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Oliver W.
Schwarzmann
KOLUMNE Unsere Knollennasenwirklichkeit oder: Die Absurdität eines (scheinbar) verkorksten Lebens Loriot ist tot. Vicco von Bülow war ein begnadeter, vielseitiger Künstler; ob als Humorist, Cartoonist, Autor oder Schauspieler nahm er die Rolle des feinsinnigen Beobachters des (vielleicht scheinbar) verkorksten Lebens ein und ist damit unserer (vielleicht scheinbar) absurden Wirklichkeit am nächsten gekommen. Ja, Loriot war ein Schalk, der das Sprichwort: „Der Scherz ist das Loch, aus dem die Wahrheit pfeift“ zur Losung seiner Sketche erhob. Wer, wenn nicht der Schalk beobachtet die (scheinbar) vielfältige Normalität durch die Augen (scheinbar) einfältiger Knollennasenfiguren? Wer, wenn nicht der Schalk weiß zwei Hochgebildete in eine Badewanne zu setzen und vermag ihre (scheinbare) Intellektualität auf den (scheinbar) banalen Streit um den Verbleib einer Ente zu reduzieren? Wer, wenn nicht der Schalk erhebt den (nicht mehr nur scheinbaren) Atomgau zum Ziel eines Kinderspiels? Und wer, wenn nicht der Schalk ist fähig, die einfachen, (scheinbar) unbedeutenden Dinge in den monströsen Irrsinn ihrer (ja, tatsächlichen) Vermurkstheit zu (über-)treiben? Loriot hat die Wirklichkeit und das Leben enttarnt. Das macht uns eigentlich betroffen. Doch er hat uns zugleich gelehrt, über diese Betroffenheit zu lachen. Loriot hat die Wirklichkeit und das Leben entblößt, aber nicht bloßgestellt. Denn der Humor, das wusste Vicco von Bülow meisterhaft zu inszenieren, ist der einzige Weg, die (durch ihn offensichtlich gewordene) Absurdität eines (offensichtlich scheinbar) verkorksten Lebens zu ertragen. Damit hat er uns die Wirklichkeit näher gebracht. Nicht nur scheinbar. Danke dafür, Loriot.
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