Interview Wellnessmythos

März 2005

Der neue Wellness-Mythos Interview mit Vordenker Oliver W. Schwarzmann zur neuen Wellness-Welt

Frage: Sie plädieren für einen Relaunch des Wellnessmarktes. Warum? Schwarzmann: Der Wellnessmarkt hat in den letzten Jahren enorm geboomt. Allerdings ergeben sich mit der Massenausbreitung des Wellnessbegriffs nun stagnative Effekte. Wellness ist zu einer alltäglichen Vorsilbe für vieles geworden und wird daher immer stärker absorbiert. Daher stellt der Begriff Wellness kein klares Alleinstellungsmerkmal mehr dar.

Frage: Welche Konsequenzen hat das für den Wellnessmarkt? Schwarzmann: Der Wellnessmarkt als solcher geht in anderen Märkten auf. Der Markt verliert seine Eigenständigkeit, Wellness-Wirkungen sind in vielen Produkten als Standardelement integriert. Wenn der Wellnessmarkt also seine Spezialisierung verliert, muss er eine neue, innovative Differenzierung hervorbringen.

Frage: Wie wird das vor sich gehen? Schwarzmann: Die bisherige Wellness-Message des überwiegend körperlichen Wohlbefindens muss durch eine neue Botschaft erweitert werden.

Frage: Sie sprechen von einem neuen Wellness-Mythos? Schwarzmann: Ja. Der neue Mythos fokussiert die mentale Wellness: Die Steigerung der kognitiven Fitness ist gefragt. Die bisherige Wellnessdimension ist sehr gesundheits- und daher stark körperbetont. Nun rücken Gehirnfitness und die Power der kognitiven Fähigkeiten viel stärker in den Mittelpunkt des Wellnessgedankens.

Frage: Was verstehen Sie genau unter kognitiver Fitness? Schwarzmann: Der Steigerung der Gehirnfähigkeiten wie etwa Kreativität, Aufmerksamkeit oder Gedächtnisleistung, aber auch dem vitalen Bewusstsein und der mentalen Stärke werden die Zukunft gehören. Auch in dieser Trendströmung kombinieren sich Körper und Geist: Neben der Steigerung der Gehirnfitness wird es um persönliche Selbstmotivation gehen. Wir erleben im neuen Wellnesstrend eine Renaissance des Motivations- und Erfolgsdenkens.

Frage: Was bedeutet das für Wellnessprodukte? Schwarzmann: Es werden zunehmend mehr Foodprodukte mit kognitiven Wirkungen auf den Markt kommen, Stichwort Stimulans-Food. Der aktuelle Boom traditioneller Stimulansgetränke wie Kaffee und Tee ist ein klares Indiz in diese Richtung. Bei den Energy-Drinks geht es nicht mehr nur um körperliche Vitalität, sondern um die Verstärkung von Aufmerksamkeit. Eine verbesserte Gehirnleistung in Kombination mit individuellen Selbstmotivationssystemen führt zur persönlichen Erfolgs-Evolution. Daher: Kognitive Effekte werden zentraler Bestandteil von Wellnessprodukten.

Frage: Ebbt die Fitnesswelle nun ab? Schwarzmann: Ihr Trend bewegt sich derzeit seitwärts. Nach wie vor bleibt die körperliche Vitalität wichtiges Element des Wellnesskosmos. Zukünftig werden wir Fitness mit Selbstmotivationsübungen koppeln. Zukunftsweisende Fitnessstudios werden zu ihren Entspannungskursen verstärkt aktive Motivationsprogramme anbieten.

Frage: Wen wird das ansprechen? Schwarzmann: Jeden. Schüler stehen unter Schulstress, Berufstätige leiden unter Erfolgsdruck und Senioren wollen ihre Gehirnleistung sichern. Das moderne Tuning von körperlichen und kognitiven Ressourcen erschafft das Bild einer neuen Wellness-Persönlichkeit: Wohlfühlen, Fit sein und erfolgreich handeln. Stimulansfood und Mind-Tuning-Programme werden boomen.

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