jahr2010

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© Oliver W. Schwarzmann - www.oliver-schwarzmann.de

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2010 – das Jahr, in dem wir zu uns selbst finden. Oder: Warum das neue Jahrzehnt besser werden kann als das alte Das letzte Jahrzehnt kommt in der Retrospek�ve denkbar schlecht weg: Terror, Krieg, Umweltkatastrophen, Hungersnöte, sich ausbreitende Armut, Hartz 4, Finanz- und Wirtscha�skrise, Verhandlungsschlappe beim Klimagipfel und nicht zuletzt das Kunduz-Desaster sind nur die Spitzen der vergangenen und äußerst anstrengenden zehn Jahre, die natürlich zugleich auch Bürde und Hypothek für die neue Dekade sind. Freilich, es liegt an uns selbst, wie wir mit diesen Belastungen umgehen und sie als Vorzeichen deuten. Die Frage ist also: Welche Perspek�ven formulieren wir? Nun, die Kinomacher haben ihre Sichtweise bereits seit Monaten abgegeben: Roland Emmerich inszeniert pompös und gewal�g den „Weltuntergang anno 2012“, während James Cameron „Pocahontas in Blau“ (Avatar) vorführt. Doch – werden wir wirklich sang- und klanglos untergehen? Oder erobern wir tatsächlich einen paradiesischen Harmonieplaneten mit der Härte militanten Kolonialismus? Beides wird wohl kaum unmi�elbar geschehen, es sind vielmehr Parabeln auf uns selbst, auf unsere Historie und auf unsere persönliche wie gesellscha�liche Gefühlslage. Längst haben Medienmacher die Rolle der eins�gen Geschichtenerzähler, Lehrmeister und Schamanen übernommen: Ihre Plots sind deshalb auch Warnungen, es gilt die große Katastrophe zu verhindern und eine zweite ul�ma�ve Chance für ein nachhal�ges (Über-)Leben nicht zu verspielen. Was sagt die Realität dazu? Die Pessimisten fühlen sich durch die vergangenen Geschehnisse gestärkt und sehen die For�ührung ökonomischen und poli�schen Scheiterns. Die Op�misten hingegen, ganz im Dienste ihrer euphorischen Gesinnung, wi�ern enormes Steigerungspotenzial. Und sie haben im Sinne der Pessimisten recht: Viel schlechter kann es ja ohnehin nicht mehr kommen. Was im Sinne der Op�misten falsch ist: Wer das letzte Jahrzehnt eben nur an seinen Tragödien bemisst, wird eben nur Tragödien finden. Ergo: Niemand weiß so recht, das neue Jahr und schon gar nicht das neue Jahrzehnt zu deuten. Man ist vorsich�ger geworden, erinnert man sich doch an die alles überstrahlenden Visionen der ausgehenden 1990er Jahre und deren darauf folgende Ernüchterung. Kein Wunder, dass sich die meisten unter uns weder noch zu irgendwelchen Meinungslagern zählen, nein, sie wissen schlicht überhaupt nicht, was kommen wird und sind mehr denn je orien�erungslos, weshalb unter den Vielen jeder sein eigenes Süppchen im Verborgenen kocht.


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