Il lago d'Idro sul quotidiano tedesco Augsburger Allgemeine

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DIENSTAG, 3. AUGUST 2021

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Reise-Journal

NUMMER 176

Zu Besuch beim kleinen Bruder

Italien Der Idrosee liegt ein wenig im Schatten des ungleich größeren Lago di Garda, doch dafür geht es dort bei weitem nicht so rummelig zu. Und in der Umgebung gibt es etwas, das es anderswo nicht gibt VON RONALD HINZPETER Es sieht fast aus, als würde Andrea Pelizzari den Käse streicheln. Seine Hand bewegt sich in kleinen kreisenden Bewegungen über die orangefarbene Oberfläche dieses Laibs von der Größe eines Autoreifens. Er reibt Salz und Öl auf die Rinde, um sie vor Bakterien zu schützen. Aber natürlich ist dabei eine gewisse Zärtlichkeit, wenn er einmal die Woche die 20 Kilo schweren Käse aus dem Regal wuchtet, die Oberfläche leicht abschabt und wieder eine neue Schicht Öl und Salz drüber reibt. Wie sehr ihm diese würzigen Wagenräder am Herzen liegen, die den reichlich unitalienisch klingenden Namen Bagòss tragen, wird deutlich, wenn er fast schwärmerisch über sie spricht. Schließlich sind sie tatsächlich etwas Besonderes, denn sie werden nur in und um dieses alte Städtchen Bagolino in den grünen lombardischen Bergen der Provinz Brescia hergestellt. Und Andrea Pelizzari ist der Mann, der ihnen den endgültigen Geschmack verleiht. Er kauft die Käse von den Produzenten, lagert sie in einen seiner drei Keller ein, pflegt und „streichelt“ sie: ein Jahr, zwei, drei oder auch vier Jahre lang. Wenn sie die nötige Reife erreicht haben, kommen sie in den kleinen Lebensmittelladen, den er von seinem Vater übernommen hat. Mittlerweile gehören sogar italienische Sterneköche zu seinen Kunden, denn der Bagòss hat in ihren Restaurants dem Parmesan Stück für Stück den Rang abgelaufen. Dank einer kleinen Prise Safran leuchtet er satt gelb, schmeckt kräftig, aber nicht scharf, und lässt sich perfekt zu einem Glas Sekt genießen. Sogar Touristen aus der Schweiz, die nun wahrlich nicht wegen eines Stückchen Käses, die Landesgrenze passieren müssten, kaufen ihn. Ohnehin ist der Ort nicht gerade von Urlaubern überlaufen. Er gehört, wie die gesamte Region, in die

Von der Festung Roca d’Anfo aus bietet der Idrosee einen wunderbaren Anblick. Er ist so etwas wie die kleine Schwester des deut lich größeren Lago di Garda.

Adrenalinschübe auf der „tibetischen Brücke“

Die Region ist nicht so überlaufen Er ist der Käsekönig von Bagolino: Andrea Pelizzari lässt in seinen Kellern den Bagòss reifen – eine Spezialität, die nur dort pro duziert wird. Fotos: Roberto Maggioni (2), Ronald Hinzpeter

Das Städtchen Bagolino lohnt nicht nur einen Besuch wegen des Bagòss Käses, es besitzt einen sehenswerten mittelalterlichen Kern.

Kurz informiert ● Anfahrt Natürlich geht es mit dem Flugzeug zügig über die Alpen: Air Dolomiti fliegt von München nach Mai land in weniger als einer Stunde. Doch die Fahrt zum Flughafen, das Warten und der Weg von Mailand nach Brescia fressen den Zeitvorteil fast wieder auf. Die übliche Autoroute Richtung Gardasee tut’s auch. ● Unterkunft Ein nettes kleines Hotel mit einem prima Blick auf den Idro see ist das B&B Garden View (www.gardenview.eu/de).

Bagolino

MAPS4NEWS.COM / AZ INFOGRAFIK

Kategorie Insidertipp. Das hat natürlich etwas mit der Lage zu tun. Während der bergige Landstrich oberhalb der Provinzhauptstadt Brescia eine gewisse Beschaulichkeit ausstrahlt, tobt das pralle Touristenleben nebenan, rund um den Gardasee, der liebsten Badewanne von Bayern, Schwaben und Badenern. Wer morgens daheim ins Auto steigt, kann nach ein paar Stunden Fahrt noch den Nachmittag unter italienischer Sonne genießen. Wer weniger Rummel erleben aber dafür ein wenig Kunstsinn beweisen möchte, der bleibt noch ein wenig länger im Wagen und steuert den Iseosee an. Den kennt nun fast die ganze Welt. Selbst wer den Verpackungskünstler Christo nicht so sehr schätzt, hat zumindest von diesen stoffbespannten, dahliengelben Stegen namens The Floating Piers gehört, die er 2016 in den See setzen ließ und sie rund um die kleine Insel San Paolo führte. Die spektakuläre Installation wurde von Besuchern überrannt, denn sie alle wollte mal wissen, wie es sich anfühlt, übers Wasser zu wandeln. Doch in den Idrosee, den etwas unscheinbaren Bruder des großen Lago di Garda, hat noch nie jemand etwas Spektakuläres gelegt. Nur an das Westufer haben die Venezianer im 15. Jahrhundert zur Sicherung ihrer Herrschaft die große Festung Roca d’Anfo in den steilen Hang geklotzt. Napoleon hat noch einiges draufgesetzt und ein Bollwerk geschaffen, das später dem Freiheitskämpfer Garibaldi als Stützpunkt diente. Heute trotzt sie keinen Soldaten mehr, sondern höchstens den von reichhaltigem Mittagessen ermatteten Touristen, die sich rund 1200 Treppenstufen nach oben quälen müssen, um das große See-Panorama genießen zu können. Wer es im Schweiße seines Angesichts bis ganz nach oben geschafft hat, dem bietet sich allerdings ein Blick, der

die auf Hochtouren arbeitende Lunge mal eben innehalten lässt: Er ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Unter einem liegt ein schmales Voralpengewässer von zehn Kilometern Länge. Es wird im Sommer genauso warm wie der deutlich tiefer liegende Gardasee. Während der mit den Worten „touristisch voll erschlossen“ noch sehr positiv beschrieben ist, verströmt der kleine Idrosee eine gewisse verschlafene Beschaulichkeit: An den Ufern buhlen keine lang gestreckten Hotelreihen um Gäste, die Zahl der Windsurfer, Segler, Motorbootfahrer und Standup-Paddler (SUP) hält sich in überschaubaren Grenzen. Es ist eher ein Familiengewässer mit Campingplätzen und zwei Surfschulen. Für Anfänger ein ideales Revier: Morgens kräuselt kaum ein Hauch die Oberfläche, SUP-Neulinge können ungestört trainieren. Pünktlich am Mittag kommt Wind auf – die Stunde der Surfer beginnt. Überhaupt bietet die Gegend eine Menge Möglichkeiten für ordentlich schweißtreibende und auch weniger anstrengende Freizeitaktivitäten. Wanderwege und Mountainbikestrecken durchziehen die bergige Landschaft. Wer es etwas herausfordernder haben und auch den Kindern ein wenig Abenteuer bieten möchte, sollte nach Casto fahren, wo einst Erz geschürft und Eisen verarbeitet wurde. Dort haben Kletterenthusiasten mit viel Freiwilligenarbeit einen Kraxelpark geschaffen, der 6000 Meter Klettersteige bietet, wobei einer spektakulär durch eine Klamm führt. Wer danach noch Kraft hat und eine Felswand bezwingt, wird über die „tibetische Brücke“ geschickt. Sie besteht im Grunde aus vier Stahlseilen: Eines zum Balancieren, zwei zum Festhalten und eines für die Sicherungsleine. Sie ohne größeren Schweißausbruch zu passieren – 40 Meter über dem Boden – dazu gehört entweder Erfahrung oder der buddhistische

Idrosee Casto Gardasee A4

Brescia E70

Limone

● Essen Es muss nicht immer das Res taurant sein: im Agriturismo geht noch recht ursprünglich zu, so wie im Agriturismo Le Cole in Casto (www.agriturismo.it, Webseite nur in Italienisch). Es war reichlich und bo denständig. ● Bootstour Kinder werden es wahr scheinlich lieben: eine Tour auf dem Idrosee mit dem Schiffchen Idra. * Die Reise wurde unterstützt von Visit Brescia

Gleichmut der Tibeter. Am Ende badet der Körper in Adrenalin – ein unglaubliches Gefühl. Für Freunde von Kunst und Kultur bietet die Gegend um den Idrosee nicht sehr viel, außer noch in Bagolino, wo die von außen recht unscheinbare Kirche San Giorgio über dem Ort thront. Doch das Innere birst fast vor farbenfroher, recht gut erhaltener Fresken. Mit etwas Glück kann man in die Sakristei schlüpfen: Dort hängt ein kleiner, aber echter Tizian an der Wand. Weit mehr als 2000 Jahre Kultur und Geschichte ballen sich dafür im Provinzzentrum Brescia, einer hübschen Stadt mit prächtigen Bauten und vielen kleinen Geschäften – die deutschen Zungen allerdings ein wenig Widerstand entgegensetzt: „Wie soll man für etwas werben, was die meisten in Deutschland nicht mal richtig aussprechen können“, fragt denn auch die Frau von der Tourismusorganisation Visit Brescia. Dabei ist es so einfach: Es heißt nicht Breskia, sondern Brescha. Die Aussprache fällt leichter nach einem Glas Pirlo, dem brescianischen Pendant zum venezianischen Spritz. Da kommt eben Campari statt Aperol zu Soda und Weißwein (oder Prosecco) ins Glas. Übrigens hat das Getränk nichts mit dem einst von Ex-Bundestrainer Jogi Löw gefürchteten italienischen Starkicker Andrea Pirlo zu tun, der aus der Nähe von Brescia stammt und in der Stadt seine Karriere begann. Dabei dreht sich doch in Italien fast alles um Fußball. So sagte denn der Pfarrer von San Giorgio in Bagolino, nachdem er einer deutschen Reisegruppe die Kunstwerke der Kirche erklärt hatte und schon im Gehen war: „Heute Abend müsst ihr uns helfen und uns unterstützen!“ Es war der Tag des EM-Endspiels. Die Gruppe gab dann vor dem Hotel-TV ihr Bestes. Das Ergebnis ist bekannt.

Reise kompakt Delta Variante: Neuer Buchungsknick im Juli Die sich ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus hat die Urlaubslust der deutschen getrübt. Während die Urlaubsnachfrage im Juni noch florierte, lag sie im Juli schon wieder unter dem Niveau der Vergleichswochen im Jahr 2019, berichtet das Fachportal Reisevor9. Kumuliert haben sich die Sommerumsätze mit pauschal oder in Bausteinen organisierten Veranstalterreisen, im Vergleich zum Vorjahressommer 2020, bis jetzt mehr als verdoppelt. Die Verluste zum Vor-Corona-Sommer 2019 sind auf minus 65 Prozent weiter abgeschmolzen (Vormonat: -75 Prozent). Seit Ende Juni habe sich die Zahl der Buchungen aber deutlich verringert. (mai)

Balearen: Nun mehr Stornos als Buchungen Seit Spanien zum Hochinzidenzgebiet erklärt wurde, werden mehr Reisen storniert, als dass neue Buchungen dazukommen, erklärte DER-Touristik-Produktchef Sven Schikarsky bei einer Pressekonferenz mit der Chefin der BalearenRegierung, Francina Armengol, und der Generaldirektorin für Tourismus, Rosana Morillo. Der Grund für die Reiseabsagen liege nicht in der Angst vor einer Infektionsgefahr vor Ort, betonte Schikarsky. Vielmehr bereite es vor allem Familien mit Kindern, die in der Regel bislang nicht gegen das Coronavirus geimpft sind, Probleme, dass sie nach ihrer Rückkehr für mindestens fünf Tage in Quarantäne müssten. (mai)

Frankfurt: Flughafen hat neues Besucherzentrum Einblicke hinter die Kulissen des Fliegens bietet ein neues Besucherzentrum am Frankfurter Flughafen. Gestern öffnete in Terminal 1 (Halle C) eine multimediale Erlebniswelt mit knapp 30 Exponaten, wie Betreiber Fraport mitteilt. Einige der Stationen laden zum Mitmachen ein: Die Gäste können zum Beispiel einen Airbus A320neo auf seine Parkposition einweisen. Highlight ist ein riesiger Bildschirm, der alle Flüge rund um den Globus in Echtzeit abbildet. Eintrittskarten für die Erlebniswelt gibt es nur vorab online unter www.fratours.com. (dpa)

Tui Cruises: Kreuzfahrten nur für Geimpfte Kreuzfahrten nur für Geimpfte: Bei Tui Cruises gilt das vom 10. September an auch für das Fahrtgebiet Griechenland. Für die Passagiere bringe der vollständige Impfschutz weitere Freiheiten zurück, erklärt die Reederei. Das Gesundheitskonzept könne gelockert werden. Man sei damit auch bestmöglich auf mögliche Vorgaben der Fahrtgebiete in der Zukunft vorbereitet. Zuvor hatte Tui Cruises angekündigt, die Norwegen-Kreuzfahrten auf der „Mein Schiff 1“ ab dem 22. August nur für Geimpfte anzubieten. (dpa)

Regensburg: neue Lauschtour durchs Welterbe Sehen und hören können Regensburg-Besucher das Welterbe künftig mit einer Lauschtour. Der etwa einstündige Rundgang führt per Audio quer durch die Altstadt, die Nutzer werden mit launigen Geschichten unterhalten, die von echten Gästeführern eingesprochen wurden. Die Lauschtour-App gibt’s kostenfrei (li)

Kroatien: mit dem Taxiboot zum Wunschstrand Ein Strand ohne andere Menschen? Robinson Feeling pur? Auf den kroatischen Kvarner-Inseln Rab, Cres, Krk und Losinj bringen Taxiboote die Gäste zu deren individuellem Traumstrand, der meist nur zu Fuß oder über den Seeweg erreichbar ist. Badesachen und Picknickkorb einpacken und schon geht die Reise los. Spätere Abholung garantiert. (li)


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