70. Jahrgang Jänner 2022; Einzelpreis EUR 4,00 Sponsoring Post; Entgelt bezahlt; Verlagspostamt 1060 Wien, GZ: 02 Z 031235 S
Post und Philatelie in Österreich
DIE
BRIEFMARKE 1-2/2022
Alt und Neu
Raritäten und Straßenkunst
EDITORIAL
AKTUELLES 3 4 5
6 7 8 10
Editorial VÖPh Neue Philatelietagsserie des VÖPh 2022 Sonderpostamt im VÖPh: ET „Ankunft der Postkutsche – Wintermotiv“ & ET „Ludwig Wittgenstein“ Aktuell HELVETIA 2022 Sonderpostamt im VÖPh: ET „Posaune“ & ET „Wollhaube“ Die Posaune Elektromobilität um die Jahrhundertwende
PHILATELIE 12 14 18
19 20 24 26 27 28 30 31
Postgeschichte Die Postkutsche Serie „100 Jahre Burgenland“ Die österreichische Feldpost Literatur
ALBUM
Editorial Sondermarkenausgaben Jänner + Februar Marken-Produkte im Jänner + Februar Philatelietagsserien 2022 Aktuelle AWZ-Eindrucke Sonderpostämter Philatelietage Jänner + Februar Nachlese Bestellschein
VERBAND 33 34 36 38 43 44 46
Jugend Thema Sammeln Serie „Raritäten aus dem Postarchiv“ Die Entwürfe von Rudolf Junk Außergewöhnliche Korrespondenzkarten (2/2) Aus unseren Vereinen Wortanzeigen Terminkalender Impressum
Titelseite: Die Verwendung der Abbildung (Entwurf Zeitungsmarke) erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Post AG
Alt und Neu: Ein Gegensatz? Unter Österreichs Briefmarken gibt es sehr viele Ausgaben, die sich mit Kunst beschäftigen. Von den einen hochgelobt, von den anderen verteufelt (diesen Gegensatz gibt es in erster Linie bei den älteren Sammlern, die mit den modernen Ausgaben nicht wirklich zu Rande kommen), sollte man doch demokratisch fair bleiben, wenn von rund 50 Ausgaben jährlich manche nicht gefallen. Schon Gustav Klimt, zu seiner Zeit angefeindet, heute einer der teuersten österreichischen Künstler, sagte: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“. Das Zitat schmückt übrigens die Eingangsfassade der Wiener Secession. Und so kann man vermerken, dass der jeweilige Zeitgeist sehr wohl Einfluss auf die Meinung des Betrachters ausübt. Was früher gefiel, ist heute unmodern, oder umgekehrt. Ab dieser Ausgabe wollen wir unseren Leserinnen und Lesern die Möglichkeit geben, beides zu sehen, zu betrachten und einzuordnen. Natürlich wird es auch hier verschiedene Meinungen geben – die vielleicht in 100 Jahren genau konträr ausfallen könn(t)en. Zunächst zum Thema „Alt“: Die Raritätenschau aus dem Österreichischen Postarchiv löste bei der Multilaterale großes Interesse und Echo aus. Mit Stolz können wir Ihnen nun mitteilen, dass Frau Mag. Susanna Hiegesberger (Leiterin des Archivs) eine Serie über Österreichische Briefmarkenraritäten für unsere Zeitschrift verfassen wird. Der erste Beitrag in dieser Ausgabe befasst sich mit Rudolf Junk und seinen Entwürfen für den Wettbewerb für neue Postmarken 1921 (Seite 34–35). Im Gegensatz dazu steht die neue Philatelietagsserie 2022 des VÖPh über Straßen kunst in Wien. Wir werden Ihnen dabei 12 moderne Motive dieser vor allem bei der Jugend beliebten Kunstform philatelistisch aufbereiten. Parallel dazu wird es – wie bei der Jugendstilserie – in jedem Quartal einen ME 3 Block geben. Nähere Informationen finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 4. Zusammenfassend darf ich also sagen: Es muss/ soll nicht allen alles, aber jedem/jeder etwas gefallen. Darum bemühen wir uns nach Kräften auch im neuen Jahr 2022. Und zu guter Letzt möchte mich auf diesem Wege recht herzlich für die zahlreich eingegangenen Weihnachtswünsche bedanken. In diesem Sinne verbleibe ich mit philatelistischen Grüßen
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OStR. Mag. Helmut Kogler Präsident VÖPh Erratum: Im Beitrag „Franz Joseph I. und Schönbrunn in Bildern“ (Ausgabe 12/2021, Seite 34) lautet das korrekte Sterbedatum des Kaisers: 21. November 1916. Herzlichen Dank an den aufmerksamen Leser Wilhelm Kulec.
DIE BRIEFMARKE 1-2|2022
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AKTUELLES
„Straßenkunst in Wien“: Die neue Philatelietagsserie des VÖPh 2022
Sie bestehen aus je 12 Belegen inkl. Philatelietagsmarke und Dauersonderstempel 1063 des VÖPh. Die Auflage der beiden Serien ist streng auf jeweils 20 Stück limitiert, der Preis pro Serie beträgt € 60,zzgl. Versandkosten. Die Serien werden in der Reihenfolge der eintreffenden Bestellungen vergeben. Aus unserer Erfahrung vom Vorjahr sind sie rasch vergriffen.
Future - 1060 Wien Foto © T. Mannsbart (2021)
Philatelietag Februar 2022: „Mozart“
VÖPH PHILATELIETAG FEBRUAR 2022
Mozart - 1040 Wien Foto © T. Mannsbart (2021)
Variante A Variante B
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Auch heuer bieten wir zu den Philatelietagen im VÖPh wieder zwei exklusive Komplettserien (PhT-A oder PhT-B) an.
VÖPH PHILATELIETAG JÄNNER 2022
VÖPH PHILATELIETAG FEBRUAR 2022
Mozart - 1040 Wien Foto © T. Mannsbart (2021)
Philatelietagsbelege 2022: blanko je € 1,20
Bestellungen richten Sie bitte an das VÖPh-Büro (Kontaktdaten siehe Seite 5).
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DIE BRIEFMARKE 1-2|2022
fertige Serie € 60,- (12 Stück mit PhT-Marke und SSt 1063)
Alle Abb. auf dieser Seite Muster
SONDERSERIEN – nur je 20 Stück!
Foto © T. Mannsbart (2021)
Variante B
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Die Philatelietagsmarken sind ausschließlich bei der Österreichischen Post ab einem Einkauf von € 25,erhältlich, die passenden Blanko-Kuverts gibt es exklusiv im VÖPh zu je € 1,20.
Future - 1060 Wien
Variante A
Den Anfang dieser Serie macht das Wandbild „Future“ (PhT-01), Künstler unbekannt, fotografiert von TheoGraf Mannsbart im Jahr 2021 in 1060 Wien, Linke Wienzeile 164. Im Februar wird die Serie – passend zum Ersttag „Musikland Österreich“ – weitergeführt mit dem Wandbild „Mozart“ (PhT-02), gemalt von Alvarao Oskua im Rahmen der „Calle Libre 2019, zu bewundern in 1040 Wien, Margarethenstraße 9.
VÖPH PHILATELIETAG JÄNNER 2022
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Wie schon im Vorjahr wird es zu jeder Philatelietagsmarke zwei verschiedene Kuverts geben: eine Detailund eine Gesamtaufnahme des jeweiligen Kunstwerks (Marken- und Alternativbild).
Philatelietag Jänner 2022: „Future“
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Die diesjährige Philatelietagsserie des VÖPh widmet sich dem Thema „Straßenkunst in Wien“. Über die ganze Stadt verteilt findet sich Kunst, die den Bewohnern graue Mauern verschönt. Teilweise sind es unbekannte Künstler, und teilweise namentlich bekannte Künstler, die im Rahmen des urbanen Kunstprojekts „Calle Libre“ dem Stadtbild alljährlich neue Kunstwerke hinzufügen.
AKTUELLES
Sonderpostamt im VÖPh –
mit Philatelietag
Mittwoch, 19. Jänner 2022, 9–13 Uhr im VÖPh, 1060 Wien, Getreidemarkt 1 VÖPh-BELEGPROGRAMM: ERSTTAG „Ankunft der Postkutsche – Wintermotiv“ (210c) aus der Serie „Historische Postfahrzeuge“
PHILATELIETAG Jänner 2022 „Future“
Wintermotiv, 2022
ET-Beleg Kutsche-1 Preis € 3,30
ET-Beleg Kutsche-2 Preis € 3,30
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Historische Postfahrzeuge
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Nähere Infos zur Serie siehe Seite 4
VÖPH PHILATELIETAG JÄNNER 2022
Future - 1060 Wien Foto © T. Mannsbart (2021)
VÖPH PHILATELIETAG JÄNNER 2022
Future - 1060 Wien Foto © T. Mannsbart (2021)
PhT-01-B blanko, Preis: € 1,20 LUDWIG WITTGENSTEIN 1889-1951 M. Füllerer 2022
ET-Beleg Wittgenstein-1 Preis € 4,00
ET-Beleg Wittgenstein-2 Preis € 4,00
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
ERSTTAG „Ludwig Wittgenstein“ (275c)
Alle Abb. auf dieser Seite Muster
PhT-01-A blanko, Preis: € 1,20
WICHTIGER HINWEIS: Bitte beachten Sie, dass es wegen COVID-19 zu kurzfristigen Änderungen kommen kann. Informieren Sie sich daher bitte vor Ihrem Besuch telefonisch oder auf unserer Homepage über Ort und Ablauf des Sonderpostamtes. Telefonische oder schriftliche Bestellungen beim VÖPh sind ungeachtet dessen jederzeit möglich.
VERKAUF & BESTELLUNGEN: Direkt beim Sonderpostamt sowie im VÖPh-Büro, Tel.:+43 1 587 64 69 oder per E-Mail: office.voeph@voeph.at. BESTELLSCHLUSS für Vorbestellungen: Montag, 17.01.2022
DIE BRIEFMARKE 1-2|2022
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AKTUELLES
Sonderpostamt im VÖPh –
mit Philatelietag
Mittwoch, 16. Februar 2022, 9–13 Uhr im VÖPh, 1060 Wien, Getreidemarkt 1 VÖPh-BELEGPROGRAMM: ERSTTAG „Posaune“ (100c) aus der Serie „Musikland Österreich“
PHILATELIETAG Februar 2022 „Mozart“
ET-Beleg Posaune-1 Preis € 2,20
ET-Beleg Posaune-2 Preis € 2,20
VÖPH PHILATELIETAG FEBRUAR 2022
Mozart - 1040 Wien Foto © T. Mannsbart (2021)
PhT-02-A blanko, Preis: € 1,20
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
ERSTTAG „Wollhaube“ (430c)
VÖPH PHILATELIETAG FEBRUAR 2022
Foto © T. Mannsbart (2021)
PhT-02-B blanko, Preis: € 1,20 Wollhaube
D. Gruber 2022
ET-Beleg Haube-1 Preis € 5,50
ET-Beleg Haube-2 Preis € 5,50
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Mozart - 1040 Wien
Alle Abb. auf dieser Seite Muster
K. Lubach 2022
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Musikland Österreich: POSAUNE
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Nähere Infos zur Serie siehe Seite 4
VERKAUF & BESTELLUNGEN: Direkt beim Sonderpostamt sowie im VÖPh-Büro, Tel.:+43 1 587 64 69 oder per E-Mail: office.voeph@voeph.at.
WICHTIGER HINWEIS:
BESTELLSCHLUSS für Vorbestellungen: Montag, 14.02.2022
Bitte beachten Sie, dass es wegen COVID-19 zu kurzfristigen Änderungen kommen kann. Informieren Sie sich daher bitte vor Ihrem Besuch telefonisch oder auf unserer Homepage über Ort und Ablauf des Sonderpostamtes. Telefonische oder schriftliche Bestellungen beim VÖPh sind ungeachtet dessen jederzeit möglich.
DIE BRIEFMARKE 1-2|2022
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Von Jericho bis zum Jüngsten Gericht
Abb. 1: Aktuelle österreichische Briefmarke
Bei Blasinstrumenten werden die Töne dadurch erzeugt, dass die Luftsäule im Inneren des Instrumentes in Schwingung versetzt wird. Bei den Blech blasinstrumenten geschieht dies durch die Lippenbewegung des Spielers an einem sogenannten Kesselmundstück.
© soweit nicht anders vermerkt, alle Abb. im Eigentum des Autors
Durch das sehr lange Rohr erzeugt die Posaune (Abb. 1) einen tiefen Grundton, den der Spieler durch die Geschwindigkeit der Lippenbewegung in der Höhe und durch die Stärke des Luftstroms in der Lautstärke verändern kann. Darüber hinaus ist die Posaune das einzige Blasinstrument, bei dem man sehen kann, dass eine Verlängerung oder Verkürzung der Rohrlänge einen Einfluss auf die Tonhöhe hat. Die Existenz von Blechblasinstrumenten ist schon aus der Antike überliefert und in der Bibel lesen wir, dass die Israeliten bei der Eroberung Kanaans allein durch den Klang ihrer Posaunen die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht haben sollen (Abb. 2). Dass Lärminstrumente bei der Kriegsführung im Altertum durchaus eine Rolle gespielt haben, ist historisch belegt. Mit Sicherheit kamen bei der Eroberung Jerichos aber keine Posaunen im heutigen Sinn zur Anwendung, sondern vermutlich große Naturtrompeten (Schofaren). Bezeichnenderweise bedeutet das eng lische Wort „Trombone“ für Posaune nichts anderes als „große Trompete“. Abb. 2: Israel 17.8.1982, Michel-Nr. 888 (Jericho)
Der Vorläufer unserer heutigen Posaune ist die trompeten artige „Busine“, eine Art Heroldstrompete (Abb. 3), die während der Kreuzzüge aus der islamischen Welt nach Europa kam. Um 1380 tauchten im deutschsprachigen Raum dann erstmals Businen auf, bei denen man die Länge des Rohres durch Hin- und Herschieben während des Spiels verändern konnte. Diese sogenannten „Zugtrompeten“ wurden im Mittelalter oft gemeinsam mit Schalmeien gespielt. So berichtet beispielsweise ein Chronist vom Konzil in Konstanz (1414–1418), dass die englische Delegation mit drei „Pusaunern“ und vier Schalmisten eingezogen ist. Und auch der Gegenpapst Johannes XXIII. sei mit einem Ensemble vom Schalmeien und Posaunen erschienen. Abb. 3: San Marino 6.5.1996, Michel-Nr. 1658 (Fanfarenbläser)
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DIE BRIEFMARKE 1-2|2022
Die Rohrlänge für ein solches Instrument, das auf den Grundton b gestimmt ist und eine Oktave tiefer als die entsprechende Trompete klingen soll, beträgt etwa 2,80 Meter. Obwohl die Rohre deshalb schon bald in Uoder S-Form gebogen wurden, waren diese Instrumente sehr unhandlich und der Zug konnte manchmal nur mit Hilfe eines verlängerten Griffes bewegt werden (Abb. 4). Abhilfe brachte schließlich die Erfindung des sogenannten „Doppelzuges“, bei dem die Bewegung des U-förmigen Außenzuges die Rohrlänge an zwei Stellen gleichzeitig verändert. Wann erstmals ein solches Instrument gebaut wurde ist leider nicht bekannt. Die älteste bekannte Abbildung einer Posaune in der heutigen Form findet sich auf einem Fresko, das der italienische Maler Filippino Lippi zwischen 1488 und 1493 in der Kapelle der Basilica di Santa Maria sopra Minerva in Rom gemalt hat. Abb. 4: Antigua & Barbuda 26.8.1985, Michel-Nr. 890 (Bassposaune mit Verlängerungsgriff)
Die Posaune besteht heute aus einem S-förmig gebogenen zylindrischen Messingrohr, in das an einem Ende ein Mundstück eingesetzt wird und das sich am anderen Ende zu einem Schalltrichter mit einem Durchmesser von 180 bis 270 mm öffnet. Mit dem Zug können die physikalisch bedingten Naturtöne modifiziert werden. Die sieben Zug positionen der Posaune ermöglichen dabei das Spielen aller Töne und Halbtöne einer chromatischen Tonleiter.
© Österreichische Post AG
Die Posaune:
© Österreichische Post AG
AKTUELLES
AKTUELLES
Im 16. Jahrhundert war die Posaune vor allem in Italien, Deutschland und den Niederlanden sehr beliebt und kam dabei sowohl bei der weltlichen Musik (Stadtpfeifer) als auch in Posaunenensembles in den Kirchen zum Einsatz. Es gab Instrumente in allen Stimmlagen und damit spielten Posaunen im Frühbarock eine wichtige Rolle in den prachtvollen Bläserkanzonen der venezianischen Kompo nisten wie Claudio Monteverdi und Giovanni Gabrieli. Letzterer war es auch, der 1597 mit seiner „Sonate pian'e forte“ das erste gedruckte Musikstück speziell für die Posaune herausgab. Nach einer kurzen Blütezeit, in der viele Solopartien für Posaunen entstanden sind, kam die Posaune ab ca. 1630 ziemlich aus der Mode. Die Barockzeit brachte auch musikalisch eine Geschmacksveränderung mit sich, in der die lauten Blechbläser durch die harmonischen Klänge von Streichorchestern abgelöst wurden. Die Posaune überlebte nur in der lutherischen Kirchenmusik (Abb. 5) und im Opernorchester. Abb. 5: Deutschland 1.3.2014, Michel-Nr. 3065 (Evangelische Posaunenchöre)
© Österreichische Post AG
Gleichzeitig finden wir in der Malerei immer wieder musizierende Engel, die mit der Posaune das Jüngste Gericht ankündigen (Abb. 6). Die Posaune symbolisierte damit die bedrohliche Macht des Todes und der Unterwelt. Bezeichnenderweise war es aber genau diese düstere Symbolik, die dem Instrument fast 100 Jahre später zu einer Renaissance verhalf: Georg Friedrich Händel setzte in seinen Oratorien „Saul“ und „Israel in Ägypten“ Posaunen ein und inspirierte damit wahrscheinlich Christoph Willibald Gluck zu den Posaunenparts im Ballett „Don Juan“ und in der Oper „Orpheus und Eurydike“. Gluck wiederum beeinflusste andere Komponisten am Wiener Hof wie Georg Christoph Wagenseil (Abb. 7), dessen Noten aus dem „Kon zert für Posaune und Or chester“ den Hintergrund der aktuellen österreichischen Brief marke bilden.
in einer weltlichen Sinfonie einsetzte. Mit den Posaunen stimmen in der 5., 6. und 9. Sinfonie legte er den Grundstein für die heute übliche Besetzung eines Sinfonieorchesters mit zwei bis drei Tenorposaunen und einer Bassposaune (Abb. 8). Im 19. Jahrhundert verwendeten die Komponisten Posaunen vor allem dann, wenn eine Passage besonders feierlich klingen sollte und sowohl Gustav Mahler als auch Maurice Ravel zeigten mit ihren Werken, dass die Posaune auch als Soloinstrument in einem Orchester eingesetzt werden kann. Abb. 8: Deutschland 5.6.2015, Michel-Nr. 3086 (Richard Strauss, Orchesterbesetzung)
Große Veränderungen für die Posaune brachte das Aufkommen der Jazzmusik im 20. Jahrhundert (Abb. 9). Aus dem Swing und dem Jazz gingen einige bedeutende Jazzposaunisten wie Kid Ory, Tommy Dorsey oder Glenn Miller (Abb. 10) hervor, mit denen auch eine spieltechnische Weiterentwicklung einherging.
Abb. 9: USA 28.5.1998, Michel-Nr. 2961 (Jazz Club)
Heute wird die Posaune in allen Arten der Blasmusik, im Sinfonieorchester, in Blas- und Militärkapellen (Abb. 11) sowie in Posaunenchören eingesetzt und kommt auch in kleineren Ensembles wie Bläserquintetten oder -quartetten vor.
Abb. 11: Liechtenstein 8.9.1980, Michel-Nr. 756 (Blaskapelle)
Abb. 6: Vatikan 19.2.1976, Michel-Nr. 675 (Posaunenengel, Michelangelo)
Abb. 7: Ersttagstempel zur aktuellen Marke aus der Serie „Musikland Österreich“
Mozart verwendete die Posaune in einigen Opern und auch er kündigt in seinem Requiem mit einem Posaunensolo im „Tuba mirum“ das Jüngste Gericht an. Ludwig van Beethoven war es schließlich, der die Posaune 1808 erstmals
Abb. 10: USA 11.9.1996, Michel-Nr. 2762 (Glen Miller)
Peter Lang Motivgruppe Musik e.V. Literatur/Quellen: l D. Ecklebe / P. Lang: „Bildung & Briefmarke: Musikinstrumente“ l D. Farrant: „A Brief History of the Trombone“ l W. Lempfrid: „KölnKlavier.de“ l K. Lubach: Informationen zur Briefmarke „Musikland Österreich: Posaune“ l https://www.reisser-musik.de l https://www.medienwerkstatt-online.de l https://www.musikunterricht.de l https://de.wikipedia.org
DIE BRIEFMARKE 1-2|2022
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ALBUM
Sondermarkenausgaben Vorbezugstag: 14.01.2022 / 04.02.2022 Ludwig Wittgenstein 1889–1951
© Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Sjögren Sammlung
Nennwert: Ausgabetag / erhältlich ab: Ersttag: Markengröße: Grafikentwurf: Druck: Druckart: Auflage:
2,75 Euro 19.01.2022 1060 Wien 33,35 x 42,00 mm Marion Füllerer Joh. Enschedé Stamps B. V. Offsetdruck 300.000 in Bögen zu 50 Stück Bestell-Nr.: 222020
Er gilt als einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts: Ludwig Wittgenstein, der 1889 in Wien geboren wurde und 1951 in Cambridge verstarb. Wittgenstein stammte aus einer jüdischen Industriellenfamilie. Nach Studien der Ingenieurswissenschaften ging er an die Universität Cambridge, wo er sich mit Logik und Philosophie der Mathematik befasste. Nach Aufenthalten in Wien, Cambridge und Norwegen ließ er sich schließlich 1938 in Großbritannien nieder, wurde britischer Staatsbürger und hatte bis 1947 in Cambridge eine Professur inne. Die Wittgenstein Initiative in Wien setzt sich für eine Würdigung des großen Denkers und seiner Ideen in Österreich ein. Der Fokus in Wittgensteins philo sophischer Arbeit liegt auf der Sprache. Während des Ersten Weltkriegs verfasste er den Tractatus Logico-Philosophicus, den er 1922 veröffentlichte. Seine Philosophischen Untersuchungen erschienen erst posthum 1953. 2017 wurde sein gesamter philosophischer Nachlass in die Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes eingetragen. Ludwig Wittgenstein 1908
Ankunft der Postkutsche Serie: Nennwert: Ausgabetag / erhältlich ab: Ersttag: Markengröße: Blockgröße: Grafikentwurf: Druck: Druckart: Auflage:
Historische Postfahrzeuge 2,10 Euro 19.01.2022 1060 Wien 51,00 x 40,00 mm 100,00 x 60,00 mm Regina Simon Joh. Enschedé Stamps B. V. Offsetdruck 130.000 in Blöcken zu 1 Stück Bestell-Nr.: 222030
© ivansmuk / gettyimages.at
Die Fahrgäste zusammengepfercht in engen, unbequemen Wagen, natürlich unbeheizt, dazu unbefestigte, holprige Straßen und die lange Dauer einer Reise – heute fällt es schwer, sich das vorzustellen. Unfälle oder Schäden an den Fahrzeugen waren nicht selten, dazu kamen wetterbedingte Probleme wie vom Regen aufgeweichte Straßen oder Schneefall, die die Fahrt zusätzlich erschwerten. Gerade im Winter war da eine Rast wohl sehr willkommen, um sich aufzuwärmen und die Beine auszustrecken. Auch der Kutscher und die Pferde konnten sich an Raststationen stärken. Großes Gepäck wurde auf dem Wagendach transportiert
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DIE BRIEFMARKE 1-2|2022
Änderungen und Druckfehler vorbehalten
Reisen war in vergangenen Zeiten wohl kein Vergnügen, sondern eine große Strapaze, auch wenn das auf Bildern wie diesem Postkartenmotiv nicht immer ersichtlich ist.
Der Markenblock zeigt eine Szene in einer verschneiten Straße. Aus einer Post- kutsche steigt eine Dame aus, während der Kutscher vermummt auf dem Kutschbock wartet und die Pferde mit Heu versorgt werden.
ALBUM
Wollhaube Nennwert: Ausgabetag / erhältlich ab: Ersttag: Blockgröße: Grafikentwurf: Druck: Druckart: Auflage:
4,30 Euro 16.02.2022 1060 Wien 36,50 x 47,00 mm David Gruber Cartor Security Printing Offsetdruck 150.000 in Blöcken zu 1 Stück Bestell-Nr.: 222080
© alexxl66 / gettyimages.at
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung – mit einer warmen Wollhaube steht auch an kalten Tagen dem Spaziergang in freier Natur nichts im Wege.
Bunte Hauben wärmen den Kopf
Nach den Fingern beim Markenblock „Fäustling“ zu Winterbeginn geht es nun um den Schutz des Kopfes. Über den unbedeckten Kopf geht viel Wärme verloren – das wird schnell unangenehm und kann zu Erkältungen führen. Es lässt sich aber leicht verhindern, wenn man den Kopf mit einer Haube (wie man in Österreich gerne zur Mütze sagt) schützt. Ob es eine bunte Pudelmütze mit Quaste ist, eine schlichte Haube mit oder ohne Umschlag oder sogar ein selbstgestricktes Unikat – Hauptsache, der Kopf und die Ohren haben es warm. Der selbstklebende Markenblock „Wollhaube“ ist wieder etwas ganz Besonderes. Er wurde aus beflocktem Papier mit einem winterlichen Strickmuster gefertigt und in der typischen Form einer Haube mit Quaste ausgestanzt.
Posaune Serie: Nennwert: Ausgabetag / erhältlich ab: Ersttag: Markengröße: Grafikentwurf: Druck: Druckart: Auflage:
Musikland Österreich 1 Euro 16.02.2022 1060 Wien 31,80 x 50,00 mm Kirsten Lubach Joh. Enschedé Stamps B. V. Offsetdruck 340.000 in Bögen zu 10 Stück Bestell-Nr.: 222050, Bestell-Nr. Kleinbogen: 222710 © Nerthuz / gettyimages.at
Bei der Zugposaune werden wie bei allen Blechblasinstrumenten die Töne durch die Vibration der Lippen am Kesselmundstück erzeugt. Die Tonhöhe wird jedoch nicht durch Ventile verändert, sondern durch den Zug, mit dem das S-förmige Rohr stufenlos verlängert bzw. verkürzt werden kann. Neben dem Grundton gibt es sechs weitere Zugpositionen, die sich um je einen Halbton unterscheiden.
Eine Posaune
Auf dem Hintergrund der Marke ist das Hauptmotiv des Posaunenkonzerts in Es-Dur von Georg Christoph Wagenseil (1715–1777) abgebildet. Ein Autograph des Stücks befindet sich in der tschechischen bischöflichen Bibliothek von Olmütz. Wagenseil war hochangesehener Hofkomponist am Hofe Maria Theresias und gilt als Wegbereiter der Wiener Klassik. Der Rand des Kleinbogens zeigt die Illustration einer Posaune mit ihren Zugpositionen und den entsprechenden Tönen.
© Österreichische Post AG
Änderungen und Druckfehler vorbehalten
Die Posaune ist mit ihrem tiefen und kraftvollen Klang ein unverzichtbarer Bestandteil im Sinfonieorchester und in vielen anderen musikalischen Formationen.
Der Kleinbogen 10 Posaune
DIE BRIEFMARKE 1-2|2022
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ALBUM
Änderungen und Druckfehler vorbehalten. Stand: 06.12.2021
Sonderpostämter Datum Zeit
Anlass
Standort
Veranstalter
Entwurf Design
Gefälligkeits abstempelung
05.01.2022 9:00-13:00
Internationale Krippenausstellung
Kammerhofmuseum, Kammerhofgasse 8, 4810 Gmunden
BMSV_Gmunden, Herr Gottfried Blank, Im Dorf 44/1, 4645 Grünau Tel.: +43 650 2703726 go.blank@outlook.com
Gottfried Blank rund: 40 mm
19.01.2022
Region Mitte/West 0664 624 1798
19.01.2022 9:00-13:00
Ersttag der Sondermarke Historische Postfahrzeuge, Ankunft der Postkutsche
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Regina Simon 45 x 33 mm
02.02.2022 Ersttagszusatzstempel
Region Ost 0664 624 2164
19.01.2022 9:00-13:00
Ersttag der Sondermarke Verband Ludwig Wittgenstein Österreichischer 1889–1951 Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Marion Füllerer 32 x 35 mm
02.02.2022 Ersttagszusatzstempel
Region Ost 0664 624 2164
21.01.2022 10:00-17:00
Ersttag der Sondermarke Fahr(t)raum Museum, Autos, Passauerstraße 30, Lohner-Porsche Mixte 5163 Mattsee
ABSV Sektion Salzburg 1, Herr Helmut Zauchner, Michael Gundringer Straße 5/10, 5110 Oberndorf bei Salzburg, Tel.: 0664/2303855, helmut.zauchner@gmx.at
David Gruber 33 x 36 mm
04.02.2022 Ersttagszusatzstempel
Region Mitte/West 0664 624 1798
28.01.2022 10:00-14:00
Ersttag der Sondermarke Riess Kelomat GmbH, 100 Jahre RIESS Emaille Maisberg 47, 3341 Ybbsitz
Österreichische Post AG
Anita Kern rund: 35 mm
11.02.2022 Ersttagszusatzstempel
Region Ost 0664 624 2164
10.02.2022 9:00-13:00
Ersttag der Sondermarke Zeitgenössische Kunst in Österreich, Kiki Kogelnik – Dark Beauty, 1973
Österreichische Post AG
Regina Simon 32 x 46 mm
24.02.2022 Ersttagszusatzstempel
Region Ost 0664 624 2164
11.02.2022 10:00-14:00
Ersttag der Sondermarke Johann Puch Museum, Motorräder, TITAN 350 Puchstraße 85, Sport 8020 Graz
ASV Puch - Magna Sektion Philatelie, Josef Pucher, Schwarzau 55, 8421 Wolfsber im Schwarzautal, Tel.: 0677/63615393, philatelist.pucher@gmail.com
David Gruber rund: 38 mm
25.02.2022 Ersttagszusatzstempel
Region Mitte/West 0664 624 1691
16.02.2022 9:00-13:00
Ersttag der Sondermarke Verband Musikland Österreich, Österreichischer Posaune Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Kirsten Lubach 42 x 25 mm
02.03.2022 Ersttagszusatzstempel
Region Ost 0664 624 2164
16.02.2022 9:00-13:00
Ersttag der Sondermarke Verband Wollhaube Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
David Gruber rund: 38 mm
02.03.2022 Ersttagszusatzstempel
Region Ost 0664 624 2164
18.02.2022 13:00-17:00
100 Jahre Viehofen bei St. Pölten
Kulturhaus Wagram, Oriongasse 4, 3100 St. Pölten
BSV St. Pölten, Mag. Helmut Kogler, Goethestraße 45, 3100 St. Pölten, Tel.: 0664 4040788, heko@bsvstpoelten.at
Alfred Tatschl 40 x 40 mm
04.03.2022
Region Ost 0664 624 2164
22.02.2022 10:00-14:00
Thinking Day – B.R. Top Ausstellung
Pfadfindermuseum, Loeschenkohlgasse 25, 4. Stock, 1150 Wien
Österreichische Pfadfinder Briefmarken Sammler Gilde, Gerhard Winter, Loeschenkohlgasse 25, 4. Stock, 1150 Wien, Tel.: 0664/73879066, winter_g@aon.at
Erika Schandl rund: 40 mm
08.03.2022
Region Ost 0664 624 2164
Österreichische Post AG Philatelie Lounge, Rochusmarkt 1, 1030 Wien
Rückfragen
Abbildung
*) Besondere Attraktion: Meine Marke Mobil. Nutzen Sie die Gelegenheit, lassen Sie sich vor Ort von uns fotografieren und nehmen Sie Ihre persönliche Briefmarke gleich mit nach Hause. Ihre Gesundheit ist uns wichtig, deshalb ist ein Zutritt zu den Veranstaltungen ausschließlich mit 2-G-Nachweis gestattet. Es gelten die aktuellen Covid-19-Maßnahmen der Bundesregierung. Im Falle geänderter Maßnahmen informieren wir zeitgerecht. Aufgrund der aktuellen Situation kann es kurzfristig zu Absagen oder Terminverschiebungen kommen, wir ersuchen um Ihr Verständnis.
DIE BRIEFMARKE 1-2|2022
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