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Arbeiten in Industriebetrieben

Monika Kicman, geb. 1912 in Warschau, Polen „Die Bahnstation, an der wir ankamen, hieß Hameln. Wir wurden durch die Stadt in einer Kolonne geführt. Man spürte die hasserfüllten Blicke der Passanten und ab und zu hörte man: ‚Polnische Banditen‘. Als erstes wurden wir fotografiert und bekamen Nummern. Die nächste Etappe war das Arbeitsamt. Gleich auf der Straße suchten sich die Deutschen die Arbeitskräfte aus. Sie schauten sich unsere Hände darauf an, ob man arbeitsfähig war.“

Arbeiten in Industriebetrieben

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Wegen ihrer Herkunft, Sprache, Kultur und der häufig fehlenden Ausbildung galten Polen und „Ostarbeiter“ den Betrieben als minderwertig. Die Arbeitskräfte aus dem Osten wurden nur kurz angelernt. Sprachprobleme, Schwäche und Müdigkeit, bedingt durch schlechte Ernährung und Unterbringung, führten zu zahlreichen Arbeitsunfällen. Während für Deutsche der 8-Stundentag galt, mussten Polen und „Ostarbeiter“ in 12-Stunden-Schichten arbeiten. Arbeitsschutzbestimmungen hatten für sie keine Geltung. Polen hatten von April 1941 bis Kriegsende eine Urlaubssperre; „Ostarbeiter“ hatten keinen Anspruch auf Urlaub.

Während in den Lagern der französischen Kriegsgefangenen Konzerte, Theater und Sport möglich waren, hausten die Menschen aus dem Osten in überfüllten Baracken, aber auch in Kellern und auf Dachböden. Die Enge ließ Privatheit nicht zu.

Die Ernährung war nie ausreichend und insbesondere für die sowjetischen Lagerinsassen so schlecht, dass diese jahrelang dem Hunger ausgeliefert waren. Ebenso wenig wie Lebensmittelkarten erhielten sie Bezugsscheine für Kleidung. „Ostarbeiter“ fielen im Straßenbild durch zerlumpte Kleidung auf. Ein besonderes Problem stellte das Schuhwerk dar. Wer nicht barfuss lief, musste klobige und unbequeme Holzpantinen tragen. Die Geräusche, die sie verursachten, waren ihr Erkennungszeichen.

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