Wallstein Verlag Vorschau Herbst 2015: WIssenschaft und Editionen

Page 1

Wallstein Verlag Herbst 2015

Gegenwart Editionen Geschichte Kulturwissenschaften Ăœber Literatur

Friedrich Sieburg

– eine Biographie


Erfolgreiche Titel aus dem Frühjahr 2015 Marcel Reich-Ranicki und Peter Rühmkorf Der Briefwechsel

Michael Hagner Zur Sache des Buches

Hg. von Christoph Hilse und Stephan Opitz

280 S., geb., Schutzumschlag 17,90 € (D); 18,40 € (A) ISBN 978-3-8353-1547-1

334 S., 10, z.T. farb., Abb., geb., Schutzumschlag 22,90 € (D); 23,60 € (A) ISBN 978-3-8353-1620-1

Walter Manoschek »Dann bin ich ja ein Mörder!« Adolf Storms und das Massaker an Juden in Deutsch Schützen 219 S., geb., Schutzumschlag, mit beigelegter DVD 24,90 € (D); 25,60 € (A) ISBN 978-3-8353-1650-8

Mathias Middelberg »Wer bin ich, dass ich über Leben und Tod entscheide?« Hans Calmeyer – »Rassereferent« in den Niederlanden 1941 –1945 272 S., 66 Abb., geb., Schutzumschlag 19,90 € (D); 20,50 € (A) ISBN 978-3-8353-1528-0

Herbert Kraft J.M.R. Lenz Biographie 464 S., geb., Schutzumschlag 29,90 € (D); 30,80 € (A) ISBN 978-3-8353-1647-8

Irene Heidelberger-Leonard Imre Kertész Leben und Werk 192 S., geb., Schutzumschlag 19,90 € (D); 20,50 € (A) ISBN 978-3-8353-1642-3


Inhalt

Spitzentitel 4 6 8 10 12

Harro Zimmermann Friedrich Sieburg – Ästhet und Provokateur Martin Niemöller Gewissen vor Staatsräson Thea Sternheim und ihre Welt Daniel Münzner Kurt Hiller Stefan Jonsson Masse und Demokratie

Gegenwart 14

Helmut Bachmaier Lektionen des Alters

Editionen 15 16 18 19 20

Friedhelm Kemp Ausgewählte Essays zur Literatur Hugo Ball Tenderenda der Phantast Hermann Bahr – Arno Holz Briefwechsel 1887 –1923 Christian Wilhelm Dohm Über die bürgerliche Verbesserung der Juden Józef Zelkowicz In jenen albtraumhaften Tagen

Geschichte 22 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57

Susanna Schrafstetter Flucht und Versteck Barbara Steiner Die Inszenierung des Jüdischen Marietta Meier Spannungsherde Falko Schnicke Die männliche Disziplin Rüdiger Ahrens Bündische Jugend Corinna R. Unger Entwicklungspfade in Indien David Templin Freizeit ohne Kontrollen Christoph Hilgert Die unerhörte Generation Kai Nowak Projektionen der Moral »Wenn die Chemie stimmt …« Hot Stuff Claudia Lepp Wege in die DDR Birgit Hofmann Der ›Prager Frühling‹ und der Westen Wolfgang Göderle Zensus und Ethnizität Annette Weinke Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit Tim Schanetzky Regierungsunternehmer Das 20. Jahrhundert erzählen Jens-Christian Wagner Produktion des Todes »... Zeugnis ablegen bis zum letzten.« Detlev Peukert und die NS-Forschung Zwischen Harz und Heide. Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945 Fundstücke, Bd. 2 Fundstücke, Bd. 3 Frankfurter Historiker Fragmentierte Republik? Klaus Krüger Politik der Evidenz Selbstreflexionen und Weltdeutungen Deutsche Zeitgeschichte – transnational Nathan Ben-Brith Mein Gedächtnis nimmt es so wahr Mary Fulbrook Erfahrung, Erinnerung, Geschichtsschreibung Moshe Zimmermann Vom Rhein an den Jordan Uta von Aretin Freiheit und Verantwortung Rittergüter der Lüneburger Landschaft Geschichte Niedersachsens Kriegsbeginn in Norddeutschland

58

Andreas Bähr, Peter Burschel, Jörg Trempler und Burkhardt Wolf neue Fahrt

Untergang und

Kulturwissenschaften 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68

Urte Helduser Imaginationen des Monströsen Was ist noch schön an den Künsten? Konstellationen der Künste um 1800 Thomas Seedorf Heldensoprane Orientierung am Menschen Aleksander Brückner revisited Dekonstruieren und doch erzählen Michael Schüring »Bekennen gegen den Atomstaat« Raimund Wolfert Homosexuellenpolitik in der jungen Bundesrepublik Hans Rudolf Bosshard Regel und Intuition

Über Literatur 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85

Über Grenzen Annemarie Schimmel Friedrich Rückert Jakob Hessing und Verena Lenzen Sebalds Blick Stephan Pabst Post-Ost-Moderne. Poetik nach der DDR Rudolf Alexander Schröder im »Dritten Reich« Nadine Werner Archäologie des Erinnerns Mythen, Körper, Bilder Sonja Valentin »Steine in Hitlers Fenster« Bürger auf Abwegen: Thomas Mann und Theodor Storm Über »Die Sonette an Orpheus« von Rilke Thomas Hettche trifft Wilhelm Raabe Nike Thurn Falsche Juden Ingo Uhlig Traum und Poiesis Friederike Reents Stimmungsästhetik Rüdiger Görner Ästhetik der Wiederholung Julia Benner Federkrieg Sabrina Wagner Aufklärer der Gegenwart

Periodica 86 86 87 87 87 88 88 89 89 89 90 90

Goethe-Jahrbuch 2014 Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2015 Lessing Yearbook/Jahrbuch 2015 Das achtzehnte Jahrhundert Gefühlskulturen im Großbritannien des 18. Jahrhunderts Geschichte der Germanistik 2015 Offener Horizont Jahrbuch der Karl JaspersGesellschaft 2015 Johnson–Jahrbuch 2015 ZeitRäume Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung 2015 Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 2015 Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste 2013 – 2014 / 2014 – 2015 Dina Porat / David Bankier Roncalli and the Jews During the Holocaust: Concern and Efforts to Help Yad Vashem Studies 42.1 und 42.2


Wallstein Verlag Herbst 2015

Eine Biographie des glänzenden Stilisten und bedeutendsten konservativen Literaturkritikers der frühen Bundesrepublik.

4

Spitzentitel

Harro Zimmermann Friedrich Sieburg – Ästhet und Provokateur Eine Biographie

Friedrich Sieburg (1893 –1964), promovierter Literaturwissenschaftler, war Stefan-George-Schüler und Fliegeroffizier im Ersten Weltkrieg. In den 1920er und 1930er Jahren veröffentlichte er als Schriftsteller und Journalist Bücher, Aufsätze und Artikel vor allem in der »Frankfurter Zeitung«. 1939 wurde Sieburg in den deutschen Auswärtigen Dienst berufen. Von 1945 bis 1948 belegte man ihn mit Publikationsverbot, ab 1949 war er Mitherausgeber der Wochenzeitschrift »Die Gegenwart«. Von 1956 bis kurz vor seinem Tod arbeitete er als einer der bedeutendsten Zeit- und Literaturkritiker für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«. Der Autor Harro Zimmermann, geb. 1949, war Kulturredakteur bei Radio Bremen und Professor für Neue Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bremen. Veröffentlichungen u. a.: Friedrich Gentz. Die Erfindung der Realpolitik (2012); Günter Grass unter den Deutschen (2010); Friedrich Schlegel oder Die Sehnsucht nach Deutschland (2009); Aufklärung und Erfahrungswandel (1999).

Friedrich Sieburg gehörte zu den intellektuellen Gründungsvätern der Bundesrepublik, doch sein Vermächtnis hat man bis heute kaum wahrgenommen. Dieser »sonderbare Kopf« (Thomas Mann) war ein Schriftsteller und Journalist von europäischem Format, der sich mit der rheinischen Provinz-Republik anfreunden musste, ein als Nazi-Kollaborateur Verfemter, der sich zum Propagandisten einer neuen, reizbaren Bürgermoral wandelte. Friedrich Sieburg entwickelte einen konservativen Avantgardismus mit oppositionellem Temperament, und versuchte aus den ideologischen Zerklüftungen des 20. Jahrhunderts Geisteskräfte zurückzugewinnen für die Zivilisierung der Deutschen in einem künftigen demokratischen Europa. Dieser Kritiker hat seit den frühen fünfziger Jahren Entscheidendes zur Profilierung der Intellektuellenfigur im Nachkriegsdeutschland beigetragen. Seine historische Gestalt lässt die These von der ›linken‹ Geistesgründung der Bundesrepublik in einem neuen Licht erscheinen. Zimmermann berücksichtigt eine große Zahl unbekannter Archivalien zu Sieburg, und bietet in seiner essayistischen Biographie das komplexe Bild einer schillernden Persönlichkeit.

»Der große Sieburg, … der verehrteste Deuter des Traditionellen wie des Zukünftigen.« Gottfried Benn

» … die größte, stinkende Kanalratte.« Alfred Andersch

»Ein Letterngefräßiger, Formsüchtiger, Fabelverliebter.« Fritz J. Raddatz

» … ein großer Lump, … ein Arschloch.« Arno Schmidt

»Ein Weltjournalist mit angenehmer Leichtigkeit.« Ernst Jünger


Spitzentitel

5

Wallstein Verlag Herbst 2015

Harro Zimmermann Friedrich Sieburg – Ästhet und Provokateur Eine Biographie

ca. 360 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1722-2 auch als E-Book September WG 1951


Wallstein Verlag Herbst 2015

Predigten, Reden und Schriften des kirchlichen Widerständlers und Friedensaktivisten Martin Niemöller.

6

Spitzentitel

Martin Niemöller Gewissen vor Staatsräson Ausgewählte Schriften

Der Autor Martin Niemöller (1894 –1982), nach einer Offizierslaufbahn bei der Kaiserlichen Marine ab 1919 evangelischer Theologe, ab 1931 Gemeindepastor in Berlin-Dahlem. 1935 vorübergehend inhaftiert, 1937 –1945 im Konzentrationslager. 1947 –1965 Kirchenpräsident der hessen-nassauischen Kirche. Der Herausgeber Joachim Perels, geb. 1942, Prof. em. für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover, Mitbegründer und Redakteur der Zeitschrift »Kritische Justiz«. 1968 –1974 Redakteur der auch von Martin Niemöller herausgegebenen »Stimme der Gemeinde«.

Martin Niemöller nahm die Unrechtsverhältnisse der Welt nicht hin, eingedenk des Bibelworts: »Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen« (Lukas 1,52). Als Vorsitzender des Pfarrernotbunds und Pfarrer in Berlin-Dahlem verteidigte er Schrift und Bekenntnis gegen den NS-Staat, obwohl er 1933 die Einführung des »Führerstaates« zunächst begrüßt hatte. Seine Predigten prägten die kirchliche Opposition gegen Hitler. Aufgrund seines Widerstands wurde er acht Jahre in Konzentrationslagern inhaftiert. Nach dem Ende des »Dritten Reiches« stellte er wie kein anderer die Frage nach der Schuld, auch nach der eigenen. In der Nachkriegszeit engagierte er sich für eine Annäherung der Kirchen in Ost und West und setzte sich für die »Dritte Welt« ein. Im Verhältnis von Christentum und Krieg stellte Niemöller die kirchliche Legitimation des Waffendienstes in Frage. Der Band enthält u. a. Predigten aus der NS-Zeit, Reden und Vorträge zur Frage der Schuld der Kirche, über den Pazifismus, zum Verhältnis zu Entwicklungsländern, zur Wiederbewaffnung, über die Bedrohung durch Atomwaffen und über die »Notstandsgesetze«. Ein Interview mit Günter Gaus, in dem Niemöller seine durch die Opposition gegen Hitler und die restaurative Nachkriegsentwicklung geprägte Lebensgeschichte reflektiert, beschließt den Band.


Spitzentitel

7

Wallstein Verlag Herbst 2015

Martin Niemöller Gewissen vor Staatsräson Ausgewählte Schriften

Herausgegeben und mit einem einleitenden Essay versehen von Joachim Perels ca. 320 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1700-0 auch als E-Book Oktober WG 1118


Wallstein Verlag Herbst 2015

Autorin, Fotografin, Muse: Thea Sternheim, eine der faszinierendsten Frauen des 20. Jahrhunderts.

8

Spitzentitel

»Keiner wage, mir zu sagen: Du sollst!« Thea Sternheim und ihre Welt

Thea Sternheim (1883 –1971) war die Tochter eines wohlhabenden Fabrikanten. Von 1907 bis 1927 war sie in zweiter Ehe mit dem Schriftsteller Carl Sternheim verheiratet. 1932 emigrierte sie nach Paris, wo sie 30 Jahre lebte. Die Herausgeber Thomas Ehrsam, geb. 1954, ist Germanist und war bis 2014 Bibliotheksleiter der Museumsgesellschaft Zürich. Er promovierte über den Essay »Zur Problematik des Dichterischen« von Gottfried Benn (Zürich 1986). Regula Wyss, geb. 1949, ist Literaturwissenschaftlerin und war Lehrbeauftragte an der Berufsmaturitätsschule und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel. 2003 wurde Thomas Ehrsam und Regula Wyss der CarlOtten-Preis für ihre editorische Leistung als Herausgeber der Thea-Sternheim-Tagebücher verliehen.

Thea Sternheim ist durch die fünfbändige Edition ihrer Tagebücher, die »zu den großen Zeugnissen des vergangenen Jahrhunderts zählen« (SWR), bekannt geworden. Sie zeigen eine Frau mit einem bewegten Leben, deren Persönlichkeit ebenso fasziniert wie ihre Beziehungen zu den Größen der Literatur und Kunst in Deutschland, Frankreich, Belgien und der Schweiz. Hellwach kommentiert sie die Entwicklungen in Politik, Literatur und Kunst, und mit großem Ernst und mit Schonungslosigkeit hält sie die familiären Katastrophen fest und den eigenen Kampf um Selbständigkeit. Immer gilt: Hier spricht eine Frau, die sich nichts vormachen lassen will. Der reich bebilderte Band, der eine Ausstellung zu Thea Sternheim in der Schweiz und in Deutschland begleitet, zeichnet ein facettenreiches Porträt dieser Frau. Eine umfangreiche Chronik folgt mit Zitaten, Bildern und Kommentaren dem Leben der Diaristin. 32 in Duoton gedruckte Seiten geben erstmals einen größeren Einblick in das eindrucksvolle fotografische Schaffen Thea Sternheims mit Porträts von Carl Sternheim, Mopsa Sternheim, André Gide, Julien Green, René Crevel, Ernst Stadler, Annette Kolb und vielen anderen. Aus dem Inhalt: Regula Wyss: Die Schriftstellerin Thomas Ehrsam: Thea Sternheim – Religion und Literatur Marion Beckers und Elisabeth Moortgat: Die Photographin Dorothea Zwirner: Thea Sternheim und die Kunst

Photographische Arbeiten von Thea Sternheim (von links nach rechts): Carl Sternheim, München Mopsa Sternheim, Paris René Crevel, Paris


Spitzentitel

9

Wallstein Verlag Herbst 2015

Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in der Universitätsbibliothek Basel vom 18.9. bis 28.11.2015 Weitere Ausstellungsstationen: Deutsches Exilarchiv in der Nationalbibliothek Frankfurt, Literaturhaus Berlin sowie Bodmanhaus Gottlieben

»Keiner wage, mir zu sagen: Du sollst!« Thea Sternheim und ihre Welt Herausgegeben von Thomas Ehrsam und Regula Wyss ca. 160 S., ca. 180 Abb., davon 40 Abb. in Duoton, Klappenbroschur, Format 17,0 x 24,0 cm ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-1769-7 September WG 1563


Wallstein Verlag Herbst 2015

Kurt Hiller – Der Prototyp des Linksintellektuellen wandelt sich vom Feind zum Unterstützer der Demokratie.

10

Spitzentitel

Daniel Münzner Kurt Hiller Der Intellektuelle als Außenseiter

Der Autor Daniel Münzner, geb. 1984, forscht aktuell im Bereich der Intellektuellen-, Geschlechter-, Antisemitismus- und Geheimdienstgeschichte. Veröffentlichungen u. a.: Kampf um Wissen. Spionage, Geheimhaltung und Öffentlichkeit zwischen Nationalstaat und Globalisierung (1870 –1940) (Mithg., 2015).

Kurt Hiller (1885 – 1972) war Pionier des literarischen Expressionismus und einer der bekanntesten Publizisten und Intellektuellen der Weimarer Republik. Als Kind jüdischer Eltern, Homosexueller, Pazifist und Sozialist war er antisemitischen, homophoben und anti-intellektuellen Anfeindungen ausgesetzt. Damit steht er prototypisch für die Figur des diffamierten Linksintellektuellen im 20. Jahrhundert. Der Weltbühnenautor polemisierte bis 1933 gegen die Demokratie und warb für die Herrschaft einer geistigen Elite. Die mahnende Erinnerung an die gescheiterte Weimarer Republik und den NS-Terror, die gute Behandlung im englischen Exil und sein Konflikt mit den Parteikommunisten führten den Staatskritiker Hiller in die Arme des britischen Inlandsgeheimdiensts, für den er fast 15 Jahre als Informant tätig war. Aus diesen Erfahrungen heraus und dank der Integration des linksintellektuellen Milieus durch die SPD wandelte er sich vom Antidemokraten zu einem nachsichtigen, milden Anhänger der sozial-liberalen Koalition unter Willy Brandt. Die erste umfassende biographische Studie über Kurt Hiller ist Literatur-, Intellektuellen- und Geheimdienstgeschichte zugleich und erzählt das facettenreiche Leben eines großen vergessenen Publizisten.


Spitzentitel

11

Wallstein Verlag Herbst 2015

Daniel Münzner Kurt Hiller Der Intellektuelle als Außenseiter

ca. 416 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1773-4 auch als E-Book September WG 1951


Wallstein Verlag Herbst 2015

Das Phänomen der Masse als Schlüssel für das Verständnis des 20. Jahrhunderts.

12

Spitzentitel

Stefan Jonsson Masse und Demokratie Zwischen Revolution und Faschismus

Der Autor Stefan Jonsson, geb. 1961, ist Literaturwissenschaftler, Kritiker, Essayist sowie Professor am Institut für Migrations-, Ethnizitäts- und Sozialforschung an der Universität Linköping, Schweden. Veröffentlichungen u. a.: »Eurafrica. The Untold History of European Integration and Colonialism« (Mitautor, 2014); »A Brief History of the Masses: Three revolutions« (2008).

Stefan Jonsson untersucht in seiner brillanten und fesselnd geschriebenen Studie das Phänomen der Massen in Deutschland und Österreich aus ästhetischer, kultur- und geisteswissenschaftlicher sowie politikwissenschaftlicher Perspektive und arbeitet dabei die Bedeutung der »Masse« als Schattenagent in einer folgenschweren Phase europäischer Geschichte heraus. Deutlich wird das Ringen um ein Verständnis von dem Phänomen der Masse in einer hochgradig nervösen Zeit – Jonsson ergründet das Spannungsfeld, das sich zwischen Bedrohung und Faszination öffnete. Gegenstand der interdisziplinären Untersuchung sind u. a. die Werke von Theodor W. Adorno, Hannah Arendt, Walter Benjamin, Marianne Brandt, Bertolt Brecht, Hermann Broch, Elias Canetti, Sigmund Freud, Theodor Geiger, Walter Gropius, Ernst Jünger, Siegfried Kracauer, Karl Kraus, Fritz Lang, László Moholy-Nagy, Robert Musil, Erwin Piscator, Georg Simmel und Ernst Toller.

Der Übersetzer Norbert Juraschitz übersetzte u. a. Werke von Christopher Clark, Ayaan Hirsi Ali, Michael Moore und Ai Weiwei.

»Jonsson vollbringt das Kunststück, seine Leser in die Welt, die er beschreibt, eintauchen zu lassen, er versteht es, den Zeitgeist jener Epoche so plastisch zu vermitteln, als hätte er selbst in dieser Zeit gelebt.« Hannah Bethke, FAZ

»A magnificent sociocultural analysis, written with the erudition of the intellectual historian and the vision of a photographer in the captivating prose of the experienced journalist.« Göran Therborn, University of Cambridge


Spitzentitel

13

Wallstein Verlag Herbst 2015

Stefan Jonsson Masse und Demokratie Zwischen Revolution und Faschismus

Aus dem Englischen übersetzt von Norbert Juraschitz ca. 364 S., ca. 25 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1746-8 Oktober WG 1559


Wallstein Verlag Herbst 2015

14

Gegenwart

Helmut Bachmaier Lektionen des Alters Kulturhistorische Betrachtungen Der große Alternsforscher Helmut Bachmaier zieht in diesem Buch die Summe seiner Überlegungen zum Thema Alter. Analytisch, narrativ, informativ.

Helmut Bachmaier Lektionen des Alters Kulturhistorische Betrachtungen

ca. 216 S., geb., Schutzumschlag ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-1682-9 auch als E-Book August WG 1559

Der Autor Helmut Bachmaier lehrt an der Universität Konstanz (Geisteswissenschaftliche Sektion). Er ist u. a. wissenschaftlicher Berater der Tertianum Gruppe (Schweiz) und Stiftungsrat der Tertianum-Stiftung. Werke von bedeutenden Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts hat er herausgegeben und kommentiert. Humorforschung war ein anderer Schwerpunkt seiner Arbeit (u. a. Herausgeber der Werke Karl Valentins). Sein aktuelles Forschungsinteresse gilt der Kulturgerontologie, einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten Alternsforschung.

»Älter werden heißt: selbst ein neues Geschäft antreten; alle Verhältnisse verändern sich, und man muss entweder zu handeln ganz aufhören oder mit Willen und Bewusstsein das neue Rollenfach übernehmen«, schrieb Goethe in seinen »Maximen und Reflexionen«. Darüber, wie dieses »neue Rollenfach« aussehen könnte, gibt es bergeweise Ratgeber oder Anleitungen. Dieses Buch will beides nicht sein. Im Gegenteil: Vorschriften, Kontrollen hält Bachmaier für kontraproduktiv. Sich gegen das Alter zu stellen, es zu negieren im Sinne eines Jugendwahns ist ebenso falsch, wie es zu romantisieren, ohne die Beschwerlichkeiten überhaupt wahrzunehmen. Bachmaiers Konzept zielt hingegen auf Leichtigkeit, Entspanntheit, Mühelosigkeit. ›Mach dir dein Alter selbst!‹ könnte sein Leitspruch lauten. Vor allem aber können dabei Vergewisserungen über die Erfahrungsräume hilfreich sein, die Kultur-, Philosophie-, Kunst- und Literaturgeschichte zum Thema Alter zu bieten haben. Wie wurde jeweils Alter gesehen, verstanden, bewertet? Welche Bedingungen lagen und liegen dem Altersbild zugrunde? Der Kulturgerontologe Bachmaier weiß: Älter werden bedeutet, sich täglich eine neue Aufgabe zu stellen. Und die kann jeder nur selbst finden.


Editionen

15

Wallstein Verlag Herbst 2015

Friedhelm Kemp Gesellige Einsamkeit Ausgewählte Essays zur Literatur Friedhelm Kemp Gesellige Einsamkeit Ausgewählte Essays zur Literatur

Bd. 1: Von Poesie bewegt

Eine Auswahl aus dem vielfältigen Werk eines der großen Übersetzer und Kritiker des 20. Jahrhunderts.

Bd. 2: Vom Vergnügen der Übersetzung Herausgegeben und mit einem Nachwort von Joachim Kalka Veröffentlichungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, Bd. 93 2 Bde., zus. ca. 700 S., geb., Schutzumschlag, im Schuber ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1693-5 auch als E-Book Oktober WG 1118

Friedhelm Kemp war ein bedeutender Übersetzer, ein großer Herausgeber und Vermittler auch der deutschen Literatur und ein Kritiker von eleganter Souveränität, der immer mit erstaunlicher Hellsicht überraschende Zusammenhänge zu erschließen wusste. Die von Joachim Kalka getroffene Zusammenstellung von Aufsätzen, Würdigungen, Interpretationen und Rezensionen gibt einen Eindruck von Kemps vielfältigen Interessen, seinem umfassenden Wissen und seiner subtilen poetischen Kennerschaft, zu der seine beharrliche Reflexion über Fragen des Übersetzens gehört. Schwerpunkte setzt die Auswahl im europäischen Barock, in der Goethezeit und vor allem anderen in der Dichtung der klassischen Moderne in Frankreich und Deutschland. Sie zeigt Kemps hohe kritische Kompetenz, seine wache Neugier im Durchschreiten der verschiedensten Literaturlandschaften und seine bewundernswerte Fähigkeit, Leidenschaft des Urteils und Eleganz der Form zu verbinden.

Friedhelm Kemp (1914 –2011) war Essayist und Übersetzer, vor allem aus dem Französischen (u. a. Werke von Maurice Scève, Charles Baudelaire, Simone Weil, Saint-John Perse, Marcel Jouhandeau) sowie Herausgeber und Vermittler auch der deutschen Literatur (Jean Paul, Rahel Varnhagen, Konrad Weiss). 1998 wurde er mit dem Joseph Breitbach-Preis ausgezeichnet, 2007 mit dem Horst-BienekPreis für Lyrik. Veröffentlichungen u. a.: Das europäische Sonnett (2002); »... das Ohr, das spricht«. Spaziergänge eines Lesers und Übersetzers (1989). Der Herausgeber Joachim Kalka, geb. 1948, lebt als Übersetzer und Kritiker in Leipzig. Zu den von ihm übersetzten Autoren zählen Gilbert Sorrentino, Guillelmo Cabrera Infante, Angela Carter, Jean Giraudoux und Jessica Mitford; er wurde 1996 mit dem JohannHeinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet und 2014 mit dem Cotta-Übersetzerpreis. Veröffentlichungen u. a.: Gaslicht. Sammelbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert (2013); Die Katze, der Regen, das Totenreich (2012).


Wallstein Verlag Herbst 2015

100 Jahre DADA-Bewegung 1916 – 2016: »Wir sind Phantasten. Wir glauben nicht mehr an die Intelligenz.«

Hugo Ball geboren 1886 in Pirmasens, studierte in München und Heidelberg, absolvierte eine Ausbildung an der Berliner Schauspielschule bei Max Reinhardt und war während des Ersten Weltkrieges Mitbegründer der DADA-Bewegung in Zürich. Er war überzeugter Pazifist und scharfer Zeitkritiker. Seine Lautgedichte fehlen heute in kaum einer Anthologie deutscher Lyrik. Hugo Ball starb 1927 in Montagnola/Schweiz.

16

Editionen

Hugo Ball Tenderenda der Phantast

Hugo Balls DADA-Roman »Tenderenda der Phantast« (erstmals 1967 veröffentlicht) ist der Entwurf einer magisch-anarchischen, einer gesetzlosen und darum verzauberten Welt, eines Zustandes der vollkommenen Absurdität und des grenzen losen Humors. Der schier unerschöpfliche Reichtum seiner Gedanken lässt uns staunend auf das Werk schauen: Da fallen Papyrusrollen, mit Zeichen und Tieren bemalt, von einem Turm herab, fliegt ein Hahn mit »zerfederter Sichel« über die »Fächer der Damen« hinweg, geraten Gasanstalten, Bierbrauereien und Rathauskuppeln ins Wanken, ein »apokalyptischer Glanz« bricht aus, des Teufels Gemahlin tritt auf, eine totes Pferd wird vor eine Begräbniskutsche gespannt … Im graphischen Teil des Buches setzt Klaus Detjen diese Phantastik mit Mischformen der Montagetechnik aus Visuellem und Verbalem um. Typographie und Textgestaltung entfernen sich von einer klassischen Lesestruktur, um sich besonders dem Rhythmus der Sprache zu öffnen. Das eingelegte Faltplakat stellt Lautgedichte des Autors vor, die Hugo Ball weltberühmt machten.

Der Herausgeber Klaus Detjen, geb. 1943 in Breslau, Typograph und Buchgestalter, lebt in der Nähe von Hamburg. Bis 2009 Professor für Typographie und Gestaltung an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Herausgeber der Reihe »Ästhetik des Buches«. Antiquaria-Preis 2014 für die Gestaltung der »Typographischen Bibliothek«. Eckhard Faul, geb. 1959, studierte Germanistik und Kunstgeschichte und ist Mitarbeiter der Maler-Müller-Arbeitsstelle an der Universität Saarbrücken. Herausgeber der Werke von Hugo Ball, Maler Müller, Georg Kulka, Georg Kaiser, Hans Leybold sowie Mitherausgeber des »Jahrbuchs zur Kultur und Literatur der Weimarer Republik«.

Hugo Ball Zinnoberzack, Zeter und Mordio Alle DADA-Texte

ISBN 978-3-8353-0892-3


Editionen

17

Wallstein Verlag Herbst 2015

Hugo Ball Tenderenda der Phantast

Herausgegeben, gestaltet und mit einer Nachbemerkung von Klaus Detjen Mit einem Nachwort von Eckhard Faul Typographische Bibliothek, Bd. 12. ca. 104 S., mit einem eingelegten Plakat von Lautgedichten des Autors, Leinen, Schutzumschlag, Format 17,0 x 25,5 cm ca. € 29,– (D); € 29,90 (A) ISBN 978-3-8353-1670-6 August WG 1111


Wallstein Verlag Herbst 2015

18

Editionen

Hermann Bahr – Arno Holz Briefwechsel 1887 –1923

Die einzigeBahr lebensumspannende Hermann und Arno Holz und nahezu vollständig überliezählen zu den bekanntesten Fiferte Korrespondenz von Arno guren des Natura lismus in seiHolz – erstmalig veröffentlicht.

ner Berliner Eigenart. Legendär ist ihre gemeinsame Initiative zur Entmachtung von Otto Brahm als Herausgeber der Zeitschrift »Freie Bühne für modernes Leben«. Anders

Hermann Bahr – Arno Holz Briefwechsel 1887–1923

Herausgegeben von Gerd-Hermann Susen und Martin Anton Müller Hermann Bahr (1863 –1934), Schriftsteller, Essayist und Kritiker, unermüdlicher Anreger und Förderer der Strömungen der Moderne, Wortführer der österreichischen Literatur der Jahrhundertwende (das »Junge Wien«).

ca. 208 S., ca. 10 Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1719-2 auch als E-Book August WG 1117

Arno Holz (1863 –1929), Dramatiker und Lyriker, war einer der Begründer und Theoretiker des Naturalismus. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Dramen »Papa Hamlet« und »Die Familie Selicke« (beide zusammen mit Johannes Schlaf) sowie seine Versdichtung »Phantastus«. Die Herausgeber Martin Anton Müller, geb. 1977, hat in den letzten Jahren die Publizistik Hermann Bahrs aufbereitet (»Hermann Bahr – Textverzeichnis«, 2014). Er ist Mitarbeiter der Historisch-kritischen Ausgabe von Arthur Schnitzlers Frühwerk. Gerd-Hermann Susen, geb. 1954, ist Mitarbeiter der wissenschaftlichen Edition der Werke und Briefe von Wilhelm Bölsche; in diesem Rahmen hat er auch den Schriftwechsel Bölsches mit den Autoren der Zeitschrift »Freie Bühne für modernes Leben« herausgegeben.

Hermann Bahr und Arno Holz zählen zu den bekanntesten Autoren des Naturalismus in seiner Berliner Eigenart. Legendär ist ihre gemeinsame Initiative zur Entmachtung von Otto Brahm als Herausgeber der Zeitschrift »Freie Bühne für modernes Leben«. Anders als bislang angenommen ist ihre Verbindung damit aber keineswegs erschöpfend dargestellt. Die hier erstmals edierte Korrespondenz mit gut 100 Briefen birgt nicht nur neue Erkenntnisse über die kurzzeitige Zusammenarbeit für die Zeitschrift, sondern erzählt auch von den vereinten Bemühungen, zum Vorreiter der »Moderne« zu werden – und damit ihre eigene Spielart der neuen Literatur und Kunst einem großen Publikum nahezubringen. Nach einem kurzen Intermezzo zwischen den beiden mündet der Briefwechsel in eine zweite intensive, bislang unbekannt gebliebene Phase der Kooperation: der am »Deutschem Theater« engagierte Bahr müht sich mehr recht als schlecht, Holz’ »Sonnenfinsternis« gegen die Widerstände des Autors wie der Schauspieler zu inszenieren. Die Kommentare erzählen ausführlich vom persönlichen und literarischen Umfeld der Protagonisten und bieten vor allem neues Material.


Editionen

19

Wallstein Verlag Herbst 2015

Christian Wilhelm Dohm Über die bürgerliche Verbesserung der Juden Kritische und kommentierte Studienausgabe Christian Wilhelm Dohm Über die bürgerliche Verbesserung der Juden Kritische und kommentierte Studienausgabe

Das zentrale Plädoyer zur Emanzipation der europäischen Juden im 18. Jahrhundert.

Herausgegeben von Wolf Christoph Seifert Christian Wilhelm Dohm, Ausgewählte Schriften, Bd. 1. Herausgegeben von Heinrich Detering und Wolf Christoph Seifert 2 Bde., zus. ca. 920 S., ca. 2 Abb., geb., Leinen, Schutzumschlag, im Schuber ca. € 44,90 (D); € 46,20 (A) ISBN 978-3-8353-1699-7 auch als E-Book September WG 1111

Goethe nannte Christian Wilhelm Dohms Schriften »eine köstliche Gabe« und sein Freund Moses Mendelssohn sah ihn gleichrangig an der Seite Lessings: »Lessing und Dohm, jener als philosophischer Dichter und dieser als philosophischer Staatskundiger, haben den großen Zweck der Vorsehung, die Bestimmung des Menschen und die Gerechtsame der Menschheit im Zusammenhange gedacht.« Es war auch Mendelssohn, der Dohms epochemachende Denkschrift »Über die bürgerliche Verbesserung der Juden« (1781/1783) inspirierte. Aus explizit politischer Perspektive erörtert Dohm das Verhältnis von säkularem Staat, Judentum und Christentum, von Religion und Toleranz und fordert die Gleichberechtigung der Juden. Als erster Band der »Ausgewählten Schriften« Dohms bietet die Edition den vollständigen Text beider Teile der »Bürgerlichen Verbesserung«. Erstmalig dokumentiert ein kritischer Apparat alle Überarbeitungen, die Dohm am ersten Teil seiner Schrift für dessen zweite Auflage (1783) vornahm. Stellenkommentare und Nachwort erschließen Entstehung, Argumentationsmuster und historische Kontexte des Werkes.

Christian Wilhelm Dohm (1751 –1820) war ein Staatsmann der Aufklärung, politischer Schriftsteller und Übersetzer. Geboren wurde er in Lemgo, er studierte in Leipzig, Göttingen und Kassel. Ab 1779 arbeitete er im Staatsdienst, zunächst in Berlin, dann in Köln und Aachen, ab 1794 in Halberstadt. Weitere Stationen Dohms waren u. a. Rastatt und Dresden. Der Herausgeber Wolf Christoph Seifert, geb. 1983, studierte Deutsche Philologie, Komparatistik und Evangelische Theologie und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Deutsche Philologie der Universität Göttingen.


Wallstein Verlag Herbst 2015

Tagebuch aus dem Getto: Eines der eindrucksvollsten Zeugnisse jiddisch schreibender Autoren aus dem Holocaust.

20

Editionen

Józef Zelkowicz In jenen albtraumhaften Tagen Tagebuchaufzeichnungen aus dem Getto Lodz/Litzmannstadt, September 1942

Die Herausgeber Angela Genger, geb. 1947, von 1980 –1987 Leiterin der Gedenkstätte Alte Synagoge Essen, von 1988 –2010 Leiterin der Mahnund Gedenkstätte der Landeshauptstadt Düsseldorf. Andrea Löw, geb. 1973, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte München/Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Juden im Getto Litzmannstadt. Lebensbedingungen, Selbstwahrnehmung, Verhalten (2006); Juden in Krakau unter deutscher Besatzung 1939 –1945 (zus. mit Markus Roth 2011). Sascha Feuchert, geb. 1971, Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Universität Gießen und Honorarprofessor an der Eastern Michigan University (USA). Veröffentlichungen u. a.: Die Chronik des Gettos Lodz/ Litzmannstadt, 5 Bde. (Mithg., 2007); Friedrich Kellner: »Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne«. Tagebücher 1939 –1945 (Mithg., 2011). Die Übersetzerin Susan Hiep, geb. 1980, studierte Germanistik sowie Jiddische Kultur, Sprache und Literatur an der Universität Düsseldorf; seit 2008 u. a. freie Museumspädagogin im Städtischen Museum Schloss Rheydt.

Das Getto von Lodz/Litzmannstadt war eines der größten im vom Deutschen Reich besetzten Polen. Mehr als 200.000 Menschen wurden ab Februar 1940 im ärmsten Viertel der Industriestadt zusammengepfercht. Wenige Monate später begannen die Vergasungen der Juden aus dem Getto im Vernichtungslager Kulmhof, denen bis Mai 1942 rund 44.000 Menschen zum Opfer fielen. Am 1. und 2. September 1942 wurden ohne Vorankündigung die Krankenhäuser des Gettos geräumt. Beteiligt waren neben dem jüdischen Ordnungsdienst deutsche Gestapo-, Kripo- und Schutzpolizeibeamte, die die Menschen brutal zusammentrieben. Józef Zelkowicz (1897 –1944) arbeitete nach der Zwangsumsiedlung in das Getto im »Archiv des Judenältesten« und gehörte seit Januar 1941 zu den Autoren der »Chronik« des Gettos. Der ehemalige Journalist und Schriftsteller schrieb seine täglichen Erlebnisse nieder. Zelkowicz wurde im August 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Erstmals in deutscher Sprache liegt mit diesem Band Józef Zelkowicz’ Text zu den Räumungen und der darauf folgenden Deportation von fast 16.000 Männern, Frauen und Kindern vor. Nicht so sehr als Chronist denn als mitleidender Erzähler begegnet uns der Autor in diesem zutiefst bewegenden Textfragment.


Editionen

21

Wallstein Verlag Herbst 2015

Józef Zelkowicz In jenen albtraumhaften Tagen Tagebuchaufzeichnungen aus dem Getto Lodz / Litzmannstadt, September 1942

Herausgegeben und kommentiert von Angela Genger, Andrea Löw und Sascha Feuchert Aus dem Jiddischen übersetzt von Susan Hiep Eine Publikation der Arbeitsstelle Holocaustliteratur (Universität Gießen) und des Zentrums für Holocauststudien am Institut für Zeitgeschichte München ca. 144 S., geb., Schutzumschlag ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-1116-9 auch als E-Book Oktober WG 1556


Wallstein Verlag Herbst 2015

Über die untergetauchten Juden in München, die während des Holocaust vor den Deportationen flüchteten, sowie deren Erfahrungen in der Nachkriegszeit.

22

Geschichte

Susanna Schrafstetter Flucht und Versteck Untergetauchte Juden in München – Verfolgungserfahrung und Nachkriegsalltag

Die Autorin Susanna Schrafstetter, geb. 1969, ist seit 2009 Associate Professor of History und Mitarbeiterin am Center for Holocaust Studies der Universität Vermont (USA). Veröffentlichung u. a.: The Germans and the Holocaust: Popular Responses to the Persecution and Murder of the Jews (Mithg., 2015).

In Deutschland versuchten etwa 10.000 bis 15.000 Juden dem nationalsozialistischen Völkermord zu entgehen, indem sie untertauchten. Sie wagten mit Hilfe von jüdischen und nicht-jüdischen Verwandten, Freunden oder ihnen gänzlich unbekannten Personen ein Leben in der Illegalität. Nur etwa 5.000 überlebten. Die meisten dieser Fluchten gab es in Berlin, aber auch in anderen deutschen Städten tauchten zahlreiche Menschen unter, wobei regional ganz unterschiedliche Rahmenbedingungen für ein Leben im Versteck herrschten. Im Zentrum dieser Studie stehen die Schicksale der Juden in München und Oberbayern, die durch Untertauchen vor den Deportationen flüchteten. Susanna Schrafstetter zeigt die Handlungsoptionen und -strategien der Untergetauchten und ihrer Helfer auf, identifiziert Fluchtwellen und thematisiert die Art und Weise, wie sich Deutsche an den Flüchtigen bereicherten. Das Buch erweitert auch den Blick auf die Zeit nach 1945: Es behandelt die Erfahrungen der Überlebenden in der frühen Bundesrepublik und die Bedeutung von »Hilfe für Juden« in der lokalen Münchener Geschichtspolitik.


Geschichte

23

Wallstein Verlag Herbst 2015

Susanna Schrafstetter Flucht und Versteck Untergetauchte Juden in München – Verfolgungserfahrung und Nachkriegsalltag

ca. 336 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-1736-9 auch als E-Book Oktober WG 1556


Wallstein Verlag Herbst 2015

24

Geschichte

Barbara Steiner Die Inszenierung des Jüdischen Konversion von Deutschen zum Judentum nach 1945 Ein heikles Thema der deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte. Weshalb wollten nichtjüdische Deutsche zum Judentum konvertieren?

Barbara Steiner Die Inszenierung des Jüdischen Konversion von Deutschen zum Judentum nach 1945

ca. 368 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1706-2 auch als E-Book Juli WG 1559

Die Autorin Barbara Steiner, geb. 1977, Studium der Jüdischen Studien, Philosophie und Neueren Geschichte in Heidelberg, Jerusalem und Potsdam. Forschungsschwerpunkte: Jüdische Geschichte und Sexualgeschichte.

Das Judentum ist eine Religions- und Volksgemeinschaft, die nicht missioniert und in der aufgenommene Nichtjuden deshalb religiös einen prekären Status haben. Dass ausgerechnet christliche Deutsche nach 1945 vermehrt zum Judentum konvertierten, irritierte die überlebenden Juden. Barbara Steiner untersucht die Aufnahmebedingungen für Nichtjuden, die Veränderungen der Motive und der biographischen Selbstpräsentation deutscher Konvertiten. Ihre Arbeit basiert neben umfangreichen Archivrecherchen auf der Auswertung von Interviews mit Konvertiten und den aufnehmenden Rabbinern. Die Akzeptanzprobleme deutscher Konvertiten innerhalb der jüdischen Gemeinschaft, die aus ihrem Sonderstatus und dem besonderen historischen Kontext resultierten, werden ebenso erörtert wie deren Reaktionen darauf. Die Autorin kann trotz des von allen Beteiligten gleichermaßen gepflegten Tabus der Konversion erklären, wie es nichtjüdischen Deutschen im Schatten der Schoa gelang, ins Judentum aufgenommen zu werden. Ausgezeichnet mit dem Potsdamer Nachwuchswissenschaftler-Preis 2014.


Geschichte

25

Wallstein Verlag Herbst 2015

Marietta Meier Spannungsherde Psychochirurgie nach dem Zweiten Weltkrieg Eine packende Studie, die dafür plädiert, unseren Blick auf Emotionen, das Gehirn und das Selbst in einen breiteren Kontext zu stellen.

Marietta Meier Spannungsherde Psychochirurgie nach dem Zweiten Weltkrieg

ca. 480 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 49,90 (D); € 51,30 (A) ISBN 978-3-8353-1733-8 auch als E-Book November   WG 1557

1935 entwickelte ein portugiesischer Neurologe die Lobotomie. Die Operation sollte schwere psychische Störungen lindern, stieß aber in der Fachwelt auf harsche Kritik. Sie brach ein Tabu, weil sie direkt ins Gehirn eingriff und die Persönlichkeit der Patienten veränderte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzte sich das Verfahren jedoch breit durch. Da die Zahl psychochirurgischer Eingriffe schnell zunahm, erschlossen sich auch der Forschung neue Chancen. Nun hieß es, die Lobotomie löse die »affektive Spannung« psychisch Kranker, wirke sogar in »hoffnungslosen Fällen« und entlaste neben der Anstaltspsychiatrie auch die Gesellschaft. Obwohl Experten die Methode schon im Laufe der 1950er Jahre immer skeptischer beurteilten, kam die Ära der Lobotomie erst zum Abschluss, als die Psychiatrie um 1970 zunehmend ins Kreuzfeuer öffentlicher Kritik geriet. Marietta Meier untersucht die Geschichte eines Behandlungsverfahrens, das körperliche, psychische und soziale Spannungen lösen sollte, gleichzeitig aber grundsätzliche ethische, wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Fragen aufwarf. Sie legt den Fokus auf die Schweiz, nimmt jedoch den ganzen deutsch- und französischsprachigen Raum Europas und dessen Verbindungen zur angelsächsischen Welt in den Blick. Auf diese Weise lässt sich nicht nur zeigen, wie lokale Praktiken, nationale Rahmenbedingungen und internationale Debatten ineinandergriffen. Der vielschichtige Ansatz macht auch klar, wie Subjekt-, Wissens-, Geschlechter- und Gesellschafts­ordnung in der Nachkriegszeit zusammenspielten.

Die Autorin Marietta Meier, geb. 1966, Historikerin, Privatdozentin für Neue Geschichte an der Universität Zürich. Veröffentlichungen u. a.: Zwang zur Ordnung. Psychiatrie im Kanton Zürich, 1870-1970 (Mitautorin, 2007); Die Pragmatik der Emotionen im 19. und 20. Jahrhundert (Mithg., 2007).


Wallstein Verlag Herbst 2015

26

Geschichte

Falko Schnicke Die männliche Disziplin Zur Vergeschlechtlichung der deutschen Geschichtswissenschaft 1780 –1900 Über die formative Kraft der bürgerlichen Geschlechterdichotomie im Verständnis der Wissenschaft des 18. und 19. Jahrhunderts.

Falko Schnicke Die männliche Disziplin Zur Vergeschlechtlichung der deutschen Geschichtswissenschaft 1780 –1900

ca. 680 S., ca. 5 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 49,90 (D); € 51,30 (A) ISBN 978-3-8353-1756-7 auch als E-Book Oktober WG 1550

Der Autor Falko Schnicke, geb. 1982, studierte Neuere Geschichte und Neuere deutsche Literatur in Hamburg, Berlin und London. Nach seiner Promotion an der HU Berlin war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Hamburg. Seit 2015 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DHI in London, wo er an einer Habilitation zur Inszenierung von Staatsbesuchen im 20. Jahrhundert arbeitet.

Richtige Wissenschaft kann nur von Männern gemacht werden – so die Vorstellungswelt, aus der die deutsche Geschichtswissenschaft im späten 18. und 19. Jahrhundert entstanden ist. Was dieses Denken für das Fach bedeutete, ist das Thema dieser Studie. Als Quellen werden die klassischen Texte der Historiographiegeschichte neu gelesen, darüber hinaus berücksichtigt der Autor – zum Teil erstmals – Portraits von Historikern (Frontispize und Ölgemälde). Dieses Material ermöglicht es Schnicke, eine bislang vernachlässigte Größe in der Wissenschaftsgeschichte zu konturieren: den Körper. Obwohl dieser den Horizont der Selbstreflexion unterschritt, war er doch zentral für die soziale Definition des Faches. Die Studie stellt überzeugend dar, dass sich die Vermännlichung der Geschichtswissenschaft nicht in der Existenz der ausschließlich männlichen Fachvertreter erschöpfte. Vielmehr wurde die Vermännlichung auf allen relevanten Ebenen der Disziplin realisiert: in der Anthropologie des Historikers, in der Konzeption historischer Forschung und in den Methoden und Institutionen.


Geschichte

27

Wallstein Verlag Herbst 2015

Rüdiger Ahrens Bündische Jugend Eine neue Geschichte 1918 –1933

Rüdiger Ahrens Bündische Jugend Eine neue Geschichte 1918 –1933

Rüdiger Ahrens stellt die bündische Jugend erstmals umfassend dar und bietet so einen neuen Blick auf ihre politische Ausrichtung.

Moderne Zeit. Neue Forschungen zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. 26. Herausgegeben von Ulrich Herbert und Lutz Raphael ca. 464 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 46,– (D); € 47,30 (A) ISBN 978-3-8353-1758-1 auch als E-Book August WG 1556

Über die Jugendbewegung der Weimarer Zeit ist bis in die 1980er Jahre hinein scharf gestritten worden, bevor die Kontroverse über den politischen Ort der Bünde und besonders über ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus abgerissen ist. Rüdiger Ahrens nimmt das Thema wieder auf und zeichnet die Geschichte der bündischen Jugend erstmals unter engem Anschluss an die Quellen nach. Er bezieht dabei die organisatorische Entwicklung, die ideologische Ausrichtung und die Praxis der Bünde aufeinander. So kann er erklären, wie die bündische Jugend infolge des Ersten Weltkriegs entstand, welche Mentalität die bündische Erziehung mit ihrem Schwerpunkt auf Soldatentum und »Wehrhaftigkeit« hervorbrachte und wie die Bünde auf Angebote und Ansprüche der nationalsozialistischen »Bewegung« reagierten. Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf das »nationale Lager« zu, dessen Beitrag zur Erosion der Republik und zur Durchsetzung der nationalsozialistischen Herrschaft auf diese Weise in den Blick kommt. Zugleich wird am Verhalten ehemaliger Bündischer nach 1933 und 1945 exemplarisch deutlich, welche langfristigen Wirkungen mit der Prägung in der Jugendbewegung verbunden waren.

Der Autor Rüdiger Ahrens, geb. 1981, Studium der Geschichte und Germanistik in Göttingen, Besançon, Berlin (HU) und Freiburg.


Wallstein Verlag Herbst 2015

28

Geschichte

Corinna R. Unger Entwicklungspfade in Indien Eine internationale Geschichte 1947– 1980 Tradition oder Moderne: Entwicklungspolitische Konzepte in Indien nach 1947 und ihre Umsetzung.

Corinna R. Unger Entwicklungspfade in Indien Eine internationale Geschichte 1947– 1980

ca. 320 S., ca. 5 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1754-3 auch als E-Book Juli WG 1557

Die Autorin Corinna R. Unger, geb. 1978, ist Professorin an der Jacobs University Bremen. Veröffentlichungen u. a. Reise ohne Wiederkehr? Leben im Exil, 1933-1945 (2009); Ostforschung in Westdeutschland. Die Erforschung des europäischen Ostens und die Deutsche Forschungsgemeinschaft, 19451975 (2007).

Als Indien 1947 seine Unabhängigkeit erlangte, stellte sich die Frage nach der Richtung, in die sich die neue Nation entwickeln sollte. Der Rückbesinnung auf »traditionelle«, weitestgehend ländliche Strukturen, stand der Wunsch nach möglichst rascher Industrialisierung und Modernisierung gegenüber. Am Ende konkurrierten ganz unterschiedliche Entwicklungsansätze miteinander. Corinna Unger geht diesen Konzepten nach. Sie untersucht anhand von Fallstudien zur ländlichen Entwicklung, Industrialisierung und Urbanisierung, welche Wissensbestände Pate standen und wie sie in die Praxis umgesetzt wurden, um den Problemen und Erfordernissen der postkolonialen Nation gerecht zu werden. Die vielfältigen Interessen, die sich im Rahmen der Dekolonisation und des Kalten Krieges mit der indischen Entwicklungspolitik verbanden, werden ebenso sichtbar wie die Akteure, die an ihr beteiligt waren: von nationalen Regierungen über internationale Organisationen bis zu privaten Stiftungen und Unternehmen. Mit ihrem wissensgeschichtlichen Ansatz eröffnet die Autorin neue Einblicke in die internationale Geschichte des 20. Jahrhunderts.


Geschichte

29

Wallstein Verlag Herbst 2015

David Templin Freizeit ohne Kontrollen Die Jugendzentrumsbewegung in der Bundesrepublik der 1970er Jahre

David Templin Freizeit ohne Kontrollen Die Jugendzentrumsbewegung in der Bundesrepublik der 1970er Jahre

Die Jugendzentrumsbewegung brachte das linksalternative Milieu in die westdeutsche »Provinz«.

Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 52. Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg ca. 600 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 46,– (D); € 47,30 (A) ISBN 978-3-8353-1709-3 auch als E-Book Oktober WG 1557

Mit Parolen wie »Was wir wollen: Freizeit ohne Kontrollen« gingen in den 1970er Jahren Tausende Jugendliche auf die Straßen, sammelten Unterschriften und stritten sich mit Kommunalpolitikern. Ihr Ziel: vor Ort ein selbstverwaltetes Jugendzentrum einzurichten. David Templin untersucht erstmals diese westdeutsche Jugendzentrumsbewegung der 1970er und frühen 1980er Jahre. Anknüpfend an die Jugendproteste um 1968 hatten sich zu Beginn der 1970er Jahre in vielen Städten und Gemeinden Initiativgruppen Jugend licher gebildet. Der Autor nimmt die Kritik an der Jugendpflege und ihre Vorstellungen »selbstorganisierter Räume«, ihre soziale und politische Zusammensetzung sowie die regionalen und überregionalen Netzwerke in den Blick. Zugleich beleuchtet er die Reaktionen lokaler Politiker und Stadtverwaltungen und die damit verbundenen öffentlichen Auseinandersetzungen. Mit der Einrichtung hunderter selbstverwalteter Jugendzentren breitete sich die politisierte Jugendkultur der Zeit in ländlich-kleinstädtischen wie in suburbanen Räumen der Bundesrepublik aus. Die Bewegung trug damit zur Konstituierung eines linksalternativen Milieus abseits der Großstädte entscheidend bei.

Der Autor David Templin, geb. 1983, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und arbeitet derzeit an einer Untersuchung zur Geschichte der Hamburger Wasserwerke und Stadtentwässerung im Nationalsozialismus.


Wallstein Verlag Herbst 2015

30

Geschichte

Christoph Hilgert Die unerhörte Generation Jugend im westdeutschen und britischen Hörfunk 1945 –1963 Formen, Bedingungen und Bedeutungen von Jugenddarstellungen im westdeutschen und britischen Hörfunk in der frühen Nachkriegszeit. Christoph Hilgert Die unerhörte Generation Jugend im westdeutschen und britischen Hörfunk 1945 –1963

Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert, Bd. 4. Herausgegeben von Frank Bösch und Christoph Classen ca. 400 S. ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1702-4 auch als E-Book September WG 1557

Der Autor Christoph Hilgert, geb. 1978, ist Historiker und lebt in Frankfurt a. M. Er forscht zur europäischen Kultur- und Mediengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Veröffentlichungen insbesondere zur Rundfunkgeschichte, ausgezeichnet mit dem Nachwuchsförderpreis Kommunikationsgeschichte 2015, den die Deutsche Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationsgeschichte verleiht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entspann sich in Westdeutschland und Großbritannien eine intensive, von ambivalenten Zukunftserwartungen geprägte Debatte über die Jugend. Christoph Hilgert zeigt, wie das Radio Vorstellungen über die Jugend und jugendkulturelle Entwicklungen durch Wort- und Musiksendungen prägte. Einerseits wurde Jugend als unerhörte Bedrohung des Status quo beschrieben, andererseits verschafften sich Jugendliche durch das Radio Gehör. Die medien- und kulturhistorische Studie bietet einen innovativen Beitrag zur Historisierung des überraschend ähnlich verlaufenden Wandels der westdeutschen und der britischen Gesellschaft, ihrer Generationenbeziehungen, Wert- und Moralvorstellungen sowie ihrer Medienkultur in dieser Zeit.


Geschichte

31

Wallstein Verlag Herbst 2015

Kai Nowak Projektionen der Moral Filmskandale in der Weimarer Republik Über moralische Deutungskämpfe in den Kinosälen der Weimarer Republik.

Kai Nowak Projektionen der Moral Filmskandale in der Weimarer Republik

Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert, Bd. 5. Herausgegeben von Frank Bösch und Christoph Classen ca. 512 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 44,– (D); € 45,30 (A) ISBN 978-3-8353-1703-1 auch als E-Book August WG 1556

Das Medium Film war von Beginn an gleichermaßen Faszination wie Provokation. Es lotete die Grenzen des Zeigbaren aus, dehnte sie, überschritt sie. Galt das Kino in seinen Anfängen noch selbst als skandalös, wurden zunehmend einzelne Filme zum Skandalon erhoben. Kai Nowak untersucht erstmals systematisch Filmskandale im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts unter Rückgriff auf eine breite Presse-, Film- und Aktenüberlieferung. Er zeigt, inwieweit Filmskandale als Seismographen des gesellschaftlichen Werte- und Normenwandels in der Moderne fungierten und die Deutung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Weimarer Republik ausfochten. Im Konflikt über Fragen wie den angemessenen Umgang mit den Grenzbereichen des Lebens, Vorstellungen staatlicher Ordnung, nationaler und regionaler Identität oder der Geschlechterordnung verhandelten Filmskandale nichts weniger als die politisch-moralischen Grundlagen des Gemeinwesens. Denn Filmskandale waren, so die These des Buches, Projektionen der Moral.

Der Autor Kai Nowak, geb. 1977, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Sonderforschungsbereich »Dynamiken der Sicherheit« der Universitäten Gießen und Marburg. Promotion in Gießen im Jahr 2014. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Politik- und Kulturgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert sowie der Medien- und Filmgeschichte.


Wallstein Verlag Herbst 2015

32

Geschichte

»Wenn die Chemie stimmt …« Geschlechterbeziehungen und Geburtenkontrolle im Zeitalter der »Pille« / Gender Relations and Birth Control in the Age of the »Pill« Die »Pille« und ihre globalen Auswirkungen.

»Wenn die Chemie stimmt …« Geschlechterbeziehungen und Geburtenkontrolle im Zeitalter der »Pille« / Gender Relations and Birth Control in the Age of the »Pill« Herausgegeben von Lutz Niethammer und Silke Satjukow ca. 400 S., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1741-3 auch als E-Book Oktober WG 1557

Die Herausgeber Lutz Niethammer, geb. 1939, ist Professor (em.) für Zeitgeschichte und Senior Advisor am Imre Kertész-Kolleg an der Universität Jena. Silke Satjukow, geb. 1965, ist Professorin für Geschichte der Neuzeit an der Universität Magdeburg.

Die »Pille« veränderte die Welt. Im Osten wie im Westen entwickelte sie sich zum zentralen Symbol einer »sexuellen Revolution«, stellte die überkommenen Normengefüge in Frage und die Machtverhältnisse der Geschlechter auf den Kopf – mit weitreichenden Folgen. Ihre Markteinführung Anfang der sechziger Jahre geriet zu einer fundamentalen Herausforderung: nicht nur für die Frauen und Männer auf allen Kontinenten, für ihr Sexualleben und für ihre Familienplanung. Herausgefordert fühlten sich auch die Hüter traditioneller Werte in Politik, Religion und Kultur. Manche Gesellschaften hießen das Pharmazeutikum der Moderne willkommen, andere verweigerten sich strikt. Aus dem Inhalt: David P. Cline (Blacksburg, USA): Strange Bedfellows: Surprising Allies in the Struggle over Abortion and Birth Control in 1960s Massachusetts Boris Denisov/Victoria Sakevich (Moskau): Birth Control in Russia: A Swaying Population Policy Delia Devin (Leeds): Modern Contraception and State Intervention in Fertility Control: The Case of China Annette Leo: »Fünf Kinder – auf keinen Fall«: Entscheidungen für oder gegen die Pille in der DDR der 1970er und 1980er Jahre Rita Schäfer (Frankfurt a. M.): Kontroversen über Verhütungsmittel im Kontext von gender, sex und race in Südafrika


Geschichte

33

Wallstein Verlag Herbst 2015

Hot Stuff Gender, Popkultur und Generationalität in Westund Osteuropa nach 1945

Hot Stuff Gender, Popkultur und Generationalität in Westund Osteuropa nach 1945

Popkultur und ihre Funktion für gesellschaftspolitische und familiäre Positionierungen – in kapitalistischen und sozialistischen Gesellschaften.

Herausgegeben von Lu Seegers Göttinger Studien zur Generationsforschung, Bd. 19. Herausgegeben von Dirk Schumann ca. 220 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1743-7 auch als E-Book Oktober WG 1557

45er, 68er, 89er: Immer waren es vor allem die sogenannten politischen Generationen mit ihren zumeist männlichen Protagonisten, die bislang im Fokus der Forschung standen. Die Kategorie Gender wurde dabei ebenso ausgeblendet wie der enorme Einfluss der Popkultur auf die Lebenswelten junger Menschen in West- wie in Osteuropa seit den 1950er Jahren. Anhand der Bereiche Mode und Musik fragt der Sammelband nach dem Zusammenhang von Konsumpraxen, popkulturellen Formationen und geschlechtsspezifischen generationellen Deutungen. Dabei werden sowohl mediale Inszenierungen von Mode bzw. Musik, Popstars und Mannequins als auch deren individuelle wie kollektive Aneignungen interdisziplinär in den Blick genommen. Aus dem Inhalt: Uta Poiger: Geschlechterspezifik und Generation in Mode und Musik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Rebecca Menzel: Generationen- versus Systemkonflikt? Popkultur um 1970 und ihre Deutungen in der Bundesrepublik und in der DDR Anna Tikhomirova: »Upcycling« auf spätsowjetisch? Umgenähte Kleidung als generationsübergreifendes weibliches Überlebens- und Distinktionsmittel in der Brezhnev-Ära

Die Herausgeberin Lu Seegers, geb. 1968, Historikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und Privatdozentin an der Universität Hamburg. Veröffentlichungen u. a.: Pop und Generationalität. Anmerkungen zu einer vernachlässigten Beziehung, in: Alexa Geisthövel / Bodo Mrozek (Hg.), Popgeschichte, Bd. 1: Konzepte und Methoden (2014); »Vati blieb im Krieg«. Vaterlosigkeit als generationelle Erfahrung im 20. Jahrhundert – Deutschland und Polen (2013).


Wallstein Verlag Herbst 2015

34

Geschichte

Claudia Lepp Wege in die DDR West-Ost-Übersiedlungen im kirchlichen Bereich vor dem Mauerbau Die Geschichte der protestantischen Übersiedler in die DDR – eine Migration der besonderen Art während der Zeit der deutschen Teilung.

Claudia Lepp Wege in die DDR West-Ost-Übersiedlungen im kirchlichen Bereich vor dem Mauerbau

ca. 224 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,– (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1735-2 auch als E-Book Juli WG 1557

Die Autorin Claudia Lepp, geb. 1965, ist Leiterin der Forschungsstelle für Kirchliche Zeitgeschichte und apl. Professorin an der Universität München; sie forscht und publiziert zur deutschen Religions- und Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Veröffentlichungen u. a.: Die Politisierung des Protestantismus. Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland während der 1960er und 70er Jahre (Mithg., 2011); Tabu der Einheit? Die Ost-West-Gemeinschaft der evangelischen Christen und die deutsche Teilung 1945 –1969 (2005).

Einer breiteren Öffentlichkeit ist diese besondere Migration in Richtung DDR nur durch den Fall von Horst Kastner, dem Vater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, bekannt. Zwischen Kriegsende und Mauerbau zogen jedoch zahlreiche Theologiestudierende, Vikare und Vikarinnen, Pfarrer sowie Diakone und Diakonissen in die DDR. Die Studie beschäftigt sich mit dieser Migration als Sozial- und als Individualprozess. Sie zeigt die Steuerung und Begrenzung des West-Ost-Wanderungsgeschehens im kirchlichen Bereich durch das SEDRegime, das in der Drosselung dieser Zuwanderung eine Möglichkeit sah, die Kirchen in der DDR zu schwächen und mögliche »Westinfiltration« einzudämmen. Sie untersucht die Haltung der ost- und westdeutschen Kirchen gegenüber der Personal- und Nachwuchswanderung in Richtung DDR. Und sie handelt von den Übersiedlern selbst, indem sie den Phasenverlauf und die regionalen Schwerpunkte des Wanderungsgeschehens, das soziodemographische Profil und die Motivstruktur der Migranten sowie deren Integration bzw. Rückwanderung analysiert. Dabei wird deutlich, dass sich die kirchlichen West-Ost-Migranten vor allem durch ihre Motive von den anderen West-Ost-Übersiedlern unterscheiden.


Geschichte

35

Wallstein Verlag Herbst 2015

Birgit Hofmann Der ›Prager Frühling‹ und der Westen Frankreich und die Bundesrepublik in der internationalen Krise um die Tschechoslowakei 1968 Birgit Hofmann Der ›Prager Frühling‹ und der Westen Frankreich und die Bundesrepublik in der internationalen Krise um die Tschechoslowakei 1968

Die Rolle des Westens in einer der zentralen Krisen der europäischen Nachkriegsgeschichte.

Diktaturen und ihre Überwindung im 20. und 21. Jahrhundert, Bd. 10. Herausgegeben von Carola Sachse und Edgar Wolfrum ca. 480 S., ca. 10 Abb., brosch. ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1737-6 auch als E-Book Oktober WG 1557

In der Nacht des 20. August 1968 erschütterte die Nachricht vom Truppeneinmarsch in Prag die Weltöffentlichkeit. Mit der größten Militäraktion in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg beendeten die Sowjetunion und ihre Verbündeten den tschechoslowakischen »Sozialismus mit menschlichem Antlitz«. Die Regierungen des Westens protestierten gegen den völkerrechtswidrigen Akt. Man fürchtete ein Übergreifen der Krise. Westdeutschland wurde beschuldigt, die Intervention provoziert zu haben. Ein Vorwurf, den der französische Präsident de Gaulle antizipierte und so die gemeinsame Ostpolitik in Frage stellte. Birgit Hofmann untersucht die Rolle des Westens während des »Prager Frühlings« erstmals umfassend und multiperspektivisch. Am Beispiel Frankreichs und der Bundesrepublik zeigt sie, wie interne Spannungen eine gemeinsame Position gegenüber der UdSSR verhinderten. Die Passivität des Westens trug so dazu bei, die Blockspaltung bis zum Ende des Kommunismus zu zementieren. Mit diesem Fokus wirft die Autorin auch ein Schlaglicht auf den Umgang von Demokratien mit Diktaturen und beweist, dass die Grundfragen des Kalten Kriegs noch immer höchst gegenwärtig sind.

Die Autorin Birgit Hofmann, geb. 1975, ist Fakultätsmitglied im EU Programm des »Institute for the International Education of Students« in Freiburg. Sie wurde als herausragende Nachwuchswissenschaftlerin Baden-Württembergs durch die Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. Veröffentlichungen u. a.: Diktaturüberwindung in Europa – neue nationale und transnationale Perspektiven (Mithg., 2010).


Wallstein Verlag Herbst 2015

36

Geschichte

Wolfgang Göderle Zensus und Ethnizität Zur Herstellung von Wissen über soziale Wirklichkeiten im Habsburgerreich zwischen 1848 und 1910 Über die Rolle des Zensus bei der Konstruktion von Nation, ›Identität‹ und Ethnizität.

Wolfgang Göderle Zensus und Ethnizität Zur Herstellung von Wissen über soziale Wirklichkeiten im Habsburgerreich zwischen 1848 und 1910

ca. 336 S., ca. 18 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1732-1 auch als E-Book Oktober WG 1555

Der Autor Wolfgang Göderle, geboren 1981, ist Postdoktorand am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt. Er studierte Neuere und Neueste Geschichte, Ökonomie, Sprachwissenschaft und Internationale Beziehungen in Graz und Paris. Ausgezeichnet mit dem Michael Mitterauer-Förderpreis für Gesellschafts-, Kultur und Wirtschaftsgeschichte 2014.

Die Volkszählungen im späten Habsburgerreich waren eine zentrale Praxis der Wissensherstellung und Durchethnisierung. Was wurde dabei genau gezählt? Welche kollektiven Identitätsvorstellungen sollten daraus hervorgehen? Welchen Beitrag leisteten wissenschaftliche Weltbilder und Idealvorstellungen von Objektivität? Wie wurde das erzeugte Wissen in modernen Gesellschaften verbreitet und wirksam? Die Studie ist als Wissensgeschichte an der Schnittstelle von Verwaltungs-, Wissenschafts-, und Imperialgeschichte konzipiert. Mit der Konzentration auf Wissenschaft, Administration und mediale Repräsentation kommt Wolfgang Göderle zu überraschenden Ergebnissen: Weder waren staatliche Institutionen völlig frei in ihrem Handeln, noch waren Bürgerinnen und Bürger passive Subjekte im Zensus. Die moderne Volkszählung entwickelte sich mit den wissenschaftlichen Idealen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihr reibungsloser Ablauf konnte nur gewährleistet werden, wenn hohe Anforderungen erfüllt waren. Insbesondere musste dazu Raum territorial gedacht und administrativ unter Kontrolle gebracht werden. Die Herstellung dieser Vorbedingung wirkt bis in die Gegenwart nach.


Geschichte

37

Wallstein Verlag Herbst 2015

Annette Weinke Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit Transnationale Debatten über deutsche Staatsverbrechen im 20. Jahrhundert Eine transnationale Diskursgeschichte des völkerstrafrechtlichen Umgangs mit staatlich organisierter Gewalt im 20. Jahrhundert. Annette Weinke Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit Transnationale Debatten über deutsche Staatsverbrechen im 20. Jahrhundert

Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 19. Herausgegeben von Norbert Frei ca. 432 S., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1766-6 auch als E-Book Oktober WG 1557

Mit dem Aufkommen des modernen Kriegsvölkerrechts im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts veränderte sich der Blick auf die verschiedenen Erscheinungsformen staatlich organisierter Gewalt. Am Beispiel politischer, rechtlicher und wissenschaftlicher Debatten um deutsche (Massen-)Gewalt, die über ein knappes Jahrhundert und in verschiedenen zeitlichen und räumlichen Zusammenhängen beleuchtet werden, geht Annette Weinke dem sich wandelnden Charakter des humanitären Völkerrechts nach und fragt nach den Verschränkungen von historischer Erfahrung, Historiographie, Recht und (Moral-)Politik. Ihre Untersuchung betritt historisches Neuland, indem sie erstmals die wirklichkeitskonstituierenden Wirkungen des Völkerstrafrechts und der Menschenrechte in eine längere zeitliche Perspektive rückt. Im Fokus stehen dabei deutsche Völkerrechtsverstöße im Ersten Weltkrieg, die nationalsozialistischen Massenverbrechen und der Holocaust sowie das Systemunrecht der DDR.

Die Autorin Annette Weinke, geb. 1963, ist Privatdozentin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena. Sie forscht und publiziert seit vielen Jahren zur Geschichte der Menschenrechte und des Völkerstrafrechts, der alliierten Entnazifizierungs- und Strafpolitik und der NS-Prozesse im geteilten Deutschland. Veröffentlichungen u. a.: Die Nürnberger Prozesse (2006); Toward a New Moral World Order? Menschenrechtspolitik und Völkerrecht seit 1945 (Mithg., 2013).


Wallstein Verlag Herbst 2015

38

Geschichte

Tim Schanetzky Regierungsunternehmer Henry J. Kaiser, Friedrich Flick und die Staatskonjunkturen in den USA und Deutschland Innovativer Zugang zu einem klassischen Thema: Was zeichnete unternehmerisches Handeln in Demokratie und Diktatur aus? Tim Schanetzky Regierungsunternehmer Henry J. Kaiser, Friedrich Flick und die Staatskonjunkturen in den USA und Deutschland

Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 20. Herausgegeben von Norbert Frei ca. 448 S., geb., Schutzumschlag ca. € 46,– (D); € 47,30 (A) ISBN 978-3-8353-1767-3 auch als E-Book November WG 1550

Der Autor Tim Schanetzky, geb. 1973, ist Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena. Veröffentlichungen u. a. »Kanonen statt Butter«. Wirtschaft und Konsum im Dritten Reich (2015); Unternehmen im Nationalsozialismus. Zur Historisierung einer Forschungskonjunktur (Mithg., 2010).

Über Opportunismus, Mittäterschaft und moralische Grenzüberschreitungen von Unternehmern im Dritten Reich wird seit Jahrzehnten gestritten: Welches Verhalten findet sich in jeder kapitalistischen Wirtschaft? Was muss als typisch für den Nationalsozialismus gelten? Tim Schanetzky untersucht unternehmerisches Handeln in Demokratie und Diktatur. Er blickt auf die Karrieren zweier Großindustrieller, deren Aufstieg ohne die Staatskonjunkturen unter Hitler und Roosevelt undenkbar gewesen wäre. Henry J. Kaiser war an Bauprojekten wie dem Hoover-Damm beteiligt, stieg zum Werft- und Stahlmagnaten auf und wurde um 1944 als möglicher Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika gehandelt. Ebenso expansiv war Friedrich Flick, dem das Dritte Reich zur Umsetzung seiner Idealvorstellung vom dynastischen Unternehmertum verhalf. Ihr Erfolg zwang beide nach 1945 auf Jahrzehnte hinaus zur Selbstrechtfertigung. Die Vergleichsstudie stellt das Verhalten der Regierungsunternehmer in ihren zeitgenössischen Kontext und leistet zugleich einen wichtigen Beitrag zur Geschichte Deutschlands und der USA im 20. Jahrhundert.


Geschichte

39

Wallstein Verlag Herbst 2015

Das 20. Jahrhundert erzählen Zeiterfahrung und Zeiterforschung im geteilten Deutschland

Das 20. Jahrhundert erzählen Zeiterfahrung und Zeiterforschung im geteilten Deutschland

Die ost- und westdeutsche Zeitgeschichtsforschung nach 1945 aus erfahrungs- und beziehungsgeschichtlicher Perspektive.

Herausgegeben von Franka Maubach und Christina Morina Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 21. Herausgegeben von Norbert Frei ca. 592 S., geb., Schutzumschlag ca. € 42,– (D); € 43,20 (A) ISBN 978-3-8353-1707-9 auch als E-Book November WG 1557

Im Kalten Krieg war die Zeitgeschichtsforschung Medium und Mittel ideologischer Auseinandersetzung. Dennoch blieben Historiker im geteilten Deutschland stets aufeinander bezogen. Was sie unweigerlich verband, war die im doppelten Sinne geteilte Erfahrung im »Zeitalter der Extreme«. Die Fragen, die sie an die Epoche richteten, ähnelten sich mitunter in auffallender Weise. Dass die Antworten indes meist weit auseinander lagen, wurde auf beiden Seiten der Mauer genau registriert – der deutsch-deutsche Dialog darüber blieb bis 1989 schwierig. Neun Autoren fragen in diesem in enger Zusammenarbeit geschriebenen Buch einerseits nach dem Zusammenhang von (Lebens-)Erfahrung und (Geschichts-) Wissenschaft. Andererseits untersuchen sie in ihren auf Schlüsselereignisse des 20. Jahrhunderts fokussierten Essays systematisch Resonanzen und Beziehungen innerhalb der gespaltenen Wissenschaft, thematisieren Werkrezeptionen, innerdeutsche Kontroversen und grenzübergreifende Einflüsse, Marginalisierungen und Blockaden. Auf diese Weise wird die Geschichte der durch Krieg, Holocaust und Teilung herausgeforderten Zeitgeschichtsforschung erstmals als Kapitel einer integrierten deutschen Nachkriegsgeschichte erzählt.

Die Herausgeberinnen Franka Maubach, geb. 1974, ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Jena. Veröffentlichungen u. a.: Den Unterdrückten eine Stimme geben? Die International Oral History Association zwischen politischer Bewegung und wissenschaftlichem Netzwerk (Mithg., 2013); Soldatinnen. Gewalt und Geschlecht im Krieg vom Mittelalter bis heute (Mithg., 2010); Die Stellung halten. Kriegserfahrungen und Lebensgeschichten von Wehrmachthelferinnen (2009). Christina Morina, geb. 1976, ist Gastwissenschaftlerin am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Veröffentlichungen u. a.: Legacies of Stalingrad. Remembering the Eastern Front in Germany since 1945 (2011).


Wallstein Verlag Herbst 2015

40

Geschichte

Jens-Christian Wagner Produktion des Todes Das KZ Mittelbau-Dora Das Standardwerk zur Geschichte des KZ MittelbauDora. Aktualisierte und erweiterte Neuauflage! Jens-Christian Wagner Produktion des Todes Das KZ Mittelbau-Dora

Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora ca. 576 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1507-5 auch als E-Book August WG 1556

Der Autor Jens-Christian Wagner, geb. 1966, Historiker, Geschäftsführer der »Stiftung niedersächsische Gedenkstätten«, bis 2014 Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Forschungen zu Zwangsarbeit und Konzentrationslagern im Nationalsozialismus sowie zu Erinnerungskulturen nach 1945. Veröffentlichungen u. a.: Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg. Begleitband zur internationalen Wanderausstellung (Mithg., 2010).

Mit einem dichten Netz von Außenlagern überzog das KZ Mittelbau-Dora in den letzten Kriegsjahren den Harz. Tausende Häftlinge starben hier beim Bau unterirdischer Rüstungsanlagen, die den Nationalsozialisten den propagierten »Endsieg« bringen sollten. Jens-Christian Wagner untersucht auf Grundlage weitgehend unveröffentlichter Quellen aus zahlreichen Archiven die Kooperation von SS und Rüstungsindustrie und das Wechselverhältnis von Vernichtung und Arbeit. Differenziert stellt der Autor Opfergruppen und exemplarische Täterbiographien dar und fragt nach der Einbindung der Lager in ihr gesellschaftliches Umfeld: Welche Auswirkungen hatte das Hineinwachsen des Lagersystems in die Tätergesellschaft, wie wirkte sich die Präsenz der KZ-Häftlinge auf die Bevölkerung in der Umgebung der Lager aus?


Geschichte

41

Wallstein Verlag Herbst 2015

»... Zeugnis ablegen bis zum letzten« Tagebücher und persönliche Zeugnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Holocaust »... Zeugnis ablegen bis zum letzten« Tagebücher und persönliche Zeugnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Holocaust

Tagebücher und Briefe von Tätern, Opfern und »Bystandern« des NS-Regimes als Quellen, die individualbiographisch entschlüsselt werden müssen.

Herausgegeben von Frank Bajohr und Sybille Steinbacher Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 15. Herausgegeben i. A. der Stadt Dachau und des Jugendgästehauses Dachau / Max-Mannheimer-Studienzentrum von Sybille Steinbacher ca. 272 S., ca. 3 Abb., brosch. ca. € 20,– (D); € 20,60 (A) ISBN 978-3-8353-1742-0 auch als E-Book September WG 1556

Kaum eine Quellengattung hat die Beschäftigung mit dem gesellschaftlichen Alltag des »Dritten Reiches« ähnlich stark beeinflusst wie die der Tagebücher. Allein die 1995 erstmals veröffentlichten Tagebücher des Dresdner Romanisten Victor Klemperer haben sich bis heute mehr als 300.000 Mal verkauft. Das große öffentliche Interesse hängt sicher zum Teil mit dem langsamen Verschwinden der Zeitzeugen zusammen. Darüber hinaus hat sich jedoch seit den achtziger Jahren ein alltags- und gesellschaftsgeschichtlicher Perspektivenwechsel vollzogen, der die damaligen Zeitgenossen als handelnde Akteure begreift und nach deren Wahrnehmung der historischen Ereignisse fragt. Aus dem Inhalt: Angela Hermann: »Sie werden draußen wohl einiges Interesse finden.« Die Tagebücher von Joseph Goebbels Susanne Heim: »Beim Schreiben habe ich immer noch einen Funken Hoffnung.« Tagebücher und Briefe verfolgter Juden im Vergleich Beate Meyer: »Ich schlüpfe wie eine graue Motte überall durch.« Die Wandlungen der Luise Solmitz im Spiegel ihrer Tagebücher Andrea Löw: Tagebücher aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz): Autoren, Themen, Funktionen Dietmar Süß: Die »Heimat« als »Front«. Der Luftkrieg in Tagebuchaufzeichnungen

Die Herausgeber Frank Bajohr ist seit 2013 wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München, Privatdozent an der Universität Hamburg und Lehrbeauftragter an der Universität München. Jüngste Veröffentlichungen: Der Holocaust. Ergebnisse und neue Fragen der Forschung, hg. zus. mit Andrea Löw (2015); Bedrohung, Hoffnung, Skepsis. Vier Tagebücher des Jahres 1933, hg. zus. mit Beate Meyer und Joachim Szodrzynski (2013). Sybille Steinbacher ist Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Wien. Sie forscht über die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, die deutsche Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert und die Geschichte von Diktaturen, Gewalt und Genoziden. Jüngste Veröffentlichungen: Auschwitz. Geschichte und Nachgeschichte (32015, zuerst 2004); Wie der Sex nach Deutschland kam. Der Kampf um Sittlichkeit und Anstand in der frühen Bundesrepublik (2011).


Wallstein Verlag Herbst 2015

42

Geschichte

Detlev Peukert und die NS-Forschung

Der Band thematisiert anlässlich des 25. Todestages von Detlev Peukert und in Erinnerung an ihn und seine Werke Perspektiven der aktuellen NS-Forschung.

Detlev Peukert und die NS-Forschung Herausgegeben von Rüdiger Hachtmann und Sven Reichardt Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 31 ca. 272 S., brosch. ca. € 20,– (D); € 20,60 (A) ISBN 978-3-8353-1731-4 auch als E-Book September WG 1556

Die Herausgeber Rüdiger Hachtmann, geb. 1953, wiss. Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und apl. Prof. an der TU Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Das Wirtschaftsimperium der Deutschen Arbeitsfront 1933 –1945 (2012); Wissenschaftsmanagement im ›Dritten Reich‹: Die Geschichte der Generalverwaltung der KaiserWilhelm-Gesellschaft (2007). Sven Reichardt, geb. 1967, Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Universität Konstanz. Veröffentlichungen u. a.: Authentizität und Gemeinschaft. Linksalternatives Leben in den siebziger und frühen achtziger Jahren (2014); Der prekäre Staat – Herrschen und Verwalten im Nationalsozialismus (Mitautor, 2011).

Detlev Peukert war in vielerlei Hinsicht ein Pionier historiographischer Entwicklungen. Anlässlich seines 25. Todestages setzen sich prominente Historiker vor dem Hintergrund von Entwicklung, Stand und Perspektiven der aktuellen NS-Forschung mit seinen Werken auseinander. Aus dem Inhalt: Ulrich Herbert: Detlev Peukert und die NS-Forschung, 1975 –1985 Michael Wildt: Die Volksgemeinschaftsdebatte Anthony McElligott: In Search of a Fuehrer. Bourgeois Youth in Weimar Politics Ulrike Jureit: Generationengeschichtliche Deutungsmuster zum 20. Jahrhundert Nikolaus Wachsmann: Rewriting resistance and repression under the Nazi regime Elizabeth Harvey: Privaträume und Privatleben im Nationalsozialismus Thomas Etzemüller: War die Moderne »janusköpfig«? Frank Bajohr: Der Nationalsozialismus als »Krankengeschichte der Moderne«


Geschichte

43

Wallstein Verlag Herbst 2015

Zwischen Harz und Heide Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945

Zwischen Harz und Heide Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945 Begleitband zur Ausstellung, herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und MittelbauDora und der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten von Regine Heubaum und JensChristian Wagner 135 S., 90, z.T. farbige, Abb., franz. brosch. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-1713-0 sofort lieferbar WG 1556

In den letzten Kriegsmonaten eskalierten die NS-Verbrechen, Hunderttausende KZ-Häftlinge wurden auf Todesmärschen aus frontnahen Konzentrationslagern ins Reichsinnere getrieben. Anfang April 1945 räumte die SS auch das KZ Mittelbau-Dora im Harz. In aller Hast verlud sie die Häftlinge in Viehwaggons oder trieb sie zu Fuß Richtung Norden. Etwa die Hälfte der Transporte endete im KZ Bergen-Belsen. Dort richtete die SS noch kurz vor der Befreiung in einer Wehrmachtskaserne ein Nebenlager ein. Tausende Häftlinge, die ihre Befreiung schon vor Augen hatten, wurden während der Todesmärsche in aller Öffentlichkeit ermordet. Nach dem Krieg bemühten sich die Alliierten, diese Verbrechen aufzuklären und die entlang der Transportrouten zurückgelassenen Leichen würdig zu bestatten. Die meisten Deutschen hingegen lehnten eine Auseinandersetzung mit dem Thema ab. Der vorliegende Band dokumentiert die gleichnamige Ausstellung der Gedenkstätten Bergen-Belsen und Mittelbau-Dora. Ergänzende wissenschaftliche Essays namhafter Autorinnen und Autoren bieten einen vertiefenden Einblick in ein von Forschung wie Öffentlichkeit lange vernachlässigtes Thema.

Die Dokumentation der gleichnamigen Ausstellung zu den Todesmärschen zwischen Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen. KZ-Gedenkstätte MittelbauDora: 13.4. –9.9.2015 Gedenkstätte Bergen-Belsen: 24.4. – 15.6.2015

Die Herausgeber Regine Heubaum, geb. 1965, studierte Neue Geschichte und Russisch in Berlin und promovierte dort. Seit 2003 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin der Dokumentationsstelle der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (seit 2004 als stellvertretende Leiterin der KZGedenkstätte Mittelbau-Dora). Veröffentlichungen u. a.: Nordhausen im Nationalsozialismus. Ein historischer Wegweiser (Hg., 2010); Gedenkbuch für die Toten des KZ MittelbauDora (2010); Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943 –1945. Begleitband zur Ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (Mitautorin, 2007). Jens-Christian Wagner, geb. 1966, Historiker, Geschäftsführer der »Stiftung niedersächsische Gedenkstätten«, bis 2014 Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Forschungen zu Zwangsarbeit und Konzentrationslagern im Nationalsozialismus sowie zu Erinnerungskulturen nach 1945. Veröffentlichungen u. a.: Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg. Begleitband zur internationalen Wanderausstellung (Mithg., 2010).


Wallstein Verlag Herbst 2015

44

Geschichte

Fundstücke Entwurzelt im eigenen Land: Deutsche Sinti und Roma nach 1945 Die Autoren befassen sich mit der nach 1945 marginalisierten Opfergruppe der Sinti und Roma und ihrem Ringen um Anerkennung und Entschädigung.

Fundstücke Entwurzelt im eigenen Land: Deutsche Sinti und Roma nach 1945 Herausgegeben von Susanne Urban, Silvio Peritore, Frank Reuter, Sascha Feuchert und Markus Roth Fundstücke, Bd. 2. Hg. von Susanne Urban, i. A. des International Tracing Service Bad Arolsen ca. 64 S., ca. 20 Abb., Klappenbroschur ca. € 9,90 (D); € 10,20 (A) ISBN 978-3-8353-1656-0 auch als E-Book Juni WG 1557

Die Herausgeber Susanne Urban, geboren 1968, leitet seit 2009 die »Forschung und Bildung« im ITS. Sie war vorher u. a. in Yad Vashem in Jerusalem und im Jüdischen Museum Frankfurt a. M. tätig. Silvio Peritore, geboren 1961, ist stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Frank Reuter, geboren 1963, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg. Sascha Feuchert, geboren 1971, ist Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Universität Gießen und Vizepräsident des deutschen PEN. Markus Roth, geboren 1972, ist Historiker und stellvertretender Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Universität Gießen.

Die zweite Ausgabe der »Fundstücke« beschäftigt sich mit deutschen Sinti und Roma, die als Überlebende des NS-Genozids nach 1945 versuchten, sich im eigenen Land ein neues Leben aufzubauen, oder zu emigrieren. Narrative der Überlebenden in den Dokumenten aus dem Archiv des International Tracing Service (ITS) sowie administrative Akten aus dem ITS verdeutlichen nicht nur, was diese häufig nicht als NS-Verfolgte anerkannten Menschen erlitten hatten, sondern auch mit welchen Vorurteilen und bürokratischen Hürden sie nach der Befreiung konfrontiert waren. Auch die Auskunftspraxis des ITS war ein Teil der langen Marginalisierungsgeschichte der Sinti und Roma. Die in dem Band versammelten Essays richten anhand der Dokumente einen kritischen Blick auf beteiligte Institutionen und stellen sich empathisch an die Seite derer, die zwar überlebt hatten, aber nach 1945 erneut Diskriminierung und Ausgrenzung erleben mussten.


Geschichte

45

Wallstein Verlag Herbst 2015

Fundstücke Die Wahrnehmung der NS-Verbrechen und ihrer Opfer im Wandel

Fundstücke Die Wahrnehmung der NS-Verbrechen und ihrer Opfer im Wandel

Die gesellschaftliche Wahrnehmung der NS-Verbrechen in den vergangenen 70 Jahren unter kritischer Hinterfragung auch der Rolle des ITS.

Herausgegeben von Henning Borggräfe, Hanne Leßau und Harald Schmid Fundstücke, Bd. 3 Hg. von Susanne Urban, i. A. des International Tracing Service Bad Arolsen ca. 64 S., ca. 20 Abb., Klappenbroschur ca. € 9,90 (D); € 10,20 (A) ISBN 978-3-8353-1744-4 auch als E-Book November WG 1557

Unmittelbar nach der Befreiung begann ein bis heute andauernder Prozess der Definition des Nazi-Unrechts und seiner Abgrenzung z. B. von einer »normalen« Kriegsführung oder Kriminalitätsbekämpfung. Im Zusammenhang mit der Strafverfolgung der Täter, der Entschädigung der Opfer und im öffentlichen Gedenken wurde das Bild des Nazi-Unrechts, und mit ihm der Kreis der anerkannten NS-Verfolgten, immer wieder neu bestimmt – und ausgeweitet. Als wichtigste Institution bei der Erteilung von Auskünften über einzelne Verfolgte war der International Tracing Service (ITS) in diese Prozesse eingebunden – und stand beim Erwerb und der Erschließung neuer Dokumente stets zugleich selbst vor der Herausforderung, den Kreis der NS-Verfolgten zu definieren. Diese Entwicklung in der Wahrnehmung der NS-Verbrechen und ihrer Opfer – in der Gesellschaft wie im ITS – wird hier kritisch betrachtet. Vor allem am Beispiel der als »Asoziale« Verfolgten zeigt sich, wie stark der ITS das jeweils gesellschaftlich vorherrschende Bild des Nazi-Unrechts übernahm, oder wie weit er sich von diesem mitunter auch entfernte – oft zum Vorteil, manchmal aber auch zum Nachteil der betroffenen Menschen.

Die Herausgeber Henning Borggräfe, geb. 1981, ist Historiker und seit 2014 stellvertretender Leiter der Abteilung Forschung und Bildung des ITS. Zuvor war er an der Universität Bochum und am KWI Essen in verschiedenen zeithistorischen Forschungsprojekten tätig. Hanne Leßau, geboren 1984, schreibt ihre Promotion zur Erfahrungsgeschichte der Entnazifizierung an der Universität Bochum, wo sie 2011 bis 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte war. Seit 2010 arbeitet sie in historischen Ausstellungsprojekten. Harald Schmid, geb. 1964, ist Politikwissenschaftler und Historiker. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter u. a. am Hamburger Institut für Sozialforschung sowie an den Universitäten Hamburg und Kiel. Seit 2011 arbeitet er als Historiker bei der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten. Mitherausgeber des »Jahrbuchs für Politik und Geschichte« und Vorstandsmitglied des Arbeitskreises »Politik und Geschichte« in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft.


Wallstein Verlag Herbst 2015

46

Geschichte

Frankfurter Historiker

Über herausragende Wissenschaftler des Historischen Seminars in Frankfurt.

Frankfurter Historiker Herausgegeben von Evelyn Brockhoff, Bernd Heidenreich und Michael Maaser Schriftenreihe des Frankfurter Universitätsarchivs, Bd. 6. Herausgegeben von Notker Hammerstein und Michael Maaser ca. 160 S., ca. 15 Abb., brosch. ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-1749-9 auch als E-Book November WG 1550

Die Herausgeber Evelyn Brockhoff, geb. 1955, ist Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte Frankfurt. Bernd Heidenreich, geb. 1955, ist Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Michael Maaser, geb. 1964, leitet das Frankfurter Universitätsarchiv.

Stellvertretend für das Fach Geschichte an der Goethe-Universität stehen die Berufsbiografien von Ernst Kantorowicz, Otto Vossler, Matthias Gelzer, Werner Gembruch und Elsbet Orth und werfen Licht auf die Themen, Methodik sowie Didaktik der Frankfurter Geschichtswis-senschaft. Vorangestellt ist den Porträts eine Geschichte des Frankfurter Historischen Seminars von seinen Anfängen bis zum Jahr 1975. Inhalt: Notker Hammerstein: Das Historische Seminar der Frankfurter Universität von seinen Anfängen bis 1975 Christian Meier: Matthias Gelzer Heribert Müller: »Im übrigen trägt er ein sehr weltfremdes Gepräge; er ist unberührt vom Für oder Wider einer politischen Einstellung«. Der Frankfurter Historiker Paul Kirn Johannes Heil: Frankfurts Mittelalter zwischen Freiheiten und Fehden: Elsbet Orth Janus Gudian: Geschichtsschreibung zur Gegenwartsorientierung. Zum Wissenschaftsverständnis des Ernst Kantorowicz Ulrich Muhlack: Geschichte als Sinn: Otto Vossler Peter Wende: Soldat und Historiker: Werner Gembruch


Geschichte

47

Wallstein Verlag Herbst 2015

Fragmentierte Republik? Das politische Erbe der Teilungszeit in Polen 1918 –1939

Fragmentierte Republik? Das politische Erbe der Teilungszeit in Polen 1918 –1939

Die Geschichte Polens in der Zwischenkriegszeit als Teil einer europäischen Verflechtungsgeschichte.

Herausgegeben von Michael G. Müller und Kai Struve Phantomgrenzen im östlichen Europa, Bd. 2. Herausgegeben von Béatrice von Hirschhausen, Hannes Grandits, Claudia Kraft, Dietmar Müller und Thomas Serrier ca. 200 S., ca. 10 Abb., brosch. ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-1745-1 auch als E-Book November WG 1556

Ein großer Teil der politischen Eliten des polnischen Staates, der 1918 seine Unabhängigkeit zurückgewann, war schon vor dem Ersten Weltkrieg unter der Herrschaft der Teilungsmächte politisch aktiv gewesen. Sie waren von den unterschiedlichen Bedingungen geprägt, die für Polen im Deutschen Reich, der Habsburgermonarchie und im Zarenreich bestanden. Die Beiträger gehen anhand der polnischen Zweiten Republik der Frage nach, in welcher Weise frühere politische Grenzen nach ihrem Verschwinden als Phantomgrenzen fortwirken und die politischen Verhältnisse weiter prägen. Aus dem Inhalt: Christhardt Henschel: Phantomgrenzen und das Militär. Polen 1918 –1921 Tadeusz Janicki: Strömungen des polnischen Agrarismus in den Jahren 1931 –1939 Martin Müller-Butz: Imperiales Erbe? Politisches Engagement und gesellschaftliche Wahrnehmung aus Russland (re-)migrierter polnischer Eliten in der Zweiten Republik Benjamin Conrad: Aus Berlin nach Warschau: Die polnischen Abgeordneten des Deutschen Reichstags als Parlamentarier des preußischen Teilungsgebiets im Sejm nach 1919 Marcos Silber: Two Schools of Jewish Politics? Galician Zionists, Polish Zionists and ›Landespolitik‹ 1907 –1922 – A Constructivist Approach

Die Herausgeber Michael G. Müller, geb. 1950, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Halle-Wittenberg. Kai Struve, geb. 1966, Privatdozent am Institut für Geschichte der Universität Halle-Wittenberg.


Wallstein Verlag Herbst 2015

48

Geschichte

Klaus Krüger Politik der Evidenz Öffentliche Bilder als Bilder der Öffentlichkeit Ein Essay über die politische Wirksamkeit von Bildern und über die gesellschaftliche Imagination im Zeitalter Giottos und Dantes. Klaus Krüger Politik der Evidenz Öffentliche Bilder als Bilder der Öffentlichkeit

Historische Geisteswissenschaften, Frankfurter Vorträge, Bd. 8. Herausgegeben von Bernhard Jussen und Susanne Scholz ca. 80 S., ca. 10 Abb., brosch. ca. € 9,90 (D); € 10,20 (A) ISBN 978-3-8353-1570-9 auch als E-Book Oktober WG 1582

Der Autor Klaus Krüger, geb. 1957, ist Professor für Kunstgeschichte an der FU Berlin. Fellowships und Gastprofessuren u. a. in Paris, New York, Konstanz, Wien und Rom. Veröffentlichungen u. a.: Curiositas. Welterfahrung und ästhetische Neugierde in Mittelalter und früher Neuzeit (2002); Das Bild als Schleier des Unsichtbaren. Ästhetische Illusion in der Kunst der frühen Neuzeit in Italien (2001).

Seit dem späten Mittelalter wurden Bilder durch eine neue Visualisierungskraft zum festen Bestandteil öffentlichen Handelns und politischer Diskurse. In Versammlungsstätten, Palästen, Kirchen oder an Plätzen entwickelten sie nun ihre performative Kraft im Kontext von Versammlungen, Ritualen oder Zeremonien. Als neuartiges Element der körperschaftlichen und institutionellen Symbolisierung trugen sie maßgeblich zu der Aushandlung von gesellschaftlichem Zusammenhalt und sozialer Unterscheidung bei. Der Kunsthistoriker Klaus Krüger zeigt, wie diese Bilder der institutionellen Fiktion einer politisch, religiös oder kulturell verfassten Öffentlichkeit imaginäre Sichtbarkeit und glaubhafte Evidenz und damit zugleich die Geltungskraft des Faktischen verliehen.


Geschichte

49

Wallstein Verlag Herbst 2015

Selbstreflexionen und Weltdeutungen Tagebücher in der Geschichte und der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts

Selbstreflexionen und Weltdeutungen Tagebücher in der Geschichte und der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts

Die Pluralisierung des Tagebuchschreibens im 20. Jahrhundert und die Bedeutung des Tagebuchs als historische Quelle.

Herausgegeben von Janosch Steuwer und Rüdiger Graf Geschichte der Gegenwart, Bd. 10. Herausgegeben von Frank Bösch und Martin Sabrow ca. 368 S., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1715-4 auch als E-Book September WG 1559

Aus dem Inhalt: Philippe Lejeune: Tagebücher als Text und Praxis Miriam Gebhardt: Die Erfindung des modernen Elterntagebuchs Aibe-Marlene Gerdes: Das Sammeln von Tagebüchern im Ersten Weltkrieg Li Gerhalter: Materialitäten, Formen und Inhalte diaristischer Aufzeichnungen Till Kössler/Janosch Steuwer: Tagebücher und die Entstehung der Jugendkunde Reinhard Mehring: Die antibürgerliche Selbstdarstellung Carl Schmitts im Tagebuch Peter Fritzsche: Tagebücher und die Komposition des Selbst Janosch Steuwer: Tagebücher und das nationalsozialistische Erziehungsprojekt Benjamin Möckel: Der Zweite Weltkrieg in Tagebüchern jugendlicher Soldaten Kathryn Sederberg: Brieftagebücher 1943 –1948 Merve Lühr: Tagebuch schreiben in der Brigade Peter-Paul Bänziger: Jenseits der Bürgerlichkeit Rüdiger Graf: Tagebücher 1968 Sylke Kirschnik: Zur ostdeutschen Rezeption des Tagebuchs der Anne Frank Wolfgang Hardtwig: Klemperers Tagebuch Marcus Böick: Die Umbrüche von 1989/90, die Transformationsforschung und das Umfagetagebuch Hanne Leßau: Die Entstehung von Tagebucharchiven in den 1980er und 1990er Jahren

Die Herausgeber Janosch Steuwer, geb. 1983, Historiker, promoviert derzeit an der Universität Bochum zur Geschichte des Tagebuchschreibens im Nationalsozialismus. Rüdiger Graf, PD Dr., geb. 1975, ist Abteilungsleiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Veröffentlichungen u. a.: Öl- und Souveränität. Petroknowledge und Energiepolitik in den USA und Westeuropa in den 1970er Jahren (2014); Europäische Zeitgeschichte nach 1945 (2010); Die Zukunft der Weimarer Republik (2008).


Wallstein Verlag Herbst 2015

50

Geschichte

Deutsche Zeitgeschichte – transnational

Empirie und Theorie der Globalisierung in der deutschen Geschichtswissenschaft.

Deutsche Zeitgeschichte – transnational Herausgegeben von Alexander Gallus, Axel Schildt und Detlef Siegfried Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 53. Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg ca. 432 S., geb., Schutzumschlag ca. € 42,– (D); € 43,20 (A) ISBN 978-3-8353-1708-6 auch als E-Book November WG 1557

Die Herausgeber Alexander Gallus, geb. 1972, Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Technischen Universität Chemnitz. Axel Schildt, geb. 1951, Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte und Professur für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg. Detlef Siegfried, geb. 1958, lehrt deutsche und europäische Zeitgeschichte am Department of English, Germanic and Romance Studies der Universität Kopenhagen.

Die Gegenwart der Globalisierung lässt über transnationale Dimensionen der Geschichtswissenschaft nachdenken. Deutsche Zeithistoriker, wegen ihrer vermeintlich besonderen nationalstaatlichen Fixierung häufig kritisiert, haben zwar längst begonnen, grenzüberschreitende Beziehungen von Menschen, Ideen und Gütern zu untersuchen. Aber nach wie vor ist innerhalb transnationaler Forschungen ein Ungleichgewicht konzeptionell-theoretischer Debatten gegenüber empirischen Einzelforschungen zu konstatieren. Die Beiträge des Bandes suchen Theorie und Empirie zusammenzubinden. Die vergleichs- und beziehungsgeschichtlichen Fallstudien zu Politik und Wirtschaft, zu globalem Engagement, zu Lebensstilen und Konsummustern, zu Medien und Erinnerungskulturen regen zur Diskussion und Differenzierung prominenter Leitbegriffe wie »Amerikanisierung«, »Westernisierung«, »Europäisierung«, »Globalisierung« und »Modernisierung« an.


Geschichte

51

Wallstein Verlag Herbst 2015

Nathan Ben-Brith Mein Gedächtnis nimmt es so wahr Erinnerungen an den Holocaust

Nathan Ben-Brith Mein Gedächtnis nimmt es so wahr Erinnerungen an den Holocaust

Der in Hamburg geborene Nathan Ben-Brith legt Zeugnis ab von seinem Weg durch die Vernichtungsstätten der Nationalsozialisten.

Bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Inge Grolle Hamburger Selbstzeugnisse, Bd. 1. Herausgegeben vom Verein für Hamburgische Geschichte ca. 176 S., ca. 17 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 12,90 (D); € 13,30 (A) ISBN 978-3-8353-1698-0 auch als E-Book September WG 1556

Die behütete Kindheit des 1923 in Hamburg geborenen Nathan Ben-Brith wurde durch den Schock des Pogroms vom 9./10. November 1938 jäh beendet. Zu bezeugen, was ihm in den Jahren nationalsozialistischer Herrschaft zustieß, hat Nathan Ben-Brith erst Jahrzehnte später über sich gebracht. Sein gewissenhafter, erstmals veröffentlichter Bericht unterscheidet das Selbsterlebte und authentisch Erinnerte von später ergänztem Wissen. Sachlich, präzise und anschaulich schildert er die Stationen seines Weges: Flucht, Internierung, Deportation, Konzentrationslager, Todesmarsch und Überleben wider alle Wahrscheinlichkeit. Besonders eindrucksvoll sind seine Beschreibungen der Zwangsarbeit im oberschlesischen Industriegebiet bei der Herstellung von Holzschuhen in der Firma Bat’a und beim Aufbau der Hydrieranstalt Blechhammer, wo aus Kohle das vermeintlich kriegsentscheidende Flugbenzin hergestellt werden sollte. Vor der Vernichtung durch Hunger und totale Erschöpfung retteten ihn außer Zufällen immer wieder mutig helfende Mithäftlinge.

Die Herausgeber Inge Grolle, geb. 1931 ist Historikerin und Autorin. Zusammen mit Joist Grolle erhielt sie 2012 den Max-Brauer-Preis. Jüngste Veröffentlichung: Die jüdische Kauffrau Glikl (1646 –1724), Hamburg 2011. Linde Apel, geb. 1963, Historikerin, Leiterin der Werkstatt der Erinnerung in der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Mitglied im Vorstand des Vereins für Hamburgische Geschichte und dort Herausgeberin der Reihe »Hamburger Selbstzeugnisse«.


Wallstein Verlag Herbst 2015

52

Geschichte

Mary Fulbrook Erfahrung, Erinnerung, Geschichtsschreibung Neue Perspektiven auf die deutschen Diktaturen Individuelle Erfahrungen, generationelle Prägungen und das »kollektive Gedächtnis« als Herausforderungen an die Geschichtsschreibung der beiden deutschen Diktaturen im 20. Jahrhundert. Mary Fulbrook Erfahrung, Erinnerung, Geschichtsschreibung Neue Perspektiven auf die deutschen Diktaturen

Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Vorträge und Kolloquien, Bd. 17 ca. 224 S., Klappenbroschur ca. € 15,– (D); € 15,50 (A) ISBN 978-3-8353-1632-4 auch als E-Book Oktober WG 1556

Die Autorin Mary Fulbrook, geb. 1951, ist Professorin für Deutsche Geschichte am University College London und Direktorin des European Institute. Für ihre Forschungen zur deutschen und europäischen Gesellschafts- und Erfahrungsgeschichte im 20. Jahrhundert wurde sie u. a. mit dem Fraenkel Prize der Wiener Library ausgezeichnet. Veröffentlichungen u. a.: A Small Town near Auschwitz. Ordinary Nazis and the Holocaust (2013); Ein ganz normales Leben, Dissonant Lives. Generations and Violence through the German Dictatorships (2011); Alltag und Gesellschaft in der DDR (2008).

Wie werden Menschen von der Zeit beeinflusst, in die sie hineingeboren wurden? Wie finden ihre individuellen Erinnerungen Niederschlag, nicht nur in der öffentlichen Repräsentation von Geschichte, sondern auch in ihren Lebensweisen und Handlungen? Was bedeutet eine solche Herangehensweise für die Geschichtswissenschaft? Gilt der traditionelle Anspruch von Objektivität in der Geschichtsschreibung überhaupt noch, in Anbetracht der Katastrophen des 20. Jahrhunderts? Und wenn wir Subjektivität in die Geschichte einbeziehen wollen, ohne Strukturen und Ereignisse aus den Augen zu verlieren, welche neuen Formen der Geschichtsschreibung können und sollten wir entwickeln? Mary Fulbrook widmet sich diesen Fragen mit Blick auf die beiden deutschen Diktaturen. Sie setzt sich dabei kritisch mit dem Begriff des »kollektiven Gedächtnisses« auseinander und betont die Bedeutung individueller Erfahrungen und generationeller Prägungen für unser Verständnis der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert.


Geschichte

53

Wallstein Verlag Herbst 2015

Moshe Zimmermann Vom Rhein an den Jordan Die deutschen Quellen Israels Tradierte Verbindungen, traumatisierende Erinnerungen: Israels gespaltenes Verhältnis zur deutschen Geschichte.

Moshe Zimmermann Vom Rhein an den Jordan Die deutschen Quellen Israels

Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Vorträge und Kolloquien, Bd. 18 ca. 224 S., Klappenbroschur ca. € 15,– (D); € 15,50 (A) ISBN 978-3-8353-1711-6 auch als E-Book September WG 1559

Nur eine Minderheit der jüdischen Bevölkerung Israels stammt aus Deutschland, aber bis heute prägen mitgebrachte Traditionen und Werte dieser Minderheit die israelische Gesellschaft. Moshe Zimmermann analysiert die deutschen Einflüsse an den Beispielen Jugendbewegung, Militarismus und Sport. Die geopolitische Entwicklung des Staates Israel nimmt er zum Anlass für einen vergleichenden Blick auf die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert: Nicht erst die Zeit des Nationalsozialismus, sondern bereits die »Urkatastrophe« des Ersten Weltkriegs war für das Gebiet des heutigen Israel und seine Bewohner eine prägende Erfahrung. Im Mittelpunkt der Betrachtung deutscher Einflüsse auf die Geschichte und Gegenwart Israels steht freilich die Erinnerung an die Shoah und die Frage nach einer »Normalisierung« der Beziehungen. In einem abschließenden Gespräch reflektiert Moshe Zimmermann über seine Rolle als Historiker, politischer Kommentator und Fußballexperte zwischen Deutschland und Israel.

Der Autor Moshe Zimmermann, geb. 1943, lehrte bis zu seiner Emeritierung 2012 an der Hebräischen Universität Jerusalem und war für mehr als zwei Jahrzehnte Direktor des Richard-KoebnerZentrums für Deutsche Geschichte. Veröffentlichungen u. a.: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik (Mithg., 2010); Die Angst vor dem Frieden. Israels Dilemma (2010); Deutsche gegen Deutsche. Das Schicksal der Juden im 2. Weltkrieg (2008).


Wallstein Verlag Herbst 2015

54

Geschichte

Uta von Aretin Freiheit und Verantwortung Henning von Tresckow im Widerstand Für Uta von Aretin hat sich das Bild ihres Vaters vom Widerstandshelden zum »richtigen Menschen« erst im Laufe der Jahre entwickelt.

Uta von Aretin Freiheit und Verantwortung Henning von Tresckow im Widerstand

Stuttgarter StauffenbergGedächtnisvorlesung 2014. Herausgegeben vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg und der Landesstiftung Baden-Württemberg 34 S., Klappenbroschur € 7,90 (D); € 8,20 (A) ISBN 978-3-8353-1694-2 auch als E-Book Juni WG 1556

Die Autorin Uta von Aretin, geboren 1931, ist die Tochter des Widerstandskämpfers Henning von Tresckow. Sie hat Medizin studiert und promoviert.

Henning von Tresckow (1901 – 1944) diente in drei Armeen. Er erlebte drei Regierungsformen und wurde zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten im militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Der Spross einer alten preußischen Offiziersfamilie kam bereits im Sommer 1939 zu der Überzeugung, dass der Diktator getötet werden müsse. Während des Krieges versuchten von Tresckow und seine Vertrauten mehrfach, Hitler mit einem Attentat auszuschalten. Für den Umsturzversuch am 20. Juli 1944 entwickelte von Tresckow zusammen mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg die grundlegenden Planungen. »Das Attentat muss erfolgen, coûte que coûte.« So lautete sein Vermächtnis. Am 21. Juli 1944 nahm sich Henning von Tresckow das Leben, um Familie und Freunde zu schützen. Uta von Aretin hat sich intensiv mit dem Lebensweg ihres Vaters auseinander gesetzt. War er anfangs für sie eine reine »Heldengestalt«, so wurde er erst im Laufe der Jahre für sie zum »richtigen Menschen« – nicht zuletzt durch ihren Mann, den Historiker und Kenner des Widerstandes im Dritten Reich Karl Otmar von Aretin (gest. 2014). Uta von Aretin sagt heute: »Ich bin glücklich mit diesem Vater. Er ist ein Vorbild für mich auf vielfältigste Weise und in seiner ganzen Menschlichkeit«.


Geschichte

55

Wallstein Verlag Herbst 2015

Rittergüter der Lüneburger Landschaft

Rittergüter der Lüneburger Landschaft Herausgegeben von der Ritterschaft des Fürstentums Lüneburg

Lüneburger Rittergüter von Abbensen bis Wrestedt – 600 Jahre niedersächsische Adelsgeschichte im Bild.

Bearbeitet von Ulrike Hindersmann und Dieter Brosius, Fotos von Jutta Brüdern Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 282 ca. 368 S., ca. 280 farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1680-5 Oktober WG 1555

Das welfische Fürstentum Lüneburg, bis 1705 selbständig und von Celle aus regiert, umfasste zwischen Leine und Elbe den gesamten Nordosten des heutigen Bundeslandes Niedersachsen. Die vorliegende von ausgewiesenen Experten erarbeitete und von einer erfahrenen Architekturfotografin reich bebilderte Dokumentation zum Landadel dieses Gebietes schließt eine Forschungslücke. Zunächst werden die lüneburgischen Rittergüter als Forschungsthema und die Verfassungsgeschichte der Ritterschaft vorgestellt. Der anschließende Hauptteil enthält in alphabetischer Reihenfolge die Geschichte der 74 Güter, die gegenwärtig in der Ritterschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg vertreten sind. Im Anhang findet sich unter anderem die älteste überlieferte Matrikel der Ritterschaft von 1566 abgedruckt. Über die engeren fachhistorischen Kreise hinaus richtet sich der Band an ein größeres Publikum von landes-, kultur- und baugeschichtlich Interessierten und lädt zur Erkundung einer niedersächsischen Schloss- und »Adelslandschaft« ein.

Die Bearbeiter Dieter Brosius, geb. 1936, Historiker und Archivar, war Leiter des Hauptstaatsarchivs Hannover und Vorsitzender des Historischen Vereins für Niedersachsen. Ulrike Hindersmann, geb. 1959, Historikerin, promovierte über den ritterschaftlichen Adel im Königreich Hannover und ist in der Erwachsenenbildung tätig. Jutta Brüdern, geb. 1940, war freie Mitarbeiterin am kunstgeschichtlichen Institut der Technischen Universität Braunschweig und hat als selbständige Fotografin an zahlreichen kunst- und architekturgeschichtlichen Publikationen mitgearbeitet.


Wallstein Verlag Herbst 2015

56

Geschichte

Geschichte Niedersachsens Band 4: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Das mehrteilige Standardwerk zur Geschichte Niedersachsens wird um den Band über das 19. Jahrhundert erweitert.

Geschichte Niedersachsens Band 4: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Herausgegeben von Stefan Brüdermann Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 283 ca. 1104 S., ca. 70 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 59,90 (D); € 61,60 (A) ISBN 978-3-8353-1585-3 auch als E-Book November WG 1555

Der Herausgeber Stefan Brüdermann, geb. 1959, ist Archivdirektor am Niedersächsischen Landesarchiv und Leiter des Standorts Bückeburg.

Auf dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Kenntnis wird die bewegte Vergangenheit der Länder auf heutigem niedersächsischem Gebiet von der Zeit Napoleons bis zum Ende des Kaiserreichs allgemeinverständlich dargestellt. Das von über zwanzig Autorinnen und Autoren erarbeitete Werk umfasst neben Politik, Verfassung und Verwaltung zahlreiche themenbezogene Abschnitte zur Wirtschafts- und Sozial-, Kirchen- und Kulturgeschichte. Beiträge widmen sich u. a. der Bevölkerungsentwicklung und Migration, der Ehe und Familie, verschiedenen sozialen Formationen (Adel, Bürgertum, Arbeiter), den christlichen Konfessionen und der jüdischen Bevölkerung. Ebenso werden Bildung, Literatur, Musik, Kunst und Architektur behandelt. Ein Blick auf die Geschichtskultur im Historismus und den seit der Jahrhundertwende verstärkt propagierten »Niedersachsen-Gedanken« beschließt den inhaltsreichen Band, der sich unterschiedlich nutzen lässt: als aktuelle Überblicksdarstellung, zuverlässiges Handbuch und Wegweiser zu weiterführender Literatur.


Geschichte

57

Wallstein Verlag Herbst 2015

Kriegsbeginn in Norddeutschland Zur Herausbildung einer »Kriegskultur« 1914/15 in transnationaler Perspektive

Kriegsbeginn in Norddeutschland Zur Herausbildung einer »Kriegskultur« 1914 /15 in transnationaler Perspektive

Der gesellschaftliche Wandlungsprozess zu Beginn des Ersten Weltkriegs am Beispiel Norddeutschlands.

Herausgegeben von Cornelia Rauh, Arnd Reitemeier und Dirk Schumann Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 284 ca. 272 S., ca. 25 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1710-9 auch als E-Book Oktober WG 1555

Bald nach Beginn des Ersten Weltkriegs bildete sich in den kriegführenden Ländern eine spezifische, das gesamte Leben schließlich den Kriegserfordernissen unterwerfende »Kriegskultur« heraus. Im vorliegenden Band wird dieser Wandlungsprozess am Beispiel Norddeutschlands in transnationaler Perspektive untersucht. Die Autorinnen und Autoren konzentrieren sich dabei besonders auf die Städte und die sich dort manifestierenden sozialen wie kommunikativ-medialen Veränderungen. Aus dem Inhalt: Roger Chickering: Wann wird der Krieg total? Christoph Nübel: Kriegsbereit. Mobilmachung und Selbstmobilisierung in Münster, 1914/15 Christoph A. Rass: Die Stadt als Erfahrungsraum des Todes auf dem »Schlachtfeld« in der Anfangsphase des Ersten Weltkrieges Trude Maurer: Integration in die Volksgemeinschaft oder Exklusivität. Die Angehörigen deutscher und russischer Universitäten in der Anfangsphase des Ersten Weltkriegs Harald Lönnecker: Vom akademischen Normal- zum Ausnahmezustand in den Hochschulstädten Göttingen, Braunschweig und Hannover 1914/1915 David Ciarlo: Die Vermarktung des Krieges. Bildreklame in Deutschland, 1910 –1916

Die Herausgeber Cornelia Rauh, geb. 1957, ist Professorin für Deutsche und Europäische Zeitgeschichte an der Universität Hannover. Veröffentlichungen u. a.: Bürgerlichkeit nach dem bürgerlichen Zeitalter. Leitbilder und Praxis seit 1945 (Mithg., 2010); Schweizer Aluminium für Hitlers Krieg? Zur Geschichte der Alusuisse 1918 –1950 (2009). Arnd Reitemeier, geb. 1967, ist Professur für niedersächsische Landesgeschichte an der Universität Göttingen und Leiter des Instituts für Historische Landesforschung. Veröffentlichungen u. a.: Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters: Politik, Wirtschaft und Verwaltung (2005). Dirk Schumann, geb. 1958, ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Göttingen. Veröffentlichungen u. a.: Engineering Society. The Role of the Human and Social Sciences in Modern Societies, 1880 –1980 (Mithg., 2012); Raising Citizens in the »Century of the Child«. The United States and German Central Europe in Comparative Perspective (Hg., 2010).


Wallstein Verlag Herbst 2015

58

Geschichte

Andreas Bähr, Peter Burschel, Jörg Trempler und Burkhardt Wolf Untergang und neue Fahrt Schiffbruch in der Neuzeit Schiffbruch als Ende und Anfang in der europäischen Neuzeit aus geschichts-, literatur- und bildwissenschaftlicher Perspektive.

Andreas Bähr, Peter Burschel, Jörg Trempler und Burkhardt Wolf Untergang und neue Fahrt Schiffbruch in der Neuzeit

ca. 160 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-1704-8 auch als E-Book Oktober WG 1550

Die Autoren Andreas Bähr, geb. 1968, Historiker an der HumboldtUniversität zu Berlin und an der Freien Universität Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Furcht und Furchtlosigkeit. Göttliche Gewalt und Selbstkonstitution im 17. Jahrhundert (2013). Peter Burschel, geb. 1963, Historiker an der HumboldtUniversität zu Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Die Erfindung der Reinheit. Eine andere Geschichte der frühen Neuzeit (2014). Jörg Trempler, geb. 1970, Kunsthistoriker an der Humboldt-Universität zu Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Katastrophen. Ihre Entstehung aus dem Bild (2013). Burkhardt Wolf, geb. 1969, Literaturwissenschaftler, z. Z. Gastprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Fortuna di mare. Literatur und Seefahrt (2013).

Wer Schiffbruch erleidet, verliert viel, wenn nicht gar alles: sein Schiff, seine Ladung und nicht selten sein Leben. Hoffnungen zerplatzen, Pläne und Lebensentwürfe scheitern. Doch der Schiffbruch birgt mitunter auch Möglichkeiten eines Gewinns – für jene, die ihn überleben oder als Außenstehende betrachten. Die Verfasser des Buches rücken diese bisher wenig beachtete Perspektive in den Mittelpunkt. Dabei konzentrieren sie sich auf die europäische Neuzeit, in der der Schiffbruch seine größte seefahrtsgeschichtliche, metaphorische sowie literatur- und kunsthistorische Bedeutung entfaltete. Wo etwa utopische Staats- und Gesellschaftsentwürfe mit einem Schiffbruch beginnen, wo Seenot als Abschluss des alten Lebens verstanden wird und als Auftakt zu einem neuen und wahren, wo die Ästhetisierung des Schiffbruchs ein Gefühl der Erhabenheit im Angesicht des Untergangs evoziert, wo schließlich eine Schiffskatastrophe als Moment kulturkritischer Gesellschaftsdiagnose erscheint und neue Seerechtsbestimmungen und nautische Sicherheitstechniken zeitigt, dort markieren Unfälle zur See nicht nur das Ende gelungener Fahrt, sondern in mancherlei Hinsicht auch deren Anfang.


Kulturwissenschaften

59

Wallstein Verlag Herbst 2015

Urte Helduser Imaginationen des Monströsen Wissen, Literatur und Poetik der »Missgeburt« 1600 –1835 Monstren in der frühen Neuzeit: zwischen Hirngespinst und Fehlbildung.

Urte Helduser Imaginationen des Monströsen Wissen, Literatur und Poetik der »Missgeburt« 1600 –1835

ca. 464 S., geb., Schutzumschlag ca. € 49,90 (D); € 51,30 (A) ISBN 978-3-8353-1764-2 auch als E-Book September WG 1559

Monstren waren prominente Gegenstände des Wissens der frühen Neuzeit. Als solche verfügten sie über eine immense literarische Faszinationskraft, dienten aber zugleich als Projektionsfläche für Verwerfungen. Mit der Naturalisierung der Monstren seit dem 17. Jahrhundert wurden die negativen Aspekte der Monstrositäten vor allem der »Missgeburt« zugeschlagen, die nun als ›Irrtum‹ oder ›Fehler der Natur‹ das Gegenbild zu den fiktiven Monstren bildete. Urte Helduser untersucht diese Dichotomisierung von der Renaissance bis zur Romantik in der Poetik und Ästhetik, der Anthropologie sowie in literarischen Texten. Sie zeigt, wie Monstren zu zentralen Reflexionsfiguren für das Verhältnis von Natur und Einbildungskraft werden und verfolgt die literarische Gestaltung der »Missgeburt« in der Auseinandersetzung mit dem Wissen um Missbildungen. Im Zentrum der Studie stehen Texte von Shakespeare, Gottsched, Wieland, Wezel, Jean Paul, Brentano und Görres sowie E. T. A. Hoffmann und Tieck.

Die Autorin Urte Helduser, geb. 1969, Literaturwissenschaftlerin, lehrt an der Universität Marburg. Veröffentlichungen u. a.: Spielräume des Anderen. Geschlecht und Alterität im postdramatischen Theater (Mithg., 2014); Geschlechterprogramme. Konzepte der literarischen Moderne um 1900 (2005).


Wallstein Verlag Herbst 2015

60

Kulturwissenschaften

Was ist noch schön an den Künsten? Eine Vortragsreihe der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Gedanken zum Begriff der »Schönheit« in den Künsten

Was ist noch schön an den Künsten? Eine Vortragsreihe der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Herausgegeben von Michael Krüger Kleine Bibliothek der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Bd. 8. Herausgegeben vom Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Michael Krüger ca. 160 S., ca. 25, z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 18,– (D); € 18,50 (A) ISBN 978-3-8353-1721-5 auch als E-Book September WG 1520

Der Herausgeber Michael Krüger, geb. 1943, war lange Jahre Geschäftsführer des Münchner Carl Hanser Verlages und ist Autor von Lyrik und Prosa, die mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet wurden. Seit 2013 ist er Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Alles ist schön geblieben in der Warenwelt – vom Auto bis zum Staubsauger, vom Fertighaus bis zum Fitnessurlaub –, nur in der Kunst führt die Schönheit ein prekäres Schattendasein. Schon vor Jahrzehnten hat die philosophische Arbeitsgruppe »Poetik und Hermeneutik« über die »nicht mehr schönen Künste« nachgedacht, und mancher zeitgenössische Künstler wäre schockiert, wenn man seine Arbeiten ganz un-ironisch »schön« nennen würde. Hat die ehrwürdige ästhetische Kategorie des Schönen ausgedient oder ist sie durch immer neue Theorien nur in Vergessenheit geraten – oder sollte man sie gar, entstaubt, wieder in Gebrauch nehmen? Die Bayerische Akademie der Schönen Künste hat eine Reihe von Philosophen und Literaturwissenschaftler gebeten, sich über diese geschmähte Kategorie Gedanken zu machen. Dieser Band versammelt diese Vorträge. Mit Beiträgen von Gottfried Boehm, Karl-Heinz Bohrer, Hans Ulrich Gumbrecht, Peter von Matt, Christoph Menke, Wolfgang Rihm und Martin Seel.


Kulturwissenschaften

61

Wallstein Verlag Herbst 2015

Konstellationen der Künste um 1800 Reflexionen – Transformationen – Kombinationen

Konstellationen der Künste um 1800 Reflexionen –Transformationen – Kombinationen

Es wird beleuchtet, wie sich in der Goethezeit Dichtkunst, bildnerische Künste und Musik zueinander verhalten und gegenseitig beeinflussen.

Herausgegeben von Albert Meier und Thorsten Valk Schriften des Zentrums für Klassikforschung, Bd. 2. Herausgegeben vom Vorstand des Zentrums für Klassikforschung ca. 384 S., ca. 80, überwiegend farbige Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 68,– (D); € 69,90 (A) ISBN 978-3-8353-1121-3 Oktober WG 1563

Das wechselseitige Verhältnis der Kunstgattungen bildet ein zentrales Problemfeld in der ästhetischen Theorie und künstlerischen Praxis um 1800. Bereits mit Lessings 1766 publiziertem »Laokoon« etabliert sich eine grundlegende Unterscheidung zwischen wortgebundenen und bildhaften Ausdrucksformen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts führt dann die aufkommende Autonomieästhetik zu einer immer entschiedeneren Ausdifferenzierung der Kunstgattungen, die im Rahmen medientheoretischer Reflexionen nicht länger als alternative Formen der Wirklichkeitsnachahmung, sondern zunehmend als selbstbezügliche Zeichensysteme verstanden werden. Während die gattungsästhetischen Auseinandersetzungen einerseits die reziproke Abgrenzung der verschiedenen Künste festschreiben, eröffnen sie andererseits ganz neuartige Möglichkeiten des Zusammenspiels. In den Beiträgen renommierter Wissenschaftler werden die vielfältigen Konstellationen der Künste um 1800 beleuchtet. Es wird nicht nur nach den Interferenzen zwischen diskursiver Standortbestimmung und künstlerischer Praxis gefragt, sondern es werden auch die gattungsästhetischen Grenzüberschreitungen durch Kombination oder Transformation literarischer, bildkünstlerischer und musikalischer Gestaltungselemente erkundet.

Die Herausgeber Albert Meier, geboren 1952, ist seit 1995 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Kiel. Er gehört dem Vorstand der Internationalen Goethe-Gesellschaft an und ist Mitglied des Zentrums für Klassikforschung sowie der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich zum einen auf die Ästhetik und Poetik der Goethezeit, zum anderen auf die literarischen Tendenzen der Gegenwart. Veröffentlichungen u. a.: Novelle. Eine Einführung (2014); Goethe. Dichtung – Kunst – Natur (2011). Thorsten Valk, geboren 1972, leitet seit 2007 das Referat Forschung und Bildung der Klassik Stiftung Weimar und lehrt als Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Jena. Er ist Sprecher des Zentrums für Klassikforschung und gehört dem Vorstand der Internationalen Goethe-Gesellschaft an. Einen Schwerpunkt seiner Forschungsinteressen bildet das Wechselverhältnis zwischen Literatur, Musik und bildender Kunst seit 1800. Veröffentlichungen u. a.: Heikle Balancen. Die Weimarer Klassik im Prozess der Moderne (Hg., 2014); Der junge Goethe. Epoche – Werk – Wirkung (2012).


Wallstein Verlag Herbst 2015

62

Kulturwissenschaften

Thomas Seedorf Heldensoprane Die Stimmen der eroi in der italienischen Oper von Monteverdi bis Bellini Die Besetzung von Heldenpartien in der italienischen Oper von ihren Anfängen bis in die 1830er Jahre. Thomas Seedorf Heldensoprane Die Stimmen der eroi in der italienischen Oper von Monteverdi bis Bellini

Figurationen des Heroischen, Bd. 1. Herausgegeben von Ralf von den Hoff Der Autor Thomas Seedorf, geb. 1960, Studium der Schulmusik und Germanistik sowie Musikwissenschaft und Musikpädagogik in Hannover. Von 1988 bis 2006 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg i. Br., seit 2006 Professor für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Veröffentlichungen u. a.: Diva – Die Inszenierung der übermenschlichen Frau. Interdisziplinäre Untersuchungen zu einem kulturellen Phänomen des 19. und 20. Jahrhunderts (Mithg., 2011); » Per ben vestir la virtuosa«. Die Oper des 18. und frühen 19. Jahrhunderts im Spannungsfeld zwischen Sänger und Komponisten (Mithg., 2011); Gesang (Hg., 2010). Die Reihe Helden und Heldinnen tragen von der Antike bis zur Gegenwart als personale Erscheinungsformen des Heroischen zur Konstitution und zum Selbstverständnis von Gemeinschaften bei. Die monographischen Essays der Reihe »Figurationen des Heroischen« beleuchten soziale, personale und mediale Konstellationen, in denen Heroisierungen, Heroismen und heroische Figuren entstehen und bedeutsam sind.

ca. 96 S., Klappenbroschur ca. € 12,90 (D); € 13,30 (A) ISBN 978-3-8353-1730-7 auch als E-Book Oktober WG 1593

Die Überzeugung, dass ein Held ein Mann sei, der auch auf der Opernbühne wie ein Mann zu klingen habe, um als eroe, als Heldenfigur zu überzeugen, ist erst im 19. Jahrhundert entstanden. Mehr als zwei Jahrhunderte lang galt in der italienischen opera seria, der zentralen und wirkungsmächtigsten Gattung des europäischen Musiktheaters, die Norm, dass die Partien der eroi von Sängern oder Sängerinnen mit Sopran- oder Altstimmen übernommen werden. Seit dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts waren Sängerkastraten bei der Besetzung von Heldenpartien die erste Wahl, aber es gab auch Frauen, die solche Rollen en travesti, d. h. in Männerkleidung, verkörperten. Die Studie fragt nach den historischen Hintergründen dieser Besetzungsstrategien und geht anhand von Fallbeispielen dem Wandel der vokalen Erscheinungsweisen des Heroischen von den Anfängen der italienischen Oper bis in die 1830er Jahre nach.


Kulturwissenschaften

63

Wallstein Verlag Herbst 2015

Orientierung am Menschen Anthropologische Konzeptionen und normative Perspektiven Was ist der Mensch? Diese Frage bewegte Menschen schon immer. Gibt uns aber der Begriff des Menschen heute immer noch Orientierung?

Orientierung am Menschen Anthropologische Konzeptionen und normative Perspektiven Herausgegeben von Oliver Müller und Giovanni Maio ca. 352 S., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1646-1 auch als E-Book Dezember WG 1520

Die Herausgeber

Der Begriff des Menschen gibt seit der Antike Rätsel auf: Wer sind wir? Wie können wir uns erkennen? Wie sollen wir mit den Zumutungen unserer endlichen und fragilen Existenz umgehen? Hat unsere Natur einen Wert an sich? Dieser Band lädt Experten aus dem Feld der philosophischen Anthropologie, der Geschichte der Philosophie, der Theologie, der Ethik und der Medizinethik ein, über diese alten Fragen neu nachzudenken: Denn es scheint, als könnten wir auf den Begriff des Menschen nicht verzichten. Doch ist der Begriff des Menschen nur schwer zu fixieren, entzieht sich der Festlegung. Gleichzeitig ist die normative Bedeutung des Menschseins hoch umstritten. Diesen Herausforderungen stellt sich dieser Band und spannt einen Bogen von den verschiedenen Selbstverständnissen, die Menschen von sich formuliert haben, über die normativen Implikationen des Begriffs »Mensch« bis hin zu aktuellen Problemfeldern der medizinischen Ethik, in der die Orientierung am Menschen angesichts immer weiter reichender Eingriffe in unsere Natur von einer gewissen Brisanz ist.

Oliver Müller, geb. 1972, ist Principal Investigator und Projektleiter am Philosophischen Seminar und am Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools der Universität Freiburg. Veröffentlichungen u. a.: Selbst, Welt und Technik. Eine anthropologische, geistesgeschichtliche und ethische Untersuchung (2014); Zwischen Mensch und Maschine. Vom Glück und Unglück des Homo faber (2010). Giovanni Maio, geb. 1964, ist Philosoph und Mediziner; seit 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Medizinethik an der Universität Freiburg und Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin. Veröffentlichungen u. a.: Für eine Ethik der Zuwendung (2015); Mittelpunkt Mensch – Ethik in der Medizin. Ein Lehrbuch (2012); Macht und Ohnmacht des Wortes. Ethische Grundfragen einer personalen Medizin (Hg., 2012).


Wallstein Verlag Herbst 2015

64

Kulturwissenschaften

Aleksander Brückner revisited Debatten um Polen und Polentum in Geschichte und Gegenwart Anregungen zu einer dynamischen und kontroversen Betrachtung Polens in Sprache, Geschichte, Kultur und Gesellschaft.

Aleksander Brückner revisited Debatten um Polen und Polentum in Geschichte und Gegenwart Herausgegeben von Yvonne Kleinmann und Achim Rabus Polen: Kultur – Geschichte – Gesellschaft / Poland: Culture – History – Society, Bd. 1. Herausgegeben von Yvonne Kleinmann und Achim Rabus

Die Herausgeber Yvonne Kleinmann, geb. 1970, ist Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Halle und Direktorin des Aleksander-BrücknerZentrums für Polenstudien. Achim Rabus, geb. 1979, ist Professor für Slawistische Sprachwissenschaft an der Universität Jena und stellvertretender Direktor des Aleksander-Brückner-Zentrums für Polenstudien. Die Reihe Die Reihe widmet sich der interdisziplinären Erforschung historischer und gegenwärtiger Formationen polnischer Staatlichkeit, vor allem ihrer kulturellen, sprachlichen und sozialen Dynamik. Sie betrachtet Polen im Sinne der Area Studies als eine Region, die sich situativ immer wieder neu konfiguriert und unterschiedliche Sprachen und Kulturen umfasst. Daher integriert sie auch Forschung zu Ländern, die historisch und gegenwärtig eng mit Polen verbunden sind. Auf diese Weise soll eine multiperspektivische Betrachtung Polens in seinen europäischen und internationalen Verflechtungen entwickelt werden.

ca. 320 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1771-0 auch als E-Book Oktober WG 1559

Aleksander Brückner (1856 –1939) war ein polyglotter Gelehrter aus dem habsburgischen Galizien, der disziplinäre Grenzen souverän ignorierte und ein vielfältiges Werk in Sprach- und Literaturwissenschaft, Kulturgeschichte und Ethnologie hinterließ. Sein wissenschaftliches Denken entfaltete sich in wechselnden sprachlichen und politischen Zusammenhängen in verschiedenen europäischen Bildungszentren, insbesondere in Lemberg, Wien, Leipzig und Berlin. Wie kann sein Leben in unterschiedlichen Wissenskulturen und nationalen Zusammenhängen aus der Distanz betrachtet werden? Was ergibt eine Revision seiner Schriften? Und welche Anknüpfungsmöglichkeiten bieten sie für eine interdisziplinäre Erforschung Polens? Die Beiträger setzen sich mit der facettenreichen Person Aleksander Brückner aber auch mit Polonität im weiteren Sinne auseinander – aus historischen, linguistischen, literaturwissenschaftlichen und ethnologischen Perspektiven. So wird untersucht, wie Brückner selbst im mehrsprachigen Umfeld agierte und polnische Geschichte, Sprache und Kultur analysierte. Dabei werden zentrale Thesen Brückners kritisch hinterfragt und neue Forschungsfragen entwickelt. Weitere Autoren betrachten Brückners sprachwissenschaftlicher Forschung und präsentieren neue Methoden der sprachwissenschaftliche Erforschung von Polonität. Der letzte Teil des Buches konzentriert sich auf die Frage, wie Polonität in Geschichte und Gegenwart als Selbst- bzw. Fremdzuschreibung eingesetzt und inhaltlich gefüllt wird – andererseits, welche alternativen Konzepte mit ihr konkurrieren.


Kulturwissenschaften

65

Wallstein Verlag Herbst 2015

Dekonstruieren und doch erzählen Polnische und andere Geschichten

Dekonstruieren und doch erzählen Polnische und andere Geschichten

Wie kann Geschichte nach der Postmoderne erzählt werden?

Herausgegeben von Jürgen Heyde, Karsten Holste, Dietlind Hüchtker, Yvonne Kleinmann, Katrin Steffen Polen: Kultur – Geschichte – Gesellschaft / Poland: Culture – History – Society, Bd. 2. Herausgegeben von Yvonne Kleinmann und Achim Rabus ca. 416 S., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1772-7 auch als E-Book Dezember WG 1559

Geschichte ist eine Konstruktion – Geschichte muss erzählt werden. Inzwischen gehören die Kritik an Meistererzählungen und die Auflösung allgemeinverbindlicher Deutungen zum wissenschaftlichen Standard; umso mehr drängt sich die Frage auf, wie Geschichte in Zukunft geschrieben und vermittelt werden kann. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes halten am Dekonstruieren fest und stellen sich doch der Herausforderung, weiter zu erzählen. In Form kurzer Essays widmen sie sich den Möglichkeiten des historischen Darstellens, das sie anhand von ausgewählten Kontroversen und unterschiedlichen Miniaturen konkretisieren. Die Essays befassen sich mit folgenden Fragen: Wie werden Räume, Zeiten und Epochen konstruiert, und mit welchen Mitteln können sie neu vermessen werden? Wie fließen Erinnerungen in Darstellungen ein und wie lassen sie sich historisieren? Auf welche Weise werden historische Ereignisse wahrgenommen, und wie wird Geschichte visualisiert? Welche Alternativen können zu bestehenden Geschichtserzählungen entwickelt werden? Wie werden die Praktiken der Wissenschaft und die Herstellung von historischem Wissen reflektiert?

Die Herausgeber Jürgen Heyde, geb. 1965, ist Referent des Direktors und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas in Leipzig sowie Privatdozent an der Universität Halle. Karsten Holste, geb. 1973, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte an der Universität Halle. Dietlind Hüchtker, geb. 1962, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas und Privatdozentin an der Universität Halle. Yvonne Kleinmann, geb. 1970, ist Professorin für Osteuropäische Geschichte und Direktorin des Aleksander-BrücknerZentrums für Polenstudien an der Universität Halle. Katrin Steffen, geb. 1967, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Nordost-Institut Lüneburg an der Universität Hamburg (IKGN e.V.).


Wallstein Verlag Herbst 2015

66

Kulturwissenschaften

Michael Schüring »Bekennen gegen den Atomstaat« Die evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland und die Konflikte um die Atomenergie 1970 –1990 Der Anteil der Kirchen an der Debatte um den Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie. Michael Schüring »Bekennen gegen den Atomstaat« Die evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland und die Konflikte um die Atomenergie 1970 –1990

Deutsches Museum. Abhandlungen und Berichte. Neue Folge, Bd. 31 ca. 320 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1695-9 auch als E-Book Dezember WG 1557

Der Autor Michael Schüring ist seit 2014 DAAD Visiting Associate Professor an der University of Florida, Gainesville. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der deutschen Zeitgeschichte sowie der Wissenschafts-, Technikund Umweltgeschichte.

Seit den frühen 1970er Jahren wurde in den evangelischen Kirchen der Bundesrepublik Deutschland intensiv über die Atomenergie diskutiert. Die Kirchen waren sowohl Bühnen als auch Akteure in einem gesellschaftlichen Großkonflikt, der bis heute andauert. Michael Schüring widmet sich aus historischer Distanz den Ursachen, Ursprüngen und dem Verlauf des kirchlichen Engagements in diesen Fragen in der Zeit bis zur Wiedervereinigung. Dabei wird das weltanschauliche, politische und kulturelle Selbstverständnis kirchlicher Atomkraftgegner kritisch untersucht. In langwierigen, oft bitteren Auseinandersetzungen entwickelte sich innerhalb der Kirchen eine lebendige Streitkultur, in der eines der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit verhandelt wurde. Die Kirchen hatten damit einen wesentlichen Anteil an einer Debatte, die schließlich in die Forderung nach einem endgültigen Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie mündete.


Kulturwissenschaften

67

Wallstein Verlag Herbst 2015

Raimund Wolfert Homosexuellenpolitik in der jungen Bundesrepublik Kurt Hiller, Hans Giese und das Frankfurter Wissenschaftlich-humanitäre Komitee Raimund Wolfert Homosexuellenpolitik in der jungen Bundesrepublik Kurt Hiller, Hans Giese und das Frankfurter Wissenschaftlich-humanitäre Komitee

Hirschfeld-Lectures, Bd. 8. Herausgegeben von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld ca. 96 S., Klappenbroschur ca. € 9,90 (D); € 10,20 (A) ISBN 978-3-8353-1727-7 auch als E-Book Oktober WG 1726

Nach 1945 gelang es in Deutschland auf lange Zeit nicht, eine schlagkräftige und in sich geschlossene Bewegung gegen die antihomosexuelle Strafgesetzgebung aufzubauen und an die Erfolge und Verdienste der ersten deutschen Homosexuellenbewegung von vor 1933 anzuknüpfen. Dies lag unter anderem an dem restaurativen gesellschaftlichen Klima der Nachkriegszeit. Doch nicht nur nach außen stieß man auf Widerstände, auch intern gab es Unstimmigkeiten und Konflikte. Hans Giese versuchte in Frankfurt ab 1949, das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK) neu zu errichten, und bat Kurt Hiller im Londoner Exil um seine Unterstützung. Divergierende Vorstellungen in Bezug auf Taktik und Ziele der neuen Bewegung führten aber schon bald zu einem Zerwürfnis zwischen den beiden prominenten Aktivisten. Woraus resultierten ihre Differenzen? Raimund Wolfert hat sich den Briefwechsel zwischen Hans Giese und Kurt Hiller sowie die zwischen anderen Protagonisten der deutschen Homosexuellenbewegung um 1950 angesehen und deren unterschiedliche Positionen herausgearbeitet. In der Diktion Kurt Hillers verlief die Trennlinie zwischen »Befugten« und »Dilet-Tanten«.

Der Briefwechsel zwischen Kurt Hiller und Hans Giese führt vor Augen, woran der Neuanfang der deutschen Homosexuellenbewegung um 1950 scheiterte.

Der Autor Raimund Wolfert, geb. 1963, Magisterstudium der Skandinavistik an den Universitäten in Bonn, Oslo und Berlin, zahlreiche Veröffentlichungen zu Themen des deutsch-skandinavischen Kulturkontakts und zur Geschichte der Homosexualität, Mitarbeiter der Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft in der MagnusHirschfeld-Gesellschaft in Berlin seit 2005. Veröffentlichungen u. a.: Die Goldbergs. Zwischen Friedenstempel, Lunapark und Haus der Modeindustrie (2015); Nirgendwo daheim. Das bewegte Leben des Bruno Vogel (2012); Gegen Einsamkeit und ›Einsiedelei‹. Die Geschichte der Internationalen Homophilen Welt-Organisation (2009). Kurt Hiller (1885 –1972), deutscher Schriftsteller und Publizist. Engagierte sich für die Selbstbestimmung des Menschen in der Gesellschaft und insbesondere auch für die Rechte Homosexueller. Hans Giese (1920 –1970), Mediziner und Sexualforscher, war nach dem Zweiten Weltkrieg u. a. mit Kurt Hiller an der Neugründung des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees beteiligt und gilt als einflussreichster Sexualwissenschaftler der jungen Bundesrepublik Deutschland.


Wallstein Verlag Herbst 2015

68

Kulturwissenschaften

Hans Rudolf Bosshard Regel und Intuition Von den Wägbarkeiten und Unwägbarkeiten des Gestaltens Typographie im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne.

Hans Rudolf Bosshard Regel und Intuition Von den Wägbarkeiten und Unwägbarkeiten des Gestaltens

Ästhetik des Buches, Bd. 7. Herausgegeben von Klaus Detjen ca. 80 S., ca. 77 Abb., engl. brosch., Lesezeichen ca. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-1718-5 September WG 1744

Der Autor Hans Rudolf Bosshard, geb. 1929, gelernter Typograph, lehrte bis 1994 an der Schule für Gestaltung Zürich. Weitere Tätigkeiten: Zahlreiche Vorträge, Buch- und Plakatgestaltung, Herausgabe bibliophiler Bücher, Malerei, Druckgraphik, Fotographie. 1967–1991 Redaktion der Zeitschrift Xylon für Druckgraphik. Veröffentlichungen u. a.: Max Bill kontra Jan Tschichold. Der Typografiestreit der Moderne (2012); Der typografische Raster / The Typographic Grid (2000); Max Bill. Typografie, Reklame, Buchgestaltung (zus. mit Gerd Fleischmann und Christoph Bignens 1999).

Alle Theorie ist grau? Nicht doch: Theorie ist ernstes Spiel und Nachdenken über Zusammenhänge. Keine Gestaltung ohne Regeln und keine Gestaltung ohne Intuition. Gestaltung folgt nicht einfach mathematischer Logik. Wägbarkeit und Unwägbarkeit sind allgegenwärtig. Gesetze, Regeln, Konstruktionen und Proportionen unterstützen den gestalterischen Prozess, eine Garantie für gute Gestaltung sind sie nicht. Der Schweizer Typograph Hans Rudolf Bosshard zeigt, dass die Beschäftigung mit der Geschichte der Typographie Überblick und Einsicht bringt, doch mahnt er gleichzeitig zu Skepsis gegenüber den Vorbildern. Für die eigene Arbeit ist eine gewisse Distanz zur Geschichte nötig – sollte man dennoch auf die Tradition zurückgreifen, braucht es ein gutes Maß an ironischer Brechung. Die Forderung nach Ästhetik ist legitim, birgt aber Falltüren, hinter denen das Gefällige lauert. Funktion steht gegen Formalismus. Letzterem unterlagen selbst berühmte Exponenten der Moderne, ihm sind wir auch heute immer wieder ausgesetzt. Die Buchtypographie im Speziellen ist ein Versuchsfeld zwischen (unfreier) Tradition und (zaghafter) Moderne.


Über Literatur

69

Wallstein Verlag Herbst 2015

Über Grenzen

Ein Blick hinter die Kulissen: Autoren und Autorinnen schreiben über ihre Recherchereisen, aus denen erfolgreiche Romane der Gegenwartsliteratur entstanden.

Über Grenzen Herausgegeben von Stephanie Catani und Friedhelm Marx Poiesis, Bd. 12. Herausgegeben von Friedhelm Marx ca. 200 S., ca. 10 Abb., brosch. ca. € 18,– (D); € 18,50 (A) ISBN 978-3-8353-1723-9 auch als E-Book September WG 1563

Die deutsche Gegenwartsliteratur blickt häufig über die Landesgrenzen hinaus. Autoren wie Olga Grjasnowa, Sibylle Lewitscharoff oder Feridun Zaimoglu sind selbst, um für ihre Texte zu recherchieren, buchstäblich über Grenzen gegangen: Die Reisen, die ihnen das Grenzgänger-Programm der Robert Bosch Stiftung ermöglichte, sind ihnen zu wichtigen Inspirationsquellen geworden. In ihren Büchern thematisieren sie kulturelle, sprachliche oder politische »Grenz-Erfahrungen« und greifen damit ein wichtiges literarisches Sujet der Gegenwart auf. Über diese Reisen und deren Einfluss auf ihr Schreiben berichten sie in diesem Band. Ihre Einblicke werden durch literaturwissenschaftliche Lektüren ergänzt. Mit Beiträgen von Jenny Erpenbeck zu »Heimsuchung«, Jan Faktor zu »Georgs Sorgen um die Vergangenheit«, Olga Grjasnowa zu »Der Russe ist einer, der Birken liebt«, Sibylle Lewitscharoff zu »Apostoloff«, Kolja Mensing zu »Die Legenden der Väter«, Julia Schoch zu »Kaliningrader Nacht« und Feridun Zaimoglu zu »Hinterland«.

Die Herausgeber Friedhelm Marx, geb. 1963, ist Lehrstuhlinhaber für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg und Koordinator der Bamberger Poetikprofessur. Veröffentlichungen u. a.: Wahrheit und Täuschung. Beiträge zum Werk Jenny Erpenbecks (Mithg., 2014); Inseln des Eigensinns. Das literarische Werk Annette Pehnts (Hg., 2013); Verstehensanfänge. Das literarische Werk Wilhelm Genazinos (Mithg., 2011); »Ich aber sage Ihnen …« Christusfigurationen im Werk Thomas Manns (2001). Stephanie Catani, geb. 1975, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg. Veröffentlichungen u. a.: Bastard. Figurationen des Hybriden zwischen Ausgrenzung und Entgrenzung (Mithg., 2010); Familien Erzählen. Das literarische Werk John von Düffels (Mithg., 2010), Familien – Geschlechter – Macht: Beziehungen im Werk Ulrike Draesners (Mithg., 2008), Das fiktive Geschlecht. Weiblichkeit in anthropologischen Entwürfen und literarischen Texten zwischen 1885 und 1925 (2005).


Wallstein Verlag Herbst 2015

70

Über Literatur

Annemarie Schimmel Friedrich Rückert Lebensbild und Einführung in sein Werk Zum 150. Todestag von Friedrich Rückert am 31. Januar 2016: Die Neuausgabe von Annemarie Schimmels grundlegender Biographie. Annemarie Schimmel Friedrich Rückert Lebensbild und Einführung in sein Werk

Herausgegeben von Rudolf Kreutner ca. 160 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 16,90 (D); € 17,40 (A) ISBN 978-3-8353-1763-5 auch als E-Book September WG 1951

Annemarie Schimmel (1922 – 2003) war eine der bedeutendsten Islamwissenschaftlerinnen in Deutschland. Sie lehrte u. a. in Harvard, Ankara und Bonn und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Friedrich Rückert Preis (1965) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1995). Veröffentlichungen u. a.: Ein Buch namens Freude. Gedichte von Frauen aus der islamischen Welt (2004); Morgenland und Abendland. Mein west-östliches Leben (2002); Sufismus. Eine Einführung in die islamische Mystik (2000).

Der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert (1788 –1866) war einer der frühesten Vermittler arabischer und persischer Dichtung in Deutschland. Als Gelehrter und Übersetzer nah- und fernöstlicher Lyrik hat er der deutschen Sprache »einen Schatz geschenkt, den keine andere Sprache besitzt« (Annemarie Schimmel). Auch Rückerts eigenes poetisches Werk ist erstaunlich: Sein (aus dem Nachlass veröffentlichtes) Liedertagebuch ist das größte Poesiewerk des 19. Jahrhunderts. Gustav Mahlers Vertonung der berührenden Kindertotenlieder machte diese Gedichte zum deutschen Kulturerbe. Die Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel hat die Stationen von Rückerts Lebens nachgezeichnet und sein Werk für heutige Leser erschlossen.


Über Literatur

71

Wallstein Verlag Herbst 2015

Jakob Hessing und Verena Lenzen Sebalds Blick

Über W. G. Sebalds Wandel vom eigenwilligen Akademiker zum namhaften Prosaautor.

W. G. Sebald Jakob Hessing und Verena Lenzen Sebalds Blick

ca. 272 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-1751-2 auch als E-Book Oktober WG 1563

geb. 1944 in Wertach, ist einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Nach dem Germanistikstudium ging Sebald 1966 nach England, wo er später als Professor für Europäische Literatur an der University of East Anglia in Norwich tätig war. Durch seine erzählenden Werke »Die Ausgewanderten« (1992) und »Austerlitz« (2001) wurde er weltberühmt. W. G. Sebald starb 2001 bei einem Autounfall. Die Autoren

W.G. Sebald, 1944 im allgäuischen Wertach geboren, wanderte 1966 nach England aus, lehrte dort als Professor für Europäische Literatur und wurde im letzten Jahrzehnt vor seinem frühen Tod 2001 als Prosaautor berühmt. Zu einem Wendepunkt wurde Sebalds Auswanderung durch die Begegnung mit Exilanten, die ihn mit der deutschen Kriegsgeschichte konfrontierten. In seinen Prosawerken bringt er die Zeugen einer jüdischen Leidenserfahrung zum Sprechen, indem er ihnen einen deutschen Erzähler zum Begleiter gibt. Im ersten Teil des Buches untersucht Jakob Hessing Sebalds akademische und essayistische Werke. Sie stehen im Spannungsfeld zwischen Feind und Freund, zwischen verhassten Autoren wie Carl Sternheim und Alfred Döblin einerseits und literarischen Vorbildern wie Franz Kafka, Joseph Roth und Peter Handke andererseits. Im zweiten Teil beleuchtet Verena Lenzen Fragen der Zeugenschaft und der Erinnerung in Sebalds letztem Buch »Austerlitz« (2001). Im Mittelpunkt stehen die Leitfiguren Jean Améry, H. G. Adler und Primo Levi, und die Tatorte der Gewaltgeschichte von Brüssel bis Breendonk.

Jakob Hessing, geb. 1944, ist Professor em. für deutsche Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem und publiziert regelmäßig in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und im Merkur. Veröffentlichungen u. a.: Mir soll’s geschehen (2005); Der Fluch des Propheten. Drei Abhandlungen zu Sigmund Freud (1989); Else Lasker-Schüler, Deutsch-Jüdische Dichterin (1985). Verena Lenzen, geb. 1957, ist Professorin für Judaistik und Leiterin des Instituts für Jüdisch-Christliche Forschung der Universität Luzern. Veröffentlichungen u. a.: Schalom Ben-Chorin. Ein Leben im Zeichen der Sprache und des jüdisch-christlichen Gesprächs (2013); Jüdisches Leben und Sterben im Namen Gottes. Studien über die Heiligung des göttlichen Namens (Kiddusch HaSchem) (22002); Moses (1996).


Wallstein Verlag Herbst 2015

72

Über Literatur

Stephan Pabst Post-Ost-Moderne Poetik nach der DDR Zum Einfluss des Endes der DDR und des Systemwechsels nach 1989 auf ostdeutsche Autoren.

Stephan Pabst Post-Ost-Moderne Poetik nach der DDR

ca. 504 S., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1761-1 auch als E-Book September WG 1563

Der Autor Stephan Pabst arbeitet als Literaturwissenschaftler an der Universität Jena. Seine Publikationen befassen sich mit der Literaturgeschichte der Physiognomik, anonymer Autorschaft und Literatur nach dem Ende der DDR. Veröffentlichungen u. a.: Hilbigs Bilder. Bilder und Bildpoetik bei Wolfgang Hilbig (Mithg., 2013); Anonymität und Autorschaft. Zur Literaturund Rechtsgeschichte der Namenlosigkeit (Hg., 2011); Fiktionen des inneren Menschen. Die literarische Umwertung der Physiognomik bei Jean Paul und E. T. A. Hoffmann (2007).

Die Jahre des Systemwechsels nach 1989 hatten Folgen für die Schreibweisen, die poetologischen Programme und das Rollenverständnis der Autoren, die aus der DDR kamen. Das Buch beschreibt diese Folgen und setzt sie zur intellektuellen Situation nach dem Zusammenbruch des Sozialismus ins Verhältnis: zur Esoterik utopischen Denkens, zum Gefühl der Exilierung, zur Agonie der Kritik und zum ›Ende der Geschichte‹. Stephan Pabst stellt mit Heiner Müller, Wolfgang Hilbig, Reinhard Jirgl und Durs Grünbein Autoren ins Zentrum seiner Untersuchung, die die PostDDR-Literatur in den 1990er und frühen 2000er Jahren entscheidend prägten, fragt aber auch nach dem diskursiven Muster, dem ihre Bedeutung entsprang. Eine alt-bundesrepublikanisch geprägte Kritik reproduzierte an ihnen die Differenz modern/postmodern und gab so den Blick auf deren Erschöpfung frei.


Über Literatur

73

Wallstein Verlag Herbst 2015

Rudolf Alexander Schröder im »Dritten Reich«

Über die Politik eines unpolitischen Schriftstellers.

Rudolf Alexander Schröder im »Dritten Reich« Herausgegeben von Gunilla Eschenbach marbacher schriften. neue folge, Bd. 12. Herausgegeben von Ulrich Raulff, Ulrich von Bülow und Marcel Lepper ca. 208 S., ca. 11 Abb., brosch. ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-1768-0 auch als E-Book November WG 1563

Rudolf Alexander Schröder

Inhalt: Gunilla Eschenbach: Einleitung Rainer Bayreuther: Rudolf Alexander Schröder über Dichter, Volk, Gott Robert Norton: Rudolf Alexander Schröders »Entrinnen«. Ein geronnenes Portrait Ulrich von Bülow: Der Schriftsteller als Seelsorger. Kriegsbriefe an Rudolf Alexander Schröder Dirk Werle: Schröders ›Humanismus‹ Lars Korten: Vielfach verstanden und völlig verschlüsselt? Rudolf Alexander Schröders »Die Ballade vom Wandersmann« als Widerstandslyrik Yvonne Zimmermann: Zum Korrespondenznetzwerk Rudolf Alexander Schröders im Nationalsozialismus Hans-Albrecht Koch: »Aus Ihrer Übertragung ging mir das Werk erst richtig auf«. Ernst Zinn und Rudolf Alexander Schröder Hanna Klessinger: »Goethesche Existenz«. Die (Selbst-)Stilisierung des ›Inneren Emigranten‹ Rudolf Alexander Schröder

(1878 –1962), war gelernter Architekt, Schriftsteller, Dichter und Übersetzer. Er wurde in den Jahren des »Dritten Reichs« ein gefragter Redner und Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften (u. a. »Eckart«, »Neue Rundschau«, »Das innere Reich«). Nach dem Ersten Weltkrieg bestimmten protestantische Religiosität und Anlehnung an antike Vorbilder Schröders Dichtung (u. a. »Audax omnia perpeti«, 1922; »Mitte des Lebens«, 1930). Sein Gedichtzyklus »Die Ballade vom Wandersmann« (1937) ist Zeugnis seiner »inneren Emigration«. Die Herausgeberin Gunilla Eschenbach, geb. 1977, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Deutschen Literaturarchiv Marbach und lehrt an der Universität Stuttgart. Veröffentlichungen u. a.: Friedrich Gundolf – Elisabeth Salomon. Briefwechsel (1914 –1931) (Mithg., 2015); Imitatio im George-Kreis (2011).


Wallstein Verlag Herbst 2015

74

Über Literatur

Nadine Werner Archäologie des Erinnerns Sigmund Freud in Walter Benjamins Berliner Kindheit Eine Entzifferung der erinnerungstheoretischen Spuren Sigmund Freuds im Nachlass zu Walter Benjamins Berliner Chronik/Berliner Kindheit um 1900.

Nadine Werner Archäologie des Erinnerns Sigmund Freud in Walter Benjamins Berliner Kindheit Walter Benjamin (1892 –1940) ist einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Schriftsteller und Übersetzer, Arbeiten über Literatur, Film, Fotografie, Rundfunk und Geschichtsphilosophie. Benjamin wächst in Berlin auf, studiert in Freiburg, Berlin, München und Bern. Dissertation »Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik« (1919), die Habilitation scheitert. 1933 emigriert er nach Frankreich, wo er mit dem großangelegten und unvollendeten Projekt der Passagenarbeit einer »Urgeschichte des 19. Jahrhunderts« nachgeht. 1940 nimmt er sich auf der Flucht das Leben. Die Vielfalt seines Werks und die Radikalität seines Denkens wirken bis heute in Wissenschaft, Publizistik, Literatur und Künsten fort. Die Autorin Nadine Werner, geb. 1979 in Wien, ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Walter Benjamin Archiv, Akademie der Künste, Berlin. Mitarbeit im DFG-Projekt »Transformationen psychoanalytischer Konzepte: Benjamin-Freud«, Mitherausgeberin des Bandes 11: »Berliner Chronik/Berliner Kindheit um neunzehnhundert« der neuen Edition »Walter Benjamin. Werke und Nachlaß. Kritische Gesamtausgabe«.

ca. 400 S., ca. 6 farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1728-4 auch als E-Book September WG 1563

Poetische Prosaminiaturen, autobiographische Erinnerungsbilder, sprachliche Momentaufnahmen – Walter Benjamins »Berliner Kindheit um neunzehnhundert« (1932 –1938) gilt als Schlüsseltext der Moderne. Benjamin schreibt ihn im letzten Jahrzehnt seines Lebens, im Exil und in großer Sehnsucht nach der Heimat der Kindheit. In die Texte eingeschlossen und zum Teil verborgen sind Reflexionen über die Unwiederbringlichkeit der Vergangenheit. Trotzdem suchen die Texte das Vergangene unermüdlich auf. Die implizite Gedächtnistheorie des Kindheitsbuchs ist durch die Lektüre Sigmund Freuds geprägt. Nadine Werner geht den Spuren Freuds erstmals in ihrem ganzen Umfang nach. Das Bild vom »Analytiker als Archäologen«, der Vergangenes an die Oberfläche des Bewusstseins hebt, ist Freuds wirkungsmächtigste Metapher – Benjamin dient die Archäologie als Denkfigur. Sie bringt den gedanklichen Raum hervor, in dem seine erinnerungstheoretischen Überlegungen wachsen. Entlang der Archäologie als Metapher und Methode entziffert die Autorin die Aufnahme Freuds in das (zum Teil noch unpublizierte) Nachlassmaterial zum Kindheitsbuch.


Über Literatur

75

Wallstein Verlag Herbst 2015

Mythen, Körper, Bilder Ernst Kantorowicz zwischen Historismus, Emigration und Erneuerung der Geisteswissenschaften Über Leben und Werk des Historikers und Mediävisten Ernst Kantorowicz.

Mythen, Körper, Bilder Ernst Kantorowicz zwischen Historismus, Emigration und Erneuerung der Geisteswissenschaften Herausgegeben von Lucas Burkart, Joachim Kersten, Ulrich Raulff, Hartwig von Bernstorff, Achatz von Müller ca. 416 S., ca. 21 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1750-5 auch als E-Book Juli WG 1563

Ernst Kantorowicz wurde wie kaum ein anderer Historiker des 20. Jahrhunderts populär rezipiert. Der Titel seines Spätwerks »The King’s Two Bodies« (1957) ist zum kulturwissenschaftlichen Gemeingut geworden. Die ihm zuteil gewordene Anerkennung hat aber auch dazu geführt, dass Ecken und Kanten in Werk und Person abgeschliffen wurden. Die Autoren untersuchen Kantorowicz’ Leben und Werk seit der Weimarer Republik, über seine erzwungene Emigration in die USA 1938 bis zu seinem erfolgreichen Leben als Professor in Berkeley und Princeton und weisen ebenso auf Brüche hin wie sie auch die Kontinuitäten dieser intellektuellen Biographie ausmachen. In Kantorowicz artikuliert sich paradigmatisch die Herausforderung, den Bruch, den die deutsche Katastrophe darstellt, in seiner Tragweite für die Entwicklung der Geschichts- und Geisteswissenschaften zu reflektieren. Zugleich gilt es aber auch, das damit verbundene Narrativ einer sich selbst läuternden Wissenschaft kritisch zu hinterfragen. Mit Beiträgen u. a. von Sonja Asal, Hartwig Graf v. Bernstorff, Lucas Burkart, Richard Faber, Janus Gudian, Wolfgang Graf v. Vitzthum, Christoph Jamme, Joachim Kersten, Jost Philipp Klenner, Robert E. Lerner, Achatz von Müller, Johannes von Müller, Ute Oelmann, Ulrich Raulff, Sebastian Schmidt-Hofner, Matthias Weichelt

Ernst Kantorowicz (1895 –1963) gelangte mit seiner Biographie zum Stauferkaiser Friedrich II. (1927) zu frühem Ruhm und einer Professur in Frankfurt. Als Jude 1933 aus seinem Amt entfernt, emigrierte er 1938 über England in die USA. Dort lehrte er zunächst in Berkeley und wurde 1951 ans Institute of Advanced Study in Princeton berufen. Die Herausgeber Lucas Burkart ist Professor für Geschichte des Spätmittelalters und der Renaissance an der Universität Basel. Veröffentlichungen u. a.: Theatrum Kircherianum. Wissenskulturen und Bücherwelten im 17. Jahrhundert (Mithg., 2013). Joachim Kersten ist Rechtsanwalt, Herausgeber und Autor. Veröffentlichungen u. a.: Fritz Graßhoff – Flaschenpost mit Weltgeist (2013). Ulrich Raulff ist Direktor des Deutschen Literaturarchivs in Marbach. Veröffentlichungen u. a.: Wiedersehen mit den Siebzigern: Die wilden Jahre des Lesens (2014). Hartwig von Bernstorff ist nach mehrjähriger Verlagsarbeit Landwirt, Waldbesitzer und Privatier. Veröffentlichungen u. a.: Andreas Gottlieb von Bernstorff 1649-1726, Staatsmann, Junker, Patriarch. Zwischen deutschem Partikularismus und europäischer Politik (1999). Achatz von Müller ist Professor für Humanities am College der Universität Lüneburg. Veröffentlichungen u. a.: Kunst, Küche, Kalkül. Carl Friedrich von Rumohr (1785–1843) und die Entdeckung der Kulturgeschichte (Mithg., 2010).


Wallstein Verlag Herbst 2015

76

Über Literatur

Sonja Valentin »Steine in Hitlers Fenster« Thomas Manns Radiosendungen Deutsche Hörer! 1940 –1945 Die BBC-Radiosendungen des Nobelpreisträgers als Zeugnis seines politischen Engagements aus dem Exil.

Sonja Valentin »Steine in Hitlers Fenster« Thomas Manns Radiosendungen Deutsche Hörer! 1940 –1945

ca. 352 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1696-6 auch als E-Book Oktober WG 1560

Die Autorin Sonja Valentin, geb. 1971, studierte Germanistik, Anglistik und Journalistik in Hamburg und London. Es folgten diverse Theater- und Filmprojekte, u. a. mit Karin Beier, Peter Zadek und István Szabó. Nach Stationen am Goethe-Institut in London und am Wiener Burgtheater arbeitete sie als Dramaturgin an verschiedenen Theatern in Hamburg, London und Berlin.

»Es ist die Stimme eines Freundes, eine deutsche Stimme; die Stimme eines Deutschland, das der Welt ein anderes Gesicht zeigt und wieder zeigen wird als die scheußliche Medusen-Maske, die der Hitlerismus ihm aufgeprägt hat.« Thomas Mann, Nobelpreisträger und Exponent der durch den Nationalsozialismus deklassierten deutschen Kultur, richtete diese Worte am 19. März 1941 über die BBC an seine Hörer in Deutschland. Die insgesamt 58 Deutsche Hörer!-Sendungen sind ein herausragendes Beispiel für das politische Engagement eines Schriftstellers im Kampf gegen Faschismus und Barbarei. »Steine in Hitlers Fenster« – so nannte Thomas Mann seine flammenden Plädoyers, mit denen er die Deutschen wachrütteln und zum Widerstand bewegen wollte. In der Forschung fanden Thomas Manns BBC-Reden kaum Beachtung. Die Rundfunktexte ließen sich mit dem traditionellen Bild des politikfernen Dichters nur schwer vereinbaren und führten neben seinen Romanen, Erzählungen und Essays ein Schattendasein. »Steine in Hitlers Fenster« bietet die erste umfassende Dokumentation und Analyse der Deutsche Hörer!-Sendungen Thomas Manns und würdigt sie als bedeutsamen Bestandteil seines Gesamtwerkes.


Über Literatur

77

Wallstein Verlag Herbst 2015

Bürger auf Abwegen: Thomas Mann und Theodor Storm

Die tiefe Verbundenheit zwischen Thomas Mann und Theodor Storm: Eine literarische und biographische Spurensuche.

Bürger auf Abwegen: Thomas Mann und Theodor Storm Herausgegeben von Christian Demandt, Maren Ermisch und Birte Lipinski

Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Buddenbrookhaus | Heinrich-und-ThomasMann-Zentrum Lübeck (11.9. – 8.11.2015) und im Theodor-Storm-Haus Husum (26.11.2015 –15.4.2016).

ca. 256 S., ca. 90 Abb., Klappenbroschur, Format 24,0 x 29,0 cm ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-1740-6 September WG 1563 Die Herausgeber

»Er ist ein Meister, er bleibt.« Dieser Satz, mit dem Thomas Mann 1930 seinen Essay über Theodor Storm kulminieren ließ, hatte weitreichende Folgen, denn er befreite den Husumer endgültig vom Ruf des Heimatdichters. Bereits seit seiner Jugend hatte sich Thomas Mann intensiv mit Storms Werk beschäftigt: Von den »Buddenbrooks« über die »Betrachtungen eines Unpolitischen« bis in seine letzten Briefe hinein spielen Theodor Storm und seine Lebenswelt, seine Gedichte und Novellen eine wesentliche Rolle. Die Novelle »Tonio Kröger« hat Thomas Mann seine Version von »Immensee« genannt. Die tiefe Verwandtschaft zwischen den beiden zugleich bürgerlichen und antibürgerlichen Schriftstellern ist literatur-, sozial- und kulturgeschichtlich gleichermaßen faszinierend. Beide bleiben lebenslang ihrer bürgerlichen Herkunft verpflichtet, deren Forderungen sie jedoch nicht gerecht werden können. In ihren Auffassungen von Kunst und bürgerlicher Tätigkeit, ihrer Liebe zu Poesie und Musik, in ihren erotischen Verwirrungen, in ihrer Neugier auf das Einbrechen des Phantastischen in die vernünftig geordnete Welt, in ihrem intensiven und schwierigen Verhältnis zur Religion, in ihrem unausweichlich werdenden politischen Handeln: in alldem sind sie »Bürger auf Abwegen«.

Christian Demandt, geb. 1975, studierte Germanistik, Evangelische Theologie, Philosophie und Pädagogik. Seit 2011 leitet er das Theodor-Storm-Zentrum in Husum. Für seine Dissertation »Religion und Religionskritik bei Theodor Storm« wurde er 2010 mit dem StormPreis der Stadt Husum ausgezeichnet. Er ist Herausgeber der »Schriften der TheodorStorm-Gesellschaft«. Maren Ermisch, geb. 1976, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Kiel. Sie war von 2003 bis 2009 Mitarbeiterin im Buddenbrookhaus in Lübeck und ist seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin der ThomasMann- und der Theodor-Fontane-Arbeitsstelle an der Universität Göttingen. Birte Lipinski, geb. 1979, studierte Literaturwissenschaft und bildende Kunst an den Universitäten Oldenburg und Salamanca und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Oldenburg. Seit 2014 leitet sie das Buddenbrookhaus in Lübeck.


Wallstein Verlag Herbst 2015

78

Über Literatur

Über »Die Sonette an Orpheus« von Rilke Lektüren Nach sechzig Jahren die erste vollständige Interpretation von Rilkes Zyklus »Die Sonette an Orpheus« (1922).

Über »Die Sonette an Orpheus« von Rilke Lektüren Herausgegeben von Christoph König und Kai Bremer im Auftrag des Peter Szondi-Kollegs ca. 400 S., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1701-7 auch als E-Book November WG 1563

Rainer Maria Rilke (1875-1926) gilt als einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache. Seine umfangreichen Briefwechsel, unter anderem mit Claire Goll, bilden einen wichtigen Bestandteil seines literarischen Schaffens. Die Herausgeber Christoph König, geb. 1956, leitete die Arbeitsstelle für die Erforschung der Geschichte der Germanistik im Deutschen Literaturarchiv Marbach, bevor er 2005 Professor an der Universität Osnabrück wurde. Gastprofessuren führten ihn nach Paris und in die USA. 2008/2009 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Kai Bremer, geb. 1971, ist Institutskoordinator und akademischer Rat am Institut für Germanistik der Universität Gießen. Veröffentlichungen u. a.: Konjektur und Krux. Zur Methodenpolitik der Philologie (Mithg., 2010), Religionsstreitigkeiten (2005).

Rainer Maria Rilkes Gedichtzyklus »Die Sonette an Orpheus« (1922) steht im Schatten der zugleich entstandenen »Duineser Elegien«. Die 55 Sonette sind kühner und zukunftsträchtiger, denn Rilke versucht in ihnen, die mit der Tradition verloren gegangene Kunst des Orpheus, des Inbegriffs der Dichter, unter heutigen Bedingungen erneut zu schaffen. So entsteht im Zyklus eine ebenso geschlossene wie fremde, sprachliche und in höchstem Maße rationale Welt. Allein eine insistierende Lektüre, die ihre Praxis theoretisch und im Streit mit anderen Interpretationen überprüft, kann ohne solche Vorurteile die Eigenart der Sonette fassen und verstehen. Das Insistieren nimmt hier die Gestalt einer Lektüre à plusieurs an – 25 Mitglieder des von Christoph König geleiteten internationalen Peter Szondi-Kollegs haben jeweils einzelne Gedichte interpretiert und in mehreren Tagungen gemeinsam ihren Sinn für die Gedichte geschärft. Geboten werden alle Sonette in einer historisch-kritischen Edition und die zugehörige Interpretation. Mit Beiträgen u. a. von Jean Bollack, Kai Bremer, Daniela Danz, Mark-Georg Dehrmann, Audrey Giboux, Alexander Nebrig, Beatrice Trînca, Stephan Turowski.


Über Literatur

79

Wallstein Verlag Herbst 2015

Thomas Hettche trifft Wilhelm Raabe Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2014

Reden und Essays zu Wilhelm Raabe und Thomas Hettche – eine nachhaltige Demonstration der zeitdurchkreuzenden Wirkmacht der Literatur.

Thomas Hettche trifft Wilhelm Raabe Der Wilhelm RaabeLiteraturpreis 2014 Herausgegeben von Hubert Winkels ca. 64 S., brosch. ca. € 12,– (D); € 12,40 (A) ISBN 978-3-8353-1752-9 September WG 1563

Thomas Hettche

Thomas Hettche wurde für seinen vielschichtigen und facettenreichen Roman »Pfaueninsel« 2014 mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis ausgezeichnet. Der Band »Thomas Hettche trifft Wilhelm Raabe« ist mehr als eine Preisdokumentation – er umfasst Reden und Essays zu Raabe und Hettche von dem Journalisten Richard Kämmerlings, der Literaturkritikerin und Raabe-Expertin Katrin Hillgruber, dem Literaturwissenschaftler Christof Hamann sowie vom Preisträger. Katrin Hillgruber setzt sich mit den hintergründigen Verbindungen und offensichtlichen Ähnlichkeiten zwischen Thomas Hettches und Wilhelm Raabes Texten auseinander. Christof Hamans untersucht das Konzept der ›Heterotopien‹ in Raabes Roman »Das Odfeld« und in Hettches »Pfaueninsel«.

geb. 1964, lebt als Schriftsteller in Berlin. Er veröffentlichte mehrere erfolgreiche Romane »Ludwig muß sterben« (1989), »Der Fall Arbogast« (2001), »Die Liebe der Väter« (2010) und stand 2006 mit »Woraus wir gemacht sind« sowie 2014 mit »Pfaueninsel« auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Für den autobiographischen Essayband »Totenberg« (2012) erhielt er den Düsseldorfer Literaturpreis. Der Herausgeber Hubert Winkels, geb. 1955, ist Literaturredakteur des Deutschlandfunks in Köln und Literaturkritiker für die ZEIT. Sein Schwerpunkt liegt in der deutschsprachigen Literatur. 2007 erhielt er den Alfred-KerrPreis für Literaturkritik. Veröffentlichungen u. a.: »Marion Poschmann trifft Wilhelm Raabe« (2014), »Kann man Bücher lieben? Vom Umgang mit neuer Literatur« (2010), »Beste Deutsche Erzähler« (Hg., 2003).


Wallstein Verlag Herbst 2015

80

Über Literatur

Nike Thurn »Falsche Juden« Performative Identitäten in der deutschsprachigen Literatur von Lessing bis Walser Spiel mit Identitäten – Nike Thurn hinterfragt kulturelle Zuschreibungen des »typisch Jüdischen«.

Nike Thurn »Falsche Juden« Performative Identitäten in der deutschsprachigen Literatur von Lessing bis Walser

ca. 624 S., geb., Schutzumschlag ca. € 49,90 (D); € 51,30 (A) ISBN 978-3-8353-1755-0 auch als E-Book Oktober WG 1563

Die Autorin Nike Thurn, geb. 1982, ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld.

In der deutschsprachigen Literatur gibt es zahlreiche »falsche Juden«: Figuren, die entweder selbst eine jüdische Identität fingieren oder von anderen als Juden ausgegeben werden, die selbst irrtümlich davon ausgehen, Juden zu sein oder von anderen fälschlicherweise hierzu ›gemacht‹ werden. Die Analyse dieser Texte gibt Aufschluss über die definitorischen Kategorien, die kulturellen Setzungen und Zuschreibungsprozesse dessen, was zum jeweiligen historischen Entstehungszeitpunkt der Texte für »typisch jüdisch« gehalten wird. Doch wozu dient das Spiel mit Identitäten, Rollen und Zuschreibungen? Worin unterscheiden sich die Darstellungen vor und nach 1945? Werden Stereotype dadurch perpetuiert – oder gelingt es hierdurch im Gegenteil, sie zu unterlaufen? Nike Thurn geht in ihrer Studie diesen Fragen anhand von fünf paradigmatischen Textpaaren nach: Gotthold Ephraim Lessings »Nathan der Weise« (1779) und Achim von Arnims »Die Majorats-Herren« (1820), Oskar Panizzas »Der operirte Jud’« (1893) und Mynonas »Der operierte Goj« (1922), Max Frischs »Andorra« (1961) und Georg Kreislers »Sodom und Andorra« (1963), Edgar Hilsenraths »Der Nazi & der Friseur« (1977) und Irene Disches »Eine Jüdin für Charles Allen« (1989) sowie Klaus Pohls »Die schöne Fremde« (1992) und Martin Walsers »Kaschmir in Parching« (1995).


Über Literatur

81

Wallstein Verlag Herbst 2015

Ingo Uhlig Traum und Poiesis Produktive Schlafzustände 1641–1810 Traumzustände – Quelle von Produktivität oder Hinweis auf dunkle Triebkräfte? Ingo Uhlig Traum und Poiesis Produktive Schlafzustände 1641 –1810

Das achtzehnte Jahrhundert – Supplementa, Bd. 20. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts ca. 384 S., ca. 4 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1757-4 ISSN 1861-8235 auch als E-Book September WG 1563

Von der Mitte des 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert werden Traumzustände in der Literatur und Philosophie als Quelle künstlerischer und intellektueller Produktivität beschrieben. Im Gegensatz zu der geläufigen Auffassung, die den Traum den abseitigen Seelenarealen und dunklen Triebkräften zuordnet, lässt sich hier eine ›helle‹ Geschichte des Traums ablesen. Ingo Uhlig widmet sich der Erkenntnis, dass der Traumzustand der produktivste und wachste Zustand des Menschen ist. Welche Potentiale sahen die Denker und Künstler voriger Jahrhunderte im Schlaf? Bereits Descartes, Spinoza und Leibniz zeigen sich von Schlafenden, Träumern und Somnambulen fasziniert. Später – bei Jean Paul, Novalis und Kleist – bildet die Verbindung von Traum und Poiesis ein Motiv, das die Überforderung aufgeklärter ratio anzeigt. Ausgehend vom Traum werden Krisen der Steuerung und das Scheitern Geschichte machender Projekte erhellt. Der Autor hebt ein Kapitel der Traumgeschichtsschreibung wieder ans Licht – denn heute scheint diese literarische und philosophische Bewunderung des Traums fast vergessen.

Der Autor Ingo Uhlig, geb. 1976, ist Medienund Literaturwissenschaftler mit Forschungsschwerpunkten in der Geschichte der Ästhetik und der Kunsttheorie der Gegenwart. Er lehrt an der Kunstakademie Münster – Hochschule für Bildende Künste und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.


Wallstein Verlag Herbst 2015

82

Über Literatur

Friederike Reents Stimmungsästhetik Realisierungen in Literatur und Theorie vom 17. bis ins 21. Jahrhundert Stimmung als zentrales produktions- und wirkungsästhetisches Kriterium moderner Kunst.

Friederike Reents Stimmungsästhetik Realisierungen in Literatur und Theorie vom 17. bis ins 21. Jahrhundert

ca. 496 S., geb., Schutzumschlag ca. € 49,– (D); € 50,40 (A) ISBN 978-3-8353-1762-8 auch als E-Book Oktober WG 1563

Die Autorin Friederike Reents, geb. 1972, lehrt Neuere Deutsche Literatur an der Universität Heidelberg und ist freie Mitarbeiterin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung; zur Zeit Lehrstuhlvertretung an der Universität Göttingen. Veröffentlichungen u. a.: Stimmung und Methode (Hg., 2013); »Ein Schauern in den Hirnen«. Gottfried Benns Garten von Arles als Paradigma der Moderne (2009); Surrealismus in der deutschsprachigen Literatur (Mithg., 2009).

Die ästhetisch-literarische Kategorie der »Stimmung« nimmt eine herausragende Stellung im Rahmen des in den vergangenen Jahren beobachteten »emotional turn« (Thomas Anz) ein. Anders als Gefühle und Affekte stammt der Begriff »Stimmung« ursprünglich aus einem musikästhetischen Zusammenhang und erfuhr erst später seine ihm heute primär zugeschriebene, psychologische, aber auch existenzphilosophische Konnotation. Friederike Reents untersucht die Geschichte des Stimmungsbegriffs ausgehend von Kants »Kritik der Urteilskraft« und zeigt, wie sowohl die Theorie als auch die ästhetischen Manifestationen stark von der Literatur-, der Ästhetikund der Zeitgeschichte beeinflusst wurden. So präsentiert sich der Stimmungsdiskurs jeweils als Jahrhundertwende-Phänomen: Um 1800, um 1900 sowie um 2000 verdichtete sich dieser jeweils beträchtlich, während um 1850, aber auch nach 1945 beziehungsweise 1968 die Auseinandersetzung mit der polysemantischen, im 20. Jahrhundert schließlich unter Ideologieverdacht stehenden Kategorie stark zurückging. Friederike Reents beleuchtet den wissenshistorischen Kontext dieses Begriffs und zeigt an Beispielinterpretationen ausgewählter Werke aus den vergangenen 250 Jahren, wie fruchtbar die Kategorie der Stimmung für literaturwissenschaftliche Forschung ist.


Über Literatur

83

Wallstein Verlag Herbst 2015

Rüdiger Görner Ästhetik der Wiederholung Versuch über ein literarisches Formprinzip Im Phänomen der Wiederholung treffen sich lebenspraktische Erfahrung und ästhetisches Formen. Rüdiger Görner Ästhetik der Wiederholung Versuch über ein literarisches Formprinzip

Kleine Schriften zur literarischen Ästhetik und Hermeneutik, Bd. 6. Herausgegeben von Wolfgang Braungart und Joachim Jacob ca. 112 S., brosch. ca. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-1759-8 auch als E-Book Oktober WG 1562

Wiederholungen sind in allen Sparten der Kunst präsent, wobei ihre musikalische Ausprägung am sinnfälligsten ist. In der Literatur erweisen sich die verschiedenen Formen der Wiederholung oft als Versuche, Sprachkunstwerke zumindest partiell zu musikalisieren. Diese primär literarisch konnotierte Ästhetik der Wiederholung untersucht Konvergenzen von Wiederholungspraxis und ästhetischem Experiment, aber auch Fragen des Verhältnisses von Erinnerungskultur und Einsichten in die Struktur der Wiederholung. Im Zentrum steht die Frage nach den literaturästhetischen Spezifika der Wiederholung als einem Formprinzip, Darstellungsprinzip und Experimentierfeld, das unsere Sinne und unser Verstehen in einer besonderen Art fordert. Von zentraler Bedeutung für dieses ästhetische Phänomen der literarischen Moderne sind hierbei die philosophischen Entwürfe Kierkegaards zur Wiederholung, aber auch die Auseinandersetzung Goethes mit diesem Motiv. Untersucht werden Wiederholungsverfahren u. a. in Texten von Thomas Mann, Kenzaburo Oe, Peter Handke und Jürgen Becker.

Der Autor Rüdiger Görner, geb. 1957, ist Professor für Neuere deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft und Gründungsdirektor des Centre for Anglo-German Cultural Relations am Queen Mary College, University of London. Veröffentlichungen u. a.: Georg Trakl. Dichter im Jahrzehnt der Extreme (2014); »Bruchflächen funkeln lassen«. Aufsätze zu einer literarischen Morphomatik (2014).


Wallstein Verlag Herbst 2015

84

Über Literatur

Julia Benner Federkrieg Kinder- und Jugendliteratur gegen den Nationalsozialismus 1933 –1945 Geschriebener Widerstand: regimekritische Kinder- und Jugendbücher aus der Zeit des Nationalsozialismus. Julia Benner Federkrieg Kinder- und Jugendliteratur gegen den Nationalsozialismus 1933 –1945

Göttinger Studien zur Generationsforschung, Bd. 18. Herausgegeben von Dirk Schumann ca. 416 S., ca. 40, z.T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1747-5 auch als E-Book Juli WG 1563

Die Autorin Julia Benner, geb. 1983, studierte Komparatistik, Englische Philologie und Kulturanthropologie / Europäische Ethnologie in Göttingen. Sie ist Koordinatorin der historischen Kinderund Jugendbuchsammlung von Jürgen Seifert und Lehrbeauftragte am Seminar für deutsche Philologie in Göttingen.

Im Exil, aber auch im oppositionellen Literatursystem in Deutschland entstanden engagierte Kinder- und Jugendbücher, die sich vehement gegen den Nationalsozialismus wandten. Viele dieser Werke sind in Vergessenheit geraten. Julia Benner verfolgt ihre Spuren zurück und liefert erstmals eine umfassende Darstellung dieser Form des Widerstandes. Im Zentrum steht die Frage, mit welchen Mitteln die Autoren gegen den Nationalsozialismus anschrieben und unter welchen Bedingungen die Produktion von Kinder- und Jugendliteratur zu dieser Zeit überhaupt möglich war. In exemplarischen Analysen der Werke Maria Gleits, Kurt Helds, Fritz Rothgießers und Lisa Tetzners präsentiert Benner neue Perspektiven auf die Kinderund Jugendbücher von 1933 bis 1945.


Über Literatur

85

Wallstein Verlag Herbst 2015

Sabrina Wagner Aufklärer der Gegenwart Politische Autorschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts – Juli Zeh, Ilija Trojanow, Uwe Tellkamp Das Konzept der Politischen Autorschaft unter sich wandelnden Bedingungen in der Gegenwart. Sabrina Wagner Aufklärer der Gegenwart Politische Autorschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts – Juli Zeh, Ilija Trojanow, Uwe Tellkamp

Göttinger Studien zur Generationsforschung, Bd. 20. Herausgegeben von Dirk Schumann ca. 400 S., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1748-2 auch als E-Book September WG 1563

Wie oft haben Feuilleton und Kritiker den Intellektuellen für tot erklärt, wie oft das Ende der gesellschaftsrelevanten Literatur verkündet? Und doch treten gerade auf dem neuerlichen Höhepunkt weltweiter bürgerlicher Protestbewegungen auch Schriftsteller hierzulande wieder verstärkt als engagierte Intellektuelle auf. Sabrina Wagner stellt sich in ihrer Studie dezidiert der häufig formulierten Annahme entgegen, dass mit dem Ende des Kalten Krieges die Figur des Intellektuellen sowie die politisch engagierte Literatur endgültig verschwunden seien. Wie Autoren zu Beginn des 21. Jahrhunderts als Stichwortgeber, Meinungsführer und Gestalter in der Öffentlichkeit agieren und eine politische Autorschaft entwerfen, zeigt sie am Beispiel von Juli Zeh, Ilija Trojanow und Uwe Tellkamp auf. Die einzelnen Analysen verdeutlichen, wie Schriftsteller heute ihre Rolle als politische Autoren den sich wandelnden Feldbedingungen anpassen. Dabei wird auch sichtbar, dass die jüngeren Gegenwartsautoren das schriftstellerisch-intellektuelle Engagement nicht etwa gänzlich neu erfinden, sondern gezielt auf bestehende Traditionen zurückgreifen.

Die Autorin Sabrina Wagner, geb. 1981, studierte Germanistik, Neuere Geschichte und Jüdische Studien in Potsdam. Nach einigen Jahren als PR- und Projektmanagerin in der Kommunikationsbranche kam sie zur Promotion nach Göttingen. Sie lebt als freie Kritikerin in Frankfurt a. M.


Wallstein Verlag Herbst 2015

86

Periodica

Goethe-Jahrbuch 2014 Band 131

Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2015

Herausgegeben von Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm

Herausgegeben von Anne Bohnenkamp

ca. 320 S., ca. 30 Abb., geb. ca. € 29,95 (D); € 30,90 (A) ISBN 978-3-8353-1509-9 ISSN 0323-4207 auch als E-Book Juli WG 1563

Das Goethe-Jahrbuch 2014 versammelt die Vorträge des »Symposiums junger Goetheforscher«, das im Mai 2013 abgehalten worden ist. Es enthält zudem Abhandlungen und Miszellen zu Goethes Leben und Werk. Ein umfangreicher Rezensionsteil zu wichtigen Neuerscheinungen und Berichte über das Wirken der Goethe-Gesellschaft im In- und Ausland ergänzen den Band. Das Goethe-Jahrbuch ist das Publi kationsorgan der 1885 in Weimar gegründeten Goethe-Gesellschaft mit derzeit ca. 3.500 Mitgliedern in 55 Ländern der Welt.

ca. 320 S., ca. 20, z.T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-1717-8 ISSN 0071-9463 Dezember WG 1563

Das »Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts« ist ein literaturund kunstwissenschaftliches Periodikum zur deutschsprachigen Literatur und zu den Wechselbeziehungen zwischen Dichtung und Kunst. Die Schwerpunkte liegen in der Goethezeit, der Romantik und der frühen Moderne bis zur Gegenwart. Begründet 1902 und herausgegeben vom Direktor des Hochstifts ist das Jahrbuch ein Forum internationaler Forschung. Neben Abhandlungen erscheinen in ihm kleinere Editionen und Berichte, in denen bedeutendere Neuzugänge oder zu Unrecht unbekannt gebliebene Bestände der Sammlungen erschlossen werden.


Periodica

Lessing Yearbook/Jahrbuch XLII, 2015 Herausgegeben für die Lessing Society von Monika Fick Book Reviews herausgegeben von Monika Nenon ca. 240 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,– (D); € 24,70 (A) ISBN 978-3-8353-1685-0 ISSN 0075-8833 Oktober WG 1560

Der Band enthält Beiträge zu den theoretischen Hauptschriften Lessings (Laokoon und Hamburgische Dramaturgie), den Trauerspielen Miß Sara Sampson und Emilia Galotti sowie zur LessingRezeption im 19. Jahrhundert; darüber hinaus Studien zu Wieland, Klopstock und zum Musiktheater im 17. und 18. Jahrhundert.

Gefühlskulturen im Großbritannien des 18. Jahrhunderts Zusammengestellt von Birgit Neumann und Barbara Schmidt-Haberkamp Das achtzehnte Jahrhundert. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts, 39/2. Herausgegeben von Carsten Zelle ca. 144 S., brosch. ca. € 17,– (D); € 17,50 (A) ISBN 978-3-8353-1697-3 ISSN 0722-740-x auch als E-Book Dezember WG 1563

»Das achtzehnte Jahrhundert« wurde 1977 als Mitteilungsblatt der »Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts« gegründet und seit 1987 zur wissenschaftlichen Zeitschrift der deutschen Dixhuitièmisten ausgebaut.

87

Wallstein Verlag Herbst 2015

Geschichte der Germanistik Historische Zeitschrift für die Philologien. Heft 47/48 (2015) Herausgegeben von Christoph König und Marcel Lepper in Verbindung mit Michel Espagne, Ralf Klausnitzer, Denis Thouard und Ulrich Wyss ca. 200 S., brosch. ca. € 14,– (D); € 14,40 (A) ISBN 978-3-8353-1690-4 ISSN 1613-0758 Oktober WG 1563

Ulrich Wyss: Grammatik und Sprache der Philologie – das Indoeuropäische bei Jean-Paul Demoule Christoph König: Zur intellektuellen Qualität philologischer Forschung Sheldon Pollock: Die »Murty Classical Library«. Zur Geschichte der Kanonisierung in der indischen Literatur Ruedi Imbach: Wittgenstein als Leser Gottfried Kellers Wolfgang Asholt: Wesen und Funktion der französischen Kultur und Literatur für Ernst Robert Curtius Michael Lackner: Begriffsbildung in der chinesischen Mantik Aktuelle Bibliographie der Wissenschaftsgeschichte der Philologien 2014/15


Wallstein Verlag Herbst 2015

88

Periodica

Offener Horizont Jahrbuch der Karl Jaspers-Gesellschaft 2/2015

Johnson-Jahrbuch 22/2015

Im Auftrag der Karl Jaspers-Gesellschaft herausgegeben von Matthias Bormuth

Im Auftrag der Uwe Johnson-Gesellschaft herausgegeben von Holger Helbig, Bernd Auerochs, Katja Leuchtenberger und Ulrich Fries

ca. 360 Seiten, ca. 10 Abb., geb., mit Schutzumschlag ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-1725-3 ISSN 2198-9133 auch als E-Book November WG 1563

ca. 208 Seiten, ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-1726-0 ISSN 0945-9227 auch als E-Book November WG 1563

Das Jahrbuch Offener Horizont enthält vor allem eine Auswahl von Vorträgen und zugehörigen Texten, die im Oldenburger Karl Jaspers-Haus 2014/15 gehalten wurden.

Das Johnson-Jahrbuch versammelt die Ergebnisse der aktuellen Forschung zu Uwe Johnsons Leben und Wirken. In diesem Jahr beleuchtet Florian Kragl die Übersetzung des »Nibelungenliedes« durch Uwe Johnson und Manfred Bierwisch. Dabei werden sowohl die Herausforderungen deutlich, denen sich die beiden frisch diplomierten Germanisten gegenübersahen, als auch die Originalität ihrer Lösungen. Welcher unter den etwa 38.000 Sätzen der »Jahrestage« der wichtigste ist, und warum, ist ebenfalls im neuen Jahrbuch nachzulesen. Zudem wird auch die Uwe Johnson-Werkausgabe näher vorgestellt, die nun in Rostock entsteht.

Mit Beitragen u. a. von Erich Auerbach, Eduard Beaucamp, Ulrich v. Bülow, Jan Bürger, Wolfgang Frühwald, Jeanne Hersch, Richard Hüttel, Karl Jaspers, Hans Jonas, Joachim Kalka, Sebastian Kleinschmidt, Melvin J. Lasky, Wolfgang Günter Lerch, Simon Leys, Jochen Schimmang, Michael Schmidt-Degenhard, Wolfgang Schopf, Wolfgang Schuller, Matin Vialon und Ruprecht Wimmer.


Periodica

ZeitRäume Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung 2015

Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Neue Folge der »Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen«

ca. 240 S., franz. brosch. ca. € 19,80 (D); € 20,40 (A) ISBN 978-3-8353-1734-5 ISSN 1868-2138 auch als E-Book Dezember WG 1550

Hg. von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 87/2015

ZeitRäume versammelt jährlich eine Auswahl von zeitgeschichtlichen Analysen, die am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam (ZZF) vorgestellt wurden oder aus der Arbeit des Instituts entstanden sind. Die Zusammenstellung hat nicht den Anspruch, die am ZZF betriebenen Forschungen repräsentativ zu spiegeln. Aber sie vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt und Vielgestalt der Wege, die zum Verständnis unserer zugleich so nahen und so fernen Zeitgeschichte im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert beitragen.

ca. 560 S., geb. ca. € 29,– (D); € 29,90 (A) ISBN 978-3-8353-1716-1 ISSN 0078-0561 auch als E-Book Dezember WG 1550

Das »Niedersächsische Jahrbuch für Landesgeschichte« ist allen Epochen und Teildisziplinen der Geschichtswissenschaft verpflichtet und begreift die heutigen Bundesländer Bremen und Niedersachsen als sein wissenschaftliches Feld. Es enthält als jährlich wechselnde thematische Schwerpunkte die zu Aufsätzen umgestalteten Vorträge, die auf der jeweils letzten Jahrestagung der Historischen Kommission gehalten worden sind. Der sehr umfangreiche Besprechungsteil bietet Rezensionen zur nordwestdeutschen Landesgeschichte, aber auch zu allgemeineren Werken.

89

Wallstein Verlag Herbst 2015

Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste Reden und Gedenkworte. Zweiundvierzigster Band 2013 –2014 / 2014 –2015 ca. 240 S., zahlr. z. T. farb. Abb., geb., ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-1645-4 ISSN 0473-145-x Dezember WG 1510

Der Doppelband enthält die Reden und Gedenkworte der Herbsttagungen 2013 und 2014 sowie der Frühjahrstagungen 2014 und 2015, u. a. den Festvortrag von Anton Zeilinger: »Zufall und Information in der Quantenwelt« sowie die Vorträge von Brigitte Fassbaender über »Richard Strauss«, Lorraine Daston über »Johannes Kepler«, James Sheehan über »Die Niederlande im Ersten Weltkrieg« und Hermann Parzinger über »Die frühen Reiternomaden«, außerdem die Laudationes auf die Neumitglieder Reinhard Genzel, Michael Stolleis, Onora O’Neill und Claudio Magris sowie die Gedenkworte für das verstorbene Ordensmitglied Walter Gehring.


Wallstein Verlag Herbst 2015

90

Dina Porat / David Bankier Roncalli and the Jews During the Holocaust: Concern and Efforts to Help

English Edition with an abstract in Hebrew Search and Research. Lectures and Papers, Bd. 20. Edited by Dan Michman

Periodica

Yad Vashem Studies 42.1

Yad Vashem Studies 42.2

Edited by David Silberklang

Edited by David Silberklang

191 S., brosch. € 15,– (D); € 15,50 (A) ISBN 978-3-8353-1688-1 ISSN 0084-3296 sofort lieferbar WG 1556

277 S., brosch. € 15,– (D); € 15,50 (A) ISBN 978-3-8353-1689-8 ISSN 0084-3296 sofort lieferbar WG 1556

136 S., brosch. € 5,– (D); € 5,20 (A) ISBN 978-3-8353-1692-8 sofort lieferbar WG 1556

In der Reihe »Search and Research« werden Vorträge, Forschungsberichte und Symposien veröffentlicht, die im Rahmen des »Yad Vashem International Institute for Holocaust Research« entstanden sind. Darüber hinaus gibt die Reihe den im Umfeld des Instituts agierenden Wissenschaftlern eine Plattform, innovative Forschungsansätze und erste Ergebnisse zu veröffentlichen.

Eine der führenden Zeitschriften zur Holocaustforschung mit hochkarätigen Beiträgern aus aller Welt. Alle Bände sind komplett englischsprachig. Seit 1957 widmet sich »Yad Vashem Studies« der Holocaustforschung und hat sich konstant dadurch ausgezeichnet, die führenden Forscher und Denker aus aller Welt und aus verschiedenen Disziplinen als Beiträger zu versammeln. Viele Denkanstöße und wegweisende Thesen nahmen hier ihren Anfang. Bis 2007 erschien die Zeitschrift in Israel jährlich, seitdem halbjährlich.


Literatur bei Wallstein: Christine Lavant Das Kind 88 S., geb., Schutzumschlag 16,90 € (D); 17,40 € (A) ISBN 978-3-8353-1672-0

Steven Bloom Das positivste Wort der englischen Sprache Roman 160 S., geb., Schutzumschlag 17,90 € (D); 18,40 € (A) ISBN 978-3-8353-1597-6

Wallstein Verlag GmbH Geiststraße 11 D-37073 Göttingen Tel: (05 51) 5 48 98-0 Fax: (05 51) 5 48 98-34 e-mail: info@wallstein-verlag.de Internet: www.wallstein-verlag.de Ansprechpartner im Verlag Vertrieb: Claudia Hillebrand Tel: (05 51) 5 48 98 -23 chillebrand@wallstein-verlag.de Nicole Staßwender Tel: (05 51) 5 48 98 -31 nstasswender@wallstein-verlag.de Veranstaltungen: Manuel Emmerich Tel: (05 51) 5 48 98 -15 memmerich@wallstein-verlag.de Presse und Öffentlichkeitsarbeit: Monika Meffert Tel: (05 51) 5 48 98 -11 mmeffert@wallstein-verlag.de Jennifer Sprodowsky Tel: (05 51) 5 48 98-29 jsprodowsky@wallstein-verlag.de Rechte und Lizenzen: Stefan Diezmann Tel: (05 51) 5 48 98 -12 sdiezmann@wallstein-verlag.de Lena Hartmann Tel: (05 51) 5 48 98 -14 lhartmann@wallstein-verlag.de

Lukas Bärfuss Stil und Moral Essays

Ihre Favoriten aus dem Frühjahr 2015

235 S., geb., Schutzumschlag 19,90 € (D); 20,50 € (A) ISBN 978-3-8353-1679-9

Teresa Präauer Johnny und Jean Roman

Kai Weyand Applaus für Bronikowski Roman

Marcel Reich-Ranicki und Peter Rühmkorf Der Briefwechsel

208 S., geb., Schutzumschlag 19,90 € (D); 20,50 € (A) ISBN 978-3-8353-1556-3

188 S., geb., Schutzumschlag 19,90 € (D); 20,50 € (A) ISBN 978-3-8353-1604-1

334 S., 10, z.T. farb., Abb., geb., Schutzumschlag 22,90 € (D); 23,60 € (A) ISBN 978-3-8353-1620-1

Auslieferungen

Bayern Thomas Romberger c /o Vertreterbüro Würzburg Huebergasse 1 D-97070 Würzburg Tel: (09 31) 1 74 05 Fax: (09 31) 1 74 10 romberger @vertreterbuero-wuerzburg.de

Nordrhein-Westfalen Karl Halfpap Postfach 300513 D-50775 Köln Tel: (02 21) 9 23 15 94 Fax: (02 21) 9 23 15 95 halfpap.verlagsvertretung @t-online.de

Deutschland: Prolit Verlagsauslieferung Siemensstraße16 D-35463 Fernwald Tel: (06 41) 9 43 93 -209 Fax: (06 41) 9 43 93 -29 k.born@prolit.de Schweiz: AVA Verlagsauslieferung AG Centralweg16 CH-8910 Affoltern am Albis Tel: (0 44) 7 62 42 - 50 Fax: (0 44) 7 62 42 -10 verlagsservice@ava.ch Österreich: Mohr Morawa Buchvertrieb GmbH Sulzengasse 2 A-1230 Wien Tel: (01) 6 80 14 - 0 oder 6 88 71- 30 Fax: (01) 6 80 14 -140 Bestellservice: Tel: (01) 6 80 14 - 5 DW bestellung@mohrmorawa.at Verlagsvertretungen Deutschland: Baden-Württemberg Detlef Klatt c/o Vertreterbüro Würzburg Huebergasse 1 97070 Würzburg Tel: (09 31) 1 74 05 Fax: (09 31) 1 74 10 klatt@vertreterbuero-wuerzburg.de

Berlin,Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern Peter Wolf Jastrow c/o Verlagsvertretungen Jastrow + Seifert + Reuter Cotheniusstraße 4 D-10407Berlin Tel: (0 30) 44 73 21 80 Fax: (0 30) 44 73 21 81 service@buchart.org Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein Torsten Hornbostel Michaela Wagner Winsener Straße23 D-29614 Soltau Tel: (05191) 606665 Fax: (05191) 606669 Hornbostel-Verlagsvertretungen @t-online.de Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Luxemburg Raphael Pfaff An den Drei Hohen 51 D-60435 Frankfurt / M. Tel: (0 69) 54 89 03 66 Fax: (0 69) 54 90 24 raphael.pfaff@web.de

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen Petra Gläß Staupitzstraße12 D-04668 Grimma Tel: (03 43 86) 4 19 21 Fax: (03 43 86) 4 19 21 petra.glaess@pctel-mtl.de Schweiz: Graf Verlagsvertretungen GmbH Sebastian Graf Uetlibergstraße 84 CH-8045 Zürich Tel: (0 44) 4 63 42 28 Fax: (0 44) 4 50 11 55 sgraf@swissonline.ch Österreich: Helga Schuster Verlagsvertretungen Leo-Slezak-Gasse 16/2 A-1180 Wien Tel: (06 76) 5 29 16 39 Fax: (06 76) 5 29 16 39 helga.b.schuster@gmail.com


Unsere Empfehlungen aus dem Frühjahrsprogramm »Wie geht das? Wie kann jemand seine dunkle Lebensgeschichte so hell erzählen – ohne jede Bitterkeit und voller Zuversicht?« Luzia Braun, ZDF aspekte

Eine beispiellose Karriere im 19. Jahrhundert: Das bewegte Leben des deutsch-amerikanischen Politikers Carl Schurz.

Valentina Freimane Adieu, Atlantis Erinnerungen

Carl Schurz Lebenserinnerungen Mit einem Essay von Uwe Timm

Aus dem Lettischen von Matthias Knoll

Hg. von Daniel Göske

341 S., 46 Abb., geb., Schutzumschlag 22,90 € (D); 23,60 € (A) ISBN 978-3-8353-1603-4

ca. 1256 S., ca. 10 Abb., 2 Bde. in Schmuckhülse, Leinen, Lesebändchen ca. 39,– € (D); 40,10 € (A) ISBN 978-3-8353-1582-2 August


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.