WI-03_Wachstum

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Thomas Delapina

Wachstum

3

Wirtschaft


Wirtschaft 3

Wachstum


Thomas Delapina

Wachstum

Dieses Skriptum ist für die Verwendung im Rahmen der Bildungsarbeit des Österreichischen G ­ ewerkschaftsbundes, der Gewerkschaften und der Kammern für Arbeiter und Angestellte bestimmt.


Inhaltliche Koordination: Markus Marterbauer

Zeichenerklärung

Hinweise

‚‘

Beispiele

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Zitate

Stand: Juni 2016 Impressum: Layout/Grafik: Dietmar Kreutzberger, Walter Schauer Layoutentwurf/Umschlaggestaltung: Kurt Schmidt Medieninhaber: Verlag des ÖGB GmbH, Wien © 2016 by Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, Wien Herstellung: Printservice Verlags- und Herstellungsort: Wien Printed in Austria

4


Inhalt Wachstum 6 Nominelles und reales Wachstum

7

Pro-Kopf-Wachstum 10 Ursachen des Wirtschaftswachstums

12

Wachstumspolitik 14 Wirtschaftswachstum und Beschäftigung

15

Negative Folgen des Wirtschaftswachstums

17

Kritik am Wachstumskonzept

19

Das Konzept der Wohlfahrtsindikatoren

22

BIP-Wachstum: ja oder nein

23

Wachstum und Wirtschaftsstruktur

24

Glossar 26 Zum Autor

29

5


1

Wachstum ➔  Von einer wachsenden Wirtschaft wird dann gesprochen, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Jahres, also die Summe der produ­ zierten Güter und Dienstleistungen, höher ist als im Vorjahr. Eine Wirtschaftswachstumsrate von 2 Prozent bedeutet demgemäß, dass um 2 Prozent mehr Güter und Dienstleistungen als im Vorjahr produziert wur­den. Wirtschaftswachstum ist traditionell eines der zentralen Ziele der Wirtschaftspolitik, auch der Gewerkschaften. In einer stagnierenden Wirtschaft sind Einkommenssteigerungen für eine Gruppe nur dann möglich, wenn anderen etwas weggenommen wird. Eine wachsende Wirtschaft ermöglicht dagegen wachsende Einkommen für alle: Von einem größeren Kuchen kann eben jede/r ein größeres Stück bekommen als zuvor. Bevor darauf eingegangen wird, dass Wirtschaftswachstum auch seine negativen Seiten haben kann, soll aber noch detaillierter auf das Zustande­kommen von Wirtschaftswachstum eingegangen werden.

Wirtschaftswachstum bedeutet ein Mehr an Gütern und Dienst­­leistungen, die zur Verteilung zur Verfügung stehen, bedeutet in der Regel eine wach­ sende Zahl von Arbeitsplätzen, eine leichtere Finan­zie­rung von Sozialleis­ tungen (Schulen, Spitäler, Pensionen usw.) und entschärft auch Vertei­ lungskonflikte.

6


Nominelles und reales Wachstum

1.1

Gemessen wird Wirtschaftswachstum also anhand der Entwicklung des BIP, das als Erfolgsüberprüfung dient, als Maßstab für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft und für internationale Wohlstandsvergleiche. Reales Wirtschaftswachstum Österreich – Eurozone (EU-19) 2002 bis 2017 (jährliche reale Zuwachsrate in Prozent) 1,7 1,6

2017 2016

1,3

2015 1,0

2014 -0,4 2013 -0,6

1,6 1,6

0,3

2012

0,6 1,6

2011

2,9 1,9 1,9

2010 -4,4

2,2

1,7

2009

-3,5

0,3

2008

0,9 3,0

2007

1,8

2005

0,7 0,9

2003

0,9

2002 -4

-3

-2

-1

3,8

2,8

2,0 2,2

2004

-5

3,7 3,4

2006

0

Eurozone (EU-19)

1

1,5 2

3

4

5

Österreich

Quelle: OECD (2016)

Das BIP ergibt sich aus der Multiplikation der erzeugten Güter- (und Dienst­ leistungs)menge mit den Preisen dieser Güter. Eine Erhöhung des BIP kann sich also nicht nur dadurch ergeben, dass tatsächlich mehr produziert wurde, sondern auch dadurch, dass zwar die Gütermenge gleich ge­blie­ben ist, dafür aber die Preise gestiegen sind. In der Praxis ist die Kombination beider Fälle die Regel.

7


Wachstum

1

❮❯ Dies soll an einem Beispiel verdeut­licht werden: Wir nehmen an, unsere gesamte Volkswirtschaft bestehe nur aus einem Unternehmen, das Kühlschränke produziert. In einem Jahr wurden 100 Kühl­ schränke um je € 1.000,– produziert, das BIP betrug also100 × 1.000 = € 100.000,–. Stellt man im darauf folgenden Jahr ein BIP von € 110.000,– fest, also eine um 10 % gewachsene Wirtschaft, so kann dies verschiedenste Ursachen haben. Als Extremfälle kann entweder a) um 10 Kühlschränke um je € 1.000,– mehr produziert worden sein (BIP = Menge 110 × Preis 1.000) oder b) es wurden nach wie vor 100 Kühlschränke produziert, aber zum gestie­genen Preis von je € 1.100,– (BIP = Menge 100 × Preis 1.100). Um nun feststellen zu können, ob das Ansteigen des BIP tatsächlich auch auf einen Zuwachs der realen mengenmäßigen Produktion zurückzuführen ist, errechnet man neben dem nominellen BIP ein reales BIP, indem die jeweils in einem Jahr produzierte Gütermenge nicht mit den aktuellen, neuen Preisen, sondern mit den alten Preisen eines bestimmten Basisjahres multipliziert wird. In unserem Beispiel sähe die Ermittlung des realen BIP folgendermaßen aus: Fall a): Tatsächlich wurden 10 Kühlschränke mehr produziert, also insgesamt 110, mal dem alten Preis von € 1.000,–, somit auch reales BIP € 110.000,–, also ­reales Wirtschaftswachstum 10 %. Fall b): Produktionsmenge unverändert 100 Kühlschränke, mal dem alten Preis von € 1.000,– ergibt reales BIP von € 100.000,–, also reales Wirt­schaftswachstum von 0 %, obwohl das BIP nominell, bedingt durch Preissteigerungen, um 10 % gewachsen ist.

Vereinfacht kann man sagen, dass die Berechnung des realen BIP im Ver­ gleich zum nominellen BIP die Preissteigerungen, für die Gesamtwirt­ schaft also etwa die Inflationsrate, herausfiltert. (Dies ist deshalb nicht ganz exakt, da zur Inflationsrate auch die Preis­ steigerungen importierter Produkte beitragen.)

8


Nominelles und reales Wachstum

1.1

Diese Realberechnung ist unbedingt notwendig zur Feststellung, ob das Wachs­ tum tatsächlich auch zu einem Anstieg der Produktion und damit des Wohlstandes führt. Bruttoinlandsprodukt Österreichs (in Milliarden Euro) real (Preise 2010)

347,7 314,3

357,7 319,1

306,2

337,2 310,0

2011

329,3 307,3

2010

322,9

302,9 308,6

289,2

300,6

296,0

285,7

276,4

294,6 294,6

286,2

291,9

282,4

266,5

270,6 241,5

231,0

200,0

226,3

250,0

253,0

263,5

300,0

261,5

350,0

305,2

317,1

400,0

2014

2015

2016

2017

150,0

100,0

50,0

0,0

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009 nominell

2012

2013

€ real

Quelle: OECD, Statistik Austria (2016)

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1

Wachstum Pro-Kopf-Wachstum Die Realberechnung allein genügt jedoch noch nicht, um Wohlstandssteigerungen nachzuweisen. Wurden in unserer einfachen, nur aus einem Unternehmen bestehenden Volkswirtschaft die 100 Kühlschränke von 100 Beschäftigten produziert, so fällt für jeden Beschäftigten/jede Beschäftigte 1 Kühlschrank ab. Werden im darauf folgenden Jahr 110 Kühlschränke produziert, dazu aber 120 ArbeiterInnen eingesetzt, so ist zwar das reale BIP um 10 % gestiegen, das BIP pro Beschäftigten/Beschäftigter – auch Produktivität genannt – aber gesunken. Unter Produktivität versteht man das Produktionsergebnis dividiert durch den Einsatz an Produktionsfaktoren. Dafür gibt es eine Vielzahl von Maßen, z. B.: gesamtwirtschaftliche Produktivität = BIP pro Erwerbstätigen/Erwerbstätiger; Arbeits­produktivität = Produktion pro Beschäftigten/Beschäftigter oder pro geleistete Arbeits­stunde usw. ➔ Erst ein Anstieg der Produktion pro Kopf der Bevölkerung, pro Erwerbs­ tätigen/-tätiger oder pro Unselbständigen/Unselbständiger zeigt uns an, dass mehr zur Verteilung zur Verfügung steht als im Vorjahr. Dass auch dies noch nicht tatsächlich einem Wohlstandszuwachs ent­sprechen muss, wird später im Abschnitt „Kritik am Wachstumskonzept“ erläutert.

10


Pro-Kopf-Wachstum

1.2

BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards*) im Jahr 2014 (EU-28 = 100)1 0

50

100

EU28

150

200

Eurozone (EU 19)

266

Irland

134

Niederlande

131

Österreich

130

Dänemark

125

Schweden

123

Finnland

110

Deutschland

124

Vereinigtes Königreich

109

Belgien

119

Frankreich

107

Spanien

91

Italien

96

Zypern

82

Griechenland

73

Slowenien

83

Tschechische Republik

85

Malta

84

Portugal

78

Slowakei

77

Estland

76

Ungarn

68

Litauen

75

Lettland

64

Polen

68

Rumänien

55

Bulgarien

47

Kroatien

59

Türkei

53 37

Norwegen

178

Schweiz

162

Island

119

Montenegro Serbien

300

107

Luxemburg

Ehe. Jug. Rep. Mazedonien

250

100

41 37

Bosnien-Herzegowina

29

Albanien

30

Quelle: EUROSTAT (2016) * Kaufkraftstandard ist eine Kunstwährung, welche die Kaufkraft an Gütern und Dienstleistungen verschiedener nationaler Währungen misst (so mussten z.B. 2014 für den Kauf ein und desselben Güterbündels in der Türkei 53 und in Luxemburg 266 Währungseinheiten aufgewendet werden).

11


2

Ursachen des ­Wirtschaftswachstums Dass eine Volkswirtschaft immer wachsen muss, ist nicht naturgesetzlich vorgegeben, aber langfristig als Trend fast immer und überall zu beobachten. Natürlich treten auch Wachstumspausen ein, in einzelnen Jahren sogar negative Wirtschaftswachstumsraten (in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg nur in den Jahren 1975 und 1981 und natürlich im Krisenjahr 2009). Diese sind jedoch zumeist konjunk­turell bedingt, also kurzfristiger Natur, und werden im nächsten Kon­junkturaufschwung wieder aufgeholt, sodass sich über eine längere Perio­de gemessen ein mittel- und langfristig wachsender Trend ergibt. Die Ursachen dafür sind vielfältiger Natur, und in der Praxis wirken die ver­ schiedensten Kombinationen dieser Ursachen. ➔  Vermehrter Einsatz von Produktionsfaktoren xx Kapital: Dadurch, dass Unternehmen Gewinne erzielen und investieren, wächst der Kapitalbestand laufend wie auch das Finanzkapital durch Verzinsung („Kapital­akkumulation“). Zur Kapitalakkumulation muss allerdings angemerkt werden, dass diese nicht von ganz allein erfolgt. Hinter den erwirtschafteten Dividenden steht die im Unternehmen ge­ leis­tete Arbeit; und wenn es für den/die einzelne/n SparbuchbesitzerIn auch so aussieht, als ob sein/ihr Kapital durch die Zinsen von allein wächst: auch diese Zinsen müssen irgendwo in der Volkswirtschaft erwirtschaftet werden. xx Arbeit: Durch das Bevölkerungswachstum steigt nicht nur das Arbeitskräftepotenzial, sondern auch die zu deckenden Bedürfnisse. Auch wenn das Wachstum der Bevölkerung in vielen Industrieländern stagniert, wächst die Bevölkerung weltweit gesehen sehr wohl.

Wirtschaftswachstum ist nur dann möglich, wenn sich angebots­seitige (wie Investitionen) sowie nachfrageseitige (z. B. Massen­einkommen) Fak­ toren in einem ausgewogenen Verhältnis und in einem Klima der Stabili­ tät, des Vertrauens und positiver Erwartungen entwickeln.

12


2 ➔  Intensiverer Einsatz von Produktionsfaktoren Selbst bei gleich bleibendem Einsatz von Produktionsfaktoren steigert sich deren Effizienz, deren Produktivität. Verantwortlich dafür sind Faktoren wie technischer Fortschritt durch Forschung, immer weiter ge­ hende Spe­ zialisierung und Arbeitsteilung (nicht nur im Betrieb, sondern auch international), verbesserte Ausbildung, Qualifikation usw. All diese Faktoren garantieren noch kein Wirtschaftswachstum, sie schaffen bloß einmal das dafür nötige Potenzial. Um dieses Potenzial zu nutzen, bedarf es auch einer entsprechenden Entwicklung der Nachfrage, der Kaufkraft, der Einkommen.

13


3

Wachstumspolitik Zum für Wirtschaftswachstum unverzichtbaren Klima des Vertrauens kann auch die Wirt­schafts­politik bei­tragen. ➔  Investitionsförderung: Für Investitionen, die gesamtwirtschaftlich nützlich, für einzelne Unternehmen dagegen zu riskant oder aufwendig sind, können öffentliche Förderungen angeboten werden, z. B. bei innovativen Zielsetzungen und hohem Forschungsaufwand, zur Reduktion von Energieverbrauch und Umweltbe­ lastung, in unterentwickelten Regionen oder bei der Gründungs­finan­zierung. Eine strenge Kosten-Nutzen-Kalkulation und eine regelmäßige Effizienz­ kontrolle sind dabei unbedingte Voraussetzung. ➔  Infrastrukturpolitik: Alle Ebenen der öffentlichen Hand (EU-Ebene, der Staat, das Bundesland, die Gemeinde) können die Rahmenbedingungen für die privaten Unternehmen und die Qualität des Standortes von Betrieben verbessern, indem sie den Ausbau einer leistungsfähigen Infrastruktur (wie etwa Kommunikationsund Verkehrsnetze) unterstützen. ➔  Technologiepolitik: Je besser die Koordination von Forschung und Lehre (z. B. an Hochschulen) und der praktischen Entwicklung bis zu markt­reifen Produkten erfolgt, desto größer ist das technologische und damit das Wachs­tumspotenzial eines Landes.

Von den einzelnen Bereichen der Wirtschaftspolitik unterstützen der Aus­ bau der Infrastruktur und die Wirtschaftsförderung, langfristig insbeson­ dere die Forschungs- und Technologiepolitik sowie die Bildungs- und Qualifikationspolitik, das Ziel des Wirtschaftswachstums am stärksten. Es wäre Aufgabe der EU, viele dieser Bereiche zu koordinieren, um wett­ bewerbsverzerrende und damit ineffiziente und teure Unterbietungskon­ kurrenz, etwa bei der Ansiedlung von Unternehmen, zu vermeiden.

14


Wirtschaftswachstum und Beschäftigung

3.1

Weitere Instrumente der Wachstumspolitik sind beispielsweise die Struktur­ politik, die den im Wachstumsprozess zwangsläufig auftretenden Strukturwandel (Ersatz stagnierender Bereiche wie etwa die alten Schorn­steinindustrien durch expansive und dynamische, etwa im Hochtechno­logiebereich) erleichtern soll, die Bildungspolitik, die für eine Orientierung des Bildungssystems an künftigen Anforderungen zu sorgen hat, die Wett­bewerbspolitik, die die Rahmenbedingungen für einen fairen Wettbewerb zu setzen hat, um auch auf stärker inter­nationalisierten Märkten bestehen zu können, und natürlich die Einkom­ menspolitik, die dafür zu sorgen hat, dass auch die Nachfrage im gesamtwirtschaftlichen Gleichschritt wächst.

Wirtschaftswachstum und Beschäftigung Das Hauptproblem der Volkswirtschaften in der EU ist derzeit sicherlich die hohe Arbeitslosigkeit. Wenn auch über die Ursachen dafür und über mögliche Lösungsansätze viele unterschiedliche Meinungen existieren, so fällt nach wie vor dem Wirtschaftswachstum, gestützt durch eine entsprechende Entwick­ lung der Nachfrage, die wesentliche – wenn auch nicht die einzige – Rolle bei der Schaffung von Arbeitsplätzen zu. (Deshalb steht auch auf Seite 6 dieses Skriptums im unten stehenden Kasten richtigerweise: „Wirtschaftswachstum ... bedeutet in der Regel eine wachsende Zahl von Arbeitsplätzen ...“.) Da allerdings die Zusammenhänge zwischen Wachstum, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit zuweilen etwas komplex sind, wird die Gültigkeit der Formel „höheres Wirtschaftswachstum = mehr Beschäftigung“ immer wieder angezweifelt. Dann wird beispielsweise argumentiert, Österreich oder die EU hätten in den letzten Jahrzehnten zwar positive Wirtschaftswachstumsraten ver­ zeichnet, dennoch sei die Arbeitslosigkeit nicht zurückgegangen oder sogar angestiegen. Dies wird dann gerne mit dem Schlagwort „jobless growth“, also „Wachstum ohne Arbeitsplätze“ bezeichnet. Bei etwas näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass dieses Schlagwort keineswegs der Realität entspricht. Tatsächlich zeigen die Statistiken, dass sich der relativ enge Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in den letzten Jahrzehn­ten

15


3

Wachstumspolitik kaum verändert hat. Der/Die ÖkonomIn würde sagen, „die Beschäftigungs­ intensität des Wachstums blieb unverändert“ (die „Beschäftigungsintensi­tät des Wachstums“ ist die Zahl, welche angibt, wie viele Arbeitsplätze durch 1 Prozent reales Wirtschaftswachstum neu geschaffen werden). In der EU bringt heute jedes Prozent Wachstum ca. 0,4 Prozent mehr Arbeitsplätze, und das ist genauso viel wie früher. Das Problem der Arbeitslosigkeit (und daher der falsche Eindruck vom Wachstum ohne Beschäftigung) entstand vielmehr durch ein zu geringes Wachstum. Aufgrund einer schwächeren Investitionstätigkeit lagen die Wirtschaftswachstumsraten seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts nur noch halb so hoch wie in den Jahrzehnten davor. Wegen des ständigen Produktivitätsfortschrittes muss die Wirtschaft schon einmal um rund 2 Prozent wachsen, um die bestehende Zahl von Arbeitsplätzen zu halten, genauer gesagt, um gerade so viele Arbeitsplätze neu zu schaffen, wie durch den Produktivitätsfortschritt wegrationalisiert werden. ➔  Soll die Zahl der Arbeitsplätze in einer Volkswirtschaft gesteigert werden, so muss deren Wachstum folglich über dieser so genannten „Beschäftigungsschwelle“ von rund 2 Prozent liegen. Und ist dies län­gere Zeit nicht der Fall, so verfestigt sich die Arbeitslosigkeit. Dass die irreführende, ja schlichtweg falsche Argumentation vom „jobless growth“, also dem Wachstum ohne Arbeitsplätze, noch immer herum­geis­tert, hat aber auch ideologische Hintergründe: Denn wenn man die Meinung vertritt, Wirtschaftswachstum wäre kein geeignetes Rezept zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, dann folgt oft rasch das nächste Argument: dann sei eben die zu inflexible Lohn- und Arbeitsmarktpolitik schuld, dann seien die Löhne und die Sozialleistungen zu hoch, verminderten damit die Wettbewerbsfähigkeit und verursachten Arbeitslosigkeit usw. Dass dem nicht so ist, also dass ein Mangel an Wettbewerbsfähigkeit wohl kaum die Hauptursache der Arbeitslosigkeit in der EU sein kann, zeigt schon alleine ein Blick auf deren Export- und Handelsbilanz.

16


Wirtschaftswachstum und Beschäftigung

3.1

➔  Nicht jeder Zuwachs an Arbeitsplätzen muss sich jedoch – spiegelverkehrt – in einer ebenso großen Reduktion der Arbeitslosenquoten niederschlagen. Denn es kann durchaus sein, dass gleichzeitig mit der Schaffung neuer ­Arbeitsplätze auch die Erwerbsquote bzw. das Arbeitskräfteangebot (die Zahl der Leute, welche einen Job suchen) ansteigt. Dies kann durch verschiedenste Faktoren ausgelöst werden: geburtenstarke Jahrgänge, Zuwanderung, Frauen, die früher zu Hause blieben, nun aber doch einen Arbeitsplatz suchen usw. Dann könnten durchaus gleichzeitig sowohl die Beschäftigung (die Zahl der Arbeitsplätze) als auch die Zahl der Arbeitslosen (bzw. die Arbeitslosenquote) ansteigen. Zusammenfassend lässt sich also sagen: xx Wirtschaftswachstum schafft sehr wohl Arbeitsplätze, und zwar nicht weniger als früher, und bleibt die wesentlichste Quelle von Beschäftigung. xx Dass trotz positiver Wirtschaftswachstumsraten nicht unbedingt auch die Gesamtbeschäftigung steigen muss, liegt daran, dass bei niedrigen Wachstumsraten (unter 2 Prozent) durch den Produktivitätsfortschritt mehr Arbeitsplätze verloren gehen, als durch das Wachstum neu geschaffen werden. xx Selbst ein Wirtschaftswachstum von über 2 Prozent und damit eine steigende Gesamtbeschäftigung muss nicht zwingend in jedem Fall auch eine Verminderung der Arbeitslosenquote bedeuten, nämlich dann, wenn gleichzeitig noch mehr Personen neu auf den Arbeitsmarkt hereinströmen.

Negative Folgen des Wirtschaftswachstums Obwohl die positiven Seiten des Wirtschaftswachstums klar erkennbar und unbestritten sind, treten im permanenten Wachstumsprozess auch gesellschaft­ liche Kosten auf; einige davon zwangsläufig, und einige davon beein­flussbar durch die Wirtschaftspolitik, durch das System der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Organisation. Eines der Probleme des (un)begrenzten Wachstums wurde uns in der e­ rsten Hälfte der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts beim ersten Ölpreisschock dras­ tisch bewusst gemacht: Ein wesentlicher Teil der Produktion hängt von natür­

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3

Wachstumspolitik lichen Rohstoffen ab, die nicht beliebig vermehrbar sind und somit bei laufender Produktionsausdehnung immer knapper werden. Durch den technischen Fortschritt werden zwar neue Rohstoffvorkommen entdeckt, deren Förderung wird allerdings zumeist aufwendiger und somit weniger rentabel. Ebenso wie Rohstoffe wird auch der Faktor „Umwelt“ durch die anhaltende Ausweitung von Produktion und Konsum knapper, wie die Schäden an der Natur (Wasser, Luft, Wald usw.) zeigen. Hier geht es nicht um die reine Liebe zum „Bruder Baum“, sondern darum, dass eine intakte Umwelt lang­­fristig lebensnotwendig ist. Umwelt ist nicht nur in unserer Freizeit wich­tig zur Hebung der Lebensqualität, sondern ein bedeutender Inputfaktor vieler Wirtschaftszweige, von der Nahrungs- und ­Genussmittelindustrie bis zum Fremdenverkehr. Langfristig gedacht wird nur dort produziert werden, wo auch Menschen leben können: Der Schutz der Umwelt liegt also auch im unmittelbaren Interesse der produzierenden Unternehmen. Nicht nur Rohstoffe und die Natur werden im Wachstumsprozess zunehmend ausgebeutet, sondern auch der Mensch, die Gesundheit kann negativ beeinflusst werden. All diese Faktoren führten dazu, dass das wirtschafts­poli­tische Ziel „Wirt­schafts­ wachstum“ in ein schlechtes Licht gerückt wurde. Deshalb soll hier nur auf eine Kritik am Wachstumskonzept näher eingegangen werden, die nicht den Sinn des Wirtschaftswachstums an sich in Frage stellt, sondern eine Kritik an der Erfassung, an der Art der Messung von Wirtschaftswachstum, also eine Kritik am BIP als Wohlstandsindikator darstellt.

Die meisten dieser negativen Konsequenzen des Wirtschafts­wachs­tums könnten allerdings durch gezielte Maßnahmen, durch eine Politik des umwelt­verträg­lichen Wachstums, reduziert oder ganz vermieden werden, sodass Wachstum nach wie vor eine wesentliche Voraussetzung für den Wohlstand möglichst breiter Bevölkerungs­schichten ist.

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Negative Folgen des Wirtschaftswachstums

3.2

➔  Die Kritik am BIP als Wohlstandsindikator setzt an der Tatsache an, dass in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, in der das BIP ermittelt wird, nur das erfasst wird, was auf Märkten gehandelt wird, und zwar bewertet mit den dafür erzielten Preisen. Die Produktion von Gütern und die Erbringung von Dienstleistungen, die nicht über den Markt erfolgt, wie Eigenleis­ tung und Schattenwirtschaft („Pfusch“), werden nicht erfasst.

❮❯

Dazu ein Beispiel: Wird Wohnungsputz und Wäsche waschen von der Hausfrau (oder -mann) besorgt, trägt diese Leistung 0 zum BIP bei; wird dies gegen Bezahlung von einer Haushälterin besorgt, steigt das BIP um deren Entlohnung, ohne dass dadurch tatsächlich mehr Leistungen erbracht wurden. Ebenso sagt uns der in Euro angegebene Wert des BIP nichts darüber aus, ob bei der Produktion ohnehin schon knappe Roh­stoffe ausgebeutet wurden, ob die Produktion umweltbelastend oder mit modernsten Umweltschutztechnologien erfolgte, ob Produkte hergestellt werden, die verrotten oder zu dauerhaften Schäden führen usw. Die Auflistung der tatsächlich produzierten Werte bzw. deren Steigerung von einem Jahr zum anderen steht folglich nur in sehr losem Zusammenhang mit Wohlstandswachstum.

➔  Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Beispielen dafür, dass eine Stei­ gerung des BIP sogar mit einer Verringerung des Wohlstandes Hand in Hand gehen kann. Dies ist überall dort der Fall, wo Schäden eintreten, deren Beseitigung Kosten verursacht, und diese Kosten erhöhen das BIP. Dies betrifft sowohl Schäden an der Umwelt (man denke an die Kosten der Sanierung verschmutzter Flüsse und Seen oder an die Kosten, die das Waldsterben verursacht), Schäden an der menschlichen Gesundheit (die Kosten für Krankenhäuser, Rehabilitation nach Unfällen, bei Drogenkran­ken) sowie Schäden an Materialien (wo durch Unfälle oder rasche Korrosion Reparaturen oder die vorzeitige Ersetzung notwendig wird). Ebenso steigern die Ersetzungskosten bei bewusst kurzlebig konstruierten Produkten oder bei Modeartikeln, die rasch veralten, das BIP. Auch die Ausgaben für militärische

19


3

Wachstumspolitik Zwecke, die Rüstungsausgaben, können diesem Bereich zugeordnet werden, der sicher keine Wohlstandsvermehrung bringt. ➔ Oft wird das BIP durch Schäden angehoben, und der Verursacher der Schäden hat nicht die Kosten der Schadensbeseitigung zu tragen (Beispiel: Wasserverschmutzung durch einen Industriebetrieb, Gewässer­ sanierung durch die öffentliche Hand). Die Schadensbeseitigungskosten fließen nicht in die Preiskalkulation des Unternehmens ein; man spricht von sozialen oder „externen Kosten“. In einer Marktwirtschaft hat dies zur Folge, dass die vom Unternehmen für das Produkt kalkulierten Preise zu niedrig angesetzt werden (da sie nicht alle Kosten beinhalten), und somit der Konsum z. B. von umweltbelastenden Produkten höher ist, als er es bei Marktpreisen wäre, die alle Kosten mit einkalkulieren. Eine Lösung dieses Problems läge im strikten Einhalten des „Verursacherprinzips“, das bedeutet, dass in unserem Beispiel das produzierende Unternehmen alle, somit auch die „externen“ Folgekosten zu tragen hat („Internalisierung externer Kosten“). Damit bekäme das Produkt seinen eigentlichen, höheren Marktpreis und würde dementsprechend weniger nach­ gefragt. ➔  Die Höhe des BIP bzw. dessen Steigerungsrate sagt nichts über die tatsächliche Verteilung des Produktes aus. Sie sagt nicht aus, ob das Produkt im Land selbst verteilt oder ob ein Großteil der Produktion exportiert wird und der Bevölkerung gar nicht zur Wohlstandsvermehrung dient, wie dies vor allem in Entwicklungsländern oft der Fall ist – wo sich bei hohen BIP-Wachstumsraten entweder nur eine schmale Oberschicht bereichert und ein Großteil der Bevölkerung keine Wohlstandsvermehrung erfährt, oder wo die Produktion durch multinationale Konzerne erfolgt und die Produkte sowie die Erlöse nur dem Ausland zugute kommen.

20


Kritik am Wachstumskonzept

3.3

➔  Schließlich ist am BIP als Wohlstandsindikator auch zu bemängeln, dass immaterielle Werte nicht berücksichtigt werden. Diese werden nicht auf Märkten zu bestimmten Preisen gehandelt, können aber für den Begriff „Wohlstand“ ebenso wichtig sein wie die materielle Produktion, z. B. Fragen der Arbeitsorganisation (Mitbestimmungs­möglichkeiten, menschengerechte Arbeitsplätze), der sozialen Absicherung, der demokratischen Strukturen eines Landes, Freizeitmöglichkeiten oder Urlaubslänge.

21


4

Das Konzept der ­Wohlfahrtsindikatoren Da also das auf die materielle Produktion abgestellte Konzept der BIP-Ermittlung nur teilweise allen Aspekten des Wohlstandsbegriffes gerecht werden kann, wurden schon seit knapp 50 Jahren Versuche unternommen, zum Zwecke des internationalen Wohlstandsvergleichs ein umfassendes Konzept von „Sozialoder Wohl­fahrtsindikatoren“ zu erstellen. In jüngster Vergangenheit wurden diese Bemühungen unter dem Titel „GDP and beyond“ ( = „BIP und darüber hinaus“) wiederbelebt, um mittels zusätzlicher Kennzahlen messtechnische Probleme zu lösen sowie um Lebensqualität und umweltorientierte Nachhaltigkeit besser abzubilden. Diese Indikatoren bestehen im We­sent­lichen aus einer Auflistung aller möglichen materiellen und nicht ma­teriellen Vergleichszahlen. Diese enthalten zumindest die realen BIP-Wachstumsraten, das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen, Inflationsrate, Arbeits­zeit, daneben die materielle Ausstattung der Haushalte, z. B. mit Autos, Fernseher usw., Infrastrukturdaten wie die Zahl der Ärzte/ÄrztInnen, Krankenhausbetten, Stra­ße­n­­kilometer sowie Hinweise auf das Sozial- und Gesundheitssystem wie die durchschnittliche Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit, Zahl der StudentInnen, der Häftlinge. Dazu kommen Daten über Umweltbelastung und Energieverbrauch, Verteilungsdaten, Daten aus der Arbeitswelt (z.B. Arbeitsunfälle), des Bildungssystems und aus dem kulturellen Bereich. Noch sind auf internationaler und nationaler Ebene (Statistik Austria) die Arbeiten dazu im Gange und noch nicht abgeschlossen. Jedenfalls wird in Zukunft mit einem breiteren Datenangebot zu rechnen sein. Natürlich geben diese Wohlfahrtsindikatoren einen wesentlich breiteren Einblick in die Wohlstandsverhältnisse eines Landes als bloß das BIP(-Wachstum). Dieses Konzept hat allerdings für internationale Vergleiche auch zwei wesentliche Nachteile: ➔  Erstens können sinnvollerweise nur Länder verglichen werden, die ein einigermaßen ähnliches Entwicklungsniveau und auch ein vergleichbares Gesellschafts- und Wirtschaftssystem aufweisen. Schon der Vergleich Öster­ reichs mit den USA wird aufgrund einer völlig anderen Ausprägung etwa des Systems der sozialen Sicherheit problematisch, und Vergleiche mit Ländern

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BIP-Wachstum: ja oder nein

4.1

anderer Systeme und Entwicklungsstufen wie etwa mit China, Indien oder Ländern der Dritten Welt sind praktisch ohne Erkenntniswert. ➔  Zweitens ist eine so umfassende Liste einfach zu unübersichtlich und kann nicht zu einer einzigen vergleichbaren Messzahl zusammengefasst werden. Somit müssen wir weiterhin trotz aller Unzulänglichkeiten mit dem Begriff des BIP als dem zentralen Maß für den Wohlstand eines Landes leben. Dieser Begriff wird auch in Zukunft der wesentliche Maßstab sein, an dem der Erfolg einer Volkswirtschaft gemessen wird, und der folglich für Gewerkschaften, beispielsweise bei Kollektiv­vertrags­verhandlungen, im Mittelpunkt steht. Wann auch immer man allerdings von BIP-Wachstumsraten spricht, sollte man all die erläuterten Unzulänglichkeiten und Einschränkungen der Aussagekraft dieses Begriffes im Hinterkopf bewahren. Für die Gewerkschaften ist dabei der Aspekt von besonderer Bedeutung, dass stabiles Wirtschaftswachstum eine mittelfristig ausgewogene Entwicklung von Angebot und Nachfrage erfordert, was dem traditionellen Ziel der Gewerkschaften, eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik anzustreben, entspricht. Denn dadurch wird gewährleistet, dass die Löhne und Gehälter etwa im selben Maße wie der Wohlstand der gesamten Volkswirtschaft wachsen.

Die positiven Aspekte des BIP-Wachstums sind Argument genug, um für möglichst hohes Wirtschaftswachstum zur Sicherung des materiellen Wohlstandes einzutreten. Doch muss die Devise heißen: Wachstum, aber nicht um jeden Preis, sondern ein ausgewogenes, stabiles Wachstum, das Rücksicht auf soziale Aspekte, auf die Verteilung und auf die Umwelt nimmt, um die Möglichkeiten der Wohl­fahrtsvermehrung möglichst vie­ len zugute kommen zu lassen und vor allem auch für künftige Generati­ onen nicht einzuschränken.

23


5

Wachstum und ­Wirtschaftsstruktur Während die Phänomene, die wir während eines Konjunkturzyklus beobachten (steigende/fallende Inflations- und Arbeitslosenraten, Schwankungen der Auftragseingänge, der Produktion, des Konsums, der Einkommen usw.), im Laufe eines solchen Konjunkturzyklus wieder kompensiert werden (Zyklus = Kreis, man kehrt also wieder zum Ausgangspunkt zurück, siehe Skriptum Wirtschaft 2 „Konjunktur“), so bringt der über Jahrzehnte und Jahrhunderte andauernde Prozess des permanenten Wachstums der Wirtschaft, der Ausdehnung von Produktion und Konsum, Veränderungen im Wirtschaftsgefüge mit sich, die von dauerhafter Natur sind: Produktionszweige und Berufe sterben aus, neue entstehen durch neue Be­dürf­­­nisse und neue Technologien, sie reifen heran und werden wieder durch neue ersetzt. Der Wachstumsprozess führt dazu, dass die Struktur der Wirtschaft einem laufenden Wandel unterworfen ist.

24


SKRIPTEN ÜBERSICHT WIRTSCHAFT

POLITIK UND ZEITGESCHICHTE

WI-1

Einführung in die Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftswissenschaften

PZG-1A Sozialdemokratie und andere politische Strömungen der ArbeiterInnenbewegung bis 1945

WI-2

Konjunktur

WI-3

Wachstum

WI-4

Einführung in die Betriebswirtschaftslehre

WI-5

Beschäftigung und Arbeitsmarkt

PZG-3 Die Unabhängigen im ÖGB

WI-6

Lohnpolitik und Einkommensverteilung

PZG-4 Liberalismus/Neoliberalismus

WI-7

Der öffentliche Sektor (Teil 1) – in Vorbereitung

PZG-6 Rechtsextremismus

WI-8

Der öffentliche Sektor (Teil 2) – in Vorbereitung

WI-9

Investition

WI-10

Internationaler Handel und Handelspolitik

WI-12

Steuerpolitik

WI-13

Bilanzanalyse

WI-14

Der Jahresabschluss

WI-16

Standort-, Technologie- und Industriepolitik

PZG-1B Sozialdemokratie seit 1945 (in Vorbereitung) PZG-2 Christliche Soziallehre

PZG-7 Faschismus PZG-8 Staat und Verfassung PZG-10 Politik, Ökonomie, Recht und Gewerkschaften PZG-11 Gesellschaft, Staat und Verfassung im neuzeitlichen Europa, insbesondere am Beispiel Englands

Die einzelnen Skripten werden laufend aktualisiert.

SOZIALE KOMPETENZ

SK-1

Sprechen – frei sprechen

SK-5

Moderation

SK-2

Teamarbeit

SK-6

Kommunizieren und Werben mit System

SK-3

NLP

SK-8

Führen im Betriebsrat

SK-4

Konfliktmanagement

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Glossar Beschäftigungsintensität des Wachstums: Maßzahl, welche angibt, wie viele Arbeitsplätze durch 1 Prozent reales Wirtschaftswachstum neu geschaffen werden. Beschäftigungsschwelle: diejenige Wirtschaftswachstumsrate, die überschritten werden muss, um zusätzliche Beschäftigung zu schaffen (also mehr, als durch den Produktivitätsfortschritt wegfällt) Dividende: der auf die AktionärInnen entfallende Teil des Bilanzgewinnes einer Aktiengesellschaft Effizienz: Herstellung einer Produktmenge zu den geringstmöglichen Kosten externe Kosten (= soziale Kosten, volkswirtschaftliche Kosten): Kosten, die nicht vom Verursacher getragen werden, sondern Dritten aufgebürdet ­werden GDP and beyond: englisch für „Bruttoinlandsprodukt und darüber hinaus“ – Titel der laufenden Fachdiskussion über die Ergänzung des BIP um Kennzahlen zur Messung von Wohlfahrt, Lebensqualität und Nachhaltigkeit Infrastruktur: langlebige Basiseinrichtungen, die zum Funktionieren einer arbeitsteiligen Wirtschaft notwendig sind, wie z. B. Verkehrs- und Nach­rich­ ten­wesen, Bildungswesen usw. innovativ: neue Produkte am Markt oder Produktionsprozesse einführend Input: Einsatz von Produktionsfaktoren im Produktionsprozess Internalisierung: Externe Effekte (z. B. Kosten) werden in die Verantwortung und Kalkulation des Verursachers übergeführt. jobless growth: irreführendes und nicht zutreffendes Schlagwort vom Wirtschaftswachstum, das keine Arbeitsplätze schafft nominell: zu laufenden, aktuellen Preisen bewertet

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6 Output: Resultat des Produktionsprozesses Produktivität: das Verhältnis der eingesetzten Produktionsfaktoren (Input) zum Produktionsergebnis (Output) produktivitätsorientierte Lohnpolitik: Es wird angestrebt, dass sich die Erhöhung der Löhne und Gehälter mittelfristig im Gleichschritt mit der Produktivität (plus Zielinflationsrate) entwickelt, um für die Unselbständigen einen Einkom­mens­­zuwachs zu realisieren, der dem gesamtwirtschaftlichen Wohl­ stands­wachs­tum entspricht. real: rein mengenmäßig, also ohne Berücksichtigung von Preisänderungen betrachtet soziale Kosten: siehe „externe Kosten“ Trend: Grundrichtung einer längerfristigen zeitlichen Entwicklung, berei­nigt um kurzfristige Schwankungen

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Notizen

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Zum Autor

Mag. Thomas Delapina

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Mag. Thomas Delapina studierte Volkswirtschaft an der Universität Wien und arbeitet seit 1979 in der Abteilung Wirtschaftswissenschaften in der Arbeiterkammer Wien. Fragen der Konjunktur und des Wirtschaftswachstums zählen zu seinen Arbeitsschwerpunkten, seit 1983 ist er auch Mitglied der Konjunkturprognose-Arbeitsgruppe der OECD in Paris. Von 1992 bis 2013 war er Geschäftsführer des Beirats für Wirtschafts- und Sozialfragen (ein sozialpartnerschaftliches ExpertInnengremium, welches Studien mit gemeinsamen Empfehlungen aller vier Sozialpartner erarbeitet). Seit 1995 vertritt er auch die Interessen der österreichischen ArbeitnehmerInnen im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) in Brüssel.

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Notizen

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Notizen

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VÖGB/AK-SKRIPTEN Die Skripten sind eine Alternative und Ergänzung zum VÖGB/AK-Bildungsangebot und werden von ExpertInnen verfasst, didaktisch aufbereitet und laufend aktualisiert.

UNSERE SKRIPTEN UMFASSEN FOLGENDE THEMEN:

Lucia Bauer/Tina Brunauer-Laimer

Damit wir uns verstehen OEA 1

Tipps und Konzepte für Öffentlichkeitsarbeit im Betrieb

1

Damit wir uns verstehen

› Arbeitsrecht › Sozialrecht › Gewerkschaftskunde › Praktische Gewerkschaftsarbeit › Internationale Gewerkschaftsbewegung › Wirtschaft › Wirtschaft – Recht – Mitbestimmung › Politik und Zeitgeschehen › Soziale Kompetenz › Humanisierung – Technologie – Umwelt › Öffentlichkeitsarbeit SIE SIND GEEIGNET FÜR:

› Seminare › ReferentInnen › Alle, die an gewerkschaftlichen Themen interessiert sind. und Nähere InfosBes tellung: e s lo kosten ten www.voegb.at/skrteipn@oegb.at E-Mail: skrip Adresse: öhm-Platz 1, Johann-Bien 1020 W534 44-39244 Tel.: 01/

Die Skripten gibt es hier zum Download:

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Leseempfehlung: Reihe Zeitgeschichte und Politik

Öffentlichkeitsarbeit


Notizen

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SKRIPTEN ÜBERSICHT SOZIALRECHT

SR-1

Grundbegriffe des Sozialrechts

SR-2

Sozialpolitik im internationalen Vergleich

SR-3

Sozialversicherung – Beitragsrecht

SR-4

Pensionsversicherung I: Allgemeiner Teil

SR-5

Pensionsversicherung II: Leistungsrecht

SR-6

Pensionsversicherung III: Pensionshöhe

SR-7

Krankenversicherung I: Allgemeiner Teil

SR-8

Krankenversicherung II: Leistungsrecht

SR-9

Unfallversicherung

SR-10

Arbeitslosenversicherung I: Allgemeiner Teil

SR-11

Arbeitslosenversicherung II: Leistungsrecht

SR-12

Insolvenz-Entgeltsicherung

SR-13

Finanzierung des Sozialstaates

SR-14

Pflege und Betreuung

SR-15

Bedarfsorientierte Mindestsicherung

Die einzelnen Skripten werden laufend aktualisiert.

ARBEITSRECHT

AR-1 AR-2A AR-2B AR-2C AR-3 AR-4 AR-5 AR-6 AR-7 AR-8A AR-8B AR-9 AR-10 AR-11 AR-12 AR-13 AR-14 AR-15 AR-16 AR-18 AR-19 AR-21 AR-22

Kollektive Rechtsgestaltung Betriebliche Interessenvertretung Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates Rechtstellung des Betriebsrates Arbeitsvertrag Arbeitszeit Urlaubsrecht Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall Gleichbehandlung im Arbeitsrecht ArbeitnehmerInnenschutz I: Überbetrieblicher ArbeitnehmerInnenschutz ArbeitnehmerInnenschutz II: Innerbetrieblicher ArbeitnehmerInnenschutz Beendigung des Arbeitsverhältnisses Arbeitskräfteüberlassung Betriebsvereinbarung Lohn(Gehalts)exekution Berufsausbildung Wichtiges aus dem Angestelltenrecht Betriebspensionsrecht I Betriebspensionsrecht II Abfertigung neu Betriebsrat – Personalvertretung Rechte und Pflichten Atypische Beschäftigung Die Behindertenvertrauenspersonen

GEWERKSCHAFTSKUNDE

GK-1 GK-2 GK-3

Was sind Gewerkschaften? Struktur und Aufbau der österreichischen Gewerkschaftsbewegung Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1945 Die Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung von 1945 bis heute

GK-4

Statuten und Geschäftsordnung des ÖGB

GK-5

Vom 1. bis zum 18. Bundeskongress

GK-7

Die Kammern für Arbeiter und Angestellte

GK-8

Die sozialpolitischen Errungenschaften des ÖGB

Die VÖGB-Skripten online lesen oder als Gewerkschaftsmitglied gratis bestellen: www.voegb.at/skripten



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