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Oliver W.
Schwarzmann
KOLUMNE Akte Opel – ein Konzern und die Zukunft des Automobilmarktes Das monatelange Gerangel um Opel und die nun aufgetretenen Turbulenzen rund um den Einstieg von Magna machen im Grunde eines deutlich: Keiner weiß so recht um die Zukunft von Opel. Die staatlichen Milliardenhilfen, mit denen der Deal in subventionierte Tücher gewickelt wird, sollen den großen Verlust an Arbeitsplätzen abpuffern. Löblich, zweifellos. Doch den Markt werden Subventionen nicht beeinflussen können. Und da sind wir beim tatsächlichen Dilemma: Zwar beschwören die beteiligten Minister immer wieder die Notwendigkeit tragfähiger Konzepte – doch was ist in einem derart unsicheren Marktumfeld wirklich tragfähig? Welcher Minister traut sich zu, die Zukunft der Automobilindustrie vorherzusehen? Und wer, vielleicht außer den Ministern, glaubt wirklich an die Vorstellung, dass mit dem konjunkturellen Ende der Krise plötzlich auch die seit Jahren voranschreitende strukturelle Erosion des Automobilmarktes überwunden ist? Wir dürfen nicht vergessen: Ein Unternehmen ist der Spiegel seines Marktes. Und unternehmerisches Wachstum ist das Ergebnis klug genutzter Markttrends. Und Letztere deuten im Automobilmarkt auf die Loslösung bisheriger Konzepte. Mehr noch: Die Mobilität muss neu gestaltet werden. Trotz Fortschritt sind Autos immer noch energieintensiv, umweltschädlich und in den verkehrsreichen Ballungszentren geht der Platz aus. Auch die Bedürfnisse der Gesellschaft haben sich verändert – die Zeichen der Zeit stehen auf Multimobilität. Heißt: In Zukunft geht es nicht mehr um den persönlichen Automobilbesitz, sondern um das Management individueller Mobilität. Die flexible Verfügbarkeit von Beweglichkeit wird sich zunehmend vom Anspruch auf den eigenen Fahrzeugbesitz trennen. Einerseits durch die Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel, andererseits mittels eines temporären Zugriffs auf einen vielseitigen Automobilpool. Mit diesem Wandel werden sich auch tradierte Prestigevorstellungen verändern müssen – ein ebenso intelligentes wie flexibles, aber auch umweltfreundliches Mobilitätsmanagement muss höher wiegen als das Auto vor der eigenen Haustüre. Und was ist mit dem Fahrspaß? Hier kommt uns der virtuelle Kosmos entgegen – Geschwindigkeitskicks erleben wir zukünftig in perfekt simulierten Spielwelten. Und es ist ja nicht so, dass Automobile aussterben werden, wir werden sie nur anders nutzen. Ich hoffe, sinnvoller. Und Automobilkonzerne würden nicht mehr nur Autos verkaufen, sondern Mobilitätskonzepte gestalten. Das wäre eine interessante Zukunftsform des Automobilmarktes. Und eine echte Erneuerung. Davon würde auch Opel profitieren. Nachhaltig.