02 | 2014
mediumgas Das Magazin der VNG-Gruppe
Voll ins Schwarze
Was die VNG-Erdgasspezialisten in Norwegen so erfolgreich macht und welche ehrgeizigen Ziele sie sich setzen.
Inhalt
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MARKTBLICK
„Easy Money“ | In Etappen hoch hinaus | Thüringen macht’s vor | Welche Farbe hat Ihre Heizung? | Mehr grün für die Stadt | Spot an!
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TITELTHEMA Voll ins Schwarze Wie sich VNG mit seinen erfahrenen Experten in Norwegen durch viele tausende seismische Daten arbeitet und dabei tief unterhalb der Meeresoberfläche auf Erdgas und Erdöl gestoßen ist.
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Wissen Fliegender Wechsel
In Brandenburg und Sachsen lässt die ONTRAS gerade 4.000 neue Erdgasrohre für eine Leitung in die Erde. Sicherheit und Umweltschutz werden dabei großgeschrieben.
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PORTRÄT
Die Stadt, die die Nachhaltigkeit erfand In Freiberg wurde nicht nur der Nachhaltigkeits begriff geprägt, sondern hier startete auch das Erdgaszeitalter. Beides – Erdgas und Nachhaltigkeit – sind für die Stadtwerke Freiberg zwei zentrale Handlungsfelder.
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Im Gespräch „ Außer Öl und Gas haben wir alle
mineralischen Rohstoffe.“ Für den Sächsischen Oberberghauptmann Prof. Dr. Bernhard Cramer ist das „Bergbauland Sachsen“ noch immer sehr ergiebig – immerhin liegen hier fast alle Elemente des Periodensystems in der Erde vergraben.
Impressum medium gas Das Magazin der VNG-Gruppe | 22. Jahrgang | Ausgabe 2 | September 2014 | VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft | Braunstraße 7 | 04347 Leipzig Postfach24 12 63 | 04332 Leipzig | Telefon +49 341 443-0 | Fax+49 341 443-2770 | www.vng.de | Redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortliche Redakteurin Mandy Nickel | Telefon +49 341 443-2045 | mandy.nickel@vng.de | Auflage 4.300 | Gestaltung, Herstellung, Reproduktion Militzer & Kollegen GmbH | Druck sepio GmbH, Leipzig | Fotos Dirk Brzoska (S. 1, 4, 8, 26–34, 37–38), EWI (S. 4), Michael Handelmann (S. 1, 2, 13, 16), Eric Kemnitz (S. 40), VNG Norge AS/Helge Hansen/ Montag (S. 1, 14, 20–25, 39), Stefan Militzer (S. 18, 39), Škoda (S. 7), fotolia: Norbert Börger (S. 1), TEA (S. 5), Tomasz Trojanowski (S. 10)
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medium gas 2 | 2014
Liebe Leserinnen und Leser,
Bernhard Kaltefleiter, Direktor Unternehmenskommunikation
geologisch betrachtet und stark vereinfacht, zeigt unser Titelfoto einen Sandsteinbohrkern mit Gesteinsbruchstücken, die aus dem Jura-Erdzeitalter stammen und damit rund 150 Millionen Jahre alt sind. Zur Erinnerung: Der Jura war nicht nur die erste Blütezeit der Dinosaurier, sondern er gilt auch als eines der entscheidenden Erdzeitalter, in dem die erdöl- und erdgasspeichernden Gesteine entstanden sind. Der Kern kommt aus einer Erkundungsbohrung, die unsere E&PGesellschaft VNG Norge im Frühling in der Norwegischen See niedergebracht hat. Die gelben und roten Linien wurden angezeichnet, um den Bohrkern später mit der richtigen Seite nach oben zu erkennen. Soweit die Geologie. Man kann das Foto aber auch anders, eben emotionaler betrachten und das „Herz“ im Gestein sehen. Für uns hat der Bohrkern auf jeden Fall sein Herz am richtigen Fleck: Die Explorationsbohrung, die ihn ans Tageslicht gebracht hat, führte zu einem unerwartet ergiebigen Öl- und Gasfund. Wir erzählen in dieser Ausgabe von diesem Bohrerfolg in Norwegen, vom Enthusiasmus unserer E&P-Experten und von den ehrgeizigen Zielen an der Erdgas-Quelle. Mit viel Begeisterung und großem Technikverständnis sind auch die Mitarbeiter von ONTRAS unterwegs, wenn sie derzeit in Brandenburg und Sachsen auf einer Länge von gut 60 Kilometern eine Ferngasleitung erneuern. Wir haben die Baustelle für einen Tag besucht und unserem Erdgaslogistiker bei diesem sehr praktischen Engagement für Versorgungssicherheit über die Schulter geschaut. Seit dem Mittelalter und bis heute steht das Erzgebirge für die sprichwörtliche sächsische Figelanz – die Fähigkeit Chancen zu erkennen und umgehend zu nutzen. Für uns ein Grund, die Region gleich zweimal zu besuchen. Beim ersten Mal haben wir mit dem Geschäftsführer der ansässigen Stadtwerke Freiberg über Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Energieerzeugung gesprochen. Beim zweiten Mal haben wir den sächsischen Oberberghauptmann Prof. Dr. Bernhard Cramer getroffen und ihn über „Berggeschrey“ und Rohstoffförderung im Freistaat Sachsen befragt! In diesem Sinne: Glück auf und viel Spaß bei der Lektüre.
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„Easy Money“ Der Erdgasantrieb rangiert nicht nur wirtschaftlich vor anderen Antriebsarten, sondern ist auch die kostengünstigste Technologie im Verkehrssektor, um CO2 zu vermeiden. Das ist die Quintessenz einer Studie vom Energiewirtschaftlichen Institut (EWI) im Auftrag vom erdgas mobil e. V. medium gas hat beim EWI nachgefragt.
1 Erdgasfahrzeuge sind „Easy Money“, also leicht verdientes Geld. Warum? Erdgasfahrzeuge sind für den Verbraucher bereits bei unterdurchschnittlichen Jahreslaufleistungen vorteilhaft gegenüber konventionellen Antrieben. Bei der Mittelund Kompaktklasse gilt dies sogar bereits vor dem ersten gefahrenen Kilometer. Bei Kleinwagen stellt sich dieser Vorteil ab jährlich 7.000 gefahrenen Kilometern ein. Die Gründe hierfür sind Steuerbegünstigungen bei Kfz- und Energiesteuer sowie vergleichsweise niedrige Kraftstoffkosten. 2 Ein weiteres Ergebnis der Studie: Erdgasfahrzeuge sind die kosteneffizientesten CO2-Vermeider. Was heißt das? Das bedeutet, dass Erdgasfahrzeuge günstiger CO2-Emissionen vermindern können als andere CO2-arme Antriebstechnologien wie Elektro- oder Hybridfahrzeuge.
3 Wie kosteneffizient sind sie denn?
5 Wenn Erdgasfahrzeuge so wirtschaftlich und CO2-freundlich sind, warum fah-
Der gesamtwirtschaftliche Vorteil – die CO2-Minderung bei gleichzeitiger Kosten ersparnis gegenüber konventionellen Pkw – ergibt sich bereits bei einer Jahresfahrleistung von 17.000 km. Andere Technologien haben dagegen sehr hohe Laufleistungen. Bei Hybrid-Pkw liegt die ökologische Wirtschaftlichkeitsschranke bei 45.000 km pro Jahr, bei Elektro-Pkw sogar bei über 100.000 km.
ren dann nicht viel mehr auf den Straßen?
4 Auf welcher Grundlage basiert die Berechnung? Unsere Berechnungen stützten sich auf das Konzept der CO2-Vermeidungskosten. Damit kann eine Technologie hinsichtlich ihrer Emissionseinsparung und Kosten mit einer Referenztechnologie – in diesem Falle konventionell angetriebene Fahrzeuge – verglichen und bewertet werden. Die Vermeidungskosten geben Auskunft über die monetären Kosten der Emissions vermeidung.
„Mit erdgas richtig Heizen.“ 4
Wir haben insbesondere zwei Aspekte identifiziert: Erstens erschwert die uneinheitliche Preisausweisung an Tankstellen den Preisvergleich für den Verbraucher. Erdgas wird in Kilogramm angegeben, Benzin und Diesel bekanntlich in Litern. Zweitens werden dem Verbraucher die sogenannten „sozialen Kosten“ nicht sichtbar, die durch die vergleichsweise hohen CO2-Emissionen eines konventionellen Fahrzeugs entstehen. Folglich gibt es keinen Anreiz, in Fahrzeuge mit geringem CO2-Ausstoß zu investieren. 6 Ein Lösungsvorschlag? Eine einheitliche Preisausweisung sowie die Einbeziehung des Straßenverkehrssektors in den CO 2-Zertifikatehandel wären mögliche Ansätze, um den volkswirtschaftlich optimalen Einsatz von Erdgasfahrzeugen herbeizuführen.
duzent in Norwegen
Neu in der VNG-Gruppe: ONTRAS und VNG Norge
VNG gründet IT-Tochter ECG
Stadtgasära beendet
Erster Liefervertrag mit Norwegen
2014 2012 2009
VNG erwirbt die Anteile an der Endeavour Energie Norge und verschmilzt sie wenig später mit ihrer bereits 2006 gegründeten VNG Norge. Gegenwärtig ist die VNG Norge an den produzierenden Feldern Draugen, Brage, Njord und Hyme beteiligt.
2009
VNG wird Erdgaspro
Das Konsortium zur Errichtung des UGS Katharina wird im Mai 2009 von VNG, Gazprom Export und Gazprom Germania gegründet. Seit September 2013 gehört auch die VNG Gasspeicher GmbH dazu. Endgültig fertig sein soll der neue Speicher im Jahr 2024, dann hat er ein Speichervolumen von mehr als 600 Mio. m3.
VNG gründet die Tochtergesellschaften ONTRAS und VNG Norge. ONTRAS betreibt und vermarktet das 7.200 km langen Ferngasleitungsnetz in Ostdeutschland. VNG Norge ist verantwortlich für die Eigenförderung von Öl und Gas des Konzerns. Beide Unternehmen sind heute zentrale Bestandteile der VNG-Wertschöpfungskette.
2006
Start für einen Speicherneubau
Mit der Ausgliederung des Transport- und des Speichergeschäfts bereiches setzt die VNG die Anforderungen des Energiewirtschaftsgesetzes um. Sie sehen eine Trennung beider Bereiche von anderen Tätigkeitsbereichen der Energieversorgung vor.
Die ECG Erdgas-Consult GmbH (ECG) agiert seit 2000 in deutschlandund europaweiten Projekten in der Energieversorgungsbranche und hat sich als spezialisierter Anbieter von Software-, Beratungs- und Prozessdienstleistungen etabliert.
2000
Ausgliederung ONTRAS und VGS
Im Sommer schließt die VNG Norge ihre Erkundungsbohrungen im Pilund Bue-Prosepkt in der Lizenz PL 586 unter eigener Betriebsführung ab. Die Ergebnisse lassen auf ein vielversprechendes Ressourcenpotenzial schließen. Der Fund liegt circa 33 Kilometer südwestlich des NjordFeldes. VNG Norge ist mit 30 Prozent an der Lizenz beteiligt.
In Leipzig erlischt die letzte Stadtgasflamme. Damit war die Umstellung von Stadtgas auf Erdgas in nur viereinhalb Jahren vollzogen. In den ersten zehn Jahren wurden beachtliche Umwelt-Erfolge erzielt: Der Anteil von Kohleheizungen ging von 73 % in 1990 auf sechs Prozent in 2000 zurück, die CO2-Emissionen sanken in dieser Zeit um über 50 %.
1995
Großer Öl- und Gasfund in Norwegen
Die Friedliche Revolution und der Mauerfall vor 25 Jahren ermöglichten der VNG den Wandel vom volkseigenen Betrieb in eine Aktiengesellschaft. Ein Blick auf die wichtigsten Etappen der letzten 25 Jahre.
VNG unterschreibt 1993 den ersten Liefervertrag für norwegisches Erdgas. Seit dem Lieferbeginn 1996 wurden mehr als 55 Mrd. m3 Erdgas aus Norwegen an die VNG geliefert.
1993
in etappen
hoch hinaus.
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Thüringen macht ’ s vor
Klimaschonendes Erdgas verbrennt weniger CO2 Spezifische CO2-Emissionen fossiler Energieträger in kg CO2/kWh Quelle: BMU 2005
E
in Klimaschutz- und Energiewendeziel hat Deutschland klar vor Augen: Zwischen 2008 und 2020 müssen die CO2-Emissionen um 203 Mio. Tonnen pro Jahr sinken. Fast 50 Prozent dieser Einsparung soll der Wärmemarkt beisteuern – durch Maßnahmen an der Gebäudehülle, durch eine verbesserte
Welche Farbe hat Ihre Heizung? bis 2 01 9
–
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A ++
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C D E F G 6
++ 9 A +–D 201
B
Anlagentechnik oder durch Erneuerbare Energien. Bei der Umsetzung dieser ehrgeizigen CO2-Einsparziele spielt Erdgas eine entscheidende Rolle. Es ist die mit Abstand vielseitigste Energiequelle und kann in allen Segmenten der Energieversorgung genutzt werden, also sowohl für den Wärme- und Strommarkt als auch im Mobilitätssektor. Moderne Erdgasheizungen, allen voran die Brennwerttechnik, nutzen den Brennstoff zu fast 100 Prozent und sind damit die effizienteste Heiztechnologie überhaupt. Sie arbeiten bis zu 40 Prozent wirtschaftlicher als konventionelle Heizungen und bieten damit nicht nur größere Einsparmöglichkeiten beim CO2, sondern auch beim Energieverbrauch. Außerdem lassen sie sich mit erneuerbaren Energien,
unter anderen mit Solar und Erdwärme, kombinieren. Und auch im Hinblick auf die Kosten ist Erdgas im Vorteil: Viele erdgasbetriebene Heiztechnologien sind seit Jahren auf dem Markt – und das zu günstigen Preisen. In Thüringen haben die Klima- und Kostenvorteile von Erdgas auf jeden Fall schon überzeugt. Im Freistaat ist jüngst eine Umstellungsinitiative angelaufen, in deren Zuge in den nächsten fünf Jahren bis zu 10.000 Haushalte neu ans Gasnetz angeschlossen werden sollen. 25 Städte, vor allem im ländlichen Raum, wurden dafür ausgewählt. Mehr Informationen zu dieser Initiative gibt es in der nächsten Ausgabe von medium gas, die im Dezember erscheint.
Was man von Elektrogeräten bereits kennt, wird zukünftig auch für die Heizung zum Standard – das farbige Energielabel, das den Energieverbrauch kennzeichnet. Ab September 2015 müssen alle Heizkessel und Warmwasserbereiter mit einer Heizleistung bis 70 kW bzw. alle Warmwasserspeicher bis 500 Liter mit einer Farbskala von Grün bis Rot und der Effizienzklasse versehen werden. Auch größere Anlagen (bis 400 kW thermisch) und Speicher (bis 2.000 Liter) müssen gekennzeichnet werden, unter anderem mit den Werten zu Energieverbrauch, Stickoxid-Emissionen und Schallpegel. Die Skala reicht zunächst von A++ bis G. Ab 2019 wird das Spektrum nach unten verringert und nach oben erweitert. A+++ ist dann die energiesparendste Wahl. E, F und G entfallen.
In die Farbskala-Klassen werden die Heiztechnologien an Hand der jahreszeitbedingten Raumheizungs-Energieeffizienz eingeordnet. Hier erreichen die ErdgasGeräte hohe Gesamtnutzungsgrade und damit auch beste Werte. Rund 40 Prozent der Nebenkosten im Haushalt müssen für Heizung und Warmwasserbereitung aufgewendet werden. Gerade deshalb sollten hier effiziente Anlagen zum Einsatz kommen.
Ansprechpartner Sie haben Fragen zum Energielabel für Heizungen? Sandro Pautz Telefon +49 341 443-2370 sandro.pautz@vng.de
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SPOT AN!
Das Leuchtgaszeitalter ist längst vorbei. Und doch hat mancherorts die Gaslaterne noch überlebt. Denn nicht überall gewinnen rationale Energiesparprogramme gegenüber der „Jahrhundertwende-Gemütlichkeit“.
Text Melanie Herber Das weckt Erinnerungen: Ein fünfarmiger Kandelaber aus längst vergangener Zeit hüllt die Straße in sein honiggelbes Licht. Sie brennen noch immer, die Gaslaternen und erhellen nicht nur die Straßen, sondern auch die Gemüter von Geschichtsliebhabern und Romantikern. Doch sie sind ein gefährdetes Stück Kultur, das aus vielen Städten zu verschwinden droht. Eine Ära neigt sich dem Ende Wir blicken zurück auf eine 200-jährige Geschichte: 1812 brachte der Freiberger Gelehrte Wilhelm August Lampadius die erste Gaslampe auf dem Obermarkt in Freiberg an und entzündete sie auch probehalber. Zwei Jahre später flammten die ersten mit Stadtgas betriebenen Gaslaternen in London auf. 1814 gilt seither auch als Beginn der öffentlichen Gasbeleuchtung. Im Gegensatz zu den alten Öllampen waren die Gaslaternen sehr viel heller und dazu noch leichter zu bedienen. Schnell folgten andere Städte dem Beispiel der britischen Metropole und die Technik verbreitete sich über die ganze Welt. Abend für Abend liefen bei Anbruch der Dunkelheit Laternenanzünder durch die Straßen, um die Gasflamme zu entfachen. Ende des 19. Jahrhunderts bekam die Gaslaterne Konkurrenz durch die elektrische Glühbirne. In den Städten wurden anfangs Gas- und elektrisches Licht gleichsam betrieben und ausgebaut. Im Jahr 1937 leuchteten knapp 575.000 Gaslaternen in Deutschland. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges setzte sich flächendeckend jedoch mehr und mehr die elektrische Straßenbeleuchtung durch. Seit den 1960er Jahren verzichteten die meisten deutschen Städte auf die Gasbeleuchtung. Heute erhellen nur noch rund 80.000 Gasleuchten die deutschen Straßen. Davon stehen über 40.000 allein in der Hauptstadt Berlin. Betrieben werden sie mittlerweile 8
nur noch mit umweltfreundlichem Erdgas. Einzig die Glühstrümpfe, also jene Elemente, die die Lichtquelle bilden, stammen teilweise original aus Stadtgas-Zeiten. Nostalgie oder Sparzwang? Schummrig schön mögen die Gasleuchten zwar sein, ihre Energieeffizienz aber kann mit moderneren, sparsameren Techniken nicht mithalten. Eine 1.000-Watt-Gaslaterne erzeugt gerade einmal so viel Licht wie eine herkömmliche Energiesparlampe. Außerdem hat sie einen sehr geringen Wirkungsgrad, da sie mehr heizt als leuchtet. Und: Auch bei den Betriebskosten liegt die Gaslaterne gegenüber neuen LED-Lampen weit zurück, vor allem neue Glühstrümpfe sind teuer. In Berlin haben diese Effizienzdefizite vor zwei Jahren eine heftige Debatte zwischen Umweltschutz und Nostalgie, Energie einsparung und Kulturschutz hervorgerufen – mit dem Ergebnis, dass die alten Gaslaternen jetzt schrittweise ausgetauscht werden sollen. Jüngst hat auch Frankfurt am Main entschieden, die rund 5.500 Gaslampen aus Effizienz- und Einspargründen umzurüsten. Es bleibe Licht Gegen das „Aussterben“ der Gaslaternen regt sich jedoch ein heftiger Widerstand. In vielen Städten setzen sich Initiativen aktiv für den Erhalt der historischen Lampen ein, so auch der Verein Gaslicht-Kultur e. V. aus Berlin unter Leitung von Bertold Kujath. Er will die Berliner Gaslaternen mit regionaler und überregionaler Unterstützung vor dem Abriss bewahren. „Wegen ihrer historischen Bedeutung wurden die Berliner Gaslaternen vom World Monuments Fund im November 2013 als einziges Kulturgut Deutschlands auf die Rote Liste der weltweit am meisten gefährdeten Kulturgüter gesetzt“, erklärt Kujath. An diesen Erfolg knüpft Gaslicht-Kultur e. V. an. Mit einem Gutachten zur generellen Weltkulturerbe-Fähigkeit
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Auch die VNG AG betreibt noch 15 Gaslaternen, die das Gelände rund um das Hauptgebäude in Leipzig Nacht für Nacht in historisches Licht tauchen. Unter den Laternen befinden sich auch drei Originale von 1920.
will der Verein einen weiteren Schritt für den Erhalt der Laternen erreichen. „Aber der eigentliche Erfolg ist, dass es uns gelungen ist, die Berliner Gaslaterne zu einem internationalen Thema zu machen. Wir haben es geschafft, in der Öffentlichkeit im Inund Ausland ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es sich bei den Gaslaternen um ein schützenswertes kulturelles Erbe handelt“, freut sich Kujath. Inzwischen garantiert die Stadt den Erhalt von 7,5 Prozent, was etwa 3.300 Lampen entspricht. Zeitzeugen als Touristenattraktion Kultur hin oder her, finanziell verlieren die historischen Leuchten im Vergleich. „Die Energieersparnis beim Einsatz elektrischer Beleuchtung liegt bei 92 Prozent“, erklärt Geschäftsführer Reiner Gebhardt vom Energieunternehmen eins energie aus Chemnitz. Die jährlichen Unterhaltskosten der Gasleuchten sind viermal so hoch, wie die der strombetriebenen. Doch auch Gaslaternen lassen sich wirtschaftlich nutzen – touristisch zum Beispiel. Städte wie Lübeck oder Boston bieten Stadtführun-
gen durch Gaslaternenviertel an. Auch Berlin setzt Zeichen: Ein Freilichtmuseum zeigt 90 Leuchten sämtlicher Epochen, die größte Sammlung weltweit. Chemnitz stellte 2012 etwa 350 Gasleuchten unter Denkmalschutz. „Gaslaternen sind historische Zeugen der industriellen Zeit und gehören damit zu einem Teil unserer Geschichte hier vor Ort. Wir tragen mit dem Erhalt der Gaslaternen zum Stadtbild bei“, so Gebhardt weiter. Ein technischer Kompromiss für alle Um den Abriss aller Gaslaternen zu umgehen, die historische Optik zu erhalten und trotzdem die Stadtkasse zu schonen, hat der Chemnitzer Versorger über 700 Gaslaternen mit elektrischen Leuchten ausgestattet. In Berlin geht man einen vergleichbaren Weg. Die historischen Laternen werden in den kommenden Jahren auf LED-Technik mit nahezu exakt dem gleichen gelborangen Farbton der Gasbeleuchtung umgerüstet. 2,9 Millionen Euro hat der Senat für diesen „optimalen“ Ersatz eingeplant, der alle glücklich machen soll.
In diesem Sinne : Gut Licht ! (Kurt Tucholsky: „Der Laternenanzünder“)
Ein Laternenanzünder in der Weltliteratur Er wohnt auf dem fünften Planeten und muss in immer kürzerer Folge die Laternen auslöschen und wieder anmachen: Der Laternenanzünder aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Er glaubt an die ihm einmal gestellte Aufgabe und sieht sich ewig an sie gebunden. Gewinnen Sie eines von drei Exemplaren des Klassikers. Senden Sie eine E-Mail bis zum 15. Oktober 2014 an redaktion@vng.de | Stichwort: „Der kleine Prinz“ 9
Titelthema
Gasspeicherung Gastransport
Gashandel & Dienstleistung 10
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Exploration & Produktion
VOLL INS SCHWARZE Die Suche nach Erdgas und Erdöl und das Bergen der Rohstoff-Schätze aus den Tiefen des Meeres ist ein Hightech-Geschäft. Es führt durch viele tausende seismische Daten und harte Schichten aus Gestein. Dass es dafür nicht nur technische Gerätschaft braucht, sondern vor allem auch ein Team aus tatkräftigen und erfahrenen Erdgasspezialisten, das wollen wir in dieser Ausgabe von medium gas zeigen.
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Titelthema
„Dieser Spirit ist überall spürbar, das macht wirklich Spaß.“ Ein erfolgversprechender Ölfund in Dänemark, sechs neue Explorationslizenzen und ein spektakulärer Öl- und Gasfund in Norwegen – das Jahr ist für die VNG Norge das bisher aufregendste überhaupt. VNG-Vorstand Hans-Joachim Polk und VNG Norge-Geschäftsführer Atle Sonesen sprachen mit uns über das Gasgeschäft an der Quelle, die Verantwortung und Ehre und warum die Geowissenschaftler und Tiefbohringenieure der VNG Norge mit so viel Herzblut dabei sind.
Hans-Joachim Polk (P) und Atle Sonesen (S) sind zwei erfahrene E&P-Experten, die schon mehr als 20 Jahre im Geschäft dabei sind. Beide haben Erdöl- und Erdgastechnik studiert, der eine im niedersächsischen Clausthal, der andere im norwegischen Stavanger.
Warum haben Sie sich eigentlich für das Explorations- und Produktionsgeschäft entschieden? (P) Ein bisschen aus Tradition, weil der Großteil meiner Familie im Bergbau und im Industriesektor tätig war. Viel entscheidender war wohl mein Interesse an der Technik. Ich wusste schon mit 15, dass ich Bergbauingenieur werden will. Nach dem Abitur war es dann Intuition, dass ich mich gegen das klassische Bergbaustudium und für die Erdöl- und Erdgastechnik entschieden habe. (S) Ich bin in Stavanger geboren und auf12
gewachsen. Die Stadt gilt als Norwegens Öl- und Gashauptstadt schlechthin, die E&P-Industrie ist hier allgegenwärtig. Das prägt natürlich. Für mich war es also nicht so sehr eine emotionale, sondern vielmehr eine natürliche Entscheidung, diese Richtung einzuschlagen.
Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf besonders? (S) Ganz klar, die große Bandbreite an Jobmöglichkeiten in der Öl- und Gas industrie und die Suche nach dem Unbekannten, die zu einem gewissen Teil in den Händen der modernen Technik liegt. Das Geschäft ist unglaublich komplex und von technologischen Entwicklungen abhängig. Die haben sich in den vergangenen Jahren enorm gewandelt und hier wird sich auch zukünftig noch vieles bewegen. Das macht es sehr spannend. (P) Der Mix aus Abenteuer, Stolz, Respekt und hoher Spezialisierung von Mensch und Technik. Wir arbeiten in unserem
Beruf mit Geräten, die weit draußen auf hoher See über 5.000 Meter tief in den Boden bohren können. Hier gibt es viele technische Wunderwerke vom Bohr meißel über die Bohrmessgeräte bis hin zu ausgeklügelten Sicherheitssystemen, die die Bohrung bei Bedarf verschließen können. Gleichzeitig braucht es aber auch die hochspezialisierten Ingenieure, die die technisch aufwendigen Bohrungen exakt planen. Dieses Zusammenspiel ist faszinierend.
Was meinen Sie, welche Tugend ist im Explorationsund Produktionsgeschäft am wichtigsten: Respekt, Ehrfurcht, Tatendrang oder Ausdauer? (P) Für mich sind zwei Dinge entscheidend. Erstens ist es der Respekt vor dem Unbekannten, der Natur und dem Risiko, das ohne Zweifel bei jeder Bohrung auch theoretisch immer da ist. Und zweitens, Ausdauer. Das E&P-Geschäft ist ein langwieriges. Manchmal ist man
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machen. Dieser Spirit ist überall spürbar, das macht wirklich Spaß.
Hans-Joachim Polk
sAm 1. Januar 2014 übernahm Han glied das Ressort „Infrastruktur/ Joachim Polk als neues Vorstandsmit Erdöl- und Erdgastechniker war viele Technik” bei der VNG. Der studierte denen nationalen sowie internatiJahre bei der RWE Dea AG in verschie Bereich Speicherung von Erdgas, onalen Positionen tätig, u. a. in den von Öl und Gas. Feldesentwicklung sowie Produktion
nicht beim ersten, zweiten oder dritten Versuch erfolgreich, sondern erst beim vierten. Hier den langen Atem zu behalten ist auch ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Was hat Sie beide dazu bewogen zur VNG zu kommen, obwohl das Unternehmen in Norwegen noch immer in den Anfängen steckt?
(S) Auf jeden Fall Respekt. Er bringt uns dazu, auf jede Bohrung ausreichend vorbereitet zu sein und den strengen Umweltund Sicherheitsauflagen gerecht zu werden. Ich sehe aber noch eine weitere Tugend, nämlich den Wissensdrang zu behalten. Durch ihn entwickeln wir uns und unsere Technik immer weiter, machen sie effizienter und dadurch im Ergebnis auch erfolgreicher.
(P) Das hatte mehrere Gründe. Der entscheidende war, dass ich vom Geschäftsmodell der VNG-Gruppe überzeugt bin. Sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette für Erdgas aufzustellen und dabei auch in der Exploration und Produktion in Norwegen weiter voranzuschreiten, ist meines Erachtens der richtige Weg.
Bei VNG sind beide noch nicht lange dabei. Atle Sonesen wurde vor einem Jahr zum Geschäftsführer der VNG Norge berufen, HansJoachim Polk ist seit Januar dieses Jahres Mitglied im Vorstand der VNG. Beide kamen von wesentlich größeren E&P-Unternehmen, die weltweit im Bohrgeschäft tätig sind.
(S) Ich wusste, dass die VNG Norge nicht nur ein reines Explorationsunternehmen ist, sondern auch Öl und Gas fördert und diese Förderung perspektivisch sogar ausbauen will. Sie hat also noch eine Geschichte, die erzählt werden will und daran will ich teilhaben. Genauso wichtig war mir aber auch, dass sich alle Mitarbeiter ausnahmslos dem Ziel verschworen haben, ihr Unternehmen zu einem konstruktiven und anerkannten Partner auf dem Norwegischen Schelf zu
Noch ist die VNG Norge Aber – verglichen mit Statoil, BP oder Shell – nur ein kleiner bis mittelgroSSer Akteur. (S) J a und nein. Was die Produktion angeht, gehören wir mit rund 4.000 Barrel Öläquivalent tatsächlich eher zu den kleinen Playern in Norwegen. Was die Anerkennung und den Ruf betrifft, haben wir uns aber in den vergangenen Jahren stärker nach vorne gebracht. Unsere Partner, die örtlichen Behörden und auch der Staat haben uns als vertrauensvolles und verlässliches Unternehmen anerkannt und selbst die großen Akteure schauen auf das, was wir machen.
Für ein junges Unternehmen wie die VNG Norge ist diese Anerkennung keinesfalls selbstverständlich. Das Unternehmen wurde 2006 gegründet, damals noch mit drei Mitarbeitern. Die ersten Lizenzen wurden im Jahr 2007 gekauft, 2009 hatte sich das Unternehmen durch die Übernahme eines anderen Explorationsspezialisten weiter verstärkt. Mittlerweile arbeiten rund 70 Erdgasspezialisten im Team, die VNG Norge hält mehr als 30 Lizenzen, ist an vier produzierenden Feldern beteiligt und als Betriebsführer, quasi als „Chef auf der Plattform“, tätig. Diese Position ist mit großer Verantwortung und Ehre verbunden, als „Drilling boss“ ist man für alles zuständig, was auf der Plattform passiert. 13
Titelthema
Welche Vorteile bringt die VNG Norge für das norwegische Schelf mit? (S) Unser größter Vorteil ist, dass wir klein und wendig sind und keine langwierigen Prozesse im Hintergrund haben. Das macht uns in vielen Dingen schneller und damit auch effektiver. Dazu kommt noch, dass wir unsere Projekte priorisieren können. Wir können uns zum Beispiel auf eine spezielle Region fokussieren, in der wir Öl und Gas suchen. Eine große Firma wie Statoil muss dagegen viele Gebiete abdecken.
Und welche Region ist in Ihrem Fokus? (P) Wir konzentrieren unsere Aktivitäten vor allem auf die Haltenbanken-Terrasse. Das Gebiet liegt in Mittelnorwegen in unmittelbarer Nähe zur Stadt Kristiansund. Die ersten Explorationsbohrungen wurden dort in den 1980er Jahren gemacht. Mittlerweile wird hier Öl und Gas in einer Vielzahl an Feldern produziert, darunter auch in Draugen, Njord und Hyme an denen die VNG Norge beteiligt ist.
Atle Sonesen
Atle Sonesen arbeitet sei t Mai 2013 bei VNG Norge. Zuvor war er als Geschäftsführer bei de r GD F SUE Z E&P zuständig für die Bohrungen und Lizenz- und Betriebsm ana gem ent auf dem Norwegischen Kontinental schelf. Bei Schlumberge r Oil fie ld Se rvices hat er Erfahrung in der Geschäft sentwicklung und in den Be rei che n Technologie und Marketing gesamme lt. Atle Sonesen hat ein en Ma ster of Science im Fach Erdgastechnik.
Sind die Erfolgsaussichten in dem Gebiet besser als anderswo? (S) Die Haltenbanken-Terrasse ist in der Tat eine sehr kohlenwasserstoffreiche Region, die Erfolgsaussichten sind dementsprechend gut. In der Regel ist in Norwegen jede dritte Bohrung erfolgreich, hier ist es fast schon jede zweite Bohrung. Das Gebiet ist außerdem infrastrukturell sehr gut erschlossen. Und nicht zu vergessen: Wir haben in unserem Team einheimische Geologen
Exploration & Produktion ist eine Säule der VNG-Gruppe Die Exploration & Produktion ist neben dem Gashandel & Dienstleistung, dem Gastransport und der Gasspeicherung einer der vier Kerngeschäftsbereiche der VNGGruppe. VNG ist seit 2006 mit der Gründung der VNG Norge im Upstream-Geschäft aktiv. Den jüngsten Geschäftsbereich hat das Unternehmen in den letzten Jahren auch kontinuierlich ausgebaut. Derzeit verfügt die VNG Norge über mehr als 30 Lizenzen in Norwegen und Dänemark, die auf neue Öl- und Gasvorkommen untersucht werden. In neun dieser Lizenzen tritt sie als Betriebsführer auf. Gleichzeitig ist die VNG Norge auch an vier produzierenden Feldern beteiligt. Ziel der VNG in Norwegen ist es, das E&P-Geschäft als selbsttragenden Bereich auszubauen. 14
und Geowissenschaftler, die die Region kennen und schon viele seismische Daten der Haltenbanken-Terrasse analyisiert haben. Das ist von großem Vorteil.
Von groSSem Vorteil ist sicher auch, dass die VNG AG als Mutterkonzern das Geschäft am Bohrloch vorantreibt … (S) Natürlich. Wir sind sehr froh, dass wir mit der VNG AG ein starkes Unternehmen hinter uns haben, das sich entlang der gesamten Erdgaswertschöpfungskette aufgestellt hat. Und das sich auch deutlich zum E&P-Geschäft bekennt und damit klare Ziele verfolgt. (P) Wir sehen unser Engagement in Norwegen als Teil unserer Wachstumsstrategie und damit auch ganz klar als Investition in die Zukunft. Wir wollen die Eigenförderung weiter ausbauen und sie als selbsttragenden Geschäftsbereich etablieren.
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Das heiSSt … (P) … dass die VNG Norge finanziell auf eigenen Beinen steht und zum Beispiel die Kosten für zukünftige Bohrungen aus den Erlösen der geförderten Öl- und Gasmengen finanziert werden. Und natürlich sollen dann auch Ergebnisbeiträge aus Norwegen zurück an die VNG-Gruppe fließen.
Hier ist die VNG Norge in der Exploration und Produktion aktiv. Betriebsführer Partner
34 Lizenzen in Norwegen und Dänem ark
Bisher konzentriert sich die VNG schwerpunkt mäSSig auf die Regionen Norwegen und Dänemark. Kommen noch andere Gebiete hinzu? (P) Wir sehen auch zukünftig den Schwerpunkt unserer E&P-Aktivitäten auf dem norwegischen Kontinentalschelf und hier in der Nordsee sowie der Norwegischen See und in ersten Ansätzen auch in der Barentssee. An dieser Strategie wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern.
In der Barentssee auch? (P) Ja, aber wirklich nur begrenzt. VNG Norge hat sich beispielsweise jüngst mit einer kleineren Gruppe an E&P-Firmen zusammengeschlossen, um erste seismische Daten der Barentssee auszuwerten. Das ist ein starkes Signal, auch in Norwegen. Wir fokussieren uns originär auf die Haltenbanken-Terrasse, haben aber im Grunde auch neue Gebiete immer auf dem Radar.
Für das Geschäft am Bohrloch braucht man bekanntlich einen langen Atem, sehr viel technisches Know-how – und viel Geld. 15
Titelthema
Was man heute findet, kann man manchmal erst in zehn Jahren produzieren. Dabei ist das Risiko im E&P-Bereich in Norwegen trotzdem überschaubar. Der Staat trägt einen erheblichen Teil der Explorationsrisiken.
Wie schwierig ist es technisch und finanziell, Erdgas und -öl in Norwegen zu finden und zu fördern? (S) Eine sehr komplexe Frage! Auf den Punkt gebracht: Der Erfolg verlangt großes technisches Know-how, Zeit, Respekt, ein langfristiges Bekenntnis und natürlich auch einen guten finanziellen Hintergrund. (P) Technisch ist das E&P-Geschäft überall auf der Welt sehr anspruchsvoll. Aber in Norwegen haben wir den Vorteil, dass hier der Staat im Rahmen seiner langfristig angelegten Strategie zur Ressourcenentwicklung einen erheblichen Teil der Kosten für die Rohstoffsuche trägt. Das ist auch ein Grund, warum wir uns auf Norwegen konzentrieren. (S) Die Steuerrückzahlungen sind ein wichtiger Anreiz, der auch kleineren Firmen das E&P-Geschäft möglich macht. Im Grunde wurde das System geschaffen, weil Ende der 1990er Jahre die Produktion auf dem norwegischen Schelf zurückging. Mittlerweile sind die Anzahl an Explorations- und Produktionsfirmen und die Produktionsmengen wieder angestiegen.
Finanzielle Anreize hin oder her, trotzdem kann nicht jeder in Norwegen nach ERDÖl und ERDGas bohren. 16
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(S) Nein, vor allem weil die Sicherheitsvorschriften enorm hoch sind. Lizenzen zum Aufsuchen und Fördern von Erdöl und Erdgas erhält in Norwegen nur, wer durch seine Fachkompetenz einen Mehrwert für die Förderregionen bringt, wer alle gesetzlichen Vorschriften einhält und als Betreiber sicher und umweltfreundlich arbeitet.
Dann sind über 30 Lizenzen wirklich ein groSSer Vertrauensbeweis an die VNG Norge. (P) Das sehen wir auch so! Wir haben aber auch als Mutterkonzern von Beginn an sehr viel Wert darauf gelegt, dass Ressourcengewinnung und Umweltschutz Hand in Hand gehen. Immerhin gehören Risiko management und sichere Betriebsführung in der VNG-Gruppe seit über 55 Jahren zum Geschäft dazu. Unsere Mitarbeiter im TransWussten Sie, dass … … der größte norwegische Gasvorrat im Trollfeld vor der norwegischen Westküste liegt? Er wird auf 1.300 Mrd. m3 geschätzt. … die Troll-A-Plattform mit 472 m die größte je von Menschen gebaute Plattformkonstruktion ist? Sie steht seit dem Produktionsstart im Jahr 1979 mit einem Sockel aus Stahl und Beton auf dem Meeresgrund. … das Norwegische Kontinentalschelf dreimal so groß ist wie Norwegen selbst? Die Gesamtfläche liegt bei über 2 Mio. km2. … die meisten Produktionsplattformen in der Nordsee liegen? In 60 Feldern wird hier Öl und Gas gefördert. In der norwegischen See sind es 16 Felder, in der Barentssee liegt ein aktives Feld.
port- und Speicherbereich beweisen seit den Anfängen des Unternehmens, wie ein sicherer und zugleich effizienter Betrieb von Erdgasanlagen funktioniert. Das haben wir dann natürlich auch von unserer Tochter in Norwegen erwartet. Diese Ansprüche hat sie mehr als erfüllt, und das honoriert auch der norwegische Staat.
Apropos honorieren: Im Januar 2014 erhielt die VNG Norge sechs neue Lizenzen in der jährlichen APA-Runde. APA steht für „Awards in Predefined Areas“ und damit für Lizenzzuteilungen in vorab festgelegten Gebieten des norwegischen Kontinentalschelfs. Diese Gebiete sind zum Teil bereits geologisch erschlossen und verfügen über ein gewisses Maß an Infrastruktur.
Wie viel Arbeit steckt eigentlich dahinter, um überhaupt eine Lizenz zu erhalten? (S) Die Lizenzrunden sind vor allem ein menschlicher Kraftakt. Unsere Mitarbeiter müssen immerhin die seismischen Daten der Region analysieren, für die wir uns bewerben wollen. Das ist ein fachübergreifendes Zusammenarbeiten vieler Abteilungen und kann mehrere Monate, manchmal sogar mehrere Jahre dauern. Wir haben die Arbeitsanzahl für die 2014er-APA-Runde einmal grob überschlagen: Das waren rund 20.000 Stunden.
Das klingT nach sehr viel. (S) Ist es auch! Aber je gründlicher man eine solche Lizenzrunde vorbereitet, desto erfolgreicher ist man im Endeffekt.
Wir haben gehört, dass ein groSSer E&P-Akteur bei Ihnen hospitieren will, um zu sehen, warum die VNG Norge bei der APA-Runde immer so erfolgreich ist. Was ist denn Ihr Geheimnis? (S) Unser größter Erfolgsgarant sind unsere Mitarbeiter. Sie haben ein wirklich exzellentes Verständnis für unser Fokusgebiet, weil sie seit Jahren seismische Daten aus der Region ausgewertet und Businessmodelle dafür aufgestellt haben. Hinzu kommt, dass wir in die bestmögliche Qualität an seismischen Daten investieren, die immerhin als einzige einen Blick in den Untergrund zulassen.
Die zwei Jahre, die das Team der VNG Norge in die Bewerbung für die Lizenz mit dem schlichten Zahlennamen PL 586 und in die folgenden Bohrungen gesteckt hat, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Hier ist man im April dieses Jahres auf einen großen Öl- und Gasfund gestoßen – und das auch noch als Betriebsführer.
VNG bezeichnet das E&PGeschäft als Teil der Wachstumsstrategie. Der jüngste Fund kommt da ja gerade richtig. (P) Der Pil-Fund und der eigenständige Fund im benachbarten Bue-Prospekt sind das Resultat guter Arbeit und eines starken Glaubens in das Gebiet. Der PilFund gilt mit geschätzten 55 bis 133 Mio. Barrel förderbarem Öl und 17 bis 38 Mio. Barrel Öläquivalent an förderbarem Gas als der größte Fund in diesem Jahr. Die 17
Titelthema Bjørnøya
Mio. Sm3 o.e. 1.600
765 1.200
800
400
Das norwegische Öl- und Gasabenteuer
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Die norwegische Öl- und Gasförderung begann 1962 als ein amerikanisches Unternehmen die erste Lizenz für die Suche und Förderung von Erdöl beantragte und erhielt. 1969 ergaben Testbohrungen im Ekofisk-Feld erste wirtschaftlich nutzbare Ölvorkommen. Die Produktion startete 1971, die Reserven des Feldes reichen heute noch für weitere 30 bis 40 Jahre. Derzeit beteiligen sich rund 50 in- und ausländische Firmen an der Erkundung, Entwicklung und Förderung von Öl und Gas. 2013 lag die Förderung aus 78 Feldern bei rund 215 Mio. Sm3 Öläquivalent. In den vergangenen Jahren nahm die Gasproduktion kontinuierlich zu. 2013 erreichte der Export 107 Mrd. Sm3. Auch zukünftig wird die Öl- und Gasförderung der größte Industriesektor in Norwegen bleiben, denn erst 44 Prozent der gesamten erwarteten Ressourcen wurden gefördert.
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max.
Barentssee
Mio. Sm3 o.e. 1.600
Norwegische See
1.200 475 800
Weitere Informationen:
Öl/Öläquivalent Gas Die drei Grafiken zeigen die noch unentdeckten Öl- und Gasreserven in den drei Gebieten des Norwegischen Kontinentalschelfs. Dabei werden die vermuteten Mindest- bzw. Höchstreserven angezeigt. Die gefettete Zahl
400 375 0 min.
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www.oilfacts.no
zeigt den Mittelwert. (Quelle: Norwegisches Petroleum Direktorat)
Mio. Sm3 o.e. 1.600
1.200
800 565 400 250 0 min.
max.
Norwegische Nor dsee 18
tor • Plattformen • Produktion • Opera und mehr • Lizenzen • Nachrichten • Karten
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vorläufigen Ressourcenschätzungen für Bue gehen von 6 bis 25 Mio. Barrel Öläquivalent Öl und Kondensat aus. Das ist ein vielversprechendes Ressourcenpotenzial und wir wollen jetzt natürlich die Entwicklung dieses Gebietes aktiv voranbringen und mitgestalten. Das ist ein wirklich wichtiger Schritt in unserer Wachstumsstrategie. (S) Wir haben diese Strategie in den vergangenen Jahren konsequent umgesetzt und sind auf dem richtigen Weg, ein selbsttragendes Geschäft aufzubauen. Pil ist dabei natürlich nur ein Baustein. Wir haben jüngst auch Anteile am produzierenden Feld Draugen erworben und damit unsere tägliche Ölproduktion verdoppelt.
Wie geht es jetzt weiter mit Pil? Wann können die Rohstoffe gefördert werden? (S) So schnell geht das nicht. Wir rechnen mit fünf bis sieben Jahren bis wir frühestens mit einer Produktion starten könnten. Aber das ist alles noch nicht entschieden. Zunächst werden wir im nächsten Jahr zwei weitere Bohrungen niederbringen, um den jetzt gemachten Fund nochmals zu kontrollieren und zu verifizieren. Damit können wir die Fundgröße noch genauer bewerten und mit ersten Planungen für das technische Konzept beginnen. (P) Der norwegische Staat hat dabei ganz klare Erwartungen an uns. Unsere Aufgabe muss es sein, den Fund und die Wertigkeit von Pil soweit wie möglich zu maximieren und irgendwann sicher und umweltgerecht zu fördern. Für das Team der VNG Norge ist das eine große, ehrenvolle Aufgabe.
Welche Rolle spielt bei einer möglichen Entscheidung für eine Produktion die Nähe zu den Feldern Draugen, Hyme und Njord, an denen VNG Norge auch beteiligt ist?
Seit acht Jahren ist die VNG Norge jetzt schon Teil des norwegischen Öl- und Gasabenteuers. Was wollen Sie in den nächsten Jahren mit Ihrem Team noch alles erleben und erreichen?
(S) Das wird im technischen Konzept und in einem möglichen Entwicklungsplan sicher eine Rolle spielen. Immerhin sind damit bereits viele infrastrukturelle Möglichkeiten vor Ort. Mehr kann man dazu auch noch nicht sagen, weil eine Entscheidung über die Entwicklung und Förderung eben noch nicht gefällt wurde.
(S) Wir haben mit dem Pil-Fund eine riesige Aufgabe vor uns, die uns fordert, aber auch unglaublich viel Spaß machen wird. Wir haben in den vergangenen acht Jahren darauf hingearbeitet, endlich einen solchen Erfolg zu feiern. Jetzt wollen wir den „Schatz“ natürlich auch bergen.
In Deutschland war der Fund nur einige kleine Schlagzeilen wert, in Norwegen dagegen wurde er als größter Fund seit zwei Jahren gefeiert. Selbst der Ölminister hat gratuliert.
Waren Sie eigentlich vom Erfolg überrascht? (S) Überrascht ist vielleicht das falsche Wort. Wir waren ja alle davon überzeugt, bei der Bohrung auf Öl und Gas zu stoßen. Überrascht waren wir aber von der Größe des Fundes. Wir konnten mit der ersten Bohrung eine 226 Meter hohe Kohlenwasserstoffsäule nachweisen, das war dreimal mehr als wir gedacht hätten.
(P) Parallel dazu müssen wir aber auch unser Lizenzportfolio überprüfen und dabei noch stärker auf Qualität statt Quantität setzen. Wir haben uns strategisch das Ziel gesetzt, mittel- bis langfristig einen bedeutenden Teil unseres Absatzes aus der Eigenförderung zu liefern. Dafür müssen wir aus unserem erfolgreichen Explorationsportfolio heraus weitere Funde machen und diese in die Entwicklungs- und Produktionsphase überführen.
Wir danken Ihnen für das Gespräch.
Pil ist ein Meilenstein für die VNG Norge, kein Zweifel. Auch dem Teamgeist hat der Fund natürlich einen mächtigen Schub gegeben. Erfolg verbindet eben.
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Titelthema
Um eine Offshore-Bohranlage besuchen zu dürfen, müssen sich die Besucher einer speziellen medizinischen Untersuchung unterziehen. Es gibt strenge Vorschriften, was auf eine solche Offshore-Anlage mitgebracht werden darf. So sind zum Beispiel Mobiltelefone verboten. Vor dem Start mit dem Hubschrauber gibt es ausführliche Einweisungen in die Sicherheitsbestimmungen und auf dem Hin- und Rückflug ist das Tragen von Überlebensanzügen zwingend vorgeschrieben.
Die Arbeit auf der Transocean Arctic war eine großartige Erfahrung für VNG Norge. Im Frühjahr 2014 wurde diese Bohrinsel für die erfolgreichen Bohrungen im Pil-Prospekt in der Norwegischen See eingesetzt.
HSEQ (Gesundheitsschutz, Arbeitssicherheit, Umwelt- und Qualitätsmanagement) genießen höchste Priorität auf der Transocean Arctic – auch auf dem Bohrdeck. Der Bohrtechniker muss extrem konzentriert sein, wenn er den Bohrer in das Bohrloch absenkt. Er darf nicht gestört werden. Ein Bohrloch auf hoher See zu bohren, ist in etwa so, als wenn ein Zahnarzt eine Zahnwurzel operiert und dabei auf der Spitze eines Kirchturms steht, während der Patient auf dem Boden in einem Schaukelstuhl sitzt.
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GrüSSe von der medium gas 2 | 2014
Norwegischen See
Abenteuer auf der Transocean Arctic (TOA) /Montag Fotos: VNG Norge AS – Helge Hansen
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Titelthema
21 Bohrungen auf Prospekte hat die
VNG Norge seit 2009 begleitet,
zwei davon als Betriebsführer.
arbeiten. Bis zu 110 Personen können auf der Transocean Arctic wohnen und Dieses Werkzeug wird für die Bohrlochmessung verwendet. An allen drei Bohrungen im Pil- und Bue-Prospekt wurden umfangreiche Tests und Analysen vorgenommen. Die Daten kommen in Lagerstättenmodellen zum Einsatz und führen zu einem besseren Verständnis des Untergrunds, was für neue Im Labor wird die Durchlässigkeit der Bohrkernproben aus dem Bohrloch Prospekte bei Bohrungen untersucht. Die Porosität ist entscheidend für den Kohlenwasserstoffstrom. Die im nächsten Jahr in PL586 Porosität des Pil-Sandsteins war sehr gut – die Porenräume waren sogar mit von Nutzen sein wird. bloßem Auge zu erkennen. Der Sandstein aus der Pil-Lagerstätte roch wie eine
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gute alte Tankstelle.
medium gas 2 | 2014 Die Mitarbeiter auf der Förderanlage arbeiten in 12-Stunden Tag- oder Nachtschichten. Der Arbeitsplan sieht dabei zwei Wochen Offshore-Arbeit und Leben auf der Förderanlage gefolgt von vier Wochen Landaufenthalt vor.
Bei der Planung einer Bohrung müssen auch Verzögerungen aufgrund von schlechtem Wetter berücksichtigt werden. Die Wetterbedingungen können in der Norwegischen See mit Stürmen und Wellen bis zu einer Höhe von 20 Metern häufig rau sein, sodass die Bohrarbeiten vorübergehend eingestellt werden müssen. Dann aber gibt es auch immer wieder Tage wie diesen, an denen die Arbeiter mit spektakulärer Aussicht über das Meer belohnt werden.
In 3.254,30 m unter dem Meeresspiegel stieß der Bohrer am 17. Februar 2014 auf die Pil-Lagerstätte in PL 586. Die Entdeckung der Ölund Gasvorkommen in der Pil-Lagerstätte ist die größte Entdeckung bisher in diesem Jahr auf dem Norwegischen Kontinentalschelf. Die Gesamttiefe des Bohrlochs beträgt 4.300 Meter.
VNG Norge kann die TOA als Partner eines Bohranlagenkonsortiums mit Lundin und Wintershall für drei Bohrungen einsetzen. Während der Bohrungen in Pil und Bue wurden Bohrkernproben entnommen. Mit einem Hohlstrahlrohr – einem Kernbohrer – wurden Sedimente und Gestein im Bohrloch gesammelt. Jede Probe war 54 Meter lang. Anschließend wurden die Bohrkerne in Stücke von einem Meter geschnitten und zur Analyse an Land transportiert. So erhält die VNG Norge die benötigten Daten, um den Kohlenwasserstoffgehalt nachzuweisen und die Korngröße, die Porenflüssigkeit, die Porenräume und ihr Zusammenwirken zu In einem tragbaren charakterisieren. All das sind wichtige Faktoren, um zu bestimmen, ob eine Entdeckung Labor an Bord werden wirtschaftlich ist oder nicht. während der Bohrungen schon Bohrspül schlammmessungen, Strömungstests und Vortests an den Bohrkernproben vorgenommen, bevor der Bohrkern zur Ultraviolettanalyse an Land gebracht wird.
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Titelthema
Sicherheit wird an Bord der Trans ocean Arctic ganz groß geschrieben. Wenn man sich draußen auf der Bohranlage bewegt, ist es zwingend vorgeschrieben, Helm, Schutzbrille, Ohrenschützer, Schutzhandschuhe und Sicherheitsstiefel zu tragen. Der Direktor für Exploration bei der VNG Norge mag den Duft von Kohlenwasserstoff: „Es ist wie der Barolo der Norwegischen See, Jahrgang Jura.“.
Die Transocean Arctic lag für die Pil-Bohrung vor der Küste von Kristiansund, eine halbe Stunde Flugzeit vom Festland entfernt.
TOA wurde 1986 bei Mitsubishi Heavy Industries in Hiroshima (Japa
n)
gebaut und gehörte zu den modernsten Schwimmbohranlagen.
Sie ist Eigentum von Tr ansocean, die sieben Bo hranlagen auf dem Norwegischen Kontinentalschelf betreibt.
Die TOA ist vor Ort im Meeresboden verankert – die Ankerseile führen vo n der Anlage 1,8 km zu vier Anke
die jeweils 15 Tonnen wiegen.
rn,
Die Transocean Arctic ist eine Stahlinsel im Meer mit Hubschrauberlandeplatz und Skylounge für diejenigen, die mit dem Hubschrauber ankommen, Umkleideraum, Büros, Tagungsraum und
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Schlafräumen. Bis zu 110 Personen können sich auf der Transocean Arctic aufhalten. Die Arbeiter an Bord teilen sich eine Kabine mit Kollegen, die in der anderen Schicht arbeiten.
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Die TOA ist eine Halbtauch-Bohran lage, mit der in rauer Umgebung un d einer Wassertiefe von bis zu 500 Meter gebohrt werden kann. Kristiansund ist eine kleine Hafenstadt in Mittelnorwegen. Das Besondere: Sie liegt auf drei Inseln verteilt, die durch Brücken miteinander verbunden sind.
Der Blowout-Preventer (BOP) ist ein großes Ventil auf dem Meeresboden. Er dient dazu Öl- und Gasbohrlöcher abzudichten, zu regeln, zu überwachen und zu verhindern, dass beim Bohren Öl oder Gas unkontrolliert unter hohem Druck aus dem Bohrloch austitt.
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Wissen
Fliegender Wechsel Beim Ersatzneubau der Ferngasleitung FGL 02 zwischen Lauchhammer und Weißig musste im Sommer auch eine tonnenschwere Abzweig-Armatur getauscht werden – länger als einen Tag durfte das nicht dauern.
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Oberspreewald/Lausitz
Lauchhammer
FGL 02 max.
Betriebsdruck 25 bar Durchmesser 0,5 m Gesamtlänge 62,3 km
Radeberg
Dresden-Meißen
Coswig
Sächsische Schweiz Osterzgebirge
Weißig 27
Wissen
Die Rohre werden „rund“ geschliffen, bevor sie miteinander verschweißt werden.
Text Thomas Petermann, freier Journalist
E
s verspricht ein schöner Junitag in der Lausitz zu werden, als Carsten Drabsch mit seinem 90-Tonnen Liebherr-Kran zu seinem Einsatzort in Großthiemig rollt. Im Dorf, nur wenige Kilometer nördlich der Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg, herrscht noch verschlafene Ruhe. Der Morgen ist frisch und kühl – vor allem aber trocken. Das ist wichtig, denn so bleiben die sandigen Böschungen der fast vier Meter tiefen Baugrube am Rande einer kleinen Landstraße stabil. Eine tonnenschwere Abzweig-Armatur an der Ferngasleitung von Lauchhammer nach Weißig bei Freiberg soll heute ausgetauscht werden. Auftraggeber ist der Leipziger Ferngasleitungsnetzbetreiber ONTRAS, der von der Ostsee bis ins Erzgebirge, ein rund 7.200 Kilometer langes Hochdruckleitungsnetz betreibt. Auf einem Tieflader liegt bereits das neue, passgenau vormontierte Rohrsystem mit Leitungsstücken, Kugelhähnen und Verzweigungen bereit. Die alte Armaturengruppe ist noch mit der 500 Millimeter dicken Leitung nach Lauchhammer und auch mit dem Abzweig zur Gemeinde Ortrand verbunden, wo eine Eisenhütte auch im Sommer versorgt werden muss. „Wir unterbrechen jetzt die Gaszufuhr in der Leitung, die mit 25 Bar unter Druck steht. Die Entspannung und Spülung dauert dann noch einige Stunden“, erklärt Michael Gnauck, der bei ONTRAS verantwortliche Betriebsingenieur für den Netzbereich Süd. 28
Sicherheit wird im Umfeld der Baustelle großgeschrieben.
In den vergangenen Monaten wurden bereits 7,4 Kilometer der Fernleitung, die noch aus dem Jahre 1958 stammte, abschnittsweise durch neue Rohre ersetzt. Auch die Planung für die rest lichen Kilometer durch Sachsen wurde vorangetrieben. Die jetzt zu tauschende Armatur ist zwar deutlich jünger als die Hauptleitung, sie muss aber dennoch gewechselt werden, weil sie nicht „molchfähig“ ist, also nicht von innen mit dem Wartungs- und Prüfgerät befahren werden kann. „Eine große Armatur zu wechseln ist schon eine Herausforderung, denn wir müssen die Verbraucher über die gesamte Bauzeit unterbrechungsfrei weiter versorgen“, berichtet Sylvia Gehrt, die das Projekt bei ONTRAS leitet.
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Gehrt und ihre ONTRAS-Kollegen sind zuversichtlich, dass es keine Probleme beim anstehenden Armaturentausch geben wird. Denn auf der Baustelle sind Firmen und Mitarbeiter tätig, die sich seit langem kennen und ihren Job seit vielen Jahren machen, auch bei gemeinsamen Projekten. „Wir haben eine Arbeitsgemeinschaft von erprobten Unternehmen hier am Werk. Die erfahrenen Monteure und Schweißer beherrschen jeden Schritt und arbeiten immer zuverlässig“, sagt Michael Gnauck. Kurz nach der Frühstückspause ist das Gas raus und die Rohre sind mit Luft gespült. Auch wenn es noch ein wenig „nach Gas“ riecht, zeigen die Messinstrumente an, dass die Baustelle jetzt gasfrei ist. „Der Geruch stammt von einem harmlosen Zusatz-Warnstoff, der früher im Stadtgas war und sich in den Rohren abgelagert hat. Erdgas selbst ist völlig geruchsneutral, deshalb messen wir die Restkonzentration bis in den Promille-Bereich. Aber jetzt können wir loslegen“, so Gnauck. Schon kurz darauf sind die Rohre an den dafür vorgesehenen Stellen getrennt und die alte Armatur schwebt am Haken zu ihrem Ablageplatz. Ein leichtes Spiel für den großen Kran, denn es sind „nur“ 6,5 Tonnen Gewicht. Der hohe Ausleger, der bis auf 50 Meter ausgefahren werden kann, ist hier im sandigen Gelände von Vorteil: So muss Kranfahrer Carsten Drabsch nicht so dicht an die Baugrube heran.
Mit überlangem Spezialtransportern gelangen die Rohre zur Baustelle.
Überall wurden Feuerlöscher rund um das Baugeschehen verteilt, auch die Warnschilder an der Straße fehlen nicht. „Das ist aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben. Auch wenn wir hier keine Feuergefahr haben, gibt es doch Phasen im Bauablauf, wo wir besonders auf die Brandsicherheit achten müssen“, berichtet Gnauck. Ein totales Rauchverbot gilt übrigens auf der gesamten Baustelle. An’s Rauchen, daran verschwendet jetzt keiner der Arbeiter auch nur einen Gedanken. Es muss schnell gehen – und es muss fehlerfrei gearbeitet werden. „Es ist eigentlich ein Routineeinsatz, aber jeder weiß, dass wir uns Routine nicht leisten können“, sagt Gehrt.
Carsten Drabsch hat das neue Ventilsystem am Haken und steuert es zentimetergenau in die Baugrube. Noch in der Schwebe wird es mit einem Stahlring an das vorhandene Ende der Rohrleitung fixiert und gleichzeitig zentriert. „Die neue Trasse wird die Versorgungssicherheit weiter erhöhen, denn wir ersetzen damit nicht nur eine alte Trasse. Zudem können wir im Bedarfsfall auch viel schneller reagieren“, so Gehrt weiter. Warum, erklärt sie auch gleich: Parallel zur Hauptleitung werden noch zwei Leerrohre in den Boden gebracht, die künftig einige der Armaturen auch von der Netzzentrale in Leipzig regeln lassen. Bei Bedarf können die Dispatcher dann binnen Minuten die betroffenen Leitungs abschnitte vom Netz trennen. Früher hätte dafür ein Havarie-Team zu den Armaturen fahren müssen. Inzwischen fliegen unten in der Baugrube die ersten Funken. Zwei Schweißer haben damit begonnen, das neue Armaturensystem mit der Hauptleitung zu verbinden. Immer wieder prüfen sie die frische Naht, schleifen das Metall blank, bevor erneut der Lichtbogen die Baustelle in ein bläuliches Flimmern taucht. Die Naht muss absolut fehlerlos gezogen werden, was vor allem unter dem Rohr eine gewisse Akrobatik verlangt, zumal die Männer in einer ziemlich sperrigen Schutzkleidung agieren müssen. Die notwendige Energie erzeugen zwei mobile Schweißtrafos, die auf einem Lkw montiert sind. „In den Wochen, in denen die bisherigen Abschnitte der neuen Trasse verlegt wurden, hatten wir außerdem noch bis zu fünf Schweißraupen im Einsatz, die auch in schwerem Gelände einsetzbar sind“, erinnert sich Michael Gnauck. Probleme habe es bislang kein einziges Mal gegeben, bestätigt Holger Philipp vom TÜV Süd. Er wird heute hier die Prüfungen vornehmen. „Wir nutzen dafür neben der normalen Sichtprüfung eine Röntgenanalyse, an den besonders sensiblen Stellen wird zusätzlich eine Ultraschallmessung durchgeführt“, sagt er. Die Leitung, die normalerweise 25 Bar Druck führt, wird dabei bis zum anderthalbfachen der Nennleistung belastet. „Ich habe in den 23 Jahren meiner Tätigkeit nur ein einziges Mal eine Naht beanstanden müssen, so sauber arbeiten diese Spezialisten“, sagt Philipp. Auch bei der FGL 02, wie der Abschnitt von Lauchhammer bis Weißig offiziell benannt ist, gibt es keine Probleme – alles ist dicht. Auch das zweite Ende der neuen Gruppe, das noch mit einer Muffe verschlossen ist. „Wir haben in Sachsen zwar bereits die technisch komplizierte Elbquerung geschafft, aber das Planfeststellungsverfahren für das jetzige Projekt hat doch erheblich Zeit beansprucht“, erklärt Michael Gnauck. Doch auch die Kunden von Spreegas in diesem Bauabschnitt merken von den Bauarbeiten nichts. Die Privat- und Gewerbekunden des Versorgers werden über den nördlichen Teil der Trasse beliefert. Die Enso, 29
Wissen
Riesenrohre tauchen ins Erdreich ab So erneuert ONTRAS die Ferngasleitung FGL 02
die Stadtwerke Elbtal und die Drewag im Süden werden während der Bauphase ebenfalls über andere Netzabschnitte versorgt. „Bis zum Winter müssen wir die Trasse hier aber wieder zur Verfügung haben“, sagt Instandhaltungskoordinator Michael Hanke, deshalb werde ja auch nur von April bis Oktober an solchen großen Leitungsprojekten gearbeitet. Komplett fertig wird die FGL 02 aber wohl erst im nächsten Sommer.
Es ist Spätnachmittag, als Michael Gnauck das Signal gibt, das Leitungssystem wieder mit Gas zu füllen. Das verläuft ziemlich unspektakulär, weil unter der Erde. Als dann der Druck wieder auf dem normalen Niveau angekommen ist, kann auch der Tankwagen, der während der eintägigen Bauzeit im benachbarten Ort Flüssiggas bereitgestellt und mit einem Verdampfer eingespeist hatte, wieder abrücken. Das Gas kann nach Fertigstellung der Hauptleitung jetzt wieder ungehindert seinen Weg zu den Verbrauchern finden.
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In den Rohrlagern in Lampertswalde und Kesselsdorf liegen ca. 4.000 Rohre bereit.
2 Spezialtransporter holen die 1,4 t schweren und 18 m langen Rohre ab und transportieren sie auf die Baustelle.
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4 Der neue Rohrgraben wird ausgehoben.
Das Altrohr wird ausgebaut, zerlegt und entsorgt. Der alte Rohrgraben wird wieder verfüllt.
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Die einzelnen Rohre werden
zu einem Strang verschweißt.
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Druck, Material und Schweißnaht werden geprüft.
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Die Rohre werden in den Rohrgraben abgesenkt und ins Netz eingebunden.
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Der Rohrgraben wird verfüllt und die Oberfläche wieder begrünt.
Netzeinbindung der neuen Ferngasleitung
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ONTRAS ist ein überregionaler Ferngasnetzbetreiber im europäischen Verbundsystem. Sie betreibt das zweitgrößte Hochdrucknetz Deutschlands mit über 7.200 km Leitungslänge. Mit einer effizienten Erdgaslogistik und kompetenten Mitarbeitern ist sie ein zuverlässiger Partner für Transportkunden, Händler, nachgelagerte Netzbetreiber und Produzenten von regenerativ erzeugten Gasen. ONTRAS ist ein Unternehmen der VNG-Gruppe. www.ontras.com 31
Porträt
Die Stadt, die die Nachhaltigkeit erfand Die Stadtwerke Freiberg setzen konsequent auf umweltfreundliche Energiegewinnung – und finden auch individuelle Lösungen für ihre Kunden.
Freibergs Altstadt ist eine Perle mit vielen Facetten: Hier befand sich nicht nur das Zentrum des deutschen Silberbergbaus, von hier kamen auch bedeutsame Erfindungen wie die Gasbeleuchtung.
Text Martin Hainbucher, freier Journalist
D
as Erzgebirge ist vom sächsischen Freiberg aus allenfalls von den vielen Türmen aus zu sehen. Etwa vom Wahrzeichen, dem Donats-Turm, einst Teil der historischen Stadtbefestigung. Gleich hinter der Stadt in Richtung Süden geht es bergan, hinauf zum Kamm bei Altenberg. Oder hinunter zu den Bergwerkschächten, ohne die Freiberg nie seine Bedeutung erlangt hätte. Das Silber gab dem Gebirge seinen Namen, sorgte für einen 32
spektakulären Reichtum. Die Wettiner bauten sich hier ein prächtiges Schloss, mehrere Kurfürsten kamen in Freiberg zur Welt. Von der Glanzzeit künden noch heute zahlreiche prächtige RenaissanceBauten. Der Überfluss an Erz sorgte 1765 nicht nur für die Gründung der Bergakademie, Europas ältester Montanuniversität,
sondern initiierte auch frühzeitig einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Es war der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz, der schon 1713 voller Weitsicht in Freiberg den Sinn von Nachhaltigkeit begründete. Der Donats-Turm, die ehrwürdige Alma Mater und die Nachhaltigkeit – das alles
Freiberg ist einzigartig, weil sich in Freiberg an allen Plätzen Geschichte und Moderne treffen.
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A n Freiberg gefällt mir am meisten, dass die Stadt sich immer wieder neu erfindet und zu jeder Jahreszeit etwas los ist.
Moderne Gasmotoren sind das Herz der beiden neuen Blockheizkraftwerke.
hat viel mit dem Arbeitstag von Axel Schneegans zu tun. Der Vorstand der Stadtwerke Freiberg ist – obwohl aus Halle/Saale stammend, leidenschaftlich stolz auf die einzigartige, unversehrte Altstadt von Freiberg, deren Wahrzeichen auch das Firmenlogo seines Unternehmens ziert. „Wir hatten hier zum Glück keine Kriegsschäden, während der DDR-Zeit wurde vor allem am Stadtrand gebaut und inzwischen ist ein ganz überwiegender
Axel Schneegans, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Freiberg und Geschäftsführer der Freiberger Erdgas GmbH.
Teil der historischen Gebäudesubstanz denkmalgerecht saniert und modernisiert“, schwärmt Axel Schneegans. So strahlen heute nicht nur das Rathaus, sondern auch das Theater, eines der ältesten Stadttheater überhaupt, in frischen Glanz. Mit der alten Nikolaikirche, ein Bau aus der Romanik, ist auch eine große Konzerthalle entstanden, die berühmte Silbermannorgel im Dom wurde restauriert. „Wir hatten in Freiberg, vor allem bedingt durch den Boom der Solarindustrie, einige Jahre weit überdurchschnittliche Gewerbe
steuereinnahmen, die der Stadt komfortable Handlungsspielräume eröffnete“, sagt Schneegans. Verschwunden sind nahezu komplett die rußgeschwärzten Fassaden, die in neuer Farbigkeit erstrahlen, aber auch die Kohleöfen in der Stadtmitte. Geheizt wird hier überwiegend mit Erdgas, während vor allem die Plattenbaugebiete mit Fernwärme versorgt werden. Die kommt per Fernleitung vom eigenen Heizkraftwerk des Unternehmens, in das in den letzten beiden Jahren rund neun Millionen Euro investiert wurden. Es ist 33
Porträt
einem für uns kostendeckenden Preis verkaufen können. In den anderen Stunden können wir die Motoren abschalten und entnehmen Wärme aus dem Speicher“, erklärt Schneegans. Vor allem nachts und in den sonnenreichen Mittagsstunden kann damit viel Geld gespart werden. Zurzeit arbeiten die Stadtwerke an einem Konzept, um die innerhalb von nur fünf Minuten von Null auf volle Leistung zu bringenden BHKW in die Regelreserve einzubinden, mit denen die Netzbetreiber die schnell schwankenden Einspeisemengen aus Wind und Sonne austarieren. Damit ließe sich der Ertrag noch einmal erhöhen.
sozusagen der zweite Punkt, der Schneegans stolz macht – und der hat viel mit der Nachhaltigkeit zu tun. Im Inneren des kleinen Gebäudes wummern mit ohrenbetäubendem Lärm zwei große, grün lackierte Gas-Motoren. „Unsere neuen Blockheizkraftwerke haben jeweils 24 Zylinder und leisten 4,4 MW elektrisch und 4,6 MW thermisch“, sagt Schneegans. Die Wärme wird an die rund 12.000 an die Fernwärme angeschlosse34
Besonders „wärmebedürftig“ ist die TU Bergakademie Freiberg. Dort wartet im „Haus der Formgebung“ Daniel Kluge vom technischen Gebäudemanagement auf den Stadtwerke-Chef. Das Gebäude wurde erst vor wenigen Wochen komplett saniert und durch einen Anbau erweitert, deshalb ist auch die Wärmeübergabe station nagelneu. „Wir schätzen die Fernwärme sehr, weil sie sehr komfortabel und zuverlässig ist, weil es kaum Wartungsaufwand gibt und weil die Energie durch die Kraft-Wärme-Kopplung äußerst effizient erzeugt wird“, sagt Daniel Kluge. Zudem sei das Gebäude jetzt mit einer sehr guten Wärmeisolierung versehen.
nen Haushalte geliefert, aber auch an die Universität und einige Gewerbebetriebe. Vor gut einem Jahr ging ein riesiger Wärmespeicher in Betrieb. Die gigantische „Thermoskanne“ gleich Zukünftig wird Freiberg sich neben dem Kraftwerk überragt das Gebäude deutlich und ist so noch attraktiver für junge Leute gut isoliert, dass die 3.500 Kubikpräsentieren müssen. meter Wasser darin auch nach Jahren noch nicht völlig erkaltet wären. „Wir konzentrieren damit die In der Innenstadt baut die Universität Erzeugung auf Zeiten, wo wir den Strom zu ebenfalls an einem kleinen Campus
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Hier muss man unbedingt gewesen sein! Im Schloss, im Dom, im Rathaus und in der ganzen Altstadt. Sie ist ein historisches Ensemble, das in Deutschland offenbar immer noch nicht jeder kennt. Dass Steine nicht langweilig sind, beweist die Terra Mineralia, eine einzigartige Explosion von Farben und Formen.
zusätzliche Räume – allerdings in historischen Gebäuden. Auch dort, so hat es Schneegans mit dem für die Vertragsgestaltung zuständigen Sächsischen Immobilien- und Baumanagement ausgehandelt, wird künftig Fernwärme genutzt und dafür das Leitungsnetz im Bereich um den Schlossplatz erweitert. Eine große in den Boden eingelassene Messingplatte erinnert daran, dass in Freiberg die chemischen Elemente Germanium und Indium entdeckt wurden. Während der Innenhof im Sommer ein Ort für Konzerte und Theater ist, beherbergt ein großer modernistisch ausgebauter Seitenflügel die
an Erfahrungen“, erklärt Kluge, der vor allem gespannt darauf war, ob sich mit dem Argument eingesparter Nebenkosten auch moderat höhere Mieten erzielen lassen. Das ist inzwischen gelungen, das Haus ist gut vermietet, die ökologische Energie hat sich als gutes Argument nutzen lassen. Allerdings waren die Kosten für die Erdsonden, die fast 150 Meter in den Untergrund reichen, relativ hoch – und die Entwicklung der Strompreise für Endkunden bleibt eine große Unsicherheit. „Wir wollen mit den Stadtwerken gern noch andere innovative Lösungen suchen, wir haben ja bereits ein klei-
Mein Lieblingsplatz in Freiberg ist das Muldental, weil hier die Ruhe ganz nah ist. Und gelegentlich genieße ich, ganz dienstlich, auf dem Wärmespeicher der Stadtwerke den wundervollen Blick über die ganze Stadt und das Erzgebirge. weltweit größte Mineraliensammlung mit 80.000 Stücken – ein Schatz von weltweiter Bedeutung. Gleich nebenan befindet sich das sächsische Bergarchiv, die Grundlage für heute wieder auf die Tagesordnung gekommene Erkundungen von Rohstoffen. Nur einen Katzensprung davon entfernt steht kurz vor Mittag ein Treffen mit TomHendrik Runge, dem Geschäftsführer der Städtische Wohnungsgesellschaft Freiberg (SWG) auf dem Terminplan. Runge hat ein Experiment gewagt und ein Mehrfamilienhaus mit einer Erdwärme-Heizung ausstatten lassen. „Im Einfamilienhaus ist das bei Neubauten ja inzwischen weit verbreitet, in einem großen Altbau aus den 20er Jahren hingegen fehlt es
nes erdgasbetriebenes BHKW in Betrieb oder ein Haus mit kontrollierter Wärmerückgewinnung ausgestattet“, erzählt der Wohnungsbau-Chef. Die Stadtwerke unterstützen das, auch wenn ein verminderter Verbrauch natürlich zunächst weniger Umsatz bedeutet. „Mir ist eine solche Partnerschaft wichtig, weil wir gemeinsam an Zukunftsthemen arbeiten, alles andere wäre engstirnig“, sagt Axel Schneegans. Ob allerdings die beiden Wärmepumpen, die immerhin jeweils 16 kW leisten, der Weisheit letzter Schluss sind, ist bislang offen. „Wir werden das weiter im Auge behalten und vielleicht sogar ein Projekt mit Gasmotoren auf den Weg bringen, aber rein wirtschaftlich sind bislang immer noch die Brennwertkessel im Vorteil“, stellt Tom-Hendrik Runge als Zwi-
schenbilanz fest. Die Stadtwerke will er dabei unbedingt als Partner dabei haben. Das Johannisbad, ein großer zeltartiger Bau, ist derzeit noch ein Sorgenkind von Axel Schneegans. Das Bad, das sowohl für den Schul- als auch den Vereinssport und als Freizeitbad genutzt wird, erfordert jedes Jahr einen hohen Betriebskostenzuschuss. Die Anschlussleistung der Fernwärme konnte bereits durch ein besseres Energiemanagement auf 750 kW um reichlich ein Viertel verringert werden, doch soll nach der Übernahme des Bades durch die Stadtwerke das Konzept insgesamt überarbeitet werden. Eine neue Saunalandschaft ist bereits errichtet, was sich in den Besucherzahlen niederschlagen soll. Aber auch die Gastronomie muss attraktiver werden. Freiberg, die Perle am Fuße des Erzgebirges, wird sich auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten ein solches Bad leisten. Das dafür notwendige Geld wird schwer zu beschaffen sein. Ebenso schwierig wird es sein, Gelder für Projekte zur Verfügung zu stellen, die mit der Zukunft der Energiewende zusammenhängen. Fallen die Strompreise an der Börse weiter, setzen große Kunden auf Eigenerzeugung. „Wir haben in Freiberg die ersten energie autarken Musterhäuser Deutschlands“, sagt Schneegans. Was einerseits zwar eine sehr innovative, andererseits aber eben auch eine teure Technologie ist, die auch zu einer Entsolidarisierung führt: Billige grüne Energie für Wohlhabende, die immer teurer werdenden Netzkosten für den großen Rest. Letztlich aber besteht, da ist sich Schneegans sicher, noch immer die Chance, einen vernünftigen Kurs zu steuern. 35
Im Gespräch
„Außer Öl und Gas haben wir alle mineralischen Rohstoffe.“ „Sachsen bleibt auch zukünftig Rohstoff- und Bergbauland“, sagt Oberberghauptmann Prof. Dr. Bernhard Cramer vom Sächsischen Oberbergamt. medium gas sprach mit ihm über das neue „Berggeschrey“, über Rohstoffstrategien und ein liebenswertes Fleckchen Erde.
In der Geschichte war ein Berghauptmann die oberste Aufsicht der Bergmeister. Er sollte u. a. Verbesserungen befördern und für Ruhe und Ordnung sorgen. Was hat ein Oberberghauptmann heute für Aufgaben? Früher waren die Oberberghauptmänner so etwas wie hohe Finanzbeamte, die für den Landesherrn möglichst viel Gewinn aus dem Bergbau erwirken sollten, das spielt heute keine Rolle mehr. Gleichzeitig waren sie schon damals Präsidenten der Oberen Bergbehörde. Das ist heute noch so – ich bin praktisch Präsident des Sächsischen Oberbergamtes und für den Vollzug des Bundesberggesetzes im Freistaat Sachsen zuständig. Dabei geht es um die Themen Rohstoffsicherung und das Fördern und Ordnen des Bergbaus. Somit bin ich auch zuständig für Umweltschutz, Arbeits- und Gesundheitsschutz im Bergbau. Es ist von einem neuen „Berggeschrey“ in Sachsen die Rede. Wie ist das heutige „Geschrey“ im Vergleich zu den vorherigen einzuordnen, die ja bis ins 12. Jahrhundert zurückgehen? 36
Das erste begann exakt im Jahr 1168 mit einem Silberfund in Freiberg. In Folge wurde hier innerhalb kürzester Zeit ganz massiv und noch sehr wild Bergbau betrieben. Erst langsam entstanden Strukturen und Verantwortlichkeiten. Das zweite „Berggeschrey“ entwickelte sich rund dreihundert Jahre später mit neuen Funden im höheren Erzgebirge. Als drittes „Berggeschrey“ wird der Bergbau in der DDR bezeichnet, der sehr intensiv
„Früher waren die ‚Berggeschreye‘ intensiver Gewinnungsbergbau, heute ist es eher der Erkundungsbergbau.“ betrieben wurde, nicht immer unter marktwirtschaftlichen Aspekten, sondern als Staatsbergbau. 1992 sind nicht nur hier in Sachsen sondern bundesweit die letzten Erzbergwerke stillgelegt worden. Damals hat man gedacht, Rohstoffe braucht man in Deutschland nicht abzubauen. Erze, die
kaufen wir auf dem Weltmarkt. Ende des Jahrtausends stiegen die Rohstoffpreise mit der sich rasant entwickelnden Weltwirtschaft stark an. Und in Folge ertönt nun das vierte „Berggeschrey“: Im Jahr 2005 hatten wir im Oberbergamt erstmalig wieder Anträge auf neue Erkundung von schon bekannten Erzlagerstätten vorliegen. Der Unterschied der alten „Berggeschreye“ zu dem heutigen ist, dass es früher immer ein sehr intensiver Gewinnungsbergbau war. Heute sehen wir bislang eine Welle des Erkundungsbergbaus übers Land gehen. Worauf richten sich diese Erkundungen und gibt es schon Erfolge? Bergbau ist immer sehr langfristig, vorweg geht eine Erkundungsphase und erst daraus ergeben sich, gegebenenfalls, neue Bergwerke. Wir haben nun seit einigen Jahren relativ konstant knapp 20 Erlaubnisse für Erkundungen. Das sind Berechtigungen für Firmen, in einem bestimmten Gebiet Lagerstätten zu erkunden. Momentan gibt es zudem drei Bergbaubewilligungen. Das ist das
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Bernhard Cramer will den Bergbau in Sachsen wieder in Gang bringen und neu ausrichten. Dabei spielt die Tradi tion immer mit. Immerhin ist das Oberbergamt seit 1542 in Freiberg angesiedelt. Seit 1679, mit einer Unterbrechung in der DDR-Zeit, hat es seinen Sitz in der Kirchgasse. Einer seiner Amtsvorgänger – Hans Carl von Carlowitz – hatte hier sein weltberühmtes Buch geschrieben, indem er den Begriff „Nachhaltigkeit“ geprägt hat.
Recht, ein Bergwerk zu errichten und Rohstoff abzubauen. In einem dieser Bewilligungsfelder wurde letztes Jahr im November in Niederschlag ein Bergwerk eröffnet. Das erste neue Untertagebergwerk in Deutschland seit 40 Jahren. Dort wird das Mineral Flussspat abgebaut, das für die Produktion von Teflon- und GoreTex-Beschichtungen, aber auch als Zusatzstoff für Metallschmelzen benötigt wird. Es ist von der EU als besonders kritisch eingestuft worden, weil es auf der Welt in nur einer geringen Anzahl von Ländern gewonnen wird und es sehr große Lieferrisiken gibt.
„ In Niederschlag wurde 2013 das erste neue Untertagebergwerk in Deutschland seit 40 Jahren errichtet. Hier wird das seltene Flussspat abgebaut.“ Welche Mengen an Flussspat werden derzeit abgebaut?
Im Moment befindet sich der Betrieb in Niederschlag in der Anlaufphase. Unter Tage ist das Bergwerk aufgefahren und kann schon produzieren. Zurzeit schätzen die Verantwortlichen, dass jährlich 50.000 – 80.000 Tonnen Flussspat gewonnen werden können. Wir haben in Sachsen weitere sehr gute Flussspat-Lagerstätten, nicht nur in Niederschlag, und könnten dort nach unseren Standards ebenfalls produzieren. Neben Flussspat – bei welchen Rohstoffen sehen Sie Entwicklungspotenzial, was wird in Zukunft in Sachsen wieder abgebaut? Wir sind eine sogenannte polymetallische Lagerstättenregion. Sachsen ist nicht nur reich an der Menge von Rohstoffen. Ich sage immer etwas flapsig: Außer Öl und Gas haben wir alle mineralischen Rohstoffe. Sachsen verfügt über Braunkohle und Steinkohle, die aber weitgehend abgebaut ist. Bei den Erzen ist es wirklich so, dass in sächsischen Lagerstätten von Kupferschiefer in der Lausitz über Selte Erden in Storkwitz bis hin zu Zinn und Wolfram viele wichtige Stoffe für die
„ Im Grunde verfügen wir in den sächsischen Lagerstätten nach wie vor über fast das gesamte Periodensystem der Elemente.“ wirtschaftliche Entwicklung lagern. Im Grunde verfügen wir in den sächsischen Lagerstätten nach wie vor über fast das gesamte Periodensystem der Elemente. Wer erfolgreich nach Rohstoffen graben will, braucht gute Fachleute. Hat Sachsen diese (noch)? Zwischen dem letzten Untertagebergbau und dem heutigen „Berggeschrey“ liegen rund 20 Jahre und damit eine ganze Generation. Viele der damals jungen im Erzgebirge tätigen Bergmänner arbeiten aber noch heute. Ein Vorteil. Das Besondere in Sachsen ist auch, dass wir bis heute fast das gesamte Spektrum der Bergbauberufe ausbilden: Vom einfachen Bergmann über den Techniker und Ingenieure bis zum Bergbeamten. 37
Im Gespräch
Vieles was wir bisher gehört haben, klingt ermutigend für den Sächsischen Bergbau. Der Freistaat Sachsen hat daraus, in die Zukunft blickend, eine Rohstoffstrategie abgeleitet. Wie lässt sich diese zusammenfassen? Die Regierung des Freistaats Sachsen bekennt sich darin explizit zu Sachsen. Gleichzeitig werden gewisse Rahmenbedingungen festgeschrieben, die diese Entwicklung – auch mit Blick auf neue Rohstoffe – weiter fördern sollen. Das reicht von den Bemühungen, Explorations-Förderprogramme des Bundes auszuschöpfen, über die Vernetzung von Rohstoffakteuren bis zur internationalen Vermarktung von Bergbau-Know-how. Es geht aber auch darum, das Rohstoff wissen besser in die Öffentlichkeit zu transportieren. Die Rohstoff-Strategie ist also ein sehr umfangreiches Papier mit vielen verschiedenen Aspekten, die diese ganze Entwicklung begleiten sollen. Es gibt in Sachsen eine Bergbautradition. Aber ist die Rohstoffwirtschaft ausreichend vernetzt und auch in der Gesellschaft verankert? Ich würde das trennen. Das eine ist das Traditionsbewusstsein. Wir haben sehr viele Vereine, die die Bergbautradition pflegen. Diese Tradition ist etwas losgelöst vom aktiven Bergbau, sie ist aber auch Ausdruck dafür, dass Bergbau in Sachsen immer einen Wert für die Gesellschaft erbracht hat. Zum Beispiel kulturelle Identität, Fortschritt im wissenschaftlichtechnischen Bereich und wirtschaftliche Entwicklung. Dieses Bewusstsein ist noch in der Bevölkerung verankert. Andererseits gibt es bei einzelnen Projekten immer Personen und Anwohner, die besonders vom Bergbau betroffen sind. Wird damit nicht richtig umgegangen, kann sich daraus schnell ein Mangel an Akzeptanz entwi38
Also keine Förderung von seltenen Rohstoffen nach dem Motto „Koste es was es wolle“? Das nennt man Raubbau und den gilt es zu verhindern. „Koste was es wolle“ gibt es bei uns nicht. Bei uns muss Bergbau umweltverträglich, sicher und wirtschaftlich sein. Das sind auch die drei Eckpfeiler der Nachhaltigkeit.
Prof. Bernhard Cramer ist seit Dezember 2011 sächsischer Oberberghauptmann. Er war nach seinem Geologiestudium beim Forschungszentrum Jülich im Institut für Erdöl und Organische Geochemie tätig und führte dabei u. a. im russischen Gasfeld Urengoi Untersuchungen zur Genese, Lagerstättendynamik und zum Gasaustausch mit der Atmosphäre durch. Nach seiner Promotion wechselte er zur Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover, wo er für die Rohstoffe Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran zuständig war. Im Jahre 2007 ernannte ihn die LeibnizUniversität zum Honorarprofessor für Lagerstättenkunde. ckeln. Bei jedem Bergbauprojekt müssen daher die Verantwortlichen schon in der Erkundung ganz transparent und offen mit allen anstehenden Arbeiten umgehen, um dieses Grundvertrauen der Bevölkerung nicht zu zerstören. Tut man dies nicht, hilft auch Tradition nicht weiter – denn im Bergbau tragen wir eine Verantwortung für die Zukunft.
Sie sind geborener Hamburger: Haben Sie noch Heimweh nach dem Norden? Ich bin in Hamburg geboren, habe dort aber nie gelebt. Aufgewachsen bin ich in Schleswig-Holstein. Dort bin ich nun aber auch schon seit 31 Jahren weg, so dass ich romantische Gefühle oder Heimat damit kaum noch verbinde. Wobei ich fest davon überzeugt bin, dass die Umgebung, in der man aufgewachsen ist, einen prägt. Nun leben Sie seit gut zwei Jahren in Freiberg. Was gefällt Ihnen denn, abseits von Ihrer Arbeit, besonders gut an Sachsen? Ich versuche das mal in einem Satz zu sagen: Sachsen ist ein sehr liebens wertes und gutes Fleckchen Erde. Außerdem habe ich die Position hier angenommen, weil ich vorhabe, die nächsten knapp zwei Jahrzehnte des Bergbaus in Sachsen mitzugestalten. Übrigens kommt meine Mutter aus Nordsachsen. Ich bin also eine sächsischnorddeutsche Mischung. Das erste was meine Mutter gesagt hat, als sie hörte, dass ich nach Freiberg gehe, war: Endlich kommt eines meiner Kinder wieder nach Hause. Dann Glückauf, Erfolg zu Hause und besten Dank für das Interview.
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