Marius Heckmann
M A L E R E I Te i l 2
Marius Heckmann Malerei Teil 2 Arbeiten aus den Jahren 2002 - 2008
Marius Heckmann Malerei Teil 2
Fliegen. Stürzen. Taumeln. Zum Motiv des Fluges in den Gemälden von Marius Heckmann von Regine Rapp Die Arbeiten des Berliner Malers Marius Heckmann sind durchzogen von historischen sowie medialen Bezügen, deren Motive sowohl auf kunsthistorischen, literarischen, politischen als auch psychologischen Quellen basieren. „Ich möchte mit jedem Bild, das ich finde und sammle, auf gleiche Weise verfahren, ob es sich nun um ein Bild aus einer Illustrierten oder um ein erhabenes Landschaftsbild der Romantik handelt“, erklärt Marius
Ikonographie entwickelt, die nicht selten den Kontext der Psychologie zugrunde legt. Auffallend ist die ständige Wiederkehr des Motivs des Fluges in seinen Bilderzyklen: Sei es ein Fliegen, ein Stürzen oder ein Taumeln – das Konzept des Fluges erweist sich in seinen Arbeiten der letzten Jahre als ein markantes Leitmotiv. Anhand ausgewählter Bilderzyklen wird dies im folgenden genauer erörtert.
Heckmann. „Es geht mir um die Form einer gleichschwebenden Aufmerksamkeit.“
© Marius Heckmann, Berlin, 2008 Tempelhofer Ufer 6a 10963 Berlin marius.heckmann@arcor.de www.Marius-Heckmann.de Fotos: Christoph Petras, Anja Leu Kataloggestaltung Anja Leu weitere Veröffentlichungen der im Katalog abgedruckten Bilder sind nur mit Erlaubnis des Autors gestattet Alle Rechte: Marius Heckmann ISBN-Nr.: 978-3-00-024310-3
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Die radikale Gleichsetzung von High und Low, die Kombination medialer, oftmals trivialer Themen mit sublimen Motiven, entlädt sich in zahlreichen aktuellen Bildserien des Künstlers. Heckmann, der nicht nur Bildender Künstler sondern auch ausgebildeter Psychologe ist, fordert eine ständige Auseinandersetzung mit Bildern: „Wichtig für mich ist die permanente Grenzüberschreitung, um Möglichkeiten für einen Bilderdiskurs zu finden.“2 Seine Bildzyklen mit kontrastreichen Themen waren an verschiedenen öffentlichen Orten Berlins in den letzten Jahren ausgestellt. Neben stilistischen und motivischen Zitaten aus dem Barock, der Romantik und anderen kunsthistorischen Epochen hat Marius Heckmann eine eigene 1 Marius Heckmann, im Gespräch mit der Autorin, November 2007.Ebd.
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mit seinen Haken nach etwas zum Lieben.“)
Abb.1: Marius Heckmann, Taube 1, 2003
Fliegen Das Portrait der Dichterin Sylvia Plath in zwei Bildern (Abb.1, Abb.2) besteht aus einem monumentalen Diptychon, das anlässlich des vierzigsten Todestages der englischen Dichterin mit einem Zitat eines ihrer Gedichte 2003 in der GaragenGalerie in Berlin Friedrichshain gezeigt wurde. “I am inhabited by a cry./ Nightly it flaps out./ Looking, with its hooks, for something to love.” (“Ich bin bewohnt von einem Schrei./ Nachts flattert er aus./ Und sucht
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lautet der Ausschnitt aus Plaths Gedicht „Elm“ („Ulme“) von 1962. Eines der beiden Gemälde stellt in monumentaler Größe einen weit aufgerissenen Mund mit Zähnen dar, welches sich auf eine Fotografie einer Zahnfehlstellung bezieht. Die überdimensionierten Schneidezähne weisen auf den falschen Biss hin. Es wird ersichtlich, wie sich über Jahre hinweg die Zähne des Unterkiefers in die Schneidezähne eingegraben und diese (ab)geschliffen haben. Bedrohlich wirkt die große Nahaufnahme nicht zuletzt auch durch die Schwarzweißkontraste. Das andere, ebenfalls überlebensgroße Gemälde zeigt eine weiße Taube, die aus dem Bild uns Betrachtern direkt entgegenfliegt. Ihre weit ausgebreiteten Flügel reichen fast bis zu beiden Rändern des horizontalen Bildformats. Der Kopf der Taube neigt sich leicht zu ihrer linken, dabei hebt sich das Schwarz um ihr rechtes Auge herum vom Weiß ihres Gefieders ab. Ihre sichtlich gespreizten Krallen vermitteln etwas Bedrohliches. Marius Heckmann, der mit dem Werk Plaths wohl vertraut ist, überträgt die poetischen Zeilen Plaths einerseits mit einer direkten Spiegelung: Der Schrei verwandelt sich in der bildli-
chen Darstellung in einen weit aufgerissenen Mund, für die nächtliche Suche nach Liebe im Text steht das Bild der fliegenden Taube. Andererseits hat er durch das Motiv des Fluges einen indirekten Bezug zur Lyrik der englischen Autorin hergestellt. Die Flugbewegung macht sich nicht zuletzt durch die Unschärfe an den auslaufenden Flügeln bemerkbar. Die kühlen Schwarzweißkontraste, die Monumentalität der Bildformate, die schräge, drastisch verzerrte Unteransicht nach oben auf die fliegende Taube mit ihren gespreizten, aggressiv wirkenden Krallen charakterisieren das fliegende Tier hier nicht etwa als bekanntes Attribut des Friedens. Vielmehr kommt in diesem Fall die sekundäre kunsthistorische allegorische Bedeutung zur Anwendung: die Taube als Attribut der Venus, der Liebe, allerdings in einem gebrochenen, negativen Kontext.4 Neben der Kongruenz von Wort (Gedicht) und Bild (Gemälde) ist es nicht zuletzt die düstere Grundstimmung beider Gemälde, welche mit der psychischen Befindlichkeit Plaths in Einklang steht (gescheiterter Selbstmordversuch, Depression, Selbstzerstörung, Todessehnsucht). Was Elisabeth Bronfen als das „traumatische Wissen um die Allgegegenwärtigkeit des Todes im Leben“ bei Plath erklärt5, zeigt sich im Gemälde durch den
aggressiven Flug der Taube mit gespreizten Krallen, welche angriffsbereit auf uns Betrachter gerichtet sind. Die Darstellung dieses unheilvollen Fluges erinnert auch in stilistischer und motivischer Hinsicht an die englische Romantik (Füßli oder Blake), was an anderer Stelle genauer analysiert werden könnte.
Abb.2: Marius Heckmann, Zähne, 2003 3 Engl. Originalversion in: Sylvia Plath: Collected Poems. Hrsg. V. Ted Hughes, London Boston 1981, S. 193. Deutsche
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Übersetzung in: Elisabeth Bronfen: Sylvia Plath. Frankfurt/ Main 1998, S. 156.
4 Lexikon der Kunst, Leipzig 1987, Bd.1, S.335
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Stürzen Der Bilderzyklus Block 11. September ist seit 2003 in Arbeit und setzt sich weiter fort. Er umfasst 14 Gemälde, deren Bildvorlagen unter anderem aus einer Bildstrecke der Zeitschrift „Stern“ von 2001 stammen. Eine Gruppe von Gemälden aus dieser Serie ist hinsichtlich des Flugthemas besonders prägnant, Marius Heckmann bezeichnet sie die Stürzenden, welche in Form einer Wandinstallation als eine Arbeit zu verstehen ist. Auf einem quadratischen, großformatigen Gemälde wird man erst bei genauerem Betrachten der stürzenden Person mit ausgebreiteten Armen gewahr, die mit dem Oberkörper nach unten ins Nichts fällt. Ähnlich schemenhaft erscheint auf einem weiteren Gemälde eine Person, welche ohne Halt rücklings in die Tiefe stürzt. Den beiden Fallenden, die auf den ersten Blick abstürzenden Vögeln gleichen, begegnet man in einer anderen Arbeit wieder: In einem überlebensgroßen Gemälde, das mit seinem auffallenden Hochformat die Form eines der Twin Towers nachzuzeichnen scheint, erkennt man hier nur noch unmerklich, fast verschwindend klein – zwei Stürzende. Sie befinden sich am linken oberen und am rechten unteren Bild-
rand des monumentalen Gemäldes, was ihr unaufhaltsames Stürzen auf formal ästhetischer Ebene um ein weiteres betont. Die verdrehte Haltung des Stürzenden erinnert an die Darstellung des Ikaros im Kupferstich des niederländischen Manieristen Hendrik Goltzius (1588), in Abb.3: Marius Heckmann, 09 - 11 - 01 II, 2004 welchem der Antiheld als einer von vier antiken Himmelsstürmern zu Boden fällt. Seine Gliedmaßen sind in dieser machtlosen Position des unaufhaltsamen und ungewollten Stürzens stark verdreht. Ein Frauenportrait vor ockerfarbenem Hintergrund (Abb.4), das ebenfalls zur Serie gehört, erschließt sich aufgrund der verzerrten Darstellung erst im Laufe der Betrachtung. Die Wahl der Anamorphose, welche die unverzerrte Betrachtung des Bildes nur aus einem bestimmten Standpunkt erlaubt, lässt an Holbeins Gemälde „Die Gesandten“ (1533) erinnern, in welchem der Totenschädel anamorphotisch als memento mori darge-
Abb.4: Marius Heckmann, 09 - 11 - 01 III, 2004
(„protective fiction“) erklärt6, scheint in den Gemälden des Block 11. September von Marius Heckmann gebannt worden zu sein. Das Luhmannsche Diktum „Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“7 hat sich im vorliegenden Bilderzyklus jenseits des schnellen medialen Spektakels zu einem in der Zeitlosigkeit erstarrten Raum verdichtet.
stellt ist. So könnte man auch hier in der anamorphotischen Präsentation der Frau ein Todessymbol erkennen. Zur Serie gehört auch das „Portrait F.D.“ (2005-07), das ein Close-Up eines ins Licht blinzelnden Mannes mittleren Alters zeigt. Hier wird die Form zur Metapher: Die schwachen Farben verweisen auf das Verschwinden des portraitierten Frank Doyle, eines New Yorker Brokers, der am 11. September 2001 starb. Gleich einer verblassten Fotografie, deren visuelles Beweisstück über die physische Präsenz des Portraitierten erhaben ist, kann das Verschwinden der Darstellung gleich einer Antizipation des kommenden tragischen Todesereignis des Dargestellten verstanden werden. Die unzähligen Fotoaufnahmen der Fallenden am 11. September 2001, dessen exzessives Photographieren Elisabeth Bronfen mit dem psychoanalytischen Begriff der „Schutzschichtung“ 6 Daniele Muscionico: Das Bild hat immer Recht. Die Diskussionsveranstaltung zur Ausstellung „Here is New York“ im Kunsthaus in: Neue Züricher Zeitung, 7.Januar 2008
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7 Luhmann, Niklas: Die Realität der Massenmedien, 3.Aufl.2004, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden S.9
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Schweben und Taumeln Im Triptychon „Die Liebe, der Haß, der Schmerz“ schließlich kann man weitere Formen des Fliegens beobachten: Schweben und Taumeln. Die Trilogie, von der uns im folgenden zwei Bilder interessieren werden, war 2004 im Berliner Schwimmbad Oderbergerstraße zu sehen. Als Ausgangspunkt für das Triptychon galt das Gemälde „Die Enthauptung des Hl. Johannes des Täufers“ des niederländischen Barockmalers Gerrit van Honthorst. Sein Gemälde, das den unmittelbaren Moment vor der Enthauptung darstellt und dessen dramatische Lichtführung auf Caravaggio zurückgeht, zeigt einen Engel links oben im Bild. In derselben Haltung und an derselben Stelle wiederholt Marius Heckmann in seinem Gemälde „Die Liebe“ diese Engelsgestalt. Allerdings blendet er alle weiteren Personen und Objekte von Honthorsts Gemälde aus. So sieht man um so deutlicher den Engel in der linken oberen Ecke eines ansonsten leeren, in grau gehaltenen monumentalen Bildraums. Der Engel, entmaterialisiert und leicht, befindet sich in einem Schwebezustand: Während ein weißes langes Tuch schwungvoll um seine Hüften geschlungen ist, beugt er sich, von warmem Licht angestrahlt
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mit offenen Armen nach unten. Gleichsam als Paar der christlichen Ikonographie – Liebe und Hass – steht dem Engel in einem weiteren Gemälde eine individuelle ikonographische Komposition eines drachenartigen Wesens gegenüber in der Allegorie des Hasses. Es befindet sich zwar ebenfalls in einer schwungvollen Drehbewegung, jedoch nicht schwebend, sondern vielmehr taumelnd. Diesmal schauen wir von oben herab auf den sich windenden Drachen, der sich in den Abgrund der Hölle treiben lässt. Die unterschiedlichen Flugarten der beiden Wesen scheinen das Muster der christlichen ikonographischen Konnotation von gut (schweben) uns böse (taumeln) zu demonstrieren. Die Betrachterposition, von unten nach oben wie in einen Himmel zu blicken, und die starken Drehbewegungen markieren die Rezeption des dynamischen Raumillusionismus des Barock. Der Aspekt des Fluges erweist sich in den Gemälden von Marius Heckmann als eines der Schlüsselmotive seiner vielschichtigen Ikonographie. Sei es die Bewegung des Fluges mit literarischen Referenzen, sei es ein Stürzen im Kontext medialer Bildwelten, oder schließlich ein Schweben und Taumeln in der Reflexion barocker Allegorien – das Konzept des Fluges wird in den Arbeiten von Marius Heckmann auf komplexe Weise verdichtet.
Möwen, 2005 - 2007 Öltempera auf Leinwand 135 x 125 cm
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„Die Liebe zur Illusion, präziser die Illusion der Liebe, macht mich zum Realisten.“ Marius Heckmann
D.schlägt C. k.o., 2003 Öltempera auf Leinwand 190 x 180 cm
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Kopf I, 2003 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Mailand 27.05.1959 Kritischer Moment im Kampf T. gegen J. Teil I, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 135 x 180 cm
Mailand 27.05.1959 Kritischer Moment im Kampf T. gegen J. Teil II, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Mailand 27.05.1959 Kritischer Moment im Kampf T. gegen J., 2007 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Nochmal der Schlag, 2003 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
Kopf II, 2003 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Maske, 2003 - 2007 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Selbstbeschreibungen I, 2003 Öltempera auf Leinwand 165 x 180 cm
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Selbstbeschreibungen II (Gabriele Q.), 2003 Öltempera auf Leinwand 160 x 180 cm
Selbstbeschreibungen III, 2005 Öltempera auf Leinwand 165 x 180 cm
Selbstporträt des Künstlers als junger Mann, 2005 Öltempera auf Leinwand 170 x 190 cm
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Versuch テシber meine Mutter, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 170 x 190 cm
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Das Porträt der Katrin Sverrisdottir Das Heidiprojekt im Hotel Bogota, 2004 Die Gemälde
Die Inszenierung
Das Diptychon versteht sich als ein Frauenportrait in zwei Bildern: Das Bild links stellt eine Fliege auf einem Grashalm dar (nach einem Werbefoto) und das rechte eine Comicdarstellung (aus der bekannten Zeichentrickserie), auf dem Heidi gemeinsam mit Ziegenpeter auf einer idyllischen Almwiese sitzt und ihm ein Stück Brot reicht. Jeder hat wohl schon einmal eine fremde Person versehentlich gegrüßt in der festen Überzeugung, sie sei ihm wohlbekannt. In diesem Sinne war Heidi im ersten unmittelbaren Moment der Anschauung des Comics für mich „Katrin“. Ziegenpeters Gesicht zeigt einen erstaunten Ausdruck, sein Blick scheint durch Heidi hindurchzugehen, scheint sich der überdimensional dargestellten Fliege zuzuwenden. Sieht er Heidi und nimmt sich selbst im nächsten Moment als Tier wahr? Ist „Katrin“ „Heidi“ oder „Heidi“ „Katrin“? Ist „Ziegenpeter“ noch „Ziegenpeter“? Wer oder was enthüllt sich hier? Geht es um einen Wunschtraum oder einen Alptraum, oder vielleicht um beides im selben Moment?
Zu Beginn gab es einen nicht ganz ernst gemeinten Vortrag über die Entwicklung des Porträts in der modernen Malerei. Nachdem die Bilder hinter einem roten Vorhang zum Vorschein kamen, öffnete sich die Tür an der Seite des Speisesaales, ein stimmgewaltiger Frauenchor trat hervor, sang das allen wohlbekannte Heidilied und winkte der gerade frisch Enthüllten beim Jodelrefrain mit bunten Tüchern hinterher. Anschließend folgte der gemütliche Teil bei Matjes, Knäckebrot und Wodka. Wie heißt es im Lied: „Katrin, deine Welt sind Berge“, und wir lagen unter den Tischen.
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Fliege, 2004 Öl auf Leinwand 170 x 100 cm
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Heidi, 2004 Öl auf Leinwand 240 x 100 cm
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Ahab II, 2003 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Ahab I, 2003 テ僕tempera auf Leinwand 170 x 190 cm
Herz (Sissi), 2002-2003 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Berg in Wolken, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 235 x 250 cm
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Wand, 2008 テ僕tempera auf Leinwand 100 x 250 cm
Spalt, 2008 テ僕tempera auf Leinwand 60 x 200 cm
Sturm, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 250 cm
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o.T., 2004 - 2008 テ僕 auf Leinwand 160 x 180 cm
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o.T., 2007 テ僕tempera auf Leinwand 95 x 120 cm
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Mein Russland, es war einmal…, 2006
Die Gemälde Gezeigt wurden vier Gemälde: ein Dyptichon, bestehend aus „Treidler auf der Lena“ und „Bergarbeiter“, sowie die beiden Bilder „Bergwerk“ und „Schneeflocken“. Auslöser für dieses Projekt waren zum einen die Holzstiche des französischen Illustrators Gustave Doré (1832-1883) aus der Serie „Die äußerst anschauliche, fesselnde und seltsame Historie vom heiligen Russland“ (1854). Zum anderen ging es um meine persönliche Assoziation der Farbe schwarz mit Russland, im Sinne eines unergründlichen und unendlichen Raumes.
Die Inszenierung Das Projekt „Mein Russland“ stellte sich auf der Einladungskarte vor als eine „Parabel über die Auflösung des Individuellen in der Weite und Vergangenheit eines unendlichen Landes“. Ort der Installation war das Off-Kino Krokodil in Berlin Prenzlauer Berg, ein sehr schmaler enger Raum. Die Bilder waren an den Seitenwänden platziert. Parallel liefen zwei sowjetische Filme auf Stirn- und Rückwand: „Iwan der Schreckliche“ (1958)
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von Sergej Eisenstein und „Komsomolsk“ (1938) von Sergej Gerassimow. Die Besucher waren aufgefordert, Taschenlampen mitzubringen, um sich wortwörtlich selbst ein Bild zu machen. So waren sie bereits mit Betreten des Saales Teil der Installation. Entsprechend waren die Gemälde im Raum auch nur durch die Spots der Taschenlampen und das Licht der Projektoren zu sehen. Fetzen von Bildern und Filmen durchdrangen sich im Saal, es war eine große Kakophonie. Gewohnte Erwartungshaltungen bzgl. Kinoerlebnis und Ausstellung waren außer Kraft gesetzt. Dagegen stand die Raumerfahrung im Vordergrund. Der Kinosaal wurde zu einer Art klaustrophobischer Zelle. Natürlich konnte das Publikum diesen jederzeit verlassen, um im Foyer Borschtsch und Wodka zu konsumieren. Zu meiner Überraschung machten nur wenige Besucher vor Ende der Vorstellung von dieser Freiheit Gebrauch.
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Mein Russland I, 2004/2005 テ僕tempera auf Leinwand 200 x 180 cm
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Mein Russland II, 2004 テ僕tempera auf Leinwand 200 x 180 cm
Mein Russland III, 2004 テ僕tempera auf Leinwand 190 x 180 cm
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Badende, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 60 x 55 cm
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Kanal, drei Teile, 2008 テ僕tempera auf Leinwand je 170 x 175 cm
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Ein Porträt der Dichterin Sylvia Plath in zwei Bildern, 2003 Die Gemälde
Die Inszenierung
Die wesentlichen Elemente der Ausstellung stellten zwei großformatige Bilder dar, deren Motive sich zum einen auf eine Abbildung einer Zahnfehlstellung aus einem klinischen Wörterbuch und zum anderen auf ein Werbefoto mit dem Bild einer Taube beziehen. Darüber hinaus wurde folgende Gedichtpassage von Sylvia Plath visualisiert:
Es ging mir nicht um das Porträt einer Person im klassischen Sinn. Die Bilder beziehen sich auf den Inhalt der Gedichtzeile, die für das künstlerische Selbst der Dichterin steht. Die Unzulänglichkeit jedweder Artikulation ist doch stets der Anlass, den künstlerischen Ausdruck zu suchen. Dieser muss selbst wiederum unvollkommen bleiben, weil er nur benennen kann, was in dieser künstlerischen Form existiert. Daran ist Sylvia Plath wohl auch zerbrochen, trotz oder gerade wegen aller Bemühungen, sich selbst mitzuteilen. Die beiden Bilder waren vis-a-vis im Raum angeordnet, die Textbanderole auf der dazwischenliegenden Wand. Hinzu kamen Texttafeln mit Auszügen aus der Biographie „Sylvia Plath“ von Elisabeth Bronfen (1998). Unmittelbarer Anlass des Projektes war der vierzigste Todestag der Dichterin.
„Ich bin bewohnt von einem Schrei. Nachts flattert er aus. Und sucht mit seinen Haken nach etwas zum Lieben.“
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Zähne I, 2003 Öltempera auf Jute 180 x 155 cm
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Taube II, 2003 テ僕tempera auf Leinwand 150 x 200 cm
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Taube I, 2003 テ僕tempera auf Leinwand/Jute 240 x 140 cm
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Wasser, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 180 x 20
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Mauersegler, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 180 x 200 cm
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Die Liebe, der Hass, der Schmerz Ein barocker Abend, 2004 Die Gemälde
Die Inszenierung
Der Auslöser für meine Hinwendung zum Thema barocker Gefühle waren meine Assoziationen zum Bild „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ (1618) des niederländischen Barockmalers Gerrit van Honthorst. Ich stellte die für mich maßgebenden Elemente (Der Engel als Sinnbild der Liebe sowie der Kopf des Johannes als das des Schmerzes) in zwei Bildern dar. Der Hass als allegorisches Sinnbild musste erfunden werden.
Der Barock liebt die perfekte Illusion, das Gesamtkunstwerk, die Beschwörung des Jenseitigen im Irdischen. Die Inszenierung verstand ich als eine fragmentarische Annäherung an den Barock und seinen Drang zur Überwältigung. In die ehemalige Schwimmhalle Oderberger Straße in Berlin habe ich oben beschriebene Allegorie aus drei Bildern installiert, erweitert durch einen gesanglichen Auftritt. In Form eines Wechselgesangs wurden an zwei verschiedenen Positionen im Raum Auszüge aus der Oper “Orpheus und Eurydike“ von Christoph Willibald Gluck vorgetragen. Drei Bilder, Gesang, ein Schwimmbad: Diese Elemente, ihr fast verloren wirkendes Irrlichtern untereinander, sind ein Nachhall auf den Verlust der schönen Illusion des Barock, dass etwas Jenseitiges den einzelnen einbinden und damit trösten könne. Nur die Sehnsucht danach bleibt. Heute sind wir uns Himmel und Hölle. Der Abend war Wolfgang Petri und seinem Schlager „Der Himmel brennt“ gewidmet, der dieses Alleinsein in ein fast barock zu nennendes Pathos der Trivialkultur überhöht.
Marius Heckmann
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Die Liebe, 2004 Öltempera auf Leinwand 155 x 180 cm
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Der Haß, 2004 Öltempera auf Leinwand 170 x 180 cm
Der Schmerz, 2004 Öltempera auf Leinwand 170 x 180 cm
Arbeitsphasen des Bildes „Der Haß“, 2004
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Paradies, 2002 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Papst, 2002/2003 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Porträt H. Die gescheiterte Hoffnung, 2005 Die Gemälde Eine Anzahl meiner Arbeiten, die sich mit der Romantik und dem Nationalsozialismus auseinander setzten, wurden in dieser Performance, bzw. Installation gezeigt: Die Gemälde „Friedrich I-III“, „Kunst I“ mit der Darstellung des Katalogumschlages der Entarteten-Kunst-Ausstellung von 1937 in München und „Kunst II (Messerschmid-Übermalung von Arnulf Reiner)“. Außerdem waren ein Portrait von Eva Braun, das Bild „Zähne“ sowie die Kopie des Gemäldes „Bad im Bergsee“ von Julius Engelhard, einem nationalsozialistischen Maler, zu sehen.
Die Inszenierung Das Projekt „Portrait H. - Die gescheiterte Hoffnung“ wurde als eine audio-visuelle Inszenierung in den Räumen der ehemaligen Schwimmhalle Oderberger Straße in Berlin realisiert. Kern des Projekts war das Spannungsverhältnis zwischen Faksimileabbildungen des künstlerischen Schaffens Adolf Hitlers und den Duschräumen der Schwimmhalle, in der sie präsentiert wurden. Das malerische Unvermögen, bzw. die Harmlosigkeit in Hitlers Gemälden spiegeln eine bis heute weitverbreitete geradezu „krachlederne“, „musikantenstadlmäßige“ Romantikauffassung
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wider, bei der jegliche Abweichung von Konformität bzw. allgemein geteilten Klischees als Bedrohung wahrgenommen wird. Sie lässt gerade in der vollkommenen Ausblendung unerwünschter Realität eine Gesinnung erahnen, die auch zu den Duschen von Auschwitz führte. Aus dem Off war, einem dämonischen Raunen gleich, die geheime Himmler-Rede in Posen vom Oktober 1943 über sein Konzept der „Zukunft“ zu hören, gegen die im Hauptraum eine Sopranistin mit Schumann-Liedern an sang und eine Sprecherin Auszüge aus Hitlers Rede anlässlich der Eröffnung der „Ersten Deutschen Kunstausstellung“ von 1937 verlas. Im Zentrum der ehemaligen Schwimmhalle befand sich ein etwa drei Meter hoher Nachbau der Eistrümmer aus C.D. Friedrichs Bild „Die gescheiterte Hoffnung“ von 1823/ 24. C.D. Friedrich, der Protagonist der Romantik, einer Kunst des Verlusts und der Sehnsucht am Vorabend der industriellen Moderne, wurde von den Nationalsozialisten systematisch ideologisch vereinnahmt. Die Installation verstand ich als Metapher dafür, wie schnell eine geistige Trümmerlandschaft, im Sinne einer einseitigen, im Grunde eskapistischen Sicht auf die Welt, eine reale Verwüstung bewirken kann, wenn sie denn mit Macht ausgestattet ist. Marius Heckmann
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Friedrich I, 2002-2005 テ僕tempera auf Leinwand 170 x 180 cm
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Friedrich II, 2002-2005 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
Friedrich III, 2005 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Kunst I (Katalog), 2005 テ僕tempera auf Leinwand 130 x 180 cm
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Kunst II (aus der Messerschmidt - Serie von Arnulf Rainer), 2004 テ僕tempera auf Leinwand 140 x 180 cm
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Bad im Bergsee (Eva), 2005 テ僕tempera auf Leinwand 150 x 170 cm
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Eva I, 2005 テ僕tempera auf Leinwand 140 x 145 cm
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Eva II, 2006 テ僕tempera auf Leinwand 155 x 145 cm
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Zテ、hne II, 2005 テ僕tempera auf Leinwand 180 x 155 cm
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Hund I (Blondi), 2006 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Hund II, 2008 テ僕tempera auf Leinwand 85 x 180 cm
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Detail, S.61, 50 x 180 cm
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Sechs Bilder aus meinem Film: Warum muss ich auf`s Klo und warum bin ich nicht Gott?, 2007-2008 テ僕tempera auf Leinwand Hテカhe 180 cm, versch. Breite
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Ich bin ein Kunstwerk, ich bin käuflich III, 2008 Öltempera auf Leinwand 170 x 85 cm
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Ich bin ein Kunstwerk, ich bin käuflich II, 2008 Öltempera auf Leinwand 160 x 180 cm
Ich bin ein Kunstwerk, ich bin käuflich I, 2008 Öltempera auf Leinwand 160 x 50 cm
Liegende in vier Teilen, 2008 Öltempera auf Leinwand 430 x 160 cm
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Jesus liebt dich I, 2005-2007 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Jesus liebt dich II, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
Jesus liebt dich III, 2005 - 2007 テ僕tempera auf Leinwand 160 x 180 cm
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Bla, 2007 テ僕tempera auf Leinwand 155 x 180 cm
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Deutschland fick dich selber Land, 2008 テ僕tempera auf Leinwand 190 x 180 cm
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Deutschland - Traumaland I, 2007-2008 テ僕tempera auf Leinwand 200 x 180 cm
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Deutschland - Traumaland II, 2007-2008 テ僕tempera auf Leinwand 200 x 180 cm
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Möwen I, 2005 - 2007 Öltempera auf Leinwand 180 x 200 cm
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Möwen II, 2005 - 2007 Öltempera auf Leinwand 180 x 200 cm
Möwen III, 2005 - 2007 Öltempera auf Leinwand 180 x 200 cm
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