© Oliver W. Schwarzmann - www.oliver-schwarzmann.de
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Ausgereizt: Hat die Gier noch Zukunft? Die Gier hat’s schwer. Seit der Finanzkrise steht sie auf verlorenem Posten. Niemand will mehr etwas mit ihr zu tun haben. Sie dient nur noch als schlechtes Beispiel. Und nicht zuletzt liefert Dieter Wedel mit seinem TV-Zweiteiler „Gier“ den passenden Unterhaltungsrahmen dazu: Hochstapler und geldgeile Anleger passen einfach wunderbar zusammen – sie sind die üblichen Verdäch�gen und an solchen Geschichten und Figuren können sich die Zuschauer eine Bestä�gung für ihre moralische Integrität abholen. Doch sind wir alle nur Zuschauer? Und – was haben wir aus der Finanzkrise bis heute gelernt? Dass wir keine Risiken mehr eingehen wollen? Dass wir nicht mehr spekulieren werden? Dass wir nun endlich mehr Kontrollen benö�gen? Dass wir bereits das kleinste Anzeichen von Gier in uns unmi�elbar und rigoros ers�cken? Welche Zukun� würde uns mit Umsetzung dieser Vorsätze wohl erwarten? Ich meine: Eine misstrauische, mutlose, eintönige und langweilige Welt käme uns da entgegen. Nein, ich plädiere für das Gegenteil: Risiken sind wich�g. Spekula�onen sind wich�g. Die Gier ist wich�g. Wie komme ich zu Aussagen, die sich so gar nicht in den Tenor des aktuellen Meinungschors eins�mmen lassen? Meine Antwort: Risiken fördern Intelligenz, Weitblick und Verantwortungsbewusstsein. Spekula�onen treiben die innova�ve Wirtscha�sentwicklung und die krea�ven Fähigkeiten des Menschen voran. Und die Gier ist eine Kra�, die durchaus zu posi�ver Mo�va�on führen kann. Zumindest gilt das aus Sicht der Chancen. Was aber ist mit Kontrollen? Eine neue Ordnung muss her, heißt es nach wie vor. Nun, eines ist sicher: Intelligenz, Weitblick, Verantwortungsbewusstsein, Innova�on, Krea�vität und Mo�va�on lassen sich mit Kontrollen nicht erzwingen. Und es steht für mich außer Frage, dass die freie Mobilität der Finanzströme die Basis für ökonomischen Austausch bildet. Deshalb Risiken, Spekula�on und die Gier sich selbst zu überlassen, wäre fatal – wie wir ja nun alle wissen. Was aber können wir an die Stelle von Kontrollen setzen? Vernun�? Moral? Ethik? Selbstregulierung? Eine mi�lerweile ermüdete Diskussion �ngelt um diese A�ribute, sie wird wohl schnell vollends einschlafen und verstummen, wenn die Wirtscha�sdaten wieder auf Siegeszug sind.