierarten sollte man auch Kühen nicht direkt in die Augen starren, da das als Drohung verstanden werden kann.
Sie befinden sich im »Wohnzimmer« von Berta und ihren Freundinnen. Bitte hinterlassen Sie es so, wie Sie es betreten haben. Hundehalter nehmen den Unrat ihres Vierbeiners bitte mit. Auch wenn Hundekot kein Müll ist und verwittert, verunreinigtes Gras kann bei Kühen zu gesundheitlichen Problemen führen.
Berta und Bello Gerade auf Alpweiden sind Kühe an Wanderer gewohnt und reagieren auf diese eher neugierig – das kann sich aber ändern, wenn diese ein vermeintliches »Raubtier« begleitet. Daher gilt: Bello an die Leine und die Weide mit Abstand zum Vieh überqueren. Sollte tatsächlich eine Kuh angriffslustig auf die Wanderer zugaloppieren, den Hund sofort von der Leine lassen! In der Regel sieht das Vieh nur in ihm die Bedrohung. Ohne »Anhängsel« kann er schneller flüchten, und Herrchen und Frauchen geraten nicht zwischen die »Fronten«.
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Service
Hilfreiche Wegweiser durch den Alpsommer Die folgenden Institutionen und Zusammenschlüsse stellen Anregungen und Tipps zu interessanten Angeboten rund um die Zeit zwischen Alpauftrieb im Sommer und Viehscheid zur Verfügung
Fotos: Volker WIlle; Zeichnungen: Ramona Klein
Allgäuer Alpgenuss e.V. Kalvarienbergstraße 31 87509 Immenstadt E-Mail: info@allgaeuer-alpgenuss.de www.allgaeuer-alpgenuss.de (Zusammenschluss zahlreicher Allgäuer Sennalpen) Alpine Gastgeber Maximilianstraße 2 A-6020 Innsbruck (Österreich) Tel. +43 (0)512/566566-0 E-Mail: info@alpine-gastgeber.com www.alpine-gastgeber.com (Vermieternetzwerk für Urlauber mit zwölf Betrieben im Allgäu) Mir Allgäuer e.V. Adenauerring 97 87439 Kempten/Allgäu Tel. 0831/960661-22 Fax 0831/960661-39 E-Mail: info@mir-allgaeuer.de www.mir-allgaeuer.de (»Urlaub auf dem Bauernhof« für große und kleine Gäste)
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Allgäu GmbH Gesellschaft für Standort und Tourismus Allgäuer Straße 1 87435 Kempten/Allgäu Service-Tel. 08323/8025931 E-Mail: info@allgaeu.de www.allgaeu.de (Aktuelles Projekt: Weitwanderwegenetz »Wandertrilogie Allgäu«) Alpwirtschaftlicher Verein im Allgäu e.V. (AVA) Liststraße 8 87509 Immenstadt i. Allgäu Tel. 08323/4833 Fax 08323/968496 www.alpwirtschaft.de (Vereinigung zur Förderung der Allgäuer Alpwirtschaft) Initiative Allgäuer Sennalpen e.V. c/o Claudius Janner Büro für Gestaltung und Kommunikation Am Kreuzbach 12 87509 Immenstadt Tel. 08323/98354 Fax 08323/987595 Mobil: 0151/51368515 E-Mail: info@sennalpen.de www.sennalpen.de (Touren zu 31 Sennalpen auf den »Allgäuer Sennalpwegen«) •
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Service
Schafgewimmel Das Sommerprogramm im Bauernhaus-Museum Wolfegg wartet in diesem Jahr erneut mit zahlreichen Veranstaltungen zu traditionellen Berufen, mit musikalischen Höhepunkten sowie Tierschauen für Groß und Klein auf. So finden beim Museumsfest auch die 4. Geißentage auf dem Museumsgelände statt
Oben: Im Bauernhaus-Museum Wolfegg präsentieren die Schafhalter beim Schaftag ihre schönsten Tiere. Oben rechts: Wie mittels alter Handarbeitstechniken Unikate entstehen, kann man bei Publikums-Vorführungen sehen
m Bauernhaus-Museum Wolfegg im Landkreis Ravensburg dreht sich beim Schaftag am 9. Juni von 10 bis 18 Uhr zunächst alles um wollige Wiesenpfleger: Der Schafscherer kommt, beim Schauhüten mit Hütehunden kann deren Können bewundert werden. Verschiedene Schafrassen, die hier gezeigt werden, und Produkte rund ums Schaf sowie traditionelle Handarbeiten runden den Tag ab. Beim Oldtimertreffen am 15. Juni von 10 bis 18 Uhr stehlen die historischen Fahrzeuge allen die Schau. Neben den gezeigten Maschinen werden auf dem Museumsgelände alte Traktoren präsentiert. Historische Landmaschinen sind auf den Museumsfeldern und in der Scheuer im Einsatz. Unübertroffener Höhepunkt wird dann am 6. und 7. September jeweils von 10 bis 18 Uhr die Feier des großen, traditionellen Museumsfestes im Bauernhaus-Museum. Zu Gast sind mehr als 70 Handwerker und Handarbeiterinnen, die ihr Ge-
I
Wo Vergangenheit lebendig wird Die Museumssaison 2014 im Bauernhaus-Museum Wolfegg läuft bis zum 9. November 2014. Das Gelände ist von Mai bis September täglich von 10 bis 18 Uhr, im Oktober und November täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Bauernhaus-Museum Wolfegg, Vogter Straße 4, 88364 Wolfegg, Tel. 07527/95500, info@bauernhaus-museum.de, www.bauernhaus-museum.de
82
Tanzvergnügen beim großen Museumsfest in Wolfegg
schick demonstrieren und mit historischen Werkzeugen und alten Geräten arbeiten. Bei vielen Handwerkern ist Mit-Anpacken und Ausprobieren absolut erwünscht. Gleichzeitig finden auf dem Museumsgelände die 4. Geißentage statt: An beiden Festtagen werden über 100 Ziegen, Ziegenböcke und Kitze verschiedener Rassen ausgestellt. Darüber hinaus finden Ziegenvorführungen und -prämierungen statt. Auch bei den angebotenen Produkten dreht sich »alles rund um die Goiß«. Viel zum Sehen und Erleben bietet das Rahmenprogramm: Musikgruppen spielen zum Tanz auf, es gibt Spezialitäten der oberschwäbischen Küche, die kleinen Museumsbesucher können sich beim großen Kinderund Familienprogramm vergnügen. Pferdeliebhaber können sich einen Termin für den 20. und 21. September von 10 bis 17 Uhr vormerken: Das 2. Kaltblütertreffen zeigt auf dem Museumsgelände imposante Kaltblüter. Neben Vorführungen finden mit den edlen Paarhufern auch Wettbewerbe statt. Daneben gibt es zahlreiche Informationsstände, einen großen Bauernmarkt, Bewirtung für die Besucher und ein Kinderprogramm. Die gesamte Saison über wird noch bis zum 9. November im Bauernhaus-Museum Wolfegg die große Sonderausstellung »1914/1918 – Erinnerung an einen Weltkrieg« gezeigt, die untersucht, welche Erinnerungen der 1. Weltkrieg in der Region hinterließ und welche politischen und sozialen Marius Lechler Folgen er hatte. • Historisch gewandete Wäscherinnen zeigen beim Museumsfest, wie in früherer Zeit der Haushalt geregelt wurde
Fotos: Bauernhaus-Museum Wolfegg
und altes Handwerk
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Dialekt
Die Poesie von Scheidplatz und Schellen Der Allgäuer Viehscheid ist für viele Einheimische und auch für viele Gäste mehr als nur ein Höhepunkt im Jahreslauf. Das große Engagement, mit dem der Abschluss des Alpsommers jedes Jahr begangen wird, belegt dies. Die Mundartdichterin Cornelia Beßler hat dieser eigenen »Jahreszeit« im Allgäu anhand des Viehscheides in ihrer Heimatgemeinde Bad Hindelang sogar ein literarisches Denkmal in Dialektform gesetzt
Vihscheid-Trilogie S’isch wie a Huimatlied – des Gschealt vum Vih es schwingt in Himl nüf – bigotteg schi. Es isch a heilegs Lied, vu Huimat und Bode Heargott lüeg hea, mir wend di lobe. Fier an güete Summer Vergealts Gott sage drum dearf öü s èrscht Rind an Krônz huit trage. Es dômpfet, tôaset, schuibt und schriet det a kleis Kälble – i der Mitt. Und fümf schneidege Hierte voanahea, Theres denkt: »Do gföllt ber uina, vu deam will i meah!« Fier so ebbas händ die ietzt kuin Grind se sind froah, dass se glickle hünda sind. Öü wenn es denn bschnotte gwea isch, kui Stuck isch verfalle und vu de Hierte hôt öü kuina a Dalle. Und s’Vih spiert, dass es huim gôht in Stal und es schwingt des Gschealt iber iesam Tal. Hennebrupfa zieche ber d’Kopfhüt zämet I weiß – fier ming Huimat, do gäb i s’letscht Hämed.
Fotos: Volker Wille; www.kultur-oa.de
Und zôbed im Zelt goht’s wie allat hoach hea! D`Hindelôngar sind Feschtar, des wisset no meah. Vu üswärts drucket se ring, grad as wie Und noch dr erscht Môß gend se i’d Knie. Sepp verriest Bapischte s’güet Trachtehemed, drfier höüt em dea uf em Grind an Môßkrüeg zemed. S’Mariele hot zvil Schnaps verwischt se schpiiht hinders Zelt und weiss num’, wo se ischt. Theres hôt de gônze Tag a dean Hierte higschearet, ietzt gitt a noch, voar se nô blearet. Do schwonzet se nüs, us em Zelt, allbeid isch des ebbas schis, dea Hindelôngar Schaid! • Die Bad Hindelanger Mundartdichterin Cornelia Beßler bei einer Lesung im Literaturhaus Immenstadt
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Ming ruisealeg-sing hot ietzt a End »Mama kumm, mi frurt es a d’Händ vu Dettle’s Schaidgeald will i ietzt ebbas köüffe und du sollesch mit mir zu de Ständ vire löüffe!« Des kheart zum Schaid, mir gend ietzt zum Krôme, »und i hol a Brôtwurscht mit Sempf« seit Dône. Beim Hiisleszuig stôndet de kleine Kind s Mäxle lüeget, wo Traktoranhänkar sind. Es git Hoseträger, Bôtsche, Schnalla a Magebroat und fier d’Mies gitt’s Falla. Des Meischte hot ba feandt schu gseache und dett fluigt dr erscht Luftballon i d’Heache! Beim Gmieshobelstônd dô heb i a dô isch uina, wo lütt und gschwind schwetze ka! Dea macht dô us Tomata Steanle und us Gelrieble macht a Heanle! I ka gar numma witer löüffe – ietzt müess i so an Hobel köüffe. S`git nô fümf dera Hobelständ, dohuim hôn e na drei sötteg i de Händ! Zwei dervu git ba em Chrischtkindle mit – uin fier’s Dettle, de ônder – weiss i no itt!
Mit freundlicher Genehmigung von Cornelia Beßler.
Alpsommer
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Viehscheid 2014
Viehscheid-Trilogie (auch für »Nicht-Allgäuer«) Es ist wie ein Heimatlied, das Geläute vom Vieh, es schwingt in den Himmel hinauf, göttlich schön. Es ist ein heiliges Lied von Heimat und Boden, Herrgott sieh her, wir wollen Dich loben. Für einen guten Sommer Vergelts Gott sagen, darum darf auch das erste Rind einen Kranz heut tragen. Es dampft, tost, schiebt und schreit, dort ein kleines Kälbchen in der Mitte. Und fünf schneidige Hirten vorne her, Theres denkt: »Da gefällt mir einer, von dem will ich mehr.« Für so etwas haben die jetzt keinen Kopf, sie sind froh, dass sie glücklich im Tal herunten sind. Auch wenn es manchmal knapp herging, keins von den Tieren ist abgestürzt und von den Hirten ist auch keiner verletzt. Und das Vieh spürt es, dass es heim geht in den Stall und das Geläute schwingt über unserem Tal. Gänsehaut zieht mir die Kopfhaut zusammen, ich weiß, für meine Heimat gäb ich das letzte Hemd. Mein Gerührt-sein hat jetzt ein Ende »Mama, komm ich hab kalte Hände, vom Geld meiner Patin will ich jetzt etwas kaufen, und du sollst mit mir zu den Buden laufen!« Das gehört zum Viehscheid, wir gehen jetzt zum kramen »und ich hol mir eine Bratwurst mit Senf«, sagt Anton. Bei den Spielsachen stehen die kleinen Kinder und Max schaut, wo die Traktoranhänger sind. Es gibt Hosenträger, Hausschuhe, Schnallen, es gibt Magenbrot und für die Mäuse gibt’s Fallen. Das Meiste hat man ja schon letztes Jahr gesehn und dort fliegt der erste Luftballon in die Höhe. Beim Gemüsehobelstand bleib ich stehen, da ist einer, der laut und schnell reden kann. Der macht aus Tomaten Sternchen und aus Karotten macht er Hörnchen. Ich kann gar nicht mehr weiterlaufen – jetzt muss ich so einen Hobel kaufen. Es gibt noch weitere fünf Hobelstände und zu Hause hab ich dann drei solchene in den Händen. Zwei davon gibt man dem Christkind mit – einen für die Patin, den anderen… weiß ich noch nicht. Und abends im Zelt geht’s wie immer hoch her! Die Hindelanger können feiern – das wissen noch mehr. Von auswärts kommen viele und wie! Aber nach der ersten Maß Bier gehen sie meistens in die Knie. Sepp zerreißt Baptists gutes Trachtenhemd, dafür haut ihm der einen Maßkrug auf den Kopf. Mariele hat zuviel Schnaps erwischt, sie übergibt sich hinterm Zelt und weiß nicht mehr, wo sie ist. Theres war den ganzen Tag hinter dem Hirten her, jetzt gibt er nach, bevor sie noch heult. Dort schwanken sie aus dem Zelt, zu zweit, ist das etwas Schönes, der Hindelanger Scheid. • Cornelia Beßler
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Fotos: Volker Wille
Natur
Von links: Ein Murmeltier auf Beobachtungsposten, eine freche Alpendohle und der scheue Alpensalamander. Unten: ein prächtiger Rothirsch aus dem Allgäu
So viel mehr als nur ein Land der Kühe Die Tierwelt im Allgäu gehört zu den vielfältigsten in ganz Deutschland. Was hier alles kreucht und fleucht, begegnet Allgäu-Besuchern auf Bergwanderungen und Spaziergängen. Einige charakteristische Tierarten der Region stellen wir vor
Z
war sind beide dunklen Gefieders, unterscheiden sich aber durch ihre Größe und sind von daher leicht zu bestimmen: die Amsel und die Krähe. Wer jetzt leicht verächtlich lächelt, sollte nicht vergessen, dass mancher nicht weiß, an welcher Stelle die Kuh Milch gibt. Schwieriger wird es schon bei der Dohle. Die kennen viele als Nistvogel in ihrem Kirchturm daheim. Anders als diese grauen Gesellen hat die Alpendohle hingegen rote Beine und einen gelben Schnabel. Der Eichelhäher, der mit lautem Rätschen die anderen Tiere vor Feinden warnt, ist so manchem aus dem Wald oder Park bekannt. Anders als der mit markanten blauen Federn versehene Wächter ist sein Verwandter in den Alpen dunkelbraun, weist aber ein weißgetupftes Federkleid auf. Sehr selten zu beobachten sind die großen, scheuen Vögel aus der Familie der Raufußhühner, die äußerst zurückgezogen leben. Sie sind weniger mit dem Haushuhn als mit dem Fasan verwandt. Zu ihnen gehören die mächtigen Auerhühner, die Schneeund die Birkhühner.
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Bei den wild lebenden Säugetieren wird der Wanderer im Allgäu weniger Wolf und Bär begegnen, die – wie auch der Luchs – im 18. Jahrhundert ausgerottet wurden. Nur durch die bayerischen Alpen ziehen hin und wieder neugierige Einzelgänger auf Wanderschaft. Prägend neben Hirsch und Reh sind die Gämsen, erkennbar an ihren gebogenen Hörnern, den Krucken. Falls Wanderer beim Gang durch die Alpentäler manchmal ein plötzliches Pfeifen vernehmen, ist es schon zu spät, die Murmeltiere länger zu beobachten. Sie haben ihre Genossen mit diesem Pfiff gewarnt. An einigen Stellen sind sie jedoch zahmer und lassen die Passanten näher herankommen. Wer Glück hat, kann neben der Alpendohle und dem rabenschwarzen Kolkraben mit seiner Flügelspannweite bis zu 120 Zentimetern und dem markanten Schnabel hoch oben den Steinadler ziehen sehen. Im Oberallgäu haben sie tief im Hintersteiner Tal einen Horst, in dem sie im Jahr ein oder zwei Junge aufziehen. Selten ziehen auf der Nahrungssuche vom Süden her Gänsegeier auch ins Allgäu. Die mächtigen Tiere sind an ihrer Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern gut von anderen Greifvögeln zu unterscheiden. Obwohl beide »Böcke« sind, haben sie nicht viel gemein: Der Steinbock, jener mit den Hörnern, stammt von den Ziegen ab, der Steinbockkäfer mit seinen langen Fühlern gehört zu den schönsten Insekten der Alpen. Besonders markant ist der Alpensalamander, ein Verwandter des Feuersalamanders. Nur trägt er im Gegensatz zu seinem schwarz-gelb gekleideten Verwandten einen schwarz gelackten Anzug. Anders als zum Beispiel in Österreich und der Schweiz, wo eine ganze Reihe von giftigen Vipern und Nattern den Weg kreuzen können, lebt in den Allgäuer Bergen die weniger giftige, aber nicht ganz ungefährliche Kreuzotter. • Thomas Niehörster
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Viehscheid 2014
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Historie
Erinnerung an den Alpsommer von einst Die beiden Fotokünstler Lala Aufsberg und Leo Schnellbach fingen in ihren heute zum historischen Bildschatz zählenden Aufnahmen viele Motive aus dem Allgäuer Jahreslauf ein. Dazu gehören auch Fotografien des Alpsommers sowie teils sorgfältig arrangierte, manchmal spontan kreierte Fotos auf den Viehscheiden der Region
Links: Kuh auf der Alpweide bei Einödsbach, Foto von Lala Aufsberg (1945). Sie fotografierte 1949 diverse Viehscheid-Motive wie das junge Paar unten links und den Scheidplatz (Mitte). Unten: Älpler auf der Hochleite bei Oberstdorf, Foto von Leo Schnellbach
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ie weit über das Allgäu hinaus bekannte Fotografin Lala Aufsberg, die am 26. Februar 1907 in Sonthofen geboren wurde und dort am 18. Mai 1976 auch starb, widmete sich in ihren oft überaus genau gestalteten Bildkompositionen einer Vielzahl an Motiven im gesamten Allgäu sowie im an das Oberallgäu angrenzenden Kleinwalsertal und im Bregenzerwald. Dass ihr dabei immer wieder mit der Zeit des Alpsommers verknüpfte Motive »vor die Linse kamen«, blieb bei ihren ausgiebigen Fototouren durch die Region nicht aus. Seien es die an die Berghänge gedrückten Alphütten, das Vieh auf den Bergweiden, die Menschen bei ihrer Arbeit in der Landwirtschaft oder am Ende des Sommers die prächtig geschmückten Rinder und ihre Besitzer auf den Allgäuer Viehscheiden – Lala Aufsberg setzte ihnen in ihren Fotos ein Denkmal.
Wer sich in seinen Bildern ebenfalls besonders für die Motive interessierte, die im Allgäu den Alpsommer mit Leben erfüllen, war Leo Schnellbach. Der Fotograf kam als junger Mann von Unterfranken ins Allgäu – seine Leidenschaft für die Allgäuer Berge gab dafür den Ausschlag. Neben den Menschen im Tal sowie Wanderern und Kletterern im Gebirge zählten auch bei ihm die Hirten mit ihren Herden und der festliche Rahmen, den die Viehscheide dem Ende des Alpsommers geben, zu seinen bevorzugten Motiven. Sind auf einem Teil seiner Aufnahmen seine »Fotomodelle« mit Sorgfalt in Positur gestellt, hielt Leo Schnellbach auf anderen Bildern das Motiv direkt aus der Situation heraus auf Negativen fest. Darüber hinaus wurden von dem Fotografen auch zahlreiche Allgäuer Charakterköpfe mit der Kamera portraitiert und für Marius Lechler die Nachwelt bewahrt. •
Fotomotive zum Alpsommer von Leo Schnellbach: ein Alphirt (oben ganz links) und das Original Allgäuer Braunvieh (oben Mitte). Oben: Alphirt mit Kranzkuh beim Viehscheid
Fotos: Lala-Aufsberg-Archiv des Heimatbundes Allgäu e.V.; Archiv Schnellbach
Buchtipp
Zwei Alphirten mit Kranzkuh auf dem Weg nach Immenstadt, Foto von Lala Aufsberg (1949)
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Viehscheid 2014
Die Bildbände »Lala Aufsberg – Historische Bilder aus dem Allgäu« (160 Seiten, ca. 350 Fotos, Hardcover, Preis: 24,80 Euro) und »Leo Schnellbach – Allgäuer Bergsommer und Leben im Tal« (144 Seiten, ca. 250 Fotos, Hardcover, Preis: 24,80 Euro) versammeln zahlreiche Aufnahmen der beiden Fotografen aus dem Allgäu. Die Bücher sind erhältlich bei der EDITION ALLGÄU, Lachener Weg 2, 87509 Immenstadt-Werdenstein, Tel. 08379/728616, E-Mail: info@heimat-allgaeu.info, www.edition-allgaeu.de
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Links: Wandgemälde von Heinrich dem Kempter, einem der Namensgeber der exklusiven Biersorten, an der Südseite des Rathauses von Kempten/ Allgäu. Unten: die Sondereditionen im Geschenkset
Lebensart
Helden und Ritter im Bierglas verewigt Dass die Biere, die die Brauereien im Allgäu herstellen, viel mehr als nur schlichtes Getränk sind, wird sofort klar, wenn man die Sorgfalt sieht, mit der sie gebraut werden. Dass es nun sogar zwei Bierspezialitäten gibt, die an Allgäuer Sagen zurückerinnern, lässt eine ganz besondere Verbindung von Geschichte und Genuss lebendig werden
m Jahr 1447 gegründet, ist Zötler die älteste Familien-Brauerei Deutschlands. Das Unternehmen hat seine Produktion im Oberallgäuer Ort Rettenberg, inmitten der Allgäuer Bergwelt. Die wiederum ist nicht nur durch die Bierspezialitäten des Hauses, die gute Luft, die Kühe und die wunderbaren Bergwiesen bekannt, sondern auch durch viele Sagen, die hier von Generation zu Generation weitererzählt wurden: Sagen von »Wilden Frauen«, Venedigermännlein, Drachen, Moosweibchen und Rittern. Um das Bewusstsein für die Allgäuer Kultur und Geschichte wieder zu wecken, entwickelte die Brauerei Zötler die zwei »sagenhaften« Bierkreationen »Schwarzer Ritter von Rettenberg« und »Heinrich der
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Kempter«. »Bier ist nicht nur etwas für den Durst«, meint Brauerei-Geschäftsführer Herbert Zötler. Er unterstützt den derzeitigen Trend, Bier zu veredeln. Die junge Generation der Braumeister experimentiert mit Hopfen und Malz, um mit ihrer Braukunst besonderen Biergenuss zu schöpfen. Niklas Zötler, Markus Würz und Dominik Lissek, die kreativen Braumeister der Brauerei, entwickelten mit »Heinrich der Kempter« einen starken Bock rötlicher Färbung, bei dem vier Malz- und zwei Hopfensorten kombiniert wurden. Heinrich von Kempten war ein vom Hof verbannter Ritter, der dennoch – eben nackt dem Bad entstiegen – seines Kaisers Otto Leben rettete. Mit 6,4 Volumenprozent Alkohol langt der »Ritter in
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Fotos: Privat-Brauerei Zötler, Erhard Ott
Oben: Die Familien-Brauerei Zötler in Rettenberg vor »sagenhafter« Allgäuer Landschaft mit der Kulisse des Grünten im Hintergrund
Links: Die drei experimentierfreudigen Brauer Dominik Lissek, Niklas Zötler und Markus Würz (v.l.)
der Flasche« schon mächtig hin. Noch dunkler, noch mythischer eingefärbt wurde der »Schwarze Ritter von Rettenberg«. Ihm gilt die Sage um den Ehebruch seiner Gemahlin, als er auf einem Kreuzzug weilte und, von dort in Bettlergestalt zurückgekehrt, die gottlosen Ehebrecher erschlug. Pechschwarz, ganz im Stil des englischen Porter, weist der Trunk 7,7 Prozent auf.
Da die beiden Edelbiere nur in kleinen Chargen von 600 Bügel-Flaschen in »Handarbeit« hergestellt werden, haben diese Kreationen ihren Preis. Diejenigen Biergenießer, die die 13,- Euro pro Flasche für den exklusiven Trunk ausgeben, erhalten dafür freilich eine echte Allgäuer Spezialität mit spannendem Thomas Niehörster Hintergrund. • Anzeigen
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Medien
Reiseführer Allgäu
er Flachland in die Ost- und Ober-
Ein Film von Peter Bardehle und
Zwölf Wanderungen und Touren
allgäuer Berge. Neben einem klei-
Sebastian Lindemann,
nen Abstecher zum Bodensee
erschienen als DVD und Blu-ray,
Als Urlaubsregion für Allrounder
widmet Braun zusätzlich ein ganzes
Spieldauer: 90 Minuten, Extras
sieht Autor Ralph-Raymond Braun
Kapitel den zahlreichen Outdoor-
(u.a.): Interview mit Peter
das Allgäu, und so präsentiert er es
Möglichkeiten der Region – ob nun
Bardehle und Udo Wachtveitl,
auch seinen Lesern: Ob für Gipfel-
Radfahren, Klettern, Wandern oder
Making of, Trailer, Preis: 15,99
stürmer, Kulturinteressierte oder
Skifahren – genau beschrieben und
Euro (DVD), 18,99 Euro (Blu-
einfach nur Genießer – die Region
mit Karten veranschaulicht.
ray), im Handel verfügbar,
bietet vielfältige Freizeitmöglich-
Alamode Filmdistribution
keiten für jeden Geschmack.
Von Ralph-Raymond Braun, 256
Schritt für Schritt und mit vielen
Seiten, in Farbe, Preis: 16,90
Glocken und Treicheln
gut recherchierten Hintergrundin-
Euro, ISBN 978-3-89953-
Tradition, Handwerk,
formationen zu Natur, Kultur und
878-6, Michael Müller
Kultur
Geschichte führt der ehemalige
Verlag, Erlangen 2014 Bronzeglocken, Kuhschel-
Studienreiseleiter vom Unterallgäu-
Die Alpen
Buchtipp
len und kunstvoll ge-
Unsere Berge von oben
schmiedete Treicheln – Glocken sind die ältesten
Einen unge-
uns bekannten Klangkör-
wohnten,
per, Inbegriff bäuerlicher Kultur
Allgäu-Panoramen 2
aber beein-
und ein starkes Symbol des helve-
Zweiter Teil des Bestsellers
druckenden
tischen Brauchtums. In erster Linie
»Allgäu-Panoramen«
Blick auf un-
dienen sie aber einem praktischen
sere Heimat
Zweck: Die Bauern hängen sie ih-
Der bekannte Naturfotograf
bietet »Die
ren Tieren um den Hals, um sie ih-
Gerald Schwabe hat die faszinierenden Gipfelblicke und die
Alpen – Un-
rer Herde zuzuordnen, diese
beeindruckende Weite des Allgäus, Kleinwalsertales und
sere Berge von oben«. Der Doku-
zusammenzuhalten und verirrte
Tannheimer Tales wieder in stimmungsvollen Panorama-
mentarfilm
spektakuläre
Tiere wiederzufinden. Der Schwei-
Aufnahmen eingefangen. 39 neue, doppelseitige Fotografien
Helikopteraufnahmen vom »Dach
zer Autor Claude Quartier hat für
zeigt
rund um Oberstdorf, Immenstadt und Füssen geben einen ganz
Europas« und eröffnet ganz neue
dieses Buch Viehzüchter, Schmiede
besonderen Einblick in die Allgäuer Bergwelt. Bekannte
Perspektiven der vielfältigen Al-
und Glockengießer, Soziologen
Aussichtsberge wie Tegelberg, Riedbergerhorn und
penwelt. Die Expedition geht unter
und Historiker aufgesucht, die
Krinnenspitze sind ebenso vertreten wie stille Gipfel mit
anderem über die Dolomiten, den
über die praktische und soziale
überraschenden Ausblicken, so zum Beispiel Reuterwanne,
Mont Blanc und den Aletschglet-
Bedeutung von Glocken erzählen.
Bleicherhorn und Grubenkopf. Mit Angaben zu Namen und
scher. Aber auch Impressionen der
Sammler und Museen haben zur Il-
Höhen der jeweiligen Berge ist »Allgäu-Panoramen 2« nicht nur
Allgäuer Bergregion fängt die vom
lustration des Bildbandes ihre
ein wunderschöner Bildband für zu Hause, sondern auch ein
US-Geheimdienst entwickelte Ci-
schönsten Stücke und seltene Fotos
handliches Gipfel-Bestimmungsbuch für unterwegs.
neflex-Kamera in so noch nie gese-
zur Verfügung gestellt.
henen Bildern ein. Serpentinen, Von Gerald Schwabe, 80 Seiten, 39 Panoramaaufnahmen und
Felsformationen und Bergdörfer
Von Claude Quartier, mit neuen
eine Panoramakarte, Hardcover, Preis: 12,95 Euro, Best.-Nr.
erinnern da schnell an unwirkliche,
Beiträgen von Robert Schwaller,
263, zu beziehen bei EDITION ALLGÄU, Lachener Weg 2,
abstrakte Gemälde. »Tatort«-Kom-
184 Seiten, 265 Farbabbildungen,
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missar Udo Wachtveitl leiht der
gebunden, Preis: 36,90 Euro,
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aufwendigen Naturdokumentation
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seine Stimme.
Verlag, Aarau und München 2013
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Ihre Shop-Highlights im Sommer
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Romane & Krimis Liebe Furcht Vergänglichkeit Königlich Bayerisches Blutgericht
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Geschichtliches & Erzählungen Bergsommer: Mein Jahr als Hirt, Wirt und Senn Staatsschutzsache: Verschwörung Alpenbund Carl Hirnbein – Der Allgäu-Pionier Fidel Schlund - Allgäuer zwischen den Welten
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Dialekt & Humor Allgäu heiter ... bis sonnig
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Kinder- & Jugendbücher Laniablond Wie die Kuh das Allgäu suchte Böllis zauberhafte Verwandlung
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EDITION ALLGÄU
Gestaltung
Holzobjekte von Christoph Finkel aus Bergahorn, Birnbaum und Pflaume (v.l.). Unten: Vase aus Allgäuer Eichenholz
Grazile Kunstwerke aus Bäumen mit Charakter
Blick ins Atelier des Künstlers In seinen Ausstellungsräumen in der Kurzen Gasse 2 im Bad Hindelanger Ortsteil Bad Oberdorf erläutert Christoph Finkel gern persönlich seine Objekte. Auch im Atelier kann man ihm hin und wieder zusehen – hierfür sollte mit ihm aber telefonisch oder per Mail vorab ein Termin vereinbart werden. Showroom Christoph Finkel Kurze Gasse 2 87541 Bad Hindelang Tel. 0176/53714888 E-Mail: info@christophfinkel.com www.christophfinkel.com
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er Allgäuer Holzkünstler Christoph Finkel fertigt einzigartige Schalen. Für ihn ist es ein langer Weg vom Aussuchen des Holzes bis zur komplett fertigen Schale. Der 1971 im Allgäu geborene Holzbildhauer studierte von 1992 bis 1998 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Seither arbeitet er als freischaffender Künstler und fertigt skulpturale Schalen. Er lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Bad Hindelang. Christoph Finkel verwendet als Material Holz von ausgesuchten Bäumen, die aufgrund von Lawinen und Altersschwäche gefallen sind, aus der heimischen Umgebung um Bad Hindelang. Der Künstler interessiert sich für deren Wuchs, Geschichte und Charakter. Holz ist lebendig und veränderlich – es verformt sich, bildet Risse und nimmt somit seine eigene Gestalt an. Darauf legt er Wert beim Entstehungsprozess seiner Objekte, angefangen von der Holzauswahl bis hin zum fertigen Werk. Finkel lässt sich von den individuellen Eigenschaften seines Materials inspirieren, sodass nach zahlreichen Stunden Arbeit ein wirkliches Unikat entsteht. So weiß er von einem eigenwillig geformten Stamm eines 200 Jahre alten Bergahorns zu erzählen, den er Anfang Juni 2012 im Bärgündeletal südlich von Hinterstein im Oberallgäu bergen konnte und der einige Zeit zuvor von einer Lawine erfasst worden war: »Dort oben findet man sehr interessante Hölzer, die zum Teil abenteuerlich verwachsen sind«, sagt er. Aus dem Stamm seien in seinem Atelier mehrere Objekte, darunter gedrechselte Schalen, entstanden. »Die Arbeit ist sehr zeitaufwendig, das Holz muss zum Beispiel einem mehrere Monate dauernden Trocknungsprozess unterzogen werden«, so Finkel. Je nach Holzart
D
könne es mehrere Monate bis hin zu einem Jahr dauern, bis eines seiner Objekte endgültig fertiggestellt sei, erklärt er. Mit seiner speziell angefertigten Drechselbank verschiebt Christoph Finkel die Grenzen des Möglichen, um eine perfekt geformte Schale aus einem rohen Holzblock zu gestalten. Das Resultat ist ein unverwechselbares Unikat, ein handgefertigtes, ausdrucksvolles Kunstwerk mit individuellem Charakter und in zeitlosem Design. Seinen internationalen Durchbruch feierte der Allgäuer im Jahr 2012, als er zum ersten Mal seine exklusive Holzkunst beim »Fuorisalone«, der Internationalen Designwoche in Mailand, im Umfeld der Möbelstücke aus der Kollektion der italienischen Designerin Paola Lenti zeigte. Mit seiner aktuellen Kollektion 2014 erreichte er im April ebenfalls in der Paola-Lenti-Ausstellung unter anderem mit seinen neuen »3-in-1«-Objekten, durch deren Design er die Kunst des Drechselns wieder auf ein neues Level bringt, ein internationales Marius Lechler Publikum. • Links: Christoph Finkel beim Bearbeiten eines Werkstückes, aus dem ein Kunstwerk werden soll. Unten: Der Künstler birgt einen 200 Jahre alten Bergahorn im Bärgündeletal
Fotos: Angelica Finkel, Christoph Finkel
Foto: Daniel Frisk
Dass Kreativität aus dem Allgäu auch über die Region hinaus Erfolg haben kann, zeigt Holzkünstler Christoph Finkel aus Bad Hindelang, der seine filigranen Schalen und Vasen in Galerien und Showrooms auf der ganzen Welt, in Chicago und Miami, in Schweden und Südkorea verkauft. Auf der Internationalen Designwoche 2014 in Mailand stellte er die hölzernen Objekte einem großen Publikum vor
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Kinderseite Allgäuer Kinderbuch Weißt du eigentlich, wie die Kuh ins Allgäu kam? Nein? Die Kinderbuchautorin Iris Dollansky gibt die Antwort in ihrem liebevoll illustrierten Buch »Wie die Kuh das Allgäu suchte«.
Worum geht’s? Jedes Tier darf selbst entscheiden, Von Iris Dollansky, 46 Seiten, Softcover, Preis: 7,80 Euro, Best.-Nr. 054, zu beziehen bei EDITION ALLGÄU, Lachener Weg 2, 87509 Immenstadt-Werdenstein, Tel. 08379/728616, Fax 08379/ 728018, E-Mail: info@heimatallgaeu.info, Online-Shop: www.edition-allgaeu.de www.allgaeu-kinderbuch.de
wo es gerne leben möchte – das sagt der liebe Gott, nachdem er alle Tierrassen erschaffen hat. Der kleine Pinguin geht in die Antarktis,
Der Löwe führt die Kuh durch sein
Und weil sie einfach nicht das rich-
weil es dort so schön eisig ist. Der
warmes, weites Reich. Aber die Hit-
tige Zuhause für sich findet, be-
Löwe wählt für sich das heiße und
ze unter der prallen afrikanischen
ginnt die Kuh bitterlich zu weinen.
immer sonnige Afrika, und der Wal
Sonne spielt ihr Streiche: eine Fata
Da erlaubt ihr der liebe Gott, sich
wünscht sich, durch die sieben
Morgana gaukelt der durstigen Kuh
die ganze Welt noch einmal von
Weltmeere zu schwimmen. Nur die
eine Wasseroase vor. Hier kann sie
oben mit einem großen Fernrohr
Kuh mit dem schokoladenbraunen
unmöglich bleiben. Also ab ans
anzuschauen – und siehe da: Auf
Fell kann sich einfach nicht ent-
Meer, dort gibt es schließlich genü-
einem kleinen Fleckchen Land ist
scheiden, wo sie leben will – also
gend Wasser!
alles so, wie sie es sich erträumt hat:
darf sie sich erst einmal in der gan-
Mit ihrem Freund, dem Wal, macht
nicht zu heiß, nicht zu kalt, und see-
zen Welt umschauen.
sie sich auf ins kühle Nass und
krank wird man hier auch nicht. So
schwimmt mit den Fischen um die
hat die Kuh ihre Heimat endlich
Wette. Doch ein schwerer Sturm
gefunden: das Allgäu.
wühlt das Meer so sehr auf, dass ihr schon bald übel wird vom starken Wellengang und dem ganzen Seegras. Nein, eine Seekuh ist sie wirklich nicht.
Ob sie wohl in der Antarktis ein Zuhause findet? Zusammen mit ihrem Freund, dem Pinguin, macht sie die Eisberge am Polarmeer unsicher. Doch ziemlich schnell wird es ihr dort zu kalt, und sie macht sich weiter auf den Weg. Vielleicht muss sie im heißen Afrika weniger frieren? 96
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Suchbild Nach der abenteuerlichen Weltreise tut es gut, sich auf den saftigen Allgäuer Bergwiesen auszuruhen. Aber irgendetwas stimmt hier noch nicht ganz. Findest du die fünf Fehler im rechten Bild?
Die Lösung findest du auf Seite 67 in diesem Heft.
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Preisrätsel
An dieser Stelle finden Sie in unserer Printausgabe das Preisrätsel Das Gewinnspiel ist allen Lesern der Printausgabe vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir die Fragen nicht in der ePaper Version zur Verfügung stellen. Wenn Sie sich jedoch die Chance auf einen der Hauptgewinne sichern möchten, bestellen Sie jetzt die Alpsommer & Viehscheid Printausgabe unter:
EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2, 87509 Immenstadt-Werdenstein Tel. 08379/728616 Fax 08379/728018 info@heimat-allgaeu.info oder dirket in unserem Online-Shop www.heimat-allgaeu.info
Und das gibt’s zu gewinnen
1. Preis
1. Preis: Alpsommer-Wochenende auf der Höfle Alp bei Rettenberg/Kranzegg Für zwei Personen mit Halbpension (Samstag/ Sonntag). Zur Verfügung gestellt von der Höfle Alp.
2. Preis: Zwei Karten für das Sinfoniekonzert des vbw Festivalorchesters Leitung: Prof. Christoph Adt; mit Julia Fischer an der Violine, am 27. September 2014, 18 Uhr, Kurhaus Fiskina, Fischen. Zur Verfügung gestellt von der Gesellschaft Freunde der Musik Sonthofen e.V.
3. Preis: 1 x ein Wellness-Paket für zwei in der Königlichen Kristall-Therme am Kurpark in Schwangau (Tageskarte inkl. Sauna, 20 Minuten Teilkörper-Massage im Hamam oder AromaölTeilkörpermassage, Drei-Gänge-Menü im Restaurant). Zur Verfügung gestellt von der Königlichen Kristall-Therme.
4. Preis: 2 x 2 Tageskarten für den »Allgäu Skyline Park« in Bad Wörishofen, der »spannendste Freizeitpark Bayerns« mit über 50 Attraktionen 5. - 10. Preis: 5 x je ein Buch »Wie die Kuh das Allgäu suchte« sowie 5 x je ein kultiger Kuhkalender aus der EDITION ALLGÄU
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2. Preis
3. Preis
4. Preis
Fotos: Allgäu Skyline Park; aunoagentur; ibw – Informationszentrale der Bayer. Wirtschaft e.V.; Werbeagentur Schmitz
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