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Initiative Erfolgsperspektive Deutschland
Einstiegs-Report Beitr채ge, Statements & Kommentare
Erfolgsperspektive Deutschland
Andreas Schwegler, CEO Cellent AG & Mentor der Initiative
Grusswort Die „Erfolgsperspektive Deutschland“ ist eine wichtige Initiative, da es angesichts der aktuellen Entwicklungen und tiefgreifenden Veränderungen notwendig ist, neue Orientierungspunkte zu finden und neue Sichtweisen zu entwickeln. Diese Ambition begleiten wir gerne und wünschen dem Projekt viel Erfolg.
Erfolgsperspektive Deutschland
Oliver W. Schwarzmann, Zukunftspublizist, Vorstand Vordenker-Medien Bley und Schwarzmann AG und Initiator der Erfolgsperspektive Deutschland
Vorwort Unsicherheit und Orientierungslosigkeit sind das Ergebnis eines Mangels an Perspektiven – deshalb haben wir uns entschlossen, die Initiative „Erfolgsperspektive Deutschland“ ins Leben zu rufen. Diesem Aufruf, Perspektiven für die Zukunft unseres Landes zu formulieren, sind ausgewählte Verbände und Unternehmen mit der Formulierung von Einschätzungen gefolgt. Ihre Statements werden wir in verschiedenen Formaten veröffentlichen. Die Initiative „Erfolgsperspektive Deutschland“ soll ein Meinungs- und Zukunftsspiegel sein aus Sicht von Unternehmen, Verbänden und Forschungsinstituten. Unser Engagement ist weder politisch noch wirtschaftlich motiviert, sondern liegt im Versuch, eine Art „Perspektivenraum“ zu schaffen – mit der Veröffentlichung von Einschätzungen, Thesen und Meinungen. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen sehr herzlich bedanken, die dieser Initiative ihre Aufmerksamkeit gewidmet, uns ermuntert und motiviert haben und insbesondere sei den Personen, Verbänden und Unternehmen gedankt, die sich mit ihrer Einschätzung aktiv beteiligt haben.
Die Initiative ist mit der Erstveröffentlichung der vorliegenden Beträge nicht beendet, sondern findet darin ihren Anfang. Wir werden über die Webseite www.erfolgsperspektive-deutschland“ weitere Eindrücke einfangen und sie dort zur öffentlichen Lesung stellen. Mögen die Beiträge Impuls und Anregung sein. Verlautbarungen über die Krise gibt es reichlich, über ihre Ursachen und Effekte hören wir täglich, und viele Kommentatoren wussten schon unmittelbar nach ihrem Eintritt, wie die Misere zu vermeiden gewesen wäre. Diese Erkenntnisse nutzen uns nur, wenn wir sie nicht als rückwärtsgewandte Schuldzuweisungen formulieren, sondern vorwärts in unsere Zukunftsgestaltung einbringen. Ich trete dafür ein, die Krise als Impuls für einen Wandel zu verstehen. Für einen Wandel, bei dem es nicht darum geht, in einer Revolution Systeme und Methoden zu ändern. Nein, ich plädiere dafür, ihre Inhalte zu ändern. In den letzten VORDENKER-Publikationen („Die Zukunft des Wohlstands“, „Die neuen ZukunftsCodes“, „Kraft der Nähe“) habe ich Sichtweisen und Perspektiven dazu beschrieben, angeführt von zwei Grundsatzfragen, die mich als Autor antreiben: Was ist uns die Zukunft wert? Und was sind wir bereit, für diesen Wert zu tun? Zweifellos, die Krise offenbart unsere ökonomischen wie gesellschaftlichen Schwachpunkte, zeigt, dass es immer gefährlicher wird, die Zukunft aus der Vergangenheit hochrechnen zu wollen. Krisen entstehen nicht über Nacht, sondern verstärken schon lange in Gang gekommene Veränderungsprozesse. Die Welt befindet sich grundsätzlich in einem laufenden Prozess der Transformation. Heute, in einer eng vernetzten Welt, spielen sich diese Veränderungen nicht mehr isoliert ab, weder zeitlich noch regional. Sondern sie wechselwirken weltweit miteinander, und das immer intensiver und dynamischer, selbst unterschiedlichste Entwicklungen laufen nunmehr gleichzeitig ab. Die Urbanisierung dieser Komplexität ist eine zentrale Herausforderung unserer Zukunft. Und dabei wird es nicht darum gehen, diese Vielschichtigkeit durch Simplifizierung, Rationalisierung, Konzentration oder Institutionalisierung zu begrenzen, sondern Komplexität als Ressource und Wachstumsmotor zu erkennen. Nur in dynamischen und vielseitigen Märkten entstehen immer wieder neue Möglichkeiten der Entfaltung.
Diese Komplexität verändert die Rahmenbedingungen unserer Wirtschaftswelt, insbesondere das Verhältnis zwischen Ursache und Wirkung lässt sich nicht mehr eindeutig erkennen. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir unsere Vorstellungen über die Mechanismen des Wirtschaftswachstums verändern müssen: Der Einsatz von Leistung und Kapital bringt nicht mehr zwingend Ergebnisse gleichen Umfangs. Die Zeit der Prinzipien von Investition und Akkumulation ist zu Ende. An deren Stelle tritt eine offene Kreativität in die Ökonomie, die statt auf die Ideologie der Vergrößerung und Vermehrung vielmehr auf Prozesse der Evolution und Kultivierung setzt. Warum dieser Wandel? Nun, das etablierte Kosten-Nutzen-Denken ist solange erfolgreich, wie es evolutionär angelegt ist, will heißen: solange es Innovation und eine ganzheitliche Entwicklung fördert. Fordern wir – Konsumenten und Unternehmen – allerdings Höchstrabatte beim Einkauf und zugleich Superrenditen an den Finanzmärkten wird die Wirtschaftswelt an den daraus entstehenden Disparitäten auseinanderbrechen. Wollen wir den erreichten Zustand weltweiter wirtschaftlicher Ungleichheit abmildern und dessen Ausweitung verhindern, werden wir lernen müssen, ganzheitlich und nachhaltig zu wirtschaften. Doch - was heißt das? Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit sind derzeit häufig bemühte Schlagworte – aber was sagen sie uns wirklich? Ganzheitlichkeit ist für mich grundsätzlich mit der Verantwortung für das eigene Handeln verbunden, also auch mit dem Weitblick für die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Nachhaltigkeit steht für mich nicht einfach 1:1 für Langfristigkeit, sondern für einen „Geist der substanziellen Verbesserung“. Diese Denkhaltung ist wichtiger, als die Dehnung von Zeitspannen. Die Dynamik der Welt lässt sich nicht einfach anhalten. Die negativen Folgen wären größer als die positiven Effekte. Wir müssen auch zukünftig unmittelbar handeln, aber eben im soeben beschriebenen Geist. Das wird die Qualität kurzfristiger Entscheidungen verändern. Im Angesicht dieser Ausführungen glaube ich, dass Weitblick, Kreativität, Offenheit, ganzheitliches Denken und die Fähigkeit zur Improvisation sowie für die Übernahme persönlicher Verant-
wortung zu den gefragten Attributen einer neuen, zukunftsweisenden Managementkultur gehören werden. Warten, bis die Krise irgendwie zu ihrem Ende kommt, um dann weiterzumachen wie bisher, scheint allerdings die eigentliche, geheime und weitverbreitete Maxime vieler Unternehmen zu sein. Wird das funktionieren? Schaffen wir damit die Basis für die angesprochene, ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung? Ich denke: Wir haben schon lange die Phase der Wirtschaftskonjunktur zugunsten einer Unternehmenskonjunktur verlassen und stehen nun in einer Ära der persönlichen Konjunktur. Bedeutet: Es gibt keine einheitliche Wirtschaftsentwicklung, keine großen, für alle Branchen und Gesellschaftsschichten gültigen Lösungen mehr; es gibt ebenso kein Massenwachstum und keine Dynamik mehr, die alle gleichermaßen mitreißt und wie von selbst in die Höhe trägt. Mitschwimmen, mitlaufen, sich im Windschatten mitziehen zu lassen, in der Masse unterzugehen oder sich in der Verwaltung großer Unternehmen unsichtbar zu machen, ist keine Zukunftsstrategie. Jeder Einzelne wird in den kommenden Jahren spüren, dass die Konjunktur nicht mehr an Institutionen zu delegieren ist. Mehr denn je stehen wir mit dem Beginn dieser Phase einer Zeit neuer Verantwortungen gegenüber. Das Denken in Ideologien, Institutionen und Bürokratien ist vorbei, vielmehr gilt: So wie der Einzelne mit der Wirtschaft umgeht, so wird diese mit ihm umgehen. Wie schon gesagt: Wer Tiefstpreise beim Einkauf und Superrenditen an den Finanzmärkten fordert, muss wissen, dass die Welt an den daraus entstehenden Ungleichheiten zerbrechen wird. Das Wirtschaftssystem bildet letztlich ab, was wir gestalten. Dabei ist der Wirtschaftskosmos in den letzten dreißig Jahren zu einer Papierwelt geworden. Während sich in dieser Zeitspanne die Gütermenge vervierfacht hat, wuchs die Geldmenge um das Vierzigfache, ganz abgesehen von der Entwicklung der Buchwerte. Gedruckte Versprechungen sehen zwar aus wie Füllhörner, sind aber keine Wundertüten. Irgendwann müssen alle gedruckten Versprechen real eingelöst werden. Ein wesentlicher Schritt in ein neues Wachstumszeitalter wird sein, eine substanzielle Balance zwischen virtuellen und realen Werten herzustellen.
Und - die Beziehung zwischen Wertschöpfung und Wertschätzung darf nicht mehr nur über rigorose Preis- oder Spekulationsspiralen zerstört werden – aus Sicht eines falsch verstandenen, ökonomischen Wettbewerbs. Wettbewerb will Vielfalt, keine Rivalität. Die Beziehung zwischen Wertschöpfung und Wertschätzung entsteht allerdings nicht von alleine, sondern muss – wie alle Verbindungen – gepflegt und ständig erneuert werden. Hierbei sind die Unternehmen gefragt: Nur wer eine einzigartige Wertschöpfung bietet, wird eine ebenso einzigartige Wertschätzung erzielen. Momentan fordert die Krise die moralische Reinigung von Märkten und ihrer Führung; für die Zukunft gilt es, sich auf die angesprochenen, komplexen Fragestellungen einzulassen. Dabei steht die Transformation unserer bisherigen Ansprüche auf Kontrolle und Macht in eine neue Offenheit und Kooperationsfähigkeit gleichermaßen auf der Agenda wie die Maßgabe, neue, einzigartige Märkte zu erfinden. Die Zukunft des Wachstums liegt nicht mehr im Rationalisierungspotenzial von Unternehmensstrukturen, sondern in dem Wunsch des Kunden, dem Besonderen zu begegnen. Heißt: Der Begriff der Innovation reflektiert sich nicht mehr nur im Synonym für technischen Fortschritt, sondern repräsentiert vielmehr die angesprochene Qualität unserer Weiterentwicklung. Und es geht um Glaubwürdigkeit. Nichts erzeugt mehr Transparenz in einer informationsüberlasteten Welt als der Umstand, jemandem oder an etwas glauben zu können. Nicht im religiösen Sinne. Sondern im Fokus der Souveränität, Integrität, des Zutrauens und der Zuverlässigkeit. In diesem Kontext höre ich viele Manager und Politiker von der notwendigen Rückkehr der Werte reden. Welche Werte sind gemeint? Moral, Ethik, Ehrlichkeit, Redlichkeit? Was verstehen wir darunter? Was versteht der Einzelne darunter? Unsere Welt ist komplex, vielschichtig, individualistisch und facettenreich geworden. Kann es da noch massentaugliche Werte geben? Und wenn ja, wer soll die Werte-Instanz der Zukunft sein? Die Politik? Der Staat? Die Wissenschaft? Kirchen? Religionen? Kulturkreise? Traditionen?
Werte sind gesellschaftliche Verabredungen. Und erst diese Verabredungen machen Regeln wirksam. Doch je stärker der Massenkern der Gesellschaft – nach wie vor als Mitte politisch mythologisiert – in Splittergruppen zerfällt, desto mehr Wertevorstellungen und Interessen suchen nach Akzeptanz und Einfluss. Umso wichtiger sind dann die gesellschaftlichen Verabredungen, die untereinander in den weitverzweigten Communitys, aber auch über sie hinaus zu vereinbaren sind. Und sie müssen – angesichts der sich schnell verändernden Welt – immer wieder neu getroffen werden. Orientieren werden sich diese Verabredungen an neuen Werte-Instanzen, die aus den historischen Institutionen hervorgehen – so könnten wir im Jahr 2069 einer weltumspannenden Hyper-Politik, einem kooperativen Staat, einer interdisziplinär und ganzheitlich angelegten Wissenschaft, kosmopolitischen Kirchen und symbiotischen Religionen sowie interregionalen Kulturkreisen und trans-virtuellen Traditionen begegnen. Wird es so kommen? Ich weiß es nicht. Nur eine bereits feststehende Zukunft ist eine prognostizierbare Zukunft. Und eine prognostizierbare Zukunft wäre eine Zukunft ohne freien Willen. Wollen wir eine solche Zukunft? Da die Frage, ob die Zukunft offen oder vorherbestimmt ist, unentscheidbar bleibt, verlangt sie nach einer persönlichen Wahl. Ich habe mich für das Bild einer offenen und gestaltbaren Zukunft entschieden. Wir werden also die Zukunft erleben, die wir uns gestalten. Hierfür sollen die „Erfolgsperspektive Deutschland“ und meine Ausführungen Anregungen sein. Ihr Oliver W. Schwarzmann Publizist Vorstand Vordenker-Medien Bley und Schwarzmann AG
Initiative Erfolgsperspektive Deutschland
Einstiegs-Report Beitr채ge, Statements & Kommentare
Michael Schwartz, Pressesprecher des Verein Deutscher Ingenieure e.V.
Die Ingenieurbranche steht vor Herausforderungen... Wie wird es weitergehen? Die Ingenieurbranche steht vor Herausforderungen. Wenn wir einen Blick auf den Ingenieurarbeitsmarkt werfen, stellen wir schnell fest, dass die Krise ihre Spuren hinterlässt. Die zurzeit 64.000 offenen Stellen im April 2009 bedeuten einen Rückgang von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch ist dies nach wie vor ein sehr hohes Niveau. Die Ingenieurlücke liegt bei 40.000. Die meisten unbesetzten Stellen finden wir mit 24.264 im Maschinenbau/Fahrzeugbau, danach mit 13.528 bei den Elektroingenieuren. Wir gehen davon aus, dass es gerade in diesen Fachrichtungen in den kommenden Jahren zu wenig Ingenieure geben wird. Trotz Krise bedeutet dies für die deutsche Wirtschaft auch 2009 einen enormen Wertschöpfungsverlust aufgrund entgangener Aufträge. Hinzu kommt in Deutschland der sogenannte „Demografiefaktor“: Jedes fünfte Unternehmen muss in den kommenden fünf Jahren Ingenieure ersetzen, die altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Die Zahl der Ingenieurabsolventen wird bestenfalls reichen, um den entstehenden Ersatzbedarf zu decken. Diesem Wettbewerbsnachteil gilt es jetzt entgegenzuwirken. Auf was wird es zukünftig ankommen? Die Krise darf uns nicht zu sehr vereinnahmen. Es kommt darauf an, dass wir in die Zukunft schauen. Allerdings stimmen uns die im Februar 2009 vom Institut der deutschen Wirtschaft
Köln (IW) befragten 3.900 Unternehmen positiv: Sie erwarten trotz aktueller Wirtschaftskrise in den kommenden fünf Jahren eine stabile Ingenieurbeschäftigung. Demnach plant lediglich jedes 14. Unternehmen Ingenieurstellen abzubauen. Zwei Drittel wollen die Ingenieurbeschäftigung konstant halten und sogar jedes vierte Unternehmen beabsichtigt aufzustocken. Das ist wichtig. Gerade in der Ingenieurbranche müssen wir unser Know-How halten. Wer nach der Krise die Auftragseingänge auf Grund fehlender Spezialisten nicht bedient, wird der Konkurrenz nicht standhalten können und deutliche Wettbewerbsnachteile haben. Langfristig lässt sich der steigende Bedarf an Fachkräften aber nur durch die verstärkte und verbesserte Aus- und Weiterbildung – auch älterer arbeitsloser Ingenieure – sowie die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen decken. Zusätzlich müssen vor allem junge Menschen für Technik und technische Berufe begeistert werden. Außerdem wird es darauf ankommen, in Fortschritt und Innovationen zu investieren. F&E-Ausgaben jetzt einzusparen, ist problematisch. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Wenn wir zusätzlich die vor kurzem erschienenen Zahlen zur Fachkräfteabwanderung hören, kommt es in Zukunft auch darauf an, Integrationshemmnisse abzubauen und insgesamt ein besseres Standortmarketing zu betreiben. Wo liegen neue Wachstumsressourcen? Wachstumsressourcen liegen vor allem in zukunftsträchtigen Technologien und dem Ausbau der jeweiligen Branchen. Beispielsweise in der Energietechnik: Sowohl in der Windkraft als auch in der Solartechnik sind deutsche Hersteller führend – Hightech „Made in Germany“, die über 150.000 Menschen Arbeit gibt. Die Investitionen in diesen Branchen werden wachsen. Hier liegt ein riesiges Exportpotenzial für deutsche Unternehmen und ein großes Arbeitsplatzpotenzial. Zukunftstechnologien sind zudem die Optischen Technologien, die Medizintechnik oder Querschnittstechnologien wie die Nanotechnik. Eine zentrale Rolle wird auch weiterhin der Maschinenbau spielen – trotz aktueller Auftragseinbrüche. Allein 2008 investierten die Unternehmen über fünf Milliarden Euro in Forschung & Entwicklung. Daneben sind für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland die Humanressourcen bedeutend. Investitionen in die Förderung des Nachwuchses, gerade im naturwissenschaftlichtechnischen Bereich sind essenziell, um aus Ideen Innovationen und marktfähige Produkte werden zu lassen.
Welche Erfolgstrends gibt es in Ihrer Branche? Wettbewerbsvorteile erzielt man in den technischen Branchen vor allem durch schnelle Ideen und ihre Umsetzungen. Um hier am Puls der Zeit zu bleiben, ist der reibungslose Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft unabdingbar. Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen werden vermehrt angestrebt und bilden häufig eine fruchtbare Partnerschaft, was sowohl die Übermittlung technischer Themen als auch von Personal angeht. Im Bereich der technischen Nachwuchsförderung gibt es zahlreiche gute Ansätze. Begeisterung für Technik wird bereits im Kindergarten transportiert. NRW hat Technikinnovationszentren eingerichtet, an denen technisches Wissen an Schülerinnen und Schüler vermittelt wird. Förderprogramme werden Studierenden geboten, die dadurch bereits früh den Kontakt zu Unternehmen finden. In den Ingenieurwissenschaften steigen erfreulicher Weise sowohl die Studienanfänger- als auch Absolventenzahlen wieder. Was muss für die Erfolgsperspektive Deutschland getan werden? Die Weichen müssen jetzt gestellt, das heißt Investitionen in Bildung und Innovation getätigt werden. Eine gezielte Wissensverbesserung muss das Ziel sein und nicht die Verbesserung der Infrastruktur wie dies im Konjunkturpaket II gefordert wurde. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht Deutschland auch ein fortschrittliches und vor allem leistungsgerechtes Zuwanderungssystem. Angesichts der rund 6,6 Milliarden Euro, die der Mangel an Ingenieuren die deutsche Volkswirtschaft im Jahr 2008 gekostet hat, sind hier schnelle und praktikable Lösungen dringend erforderlich.
Vita Michael Schwartz, Pressesprecher des Verein Deutscher Ingenieure e.V. •
geboren am 11. Oktober 1969
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Studium zum Diplom-Volkswirt in Freiburg i. Br.
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1997 - 2000 Volontariat/Pressesprecher bei der ProSiebenSat1 Media AG
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2000 - 2001 Unternehmenssprecher guideguide AG
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seit 2001 Pressesprecher des VDI und Mitglied der Geschäftsführung im VDI
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seit April 2009 Bereichsleiter Strategie und Kommunikation im VDI
Der VDI Verein Deutscher Ingenieure ist mit 137.000 Mitgliedern der größte technischwissenschaftliche Verein Europas. Er gilt als Sprecher der Ingenieure und der Technik. Als gemeinnützige, von wirtschaftlichen und parteipolitischen Interessen unabhängige Organisation vertritt er die berufs- und gesellschaftspolitischen Interessen der Ingenieurinnen und Ingenieure. Der 1856 gegründete Verein pflegt und entwickelt ein lebendiges Netzwerk auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Die Regionalstruktur des VDI umfasst heute 45 Bezirksvereine und 15 Landesverbände.
Dr. Sinan York Temelli, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei Union Investment
Die Finanzkrise hat die Weltmärkte bereits stärker verändert, als die meisten Menschen wahrnehmen. Wie wird es weitergehen? Die Finanzkrise hat die Weltmärkte bereits stärker verändert, als die meisten Menschen wahrnehmen. Fondsmanager leben in einem neuen Zeitalter und wissen: Sie haben künftig große Herausforderungen zu lösen, um nachhaltige Renditen für ihre Anleger zu erzielen. Konjunkturelle Auf- und Abschwünge werden nicht mehr so extrem ausfallen wie in den vergangenen Jahrzehnten, und sie werden sich in Zukunft schneller abwechseln als früher. Aber warum werden die Zyklen flacher und kürzer? Tiefgreifende Umbrüche verändern die Wirtschaft. Allen voran ist der 2007 begonnene, massive Abbau von Fremdkapital bei Banken zu nennen, das sogenannte Deleveraging. Senken Banken ihren Fremdkapitalanteil, führt dies zu geringerer Kreditvergabe, und die noch zu vergebenden Darlehen werden für die Unternehmen teurer. Die Konsequenz ist ein langsameres Wachstum. Prognosen zufolge wird das weltweite Wirtschaftswachstum langfristig um ein Viertel niedriger ausfallen. Ein weiterer Trend ist die globale Vernetzung der Wirtschaft. Die Hoffnung, dass sich einzelne Regionen von der Konjunktur der USA absetzen könnten, hat getrogen: Die Subprimekrise hat sich in Kürze zu einer globalen Finanz- und nunmehr Wirtschaftskrise ausgewachsen. Auch die
zunehmende Rohstoffknappheit wird sich stark auswirken. Momentan sieht es wegen der Krise zwar so aus, als könnte die Nachfrage gedeckt werden. Doch spätestens bei einem neuen Aufschwung wird klar: Es gibt von allem zu wenig – das Wirtschaftswachstumstempo der Vergangenheit lässt sich nicht halten. Alle diese Trends führen dazu, dass höhere Renditen an den Finanzmärkten zukünftig schwerer zu erzielen sind. Die Preise von Aktien, Immobilien, Rohstoffen und anderen Vermögenswerten werden stärker schwanken als bisher, und die Risikoaversion der Investoren wird zunehmen. Das klassische „Kaufen und Halten“ allein wird deshalb nicht mehr für den Anlageerfolg ausreichen. Für Fondsmanager bedeutet dies, dass sich der Stellenwert aktiver Allokationsentscheidungen deutlich erhöhen wird. Gefragt ist aktives Fondsmanagement. Auf was wird es zukünftig ankommen? Die Finanzbranche arbeitet bereits intensiv daran, das Anlegervertrauen wieder herzustellen. Die Fondsanbieter sehen sich hier ebenfalls in der Pflicht, wobei sie eher Betroffene als Verursacher der Finanzkrise sind. Nur wenn die Menschen dem Kapitalmarkt zutrauen, dass sich ihr Vermögen hier langfristig vermehren lässt, werden sie investieren. Und nur dadurch werden sie die Aussicht haben, die Renditen von herkömmlichen Sparprodukten langfristig zu übertreffen. Fonds ermöglichen einen leichten Zugang zum Kapitalmarkt – und haben das Vertrauen der Anleger verdient. Denn sie bieten Transparenz und Einfachheit, Renditepotenzial und Einlagensicherung. Eigenschaften, die gerade in unsicheren Zeiten wieder stark gefragt sind. Ausgehend von dieser Basis werden die Fondsanbieter ihre Produktpalette weiterentwickeln – und dabei insbesondere auf die steigende Risikoaversion eingehen. Die Krise hat den Wunsch der Anleger verstärkt, Verluste zu vermeiden und jährlich ein Plus erzielen – selbst wenn dieses nur klein ausfällt. Dies verändert die Arbeit der Asset Manager: Benchmarks wie Aktienindizes rücken als Maßstab für ihre Anlageentscheidungen mehr in den Hintergrund. Denn eine relative Outperformance gegenüber einem Index kann für einen Anleger in Extremsituationen nutzlos sein. Stattdessen steht zunehmend das Vermeiden absoluter Wertverluste durch Absicherungsstrategien im Fokus: Die maximale Verlustakzeptanz des Investors wird zum zentralen Kriterium für die Steuerung von Portfolios.
Wo liegen neue Wachstumsressourcen? Wer sich künftig von seinen Wettbewerbern abheben und neue Wachstumsquellen erschließen möchte, braucht Kundenbeziehungen mit Tiefgang. Qualifizierte (Lebens-)Beratung ist dabei das Stichwort. Es geht darum, die Kunden auf ihrem gesamten Lebensweg und in allen finanziellen Fragen zu begleiten. Die Qualifizierung der Finanzberater hat daher oberste Priorität, gefolgt von der Bereitstellung von Wissen und Serviceleistungen für diejenigen Kunden, die im direkten Kontakt zur Fondsgesellschaft stehen. Die Asset Manager müssen sich ihren Kunden künftig noch stärker zuwenden. Dazu gehört, genau hinzuhören, was die Anleger bewegt. Neben ihren Bedürfnissen sollten sie auch Sorgen und Ängste ernst nehmen – besonders in Krisenzeiten. Die Kommunikation muss dabei immer einfach und verständlich sein. Wichtig ist, immer wieder die grundsätzlichen Zusammenhänge der Geldanlage zu erklären: Warum ist eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen nötig? Und wie unterscheiden sich ihre Renditepotenziale und Risiken? In Kombination mit aktuellen Nachrichten über Märkte und Investmentchancen qualifizieren sich Fondsgesellschaften als Informationschampions und können so erfolgreich ihre Kunden binden. Weiteres Wachstumspotenzial liegt darin, den demographischen Wandel zu nutzen und sich vermehrt auch auf ältere Anleger zu konzentrieren. Aufgrund ihrer langen Lebenserwartung haben viele Deutsche bei Renteneintritt immer noch einen Anlagehorizont von drei Jahrzehnten. Die Fondsbranche sollte dies als Chance begreifen und ihre Angebotspalette mit altersgruppenspezifischen Produkten weiter ausbauen. Welche Erfolgstrends gibt es? Nur mit einem klaren und deutlichen Profil hinterlässt man Spuren. Für die Fondsbranche bedeutet das, dass Durchschnittsangebote keine erfolgreiche Zukunft versprechen. Um unterscheidbar und attraktiv zu sein, müssen Anbieter künftig auf einen der beiden Großtrends setzen: Marke oder Discount. Starke Marken versprechen viel – und halten viel. Ihre Anbieter müssen für ihre Kunden stets ansprechbar sein und über Rendite hinaus einen Mehrwert bieten. Dieser lässt sich zum Beispiel über Zusatzleistungen wie Informationsportale, Multimediaangebote, Bonusprogramme, Events und vieles mehr erzielen. Die Anbieter können zudem Kooperationspartner einbeziehen, die den Kunden auch in anderen als finanziellen Fragen zur Seite stehen. Fondsanbieter werden damit
vor allem anspruchsvolle Verbraucher für sich gewinnen, die eine hohe Servicequalität erwarten und bereit sind, diese zu honorieren. Marktanteile hinzugewinnen werden auch Anbieter mit Discountstrategien. Dabei geht es darum, einfache, klare und transparente Angebote zu schnüren. Diese ziehen vor allem preisbewusste Selbstentscheider an, die sich mit weniger Betreuung zufrieden geben. Zwischen den beiden Polen Marke und Discount wird nur wenig Raum für Nischenanbieter bleiben. Die größten Zugewinne bei den Marktanteilen werden Anbieter jedoch über Qualitäts- oder über Preisführerschaft erzielen. Auch hinter den Kulissen, also innerhalb der Unternehmen, werden die Weichen für künftige Erfolge gestellt: Wer seine IT-Prozesse am effektivsten gestaltet, sichert sich Wettbewerbsvorteile. Die Industrialisierung der Finanzdienstleistungsbranche wird sich künftig eher noch beschleunigen als verlangsamen. Was muss für die Erfolgsperspektive Deutschland getan werden? Wir brauchen mehr Mut zum Investieren. Wenn sich die Deutschen auf dem Kapitalmarkt engagieren, profitieren alle. Die Anleger haben die Aussicht auf höhere Renditen, können sich mehr leisten und sichern ihren Lebensstandard im Alter. Und die Wirtschaft erhält den Schmierstoff, der den Wachstumsmotor gut laufen lässt. Um dies zu erreichen, müssen sich jedoch Bürger, Staat und Finanzbranche bewegen. Die Bürger sollten ihre finanzielle Planung aktiver angehen –zusammen mit einem Berater oder in Eigenregie. Wichtig ist, dass sie ihre Finanzen nicht dem Zufall überlassen und nicht einseitig mit niedrig verzinsten Geldanlagen sparen. Stattdessen sollten sie ihre Rücklagen gemäß ihrer Ziele, ihrer Risikoneigung und ihrer Renditeerwartungen vernünftig auf verschiedene Anlageklassen verteilen. Der Staat sorgt bisher zu wenig für finanzielle Allgemeinbildung. Wirtschafts- und speziell Kapitalmarktwissen gehört in die Lehrpläne aller Schulen. Außerdem muss die öffentliche Hand das Investieren attraktiver machen. Die 2009 eingeführte Abgeltungssteuer, durch die Kursgewinne unabhängig von der Haltedauer belastet werden, setzt hierzulande in ihrer Ausgestaltung ein falsches Signal. Der Staat muss zudem das Bankgeheimnis schützen, die Unschuldsvermutung beibehalten und das Bedürfnis nach Diskretion der Bürger ernst nehmen – doch er unternimmt eher das Gegenteil.
Auch Fondsgesellschaften k旦nnen einen Beitrag leisten, damit mehr investiert wird. Ihre Aufgabe ist es, die Rechte und Interessen ihrer Kunden durchzusetzen: Sie m端ssen den Aktiengesellschaften, denen sie Anlegergelder anvertrauen, mehr auf die Finger schauen und f端r eine gute Unternehmensf端hrung (Corporate Governance) eintreten.
Vita Dr. Sinan York Temelli Jahrgang 1966; geboren in Düsseldorf Dr. Sinan York Temelli studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Soziologie an der Philipps-Universität Marburg. Nach Abschluss des Studiums als Diplom-Politologe mit anschließender Promotion zum Dr. phil. war er von 1998 bis 2000 als Projektleiter bei der Carl-DuisbergGesellschaft e.V. und beim Bremer Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit tätig. Von 2001-2003 arbeitete er bei der Fidelity Investment Services GmbH als Fachberater für unabhängige Finanzberater sowie ab 2003 als Pressesprecher. Zuletzt leitete er dort die Unternehmenskommunikation. Seit Juni 2008 ist er Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von Union Investment. Dr. Sinan York Temelli ist verheiratet, hat ein Kind und lebt heute im Untertaunus.
Stand: Mai 2009
Monika Brücklmeier Pressesprecherin Siemens AG
Es wird auch wieder aufwärts gehen... Wie wird es weitergehen? Auch wenn wir derzeit eine Phase des Abschwungs durchlaufen, eines ist gewiss: Es wird auch wieder aufwärts gehen. Natürlich müssen wir weiterhin unsere Hausaufgaben machen, aber dazu gehört auch, nach vorne zu blicken und die Zukunft aktiv zu gestalten. Das tun wir, wir sehen uns dafür hervorragend positioniert. Gerade hat der deutsche Bundespräsident, Horst Köhler, in seiner vierten Berliner Rede Ende März eine ökologische industrielle Revolution gefordert. Technische Revolutionen waren schon immer das Feld von Siemens. Deshalb ist zum Anführen der grünen Revolution niemand besser gerüstet als wir. Die grüne Revolution ist aber nicht nur ein Thema in den Medien, sie ist bereits ausgerufen. Im Abschlusskommunique der Konferenz der G-20-Staaten Anfang April haben sich die Teilnehmer zu einer nachhaltigen und ökologisch orientierten Weltwirtschaft verpflichtet. Ihre Forderung nach sauberen, innovativen Ressourcen schonenden und klimafreundlichen Technologien und Infrastrukturen haben sie mit einer eindrucksvollen Förderung solcher Projekte verbunden. In den kommenden Jahren werden im Rahmen der staatlichen Investitionsprogramme weltweit rund 430 Milliarden US-Dollar in effizientere und klimafreundlichere Infrastrukturen investiert. Als globale Nummer 1 bei Umwelttechnologien sind wir dafür in einer hervorragenden Ausgangsposition. Schon heute umfasst unser Umweltportfolio Technologien ein Geschäftsvolumen von mehreren Milliarden Euro. Un-
sere Stellung als führender grüner Infrastrukturgigant bauen wir stetig aus, und wir entwickeln diesen Schwerpunkt im Dialog mit unseren Kunden gezielt weiter. So haben wir im März in einer Studie am Beispiel Münchens nachhaltige und energieeffiziente Infrastrukturlösungen für eine weitgehend CO2-freie Zukunft von Großstädten vorgestellt. Derzeit erarbeiten wir gemeinsam mit dem russischen Energieministerium ein ähnliches Projekt zur umfassenden Steigerung der Energieeffizienz für die Stadt Jekaterinburg. Auf was wird es zukünftig ankommen? Wer im Wettbewerb bestehen will und in diesen Zeiten weiter wachsen will, braucht Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit. Eine davon ist der Klimawandel. Worauf es ankommt ist es daher, Technologien zu entwickeln und einzusetzen, die helfen, diesem Klimawandel zu begegnen und unsere Umwelt zu schützen. Siemens hat diese Technologien bereits jetzt im Portfolio und wird seine Innovationskraft stetig weiter ausbauen und die Produkte zum Nutzen der Kunden weltweit exportieren. Ein Beispiel: Wir produzieren die effizienteste Gasturbine der Welt, die wir gemeinsam mit E.ON testen. Daraus ergeben sich nicht nur ökonomische Vorteile für unseren Kunden, sondern auch weniger CO2-Emissionen. Die Verbesserung zum Wirkungsgrad einer herkömmlichen Turbine ist vergleichbar mit 10.000 Fahrzeugen vom Typ Seat Leon, die jeweils 20.000 Kilometer im Jahr zurücklegen. Nach dem erfolgreichen Test in der Praxis mit unserem Kunden werden wir den Wirkungsgradweltmeister weltweit vertreiben. Von dieser Innovation profitieren Siemens, die Kunden und auch die Umwelt noch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Um bei solchen Innovationen den Spitzenplatz zu erreichen, haben wir bereits vor Jahren auf die Entwicklung grüner Technologien gesetzt. Allein im Jahr 2008 haben wir mehr als eine Milliarde Euro in die Forschung und Entwicklung umweltfreundlicher Technologien gesteckt. Das ist rund ein Viertel unseres gesamten F&E-Budgets. Heute verfügt kein anderes Unternehmen auf der Welt über so viele Innovationen wie Siemens. Damit sehen wir uns gut aufgestellt für die Herausforderungen der Zukunft. Wo liegen neue Wachstumsressourcen? Innovative energieeffiziente Technologien bieten neben dem ökologischen Nutzen auch eine sehr große ökonomische Chance. Alleine im Energiesektor sehen Studien bereits im Jahr 2020 einen Markt mit einem weltweiten Volumen von über zwei Billionen EUR. Angesichts der über-
durchschnittlich wachsenden Absatzmärkte für grüne Technologien hat die Umwelttechnik das Potenzial zu der Deutschen Leitindustrie des 21. Jahrhunderts zu werden. Eine Studie von Roland Berger geht davon aus, dass Umwelttechnik im Jahr 2030 den Maschinen- und Fahrzeugabbau als wichtigste Branche ablöst. Wir wachsen hier stärker als in anderen Bereichen. Das heißt: Siemens ist schon grün und wir werden noch grüner. Wir wollen im Jahr 2011 auf einen Umsatz von 25 Milliarden von derzeit 19 Milliarden Euro kommen, auch wenn es durch die Krise etwas schwieriger wird, dieses Ziel zu erreichen. Wir bieten bei der grünen Energie unseren Kunden die vollständigsten Lösungen und das umfangreichste Produktportfolio an. Das ist unser Vorteil. Wir haben die Lösungen für all die von den Regierungen weltweit ausgerufenen Konjunkturprogramme. Diese Programme setzen großteils auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Technologien. Das gibt dem Markt für umweltfreundliche Produkte und Lösungen einen zusätzlichen Wachstumsschub. Und ist eine fantastische Wachstumschance für ein Unternehmen wie Siemens. Welche Erfolgstrends in Ihrer Branche/Sparte gibt es? Wir sehen klare Trends in der heutigen Gesellschaft: „Demographischer Wandel“, „Urbanisierung“, und „Klimawandel“. Wir wollen uns nicht nur auf den Klimaschutz sondern auf alle diese Trends geschäftlich konzentrieren. Denn Siemens ist in all diesen Feldern stark und wir sehen in all diesen Feldern Wachstumschancen. Heutzutage leben mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Urbane Ballungsgebiete leisten einen überproportional hohen Beitrag zur Wirtschaft. Durch den demographischen Wandel hat die durchschnittliche Lebenserwartung weltweit von 46,6 (1950) auf 72 Jahre (2025) zugenommen. Die Bevölkerung soll auf acht Milliarden bis 2025 wachsen. Dabei finden 95 % des globalen Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern statt. Die Generation 65+ wird sich weltweit bis 2030 fast verdoppeln (von 7 % auf 12 %). Die durchschnittliche Temperatur der Erdoberfläche hat sich seit dem 18. Jahrhundert um 0,76° C erhöht. Elf der zwölf wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen fielen in den Zeitraum von 1994 bis 2005. Die Treibhausgasemissionen haben sich seit der Industrialisierung massiv erhöht. Heute erleben wir die größte CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit 350.000 Jahren. Von 1950 bis 2004 hat das globale Handelsvolumen um das 27,5-fache zugenommen. Die Zahl der multinationalen Unternehmen stieg seit 1980 von 17.000 auf über 70.000. Hinter all diesen
Zahlen stecken Anforderungen an die Industrie. Beispielsweise brauchen mehr Menschen auch mehr Energie, mehr sauberes Trinkwasser und mehr öffentliche Verkehrsmittel. Zudem wächst der Bedarf an medizinischer Versorgung, sauberem Trinkwasser und Industrieautomatisierung. Unsere Innovationen und bereits heute verfügbaren Produkte und Lösungen setzen genau hier an. Und sie setzen Maßstäbe in diesen Zukunftsmärkten. Und - was muss für die Erfolgsperspektive Deutschland getan werden? Krisen bieten immer auch Chancen. Das gilt für jedes Land. Wichtig ist dass man sie frühzeitig erkennt und sich schnell darauf einstellt. Konkret heißt das, sich auf die künftigen Wachstumsfelder und auf eigene Stärken zu konzentrieren. Deutschland wird auch langfristig ein Hochkostenstandort sein. Ein Land mit hohem Lebensstandard kann Deutschland nur bleiben, wenn es bei zukunftsrelevanten Innovationen weiterhin stark ist. Genau darauf setzen wir. Wir haben uns konsequent auf die Geschäftsfelder ausgerichtet, von denen wir uns ein langfristiges und nachhaltiges Wachstum versprechen und dort unsere Gelder für Forschung und Entwicklung investiert. Mit unserem bewusst gestrafften Produktportfolio profitieren wir direkt davon. Das bietet uns als Siemens große Chancen. Und auch dem Standort Deutschland. Denn Aufträge für grüne Infrastruktur beispielsweise in Asien schaffen auch Arbeit in Deutschland. Ich nenne nur das Beispiel Gasturbine. Diese wurde in Deutschland erfunden, wird in Berlin gefertigt und demnächst weltweit ausgeliefert. Dafür bauen wir schon jetzt Arbeitsplätze in unserem Werk in Berlin auf.
Jürgen Dawo, Town & Country Unternehmensgruppe und Vorstand Deutscher Franchiseverband
In Europa und Nordamerika ist die Talsohle in Sichtweite Wie wird es weitergehen? Aus meiner persönlichen Sicht gibt es deutliche Hinweise darauf, dass in Europa und Nordamerika die Talsohle wenn auch noch nicht durchschritten, so doch zumindest in Sichtweite ist. Vor allem die deutsche Volkswirtschaft kann wohl davon ausgehen, dass der ganz große Einbruch an ihr vorübergehen wird. Die Leistung der deutschen Wirtschaft ist auf ein Niveau von zu Beginn dieses Jahrtausends gesunken. Das war nicht schlecht. Allerdings lag die Arbeitslosenzahl deutlich über der von heute. Diese relativ günstige Einschätzung bedeutet jedoch nicht, dass wir Deutschen uns nun gelassen zurücklehnen könnten und mit der trügerischen Einschätzung mit einem blauen Auge davongekommen zu sein mit einem kräftigen „Weiter so Deutschland“ in alte Gewohnheiten zurückfallen. In bestimmten Bereichen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens müssen sich grundlegende Veränderungen vollziehen. Die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger müssen sich grundlegend ändern. Leistung muss sich lohnen und Leistung muss eingefordert werden! Wenn uns grundlegende Änderungen nicht gelingen werden wir die künftigen Krisen, die in einer globalisierten und vernetzten Welt in immer schnellerer Abfolge ein-
treten werden, über kurz oder lang auch für Deutschland und Europa zum totalen Crash führen. Jeder Einzelne kann für sich die Auswirkungen solcher Abschwünge minimieren, wenn er auf solide Sachwerte setzt: Die eigen genutzte Immobilie steht dabei ganz oben auf der Liste. Auf was wird es zukünftig ankommen? Erfolgreich in die Zukunft werden solche Unternehmen schauen können, die auf eine konsequente Kundenorientierung setzen! Nicht das technisch machbare, innovative wird Markterfolg haben, sondern das Produkt, die Dienstleistung, die sich streng an den Bedürfnissen des Kunden orientiert. Eigentlich ist das keine neue Erkenntnis; Schon in der Vergangenheit waren Trends, die nicht den Kundennutzen im Focus hatten, auf Dauer nicht erfolgreich. Ich erinnere an die so genannte Internetblase gegen Ende des vergangenen Jahrtausends. Wir bei Town & Country haben von Beginn an eine klar definierte Zielgruppe in den Mittelpunkt gestellt, deren Bedürfnisse analysiert und unsere Produkte und Dienstleistungen darauf zugeschnitten. Diese Fokussierung ist das Geheimnis unseres Erfolgs. Allerdings soll nicht verschwiegen werden, dass sich Kundenbedürfnisse im Zeitablauf verändern. Eine stetige Beobachtung und Analyse der Bedürfnisse der Zielgruppe ist vor diesem Hintergrund zwingend notwendig, um längerfristig im Markt erfolgreich zu sein. Wo liegen neue Wachstumsressourcen? Die deutsche Wirtschaft wird mittelfristig im internationalen Maßstab nur dann erfolgreich sein können, wenn sie sich dem zunehmenden internationalen Wettbewerb, der Globalisierung und der Beschleunigung aller Prozesse des Wirtschaftslebens u. a. aufgrund der weiter voranschreitenden Vernetzung stellt! Um dies erfolgreich umsetzen zu können, müssen erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um das Niveau der „Basisbildung“ sehr deutlich anzuheben. Der Anteil der Bevölkerung, der dem beschriebenen Wettbewerb aufgrund unzureichender Bildung und Ausbildung nicht gewachsen zu sein scheint, ist zu groß und scheint weiter zu wachsen. Das kann sich dieses Land auf Dauer nicht leisten! Daher sind große Investitionen in eine signifikante Verbesserung des allgemeinen Bildungsniveaus zu erreichen. Aber auch die Unternehmen müssen ihren Beitrag dazu leisten. Auch die berufliche Bildung und Ausbildung muss stetig verbessert und verbreitert werden. Die Forderung nach „lebenslangem Lernen“ ist keine leere Worthülse, sondern betriebliche Notwendig-
keit für die Zukunftssicherung des Unternehmens. Um dies erreichen zu können, muss es gelingen, die emotionale Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an das Unternehmen zu stärken. Mitarbeitermotivation durch Anreize zur Fortbildung ist ein Weg. Dieser muss ergänzt werden durch die Einführung neuer Managementmethoden, verstärkter Projektarbeit
und
damit
einhergehend
die
eigenverantwortliche
Umsetzung
von
Maß-
nahmen durch den einzelnen Mitarbeiter. Nur so wird es gelingen, die Kundenorientierung auch in den Köpfen jedes Einzelnen im Unternehmen zu verankern und zu einer stärkeren Bindung an das Unternehmen beizutragen. Wer von seinem eigenen Unternehmen überzeugt ist, kann dies auch überzeugend gegenüber dem Kunden vertreten. Welche Erfolgstrends in Ihrer Branche/Sparte gibt es? Beim Bau von an den Bedürfnissen des Kunden orientierten Einfamilienhäusern gehört Town & Country zu den Marktführern in Deutschland. Die Position wird das Unternehmen dadurch ausbauen, dass es konsequent auf zwei Entwicklungen setzt: a. Zunehmende Nachfrage nach energieeffizienten Einfamilienhäusern b. Zunehmende Nachfrage nach flexiblen Wohnkonzepten Im ersten Fall setzt Town & Country systematisch auf den wirtschaftlichen Einsatz regenerativer Energien für die Energieversorgung der angebotenen Häuser und auf eine nachhaltige Reduzierung des Energiebedarfs durch innovative bauliche Maßnahmen und Gebäudekonzepte. Auf weitere Erhöhung der Lebenserwartung und die weiter anhaltende Veränderung der Lebensstile und auch der Lebenszyklen stellt Town & Country sich mit dem Angebot flexibler Wohnkonzepte in den Häusern ein. So wird sich das Kleinkind gerechte Town & Country Haus zukünftig ohne größeren Aufwand über ein Haus für ein kinderloses Paar in den „besten Jahren“ bis hin zu einem Alten gerechten Eigenheim der jeweiligen Lebensphase anpassen lassen. 5. Was muss für die Erfolgsperspektive Deutschland getan werden? Notwendig sind strenge Konsequenzen aus den Erfahrungen der aktuellen Finanzmarktkrise. Dazu gehört eine Verschärfung der staatlichen Aufsicht über den Kapitalmarkt einschließlich einer internationalen Vereinheitlichung dieser Kontrollen und eine Austrocknung des so genannten grauen Kapitalmarktes: Finanzmarktprodukte, deren Wirkweise nur der verstanden hat, der sie entwickelt hat, müssen der Vergangenheit angehören.
Diese Verstärkung staatlicher Kontrollen muss jedoch auf eng definierte Bereiche des Kapitalmarktes beschränkt bleiben. Eine Ausweitung staatlicher Einmischung in „klassische“
Branchen
muss
unterbunden
werden:
Der
Staat
setzt
die
Rahmenbedin-
gungen für die Märkte von Produkten und Dienstleistungen, auf dem Unternehmen und Unternehmer sowohl eigen- als auch sozialverantwortlich agieren. Notwendig ist in diesem Zusammenhang auch der Beginn einer Diskussion über die Kernaufgaben des dingt
Staates
und
übernehmen
seiner und
Bediensteten: wozu
benötigt
Welche er
Aufgaben
verbeamtete
muss
der
Staat
Mitarbeiterinnen
und
unbeMit-
arbeiter? Kurz, was sind die Kernaufgaben des Staates? Der Staat muss finanziell handlungsfähig bleiben! Dazu ist es erforderlich, dass die überbordende öffentliche Verschuldung nicht nur eingedämmt sondern auch deutlich zurückgeführt wird. Das wird nur mit einer schweren Ausgabendisziplin gelingen! In diesem Zusammenhang muss auch das Problem der stark anwachsenden Pensionsverpflichtungen der öffentlichen Haushalte für Beamte im Ruhestand gelöst werden.
Vita Name, Alter:
Jürgen Dawo, 49
Wohnort:
seit 1991 Hütscheroda, vorher Esslingen
Familienstand: verheiratet, 3 Kinder (7, 24 und 30 Jahre alt) Beruflicher Werdegang 1978 - 80
Finanzamt Esslingen
1980 - 82
Wohnbau-Genossenschaft Plochingen
seit 1982
selbstständig als Immobilienmakler mit Ehefrau Gabriele
1990
Gründung des Franchisesystems KULSA (Immobilien)
1997
Gründung des Franchisesystems Town & Country
Preise:
Strategiepreis 2009
F&C Gold – Award 2009 Impulse Platz 4 - 2008 Impulse Platz 3 - 2007
Wissensmanager 2006 Top 3 Wachstumsstars Franchise-Nehmer des Jahres 2006
Strategiepreis 2004
Franchise-Geber 2003
© Town & Country Franchise International GmbH – 05/2009
Sales-Award 2005
Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen
Das Stiftungswesen ist ein Wachstumsbereich und wird dies auch bleiben. Das Stiftungswesen ist ein Wachstumsbereich und wird dies auch bleiben. Die erfolgreiche Zukunft des Stiftungssektors basiert zum einen auf seiner Nachhaltigkeit. Stiftungen, mitunter fast 1000-jährig, sind bestimmten, gemeinnützigen Zwecken auf Dauer gewidmet. Die dauerhafte Ausrichtung auf die Zukunft, auf Beständigkeit und am Gemeinwohl gehören zum Wesenskern von Stiftungen. Daraus erwächst eine geradezu einzigartige Stabilität. Und es macht die Stiftungen für Menschen, die sich engagieren wollen, attraktiv; darum kommen immer mehr neue Stiftungen hinzu, ohne dass in nennenswertem Umfang Stiftungen von der Bildfläche verschwinden. Stiftungen sind Ausdruck gelebten Bürgersinns. Bürgerschaftliches Engagement gedeiht, wo es nicht erstickt wird. Und der Trend ist eindeutig: immer mehr Menschen sehen, dass Staat und Wirtschaft allein die aktuellen und künftigen Herausforderungen bewältigen können. Je mehr Stiftungen es gibt, umso mehr wird mit ihren Projekten auch deutlich, dass und wie zivilgesellschaftliche Lösungen einen wertvollen Beitrag leisten. Zudem sind in Europa, gerade auch in Deutschland, die Rahmenbedingungen für das Stiften und Stiftungen in den letzten Jahren erheblich verbessert worden. Das hat das Stiftungenwachstum beflügelt, und das wird fortwirken auch in turbulenten Jahren.
Gleichwohl sind Stiftungen selbst in dreierlei Hinsicht durch die Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen: die Vermögen sind teilweise zumindest im Buchwert und zumindest vorübergehend gesunken, insgesamt wohl um etwa 10 Prozent; die Vermögenserträge sind derzeit um rund 10 bis 15 Prozent niedriger, vor allem wegen des niedrigen Zinsniveaus; und bei der Gründungsdynamik sehen wir eine Abschwächung. So erwartet der Bundesverband Deutscher Stiftungen nicht, dass die Zahl der neu gegründeten Stiftungen – wie in den vergangenen beiden Jahren geschehen – im Jahr 2009 wieder die 1.000er Marke überschreiten wird; die Zahl wird aber voraussichtlich deutlich über den Zahlen von vor zwanzig Jahren liegen. Vor diesem Hintergrund wird es darauf ankommen, die Suche nach effizienteren und effektiveren Wegen der Zweckerfüllung zu intensivieren: Kooperationen zum Beispiel sind ein Weg, um Synergieeffekte zu generieren. Das andere Stichwort heißt: unternehmerisches Handeln im NonProfit-Bereich. Es weht ein neuer Geist durch das moderne Stiftungswesen: das Management von Stiftungen als professionelle Dienstleistungsunternehmungen gewinnt an Popularität. Good Governance lautet ein anderes Gebot der Stunde. Die Bereitschaft, die Arbeit und Organisation von Stiftungen stärker nach „Grundsätzen Guter Stiftungspraxis“ auszurichten, wie sie von den Mitgliedern des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen verabschiedet wurden, nimmt zu. Zum Wachstum der Zahl der Stiftungen trägt der demografische Wandel bei. Die besonders stiftungsaffine „Alterskohorte“ der Menschen über 50 wächst, und ein immer größerer Teil dieser Menschen ist kinderlos. Ein weiterer Trend, den wir beobachten, weist den Weg zum gemeinschaftlichen Stiften. Mit der Gemeinschaftsstiftung wird das Stiften eine Option auch für die, die nicht allein aus eigener Kraft genügend Mittel für eine Stiftungserrichtung aufbringen können. Bürgerstiftungen sind eine Form von Gemeinschaftsstiftungen. Über 200 Bürgerstiftungen wurden in den letzten zehn Jahren errichtet. Dies deutet darauf hin, dass immer häufiger regionale Belange und der Wille „Gemeinsam Gutes anzustiften“ im Vordergrund bürgerschaftlichen Engagements stehen.
Viele, für die eine Stiftung eine gute Lösung ist, zögern aber oder haben falsche Vorstellungen. Darum ist eine zweite Wachstumsressource die weitere Verbesserung der Informiertheit über Stiftungen und des stiftungsfreundlichen Klimas. Das Stiften hat noch Popularisierungspotential. Für die Erfolgsperspektive Deutschland in Hinblick auf das Stiftungswesen geht es vor allem künftig darum, die rechtlichen Rahmenbedingungen weiter zu verbessern und das Stiften weiter zu popularisieren. Stiften macht glücklicher und bringt bessere Erträge als das Spekulieren an der Börse – das muss sich bei insbesondere bei vermögenden Menschen hierzulande noch mehr herumsprechen.
Vita Dr. Hans Fleisch (Jg. 1958) ist seit dem 1. Januar 2005 Generalsektretär beim Bundesverband Deutscher Stiftungen in Berlin. Er ist zudem Geschäftsführer der Deutschen StiftungsAkademie. Als Rechtsanwalt und Stiftungsexperte hat Dr. Fleisch zahlreiche Stiftungsgründungen beraten. Er engagiert sich ehrenamtlich in Stiftungen und Vereinen, so seit 2000 im Vorstand der CinemaxX-Stiftung. Im August 2000 hat er die Stiftung Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung mitgegründet und war bis November 2006 dort Vorstandsvorsitzender. In zahlreichen weiteren Ämtern und Funktionen vertritt er den Bundesverband Deutscher Stiftungen: als Kuratoriumsmitglied bei Berlin Partner, im Beirat der Veranstaltungsreihe „Hamburger Tage des Stiftungs- und Non-Profit-Rechts“, im Koordinierungsausschuss Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, im Deutschen Kulturrat, im Kunstrat. Und als geschäftsführendes Kuratoriumsmitglied des Förderfonds Stiftungswesen. Im August 2007 wurde er von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zum Beauftragten „ZivilEngagement“ berufen. Bekannt wurde Dr. Fleisch besonders durch seine langjährige Tätigkeit bei der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung mit Sitz in Hannover. Er hat diese Stiftung, die von Dirk Rossmann 1992 ins Leben gerufen wurde, seit der Gründung bis 2003 als Geschäftsführer aufgebaut und geleitet. Im März 2003 wechselte er als Geschäftsführer zur SUPPLY Initiative nach Brüssel/ Washington. Bevor Dr. Fleisch mit der Geschäftsführung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen beauftragt wurde, war er 2004 Abteilungsleiter für Finanzen und Administration bei der VolkswagenStiftung. Nach dem Studium Generale am Leibniz Kolleg Tübingen absolvierte Hans Fleisch das Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen und Göttingen. Er begann seine Laufbahn 1983 bis 1985 als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Universität Göttingen. Anschließend arbeitete er bis 1986 als wissenschaftlicher Assistent der Medienkommission der Bundesländer. Das Referendariat absolvierte er 1986 bis 1988 am Oberlandesgericht in Celle. Im Jahr 1987 promovierte er zum Dr. jur. im Verfassungsrecht. 1988 wurde er Vorstandsassistent bei der Allianz Lebensversicherungs AG, bei der er 1990 bis 1992 die Abteilung Firmenkunden leitete. Dr. Hans Fleisch wurde am 9. April 1958 in Celle geboren. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.
Ingo Schloo, Geschäftsführer. Schimmel Media
Die Branche befindet sich schon seit vielen Jahren im strukturellen Umbruch Aus Sicht des Groß- und Einzelhandels, mit Aspekten der Medienwirtschaft in Deutschland. Trends, Herausforderungen und Perspektiven von Groß- und Einzelhandel im Konsumgütermarkt und deren medialer Umgebung. › Wie wird es weitergehen? Die Weltwirtschaftskrise ist im deutschen Einzelhandel im Sommer 2009 noch nicht angekommen. Natürlich sind die Kauflaunen im Bereich Luxus und Trendartikeln gedämpft und in vielen Bereichen leichte Rückgänge zu verzeichnen. Die Branche befindet sich allerdings schon seit vielen Jahren im strukturellen Umbruch und ist Veränderungen gewöhnt. Spektakuläre Insolvenzen wie Arcandor und Woolworth sind eher die Folgen von Marktverschiebungen ins Internet und der Sortimentsausweitung der Discounter als der Weltwirtschaftskrise. Die veränderten Finanzierungsbedingungen beschleunigen aber die Prozesse und bestrafen die Managementfehler der Vergangenheit heute schneller und konsequenter. Wer heute allerdings glaubt der Handel und Konsum könnten unbeschadet die Krise meistern, übersieht die Wahrscheinlichkeiten für eine ganze Reihe von drohenden Nebenwirkungen. Was heute den Maschinenbau trifft und im Import / Export, auch von Konsumgütern, sichtbar ist, lässt sich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch für den Einzelhandel und in Folge auch für den Großhandel erwarten.
Ein Anstieg der Massenarbeitslosigkeit, Lohneinbußen, Staatsverschuldung, ansteigende Inflation und damit früher oder später auch steigende Zinsen, werden die Konsumneigung in den Jahren 2010 bis 2012 wahrscheinlich stark beeinträchtigen. Verschiebungen im Warensortiment mal unberücksichtigt, treffen nennenswerte Umsatzeinbrüche im Einzelhandel vor allem die Beschäftigten, den innerstädtischen Immobilienmarkt, die lokale Werbewirtschaft und die Zwischenhandelsstrukturen. › Auf was wird es zukünftig ankommen? Basis des Überlebens im Handel bleibt mehr denn je die Ertragskraft und Finanzstärke der Unternehmen. Mit wachsender Branchenkrise erhöht sich der Druck auf beide Paramenter. Handelsunternehmen müssen daher so schnell wie möglich versuchen, entweder Kosten zu senken oder profitables Wachstum zu generieren um die Eigenfinanzierung zu erhöhen oder zu sichern. Das Internet ist nicht nur eine der Hauptursachen für strukturelle Verschiebungen im Handel, sondern auch einer der wenigen Gewinner und effektiven Strukturkostenbremser, den der dem Handel dabei zur Verfügung steht. Der Verbrauchertrend ist klar. Bestellabwicklung und PreBuy-Information konzentrieren sich schon heute stark auf das Internet. Dies wird selbst im breiten Einzelhandel noch von viel zu wenigen Anbietern adaptiert und kreativ genutzt und ist im Großhandel mit einigen Ausnahmen nicht vorhanden. Neu wird deshalb der Druck auf Strukturanpassungen in den Großhandelsstufen sein. Zwischen Herstellkosten und Verkaufspreis im Einzelhandel liegen noch immer bis zu 90% der Wertschöpfung. Das heißt im Großhandelsprozess lässt sich aus Sicht des Endabnehmers und des Einzelhandels jede Menge Geld sparen. Hier ist ein enormer Marktdruck zu erwarten und die Hersteller und Importeure stehen vor der Frage, zu versuchen alte Strukturen zu bewahren oder den Weg des Zwischenhandels am Ende über das Internet zu verkürzen. Die Margen für regionale Großhandelsstrukturen, Distributoren und selbst nationale Vertriebsstrukturen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft werden kleiner und deren Existenz ist im Zeitalter von Internet und hochtechnisierter Logistik- und Versandsystemen auch im Zwischenhandel gefährdet. Am Ende können weder Großhandel und Hersteller die Zeit aufhalten und werden dem Entwicklungsmuster der Reise, Luftfahrt oder Einzelhandelsbranche folgen. Innovatoren wie Amazon
oder Ryanair nutzen das Internetprinzip und erobern als Newcomer große Marktanteile. Adaptionsfreudige Anbieter wie Otto oder Lufthansa erkennen und nutzen den Trend rechtzeitig und verlagern schrittweise ihr Geschäftsvolumen ins Internet. Andere wie Arcandor, AUA, Alitalia oder Swiss reagierten zu spät und scheiden als eigenständige Unternehmen aus. Wenn man sich dabei die handelsnahen Medienmärkte anschaut ergeben sich ähnlich konsequente Verwerfungen. Alle konventionellen Medien verlieren, das Internet gewinnt. Besonders getroffen sind die lokalen Medien. Nach dem Verlust vieler Rubrikmärkte droht der Verlust lokaler Handelswerbung, und das ohne der Sichtweite auf kommerziell erfolgreiche lokale Internetkonzepte. › Wo liegen neue Wachstumsressourcen? Die internetbedingten Strukturveränderungen und die Spätfolgen der laufenden Wirtschaftkrise treffen den Groß- und Einzelhandel doppelt und hart. Wachstum findet nur über erfolgreiche Verdrängungskonzepte statt. Im klassischen Einzelhandel über klare Positionierung, entweder als Flächen- oder Fachdiscounter oder dem Gegenpol des kleinen beratungsintensivem Fachgeschäftes mit engem Sortiment. Im sonstigen Einzel- und Großhandel im Wesentlichen über innovative und mutige Konzepte im Internetgeschäft in Verbindung mit dem Ausbau der eigenen Kundenmärkte auf nationale oder europäische Ebenen. Alle Wege sind gangbar und bieten Einzelnen die schnell, konsequent und erfolgreich handeln sehr gute Perspektiven. Der Umstrukturierungsprozess wird aber viele Opfer kosten. Insbesondere Großhandel und Hersteller hinken hier den Endverbrauchermärkten noch weit hinterher und haben im absehbar schwierigem Geschäftsumfeld einen noch härteren Anpassungsprozess vor sich. So paradox es klingt, aber in den Zeiten von Umbrüchen und Krisen erhöhen sich die Chancen des Einzelnen, während die Branche und Allgemeinheit vor großen Einbrüchen steht. In einem klaren Zukunftsszenario lassen sich relativ einfache Strategien entwickeln die gepaart mit konsequentem unternehmerischem Handeln zu hohen Erfolgspotentialen führen.
› Welche Erfolgstrends in Ihrer Branche/Sparte gibt es? Kosten runter – Umsatz rauf, klingt unmöglich, wird aber mit der Marktdurchdringung des Internets in Groß- und Einzelhandel für den qualifizierten Einzelnen Realität. Das Internet als zusätzlicher Absatzkanal hebt das Marktpotential aus den regionalen Grenzen und bietet eine relativ günstige Betriebskostenstruktur und neue Services für den Kunden. Das Internet als Einkaufsplattform hat das Potential die Kosten und Stufen des Zwischenhandels massiv zu senken, um so höhere Margen oder bessere Preise für den Einzelhandel zu ermöglichen. Die optimale Sortimentsbreite bleibt dabei wohl eher produktabhängig. Grundsätzlich gelten „beratungsintensive“ Warengruppen eher als Fachhandelsgeignet. Selbst bei Marken- oder Luxusartikel zählt im Vergleich der Quellen letztendlich der aktuelle Angebotspreis. Niedrige Preise lassen sich im Handel aber auf Sicht nur über breite Sortimente im Flächenhandel oder den günstigeren Onlinehandel wirtschaftlich rechtfertigen. Speziell der Trend zu Online-Sourcing und Online-Sellings schafft Spielraum zur Demokratisierung des Handels zu Lasten der großen integrierten Handelskonzerne. Transparente Einkaufsmärkte, effektive Handelsplattformen, höhere Zwischenhandelsspannen und geringere Investitionskosten bieten dem innovativen Groß- und Einzelhändler neue Marktchancen und macht die Handelskonzerne mit hohen Fixkosten und Finanzbedarf krisenanfällig. Zusätzliche Chancen und Potentiale entstehen für den regionalen mittelständischen Handel über den steigenden Dienstleistungsanteil in den Verbraucherausgaben. Waren- und Dienstleistungsangebot zu verknüpfen und als „lokale“ Marke zu positionieren gehört zu den wenigen Wachstumsperspektiven des lokal und regional agierenden Händlers. › Und - was muss für die Erfolgsperspektive Deutschland getan werden? Der Handel wird als Wachstums- und Beschäftigungsmotor in den nächsten Jahren mit Sicherheit ausfallen und ggf. sogar sein stabilisierendes Element verlieren. Die Vermittlung von Warenverfügbarkeit und Information ist durch internetbasierte Kommunikation und Transaktion im Zusammenspiel mit hochentwickelten logistische Systeme keine Basis mehr um die hohen volkswirtschaftlichen Wertschöpfungsanteile zu rechtfertigen. Deutschland ist mit seiner hochentwickelten Industrie und Forschung, der guten Infrastruktur und internationalen Vernetzung sicher besser aufgestellt als viele andere Nationen. Der Leidensdruck in
der aktuellen Krise ist aber hoch. Zur langfristigen Sicherung und zum Ausbau deutscher Vorteile dürfen die notwendigen Investitionen nicht vernachlässigt werden. Die breite, aber insbesondere auch die elitäre Bildung müssen stärker gefördert werden. Die Forschung muss wertfrei mit Themen und Gebieten umgehen dürfen, anstelle von politischen Diskussionen und Beschränkungen geächtet zu werden. Das Thema Energieversorgung muss in einem Hochtechnologieland langfristig und vor allem wirtschaftlich gesichert sein. Und zum Schluss dürfen wir auch ein mediales Thema nicht vernachlässigen. Deutschland hat es als weltweit führendes „Messeland“ geschafft sich einen Standortvorteil in der Vermarktung von Hochtechnologie zu sichern. Leider sind diese Strukturen noch nicht in der Internetwelt angekommen bzw. sogar gefährdet. Wer heute einen asiatischen Hersteller oder Lieferanten sucht findet mit globalsources.com, alibaba.com oder hktdc.com (Hong Trade Development Council) hochentwickelte und marktabbildende Internetplattformen. Die Deutsche Wirtschaft, ganz zu schweigen von der Europäischen, ist im Informations- und Sourcing-Medium der Zukunft bei weitem noch nicht angekommen – und läuft Gefahr – ähnlich einzelner genannter Branchenunternehmen – den Trend der Zeit zu verpassen und den Kontakt zu den Kunden und Märkten der Zukunft zu verlieren.
Vita Ingo Schloo (43 Jahre) ist Geschäftsführer des Schimmel Media Verlags sowie Gründer und Geschäftsführers des zentrada-networks, mit 120.000 gewerblichen Mitgliedern das führenden internetbasierten Handels- und Einkäufernetzwerk für Konsumgüter in Deutschland und Europa. Der Diplom-Kaufmann (Schwerpunkte Marketing und Wirtschaftsinformatik) ist seit vielen Jahren als Geschäftsführer und Gesellschafter im Medienunternehmen tätig und hat dort eine Reihe von Business-Magazinen und Internetplattformen entwickelt und erfolgreich im Markt etabliert.
Steffen T. Müller, Vorstand Bank- & Börsenverein Universität Hohenheim Stuttgart
Schlimmer kann es wohl kaum noch kommen... Wie wird es weitergehen? Schlimmer kann es wohl kaum noch kommen. Erst der Exporteinbruch, dann steigende Arbeitslosenzahlen und sinkende Unternehmensgewinne bzw. steigende Verluste großer Firmen. Meiner Einschätzung nach spielen die expansive Geldpolitik der EZB und die stabilisierenden Maßnahmen der deutschen Bundesrepublik eine große Rolle zur Bekämpfung der Krise. Ich sehe jedoch zwei Probleme auftauchen. Erstens spülen die Notenbanker mit ihrer Geldpolitik massiv Kapital in die Märkte, dies wird die Risiken einer einhergehenden Inflation verstärken. Sollte die Wirtschaft sich wieder erholen und schwungvoll starten, können die Kapazitäten, die gerade abgebaut werden, nicht so schnell wieder hochgefahren werden und die steigende Nachfrage wird in einem steigenden Preisniveau enden. Das zweite Problem sehe ich in den Staatsgarantien, die dem Staat zwar Einsicht und Mitspracherecht bieten, jedoch sind die Risiken eines Missmanagements sehr hoch. Ähnlich wie bei der IKB weiß man nicht, ob der Staat über genügend gut ausgebildete Ökonomen verfügt, um diese Eingriffe zu rechtfertigen. Meiner Einschätzung nach wird gerade aufgrund einer stärker werdenden Nachfrage aus Asien gegen Ende diesen Jahres wieder aufwärts gehen. Der Konsum in Deutschland ist auch aufgrund der Abwrackprämie recht gut, jedoch wird sich dies im Laufe des Jahres verringern,
sobald die Krise, die Haushalte wirklich trifft. Generell bin ich recht optimistisch, jedoch ist das Rückschlagpotential unabsehbar. Auf was wird es zukünftig ankommen? Wichtig werden wird auf jeden Fall die Kontrolle der Banken, das Funktionieren eines reibungslosen Kredit bzw. Interbankenmarktes, so daß gerade dem Mittelstand Deutschlands genügend Kapital zur Verfügung steht. Des weiteren denke ich wird die Bundesregierung noch mehr investieren und sich weiter verschulden. Die Abwrackprämie ist zwar ein gutes und als einzigstes wirklich erfolgszeigendes Modell, jedoch profitieren ausländische Hersteller fast stärker als die Deutschen selbst. Hier sollte man sich vielleicht dem Protektionismus der USA bzw. Frankreich etwas anpassen und verstärkt deutsche Produkte nachfragen. Verstärkt Rechnung getragen werden sollte auf jeden Fall an einem einheitlichen Bilanzierungssystem weltweit, so daß früher erkannt werden kann, welcher Bank welche Risiken birgt und früher gehandelt werden kann. Dies obliegt der Bankenaufsicht und den Ratingagenturen, die meiner Einschätzung nach eine Totalüberholung nötig haben. Wo liegen neue Wachstumsressourcen Die Wirtschaftskrise hat die aufkommende Diskussion über eine saubere Welt etwas verdrängt, jedoch wird das Thema Umweltschutz, erneuerbare Energien und Recycling immer wichtiger. Wenn man die Werbung bzw. Produkte aller großer Firmen vergleicht, tauchen immer wieder neue Beispiele auf: Apple, Daimler… . Deshalb ist gerade in diesen Branchen noch relativ viel Potential vorhanden und da die Wachstumsraten noch enorm hoch sind, werden sich die Banken nicht mit Krediten zurückhalten. Neue Wachstumsressourcen liegen meiner Ansicht nach auch im Bereich der Finanzdienstleister. Gerade Selbstständige, kleine Agenturen und Makler, werden aufgrund der Verunsicherung von Privatanlegern stärker nachgefragt werden. Die Kundenbindung, die sich im letzten Jahrzehnt schon stark verändert hat, wird sich weiter verändern. Welche Erfolgstrends gibt es? Zweifelsohne weiterhin die IT-Branche mit sozialen Netzwerken. Sei es für das soziale Leben wie Facebook oder StudiVz, oder berufsabhängige wie XING. Diese Netzwerke die auch im Bereich
Lebenspartner weiter verstärkt nachgefragt wird, wird sich weiter halten und verjüngen. Gerade in Zeiten von wirtschaftlichem Desaster werden soziale Kontakte, Freunde und ein intaktes Berufsnetzwerk immer wichtiger. Daher denke ich das wir in diesem Bereich noch viel mehr Möglichkeiten haben. Was muss für die Erfolgsgeschichte Deutschlands getan werden? Der Erfolg eines Landes bemisst sich zu großen Teilen aus der Bildung seiner Fachkräfte. Gerade Deutschland, das Land der Dichter und Denker muss achtgeben, das sich keine Zweiklassengesellschaft entwickelt. In meinem Studium lerne ich immer mehr Kommilitonen kennen, denen es finanziell fast unmöglich ist zu studieren. Hier sollte der Staat weitere Möglichkeiten einer kostengünstigeren Bildung weiterführen. Gerade schlechter ausgebildete sind es auch die ihren Job als erstes verlieren. Hier herrscht noch einiger Nachholbedarf.
Vita Steffen T. Müller »
Bankfachwirt (SBW)
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zwei Semester Betriebswirtschaftslehre an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Stuttgart
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Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim / Bachelor of Science (Bsc.)
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Praktikum: DZ Bank International S.A. Luxemburg/ Portfoliomanagement
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Stv. Vorsitzender des kreditwirtschaftlichen Colloquium Hohenheim e.V.
Matthias Wissmann Präsident des VDA
FuE-Investitionen bleiben hoch – Premium von strategischer Bedeutung Wissmann: Mit innovativen Produkten fahren wir aus der Krise
„Der Weg aus der Krise wird nur über innovative und attraktive Produkte möglich sein. Wer die Krise zum Anlass nehmen würde, nun auf ‚billig, billig, billig‘ zu setzen, würde einen fatalen Fehler begehen. Die Kunden haben weiterhin hohe Ansprüche an das Automobil - und die Umweltstandards der EU bleiben auch künftig anspruchsvoll. Gleiches gilt für die Sicherheitsstandards, bei denen gerade die deutschen Hersteller weltweit den Maßstab setzen“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf dem 20. Automobil-Forum in Stuttgart. Die Herausforderungen, die die Automobilindustrie zu stemmen habe, seien immens: „Wir müssen die Investitionen in Forschung und Entwicklung auf hohem Niveau halten, während die Absatzzahlen in diesem und wohl auch noch im kommenden Jahr schwach bleiben werden. Das führt tendenziell zu höheren Stückkosten. Die Unternehmen müssen daher nicht nur ihre Innovationsführerschaft weiter verteidigen, sondern gleichzeitig auch ihre Kostenstrukturen optimieren,
um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Dadurch nimmt der Druck in der Industrie weiter zu“, unterstrich Wissmann. „Die Antwort darauf heißt in Produktion und Entwicklung: Standardisierung, Modularisierung und Baukastensystem. Dies gilt für den gesamten Antriebsstrang ebenso wie für viele andere Bereiche im Automobil. Intelligente Lösungen sind gefragt, die sowohl den Kundennutzen erhöhen als auch die Kosten reduzieren. So geht es bei der Standardisierung vor allem um Bauteile und Systeme, die keine Relevanz bei der Markendifferenzierung beim Kunden haben. Die Entwicklungsleiter der Hersteller und Zulieferer ziehen beim Thema Standardisierung im Rahmen von Arbeitskreisen im VDA an einem Strang“, erläuterte der VDA-Präsident. Eine weitere Auffächerung der Modellpalette - wie von vielen Herstellern geplant - werde verknüpft durch modulare Komponenten, die den Aufwand deutlich unterproportional gegenüber der höheren Zahl der Modelle steigen lassen. Der entscheidende Schwerpunkt der Innovationsanstrengungen deutscher Automobilunternehmen und -zulieferer sei das Ziel der nachhaltigen Mobilität. Wissmann: „Wir haben bereits in den vergangenen Jahren die Emissionen der ‚klassischen Schadstoffe‘ so reduziert, dass man heute nur noch von ‚homöopathischen Dosen‘ sprechen kann, die den Abgasstrang des Fahrzeugs verlassen.“ Und wie ernst die deutsche Automobilindustrie den Klimaschutz nehme, werde an den enormen Fortschritten deutlich, die bei der Reduzierung der CO2-Emissionen bereits erreicht wurden. Schon heute bieten deutsche Marken rund 90 Modelle an, die weniger als 5 l/100 km Kraftstoff benötigen. Und die Unternehmen kommen bei der Reduzierung der CO2Emissionen immer schneller voran: Nachdem 2007 der durchschnittliche CO2-Wert aller neu zugelassenen Pkw in Deutschland bereits um 1,7 Prozent zurückging, konnten die CO2-Werte im vergangenen Jahr insgesamt um 2,9 Prozent gesenkt werden. Im ersten Quartal 2009 lag die Reduktion bereits bei 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der durchschnittliche CO2-Wert der in Deutschland neu zugelassenen Fahrzeuge lag damit mit 154,9 g/km deutlich unter 160 g/km CO2. Wissmann betonte: „Hierzu leisten die deutschen Marken einen entscheidenden Anteil. Trotz ihres Schwerpunktes auf Mittelklasse- und Premium-Fahrzeugen liegen sie nur noch 2,5 Prozentpunkte über dem Durchschnittswert.“
Der VDA-Präsident wies auf die gesamtwirtschaftlichen positiven Wirkungen hin, die mit der Neuordnung der Kfz-Steuer und der Umweltprämie ausgelöst wurden: „Diese Strategie ist wirtschaftspolitisch ein Erfolg, der nicht nur den Beschäftigten in der Automobilindustrie, sondern auch den tausenden von Mitarbeitern in all den Branchen zugute kommt, die mit ihren Vorprodukten unsere Industrie beliefern. Sie stabilisiert den Inlandsmarkt, was angesichts der weiterhin schwachen Exportmärkte besonders wichtig ist. Sie zieht Kunden in die Schauräume, die bislang keine Neuwagen gekauft haben. Auch das Geschäft mit Jahreswagen wird dadurch erheblich angekurbelt. Zudem ist die ökologische Wirkung unverkennbar, wie die rückläufigen CO2-Emissionen bei den Neuzulassungen zeigen.“ „Jeder, der die Marktentwicklung in den europäischen Nachbarstaaten verfolgt, kann sich unschwer vorstellen, wie kritisch die Lage am Inlandsmarkt - und damit zusätzlich auch am Arbeitsmarkt - wäre, wenn die Politik sich nicht schnell und entschlossen für diese wirkungsvollen Instrumente der Nachfragebelebung entschieden hätte“, sagte Wissmann. Der VDA-Präsident erwartet, dass die nunmehr in vielen anderen europäischen Ländern aufgelegten Incentive-Programme ebenfalls greifen und eine weitere Abwärtsbewegung zumindest gebremst wird, „damit sich die Exportbedingungen wieder verbessern“. Eine nachhaltige Belebung des Weltautomobilmarktes werde allerdings erst dann eintreten, wenn der nach wie vor wichtige US-Markt wieder anziehe. Wissmann hob die Bedeutung des Premiumsegmentes für den Automobilstandort Deutschland - und insbesondere für Baden-Württemberg - hervor. Der Anteil der Premiummarken an der Inlandsproduktion sei in den letzten zehn Jahren von 40 auf 50 Prozent gestiegen, das Exportvolumen habe im gleichen Zeitraum ebenfalls um 10 Prozentpunkte auf 50 Prozent zugelegt. Wissmann: „Damit zählt jedes zweite Auto, das in Deutschland produziert oder exportiert ist, zum Premiumsegment.“ Der Umsatz mit Premiumprodukten habe sich in den letzten zehn Jahren sogar auf 90 Mrd. Euro verdoppelt. Knapp zwei Drittel des Umsatzes dieser Schlüsselindustrie entfalle damit auf Premium. Der Ausfuhrwert sei mit über 140 Prozent sogar noch stärker gestiegen.
Insbesondere für die Beschäftigung am Standort Deutschland sei das Premiumsegment von strategisch wichtiger Bedeutung. Während in den letzten zehn Jahren die Beschäftigung bei den Herstellern insgesamt leicht rückläufig war (-2 Prozent), legte der Premiumbereich um 12 Prozent zu. Wissmann: „Sechs von zehn Mitarbeitern, die am Standort Deutschland bei den Herstellern beschäftigt sind, hängen direkt am Premium, vor zehn Jahren war es gut jeder zweite.“ Gerade bei Premiumprodukten seien in letzter Zeit die größten CO2-Einsparungen erzielt worden. So habe das neue Mercedes-Benz E-Klasse Coupé einen Verbrauch von lediglich 5,1 l/100 km - ein Wert, der bislang in diesem Segment nicht erreicht wurde. „Und wenn zudem die Leistung sogar noch gesteigert werden kann, obwohl man einen 4-Zylinder-Motor - mit geringerem Verbrauch anstelle eines bisherigen 6-Zylinders einsetzt, so unterstreicht dies erneut die Innovationsstärke unserer Industrie“, sagte Wissmann. Der Fortschritt beschränke sich dabei nicht auf eine Marke oder einen Hersteller, entsprechende Beispiele gebe es auch bei Audi, BMW oder Porsche. Ebenso wichtig sei Premium beim Thema Sicherheit. „Von ABS über Bremsassistent, Seitenairbag, Keramikbremse, Abstands-Tempomat, Knie-Airbag, Aktives Kurvenlicht und InfrarotNachtsichtsysteme - stets wurden diese Innovationen zunächst in Premiumfahrzeugen eingebaut, bevor sie ihren Weg in die Volumenmodelle fanden“, unterstrich der VDA-Präsident. Wissmann betonte: „So schwierig die Zeiten auch sind, diese Industrie wird stärker als andere aus dieser Krise herausfahren. Davon bin ich überzeugt. Denn wir halten - trotz heftigen Gegenwinds - Kurs und verfolgen konsequent unsere Innovationsstrategie. Bei Forschung und Entwicklung wird es keine Abstriche geben. Und eines ist auch klar: Wenn die internationalen Märkte wieder anspringen, werden die deutschen Hersteller beim Aufschwung ganz vorn dabei sein, weil sie so global aufgestellt sind wie kein anderer.“
Quelle: Verband der Automobilindustrie / © Portraitbild: VDA
Dr. Manfred Wittenstein Präsident des VDMA
VDMA: Produktionsforschung entscheidend für Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie
Wie kann Deutschland zum Produktionsstandort Nummer 1 ausgebaut werden? Juni 2009 – „Jeder dritte Arbeitsplatz in Deutschland hängt von der Produktion ab. Auch vor diesem Hintergrund reichen die 72 Millionen Euro für die Produktionsforschung im Bundesforschungsministerium bei weitem nicht aus“, erklärte Dr. Ing. E.h. Manfred Wittenstein, Präsident des VDMA, anlässlich des zweitägigen Kongresses „Intelligenter Produzieren“. „Überdies muss die breitenwirksame Industrielle Gemeinschaftsforschung gestärkt werden. Und die steuerliche Forschungsförderung muss endlich auch in Deutschland kommen“, so Wittenstein. Im Vergleich der Jahre 1981 und 2006 zeige sich, dass der Wirtschaftssektor seine Forschungsaufwendungen um 367 Prozent gesteigerte habe, der Staat aber lediglich um 89 Prozent. Im selben Zeitraum sei der Finanzierungsanteil des Staates an der unternehmerischen Forschung und Entwicklung drastisch zurückgefahren worden und zwar von 16,9 auf 4,5 Prozent. Wettbewerbsländer wie die USA liegen hier bei über 10 Prozent.
Harte Zeiten für Maschinenbauer „Wir befinden uns mitten in der Rezession, und eine Erholung ist für uns gegenwärtig noch nicht absehbar“, sagte Wittenstein zur aktuellen konjunkturellen Situation der Branche. „Darüber dürfen auch nicht die wieder anziehenden Frühindikatoren hinwegtäuschen. Erste noch vage positive Signale kommen allerdings aus China.“ Die aktuelle Kapazitätsauslastung liege bei 72 Prozent - ein historisches Tief für die Maschinenbauer. Die Zahl der Beschäftigten im Maschinenbau ging - Stand April - seit Jahresanfang um 13.000 Personen zurück. Weitere 158.000 Mitarbeiter befanden sich im März in Kurzarbeit. Maschinenbau bietet Perspektive und Zukunft Die drängendste Frage der Unternehmen ist, auf welche Produktions- und Umsatzniveaus sie sich mittelfristig einstellen müssen und welche Konsequenzen das für ihre Produktionskapazitäten haben wird. Vor dem Hintergrund hat der VDMA Anfang Juni eine Umfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen durchgeführt. 390 Unternehmen haben teilgenommen. Drittel der Unternehmen will die Krise zur strategischen Neueinstellung von Spezialisten nutzen. In mittelständischen Unternehmen mit 100 bis 250 Beschäftigten und Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sind es sogar 40 Prozent. „16 Prozent der Unternehmen gehen in den nächsten Monaten sogar von einer Zunahme des Ingenieurbestandes im eigenen Unternehmen aus. Mehr als drei Viertel rechnen damit, dass die Zahl der Ingenieure sich im eigenen Unternehmen nicht verändern wird. Nur acht Prozent glauben, dass der Ingenieurbestand im eigenen Unternehmen in den kommenden Monaten abnehmen wird“, sagte der VDMA Präsident. Fast die Hälfte der Unternehmen (41 Prozent) will die meisten ausgelernten Auszubildenden übernehmen, ein Fünftel sogar alle. Und in fast drei Viertel (73 Prozent) der Unternehmen wird das Lehrstellenangebot im kommenden Ausbildungsjahr konstant bleiben.
Gut die Hälfte der Maschinenbauunternehmen (54 Prozent) erwartet allerdings Einschnitte auch bei der Stammbelegschaft. „Davon müssen wir leider ausgehen. Denn wenn die Personalkapazitäten langfristig nicht ausgelastet werden, geht es ums Überleben“, betonte Wittenstein. Maschinenbau sieht riesige Chancen im Bereich „Green Production Technologies“ „Unsere Technologien sind es, die nachhaltiges Wachstum möglich machen“, sagte Wittenstein. Noch sei es allerdings fraglich, „ob wir in Deutschland auch beim Thema Elektromobilität bis zum Kern der Wertschöpfung durchkommen und damit hunderttausende Arbeitsplätze sichern. Wir müssen Lithium-Ionen-Batterien nicht nur erforschen, sondern vor allem kostengünstig produzieren können“, forderte Wittenstein. „Wir müssen Technologien für das Produzieren aufbauen, von Elektrofahrzeugen, von mobilen Maschinen, von System-komponenten. Das Schaffen des guten Neuen im Bewusstsein des guten Alten - das ist für mich exakt die intelligente Produktion. Damit könnten wir weltbester Produktionsstandort bleiben“, betonte der VDMA Präsident.
Quelle: Verband Deutscher Maschinenbau / © Portraitbild: VDMA
Dr. Werner Schnappauf Hauptgeschäftsführer des BDI
BDI zur Konjunktur: Talsohle erreicht, Aufstieg wird lang und schwer · BDI mahnt zu Realismus – Bodenbildung ist noch kein Aufschwung · Kreditversorgung darf nicht zum Engpass werden · Programm für Innovation und Wachstum gefordert: Industrieland Deutschland stärken 82/2009 / Juli 2009 „Die Anzeichen für eine Bodenbildung mehren sich. Das ist positiv. Eine Bodenbildung ist aber noch längst kein wirtschaftlicher Aufschwung.“ Dies erklärte BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf anlässlich der Vorstellung des BDI-Konjunktur-Reports in Berlin. „Bei aller Erleichterung über die jüngsten Zahlen müssen wir realistisch bleiben. Der Aufschwung kommt nicht von selbst. Die nachhaltige Erholung wird ein eher längerfristiger Prozess“, sagte Schnappauf. Verglichen mit dem Vorjahr bleibe die Lage angespannt. Der Auftragsrückgang betrug im Mai 2009 im Vergleich zum Vorjahr mehr als 30 Prozent. „Entscheidend für die deutsche Industrie, deren Anteil am BIP rund 25 Prozent beträgt, ist die Entwicklung des Exports“, sagte Schnappauf. Derzeit spreche wenig dafür, dass die Weltwirtschaft zügig wieder in Gang kommt. „Das führt unvermeidlich zu Kapazitätsanpassungen. Nicht nur die Beschäftigung, auch der Bedarf an Investitionen wird zurückgehen“, so Schnappauf.
Als aktuell größte Herausforderung für die Realwirtschaft bezeichnete der BDI-Hauptgeschäftsführer die Liquiditätssicherung. „Die Finanzierungssituation hat sich eindeutig verschärft und könnte sich in den nächsten Monaten drastisch verschlechtern“, sagte Schnappauf. „Es geht um viele kleine Schritte zur Lösung der Liquiditätsprobleme der Realwirtschaft, damit nicht durch fehlende Kredite an sich gesunde Unternehmen wegbrechen. Es muss auf jeden Fall vermieden werden, dass erste zaghafte Wachstumstriebe durch fehlende Liquidität abgewürgt werden“, unterstrich Schnappauf. Die Nachbesserungen beim Finanzmarktstabilisierungsgesetz und die Erleichterungen bei der Neubewertungsrücklage würden zwar helfen, jedoch werde die Eigenkapitalbasis der Banken aufgrund der Basel II-Regelung stärker beansprucht. Diese Regel wirke prozyklisch und damit krisenverschärfend. Sie müsse deshalb rasch modifiziert werden. „Neben dem akuten Krisenmanagement brauchen wir mittelfristig ein Programm für Innovation und Wachstum“, betonte Schnappauf. „Die Industrie ist zentral für mehr Wachstum. Ziel muss es sein, das Industrieland Deutschland zu stärken. Deshalb müssen alle Maßnahmen ergriffen werden, die aus der Krise heraus auf einen höheren Wachstumspfad führen“, sagte Schnappauf. „Es geht nicht um Wachstum nur um des Wachstums willen. Immer mehr vom Gleichen ist nicht das, was wir unter Wachstum verstehen“, erläuterte Schnappauf. „Es geht um Innovationen, um neue Technologien. Es geht darum, Antworten zu geben und Lösungen zu finden für die großen Herausforderungen der Welt: Klimawandel, Demografie und Urbanisierung. Erfolgreiche Innovationen bringen automatisch Wachstum – und Wachstum schafft Arbeitsplätze.“
Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann Vorstand des DIW Berlin
Freier Fall gestoppt Vor langem Marsch durch die Talsohle ohne absehbares Ende Die deutsche Wirtschaft wird im laufenden Jahr um 6,4 Prozent schrumpfen. „Die Produktion hat nach einen freien Fall wieder Boden unter den Füßen“, sagte DIW-Präsident Klaus F. Zimmermann. „Allerdings droht ein langer Marsch durch eine konjunkturelle Talsohle ohne absehbares Ende, der bestenfalls die Aussicht zum Aufstieg auf kleine Hügel bietet.“ Der Konjunktureinbruch geht vor allem auf die gesunkene Exportnachfrage zurück. Da sich die Ausfuhren derzeit nur verhalten erholen, fällt auch die Wachstumsperspektive für 2010 mit 0,5 Prozent eher gering aus. Die trügerische Ruhe auf dem Arbeitsmarkt wird bald vorbei sein und die Erwerbslosenzahl im nächsten Jahr im Schnitt wieder deutlich über der 4,5-Millionen-Marke liegen. Dies sind die zentralen Ergebnisse der heute veröffentlichten Sommergrundlinien des DIW Berlin. Das DIW Berlin hält weitere kurzfristige Konjunkturhilfen nicht für Erfolg versprechend und empfiehlt stattdessen ein mittelfristiges Investitions- und Wachstumsprogramm. Dazu müssten die staatlichen Investitionen nachhaltig auf ein höheres Niveau steigen. Konjunkturverlauf wieder etwas überschaubarer Im Frühjahr hatte das DIW Berlin noch auf eine quantitative Prognose für das Wirtschaftswachstum 2010 verzichtet. Damals liefen die veröffentlichten Prognosen der tatsächlichen Entwicklung hinterher und mussten in sehr kurzen Zeitabständen immer wieder nach unten revidiert werden.
„Mittlerweile ist der Konjunkturverlauf wieder etwas überschaubarer geworden“, sagte DIW-Präsident Zimmermann. „Daher legen wir wieder eine Prognose für das kommende Jahr vor.“ Zu den am stärksten betroffenen Bereichen der deutschen Wirtschaft zählen der Maschinenund Fahrzeugbau, die Elektroindustrie sowie die Metallverarbeitung, aber auch die unternehmensnahen Dienstleistungen. Die Finanzkrise wird die Produktionsmöglichkeiten in Deutschland beeinträchtigen Die deutsche Volkswirtschaft bleibt über den Prognosezeitraum hinaus weit unter ihren Produktionsmöglichkeiten. Die Produktionslücke öffnet sich sogar noch weiter. Das DIW Berlin beziffert den Produktionsverlust infolge der Finanzkrise auf insgesamt 4 Prozent nach fünf Jahren. „Dies ist vorsichtig gerechnet und kann auch noch deutlich pessimistischer ausfallen“, sagte DIWKonjunkturchef Christian Dreger. Auch bei der Schätzung des Produktionspotenzials ist die Entwicklung der Exportmärkte entscheidend. Deutschland erholt sich langsamer Trotz der jüngsten Anzeichen für eine leichte konjunkturelle Entspannung dürfte sich Deutschland langsamer von der Krise erholen als andere Regionen der Weltwirtschaft. So kommt der Euroraum nur schleppend auf die Beine, weil die Arbeitslosigkeit noch steigen wird. Des Weiteren stecken besonders die mittel- und osteuropäischen Länder und Russland noch tief in der Krise. Damit dürfte sich die Nachfrage in den Hauptabsatzregionen für deutsche Exporte nur schwach entwickeln. Darüber hinaus ist die Finanzkrise noch längst nicht ausgestanden. So werden bei den europäischen Banken noch enorme Kreditausfallrisiken vermutet. In der Prognose wird unterstellt, dass es den Entscheidungsträgern durch geeignete Maßnahmen gelingt, die Bankbilanzen von den toxischen Beständen zu reinigen. Dies ist eine durchaus kritische Annahme. DIW Berlin warnt vor Protektionismus Angesichts der historischen Rezession der Weltwirtschaft warnt das DIW Berlin vor protektionistischen Maßnahmen. Bereits in der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre hatten diese die Krise drastisch verschärft. Trotz der negativen Erfahrungen versuchen einige Staaten, die inländische Produktion zu Lasten der Einfuhren zu fördern. Damit sollen vermeintlich Arbeits-
plätze gesichert werden. „Besonders für exportorientierte Volkswirtschaften birgt ein zunehmender Protektionismus erhebliche Risiken, weil die Gefahr eines Flächenbrandes besteht“, sagte DIW-Präsident Zimmermann. Die aktuelle Prognose unterstellt, dass es gelingt, einer möglichen Ausbreitung des Protektionismus entgegenzuwirken. Privater Konsum stabilisiert Bei einer sehr niedrigen Inflation von 0,2 Prozent in diesem und 0,4 Prozent im nächsten Jahr erweisen sich die Ausgaben für den privaten Konsum als stabilisierender Faktor für die deutsche Wirtschaft. Das Anspringen der automatischen Stabilisatoren und – wichtiger noch – die Pufferfunktion der Unternehmensgewinne schirmen die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte weitgehend von den gesamtwirtschaftlichen Einkommenseinbußen ab. Insgesamt können durch den relativ stabilen privaten Verbrauch die Nachfrageausfälle aus dem Exportgeschäft allerdings in keiner Weise kompensiert werden. Im nächsten Jahr dürfte angesichts kräftig steigender Arbeitslosenzahlen das Vorsichtssparmotiv an Bedeutung gewinnen, was dann einer stärkeren Belebung der privaten Konsumnachfrage im Wege steht. Arbeitsmarkt: Kurzarbeit gerät an ihre Grenzen In nahezu allen Wirtschaftszweigen ist 2009 die Produktivität drastisch gesunken. Obwohl die Talsohle der wirtschaftlichen Entwicklung inzwischen erreicht ist, wird sich die Auftragslage der Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte nur wenig verbessern. Die Unternehmen werden deshalb zunehmend Beschäftigte entlassen. „Die Kurzarbeit gerät an ihre Grenzen. Wegen der schlechten Ertragslage wird es zu Entlassungen und sogar zu Insolvenzen kommen“, sagte Zimmermann. „Im nächsten Jahr wird die Arbeitslosenquote wohl zweistellige Werte erreichen und die Erwerbslosenzahl im Jahresdurchschnitt auf 4,7 Millionen steigen. Dies trifft vor allem die exportorientierten und wirtschaftlich starken Bundesländer.“ Mittelfristiges Investitions- und Wachstumsprogramm auflegen Der Rückgang der Steuereinnahmen bei gleichzeitigem Anstieg der Ausgaben aufgrund der automatischen Stabilisatoren und der Kosten für die beiden Konjunkturpakete führt zu einem staatlichen Defizit in Rekordhöhe. Die Defizitquote wird in diesem Jahr -3,7 und im nächsten Jahr -6,4 Prozent erreichen. Angesichts der sich weiter öffnenden Produktionslücke empfiehlt das
DIW Berlin einen mittelfristigen Investitionsplan für Bund, Länder und Kommunen über mehrere Jahre, der nicht nur in einer konjunkturellen Schwächephase die Investitionen punktuell erhöht. Damit baut man längerfristige Kapazitäten auf und stabilisiert die Erwartungen der Unternehmen. Zudem werden auch künftige Wachstumsbremsen wie Infrastrukturengpässe in bestimmten Regionen behoben. Weiterhin berichten die Geschäftsbanken von einer restriktiven Kreditvergabe, wovon besonders Unternehmenskredite betroffen sind. Grund hierfür ist neben der schlechten Konjunkturlage auch die stark geschrumpfte Eigenkapitaldecke der Banken. Daher würde eine weitere Eigenkapitalaufstockung die Kreditvergabe erleichtern. Notfalls muss der Staat den Banken frisches Eigenkapital zuführen, sollte es tatsächlich zu einer Kreditklemme kommen. Hintergrundinformation Produktionspotenzial: Das Produktionspotenzial ist die Menge an Gütern und Dienstleistungen, die eine Volkswirtschaft bei einer „normalen“ – das heißt gleichgewichtigen - Auslastung der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital auf dem gegebenen Stand der Technologie erstellen kann. Die Differenz zwischen dem Produktionspotenzial und der tatsächlichen Leistung einer Volkswirtschaft ist die Produktionslücke. Ein konjunktureller Abschwung kann wegen der damit verbundenen Abnahme der Investitionen und Zunahme der Arbeitslosigkeit das Produktionspotenzial einer Volkswirtschaft deutlich verringern. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Abschwung durch eine Banken- oder Finanzkrise ausgelöst wurde.
Quelle: DIW Berlin / © Portraitbild: DIW
Prof. Dr. Michael Hüther Direktor des IW Köln
Agenda 20D Masterplan für den nächsten Aufschwung Die Herausforderung könnte größer kaum sein: Nach dem historischen Wirtschaftseinbruch sollte Deutschland mehr Wachstum und Verteilungseffizienz erreichen. Wie das gelingen kann, zeigt die Agenda 20D des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Nötig sind vor allem ein besserer Zugang zu Bildung und Arbeit, eine investive Haushaltspolitik und die Wiederbelebung eines schwer angeschlagenen Wachstumsfaktors – des Vertrauens. Jeder hat das Recht, etwas falsch zu machen – aber bitte nicht immer das Gleiche. Wenn Deutschland also im kommenden Aufschwung die Fehler der Vergangenheit vermeiden will, muss es diese erst einmal identifizieren. Rückblende: Vor sechs Jahren stand die Bundesrepublik schon einmal vor großen Problemen. Ein wachstumspolitisch verlorenes Jahrzehnt hinterließ mehr als fünf Millionen Arbeitslose, und bei normaler Auslastung der Produktionskapazitäten betrugen die Wachstumsaussichten kaum 1 Prozent pro Jahr. Zwar schaffte das Land dank einer unternehmerischen Fitnesskur und der Agenda 2010 eine Trendwende – bis 2008 stieg dieses Potenzialwachstum auf 1,6 Prozent.
Zu einer ehrlichen Bilanz des vergangenen Aufschwungs gehört aber auch die Einsicht, dass dessen Qualität zumindest in der Wahrnehmung der Bevölkerung nicht richtig angekommen ist. Die rot-grüne Reform der Grundsicherung schwächte das Sicherheitsempfinden der Menschen, und die Erhöhung der Mehrwertsteuer durch die Große Koalition schmälerte zusammen mit hohen Inflationsraten die Massenkaufkraft. Hinzu kam eine Lohnpolitik, die sich auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze konzentrierte. Das begrenzte den Verdienstzuwachs großer Bevölkerungskreise bis in das Jahr 2008 hinein und stand zudem in starkem Kontrast zu den deutlich steigenden Gewinneinkommen. Kurzum: Der vergangene Aufschwung hatte eine verteilungspolitische Schieflage – so sehen es zumindest viele Bundesbürger. Ob das stimmt, hat das IW Köln anhand einer empirischen Analyse untersucht. Deren Ergebnisse zeigen, dass es beides gegeben hat – Verlierer, aber auch Gewinner: > Arbeitsplätze. Der zurückliegende Konjunkturboom kam vor allem jenen Menschen zugute, die wieder einen Arbeitsplatz gefunden haben. In Kombination mit den Arbeitsmarktreformen sind zwischen 2003 und 2008 mehr als 1,6 Millionen neue Stellen entstanden. > Markteinkommen. Zwischen 1995 und 2003 hatte die Ungleichheit in der Verteilung der Haushalts-Markteinkommen deutlich zugenommen. Danach ist aber der Abstand gesunken und lag 2006 sogar wieder unter dem Niveau von 1995. Bezieht man dann noch die staatliche Umverteilung über Transfers und Abgaben mit ein, schmilzt die Lücke weiter: Die Nettoeinkommen der Haushalte lagen 2006 sogar dichter beieinander als Mitte der neunziger Jahre. Armut > Armutsindikatoren. Bei einem internationalen Vergleich verschiedener Armutsindikatoren erreicht Deutschland im EU-Vergleich stets mittlere bis gute Platzierungen (Grafik). Dieser Befund gilt allerdings nicht für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen. Wie seit langem bekannt, hängt das Armutsrisiko vor allem von zwei ineinandergreifenden Faktoren ab: Bildung und Erwerbstätigkeit. Je niedriger das Bildungsniveau, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, nur einen schlecht bezahlten Job zu bekommen oder immer wieder arbeitslos zu werden. Dieser Zusammenhang ist in Deutschland insbesondere bei Einwanderern und deren Nachkommen festzustellen.
Von den geringqualifizierten Migranten waren im Jahr 2007 fast 28 Prozent armutsgefährdet – eine annähernd doppelt so hohe Quote wie unter den Einheimischen mit vergleichbarem Bildungsstand. Die Fehler und Fehlentwicklungen im Aufschwung 2003 bis 2008 sind damit benannt; jetzt gilt es, daraus die Lehren zu ziehen und einen stringenten Wachstumskurs einzuhalten. Das IW Köln fordert in seiner Agenda 20D Folgendes: Den Zugang zu Arbeit erleichtern. Die Armutsindikatoren zeigen es: Jede Form von Arbeit ist besser als der Bezug staatlicher Hilfen. Voraussetzungen für mehr Arbeit sind folglich nicht nur eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik, eine ausreichende Lohndifferenzierung nach Qualifikation, eine größere Rechtssicherheit beim Kündigungsschutz – etwa durch Abfindungsmodelle – und der Verzicht auf gesetzliche Mindestlöhne. Nötig ist vielmehr auch, die Arbeitsmarktpolitik ganz darauf zu konzentrieren, Erwerbsarbeit zu schaffen und zu fördern. Einkommensarmut: Dies gilt vor allem für die Ausgestaltung der „Grundsicherung für Arbeitsuchende“ (Arbeitslosengeld II). Hier muss zum Beispiel die Anrechnung von Hinzuverdiensten linear verlaufen, und nicht wie heute sprunghaft – mit der Folge, dass sich Arbeit für viele gar nicht lohnt. Der präventive Ansatz, mit den Geldern der Arbeitsmarktpolitik auch die Verbesserung der Ausbildungsreife und Berufsorientierung zu finanzieren, ist gut und ließe sich systematisieren, indem die derzeitigen Programme auf den Feldern Berufsorientierung, Berufsvorbereitung, Ausbildungsförderung und Integrationshilfen gebündelt werden. Das Bildungsniveau erhöhen. Bildung wirkt wie eine Versicherung gegen sozialen Abstieg und erhöht gleichzeitig die Chancen auf besser bezahlte Jobs. Migranten und Kinder aus Familien mit niedrigem Bildungsniveau sollten deshalb bereits im Kindergarten und in der Ganztagsschule individuell gefördert werden, um so eventuellen späteren Defiziten vorzubeugen.
Um den Bildungsstand der Bevölkerung insgesamt zu erhöhen, müssen auch Reformen im Bildungssystem selbst erfolgen. An den Schulen zum Beispiel könnte die am Dienstalter ausgerichtete Vergütung der Lehrer in ein ziel- und leistungsorientiertes Vergütungssystem überführt werden. Wichtige Bausteine sind auch mehr Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Bildungsgängen und ein erleichterter Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte. Insbesondere für Jugendliche aus einkommensschwachen Haushalten können Dauer und Kosten des Studiums dem Gang an die Hochschule entgegenstehen. Deshalb braucht vor allem diese Gruppe ausreichende Angebote zur Studienfinanzierung. Das Wachstum hängt mehr denn je davon ab, ob es Deutschland gelingt, seine niedrigen Absolventenzahlen in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu erhöhen. Dazu müssen mehr Lehrkräfte eingestellt und die Studienbedingungen an den Hochschulen verbessert werden. Den Staatshaushalt investiv sanieren. Die ausufernde Verschuldung der öffentlichen Haushalte durch die neu geschaffene Schuldenbremse im Zaum zu halten, ist gut – trotzdem wird sich der Konsolidierungsdruck in den nächsten Jahren drastisch erhöhen. Der nötige Schuldenabbau darf aber nicht über Steuererhöhungen erfolgen, denn das würde die Wachstumsbedingungen verschlechtern. Der bessere Weg führt über konsequentes Sparen auf der Ausgabenseite, was sogar Spielräume für Steuersenkungen erschließen kann. Zum steuerpolitischen Minimalprogramm für die nächsten Jahre gehört die Abschaffung der kalten Progression in der Einkommensbesteuerung. Vertrauen schaffen. Die Finanzkrise hat gelehrt, dass nachhaltiges Wachstum ohne Vertrauen nicht möglich ist – zusammen mit sozialen Bindungen, Werten und Normen bildet es das Sozialkapital einer Gesellschaft. Der Staat kann Vertrauen durch gute Ordnungspolitik fördern; dazu gehören sichere Eigentumsrechte, verlässliche Rahmenbedingungen sowie transparente und nachvollziehbare Regeln. Was den Finanzmarkt angeht, braucht Deutschland eine unabhängige Bankenaufsicht, die ihrerseits durch eine ebenfalls unabhängige
wissenschaftliche Kommission kontrolliert wird. Und unabhängig heißt in letzterem Fall: unabhängig von der Bankenaufsicht, der Politik und der Wirtschaft.
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln / © Portraitbild: IW Köln
Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe
Statement anlässlich der Pressekonferenz am 11. Mai 2009 in Berlin
Konjunkturprognosen sind in diesen unsicheren Zeiten ... ... nicht mit der gewünschten Treffsicherheit zu erstellen. Nicht umsonst hat das DIW Berlin in diesem Jahr auf eine eigene Prognose ganz verzichtet. Dennoch wollen wir unsere Einschätzung zur weiteren Entwicklung der deutschen Bauwirtschaft abgeben. Direkt zur Sache: Zu Beginn des Jahres waren wir noch so optimistisch, der Baubranche, Dank des erwarteten Schubes aus den Konjunkturpaketen, einen geringen Umsatzzuwachs von 1,2 % für das Jahr 2009 in Aussicht zu stellen. Nach den nunmehr vorliegenden Zahlen müssen wir die Prognose deutlich revidieren und unsere Einschätzung der Entwicklung des bauwirtschaftlichen Umsatzes auf minus 2,0 % senken. Zur Begründung dieser Aussage im Einzelnen: Unsere größte Sorge gilt weiterhin der Entwicklung im Wohnungsbau. Mit nur noch 185.315 neu fertig gestellten Wohnungen wurde in 2007 erstmals die Grenze von 200.000 Wohnungen unterschritten. In 2008 wird dieser Wert bei nur noch knapp 170.000 Wohneinheiten liegen, so dass
wir auch unter Einbeziehungen der Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden auf weniger als 200.000 Wohnungen kommen werden. Auch die Genehmigungszahlen für Wohnungen blieben im Jahr 2008 auf Talfahrt. Sie verfehlten zum zweiten Mal seit der Wiedervereinigung die 200.000-Marke und erreichten nach 2007 mit 182.771 Wohneinheiten im vergangenen Jahr nur noch 174.595 (= - 4,5 %). Dieser Trend scheint sich auch in diesem Jahr fortzusetzen: Denn bereits in den ersten beiden Monaten wurden noch einmal 5.000 Wohnungen weniger genehmigt als im Vergleichszeitraum des schon schlechten Vorjahres. Die bereits jetzt fehlenden Baugenehmigungen führen zu niedrigeren Umsätzen in Höhe von 460 Mio. Euro (= - 11%). Offenkundig schlägt die Verunsicherung der Verbraucher stärker auf den Wohnungsmarkt durch als die durchaus vorhandenen positiven Faktoren, wie z. B. die niedrigen Hypothekenzinsen sowie die bestehenden Fördermöglichkeiten, etwa durch Wohn-Riester. Auch die Auftragseingänge sind im Wohnungsbau in den ersten beiden Monaten wertmäßig so niedrig wie nie in den letzten 10 Jahren: minus 18 % zum Vorjahr. Auf der Grundlage dieser Daten erwarten wir einen Rückgang des Umsatzes im Wohnungsbau um knapp eine Mrd. Euro (= - 3,5 %). Entlastungen aus der Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen sind dabei bereits berücksichtigt. Insbesondere die erwartete negative Entwicklung am Arbeitsmarkt wirkt sich auf den Wohnungsneubau im Jahresverlauf hemmend aus. Daher wird das bereits per Februar bestehende Umsatzdelta zum Vorjahr in Höhe von 700 Mio. Euro nicht zu kompensieren sein. Auch die Entwicklung im Wirtschaftsbau läuft schlechter, als wir das noch vor drei Monaten erwartet hatten: Hier waren wir zu Beginn des Jahres von einem Minus von 5 % ausgegangen. Die Wirtschaftsweisen sehen den Wirtschaftsbau in ihrem Frühjahrsgutachten im Strudel der Wirtschaftskrise und prognostizieren die diesbezüglichen Bauinvestitionen bei real minus 10 %.
Die Baugenehmigungen bei den nichtöffentlichen Bauherren liegen in den ersten beiden Monaten mit 7,5 % im Minus. Im Hinblick auf die Auftragseingänge ist der Wirtschaftsbau aber auf das Niveau von 2006 zurückgefallen: In den ersten beiden Monaten fehlen bereits fast 30 % der Aufträge mit einem Volumen von 900 Mio. Euro. Auch hier trifft der Rückgang, ähnlich wie beim Wohnungsbau, vor allem die alten Länder. Der Wirtschaftsbau wird vom Leistungsträger zur „Lame duck“ mutieren: 8,6 % weniger Umsatz werden spürbare Auswirkungen auf die Baukonjunktur haben. Kommen wir zum öffentlichen Bau, auf dem unsere Hoffnungen ruhen: Wir hatten bei unserer ersten Prognose unterstellt, dass von den erwarteten gut 20 Mrd. Euro aus den Konjunkturpaketen, die die öffentliche Hand insgesamt zusätzlich investieren möchte, ca. 3 Mrd. Euro bereits in diesem Jahr zugunsten des Bauhauptgewerbes auf den Markt kommen würden. Bedenkt man, dass nach politischem Willen 50 % des Konjunkturpaketes II in 2009 an den Markt gehen sollten, waren 3 Mrd. Euro für das Bauhauptgewerbe schon zurückhaltend geplant. Gleichwohl müssen wir auch hier unsere Erwartungen weiter nach unten schrauben: Zwar liegen die Baugenehmigungen per Februar 2009 mit 55 % und einem Volumen von 470 Mio. Euro deutlich im Plus. Die Auftragseingänge dagegen, die für uns wesentlich wichtiger sind, liegen mit 6 % bzw. 140 Mio. Euro im Minus. Im Umsatz liegen wir hier per Februar – sicher auch witterungsbedingt - um mehr als eine halbe Mrd. Euro zum Vorjahr zurück. Meine Damen und Herren, wir werden im Herbst ein Phänomen erleben, vor dem wir seit Jahrzehnten auch in normalen Zeiten immer wieder warnen - auch weil es immer wieder erhebliche aber vermeidbare volkswirtschaftliche Schäden anrichtet:
Im Herbst werden für einige Wochen so viele Aufträge auf dann endlich einmal ausgelastete Betriebe zukommen, dass tatsächlich Engpässe entstehen werden, Engpässe sowohl bei der ausführenden Wirtschaft insbesondere jedoch bei den Zulieferern. Heute, wo die Unternehmen Kapazitäten frei haben, müssen wir ein immer noch sehr zurückhaltendes Vergabeverhalten der öffentlichen Hand konstatieren, was u. a. auch zu Kurzarbeit in den Baubetrieben führt. Betrachtet man die Maßnahmenpakete im Einzelnen, so wären bei einer 50%igen Umsetzung des Maßnahmenpaketes II und der geplanten Verwendung des Paketes I ca. 3,9 Mrd. Euro zusätzlich im Bauhauptgewerbe in 2009 marktwirksam geworden. Dazu zählen die Investitionen des Bundes in die Verkehrsinfrastruktur mit einem Volumen von 2 Mrd. Euro, wovon knapp 90 %, also 1,7 Mrd. Euro, dem Bauhauptgewerbe zugute gekommen wären. Dazu zählen auch die Investitionen des Bundes in die Sanierung von Gebäuden mit einem Volumen von 1,4 Mrd. Euro. Hiervon würden 464 Mio. auf Maßnahmen des Bauhauptgewerbes entfallen. Aus den zusätzlichen Maßnahmen der Länder und der Kommunen im Paket II mit einem Gesamtvolumen von 13,3 Mrd. Euro wären in 2009 nur 1,7 Mrd. Euro auf das Bauhauptgewerbe entfallen. Die übrigen Gelder gehen in Ausrüstungsinvestitionen sowie in das Ausbaugewerbe. Nach Lage der Dinge wird die 50 %-Marke von den öffentlichen Auftraggebern in 2009 nicht annähernd erreicht. Viele Aussagen aus Ländern und Kommunen weisen daraufhin, dass bis zum Herbst nur 40 % der erwarteten Maßnahmen vergeben – d. h. aber noch lange nicht umsatz- und kassenwirksam - sein werden. Wahrscheinlich werden aus verschiedenen Gründen nur 20 % marktwirksam werden, d. h. wir rechnen nur noch mit 2,1 Mrd. Euro zusätzlichen Investitionen im öffentlichen Bau, die auf das Bauhauptgewerbe entfallen. Zusammengefasst heißt das: Wir erwarten einen Umsatzrückgang von 2,0 %, von 85,6 Mrd. Euro in 2008 auf 83,9 Mrd. Euro in 2009. Davon entfallen auf den Wohnungsbau 25,0 Mrd. Euro (= - 3,5 %), den Wirtschaftsbau 31,0 Mrd. Euro (= - 8,6 %) und den öffentlichen Bau 27,9 Mrd. Euro (= + 8,1 %).
Unterm Strich reicht der Umsatzzuwachs im öffentlichen Bau von 2,1 Mrd. Euro nicht aus, um die Rückgänge im Wohnungsbau von 0,9 Mrd. Euro und im Wirtschaftsbau von 2,9 Mrd. Euro auszugleichen. Das bedeutet ein Umsatzminus von 1,7 Mrd. Euro, wogegen wir im Februar noch ein geringes Umsatzplus von 1 Mrd. Euro erwartet hatten. Könnte das Bauhauptgewerbe das Jahr 2009 tatsächlich mit rund 84 Mrd. Euro Umsatz beenden, läge dieser allerdings immer noch über den Umsätzen von 2006 und 2007. Noch einen Satz zur Beschäftigtenentwicklung: Bereits im Januar und Februar hatten wir durchschnittlich 10.000 Beschäftigte weniger als in den Vorjahresmonaten, obwohl die Arbeitsleistung um 30 % unter der des Vorjahres lag, was vor allem dem harten Winter geschuldet ist. Offenkundig hat die Saison-KUG-Regelung, die nun den dritten Winter im Einsatz war, größere Entlassungen verhindert. Dennoch werden wir in diesem Jahr die Beschäftigtenzahl des vergangenen Jahres von 705.289 nicht halten können und erstmalig jahresdurchschnittlich unter 700.000 Beschäftigte verzeichnen. Dafür ist der prognostizierte Rückgang im beschäftigungsintensiven Wohnungsbau maßgeblich, aber auch die unzureichende Kompensation zwischen Wirtschaftsbau und öffentlichem Bau. Wir erwarten für dieses Jahr einen Verlust von 10.000 Arbeitsplätze (= - 1,5 %), was 695.000 Beschäftigten jahresdurchschnittlich im Bauhauptgewerbe entspricht. Meine Damen und Herren, diese Zahlen zeigen, dass auch die Bauwirtschaft im Jahr 2009 nicht von der Krise verschont bleibt. Es wird also Zeit, dass die Bundesregierung über weitere Konjunkturimpulse nachdenkt, was wir im Übrigen bereits im Februar gefordert hatten. Die derzeitige Entwicklung bestätigt unsere Auffassung, dass die Wirkung der beiden Maßnah-
menpakete nicht ausreichen wird, da ein gewichtiger Teil des Bauens – nämlich der Wohnungsbau - vernachlässigt bleibt. Wir hatten bereits im vergangenen Jahr gefordert, den Wohnungsbau in ein Maßnahmenpaket zur Überwindung der Finanzkrise einzubeziehen, weil dadurch private Investitionen in Milliardenhöhe ausgelöst würden. Das Beispiel der Abwrackprämie macht deutlich, wie schnell der Staat mit einfachen Mitteln die Verbraucher zu privaten Investitionen veranlassen kann. Dieses Verhalten sollte Anreiz sein, ähnliche Instrumente auch im Bereich des Wohnungsbaus einzusetzen. Zwar wurden die KfW-Förderprogramme zur energetischen Gebäudesanierung aufgestockt und in vielen Einzelpunkten auch deutlich verbessert, viele Haus- und Wohnungseigentümer, die für ihre Sanierungsmaßnahmen entweder keinen Kredit benötigen oder erhalten, nehmen offensichtlich derzeit weiterhin eine abwartende Haltung ein. Wir schlagen daher erneut die Einführung einer Energiesparprämie vor. Diese soll 25 % von max. 20.000 Euro nachgewiesener Arbeitskosten auf energetische Sanierungsmaßnahmen betragen. Damit könnten die selbst nutzenden Eigentümer ihre Steuerschuld um max. 5.000 Euro reduzieren. Auch im Bereich des Wohnungsneubaus muss der Staat klare Signale für höhere Investitionen setzen. Dazu müssen die Abschreibungssätze im Mietwohnungsbau deutlich erhöht, z. B. verdoppelt werden. Die konsequente Fortsetzung des Riester-Ansatzes für das private Wohneigentum stellt zudem einen vorteilhaften Weg zu einer Neuordnung der Wohnungsbauförderung in der kommenden Legislaturperiode dar. Weiterhin gilt es, die Liquidität und den Ertrag bei den Betrieben zu stärken. Dazu gehört für uns eine gezielte Korrektur der Umsatzsteuer. Gerade um Kleinbetriebe zu entlasten, sollte die Ist-Versteuerungsgrenze bundeseinheitlich auf 1 Mio. Euro angehoben werden. Weitere Erleichterungen würden Korrekturen bei der Unternehmensbesteuerung bringen. Die Betriebe dürfen nicht weiter durch eine Besteuerung von Mieten, Pachten und Zinsen belastet werden. Damit der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt aus der Krise hervorgeht, muss die Politik zu strukturellen Reformen zurückfinden. Durch Reformen der Einkommensteuer und der sozialen
Sicherungssystem müssen die Einkommen der Arbeitnehmer und der Faktor Arbeit entlastet werden. Wir werden die Wahlkämpfe in diesem Super-Wahljahr 2009 nutzen, um auf allen Ebenen für unsere Vorschläge zu werben und erwarten, bei denen, die unser Land zukünftig regieren wollen, auf offene Ohren zu stoßen. Bleibt die Frage, wie es weitergehen wird: Kurzfristig werden wir uns auf ein schwieriges Jahr 2009 einstellen müssen. Mittelfristig – und darauf setzen wir – wird sich die Gesamtkonjunktur aber wieder stabilisieren und damit vor allem auch der Wirtschaftsbau. Auch der Wohnungsbau könnte von einer Stabilisierung der Konjunktur Impulse erfahren. Angesichts der notwendigen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte und des Auslaufens der Konjunkturpakete im Jahr 2011 droht allerdings ein Einbruch beim öffentlichen Bau. Wir appellieren jetzt an die öffentlichen Auftraggeber, ein Niveau an Bauinvestitionen zu erreichen und zu halten, das sich an den langfristigen Erfordernissen orientiert. Umfangreiche Bauaufgaben gibt es in großer Zahl: Ob es die energetische Gebäudesanierung ist, der altersgerechte Umbau der Wohngebäude und Wohnumfelder, die uns noch viele Jahre beschäftigen werden, ob es Ausbau, Umbau und Sanierung der öffentlichen Infrastruktur sind. All dies ist durch zurückliegende Versäumnisse schon jetzt dringend nötig und die Öffentlichkeit wird dies zunehmend er- und anerkennen. Wenn dann die erforderlichen Mittel bereitgestellt sind und endlich dafür eingesetzt werden, kann an guten Perspektiven des Baugewerbes nicht gezweifelt werden.
Quelle: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes / © Portraitbild: ZDB
Günther Hieber BDS Präsident
Sonntagsreden helfen dem Mittelstand nicht Steigende Arbeitslosigkeit nicht unterschätzen
„Die steigende Arbeitslosigkeit wird in den nächsten Jahren zu einem großen Problem werden. Da nutzt es wenig, wenn sich die Politik auf die Rettung von Großbetrieben konzentriert. Der Mittelstand stellt fast 80 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland. Wenn ein großer Konzern insolvent wird, ist das bedauerlich. Gehen zehntausende Kleinbetriebe pleite, ist das eine Katastrophe. Die Zeit für Sonntagsreden über den Mittelstand ist vorbei - jetzt heißt es handeln“, sagte heute der Präsident des Bundesverbandes der Selbständigen, Günther Hieber. Er betonte, dass die Rahmenbedingungen für kleine und mittlere Betriebe nicht stimmen. Das zeige sich nun in der Krise umso deutlicher. Zu hohe Belastungen durch Steuern und Sozialabgaben erdrücken vor allem die Leistungsträger, die Mittelschicht. Die Bürokratie in fast allen Bereichen - vom komplexen Arbeitsrecht bis zu simplen Genehmigungen - hemmen unternehmerisches Engagement. Mangelnde Kreditversorgung bedroht ganz akut tausende Kleinbetriebe in ihrer Existenz, so der Verbandschef.
„Es knirscht derzeit gewaltig im Gebälk. Nur ein Beispiel: Deutsche Mittelständler haben zu wenig Eigenkapital. Das ist vor allem Ergebnis einer verfehlten Steuerpolitik der letzten Jahrzehnte. Gewinne, die im Unternehmen verbleiben, sollten steuerfrei sein, bis sie ausgeschüttet werden. So war es bis Ende der 50er Jahre. Dadurch entsteht eine hohe Eigenkapitalquote, die in schwierigen Zeiten wie jetzt die Finanzierung enorm erleichtert“, so Hieber. „Deutschland kann diese Krise meistern - mit starken kleinen und großen Unternehmen. Es ist allerdings fünf vor zwölf. Auf dringend nötige Reformen können wir nicht mehr lange warten“, so Hieber abschließend.
Quelle: Bundesverband der Selbständigen / © Portraitbild: BDS
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