DOK09 Katalog

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52. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm DOK Festival & DOK Industry www.dok-leipzig.de

26.10.–01.11.2009

FESTIVALKATALOG



52. Internationales Leipziger Festival fĂźr Dokumentarund Animationsfilm 52nd International Leipzig Festival for Documentary and Animated Film

26.10.–01.11.2009


Inhalt Content

Inhalt Content Editorial

Zum Geleit Preface

Dokumentarfilm Documentary Films 6

Internationaler Wettbewerb International Competition

21

Preise Awards

10

Deutscher Wettbewerb German Competition

39

Jurys Juries

11

Internationaler Nachwuchswettbewerb – Generation DOK International Young Talent Competition – Generation DOK

53

Team 2009 Team 2009

19

Internationales Programm International Programme

73

Register Index Register Regie Index Directors

280

Register englische Titel English Title Index

283

Register Originaltitel Original Title Index

286

Länderregister Country Index

289

Impressum Imprint

292

4

Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989 Retrospective: Joris Ivens 1898–1989

125

Sonderreihen Dokumentarfilm Special Programmes Documentary Film

137

Transit ’89. Danzig–Leipzig–Bukarest Transit ’89. Gdan´sk–Leipzig–Bucharest

138

T.I.A. – This is Africa T.I.A. – This is Africa

150

Breathless – Dominance of the Moment Breathless – Dominance of the Moment

164

Mein Leben in Sicherheit My Life in a Safe Place

170

Doc Alliance Selection Doc Alliance Selection

174

Best of MDR Best of MDR

182


Animationsfilm Animated Films

Specials Specials

Internationaler Wettbewerb International Competition

185

Internationales Programm International Programme

201

Documentary Campus Masterschool Documentary Campus Masterschool

252

Internationales Panorama International Panorama

202

GZ DOC und GDA GZ DOC und GDA

256

Animadok Animadoc

213

MDR/Redaktion Zeitgeschehen MDR/Redaktion Zeitgeschehen

258

Neue Deutsche Animation New German Animation

217

Ottonia Media Ottonia Media

259

Animation für Kinder Animation for Kids

223

FilmFestival Cottbus FilmFestival Cottbus

260

Pink Elephants Pink Elephants

229

Fokus Sachsen Focus Saxony

262

Polnisches Institut Polish Institute

263

Sonderprogramme Animationsfilm Special Programmes Animated Film

Special Screenings Special Screenings

Special Events Special Events

251

Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989 The Undaunted Ones – GDR Animation Filmmakers after 1989

230

265

Retrospektive Andrei Chrschanowski Retrospective Andrey Khrzhanovskiy

241

Meisterklasse mit Niels Pagh Andersen Master Class with Niels Pagh Andersen

266

Die portugiesische Seele The Portuguese Soul

247

Meisterklasse mit Andrei Chrschanowski Master Class with Andrey Khrzhanovskiy

267

DOK Summit – Abschied vom Fernsehen? DOK Summit – Farewell to Television?

268

DOK Summit – Wer ist die Beste im Netz? DOK Summit – Who is the Best on the Internet?

269

DOK Summit – Geschichte wird gemacht DOK Summit – Making History

270

DOK Summit – Blick – Gegenblick. Afrika und Europa … DOK Summit – Reflections – Africa and Europe …

271

DOK Podien DOK Podiums

272

DOK Industry: DOK Markt Digital & Get Togethers DOK Industry: DOK Market Digital & Get Togethers

274

DOK Industry: 5. Int. DOK Leipzig Koproduktionstreffen DOK Industry: 5th Int. DOK Leipzig Co-production Meeting

275

DOK Industry: Leipziger Forum DOK Industry: Leipzig Forum

276

DOK Industry: Leipzig Screening DOK Industry: Leipzig Screening

278

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Zum Geleit Preface

The Heart of Documentary

Foto (v.l.n.r.): Cornelia Klauß, Ralph Eue, Claas Danielsen, Matthias Heeder, Grit Lemke, Jacqueline Zeitz, Ingo Linde, Antje Stamer

Sehr geehrte Festivalbesucher, liebe Freunde von DOK Leipzig, Dear festival visitors, dear friends of DOK Leipzig, ich begrüße Sie ganz herzlich zur 52. Ausgabe des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm! Wenn Sie diesen Katalog in Händen halten, liegt ein Jahr intensiver Vorbereitungen hinter uns. Immer wieder werde ich gefragt: „Ah, sie arbeiten für die Dokwoche. Was machen Sie eigentlich den Rest des Jahres?“ Es gibt eine einfache und eine komplizierte Antwort, die letztere erspare ich Ihnen. Kurz gesagt: Vier Festangestellte schaffen die Voraussetzungen dafür, dass 150 Mitarbeiter rund 30.000 Zuschauern und 1.200 akkreditierten Fachbesuchern eine Woche lang gut 300 der besten Animations- und Dokumentarfilme aus aller Welt in zwölf Kinosälen präsentieren können. Ausgewählt haben wir diese Filme aus der Rekordzahl von 2.600 Einreichungen und Hunderten weiterer Produktionen, die wir und unsere Berater bei den wichtigsten internationalen Filmfestivals gesichtet haben. Nach Abschluss der Filmauswahl freue ich mich immer auf den Eröffnungsabend, wenn das Abenteuer DOK Leipzig beginnt – eine intensive Woche sinnlicher Filmentdeckungen aus allen Teilen der Welt. Zugleich bin ich etwas wehmütig und denke an jene hervorragenden Filme, die wir nicht für Sie auswählen konnten, weil der Programmplatz begrenzt und eine Festivalwoche schnell vorbei ist. Mein Dank gilt all jenen, die oft Jahre lang an ihren Filmen gearbeitet und uns diese dann zur Auswahl anvertraut haben! In unseren Festivalkinos erwartet sie nun Unbekanntes, manchmal auch Ungewohntes – fremde Landschaften und Kulturen, Menschen mit außergewöhnlichen Schicksalen, aber uns oft vertrauten Emotionen. Ebenso finden wir einen anderen Blick auf das vermeintlich Bekannte, das wir durch die Augen der Regisseure plötzlich neu zu sehen lernen. Unsere Filme 2009 entführen Sie in den Alltag zum Islam konvertierter Menschen in Leipzig, in die Gefängniszellen zu lebenslanger Haft Verurteilter, in Geburtshäuser und an Sterbelager, in Megacities und entlegene Steppen oder nach Afrika – auf jenen

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Welcome to this 52nd edition of the International Leipzig Festival for Documentary and Animated Film! As you hold this catalogue in your hand, we look back on one year of intense preparations. People keep asking me, “You work for the DOK Festival? So what do you do the rest of the year?” There is a simple and a complicated answer; I will spare you the latter. To be brief: four permanent employees do the groundwork that enables 150 staff members to present more than 300 of the best animated and documentary films from across the globe on 12 screens to an audience of 30,000 and 1,200 accredited industry visitors in the space of a week. We selected the films from a record-breaking 2,600 submissions and hundreds of other productions, which we and our advisors previewed at the most important international film festivals. Once we have completed the selection, I always look forward to the opening night, when the adventure of DOK Leipzig begins – an intense week of sensual film discoveries from all corners of the world. At the same time, I feel a little wistful when I think of all the excellent films we were unable to select because our programme volume is limited and a festival week is soon over. I want to thank all those who often put years of work into their films and entrust them to us for the selection process! Our Festival cinemas have many films in store for you that are new and often show unknown views of the world – foreign landscapes and strange cultures, people with extraordinary fates and emotions that are still familiar to us. We can also discover new perspectives in the seemingly familiar, which the filmmakers teach us to see in a different light. Our 2009 line-up takes you to the everyday life of Muslim converts in Leipzig, into the cells of prisoners sentenced to life, to birth houses and deathbeds, megacities and remote steppes – or to Africa, the continent whose perception in Europe is limited to clichés and prejudices.


Kontinent, dessen Wahrnehmung sich in Europa auf Klischees und Vorurteile beschränkt. Unser Sonderprogramm „T.I.A. – This is Africa“ eröffnet uns eine Sicht abseits der Schlagzeilen von AIDS, Hunger, Krieg und Tod und lässt uns den Alltag in den Ländern südlich der Sahara sinnlich erleben. 2009 ist ein Jahr der Jubiläen – zwei davon spielen für uns eine besondere Rolle: Zwanzig Jahre nach den Leipziger Montagsdemonstrationen und den Revolutionen in Mittel- und Osteuropa blicken wir auf die Anfänge zurück. Ausgehend von der Solidarnosc-Bewegung in Polen folgen wir dem „Wind of Change“ über Leipzig bis an die Donau. In „Transit ’89. Danzig–Leipzig–Bukarest“ zeigen wir Ihnen vergessene Filmdokumente, die uns die Emotionen des Jahres 1989 noch einmal erleben lassen und uns zugleich vor die Frage stellen, was aus unseren Wünschen, Hoffnungen und Utopien geworden ist. Zwei Jahrzehnte ist es auch her, dass mit Joris Ivens einer der bedeutendsten Dokumentarfilmregisseure des 20sten Jahrhunderts gestorben ist. Mit der diesjährigen Retrospektive ehrt das Bundesarchiv-Filmarchiv gemeinsam mit DOK Leipzig und der Joris Ivens Stiftung diesen Ausnahmekünstler, der alle wichtigen politischen Umbrüche seiner Zeit filmisch dokumentiert und zugleich poetisch verdichtet hat, und der ein wichtiger Inspirator für unser Festival und die DEFA in den 1950er Jahren war. Mit dieser Retrospektive feiern wir zugleich ein 50. Jubiläum – 1959 veranstaltete das „Staatliche Filmarchiv der DDR“ erstmals eine Retrospektive in Leipzig. Bis heute haben diese Erkundungen des Lebenswerks eines Regisseurs oder einer filmhistorischen Epoche den guten Ruf des Festivals weltweit mitgeprägt und einem breiten Publikum in Vergessenheit geratene Schätze der Filmgeschichte wieder zugänglich gemacht. Mein herzlicher Dank gilt dem früheren Leiter des Staatlichen Filmarchivs der DDR Wolfgang Klaue, dem heutigen Leiter des Bundesarchiv-Filmarchivs Karl Griep, der unermüdlichen Kuratorin Barbara Heinrich-Polte und allen ehemaligen und

Our Special Programme “T.I.A. – This Is Africa” opens up views beyond the headlines of AIDS, hunger, war and death and allows us to experience ordinary life in the sub-Saharan countries with all our senses. 2009 is a year of anniversaries – two of which are particularly important to us: 20 years after the Leipzig Monday demonstrations and the revolutions in Central and Eastern Europe, we look back at their beginnings. Starting with the Polish Solidarnósc movement, we follow the “wind of change” to Leipzig and through to the river Danube. In “Transit ’89. Gdan´sk–Leipzig–Bucharest”, we show you forgotten film documents that make us experience the emotions of 1989 once more and at the same time confront us with the question of what became of our desires, hopes and utopias. It has also been two decades since the death of Joris Ivens, one of the most important documentary filmmakers of the 20th century. This year’s Bundesarchiv-Filmarchiv Retrospective, organised in co-operation with DOK Leipzig and the Joris Ivens Foundation, honours an exceptional artist who documented all the important political upheavals of his age on film and condensed them into poetry. He was also an important source of inspiration for our Festival and the DEFA in the 1950s. This retrospective also celebrates a 50th anniversary – in 1959, the “National Film Archive of the GDR” organised the first Leipzig retrospective. These explorations of a director’s oeuvre or an epoch in the history of cinema have contributed much to the international reputation of our Festival and do so until today, while allowing a broad audience to rediscover forgotten treasures of film history. My warm thanks go to the former director of the National Film Archive of the GDR, Wolfgang Klaue, the current director of the Bundesarchiv-Filmarchiv, Karl Griep, to our indefatigable curator Barbara Heinrich-Polte and all former and

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heutigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Institution. Anlässlich des Jubiläums wünscht DOK Leipzig dem Archiv eine Abgabepflicht für die relevanten deutschen Filme und eine angemessene materielle Ausstattung! Ein einzigartiges Experimentierfeld der Phantasie bietet auch in diesem Jahr unser großes Animationsfilmprogramm mit seinem spannenden Internationalen Wettbewerb, dem Panorama, den animierten Dokumentarfilmen und natürlich der „Animation für Kinder“. Im Sonderprogramm „Die Unbeirrbaren“ zeigen wir, wie erfolgreich viele DEFA-Trickfilmer nach 1989 weitergearbeitet haben. Außerdem ehren wir mit der Retrospektive „Zwischen Ironie und Lyrik“ den russischen Animationsfilmpionier Andrei Chrschanowski. 2009 wird die Rekordsumme von 67.000 ¤ an Preisgeldern in unseren vier Wettbewerbssektionen verliehen. Hinzu kommen der mit 5.000 Euro dotierte Doc Alliance Award, den die fünf in der Doc Alliance kooperierenden Filmfestivals CPH:DOX (DK), Jihlava IDFF (CZ), Planete Doc Review (PL), Visions du Réel (CH) und DOK Leipzig an einen außergewöhnlichen europäischen Dokumentarfilm verleihen. Außerdem ehrt die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm im Rahmen von DOK Leipzig zum zweiten Mal eine deutsche Fernsehredaktion, die Außergewöhnliches für das Genre leistet: Diese erhält das mit 5.000 ¤ dotierte „Dicke Fell“. Parallel zum Festival wartet DOK Leipzig erneut mit attraktiven DOK Industry-Branchenangeboten auf. In unserem digitalen DOK Markt können die Fachbesucher 300 neue Filme entdecken, das Internationale DOK Leipzig Koproduktionstreffen bietet Produzenten die Gelegenheit, fruchtbare Kontakte für ihre nächsten Filmprojekte zu knüpfen und rund 50 internationale Fernseh-Entscheider werden zum Pitching der Documentary Campus Masterschool erwartet und können beim Leipzig Screening neue deutsche Dokumentarfilme für ein internationales Publikum entdecken.

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present employees of this institution. On this anniversary, we wish the Archive a legal framework that enforces the preservation of all relevant German films and of course secures adequate funding! Our great animation film programmes, the exciting International Competition, the Panorama, the animated documentaries and of course “Animation for Kids”, open an incomparable experimental field for the imagination. In our Special Programme “The Undaunted Ones” we show how successfully many DEFA animation filmmakers continued to work after 1989. We also honour Russian animation film pioneer Andrey Khrzanovsky with the retrospective “Between Irony and Lyricism”. In 2009, we will award the record sum of ¤ 67,000 in prize money in our four competition sections. In addition, there will be the Doc Alliance Award of ¤ 5,000 which will be given to an extraordinary European documentary by the five film festivals co-operating in the Doc Alliance: CPH:DOX (DK), Jihlava IDFF (CZ), Planete Doc Review (PL), Visions du Réel (CH) and DOK Leipzig. For the second time, the AG Dok (German Documentary Association) will honour a German film commissioning department for outstanding achievements for the genre: it will receive the “Thick Skin” award along with ¤ 5,000. In conjunction with the Festival, we are once again offering attractive DOK Industry amenities and networking opportunities. Industry visitors can discover 300 new films at our digital DOK Market. The International DOK Leipzig Co-Production Meetings provide a forum for producers to make useful contacts for their next film projects. 50 television decision-maker are expected at the Pitching Sessions of the Documentary Campus Masterschool, who can also discover new German documentaries with appeal to international audiences at the Leipzig Screenings.


An dieser Stelle möchte ich unseren Förderern, Sponsoren, Partnern, Preisstiftern und Spendern meinen ganz herzlichen Dank für Ihre Treue aussprechen. Ohne Ihre Unterstützung würde DOK Leipzig nicht wieder in der ersten Reihe der internationalen Dokumentar- und Animationsfilmfestivals stehen. Mein besonderer Dank gilt der Stadt Leipzig, dem Land Sachsen, dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem MEDIA Programm der Europäischen Union für die Erhöhung ihrer Förderung. DOK Leipzig setzt sich gemäß seiner Tradition für die Erhaltung des Friedens und die Würde des Menschen ein. Dies tun wir in erster Linie mit unserem Filmprogramm, das hilft, ein tieferes Verständnis von der Welt zu gewinnen und Vorurteile abzubauen, das Medienkompetenz und Demokratiefähigkeit junger Menschen befördert und die Filmkultur wie auch den Medienstandort nachhaltig pflegt. Aber wir wollen uns darüber hinaus engagieren und Initiativen helfen, die für ähnliche Ziele einstehen. Deshalb bietet DOK Leipzig Unicef und Refugees United 2009 eine Plattform. Im letzten Jahr hat DOK Leipzig zwei Ausschreibungen für künstlerisch und inhaltlich außergewöhnliche Dokumentarfilmprojekte gestartet: „Mein Leben in Sicherheit“ mit 3sat und „Breathless – Dominance of the Moment“ mit dem Prager Institute of Documentary Film und der Bundeskulturstiftung im Rahmen von ZIPP – deutsch-tschechische Kulturprojekte.Herausgekommen sind acht ganz besondere Dokumentarfilme, deren Welturaufführung Sie in dieser Woche miterleben können. Jetzt wünsche ich Ihnen unvergessliche Kinoerlebnisse, spannende Begegnungen mit unseren internationalen Gästen und viel Spaß auf Ihrer Entdeckungsreise durch das Programm von DOK Leipzig.

I want to take this opportunity to extend my warmest thanks to our supporters, sponsors, partners, prize sponsors and donors for their steadfastness! Without your support, DOK Leipzig would not be back in the ranks of the most important international documentary and animated film festivals. My special thanks go to the city of Leipzig, the State of Saxony, the Federal Government Commissioner for and the MEDIA programme of the European Union for increasing their funding. DOK Leipzig follows its tradition of working for the preservation of peace and human dignity. We do this first and foremost with our film programme, which helps us gain a deeper understanding of the world and combats prejudice. It promotes young people’s media competence and their capacity for democracy, nourishes cinematic culture as well as the media location of Leipzig. But we want to engage ourselves beyond that and help initiatives that have similar goals. That is why DOK Leipzig 2009 is offering a platform to UNICEF and Refugees United. Last year, DOK Leipzig launched two calls for documentaries distinguished by their artistic quality and unusual content: “My Life in a Safe Place” in co-operation with 3sat and “Breathless – Dominance of the Moment” in co-operation with the Prague Institute of Documentary Film and the German Federal Cultural Foundation as part of ZIPP – German-Czech Cultural Projects. The results are eight very special documentaries whose world premieres you can attend this week. I now wish you an unforgettable cinematic experience, exciting encounters with our international guests and a lot of enjoyment as you embark on your journey of discovery through this year’s DOK Leipzig.

Es grüßt Sie Best regards, Claas Danielsen Festivaldirektor Festival Director

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Preise 2009 Awards 2009

Preise Awards Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm Goldene Taube (Langmetrage, über 45 min) in Verbindung mit 10.000 ¤ gestiftet von der Telepool GmbH Goldene Taube (Kurzmetrage, bis 45 min.) in Verbindung mit 5.000 ¤ gestiftet von DOK Leipzig und dem Filmverband Sachsen e. V. Silberne Taube (Langmetrage, über 45 min) in Verbindung mit 3.000 ¤

MDR-Film-Preis in Verbindung mit 3.000 ¤ für einen herausragenden osteuropäischen Dokumentarfilm

Preis der Dienstleistungsgesellschaft ver.di in Verbindung mit 2.500 ¤

Preis der FIPRESCI (Fédération Internationale de la Presse Cinématographique)

Internationaler Wettbewerb Animationsfilm Goldene Taube in Verbindung mit 5.000 ¤

Preis der Ökumenischen Jury

Silberne Taube

Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm

Preis für den besten deutschen Animationsfilm

Goldene Taube in Verbindung mit 10.000 ¤ gestiftet von der Kinowelt GmbH

Internationaler Nachwuchswettbewerb Dokumentarfilm – Generation DOK Talent-Taube der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig

in Verbindung mit 2.000 ¤ in Verbindung mit 3.000 ¤ gestiftet von Saturn Leipzig

Mephisto 97.6-Publikumspreis in Verbindung mit 500 ¤ gestiftet von der Sparkasse Leipzig

Sonderpreise 2009

in Verbindung mit 10.000 ¤ als Anschubfinanzierung für das nächste Dokumentarfilmprojekt

Doc Alliance Award

Preise für Dokumentarfilme aus dem offiziellen Programm

Das dicke Fell

(Wettbewerbe und Internationales Programm)

Healthy Workplaces Film Award in Verbindung mit 8.000 ¤ gestiftet von der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) für den besten Dokumentarfilm zum Thema Arbeit

DEFA-Förderpreis als Stipendium in Höhe von 4.000 ¤ gestiftet von der DEFA-Stiftung für einen herausragenden deutschen Dokumentarfilm

Preis der Jugendjury der Filmschule Leipzig e. V. für einen herausragenden Dokumentarfilm aus den Wettbewerben

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in Verbindung mit 5.000 ¤ für einen Film aus der Doc Alliance Selection in Verbindung mit 5.000 ¤ vergeben von der AG DOK für eine deutsche Fernsehredaktion als Entwicklungsförderung für ein neues Dokumentarfilmprojekt

PINK peanut in Verbindung mit 1.000 ¤ Publikumspreis gestiftet von der IQ Steuerberatungsgesellschaft mbH für einen herausragenden Animationsfilm aus dem PINK elephants-Programm


Jurys 2009 Juries 2009

Jurys Juries Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm International Competition Documentary Film

Dimitrios Eipidis

Pedro Pimenta

Griechenland Greece

Mosambik Mozambique

Dimitrios Eipidis, Filmkritiker und Festivalmacher von internationalem Rang, studierte englische Literatur, Theaterwissenschaften und Regie an der University of San Francisco und erwarb Abschlüsse an der London Film School sowie an der American Academy of Dramatic Arts. 1971 gründete er das Festival du Nouveau Cinéma de Montréal, dem er 14 Jahre als Direktor vorstand und noch heute als Leiter der Sektion Dokumentarfilm verbunden ist. Er wirkte in der Programmierung der Filmfestivals in Toronto und Reykjavík mit und erhielt 1999 einen Ehrenpreis der FIPRESCI für die innovative Auswahl und Gestaltung der Programmreihe ‚New Horizons‘ im Rahmen des Thessaloniki International Film Festival. Im selben Jahr rief Dimitrios Eipidis das Thessaloniki Documentary Festival ins Leben, das er bis heute leitet. Darüber hinaus lehrt er Geschichte und Ästhetik des Films an der McGill University in Montreal. Dimitrios Eipidis, film critic and internationally renowned festival organiser, studied English literature, theatre studies and direction at the University of San Francisco and has completed degrees at the London Film School and the American Academy of Dramatic Arts. In 1971, he founded the Festival du Nouveau Cinéma de Montréal whose director he was for 14 years and where he still heads the documentary film section. He was a programmer for the Toronto and Reykjavik film festivals. In 1999, he received a FIPRESCI Honorary Award for the innovative quality and concept of the programme section “New Horizons” at the Thessaloniki International Film Festival. In the same year, Dimitrios Eipidis founded the Thessaloniki Documentary Film Festival where he is still director. He also teaches film history and aesthetics at McGill University in Montreal.

Pedro Pimenta engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für afrikanische Filmkunst. 1955 in der westmosambikanischen Provinz Manica geboren, begann er seine Laufbahn 1977 beim Instituto Nacional de Cinema de Moçambique. Seither produziert und koproduziert er Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilme sowohl von Filmemachern seiner Heimat als auch von Regisseuren aus Angola, Simbabwe, Äthiopien oder Südafrika. Ende der 1980er-Jahre gehörte er zu den Mitbegründern von Ebano Multimedia, mittlerweile eine der wichtigsten unabhängigen Produktionsfirmen in Mosambik. Darüber hinaus setzt er sich seit vielen Jahren für die Aus- und Weiterbildung junger afrikanischer Filmschaffender ein und leitete u. a. 1997 bis 2003 den technischen Beraterstab des von der UNESCO initiierten Zimbabwe Film & Video Training Project in Harare. 2006 rief er in Maputo das Festival do Filme Documentário DOCKANEMA ins Leben, dem er seither als Direktor vorsteht. Pedro Pimenta has been an advocate of African cinema for more than 30 years. Born in the province of Manica in western Mozambique in 1955, he began his career at the Instituto Nacional de Cinema de Moçambique in 1977. Since then, he has produced and co-produced short, feature and documentary films by filmmakers from his native country as well as directors from Angola, Zimbabwe, Ethiopia or South Africa. He was a co-founder of Ebano Multimedia at the end of the 1980s, which has since become one of the most important independent production companies in Mozambique. In addition, he has promoted the training and education of young African filmmakers for years. From 1997 to 2003, he was head of the technical advisory staff of the Zimbabwe Film & Video Training Project in Harare. In 2006, he founded the Festival do Filme Documentário DOCKANEMA in Maputo where he still serves as festival director.

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Jurys 2009 Juries 2009

Sky Sitney

Helena Trestíková

USA USA

Tschechische Republik Czech Republic

Sky Sitney blickt auf jahrelange Erfahrung in der künstlerischen und strategischen Positionierung von Filmfestivals zurück. Sie programmierte die Filmauswahl des New York Underground Film Festival, war Mitinitiatorin und Kuratorin der Reihe ‚Fresh Film‘ in den New Yorker Anthology Film Archives und trug als Leiterin der Programmierung des seit 1998 bestehenden Newport International Film Festival entscheidend zu dessen Profilierung und Etablierung im weltweiten Festivalbetrieb bei. 2005 stieß sie als Programmchefin zum Team des SILVERDOCS Documentary Film Festival in Washington und wurde dort im Sommer diesen Jahres mit der künstlerischen Gesamtleitung betraut. Neben verschiedenen Lehraufträgen arbeitet sie zurzeit an der Fertigstellung ihrer Doktorarbeit zum Thema Dokumentarfilm im Bereich Cinema Studies der New York University. Sky Sitney looks back on years of experience in the artistic and strategic positioning of film festivals. She served as Film Programmer at the New York Underground Film Festival, coinitiated and curated the ‘Fresh Film‘ series at the New York Anthology Film Archives and, as Director of Programming, was one of the key contributors to helping the Newport International Film Festival, founded in 1998, to establish itself and develop its own profile. In 2005, she joined the team of the SILVERDOCS Documentary Film Festival in Washington as Director of Programming and was appointed its Artistic Director this summer. In addition to various teaching assignments, she is currently completing her dissertation on documentary film at the New York University Cinema Studies department.

Helena Trestíková wurde 1949 in Prag geboren. 1974 debütierte die FAMU-Absolventin mit „Romeo, Juliet and the Children“ als Dokumentarfilmregisseurin und kann bereits heute auf ein umfangreiches filmisches Œuvre von internationalem Rang zurückblicken. Die meisten ihrer Arbeiten nähern sich politischen und sozialen Themen über individuelle Biografien. Prominente Persönlichkeiten der jüngeren Zeitgeschichte, darunter Lída Baarová oder Karel Capek, nimmt sie ebenso in den Blick wie im tschechischen Alltag verborgene Lebensgeschichten. Häufig greift sie dabei auf Formen des filmischen Zyklus und der Langzeitbeobachtung zurück und gilt international als exponierte Vertreterin dieses spezifischen Genres. Beispiele für die emotionale und analytische Kraft dieser Arbeitsweise waren auch immer wieder bei DOK Leipzig zu sehen. So kam ihr mit dem Hauptpreis auf dem Festival de Cine in Sevilla ausgezeichneter Film „Marcela“ 2007 in der Sonderreihe „Unendliche Geschichten – Die Kunst der Langzeitdokumentation“ zur Aufführung. Mit dem Nachfolger „René“ gewann sie im vergangenen Jahr die Goldene Taube. Helena Trestíková was born in Prague in 1949. The FAMU graduate made her debut as a documentary film director in 1974 with “Romeo, Juliet and the Children” and now looks back on a considerable and internationally renowned cinematic oeuvre. Most of her works approach political and social issues through individual biographies. She is equally interested in leading figures of recent history, including Lída Baarová and Karel Capek, and in biographies buried in the everyday life of the Czech Republic, often using formats like film cycles and long-term observations, which made her one of the most prominent international representatives of this specific genre. DOK Leipzig has presented numerous examples of her work for their emotional and analytical approach, including her film “Marcela”, which won the Main Prize at the Festival de Cine in Seville and was screened in our 2007 Special Programme “Endless Stories – The Art of Long-Term Observation”. Its successor “René” won last year’s Golden Dove.

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Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm German Competition Documentary Film

Gisela Tuchtenhagen

Peter Badel

Deutschland Germany

Deutschland Germany

Anfang der 1970er-Jahre war Gisela Tuchtenhagen eine der ersten Frauen hinter der Filmkamera und gehört seither als Regisseurin und Filmfotografin zu den prägenden Persönlichkeiten des deutschen Dokumentarfilms. 1943 in Pommern geboren und in Schleswig-Holstein aufgewachsen, wurde sie an der Berliner Lette-Schule zur Fotografin ausgebildet und studierte 1968–1971 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Danach arbeitete sie als Ko-Autorin, Kamerafrau und Cutterin mehrere Jahre eng mit Klaus Wildenhahn zusammen, u. a. an dem Dreiteiler „Der Hamburger Aufstand Oktober 1923“ (1971), der bei der Mannheimer Filmwoche als bester Fernsehfilm ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit Wildenhahn erhielt sie für „Emden geht nach USA“ (1975/1976) auch ihren ersten Adolf-Grimme-Preis in Gold, dem 1986 ein zweiter für ihre Regiearbeit „Heimkinder“ folgen sollte. Seit vielen Jahren engagiert sie sich als Lehrerin und Beraterin in der Nachwuchsförderung und ist seit 1999 Mitglied der Akademie der Künste. In the early 1970s, Gisela Tuchtenhagen was one of the first women behind the camera and has been one of the most influential figures in German documentary film as a director and film photographer ever since. Born in Pomerania in 1943, she grew up in Schleswig-Holstein, trained as a photographer at the Berlin Lette School and studied at the German Film and Television Academy dffb in Berlin from 1968-1971. She went on to work with Klaus Wildenhahn for several years as a co-writer, cinematographer and editor. Their joint productions include the trilogy “The Hamburg Uprising of 1923” (1971), which won the Best Television Film Award at the Mannheimer Filmwoche. She received her first Adolf Grimme Prize in Gold with Wildenhahn for “Emden geht nach USA” (Emden goes U.S., 1975/76), followed by a second in 1986 as best director for “Heimkinder” (Foster Children). She has been working as a teacher and consultant promoting young talent for years and has been a member of the Academy of the Arts since 1999.

1953 in Berlin geboren, studierte Peter Badel 1977–1981 im Fachbereich Kamera an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Schon hier bekam er die engen Grenzen der kulturpolitischen ‚Offenheit‘ der DDR zu spüren, die nach dem Studium mit Filmverboten und beruflichen Degradierungen auch seine ersten Jahre bei der DEFA bestimmten. Erst 1985 erhielt er durch Fürsprache renommierter Kollegen die Möglichkeit, als hauptverantwortlicher Kameramann im DEFA-Studio für Spielfilme zu arbeiten, mehrfach unter den Regisseuren Bernhard Stephan, Richard Engel und Rolf Losansky. Seit 1992 ist er freischaffend als Fotograf sowie Kameramann für Spiel- und Dokumentarfilme tätig, arbeitete u. a. mit Regisseuren wie Frank Beyer oder Peter Kahane zusammen und prägte den visuellen Stil vieler Filme von Thomas Heise. Nach Lehrverpflichtungen an verschiedenen Filmakademien unterrichtet Peter Badel zurzeit als Gastprofessor an der HFF „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Born in Berlin in 1953, Peter Badel studied cinematography at the Film & Television Academy in Potsdam-Babelsberg. Even then he was made to feel the narrow limits of the cultural and political ‘openness‘ of the GDR, which continued to affect his first years at the DEFA, when his films were banned and he was demoted several times. It was not before 1985 when the intervention of prominent colleagues got him the chance to work as a lead cinematographer at the DEFA feature film studio, where he collaborated most frequently with directors Bernhard Stephan, Richard Engel and Rolf Losansky. He has been a freelance photographer and cinematographer for feature and documentary films since 1992, working with directors like Frank Beyer or Peter Kahane. He also influenced Thomas Heise’s visual style deeply. After teaching at various film schools, Peter Badel is currently a guest professor at the HFF “Konrad Wolff” in Potsdam-Babelsberg.

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Jurys 2009 Juries 2009

Anne Marie Kürstein

Thomas Lauterbach

Dänemark Denmark

Deutschland Germany

Seit rund 20 Jahren widmet sich Anne Marie Kürstein als Festivalmanagerin der Entdeckung, Präsentation und Vermittlung internationaler Filmkunst. 1960 in Dronninglund im Norden Jütlands geboren, studierte sie 1982–1984 Humanwissenschaften an der Universität Roskilde und engagierte sich 1987–1989 in der Jugend-Friedensinitiative ‚Next Stop‘, deren Veranstaltungen in der Sowjetunion sie organisatorisch verantwortete. Bereits 1990–1998 war sie im Festivalmanagement und der Workshop-Organisation des Danish Film Institute tätig und betreut dort seither den Bereich Kurz- und Dokumentarfilm. Darüber hinaus war sie in die Planung und Durchführung mehrerer Editionen des Copenhagen Film and Video Workshop Festival involviert und gehörte 1999–2004 zum Direktorium des Århus Filmfestival. Auch im internationalen Festivalbetrieb gibt sie ihre profunden Kenntnisse weiter, zuletzt als Jurymitglied des É Tudo Verdade – Festival Internacional de Documentários in São Paulo (2008). For the past 20 years, Anne Marie Kürstein has devoted her work as a festival manager to the discovery, presentation and communication of international cinematic art. Born in Dronninglund in north Jutland in 1960, she studied human sciences at the University of Roskilde and was an active member of the youth peace initiative ‘Next Stop’ from 1987–1989 as co-organiser of their Soviet events. She worked in festival management and workshop organisation at the Danish Film Institute from 1990–1998 and has since been in charge of short and documentary films at the Institute. In addition, she was involved in the planning and organisation of several editions of the Copenhagen Film and Video Workshop Festival and belonged to the board of the Århus Film Festival from 1999–2004. She also shares her profound knowledge at international festivals, most recently as a member of the 2008 jury for É Tudo Verdade – Festival Internacional de Documentários in São Paulo.

Der Filmemacher Thomas Lauterbach, 1976 im hessischen Wetzlar geboren, gewann bei DOK Leipzig 2008 mit „Hochburg der Sünden“ die Goldene Taube für den besten deutschen Dokumentarfilm. Nach einer Ausbildung zum Mediengestalter in seiner Geburtsstadt, studierte er 2002–2007 mit dem Schwerpunkt Dokumentarfilmregie an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Bereits während der Studienzeit wirkte er als Tonmeister an verschiedenen Fernsehproduktionen mit, konzipierte und realisierte Image- und Produktfilme für die Medienagentur Jangled nerves und dokumentierte Projekte und Inszenierungen am Staatstheater Stuttgart. Unter seinen freien Arbeiten finden sich Animationsfilme wie „Encore“ (2006) und dokumentarische Experimente wie „Auf der Lauer“ (2007), die allesamt auf internationalen Festivals zur Aufführung kamen. In diesem Jahr veröffentlichte Thomas Lauterbach seinen Diplomfilm „Dirty Princess“. The filmmaker Thomas Lauterbach, born in Wetzlar, Hesse, in 1976, won the DOK Leipzig Golden Dove for the best German documentary for “Bastion of Sin” in 2008. After an apprenticeship as a media designer in his native city, he studied documentary film direction at the Baden-Württemberg Film Academy in Ludwigsburg from 2002–2007. He started to work as a sound engineer for various television productions as an undergraduate, conceived and realised image and product films for the Jangled Nerves media agency and recorded projects and productions of the Stuttgart State Theatre. His freelance works include animated films like “Encore” (2006) and documentary experiments like “Auf der Lauer” (On the Lookout), all of which were screened at international festivals. This year, Thomas Lauterbach finished his graduation film “Dirty Princess”.

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Internationaler Nachwuchswettbewerb – Generation DOK International Young Talent Competition – Generation DOK

Paola Castillo

Susanna Helke

Chile Chile

Finnland Finland

Die Filmemacherin und Producerin Paola Castillo stammt aus Chile und absolvierte ein Regiestudium an der Escuela Internacional de Cine y Televisión de San Antonio de los Baños auf Kuba. Sie ist eine der Geschäftsführerinnen von Errante Producciones, einer Firma mit Sitz in Santiago de Chile, die sich der Konzeption und Produktion von Filmprojekten für Kino und Fernsehen widmet. So entstand hier das FernsehKulturmagazin „Cine Video + Teatro“, für das Paola Castillo mit dem hochdotierten chilenischen Altazor-Nationalpreis für Kunst ausgezeichnet wurde. Außerdem führte sie Regie bei einigen Folgen der ebenfalls preisgekrönten chilenischen TVLiteratursendung „El Show de los Libros“. Mit ihren Dokumentarfilmen, darunter „Los niños del paraíso“ (2000) und „La última huella“ (2001), ist sie regelmäßig in den Wettbewerben großer iberoamerikanischer Festivals vertreten. Sie lehrt zurzeit an der Universidad de Chile sowie an der Pontificia Universidad Católica de Chile. Filmmaker and producer Paola Castillo was born in Chile and studied directing at the Escuela Internacional de Cine y Televisión de San Antonio de los Baños in Cuba. She belongs to the management of Errante Producciones, a Santiago de Chile-based company dedicated to concept development and production of film projects for cinema and television. The television cultural magazine “Cine Video + Teatro” was produced in this context, for which Paola Castillo received the renowned Chilean Altazor National Prize for Art. She also directed a few shows of the award-winning Chilean literary television magazine “El Show de los Libros”. Her documentary films, including “Los niños del paraíso” (2000) and “La última huella” (2001), are regularly selected for the competitions of the great IberoAmerican Festivals. She is currently teaching at the Universidad de Chile and the Pontificia Universidad Católica de Chile.

Susanna Helke, 1967 in Finnland geboren, lebt als freie Fotografin, Filmemacherin und Dozentin in Helsinki und San Francisco. 1992–1993 studierte sie Journalistik und Kommunikationswissenschaften in Tampere und schloss 1997 ein Studium der Fotografie und Medienwissenschaften an der Universität für Kunst und Design in Helsinki ab. Mitte der 1990er-Jahre entstanden ihre ersten Filme, mit denen sie bald auch international reüssierte. Zu ihren größten Festivalerfolgen gehören „Sin“ (1996), „A Soap Dealer’s Sunday“ (1999) und „The Idle Ones“ (2001), alle in Ko-Regie mit Virpi Suutari. In den vergangenen Jahren arbeitete und publizierte sie verstärkt auch im Bereich Filmtheorie. 2007–2008 war sie ‚Filmmaker in Residence‘ der University of California in Santa Cruz und konzentrierte ihre Forschungen zuletzt, unterstützt durch ein Stipendium der Finnish Cultural Foundation, auf die Verwendung dokumentarischer Mittel im fiktionalen Film. Susanna Helke, born in Finland in 1967, lives in Helsinki as a freelance photographer, filmmaker and lecturer. From 1992– 1993, she studied journalism and communications in Tampere and graduated in photography and media studies at the University of Art and Design in Helsinki in 1997. She produced her first films in the mid-1990s, which soon gained her international recognition. Among her biggest festival successes are “Sin” (1996), “A Soap Dealer’s Sunday” (1999) and “The Idle Ones”, all co-directed with Virpi Suutari. In 2007–2008, she was ‘filmmaker in residence’ at the University of California in Santa Cruz. Her most recent research has focused on the use of documentary techniques in fictional films, supported by a Finnish Cultural Foundation scholarship.

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Jurys 2009 Juries 2009

Internationaler Wettbewerb Animationsfilm International Competition Animated Film

Peter Wintonick

Fernando Galrito

Kanada Canada

Portugal Portugal

Der Regisseur, Autor und Filmaktivist Peter Wintonick gilt als wichtiger Vordenker und leidenschaftlicher Förderer neuer medialer Produktions- und Distributionswege für den Dokumentarfilm. 1953 in Trenton, Ontario, geboren, graduierte er am Algonquin College in Ottawa. In den 1970er-Jahren begann er als Cutter und Tonassistent beim Film und macht seit Anfang der 1990er-Jahre als Regisseur und Producer auf sich aufmerksam. So realisierte er an der Seite von Mark Achbar mit „Manufacturing Consent – Noam Chomsky and the Media“ (1992) einen der erfolgreichsten Dokumentarfilme der kanadischen Filmgeschichte. Neben eigenen Filmprojekten sowie Lehr- und Berateraufträgen gehörte er zu den Gründern von DocAgora, einer internationalen Vereinigung von einzelnen wie institutionellen Kämpfern für den Dokumentarfilm. Für seine Verdienste wurde Peter Wintonick u. a. 2006 mit dem Governor General’s Award in Visual and Media Arts geehrt, der höchsten nationalen Auszeichnung für diesen Bereich. The director, writer and film activist Peter Wintonick is one of the most important pioneers and passionate supporters of new production and distribution media for documentary films. Born in Trenton, Ontario, in 1953, he graduated from the Algonquin College in Ottawa. In the 1970s, he started to work in film as an editor and sound assistant and began to attract attention as a director and producer in the 1990s. With Mark Achbar he realised “Manufacturing Consent – Noam Chomsky and the Media” (1992), one of the most successful documentaries in Canadian film history. In addition to his film projects, teaching and consulting activities, he is one of the founders of DocAgora, an international association of individual and institutional supporters of documentary film. Peter Wintonick was honoured with the Governor General’s Award in Visual and Media Arts in 2006 for his achievements, one of the highest national awards in this field.

Fernando Galrito, geboren in Samora Correia in Portugal, hat einen Master-Abschluss in Kultur, Kommunikation und Neue Technologien und beendet momentan seine Doktorarbeit über die „Expressivity of Space and Time in Moving Images“. Er lehrt Animation an der Escola Superior de Artes e Design de Caldas da Rainha (ESAD.CR) und gibt auf der ganzen Welt Meisterklassen sowie Video- und Animationsworkshops.Seine eigenen Animations- und Dokumentarfilme wurden im in- und ausländischen Fernsehen sowie auf nationalen und internationalen Festivals gezeigt und prämiert. Er ist künstlerischer Leiter des MONSTRA Festival de Animação in Lissabon und war bei zahlreichen internationalen Festivals Jurymitglied. Darüber hinaus arbeitet er in den Bereichen Tanz, Theater und bildende und Kunst. Fernando Galrito, born in Samora Correia in Portugal, holds a Master’s in Culture, Communication and New Technologies and is currently finishing his PhD on the “Expressivity of Space and Time in Moving Images”. He teaches animation at the Caldas da Rainha School of Arts and Design (ESAD.CR) and conducts master-classes as well as video and animation workshops worldwide. As an author he directs animated films and documentaries, shown and primed at national and international festival and television screenings. He is the artistic director of the MONSTRA Lisbon Animated Film Festival and has been a jury member of various international festivals. Furthermore he works in the fields of dance, theatre and fine and arts.

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Michaela Pavlátová

Lutz Stützner

Tschechische Republik Czech Republic

Deutschland Germany

Michaela Pavlátová, 1961 in Prag geboren, schloss 1987 ein Studium an der Prager Hochschule für angewandte Kunst ab. Als Illustratorin von Kinderbüchern ebenfalls äußerst erfolgreich, erhielt sie für ihre Animationsfilme zahlreiche Preise auf internationalen Filmfestivals, darunter auch eine Nominierung bei den Academy Awards für „Reci, Reci, Reci“ (1991). Michaela Pavlátová unterrichtete Animation an Kunsthochschulen in Prag, San Francisco und an der Harvard University. Retrospektiven ihrer Filme wurden in Frankreich, den USA, Portugal, Belgien, Großbritannien und Tschechien gezeigt. Michaela Pavlátová was born in Prague in 1961. In 1987 she graduated at the Academy of Arts, Architecture and Design in Prague. Appreciated as an illustrator as well, her animated films have received numerous awards at international film festivals, including an Academy Awards nomination for “Words, Words, Words” (1991). Michaela Pavlátová has taught animation throughout different Art Schools in Prague, San Francisco and at the Harvard University. Retrospective screenings of her films have been featured in France, USA, Portugal, Belgium, Great Britain and the Czech Republic.

Lutz Stützner, geboren 1957 in Königsbrück, absolvierte zunächst eine Lehre als Werbemittelhersteller und Dekorateur und erwarb später ein Diplom als Gebrauchsgrafiker an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin. Ab 1982 arbeitete er als Animator, Regisseur und Gestalter beim DEFAStudio für Trickfilme in Dresden, wo Filme wie „Herzdame“ (1985/1986), „Das Monument“ (1988/1989) und „Der Inselwitz“ (1990) entstanden. 1990 bis 2003 gestaltete er wöchentlich den Comicstrip „Oswin“ für die Sächsische Zeitung, der auch als Buch erschien. Seit 1994 arbeitet Lutz Stützner für Studio 88 in Baden-Baden, wo unter anderem die Spielfilmfassung und die Kinderserie „Der kleine König Macius“ entstanden. Für seine Filme wurde Lutz Stützner bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem bei DOK Leipzig. Lutz Stützner, born in Königsbrück in 1957, served an apprenticeship as a maker of advertising materials and decorator before graduating as a commercial artist at the School of Advertising and Design in Berlin. He started work as an animator, director and designer at the DEFA Studio for Animated Films in Dresden in 1982, where he produced films like “Queen of Hearts” (1985/86), “The Monument” (1988/89) and “Island Joke” (1990). From 1990 to 2003, he drew a weekly comic strip, “Oswin”, for the Sächsische Zeitung, which was later published as a book. Lutz Stützner has been working for Studio 88 in Baden-Baden since 1994, where his projects included the feature film version and children’s television show “The Little King Macius”. Lutz Stützner has received numerous awards for his films, including at DOK Leipzig.

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Jurys 2009 Juries 2009

weitere Jurys 2009 further Juries 2009

Jury der Fédération Internationale de la Presse Cinémathographique (FIPRESCI)

Jury der European Agency for Safety and Health at Work (EU OSHA)

Martin Blaney (Deutschland/Germany) Raghavendra Mirle (Indien/India) Penka Monova (Bulgarien/Bulgaria)

Vincent Aubert-Jacquin (Frankreich/France) Ruth Diskin (Israel/Israel) Ulle Schröder (Frankreich/France)

Ökumenische Jury

Jury der Doc Alliance

Thomas Bohne (Deutschland/Germany) Anneke Eljpe (Niederland/Netherlands) Irina Grassmann (Deutschland/Germany) Peter F. Stucki (Schweiz/Switzerland)

Nino Kirtadze (Georgien/Georgia) Krzysztof Kopczynski (Polen/Poland) Esther van Messel (Schweiz/Switzerland)

Jury der ver.di, Fachbereich Medien (Deutschland/Germany) Bernd Ackermann Thomas Janitzky Jürgen Kautz Gundula Lasch Sophia Littkopf Karin Wieckhorst

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Jugendjury der Filmschule Leipzig e. V. (Deutschland/Germany) Antonia Frommherz Richard Funke Paul Mahn Markus Menzel Ferdinand Müller


Vorspann Vorspann

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Team 2009

Das DOK Leipzig-Team The DOK Leipzig Team

Festival Director, Managing Director: Claas Danielsen Head of Administration: Christiane Wilhelm Financial Department: Steffen Schmidt, Hildegard

Scheibe Office: Angela Pacher (Assistant of the Managing Director), Friederike Frieler Curators: Dr. Grit Lemke (Transit ’89. Danzig– Leipzig–Bukarest), Matthias Heeder (T.I.A.), Ingo Linde (Pink elephants) Selection and Programme Committee: Claas Danielsen (Dok), Ralph Eue (Dok), Matthias Heeder (Dok), Cornelia Klauß (Dok), Dr. Grit Lemke (Dok), Ingo Linde (Anima), Antje Stamer (Dok), Jacqueline Zeitz (Head of Anima) Program: Dr. Grit Lemke (Programmer), Gerd Werner Schnabel (Programme Coordination) and Lina Dinkla, Maria Jakob, Swetlana Kibke, Ilo von Seckendorff-Witzleben Project Coordination: Ilo von Seckendorff-Witzleben (Breathless), Lina Dinkla (Doc Alliance) DOK Industry: Christine Hille (Head), Dunja Selbach (Coordination DOK Market), Sirkka Möller (Leipzig Screening), Florian Fischl, Astrid Hartmann, Ines Nové, Dominique Raack, Anika Schiprowski, Iowanka Sprehe Press Offi ce: Dr. Christoph Peters (Head), Christine Bargel, Franziska Hentsch Public Relations: Kathleen Liebold (Head), Benjamin Heine, Susann Jehnichen, Roland Löbner, Matthias Mai, Dörthe Winter, Luc Carolin Ziemann Catalogue Editor: Jane Wegewitz (Head), Sylvia Görke Sponsoring/Events: Tina Leeb Special Events: Falk Elstermann, Thomas Fichtner, Karina Weißheit, Jenny Winkler Advisors to the Festival: Paulo de Carvalho, Barbara Cielsielski, Elizabeth Marschan, Tue Steen Müller, Rada Sesic, Barbara Wurm Bundesarchiv-Filmarchiv Retrospective Team Barbara Heinrich-Polte, Philipp Dominik Keidl Cinema Assistants Katharina Abel, Detlef Fluch, Annika Behrendt, Veit Geldner, Claudia Cornelius, Sebastian Mandla, Silke Mühl, Ingo Linde, Sophie Plessing, Kristina Strauss, Jana Fuchs Jury Assistants Miriam Becker, Felix Endruweit, Anna Volkland Guest Reception Judith Riechert (Head), Annika Kirchhoff, Valeska Neu, Alissa Imsirovic, Michael Günther, Tina Walinda Interpreters Luise Neuhaus-Wartenberg (Head), Nicola Basler, Anne-Kathrin Ende, Gaby Gühmann, Dr. Manfred Heine, Heinz Hentschel, Dr. Wladimir Kutz, Hannelore Lenk, Peggy Plötz-Steger, Martina Utpott, Sibylle Walther, Bernhard Weisemann, Wolfram Wießner, Dr. Miriam Zeh-Glöckler Film Repository Ursula Wartenberg (Head), Christian Andrae, Manfred Fehse, Martin Seifert Print Control Sieglinde Kruschke, Karin Schöning, Stefan Trampe Technical Department Wolfgang Samlowski (Head), René Blümel Cinema and Video Equipment Dietmar Ils, Ralph Nünthel, Andreas Schönwies, Karsten Thies Projectionists Marko Andersson, Christoph Beck, Michael Fandel, Pier Franke, Heiko Gräfe, Matthias Heilmann, Mario Ils, Thomas Ils, Dirk Kaatzsch, Jens Kersten, Marco Kirstein, Tristan Malig, Paul Müller-Hahl, Lars Raßmus, Francoise Schwarz Camera (Opening/Closing Ceremony) Kathrin Falke, Andreas Mirgel, Eric Neugebauer Volunteers Gabriel Arnold, Diana Acker, Lisa Andreas, Katrin Becker, Sophia Beckmann, Anne Behrends, Jette Blümler, Barbara Bohne, Melissa Chollet, Tina Dreher, Laura Droll, Claudia Ebert, Petra Ertl, Katharina Fiedler, Hella Franke, Sophie Garke, Jeannette Gusko, Florian Haag, Karoline Habt, Frieder Haller, Josephine Heide, Kati Heinke, Natascha Heinrich, Monique Hempe, Alice Hofmann, Kathrin Hofmann, Melanie Jilg, Iuri Jost, Susan Knappe, Susann Kretschmar, Dirk Kunze, Grit Lichtenecker, Amelie Mauch, Claudia Max, Janina Meihlick, Dörthe Müller, Meinolf Müller, Astrid Münster, Stefanie Musch, Konstantin Nakow, Wiebke Nonne, Annekathrin Rosa, Andrea Rüthel, Paula Schumann, Anna-Klara Seifert, Franziska Suppee, Lysann Windisch, Nora Zimmermann Graphic Design Visionauten, Atelier 323 Festival Photographer Bertram Bölkow, Martin Jehnichen DOK Digital Department computer leipzig System Administrator computer leipzig Video Technique Ils Medientechnik … et al.

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Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm International Competition Documentary Film


Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm International Competition Documentary Film

17 awgusta 17 August Aleksandr Gutman Russische Föderation, Polen, Finnland 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe und s/w, 63 min. Buch, Schnitt: Aleksandr Gutman / Kamera: Maksim Efros, Nikolai Wolkow, Aleksandr Gutman / Musik: Wladimir Tarassow Koproduktion: Krzysztof Kopczynski, Eureka Media Warschau Produktion, Kontakt: Aleksandr Gutman, Atelier-Film-Alexander, Kolomenskaja 28 Apt. 9, 191119 St. Petersburg, Russische Föderation, +7-812-7 64 55 91, afakino@mail.ru

Die Zeit steht still. Die Spinne an der Wand zappelt, lebt kaum, bewegt sich aber doch. Ein zähes Überleben – ein langsames Sterben. Unmerklich und unbemerkt. Es ist der 17. August. Hinein in eine unerträgliche Stille und Dunkelheit platzt der Weckruf. Häftling Besotetschestwo, auf Deutsch ‚der Vaterlandslose‘, meldet sich gehorsam. Er hat drei Menschen ermordet. Neigt zu Aggression. In seiner Zelle ist davon nur wenig zu spüren. Unterdrückte Energien werden in gelegentlichen Turnübungen entladen. Wahlweise in einer Art Gebet. Ansonsten wandert er quer durch den Raum. Er füllt ihn mit einer Stimme, die irgendwie zu Gott, aber fast mehr zu sich selbst spricht: von der Absicht, nicht verrückt zu werden (wie der einst stolze ‚Graf‘ nebenan) oder davon, dass die Umwandlung von Todesstrafe auf lebenslänglich nur die Perversion des menschlichen Geistes hatte hervorbringen können. Was gilt es hier zu erhalten? Die Kamera blickt die meiste Zeit durch das Guckloch der Gefängnistür, rahmt die weltbegrenzenden Wände noch ein zweites Mal. Das Fenster im Hintergrund: trügerische Verbindung zu einem Außen, das es doch nicht gibt. Das Mikrofon aber ist ganz nah und gibt den distanzierten Bildern etwas Unheimliches (weil Authentisches). Aleksandr Gutman hat einen ausdauernden Blick und ein helles Ohr für die Schieflagen seines Landes, als dessen Allegorie er das ‚Dasein‘ in dieser Zelle versteht: „Das ganze Land begeht Verbrechen, alle beten, aber keiner glaubt wirklich.“ BW

Time stands still. The spider on the wall twitches, almost dead but still moving. A tough survival, a slow death. Imperceptible and unnoticed. It is August 17th. The wake-up call bursts into the unbearable silence and darkness. Prisoner Bezotechestvo, ‘man without a fatherland’ in English, reports obediently. He killed three people. Tends to be aggressive. His cell reveals little of this. He works off suppressed energies through occasional exercise, or through a kind of prayer. The rest of the time he walks across the room, filling it with a voice that somehow speaks to God, but perhaps even more to himself. Talking about his intention of not going crazy (like the formerly proud ‘count’ next door) or about the fact that the transformation of a death sentence to life can only be the product of the perverted human mind. What is worth preserving here? Most of the time the camera looks through a small hole in the cell door, adding a second frame to the walls that define this world. The window in the background is a treacherous connection to an outside that does not exist. But the microphone is very close and adds a sinister (because authentic) quality to the images. Aleksandr Gutman has a patient eye and a fine ear for the inbalance of his country on which this ‘life’ in the cell is meant to be an allegory: “The whole country commits crimes, everyone prays but no one really believes.” BW

Aleksandr Gutman, 1945 in Moskau geboren, studierte 1962–1968 an der Polytechnischen Hochschule Leningrad und bis 1978 an der Staatlichen russischen Filmhochschule (WGIK) in Moskau. Nach zwei Jahrzehnten als Kameramann realisiert er seit Ende der 1980er-Jahre eigene Dokumentarfi lme, die weltweit mit Festivalpreisen ausgezeichnet wurden. 1978–2004 lehrte er an der Hochschule für Film und Fernsehen in Leningrad/St. Petersburg und ist seit 2002 Mitglied der Russischen Filmakademie (NIKA). Filmauswahl: The Russians Have Gone (1990), Three Days and Never Again (1998), In Search of Happiness (2005)

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Aktorzy Actors Tomasz Wolski

Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

präsentiert von presented by

Polen 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 28 min. Buch, Kamera, Schnitt: Tomasz Wolski / Produktion: Anna Blawut, Studio Filmowe Rabarbar / Vertrieb: Katarzyna Wilk, Krakow Film Foundation Kontakt: Katarzyna Wilk, Krakow Film Foundation, ul. Morawskiego 5, pok. 434, 30-102 Krakau, Polen, +48-12-2 94 69 45, katarzyna@kff.com.pl

Wer glaubt, im Alter würden wir endlich gelassen, weise und mild, der lasse alle Hoffnung fahren. Ähnlich ergeht es Jacek Blawut (bekannt als Regisseur und Produzent von Dokfilmen), als er mit Insassen eines Altersheims für Schauspieler seinen ersten Spielfilm dreht. Oder es zumindest versucht, im Schweiße seines Angesichts. Denn dies sind nicht irgendwelche Rentner, sondern die allererste Garde des polnischen Nachkriegsfilms und -theaters. Zwar erinnern sie sich nicht mehr genau, wo und in welchen Stücken sie einst spielten – aber Zeiten waren das! Und Regisseure! Herrn Blawut dagegen muss man erst einmal über das gebührende Verhalten gegenüber echten Stars oder die einzig richtige Kameraposition belehren oder eben mit sofortigem Abgang drohen. Andererseits tröstlich zu sehen, dass es auch angesichts des nahezu vollständigen Verlustes von Seh-, Hör- und Erinnerungsvermögen noch viel Anlass zur Freude gibt: Andere sind noch kränker, älter, schwächer (die können ja nicht mal mehr ordentlich klatschen), nicht so berühmt wie man selbst oder haben noch nicht mal Urenkel. Dem Glücklichen, der Intrigen und Mordplänchen schmiedet, schlägt keine Stunde. Und einem wahren Mimen sowieso nicht. Aus subtilen Beobachtungen erschafft Tomasz Wolski ein Kabinettstück über das Alter und die Kunst – die vielleicht das Einzige ist, was unsere Eitelkeiten überdauert. GL

Anyone who believes that age will at last make us serene, wise and mild, abandon all hope. That is what Jacek Blawut (the well-known documentary film director and producer) learns when he shoots his first feature film in a nursing home for elderly actors – or at least tries to by the sweat of his brow. For these are not just any old pensioners, they are the very cream of Polish post-war film and theatre production. It is true that they do not remember so well, where and in what pieces they used to act – but those were the days! And directors! Mr. Blawut, on the other hand, needs to be taught a lesson or two about the proper behaviour when working with real stars, or about the only correct camera position – or else one threatens to quit immediately! It is, however, comforting to see that you can find occasions for enjoyment even when coping with an almost complete loss of vision, hearing and memory: others are still worse off, older, weaker (they can’t even applaud properly), not as famous or do not even have great-grandchildren. Hours do not strike for the happy man who is plotting intrigue and murder – and certainly not for the true actor. From subtle observations, Tomasz Wolski composes a showpiece about age and art – which may be the only thing that will survive our vanities. GL

Tomasz Wolski, Jahrgang 1977, studierte Journalistik an der Jagellonischen Universität Krakau und ist Absolvent der Andrzej Wajda Master School of Film Directing in Warschau. Sein Film „Klinika“ (2007) gewann neben mehreren polnischen Filmpreisen u. a. den Premio Jean Vigo beim Dokumentarfi lmfestival Punto de Vista in Pamplona. Filmauswahl: If I Were a Fish (2004), Szczesciarze (2009)

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Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm International Competition Documentary Film

Altzaney Altzaney Nino Orjonikidze, Vano Arsenishvili

Georgien 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 31 min. Kamera, Schnitt: Nino Orjonikidze, Vano Arsenishvili / Buch: Nino Orjonikidze Produktion: Nino Orjonikidze, Artefact Production / Kontakt: Nino Orjonikidze, Artefact Production, 17/11 Pasanauri st., 0109 Tbilissi, Georgien, +995-32-22 63 83, nino@artefact.ge / www.artefact.ge/altzaney.html

Der Anzahl ihrer Falten nach ist Altzaney schon sehr alt. Weisheit und Güte blitzen ungetrübt aus ihren schmalen Augen. Selbst wenn sie mühselig vielerlei Arbeiten verrichtet, tief gebeugt, auf Knien rutschend, strahlt sie noch eine große innere Würde aus. Sie ist in dem kleinen georgischen Dorf eine Autorität. Wenn es etwas zu regeln gilt oder Streit zu schlichten, ist allein sie diejenige, die gerufen wird. So vermittelt sie oftmals in Hochzeitsangelegenheiten, die nach wie vor nach altem Brauch höchst delikat zwischen den Familien ausgehandelt werden. Zuerst wird so getan, als ob es um das Wohlergehen der Braut geht und wie die Höfe zueinander passen, letztendlich entscheidet einzig der ausgehandelte Preis. Im Film der georgischen Regisseure bleibt die Kamera oft fragend auf Altzaneys Gesicht, wenn sie konzentriert versucht, den richtigen diplomatischen Weg für eine Verhandlung zu finden. Eine einfache Rolle hat sie nämlich nicht. An sich sind es die althergebrachten patriarchalen Strukturen ebenso wie eine tiefe religiöse Verbundenheit, die hier unangefochten gelten. In einigen Nebensätzen gelingt es der Regisseurin, Äußerungen einzufangen, die zeigen, dass Altzaney selbst am besten weiß, dass sie keine Heilige ist. Sie wird einfach nur gebraucht. So ist ein anrührendes Porträt entstanden, aber auch ein ethnografischer Einblick in das Funktionieren einer Dorfgemeinschaft nach Regeln, die nicht aus unserer Zeit stammen. CK

Judging from the number of wrinkles, Altzaney is very old. Her narrow eyes shine with wisdom and goodness. Even while laboriously working on all kinds of chores, deeply bent or on her knees, she radiates a great inner dignity. She is an authority in the small Georgian village. People always call her if there is anything to sort out or any dispute to be settled. She often intercedes in marriage affairs, which the families delicately negotiate according to the old traditions. At first, everyone pretends that it is all about the welfare of the bride and whether the farms will be well matched, but in the end it is only the price that decides the outcome. In the Georgian directors’ film, the camera often dwells on Altzaney’s face as she focuses on trying to find the right diplomatic approach to some negotiation, for hers is not a simple role. To all intents and purposes, the ancient patriarchal structures and a deep religious feeling reign supreme here. The director manages to capture a few passing comments which show that Altzaney herself knows best that she is not a saint. She is just needed. This makes for a touching portrait, but also an ethnographic look at the workings of a village community which follows rules that are not from our age. CK

Nino Orjonikidze graduierte 1994 in Journalistik an der Universität Tbilissi und schloss 2004 den Master-Studiengang Fernsehjournalismus am Goldsmiths College in London ab. Sie war mehrere Jahre als Reporterin, Sprecherin und Producerin tätig und realisiert seit 2002 Filmprojekte in Ko-Regie mit Vano Arsenishvili. Vano Arsenishvili, Absolvent der Hochschule für Film und Theater in Tbilissi, setzte seine Studien in der Klasse von Michael Haneke an der Filmakademie Wien fort. Gemeinsam mit Nino Orjonikidze gründete er die unabhängige Produktionsfi rma Artefact Production. Filmauswahl: Azylanten (2004), Bridge (2005)

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Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

präsentiert von presented by

Les arrivants The Arrivals Claudine Bories, Patrice Chagnard Frankreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 111 min. Buch: Claudine Bories, Patrice Chagnard Kamera: Patrice Chagnard / Musik: Pierre Carrasco, Ali Farka Touré / Schnitt: Stéphanie Goldschmidt Produktion: Serge Lalou, Les Films d’Ici Koproduktion: Marysette Moisset, Les Films du Parotier Kontakt: Daniela Elstner, Doc & Film International, 13 rue Portefoin, 75003 Paris, Frankreich, +33-1-42 77 56 87, d.elstner@docandfilm.com www.lesfilmsdici.fr

Schon die erste Einstellung dieses Films ist Programm: die Ankunft des indischen Elefantengottes in den Straßen von Paris. Der Elefantengott – Inbegriff von Kraft und Weisheit – ist eine gelungene Metapher für den Zusammenprall fremder Kulturen, die in der CAFDA, einer städtischen Anlaufstelle für asylsuchende Familien, Alltag ist. Denn Kraft und Weisheit wird beiden Seiten abverlangt – den Sozialarbeitern, die unter dem Andrang der Neuankömmlinge immer wieder zusammenzubrechen drohen, wie den Asylsuchenden, die sich einer administrativen Logik zu unterwerfen haben, die ihnen so fremd und unverständlich vorkommen muss wie das Leben auf dem Mond. Sie kommen aus dem Kongo, aus Tschetschenien, Sri Lanka oder Äthiopien. Sie kommen mit oder ohne Papiere, mit oder ohne Gepäck, von Schlepperbanden eingeschleust oder mit einem Touristenvisum in den Schengen-Raum eingereist. Beobachtend, voller Sympathie und Verständnis für die Nöte beider Seiten, verfolgt der Film die Sisyphusarbeit der CAFDA und liefert uns ein authentisches Bild von Verfolgung, politischer Unterdrückung und menschlichem Elend außerhalb Europas. „Du wirst dich wohl fühlen in Frankreich“, beruhigt eine Mitarbeiterin eine aufgeregte Mutter aus Tschetschenien, „bei uns herrscht kein Krieg.“ Man wünschte sich diese Haltung in deutschen Ausländerbehörden, die stolz auf die sinkenden Asylbewerberzahlen im Land verweisen. MH

The first shot of the film establishes its agenda: the arrival of the Indian elephant god in the streets of Paris. The elephant god – a symbol of power and wisdom – is a well-chosen metaphor for the clash of foreign cultures that is part of the daily life of the CAFDA, a municipal reception centre for asylum seeking families. For both sides must show power and wisdom – the social workers who are constantly at risk of collapsing under the sheer number of new arrivals, and the asylum seekers who are forced to comply with an administrative logic that must seem as alien and incomprehensible to them as life on the moon. They come from the Congo, Chechnya, Sri Lanka or Ethiopia. They come with or without documents or luggage, brought in by immigrant smuggler gangs or have entered the Schengen area with a tourist visa. Observing both sides’ predicaments with sympathy and understanding, the film accompanies the CAFDA’s Sisyphus work and offers an authentic picture of persecution, political oppression and human misery outside Europe. “You will feel good in France”, an employee calms an excited Chechen mother, “there is no war here.” One would like to see this attitude in the German aliens departments who proudly point out the sinking number of asylum seekers in the country. MH

Claudine Bories begann als Theaterschauspielerin und übernahm 1990–2002 für Périphérie in Montreuil die Produktion und Distribution von Dokumentarfi lmen. Seit 1976 realisiert sie eigene Dokumentar- und Spielfi lme. Filmauswahl: La fi lle du magicien (1989), L‘entfant du parking (1995) Patrice Chagnard, Gründer des Filmclubs in Grenoble, ging 1965 zum Philosophie-Studium an die Sorbonne nach Paris, wo auch sein erster Kurzfi lm entstand. 1969–1972 bereiste er Afghanistan, Pakistan und Indien. Die dort gesammelten Eindrücke prägten seine fi lmischen Arbeiten. Seit 1977 macht er Dokumentarfi lme. Filmauswahl: Dans un camion rouge (2005)

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Berlin–Stettin Berlin–Stettin Volker Koepp

Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe und s/w, 110 min. Kamera: Thomas Plenert / Musik: Rainer Böhm / Schnitt: Beatrice Babin Produktion: Vineta Film / Koproduktion: SWR / Kontakt: Volker Koepp, Vineta Film, Elisabethweg 6a, 13187 Berlin, Deutschland, +49-30-48 63 89 66, vinetafilm@t-online.de

Es beginnt in Berlin-Karlshorst, durch das der Junge Volker Koepp 1953 russische Panzer rollen sah und von wo er sich aufmacht, eine Lebensreise zu wiederholen. Es ist auch die seiner Mutter, die 1945 mit ihren Kindern aus Stettin – heute Szczecin – floh. Kriege, Flucht und Vertreibung, Neubesiedlung, Brüche und Neu-Anfänge kennzeichnen die Landschaft östlich der Elbe so, wie die unendlichen Himmel. Die Beschreibung eines Raums, der – wie immer bei Koepp – ein kultureller so wie ein historischer und nun auch ein biografischer ist. Ihn bevölkern Figuren aus den Filmen, die in der Geschichte einer Landschaft die eines Landes erzählten: die Zehdenicker Ziegeleiarbeiter, Elsbeth und Renate aus Wittstock, die Schweißerin Karin aus „Tag für Tag“ und – winkend aus der Vergangenheit – Gustav, der Ostpreuße. Wen es hierher verschlug, hat ‚durchjehalten‘ bis zum Ende und darüber hinaus. Ostberliner Bohème und Weltenbummler erobern den Raum neu: Die Schauspielerin Fritzi Haberlandt und Anetta Kahane, deren Erzählung von Fremdenhass und Gewalt die Einsamkeit der Felder bedrohlich erscheinen lässt. Ein hessischer Umweltkämpfer, ein neuseeländischer Professor und polnische Studenten aus Stettin. Dort endet die Reise auf einer Diplomfeier der gelackten neuen Generation. Die Geschichte eines Jahrhunderts. Nichts bleibt, wie es war. Nur, dass es die großen Erzählungen noch gibt, solange Koepp und Plenert unterwegs sind. GL

It begins in Berlin-Karlshorst, where Volker Koepp saw Russian tanks roll by as a boy in 1953 and from where he now sets out to retrace the journey of a life. It is also his mother’s journey, who fled to Stettin – today Szczecin – with her children in 1945. War, flight and expulsion, resettlement, interruptions and new beginnings characterise the landscape east of the river Elbe just as much as the boundless skies. The description of a space which – as usual with Koepp – is cultural, historical and now biographical, too, populated by characters from his films who tell the story of a country captured in the story of a landscape: the brickyard workers from Zehdenick, Elsbeth and Renate from Wittstock, Karin the welder from “Day by Day” and – waving from the past – Gustav, the East Prussian. The people who ended up here stuck it out to the end and beyond. Now the East Berlin bohemians and globetrotters reconquer the space: the actress Fritzi Haberlandt and Anetta Kahane, whose account of xenophobia and violence makes the solitude of the fields look threatening. A Hessian environmental activist, a professor from New Zealand and Polish students from Stettin. This is where the journey ends: at a graduation party of the slick new generation. The story of a century. Nothing remains the same. Except that the grand narratives still exist as long as Koepp and Plenert are on the road. GL

Volker Koepp wurde 1944 in Stettin geboren. Nach einem Studium an der TU Dresden absolvierte er 1966–1969 ein Sonderstudium an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg. Anschließend war er bis 1991 als Regisseur beim DEFA-Studio für Dokumentarfi lm tätig. Seither arbeitet er freischaffend. Neben zahlreichen Auszeichnungen internationaler Festivals, erhielt er für sein künstlerisches Gesamtwerk 1993 den Deutschen Kritikerpreis und 2005 den Georg-DehioPreis. Filmauswahl: Wittstock-Zyklus (1975–1997), Märkische Trilogie (1988–1991), Herr Zwilling und Frau Zuckermann (1999), Holunderblüte (2007)

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La casa The House Tayo Cortés Kolumbien, Spanien 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 70 min. / Buch, Kamera: Tayo Cortés Musik: ChocQuibTown, Los Diablitos, Aries Vigoth / Schnitt: Carlos Rufete Produktion: Fanny Guerrero Riascos, Devenir producciones / Koproduktion, Vertrieb: Esteban Bernatas, Andoliado producciones / Kontakt: Laura Collado, Andoliado producciones, Sant Guillem17 (1º, 1ª), 08006 Barcelona, Spanien, +34-93-2 09 08 97, laura@andoliado.com / www.andoliado.com

Victor Mendez lebt seit nunmehr 40 Jahren zusammen mit seiner Mutter am Stadtrand von Kolumbiens Hauptstadt Bogotá, mitten im Wald, aber auf illegalem Grund in einer notdürftig zusammengezimmerten Hütte. Jederzeit können sie von hier vertrieben werden. Seit auch seine neue Frau, die von seiner Mutter strikt abgelehnt wird, hier eingezogen ist, beherrscht Streit den Alltag. Mühsam leben sie vom Müllsammeln, rollen Tonnen durch die Straßen, wühlen im Dreck. Dennoch: Victor Mendez gibt einfach nicht auf. Tagtäglich transportiert er mit erbarmungswürdigen Eseln seine Beute bergauf, bergab. Ein Kreislauf, der in Wahrheit eine Warteschleife ist. Der Filmemacher Tayo Cortés hat sich viel Zeit genommen, die Verhältnisse zu studieren. Armut ist niemals gleich, Armut ist immer individuell. Mendez wurde in diese Verhältnisse hineingeboren, und seither gesellt sich ein Unglück zum anderen. Bei der Arbeit ist Cortés‘ Kamera immer dabei, sie wird Teil des Alltags. Dabei dringt er immer tiefer in das Beziehungsgefüge dieser unheilvollen ménage à trois. Armut macht hartherzig. Die Abhängigkeit voneinander ist in Verachtung umgeschlagen. Die radikale Konsequenz, mit der der Film eine moderne Variation vom Mythos des Sisyphos aufzeichnet, beeindruckt. Das einzige, was Mendez in dieser Trostlosigkeit bleibt, ist das Träumen. Das wenigstens kostet nichts. CK

Victor Mendez has lived with his mother on the outskirts of the Columbian capital of Bogotá for 40 years, in the middle of the forest but on illegal ground, in a makeshift wooden cabin. They could be driven out any time. Ever since his new wife, of whom his mother disapproves strongly, has moved in, quarrels have dominated their daily life. It is strenuous making a living collecting garbage, rolling tons through the streets, digging in the dirt. Still, Victor Mendez simply will not give up. Every day he and his miserable donkeys transport his booty up and down the hill. A cycle which is literally a waiting loop. Filmmaker Tayo Cortés took a lot of time to study these conditions. Poverty is never the same, poverty is always individual. Mendez was born into these conditions and has had nothing but bad luck. Cortés’s camera continuously follows him at work, it becomes part of his daily life, entering deeper and deeper into the entangled relationships within this ominous ménage à trois. Poverty hardens the heart. Their interdependence has become contempt. The film records this modern-day Sisyphos with a formidable and radical consequence. The only thing left for Mendez in all this desolation is dreams. At least they are free. CK

Tayo Cortés, eigentlich Carlos Alberto Cortés Guerrero, wurde 1978 in der Provinzhauptstadt Pasto in den kolumbianischen Anden geboren. 1998 übersiedelte er nach Spanien und studierte am Centre d’ Estudis Cinematogràfi cs de Catalunya (CECC) in Barcelona. Neben eigenen Projekten, darunter Konzertfi lme und Musikerinterviews, arbeitete er als Kameramann u. a. unter der Regie von Santiago Zannou und Sergio Criscolo. Filmauswahl: Close to Greenaway (2003), Ecosistemas y Futuro (2007)

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Chemia Chemo Pawel Lozinski Polen 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 58 min. Buch: Pawel Lozinski / Kamera: Kacper Lisowski Schnitt: Katarzyna Maciejko-Kowalczyk, Dorota Wardeszkiewicz Produktion: Pawel Lozinski, Pawel Lozinski Produkcja Filmów Koproduktion: Anna Kowalewska-Onaszkiewicz, TVP S.A. Vertrieb, Kontakt: Katarzyna Wilk, Krakow Film Foundation, ul. Morawskiego 5, pok. 434, 30-102 Krakau, Polen, +48-12-2 94 69 45, katarzyna@kff.com.pl

Jeder Übergang konstruiert einen geschlossenen Raum, in dem die Gesetze der Gesellschaft außer Kraft gesetzt sind, sich oben und unten vertauschen, alle gleich sind und Wahrheit jenseits von Konventionen ausgesprochen wird. In einen solchen begibt sich Pawel Lozinski, als er die Patienten einer Krebsstation im Verlauf eines Jahres bei ihrer Chemotherapie filmt. Das Außen, in dem das ‚normale‘ Leben weitergeht, Bäume blühen und Laub abwerfen oder von Schnee bedeckt sind, existiert hier lediglich in wenigen Blicken aus dem Fenster oder auf schemenhaft vorbeieilende Gestalten. Konsequent bleibt die Kamera bei Zweiergesprächen und nah auf den Gesichtern derer, die zwischen Leben und Tod stehen, und ihrer nächsten Angehörigen. Auf wundersame, ja leichte Art und Weise nimmt sie das Schwebende dieses Zustands auf. In diesem Raum kann alles gesagt werden, hier gibt es keine Lügen mehr, kein Vorgeben von Größe und Stärke. Hier liegen Geschäftsfrau, Schüler, Rentner, die Schwangere und die Großmutter, Intellektuelle und Arbeiter oder die Nonne nebeneinander. Hier werden Witze gerissen, sich über die Reinigung von Perücken ausgetauscht, die alten und die neuen Zeiten oder die Zubereitung von Kohl diskutiert. Neben Banalem werden existentielle Fragen verhandelt, Gott, Verantwortung, Sinn, Hoffnung und Abschied. Am Ende steht ein Gang, durch den die Patienten unseren Blicken entschwinden. Wohin der Weg führt, bleibt offen. GL

Every transition constructs a closed space where the laws of society are suspended, where up and down are reversed, where everyone is equal and the truth beyond social conventions is spoken. This is the kind of space Pawel Lozinski enters when he follows the chemotherapy patients of a cancer ward over a year. The outside, where ‘normal’ life continues, trees bloom, shed their leaves or are covered with snow, does not exist except in a few glances out of the window or at some dim passing figures. The camera consistently focuses on dialogues and on the faces of those who find themselves between life and death and their closest relatives, capturing this suspended life with wonderful ease. In this space, one can say anything; there are no more lies, no pretence of grandeur or strength. This is where the businesswoman, the student, the pensioner, the pregnant woman and the grandmother, intellectuals, workers and a nun lie next to each other, making jokes, exchanging tips on how to clean a wig, discussing the old and the new times or the best cabbage recipe. Apart from the banal everyday stuff, existential questions are explored: god, responsibility, meaning, hope and leave-taking. At the end we see a corridor through which the patients vanish. We do not know where it leads. GL

Pawel Lozinski, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent von Dokumentar- und Spielfi lmen, wurde 1965 in Warschau geboren und studierte bis 1992 an der Polnischen Hochschule für Film, Fernsehen und Theater in Lodz. In den 1990er-Jahren war er neben eigenen Filmprojekten auch Regieassistent bei seinem Vater, Marcel Lozinski, sowie bei Krzysztof Kieslowski. Besonders seine Dokumentarfi lme wurden international ausgezeichnet. Für „Taka historia“ (1999) und „Across the Border“ (2004) erhielt er jeweils die Goldene Taube bei DOK Leipzig. Filmauswahl: Birthplace (1992), Between the Doors (2004), Kitty, Kitty (2008)

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Cooking History Cooking History Peter Kerekes Österreich, Slowakei, Tschechische Republik 2009 35 mm, Farbe, 88 min. / Buch: Peter Kerekes Kamera: Martin Kollár, Mark Rimmer, Jaromír Kalina Musik: Marek Piacek / Schnitt: Marek Sulik Produktion: Ralph Wieser, Mischief Films Koproduktion: Pavel Strnad, Negativ s.r.o Vertrieb, Kontakt: Irena Taskovski, Taskovski Films, Korunovacni 32, 170 00 Prag, Tschechische Republik, +420-2-33 31 38 39, festivals@taskovskifilms.com www.cookinghistory.net

In „Cooking History“ würzen 13 europäische Militärköche mit scheinbar arglosen Geschichten das Gericht der großen Geschichte des 20. Jahrhunderts, das heißt auch (und vor allem) seiner kriegerischen Auseinandersetzungen. So schält sich das grauenvolle Thema dieses Films heraus: Sechs Kriege, zehn Rezepte und 60.325.061 Kriegsopfer. Mit gehöriger Ironie inszeniert Peter Kerekes seine Helden der Geschichte und ihre Geschichten: Sei es beim Philosophieren über den Sinn von Rezepten und die Frage, ob die Idee der Zubereitung nach Gefühl nicht bereits als ein erster und verhängnisvoller Schritt zur Auflösung der gesamten militärischen Ordnung gelten müsse; sei es bei der Flucht durch ein Maisfeld, wobei der Filmemacher sich nicht scheut – ganz oder gar nicht! – auch einen verfolgenden Panzer Teil der Szene werden zu lassen; sei es am Strand bei steigender Flut, wenn ein ehemaliger U-Boot-Smutje, mit einem Gasbrenner bewaffnet, anschaulich macht, wie er für seine Kameraden zum letzten Mal Koteletts panierte. Kochen und Kriegshandlungen, so Kerekes, haben viel gemeinsam: Strategie, Timing, ein Gefühl für Mengenverhältnisse bei den eingesetzten Basismaterialien und nicht zuletzt die Taktik des Würzens. Essenszubereitung für die Armee ist eine Metapher für die Schlacht. RE

In “Cooking History”, 13 European military chefs season the great dish of 20th century history – whose (main) ingredient is war – with seemingly harmless stories. The gruesome subject of this film emerges slowly: 6 wars, 10 recipes and 60,325,061 victims of war. Peter Kerekes presents his historic heroes and their stories with the proper dose of irony: philosophising about the meaning of recipes and the question whether preparing a dish intuitively does not constitute a first and fatal step towards the dissolution of military order as a whole; or fleeing through a field of corn while the filmmaker has no qualms – at all! – about making the pursuing tank part of the scene; or on the beach while the tide is rising, where a former submarine chef, armed with a gas burner, demonstrates how he breaded cutlets for his comrades for the last time. Cooking and acts of war have a lot in common, says Kerekes: strategy, timing, a feeling for the proper ratio of basic materials and, last but not least, the tactics of seasoning. Preparing food for an army is a metaphor for battle. RE

Peter Kerekes wurde 1973 in Kosice geboren. 1991–1998 studierte er Filmregie an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste in Bratislava und übernimmt dort seit 1999 regelmäßig Lehraufträge. Nachdem seine studentischen Arbeiten bereits erfolgreich auf internationalen Festivals gezeigt wurden, gewann er zuletzt mit „Across the Border“ bei DOK Leipzig 2004 eine Goldene Taube. Filmauswahl: Clovek o knihe, kniha o cloveku (1996), Zuzana od 8.00 do 17.00 (2000), 66 Sezón (2003)

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Emumäe Eedi ja lobi küla Kristjan Jolly Old Farts Manfred Vainokivi

Estland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 28 min. Buch: Manfred Vainokivi / Kamera: Manfred Vainokivi Produktion, Vertrieb: Marju Lepp, Filmivabrik Kontakt: Tristan Priimägi, Estonian Film Foundation, Uus 3, 10111 Tallinn, Estland, tristan@efsa.ee

Da sitzen sie nun, zwei alternde Filmemacher, die von der Zeit überfahren worden sind. Kristjan, der sich nach der Unabhängigkeit Estlands mit Beiträgen für ausländische Fernsehsender über Wasser hält, und Eedi, leicht verwahrlost und mit einer guten Portion Sarkasmus versehen, von der Pension der Mutter am Leben erhalten. Als sie sich nach Jahren gegenseitiger Missachtung wieder begegnen, beginnt ein Dialog der Enttäuschten, der zunächst zwischen Resignation, Ironie und dem müden Abklatsch alter Revierkämpfe schwankt, die sie sich zu Beginn ihrer Karrieren geliefert hatten. Doch wie gesagt, die Herren sind in die Jahre gekommen. Die gegenseitigen Sticheleien zielen deshalb auch nicht wirklich darauf ab, den anderen zu verletzen. Sie dienen vielmehr als Anker in dem Fluss der Zeit, der sie hält, um nicht endgültig in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Und aus dieser Stimmung heraus wächst plötzlich so etwas wie Freundschaft zwischen ihnen. Im Ton immer wieder mal ruppig, beginnen sie, über ihre Träume, ihre Filme, das Alter und ihre Restzukunft zu sprechen. Noch einmal einen Film drehen, um alles zum Abschluss zu bringen. Noch einmal wirklich gebraucht werden, wo man doch so viel zu bieten hat. Doch am Ende des Lebens bleibt ihnen nur der Platz in einem auf Land abgelegten Ruderboot mit Blick über das Meer – das melancholische Abbild zweier Gestrandeter der Geschichte. MH

There they sit, two ageing filmmakers passed over by time. Kristjan, who has scratched a living by producing features for foreign television networks since Estonian independence, and Eedi, a little shabby and armed with a healthy dose of sarcasm, kept alive by his mother’s pension. When they meet again after years of mutual disdain, they start a dialogue of the disappointed, which first hovers between resignation, irony and a tired repetition of the old power struggles they had at the start of their careers. But, as mentioned before, the gentlemen have aged. They are not really trying to hurt each other with their mutual taunts. It is more of an anchor in the river of time, which keeps them from sinking into oblivion. And suddenly something close to friendship emerges from this mood. In tones that are no less abrasive they start to speak about their dreams, their films, age and the rest of their future. Making one more film to wind up. Being needed once more, considering that they have so much to offer. But at the end of their lives they are left with nothing but this spot in a rowing boat on dry land, with a view of the ocean – the melancholy image of two pieces of the flotsam and jetsam of history. MH

Manfred Vainokivi, 1964 in Tallinn geboren, arbeitete 1982–1987 als Kameraassistent für lokale Film- und Fernsehstudios und realisierte 1988–1990 Animationsfi lme für das Studio B in Tallinn. 1991–1998 führte er mit Andrus Tuisk ein eigenes Werbefi lmstudio, für das er über 130 Werbespots konzipierte und produzierte. 1998 gründete er die Produktionsfi rma Filmivabrik. Filmauswahl: Yellow House (2000), Valli‘s bar (2008)

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The Genome Chronicles The Genome Chronicles John Akomfrah

Vereinigtes Königreich 2008 / HD, Farbe und s/w, 30 min. / Buch: John Akomfrah Kamera: Dewald Aukema / Schnitt: Cliff West / Produktion: David Lawson, Lina Gopaul, Smoking Dogs Films / Kontakt: David Lawson, Smoking Dogs Films, 24, Shacklewell Lane, E8 2EZ London, Vereinigtes Königreich, +44-20-72 49 66 44, david@smokingdogsfilms.com / www.smokingdogsfilms.com

Innerhalb weniger Tage hat der Filmemacher John Akomfrah 1998 zwei ihm nahe Personen verloren: seine Mutter und einen engen Freund, den britischen Künstler Donald Rodney. Mit „The Genome Chronicles“ reagiert der Regisseur auf diese Ereignisse und findet zu einem Filmgedicht in zehn Strophen. Visuell verbindet er eigenes Material von wiederholten Reisen auf die schottischen Inseln Skye und Mull mit rauen und flüchtigen Super-8-Impressionen des Freundes, der 1993 begonnen hatte, sein Leben filmisch zu dokumentieren: Aufenthalte in verschiedenen Krankenhäusern, Ausstellungseröffnungen, die Freunde, die Beziehung mit seiner Partnerin Diane Symons. Faszinierend ist der Widerhall dieser Verbindung des Materials in einer Reihe konzentrierter Text-Rezitative solcher Autoren wie Maurice Blanchot, Jacques Derrida und Michel Foucault. Sie alle kreisen um das Begreifen, um den Anfang der Schöpfung ebenso wie um das Ende alles Lebendigen. Den akustischen Resonanzraum des Films füllen Varia aus der Welt-Musik-Geschichte von gälischen Trauer-Gesängen über indische Ghaselen bis hin zu Post-Punk-Soundscapes. Auf diese Weise zu einer imposanten Totenklage verdichtet, erforscht „The Genome Chronicles“ den Zusammenhang zwischen Schmerz und Vorstellungskraft, zwischen Gedächtnis und Identität, zwischen dem Stoff der Erinnerung und der Tätigkeit des Erinnerns. RE

In the space of a few days in 1998, filmmaker John Akomfrah lost two people very close to him: his mother and a friend, the British artist Donald Rodney. “The Genome Chronicles” is the filmmaker’s response to these events in the form of a filmic poem in ten stanzas. On the visual level, he combines his own footage of repeated trips to the Scottish islands of Skye and Mull with rough and fleeting Super 8 impressions of his friend, who started to document his life on film in 1993. Various hospital stays, exhibition openings, friends, his relationship with the painter Diane Symons. What is fascinating are the echoes of this combination of material in a series of concentrated text recitals by writers such as Maurice Blanchot, Jacques Derrida and Michel Foucault. They all circle around comprehension, the beginning of creation as well as the end of all that is alive. Miscellaneous offerings from world music history fill the acoustically resonating cavity of this film, from Gaelic mourning chants and Indian ghazals through to postPunk soundscapes. Thus condensed into an impressive elegy, “The Genome Chronicles” explores the connections between pain and imagination, between memory and identity, between the essence of memory and the activity of remembering. RE

John Akomfrah, 1957 im ghanaischen Accra geboren, ging in London zur Schule und studierte Soziologie am Portsmouth Polytechnic. 1982 gehörte er zu den Mitbegründern des in London beheimateten Black Audio Film Collective, das Fragen der afrobritischen Identität ins Zentrum seiner Arbeit stellte. Bereits Akomfrahs Regiedebüt „Handsworth Songs“ (1986) erfuhr internationale Anerkennung und wurde u. a. mit dem John Grierson Award des British Film Institute ausgezeichnet. 2004–2008 gehörte er zum Direktorium des BFI. 2008 wurde ihm der Order of the British Empire verliehen. Filmauswahl: Testament (1988), Seven Songs for Malcolm X (1993), Speak like a Child (1998)

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Kansakunnan olohuone The Living Room of the Nation Jukka Kärkkäinen Finnland 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 74 min. Buch: Jukka Kärkkäinen, Sini Liimatainen / Kamera: J.-P. Passi, Jani Kumpulainen Schnitt: Timo Peltola, Jukka Kärkkäinen / Produktion: Sami Jahnukainen, Mouka Filmi Oy / Vertrieb: Heino Deckert, Deckert Distribution Kontakt: Sami Jahnukainen, Mouka Filmi Oy, Vilhonvuorenkatu 11 B 7, 00500 Helsinki, Finnland, +358-40-7 31 43 54, sami@mouka.fi www.thelivingroomofthenation.com

Wenn die Melancholie ausbricht, ist sie raumgreifend; dann ist es Zeit, den einsamen Wolf hereinzulassen, mit ihm zu weinen, zu trinken und die Messe des Blues in seiner ganzen Doppeldeutigkeit zu zelebrieren. Im Blues werden Noten der Moll-Tonleiter über Harmonien der Dur-Tonleiter gespielt, und auf diese Weise entsteht eben jene Ambivalenz von Gefühlen, die sowohl Dur als auch Moll ist. „Kansakunnan olohuone“ ist ein perfekter filmischer (und finnischer) Blues – ein bisschen ruppig, ein bisschen abgeranzt, aber zutiefst menschlich. Jukka Kärkkäinen präsentiert uns mit dem Blick des klassischen Porträtisten Einblicke in sechs Wohnzimmer und ihre Bewohner zwischen Helsinki und Lappland. Es eröffnen sich Geschichten um Veränderung, Einsamkeit, Verantwortung und das unbarmherzige Verstreichen der Zeit; denn wenn man erst mal so sitzt und nachdenkt und ins Erzählen kommt, dann erscheint die eigene Geschichte plötzlich als Revue der verpassten Chancen und der nicht wiedergutzumachenden Fehler. Die Zukunft mag zwar noch rosa erscheinen, aber auch dieses Rosa ist bereits angefressen vom Wind der Gegenwart und über dem Rest liegt schon ein ziemlicher Grauschleier. Wenn die Geschichten dann zu Ende sind, beginnt das Leben. Mit seiner Langweiligkeit. Mit seiner Fülle. Mit seinem Blues. RE

When melancholia strikes, it takes up all the space. That is the hour to let the lonely wolf in, cry with him, drink and celebrate the high mass of the blues in all its ambivalence. In the blues, the notes of the minor scale are played over major scale harmonies, which creates that emotional ambiguity that is happy and sad at the same time. “The Living Room of the Nation” is a perfect filmic (and Finnish) blues – a little rowdy, a little grungy, but deeply human. With the eye of a classic portrait painter, Jukka Kärkkäinen presents us with views of six living rooms and their inhabitants between Helsinki and Lapland. Histories of change, loneliness, responsibility and the merciless passing of time unfold. Because once you sit down, think and start to talk, your own story suddenly seems like a succession of missed chances and irreparable mistakes. The future may still look pink, but even that pink is tainted by the winds of the present, and the rest is already hidden under a rather greyish veil. Once the story ends, life begins. With its boredom. With its abundance. With its blues. RE

Der Autor und Regisseur Jukka Kärkkäinen wurde 1972 in Kerava geboren. Er arbeitete in einem Sägewerk und in den Frachtlagern von Finnair. Ab 1990 besuchte er Drehbuch-, Regie- und Produktions-Workshops in Finnland, Dänemark und Österreich. 2006 gründete er in Helsinki mit Sami Jahnukainen und Kimmo Kekkonen die Produktionsfi rma Mouka Filmi. Filmauswahl: Kukka – Hot Light (2001), Zetor – Born Free (2005), The Smoking Room (2006)

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October Country October Country Michael Palmieri, Donal Mosher

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USA 2009 / HD, Farbe, 80 min. Kamera, Schnitt: Michael Palmieri / Produktion: Michael Palmieri, Wishbone Films Vertrieb: Louise Rosen, Louise Rosen Ltd. / Kontakt: Michael Palmieri, Wishbone Films, 1003 SE 33rd Ave, 97214 Portland, OR, USA, +1-917-7 56 99 62, mike@michaelpalmieri.com / www.octobercountryfilm.com

Blut ist dicker als Wasser. Das klingt völkisch? Ist es auch – und trotzdem: In Zeiten, da sich die sozialen Bezüge der Gesellschaft auflösen, ist die traurige Wahrheit, dass allein die Familie einen letzten Schutzraum bietet, so prekär die Beziehungen der einzelnen Mitglieder untereinander auch sein mögen. In „October Country“ wird diese Erkenntnis am Beispiel einer amerikanischen Familie durchdekliniert, die knapp an der Armutsgrenze lebt. Das Personal: Ein traumatisierter VietnamVeteran, eine Großmutter und deren Tochter, die wiederum zwei Töchter hat, von denen die Ältere wiederum eine Tochter hat, die sie weggeben will, weil sie ihr eigenes Leben nicht geregelt bekommt. Der Film folgt dem Geschehen ein Jahr lang – von Haloween zu Haloween – und schafft damit einen Rahmen, der zu einem furiosen Finale führt: Zwischen blutigen Menstruations-Keksen und künstlichen Spinnweben am traurig rotierenden Deckenventilator bewegen sich die Protagonisten wie die Untoten. Jeder mit seinen eigenen Gespenstern im Gepäck und unfähig zu sagen, was gesagt werden muss, oder den Kreislauf von früher Schwangerschaft, prügelnden Ehemännern und falschen Erwartungen zu durchbrechen. „Ich habe keine Angst vor Geistern“, sagt die Großmutter am Rande dieser Horrorparty, „ich habe Angst vor den Lebenden“ und beschreibt damit die Familie des 21. Jahrhunderts als das, was sie tatsächlich ist: eine Notgemeinschaft der Verzweifelten. MH

Blood is thicker than water. Sounds racist? It is – and still: in times when social relations within society are unravelling, it is a sad truth that the family alone can offer a last protected space, however precarious the relationships among its members may be. “October Country” examines this insight from every angle as exemplified by an American family living just above the poverty line. The cast: a traumatised Vietnam veteran, a grandmother and her daughter, who in turn has two daughters. The eldest has a daughter of her own whom she intends to give away because she is unable to get a grip on her own life. The film follows events for a year – from Halloween to Halloween, which creates a framework that leads to the furious finale: the protagonists move like the undead among bloody menstruation cookies and artificial spider’s webs hanging from the dolefully rotating ceiling fan. Each of them is haunted by his or her own ghosts and unable to say what must be said or disrupt the cycle of early pregnancy, violent husbands and false expectations. “I’m not afraid of ghosts”, the grandmother says at the fringes of this horror party, “I’m afraid of the living”, describing the 21st century family as what it really is: an emergency association of the desperate. MH

Michael Palmieri begann 1993 als Techniker und Beleuchter in einem Film-Equipment-Verleih in Los Angeles, arbeitete später für den Special-Effects-Pionier Phil Tippett in Berkeley/Kalifornien und führt seit 2001 selbst Regie, v. a. bei Werbespots und Musikvideo-Produktionen. Er lehrt Film und Video am California College of the Arts in San Francisco und lebt in Portland, Oregon. „Oktober Country“ ist Donal Moshers Regiedebüt. Bekannt ist er hauptsächlich als Fotograf und Autor. Seine Texte wurden u. a. in SF Camerawork, Instant City, Satellite und Frozen Tears veröffentlicht.

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Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm International Competition Documentary Film

Petropolis – Aerial Perspectives on the Alberta Tar Sands Petropolis – Aerial Perspectives on the Alberta Tar Sands Peter Mettler Kanada 2009 / HD, Farbe, 43 min. Buch, Kamera: Peter Mettler / Musik: Gabriel Scotti, Vincent Hänni Schnitt: Roland Schlimme / Produktion: Spencer Tripp, Greenpeace Canada Koproduktion: Sandy Hunter, Laura Severinac, Grimthorpe Film Vertrieb: Peter Jäger, Autlook Filmsales / Kontakt: Peter Jäger, Autlook Filmsales, Trappelgasse 4/17, 1040 Wien, Österreich, +43-720-34 69 34, welcome@autlookfilms.com www.petropolis-film.com

Ein Film der Superlative: Zerstörung, Ästhetik, Schuld. Der Dreiklang könnte aber auch lauten: Öl, Öl, Öl. Hier in Kanada befinden sich drei gigantische Abbaugebiete, allein jenes in Athabasca ist 34.000 Quadratkilometer groß. Hier vermutet man eines der weltweit größten Ölvorkommen. Um das ,Gold der Neuzeit‘ zu bergen, muss ein immens hoher ökologischer Preis gezahlt werden, denn das Öl ist mit Sand vermischt und kann nur mit einem sehr aufwändigen Verfahren getrennt werden. Die damit einhergehende Verwüstung von Wäldern, Böden und Flüssen hat nicht gekannte Ausmaße angenommen. Um sie zu beschreiben, unternimmt Regisseur Peter Mettler einen gewagten Hubschrauberflug. Nicht ganz freiwillig, denn eine Drehgenehmigung wurde ihm von den Unternehmen nicht gewährt. So nimmt er eine nahezu ,göttliche‘ Perspektive ein und schaut auf das Unfassbare, auf die Kreation, die von der Kreatur Mensch so zugerichtet wird. In beeindruckenden Zeitlupen-Zooms wird auf die Logik von Ursache und Wirkung verwiesen. Der komplex gearbeitete Sound produziert ein trostloses Gefühl von Endlosschleife, auch Momente von Trance stellen sich ein. Die Bilder gerinnen zu grafischen Strukturen. Eine bizarre Schönheit offenbart die Landschaft dennoch. Mit genau kalkulierten Dosierungen von Informationsverteilung schafft Mettler jedoch Verstörungen, die den Zuschauer schmerzhaft daran erinnern, dass er derjenige ist, der an der Moderne, einschließlich all ihrer technologischen Eroberungen, partizipiert. CK

A film of superlatives: destruction, aesthetics, guilt. Though the triad could just as well be: oil, oil, oil. There are three giant oil mining areas in Canada; the one in Athabasca alone covers about 34,000 square kilometers. One of the biggest oil deposits in the world, containing an estimated 300 billion barrels, is believed to be located there. Mining the ‘modern gold’ comes at an immense ecological price, because the oil is mixed with sand and it takes a very complex procedure to separate them. The resulting destruction of forests, soils and rivers has reached unprecedented proportions. In order to make it describable, director Peter Mettler undertakes a daring helicopter flight. Not quite voluntarily, because the companies did not permit him to film. He therefore takes this near ‘divine’ perspective to look at the inconceivable, at a creation defaced to such an extent by the creature man. Impressive slow-motion zooms illustrate the logics of cause and effect. The complex soundtrack produces a bleak sense of being in an endless loop, as well as trance-like moments. The images congeal into graphic structures. Still, this landscape displays a bizarre beauty. Mettler uses precisely calculated doses of information, however, to create disturbances which serve as painful reminders to the audience that they are the ones who participate in the modern age, including all its technological conquests. CK

Der Filmemacher und Fotograf Peter Mettler, Jahrgang 1958, studierte 1977–1982 Film an der Ryerson University Toronto. Bereits mit seinem preisgekrönten Abschlussfi lm „Scissere“ (1982) erlangte er Aufmerksamkeit. Auch nachfolgende Arbeiten, häufig Kombinationen experimenteller, essayistischer und dokumentarischer Elemente, wurden auf internationalen Festivals ausgezeichnet. So gewann er u. a. 2002 mit „Gambling, Gods and LSD“ den Hauptpreis der Visions du Réel in Nyon. Sein Werk wurde weltweit in Retrospektiven gewürdigt, zuletzt 2006 beim Toronto International Film Festival. Filmauswahl: Picture of Light (1994), Balifi lm (1996)

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Seitti – kilvoittelijan päiväkirja Ito – A Diary of an Urban Priest Pirjo Honkasalo

Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

präsentiert von presented by

Finnland, Japan 2009 / 35 mm, Farbe, 117 min. / Schnitt: Pirjo Honkasalo Buch: Pirjo Honkasalo, Miika Pölkki / Kamera: Pirjo Honkasalo, Marita Hällforss Produktion, Vertrieb: Kristiina Pervilä, Millennium Film / Kontakt: Marja Pallassalo, The Finnish Film Foundation, Kanavakatu 12, 00160 Helsinki, Finnland, +358-9-6 22 03 00, marja.pallassalo@ses.fi

Fujioka, ein junger buddhistischer Priester in Tokio hatte ursprünglich eine Boxerkarriere eingeschlagen. Wegen einer Augenverletzung und einer tiefen Sinnkrise hat er sie abgebrochen. Neben seiner Tätigkeit als Geistlicher betreibt Fujioka inzwischen eine kleine Bar, und vielleicht, hätte der Zufall nur einen Tick anders gespielt, wäre er auch, wie sein ehemaliger Bar-Keeper, Musiker in einer Szene-Band geworden. Einmal, recht früh im Film, hört man Fujiokas Off-Stimme zu umwerfend schönen Aufnahmen eines umwölkten Vollmonds: „Irgendwann hat mich die Sonne verlassen. Aber irgendwann leuchtete mir der Mond.“ „Seitti – kilvoittelijan päiväkirja“ spielt ausschließlich nachts, und die Zahl der konzentrierten Kamerabewegungen lässt sich an einer Hand abzählen. Aus Pirjo Honkasalos neuem Film spricht eine ebenso respektvolle wie selbstbewusste Vertrautheit mit den Olympiern der Filmgeschichte, mögen sie Kenji Mizoguchi heißen oder Ingmar Bergman, Carl Theodor Dreyer oder Luis Buñuel. Und einen Gruß an Robert Bressons „Tagebuch eines Landpfarrers“ (1950) entbietet der Film ja bereits im Titel. Wie der christliche Landpriester vor einem halben Jahrhundert durchlebt auch der buddhistische Stadtpriester von heute große Momente existenzieller Heimatlosigkeit. Ein rätselhaftes, statuarisches Werk voll funkelndem Ernst. RE

Fujioka, a young Buddhist priest in Tokyo, used to be a boxer. He gave up that career when he suffered an eye injury and a deep identity crisis. Apart from being a priest, Fujoka now runs a small bar and might even, but for sheer coincidence, have been playing in a trendy band like his former barman. Once, quite early on in the film, we hear Fujoka’s off screen voice commenting the dazzlingly beautiful full moon in the cloudy sky: “At some point the sun abandoned me. At some point the moon started illuminating me.” “Ito – A Diary of an Urban Priest” is set exclusively at night and the number of intense camera movements in this film can be counted on one hand. Pirjo Honksalo’s new film reveals a familiarity with the Olympians of film history that is as respectful as it is confident, whether they are called Kenji Mizoguchi or Ingmar Bergman, Carl Theodor Dreyer or Luis Buñuel. Even the title is a salute to Robert Bresson’s “Diary of a Country Priest”. Like the Christian country priest half a century ago, the Buddhist city priest today lives through moments of great existential homelessness. A mysterious, statuesque work of sparkling solemnity. RE

Pirjo Honkasalo, geboren 1947, studierte 1965–1969 Film mit dem Schwerpunkt Kamera an der Universität für Kunst und Design Helsinki und absolvierte 1971–1972 ein Postgraduiertenstudium an der School of Communications der Temple University in Philadelphia, Pennsylvania. Zunächst realisierte sie v. a. Spielfi lmprojekte, darunter in Ko-Regie mit Pekka Lehto „Flame Top“ (1980), der für den Wettbewerb in Cannes ausgewählt wurde. Seit den 1990er-Jahren ist sie besonders als Dokumentarfi lmerin erfolgreich und gewann zahlreiche Hauptpreise auf internationalen Festivals. Filmauswahl: The Bergman File (1978), Mysterion (1991), Tanjuska and the 7 Devils (1993), Atman (1996), The 3 Rooms of Melancholia (2004)

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Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm International Competition Documentary Film

Tying Your Own Shoes Tying Your Own Shoes Shira Avni

Kanada 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 16 min. Buch, Kamera: Shira Avni / Animation: Shira Avni, Matthew Brotherwood, Daninah Cummins, Katherine Newton, Petra Tolley, Lillian Chan, Jonathan Ng Musik: Luigi Allemano / Schnitt: Carrie Haber / Produktion: Michael Fukushima, National Film Board of Canada / Vertrieb: Johanne St-Arnauld, National Film Board of Canada / Kontakt: Madeleine Bélisle, National Film Board of Canada, 3155 Côte de Liesse Road, H4N2N4 St-Laurent, Quebec, Kanada, +1-514-2 83 90 00, festivals@nfb.ca

Sie haben das Down-Syndrom, und sie haben oft in ihrem Leben erfahren, als geistig behindert und minderbemittelt abgestempelt und ausgegrenzt zu werden. Aber das Down-Syndrom zu haben, kann auch ein Vorteil sein, denn dann kann man gut malen! Sagt selbstbewusst und trotzig die 22-jährige Katherine in Shira Avnis Film. „Tying Your Own Shoes“ ist das skizzenhafte Porträt von vier Jugendlichen zwischen 20 und 30, die mit einem Chromosomenfehler geboren wurden. Sie kommen aus Elternhäusern, wo sie behütet aufwachsen konnten, oder sie stammen aus Kroatien, wo sie den Krieg miterlebt haben. Ein paar biografische Splitter nur. Vor allem aber erleben wir den Prozess, wie die Vier ihre Gedankenwelten freilegen, indem sie malen. Die Kunst ist ihnen eine zweite Sprache geworden, mit der sie oftmals sehr viel mehr Anerkennung erfahren. Wie viel Potential in ihnen steckt, wie viel Phantasie und wie aufmerksam sie ihre Umgebung reflektieren, das macht der Film deutlich, indem er sich einer verspielten Montage bedient, die dokumentarische Erzählung und Animation durcheinanderwirbelt. Die eben noch am Tisch Sitzenden verwandeln sich auf einmal in Gemälde, Sprechblasen ziehen vorbei, dann wieder purzeln Zeichnungen und Malereien aufs Papier, die plötzlich in Bewegung geraten – und sich gerne auch im Katzenhimmel verirren. „Down-Syndrom is being myself and try to fit in“, resümiert Matthew und malt konzentriert weiter. CK

They have Down’s syndrome and have often known what it is like to be put down and excluded as mentally disabled. But having Down’s syndrome can also be an advantage, because it means you are a good painter! As 22-year-old Katherine confidently and defiantly asserts in Shira Avni’s film. “Tying Your Own Shoes” sketches the portraits of four young people aged between 20 and 30 who were born with this chromosome defect. Some from sheltered backgrounds, some from Croatia where they experienced the war. Just a few biographical fragments. But most of all, we see all four of them reveal their inner worlds by painting. Art has become their second language and often gains them a lot more recognition. In a playful montage which blends documentary narrative and animation, the film shows their potential, how imaginatively and attentively they reflect their environment. The people who were just sitting at the table suddenly turn into paintings, speech balloons drift by, drawings and paintings tumble onto the paper where they suddenly start to move – and tend to get lost in cat’s heaven. “Down’s syndrome is being myself and try to fit in”, Matthew summarizes and focuses on his painting again. CK

Shira Avni, 1974 in Petakh Tikvah, Israel geboren, wuchs in Montreal auf. Dort studierte sie bis 1998 Animation an der Concordia University. 2003 schloss sie ein Master-Studium für Film, Video und Neue Medien am Art Institute of Chicago ab. Seit 1997 realisiert sie Animationsfi lme für das National Film Board of Canada und lehrt zurzeit im Studiengang Film an der Concordia University. Im Sonderprogramm Animadok von DOK Leipzig 2008 war ihr mehrfach prämierter Animationsfi lm „John and Michael“ (2004) zu sehen. Filmauswahl: From Far Away (2000, mit Serene El-Haj Daoud)

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Xianshi shi guoqu de weilai Disorder Weikai Huang

Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

präsentiert von presented by

China 2009 / Beta DIGITAL (PAL), s/w, 58 min. Buch, Kamera, Schnitt, Produktion, Vertrieb: Weikai Huang Kontakt: Weikai Huang, Rm. 203, 97 Zhihang Road, 510180 Guangzhou, China, +86-20-33311837, weikai2000@gmail.com

Der Begriff ‚Boomtown‘, ein Wort aus dem vorigen Jahrhundert, erweist sich angesichts gegenwärtiger chinesischer Metropolen als hilflose Untertreibung. Der Boom ward zum Veitstanz, der Veitstanz zum Overkill und der Overkill zum Normalfall. Den staunenden Augen der Kameramänner um Weikai Huang eröffneten sich beim Drehen schrille Visionen aus Science-Fiction-Filmen als ungefilterte Wirklichkeit. Erzählt werden etwa zwanzig vermischte Nachrichten aus dem Alltag einer chinesischen Großstadt: Gefrorene Bärentatzen als (illegale) Spezialität in der Tiefkühltruhe eines Supermarktes; das Einfangen eines geflüchteten Haus-Alligators; Überschwemmungen und Brände; das zynische Verhalten eines Unfallfahrers gegenüber dem verletzten Fußgänger-Opfer; rabiate Plünderungen in einem Großhandel; ein Mann mit einem Netz, der in stiller Verrücktheit im Unrat eines überschwemmten Stadtviertels fischt; jede Menge anders Verstörter; und ein weggeworfenes, noch lebendes Baby. Das Material der einzelnen Geschichten verbindet Weikai Huang im hochtourigen Furor einer Partitur aus Leit- und Nebenmotiven, atemberaubenden Intermezzi und virtuos ausgespielten Scherzi, worin jede Note, ausgesucht beunruhigend, mit ihren Nachbarinnen eine Verbindung eingeht. Weikai Huangs Film ist nicht auf die Mobilisierung schnelllebig-kritischer Reflexe aus. Der Schrecken dieses Films sitzt tiefer und hält länger an. RE

The term ‘boomtown’, which dates from the last century, proves to be a helpless understatement in the face of contemporary Chinese metropolises. The boom became a St. Vitus’ dance, the dance became overkill and overkill became commonplace. Shrill science fiction visions disguised as unfiltered reality unfolded before the amazed eyes of the cinematographers working with Weikai Huang while they were shooting the film. “Disorder” recounts some 20 pieces of miscellaneous news from the everyday life of a Chinese metropolis: frozen bear paws as the (illegal) speciality in a supermarket freezer; the capture of an escaped pet alligator; floods and fires; a driver’s cynical behaviour to his injured pedestrian victim after an accident; ruthless looting in a wholesale warehouse; a man fishing in quiet madness in the garbage of a flooded district; and a discarded but still alive baby. Weikai Huang combines the individual stories in a frenzied score of leitmotifs and background motifs, breathtaking interludes and brilliantly executed scherzos, where every exquisitely disturbing note merges with its neighbours. Weikai Huang’s film is not out to trigger short-lived critical reflexes. The horror caused by this film is deeper and lasts longer. RE

Weikai Huang wurde 1972 in der chinesischen Provinz Guangdong geboren. Er ist Absolvent der Kunsthochschule in Guangzhou. Seit seinem Regiedebüt, dem Kurzfi lm „Laden‘s Body Could Be Nothing But a Copy“ (2002), ist er mit seinen Arbeiten regelmäßig auf renommierten internationalen Festivals präsent und wurde 2003 mit dem „San Yuan Li Project“ zur Biennale in Venedig eingeladen. Filmauswahl: Floating (2005), Meishi Street (2006)

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27/10 —>1/11 09 RECONSTRUCTiON Industry section

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Anne Perry – Interiors Anne Perry – Interiors Dana Linkiewicz Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 70 min. Buch: Dana Linkiewicz / Kamera: Mischa Leinkauf Musik: Olaf Taranczewski / Schnitt: Philipp Busse Produktion: Ute Dilger, Kunsthochschule für Medien Köln Koproduktion: Hans W. Geißendörfer, Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion KG Vertrieb: Andreas Habermaier, Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion KG Kontakt: Ute Dilger, Kunsthochschule für Medien Köln, Peter-Welter-Platz 2, 50676 Köln, Deutschland, +49-221-20 18 93 30, dilger@khm.de www.anne-perry-interiors.com

Anne Perry ist mit 55 Romanen und über 25 Millionen verkauften Exemplaren eine der erfolgreichsten britischen Schriftstellerinnen. Sie lebt allein mit zwei Hunden in einem großen, abgelegenen Haus in einem kleinen Ort in Schottland. Tagsüber ist das Haus bevölkert: eine Sekretärin, ein Gärtner, ein Fahrer und ihr Bruder, der für sie recherchiert und E-Mails schreibt. Ihre beste Freundin wohnt auf der anderen Seite der kleinen Dorfstraße. Alle sprechen sehr liebevoll von ihr, aber niemand wagt, über ihr Geheimnis zu reden. Es wurde 1994 durch den Film „Heavenly Creatures“ bekannt. Als 15-Jährige beging sie gemeinsam mit ihrer Freundin einen Mord in Neuseeland. Anne schweigt darüber und vergräbt sich in Arbeit. Auf ihrem Ledersessel mit Beinstützen halb liegend, halb sitzend schreibt sie täglich per Hand Seite um Seite ihre viktorianischen Kriminalgeschichten. Abends isst sie allein vor dem Fernseher. Die junge Filmemacherin nähert sich Anne Perry Stück um Stück durch ruhige Beobachtungen ihres Alltags. In den Interviews mit der Protagonistin und den Menschen, die ihr nahestehen, kommen immer wieder neue Facetten ihrer Persönlichkeit zum Vorschein. So verdichtet sich der Film mehr und mehr vom Porträt einer Schriftstellerin zu einer Geschichte über die Schwere von Schuld und den Umgang mit dieser Last. AS

Anne Perry is one of the most successful British writers with more than 55 novels to her name and over 25 million copies sold. She lives alone with two dogs in a large, remote house in a small Scottish village. By day, the house is full of people: a secretary, a gardener, a chauffeur and her brother, who does research and writes e-mails for her. Her best friend lives opposite the small village road. They all talk affectionately about her, but no one dares to mention her secret. It was made public in the 1994 film “Heavenly Creatures”. When she was 15 years old, she and her best friend committed murder in New Zealand. Anne does not talk about it and buries herself in her work. Half lying, half sitting with her legs up in a leather armchair, she handwrites page after page of her Victorian thrillers every day. At night, she has supper alone in front of the television set. The young filmmaker gradually gets closer to Perry by quietly observing her daily routines. Every interview with the protagonist and the people close to her reveals new facets of her personality. Step by step, her film becomes more intense and the portrait of a writer becomes a story about the weight of guilt and how to deal with this burden. AS

Dana Linkiewicz, 1976 in Potsdam geboren, studierte 1998–2002 Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin. Sie war als Creative Producer im Bereich Werbung und Musikvideo tätig, führte ab 2001 bei mehreren Kurz- und Werbefi lmen Regie und nahm 2005 ein Postgraduiertenstudium für Filmregie an der Kölner Kunsthochschule für Medien auf. „Anne Perry – Interiors“ ist ihr Abschlussfi lm. Filmauswahl: Kennen Sie Varis Jura? (2004), Doppelmord (2007)

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Cato Cato Dagmar Brendecke Deutschland, Frankreich, Polen 2009 / 35 mm, Farbe, 90 min. Buch: Dagmar Brendecke / Kamera: Armin Fausten Musik: Carlos Bica / Schnitt: Regina Bärtschi, Bernd Euscher Produktion, Vertrieb: Armin Fausten, Kick-Film GmbH Berlin Koproduktion: Kick-Nord Hannover Kontakt: Armin Fausten, Kick-Film GmbH Berlin, Otto-Suhr-Allee 59, 10585 Berlin, Deutschland, +49-30-3 47 96 70, a.fausten@kick-film.de www.kick-film.de

Paradiesischer könnte eine Kindheit kaum sein. Idyllisch gelegen nahe Bremen, zwischen schmalen Flüssen und dicht bewachsenen Ufern, erlebt Cato Bontjes van Beek auf einem Gehöft in Fischerhude Jahre großer Unbeschwertheit. Sie ist ein romantisches junges Mädchen mit vielen Träumen und Plänen. Sie wünscht sich, nach Tahiti auszuwandern, Segelfliegen zu lernen und an der Lette-Schule zu studieren. Und sie ist von großem Gerechtigkeitssinn. Ihre Eltern, sie Tänzerin, er Bildhauer, haben sich in Worpswede, jener Künstlerkolonie um Heinrich Vogeler, kennengelernt. Man igelt sich jedoch in der Kunst nicht ein, sondern pflegt eine offene Atmosphäre, wo auch Raum ist für politische Debatten, die vor allem der Vater gerne mit viel Verve führt. Catos Charakter ist ganz Spiegelbild dieser Erziehung und dieser Zeit, jener kurzen Phase zwischen den Kriegen, als Kosmopolitismus und Bohème straffrei gelebt werden konnten. Als Cato Ende der 1930er-Jahre nach Berlin zieht, erlebt sie unmittelbar die dreiste Herrschaft der ‚Braunen‘. Hier wird ihr der Freigeist, in dem sie erzogen wurde, zum Verhängnis. Die Regisseurin Dagmar Brendecke rekonstruiert mit großer Genauigkeit, wie aus einem lebenshungrigen Backfisch eine ‚Hochverräterin‘ wird, wie aus Neugierde Mut und wie aus Offenheit Mitgefühl für das Leiden der anderen entsteht. Ein reicher Fundus an Fotos und Briefen lässt Cato, der die gleiche Aufmerksamkeit wie Sophie Scholl gebührt, wieder auferstehen. CK

You could hardly ask for a more idyllic childhood. In an Arcadian setting near Bremen, between narrow rivers and overgrown banks, Cato Bontjes van Beek lives a carefree life on a farmstead in the village of Fischerhude. She is a romantic young girl with lots of dreams and plans. She wants to emigrate to Tahiti, learn to fly a glider and study at the Lette school. She also has a very pronounced sense of justice. Her parents, a dancer and a sculptor, met at Worpswede, Heinrich Vogeler’s artists’ colony. They are not all wrapped up in their art, though, but create an open atmosphere with enough space for political debates, which her father in particular loves. Cato’s character reflects that upbringing and that time, the short period between the wars when cosmopolitanism and the Bohemian life were not punishable offences. When Cato moves to Berlin in the late 1930s, she directly experiences the brazen rule of the ‘brownshirts’. The free spirit in which she was raised becomes her undoing. With great precision, director Dagmar Brendecke reconstructs how a teenager hungry for life turns into a ‘traitor’, how curiosity becomes courage and an open mind becomes compassion for the sufferings of other people. A rich fund of photos and letters helps her to make Cato, who deserves as much recognition as Sophie Scholl, come alive. CK

Dagmar Brendecke, Jahrgang 1954, studierte Publizistik und Amerikanistik an der Freien Universität Berlin. Seit 1987 ist sie Autorin, Koautorin und Regisseurin von zahlreichen Fernseh- und Kinoproduktionen. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. erhielt sie für den mit Walter Brun realisierten Dokumentarfi lm „Der tödliche Schuss – Eine Polizistin im Trauma“ (2003) den Juliane-Bartel-Preis. Filmauswahl: Die Mühen der Behutsamkeit (1990), Hiddensee – Insel der Berliner Bohème (1992), Und dann war alles still (2006), Voci Verdiane (2007)

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Die Eroberung der inneren Freiheit The Conquest of Inner Freedom Aleksandra Kumorek, Silvia Kaiser Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 85 min. Buch: Aleksandra Kumorek, Silvia Kaiser Kamera: Susanne Fuchs, Marcel Reategui Musik: Michael Jakumeit, Klaus-D. Brennecke, Marian Lux Schnitt: Bettina Blickwede, Chris Valentien, Lars Pienkoß Produktion: Aleksandra Kumorek, Silvia Kaiser, Gegenlicht Filmproduktion Koproduktion: Dieter Fietzke, Tschagga-Film Vertrieb, Kontakt: Heino Deckert, Deckert Distribution, Marienplatz 1, 04103 Leipzig, Deutschland, +49-341-2 15 66 38, info@deckert-distribution.com

Berlin, Tegel, ein Gefängnis in Deutschland und das einzige weltweit, das sich auf ein außergewöhnliches Vorhaben eingelassen hat: Sokratische Gespräche mit Inhaftierten. Regelmäßig trifft sich eine Gruppe mit zwei Philosophen und diskutiert das eigene Wertesystem anhand der persönlichen Erfahrungen bei und mit der Gesetzesübertretung. Hat jemand das Recht, über das Leben anderer Menschen zu bestimmen? Warum wird man überhaupt straffällig? Kann man sich ändern? Die Filmemacherinnen begleiten über den Zeitraum eines Jahres Männer, die wegen Mordes, schweren Raubes und Drogenhandels einsitzen. Angeregt durch philosophische Grundfragen reden sie sehr offen, in der Gruppe wie auch einzeln, über ihre Situation im Gefängnis und die begangenen Straftaten. Und immer wieder kommt es zu der Frage: Was bedeutet innere und äußere Freiheit, wenn man im Gefängnis sitzt? AS

Berlin, Tegel, a prison in Germany and the only one in the world that has embarked on an extraordinary enterprise: Socratic conversations with the inmates. A group of them regularly meets with two philosophers to discuss their personal value systems in relation to their own criminal experience. Does anyone have the right to decide about other people’s lives? Why does anyone become an offender in the first place? Can people change? Over the course of a year, the filmmakers accompany men who are doing time for murder, armed robbery or drug trafficking. Inspired by basic philosophical questions, as a group and as individuals, they freely talk about their situation in prison and the crimes they committed. One question comes up again and again: what does inner and outer freedom mean when you are in prison? AS

Aleksandra Kumorek wurde 1971 in Katowice/Polen geboren und lebt seit 1981 in Berlin. 1993–2000 studierte sie dort an der Freien Universität Germanistik, Theater- und Filmwissenschaften und absolvierte 2001–2002 ein Aufbaustudium in Filmregie an der Northern Media School in Sheffi eld. Seit 2001 arbeitet sie in verschiedenen Projekten mit Silvia Kaiser zusammen. 2004 gründeten sie gemeinsam die Gegenlicht Film + TV Produktion. Filmauswahl: Die Überfl üssigen (2007) Silvia Kaiser, Jahrgang 1963, studierte 1984–1988 Film an der Fachhochschule Dortmund. Ab 1988 übernahm sie Regieassistenzen für verschiedene Filmproduktionen sowie Lehraufträge an der Freien Universität und der Landesbildstelle Berlin. Sie ist Autorin mehrerer Kurzspielfi lme und arbeitet seit 1996 als freie Fernsehjournalistin, u. a. für die ZDF-Dokumentarfi lmreihe 37 Grad.

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Fliegerkosmonauten Space Sailors Marian Kiss Deutschland, Polen 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 88 min. Buch: Marian Kiss / Kamera: Lars Barthel, Piotr Rosolowski Musik: Thomas Wydler, Hans Jörn Brandenburg, Andor Márton Horváth, Jácob János Horváth, András Bóra Schnitt: Katalin Pázmándy, Marian Kiss Produktion: Jörg Rothe, Neue Mediopolis Filmproduktion Koproduktion: Andrzej Traczykowski, WFOiPE Kontakt: Jörg Rothe, Neue Mediopolis Filmproduktion, Kochstraße 130, 04277 Leipzig, Deutschland, +49-341-3 08 69 01, Joerg.Rothe@mediopolis-online.de

„Grüßt die kühnen Weltraumflieger, alle Kinder lieben sie. Kosmonauten, Himmelssieger – eure Tat vergisst man nie“, hieß es in einem DDR-Kinderlied. Unter den sozialistischen Helden nahmen sie einen ganz vorderen Platz ein. Der Griff nach den Sternen gehörte zum mythischen Grundbestand eines gesellschaftlichen Großprojekts, das es bei der Befreiung eines Planeten nicht bewenden ließ. Die Realität sah bekanntermaßen anders aus, und so bewog mehr strategisches Kalkül als romantische Himmelsstürmerei die Sowjetunion dazu, in einer von Krisen geschüttelten Phase ab 1976 zehn Kosmonauten – je einen für jeden sozialistischen Staat – in die Galaxie zu befördern. Marian Kiss beleuchtet politische Hintergründe, rekapituliert mit umfangreichem Archivmaterial den Geist einer Zeit zwischen Resignation und Hoffnung und fragt, was aus den Helden von einst geworden ist. Es ist die Geschichte der Söhne von Traktoristen, Büffelhirten, oder Schuhputzern, die sich anschickten, das All zu erobern, und die zu gefeierten Stars wurden, denen man Hymnen dichtete und Siedlungen weihte. Die tief fielen, als das System zusammenbrach, und heute an den erstaunlichsten Orten zu finden sind … Eine gescheiterte Utopie, eng verbunden mit der Erfüllung eines uralten Traums? Oder Paradebeispiel politischer Instrumentalisierung? Ein Glück, dass Kiss die Frage offen und den vergessenen Helden unserer Kindheit ihre Würde lässt. GL

“Greet the bold space pilots, all the children love them. Cosmonauts and sky defeaters – your deeds, we will never forget them”, went a GDR children’s song. They were the cream of the socialist heroes. Reaching for the stars was part of the basic myth of this large-scale social project, which was not content to liberate only the planet. The reality, as we all know, was quite different, and so it was strategic calculation rather than a romantic longing to conquer space that made the Soviet Union launch ten cosmonauts – one for each socialist state – into space in the crisis-ridden period from 1976 onward. Marian Kiss explores political motives, recaptures the spirit of an age between resignation and hope with extensive archive material and asks what became of the former heroes. This is the story of the sons of tractor drivers, buffalo herders or bootblacks, who set out to conquer space and became acclaimed celebrities to whom hymns were composed and villages dedicated. Who fell hard when the system collapsed and can be found in the most incongruous places today... A failed utopia, closely connected with the fulfilment of an ancient dream? Or the prime example of political exploitation? Fortunately, Kiss leaves these questions open and lets the forgotten heroes of our childhood retain their dignity. GL

Marian Kiss, geboren und aufgewachsen in Budapest, studierte dort sowie in Dresden und Köln Malerei und Grafi k. Schließlich übersiedelte sie nach West-Berlin und war Gaststudentin an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Seit 1983 arbeitet sie als Regisseurin, Autorin und Cutterin und widmet sich neben dem Spielfi lm hauptsächlich dokumentarischen und essayistischen Formen. 1990 wurde ihre Doku „Das gestohlene Gesicht“ bei DOK Leipzig mit dem Egon-Erwin-KischPreis ausgezeichnet. Filmauswahl: Sei immer größer als der Augenblick (1988), Der Kosmos ist ein wilder Traum (1994), Es war einmal in Sachsen (2003)

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Die Frau mit den 5 Elefanten The Woman with the 5 Elephants Vadim Jendreyko Deutschland, Schweiz 2009 / 35 mm, Farbe, 93 min. Buch: Vadim Jendreyko / Kamera: Niels Bolbrinker, Stéphane Kuthy Musik: Daniel Almada, Martin Iannaccone / Schnitt: Gisela Castronari-Jaensch Produktion: Thomas Tielsch, Filmtank GmbH / Koproduktion: Hercli Bundi, Mira Film GmbH / Vertrieb: RealFiction Filmverleih, Hansaring 98, 50670 Köln, +49-221-9 52 21 11, info@realfictionfilme.de Kontakt: Inge Classen, ZDF/3sat, ZDF-Straße 1, 55100 Mainz, Deutschland, +49-6131-70 2197, classen.i@zdf.de / www.5elefanten.de

Swetlana Geier ist die virtuoseste Übersetzerin russischer Literatur ins Deutsche. Soeben hat sie ihr Lebenswerk beendet – die Neuübersetzung der fünf großen Romane von Dostojewski – genannt die fünf Elefanten. 1923 in der Ukraine geboren, erlebte sie mit 15, wie ihr Vater bei Stalins politischen Säuberungen verhaftet wurde, 18 Monate später mit schweren Misshandlungen zurückkam und kurz darauf starb. Mit 18 verlor sie ihre beste Freundin, als SS-Kommandos in Kiew 30.000 Juden hinrichteten. 1943 schließlich wurde sie mit ihrer Mutter in ein Ostarbeiterlager nach Dortmund gebracht. Sie erlebte die Gräuel zweier Diktaturen, begegnete dabei aber immer auch Menschen mit Zivilcourage. Fragen nach den deutschen Offizieren etwa, welche ihr und ihrer Mutter beim Verlassen der Ukraine das Überleben ermöglicht haben, beantwortet Swetlana Geier mit solch schwebender Klarheit, die nicht minder präzise wirkt, wie die deutschen Satzkonstruktionen, mit denen sie sich dem Russischen von Dostojewski angenähert hat. Mit dem Regisseur Vadim Jendreyko reiste die 85-jährige Swetlana Geier zum ersten Mal seit dem Krieg zurück an die Orte ihrer Kindheit in der Ukraine. „Die Frau mit den 5 Elefanten“ verwebt Swetlana Geiers Lebensgeschichte mit ihrem literarischen Schaffen und spürt dem Geheimnis dieser unermüdlichen Mittlerin zwischen den Sprachen nach. RE

Swetlana Geier is the most brilliant translator of Russian literature into German. She has just finished the work of a lifetime: a new translation of all five great novels by Dostoyevskiy, the so-called five elephants. Born in the Ukraine in 1923, she was 15 when she witnessed her father’s arrest in one of Stalin’s political cleansings, saw him return suffering from the consequences of heavy maltreatment 18 months later and die shortly afterwards. She lost her best friend at the age of 18, when SS commands executed 30,000 Jews in Kiev. In 1943, she and her mother were taken to an “Eastern Workers” camp in Dortmund. She experienced the horrors of two dictatorships, but always encountered people with moral courage, too. When asked about the German officers who helped her and her mother survive when they left the Ukraine, Swetlana Geier answers with a lightness and clarity that seems no less precise than the German sentences she has constructed to approximate Dostoyevskiy’s Russian. Director Vadim Jendreyko accompanies the 85-year-old Swetlana Geier on her first journey back to the places of her childhood in the Ukraine after the war. “The Woman with the 5 Elephants” interweaves Swetlana Geier’s life story and her literary oeuvre, tracing the secret of this indefatigable mediator between the languages. RE

Vadim Jendreyko wurde 1965 in Bremen geboren und lebt seit 1969 in der Schweiz. Er studierte an der Kunstgewerbeschule Basel sowie an der Kunstakademie Düsseldorf. 1983–1986 übernahm er Regie-, Kamera- und Schnittassistenzen, gab 1986 mit „Exiltibeter zwischen zwei Kulturen“ sein Regiedebüt und gründete 2002 mit Hercli Bundi die Mira Film GmbH, für die er auch als Produzent und Stoffentwickler tätig ist. Sein Dokumentarfi lm „Bashkim“ wurde mit dem Schweizer Filmpreis 2002 ausgezeichnet. Filmauswahl: Transit – Zürich Flughafen (2003), Leistung am Limit (2004)

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Jean Boué

Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 87 min. / Buch: Jean Boué, Burkhard von Harder / Kamera: Uli Fischer / Musik: Eike Hosenfeld, Moritz Denis, Tim Stanzel / Schnitt: Thomas Wellmann / Produktion, Vertrieb, Kontakt: Gunter Hanfgarn, Hanfgarn & Ufer Film- und TV-Produktion, Apostel-Paulus-Str. 6a, 10823 Berlin, Deutschland, +49-30-84 85 50 00, info@hu-film.de / www.hu-film.de

Eigentlich ein Albtraum – dass wir mehr als einen Helmut Kohl, den Einheitskanzler, haben sollen. Jean Boué präsentiert gleich fünf: sächsischer Gastwirt, ehemaliger Chemiearbeiter in Wolfen, Architekt in Duisburg, berenteter Kfz-Mechaniker in Heidelberg und Anlagenführer in Rheinland-Pfalz. Man glaubt alles zu wissen über sie, und so kommt es: Ordentliche Bürger sind das, die Frau, Kinder und das Gesetz ehren, ihr Auto putzen, das Vereinswesen hochhalten, sich am Abendbrottisch über Rentenversicherungen unterhalten und gern im Garten Unkraut jäten (nachdem sie die Deutschlandfahne gehisst haben). Bockwurst-mit-Brot-Deutschland – einzig im Hause des Architekten kennt man Aldi nur vom Hörensagen und macht in Bohème. Doch so wie sich der Insektenforscher über das Herbarium beugt, betrachtet das Kameraauge von oben, analysiert und seziert Boué die Spezies Kohl. Und stößt auf Leerstellen. Da, wo die Arbeitsstelle war, das Haus, die Heimat, der Lebenstraum. Hinter der Deutschlandfahne wird eine Migrationsgeschichte sichtbar und im Neubauglück Verzicht. Nein, es ist nicht die ganz große Tragik, wir reden schließlich von Helmut Kohl. Vielleicht das Auslaufmodell einer Gesellschaft der gesicherten Lebenspläne. Aber an den Rändern des SichEingerichtet-Habens und in der Sehnsucht nach einem „nuja, das reicht uns“ aus tiefstem Herzen sind wir alle ein bisschen Helmut Kohl. Auch keine schöne Vorstellung. GL

It is actually a nightmare – we may have more than one Helmut Kohl, the Chancellor of reunification. Jean Boué presents no less than five: a Saxonian innkeeper, a former worker in a chemical factory in Wolfen, an architect in Duisburg, a retired motor mechanic in Heidelberg and a systems supervisor in Rhineland-Palatinate. One believes one knows everything about them, and so it is: these are orderly citizens who honour their wives, children and the law, wash their cars, support their clubs, discuss retirement plans at the supper table and like to weed the garden (after hoisting the German flag). The Germany of bockwurst-on-bread. It is only in the architect’s house that the food discounter Aldi is a distant rumour and a Bohemian lifestyle is cultivated. But just like an entomologist bending over his herbarium, the camera eye observes them from above while Boué analyses and dissects the species Kohl, and comes across gaps – where a job once was, a house, a home, the dream of a lifetime. A migration story emerges from behind the German flag and the newly built house hides privations. No, this is not a great tragedy; we are talking about Helmut Kohl after all. Perhaps it is the phase-out model of a society of secure life plans. At the margins of having-arranged-oneself and in the heartfelt longing for a “well, that’s enough for us”, we are all a little like Helmut Kohl. Not a pleasant idea either. GL

Jean Boué, Jahrgang 1961, studierte 1982–1986 Betriebswirtschaftslehre und Kunstgeschichte in seiner Geburtsstadt Hamburg. Seit 1989 arbeitet er als Regisseur, Autor und Produzent von Kurz- und Dokumentarfi lmen, hauptsächlich im Auftrag deutscher Fernsehsender. So realisierte er 2000–2007 für die ZDF/arte-Reihe „Mein Leben“ verschiedene Filmporträts. Gleich mit mehreren Dokumentarfi lmen ging er ins Rennen um den Adolf-Grimme-Preis. Filmauswahl: Willkommen in Deutschland (1992), Schützenfest (1997), Herr Klees, Herr Klinke & Herr Dikty (2001), Die Welt-Klasse (2006)

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Kennzeichen Kohl Being Kohl


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Rich Brother Rich Brother Insa Onken Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 99 min. Buch: Insa Onken / Kamera: Sören Lang, Florian Schewe, Insa Onken / Schnitt: Henk Drees Produktion, Vertrieb: Thanassis Karathanos, Twenty-Twenty Vision Koproduktion, Kontakt: Burkhard Althoff, ZDF/Das kleine Fernsehspiel, ZDF-Straße 1, 55100 Mainz, Deutschland, +49-6131-70 24 82, daskleinefernsehspiel@zdf.de

„Du musst dich opfern, sonst bist du verdammt“, beschreibt der Bruder die Rolle von Ben. Den hat die Großfamilie von Kamerun nach Deutschland geschickt, um – wer wollte es ihr verdenken – Anteil zu haben am Wohlstand der Ersten Welt. Denn wer es nach Europa geschafft hat, gilt als reich und hat für Geld, Geschenke und lukrative Geschäftsverbindungen zu sorgen. Ben versucht es als Profiboxer. In einem großen Spannungsbogen begleitet der Film ihn, wie er ganz unten anfängt und an allen Fronten kämpft: um finanzielles Auskommen, Sparringspartner, Wettkämpfe, Anerkennung. Nicht nur in den Straßen Berlins bewegt er sich als Fremder, auch in der halbseidenen Welt der Boxclubs trifft er auf latenten und offenen Rassismus. Aber es gibt keine andere Option als den Erfolg, der sich wie ein Mantra durch den Film zieht. In diesem unbedingten Streben bleiben Freundschaften, Beziehungen und vielleicht das Glück auf der Strecke. Der Rückweg ist abgeschnitten, und doch ist Afrika mit seinen Farben und Klängen, mit den Erwartungen, aber auch der Wärme der Familie stets präsent in Form von flashartigen Rückblenden oder einmontierten Szenen. Der große Showdown schließlich ist nicht etwa der Kampf um den WM-Titel, sondern das Familientribunal in Kamerun … Endlich ein Film, der einen Migranten nicht als Objekt politischer Umstände, sondern als Individuum mit einer Geschichte zeigt und festgefahrene Fremdbilder diesseits und jenseits von Afrika in Frage stellt. GL

“You must sacrifice yourself, or you will be damned”, that is how his brother describes Ben’s role. Ben’s extended family sent him from Cameroon to Germany to get a slice of the wealth of the First World – and who would hold it against them. For anyone who has made it to Europe is believed to be rich and expected to supply money and lucrative business connections. Ben tries to become a professional boxer. In a great arc of suspense the film follows Ben while he starts from the bottom and fights on every front: for financial survival, sparring partners, matches, recognition. He is a stranger, not just in the streets of Berlin, but also in the shady world of the boxing clubs where he faces latent and open racism. Failure is not an option, though, and this runs through the film like a mantra. Friendships, relationships and perhaps happiness are left behind in this singleminded pursuit. There is no way home and yet Africa, its colours and sounds, his family’s expectations and their warmth, are always present in the shape of sudden flashbacks or intercut scenes. Eventually, the great showdown is not the world championship match but the family tribunal in Cameroon … At last a film that shows a migrant not as a victim of political circumstances but as an individual with his own story, challenging deep-seated prejudices about foreigners on both sides. GL

Insa Onken wurde 1975 in Wilhelmshaven geboren und absolvierte ein Lehramtsstudium an der Musikhochschule und der Universität zu Köln. Nach verschiedenen Praktika im Bereich Filmproduktion arbeitet sie seit 2003 freischaffend als Dokumentarfi lmerin und Musikerin. 2006 nahm sie ein Postgraduiertenstudium für Filmund Fernsehregie an der Kunsthochschule für Medien in Köln auf. „Rich Brother“ ist ihr erster Langfi lm.

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Das Rudel The Mob Alexander Schimpke Deutschland 2009 / HD, Farbe, 47 min. Buch: Alexander Schimpke / Kamera: Carlo Jelavic, Jan Bormann, Stefan Kochert / Musik: Nils Kacirek Schnitt: Julia Karg / Produktion: Sebastian Cordes, Joseph M’Barek, Filmakademie Baden-Württemberg Vertrieb: Eva Steegmayer, Filmakademie Baden-Württemberg Kontakt: Alexander Schimpke, Filmakademie Baden-Württemberg, Akademiehof 10, 71638 Ludwigsburg, Deutschland, alexander.schimpke@filmakademie.de

Erstens: Ultras sind keine Hooligans. Zweitens: Ultras schwören ihrem Verein ewige Liebe. Drittens: Der Tanz geht los und wir stehen mitten drin in dem Ultra-Block des 1. FC Union Berlin. Gänsehautatmosphäre. Das Singen und Hüpfen und Tanzen. Hochgereckte Fäuste, rhythmisches Klatschen. Andre und Voss, die Vorsänger und Dirigenten der einstudierten Gesänge. Das Glück in den Augen, wenn die ‚Eisernen‘ von Union Berlin ein Tor geschossen haben. Eine exzellente Kamera, ein super getimter Schnitt und ein sehr differenzierter Soundtrack vermitteln die Charakteristika der Masse, faszinierend und bedrohlich zugleich. Gleichzeitig gelingt es dem Film, die Emotionalität des Augenblicks, wenn man dicht gedrängt auf Stehplätzen zusammengepfercht steht, mit dem gesellschaftlichen Hintergrund der Akteure zu verbinden. Das Manifest der Ultras – Zusammengehörigkeit, Widerstand gegen das System, Stolz auf Verein und Region – wird durch einen OffErzähler lebendig, der die Ereignisse nicht einfach nur kommentiert, sondern als ideeller ‚Gesamt-Ultra‘ deren Subkultur zum Schwingen bringt. Hinsichtlich der Choreographie der Masse funktioniert der Film wie eine genetische Erinnerung: denn sich in einer Gruppe aufgehoben zu fühlen, entspricht unserem evolutionären Erbe. Die Menschheit hat überlebt, weil sie gelernt hat, dass ihre eigentliche Stärke das Soziale und nicht unbedingt der Werkzeuggebrauch ist. MH

First of all: ultras are no hooligans. Secondly: ultras swear eternal love to their club. Thirdly: the dance begins and we are right in the middle of the 1. FC Union Berlin’s ultra fan-curve. The atmosphere gives you goose bumps. The singing and jumping and dancing. Fists raised high, rhythmic clapping. Andre and Voss, the leaders and conductors of the well-rehearsed chants. The happiness in their eyes when the ‘Iron Men’ of Union Berlin have scored a goal. Excellent camera work, brilliantly timed editing and a very sophisticated soundtrack communicate the characteristics of the mass, fascinating and threatening at once. At the same time, the film manages to connect the emotionality of the moment when everybody is crowded into the standing room to the actors’ social backgrounds. The ultras’ manifesto – stick together, resist the system, be proud of your club and region – comes alive in the voice over, which does not simply comment on the events but, as a spiritual ‘über ultra’, makes their subculture vibrate. In its choreography of the masses, the film works like a genetic memory: feeling safe in a group is part of our evolutionary heritage. Humanity survived because we learned that our real strength lies in the social field and not in the use of tools. MH

Alexander Schimpke, 1978 in Frankfurt am Main geboren, war 2003–2005 als Produktionsassistent bei der fi lmtank GmbH in Hamburg tätig. Seit 2005 studiert er Dokumentarfi lmregie an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Filmauswahl: Miles & More (2007)

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Shanghai Fiction Shanghai Fiction Julia Albrecht, Busso von Müller

Deutschland 2009 / HD, Farbe, 133 min. / Animation: Bert Gottschalk Buch, Schnitt: Julia Albrecht / Kamera: Busso von Müller Musik: Robyn Schulkowsky / Produktion: Busso von Müller, Schoenfilm Kontakt: Busso von Müller, Schoenfilm, Görlitzer Straße 70, 10997 Berlin, Deutschland, +49-30-61 28 49 21, busso.vonmueller@gmx.net

Worauf spielt das englische Wort ‚fiction‘ im Titel dieses ungewöhnlichen Films über China zu Beginn des 3. Jahrtausends an? Auf Zukünftiges im Sinne der Science-Fiction? So mag es manchem erscheinen, der staunend auf die Werke der neuen Pharaonen blickt. Auf Fiktion im Sinne der Erfindung? Auch das mag angehen, bedenkt man, wie sich China nach dem Tiananmen-Massaker 1989 neu erdacht hat und die Marktwirtschaft einführte. Oder auf Fiktion als Illusion? Damit wären wir bei den Träumen beziehungsweise bei dem, was davon übrig geblieben ist. Und das ist nicht viel, folgt man den Protagonisten auf diesem filmischen Gewaltmarsch durch die chinesische Gegenwart. Konzeptionell, formal, bildsprachlich im besten Sinne radikal und aufregend, gelingt es den Regisseuren, die Geschichte eines Wanderarbeiters, einer Geschäftsfrau, eines Hochschulprofessors und die eines deutschen Architekten im Dienste der neuen Weltherren so miteinander zu verbinden, dass universelle Wahrheiten aufscheinen. Yuan, der Wanderarbeiter, träumt den Traum aller Armen, einen großen Schatz zu finden. Allein, sein Boss betrügt ihn. Hebe, die Geschäftstüchtige, machte nach 1989, desillusioniert wie alle, Karriere. Liu, der einstige Kulturrevolutionär, durchlief alle Krisen des Intellektuellen, um schließlich abgeklärt festzustellen, dass das Leben keinen Sinn, wohl aber ein Ende hat. Und dann ist da noch Johannes, der merkwürdig fremd, aber immer geduldig, durch diese disparate Welt läuft und Städte plant. Arm ist nur, wer niemals geträumt hat. Und dennoch – der Aufschlag ist hart. MH

What does the word ‘fiction’ in the title of this unusual film about China at the beginning of the third millennium suggest? The future, as in science fiction? That is what many might think as they gaze with wonder at the works of the new pharaohs. Or fiction in the sense of an invention? That is possible, too, considering how China re-invented itself after the Tiananmen massacre in 1989 and introduced market economy. Or fiction as illusion? That would lead us to dreams, or rather what is left of them. It is not much, if you believe the protagonists of this visual forced march through present-day China. Radical and exciting in the best sense of the words in concept, form and visual language, the directors manage to connect the stories of a migrant worker, a female executive, a university professor and a German architect working for the new masters of the world in a way that makes universal truths emerge. Yuan, the migrant worker, dreams all poor people’s dream, of finding a big treasure. But his boss deceives him. The enterprising Hebe started her career after 1989, disillusioned like everybody else. Liu, the former cultural revolutionary, lived through every intellectual crisis to end up with the worldly-wise recognition that life does not have a meaning, but an end. Then there is Johannes, who walks through this disparate world as a strangely alien, but patient man who plans cities. You are only poor if you have never dreamed. But still – waking up is hard. MH

Julia Albrecht, Jahrgang 1967, war als Regieassistentin bei Produktionen von Frank Castorf, Robert Wilson und Thierry Salmon tätig. Seit 1993 realisiert sie mit Busso von Mueller multimediale Projekte sowie Kurz-, Spiel- und Dokumentarfi lme, letztere häufig auf der Grundlage gemeinsamer Reisen nach Asien, Afrika oder Südamerika. Busso von Müller, Jahrgang 1967, begann als Regieassistent bei Theater- und Fernsehproduktionen, studierte anschließend an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und ab 1994 Film/Kamera an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Neben den gemeinsamen Projekten mit Julia Albrecht ist er als freier Kameramann tätig und wurde u. a. mehrfach für den Deutschen Kamerapreis nominiert. Filmauswahl: Chapters of Hong Kong (2001), Good Morning Hanoi (2003)

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Bernhard Sallmann

Deutschland 2009 / HD, Farbe, 85 min. / Buch: Bernhard Sallmann Kamera: Börres Weiffenbach / Schnitt: Claudia Gleisner Produktion: Christian Schulzki, ariane-film gmbh / Kontakt: Christian Schulzki, ariane-film gmbh, Altenburger Straße 13, 04275 Leipzig, Deutschland, +49-341-35 00 54 00, info@ariane-film.de / www.die-traeume-der-lausitz.de

Die Lausitz ist eine Landschaft nach der Industrie, eine Landschaft nach dem Menschen. 1989 beschrieb Peter Rocha in „Die Schmerzen der Lausitz“ erstmals auf erschütternde Weise das Ausmaß der Zerstörung, welche der Braunkohletagebau hier hinterlässt. Eine Tradition, in die sich Bernhard Sallmann – der nun seine eigene Lausitz-Trilogie vollendet – bewusst stellt. Er zeigt jedoch eine Landschaft, die verwundet ist und zugleich verwunschen, und Menschen in ihr, die sich und das Land neu erfinden. Wo sich dem Auge eine mondähnliche Kraterlandschaft und von zischenden Rohren zerfurchte Wüste bietet, sehen sie Hafenbecken und eine Seenkette, träumen sich neue Wälder, experimentieren mit Findlingen, bauen schwimmende Häuser oder umrunden auf allen denkbaren Sportgeräten unermüdlich die riesigen Restlöcher. Sie folgen der Spur des Wolfes, der sich die Lausitz zurückerobert, während die Menschen sie verlassen. Wer hier bleibt, hat selten Arbeit – auch wenn er hoch qualifiziert ist. Ingenieure im Ruhestand senden sich aus ihren schrumpfenden Wohnsiedlungen funkend per Morsealphabet Lebenszeichen. Denn eins ist klar: Die Wüste lebt. In bester Benningscher Tradition setzen die sorgsam kadrierten Bilder von Börres Weifenbach, die eine eigene Erzählebene schaffen, den futuristischen Rahmen für eine Handvoll Visionäre. Die Erben Fürst Pücklers, des großen Landschaftsgestalters, in einem Science-Fiction-Heimatfilm. GL

Lusatia is a post-industrial, post-human landscape. In 1989, Peter Rocha did a first harrowing filmic description of the extent of destruction left behind by brown coal surface mining in “The Pain of Lusatia”. Bernhard Sallmann – who has now completed his own Lusatia trilogy – sees himself in this tradition, though he shows a landscape that is wounded and at the same time enchanted, and people who re-invent themselves and the land. Where the eye registers a moonlike crater landscape and a desert crisscrossed by hissing pipes, they see harbour basins and a chain of lakes, dream up new forests, experiment with boulders, build floating houses or tirelessly circle the huge mining lakes on all kinds of sports equipment. They follow the tracks of the wolves that are reconquering Lusatia while the people are leaving. Those who stay behind rarely have work, even if they are highly qualified. Retired engineers transmit signs of life in Morse code to each other from their shrinking residential estates. One thing is clear: the desert is alive. In the best tradition of Benning, Börres Weifenbach’s carefully composed images, which create their own narrative level, supply the futuristic framework for a handful of visionaries. The heirs of Prince von Pückler, the great landscape gardener, in a science fiction film about home. GL

Bernhard Sallmann wurde 1967 in Linz geboren. Nach Studien der Publizistik, Germanistik und Soziologie in Salzburg und Berlin absolvierte er 1998–2004 ein Regiestudium an der HFF „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg und war in dieser Zeit u. a. Stipendiat der Akademie der Künste Berlin. Für den Dokumentarfi lm „400 km Brandenburg“ wurde er 2002 mit dem Samsung-Innovationspreis ausgezeichnet. Filmauswahl: Deutsche Dienststelle (1999), Berlin-Neukölln (2001), Briefe nicht über die Liebe (2005)

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Träume der Lausitz Dreams of the Lausitz


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Überall nur nicht hier Anywhere but Here Tamara Milosevic

Deutschland 2009 / HD, Farbe, 72 min. / Buch: Tamara Milosevic Kamera: Mathias Schöningh / Musik: Ilja Coric / Schnitt: Sven Kulik Produktion: Alexander Funk, Funkfilme / Kontakt: Tamara Milosevic, Käthe-Niederkirchner-Straße 24, 10407 Berlin, Deutschland, +49-171-8 23 16 63, tamara.milosevic@web.de / www.tamara-milosevic.de

Man erinnere sich an die Bilder der paralysierten UN-Truppen in Srebrenica, die immer wieder ungläubig durchgespielt wurden, waren sie doch nur ein schwacher Ersatz für das, was niemand gefilmt hat. Den Tod von etwa 8.000 Jungen und Männern. Ein von langer Hand geplanter Genozid, wie man heute weiß. Die Regisseurin Tamara Milosevic interessiert sich, genau wie schon in ihrem Film „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ für das Danach, wenn die Medienkarawane längst weiter gezogen ist zum nächsten Schauplatz. „Krieg verzehrt, was Friede beschert“, heißt ein altes Sprichwort. Was aber, wenn kein Friede sein kann, weil der Krieg so tiefe Wunden geschlagen hat, dass die Überlebenden keinen inneren Frieden finden? Es ist Winter. Obwohl die Ereignisse schon 15 Jahre zurückliegen, kann der Schnee nicht verdecken, dass der Friede hier auf dünnem Eis gebaut ist. Drei Geschichten werden parallel erzählt. Die von Samira, 18 Jahre alt, die nach den vielen Jahren im Exil keine Heimat findet, nirgends. Mit besonderer Sympathie erlebt man Malkic, den moslemischen Bürgermeister, der mit stoischer Gelassenheit versucht, zwischen den Fronten zu vermitteln. Nur mit dem Popen Mitar will er partout nicht zusammenarbeiten. Der hat nur den Wiederaufbau seiner Kirche im Kopf. In der Gegend um Srebrenica könnte ein solcher Bau schon wieder der nächste Brandherd sein. CK

Remember the images of the paralysed UN troops in Srebrenica that were broadcast again and again to disbelieving audiences. They were only a weak substitute for the scenes that nobody filmed, the death of about 8,000 boys and men. A genocide planned well in advance, as we know today. Just like in her film “Wrong Time, Wrong Place”, filmmaker Tamara Milosevic is interested in the aftermath, when the media caravan has long moved on to the next trouble spot. “War devours what peace brings”, an old saying goes. What if there can be no peace because the wounds of war are so deep that the survivors cannot find inner peace? It is winter. Even though these events took place 15 years ago, the snow cannot hide the fact that peace here is founded on very thin ice. The film tells three parallel stories: 18 year old Samira cannot find a home anywhere after many years in exile. Malkic, the Muslim mayor who tries to mediate between the front lines with stoic imperturbability is especially likeable. The only person he refuses to work with is the pope Mitar. Mitar thinks only of the reconstruction of his church. In the area around Srebrenica, such a building might well become the source of the next fire. CK

Tamara Milosevic, 1976 in Frankfurt am Main geboren, absolvierte 1996–1998 eine Ausbildung zur Fotografi n. Nach verschiedenen Assistenzen in Fotostudios und Praktika im Bereich Animationsfi lm wurde sie 2000 bei der scopas medien AG in Frankfurt am Main zur Mediengestalterin ausgebildet und studierte 2001–2005 an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Bereits mit ihrem Diplomfi lm „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ gewann sie bei DOK Leipzig 2005 den CinemaNet Europe Award. Filmauswahl: Ottmar – Das wachsame Auge der Filmakademie (2002), Cement (2003), El futuro del ayer (2007, mit Silva von Gerlach)

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Elisa Purfürst

Deutschland 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 31 min. Schnitt: Elisa Purfürst / Kamera: Danielle M. Krudy / Musik: Axel Huber Produktion: Elisa Purfürst, Filmakademie Baden-Württemberg

Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm

Versatzstücke Pieces Lost Pieces Found

Kontakt: Elisa Purfürst, Schillerstraße 15, 71638 Ludwigsburg, Deutschland, +49-179-3 22 64 69, e.purfuerst@gmx.de

„Er fragte mich, ob ich wiederkommen werde. Ich sagte: ‚Klar, jeder muss irgendwann wieder zurückkommen.‘ Das ist alles. Das war, als er meinen Pass kontrollierte, als ich passieren wollte.“ Vier sehr unterschiedliche Menschen mit Migrationserfahrung erinnern sich. Aus den ehemaligen ostpreußischen Gebieten, der DDR, der Türkei und Sierra Leone sind sie aufgebrochen, um ein neues Leben zu beginnen. Die Auslöser ihrer Flucht waren die politischen Verhältnisse in den Heimatländern, Krieg, Liebe oder die Sehnsucht nach Freiheit. Den statisch in Szene gesetzten Interviewpassagen in den Wohnräumen stehen assoziierte Bilder der Flucht mit Geräuschen und O-Tönen der Protagonisten gegenüber, die sich zu einer surrealen Bild-Ton-Collage zusammenfügen. Die individuellen, nebeneinandergesetzten Fluchterzählungen beziehen sich auf verschiedene historische Kontexte, sie greifen ineinander und verflechten sich so zu einem Teil der deutschen Geschichte. AS

“He asked if I intended to come back. I said, ‘Sure, everybody has to come back some time.’ That is all. It was while he checked my passport when I wanted to cross the border.” Four very different persons remember their migration experiences. They set out from the former East Prussian territories, the GDR, Turkey and Sierra Leone to start new lives. They fled because of political conditions in their home countries, war, love or the longing for freedom. Static interview sequences filmed at home are juxtaposed with associative images of flight, accompanied by sounds and the protagonists‘ voices, that come together in a surreal collage of sound and image. The individual narratives of escape refer to different historical contexts, run parallel, engage with each other and intertwine to become a part of German history. AS

Elisa Purfürst, 1980 in Berlin geboren, absolvierte 2000–2003 eine Ausbildung zur Mediengestalterin, arbeitete neben eigenen Kurzfi lmprojekten ab 2003 freiberufl ich als Cutterin, Kamerafrau und -assistentin und leitete 2003–2005 die Redaktion des Fernsehmagazins „Kulturcheck“. Seit 2006 studiert sie Montage/ Schnitt an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. „Versatzstücke“ ist ihr erster Langfi lm.

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Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

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Internationaler Nachwuchswettbewerb – Generation DOK International Young Talent Competition – Generation DOK

Antoine Antoine Laura Bari

Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

Kanada 2008 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 82 min. Buch, Kamera: Laura Bari Musik: Ramachandra Borcar Schnitt: Sophie Farkas-Bolla Produktion: Laura Bari, Mila Aung-Thwin, Daniel Cross, Eyesteelfilm Vertrieb: Halima Ouardiri, Eyesteelfilm Kontakt: Halima Ouardiri, Eyesteelfilm, 4475 Saint-Laurent #202, H2W1Z8 Montreal, Kanada, +514-937-4 89 31 53, halima@eyesteelfilm.com www.antoine-film.com

Was braucht ein Detektiv? Dieser hier: „meinen Verstand und mein Mikrofon“. Detective ‚Private Eye‘ Antoine, auch Tonjäger und Journalist („Radio Antoine“), sechs Jahre alt, blind. Seine Mission: das Verschwinden der geheimnisvollen Madam Rouski zu klären, die verzweifelte Botschaften auf seinem Anrufbeantworter hinterlässt. Es ist nicht auszuschließen, dass sie sich in einem Regentropfen oder einer Zauberblase befindet bzw. in ein Monster verwandelt hat. Nichts kann ausgeschlossen werden in der Welt von Antoine, der in einer ‚normalen‘ Schule lernt (und mit den anderen Kindern lacht – auch wenn er nicht sieht, worüber), malt, E-Mails schreibt, Schlittschuh läuft oder eben zum Dienst muss: sich ins Auto setzt und losdüst. Laura Bari, die seit Jahren für das Kinderfernsehen arbeitet und sich mit dem Verhältnis von Kindheit und Kunst beschäftigte, kreiert gemeinsam mit Antoine das magische Universum eines 6-Jährigen. Ihr kleiner Ko-Regisseur hat den Ton aufgenommen und teilweise Kamera geführt. Und so führt die Tonspur ein mitunter wahnwitziges Eigenleben, trifft sich manchmal mit dem Bild – um gleich weiterzueilen in entfernte Galaxien. Ein Film im Sinne von Saint-Exupéry: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Manchmal hat Antoine schlechte Laune. Besonders, wenn man ihm seine Legosteine wegnimmt. Was ein blinder Junge mit Lego baut? Eine Kamera. Sie hat Räder – und Flügel. GL

What does a detective need? In this case: “my brain and my microphone”. Detective ‘Private Eye’ Antoine, sound hunter and journalist (“Radio Antoine”), six years old, blind. His mission: to investigate the disappearance of the mysterious Madame Rouski, who keeps leaving desperate messages on his answering machine. It cannot be ruled out that she is inside a raindrop or a magic bubble or has transformed herself into a monster. Nothing can be ruled out in Antoine’s world, who attends a ‘normal’ school (and laughs with the other children, even if he cannot see about what), paints, writes e-mails and goes iceskating or to work: getting into the car and racing away. Laura Bari, who has worked in children’s television for years and whose main topic is the relation between childhood and art, together with Antoine creates the magic universe of a six-year-old. Her little co-director recorded the sound and occasionally operated the camera. Therefore, the soundtrack sometimes develops a crazy life of its own, sometimes synchronizing with the images only to rush away to distant galaxies in the next instant. A film inspired by Saint-Exupéry: it is only with the heart that one can see rightly. Sometimes Antoine is in a bad mood. Especially when someone takes his Lego bricks away. What would a blind boy construct with Lego? A camera, with wheels – and wings. GL

Laura Bari stammt ursprünglich aus Argentinien, lebt jedoch seit über zwanzig Jahren in Montreal. 1993–2009 war sie hauptsächlich als Kunsterzieherin und -therapeutin am Cégep du Vieux Montréal, einer berufsvorbereitenden Schule tätig. Als Filmemacherin Autodidaktin, realisierte sie 1999–2002 zahlreiche dokumentarische Kurzfi lme für das Kinderprogramm „Cornemuse“ des kanadischen Fernsehens. „Antoine“ ist ihr erster Langfi lm.

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Baad ki raat Flood of Memory Anitha Balachandran

Vereinigtes Königreich, Indien 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 11 min. Buch, Schnitt, Animation: Anitha Balachandran / Kamera: Anitha Balachandran, Siddhartha Chatterjee / Produktion: Jane Colling, Royal College of ArtKontakt: Anitha Balachandran, E-6/14 vasant Vihar,

Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

110057 Neu-Delhi, Indien, +91-11-46 15 09 74, anitha.balachandran@gmail.com

Im August 2006 schlug der Monsun in der indischen Provinz Rajasthan wie eine Sintflut zu. 25 Tage lang regnete es ohne Pause. Die Menschen aus dem Dorf Dhonda flüchteten auf einen nahe gelegenen Hügel, doch das Wasser holte sie ein. „Flood of Memory“ der indischen Buchillustratorin und Animationsfilmregisseurin Anitha Balachandran erzählt die Geschichte der Familie Teenalal in einer Mischung aus Real- und Animationsfilm, wobei das gesamte Material braun eingefärbt ist – so braun wie die Flut, der zahllose Menschen zum Opfer fielen. MH

In August 2006, the monsoon hit the Indian province of Rajasthan like a flood. It rained without a break for 25 days. The people of the village of Dhonda fled to a nearby hill, but the water caught up with them. “Flood of Memory” by the Indian book illustrator and animation film director, Anitha Balachandran, tells the story of the Teenalal family in a mixture of real and animated film. All materials are dyed brown – as brown as the flood that killed countless people. MH

Die 1978 geborene Fotografi n, Grafi kdesignerin und Filmemacherin Anitha Balachandran realisierte bislang mehrere Kurzfi lme, in denen sie Live-Action mit experimentellen Animationstechniken kombinierte. 2003 erhielt sie ihr Diplom für Animationsfi lmgestaltung am National Institute of Design in Ahmedabad und schloss 2008 den Studiengang Animationsfi lm am Royal College of Art London ab. Einige ihrer Arbeiten sind Teil der ständigen Ausstellung des Gandhi Memorial Museum in Neu-Delhi. Filmauswahl: Punctuation (2007), Telling Toys (2008)

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Internationaler Nachwuchswettbewerb – Generation DOK International Young Talent Competition – Generation DOK

Between Dreams Between Dreams Iris Olsson

Frankreich, Russische Föderation, Finnland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 11 min. Buch: Iris Olsson / Kamera: Natascha Pawlowskaja / Musik: Florian Krebs Schnitt: Dimitris Tolios / Produktion: Matthieu Darras, NISI MASA Vertrieb, Kontakt: Marja Pallassalo, Finnish Film Foundation, Kanavakatu 12,

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00160 Helsinki, Finnland, +358-9-62 20 30 21, marja.pallassalo@ses.fi

Eine entfernte Lautsprecherdurchsage. Es ist dunkel, Lichter ziehen vorüber. Das gleichmäßige Rattern eines Zuges ist zu hören. Wir blicken auf ruhende Hände, nackte Füße, das schlafende Gesicht einer Frau. Während die Transsibirische Eisenbahn ihren Weg durch die nächtliche Landschaft Russlands nimmt und die Reisenden der 3. Klasse im Schlaf versunken sind, hören wir sie von ihren Träumen erzählen. Von schönen Träumen, von Albträumen, davon, was sie bedeuten und welche von ihnen Realität wurden. Besser wäre es aber, sich nicht zu erinnern, wie eine Frau anmerkt, denn meistens würden die unangenehmen Träume wahr. Zum Glück aber auch die guten, wie wir am Ende dieses stimmungsvollen Kurzfilms erfahren. AS

A distant loudspeaker announcement. Darkness. Lights pass by. We hear the rhythmic rumbling of a train. We look at motionless hands, naked feet, a sleeping woman’s face. While the Trans-Siberian Railroad train is moving across the nocturnal Russian landscape and the 3rd class travellers are sleeping, we hear them talk of their dreams. Beautiful dreams, nightmares and what they mean, which ones turn out to be true. It would be better not to remember, though, a woman remarks, because in most cases the unpleasant dreams come true. Luckily, some of the good ones too, as we learn at the end of this atmospheric short film. AS

Die 1981 in Helsinki geborene Iris Olsson ist Studentin am Institut für Film, Fernsehen und Szenenbild der Universität für Kunst und Design in ihrer Geburtsstadt. Im Bereich Film- und Fernsehproduktion war sie zeitweise freischaffend tätig und unterrichtete Kinder im Senegal im Filmemachen. Filmauswahl: Flight (2004), Summerchild (2007)

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Book of Miri Book of Miri Katrine Philp Dänemark 2009 Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

Beta SP (PAL), Farbe, 28 min. Buch: Katrine Philp Kamera: Sophia Olsson Musik: Markus Pesonen Schnitt: Signe Rebekka Kaufmann Produktion: Rasmus Abrahamsen, The National Film School of Denmark Vertrieb: Julie Tarding, The National Film School of Denmark Kontakt: Katrine Philp, Rosengade 10, 2. th., 1309 Kopenhagen K, Dänemark, +45-22-98 37 87, katrinephilp@gmail.com www.bookofmirimovie.com

Miri ist 33. Sie wurde in Korea geboren und mit drei Jahren nach Schweden adoptiert. Sie lebt allein mit ihren beiden Katzen in einer schwedischen Stadt und arbeitet als Bibliothekarin. Ihr Leben scheint nicht sehr aufregend, aber ihr Kleidungsstil ist es umso mehr. Ware von der Stange kombiniert mit Second-Hand-Chic. Bunt, schrill, feminin, extravagant. Jeden Tag schreibt sie in ihrem Blog, macht Fotos von sich und den Dingen, die sie umgeben, und lädt sie ins Internet. Die schwarze Katze, die Tasse mit dem Teebeutel, die weiße Katze, die neueste Handtasche und immer wieder sie im neuen Outfit. Sie teilt ihre Gedanken, die Alltäglichkeiten, die sich in ihrem Leben ereignen, mit Freunden in der virtuellen Welt. Miri ist eine Einzelgängerin, sagt von sich, sie sei gerne allein, sie brauche die Einsamkeit. Aber wir sehen auch eine junge Frau, die wahrgenommen werden will, die ihre Individualität zelebriert und dabei auf der Suche nach sich selbst ist. „Book of Miri“ vermittelt ein Stimmungsbild der iPod-LifeStyle-Generation – irgendwo zwischen Wallpaper und H&M – mit ihrem starken Bedürfnis, sich der Welt mitzuteilen. Ein Film über die Identitätssuche, Selbstinszenierung und Träume einer Bloggerin. AS

Miri is 33. She was born in Korea, was adopted and went to Sweden at the age of three. She lives alone with her two cats in a Swedish town and works as a librarian. Her life does not seem very exciting, but her style of dress more than makes up for this. She combines off-the-rack pieces with vintage chic. Colourful, whacky, feminine, extravagant. She writes daily blogs, takes pictures of herself and the things around her and uploads them on the Internet. The black cat, the cup with the teabag, the white cat, her latest handbag and, again and again, herself in a new outfit. She shares her thoughts, the everyday incidents of her life with friends in the virtual world. Miri calls herself a loner, says she likes to be alone and needs solitude. But we also see a young woman wanting to be noticed, celebrating her individuality and looking for her true self. “Book of Miri” reflects the mood of the iPod lifestyle generation – somewhere between Wallpaper and H&M – with their strong need to share their lives with the world. A film about the search for identity, self-exposure and the dreams of a blogger. AS

Katrine Philp, Jahrgang 1978, arbeitete zunächst als Tänzerin und Choreographin und widmete sich Ausdrucksformen der bildenden Kunst. 2003 schloss sie den Szenenbild-Studiengang an der Danmarks Designskole ab und studierte 2005–2009 Dokumentarfi lmregie an der Danske Filmskole in Kopenhagen. Filmauswahl: Above the Ice (2007), Silence in a Noisy World (2008)

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Found Found Paramita Nath

Kanada 2009 / HD, Farbe, 6 min. / Buch, Schnitt, Koproduktion: Paramita Nath Animation: Vincent Marcone, Tomasz Dysinski / Kamera: Nick de Pencier Musik: Robert Carli / Produktion: Ted Biggs, 6684351 Canada Inc Kontakt: Paramita Nath, 27 Brock Ave, Apt. 108, M6K 2K9 Toronto, Ontario, Kanada,

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+1-416-9 88 76 08, paramita@nath.ca / www.foundthefilm.com

Ein Film wie ein Gedicht. Basierend auf dem Text der thailändischen Lyrikerin Souvankham Thammavongsa reflektiert die Autorin Paramita Nath über die Fragilität des Seins und die Frage der Herkunft, die allein schon über Leben und Tod entscheiden kann. Geboren in einem Flüchtlingslager, fehlten den Eltern Thammavongsas ganze 2 Dollar und 50 Cent, um das zu früh geborene Kind ins Krankenhaus zu bringen. In einer Hängematte überlebt es wie durch ein Wunder. So durchscheinend und zerbrechlich wie das einstige Frühchen ist auch der Film gewebt. Die betörend schönen Bilder, die mehr im Dunkeln lassen als sie erhellen, scheinen zu schweben. In dichter Verschränkung von animierten Elementen mit Dokumenten und Fundstücken aus einer Kindheit im Niemandsland gelingt ein filmisches Kleinod, das die Grenzen der Genres umspielt. Die geografischen Grenzen, die Thammavongsa als Staatenlose gesetzt waren, hat sie hinter sich gelassen. Mittlerweile ist sie eine erfolgreiche Künstlerin, die in Toronto lebt. CK

A film like a poem. Based on a text by the Thai poet Souvankham Thammavongsa, filmmaker Paramita Nath reflects on the fragility of life and the question of birth, which can already decide about life or death. Thammavongsa was born in a refugee camp and her parents lacked all of two dollars and fifty cents to take the prematurely born baby to the hospital. She miraculously survived in a hammock. The film is as diaphanous and fragile as the former premature infant. The enchantingly beautiful images, which leave more in the dark than they bring to light, seem to float. This is a cinematic jewel, a densely crafted mesh of animated elements, documents and found objects from a childhood in no man’s land that plays on the limits of the genre. Thammavongsa left behind the geographical boundaries that restricted her as a stateless person and is now a successful artist living in Toronto. CK

Paramita Nath stammt aus Shillong im Nordosten Indiens. 1996 übersiedelte sie nach Kanada, wo sie bis 2000 Musik an der Memorial University of Newfoundland in St. John’s studierte. Neben dem Klavierspiel wandte sie sich zunehmend auch anderen Ausdrucksformen wie Malerei, Tanz und Film zu und schloss 2007 ein bildkünstlerisches Studium an der York University in Toronto ab. Erfahrungen im Bereich Dokumentarfi lm sammelte sie bei der Zusammenarbeit mit Larry Weinstein sowie als Associate Producer und Drehbuchautorin bei Xenophile Media. Filmauswahl: Journey into the Creative Process (2007)

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Ich packe meinen Koffer On a Trip down Memory Lane Marie Elisa Scheidt

Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), s/w, 17 min. Buch, Schnitt: Marie Elisa Scheidt / Kamera: Kaspar Kaven Musik: Sami Hammi / Produktion: Lucia Scharbatke, HFF München Kontakt: Marie Elisa Scheidt, Wiener Platz 8, 81667 München, Deutschland,

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+49-177-7 84 32 62, mail@marieelisascheidt.com

„Ich packe meinen Koffer und nehme mit …“ Das bekannte Kinderspiel wird in diesem poetischen Schwarz-Weiß-Kurzfilm zum Sinnbild unseres Lebens. Der große, alte Koffer, der uns überall hin begleitet und in den wir all die Sachen packen, die uns begegnen, die wir erleben. Er ist nie leer, denn er trägt auch die Dinge in sich, die uns als Erbe hinterlassen wurden, und die schon Generationen prägten. Der Film fügt Gedankensplitter von fünf Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters zusammen: entscheidende Momente ihres Lebens, Ereignisse und Eindrücke, die für sie wichtig waren. Eine Fotowand in einem Jugendzimmer, eine kleine Puppe als Glücksbringer, ein heller, lichter Raum, eine Gasmaske aus Latex und Jasminblüten in Beirut. Die einen erinnern sich an einen Geruch, eine Stimmung, ein Gefühl, die anderen an einen bestimmten Gegenstand, ein Foto. Das Leben – ein Koffer voller Erinnerungen. AS

“I’m going on a trip and I’m taking …” This is a well-known children’s game, which this black and white short film turns into a symbol of life. The big old suitcase that we take everywhere and into which we put all the things we encounter or experience. It is never empty, because it also carries the things that were left to us as heritage and that have already marked generations. The film combines thought fragments of five people from different backgrounds and ages: crucial moments in their lives, incidents and impressions that were important to them. A photo wall in an adolescent’s room, a latex gas mask and jasmine blossoms in Beirut. Some of them remember a smell, a mood, a feeling; others remember a specific object, a photo. Life as a suitcase full of memories. AS

Marie Elisa Scheidt, 1987 in Dresden geboren, beschäftigte sich schon während der Schulzeit mit Video und Fotografi e. Ab 2006 konnte sie ihre Kenntnisse durch die Mitwirkung an verschiedenen Filmproduktionen in Berlin, München und Beijing erweitern. Seit 2008 studiert sie Dokumentarfi lm und Fernsehpublizistik an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Filmauswahl: Kontrollmädchen (2007), Still Alice (2008)

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Isolation Isolation Luke Seomore, Joseph Bull

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Vereinigtes Königreich 2009 HD, Farbe, 64 min. / Schnitt: Luke Seomore, Joseph Bull Kamera: David Procter / Musik: Luke Seomore Produktion: Hannah Lack, Institute for Eyes Koproduktion: Kevin Harvey, Filmscape Media Vertrieb: Luke Seomore, Institute for Eyes Kontakt: Luke Seomore, Institute for Eyes, 47b Wadeson Street, E2 9DP London, Vereinigtes Königreich, +44-7974-89 34 33, postmaster@instituteforeyes.co.uk www.instituteforeyes.co.uk

Die Vielzahl der Kriege seit den 1990er-Jahren hat auch zu einer Menge neuer Einträge im Wörterbuch des Unmenschen geführt: Neben ‚embedded journalism‘, ‚notwendige Folter‘ oder ‚intelligente Bombe‘ haben es auch ‚Polytraumata‘ und ‚posttraumatische Belastungsstörungen‘ zu einer gewissen Prominenz gebracht. Der ehemalige Fallschirmjäger und Armeefotograf Stuart Griffiths hat am eigenen Leib erfahren, was es mit dem Krankheitsbild der ‚posttraumatischen Belastungsstörungen‘ auf sich hat: Nach seiner Rückkehr aus dem Irak erlebte er mehrere psychologische und soziale Abstürze, streunte durch London und verbrachte fast ein Jahr in einem Übergangsheim für ehemalige Soldaten. In dieser Phase begann er auch, seine ehemaligen Kameraden in ihrer Verletztheit und ihren späten Kämpfen mit dem unverarbeiteten Schrecken des Krieges zu fotografieren. Mit ihrem Film „Isolation“ begleiteten die beiden Filmemacher Luke Seomore und Joseph Bull Stuart Griffiths bei seinen neueren Foto-Reportagen mit Kriegsheimkehrern. Dabei vermitteln sie eine tiefe Übereinstimmung mit ihrem Protagonisten. Einfühlsam, kraftvoll und auf nachhaltige Weise vollziehen sie filmisch nach, was die beeindruckende Arbeit Griffiths‘ auszeichnet: die Gesichter und Körper hinter den offiziellen Armeestatistiken sichtbar zu machen. RE

The sheer number of wars since the 1990s has generated plenty of new entries in the barbarian’s dictionary. In addition to ‘embedded journalism’, ‘necessary torture’ or ‘intelligent bomb’, ‘multiple trauma’ and ‘post-traumatic stress disorder’ have gained a certain notoriety … Former paratrooper and army photographer Stuart Griffiths has learned about ‘post-traumatic stress disorder’ from his own experience: after his return from Iraq, he went through several psychological and social breakdowns, roaming through London and spending almost a year in a transition home for former soldiers. It was during this phase that he started to photograph his former comrades in their injured state and their belated struggles with the raw terrors of war. In their film “Isolation”, the two filmmakers Luke Seomore and Joseph Bull Stuart accompany Griffiths on his recent photo assignments on war veterans, demonstrating a profound rapport with their protagonist. In a sensitive, powerful and sustained manner, they translate the distinguishing mark of Griffiths’ impressive work to film: making the faces and bodies behind official army statistics visible. RE

Luke Seomore und Joseph Bull, beide aufgewachsen in Essex, lernten sich während des Kunststudiums an der University of East London kennen und arbeiten seither zusammen. 2002 stellten sie ihr Debüt, den Kurzfi lm „Male Caucasian“, auf dem Londoner Raindance Film Festival vor. Es folgten zahlreiche weitere Kurzfi lme, darunter Musikvideos und Musikdokumentationen, die sie zum Teil im Institute for Eyes, ihrer eigenen Firma, produzierten. „Isolation“ ist ihr erster Langfi lm. Filmauswahl: Lost & Found – Jim Lee (2006)

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Luanda, a fábrica da música Luanda, Factory of Music Kiluanje Liberdade, Inês Gonçalves

Angola, Portugal 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 54 min. / Buch: Kiluanje Liberdade, Inês Gonçalves / Kamera: Inês Gonçalves / Schnitt: Margarida Leitão Produktion: Kiluanje Liberdade, Noland Filmes / Vertrieb: Renée Gagnon, Marfilmes Kontakt: Renée Gagnon, Marfilmes, Av. Duque de Loulé, 79 – R/C Dto. A,

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1050-088 Lisboa, Portugal, +351-21-3 14 03 39, marfilmes@netcabo.pt

Nach 10 Jahren Unabhängigkeitskrieg und 17 Jahren Bürgerkrieg notiert der angolanische Schriftsteller Pepetela: „Gestern war die dunkle Nacht des Kolonialismus. Heute ist das Leiden des Krieges, aber der Morgen wird das Paradies sein. Dieser Morgen ist nie gekommen, nur ein ewiges Heute.“ Die Kinder dieses ewigen Heute, das erst 2002 ein Ende fand, nennen sich DJ Buda, Sirugu oder Zigo. Sie machen Musik, rein elektronische Musik – Kuduru, erfunden in den Vororten von Luanda. Kuduru ist eine einzigartige Soundfusion aus afrikanischen und karibischen Rhythmen, Techno- und Housemusik, die es so nirgendwo in Afrika gibt. In einem abgeschrammten Hinterzimmer, in seinem kleinen Studio, das aus einem alten Computer, ein paar Lautsprechern und einem Mikrofon besteht, produziert DJ Buda jeden Tag neue Sounds. Die Kids der Stadt stehen Schlange bei ihm, um ihre Texte in das Mikrofon zu schreien: „Ich bin furchtlos in all der Verwirrung, und ich mag dir unterernährt erscheinen, aber wer sich mit mir anlegt, tut sich weh.“ Aus dem Studio auf die Straßen getragen, verbreitet sich diese Musik in der Stadt, plärrt aus selbst gebastelten mobilen Soundanlagen und bringt die Menschen zum Tanzen. Die Inspiration dazu, sagt DJ Buda, kommt aus dem Nichts, und daraus entsteht etwas Großes. Das klingt wie das einst versprochene Paradies, das in Angola auch nur aus dem Nichts entstehen kann – und aus der Kreativität und Energie seiner Bewohner. MH

After a ten year war of independence and 17 years of civil war, Angolan writer Pepetela notes: “Yesterday there was the dark night of colonialism. Today there is the suffering of war, but tomorrow there will be paradise. That tomorrow never came; there is only an eternal today.” The children of this eternal today that ended only in 2002 call themselves DJ Buda, Sirugu or Zigo. They make music, a purely electronic music called Kuduru invented in the suburbs of Luanda. Kuduru is a unique fusion of African and Caribbean rhythms, techno and house music, which is not found anywhere else in Africa. DJ Buda produces new sounds every day in his small and run-down back room studio which consists of an old computer, a couple of loudspeakers and a microphone. The kids from the city stand in line to scream their lyrics into his microphone. “I am fearless in all the confusion and I may seem underfed to you, but if you pick a fight with me, you’ll get hurt.” Carried from the studio out into the streets, this music spreads across the city, blasts from homemade mobile sound systems and makes people dance. DJ Buda says his inspiration comes from nowhere and generates something big. This sounds like the paradise promised a long time ago, which, in Angola, can only come from nowhere – and from the creativity and energy of its citizens. MH

Der Fotograf und Filmemacher Kiluanje Liberdade wurde 1976 im angolanischen Benguela geboren. Er studierte in Lissabon Kommunikations- und Kulturwissenschaften an der Universidad Lusófona de Humanidades e Tecnologias sowie Afrikanistik am Instituto Superior de Ciências do Trabalho e da Empresa. Mit seinem Filmdebüt „O rap é uma arma” gewann er 1996 die Encontros Internacionais de Cinema Documental da Malaposta. Filmauswahl: Outros bairros (1998), Mãe Ju (2007, beide mit Inês Gonçalves) Auch Inês Gonçalves, 1964 in Málaga in Spanien geboren, lebt heute in Portugal. Seit 1988 arbeitet sie als freischaffende Fotografi n und stellt international aus. Neben den Filmprojekten mit Kiluanje Liberdade realisiert sie v. a. Kurzfi lme.

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La madre que los parió Portrait of a Silence Inmaculada Jiménez Neira

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Spanien 2008 / Beta SP (PAL), Farbe und s/w, 28 min. Schnitt: Inmaculada Jiménez Neira / Buch: Aline Gaia Kamera: Alejandro Bernal / Musik: Geoff Maude Produktion: Carolina Senra, Master en Documental Creativo, Universidad Autònoma de Barcelona Vertrieb: Carmen Viveros, Master en Documental Creativo, Universidad Autònoma de Barcelona Kontakt: Inmaculada Jiménez Neira, Master en Documental Creativo, Universidad Autònoma de Barcelona, Pavia 50, 08028 Barcelona, Spanien, injinei@gmail.com www.lamadrequelosparioeldocumental.blogspot.com

Nach dem Tod ihres Großvaters erhält die spanische Filmemacherin Inmaculada Jiménez Neira eine Schachtel mit Familienfotos. Auf vielen Abzügen ist anscheinend immer die gleiche Person sorgfältig weggeschnitten: Die Frau ihres Großvaters, die Mutter ihres inzwischen 60-jährigen Vaters, die auch, soweit sich die Filmemacherin erinnern kann, in den Erzählungen im Familienkreis nie vorkam, wobei anscheinend sogar ihr Name einfach verdrängt wurde. In eindringlichen Gesprächen mit ihrem Vater, Onkeln und Tanten – also der Generation, die mit der unbekannten Großmutter noch direkten Kontakt hatte – versucht sie einerseits, die Geschichte dieses seit Jahrzehnten leeren Fleckes aus deren Erinnerungen zu rekonstruieren, andererseits ist sie bei diesen Begegnungen immer auch mit Zeichenblock und -stift bewaffnet, um das Phantom auch ganz materiell wiederauferstehen zu lassen. Aufregend an diesem Vorhaben: Dass sie der hübschen Illusion einer episch breiten Aufklärung des Familiengeheimnisses entsagt und stattdessen das angestrebte filmische und zeichnerische Porträt ihrer unbekannten Großmutter als Vorschlag präsentiert, als ein multiperspektivisches Phantombild, das zwar nach bestem Wissen und Gewissen entstanden ist, aber eben nur zwischen Imagination und Realität beheimatet sein kann. RE

After her grandfather’s death, Spanish filmmaker Inmaculada Jiménez Neira receives a box of family pictures. In many of them, apparently the same person was carefully cut out: her grandfather’s wife, her now 60-year-old father’s mother who, as far as the filmmaker remembers, was never mentioned in family circles, either. It seems even her name was simply suppressed. In intense conversations with her father, uncles and aunts – the generation who was in direct contact with her unknown grandmother – she tries to reconstruct the story of this decade-old gap from their memories. But she is also always armed with a sketch block and pencil at these meetings to try to bring the phantom back to material life, too. The exciting thing about her plan is that she renounces the pretty illusion of an epic and extensive lifting of the family secret in favour of presenting the intended portrait of her unknown grandmother as a proposal on film and in drawings. It is a phantom image from multiple perspectives, which she has created to the best of her knowledge, but which can only be placed somewhere between imagination and reality. RE

Inmaculada Jiménez Neira, Jahrgang 1978, studierte zunächst Kunst an der Universidad Politécnica in ihrer Geburtsstadt Valencia, danach Szenografi e und Neue Bildtechnologien an der Universidad Complutense in Madrid. Sie sammelte Erfahrungen als Regieassistentin, realisierte 2007 ihren Debütfi lm „Fogg y Cía“ und nahm anschließend ein Dokumentarfi lmstudium an der Universidad Autònoma de Barcelona auf.

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The Marina Experiment The Marina Experiment Marina Lutz

USA 2009 / Beta SP (PAL), Farbe und s/w, 18 min. Buch, Kamera, Schnitt: Marina Lutz / Musik: Mick Harvey Produktion, Vertrieb, Kontakt: Marina Lutz, An Observer Presents, 448 West 54 St #2A, 10019 New York, NY, USA,

Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

+1-917-8 15 51 44, marinalutz@gmail.com / themarinaexperiment.com

Zwölf Jahre nach dem Tod ihres Vaters stellt sich die Filmemacherin Marina Lutz einem sehr langwierigen, aufreibenden Projekt. Der Vater hat kistenweise Original-Tonaufnahmen, Super-8-Filme und über 10.000 Fotos von ihr hinterlassen. Sie hört jede Aufnahme und transkribiert sie. Sie sieht jeden Film, nummeriert ihn und hält jede Szene fest. Sie betrachtet jedes einzelne Foto, kategorisiert das Material nach Jahren und Themen. Es ist ein Versuch, die eigene Geschichte zurückzugewinnen und zu verstehen, denn der Vater hat jeden ihrer Schritte bis zum 16. Lebensjahr mit dem Fotoapparat, der Kamera und dem Audio-Rekorder begleitet, beobachtet und dokumentiert. Wir sehen, wie der Vater seine Tochter durch die Kamera gesehen hat: Die typischen Kinderfotos, das Foto unterm Weihnachtsbaum, Urlaubsschnappschüsse, aber auch die Tochter in Unterwäsche, von hinten, halbnackt, im Schlaf, auf der Toilette. Wir hören dazu den fordernden, zurechtweisenden Ton des Vaters. Der experimentelle Dokumentarfilm arbeitet fragmentarisch mit den vorgefundenen Materialien – dazwischengeschnitten sind Titel sowie Off-Kommentare der Filmemacherin – und lotet auf diese Weise die Grenze zwischen Erinnerungsdokument und emotionalem Missbrauch aus. Wir bekommen eine dunkle Ahnung von den Obsessionen dieses Mannes und den psychischen Narben, die er bei seiner Tochter hinterlassen hat. Ein durch und durch verstörendes Experiment. AS

12 years after her father’s death, filmmaker Marina Lutz undertook a long and arduous project. Her father had left a pile of boxes of original sound recordings, Super 8 films and more than 10,000 pictures of her. She listens to every recording and transcribes them. She watches every film, numbers them and takes notes on every scene. She looks at every single picture, categorising the material by year and subject. It is an attempt to reclaim her own story and to understand it, for her father observed and documented her every step with his camera or on film and the audio recorder up until she was 16. We see how the father saw his daughter through the camera lenses: typical children’s photos, under the Christmas tree, holiday snapshots; but also the daughter in her underwear, from behind, half naked, sleeping, on the toilet. We hear her father’s commanding voice reprimand her. This experimental documentary works with fragments of the found material, intercut with titles and off-screen comments by the filmmaker, exploring the borders between memory document and emotional abuse. We get a faint idea of this man’s obsessions and the psychological scars imposed on his daughter. A thoroughly disturbing experiment. AS

Marina Lutz, Jahrgang 1959, wuchs im New Yorker Stadtteil Manhattan auf und wirkte ab 1990 als Schauspielerin in verschiedenen Filmproduktionen mit. Nach Stationen in Los Angeles, Berlin und Melbourne lebt sie heute wieder in New York. 2005 wurde dort beim International Fringe Festival ihre Performance „A Play with Myself“ unter der Regie von David G. Armstrong aufgeführt. „The Marina Experiment“ ist ihr Regiedebüt.

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On the Other Side of Life On the Other Side of Life Stefanie Brockhaus, Andy Wolff

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Südafrika, Deutschland 2009 / HD, Farbe, 88 min. Buch, Kamera: Stefanie Brockhaus, Andy Wolff Schnitt: Stefanie Brockhaus, Andy Wolff, Ulrike Tortora Produktion: Stefanie Brockhaus, Andy Wolff, Brockhaus & Wolff Koproduktion: Natalie von Lambsdorff, Bayerischer Rundfunk Vertrieb, Kontakt: Stefanie Brockhaus, Brockhaus & Wolff, Nixenweg 20, 81739 München, Deutschland, +49-172-8 95 13 61, stefanie@familyfilms.de

Lucky und Bongani geben sich cool und glauben, den Durchblick zu haben. Um in einem Township Kapstadts zu überleben, haben sie früh ihre Lektionen gelernt: Wo besorgt man sich Stoff, wo ein bisschen Kohle, wie baggert man Mädchen an, und wie wird man sie schnell wieder los. Die Mutter kümmert sich zwar kaum um ihre beiden Söhne, aber die Großmutter hält immerhin zu ihnen. Die beiden Brüder teilen alles miteinander: das Bett, das Essen und nun sogar einen Mord. Im Gefängnis erhalten sie als erstes eine unmissverständliche Unterweisung, welche Spielregeln dort gelten. Keine Frage, in der Hierarchie sind Neuankömmlinge immer ganz unten. Schnell müssen sie checken, mit wem man sich anlegen kann und wem man dienen muss. Im Knast eine Überlebensfrage. Auf Kaution freigekommen, erwartet sie etwas ganz Besonderes. Eine Initiation ganz anderer Art. Die Brüder durchlaufen drei Kulturkreise, von denen ein jeder seine eigenen Gesten und Riten einfordert. Schmerzhaft zeigt sich der tiefe Riss zwischen den Generationen. Die Alten haben noch die Ehrgefühle afrikanischer Traditionen im Leib, die Nachfolgenden nur eine knappe Chance, der Verwahrlosung in den Vorstädten zu entkommen. Mit welchem Rucksack werden sie zukünftig ins Leben ziehen? Der Film findet mittels einer klugen dramaturgischen Erzählstruktur über eine Milieustudie hinaus zu einem weit ausholenden Diskurs über die Zukunft Afrikas, das zerrieben wird zwischen Tradition und Moderne. CK

Lucky and Bongani pretend to be cool and in the know. To survive in a Cape Town township, they learned their lessons early: where to get drugs, where to get money, how to pick up girls and how to get rid of them. Their mother does not pay much attention to her sons, but at least their grandmother is on their side. The two brothers share everything: the bed, the food and now even a murder. The first thing they get in prison is an unmistakable lesson about the rules there. No question, newcomers are always at the bottom of the hierarchy. They must learn quickly who may be attacked and who must be served. A matter of survival in jail. Out on bail, something special awaits them, an initiation of a different kind. The brothers move through three cultures, each of which calls for its own gestures and rituals. The deep rift between the generations becomes painfully obvious. The old people still have the sense of honour of African tradition; their successors have only a tiny chance of escaping the squalid suburbs. What will be their package in life? Through a clever dramatic narrative structure, the film rises above a social environment study to become a far-ranging discourse about the future of an Africa ground to pieces between tradition and modernity. CK

Stefanie Brockhaus, 1977 in München geboren, studierte 1999–2002 Film am London College of Printing. Nach einem Aufenthalt in Los Angeles kehrte sie nach München zurück, gründete 2004 mit ihrer Mutter die Firma Family Films und nahm 2007 ein Regiestudium an der Hochschule für Fernsehen und Film auf. Mit „Das Kind in mir“ gewann sie 2009 einen der Münchener Starter-Filmpreise. Andy Wolff ging als Teenager zum Surfen nach Hawaii. Nach dem Abitur in Deutschland war er in den 1990er-Jahren als professioneller Windsurfer erfolgreich. Er nahm Schauspielunterricht in Paris und absolvierte Praktika, Kamera- und Regieassistenzen bei Filmproduktionsfi rmen in Leipzig, München und Berlin. 2007 begann er ein Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München.

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Peter in Radioland Peter in Radioland Johanna Wagner

Vereinigtes Königreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 10 min. Kamera: Johanna Wagner / Musik: Matt Hulse, Alan Brown / Schnitt: Mark Jenkins Produktion, Vertrieb: Rebecca Day, Scottish Documentary Institute Kontakt: Rebecca Day, Scottish Documentary Institute, 74 Lauriston Place,

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EH3 9DF Edinburgh, Vereinigtes Königreich, +44-131-2 21 61 16, r.day@eca.ac.uk

Peter ist der Vater der Filmemacherin Johanna Wagner: Ein sympathischer Einsiedler, dessen Wohnung voller alter Radios steht. Peter ist deprimiert. Gegenüber der großen Welt draußen mit ihrer seuchenartigen Ausbreitung digitaler Töne sieht er sich in melancholischer Notwehr, die sich u. a. darin äußert, dass er auf den verschiedenen analogen Radiogeräten, die er besitzt, jeweils einen Sender halbwegs fest eingestellt hat: Pro Sender eine Empfangsstation. Es sind ja nur maximal ein halbes Dutzend Wellen, die er wirklich braucht. Analoge Radiosignale werden gesendet als kontinuierliche, allerdings auch störungssensible Wellenströme. Wer in der vordigitalen Zeit der Radionutzung aufgewachsen ist, für den war es selbstverständlicher Teil dieser Kulturtechnik, immer mal wieder zum Radio zu wandern, um die Einstellung des gewählten Programms nachzujustieren. Das kleine melancholische Radioland, das Peter sich in seiner Wohnung eingerichtet hat, hält ihn in Bewegung. Mit der von ihm praktizierten Form des engagierten Radiohörens ist Peter eher ein in die Jahre gekommener Medienpionier, als nur ein kauziger Nostalgiker. Eigentlich lanciert nämlich Peter, und mit ihm der Film, eine bedenkenswerte technologiegeschichtliche Hypothese: Dass das (analoge) Dampfradio eine der wesentlichen Keimzellen des interaktiven (digitalen) Entertainments war. RE

Peter is filmmaker Johanna Wagner’s father, a likeable hermit whose flat is full of old radios. Peter is depressed. He sees himself in melancholy defence against the great wide world outside with its epidemic proliferation of digital sounds. This is manifested, among other things, by the fact that he has tuned his various analogue radios to only one station each: one radio station, one receiver. After all, he really needs only half a dozen wavelengths at most. Analogue radio signals are transmitted as continuous airwaves that are, however, susceptible to interference. For anyone who grew up in the pre-digital age of radio, it was a natural part of this cultural technique to get up from time to time and adjust the tuning of the selected programme. The melancholic little radioland that Peter has built in his flat keeps him on the move. The kind of active listening that Peter practises makes him an ageing media pioneer rather than an odd nostalgic. Peter, and the film with him, actually presents a hypothesis of technological history that is worth thinking about: the (analogue) steam radio was one of the essential nuclei of interactive (digital) entertainment. RE

Johanna Wagner wuchs in Schweden auf, schloss dort ein Studium der Anglistik ab und absolvierte 2005 einen Kurs in Dokumentarfi lmregie. Engagiert in verschiedenen Projekten, war sie auch aktives Mitglied des in Lund ansässigen Filmkollektivs RåFilm. 2008 übersiedelte sie nach Schottland und machte im selben Jahr den Master in Filmregie am Edinburgh College of Art. Mit ihrem Abschlussfi lm „The Inner Shape“ (2008) gewann sie einen BAFTA-Award. Filmauswahl: The Red Dot Syndrome (2008)

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Internationaler Nachwuchswettbewerb – Generation DOK International Young Talent Competition – Generation DOK

Ptaki nieloty Flightless Birds Michal Dawidowicz

Polen 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 20 min. / Buch: Michal Dawidowicz Kamera: Jan Prosinski / Schnitt: Barbara Fronc / Produktion: Marta Lewandowska, Polnische Hochschule für Film, Fernsehen und Theater Kontakt: Katarzyna Wilk, Krakow Film Foundation, ul. Morawskiego 5, pok. 434,

Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

30-102 Krakau, Polen, +48-12-2 94 69 45, katarzyna@kff.com.pl

Die Couch ist der Feind des Traums, dessen vom Fliegen allemal. Wenn der Tag keine größere Herausforderung bietet als die Bewältigung der Mahlzeiten und des Abwaschs, man am Morgen schon müde ist, das Vergehen der Zeit sich nur in der Anzahl der Kippen im Aschenbecher messen lässt, die eheliche Kommunikation sich träge um das Thema Kartoffeln oder Nudeln dahinschleppt, hat man vom Leben nicht mehr viel zu erwarten. Michal Dawidowicz aber erzählt mit wenigen Strichen, unprätentiös und präzise, die Geschichte von Henryk, der sich damit nicht zufrieden gibt und in seinem Schuppen unverdrossen schraubt: an einem Flugzeug. Denn was sind schon eine mürrische Ehefrau, ein Leben auf Stütze und ein abgebrochener Propeller gegen die Möglichkeit allein, vom Boden abzuheben? GL

The couch is the enemy of dreams, certainly of dreams of flying. If the day brings no bigger challenge than coping with your meals and the dishes, if you wake up tired in the morning, if only the number of cigarette butts in the ashtray measures the passing of time and marital communication sluggishly revolves around the subject of potatoes or noodles, you don’t have much to expect from life. Michal Dawidowicz, however, requires only a few unpretentious and precise strokes to tell the story of Henryk, who does not settle for this and keeps tinkering in his shed, building a plane. For what are a grumpy wife, a life on the dole and a broken propeller against the chance of taking off from the ground one day? GL

Michal Dawidowicz wurde 1977 geboren. Er absolvierte eine Ausbildung am Pantomimentheater in Bardo und arbeitete seither als Schauspieler und Regisseur an verschiedenen polnischen Pantomimen-, Improvisations- und Marionettentheatern. 2002 schloss er ein Studium der Innenarchitektur an der Akademie der Künste in Wroclaw ab und studiert zurzeit an der Polnischen Hochschule für Film, Fernsehen und Theater in Lodz. Filmauswahl: Krupka 0,5 (2007)

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Sanja i Worobei Sanya and Sparrow Andrei Grjasew

Russische Föderation 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 61 min. Buch, Kamera, Produktion, Vertrieb: Andrei Grjasew Kontakt: Andrei Grjasew, Nemanski projesd 11/281, 123592 Moskau, Russische Föderation,

Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

+7-905-5 30 85 46, cinemacraft@gmail.com

„Im nächsten Leben will ich in Moskau geboren werden.“ – „Entweder bin ich betrunken oder du! In was für einem nächsten Leben denn?“ – „Mensch, so meine ich das doch überhaupt nicht.“ – In den Endlosdialogen zweier vom Zufall zusammengebrachter Männer trifft Tagträumerei auf Überlebenspragmatik. Meist redet man also erhitzt aneinander vorbei, schreit sich schon mal an, flucht in einer Tour und zeigt sich dann am Ende doch durch eine versöhnende Geste, dass man sich niemals beleidigen würde. Zu sensibel ist hier alles, zu unsicher die Existenzen. Und zu verteilt die Rollen: Der eine, ein großes Straßenkind aus Komsomolsk-am-Amur, ohne Pass und Aufenthaltsgenehmigung für die Hauptstadt, läuft unbeschwert durchs Leben, obwohl (oder auch weil) er geistig leicht behindert ist. Der andere, Gastarbeiter aus Tula, der immer wieder per Handy und mit Tränen in den Augen durchgibt, er werde jetzt das Handtuch werfen, den Steinbruch-Job aufgeben und auch ohne Geld nach Hause kommen, macht sich ständig Sorgen. Sie sind nicht in Moskau geboren. Keine Auserwählten also. Mittellos. Wie der letzte Dreck schuften sie, schlecht bis gar nicht bezahlt. In seinem Regiedebüt zeigt Andrei Grjasew ausnehmend feines Gespür für die Nuancen im sozialen ‚Ganz Unten‘: Auf engstem Raum zusammen wohnend, bilden diese liebenswürdigen Subalternen eine ungewöhnliche Symbiose. Menschlichkeit, die nicht menschelt. BW

“In the next life I want to be born in Moscow.” – “Either I am drunk or you are! What next life?” – “Man, that’s not what I mean at all.” – In the endless dialogue between two men whom fate has thrown together, daydreams clash with survivalist pragmatism. Most of the time they talk heatedly at cross-purposes, occasionally scream at each other, curse all the time and in the end make a conciliatory gesture to each other to show that no insult was intended. Everything here is too fragile, their existences too unstable and their characters too diverse: one of them is a big street-kid from Komsomolsk-on-Amur, without a passport or residence permit for the capital, who walks lightheartedly through life, even though (or because) he is mentally a little disabled. The other is a permanently worried guest worker from Tula who keeps announcing into his mobile with tears in his eyes that he will throw in the towel, give up his job at the quarry and come home without money. Neither was born in Moscow. Not the chosen ones then, destitute. Working like the scum of the earth, badly paid or not paid at all. In his debut film Andrey Gryazev shows an extraordinary sense of the nuances at the bottom of the social scale. Crowded together in a confined space, these loveable subalterns form an unusual symbiosis. Unsentimental humanity. BW

Andrei Grjasew, 1982 in Moskau geboren, nahm als Eiskunstläufer an nationalen und internationalen Meisterschaften teil und gehörte zeitweise zum Ensemble von Igor Bobrins Eislauf-Revue. 2004 schloss er ein Studium für Theaterregie an der Russischen Akademie für Körperkultur in Moskau ab, wurde anschließend an der Ersten nationalen Fernsehschule zum Cutter ausgebildet und besuchte die Regie- und Drehbuch-Workshops von Andrei Gerassimow und Andrei Dobrowolski.

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Internationaler Nachwuchswettbewerb – Generation DOK International Young Talent Competition – Generation DOK

Side om side Side by Side Christian Sønderby Jepsen

Dänemark 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 37 min. / Kamera: Niels Thastum / Musik: Jonas Colstrup / Schnitt: Rasmus Stensgaard Madsen Produktion: Jesper Jack, Cosmo Film Doc ApS / Vertrieb: Cosmo Film Doc ApS Kontakt: Anne Marie Kürstein, Danish Film Institute, Gothersgade 55,

Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

1123 Kopenhagen K, Dänemark, +45-33-74 36 09, kurstein@dfi.dk

Zwei Nachbargrundstücke in Westjütland, Dänemark. Dazwischen ein Streifen Niemandsland und eine riesige Heckenformation, die einem undurchdringlichen Dickicht gleicht. Svend Frost, ein alter Bauer und gläubiger Christ, der sich liebevoll um seine Frau im Rollstuhl kümmert, schneidet seine Bäume auf der einen Seite der Hecke. Der etwas jüngere Poul Jepsen, Vater dreier Söhne, trimmt den Rasen und füttert seine Hühner auf dem Grundstück daneben. Die beiden Nachbarn haben seit über 15 Jahren nicht miteinander gesprochen. Sie grüßen einander nicht einmal, wenn sie sich auf der Straße begegnen. Hintergrund ist ein Vorfall, den eigentlich niemand mehr so recht rekapitulieren kann und will. Als einer der Jepsen-Söhne versucht der Filmemacher in eindrucksvollen Bildkompositionen und perfekt in Szene gesetzten Interviews, der Geschichte des Streits auf die Spur zu kommen. Mit trockenem Humor schildern beide Familien ihre Sicht der Dinge, vor sich immer dramatischer auftürmenden Wolkenformationen. Der aufkommende Wind rauscht durch die Hecke. Der Garten wird zum Theaterschauplatz, die Dialoge scheinen einem Drama entnommen. Als endlich die Wahrheit ans Licht kommt, fällt tatsächlich der befreiende Regen vom Himmel. Aber können diese zwei verstockten alten Herren die Vergangenheit ruhen lassen? AS

Two neighbouring plots of land in West Jutland, Denmark. There is a strip of no man’s land between them and a huge hedge that seems like an impenetrable thicket. Svend Frost, an old farmer and devout Christian who lovingly cares for his wheelchair-bound wife, trims the trees on his side of the hedge. Poul Jepsen, a little younger and father of three sons, cuts his lawn and feeds his chickens on the neighbouring plot. The two have not spoken to each other in 15 years. They do not even say hello when they meet in the street. All this dates back to an incident which nobody is quite able, or willing, to remember. The filmmaker, one of Jepsen’s sons, tries to get to the bottom of this quarrel, in impressively composed images and perfectly staged interviews. Both families state their view of things with a lot of dry humour, filmed in front of increasingly dramatic cloud formations. A wind rises and rustles through the hedge. The garden becomes a theatre stage, the dialogues seem quotes from a drama. When the truth finally comes to light, a liberating rain actually starts to fall. But will the two stiff-necked old gentlemen be able to let bygones be bygones? AS

Christian Sønderby Jepsen, Jahrgang 1977, schloss 2007 mit „There Is a War outside My Window“ ein Regiestudium für Fernsehdokumentarfi lm an der Danske Filmskole in Kopenhagen ab. Seit 2005 realisiert er Werbefi lme sowie Kurz- und Musikdokumentationen. Filmauswahl: Mirror (2008)

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Tam, gdzie słonce sie nie spieszy Where the Sun Doesn’t Rush Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

Matej Bobrik Polen 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 18 min. Buch: Matej Bobrik / Kamera: Artur Sienicki Musik: Michal Marecki / Schnitt: Barbara Snarska Produktion: Andrzej Bednarek, Polnische Hochschule für Film, Fernsehen und Theater Vertrieb: Katarzyna Wilk, Krakow Film Foundation Kontakt: Matej Bobrik, Polnische Hochschule für Film, Fernsehen und Theater, ul. Targowa 61/63, 90323 Lodz, Polen, matejbobrik@hotmail.com

Rituale, heißt es, sind der soziale Kitt, der eine Gemeinschaft zusammenhält. In dem kleinen slowakischen Dorf, das idyllisch zwischen grünen Hügeln in der Landschaft liegt, ist es der Tod, der das Leben der Bewohner reguliert und sie fest zusammenschweißt. Nicht nur die Sonne – nichts und niemand hat es hier eilig. Einzig die Milch läuft schnell durch die Zentrifuge, während der Alltag draußen träge dahinfließt. Die Männer lungern auf dem Dorfplatz herum oder schweigen in der Kneipe zum monotonen Quietschen des Ventilators ihren Wodka an. Vor dem Gemüseladen, wo schon lange nichts mehr verkauft wird, schwatzen die Frauen. Ein Stillstand, der nur durch die regelmäßigen Bekanntmachungen des Dorffunks unterbrochen wird. Selbst die Schafe auf der Weide unterbrechen ihr gemütliches Mahl, wenn es in den unzähligen Drähten, die an morschen Masten das gesamte Dorf überziehen, zu knarren und knarzen anfängt. Und stets ist es die Beerdigungsgesellschaft, die etwas zu verkünden hat – wahre und wichtigste gesellschaftliche Instanz eines Lebens, in dem der Tod das größte Ereignis zu sein scheint. Man muss nicht daran glauben, dass es so und nicht anders zugeht in dem kleinen Dorf. Aber wo kämen wir hin, wenn der Dokumentarfilm uns nicht eine Welt aus Geschichten schaffen dürfte? GL

People say that rituals are the social glue that keeps a community together. In this tiny Slovak village nestled between bucolic green hills, it is death that governs the inhabitants’ lives and makes them stick together. It is not just the sun – absolutely nobody here is in a hurry. Only the milk rushes through the centrifuge, while life outside is taking its languid course. The men hang around in the village square or stare silently into their vodkas in the pub, accompanied by the monotonous creaking of a fan. The women gossip in front of the grocery store, which has long gone out of business. A stagnation only disturbed by regular village radio announcements. Even the sheep in the meadow interrupt their comfortable grazing when the countless wires that crisscross the village on rotten poles start to creak and groan. It is always the funeral society that makes the announcement – the truest and most important social authority in a life where death seems to be the biggest event. We do not have to believe that this is precisely what life in this village is like. But where would we be if documentary films did not have license to create a world of stories for us? GL

Matej Bobrik, 1982 in Prag geboren, studiert nach einer Ausbildung in der Slowakei seit 2006 Regie an der Polnischen Hochschule für Film, Fernsehen und Theater in Lodz. Filmauswahl: Powiedziala ze mnie kocha (2007), Akwarium (2008)

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Internationaler Nachwuchswettbewerb – Generation DOK International Young Talent Competition – Generation DOK

Terras Lands Maya Da-Rin

Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

Brasilien 2009 / HD, Farbe, 74 min. Buch: Maya Da-Rin / Kamera: Pedro Urano Musik: Edson Secco / Schnitt: Karen Akerman, Maya Da-rin, Joaquim Castro Produktion: Sandra Werneck, Cineluz Produções Koproduktion: Julio Worcman, Synapse Kontakt: Maya Da-Rin, Cineluz Produções, João Borges, 20 – Gávea, 22451-100 Rio de Janeiro, Brasilien, +55-21-25 12 17 70, mwdarin@uol.com.br www.cineluz.com.br

„Terras“ ist ein filmischer Essay über Grenzen als Zone des Transits, des Kontakts und der Abweisung. Der Ort dafür ist gut gewählt. Eingeschlossen vom Urwald liegt am DreiländerEck Kolumbien–Peru–Brasilien die Zwillingsstadt Leticia-Tabatinga, eine urbane Insel, die nur über den Amazonas oder mit dem Flugzeug zu erreichen ist. Grenzen sind hier allgegenwärtig – zwischen Nationen und Städten, zwischen Zivilisation und Natur, Indianern und Zuwanderern. Und gleichzeitig auch wieder nicht, denn die Menschen wechseln hier ohne Passkontrolle von einer Stadt in die andere, heiraten ungeachtet der ethnischen Zugehörigkeit und tauschen Waren und Geschichten aus. In bester Tradition lateinamerikanischer Erzähler verwebt die Regisseurin in einer symbolisch-assoziativen Montage Berichte von Taxifahrern mit den Mythen des Urwalds, Probleme der Emigration mit der Nahaufnahme der Schnittfläche frisch gefällter Bäume, das Weltbild indianischer Ureinwohner mit der Geschichte der einzigen Ampel der Stadt. Das ganze Konzept territorialer und ethnischer Abgrenzung – vor der Grenze wir, dahinter die anderen – verliert an diesem Ort seine Gültigkeit, um Utopisches zu formulieren – das Lob der Vermischung. Doch warum, so fasst einer der Protagonisten seine Skepsis gegenüber der Utopie zusammen, sollten wir zum Jupiter fliegen, solange wir nicht wissen, wer wir selber sind? Auch das – eine berechtigte Frage. MH

“Lands” is a film essay about borders as zones of transit, contact and rejection. The location is well chosen. Surrounded by jungle, the twin city of Leticia-Tabatinga lies at the border triangle between Colombia, Peru and Brazil. It is an urban island, which can only be reached via the Amazon River or by plane. Borders are omnipresent here – between nations and cities, civilisation and nature, Indians and immigrants. Then again, they are not, because people here go from one city to the other without passport controls; marry regardless of their ethnic background and exchange goods and stories. In the best tradition of Latin American novelists, using a symbolic-associative montage technique, the filmmaker interweaves tales told by taxi drivers with the myths of the jungle, emigration problems with close-ups of the cut surfaces of recently felled trees, the world view of Indian natives with the story of the only traffic light in town. The whole concept of territorial or ethnic borders – we before the border, the others behind it – loses its validity in this place in order to give way to a utopia – in praise of intermingling. But why, as one of the protagonists sums up his scepticism towards this utopia, should we fly to planet Jupiter when we don’t know who we are? That, too, is a valid question. MH

Maya Da-Rin, Jahrgang 1979, studierte Design an der Pontifícia Universidade Católica in ihrer Geburtsstadt Rio de Janeiro und absolvierte Kurse an der Schule für Film und Fernsehen in San Antonio de los Baños auf Kuba. Ab 1997 war sie als Cutterin und Regieassistentin an verschiedenen Filmproduktionen beteiligt und wirkte am Drehbuch zum Spielfi lm „Amores possiveís“ (2001) von Sandra Werneck mit. „Terras“ ist der erste Langfi lm unter ihrer Regie. Filmauswahl: E agora, José? (2002)

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Tschasti tela Body Parts Marija Krawtschenko Russische Föderation 2009 Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

Beta SP (PAL), s/w, 39 min. Buch: Marija Krawtschenko / Kamera: Iwan Finogejew, Michail Uralew / Musik: Anna Michailowa Produktion: Sergei Miroschnitschenko, Jewgeni Grigorjew, Ostrow Studio/Perwoje Kino Koproduktion: The International Red Cross Committee Kontakt: Marija Krawtschenko, Ostrow Studio/Perwoje Kino, ul. Nischnjaja, 125040 Moskau, Russische Föderation, +7-499-2 57 02 19, kino@pervoe.ru

Körperteile – wie ein Omen hängt das Fragmentierte in der Luft. Zerstückelung dominiert die Poetik des Films. Ständige Unterbrechungen, ein Anschwellen eines Gedankens, einer Erinnerung, eines Lebenszeichens – und schon ist es wieder vorbei, durchrattert vom starken Sound-Beat, der nachzeichnet: Der Krieg kommt übers Ohr und damit direkt und radikal in Körper und Seele. Eine alte Weisheit. Flug über eine Landschaft, islamisches Beten, historisches Archivmaterial von ausgelassenen Tänzern, Körperakrobatik auf Tschetschenisch. Die Helden des Films sind Fußballer, heißen Adam, Muslim oder Isa. Den meisten fehlt ein Bein. Aber sie sind Ballkünstler. Als Kinder schon wurden sie hineingezogen in das tschetschenisch-russische Kriegsdesaster. Der Sport – vor allem der wunderbare Trainer, witzig, motivierend, weise – gibt ihnen Kraft für ein Leben, das nun seit Jahrzehnten einem Wiederaufbau gegen den Wind gleichkommt. Kein Geld, keine Zukunft, und doch ständig von vorne beginnen. Im mutigen Schnitt und der draufgängerischen Bildsprache von Marija Krawtschenko wird das Training, das Hausbauen und das Prothesenschleifen zu einer gewaltigen Demonstration filmischer Meisterschaft entfaltet, erinnernd an die rhythmische Dynamik der sowjetischen Avantgarde. Und in den BildTon-Nischen tauchen auf: die innere Wut, der tiefe Schmerz, die Sinnlosigkeit des Tötens und Sterbens im Krieg. BW

Body parts – fragments hang in the air like omens. Fragmentation dominates the poetics of this film. Constant interruptions, a swelling thought, a memory, a sign of life – over before you know it, rattled by a pounding beat, which suggests: war enters through the ears and therefore radically and directly into one’s body and soul. A familiar piece of wisdom. Flying over the countryside, Islamic prayers, historic archive material of happy dancers and acrobatics in Chechnia. The heroes of this film are football players; they are called Adam, Muslim or Isa. Most of them have a leg missing. But they are artists with the ball. As children, they were drawn into the Chechnian-Russian war disaster. Sport – especially the wonderful coach who is witty, wise, a motivator – gives them the strength to live a life which has been an uphill reconstruction effort for decades now. No money, no future, but starting over all the time. Training, building a house and sanding a prosthesis are transformed into powerful demonstrations of cinematic mastery by Mariya Kravchenko’s courageous editing and bold visual language. They evoke the rhythmic dynamics of the Soviet avantgarde. From the niches made of sounds and images, inner fury, deep pain, and the meaninglessness of killing and dying in a war come to light. BW

Marija Krawtschenko wurde 1981 im tschetschenischen Grosny geboren, wuchs jedoch nach dem Umzug der Familie in Westsibirien auf. 2004 schloss sie ein Journalistikstudium an der Universität Saratow ab und ging nach Moskau, wo sie für das russische Fernsehen und verschiedene Printmedien arbeitete. 2004–2009 studierte sie in der Klasse von Sergei Miroschnitschenko Dokumentarfi lm an der Staatlichen russischen Filmhochschule (WGIK). Filmauswahl: Collecting Shadows (2006), To Kill Gauleiter (2007)

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Internationaler Nachwuchswettbewerb – Generation DOK International Young Talent Competition – Generation DOK

La tumultueuse vie d’un déflaté The Hectic Life of a Dismissed Worker Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

Camille Plagnet Frankreich 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 59 min. Buch: Camille Plagnet / Kamera: Michel K. Zongo Musik: Youen Cadiou, Eric Dambrin, Pierre Thévenin Schnitt: Florence Bresson / Produktion: Jean-Marie Barbe, Ardèche Images Production / Vertrieb: Sylvie Plunian, Ardèche Images Production / Kontakt: Camille Plagnet, 4, rue Eugène Oudiné, 75013 Paris, Frankreich, +33-1-45 86 76 94, camilleplagnet@hotmail.com

„Palédébé Lai Lai – Die Dinge laufen nicht wirklich gut.“ Das ist der Name eines Theaterstücks, das der ‚Große Z‘ als zornige Replik an SIE verfasst hat. SIE haben sein Lebens zerstört und natürlich werden SIE es nie lesen. Denn SIE, das sind jene gesichtslosen Vollstrecker der Strukturanpassungsprogramme, denen sich die ärmsten Länder in den 1990er-Jahren des letzten Jahrhunderts unterwerfen mussten, um weiterhin mit Krediten von der Weltbank versorgt zu werden. In der Folge wurden öffentliche Dienstleistungen privatisiert und der ‚Große Z‘, Maschinist der staatlichen Eisenbahn von Burkina Faso, verlor seinen Job, dann seine Freunde, dann seine Frau, eigentlich alles. Vor allem aber seine Selbstachtung. Natürlich ist das alles nicht unbeschadet an ihm vorbeigegangen. Wie auch, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird? Und so sehen wir seine hoch aufgeschossene, zerbrechliche Gestalt rastlos durch die staubigen Straßen der Stadt ziehen, sprunghaft in den Gedanken, unordentlich in der Sprache, melancholisch, witzig und blitzgescheit. Ein Poet der Überflüssigen, für die an der Tafel des Lebens kein Platz mehr ist. Erzählt wird diese afrikanische Tragikomödie in wunderbaren Bildern, unterlegt von einem jazzigen Sound, der den ‚Großen Z‘ immer wieder voranzutreiben scheint auf seiner Suche nach Antworten und einer möglichen Zukunft. Nein, die Dinge laufen nicht wirklich gut. MH

“Palédébé Lai Lai – Things Aren’t Really Going Well.“ This is the title of a play the ‘Great Z’ wrote as an enraged response to THEM. THEY destroyed his life, and THEY will never read it, of course. Because THEY are the faceless executors of the structural adjustment programmes that the poorest countries had to submit to in the 1990s in order to retain access to credits from the World Bank. As a consequence, public services were privatised and the ‘Great Z’, a machinist working for the Burkina Faso national railways, lost his job, his friends, his wife, everything, really. But most of all his self-respect. Of course he did not get out of this unharmed. How could he, when the ground was pulled out from under his feet? We see his tall, fragile figure restlessly roaming the dusty city streets, his thinking erratic, his language a mess, melancholic, funny and bright as a button. A poet of the redundant ones who have lost their seats at the feast of life. This African tragicomedy is told in beautiful images, accompanied by a jazzy soundtrack that seems to drive the ‘Great Z’ constantly forward in search of answers and a possible future. No, things are really not going well. MH

Camille Plagnet wurde 1979 geboren und lebt in Paris. Nach einer Glaserlehre und einem Studium der Ethnologie weckte eine Reise in die Mongolei sein Interesse für den Dokumentarfi lm. Es folgten Studien am Institut National Supérieur des Arts du Spectacle (INSAS) in Brüssel (1999–2001) sowie an der Schule für Dokumentarfi lm im französischen Lussas (2002–2003). Filmauswahl: Une capitale, des capitaux (2003), La tête de l’emploi (2006)

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Internationales Programm Dokumentarfilm

Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film


Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

1946, automne allemand German Autumn ’46 Michael Gaumnitz Frankreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe und s/w, 76 min. Buch, Kamera, Animation: Michael Gaumnitz Musik: Marc Perronne, Bernard Lubat Schnitt: Françoise Arnaud Produktion: Xavier Carniaux, AMIP Koproduktion: Pierrette Ominetti, ARTE France

Internationales Programm Dokumentarfilm

Vertrieb: Daniela Elstner, Doc & Film International Kontakt: Tristan Convert, AMIP, 52, rue Charlot, 7500 Paris, Frankreich, +33-1-48 87 45 13, amip@amip-multimedia.fr

Stig Dagerman, ein junger schwedischer Schriftsteller, fliegt 1946 für eine Reportage nach Deutschland. Der Krieg ist zu Ende. Die Städte sind kaputt und die Menschen auch. Für die einen kamen die Befreier, für die anderen die Besatzer. Nur sehr langsam kommt der Alltag in Gang. Alles wirkt paralysiert. In seinem Buch „Deutscher Herbst – Reisereportage aus Deutschland 1946“, das als Grundlage dieses Kompilationsfilmes dient, beschreibt Dagerman einen Albtraum aus Stein. Ruinenlandschaften so weit man schaut. Aber je näher er im Laufe der Fahrt den Menschen kommt, desto feinfühliger und differenzierter wird der Blick. Sein anfänglicher Zynismus verliert sich zugunsten von Empathie. Michael Gaumnitz hat den Text für eine erschütternde Reise durch das Archivmaterial jener Zeit genutzt, das man so noch nie gesehen hat. Gaumnitz fügt diesen beiden Ebenen noch eine dritte hinzu. Er experimentiert mit Übermalungen – oder wie er es nennt ‚animation graphique‘, um das anonyme Wochenschaumaterial immer wieder auch auf einzelne Schicksale und die Perspektive Dagermans zurückzuführen. Ernüchtert konstatiert er, wie schnell sich erste Hoffnungen wieder verflüchtigen. Hatte man doch gerade mit der Entnazifizierung begonnen und erste Schritte in Sachen Demokratie geübt, da schwenken die Alliierten schon um und unterwerfen sämtliche Strategien der Logik des Kalten Krieges. CK

In 1946, Stig Dagerman, a young Swedish writer, flies to Germany as a reporter. The war is over. The cities are in ruins and so are the people. Some saw the liberators arrive, others the occupying forces. Everyday life resumes only gradually. Everything seems paralysed. In his book “Deutscher Herbst – Reisereportage aus Deutschland 1946” (German Autumn – A Travel Report from Germany 1946), which serves as a basis for this compilation film, Dagerman describes a nightmare of stones. Ruins as far as the eye can see. But the closer he gets to the people on his travels, the more sensitive and discerning his eye becomes. His initial cynicism gives way to empathy. Michael Gaumnitz used the text for a moving journey through the archive material of that period, which has never been presented in this way. Gaumnitz adds a third level. He repeatedly experiments with painting on the film – or ‘animation graphique’, as he calls it – to reconnect the anonymous newsreel material back to individual fates and Dagerman’s perspective. Disillusioned, he notes how fast first hopes vanish into thin air. The allies had only just started denazification and initiated the first steps towards democracy when they shifted gear to adapt all their strategies to the logic of the Cold War. CK

Michael Gaumnitz, 1947 in Dresden geboren, studierte Kunst in Berlin und später in Paris, wo er seit vielen Jahren lebt. Nach verschiedenen Jobs, u. a. als Koch und Maurer, kehrte er 1980 zur Malerei zurück und begann schließlich 1984, sich mit Videokunst, Animations- und Dokumentarfi lm auseinanderzusetzen. Mehrfach auf internationalen Festivals geehrt, wurde er u. a. für „L’exil à Sedan“ (2002) bei DOK Leipzig mit dem FIPRESCI- und dem ver.di-Preis ausgezeichnet. Er ist Professor an der École supérieure des arts décoratifs in Strasbourg. Filmauswahl: 100 Portraits (1985), L’art en jeu (1992), Paul Klee – Le silence de l’ange (2006)

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A Blooming Business A Blooming Business Ton van Zantvoort

Niederlande 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 52 min. / Buch, Kamera, Schnitt: Ton van Zantvoort / Musik: Roy Bemelmans / Produktion: Ton van Zantvoort, NEWTON film / Koproduktion: Barbara Truyen, VPRO Televisie / Vertrieb: NEWTON film / Kontakt: Ton van Zantvoort, NEWTON film, Vogelschoot 27, 4813 NG Breda,

Internationales Programm Dokumentarfilm

Niederlande, +31-6410-3 90 81, ton@newtonfilm.nl / www.newtonfilm.nl

Für uns Normalbürger stammen die lieblichen Blumen, die unser Heim schmücken, aus einem großen Garten – auch wenn ich sie im Supermarkt kaufe. Garten ist irgendwie immer. Irrtum! Es existieren keine glücklichen Kühe und kein Garten. Nur Industrie. In diesem Fall – Blumenanbauindustrie. Wie in Kenia, wohin uns der Film „A Blooming Business“ führt, um uns vor Augen zu halten, unter welchen mörderischen Bedingungen Globalisierung im Einzelnen funktioniert. In Kenia bildet der Anbau und Export von Blumen für den europäischen Markt einen wichtigen Devisenbringer. Aber zu welchen Kosten! Davon erzählt Jane, eine alleinstehende Mutter von drei Kindern, die von 7 Uhr morgens bis spät in die Nacht schuftet und mit dem Vorarbeiter schlafen muss, will sie ihren Job behalten. Oder Agnes, die gefeuert wurde, nachdem die Chemikalien der Pflanzenschutzmittel ihr Gesicht zerfressen haben. Oder Oskar, der Widerrede gab, ebenfalls gefeuert wurde und seitdem als Wasserverkäufer lebt. Aber das Wasser, das er verkauft, ist vergiftet, denn es stammt aus einem See, in den 67 Blumenfarmen ihr Brauchwasser ungefiltert entsorgen. Überhaupt Wasser. Jede Rose verbraucht pro Tag 1,5 Liter davon. Weshalb der Wasserspiegel des Sees sinkt, der Fischbestand schrumpft und Kennedy seine Miete nicht mehr bezahlen kann. Und und und … Ein Zyniker ist ein Mensch, der nach dem Sarg Ausschau hält, wenn er Blumen sieht. Nach diesem Film erst recht. MH

We ordinary citizens think that the lovely flowers that decorate our home come from a huge garden. Even when we buy them in supermarkets, a garden is always somehow involved. Wrong! There are no happy cows and there is no garden. Only an industry. In this case, the flower growing industry, for example in Kenya where the film “A Blooming Business” takes us and shows plainly the murderous conditions under which globalisation works. In Kenya, growing and exporting flowers for the European market is an important source of foreign currency. But at what cost! Jane talks about it, a single mother of three who labours from seven in the morning until late at night and must sleep with the supervisor to keep her job. Or Agnes, who was fired after the chemicals in the pesticide corroded her face. Or Oskar who was also fired for talking back and has since earned a living as a water seller. But the water he sells is poisoned, because it comes from a lake into which 67 flower farms dump their unfiltered waste water. Talking of water – every rose consumes 1.5 litres per day. Which is why the water level of the lake is sinking, the fish population is shrinking and Kennedy can’t pay his rent. And, and, and … A cynic is a person who looks for a coffin when he sees flowers – even more after seeing this film. MH

Ton van Zantvoort, Jahrgang 1979, studierte 1999–2003 Audiovisuelle Gestaltung an der Kunstakademie St. Joost in Breda. Mit seinen Kurz- und Dokumentarfi lmen war er bereits auf renommierten internationalen Festivals zu Gast. 2003–2004 arbeitete er in der Programmgestaltung und grafi schen Präsentation des TEEK Film en Animatie Festival mit und übernahm zuletzt Lehraufträge an der Kunstakademie St. Joost sowie an der University of Manitoba in Winnipeg. Filmauswahl: Grito de piedra (2006)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

A casa dos mortos The House of the Dead Débora Diniz

Brasilien 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 24 min. Buch: Débora Diniz / Kamera: Billa Franzoni / Schnitt: João Neves Produktion: Fabiana Paranhos, Imagens Livres / Kontakt: Débora Diniz, Imagens Livres, Caixa Postal 8011, 70.673-970 Brasília/DF, Brasilien,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+55-61-33 43 17 31, imagenslivres@anis.org.br / www.acasadosmortos.org.br

Man stelle sich das menschliche Gehirn als eine Festplatte vor, die von einem Virus befallen ist und auf die einfache Frage „Wer bist du?“ mit dem Satz antwortet: „Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.“ Das ist kein Witz, sondern das Ergebnis bizarrer Verknotungen und elektrischer Entladungen in Almerindos Hirn, 62 Jahre alt, seit 25 Jahren in Sicherheitsverwahrung in der psychiatrischen Abteilung des Staatsgefängnisses von Salvador, Bahia in Brasilien. Er wird hier sterben, bemerkt seine Ärztin lakonisch. So wie Jaime gestorben ist, ein vielfacher Mörder, der sich, fünf Tage nachdem er vor der Kamera für diesen Film gesprochen hat, in seiner Zelle das Leben nahm. Die Insassen nennen diesen Ort „das Haus der Toten“, denn sie wissen, dass kaum einer von ihnen jemals wieder zu den Lebenden außerhalb der Mauern zurückkehren wird. „Das Haus der Toten“ ist auch der Titel eines Gedichts, das Bubu, der zwölf Zwangseinweisungen hinter sich hat, verfasste und an dessen szenischer Aufteilung sich der Film orientiert. Ein Ultimatum sei sein Gedicht, verkündet Bubu am Ende des Films. Doch an wen gerichtet? Die Gesellschaft draußen jedenfalls hat genug damit zu tun, nicht im Irrsinn ihres Alltags zu versinken. Für den klinischen Wahnsinn bleibt da nur der massenhafte Einsatz von Valium. MH

Imagine the human brain as a hard drive contaminated by a virus and responding to the simple question, “Who are you?” with “The president of the United States of America.” This is not a joke, but the result of bizarre tangles and electrical discharges in Almerindo’s brain. He is 62 years old and has been in preventive detention at the psychiatric ward of the Salvador, Bahia state prison in Brazil for the past 25 years. He will die here, a doctor observes laconically. Like Jaime, a multiple murderer who killed himself in his cell five days after he talked in front of the camera for this film. The inmates call this place “the house of the dead”, for they know that practically none of them ever returns to the world of the living outside the walls. “The House of the Dead” is also the title of a poem written by Bubu, who has seen twelve compulsory hospitalisations, on which the scene structure of the film is modelled. His poem is an ultimatum, Bubu announces at the end of the film. But directed at whom? Society out there, in any case, has its hands full just keeping from sinking under the madness of everyday life. There is nothing left for clinical madness but the massive use of valium. MH

Débora Diniz stammt aus Maceió im Nordosten Brasiliens. Sie promovierte in Anthropologie an der Universidade de Brasília sowie in Bioethik an der University of Leeds. Für ihre Forschungen zu genetischer Disposition und sozialer Chancengleichheit wurde sie 2002 mit dem Manuel Velasco-Suarez Award der Pan American Health and Education Foundation ausgezeichnet. Sie lehrt an der Universidade de Brasília, leitet das ANIS – Instituto de Bioética, Direitos Humanos e Gênero und widmet sich seit 2005 mit großem internationalen Erfolg auch dem Dokumentarfi lm. Filmauswahl: Quem são elas? (2006), Solitário Anônimo (2007)

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A Place without People A Place without People Andreas Apostolidis

Griechenland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 52 min. Buch: Andreas Apostolidis / Kamera: Stelios Apostolopoulos / Schnitt: Yuri Averof Produktion: Yuri Averof, Anemon Productions / Vertrieb: Jan Rofekamp, Films Transit International / Kontakt: Yuri Averof, Anemon Productions, 5 Stisihoru Street,

Internationales Programm Dokumentarfilm

10674 Athen, Griechenland, +30-210-7 21 10 73, yuri@anemon.gr

Wem gehört eigentlich das Paradies? Ende der 1950er-Jahre wurden viele der weltberühmten ostafrikanischen Nationalparks und Naturreservate gegründet. Den Lebensraum der wilden Tiere unter Schutz zu stellen, bedeutete gleichzeitig, die Rechte der einheimischen Massai und anderer Volksgruppen, die bereits seit über 3.000 Jahren in diesen Gebieten siedelten und das ökologische Gleichgewicht aufrecht erhielten, massiv zu beschneiden. Die Bewohner wurden in großem Stil vertrieben und durften ihr Land nicht mehr betreten – eine Situation, die bis heute anhält. Für wohlmeinende Laien aus den Industrieländern steht außer Frage, dass Nationalparks oder Biosphärenreservate, wie zum Beispiel die Serengeti, eine tolle Sache sind. „A Place without People“ indes zeigt, dass die synthetisch aufrechterhaltene Unberührtheit von Landstrichen bis zu einer Größe von 30.000 km2 auch eine ganze Reihe von Kehrseiten hat. Unter Spezialisten ist es inzwischen Common Sense, dass die Nationalparkidee, so verdienstvoll sie in Teilbereichen war, als kontraproduktiv für das gesamte Öko- und Sozialsystem dieser Regionen angesehen werden muss, nicht zuletzt deshalb, weil dabei Jahrtausende altes Wissen der Einheimischen sträflich ignoriert wurde. RE

Who owns paradise? In the late 1950s, many famous East African national parks and nature reserves were founded. Protecting the habitats of wild beasts, though, entailed massive restrictions of the rights of the native Massai and other tribes, who for more than 3,000 years had been living in these areas and maintaining the ecological balance. They were driven out en masse and not allowed to enter their territories any more – a situation that continues even today. Well-meaning non-experts from the industrialised countries have no doubts that national parks and biosphere reserves like the Serengeti are great. “A Place without People” shows, however, that an artificially preserved unspoilt state of territories covering up to 30,000 square kilometres has a good many downsides. It is common sense among specialists today that the concept of national parks, however meritorious it was in some parts, must be regarded as counterproductive for the ecological and social system of these regions. Not least because millennia of native knowledge was recklessly ignored. RE

Andreas Apostolidis, 1953 in Athen geboren, arbeitet als Filmregisseur, Autor und Übersetzer. Mehr als 30 Werke der englischsprachigen Kriminalliteratur, u. a. von Raymond Chandler und Patricia Highsmith, übertrug er ins Griechische, verfasste selbst mehrere Kriminalromane und Short Storys und schrieb Hörfunkadaptionen berühmter Detektivgeschichten. Neben eigenen Dokumentarfi lmprojekten führte er im Auftrag des Fernsehsenders ERT Regie bei über 125 Folgen der vielfach preisgekrönten investigativen Doku-Reihe „Reportage without Frontiers“. Filmauswahl: Death Match (2002), The Network (2006)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Amos Oz – Yashar el toch hashemash hakitzit Amos Oz – The Nature of Dreams Yonathan Zur, Masha Zur Israel 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe und s/w, 86 min. Buch: Yonathan Zur, Masha Zur / Animation: Amir Leder Kamera: Boaz Yonathan Yaacov, Eyal Ben Moshe, Ron Bavarsky, Yonathan Zur / Musik: Avi Benjamin / Schnitt: Yonathan Zur Produktion: Yonathan Zur, YM Films / Vertrieb: Philippa Kowarski, Cinephil

Internationales Programm Dokumentarfilm

Kontakt: Yonathan Zur, YM Films, Rashi 8/6, 63294 Tel Aviv, Israel, +972-3-6 29 02 24, ymfilms@gmail.com

Wenn es Amos Oz nicht gäbe, müsste man an der Spezies Mensch vollständig verzweifeln. Hierzulande sind seine regelmäßigen Kommentare zum Nahost-Konflikt eine einsame Stimme der Vernunft in einer gleichgeschalteten Medienlandschaft, in der man jede Kritik an Israel mit Antisemitismus und pro-israelische Gefolgschaft mit demokratischer Gesinnung gleichsetzt. Mit solchem wie jeder Menge weiterem geharnischtem Schwachsinn über das Judentum, Israel und die Palästina-Frage räumt Amos Oz in Yonathan und Masha Zurs Film gründlich auf. Dabei gelingt den beiden Regisseuren weit mehr als ‚nur‘ ein einfühlsames Porträt des Schriftstellers, Publizisten und Allround-Intellektuellen. Sie begleiten ihn auf Reisen nach Amerika, Österreich und Deutschland, bei Vorträgen, auf Spaziergängen, im Gespräch mit Lesern, Künstlerkollegen und Politikern (darunter Salman Rushdie, Paul Auster, Nadine Gordimer und Shimon Peres) sowie bei der Arbeit an seinem Schreibtisch. In die beiläufigen Gedanken und Äußerungen mischen sich Auszüge aus seinem autobiografischen Buch „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“, behutsam unterlegt mit Archivbildern. Aus der Biografie eines im Israel der Gründerjahre aufgewachsenen Jungen, dessen Eltern aus einem osteuropäischen Shtetl stammten und im gelobten Land tragisch endeten, werden die Wurzeln nicht nur eines Künstlers, sondern eines Landes erahnbar: in seiner Zerrissenheit, seinem Zweifel und einer anhaltenden Ambivalenz gegenüber Europa. Ein Muss für alle, die nicht verzweifeln wollen. GL

If Amos Oz did not exist, one would have to despair about the species “man”. In Germany, his regular comments on the Middle Eastern conflict are a lonely voice of reason in a uniform media landscape where every criticism of Israel is equated with anti-Semitism, and pro-Israel loyalties with a democratic attitude. In Yonathan and Masha Zur’s film, Amos Oz thoroughly sorts out these and many other examples of blooming nonsense about Judaism, Israel and the Palestinian question. The two directors manage to produce more than ‘just’ an insightful portrait of the writer, publicist and all around intellectual. They accompany him on trips to America, Austria and Germany, lectures, walks, conversations with readers, colleagues and politicians (including Salman Rushdie, Paul Auster, Nadine Gordimer and Shimon Peres) and observe him at work at his desk. His casual thoughts and statements are mixed with excerpts from his autobiographical book “A Tale of Love and Darkness”, carefully illustrated with archive material. The biography of a boy who grew up in Israel during its founding years, whose parents came from an Eastern European Shtetl and found a tragic end in the Promised Land, reveals not only the artist’s roots but his country’s, too: its inner conflict, its doubts and lasting ambivalence towards Europe. A must for all who do not want to despair. GL

Yonathan Zur, Jahrgang 1975, arbeitet als freier Cutter und Redakteur für israelische Film- und Fernsehproduktionen. Er lehrt in den Bereichen Animation und Video an der School of Visual Theater in Jerusalem und realisierte bereits sein Dokumentarfi lmdebüt „Magia Russica“ (2004) in Ko-Regie mit Masha Zur. Masha Zur Glozman, 1978 geboren, studierte zunächst Theaterwissenschaften, graduierte 2000 in Indologie und Allgemeiner Soziologie an der Hebrew University Jerusalem und absolvierte 2001–2004 den Animationsstudiengang an der Bezalel Academy of Arts and Design.

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Die Anwälte – Eine deutsche Geschichte The Lawyers – A German Story Birgit Schulz Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 90 min. Buch: Birgit Schulz / Kamera: Isabelle Casez, Axel Schneppat Musik: Marcus Schmickler / Schnitt: Katharina Schmidt Produktion: Sabine de Mardt, Bildersturm Filmproduktion GmbH Internationales Programm Dokumentarfilm

Vertrieb: RealFiction Filmverleih / Kontakt: Sabine de Mardt, Bildersturm Filmproduktion GmbH, Flandrische Straße 2, 50674 Köln, Deutschland, info@bildersturm-film.de

Ausgangspunkt des Films ist eine Schwarz-Weiß-Fotografie, die die Rechtsanwälte der außerparlamentarischen Opposition Hans-Christian Ströbele, Horst Mahler und Otto Schily zeigt. Mit der Rekonstruktion der damaligen Situation – Mahler als Angeklagter der RAF, Ströbele und Schily als dessen Anwälte – beginnt die Aufarbeitung deutscher Geschichte, die den Bogen von der staatlichen Repression gegen die APO Ende der 1960er-Jahre bis zu den Sicherheitsgesetzen nach 9/11 schlägt. Eng an die Biografien der drei Protagonisten angelehnt, ziehen die Einschläge des staatlichen Sicherheitsapparates gegen die Bürgerrechte nochmals an uns vorbei: der ‚Polizeistaatsbesuch‘ des Schahs 1967, die Aufrüstung des Staates nach den Bombenanschlägen der RAF 1972, die Verabschiedung der Sondergesetze kurz vor Beginn der Stammheim-Prozesse. Der Kreis schließt sich mit den Gesetzesinitativen nach 9/11 im Rahmen der Terrorismusabwehr. Was die drei Männer so unterschiedliche Wege gehen ließ, wird in ausführlichen Interviews und an Hand von viel Archivmaterial entwickelt, das uns beispielsweise einen Otto Schily zeigt, dessen Rhetorik als Anwalt der RAF-Angeklagten oder als grüner Bundestagsabgeordneter nur schwer mit dem Innenminister der rot-grünen Regierung in Deckung zu bringen ist. Trotzdem: Mahler, heute bekennender Neonazi, Ströbele, der Unbeugsame, und Schily – sie alle nehmen für sich in Anspruch, sich selbst und ihren Träumen treu geblieben zu sein. MH

The starting point of this film is a black and white picture showing Hans-Christian Ströbele, Horst Mahler and Otto Schily, the lawyers of the APO, the extra-parliamentary opposition. The reconstruction of the situation at the time – Mahler as a RAF defendant, Ströbele and Schily as his lawyers – sets off a discussion of German history that spans the period from the state’s repression of the APO in the late 1960s to the post 9/11 security laws. Following the three protagonists’ biographies closely, the attacks of the state security apparatus on civil rights pass before our eyes: the Shah’s ‘police state visit’ to Germany in 1967, the national armament after the RAF bomb attacks in 1972, the passage of the special laws just before the Stammheim trial began. History comes full circle with the legislative initiatives after 9/11 within the context of the war against terrorism. The reasons why the three men took such different paths are examined by means of extensive interviews and a lot of archive material. It shows an Otto Schily, for example, whose rhetoric as the RAF defendants’ lawyer or as a Green member of the German parliament are hard to reconcile with what he said as the Minister of the Interior of a Red-Green government. Nevertheless: Mahler, a self-confessed Neo-Nazi today, Ströbele, the unbending one, and Schily – they all claim to have remained faithful to themselves and their dreams. MH

Birgit Schulz stammt aus Düsseldorf, absolvierte eine Fotografenlehre und studierte 1978–1986 Germanistik, Philosophie und Biologie an der Universität Bonn. Danach war sie zunächst Redakteurin im Print-Bereich, wechselte dann als Redakteurin, Regisseurin und Cutterin zum Fernsehen und gründete 1993 mit Sabine de Mardt die Bildersturm Filmproduktion. Hauptsächlich beschäftigt sie sich mit dem Dokumentarporträt und wurde u. a. für „Geistesgegenwart – Die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich“ (2005) mit dem Juliane-Bartel-Preis ausgezeichnet. Filmauswahl: Aber schön war es doch – Portrait Hildegard Knef (2003), Liebesversuche – Portrait Werner Schroeter (2003)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Assume Nothing Assume Nothing Kirsty MacDonald Neuseeland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 81 min. Buch, Schnitt: Kirsty MacDonald / Animation: Kirsty MacDonald, Chris Pryor, James Frankham, PRP-VFX / Kamera: Chris Pryor Musik: Claire Cowan, James Webster Produktion: Kirsty MacDonald, Girl-on-a-bike Productions Vertrieb, Kontakt: Ewa Bigio, Smiley Film Sales,

Internationales Programm Dokumentarfilm

P.O. Box 90943, AMSC, 1142 Auckland, Neuseeland, +64-9-3 60 03 25, bigio@smileyfilmsales.com www.smileyfilmdistribution.com

Eine Frau mit Bart. Ein Mann, der zugleich Drag Queen und Drag King ist. Eine Maori-Kriegerin mit Schwanz – die später ein Kind gebiert. Und eine barbusige Südseeschönheit, hingegossen auf dem Chaiselonge, die auf dem nächsten Foto männliche Genitalien enthüllt. Die Bilder der neuseeländischen Fotografin Rebecca Swan verstören und verzaubern zugleich, indem sie unsere Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit, von ‚Normalität‘ und Exotik, dem Eigenen und dem Fremden, bloß legen und hinterfragen. Kirsty MacDonald begleitet ihre Modelle auf einer Entdeckungsreise in das Universum des eigenen Ich. Dabei ist die Beschäftigung mit Gender Identity nie Qual, sondern spielerische Entdeckerfreude und Lebenslust. Identität, so wird deutlich, ist keine Einbahnstraße, sondern ein 3D-Puzzle, dessen Schichten man freilegen und neu zusammensetzen kann. In einem Feuerwerk von Performances, Inszenierungen, Animationen und Interviews werden unsere Konzepte von Geschlecht, Sexualität und Schönheit kräftig durcheinandergewirbelt. Am Ende wird klar, wie westliche Definitionen von Gender als Teil von (kolonialer) Unterdrückung wirkten und sich die Protagonist/innen durch Kunst und die Rückbesinnung auf die eigene, ozeanische Kultur (in der es nur ein Wort für ‚sie‘ und ‚er‘ gibt) daraus zu befreien versuchen. „Assume Nothing“ – gilt immer und in jeder Lebenslage. GL

A bearded woman. A man who is a drag queen and a drag king at the same time. A female Maori warrior with a dick – who later gives birth to a child. A bare-breasted South Seas beauty stretched on a chaise longue who reveals male genitals in the next picture. New Zealand photographer Rebecca Swan’s pictures are disturbing and enchanting at the same time because they expose and question our notions of femininity and masculinity, of ‘normality’ and the exotic, one’s own and that of another. Kirsty MacDonald follows her models on a journey of discovery into the universe of the self. Their exploration of gender identity is never painful but rather a playful enjoyment of discoveries and of life. It becomes obvious that identity is not a one-way street but more like a 3D puzzle whose layers can be exposed and reassembled in a new way. Our notions of gender, sexuality and beauty are vigorously stirred up by a firework of performances, staged pieces, animations and interviews. At the end we realise how Western definitions of gender work as part of (colonial) oppression and see how the protagonists try to liberate themselves through art and a return to their own, Oceanic culture (which has only one word for ‘he’ and ‘she’). “Assume Nothing” – at all times and in every situation. GL

Kirsty MacDonald ist in Neuseeland nicht nur als Filmemacherin, sondern auch als Musikerin und Performancekünstlerin bekannt und gehörte zum Ensemble einer freien Theatergruppe in Wellington. Neben einigen Animationsfi lmen realisierte sie im Rahmen ihres Studiums an der University of Auckland mehrere preisgekrönte dokumentarische Kurzfi lme. Mit ihrem Abschlussfi lm „Black and White“ (2006) gewann sie zwei Hauptpreise beim New Zealand International Documentary Film Festival. Filmauswahl: I Can Read You Like a Book (2003), Good for a Girl (2005)

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Babaji, an Indian Love Story Babaji, an Indian Love Story Jiska Rickels

Niederlande 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 72 min. Buch: Jiska Rickels / Kamera: Martijn van Broekhuizen / Musik: Horst Rickels Schnitt: Michiel Reichwein / Produktion, Vertrieb: Wink de Putter, Dieptescherpte BV Kontakt: Wink de Putter, Dieptescherpte BV, WG Plein 259, 1054 SE Amsterdam,

Internationales Programm Dokumentarfilm

Niederlande, +31-20-6 12 44 78, wink@deepfocus.nl

Liebe kann so groß sein, über das Leben hinaus bis in den Tod, singt eine indische Sängerin mit Inbrunst. Einer, für den das kein hohles Pathos ist, sondern heiliger Ernst, ist Babaji Basant, dessen Frau vor ein paar Jahren starb. Entgegen der hinduistischen Tradition begrub er sie auf seinem Grundstück und bereitete seine Grabstelle gleich neben der ihrigen vor. So weiß er sie immer in seiner Nähe, und vor allem kann er sich, wenn die Sehnsucht groß ist, schon einmal neben sie legen. Jeden Tag verbringt er Stunden im Grab, in der Hoffnung endlich zu sterben. Aber es scheint, dass der Tod ihn vergessen hat. 107 Jahre ist er alt, wobei, ganz genau weiß es niemand. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als weiterhin als Wunderheiler und selbsternannter Arzt für alle und alles zuständig zu sein. Den Dorfbewohnern ist er ein wenig unheimlich, sie vermuten Geister in seiner Hütte, der Magie seiner Heilkräfte tut dies keinen Abbruch. Die niederländische Regisseurin Jiska Rickels zeichnet ein warmherziges Porträt dieses ‚Verrückten‘. Grundsätzlich interessiert sie, wie Legenden entstehen. In der Vielzahl der Vermutungen, die die Dorfbewohner chorisch anstimmen, wird ein immer entrückteres Bild von Babaji visioniert. Gleichzeitig transzendiert Babaji tatsächlich schon irgendwie und irgendwo zwischen Leben und Tod, zwischen Realität und Mythos. CK

Love can be so great, lasting beyond life and into death, an Indian singer chants soulfully. One man for whom this is not hollow sentiment but sacred and serious is Babaji Basant, whose wife died a few years ago. Contrary to Hindu tradition, he buried her on his own plot of land and prepared his own grave next to hers. This way, he knows she is always close and, above all, he can lie down next to her when the longing is too great. Every day he spends hours in the grave, hoping to die at last. But it seems that death has forgotten him. He is 107 years old, though actually nobody is quite sure about this. So he has no choice but to continue being responsible for everything and everybody as a miracle healer and self-styled doctor. The villagers are a little scared of him, they suspect ghosts in his hut, but this does not hurt his magical healing powers. Dutch director Jiska Rickels draws a warm-hearted portrait of this ‘madman’. Her principle interest is how legends come into being. The variety of assumptions that the villagers express choir-like about Babaji contribute to a more and more unworldly vision of him. At the same time, Babaji may really be transcending somehow, somewhere between life and death, between reality and myth. CK

Die Niederländerin Jiska Rickels, Jahrgang 1977, wirkte 1992–2001 an verschiedenen Musiktheaterproduktionen mit. Ab 1998 studierte sie an der Niederländischen Film- und Fernsehakademie in Amsterdam sowie an der HFF München und schloss 2003 mit dem mehrfach preisgekrönten Film „Untertage“ ab. Im selben Jahr übernahm sie die Regieassistenz für Byambasuren Davaas „Die Geschichte vom weinenden Kamel“. 2007 wählte sie die Dutch Directors Guild zur Regisseurin des Jahres. Filmauswahl: Himmelfi lm (2004), 4 Elements (2006)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Bassidji Bassidji Mehran Tamadon Iran, Schweiz, Frankreich 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 115 min. Buch: Mehran Tamadon, Leatitia Lemerle Kamera: Majid Gorjian Schnitt: Andrée Davanture, Rodolphe Molla Produktion: Catherine Dussart, CDP

Internationales Programm Dokumentarfilm

Koproduktion: Elena Tatti, Thierry Spicher, Box Productions / Vertrieb, Kontakt: Elena Tatti, Box Productions, Rue de la Savonnerie 4, 1020 Renens, Schweiz, +41-21-3 12 64 11, elena.tatti@boxproductions.ch www.boxproductions.ch

Der Regisseur Mehran Tamadon verließ den Iran als er zwölf war und ging nach Frankreich ins Exil. Das Leben im Westen hat ihm die Augen für vieles geöffnet und Fragen an die alte Heimat in ihm geweckt. Um das Wesen und das Funktionieren des heutigen Iran zu verstehen, begibt sich der Filmemacher dahin, wo Politik und Islam aufs Engste miteinander verschränkt sind, zu den Bassidji. Hinter dieser Organisation verbirgt sich eine machtvolle und sehr effizient organisierte paramilitärische Miliz, die zur iranischen Revolutionsgarde gehört und sich auf ein weit verzweigtes Spitzelsystem verlassen kann. Sie sorgt für die strikte Einhaltung der Kleiderordnung und will vor allem die Jugend vor westlichen Einflüssen bewahren. Im Krieg gegen den Irak kamen die jungen Männer zu Tausenden zu den Bassidji und ließen sich in Himmelfahrtskommandos verheizen. Heute hören sie dekadente Musik und besorgen sich amerikanische Filme auf dem Schwarzmarkt. Einer der Führer, den Tamadon bei seinen Auftritten begleiten darf, ist smart, eloquent und schlagfertig. Der Regisseur nicht minder. Das Vertrauen dieses Demagogen konnte er nur gewinnen, indem er anfangs auf kritische Fragen verzichtete. Zunehmend aber wagt er sich aus der Deckung, und ein Duell nimmt seinen Lauf. Dieser hochspannende Film gewährt Einblicke in die Denkungsart der Fundamentalisten und kann darüber hinaus mit fulminanten Bildern aufwarten. CK

Director Mehran Tamadon left Iran at the age of twelve and went into exile in France. Life in the West opened his eyes to many things and made him ask questions about his home country. In order to understand the nature and workings of today’s Iran, the filmmakers goes to where politics and Islam are intertwined most closely, to the Bassidji. This organisation is a powerful and efficiently organised paramilitary militia that is part of Iran’s Revolutionary Guard and relies on a widespread system of informers. They also supervise the strict observation of dress code and their primary goal is to keep Western influences away from the young people. In the war against Iraq, thousands of young men joined the Bassidji to sacrifice themselves on suicide missions; today they listen to decadent music and buy American movies on the black market. One of their leaders, a smart, eloquent and quick-witted man, allows Tamadon to accompany him to public meetings. The filmmaker could only win this demagogue’s trust by abstaining from all critical questions at first, but gradually he lowers his guard. A duel begins. This enthralling film with its stunning images offers some insight into the fundamentalist way of thinking. CK

Der gebürtige Iraner Mehran Tamadon kam 1984 nach Frankreich. 2000 schloss er ein Architekturstudium an der École nationale supérieure d’architecture de Paris La Vilette ab und übte seinen Beruf anschließend vier Jahre lang in Teheran aus. Seit 2002 ist er jedoch hauptsächlich bildkünstlerisch tätig, konzipiert Installationen und veröffentlicht Texte. Nach seinem Dokumentarfi lmdebüt „Behesht Zahra – Mères de martyrs“ (2004) ist „Bassidji“ sein erster Langfi lm.

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Behauptung des Raums – Wege unabhängiger Ausstellungskultur in der DDR Claiming of the Space – Ways of Independent Art Exhibitions in the GDR Claus Löser Deutschland 2009 / HD, Farbe und s/w, 100 min. Internationales Programm Dokumentarfilm

Buch, Produktion: Claus Löser, Jakobine Motz Kamera, Schnitt: Jakobine Motz Kontakt: Claus Löser, Kopenhagener Straße 73, 10437 Berlin, Deutschland, +49-30-44 02 44 08, c.loeser@web.de

1983. Leipzig, am Körnerplatz 8. Die Wohnungstür stand immer offen, jeder konnte hinein, sich umschauen, diskutieren, dort schlafen. Es war die Wohnung des späteren Galeristen Judy (Gerd-Harry) Lybke, der in seinem privaten Raum Künstler ausstellte, die er als Aktmodell von der Abendschule kannte. Sie nannten sich „Die neuen Unkonkreten“, sie hatten es nicht an die staatlichen Kunsthochschulen der DDR geschafft oder wollten dort gar nicht erst studieren. Das waren die Anfänge der heute international erfolgreichen Galerie EIGEN + ART. Als die Wohnung zu klein wurde, suchte sich Judy Lybke 1985 einen neuen Ort, ein ehemaliges Fabrikgebäude im alternativen Stadtteil Connewitz. Lybke zeigte hier neben etablierten Namen sehr junge Künstler wie Carsten Nicolai und Jörg Herold, was zu Konfrontationen und Anfeindungen auch innerhalb der Kunstszene führte. Der Film stellt die Geschichte der Leipziger Galerie EIGEN + ART bis 1989 in den Kontext anderer bis in die 70er-Jahre zurückreichender Eigeninitiativen – wie zum Beispiel den 1. Leipziger Herbstsalon – in denen sich junge Kreative Freiräume jenseits der staatlich kontrollierten Ausstellungskultur suchten. Interviews mit den damals Beteiligten und Super-8- und Videoaufnahmen von Performances und Ausstellungen zeichnen das Bild einer lebendigen, alternativen Kunstszene der DDR, die auch ein Refugium geistiger Autonomie darstellte. AS

1983. Leipzig, Körnerplatz 8. The door to the flat was always open, anyone could enter, look around, talk, spend the night. It was the private flat of future gallery owner Judy (Gerd-Harry) Lybke, where he exhibited artists he had met as a nude model at evening school. They called themselves “Die neuen Unkonkreten” (The new unspecific ones), they hadn’t made it to the GDR state art schools or didn’t want to study there in the first place. These were the beginnings of the internationally successful EIGEN + ART gallery. When the flat became too small in 1985, Judy Lybke started looking for a new space and found a former factory building in the alternative district of Connewitz. In addition to established names, Lybke presented very young artists like Carsten Nicolai and Jörg Herold there, which led to confrontations and hostilities even within the art scene. This film puts the story of the Leipzig EIGEN + ART gallery up to 1989 into the context of other private initiatives, like the first Leipziger Herbstsalon (Leipzig Autumn Salon). Some of these date as far back as the 1970s, where young creative people were looking for some freedom within the state-controlled exhibition culture. Using interviews with former participants, Super 8 and video recordings of performances and exhibitions, the film depicts the lively alternative GDR art scene that was also a haven of intellectual autonomy. AS

Der in Karl-Marx-Stadt geborene Filmkritiker, Filmemacher und Kurator Claus Löser, Jahrgang 1962, realisierte in den 1980er-Jahren mehrere experimentelle Kurzfi lme. Bis 1995 studierte er an der HFF „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg und betreut seit 1996 ex.oriente.lux, eine Sammlung zum ostdeutschen Experimentalfi lm, mit dem er sich auch wissenschaftlich und publizistisch auseinandersetzt.

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Bloody Mondays & Strawberry Pies Bloody Mondays & Strawberry Pies Coco Schrijber

Niederlande 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 87 min. / Buch: Coco Schrijber Kamera: Martijn van Broekhuizen / Musik: Marc Lizier / Schnitt: Gys Zevenbergen Produktion: JB Macrander, Bonanza Films / Vertrieb: Heino Deckert, Deckert Distribution / Kontakt: Heino Deckert, Deckert Distribution, Marienplatz 1,

Internationales Programm Dokumentarfilm

04103 Leipzig, Deutschland, +49-341-2 15 66 38, info@deckert-distribution.com

Was bringt Menschen dazu, sich bewusstlos zu arbeiten, ständig auf der Flucht vor Stille zu sein, sich in Phantasiewelten zu verlieren oder gar sinnlos zu töten? Ist es die Angst vor Langeweile? Können wir Nichts-Tun überhaupt ertragen? Coco Schrijber taucht in ihrem Film in das Leben von fünf Menschen ein und versucht das Phänomen der Langeweile filmisch zu fassen. Wir begegnen einem besessenen New Yorker Aktienhändler, einer gelangweilten Arbeiterin in einer Tortenfabrik, einer Spionin im Ruhestand, einem Nomaden, der in der Sahara einfach mal gar nichts tut, einem Maler, der sich der Zeit verschrieben hat, und einer Schülerin, die sich die graue Montagmorgenlaune mit einem Amoklauf vertrieben hat. Schockierende Szenen wechseln sich mit banalen Alltagsbeobachtungen und großartigen Panoramen ab und werden mit Texten aus Bret Easton Ellis’ „American Psycho“ und Fjodor M. Dostojewskis „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ zu einer hypnotischen Gedankenreise verwoben. So entsteht eine faszinierende filmische Meditation über Zeit und Leben, die die Grenzen des Dokumentarischen sprengt. CD

What makes people work until they drop, constantly run from silence, lose themselves in fantasy worlds or even kill senselessly? Is it the fear of boredom? Can we even bear doing nothing? In her film, Coco Schrijber explores the lives of five people to try to capture the phenomenon of boredom on film. We meet an obsessive New York broker, a bored worker in a cake factory, a retired spy, a nomad who just does nothing in the Sahara, a painter who has devoted his life to time and a high school student who dispersed her grey Monday morning mood on a killing spree. Shocking scenes alternate with banal everyday observations and great panoramas, interwoven with excerpts from Bret Easton Ellis’ “American Psycho” and Fyodor M. Dostoyevsky’s “Notes from Underground” to form a hypnotic journey of ideas. It is a fascinating visual meditation about time and life, which pushes the limits of the documentary genre. CD

Coco Schrijber, Jahrgang 1961, ist Absolventin der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. 1994 debütierte sie mit dem Kurzfi lm „In Motion“ als Regisseurin. Sie wurde für ihren ersten Langfi lm „First Kill“ (2001) auf dem Nederlands Film Festival in Utrecht ausgezeichnet und gewann mit ihrem letzten Film „Wonderful World“ (2006) Hauptpreise auf Festivals in Houston, San Francisco und Brüssel.

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Bocznica Sidetrack Anna Kazejak Polen 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 45 min. Buch: Anna Kazejak / Kamera: Jakub Giza Musik: Daria Jablonska / Schnitt: Jaroslaw Kaminski Produktion: Anna Kempinska-Andryszczak, Besta Film Koproduktion: Barbara Pawlowska, TVP1 Vertrieb: Piotr Lenarczyk, TVP SA Kontakt: Aleksandra Biernacka, TVP SA, Internationales Programm Dokumentarfilm

ul. Jana Pawla Woronicza 17, 00-999 Warschau, Polen, +48-22-5 47 67 74, festivals@tvp.pl

Würde der Sommer irgendwo wohnen, dann hier. Ein Nebengleis der Eisenbahn mit ausrangierten grünhölzernen Waggons mitten im Wald. Manchmal hält ein Zug. Er bringt neue Feriengäste, schwer beladen mit Kisten, Kraxen, Koffern. Die ‚Alten‘ sehen es gelassen aus dem heruntergeschobenen Abteilfenster. Ein Kommen und Gehen, so ist es halt im Urlaub, und so ist es im Leben. In der flirrenden Sonne ziehen die Tage dahin. Das Jungvolk kälbert, die erste Liebe macht vor einem Waggondorf nicht halt. Das Altvolk sitzt auf den Stufen und parliert, flaniert zwischen Blumenkästen oder schiebt ächzend den Grill auf die Plattform. Wenn er nicht zündet, hilft Andrzej, der seit 20 Jahren hierher kommt, alles im Blick hat und auch mal schnell ein Volleyball-Match organisiert. An der Schaukel kommt man sich näher, man wird sich im nächsten Jahr unbedingt wieder hier treffen. Die zwei bejahrten Schwestern streiten in ihrer Küche über Chopin und warum sich die guten Träume nie erfüllen. Auf der Bank neben der Tischtennisplatte wird über das Fernsehprogramm räsoniert, bevor man zu den Problemen der Ehe übergeht. Ein Liegestuhlphilosoph räsoniert politisch und erzählt dann, wie sein Leben endete, als seine Frau starb. Die jungen Kälber üben währenddessen Tango. Und abends macht sich der Platz hübsch und setzt Laternen auf. Ein Kleinod aus einer vergangenen Zeit. Reine Poesie, sanft schwebend und federleicht. GL

If summer lived anywhere, it would be here. A railway sidetrack with green wooden carriages in the middle of the forest. Sometimes a train stops, bringing new vacationers loaded with boxes, rucksacks and suitcases. The ‘ancients’ watch calmly from their lowered carriage windows. Coming and going, that is how it is in the holidays and in life. The days drift by under the shimmering sun. The young people fool around; first love does not stop at a village of railway carriages. The old people sit on the stairs and gossip, stroll among the flowerpots or push the grill up the platform groaning. If it doesn’t ignite, Andrzey helps. He has been coming here for 20 years, has an eye on everything and sometimes organises a spontaneous volleyball match. People meet at the swings and promise each other to really meet again there next year. The two elderly sisters argue about Chopin in their kitchen and about why good dreams never come true. A discussion about the television programme is underway on the bench next to the ping-pong table, before the problems of marriage are tackled. A deckchair philosopher presents a political argument and then talks about how his life ended when his wife died, while the young fools are practising the tango. At night, the yard smartens up and wears lanterns. A jewel from the past, pure poetry, gently floating and light as a feather. GL

Anna Kazejak wurde 1979 in Bytom geboren. Nach einem Studium der Filmwissenschaften absolvierte sie 2001–2007 ein Regiestudium an der Polnischen Hochschule für Film, Fernsehen und Theater in Lodz. Dort entstanden mehrere Kurzfi lme, die auf internationalen Festivals Beachtung fanden, sowie der ebenfalls international erfolgreiche Langfi lm „Ode to Joy“ (2005), den sie gemeinsam mit zwei Kommilitonen realisierte. Filmauswahl: Puls (2003), A Few Simple Words (2007)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Boris Ryzhy Boris Ryzhy Aliona van der Horst

Niederlande 2008 Beta SP (PAL), Farbe, 60 min. Buch: Aliona van der Horst / Kamera: Maasja Ooms Schnitt: Maasja Ooms, Aliona van der Horst Produktion: Frank van den Engel, Zeppers Film & TV

Internationales Programm Dokumentarfilm

Vertrieb: Kaisa Kriek, NPO Sales Kontakt: Frank van den Engel, Zeppers Film & TV, J. Verhulststraat 174, 1075 HC Amsterdam, Niederlande, +31-20-6758594, info@zeppers.nl www.borisryzhy.com

Ein intensives Leben. Ein Leben voll Liebe und Tod. Ein Leben als Dichter, Kumpel, Vater, Ehemann. Ein Leben in der Epoche der Perestrojka und dem desaströsen Vakuum danach. Ein Leben zwischen Intelligenzia und Hinterhofdelinquenz. Ein kurzes Leben. Im Jahr 2001 nahm sich Boris Ryzhy dieses Leben. Er war 26. „Wenn du immer noch wissen willst, was der Grund dafür war, dann liegst du falsch. Es gibt keinen Grund.“ Ryzhys Ehefrau, nachdenklich, traurig, realistisch, direkt, trägt maßgeblich zur offenen Rekonstruktion dieser (Künstler-)Biografie bei, die alle Register dokumentarischer Filmkunst zieht. Aliona van der Horst folgt dabei aber den unterschiedlichsten Spuren – erzählten Erinnerungen von Jugendfreunden, archivierten Bildern (Privatfotos, TV-Footage) und nicht zuletzt den einzigartigen Gedichtzeilen Boris Ryzhys, die zwischen Beobachtung, Mahnung und Trauer das Schicksal seiner verlorenen Generation erschließen. Aus den roten Bannern kindlicher Hoffnung wurden graue Marmor-Grabsteine mit den Profilen ausgewachsener Zwanzigjähriger, die als Wachpersonal oder als Kriminelle das Morden und Schlachten des verheißungsvoll heraufziehenden und doch so unzugänglichen Kapitalismus physische Realität werden ließen. Der Rhythmus der Verse fließt ein in eine Welt der Bilder, die ebenso poetisch ist wie die Worte, die sie inspirieren. Zart und gewaltsam. Roh und schön. BW

An intense life. A life of love and death. A life as a poet, friend, father and husband. A life in the age of Perestroika and the disastrous vacuum that followed it. A life between the intelligentsia and small-time backyard crime. A short life. In 2001, Boris Ryzhy took his own life. He was 26. “If you still want to know why, you’re on the wrong track. There is no reason.” Ryzhy’s wife, pensive, sad, realistic, direct, is a major contributor to the open reconstruction of this (artist’s) biography which uses the whole range of techniques of artistic documentary films. Aliona van der Horst follows quite diverse traces – oral memories of childhood friends, archive pictures (family photos, television footage) and not least Boris Ryzhy’s own unique poems which discuss the fate of his generation in a tone between observation, admonishment and grief. The red banners of childlike hope turn into grey marble gravestones bearing the profiles of 20-year-old security guards or criminals who became the physical reality of the killing and slaughtering this initially promising and yet so inaccessible kind of capitalism brought with it. The rhythm of his verses spills into a world of images that is as poetic as the words that inspired it. Tender and violent. Raw and beautiful. BW

Die Niederländerin Aliona van der Horst wurde 1970 in Moskau geboren. Nach einem Studium der russischen Literatur an der Universität Amsterdam studierte sie 1993–1997 an der Niederländischen Film- und Fernsehakademie. An den Erfolg ihres Abschlussfi lms „The Lady with the White Hat“ (1997) konnte sie auch mit den nachfolgenden Arbeiten anknüpfen. 2008 erhielt sie den Jan-Kassies-Preis des Dutch Cultural Broadcasting Fund für außergewöhnliche Verdienste um den Dokumentarfi lm. Filmauswahl: After the Spring of ‘68 – A Story about Love (2001), Voices of Bam (2006, mit Maasja Ooms)

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Burma VJ – Reporter i et lukket land Burma VJ – Reporting from a Closed Country Anders Høgsbro Østergaard Dänemark 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 85 min. Buch: Anders Høgsbro Østergaard, Jan Krogsgaard Kamera: Simon Plum / Schnitt: Janus Billeskov Jansen, Thomas Papapetros / Produktion: Lise Lense-Møller, Internationales Programm Dokumentarfilm

Magic Hour Films ApS / Vertrieb: Esther van Messel, First Hand Films World Sales Kontakt: Lise Lense-Møller, Magic Hour Films ApS, Baldersgade 6, 2200 Kopenhagen N, Dänemark, +45-3964-22 84, post@magichourfilms.dk

‚Joshua.b026‘, ‚burmarainbow‘ und ‚foureyes.b‘ sind Videojournalisten aus Myanmar, ehemals Birma. Das mag sich im ersten Moment vielleicht unspektakulär anhören, doch wie viele andere VJs bewegen sie sich stets in der Gefahr, verhaftet zu werden, wenn sie von diesem rigoros abgeriegelten Land ohne Pressefreiheit berichten. Dass vor zwei Jahren einer Weltöffentlichkeit überhaupt bekannt werden konnte, was sich in der Militärdiktatur hinter verschlossenen Türen abspielte, ist vor allem dem unermüdlichen Einsatz des Reporternetzwerks DVB (Democratic Voice of Burma) zu verdanken. Wie schon 1988 wurden friedliche Versammlungen, die sich in ihrer Dynamik allmählich zur ernsthaften Gefahr für die Machthaber entwickelten, brutal niedergeschlagen. Der Aufschrei war besonders groß, weil sich die Gewalt insbesondere gegen Mönche richtete, die sich für die darbende Bevölkerung stark machten. Es sind die ungefiltert ruckligen Bilder an sich, ihre Entstehung und Montage, die diesen Film zu einem Zeugnis ganz besonderer und besonders seltener Art machen. Dabei entwickelt sich ein unglaublicher Sog, selbst Zeuge davon zu werden, was die VJs bei ihrem unablässigen Warten auf Momente – die Handycam versteckt unterm Hemd – erfassen. Es lässt sich lediglich erahnen, was es heißen könnte, täglich das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, nur weil man eine Kamera in der Hand hält. Aber es geht nahe, macht wütend und gibt Hoffnung, denn die Härte, mit der die Kamerakämpfer verfolgt werden, offenbart nur die Macht ihrer Bilder. LD

‘Joshua.b026’, ‘burmarainbow’ and ‘foureyes.b’ are video journalists from Myanmar, formerly Burma. This may not sound very exciting to start with, but like many other VJs they are constantly in danger of being arrested when they report from this rigidly isolated country that knows no freedom of the press. The fact that the world even learned what was happening in this military dictatorship behind closed doors two years ago is largely due to the untiring efforts of the DVB (Democratic Voice of Burma) reporters’ network. As in 1988, peaceful gatherings, whose momentum slowly developed into a serious danger to the rulers, were brutally suppressed. There was a particularly loud outcry because the violence was directed specifically against monks, who fought for the impoverished population. It is the unfiltered, jerky images themselves, their creation and montage which make this film a rare and special testimony. It develops an incredible pull on the audience to want to witness themselves what the VJs record in their incessant vigil for the right moment – their mobile cameras hidden under their shirts. One can only imagine what it might mean to risk your life every day only because you are carrying a camera. But it is touching, makes one angry and hopeful, because the severity with which these camera fighters are persecuted only reveals the power of their images. LD

Anders Høgsbro Østergaard, 1965 in Kopenhagen geboren, wurde zunächst bei Central Television in London ausgebildet und schloss 1991 ein Studium an der Danish School of Journalism in Århus ab. Nach einigen Jahren als Werbestratege und Regieassistent legte er 1996 mit der Doku „Johannesburg Revisited“ sein Regiedebüt vor. Für nachfolgende Kurz- und Langdokumentarfi lme wurde er mit Hauptpreisen auf nationalen und internationalen Festivals ausgezeichnet. Filmauswahl: The Magus (1999), Malaria! (2001), Tintin and I (2003), Gasolin’ (2005)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Cash & Marry Cash & Marry Atanas Georgiev Kroatien, Österreich, Macedonia 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 76 min. Buch: Atanas Georgiev / Kamera: Dimo Popov Schnitt: Vladimir Gojun / Produktion: Sinisha Juricic, Nukleus Koproduktion: Ralph Wieser, Mischief Films Vertrieb: Andrea Hock, Autlook Filmsales

Internationales Programm Dokumentarfilm

Kontakt: Peter Jäger, Autlook Filmsales, Trappelgasse 4/17, 1040 Wien, Österreich, +43-720-346934, peter@autlookfilms.com www.cashandmarry.com

Willkommen im Europa des 21. Jahrhunderts! Oder um genau zu sein: in Wien, Österreich, europäische Union. Wer hier rein kommt und bleiben darf, das steht bekanntermaßen auf einem ganz anderen Blatt. Atanas, der Filmemacher, und Marko, sein Kumpel, sind zwei Jungs aus Mazedonien. Auch das ist Europa, doch leider auf der falschen Seite. Deshalb würden sie gern in Österreich bleiben, legal mit Papieren versteht sich. Marko ist bereits versorgt, und nun soll Atanas mit dem ersehnten dunkelroten Zutritt zur freien Welt ausgestattet werden. Auch wenn seine Mutter die Aufregung nicht ganz versteht: Schließlich hat er doch einen Pass, den wertlosen mazedonischen zwar, aber trotzdem. Der Plan scheint einfach, es muss fix eine heiratswillige – östereichische – Frau gefunden werden. Die drei bis vier Jahre Scheinehe für ‚die Papiere‘, das sollte doch durchzustehen sein. Nun wird die Brautsuche initiiert, werden Flyer und Plakate gedruckt und verteilt, Frauen auf der Straße angesprochen, und mit der Studentin Barbara findet sich schließlich jemand, die bereit ist, den illegalen Mazedonier zu ehelichen. Die wild wackelnde Handkamera immer dabei, kommt dieser inszenierte Selbstversuch zwar wie ein spaßig harmloser Jungenstreich daher, dessen ernstgemeinter Kern aber mal wieder ganz unspaßig vor Augen hält, wie verbissen die Grenzen der Festung EU mit aller Kraft dichtgehalten werden. LD

Welcome to Europe in the 21st century! Or, to be precise: to Vienna, Austria, European Union. The question of who gets in and who gets to stay is quite another matter. Altanas, the filmmaker, and his mate Marko are two boys from Macedonia. This is part of Europe, too, but unfortunately on the wrong side of the tracks. That is why they would like to stay in Austria, legally, with documents of course. Marko is already provided for, now Altanas is to be equipped with the desired dark-red access to the free world. Even if his mother does not quite understand what the excitement is all about: after all, he does have a passport. It is only the worthless Macedonian one, but still. The plan seems simple. They have to find an Austrian woman willing to marry him as soon as possible. The three or four years of sham marriage for ‘the documents’ ought to be no problem. They start looking for a bride, print flyers and posters, and accost women in the street. At last they find a student, Barbara, who is willing to marry the illegal Macedonian. With a wobbling hand-held camera documenting every step, this staged self-experiment may look like a harmless boys’ prank, but its serious core demonstrates once again how grimly and determinedly the borders of the fortress European Union are kept closed. LD

Atanas Georgiev, Jahrgang 1977, stammt aus Mazedonien und lebt heute in Prag. 1996–2000 studierte er Film- und Fernsehschnitt an der Fakultät für darstellende Künste der Kiril-und-Metod-Universität in Skopje. Neben eigenen Filmprojekten übernahm er u. a. Bild- und Tonschnitt für Filme von Milcho Manchevski und Ivo Trajkov. Filmauswahl: Balkan Blue (1999), 1/4 (2000)

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Corumbiara They Shoot Indians, Don’t They? Vincent Carelli Brasilien 2009 / DVCam, Farbe, 117 min. Kamera: Vincent Carelli / Schnitt: Mari Corrêa Produktion: Olivio Sabino, Vincent Carelli, Vídeo nas Aldeias Kontakt: Vídeo nas Aldeias, Rua de São Francisco, 162, CEP 53120-070 Carmo, Olinda, PE, Brasilien,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+55-81-34 93 30 63, olinda@videonasaldeias.org.br

Während der Militärherrschaft in Brasilien wurden im Amazonasgebiet riesige Ländereien an Siedler verkauft, die die Region wirtschaftlich entwickeln sollten. In der Folge kam es zu großflächigen Rodungen des Regenwaldes, um Weideflächen für die Rinderzucht zu gewinnen. Opfer dieser Entwicklung waren und sind die Indianer, die massenhaft vertrieben oder umgebracht werden. „Corumbiara“ folgt der Geschichte eines Massakers, dem 1984 die meisten Angehörigen des Akunsu Stammes in Corumbiara, Bundesstaat Rondonia zum Opfer fielen. Trotz vieler Belege für die Beteiligung der örtlichen Farmer, die der brasilianische Filmemacher Vincent Carelli sammelte, geriet der Fall zunächst in Vergessenheit. Doch Vincent Carelli kehrt über einen Zeitraum von 20 Jahren immer wieder in die Region zurück, greift Spuren auf und folgt neuen Hinweisen, die auf die Existenz Überlebender Akunsu Indianer hinweisen. Schließlich findet er sie und kann das Massaker von 1984 endgültig beweisen. Doch wozu? Niemand kam dafür ins Gefängnis oder wurde auch nur angeklagt. „Corumbiara“ belegt in deprimierender Offenheit die Aussichtslosigkeit der Koexistenz von Lebensformen, zwischen denen zeitliche und kulturelle Abgründe liegen. „Der weiße Mann macht mir Angst“, sagt der überlebende Akunsu. Der weiße Mann – das sind wir alle, mit unserem unersättlichen Hunger nach immer mehr Fleisch und immer mehr umweltfreundlichem Ethanol-Benzin, für das immer mehr Flächen im Amazonasgebiet gerodet werden. MH

Under the military regime in Brazil, huge strips of land in the Amazon region were sold to settlers who were developing the region economically. One of the consequences was large-scale rain forest clearances to gain grazing land for cattle breeding. The victims of this development were, and still are, the Indians, who were driven out or killed in huge numbers. “Corumbiara” follows the story of a massacre that killed most members of the Akunsu tribe in Corumbiara, federal state of Rondonia, in 1984. In spite of evidence proving the participation of local farmers, collected by Brazilian filmmaker Vincent Carelli, the case was forgotten at first. However, over a period of 20 years, Vincent Carelli returned to the region again and again, picking up traces and following new clues that pointed to the survival of some Akunsu Indians. He found them at last, which enabled him to prove the 1984 massacre conclusively. But to what purpose? Nobody was sent to prison or even charged. “Corumbiara” is a depressingly frank demonstration of the hopelessness of coexistence between lifestyles separated by temporal and cultural chasms. “The white man scares me”, says a surviving Akunsu. The white man – that is all of us, with our insatiable greed for more and more meat and more and more eco-friendly ethanol fuel, for which more and more areas of the Amazon are cleared. MH

Vincent Carelli beschäftigte sich als Ethnologe über dreißig Jahre mit den indigenen Kulturen der Amazonas-Region. 1987 rief er schließlich das Projekt Vídeo nas Aldeias (Video in the Villages) ins Leben, das audiovisuelle Darstellungsformen durch Unterricht und professionelle Begleitung in den Dienst der politischen Anliegen indigener Bevölkerungsgruppen stellt. In diesem Rahmen realisiert Carelli seither auch eigene Filme. Er ist als Projektkoordinator von VNA im brasilianischen Olinda tätig. Filmauswahl: The Spirit of TV (1990), Yãkwa – The Banquet of the Spirits (1996), Back to the Good Land (2008)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Disko ja tuumasõda Disco & Atomic War Jaak Kilmi

Estland, Finnland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe und s/w, 78 min. Buch: Kiur Aarma, Jaak Kilmi / Kamera: Manfred Vainokivi / Musik: Ardo Ran Varres Schnitt: Lauri Laasik / Koproduktion: Annika Sucksdorff, Aleksi Bardy, Helsinki Filmi Produktion, Vertrieb, Kontakt: Kiur Aarma, Eetriüksus, Roopa 10–14, 10136 Tallinn,

Internationales Programm Dokumentarfilm

Estland, +372-56-5 15 60, kiur.aarma@ruut.com

Wie J. R. eine Kolchose zu Fall brachte, ein Fensehkoch zur Bedrohung des kommunistischen Weltsystems wurde und welche Auswirkung die Abschaltung des Westfernsehens auf eine Wanderniere im Krankenhaus ‚Karl Marx‘ hatte, schildert Jaak Kilmi in seiner Dok-Komödie. Seine Kindheit im Tallinn der 1970er- und 80er-Jahre versüßen die Segnungen der westlichen Popularkultur, die über den finnischen Meerbusen in estnische Wohnzimmer dringen. Das finnische Fernsehen wird mittels der ‚soft power‘ von Unterhaltung und Werbung zur Speerspitze des Imperialismus: Dallas, Disco-Rhythmen, Knight Rider und Star Trek erobern estnische Schulhöfe – während die sowjetische Staatsführung mit immer verzweifelteren Gegenmaßnahmen reagiert. Doch weder getürkte Untertitel noch Hüften schwingende Komsomolzen, Soziologenkommissionen oder Bürgermilizen zur Kontrolle des Fernsehkonsums können den feindlichen Radiowellen Einhalt gebieten. Der estnische Erfindungsgeist tut ein Übriges, und bald schon blühen illegale Geschäfte und ein Schwarzmarkt mit Konvertern, geschmuggelten Mikrochips und Antennen. Mittels rasanter Montage von Archivmaterial, Interviews und Kaurismäki-artig nachinszenierten Geschichten dreier Kinder von damals gelingt das Kunststück, jenseits gängiger Klischees und platten Antikommunismus eine Geschichte vom Kalten Krieg zu erzählen. Als das, was er auch war: hochgradig absurd, urkomisch und einfach lächerlich. GL

In his docu-comedy, Jaak Kilmi tells the story of how J. R. brought down a collective farm, how a television chef became a threat to the communist system and what effects the switching off of Western television had on a floating kidney at the ‘Karl Marx’ hospital. His childhood in Tallinn in the 1970s and 80s is sweetened by the blessings of Western popular culture, which reach Estonian living rooms across the Gulf of Finland. Finnish television, by means of the ‘soft powers’ of entertainment and advertising, becomes the spearhead of imperialism. Dallas, Disco rhythms, Knight Rider and Star Trek conquer Estonian schoolyards – while the Soviet leadership resorts to increasingly desperate countermeasures. But neither fake subtitles nor hip-swinging members of the Komsomolz, sociology committees nor citizens’ militias to control television consumption can stop the enemy radio waves. Estonian ingenuity does its bit and soon illegal trade and a black market for converters, smuggled microchips and antennae are booming. Kilmi manages the trick of telling a story of the Cold War beyond familiar stereotypes and simple anti-communism, by means of a fastpaced montage of archive material, interviews and stories of three kids of the time reinacted in a Kaurismäki-like style. He presents the Cold War as it also was: highly absurd, hilarious and just ridiculous. GL

Jaak Kilmi, Jahrgang 1973, absolvierte ein Studium mit dem Schwerpunkt Regie und Filmfotografi e an der Pädagogischen Hochschule Tallinn. Seit 1998 schreibt und inszeniert er mit großem internationalen Erfolg Kurz-, Dokumentar-, Spiel- und Werbefi lme und zählt zudem zu den wichtigsten baltischen Produzenten. 1995 wurde er Mitglied des estnischen Landesverbandes der FIPRESCI und lehrt seit 2001 Filmregie an der Estnischen Kunstakademie sowie der Universität Tallinn. Filmauswahl: Külla tuli (1998), Sigade revolutsioon (2004), Müümise kunst (2006)

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Do videnja, kako ste? Goodbye, How Are You? Boris Mitic

Serbien 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 60 min. Buch, Kamera: Boris Mitic / Musik: Pascal Comelade Schnitt: Boris Mitic, Aleksandar Uhrin / Produktion, Vertrieb, Kontakt: Boris Mitic, Dribbling Pictures, Bitoljska 2/II, 11030 Belgrad, Serbien,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+381-63-7 71 52 41, borismitic@hotmail.com / www.dribblingpictures.com

Die hohen Künste der Misanthropie und des schwarzen Humors – in diesem satirisch dokumentarischen Märchen des serbischen Filmemachers Boris Mitic werden sie meisterlich vorgeführt. Der Ich-Erzähler verharrt den ganzen Film hindurch im Off. Seine Stimmlage ist ein sonorer Bass. Nachkriegsbilder, prügelnde Polizisten und Taufszenen, dazu romantische Piano-Klänge und darüber der Erzähler, der sich in Anlehnung an Michail Lermontows autobiografischen Roman als ein Held unserer Zeit vorstellt. Wie dieser ist er ein junger Mann, dessen Fähigkeiten in der ihn umgebenden dumpfen gesellschaftlichen Atmosphäre nur verkümmern können. Er will die selbsternannten Leitfiguren seiner Epoche – den humanen Geschäftsmann, den ehrlichen Politiker, den geläuterten Kriegsverbrecher – zum Duell herausfordern. Doch er scheitert jedes Mal bereits im Vorfeld, weil sein Freund und Alter Ego, der Sekundant, den jeweiligen Wunschgegner stets schon mit einem desavouierenden Aphorismus abgeschossen hat: „Wir wissen in jedem Moment, was wir wollen. Wir wissen nur nicht, wann dieser Moment kommt.“ Am Ende findet sich für den Helden unserer Zeit nur ein würdiger Gegner weit und breit: er selbst. Über einen Zeitraum von drei Jahren gefilmt und gesammelt auf ziellosen Reisen durch den Balkan – subversive Alltagsphilosophie als verlässliche Lebenshilfe: „Alle sind auf unserer Seite, außer wir selbst.“ RE

Serbian filmmaker Boris Mitic’s satirical documentary fairytale is a masterful representation of the fine arts of misanthropy and black humour. The first person narrator stays off screen all through the film. His voice is a sonorous basso. Post-war images, violent police officers and scenes of a baptism, romantic piano tunes and, floating above all that, the narrator who introduces himself as a hero of our time in the style of Mikhail Lermontov’s autobiographical novel. Like the other hero, he is a young man whose talents are bound to whither in the dull social atmosphere surrounding him. He wants to challenge the self-styled leaders of his epoch – the humane executive, the honest politician, the reformed war criminal – to duels. But he fails in the run-up every time, because his friend, alter ego and second has always just shot down the desired opponent with a denigrating aphorism: “We know what we want at every moment. But we don’t know when this moment comes.” At the end, there is only one worthy opponent left for this hero of our time: himself. Filmed and collected on countless journeys across the Balkans over a period of three years, this is subversive everyday philosophy posing as reliable self-help: “Everyone is on our side, except us.” RE

Boris Mitic, 1977 im südserbischen Leskovac geboren, begann als freier Journalist. Mehrere Jahre lang berichtete er für die französische Nachrichtenagentur AFP aus dem Kosovo, gab diese Tätigkeit jedoch 2004 im Zuge der Ausschreitungen gegen ethnische Minderheiten auf. Seither widmet er sich verstärkt dem Dokumentarfi lm, besonders der Dokumentarsatire. Mitics Arbeiten, in seiner eigenen Firma Dribbling Pictures in Belgrad produziert, wurden mehrfach auf renommierten Festivals ausgezeichnet. Filmauswahl: Pretty Dyana (2003), UNMIK Titanik (2004)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

The Experimental Eskimos The Experimental Eskimos Barry Greenwald

Kanada 2009 / HD, Farbe, 70 min. Kamera: John Westheuser / Schnitt: Nick Hector / Produktion: Peter Raymont, White Pine Pictures / Kontakt: Davida Gragor, White Pine Pictures, 822 Richmond Street West, Suite 301, m6j 1c9 Toronto, Kanada,

Internationales Programm Dokumentarfilm

davida@whitepinepictures.com

Anfang der 1960er Jahre werden drei 12-jährige Inuit ihren Familien in der kanadischen Arktis entrissen und in den Süden zur Schule geschickt. Peter, Zebedee und Eric leben von nun an in Ottawa bei Pflegefamilien, weit weg von ihrer Heimat. Die Regierungsbeamten, die dieses Projekt des ‚Social Engineering‘ initiiert hatten, nannten es ein „Experiment“. In einer weißen, westlich geprägten Umgebung sollten einige der begabtesten Inuit-Kinder – die drei erzielten einen sehr hohen IQ – auf Spitzen- und Leitungsfunktionen in ihren Gemeinden vorbereitet werden. Jahre später galt das Experiment als gelungen. Die jungen Männer wurden Aktivisten und Führungspersönlichkeiten ihres Volkes und kämpften für die Rechte der Ureinwohner in Kanada und der Welt. Aber um welchen Preis? Sie sind gebildet, sprechen fließend Englisch, aber verloren ihre eigene Kultur, ihre Sprache und die Nähe zu ihren Familien. Sie litten später unter schweren Alkohol- und Drogenproblemen und wurden zu Fremden in ihrer Heimat. Barry Greenwald erzählt diese einzigartige Geschichte anhand von eindrucksvollen Archivaufnahmen, Familienfotos, Regierungsdokumenten und Interviews mit den Protagonisten – eine durch und durch bestechende filmische Reflexion über die politischen und persönlichen Auswirkungen eines Assimilationsexperiments. AS

In the early 1960s, three 12-year-old Inuit are taken from their families in the Canadian Arctic and sent to school in the south. From that point Peter, Zebedec and Eric live in Ottawa with foster families, far away from home. The government officials who initiated this ‘social engineering’ project called it an “experiment”. Some of the most talented Inuit children – all three had very high IQ scores – were to be prepared for leadership positions in their communities in a white, Western environment. Years later, the experiment was rated a success. The young men became activists and leaders of their people, fighting for the rights of the natives in Canada and all over the world. But at what cost? They are well-educated, speak English fluently, but they have lost their own culture, language and the closeness to their families. They suffered from serious alcohol and drug problems later and became strangers in their own home country. Barry Greenwald uses impressive archive material, family pictures, government files and interviews with the protagonists to tell this unusual story – a thoroughly captivating visual reflection on the political and personal effects of an experiment in assimilation. AS

Barry Greenwalds erste Dokumentarfi lme entstanden in den 1980er-Jahren als freier Mitarbeiter des National Film Board of Canada. Er gilt heute als einer der meinungsstärksten kanadischen Dokumentarfi lmer und gewann zahlreiche renommierte Festivalpreise, darunter auch ein Jury-Spezialpreis bei DOK Leipzig für „Between Two Worlds“ (1990). 1993 gehörte er zu den Mitbegründern der Documentary Organization of Canada, die später das Festival HotDocs auf den Weg brachte. Filmauswahl: Who Gets in? (1989), High Risk Offender (1998)

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Förtvivlans gräns On the Border of Desperation Nima Sarvestani Schweden 2008 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 58 min. Musik: Mehrdad Hoveida Schnitt: Bernhard Winkler, Nima Sarvestani Produktion: Nima Sarvestani, NimaFilm Koproduktion: Axel Arnö, SVT Internationales Programm Dokumentarfilm

Kontakt: Nima Sarvestani, NimaFilm, Jägarvägen 7B, 75653 Uppsala, Schweden, +46-18-32 16 86, nima@nimafilmsweden.com www.borderofdesperation.com

So ist das eben im Nachrichtengeschäft. Wir hören viel und erfahren nichts wirklich. Beispiel Kurdistan, Iran. Von den extrem harten Lebensbedingungen in dieser Grenzregion zum Irak zu berichten ist vergleichsweise unsexy, wenn man Zeitungen und Nachrichtenkanäle auch mit den großen Themen füllen kann: Oppositionsbewegung in Teheran, Bombenanschläge in Bagdad, islamische Fundamentalisten – was auch immer. Reden wir also über gewöhnliche Menschen wie die 50-jährige Tala und die beiden Teenager Rebwar und Shahoo, Beruf: Benzinschmuggler. Unter Einsatz ihres Lebens überqueren sie Tag für Tag illegal die Grenze zwischen Iran und Irak, mit zwei gefüllten Benzinkanistern auf dem Rücken. Jeder Kanister 20 Liter schwer, Einkaufspreis im Iran 6 Dollar, Verkaufspreis im Irak zwischen 7 und 8 Dollar. Für diesen mageren Gewinn pro Tour sind sie den ganzen Tag unterwegs, kämpfen sich durch Minenfelder, meterhohe Schneewehen, werden von Grenzern gejagt und beschossen und sind am Ende den Aufkäufern und deren Preisen ausgeliefert. „On the Border of Desparation“ ist ein bewegendes Dokument über Menschen, die einen Weg aus der Armut suchen, in die sie hineingeboren wurden. Um auf die allgemeine Nachrichtenlage zurückzukommen: Wem der Benzinschmuggel zwischen zwei der ölreichsten Länder der Welt absurd vorkommt, der hat recht. Nur – wer weiß das schon? MH

Such is the news business for you: we hear a lot and really learn nothing. For example about Kurdistan, Iran. Reporting on the extremely tough conditions of life in the border region to Iraq is comparatively unsexy as long as you can fill newspapers and news broadcasts with the big issues: the opposition movement in Tehran, bombings in Bagdad, Islamic fundamentalists – whatever. So let us talk about ordinary people like 50-year-old Tala and the two teenagers Rebwar and Shahoo, profession: petrol smugglers. Every day they risk their lives crossing the border between Iran and Iraq illegally, each carrying two full cans of petrol on their back. Every can weighs 20 kilos, purchase price in Iran six dollars, sales price in Iraq seven or eight dollars. For this meagre profit, they are on the road the whole day, fighting their way through minefields, high snowdrifts, hunted and shot at by border patrols and ultimately at the mercy of the buyers and their prices. “On the Border of Desperation” is a moving document about people who are looking for a way out of the poverty they were born into. To return to the general news situation: anyone who thinks that smuggling petrol between the two most oil-rich countries in the world is absurd is right. But then again, who knows about it? MH

Nima Sarvestani stammt aus dem Iran, wo er als Journalist tätig war und sich als politischer Aktivist engagierte. 1984 kam er nach Schweden und entdeckte für sich im Dokumentarfi lm ein adäquates Medium zur Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Themen, immer wieder auch im Zusammenhang mit dem Iran. So entstand u. a. für das schwedische Fernsehen „Iranian Kidney Bargain Sale“ (2006), der auf dem Monte-Carlo Television Festival mit der Goldenen Nymphe ausgezeichnet wurde. Filmauswahl: The Evil Cycle (1998), Dead Man’s Guest (2003)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

El General The General Natalia Almada Mexiko, USA 2009 HD, Farbe und s/w, 83 min. Buch, Schnitt: Natalia Almada Kamera: Chuy Chavez / Musik: John Zorn, Marc Ribot, Shahzad Ismaily Produktion: Natalia Almada, Altamura Films

Internationales Programm Dokumentarfilm

Koproduktion: Daniela Alatorre Vertrieb: Louise Rosen, Louise Rosen Ltd Kontakt: Natalia Almada, Altamura Film, 325 Clinton Ave. 10F, 11206 Brooklyn, NY, USA, +1-347-2 28 83 68, natalia@altamurafilms.com www.altamurafilms.com

Eine schöne junge Frau inszeniert sich kapriziös vor der Kamera. Es ist Alicia Calles, die Tochter eines der umstrittensten Politiker in Mexiko, General Plutarco Elias Calles, der von 1924 bis 1928 Staatspräsident war. Einerseits verfocht er die Ideale der Revolution, indem er sich offen gegen den Einfluss der USA verwahrte und die ausländischen Erdölgesellschaften attackierte. Innenpolitisch ging er gegen Großgrundbesitzer vor. Andererseits wandte er sich – und das wurde ihm zum Verhängnis – massiv gegen die katholische Kirche. Die einen verehrten ihn als ‚El Bolshevique‘, die anderen hassten den ‚Priester-Mörder‘. Ein blutiger Bürgerkrieg war die Folge. Die Tochter Alicia sieht in ihm zuerst den Vater, stattlich und streng. Sie fragt sich aber auch, warum sie ausdrücklich auf eine katholische Schule geschickt wird. Für was soll sie herhalten? Alicia versucht ihr Leben lang, das Bild ihres Vater mit dem des Politikers zusammenzubringen. Die Vergeblichkeit dieser Bemühung hat sie auf Audio-Cassetten festgehalten. Der Enkelin hinterlässt sie das Material und all ihre Ungewissheiten. Natalia Almada nutzt die Chance, nicht allein die Biografie ihres Urgroßvaters fortzuschreiben. Ihr Credo lautet: Um die Gegenwart zu verstehen, müssen wir der Vergangenheit die richtigen Fragen stellen. Das tut sie: schonungslos bezüglich der eigenen Familiengeschichte, insistierend hinsichtlich der politischen Gemengelage Mexikos. CK

A pretty young woman performs capriciously for the camera. She is Alicia Calles, the daughter of one of the most controversial Mexican politicians, General Plutarco Elias Calles, who was president of the state from 1924 to 1928. On the one hand, he fought for the ideals of the revolution by openly opposing US influence and attacking foreign oil companies. Domestically, he took measures against the great landowners. On the other hand – and this was to be his downfall – he rigidly opposed the Catholic Church. Some people admired him as ‘El Bolshevique’; others hated the ‘Priest Killer’. A bloody civil war ensued. His daughter Alicia sees him as her father first and foremost, handsome and strict. She also asks herself why he insisted on sending her to a Catholic school. What purpose was she meant to serve? All her life, Alicia tries to reconcile the image of her father and that of the politician. She records the futility of her efforts on audio cassettes and leaves the material and all her uncertainties to her granddaughter. Natalia Almada takes the opportunity to do more than continue her great-grandfather’s biography. Her credo is: to understand the present, we must ask the right questions of the past. This is what she does – relentlessly concerning her own family history, insistently concerning the political tangles of Mexico. CK

Natalia Almada wurde 1974 als Tochter eines Mexikaners und einer Nordamerikanerin in Mexiko-Stadt geboren. Ihr Studium an der Rhode Island School of Design in Providence schloss sie 2002 mit dem mehrfach preisgekrönten experimentellen Dokumentarfi lm „La memoria perfecta del agua“ ab, der auch im Wettbewerb des Sundance Film Festival zu sehen war. Nach verschiedenen renommierten Stipendien wurde sie 2008 zum Guggenheim Fellow ernannt. Filmauswahl: Al otro lado (2005)

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Gaza Hospital Gaza Hospital Marco Pasquini Italien 2009 / HD, Farbe, 84 min. Kamera: Marco Pasquini / Buch: Marco Pasquini, Lillo Iacolino / Musik: Frame / Schnitt: Luca Mandrile Produktion: Federico Schiavi, SUTTVUESS Koproduktion: Ugo Adilardi, Paneikon Kontakt: Federico Schiavi, SUTTVUESS, via Sannio, 61, 00183 Rom, Italien,

Das Gaza Krankenhaus in Beirut – medizinisches Zentrum für Palästinenser der Flüchtlingslager Shatila und Sabra sowie der ärmeren Bevölkerung der Stadt – war sichtbarer Ausdruck der politischen Stärke der PLO Anfang der 1980er-Jahre im Libanon. 1500 Betten groß, gut ausgerüstet. Mit Fachpersonal aus der ganzen Welt konnten hier auch die schwierigsten Operationen durchgeführt werden. Kostenlos. Doch mit der Invasion Israels 1982, der Vertreibung der PLO aus Beirut, dem Massaker christlicher Milizen an den palästinensischen Flüchtlingen und dem ‚Krieg der Lager‘ 1986 – Ereignisse, die die Tragödie der Palästinenser um ein weiteres Kapitel fortschrieben – wurde das Hospital selbst Teil des Krieges, bis es schließlich seinen Betrieb einstellen musste. In weiten Teilen zerstört, dient es heute Hunderten von palästinensischen Familien als Unterkunft. „Gaza Hospital“ erzählt anhand von weitgehend unbekanntem Archivmaterial aus unterschiedlichsten Quellen, durch das Zeugnis ehemaliger internationaler Mitarbeiter sowie durch die Erinnerungen palästinensischer Zeitzeugen die Geschichte von großen Ereignissen und gewöhnlichen Menschen, die, wie immer, den Preis zahlen. So wie im jüngsten Krieg Israels gegen die Hamas im Gaza-Streifen. MH

Internationales Programm Dokumentarfilm

+39-6-43 41 96 51, suttvuess@fastwebnet.it

Gaza Hospital in Beirut, the medical centre for Palestinians from the refugee camps of Shatila and Sabra and for the poorer inhabitants of the city, was a visible expression of the strength of the PLO in Lebanon in the 1980s. 1,500 beds, well equipped. Skilled professionals from all over the world performed the most difficult operations here, free of charge. But with the Israeli invasion in 1982, the expulsion of the PLO from Beirut, the massacre of Christian militias among Palestinian refugees and the ‘War of the Camps’ in 1986 which added new chapters to the Palestinian tragedy, the hospital itself became part of the war, until at last it had to be closed. Largely destroyed, it serves as a home to hundreds of Palestinian families today. “Gaza Hospital” uses mostly unknown archive material from various sources, former international staff members’ statements and memories of Palestinian witnesses of the time to tell a story of great events and ordinary people, who pay the price, as usual, as in the recent war between Israel and the Hamas in the Gaza Strip. MH

Marco Pasquini wurde 1975 in Rom geboren und ist seit 1993 als Kameramann an Dokumentarfi lmproduktionen, v. a. für italienische Fernsehsender, beteiligt, darunter Filme von Daniele Ciprì und Franco Maresco, die auch im Kino zur Aufführung kamen. Pasquinis eigene Reportagen und Dokumentarfi lmprojekte beschäftigen sich direkt oder indirekt mit Fragen der Migration und Interkulturalität sowie ihren gesellschaftlichen Folgen. Mit „r-existence“ war er 2007 bei DOK Leipzig zu Gast.

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Geburt Birth Erich Langjahr, Silvia Haselbeck Schweiz 2009 / 35 mm, Farbe, 76 min. Buch, Kamera, Schnitt: Erich Langjahr, Silvia Haselbeck Musik: Carmela Konrad, Beat Föllmi, Lea Dudzik Produktion: Erich Langjahr, Silvia Haselbeck, Langjahr Film GmbH Vertrieb: Erich Langjahr, Langjahr Film GmbH Kontakt: Erich Langjahr, Silvia Haselbeck,

Internationales Programm Dokumentarfilm

Langjahr Film GmbH, Luzernerstrasse 16, 6037 Root, Schweiz, +41-41-4 50 22 52, info@langjahr-film.ch www.langjahr-film.ch

„Carmen, lass es zittern; das war ja mehr als ein Waldlauf.“ Da ist Savannah gerade auf die Welt gekommen. Geboren von Carmen, die es jetzt, beim Nachlassen der stundenlangen Anstrengung, am ganzen Körper unkontrolliert schüttelt. Die Nabelschnur hat sich ein bisschen zu eng um den Hals des Babys gelegt, deshalb ist es jetzt ganz blau, wie die Hebamme den Eltern erklärt. Kurz hatte auch sie ein wenig Sorge und war beunruhigt, dass es nicht ganz glatt laufen wird, gibt sie zu, nun, wo das Kind recht problemlos auf die Welt gekommen ist und es der Mutter gut geht. Ohne großes Drama wird der natürliche, menschliche Vorgang vom Werden des Lebens erzählt. Zwei Paare und ihre Familien werden begleitet und dabei beobachtet, wie sich ein neuer Mensch zu ihnen gesellt. Die Filmemacher wählen recht nüchterne Bilder, die geduldig, präzise und ungeschönt die Details einer Geburt schildern: die werdenden Eltern bei der Voruntersuchung mit Ultraschall und Herztonmessung, bei der Akupunktur gegen das Wasser in den Beinen und geburtsvorbereitenden Entspannungsübungen auf großen Gymnastikbällen. Und am Ende vom Anfang steht zwar das große Zittern, vor allem aber die große Freude. LD

“Carmen, let it shake; that was more than a cross-country race after all.” Carmen, whose whole body is shaking uncontrollably now that the hours of strain are over, has just given birth to Savannah. The umbilical cord had wrapped itself a little too tightly around the baby’s neck, that is why it is blue, the midwife explains to the parents. Now that the child is there, the mother well and there are no complications she admits she too was a little concerned for a short while, worried that things might not go smoothly. The film depicts the natural and human process of the creation of new life in a matter-of-fact style, following two couples and their families and observing them as new human beings enter their lives. The filmmakers chose sober images that depict the details of birth patiently, precisely and plainly. One sees the expectant parents having ultrasound examinations and having the baby’s heartbeat monitored, undergoing acupuncture treatments against dropsy and doing pre-natal relaxation exercises with big gymnastic balls. The end of this beginning is marked by a lot of shaking, but great joy prevails. LD

Silvia Haselbeck wuchs in Luzern auf, absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und wirkt seit 1986 als Ton-, Schnitt- und Kamera-Assistentin an Produktionen von Karl Saurer und Edwin Beeler sowie nahezu allen Filmen von Erich Langjahr mit. 1994 gründeten sie gemeinsam die Langjahr Film GmbH. Erich Langjahr, 1944 in Baar geboren, ist seit 1971 freischaffender Filmemacher. Bis Mitte der 1980er-Jahre realisierte der Autodidakt v. a. Kurzfi lme, wechselte jedoch spätestens mit „Ex Voto“ (1987) zur langen dokumentarischen Form. Neben Auszeichnungen für einzelne Arbeiten, darunter 2002 die Goldene Taube bei DOK Leipzig für „Hirtenreise ins dritte Jahrtausend“, wurde sein Gesamtwerk mehrfach mit schweizerischen Kunst- und Kulturpreisen gewürdigt. Filmauswahl: Sennen-Ballade (1996), Bauernkrieg (1998), Das Erbe der Bergler (2006)

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Gerhold Selle – Rentner Gerhold Selle – Pensioner Aron Lehmann

Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 15 min. Buch, Kamera: Aron Lehmann / Schnitt: Rico Heinisch / Produktion: Christine Rau, HFF „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg / Vertrieb, Kontakt: Cristina Marx, HFF „Konrad Wolf“, Marlene-Dietrich-Allee 11, 14482 Potsdam-

Internationales Programm Dokumentarfilm

Babelsberg, Deutschland, +49-331-6 20 25 64, distribution@hff-potsdam.de

„Herr Lehmann, jetzt müssen wir eine Strategie entwickeln.“ Gerhold Selle ist ein Macher. Ein erfahrener zudem im Umgang mit filmenden Studenten wie Herrn Lehmann, denn für Dreharbeiten ist Gerhold Selle jederzeit zu haben. Da strafft sich der Körper, und elastischen Schrittes begibt er sich zum nächsten Statistenauftritt. Doch jeder Auftritt ist irgendwann zu Ende. Und dann fehlt sie dem Macher in Rente wieder: eine Aufgabenstellung. Dann stemmt er Hanteln, löffelt Suppe, sitzt – und wartet. In wenigen, genau gesetzten Beobachtungen skizziert Aron Lehmann in einer kleinen Tragikomödie ein Problem mit großer Dimension: ein völlig veralteter Begriff von Alter und Rente, auf den die Gesellschaft keine Antwort hat. GL

“Herr Lehmann, we must develop a strategy now.” Gerhold Selle is a man of action, experienced in dealing with film students like Herr Lehmann, because Gerhold Selle is always ready for the next shoot. Then he squares his shoulders and walks to his next appearance as an extra with a spring in his step. But every appearance must end, and then the retired man of action starts to miss it again: a challenge. Then he lifts weights, eats his soup, sits there – and waits. In a few precisely arranged observations, Aron Lehmann’s small tragicomedy draws the outlines of a problem of massive dimensions: a completely outdated notion of age and retirement to which society has no answer. GL

Aron Lehmann wurde 1981 in Wuppertal geboren und lebt seit 2003 in Berlin. Nach Praktika und Jobs bei verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen ist er seit 2005 Student an der HFF „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Filmauswahl: So G’sell So (2007)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

H for Hunger H for Hunger Neil Hollander

Thailand, Vereinigtes Königreich, USA 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 91 min. Buch: Neil Hollander, Regine Michel Kamera: Phelps Harmon Musik: Christophe Deschamps

Internationales Programm Dokumentarfilm

Schnitt: Kevin Chapados Produktion: Julian Phelan, Adventure Film Productions Vertrieb, Kontakt: Neil Hollander, Adventure Film Productions, 89 bis, rue Blomet, 75015 Paris, Frankreich, +33-1-48 42 51 31, hollander.neil@gmail.com

Das Recht auf Nahrung ist das Menschenrecht, das am häufigsten verletzt wird. Diesen ebenso kalten, wie tragischen Fakt nahm sich Filmemacher Neil Hollander zum Anlass für ein wütendes Filmpamphlet. In Henry Rollins, der für seine SpokenWord-Slam-Performances ebenso berühmt wie berüchtigt ist, fand er einen kongenialen Mitstreiter. Die Rhetorik dieses Agitationsfilms ist wie eine Flamme, die beim Brennen immer neuen Sauerstoff ansaugt. Ohne Stoßdämpfer, Filter und Federung schleudert Rollins das Arrangement der Tatsachen zum Thema Welthunger ins Publikum. Jean Zieglers These, dass jedes Kind, das heute noch an Hunger stirbt, ein Mordopfer ist, wird von Hollander und Rollins mit maximaler Energie wiederholt und von denkbar unterschiedlichen Seiten her beleuchtet. Wer den Diskurs für plakativ hält, hat genau verstanden, worum es den beiden Aktivisten geht: das nackte Gesicht des Hungers soll einen anspringen. Der Hunger soll erscheinen als das, was er ist: eine Zumutung. Eine Zumutung, die umso unerträglicher ist, da alle Instrumente, sie aus der Welt zu schaffen, längst bereit liegen. In „H for Hunger“ stehen die Zeichen auf Alarm. Die Message: Aufstehen, auch wenn’s laut wird! RE

The right to food is the most violated human right. Filmmaker Neil Hollander takes this cold and tragic fact as a starting point for his enraged film pamphlet. He has found a congenial collaborator in Henry Rollins whose spoken word slam performances earned him as much fame as notoriety. The rhetorics of this agitation film are like a flame that sucks in new oxygen while it is burning. Rollins hurls his arrangement of facts on world hunger into the audience without shock absorbers, filters or cushioning systems. Hollander and Rollins energetically reiterate Jean Ziegler’s thesis that every child that starves to death today is a murder victim and examine it from the most diverse angles. Anyone who thinks their discourse is too in your face has understood what the two activists are after: they want the naked face of hunger to jump out at us. They want hunger to appear as it is: an imposition. An imposition which is all the more unbearable since all the instruments to remove it once and for all are there. All signals in “H for Hunger” are set to red. The message: Get up, even if it gets loud! RE

Der US-Amerikaner Neil Hollander studierte Kommunikationswissenschaften an der University of Washington und lehrte in diesem Bereich mehrere Jahre, bevor er 1974 zu einer dreijährigen Reise nach Mittel- und Südamerika, in die Karibik und den Südpazifi k aufbrach. Seither lebte er u. a. in Thailand und Costa Rica und ließ sich schließlich in Frankreich nieder. Mitte der 1980er-Jahre wurde er als Dokumentarfi lmer bekannt und zeigt seine Arbeiten seither mit großem Erfolg auf internationalen Festivals. Filmauswahl: The Last Sailors (1984), Riding the Rails (1988), Under the Radar – Burma (2009)

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Heimat auf Zeit Limited Home Peter Benedix

Deutschland 2009 / HD, Farbe, 92 min. Buch, Schnitt, Produktion: Peter Benedix / Kamera: Andreas Albrecht Musik: Michael Tataris / Kontakt: Peter Benedix, Malmöerstraße 27a, 10439 Berlin, Deutschland, +49-30-54 49 84 57, info@heimat-auf-zeit.net

Internationales Programm Dokumentarfilm

www.heimat-auf-zeit.net

Der Kampf von David gegen Goliath ist eines der wirkungsmächtigsten Motive der Kunst. Nur im Hollywood-Film aber siegt der Schwächere über das Monstrum. In der Realität stehen die Aktien schlecht für David, besonders wenn sein Gegner Vattenfall heißt, und als scheinbar unbesiegbarer EnergieRiese alles verschlingt, was sich ihm in den Weg stellt. So auch die Lausitzer Gemeinden Atterwasch, Grabko und Kerkwitz. Peter Benedix begleitet die kleine Schar Aufrechter ein Jahr lang, von den ersten Organisations- und Protestbestrebungen angesichts banger Ahnungen bis hin zur Durchführung eines Volksbegehrens und der schrecklichen Gewissheit: Ihre Dörfer werden abgebaggert. Das Problem wird von den verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Dorfidylle auf der einen Seite, die Bewohner seit Jahrhunderten ansässig und fest verwurzelt, eine eingeschworene Gemeinschaft mit Traditionen. Auf der anderen Seite der Konzern, der für das schmutzige Geschäft klinisch saubere Vokabeln bereithält: Klimaschutz, Allgemeinwohl, vernünftiger Umsiedlungsprozess. Landespolitiker, die dem Kapital willfährig zu Diensten sind, kommen ebenso zu Wort wie Umwelt- und Tourismusexperten oder Bergbau-Beschäftigte. Und so eindeutig ist die Lage dann wieder nicht, denn der Riss geht mitten durch eine Region, die sich über den Kohleabbau definiert und von ihm lebt. In einer Demokratie, denkt man, müsste David doch eine Chance haben. Ganz weit gefehlt. GL

David’s fight against Goliath is one of the most influential motifs in art. Only in Hollywood movies, though, does the weaker opponent defeat the monster. In reality, David’s prospects are bad, especially if his opponent is called Vattenfall, an apparently invincible energy giant who devours everything in his way. For example the Lusatian communities of Atterwasch, Grabko and Kerkwitz. Peter Benedix followed a little band of upright citizens for a year, from their first attempts to organise themselves and their protest in anticipation of the disaster to the organisation of a referendum and the terrible certainty that their villages will be destroyed by the excavators. The problem is approached from various angles. On one side there is the village idyll, residents whose families have lived there for centuries and who have deep roots, a close-knit community with its own traditions. On the other side there is the corporation which has spotlessly clean terms for their dirty business: climate protection, public welfare, reasonable resettlement process. There are statements by politicians who willingly serve the capital and by environmental or tourism experts or mine employees. The situation is not so clear after all, for the rift runs through a region that defines itself and lives by coal mining. In a democracy one expects David to have a chance. Far from it! GL

Peter Benedix, 1980 in Wittenberg geboren, schloss 2004 ein Ingenieurstudium der Computervisualistik an der Universität Magdeburg ab und war 2005–2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für medizinische Neurobiologie des Universitätsklinikums. Ab 2000 realisierte er mehrere Kurzfi lme und belegte 2008 mit „Was übrig bleibt“ beim Kurzsüchtig Festival Leipzig den 1. Platz im Bereich Dokumentarfi lm. Seit 2006 arbeitet er als freier Regisseur und Cutter. „Heimat auf Zeit“ ist sein erster Langfi lm.

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

In Search of the Riyal In Search of the Riyal Kesang Tseten

Nepal 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 86 min. / Buch: Kesang Tseten Kamera: Siddhartha Shakya, Kesang Tseten / Schnitt: Reena Mohan, Kesang Tseten Produktion, Vertrieb, Kontakt: Kesang Tseten, Shunyata Film Production, 153/36 Kholagalmarg, Lazimpat, PO Box 1596 Kathmandu, Nepal,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+977-1-4 44 40 93, kesang@homebase.wlink.com.np

Die größte Sorge gilt einem vermeintlichen Streik. Also werden in einem gründlichen Auswahlverfahren die Arbeiter, die sich für einen Auslandsjob bewerben, nicht nur auf Muskelkraft, technische Geschicklichkeit und Gesundheitszustand geprüft. Zuvorderst werden sie über ihre vollständige Rechtlosigkeit aufgeklärt. Keine Mitgliedschaft in Gewerkschaften, keine Aufmüpfigkeiten, keine Eheschließungen. Der Vergleich mit einem Sklavenmarkt kommt nicht von ungefähr. Für jene nepalesischen Arbeiter, die in einem Schnellverfahren für Gerüstbau ausgebildet werden, klingt dies noch weit weg. Sie sind ohnehin alternativlos und müssen ins Ausland, um ihre Familien zu ernähren. Der Regisseur begleitet eine Gruppe von Nepalesen, die es auf eine der Großbaustellen nach Dubai verschlägt. Die Kluft zwischen den Erwartungen und den Realitäten dort, zwischen dem ländlichen Leben, das sie gewohnt sind, und der sozialen Kälte dieser Mega-City, könnte nicht größer sein. Vollkommen ausgeliefert an anonym bleibende Firmen, haben sie oftmals nicht einmal mehr die Mittel, zurückreisen zu können. Einmal mehr wird der ungeheuerliche Zynismus eines Systems deutlich, das ganz kalkuliert auf maximaler Ausbeutung der Arbeitskräfte basiert. Dem Regisseur Kesang Tseten ist die Erschütterung anzumerken, wohl wissend, dass nicht einmal mehr Filme etwas ändern können. CK

The greatest concern is a potential strike. So in a thorough selection process, workers who apply for a job abroad are not just tested for strength, technical skills and state of health. First and foremost, they are informed of their complete lack of rights. No union membership, no insubordinations, no marriages. The comparison with a slave market is not far-fetched. For the Nepalese workers who are attending a speed course in scaffolding, all this sounds far away. They have no alternative anyway and are forced to go abroad to be able to feed their families. The director accompanies a group of Nepalese men who end up on one of Dubai’s big construction sites. The gap between their expectations and the reality there, between the rural life they are used to and the social coldness of this megacity could not be wider. Completely at the mercy of anonymous companies, they often do not even have the means to return home. Once again, the unbelievable cynicism of a system deliberately based on the maximum exploitation of workers becomes apparent. Director Kesang Tseten makes us feel his shock, knowing that not even films can change anything about this. CK

Kesang Tseten, Filmemacher tibetischer Herkunft, besuchte die schottische Missionarsschule im indischen Kalimpong. Er studierte Asienwissenschaften am Amherst College, Massachusetts, und graduierte 1979 in Journalistik an der New Yorker Columbia University. 1980–1998 war er als freier Autor und Cutter in Kathmandu tätig. Seither schreibt er Drehbücher und realisiert Dokumentarfi lme, für die er u. a. mehrfach den Hauptpreis des Kathmandu International Mountain Film Festival erhielt. Filmauswahl: On the Road with the Red God – Machhendranath (2005), We Corner People (2007)

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Kalandia – A Checkpoint’s Story Kalandia – A Checkpoint’s Story Neta Efrony

Israel 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 60 min. Kamera: Neta Efrony / Buch: Neta Efrony, Tzipi Raz / Schnitt: Tzipi Raz Produktion: Susan Lourenco / Vertrieb: Michael Treves, JMT Film Distribution Kontakt: Michael Treves, JMT Film Distribution, 20 Bialik st, 63324 Tel Aviv, Israel,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+972-3-5 25 47 82, jmtreves@012.net.il

Jeden Morgen müssen sie sich in einer Schlange anstellen. Sie wissen nicht, ob und wann sie zur Arbeit durchgelassen werden, ihr Kind zur Schule, ein Schwerkranker oder der Arzt ins Krankenhaus darf. Oft wissen sie nicht einmal, wo man heute stehen muss und wer passieren kann. Denn die Regeln ändern sich täglich. Im Winter waten sie durch Schlamm, im Sommer harren sie stundenlang in sengender Hitze aus. Es kommt vor, dass sie im Drehkreuz festgehalten oder verhaftet werden. Einfach so. Seit 2001 trennt ein Checkpoint Ost- und Westjerusalem und somit einen Teil der palästinensischen Bevölkerung, darunter zehntausende israelische Staatsbürger, vom Leben der Stadt. In sechs Jahren hielt Neta Efrony mit der Kamera fest, wie ein gigantischer Grenz- und Überwachungsapparat von kafkaesken Ausmaßen entstand: Mauern, Gänge, Zäune, Stacheldraht, zahllose Drehkreuze. Gespenstisch ertönen Befehle aus Lautsprechern und erteilen den Verzweifelten in den Warteschlangen stets neue, sinnlose Anweisungen. Ein System der Willkür, der Demütigung und Unterdrückung. Als Mitglied der Organisation Machsom Watch ist Efrony präsent, dokumentiert und reflektiert tagebuchartig die eigene Rolle. Denn es sind Mitglieder ihres Volkes, die sich hier wie Herrenmenschen aufführen. Die Hilflosigkeit der Beobachtenden überträgt sich umso beklemmender, je unerträglicher die Szenen vor der Kamera werden. Frieden? No way. GL

They have to queue up every morning. They do not know if and when they will be allowed to pass to go to work, to take their kids to school, or a seriously ill person or a doctor to the hospital. Often they do not even know where to queue up on that particular day and who may pass, for the rules change on a daily basis. They wade through mud in winter, in summer they wait for hours in the scorching heat. Sometimes they are held up or arrested at the turnstile, just like that. Since 2001, a checkpoint has separated east and west Jerusalem and cut off many of its Palestinian inhabitants, including tens of thousands of Israeli citizens, from life in the city. Over a period of six years, Neta Efrony recorded on camera how a giant border and surveillance apparatus of Kafkaesque dimensions evolved there: walls, corridors, fences, barbed wire and countless turnstiles. The loudspeakers resound with ghostly commands, constantly issuing new and meaningless orders for the desperate people in the queues. A system of despotism, humiliation and oppression. Efrony, present as a member of the Machsom Watch organisation, documents and reflects her own role in the form of a diary. Those who act like the master race here are members of her own people. The observer’s helplessness is felt more intensely the more unbearable the scenes in front of the camera become. Peace? No way. GL

Neta Efrony studierte Kunst, Geschichte und Philosophie an der Hebrew University in Jerusalem. Sie arbeitete viele Jahre für die Israel Broadcast Authority, ab 1980 als Leiterin der Film-Editing-Abteilung. 1990 begann sie, eigene Filmprojekte zu verwirklichen. Seit 2002 selbst Mitglied, stellt sie sich dabei in den Dienst von Machsom Watch, einer Vereinigung israelischer Frauen, die sich gegen Menschenrechtsverletzungen in den israelisch-palästinensischen Grenzgebieten einsetzt. Filmauswahl: The Ingathering (1997), To Build a Wall – Reporting from Abu-Dis (2007)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Die Kinder vom Friedrichshof The Children of the Commune Juliane Großheim

Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 81 min. Buch: Juliane Großheim / Kamera: Sandra Merseburger / Schnitt: Barbara Gies Produktion: Titus Kreyenberg, unafilm / Koproduktion: Kunsthochschule für Medien Köln / Kontakt: Juliane Großheim, Weserstraße 19, 12045 Berlin,

Internationales Programm Dokumentarfilm

Deutschland, +49-178-8 58 58 44, mail@juligro.de

In der AAO-Kommune des Friedrichshofs, einer 1971 vom Wiener Aktionskünstler Otto Mühl gegründeten sektenartigen Großgemeinschaft im österreichischen Burgenland, sollte in den 1970er- und 80er-Jahren ein vollkommen neuer Mensch entstehen. Es war ein höchst angreifbares künstlerisches und gesellschaftliches Experiment: Gemeinsame Sexualität, Gemeinschaftseigentum, die Verbindung von Happening und Körperkunst sowie die konsequente Aufhebung jeglicher Zweier- und Familienbeziehungen waren die Basiselemente dieses Projekts. Indes, wie es sich in vorgeblich egalitären Gemeinschaften eben häufig vollzieht, stellten sich Dynamiken und Strukturen her, die eher an die perfekten Mechanismen terroristischer Regime erinnern, als an einen Versuch in idealtypischer Demokratie. Im Alltag der Kommune galt: Alle sind gleich, aber manche sind gleicher. Und im Zentrum des Ganzen: Otto Mühl als absolutistisch-autoritärer Monarch. Ab 1988 fand das groß angelegte Gesellschaftsexperiment mit einem umfangreichen Strafverfahren gegen Otto Mühl ein Ende. Aus der Perspektive von fünf ehemaligen Kommunekindern lässt der Film auf den Verblendungszusammenhang dieser kruden Utopie zurückblicken, und er lässt darüber staunen, auf welch unterschiedliche Weise sie das explosive Gemisch jener Erfahrungen verarbeitet haben und wie sie ihr heutiges Leben gestalten. RE

The AAO Commune of Friedrichshof, a cult-like community in the Austrian Burgenland founded by Viennese action artist Otto Mühl in 1971, was to produce a completely new human being in the 1970s and 80s. It was a highly contestable artistic and social experiment: the basic elements of the project were common sexuality, common property, the combination of happening and body art as well as the consistent doing away with all two-person or family relationships. However, as often happens in ostensibly egalitarian communities, dynamics and structures emerged which evoked the perfect mechanisms of terrorist regimes rather than an attempt at ideal democracy. “All are equal, but some are more equal than others” soon ruled the everyday life of the commune. At the centre of it all: the absolutist-authoritarian monarch, Otto Mühl. The largescale social experiment ended in 1988 when Otto Mühl faced extensive criminal proceedings. The film looks back on the contexts of self-delusion in this crude utopia from the perspectives of five former children of the commune. It makes us wonder how differently they coped with the explosive mixture of those experiences and how they live their lives today. RE

Juliane Großheim, Jahrgang 1982, studierte zunächst Kunstgeschichte, Literatur- und Musikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. 2002–2003 war sie Schülerin an der Neuen Schule für Fotografi e in Berlin und nahm anschließend ein Studium im Bereich Film an der Kunsthochschule für Medien Köln auf. „Die Kinder vom Friedrichshof“ ist ihr Diplomfi lm. Filmauswahl: Bescheidenheit ist eine Zier (2007)

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Korolewstwo dochlych myschei The Kingdom of Dead Mice Wiktar Daschuk

Belarus 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 88 min. Buch, Kamera, Schnitt, Produktion: Wiktar Daschuk Kontakt: Wiktar Daschuk, Village Kliuchniki, 21, 223054 Minsk region, Belarus,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+375-17-5 07 27 92, spadard@gmail.com

Tagtäglich kann man in Weißrussland den Staatspräsidenten Lukaschenko im Fernsehen erleben, wie er die Errungenschaften seiner Politik, untermalt von aufwändigen Paraden und dem Beifall der Abgeordneten, preist. Wenn jedoch Wahlen bevorstehen und Gegenkandidaten es wagen, ihr Recht auf Zulassung einzufordern, dann beginnt der Autokrat im Verbund mit dem KGB alle Register zu ziehen. Plötzlich werden die Computer und Mobiltelefone einer Gruppe Jugendlicher konfisziert, die herhalten müssen für einen angeblich geplanten Staatsstreich, der dann medial groß ausgebreitet wird, um die Bevölkerung auf geschlossene Reihen wider den ‚Terrorismus‘ einzuschwören. Solcherart Anschuldigungen bieten einen willkommenen Anlass, um weitere restriktive Gesetze zu verfassen. Was plump klingt, ist Alltag in Minsk. Lukaschenko hat keinerlei Skrupel, Oppositionelle mit Hohn zu überziehen, verhaften oder verschwinden zu lassen. Regisseur Wiktar Daschuk analysiert die Propaganda-Auftritte Lukaschenkos und konterkariert das Material mit beklemmenden Bildern von Demonstrationen. Mittels einer zugespitzten Montage sucht er die Mechanismen der Manipulation freizulegen. Der schleppend gesprochene Kommentar unterstreicht dabei die Absurdität der Vorgänge, denen man offenbar nur noch begegnen kann, indem man seiner Verbitterung jedwede Emotion nimmt. CK

In Belarus, president Lukashenko appears on television on a daily basis, praising his political achievements, accompanied by elaborate parades and the applause of the members of parliament. But with imminent elections and opposition candidates daring to demand their right to be admitted, the autocrat, in league with the KGB, pulls out all the stops. Suddenly the computers and mobile phones of a group of young people are seized and they must serve as scapegoats for an allegedly planned coup, which is then broadcast on all channels to close the population’s ranks against ‘terrorism’. Such accusations are welcome occasions to pass further restrictive laws. It sounds crude, but it is everyday life in Minsk. Lukashenko has no qualms at all about taunting members of the opposition, arresting them and making them disappear. Director Viktar Dashuk analyses Lukashenko’s propaganda appearances and counters the material with disturbing pictures of demonstrations. Through a pointed montage, he tries to lay bare the mechanisms of manipulation. The sluggishly spoken voice-over emphasizes the absurdity of these processes, which can apparently only be faced if there is no emotion in one’s embitterment. CK

Wiktar Daschuk, 1938 im Gebiet Gomel geboren, studierte an der Universität Minsk und in Moskau. Der renommierte Autor und Regisseur von über hundert Reportagen, Spiel- und Dokumentarfi lmen ist mehrfacher Festival-Preisträger. In Leipzig gewann er u. a. 1983 mit „U woiny ne schenskoje lizo“ eine Silberne Taube und wurde 2008 für „Femida“ mit dem ver.di-Preis ausgezeichnet. Als Lukaschenko-Kritiker aus Lehrämtern und staatlichen Filmstudios vertrieben, produziert er seit einigen Jahren selbst im unabhängigen Studio ‚Spadar D’. Filmauswahl: Dom (1970), Proschtschanije (1980), Meschdu satanoi i bogom (1997)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Lao Wang’s Bed Lao Wang’s Bed Yan Yu

China 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 31 min. Kamera: Lv Yipin / Schnitt: Lin Xudong Produktion, Vertrieb: Du Yunjia, Foggy City Studio Kontakt: Du Yunjia, Foggy City Studio, 23-17-1 East Bank of Lan Hu Jun,

Internationales Programm Dokumentarfilm

400020 Chongqing, China, yunjia_du@hotmail.com

Ein Erdbeben der Stärke 8 erschütterte am 12. Mai 2008 Südwestchina und forderte nahezu 10.000 Opfer. In Beichuan, wo rund 160.000 Menschen leben, stürzten 80 Prozent der Gebäude ein. Die Erschütterungen entlang eines geologischen Grabens, der die eurasische Landmasse von Südostasien trennt, waren bis nach Thailand, Vietnam und Pakistan zu spüren. Am 14. Mai begibt sich der 52-jährige Lao Wang, dessen Familie das Beben überlebte, zurück in seine Wohnung in Beichuan, um ein paar Habseligkeiten zu retten, vor allem eine Matratze, die er über die Schlucht einer eingestürzten Brücke transportiert, durch menschenleere Trümmerlandschaften, vorbei an umgeknickten Strommasten, steile Berghänge hinauf, unwegsame Bergpfade entlang, bis zu einer Notunterkunft, die außerhalb des Erdbebensperrgebiets liegt. „Lao Wang’s Bed“ ist fern davon, die Totalität der chinesischen Erdbebenkatastrophe zu verhandeln, und wagt stattdessen eine bescheidene Beobachtung, um den immensen Kraftakt eines Einzelnen für die Dauer, die dieser Kraftakt eben dauert, in respektvollem Abstand zu begleiten. Eine Reihe von Lebensmomenten eines fremden Menschen wird erfahrbar. Nicht mehr. Nicht weniger. Also sehr viel – will sagen: „Lao Wang’s Bed“ ist großes Kino. Ein unglaublich schöner Film aus schrecklichem Anlass. RE

On 12 May 2008, a magnitude 8 earthquake shook southern China, killing almost 10,000 people. In Beichuan, a city of around 160,000 inhabitants, 80 percent of all buildings collapsed. The tremors could be felt as far as Thailand, Vietnam and Pakistan along a geological rift that separates the Eurasian landmass from South East Asia. On 14 May 2008, 52-year-old Lao Wang, whose family survived the earthquake, returns to his flat in Beichuan to save a few belongings. A mattress above all, which he carries over the gap of a collapsed bridge, through desolate landscapes of rubble, past broken utility poles, up steep mountains and along rough mountain paths to an emergency shelter that lies outside the earthquake zone. “Lao Wang’s Bed” refrains from discussing the disastrous Chinese earthquake in its totality. The film takes the risk of presenting a modest observation, accompanying an individual and his endeavour at a respectful distance, for as long as it takes. We experience a number of moments in a stranger’s life. No more. No less. A lot, then – which is to say, “Lao Wang’s Bed” is great cinema. An incredibly beautiful film prompted by a terrible occasion. RE

Yan Yu, 1971 in Chongqing geboren, war dort 1994–1998 Bildjournalist in der Nachrichtenabteilung des lokalen Fernsehens und arbeitete 1998–2001 als Werbefotograf und Regieassistent in Beijing. 2001 gründete er mit Li Yifan das Fan & Yu Dokumentarfi lmstudio, in dem sie gemeinsam „Before the Flood“, ein zweiteiliges Dokumentarfi lmprojekt zum Bau des Drei-Schluchten-Staudamms realisierten. Der erste Teil wurde auf der Berlinale 2005 mit dem Wolfgang-StaudtePreis ausgezeichnet.

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Lift Arzutanowa: S rutschnoi kameroi wdogonku sa genijem Artsutanov’s Elevator: With a Hand Camera in Pursuit of a Genius Darja Jemeljanowa Russische Föderation 2009 Internationales Programm Dokumentarfilm

Beta SP (PAL), Farbe, 14 min. Buch, Kamera, Schnitt: Darja Jemeljanowa Produktion: Ludmila Roldugina Kontakt: Darja Jemeljanowa, ul. Karpinskowo 36-7, 195252 St. Petersburg, Russische Föderation, +7-905-2 16 76 49, emdarig@mail.ru

Im März 2008 starb der weltberühmte Techno-Forscher und SciFi-Autor Arthur Clarke. Er war hauptverantwortlich für das Drehbuch zu Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“, und in seinem letzten Roman, „The Fountains of Paradise“ (1979), schrieb er mit der Konstruktion eines ‚Orbital Lift‘ auch ein Stück Naturwissenschaftsgeschichte. Juri Arzutanow lebt. Und wie. Impulsiv und voller Energie sprintet der Achtzigjährige auf Rolltreppen gegen die vorgegebene Richtung, flitzt über die schneebedeckten Straßen seiner Heimatstadt Sankt Petersburg und quatscht jeden an, auskunftsbereit, interessiert, mit einem Glanz in den Augen, der dem russischen Durchschnittsbürger längst abhanden gekommen ist. „Ein erwachsener Mensch“, meint auch der Museumswärter, „und benimmt sich wie ein Kind.“ Es ist wohl diese Eigenschaft, die den Ingenieur bis heute frohen Mutes sein lässt. Denn den kosmischen Lift hat eigentlich er erfunden. Nur weiß das kaum jemand. Und ‚gebracht‘, im finanziellen Sinn, hat es dem vergessenen sowjetischen Pionier des ökonomischen (weil raketenfreien) Weltraumlifts auch nicht viel. 14 Rubel, 38 Kopeken zahlte die Redaktion der Komsomolskaja Prawda damals, im Juli 1960, für den Text „Mit der Elektrolokomotive ins Weltall“. Arzutanow lebte stets in ärmlichen Verhältnissen. Aber er ist glücklich. Darüber, dass sich wenigstens der große Clarke für ihn interessiert hatte, damals … Fulminantes Handkamera-Debüt der Filmstudentin Darja Jemeljanowa! BW

In March 2008, the celebrated technology researcher and science fiction writer Arthur Clarke died. He was principally responsible for the script of Kubrick’s “2001: A Space Odyssey” and made his mark on the history of science with the construction of an ‘Orbital Lift’ in his last novel, “The Fountains of Paradise” (1979). Yuriy Artsutanov is alive, very much so. Impulsive and full of energy, the 80-year-old runs up and down escalators going in the opposite direction, dashes through the snow-covered streets of his hometown of St. Petersburg and talks to everybody, ready to give information, interested, with a gleam in his eye that the average Russian has lost long ago. “A grown-up man”, a museum guard says, “behaving like a child.” This must be the quality that has allowed the engineer to stay an optimist until today – because he is the man who really invented the cosmic lift. The problem is just that nobody knows. It did not earn the forgotten Soviet pioneer of the cost-effective (because rocket-less) space lift many financial rewards, either. At the time, in July 1960, the editors of the Komsomolskaya Pravda paid 14 roubles and 38 kopecks for the article entitled “Into Space with the Electric Locomotive”. Artsunatov was always poor. But he is happy about the fact that at least the great Clarke was interested in him, at the time … A spectacular debut filmed with a hand-held camera by film student Darya Yemelyanova. BW

Darja Jemeljanowa lernt zurzeit im fünften Studienjahr an der St. Petersburger Theaterakademie. Neben eigenen Filmprojekten im universitären Rahmen wirkte sie als Regieassistentin an populärwissenschaftlichen Filmen von Lennautschfi lm sowie Produktionen der Firma Lenfi lm mit. Für ihre Regiearbeit „Schaschda schisni“ wurde sie auf dem internationalen Dokumentarfi lmfestival in Saratow ausgezeichnet.

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Lockerbie Revisited Lockerbie Revisited Gideon Levy

Niederlande 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 54 min. / Buch: Gideon Levy Kamera: Hans Bouwma, Gregor Meerman / Schnitt: Sander Cijsouw Produktion: Dan Blazer, Blazhoffski & Gideon Levy Productions / Koproduktion: Swaze Hartog, VPRO Television / Vertrieb, Kontakt: Kaisa Kriek, NPO Sales, PO Box

Internationales Programm Dokumentarfilm

26444, 1202 JJ Hilversum, Niederlande, +31-35-6 77 37 60, kaisa.kriek@omroep.nl

Gideon Levy hat der Fall Lockerbie nie zur Ruhe kommen lassen und dass, obwohl der Bombenanschlag auf das amerikanische Verkehrsflugzeug der Fluglinie PanAm schon über 20 Jahre zurückliegt. Damals geriet der libysche Geheimdienst ins Visier, Verdächtige wurden gefunden und ein Verfahren in Schottland durchgeführt, das schon seinerzeit als höchst umstritten galt. Alle 259 Insassen der Maschine, vornehmlich Amerikaner, sowie elf Bewohner Lockerbies kamen ums Leben. Der zeitliche Abstand erlaubt Levy, hochrangige Vertreter der CIA und des FBI, unmittelbar Beteiligte des Gerichtsverfahrens sowie den UN-Beobachter Köchler vor die Kamera zu holen, die heute bereit sind, ein wenig mehr anzudeuten als es damals in der politisch aufgeheizten Situation möglich war. Um seinen Gesprächspartnern neue Informationen zu entlocken, wendet der Autor eine ungewöhnliche Methode an. Er lässt sich per Handschlag versprechen, dass die Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesprochen wird. Der Zuschauer wird in „Lockerbie Revisited“ Zeuge eines Verwirrspiels, das von politischen Interessen, konspirativen Verwicklungen und Doppelagenten diktiert wird. Dass schlussendlich doch wieder wirtschaftliche Interessen obsiegen, war kürzlich den Nachrichten zu entnehmen. Der Hauptangeklagte Al-Megrahi wird vorzeitig entlassen. Aufgrund seines Gesundheitszustandes heißt es zuerst, dann räumt der britische Justizminister Straw ein, dass dieser Akt Teil eines Deals mit Libyen ist, um ein gigantisches Öl-Geschäft mit BP zu ermöglichen. CK

The Lockerbie case has never left Gideon Levy alone, even though the bombing of the American Pan Am carrier was more than 20 years ago. At the time, the Libyan secret service was singled out, suspects were found and a trial held in Scotland that was controversial even then. All 259 passengers, most of them Americans, and 11 Lockerbie inhabitants died. The large gap in time enables Levy to get high-ranking representatives of the CIA and FBI, people who were directly involved in the case and UN observer Köchler in front of his camera. They are willing to insinuate a little more today than they could in the delicate political situation of the time. The filmmaker employs an unusual method to elicit new information from his interview partners. He makes them promise by handshake that they will tell the truth and nothing but the truth. In “Lockerbie Revisited”, the audience become witnesses of a game of confusion dictated by political interests, conspirative tangles and double agents. Recent news made it clear that economic interests carried the day after all. The main defendant Al-Megrahi was granted early release. At first, his health was cited as the reason, then British Secretary of Justice Jack Straw conceded that this was part of a deal with Libya that in turn facilitated a massive oil deal with BP. CK

Gideon Levy, Jahrgang 1969, arbeitet als Regisseur, Autor und Producer für dokumentarische Formate in Fernsehen und Hörfunk. Nach einem Studium der Soziogeographie und Internationalen Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Amsterdam ist er seit Mitte der 1990er-Jahre im niederländischen Fernsehen präsent. 2002–2003 und 2004 moderierte er gemeinsam mit Bahram Sadeghi zwei politische Satiremagazine und war 2006–2008 Gastgeber einer äußerst populären täglichen Talkshow.

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Mein Vater. Mein Onkel. My Father. My Uncle. Christoph Heller Deutschland 2009 HD, Farbe, 80 min. / Buch: Christoph Heller Kamera: Manuel Kinzer / Musik: Christof Vonderau Schnitt: Sophia Kambaki / Produktion: Hartmut Bitomsky, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) Koproduktion: Christoph Heller, Bonsai Film Kontakt: Christoph Heller, Bonsai Film, Internationales Programm Dokumentarfilm

Brunnenstraße 150, 10115 Berlin, Deutschland, +49-30-6 92 03 77 90, heller@bonsaifilm.com www.my-father-my-uncle.com

Es ist Glück und Fluch zugleich, mit und in zwei Sprachen, Religionen, Ländern aufzuwachsen. Einerseits birgt ein Leben in zwei Kulturen enorme Möglichkeiten, andererseits bietet es stets eine Erklärung dafür, warum man nicht so richtig vorankommt im Leben. Sinan ist drei Jahre alt, als ihn seine deutsche Adoptivmutter aus dem Irak mit nach Deutschland nimmt. Wer bin ich? Wo komm’ ich her? Wo gehör’ ich hin? Das sind Fragen, die sich Sinan täglich – vielleicht nicht immer bewusst – stellt. Diese ständige Identitätssuche hat ihm und seiner Mutter eine extrem anstrengende Pubertät mit Schulabbruch und halbherzigem Selbstmordversuch beschert. Bis er 26 Jahre alt ist, ist Bruni seine Familie. Briefe und andere Kontaktaufnahmen der leiblichen Eltern und Geschwister werden ignoriert. Doch dann entscheidet Sinan, dass es gut und wichtig für ihn sei, die eigenen Wurzeln zu kennen. Er reist nach Dubai, wo seine Eltern, drei Brüder und viele andere Verwandte seit dem Irakkrieg leben – und kann mit den hohen Erwartungen, die schlagartig an ihn gerichtet werden, nicht umgehen. Pure Unsicherheit ist in seinem Gesicht zu lesen, wenn ihn all diese Fremden mit Liebe überschütten und ihn gleichzeitig mit ungewohnten Bildern seiner Person konfrontieren. Er ist schlichtweg überfordert. Eine Selbstfindung erledigt sich selten mit einer einfachen Reise in die Vergangenheit. LD

Growing up with two languages, religions, and countries is a blessing and a curse. On the one hand, life in two cultures offers enormous possibilities; on the other hand, it supplies a ready explanation if you do not quite make it in life. Sinan is three years old when his German adoptive mother takes him from Iraq to Germany. Who am I? Where do I come from? Where do I belong? Sinan asks these questions daily, though maybe not always consciously. This constant search for identity has resulted in an extremely exhausting adolescence, for him and his mother, during which he dropped out of school and made a half-hearted suicide attempt. Bruni is his family until he is 26 years old. Letters and other attempts by his biological parents and siblings to make contact are ignored. Then Sinan decides that it is good and right for him to learn about his own roots. He travels to Dubai where his parents, three brothers and many other relatives have lived since the Iraq war – and is unable to cope with the huge expectations he comes up against. His face expresses pure insecurity when all these strangers shower him with love and at the same time confront him with unfamiliar images of his person. It is simply too much for him. A quest for one’s own identity is rarely completed by a simple journey into the past. LD

Christoph Heller, 1981 geboren, wuchs in Darmstadt auf. Nach dem Schulabschluss war er als Assistent an der Produktion und Koordination verschiedener Kurz- und Spielfi lmprojekte beteiligt. Mit dem Spot „Überwachungskamera“, der im Panorama der Berlinale 2007 gezeigt wurde, machte er auch als Regisseur auf sich aufmerksam. Mit „Mein Vater. Mein Onkel“ schließt er das Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin ab.

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Njarma Nyarma Edgar Bartenew Russische Föderation 2008 35 mm, Farbe, 42 min. Buch: Edgar Bartenew Kamera: Aleksandr Fillipow Schnitt: Swetlana Petschenych Produktion: Aleksei Telnow,

Internationales Programm Dokumentarfilm

St. Petersburg Documentary Film Studio Kontakt: Edgar Bartenew, St. Petersburg Documentary Film Studio, Krjukow Kanal 12, 190068 St. Petersburg, Russische Föderation, edgarbartenev@gmail.com www.cinedoc.ru

Der gerade mal 17 Jahre alte Goscha zieht mit seiner Rentierherde auf den alten Routen durch eine atemberaubend schöne Landschaft im Uralgebirge Sibiriens. Er ist jung, voller Tatendrang und Energie. Den Rentieren bergauf, bergab nachzurennen, absolviert er mit einer faszinierenden Leichtfüßigkeit. Mit seiner kleinen Familie lebt er im Zelt und ganz im Einklang mit der Natur. Die Rentiere bestimmen hier den Lebensrhythmus. Ein Bild des Glücks, der Stille und der Eintracht. Dass dieses Leben nicht von Dauer sein wird, sieht Goscha wie ein Unheil auf sich zukommen. Man hat Uran gefunden. Das bedeutet, dass Straßen gebaut werden, Bagger kommen, die Erde aufzureißen, und die Landschaft danach eine andere sein wird. Für die Lebensweise der Nomaden und deren Rentiere wird es keinen Platz mehr geben. Der Regisseur Edgar Bartenew, ursprünglich Arzt von Beruf, kennt die Nenzen-Familie aus der Zeit dieser Tätigkeit. Er ist ganz vertraut mit ihnen und ihrer Lebensweise. Zusammen mit dem Kameramann Aleksandr Filippow begleitet er Goscha bei seinen Tätigkeiten und man glaubt es kaum, wie viel Spaß es beim Einfangen der Tiere geben kann. In malerischen Bildern, getaucht in goldfarbenes Licht, rahmt er diese Augenblicke ein. Die Wehmut über das Verschwinden eines weiteren Fleckens Erde, der der Natur entrissen wird, ist den Bildern eingeschrieben. CK

Gosha, barely 17 years old, drives his herd of reindeer along the old routes through a breathtakingly beautiful landscape in the Siberian Ural Mountains. He is young, full of drive and energy. He runs up and down the hills after the reindeer with fascinating ease. He lives in a tent with his little family in complete harmony with nature. The reindeer determine the rhythm of his life. A picture of happiness, silence and harmony. This life will not last and Gosha sees the moment advance towards him like a disaster. Uranium was discovered. That means roads will be built, excavators will come to tear up the ground and the countryside will be different afterwards. There will be no space left for the nomads’ way of life and their reindeer. Director Edgar Bartenev, who used to work as a doctor, met the Nenets family in this capacity. He knows them and their way of life very well. With cinematographer Aleksandr Filippov, he accompanies Gosha at work and it is hard to believe how much fun one can have roping in the animals. He frames these moments in picturesque images bathed in a golden light. The wistfulness at seeing another spot of earth torn from nature is inscribed into the images. CK

Edgar Bartenew wurde 1966 in Kasan geboren, wo er nach einem Medizinstudium zunächst als Arzt tätig war. Er absolvierte ein Fernstudium an der Staatlichen russischen Filmhochschule (WGIK) und schloss 2001 an der Fachschule für Dramaturgen und Regisseure in Moskau ab. 2002–2003 war er ‚Artist in Residence’ beim Filmfestival in Cannes. Zurzeit lehrt er an der St. Petersburger Universität für Kultur und Kunst. Mit „Yaptik-Hasse“ gewann er bei DOK Leipzig 2006 eine Goldene Taube. Filmauswahl: Wals (2001), Odja (2003)

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Notes on the Other Notes on the Other Sergio Oksman

Spanien 2009 / 35 mm, Farbe, 14 min. / Schnitt: Sergio Oksman / Buch: Carlos Muguiro, Sergio Oksman / Kamera: Daniel Sosa / Musik: Manuel Campos Produktion: Mario Madueño, Pantalla Partida / Koproduktion: Sergio Oksman, Documenta Films / Kontakt: Sergio Oksman, Documenta Films, Calle Fuencarral 105,

Internationales Programm Dokumentarfilm

28004 Madrid, Spanien, +34-60-6 58 28 43, soksman@gmail.com

Florida, Key West im Sommer. Der Ort ist bevölkert von Männern mit weißen Haaren und grauen Bärten, die sich wie jedes Jahr im Sloppy Joe’s, der einstigen Lieblingsbar Hemingways, treffen, um in einem Wettbewerb gegeneinander anzutreten. Der von allen begehrte Titel: „The authentic Hemingway after Hemingway’s death“. Spanien, Pamplona, während der Fiesta im Juli. Eine Gruppe von Männern läuft in einer engen Gasse vor den Stieren davon. Ein Mann stürzt, die Tiere beachten ihn nicht und rasen vorüber. Am gleichen Ort beobachtete Hemingway 1924, damals noch ein junger und unbekannter Journalist, eine ähnliche Szene während der Fiesta. Vom Balkon seines Hotels sah er einen Mann zusammengekrümmt am Straßenrand liegen und schrieb, beeindruckt von dem Vorfall, eine Geschichte, in der er sich in den Mann hineinversetzte, sich mit ihm identifizierte. „Notes on the Other“ verwebt Vergangenheit und Gegenwart in kurzen Episoden, die – sei es in Bezug auf Hemingway selbst oder auf seine Doppelgänger – um Fragen der Selbstinszenierung und Selbstwahrnehmung kreisen. Ein filmisches Verwirrspiel basierend auf einer scheinbar einfachen Erkenntnis: „Manchmal sind ganze Geschichten auf Täuschung aufgebaut.“ AS

Florida, Key West, in summer. The town is populated by men with white hair and grey beards who meet, as they do every year, at Hemingway’s former favourite bar Sloppy Joe’s, to compete against each other. The title they all covet is “The authentic Hemingway after Hemingway’s death”. Spain, Pamplona, during the Fiesta in July. A group of men are running in front of the bulls in a narrow lane. A man falls; the animals ignore him and thunder past. Hemingway, then a young and unknown journalist, observed a similar scene in 1924 from this place. From his hotel balcony, he saw a man lie doubled up at the edge of the street and, impressed with the incident, wrote a story in which he put himself into that man’s position, identified with him. “Notes on the Other” interweaves the past and the present in short episodes which – referring to Hemingway or his doppelgangers – circle around questions of self-performance and self-perception. A cinematic game of confusion, based on a seemingly simple insight: “Sometimes whole stories are built on deceit.” AS

Der gebürtige Brasilianer Sergio Oksman, Jahrgang 1970, studierte Journalistik in São Paulo und Filmregie in New York. Seit Ende der 1990er-Jahre lebt er in Spanien, lehrt am Instituto del Cine de Madrid und gründete 2000 die Firma Documenta Films, in der er seine Filmprojekte auch selbst produziert. Er ist Mitglied im Beirat des Festivals Documenta Madrid und gewann mit „Goodbye, America“ (2006) den 2. Preis der Semana Internacional de Cine de Valladolid. Filmauswahl: Irmãos de navio (1996), Gaudí en la favela (2002), La esteticién (2004)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Osadné Osadné Marko Skop Slowakei, Tschechische Republik 2009 35 mm, Farbe, 65 min. / Buch: Marko Skop Animation: Michal Struss, Matus Cernak Kamera: Ján Melis / Schnitt: Frantisek Krähenbiel Produktion: Marko Skop, Artileria Koproduktion: Filip Remunda, Hypermarket Film

Internationales Programm Dokumentarfilm

Vertrieb: Heino Deckert, Deckert Distribution Kontakt: Heino Deckert, Deckert Distribution, Marienplatz 1, 04103 Leipzig, Deutschland, +49-341-2 15 66 38, info@deckert-distribution.com www.osadne.com

2006 gewann Marko Skop für „Other Worlds“ in Leipzig die Talenttaube. Mit der so erfolgten Anschubfinanzierung begibt er sich in seinem neuen Film nicht nur in dieselbe Region, sondern lässt auch Protagonisten aus dem Erfolgsfilm wieder auftauchen. Osadné ist ein kleines Dorf in den slowakischen Karpaten, am östlichen Rand der EU. Wie viele andere Orte leidet auch Osadné unter der Abwanderung der jungen Bewohner und dem stetigen Schrumpfen der Bevölkerung. Weil sie sich mit diesem Schicksal nicht abfinden wollen, ersinnen der Bürgermeister, der Priester der orthodoxen Gemeinde und ein Vertreter der Minderheit der Ruthenen einen Plan. Mit EUGeldern wollen sie ein Meditationszentrum bauen, um den Tourismus anzukurbeln und ihrer Heimat zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Mit reichlich Schnitzeln, Schnaps und anderen Gastgeschenken im Gepäck machen sie sich auf nach Brüssel, um ihren Volksvertretern persönlich das Konjunkturprogramm anzutragen und die Mühlen der Macht einmal selbst in Augenschein zu nehmen. Mit verschmitztem Humor begleitet der Film die drei bei ihrem stoischen Unterfangen. Wie nebenbei offenbart sich dabei eine absurde Komik, ein Ergebnis der räumlichen wie lebensweltlichen Distanz zwischen den Anzugträgern in Brüssel und den EU-Bürgern der Randregionen. LD

In 2006, Marko Skop won the Leipzig Talent Dove for “Other Worlds”. He used the start-up financing that came with the prize to return not just to the same region in his new film, but to film some protagonists of his successful film again. Osadné is a small village in the Slovak Carpathians at the eastern edge of the EU. Like many other places, Osadné suffers from the emigration of the young and a shrinking population. The mayor, the priest of the orthodox community and a representative of the Ruthenian minority refuse to resign themselves to this fate and concoct a plan. They want to build an EU-financed meditation centre to promote tourism and draw more attention to their hometown. Furnished with an abundant supply of schnitzels, schnapps and other presents, they set out for Brussels to present their economic programme to their representatives in person and to take a close look at the corridors of power. With astute humour, the film accompanies the three on their stoic enterprise, revealing an absurd kind of comedy, a result of the distance in space and lifestyle between the Brussels bureaucrats and the EU citizens from the border regions. LD

Der Regisseur, Drehbuchautor und Producer Marko Skop wurde 1974 in Presov im Osten der Slowakei geboren. Er studierte in Bratislava Journalismus an der Comenius-Universität sowie Filmregie an der Hochschule für darstellende Künste. Gemeinsam mit Ján Melis gründete er die Produktionsfi rma Artileria, in der nicht nur „Other Worlds“, sein Wettbewerbsbeitrag und Talent-Taube-Gewinner bei DOK Leipzig 2006, entstand, sondern auch „Blind Loves“ von Juraj Lehotsky, der 2008 ebenfalls in Leipzig im Wettbewerb lief und bei der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes ausgezeichnet wurde.

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Outrage Outrage Kirby Dick

USA 2009 / 35 mm, Farbe, 87 min. / Buch: Kirby Dick / Kamera: Thaddeus Wadleigh / Musik: Peter Golub / Schnitt: Doug Blush, Matt Clarke Produktion: Amy Ziering Kaufman, Magnolia Pictures / Vertrieb: Laird Adamson, Magnolia Pictures / Kontakt: Sarah Hack, Magnolia Pictures, 49 West 27th St,

Internationales Programm Dokumentarfilm

7th floor, 10001 New York, NY, USA, +1-212-9 24 67 01, shack@magpictures.com

Darf man jemanden ‚outen‘, wenn höhere Interessen vorliegen? Ist es legitim, Intimitäten zur Beweisführung in die Öffentlichkeit zu tragen? Haben Schwule eine besondere Berechtigung, andere zu outen, weil sie dies selbst erfahren haben? Diese Fragen geistern seit den 1960er Jahren durch die ‚gay community‘ Amerikas. Bei Kirby Dick erfahren sie eine besondere Brisanz, weil er sich unerschrocken in das Zentrum der Macht vorwagt: in die höchsten Kreise der Republikaner, da, wo die ‚heilige‘ Familie über allem steht. Alle vier Jahre kann man erleben, wie Politiker sich vor den Kameras in Reue winden, wenn pikante Details aus ihrem Privatleben ans Licht gezerrt werden. Wenn schon ein Joint als verrucht gilt, so käme der Verdacht der Homosexualität einem mittleren politischen Erdbeben gleich. Bei der Aufdeckung solcherlei Heucheleien bleibt Dick aber nicht stehen. Mit einer Fülle an Zahlenmaterial, Zeugenaussagen und Beispielen von medialer Zensur weist er diversen konservativen Politikern nach, wie deren verleugnete Homosexualität, vielleicht aus einem Akt des Selbsthasses heraus, zu Gesetzesentscheidungen führten, die die Schwulen nach wie vor benachteiligen. Ganz in der Tradition des investigativen Journalismus deckt Dick ein hochkomplexes Zusammenspiel aus Medienmacht und Ränkespielen auf. Charlie Christ, konservativer Gouverneur in Florida, ist so ein Fall. Er gilt als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat für 2012. CK

Is it admissible to out someone for the sake of higher interests? Is it legitimate to publicise intimate details for the sake of corroborating an argument? Do gay people have a better right to out others because they have experienced it themselves? These questions have been haunting America’s gay community since the 1960s. They become particularly explosive in Kirby Dick’s film because he fearlessly ventures into the centre of power: the highest ranks of the Republicans, where the ‘holy’ family rules supreme. Every four years we are treated to politicians squirming in repentance in front of the cameras when titillating details from their private lives are dragged into the spotlight. If even a joint is regarded as wicked, suspected homosexuality would constitute a medium-sized political earthquake. But Dick does not stop at uncovering such political hypocrisy. He cites a mass of statistics, testimonies and examples of media censorship to prove how various conservative politicians’ suppressed homosexuality makes them take legal decisions, perhaps as an act of self-hatred, that further discriminate gay people. Firmly rooted in the tradition of investigative journalism, Dick uncovers an extremely complex interplay of media power and intrigue. Charlie Christ, conservative governor of Florida, is a case in point. He is regarded as a promising presidential candidate for 2012. CK

Kirby Dick wurde 1952 in Arizona geboren. Er studierte am Nova Scotia College of Art and Design, am California Institute of the Arts sowie an der Schule des American Film Institute. Seit seinem Dokumentarfi lmdebüt „Private Practices – The Story of a Sex Surrogate“ (1985) gilt er als Verfechter des cinéma vérité mit besonderem Interesse für Fragen der sexuellen Identität im politischen Kontext. Er gewann Hauptpreise in San Francisco und Los Angeles und war 2005 für einen Academy Award nominiert. Filmauswahl: Sick – The Life & Death of Bob Flanagan, Supermasochist (1997), Twist of Faith (2004)

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El perdón The Forgiveness Ventura Durall

Spanien 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 65 min. / Buch: Ventura Durall Kamera: Mauro Herce / Musik: Diego Pedragosa / Schnitt: Martí Roca Produktion: Óscar Romagosa, Nanouk Films / Kontakt: Elena Romagosa, Nanouk Films, c\ Pau Claris 97, 1r 1a, 08009 Barcelona, Spanien,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+34-93-4 19 60 22, elena@nanouk.tv / www.las2vidasdeandresrabadan.com

1994 erschoss der 20-jährige Andrés Rabadán seinen Vater mit einer Armbrust. Er stellte sich noch am selben Tag der Polizei. Im Verhör erklärte er, er sei auch verantwortlich für das Entgleisen dreier Züge, deren Schienen er gelöst habe. Eine Erklärung für seine Taten gab er nicht. Für das Gericht litt Andrés an paranoider Schizophrenie. Es erklärte ihn für nicht schuldig und verurteilte ihn zu 20 Jahren Haft in einer Gefängnispsychiatrie. Nach mehreren gescheiterten Selbstmordversuchen beschließt Andrés, sich mit Hilfe von Zeichnungen der Vergangenheit zu stellen und mit seinen Ängsten umzugehen. Er schrieb zwei Bücher über das Leben als Gefangener und lernte seine spätere Frau, eine Krankenschwester, kennen. Auch wenn er laut psychiatrischer Gutachten als geheilt gilt, sitzt er noch immer in der geschlossenen Psychiatrie. Der Regisseur arrangiert die Geschichte wie einen Thriller. Er nähert sich Stück für Stück der Vorgeschichte, den Umständen in der Familie, die Andrés zum Saboteur und Mörder werden ließen: der Selbstmord der Mutter, der dominante und brutale Vater, ein zerbrochenes Zuhause. Im Gerichtsverfahren wurde davon nichts bekannt. Und auch nicht das Geheimnis, das er und seine ältere Schwester seit mehr als 15 Jahre teilten. Vor der Kamera spricht sie das erste Mal darüber, und der Fall bekommt eine ganz neue Dimension. AS

In 1994, 20-year-old Andrés Rabadán shot his father with a crossbow and surrendered to the police on the same day. During interrogation, he declared that he was also responsible for the derailment of three trains whose rails he had loosened. He did not give any explanation for his acts. The court was confident that Andrés suffered from paranoid schizophrenia, declared him not guilty and sentenced him to 20 years in a forensic psychiatric ward. After several failed suicide attempts, Andrés tried to confront his past and learn to deal with his fears through drawings. He wrote two books about prison life and met his future wife, a nurse. Even though expert psychiatric opinion has declared him cured, he still lives in a closed psychiatric ward. The director arranges his story like a thriller. He gradually approaches the preliminary history, the family situation that made Andrés become a saboteur and murderer: his mother’s suicide, the domineering and violent father, a broken home. None of this emerged in the trial. Nor did the secret that Andrés and his sister shared for more than 15 years. She talks about it for the first time in front of the camera and the case acquires a completely new dimension. AS

Der Katalane Ventura Durall, Jahrgang 1974, absolvierte ein Drehbuch-Studium an der Escola superior de cinema i audiovisuals de Catalunya (ESCAC) in Terrassa. 1999 debütierte er mit der Kurzdoku „Tin, el hombre del río“ als Regisseur und legte 2008 mit „Las 2 vidas de Andrés Rabadán“ seinen ersten Spielfi lm vor. 2000 gehörte er zu den Mitbegründern der in Barcelona ansässigen Produktionsfi rma Nanouk Films. Filmauswahl: La dama dels coloms (2002), Isla negra, isla blanca (2005)

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PianoMania – Auf der Suche nach dem perfekten Klang PianoMania – In Search of the Perfect Sound Lilian Franck, Robert Cibis Österreich, Deutschland 2009 35 mm, Farbe, 93 min. / Buch: Lilian Franck, Robert Cibis Kamera: Robert Cibis, Jerzy Palacz / Musik: David Benedikt, Ina Nikolow, Matthias Petsche / Schnitt: Michelle Barbin Internationales Programm Dokumentarfilm

Produktion: Vincent Lucassen, WILDart Film Koproduktion: Robert Cibis, Oval Filmemacher Vertrieb: Maren Kroymann, m-appeal Kontakt: Robert Cibis, Oval Filmemacher, Rykestraße 17, 10405 Berlin, Deutschland, info@oval-film.com

Musik in Worte zu fassen, ist schon nicht einfach. Aber einzelne Töne zu beschreiben, ist eine seltene Gabe. Stefan Knüpfer, seines Zeichens Klavierstimmer bei Steinway & Sons, verfügt über diese Fähigkeit, Klänge in Sprachbilder zu verwandeln. Sein Bestreben ist es, einen Flügel nicht nur zu stimmen, sondern für jedes Musikstück und jeden Pianisten die richtige klangliche Nuancierung zu finden. Knüpfer weiß um ein paar handwerkliche Kniffe, die aus einem nummerierten Instrument einen Flügel mit Persönlichkeit machen. Er sägt, feilt und schraubt, trägt Filz auf, lässt einen Tennisball auf- und niederhüpfen, lauscht den Klängen nach. Vornehmlich arbeitet er mit den ganz Großen der Musikwelt wie Lang Lang, Pierre-Laurent Aimard und Alfred Brendel zusammen, die im Film drei Generationen repräsentieren. Der Eine mit bunten Turnschuhen und Sturmfrisur, der Zweite ernst und beharrlich, der Dritte ganz in Werktreue versunken. In Stefan Knüpfer haben sie ein Gegenüber gefunden, das die Obsession der Suche nach dem perfekten Klang mit ihnen teilt. Wie sie vertieft sich Knüpfer bis ins letzte Detail; mitunter kriecht er hinab in den Resonanzboden, bis der Pianist sich zufrieden zeigt und durch sein Spiel die Töne wieder befreit. Selten hat man ein schöneres Pas de deux von Handwerk und Kunst gesehen, beider Zusammengehören und Verschmelzen. Die beiden Filmemacher haben Stefan Knüpfer zwei Jahre lang begleitet und das Vertrauen sensibler Musiker erworben, sie bei den Proben beobachten zu dürfen. Ein seltener Glücksfall. CK

Describing music in words is not easy in the first place, but describing individual sounds is a rare gift indeed. Stefan Knüpfer, a piano tuner for Steinway & Sons, has the ability to turn sounds into verbal images. It is his ambition not merely to tune a piano, but to find the right sound nuances for every piece of music and every piano player. Knüpfer knows a few tricks that will turn a numbered instrument into a piano with a personality. He saws, files, turns screws, applies felt, makes a tennis ball bounce up and down, listens. He mainly works with luminaries of the music world such as Lang Lang, Pierre-Laurent Aimard and Alfred Brendel, who represent three generations in this film. The first wearing coloured sneakers and tousled hair, the second serious and persistent, the third all wrapped up in staying faithful to the original work. They have met their match in Stefan Knüpfer who shares their obsession with the search for the perfect sound. Like them, Knüpfer immerses himself into the minutest detail, sometimes crawling down into the sounding board, until the piano player is satisfied and sets the notes free again by his playing. Rarely has there been a finer pas de deux of craftsmanship and art, of how they belong together and merge. The two filmmakers accompanied Stefan Knüpfer for two years and won the trust of sensitive musicians who allowed them to observe their rehearsals. A rare stroke of good fortune. CK

Lilian Franck studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg und am ‚Le Fresnoy’ Studio National Des Arts Contemporains in Tourcoing. 2001 absolvierte sie die Discovery Campus Masterschool. Seit 1997 realisiert sie Dokumentarfi lme und Reportagen. Robert Cibis studierte bis 1997 Filmwissenschaften in Paris und Rom, besuchte die Filmakademie Baden-Württemberg und absolvierte die Masterclass der Deutsch-Französischen Filmakademie in Paris. Seit 2003 arbeitet er mit Lilian Franck zusammen. Filmauswahl: Halbe Chance (2003), Kommt Europa in die Hölle? (2004), Jesus liebt Dich (2008)

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Rapping in Tehran Rapping in Tehran Hassan Khademi

Iran 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 37 min. Buch, Schnitt: Hassan Khademi / Kamera: Mohsen Shahabi, Iman Nosrati, Mehran Karami / Musik: Majid Andalib / Produktion, Vertrieb: Hassan Khademi, Ayandeh Kontakt: Hassan Khademi, Ayandeh, No. 395, Narmak, Samangan, 16489

Internationales Programm Dokumentarfilm

Teheran, Iran, +98-21-77 93 15 75, hassankhademi@yahoo.com

Wenn irgendwo auf der Welt der Begriff ‚Underground‘ für einen bestimmten Musikstil zutreffend ist, dann für Rap im sittenstrengen Iran. Verboten ist in der islamischen Republik seit Anfang der 1990er Jahre praktisch jede Popmusik, doch gegen Rapper gehen die Sicherheitskräfte des Staates mit besonderer Härte vor. Ihr an westlichen Vorbildern orientiertes Outfit, ihre Texte über Identitätskonflikte und sexuelle Not oder die Tatsache, dass junge Frauen über sich und ihre Probleme singen, ist allemal Grund genug, die wenigen Studios in der Stadt mit Razzien zu überziehen und die Websites der bekanntesten Sänger und Gruppen immer wieder zu schließen. Mit dem einzigen Erfolg, dass für eine geschlossene Site vier neue entstehen, dass die Studios, die hier geschlossen werden, woanders neu entstehen und an Attraktivität für die Szene gewinnen. „Rapping in Tehran“ erzählt von dem zähen Kampf junger Menschen gegen die starren Regeln einer Regierung alter Männer, die sich, auf lange Sicht gesehen, vergeblich gegen ihre Jugend stemmen wird. Denn die Musik verbreitet sich weiter: über das Internet, über Exil-Rapper, die von Dubai aus ihre Texte in das Land senden, über Handys, über geheime Partys. Allemal zu bewundern ist der Mut, mit dem sie auf dem Recht bestehen, ihr eigenes Leben zu führen. MH

If there is any music style in the world to which the term ‘underground’ can be justifiably applied, it is rap in puritanical Iran. Since the beginning of the 1990s, practically every kind of pop music has been forbidden in the Islamic Republic, but the state security forces crack down particularly hard on rappers. Their outfits, modelled on Western idols, their lyrics about identity conflicts and sexual deprivation or the fact that young women sing about themselves and their problems are reason enough to keep raiding the few studios in town and closing down the websites of the most famous singers and bands. The only consequence is that every closed down site spawns four new ones, the studios that are closed in one place re-open somewhere else and become more attractive to the scene. “Rapping in Tehran” is about young people’s tough struggle against the rigid rules of a government of old men whose resistance in the long run will be in vain. For the music keeps spreading: via the Internet, through exiled rappers who broadcast their lyrics into the country from Dubai, via mobile phones or secret parties. In any case, the courage with which they insist on the right to lead their own lives is cause for admiration. MH

Hassan Khademi wurde 1975 in Teheran geboren und absolvierte an der städtischen Universität ein Studium der Soziologie. Handwerkliche Kenntnisse in Filmregie und Kameraarbeit eignete er sich in Ausbildungsprogrammen der iranischen Vereinigung junger Filmemacher an. Er ist in der Sozialforschung tätig und publiziert zu gesellschaftswissenschaftlichen Themen.

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RAS nucléaire, rien à signaler Nuclear NTR, Nothing to Report Alain de Halleux Belgien, Frankreich 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 58 min. Buch: Alain de Halleux Kamera: Alain de Halleux, Patrice Michaux, Internationales Programm Dokumentarfilm

Ronnie Ramirez / Musik: Michel Berckmans Schnitt: Anne Lacour, Damien Defays Produktion, Vertrieb: Isabelle Truc, Iota Production Koproduktion: Serge Guez, Crescendo Films Kontakt: Isabelle Truc, Iota Production, Avenue Van Goidtsnoven 45B, 1180 Brüssel, Belgien, +32-2 -3 44 65 31, contact@iotaproduction.com

„Nothing to report“ schreiben die Anlagenfahrer in Atomkraftwerken am Ende einer Schicht ins Protokoll, wenn keine Unregelmäßigkeiten oder Probleme aufgetreten sind. Zumindest glaubt das die Öffentlichkeit. Die Wahrheit aber ist weitaus beunruhigender als es sich selbst eingefleischte AKW-Gegner vorstellen können. In seiner extrem informativen, investigativen Reportage deckt Alain de Halleux Hintergründe auf, die so noch nicht dargestellt wurden: Der unheilvolle Zusammenhang zwischen der Privatisierung von Energieproduktion (am Beispiel Vattenfall), dem daraus folgenden Outsourcing hochqualifizierter Arbeit an unausgebildete ‚Atomnomaden‘, einem ‚Management der Angst‘, das den Meldenden eines Fehlers bestraft und nicht den Verursacher und – unser aller Sicherheit. Auf einer Reise durch europäische AKWs kommen zahlreiche Experten, Beschäftigte, Befürworter und Gegner der Kernenergie zu Wort. Am Ende steht die Gewissheit: Wo Profitmaximierung drauf steht, ist Störfall drin. Ein Film, der so viel Sprengstoff enthält, wie die verrotteten Anlagen der Atomindustrie. GL

“Nothing to report” is what the system supervisors in nuclear power plants write in their logs when there have been no irregularities or problems on their shift. At least that is what the public believes. The truth, however, is far more disquieting than even the most die-hard anti-nuclear protester can imagine. In his extremely revealing investigative report, Alain de Halleux exposes background information that has never been shown like this before. The ominous connection between the privatisation of energy production (using the example of Vattenfall), the subsequent outsourcing of highly qualified jobs to unskilled ‘nuclear nomads’, a ‘management by fear’, which punishes the one who reports an error and not the one who caused it and – everybody’s security. He collects statements from numerous experts, employees, supporters and opponents of nuclear energy on his journey through European nuclear plants. At the end, one thing is certain: if the label reads profit maximisation, then the content will be hazardous incident. A film that is as explosive as the decayed facilities of the nuclear industry. GL

Alain de Halleux, Jahrgang 1957, studierte Nuklearchemie an der Katholischen Universität in Louvain-La-Neuve sowie Filmregie am Institut National Supérieur des Arts du Spectacle (INSAS) in Brüssel. Anfang der 1980er-Jahre berichtete er als Kriegsfotograf aus Afghanistan und dem Libanon. Bereits in dieser Zeit realisierte er erste eigene Filmessays, konzentrierte sich jedoch in den folgenden Jahren auf die Konzeption und Umsetzung von Werbe- und Imagefi lmen, Videoclips und Trailern für institutionelle Auftraggeber. Filmauswahl: No pour dire oui (1986), Pleure pas Germaine (2000)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Sannhetsjegeren Nemesis Erlend E. Mo

Norwegen 2009 / 35 mm, Farbe, 80 min. / Kamera: Bjørn Eivind Aarskog Musik: Stein Berge Svendsen / Produktion: Bjørn Eivind Aarskog, Exposed Films Koproduktion: Eyeworks, Kopenhagen Kontakt: Bjørn Eivind Aarskog, Exposed Films, Møllergt. 28, 0179 Oslo, Norwegen,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+47-22-20 77 00, info@exposed.no

Der perfekte Krimi-Plot: 1976/77 werden zwei junge Frauen auf dem Heimweg von der Disko in einem Trondheimer Park brutal vergewaltigt und erwürgt. Der aufgebrachten Öffentlichkeit ist schnell ein Täter präsentiert: Der taubstumme Fritz Moen legt ein Geständnis ab und wird trotz mangelhafter Beweislage und vieler Ungereimtheiten wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der ehemalige Fernsehreporter Tore, der den Fall begleitete, und der pensionierte Kommissar Frode rollen ihn neu auf. Sie wälzen Akten, befragen Ermittler, finden Zeugen und rekonstruieren den Tathergang. Moen hat zu diesem Zeitpunkt mehr als 18 Jahre Haft verbüßt. Doch obwohl der Spannungsbogen mit vielen Effekten kunstvoll inszeniert ist und die beiden wie Inkarnationen von Wallander durch den Film grummeln, ist dies eben kein SamstagabendKrimi, sondern Ernst. Tore beginnt seine Schuld als Mitwirkender an einem tragischen Justizirrtum zu begreifen. Für Frode hingegen, Polizist mit Leib und Seele, brechen die Grundfesten seines Berufslebens zusammen, als die beiden auf eklatante Ermittlungsfehler stoßen. Gleichzeitig verfolgen sie die Geschichte eines behinderten Kindes, das in Heimen aufwuchs, nie gefördert wurde und später leichtes Opfer der Justiz werden konnte. Der Fall wird zur Zerreißprobe für die Freundschaft der Männer und schließlich gar zur norwegischen Staatsaffäre. Während Moen, geschwächt von der Haft, die Zeit davonläuft … GL

It is the perfect thriller plot: in 1976/77, two young women are brutally raped and strangled on their way home from a disco in a park in Trondheim. An offender is soon presented to the outraged public: deaf-mute Fritz Moen confesses and is sentenced to life, in spite of patchy evidence and numerous contradictions. Former television reporter Tore, who covered the affair at the time, and retired police superintendent Frode re-open the case. They pore over files, question investigators, find witnesses and reconstruct the crime. At this point Moen has spent more than 18 years in prison. Even though various effects ingeniously build up an arc of suspense and the two grumble their way through the film like Wallander incarnations, this is not a Saturday night television thriller. It is real. Tore begins to understand his guilt as a contributor to a tragic miscarriage of justice. Frode, however, a police officer to the core, feels the foundations of his professional life collapse when the two come across glaring mistakes in the investigation. At the same time, they investigate the story of a handicapped child who grew up in homes, never received any support and later became an easy victim of injustice. The case sorely tests the friendship between the two men and at last becomes an affair of the state in Norway. While Moen, weakened by his prison term, is running out of time … GL

Erlend E. Mo, Jahrgang 1967, studierte Literatur und skandinavische Philologie an der Universität Oslo sowie Medienpädagogik an der Hochschule in Volda. 1994–1996 arbeitete er als Regisseur im Kinder- und Jugendprogramm des norwegischen Fernsehens und produzierte 1996–1998 Dokumentarfi lme für Heranwachsende beim dänischen Fernsehen. Seither ist er freischaffend tätig und gewann u. a. mit „Velkommen til Danmark“ (2003) den Hauptpreis im Bereich Dokumentarfi lm beim Odense International Film Festival. Filmauswahl: Can You Die in Heaven? (2005), My Eyes (2006)

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Sporran Makers Sporran Makers Jane McAllister

Vereinigtes Königreich 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 10 min. Kamera: Ian Dodds / Schnitt: Fiona Reid, Jane McAllister / Produktion: Noe Mendelle, Scottish Documentary Institute / Kontakt: Finlay Pretsell, Scottish Documentary Institute, 74 Lauriston Place, EH3 9DF Edinburgh,

Internationales Programm Dokumentarfilm

Vereinigtes Königreich, +44-131-2 21 61 25, f.pretsell@eca.ac.uk

„Scott’s Sporran Makers“ ist ein kleiner Familienbetrieb, spezialisiert auf diese kleinen Felltaschen, die über dem Schottenrock getragen werden. Eine echte Nischenware, für die es erstaunlicherweise einen Absatzmarkt gibt, denn wenn der Schotte in die weite Welt geht, ist er stolzer Träger seiner Nationaltracht. Für die Scotts sah die Auftragslage jedoch schon einmal wesentlich besser aus. Die Konkurrenz aus Indien und Taiwan immer im Nacken, muss Vater Malcolm mit seinen Kunden um jeden Penny streiten und sitzt doch immer am kürzeren Hebel. Und Mary seufzt: „Früher ist alles gleich rausgegangen, was wir produziert haben, jetzt ist das meiste fürs Lager. So sieht es aus.“ Die Regeln des Kapitalismus in neun Minuten auf den Punkt gebracht. LD

“Scott’s Sporran Makers” is a small family business specialised in the little fur bags worn above the kilt. A real niche product for which, astonishingly enough, there is a market, because when a Scotsman goes out into the world, he proudly wears his national costume. Still, the order situation used to be a lot better for the Scott family. With the competition from India and Taiwan breathing down their necks, father Malcolm has to haggle for every penny with his customers and still gets the short end of the stick every time. Mary sighs: “We used to sell everything we produced straight away, now most of it is for the stocks. That’s how it is.” The rules of capitalism in a nine-minute nutshell. LD

Jane McAllister war viele Jahre im Bereich Schmuckdesign tätig, entwarf und produzierte auch die zur traditionellen schottischen Tracht gehörenden Pelzbeutel, die sogenannten Sporrans. Nach einem Literaturstudium absolvierte sie einige Kurse zur Dramaturgie und Herstellung von Kurzfi lmen und gibt mit „Sporran Makers“ ihr Regiedebüt.

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Sreschtscha pri Aifelowata kula See You at the Eiffel Tower Walentin Waltschew Bulgarien 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe und s/w, 96 min. Buch: Walentin Waltschew / Kamera: Boris Missirkow, Georgi Bogdanow / Schnitt: Swetla Neikowa Produktion: Martitschka Boschilowa, AGITPROP Kontakt: Martitschka Boschilowa, AGITPROP, 68 Budapest Str., ap.1, 1202 Sofia, Bulgarien,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+359-2-9 83 14 11, producer@agitprop.bg www.agitprop.bg/seeyou

Die gebürtige Amerikanerin Marion Michelle war in den Jahren zwischen 1944 und 1951 Joris Ivens’ engste Mitarbeiterin, Drehbuchautorin und Kamerafrau. Auch 1947, als Ivens aufbrach, um in der Tschechoslowakei, Polen, Jugoslawien und Bulgarien seinen Film „Die ersten Jahre“ über den sozialistischen Aufbau zu drehen, war sie im Team des Regisseurs. Mit einer Kopie dieses Films im Gepäck besucht der bulgarische Filmemacher Walentin Waltschew 2006 die inzwischen 93-jährige Marion Michelle in der Nähe von Paris. Beider Gespräch kreist um die damalige Arbeit, um Weggefährten und Ereignisse, und die alte Dame nimmt dem jungen Regisseur schließlich das Versprechen ab, die Orte, an denen Ivens’ Film vor einem halben Jahrhundert gedreht worden war, erneut aufzusuchen, sich mit der Kamera umzusehen und festzuhalten, welchen Weg die Geschichte in der Zwischenzeit genommen hat. Sie selbst verspricht, mindestens noch so lange zu leben, bis Waltschew seinen Film abgeschlossen und ihr vorgeführt hat. Als Waltschew bei seinem zweiten Besuch das gewünschte Material mitbringt, ist das für beide die Gelegenheit zu einer Zeitreise zwischen damals und heute. Am 30. April 2007, kurz nach dem letzten Treffen, verstarb Marion Michelle. RE

American-born Marion Michelle was Joris Ivens’ closest collaborator, scriptwriter and cinematographer from 1944 to 1951. She was in the director’s team in 1947, when Ivens set out to shoot his film “The First Years” about the development of socialism in Czechoslovakia, Poland, Yugoslavia and Bulgaria. Bulgarian filmmaker Valentin Valchev visits the now 93-yearold Marion Michelle near Paris with a print of the film in his suitcase. They talk about the work done then, about companions and events and finally the old lady makes the young director promise that he will go back to the places where Ivens’ film was shot half a century ago to look around with his camera and record the turns that history has taken in the meantime. She herself promises to live at least until Valchev finishes and shows her his film. When Valchev brings the requested material on a second visit, it is an occasion for both to take a journey in time between then and now. On 30 April 2007, shortly after their last meeting, Marion Michelle died. RE

Walentin Waltschew, 1962 in Belogradtschik geboren, studierte Bulgarisch und Englisch an der Universität von Weliko Tarnowo sowie Film- und Fernsehregie an der Bulgarischen Akademie für Theater- und Filmkunst in Sofi a. Unter seinen mehr als dreißig Filmen sind mehrere Dokumentarporträts sowie Lehrfi lme zu gesellschaftlichen und historischen Themen. Filmauswahl: Reel Mix (1996), Bulgarien – Das Land der Rosen in der EU (2006)

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Szczesliwi zydzi Happy Jews Jonathan Rozenbaum Polen, Israel 2008 Beta SP (PAL), Farbe, 6 min. Buch: Szymon Zaleski Kamera: Itay Gross Schnitt: Eva Kaplon Produktion: Mateusz Werner, Adam Mickiewicz Institute Internationales Programm Dokumentarfilm

Koproduktion: Transfax Productions Vertrieb, Kontakt: Katarzyna Wilk, Krakow Film Foundation, ul. Morawskiego 5, pok. 434, 30-102 Krakau, Polen, +48-12-2 94 69 45, katarzyna@kff.com.pl

Antisemitismus, immer wieder Antisemitismus. Ob Ost oder West, egal! Scheinbar unausrottbar in die kollektive Seele Europas eingepflanzt, vergleichbar dem Hass auf Roma. Im März 1968 werden im Zuge einer antisemitischen Kampagne der Kommunistischen Partei Polens Tausende Juden gezwungen, das Land zu verlassen. Unter ihnen der Vater von Jonathan Rozenbaum, dem Regisseur von „Happy Jews“, der die Geschichte seiner Familie in diesem kurzen Film verarbeitet. Verarbeitet ist eigentlich nicht das ganz richtige Wort. In einer künstlerisch schrägen und verspielten Erinnerung an die damaligen Ereignisse begibt sich der Filmemacher in seine Kindheit zurück. Eine Zeitreise anhand von Amateur-Super-8-Material eines Treffens jüdisch-polnischer Emigranten, die aus der Sicht des damals kleinen Jungen als Versammlung einer kriminellen Großfamilie gedeutet wird. Denn irgendetwas müssen die Juden getan haben, sonst hätte man sie ja nicht aus Polen vertrieben. Oder? Ein bitterböser, politisch völlig unkorrekter Kommentar zu einem andauernden Skandal, in der Tradition des jüdischen Witzes als Waffe und mit dem Mut, trotz allem weiter zu leben. MH

Anti-Semitism again; East or West, it does not matter! It seems to be planted indelibly into the collective European soul, comparable to hatred of the Roma. In March 1968, thousands of Jews are forced to leave Poland in the course of a Communist Party anti-Semitic campaign. Among them is the father of Jonathan Rozenbaum, the director of “Happy Jews”, who works through the story of his family in this short film. Working through may not be quite the right term. The filmmaker returns to his childhood in an artistic, quirky and playful memory of the events of the time. A journey in time via amateur Super 8 footage of a meeting of Jewish-Polish emigrants which the little boy interprets as the meeting of a clan of criminals. For the Jews must have done something, otherwise why would they have been driven out of Poland? An angry, politically more than incorrect comment on a permanent scandal using traditional Jewish humour as a weapon, and full of the courage to survive, despite everything. MH

Jonathan Rozenbaum, 1979 in Israel geboren, schloss 2006 ein Studium im Bereich Film an der Yolanda-und David-Katz-Fakultät für Kunst der Universität Tel Aviv ab. Er sammelte Erfahrungen als Produktionsassistent, u. a. bei Filmen von Ori Inbar und Ofra Sarel-Koren, und drehte Making-Of-Dokumentationen, zuletzt am Set von „The Belly Dancer“ (2006), einem Spielfi lm seines älteren Bruders Marek Rozenbaum.

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Le temps presse Dealing with Time Xavier Marquis

Frankreich 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 52 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Xavier Marquis Musik: Olivier Pianko / Produktion: Bruno Nahon, Zadig Productions Kontakt: Bruno Nahon, Zadig Productions, 70, rue Amelot, 75011 Paris,

Internationales Programm Dokumentarfilm

Frankreich, +33-1-58 30 80 10, info@zadigproductions.com

Die Sache mit der Zeit ist echt ein Dilemma. Halbwegs gerecht wird man ihr vielleicht mit einem Stoßgebet: „Oh Herr, gib mir Geduld. Aber bitte schnell!“ Seit Erfindung der mechanischen Zeitmessung hat der Mensch die Geschwindigkeit seines Lebens beständig gesteigert. In der Gegenwart des beginnenden 21. Jahrhunderts ist Zeit zu einer der knappsten Ressourcen überhaupt geworden. Indes: welches sind die ökonomischen Voraussetzungen, dass die Menschheit sich bemüßigt fühlt, einen dauernden Tanz um die goldene Zeit zu veranstalten? Welche mentalen Verwerfungen muss es gegeben haben, dass Zeit wie ein permanenter Mangel verwaltet wird. Hat nicht der Tag seit Menschengedenken die gleiche Anzahl von 24 Stunden und das Jahr 365 Tage, abgesehen von Schaltjahren – aber das ist eine andere Geschichte. Mit listiger Verwunderung stellt „Le temps presse“ eine essayistische Untersuchung über Geschichte, Gegenwart und Zukunft unseres Zeitverständnisses an. Der Diskurs endet mit der Erkenntnis des weisen Tuiavii aus Tiavea über des Unglücks Kern beim Papalagi (d. i. der industrialisierte Mensch): „Die Zeit entschlüpft ihm wie eine Schlange in nasser Hand, gerade weil er sie zu sehr fest hält. Wir müssen ihm seine kleine runde Zeitmaschine wegnehmen und ihm verkünden, dass von Sonnenaufgang bis -untergang viel mehr Zeit da ist, als ein Mensch gebrauchen kann.“ RE

This time thing is a real dilemma. Maybe a halfway reasonable way to deal with it is the prayer, “Lord, give me patience, but quickly!” Ever since the invention of mechanical chronometry, man has continuously stepped up the speed of life. Now that we have reached the present age of the early 21st century, time has become one of the scarcest resources imaginable. But: what are the economical assumptions that make humanity feel they have to keep dancing permanently around the golden calf of time? What mental shifts must have been going on to make us manage time like a permanent lack? Hasn’t the day lasted the same 24 hours and the year the same 365 days since the dawn of humanity – with the exception of leap years, but that is a different story. “Dealing with Time” is an essay in a tone of sly astonishment that explores the history, present day and future of our concept of time. The discourse ends with an insight of the wise Tuiavii from Tiavea about the cause of misfortune among the Papalagi (i.e. the industrialised human being): “Time slips away from him like a snake from a wet hand precisely because he grips it too tightly. We must take away his little round time machine and tell him that there is a lot more time between sunrise and sunset than man will ever need.” RE

Xavier Marquis, 1980 im bretonischen Ploemeur geboren, machte 2002 seinen Diplom-Abschluss an der École supérieure des arts décoratifs in Strasbourg und beendete 2004 den Master-Studiengang für Bildgestaltung im Fernsehen an der Londoner Kingston University. Neben eigenen Animationskurzfi lmen war er seit 1999 mehrfach als Animationsgrafi ker für ARTE tätig. „Le temps presse“ ist sein Dokumentarfi lmdebüt.

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The Time of Their Lives The Time of Their Lives Jocelyn Cammack

Vereinigtes Königreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 70 min. / Buch: Jocelyn Cammack / Kamera: Jocelyn Cammack, Michael O‘Halloran / Musik: John Avery Schnitt: Fred Hart / Produktion, Vertrieb, Kontakt: Hilary Durman, Redbird Productions, 41 Southgate Street, SO23 9EH Winchester, Vereinigtes Königreich,

Internationales Programm Dokumentarfilm

+44-1962-85 55 22, hilary@redbirdproductions.co.uk / www.timeoftheirlives.com

Rose, ehemalige Journalistin und Sexualtherapeutin, ist 101 Jahre alt. Hetty, aktive Friedensaktivistin, ist 102 und Alison, ehemaliges Mitglied der Kommunistischen Partei und Novellistin, ist 87. Ihren Lebensabend verbringen sie im Mary Fielding Guild, einem Heim für „rüstige Intellektuelle“, wie Alison an einer Stelle dieses wunderbaren ‚Coming-of-Age‘-Films spöttisch anmerkt, um gleich hinzuzufügen: „Glauben Sie mir – 87 Jahre alt zu werden ist keine gute Idee.“ Vielleicht nicht – aber wer hat das schon zu entscheiden? Das Mary Fielding Guild jedenfalls ist ein Ort, der vom gegenseitigen Respekt zwischen Bewohnern und Betreuern geprägt ist. In dieser Atmosphäre erhalten die Gespräche, die von Klimawandel und Irak-Krieg bis hin zu sehr persönlichen Einsichten über Leben, Tod und Sexualität reichen, ein ganz eigenes Gewicht. Denn hier sprechen Stimmen aus der Vergangenheit zu uns, die sich ihrer Endlichkeit bewusst sind und uns den Schrecken vor dem Alter nehmen, zumindest ein wenig. Natürlich ändert diese exklusive britische Einrichtung nichts an dem sonst gültigen Befund, dass der alte Mensch in der westlichen Gesellschaft als unproduktives Wesen gilt, das den Krankenkassen steigende Kosten beschert. Trotzdem ist das Mary Fielding Guild ein utopischer Entwurf im realen Elend. Zu dumm nur, dass Anmeldungen erst nach Vollendung des 70. Lebensjahrs angenommen werden. MH

Rose, a former journalist and sexual therapist, is 101 years old. Hetty, still active in the peace movement, is 102, and Alison, a former member of the Communist Party and novelist, is 87. They spend their retirement at the Mary Fielding Guild, a home for “spry intellectuals”, as Helen mockingly puts it at some point in this wonderful ‘coming-of-age’ film, only to add: “Believe me, getting to be 87 is not a good idea.” Maybe not – but who has the power to choose anyway? The Mary Fielding Guild at least is a place marked by mutual respect between residents and carers. In this atmosphere the conversations, whose topics range from climate change and the Iraq war through to very personal insights about life, death and sexuality, acquire a special significance. Because this is where voices from the past speak to us, aware that their lives are finite, and so alleviate our terror of old age, at least a little. Of course, this exclusive British institution does not change the general fact that Western society regards old people as unproductive beings who create increasing costs for the health insurances. Still, Mary Fielding Guild is an utopian model in the midst of real misery. The only snag is that applications will not be accepted until one has turned 70. MH

Jocelyn Cammack war zunächst in der wissenschaftlichen Forschung tätig, bis sie 1998 einen weiteren Abschluss an der Northern Film School in Leeds machte. Seither realisiert sie als freie Autorin und Regisseurin Spiel- und Dokumentarfi lme. Neben zahlreichen weiteren internationalen Anerkennungen gewann sie mit „Better or Worse?“ (2000) u. a. Hauptpreise beim Gijón International Film Festival und beim Chicago International Film Festival. Sie gehört zum Komitee der BAFTA und ist Mitglied der European Film Academy. Filmauswahl: Piano di rotta (2002), Racing Town (2007)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Upe The River Rimantas Gruodis, Julija Gruodiene

Litauen 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 30 min. / Buch: Rimantas Gruodis, Julija Gruodiene / Kamera: Viktoras Radajevas / Musik: Zita Vilutyte, Zemyna Trinkunaite, Jorige Jurgutyte / Schnitt: Tomas Bielskis, Rimantas Gruodis Produktion, Vertrieb, Kontakt: Rimantas Gruodis, Studio Periferija, Klaipedos 5–8,

Internationales Programm Dokumentarfilm

LT-01117 Vilnius, Litauen, +370-5-2 61 48 16, studijaperiferija@takas.lt

„The River“ ist das Porträt eines abgelegenen Dorfes und seiner Bewohner, die aus dem Off ihr Leben beschreiben. In stimmungsvollen Bildern fängt der Film die beschauliche Atmosphäre dieses Ortes ein, den ein Fluss von der nächsten, 12 km entfernten Stadt trennt. Eine Brücke gibt es nicht. Die Kinder rudern täglich mit dem Boot zur anderen Uferseite, um von dort eine Stunde zur Schule zu laufen. Unterwegs verstecken sie ihre Schuhe bei alten, verlassenen Baracken, um mit einem zweiten sauberen Paar in der Schule anzukommen. Im Sommer baden sie ausgelassen im Fluss. Im Winter liegen die Kähne von Schnee bedeckt am Ufer, und der zugefrorene Fluss wird zur Straße, auf der man mit dem Fahrrad fahren kann. Aber die ländliche Idylle trügt. Die meisten Holzkähne sind undicht und müssen vor der Fahrt immer wieder ausgeschöpft werden. Im Dorf hat niemand Arbeit, und viele sind dem Wodka verfallen. Eine Chemiefabrik am jenseitigen Ufer verseucht die Region. Die Regisseure dokumentieren vor allem den Alltag der Kinder, die durch ihre Lebendigkeit und Unbeschwertheit die Hoffnung dieses vom Rest der Welt scheinbar vergessenen Dorfes sind. Sie erzählen Geschichten, berichten von ihren Entbehrungen und Sehnsüchten. Ein Mädchen sagt: „Ich würde gerne in Paris leben. Es ist schön dort. Dort gibt es den Eiffelturm. Paris ist die Stadt der Liebe.“ AS

“The River” is a portrait of a remote village and its inhabitants who describe their lives commenting from off-screen. In atmospheric pictures, the film captures the tranquil mood of the village separated from the next town, which is 12 km away, by a river. There is no bridge. The children row across the river every day to walk an hour to school, hiding their shoes near the abandoned barracks on the way in order to arrive at school wearing a second, clean pair. In summer, they frolic in the river. In winter, the snow-covered barges lie on the banks and the frozen river becomes a road on which one can ride a bicycle. But the rural idyll is deceptive. Most of the barges leak and must be bailed out before they can be used. No one in the village has a job and many are addicted to vodka. A chemical factory on the other side of the river pollutes the region. The directors focus on the everyday life of the children, whose vitality and light-heartedness make them the hope of this village apparently forgotten by the rest of the world. They tell stories, talk of hardships and longings. A girl says, “I would like to live in Paris. It’s beautiful there. The Eiffel Tower is there. Paris is the city of love.” AS

Rimantas Gruodis, 1946 in Siauliai geboren, studierte an der Universität Vilnius und war 1964–1991 Regisseur und Kameramann in der staatlichen Filmproduktionsfi rma Lietuvos Kino Studija. Seither freischaffend, realisiert er fast alle seine Filme gemeinsam mit Julija Gruodiene. Julija Gruodiene, 1943 in Liauriskes geboren, arbeitete nach dem Studium 1984–1994 als Cutterin in den Lietuvos Kino Studija. Danach war sie bis zur Selbständigkeit 2002 v. a. für das litauische Fernsehen tätig. Filmauswahl: The Tiny Birds of God (2005), The Brass Band (2006)

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Wyo-nang so-ri Old Partner Lee Chung-ryoul

Republic of Korea 2008 / DV Cam / Farbe, 77 min. Buch, Schnitt: Lee Chung-ryoul / Kamera: Ji Jae-woo / Musik: Heo Hoon, Min So-yun / Produktion: Goh Young-jae, Studio Nurimbo / Vertrieb, Kontakt: Kay Kwak, INDIESTORY Inc., 4 FL., BaekAk B/D, 135-4, TongIn-dong, JongRoh-gu,

Internationales Programm Dokumentarfilm

110043 Seoul, Republic of Korea, +82-2722-60 51, kay@indiestory.com

„Old Partner“, die berührende und liebevolle Beobachtung einer symbiotischen Beziehung zwischen Mensch und Tier, gewann zahlreiche Preise und ist in Südkorea mit über 2 Millionen Zuschauern der erfolgreichste unabhängige Film aller Zeiten. Er führt uns in ein abgelegenes, grünes Tal, wo das alte Bauernpaar Lee mit seinem treuen, aber inzwischen sehr gebrechlichen Ochsen lebt. Seit 30 Jahren pflügt er ihren Acker und hilft, das Feuerholz im Karren nach Hause zu ziehen. Nun ist er krank, und der Tierarzt gibt ihm nur noch ein Jahr zu leben. Durch dieses eine verbleibende Jahr folgen wir dem Herrn und seinem geliebten Vieh. Auch Herr Lee, selbst fast achtzig, ist schon sehr gebrechlich, und bisweilen kriecht er auf allen vieren neben dem altersschwachen Ochsen durchs Feld. Er schneidet täglich frisches Futter und ist sofort zur Stelle, wenn die kleine Glocke am Hals des Tieres läutet. Sogar auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet er, um die schwache Gesundheit des Ochsen nicht noch mehr zu gefährden – sehr zum Leidwesen seiner Frau. Die hat genug von der anstrengenden, traditionellen Feldarbeit und will, dass der ausgediente Kostgänger endlich verkauft wird. Außerdem klagt sie, ihr Mann kümmere sich mehr um das Vieh als um sie. Aber Herr Lee überhört geflissentlich die zeternden Kommentare der Alten. Er wünscht sich, zusammen mit dem treuen Gefährten zu sterben und stellt nüchtern fest: „Der Ochse ist mein Karma.“ AS

“Old Partner”, the touching and warm-hearted observation of a symbiotic relationship between man and animal, won numerous awards, was viewed by more than 2 million people and became the most successful independent film ever in South Korea. The film takes us to a remote, green valley where the old peasant couple Lee live with their faithful but by now quite frail ox. It has ploughed their field for 30 years and helps pull the firewood home on a cart. Now it is sick and the veterinarian gives it only one more year. We follow the master and his beloved beast through that year. Mr. Lee, too, who is almost 80, is quite frail. Sometimes he crawls across the field on all fours next to his infirm ox. Every day he cuts fresh fodder and comes at once when the little bell around the animal’s neck rings. He even forswears the use of pesticides to avoid endangering the frail health of his ox any further – much to his wife’s chagrin. She is tired of the strenuous traditional work in the fields and wants him to sell the worn out boarder. She also complains that her husband cares more about the animal than about her. But Mr. Lee deliberately overhears the old woman’s vociferous comments. He wants to die with his faithful companion and states matter-of-factly: “The ox is my karma.” AS

Lee Chung-ryoul, Jahrgang 1966, ist Absolvent der Pädagogischen Fakultät der Korea University in Seoul. Er arbeitete 10 Jahre lang als Producer beim koreanischen Fernsehen und wechselte Anfang der 2000er-Jahre ins Regiefach. „Old Partner“ ist sein erster für die Veröffentlichung im Kino konzipierter Dokumentarfi lm. Filmauswahl: Two Presents Given by a Red Pig (2005), Talk to Korean Food (2008)

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Internationales Programm Dokumentarfilm International Programme Documentary Film

Wyrok na zycie Sentenced for Life Marcin Koszalka

Polen 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 66 min. / Buch: Marcin Koszalka Kamera: Marcin Koszalka, Adam Nocon, Walter Sarkowicz / Schnitt: Anna Wagner Koproduktion: Natalia Bartkowicz-Koszalka, Darklight Film Studio Produktion, Kontakt: Jerzy Dziegielewski, HBO Polska Sp. z o.o., ul. Pulawska 17,

Internationales Programm Dokumentarfilm

02-515 Warschau, Polen, +48-22-8 52 88 00, jdziegielewski@hbo.pl

Gäbe es einen Index, der die zivile Reife einer Gesellschaft an die Menschlichkeit ihres Strafvollzugs koppelt – Polen hätte Weltniveau. Zumindest wenn man sich den Alltag der Frauen in einer namenlos bleibenden polnischen Strafanstalt ansieht, wie er uns in „Sentenced for life“ vorgestellt wird. Eigentlich ist hier alles wie im richtigen Leben, dem Leben draußen. Da sitzen Mütter mit ihren Kindern in der Sonne und halten ein Schwätzchen, sie besuchen sich zum Kaffee, es gibt Arbeit und hin und wieder auch Urlaub. Wären da nicht die Blicke durch die vergitterten Fenster auf den Innenhof, die stacheldrahtbewehrten Mauern und die Durchsuchungen der Zellen, könnte man sich der schönen Illusion einer gut funktionierenden Nachbarschaft hingeben. Doch Marcin Koszalka, der letztes Jahr mit „Do bólu“ die Goldene Taube für das schonungslose Porträt einer gestörten Mutter-Sohn Beziehung gewann, ist nicht als Romantiker bekannt. Listig unterlegt er den Fluss der endlosen Gespräche zwischen seinen Protagonistinnen mit dem Thema der Liebe und der Heirat. Kann man sich für das tiefe Misstrauen gegenüber der Beziehung von Mann und Frau eine subversivere Metapher vorstellen, als das Gefängnis, in dem zwei Menschen zueinander finden, in dem die Hochzeit geplant wird und in das sie nach der Trauung wieder zurückkehren? MH

If there were an index coupling the civic maturity of a society with the humanity of its penal system, Poland would be a world leader. At least when we look at the daily life of the women in the nameless Polish prison that “Sentenced for life” presents. In fact, everything here is like real life, the life outside. Mothers sit in the sun with their kids and gossip, visit each other for a cup of coffee, there is work and occasionally even vacations. If it were not for the views out of barred windows into the courtyard, the barbed wire on the walls and the cell searches, one might surrender to the pretty illusion of a functioning neighbourhood. But Marcin Koszalka, who won the Golden Dove last year for his unsparing portrait of a dysfunctional mother-son relationship, is not known as a romantic. He slyly underpins the stream of endless conversations between his protagonists with the subjects of love and marriage. Can one imagine a more subversive metaphor for the deep suspicion towards relationships between men and women than a prison where two people find each other and plan their wedding and to which they will return after the marriage ceremony? MH

Marcin Koszalka wurde 1970 in Krakau geboren. Er studierte u. a. Soziologie an der Jagellonischen Universität Krakau und ist Absolvent der Fakultät für Radio und Fernsehen der Schlesischen Universität Katowice. 1999 debütierte er mit „Such a Nice Boy I Gave Birth to“ als Dokumentarfi lmregisseur, wirkt seither jedoch auch als Kameramann und Cutter an Projekten anderer Regiekollegen mit. So erhielt er 2005 den Polnischen Filmpreis für die Kameraarbeit in „The Welts“ von Magdalena Piekorz. Filmauswahl: Existence (2007), … Till It Hurts (2008)

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Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989 – Das Unmögliche zu filmen Retrospective: Joris Ivens 1898–1989 – to Film the Impossible


Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989 – Das Unmögliche zu filmen Retrospective: Joris Ivens 1898–1989 – to Film the Impossible

Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989 – Das Unmögliche zu filmen Retrospective: Joris Ivens 1898–1989 – to Film the Impossible

Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

von by Barbara Heinrich-Polte

In ihrer 50. Edition kehrt die Retrospektive des Bundesarchivs gleichsam zu ihren Anfängen zurück und widmet sich einer der markantesten Persönlichkeiten der internationalen Filmgeschichte: dem niederländischen Dokumentaristen Joris Ivens. 1963 gestaltete das Staatliche Filmarchiv der DDR eine große Werkschau zu seinem 65. Geburtstag am 18. November, der alljährlich während des Festivals gefeiert wurde. 46 Jahre später und aus Anlass des 20. Todestages von Joris Ivens wollen das Bundesarchiv und DOK Leipzig einladen, einen streitbaren politischen Künstler wiederzuentdecken, dessen emotionale Bindung an den jeweiligen Filmstoff noch heute spürbar ist. Geboren 1898, als das neue Medium Film gerade das Licht der Welt erblickte, beginnt schon bald Ivens’ lebenslange Faszination von der Kamera als Werkzeug und der künstlerischen Montage als Mittel, die (Um-)Welt wahrzunehmen und zu reflektieren. Sein Leben ist gekennzeichnet von den Widersprüchen und Umbrüchen des 20. Jahrhunderts. Sein Werk wechselt – das wird ihm von manchem Kritiker vorgehalten – zwischen Poesie und politischer Propaganda, zwischen klassischem Dokumentarfilm und bewusster Inszenierung. Und doch ist es unverkennbar das Werk eines Kosmopoliten, der sich mit der Kamera in den entlegensten Gegenden der Welt zu Hause fühlt, dort, wo es um Kampf gegen Unterdrückung, Ungerechtigkeit und

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Now in its 50th edition, the retrospective of the Bundesarchiv returns to its beginnings to present one of the most distinguished figures in the international history of cinema: Dutch documentary filmmaker Joris Ivens. In 1963, the State Film Archive of the GDR put on a big retrospective on the occasion of his 65th birthday on 18 November, which was celebrated every year during the festival. 46 years later, marking the 20th anniversary of Joris Ivens’ death, the Bundesarchiv and DOK Leipzig invite you to rediscover a courageous political artist whose emotional involvement with the subjects of his films can be felt even today. Born in 1898 at about the same time as the new medium of film, Ivens soon developed a lifelong fascination with the camera as a tool and artistic montage as a means to perceive and reflect on the world around him. His life was marked by the contradictions and upheavals of the 20th century. His oeuvre alternates – and some critics have reproached him for this – between poetry and political propaganda, between classic documentary and deliberate staging. Yet it is clearly the work of a cosmopolitan, who felt at home with his camera in the


most remote areas of the world, wherever there was a struggle against oppression, injustice and political despotism. The fact that he sometimes erred in his political affiliations and was criticised for this by his contemporaries may be assessed differently today – in an age that has abandoned political utopias. Ivens was honest enough to withdraw when he saw his political and artistic convictions questioned. His behaviour in Leipzig in 1968 is an example of this. Ivens’ interest in and ‘partisanship’ for China and against the Soviet Union, the Paris May riots and their (cinematic) consequences, the invasion of the Warsaw Pact states in Prague in August, all of this led to the infamous scandal at the Leipzig festival. The way he turned from an icon into a ‘persona non grata’ overnight is a lesson in embarrassment. The State Film Archive of the GDR was forced to lock the remaining catalogues of its retrospective away. Ivens was to remain a non-conformist, though. Even in his last film, “A Tale of the Wind” (with Marceline Loridan-Ivens), produced a year before his death, he prevailed against Chinese censorship. Moved and outraged by social injustice, he had become a militant filmmaker who was committed to the (world) revolution and joined those who fought for freedom and human dignity. “Films must be made with a hot heart, a passion for the cause and courage”, Ivens himself said in a discussion at the II. Festival of Cultural and Documentary Films in Leipzig. With his characteristically emotional presentation of facts, he created a unique and necessary combination of enlightenment, propaganda and aesthetics. Nor did he shy away from (re-)staging reality when he was convinced that it would further a better understanding of a situation. Examples of this are “Borinage” and “Komsomol/Song of Heroes”. In view of his extensive œuvre, a retrospective of less than a week cannot and will not claim to be exhaustive. From the point of view of the Bundesarchiv, the most interesting period is of course the one when Ivens worked with and for the DEFA studio, first contact having been made in 1948. The retrospective now includes four of the films which Ivens finally realised in Babelsberg, including two co-productions: “Song of the Rivers”, “My Child”, “Peace Tour 1952/Drive for Peace Warsaw– Berlin–Prague” and “The Adventures of Till Eulenspiegel”. Faithful to his cinematic legacy “A Tale of the Wind”, the ten programmes presenting a total of 19 films that were produced over a period of 60 years allow the audience to discover the traces that a man armed with a camera left on the global history of the cinema.

Eine Retrospektive des Bundesarchiv-Filmarchivs in Zusammenarbeit mit DOK Leipzig und der Europese Stichting Joris Ivens. A retrospective of the Bundesarchiv-Filmarchiv in co-operation with DOK Leipzig and the Europese Stichting Joris Ivens.

Zur Retrospektive erscheint eine Broschüre des Bundesarchiv-Filmarchivs. The Bundesarchiv-Filmarchiv publishes a special booklet on the occasion of the retrospective.

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Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

politische Willkür geht. Dass er dabei auch politischen Irrungen unterliegt, und dafür von den Zeitgenossen kritisiert wird, mag heute – zu einer Zeit, die sich von politischen Utopien verabschiedet hat – zu einer anderen Einschätzung führen. Ivens war ehrlich genug, sich zurückzuziehen, wenn er seine politischen und künstlerischen Überzeugungen in Frage gestellt sah. Sein Verhalten 1968 in Leipzig ist dafür ein Beispiel. Ivens’ Interesse und ‚Parteinahme‘ für China und gegen die Sowjetunion, der Pariser Mai und seine (Film-)Folgen, der Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten im August in Prag, all das führte zum bekannten Eklat auf dem Leipziger Festival. In einem Lehrstück in Sachen Peinlichkeit wurde quasi über Nacht aus einer Ikone eine ‚persona non grata‘. Das Staatliche Filmarchiv der DDR musste im Zuge dessen seine noch vorhandenen Kataloge zur Retrospektive in den Giftschrank stellen. Ivens aber sollte ein Unangepasster bleiben. Noch in seinem letzten Film „Une histoire de vent“ (gemeinsam mit Marceline Loridan-Ivens), der ein Jahr vor seinem Tod entstand, setzte er sich gegen die Zensur der chinesischen Behörden durch. Betroffen und von sozialen Missständen empört, war er zu einem militanten Filmemacher geworden, der sich zur (Welt-) Revolution bekannte und sich denen anschloss, die für Freiheit und Menschenwürde kämpften. „Filme müssen mit einem heißen Herzen, Liebe zur Sache und Mut gestaltet werden“, so Ivens selbst bei einer Diskussion auf der II. Kultur- und Dokumentarfilmwoche 1956 in Leipzig. Mit der ihm eigenen emotionalen Darstellung von Fakten ging er wie kein anderer eine notwendige Verbindung zwischen Aufklärung, Propaganda und Ästhetik ein und schreckte auch vor einer (Nach-)Inszenierung der Wirklichkeit nicht zurück, wenn er glaubte, es diene dem besseren Verständnis einer Situation. Beispiele hierfür sind „Misère au Borinage“ und „Pesn o gerojach“. Angesichts eines so umfangreichen Œuvres kann und will eine knapp einwöchige Werkschau keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Besonders interessant aus der Sicht des Bundesarchivs ist aber natürlich die Periode, in der Ivens mit und für die DEFA arbeitete. Erste Kontakte gab es bereits 1948. Vier Filme, die Ivens schließlich in Babelsberg und Berlin realisierte, darunter zwei Koproduktionen, sind nun hier vertreten: „Das Lied der Ströme“, „Mein Kind“, „Wyscig Pokoju Warszawa–Berlin–Praha“ und „Les Aventures de Till L’Espiègle“. Seinem filmischen Vermächtnis „Une histoire de vent“ getreu, können in den zehn Programmen mit insgesamt 19 Filmen, entstanden über einen Zeitraum von sechzig Jahren, Spuren entdeckt werden – Spuren, die ein Mann mit seiner Kamera in der Weltfilmgeschichte hinterließ.


Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989 – Das Unmögliche zu filmen Retrospective: Joris Ivens 1898–1989 – to Film the Impossible

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Programm Programme De brug The Bridge

Niederlande 1927, 1928 / 35 mm, s/w, 11 min.

Joris Ivens

Kamera, Schnitt: Joris Ivens Produktion: CAPI Amsterdam

Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

In „De brug“ untersucht Ivens mit der Kamera die Zusammenhänge und Kontraste zwischen Bewegung, Farbe, Form und Rhythmus an dem eigentlich statischen Objekt einer Zugbrücke in Rotterdam.

In “The Bridge”, Ivens uses his camera to explore connections and contrasts between movement, colour, shape, and rhythm in an object that is actually static, a drawbridge in Rotterdam.

Pesn o gerojach Komsomol/Song of Heroes Joris Ivens Sowjetunion 1932 / 35 mm, s/w, 55 min. Buch: Josif Skljoet Kamera: Aleksandr Selenkow Musik: Hanns Eisler

Begleitet von der Musik Hanns Eislers porträtiert Ivens in „Pesn o gerojach“ die Arbeit in der Industriestadt Magnitogorsk, die von mehr als 200.000 Arbeitern zu beiden Seiten des Urals in nur wenigen Jahren errichtet wurde.

In “Komsomol/Song of Heroes”, Ivens sets his portrait of work in the industrial city of Magnitogorsk, which was built on either side of the Ural by more than 200,000 workers within a few years, to Hanns Eisler’s music.

Misère au Borinage Borinage Joris Ivens, Henri Storck Belgien 1934 / 35 mm, s/w, 34 min. Buch, Schnitt: Joris Ivens, Henri Storck Kamera: Joris Ivens, Henri Storck, François Rents Produktion: Club de l‘Écran, EPI

Zusammen mit dem belgischen Regisseur Henri Storck drehte Ivens diesen Dokumentarfilm über den Streik in der Borinage, einer Industrielandschaft rund um die Stadt Mons in der belgischen Provinz Hennegau. In nüchternen Bildern zeigt Ivens die Konsequenzen des Streiks: Arbeitslosigkeit, Armut sowie die wachsende Solidarität unter den Arbeitern.

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Ivens produced this documentary with Belgian director Henri Storck about the strike in the Borinage, an industrial area surrounding the city of Mons in the Belgian province of Hennegau. In sober images, Ivens shows the consequences of the strike: unemployment and poverty as well as growing solidarity among the workers.


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Programm Programme Das Lied der Ströme Song of the Rivers Joris Ivens DDR 1953, 1954 / 35 mm, s/w, 90 min. Buch: Vladimir Pozner, Joris Ivens Kamera: Erich Nitzschmann, Anatoli Koloschin, Sascha Vierny, Maximilian Scheer Produktion: DEFA-Studio für Wochenschauund Dokumentarfilme

Im Auftrag des Weltgewerkschaftsbundes entstand mit „Das Lied der Ströme“ eine der größten Dokumentarfilm-Produktionen der Filmgeschichte. In gleichnishafter Form erzählt der Film vom Leben der Arbeiter in den verschiedensten Teilen der Welt.

“Song of the Rivers”, commissioned by the World Federation of Trade Unions, was one of the biggest documentary productions in the history of cinema. The film tells parable-like stories of the lives of working men in various parts of the world.

www.Filmverband-Sachsen.de

Förderfilm aus Sachsen „Hinter der roten Linie“

Dokumentarfilm (D, 2008, 73 Min., HD) Regie.: Dinah Münchow und Stephan Liskowsky Produktion: Farbfilmer Gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

31.10.2009 17.30 Uhr

Passage Kino im Kino Wintergarten

3.-9.12.2009 „Kino im Dach“ Dresden Musikfilme aus dem Norden Europas

NORDLICHTER

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Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

Schnitt: Ella Ensink


Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989 – Das Unmögliche zu filmen Retrospective: Joris Ivens 1898–1989 – to Film the Impossible

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Programm Programme Regen Rain Joris Ivens, Mannus Franken

Niederlande 1929 / 35 mm, s/w, 12 min.

Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

Produktion: CAPI, Amsterdam

Ein Regentag in Amsterdam: Ivens‘ filmisches Gedicht „Regen“ machte ihn über Nacht zu einem der bekanntesten Avantgarde-Filmemacher Europas. Noch heute gehört der Film zu den klassisch gewordenen Werken der internationalen Filmkunst.

A rainy day in Amsterdam: Ivens’ filmic poem “Rain” made him one of the most renowned avant-garde filmmakers in Europe overnight. Even today, the film remains one of the classics of international cinema.

Branding Breakers

Niederlande 1929 / 35 mm, s/w, 33 min.

Joris Ivens, Mannus Franken

Buch: Jef Last Kamera, Schnitt: Joris Ivens

„Branding“, ein Spielfilm mit dokumentarischem Hintergrund im Sinne des Sozialrealismus, erzählt die Geschichte eines jungen Fischers in der kleinen Küstenstadt Katwijk. Durch seine Arbeitslosigkeit ans Land gefesselt, ist sein einziger Trost seine Verlobung mit einer jungen Frau, die diese aber wegen der geringen finanziellen Mittel auflöst, um sich dann dem wohlhabenden Pfandleiher zuzuwenden.

“Breakers” is a feature film with documentary settings in the tradition of social realism that tells the story of a young fisher in the small coastal town of Katwijk. Tied to dry land by his unemployed state his only comfort is his engagement to a young woman. She breaks it off, however, because of his lack of money and takes up with a well-to-do pawnbroker.

La Seine a rencontré Paris The Seine Meets Paris Joris Ivens Frankreich 1957 / 35 mm, s/w, 32 min. Buch: Joris Ivens / Kamera: André Dumaître, Philipe Brun Musik: Philipe Gérard / Schnitt: Gisèle Chézeau Produktion: Roger Pigaut, Garance Films, Paris

Joris Ivens’ Liebeserklärung an Paris und die Seine. An den Ufern der Seine filmt Ivens mit meist versteckter Kamera Arbeiter, Kinder, Liebende, Studenten und Touristen, die hier leben, arbeiten und ausspannen.

Joris Ivens‘ declaration of love to Paris and the Seine. Along the banks of the Seine, Ivens shoots workers, children, lovers, students and tourists, mostly with a hidden camera, living, working and relaxing by the river.

Das Programm wird ergänzt durch Ausschnitte aus der DEFA-Kinowochenschau The programme will be completed by excerpts from the DEFA newsreel „Der Augenzeuge“. Zu sehen ist eine Reportage über die Joris-Ivens-Retrospektive bei “The Eyewitness” containing a report on the Joris Ivens Retrospective der IV. Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfi lmwoche (Ausg. 48, 1963) at the IV International Leipzig Festival of Documentary and Short Film sowie ein Jubiläumsporträt zum 70. Geburtstag des Regisseurs (Ausg. 50, 1968). Week (issue No. 48, 1963) and an anniversary portrait produced on the occasion of the director’s 70th birthday (issue 50, 1968).

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Programm Programme

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The Spanish Earth The Spanish Earth Joris Ivens USA 1937 / 35 mm, s/w, 52 min. Buch: Joris Ivens / Kamera: John Fernhout (John Ferno) Musik: Marc Blitzstein, Virgil Thomson Schnitt: Helen van Dongen

Zusammen mit Ernest Hemingway und John Ferno dreht Joris Ivens „The Spanish Earth“ an den Fronten des spanischen Bürgerkriegs und dokumentiert den alltäglichen Überlebenskampf der spanischen Bürger.

Ivens shot “The Spanish Earth” together with Ernest Hemingway and John Ferno at the frontlines of the Spanish Civil War, documenting the Spanish citizens’ daily struggle for survival.

The Four Hundred Million The Four Hundred Million Joris Ivens USA 1939 / 35 mm, s/w, 53 min. Buch: Joris Ivens Kamera: John Fernhout (John Ferno), Robert Capa Musik: Hanns Eisler Schnitt: Helen van Dongen Produktion: History Today inc.

Ivens‘ erster China-Film „The Four Hundred Million“ dokumentiert den chinesisch-japanischen Krieg aus der Sicht des chinesischen Widerstandes.

Ivens’ first film about China, “The Four Hundred Million”, documents the Chinese-Japanese war from the point of view of the Chinese resistance.

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Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

Produktion: Contemporary Historians Inc.


Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989 – Das Unmögliche zu filmen Retrospective: Joris Ivens 1898–1989 – to Film the Impossible

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Programm Programme Wyscig Pokoju Warszawa–Berlin–Praga Peace Tour 1952/Drive for Peace Warsaw–Berlin–Prague Joris Ivens

Polen, DDR 1952 / 16 mm, Farbe, 44 min. Buch: Joris Ivens / Kamera: Karel Szczecinski, Walter Fehdmer, Jerzy Pyrkosz, Erich Bartel, Hans Dumke, Ewald Krause

Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

Musik: Wernfried Hübel / Schnitt: Krystyna Rutkowska

Mit „Wyscig Pokoju Warszawa–Berlin–Praga“ filmte Joris Ivens die Internationale Friedensfahrt, ein Radrennen in Mitteleuropa, das bis zum politischen Umbruch in den ehemaligen Ostblockstaaten 1989 das international bedeutendste Rennen für Amateure war, und als die ‚Tour de France des Ostens‘ galt.

In “Peace Tour 1952/Drive for Peace Warsaw–Berlin–Prague”, Joris Ivens filmed the International Peace Race, a Central European cycle race which up to the political upheaval in the former member states of the Eastern Bloc in 1989 was the most important international race for amateurs and regarded as the ‘Tour de France’ of the East.

Mein Kind My Child Vladimir Pozner, Alfons Machalz

DDR 1955 / 35 mm, s/w, 22 min. Produktion: DEFA-Studio für Wochenschau- und Dokumentarfilme

„Mein Kind“ entstand unter der künstlerischen Leitung von Joris Ivens. Der Film über die Tragödie von Müttern auf der ganzen Welt, die ihre Kinder mit Liebe aufziehen, um sie später an den Krieg zu verlieren, wurde in der DDR für zu pazifistisch erachtet.

Joris Ivens served as artistic director on the production “My Child”. This film about the tragedy of mothers all over the world, who raise their children with love only to lose them to war later, was considered too pacifist in the GDR.

... À Valparaíso Valparaiso Joris Ivens Frankreich, Chile 1963 / 35 mm, Farbe und s/w, 27 min. Buch: Joris Ivens / Kamera: Georges Strouvé Musik: Gustavo Becarra / Schnitt: Jean Ravel Produktion: ARGOS Films, Paris Cine Experimental de la Universidad de Chile, Santiago de Chile

Im Jahre 1962 dreht Joris Ivens im Zuge eines Bildungsauftrags am Instituto Cine Experimentál in Chile zusammen mit Studenten „... À Valparaíso“. In impressionistischen Bildern skizziert der Film die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der auf 42 Hügeln gebauten Hafenstadt und deren Bewohnern.

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In 1962, as part of an educational mission at the Instituto Cine Experimentál in Chile, Ivens produced “Valparaiso” with his students. The film draws an impressionist outline of the history, present day and future of the harbour city built on 42 hills and its inhabitants.


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Programm Programme Le dix-septième parallèle The 17th Parallel Joris Ivens, Marceline Loridan-Ivens Frankreich 1968 / 35 mm, s/w, 113 min.

Ein Dokumentarfilm über die Arbeit, den Kampf und das tägliche (Über-)Leben der Vietnamesen in einem kleinen Dorf südlich des 17. Breitengrades, nahe der Grenze zwischen Nordund Südvietnam.

A documentary about the work, the struggles and daily survival of the inhabitants of a small Vietnamese village south of the 17th parallel near the border between North and South Vietnam.

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Programm Programme Demain a Nanguila Nanguila Tomorrow Joris Ivens

Mali 1960 / 35 mm, Farbe, 50 min. Buch: Catharine Varlin / Kamera: Louis Miaille, Pierre Gueguen Musik: Louis Bessière, Sidibé Moussa / Schnitt: Gisèle Chézeau, Hélène Arnal, Suzanne Baron / Produktion: Société Franco-Africaine de Cinéma

Im Mai 1960 reist Joris Ivens im Auftrag der Société FrancoAfricaine de Cinéma nach Afrika, wo er in Mali einen Dokumentarfilm über die Unabhängigkeit des jungen afrikanischen Staates nach der Kolonialzeit drehen soll. Er tut dies am stark inszenierten, sehr persönlichen Beispiel eines Jungen, dessen Dorf stellvertretend für das ganze Land steht.

Carnet de viaje Travel Notebook Joris Ivens

In May 1960, Joris Ivens travels to Africa for the Société Franco-Africaine de Cinéma to produce a documentary about the young African state of Mali‘s independence from colonial rule. The result is a heavily stage-managed and very personal portrait of a boy and his village that exemplifies the whole country.

Kuba 1961 / 35 mm, s/w, 34 min. Buch: Joris Ivens / Kamera: Ramón Suárez, Jorge Herrera, Roberto Larrabure, Gustave Maynolet / Musik: Harold Gramatgès Schnitt: Hélène Arnal / Produktion: ICAIC, Havanna

1960 folgte Joris Ivens der Einladung, am Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematográficos (ICAIC) in Kuba zu unterrichten und einen Film mit den Studierenden zu drehen. Dabei entstanden ist „Carnet de viaje“, ein filmischer Brief, der die ersten Schritte und Ergebnisse Kubas nach der Revolution unter Fidel Castro zeigt.

In 1960, Joris Ivens took up an invitation from the Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematográficos (ICAIC) to teach in Cuba and produce a film with the students. The result is “Travel Notebook”, a letter on film that shows Cuba’s first steps and achievements after the revolution led by Fidel Castro.

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Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

Produktion: CAPI Films, Paris


Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989 – Das Unmögliche zu filmen Retrospective: Joris Ivens 1898–1989 – to Film the Impossible

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Programm Programme Pierwsze Lata The First Years Joris Ivens

Bulgarien, CSSR, Polen 1949 / 35 mm, s/w, 99 min. Buch: Marion Michelle / Kamera: Zachari Shandov, Ivan Fric, Wladislaw Forbert Musik: Kan Kapr / Schnitt: Joris Ivens, Karel Hoeschl / Produktion: Bulgar Film, Sofia

Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

Statni Film, Prag / Wytwornia Filmów Dokumentalnych, Warschau

Anhand der Beispiele von Bulgarien, Tschechien und Polen skizziert Ivens in drei Episoden die Vorbereitung und den Wandel vom Kapitalismus zum Sozialismus sowie den Optimismus, der durch die sozialistischen Versprechen in der Bevölkerung hervorgerufen wurde.

Ivens uses the examples of Bulgaria, the Czech Republic and Poland to sketch three episodes showing the preparation for and transformations from capitalism to socialism, as well as the optimism that the socialist promises create in the population.

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Programm Programme Pour le mistral For the Mistral Joris Ivens Frankreich 1965 / 35 mm, Farbe und s/w, 30 min. Buch: Joris Ivens, René Guyonnet, Armand Gatti Kamera: André Dumaître, Pierre Lhomme, Gilbert Duhalde Musik: Luc Ferrari / Schnitt: Jean Ravel, Emmanuele Castro Produktion: Claude Nedjar, Centre Européen Radio-Cinéma-Télévision

Mit „Pour le mistral“ schafft es Ivens, mit kraftvollen Bildern, einer lebhaften Montage und einem poetischen Kommentar, den Wind für den Zuschauer auf der Leinwand sicht- und greifbar zu machen.

Une histoire du vent A Tale of the Wind Joris Ivens, Marceline Loridan-Ivens

In “For the Mistral”, Ivens manages to make the wind on the screen visible and tangible to the audience by means of powerful images, a lively montage and a poetic voice-over.

Frankreich 1988 / 35 mm, Farbe, 78 min. Buch: Joris Ivens, Marceline Loridan-Ivens, Elisabeth D. Kamera: Thierry Arbogast, Jacques Loiseleux / Musik: Michel Portal Schnitt: Geneviève Louveau / Produktion: CAPI Films / La Sept, Paris

In China gedreht, beschäftigt sich Ivens in seinem letzten Film wieder mit dem Wind. Er benutzt ihn als Metapher für die ständige Veränderung von Kultur und Gesellschaft sowie seiner eigenen, persönlichen Entwicklung.

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Ivens turns to the wind again in his last film, which was shot in China. He uses the wind as a metaphor for the constant changes in culture and society and his own personal development.


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Programm Programme Les aventures de Till l’Espiègle The Adventures of Till Eulenspiegel Gérard Philipe DDR, Frankreich 1956 / 35 mm, Farbe, 90 min. Kamera: Alain Douarinou, Christian Matras Musik: Georges Auric / Schnitt: Claude Nicole Produktion: DEFA, Les Films Ariane

Unter Philipp II. besetzen im 16. Jahrhundert spanische Truppen die Niederlande. Nachdem sein Vater gegen die Spanier aufbegehrte und dafür auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, tritt der Possenreißer Till Ulenspiegel dem Widerstand bei und wird ein mutiger und geschickter Kämpfer gegen die Besatzer.

VERGANGENES NEU ENTDECKEN ZUKUNFT FÖRDERN

In the 16th century, Spanish troops led by Philipp II occupy the Netherlands. When his father is burned at the stake for resisting the Spaniards, the trickster Till Ulenspiegel joins the resistance and becomes a brave and cunning fighter against the occupation forces.

Retrospektive: Joris Ivens 1898–1989

Buch: René Barjavel, Gérard Philipe, René Wheeler

Die DEFA-Stiftung erhält die Filme der DEFA und macht sie als Teil des nationalen Kulturerbes für die Öffentlichkeit nutzbar. Sie fördert die deutsche Filmkultur und Filmkunst.

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Sonderreihen Dokumentarfilm

Sonderreihen Dokumentarfilm Special Programmes Documentary Film


Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89. Danzig–Leipzig–Bukarest Special Programme Documentary Film: Transit ’89. Gdan´sk–Leipzig–Bucharest

Transit ’89. DANZIG–LEIPZIG–BUKAREST

GDAN´SK–LEIPZIG–BUCHAREST

von by Grit Lemke Das Jahr 1989 gilt als ‚annus mirabilis‘, als Jahr der Wunder, in den Medien gern auch als „Jubel-“ oder „Schicksalsjahr“ gefeiert. Die politischen Umbrüche, die das gesamte sozialistische Lager zum Einsturz brachten, werden in Deutschland vor allem mit dem Fall der Berliner Mauer assoziiert. Dieser gilt als das Symbol des Umsturzes und Wandels schlechthin. Zumindest in der deutschen Wahrnehmung scheint es eine Stunde Null zu geben, die alles in ein Davor und Danach einteilt. Wer genauer hinsieht, wird nicht nur viel Nachdenklichkeit finden, sondern auch eine Vielzahl unterschiedlicher Stimmen zum Jahr 1989. Allein die Frage, welches Datum man als feier- und welchen Ort man als eines Denkmals würdig erachtet und ob man von

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1989 is considered the ‘annus mirabilis’, the year of miracles. The media celebrate it as the “jubilee” year or the “fateful” one. In Germany, the political upheavals that led to the collapse of the socialist camp as a whole are primarily associated with the fall of the Berlin Wall. The Wall has become the symbol of upheaval and change par excellence. From the German point of view, at least, there seems to be a zero hour which divides everything into a before and an after. If you look more closely, though, there is a lot of reflection and a variety of different opinions on 1989. The question alone which date is worthy of celebration and which place worthy of a monument, or whether to speak of the ‘fall of the Wall’ or the ‘change’


reveals what a grim battle for symbols is raging and what identity-shaping powers the culture of history and memory has. Images, documentary ones in particular, are accorded the greatest importance here: what we can see must have happened this way. That is why we have been watching the same old scenes of Genscher, the then West German Foreign Minister, on the balcony of the embassy in Prague, people standing on the Wall, Trabant cars queuing up at the borders and eternal jubilation for months. The images do not lie. Yet what they are meant to say or suggest is not true. The epoch-making changes of the global political order were not the work of the Germans and the fall of the Berlin Wall only confirmed what had already been decided elsewhere – farther East. We could begin with the failed Hungarian Revolution of 1956 or with the bloody suppression of the Polish protests of December 1970, the Russian invasion after the Prague Spring in 1968 or the Czech Charter 77. The founding of Solidarnósc in 1980, at the latest, must have made us realise that the colossus was tottering. Something was moving, and this movement did not follow straight lines. There is the Hungarian path of a “revolution of normality” (György Konrad), which is the only one started, as it were, by the party leaders, which runs its course of economic reforms through the 1980s and slowly lets the country “seep out of the Bloc”, “without violence or the roar of arms”. There is the Round Table, which allowed Poland to assume a pioneering role and establish a much-imitated political model. There is the mass flight from the GDR, Monday prayers and demonstrations in Leipzig and ultimately the much-quoted fall of the Wall – which takes on quite a different meaning when seen from this perspective. Finally, Romania demonstrates how a revolution is completely ‘televised’ and ends in bloodshed (if only for this, the expression “peaceful revolution” is out of the question in the context of this film programme). The dissolution of multinational entities like the multi-ethnic states of the USSR in 1991 or Czechoslovakia in 1993 marks the preliminary end of the process, while the Balkan conflict continues throughout the 1990s. DOK Leipzig feels bound by tradition to open the “window on the world” and ask when and where resistance and social upheavals manifest themselves and how documentary and animated films – which seem destined to the task – actually reflect them. For a festival located in the city of the Monday demonstrations, where things like ‘revolution’, upheaval and change were experienced directly and are still alive in the spirit of the city, it is precisely that ‘moment of change’ that is interesting. When and where does it occur? (And why not now?) Can those directly involved comprehend it and can art – which documentary certainly is a part of – represent it at all? How spectacular and ‘photogenic’ must historic events be to engrave their images on the collective memory? How can we talk of change in more than the superficial before-after diagrams and hackneyed history book iconographies we have been bombarded with over the past few months?

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

‚Mauerfall‘ oder ‚Wende‘ spricht, fördert zutage, wie erbittert der Kampf um Symbole tobt und welch identitätsstiftende Wirkung der Geschichts- und Erinnerungskultur innewohnt. Dem Bild, zumal dem dokumentarischen, wird dabei größte Bedeutung beigemessen: Was wir sehen können, muss so gewesen sein. Deshalb sehen wir seit Monaten die immer gleichen Szenen von Genscher auf dem Balkon, Menschen auf der Mauer, Trabbischlangen an der Grenze und immerwährendem Jubel. Die Bilder lügen nicht. Und dennoch stimmt nicht, was sie sagen oder – suggerieren sollen. Die epochalen Veränderungen der globalen Ordnung sind kein Werk der Deutschen, und der Fall der Berliner Mauer bekräftigte nur, was anderswo – weiter östlich – schon entschieden war. Man könnte mit dem gescheiterten Volksaufstand 1956 in Ungarn beginnen oder mit der blutigen Niederschlagung der Dezemberunruhen in Polen 1970, mit der russischen Invasion nach dem Prager Frühling 1968 oder der Charta 77 in der SSR fortführen und müsste spätestens mit der Gründung von Solidarnósc 1980 konstatieren, wie ein Koloss ins Wanken gerät. Etwas ist in Bewegung und diese verläuft keineswegs geradlinig. Da ist der ungarische Weg einer „Revolution der Normalität“ (György Konrad), die als einzige quasi aus der Parteiführung heraus, mittels ökonomischer Reformen in den Achtzigern ihren Lauf nimmt und das Land „ohne Prügel und Waffengetöse“ langsam „dem Block entströmen“ lässt. Da ist der Runde Tisch, mit dem wiederum Polen eine Vorreiterrolle einnimmt und ein folgenreiches politisches Modell kreiert. Da ist eine Massenflucht aus der DDR, sind Montagsgebete und Demonstrationen in Leipzig und schließlich der viel beschworene Mauerfall – der sich aus dieser Perspektive gesehen schon anders ausnimmt. Schließlich zeigt Rumänien, wie eine Revolution vollständig ‚televised‘ wird und blutig endet (schon deshalb verbietet sich das Diktum von der „friedlichen Revolution“ im Zusammenhang mit dieser Filmreihe). Den vorläufigen Schlusspunkt setzen die Auflösungen multinationaler Gebilde wie die des Vielvölkerstaats UdSSR 1991 oder der CSSR 1993, während sich der Balkan-Konflikt durch die Neunziger zieht. DOK Leipzig sieht es gemäß seiner Tradition als Aufgabe an, das „Fenster zur Welt“ zu öffnen und zu fragen, wann und wo sich Widerstand und gesellschaftlicher Umbruch manifestierten und wie der Dokumentar- und Animationsfilm – die ja dazu berufen scheinen – dies tatsächlich reflektierten. Für ein Festival in der Stadt der Montagsdemonstrationen, wo so etwas wie ‚Revolution‘, Umbruch oder Wandel konkret erfahrbar war und im Geist der Stadt noch lebendig ist, scheint genau dieser ‚moment of change‘ interessant. Wann und wie ereignet er sich? (Und warum nicht jetzt?) Ist er den direkt Beteiligten greifbar und in der Kunst – als die man den Dokumentarfilm unbedingt verstehen muss – überhaupt darzustellen? Wie spektakulär und ‚fotogen‘ müssen historische Ereignisse sein, um sich als Bild in das kollektive Gedächtnis einzubrennen? Wie ist der Wandel jenseits platter Vorher-Nachher-Schemata und gängiger Geschichtsbuch-Ikonografien, mit denen wir in den letzten Monaten zugeschüttet wurden, zu erzählen?


Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89. Danzig–Leipzig–Bukarest Special Programme Documentary Film: Transit ’89. Gdan´sk–Leipzig–Bucharest

Die 15 zeitgenössischen Dokumentar- und Animationsfilme aus sechs ost- und mitteleuropäischen Ländern reflektieren theoretisch den gleichen Transformationsprozess. Dennoch begegnet uns eine erstaunliche Vielfalt nationaler Spezifika nicht nur in politischer, sondern auch in künstlerischer Hinsicht. Das Diktum vom Ost„block“ erweist sich einmal mehr als Schimäre. Die Filme erzählen von Demonstrationen, einem Streik, Gesprächen und Verhandlungen, Wahlkämpfen und Wahlen, Grenzübertritten, einer Abwicklung, dem Entstehen und dem Untergang politischer Parteien und Bewegungen. Ihre Protagonisten sind die Akteurinnen und Akteure der historischen Prozesse: Menschen auf der Straße und die, die ihnen als Polizisten gegenüber standen. Solche, die geschossen haben und solche, die es nicht taten. Befehlsgeber und Befehlsempfänger. Politische Führer und solche, die es werden wollten. Flüchtlinge, Arbeiter, die die Arbeit niederlegten und solche, denen sie genommen wurde. Kandidaten und Stimmvolk. Das Volk. Wenn es etwas gibt, das sie eint, dann vielleicht, dass sie ihr Schicksal in die eigenen Hände nahmen, zum Souverän ihrer Geschichte wurden. Daran muss man sich erinnern, gerade jetzt. Der Titel „Transit ’89. Danzig–Leipzig–Bukarest“ verweist auf einen Prozess, auf eine Bewegung in geografischer wie zeitlicher Hinsicht. Das Jahr 1989 wird dabei als Punkt auf einer Zeitachse gesehen, die hier vom Anfang der 1980er Jahre bis 1993, als der letzte Film der Reihe gedreht wurde, reicht. Eine Zeit des Nicht-Mehr und Noch-Nicht. Gemäß der Theorie des Ethnologen Victor Turner („Betwixt and between“) eine Phase des Übergangs, in der sich alles verkehrt, Demokratie und Gleichheit herrschen, ja nichts unmöglich scheint, bevor sich die Verhältnisse wieder ordnen und konsolidieren. Es ist immer auch eine Phase der Utopie und wirklichen Freiheit. Im Aufbau des Programms bildet Leipzig den Anfangsund Schlusspunkt. Es wird daran erinnert, dass es „Leipzig im Herbst“ war, das den Fall der Berliner Mauer erst möglich machte, und dass hier am Ende kein Gefühl des Sieges, sondern des Untergangs („Letztes Jahr Titanic“) vorherrschte. Kurt Masur, Leipziger Gewandhauskapellmeister und einer der wichtigsten Protagonisten der 1989er Ereignisse, antwortete auf die Einladung zu einer Kundgebung am 4. November 1989 in Berlin (also nach dem eigentlichen Umschwung, der – kaum jemand weiß es noch – am 9. Oktober in Leipzig stattgefunden hatte): Auf genehmigte Demos gehe er nicht, das sei ihm zu langweilig. Da hatte er Recht.

In theory, the 15 contemporary documentary and animated films from six Eastern and Central European countries reflect the same process of transformation. Nevertheless, they offer us an amazing variety of national specifics, not just on the political, but also on the artistic level. The term Eastern “Bloc” once more turns out to be a chimera. The films tell stories of demonstrations, a strike, talks and negotiations, election campaigns and elections, border crossings, a liquidation process, the emergence and downfall of political parties and movements. Their protagonists are the actors in the historic processes: the people in the streets and those who confronted them as police officers. People who fired guns and people who did not. Commanders and subordinates. Political leaders and those who aspired to lead. Refugees, workers who laid down their work and those whose work was taken away. Candidates and voters. The people. If there is anything they have in common, it is perhaps the fact that they took their fate into their own hands, became the sovereign of their own history. One must bear this in mind, especially nowadays. The title, “Transit ’89. Gdan´sk–Leipzig–Bucharest”, refers to a process, a geographical and temporal movement. The year 1989 is seen as a point on a time axis that in this case stretches from the early 1980s to 1993, when the last film in the programme was shot. A period of the no-longer and notyet. According to ethnologist Victor Turner’s theory (“Betwixt and Between”), it is a phase of transition in which everything is turned upside down, in which democracy and equality prevail, in which nothing seems impossible, before a new order is established and consolidated. It is always a phase of utopia and real freedom, too. Leipzig constitutes the starting and closing points of the programme structure. There is a reminder of the fact that it was “Leipzig in Autumn” which made the fall of the Berlin Wall possible in the first place, and that here the end was not dominated by a feeling of victory, but of doom (“Last Year Titanic”). Kurt Masur, principal conductor at the Leipzig Gewandhaus and one of the most important protagonists in the events of 1989, answered an invitation to a rally in Berlin on 4 November 1989 (after the real change had already taken place on 9 October in Leipzig – a fact not remembered by many): He never attended authorised rallies; they were too boring. He was right.

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„20 Jahre Demokratie im Film – 18 Filme aus fünf Ländern“ zum kostenlosen Streaming unter www.20years.org

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Eine Initiative der Festivals: One World Prag, One World Bratislava, Watch Docs Warschau, Verzio Budapest und DOK Leipzig


Freiheit Freedom

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Put The Way Stevan Zivkov Jugoslawien 1990 / 35 mm, s/w, 5 min. Buch: Stevan Zivkov / Produktion: Panfilm, Pancevo Kontakt: Stevan Zivkov, stevazikov@yahoo.com

That’s the way it goes with mass movements: one person leads, another follows, and soon everyone marches in step. What if the leader is blind? What if the path leads into the abyss? Never mind. Someone else is sure to turn up who will take the lead – and a new mass movement is born … Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

So ist das mit Massenbewegungen: Einer geht voran, einer folgt, und irgendwann marschieren alle hinterdrein. Und wenn der Führer blind ist? Und wenn es in den Abgrund geht? Egal, es wird sich schon wieder jemand finden, der sich an die Spitze setzt, und eine neue Massenbewegung entsteht …

Leipzig im Herbst Leipzig in Autumn Andreas Voigt, Gerd Kroske DDR 1989 / 35 mm, s/w, 53 min. Buch: Andreas Voigt, Gerd Kroske Kamera: Sebastian Richter Produktion: DEFA Studio für Dokumentarfilme Vertrieb: Progress Filmverleih Kontakt: Andreas Voigt, andreas.voigt@berlin.de

Am 9. Oktober 1989 entscheidet sich das Schicksal der DDR, als 70.000 Demonstranten 8.000 Einsatzkräften der Polizei, Kampfgruppen und Armee gegenüberstehen. Bis heute gilt es als „Wunder von Leipzig“, dass es nicht zum Blutvergießen kommt – der Wendepunkt der „friedlichen Revolution“. Voigt, Kroske und Richter zählen zu den ersten Filmemachern, die – zunächst ohne Auftrag und Genehmigung – die Ereignisse dokumentieren. Das Ergebnis nennen sie „ein Material“. Es reflektiert die Atemlosigkeit und Aufgeregtheit jener Tage und rekonstruiert die Vorgänge vom 9. Oktober aus verschiedenen Perspektiven: Demonstranten, Arbeiter, Vertreter des Neuen Forum, Theologen, Volkpolizisten und ihre Vorgesetzten, Straßenfeger, Häftlinge und Staatsfunktionäre, darunter Vertreter der legendären „Leipziger Sechs“. Ein Leipziger erklärt, was die Menschen auf die Straße trieb: „die ganzen Freiheiten eben“. Der Film wurde zum Dokument der „Wende“ schlechthin.

On 9 October 1989, the fate of the GDR is decided when 70,000 protesters face an 8,000-strong force made up of police, workers’ brigade groups and the army. People still call the fact that this did not end in bloodshed the “miracle of Leipzig”. It was the turning point in the “peaceful revolution”. Voigt, Kroske and Richter were among the first filmmakers to document the events – at first without orders or authorisation. They call the results “a material”. The film reflects the breathlessness and excitement of those days, reconstructing the events of 9 October from different perspectives: protesters, workers, representatives of the political movement Neues Forum, theologists, policemen and their superiors, street sweepers, prison inmates and state functionaries, including representatives of the legendary “Leipzig Six”. A Leipzig citizen explains what drove people out into the streets then: “all that freedom, that’s what it came down to.” This film became the document of German political change par excellence.

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Das Monument The Monument Klaus Georgi, Lutz Stützner DDR 1989 / 35 mm, Farbe, 4 min. Animation: Barbara Atanassow, Holger Havlicek Kamera: Helmut Krahnert Kontakt: Progress Film-Verleih GmbH, Immanuelkirchstraße 14, 10405 Berlin, Deutschland, +49-30-24 00 34 00, verleih@progress-film.de

Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

Der animierte Klassiker unter den ‚Wendefilmen‘. Nicht zuletzt steht er für eine Tradition des politischen Cartoons, die in Dresden zur Meisterschaft geführt wurde.

The animated classic among the ‘films of political change’, not least because it stands for a tradition of political cartoons which was taken to its highest level in Dresden.

Deutsch und Frei – Geschichten aus dem Weihnachtsland We Want to Be German and Free Thomas Grimm Deutschland 1990 / Beta SP (PAL), Farbe, 45 min. Kontakt: Thomas Grimm, Zeitzeugen TV, Liselotte-Hermann-Str. 33, 10407 Berlin, Deutschland, +49-30-4 49 63 30, info@zeitzeugen-tv.de

Die ersten freien Volkskammerwahlen 1990 in der ostdeutschen Provinz. Weit entfernt von Montagsdemonstrationen und großer Politik ertönen im Erzgebirge Parolen aus dem schwarz-rot-goldenen Trabant, symbolische Galgen werden errichtet und das Deutschlandlied geübt. Der Erzgebirgler darf endlich wählen: „Wohlstand für alle“ und „Miss Angelika“, die Wurzelkönigin. Gnadenlos montiert Thomas Grimm Bilder der Volkskammer- mit der Misswahl und zeigt, was Revolutionen auch sein können: peinlich. Bitterböse Satire auf die Freiheit im Gartenzwergformat.

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The first free parliament elections in the East German province in 1990: far away from Monday demonstrations and highlevel politics, in the Erzgebirge mountains political slogans waft from a black, red and gold Trabant car, symbolic gallows are built and the new national anthem “Deutschlandlied” is practised. At last the people of the Erzgebirge get to vote: for “Wealth for everyone” and “Miss Angelika”, the Root Queen. Thomas Grimm mercilessly intercuts images of the parliaments elections with images of a beauty competition to show what revolutions can also be: embarrassing. A scathing satire on freedom at the garden gnome level.


Streik Strike

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Robotnicy ’80 Workers ’80 Michal Bukojemski, Andrzej Chodakowski, Andrzej Zajaczkowski Polen 1980 / 35 mm, s/w, 94 min. Kontakt: Helena Dametka, Filmoteka Narodowa,

In Anlehnung und als Reminiszenz an Krzysztof Kieslowskis berühmte Bestandsaufnahme nach der blutigen Niederschlagung von Arbeiterprotesten 1970, „Robotnicy ’71“, dokumentiert „Robotnicy ’80“ die Geburtsstunde von Solidarnósc auf der Gdansker Lenin-Werft. Die Arbeiter, die ein Jahrzehnt zuvor zwar selbstbewusst, aber noch folgenlos, ihren Unwillen bekundeten, nehmen ihr Schicksal und das ihres Landes nun in die eigenen Hände. Unter der Führung des jungen Lech Walesa entzündet sich der Streik an der Entlassung der in letzter Zeit besonders durch den Schlöndorff-Film wieder erinnerten Anna Walentynowicz. Ein Expertenkomitee aus Warschauer Intellektuellen, geleitet von Tadeusz Mazowiecki, stellt sich an die Seite der Arbeiter. Die Filmemacher sind dabei, wenn Flugblätter gedruckt und verteilt werden, sich die Familien der Streikenden vor den Toren der Werft einfinden, man gemeinsam betet und der Dezember-Toten gedenkt oder die Nationalhymne singt, aber auch wenn das Streikkomitee erbitterte Verhandlungen mit Piotr Jagielski und anderen Parteioberen führt. Ein Meilenstein der Geschichte.

Modelled on and reminiscent of Krzysztof Kieslowski’s famous stocktaking after the bloody repression of workers’ protests in the 1970 “Robotnicy ’71”, “Robotnicy ’80” documents Solidarnósc’s hour of birth at the Gdan´sk Lenin shipyard. The workers who, one decade earlier, showed their displeasure confidently, but without consequences, now take their fate and that of their country into their own hands. The strike, lead by a young Lech Walesa, is triggered by the dismissal of Anna Walentynowicz, who was recently remembered in a film by Volker Schlöndorff. An expert committee of Warsaw intellectuals, lead by Tadeusz Mazowiecki, sides with the workers. The filmmakers are there when pamphlets are printed and distributed, when the strikers’ families gather in front of the shipyard gates to pray together, remember the victims of December or sing the national anthem, but also when the strike committee enters into embittered negotiations with Piotr Jagielski and other high-ranking party officials. A milestone in history.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

+48-22-8 26 40 51, helen@fn.org.pl


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Blut Blood Timisoara, decembrie 1989 Timisoara, December 1989 Ovidiu Bose Pastina Rumänien 1991–1993 / 35 mm, s/w, 81 min. Buch: Ovidiu Bose Pastina / Kamera: Doru Segall / Schnitt: Eugenia Ianculescu Produktion: Mihail Grigorio, Studioul Cinematographic Sahia Film Kontakt: Alina Salcudeanu, Romanian Film Centre, 4–6, Dem Dobrescu str.,

Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

010025 Bukarest, Rumänien, asalcudeanu@yahoo.com

Wenn der offizielle Sprachgebrauch in Deutschland die 1989er Ereignisse als „friedliche Revolution“ bezeichnet, macht dies leicht Vergessen, dass sie nicht überall ohne Blutvergießen, Gewalt und Todesopfer verliefen. In düster-surrealen, grobkörnigen Schwarz-Weiß-Bildern rekonstruiert Ovidiu Bose Pastina die Proteste, die in Rumänien den Ausschlag für den Kollaps des Systems gaben. Ähnlich wie in „Leipzig im Herbst“ kommen auch hier beide Seiten zu Wort: die Demonstranten und ihre Gegner auf Seiten der Polizei und des Militärs – die sich später gegen die kommunistische Führung stellten. Ärzte und Sanitäter berichten von der Bergung der Toten und Verletzten, Angehörige von Trauer und Schmerz. Auch hier reflektiert der Film ein Chaos, das im Nachhinein zum Wendepunkt der Geschichte werden sollte. Gleichzeitig ist er aber mehr Requiem und Meditation als Zeugnis. Dabei geht es um den Moment, in dem der Einzelne sich entscheiden muss – ohne zu wissen, wie die Geschichte ihn richten wird – und um den Preis der Freiheit.

Official language in Germany calls the events of 1989 a “peaceful revolution“, which makes us forget all too easily that it did not happen without bloodshed, violence and fatalities everywhere. Ovidiu Bose Pastina reconstructs the protests that triggered the collapse of the system in Romania in sombre, surreal, grainy black and white images. Like “Leipzig in Autumn”, the film lets both sides speak: the protesters and their opponents in the police and military forces – who later turned against the communist leaders. Doctors and paramedics talk about how they recovered the dead bodies and injured people; relatives tell of grief and pain. Here, too, the film reflects a chaos, which in hindsight was to become a turning point in history. At the same time, it is more of a requiem and a meditation than a testimony. It is about the moment when the individual must choose, not knowing how history will judge him or her, and about the price of freedom.

De Crâciun ne-am luat ratia de libertate On Christmas We Took our Liberty Portion Catalina Fernoaga, Cornel Mihalache Rumänien 1990 / 35 mm, Farbe, 18 min. Kontakt: Alina Salcudeanu, Romanian Film Centre, 4–6, Dem Dobrescu str., 010025 Bukarest, Rumänien, asalcudeanu@yahoo.com

Sind Bilder von Leichen das Futter der Revolution? Die Aufnahmen der Hinrichtung von Nicolae und Elena Ceausescu gingen im Dezember 1989 um die Welt. In den Sahia-Filmstudios in Bukarest gingen am 25. und 26. Dezember 1989 massenhaft Anrufe ein, die deren Ausstrahlung forderten oder ihre Echtheit anzweifelten und diskutierten. Der experimentelle Film versetzt die Original-Tonaufnahmen und teils bestürzenden Bilder in eine inszenierte Wirklichkeit, die immer neu aufgebrochen und in Frage gestellt wird. Ein Verwirrspiel mit der Authentizität.

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Are pictures of dead bodies the fodder of revolution? The pictures of the execution of Nicolae and Elena Ceausescu in December 1989 were broadcast across the globe. On 25 and 26 December 1989, the Sahia film studios in Bucharest received masses of calls demanding that they be broadcast, or else doubting and discussing their authenticity. This experimental film sets the original sound recordings and partly shocking images into a staged reality that is broken up and questioned repeatedly. A game of confusion with authenticity.


Richtungswechsel Shift in Direction

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Opowiesci okragłego stołu Stories from the Round Table Piotr Bikont, Leszek Dziumowicz Polen 1989 / Beta SP (PAL), Farbe, 56 min. Kamera: Piotr Bikont / Schnitt: Zenon Kraskiewicz, Waldemar Plocharski / Produktion: Video Studio Gdansk, Videonowa (Warschau) / Kontakt: Joann Pacana, Video Studio Gdansk, Grodzka 20, 80-841 Gdansk, Polen,

Schon 1981 begann das Video Studio Gdansk, unabhängig Filme zu produzieren – absolut undenkbar in den meisten Staaten des „Ostblocks“. Eng verbunden mit Solidarnósc begleiteten insbesondere die Videoaktivisten Bikont und Dziumowicz mit ihrer Kamera wichtige Stationen der gesellschaftlichen Entwicklung. Durch die illegale Verbreitung ihrer Werke wurden sie selbst zu einer wichtigen Größe des Protests. So waren sie auch dabei, als zwischen dem 6. Februar und 5. April 1989 die Gespräche zwischen der regierenden kommunistischen Führung, der Solidarnósc, der katholischen Kirche und anderer Gruppen stattfanden, die die polnische Gesellschaft und Osteuropa bis heute nachhaltig verändern sollten. Der Runde Tisch wurde schon bald zum Modell des Dialogs disparater gesellschaftlicher Kräfte und angewandter Demokratie. Der Film zeigt, wie mühsam – aber mitunter auch hochkomisch – es sein kann, wenn zwei Welten aufeinandertreffen: die der Apparatschiks, denen die Macht in den Fingern zerrinnt, und die der Opposition, die schon bald die höchsten Posten im Staat bekleiden wird – aber erst lernen muss, wie man die Mappe mit dem Logo richtig in die Kameras hält. Eine politische Komödie.

As early as 1981, the Video Studio Gdan´sk started to produce independent films – unthinkable in most states of the “Eastern Bloc”. Closely linked with Solidarnósc, the video activists Bikont and Dziumowicz documented important stations of political development with their cameras. They themselves became an important factor in the protests through the illegal distribution of their work, not least when they were present at the talks between the ruling communist leaders, Solidarnósc, the Catholic Church and other groups between 6 February and 5 April 1989, which resulted in a lasting change in Polish society and Eastern Europe. The Round Table was soon to become a model of dialogue between disparate social forces and of applied democracy. This film shows how arduous – and occasionally funny – it can be when two worlds collide: the apparatchiks, who see their power run through their fingers, and the opposition, who will soon hold the highest positions in the state – but must first learn how to display the folder with their logo on it to the camera the right way up. A political comedy.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

+48-58-301 55 24, asiap@videostudio.com.pl


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Wyjscie Exit Malgorzata Bienkowska Polen 1990 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 30 min. Kontakt: Documentary and Feature Films Studio,

Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

Warschau, festiwale@wfdif.com.pl

Nachdem in Polen schon weit vor dem Herbst 1989 eine politische Öffnung stattgefunden hatte – die viele DDR-Bürger mit großer Hoffnung verfolgten – wurde Warschau in diesem Jahr auch zum Schauplatz deutscher Geschichte. Es ist bisher kaum bekannt, dass ein Teil der Fluchtbewegung, die damals das Land erschütterte, sich nicht nach Budapest und Prag, sondern gen Warschau richtete. Auf abenteuerliche Weise kamen DDR-Bürger, teils zu Fuß, kilometerweit gelaufen, durchschwammen die Neiße und fanden Aufnahme in der Botschaft der Bundesrepublik in der polnischen Hauptstadt. Mit dem Film von Malgorzata Bienkowska, der 20 Jahre in den Regalen lag und erst kürzlich wiederentdeckt wurde, liegt ein berührendes Zeitdokument vor. Von den Strapazen und Aufregungen der Flucht sichtlich gekennzeichnet, erzählen die überwiegend jungen Leute von den Beweggründen, die DDR zu verlassen und den Erwartungen an die Zukunft. Was ist Heimat? Kann man sie einfach eintauschen?

anz dok leip 09-09

30.09.2009 11:07 Uhr

Filmförderung Baden-Württemberg

After Poland had gone through a political opening long before autumn 1989 – watched with great hope by many GDR citizens –, Warsaw became a place where German history took place in that year. Even today, it is a little known fact that some of the mass escapes that shook the GDR at the time were not moving towards Budapest and Prague, but towards Warsaw. People set out on dangerous journeys, some walking for miles, to swim across the river Neiße and be granted asylum at the embassy of the Federal Republic of Germany in the Polish capital. This film by Malgorzata Bienkowska, which was shelved for 20 years and only recently rediscovered, offers a moving document of the time. Visibly marked by the exertions and excitement of their flight, young people talk about their motives for leaving the GDR and their expectations of the future. What is a home country? Can you replace it just like that?

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MFG-GEFÖRDERTE FILME IM FESTIVALPROGRAMM DIE FRAU MIT DEN 5 ELEFANTEN VON VADIM JENDREYKO SCREENINGS: FR, 30.10. 20:00 CINESTAR 7 SA, 31.10. 17:00 CINESTAR 7 SO, 1.11. 20:00 SCHAUBÜHNE LINDENFELS

MFG BADEN-WÜRTTEMBERG FILMFÖRDERUNG BREITSCHEIDSTRASSE 4 (BOSCH-AREAL) 70174 STUTTGART TEL +49 ( 0)711 907 15- 400 FAX +49 ( 0)711 907 15- 450 filmfoerderung@mfg.de www.mfg-filmfoerderung.de

ÜBERALL NUR NICHT HIER VON TAMARA MILOSEVIC SCREENINGS: DO, 29.10. 14:00 CINESTAR 7 SA, 31.10. 19:30 CINESTAR 7


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Nationen Nations (Naj)teskoto The Hard(est) Afrodita Markovic Jugoslawien 1988 / 35 mm, s/w, 2:43 min. Animation: Afrodita Markovic / Kamera: Nenad Pukmajster Musik: Jordan Janevski / Produktion: Vardar Film Kontakt: Vesna Maslovarik, Macedonian Cinema

Der Dudelsack spielt auf, eine Gruppe von Tänzern vereint sich in schöner Harmonie zum Reigen. Wir sehen Details: Die Füße, das im Takt geschwenkte Tüchlein, ein perfekter Kreis von oben. Erst im Schlussbild enthüllt sich, was die Formation zusammenhielt … Bittere Parabel auf ein multiethnisches Gebilde, produziert in Mazedonien schon 1988 – als Jugoslawien noch scheinbar eins war.

The bagpipes are playing, a group of dancers gather in beautiful harmony to do a round dance. We see details: feet, the little handkerchief waving to the beat, a perfect circle from above. Only the final image reveals what kept the formation together … A bitter parable on a multiethnic structure, produced in Macedonia as early as 1988 – when Yugoslavia was still apparently united.

Zánik ceskoslovenska v parlamentu The End of Czechoslovakia as Seen from the Parliament Pavel Koutecký Tschechische Republik 1993 / Beta SP (PAL), Farbe, 75 min. Kontakt: AFIS, Pod Zvonarkou 10, 12000 Prag 2, Tschechische Republik, +420-222-56 14 10, fas@seznam.cz

Pavel Koutecký, der im letzten Jahr mit seinem posthum veröffentlichten Film „Obcan Havel“ Furore machte, dokumentiert hier der Auflösung der CSSR, die drei Jahre nach der „Samtenen Revolution“ in ihrer plötzlichen Abfertigung die Welt überraschte. Schon in diesem frühen Werk perfektioniert er mit seinem Kameramann Stano Slušný den beobachtenden, politischen Dokumentarfilm, dessen Tradition Karel Vachek mit seinen „Wahlverwandtschaften“ 1968 begründet hatte. Dabei geht es nicht um die große Geste und offizielle Rede der Politik, sondern um deren Inszenierung, das Ritual, das Detail. Der Film spielt ausschließlich im Parlament, der Welt der Politiker. Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, bei dem es kaum etwas zur Sache tut, welche Partei gerade spricht. Während im Sitzungssaal mit großen Worten und gespielten Emotionen das Schicksal des Landes entschieden wird, bleibt das Volk außen vor und darf nur durch die Scheiben des Parlamentsgebäudes Teil haben oder wenige Vertreter als Zuschauer in den Saal entsenden. Eine von ihnen fasst die Ereignisse schlüssig zusammen: „Wir sind Optimisten. Aber es wird ein schlimmes Ende nehmen.“

In this film Pavel Koutecký, who caused a sensation last year with his posthumously released “Citizen Havel”, documents the dissolution of the CSSR whose sudden liquidation, three years after the “Velvet Revolution”, surprised the world. Even in this early work, he and his cinematographer Stano Slušný are perfecting the observant political documentary whose tradition was established by Karel Vachek in his 1968 “Elective Affinities”. It is not about the grand gesture and official speeches of politics, but about how it is staged, the ritual, the detail. The film is set exclusively in parliament, the politicians’ world. A fair of vanities where it hardly matters which party holds the microphone. While the fate of the country is being decided with grand words and feigned emotions in the assembly hall, the people stay outside and are only allowed to participate through the windowpanes of the parliamentary building or to send a few representatives into the hall. One of them summarises events conclusively: “We are optimists. But things will end badly.”

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Information Center, vesnam@maccinema.com


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Abwicklung Liquidation

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Hagyaték The Heritage Kati Macskássy Ungarn 1990 / 35 mm, Farbe, 2 min. Kamera: Erno Haeseler, György Varga Musik: Pál Palásti / Schnitt: Magda Hap Produktion: Borbála Mezei, Pannoniafilm Kontakt: Csilla Csöregh, Mokép-Pannónia, cs.csilla@mokep.hu

Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

Ein metaphorisches Situationsbild: Der Plunder des Systemwechsels fällt aus einer Handtasche und endet im Müllauto.

A metaphorical image of the state of things: the baubles of system change drop out of a handbag and end up in a garbage truck.

Szoritásban In a Vice Tamás Almási Ungarn 1987 / 35 mm, s/w, 84 min. Buch: Tamás Almási Produktion: Hungarofilm, Budapest Kontakt: Annamária Basa, Magyar Filmunió, Városligeti fasor 38, 1068 Budapest, Ungarn, +36-1-3 51 77 60, annamaria.basa@filmunio.hu, filmunio@filmunio.hu

Kaum ein anderer Filmemacher hat die sozialen Verwerfungen gesellschaftlichen Wandels so akribisch und schonungslos verfolgt wie Tamás Almási. Hier begleitet er die Umgestaltung eines einst ruhmreichen, nun aber hoffnungslos veralteten Stahlwerks nach marktwirtschaftlichen Kriterien. Arbeiter werden entlassen und müssen sich außerhalb der Heimat ein neues Auskommen suchen, ein Manager wird in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, ein neuer kommt. Es scheint kaum vorstellbar, dass sich das alles von April bis August 1987 abspielte: der ungarische „Weg der Erneuerung“. Heute erscheint er wie eine gespenstische Vorwegnahme der Entwicklungen in anderen „Ostblock“-Ländern – und erinnert daran, dass das Ende des Sozialismus mit dem der Industriegesellschaft zusammenfällt.

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There is hardly a filmmaker who has followed the social shifts of civic change as closely and as unsparingly as Tamás Almási. In this film, he documents the transformation of a formerly glorious but now hopelessly outdated steel mill as market economic criteria would have it. Workers are made redundant and must try to earn their living abroad, a manager is sent into early retirement and a new one arrives. It seems hard to imagine that all this took place from April to August 1987: the Hungarian “path of renewal”. Today it looks like a ghastly anticipation of developments in other “Eastern Bloc” states – and reminds us that the end of socialism coincides with the one of the industrial society.


Übergang Transition

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Sitis Sitis Rainer Schade DDR 1989 / 35 mm, 11 min. Produktion: DEFA-Studion für Trickfilme Kontakt: Progress Film-Verleih GmbH, Immanuelkirchstraße 14, 10405 Berlin, Deutschland,

Ein Mann wird an einer Mauer geboren und verbringt sein Leben im verzweifelten Sehnen, sie zu durchbrechen. Was ihm schließlich gelingt, doch die Landschaft auf der anderen Seite ist nicht die erwartete … Die vor dem Mauerfall entstandene Arbeit des Leipziger Filmemachers, Cartoonisten und DesignProfessors Rainer Schade antwortet auf die Euphorie mit einer düsteren Parabel.

A man is born near a wall and desperately longs to break through it all his life. He succeeds at last, but the landscape on the other side is not what he expected … This dark parable, completed before the wall came down, is Leipzig-based filmmaker, cartoonist and design professor Rainer Schade’s response to the euphoria of 1989.

Letztes Jahr Titanic Last Year Titanic Andreas Voigt Deutschland 1990, 1991 / Beta DIGITAL (PAL), 101 min. Buch: Andreas Voigt, Sebastian Richter Kamera: Sebastian Richter / Schnitt: Angela Wendt Produktion: DEFA-Studio für Dokumentarfilme Vertrieb: defa-spektrum GmbH Kontakt: Andreas Voigt, andreas.voigt@berlin.de

Andreas Voigt, der die Leipziger Demos direkt mit der Kamera begleitet hatte, schuf später einen ganzen Leipzig-Zyklus. „Letztes Jahr Titanic“ folgt einer Journalistin, einem Arbeiter, einem Red-Skin, einer Schülerin und einer Kneipenwirtin im letzten Jahr der DDR und ersten des vereinigten Deutschlands. Sie bewegen sich in einer surrealen Szenerie des Nicht-Mehr und Noch-Nicht, da politische Parolen in Saufgesängen münden, Sex-Parteien sich zur Wahl rüsten, Goldgräber von West nach Ost unterwegs sind und alle denken, aufbrechen zu müssen. In dieser Zeit sind alle gleich, auch jene vor und hinter der Kamera: Industriebetriebe werden ebenso dichtgemacht wie die DEFA. Unsicherheit, Verbitterung und Ängste, Ironie und Galgenhumor, Alltag und ein allgegenwärtiges karnevaleskes Element, verbunden mit dem Bild vom letzten Tanz auf dem sinkenden Schiff.

Andreas Voigt, who directly documented the Leipzig demonstrations with his camera, later created a whole Leipzig cycle of works. “Last Year Titanic” follows a journalist, a worker, a Red Skin, a high school student and a pub owner through the last year of the GDR and the first year in reunited Germany. They move in a surreal scenery of no-more and not-yet, as political slogans fade into drinking songs, sex parties prepare for the elections, gold diggers are on the move from West to East and everyone feels obliged to leave. It is a period when all are equal, including those in front of and behind the camera: industrial plants and the DEFA are equally closed down. Insecurity, bitterness and fears, irony and gallows humour, everyday life and an all-pervading touch of carnival, combined with the image of the last dance on a sinking ship.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Transit ’89.

+49-30-24 00 34 00, verleih@progress-film.de


Sonderreihe Dokumentarfilm: T.I.A. – This is Africa

Sonderreihe Dokumentarfilm: T.I.A. – This is Africa Special Programme Documentary Film: T.I.A. – This is Africa

von by Matthias Heeder

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Now is the time to recall a sad truth: the freedom of the audience with regard to images and sounds has been completely eliminated by the logic of merchandise management. We are taken by the hand while dictatorial commentaries guide us through carpets of images, whose individual elements have been robbed of all mystery and suspense: His Master’s Voice. The various television formats – magazines, documentaries, news, talk shows – present easily digestible, standardised reality bites, whose components seep into our judgement, relationships and perceptions of our social environment as imperceptibly as the food industry’s nanoparticles seep into our bodies. As a result, we move in a dense cloud of images and sounds, constantly enriched by advertising, information, pleasure and entertainment, through which we breathe, hear and see the world. Or imagine we hear. Imagine we see. Imagine we understand. News from Africa obviously has it tough in this context. As tough as the refugees from this continent, who are intercepted, frisked and sent back. Consequently, good news from the black continent is rare. There is no lack of bad news, though – news of starvation, AIDS, murderous civil wars and drowned refugees whose bodies are washed ashore on the vacation beaches of the Canary Islands. “T.I.A. – This Is Africa”, our idea of Africa. This expression, invented in the Hollywood blockbuster “The Blood Diamond”, sums up the whole arsenal of Western prejudices about Africa, only to release them back as murderous action movie props into our cinemas, where another cornerstone of our perception is laid. In a special programme of African documentary films, DOK Leipzig explores this issue and turns it upside down, offering African filmmakers a forum where they can confront us with their own perspectives on the very diverse cultural, ethnic and social realities of African nations. This revives an old tradition of the festival, which looks back, though under different circumstances, on a long history of cooperation with filmmakers from Africa, Asia and Latin America. The history of African cinema is comparatively recent. It emerged during the struggles for African independence in the 1950s and 60s. The early filmmakers saw their films as political weapons and expressions of the former colonies’ new self-confidence. Their generation wanted to restore the people’s faith in their power after centuries of colonial oppression and to show Africa as the ideal of a more equal society. By the time Apartheid in South Africa ended and the Nigerian video industry boom took hold, however, African filmmakers had developed a whole new understanding of themselves. They do not so much care for the grand political design as for the development of their own cultural-aesthetical appropriation of an undeniably disparate social reality. As a result, they focus more on issues of responsibility, which are inevitably tied to issues of identity at the breaking points between tradition and modernity.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: T.I.A. – This is Africa

Es gilt dieser Tage an eine traurige Wahrheit zu erinnern: In Bezug auf Bilder und Töne hat die Logik der Warenwirtschaft zu einer gründlichen Beseitigung der Freiheit des Zuschauers geführt. Er wird an die Hand genommen und von einem gebieterischen Kommentar durch Bilderteppiche geleitet, deren einzelnen Elemente jedes Geheimnisses und aller Spannung beraubt sind. His Master’s Voice. Die verschiedenen Formate des Fernsehens – Magazine, Dokumentationen, Nachrichten, Talkshows – präsentieren eine leicht verdauliche, standardisierte Häppchen-Wirklichkeit, deren Versatzstücke so unbemerkt in unsere Urteile, Beziehungen und Wahrnehmungen des Sozialen einsickern wie die Nano-Partikel der Lebensmittelindustrie in unsere Körper. In der Folge bewegen wir uns in einer dichten Wolke von Bildern und Tönen, die unentwegt durch Werbung, Information, Vergnügen und Unterhaltung angereichert wird und durch die wir atmen, hören und die Welt sehen. Oder glauben zu hören. Glauben zu sehen. Glauben zu verstehen. Es ist naheliegend, dass es Nachrichten aus Afrika in diesem Kontext schwer haben. So schwer wie die Flüchtlinge von diesem Kontinent, die abgefangen, durchsucht und zurückgeschickt werden. Und so sind die guten Nachrichten vom schwarzen Kontinent rar. An schlechten dagegen herrscht kein Mangel – Nachrichten von Hunger, von Aids, mörderischen Bürgerkriegen und ertrunkenen Flüchtlingen, deren Leichen an die Urlaubsstrände der Kanarischen Inseln gespült werden. „T.I.A. – This is Africa“, unser Bild von Afrika. Diese Wortschöpfung aus dem Hollywood Blockbuster „Blood Diamond“ fasst das ganze Arsenal der westlichen Vorurteile über Afrika zusammen, um sie gleichzeitig wieder als mörderisches ActionDekor in die Kinos zu bringen, wo eine weitere Stellschraube unserer Wahrnehmung festgezogen wird. Mit einem Sonderprogramm über den afrikanischen Dokumentarfilm greift DOK Leipzig diese Setzung auf – und verkehrt sie in ihr Gegenteil, indem wir afrikanischen Filmemachern ein Forum bieten, uns mit ihrer Sicht auf die jeweils sehr unterschiedlichen kulturellen, ethnischen und gesellschaftlichen Wirklichkeiten der afrikanischen Nationen zu konfrontieren. Damit knüpfen wir an eine alte Tradition des Festivals an, das – wenn auch unter anderen Vorzeichen als heute – auf eine lange Geschichte der Zusammenarbeit mit den Filmschaffenden Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zurückblickt. Die Geschichte des afrikanischen Kinos ist relativ jung. Seine Entstehung fällt in die Zeit der Kämpfe um die afrikanische Unabhängigkeit in den 1950er und 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die frühen Filmemacher verstanden ihre Filme als politische Waffe und als Ausdruck des neuen Selbstbewusstseins der ehemaligen Kolonien. Dieser Generation ging es darum, den Menschen nach Jahrhunderten der kolonialen Unterdrückung den Glauben an ihre Stärke zurückzugeben und Afrika als Idee einer gerechteren Gesellschaft zu vermitteln. Spätestens mit dem Ende der Apartheid in Südafrika und dem Boom der nigerianischen Videoindustrie


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Sonderreihe Dokumentarfilm: T.I.A. – This is Africa Special Programme Documentary Film: T.I.A. – This is Africa

aber haben afrikanische Filmemacher zu einem völlig neuen Selbstverständnis gefunden. Es geht ihnen weniger um den großen politischen Entwurf, als um die Entwicklung einer eigenen kulturell-ästhetischen Aneignung von sozialer Wirklichkeit, die unbestreitbar disparat ist. Verstärkt rücken deshalb Fragen nach der eigenen Verantwortung in den Vordergrund, die notwendigerweise mit Fragen der Identität an den Bruchstellen von Tradition und Moderne verbunden sind. Aber der afrikanische Film steht von seinen Anfängen bis heute vor einem grundsätzlichem Dilemma, da er in erster Linie durch das Geld der ehemaligen Kolonialmächte ermöglicht wird – Frankreich und Belgien unterstützen traditionell die frankophonen ehemaligen Kolonien, England, wenn kulturpolitisch auch weniger offensiv, die anglophonen Länder, Portugal seine ehemaligen Besitzungen Angola und Mosambik. Insofern ist das afrikanische Kino in vieler Hinsicht mit globalen Kontexten verwoben: von der Ausbildung seiner Regisseure im Ausland, über Finanzierung und Produktionspersonal (Kamera, Technik, Postproduktion) bis zur Rezeption werden die Grenzen der Kontinente überschritten. Das wirft Fragen nach der Authentizität und Identität im afrikanischen Kino auf: Was verstehen wir unter afrikanischem Film? Was die afrikanischen Filmemacher? Gibt es Charakteristika, die einen Film zu einem afrikanischen machen? Kann sich das afrikanische Kino nur im Gegensatz zu anderen Kinokulturen definieren oder existieren explizit afrikanische Dramaturgien, Bildsprachen und Erzählweisen? Und ist der afrikanische Film – nicht zuletzt auf Grund seiner außer-afrikanischen Finanzierung – nicht auch immer ein Projekt, das den Erwartungen europäischer Kultur-Institutionen wie Filmförderer oder Film-Festivals zu entsprechen hat? Die Sonderreihe „T.I.A – This is Africa“ geht diesen Fragen in einem breit angelegten Programm nach, das 20 Dokumentar- und Animationsfilme aus elf verschiedenen Ländern südlich der Sahara vorstellt. Hierbei sind die künstlerischen Handschriften so unterschiedlich wie die kulturellen und sozialen Kontexte ihrer Entstehung. Insofern existiert kein Unterschied zwischen einem afrikanischen und einem europäischen Filmemacher – außer in dem Zugang zu Produktionsmitteln. Idrissa Ouedraogo, Regisseur aus Burkina Faso, fasst diese universelle Gültigkeit künstlerischen Arbeitens in dem schlichten Hinweis zusammen: „Das afrikanische Kino gibt es nicht. Unser Kampf als afrikanische Filmemacher besteht darin zu beweisen, dass wir uns von Euch nicht mehr unterscheiden als Ihr Euch von uns: Der einzige Unterschied ist ein ökonomischer.“

African cinema, however, has been facing a fundamental dilemma from its very beginnings, because it is made possible primarily with money from the former colonial powers – France and Belgium traditionally support the former francophonic colonies, England, though less aggressive in its cultural policies, the anglophonic countries and Portugal its former colonies of Angola and Mozambique. In this sense, African cinema has multiple links to global contexts: continental borders are crossed, whether in the training of filmmakers abroad, in financing, production crews (camera, technicians, post-production) or in its reception. This raises questions regarding the authenticity and identity of African cinema: what do we mean by African cinema? What do the African filmmakers mean? Are there specific qualities that make a film African? Can African cinema define itself only in opposition to other cinema cultures or are there any explicitly African plots, visual languages and narrative styles? And isn’t African cinema – not least because of its nonAfrican funding – always a project that must conform to the expectations of European cultural institutions like film funding institutes or film festivals? The special programme “T.I.A. – This Is Africa” explores these issues in a broad line-up presenting 20 documentary and animated films from 11 sub-Saharan countries. Their artistic styles are as diverse as their cultural and social production contexts. In that sense, there is no difference between an African and a European filmmaker – except in terms of access to means of production. Idrissa Ouedraogo, a director from Burkina Faso, sums up this universal validity of artistic production in a simple remark: “There is no such thing as African cinema. Our struggle as African filmmakers consists in proving that we are no more different from you than you are from us: the only difference is economic.”

DOK Leipzig dankt der Deutschen Welle (www.dw-world.de/afrika) für die intensive Berichterstattung über „T.I.A. – This is Africa“.

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Fluchtversuche Attempts to Escape

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Le cri de la mer The Call of the Sea Aïcha Thiam Senegal, Belgien 2008 / DVCam PAL, Farbe, 26 min. Buch, Musik: Aïcha Thiam / Kamera: Momar Ndiaye Schnitt: Aïcha Thiam, Cyriacque Ndi Produktion: CIRTEF, RTS1 Kontakt: Aïcha Thiam, BP 7888, Dakar, Senegal,

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+221-77-5 33 80 49, thiamaicha@hotmail.com

Unzählige Afrikaner sterben Tag für Tag bei dem Versuch, illegal über den Atlantik nach Europa zu flüchten. Sie kommen aus dem Tschad, Burkina Faso, Benin, Niger oder dem Senegal – so wie Bayam Dioufs einziger Sohn, der auf der Überfahrt nach den Kanarischen Inseln ums Leben kam. Seit diesem tragischen Ereignis arbeitet sie in einem Kollektiv gegen illegale Auswanderung, in dem sich 350 Familien des Dorfes Thiaroye zusammengeschlossen haben. Jede von ihnen hat ein Opfer unter den Bootsflüchtlingen zu beklagen. Ihr Ziel: Die jungen Menschen davon abhalten, nach Europa zu gehen. Vor einigen Jahren noch war Thiaroye ein Fischerort, der vom Reichtum des Meeres leben konnte. Doch seit die Regierung Fanglizenzen an die EU verkauft hat, deren Trawler die Fischgründe mit riesigen Schleppnetzen plündern, ist der Fisch knapp geworden. Was also bleibt ihnen außer der Emigration?

Countless Africans die every day in the illegal attempt to reach Europe across the Atlantic. They come from Chad, Burkina Faso, Benin, Niger or Senegal – just like Bayam Diouf’s only son, who died during the crossing to the Canary Islands. She has been working in a collective against illegal emigration formed by 350 families of the village of Thiaroye ever since that tragic event. Every one of them mourns a victim among the boat people. Their goal: to keep young people from going to Europe. A few years ago, Thiaroye was a fishing village living off the wealth of the sea. But fish has become scarce since the government sold fishing licences to the EU, whose trawlers plunder the fishing grounds with huge dragnets. What option do they have but to emigrate?

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Pour le meilleur et pour l’oignon! For the Best and for the Onion! Sani Elhadj Magori Frankreich, Niger 2008 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 52 min. Buch: Sani Elhadj Magori / Kamera: Malam Saguirou, Salissou Rabé / Schnitt: François Pit Produktion: Magali Chirouze, Adalios Koproduktion: Malam Saguirou, Dangarama Kontakt: Magali Chirouze, Adalios, Le Village, 07170 Lussas, Frankreich,

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+33-4-75 94 57 10, adalios@adalios.com

Eine Zwiebel, die berühmte violette Galmi, ist Nigers begehrtestes Exportgut und bestimmt das Leben der Bauern von Galmi. Deren Schicksal hängt von einer guten Ernte ab und dem Preis, den der Markt hergibt. Aber das ist nicht das einzige Problem von Yaro, dem Protagonisten dieses wunderbar erzählten Films über die Unwägbarkeiten des Lebens. Seit zwei Jahren schon will seine Tochter heiraten, aber die Aussteuer, insbesondere das Ehebett, ist teuer, und er hatte zu wenig Zwiebeln angebaut. Dieses Jahr muss es klappen. Yaro weitet die Anbaufläche aus, doch verkauft er seine Ernte zu spät. Die Preise sind gefallen, und er verdient weit weniger als erhofft. Geheiratet wird trotzdem – und das Ehebett, das niemand braucht, weil das junge Paar sein Glück in der Stadt sucht, bleibt verwaist zurück.

An onion, the famous Violet de Galmi, is Niger’s most soughtafter export and dominates the lives of the farmers of Galmi. Their fate depends on a good harvest and the price the market is willing to pay. This is not Yaro’s only problem, though. He is the protagonist of this beautifully narrated film about the imponderabilities of life. For two years now his daughter has wanted to get married, but the dowry, especially the marital bed, is expensive and he had not planted enough onions. But things are bound to work out this year. Yaro expands his cultivated area, but then sells his harvest too late. Prices have fallen and he earns far less than he had hoped for. The marriage takes place anyway; and the marital bed, which nobody needs because the young couple is trying their luck in the city, is left behind.


Vom Leben in den Städten City Life

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Hóspedes da noite Night Lodgers Licínio Azevedo Mosambik 2007 / Beta SP (PAL), Farbe, 53 min. Buch: Licínio Azevedo / Kamera: Karl de Sousa / Musik: Chico António Schnitt: Orlando Mesquita / Produktion: Camilo de Sousa, Ebano Multimedia Vertrieb: Marfilmes / Kontakt: Marfilmes, Av. Duque de Lulé 79 R/C Dto. A, 1200-088 Lissabon, Portugal, +351-21-3 14 03 39

Bis zum Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft 1975 war das Grand Hotel in Beira das größte Hotel in ganz Mosambik. Ein mondäner Prachtschuppen nur für Weiße mit 350 Zimmern, luxuriösen Suiten, einem Swimmingpool in Olympia-Ausmaßen, feinster Küche und einer Heerschar schwarzer Bediensteter. Heute liegt dieses stolze Symbol des Kolonialismus in Trümmern – und erfüllt doch seinen ursprünglichen Zweck: 3.500 Menschen leben in den alten Hotelzimmern, auf den Fluren, im Foyer und den ehemaligen Service-Bereichen. Es gibt keinen Strom, kein Wasser, keine Müllabfuhr. Und trotzdem: von Traurigkeit keine Spur.

Until the end of the Portuguese colonial rule in 1975, the Beira Grand Hotel was the biggest hotel in Mozambique – a glamorous, whites only, 350-room palace boasting luxury suites, an Olympic-sized swimming pool, gourmet cuisine and a host of black servants. Today this proud symbol of colonialism lies in ruins, while still serving its original purpose: 3,500 people live in the old hotel rooms, corridors, foyer and former service tract. There is no electricity, no water, no waste disposal. But for all that, there is no sign of sadness.

La robe du temps The Gown of Time Malam Saguirou Niger, Frankreich 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 52 min. Kamera: Malam Saguirou, Salissou Rabé, Issoufou Magaji / Schnitt: François Pit Produktion: Magali Chirouze, Adalios / Koproduktion: Malam Saguirou Kontakt: Magali Chirouze, Adalios, Le Village, 07170 Lussas, Frankreich, +33-4-75 94 57 10, adalios@adalios.com

Den Originaltitel dieses Films schlicht als ‚Zeitgeist‘ zu übersetzen, wäre vermessen angesichts der Situation, die Ousseini vorfindet, als er zum Oberhaupt der traditionellen Bruderschaft der Schlachter von Zinder, der Hauptstadt Nigers, gewählt wird. Und doch: Ousseini ist jung und strebt nach Veränderungen. Sein Plan ist einfach – Ausweitung der Fleischproduktion für den Export. Doch der Hindernisse sind viele, und so scheint ‚im Gewand der Zeit‘ die treffendere Übersetzung, auch wenn dieses Gewand in manchen Situationen zu eng für Ousseinis Ambitionen scheint.

Translating the original title of this film simply as ‘Zeitgeist’ would be presumptuous in view of the situation Ousseini faces when he is elected head of the traditional brotherhood of butchers of Zinder, the capital of Niger. And yet: Ousseini is young and ambitious to effect some changes. His plan is simple – expanding the production of meat for export. But there are many obstacles and so ‘the gown of time’, after all, seems to be the better translation, even if this gown sometimes seems too tight for Ousseini’s ambitions.

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marfilmes@netcabo.pt


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Magische Augenblicke Magic Moments

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Le boxeur aux gants rouges The Boxer with the Red Gloves Ghislain El Magambo Gulda, Douglas Nt Kongo 2007 / Mini-DV PAL, Farbe, 10 min. Produktion: Ghislain El Magambo Gulda, Douglas Nt Kamera: Ghislain El Magambo Gulda / Schnitt: Douglas Nt Vertrieb: Vicanos Club / Kontakt: Vicanos Club, Av. Femmes Katangaises, 5, Lubumbashi, Kongo,

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vicanosclub@yahoo.fr

Ein Boxer bereitet sich auf seinen Kampf vor. Ein religiöses Ritual, ausgeführt von einem Heiler im Halbdunkel eines magischen Raums. Weiß geschminkte Körper und Gesichter. Die offene Hand des Mannes über der Flamme einer Kerze, Fetische an seinem Arm. Rhythmische Beschwörungsformeln wechseln sich ab mit Anweisungen für den Kampf. Ein Junge mit riesigen Augen im weißen Gesicht und einem Bündel brennender Kerzen in den Händen. Ein kleiner Dämon, der stöhnt und knurrt. Der Kämpfer antwortet. Er ist bereit.

A boxer is preparing for a fight. A religious ritual executed by a healer in the semi-darkness of a magic room. Bodies and faces painted white. A man’s open hand over a candle flame, fetishes tied to his arm. Rhythmic invocations alternate with instructions for the match. A boy with huge eyes in a white face holding a bundle of burning candles in his hands. A little demon groans and growls. The fighter responds. He is ready.

Ngwenya, o crocodilo Ngwenya, the Crocodile Isabel Noronha Mosambik 2007 / Beta SP (PAL), Farbe, 90 min. Buch: Isabel Noronha / Kamera: Karl de Sousa, João Costa Musik: Chico Antonio Amavel / Schnitt: José Nascimento Produktion, Vertrieb: Camilo de Sousa, Ebano Multimedia Kontakt: Camilo de Sousa, Ebano Multimedia, Rua Doutor Almeida Ribeiro 58, 1100 Maputo, Mosambik, +258-1-21 32 78 48, ebano@tropical.co.mz

Malangatana Valente Ngwenya ist einer der kreativsten und subversivsten Maler Afrikas. Die Geschichten, Mythen und Zeremonien seines Volkes sind seine Wurzeln – in den von Dämonen und Geistern beherrschten Bildern werden sie sichtbar. Eines Tages, so sagt Ngwenya, werde er all dies erklären. Isabelle Noronha folgt diesem Versprechen und entführt uns mit ihrem Film in das magische Bilderuniversum eines großen Künstlers und die spirituelle Tiefe afrikanischen Denkens.

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Malangatana Valente Ngwenya is one of Africa’s most creative and subversive painters. His roots are the stories, myths and ceremonies of his people – which become visible in his paintings full of demons and spirits. One day, Ngwenya says, he will explain it all. Isabelle Noronha follows this promise in her film and takes us into a great artist’s magical visual universe and the spiritual depth of African thinking.


Frauenbilder The Women’s Quest

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La femme porte l’Afrique It’s Women Who Carry Africa Idriss Diabaté Elfenbeinküste, Frankreich 2009 / DVCam PAL, Farbe, 52 min. Buch: Idriss Diabaté / Kamera: Alain Amonthet, Idriss Diabaté Schnitt: Constance Ryder / Produktion: La Seine TV, Dja-Com Production, Canal France international / Kontakt: Dja-Com Production,

In ihrem Film über die Situation und die Rolle der Frauen in Afrika zu Beginn des dritten Jahrtausends porträtiert Idriss Diabaté fünf Mütter in Burkina Faso und der Elfenbeiküste, die auf sich allein gestellt hart arbeiten müssen, um ihre Familie zu ernähren. Sie hätte ihren Film auch ‚Schrei der Verzweiflung‘ nennen können, stellt die junge Regisseurin konsterniert fest. „Aber so wie die Sonne auch über dem entlegensten afrikanischen Dorf aufgeht, wird die gegenwärtige Finsternis durch die Kraft der Frauen überwunden werden und einem neuen Tag weichen.“ Das jedenfalls ist der Grund, warum sie Filme macht.

In this film about the situation and role of women in Africa at the beginning of the third millennium, Idriss Diabaté portrays five single mothers in Burkina Faso and Côte d’Ivoire who have to work hard to feed their families. She might as well have called her film ‘Cry of Desperation’, the young director remarks with consternation. “But just as the sun rises even over the most remote African village, the present darkness will be overcome by the women’s power and give way to a new day.” That is the reason she is making films anyway.

Yandé Codou, la griotte de Senghor Yandé Codou, the Griot of Senghor Angèle Diabang Brener Senegal 2008 / DVCam PAL, Farbe, 52 min. Buch: Angèle Diabang Brener / Kamera: Florian Bouchet, Fabacary Assymby Coly Musik: Yandé Codou Sène, Wasis Diop, Youssou N’Dour / Schnitt: Yannick Leroy Produktion, Vertrieb: Angèle Diabang Brener, Karoninka Koproduktion: Dorine Rurashitse, Africalia Kontakt: Angèle Diabang Brener, Karoninka, BP 29740 Dakar-Yoff, Senegal, +33-6-22 49 61 51, karoninkaprod@yahoo.fr / www.karoninka.com

Yandé Codou Sène ist eine der letzten großen Sängerinnen der traditionellen senegalesischen Sérère-Dichtung. Zweifellos eine prätentiöse Diva, die es der Regisseurin Angèle Diabang Brener nicht immer leicht macht, an ihrem Leben teilzuhaben. Doch ist Yandé Codous Einfluss auf den legendären Staatsgründer, Präsidenten und Dichter Léopold Sédar Senghor so überwältigend, dass die Geschichte Senegals nicht erzählt werden kann, ohne auch von ihr zu sprechen – von Queen Yandé.

Yandé Codou Sène is one of the last great singers of traditional Senegalese Sérère poetry. There can be no doubt that she is a pretentious diva who does not always make it easy for director Angèle Diabang Brener to take part in her life. But Yandé Codou’s influence on the legendary founder of the state, president and poet Léopold Sédar Senghor, is so overwhelming that the history of Senegal cannot be told without mentioning her – Queen Yandé.

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106, rue Ordener, 75018 Paris, Frankreich, d.massai@yahoo.fr


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Kurzfilme Just Shorts

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Polo Polo Claver Yaméogo Burkina Faso 2009 / 35 mm, Farbe, 5 min. Schnitt, Animation: Claver Yaméogo Buch: Monica Blanc Gomez, Claver Yaméogo Musik: Kantala / Technik: 2D-Computeranimation Sprache: französisch / Produktion: Veenem Films Kontakt: Monica Blanc Gomez, Veenem Films, 06 BP 10245, Ouagadougou, Burkina Faso,

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veenemfilms@yahoo.fr

Ein kurzer Animationsfilm zu einem bedrückenden Thema. Der junge Polo lebt fröhlich in den Tag hinein, ohne sich um irgendetwas Gedanken zu machen. Da tauchen zwei mysteriöse Fremde im Dorf auf und machen ihm ein Angebot. Sie scheinen Kinderhändler zu sein, die Polos Naivität ausnutzen.

A short animated film about a distressing subject. Young Polo lives a happy and carefree day-to-day life. One day, two mysterious strangers turn up in the village and make him an offer. They seem to be child traffickers who take advantage of Polo’s naivety.

Because You’re Gorgeous Because You’re Gorgeous Brent Dawes Südafrika 2007 / Beta SP (PAL), Farbe, 5 min. Animation: Brad Stilwell / Buch: Nic Smal Kamera: Mark Chittenden / Musik: George Phiri Schnitt: Matthew Gair / Technik: 3D-Computeranimation Sprache: ohne / Produktion: Phil Cunningham, Sunrise Productions Vertrieb: Andrew Fitzpatrick, Monster Distributes Kontakt: Rita Mbanga, Sunrise Productions, 927 Nowita Place, 90291 Venice, USA, +1-310-7 40 61 19, rita@sunrise.co.za

„Verweile doch, du bist so schön!“, sagte sich das üppig ondulierte Warzenschwein in diesem hinreißend komischen Animationsfilm aus Südafrika. Aber Eitelkeit ist eine der sieben Todsünden, und so hat alles im Leben seinen Preis.

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“Come on, last a while, you are so beautiful”, the elaborately coiffed warthog in this enchantingly funny animated film from South Africa tells itself. But vanity is one of the seven deadly sins, and everything in life has its price.


Igare rya Rufonsi Alphonse’s Bike Eric Kabera Ruanda 2007 / DVCam PAL, Farbe, 15 min. Buch, Kamera, Produktion: Eric Kabera Musik: Ben Rutabana Schnitt: Aloys J. Twungubumwe Kontakt: Eric Kabera, Rwanda Cinema Centre, Gacurirro Estate 2020 Araucaria Nord 119 Po Box 4065,

Der ruandische Regisseur Eric Kabera wartete am Fuß der Virunga-Berge, wo sich ein geschütztes Habitat für Berg-Gorillas befindet, auf seinen Kameramann. Eigentlich wollte er an diesem Tag die Gorillas filmen, als er plötzlich Nachrichten aus einem Radio hörte. Um ihn herum nichts als Wald und einige Kinder. Also fragte er sie, woher der Radiosound kam, und sie führten ihn zu Alphonses Fahrrad-Taxi. ‚Pimp my bike‘ ist Alphonses geniale Antwort auf die Herausforderungen seines Berufes. Produkt schlägt Produkt – und erhöht das Passagieraufkommen.

Rwandan director Eric Kabera was waiting for his cinematographer at the foot of the Virunga Mountains, where there is a protected mountain gorilla habitat. All he wanted that day was to film the gorillas, but then he suddenly heard the news on a radio – while surrounded by nothing but forest and a few children. So he asked them where the sounds came from and they took him to Alphonse’s Bike Taxi. ‘Pimp my bike’ is Alphonse’s ingenious answer to the challenges of his profession. Product beats product – and increases his passenger volume.

And There in the Dust And There in the Dust Lara Foot Newton, Gerhard Marx Südafrika 2004 / 35 mm, Farbe, 8 min. Animation: Gerhard Marx / Buch: Lara Foot Newton Kamera: Fiona MacPherson / Musik: Philip Miller Schnitt: Bettina Otterbeck / Technik: Stop-Motion-Animation Sprache: englisch / Produktion: DO Productions, Film Fetish Kontakt: DO Productions, PO Box 524 Green Point, 8051 Kapstadt, Südafrika, +27-21-4 09 22 33, do@doproductions.com

„And There in the Dust“ ist die experimentelle Annäherung an das Thema Kindesmissbrauch in Südafrika. Suggestiv, poetisch, universell und mitfühlend versuchen die beiden Autoren, eine Antwort auf das unvorstellbare Verbrechen zu finden.

“And There in the Dust” is an experimental approach to the subject of child abuse in South Africa. It is a suggestive, poetic, universal and compassionate attempt by the two directors to find an answer to this inconceivable crime.

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Kigali, Ruanda, erickabera@yahoo.com


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Maam Kumba Maam Kumba Alioune N’Diaye Senegal, Belgien 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 27 min. Kamera: Pierre-Yves Vandeweerd / Schnitt: Philippe Boucq Produktion: Gsara – Cinéma(s) d’Afrique(s) Koproduktion: Africalia / Kontakt: Alioune N’Diaye, HLM Grand Yoff #366, Dakar, Senegal,

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ndiayealioune@gmail.com

Maam Kumba Bang ist der weibliche Wassergeist der Insel Saint Louis im Senegal. Ihre geheimnisvolle und mythische Gegenwart schwebt über der Stadt und dem Fluss, doch nur wenige Menschen können behaupten, die Gottheit auch tatsächlich gesehen zu haben. Doch jene, die das Glück hatten, wissen Erstaunliches zu berichten, und so beschwört der Film diese uralte Legende, die noch heute über Stadt und Menschen regiert.

Maam Kumba Bang is the female water spirit of the Senegalese island of Saint Louis. Her mysterious and mythic presence hovers over the city and the river, but very few people can claim to have actually seen the goddess. Those who were lucky enough, though, have amazing things to report, and so the film evokes the ancient legend that rules the city and its inhabitants even today.

Ainsi dit la Keluka Thus Spoke Keluka Georges Kabongo Kongo 2008 / DVCam PAL, Farbe, 26 min. Kamera: José Matadi, Guy Mawesi / Schnitt: Elvis Massiala Produktion: Medi’Africa / Koproduktion: Antenne A Kontakt: Pol Smitz, polsmitz@yahoo.fr

Buddhismus, Islam, Christentum – alle Völker oder Kulturen, die sich wirtschaftlich und kulturell entwickelt haben, besitzen ihren eigenen Glauben. Davon sind jedenfalls die Anhänger der Keluka-Religion in der Demokratischen Republik Kongo überzeugt. Ihre Bibel heißt „Lufulu“ und legt die Erschaffung des schwarzen Menschen auf einen Mittwoch, weshalb dieser auch ihr Sonntag ist. Ihre Vorstellungswelt ist erfüllt von fremden (christlichen, islamischen) Geistern, welche die Verbindung zwischen den Vorfahren und dem physischen Körper im Jetzt blockieren, weshalb der schwarze Mensch mental Schaden genommen hat und sich nicht weiter entwickeln kann. Dass Zeiten großer Not auch immer Sekten und Heilsbringer gebären, ist kein Geheimnis. Aber muss es denn gleich eine neue Weltkirche sein? Der Regisseur Georges Kabango jedenfalls, der sein Land auch während des Bürgerkriegs nie verließ, verfolgt diese spirituelle Variante mit einer gewissen Ratlosigkeit.

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Buddhism, Islam, Christianity – all nations and cultures who have developed economically or culturally have their own faith. This is what the followers of the Keluka religion in the Democratic Republic of the Congo believe anyway. Their bible is called “Lufulu” and dates the creation of the first black man on a Wednesday, which is why this is their Sunday. Their mindscape is full of strange (Christian, Islamic) spirits that block the connection between the ancestors and the physical body in the present, which is why black people have suffered mental damage and are unable to develop any further. It is no secret that times of need always bring forth new sects and saviours, but did it have to be a new global church? Director Georges Kabango, for his part, who never left his country even during the civil war, observes this spiritual variation with a certain bewilderment.


Spurensuche Roots and Identity

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Mud Missive Mud Missive Fatin Abbas Sudan, USA 2008 / 35 mm, Farbe, 21 min. Buch, Kamera, Schnitt: Fatin Abbas Produktion, Kontakt: Fatin Abbas, Harvard University, 11 Hilliard St, Apt 2, 02138 Cambridge, MA, USA,

Fatin Abbas ist eine junge Sudanesin, deren Schicksal das USamerikanische Exil ihrer Eltern ist. Ihre intime ethnographische Studie einer kleinen Töpferei unweit von Khartoum reflektiert nicht nur das Leben der Menschen im Sudan, sondern zunehmend auch ihre Existenz als Exilantin. Indem sie die Materialien und das Handwerk der Töpfer filmisch ungemein genau miteinander verflicht, versenkt sie sich gedanklich immer tiefer in das Problem der Identitätsbildung – durch ihre Protagonisten, ihre eigene Situation und die der sudanesischen Nation, die in Konflikt mit sich selbst steht.

Fatin Abbas is a young Sudanese woman whose destiny is her parents’ exile in the USA. Her intimate ethnographic study of a small pottery near Khartoum is a reflection on the life of the people in Sudan, but also on her own existence as an exile. By interweaving the materials and craft of the potters in an extraordinarily precise cinematic manner, she immerses herself more and more in the problem of how identity is formed – by her protagonists, by her own situation and that of a Sudanese nation torn by inner conflict.

Me broni ba My White Baby Akosua Adoma Owusu USA, Ghana 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe und s/w, 22 min. Animation: Christian Robinson Buch: Akosua Adoma Owusu, Adowa Adu-Gyamfi Kamera: Akosua Adoma Owusu, Betzy Bromberg, Dustin Thompson Musik: Nathan Ruyle / Schnitt: Romulo Alejandro Produktion, Vertrieb, Kontakt: Akosua Adoma Owusu, 1890 Gableridge Turn, APT 301, 22191 Woodbridge, VA, USA, +1-571-2 17 79 66, akosuadoma@yahoo.com

In einem Haarsalon in Kumasi, Ghana, üben Frauen die Kunst des Haarflechtens an abgelegten weißen Kinderpuppen, die mit der Altkleidersammlung ihren Weg nach Afrika gefunden haben. Ein Vermächtnis des europäischen Kolonialismus ist das weiße Schönheitsideal, das scheinbar unausrottbar in die Seelen der schwarzen Menschen eingebrannt ist. Gegen diese Verwirrung arbeitet Akosua Owusus kurzer Film, in dem sie formal unterschiedlichste Materialien gegeneinander setzt und sie kunstvoll mit der Geschichte eines kleinen Mädchens verbindet, das mit seinen Eltern in die USA geht. Dort findet sie eine weiße, blonde Freundin und hat nun, wovon alle Kinder in Ghana träumen: ihre eigene, lebendige ‚me broni ba‘ – der ghanaische Kosename für ‚mein weißes Baby‘.

Women at a hairdressing salon in Kumasi, Ghana, practise braiding on old white children’s dolls that found their way to Africa in old clothes collections. One legacy of European colonialism is the white ideal of beauty, which seems to be indelibly engraved into black people’s souls. Akosua Owusu’s short film works against this confusion by juxtaposing formally diverse materials and ingeniously interweaving them with the story of a little girl who accompanies her parents to the United States, where she finds a white, blonde friend. Now she has what all the children in Ghana dream of: her own, living ‘me broni ba’ – the Ghanaian term of endearment for ‘my white baby’.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: T.I.A. – This is Africa

+1-617-4 12 88 90, fatinabbas@gmail.com


Sonderreihe Dokumentarfilm: T.I.A. – This is Africa Special Programme Documentary Film: T.I.A. – This is Africa

Entre la coupe et l’élection Between the Cup and the Elections Monique Mbeka Phoba, Guy Kabeya Muya Kongo, Benin, Belgien 2008 / DVCam PAL, Farbe, 56 min. Buch: Monique Mbeka Phoba, Guy Kabeya Muya, Demato Matondo Makondele, Clarisse Muvuba Mwimbu / Kamera: Guy Kabeya Muya Schnitt: Guido Welkenhuysen / Produktion: Monique Mbeka Phoba, Lagunimage sarl / Koproduktion: Kabola Films, Comocongo, RTBF, RTNC, Belgavox Kontakt: Monique Mbeka Phoba, 27, rue Saint-Géry, 1000 Brüssel, Belgien,

Sonderreihe Dokumentarfilm: T.I.A. – This is Africa

+32-2-5 02 79 51, moniquephoba@yahoo.fr

Nach einem ungemein blutigen, jahrelangen Bürgerkrieg fanden 2006 die ersten freien Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo, dem früheren Zaire, statt. Vor diesem Hintergrund folgt der Film zwei Filmstudenten, die sich auf die Suche nach einem Mythos begeben – den ‚Leoparden von Zaire‘. 1974 war dies die erste schwarz-afrikanische Fußballnationalmannschaft, die jemals an einer Weltmeisterschaft teilgenommen hat. Doch über den Tagen des Ruhms liegt der Schatten einer unsicheren Gegenwart. Trotzdem träumen die Menschen – von Fußball und von besseren Zeiten.

After years of exceptionally bloody civil war, the first free elections in the Democratic Republic of the Congo, formerly Zaire, took place in 2006. Using this as a background, the film follows two film students in search of a myth – the ‘Leopards of Zaire’. In 1974, they were the first black African football team that ever played in a world cup tournament. But their days of glory are overshadowed by an unstable present. Still, people keep dreaming – of football and better days to come.

Exil, Kunst und das Elend des Marktes Exile, Art and Market Woes

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Silent Response Silent Response Makela L. Pululu Südafrika 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 14 min. Kamera: Alex Mamacos / Musik: Mark Aurel Pululu / Schnitt: James Tayler Produktion: Makela L. Pululu / Koproduktion: SABC Kontakt: Nazeer Ahmed, Encounters – South African International Documentary Festival, PO Box 2228, 8000 Kapstadt, Südafrika, +27-21-4 65 46 86, distribution@encounters.co.za

1998 flieht der kongolesische Regisseur Makela Pululu vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat nach Südafrika, wo er politisches Asyl erhält. Nach sieben Jahren im Exil verlässt sein 15-jähriger Sohn Mark die elterliche Wohnung in Kapstadt, bricht jeden Kontakt zu der Familie ab und lebt fortan auf der Straße. Drei Jahre später kehrt er zurück. Der Film „Silent Response“ ist der Versuch des Vaters, die Kluft zu seinem Sohn zu überwinden. Je mehr Makela über dessen Motive erfährt, desto deutlicher wird die Misere des Exils.

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In 1998, Congolese director Makela Pululu flees from the civil war in his home country to South Africa, where he is granted political asylum. After seven years in exile, his 15 year old son Mark leaves his parents’ flat in Cape Town, breaks off every contact to his family and starts living in the streets. He returns three years later. The film “Silent Response” is the father’s attempt to overcome the chasm that divides him from his son. The more Makela learns about his motives, the more we learn about the misery of exile.


Mbira, My Music My Love Mbira, My Music My Love Dorothy Meck-Chimbuya Simbabwe, Südafrika 2008 / DVCam PAL, Farbe, 12 min. Produktion: Dorothy Meck-Chimbuya / Kamera: Elliot Hakuna Schnitt: Ronelle Loots / Koproduktion: SABC

Die Mbira, eine Art Daumenklavier, ist ein fast 1.000 Jahre altes Musikinstrument aus Afrika und gilt heute als das Nationalinstrument von Simbabwe. „Mbira, My Music My Love“ ist die Geschichte der jungen senegalesischen Musikerin und Mbira-Spielerin Chiwoniso Maraire. Ihre Liebe zu diesem Instrument hat eine spirituelle Bedeutung, denn durch ihre Musik spricht sie mit ihren Vorfahren, so wie diese durch das Instrument mit ihr. Doch sind Traditionen das eine und Spaß an moderner Musik und Grenzüberschreitungen das andere. Ihr Publikum liebt sie dafür – und für ihre Entscheidung, im Unterschied zu vielen ihrer Kollegen aus der Weltmusik-Szene, in ihrer Heimat zu bleiben.

The Mbira, a kind of thumb piano, is an almost 1,000-year-old musical instrument from Africa and regarded as Zimbabwe’s national instrument today. “Mbira, My Music My Love” tells the young Senegalese musician and Mbira player Chiwoniso Maraire’s story. Her love for this instrument has a spiritual component, because it is through her music that she speaks with her ancestors, just as they speak to her through the instrument. But tradition is one thing, enjoying modern music and crossovers is another. That is what her audience loves her for – and for her decision to stay in her home country, unlike many of her colleagues from the world music scene.

Lieux saints Sacred Places Jean-Marie Teno Kamerun, Frankreich 2009 / HD, Farbe, 70 min. Buch: Jean-Marie Teno, Michèle Solle / Kamera: Crystel Fournier, Jean-Marie Teno / Schnitt: Christiane Badgley, Jean-Marie Teno, Jane Gillooly / Produktion: Jean-Marie Teno, Les Films du Raphia Kontakt: Jean-Marie Teno, Les Films du Raphia, Appt. 105, 44-A, rue d’Erevan, 92130 Issy-les-Moulineaux, Frankreich, +33-1-45 29 14 27, contact@raphia.fr

Jean-Marie Teno gehört zu der Generation afrikanischer Filmemacher, die in den neunziger Jahren den Blick der Afrikaner und Europäer für Kolonialismus und Neokolonialismus, für Migration, Diktatur und Machtmissbrauch in Afrika geschärft hat. In „Lieux saints“, seinem jüngsten Film, richtet sich sein sehr persönlicher Blick auf Fragen der Identität im Zeitalter der Globalisierung: Jules Cesar, ein traditioneller Instrumentenbauer, Bouba, der ein kleines Videokino betreibt, und Abbo, ein pensionierter Techniker und öffentlicher Briefschreiber, bilden hierbei das kunstvolle Beziehungsgeflecht, über das sich der komplexe Zusammenhang zwischen Kunst, Unterhaltungskultur und Markt erschließt. Ein Film über das künstlerische Überleben in feindlicher Umgebung.

Jean-Marie Teno belongs to the generation of African filmmakers who sharpened African and European views of colonialism and neocolonialism, migration, dictatorship and abuse of power in Africa in the 1990s. In his latest film, “Sacred Places”, he takes a very personal look at issues of identity in the age of globalisation. Jules Cesar, a traditional music instrument maker, Bouba, who runs a small video cinema, and Abbo, a retired technician and public letter writer, provide an elaborate network of relationships that reveals the complex interdependencies between art, entertainment culture and the market. A film about artistic survival in a hostile environment.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: T.I.A. – This is Africa

Kontakt: Dorothy Meck-Chimbuya, dorothymeck@yahoo.co.uk


Sonderreihe Dokumentarfilm: Breathless – Dominance of the Moment Special Programme Documentary Film: Breathless – Dominance of the Moment

Premiere: BREATHLESS – Dominance of the Moment

Sonderreihe Dokumentarfilm: Breathless

Ein Deutsch-Tschechisches Dokumentarfilmprojekt A German-Czech Documentary Film Project

Das längste Musikstück der Welt, Timeloops im tschechischen Hinterland, post-industrielle Entschleunigung in Amerika, Langeweile als Lebensform und ein Ausbruchsversuch aus dem hektischen Stadtleben – all das vereint sich im deutschtschechischen Dokumentarfilmprojekt BREATHLESS. Fünf außergewöhnliche Filme über Zeit und die Beschleunigung unseres Alltags sind das Ergebnis einer Ausschreibung, die DOK Leipzig, das Prager Institute of Documentary Film (IDF) und Zipp – deutsch-tschechische Kulturprojekte, eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes, gemeinsam lanciert haben. Nach Monaten der gemeinsamen Vorbereitung, Projektauswahl, Finanzierung, Stoffentwicklung, zwei Workshops mit internationalen Mentoren und der Produktion und Fertigstellung feiern die fünf entstandenen kurzen, künstlerischen Dokumentarfilme jetzt bei DOK Leipzig und dem Jihlava International Documentary Film Festival ihre Weltpremiere. Mit dem Projekt „BREATHLESS – Dominance of the Moment“ wollten die Initiatoren zum einen mutige und kreative Dokumentarfilmideen mit einer ausgeprägten Autorenhandschrift unterstützen, die sonst kaum eine Chance auf Realisierung hätten. Zum anderen ging es ihnen darum, den kulturellen Dialog zwischen Deutschland und Tschechien zu befördern und zu zeigen, wie dynamisch und vielfältig die Dokumentarfilmszene in beiden Ländern ist.

The world’s longest piece of music, time loops in the backwaters of the Czech republic, post-industrial deceleration in America, boredom as a lifestyle and an attempted escape from the stress of urban life – all this is brought together by the German-Czech documentary film project BREATHLESS. A call for submissions launched by DOK Leipzig, the Prague Institute of Documentary Film (IDF) and Zipp – German-Czech Cultural Projects yielded five extraordinary films about time and the acceleration of our daily life. After months of joint preparation, project selection, financing, script development, two workshops with international mentors, production and completion, the five artistic documentary shorts that have come out of this project are now celebrating their world premiere at DOK Leipzig and the Jihlava International Documentary Film festival. The initiators of the project “BREATHLESS – Dominance of the Moment” want to support bold and creative documentary ideas with a clearly distinguishable style of their own that would have next to no chance of being realised otherwise. They also want to promote the cultural dialogue between Germany and the Czech Republic and show how dynamic and diverse the documentary film industries in both countries are.

Premiere: Donnerstag, 29. Oktober 2009, 19.00 Uhr – CineStar 5

Premiere: Thursday, 29 October 2009, 7 p.m. – CineStar 5

This project takes place in the framework of Zipp – German-Czech Cultural Projects, an initiative of the German Federal Cultural Foundation.

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Es wird einmal gewesen sein One Day Today Will Be Once Anca Miruna Lazarescu

Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 28 min. / Buch: Anca Miruna Lazarescu Kamera: Tobias Tempel, Tanja Häring / Musik: Friedrich Wohlfarth / Schnitt: Uwe Wrobel / Koproduktion: Zipp/relations e. V. / Produktion, Vertrieb, Kontakt: Stefan Kloos, Kloos & Co. Medien GmbH, Schlesische Straße 29/30, 10997 Berlin,

In einer kleinen Kirche in Halberstadt in Ostdeutschland spielt eine Orgel das Stück „Organ²/ASLSP“ (Organ Squared/As SLow aS Possible) des Avantgardekomponisten John Cage, immer nur eine Note bis zum Jahr 2640, was ein 639 Jahre dauerndes Konzert ergibt. Humorvoll, aber auch nachdenklich zeigt der Film verschiedene Aspekte dieses verblüffenden Projekts: Einerseits die langen und allzu intellektuellen Streitereien zwischen den Initiatoren, andererseits die direkte und praktische Art, wie die freiwilligen Helfer die Arbeit an diesem Projekt anpacken. Diese beiden Perspektiven machen aus „Es wird einmal gewesen sein“ einen Film voller bewegender, aber auch komischer Momente – passend zu der Frage, wie Menschen Zeit wahrnehmen.

In a small church in Halberstadt in East Germany, a pipe organ plays avant-garde composer John Cage’s “Organ²/ASLSP” (Organ squared/As SLow aS Possible) a single note at a time – and will do so without interruption until the year 2640, resulting in a 639-year long concert. In a humorous but also thoughtful way the film shows different sides of this mind-boggling project: on the one hand the long and overly intellectual wrestles among the initiators, on the other the volunteering staff members’ direct and practical way of dealing with all the work that surrounds such a project. These two perspectives make “One Day Today Will Be Once” a film with moving as well as humorous moments – attuned to the question of humanity’s perception of time.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Breathless

Deutschland, +49-30-47 37 29 80, stefan.kloos@kloosundco.de


Sonderreihe Dokumentarfilm: Breathless – Dominance of the Moment Special Programme Documentary Film: Breathless – Dominance of the Moment

Mám ráda nudný život I Love My Boring Life Jan Gogola

Tschechische Republik, Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 26 min. Buch: Jan Gogola / Kamera: Jiri Zykmund / Schnitt: Zdenek Marek Produktion, Vertrieb: Jiri Konecny, endorfilm / Koproduktion: Zipp/relations e. V. Kontakt: Jiri Konecny, endorfilm, Prímetická 1187/4, 14000 Prag 4, Tschechische

Sonderreihe Dokumentarfilm: Breathless

Republik, +420-24-1 73 07 80, jiri@endorfilm.cz

Seit fünf Jahren führt Großmutter Alena Nemcová aus dem Prager Stadtviertel Zbraslav Tagebuch – mit Wettervorhersagen, Träumen, Morgengymnastik, Rezepten, ganz gewöhnlichen Haushaltsangelegenheiten, Weltereignissen, aber auch Notizen über Beziehungen, Religion und den Zeitgeist. Die Faszination dieses in Alltagssprache verfassten Tagebuchs liegt in der Mischung aus privaten, familiären, sozialen, realen und auch surrealen Angelegenheiten. Mit Hilfe der durch Großmutter Nemcovás Alltag schwebenden Kamera schafft der Film ein Tagebuch für die Ewigkeit und zeigt, dass die Grenzen der Welt durch die Grenzen unserer Wahrnehmung bestimmt sind.

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For five years, grandmother Alena Nemcová from Prague’s neighbourhood Zbraslav has been writing her diary – weather forecasts, dreams, morning exercise, recipes, regular house bustle, global events as well as notes concerning relationships, religion and the general spirit of the age. Using informal language, the diary is intriguing for the ways it connects matters of a private, family, social, real and also surreal nature. With the camera floating through grandmother Nemcová’s every day life the film creates a diary of eternity and shows that the borders of the world are defined by the borders of our own perception.


Milltown, Montana Milltown, Montana Rainer Komers

Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 33 min. / Buch, Kamera: Rainer Komers Schnitt: Bert Schmidt / Koproduktion: Rainer Komers Filmproduktion, Zipp/relations e. V. / Produktion, Vertrieb, Kontakt: Stefan Kloos, Kloos & Co. Medien GmbH, Schlesische Straße 29/30, 10997 Berlin, Deutschland,

In „Milltown, Montana“ schreibt sich die Zeit in Rainer Komers sorgfältig komponierte Bilder und beeindruckende Toncollagen ein. Jedes Bild erzählt die Geschichte eines Ortes, der einmal zum größten, jetzt von Giftstoffen und Schwermetallen verseuchten Bergbaugebiet der Vereinigten Staaten gehörte. Aber der Film zeigt nicht nur die zerstörte Landschaft. Ohne Dialoge porträtiert er sensibel die Menschen, die dort leben und arbeiten: Cowboys, die ihre Kälber brandmarken, Blackfoot-Indianer bei der Grundsteinlegung für ein neues Bildungszentrum, Trapper und Golfspieler, Arbeiter einer Siliziumfabrik, alte Bergleute und junge Forscher, die an einem Bergbauwettbewerb teilnehmen. Milltown, Montana, ist sichtlich vom Menschen verunstaltet und gefangen in einer post-industriellen Phase des Stillstands. Der Film deutet den früheren Reichtum dieses Gebiets an, zeigt aber vor allem den aktuellen Mangel an Perspektiven und untergräbt so auf dramatische Weise den amerikanischen Traum.

Time inscribes itself into Rainer Komers’ meticulously composed images and impressive sound collages of “Milltown, Montana”. Each picture tells a story of a place that once belonged to the largest mining area in the United States that was contaminated by toxic substances and heavy metals. But the film does not only show the devastated landscape. Without dialogue, it sensitively portraits the people living and working there: cowboys branding their calves, Blackfeet Indians laying down the foundation stone for a new educational center, trappers and golfers, workers in a silicium plant, old miners, and young scholars competing in a mining contest. Milltown, Montana, is visibly scarred by man and trapped in a post-industrial phase of standstill. By alluding to its former wealth but showing the area’s actual lack of prospects, the film dramatically undermines the image of the American Dream.

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+49-30-47 37 29 80, stefan.kloos@kloosundco.de


Sonderreihe Dokumentarfilm: Breathless – Dominance of the Moment Special Programme Documentary Film: Breathless – Dominance of the Moment

Prˇízrak svobody II Phantom of Liberty II Karel Zalud

Tschechische Republik, Deutschland 2009 / HD, Farbe, 57 min. Buch: Karel Zalud / Kamera: Tomás Novácek / Schnitt: Zdenek Marek Produktion, Vertrieb: Jiri Konecny, endorfilm / Koproduktion: Zipp/relations e. V. Kontakt: Jiri Konecny, endorfilm, Prímetická 1187/4, 14000 Prag 4, Tschechische

Sonderreihe Dokumentarfilm: Breathless

Republik, +420-24-1 73 07 80, jiri@endorfilm.cz

Im sogenannten globalen Zeitalter steckt ein Mann und damit auch seine Freiheit in einer selbstgemachten Zeitfalle fest. „Prízrak svobody II“ ist ein experimenteller Dokumentarfilm über die Zeit, der sowohl deren physikalische Eigenschaften wie auch ihre enorme Wirkung auf Handlungen, Benehmen, Wahrnehmung, soziale Rituale und Sicht der Welt untersucht. Mit seinem Film dekonstruiert Karel Zalud unsere lineare Wahrnehmung der Zeit und macht sich zu einer faszinierenden Erkundung der Grenzen des Genres Dokumentarfilm auf.

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In the so-called global age, a man is caught in the trap of time that he has set for himself and got stuck in it together with his freedom. “Phantom of Liberty II” is an experimental documentary about time, which explores its physical quantity as well as its crucial impact on our actions, behaviour, perception, social rituals and our outlook on the world. In his film, Karel Zalud deconstructs our linear perception of time and embarks on a fascinating exploration of the limits of the documentary genre.


Time’s Up Time’s Up Marie-Catherine Theiler, Jan Peters

Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 15 min. / Buch, Kamera: Marie-Catherine Theiler, Jan Peters / Musik: Pit Przygodda / Schnitt: Sandra Trostel Koproduktion: Jan Peters, Zipp/relations e. V. / Produktion, Vertrieb, Kontakt: Stefan Kloos, Kloos & Co. Medien GmbH, Schlesische Straße 29/30,

Als ein Autounfall während der Schwangerschaft ihnen die Endlichkeit des Lebens vor Augen führt, wird den Filmemachern Marie-Catherine Theiler und Jan Peters plötzlich klar, dass ihr Leben viel zu hektisch geworden ist. Sie verbringen zu viel wertvolle Zeit damit, von einer Verabredung zur nächsten und von Deadline zu Deadline zu hetzen. Also beschließen sie, ihr Leben zu entschleunigen. Aber wie? Auf einer komischen Odyssee von einem Zeitexperten zum nächsten stellen MarieCatherine und Jan genau die Fragen, auf die die meisten von uns gern eine Antwort hätten … Für die Dauer von Marie-Catherines Schwangerschaft setzen die Regisseure von „Time’s Up“ alle Hebel in Bewegung und untersuchen mit Witz und Ironie, wie die heutige Gesellschaft und vor allem sie selbst mit dem Thema ‚Zeit‘ umgehen.

Being confronted with the finiteness of life in a car accident while carrying their unborn baby inside, the filmmakers MarieCatherine Theiler and Jan Peters suddenly realize that their lives have become way too hectic. They spend too much precious time rushing from one appointment to the next, hunting deadline after deadline. They decide to change their lives and slow down. But how? During a humorous odyssey from one time-expert to the next, Marie-Catherine and Jan ask the questions most of us would like to know the answers to … Within the timeframe of Marie-Catherine’s pregnancy, the directors of “Time’s Up” leave no stone unturned, examining with wit and irony how today’s society and above all they themselves deal with the subject of ‘time’.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Breathless

10997 Berlin, Deutschland, +49-30-47 37 29 80, stefan.kloos@kloosundco.de


Sonderreihe Dokumentarfilm: Mein Leben in Sicherheit Special Programme Documentary Film: My Life in a Safe Place

Mein Leben in Sicherheit My Life in a Safe Place

Sonderreihe Dokumentarfilm: Mein Leben in Sicherheit

von by Claas Danielsen

Im Januar 2008 starteten die Filmredaktion des deutschsprachigen Kultursenders 3sat und DOK Leipzig eine Ausschreibung zu einem Thema, das jeden Menschen direkt betrifft und unser Leben auf lange Zeit bestimmen wird: Sicherheit. Spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 droht die Gewährleistung von Sicherheit zur Legitimation für staatliche Gewalt und die Beschneidung von Bürger- und Persönlichkeitsrechten zu werden. Ängste vor Terror, Krankheit, sozialem Abstieg und Gewalt nehmen zu und werden von populistischen Medien geschürt. Längst ist Sicherheit zur Ware geworden, sich „in Sicherheit bringen“ zu können, ist vor allem eine Frage des Geldes. Über 200 Filmemacherinnen und Filmemacher bewarben sich vor zwei Jahren mit Ideen zum Thema „Mein Leben in Sicherheit“, vier wurden nach einem intensiven Auswahlprozess von 3sat und DOK Leipzig ausgewählt. Der erste Film, „Geschichten vom Essen“ von Hans-Dieter Grabe, feierte bereits im vergangenen Jahr bei DOK Leipzig seine Welturaufführung. Die drei weiteren kommen pünktlich zum Festival 2009 direkt aus den Schneideräumen auf die große Leinwand. Grabe führte in „Geschichten vom Essen“ anhand von Archivmaterial früherer Filme und autobiografischer Skizzen eindrucksvoll vor Augen, welche existentielle Bedeutung die Befriedigung elementarer Bedürfnisse wie dem nach Nahrung für das Sicherheitsempfinden des Menschen hat. Die jüngeren Kolleginnen und Kollegen beleuchten in ihren Filmen ganz andere Aspekte des Themas: Dass der drohende Verlust der Arbeit zu einer tiefen Verunsicherung führt, zeigt Katharina Pethke in ihrem formal aufregenden Film „In Dir muss brennen“. Alexander Biederstein steigt in „Hacker – Zwischen Utopie und Terrorismus“ tief in die gleichnamige Szene ein und untersucht, was vom großen Mythos dieser Computerguerilla geblieben ist, die einst die zentralen Rechner von NASA oder Pentagon unsicher machte. Kerstin Nickig begleitet Flüchtlinge aus Tschetschenien auf ihrer unsicheren Suche nach einer neuen Heimat und macht in „Kein Ort“ auf eindringliche Weise deutlich, dass es für diese traumatisierten Kriegsopfer in Europa fast kein Mitgefühl gibt. Den Verantwortlichen bei 3sat gebührt ein herzlicher Dank für die Bereitschaft, sich auf dieses außergewöhnliche Dokumentarfilmprojekt einzulassen, das die personellen Kapazitäten der kleinen, aber feinen Filmredaktion an ihre Grenzen gebracht hat. Umso mehr freut es uns, dass wir damit ein Zeichen für den formal ambitionierten und politisch engagierten Dokumentarfilm setzen konnten.

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In January 2008, the film department of the German language cultural channel 3sat and DOK Leipzig launched a call for submissions on an issue that concerns everyone directly and that will determine our lives for a long time to come: security. Since the 9/11 attacks at the very latest, measures to guarantee security have threatened to legitimise state violence and curtail civil and personal rights. Growing fears of terror, disease, social decline and violence are being whipped up by populist media. Security has long become a commodity; being able to live in a safe place is, above all, a question of money. Two years ago, more than 200 filmmakers submitted ideas on the subject of “My Life in a Safe Place”. Four of them were chosen after an intense selection process involving 3sat and DOK Leipzig. The first film, “Stories of Food and Eating” by Hans-Dieter Grabe, celebrated its world premiere at DOK Leipzig last year. The other three will reach the big screen straight from the editing rooms in time for our 2009 festival. In his impressive “Stories of Food and Eating”, Grabe used archive footage from earlier films and autobiographical sketches to demonstrate how crucial the satisfaction of elementary needs like that of food is to our sense of security. His younger colleagues explore quite different aspects of the issue in their films: in her formally exciting “Burning Within”, Katharina Pethke shows that the imminent risk of losing one’s job leads to a deep feeling of insecurity. In “Hacker – In-between Utopia and Terrorism”, Alexander Biederstein plunges deep into the eponymous scene to explore what is left of the great myth of the computer guerrillas who once compromised the security of NASA’s or the Pentagon’s central servers. Kerstin Nickig follows refugees from Chechnia on their precarious quest for a new home and shows in “Nowhere in Europe” that these traumatised victims of war find almost no compassion in Europe. A warm thank you goes to those responsible at 3sat for their willingness to get involved in this unusual documentary film project, which stretched the capacities of this small but excellent editorial team to the limits. We are all the more pleased, then, to be able to show our support of aesthetically ambitious and politically committed documentaries with this project.


Hacker – Zwischen Utopie und Terrorismus Hacker – In-Between Utopia and Terrorism Alexander Biedermann Deutschland 2009 / HD, Farbe, 90 min. Buch: Alexander Biedermann, Matthew Sweetwood Kamera: Peter Badel, Axel Rothenburg Musik: Klaus Schulze / Schnitt: Matthew Sweetwood Produktion: Hoferichter & Jacobs GmbH Koproduktion: ZDF/3sat Kontakt: ZDF/Filmredaktion 3sat, ZDF-Straße 1, 55100 Mainz, Deutschland, +49-6131-70 21 87, filmredaktion@3sat.de

Durch die Verschärfung des ‚Hackerparagrafen‘ im Jahr 2007 drängt die deutsche Justiz Hacker in eine Ecke mit Schwerkriminellen und Terroristen. Aber wer sind diese Netzpiraten, gegen die man vorgehen will? Was ist ein Hacker? Der Film begleitet Menschen, die sich Hacker nennen, und blickt so erstmals hinter die Kulissen einer für den normalen Computernutzer fremden Welt der Konsolen und Befehlszeilen. Er trifft auf Protagonisten unterschiedlicher Generationen, die jeweils ihre eigene Definition des Hacker-Daseins gefunden haben. Durch die Urgesteine der deutschen Hackerbewegung erfährt er von gesellschaftlichen Utopien und gezielter medialer Steuerung eines Mythos. Knapp 30 Jahre später kennen die Hacker von heute – Teenager, Businessmänner, Virenbauer – höchstens noch die Namen der Ersten ihrer Zunft. Droht von ihnen der Verrat an Idealen und Zielen der ersten Generation? Von den Anfängen in den 1980er-Jahren über die spektakulären Hacks des Chaos Computer Clubs bei Post und NASA bis hin zur Programmierung von Trojanern und Würmern, die milliardenschwere Schäden anrichten können – „Hacker“ zeichnet facettenreich und unterhaltsam die Entwicklung einer Subkultur nach, die im Spannungsfeld von Technikbegeisterung, Wirtschaftsinteressen und Terrorbekämpfung nach Orientierung und Akzeptanz sucht.

When they tightened the ‘hacker law’ in 2007, the German judiciary put computer hackers in the same corner as major criminals and terrorists. But who are those net pirates they want to fight? What is a hacker? The film follows people who call themselves hackers, offering the first look behind the scenes of a world of consoles and command lines that is alien to ordinary computer users. We meet protagonists of different generations who have each found their own definition of what it means to be a hacker. The doyens of the German hacker movement talk about social utopias and directed media control of a myth. Less than 30 years later, today’s hackers – teenagers, executives, virus programmers – know little more than the names of the first of their kind. Will they betray the ideals and goals of the first generation? From the beginnings in the 1980s via the Chaos Computer Club’s spectacular hacks into Deutsche Post and NASA servers through to programming trojans and worms that can cause billions of dollars worth of damage, “Hacker” draws a multifaceted and entertaining picture of a subculture looking for orientation and acceptance in the area of tension between enthusiasm for technology, economic interests and the fight against terrorism.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Mein Leben in Sicherheit

www.hacker-film.de


Sonderreihe Dokumentarfilm: Mein Leben in Sicherheit Special Programme Documentary Film: My Life in a Safe Place

In Dir muss brennen Burning Within Katharina Pethke Deutschland 2009 Beta SP (PAL), Farbe, 70 min. Buch: Katharina Pethke Kamera: Niels Bolbrinker, Patrick Doberenz Schnitt: Ivan Morales Jr., Katharina Pethke Produktion: Dietrich Leder, Kunsthochschule für Medien Köln Kontakt: ZDF/Filmredaktion 3sat, ZDF-Straße 1, 55100 Mainz, Deutschland,

Sonderreihe Dokumentarfilm: Mein Leben in Sicherheit

+49-6131-70 21 87, filmredaktion@3sat.de

Die modernen Gesellschaften sind von einem wachsenden Widerspruch geprägt. Mit Begriffen wie Freiheit und Flexibilität wird ein Arbeits- und Privatleben beworben, das Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung verheißt. Gleichzeitig registrieren Ärzte, Krankenkassen und auch Arbeitgeber eine grundlegende psychische Verunsicherung: Immer mehr Menschen fühlen sich gestresst und überfordert, leiden unter Depressionen, Angstzuständen und Burnout-Syndromen. In ihrem Diplomfilm an der Kunsthochschule für Medien Köln entwirft Katharina Pethke ein Bild von der Entgrenzung der Arbeit und den Unsicherheiten, die diese hervorruft. „In Dir muss brennen“ zeigt Situationen, in denen Menschen Hilfestellung suchen: Seminare und Coachings, in denen Lehrer und Trainer die Führung zur Selbst-Führung übernommen haben. Bereits in ihrem letzten Film „In Liebe – Britta Schmidt“, der sich durch große Präzision und formale Entschiedenheit bei gleichzeitiger menschlicher Tiefe auszeichnet, hat Katharina Pethke ihr Talent für den filmischen Essay bewiesen. Mit „In Dir muss brennen“ führt sie sowohl formal als auch inhaltlich ihre Auseinandersetzung mit Ursachen und Wirkungen psychischer Instabilität weiter.

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Modern societies are marked by a growing discrepancy. Terms like freedom and flexibility invoke a working life and private lifestyle that promise independence and self-fulfilment. At the same time, doctors, health insurers and even employers register an underlying psychological insecurity: more and more people feel stressed and overextended, suffer from depression, anxiety and burnout syndromes. In her graduation film at the Cologne Academy of Media Arts, Katharina Pethke portrays the blurring of boundaries at work and the insecurities provoked by this. “Burning Within” shows people looking for help: seminars and coaching sessions where the coaches guide people towards self-guidance. Katharina Pethke has already proved her talent for visual essays in her last film “With Love – Britta Schmidt”, which showed great precision and formal decisiveness as well as a deep humanity. In both form and content, she continues her exploration of the causes and effects of emotional instability with “Burning Within”.


Kein Ort Nowhere in Europe Kerstin Nickig

Deutschland, Polen 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 89 min. Buch: Kerstin Nickig Kamera: Piotr Rosolowski, André Frenzel, Jakub Bejnarowicz Schnitt: Karoline Schulz Produktion: Michael Truckenbrodt, Time Prints Filmproduktion Koproduktion: Marcin Wierzchoslawski, Metro Films Kontakt: ZDF/Filmredaktion 3sat, ZDF-Straße 1, 55100 Mainz, Deutschland, +49-6131-70 21 87, filmredaktion@3sat.de

Ein Film über die Auswirkungen der europäischen Flüchtlingspolitik auf vier Flüchtlinge des Tschetschenienkonfliktes und deren Familien: „As Salam Aleikum, Europa“ – so beginnt das Tagebuch des Journalisten Ali (39), der in Polen auf seine Asylentscheidung wartet. In seinem verrauchten Zimmer im Flüchtlingsheim hat er mehr als genug Zeit, seine Beobachtungen und Gedanken über Europa und seine eigene Identitätskrise im Exil festzuhalten. Wacha (50) hat als politischer Aktivist in Österreich Asyl bekommen, aber sein Sohn wird in Russland verfolgt. Er versucht alles, um ihn nach Europa zu holen. Tamara (55) lebt mit Mann und Tochter in Wien. Ihre behinderte Tochter braucht dringend medizinische Behandlung, doch die Familie ist von der Abschiebung bedroht. Ruslan (33) sitzt in der Ukraine fest – ohne Aufenthaltsgenehmigung und ohne Geld. Er hofft darauf, seine Familie schnell nach Westeuropa bringen zu können. Jeder der Protagonisten ist aus Tschetschenien geflüchtet, weil sein Leben in Gefahr war. Als Asylsuchende in Europa treffen sie auf neue Probleme: Mensch gegen Staatsapparat. Wie beweise ich, dass ich ich bin? Dass mir das zugestoßen ist, was mir zugestoßen ist? Und: Interessiert das überhaupt jemanden?

A film about the effects of European refugee policies on four refugees from the Chechnyan conflict and their families. “As Salam Aleikum, Europe” – that is how the journalist Ali (39), who is waiting for the verdict on his asylum case in Poland, begins his diary. In his smoky room in the refugees’ home, he has more than enough time to note down his observations and thoughts about Europe and his own identity crisis in exile. Wacha (50) was granted asylum as a political activist in Austria, but his son is being persecuted in Russia. He tries everything to bring him to Europe. Tamara (55) lives in Vienna with her husband and daughter. Her handicapped daughter urgently needs medical treatment, but the family are living under the threat of deportation. Ruslan (33) is stuck in the Ukraine. He has no residence permit and no money. He hopes to be able to take his family to Western Europe soon. All protagonists have fled from Chechnya because their lives were in danger. They now face new problems as asylum seekers in Europe: man against the state apparatus. How do I prove that I am I? That what happened to me really happened to me? And: does anybody care at all?

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Mein Leben in Sicherheit

www.timeprints.de


Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance Selection Special Programme Documentary Film: DOC Alliance Selection

Doc Alliance – Neue Perspektiven für den abendfüllenden Dokumentarfilm Doc Alliance – The New Deal for Feature-length Documentaries

Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance

von by Lina Dinkla

Mit vereinten Kräften den künstlerischen Autoren-Dokumentarfilm auf allen Wegen zu unterstützen und zu stärken – dieses Ziel haben sich die Festivals CPH:DOX Kopenhagen, IDFF Jihlava, Planete Doc Review Warschau, Vision du Réel Nyon und DOK Leipzig auf die Fahnen geschrieben und zu diesem Zweck vor über einem Jahr die Doc Alliance ins Leben gerufen. Alle fünf Festivals sind bekannt für ihre anspruchsvollen Filmprogramme, das zeigt sich auch in der Zusammenstellung der Doc Alliance Selection. Für diese Auswahl nominiert jedes Partnerfestival einen herausragenden langen Dokumentarfilm aus seinem letztjährigen Programm. Die ausgewählten Filme werden bei allen fünf Festivals gezeigt, und am Ende des Jahres entscheidet eine internationale Jury darüber, welcher der Filme mit dem Doc Alliance Award ausgezeichnet wird. Außerdem lädt die Doc Alliance Festivals aus Asien, Amerika und Afrika als Special Guest ein. Ein erstes Resumee dieses Festivalverbundes lässt sich ziehen, nun da die Doc Alliance Selection in die zweite Runde geht. „Citizen Havel“ der Gewinner des 2008 erstmals verliehenen Doc Alliance Awards und auch die vier weiteren nominierten Beiträge haben beachtliche Festivalreisen hinter sich, in der ganzen Welt ein Publikum begeistert, sind vielfach ausgezeichnet worden. Vor einigen Monaten hat die Doc Alliance mit dem Online Filmportal www.docalliancefilms.com eine weitere Initiative gestartet, dem dokumentarischen Film zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Auf der Video-on-Demand-Plattform sind inzwischen an die 300 Filme versammelt. In dieser Auswahl, kuratiert aus den Programmen der Doc Alliance Partner, sind Dokumentarfilmgrößen wie Thomas Heise, Ulrich Seidl, Helena Treštíková, Andres Veiel und viele weitere mit ihren Werken vertreten. Die besten Filme der fünf Festivals sind hier das gesamte Jahr über zu sehen. Die diesjährige Doc Alliance Selection zeichnet sich erneut vorwiegend durch Positionen einer jungen Generation von Filmemachern aus. Es sind vor allem kleinere Produktionen, in denen sich die unendliche Vielfalt dokumentarischer Erzählformen und originelle Autorenperspektiven wiederspiegeln.

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More than a year ago, CPH:DOX Copenhagen, IDFF Jihlava, Planete Doc Review Warsaw, Visions du Réel Nyon and DOK Leipzig joined forces to support independent artistic documentaries on every level and founded the Doc Alliance to promote this goal. All five festivals are known for their high-quality programming, which is reflected in the Doc Alliance Selection for which every partner festival nominates one outstanding feature-length documentary from its last year’s programmes. The selected films are screened at all five festivals; at the end of the year, an international jury decides which of the films will receive the Doc Alliance Award. In addition, Doc Alliance invites festivals from Asia, America and Africa as Special Guests. Now that the Doc Alliance Selection is entering its second round, it is possible to take a first look at what Doc Alliance has achieved. “Citizen Havel”, the 2008 winner of the first ever Doc Alliance Award, and the four other nominees have been on a remarkable festival tour, inspired audiences across the globe and garnered multiple awards. A few months ago, Doc Alliance launched the online film portal www.docalliancefilms.com, another initiative designed to raise public awareness of documentary film. Today some 300 films have been collected on this video-on-demand platform. The line-up, curated from the Doc Alliance partners’ programmes, features works by such luminaries of the documentary film as Thomas Heise, Ulrich Seidl, Helena Treštíková, Andres Veiel and many others. The best films of all five festivals can be viewed here throughout the year. This year’s Doc Alliance Selection is once again marked primarily by the positions of a young generation of filmmakers. It is the smaller productions which reflect the boundless variety of narrative forms and creative authors‘ perspectives found in documentary film.


Auto*mat Auto*mate Martin Marecek

Tschechische Republik 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 90 min. Buch: Martin Marecek, Martin Skalsky / Kamera: Jirí Málek, Vit Klusak Schnitt: Martin Marecek, Jana Vlcková / Produktion, Vertrieb: Vratislav Slajer, Bionaut Films / Kontakt: Vratislav Slajer, Bionaut Films, Delnická 47,

Ein spielerischer Filmessay über unsere automobil-automatische Gesellschaft. „Auto*mat“ ist ein städtebelebendes Kultur- und Sozialprojekt und ein provozierendes Werkzeug. Im Lauf von sechs Jahren gab es eine Reihe von Happenings, Treffen mit Politikern, Gruppen-Fahrradtouren, Fachseminaren, Ausstellungen, polemischen Debatten etc. Trotz der zunächst vorwiegend negativen Haltung der Politiker schaffte es „Auto*mat“, Prags ersten ‚autofreien Tag‘ zu organisieren. Die Kamera war dabei. Martin Marecek: „Ich habe mich entschlossen, als Teil des Auto*mat-Projekts mein Auto in ein Dialogfahrzeug zu verwandeln. Wenn eine Zigarettenschachtel einen Warenaufdruck haben kann, warum dann kein Auto?“ Die Geschichte folgt der Entwicklung der Initiative und zeigt Gespräche mit verschiedenen Protagonisten. „Auto*mat“ ist nicht bloß eine einfache, leicht durchschaubare Kritik (der Autokultur). Es versucht, die Ursachen menschlicher Vorstellungen über den Zweck und den Platz der Menschheit auf der Erde aufzuzeigen. Ein Film, der Zusammenhänge erforscht und herstellt, der zu politischem und persönlichem Verantwortungsbewusstsein und zu den bekannten Alternativen auffordert; ein vielschichtiger Action-Essay.

A playful film essay about our automobile-automatic society. The “Auto*mate” is a city-awakening cultural and social project as well as a provoking instrument. In the course of six years, there have been a number of happenings, meetings with politicians, group bike-rides, specialized seminars, exhibitions, polemic debates etc. Even despite the primary negative attitude of the politicians, the “Auto*mate” succeeded in organizing Prague’s first ‘car-less Day’. The film camera was there. Martin Marecek: “As a part of the Auto*mate project, I decided to turn my own car into a dialogue-vehicle. If a cigarette box can have the warning on it, why couldn’t a car?” The story tracks the development of the initiative, while capturing dialogues with various protagonists. “Auto*mate” isn’t a simple, transparent criticism (of the automobile culture). It attempts to reveal the causes in people’s ideas about the purpose and place of humankind on Earth. It is a film examining and creating connections, inviting to political and personal responsibility and well-known alternatives; a multi-layered action-essay.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance

17000 Prag 7, Tschechische Republik, bionaut@bionaut.cz / www.automatfilm.cz


Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance Selection Special Programme Documentary Film: DOC Alliance Selection

Blod & ære Big John Håvard Bustnes

Norwegen 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 85 min. / Buch: Bjørn-Erik Hanssen Kamera: Nils Petter Devold Midtun / Schnitt: Anders Teigen / Produktion: Dag Hoel, Faction Film / Vertrieb: Dag Hoel / Kontakt: Toril Simonsen, Norwegian Film Institute, Dronningens gt 16, P.O. Box 482 Sentrum, 0105 Oslo, Norwegen,

Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance

+47-22-47 45 74, toril.simonsen@nfi.no / www.nfi.no/english/norwegianfilms

„Blod & ære“ ist ein Dokumentarfilm, der sich auf seine Protagonisten konzentriert – ‚Big John‘ Klemetsen und die Beziehung zu seinem Sohn Ole ‚Lukkeøye‘ Klemetsen. Von Kindheit an hat Big John Ole zum Profiboxer trainiert. Es gibt viel Kopfschütteln, als der beharrliche Vater seinen Sohn gegen die gefährlichsten Kämpfer der Welt in den Ring schickt, aber Team Klemetsen wird zum Riesenerfolg und unterschreibt einen sensationellen Profivertrag bei Emanuel Steward in Detroit. Nach kurzer Zeit wird Big John jedoch klar, dass Profiboxen in Amerika ein höchst gefährliches Geschäft ist. Big John ringt um die Kontrolle über das Training und die Kämpfe seines Sohns, der nun den Spitznamen ‚Der goldene Wikinger‘ trägt. Um seinen Sohn zu schützen und ihm das bestmögliche Training zu geben, kümmert sich Big John um alles, von Finanzen und Verträgen bis hin zur Wäsche.

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“Blod & ære” is a character driven documentary that revolves around ‘Big John’ Klemetsen and the father-son relationship with his son Ole ‘Lukkeøye’ Klemetsen. Big John coaches Ole from childhood into becoming a professional boxer. Many shake their heads when the unstoppable father sends his son into the ring against the most dangerous fighters in the world, but Team Klemetsen becomes a great success and signs a sensational professional contract with Emanuel Steward in Detroit. However, after a short period of time Big John realizes that professional boxing in America is a very dangerous business. Big John struggles to stay in control of organizing training and bouts for his son, nicknamed ‘The Golden Viking’. To protect his son and coach him the best possible way, Big John takes care of everything from finances, contracts to laundry.


Das Summen der Insekten – Bericht einer Mumie The Sound of Insects – Record of A Mummy Peter Liechti Schweiz 2009 / 35 mm, Farbe und s/w, 88 min. Buch: Peter Liechti / Kamera: Matthias Kälin, Peter Liechti Musik: Norbert Möslang / Schnitt: Tania Stöcklin Produktion: Peter Liechti, Liechti Filmproduktion Koproduktion: Urs Augstburger, Schweizer Fernsehen SF1 Vertrieb, Kontakt: Peter Jäger, Autlook Filmsales, Trappelgasse 4/17, 1040 Wien, Österreich, +43-720-34 69 34, peter@autlookfilms.com

Die unglaubliche Geschichte von der Entdeckung der Mumie eines etwa 40-jährigen Mannes durch einen Jäger im abgelegensten Waldstrich des Landes. Aufgrund der minutiösen Aufzeichnung des Toten stellt sich heraus, dass der Mann im vorangegangenen Sommer Selbstmord durch Verhungern begangen hat. Eine sehr persönliche Annäherung an einen fiktionalen Text, welcher wiederum auf einer wahren Begebenheit beruht. Ein filmisches Manifest für das Leben – herausgefordert durch den radikalen Verzicht darauf.

The incredible story of how the mummified corpse of a 40-yearold man was discovered by a hunter in one of the most remote parts of the country. The dead man’s detailed notes reveal that he actually committed suicide through self-imposed starvation only the summer before. A stunning rapprochement of a fictional text, which itself is based upon a true event. A cinematic manifesto for life, challenged by the main character’s radical renunciation of life itself.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance

www.peterliechti.ch


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Hotel Sahara Hotel Sahara Bettina Haasen Deutschland 2008 / 35 mm, Farbe, 90 min. Buch: Bettina Haasen Kamera: Jacko van Hof Musik: Karsten Höfer Schnitt: Kristine Langner Produktion: Gebrüder Beetz Filmproduktion Vertrieb: Neue Visionen Filmverleih Kontakt: Maria Wischnewski, IT WORKS! Medien GmbH, Kopenhagener Straße 71, 10437 Berlin, Deutschland, +49-30-44 73 89 30,

Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance

m.wischnewski@itworksmedien.de

„Wir sind jung, stark, motiviert. Aber jedes Mal gibt es eine Wand, die uns daran hindert, weiter zu kommen“, sagt der 22-jährige Valtis aus Kamerun. Hinter ihm liegt die Wüste und vor ihm das Meer. Wie Tausend andere ist er auf dem Weg nach Europa im mauretanischen Nouhadibou gestrandet, „nur“ tausend Kilometer und eine dreitägige Bootsreise von den Kanarischen Inseln und dem vermeintlichen Paradies entfernt. Hier sitzen sie in Wüstenstaub und Wind und warten. Warten, bis ein Boot sie mitnimmt in das sichere Glück oder den sicheren Tod. Lamiya aus Guinea wäre fast krepiert auf See – und würde es wieder tun für seinen Traum, ein zweiter Ronaldinho zu werden. Nicht weniger entschlossen ist Chichi aus Nigeria, deren Vater alle Ersparnisse ausgab für ihre Reise, die mit sechsmonatiger Gefangenschaft und einer Arbeit als Kindermädchen vorläufig endete. In präzise kadrierten Bildern voll sinnträchtiger Details materialisiert sich eine Atmosphäre von träger Zeitlosigkeit, von Warten als Daseinsform und Dauerzustand. Während uns bewusst wird, wie absurd es ist, von der Weite des Meeres eingesperrt zu sein, bewundern wir die Kraft und Energie der Protagonisten, die sich fast entgegen aller Vernunft anschicken, sie zu überwinden. Bettina Haasens eindringlicher Film gibt der als Gespenst durch unsere Medien geisternden Migration Gesichter und Geschichten. Man wird sie nicht vergessen können. GL (DOK Leipzig, 2008)

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“We are young, strong, motivated. But every time we come up against a wall that keeps us from going further”, says 22-yearold Valtis from Cameroun. The desert lies behind, the sea in front of him. Like thousands of others he is stranded on his way to Europe in the Mauritanian city of Nouhadibou, “only” a thousand kilometres and a three day journey by boat from the Canary Islands and apparent paradise. Here they sit waiting in the desert dust and wind. Waiting until a boat will take them to guaranteed happiness or guaranteed death. Lamiya from Guinea almost died at sea – and would do it again for his dream of becoming a second Ronaldinho. Chichi from Nigeria, whose father spent the family’s savings on a journey which for now has ended in a six month imprisonment and a job as a nanny, is no less determined. An atmosphere of languid timelessness, of waiting as a form of being and permanent condition, materialises in precisely framed images full of symbolic detail. While we are gradually becoming aware of how absurd it is to be imprisoned by the wide expanse of the ocean, we admire the characters’ strength and energy as they try to get across against all odds. Bettina Haasen’s intense film gives migration, which haunts our media like a ghost, faces and stories. They aren’t easily forgotten. GL (DOK Leipzig, 2008)


Maggie vaknar på balkongen Maggie in Wonderland Mark Hammarberg, Ester Martin Bergsmark, Beatrice Maggie Andersson Schweden 2008 / 35 mm, Farbe, 72 min. Kamera: Ester Martin Bergsmark, Mark Hammarberg, Beatrice Maggie Anderson / Musik: Sami Sänpäkkilä Schnitt: Anne Hovad Fischer / Produktion: Anna Byvald, Silverosa Film / Vertrieb: Sara Yamashita Rüster, Swedish Film Institute, Festival Distribution Kontakt: Sara Yamashita Rüster, Swedish Film Institute, P.O. Box 27126, 10252 Stockholm, Schweden,

Eine dokumentarische Antwort auf Moodyssons „Lilja 4-ever“. 15 Stockwerke hoch in einem Malmöer Vorort wohnt Maggie, eine Kenianerin mit einer Vorliebe für Goldschmuck und einer schweren Taubenphobie. Maggie lebt schon lange in Schweden, doch der schwedische Sozialstaat ist nicht unbedingt der beste Verbündete für einen Menschen, der genug Leichen im Schrank hat, um eine ganze Psychiatrieabteilung zu beschäftigen. Mit einer traumatischen Vergangenheit voller Gewalt, jeden Tag von der Sehnsucht nach einem allein zurückgelassenen Sohn erfüllt, geht sie ihr Leben mit dem beeindruckenden Willen an, ihrer Existenz neuen Sinn zu geben. Die Reise in Maggies wilde, lebensbejahende, aber auch geistig verwirrte Welt, in der aufschlussreichen Form eines Videotagebuchs, ist ebenso zauberhaft wie tragisch. Wir erleben ihre Höhen und Tiefen ganz nah mit und werden in jeder Sequenz mit den guten Absichten des Sozialstaats und der Brutalität des Lebens konfrontiert. Das Regieduo Mark Hammarberg und Ester Martin Bergsmark wurde bei früheren Arbeiten von Lukas Moodysson künstlerisch unterstützt.

A documentary answer to Moodysson’s “Lilja 4-ever”. On the 15th floor in a Malmö suburb lives Maggie, a Kenyan woman with a penchant for gold jewelry and a serious phobia of pigeons. Maggie has lived in Malmö for many years, but the Swedish welfare state is not necessarily the best dancing partner for a person who has enough skeletons in the closet to keep an entire psychiatric ward employed. With a violent and traumatic past and the daily yearning for an abandoned son, she lives her days with an impressing will to give her existence a new purpose. The journey into Maggie’s wild, life-affirming but also mentally troubled world through the revealing form of a video diary is both magical and tragic. At close range, we experience her ups and downs and in each sequence we are confronted with the good intentions of the welfare state and the brutality of real life. The directing duo Mark Hammarberg and Ester Martin Bergsmark have earlier enjoyed artistic assistance from Lukas Moodysson.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance

sara.ruster@sfi.se


Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance Selection Special Programme Documentary Film: DOC Alliance Selection

Xiao Li zi Survival Song Yu Guangyi

China 2008 / Digitale Datei, Farbe, 94 min. Buch, Kamera, Vertrieb: Yu Guangyi / Schnitt: Yu Guangyi, Wang Guosheng Produktion: Li Rongbin / Kontakt: Yu Guangyi, Dongfengxincun 2-32-1-401, 163311 Daqing, China,

Sonderreihe Dokumentarfilm: DOC Alliance

+86-459-6 36 10 50, yuguangyi61@126.com

Herr und Frau Han, ein armes älteres Ehepaar, leben in einer Hütte im Wald. Herr Han war früher Förster und verdient als Wilderer gerade genug Geld, um die Familie zu ernähren und die Tochter in die Schule zu schicken. Als ihr exzentrischer Viehhüter Xiao Li zu Beginn der Geschichte zerlumpt und allein zurückkehrt, nachdem er versucht hat, eine Ziege zu stehlen und mit einer geistig gestörten Frau durchzubrennen, sieht es so aus, als würde das Geld nun endgültig nicht mehr reichen. Doch das Schicksal hält noch eine böse Überraschung für sie bereit – die Regierung will ihr Land beschlagnahmen, um einen riesigen neuen Stausee zu bauen. Damit würden die Hans und Xiao Li mitten in einem harten Winter obdachlos. In Yu Guangyis brilliantem Stück Sozialrealismus aus dem Herzen Chinas stehen die Hans und Li für die schweigenden Millionen, die der glanzvolle wirtschaftliche Boom anderswo im Land zugrunde richtet.

Mr and Mrs Han are an elderly couple, living in poverty in a woodland shack. Mr Han, a retired forester, keeps the family alive by poaching in the woods, scraping just enough money to support their daughter’s schooling. When their eccentric herdsman Xiao Li returns, at the beginning of the story, bedraggled and forlorn after having attempted to steal a goat and run away with a mentally-ill woman, it seems the Hans’s resources are stretched to the limit. However, fate has a nasty shock in store – the government want to repossess their land, in order to complete a giant new reservoir. This would leave the Hans and Xiao Li homeless in the midst of a harsh winter. In Yu Guangyi’s masterful slice of social realism from the heartlands of China, the Hans and Li represent the silent millions who are being obliterated by the dazzling burst of economic growth elsewhere in the country.

Als diesjähriges Gastfestival hat das Beijing Documentary Film Festival den Film „Survival Song” für die Doc Alliance ausgewählt. Dieser Film wird außer Konkurrenz gezeigt. This year’s special guest, the Beijing Documentary Film Festival, selected the fi lm „Survival Song“ for the Doc Alliance. The fi lm will be screened out of competition.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Best of MDR Special Programme Documentary Film: Best of MDR

Best of MDR Allein in vier Wänden Alone in Four Walls Alexandra Westmeier Deutschland 2007 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 86 min. Buch, Schnitt: Alexandra Westmeier Kamera: Inigo Westmeier Produktion: Inigo und Alexandra Westmeier, Linger On Film Koproduktion: MDR, WDR, ARTE Kontakt: Dr. Katja Wildermuth, MDR Fernsehen, Redaktion Geschichte und Gesellschaft, Kantstraße 71–75, 04275 Leipzig, Deutschland,

Sonderreihe Dokumentarfilm: Best of MDR

+49-341-3 00 72 08

In Russland steigt die Zahl der Straftaten von Kindern rasant und unaufhörlich. Das Leben der Jugendlichen ist bestimmt von sozialem Elend, Armut und Bandenkriminalität. Früher oder später landet jeder von ihnen hinter Gittern. Einen Ausweg aus der Gewaltspirale scheint unmöglich. Doch anders als man vielleicht erwartet, empfinden die russischen Jugendstraftäter den Gefängnisaufenthalt nicht als Strafe, sondern eher als Chance. Hier wird für ihren Lebensunterhalt gesorgt, hier haben sie einen geregelten Alltag. Es gibt für sie die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen oder eine militärische Ausbildung zu absolvieren. Chancen, die ihnen ein Leben in Freiheit nicht bieten kann. Doch nach der Haftentlassung sieht für viele russische Kinder und Jugendliche das Leben aus wie vorher. Sie werden aus der Obhut der Wärter entlassen und kehren in ihre meist zerrütteten Familien zurück. Den erlernten Beruf können sie in Freiheit oft nicht ausüben. Der Film beschreibt den Alltag in einem russischen Kindergefängnis in Tscheljabinsk. Er zeigt Einzelschicksale im größeren Zusammenhang der Jugendkriminalität in Russland.

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The juvenile delinquency rate in Russia keeps rising rapidly. Social misery, poverty and gang-related crime determine the young people’s lives. Eventually everyone ends up behind bars. There seems to be no way out of this spiral of violence. Contrary to expectations, though, Russian juvenile delinquents do not see imprisonment as a punishment but as a chance. They are taken care of here, lead regular lives. They get the opportunity to learn a trade or complete military training – chances that their life in freedom cannot offer them. Nevertheless, after their release life returns to what it was before for many Russian children and adolescents. Released from their warders’ care, most of them return to broken families. Once free, they often cannot practise the trade they learned. This film depicts everyday life in a Russian juvenile prison in Chelyabinsk, showing individual fates as part of the larger context of juvenile crime in Russia.


Królik po berlinsku Rabbit à la Berlin Bartek Konopka Polen, Deutschland 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe und s/w, 51 min. Buch: Bartek Konopka, Piotr Rosolowski Kamera: Piotr Rosolowski Musik: Maciej Cieslak Schnitt: Mateusz Romaszkan Produktion: Anna Wydra, MS Films Koproduktion: Heino Deckert, ma.ja.de. filmproduktion Vertrieb: Heino Deckert, Deckert Distribution Kontakt: Dr. Katja Wildermuth, MDR Fernsehen, Redaktion Geschichte und Gesellschaft, Sonderreihe Dokumentarfilm: Best of MDR

Kantstraße 71–75, 04275 Leipzig, Deutschland, +49-341-3 00 72 08

Der Film nimmt konsequent die Perspektive der Kaninchen ein, die im Zuge der Teilung Deutschlands auf dem sogenannten ‚Todesstreifen‘ rund um Westberlin eine neue Heimat fanden. Ohne jeden Argwohn erzählen sie von einem paradiesischen Leben inmitten üppigen Grüns und praktisch ohne Feinde. Die hielten ein großer Zaun und später eine unüberwindbare Mauer auf Distanz. Bewaffnete Wächter übernahmen persönlich die Verantwortung für das Wohlergehen der possierlichen Tiere, die enge Nachbarschaft mit den Grenzsoldaten förderte ein geradezu inniges Verhältnis. Mit der Zeit verloren die Kaninchen jede Scheu und wurden in ihrer kleinen, überschaubaren Welt träge und faul. Wider ihre Natur hörten sie auf, um Rangordnungen zu kämpfen, reagierten auf die Vorgänge um sie herum mit Desinteresse. Doch auch die Zustände im Paradies währen nicht ewig. Pflanzenschutzmittel werden eingesetzt, die Kaninchen erkranken, werden schließlich gejagt – bis die Mauer fällt. Nun heißt es, mit der neuen Freiheit zurechtzukommen, nicht unter die Räder zu geraten. Ein Schicksal, welches die Kaninchen mit den Menschen in ganz Osteuropa teilen. Ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm über Kaninchen und Menschen.

This film is told consistently from the perspective of the rabbits who found a new home in the so-called ‘death-strip’ around West Berlin when Germany was still divided. They artlessly talk about a paradise in the midst of lush green and practically free of enemies, who were kept at bay by a large fence and later an unsurmountable wall. Armed guards took personal responsibility for the welfare of the cute animals, the close proximity to the border guard fostered warm relationships. In time, the rabbits lost all shyness and became indolent and lazy in their small, manageable world. Against their nature, they stopped fighting out their hierarchies and lost all interest in what happened around them. But even paradise does not last forever. Pesticides were used, the rabbits became sick and were eventually hunted – until the Wall broke down. Then they had to cope with the new freedom, keep from going under. A fate that the rabbits share with all Eastern Europeans. An unusal documentary about rabbits and men.

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Sonderreihe Dokumentarfilm: Best of MDR Special Programme Documentary Film: Best of MDR

Best of MDR Wo ist die Mauer? Where Is the Wall? Stefan Pannen, Elke Sasse Deutschland 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 52 min. Buch: Hanna Leissner, Stefan Pannen Kamera: Fariba Nilchian, Thomas Miller, Peter Klotz, Julia Lagemann, Axel Schulz, Nikolaus Tarouquella Musik: Sonia Petkova / Schnitt: Gabriele Eglau Produktion: Stefan Pannen, united docs Koproduktion: ZDF, MDR, RBB, WDR Vertrieb: Hana Hadzikaric, united docs

Sonderreihe Dokumentarfilm: Best of MDR

Kontakt: Dr. Katja Wildermuth, MDR Fernsehen, Redaktion Geschichte und Gesellschaft, Kantstraße 71–75, 04275 Leipzig, Deutschland, +49-341-3 00 72 08

Der japanische Fotograf Takahisa Matsuura wird begleitet auf der Suche nach dem, was in Berlin von der Mauer blieb. Der Film stellt Menschen vor, die die Mauer gebaut, sie abgerissen und aufbewahrt haben. Und er führt an Orte in aller Welt, an denen die letzten Mauerstücke gelandet sind. Ausgehend von der Lücke im Berliner Stadtbild ist diese Dokumentation eine filmische Recherche auf den Spuren einer verschwundenen Immobilie. Die Mauer selbst, in An- und Abwesenheit, trägt die Erzählung und ist immer präsent – sowohl in der Praxis als auch in der Imagination der Zuschauer.

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The film follows Japanese photographer Takahisa Matsuura on his search for remains of the Wall in Berlin, showing people who had a part in building the Wall, tearing it down and preserving it. It takes us to some of the different places all over the world where the last pieces of the Wall ended up. Starting with the gap in the urban landscape of Berlin, this documentary is a filmic research of the traces of a vanished piece of real estate. The Wall itself, its presence and absence, carries the narration and is always there – in practice and in the viewers’ imagination.


Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Internationaler Wettbewerb Animationsfilm International Competition Animated Film


Internationaler Wettbewerb Animationsfilm International Competition Animated Film

Animationsfilme 2009 Animated Films 2009

Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

von by Jacqueline Zeitz

Es ist wieder einmal so weit – Leipziger Animationsfilmzeit!

Once again, we are opening the Leipzig animation film season!

Wir bleiben unserer Tradition treu und legen das Hauptaugenmerk auf den künstlerischen Animationsfilm. Die Auswahl wird auch 2009 neue Trends und Innovationen sichtbar machen, Diskussionen zwischen Filmemachern und Publikum anregen und Interessierten einen Überblick vermitteln, was im Bereich Animationsfilm weltweit gerade so geschieht. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sind wir in den vergangen zwölf Monaten durch die Welt gereist und haben auf verschiedenen Festivals etwa 1.200 Animationsfilme gesehen. Im wunderschönen Monat Juli haben wir dem Tageslicht für einige Zeit „Adieu!“ gesagt und rund 700 eingereichte Filme aus 53 Ländern gesichtet. Davon sind 106 Filme aus 21 Ländern für die bei DOK Leipzig etablierten Programmsektionen „Internationaler Wettbewerb“, „Internationales Panorama“, „Animadok“, „Neue Deutsche Animation“ und „Anima für Kinder“ ausgewählt worden. Wer den Animationsfilm vor allem mit kurzen lustigen Filmen in Verbindung bringt, wird überrascht sein, der Kenner sich dagegen bestätigt fühlen. Der sich vor zwei, drei Jahren abzeichnende Trend hin zu persönlichen Geschichten und gesellschaftlichen Themen wie z.B. Krieg, Umwelt, Krankheit, Frauen, Migration oder Gewalt hält nicht nur an, sondern verstärkt sich weiter. Aber auch Absurdes sowie Liebe, Sex und Erotik werden zunehmend zu Sujets der Animationsfilmer. Die kleinen oder größeren lustigen Filme gibt es natürlich noch, doch davon sind es deutlich weniger. Es lässt sich wohl sagen, dass zwar der abendfüllende, zumeist auf Familien-Entertainment setzende Animationsfilm eine beachtliche Öffentlichkeit gewonnen hat, doch der künstlerische und kurze Animationsfilm wird nicht nur weltweit, sondern auch hierzulande immer noch zu wenig wahrgenommen. Vereinzelt findet er Platz auf Festivals und in TV-Spätprogrammen, doch die Vielzahl bemerkenswerter Arbeiten bleibt nach wie vor unbeachtet. DOK Leipzig zeigt sie, die herausragenden neuesten Vertreter dieses Genres, und möchte dem Animationsfilm damit zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Erzählen Sie es ruhig weiter!

In keeping with our tradition, we will focus on artistic animated films. Our 2009 line-up will again reveal new trends and innovations, inspire discussion between the filmmakers and the audience and give the interested public an overview of what is going on in animated film across the globe. In order to meet this challenge, we have travelled around the world in the past twelve months and watched about 1,200 animated films at various festivals. We then said “goodbye” to daylight for a while in the lovely month of July to view around 700 submitted films from 53 countries. 106 of these from 21 countries have now been selected for DOK Leipzig’s established programme sections, “International Competition”, “International Panorama”, “Animadoc”, “New German Animation” and “Animation for Kids”. Those who associate animated films primarily with short, funny films will be surprised; the connoisseurs will have their opinions confirmed. The trend towards personal stories and socially relevant themes like war, the environment, disease, women, migration or violence that emerged two or three years ago not only continues but is gaining strength. Nevertheless, we also see absurdities, love, sex and eroticism coming into the focus of animation filmmakers. Shorter and longer funny films have not ceased to exist, of course, though they are distinctly less in number. One thing we observe is that while the feature-length, mostly family entertainment-oriented animation film has gained wide recognition, the artistic and short animation film remains largely neglected, abroad as well as here in Germany. Though it may find an occasional spot in festival programmes and on late-night television, the multitude of remarkable works still goes unnoticed. By presenting the latest outstanding examples of this genre, DOK Leipzig wants to draw more attention to animated films. So please spread the news!

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Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

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The Royal Nightmare The Royal Nightmare Alex Budovsky USA 2008 / Beta SP (PAL), Farbe und s/w, 3:40 min. Buch, Schnitt, Animation: Alex Budovsky Musik: Stephen Coates / Technik: 2D-Computeranimation Sprache: ohne / Produktion: Figli Migli Productions Kontakt: Alex Budovsky, Figli Migli Productions, 1975 83rd street A10, 11214 Brooklyn, NY, USA, +1-917-5 47 41 74, budovskiy@yahoo.com

Dieser Kurzfilm erzählt die Geschichte eines bösen Königs, dessen Leben zum Albtraum wird, als ein Pilger immer wieder beim königlichen Turm erscheint und den König komplett ignoriert.

This animated short tells a story of an evil king, whose life is turned into a nightmare by a pilgrim who constantly reappears by the royal tower and totally ignores the king.

Ein ehemaliger Pilot schaut zurück auf sein Leben – die Erde, der Himmel, die Frau und alles, was auf dem Weg vom Flugplatz zu einer verlassenen Bootsstation geschah.

A former pilot looks back on his life – the earth, the sky, the woman, and everything that happened on the way from the airport to the deserted landing stage.

Erzählt wird von der schwierigen Beziehung zwischen einer gefühlvollen Katze und ihrem Mann, einem Mäuserich. Angesiedelt in einer fernen Zukunft, ist dies der allererste durchgängig synthetisch hergestellte Film.

A film about the troubled relationship between an emotional cat and her husband, a mouse. Set in a distant future, this is the very first film to be created in a completely synthetic way.

Sparni un airi Wings and Oars Vladimir Lesciov Lettland 2009 / 35 mm, Farbe, 5:38 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Vladimir Lesciov Musik: Pierre-Yves Drapeau, Normand Roger Technik: Malerei auf Papier, 2D-Computeranimation LUNOHOD Animation Studio / Kontakt: Vladimir Lesciov, LUNOHOD Animation Studio, Smerla iela 3, LV-1006 Riga, Lettland, +371-6-7 43 60 13, vl@lunohod.lv / www.lunohod.lv

Please Say Something Please Say Something David OReilly Irland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 10 min. Buch, Animation, Produktion: David OReilly Technik: 3D-Computeranimation / Sprache: ohne Kontakt: David OReilly, +49-1577-3 35 52 76, mail@davidoreilly.com

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Sprache: ohne / Produktion, Vertrieb: Vladimir Lesciov,


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L’ondée Rains David Coquard-Dassault Frankreich, Kanada 2008 / 35 mm, s/w, 7:40 min. Buch: David Coquard-Dassault / Animation: Antoine Lanciaux, Julien Bisaro, Kamal Ait-Mihoub, Eloic Gimenez, David Coquard-Dassault / Musik: Christophe Héral Schnitt: Hervé Guichard / Technik: Zeichen- und 2DComputeranimation / Sprache: ohne / Produktion: Folimage, Office National du Film du Canada / Vertrieb: Dominique Templier, Folimage / Kontakt: Dominique Templier, Folimage, La Cartoucherie, Rue de Chony, 26500 Bourg-lès-Valence, Frankreich, +33-4-75 78 48 68, d.templier@folimage.fr

Ein plötzlicher Regenguss prasselt in dieser Animation auf die Stadt nieder. Jeder sucht Schutz. Alle Aktivität erlahmt und kommt fast zum Erliegen. Ein paar Fußgänger warten an Bushaltestellen, andere sind entschlossen, es zu riskieren. Als die Wolken sich verziehen, geht das Leben weiter. Der Regen war nur eine kurze Ruhepause von der ewigen Geschäftigkeit der Menschen. Ein Film ohne Worte.

In this animation, a sudden rainstorm is unleashed on a city. Everyone seeks refuge. Activity slows down and nearly stops. Some pedestrians wait in bus shelters, others are determined to risk it. When the clouds thin out, life continues. The downpour has been a moment’s respite in never-ending human busyness. A film without words.

Die sich immer wieder ändernde Form des analogen Futurismus – ein visuelles Experiment zur Musik von Jemapur.

The ever shifting shape of analogue futurism – a visual experiment on music by Jemapur.

Die Gesetze dieses nordamerikanischen Indianerstamms sind so streng wie Naturgesetze. Ein alter Häuptling wird zum Sterben in den Wald gebracht. Alles, was ihm noch bleibt, sind ein Stoß Holz, um Feuer zu machen, und Zeit, über sein Leben nachzudenken.

The laws of a North-American Indian tribe are just as severe as the laws of nature. An old chief is taken to the forest to die. All that he has is pile of wood to make fire and time to think over his past life.

Aanaatt Aanaatt Max Hattler Vereinigtes Königreich, Deutschland, Japan 2008 Beta SP (PAL), Farbe, 4:45 min. / Buch, Kamera, Schnitt, Produktion: Max Hattler / Animation: Noriko Okaku, Rodrigo Vives, Phil Serfaty / Musik: Jemapur Technik: Stop-Motion-Animation / Sprache: ohne Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Kontakt: Max Hattler, 6 Anthony Cope Court Chart Street, N1 6DF London, Vereinigtes Königreich, +44-7811-58 16 55, me@maxhattler.com / www.maxhattler.com/aanaatt

Sakon schisni Law of Life Rischat Gilmetdinow Russische Föderation 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 9 min. Buch, Kamera, Schnitt: Rischat Gilmetdinow Animation: Rischat Gilmetdinow, Darina Schmidt Musik: Walentin Wassenkow / Technik: Collage / Sprache: ohne Produktion: Igor Trussow, Staatliche Universität für Film und Fernsehen / Vertrieb: Aleksandr Bojarski, Staatliche Universität für Film und Fernsehen / Kontakt: Wiktorija Maisel, Staatliche Universität für Film und Fernsehen, ul. Prawdy, 13, 191119 St. Petersburg, Russische Föderation, +7-812-3 15 71 42, vsmayzel@mail.ru

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LoopLoop LoopLoop Patrick Bergeron Kanada 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 5 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Produktion: Patrick Bergeron / Technik: 2D-Computeranimation Sprache: ohne / Kontakt: Patrick Bergeron, 4386 Hôtel-de-Ville, H2W2H5 Montreal, Kanada, +1-514-8 44 29 61, patbergeron@yahoo.com

„LoopLoop“ besteht aus einer während einer Zugfahrt nach Hanoi in Vietnam gefilmten Sequenz. Mit Hilfe von Animation, verzerrtem Ton und Zeitverschiebungen läuft dieses Video auf der Suche nach vergessenen Details vor und zurück, genau so, wie Erinnerungen im Gedächtnis abgespielt werden.

“LoopLoop” is made from a sequence captured in a train going to Hanoi in Vietnam. Using animation, sounds warping and time shifts this video runs forwards and backwards looking for forgotten details, mimicking the way memories are replayed in the mind.

Abbie, Lois und Nicole haben sich selbst von heißem Metall bis hin zu Zigaretten mit allem verbrannt, sich mit Nadeln gestochen, sind gegen Wände gerannt und haben sich Treppen heruntergestürzt. Mit all dem kämpften sie dagegen an, ‚sich unwirklich zu fühlen‘, gegen die Unfähigkeit zu weinen und Gefühle auszudrücken, den Drang, das ‚Monster in einem selbst‘ wegzuschneiden. Der Film erkundet die Impulse, die Jugendliche dazu treiben, sich selbst zu verletzen, und welche Erleichterung der körperliche Schmerz für ihre schmerzenden Seelen bedeutet.

Abbie, Lois and Nicole have burned themselves with everything from heated metal to cigarettes, stabbed needles into their skin, punched the wall and thrown themselves downstairs. They were fighting against ‘feeling unreal’, against the inability to cry and express emotions, the urge to cut away ‘the monster inside themselves’. This film explores the impulses that cause some young people to self-harm and the relief that physical pain seemingly provides from the emotional pain they suffer.

Mei Ling ist eine faule Chinesin, die allein in ihrer Wohnung lebt und auf ihren Geliebten wartet. Eines Tages findet sie in der Küchenspüle einen kleinen Oktopus. Sie adoptiert ihn, um der Langeweile zu entfliehen. Der Oktopus wächst heran …

Mei Ling, an idle young Chinese woman, lives alone in her flat, waiting for her lover. One day, she finds a little octopus in the kitchen sink. She decides to adopt it to escape her boredom. The octopus grows up …

My Blood Is My Tears My Blood Is My Tears Andy Glynne Vereinigtes Königreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL) Animation: Katerina Athanasopoulou / Schnitt: John McMullin / Technik: Collage / Sprache: englisch Produktion: Andy Glynne, Mosaic Films / Kontakt: Andy Glynne, Mosaic Films, 4th Floor, Shacklewell Studios, 28 Shacklewell Lane, E8 2EZ London, Vereinigtes Königreich, +44-20-79 23 29 94, andy@mosaicfilms.com / www.mosaicfilms.com

Mei Ling Mei Ling Stéphanie Lansaque, François Leroy Frankreich 2009 / 35 mm, Farbe, 15:36 min. Buch, Schnitt, Animation: Stéphanie Lansaque, François Leroy / Musik: Denis Vautrin / Technik: Mischtechnik Sprache: ohne / Produktion: Sarah Abbas, Je Suis Bien Content / Kontakt: Sarah Abbas, Je Suis Bien Content, 35 rue Faubourg Poissonnière, 75009 Paris, Frankreich, +33-1-42 46 35 35, jsbc.sarah@hotmail.fr

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Farbe, 3:20 min. / Buch, Kamera: Andy Glynne


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Laska Chick Michal Socha Polen 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 5 min. Buch, Schnitt, Animation: Michal Socha Musik: Meritum SZCZ / Technik: 2D-, 3D-Computeranimation Sprache: ohne / Produktion: Michal Socha, Platige Image Vertrieb: Magdalena Matejek, Platige Image Kontakt: Marta Staniszewska, Platige Image, ul. Raclawicka 99, 02-634 Warschau, Polen, +48-22-8 44 64 74, ms@platige.com www.thechickfilm.com

Eine absurde Geschichte über ein ,chick‘ in einem roten Zimmer. „Laska“ erzählt humorvoll und lebensnah vom Verhältnis zwischen Frauen und Männern. Verliebtheit und ihre Folgen werden ironisch dargestellt: einen Mann kennenlernen, tanzen, Spaß haben, Sex machen.

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An absurd story in a red room of a chick. “Chick” humorously and truthfully tells about male-female relations. Infatuation and its consequences are depicted in an ironic way: meeting a guy, dancing, having fun and sex.

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Never Drive a Car When You’re Dead Never Drive a Car When You’re Dead Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Gregor Dashuber Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe und s/w, 9:55 min. Buch, Kamera, Animation: Gregor Dashuber Musik: Marian Mentrup / Schnitt: Martin Reimers Technik: Zeichen- und 2D-Computeranimation Sprache: ohne / Produktion, Vertrieb: Cristina Marx, HFF „Konrad Wolf“ / Kontakt: Cristina Marx, HFF „Konrad Wolf“, Marlene-Dietrich-Allee 11, 14482 Potsdam Babelsberg, Deutschland, +49-331-6 20 25 64, distribution@hff-potsdam www.thedrunkenpen.vox.com

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Der ungeschickte Held entdeckt ein lange vergessenes Klavier. Die Musik führt ihn aus seiner verwahrlosten Existenz hinaus in die Großstadt. Dort spielt er für die maroden Gestalten am Straßenrand einen letzten Trauermarsch.

The blundering hero discovers a longforgotten piano. The music takes him out of his shabby existence into the big city, where he plays a last funeral march for the scruffy figures by the roadside.


Photograph of Jesus Photograph of Jesus Laurie Hill Vereinigtes Königreich 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 6:40 min. / Kamera, Schnitt: Laurie Hill Animation: Laurie Hill, Michael Zauner, Will BishopStephens / Musik: Mike Blackwell, Adrian Meehan, Toolshed Music Productions / Technik: Mischtechnik Sprache: englisch / Produktion: Basil Stephens, Pendulum Pictures / Kontakt: Laurie Hill, 15 Highworth Raod, N11 2SL London, Vereinigtes Königreich, +44-20-82 11 99 43, lauriehi2@yahoo.co.uk

Auf der Suche nach Fotos von Jesus, Yetis und Hitler im Jahre 1948? Hilfe naht in diesem phantastisch-dokumentarischen Film, der auf echten Anfragen nach unmöglichen Bildern beruht. Reale Archive werden zur Bühne, auf der Tatsachen und Fiktionen aufeinanderprallen, der Glaube Amok läuft und widerspenstige Bilder ein Eigenleben führen.

Looking for photographs of Jesus, yetis and Hitler in 1948? Help is at hand with this documentary-fantasy based on true stories of requests for impossible images. Real-life archives become the stage where fact and fiction collide, belief runs amok and unruly images have a life of their own.

Eine Animation auf Grundlage von Zeichnungen Georgi Ljachowezkis.

An animation film based on drawings by Georgiy Lyakhovetskiy.

„Orgesticulanismus“ ist eine kurze Animation mit einer sehr wichtigen Botschaft zum Thema Ausgrenzung von Behinderten. Der Film zeigt eine positive Sicht auf Behinderungen, die das Konzept des inneren Raums und der inneren Stärke anerkennt, mit deren Hilfe körperlich behinderte Menschen sich über den Durchschnitt erheben können. Wiederholte, jedesmal neu erfundene Bewegungen in Verbindung mit Kommentar und Sound Design schaffen im Publikum eine unbehagliche, aber dennoch positive Atmosphäre.

“Orgesticulanismus” is an animated short delivering a very important message about exclusion due to disability. The film celebrates disability by recognizing the concept of inner space and strength that allows physically challenged people to rise above the average. The use of repetitious, constantly reinvented movements in combination with the voice over and sound design create an uncomfortable and yet positive atmosphere for the audience.

Goschiny skaski Gosha’s Tales Dmitri Naumow Russische Föderation 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 7:45 min. Animation: Natalja Ryss / Buch: Irina Margolina Musik: Jakow Jawno / Schnitt: Dmitri Russakow Technik: Cut-Out-Animation / Sprache: ohne Produktion, Kontakt: Irina Margolina, Studio M.I.R., Bolschaja Sadowaja 3/1, 63, 123001 Moskau, Russische Föderation, +7-495-2 50 90 88, margoirina@yahoo.com

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www.studio-mir.ru

Orgesticulanismus Orgesticulanismus Mathieu Labaye Belgien 2008 / 35 mm, Farbe, 9:29 min. Buch, Kamera, Schnitt: Mathieu Labaye Animation: Mathieu Labaye, Sébastien Godard Musik: Mathieu Labaye, Fabian Fiorini Technik: Zeichenanimation / Sprache: französisch Produktion: Jean-Luc Slock, Camera-etc Kontakt: Sarah Martin, Camera-etc, Rue de Visé 490, 4020 Liège, Belgien, +32-4-2 53 59 97, sarah.martin@camera-etc.be / www.camera-etc.be

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Roue Roue Taili Wu USA 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe und s/w, 5:13 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Produktion: Taili Wu Musik: Rebecca Adorno / Technik: Mischtechnik Sprache: ohne / Kontakt: Taili Wu, 337 Grove street, 2nd Floor, 07302 Jersey City, USA, +1-718-2 88 03 55, taili.wu@gmail.com

„Roue“ ist ein chinesisches Wort und bedeutet so viel wie etwas reiben und durcheinanderbringen. Dieses Animationsstück besteht aus Traumfragmenten, Erinnerungen und Gefühlen. Mit Hilfe von Bildern, die an Moleküle und Atome erinnern, begibt sich die Filmemacherin auf eine Reise ins Unbewusste, in ein traumähnlich konstruiertes Universum. „Roue“ ist Taili Wus erster Kurzfilm.

“Roue” is a Chinese word meaning rub back and forth and disorder something. This animated piece is composed by fragments of dreams, memories and emotions. Using imagery inspired by molecules and atoms, the filmmaker explores the unconscious, recreates the process of dreaming. “Roue” is the first short film of Taili Wu.

PES nimmt Alltagsgegenstände wie PostIts, einen Rubik-Würfel und Dollarscheine und verwandelt sie in die Hauptzutaten einer sehr ungewöhnlichen Mahlzeit.

PES takes everyday objects like Post-it notes, a Rubik’s Cube and dollar bills and morphs them into key ingredients for a very unconventional meal.

Die Geschichte eines früheren Opernstars, der, wie das Leben so spielt, gezwungen ist, als Krokodil im Schaumstoffkostüm Kinder in einem Einkaufszentrum zu unterhalten. Dem früheren Startenor kommt dieses Leben freudlos und sogar abscheulich vor, und er macht seiner Frustration durch schlechtes Benehmen Luft. Bis eines Tages eine schicksalhafte Frau in sein Leben tritt … und ein Krokodil.

The story of a former opera star who, as fate would have it, is forced to work as a Crocodile in a styrofoam costume entertaining children in a shopping centre. This kind of life seems joyless and even disgusting to the former leading tenor, and he vents his frustration by behaving rudely. Until one day, a fateful woman enters his life … and a crocodile.

Western Spaghetti Western Spaghetti PES (Adam Pespane) USA 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 1:44 min. Buch: PES (Adam Pespane) / Animation: PES, Javan Ivey Schnitt: Sam Welch / Technik: Stop-Motion-Animation Sprache: ohne / Produktion: Sarah Phelps / Kontakt: Sarah Phelps, 60 West 129th St. 7D, 10027 New York, NY, USA,

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+1-917-5 89 25 39, sphelps@eatpes.com

Krokodill Crocodile Kaspar Jancis Estland 2009 / 35 mm, Farbe, 16:38 min. Buch, Schnitt, Musik: Kaspar Jancis / Animation: Marje Ale, Ülle Metsur, Annely Põldsaar, Tiina Ubar-Sauter, Tarmo Vaarmets / Kamera: Marje-Ly Liiv Technik: 2D-Computeranimation / Sprache: ohne Produktion: Kalev Tamm, Eesti Joonisfilm / Kontakt: Kalev Tamm, Eesti Joonisfilm, Roo 9, 10611 Tallin, Estland, +372-6-77 41 22, info@joonisfilm.ee

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Le nœud cravate The Necktie Jean-François Lévesque Kanada 2009 / 35 mm, Farbe, 12:26 min. Buch: Jean-François Lévesque / Animation: Jean-François Lévesque, Luc Chamberland / Musik: Hugo Fleury Schnitt: Natacha Dufaux / Technik: Mischtechnik Sprache: ohne / Produktion: Michèle Bélanger, National Film Board of Canada / Vertrieb: Johanne St-Arnauld, National Film Board of Canada Kontakt: Madeleine Bélisle, National Film Board of Canada, 3155 Côte de Liesse Road, H4N2N4 St-Laurent, Quebec, Kanada, +1-514-2 83 90 00, festivals@nfb.ca

Dies ist die Geschichte von Valentin und seiner bezwingenden Suche nach dem Sinn des Lebens. Der Film zeigt geschickt, wie sinnlose Arbeit in einem öden Job die Persönlichkeit eines vorbildlichen Angestellten allmählich auslöscht. Mit jedem Geburtstag weicht die Hoffnung mehr und mehr der Langeweile, und seine Jugendträume verblassen. Als sich einen Augenblick lang eine Revolte abzeichnet, wird sie von Verzweiflung erstickt. An seinem 40. Geburtstag findet er in einem Schrank ein altes Akkordeon wieder und gewinnt seine Lebensfreude zurück.

3 Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

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This is the story of Valentin and his compelling quest for the meaning of life. The film skilfully outlines the way this model employee’s personality is effaced by futile work in a dead-end job. As his birthdays go by, boredom replaces hope and his old aspirations fade. When revolt emerges for a moment, it is quashed by despair. On his 40th birthday, he rediscovers an old accordion hidden in a closet and regains the joy of life.

The Black Dog’s Progress The Black Dog’s Progress Stephen Irwin Vereinigtes Königreich 2008 / Digitale Datei, Farbe und s/w, 3:14 min. / Buch, Schnitt, Animation, Produktion: Stephen Irwin / Musik: Sorenious Bonk / Technik: Zeichenanimation Sprache: ohne / Kontakt: Stephen Irwin, 51 Hargrave Mansions, Hargrave Road, N19 5SR London, Vereinigtes Königreich, +44-20-75 02 06 40, stephen@smalltimeinc.com / www.smalltimeinc.com

Die traurige Geschichte vom schwarzen Hund wird in einer Reihe von Daumenkinoszenen erzählt.

A series of flipbooks tell the sad story of the black dog.

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Les escargots de Joseph Joseph’s Snails Sophie Roze Frankreich 2009 / 35 mm, Farbe, 11:48 min. / Buch: Sophie Roze / Animation: Pierre-Luc Granjon, Gilles Coirier, Elmer Kaan, Cédric Mercier / Kamera: Sara Sponga / Musik: Nicolas Bernard / Schnitt: Colombe Nicolas Technik: Puppenanimation Sprache: französisch / Produktion: Jean-Pierre Lemouland, JPL Films / Kontakt: Camille Raulo, JPL Films, 31 Avenue Chardonnet, 35000 Rennes, Frankreich, +33-2-99 53 16 98, jplfilms@wanadoo.fr

Joseph ist ein schüchterner und introvertierter Junge, der Schnecken sammelt. Eines Tages wird er von seinem eigenen Bauchnabel verschluckt und entdeckt die beunruhigende Welt der ‚Nabelschauer‘: Menschen, die nur mit ihrem Nabel kommunizieren, und sich dadurch einrollen und zu Schnecken werden.

Joseph is a shy, introverted little boy who collects snails. One day he is swallowed up by his own belly button and discovers the disturbing world of the ‘navel-gazers’, people who, by only communicating with their navel, curl in on themselves and turn into snails.

Ein Polizist, ein Hund und lauter Kleinbürger – filmische Phantasie über Themen und Motive aus dem literarischen Frühwerk von Anton Tschechow.

A police officer, a dog and lots of petty bourgeois – a cinematic fantasy about themes and motives from Anton Chekhov’s early literary works.

Hier wird ein Bild in seine Bestandteile zerlegt, um aus den einzelnen Fragmenten einen Animationsfilm zu kreieren. Verschiedene Ausschnitte, auf ähnlichen Formen basierend, decken versteckte Bewegungsabläufe auf. Die Menschen im Bild speisen, tanzen, diskutieren und streiten – bis schließlich alle zum Schweigen gebracht werden.

The film takes a painting to pieces to create an animation from the isolated fragments. Various sections based on similar forms uncover hidden movements. The people in the painting eat, dance, talk and argue – until they are all silenced.

Otschumelow Ochumelov Aleksei Demin Russische Föderation 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 13 min. / Buch: Aleksei Demin / Animation: Natalja Malgina, Swetlana Andrianowa, Dmitri Nowosselow, Swetlana Simina Musik: Pjotr Gapon, Johann Strauß, Wassili Eban Technik: Zeichen- und 2D-Computeranimation, Cut-OutAnimation / Sprache: russisch / Produktion: Studio Animos Kontakt: Studio Animos, Luschnezkaja nabereschnaja 8, Office 10, 119992 Moskau, Russische Föderation, Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

+7-495-9 95 10 75, kinoanimos@gmail.com

Der Da Vinci Timecode The Da Vinci Time Code Gil Alkabetz Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 3 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Gil Alkabetz Musik: Alexander Zlama / Technik: 2D-Computeranimation Sprache: ohne / Produktion: Gil Alkabetz, Sweet Home Studio / Kontakt: Gil Alkabetz, Sweet Home Studio, Bebelstraße 58, 70193 Stuttgart, Deutschland, +49-711-6 36 17 35, gil@alkabetz.com

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Valise Mixed Bag Isabelle Favez Schweiz 2009 / 35 mm, Farbe, 7 min. / Buch, Kamera, Animation: Isabelle Favez / Musik: Dragan Ristic Schnitt: Fee Liechti / Technik: Cut-Out- und 2D-Computeranimation / Sprache: ohne / Produktion: Ruedi Schick, Swiss Effects / Kontakt: Isabelle Favez, Swiss Effects, Thurgauerstrasse 40, 8050 Zürich, Schweiz, +41-44-3 07 10 10, isabelle.favez@gmx.ch

Kann eine Tasche voller Geld die Probleme eines unglücklichen Paares lösen? Und welche Pläne haben die ungeschickten Bankräuber, denen diese Tasche verloren ging? Eine Geschichte über Gier, Verrat und seltsame Behältnisse.

Can a bag of money solve the problems of an unhappily married couple? And what are the plans of the blundering bank robbers who lost the bag? A story of greed, treason and weird containers.

Jeden einzelnen einsamen Tag bekommt ein Mann mit gebrochenem Herzen falsch adressierte Briefe und Päckchen. Da er die Briefe nicht zurücksenden kann, beginnt er sie zu lesen. Je mehr er liest, desto stärker bildet er sich ein, in eine imaginäre Person verliebt zu sein.

Each of all those lonesome days, a heart broken man is receiving letters and packages stating with the wrong addressee. Unable to return those letters, he starts to read them. As the letters pile up, he feels to being fallen in love with an imaginary character.

Zwei Figuren geraten in Streit. Eine Geschichte über menschliche Gefühle und Lebenserfahrungen.

Two characters get into an argument. A story about human feelings and experiences of life.

The Soliloquist The Soliloquist Ma Kuang Pei Taiwan 2008 / 35 mm, Farbe, 6:06 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Ma Kuang Pei Musik: Sung Chao Yung / Technik: 2D-Computeranimation Sprache: chinesisch / Produktion: Yu Wei Cheng 32079 Zhongli City, Taoyuan County, Taiwan, +886-933-25 51 60, qqmqqmqqmqqm@gmail.com

Smolik Smolik Cristiano Mourato Portugal 2009 / Beta SP (PAL), s/w, 8 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Cristiano Mourato Musik: Fernando Mota / Technik: Zeichen- und 2DComputeranimation / Sprache: ohne Produktion: Quest Animation, Escola Superior de Artes e Design de Caldas da Rainha / Kontakt: Cristiano Mourato, Quest Animation, Rua António Aleixo 4, 2135-205 Samora Correia, Portugal, +351-91-6 42 09 35, cristiano.mourato@gmail.com / www.smolik-themovie.com

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Kontakt: Ma Kuang Pei, 26, Jinfeng St. Renmei Village,


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Jazzed Jazzed Anton Setola Belgien, Niederlande 2008 / 35 mm, Farbe, 7 min. Buch, Schnitt, Animation: Anton Setola / Musik: Frederik Segers / Technik: 2D-Computeranimation Sprache: ohne / Produktion: Annemie Degryse, Lumière Koproduktion: Arnaud Demuynck, Euroanima Kontakt: Ursula van den Heuvel, Netherlands Institute for Animation Film, St. Josephstraat 135, 5017 GG Tilburg, Niederlande, +31-13-5 32 40 70, heuvel@niaf.nl

„Jazzed“ nimmt die Zuschauer mit auf eine innere Reise durch die geheimsten, tiefsten und unbewusstesten Gefühle seiner Hauptfigur Jack.

“Jazzed” incites the audience on an introspective journey through the most mysterious, profound an imperceptible emotions of its main character Jack.

Unerwünschte Besucher stören die hochsommerliche Ruhe eines Campingplatzes. Während auf dem Rasen das Chaos ausbricht, macht eine Gruppe tapferer Ameisen im Gras neue Entdeckungen.

Unwanted visitors disturb the tranquility of a campsite at the height of summer. While mayhem breaks out on the lawn, a group of ants makes brave new discoveries in the grass.

Glückliche Passagiere amüsieren sich prächtig in einem überfüllten Zug, ohne zu ahnen, welches Schicksal ihnen hinter der Kurve droht. Als Wagon für Wagon verheizt werden muss und sich die nachfolgende räumliche Verknappung allmählich bemerkbar macht, folgt ein ebenso amüsanter wie gnadenloser Klassenkampf. Natürlich gibt es Opfer, aber am Ende sind alle gleich. Selten hat eine Katastrophe so viel Spaß gemacht!

Happy passengers are having a great time on a crowded train, oblivious to the fate that awaits them around the bend. When carriage by carriage has to be fueled, and the effects of the spatial shortage that ensues begin to be felt, the result is a class struggle that is as amusing as it is mercilles. Naturally there are victims, but in the end everyone is equal. Rarely has a disaster seemed so delightful!

August August Matthias Hoegg Vereinigtes Königreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 4:25 min. / Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Matthias Hoegg / Musik: Gabriel Alex Baumstark, Christopher Frost Technik: 2D-, 3D-Computeranimation, Cut-Out-Animation Sprache: ohne / Produktion: Matthias Hoegg, Royal College of Art, Animation Department Kontakt: Matthias Hoegg, 15 Dunraven Road, W12 7QY London, Vereinigtes Königreich, matthias_hoegg@yahoo.com

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www.matthiashoegg.co.uk

Runaway Runaway Cordell Barker Kanada 2009 / 35 mm, Farbe, 9:11 min. Buch, Animation: Cordell Barker / Musik: Benoit Charest Technik: Zeichen- und 2D-Computeranimation Sprache: englisch / Produktion: Derek Mazur, Michael Scott, National Film Board of Canada Vertrieb: Johanne St-Arnauld, National Film Board of Canada Kontakt: Madeleine Bélisle, National Film Board of Canada, 3155 Côte de Liesse Road, H4N2N4 St-Laurent, Quebec, Kanada, +1-514-2 83 90 00, festivals@nfb.ca

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Airport Tunnel Airport Tunnel Vitor Hugo Portugal 2009 / Beta SP (PAL), Farbe und s/w, 4:38 min. Animation, Produktion: Vitor Hugo / Buch: Renato Oliveira, Vitor Hugo / Kamera, Schnitt: Vitor Lopes Musik: Olive Tree Dance / Technik: Zeichenanimation Sprache: ohne / Vertrieb: Julia Rocha, Cine Clube de Avanca / Kontakt: Julia Rocha, Cine Clube de Avanca, Rua Dr. Egas Moniz 159, 3860-078 Avanca, Portugal, +351-2-3 48 84 14, movies@avanca.com

Eine magische Reise zu den Klängen der Band Olive Tree Dance beschwört die Straße als freie Bühne aller Künstler, die unseren Alltag schöner machen.

A magical journey to the sound of the band Olive Tree Dance evokes the street as the free stage of all artists who make our everyday life more beautiful.

Ein Kurzfilm nach einem Tonstück von Xabier Erkizia, das wiederum auf einem Interview mit dem Musiker Santiago Irigoyen beruht.

A short film based on a sound piece of Xabier Erkizia, created from an interview given by the musician Santiago Irigoyen.

Auf der Suche nach den flirrenden Spuren der Phantasie in verschiedenen Malstilen. Das Gewebe der Träume bahnt sich seinen eigenen Weg, genau wie die Liebe. Es hängt nur von deiner Phantasie ab, deinem Partner, dem Wetter …

Searching for the traces of fantasy in paintings. The texture of dreams will create its own path, just like love. It all depends on your imagination, your partner, the weather …

Berbaoc Berbaoc José Belmonte, Izibene Oñederra, Mercedes Sánchez-Agustino, Gustavo Díaz, Irati Fernández Spanien 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 5 min. Animation: Vuk Jevremovic, José Belmonte, Gustavo Díaz, Irati Fernández, Izibene Oñederra, Mercedes SánchezElosegi / Technik: Stop-Motion-Animation, Zeichenanimation Sprache: ohne / Produktion: Txema Muños, Kimuak Kontakt: Arteleku, Kristobaldegi 14 Loiola Auzoa, 20014 San Sebastián, Spanien, +34-943-45 36 62, arteleku@gipuzkoa.net / www.kimuak.com

Matières à rêver The Texture of Dreams Florence Miailhe Frankreich 2009 / 35 mm, Farbe, 6:14 min. Buch, Animation: Florence Miailhe / Kamera: François Darrasse / Musik: Denis Colin / Schnitt: Fabrice Gerardi Technik: Zeichenanimation / Sprache: ohne Produktion: Nathalie Trafford, Paraiso Production Diffusion Kontakt: Nathalie Trafford, Paraiso Production Diffusion, 7, impasse des Chevaliers, 75020 Paris, Frankreich, +33-1-43 15 91 91, paraisofilms@libertysurf.fr

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Agustino / Buch, Musik: Xabier Erkizia / Schnitt: Eduardo


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Birth Birth Signe Baumane USA, Italien 2009 / 35 mm, Farbe, 12 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Signe Baumane Musik: Douglas Mullins / Technik: Zeichen- und 2D-Computeranimation / Sprache: englisch Produktion: Pierre Poire Productions Kontakt: Signe Baumane, 165 William street, 2nd floor, 10038 New York, USA, +1-212-5 77 03 83, signe69@earthlink.net / www.signebaumane.com

Die 17-jährige Amina ist schwanger und hat vor der Geburt Angst. Sie bittet ältere Frauen um Rat und Trost, aber deren Geschichten jagen ihr noch mehr Angst ein.

Amina, a 17-year-old woman, is pregnant and afraid to give birth. For consolation and advise she goes to older women but their stories scare her even more.

„Cocoon Child“ ist ein poetischer Film über die Phantastiewelt eines autistischen Kindes und zeigt einen Moment, in dem sich dessen innere Welt mit der äußeren verbindet.

“Cocoon Child” is a poetic film about the fantasy world of an autistic child, showing the moment when his inner world merges with the outer one.

Boris liebt den Rhythmus. Es sieht so aus, als könne ihn nichts davon abhalten, das Dorf mit seinem Trommeln in den Wahnsinn zu treiben. Aber wird Boris es schaffen, weiter zu trommeln, wenn das Dorf zu extremen Maßnahmen greift?

Boris loves those beats. It seems nothing can stop him from driving the village crazy with his drumming. But will Boris find a way to keep drumming when the village resorts to extreme methods?

Cocoon Child Cocoon Child Sonja Rohleder Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 5 min. Buch, Kamera, Animation: Sonja Rohleder Musik: Stefan Maria Schneider, Nils Frahm Schnitt: Maryna Shuklina / Technik: Cut-Out-Animation Sprache: ohne / Produktion, Vertrieb: Cristina Marx, HFF „Konrad Wolf“ / Kontakt: Sonja Rohleder, Karl-Liebknecht-Straße 109, 14482 Potsdam, Deutschland, +49-178-1 44 02 44,

Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

sonjarohleder@web.de

Boris Boris Daniel Lundquist USA 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 3:28 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Produktion: Daniel Lundquist Technik: Zeichenanimation / Sprache: englisch Kontakt: Daniel Lundquist, Absberggasse 11/28, 1100 Wien, Österreich, +43-681-10 77 28 81, djlundquist@gmail.com / www.uglyanimations.com

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I Slept with Cookie Monster I Slept with Cookie Monster Kara Nasdor-Jones USA 2008 / HD, Farbe, 3:30 min. / Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Produktion: Kara Nasdor-Jones Musik: Jeffrey McFarland / Technik: Mischtechnik Sprache: englisch / Kontakt: Kara Nasdor-Jones, 2 Tide View Path, Unit 3, 02360 Plymouth, USA, +1-508-4 79 00 57, karanasdorjones@yahoo.com www.karanasdor-jones.com

Dies ist die Geschichte einer Frau, die vor ihrem prügelnden Ehemann flieht.

This is the story of a woman’s escape from an abusive husband.

Die neue Bäckerei von Wallace und Gromit ist in Gefahr, als ein geheimnisvoller Mörder alle Bäcker in der Stadt der Reihe nach umbringt.

Wallace’s and Gromit’s new bakery business faces danger when a mysterious killer starts targeting all the bakers in town.

Wallace & Gromit – A Matter of Loaf and Death Wallace & Gromit – A Matter of Loaf and Death Nick Park Vereinigtes Königreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 29 min. / Animation: Merlin Grossingham Buch: Nick Park, Bob Baker / Kamera: Dave Alex Riddett Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Musik: Julian Nott / Schnitt: David McCormick Technik: Knet- und Puppenanimation / Sprache: englisch Produktion: Steve Pegram, Aardman Animations Vertrieb: Sam Witters, Aardman Animations Kontakt: Natalie Martin, Aardman Animations, Gas Ferry Road, BS1 6UN Bristol, Vereinigtes Königreich, +44-117-30 712 61, Natalie.Martin@aardman.com

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Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Raum f端r Ihre Skizzen Space for Your Sketches

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Internationales Programm Animationsfilm

Internationales Programm Animationsfilm International Programme Animated Film


Internationales Panorama 1 – Memories International Panorama 1 – Memories

Internationales Panorama Memories

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L’anima mavì The Azure Soul Julia Gromskaya Italien 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 4 min. Buch, Animation, Produktion: Julia Gromskaya Kamera: Stefano Franceschetti / Musik: Francesca Badalini Schnitt: Stefano Franceschetti, Stefano Sasso Technik: Acryl und Tusche auf Papier / Sprache: ohne Kontakt: Julia Gromskaya, Via Serralta 101, 61045 Pergola, Italien, +39-721-73 45 24, juliamassi@yahoo.it

Der Kreuzweg azurblauer Träume, der Treffpunkt reiner und klarer Seelen.

The crossroad of azure dreams, the meeting place of pure and limpid souls.

Kurz vor seinem Tod kehrt ein Mann in seine Vergangenheit und zu einer früheren Geliebten zurück.

Shortly before he dies, a man goes back to his past and to an old lover.

Als er seinen Zug verpasst, beschließt Nathan, sich die nächsten beiden Stunden mit einer Tasse Kaffee und einem Kreuzworträtsel zu vertreiben. Hätte er sich nur nicht ans Fenster gesetzt …

Having missed his train Nathan decides to pass the next two hours with a cup of coffee and a crossword. If only he had decided not to sit by the window …

The Winter Solstice The Winter Solstice Xi Chen, Xu An China 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 11 min. Animation, Buch, Kamera, Schnitt: Xi Chen Technik: 2D-Computeranimation / Sprache: ohne Produktion: Jian Jiang / Kontakt: Xi Chen, 701, Unit 2, Building 24, Xibahe Beili, Chaoyang District, 100028 Beijing, China, +86-13-9 01 24 02 11, Internationales Programm Animationsfilm

chenxicrz@163.com

Little Face Little Face Matthew Walker, Ben Lole Vereinigtes Königreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 10:30 min. / Animation, Buch: Matthew Walker Kamera: Louie Blystad-Collins / Musik: Oliver Davis Schnitt: Ben Lole / Technik: 3D-Computeranimation Sprache: englisch / Produktion: Jeremy Routledge, Steve Gear, Calling the Shots / Vertrieb, Kontakt: Candi Smith, Arthur Cox, 16 Whitehouse Street, BS3 4AY Bristol, Vereinigtes Königreich, +44-117-9 53 97 88, info@worldofarthurcox.co.uk www.worldofarthurcox.com

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Peremena Peremena Jen-Shen Gur (Jewgenija Gurewitsch) Russische Föderation, Deutschland 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 3:46 min. / Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Vertrieb: Jen-Shen Gur (Jewgenija Gurewitsch) Musik: Pawel Karmanow / Technik: Cut-Out-, Zeichenund 2D-Computeranimation / Sprache: englisch Produktion: Jen-Shen Gur, Goethe-Institut Moskau, Fonds „Erinnerung und Zukunft“ / Kontakt: Jen-Shen Gur (Jewgenija Gurewitsch), ul. Marschala Nowikowa 15/112, 123098 Moskau, Russische Föderation, +7-499-1 90 58 90, zenechka@gmail.com

„Es ist egal, ob wir reich oder arm sind, gebildet oder nicht, schwarz oder weiß, aus dem Osten oder dem Westen stammen. Manche von uns haben größere Nasen oder eine andere Hautfarbe als andere, aber im Grunde sind wir gleich. Die Unterschiede sind unbedeutend. Das einzig Wichtige ist, dass unsere Gedanken und Gefühle ähnlich sind.“ Seine Hoheit, der 14. Dalai Lama

“It doesn’t matter if we are rich or poor, educated or not, black or white, from the East or from the West. Some of us can have a bigger nose and other color of the skin than others have, but actually, we are the same. The differences are insignificant. The only thing that matters is that our minds and feelings are similar.” H. H. Dalai Lama XIV.

Eine Zeitreise durch die Geschichte Dresdens, inspiriert von den dort wirkenden Künstlern. In einem Fluss aus Bildern und Epochen werden die Ereignisse vom Einmarsch der napoleonischen Truppen bis zum 2. Weltkrieg in verschiedenen Stilen und Materialien nachgezeichnet.

A journey through the history of Dresden, inspired by the artists who have worked there. From the invasion of Napoleon’s troops to WW II, events are traced in diverse styles and materials in a stream of images and epochs.

Der Mond zerreißt den finsteren Schleier der Nacht, das Gesicht einer Frau leuchtet in ihrem dunklen Gewand. Soldaten marschieren aus dem Himmel voran und trampeln alles auf ihrem Weg nieder. Aus dem Blut der im Kampf gefallenen Männer erhebt sich eine Armee von Frauen, eine machtvolle, von Gebeten inspirierte Kolonne. Glaube und Rebellion treiben nun eine Frau in die Schlacht.

The moon pierces the dark veil of the night; a woman’s face shines out of her sombre garb. Soldiers from the sky march forward, trampling down everything in their path. From the blood of men killed in the fighting an army of women springs up, a powerful column inspired by prayer. Faith and rebellion now drive one woman to battle.

Geduld der Erinnerung Patience of the Memory Deutschland, Spanien 2009 / 35 mm, Farbe, 6:45 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Vuk Jevremovic Musik: Xabi Erkizia / Technik: Mischtechnik Sprache: ohne / Produktion, Vertrieb: Vuk Jevremovic, Canvas Productions / Kontakt: Vuk Jevremovic, Canvas Productions, Escoles Pies 14 at, 08870 Sitges, Spanien, +34-93-8 11 45 35, vukje@yahoo.com / www.vukjevremovic.com

Internationales Programm Animationsfilm

Vuk Jevremovic

Robe de guerre Robes of War Michèle Cournoyer Kanada 2008 / 35 mm, Farbe, 5:14 min. Buch, Animation: Michèle Cournoyer / Musik: Walter Bourdreau Schnitt: Michel Giroux / Technik: Zeichenanimation Sprache: ohne / Produktion: René Chénier, Michèle Bélanger, Marcel Jean, National Film Board of Canada Vertrieb: Johanne St. Arnauld, National Film Board of Canada / Kontakt: Madeleine Bélisle, National Film Board of Canada, 3155 Côte de Liesse Road, H4N2N4 St-Laurent, Quebec, Kanada, +1-514-2 83 90 00, festivals@nfb.ca

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Internationales Panorama 1 – Memories International Panorama 1 – Memories

Malban Malban Elodie Bouédec Frankreich 2008 / 35 mm, Farbe, 8 min. Buch, Kamera, Animation: Elodie Bouédec Musik: Jef Mercelis / Schnitt: Grégoire Sivan Technik: Malerei auf Glas / Sprache: französisch Produktion, Vertrieb: Frédéric Jouve, Les Films Velvet Koproduktion: Arnaud Demuynck, La Boîte Productions Kontakt: Frédéric Jouve, Les Films Velvet, 12, rue du Mont Thabor, 75001 Paris, Frankreich, +33-1-71 18 10 81, festivals@lesfilmsvelvet.com

Ein junges Mädchen, Claude, verbringt die Ferien mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im Strandhaus der Familie. Eines Abends taucht ein Unbekannter auf. Er ist Ornithologe und auf der Suche nach einer Vogelinsel, die in den Romanen von Claudes Vater oft erwähnt wird.

A young girl, Claude, is spending her holidays with her mother and brother in their beach house. One evening, an unknown man arrives. He is an ornithologist searching for a bird island often mentioned in Claude’s father’s novels.

Eine provozierende Neuerzählung eines klassischen Märchens aus der Sicht des Wolfes, die den Zuschauern die wahre Geschichte dieser viel geschmähten Figur nahebringt. War er wirklich so groß und böse, wie es heißt? Vielleicht. Saukomisch? Mit Sicherheit.

This classic story is provocatively recounted from the point of view of the wolf, bringing viewers the true tale of this much-maligned character. Was he really as big and bad as reported? Maybe. Hilarious? Definitely.

Die Frösche können auf dem Weg zu den auf der anderen Seite wartenden Fröschinnen eine gefährliche Straße nicht überqueren. Ein Fremder hilft ihnen.

The frogs are unable to cross a dangerous road to join the female frogs waiting for them on the other side. A stranger comes to their aid.

Prawdiwaja istorija o trjoch porossjatach True Story of Three Little Pigs Konstantin Bronsit Russische Föderation 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 8:16 min. Animation: Jekaterina Salabai / Buch: Irina Margolina Musik: Chris Thomas King / Schnitt: Sergei Glesin Technik: Cut-Out- und Computeranimation Internationales Programm Animationsfilm

Sprache: englisch / Produktion: Irina Margolina, Studio M.I.R. Kontakt: Irina Margolina, Studio M.I.R., Bolschaja Sadowaja 3/1, 63, 123001 Moskau, Russische Föderation, +7-495-2 50 90 88, margoirina@yahoo.com www.studio-mir.ru

Ranas Ranas Célia Sacido-Martin Frankreich 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 4:56 min. Buch, Kamera: Célia Sacido-Martin / Animation: Célia Sacido-Martin, Ullrich Totier / Musik: Yan Volsy Schnitt: Catherine Aladenise / Technik: Cut-Out-Animation Sprache: ohne / Produktion: Annick Teninge, La Poudrière / Kontakt: Annick Teninge, La Poudrière, La Cartoucherie, Rue de Chony, 26500 Bourg lès Valence, Frankreich, +33-4-75 82 08 08, contact@poudriere.eu

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Meisou Meditation Fumio Ohi Japan 2008 / HD, Farbe, 8:55 min. Buch, Kamera, Schnitt, Musik, Animation, Produktion: Fumio Ohi Technik: 2D-Computeranimation / Sprache: ohne Kontakt: Fumio Ohi, 6-12-1-310 Sagamidai, 228-0821 Sagamihara-shi, Kanagawa-ken, Japan, +81-42-7 47 59 02, foi@ta2.so-net.ne.jp

Verschiedene, während der Meditation auf die Netzhaut projizierte Formen und Farben.

Internationales Panorama Relations

Varying colours and shapes projected on the retina during meditation.

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Dwe prinzessy Two Princesses Marija Stepanowa Russische Föderation 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 8:52 min. Kamera: Marija Stepanowa / Buch: Anna Kalin Sprache: russisch / Produktion: Ljubow Gaidukowa, SHAR – Animation School-Studio / Kontakt: Ksenija Ostalskaja, SHAR – Animation School-Studio, Leningradski Prospekt 21, 125040 Moskau, Russische Föderation, +7-495-6 12 10 19, sharstudia@gmail.com

Ein Film nach dem Märchen „Kate Crackernuts“. Es ist eine Geschichte darüber, wie Mut und Erfindungsreichtum den Menschen helfen, ihre Ziele im Leben zu erreichen und erfolgreich verschiedene Situationen zu meistern. Die Liebe besiegt den bösen Zauber und hilft, die wahren Gefühle der Menschen ans Tageslicht zu bringen.

The film is based on the fairy tale “Kate Crackernuts”. It is a story about how courage and resourcefulness help people to get what they want in this life and to cope successfully with different situations. Love defeats the evil magic and helps to bring out people’s real feelings.

Auf der Grundlage im Zug mitgehörter Gesprächsfetzen – eine einzigartige Reise durch eine schwarzweiße Landschaft. Ein Paar redet über seinen Sohn, von dem es glaubt, dass er die Bodenhaftung verloren hat. In ihr Gespräch vertieft merken sie nicht, dass der Zug schon auf einer neuen Strecke unterwegs ist.

Based on fragments of an overheard conversation on a train – a unique journey through a black and white landscape. A couple talks about their son, who they think has his head in the clouds. Absorbed in their conversation, they do not notice that the train is already off on a new track.

In Limbo In Limbo Michelle Ettlin Schweiz 2008 / 35 mm, s/w, 3:45 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Michelle Ettlin Musik: Simon Berz / Technik: Bleistift und Ölkreide auf Papier / Sprache: englisch / Produktion: Gerd Gockell, Hochschule Luzern – Design & Kunst Kontakt: Michelle Ettlin, Langstrasse 197, 8005 Zürich, Schweiz, +41-78-6 84 87 65, mail@echolot.ch

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Internationales Programm Animationsfilm

Schnitt: D. Solotow / Technik: Cut-Out-Animation


Internationales Panorama 2 – Relations International Panorama 2 – Relations

Gemeinschaft Gemeinschaft Özlem Akin Türkei 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 3:48 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Vertrieb: Özlem Akin Technik: Puppen- und Stop-Motion-Animation Sprache: ohne / Produktion: Hülya und Erol Akin Kontakt: Özlem Akin, +420-7-76 60 95 07, toohero@gmail.com

Die Verwandlung grundloser Gewohnheiten in Tabus.

The transformation of gratuitous habits into taboos.

Du glaubst, du bist nur ein Passagier, und dass nichts Spuren hinterlässt. Vergiss nicht, dass du eine Flaschenpost bist. Halt! Renn nicht so schnell … du suchst dich doch selbst.

You think you are just a passenger and that nothing leaves any traces. Don’t forget that you are a message in a bottle. Stop! Don´t run so fast … It´s yourself you are searching.

Der Film basiert auf Märchen der auf der Halbinsel Taimyr lebenden Völker. Er erzählt eine Geschichte von gegenseitiger Hilfe, Freundschaft und Harmonie. Die Sonne und der Mond können wieder an den Himmel zurück und sich Tages- und Nachtlicht teilen.

This film is based on tales of the ethnic groups inhabiting the peninsula of Taimyr. It tells a story of mutual assistance, friendship and harmony. The Sun and the Moon may return to the sky and share the daylight and the nightlight.

No corras tanto Take It Easy César Díaz Meléndez Spanien 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 4:40 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Produktion, Vertrieb: César Díaz Meléndez / Musik: El Combolinga Technik: Sandanimation / Sprache: spanisch, arabisch Kontakt: César Díaz Meléndez, c/ Andorra 91 5D, 28043 Madrid, Spanien, +34-667-98 62 43,

Internationales Programm Animationsfilm

cesardm75@hotmail.com

Kak pomirilis solnze i luna How the Sun and the Moon Made Peace Sergei Olifirenko Russische Föderation 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 13:16 min. Animation: S. Smirnow, N. Masewitsch, A. Melnik, Arsen Chatschaturjan, Sergei Luzenko, Pawel Barkow, Julija Nekipelowa / Buch: Walentin Telegin, Aleksandr Tatarski Musik: Filipp Kolzow / Technik: 2D-Computeranimation Sprache: russisch / Produktion: Igor Gelaschwili, „Pilot“ Moscow Animation Studio / Kontakt: Olga Schurawljowa, „Pilot“ Moscow Animation Studio, Karamyschewskaja nab., 44, 123423 Moskau, Russische Föderation, +7-495-6 60 12 06, festival@pilot-film.com

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Jelly Fishers Jelly Fishers Steven Subotnick USA 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 6:45 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Produktion: Steven Subotnick / Musik: Igor Ballereau, Kenneth Kirschner, QQQ, Aidan Baker / Technik: Zeichenanimation Sprache: ohne / Kontakt: Steven Subotnick, 228 Gano St., 02906 Providence, USA, +1-401-4 21 89 84, ssubotnick@cox.net

Eine Familie hungriger maulwurfartiger Wesen wird durch die Großzügigkeit einer Qualle gerettet.

A family of hungry mole-creatures is saved by the generosity of a jellyfish.

„The Spine“ ist eine bewegende Geschichte über Erlösung, die uns mitten in die Beziehung eines in einer Spirale gegenseitiger Zerstörung gefangenen Paares trägt. Dan und Mary Rutherford, seit 26 Jahren verheiratet, sitzen unglücklich in einer Ehe-Therapiegruppe. Angela, eine andere Teilnehmerin mit Problemen, fragt sich, warum die Ehe der beiden so verkorkst und verdreht geworden ist. Aber als Mary Dan verlässt, geht eine wunderbare Verwandlung mit ihm vor. Was wird passieren, wenn sie zurückkehrt?

“The Spine” is a poignant story of redemption that takes us into the relationship between a man and a woman trapped in spiral of mutual destruction. Dan and Mary Rutherford, married 26 years, sit unhappily in a couples’ group conselling sessin. Angela, another troubled participant in this group, wonders why their marriage has become so lopsided, so twisted. But when Mary leaves Dan, he undergoes a beautiful transformation. What will happen when she returns?

Yulia verschwindet auf einmal aus ihrer Küche. Sie findet sich in einem verschlossenen Zimmer wieder, in dem fünf Hebel an der Wand befestigt sind. Indem sie sie bewegt, löst sie eine Serie absurder Ereignisse aus, an deren Ende sie einem Seelenverwandten begegnen wird.

Yulia suddenly vanishes from her kitchen. She finds herself in a locked room with five levers fixed to the wall. By setting them in motion, she triggers a series of absurd events that will lead to her finding a soul mate.

The Spine The Spine Chris Landreth Kanada 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 11:17 min. Buch, Animation: Chris Landreth / Musik: Kirk Elliott Schnitt: Yonah Lewis, Jeremy Montgomery Produktion: Marcy Page, National Film Board of Canada Koproduktion: Steven Hoban, Copperheart Entertainment Vertrieb: Johanne St. Arnauld, National Film Board of Canada Kontakt: Madeleine Bélisle, National Film Board of Canada, 3155 Côte de Liesse Road, H4N2N4 St-Laurent, Quebec, Kanada, +1-514-2 83 90 00, festivals@nfb.ca

Yulia Yulia Antoine Arditti Frankreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL), s/w, 5:45 min. Buch, Kamera, Schnitt: Antoine Arditti / Animation: Neïla Terrien, David Lapierre, Jean-Michel Boesch, Antoine Arditti, Romain Ségaud, Fred Rimbau, Julien Daubas, Alex Villemin, Yoann Gourru, Myriam Schott, Valentin Gabelier Musik: Stéphanie Cabdevila / Technik: 2D-, 3D-Computeranimation / Sprache: ohne / Produktion: Jérémy Rochigneux, Metronomic / Kontakt: Aurélie Cuisinier, Metronomic, 8 Passage de la bonne graine, 75011 Paris, Frankreich, +33-1-48 05 78 81, festivalcoordinator@metronomic.fr

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Internationales Programm Animationsfilm

Technik: 3D-Computeranimation / Sprache: englisch


Internationales Panorama 2 – Relations International Panorama 2 – Relations

Soldatskaja pesnja Soldier’s Song Jelena Tschernowa Russische Föderation 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 13:35 min. Buch: Jelena Tschernowa / Animation: Irina Wertikowa, Jelena Goljankowa, Swetlana Simina, Leon Estrin, Natalja Gabibowa, Marija Drosdowa / Kamera: Leon Estrin, Jelena Kossinowa / Musik: R. Manukow Technik: 2D-Computeranimation / Sprache: russisch Produktion: Igor Gelaschwili, / „Pilot“ Moscow Animation Studio Kontakt: Olga Schurawljowa, „Pilot“ Moscow Animation Studio, Karamyschewskaja nab., 44, 123423 Moskau, Russische Föderation, +7-495-6 60 12 06, festival@pilot-film.com

Eine Militärkompanie in Friedenszeiten – und doch haben die Schutzengel der Soldaten viel zu tun. Ein Kameradendiebstahl ist zu klären, ohne den Gauner jedoch bloßzustellen. Nach Motiven der Märchen von Sascha Tschjornyi.

A military company in peacetime - and yet the soldiers’ guardian angels are kept busy. A theft among comrades must be investigated without exposing the thief. Based on motifs from Sasha Chyorny’s fairytales.

Die Familie saß wie immer beisammen. Die Nachbarin wollte nur eine Zwiebel für ihren Eintopf und bestimmt nicht dieses ganze Durcheinander …

The family was together as usual. The neighbour only wanted an onion for his stew, but certainly not all the con– fusion …

Guisado de galinha Chicken Stew Joana Toste Portugal 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 5 min. Buch, Produktion: Joana Toste / Animation: Osvaldo Medina, Pedro Brito, Ricardo Blanco, Carlos Fernandes Musik: Pedro Joia / Technik: Zeichenanimation Sprache: portugiesisch / Kontakt: Joana Toste, Rua D. Estefânia 15, 7D , 1150-129 Lissabon, Portugal,

Internationales Programm Animationsfilm

+351-21-3 53 13 62, joanatoste@netcabo.pt

Internationales Panorama Strangers

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French Roast French Roast Fabrice O. Joubert Frankreich 2008 / 35 mm, Farbe, 8:15 min. Buch, Kamera, Schnitt: Fabrice O. Joubert Animation: Fabrice O. Joubert, Vincent Caudeville, Mathieu Ménard, Jonathan Del Val, Jean-François Barthélémy, Bart Boirot / Musik: Olivier Lliboutry / Technik: 3DComputeranimation / Sprache: ohne / Produktion: Louis Viau, Pumpkin Factory / Koproduktion: Bibo Bergeron, Bibo Films Production / Kontakt: Fabrice O. Joubert, 3 rue du Pasteur Wagner, 75011 Paris, Frankreich, fabriceojoubert@yahoo.fr / www.frenchroast.fr

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Als ein stockkonservativer Geschäftsmann in einem teuren Pariser Café bezahlen will, stellt er fest, dass er seine Brieftasche verloren hat. Um Zeit zu gewinnen, bestellt er noch einen Kaffee …

In a fancy Parisian Café, an uptight businessman is about to pay the check when he finds out that he has lost his wallet. To save time he decides to order more coffee …


Dopolnitelnyje wosmoschnosti pjatatschka The Additional Capabilities of the Snout Iwan Maksimow Russische Föderation 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 5:15 min. Buch: Iwan Maksimow / Animation: Tatjana Jazyna, Galina Belinskaja, Roman Jefremow, S. Solo Technik: Zeichenanimation / Sprache: russisch Produktion: Aleksandr Gerassimow, Fonds „Gubernija“ Kontakt: Natalja Worobjewa, Fonds „Gubernija“, ul. Druschinnikowskaja, 15, 123242 Moskau, Russische Föderation, +7-495-2 55 96 84, natalie_v9@mail.ru / www.masterfilm.ru

Ein Film über ein kleines Schwein mit einer langen, Pjatatschok genannten Nase, auf der ein Ballon Platz hat.

A film about a small pig possessing a long nose that is called Pyatachok and on which it is possible to put a balloon.

Eine Frau hat eine kurze Affäre. Am nächsten Morgen wird sie brutal geweckt – vom Bett.

A woman has a one-night love affair. The next morning, she is brutally awakened by … the bed.

Chair amie Delicious Friend Pierre Adrien Frankreich 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 3:40 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Pierre Adrien Musik: Quentin Clément / Technik: Zeichen- und 2DInternationales Programm Animationsfilm

Computeranimation / Sprache: ohne Produktion: Aymeric Hays-Narbonne, École Émile Cohl Kontakt: Aymeric Hays-Narbonne, École Émile Cohl, 232 rue Paul Bert, 69003 Lyon, Frankreich, +33-4-72 12 01 01, festivals@cohl.fr

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Internationales Panorama 3 – Strangers International Panorama 3 – Strangers

Lili Lili Riho Unt Estland 2008 / 35 mm, Farbe, 13 min. Buch, Schnitt: Riho Unt / Animation: Märt Kivi, Marili Toome, Trin Sarapik-Kivit, Andres Tenusaar Kamera: Ragnar Neljandi / Musik: Malle Maltis Technik: Stop-Motion-Animation / Sprache: ohne Produktion: Arvo Nuut, Nukufilm OÜ / Vertrieb: Kerdi Oengo, Nukufilm OÜ / Kontakt: Riho Unt, Nukufilm OÜ, Niine 11, 10414 Tallinn, Estland, +372-6-41 43 07,

Internationales Programm Animationsfilm

nukufilm@nukufilm.ee

Ein tödlich verwundeter junger Soldat in einem Bombenkrater und ein paar hungrige Schlachtfeldratten wollen eine Antwort auf die Frage „Wer ist Lili Marleen?” finden. Ist sie eine Erinnerung an eine längst vergangene erste Liebe oder an den ersten Geschlechtsverkehr mit einer Prostituierten, die sich ihren Lebensunterhalt verdient? Lili ist mehr als eine abstrakte Heldin aus einem Lied. Jeder Soldat hat seine eigene Lili. Sie war vielleicht seine erste Schülerliebe, seine erste Prostituierte oder nur eine Phantasie. Aber sie wartet immer unter der Laterne an dem Kasernentor auf ihren Soldaten …

A mortally wounded young soldier in a crater and a bunch of hungry rats from the battlefield are trying to find an answer to the question “Who is Lili Marleen?” Is she a memory of a long gone first love or of the first intercourse with a prostitute earning her living? Lili is not only a distant hero from a song. Every soldier has his own Lili- She could be his first love from school, his first prostitute or simply a fantasy. But she is always waiting for her soldier underneath the lantern by the barrack gate …

Die Geschichte von Francis Cooper und seiner Mutter Emily Maddison, vom Gesicht dieses Mannes und von Craig MacKay sowie seiner Katze.

The story of Francis Cooper and his mother, Emily Maddison, and that man’s face and Craig MacKay and his cat.

The Surprise Demise of Francis Cooper’s Mother The Surprise Demise of Francis Cooper’s Mother Felix Massie Vereinigtes Königreich 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 7:21 min. / Buch: Felix Massie / Animation: Felix Massie, Emma Lazenby, Vibeke Cleaverley, Stephen Whittle, Simon Deshon / Musik: Joe Paine / Schnitt: Matt Purgaus, Tom Jobbins, Adam Dymond / Technik: 3D-Computeranimation / Sprache: englisch / Produktion: Sarah Cox, Arthur Cox / Koproduktion: Aardman Animation Vertrieb: Candi Smith, Arthur Cox / Kontakt: Sarah Cox, Arthur Cox, 16 Whitehouse Street, BS3 4AY Bristol, Vereinigtes Königreich, +44-117-9 53 97 88, info@worldofarthurcox.co.uk / www.worldofarthurcox.com

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Ignatus: Dans l’herbe Ignatus: In the Grass Olivier Martin Frankreich 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 3:36 min. Buch, Schnitt, Animation: Olivier Martin / Kamera: Stéphane Jarreau / Musik: Jérôme Rousseaux / Technik: Mischtechnik / Sprache: französisch / Produktion, Vertrieb: Jérôme Rousseaux, Ignatub / Kontakt: Jérôme Rousseaux, Ignatub, 13 rue du Docteur Potain, 75019 Paris, Frankreich, +33-1-42 03 20 97, ignatub@noos.fr www.ignatub.com

Ein vergessenes Tagebuch animiert sich selbst und zeigt mit Zartgefühl und Witz eine der einfachen Freuden, die das Leben der Stadtbewohner mit sich bringt.

A forgotten diary animates itself and tenderly and wittily reveals one of the simple pleasures the existence of an ordinary city-dweller holds.

In einer nebligen Nacht stürzt eine Horde im üppigen Wald lauernder Wesen, jedes einen Samen in der Hand, vorwärts wie Footballspieler! Die Spieler kämpfen, um ihre Touchdowns zu machen und die Samen an beleuchteten Stellen einzupflanzen, bevor sich der Nebel lichtet. Im Schloss gibt es ein Spiel, in dem der Ball in Netze aus Baumwurzeln geworfen werden muss. Das löst eine Kettenreaktion aus, die die Netze zum Blühen bringt.

One foggy night, a horde of creatures lurking in a lush forest, each holding seeds in their hands, dash forward like football players! The players struggle to make their touchdowns and plant the seeds in lighted places before the fog disperses. Inside the castle, there’s a game in which the ball must be thrown into nets woven by tree roots. This will provoke a chain reaction that makes the nets burst into blossom.

Eine Geschichte über den Hund Roska, der einen geizigen Besserwisser aus dem Dorf vertreibt.

A story about the dog Rozka, who drives a miserly know-it-all out of the village.

Root Root Ming-ho Chen Taiwan 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 14 min. Buch, Schnitt: Ming-ho Chen / Animation: Pei-hsuan Hsu Kamera: Chih-chieh Liu / Musik: Yi-tsang Li Produktion: Chun-hsiung Wang, Dancin’ Ink Pictures Ltd. Koproduktion: Hui-ching Liu, Dancin’ Ink Pictures Ltd. Vertrieb: Ya-fen Chao, Dancin’ Ink Pictures Ltd. Kontakt: Ya-fen Chao, Dancin’ Ink Pictures Ltd., 5F., No. 9, Lane 112, Sec. 3, Xinglong Rd., Wenshan District, 116 Taipeh, Taiwan, +886-2-22 39 41 95, yafen.kino@xuite.net

Pro sobaku Rosku About the Dog Rozka Andrei Sokolow Russische Föderation 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 13:24 min. Buch: Andrei Sokolow / Animation: Sergei Mironow, Jekaterina Wolkowa, Julija Nekipelowa, Larissa Wanbina, Michail Rykunow, Jelena Goljankowa / Musik: Lew Semlinski Technik: Zeichenanimation / Sprache: russisch Produktion: Igor Gelaschwili, „Pilot“ Moscow Animation Studio / Kontakt: Olga Schurawljowa, „Pilot“ Moscow Animation Studio, Karamyschewskaja nab., 44, 123423 Moskau, Russische Föderation, +7-495-6 60 12 06, festival@pilot-film.com

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Internationales Programm Animationsfilm

Technik: Mischtechnik / Sprache: chinesisch, englisch


Internationales Panorama 3 – Strangers International Panorama 3 – Strangers

Where’s Your Head at Where’s Your Head at Max Hattler Vereinigtes Königreich, Deutschland 2009 Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 5:55 min. Buch, Kamera, Schnitt, Produktion: Max Hattler Animation: Max Hattler, Noriko Okaku, Milad Firoozian, Rodrigo Vives, Papaya Gonzales / Musik: Basement Jaxx Technik: 2D-, 3D-Computeranimation/ Sprache: englisch Kontakt: Max Hattler, 6 Anthony Cope Court Chart Street, N1 6DF London, Vereinigtes Königreich, me@maxhattler.com

Verbinde vier auf der Disco-Tanzfläche: Licht, Flüssigkeit, Form und Farbe, eingeschlossen in einem Spielplatz für Pixel.

Connect four on the disco dance floor. Light, liquid, shape and colour locked into a pixel playground.


Animadok

The Lost Tribes of New York City The Lost Tribes of New York City Andy London, Carolyn London USA 2009 / HD, Farbe, 3 min. / Buch: Andy London, Carolyn London / Animation, Kamera: Andy London Schnitt: Carolyn London / Technik: Pixilation Sprache: englisch / Produktion: Andy London, London Squared Productions / Kontakt: Andy London, London Squared Productions, 327 St. Nicholas Avenue #3J, 10027 New York, USA, +011-917-8 41 85 27, andyandcarolyn@mac.com / londonsquared.net

Die Stadtanthropologen Andy und Carolyn London interviewen einige der am häufigsten übersehenen New Yorker.

Urban anthropologists Andy and Carolyn London interview some of New York City’s most overlooked citizens.

„Off the Record“ untersucht die unterschiedliche Behandlung schwarzer und weißer südafrikanischer Soldaten während des ersten Weltkriegs in Europa. Der Film basiert auf zwei Dokumenten, dem Kriegstagebuch, das der Großonkel des Filmemachers, Walter, führte, und einem Bericht von Sol Plaatje aus dem Jahr 1917 über die vergeblichen Versuche vieler schwarzer Südafrikaner, ihren Teil zur Kriegsanstrengung beizutragen. Die Berührungspunkte zwischen diesen beiden sehr unterschiedlichen Geschichten werden durch die Animation geschaffen.

“Off the Record” explores the different treatment of black and white South African soldiers in Europe during World War I. Two documents form the basis of the film, a war diary kept by the artist’s great-uncle Walter, and a 1917 account by Sol Plaatje of the frustrated attempts of many black South Africans to play their part in the war effort. Points of convergence between these disparate histories are created through the process of animation.

Off the Record Off the Record Wendy Morris Belgien, Südafrika 2009 / Beta SP (PAL), s/w, 5 min. Internationales Programm Animationsfilm

Buch, Animation: Wendy Morris Kamera, Produktion: Jean Delbeke Musik: Philippe Ryckman / Schnitt: Kristof van Perre Technik: Zeichen- und Stop-Motion-Animation Sprache: ohne / Kontakt: Wendy Morris, Wafelstraat 70, 8540 Deerlijk, Belgien, +32-56-77 62 52, bullybeef07@gmail.com

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Animadok Animadoc

Fokker’s Mountain Path Fokker’s Mountain Path Luhsun Tan Australien 2008 / Beta SP (PAL), Farbe und s/w, 11 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Produktion: Luhsun Tan Musik: Misha Doumnov / Technik: Rotoskopie, Mischtechnik Sprache: englisch / Kontakt: Luhsun Tan, 63/333 Beaconsfield Parade, 3182 Melbourne, Australien, +61-3-95 93 63 98, luhsi@yahoo.co.uk

Ein Bericht aus erster Hand über die Liebesgeschichte und die Entschlossenheit eines Mannes in den Kolonien Niederländisch-Indiens in den 1920er- und 30erJahren, bis hin zu seiner Gefangenschaft in einem japanischen Konzentrationslager während des zweiten Weltkriegs.

A firsthand account of a man’s romance and determination in the colonial world of the Dutch East Indies in the 1920s and 30s through to internment in a Japanese concentration camp during World War II.

„Slavar“ basiert auf einem Interview aus dem Jahr 2003, in dem der fünfjährige Abouk erzählt, wie er und seine Familie von regierungsnahen Milizen im Sudan entführt wurden, und wie man Tausende von Kindern in die Sklaverei zwang.

“Slavar” is based on an interview in 2003 where five-year-old Abouk describes how he and his family were kidnapped by government-supported militias in Sudan and how thousands of children were forced into slavery.

„Prayers for Peace“ setzt sich in narrativer Stop-Motion-Animation mit der Erinnerung an den im aktuellen Irakkrieg getöteten Bruder des Filmemachers auseinander. Mit Pastell auf Schiefertafeln gezeichnet, stellen die Materialien des Films eine Metapher für die Vergänglichkeit des Lebens dar.

“Prayers for Peace” is a narrative stopmotion animation confronting the memory of the artist’s younger brother killed in the current conflict in Iraq. Drawn entirely with pastels on a slate chalkboard, the materials used to create the animation become a metaphor for the impermanence of life.

Slavar Slaves Hanna Heilborn, David Aronowitsch Schweden, Norwegen, Dänemark 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 15 min. / Animation: Nicolas Maurice, Benoît Galland, Mathilde Le Moal, Gilles Brinkhuizen, Isak Gjertsen / Technik: 3D-Computeranimation Sprache: englisch, schwedisch, dinka / Produktion: Hanna Heilborn, Story AB / Koproduktion: Medieoperatørene Oslo, Pausefilm Kopenhagen / Kontakt: Sara Yamashita Rüster, Swedish Film Institute, International Department, P.O. Box Internationales Programm Animationsfilm

27126, 10252 Stockholm, Schweden, +46-8-6 65 11 41, saru@sfi.se, sara.ruster@sfi.se

Prayers for Peace Prayers for Peace Dustin Grella USA 2009 / HD, Farbe, 8:38 min. Buch, Animation: Dustin Grella / Kamera: Jelani Gould-Bailey Musik: Gary Michael Millus / Schnitt: Chu Chi Lin Technik: Pastell auf Schiefertafel, Rotoskop Sprache: englisch / Produktion: Matthew Israel Kontakt: Dustin Grella, Dusty Studio, 90 Nassau Street, #3, 10038 New York, USA, +001-212-6 83 24 90, p4p@dustingrella.com www.dustingrella.com/prayersforpeace

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Transit City #2 – Roma Astratta Transit City #2 – Roma Astratta Saul Saguatti, Audrey Coïaniz Italien 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 7 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Saul Saguatti, Audrey Coïaniz Musik: Andrea Martignoni, Paola Samoggia Technik: 2D-Computer-Fotoanimation / Sprache: ohne Produktion: Saul Saguatti, Basmati A.C. Vertrieb: Andrea Martignoni, Sasso Passo Agenzia Kontakt: Andrea Martignoni, Sasso Passo Agenzia, via Rialto 20, 40124 Bologna, Italien, +39-51-5875504, andrea_martignoni@fastwebnet.it / www.basmati.it

In den Bildern einer Stadt gibt es Bilder vom Alltag im physischen Kontakt mit der Stadt. Eine Mischung emotionaler Erinnerungen, die ein neues, unwirkliches Gefühl schafft.

Inside the images of a city, there are images of daily life in physical contact with the city. A mix of emotional memories that creates another, unreal emotion.

Albträume voller Gewalt, Selbstmordgedanken, die Unfähigkeit, in seiner eigenen Haut zu leben. Dieser Film untersucht die Dynamik, die junge Menschen zu Essstörungen treibt, jenseits von Magermodel-Kultur und Gruppenzwang. Nicole wollte abnehmen, nicht um „gut auszusehen“ oder in kleinere Größen zu passen. Sie fühlte sich allein und von allem und jedem um sie herum getrennt. So wurde sie stark magersüchtig, weil sie „weniger Platz in der Welt einnehmen“ wollte, weil sie unsichtbar werden und schließlich verschwinden wollte.

Violent nightmares, suicidal wishes, the inability to live in your own skin. This film explores the dynamics that can drive young people to develop eating disorders beyond talks of the Size Zero culture and peer pressure. Nicole wanted to reduce her size not to “look good” or fit into smaller clothes. Feeling alone and disconnected from everything and everyone around her, she became severely anorexic because she wanted to “occupy less space in the world”, become invisible and ultimately disappear.

Becoming Invisible Becoming Invisible Andy Glynne Vereinigtes Königreich 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 4 min. Buch, Kamera: Andy Glynne / Animation: Billie Loebner Musik: Chris White / Schnitt: Anton Califano Technik: 3D-Computeranimation / Sprache: englisch Produktion: Andy Glynne, Mosaic Films Kontakt: Andy Glynne, Mosaic Films, 4th Floor, Shacklewell Studios, 28 Shacklewell Lane, E8 2EZ London, Vereinigtes Königreich, +44-20-79 23 29 94,

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Internationales Programm Animationsfilm

andy@mosaicfilms.com / www.mosaicfilms.com


Animadok Animadoc

Jeffery and the Dinosaurs Jeffery and the Dinosaurs Christoph Steger Vereinigtes Königreich 2008 / Beta SP (PAL) Farbe, 6:38 min. / Buch, Kamera: Christoph Steger Animation: Christoph Steger, Meghana Bisineer Musik: Vasco Hexel / Schnitt: Christoph Steger, Tony Fish Technik: Zeichenanimation / Sprache: englisch Produktion: Yasmeen Ismail, Sweetworld TV Vertrieb: Ben Cook, LUX / Kontakt: Christoph Steger, 63C Upper Clapton Road, E5 8AY London, Vereinigtes Königreich, +44-79150-8 33 95, christoph.steger@network.rca.ac.uk

Ein kurzer animierter Dokumentarfilm über einen Mann, der in seinem Kampf gegen alltägliche Hindernisse ein unglaubliches Außenseiter-Science-Fiction-Universum geschaffen hat.

A short animated documentary about a man whose struggle to overcome daily obstacles has produced an astonishing universe of outsider science fiction.

Das Leben auf dem Bauernhof hat sehr viel mehr zu bieten als Fruchtwechsel und Viehwirtschaft. Hier reden sechs irische Bauern aus einem kleinen Dorf über Geschichte und das Leben auf dem Bauernhof.

There is a lot more to farm life than the world of crop rotation and animal husbandry. Here six Irish farmers from a small community talk about farm life and history.

Ein kleines Mädchen versucht zu erklären, warum ihr autistischer kleiner Bruder anders ist.

A little girl tries to explain why her autistic little brother is different.

A Film from My Parish – 6 Farms A Film from My Parish – 6 Farms Tony Donoghue Irland 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 7:10 min. Buch, Kamera: Tony Donoghue / Animation: Tony Donoghue, Cathy Price, Janet Grainger, Niall Mooney / Schnitt: Barry Murphy, Ed Smith / Technik: Pixilation, Zeichen- und Computeranimation / Sprache: englisch / Produktion: Janet Internationales Programm Animationsfilm

Grainger, Mayfly Films Limited / Vertrieb: Sadhbh Murphy, Network Ireland Television / Kontakt: Tony Donoghue, Mayfly Films Limited, Ballinderry, Nenagh, County Tipperary, Irland, +353-67-2 29 84, tonydonoghue@gmail.com

Mon petit frère de la lune My Little Brother from the Moon Frédéric Philibert Frankreich 2008 / 35 mm, Farbe, 6 min. Kamera, Schnitt, Animation: Frédéric Philibert Buch: Frédéric Philibert, Anne Dupoizat / Technik: 2D-Computeranimation / Sprache: französisch / Produktion: Dyens Ron, Sacrebleu Productions / Kontakt: Guilaine Bergeret, Sacrebleu Productions, 23 rue Bisson, 75020 Paris, Frankreich, +33-1-42 25 30 27, guilaine@sacrebleuprod.com

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Neue Deutsche Animation

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Magus Maximus Magus Maximus Emanuel Strixner Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 8 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Emanuel Strixner Musik: Özgür Akgül, Deutsches Filmorchester Babelsberg Technik: 3D-Computeranimation / Sprache: ohne Produktion: Stina McNicholas, Emanuel Strixner Kontakt: Eva Steegmayer, Filmakademie Baden-Württemberg, Akademiehof 10, 71638 Ludwigsburg, Deutschland, +49-7141-9 69 81 03, festivals@filmakademie.de / www.emanuelstrixner.com

„Magus Maximus“ spielt in einem imaginären alten Amphitheater, wo ein alter, dicker Zauberer versucht, mit seiner weiblichen Assistentin einen Schwebetrick vorzuführen. Aber er hat seine Zauberkräfte schon lange verloren und scheitert jedesmal. Das Publikum ist schon eingeschlafen, bis auf einen letzten Zuschauer – und dem fallen auch gleich die Augen zu.

“Magus Maximus” is set in an imaginary ancient amphitheatre where an old, fat magician is trying to perform a levitation trick with his female assistant. But he has long lost his magic power and fails constantly. The entire audience has already fallen asleep except for one last viewer – and he is drowsy.

Ein unbeantworteter Anruf, ein Tanzversuch, ein Messer in einer Schublade. Ich kenne dich – weißt du, mit wem du es zu tun hast?

An unanswered telephone, a dance attempt, a knife in a drawer. I know you – do you know whom you are dealing with?

Der Film zeigt Gegenstände und Figuren, die aus einer Oberfläche auftauchen und wieder verschwinden. Es geht um das Verharren in einem Moment, um die menschliche Wahrnehmung, die Erinnerungen, Realität und Traum, die zu einem Ganzen verschmelzen.

This film shows objects and shapes that emerge from a surface and disappear again. It is about staying in one moment, about human perception, the memories, reality and dreams that merge into a whole.

I Know You I Know You Gudrun Krebitz Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 3:54 min. Buch, Schnitt, Produktion: Gudrun Krebitz Sprache: englisch / Kontakt: Gudrun Krebitz, Carl-Herz-Ufer 33, 10961 Berlin, Deutschland, +49-30-48 33 13 93, gudrun_krebitz@hotmail.com

Zeitwellen Waves of Time Evgenia Gostrer Deutschland 2009 / Beta SP (PAL), 2:20 min. Animation: Evgenia Gostrer / Kamera: Fabian Koppenhöfer Musik: Thomas Höll / Technik: Knetanimation Sprache: ohne / Produktion: Philip Gutjahr, Kunsthochschule Kassel, Trickfilmklasse / Kontakt: Evgenia Gostrer, Frankfurter Straße 99 A, 34121 Kassel, Deutschland, +49-561-8 70 87 74, evgenia.gostrer@gmx.de

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Internationales Programm Animationsfilm

Musik: Marian Mentrup / Technik: Zeichenanimation


Neue Deutsche Animation New German Animation

Bankenkrise Financial Crisis Till Penzek, Jon Frickey Deutschland 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 1:50 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Till Penzek, Jon Frickey Musik: Plus-Tech Squeeze Box / Technik: 2D-, 3DComputeranimation / Sprache: deutsch Produktion: Till Penzek, SFA: Till Penzek, Jon Frickey Vertrieb: Till Penzek, SFA / Kontakt: Till Penzek, SFA, Simon-von-Utrecht-Straße 21, Laden, 20359 Hamburg, Deutschland, +49-40-21 99 22 67, post@sfa-zentrale.de www.sfa-zentrale.de

2008 wurde Deutschland von den Auswirkungen der US-amerikanischen Hypothekenkrise getroffen. Es stellte sich heraus, dass besonders einige Manager von Landesbanken riskante und unverantwortliche Investitionen getätigt hatten. Das hatte jedoch keinerlei Konsequenzen für die Landesbanken – der Staat musste einspringen. „Bankenkrise” ist ein unterhaltsames Brettspiel, in dem man eine Landesbank spielt. Egal, wie viele blödsinnige Fehler man macht – man häuft immer Geld an. Null Risiko, viel Spaß.

In 2008, Germany was hit by the US mortgage crisis. It turned out that a number of managers of Federal State Banks in particular had made adventurous and irresponsible investments. However, the German Federal Banks didn’t have to bear any consequences – the State had to stand in. “Financial Crisis” is an entertaining board game, in which you get to play a Federal State Bank. No matter how many imbecile mistakes you make – you always pile up money. No risk, great fun.

Ein Animationsfilmkünstler versucht, seine Frau davon zu überzeugen, dass er eine tatsächlich funktionierende Strategie entwickelt habe, mit der die Finanzkrise zu überstehen sei.

An animator tries to convince his wife that he has developed a strategy to survive the financial crisis that really works.

Viele Jahre hat sich Urs um seine alte Mutter gekümmert. Nun begibt er sich mit ihr auf eine gefährliche Reise: Er trägt sie einen Berg hinauf, um eine bessere Zukunft für sie beide zu finden. Doch seine Mutter will nicht fort von zu Hause …

Urs has taken care of his old mother for many years. Now he takes her on a dangerous journey: he carries her up the mountain to find a better future for them both. But his mother does not want to leave home …

The Animator’s Way of Surviving the Crisis The Animator’s Way of Surviving the Crisis Markus Wende Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), s/w, 5:01 min. Buch, Schnitt, Produktion, Vertrieb: Markus Wende Internationales Programm Animationsfilm

Animation: Markus Wende, Stefanie Bokeloh, Ulf Grenzer, Jan Utech / Musik: Michael Stapper / Technik: 2DComputeranimation / Sprache: deutsch / Kontakt: Markus Wende, Ella-Kay-Straße 42, 10405 Berlin, Deutschland, +49-162-1 03 66 67, markus@animationsfilm.de www.animationsfilm.de

Urs Urs Moritz Mayerhofer Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 10 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Moritz Mayerhofer Musik: Peter Gromer / Technik: 3D-, 2D-Computeranimation Sprache: ohne / Produktion: Stina McNicholas Vertrieb: Eva Steegmayer, Filmakademie Baden-Württemberg Kontakt: Moritz Mayerhofer, Filmakademie Baden-Württemberg, Animationsinstitut, Akademiehof 10, 71638 Ludwigsburg, Deutschland, +49-160-95 52 01 26, contact@urs-film.com www.urs-film.com

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Engel zu Fuß Angel Afoot Jakob Schuh, Saschka Unseld Deutschland 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 6:27 min. Animation: Johannes Weiland, Klaus Morschheuser, Michael Sieber, Maria Bogade / Buch: Marcus Sauermann Musik: Natalia Dittrich / Technik: 3D-Computeranimation Sprache: deutsch / Produktion: Carsten Bunte, Studio Soi GmbH & Co. KG / Kontakt: Carsten Bunte, Studio Soi GmbH & Co. KG, Königsallee 43, 71638 Ludwigsburg, Deutschland, +49-7141-9 74 37 60, contact@studiosoi.de

Eines Tages fiel ein Engel namens Waltraud vom Himmel. Die Flügel waren zu klein geworden, aber Waltraud wusste nicht warum.

One day an angel called Waltraud fell from the sky. Her wings had become too small, but Waltraud did not know why.

Ein braver, frommer Mann erhält die Kündigung und muss hinaus in die weite, irre Welt, um eine neue Bleibe zu finden. Eine Film-Oper ohne Worte.

An honest, pious man is given notice to vacate his flat and sets out into the great wide crazy world to find a new home. A film opera without words.

Exit Exit Jochen Kuhn Deutschland 2008 / 35 mm, Farbe, 36 min. Buch, Kamera, Musik, Animation, Produktion: Jochen Kuhn Schnitt: Olaf Meltzer / Technik: Malerei, Zeichenanimation Sprache: ohne / Kontakt: Jochen Kuhn, Richard-Wagner-Straße 1, 71638 Ludwigsburg, Deutschland, +49-7141-92 61 83,

Neue Deutsche Animation

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Lebensader Lebensader Angela Steffen Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 6 min. Buch, Animation: Angela Steffen / Musik: Clangoin.com Schnitt: Dominique Geisler / Technik: Zeichenanimation Sprache: ohne / Produktion: Sinje Gebauer, Claudia Krüger, Filmakademie Baden-Württemberg Kontakt: Angela Steffen, Seestraße 2, 71638 Ludwigsburg, Deutschland, +49-7141-9 74 37 11, angela@lebensader-film.com www.lebensader-film.com

Ein kleines Mädchen findet die ganze Welt in einem Blatt.

A little girl finds the whole world inside a leaf.

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Internationales Programm Animationsfilm

jochen.kuhn@gmx.com


Neue Deutsche Animation New German Animation

You Are My Hero You Are My Hero Tobias Bilgeri Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 8 min. Buch, Kamera, Schnitt, Produktion: Tobias Bilgeri Animation: Tobias Bilgeri, Raphael Wal / Musik: Roman Beilharz / Technik: 3D-Computeranimation / Sprache: englisch / Kontakt: Tobias Bilgeri, Frankfurter Straße 76, 34121 Kassel, Deutschland, +49-175-9 28 08 80, info@bilgeri.eu / www.bilgeri.eu

Sind Helden immer, was sie zu sein scheinen?

Are heroes always what they seem to be?

In einer düsteren, von Kratern übersäten Landschaft, die an ein Gemälde von Otto Dix erinnert, finden sich gegen Ende des ersten Weltkriegs ein deutscher Soldat und ein abgestürzter französischer Pilot im gleichen gespenstischen Bombenkrater wieder.

In a dark pockmarked landscape reminiscent of an Otto Dix painting towards the end of World War I, a German soldier and a crashed French aviator find themselves in the same ghastly bomb crater.

Wie der Name schon sagt, hat die Einminutenfliege eine sehr kurze Lebenszeit. In einer Minute will sie alles erfahren, was das Leben lebenswert macht …

As its name indicates, the One Minute Fly has a very limited lifespan. In one minute it wants to experience everything that makes life worth living …

Friendly Fire Friendly Fire Andy Kaiser Deutschland 2008 / 35 mm, Farbe, 7:05 min. Buch: Andy Kaiser / Animation: Cadi Catlow Kamera: Daniela Knapp, Philipp Röhl / Musik: Nik Phelps Schnitt: Florian Miosge / Technik: Figurenanimation Sprache: ohne / Produktion: Andy Kaiser, The End of the Pier Films / Kontakt: Andy Kaiser, The End of the Pier Films, 7a East Ord Industrial Estate, TD 15 2 XF Berwick-UponTweed, Northumberland, Vereinigtes Königreich, +44-777-9 65 86 33, studio@theendofthepierfilms.com

Internationales Programm Animationsfilm

www.theendofthepierfilms.com

One Minute Fly One Minute Fly Michael Reichert Deutschland 2008 / Digitale Datei, Farbe, 3:57 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Michael Reichert Musik: Michael Reichert, Christian Schunke Technik: 2D-Computeranimation / Sprache: ohne Produktion: Mike Riemenschneider, International Academy of Media and Arts e. V. / Kontakt: Mike Riemenschneider, International Academy of Media and Arts e. V., Mansfelder Straße 56, 06108 Halle, Deutschland, +49-345-4 78 08 08, m.riemenschneider@halle-academy.de

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Rendez-vous mit einer Toten Rendez-vous with a Dead Woman Pauline Flory Deutschland 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 3 min. Buch, Animation: Pauline Flory / Schnitt: Manuel Schmitt Technik: Zeichenanimation / Sprache: deutsch Produktion: KHM / Kunsthochschule für Medien Köln, 3sat Kontakt: Ute Dilger, KHM / Kunsthochschule für Medien Köln, Peter-Welter-Platz 2, 50676 Köln, Deutschland, +49-221-20 18 93 30, dilger@khm.de

Nach dem Tod seiner Geliebten versucht ein Mann, sie mit Hilfe seiner Erinnerungen wieder zum Leben zu erwecken.

After his lover’s death, a man tries to bring her back to life through his memories.

Nach dem berühmten und erfolgreichen deutschen Bilderbuch „Esterhazy“ von Irene Dische und Hans Magnus Enzensberger. Der Held ist der junge, kurzsichtige und etwas klein geratene Hase Esterhazy aus der Wiener Dynastie der Esterhazy. Er wird vom Patriarchen der Familie, Graf Esterhazy, nach Berlin geschickt, um in der Nähe irgendeiner geheimnisvollen Berliner Mauer eine große, gesunde und wohlgenährte Häsin zu finden. Nach langer und ausgedehnter Suche findet er sein Paradies (das Hasenparadies, das es zwischen dem westlichen und östlichen Teil der Berliner Mauer wirklich gab). Esterhazy zieht mit seiner großen Liebe Mimi dorthin, aber da es 1989 ist … fällt die Berliner Mauer.

The story is based on the famous and successful German picture book “Esterhazy” by Irene Dische and Hans Magnus Enzensberger. The hero is the young, myopic and rather short rabbit Esterhazy from the Esterhazy Dynasty in Vienna. He is sent to Berlin by the family patriarch, Count Esterhazy, to find a big, healthy and beefy rabbit woman near some mysterious Berlin Wall. After a long, extensive search, he finds his paradise (the rabbits’ paradise that really existed between the Eastern and Western parts of the famous Berlin Wall). Esterhazy moves there with the love of his life, Mimi, but as it is 1989 … the Berlin Wall comes down.

Esterhazy Esterhazy Izabela Plucinska Deutschland, Polen 2009 / 35 mm, Farbe, 25 min. Animation: Izabela Plucinska, Kirill Abdrakmanov, Markus Grysczok / Buch: Anna Jadowska, Izabela Plucinska / Kamera: Bernadett Paaßen Musik: Max Knoth / Schnitt: Dirk Schreier Technik: Knetanimation / Sprache: polnisch, deutsch Produktion: Jamila Wenske, Izabela Plucinska, Claytraces Donten & Lacroix Films / Kontakt: Maria Blicharska, Monika Sajko, Donten & Lacroix Films, Ul. Boglarczykow 22a, 02793 Warschau, Polen, +33-69-9 30 85 17, dontenlacroix@gmail.com / www.esterhazy.info

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Internationales Programm Animationsfilm

Koproduktion, Vertrieb: Maria Blicharska, Monika Sajko,


Neue Deutsche Animation New German Animation

Reise zum Wald Journey to the Forest Jörn Staeger Deutschland 2008 / 35 mm, Farbe, 7:03 min. Buch, Kamera, Schnitt, Musik, Animation: Jörn Staeger Technik: Stop-Motion-Animation / Sprache: ohne Produktion: Jörn Staeger, Staeger-Film Vertrieb: Stefanie Reis, KFA shortfilmagency Hamburg Kontakt: Jörn Staeger, Staeger-Film, Spenerstraße 6, 60320 Frankfurt am Main, Deutschland, +49-69-17 50 93 47 47, StaegerJ@aol.com

In einer lyrischen Erforschung geht der Film dem deutschen Mythos des Waldes nach. Der Blick schweift über lange Alleen, von Menschenhand geschaffene Grünflächen, bis hin zu dichten Urwäldern. Schließlich endet die Reise in einer künstlichen Lichtung.

The film is a lyrical exploration of the German myth of the forest. The eye roams over long alleys and man-made green areas through to dense jungles. The journey finally ends in an artificial clearing.

War Judas Ischariot wirklich ein heimtückischer Verräter? Oder hatte er vielleicht gute Gründe, Jesus ans Kreuz nageln zu lassen? Und wer war die mysteriöse Maria Magdalena wirklich? Lebte Jesus Christus tatsächlich enthaltsam und litt selbstlos? Und hat sich Judas wirklich selbst erhängt? 2000 Jahre lang wurde nur Jesus Gehör geschenkt. Jetzt aber bricht Judas sein Schweigen – und die Geschichte des Abendlandes muss neu geschrieben werden.

Was Judas Iscariot really a malicious traitor? Or did he have good reasons to have Jesus nailed to the cross? And who was the mysterious Mary Magdalene really? Did Jesus Christ really live a chaste life and suffer selflessly? And did Judas really hang himself? For 2000 years, only Jesus was heard. Now Judas breaks his silence – and the history of the Occident must be rewritten.

Judas & Jesus Judas & Jesus Olaf Encke, Claudia Romero Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 14:52 min. Animation: Malik Bruun, Maurice Croissier, Florian Fiebig, Ulf Grenzer, Annette Jung, Ina Marcinczik, Maike Ramke, Franziska Poike, Matthias Thieme, Jan Utecht, Milen Vitanov, Internationales Programm Animationsfilm

Markus Wende / Buch: Olaf Encke / Musik: Tilmann Ritter, Filmorchester Babelsberg / Schnitt: Isabel Meier Technik: Zeichenanimation / Sprache: ohne Produktion: Käte & Ulrich Caspar, Distant Dreams GmbH Vertrieb: Christian Gesell, Interfilm Berlin Management GmbH Kontakt: Käte & Ulrich Caspar, Distant Dreams GmbH, Schwedter Straße 13, 10119 Berlin, Deutschland, +49-30-78 70 54 57, info@distantdreams.de www.judasandjesus.com

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Animation für Kinder

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Ljaguschka i murawi Frog and Ants Sergei Ainutdinow Russische Föderation 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 13:08 min. Animation: W. Burmistrow, N. Dobrynina, N. Kusminych, W. Pantelejewa, S. Jarutin, N. Grofpel, A. Kassir, u. a. Buch: Sergei Ainutdinow, Walentin Telegin / Musik: Sergei Sidelnikow / Technik: Zeichenanimation Sprache: russisch / Produktion: Igor Gelaschwili, „Pilot“ Moscow Animation Studio / Kontakt: Olga Schurawljowa, „Pilot“ Moscow Animation Studio, Karamyschewskaja nab., 44, 123423 Moskau, Russische Föderation, +7-495-6 60 12 06, festival@pilot-film.com

Diese ironische und berührende Geschichte basiert auf einem alten Volksmärchen aus dem Altai-Gebirge. Sie erzählt vom Wesen menschlicher Beziehungen und von der Notwendigkeit, die Konsequenzen seiner Versprechen und Handlungen vorauszusehen.

This ironic and moving story is based on an old folktale from the Altai Mountains. It tells of the nature of human relationships and of the necessity to anticipate the consequences of one’s promises and actions.

Ein Mädchen lebt in ständiger Angst vor Monstern. Sie sind überall – im Keller, auf der Straße und unter ihrem Bett. Auch bei den Hausaufgaben schauen sie ihr über die Schulter.

A girl lives in constant fear of monsters. They are everywhere – in the cellar, in the street and under her bed. They even look over her shoulder when she is doing her homework.

Eines Tages fiel ein Engel namens Waltraud vom Himmel. Die Flügel waren zu klein geworden, aber Waltraud wusste nicht warum.

One day an angel called Waltraud fell from the sky. Her wings had become too small, but Waltraud did not know why.

Me and My Monster Me and My Monster Claudia Röthlin Schweiz 2008 / 35 mm, Farbe, 3:21 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation: Claudia Röthlin Musik: Pierre Funck / Technik: Puppenanimation, Stop-Motion-Animation / Sprache: ohne Hochschule Luzern – Design & Kunst / Vertrieb: Hochschule Luzern – Design & Kunst / Kontakt: Gerd Gockell, Hochschule Luzern – Design & Kunst, Baselstrasse 61, 6003 Luzern, Schweiz, +41-41-2 28 75 84, gerd.gockell@hslu.ch

Engel zu Fuß Angel Afoot Jakob Schuh, Saschka Unseld Deutschland 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 6:27 min. Animation: Johannes Weiland, Klaus Morschheuser, Michael Sieber, Maria Bogade / Buch: Marcus Sauermann Musik: Natalia Dittrich / Technik: 3D-Computeranimation Sprache: deutsch / Produktion: Carsten Bunte, Studio Soi GmbH & Co. KG / Kontakt: Carsten Bunte, Studio Soi GmbH & Co. KG, Königsallee 43, 71638 Ludwigsburg, Deutschland, +49-7141-9 74 37 60, contact@studiosoi.de

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Internationales Programm Animationsfilm

Produktion: Gerd Gockell, Otto Alder, Jochen Ehmann,


Animation für Kinder Anima for Kids

Meine erste Hochzeit My Very First Wedding Ralf Kukula Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 5:11 min. Animation: Olaf Ulbricht, Mandy Müller, Jörg Halsema, Derek Roczen / Buch: Gabriele Kiefer / Kamera: Martin Grötzschel Musik: Frieder Zimmermann / Schnitt: Stefan Urlaß Technik: Mischtechnik / Sprache: deutsch Produktion: Grit Wißkirchen, Balance Film GmbH Kontakt: Grit Wißkirchen, Balance Film GmbH, Friedrichstraße 14, 01067 Dresden, Deutschland, +49-351-4 90 37 80, info@balancefilm.de

„Warum heiratet mich keiner?“, fragt ein Mädchen seine Mutter. Diese schaut die Tochter mit großen Augen an und schluckt, staunt. „Aber du bist doch erst fünf“, antwortet sie. „Ist das nicht etwas zu früh zum Heiraten?“

“Why doesn’t anyone marry me?” a girl asks her mother. The mother looks at her daughter in amazement, swallows and is bewildered. “But you are only five”, she answers. “Isn’t that a bit young to get married?”

Eine Kindheitserinnerung eines Jungen, der von sich selbst sehr angetan ist.

A childhood memory of a boy who is very impressed with himself.

Die Spinne liebt Musik, und fette Fliegen sind ihr Leibgericht. Als eines Tages eine Fliege in ihrem Netz landet, kann sich die Spinne nicht so recht entscheiden: Soll sie ihren Appetit stillen oder lieber mit der wunderbar brummenden Beute musizieren?

The spider loves music and fat flies are her favourite dish. When a fly lands in her net one day, the spider is in two minds: should she satisfy her appetite or rather make music with this wonderfully buzzing prey?

Murphy’s Shorts Murphy’s Shorts Todd Hemker USA 2009 / Digitale Datei, Farbe, 2:17 min. Buch, Kamera, Schnitt: Todd Hemker / Animation: Todd Hemker, Soyeon Kim / Musik: Charles Trenet, Tim Samoff Hemker Technik: 2D-Computeranimation / Sprache: ohne Produktion: Soyeon Kim, Yellowshed Koproduktion: Reelworks Animation / Kontakt: Todd Hemker, Yellowshed, 3108 Thatcher Avenue, CA 90292 Marina del Rey, Internationales Programm Animationsfilm

USA, +1-310-6 14 88 69, todd@yellowshed.com

Bruno Bruno Jürgen Haas Deutschland 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 2:40 min. Buch, Kamera, Schnitt, Animation, Produktion: Jürgen Haas Musik: Matthias Klein / Technik: Puppenanimation Sprache: ohne / Vertrieb: SWR Kontakt: Jürgen Haas, Hallstraße 25, 70376 Stuttgart, Deutschland, +49-711-55 03 75 40, info@juergenhaas

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Muraweika The Little Ant Tatjana Mussaljamowa Russische Föderation 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 7 min. Buch, Animation: Tatjana Mussaljamowa / Musik: L. Woronzowa Schnitt: L. Putjatina / Technik: Zeichenanimation Sprache: ohne / Produktion: Walentina Chischnjakowa, Irina Wolodina, Studio „Ural-Cinema“ Kontakt: Walentina Chischnjakowa, Studio „Ural-Cinema“, 620075 Jekaterinburg, Russische Föderation, +7-343-3 50 00 94, a-film21@isnet.ru

Während alle anderen mit ihren alltäglichen Sorgen beschäftigt sind, erfreut sich eine Ameise an der Schönheit der Welt.

While all the others are busy with their daily concerns, an ant is enjoying the beauty of the world.

Ferdi, die Steinfliege, lebt mit seinen Eltern auf einer kleinen Insel. Steinfliegen können nicht fliegen, dafür sind sie zu schwer, ihre Flügel tragen sie nicht. Aber Ferdis größter Wunsch ist es zu fliegen. Also macht er sich auf, um zu lernen, wie man fliegt. Auf dem Weg trifft er einige Steine, die er nach der Kunst des Fliegens fragt, aber keiner von ihnen kann ihm helfen. Als er schon alle Hoffnung aufgegeben und sich in sein Schicksal ergeben hat, trifft er ein kleines Mädchen, und seine Träume werden wahr …

The little stonefly Ferdi lives on a small island with his parents. Stoneflies cannot fly, they are too heavy and their wings cannot carry them. But Ferdis biggest wish is to fly. So he sets out on a journey to learn how to fly. On his way, he meets several stones whom he asks about the art of flying, but none of them is able to help him. When he has already given up all hope and accepted his fate, he meets a little girl and his dream comes true …

Steinfliegen Stoneflies Anne Walther Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 14:50 min. Buch, Schnitt: Anne Walther / Animation: Tandie Langton, Elie Chapuis / Kamera: Fabian Koppenhöfer Musik: Peer Kleinschmidt / Technik: Mischtechnik Sprache: deutsch / Produktion, Vertrieb: Anne Walther, Kunsthochschule Kassel / Kontakt: Anne Walther, Kunsthochschule Kassel, Herkulesstraße 33, Internationales Programm Animationsfilm

34119 Kassel, Deutschland, +49-561-9 70 03 10, annewalther@steinfliegen.de / www.steinfliegen.de

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Animation für Kinder Anima for Kids

Animation für Kinder

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Glinka The Clayboy Stepan Kowal Russische Föderation 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 12:42 min. Animation: A. Slessarewski, L. Mischtschenko, Stepan Kowal, R. Schub, A. Ljubtschenko, O. Alechin, O. Samri, M. Milenko, N. Skrjabina / Buch: Eduard Nasarow Musik: Lew Semlinski / Technik: Knetanimation Sprache: russisch / Produktion: Igor Gelaschwili, „Pilot“ Moscow Animation Studio / Kontakt: Olga Schurawljowa, „Pilot“ Moscow Animation Studio, Karamyschewskaja nab., 44, 123423 Moskau, Russische Föderation, +7-495-6 60 12 06, festival@pilot-film.com

Ein altes kinderloses Ehepaar lebt in einem kleinen Dorf. Obwohl sie immer beschäftigt sind – mit dem Garten, dem Vieh oder dem Töpfern –, wünschen sie sich nichts sehnlicher als ein Enkelkind. Eines Tages erwacht wie von Zauberhand eines der Tongefäße zum Leben. Ein Enkelsohn, wie ihn das Ehepaar nicht erwartet hatte.

A childless old couple live in a small village. Even though they keep themselves busy – with the garden, the animals or their pottery – they want nothing more than a grandchild. One day one of their clay pots comes alive as if by magic. A grandson, but not like the old couple expected.

„Katakombo“ illustriert eine ungewöhnliche Freundschaft. Ein braves kleines Mädchen spült versehentlich ihren Goldfisch die Toilette hinunter. Sie macht sich auf die Suche nach ihm und unternimmt eine abenteuerliche Reise durch das Kanalsystem. Dort muss sie sich gegen düstere Warnungen und bizarre Wesen behaupten. Auf der Suche begegnet sie Katakombo.

“Katakombo” illustrates the tale of an unusual friendship. A nice little girl accidentally flushes her goldfish down the toilet. She sets out in search of him and launches into an adventurous journey through the sewage system. There she has to stand her ground against ominous warnings and weird beings. While trying to find her goldfish, she runs into Katakombo.

Die Bäuerin Rutti Berg möchte eine Königin sein. Sie tauscht ihre Kuh gegen ein Ross und den Stall gegen ein Schloss. Als aber Ruttis Wünsche sich erfüllt haben, taucht ein Monster auf und verschlingt sie und das Königreich. Doch das ist nur die eine Hälfte der Geschichte.

The farmer Rutti Berg wants to be a queen. She exchanges her cow for a horse and her stable for a castle. But when Rutti’s wishes are granted, a monster appears and devours her and her kingdom. But this is only half the story.

Katakombo Katakombo Michael Zamjatnins Deutschland 2008 / 35 mm, Farbe und s/w, 7:37 min. Animation: Michael Zamjatnins / Buch: Susanne Ziebell Zamjatnins, Michael Zamjatnins / Musik: Werner Loll Schnitt: Eckhard Blach / Technik: Zeichenanimation, Internationales Programm Animationsfilm

2D-Computeranimation / Sprache: ohne Produktion, Vertrieb: Michael Zamjatnins, Michael Zamjatnins – Animationsfilm / Kontakt: Michael Zamjatnins, Michael Zamjatnins – Animationsfilm, Strängnäsweg 18, 23909 Ratzeburg, Deutschland, +49-4541-84 00 65, michael.zamjatnins@t-online.de

Rutti Berg Rutti Berg Matthias Bruhn, Alexandra Schatz Deutschland 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 4 min. Animation: Olaf Kamin, Felix Herzog, Rey Sommerkamp, Alex Petreski / Musik: Alex Flucht / Technik: 2D-Computeranimation Sprache: deutsch / Produktion: Alexandra Schatz, Alexandra Schatz Filmproduktion / Kontakt: Alexandra Schatz, Alexandra Schatz Filmproduktion, Am Klagesmarkt 9, 30159 Hannover, Deutschland, +49-511-393315, alexandra.schatz@t-online.de

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Kad aboli ripo When Apples Roll Reinis Kalnaellis Lettland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 6:46 min. Kamera, Schnitt: Reinis Kalnaellis / Animation: Teiga Zile, Dace Darzniece, Jolanta Bigele, Valentina Lietuviete, Mairis Naglis / Buch: Andrejs Prigicevs, Mara Linina, Andris Akmentins / Musik: Karlis Lacis / Technik: Zeichenanimation / Sprache: ohne / Produktion: Vilnis Kalnaellis, Rija Films / Kontakt: Lina Berzina, Rija Films, Meness iela 4, 1013 Riga, Lettland, +371-67-36 26 56, info@rijafilms.lv

Katze lebt mit seinem treuen Freund Maus in einem alten Holzschrank. Am Rand der alten Stadt liegt ein Obstgarten mit Apfelbäumen. Aber als Katze diesen Herbst Äpfel erntet, geschieht etwas unerwartetes. Plötzlich rollt ein seltsames Ei in den Obstgarten.

Cat lives in an antique wood cabinet with his devoted friend Mouse. There is an apple orchard on the fringes of the old town. But this autumn, while Cat is picking apples, something unexpected happens. All of a sudden, a strange egg rolls into the orchard.

Ein Fußballspiel zwischen zwei sehr ungleichen Murmeltiermannschaften. Hier die Superkicker – kräftig, furchtlos und mit allen erlaubten und unerlaubten fußballerischen Finessen ausgestattet, Profis, Siegertypen eben. Dort die Underdogs – tollpatschig, ängstlich, schwach und chancenlos. Logisch, dass sich das Spiel zu Gunsten der Superkicker entwickelt. Es ist, als ob Real Madrid gegen den FC-Dünnsbach antreten würde. Hinzu kommt ein überforderter, parteiischer Schiedsrichter. Doch dann überdeckt ein riesiger Adler mit seinem Schatten das Spielfeld. Und für den ist Murmeli gleich Murmeli …

A football match between two very unequal teams of marmots. Here are the super kickers – powerful, fearless and armed with every legal and illegal football trick in the book. Professionals, winners, in short. There are the underdogs – clumsy, fearful, weak and without a chance. It stands to reason that the game develops in favour of the super kickers. It is like Real Madrid playing FC Dünnsbach. The referee is overstrained and biased into the bargain. Then the shadow of a huge eagle falls over the pitch. And to him all marmots are the same …

FC Murmeli FC Murmeli Jochen Ehmann, Dustin Rees Schweiz 2008 / 35 mm, Farbe, 3:30 min. / Schnitt: Jochen Ehmann, Dustin Rees / Animation: Simon Eltz, Oliver Aemisegger, Jochen Ehmann, Dustin Rees, Gaby Schuler, Claudia Röthlin, Lionel Keller / Buch: Jochen Rees / Musik: Alex Flucht, Fabian Brunner, Denis Furrer Technik: Zeichenanimation / Sprache: ohne Produktion, Vertrieb: Philip Delaquis, Das Kollektiv für audiovisuelle Werke GmbH / Koproduktion: Nathalie Jancso, SF Schweizer Fernsehen / Kontakt: Jochen Ehmann, Senefelderstraße 19, 70178 Stuttgart, Deutschland, jochen.ehmann@hslu.ch

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Internationales Programm Animationsfilm

Ehmann, Dustin Rees, Philip Delaquis / Kamera: Dustin


Animation für Kinder Anima for Kids

Miriami katkine pilt Miriam’s Broken Picture Priit Tender Estland 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 5 min. / Schnitt: Priit Tender / Animation: Märt Kivi, Andres Tenusaar Buch: Leelo Tungal, Peep Pedmanson / Kamera: Ulvi Tiit / Musik: Tiit Kikas, Märt-Matis Lill / Technik: Puppenanimation / Sprache: ohne / Produktion: Arvo Nuut, Nukufilm OÜ / Kontakt: Nukufilm OÜ, Niine 11, 10414 Tallinn, Estland, +372-6-41 43 07, nukufilm@nukufilm.ee

Miriam nimmt statt des kleinen Bruders die Schuld auf sich. Der kleine Bruder hält das nicht aus und gibt alles zu. Aber schließlich muss die Henne gestehen, dass sie hinter allem steckte.

Miriam takes the blame on herself instead of Little Brother. Little Brother cannot bear it and admits his guilt. But finally the hen has to confess that she was behind it all.

Ein Hut, ein Stock und ein Zirkuszelt gehören zur Grundausstattung eines Magiers. Alles Mögliche kann er herbeizaubern: starke Männer, Clowns und Blumen für die Damen. Abends aber sitzt er mit seinem Hasen allein auf dem Dach. Doch er wäre kein echter Magier, wenn er das nicht ändern könnte.

A hat, a stick and a circus tent are among a magician‘s basic equipment. He can conjure up all kinds of things: strong men, clowns and flowers for the ladies. At night he sits alone on the roof with his rabbit. But he wouldn’t be a real magician if he couldn’t do something about this.

Mascha und der Bär bereiten sich auf Neujahr vor und kommen gerade recht, um Väterchen Frost zu helfen. Dabei erleben sie einige Überraschungen.

Masha and the bear prepare for New Year’s Day and are just in time to help Jack Frost. There are a few surprises in store for them.

Hokus-Pokus Hocus-Pocus Anna Samoylovich Deutschland 2009 / 35 mm, Farbe, 4:12 min. / Buch, Animation: Anna Samoylovich / Musik: Daniel Regenberg Technik: Zeichenanimation / Sprache: ohne Produktion: Holger Lochau, HFF „Konrad Wolf“ Vertrieb: Cristina Marx, HFF „Konrad Wolf“ / Kontakt: Cristina Marx, HFF „Konrad Wolf“, Marlene-DietrichAllee 11, 14482 Potsdam-Babelsberg, Deutschland,

Internationales Programm Animationsfilm

+49-331-6 20 25 64, distribution@hff-potsdam.de

Ras, dwa, tri – Jolotschka, gori! One, Two, Three – Light the New Year Tree! Oleg Uschinow Russische Föderation 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 7:46 min. / Animation: Sergei Luzenko, Pawel Barkow, S. Smirnow, Arsen Chatschaturjan / Buch: Oleg Kusowkow / Musik: Wassili Bogatyrew / Technik: 3DComputeranimation / Sprache: russisch / Produktion: Oleg Kusowkow, Studio „Animaccord“ / Kontakt: Olga Schurawljowa, Studio „Animaccord“, ul. Godowikowa, 9–3, 129085 Moskau, Russische Föderation, +7-495-7 75 13 31, festival_animaccord@yahoo.com

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Pink Elephants – Young Animation Scene Pink Elephants – Young Animation Scene

In diesem Programm laufen folgende Filme aus anderen Programmen des Festivals. Detaillierte Informationen zu den Filmen finden Sie auf den angegebenen Seiten: The following fi lms from other sections of the festival will be shown in this programme. For detailed information, please look for the pages:

Never Drive a Car When You’re Dead Gregor Dashuber Deutschland 2009, 9:55 min., S. 190

Der Conny ihr Pony Robert Pohle, Martin Hentze Deutschland 2008, 4:50 min.

The Lost Tribes of New York City Andy London, Carolyn London USA 2009, 3 min., S. 213

Please Say Something David OReilly Irland 2009, 10 min., S. 187

The Surprise Demise of Francis Cooper’s Mother Felix Massie Vereinigtes Königreich 2008, 7:21 min., S. 210

The Black Dog’s Progress Stephen Irwin Vereinigtes Königreich 2008, 3:14 min., S. 193

Aanaatt Max Hattler Internationales Programm Animationsfilm

BEST OF YOUNG INTERNATIONAL ANIMATION SCENE

Vereinigtes Königreich, Deutschland, Japan 2008, 4:45 min., S. 188

Little Face Matthew Walker, Ben Lole Vereinigtes Königreich 2009, 10:30 min., S. 202

Orgesticulanismus Mathieu Labaye Belgien 2008, 9:29 min., S. 191

The Soliloquist Ma Kuang Pei Taiwan 2008, 6:06 min., S. 195

Delicious Friend Pierre Adrien Frankreich 2009, 3:40 min., S. 209

Judas & Jesus Olaf Encke, Claudia Romero Deutschland 2009, 14:52 min., S. 222

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Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989 The Undaunted Ones – GDR Animation Filmmakers after 1989

Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989 The Undaunted Ones – GDR Animation Filmmakers after 1989

Internationales Programm Animationsfilm

von by Jacqueline Zeitz und and André Eckardt Der politische Umbruch vor 20 Jahren ist in diesem Jahr eines der großen gesellschaftlichen Themen hierzulande. DOK Leipzig und das Deutsche Institut für Animationsfilm (DIAF) nehmen den 20. Jahrestag der „friedlichen Revolution“ zum Anlass, um im Sonderprogramm „Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989“ nachzufragen, was aus Regisseuren, Gestaltern und Animatoren der DDR und des ehemaligen DEFA-Studios für Trickfilme in Dresden geworden ist. Bis zu seiner endgültigen Auflösung 1992 war dieses Studio das größte und leistungsstärkste seiner Art in Deutschland. Zwischen 60 und 70 Animationsfilme wurden hier jährlich produziert – rund 70 Prozent davon für Kinder. Für die 250 Mitarbeiter, allein 150 waren im künstlerischen Bereich tätig, kam mit dem Fall der Mauer die große Euphorie: Endlich hatten die Animationsfilmer die ersehnte Freiheit, selbst über Themen, Stoffe und Gestaltungskonzepte entscheiden zu können. Doch mit dem Wegbrechen der staatlichen Studios und mit der neuen Freiheit hielt eine andere, bis dahin wenig gekannte Restriktion Einzug – eingeschränkte Budgets und knappe Fördermittel. Nach 1989 sind nur wenige aus der Branche dem Animationsfilm treu geblieben. Zu begrenzt waren nun die Arbeits- und Auftragsmöglichkeiten, und um sich in der veränderten Produktions- und Auftragswelt durchsetzen zu können, waren eine brennende Begeisterung für das Genre, ein starker Wille sowie eine große Offenheit für das Neue essentiell – nicht jedem war dies gleichermaßen zu eigen. Dieses Sonderprogramm widmet sich jenen, die in dieser Zeit Wege gesucht und gefunden haben, um auch weiterhin als Animationsfilmer arbeiten zu können, jenen, die inzwischen sowohl auf internationale Koproduktionen, auf Erfahrungen bei Disney sowie Kino- und Fernseherfolge sowie auf eine Vielzahl künstlerischer Autorenfilme verweisen können. Bei aller Internationalität ist gerade Sachsen dabei für viele ein wichtiger Produktionsstandort geblieben – hier entstanden u. a. „Der kleine König Macius“ (Studio 88), „Der Froschkönig“ (Hylas-Trickfilm) und die „Sandmanzen“-Filme (Balance Film). In zwei Programmblöcken mit Filmen aus der Zeit vor, während und nach dem politischen Umbruch zeigen wir, wie sich die Arbeit der Filmemacher sowohl in thematischer als auch in formaler Hinsicht entwickelt hat. So vielfältig die künstlerischen Handschriften und animationstechnischen Umsetzungen, so groß ist auch die inhaltliche Bandbreite – Satirisches, Poetisches und Märchenhaftes gilt es hier zu entdecken. Programmbegleitend sprechen Filmemacher über die damalige Situation, die Schwierigkeiten des Neustarts und die heutigen Produktionsbedingungen.

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One of the major social issues in our country this year is the political upheaval of 20 years ago. DOK Leipzig and the German Institute for Animated Film (DIAF) are taking the 20th anniversary of the “peaceful revolution” as an occasion to follow up on the careers of GDR filmmakers, designers and animators and the former DEFA Studio for Animated Films in Dresden in a special programme entitled “The Undaunted Ones – GDR Animation Filmmakers after 1989”. The studio was the largest and most powerful of its kind in Germany until it was closed for good in 1992, producing 60 to 70 animated films annually – approximately 70 percent of them children’s films. Roughly 250 employees, 150 of whom worked in the artistic departments alone, welcomed the fall of the Berlin Wall enthusiastically: at last, the animation filmmakers would have the longed-for freedom to choose their own themes, subject matter and design concepts. However, the collapse of the state-run studios and the new freedom brought a new, unfamiliar, kind of restriction – limited budgets and scarce subsidies. After 1989, only a few of the employees continued in the field of animated films. Working opportunities and commissions had become too limited and a burning enthusiasm for the genre, a strong will and a great openness for what was new was essential for anyone who wanted to establish themselves in the changed production and job world – qualities that not everyone had in equal measure. This special programme is dedicated to those who looked for and found the means to continue work as animation filmmakers during that period; who today are able to look back on international co-productions, work experience at Disney, cinema and television hits or a variety of independent artistic films. Notwithstanding all these international references, Saxony is still an important production location for many filmmakers – films like “The Little King Macius” (Studio 88), “The Frog Prince” (Hylas-Trickfilm) and “The Sand Pixies” (Balance Film) were produced here. We will screen two programmes of films from the period before, during and after the political upheaval, demonstrating how the filmmakers’ work developed with regard to subject and form. The range of artistic styles and animation techniques is as wide as the thematic variety – satires, poetic films and fairytales are waiting to be discovered here. Some filmmakers will accompany the programmes and speak about their situation at the time, the difficulties of starting over and today’s production conditions.


Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989

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Chile Chile Jörg Herrmann, Juan Forch DDR 1976 / 35 mm, Farbe, 1 min. Animation, Buch: Juan Forch / Kamera: Peter Pohler Musik: Addy Kurth / Schnitt: Heidrun Sünderhauf Technik: Flachfigurenanimation / Sprache: deutsch Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

Junta-Chefs singen nach dem Willen Onkel Sams und nach Orgelmusik das Lied vom Antikommunismus. Aber die Kräfte sind wach, die dem Spuk ein Ende bereiten werden.

Junta leaders sing the praises of anticommunism according to Uncle Sam’s will accompanied by an organ. But the powers that are going to lay this spectre to rest are alert.

Drei Minuten über Krieg, Krieger und Sieger.

Three minutes about war, warriors and winners.

Der König schickt das Pferd Fallada mit der Krone, Symbol der Auserwählung, zu seiner Braut. Unterwegs bemächtigt sich die ungetreue Begleiterin der Krone, tötet das Pferd und gibt sich als die Verlobte aus. Der König traut dem äußeren Schein. Erst der Junge, mit dem die Braut die Gänse hütet, macht ihn auf den Irrtum aufmerksam und veranlasst den König zu prüfen, was echt und was unecht ist.

The king sends his horse Falada to carry the crown, the symbol of the chosen one, to his bride. On the way, her disloyal companion seizes the crown, kills the horse and pretends to be the bride herself. The King trusts appearances. Only the boy who helps the bride herd the geese calls the king’s attention to his error and prompts him to take a closer look at what is real and what is fake.

Victory Victory Jörg Herrmann Deutschland 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 3 min. Animation, Produktion: Jörg Herrmann Buch: Hedda Gehm / Musik: Manfred Mammitzsch Technik: Silhouettenanimation / Sprache: ohne Alte Straße, 01731 Kreischa, Deutschland, +49-35206-2 21 31, mediahaus.kreischa@t-online.de

Internationales Programm Animationsfilm

Kontakt: Jörg Herrmann, Mediahaus Kreischa,

Die Gänsemagd The Goose Girl Horst J. Tappert DDR 1987 / 35 mm, Farbe, 11:30 min. Buch: Horst J. Tappert / Animation: André Schmidt Kamera: Lutz Kleber / Musik: Günter Joseck Schnitt: Anita Uebe / Technik: Silhouettenanimation Sprache: ohne / Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden / Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

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Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989 The Undaunted Ones – GDR Animation Filmmakers after 1989

Biotop Biotope André Schmidt DDR 1990 / 35 mm, Farbe, 4 min. Animation: André Schmidt / Kamera: Uwe Zabell Musik: Manfred Mammitzsch nach Carl Maria von Weber Schnitt: Renate Ritter / Technik: Mischtechnik Sprache: ohne / Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden / Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

Impressionen zweier Filmschöpfer zum Thema Großstadt: Ein Meer von Mauern, Fabriken und Fahrzeugen stürzt auf sie ein. Tempo, Hektik, Lärm schaffen Beunruhigung, Unbehagen und Sehnsucht nach unberührter Natur. Davon träumen sie.

Two filmmakers’ impressions of the city: drowning in an ocean of walls, factories and vehicles. Speed, stress and noise cause agitation, discomfort and a longing for untouched nature. That is what they dream of.

Ein Mann entzieht sich die Lebensgrundlage, indem er einen Apfelbaum für seine Lebensbedürfnisse bis auf die Wurzeln ausbeutet.

A man deprives himself of his livelihood by exploiting an apple tree down to its very roots to meet his needs.

Hexenmädchen Anna hat ein kurzes und ein langes Bein und wird deshalb von ihren Mitschülern, den Teufeln, nur „Humpelbein“ genannt. Anna ärgert sich, trainiert heimlich und so lange, bis sie im Siebenmeilenstiefelwettlauf die Gleichbeiner besiegt. Als Anna nun humpeln und schnell laufen kann, kommt sie auf die Idee, einmal das Ende der Welt zu sehen …

The little witch Anna has a short and a long leg, which is why her schoolmates call her “Anna the Limp”. Anna gets angry and practices secretly until she defeats the equal-legged in the seven league boots race. Now that Anna can limp and run fast, it occurs to her to go and see the end of the world …

Der Baum The Tree André Schmidt Deutschland 2000 / 35 mm, Farbe, 6 min. Buch, Animation, Produktion: André Schmidt Kamera: Lutz Kleber / Musik: Manfred Mammitzsch Schnitt: Heidrun Sünderhauf / Technik: Flachfigurenanimation / Sprache: deutsch / Kontakt: André Schmidt, ANIGRAFIK, Altmobschatz 10, 01156 Dresden,

Internationales Programm Animationsfilm

Deutschland, +49-351-4 54 01 84, info@anigrafik.de

Anna, genannt Humpelbein Anna, Nicknamed the Limp Rolf Hofmann DDR 1990 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 24 min. Animation: Thomas Stephan / Buch: Rolf Hofmann, Martina Großer nach Franz Fühmann Musik: Gerhard Rosenfeld / Schnitt: Anita Uebe Technik: Puppenanimation / Sprache: deutsch Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

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Der Froschkönig The Frog Prince Rolf Hofmann Deutschland 2000 / 35 mm, Farbe, 16:30 min. Kamera: Rolf Hofmann / Animation: Martina Großer, Rolf Hofmann / Buch: Kurt Weiler, Rolf Hofmann nach den Gebrüdern Grimm / Musik: Gerhard Rosenfeld Schnitt: Günter Lorenz / Technik: Puppenanimation Sprache: deutsch / Produktion: Hylas-Trickfilm Dresden Kontakt: Rolf Hofmann, Hylas-Trickfilm, Meißner Landstraße 54, 01157 Dresden, Deutschland, hylas-trickfilm@directbox.com

Die kleine magere Prinzessin hat es jeden Tag schwer genug in der Männergesellschaft am Hof ihres Vaters. Als ihr auch noch befohlen wird, das Bett mit einem rechthaberischen Frosch zu teilen, ergreift sie ein gerechter Zorn, der am Ende fürstlich belohnt wird.

The skinny little princess has to deal with enough trouble in the male society of the court every day. When she is ordered to share her bed with a bossy frog on top of all this, she is seized with righteous fury, which will be richly rewarded at the end.

Zwei befreundete Hähne, die jeden Tag miteinander Karten spielen, entzweien sich wegen eines attraktiven Huhns. Aus dem Kampf geht einer als Sieger hervor, der andere wird vom Geier geholt. Als der Auserwählte im Heim seiner Dame ankommt, überfällt ihn eine Ohnmacht. Eine ganze Hühnerschar begrüßt ihn mit Begeisterung. Er ergreift die Flucht und wird zur Beute des Geiers. Der braucht nämlich einen dritten Mann fürs Skatspiel.

Two cocks who are friends play cards every day, until they fall out over an attractive hen. One of them wins the fight; a vulture carries the other away. When the chosen one arrives at his lady’s home he almost swoons: a whole flock of hens greet him enthusiastically. He flees and falls prey to the vulture – who needs a third partner for a round of cards.

Drei Schiffbrüchige retten sich nackt und frierend auf eine Insel. Dort erbarmt sich ihrer eine Nixe und zaubert einen Ballen Stoff herbei. Die Schiffbrüchigen fertigen daraus eine Fahne, unter der sie weiterhin nackt und frierend, aber stramm stehen.

Three naked and freezing castaways save themselves and make it to an island, where a mermaid takes pity on them and conjures up a bale of cloth. The castaways turn it into a flag under which they stand, still naked and freezing, but at attention.

Herzdame Queen of Hearts Lutz Stützner DDR 1987 / 35 mm, Farbe, 4 min. Animation: Lutz Stützner, Peter Mißbach, Renate Schunke Schnitt: Hanna Fürst / Technik: Zeichenanimation Sprache: ohne / Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden / Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

Inselwitz Island Joke Lutz Stützner DDR 1990 / 35 mm, Farbe, 2:30 min. Buch, Animation: Lutz Stützner / Kamera: Steffen Nielitz Musik: Eberhard Weise / Schnitt: Eva d‘Bomba Technik: Zeichenanimation / Sprache: ohne Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

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Internationales Programm Animationsfilm

Kamera: Helmut Krahnert / Musik: Manfred Mammitzsch


Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989 The Undaunted Ones – GDR Animation Filmmakers after 1989

Der kleine König Macius The Little King Macius Sandor Jesse, Lutz Stützner Deutschland, Frankreich, Polen 2007 / DVD, Farbe, 4 min. (Ausschnitt) / Animation: Lutz Stützner, Uwe Richter, Kathleen Otto / Musik: François-Elie Roulin Schnitt: Reinhard Schütz / Technik: Zeichenanimation Sprache: deutsch / Produktion: Studio 88 Werbe- und Trickfilm GmbH, Ellipse Animation, Saxonia Media Filmproduktion GmbH / Kontakt: Silvia und Lutz Stützner, Studio 88 Werbe- und Trickfilm GmbH, Altnossener Straße 2a, 01462 Dresden, Deutschland, +49-351-4 11 53 74, info@studio88.de

Kurz vor seinem neunten Geburtstag trifft Macius ein harter Schlag: Sein Vater, der König, stirbt. Noch in seinem Schmerz über den Tod des Vaters sieht sich Macius als Thronfolger plötzlich vor eine zu große Aufgabe gestellt. Das Regieren ist keine leichte Aufgabe, der vom Frieden längst gelangweilte Kriegsgeneral wittert seine Chance. Doch Macius‘ Freunde und der Gelehrte Erasmus helfen ihm mit pfiffigen Ideen.

Just before his ninth birthday, Macius has to deal with a tough blow: his father, the king, dies. While he is still mourning his father’s death, Macius, the heir to the throne, must face an almost overwhelming challenge. Ruling the country is not easy and the war general, long bored with peace, senses his great opportunity. But Macius’s friends and Erasmus, the scholar, help him with smart ideas.

Drei Episoden ‚in Sachen Männer‘: Eine Rokokodame wird von zwei Kavalieren umworben. Sieger ist jedoch ein lachender Dritter, der unter ihrem Reifrock verschwindet und sich aus Teilen des Rockgestells ein Fahrrad baut. Ein junger Mann unserer Tage pfeift einer Dame hinterher, woraufhin ihn bellende Hunde umringen. Das Rad des Kavaliers, der gerade vorbeikommt, wird zum Fluchtmittel. Ein Mann der Zukunft will eine Dame mit einem Auto beeindrucken. Sie zeigt sich interessiert, leider aber nur an dem Wagen. Als er entdeckt, dass das weibliche Wesen ein Bioroboter ist, rennt der Held dem Fahrrad mit den beiden anderen Herren hinterher.

Three episodes ‘concerning men’: a rococo lady is courted by two cavaliers, but won by a smiling third who disappears under her hooped skirt to construct a bicycle from its parts. A young man today gives a woman a wolf whistle, upon which barking dogs surround him. The cavalier happens to be passing by on his bicycle and helps him escape. A man in the future wants to impress a woman with his car. She appears interested, but unfortunately only in the car. When he discovers that she is a bio-robot, he runs after the bicycle carrying the other two.

In Sachen Männer Concerning Men Olaf Ulbricht DDR 1989 / 35 mm, Farbe, 5 min. Buch, Animation: Olaf Ulbricht / Kamera: Brigitte Schönberner, Steffen Nielitz / Musik: Andreas Hoge Schnitt: Renate Ritter / Technik: Zeichenanimation Internationales Programm Animationsfilm

Sprache: ohne / Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden / Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

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A Miracle A Miracle Lutz Stützner, Olaf Ulbricht Deutschland 2003 / 35 mm, Farbe, 5 min. Buch: Lutz Stützner, Olaf Ulbricht / Animation: Günter Binder, Barbara Atanassow / Musik: Andreas Hoge Technik: Zeichenanimation / Sprache: ohne Produktion: Studio 88 Werbe- und Trickfilm GmbH Kontakt: Silvia und Lutz Stützner, Studio 88 Werbe- und Trickfilm GmbH, Altnossener Straße 2a, 01462 Dresden, Deutschland, +49-351-4 11 53 74, info@studio88.de

Rote und weiße Männlein geraten in heftigen Streit, sie schlagen und vernichten sich fast vollständig. Für den Mann, dessen rote und weiße Blutkörperchen sie darstellen, bedeutet dies beinahe das Ende.

Red and white manikins start to quarrel, fight and nearly destroy each other. This is almost the end for the man whose red and white blood cells they represent.

Die ganze Familie freut sich auf einen schönen Tag im Schrebergarten. Gleich um acht Uhr wollen alle frühstücken und um neun Uhr spätestens losfahren. Aber dann kommt alles ganz anders: Um acht schläft Papa noch und Mama füttert das Baby. Um neun kuschelt sich Mama noch einmal an Papa. Um zehn sind endlich alle wach. Doch auch jetzt kann es noch nicht losgehen. Erst muss noch das und das und das erledigt werden.

The whole family is looking forward to a nice day in their allotment garden. They are going to have breakfast at eight and be off by nine at the latest. But things do not happen as planned: at eight, Dad is still asleep and Mum is feeding the baby. At nine Mum snuggles up to Dad once more. At ten, they are all awake at last, but this does not mean that they can start yet. First, they must take care of this and that and that.

Ein richtig schöner Tag A Lovely Day Olaf Ulbricht Deutschland 2004 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 5 min. Buch: Jacky Gleich, Bruno Blume / Kamera: Bert Zierfuß Musik: Andreas Braband / Technik: Zeichenanimation im Auftrag des WDR / Kontakt: Tony Loeser, MotionWorks GmbH, Mansfelder Straße 56, 06108 Halle, Deutschland, +49-345-20 56 90, office@motionworks-halle.com

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Internationales Programm Animationsfilm

Sprache: deutsch / Produktion: MotionWorks GmbH


Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989 The Undaunted Ones – GDR Animation Filmmakers after 1989

Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989

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Ein Vogel A Bird Oliver Georgi DDR 1983 / 35 mm, Farbe, 4 min. Buch, Animation: Oliver Georgi / Kamera: Siegfried Jung Musik: Hans Friedrich Ihme / Schnitt: Hanna Fürst Technik: Sandanimation / Sprache: ohne Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

In heißer Sonnenglut dürstet eine Blume. Ein kleiner Vogel will ihr helfen. Zunächst bemüht er sich vergeblich, Wasser aus einer umgefallenen Flasche zu bekommen, mit Witz und Verstand aber gelingt es ihm schließlich. Die Blume erholt sich, und als ein Unwetter losbricht, kann sich der Vogel unter ihren Blättern in Sicherheit bringen.

A flower is parched in the burning heat of the sun. A little bird wants to help. It tries to get water from a toppled bottle, in vain at first, but finally it succeeds by using its wits. The flower recovers and when a storm breaks, the bird is able to find shelter under its leaves.

Der Hahn gibt vor, die Sonne zu wecken. Als die Hennen entdecken, dass die Sonne auch ohne ihn aufgeht, ist seine Macht dahin, sein Schicksal besiegelt.

The cock pretends that he is waking up the sun. When the hens discover that the sun also rises without him, his power is gone, his fate is sealed.

Sechs Zeichner, jeweils 30 Sekunden Zeit und nur ein Prinzip: Das letzte Bild einer Folge wird zur Vorlage für die nächste. Ein Experiment.

Six draughtsmen, 30 seconds each, and just one principle: the last picture of one series becomes the model for the next one. An experiment.

Der Hahn The Cock Heinrich Sabl Deutschland 1994 / 35 mm, s/w, 9:30 min. Animation: Oliver Georgi / Kamera: Norbert Hobrecht Musik: FM Einheit / Technik: Puppenanimation, Pixilation / Sprache: deutsch / Produktion: Heinrich Sabl Internationales Programm Animationsfilm

Filmproduktion / Kontakt: Heinrich Sabl, Heinrich Sabl Filmproduktion, Pankstraße 12, 13127 Berlin, Deutschland, +49-30-4 49 71 41, sabl-film@gmx.de

Metamorphose Metamorphose Jana Droste, Heike Swoboda, Ralf Kukula, Wolf-Ulrich Reichel, Rüdiger Scholz, Olaf Ulbricht DDR 1989 / 35 mm, Farbe, 7:30 min. Buch, Animation: Jana Droste, Heike Swoboda, Ralf Kukula, Wolf-Ulrich Reichel, Rüdiger Scholz, Olaf Ulbricht / Kamera: Brigitte Schönberner, Steffen Nielitz / Musik: Konrad Bauer Schnitt: Eva d’Bomba / Technik: Zeichenanimation Sprache: ohne / Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden / Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

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Der Kreis The Full Circle Klaus Georgi, Ralf Kukula DDR 1989 / 35 mm, Farbe, 3:30 min. Animation: Barbara Atanassow, Ralf Kukula Buch: Klaus Georgi, Ralf Kukula / Kamera: Brigitte Schönberner, Steffen Nielitz / Musik: Manfred Mammitzsch / Schnitt: Anita Uebe / Technik: Zeichenanimation / Sprache: ohne / Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden / Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

Ein Industriegigant stößt aus mehreren Schloten schwarzen Rauch aus. Die Menschen im Ort müssen Schutzmasken tragen. Die Fabrik arbeitet pausenlos. Maschine steht neben Maschine. Sie alle produzieren Schutzmasken.

An industrial giant pouring smoke from several chimneys. The people who live nearby must wear protective masks. The factory is working ceaselessly, machine by machine. All of them produce protective masks.

Die Mäuse Fix und Fax bekommen ein Flugzeug geschenkt und erleben damit ihre ersten großen Abenteuer.

Fix and Fax, the mice, get a plane and have their first big adventure in it.

Was passiert eigentlich im Sandkasten, wenn die Kinder nach Hause gegangen sind? Nichts? Nein, das stimmt nicht! Nachts nämlich erwachen Schorsch und Agathe und erleben ihre Abenteuer.

What happens in the sandpit when the children have gone home? Nothing? Wrong! Because at night, Schorsch and Agathe wake up and have adventures of their own.

Abenteuer mit Fix und Fax Adventures with Fix and Fax Ralf Kukula, Udo Lemke Deutschland 1998 / Beta SP (PAL), Farbe, 5 min. Animation: Olaf Ulbricht, Ulf Grenzer, Renate Golaszewska, Heike Baumann, Heiko Krischker, Uli Nitzsche Buch: Jürgen Kieser / Musik: Dietrich Zöllner Schnitt: Stefan Urlaß / Technik: Zeichenanimation Balance Film GmbH, Friedrichstraße 14, 01067 Dresden, Deutschland, +49-351-4 90 37 80, ralf.kukula@balancefilm.de; info@balancefilm.de

Sandmanzen The Sand Pixies Ralf Kukula Deutschland, Kanada 2009 / 35 mm, Farbe, 5 min. Animation: Fritz Penzlin, Louise Johnson / Buch: Doris Riedl Musik: Jens Gouthier / Schnitt: Stefan Urlaß / Technik: Sandanimation / Sprache: ohne / Produktion: Balance Film GmbH, RBB, MDR, NDR / Koproduktion: Facteur 7, ZABELLE inc. / Kontakt: Ralf Kukula, Balance Film GmbH, Friedrichstraße 14, 01067 Dresden, Deutschland, +49-351-4 90 37 80, ralf.kukula@balancefilm.de; info@balancefilm.de

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Internationales Programm Animationsfilm

Sprache: deutsch / Produktion, Kontakt: Ralf Kukula,


Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989 The Undaunted Ones – GDR Animation Filmmakers after 1989

Quick Animation Quick Animation Gábor Steisinger DDR 1989 / 35 mm, Farbe, 12 min. Buch, Animation: Gábor Steisinger / Kamera: Christoph Stolle, Steffen Nielitz / Musik: electric b (Alexander Morawitz) Schnitt: Hanna Fürst / Technik: Zeichenanimation, Realfilm Sprache: ohne / Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden / Kontakt: André Eckhardt, Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. (DIAF), Königsstraße 15, 01097 Dresden, Deutschland, +49-351-3 11 90 41, kontakt@diaf.de

Rap-Musik und Graffitistil – aneinander gereihte Großstadtszenen, ironisch verfremdet.

Rap music and graffiti styles – urban scenes strung together and ironically distorted.

St. Petersburg, 1916. Die Oktoberrevolution überschattet Russland. Der größte Feind des Zaren, der Magier Rasputin, verflucht die Zarenfamilie – nur die Zarentochter Anastasia und deren Großmutter Marie überleben. Zehn Jahre später lernt der Küchenjunge Dimitry zufällig die Waise Anja kennen. Aus ihrer Ähnlichkeit zu Anastasia will er Profit schlagen und stellt sie der inzwischen in Paris lebenden Marie vor. Doch die hat schon zu viele Betrügerinnen entlarvt …

St. Petersburg, 1916. The October Revolution overshadows Russia. The tsar’s biggest enemy, Rasputin the magician, curses his family – only the tsar’s daughter Anastasia and her grandmother Marie survive. Ten years later, the kitchen boy Dimitry meets the orphan Anja. He wants to profit from her resemblance to Anastasia and introduces her to Marie, who now lives in Paris. But Marie has already exposed too many frauds …

Anastasia Anastasia Don Bluth, Gary Goldman USA 1997 / DVD, Farbe, 2 min. (Ausschnitt) Animation: Gábor Steisinger, Len Simon, John Hill, Troy Saliba, Fernando Moro, Sandro Cleuzo, Paul Newberry Buch: Susann Gauthier, Bruce Graham, Bob Tzudeker, Noni White / Musik: David Newman, Steven Flaherty Schnitt: Bob Bender, Fiona Trayler / Technik: Zeichenund 2D-Computeranimation / Sprache: englisch Internationales Programm Animationsfilm

Produktion: Don Bluth, Gary Goldman, Twentieth Century Fox Kontakt: Gábor Steisinger, Chodowieckistraße 42, 10405 Berlin, g.steisinger@gmx.de

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Kleiner Dodo Little Dodo Ute von Münchow-Pohl, Thilo Graf Rothkirch Deutschland 2008 / DVD, Farbe, 3 min. (Ausschnitt) Animation: Kris van Alphen, Alberto Campos, Jörn Radel, Florian Westermann, Sebastian Hofmann, Gábor Steisinger / Buch: Thilo Graf Rothkirch, Michael Mädel, Ute von Münchow-Pohl, Rolf Giesen, Alberto Campos / Musik: Henning Lohner Technik: Zeichen- und 2D-Computeranimation Sprache: deutsch / Produktion: Thilo Graf Rothkirch, Maya Gräfin Rothkirch, Rothkirch Cartoon-Film Koproduktion: Warner Bros. Filmproduktion, MaBo Filmproduktion, Comet Film / Kontakt: Gábor Steisinger, Chodowieckistraße 42, 10405 Berlin, g.steisinger@gmx.de

Der kleine Orang-Utan Dodo liebt Geräusche und besitzt das große Talent, diese täuschend echt nachzuahmen – vom fallenden Wassertropfen bis zum Brüllen eines Tigers. Als Dodo eines Tages eine Geige im Urwald findet, sind er und seine Freundin, das kleine Nashorn Patna, bezaubert und stellen mit dem neuen Spielzeug eine Menge Unsinn an. Während einer großen Dürre stellt Dodo dann fest, dass er die Geige auch für lebenswichtige Zwecke nutzen kann.

The little orang-utan Dodo loves sounds and has a great talent for imitating them realistically – from falling drops of water to a tiger’s roar. When Dodo finds a violin in the jungle one day, he and his friend, the little rhino Patna, are enchanted and get up to a lot of nonsense with their new toy. Then Dodo learns during a great drought that he can also use the violin for survival.

Laura darf ihre Mutter nach China begleiten, aber auf dem Flug dorthin geht ihr bester Freund, der kleine Stern, verloren. Die kleine Chinesin Ling-Ling findet den Stern, der schließlich nicht nur zwei kleine Mädchen zusammenführt, sondern auch den Drachen Nian zum Leben erweckt. Ein großes Abenteuer nimmt seinen Anfang.

Laura gets to accompany her mother to China but loses her best friend, the little star, during the flight. The Chinese girl Ling Ling finds the star which ultimately will not only bring two little girls together but also bring the dragon Nian to life. A great adventure begins.

Internationales Programm Animationsfilm

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian Lauras Star and the Mysterious Dragon Nian Piet de Rycker, Thilo Graf Rothkirch Deutschland, China 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 1:30 min. (Ausschnitt) / Animation: Gábor Steisinger, Alberto Campos, Kris van Alphen / Musik: Guy Cuyvers, Henning Lohner, Frank Federsel Technik: 3D-Computeranimation / Sprache: deutsch Produktion: Thilo Graf Rothkirch, Maya Gräfin Rothkirch, Rothkirch Cartoon-Film / Koproduktion: Warner Bros. Filmproduktion, Mabo Filmproduktion, 3D Animagics Entertainement, Shanghai Media Group / Vertrieb: Warner Bros. / Kontakt: Thilo Graf Rothkirch, Maya Gräfin Rothkirch, Rothkirch Cartoon-Film, Hasenheide 54, 10967 Berlin, Deutschland, +49-30-69 80 84 0, mail@cartoon-film.de

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Die Unbeirrbaren – DDR-Animationsfilmer nach 1989 The Undaunted Ones – GDR Animation Filmmakers after 1989

Knete Clay Tony Loeser DDR 1984 / 35 mm, Farbe, 6 min. Buch, Kamera, Animation: Tony Loeser / Musik: Karl-Heinz Sass Schnitt: Rosemarie Drinkorn / Technik: Knetanimation Sprache: ohne / Produktion: Hochschule für Film und Fernsehen der DDR / Kontakt: Cristina Marx, HFF „Konrad Wolf“, Marlene-Dietrich-Allee 11, 14482 Potsdam-Babelsberg, Deutschland, +49-331-6 20 25 64, distribution@hff-potsdam.de

Ein Knetmännchen erlebt die lustigsten Situationen und begegnet dabei sich selbst und einer phantastischen Umwelt.

A plasticine manikin gets into the funniest situations where he encounters himself and a fantastic environment.

Auszüge aus Wagners „Walküre“ sind der musikalische Rahmen für Assoziatives zur Selbstfindung und -verwirklichung der Jugend.

Excerpts from Wagner’s “Valkyrie” provide the musical framework for associative scenes of young people finding and realising themselves.

Der erfolglose Schauspieler Johnny Mauser kommt auf seiner Wanderschaft in das Bauernidyll Mullewapp und erzählt den Bewohnern die tollsten Geschichten und Heldentaten von sich. Keiner merkt, dass er nur flunkert. Doch als das kleine Schäfchen Wolke plötzlich verschwindet, muss er seine wahren Fähigkeiten beweisen, und alle lernen eine wichtige Lektion über die Freundschaft.

The failed actor and tramp Johnny Mauser comes to the farm idyll of Mullewapp and tells its inhabitants the most outrageous stories about himself and his exploits. No one realises that he is making it all up. But when the little sheep Cloud suddenly vanishes, he must prove his true abilities and they all learn an important lesson about friendship.

Der Ring The Ring Tony Loeser Deutschland 1990 / 35 mm, Farbe, 12:30 min. Buch: Tony Loeser / Animation: Heiko Ebert, Angela Kern Kamera: Wolfgang Chevallier / Musik: Richard Wagner Schnitt: Karla Camera / Technik: Knetanimation Sprache: ohne / Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme Dresden, Trickabteilung des DEFA-Studios für Spielfilme Potsdam-Babelsberg / Kontakt: Progress Film-Verleih GmbH, Immanuelkirchstraße 14, 10405 Berlin, Deutschland,

Internationales Programm Animationsfilm

+49-30-24 00 34 00, verleih@progress-film.de

Mullewapp Mullewapp Tony Loeser Deutschland 2009 / DVD, Farbe, 4 min. (Ausschnitt) Animation: Enis Tahsin Özgür / Buch: Bettine von Borries, Achim von Borries / Musik: Andreas Hoge Schnitt: Oscar Loeser / Technik: Zeichen- und 2D-Computeranimation / Sprache: deutsch Produktion: Tony Loeser, Malika Brahmi, Stefania Raimondi, MotionWorks / Koproduktion: 2d3D Animations, Jugendfilm-Verleih, WDR / Kontakt: Tony Loeser, MotionWorks GmbH, Mansfelder Straße 56, 06108 Halle, Deutschland, +49-345-20 56 90, office@motionworks-halle.com

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Retrospektive Andrei Chrschanowski Retrospective Andrey Khrzhanovskiy

Zwischen Ironie und Lyrik – Retrospektive Andrei Chrschanowski Between Irony and Lyricism – Retrospective Andrey Khrzhanovskiy

Andrei Chrschanowski, der in diesem November seinen 70. Geburtstag feiert, zählt zu den Altmeistern des russischen Animationsfilms. Gleich nach seinem Studium (1956–1962) begann er bei Sojusmultfilm zu arbeiten, wo auch einige der heute großen russischen Regisseure wie Aleksandr Petrow und Juri Norschtein an seinen Filmen mitwirkten. Bereits vier Jahre später (1966) hatte er seinen ersten Film „Schil-byl Kosjawin“ fertiggestellt. Erzählt wird die Geschichte eines Büroangestellten, der ohne Sinn und Verstand den Befehl seines Vorgesetzten ausführt und dabei mehr Dummes als Gutes bewirkt. Der Mensch im Zusammenspiel mit seiner Umwelt, Obrigkeitshörigkeit, der Verlust selbstständigen Denkens, die kleinen und großen menschlichen Schwächen, aber auch die Stärke des menschlichen Fühlens und Handelns sind Themen, die Chrschanowski in seinen Filmen immer wieder aufgreift. Probates Mittel, um den Menschen ihren Platz in der Welt zu geben und ihr Fühlen wieder zu erwecken, ist für ihn oftmals die Kunst in ihren vielfältigen Formen. Gründe hierfür sind nicht zuletzt in seinem Elternhaus zu suchen – sein Vater, Juri Chrschanowski, war Schüler so bedeutender russischer AvantgardeKünstler wie Pawel Filonow, Kusma Petrow-Wodkin und Kasimir Malewitsch. Andrei Chrschanowskis Sinn für eine Schönheit, die in allem und jedem vorhanden ist, gepaart mit einem Hang zur Nostalgie, zieht sich durch seine Filme, mit denen er an die Seele des Menschen, an ihre Fragilität und Stärke rührt. Besonders deutlich wird das in seinem zweitem Film „Stekljannaja garmonika“ (1968), in dem durch Musik das menschliche Empfinden befreit wird, so dass die Menschen sich aus ihrer Vereinzelung und Vereinsamung lösen, und sich gegen schnöden Mammon und sinnlose Zerstörung auflehnen. Dies ist der einzige von der sowjetischen Zensur verbotene Zeichentrickfilm, weil er nicht wie vorgeschrieben auf Themen der russischen Folklore basierte, sondern auch noch direkte politische Analogien zuließ. Erst nach der politischen Wende kam „Stekljannaja garmonika“ hin und wieder zur Aufführung, hat jedoch nie die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient hätte. Dennoch konnte Chrschanowski in der Folgezeit weitere Filme machen, darunter „Schkaf“ (1971) und den mehrfach ausgezeichneten Film „Babotschka“ (1972).

Andrey Khrzhanovskiy, who is celebrating his 70th birthday in November this year, ranks as one of the grand old men of Russian animated film. Right after his graduation (he studied from 1956 to 1962), he started to work for Soyuzmultfilm, where some of the greatest Russian directors of today, like Aleksandr Petrov and Yuriy Norshteyn, collaborated on his films. He finished his first film “There Lived Kozyavin”, only four years later (1966). It is the story of an office clerk who thoughtlessly carries out his superior’s orders, creating more havoc than good. Unquestioning deference to authority, the loss of independent thought, small and great human weaknesses, but also the strength of human emotions and actions are the recurring themes of Khrzhanovskiy’s films. To him, art is the tried and true means of showing human beings their place on earth and re-awakening their feelings. He quotes art in all his films and employs it in a variety of ways. One of the reasons can surely be traced back to his family background – his father, Yuriy Khrzhanovskiy, was a student of such renowned Russian avant-garde artists as Pavel Filonov, Kuzma Petrov-Vodkin and Kazimir Malevich. Andrey Khrzhanovskiy’s sense of beauty found in every one of us, coupled with a penchant for nostalgia, is the thread that runs through all his films, each of which touches the human soul, its fragility and strength. This emerges most clearly in his second film, “Glass Harmonica” (1968). Here, the human senses are liberated by music, enabling the people to shed their isolation and loneliness and rebel against filthy lucre and senseless destruction. This is the only drawn animated film ever banned by the Soviet censors, because it was not based, as prescribed, on Russian folklore but admitted some direct political analogies. It was only after political change that the “Glass Harmonica” was screened occasionally, though the film never got the attention it deserved. In spite of this, Khrzhanovskiy was able to produce further films such as “Armoire” (1971) and the multiple award-winning “Butterfly” (1972).

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Internationales Programm Animationsfilm

von by Jacqueline Zeitz


Retrospektive Andrei Chrschanowski Retrospective Andrey Khrzhanovskiy

1993 gründete er mit Eduard Nasarow, Fjodor Chitruk und Juri Norschtein das eigene Studio „Schar“, welches nicht nur Filme produziert, sondern auch ausbildet und Workshops anbietet. Hier entstanden seine weiteren Arbeiten: der mehrfach ausgezeichnete „Lew s sedoi borodoi“ (1994), „Dolgoje puteschestwije“ (1997) über Fellini und seine filmischen Charaktere sowie „Poltora kota“ (2002) über den russischen Nobelpreisträger Iossif Brodski. Um diesen geht es auch in seinem letzten Film „Poltory komnaty“ (2009). Wie in den Filmen zuvor verbindet Chrschanowski hier Dokumentar- und Animationsfilm, tragend ist jedoch die fiktionale Ebene. Anlass dieser dem Schaffen Andrei Chrschanowskis gewidmeten Retrospektive ist der bevorstehende Geburtstag des Regisseurs. Er ist zur Aufführung der Filme anwesend und gibt außerdem eine Meisterklasse.

In 1993, he founded his own studio, “Shar”, with Eduard Nazarov, Fyodor Khitruk and Yuriy Norshteyn, where they not only produce films but also offer training opportunities and workshops. This is where his other works were created: the multiple award-winning “The Lion with a Gray Beard” (1994), “A Long Journey” (1997) about Fellini and his cinematic characters, and “A Cat and a Half” (2002) about Russian Nobel prize laureate Joseph Brodsky, who is also the subject of his last film, “A Room and a Half” (2009). As in previous films, Khrzhanovsky combines documentary and animated film here, though it is primarily a feature film. The director’s upcoming birthday is the occasion for this retrospective dedicated to his work. Andrey Khrzhanovskiy will be present at the screenings and teach a master class.

Meisterklasse Andrei Chrschanowski, siehe Seite 267 Master Class Andrey Khrzhanovskiy, look for p. 267

Retrospektive Andrei Chrschanowski

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Internationales Programm Animationsfilm

Schil-byl Kosjawin There Lived Kozyavin Andrei Chrschanowski Sowjetunion 1966 / Beta SP (PAL), Farbe, 9:48 min. Animation: Gennadi Sokolski, Waleri Ugarow, Stanislaw Sokolow, Wladimir Morosow, Anatoli Petrow, Juri Kusjurin, Wladimir Arbekow, Dmitri Anpilow Buch: Lasar Lagin, Gennadi Schpalikow Musik: G. Lukjanow / Schnitt: M. Trussowa Technik: Zeichen- und Cut-Out-Animation Sprache: russisch / Produktion: Sojusmultfilm Moskau Kontakt: Sojusmultfilm, ul. Dolgorukowskaja d. 25, 127006 Moskau, Russische Föderation, info@mult-film.ru

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Eine Satire nach einer Geschichte von Lasar Lagin über einen Bürokraten ohne Initiative, der aber bereitwillig jede Aufgabe übernimmt und sie bis ins vollkommen Absurde treibt. Eines Tages beauftragt ihn sein Vorgesetzter, „Sidorow auszurichten, dass der Kassierer da ist“. Kosjawin läuft sofort los, und zwar um die ganze Welt – jedoch nicht etwa, um seinen Auftrag zu erfüllen oder Sidorow zu finden, sondern um wieder an seinem Schreibtisch zu landen. Das kalte Blau der Bilder unterstreicht die Monotonie der Bürokratie.

A satirical film based on a story by Lazar Lagin about a bureaucrat who lacks initiative, but is ready to take on any task and lead it to complete absurdity. One day, his superior asks Kozyavin “to tell Sidorov that the cashier is there”, and he subsequently walks straight on, around the entire world – not to accomplish his mission or find Sidorov – but to return to his desk. The cold-blue images underline the monotony of bureaucracy.


Stekljannaja garmonika Glass Harmonica Andrei Chrschanowski Sowjetunion 1968 / Beta SP (PAL), Farbe, 20:54 min. Animation: Jana Wolskaja, Anatoli Abarenow, Geli Arkadjew, Waleri Ugarow, Leonid Nossyrew, Anatoli Petrow, Juri Kusjurin, Dmitri Anpilow, Galina Barinowa Buch: Gennadi Schpalikow / Musik: Alfred Schnittke Schnitt: M. Trussowa / Technik: Zeichen- und Cut-OutAnimation / Sprache: russisch / Produktion: Sojusmultfilm Moskau / Kontakt: Sojusmultfilm, ul. Dolgorukowskaja d. 25, 127006 Moskau, Russische Föderation, info@mult-film.ru

Diese Adaption einer Geschichte von Lasar Lagin zeigt, wie die Gier nach Macht Menschen korrumpiert, und wie Kunst zum geistigen Wiedererwachen führen kann. Im Mittelpunkt des Films steht ein Musiker, der eine Glasharmonika spielt. Ein mächtiger Mann, der Magrittes ‚Mann mit Melone‘ ähnelt, zerbricht sie. Mit zahlreichen Anspielungen auf alte Meister wie Hieronymus Bosch, Pintoricchio und Albrecht Dürer illustriert Chrschanowski die ablaufende Zeit.

Based on a tale by Lazar Lagin, the film tells of how the desire for power can corrupt people, and about the spiritual revival that art can bring about. At the centre of the film stands a musician who plays a glass harmonica, which is broken by a man in power who resembles Magritte’s ‘man in bowler hat’. Khrzhanovskiy uses multiple references to old masters, such as Hieronymus Bosch, Pintoricchio, and Albrecht Dürer, to illustrate the image of time.

Eine Parabel über einen Mann, der das Leben so fürchtet, dass er in einen riesigen Kleiderschrank zieht. Die Monotonie moderner städtischer Architektur hält Einzug in alle Lebensbereiche und verdrängt den Menschen.

A parable about a man who fears life so much that he moves into a giant wardrobe. The monotony of modern urban architecture invades living spaces, causing man’s withdrawal.

Internationales Programm Animationsfilm

Schkaf Armoire Andrei Chrschanowski Sowjetunion 1971 / Beta SP (PAL), Farbe, 5 min. Animation: Anatoli Abarenow / Buch: Rosa Chusnutdinowa Musik: Alfred Schnittke / Technik: Zeichenanimation Sprache: ohne / Produktion: Sojusmultfilm Moskau Kontakt: Sojusmultfilm, ul. Dolgorukowskaja d. 25, 127006 Moskau, Russische Föderation, info@mult-film.ru

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Retrospektive Andrei Chrschanowski Retrospective Andrey Khrzhanovskiy

Babotschka Butterfly Andrei Chrschanowski Sowjetunion 1972 / Beta SP (PAL), Farbe, 9:48 min. Animation: Juri Kusjurin, Jana Wolskaja, Nikolai Fedorow, Anatoli Abarenow, Waleri Ugarow, Leonid Nossyrew Buch: Rosa Chusnutdinowa / Musik: Alfred Schnittke Schnitt: M. Trussowa / Technik: Zeichen- und Cut-OutAnimation / Sprache: ohne / Produktion: Sojusmultfilm Moskau / Kontakt: Sojusmultfilm, ul. Dolgorukowskaja d. 25, 127006 Moskau, Russische Föderation, info@mult-film.ru

Ein kleiner Junge spielt mit seinem elektronischen Spielzeug, als er einen Schmetterling bemerkt. Er fängt ihn und viele andere und sperrt sie in ein Glas. Dann schläft er ein und träumt von einem riesigen Schmetterling, der ihn fängt und mitnimmt. Als er versteht, dass die Natur frei ist, lässt er seine Schmetterlinge wieder fliegen und lebt von nun an im sichtbaren Einklang mit der Natur. Dieser Film entstand unter Beteiligung des Künstlers Nikolai Koschkin.

A boy follows a butterfly he sees while playing with his electronic toys. He catches the butterfly, and many others, to lock them in a glass jar. He falls asleep and dreams of a giant butterfly that captures him and takes him away. When he comprehends that nature is free, he lets his butterflies escape and exists in a visual bond with nature. The artist Nikolay Koshkin participated in the creation of the film.

Der Film beruht auf Samuil Marschaks Übersetzung eines englischen Wiegenliedes, für das Chrschanowski fröhliche und witzige Bilder findet. „Hier ist das Haus, das Jack baute! Hier ist das Malz, das in dem Haus lag, das Jack baute. Hier ist die Ratte, die das Malz fraß, das in dem Haus lag, das Jack baute.“

Based on Samuil Marshak’s translation of an English lullaby this film provides cheerful and witty illustration to the story. “This is the house that Jack built! This is the malt that lay in the house that Jack built. This is the rat that ate the malt that lay in the house that Jack built.”

Ein komischer Film nach A. A. Milnes Gedicht „Das Frühstück des Königs“ in Samuil Marschaks Übersetzung, in dem ein launischer König ‚Butter‘ verlangt und damit sein gesamtes Königreich durcheinanderbringt.

A comic film based on A. A. Milne’s poem “The King’s Breakfast” in Samuil Marshak’s translation, which tells about a whimsical king demanding ‘butter’ and upsetting his entire kingdom.

Dom, kotoryi postroil Dschek The House that Jack Built Andrei Chrschanowski Sowjetunion 1976 / Beta SP (PAL), Farbe, 10:06 min. Animation: Anatoli Abarenow, Wladimir Paltschikow, Ljudmila Lobanowa, Aleksandr Gorlenko, u. a. Internationales Programm Animationsfilm

Buch: Rosa Chusnutdinowa / Musik: Alfred Schnittke Schnitt: M. Trussowa / Technik: Zeichenanimation Sprache: russisch / Produktion, Kontakt: Sojusmultfilm, ul. Dolgorukowskaja d. 25, 127006 Moskau, Russische Föderation, info@mult-film.ru

Korolewski buterbrod The King’s Sandwich Andrei Chrschanowski Sowjetunion 1985 / Beta SP (PAL), Farbe, 10:28 min. Animation: Sergei Awramow, Jelena Malaschenkowa, Anatoli Abarenow, Aleksandr Dorogow, Juri Batanin, Natalija Bogomolowa, Wioletta Kolesnikowa Schnitt: Margarita Michejewa / Technik: Zeichenanimation Sprache: russisch / Produktion: Sojusmultfilm Moskau Kontakt: Sojusmultfilm, ul. Dolgorukowskaja d. 25, 127006 Moskau, Russische Föderation, info@mult-film.ru

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Retrospektive Andrei Chrschanowski

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Lew s sedoi borodoi The Lion with a Gray Beard Andrei Chrschanowski Russische Föderation 1994 / Beta SP (PAL), Farbe, 30 min. Animation: Anatoli Abarenow, Natalja Fedossowa, Jewgenija Bogomolowa, Lidija Majatnikowa, Marina Woskanjanz, Juri Kusjurin / Buch: Tonino Guerra / Musik: Astor Piazzolla, Nino Rota / Schnitt: Nadeschda Treschtschjowa Technik: Zeichenanimation / Sprache: russisch Produktion: Aleksandr Gerassimow, Andrei Chrschanowski, SHAR – Animation School-Studio / Kontakt: SHAR – Animation School-Studio, Leningradski Prospekt 21, 125040 Moskau, Russische Föderation, +7-495-6 12 10 19, info@sharstudio.com

Nach Motiven von Tonino Guerras Märchen und Sergei Barchins Gemälden erzählt der Film von einem Zirkuslöwen und seinem Dompteur, und wie der Löwe alt wird.

Based on the motives of Tonino Guerra’s fairy-tale and Sergey Barkhin’s paintings, the film tells of a circus lion and his master, and how the lion grows old.

Die Figuren dieses Films sind von Federico Fellinis Bildern inspiriert: Ein Mann und eine Frau reisen mit dem Schiff zu einer Zauberinsel. Sie kommen an und alle Passagiere gehen von Bord, außer Fellini und Giulietta Massina: Ihre Reise geht weiter …

The characters of this film are based on Federico Fellini’s paintings: a man and a woman travel in a ship to a magic island; they arrive and all the passengers alight, but Fellini and Giulietta Massina stay on: their voyage continues …

Dolgoje puteschestwije A Long Journey Andrei Chrschanowski Russische Föderation 1997 / Beta SP (PAL), Farbe, 20 min. Internationales Programm Animationsfilm

Animation: Anatoli Abarenow, Galina Sebrowa, Dmitri Kulikow, Natalija Bogomolowa, Juri Kusjurin Buch: Tonino Guerra, Andrei Chrschanowski Musik: Aleksandr Martschenko / Technik: Mischtechnik Sprache: russisch / Produktion: Andrei Chrschanowski, Aleksandr Gerassimow, SHAR – Animation School-Studio Kontakt: SHAR – Animation School-Studio, Leningradski Prospekt 21, 125040 Moskau, Russische Föderation, +7-495-6 12 10 19, info@sharstudio.com

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Retrospektive Andrei Chrschanowski Retrospective Andrey Khrzhanovskiy

Poltora kota A Cat and a Half Andrei Chrschanowski Russische Föderation 2002 / Beta SP (PAL), Farbe, 26 min. Animation: Tatjana Podgorskaja / Buch: Andrei Chrschanowski, Juri Arabow / Technik: Mischtechnik Sprache: russisch / Produktion: Dmitri Jurkow, Dago Limited Company / Kontakt: SHAR – Animation School-Studio, Leningradski Prospekt 21, 125040 Moskau, Russische Föderation, +7-495-6 12 10 19, info@sharstudio.com

A film based on the drawings of the poet and Nobel-laureate Iosif Brodskiy.

Ein Film nach Zeichnungen des Dichters und Nobelpreisträgers Iossif Brodski.

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Internationales Programm Animationsfilm

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Schatten des Krieges

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Fe s t I val 14.-22. November 2009, Hamburg, Kommunales Kino Metropolis, Steindamm 54 ko n g re ss Gästehaus der Universität, Rothenbaumchaussee 34 Cinefest wird veranstaltet von

mit

gefördert durch

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und vielen nationalen und internationalen Partnern.

CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung e.V. · Schillerstr. 43 · 22767 Hamburg · Tel. 040.352194 · Fax 040.345864 · mail info@cinefest.de · www.cinefest.de


Die portugiesische Seele The Portuguese Soul

Die portugiesische Seele The Portuguese Soul

Die portugiesische Animation hat ihre Wurzeln in einer starken Illustrations-, Comic- und Karikaturtradition und einer satirischpolitischen Kultur, die beide der überlieferten Landeskultur entspringen. Der erste bekannte Animationsfilm „O Pesadelo de António Maria“, eine politische Satire aus dem Jahr 1923, wurde für ein Komödientheater produziert und in Lissabon gezeigt. Bis in die 1960er Jahre hinein waren dem portugiesischen Animationsfilm nur einige wenige Autorenfilme zuzuzählen, die von Comicfiguren oder traditionellen Legenden handelten oder inspiriert waren. Das Aufkommen der Werbung im Kino und besonders im Fernsehen führte zu neuen Entwicklungen in der Animation. Neue Autoren (einige davon ehemalige Comiczeichner) brachten frischen Wind in die Ästhetik und narrativen Strukturen der Filme. Nach der Revolution 1974 brachten das öffentliche Fernsehen, die Cineclub-Bewegung und Animationsfilmfestivals eine neue Generation von Filmemachern hervor. Ab 1980 entstanden eine Reihe von Studios. Hier wurden die Regisseure ausgebildet, die einige der ersten wichtigen Arbeiten des neuen portugiesischen Animationsfilms schufen. Das Ergebnis dieser Entwicklung spiegelt sich in Filmen von großer technischer, ästhetischer und narrativer Vielfalt und Qualität, deren hochtalentierte Künstler, Regisseure und Animatoren aus verschiedenen Generationen stammen. Viele von ihnen wurden auf den großen Filmfestivals der Welt mit Preisen ausgezeichnet. Wie ist das möglich? Ein kleines Land, ohne spezialisierte Schule, ohne tiefere Wurzeln in der Weltgeschichte der Kunst oder der Filmgeschichte, entwickelt dennoch eine derart reiche Tradition, in der Welt des Animationsfilms respektiert und vielfach ausgezeichnet? Meiner Meinung nach ermöglicht gerade das Fehlen einer starken ‚ästhetischen Schule‘, die formale Linien, technische, ästhetische oder narrative Regeln vorgibt, diese Vielfalt von Ansätzen und damit die Freiheit, die zu konzeptionell so unterschiedlichen Filmen führt. Die enge Bindung an eine kulturelle Tradition, in der sich mündliche Überlieferung, Poesie und eine gewisse (scheinbare) Naivität verbinden, macht diese Filme in einer durch die globalen Medien immer einförmiger werdenden Welt so besonders und einzigartig. Ich hoffe, dass Sie in diesem Programm die Leidenschaft für Bewegung spüren, die die menschliche Existenz ausmacht. Es besteht aus neuen Filmen, in denen die ästhetischen und technischen Ansätze ihrer Schöpfer sichtbar werden, aber auch, wie ich meine, eine gemeinsame Kultur.

The beginning of the Portuguese animation is linked to a strong illustration, cartoons and caricature school and a satiric and political culture, both inspired in the traditional culture. The first animated movie that is reported, “O Pesadelo de António Maria”, dates from 1923 and is a political satire made for a comic theater brought to scene in Lisbon Until the sixties Portuguese animation summed to a few authorial movies made or inspired by characters from cartoons or traditional legends. The advent of advertising in cinemas and especially on television has brought some development to animation. New authors appeared (some coming from comics) who brought new and fresh air to film aesthetic and narration. After the 1974 revolution National Television, Cine-clubs and Animation Festivals created a new generation of filmmakers. From 80th a group of studios emerged, where authors were trained. They produced some of the first major author works of the new Portuguese Animation. The result of that work is reflected in films of great technical, aesthetic and narrative diversity and quality, directed by a mix of generations of very talented artists, directors and animators. The most part of them were prizes winners at the world’s major festivals. How did this happen? A small country, without a specialized school, without deep roots in the history of world art or the history of cinema has, however, such a rich tradition, respected and awarded by the Animation world? In my opinion, the absence of a strong ‘aesthetic school’ that imposes plastic lines, technical, aesthetic or narrative rules, allows for a variety of approaches and freedom that permit the movies a great conceptual diversity. The strong connection to the cultural tradition that unites the oral, the poetic and a certain (apparent) naïveté, make these films peculiar and unique in a world increasingly characterized by uniformity through the globalized media. I hope you can feel on this program the passion for movement, which is inherent to human existence. Very recent films that cover a part of the authors, aesthetics and technical approaches, but, in my opinion, with a cultural unity.

mit freundlicher Unterstützung von thanks to

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Internationales Programm Animationsfilm

von by Fernando Galrito


Die portugiesische Seele The Portuguese Soul

História trágica com final feliz Tragic Story with Happy Ending Regina Pessoa Portugal, Kanada, Frankreich 2005 / 35 mm, s/w, 7:46 min. Buch, Kamera: Regina Pessoa / Animation: Laurent Repiton, Regina Pessoa, Sylvie Leonard / Musik: Normand Roger Schnitt: Hervé Guichard / Technik: Gekratzt in Tinte auf Papier Sprache: portugiesisch / Produktion: Abi Feijó, Ciclope Filmes, Jacques-Rémy Girerd, Folimage / Kontakt: Salette Ramalho, Agência – Portuguese Short Film Agency, Auditorio Municipal, Pr Republica, 4480-715 Vila do Conde, Portugal, +351-252-64 66 83, agencia@curtas.pt

Manche Menschen sind anders, gegen ihren Willen. Sie wünschen sich nichts mehr, als so zu sein wie die anderen, sich frohen Herzens in der Menge zu verlieren. Es gibt Menschen, die ihr Leben lang darum kämpfen, dies zu erreichen, die ihre Andersartigkeit verleugnen oder verstecken. Andere nehmen sie an und erheben sich, um sich einen Platz nah bei den anderen zu erobern … in ihren Herzen …

Some people are different, against their will. All what they whish is to be equal to the others, deliciously mixing among the crowd. There are people spending the rest of their lives fighting to achieve this, denying or hiding their differences. Some other assume it and raise up themselves, getting their place close to the others … in their hearts …

An einem kalten, trüben Weihnachtsabend legt in einem düsteren und nebelverhangenen Hafen ein klappriges altes Frachtschiff an. Tief in seinen Laderäumen hält sich ein blinder Passagier versteckt. Die Mannschaft verlässt das Schiff und zerstreut sich. Als die Nacht hereinbricht, versucht der Mann über ein Seil an Land zu kommen, aber er ist vor Furcht wie gelähmt. „Clandestino“ adaptiert eine Geschichte des portugiesischen Schriftstellers José Rodrigues Miguéis mit Hilfe von Sandanimation auf von unten beleuchteten Glasplatten. Ein zutiefst melancholischer Film in ausdrucksvollen und opulenten Bildern über das qualvolle Ringen eines Mannes um Freiheit.

On a cold and dreary Christmas Eve, in a glommy fogbound seaport, docks a tired old freighter. Deep in its hold, a stowaway is hiding. The crew members leave the ship and go their separate ways. After nightfall, the stowaway tries to make it to dry land by sliding down a rope, but he is paralysed with fear. Using sand animation on underlit glass plates, “Stowaway” is adapted from a story by the Portuguese writer José Rodrigues Miguéis. Profoundly melancholy in its expressive and richly textured imagery, the film is about one man’s agonizing struggle for freedom.

Clandestino Stowaway Abi Feijó Portugal, Kanada 2000 / 35 mm, Farbe, 7 min. Kamera: Abi Feijó / Animation: Abi Feijó, Regina Pessoa Musik: Tentúgal / Schnitt: Regina Guimarães, Saguenail Internationales Programm Animationsfilm

Technik: Sandanimation / Sprache: portugiesisch Produktion: Abi Feijó, Davide Freitas, Filmógrafo – Estúdio de Cinema de Animação do Porto, Marcel Jean, Pierre Hébert, Office National du Film du Canada Kontakt: Salette Ramalho, Agência – Portuguese Short Film Agency, Auditorio Municipal, Pr Republica, 4480-715 Vila do Conde, Portugal, +351-252-64 66 83, agencia@curtas.pt

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Com uma sombra na alma A Shadow in the Soul Fernando Galrito, João Ramos Portugal 2005 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 10 min. Buch, Kamera, Schnitt: Fernando Galrito, João Ramos Animation: João Ramos / Musik: João Cabaço Technik: 2D-, 3D-Computeranimation / Sprache: ohne Produktion: Ânimo Leve / Kontakt: Salette Ramalho, Agência – Portuguese Short Film Agency, Auditorio Municipal, Pr Republica, 4480-715 Vila do Conde,

Sie geht vorbei, er folgt ihr. Was tut sie um diese Zeit hier? Er verliert sie. Bilder anderer Treffen steigen in seinem Gedächtnis auf. Er findet sie, verfolgt sie weiter und wird immer unruhiger …

She passes by, he follows her. What is she doing at that hour? He looses her. Images of other meetings come to his memory. He finds her. The persecution continues, he’s more and more anguished …

Kannst du ein Geheimnis bewahren? Dieser Sonntag wird anders. Wir werden nicht ins Auto steigen. Mama und Papa werden sich nicht streiten, und wir werden in einem Garten voller riesiger Kohlköpfe spielen.

Can you keep a secret? This Sunday will be different. We will not get into the car. Mom and dad will not argue and we will play on a garden of gigantic cabbages.

Ein berühmter portugiesischer Stierkämpfer kommt nach Spanien. El Matador wird eine lang erwartete ‚faena‘ vorführen. Sein Sohn Pedrito begleitet ihn auf der Reise. Er träumt davon, eines Tages wie sein Vater zu sein. Doch bevor der Stierkampf beginnt, im hektischen Treiben hinter den Kulissen, trifft Pedrito den Stier, gegen den sein Vater kämpfen wird. Dieser Moment wird das Schicksal der drei für immer verändern.

A very well known Portuguese bullfighter arrives in Spain. El Matador will execute a long awaited ‘faena’. His son, Pedrito, accompanied him in this trip. He dreams to one day become just like his father. However, just before the bullfight starts, between the backstage hustle and bustle Pedrito meets the bull that will be fought by his father. This moment will forever change the fate of all three characters.

Portugal, +351-252-64 66 83, agencia@curtas.pt

Passeio de Domingo Sunday Drive José Miguel Ribeiro Portugal, Belgien, Frankreich 2009 / 35 mm, Farbe, 20 min. Animation: Elmer Kaan, Kristien Van Den Bussche, Marike Verbiest, Maurice Hoeven / Buch: Virgilio Almeida / Kamera: Marijke Van Kets / Musik: Bernardo Devlin / Schnitt: João Camplon Produktion: Luís da Matta Almeida, Zeppelin Filmes, Geert Van Goethem, S.O.I.L., Arnoud Rijken, il Luster Productions, Pascal le Nôtre, Folimage / Kontakt: Salette Ramalho, Agência – Portuguese Short Film Agency, Auditorio Municipal, Pr Republica, 4480-715 Vila do Conde, Portugal, +351-252-64 66 83, agencia@curtas.pt

Internationales Programm Animationsfilm

Technik: Knet- und Puppenanimation / Sprache: portugiesisch

Mi vida en tus manos My Life in Your Hands Nuno Beato Portugal, Spanien 2009 / 35 mm, Farbe, 8:30 min. Animation: Catarina Romano, Diogo Carvalho, Filipa Gomes da Costa / Buch: José Dias / Schnitt: Diogo Carvalho Technik: Malerei auf Glas / Sprache: ohne Produktion: Eva Yébenes, José Miguel Ribeiro, Sardinha em Lata, Nuno Beato, Lampadacesa – Cinema de Animação / Kontakt: Salette Ramalho, Agência – Portuguese Short Film Agency, Auditorio Municipal, Pr Republica, 4480-715 Vila do Conde, Portugal, +351-252-64 66 83, agencia@curtas.pt

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Die portugiesische Seele The Portuguese Soul

Cândido Candide José Pedro Cavalheiro (Zepe) Portugal 2007 / 35 mm, Farbe, 11:20 min. Animation: Catarina Romano, Isabel Penisga, Lorenzo Degli’Innocenti, Nuno Beato, u. a. / Buch: Virgilio Almeida, Zepe / Musik: Carlos Zíngaro, João Lucas, Paulo Curado, Ulrich Mitzlaf / Schnitt: Cátia Salgueiro, Nuno Beato / Technik: Zeichenanimation / Sprache: französisch / Produktion: Zepe, Insectos, Cinema e Multimédia, Lampadacesa – Cinema de Animação / Kontakt: Salette Ramalho, Agência – Portuguese Short Film Agency, Auditorio Municipal, Pr Republica, 4480-715 Vila do Conde, Portugal, +351-252-64 66 83, agencia@curtas.pt

„Candide hat sie nie geliebt. Manipulation ist sein Lieblingsspiel.“

“Candide never loved her. Manipulation is his favourite game.”

Das Missgeschick einer alten, von Vögeln besessenen Frau und ihres Sohnes, der glaubt, dass er fliegen kann.

The misadventure of an old woman obsessed with birds and her son, who thinks he can fly.

In einer Welt, in der sich Eisen und Land mischen und ungeahnte Städte hervorbringen, weht der Wind im ewigen Zyklus der Wiedergeburt durch das Laub. Das ist die Umarmung des Windes.

In a world where iron and land mix themselves creating unexpected cities, the wind blows life among leaves in the eternal rebirth cycle. This is the wind’s embrace.

Pássaros Birds Filipe Abranches Portugal 2009 / Beta SP (PAL), s/w, 7 min. Buch, Musik: Filipe Abranches / Animation: Osvaldo Medina Schnitt: Luís Canau / Technik: Zeichenanimation, 2D-Computeranimation / Sprache: ohne Produktion: Humberto Santana, Animanostra Kontakt: Salette Ramalho, Agência – Portuguese Short Film Agency, Auditorio Municipal, Pr Republica, 4480-715 Vila do Conde, Portugal, +351-252-64 66 83,

Internationales Programm Animationsfilm

agencia@curtas.pt

Abraço do vento Wind’s Embrace José Miguel Ribeiro Portugal 2004 / 35 mm, Farbe, 2:34 min. Buch, Kamera, Animation: José Miguel Ribeiro Musik: Carlos Paredes / Schnitt: João Camplon, José Miguel Ribeiro / Technik: Zeichen- und Knetanimation Sprache: ohne / Produktion: Luís da Matta Almeida, Zeppelin Filmes / Kontakt: Salette Ramalho, Agência – Portuguese Short Film Agency, Auditorio Municipal, Pr Republica, 4480-715 Vila do Conde, Portugal, +351-252-64 66 83, agencia@curtas.pt

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Special Screenings

Special Screenings


Special Screening: Documentary Campus Masterschool Special Screening: Documentary Campus Masterschool

Documentary Campus Masterschool Screening

Documentary Campus ist eine der renommiertesten, europäisch angelegten Fortbildungsinitiativen im Dokumentarfilmbereich mit dem Ziel, Autoren, Regisseure, Produzenten und Redakteure im Dokumentarfilmbereich an den internationalen Markt für Non-Fiction Programme heranzuführen und konkurrenzfähig zu machen. Das Herzstück der Fortbildungsinitiative ist die 10-monatige ‚Documentary Campus Masterschool‘, in deren Rahmen 15 Teilnehmer unter professioneller Betreuung dokumentarische Projekte für ein internationales Publikum entwickeln. In Zusammenarbeit mit dem 52. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm präsentiert Documentary Campus drei neue Masterschool Filme, die in den Jahrgängen 2006 und 2007 entstanden sind. Die Dokumentation „Birth of a Surgeon“ von Karin C. Falck und Loui Bernal aus dem Masterschooljahr 2006 ist im Rahmen der 30. News & Documentary Emmy® Awards für einen Emmy in der Kategorie „Outstanding Coverage of a News Story – Long Form“ nominiert. Jedes Screening findet in Anwesenheit des Filmemachers statt, der im Anschluss Fragen beantwortet und Einblicke in die Entstehung von Internationalen Koproduktionen gibt.

Documentary Campus is one of the most renowned documentary training initiatives in Europe. The aim of the non-profit organisation is to provide advanced training for professionals and up-and-coming talents in the European documentary sector and to make them competitive for the international nonfiction market. The heart of the initiative is the Documentary Campus Masterschool for project development. In a ten-months course, 15 European participants – authors, directors, producers and commissioning editors – develop documentary projects for the international market. Within the framework of the 52nd International Leipzig Festival for Documentary and Animated Film, we proudly present three recently finished Masterschool films which were developed in the years 2006 and 2007. One of them – “Birth of a Surgeon” – by filmmakers Karin C. Falck and Loui Bernal is among the nominees for the 30th Annual News and Documentary Emmy Awards. “Birth of a Surgeon” will compete in the category of Outstanding Coverage of a News Story – Long Form. After each screening the filmmaker will be present to answer questions and give an insight into the production process of an international coproduction.

Das Screening wird durch die Sächsische Stiftung für Medienausbildung unterstützt.

Special Screening: Documentary Campus Masterschool

The screening is supported by the Sächsische Stiftung für Medienausbildung.

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Angriff auf die Sinne – Warum wir Verbraucher verführt werden Why We Buy – Secrets of Consumer Seduction Jan Tenhaven Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 52 min. Buch: Jan Tenhaven / Kamera: Martin Langner, Jörg Junge Musik: Nils Kacirek / Schnitt: Kristine Langner Produktion, Kontakt: Gebrüder Beetz Filmproduktion, Heinrich-Roller-Straße 15, 10405 Berlin, Deutschland, +49-30-69 56 69 10, info@gebrueder-beetz.de

What does the perfect vacuum cleaner noise sound like? What does the smell of a hotel room have to do with the Swiss mountains? And why are we suddenly buying white cars – a colour, which a couple of years ago could not be imagined in the auto industry? Coincidence or magic? Especially in difficult economic times the companies are searching for ingenious methods, for how to seduce us to consume. Market researchers are focused on our unconscious behaviours. Corporations are investing millions in the sensual appeal of their products. But how should things smell and sound in order to improve sales? And who decides which colours will be on the market in the years to come? In “Why we buy” we will accompany three sense experts that will show the world their colours, their sounds, and their scents. We will get rare insight into the world of secret seducers, and experience behind normally closed doors how colourful our world will be in three years.

Special Screening: Documentary Campus Masterschool

Wie klingt das perfekte Rauschen eines Staubsaugers? Was hat der Geruch eines Hotelzimmers mit den Schweizer Bergen zu tun? Und warum kaufen wir plötzlich Autos in weiß – eine Farbe, die vor wenigen Jahren undenkbar in der Automobilindustrie war? Zufall oder Zauberei? Gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten suchen die Firmen nach immer raffinierteren Methoden, wie sie uns zum Kaufen verführen können. Unser unbewusstes Handeln rückt in den Fokus von Marktforschern. Konzerne investieren Millionen in die sinnliche Anmutung ihrer Produkte. Doch wie müssen Dinge riechen und klingen, damit sie sich besser verkaufen lassen? Und wer entscheidet darüber, welche Farben in den nächsten Jahren auf den Markt kommen? In „Angriff auf die Sinne“ begleiten wir drei Sinnes-Experten, die der Welt ihre Farbe, ihren Klang und ihren Duft geben. Wir erhalten seltene Einblicke in die Welt der heimlichen Verführer und erfahren hinter normalerweise verschlossenen Türen, wie bunt unsere Welt in drei Jahren sein wird.

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Special Screening: Documentary Campus Masterschool Special Screening: Documentary Campus Masterschool

Birth of a Surgeon Birth of a Surgeon Karin C. Falck Schweden 2008 / HD, 45 min. Kamera: Loui Bernal / Schnitt: Karin C. Falck, Loui Bernal Produktion: Thirteen, PBS, IKON, SVT, DR; Swedish Filminstitute Kontakt: Karin C. Falck, Filmator i Norden AB, Hildestrandsvägen 9, 18433 Akersberga, Schweden, +46-8540-8 80 10, karin@filmator.se

Emilia Cumbane, die keine Ärztin ist, bekommt ein Messer in die Hand gedrückt und wird als erste operierende Hebamme überhaupt in den Busch geschickt. Sie begibt sich auf die Mission, trotz des Ärztemangels das Leben tausender Mütter zu retten. Hier zeigt sich auch die Situation der Frauen in der Gesellschaft. Emilia, die die neue Generation vertritt, bricht mit überlieferten Rollenbildern. Eine beobachtende Dokumentation aus den Kreißsälen Mosambiks.

Given the knife, Emilia Cumbane, a non doctor, is sent out to the bush as the first midwife ever to do surgery. She takes on the mission to save the lives of thousands of mothers in the absence of physicians. Here the situation of women in the society unfolds. Emilia representing the new generation breaks old traditional roles. This is an observational documentary from the delivery rooms in Mozambique.

Wild Dog Island Wild Dog Island Marjolein Duermeijer Niederlande 2008 / Beta SP (PAL), Farbe, 48 min. Buch: Gary Parker, Alan Miller / Kamera: Pieter Huisman Schnitt: Alan Miller / Produktion: Nature Conservation Films Koproduktion: Discovery Networks, France 5, ORF Kontakt: Evert van den Bos, Nature Conservation Films, Amperestraat 10, 1221GJ Hilversum, Niederlande,

Special Screening: Documentary Campus Masterschool

+31-35-6 46 93 94, evert@ncf-nl.com

„Wild Dog Island“ ist eine Geschichte voller überlebensgroßer Charaktere, Menschen ebenso wie Tiere. Sie spielt auf einem Inselparadies in einem weit entfernten Land, ihre Helden sind ein paar hungrige Jäger, die vor nichts Halt machen. Im ausgedörrten Buschland von Simbabwe folgt der Film den Spuren zweier Forscher, die die Leidenschaft vereint, eines der unbekanntesten Tiere der Welt, den afrikanischen wilden Hund, zu retten. Peter und Jealous wollen ein einzigartiges Experiment durchführen und fünf verwaisten Hunden die Chance auf ein Leben im Paradies geben.

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“Wild Dog” Island is a story featuring large-than-life characters, both human and animal. It’s set on an island paradise in a far off country and stars a number of hungry hunters who will stop at nothing. Located in the baking Zimbabwean bushland it follows the footsteps of two researchers united by their passion to save one of the least known animals in the world, the African wild dog. Peter and Jealous are going to set up a unique experiment and give five orphaned dogs a chance to experience paradise.


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Special Screening: GZ DOC und GDA präsentieren Special Screening: GZ DOC and GDA present

GZ DOC (Guangzhou International Documentary Film Festival) & GDA (Guangzhou Documentary Association) präsentieren present Le nouvel abri The New Shelter Xiaolei Zheng, Lin Li China, Frankreich 2008 Beta SP (PAL), Farbe, 52 min. / Buch: Xiaolei Zheng, Lin Li Kamera: Guizhong Liao, Ling Sun / Schnitt: Xiaolei Zheng, Lin Li Produktion: Michel Noll, ICTV Solferino Images Koproduktion: Guangzhou TV / Vertrieb: Shaowen Ho, Guangzhou International Documentary Film Festival Kontakt: Michel Noll, ICTV Solferino Images, 17 rue du Colisée, 75008 Paris, Frankreich,

Special Screening: GZ DOC und GDA

+33-1-43 59 26 79, m.noll@ictv-solferino.com

Eine gewaltige Flut zerstört das Haus von Familie Ah in einem kleinen Dorf der chinesischen Provinz Guangdong. Das Leben war für die Ahs schon immer ein harter Überlebenskampf, doch jetzt ist es zu einem Albtraum geworden. Vorübergehend findet die vierköpfige Familie mitsamt Hund Unterschlupf in der Scheune des Nachbarn. Jetzt gilt es, Unterstützung zu finden und ihr Haus wieder aufzubauen. Doch wie sollen sich die armen Bauern ein neues Haus leisten, wo ihr Besitz und die gesamte Ernte von der Flut zerstört wurden? Über ein Jahr lang begleiten die Filmemacher Xiaolei Zheng und Lin Li den Kampf der Familie um finanzielle Hilfe und ein menschenwürdiges Dasein. Sie beobachten, wie sich die Eltern mit den lokalen Funktionären und ihren Notfallgesetzen herumschlagen müssen, die sich als wenig hilfreich herausstellen. Und sie dokumentieren, wie die Dorfbewohner um Solidarität miteinander ringen und sich die Katastrophe bis in die engsten Beziehungen der Menschen hinein auswirkt. Denn auch die Ehe der Ahs droht angesichts der Belastung und monatelangen Unsicherheit in die Brüche zu gehen. CD

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An immense flood destroys the home of the Ah family in a small village in the Chinese province of Guangdong. Life was always a tough struggle for survival for them, but now it has turned into a nightmare. The four members of the family and their dog find temporary shelter in a neighbour’s barn. They must now find support and rebuild their house. But how are the poor peasants to pay for a new house when all their possessions and the whole harvest were destroyed by the flood? Filmmakers Xiaolei Zheng and Lin Li follow the family’s struggle for financial support and a humane existence for over a year. They observe how the parents have to confront local functionaries and their emergency laws, which turn out to be not very helpful. And they record how the villagers struggle for mutual solidarity and how the disaster affects even the most intimate relationships between the people. The Ah’s marriage, too, threatens to fall apart under the stress and months of insecurity. CD


Trois cordes pour deux conteurs Three Strings for One Duo Wenqing Zhang China, Frankreich 2009 / Beta SP (PAL), Farbe, 52 min. Buch, Kamera: Wenqing Zhang Schnitt: Cécile Beaulande-Kemmeche Koproduktion: China Screen Produktion, Vertrieb, Kontakt: Michel Noll, ICTV Solferino Images, 17 rue du Colisée, 75008 Paris,

Wandernde Geschichtenerzähler, Gaukler und Troubadoure dienten den Menschen in der ganzen Welt als Übermittler von Neuigkeiten und Wissenswertem – so lange bis Zeitungen, Radio und Fernsehen ihre Arbeit überflüssig machten. In China gibt es noch solche Straßenkünstler, die versuchen, damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Cai Ying Mu und ihr Ehemann Gai Ming He reisen durch versteppte Wüsten und steile Täler bis in abgelegene Dörfer, um die Bauern bei besonderen Gelegenheiten zu unterhalten. Von dieser Arbeit zu leben, ist fast unmöglich geworden. Deshalb hat sich die praktisch veranlagte Cai Ying Mu eine mobile Küche zugelegt, mit der sie die heimische Bevölkerung mit gekochten Schafsköpfen und Innereien bewirtet. Doch ihr Mann mag sich dieser profanen Arbeit nicht hingeben, was regelmäßig zu heftigen Streitereien führt. Immer dann, wenn die beiden ihren Lautsprecher aufgebaut, ihre Instrumente gegriffen und sich die Zuhörer versammelt haben, legt sich der Streit und wir tauchen ein in eine faszinierende fremde Welt des Gesangs und der Erzählungen. Und dann ein Zeitsprung: Zehn Jahre später, Sohn und Tochter der Künstler sind verheiratet, die Enkelin markiert eine neue Generation und das Auto vor der Tür bescheidenen Wohlstand. Doch konnten die Eltern ihre jahrhundertealte Kunst an ihre Kinder weitergeben? CD

All over the world, itinerant storytellers, jugglers and troubadours used to be the distributors of news and knowledge – until newspapers, radio and television made them redundant. In China, street artists who try to earn their living this way still exist. Cai Ying Mu and her husband Gai Ming He travel through desertified landscapes and steep valleys to the most remote villages to entertain the peasants on special occasions. It is near impossible to live off this work today. That is why the pragmatic Cai Ying Mu has acquired a mobile kitchen, where she serves boiled sheep heads and innards to the local population. As her husband refuses to help in such profane work, this regularly leads to violent arguments. But whenever the two have installed their loudspeaker, taken up their instruments and the audience has gathered, the argument abates and we delve into a fascinating and strange world of chants and stories. Then a leap in time: ten years later, the artists’ son and daughter are married, their granddaughter stands for a new generation and the car in front of their door for a modest prosperity. But were the parents able to pass their centuriesold art on to their children? CD

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Special Screening: GZ DOC und GDA

Frankreich, +33-1-43 59 26 79, m.noll@ictv-solferino.com


Special Screening: MDR/Redaktion Zeitgeschehen Special Screening: MDR/Redaktion Zeitgeschehen

MDR/Redaktion Zeitgeschehen präsentiert presents

Mein Mauerfall – Prominente erzählen Zeitgeschichte A Day of My Life – The Wall Came Down Jan Peter Deutschland 2009 / Beta DIGITAL (PAL), 45 min. Buch: Jury Winterberg / Kamera: Martin Lorenz, Arved von zur Mühlen, André Götzmann / Musik: Nikolai Tomás, Jean-Marie Gilles Produktion: Dokfilm Fernsehproduktion GmbH, RBB, MDR Kontakt: Dr. Ulrich Brochhagen, MDR/Redaktion Zeitgeschehen, Kantstraße 71–73, 04275 Leipzig, Deutschland,

Special Screening: MDR/Redaktion Zeitgeschehen

+49-341-3 00 47 73, Ulrich.Brochhagen@mdr.de

Helmut Schmidt gesteht, dass ihm an diesem Tag vor dem Fernseher sitzend die Tränen gekommen sind. Günther Jauch beschreibt, wie er tagelang fasziniert mit der S-Bahn zwischen den Welten pendelte. Und Schauspieler Bernd Michael Lade schildert, wie er sich immer wieder selbst versicherte: „Es kann nicht wahr sein, dass ich das noch erlebe.“ – Drei von insgesamt 40 interviewten Prominenten aus Politik, Gesellschaft und Kultur, die uns teilhaben lassen an ihren Erinnerungen an den Mauerfall am 9. November 1989 und an eine Zeit, in der sie noch mit der Mauer lebten. In bewegenden wie lebendigen Rückblicken schildern prominente Zeitzeugen, wie sie diese einzigartige Zeitenwende miterlebt haben. Es sind Geschichten, die von Freude und überschwänglichem Glück, aber auch von Nachdenklichkeit zeugen. „Mein Mauerfall“ rückt die vielen großen und kleinen Erlebnisse aus dem Herzen der friedlichen Revolution in den Mittelpunkt der Betrachtung, mit den prominenten Zeitzeugen sucht der Film zudem jene Orte auf, die für sie eine besondere Rolle gespielt haben. Den Schauspieler Michael Gwisdek zieht es zurück ans Brandenburger Tor, an dem er noch in der Nacht des 9. November mit Grenzsoldaten diskutierte. Die Sängerin Stefanie Hertel nimmt uns mit auf ihre erste Reise in den Westen. Und Rainer Calmund erinnert sich, wie er kurz nach den Wendetagen auf Fußball-Talentejagd in den Osten ging. Die Bestandsaufnahme eines Moments, der Geschichte schrieb.

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Helmut Schmidt confesses that he was in tears watching television that day. Günther Jauch describes how he was so fascinated that he went back and forth between the two worlds by suburban trains for days. Actor Bernd Michael Lade relates how he kept telling himself: “It can’t be true that I get to see this in my lifetime.” – Three of 40 celebrities from politics, society and culture who share their memories of the fall of the Wall on 9 November 1989 with us – and of the time when they still lived with the Wall. Well-known witnesses of the time recount moving and lively stories of their experience of this unique dawn of a new era – stories that reflect joy and exuberant happiness, but also thoughtfulness. “A Day of My Life” focuses on the many great and small incidents at the heart of the peaceful revolution. The film also takes its famous witnesses back to the places that were particularly important to them. Actor Michael Gwisdek feels drawn back to the Brandenburg Gate where he had a discussion with the borderguards even on the night of 9 November. Singer Stefanie Hertel takes us along on her first journey through the West. And Rainer Calmund remembers how he went East to scout for football talents a few days after the Change. The film takes stock of a moment that made history.


Special Screening: Ottonia Media Special Screening: Ottonia Media

Ottonia Media präsentiert presents

Andula – Besuch in einem anderen Leben Andula – Visit in Another Life Fred Breinersdorfer, Anne Worst Deutschland, Tschechische Republik, Österreich 2008 Beta DIGITAL (PAL), Farbe und s/w, 90 min. Buch: Fred Breinersdorfer / Kamera: Peter Klotz Musik: Christoph Küstner / Schnitt: Martin Schröder Produktion: Frank Höfling, Ottonia Media GmbH Koproduktion: Fred Breinersdorfer, BRAWO-Film GbR Vertrieb: Björn Koll, Salzgeber & Co. Medien GmbH Kontakt: Salzgeber & Co. Medien, Mehringdamm 33, 10961 Berlin, Deutschland, +49-30-28 52 90 90,

Im Sommer 1942 spielt die beliebte tschechische Volksschauspielerin Anna Letenská um ihr Leben. Ihr Ehemann, der indirekten Mitwirkung am Attentat auf Reinhard Heydrich beschuldigt, befindet sich bereits in Haft und ‚Andula‘ weiß nicht, was mit ihr passieren wird, sobald die letzte Klappe der kriegswichtigen Komödie „Ich komme gleich“ gefallen ist. Ihre Angst ist berechtigt – nur wenig später wird sie im Todeskeller des KZs Mauthausen ermordet. Ein Schicksal unter vielen. Hannah Herzsprung erzählt im Film von Fred Breinersdorfer und Anne Worst das Leben der Schauspielerin und folgt ihren Spuren in Prag, Theresienstadt und Mauthausen. Für die Rekonstruktion dieser kaum bekannten Episode des Naziterrors in Tschechien haben die Regisseure Zeitzeugen wie Jiri Letensky, den Sohn von Andula, Regisseur Otakar Vávra, Schauspielkollegin Zita Kabátová und Ivan M. Havel, den Neffen des Filmtycoons Milos und Bruder des tschechischen Ex-Präsidenten Václav Havel, befragen können.

In the summer of 1942, the popular Czech actress Anna Letenská is literally playing for her life. Her husband was accused of indirect complicity in the assassination attempt on Reinhard Heydrich and arrested, and ‘Andula’ does not know what will happen to her when the last scene of the comedy “Ich komme gleich” which was classified as vital for the war effort will have been shot. Her fears are justified – soon afterwards, she is killed in the death cellar of the Mauthausen concentration camp. One fate among many. Hannah Herzsprung tells the story of the actress’s life in Fred Breinersdorfer’s and Anne Worst’s film, following her traces to Prague, Theresienstadt and Mauthausen. To reconstruct this little-known episode of Nazi terror in Czechia, the directors interviewed witnesses of the time like Andula’s son Jiri Letensky, director Otakar Vávra, fellow actress Zita Kabátová and Ivan M. Havel, film tycoon Milos‘ nephew and brother of the former Czech president Václav Havel.

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Special Screening: Ottonia Media

info@salzgeber.de / www.ottonia.de


Special Screening: FilmFestival Cottbus Special Screening: FilmFestival Cottbus

Das FilmFestival Cottbus präsentiert The FilmFestival Cottbus presents

Tulpan Tulpan Sergei Dworzewoi Deutschland, Schweiz, Kasachstan, Russland, Polen 2008 35 mm, 100 min. / Buch: Sergei Dworzewoi, Gennadi Ostrowski / Kamera: Jolanta Dylowska Schnitt: Isabel Meier / Koproduktion: Cobra Film, Pallas Film, Slovo Production Company Produktion, Vertrieb, Kontakt: Pandora Filmverleih GmbH, Niddastraße 64, 60329 Frankfurt am Main, Deutschland,

Special Screening: FilmFestival Cottbus

+49-69-24 24 74 41, info@pandorafilm.com

1995 sorgte ein junger kasachischer Filmemacher in Leipzig für eine kleine Sensation: Sein Regiedebüt wurde mit der höchstdotierten Auszeichnung des Festivals, dem MercedesBenz-Stipendium, geehrt und avancierte zum absoluten Publikumsliebling des Festivals (Zuschauerpreis!). Mit „Glück“, der poetischen Verdichtung des Lebens einer Hirtenfamilie in der Steppe, wurde Sergei Dwortsewoi zur Entdeckung. Und machte auch mit seinem zweiten Film Furore: Goldene Taube 1998 für „Brottag“. Auf dem Cottbuser Festival des Osteuropäischen Films, langjähriges Partnerfestival von Leipzig, ereignet sich 2008 ein ähnliches Ereignis: Dwortsewois Spielfilmdebüt „Tulpan“ gerät zum Überraschungserfolg und gewinnt den Spezialpreis für die beste Regie. Auch filmische Parallelen tun sich auf: Mit der Geschichte des jungen Asa, der in der kasachischen Steppe auf Brautschau geht und seinen Platz im Leben sucht, kehrt Dwortsewoi an den Ort seines ersten Films zurück. Es ist gerade die dokumentarische Genauigkeit, die intime Kenntnis des Ortes und der Menschen, die die Grundlage der großen poetischen Kraft und Schönheit des Films bilden. „Ihm gelingt das Kunststück, das so friedliche wie beschwerliche Dasein der Nomaden darzustellen, dabei verklärenden Kitsch zu vermeiden und wie nebenbei und mit lakonischem Unterton auf den Konflikt des Nomadendaseins zwischen Tradition und Moderne, Land und Stadt hinzuweisen.“ (Zitat Katalog Cottbus) GL

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In 1995, a young Kasakh filmmaker caused a small sensation in Leipzig: his debut film was honoured with the Mercedes Benz Scholarship, the prize with the largest money endowment of the festival, and became the runaway audience favourite (Audience Award!). Sergey Dvortsevoy was discovered with “Schastye”, a poetically condensed tale of the life of a herdsman’s family in the steppe. His second film, too, created quite a stir: “Bread Day” won him the 1998 Golden Dove. A similar thing happened at the Cottbus Festival of East European Cinema, Leipzig’s long-term partner festival, when Dvortsevoy’s debut feature film “Tulpan” became the surprise festival hit and won the Special Prize for Best Director. There are cinematic parallels, too: Dvortsevoy returns to the places of his first film with the story of young Asa who goes looking for a wife and his place in life in the Kazakh steppe. The film derives its great poetic power and beauty from its documentary precision, its intimate knowledge of the places and people. “He pulls off the difficult feat of depicting the peaceful and onerous nomad life without resorting to romanticising clichés, at the same time casually highlighting the inherent conflict between a traditional way of life and the modern world, between rural societies and the cities.“ (Cottbus catalogue) GL


FilmFestival Cottbus salutes the 52nd International Leipzig Festival for Documentary and Animated Film with the presentation of TULPAN

a Main Supporters

Sergei Dvorzevoy|Germany, Switzerland, Kazakhstan, Russia, Poland 2008 German premiere Cottbus 2008 – Special prize for best director Screening: Saturday October 31st, 2009 4.30 p.m. Passage Kino Universum

a First Partner

a Official Partner

FilmFestivalCottbus W.-Seelenbinder-Ring 44/45 D - 03048 Cottbus Fon: +49 (355) 43 10 70 Fax: +49 (355) 43 10 720 info@filmfestivalcottbus.de Organizer pool production gmbh

Foto Klub7 · Design bueropluspunkt.de

www.filmfestivalcottbus.de

werkleitz – centre for media art medialab — festival — emare www.werkleitz.de


Special Screening: Fokus Sachsen Special Screening: Focus Saxony

präsentiert vom presented by

Filmverband Sachsen

Fokus Sachsen Focus Saxony

Hinter der roten Linie Behind the Red Line Stephan Liskowsky, Dinah Münchow Deutschland 2008 / Beta DIGITAL (PAL), Farbe, 73 min. Buch: Stephan Liskowsky / Kamera, Schnitt: Dinah Münchow Musik: Tim Siebert, Jan Siebert / Produktion, Vertrieb: Dinah Münchow, Stephan Liskowsky, Farbfilmer Produktion Kontakt: Dinah Münchow, Stephan Liskowsky, Farbfilmer Produktion, August-Bebel-Straße 29, 04275 Leipzig, Deutschland,

Special Screening: Fokus Sachsen

+49-341-2 41 93 54, info@farbfilmer.de

Wie kommt man als vornehmlich atheistisch geprägter Mensch mit einer Vergangenheit als Thälmannpionier dazu, zum Islam zu konvertieren, also etwas zu tun, was für die meisten Deutschen wirklich unvorstellbar wäre? Es ist mutig und naiv zugleich, sich diesem Thema zu widmen, zu einer Zeit, in der eine politisch derart aufgeheizte Stimmung herrscht. Keiner Äußerung, die auch nur im Entferntesten mit Islam oder Muslimen, Kopftuch oder Moscheen zu tun hat, kann neutral begegnet werde – Fragen nach politischer Korrektheit stehen sofort im Raum. Die beiden Leipziger Filmemacher haben sich trotz oder gerade wegen der angespannten Lage auf die Suche nach denen gemacht, die von heute auf morgen nur noch mit Kopftuch aus dem Haus gehen und fünfmal am Tag beten. Drei Konvertiten haben sie davon überzeugen können, trotz Bilderverbot und mitunter schlechten Erfahrungen mit ‚den Medien‘ vor die Kamera zu treten. Oliver ist dem Islam auf einer Reise durch den Nahen Osten nähergekommen, Margaret konvertierte ganz pragmatisch im Zuge ihrer Ehe mit einem Muslim, Juliane fand Halt und Sicherheit im Glauben. Der Anlass, das eigene Leben aus dem Inneren heraus so radikal zu verändern, mag bei jedem ein grundlegend anderer gewesen sein. Allen gemein ist jedoch das tiefe Bedürfnis nach festen Regeln und der Klarheit, zu jeder Zeit genau zu wissen, wo es lang geht. LD

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What makes a predominantly atheist person who used to be a Thälmann Pioneer convert to Islam, which means doing something that is absolutely unimaginable to most Germans? It is both courageous and naive to approach this subject in an age marked by a highly volatile politicial atmosphere. No statement that refers even remotely to Islam or Muslims, headscarves or mosques meets with a neutral response nowadays – issues of political correctness always creep up. In spite, or because of this tense situation, the two filmmakers from Leipzig embarked on a quest for people who start to leave the house only with a headscarf on or pray five times a day overnight. They managed to convince three converts to appear in front of the camera despite the ban on portraits and their occasional unhappy experiences with ‘the media’. Oliver learned a lot about Islam on a journey through the Middle East, Margaret converted for practical reasons when she married a Muslim, Juliane found an anchor and security in her faith. Their causes to change their own lives so radically from inside may have been fundamentally different. But what they all have in common is a deep-seated need for firm rules and a clear awareness of where they stand at every moment of their lives. LD


Special Screening: Polnisches Institut Special Screening: Polish Institute

Das Polnische Institut präsentiert The Polish Institute presents

Zegnaj DDR! Przez Warszawe ku Wolnosci Bye, Bye GDR! To Liberty via Warsaw Krzysztof Czajka Deutschland, Polen 2009 / Beta DIGITAL (PAL), 55 min. Buch: Krzysztof Czajka / Kamera: Rafal Jerzak Musik: Marcin Kuczewski / Schnitt: Ewa Rózewicz Produktion: OstWestFilm Warschau, Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit Kontakt: Karoline Gil, Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, Albrechtstraße 22, 10117 Berlin, Deutschland, +49-30-27 90 87 75,

Im Spätsommer 1989 wagten Tausende die Flucht über den Osten in den Westen. Ein fast vergessenes Kapitel der deutschpolnischen Geschichte: Im historischen Wendejahr reisten DDR-Bürger nicht nur über die bundesdeutschen Botschaften in Prag und Budapest aus, sondern auch über Warschau. 20 Jahre später berichten damalige Botschaftsflüchtlinge erstmals von ihren Erlebnissen und davon, mit wie viel Verständnis und Herzlichkeit ihnen in Polen geholfen wurde. Auch politische Zeitzeugen kommen zu Wort. So erzählen der erste nichtkommunistische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und sein Außenminister Krzysztof Skubiszewski über die schwierigen Verhandlungen der polnischen Regierung mit Ostberlin, um das deutsch-deutsche Drama möglichst konfliktarm zu lösen. Die ehemaligen Botschafter Johannes Bauch und Jürgen van Zwoll und der heutige polnische Botschafter in Berlin, Marek Prawda, vermitteln hautnah die damalige Atmosphäre und die alltäglichen Probleme, die im Herbst 1989 gemeistert werden mussten.

In the late summer of 1989, thousands of GDR citizens risked the flight from the East to the West. They did not only leave their country via the embassies of the Federal Republic of Germany in Prague or Budapest, but also via Warsaw, which is an almost forgotten chapter of German-Polish history. 20 years later, former embassy refugees talk about their experiences and the warmth and understanding they met with in Poland. The film adds statements of political witnesses of the time, including Poland’s first non-communist Minister President Tadeusz Mazowiecki and his Foreign Secretary Krzysztof Skubiszewski, who talk about the difficult negotiations between the Polish government and East Berlin to solve the GermanGerman drama as smoothly as possible. Former ambassadors Johannes Bauch and Jürgen van Zwoll and the current Polish ambassador in Berlin, Marek Prawda, give a lively impression of the atmosphere at the time and the everyday problems they had to cope with in the autumn of 1989.

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Special Screening: Polnisches Institut

karoline.gil@sdpz.org


K R AKOW F IL M F E S T I VAL 31st MAY – 6th JUNE 2010

THE BIG JUBILEE! One of the oldest European film festivals celebrates its 50th birthday! Best documentary, animated and fiction films from Poland and all over the world. Extraordinary guests, meetings with festival winners, master classes with Dragon of the Dragons laureates, exquisite concerts, digital film market, the big retrospective of 50 years, workshops for directors and editors, new venues and much, much more…

DEADLINES

30th November 2009 [films completed before 31st August 2009] 11th February 2010 [films completed after 31st August 2009] FOR MORE INFORMATION VISIT

www.kff.com.pl


Special Events

Special Events


Special Events: Master Classes

Auf der Suche nach dem Wesentlichen In Search of the Essence Eine Meisterklasse mit dem dänischen Cutter Niels Pagh Andersen A Master Class with Danish editor Niels Pagh Andersen

Mi, 28. Oktober 2009, 14:30–17 Uhr, Polnisches Institut Wed, 28 October 2009, 2.30–5 p.m., Polnisches Institut

Special Events

Wie kann man die Realität zu einer filmischen Geschichte verdichten? Wie lassen sich Charaktere im Dokumentarfilm entwickeln? Was macht den Rhythmus eines guten Films aus? Und wie entsteht Poesie? In seiner Meisterklasse gibt der dänische Schnittmeister Niels Pagh Andersen einen faszinierenden Einblick in seine Arbeitsweise. Niels Pagh Andersen ist einer der renommiertesten Dokumentar- und Spielfilmcutter Dänemarks. 1958 geboren, assistierte er zunächst den legendären dänischen Schnittmeistern Christian Hartkopp und Janus Billeskov Jansen. Seit 1979 hat er als freier Editor über 250 Filme geschnitten. Pagh Andersen schreibt auch Drehbücher und unterrichtet an Filmhochschulen und Universitäten weltweit. 2005 wurde er mit dem renommierten Roos-Preis für außergewöhnliche Verdienste um den Dokumentarfilm ausgezeichnet. Voller Respekt für das ihm anvertraute Material trennt Pagh Andersen Wesentliches von Unwesentlichem, erspürt Geschichten und entwickelt ihre Charaktere behutsam. Sein Rhythmusgefühl und seine Musikalität lassen unter seinen Händen außergewöhnliche Filme entstehen. Zu seinen preisgekrönten Dokumentarfilmen gehören: „Betrayal“ von Fredrik von Krusenstjerna (1995), „The War Within“ von John Fuegi und Jo Frances (1996), „Portal to Peace“ von Thomas Stenderup (1997), „Welcome to Denmark“ von Erlend E. Mo (2003), „The 3 Rooms of Melancholia“ von Pirjo Honkasalo (2004) oder „Prostitution behind the Veil“ von Nahid Persson (2004).

Die Meisterklasse wird in englischer Sprache gehalten. The master class will be held in English.

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How do you condense reality into a cinematic narrative? How do you develop characters in a documentary film? What distinguishes the rhythm of a good film? How do you create poetry? In his Master Class, Danish editor Niels Pagh Andersen will offer some fascinating insights into his work process. Niels Pagh Andersen is one of the most renowned documentary and feature film editors in Denmark. Born in 1958, he started his career as assistant of the legendary Danish editors Christian Hartkopp and Janus Billeskov Jansen. He has edited more than 250 films as a freelance editor since 1979. Pagh Andersen also writes scripts and teaches at film schools and universities across the globe. In 2005, he received the prestigious Roos Award for oustanding achievements in documentary film. Full of respect for the material entrusted to him, Pagh Andersen separates the essential from the dispensable, senses stories and carefully develops his characters. His sense of rhythm and his musicality help him create extraordinary films. Among his award-winning documentaries are: ”Betrayal” by Fredrik von Krusenstjerna (1995), ”The War Within” by John Fuegi and Jo Frances (1996), ”Portal to Peace” by Thomas Stenderup (1997), ”Welcome to Denmark” by Erlend E. Mo (2003), ”The 3 Rooms of Melancholia” by Pirjo Honkasalo (2004) or ”Prostitution behind the Veil” by Nahid Persson (2004).


Meisterklasse mit Andrei Chrschanowski Master Class with Andrey Khrzhanovskiy

Fr, 30. Oktober 2009, 14 Uhr, Polnisches Institut Fri, 30 October 2009, 2 p.m., Polnisches Institut

On the occasion of his upcoming 70th birthday, DOK Leipzig dedicates a retrospective to this grand old man of Russian animated film. The director himself will teach a master class this year, where he will talk about the selection and development of his films. His topics will be the adaptation of material – for example by Lazar Lagin, Samuil Marshak and Ivan Krylov – as well as the use of original drawings by Aleksandr Pushkin, Joseph Brodsky or Federico Fellini in his films. How did Khrzhanovskiy choose the subjects of his films, how did he select the material, combine documentary and animated film? He will also talk about his cooperation with the musician and composer Alfred Schnittke. Schnittke, whose compositions for film have only recently gained some recognition, wrote the score for Khrzhanovskiy’s second film “Glass Harmonica” (1968) which was later banned by the censors.

Special Events

Anlässlich seines bevorstehenden 70. Geburtstages würdigt DOK Leipzig den Altmeister des russischen Animationsfilms mit einer Retrospektive. Der Regisseur selbst gibt in diesem Jahr eine Meisterklasse, in der er über die Auswahl und Entwicklung seiner Filme spricht. Themen sind die Adaption von Stoffen – so beispielsweise von Lasar Lagin, Samuil Marschak und Iwan Krylow – sowie die Verwendung von Originalzeichnungen Aleksandr Puschkins, Joseph Brodskys oder Federico Fellinis in seinen Filmen. Wie hat Chrschanowski sich für die Themen seiner Filme entschieden, wie hat er das Material ausgewählt, Dokumentar- und Animationsfilm miteinander verbunden? Außerdem wird er über die Zusammenarbeit mit dem Musiker und Komponisten Alfred Schnittke berichten. Schnittke, dessen filmkompositorische Arbeit erst in jüngster Vergangenheit gewürdigt wird, hatte schon für Chrschanowskis zweiten, von der Zensur später verbotenen Film „Stekljannaja garmonika“ („Die Glasharmonika“, 1968) die Musik geschrieben.

Die Meisterklasse wird in russischer Sprache gehalten und ins Englische übersetzt. The master class will be held in Russian and translated into English.

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Special Events: DOK Summit

Abschied vom Fernsehen? Wie Dokumentarfilme unabhängig finanziert werden können Farewell to Television? How Documentary Films Can Be Financed Independently DOK SUMMIT

Mi, 28. Oktober 2009, 11–13 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig Wed, 28 October 2009, 11 a.m.–1 p.m., Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Special Events

Fast täglich hören wir von radikalen Sparzwängen, Firmeninsolvenzen oder Rettungskrediten – die globale Wirtschaftskrise bestimmt unseren Alltag. Knappe Budgets und einschneidende Sparmaßnahmen sind für Dokumentarfilmer dagegen schon lange bittere Realität. Und auch in Zukunft wird da, wo sich das Fernsehen immer mehr aus der Finanzierungsverantwortung für Dokumentarfilme stielt, Sendeplätze umstrukturiert und Budgets kürzt und Filmfördergelder vor allem der Standortförderung dienen, das Filmemachen nicht einfacher werden. Was geschieht, wenn die herkömmlichen Formen der Filmfinanzierung nicht mehr greifen? Welche Alternativen gibt es? Und wie können sich Regisseure dann noch ihren künstlerischen Freiraum bewahren, um ihnen wichtige Themen zu realisieren und eine eigene Handschrift zu bewahren? Wir haben Filmemacher, Produzenten und Initiativen eingeladen, die zu den Pionieren im Bereich alternativer, unkonventioneller Filmfinanzierung gehören. Sie produzieren ihre Filme durch Spenden und Sponsoring oder sind Begründer von Unternehmen oder Initiativen, die die unabhängige Entstehung von Dokumentarfilmen ermöglichen, und stellen im Rahmen des DOK Summits ihre Projekte vor. Wie sehen alternative Finanzierungsstrategien für Dokumentarfilme konkret aus? Wer können potentielle Partner und Unterstützer sein und wie erreicht man sie? Welche Inhalte und Themen lassen sich am besten vermarkten? Und was bedeutet alternative Finanzierung praktisch für einen Filmemacher? Wie bricht man die herkömmlichen Grenzen von Filmproduktion und Vertrieb auf und welche Rolle spielt dabei die Direktvermarktung im Internet? Im Anschluss an den DOK Summit lädt die AG DOK zu einem DOK Lunch, bei dem sich Experten und Fachbesucher kennen lernen und weiter diskutieren können.

We hear of radical financial restrictions, company insolvencies or emergency credits almost every day – the global economic crisis determines our daily life. On the other hand, tight budgets or severe economies have long been a bitter reality for documentary filmmakers. As we see television increasingly evade financing responsibility for documentary films, restructure programme slots and cut budgets, and as the majority of film funding money goes into location promotion, filmmaking will not become easier in the future. What happens when traditional forms of film financing lose their effect? What are the alternatives? How can directors in this situation still protect their artistic freedom to realise the subjects important to them and maintain their own style? We invited filmmakers, producers and initiatives that are among the pioneers in the field of alternative, unconventional film financing. They produce their films through donations or sponsoring or founded companies or initiatives that enable independent documentary film production and will present their projects at this DOK Summit. What precisely do alternative financing strategies for documentary films look like? Who could become a potential partner and supporter and how do you reach these persons? What are the most marketable contents and subjects? What are the practical consequences of alternative financing for a filmmaker? How do you smash the traditional barriers between film production and distribution and how does direct marketing on the Internet contribute to this? After the DOK Summit, the AG DOK will invite everyone to a DOK Lunch where experts and industry visitors can meet and continue their discussions.

Einführung Key Note: Peter Wintonick (Necessary Illusions, Toronto) Experten Panelists: Jim Miller (Brave New Films, Los Angeles), Barbara Tonelli (Touscoprod, Paris), Marieke Schröder (Pars Media, München/Berlin) Moderation Host: Ruth Berry (Wildberry Productions, Denver/München)

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Wer ist die Beste im Netz? Video-on-Demand Plattformen pitchen um die Wette Who is the Best on the Internet? The VOD-Plattform-Pitch DOK SUMMIT

Do, 29. Oktober 2009, 11–13 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig Thu, 29 October 2009, 11 a.m.–1 p.m., Zeitgeschichtliches Forum Leipzig Every year, thousands of high-quality documentaries are produced all over the world only to disappear in the archives of production companies, television broadcasters and distributors after a few months. If all goes well, the films are screened at some international film festivals; a tiny minority may even reach the big screen. If no DVD distributor is found, the works vanish into audiovisual Nirvana after a few late-night broadcasts. How can this limited lifespan be extended to enable documentary films to reach broader audiences and generate sustainable revenues? In this situation, the Internet is growing more important as a new promotion and distribution platform. The relatively young world of video-on-demand platforms in particular is booming, but can also appear confusing and complex. Is this the future of documentary film distribution? What services do the digital warehouses offer filmmakers, producers and users, what do they have to offer in general? How user-friendly are their services and technologies? Which networks do they belong to? What are they doing to ensure content security and how do they handle copyright issues? What are their concrete revenue models for filmmakers and producers? Are Internet users finally ready to pay for digital content? DOK Leipzig has invited the most interesting international initiatives to a pitching session for online documentary film platforms in order to provide an overview of the various models of this comparatively new branch of distribution. Following the presentations, the audience will test the concepts thoroughly. After the DOK Summit, the MEDIA-Antenna Berlin-Brandenburg will invite everyone to a DOK Lunch where experts and industry visitors can meet and continue their discussions. Special Events

Weltweit entstehen jedes Jahr Tausende qualitativ hochwertiger Dokumentarfilme und verschwinden nach einigen Monaten in den Archiven von Produktionsfirmen, Sendern oder Verleihern. Wenn es gut läuft, werden die Filme auf internationalen Filmfestivals aufgeführt, die allerwenigsten erreichen die Kinoleinwand. Und wenn sie keinen DVD-Vertrieb finden, verschwinden die Filme nach ein paar Ausstrahlungen auf spätabendlichen Sendplätzen im audiovisuellen Nirwana. Wie kann diese begrenzte Lebenserwartung verlängert werden, damit Dokumentarfilme ein breiteres Publikum erreichen und nachhaltig Erlöse generieren? In dieser Situation gewinnt das Internet als neue Vermarktungs- und Vertriebsdomäne immer mehr an Bedeutung. Vor allem die noch relativ junge Welt der Video-on-Demand-Plattformen entwickelt sich rasant, erscheint aber auch verwirrend und unübersichtlich. Liegt hier die Zukunft des Dokfilmvertriebs? Was leisten die digitalen Warenhäuser für Filmemacher, Produzenten und Nutzer und was sind Ihre Angebote? Wie benutzerfreundlich sind Service und Technik? Wie sind die Plattformen vernetzt? Was wird für die Sicherung der eingestellten Inhalte getan und was geschieht mit den Urheberrechten? Wie sehen die Erlösmodelle für Filmemacher und Produzenten konkret aus? Und sind Internetnutzer mittlerweile bereit, für digitale Inhalte zu bezahlen? Um einen Überblick über die unterschiedlichen Modelle dieser relativ jungen Vertriebsdomäne zu geben, hat DOK Leipzig die interessantesten internationalen Initiativen zu einem Pitching ihrer Online-Plattformen für Dokumentarfilme eingeladen. Nach der Präsentation werden die Konzepte vom Publikum auf Herz und Nieren geprüft. Im Anschluss an den DOK Summit lädt die MEDIA-Antenne Berlin-Brandenburg zu einem DOK Lunch, bei dem sich Experten und Fachbesucher kennen lernen und weiter diskutieren können.

Experten Panelists: Philippe Courture (documen.tv, Paris/Hongkong), Vernon Gielen (docsonline.tv, Utrecht), Andrew Mer (snagfi lms.com, New York), Jana Ptácková (docalliancefi lms.com, Prag), Tim Sparke (joiningthedocs.tv, London), Cay C. Wessnigk (onlinefi lm.org, Bad Schwartau) Moderation Host: Daniel Saltzwedel (MedienBoard Berlin Brandenburg, Bereich Dokumentarfi lm, Potsdam)

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Special Events: DOK Summit

Geschichte wird gemacht – Der Kampf um Bilder und Symbole Making History – The Battle of Images and Symbols DOK SUMMIT

Fr, 30. Oktober 2009, 19:30–21:30 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig Fri, 30 October 2009, 7.30 p.m.–9.30 p.m., Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Special Events

Redet man von „Wende“, „friedlicher Revolution“ oder „Mauerfall“? Oder ist das egal? Welchen Tag erachtet man als gedenkwürdig für eine Nation? Einen, an dem sich Menschen erhoben und protestierten oder einen, an dem Politiker einen umstrittenen Vertrag unterzeichneten? Was bleibt im kollektiven Gedächtnis haften, und was wird herausgefiltert? Und warum reduziert sich ein komplexer historischer Prozess, der mehr als zwei Jahrzehnte und mehrere Länder umfasste, am Ende auf Trabbi-Schlangen an der Grenze und grölende Menschen auf einer Mauer? Wie spektakulär und „fotogen“ müssen historische Ereignisse sein, um sich als Bild in das kollektive Gedächtnis einzubrennen? Ist es der eher langwierige, prozessuale Charakter gesellschaftlicher Transformation, der zur unausgesetzten Wiederverwertung der ewig gleichen Bilder und damit zu einer eindimensionalen Vorstellung von Geschichte führt? Bleiben die „wahren“ und vielleicht wirklich interessanten Schritte der Veränderung außen vor? Nicht nur in Deutschland, auch in den osteuropäischen Nachbarländern zeigt sich im Umgang mit der jüngeren Vergangenheit vor allem eines: Um nichts wird so erbittert gestritten wie um Bilder und Symbole. Im Filmprogramm „Transit’89. Danzig–Leipzig–Bukarest“ erkundet DOK Leipzig, wie disparat und heterogen Umbruch und Wandel in Zentral- und Osteuropa vollzogen und künstlerisch verarbeitet wurden. Das Podium will begleitend dazu reflektieren, wie und von wem mittels Bildern und Symbolen Geschichte „gemacht“ wird.

Should we speak of “the change”, the “peaceful revolution” or the “fall of the Wall”? Does it matter? Which day is deemed worthy of becoming a national memorial day? The day the people rose and protested, or the day the politicians signed a controversial treaty? What remains in the collective memory and what is filtered out? Why is a complex historical process that spans more than two decades and involves several nations ultimately reduced to queues of Trabant cars at the border and chanting people on the Wall? How spectacular and “photogenic” must historical events be in order to engrave their image on the collective memory? Is it the protracted and process-like character of social transformation that leads to the incessant recycling of the same old images and consequently to a onedimensional idea of history? Are the “real” and perhaps really interesting steps of change being ignored? What strikes one most about Germany’s, but also its Eastern European neighbours’ way of dealing with the recent past is that the fiercest battle by far is fought over images and symbols. In its film programme “Transit’89. Gdan´sk–Leipzig– Bucharest”, DOK Leipzig explores in what diverse ways the processes of upheaval and change in Central and Eastern Europe came about and were translated into art. The accompanying panel will discuss how and who “makes” history by means of images and symbols.

Einführung Key-Note: Wiglaf Droste (Autor, Leipzig) Experten Panelists: János Can Togay (Film- und Theaterregisseur, Autor, Direktor des Collegium Hungaricum, Berlin/Budapest), Piotr Bikont (Film- und Theaterregisseur, Videoaktivist der Solidarnósc, Autor, Krakau), Cornel Mihalache (Filmemacher, Bukarest), Dr. Hilde Hoffmann (Inst. für Medienwiss. Ruhr Universität, Bochum) Moderation Host: Dr. Grit Lemke (Autorin, Kuratorin, Berlin/Leipzig)

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Blick – Gegenblick. Afrika und Europa in der Wahrnehmungsfalle Reflections – Africa and Europe in the Perception Trap DOK SUMMIT

Sa, 31. Oktober 2009, 11–13 Uhr, Polnisches Institut Sat, 31 October 2009, 11 a.m.–1 p.m., Polnisches Institut

Social reality is not defined by cultural identities but by power structures. Applied to film, this means production conditions. In this sense, African social reality as we comprehend it is subject to the laws of the market: effected through the language of the media and cinema, which present Africa either as a place of terror or of desire. Our view of Africa has never evolved beyond that of the spectators of Carl Hagenbeck’s “Human Zoos”. We do not see what nobody shows us. It is just that this is not an existential question for the individual, because as a rule he or she will visit Africa only as a well-heeled safari tourist. What is the view from the other side? Which idea of Europe exists in the imagination of a young Nigerian man or a young woman from the Congo, for whom Europe is an option and not a tourist destination? Isn’t the idea of ‘emigration – Europe – problem solution’ based on an image as false as the one we have of Africa? On this background, the DOK Summit will discuss the role of the media, the construction of false images and ways to get out of deeply ingrained patterns of perception. Which concepts can African filmmakers use to oppose the predominantly Western television series and movies that dominate their local markets?

Special Events

Die soziale Realität ist nicht von kulturellen Identitäten geprägt, sondern von Machtverhältnissen. Übertragen auf den Film bedeutet das – von Produktionsbedingungen. Insofern ist die soziale Realität Afrikas, wie wir sie erfassen, dem Gesetz des Marktes unterworfen: Durch die Sprache der Medien und die des Kinos, das Afrika entweder als Schrecken oder Sehnsuchtsraum inszeniert. Unser Blick auf Afrika ist nicht über den des Zuschauers von Völkerschauen eines Karl Hagenbeck hinausgekommen. Wir nehmen nicht wahr, was uns niemand zeigt. Nur betrifft das den Einzelnen nicht existentiell, da er Afrika in der Regel nur als gutbetuchter Safari-Tourist besuchen wird. Wie sieht es von der anderen Seite betrachtet aus? Welches Bild von Europa existiert in der Vorstellung eines jungen Nigerianers oder einer jungen Frau aus dem Kongo, für die Europa eine Option ist und kein Reiseziel? Basiert die Vorstellung Emigration – Europa – Problemlösung nicht auf einem ähnlich falschen Bild, wie dem, das wir von Afrika haben? Vor diesem Hintergrund geht es im Dok-Summit um die Rolle der Medien, die Konstruktion falscher Bilder und Wege, die aus den eingefahrenen Wahrnehmungsmustern führen können. Welche eigenen Entwürfe können afrikanische Filmemacher den Fernsehserien und Kinofilmen, die zum überwiegenden Teil aus dem Westen stammen und den einheimischen Markt dominieren, entgegensetzen?

Einführung Key Note: Guido Convents (Historiker, Präsident des Afrika Filmfestivals, Leuven) Experten Panelists: Dr. Marie-Hélène Gutberlet (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Goethe-Universität, Frankfurt am Main), Pedro Pimenta (Direktor DOCKANEMA-Festival do fi lme documentário, Maputo), Kiluanje Liberdade (Filmemacher, Luanda), Jean-Marie Teno (Filmemacher, Frankreich/Kamerun) u. a. et al Moderation Host: Matthias Heeder (Filmemacher, Autor, Hamburg)

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Special Events: DOK Podium

DOK Podium Erinnerungen – Marceline Loridan-Ivens im Gespräch Memories – Marceline Loridan-Ivens in Conversation Do, 29. Oktober 2009, 11 Uhr, Polnisches Institut Thu, 29 October 2009, 11 a.m., Polnisches Institut Über drei Jahrzehnte stand Sie als Ko-Regisseurin und Ehefrau an der Seite des berühmten Dokumentarfilmers Joris Ivens. Zusammen mit Marceline Loridan-Ivens blicken wir zurück auf ihre eigene filmische Entwicklung, das Leben und Arbeiten mit einem der bedeutendsten Filmemacher des 20. Jahrhunderts und das gemeinsame cineastisches Werk. Zur Einstimmung läuft das 30-minütige Dok-Porträt „Windsbraut/Epouse du Vent“ von Daniela Schulz (Deutschland 1998).

She lived by the famous documentary filmmaker Joris Ivens’ side as his co-director and wife for over three decades. We look back with Marceline Loridan-Ivens on her own development in film, on life and work with one of the most important filmmakers of the 20th century and their joint cinematic oeuvre. The talk will open with the 30-minute documentary portrait “Windsbraut/Epouse du Vent” by Daniela Schulz (Germany 1998).

mit with: Marceline Loridan-Ivens (Filmemacherin, Paris) Moderation Host: Ralph Eue (Filmpublizist, Journalist, Berlin)

Marketing- und Vertriebsstrategien für den internationalen Dokumentarfilmmarkt Marketing and Distribution Strategies for the International Documentary Film Market

Special Events

Fr, 30. Oktober 2009, 10 Uhr , Polnisches Institut Fri, 30 October 2009, 10 a.m., Polnisches Institut Zwei Vertriebsexperten erklären, was ein Dokumentarfilm braucht, um ein internationales Publikum zu erreichen, wie der weltweite Dokumentarfilmmarkt funktioniert und sich in Zukunft verändern wird, und was ihre Strategien sind für die Suche und Vermarktung ihrer Filme. Jörg Langer, der lange im Vorstand der AG DOK und dort für die Auslandsaktivitäten zuständig war, wird sein Buch „Wegweiser Weltvertrieb“ vorstellen.

Two distribution experts explain what a documentary needs to reach international audiences, how the global documentary film market works and where it will go in the future, and what their strategies for finding and marketing their films are. Jörg Langer, a long-term member of the board of the AG DOK and responsible for its foreign activities, will present his book “Wegweiser Weltvertrieb” (A Guide to Global Distribution).

mit with: Esther van Messel (First Hand Films, Zürich), Heino Deckert (Deckert Distribution, Leipzig/Berlin) und and Jörg Langner (T & G Films, Berlin) Moderation Host: Simone Baumann (LE Vision, Leipzig/Moskau)

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24h Berlin – Innenansichten 24h Berlin – Interior Views Sa, 31. Oktober 2009, 14 Uhr, Polnisches Institut Sat, 31 October 2009, 2 p.m., Polnisches Institut Wie verwirklicht man in einem Jahr einen 24-stündigen Dokumentarfilm? Wie überzeugt man TV-Redaktionen davon, ihr Formatkonzept einen Tag lang komplett über Bord zu werfen? Einblicke ins Schnittkonzept und die Hintergründe eines Fernsehevents.

How do you realise a 24-hour documentary within a year? How do you persuade television editors to throw their format concept overboard for a whole day? Insights into the montage concept and a look behind the scenes of a television event.

Experten Panelists: Dr. Claudia Nothelle (Programmdirektorin rbb), Kornelia Theune (Redaktionsleiterin „Dokumentationen und Magazine“ ARTE GEIE), Thomas Kufus (Produzent zero one fi lm GmbH), Volker Heise (Regie zero one fi lm GmbH), Ann Carolin Renninger (Projektleitung zero one fi lm GmbH) Moderation Host: Jörg Taszman

ANIMA-PODIUM:

Ausbildung für wen? Der Nachwuchs zwischen Hochschule und Markt Training for Whom? Young Filmmakers between Film School and the Market Sa, 31. Oktober 2009, 17 Uhr, Polnisches Institut Sat, 31 October 2009, 5 p.m., Polnisches Institut Representatives of film schools and studio operators, students and graduates will talk about the self-images of the young filmmakers and the film schools, about market demands and requirements, about forms of co-operation, the willingness to take risks and opportunities for promoting young talent. Special Events

Hochschulvertreter und Studiobetreiber, Studierende und Absolventen diskutieren über das Selbstverständnis des Nachwuchses und das der Hochschulen, über Marktanforderungen und -wünsche, über Formen der Zusammenarbeit, Risikobereitschaft und die Förderungsmöglichkeiten junger Talente.

Experten Panelists: Prof. Christina Schindler (HFF Konrad Wolf, Potsdam), Sabine Hirtes (Filmakademie Baden-Württemberg, Ludwigsburg), Toni Loeser (MotionWorks, Halle), Matthias Bruhn (Studio Lutterbeck, Köln) Moderation Host: Vladimir Balzer (MDR Figaro)

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Special Events: DOK Industry

DOK Market Digital & Get Togethers

Special Events

So, 25. bis Sa, 31. Oktober 2009, 10–22 Uhr, und So, 1. November 2009, 10–14 Uhr 2. Stock des Festivalzentrums (MdBK) Sun, 25 to Sat, 31 October 2009, 10 a.m.–10 p.m., and Sun, 1 November 2009, 10 a.m.–2 p.m. 2nd floor of the Festival Centre (MdBK)

Der DOK Markt ist ein Ort, an dem akkreditierte Festivalbesucher an digitalen Sichtungsplätzen die besten aktuellen Dokumentar- und Animationsfilme sichten können. Alle aktuellen Filme aus dem Festivalprogramm sind auch im DOK Markt zu sehen. Zusätzlich werden etwa 150 Filme von unserer Auswahlkommission und unseren Partnern in der ganzen Welt speziell für den DOK Markt ausgewählt: East Silver (Tschechien), Krakow Film Foundation (Polen), Visions du Réel/ Swiss Films (Schweiz), Guangzhou International Documentary Film Festival (China) und Taiwan International Documentary Festival (Taiwan) stellen hervorragende Produktionen aus ihren Programmen in den DOK Markt ein. Die Get Together sind der abendliche Treffpunkt im Festivalzentrum. Hier kommen akkreditierte Besucher ab 18.30 zusammen, um sich kennen zu lernen und auszutauschen.

The DOK Market is the place where accredited festival visitors can view the best new documentary and animated films in digital viewing booths. In addition, all current films from the festival programme will be on offer at the DOK Market. Another 150 films have been especially selected for the DOK Market by our Selection Committee and our international partners: East Silver (Czech Republic), Krakow Film Foundation (Poland), Visions du Réel/ Swiss Films (Switzerland), Guangzhou International Documentary Film Festival (China) and Taiwan International Documentary Festival (Taiwan) have proposed outstanding productions from their programmes for the DOK Market. The Get Togethers are the regular evening meetings at the Festival Centre where accredited visitors meet, get to know each other and network every night from 6.30 p.m.

Diese Partner von DOK Leipzig laden zum Get Together ein: Dienstag, 27. Oktober 2009: Stadt Leipzig Mittwoch, 28. Oktober 2009: 3sat Donnerstag, 29. Oktober 2009: Swiss Films Freitag, 30. Oktober 2009: EU Osha

The following DOK Leipzig partners invite you to a Get Together: Tuesday, 27 October 2009: City of Leipzig Wednesday, 28 October 2009: 3sat Thursday, 29 October 2009: Swiss Films Friday, 30 October 2009: EU Osha

Der DOK Markt Digital ist eine Initiative von DOK Leipzig und der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) mit Unterstützung des MEDIA Programms der Europäischen Union, des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und Computer Leipzig.

The DOK Market Digital is an initiative of DOK Leipzig and the Mitteldeutsche Medienförderung (MDM), supported by the MEDIA Programme of the European Union, the Federal Government Commissioner for Culture and the Media (BKM) and Computer Leipzig.

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5. Internationales DOK Leipzig Koproduktionstreffen 5th International DOK Leipzig Co-production Meeting

Zum fünften Mal bringt DOK Leipzig im Rahmen seines internationalen Koproduktionstreffens rund 40 internationale Produzenten zusammen, um diese mit potentiellen Partnern und Finanziers zu vernetzen. In diesem Jahr kommen die Teilnehmer aus Skandinavien, Mittel- und Osteuropa und Deutschland. Zwei Tage lang erhalten die Produzenten einen fundierten Einblick in die Märkte der skandinavischen Länder und Deutschlands. Sie lernen sich in Einzeltreffen und gemeinsamen Mittag- und Abendessen persönlich kennen und stellen einander ihre Firmen und neuen Dokumentarfilmprojekte vor. Aus diesen Begegnungen entstehen langjährige Kontakte und Netzwerke, die die grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen Produzenten aus ganz Europa nachhaltig stärken. Neben den Einzeltreffen mit Kollegen sind auch Redakteure deutscher und internationaler Fernsehsender sowie Vertriebe eingeladen. Sie erhalten die Möglichkeit, die für das Koproduktionstreffen ausgewählten dokumentarischen Stoffe vorab zu lesen und die Produzenten der für ihre Sendeplätze interessanten Projekte persönlich zu treffen.

For the fifth time, DOK Leipzig brings together some 40 international producers for its international Co-Production Meeting to network with potential partners and financers. This year, participants come from Scandinavia, Central and Eastern Europe and Germany. For two days, the producer will get sound insights into the markets in the Scandinavian countries and in Germany. They will get to know each other at individual meetings and joint lunches and dinners, present their companies and new documentary projects to each other. These encounters foster long-term contacts and networks, which effectively strengthen cross-border co-operations between producers from all over Europe. In addition to individual meetings with colleagues, commissioning editors from German and international television broadcasters as well as distributors have also been invited. They get the opportunity to read the treatments selected for the Co-Production Meeting in advance and meet the producers of the projects suitable for their slots in person.

Das 5. Internationale DOK Leipzig Koproduktionstreffen fi ndet in Zusammenarbeit mit dem EDN (European Documentary Network, Dänemark), Filmkontakt Nord (Dänemark), dem IDF (Institute of Documentary Film, Tschechien), dem Dragon Forum (Polen) und der AG DOK (Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfi lm Deutschland) statt.

The 5th International DOK Leipzig Co-production Meeting takes place in association with the EDN (European Documentary Network, Denmark), Filmkontakt Nord (Denmark), the IDF (Institute of Documentary Film, Czech Republic), the Dragon Forum (Poland) and AG DOK (The German Documentary Association).

Mit Unterstützung des MEDIA Programms der Europäischen Union, der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM), des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages (BKM) und von German Films.

With the support of the MEDIA Programme of the European Union, Mitteldeutsche Medienförderung (MDM), the Federal Government Commissioner for Culture and the Media under a resolution of the German Bundestag and German Films.

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Special Events

Mo/Di, 26./27. Oktober 2009, 9:30–18:30 Uhr Villa Rosental Leipzig Mon/Tue, 26/27 October 2009, 9.30 a.m.–6.30 p.m. Villa Rosental Leipzig


Special Events: DOK Industry

Leipziger Forum: Die Zukunft von ARTE Leipzig Forum: The Future of ARTE

Special Events

Do, 29. Oktober 2009, 15–17:30 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig Thu, 29 October 2009, 3–5.30 p.m., Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Mit dem Leipziger Forum für innovatives dokumentarisches Fernsehen möchte DOK Leipzig innovative Programminitiativen, dokumentarische Sendeplätze und attraktive Förderprogramme aus aller Welt vorstellen und anhand ausgewählter Produktionen neue Entwicklungen und Trends in der internationalen Dokumentarfilmlandschaft aufzeigen. In diesem Jahr steht die Umstrukturierung jenes Senders im Fokus, dessen Name bislang eng mit dem kreativen und anspruchsvollen Dokumentarfilm verknüpft war und der dafür weit über die Grenzen Europas hinaus hoch geschätzt wird: ARTE. Dr. Christoph Hauser, der Programmdirektor von ARTE G.E.I.E., und mehrere Redaktionsleiter werden einen Nachmittag lang die Programmreform 2010, das Profil neuer dokumentarischer Sendeplätze und die langfristige Strategie vorstellen, mit der sie diesen außergewöhnlichen Sender in die Zukunft führen wollen. Das Leipziger Forum verspricht aufschlussreiche Hintergrundinformationen und engagierte Diskussionen über Profil und Ausrichtung des deutsch-französischen Kulturkanals, der wie kein anderer Flagschiff für den kreativen Dokumentarfilm ist und hoffentlich auch bleiben wird.

The Leipzig Forum on Innovative Non-fiction Television is where DOK Leipzig presents innovative programming initiatives, documentary slots and attractive funding programmes from all over the world and shows selected works that stand for new developments and trends in the international documentary film industry. This year, our focus will be on the restructuring of a television broadcaster whose name is closely associated with creative and ambitious documentary films and and highly respected for this far beyond the borders of Europe: ARTE. Dr. Christoph Hauser, Head of Programming of ARTE G.E.I.E., and several editorial directors will spend an afternoon presenting the 2010 programming reform, the profiles of new documentary slots and their long-term strategies to lead their network into the future. The Leipzig Forum promises to offer insightful background information and animated discussions about the profile and focus of the German-French cultural channel that is, and will hopefully stay, unrivalled as the flagship of creative non-fiction films.

Eine Veranstaltung von DOK Leipzig und Documentary Campus e. V. mit Unterstützung des MEDIA Programms der Europäischen Union, der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) und gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages (BKM).

Organised in co-operation with Documentary Campus with the support of the MEDIA Programme of the European Union, the Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) and funded by the Federal Government Commissioner for Culture and the Media under a resolution of the German Bundestag.

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Mitteldeutsche Medienförderung Film, Fernsehen, Multimedia

Wir wünschen dem 52. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm viel Erfolg! Im Programm:

Veranstaltungen in Kooperation mit der MDM:

»Hacker – Zwischen Utopie und Terrorismus« Regie: Alexander Biedermann

DOK Summits »Abschied vom Fernsehen? Wie Dokumentarfilme unabhängig finanziert werden können.« 28.10.09, 11.00 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum

»Andula – Besuch in einem anderen Leben« Regie: Fred Breinersdorfer, Anne Worst

»Wer ist die Beste im Netz? VoD-Plattformen pitchen um die Wette.« 29.10 09, 11.00 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum

»Fliegerkosmonauten« Regie: Marian Kiss

DOK Markt Digital 25.10. – 31.10.09, Museum der bildenden Künste

»Meine erste Hochzeit« Regie: Ralf Kukula

Internationales DOK Leipzig Koproduktionstreffen 26.10. – 27.10.09, Villa Rosental Leipziger Forum für innovatives dokumentarisches Fernsehen 29.10.09, 15.00 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum

www.mdm-online.de


Special Events: DOK Industry

Leipzig Screening

Special Events

Mo /Di, 26./27. Oktober 2009, Passage Kino „Filmeck“ Mon/Tue, 26./27. October 2009, Passage Kino “Filmeck”

In seinem vierten Jahr hat sich das Leipzig Screening fest in der deutschen Dokumentarfilmszene etabliert – und ist ein attraktiver Bestandteil der Branchenangebote von DOK Leipzig. An zwei Tagen wird eine Auswahl von herausragenden, neuen deutschen Dokumentarfilmen präsentiert – auf der Kinoleinwand und vor internationalen Einkäufern, Redakteuren, Verleihern und Vertriebsvertretern. In den letzten drei Jahren wurden viele deutsche Filme beim Leipzig Screening für den internationalen Markt entdeckt und angekauft. Die geschlossenen Vorführungen geben den beteiligten Produzenten die Möglichkeit, ihre Filme einem ausgewählten Fachpublikum zu präsentieren und dabei wertvolle Kontakte zu knüpfen. Gemeinsame Mittagessen bieten den passenden Rahmen zum persönlichen Gespräch. Rund um das Leipzig Screening haben die Teilnehmer die Gelegenheit, weitere deutsche Dokumentarfilmproduktionen beim DOK Festival und im DOK Markt zu sichten. In diesem Jahr sind unter anderem Sender, Weltvertriebe und Verleiher aus folgenden Ländern vertreten: Australien, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Österreich, Polen, Schweden und den USA. Mit dem Deutschen Dokumentarfilm Wettbewerb, dem DOK Markt und dem Leipzig Screening bietet DOK Leipzig einen umfassenden Überblick über die aktuellen Dokumentarfilme aus der Bundesrepublik und engagiert sich gezielt für die Förderung des internationalen Vertriebs deutscher Filme.

In its fourth year, the Leipzig Screening is a firmly established part of the German documentary scene, as well as forming an exciting part of DOK Leipzig’s industry offers. During two days, a selection of outstanding, new German documentaries are presented on screen to an audience of international buyers, commissioning editors, distributors and sales agents. Many German films have been discovered and bought for the international market during the first three years of the Leipzig Screening. During the private screenings the producers have the opportunity to present their films to a carefully chosen group of industry professionals. One-on-one discussions and networking are further encouraged by the participants’ lunches. All guests are invited to make use of the other DOK Leipzig facilities such as the digital DOK Market and festival screenings to see even more German documentary productions. This year we welcome broadcasters, world sales agents and distributors from the following countries amongst others: Australia, Austria, Belgium, Canada, Denmark, Finland, France, Great Britain, Italy, Poland, Sweden and the USA. DOK Leipzig offers a comprehensive overview over current German documentary productions with its German Competition for Documentary Film, the DOK Market and the Leipzig Screening. The festival is thus actively involved in the support of international distribution for German films.

Organisiert von DOK Leipzig mit Unterstützung von German Films und in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfi lm (AG DOK).

Organised by DOK Leipzig with the support of German Films and in cooperation with the German Documentary Filmmakers Association (AG DOK).

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Register

Register Index


Register Index

Register Regie Index Directors A

Abbas, Fatin Abranches, Filipe Adrien, Pierre

187 Encke, Olaf

161 Bukojemski, Michal 209, 229 Bustnes, Håvard

176

Akin, Özlem

206

C

31 Cammack, Jocelyn

Albrecht, Julia

48 Carelli, Vincent

Alkabetz, Gil

194 Cavalheiro (Zepe), José Pedro 94 Chagnard, Patrice

Almási, Tamás

148 Chodakowski, Andrzej

Andersson, Beatrice Maggie

179 Chrschanowski, Andrei

Apostolidis, Andreas

143 Ettlin, Michelle 60

223

Almada, Natalia

77 Cibis, Robert

F

Falck, Karin C. Favez, Isabelle 121 Feijó, Abi 89 Fernández, Irati 250 Fernoaga, Catalina 25 Flory, Pauline 143 Foot Newton, Lara 241–246 Forch, Juan

154 222, 229 205

252, 254 195 248 197 144 221 159 231

113 Franck, Lilian

113

Arditti, Antoine

207 Coïaniz, Audrey

215 Franken, Mannus

130

Aronowitsch, David

214 Coquard-Dassault, David

188 Frickey, Jon

218

Arsenishvili, Vano Avni, Shira Azevedo, Licínio

B

24 Cortés, Tayo 36 Cournoyer, Michèle 155 Czajka, Krzysztof

D

27 203

G

263 Galrito, Fernando Gaumnitz, Michael

247, 249 74

Georgi, Klaus

142, 237

70 Georgi, Oliver

236

Balachandran, Anitha

55 Da-Rin, Maya

Bari, Laura

54 Daschuk, Wiktar

103 Georgiev, Atanas

88

Barker, Cordell

196 Dashuber, Gregor

190, 229 Gilmetdinow, Rischat

188

Bartenew, Edgar

108 Dawes, Brent

Baumane, Signe

198 Dawidowicz, Michal

66 Gogola, Jan

166

Beato, Nuno

249 Demin, Aleksei

194 Goldman, Gary

238

Belmonte, José

197 Diabang, Angèle

157 Gonçalves, Inês

61

Benedix, Peter

99 Diabaté, Idriss

157 Gostrer, Evgenia

217

158 Glynne, Andy

Bergeron, Patrick

189 Díaz, Gustavo

197 Greenwald, Barry

Bergsmark, Ester Martin

179 Díaz Meléndez, César

206 Grella, Dustin

189, 215

92 214

Biedermann, Alexander

171 Dick, Kirby

111 Grimm, Thomas

Bienkowska, Malgorzata

146 Diniz, Débora

76 Grjasew, Andrei

67

Bikont, Piotr

145 Donoghue, Tony

216 Gromskaya, Julia

202

142

Bilgeri, Tobias

220 Droste, Jana

236 Großheim, Juliane

102

Bluth, Don

238 Duermeijer, Marjolein

254 Gruodiene, Julija

122

Bobrik, Matej

69 Durall, Ventura

Bories, Claudine

25 Dworzewoi, Sergei

260 Guangyi, Yu

45 Dziumowicz, Leszek

145 Gur, Jen-Shen (Jewgenija Gurewitsch) 203

Boué, Jean Bouédec, Elodie

204

Breinersdorfer, Fred

259

E

112 Gruodis, Rimantas

Gutman, Aleksandr

H

122 180 22

Brendecke, Dagmar

41 Efrony, Neta

101

Brockhaus, Stefanie

64 Ehmann, Jochen

227 Haas, Jürgen

224

156 Haasen, Bettina

178

Bronsit, Konstantin

Register

226 Elhadj Magori, Sani

Budovsky, Alex 250 Bull, Joseph

Ainutdinow, Sergei Akomfrah, John

Bruhn, Matthias

280

204 El Magambo Gulda, Ghislain


115 Kroske, Gerd

Hammarberg, Mark

179 Kuang Pei, Ma

Haselbeck, Silvia

96 Kuhn, Jochen

Hattler, Max

188, 212, 229 Kukula, Ralf

141 Ming-ho Chen, 195, 229 Mitic, Boris 219 Mo, Erlend E. 224, 236, 237 Morris, Wendy

91 116 213

Heilborn, Hanna

214 Kumorek, Aleksandra

Heller, Christoph

107

Hemker, Todd

224

Hentze, Martin

229 Labaye, Mathieu

Herrmann, Jörg

231 Landreth, Chris

207 Münchow-Pohl, Ute von

239

Hill, Laurie

191 Langjahr, Erich

96 Mussaljamowa, Tatjana

225

Hoegg, Matthias

196 Lansaque, Stéphanie

Hofmann, Rolf

L

232, 233 Lazarescu, Anca Miruna

Høgsbro Østergaard, Anders

87 Lee Chung-ryoul

Hollander, Neil

98 Lehmann, Aron

Honkasalo, Pirjo Huang, Weikai Hugo, Vitor

I

Müller, Busso von

48

191, 229 Münchow, Dinah

262

189 165

N

123 Nasdor-Jones, Kara

58 191

37 Leroy, François

189 N’Diaye, Alioune

197 Lesciov, Vladimir

187 Nickig, Kerstin

Lévesque, Jean-François

193 Noronha, Isabel

156

106 Nt, Douglas

156

Linkiewicz, Dana Liskowsky, Stephan

Jancis, Kaspar

192 Löser, Claus

Jemeljanowa, Darja

105 Loeser, Tony 44 Lole, Ben

61 177

O

40 Ohi, Fumio 262 Oksman, Sergio 83 Olifirenko, Sergei 240 Olsson, Iris 202, 229 Oñederra, Izibene

Jesse, Sandor

234 London, Andy

213, 229 Onken, Insa

Jevremovic, Vuk

203 London, Carolyn

213, 229 OReilly, David

K

62 Loridan-Ivens, Marceline 208 Lozinski, Pawel Lundquist, Daniel Lutz, Marina

M

Kabera, Eric

159

Kabeya Muya, Guy

162

Kabongo, Georges

160 MacDonald, Kirsty

Kärkkäinen, Jukka Kaiser, Andy Kaiser, Silvia

160 170, 173

Levy, Gideon 125–134 Liechti, Peter

Joubert, Fabrice O.

199

237 Naumow, Dmitri

193, 229 Liberdade, Kiluanje

Jiménez Neira, Inmaculada

33 195

35 Lemke, Udo

Ivens, Joris

Jendreyko, Vadim

Mourato, Cristiano

97 Nath, Paramita

Irwin, Stephen

J

42 Mosher, Donal

211

32 Machalz, Alfons 220 Macskássy, Kati 42 Maksimow, Iwan

28 Owusu, Akosua Adoma 198 63

P

Palmieri, Michael Pannen, Stefan 80 Park, Nick 132 Pasquini, Marco

109 206 56 197 46 187, 229 24 161

33 184 199 95

148 Pastina, Ovidiu Bose

144

209 Penzek, Till

218

175 Pespane (PES), Adam

192

85 Markovic, Afrodita

147 Pessoa, Regina

248

Kerekes, Peter

29 Marquis, Xavier

120 Peter, Jan

258

Khademi, Hassan

114 Martin, Olivier

211 Peters, Jan

Kilmi, Jaak

90 Marx, Gerhard

159 Pethke, Katharina

170, 172

Kiss, Marian

43 Massie, Felix

210, 229 Philibert, Frédéric

216

Koepp, Volker

26 Mayerhofer, Moritz

218 Philipe, Gérard

Komers, Rainer

167 Mbeka Phoba, Monique

162 Philp, Katrine

57

Konopka, Bartek

183 McAllister, Jane

117 Plagnet, Camille

72

Koszalka, Marcin

124 Meck-Chimbuya, Dorothy

163 Plucinska, Izabela

Koutecký, Pavel

147 Mettler, Peter

Kowal, Stepan

226 Miailhe, Florence

Kalnaellis, Reinis Kazejak, Anna

Krawtschenko, Marija Krebitz, Gudrun

227 Marecek, Martin

127, 133, 134 Orjonikidze, Nino

205

71 Mihalache, Cornel 217 Milosevic, Tamara

34 Pohle, Robert

169

135

221 229

197 Pozner, Vladimir

132

144 Pululu, Makela L.

162

50 Purfürst, Elisa

51

281

Register

Halleux, Alain de


Register Index

R

Seomore, Luke

60

Setola, Anton

196

249 Skop, Marko

110 Vainokivi, Manfred

30

Rees, Dustin

227 Socha, Michal

190 Van der Horst, Aliona

86

220 Sokolow, Andrei

211 Van Zantvoort, Ton

Reichert, Michael Ribeiro, José Miguel Rickels, Jiska

249, 250 Sønderby Jepsen, Christian 81 Staeger, Jörn

68 Voigt, Andreas 222

W

75 141, 149

Röthlin, Claudia

223 Steffen, Angela

219

Rohleder, Sonja

198 Steger, Christoph

216 Wagner, Johanna

65

222, 229 Steisinger, Gábor

238 Walker, Matthew

202, 229

Romero, Claudia Roze, Sophie

194 Stepanowa, Marija

205 Walther, Anne

Rozenbaum, Jonathan

119 Storck, Henri

128 Waltschew, Walentin

118

217 Wende, Markus

218

Rothkirch, Thilo Graf

239 Strixner, Emanuel

Rycker, Piet de

239 Stützner, Lutz

S

142, 233–235 Westmeier, Alexandra

182

207 Wolff, Andy

64

Swoboda, Heike

236 Wolski, Tomasz

T

236

Sacido-Martin, Célia

204

Saguatti, Saul

215 Tamadon, Mehran

Saguirou, Malam

155 Tan, Luhsun 49 Tappert, Horst J.

82 214

23

Worst, Anne

259

Wu, Taili

192

X

231 Xi Chen

202 202

Samoylovich, Anna

228 Tender, Priit

228 Xu An

Sánchez-Agustino, Mercedes

197 Tenhaven, Jan

253

93 Teno, Jean-Marie

163

Sarvestani, Nima

225

Subotnick, Steven

Sabl, Heinrich

Sallmann, Bernhard

Y

Sasse, Elke

184 Theiler, Marie-Catherine

169 Yaméogo, Claver

158

Schade, Rainer

149 Thiam, Aïcha

153 Yan Yu

104

Schatz, Alexandra

226 Toste, Joana

208

Z

Scheidt, Marie Elisa

59 Tschernowa, Jelena

208

Schimpke, Alexander

47 Tseten, Kesang

100 Zajaczkowski, Andrzej

Schmidt, André Schrijber, Coco Schuh, Jakob Schulz, Birgit Schulz, Daniela

232 84

U

219, 223 Ulbricht, Olaf 79 Unseld, Saschka 272 Unt, Riho Uschinow, Oleg

Register

V

Ramos, João

282

143

Zalud, Karel

168

Zamjatnins, Michael

226

234–236 Zhang, Wenqing

257

219, 223 Zivkov, Stevan

141

210 Zur, Masha

78

228 Zur, Yonathan

78


Register Englische Titel English Title Index

The 17th Parallel

A

A Bird A Blooming Business

22 133

B

Chile Claiming of the Space 81 Clay

Babaji, an Indian Love Story

82 The Clayboy

Bassidji 236 Because You’re Gorgeous

158 The Cock

75 Becoming Invisible

231 83 240 226 236

215 Cocoon Child

198

262 Concerning Men

234

A Cat and a Half

246 Behind the Red Line

A Day of my Life

258 Being Kohl

45 The Conquest of Inner Freedom

42

A Film from My Parish – 6 Farms

216 Berbaoc

197 Cooking History

29

A Long Journey

245 Berlin–Stettin

26 Crocodile

A Lovely Day

235 Between Dreams

56

A Miracle

235 Between the Cup and the Elections

A Place without People A Shadow in the Soul A Tale of the Wind Aanaatt

162

77 Big John

D

192

176 The Da Vinci Time Code

194

249 Biotope

232 Dealing with Time

120

134 Birds

250 Delicious Friend

188, 229 Birth (Dok)

96 Disco & Atomic War

209, 229 90

About the Dog Rozka

211 Birth (Anima)

198 Disorder

37

Actors

23 Birth of a Surgeon

254 Dreams of the Lausitz

49

209 The Black Dog’s Progress

The Adventures of Till Eulenspiegel

135 Bloody Mondays & Strawberry Pies

84

Adventures with Fix and Fax

237 Body Parts

71 The End of Czechoslovakia …

147

Airport Tunnel

197 Book of Miri

57 Esterhazy

221

Alone in Four Walls

182 Borinage

128 Exit

Alphonse’s Bike

159 Boris

198 The Experimental Eskimos

Altzaney Amos Oz – The Nature of Dreams

193, 229

E

The Additional Capabilities …

24 Boris Ryzhy

86

78 The Boxer with the Red Gloves

156

F

219 92

Anastasia

238 Breakers

130 FC Murmeli

227

And There in the Dust

159 Bride of the Wind

272 Financial Crisis

218

Andula – Visit in Another Life

259 The Bridge

128 The First Years

134

Angel Afoot

219 Bruno

224 Flightless Birds

66

The Animator’s Way of Surviving …

218 Burma VJ

87 Flood of Memory

Anna, Nicknamed the Limp

232 Burning Within

172 Fokker’s Mountain Path

55 214

Anne Perry – Interiors

40 Butterfly

244 For the Best and for the Onion!

154

Antoine

54 Bye, Bye GDR! To Liberty via Warsaw

263 For the Mistral

134

Anywhere but Here Armoire The Arrivals

50 241

C

25 The Call of the Sea

The Forgiveness Found 153 The Four Hundred Million

112 58 131

Artsutanov’s Elevator …

105 Candide

250 French Roast

208

Assume Nothing

80 Cash & Marry

88 Friendly Fire

220

Augenzeuge 48/63

130 Cato

41 Frog and Ants

223

Augenzeuge 50/68

130 Chemo

28 The Frog Prince

233

August

196 Chick

190 The Full Circle

Auto*mate

175 Chicken Stew

208

The Azure Soul

202 The Children of the Commune

102

237

283

Register

17 August


Register Index

G

103 244

95 Komsomol/Song of Heroes

Gaza Hospital

206

Gemeinschaft

L

N

128 Nanguila Tomorrow The Necktie

133 193

The General

94

The Genome Chronicles

31 Lands

Gerhold Selle – Pensioner

97 Lao Wang’s Bed

104 The New Shelter

256

German Autumn ’46

74 Last Year Titanic

149 Ngwenya, the Crocodile

156

243 Lauras Star …

Glass Harmonica

91 Law of Life

Goodbye, How Are You?

Nemesis 70 Never Drive a Car …

116 190, 229

239 Night Lodgers

155

188 Notes on the Other

109

79 Nowhere in Europe

173

The Goose Girl

231 The Lawyers – A German Story

Gosha’s Tales

191 Lebensader

219 Nuclear NTR, Nothing to Report

115

The Gown of Time

155 Leipzig in Autumn

141 Nyarma

108

H

Lili Limited Home

210 99

O

H for Hunger

98 The Lion with a Gray Beard

245 Ochumelov

Hacker

171 The Little Ant

225 October Country

Happy Jews

119 Little Dodo

239 Off the Record

The Hard(est)

147 Little Face

The Hectic Life of a Dismissed Worker

72 The Little King Macius

202, 229 Old Partner 234 On a Trip down Memory Lane

33 213 123 59

148 The Living Room of the Nation

Hocus-Pocus

228 Lockerbie Revisited

106 On the Border of Desperation

93

Hotel Sahara

178 LoopLoop

189 On the Other Side of Life

64

The House

27 The Lost Tribes of New York City

The House of the Dead

76 Luanda, Factory of Music

The House that Jack Built

244

How the Sun and the Moon …

206

M

32 On Christmas We Took …

194

The Heritage

I

213 One Day Today Will Be Once 61 One Minute Fly

144

165 220

One, Two, Three …

228

Orgesticulanismus

191, 229

Maam Kumba

160 Osadné

110

Maggie in Wonderland

179 Outrage

111

P

I Know You

217 Magus Maximus

217

I Love My Boring Life

166 Malban

204

I Slept with Cookie Monster

199 The Marina Experiment

Ignatus: In the Grass

211 Mbira, My Music My Love

163 Peace Tour 1952

132

In a Vice

148 Me and My Monster

223 Peremena

203

In Limbo

205 Meditation

205 Peter in Radioland

65

In Search of the Riyal

100 Mei Ling

189 Petropolis

34

Island Joke

233 Metamorphose

63 Patience of the Memory

203

236 Phantom of Liberty II

168

Isolation

60 Milltown, Montana

167 Photograph of Jesus

191

Ito – A Diary of an Urban Priest

35 Miriam’s Broken Picture

228 PianoMania

113

It’s Women Who Carry Africa

157 Mixed Bag

195 Pieces Lost Pieces Found

J

Jazzed

The Mob The Monument 196 Mud Missive

47 Please Say Something

51 187, 229

142 Polo

158

161 The Pony of Conny

229

Jeffery and the Dinosaurs

216 Mullewapp

240 Portrait of a Silence

Jelly Fishers

207 Murphy’s Shorts

224 Prayers for Peace

Q

62 214

Jolly Old Farts

30 My Blood Is My Tears

189

Joseph’s Snails

194 My Child

132

Journey to the Forest

222 My Father. My Uncle.

107 Queen of Hearts

233

222, 229 My Life in Your Hands

249 Quick Animation

238

Judas & Jesus

K Register

The Kingdom of Dead Mice The King’s Sandwich

My Little Brother from the Moon

216

My Very First Wedding

224

Kalandia – A Checkpoint’s Story

101 My White Baby

Katakombo

226

284

R

161 Rabbit à la Berlin Rain

183 130


Rains

188 The Sound of Insects

Ranas

204 Space Sailors

177 43

U

Rapping in Tehran

114 The Spanish Earth

131 Urs

Rendez-vous with a Dead Woman

221 The Spine

207

46 Sporran Makers

117

V

The Ring

240 Stoneflies

225 Valparaiso

132

The River

122 Stories from the Round Table

145 Victory

231

Robes of War

203 Stowaway

248

Root

211 Sunday Drive

Roue

192 The Surprise Demise …

The Royal Nightmare

187 Survival Song

Runaway

196

Rutti Berg

226

S

T

249

W

210, 229 Wallace & Gromit

199

180 Waves of Time

217

The Way

141

We Want to Be German and Free

142

Take It Easy

206 Western Spaghetti

192

The Texture of Dreams

197 When Apples Roll

227

242 Where Is the Wall?

184

Sacred Places

163 There Lived Kozyavin

The Sand Pixies

237 They Shoot Indians, Don’t They?

89 Where the Sun Doesn’t Rush

69

67 Three Strings for One Duo

257 Where’s Your Head at

See You at the Eiffel Tower

118 Thus Spoke Keluka

160 Why We Buy

253

The Seine Meets Paris

130 The Time of Their Lives

121 Wild Dog Island

254

Sentenced for Life

124 Time’s Up

169 Wind’s Embrace

250

Sanya and Sparrow

212

Shanghai Fiction

48 Timisoara, December 1989

144 Wings and Oars

187

Side by Side

68 Tragic Story with Happy Ending

248 The Winter Solstice

202

Sidetrack

85 Transit City #2 – Roma Astratta

215 The Woman with the 5 Elephants

Silent Response

162 Travel Notebook

133 Workers ’80

Sitis

149 The Tree

232

Slaves

214 True Story of Three Little Pigs

204

Smolik

195 Tulpan

260 Yandé Codou, the Griot of Senghor

157

Soldier’s Song

208 Two Princesses

205 You Are My Hero

220

The Soliloquist Song of the Rivers

195, 229 Tying Your Own Shoes

Y

36 Yulia

44 143

207

129

285

Register

Rich Brother

218


Register Index

Register Originaltitel Original Title Index

17 awgusta

22 Becoming Invisible

215 Do videnja, kako ste?

1946, automne allemand

74 Behauptung des Raums

83 Dolgoje puteschestwije

245

Berbaoc

197 Dom, kotoryi postroil Dschek

244

Berlin–Stettin

26 Dopolnitelnyje wosmoschnosti …

209

56 Dwe prinzessy

205

A

A Blooming Business

75 Between Dreams

A casa dos mortos

76 Biotop

E

A Film from My Parish – 6 Farms

216 Birth

198

A Miracle

235 Birth of a Surgeon

254 Ein richtig schöner Tag

A Place without People ... À Valparaíso Aanaatt

77 The Black Dog’s Progress 132 Blod & ære 188, 229 Bloody Mondays & Strawberry Pies

193, 229 Ein Vogel 176 Emumäe Eedi ja lobi küla Kristjan

235 236 30

84 Engel zu Fuß

219 162

Abenteuer mit Fix und Fax

237 Bocznica

85 Entre la coupe et l’élection

Abraço do vento

250 Book of Miri

57 Die Eroberung der inneren Freiheit

Ainsi dit la Keluka

160 Boris

Airport Tunnel

197 Boris Ryzhy

86 Les escargots de Joseph

194

Aktorzy

23 Le boxeur aux gants rouges

156 Esterhazy

221

130 Exit

219

Allein in vier Wänden

182 Branding

198 Es wird einmal gewesen sein

Altzaney

24 De brug

128 The Experimental Eskimos

Amos Oz …

78 Bruno

224

F

92

238 Burma VJ – Reporter i et lukket land

And There in the Dust

159

Andula

259

Angriff auf die Sinne

253 Cândido

250 Fliegerkosmonauten

43

L’anima mavì

202 Carnet de viaje

133 Förtvivlans gräns

93

C

87

42 165

Anastasia

FC Murmeli

227

La femme porte l’Afrique

157

The Animator’s Way of Surviving …

218 La casa

27 Fokker’s Mountain Path

Anna, genannt Humpelbein

232 Cash & Marry

88 Found

58

41 The Four Hundred Million

131

Anne Perry – Interiors

40 Cato

Antoine

54 Chair amie

Die Anwälte

79 Chemia

209 Die Frau mit den 5 Elefanten 28 French Roast

214

44 208

Les arrivants

25 Chile

231 Friendly Fire

220

Assume Nothing

80 Clandestino

248 Der Froschkönig

233

Augenzeuge 48/63

130 Cocoon Child

198

Augenzeuge 50/68

130 Com uma sombra na alma

249

August

196 Cooking History

29 Die Gänsemagd

Auto*mat

175 Corumbiara

89 Gaza Hospital

95

Les aventures de Till l’Espiègle

135 Le cri de la mer

153 Geburt

96

B

D

G

231

Geduld der Erinnerung

203

Gemeinschaft

206

Baad ki raat

55 Der Da Vinci Timecode

194 El General

Babaji, an Indian Love Story

81 De Craciun ne-am luat ratia …

144 The Genome Chronicles

31 97

Babotschka

244 Demain a Nanguila

133 Gerhold Selle – Rentner

Bankenkrise

218 Der Conny ihr Pony

229 Glinka

Bassidji

Register

232

91

82 Deutsch und Frei

142 Goschiny skaski

Der Baum

232 Disko ja tuumasõda

90 Guisado de galinha

Because You’re Gorgeous

158 Le dix-septième parallèle

133

286

94

226 191 208


H for Hunger

Laska

190 No corras tanto

Lauras Stern …

239 Le nœud cravate

193

219 Notes on the Other

109 256

98 Lebensader

Hacker

171 Leipzig im Herbst

141 Le nouvel abri

Hagyaték

148 Letztes Jahr Titanic

149

Der Hahn

236 Lew s sedoi borodoi

245

Heimat auf Zeit

99 Das Lied der Ströme

O

129 October Country

233 Lieux saints

163 Off the Record

Hinter der roten Linie

262 Lift Arzutanowa …

105 On the Other Side of Life

História trágica com final feliz

248 Lili

210 L’ondée

Hokus-Pokus

228 Little Face

Hóspedes da noite

155 Ljaguschka i murawi

223 Opowiesci okragłego stołu

Hotel Sahara

178 Lockerbie Revisited

106 Orgesticulanismus

Herzdame

I

LoopLoop The Lost Tribes of New York City

I Know You

217 Luanda, a fábrica da música

I Slept with Cookie Monster

199

Ich packe meinen Koffer

59

M

202, 229 One Minute Fly

206

33 213 64 188 220 145 191, 229

189 Osadné

110

213, 229 Otschumelow

194

61 Outrage

111

P

Igare rya Rufonsi

159 Maam Kumba

Ignatus: Dans l’herbe

211 La madre que los parió

In Dir muss brennen

172 Maggie vaknar på balkongen

179 El perdón

112

In Limbo

205 Magus Maximus

217 Peremena

203

In Sachen Männer

234 Malban

204 Pesn o gerojach

128

In Search of the Riyal

100 Mám ráda nudný život

166 Peter in Radioland

Inselwitz

233 The Marina Experiment

Isolation

J

60 Matières à rêver

160 Pássaros 62 Passeio de Domingo

250 249

65

63 Petropolis

34

197 Photograph of Jesus

191

Mbira, My Music My Love

163 PianoMania

113

Me and My Monster

223 Pierwsze Lata

134

Jazzed

196 Me broni ba

161 Please Say Something

Jeffery and the Dinosaurs

216 Mei Ling

189 Polo

158

Jelly Fishers

207 Mein Kind

132 Poltora kota

246

Judas & Jesus

K

222, 229 Mein Mauerfall

187, 229

258 Pour le meilleur et pour l’oignon!

154

Mein Vater. Mein Onkel.

107 Pour le mistral

134

Meine erste Hochzeit

224 Prawdiwaja istorija …

204

Kad aboli ripo

227 Meisou

205 Prayers for Peace

214

Kak pomirilis solnze i luna

206 Metamorphose

236 Prízrak svobody II

168 211

Kalandia – A Checkpoint’s Story

101 Mi vida en tus manos

249 Pro sobaku Rosku

Kansakunnan olohuone

32 Milltown, Montana

167 Ptaki nieloty

66 141

Katakombo

226 Miriami katkine pilt

228 Put

Kein Ort

173 Misère au Borinage

128

Kennzeichen Kohl

45 Mon petit frère de la lune

216

Q

Die Kinder vom Friedrichshof

102 Das Monument

142 Quick Animation

Der kleine König Macius

234 Mud Missive

161

R

Kleiner Dodo

239 Mullewapp

240

Knete

240 Muraweika

225 Ranas

Korolewski buterbrod

244 Murphy’s Shorts

224 Rapping in Tehran

Korolewstwo dochlych myschei

103 My Blood Is My Tears

189 RAS nucléaire, rien à signaler

Der Kreis

237

N

Krokodill

192

Królik po berlinsku

183 (Naj)teskoto

L

Lao Wang’s Bed

Never Drive a Car … Ngwenya, o crocodilo 104 Njarma

Ras, dwa, tri – Jolotschka, gori! Regen 147 Reise zum Wald 190, 229 Rendez-vous mit einer Toten 156 Rich Brother 108 Der Ring

238

204 114 115 228 130 222 221 46 240

287

Register

H


Register Index

Robe de guerre

203 Sreschtscha pri Aifelowata kula

118 Versatzstücke

La robe du temps

155 Steinfliegen

225 Victory

Robotnicy ’80

143 Stekljannaja garmonika

243

Root

211 Das Summen der Insekten

Roue

192 The Surprise Demise …

The Royal Nightmare

187 Szczesliwi zydzi

Das Rudel Runaway

196

Rutti Berg

226

S

T

Tam, gdzie słonce sie nie spieszy Le temps presse

W

119 Wallace & Gromit

199

148 Western Spaghetti

192

Where’s Your Head at

212

Wild Dog Island

254

69 Windsbraut

272

120 The Winter Solstice

202

Sakon schisni

188 Terras

70 Wo ist die Mauer?

184

Sandmanzen

237 The Time of Their Lives

121 Wyjscie

146

Sanja i Worobei

67 Time’s Up

169 Wyo-nang so-ri

123

Sannhetsjegeren

116 Timisoara, decembrie 1989

144 Wyrok na zycie

124

215 Wyscig Pokoju …

132

Schil-byl Kosjawin

242 Transit City #2 – Roma Astratta

Schkaf

243 Träume der Lausitz

La Seine a rencontré Paris

130 Trois cordes pour deux conteurs

Seitti – kilvoittelijan päiväkirja

35 Tschasti tela

Shanghai Fiction

48 Tulpan

49 257

X

71 Xianshi shi guoqu de weilai 260 Xiao Li zi

37 180

Side om side

68 La tumultueuse vie d’un déflaté

72 Yandé Codou, la griotte de Senghor

157

Silent Response

162 Tying Your Own Shoes

36 You Are My Hero

220

Sitis

149

Slavar

214

Smolik

195 Überall nur nicht hier

Soldatskaja pesnja

208 Une histoire du vent

The Soliloquist

U

195, 229 Upe

The Spanish Earth

131 Urs

Sparni un airi

187

The Spine

207

Sporran Makers

Register

47 Szoritásban

177 210, 229

51 231

288

V

117 Valise

Y

50 Yulia 134 122

Z

218 Zánik Ceskoslovenska v parlamentu

195

207

147

Zegnaj DDR! …

263

Zeitwellen

217


Länderregister Country Index

Luanda, Factory of Music Australien Fokker’s Mountain Path Belarus The Kingdom of Dead Mice Belgien Borinage Orgesticulanismus Belgien, Frankreich Nuclear NTR, Nothing to Report Belgien, Niederlande Jazzed Belgien, Südafrika Off the Record Brasilien

Herzdame 61 Inselwitz In Sachen Männer 214 Knete Der Kreis 103 Leipzig im Herbst Das Lied der Ströme 128 Mein Kind 191, 229 Metamorphose Das Monument 115 Quick Animation Sitis 196 DDR, Frankreich The Adventures of Till Eulenspiegel 213 Deutschland A Miracle

233 I Know You

217

233 Ich packe meinen Koffer

59

234 In Dir muss brennen

172

240 Judas & Jesus

222, 229

237 Katakombo

226

141 Kennzeichen Kohl

45

129 Die Kinder vom Friedrichshof

102

132 Kleiner Dodo

239

236 Lebensader

219

142 Letztes Jahr Titanic

149

238 Magus Maximus

217

149 Mein Mauerfall

258 107

Mein Vater. Mein Onkel. 135 Meine erste Hochzeit

224 167

Milltown, Montana 235 Mullewapp

240

The House of the Dead

76 Abenteuer mit Fix und Fax

237 Never Drive a Car When …

Lands

70 Allein in vier Wänden

182 One Minute Fly

220

They Shoot Indians, Don’t They?

89 Angriff auf die Sinne

253 Reise zum Wald

222

218 Rendez-vous mit einer Toten

221

Bulgarien See You at the Eiffel Tower Bulgarien, CSSR, Polen The First Years Burkina Faso Polo China Disorder

The Animator’s Way of Surviving … 118 Anne Perry – Interiors Die Anwälte 134 Bankenkrise Der Baum 158 Behauptung des Raums Behind the Red Line 37 Berlin–Stettin

190, 229

40 Rich Brother

46

79 Der Ring

240

218 Das Rudel

47

232 Rutti Berg

226

83 Shanghai Fiction

48

262 Steinfliegen

225

26 Time’s Up

169

Lao Wang’s Bed

104 Bruno

224 Träume der Lausitz

49

Survival Song

180 Cocoon Child

198 Überall nur nicht hier

50

The Winter Solstice

202 The Da Vinci Time Code

China, Frankreich

Der Conny ihr Pony

194 Urs

218

229 Versatzstücke

51, 151

The New Shelter

256 Deutsch und Frei

142 Victory

231

Three Strings for One Duo

257 Ein richtig schöner Tag

235 Windsbraut

272

Dänemark Book of Miri

Engel zu Fuß 57 Die Eroberung der inneren Freiheit

219 Wo ist die Mauer?

184

42 You Are My Hero

220

Burma VJ

87 Es wird einmal gewesen sein

165 Zeitwellen

Side by Side

68 Exit

219 Deutschland, China

DDR

Friendly Fire

217

220 Lauras Stern

239

Anna, genannt Humpelbein

232 Der Froschkönig

233 Deutschland, Frankreich, Polen

Augenzeuge 48/63

130 Gerhold Selle – Rentner

97 Cato

Augenzeuge 50/68

130 Hacker

171 Deutschland, Kanada

Biotop

232 Der Hahn

Chile

231 Heimat auf Zeit

Ein Vogel

236 Hokus-Pokus

228 Deutschland, Polen

Die Gänsemagd

231 Hotel Sahara

178 Bye, Bye GDR! To Liberty via Warsaw

41

236 Der kleine König Macius

234

99 Sandmanzen

237 263

289

Register

Angola, Portugal


Register Index

221 Griechenland

Esterhazy Fliegerkosmonauten

43 A Place without People

Kein Ort

173 Iran

Deutschland, Schweiz

Rapping in Tehran 44 Iran, Schweiz, Frankreich

Die Frau mit den 5 Elefanten Deutschland, Schweiz, Kasachstan

Bassidji 260 Irland

Tulpan Deutschland, Spanien

A Film from My Parish – 6 Farms 203 Please Say Something

Geduld der Erinnerung

Deutschland, Tschechische Republik, Österreich

259 Amos Oz – The Nature of Dreams

Andula Elfenbeinküste, Frankreich

Kalandia – A Checkpoint’s Story 157 Italien

It’s Women Who Carry Africa Estland

Gaza Hospital 192 The Azure Soul

Crocodile

30 Transit City #2 – Roma Astratta

Jolly Old Farts Lili

210 Japan

Miriam’s Broken Picture

228 Meditation

Estland, Finnland

Jugoslawien 90 The Hard(est)

Disco & Atomic War Finnland

The Way 32 Kamerun, Frankreich

The Living Room of the Nation Finnland, Japan

Sacred Places 35 Kanada

Ito – A Diary of an Urban Priest Frankreich

Antoine

The 17th Parallel

133 The Experimental Eskimos

A Tale of the Wind

134 Found

The Arrivals Dealing with Time Delicious Friend

114 Ngwenya, the Crocodile Night Lodgers In Search of the Riyal 187, 229 Assume Nothing A Blooming Business

81

Boris Ryzhy 95 Breakers

128

215 Lockerbie Revisited

106

Regen 205 Wild Dog Island

Big John

176

163 Nemesis

116

Österreich, Deutschland 54 PianoMania 58 Cooking History

34 Chemo

207 Sentenced for Life 36 Sidetrack Stories from the Round Table

Joseph’s Snails

194 The House

Malban

204 Kongo

Mei Ling

189 The Boxer with the Red Gloves

156 Polen, DDR

My Little Brother from the Moon

216 Thus Spoke Keluka

160 Peace Tour 1952

Ranas

204 Kongo, Benin, Belgien

The Seine Meets Paris

130 Between the Cup and the Elections

The Texture of Dreams

197 Kroatien, Österreich, Macedonia

Yulia

207 Cash & Marry 132 Travel Notebook

Rains

Lettland 188 When Apples Roll

Frankreich, Niger For the Best and for the Onion!

Wings and Oars 154 Litauen

Frankreich, Russische Föderation, Finnland Between Dreams

The River 56 Mali

Georgien Altzaney

290

Nanguila Tomorrow 24

113

92 Österreich, Slowakei, Tschechische Republik

196 Flightless Birds

Frankreich, Kanada

155

141 Norwegen

203 Chick

Valparaiso

130 254

Niger, Frankreich 147 The Gown of Time

134 Robes of War

Kuba

86 130

202 The Bridge

208 Runaway

Frankreich, Chile

75 84

French Roast

72 Tying Your Own Shoes

80

101 Bloody Mondays & Strawberry Pies

For the Mistral

211 Kolumbien, Spanien

100

78 Babaji, an Indian Love Story

193 Actors

Ignatus: In the Grass

155

216 Neuseeland

120 The Necktie

The Hectic Life of a Dismissed Worker

156

82 Nepal

189 Polen

75 The Spine

94

Mosambik

25 LoopLoop 209, 229 Petropolis

German Autumn ’46

Register

Israel

Mexiko, USA 77 The General

27 Where the Sun Doesn’t Rush Workers ’80

29 23 28 190 66 124 85 145 69 143 132

Polen, Deutschland 162 Rabbit à la Berlin

183

Polen, Israel 88 Happy Jews

119

Portugal 133 A Shadow in the Soul Airport Tunnel 227 Birds 187 Candide Chicken Stew 122 Smolik Wind’s Embrace

249 197 250 250 208 195 250

133 Portugal, Belgien, Frankreich Sunday Drive

249


Stowaway Portugal, Kanada, Frankreich Tragic Story with Happy Ending Portugal, Spanien My Life in Your Hands Republic of Korea Old Partner Ruanda Alphonse’s Bike Rumänien

In Limbo 248 Me and My Monster Mixed Bag 248 Das Summen der Insekten Senegal 249 Yandé Codou, the Griot of Senghor Senegal, Belgien 123 The Call of the Sea Maam Kumba 159 Serbien Goodbye, How Are You?

On Christmas We Took …

144 Simbabwe, Südafrika

Timisoara, December 1989

144 Mbira, My Music My Love

Russische Föderation

Slowakei, Tschechische Republik

A Cat and a Half

246 Osadné

A Long Journey

245 Sowjetunion

About the Dog Rozka

211 Armoire

205 Phantom of Liberty II

168

223 Türkei 195 Gemeinschaft

206

177 USA 238

Anastasia 157 Boris

198 131

The Four Hundred Million 153 I Slept with Cookie Monster

199

160 Jelly Fishers The Lost Tribes of New York City

207 213, 229

91 The Marina Experiment

63 224

Murphy’s Shorts 163 October Country

33 111

Outrage 110 Prayers for Peace

214 192

Roue 241 The Royal Nightmare

187

The Additional Capabilities of …

209 Butterfly

244 The Spanish Earth

131

Artsutanov’s Elevator: …

105 Glass Harmonica

243 Western Spaghetti

192

Body Parts

71 The House that Jack Built

244 USA, Ghana

The Clayboy

226 The King’s Sandwich

244 My White Baby

Frog and Ants

223 Komsomol/Song of Heroes

128 USA, Italien

191 There Lived Kozyavin

242 Birth

Gosha’s Tales

161 198

206 Spanien

Ungarn

Law of Life

188 Berbaoc

197 The Heritage

148

The Lion with a Gray Beard

245 The Forgiveness

112 In a Vice

148

The Little Ant

225 Notes on the Other

109 Vereinigtes Königreich

Nyarma

108 Portrait of a Silence

Ochumelov

194 Take It Easy

One, Two, Three …

228 Sudan, USA

How the Sun and the Moon …

Sanya and Sparrow

67 Mud Missive

62 August The Black Dog’s Progress

208 Südafrika

True Story of Three Little Pigs

204 And There in the Dust

159 Jeffery and the Dinosaurs

Two Princesses

205 Because You’re Gorgeous

158 Little Face

Peremena Russische Föderation, Polen, Finnland 17 August Schweden

Silent Response 203 Südafrika, Deutschland On the Other Side of Life 22 Taiwan Root

Birth of a Surgeon

254 The Soliloquist

Maggie in Wonderland

179 Thailand, Vereinigtes Königreich, USA

On the Border of Desperation

93 H for Hunger

Schweden, Norwegen, Dänemark Slaves Schweiz

Tschechische Republik 214 Auto*mate The End of Czechoslovakia …

FC Murmeli

227 Tschechische Republik, Deutschland

Geburt

198 I Love My Boring Life

215 193, 229

161 The Genome Chronicles

Soldier’s Song

Russische Föderation, Deutschland

196

206 Becoming Invisible

31 60

Isolation

216 202, 229

162 My Blood Is My Tears

189 65

Peter in Radioland 64 Photograph of Jesus

191 117

Sporran Makers 211 The Surprise Demise of …

210, 229

195, 229 The Time of Their Lives

121 199

Wallace & Gromit 98 Vereinigtes Königreich, Deutschland

212

Where’s Your Head at 175 Vereinigtes Königreich, Deutschland, Japan 147 Aanaatt

188, 229

Vereinigtes Königreich, Indien 166 Flood of Memory

55

291

Register

Portugal, Kanada


Impressum Imprint

Impressum Imprint

Herausgeber: Leipziger Dok-Filmwochen GmbH Große Fleischergasse 11, 04109 Leipzig, Deutschland Tel.: +49 (0)341-3 08 64-0 Fax:+49 (0)341-3 08 64-15 E-mail: info@dok-leipzig.de

Register

Redaktion: Jane Wegewitz, Sylvia Görke Foto (Auswahlkommission, Team): Martin Jehnichen Korrektur: Monika Rohde Übersetzungen: Sabine Niewalda Gestaltungskonzept & Satz: Visionauten, Daniel Janetzky Druck: Messedruck Leipzig GmbH mit freundlicher Unterstützung der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig

Die Annotationen zu den Filmen im Internationalen Wettbewerb, im Deutschen Wettbewerb und im Internationalen Programm wurden von den Mitgliedern der Auswahlkommission geschrieben. Die Texte sind mit den folgenden Namenskürzeln gekennzeichnet: CD – Claas Danielsen MH – Matthias Heeder GL – Grit Lemke RE – Ralph Eue AS – Antje Stamer CK – Cornelia Klauß weitere Texte von: LD – Lina Dinkla BW – Barbara Wurm Alle Zitate aus den Katalogtexten zum DOK Leipzig 2009 müssen als solche gekennzeichnet werden. Der Name der Autorin bzw. des Autors muss dabei angegeben werden.

Redaktionsschluss: 09.10.2009 Auflage: 2.000 Preis: 8¤

Alle anderen nicht namentlich gekennzeichneten Beiträge sind Produktionsmitteilungen.

ISBN 978-3-932214-240

Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir Bildrechte in den Festivalpublikationen sowie bei der Berichterstattung im Einzelnen nicht nachweisen können, und verweisen darauf, dass das Bildmaterial ausschließlich zum Zwecke der Werbung für den Einzelfilm bzw. die Festivalprogramme veröffentlicht wird. Eine Weitergabe an Dritte ist nicht vorgesehen und würde nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Rechteinhaber stattfinden Die Bildrechte liegen beim jeweiligen Rechteinhaber.

292

Originaltitel und -namen sind teilweise transkribiert.

Trailer DOK Leipzig 2009 Sequenzen aus/excerpts from: 17 awgusta (Aleksandr Gutman), Aktorzy (Tomasz Wolski), Altzaney (Nino Orjonikidze, Vano Arsenishvili), Chemia (Pawel Lozinski), Cooking History (Peter Kerekes), Emumäe Eedi ja lobi küla Kristjan/ Jolly Old Farts (Manfred Vainokivi), Kansakunnan olohuone/The Living Room of the Nation (Jukka Kärkkäinen), La casa (Tayo Cortés), Les arrivants (Claudine Bories, Patrice Chagnard), October Country (Michael Palmieri, Donal Mosher) Seitti – kilvoittelijan päiväkirja/Ito – A Diary of an Urban Priest (Pirjo Honkasalo), The Genome Chronicles (John Akomfrah), Tying Your Own Shoes (Shira Avni), Xianshi shi guoqu de weilai/Disorder (Weikai Huang) Musik/sound: Petropolis – Aerial Perspectives on the Alberta Tar Sands (Peter Mettler, Music: Gabriel Scotti & Vincent Hänni) Produktion/production: René Blümel, www.dvd-kollektiv.de Danko Dolch, www.dolchonline.net


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4. - 9. Mai 2010 | Landeshauptstadt Schwerin „Seit 1992 komme ich hier her und fühle mich zu Hause! Es ist mein Festival – mehr muß man nicht sagen...“ Andreas Dresen, 2-facher Preisträger des „Fliegenden Ochsen“ und Filmund Medienpreisträger der Landeshauptstadt Schwerin 2009 „Ein sympathisches Festival mit einem filmbesessenen Leiter... Wenn man so will: Eine Insel im Sturm des Kommerz!“ Götz George, Ehrenpreisträger 2004 „Wenn es solch ein angenehmes Festival, das sich mit Liebe und Anspruch seinem Publikum widmet, nicht geben würde, müsste man es gleich erfinden!“ Hannelore Elsner, Ehrenpreisträgerin 2007 „Ich war lange im Ausland, der Osten mir ziemlich unbekannt... Jetzt bin ich vom Schweriner Filmkunstfest ehrlich begeistert. Ich komme wieder!“ Michael Ballhaus, Ehrenpreisträger 2009 FilmLand M-V gGmbH | Puschkinstrasse 44 (Rathaus) | 19055 Schwerin | tel: 0385 551 57 70 | fax: 0385 551 57 72 | www.filmkunstfest-mv.de | info@filmkunstfest-mv.de | www.filmland-mv.de

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