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Vom Umgang mit dem Coronavirus
Yvonne Siegenthaler, Fachredaktion/Zentralvorstand, Andreas Affolter, Redaktor
Die Corona-Pandemie traf uns völlig unerwartet – und veränderte auch unser Berufsleben von einem Tag auf den andern. In diesem Artikel zeichnen wir die Entwicklung seit März nach und schildern die Arbeit der Taskforce, die der SPV eingesetzt hat. Über die aktuelle Situation informieren wir Sie auf unserer Webseite.
Covid-19 hat unser aller Leben vollständig auf den Kopf gestellt. Wir befinden uns in einer schwierigen und ungewissen Zeit. Noch immer ändert sich die Situation fast täglich. Engagement von allen Seiten war und ist gefragt. Der Schweizerische Podologen-Verband SPV, der Zentralvorstand und die Geschäftsstelle setzen sich seit Beginn der Krise mit allen möglichen Mitteln für die Podologinnen und Podologen ein. Sie stehen in Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit BAG, den Kantonen, QualiCCare etc. sowie den Medien. Zudem wurde umgehend eine Taskforce Corona gebildet. Geleitet wird diese von ZV-Mitglied

Mario Malgaroli, ihr gehören weiter an Nina Hänsli, Isabelle Küttel und Katja Sieger (wamag | Walker Management AG, Geschäftsstelle SPV).
Sachlage änderte ständig
Nachdem der Bundesrat am 16. März 2020 die neusten Massnahmen und Verordnungen zur Bekämpfung von Covid-19 bekannt gegeben hatte, löste dies bei allen grosse Beunruhigung aus. Wir alle sahen uns mit einer noch nie dagewesenen Situation konfrontiert. Die Geschäftsstelle war gefordert, die Telefone liefen heiss und zahlreiche E-Mails mussten beantwortet werden. Die Unsicherheit sowohl bei unseren Mitgliedern als auch bei den Patientinnen und Patienten war gross. Da sich die Sachlage ständig änderte, war es eine riesige Herausforderung, alle eingehenden Anfragen bestmöglich zu beantworten. Mario Malgaroli bringt es so auf den Punkt:
«Es war für alle eine neue Situation, in der man eigentlich von nichts weiss, weil die Referenzwerte fehlen.»
Mario Malgaroli
Geschäftsführerin Isabelle Küttel sagt rückblickend: «Immer wieder gab es andere Informationen, vieles war unklar oder wurde laufend wieder geändert. Der Bund hat Vorgaben gemacht und die Kantone auch, die Zuständigkeiten waren unklar. Zum Teil funktionierte der Informationsfluss vom Bund zu den Kantonen nicht, alle Ämter waren überlastet. Auf der anderen Seite wollten unsere Mitglieder berechtigterweise Informationen. Es gab einen grossen Ansturm von Anfragen und trotzdem wollten wir uns für die einzelnen Mitglieder Zeit nehmen, die sich verständlicherweise grosse Sorgen machten.»
Podologie nie ganz geschlossen
Von Anfang an war klar, dass Podologie-Praxen, die über eine Berufsausübungsbewilligung verfügen, zu den Gesundheitsfachpersonen gehören, die nach kantonalem Recht gemäss Weisung des BAG geöffnet bleiben dürfen. Jedoch durften nur noch Behandlungen und medizinische Therapien ausgeführt werden, die dringend nötig waren. Die Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsvorgaben des BAG war und ist das oberste Gebot. Medizinisch notwendige Behandlungen sowie die Behandlungen von Risikopatienten verhindern schwerwiegende Komplikationen und Amputationen. Diese sollen zur Entlastung von Arztpraxen und Spitälern beitragen. Der SPV schrieb daraufhin alle kantonalen Gesundheitsdepartemente an und informierte entsprechend.

Sicherheitsrichtlinien
Trotz der Lockerung der Einschränkungen bei der Praxistätigkeit gilt es die Richtlinien des BAG einzuhalten:
• Bringen Sie vor dem Praxiseingang einen Hinweis an, dass Patientinnen und Patienten mit Symptomen (Fieber, Husten) oder Verdacht auf eine Infektionskrankheit die Praxis nicht betreten dürfen.
• Patientinnen und Patienten sollen nicht in der Praxis auf ihre Behandlung warten, sondern ausserhalb der Praxis oder im Auto. Sie können ihre Handynummer hinterlassen und werden per Anruf hineingebeten.
• Beim Betreten der Praxis müssen die Patientinnen und Patienten ihre Hände desinfizieren. Neben dem Desinfektionsspender muss eine Anleitung zur korrekten Händedesinfektion angebracht sein.
• Das Tragen von Schutzmaske, Schutzbrille und Handschuhen ist für das Praxis-Personal obligatorisch. Zudem wird empfohlen, dass die/der Patient/in während des Aufenthalts in der Praxis einen Mundschutz trägt.
• Der Behandlungsstuhl soll so gekippt werden, dass die/der Patient/in fast in liegender Position ist, sodass eine direkte Tröpfcheninfektion nicht stattfinden und der vorgegebene Abstand eingehalten werden kann.
• Nach der Behandlung werden nebst der üblichen Desinfektion gemäss Hygieneratgeber SPV auch sämtliche Türklinken, Kugelschreiber etc., mit denen der Patient in Berührung gekommen ist, desinfiziert. Die Einwirkzeit ist zu beachten, bevor der nächste Patient die Praxis betreten darf.
• Stühle und Zeitschriften sind aus dem Wartebereich zu entfernen.
Die Taskforce des SPV hat mit den langjährigen PartnerLieferanten des Verbandes die aktuelle Lage bezüglich deren Lagerbestand und den Nachbestellungen des gängigen Schutzmaterials besprochen. Unter https://www. podologie.swiss/covid-19/bestellung-schutzmaterial. html finden Sie alle Informationen dazu.
Trotzdem kam am 19. März die Weisung des BAG, dass Behandlungen nur noch durchgeführt werden dürfen, wenn diese ärztlich verordnet sind. Unsere Taskforce reagierte umgehend mit einem Brief direkt an die zuständige Stelle. Am 22. März wurde diese Weisung wieder aufgehoben. Am 16. April stellte der Bundesrat die geplanten schrittweisen Lockerungen der Schutzmassnahmen vor. Dies bedeutete, dass ab dem 27. April 2020 alle Podologie-Praxen wieder geöffnet werden konnten – nach wie vor unter Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsvorgaben (s. Box).


Finanzielle Engpässe
Wie bereits erwähnt mussten Podologinnen und Podologen gemäss Art. 10a Abs.2 der Covid-19-Verordnung 2 ihre Tätigkeit während sechs Wochen auf die nur absolut notwendigen Behandlungen beschränken. Viele trafen diese Massnahmen hart. Wir sind uns bewusst, dass manche gar um ihre Existenz bangten. Auch hier wurde alles unternommen, um unsere Mitglieder zu unterstützen und ihnen zu helfen. Der SPV reichte am 18. März 2020 ein Gesuch an den Bund ein. In diesem forderte er eine rasche und unbürokratische finanzielle Unterstützung für Podologinnen und Podologen. Einzelund Kleinunternehmen sollten ebenfalls unterstützt werden. In dieser Beziehung hat sich inzwischen einiges getan. Der Bundesrat stellte an der Medienkonferenz vom 20. März das Massnahmenpaket zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen vor. So wird unter anderem die Kurzarbeitsentschädigung auch für Lernende und arbeitgeberähnliche Angestellte (z. B. Gesellschafter einer GmbH) ausgerichtet. Die Karenzfrist wurde aufgehoben. Selbstständig Erwerbende, die wegen behördlichen Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus Erwerbsausfälle erleiden, werden entschädigt, sofern nicht bereits eine Entschädigung oder Versicherungsleistung besteht. Die Entschädigungen werden in Anlehnung an die Erwerbsersatzord-
nung geregelt und als Taggeld ausgerichtet. Da Podologie-Praxen jedoch gemäss Verordnung nicht von der bundesrechtlich angeordneten Betriebsschliessung betroffen waren, hatten sie bis dahin kein Anrecht auf Entschädigung. Der SPV intervenierte beim Bundesamt für Sozialversicherung BSV auch hier und forderte, dass Podologie-Praxen ebenfalls entschädigt werden müssten.
Schliesslich doch noch Entschädigung
An der Medienkonferenz vom 1. April 2020 teilte der Bundesrat mit, dass das EDI (BSV) beauftragt wurde, zusammen mit dem EFD (EFV) und dem WBF (Seco) eine Unterstützung im Sinne einer Abfederung von Härtefällen für Selbstständige bis zum 8. April 2020 zu prüfen, die sich durch den weitgehenden Stillstand der Wirtschaft mit Erwerbseinbussen konfrontiert sahen, obwohl ihre Erwerbstätigkeit nicht verboten war. Das BSV nahm am 1. April 2020 zudem zur Eingabe des SPV Stellung (das Schreiben finden Sie auf unserer Webseite). An der Medienkonferenz vom 16. April wurde mitgeteilt, der Anspruch auf Corona-Erwerbsersatz werde ausgeweitet. Eine Entschädigung sollen neu auch die Selbstständigerwerbenden erhalten, die nur indirekt von den behördlichen Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie betroffen sind, weil sie zwar weiterarbeiten durften, aber wegen den Massnahmen weniger oder keine Arbeit mehr hatten. Die Entschädigung ist, wie die bereits bestehende Corona-Erwerbsausfallentschädigung, auf 196 Franken pro Tag, also auf 5880 Franken pro Monat begrenzt. Der Anspruch entsteht rückwirkend ab dem 1. Tag des Erwerbseinbruchs, frühestens ab dem 17. März 2020, und endet nach zwei Monaten, spätestens aber mit der Aufhebung der Massnahmen zur Bekämpfung der CoronaPandemie. Voraussetzung ist, dass das AHVpflichtige Erwerbseinkommen höher ist als 10000 Franken, aber 90 000 Franken nicht übersteigt. Der SPV hat inzwischen gegen diese Unter- und Obergrenze beim Bundesamt für Sozialversicherung BSV interveniert, da damit eine ungerechtfertigte, willkürliche Schwelle geschaffen worden ist. Bezüglich der Soforthilfe mittels verbürgter Covid-19-Überbrückungskredite gilt folgendes: Alle betroffenen Unternehmen (auch Einzelunternehmen) können rasch und unkompliziert bei ihrer
Hausbank Kreditbeträge zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen beantragen. Seit dem 26. März 2020 können Kreditgesuche gestellt werden. Betroffene Unternehmen können Überbrückungskredite im Umfang von höchstens 10% ihres Jahresumsatzes beantragen. Bis zu 500000 Franken werden Kredite unbürokratisch in kurzer Frist ausbezahlt. Der Zinssatz ist zu null Prozent festgelegt.


SPV intervenierte kurzfristig
Mario Malgaroli weist darauf hin, dass es jeweils in kurzer Zeit möglich war, zu intervenieren und zu reagieren. Dies vor allem auch dank dem bereits bestehenden Beziehungsnetz zu Bundes- und Kantonsbehörden. Nina Hänsli bringt ein Beispiel: «Nachdem ein Kanton fälschlicherweise eine Podologie-Praxis geschlossen hatte, war die Amtsstelle äusserst dankbar über unseren Anruf und die zur Verfügung gestellten Unterlagen und machte das Vorgehen rückgängig.» Mario Malgaroli lobt auch die ausgezeichnete Teamarbeit mit der Geschäftsstelle. Insbesondere der Rechtsdienst mit seiner zentralen Funktion sei jederzeit zur Verfügung gestanden. Dieser Dienst ist für alle Mitglieder kostenlos und wurde rege genutzt. «Wir hatten in d e r Taskforce eine gute Konstellation von Leuten, die sich bereits bestens kannten.» Dies sei für ihn schon deshalb entscheidend gewesen, weil er als Firmeninhaber ja auch noch die Verantwortung für rund 100 Angestellte trage. «Ich hatte einen Riesenrespekt vor der Herausforderung.» Isabelle Küttel: «Dank dem, dass der SPV seine Geschäftsstelle von der wamag | Walker Management AG im Mandat führen lässt, konnten wir die erforderlichen personellen Ressourcen umgehend verstärken. Zeitweise nahmen bis zu sechs Personen Telefone entgegen.» Die Mitglieder wurden mit dem Newsletter und auf der Webseite jeweils auf dem topaktuellen Stand gehalten. Trotzdem: «Leider gab es einige Mitglieder, welche uns bzw. den Verband massiv kritisierten und uns vorwarfen, dass wir uns zu wenig einsetzen und zu wenig informieren», berichtet Isabelle Küttel. «In einem solchen Moment, wo alle enorm
Isabelle Küttel Bürkler

viel arbeiten und sich einsetzen, trifft einem das schon. Es gab auch einige Nichtmitglieder, die uns mit Vorwürfen überschüttet haben. Schön waren auf der anderen Seite die vielen aufmunternden und dankenden Worte – zum Glück war dies die Mehrheit.»
Und das Qualifikationsverfahren?
Die Corona-Krise darf nicht zu einer Schwächung der Berufsbildung führen.
Alle Betriebe werden weiterhin auf Fachkräfte angewiesen sein. Das heisst, es ist im eigenen Interesse der Lehrbetriebe, den beruflichen Nachwuchs zu rekrutieren und auszubilden. Der Bundesrat appellierte, auf Lehrvertragsauflösungen möglichst zu verzichten. Unter Federführung des verbundpartnerschaftlich zusammengesetzten Steuergremiums Berufsbildung 2030 wurde ein Lösungsvorschlag für die Qualifikationsverfahren 2020 erarbeitet. Im schulischen Bereich (Berufskenntnisse und allgemeinbildender Unterricht) finden keine Prüfungen statt. Alle bis Ende des ersten Semesters 2019/2020 erzielten Semesterzeugnisnoten fliessen in die Beurteilung des Qualifikationsbereichs Berufskenntnisse ein. Nachdem bereits ein Konzept zur Durchführung
der praktischen Prüfung angedacht worden war, fiel schliesslich der Entschluss, auch die- se abzusagen. Die Verantwortlichen im Aus- bildungsbetrieb beurteilen die betrieblichen Kompetenzen und Leistungen der QV-Absol- vierenden in Bezug auf deren Arbeitsmarkt- fähigkeit. Leider wird es auch keine Lehrab- schlussfeier geben.

Anlässe abgesagt
Diverse Anlässe unseres Verbandes mussten abgesagt werden. Bereits Anfang März wur- de das Diabetes-Seminar, welches am 13./14. März in Sursee hätte stattfinden sollen, ab- gesagt und auf den 18./19. September 2020 verschoben. Die Verbandskonferenz, der Berufsbildner-Treff, der Runde Tisch, und die Delegiertenversammlung mussten danach ebenfalls gestrichen werden. Letztere hätte am 15./16. Mai in Brunnen stattfinden sollen. Nun wird der statutarische Teil zu einem spä- teren Zeitpunkt stattfinden. Das heisst, an der DV 2020 wird es kein Rahmen- und Samstags- programm geben. Sobald sich die Situation beruhigt hat, wird der SPV all diese Versamm- lungen und Anlässe neu organisieren. Die Ausgabe 03/2020 unserer Fachzeitschrift haben wir in Anbetracht der schwierigen Lage nicht realisieren können; deshalb erscheint diese Ausgabe als Doppelnummer. Ihnen ist bestimmt aufgefallen, dass darin weniger Inserate vorhanden sind. Unsere Partner und Lieferanten kämpfen ebenfalls mit grossen Problemen und mussten teilweise Kurzarbeit einleiten. Die Taskforce des SPV hat mit den langjährigen Partner-Lieferanten des Verban- des zudem die aktuelle Lage bezüglich deren Lagerbestand und den Nachbestellungen des gängigen Schutzmaterials besprochen. Einmal mehr leis- ten Verbands- und Vor- standsmitglieder des SPV, der Zentralvorstand und die Geschäftsstelle Grossartiges! Ihnen gebührt ein riesiges Dankeschön und eine ent- sprechende Wertschätzung. Wir bedanken uns auch bei Ihnen, liebe Mitglieder, dass Sie sich an alle Vorgaben und Weisungen halten. Lasst uns in dieser schwierigen Zeit zusammenhalten und unterstützen wir uns gegenseitig.
Solidarisch bleiben
Der Bundesrat hatte zur Eindämmung von Covid-19 einschneidende Massnahmen ge- troffen. Damit diese wirkungsvoll waren, brauchte es die Mithilfe von uns allen. Wir waren aufgerufen, solidarisch zu sein und unseren Beitrag zur Bekämpfung des Virus zu leisten. Bis anhin hat das gut funktioniert. Auch wenn nun gewisse Lockerungen vollzo- gen wurden, bleibt die Ungewissheit beste- hen. Lassen wir jetzt also nicht nach und be- gegnen wir den Massnahmen weiterhin mit der notwendigen Ernsthaftigkeit, denn nur so werden wir diese Krise gemeinsam und bald- möglichst überwinden!

Es braucht Pandemie-Plan
Abschliessend ein Blick in die Post-Corona-Zeit: Nina Hänsli betont, es habe sich gelohnt, die Gespräche zu suchen und zu führen; so habe
Nina Hänsli
für die Berufsgruppe ein Mehrwert geschaffen werden können. Auch Mario Malgaroli sieht es als Chance, dass sich die Podologie in der Kri- se als Gesundheitsberuf weiter etabliert hat. Für ihn ist es zwingend, die Strukturen der Po- dologie-Praxen aus unternehmerischer Sicht zu überprüfen – Stichworte Rechtsform, Tarifstruktur, Reserven. Isabelle Küttel erläutert, es werde ein Debriefing geben. Sicher brauche der SPV einen Pandemie-Plan, sprich ein kla- res Konzept, welche Schritte in einem solchen Fall eingeleitet werden müssen.

Edith Dürrenberger, Zentralpräsidentin
Liebe Kolleginnen und Kollegen
In dieser speziellen Situation wende ich mich an Sie in der Hoffnung, dass Sie alle gesund sind und den Lockdown trotz allem gut überstanden haben. Wir haben eine sehr ereignisreiche und ungewisse Zeit hinter uns, die uns prägt und sicher unvergessen bleibt. Wie lange dieser Ausnahmezustand noch anhalten wird und ob wir überhaupt jemals wieder zur Normalität zurückkehren können, steht in den Sternen. Auch in unserem Verband wurde durch diese Situation vieles durcheinandergebracht. Ich bedanke mich bei allen, die sich für unsere Mitglieder und unseren Verband eingesetzt haben. Speziell erwähne ich die eigens gegründete Taskforce und unsere Geschäftsstelle – sie haben Grossartiges geleistet. Dass wir Podologinnen und Podologen unsere Praxen für dringende und notwendige Behandlungen ohne ärztliches Zeugnis immer geöffnet haben durften, zeigt, wie gut sich unser Beruf in den letzten Jahren im Gesundheitswesen etabliert hat. Dies vor allem auch dank dem bereits bestehenden Beziehungsnetz zu Bundes- und Kantonsbehörden sowie Organisationen wie QualiCCare. Trotzdem: Dass wir teilweise plötzlich Kurzarbeit anmelden, Kredite aufnehmen mussten oder gar um unsere Existenz kämpfen, ist wohl ein nie dagewesenes Phänomen. Ich bin mir bewusst, was das für uns bedeutet, habe ich es doch am eigenen Leib erfahren! Ich bedanke mich bei Ihnen, liebe Mitglieder, dass Sie sich an die Vorgaben des Bundes halten, sich für Ihre Angestellten und Lehrlinge einsetzen und dafür sorgen, dass die Corona-Krise nicht zu einer Schwächung unseres Berufsbildes führt. Wo immer möglich unterstützen wir Sie dabei, doch es ist auch Eigeninitiative gefragt! Bestimmt werden wir uns nach dieser Krise Gedanken über Strukturen wie Rechtsformen, Tarife oder Reserven machen müssen und wir werden ein klares PandemieKonzept brauchen. Diverse Anlässe des Verbandes mussten verschoben werden. So auch die Delegiertenversammlung. Für mich ist die Situation insofern speziell, als ich im Normalfall mein Amt als Zentralpräsidentin an diesem Anlass abgegeben hätte. Wie gerne hätte ich mit Ihnen am Ufer des Vierwaldstättersees beim Galadiner auf die letzten Jahre angestossen. Nun wird es dafür einen anderen Zeitpunkt geben, den wir im Moment noch nicht definieren können. Bis dahin werde ich mein Amt mit Engagement weiterführen. Die vielen Gespräche, die wir in dieser speziellen Zeit geführt haben, waren wertvoll und sie haben sich gelohnt. Für unsere Berufsgruppe konnte ein Mehrwert geschaffen werden. Unser Beruf ist wertvoller denn je! Schauen wir positiv in die zwar ungewisse Zukunft und verlieren wir die Hoffnung nicht. Bleiben wir solidarisch und unterstützen wir unsere Mitmenschen. Ich wünsche Ihnen, Ihren Mitarbeitenden, Familien und Angehörigen alles Gute, Mut und das Wichtigste, gute Gesundheit! Auf dass wir uns bald wiedersehen dürfen und ich mit Ihnen dann doch noch auf die vergangenen Jahre anstossen darf. ●

Sonja Klein, Chefexpertin Qualifikationsverfahren EFZ
Was war im Zusammenhang mit dem Coronavirus Ihre Aufgabe?
Als alle Schulen schlossen, wurde mir schnell klar, dass die praktischen Abschlussprüfungen gefährdet waren. Es galt zu überlegen, wie wir trotz Covid-19 eine Prüfung durchführen können. Nach einer Telefonkonferenz mit Isabelle Küttel, Mario Malgaroli und Regula Kuster erarbeitete ich ein Konzept. Fragen zu den Prüfungsmodellen, die aufgrund des Alters oft Risikopatienten sind, waren zu berücksichtigen. Zudem musste ich mir überlegen, wie der nötige Abstand von 2m eingehalten werden kann. Zum Konzept gehörten auch Schutzmassnahmen, die es braucht, um eine Ansteckungsgefahr auszuschliessen. Als wir nach der Genehmigung des erarbeiteten Konzeptes die Bewilligung des Kanton Aargau zur Durchführung der praktischen Prüfungen erhielten und wir bereit waren, die Dokumente an alle Beteiligten zu versenden, kam von dort die Information, wir sollten noch warten, da eine schweizweite einheitliche Lösung in Aussicht stehe. Und inzwischen sind die praktischen Abschlussprüfungen ja abgesagt.
Welche Herausforderungen haben sich gestellt?
Die grösste Herausforderung war das Abwarten. Man wusste nie, wie lange es noch geht. Man plante, musste danach alles wieder ändern, umstellen, absagen. Wir investierten Stunden für nichts! Man konnte nur kurzfristig informieren und dann auch nur vage, weil man selber nicht wusste, wie es weitergehen würde!
Welches Erlebnis hat Sie besonders beschäftigt?
Als es klar war, dass die schriftlichen Prüfungen für alle Berufe nicht stattfinden können, so war und ist das für mich in der heutigen Zeit nicht nachvollziehbar. Ich bin der Meinung, dass man diese Prüfungen hätte durchführen können und auch müssen. Es hätte Lösungen gegeben. Viele Lernende haben viel Zeit und Engagement in die Vorbereitung des QV investiert und haben nun nicht die Möglichkeit, ihr Können
weder praktisch noch theoretisch zu zeigen. Die «Faulen» werden belohnt! Das beschäftigt mich persönlich am meisten.
Welche Lehren haben Sie aus den Geschehnissen seit Ausbruch der Pandemie gezogen?
Wir können uns glücklich schätzen, in einem Land wie der Schweiz aufgewachsen zu sein und zu leben. Es zeigt sich auch hier wieder, in welch privilegierter Situation wir sind. Im Spital wird alles Mögliche gemacht, die nötigen Beatmungsgeräte sind vorhanden, Betten hat es ebenfalls genug etc. Finanziell kann es sich die Schweiz leisten, alle souverän zu unterstützten, sodass wir unser Luxusleben weiterführen können. Lebensmittel sind zu Genüge vorhanden. Es wird an die Selbstverantwortung jedes Einzelnen appelliert, was auch sehr gut funktioniert. Wir hatten jederzeit die Freiheit, die Natur zu geniessen und uns an der frischen Luft aufzuhalten. Wer wie ich gerne reist und sich mit den verschiedenen Ländern und deren Lebenssituationen auseinandersetzt, kann einigermassen nachvollziehen, wie es anderen Menschen auf dieser Welt in der jetzigen Situation geht. Die Lehre daraus: Demütig und dankbar sein statt sich über Kleinigkeiten Sorgen zu machen! ●
Regula Kuster, Zentralvorstand Ressort Bildung
Was war im Zusammenhang mit dem Coronavirus Ihre Aufgabe?
Was das Qualifikationsverfahren EFZ anbelangt, war ich an diversen Telefonkonferenzen dabei. Die momentane Situation wurde jeweils analysiert und es wurde besprochen, welche Massnahmen bei einer möglichen Durchführung des QV eingehalten werden müssten. Die grosse Arbeit diesbezüglich erledigten Sonja Klein, unsere Chefexpertin, und unsere Geschäftsstelle. Immer wieder mit neuen Situationen umzugehen, ist eine riesige Herausforderung. In der ÜK-Kurskommission mussten wir leider auf unsere Sitzung verzichten, vieles konnten wir jedoch im gegenseitigen Mailaustausch klären. Die Sitzungen mit dem persönlichen Austausch fehlen, das Diskutieren findet so auf einer anderen Ebene statt. Aber wir sind sehr bestrebt, auch unter erschwerten Bedingungen gute Arbeit zu leisten. Die Überbetrieblichen Kurse betrifft es zurzeit noch nicht, da wir diese immer im Herbst, von September bis Dezember, durchführen. Ich hoffe, dass sich die Situation bis dann soweit beruhigt hat, dass wir unsere ÜK’s normal durchführen können. Zum jetzigen Zeitpunkte wäre dies unmöglich. Im Bildungsgang der Höheren Fachschule gab es einige Punkte zu diskutieren und es mussten Anpassungen gemacht werden, da viele Studierende in den Betrieben nicht oder stark reduziert arbeiteten.
Welche Herausforderungen haben sich gestellt?
Die grösste Herausforderung in allen Bereichen ist das Ungewisse: Wie entwickelt sich die Situation, was dürfen wir wann wieder machen und was nicht? Was heute stimmt, ist eventuell morgen schon wieder ungültig und nicht mehr durchführbar. Wir sind immer wieder gefordert, flexibel zu sein, um neue Anpassungen zu tätigen.
Welches Erlebnis hat Sie besonders beschäftigt?
Das grosse Fragezeichen, wie das QV stattfinden solle, hat mich sehr beschäftigt. Viele Lernende bereiteten sich drei Jahre sehr seriös auf diese Prüfung vor … In der eigenen Praxis empfand ich die krasse Veränderung, den Betrieb von einem auf den anderen Tag auf ein Minimum hinunterzufahren, sehr belastend. Der Frühling bedeutet für uns Podologinnen und Podologen normalerweise den Start der Hochsaison. Wer hätte an Weihnachten gedacht, dass wir in unserer Branche für unsere Mitarbeiter im Frühjahr Kurzarbeit einreichen müssen?
Welche Lehren haben Sie aus den Geschehnissen seit Ausbruch der Pandemie gezogen?
Bis jetzt habe ich noch keine eigentlichen Lehren daraus gezogen, vielmehr Erfahrungen gemacht. Ich merkte, dass kürzere Sitzungen prima durch Telefonkonferenzen ersetzt werden können. Die lange, oft mühsame Aneise für die Teilnehmenden fällt weg, und es ist unkompliziert, einen passenden Zeitpunkt für die Gespräche zu finden, da jeder vom eigenen Büro aus teilnehmen kann. Eine gute, seriöse Praxisorganisation mit integriertem Hygienekonzept ist in dieser Zeit unerlässlich und sehr hilfreich. Eine gut funktionierende, digitalisierte Infrastruktur erleichtert den Alltag stark. Mit Sicherheit sind wir Podologinnen und Podologen alle sehr gefordert, administrative Arbeiten zu erledigen, mit denen wir uns noch nie auseinandergesetzt haben. Mehr als einmal habe ich auch an unsere HF-Studierenden gedacht, die in diesen Fächern eine Top-Ausbildung erhalten und sicher mit vielem vertrauter sind. Ich glaube, das Wichtigste und die grösste Herausforderung ist es, in dieser schwierigen Zeit den Mut nicht zu verlieren, weiterzukämpfen und trotz den vielen negativen Erfahrungen auch das Positive zu sehen und wieder ganz viel dazu zu lernen. ●
Jocelyne Bühler, Berufsschullehrerin
Was war im Zusammenhang mit dem Coronavirus Ihre Aufgabe? Welche Herausforderungen haben sich gestellt?
Innerhalb weniger Tage musste es funktionieren, den Unterrichtsstoff online zu vermitteln. Der vorbereitete Stoff muss in anderen Formen an die Lernenden weitergegeben werden und mein Unterricht, in den ich sie normalerweise miteinbeziehe, ist in dieser Form nicht mehr möglich. Das 1. Ausbildungsjahr wurde bereits in den digitalen Unterricht eingeführt. Die Lernenden sind sich schon gewohnt, mit Office 365 zu arbeiten. Hier muss ich einfach den Unterrichtsstoff minimieren und mehr Selbststudium von ihnen verlangen, da der digitale Unterricht sehr verlangsamt ist. Das 3. Ausbildungsjahr steht kurz vor dem Abschluss und die Lernenden haben ganz viele Fragen, wie es weitergehen wird, und sie sind verunsichert. Obwohl sie die digitalen Anwendungen in der Schule noch nicht erlernt haben, wenden sie Teams von Office 365 sehr
gut an. Alle sind diszipliniert zur gewohnten Zeit online und in kleine Gruppen werden Fachwissen und Fragen ausgetauscht. Eine grosse Herausforderung sind die Prüfungen während des Online-Unterrichts. Schriftliche Prüfungen sind nur bedingt möglich und die mündlichen sind sehr zeitaufwändig. Die Menge der nötigen Prüfungen ist von der Berufsschule minimiert worden, was mich sehr entlastet. Als Geschäftsinhaberin fühle ich mich als Krisen-Managerin. Die Krise hat einerseits zu grosser Unsicherheit der Patienten, anderseits auch zu Ängsten bei den Angestellten geführt. Existenzängste habe ich nicht. Die Angestellten waren aber sehr verunsichert wegen der Anmeldung für die Kurzarbeit. Das Einteilen der Patienten und Notfälle war nicht einfach und jeder musste flexibel sein. Wir organisierten eine Woche zum Voraus, da wir nicht wussten, was genau in zwei Wochen ist. Zum Glück habe ich ein ganz tolles Team und meine HF-Kolleginnen und meine rechte Hand in der Administration sind mir eine tolle Stütze! Zu Hause sind wir damit beschäftigt, den Kühlschrank zu füllen und die Krisen der drei studierenden Töchter zu bewältigen, die ihre liebe Mühe mit dem Online-Unterricht haben.
Welches Erlebnis hat Sie besonders beschäftigt?
Bei den podologischen Behandlungen am Risikopatienten verspüre ich eine grosse Belastung. Wenn ich oder meine Angestellten infiziert sind (was ja auch ohne Symptome möglich ist) und einen Patient anstecken, dann sind wir «schuld» … Am 17. März behandelte ich noch zehn Hochrisikopatienten im Geschäft, damit sie die nächsten Wochen nicht raus mussten. Am Abend bin ich nach Hause gekommen und habe nur noch geweint, da ich den ganzen Tag an nichts anderes als eine mögliche Ansteckung dieser Patienten gedacht hatte. Bei diesen würde eine Ansteckung höchstwahrscheinlich gravierende Folgen haben. Mir wurde so richtig bewusst, was für eine grosse Verantwortung wir tragen!
Welche Lehren haben Sie aus den Geschehnissen seit Ausbruch der Pandemie gezogen?
Nichts ist unmöglich, auch bei uns, in unserer Gesellschaft. Nie hätte ich in den ersten Wochen dieses Jahres gedacht, dass es zu einem solchen Stillstand kommen könnte. Ich dachte immer, unser Beruf sei krisensicher. Mit einem tollen Team kann man vieles schaffen. Ein hoher Hygienestand in den Podologen-Praxen ist wichtig und in dieser Situation ein absolutes Muss. ●
Katja Sieger, Geschäftsstelle
Was war im Zusammenhang mit dem Coronavirus Ihre Aufgabe?
Der Einsatz der Geschäftsstelle in den letzten Wochen bezüglich des Updates war enorm. Die Verordnung über die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus des BAG vom 16. März löste bei Mitgliedern (und Nichtmitgliedern) wie bei Patienten eine Welle der Unsicherheit aus. Nebst den zu organisierenden Absagen und Verschiebungen diverser Anlässe hatten wir während dieser Tage zahlreiche Mailund Telefonanfragen. Die Geschäftsstelle des SPV, welche normalerweise von drei Personen betreut wird, wurde durch unsere Kolleginnen von wamag | Walker Management AG tatkräftig unterstützt und wir nahmen drei Tage lang im Akkord Telefonate entgegen. Meine Aufgabe lag vor allem bei der Triage der Anfragen. Es war wichtig, dass das Team der Geschäftsstelle laufend aufeinander abgestimmt wurde, damit alle auf dem gleichen Wissensstand waren.
Welche Herausforderungen haben sich gestellt?
Zu Beginn der einschneidenden Verordnung musste die Geschäftsstelle in ständigem Kontakt mit Mario Malgaroli, der die Taskforce leitet, überhaupt herausfiltern, was dies für die Podologie-Praxen nun bedeutet. Auch wir waren noch nie mit solch einer Situation konfrontiert und mussten diverse Stellen anschreiben, um an die genauen Informationen zu gelangen. Das BAG hat nach den Mitte März beschlossenen Massnahmen die Verordnung laufend angepasst, dies auch zugunsten der Podologinnen und Podologen. Sobald wir dachten, jetzt sei alles klar, kamen wieder neue Informationen und die Webseite musste entsprechend angepasst werden. Die grösste Schwierigkeit war es, ständig auf dem Laufenden zu sein und bei den richtigen Stellen zu intervenieren.
Welches Erlebnis hat Sie besonders beschäftigt?
Am Anfang war es schwierig, klare Auskunft zu erteilen, und viele haben uns das Gefühl gegeben, wir müssten sofort den richtigen Plan aus der Schublade ziehen. Dies war leider nicht möglich und den Frust haben wir gespürt. Absolut verständlich ist die Unsicherheit, wie es weiter geht. Auch die Sorgen vieler Inhaberinnen von Einzelfirmen, für die ja anfänglich der Erwerbsausfall nicht gedeckt war. Im finanziellen Zusammenhang kam verschiedentlich die Frage, weshalb der Verband nicht interveniert habe, dass die Praxen «ganz geschlossen werden müssen», damit sie anders entschädigt würden. Weil das BAG die Podologinnen und Podologen ganz richtig als medizinisches Fachpersonal aufgelistet hatte, war das keine Option. Und schon kam die nächste Frustwelle auf uns zu ... Aber wir spürten bei den Mitgliedern auch Erleichterung und Dank, dass es den SPV gibt und sie vorzu aktuell informiert werden.
Welche Lehren haben Sie aus den Geschehnissen seit Ausbruch der Pandemie gezogen?
Es braucht auch immer einen Plan B, obwohl man sich auf solch eine Situation nie vollends vorbereiten kann. Es gilt kühlen Kopf zu bewahren und das Beste daraus zu machen. Diese Pandemie betrifft mittlerweile nicht nur ein Land, eine Personengruppe oder einen Teil der Gesellschaft, sie betrifft die ganze Welt. Mir ist bewusst, dass es uns in der Schweiz gut geht; sei es wegen der Wohnsituation oder der hervorragenden medizinischen Versorgung. An gewissen anderen Orten ist solch eine Pandemie bestimmt viel schwieriger «durchzustehen». Erschütternd waren die täglich steigenden Zahlen der Infizierten und Todesopfer. Traurig ist, dass wir in dieser Zeit unsere nächsten Verwandten und Bekannten nicht sehen dürfen und unser Alltag komplett umgekrempelt wurde. Es ist aber auch schön zu sehen, wie sich plötzlich Gruppen bilden, um einander zu helfen. ●