NAGELFLUH Herbst/Winter 2013

Page 1



EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser, D

as Miteinander gewinnt. 300 Jahre Nachhaltigkeit hört sich klasse an. So lange wissen wir also schon, wie es eigentlich gehen müsste und welche Weichen wir als gestaltende Menschen zu stellen hätten. Ökonomie, Ökologie und Soziales sind kein Widerspruch, sondern gleichberechtigt, sie bedingen sich sogar vielfach gegenseitig. Ohne ein hohes Wohlstandsniveau ist Umweltschutz nur schwer durchsetzbar, wie uns Schwellenländer, zum Beispiel Indien oder China, tagtäglich demonstrieren. Eine florierende Wirtschaft, die gleichzeitig Lebensgrundlagen vor Ort zerstört, nimmt sich aber mittelfristig selbst die Grundlage auf der sie kontinuierlich und effizient arbeiten kann. Gleiches gilt für eine Gesellschaft, in der die soziale Ungerechtigkeit groß ist und bei der die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter auseinandergeht. Allgäu und Bregenzerwald haben sich inzwischen überregional einen hervorragenden Ruf erworben, wenn es um Themen der nachhaltigen Regionalentwicklung geht. Wir sind beispielsweise Vorreiter in Sachen Energieeffizienz, der Produktion und Verwendung regio-

naler Produkte oder beim kooperativen Naturschutz. In all diesen Themenbereichen sind echte Fortschritte nur zu erreichen, wenn viele Akteure themenübergreifend an einem Strang ziehen und gemeinsam voran gehen. Daran sollten wir uns bei Bedarf immer wieder neu erinnern. Miteinander statt gegeneinander ist in beiden Regionen seit vielen Jahren ein wichtiger Arbeitsgrundsatz, weshalb es auch nicht ungewöhnlich ist, dass Touristiker und Landwirte unter gegenseitiger Wertschätzung eng miteinander arbeiten. Wir können deshalb auch »schwierige« Themen angehen, wie eine Lenkung der Besucherströme im Naturpark Nagelfluhkette mit Hilfe der Initiative »Respektiere deine Grenzen«. Nach einer langen Vorbereitungszeit können wir nun endlich starten. Dass das Miteinander nicht überall so gut funktioniert, erlebe ich immer wieder, wenn ich mit Kollegen aus anderen Naturparkregionen rede. Hier verhindert manchmal die zu große Dominanz einzelner Akteure ein partnerschaftliches Vorgehen und die ernsthafte Suche nach einem Interessensausgleich.

Sind wir also froh, dass der Geist des Miteinanders bei uns so stark verankert ist und pflegen wir ihn, es ist nicht selbstverständlich. Ihr

Rolf Eberhardt Geschäftsführer Naturpark Nagelfluhkette e.V.

DER NATURPARK NAGELFLUHKETTE Mit einer Größe von 405 km² ist die Nagelfluhkette im alpenweiten Vergleich ein Schutzgebiet mittlerer Größe. Während im Bregenzerwald jeweils die gesamten Flächen der beteiligten acht Gemeinden im Naturpark liegen, gehören von den sieben Allgäuer Gemeinden in der Regel die dünn besiedelten Berggebiete dazu. Innerhalb der Naturparkgrenzen leben etwa 13.000 Menschen, was zu einer, im dicht besiedelten Europa, sehr geringen Siedlungsdichte von 33 Einwohnern je km² führt. Ein besonderes Merkmal ist der sorgsame Umgang der Bewohner mit ihrer Heimat.

NAGELFLUH

3


Themen dieser Ausgabe DAS GRÜNE KLASSENZIMMER Die Klasse 3 A entdeckt »ihren« Wald ganz neu

5

DAS GOLDENE HANDWERK IM ALPSENNEREIMUSEUM HITTISAU Wie ein Tierarzt ein Stück Bregenzerwälder Geschichte rettete

8

WAS BEDEUTET NACHHALTIGKEIT? Die Zauberformel aus der Forstwirtschaft

10

DER LETZTE WILDE – NATURPARK TIROLER LECH Ein Ausflug zum Nachbar-Naturschutzgebiet

14

DER GROSSE NATURPARK-FOTOWETTBEWERB – UNSERE GEWINNER Die zehn schönsten Motive aus dem Naturpark

16

Fotos: bmd/pixelio.de, Kurt/pixelio.de, Volker Wille; Titelfoto: Volker Wille

SEITE 32 DER ROTHISRCH Tierisches Portrait und Interview über den König des Waldes

WARTEN AUF DEN BUS... ... kann so schön sein. Vor allem in Krumbach

22

WAS MACHEN DIE TIERE IM WINTER? Von Hüftspeck und Wohngemeinschaften

32

DIE ANWÄLTE DER NATUR FEIERN IM ALPSEEHAUS 100 Jahre Bund Naturschutz in Bayern

34

DAS REICH DER DRACHEN UND WILDEN FRÄULEIN

SEITE 10

Die neun Naturparkjuwelen stellen sich vor – dritter Teil

36

Kurzmeldungen

24

Spieleseite

38

Impressum

4

19

Herausgeber: Naturpark Nagelfluhkette e.V. Seestraße 10, 87509 Immenstadt, Tel. +49 8323 9988750 info@naturpark-nagelfluhkette.eu www.naturpark-nagelfluhkette.eu

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.), Tel. +49 8379 728616, viola.elgass@heimat-allgaeu.info

Verlag und Herstellung: Verlag HEPHAISTOS & EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2, 87509 Immenstadt-Werdenstein Tel. +49 8379 728616 nagelfluh@heimat-allgaeu.info www.nagelfluh-magazin.de

Layout: Bianca Elgaß, Ramona Klein, Dominik Ultes

NAGELFLUH

Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.

Anzeigen: Sven Abend, Tel. +49 8379 728616; gültige Anzeigenpreisliste: 1/2012

Vertrieb: Bei Fragen oder Reklamationen bezüglich der Haushaltsverteilung wenden Sie sich bitte an den Verlag: Tel. +49 8379 728616 Bankverbindung Verlag: Deutschland: Raiffeisenbank Oberallgäu Süd eG, Konto 7126999, BLZ 73369920 Österreich: Raiffeisen-Landesbank Tirol AG Konto 643361, BLZ 36000 Nächster Erscheinungstermin: voraussichtlich am 1. April 2014


Das grüne Klassenzimmer Ein Schultag im Wald Welche Tiere im Wald wohnen, dass Pilze mit Bäumen gerne Nährstoffe tauschen – so etwas weiß man als Schüler meist schon. Einen Alpensalamander auf der Hand gehabt, einen Baum umarmt oder ein Hirschgeweih befühlt zu haben, das kann nicht jeder von sich behaupten. Die 3 A schon. Bei einem Unterrichtstag mit dem Förster erlebten die dritten Klassen der Volksschule Blaichach »ihren« Wald einmal ganz anders

S

chaut mal, ein Molch!« »Nee, der ist ganz schwarz, der heißt Alpensalamander!« Aufgeregt schart sich die ganze Klasse um Joshua und seinen Fund, es ist tatsächlich ein Alpensalamander. Der zeigt sich recht unbeeindruckt von seinen Fans und führt seinen gemächlichen, schlängelnden Spaziergang einfach auf Joshuas Hand fort. »Das habt ihr gut erkannt. Wenn es lange geregnet hat, kommen Alpensalamander oft aus ihrem Unterschlupf«, erklärt Andreas Fisel seinen aufmerksamen Zuhörern. Der Förster betreut das Forstrevier Hörnergruppe. Dazu zählen die Wälder in den Gemeinden Balderschwang, Blaichach, Bolsterlang, Fischen, Obermaiselstein und Ofterschwang. Den Wald bei Blaichach kennt er wie seine Westentasche. Heute wird er den Schülern einen lehrreichen und dabei doch spannenden Schultag bescheren. »Stimmt es, dass der Alpensalamander gar keine Eier legt?«, fragt eine Stimme aus der hinteren Reihe. Fisel nickt. »Das ist richtig. Der Alpensalamander gebärt, und das als einzige heimische Amphibienart, leben-

den Nachwuchs. Jetzt lassen wir den kleinen Lurch aber seiner Wege gehen – wir haben heute noch viel vor.« Damit verabschiedet die 3 A sich von dem schwarzen Wanderer, und am Waldrand entlang geht es bergauf. Dabei wird der Förster neugierig von allen Seiten mit Fragen gelöchert. Was er denn als Förster so mache, welche Tiere er schon gesehen habe – Fisel kommt kaum hinterher mit den Antworten. Klassenlehrerin Mareike Stein beobachtet das Ganze lächelnd. »Es ist toll, wie interessiert die Kinder sind. Für sie ist es natürlich richtig aufregend, einen echten ‚Fachmann‘ ausquetschen zu können«, meint sie und lässt sich gleich darauf aufmerksam von Nico erzählen, wie er auf einer Wanderung mit seinem Vater genau hier einmal einem Fuchs begegnet ist. »Der ist aber geflohen, als wir ihm näher gekommen sind«, berichtet er.

Wen verbindet ein gemeinsamer Nutzen, wer frisst wen? Die Schüler spannen ein ökologisches Netz des Waldes

NAGELFLUH

5


»Im Wald ist alles verknüpft« Auf einer Wiese, umgeben von den ersten Bäumen, bleibt der Förster plötzlich stehen. »Bevor wir in den Wald gehen, spielen wir ein Spiel.« Die Klasse ist begeistert – spielen an einem Schultag, besser geht es wohl kaum. Spiele seien genau deshalb wichtig, betont Fisel: »Wir bieten Wanderungen an, bei denen nicht Wissen ‚eingetrichtert’ werden soll, sondern Erlebnis und Spaß im Vordergrund stehen. Es ist wichtig, dass die Kinder den Wald in guter Erinnerung behalten.« In erster Linie sollte jede Schulklasse einmal die Möglichkeit haben, mit dem Förster im Wald zu sein. Andreas Fisel betreut regelmäßig Schulklassen aus dem Oberallgäu. Jetzt verteilt er erst einmal Postkarten an die Schüler. Darauf ist je ein Tier, ein Baum oder eine Pflanze abgebildet, die im Wald vorkommen. Dann nimmt er ein rotes Wollknäuel in die Hand. »Alle Lebewesen und Pflanzen im Wald sind voneinander abhängig und miteinander vernetzt. Die einen helfen sich gegenseitig, die anderen haben sich wortwörtlich zum Fressen gern.« Dieses »Netzwerk« aus Symbiosen und Nahrungsgrundlagen sollen die Schüler nun nachstellen, indem sie einen Kreis bilden und demjenigen das Wollknäuel zuwerfen, von oder für den sie selbst einen Nutzen haben: Der Buntspecht nistet beispielsweise gerne in der Birke, der Baum spendet hin und wieder Schatten für eine kleine Schnecke, und die wiederum schmeckt dem Wildschwein recht gut… Das Wollknäuel fliegt von Hand zu Hand, das Netz nimmt immer mehr Form an. Schlussendlich ist die gesamte 3 A »ökologisch verknüpft«. Doch damit ist die Übung nicht zu Ende. Denn was würde jetzt beispielsweise passieren, wenn… »alle Bäume gefällt würden?« Die ersten lassen ihre Schnur fallen. »Wo baue ich jetzt mein Nest?«, fragt Florian alias Herr Kohlmeise berechtigterweise. Er muss sein Stück Netz ebenfalls fallen lassen. Am Ende liegt ein roter Wust aus Fäden am Boden – das Ökosystem Wald ist zusammengebrochen. Mareike Stein ist beeindruckt: »Die Kinder waren völlig gefesselt.« Sie erlaubt sich ein Zwinkern. »Das ist nicht immer so.«

Joshua hat einen Alpensalamander am Wegrand entdeckt – um den schwarzen »Bergkobold« schart sich augenblicklich eine Schar Bewunderer. Das Tier nimmt die Begeisterung gelassen hin Förster Andreas Fisel zeigt den Schülern ein »frisch gefegtes« Rothirschgeweih. Die Basthaut, die es während des Wachstums überzogen hat, ist abgestreift, das Geweih glatt – Anfassen erlaubt!

Fotos: Viola Elgaß

Mein Baum, dein Baum

63

NAGELFLUH

Der rote Faden wird aufgerollt und nach einer kurzen Brotzeitpause geht es auf einem breiten Forstweg hinein in den Wald. Ein weiterer Alpensalamander findet sich am Wegesrand und räumt schleunigst das Feld, als ihm die Begeisterung der Kinder zuviel wird. Sein Entdecker Simon lässt ihn ziehen. Nach ein paar Minuten macht die Gruppe Halt. An dieser Stelle des Waldes steht Baum an Baum. »Wir sind da«, nickt der Förster zufrieden, »Ein guter Platz für das Maulwurfspiel.« Zuvor müssen sich die Kinder in Zweiergruppen zusammentun. Als Andreas Fisel mehrere Augenbinden aus seinem Rucksack zieht, wird klar, warum das Spiel »Maulwurfspiel« heißt. Die Aufgabe besteht darin, seinen »blinden« Partner sicher zu einem Baum zu führen, den die Maulwürfe sich eine gewisse Zeit »ohne Augen anschauen sollen«. Später müssen sie den Baum wiederfinden. Die 3 A macht sich eifrig ans Werk. »Dieses Spiel erfordert viel Vertrauen zum Partner«, verrät derweil Fisel. »Man ist auf den anderen angewiesen.« Die Schüler der Volksschule Blaichach machen ihre Sache gut. Sehr gewissenhaft wählen die Führer »ihren« Baum aus und steuern ihre Begleiter darauf zu. Sobald der Stamm erreicht ist, untersuchen die Maulwürfe ihn eingehend: Die Rinde wird abgetastet, nach Moos und Wurzeln gesucht. Chiara umarmt ihren Baum sogar. »Der ist ganz schön breit«, stellt sie fest. Nach einer Weile werden die »Blinden« zurück an den Ausgangspunkt geführt und die Augenbinden abgenommen. Bei der anschließenden Suche dauert es bei keinem lange, bis er seinen Stamm wiedergefunden hat. »Woran habt ihr die Bäume erkannt?«, will Fisel


wissen. Manche hätten mehr Äste gehabt als andere, kommt die erste Antwort. Viele trugen harzige Verletzungen oder Verformungen in der Rinde, an manchem Stamm wuchs ein Pilz. »Mein Baum roch komisch«, behauptet Robert trocken.

»Wir lernen jetzt draußen!« Noch mehr Spiele werden gespielt an diesem außergewöhnlichen Schultag. Etwa ein Baumrätsel, bei dem die Kinder ihre Schulkenntnisse unter Beweis stellen und allerlei Bäume benennen müssen. Besonders gut kommt der »Gruselweg« an: Auf einem markierten Weg müssen die Schüler einzeln und »luchsleise« durchs Unterholz schleichen und sich alles merken, was sie sehen. Für manchen erschrockenen Blick sorgt der Gamsschädel, den Fisel vorher auf einem Holzhaufen platziert hat. Das Hirschgeweih dagegen, das gut getarnt zwischen den Ästen der jungen Bäume liegt, entdeckt kaum jemand. Zehn tierische Gegenstände sind es insgesamt. Im Anschluss wird jedes einzeln von den Schülern identifiziert und der Förster erzählt etwas zu dem Tier: Beispielsweise, wie der Rothirsch sein Geweih einmal jährlich einfach abwirft, oder wie man an den scharfen Zähnen des Fuchsgebisses erkennt, was er gerne frisst – nämlich am liebsten Fleisch. Am frühen Nachmittag, kurz vor dem Abschied von Förster Fisel, sind sich alle Schüler einig: Das war ein toller Schultag. Anna hat das Anfangsspiel am besten gefallen: »Das Wollknäuel hin und her zu werfen war lustig, aber man musste ziemlich darüber nachdenken.« Robert nickt bestätigend. »Und das Skelett-Suchspiel war gruselig, aber auch ziemlich cool!« Die Entdeckung der beiden Alpensalamander seien trotzdem »das Highlight gewesen.« Lukas sind viele Pflanzen am Wegesrand aufgefallen, die er nicht kannte. Der Förster habe aber alle benennen können, erzählt er ziemlich beeindruckt. »Es wäre schön, das jedes Jahr machen zu können«, meint Vanessa. »Oder gleich immer Unterricht im Freien!«, schlägt Robert vor. »Bei Sonnenschein zumindest!« Jeder Schultag im Grünen. Na, wenn das kein Denkanstoß ist. Viola Elgaß

Ein Schultag im Wald – viel spannender, als die 3 A der Volksschule Blaichach es sich vorgestellt hat

Waldaustellung im AlpSeeHaus Eine tolle Möglichkeit, bei jedem Wetter den »Wald zu erkunden«, bietet sich bis zum 1. Januar 2014 im AlpSeeHaus. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten präsentiert dann gemeinsam mit dem Naturpark Nagelfluhkette die Sonderausstellung »Nachhaltige Forstwirtschaft im Allgäu – Einsatz, der sich lohnt«. Sie beschreibt den langen und mühsamen Weg zur »nachhaltigen Forstwirtschaft« (siehe auch S. 10). Ihren Höhepunkt erreicht die Schau am 20. Oktober von 12 bis 17 Uhr mit einem Wald-Aktionstag. Vom AlpSeeHaus aus starten dann spannende Waldexkursionen, zum Beispiel zum Bergrutsch am Immenstädter Horn um 13.30 Uhr, oder eine Pilzexkursion durch den Wald um 15.30 Uhr. Um 13.30 und 15.30 Uhr kann man sogar eine echte Baumfällung miterleben. Alle Wanderungen dauern etwa eineinhalb Stunden und sind kostenlos. Im AlpSeeHaus selbst warten viele Mitmach-Stationen und ein spannendes Waldrätsel führt durch die Ausstellung.

Beim Maulwurfspiel geht es darum, blind einen Baum zu betasten und ihn später wieder zu finden – Robert konnte seinen Baum im Nachhinein tatsächlich wieder »erschnüffeln«

NAGELFLUH

74


Das goldene Handwerk Hittisau ist mit rund 120 Alpen beziehungsweise Almen die alpenreichste Gemeinde Österreichs. Sie birgt zudem eine historisch wertvolle »Schatzkiste«: Eine voll funktionsfähig eingerichtete Alpsennereiküche, die Gerätschaften der Milchverarbeitung und Käseherstellung aus den letzten 300 Jahre im Bregenzerwald zeigt

Fotos: Thomas Niehörster, Volker Wille

im Alpsennereimuseum Hittisau

Anja Rinderer, Leiterin des Tourismusbüro Hittisau, ist auch für das Museum zuständig. Daneben: Siebe und Kraxe für den Milchtransport

D

em früheren Tierarzt Anton Stöckler aus Hittisau, der 92-jährig im Jahr 2011 verstarb, ist es zu verdanken, dass im Ort eine original Alpsennerei zu besichtigen ist. Von seinen Besuchen bei krankem Vieh auf den Alpen – früher per Pferd, später mit dem Motorrad – brachte der rührige Heimatkundler Gerätschaften mit, die er zuerst in der Gemeindebücherei, später im Untergeschoss des Ritter von BergmannSaals unterbrachte, um sie als Alpsennerei mit angeschlossener Stube wieder aufzubauen. In dem Raum, original mit Holz vertäfelt wie auf Alpen üblich, sieht der Besucher alles, was früher zum Sennen verwendet wurde. Neben einzelnen Gerätschaften, wie einer Milchtrage oder einer handbetriebenen Zentrifuge, fällt besonders die einfache, aber wirkungsvolle Käsepresse ins Auge, die aus einem runden Holzrahmen und einem Druckstempel besteht. Der fertig »gedeckte« Tisch in der Stube, deren Einrichtung ebenfalls aus einer Alpe stammt, lädt zu »Käsknöpfle« ein. Die liebevollen Details – wie etwa die Löffel in den Tellern oder die rotweiß-karierten Kissen auf der Eckbank – erwecken einen lebendigen Eindruck. Man kann sich vorstellen, dass hier in zwei Minuten die Pfister und der Senn zum Essen hereinstürmen.

Ein Tierarzt wird Schatzhüter Mit der Einrichtung des Museums wollte Stöckler die Erinnerung, wie auf Alpen ohne technische Hilfsmittel gesennt wurde, bewahren. Denn nur auf ein paar wenigen der vielen Alpen rund um Hittisau wird heute noch gesennt. In den 80-er und 90-er Jahren wurden viele Alpen durch Wege und Seilbahnen erschlossen, sodass die Milch abtransportiert und anderswo verarbeitet werden konnte. Personalmangel und strengere Hygienebestimmungen durch die EU führten ebenfalls dazu, dass die Alpsennereien geschlossen wurden. Der Tierarzt erkannte diese Entwicklung früh und begann, die ersten Ausstellungsstücke für das Alpsennereimuseum zu sammeln. Träger des Hauses und des Museums ist die Gemeinde Hittisau. Die Ausstellung ist mittwochs ab 10 Uhr geöffnet, wobei auch ein Film gezeigt wird. 8

NAGELFLUH

Oben: Herrgottswinkel in der Alpensennerei, in der auch die gemeinsamen Mahlzeiten eingenommen wurden. Unten: Eine Holztafel stellt den Zusammenschluss der örtlichen Sennereien zur Sennerei Hittisau von 1977 anschaulich dar


Die Sennerei Hittisau heute Die Sennerei Hittisau wurde 1977 als Genossenschaft gegründet, in die die ehemaligen Sennereibetriebe der Orte Rain, Reute, Ach, Schönbühl, Windern und Platz integriert wurden. Die Jahresmilchanlieferung beträgt vier Millionen Liter, die von 75 Talbetrieben und 63 Alpen übernommen wird. Daraus produziert die Sennerei Hittisau über 73.000 Kilogramm Bergkäse, 40.500 Kilogramm Butter und 32.700 Kilogramm Emmentaler. Die Produkte werden neben dem Geschäft im Ortszentrum von Hittisau sowohl in Österreich als auch im Allgäu verkauft. Sämtliche verarbeitete Milch ist sowohl silo- als Mit der Milchzentrifuge schlug man auch gentechnikfrei und unterliegt Sahne, Butter und Magermilch ganzjährig strengen Kontrollen, die bei einem Verstoß erhebliche finanzielle Kürzungen bei den Lieferanten nach sich ziehen. Die Alpen verteilen sich zum größten Teil auf Hittisau (49 Betriebe), Balderschwang (7), Riefensberg (3), Oberstaufen (2) und Sibratsgfäll (2). Hittisau hat die größte Alpdichte von ganz Österreich. Der Bergkäse und der Emmentaler aus der sogenannten »Heumilch« wurden vielfach mit Gold- und Silbermedaillen prämiert, unter anderem bei der »Käseolympiade« in Oberstdorf. Thomas Niehörster

Die Sennerei in Hittisau heute

Das Alpsennereimuseum Hittisau Platz 187, A-6952 Hittisau Führungen Jeden Mittwoch um 10 Uhr (mit Anmeldung), auf Anfrage können jederzeit andere Termine ausgemacht werden. Die Führungen dauern etwa eine Stunde. Eintrittspreis: Drei Euro pro Person inkl. Käseverkostung Information und Anmeldung Hittisau Tourismus Tel.: +43 5513 6209-50 E-Mail: tourismus@hittisau.at

Anzeige

NAGELFLUH

9


Nachhaltigkeit?

Was bedeutet Aus dem Tagebuch eines Waldretters Nachhaltig? Eh klar. Nur so viel nutzen, wie nachwächst? Versteht sich doch von selbst. So leben, dass unsere Nachkommen genauso gut leben können wie wir heute? Sowieso. »Nachhaltigkeit« erscheint uns heute ebenso simpel wie logisch, fast schon langweilig. Aber unsere Vorfahren mussten darauf erst mal kommen – und dann auch noch das Richtige tun

H

ans Carl von Carlowitz, ein kursächsischer Berghauptmann, hat das Prinzip der Nachhaltigkeit 1713 in einem dicken Buch, das gerade wieder Hans Carl von Carlowitz (1645 bis 1714) gilt als Begründer des Prinzips neu aufgelegt wurde, erstmal deutlich der Nachhaltigkeit definiert. Dort steht: »… (Es) wird derhalben die größte Kunst, Wissenschaft, Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen, wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen (ist), daß es eine conthinuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe, weiln es eine unentbehrliche Sache ist, ohne welche das Land in seinem Dasein nicht bleiben mag…«

10

NAGELFLUH

Dieser Satz beschreibt eine einfache Erhaltungsregel – einen Generationenvertrag: Wir ernten Bäume, welche die Eltern oder Großeltern gepflanzt haben. Was wir anpflanzen, ernten die Kinder und Enkel. Im Guten wie im Schlechten.

Warum Holz? Nun kann man sich natürlich fragen, warum der Begriff »Nachhaltigkeit« gerade im Zusammenhang mit der Nutzung der Wälder entstand, und warum ihn gerade ein Berghauptmann erfand? Die Erklärung ist einfach: Holz war damals der Rohstoff schlechthin, nicht nur zum Bauen, sondern vor allem als Energieträger. Man schöpfte aus


Nachhaltigkeit braucht Zeit

Die erste Erwähnung zur »nachhaltende Nutzung« findet sich auf Seite 105 der »Sylvicultura Oeconomica« von Hans Carl von Carlowitz

Fotos: Volker Wille, Naturpark Nagelfluhkette

einem scheinbar unendlichen Vorrat. Nur wurden die Transportwege immer länger. Weite Flächen des Landes waren schon entwaldet und verödet. Holz wurde zusehends knapp. Auch im Bergbau gab es zum Holz keine Alternative. Man brauchte unendlich viel Holzkohle zum Betrieb der Schmelzöfen. Die Menschen hatten sich in eine Existenz bedrohende Energiekrise hineinmanövriert. Deshalb musste sich Hans Carl von Carlowitz von Berufs wegen mit dieser ganzen Bredouille beschäftigen. Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist also nicht aus schöngeistigen Motiven heraus entstanden, sondern aus purer Not. Und bei der Holzversorgung war der Engpass eben am größten. Deshalb ist Nachhaltigkeit untrennbar mit der Forstwirtschaft verbunden.

Es ist einerseits die Endlichkeit der Ressource Holz, derer man sich bewusst wurde, und es ist auf der anderen Seite die Langfristigkeit im Wachstum der Bäume. Zwischen Pflanzung und Ernte liegen Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Man kann also nicht schnell einmal nachsteuern, und alles ist wieder gut. Diesen Aspekt der Langfristigkeit muss man sich immer wieder klar vor Augen führen: Was wir jetzt in der Waldverjüngung tun oder nicht tun, wird für die nächsten 100 Jahre Bestand haben. Der Wald hat ein verdammt gutes Gedächtnis. Außerdem gibt es eine Besonderheit in der Forstwirtschaft, die das Problem der Übernutzung verschärft: Holz wächst nur an Holz! Der Baum ist gewissermaßen eine Produktionsanlage, die das Produkt in Form von Jahrringen an sich selber anlagert. Wer das Produkt erntet, nimmt also die Maschine immer gleich mit. Wer zu viel erntet, der zieht damit die Produktion rasant nach unten.

300 Jahre neues Denken Die Wald-Holz-Branche feiert heuer mit einem berechtigten Anflug von Zufriedenheit das 300-jährige Jubiläum der forstlichen Nachhaltigkeit. Immerhin gibt es auf einem Drittel der Landesfläche wieder ertragreiche Wälder. Das war damals alles andere als eine sichere Prognose. Denn die Erkenntnis ist das eine. Aber sie in die Tat umzusetzen – das ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag. Eine derart revolutionäre Idee muss erst einmal in das Bewusstsein der Menschen vordringen. Und man braucht eine ganze Menge an Informationen: Man muss zum Beispiel zählen, wie viele Bäume überhaupt da sind, welche Baumarten und in welcher Dimension. Man muss herausfinden, wie viel Holz jedes Jahr zuwächst. Welche Faktoren beeinflussen das Wachstum? Welche Wechselbeziehungen wirken im Wald?

Ein bedeutendes Tagebuch Herr von Carlowitz war viel auf Reisen. Er hat die Erfahrungen seiner Zeit zusammengetragen und mit seinem Buch den Grundstein dafür gelegt, dass im 19. Jahrhundert der Wald nach und nach auch wissenschaftAnzeige

NAGELFLUH

11


lich erforscht wurde. Man entwickelte Messverfahren, beschäftigte sich mit der Wuchsdynamik der Baumarten, berechnete Ertragstafeln, forschte an der Bodenchemie und versuchte das ganze Beziehungsgefüge im Lebensraum Wald zu ergründen. In dieser Zeit wurden auch die ersten Försterschulen gegründet. War es Herrn von Carlowitz noch darum gegangen, die Rohholzversorgung sicherzustellen, so erkannte man bald, dass der Wald eine ganze Reihe von weiteren Leistungen erbringt, die im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung erlangten, wie die Schutz- und Erholungsfunktionen. Unsere Vorfahren hatten zweifellos auch etwas Glück. Gerade noch zur rechten Zeit wurden nämlich Dampfmaschine und Eisenbahn erfunden. Jetzt konnte man Kohle abbauen und über weite Strecken transportieren. Das Zeitalter der fossilen Energiequellen begann. Dadurch wurden die Wälder entlastet, sodass eine moderne, nachhaltige Forstwirtschaft sich erst richtig entfalten konnte.

Nachhaltigkeit heute Heute kann man mit moderner Technik ziemlich gut verfolgen, wie sich der Wald in Deutschland entwickelt. Seit einigen Jahrzehnten wächst sogar mehr Holz zu, als geerntet wird. In den Wäldern stehen deshalb beträchtliche Holzvorräte, die man in vernünftigen Maßen auch ernten kann. Der Wald, den Generationen von Förstern und Waldbesitzern seit Hans Carl von Carlowitz wieder aufgebaut haben, kann sich sehen lassen. Bei aller berechtigten Freude gilt es jetzt aber auch zu überlegen, ob die geerbten Wälder in ihrem heutigen Zustand dem künftigen Klima gewachsen sind. Vor 50 Jahren war diese Entwicklung noch nicht absehbar. Mittlerweile ist aber klar, dass wir die Wälder fit machen müssen für die Wuchsbedingungen von morgen, und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt. Auch das ist eine Frage der Nachhaltigkeit. Wir sind es den Kindern und Enkeln ganz einfach schuldig. Für den Wald der Zukunft gibt es ein Zauberwort. Es lautet: Mischwald! Im Naturpark besteht er von Natur aus im Wesentlichen aus drei Baumarten: Fichte, Buche und Tanne. Dieses Bergwaldteam hat sich über mehrere tausend Jahre bewährt.

Die Zauberformel aus dem Forst Nachhaltigkeit ist eine ebenso einfache wie großartige Idee. Sie macht gerade eine zweite, ganz große Karriere als Zauberformel für das Überleben der Menschheit im 21. Jahrhundert. Weit entfernt vom ursprünglichen Gedanken hat sich die Nachhaltigkeit aber auch als ziemlich beliebiges Modewort etabliert. An dieser Beliebigkeit muss die Forstwirtschaft sich nicht beteiligen. Sie besitzt schließlich das Original, und zwar seit 300 Jahren. Das müssen andere Branchen erst einmal hinbekommen. Dr. Ulrich Sauter

12

NAGELFLUH


Anzeigen

NAGELFLUH

13


NATURPARK-PANORAMA

Die einzigartige Wildflusslandschaft am Tiroler Lech zählt gemeinsam mit den Seitenflüssen, die in den Lech fließen, zu den letzten naturnah erhaltenen Flusstälern Österreichs. Der 264 Kilometer lange Lech entspringt in Vorarlberg und fließt durch Tirol und Südbayern, wo er in die Donau mündet

Der letzte Wilde Naturpark Tiroler Lech Wo Naturjuwele bewahrt und Kulturlandschaften gepflegt werden: 48 Naturparke gibt es derzeit in Österreich, 104 in Deutschland. Doch Park ist nicht gleich Park. Mächtige Gletscherzungen beherrschen das Ötztal, mystische Sagen der tanzenden »Brockenhexen« umgeben das Harzer Mittelgebirge. In unserer neuen Serie besuchen wir ein paar dieser einzigartigen Regionen fern der Nagelfluhkette. Einen ersten Blick werfen wir nach Österreich – ins wildromantische Tal des Tiroler Lechs

W

as kann es schöneres geben, als mitten in einem Naturpark leben zu dürfen?« Anette Kestler, Geschäftsführerin des Naturparks Tiroler Lech ist hellauf begeistert von ihrem Arbeitsplatz. Das sind inzwischen auch die Geschäftsleute und Vermieter, die einen deutlichen Anstieg des Umsatz und der Übernachtungen vermerken können, seitdem das Gebiet um den Tiroler Lech 2004 zum Naturpark erklärt wurde. Da die Natur keine politischen Grenzen kennt, bildet der Naturpark im Norden zusammen mit Füssen zusätzlich ein Waldschutzgebiet. Auf einer Länge von 62 Kilometern erstreckt sich von Steeg im Süden bis nach Vils im Norden der Naturpark mit einer Fläche von knapp 42 Quadratkilometern. Mit dem Hauptort Reutte leben in der Naturparkregion rund 20.000 Menschen in 24 Gemeinden. Die beiden Richtlinien »Flora-Fauna Habitat« und die »Vogelschutzrichtlinie« bilden die Grundlage für das ursprüngliche »Natura 2000-Gebiet«. Sie dienen der Sicherung der Artenvielfalt durch Erhaltung der natürlichen Lebensräume der wildlebenden Tiere und Pflanzen. Fünf Schwerpunkte ziehen sich stell-

14

NAGELFLUH

vertretend für die Habitate durch den Naturpark: der Vogelbeobachtungsturm in Pflach, ein Lehrpfad am Riedener See, das geplante Naturparkhaus auf der Klimmbrücke, das Frauenschuhgebiet in Martinau und der botanische Lehrpfad an der Jöchelspitze bei Bach. Sehnsüchtig warten die Naturparkführerinnen und -führer auf den Baubeginn des Naturparkhauses in Elmen, das eine absolute Besonderheit darstellen wird, da es direkt auf der Klimmbrücke, die über den Lech führt, gebaut werden soll. 950.000 Euro stehen für die Umsetzung bereit. Das Naturparkhaus wird Büros für die Mitarbeiter beherbergen sowie einen Seminarraum, ein Labor und Nassräume. Bereits in Bau ist ein Besucherzentrum für den Naturschutzpark im Burgenensemble Ehrenberg. Rund 100.000 Besucher werden pro Jahr im Burgenensemble gezählt. »Wir schaffen hier etwas, das ein Alleinstellungsmerkmal hat. Wir verbinden Kultur und Natur auf eine einzigartige Weise. Mit diesem Projekt wird die Zusammenarbeit zwischen Naturpark und Ehrenberg endgültig manifestiert«, ist Armin Walch, Architekt aus Reutte beider Projekte, überzeugt.


Sibirisches Juwel am Riedener See Das Maskottchen des Naturparks Tiroler Lech ist eine äußerst seltene Libelle, die Azurjungfer. Im Jahr 1952 wurde sie von dem bayerischen Insektenkundler Alois Bilek entdeckt. Das Hauptverbreitungsgebiet der azurblau-schwarz gefärbten Libelle liegt in Ostsibirien. Daher trägt sie auch den Namen »Sibirische Azurjungfer«. Bei dem rund 8000 Kilometer weit entfernten Vorkommen in den Alpen handelt es sich um eine isolierte Verbreitung. Die Bilek-Azurjungfer besiedelt klare Bergseen, die einen kalten Zufluss, Quellaufbrüche und einen Abfluss haben. Sie bevorzugen die flachen, mit Seggen und Schachtelhalmen bewachsenen Uferbereiche. Der Naturpark ist außerdem mit rund 110 Brutvogelarten im Talbereich und vielen Zugvogelarten ein echtes Vogelparadies. Am Moosberg wurde durch ein Beweidungskonzept mit Schafen und Ziegen ein Paradies für bodenbrütende Vögel wie Neuntöter, Braunkehlchen und Feldlerche geschaffen. 1.116 Pflanzenarten, darunter 392 Arten mit höchstem Gefährdungsgrad, wurden bisher im Bereich des Naturparks nachgewiesen, darunter seltene Orchideen und die Deutsche Tamariske. Bei Martinsau liegt Europas größtes zusammenhängendes Frauenschuhgebiet. Zwischen 2.000 und 3.000 Exemplare dieser seltenen Orchidee können während der Blütezeit Mitte Mai bis Mitte Juni bewundert werden. 1997 wurden Kreuzkröten – das seltenste Amphib Österreichs – im Lechtal entdeckt. Sie kommen nur noch an zwei Standorten vor – einmal im Lechtal mit zwei Populationen und im Waldviertel bei Gmünd. Sie ist eine von neun Amphibienarten, die im Naturpark Tiroler Lech vorkommen.

Zu Fuß oder per Rad durch den Park

Der Fantasie beim Skulpturenbau mit glatt geschliffenen Flusssteinen des Lechs sind keine Grenzen gesetzt

Die Lebensraumvielfalt mit dem Wildfluss Lech, Tümpeln, Röhrichtgürtel und Auwald-Dschungel bieten Brutplätze für seltene Vogelarten wie den Flussuferläufer

Wanderer am Lech sind inzwischen ein gewohntes Bild. Der Lechweg bietet ein einzigartiges Naturerlebnis. Auf rund 125 Kilometern begleitet der Wanderer den Lech von seiner Quelle nahe des Formarinsees im österreichischen Bundesland Vorarlberg bis hin zum Lechfall in Füssen im Allgäu. Als Weitwanderweg führt er rund 300 Kilometer bis zur Donau. Der Lechradweg mit seinen 60 Kilometer ist auf zumeist asphaltierter Strecke ohne beschwerliche Steigungen leicht zu bewältigen. Neu bietet der Naturpark Tiroler Lech eine Lechweg-Begleitung an. Von Juli bis September begleiten ausgebildete Führer Besucher auf einer vier Kilometer langen Strecke von Stanzach bis Forchach und entdecken mit ihnen seltene Tiere und Pflanzen. Thomas Niehörster

Fotos: Helmut Hein, T. Niehörster, Vorauer/Naturpark Tiroler Lech

Info: Naturpark Tiroler Lech, Mühlbachweg 5, A-6671 Weissenbach am Lech, Tel. +43 676 885087941, E-Mail: info@naturpark-tiroler-lech.at, www.naturpark-tiroler-lech.at

Sehr seltener Bewohner des Naturparks ist die Gefleckte Schnarrschrecke. Beim Fliegen erzeugt sie ein schnarrendes Geräusch

Der Frauenschuh, der Kalkschotterböden als Standort bevorzugt, kann bis zu 30 Jahre alt werden

NAGELFLUH

15 2


Der große Naturpark-Fotowettbewerb

Unsere Gewinner

Nagelfluh von Stefan Drexelius

Lustiges, Kurioses, Schönes: Über 500 Bilder sind seit unserem Aufruf zum großen Fotowettbewerb im Naturpark Nagelfluhkette in der Redaktion eingegangen. Die Auswahl der Gewinner fiel uns sehr schwer. Nichtsdestotrotz, hier sind sie, unsere zehn Sieger. Jeder von ihnen gewinnt je ein Exemplar des Bildbandes »Naturpark Nagelfluhkette« aus der EDITION ALLGÄU. Herzlichen Glückwunsch! Wir danken für die Teilnahme.

Biene von Peter Hagspiel

16

NAGELFLUH


Schnee am Gipfelkreuz von Alexander Campo

Hรถrnerrennen in Gunzesried von Bernd Gradl

Abendsonne am Alpsee von Roland Heinle

Wannenkopf Aufstieg von Hans Besler

Bergblick von Erika Zeidler

NAGELFLUH

17


Der Naturpark als Kulisse fürs Hochzeitsfoto von Josef Schwärzler

Schwarzbau von Specht Rudi von Reinhard Glassl

18

NAGELFLUH

Lachender Löwenzahn von Michael Finger


TIERISCHES PORTRAIT

Der Rothirsch Der Rothirsch (Cervus elaphus) ist unser größtes freilebendes Wildtier im Naturpark. Viele Leute nennen ihn »den König des Waldes«. Besonders königlich lebt er allerdings derzeit nicht. Immer wieder gerät er zwischen die Fronten von Jägern, Landwirten und Förstern

Aussehen: Große, kräftige Tiere auf hohen Läufen mit gestreckter Rückenlinie und eleganter Gangart. Männchen haben eine Schulterhöhe bis eineinhalb Metern und wiegen bis 200 Kilo. Weibchen werden nicht größer als 120 Zentimeter. Das gelblich-weiß gefärbte Fell an der Hinterseite wird »Spiegel« genannt, der bei Flucht als Signal für die Herde dient. Die Kälber werden mit weißen Flecken geboren, die sie später verlieren.

Lebensraum im Naturpark: Früher Weideland und Wiesen, mittlerweile durch den Mensch in den schützenden Wald verdrängt. Das große Geweih zeigt allerdings, dass der Hirsch ursprünglich kein Bewohner dichter Wälder war, denn es ist im Unterholz sehr hinderlich.

Das Geweih:

Fortpflanzung und Aufzucht: Rotwild ist sehr gesellig, lebt aber nach Geschlechtern getrennt. Die Hirsche bis zur Brunft im Hirschrudel, Weibchen und Kälber im »Kahlwildrudel«. Zu Brunftbeginn im September/Oktober treibt der Hirsch einige weibliche Tiere zu einem Brunftrudel zusammen und verteidigt sie gegen Konkurrenten. Die Kälber werden gegen Ende Mai/Anfang Juni geboren.

Gut bei Stimme: Sechs Wochen lang geht es auf den Brunftplätzen derb und vor allem laut zu: Um seine Ansprüche auf die Weibchen geltend zu machen, »röhrt« der Hirsch. Sein mächtiger Brustkorb wirkt dabei als Resonanzkörper. Der tiefe Ruf ist weithin zu hören.

Irrtum: Noch heute glauben viele, der Hirsch sei das Männchen vom Reh. Das würde aber nicht gut gehen. Rehe sind viel kleiner als Hirsche. 20 Kilo ist für diese Tiere schon ein gutes Gewicht. Seine eigentliche »Gattin« wird »Hirschkuh« genannt, die Jungtiere heißen »Hirschkälber«.

Wo die Schwester frisst, muss das Gras besonders lecker sein, denkt sich dieser »Spießer«. So werden die männlichen Jungtiere genannt, deren Geweih in ihrem ersten Lebensjahr noch nicht mit mehreren Enden ausgebildet ist

Fotos: Volker Wille, Ich-und-Du/pixelio.de, Markus Götz/pixelio.de

Kennzeichnend für den männlichen Rothirsch ist sein mächtiges Geweih, das er im Frühjahr abwirft. Kurz darauf wächst ihm ein neues. Während der Wachstumsphase ist es mit Basthaut überzogen, die, sobald sie ihre nährende Funktion verliert, an Baumstämmen abgerieben (»gefegt«) wird. Weshalb die Hirsche ihr Geweih abwerfen, zählt bis heute zu den Geheimnissen des Waldkönigs.

Bei den sogenannten »Komment-Kämpfen«, die nicht den Tod des Gegners, sondern lediglich dessen Flucht zum Ziel haben, verhaken die Hirsche ihre Geweihe ineinander und stemmen ihre Körper gegen den Rivalen

NAGELFLUH

19


Der König des Waldes Wald, Wild, Mensch – wie gut funktioniert diese Gemeinschaft? Christoph Hieke ist wildbiologischer Fachberater im Jagd- und Fischereirecht beim Landratsamt Oberallgäu. Warum es heute im Naturpark weniger Rotwild gibt als früher und welche Rolle es im Ökosystem Wald einnimmt, hat er uns in einem Gespräch erklärt

ibt es Informationen darüber, wie viel Rotwild derzeit etwa in den Wäldern des Naturparks Nagelfluhkette lebt? Wo liegen die Verbreitungsräume? Bei der Winterzählung in den Monaten Januar und Februar 2013 wurden im Naturpark Nagelfluhkette rund 1100 Stück Rotwild gezählt. Rehwild und Gamswild nutzen diesen Naturraum ebenfalls als ihren Lebensraum, wobei sich diese Tierarten nicht oder schlecht zählen lassen. Die Verbreitungsräume aller drei Schalenwildarten beziehen sich auf die ganze naturräumliche Ausdehnung des Naturparks, wobei das Gamswild vorzugsweise in den felsigeren Regionen heimisch ist. Gibt es einen Trend in den Bestandszahlen, nach oben oder unten? Vergleicht man die langjährigen Bestandszahlen miteinander, so ist eine Absenkung der Bestandsdichten erkennbar. Dies ist von allen Entscheidungsträgern so gewollt, um die Verjüngung naturnaher Wälder zu gewährleisten. Der Rothirsch wird auch »König des Waldes« genannt. Ist er gleichzeitig ein »Feind« der Bäume? Der Rothirsch ist der gewichtigste und größte männliche Vertreter der heimischen Schalenwildarten und wird deshalb gerne als König der Wälder bezeichnet. Der Löwe hat diese Auszeichnung in seinem Lebensraum auch inne. Der Rothirsch ist nicht der Feind der Bäume oder des Waldes, er ist Bestandteil 20

NAGELFLUH

Oben: Mit den ersten Schneefällen wandert das Rotwild aus den Gebirgslagen in die Täler, um dort den Winter zu verbringen. Rechts: Der tiefe, röhrende Brunftruf des Rothirsches variiert von Tier zu Tier, so dass manch aufmerksamer Zuhörer einzelne Hirsche daran sogar unterscheiden könnte. Unten: Frisch geborene Hirschkälber verbringen die ersten Tage ihres Lebens versteckt im hohen Gras, während die Hirschkuh nur zum Säugen zu ihnen zurückkehrt

Fotos: Gaby Stein/pixelio.de, Hagen Görlich/pixelio.de, Ibefisch/pixelio.de

G


des Systems. Rot- und Rehwild halten sich aus verschiedenen Gründen gerne im Wald auf, lieben es aber auch, auf den vorhandenen Wiesen und Alpflächen zu äsen. Rotwild als vornehmlicher Grasfresser vergeht sich nicht an Bäumen. Diese dienen ihm während der Fegezeit zum Abschlagen des Bastes und gleichzeitigen Verfärben des Geweihes. Dies ist ein natürliches Phänomen, das man dieser klugen Tierart einräumen muss.

Fotos: Ich-und-Du/pixelio.de, Miroslaw/pixelio.de, Siegfried Bruckmeier

Wie kann Wildverbiss im Allgemeinen vermieden oder vermindert werden? Welche Maßnahmen werden hierzu im Naturpark Nagelfluhkette getroffen? Wildverbiss wird hauptsächlich dem Rehwild zugeschrieben, Rotwild ist nur in besonderen Fällen beteiligt, ebenso Gamswild, wenn es aus seinen Lebensräumen verdrängt wird. Zur Vermeidung von Wildschäden ist es notwendig einen artgerechten Wildbestand zu erzielen, dies kann in erster Linie nur durch die

Jagd passieren. Eine zeitliche und räumliche Schwerpunktbejagung muss für die Erhaltung oder Schaffung klimatauglicher und naturnaher Wälder die Folge sein. Dagegen ist man aber auch den Schalenwildarten verpflichtet, ihnen artgerechte Ruhezonen und für sie geeignete Lebensräume zuzugestehen. »Wald vor Wild«, lautet unter anderem ein Leitgedanke der Bergwaldoffensive (wir berichteten in der vergangenen Ausgabe). Was sagen Sie zu diesem Motto? Wald vor Wild ist kein Motto, sondern gewollter gesetzlicher Auftrag zum Wohle der Allgemeinheit. Der Wald ist jedoch ein Netzwerk, ein Zusammenspiel vieler Pflanzen- und Tierarten. Jedes Rädchen in diesem Gefüge hat seine Daseinsberechtigung und ist wichtig für die Funktionsfähigkeit des Ökosystems Wald. Anzustreben ist in erster Linie ein stetes Gleichgewicht aller beeinflussenden Faktoren.

Oben links: Im Hochwinter gilt für das Rotwild soviel Energie zu sparen wie möglich, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Oben: Aus seinen hier gut erkennbaren Voraugendrüsen sondert das Rotwild ein bräunliches Sekret, sogenannte »Hirschtränen«, ab. Sie dienen unter anderem der Reviermarkierung Links unten: Zur Brunftzeit schart der Platzhirsch eine weibliche Herde um sich, die es bis zur Paarung gegen unliebsame Konkurrenten zu verteidigen gilt

Welche Rolle spielt die Jagd bei dem Ganzen? Der Jagd kommt hierbei eine besondere Rolle zu, deren Tragweite und Bedeutung ihr sehr wohl bewusst ist und sich auch den Herausforderungen stellt. Der Mensch ist zum regulierenden Glied der Wildpopulationen geworden, da natürliche Feinde wie Bär, Wolf oder Luchs vor rund 150 Jahren vom Mensch ausgerottet wurden. Mithilfe des Forstlichen Gutachtens, das regelmäßig den Zustand der Waldvegetation beurteilt und einer konsequenten, artgerechten und schonenden Bejagung ist es möglich, ein Gleichgewicht von Wald und Wild zu erreichen. Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf, um die Situation für das Rotwild in unseren Wäldern zu verbessern? Es ist der Schutz des Rotwildes, und dies muss kein Widerspruch sein. Im Gegenteil, an den Lebensraum angepasste Rotwildbestände mit artgerechtem sozialem Aufbau und natürlichem Sozialverhalten wird man letztendlich sowohl dem Wald als auch dem Wild gerecht. Einen weiteren begleitenden Handlungsbedarf sehe ich im Projekt »Respektiere deine Grenzen«, um in allen Bereichen der Nutzung des Naturraumes Naturpark Nagelfluhkette über alle Tier- und Pflanzenarten hinweg Verständnis und Toleranz zu erreichen. Herr Hieke, vielen Dank für das Gespräch.

NAGELFLUH

21


Smiljan Radic, BUS:STOP Krumbach 2013

Warten auf den Bus

– im »Designerhüsle«

Was machen sieben Architekten aus sieben Ländern – Russland, Norwegen, Belgien, Spanien, Chile, Japan und China – an einer Bushaltestelle in Krumbach? Nein, sie machen keinen Urlaub. Noch nicht. Sie gestalten das »Buswartehüsle« neu

22

NAGELFLUH

S

ou Fujimoto hatte bereits nach einer Stunde zugesagt. »Wunderbar«, schrieb der Japaner begeistert, »Da mache ich mit.« Innerhalb weniger Tage trudelten weitere Zusagen aus aller Welt ein. Damit war der Startschuss für das Projekt BUS:STOP gefallen. Selbst die Verantwortlichen waren von dieser spontanen Begeisterung doch etwas überrascht. Fällt das Honorar für die zum Teil weltweit bekannten Architekten sehr ungewöhnlich aus: Ein Urlaub im Bregenzerwald. Das Vorhaben, kleine Nutzbauten im öffentlichen Raum von StarArchitekten neu gestalten zu lassen, passt besser zu der Tausendseelengemeinde, als man im ersten Augenblick vielleicht vermutet. Vorarlberg und insbesondere der Bregenzerwald haben als Architekturregion durch die Umsetzung mutiger und ungewöhnlicher Bauprojekte bereits internationales Ansehen erlangt. Erst kürzlich wurde das von den lokalen Architekten Bernardo Bader, Hermann Kaufmann und René Bechter für Krumbach 2011 gestaltete Bus-Terminal im Dorfkern mit dem Vorarlberger Holzbaupreis 2013 ausgezeichnet. Überhaupt ins Leben gerufen wurde das Projekt von Krumbacher Bürgern, die daraufhin den Verein »kultur krumbach« gründeten. Nicht die einzige, aber die »verrückteste« Idee sei BUS:STOP gewesen, heißt


Fotos: BUS:STOP Krumbach, Adolf Bereuter 2013; Entwürfe: BUS:STOP Krumbach

Sou Fujimoto besichtigt die Bushaltestellen von Krumbach

Rintala Eggertsson, BUS:STOP Krumbach 2013

Die eingeladenen Architekturbüros: - Ensamble Studio Antón García-Abril und Débora Mesa, Spanien - Architecten de Vylder Vinck Taillieu, Belgien - Rintala Eggertsson Architects, Finnland/Norwegen - Alexander Brodsky, Russland - Wang Shu, China - Sou Fujimoto, Japan - Smiljan Radic, Chile Weitere Informationen zum Projekt auf www.kulturkrumbach.at

Vier Architekten warten auf den Bus: Debora Mesa mit Alma, Smiljan Radic, Kiril Ass und Antón García-Abril

es von den Mitgliedern. In Zukunft wollen sie den Austausch Krumbachs mit anderen Ländern in weiteren Projekten fördern. »Innovative Ideen entstehen im Austausch und der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen. Für unsere Region suchen wir neue Sichtweisen und Inspiration«, erklärt Arnold Hirschbühl, Bürgermeister der Gemeinde und Schriftführer beim Verein »kultur krumbach«.

Das Große im Kleinen Einige Rahmenbedingungen wurden vor Planungsbeginn von »kultur krumbach« festgelegt: Wetterfest sollten die Haltestellen sein, eine bestimmte Größe haben und für den Busfahrer einsehbar sein. Keine leichte Aufgabe, so Dietmar Steiner, selbst Architekt und Kurator von BUS:STOP: »In der kleinen Form liegt die größte Herausforderung für die Architektur. Nur die Besten schaffen das Große im Kleinen.« Bei Besuchen vor Ort konnten die Star-Architekten die bestehenden Buswartehäuschen anschauen und sich ein Bild von der Umgebung machen. Jedem von ihnen wurde ein Vorarlberger Architekturbüro partnerschaftlich zur Seite gestellt. Diese kümmern sich um die rechtli-

chen Angelegenheiten und die technischen Abwicklungen, und fungieren gleichzeitig als Draht zu den heimischen Handwerkern.

Wartehäuschen auf Reisen Natürlich können die neuen Haltestellen nicht jedem gleich gut gefallen, gibt Arnold Hirschbühl zu, »aber das ist ja das Reizvolle an der Kunst am Bau. Die muss nicht nur gefallen, sie soll vor allem zum Nachdenken anregen.« Nachdenken zum Beispiel über die Werte des öffentlichen Nahverkehrs im Bregenzerwald. »In solch einer zersiedelten Region fahren die Busse im Stundentakt – das zeugt von einer Qualität, die oft übersehen wird«, so der Bürgermeister. Sämtliche Beiträge werden mit den eingereichten Skizzen, Plänen und Modellen am 10. Oktober im Kunsthaus Bregenz erstmals vorgestellt. Im Zentrum der Präsentation wird ein ausgewähltes Buswartehäuschen im Maßstab 1:1 stehen. In den folgenden Monaten soll die Präsentation weiter ergänzt werden, um sie im Anschluss als Ausstellung auf Reisen zu schicken. Als Stationen sind das Vorarlberger Architektur Institut vai und das Architekturzentrum Wien AzW geplant.

NAGELFLUH

23


NEUES AUS DEM NATURPARK WINTERWANDERPROGRAMM IM PARK

Fotos: Dr. Michael Senske, Thomas Gretler

Winter im Naturpark Nagelfluhkette bedeutet keinesfalls, dass man sich zuhause verkriechen muss. Ob auf Schneeschuhen zum Hochhäderich bei Hittisau oder mit Laternen durch die Sturmannshöhle bei Obermaiselstein – die Naturparkführer sowie die Vorarlberger und Allgäuer Gemeinden bieten zahlreiche spannende Touren an

Laternenwanderung in die Sturmannshöhle Mit dem Naturparkbus geht es zum Hirschsprung nach Obermaiselstein. Nach einer Winterwanderung durch den Sagenwald führt der Weg zur Sturmannshöhle. Dort wartet eine abenteuerliche Reise ins Innere des Naturparks... Den Abschluss bildet eine gemütliche Einkehr mit Hackbrettmusik. Termine: 26.12., dann jeden Mittwoch bis 23. April 2014 Dauer: 18.30 bis 21.30 Uhr, ab 2. April 2014 19.30 bis 22.30 Uhr Treffpunkt: Gästeinformation Fischen, Am Anger 15, D-87538 Fischen, Tel. +49 8326 36460 Kosten: 8 Euro pro Person Wichtig: Anmeldung erforderlich! Laternen werden gestellt. Warme Winterkleidung und festes Schuhwerk anziehen.

Schneeschuhtour im Naturpark Nagelfluhkette Mit modernen Schneeschuhen entdecken Sie die Schönheiten der Allgäuer Berglandschaft. Unser Naturpark-Wanderführer zeigt Ihnen nicht nur die schönsten Touren im Oberallgäu, 24

NAGELFLUH

sondern versucht auch, Ihnen möglichst viel Hintergrundwissen und ökologische Zusammenhänge der Bergwelt zu vermitteln. Ersatzwanderung bei frühlingshafter Witterung. Termine: 26.12.13 bis 24.4.14 Dauer: 9.30 bis 16 Uhr Treffpunkt: Gästeinformation Obermaiselstein, Am Scheid 18, D-87538 Obermaiselstein, Tel. +49 8326 277 Kosten: 15 Euro inkl. Leihgebühr für Schneeschuhe und Stöcke Wichtig: Anmeldung erforderlich! Winterkleidung, feste Schuhe und eine kleine Brotzeit mitbringen.

Schneeschuh-Schnuppertour am Hochhäderich bei Hittisau Termine: Jeden Dienstag, 16.45 Uhr Dauer: 1,5 bis 2 Std. Kosten: 15 Euro pro Person inkl. Ausrüstung Anmeldung und Info: Tel. +43 664 9141095 oder +43 5513 8254

VollmondSchneeschuhtour im Lecknertal Bei Vollmond mit Schneeschuhen unterwegs im Lecknertal – geeignet für alle Mondsüchtigen und Nachtschwärmer. Termine: 16.1/15.2/16.3. 2014 Dauer: 1,5 Std. Treffpunkt: Dorfbrunnen Hittisau Preis: 20 Euro pro Person inkl. Ausrüstung Anmeldung und Info: Hittisau Tourismus, Tel. +43 5513 6209-50 oder Helga Rädler, Tel. +43 664 5793566, www.kulturinbewegung.at

Mehrtagestouren durch den Naturpark - Schneeschuhtour: 4 Tage durch den Naturpark Nagelfluhkette Bergschule OASE: Mehr unter www.oase-alpin.de - Hörnertour: Schneeschuhwochenende mit Hüttenübernachtung Bergschule OASE: Mehr unter www.oase-alpin.de


KURZMELDUNGEN Projekt »Zeitweg« in Balderschwang gestartet

Neue Öffnungszeiten im AlpSeeHaus täglich von 10 – 17 Uhr November bis März: Sa, So und Feiertage geschlossen (außer 26. Dezember - 6. Januar), Sonderöffnungszeiten nach Absprache

Foto: Thomas Gretler

Eintritt: 3,50 Euro (3 Euro*), bis 16 Jahre frei *Ermäßigt für Naturparkanwohner, mit Bregenzerwald Gäste-Card, Allgäu-Walser Card Info: AlpSeeHaus, Seestraße 10, D-87509 Immenstadt-Bühl, Tel. +49 8323 9988-750, E-Mail: info@naturpark-nagelfluhkette.eu, www.nagelfluhkette.info An dieser Stelle soll der neue »Zeitweg« entlang führen, mit vielen Stationen für die ganze Familie

Nach langer Vorbereitungszeit ist es soweit, die Erstellung des »Zeitwegs«, ein Themenweg oberhalb Balderschwang, konnte begonnen werden. Entlang des Weges werden viele Besonderheiten Balderschwangs für die ganze Familie erlebbar werden. Vom Geißengehege über einen Abenteuerwald bis hin zum Kräutergarten. Im Frühjahr, nach der Schneeschmelze, werden Stück für Stück alle Stationen im Gelände aufgebaut. Neben spannenden Inhalten hat das Projekt eine wei-

tere Besonderheit. Für jede der Stationen gibt es einen Themenpaten, der für Erstellung und Betrieb verantwortlich ist und sich an den Kosten beteiligt. Dies sind Touristiker und Landwirte gleichermaßen. Das von der Gemeinde und dem Naturpark ins Leben gerufene Projekt lebt die immer wieder geforderte enge Partnerschaft von Tourismus und Landwirtschaft vor. Dies war auch einer der Gründe, weshalb es über das Programm LEADER gefördert wird.

Der Naturpark im Postkartenformat Den Naturpark Nagelfluhkette kann man jetzt sprichwörtlich per Post verschicken. Das Netzwerk Alpiner Schutzgebiete, kurz ALPARC, ist ein Verbund in dem sich die Schutzgebiete der Alpen, also National- und Naturparke sowie Biosphärengebiete zusammengeschlossen haben. Die Nagelfluhkette ist auch dabei und hat dadurch die Möglichkeit bekommen, bei der sehr erfolgreichen Postkartenserie, in der sich jedes Schutzgebiet mit seinen Besonderheiten vorstellt, mitzumachen. Die Naturpark Nagel-

fluh-Postkarte ist die Nummer 69 in der Reihe und im AlpSeeHaus sowie allen Gästeinfos der Naturparkgemeinden kostenfrei erhältlich. Sie zeigt den Alpabtrieb, ein Bild von den Bergen der Nagelfluhkette sowie als typischen Vertreter der Pflanzenwelt die Arnika. Info: www.alparc.org/ressourcen/unsereveroeffentlichungen/postkartensammlung

Sitzbänke erklären die Alpwirtschaft Mit Unterstützung des LEADER-Programms wurde das Projekt »Alpvielfalt im Gunzesrieder Tal« gestartet. Es ruft die besondere Bedeutung der Alpwirtschaft für das Landschaftsbild und das Leben im Gunzesrieder Tal in Erinnerung. Entlang eines Rundwegs vom Haldertobel über die Oberbergalpe zum Bärenköpfle und wieder hinab über die Dürrehornalpe nach Gunzesried werden an mehreren Stationen spannende Informationen rund um die Alpwirtschaft von früher und heute gegeben. Zur Ruhe kommen und dabei die stimmungsvolle Alplandschaft genießen steht dabei im Vordergrund, weshalb auch tatsächlich Sitzbänke als Informationsträger gewählt wurden. Start und Ziel wird jeweils die Sennerei Gunzesried sein. Wenn sich der Winter wieder aus dem Tal zurückgezogen hat, geht’s los. Dann werden alle Stationen installiert und die Arbeitsgruppe »Regionalentwicklung Gunzesrieder Tal« kann auf ihr erstes erfolgreich umgesetztes Produkt blicken. Weitere werden folgen. Anzeige

NAGELFLUH

25


Weiteres vom Apollo folgt in der kommenden Sommerausgabe. Dann fliegt er wieder im Naturpark

Spannende Erkenntnisse über den Apollofalter Der Apollofalter (Parnassius apollo) war früher im Naturpark weit verbreitet. An vielen Stellen in der Nagelfluhkette war er anzutreffen und gehörte für Älper und Wanderer zum gewohnten Bild unserer Berge. Auch heute noch kann man ihn bei uns finden, aber er ist seltener geworden. Was sind die Gründe für den Rückgang? Welche Lebensräume benötigt die Art? Weshalb kommt er nach wie vor entlang der Nagelfluhkette vor, wohingegen er andernorts schon vielfach ausgestorben ist? Diesen Fragen ist Carolin Schwarz, Lehramtsstudentin an der Universität Ulm, in diesem Jahr nachgegangen und hat bei ihren Feldstudien im Gunzesrieder Tal Spannendes entdeckt. Es gibt ihn noch bei uns, den einzigen weltweit geschützten außertropischen Tagfalter. Auch wenn er bei weitem nicht mehr so häufig wie früher ist, haben wir noch gute Vorkommen, zum Beispiel bei der Hinteren Wieslealpe. Eine reich strukturierte Alpweide, auf der zur Flugzeit der Falter im Juli und August ein reichhaltiges Blumenangebot vorliegt, ist eine Voraussetzung. Besonders wichtig ist das Vorkommen zahlreicher Nagelfluhfelsblöcke in den Alpweiden. Wenn diese stark besonnt werden, wächst auf ihnen nämlich die Weiße Fett26

NAGELFLUH

henne, eine kleine, weiß blühende Pflanze, die zu den Dickblattgewächsen gehört. Als Raupe frisst der Apollofalter bei uns fast ausschließlich diese eine Pflanze. Ohne Fetthenne also kein Apollo. »Die Alpwirtschaft übernimmt in Sachen Apollofalter bei uns eine Schlüsselrolle. Und da ist erst mal ein großes Kompliment fällig«, sagt Carolin Schwarz. Ergänzt wird sie von Stefan Pscherer, der als Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Oberallgäu die Arbeit gemeinsam mit dem Naturpark betreut. »Viele Älpler bewirtschaften ihre Alpe mit unglaublich viel Sachverstand. Die Alpwiesen gedeihen dort am prächtigsten, wo diese traditionell bewirtschaftet werden. Es zeigt sich, dass diese Art der Bewirtschaftung die Artenvielfalt fördert. Auf großflächige Düngung, Planierung und Kalkung wird seit jeher bewusst verzichtet. Pflegliche Alpwirtschaft ist somit auch praktizierter Naturschutz.« Unter Druck kommt der Apollofalter dort, wo die Alpwirtschaft intensiver wird und eine maschinelle Bewirtschaftung beispielsweise dazu führt, dass die Nagelfluhfelsblöcke entfernt werden. Gleiches gilt für den Fall, dass sich die Alpwirtschaft aus der Bewirtschaftung

zurückzieht und die Flächen verbuschen, beziehungsweise eine Wiederbewaldung einsetzt. Um letzteres zu verhindern sind übrigens auch die Junior Ranger im Naturpark im Einsatz. Sie haben bereits beim »Schwenden«, also dem Entfernen von aufkommenden Jungbäumen auf der Alpe, geholfen.

Lehramtsstudentin Carolin Schwarz hat bei ihren Feldstudien viel über den Apollofalter im Naturpark erfahren

Fotos: Stefan Pscherer

NEUES AUS DEM NATURPARK


KURZMELDUNGEN Neuer Nagelfluh-Infopunkt im Gunzesrieder Tal Als Diplomkunsttherapeut bietet Manfred Gresser zusammen mit der Wildkräuterführerin Christa Schneider im Sommer einen WandernZeichnen-Workshop an.

Info: Nagelfluhhaus Hirsch, Gunzesried-Säge 30, D-87544 Blaichach, Tel. +49 8321 2554, Fax +49 8321 71374, E-Mail: info@nagelfluhhaushirsch, www.nagelfluhhaus-hirsch.de

Der Infopunkt befindet sich im angeschlossenen Lädchen des »Nagelfluhhaus Hirsch«, dessen Angebot aus Produkten der Region und Kunsthandwerk langsam wächst

Manfred Gresser und Doris Wesemann betreiben gemeinsam das Nagelfluhhaus Hirsch. Torten wie die »Himmlische« oder »Sommerfrische« werden hier selbst gebacken

Fotos: Thomas Niehörster, Nagelfluhhaus Hirsch

Wer sich über den Naturpark Nagelfluhkette informieren will, dem bietet sich seit kurzem eine neue Gelegenheit in der Gunzesrieder Säge. Im Cafe und Pensionsbetrieb »Nagelfluhhaus Hirsch« wurde ein Infopunkt eingerichtet, bei dem sich Wanderer, Gäste und Interessierte von der Einmaligkeit der Nagelfluhkette inspirieren lassen können. Mit Filmen, Büchern, Kartenmaterial, Tourenplanern und vielem mehr erfährt man hier allerhand über den Naturpark und seine Sehenswürdigkeiten. Der Infopunkt ist in dem sympathischen Gästehaus bestens untergebracht. Vor einem Jahr übernahm Manfred Gresser in der Gunzesrieder Säge den »Hirschen« und betreibt ihn zusammen mit Doris Wesemann unter dem Namen »Naglfluhhaus Hirsch«. Das ehemalige Gasthaus und die Gästezimmer wurden renoviert, umgebaut, modernisiert und nach einigen Monaten mit neuem »Outfit« als Cafe und Pensionsbetrieb geöffnet. Die acht Gästezimmer wurden nach Pflanzen, die im Naturpark wachsen, benannt und in deren jeweiligen Farben gestaltet, zum Beispiel Aurikel, Arnika, Knabenkraut, Kuhschelle oder Eisenhut.

Anzeigen

NAGELFLUH

27


KURZMELDUNGEN Ein unerwarteter Verkaufsschlager

1. Moorschutz ist Klimaschutz: Der Torf, der in jeder herkömmlichen Blumenerde enthalten ist, stammt aus dem Moor. Für den Abbau werden die Moore entwässert, und der zersetzte Torf geht als CO2 in die Luft. Das passiert in kürzester Zeit auch mit dem Torf, der als Gartenerde verwendet wird.

Starke Damen im Frauenmuseum Hittisau: Noch bis 27. Oktober ist im Frauenmuseum Hittisau die Ausstellung »Europäerinnen« zu sehen. Drei Jahre lang reiste die Fotografin Bettina Flitner kreuz und quer durch Europa, um »große Europäerinnen, die unseren Kontinent geprägt haben« zu fotografieren: Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen und Menschenrechtlerinnen. Frauen, die in ihrem Land und darüber hinaus Herausragendes geleistet haben. »Sie geben den Ton an, wie die englische Dirigentin Sian Edwards. Sie setzen Männer schachmatt, wie die Ungarin Judit Polgar, die beste Schachspielerin der Welt. Sie greifen nicht nur nach den Sternen, sondern fliegen gleich selber hin, wie die französische Astronautin Claudie Haigneré«, so Flitner. Die Kurzbiographien schrieb Alice Schwarzer. Begleitend zur Schau sind verschiedene Filmdokumentationen zu sehen. red Info: Frauenmuseum Hittisau, Platz 501, A-6952 Hittisau, Tel. +43 664 4355456, E-Mail: kulturvermittlung@frauenmuseum.at, www.frauenmuseum.at 28

NAGELFLUH

Info: Die aktuelle Liste der (mittlerweile über 90) Verkaufsstellen für die torffreie Blumenund Pflanzerde ist online unter www.moorallianz.de zu finden. Hobbygärtner wissen oft nicht, dass sie mit torfhaltiger Erde gärtnern

2. Moorschutz bedeutet Schutz der Artenvielfalt: Moore sind unersetzliche Lebensräume für viele seltene Tier- und Pflanzenarten, die auf diese Umgebung angewiesen sind – etwa der Sonnentau, der HochmoorGelbling oder seltene Libellen. In Mitteleuropa wurden bereits 95 Prozent der Moore entwässert und damit die speziellen Lebensräume dieser Arten zerstört.

3. Die Bestandteile der Allgäuer torffreien Blumen- und Pflanzerde, etwa der Kompost, kommen zu einem großen Teil aus dem Allgäu. Das reduziert lange Transportwege und unterstützt regionale Unternehmen. Eine sorgfältig ausgewählte Mischung hochwertiger Rohstoffe sichert die hohe Qualität, damit nicht nur die Moore, sondern auch die Gärten erblühen.

Winterfest und Abendrodeln Oberstaufen: Dass Schnee richtig Spaß machen kann, zeigen die Skigebiete am Hündle und am Imberg mit zahlreichen Angeboten wie Funpark, Pistentaxi und neu gebautem HündleSkikinderland. Am Samstag, den 25. Januar 2014 findet ab 14 Uhr das Winterfest am Kirchhang in Steibis-Ortsmitte statt. Das beliebte Abendrodeln an der Imbergbahn Steibis findet ab dem 28. Dezember bei geeigneter Witterung

jeden Samstag von 18 bis 21 Uhr, sowie am 30. Dezember, dem 2. Januar 2014, am Rosenmontag (3. März) und Aschermittwoch (5. März) statt. red INFO: Hündlebahn: Tel. +49 8386 2720, E-Mail: info@huendle.de, www.huendle.de Imbergbahn: Tel. +49 8386 8112, E-Mail: info@imbergbahn.de, www.imbergbahn.de Garantiert beschneite Pisten und gut ausgebaute Winterwanderwege warten auf die Skifahrer am Imberggebiet

Foto: www.allgaeubilder.info

Die drei Gründe fürs »torffreie Gärtnern«:

begleitenden Kampagne »torffrei gärtnern« macht die Allgäuer Moorallianz deutlich, wie leicht jeder Einzelne durch bewusstes Einkaufsverhalten den Moor- und Klimaschutz persönlich unterstützen kann. red Foto: Christine Kuchem/NABU

Allgäu: Die torffreie Blumen- und Pflanzerde der Allgäuer Moorallianz erfreut sich großer Beliebtheit – nicht nur bei den umweltbewussten Naturparkbewohnern. Mehr als 10.000 Säcke à 45 Liter sind seit dem Verkaufsstart Mitte März 2013 in den Vertrieb gelangt. Landrat und Zweckverbandsvorsitzender Johann Fleschhut: »Wir hätten diese Resonanz nicht erwartet. Das entspricht der Menge, die die Allgäuer Moorallianz mit dem Produzenten, den Einheitserdewerken Patzer aus Buchenberg, eigentlich für die kommenden drei Jahre vorgesehen hatte.« Mit der Erde sowie der


KURZMELDUNGEN Anzeigen

Gratis Brennholz über die Brennholzbörse Vorderwald: Über die neue Brennholzbörse, einer Initiative des Landesforstdienstes Vorarlberg und der Energieregion Vorderwald, haben Waldeigentümer die Möglichkeit, überschüssiges Holz an Brennholzsuchende abzugeben. Davon profitieren sowohl Wald als auch Mensch. Es gibt im Vorderwald hervorragende Wälder mit hohem Wachstum, aber nicht immer wird das gesamte verwertbare Holz daraus entfernt, beispielsweise weil ein Waldbesitzer keine Möglichkeit hat, den Schlag zu räumen. Andererseits heizen viele Vorderwälder mit Holz, besitzen aber keinen Wald, um eigenes Brennmaterial zu schlagen. Über die

Brennholzbörse können die Waldbesitzer Brennholzsuchende kontaktieren, die ihr Holz selbst aufarbeiten möchten. In der Regel dürfen diese den Schlag kostenlos verwerten. Im November findet eine Infoveranstaltung zum Thema statt. Der genaue Termin wird in Kürze auf der Homepage der Energieregion Vorderwald bekannt gegeben. red

Handwerk

Info: Als Brennholzsuchender melden Sie sich im Internet unter www.energieregion-vorderwald.at an. Die Liste der Teilnehmer und weitere Informationen zur Vorderwälder Brennholzbörse sind dort zu finden

www.fenster-feuerstein.de Mühlenstr. 5, D-87534 Oberstaufen-Weißach T: +49 8386 1346, F: +49 8386 4341

»Die Alpen sind komplett« desamt für Vermessung und Geoinformation (LVG). Als ideeller Partner unterstützte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) das Projekt von Anfang an. Die Kartenblätter werden nun im Vier- bis Fünf-Jahres-Turnus aktualisiert red Info: Die Alpenvereinskarten Bayerische Alpen kosten je 5,95 Euro für DAV-Mitglieder und 9,80 Euro für Nichtmitglieder (zzgl. Versandkosten) und können per Fax unter der Nummer +49 89 14003-911, per E-Mail an dav-shop@alpenverein.de, über die Website www.dav-shop.de oder im Buchhandel bestellt werden.

Foto:DAV_Johannes Fischer

Bayern: Die Reihe der Alpenvereinskarten »Bayerische Alpen« ist jetzt abgeschlossen. Mit der Veröffentlichung der Kartenblätter »BY 2, Kleinwalsertal, Hoher Ifen, Widderstein« und »BY 4, Allgäuer Hochalpen, Hochvogel, Krottenkopf« sind alle 22 Kartenblätter erhältlich. Sie decken den gesamten bayerischen Alpenraum ab und schließen eine vormals große Lücke in der Karten-Landschaft. Sehr praktisch ist die Verzeichnung der Wald-Wild-Schongebiete sowie empfohlene Auf- und Abstiegsrouten für Wintersportler. Die Reihe entstand in einer Kooperation zwischen dem Deutschen Alpenverein (DAV) und dem Bayerischen Lan-

Die »Macher« des Kartenwerkes (v.l.n.r.): Professor Dr. Walter Welsch (DAV), Johann Zahn (LVG, kniend), Ludwig Wucherpfennig (DAV-Vizepräsident), Walter Henninger (ehemals LVG), Dr. Heinrich Gleixner (LVG), Finanzstaatssekretär Franz Josef Pschierer (MdL), Hanspeter Mair (DAV), Dr. Klement Aringer (Präsident des LVG)

NAGELFLUH

29


KURZMELDUNGEN Foto: Vorarlberg Tourismus

Vorarlberg in Etappen entdecken Vorarlberg: Seit diesem Sommer führt ein neuer Rundwanderweg mitten durch Vorarlbergs Naturlandschaft: »Min Weag« ist Vorarlberger Dialekt und bedeutet »Mein Weg«. Entwickelt wurden die bisher 31 Etappen von Vorarlberg Tourismus in Zusammenarbeit mit heimischen Bergführern. Verschiedene Themen begleiten die Routen, zum Beispiel das Wirken der Bregenzerwälder Barockbaumeister oder der Aufstieg und Fall der Wälder Käsebarone.

Der neue Rundwanderweg führt von Bregenz über das Rheintal und den Bregenzerwald zum Tannberg und von der Silvretta über den Verwall (hier zu sehen) und den Rätikon wieder zurück ans Ufer des Bodensees

Der Rundweg steht online auf der Website von Vorarlberg Tourismus zur Verfügung. Jede Einzeltour kann online ausgewählt, betrachtet und ausgedruckt werden. red Info: Vorarlberg Tourismus GmbH, Poststraße 11, Postfach 99, A-6850 Dornbirn, Tel. +43 5572 377033-23, Fax +43 5572 377033-5, E-Mail: andrea.masal@ vorarlberg.travel, www.vorarlberg.travel

Krumbach: Exakt nach 120 Jahre alten Vorbildern hat der Oberstaufener Fensterbauer Herbert Feuerstein sogenannte »Ruckerfenster« für ein Krumbacher Bauernhaus gefertigt. Als Ruckerfenster bezeichnete man im Bodenseeraum früher die kleinen Lüftungsflügel an den Fenstern der Bauernhäuser. Da diese in einer einfachen Holznut geführt waren, »ruckelten«

sie beim Schieben zuweilen etwas, was ihnen ihren einprägsamen Namen verlieh. Die so entstandenen Fenster entsprechen sicher nicht den heutigen Standards in Sachen Wärmeschutz oder Bedienkomfort. Dem Bauherrn, so Feuerstein, war das durchaus bewusst. Er habe es jedoch zugunsten der Originaltreue in Kauf genommen. red

Heißer Tipp für kalte Tage

Biotop auf dem Firmengelände Deutschland: Unternehmen sollen auf ihrem Firmengelände Lebensräume für Tiere und Pflanzen bereitstellen und so die biologische Vielfalt schützen. Das ist das Ziel eines neuen Gemeinschaftsprojekts des Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz. Mindestens 20 Firmen sollen einen »Biodiversity Check« durchführen, der die konkrete Bedeutung der biologischen Vielfalt für das Unternehmenshandeln herausarbeitet. Bis zu zehn Unternehmen mit entsprechend großen Firmengeländen werden dann ausgewählt

Immenstadt: Rodler kommen in der Alpsee Bergwelt zwischen Immenstadt und Oberstaufen so richtig in Fahrt. Deutschlands längste Ganzjahres-Rodelbahn, der »Alpsee Coaster«, bietet sechs bis zehn Minuten Fahrspaß über knapp drei Kilometer Länge. Wer es klassischer mag, für den sind die Naturrodelbahnen mit 3,5 und 4,5 Kilometern Länge vielleicht das Richtige. Beide Bahnen werden bei entsprechender Schneelage täglich maschinell präpariert, die passenden Schlitten können vor Ort ausgeliehen werden. Auch das beliebte Nachtrodeln bis 21 Uhr findet während der Wintersaison in den Ferien wieder jeden Samstag und Mittwoch statt. red

NAGELFLUH

Wieder ein Leuchtturmprojekt in der Naturparkgemeinde Krumbach: Bauernhaus mit Ruckerfenstern

und bei der Planung und Umsetzung einer naturnahen Gestaltung der Flächen unterstützt. »Viele Unternehmen besitzen ungenutzte Flächen auf ihrem Firmengelände, die sich mit wenig Aufwand in wertvolle Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen verwandeln lassen«, heißt es im Bundesumweltministerium. »Das ist gut für die biologische Vielfalt, aber es kann auch den Arbeitsplatz verschönern und die Unterhaltskosten des Betriebsgeländes senken.« Die Ergebnisse des Projekts werden Mitte des Jahres 2016 vorgestellt. red

Riefensberg: Beim Wanderweg von der Parzelle Auen in Richtung Hagspiel, einige Meter vor der Grenze zu Deutschland, können Spaziergänger in ein Stück Geschichte eintauchen. In Riefensberg gab es vom 17. bis ins 19. Jahrhundert einige Mühlen. Von einer dieser Mühlen, der so genannten Auen-Mühle (auch LexaMühle genannt) wurde im Sommer 2010 der rund 300 Jahre alte Mühlstein von Wilhelm Willi sowie Altbürgermeister Leopold Willi gefunden und geborgen. Unter einer Schautafel, auf der die Funktion und die Geschichte des Steines erläutert wird, ist der massive Mühlstein ausgestellt. red Der 300 Jahre alte Mühlstein der Auen-Mühle

Foto: Gemeinde Riefensberg

Ein schweres Stück Geschichte

Foto: Alpsee Bergwelt GmbH

Durch Kurven, Brücken und Tobel geht es mit dem »Alpsee Coaster« von der Bergstation hinab ins Tal

30

Foto: Fensterbau Feuerstein

Ein Original im Bregenzerwald


Anzeigen

NAGELFLUH

31


Was machen die

Tiere im Winter? Wenn es kalt wird, kommt es einem oft so vor, als gäbe es viel weniger Tiere in unserer Region als im Sommer. Das liegt daran, dass sich viele in ihren Unterschlupf zurückziehen, um Winterschlaf zu halten. Doch was tun denn eigentlich die Naturparkbewohner, die den Winter nicht verschlafen? Fische Sie zehren im Winter von Fettreserven, die sie sich über den Sommer hinweg angefressen haben, sowie von verbl iebenen Pflanzen und Insekten, die sie noch im Wasser finden können. Sie passen ihre Körpertemperatur der des Wassers an. Da Gewässer im Winter meist am Grund am wärmsten sind, halten sich die Fische vorwiegend dort unten auf.

Erdkröte

In frostsicheren Verstecken in Wäldern gräbt sie sich in die Erde ein. Nach der Schneeschmelze suchen sie ihren Geburtsort auf und legen dafür oft weite Strecken zurück.

Alpenschneehuhn Es hat komplett befiederte Füße, die wärm eres und einfacheres Laufen auf Schnee ermöglichen. Sein Gefie der wird im Winter reinweiß und tarnt dadurch zum Beispiel vor Steinadler-Angriffen. Es fliegt möglichst wenig und nimmt öfter s eine »Kugelform« ein. Die Nächte verbringt das Schneehuhn in Schneehöhlen, tagsüber hält es sich im Windschatten von Felsen und Schneekanten auf.

tern« gefüttert, Im Winter werden viele Rothirsche in »Wintergat Wintern eine kalten in n damit sie keine Bäume anfressen. Sie könne chlag und Herzs en nehm dabei en, einleg Art kurzen Winterschlafes Schlaf diesem aus leicht jedoch ken schrec Sie ab. Körpertemperatur Menvon dabei sie hoch und ergreifen panisch die Flucht, wenn von icht Rücks dere beson hier ist schen gestört werden, deshalb ert. geford rern Skifah und Winterwanderern

Tannenmeise Sie muss täglich 30 Prozent ihre s Körpergewichts an Nahrung zu sich nehmen, um zu überleben, was im Winter sehr schwierig ist. Bei langen Kälteperioden sterben dah er viele von ihnen. Zur bes seren Erkennung von Feinden und um Energie zu sparen bildet sie ihm Winter mit anderen Meisen und Goldhähnchen Gemeinschaften .

Fotos: Angelika Wolter/pixelio.de, Johann Piber/pixelio.de, Dave Menke

Rothirsch

Alpensalamander In frostfreien Felsspalten, Mäuselöchern, unter Steinen oder totem Holz liegt sein Rückzugsgebiet im Winter. Bei wärmer werden den Temperaturen werden die Salamander wieder aktiv.

Hase

hs hat er ein dichtes, gut Wie Reh, Hirsch und Fuc sammen mit einer zuisolierendes Winterfell. Zu t diese vor der Kälte. ütz sch cht sätzlichen Speckschi

Schmetterlinge

Art: Die meisSie begegnen dem Winter auf ganz unterschiedliche Spalten ihre n kleine in lassen und Frost ten sterben beim ersten im Puppenintern überw re Ande k. zurüc n Raupe kleine Eier oder trockenes oder Zweig als stadium an einen Ast geklebt, getarnt produzieund u senba Amei im intern Blatt. Manche Raupen überw ckt. schme sen Amei den der Saft, süßen einen ren als »Miete«


Bienen Im Sommer werden Bienen nur sechs Wochen alt und würden den Winter nicht überleben. Doch es gibt spezielle Winterbienen im Bienenvolk, welche sechs Monate alt werden können. Sie bleiben den ganzen Winter über im Bienenstock und wärmen sich zwischen den Waben gegenseitig mit ihren Körpern. Im Frühling schlüpfen dann wieder neue kurzlebige Sommerbienen.

Alpendohle

nt, dass sie vom Menschen Als intelligenter Rabenvogel hat sie geler urants, Alphütten oder resta Berg in Futter beziehen kann (vor allem oft bis ins Tal. Bei alb desh sie t flieg ter Win Wanderwegen). Im . Schneefall bleibt sie dann einfach dort

Fotos: Ulrich Velten/pixelio, Kurt/pixelio, Volker Wille

Mensch

Strickim Sommer, geschützt durch Ist im Winter ebenso aktiv wie die gen täti bes men nah Aus en. neekett mützen, Handschuhe und Sch se, wei zeit n ist bekannt, dass sie sich Regel: Von einigen Exemplare zieück zur pf hlu fer, in ihren Untersc ähnlich wie viele Winterschlä sen Taschentüchern und vielen Tas mit t dor e Tag rere hen und meh Hustentee verbarrikadieren.

Ameise Die Temperaturen im Ameisenbau sinken im Winter unter null Grad Celsius. Die Ameisen verfallen dann in eine Art Kältestarre, verbrauchen so gut wie keine Energie und halten bis zu zwölf Grad minus aus.

Eichhörnchen

Fotos: Thomas Niehörster

n oder in der Erde. Im Herbst verstecken sie Nüsse in Baumhöhle polstert, warm ausge em bequ an, Dann legen sie sich Winternester und wickeln men zusam sich sie rn kaue Dort und vor allem trocken. den langen Schwanz wie eine Decke um sich.

Steinadler Einige für ihn wichtige Beutetiere halte n Winterschlaf oder Winterruhe. Er findet häufig junge oder kran ke Tiere, etwa Gämsen und Birkhühner, kann aber auch zwei Woc hen lang ohne Nahrung auskommen. Steinadler verbrauchen bei kalten Temperaturen weniger Energie und müssen pro Tag nur drei bis vier Prozent ihres Körpergewichts fressen, also rund 200 Gram m.

Rücksicht ist im Winter besonders wichtig

Info: Noch mehr erfinderische Arten und Methoden, wie Wildtiere der Kälte trotzen, kann man in der Erlebnisausstellung im AlpSeeHaus entdecken. Im Winter-Suchspiel haben sich zahlreiche Wald-, Wiesen- und Alpenbewohner in ihren Unterschlupf zurückgezogen – sie alle zu finden, ist gar nicht so einfach.

Zur kalten Jahreszeit sind viele Tiere, wie das Schneehuhn oder Rotwild, besonders empfindlich (siehe auch S. 19 bis 21). Sie müssen Energie sparen, weil sie nicht so viel zu fressen finden. Störungen können jetzt fatale Folgen haben, wie Verbissschäden an jungen Bäumen oder sogar den Tod der panisch in die Kälte flüchtenden Tiere. Kampagnen wie »RespekTIERE deine Grenzen« und »Skibergsteigen umweltfreundlich« zeigen Ratschläge auf, wie man sich als Mensch zu dieser Zeit rücksichtsvoll gegenüber Schneehase und Co. verhält. Diese findet man im Internet oder auch in der Herbstausgabe 2012 des Nagelfluhmagazins.

NAGELFLUH

33


Die Anwälte der Natur feiern im AlpSeeHaus

Seit hundert Jahren stellt sich der Bund Naturschutz schützend vor Bayerns Landschaft und seine natürlichen Lebensgrundlagen. In Schwaben hat er sich mit aktuell zehn Kreisgruppen und knapp 25.000 Mitgliedern als »grünes Gewissen« der Region etabliert. Ihr Jubiläum feierten die schwäbischen Natur- und Umweltschützer am 28. Juli rund um das Naturerlebniszentrum Allgäu im AlpSeeHaus bei Immenstadt

D

erlebniszentrums Allgäu (NEZ) im Alpseehaus als Umweltstation durch das bayerische Umweltministerium. Bereits im ersten Jahr nach der Aufnahme der Arbeit im Frühjahr 2012 nahmen über 8000 Personen an über 350 Veranstaltungen des NEZ teil. In Zusammenarbeit mit vielen Partnern allgäuweit engagiert sich das NEZ dafür, das Umweltbewusstsein von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch Umweltbildungsmaßnahmen wie Familiennachmittage oder Ferienprogramme zu stärken und einen umweltverträglichen und nachhaltigen Tourismus zu fördern. Die Basisarbeit der Ortsgruppen besteht seit Jahrzehnten meist aus Natur- und Artenschutzprojekten vor Ort, wie dem Amphibienschutz im Frühjahr oder die Pflege von wertvollen Grundstücken. Seit den 1970er-Jahren kauft der Bund Naturschutz Biotopgrundstücke in Schwaben an. Insgesamt haben die schwäbischen BN-Kreisgruppen in den vergangenen 40 Jahren rund 500 Hektar Naturschutzflächen gekauft oder gepachtet, die regelmäßig gepflegt werden.

Es wächst und wuselt so allerhand auf einer gesunden Streuwiese – bei einer geführten Exkursion lässt sich viel davon entdecken

Die Junior Ranger erkunden spielerisch ihren Naturpark – mit solchen Angeboten fördert das Naturerlebniszentrum Allgäu früh das Bewusstsein für Naturschutz

Fotos: Dominik Ultes, Volker Wille, Bund Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu

iese Feier nahm Umweltminister Huber zum Anlass, dem BNNaturerlebniszentrum Allgäu die Urkunde zur staatlichen Anerkennung als Umweltstation zu überreichen. Um dieses Siegel zu bekommen, müssen hohe Qualitätsmerkmale der Umweltbildung eingehalten werden. Nach seiner Gründung 1913 war der Bund Naturschutz bereits in den 1920er-Jahren mit Bezirksgruppen in ganz Schwaben aktiv. So wurden überall in der Region alte Bäume kartiert und auf Anregung der ersten Bezirksgruppen unter Schutz gestellt. Auch in der Umweltbildung war der Bund Naturschutz seit seiner Gründung aktiv. Zahlreiche Exkursionen in die ersten Schutzgebiete, wie das Ammergebirge, das erste Naturschutzgebiet Schwabens, oder andere wertvolle Naturlandschaften zeigen das. In vielen Kreisgruppen entwickelte sich ab den 1970er-Jahren ein umfangreiches Umweltbildungsprogramm für Alt und Jung. Die Krönung der Umweltbildungsaktivitäten des Bund Naturschutz in Schwaben ist die Anerkennung des Natur-

34

NAGELFLUH


Anzeigen

Beim Mooraktionstag 2011 renaturierten Bund Naturschutz, Stadt Immenstadt, Forstbetrieb Sonthofen und die Kreisjugendfeuerwehr Oberallgäu aufwendig das Werdensteiner Moos bei Immenstadt

In Bayern wurde der Biber nach vollständiger Ausrottung durch eine Wiederansiedlung in den 1960er-Jahren wieder heimisch. Zur Lösung von Konflikten mit Landnutzern hat der BN ein Bibermanagement erarbeitet

NAGELFLUH

35


JUWELEN DES NATURPARKS

Das Reich der Drachen und wilden Fräulein Sturmannshöhle Obermaiselstein Lange Zeit waren es nur Anekdoten und Schauermärchen, die von der Sturmannshöhle erzählten. Da trieben die Höhlenfräulein Maringga, Tschudre Mudre, Ringgede Bingge und Stuzze Muzz ihr Unwesen, und ein Höhlendrache und manch böser Geist benutzen die finsteren Löcher als Wohnstätte

I

m Jahre 1815 versuchte der Allgäuer Heimatforscher Dr. Geiger als erster die Sturmannshöhle zu erkunden, besonders weit kam er jedoch nicht. Ebenso erging es dem Revierförster Wacker aus Fischen, dem bei seiner Expedition beinahe die Luft ausgegangen wäre, »da seine Begleiter sich hatten einfallen lassen, am Höhleneingang ein Feuer zu entzünden.« Von 1854 bis 1886 folgten weitere Versuche von mehreren tapferen Forschern und Abenteuerlustigen, doch keiner schaffte es, die Sturmannshöhle vollends zu erobern. Erst dem Obermaiselsteiner Lehrer Franz Xaver Epplen gelang es im Jahr 1904 mithilfe einer damals sehr modernen Azetylenlampe weiter in die Höhle vorzudringen. Daraufhin meldeten sich neun Obermaiselsteiner freiwillig und gründeten einen Höhlenbauverein, um die Höhle für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Sommer 1906 hatten bereits fast 3000 Besucher mit Kerzen ausgerüstet die Höhle erkundet. Mancher drehte bereits auf halber Strecke wieder um, denn der flackernde Kerzenschein, der kühle Luftzug und 36

NAGELFLUH

Ein 287 Meter langer Führungsweg führt durch verschiedene Abteilungen der Sturmannshöhle

die alten Sagen über die Bewohner der Sturmannshöhle sorgten doch immer noch für manche Gänsehaut. Im Laufe der Jahre, mit der vollständigen elektrischen Ausleuchtung der Höhle und dem Anlegen von Treppenstufen, die rund 300 Meter ins Erdinnere führen, legte sich diese Beklemmung. Vom »Törle« aus geht es heute durchs »Drachentor« zum »Theater«, zum 30 Meter hohen schlotförmigen »Adlerschacht«, um anschließend über den »Höllenrachen« den Endpunkt »Höhlenkessel« zu erreichen. Heute ist die 120 Millionen Jahre alte Sturmannshöhle mit rund 50.000 Besuchern im Jahr eine der beliebtesten Natursehenswürdigkeiten der Region – und eines der spannenden Juwele in unserem Naturpark Nagelfluhkette. ve Info: Obermaiselstein Tourismus, Am Scheid 18, D-87538 Obermaiselstein, Tel: +49 8326 277, E-Mail: obermaiselstein@hoernerdoerfer.de, www.obermaiselstein.de


Die Sturmannshöhle ist die einzige Spalthöhle im Allgäu, das heißt, sie zeigt im gesamten Verlauf einen spaltförmigen Querschnitt auf

Ein empfehlenswerter Wanderweg zur Höhle erzählt in Schrift und fantasievollen Skulpturen von den Sagen, die sich vor langer Zeit um das Erdloch rankten

Führungen durch die Sturmannshöhle Dauer ca. 30 Minuten Sommer (Mai bis Anfang November): 9.30, 10.30, 11.30, 12.30, 13.30, 14.30, 15.30, 16.30 Uhr Winter (25.12. bis Sonntag nach Ostern): Jede volle Stunde von 11 bis 16 Uhr Im Winter Montag und Dienstag geschlossen, außer in den Weihnachts- und Osterferien Eintrittspreise Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 3 Euro, Kinder (6 bis 14 Jahre, darunter frei) 2,50 Euro

Fotos: Manuel Geimer, Volker Wille, Obermaiselstein Tourismus

Aufgrund der künstlichen Beleuchtung haben sich an den Felswänden vereinzelt Farne und Moose angesiedelt, die ohne Licht nicht bestehen könnten

37


SPIEL & SPASS

l gesehen, hon einma sc u agt der d st a »H n wird?«, fr re o b e g n e bch ie denn?« wie ein Käl itz. »Nein, w Fr n e r Kopf, in e kl e, dann de in e Bauer den rb e rd men die Vo er und zum »Zuerst kom ultern und der Körp h Sc begeistert: t dann die e.« Fritz is in e rb te in H lles wieSchluss die astelt das a b r e w d n »Toll, u men?« der zusam Treffen sich zwei Mäuse und plaudern. Auf einmal fliegt eine Fledermaus vorbei. Da sagt die eine Maus zur anderen: »Wenn ich groß bin, werd ich auch Pilot!«

de

r!

er am i Zahnstoch Gehen zwe ein paar h ac N . n aziere vorbei. Da e Waldrand sp n el an ih n Ig in : e ft ap m anderen Minuten st reichholz zu ht, dass St e in e as sagt d ar nic wusste ja g »Klasse, ich hren!« fa e ss u hier auch B

Lach mal wie

Ein dicker un d ein dünner Rothirsch tre ffen sich. Sagt »Wenn man der Dicke: dich anguckt, könnte man meinen, eine glatt Hungersnot is t ausgebroch Darauf der D en!« ünne: »Und w enn man dich anschaut, kö nnte man m einen, du bist schuld da ran!«

ld. sich nachts im Wa Zwei Jäger verirren r. »Vielleicht vo e ein r de gt hlä huss ab«, sc n Rat. Keine de lgt fo »Gib doch einen Sc .« Der zweite be ter ch lei ein nn da s r erste auf. Wieder findet man un al!«, fordert ihn de m ch gt no än ß dr hie «, ss! »Sc Reaktion. h einen Schu ine Reaktion. »Noc Schuss, wieder ke ortet der Schütze, tw an , ir leid« sein Freund. »Tut m zter Pfeil.« »das war mein let

52

53

51 Über meinen Anblick freuen sich die Menschen im Naturpark 50 Nagelfluhkette ganz besonders – das ist kein 49 Wunder, bin ich doch sehr, sehr selten gewor48 den und stehe deshalb auch unter strengem 47 Schutz. Auf sonnigen Alphängen fühle ich mich pudelwohl. Weil ich mit meiner roten Punktezeichnung so ein hübscher Anblick bin, wurde ich sogar nach einer griechischen Gottheit benannt. Ein Foto von mir findest du in diesem Magazin. Kennst du meinen Namen?

Anzeige

38

NAGELFLUH

54

9

55

11

10

12

8

56 57

13

7

14

1

58 62 2 6 3 61

15

59 60 4 5

46

16 17

19

45

18 20

44

43

35 34

42

41

37 40

39 38

33 31 36 28 32

21

29 30

22 23

27 26 25

24

Antwort: Apollofalter

Wer bin ich?


Anzeigen



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.