Welt in Öl

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© Oliver W. Schwarzmann - www.oliver-schwarzmann.de

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Welt in Öl Im Jahr 1989 löste der Öltanker Exxon Valdez vor Alaska eine der ganz großen Ölkatastrophen aus. Seit Monaten strömen nun Unmengen des schwarzen Goldes in den Golf von Mexico und aktuell liegt auch noch ein Ölteppich auf dem Roten Meer. Nicht nur menschliches Versagen und technische Grenzen werden uns hier vor Augen geführt, vor allem vernichten diese Katastrophen ein Gut, das wir nicht reproduzieren können – Lebensraum. Freilich, der Energiehunger der Menschheit ist groß und jeder Einzelne par�zipiert davon. Ohne Öl gäbe es viele Produkte nicht und der Verkehr stünde s�ll. Letzteres träfe gerade uns – Autoland Deutschland, das sich über neue Wachstumsraten im Fahrzeuggeschä� die Hände reibt. Und – Hand aufs Herz – keiner von uns fährt weniger, um neue Ölkatastrophen zu vermeiden, wir tun das nicht einmal wegen ges�egener Spritpreise. Motorisierung ist ein Spiegel unserer Gesellscha�. Freiheit definieren wir nach wie vor über die eigenbes�mmte Mobilität. Ein Leben ohne Öl können wir uns nicht vorstellen, obwohl der roman�sche Reiz regenera�ver Energien nach wie vor mondän ist, wirklichen Einfluss auf unser Leben nehmen diese Energiequellen (noch) nicht. Wie geht es weiter? Die Natur wird sich in den betroffenen Gebieten erholen, langsam zwar, aber immerhin. Wie viele neue Ölkatastrophen wir dem Blauen Planeten noch zumuten können, wissen wir nicht, wir ahnen es – nicht mehr viele. Die tumbe Freiheit unseres unverblümten und selbstgerechten Raubaus an der Natur ist zu Ende. Den Irrglauben, sich als vermeintliche Krone der Schöpfung alles erlauben zu können, müssen wir schnellstens aufgeben. Was müssen wir tun? Wir sollten endlich verstehen, dass wir uns mit allen Katastrophen selbst schaden. Wir müssen lernen, dass das Wachstum der Zukun� nicht mehr aus Expansion, Vergrößerung und Vermehrung besteht, sondern aus der klugen Varia�on des Bestehenden – im Angesicht einer monströs anwachsenden Bevölkerungszahl. Wir müssen letztlich begreifen, dass wir als biologische Wesen auf eine intakte Biosphäre zwingend angewiesen sind. Ergo: Wir können der Natur nicht mehr Ressourcen entnehmen, als sie in der Lage ist, in angemessener Zeit zu reproduzieren. Für gi�ige Chemie- und eben auch Ölprodukte müssen wir ökologische Alterna�ven finden, was unseren Alltag nicht besonders einschränken dür�e, denn viele solcher Waren gibt es schon seit Langem. Wir müssen die Kultur unserer Mobilität überdenken. Setzen wir weiterhin auf den Anspruch motorisierter Mobilität werden wir alleine ob der drohenden – und durchaus berech�gten - Massenmotorisierung aller „industriellen Nachhol-Länder“ eher früher als später keine Lu� mehr zum Atmen haben. Das sind nur die bekanntesten aller Einsichten und Forderungen. Die Frage ist, welche Tragödie die Menschheit benö�gt, um die entsprechenden Lehren daraus zu ziehen. Zurzeit scheint die Welt wie in Öl erstarrt. Und man erlaube mir den Brückenschlag zur Kunst: Viele Landscha�en wurden von großen Künstlern in Öl gebannt. Doch trotz ihrer fantas�schen Wirkung sind diese Werke letztlich nichts anderes, als festgehaltene Erinnerungen. Lassen wir es nicht zu, dass die lebendige Welt zu einer Erinnerung wird, an die sich keiner erinnern kann.


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