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Literatur
Literatur Großes Kopfkino
Lesen ist Sehen durch Worte: Während wir uns in Geschichten vertiefen, läuft in unserem Kopf ein Film ab. Und zwar ein ganz privater. Was Autoren uns literarisch servieren, jagen wir durch unser persönliches Drehbuch, bestimmen selbst die Hauptfiguren und wie das Filmset aussieht. Und auch wenn das Ende auf der letzten Seite doch immer vorgegeben ist, können wir uns so unsere eigenen Gedanken machen. Oder Geschichten einfach im Kopf weitererzählen. Sowas kann kein anderes Medium!
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Magic! Tragic!
Anke Breitmaier
Was, wenn es die eine große Liebe tatsächlich gibt? Was, wenn irgendwo auf dieser Welt unser Seelenpendant existiert, der Mensch, für den wir bestimmt sind? Und was, wenn wir das nicht gleich erkennen? Oder womöglich The-one-and-only immer wieder verpassen? Die 1969 geborene Französin hat aus diesem Gedankenspiel einen wunderschönen kleinen Roman gemacht.
Ende der Achtzigerjahre in Paris begegnen sich Amélie und Vincent zum ersten Mal. Sie sind beide 20 Jahre alt, hören die gleiche Musik, kennen die gleichen Leute und haben ähnliche Einstellungen. Und sie mögen sich. Mehr als das: Sie fühlen sich stark zueinander hingezogen. Eine ganze Nacht schlendern sie gemeinsam durch Paris, reden über Gott und die Welt, vertrauen sich Geheimnisse an, ihre Ängste, Wünsche und Träume. Hier hätte ihre Liebesgeschichte eigentlich beginnen können, sollen, müssen. Sie tut es aber nicht. Amélie und Vincent verabreden sich zwar, doch am Treffpunkt verpassen sie sich. Vincent ist zu früh da, Amélie kommt zu spät. Dann kehren die Jahre ins Land und mit ihnen das Leben mit seinen vielen Irrungen und Wirrungen. Beide heiraten, bekommen Kinder, finden Glück, aber auch Unglück und erleben große Lieben, die sich als riesige Enttäuschungen herausstellen. Sie vergessen sich nicht, alle paar Jahre frischen sie ihren Kontakt auf. Jedes Mal ist es besonders, aber nie wagt einer der beiden den ersten Schritt. Zehn, zwanzig, dreißig Jahre überdauert das, was zwischen ihnen ist. Immer bleibt die besondere Magie erhalten. Dann sorgt das Leben dafür, dass sich die Wege von Amélie und Vincent wieder kreuzen … vielleicht ist das der perfekte Moment? Éliette Abécassis‘ kleiner Roman liest sich wie ein langes Liebesgedicht. Eines, das uns nachfühlen lässt, wie mächtig Gefühle sein können. Und vor allem: Wie wichtig es ist, im entscheidenden Moment zu handeln und mutig zu sein. Sonst verpasst man womöglich die wahre große Liebe.
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n Éliette Abécassis: Mit uns wäre es anders gewesen | Arche Verlag | 18 Euro Was, wenn der eigene Sohn ein Mörder ist? Was, wenn er einem anderen Menschen absichtlich das Leben genommen hat? Lilach, Ich-Erzählerin im vierten Roman der Israelin, fragt sich genau das. Als ein Mitschüler ihres Sohnes stirbt, mehren sich die Anzeichen, dass Adam etwas damit zu tun hat. Aber ist das wirklich so? Von diesem unterschwelligen, angsteinflößendem Misstrauen lebt die facettenreiche Geschichte.
Lilach, ihr Mann Michael und der gemeinsame Sohn Adam sind das, was man eine glückliche Familie nennen könnte. Vor einigen Jahren waren sie aus Israel in die USA ausgewandert, um sich in Kalifornien ein neues Leben fernab der ständigen Bedrohungen in ihrer Heimat aufzubauen. Vater Michael macht in rasantem Tempo Karriere im Silicon Valley, Adam findet Freunde und Mutter Lilach pendelt innerlich zwischen der weitverzweigten Familie in Israel und ihrem neuen Leben. Dann kommt es auf einer Teenagerparty zu einer Tragödie: Jamal, ein junger Schwarzer, bricht tot zusammen. Drogen waren vermutlich im Spiel, die Polizei ermittelt wegen Mordes. Adam war ebenfalls auf der Party, danach verhält er sich merkwürdig. Jamal war nicht gerade sein bester Freund, Adam hätte durchaus Gründe gehabt, wütend auf ihn zu sein. Und er hätte womöglich das Zeug für einen Mord gehabt: Schließlich experimentierte Adam in seinem heimischen Chemielabor, er hatte sogar im Internet über tödliche Partydrogen recherchiert. Und in einer Kampfsportgruppe für jüdische Jugendliche ließ er sich vom charismatischen Uri darin unterweisen, wie man sich gegen Angriffe wehrt. Lilach befürchtet, Adam könnte etwas mit Jamals Tod zu tun haben und steigert sich in ihren Verdacht hinein. Und wir Lesenden werden hineingezogen in diese berührende Geschichte über Antisemitismus und Rassismus, über Opfer und Täter und über eine komplexe Mutter-Sohn-Beziehung.
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