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Open-Source-Design: vom Schiffscontainer zur Intensivstation

CURA Open-Source-Design: vom Schiffscontainer zur Intensivstation

Nur vier Wochen nach dem Start von CURA – einer globalen Open-Source-Initiative, die darauf abzielt, Frachtcontainer in anschlussfertige Intensivstationseinheiten für COVID-19-Patienten umzuwandeln – wurde die erste Einheit fertiggestellt und mit Unterstützung von UniCredit in einem provisorischen Krankenhaus in Turin, Italien, aufgestellt. Jeder CURAContainer lässt sich genauso schnell installieren wie ein Krankenhauszelt, ist aber dank der Bioabdichtung mit Unterdruck genauso sicher wie eine herkömmliche Isolierstation. Weitere Einheiten werden derzeit in anderen Teilen der Welt errichtet.

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Intensivstationseinheiten (noch) als Simulation © CRA-Carlo Ratti Associati/Italo Rota

COVID-19-Pandemie

Während sich die COVID-19-Pandemie weltweit weiter ausbreitet, wurde der erste Prototyp eines Open-SourceProjekts zur Errichtung von anschlussfertigen Intensivstationen (ICU) aus einem umgebauten Frachtcontainer gebaut und in einem Krankenhaus in Italien aufgestellt. CURA (was für »Connected Units for Respiratory Ailments« steht und gleichzeitig »heilen« auf Lateinisch bedeutet) bietet eine schnell umzusetzende Lösung zur Erweiterung von Notaufnahmeein

richtungen und zur Entlastung der Gesundheitssysteme bei der Behandlung von Corona-Patienten. Eine CURAEinheit soll dabei genauso schnell aufgebaut werden können wie ein Lazarettzelt und dank der umfassenden Bioabdichtung so sicher sein wie eine herkömmliche Isolierstation. Das erste CURA-Modul nahm ab 19. April 2020 die ersten Patienten in einem provisorisch errichteten Krankenhaus im norditalienischen Turin auf, einer der am stärksten von der Pandemie betroffenen Regionen der Welt.

Internationale Arbeitsgruppe

Das CURA-Modul wurde in nur vier Wochen von einer internationalen Arbeitsgruppe entwickelt und produziert. Zu dieser Gruppe gehören u.a. die Planer des Büros Carlo Ratti Associati in Zusammenarbeit mit Italo Rota, die Ingenieure von Jacobs und für die Lieferung der medizinischen Geräte das Medizintechnikunternehmen Philips. Der erste Prototyp in Turin wurde mit finanzieller Unterstützung der europäischen Bank UniCredit entwickelt. Das CURA-Projekt wird auch vom Weltwirtschaftsforum unterstützt (COVID19-Aktionsplattform und die Plattform für Städte, Infrastruktur und städtische Dienstleistungen). In den letzten Wochen haben sich die Krankenhäuser in den am stärksten von COVID-19 betroffenen Ländern besonders darum bemüht, die Anzahl an Intensivstationsbetten zu erhöhen, um die wachsende Zahl von Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen aufnehmen zu können, die beatmet werden müssen. Unabhängig davon, wie sich die Pandemiesituation weiterentwickeln wird, ist davon auszugehen, dass in den nächsten Monaten weltweit mehr Intensivstationen benötigt werden. Mit CURA soll die Effizienz der bestehenden Lösungen für die

Schnitt © CRA-Carlo Ratti Associati/Italo Rota

Grundriss © CRA-Carlo Ratti Associati/Italo Rota

Gestaltung von Feldlazaretten verbessert werden, indem ein kompaktes Intensivpflegemodul erstellt wird, das schnell einsatzbereit ist und dem medizinischen Personal einen sicheren Arbeitsort bietet.

Projekt und Umsetzung

Jede Einheit wird in einem 20-FußISO-Container untergebracht, der mit einer Biocontainment-Ausrüstung ausgestattet ist. Ein Abzugsgerät erzeugt im Inneren einen Unterdruck, um die Norm für Isolationsräume für luftübertragene Infektionen (Airborne Infection Isolation Rooms AIIRs) zu erfüllen. Zwei an den gegenüberliegenden Seiten des Containers eingefügte Glasfenster ermöglichen es den Ärzten, sich jederzeit von innen und von

Axonometrie © CRA-Carlo Ratti Associati/Italo Rota

außen ein Bild vom Status der Patienten machen zu können. Außerdem bietet es auch Besuchern die Möglichkeit, ihre Verwandten auf eine sicherere und menschlichere Art und Weise zu sehen. Jeder Container funktioniert autonom und kann umgehend an jeden Ort der Welt verschickt werden. Er kann sehr leicht an die Anforderungen der örtlichen Gesundheitsinfrastruktur angepasst werden.

Das erste CURA-Modul wurde für das provisorische Krankenhaus gebaut und installiert, das von der italienischen Gesundheitsbehörde im ehemaligen OGR-Industriekomplex in der Stadt Turin eingerichtet wurde (weitere Informationen über das Krankenhaus finden Sie unten). CURA bietet Intensivstationsplätze für das Krankenhaus, welches über etwa 90 Betten für Corona-Patienten verfügt. Das Modul umfasst die gesamte medizinische Ausrüstung, die für zwei Intensivpatienten benötigt wird, einschließlich der Beatmungsgeräte und Monitore sowie der Ständer für Infusionen und die Spritzenpumpen. Die Einheit wird mit dem Rest des Krankenhauses durch eine aufblasbare Konstruktion verbunden, die zugleich als Lager- und Umkleideraum dient. Gegebenenfalls kann die aufblasbare Einheit auch zur Verbindung mehrerer Container verwendet werden, um verschiedene modulare Bauweisen zu ermöglichen, entweder direkt an einem Krankenhaus oder auch als selbstständiges Feldlazarett. Das CURA-Modul wurde als OpenSource-Projekt entwickelt. Seine technischen Spezifikationen, Zeichnungen und Konstruktionsunterlagen sind unter https://curapods.org/open-sourcefiles für jedermann online zugänglich. Dieses gemeinsame Vorhaben bot auch die Gelegenheit, neue Methoden für die internationale Planungszusammenarbeit zu testen. Seit dem Start des Projekts Ende März haben mehr als zweitausend Personen ihr Interesse bekundet und sich beim CURA-Team gemeldet, um an dem Projekt teilzunehmen, es nachzuahmen oder technische Ratschläge zu geben. Während der erste Prototyp gerade in Italien in Betrieb genommen wird, werden bereits weitere Einheiten in anderen Teilen der Welt, von den Vereinigten Arabischen Emiraten bis Kanada, gebaut.

Zugangsbereich als Zeltkonstruktion © Max Tomasinelli

Monitor und Infusionsständer © Max Tomasinelli

Provisorisches Krankenhaus in Turin

Das erste von UniCredit gesponserte CURA-Modul wurde im provisorischen Krankenhaus des OGR in Turin, Italien, gebaut und aufgestellt. Als COVID-19 die norditalienische Region Piemont traf, wurde im OGR-Komplex (Officine Grandi Riparazioni) in Turin ein provisorisches Krankenhaus eingerichtet. Das Projekt ist das Ergebnis eines Abkommens, das zwischen der Region Piemont, der Prefettura di Torino, der Comune di Torino, der Società OGR-CRT und der Fondazione CRT vereinbart wurde. OGR ist im Besitz der Fondazione CRT, die den ehemaligen Industriekomplex vor einigen Jahren zu einem Kultur- und Technologiezentrum umgestaltet und ihn nun kostenlos für den Bau des Behelfskrankenhauses zur Verfügung gestellt hat. Der Umbau wurde von der Fondazione Compagnia di San Paolo finanziert. Die Bauarbeiten begannen am 6. April 2020 und wurden von der Genio Infrastrutture der italienischen Luftwaffe und der Protezione Civile unter der Koordination des Krisenstabs der Region Piemont geleitet. Das Krankenhaus erstreckt sich über eine Fläche von rd. 8.900m² und verfügt über 92 Betten.

mitgewir –

kende CRA-Carlo Ratti Associati zusammen mit Italo Rota (Entwurf und Innovation) Humanitas Research Hospital (Medizintechnik) Policlinico di Milano (Medizinische Beratung) Jacobs (Alberto Riva – Generalplanung, Entwurf, Konstruktion und logistische Unterstützung) MIT Senseable City Lab (Forschung) Studio FM Milano (Visuelle Identität & Grafikdesign) Squint/Opera (Digitale Medien) IEC Engineering (Fulvio Sabato – Sicherheit und Zertifizierung) Alex Neame vom Team Rubicon UK (Logistik) Ivan Pavanello von Projema (MEP Engineering) Dr. Maurizio Lanfranco von Ospedale Cottolengo (Medizinische Beratung) Philips (Lieferung medizinischer Geräte) Gruppo Boero (Farben und Lacke) Mit Unterstützung des Weltwirtschaftsforums: COVID-19-Aktionsplattform und die Plattform für Städte, Infrastruktur und städtische Dienstleistungen.

QUELL E http://www.CURApods.org/

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