ETAW

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CONTEMPORARY FOUND MATERIAL

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TAW ist ein konzeptuelles, festes Kooperationsprojekt der beiden, in Berlin lebenden, Bildenden Künstler Steffen Kasperavicius und Jorge Lopes.

Gemeinsam kombinieren und ordnen sie Straßen- und Sperrmüllfundstücken formal neu und untersuchen das Wesen und den Wert von ausgestoßenen und unfunktionalen Materialien. Für Sie ist dieser „Sperrmüll“ keinesfalls nutzlos sondern ästhetisches Werkzeug und nachhaltiges Arbeitsmaterial. Das Interesse der beiden Künstler gilt dabei nicht nur der Konstruktion, sondern auch der Dekonstruktion, dem Offenlegen von Zeichen, Alterung, Oberflächen sowie Abnutzungsprozessen von Natur und Gesellschaft. Eine Haltung, die dem Statischen und Dauerhaften misstraut, aber auch die Trivialität vom Objekt und dem Zustand des Ready-Mades in Frage stellt. Sie schärfen so den Blick auf Umgebung, auf Details und auf das Bewusstsein der eigenen Hinterlassenschaften. Nach regelmäßigen Zyklen des Sammelns in Berliner Straßen, Schrottplätzen oder Müllcontainern führen Austausch, Diskussion und Materialerkundung zu komponierten Bildobjekten, Skulpturen und thematisch-raumspezifischen Installationen bis hin zu Bühnenbild. Dabei werden irritierende Grenzgänge zwischen angewandtem Design und Bildender Kunst möglich. Neben hintergründigem Mobiliar wie rollenden Stühlen, Waffenkommoden, Lampen, Schiffsmodellen, oder eigenwilligen Leitern können gleichzeitig raumgreifende Materialskizzen oder poetische Objektkonstellationen und Miniaturen bestehen. Das Ausgangsmaterial ihrer Arbeiten erscheint aufgrund der künstlerischen Bearbeitung dabei ebenso bekannt wie unbekannt und schafft die Voraussetzung für vielschichtige Neuentdeckungen. Dabei greifen beide Künstler auf reichhaltige Erfahrungen aus verschiedensten Disziplinen des Kunstschaffens zurück und verknüpfen diese zu einer eigenständigen künstlerischen Position. Dieser Katalog zeigt einen künstlerischen Überblick der Jahre 2011 bis 2016 und ist nach ausgewählten Ausstellungen und Werkserien gegliedert.

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Westwärts schweift der Blick;

Ostwärts

streicht das Schiff

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ie Pleine-Air-Ausstellung fand vom 25.07. - 28.08.2015 im Rahmen der Bayreuther Festspiele auf dem Grundstück von „dieAgentur“ auf dem jährlichen „Walk of Wagner“ statt. Die Installation wurde thematisch zum Hauptstück „Tristan und Isolde“ konzipiert und zitiert die Worte eines jungen Seemanns zu Beginn des Dramas. Sie zeigte eine, auf den ersten Blick, willkürliche Ansammlung von Sperrmüll, deren Einzelstücke sich aber beim Annähern als zu Welle geformtes Meer aus Holz, Glas, Metall und Elektronikschrott aufschlüsselten, auf dem 20 fantasievolle Schiffsobjekte „schwimmen“. Der Rezipient benötigte einen geschärften Blick, denn unter dem vermeintlichen Müll liessen sich erst die Exponate finden – Da nur der Blick des Betrachters die Einzelteile zu einem Kunstwerk vereint, forderten wir zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Umfeld und dem Material auf.

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Recycled Sound Garden

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inen poetischen Eingriff in ein bestehendes, vorgefertigtes System ist die Objektinstallation „Recycled Sound Garden“ im denkmalgeschützten Treppenhaus eines Neuköllner Wohnhauses. Fünf Stockwerke und im Dreieck angelegte Treppenabschnitte, sodass sich im Zentrum ein weites offenes Volumen ergibt, lassen an höchster Stelle einen seltsamen, 20 Meter tiefen, schwindelerregenden Blick bis ins Foyer zu. Man geht im Alltag hinauf oder hinunter. Einmal im Jahr wird das Treppenhaus allerdings im Rahmen eines Kulturfestes zur Kulisse eines Konzertes. ETAW wurde von der Initiatorin, der Cellistin Veronika Otto, dazu eingeladen, die Instrumente – bespielbare Skulpturen – für dieses Musikereignisses zu konstruieren. Um das begrenzte System Treppenhaus zu brechen, schufen wir verschiedenartige Leitern, Treppen, scheinbare Abkürzungen oder Irrwege, die alle Stockwerke über den Abgrund hinweg durchkreuzten. Ein Anfang, ein Ende, eine Strengenz, wie ein menschliches Leben. Eigenwillig, unbetretbar, morsch oder ins Ungewisse führend, tun sich diese Abzweigungen auf. Schritt für Schritt zwängen sich mit Blick hinauf und hinab Entscheidungen auf. Sicherheit oder Risiko? Ebenso umspielte die Komposition der Musiker geschmeidig das Thema „Leben“. Mal ansteigende Tonleiter im wahrsten Sinne, mal unkoordiniert und improvisiert, war man als Hörer und Betrachter in jedem Stockwerk Teil von stetigem Wandel, Bewegung und Überraschung umgeben.

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Vier linke

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Bühnenobjekte für die Theateraufführung des Brandenburger Kulturstadl, Bayreuth, 20.09. - 11.10.2014 „Ein schöner Kerl. Sieht aus, als ob er gleich davon fliegen würde.“

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ür dieses interdisziplinäres Projekt wurde ETAW eingeladen, Bühnenobjekte für die Komödie „Vier linke Hände“ von Pierre Chesnot zu kreieren, die als Teil des Bühnenbildes und Handlungs-Requisiten der Hauptfigur Bertrand dienen sollten. Als eigenbrötlerischer, verschrobener Juggeselle beschäftigt er sich mit dem Herstellen skurriler Vogelskulpturen. Es entstanden 6 Objekte, die von Schauspielern und dem Publikum begeistert liebgewonnen wurden. 33


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Fotografien: Pamela Meier Darsteller: Yvonne Knarr als Sophie Lars Zahn als Bertrand Mit freundlicher Genehmigung des Brandenburger Kulturstadl, e.V., Bayreuth.

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Vรถgel 2014 Mixed-Media oben von links: Kakadu, Eule, Auerhahn, Kranich unten: Pinguin, Specht

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TOGETHER

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ährend der Ausstellung TOGETHER im Kunstverein Neukölln (26.04. - 25.05.2014) hatten wir zum ersten Mal die Möglichkeit gleichzeitig neben den Arbeiten von ETAW auch uns als Einzelkünstler zu präsentieren. Neben dem Vermitteln der Strukturen unserer Zusammenarbeit konnte so eine Gegenüberstellung von 3 Positionen geschehen, um dabei Parallelen, Ähnlichkeiten, aber auch Gegensätze zu zeigen. Die Rauminstallation „The Wall (For Ellen)“, die nur für die Ausstellung entwickelt wurde, versteht ETAW als ein räumliches Gemälde aus Holz, Metall und anderen farbigen Materialien, das auf Raumkoordinaten und Fluchtlinien des Ausstellungsortes reagiert und sich in diesen einschreibt. Gefundene Oberflächen wie etwa eine Marmorplatte, ein verkohlter Türrahmen, eine mit bunten Aufklebern versehene Kühlschranktür, verschiedenste Holz- oder Plastikteile verschalen auf Mondrian‘sche, geometrische Weise eine komplette Galeriewand, verstecken so Fenster und Heizkörper hinter sich. Die Wand wird nahezu integraler Bestandteil ihres Wirts, bleibt immer aber auch gleichermaßen als parasitärer Eingriff erkennbar. Einzelne Elemente des architektonisch angelegten Settings für den Ausstellungsraum lassen durchaus an Innenraumgestaltung, Wandtäfelung oder sogar Möbel denken. Es wird ein Eindruck eines Raums generiert, der einerseits funktionalen Alltag suggeriert, es andererseits aber eben nicht tut. Ergänzend finden sich im Galerieraum zwei Wohnzimmersessel und ein Kinderstuhl wieder, deren Beine durch Rollen ersetzt wurden. Im Laufe der Ausstellung können sie durch die Besucher benutzt werden, daher fast frei umherwandern und werden kaum am selben Platz wiedergefunden. Passend nennen sich die rollenden Sitzmöbel „Vater“, „Mutter“, „Sohn“, ein metaphorisches Familienportrait, deren Rollen und Beziehungen zueinander permanent neu geschaffen und gegenübergestellt werden.

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Ansicht des Aufbaus (The Wall), 2014


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The Wall (For Ellen), 2014 Fundmaterialien / 343 x 743 cm


Details

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Sauber, 2013 Holz, Metall, Schlauch, Draht / 207 x 103 x 110 cm


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Making of Sauber, 2014 HD-Video Loop / 30 min.

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Vitrina Ukraina, 2013 Holzvitrine, Pistolenobjekte / 90 x 160 x 60 cm

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Vitrina Ukraina, 2013 Auswahl an Objekten

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Mit Liebe gefunden, 2014 Fundschr채nke, Fundmaterialien / 260 x 160 x 40 cm

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Mit Liebe gefunden, 2014 Auswahl an Objekten

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Der Patriot in uns, 2014 Gasbeh채lter, Gummiball, Holz, Plastik / 270 x 60 x 60 cm


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Olive Turkey, 2014 Holz, Blech / 45 x 37,5 x 4,5 cm

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Greetings from Algarve, 2012 Treibholz, T端rklopfer / 11 x 35 x 5 cm


Deadman‘s Chest, 2012 Holz, Flaschenverschluss / 70,5 x 32 x 7 cm

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Ausstellungen 2015 › Scheitern, Friedhofsmuseum e.V., Berlin (Gruppe) › Westwärts schweift der Blick; Ostwärts streicht das Schiff, dieAgentur, Bayreuth (Einzel) › Recycled Sound Garden, Warthestr. 49, Berlin (Einzel) › Potential in the Ordinairy, ROCKELMANN&, Berlin (Gruppe) 2014 › Vier linke Hände, Brandenburger Kulturstadl, Bayreuth (Theater- bühnenbild) › Collapse of the Complex, Forum Phoinix, Bayreuth (Einzel) › TOGETHER, Kunstverein Neukölln, T27, Berlin (Einzel) 2013 › ., Kreuzberg Pavillon Berlin (Gruppe) 2012 › Near Mint, Galerie Thomas Crämer, Berlin (Einzel) › Cliffhanger, Minken & Palme, Berlin (Gruppe) › Stream of no Unconsciousness, Kreuzberg Pavillon Berlin (Gruppe) 2011 › Exit Through A Wormhole, Berlin (Einzel)

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Steffen Kasperavicius * 19.05.1979 in Sigmaringen, Baden-Württemberg verheiratet, Deutsch freischaffender Bildender Künstler, Mediengestalter, Berlin Ausbildung 2009 Diplom der Bildenden Künste Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design, Halle (Saale), Fachbereich Bildende Kunst / Medienkunst 2004 Ausbildung zum Mediengestalter digital und print intercorp., Neudrossenfeld Preise/Stipendien 2011 Artist in Residence, Kunst- und Aktionsraum Schillerpalais, Berlin 2009 Anerkennungspreis des Kunstpreis 2009 der Stift. der Saale spark. Halle Private Sammlungen in Niederlanden, Deutschland

Jorge Lopes * 26.12.1981 in Tomar, Portugal verheiratet, Portugiesisch freischaffender Bildender Künstler, Berlin Ausbildung 2004 Diplom der Bildenden Künste ESAD, Caldas da Rainha, PT 2002 Bachelor in Malerei ESTGAD, Caldas da Rainha, PT Preise/Stipendien 2011 2. Preis “Fidelidade Mundial Young Painters Award”, Lisbon, PT 2005 Grant Leonardo da Vinci Program 2006 Artist in Residence in Künstlerhaus Dortmund Öffentliche Sammlungen ESAD, Caldas da Rainha, PT Escola D. Nuno Álvares Pereira, Tomar, PT District of Santo Tirso, PT Private Sammlungen in Portugal, Deutschland, England and Dänemark 63


ETAW Steffen Kasperavicius, Jorge Lopes CONTEMPORARY FOUND MATERIAL Š Berlin, 2015 E-Mail: mail@kasperavicius.de Internet: we-are-etaw.com Gestaltung/Satz: E-Mail: post@vvire.net.de Internet: www.vvire.net Alle Rechte vorbehalten.

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