Wallstein Vorschau Herbst 2017 Wissenschaft

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Wallstein Verlag Herbst 2017

onen i t i d E art w n e Geg hte c i h c haft c s n Ges isse w r u Kult tur a r e t Li Ăœber


Zum Messegastland Frankreich Neuerscheinungen zum Herbst 2017 Gustave Flaubert Bouvard und Pécuchet Der Werkkomplex Herausgegeben, aus dem Französischen übersetzt, annotiert und mit einem Nachwort versehen von Hans-Horst Henschen 4 Bde., geb., im Schuber, zus. ca. 2080 S., ca. 10 Abb., ca. € 128,– (D); € 131,60 (A) | ISBN 978-3-8353-3108-2 Auch als E-Book | September    WG 1111

zum Bis 31.1.2018 preis ns tio ip Subskr von 99,– €

Barbara Es war einmal ein schwarzes Klavier … Unvollendete Memoiren Aus dem Französischen übersetzt von Annette Casasus ca. 192 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 16,90 (D); € 17,40 (A) ISBN 978-3-8353-3076-4 auch als E-Book Oktober   WG 1951

Matthias Zschokke Ein Sommer mit Proust 56 S., Festeinband € 12,90 (D); € 13,30 (A) ISBN 978-3-8353-3131-0 Auch als E-Book August    WG 1118

Achterbahn Le grand 8 Französische und deutsche Gedichte deutsch / französisch Herausgegeben von Alain Lance und Michael Hohmann ca.176 S., geb., Schutzumschlag € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-3128-0 September­­­ WG 1151

Wolfgang Matz Frankreich gegen Frankreich Die Schriftsteller zwischen Literatur und Ideologie ca. 232 S., geb., Schutzumschlag ca. € 22,– (D); € 22,70 (A) ISBN 978-3-8353-3078-8 auch als E-Book September   WG 1558

Rutebeuf Winterpech & Sommerpech Die Poeme vom großen Würfeln: von Unglück, Missgeschick und Allerlei Aus dem Französischen des 13. Jahrhunderts übertragen und mit einem Essay von Ralph Dutli deutsch / französisch 220 Seiten, geb., Schutzumschlag 22,– € (D); 22,70 € (A) ISBN 978-3-8353-3125-9 August   WG 1151

die horen. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik, Bd. 267 Herausgegeben von Jürgen Krätzer Zusammengestellt von Jérôme Ferrari und Cornelia Ruhe ca. 220 S., ca. 10 Abb. brosch. € 14,– (D); € 14,50 (A) ISBN 978-3-8353-3121-1 September   WG 1562


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Inhalt Spitzentitel 4 David Van Reybrouck  Für einen anderen Populismus 6 Wolfgang Matz  Frankreich gegen Frankreich 8 Barbara  Es war einmal ein schwarzes Klavier … 10 Günter Karl Bose Bookish! 12 Hanjo Kesting Bis der reitende Bote des Königs erscheint 14 Werner Tübke  Mein Herz empfindet optisch 16 Peter Bürger  Theorie der Avantgarde Editionen 18 Abraham Teitelbaum  Warschauer Innenhöfe 20 Ernst Toller  Briefe 1915 –1939 22 Friedo Lampe  Briefe und Zeugnisse sowie Texte zu Literatur und Kunst 23 Hugo Ball  Die Flucht aus der Zeit 24 Johann Heinrich Merck Gesammelte Schriften 1781– 1782 25 Aus Goethes Autographensammlung 26 Ferdinand Sauter  Durchgefühlt und ausgesagt 27 Karl Kraus und Ludwig von Ficker  Briefe, Dokumente 1910 –1936 28 Ernst Schulze  Briefe und Tagebücher 29 Friedrich Rückert  Liedertagebuch XI 30 Briefe von und an Stefan Andres 1930 –1970 Gegenwart 31 32 34 35

»unter freunden«. Nicolas Born. Leben, Werk, Wirkung Harro Zimmermann  Günter Grass und die Deutschen Danilo Kiš  Die Enzyklopädie der Toten Horst Moser  Paul Renner als Buchgestalter

62 Inka Le-Huu­  Die sociale Emanzipation 63 Vera Kallenberg  Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafgerichtsbarkeit 1780–1814 64 Paul-Moritz Rabe  Die Stadt und das Geld 65 München im Nationalsozialismus 66 Peter Lantos  Von Ungarn nach Bergen-Belsen und zurück 67 Jean-Luc Bellanger »Feindbegünstigung« 68 Konzepte des Authentischen 69 Louis Pahlow / André Steiner  Die Carl‑Zeiss‑Stiftung in Wiedervereinigung und Globalisierung 1989 – 2004 70 Urkundenbuch der Herren von Zesterfleth 71 Urkundenbuch des Klosters Loccum 72 Axel Smend  Gedanken sind Kräfte Kulturwissenschaft 73 74 76 77 78 79 80 81 82 83

Das Gesicht. Bilder, Medien, Formate Anne Hartmann »Ich kam, ich sah, ich werde schreiben«. Lion Feuchtwanger in Moskau 1937 Topographien von Intellektualität Karen Michels  Sokrates in Pöseldorf. Erwin Panofskys Hamburger Jahre Eduard Beaucamp  Im Spiegel der Geschichte – Die Leipziger Schule der Malerei Armin Sandig. Aquarelle Gisela Wolf  Substanzgebrauch bei Queers Bernhard Jensen  Ein Kanon der jüdischen Renaissance Entzweite Moderne. Zur Aktualität Joachim Ritters Peter André Bloch  Friedrich Dürrenmatts Visionen und Experimente

Geschichte

Über Literatur

36 Hanno Hochmuth Kiezgeschichte 37 Jonathan Voges  »Selbst ist der Mann« 38 Katrin Hammerstein  Gemeinsame Vergangenheit – getrennte Erinnerung? 39 Die Nürnberger Gesetze – 80 Jahre danach 40 Julie Grimmeisen  Pionierinnen und Schönheitsköniginnen 41 Christoph Wehner  Die Versicherung der Atomgefahr 42 Hölle im Moor. Die Emslager 1933 –1945 43 Vida Bakondy  Montagen der Vergangenheit 44 Biographien des Buches 45 Arnd Reitemeier  Reformation in Norddeutschland 46 Henny Brenner  Das Lied ist aus 48 Martin Stallmann  Die Erfindung von »1968« 49 Philipp Kufferath  Peter von Oertzen 1924 – 2008 50 Der Orient. Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 51 Maren Jung-Diestelmeier  »Das verkehrte England« 52 Karsten Linne  Von Witzenhausen in die Welt 53 Francesco Spöring  Mission und Sozialhygiene 54 Detlef Siegfried  Time is on my Side 55 Fruzsina Müller Jeanssozialismus 56 Wie bürgerlich war der Nationalsozialismus? 57 Die Geschichte ist offen. In memoriam Fritz Stern 58 Städte im Nationalsozialismus 59 Ideologie und Eigensinn 60 Travelling Things 61 Rheinische Wunderkammer

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Heinz Strunk trifft Wilhelm Raabe Nicola Behrmann  Geburt der Avantgarde. Emmy Hennings Stimmungen und Vielstimmigkeit der Aufklärung Heinrich Detering / Yuan Tan  Goethe und die chinesischen Fräulein 88 »Denn sie rauben sehr geschwind jedes böse Gassenkind« – »Zigeuner«-Bilder in Kinder- und Jugendmedien Periodica 89 89 89 90 90 90 91 91 91 92 92 92 93 93 93

Goethe-Jahrbuch 2016 Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2017 Lessing Yearbook Jahrbuch 2017 Das achtzehnte Jahrhundert 41.2 Johnson-Jahrbuch 2017 Jahrbuch der Karl Jaspers-Gesellschaft 2017 Geschichte der Germanistik 2017 Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung.  Preise 2016 Valerio 2017. Zum Beispiel Estland Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung 2017 Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 2017 Orden Pour le mérite für Wissenschaft und Künste 43 Yad Vashem Studies 44.2 Search and Research 25 Jahrbuch Sexualitäten 2017


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David Van Reybrouck geht es um demokratische Partizi­ pation. Alle Menschen müssen sich in Politik und Entscheidungsfindungen einbringen, deshalb: Mehr Populismus! Besserer Populismus!

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Spitzentitel

David Van Reybrouck Für einen anderen Populismus Ein Plädoyer

Der Autor David Van Reybrouck, geb. 1971, ist Historiker, Ethnologe, Archäologe und Schriftsteller. Sein Buch »Kongo« war ein Welterfolg, stand in Deutschland monatelang auf der SpiegelBestsellerliste und wurde mit dem NDR-Sachbuchpreis 2012 ausgezeichnet. Van Rey­brouck schreibt Romane, Theaterstücke und Gedichte. Er ist Initiator des Models G 1000, das mehr Mitsprache für die Bürger in Europa fordert.

David Van Reybrouck Gegen Wahlen Warum Abstimmen nicht demokratisch ist ISBN 978-3-8353-1871-7

Populismus gilt, gerade in Zeiten des zunehmenden Nationalismus, als negativer Begriff, doch in ganz Europa haben populistische Bewegungen starken Zulauf. David Van Reybrouck, selbst Historiker und Archäologe, sieht den Grund dafür in einer immer größeren Kluft zwischen Menschen mit aka­demischer Ausbil­ dung und Menschen bildungsfernerer Schichten. Während die Riege der Aka­ demiker durchaus die Vorteile der Globalisierung sieht und Toleranz für das Fremde fordert, verbinden Menschen in ungelernten Jobs und mit schlechterer Bezahlung mit dem Wort Globalisierung oft zuallererst Ängste, auch Konkurrenz­ ängste. In Regierungen sind Nichtakademiker oder die sogenannten einfachen Leute aber mittlerweile völlig unterrepräsentiert. Sie von demokratischen Entschei­ dungsprozessen auszugrenzen kann aber fatale Folgen haben und sie zu radi­ kalen Positionen treiben. Nach »Gegen Wahlen« legt Van Reybrouck erneut eine streitbare Schrift vor, die Demokratie und Regierungsbeteiligung für alle fordert: auch und gerade für diejenigen, die in medialen und gesellschaftlichen Debatten oft nicht zu Wort kommen und sich deshalb fatalerweise Parteien zuwenden, die populistisch den Nationalismus und rechtsradikale Bewegungen stärken. Van Reybroucks Plädoyer dagegen: Populismus nicht fürchten, sondern zur Stärkung der Demo­ kratie nutzen!


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Das Debattenbuch zum Wahljahr – ein radikaler Denkanstoß!

Das Plakat zu unseren Titeln von David Van Reybrouck erhalten Sie unter den Bestellnummern: 95022 Prolit 3157J Mohr Morawa 10346076 AVA

David Van Reybrouck Für einen anderen Populismus Ein Plädoyer

Aus dem Niederländischen von Arne Braun ca. 90 S., brosch. ca. € 12,90 (D); € 13,30 (A) ISBN 978-3-8353-3157-0 auch als E-Book August   WG 1734


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Wolfang Matz’ brillante Literaturgeschichte über ein zwischen Nation und Europa zerrissenes Land.

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Spitzentitel

Wolfgang Matz Frankreich gegen Frankreich Die Schriftsteller zwischen Literatur und Ideologie

Der Autor Wolfgang Matz, geb. 1955, lebte von 1987 bis 1995 in Poitiers (Frankreich), wo er am Institut für deutsche Sprache und Literatur lehrte und als Literaturübersetzer tätig war. Seitdem arbeitet er als Verlagslektor in München. Als Über­ setzer französischer Prosa und Lyrik wurde er mit dem Paul Celan- und dem Petrarca-Preis ausgezeichnet. Veröffentlichungen u. a.: Adalbert Stifter oder Diese fürchterliche Wendung der Dinge (2016); Die Kunst des Ehebruchs. Emma, Anna, Effi und ihre Männer (2014); Eine Kugel im Leibe. Walter Benjamin und Rudolf Borchardt: Judentum und deutsche Poesie (2011).

Wolfgang Matz Die Kunst des Ehebruchs Emma, Anna, Effi und ihre Männer ISBN 978-3-8353-1459-7

Frankreich ist ein geteiltes Land. Hier die republikanische, laizistische, groß­ städtische Linke, entstanden aus den Ideen von 1789, die ganz Europa ver­ ändert haben, dort die nationale, katholische, häufig antisemitische Rechte, die Frankreich abschotten will gegen die internationale Moderne. Einmal glaubte man diese Spaltung überwunden: Im Ersten Weltkrieg verteidigten alle Parteien gemeinsam ihr Land. Doch Frankreich wurde zum besiegten Sieger, und zwischen den Kriegen machten die inneren Kämpfe die Republik wehrlos gegen die totalitären Ideologien und gegen den militärischen Feind. Die Niederlage 1940 schien diese Wehrlosigkeit zu besiegeln. Die dauernde Krise ließ die französischen Schriftsteller politisch werden wie nie zuvor. In großen Schlaglichtern ebenso wie mit hierzulande fast un­ bekannten Texten folgt Wolfgang Matz, der »brillante komparatistische Quer­ läufer« (Süddeutsche Zeitung), den Intellektuellen zwischen der extremen Rechten und der radikalen Linken, zwischen einem bedingungslosen Pazifis­ mus, der die Kollaboration mit dem Gegner in Kauf nimmt, und dem natio­ nalen Widerstand: z. B. André Gide, Céline und Jean Giono, Simone Weil, Georges Bernanos und Drieu la Rochelle. In der zweiten Nachkriegszeit geht es noch einmal um die ideologische Deutungshoheit über die Vergangenheit und für die Zukunft: Was ist Frankreich, zerrissen zwischen der Nation und Europa? Dieser Grundkonflikt prägt Frankreich bis zum heutigen Tag, und er verleiht diesem Buch seine manchmal geradezu gespenstische Aktualität.


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Aufschlussreich und aktuell: über Frankreichs innere Zerrissenheit

Wolfgang Matz Frankreich gegen Frankreich Die Schriftsteller zwischen Literatur und Ideologie

ca. 232 S., geb., Schutzumschlag ca. € 22,– (D); € 22,70 (A) ISBN 978-3-8353-3078-8 auch als E-Book September   WG 1558


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Die Ikone der französischdeutschen Verständigung erzählt aus ihren Leben. Zum 20. Todestag der Sängerin (24. 11. 2017) erscheinen ihre Memoiren erstmals in deutscher Sprache.

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Spitzentitel

Barbara Es war einmal ein schwarzes Klavier … Unvollendete Memoiren

Barbara (1930–1997) hieß mit bürger­ lichem Namen Monique Andrée Serf. Wegen ihrer jüdischen Herkunft musste sie vor den deutschen Besatzern fliehen. Lange Zeit hatte sie sich ge­weigert, im Land der Täter aufzutreten. 1964 kam sie dennoch nach Göttingen, wo sie das heute noch bewegende Lied »Göttingen« verfasste. Es war die Zeit ihres künstlerischen Durchbruchs. In Frankreich genießt sie nach wie vor Kultstatus, in Deutschland wurde sie von Gerhard Schröder sowie jüngst auch von Joachim Gauck offiziell zitiert. Die Übersetzerin Annette Casasus, geb. 1960, studierte in Göttingen, Toulouse und Paris. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Dolmetscherin und Übersetzerin sowie Dozentin an der Universität Göttingen und der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder).

Barbara wollte als Kind nur eines: singen. Sie begann ein Gesangsstudium, tingelte in Brüssel und Paris durch die Clubs zunächst mit Chansons u. a. von Jacques Brel und Georges Brassens. Der Durchbruch gelang erst, als sie ihre Lieder selbst komponierte – fortan füllte sie die großen Konzertsäle weltweit. Mit ihrem Lied »Göttingen« schuf sie eine Hymne für die deutsch-franzö­ sische Verständigung, die bis heute nachwirkt. Auf der Bühne überließ Barbara keine auch noch so kleine Geste dem Zu­ fall. Ihre Erinnerungen – angefangen bei einer zum Teil traumatischen Kind­ heit über Begegnungen in der Künstlerszene bis zu ihrem Aufstieg zur Grande Dame des Chansons – hingegen bestechen gerade durch das spontan Aufge­ schriebene, durch das Authentische, Unmittelbare. Der pointierte und auch poetische Stil erlaubt es, mit wenigen Strichen ein wahres Künstlerleben zu evozieren. Ihre Memoiren begann sie 1997 zu schreiben – sie blieben unvoll­ endet.

»Gibt es den Tag, an dem man sich entscheidet zu singen, oder ist das nicht eher eine lange und sehr schöne Krankheit, die man in sich trägt, ohne dass man je eines Tages davon geheilt wird?« Barbara


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Die große Diva des Chansons blickt zurück auf ihr bewegtes Leben

Barbara Es war einmal ein schwarzes Klavier … Unvollendete Memoiren

Aus dem Französischen übersetzt von Annette Casasus ca. 192 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 16,90 (D); € 17,40 (A) ISBN 978-3-8353-3076-4 auch als E-Book Oktober   WG 1951


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Die Leidenschaft zum Buch in Fotografien aus den letzten 150 Jahren. Ein großartiger Bildband.

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Spitzentitel

Günter Karl Bose Bookish! Ein Blick zurück

Der Autor Günter Karl Bose, geb. 1951, studierte Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Freiburg. Von 1980 bis 1995 war er Verleger in Berlin (Brinkmann & Bose). Seit 1993 ist er Professor für Typografie und Leiter des Instituts für Buchkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Als Gestalter arbeitet er u. a. für die Konzertreihe musica viva und das Literaturhaus Berlin. Er hat zahlreiche Pub­ likationen zur Kultur- und Mediengeschichte veröffentlicht, u. a.: Photomaton (2011) sowie Big Zep (2013) mit anonymen Fotografien aus der Sammlung von Günter Karl Bose.

»Bookish« wird gewöhnlich mit »gelehrt« oder auch »lesewütig« übersetzt. Als George Steiner 1988 in einem seiner Essays das »end of bookish times« postu­ lierte, bezog er sich auf die Horizontlinien einer ganzen Epoche. »Bookish« be­ schreibt das Ergebnis einer Sozialisation, der spätestens seit Mitte des 19. Jahr­ hunderts alle ausgesetzt sind, die lesen lernen. Die Massenkultur des Buches folgt der nahezu vollständigen Alphabetisierung der westeuropäischen Gesell­ schaften. Der Umgang mit Büchern hat seitdem das Verhalten von Menschen dort und anderswo nachhaltig geprägt. Heute, schon jenseits dieser »Buchzeiten«, scheint manches daran seltsam bizarr und unvertraut. Längst ist es selbstver­ ständlich geworden, Wissen von Bildschirmen abzulesen. Wir haben neue und andere Haltungen sowie Gewohnheiten angenommen, um nach Informationen zu suchen. In Büchern blättern wir oft nur noch zum Vergnügen. Wir brauchen sie nicht mehr unbedingt. Auch deshalb ist es Zeit für einen Rückblick. Günter Karl Bose hat Fotografien aus den vergangenen 150 Jahren zusam­ mengestellt, welche die zentrale Stellung des gedruckten Buches in Szene setzen: So werden zwei Geschichten verknüpft, die des Buches und die der Fotografie. Die ausgewählten 300 Aufnahmen aus den Jahren 1845 bis 1980 stammen aus der Sammlung des Autors und werden in den meisten Fällen erstmals publiziert. Sie fügen sich zu wechselnden Facetten eines Kaleidoskops, das zwanglos den Blick öffnet auf die »bookishness« der letzten beiden Jahrhunderte. Der Band wird eingeleitet mit einem Essay von Michael Hagner, der an der ETH Zürich Wissenschafts­forschung lehrt. Das Buch entstand in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.


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Bücher! Bücher! Bücher! Dieser Band gehört in jedes Regal!

Günter Karl Bose Bookish! Ein Blick zurück

Mit einem Essay von Michael Hagner ca. 240 S., ca. 300 farbige Abb., Halbleinen, Großformat 23,5 × 29,5 cm ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3160-0 September   WG 1954


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Ein Streifzug durch die Operngeschichte und das Wechselspiel zwischen Text und Musik – so unterhaltsam wie anregend.

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Spitzentitel

Hanjo Kesting Bis der reitende Bote des Königs erscheint Über Oper und Literatur

Der Autor Hanjo Kesting, geb. 1943, war von 1973 bis 2006 Leiter der Hauptredaktion »Kulturelles Wort« beim NDR. 1982 erhielt er den Kritikerpreis der Salzburger Festspiele, 2005 den Kurt-Morawietz-Literaturpreis der Stadt Hannover, 2007 folgte die Ehrenpromotion der Uni­ versität Hamburg.

Nur selten in der Operngeschichte gab es glückliche Partnerschaften zwischen den Komponisten und ihren Textdichtern. So tauchen auf Verdis 27 Opern­ partituren die Namen von vierzehn Librettisten auf. Der Wettstreit um den Vorrang von Ton oder Wort durchzieht die gesamte Geschichte der Oper. Im 18. Jahrhundert übte Pietro Metastasio seine uneingeschränkte Herrschaft aus – Kesting nennt ihn »den einflussreichsten Operndichter der Geschichte«. Seine Textbücher wurden an die tausendmal vertont, auch noch von Mozart, der eigentlich die Auffassung vertrat, in der Oper habe die Poesie »der Musick gehorsame Tochter« zu sein, und in Lorenzo Da Ponte seinen einzigartigen Librettisten fand. Das 19. Jahrhundert brachte Textdichter wie Eugène Scribe, Felice Romani und Arrigo Boito hervor, nicht zuletzt den Sonderfall Richard Wagner, der sein eigener Textdichter war. Im 20. Jahrhundert stellten sich Auto­ ren von Rang wie Hugo von Hofmannsthal, Stefan Zweig, Jean Cocteau und W. H. Auden in den Dienst der Komponisten. Bertolt Brecht, auch er ein fleißiger Textlieferant für das Musiktheater, ließ in der »Dreigroschenoper« zum Schluss den reitenden Boten des Königs erscheinen: »Damit ihr wenigstens in der Oper seht, wie einmal Gnade vor Recht ergeht.«

Hanjo Kesting Große Romane der Weltliteratur Erfahren, woher wir kommen

Hanjo Kesting Begegnungen mit Siegfried Lenz Essays, Gespräche, Erinnerungen

ISBN 978-3-8353-1760-4

ISBN 978-3-8353-1842-7


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»Denn bisher warf immer der Sonnengott die Dichtergabe mit der Rechten und die Tongabe mit der Linken zwei so weit auseinander stehenden Menschen zu, daß wir noch bis zu diesem Augenblick auf den Mann harren, der eine echte Oper zugleich dichtet und setzt.« Jean Paul

Hanjo Kesting Bis der reitende Bote des Königs erscheint Über Oper und Literatur

ca. 400 S., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3126-6 auch als E-Book September   WG 1593


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Die Tagebuchauswahl aus fast fünfzig Jahren zeigt einen großen Künstler der Leipziger Schule bei der Arbeit, beim Nachdenken über sein Ich und die Welt. Ein bedeutendes kulturhistorisches Dokument.

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Werner Tübke Mein Herz empfindet optisch Aus den Tagebüchern, Skizzen und Notizen

Werner Tübke (1929 – 2004), nach Kriegsende Verhaftung durch die sowjetische Militärjustiz, Entlassung nach neun Monaten. 1948 bis 1953 Kunststudium in Leipzig und Studium der Kunsterziehung und Psychologie in Greifswald. Danach freier Künstler und Angestellter der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig. Ab 1972 Professor, 1973 bis 1976 Rektor dieser Hochschule. Danach vor allem Arbeit am Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen. Die Herausgeber Annika Michalski, geb. 1980, Kunsthistorikerin und Histori­ kerin, ist wissenschaftliche Mit­arbeiterin der Stiftung Haus der Geschichte der Bundes­ republik Deutschland / Museum in der Kulturbrauerei und bei der Tübke Stiftung Leipzig. Sie veröffentlichte eine Unter­ suchung zu den Selbstdarstellungen Werner Tübkes von 1940 bis 2004 (Ich spiele mich, wie ich bin, 2014). Eduard Beaucamp, geb. 1937, ist Kunstkritiker und Publizist. Von 1966 bis zu seiner Pensionierung leitete er das Kunstressort im Feuilleton der FAZ. Veröffentlichungen u. a.: Werner Tübke. Meisterblätter (2004) sowie Werner Tübke: Arbeiterklasse und Intelligenz. Eine zeitgenössische Erprobung der Geschichte (1985).

Werner Tübke war unbestreitbar einer der bedeutendsten deutschen Maler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seit den siebziger Jahren arbeitete der Leipziger Künstler mit namhaften Galerien in Mailand, Paris, New York, in Westberlin und Bremen zusammen, große internationale Museen kauften seine Bilder. Als Auftragsmaler in der DDR war er nicht immer unumstritten. Sein bekanntestes Werk ist das 14 × 123 m große Bauernkriegspanorama im thüringischen Bad Frankenhausen, das bisher von fast 2 Millionen Besuchern bewundert wurde. Die insgesamt 26 privaten Tage- und Skizzenbücher, die der Künstler von 1950 bis 2001 führte, wurden nach seinem Tod entdeckt und werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Sie erlauben einen tiefen Einblick in die Gedanken­ welt des Künstlers. Tübke, der sich so konsequent geweigert hatte, seine Bilder zu kommentieren oder gar zu deuten, zeigt sich hier im Selbstgespräch, voller Zweifel und tastend auf der Suche nach dem eigenen Ich, nach dem, was er künstlerisch auf grandiose Weise ins Werk setzte. Er spricht skeptisch über die Zumutungen der Kulturpolitik, seine Verzweiflungen, Hoffnungen und Wir­ rungen, über seine biografischen und gesellschaftspolitischen Erfahrungen.


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Einblick in Denken, Fühlen und Schaffen eines der größten Maler des 20. Jahrhunderts

Werner Tübke Mein Herz empfindet optisch Aus den Tagebüchern, Skizzen und Notizen

Herausgegeben von Annika Michalski und Eduard Beaucamp ca. 384 S., geb., Schutzumschlag ca. 39,90 € (D); 41,10 € (A) ISBN 978-3-8353-3036-8 auch als E-Book August   WG 1117


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Die Neuausgabe eines der wichtigsten Bücher linker Theorie der 1970er Jahre erweitert um neue Texte.

Der Autor Peter Bürger, geb. 1936, lehrte an der Universität Bremen Literaturwissenschaft und ästhe­ tische Theorie; seit seiner Emeritierung lebt und arbeitet er in Berlin. Veröffentlichungen u. a.: »Nach vorwärts erinnern« Relektüren zwischen Hegel und Nietzsche (2016); Nach der Avantgarde (2014); Ursprung des postmodernen Denkens (2000); Prosa der Moderne (mit Christa Bürger, 1988); Kritik der idealistischen Ästhetik (1983); Theorie der Avantgarde (1974); Der französische Surrealismus (1971).

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Spitzentitel

Peter Bürger Theorie der Avantgarde

Duchamp, Warhol, Picasso, Heartfield – was vereint diese und andere Künstler, deren Werke bei Ihrem Erscheinen in der Kunstwelt zunächst als bloße Provo­ kationen wahrgenommen wurden? Peter Bürger sucht in seiner »Theorie der Avantgarde« nach Antworten auf diese und viele daran anschließende Fragen. Im Kern geht es dabei immer um die Bedeutung des Kunstwerks und der Kunst im Allgemeinen für die moderne Gesellschaft. Die »Theorie der Avantgarde« erschien 1974 und entfaltete sogleich eine be­ trächtliche Resonanz. 1976 kam der Antworten-Band von Martin Lüdke heraus, der Kritik sammelte. Auch in den USA stieß die 1984 erschienene Übersetzung lebhafte Diskussionen an. Die Neuausgabe der »Theorie der Avantgarde« vereint den unveränderten Text der Erstausgabe von 1974, das Nachwort der 2. Auflage sowie zwei neue Texte von Peter Bürger: einen Dialog mit Thomas Hettche über Entstehung und Wirkung des Buches sowie eine Reflexion über »das zwiespältige Erbe der Avantgarde«.


Spitzentitel

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Der Meilenstein einer kritischen Literaturwissenschaft

Peter Bürger Theorie der Avantgarde

192 S., 6 Abb., geb., Schutzumschlag € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-3119-8 auch als E-Book bereits erschienen   WG 1118


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Eine Hommage an das jüdische Warschau und die Blütezeit des jiddischen Kulturlebens.

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Editionen

Abraham Teitelbaum Warschauer Innenhöfe Jüdisches Leben um 1900 – Erinnerungen

Abraham Teitelbaum (1889–1947) begann seine Karriere als jiddischer Schauspieler und Bühnenregisseur. 1919 emigrierte er in die USA und arbeitete als Essayist und Theaterkritiker. Er verfasste einige Werke über das Theater sowie die Schauspielkunst und übersetzte viele Stücke aus dem Jiddischen. Teitelbaum starb im Alter von 58 Jahren in New York. Der Herausgeber Frank Beer, geb. 1965, ist promovierter Naturwissenschaftler und wissenschaftlicher Mit­ arbeiter einer Bundesbehörde in Bergisch Gladbach. Sein großes Interesse am jüdischen Polen veranlasste ihn zur Beschäftigung mit Teitelbaums Erinnerungen. Veröffentlichungen u. a.: Nach dem Untergang. Die ersten Zeugnisse der Shoah in Polen 1944–1947 (Mithg., 2014).

Abraham Teitelbaum erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Warschau um 1900. In zehn Kapiteln, die jeweils einem Innenhof oder einer bestimmten Straße in Warschau gewidmet sind, schildert er das Alltagsleben, die Men­ schen, aber auch die politischen Ereignisse sowie soziale und kulturelle As­ pekte jüdischen Lebens. Unter den bunten Charakteren finden sich fliegende Händler, Wasserträger, Böttcher, Scherenschleifer und Kesselflicker, Diebe und Messerstecher, Unterweltbosse, Hauslehrer, Rabbis, Revolutionäre und Sozialisten, Bankiers, Theaterschauspieler und Schriftsteller. In Teitelbaums Elternhaus proben Laienschauspieler und wecken in dem Jungen den Wunsch, selbst auf der Bühne zu stehen. Er nimmt ersten Schauspiel­u nterricht bei dem großen jiddischen Schriftsteller Jizchok Leib Perez. Aus Liebe zur Literatur wird Teitelbaum als junger Mann zunächst Buchhändler und arbeitet später für eine hebräische Zeitung. Abraham Teitelbaums Jugenderinnerungen erschienen 1947 auf Jiddisch. Nun ist dieses einmalige Zeugnis jüdischen Lebens erstmals ins Deutsche übersetzt worden.


Editionen

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Eine Zeitreise in eine untergegangene Welt: das Warschau der Jahrhundertwende

Abraham Teitelbaum Warschauer Innenhöfe Jüdisches Leben um 1900 – Erinnerungen

Herausgegeben von Frank Beer Aus dem Jiddischen übersetzt von Daniel Wartenberg ca. 240 S., ca. 8 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3138-9 auch als E-Book Oktober   WG 1556


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Zeugnisse aus einer bewegten Zeit: Tollers Briefe in einer großartig kommentierten Edition.

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Editionen

Ernst Toller Briefe 1915 –1939 Kritische Ausgabe

Ernst Toller (1893 –1939), Sohn eines jüdischen Kaufmanns aus Samotschin (Posen), kehrte 1914 nach seinem Studium in Grenoble als Kriegsfreiwilliger nach Deutschland zurück, wo er sich 1916 zum Kriegsgegner wandelte. Unter dem Einfluss von Kurt Eisner und Gustav Landauer wurde er zum Vertreter eines »ethischen« Sozialismus. Der Beteiligung an der Münchner Räterepublik folgten fünf Jahre Festungshaft. 1933 wurden seine Werke in Deutschland verboten; er emigrierte daraufhin über Spanien und England in die USA, wo er sich 1939 das Leben nahm. Werke u. a.: Briefe aus dem Gefängnis (1935); Eine Jugend in Deutschland (1933); Hoppla, wir leben! (1927); Hinkemann (1923); Masse Mensch (1920); Die Wandlung (1919).

Das Briefwerk Ernst Tollers, das erstmals aus hunderten Archiven in aller Welt zusammengetragen wurde, dokumentiert die Entwicklung des Schriftstellers, die Gedanken des Verfolgten und den unermüdlichen Einsatz des Politikers Toller. Von der Feldpostkarte aus dem Frankreich des Ersten Weltkriegs bis zu den letzten Briefen vor seinem Suizid im New Yorker Exil zeigt sich Tollers Korrespondenz zugleich als Zeitzeugnis, Tagebuch, Reisebericht und wissen­ schaftliches Arbeitsinstrument sowie als wichtiges Dokument des deutschen Exils und des Kampfs gegen den Nationalsozialismus. Mit einem Umfang von über 1600 Briefen, Postkarten und Telegrammen an einige der wichtigsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts erscheint nun die lang erwartete kommentierte Ausgabe von Tollers Briefen. Die Bände ent­ halten sowohl Korrespondenzen mit SchriftstellerInnen wie Hermann Hesse, Else Lasker-Schüler, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und Romain Rolland als auch mit namhaften Personen des politischen und öffentlichen Lebens wie Franklin D. Roosevelt, Jawaharlal Nehru und Albert Einstein.

Ernst Toller Sämtliche Werke Kritische Ausgabe ISBN 978-3-8353-1335-4


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Wallstein Verlag Herbst 2017

Ein einmaliger Einblick in das Leben und Denken des berühmten Dramatikers und gleichzeitig eine Geschichte des literarischen und politischen Lebens in der Zwischenkriegszeit

Ernst Toller Briefe 1915 –1939 Kritische Ausgabe

Herausgegeben von Stefan Neuhaus, Gerhard Scholz, Irene Zanol, Martin Gerstenbräun, Veronika Schuchter und Kirsten Reimers unter Mitarbeit von Peter Langemeyer 2 Bde., zus. ca. 1120 S., Leinen, Schutzumschlag, Schuber ca. € 69,– (D); € 71,– (A) ISBN 978-3-8353-3072-6 auch als E-Book Oktober   WG 1117


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Friedo Lampe Briefe und Zeugnisse sowie Texte zu Literatur und Kunst Erstmals wird die gesamte Korrespondenz Friedo Lampes, des Autors von »Am Rande der Nacht«, vorgelegt – dazu die erhaltenen Zeugnisse zu seiner Person und seine bisher unbekannten kritischen Schriften zu Literatur und Kunst.

Friedo Lampe (1899 –1945) studierte Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie und begann unter der Herrschaft der Nationalsozialisten zu veröffent­ lichen. Er ist ein wichtiger Repräsentant der damals »Jungen Generation« von Autoren, die nach Möglichkeit alle Beziehungen zum Regime vermieden und doch schreibend in Deutschland blieben.

Friedo Lampe Briefe und Zeugnisse sowie Texte zu Literatur und Kunst

Herausgegeben von Thomas Ehrsam Mainzer Reihe. Neue Folge, Bd. 17. Herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz ca. 928 S., Leinen, Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3150-1 auch als E-Book Oktober   WG 1117

Der Herausgeber Thomas Ehrsam, geb. 1954, Germanist und bis 2014 Bibliotheksleiter der Museumsgesellschaft Zürich. Mitherausgeber der Tagebücher Thea Sternheims (2002) und des Briefwechsels Thea Sternheim – Gottfried Benn (2004). Zuletzt erschien »Keiner wage, mir zu sagen: Du sollst!« Thea Sternheim und ihre Welt (Mithg., 2015).

Friedo Lampe Am Rande der Nacht Roman ISBN 978-3-89244-391-9

Friedo Lampe gilt als ewiger Geheimtipp der deutschen Literatur des 20. Jahr­ hunderts mit prominenten Bewunderern wie Alfred Andersch, Wolfgang Koeppen und Patrick Modiano. Sein schmales avantgardistisches Werk fällt ganz in die Zeit des »Dritten Reichs«, dem er gänzlich fern stand und dem er schließlich zum Opfer fiel. Sein erstes Buch »Am Rande der Nacht« erschien Ende 1933 und wurde von den Nationalsozialisten sogleich verboten. Er wurde am 2. Mai 1945 von einer russischen Streife irrtümlich erschossen. Thomas Ehrsam präsentiert erstmals die gesamte Korrespondenz Lampes – die Privat- ebenso wie die Verlagskorrespondenz des Lektors bei Goverts und Henssel. Der Kommentar legt besonderes Gewicht auf die Erhellung der Lebensund Arbeitsbedingungen des Schriftstellers, Biblio­thekars und Lektors, der sich von der Politik möglichst fern hielt, aber – nicht ganz ohne Kompromisse – im nationalsozialistischen Literaturbetrieb agieren musste. Die bisher fast gänzlich unbekannten kritischen Schriften Lampes und eine Sammlung von Zeugnissen seiner Freunde ergänzen den Band. Die Texte zeigen einen liebenswerten Genussmenschen und Idylliker mit durchaus dämonischen Zügen, dem die Zeitumstände zunehmend den Boden unter den Füßen entzogen haben.


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Hugo Ball Die Flucht aus der Zeit

Das große Erinnerungsbuch des Dada-Erfinders Hugo Ball in einer ausführlich kommentierten Neuedition. Hugo Ball Die Flucht aus der Zeit

Herausgegeben von Ernst Teubner Hugo Ball: Sämtliche Werke und Briefe, Bd. 3. Herausgegeben von der Hugo-Ball-Gesellschaft, Pirmasens ca. 420 S., Leinen, Schutzumschlag ca. € 32,– (D); € 32,90 (A) ISBN 978-3-89244-744-3 Oktober   WG 1117 ISBN 978–3–89244–744–3

Selten hat ein Autor so gegensätzliche weltanschauliche und künstlerische Positionen in sich vereinigt wie Hugo Ball. Begonnen hat er als dissertierender Nietzsche-Adept, wechselte aber kurz vor dem akademischen Abschluß zum Theater. Es folgte eine Phase als expressionistisch angehauchter BohèmeLiterat, die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein jähes Ende fand. Ball meldete sich als Freiwilliger, der, als man ihn ausmusterte, auf eigene Faust an die Front fuhr. Dort genügten wenige Tage, um ihn zum Kriegsgegner zu machen, was bald darauf seine Emigration nach Zürich zur Folge hatte. Hier schloß sich Ball zunächst einem Kreis internationaler Anarchisten an, ehe er ein eigenes Cabaret gründete und den Dadaismus erfand. Als dieser neue Ismus Karriere zu machen begann, war Ball schon wieder anderswo: bei der Redaktion einer republikanischen Zeitung, die demokratische Verhältnisse in Deutschland forderte. Die Revolutionen, welche diese erzwangen, enttäusch­ ten ihn jedoch – Ball wandte sich der Religion zu, zuerst als gnostisch orien­ tierter Mystiker, dann als kirchenfrommer Katholik. Schon für Ball war die Frage drängend, wie all dies zu vereinen und zu erklären sei, und so trug er mehrere Jahre den Plan eines autobiographischen Buches mit sich herum. Aus dem Projekt erwuchs schließlich »Die Flucht aus der Zeit«, erschienen 1927, kurz vor seinem frühen Tod. In diesem Werk zeich­ net Ball seine Entwicklung in zahlreichen Notaten, Fragmenten, kurzen Auf­ zeichnungen und Reflexionen nach. Der fragmentarische Charakter macht die Besonderheit des Buches aus: Hier wird nichts geglättet, sondern man sieht das Denken an der Arbeit.

Hugo Ball (1886–1927) war während des Ersten Welt­kriegs Mitbegründer der Dada-Bewegung in Zürich, überzeugter Pazifist und scharfer Zeitkritiker. Der enge Freund Hermann Hesses war dessen erster Biograph. Der Herausgeber Ernst Teubner, geb. 1939, war seit 1968 Leiter der Stadtbücherei Pirmasens und ist seitdem mit Leben und Werk Hugo Balls beschäftigt. Er gründete die Pirmasenser Hugo-Ball-Sammlung, gibt seit 1977 den Hugo-BallAlmanach heraus und stellte 1986 die Ausstellung und den Katalog zum 100. Geburtstag Balls zusammen. 1992 ver­ öffentlichte er eine Hugo BallBibliographie.


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Johann Heinrich Merck Gesammelte Schriften 1781–1782

Mit Humor, Spottlust, Skepsis und Melancholie nimmt Johann Heinrich Merck Stellung zu einer Fülle von Themen der Jahre 1781 und 1782.

Johann Heinrich Merck Gesammelte Schriften 1781–1782

Herausgegeben von Ulrike Leuschner Gesammelte Schriften, Bd. 6 ca. 800 S., ca. 12, z.T. farbige Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1613-3 Oktober   WG 1111

Johann Heinrich Merck (1741–1791) war Kriegsrat in Darmstadt und als Kunst-, Literatur- und Wissenschaftskenner publizistisch tätig. Die Herausgeberin Ulrike Leuschner ist Literaturwissenschaftlerin in Darmstadt. Sie studierte Germanistik und Philosophie in Würzburg und promovierte mit einer Edition von Maler Müllers »Dramati­ sirtem Faust« (1996). Veröffentlichungen u. a.: Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften, Bd. 1, 3, 4, 5 und 8; Johann Heinrich Merck: Briefwechsel (2007); Netzwerk der Aufklärung. Neue Lektüren zu Johann Heinrich Merck (2003).

In Essays und, teils autobiographisch fundierten, Erzählungen bewährt sich Mercks unverwechselbarer Ton angesichts des labilen gesellschaftlichen Zu­ stands seiner Zeit. Für das »Journal von Tiefurt« am Weimarer Musenhof ist er ein sperriger Beiträger. Mit zwei Pamphleten mischt er sich in die Tagespolitik der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt ein, mit der ersten seiner drei selbstän­ digen Studien zur Paläontologie gewinnt er die Anerkennung führender Fach­ wissenschaftler. Wie stets steht auch die Kunst auf dem Plan: Mit einschlä­ gigen Artikeln setzt er seine Mitarbeit an der »Deutschen Encyclopädie« fort, fördert die Karriere des jungen Wilhelm Tischbein, verteidigt Falconet und untersucht geschnittene Steine, an denen er als dilettierender Mineraloge Ver­ gnügen hat. Den Teutschen Merkur bereichert er durch die Bekanntmachung extravaganter Werke.


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Aus Goethes Autographensammlung

Aus Goethes Autographensammlung Herausgegeben vom Goethe- und Schiller-Archiv in Verbindung mit dem Freien Deutschen Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum ca. 140 S., ca. 60 farbige Faksimileseiten, geb., Leinen, Schutzumschlag mit einer Textbeilage Großformat 21,0 × 29,7 cm ca. € 58,– (D); € 59,70 (A) ISBN 978-3-8353-3106-8 November   WG 1563 Minderrabatt 25%

Dass Goethe auch leidenschaftlich Autographen sammelte und der Nachwelt seine »Lieblingssammlung« von über 2000 eigenhändigen Zeugnissen »denk­ würdiger Personen« überliefert hat, ist kaum bekannt. Mehr als 25 Jahre trug er dafür Briefe, Manuskriptstücke, Notenblätter, Zeichnungen, amtliche Dokumente, Notizzettel, ganze Stammbücher oder die bloße eigenhändige Unterschrift von Künstlern, Gelehrten, Politikern und Monarchen zusammen. Freunde und Bekannte sorgten für stetigen Zuwachs, während Goethe das Vorhandene sorgsam archivierte und katalogisierte. Neben dem Bestreben, originale Zeugnisse der Geistesgeschichte zu be­ wahren, begeisterte den Dichter der unmittelbare Umgang mit jedem einzelnen Original – so konnte er »die Geister der Entfernten und Abgeschiedenen her­ vorrufen und um sich versammeln«. Der Band geht den Geschichten von rund 60 auserlesenen Einzelstücken der Sammlung nach, die im Goethe- und Schiller-Archiv aufbewahrt wird. Er bietet zu den einzelnen Stücken neben einer Faksimileseite jeweils eine Ein­ führung sowie als Beilage die Transkriptionen der Autographen u. a. von Achim von Arnim, Ludwig van Beethoven, Johann Friedrich Cotta, Denis Diderot, Johann Gottlieb Fichte, Jacob Grimm, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Alexander und Wilhelm von Humboldt, Immanuel Kant, Heinrich von Kleist, Gotthold Ephraim Lessing, Wolfgang Amadeus Mozart, Napoleon, So­ phie von La Roche, Friedrich Schiller, Walter Scott, Madame de Staël, Voltaire, George Washington und Christoph Martin Wieland.

Über die hochkarätige Handschriftensammlung des großen deutschen Dichters: ein »Who is Who« des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts.


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Ferdinand Sauter Durchgefühlt und ausgesagt Ausgewählte Werke Erstmals verlässlich, unzensiert und ausführlich kommentiert: ausgewählte Werke des Wiener Volksdichters Ferdinand Sauter.

Ferdinand Sauter Durchgefühlt und ausgesagt Ausgewählte Werke

Mit einer Einführung und herausgegeben von Ludwig Laher ca. 224 S., geb., Schutzumschlag ca. € 18,90 (D); € 19,50 (A) ISBN 978-3-8353-3104-4 August   WG 1111

Ferdinand Sauter (1804 –1854), geboren in Werfen (Salzburg), lebte seit 1825 in Wien, arbeitete in einer Papierhandlung und später bei einer Versicherung. Er gehörte zum Kreis um Nikolaus Lenau und Adalbert Stifter und war u. a. mit Franz Schubert und Moritz von Schwind befreundet. 1854 starb er an der Cholera. Der Herausgeber Ludwig Laher, geb. 1955 in Linz, ist Schriftsteller, Germanist und Anglist. Er verfasst Romane, Lyrik, Essays, Hörspiele, Drehbücher und auch Wissenschaftliches. Bei Wallstein erschienen: Überführungsstücke. Roman (2016); was hält mich. Gedichte (2015); Bitter. Roman (2014).

Ein wacher Geist und unverwechselbarer, kompromissloser Mensch – das ist der österreichische Vormärzdichter Ferdinand Sauter. Zu Lebzeiten will er kein einziges Buch veröffentlichen, sogar Adalbert Stifter kann ihn nicht dazu überreden. Seine große Popularität im Wien des 19. Jahrhunderts verdankt er Flugschriften mit seinen Gedichten und der scheinbaren Omnipräsenz in vielen legendären Gastwirtschaften, wo ihm Leute aller Stände andächtig lauschen. Im Jahr nach Sauters Tod erscheint 1855 die erste, allerdings zensierte Auswahl seiner Texte, von der alle weiteren Herausgeber abschreiben. »Durch­gefühlt und ausgesagt« ist somit die erste verlässliche Sauter-Edition, da Ludwig Laher bei seiner Auswahl die handschriftlichen Quellen heran­ gezogen hat. Zum Teil bisher unbekannte oder grotesk entstellte Lyrik von erstaunlicher Aktualität tritt, ausführlich kommentiert, vor ihr Publikum.


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»Erinnerung an den einen Tag in Mühlau« Karl Kraus und Ludwig von Ficker. Briefe, Dokumente 1910 –1936

»Erinnerung an den einen Tag in Mühlau« Karl Kraus und Ludwig von Ficker. Briefe, Dokumente 1910 –1936

Die Dokumentation einer Freundschaft in unruhigen Zeiten: der Briefwechsel Ludwig von Fickers mit Karl Kraus.

Im Auftrag des Brenner-Archivs der Universität Innsbruck herausgegeben von Markus Ender, Ingrid Fürhapter und Friedrich Pfäfflin Bibliothek Janowitz, Bd. 24. Herausgegeben von Friedrich Pfäfflin ca. 350 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3151-8 August   WG 1117 Karl Kraus

»Daß die einzige ehrliche Revue Österreichs in Innsbruck erscheint, sollte man, wenn schon nicht in Österreich, so doch in Deutschland wissen, dessen einzige ehrliche Revue gleichfalls in Innsbruck erscheint.« Diese Feststellung in der »Fackel« vom 5. Februar 1913 kennzeichnet die Frühzeit einer Freund­ schaft zwischen Karl Kraus und Ludwig von Ficker. Sie hatte über ein Viertel­ jahrhundert Bestand. Am Anfang stand Fickers Begeisterung für das Werk von Karl Kraus, die »Studien über Kraus« (1913) und die »Rundfrage« (1913) – und Kraus begegnete Ficker als Freund, um den er sich sorgte und dessen Erfah­ rungen im Krieg sich in seinem Hauptwerk »Die letzten Tage der Menschheit« buchstäblich niederschlugen. Ficker war in Kraus’ Beziehung zu Sidonie Nád­ herný durch gemeinsame Besuche in Innsbruck eingeweiht; im September 1917 war Ficker Gast in Janowitz – eine Auszeichnung, die außer ihm nur noch Adolf Loos zuteil wurde. Die Sorgen um die finanzielle Situation des Freundes, die Überführung der sterblichen Überreste von Georg Trakl auf den Friedhof von Mühlau und das Fortbestehen des Brenner-Verlags sind die Themen in den zwanziger Jahren, während Kraus in den Jahren des heraufziehenden Faschismus sich mehrfach bei einem Rat holte: bei Ludwig von Ficker.

(1874 –1936) war als Heraus­ geber und fast alleiniger Ver­ fasser der »Fackel« einer der meistverehrten und zugleich meistgehassten Kritiker seiner Zeit. Ludwig von Ficker (1880–1967) wurde vor allem als Herausgeber der 1910 gegründeten Literaturzeitschrift »Der Brenner« bekannt, die zum Sprachrohr des österreichischen Frühexpressionismus wurde. Unter anderem erschienen die Schriften von Georg Trakl im Brenner als Erstdruck. Die Herausgeber Markus Ender, geb. 1977, ist Mitarbeiter des Forschungs­ instituts Brenner-Archiv der Universität Innsbruck. Ingrid Fürhapter, geb. 1970, ist Mitarbeiterin des Forschungs­ instituts Brenner-Archiv der Universität Innsbruck. Friedrich Pfäfflin, geb. 1935, gibt seit 2002 die Bibliothek Janowitz heraus.


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Der junge Wohlklang Ernst Schulze 1789 –1817. Briefe und Tagebücher Die Wiederentdeckung eines vergessenen Dichters der deutschen Romantik in Tage­ büchern und Briefen.

Der junge Wohlklang Ernst Schulze 1789 –1817. Briefe und Tagebücher Herausgegeben von Oskar Ansull und Joachim Kersten ca. 288 S., ca. 5 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-3117-4 Juli   WG 1117

Ernst Schulze (1789 –1817) fand mit nur zwei Werken postum ein großes Publikum in der bürgerlichen Lesewelt des 19. Jahrhunderts: »Cäcilie. Ein romantisches Gedicht in zwanzig Gesängen« und »Die bezauberte Rose«. Sein schmales Werk, ausschließlich Lyrik, wurde in hohen und vielfältigen Auflagen gedruckt, übersetzt und vertont. Das 20. Jahrhundert hat ihn jedoch rasch vergessen, schon lange taucht sein Name in den Literaturgeschichten und Studien zur Romantik nicht mehr auf. Die Herausgeber Oskar Ansull, geb. 1950, ist Schriftsteller und Rezitator. Veröffentlichungen u. a.: Papierstreifen, Prosa (2013); ZweiGeist – K. E. Franzos, ein Lesebuch (2005). Joachim Kersten, geb. 1946, ist Rechtsanwalt, Herausgeber und Autor. Veröffentlichungen u. a.: Fritz Graßhoff – Flaschenpost mit Weltgeist (2013).

Ernst Schulze ist ein Dichter, dessen in Form und Wohlklang vollendete Gedichte einst mit denen Wielands und Goethes verglichen wurden, ja selbst Goethe hat den melancholischen Klang wahrgenommen. Franz Schubert ver­ tonte seine Verse und die frühere Literaturgeschichte feierte ihn und zeichnete das prototypische Bild eines unglücklichen, lungenkranken, jung verstorbenen Dichters der Romantik. In der Folge jedoch wurde er beinahe komplett vergessen. Zu Unrecht, wie die hier in Auswahl vorgestellten Texte zeigen, die schon 1904 durch Karl Emil Franzos im Cotta Verlag veröffentlicht werden sollten. Die Geschichte zweier Weltkriege hat sich darüber gelegt und nur durch einen Zufall sind sie wieder ans Licht gekommen. Die Briefe und Tagebücher erscheinen, um weitere Archivfunde ergänzt, zum ersten Mal als Buch. Es korrigiert das bis­ herige Bild eines Poeten, dessen Verse seine Zeit nicht überdauert haben. Die deutsche Romantik – die in Schulze bisher nur den jungen Wohlklang sehen konnte, der er durchaus war – wird um einen wesentlichen Beitrag bereichert.


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Friedrich Rückert Liedertagebuch XI Werke des Jahres 1856

Friedrich Rückert Liedertagebuch XI Werke des Jahres 1856

Bearbeitet und herausgegeben von Rudolf Kreutner Friedrich Rückerts Werke. Historisch-kritische Ausgabe / »Schweinfurter Edition«. Begründet von Hans Wollschläger und Rudolf Kreutner, herausgegeben von Rudolf Kreutner, Claudia Wiener und Hartmut Bobzin

Ein neuer Band des voluminösen Alterswerks von Friedrich Rückert, ein ungehobener Schatz. Subskriptionspreis bis 30. 9. 2017: € 45,– (D); € 46,80 (A)

ca. 400 S., Leinen, Schutzumschlag, Schuber ca. € 56,– (D); € 57,60 (A) ISBN 978-3-8353-3074-0 Oktober   WG 1151

Das Jahr 1856 nimmt in Rückerts Lebenslauf immer schärfer die Konturen eines Wendepunkts an. Die Todesfälle alter Gefährten wie Joseph von HammerPurgstall oder Carl John häufen sich, und eine schon lange Jahre anhaltende gesundheitliche Schwächung seiner geliebten Luise geht nun immer deutlicher in Richtung Endlichkeit. Gleichzeitig kommt neues Leben ins Neuseser Guts­ haus: Rückerts jüngster Sohn August nimmt im Frühling 1856 Alma Froriep, ein Sproß aus der Weimarer Unternehmerfamilie Bertuch-Froriep, zur Frau, was vor allem für den alternden Rückert weitreichende Folgen zeitigen wird. Den spürbar näher rückenden endgültigen Verlust von Luise trägt er schicksals­ ergeben und mit Fassung, dem neuen ›jungen Leben‹ im Hause wendet er sich hingegen mit freudiger Neugierde zu. So ist die Dichtung des Jahres 1856 einerseits geprägt von der immer weniger zu verdrängenden Gewißheit des Alterns und des Todes, andererseits aber auch von der Erkenntnis, daß er wohl zum Weiterleben – und damit sowohl zur aktiven Anteilnahme als auch zur immer mehr raumgreifenden Erinnerung – ›verurteilt‹ zu sein scheint. Wissenschaftlich steht für dieses Jahr nur noch die Fertigstellung seiner Rezen­ sion mit »Bemerkungen zu Mohl’s Ausgabe des Firdusi, Band I« für die Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft an.

Friedrich Rückert (1788 –1866) galt seinerzeit als der bedeutendste Lyriker deutscher Sprache. Als Gelehrter und Übersetzer nah- und fernöstlicher Lyrik hat er der deutschen Sprache »einen Schatz geschenkt, den keine andere Sprache besitzt« (Annemarie Schimmel). Der Herausgeber Rudolf Kreutner, geb. 1954, ist Historiker und Kustos des Rückert-Nachlasses in Schweinfurt sowie Geschäftsführer der Rückert-Gesellschaft. Er hat zahlreiche Beiträge zu Friedrich Rückerts Leben und Werk veröffentlicht.


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Briefe von und an Stefan Andres 1930–1970 Auswahl Mit diesem Band wird die Edition der Werke in Einzelausgaben von Stefan Andres abgeschlossen.

Briefe von und an Stefan Andres 1930 –1970 Auswahl Herausgegeben von Günther Nicolin und Georg Guntermann Stefan Andres – Werke in Einzelausgaben. Herausgegeben von Christopher Andres, Michael Braun, Georg Guntermann, Birgit Lermen und Erwin Rotermund ca. 560 S., geb., Schutzumschlag ca. € 35,– (D); € 36,– (A) ISBN 978-3-8353-1424-5 November   WG 1117

Stefan Andres (1906–1970) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der inneren Emigra­tion und war nach dem Zweiten Weltkrieg ein vielgelesener Autor. Zu seinen bekanntesten Werken zählen, neben der Sintflut-Trilogie, »El Greco malt den Großinquisitor« (1936), »Wir sind Utopia« (1943) und »Der Knabe im Brunnen« (1953). Die Herausgeber Günther Nicolin, geb. 1936, Germanist und Historiker, war tätig am Collegium Josephinum in Bonn. Veröffentlichungen zu Georg Wilhelm Friedrich Hegel, A. Paul Weber und Stefan Andres. Georg Guntermann, geb. 1950, lehrte bis 2015 Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier. Von 1997 bis 2007 war er Präsident der Stefan Andres Gesellschaft; Mitherausgeber der Tagungsbände Stefan Andres – Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts (1999) und »Gerettet und zugleich von Scham verschlungen«. Neue Annäherungen an die Literatur der ›Inneren Emigration‹ (2007).

Das umfangreiche Briefwerk des Schriftstellers Stefan Andres ist bisher weit­ gehend unbekannt. Dabei stellt es ein bedeutendes Dokument deutscher und europäischer Geschichte des 20. Jahrhunderts dar. Es umfaßt Korrespondenzen mit prominenten Vertretern aus Literatur und Verlagswesen, Theater, Kunst und Musik, Theologie, Philosophie, Wissenschaft und Politik, mit bekannten und unbekannten Lesern. Der Band versammelt eine Auswahl und bietet aus­ führliche Anmerkungen und Register. Mit Briefen u.a. von und an Joseph Breitbach, E. W. Eschmann, Albrecht Goes, Gustaf Gründgens, Friedrich Georg Jünger, Hermann Kesten, Horst Lange, Wilhelm Lehmann, Georg Meistermann, Hans Erich Nossack, Rudolf Pechel, Josef Pieper, Emil Preetorius, Dolf Sternberger und Benno von Wiese.


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»unter freunden« Nicolas Born. Leben, Werk und Wirkung

Zum 80. Geburtstag von Nicolas Born ein Band mit persönlichen Erinnerungen von Dichterfreunden.

»unter freunden« Nicolas Born. Leben, Werk und Wirkung Herausgegeben von Axel Kahrs ca. 100 S., ca. 14 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 12,90 (D); € 13,30 (A) ISBN 978-3-8353-3118-1 September   WG 1563

Bis heute ist das Werk des 1979 mit gerade einmal 41 Jahren verstorbenen Nicolas Born präsent geblieben wie weniges aus den sechziger und siebziger Jahren. Es ist in vielen Ausgaben lieferbar, neue Editionen, etwa der gesammel­ ten Gedichte und der Briefe, sind unlängst erschienen; der niedersächsische Literaturpreis ist nach Nicolas Born benannt und viele junge Autoren beziehen sich auf den Dichter und Erzähler. Born war ein Mensch mit einer großen Freundschaftsbegabung. In »unter freunden« versammelt Axel Kahrs viele Erinnerungen von Weggefährten, so kommen Friedrich Christian Delius und Hermann Peter Piwitt, Günter Grass und Martin Walser, Volker Schlöndorff und Hubert Fichte zu Wort, einige Bei­ träge, wie der Arnold Stadlers, sind eigens für dieses Buch verfasst worden, an­ dere, wie ein letzter Brief Peter Rühmkorfs, waren bislang unpubliziert. Die Sammlung wird eingeleitet durch einen biografischen Essay zu Leben und Werk Borns. Sein zentrales Lang-Gedicht »Ein paar Notizen aus dem Elb­ holz«, wenige Monate vor seinem Tod geschrieben, wird von den zeitgleich ent­ standenen Elbholz-Aufnahmen des Fotografen Otto Kiehn begleitet. Vita, Bibliografie und Zeitleisten beschließen den Band.

Nicolas Born (1937 – 1979) wuchs am Niederrhein auf und war zunächst im Ruhrgebiet als Chemiegraph tätig, bis er nach der Einladung ins Literarische Colloquium 1963 und einem ersten Förderpreis als freier Schriftsteller nach Berlin ging. Nach der Anerkennung durch Auslandsstipendien und litera­rische Preise erreichte Born mit seinem dritten Gedichtband »Das Auge des Entdeckers« (1972) und dem Roman »Die erdabgewandte Seite der Geschichte« (1976) auch ein breiteres Publikum. Kurz vor seinem Tod im Dezember 1979 erschien der später vielfach übersetzte und verfilmte Roman »Die Fälschung«. Der Herausgeber Axel Kahrs, geb. 1950, ist Literaturwissenschaftler. Er war seit der Gründung bis 2017 Vorsitzender der Nicolas BornStiftung (Lüchow), die ihren Sitz im von ihm geleiteten Künstlerhof Schreyahn (Wendland) hat. Er unterrichtete angewandte Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg. Er ist Autor zahlreicher Monografien und Aufsätze zur niedersäch­ sischen Literatur­geschichte, u. a. zu Klopstock, Arno Schmidt, Nicolas Born und Arnold Stadler.


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Kein Autor hat nach dem Zweiten Weltkrieg größeren Einfluss auf die Politik und das politische Selbstverständnis der Deutschen gehabt als Günter Grass. Harro Zimmermanns glänzend formulierter Essay beschreibt Grass’ wechselhaften Aufstieg zum Nationalautor.

Günter Grass (1927– 2015) war seit Erscheinen der »Blechtrommel« literarisch und politisch ein kontrovers diskutierter Autor. Sein politisches Engagement für die Kanzlerschaft von Willy Brand und seine kritische Haltung zur deutschen Wiedervereinigung haben ihn ebenso wie seine spät öffentlich gemachte Zugehörigkeit zur Waffen-SS immer im Brennpunkt der Diskussionen stehen lassen.

Der Autor Harro Zimmermann, geb. 1949, war Kulturredakteur bei Radio Bremen und Professor für Neue Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bremen. Er arbeitet als Sachbuchautor und freier Publizist für Zeitungen, Zeitschriften und den Rundfunk. Veröffentlichungen u. a.: Friedrich Sieburg – Ästhet und Provokateur (2015); Friedrich Gentz. Die Erfindung der Realpolitik (2012); Friedrich Schlegel oder die Sehnsucht nach Deutschland (2009).

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Gegenwart

Harro Zimmermann Günter Grass und die Deutschen Eine Entwirrung. Essay

Schon in der »Blechtrommel« (1959) modellierte Grass ein durch Nazi-Wahn, Krieg und Holocaust ruiniertes Deutschland zu jener Ausnüchterungs-Groteske, die dem Ungeist von Beschweigen und falscher Versöhnung das Höllengelächter eines kleinbürgerlichen Schuld-Syndroms entgegenhielt. Wie mit keinem ande­ ren Autor übte die bundesdeutsche Republik mit Günter Grass das politische Buchstabieren. Zugleich stieg Grass im Kanon der Weltliteratur zur Berühmtheit auf. Nur eine Ikone wie er vermochte über Jahrzehnte die geschichtspolitischen ebenso wie die aktuellen Debatten so glaubhaft wie skandalumwittert zu schüren und den Deutschen ihren von Rückschlägen gebeutelten Fortschritt im Schneckengang begreiflich zu machen. Es gibt eine Glanz- und Glücksgeschichte des Intellektuellen und Nobelpreisträgers von 1999, aber es gibt auch eine konfuse Streit- und Diskriminierungshistorie dieses Künstlers, dessen Lebens­ werk auf widersprüchlichste Weise mit der deutschen Geschichte verbunden ist. Zum 90. Geburtstag von Günter Grass legt Harro Zimmermann ein Buch vor, das dem ›Fall Grass‹ eine überraschend erhellende Bedeutung zuweist für das nationale Befindlichkeitsfieber im Selbstverständigungsprozess der Bundes­ deutschen.


Gegenwart

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Günter Grass – Störenfried oder Nationaldichter

Harro Zimmermann Günter Grass und die Deutschen Eine Entwirrung. Essay

ca. 300 S., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3111-2 auch als E-Book September   WG 1563


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Gegenwart

Danilo Kiš Die Enzyklopädie der Toten (Ein ganzes Leben) Ein Denkmal für die unbekannten Toten als Buchkunstwerk: Danilo Kiš’ Plädoyer für das Recht auf Individualität in einer totalitären Gesellschaft – typographisch gestaltet von Klaus Detjen.

Danilo Kiš Die Enzyklopädie der Toten (Ein ganzes Leben)

Herausgegeben, gestaltet und mit einer Nachbemerkung versehen von Klaus Detjen Mit einem Nachwort von Katharina Wolf-Grießhaber

Danilo Kiš (1935–1989), geboren in Subotica (heutiges Serbien) als Sohn eines ungarischen Juden und einer Montenegrinerin, gehört zu den einflussreichsten Autoren Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen und Essays, wofür er u. a. mit dem jugoslawischen Literaturpreis Ninova Nagrada, dem IvoAndrić-Preis sowie dem Grand Aigle d’Or ausgezeichnet wurde. Die Verfasserin des Nachworts Katharina Wolf-Grießhaber, geb. 1955, ist Slawistin und Übersetzerin aus dem Kroatischen, Serbischen und Bosnischen. Zu den von ihr über­ setzten Autoren gehören Slavenka Drakulić, Danilo Kiš, Bora Ćosić und Dževad Kara­ hasan. Der Herausgeber Klaus Detjen, geb. 1943, lebt als Typograph und Buch­ gestalter in der Nähe von Hamburg. Bis 2009 war er Professor für Typographie und Gestaltung an der Muthe­ sius Kunsthochschule in Kiel. 2014 erhielt er den Anti­quariaPreis für die Gestaltung der von ihm herausgegebenen Reihe »Typogra­phische Bi­bliothek«, 2017 den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig.

Typographische Bibliothek, Bd. 14. Herausgegeben von Klaus Detjen ca. 96 S., großteils zweifarbig, Leinen, Schutzumschlag Großformat 16,3 × 24,5 cm ca. € 34,– (D); € 35,– (A) ISBN 978-3-8353-0978-4 September   WG 1111

Die »Enzyklopädie der Toten« verzeichnet in der gleichnamigen Erzählung von Danilo Kiš alle Verstorbenen, die in keinem anderen Nachschlagewerk vorkommen. Wie eine »Schatzkammer der Erinnerungen« setzt sie allen Men­ schen ein Denkmal, die es zu keiner Berühmtheit gebracht haben. Die Erzäh­ lerin findet dieses unglaubliche Buch in der Königlichen Bibliothek in Stock­ holm und entdeckt darin auch einen Eintrag zu ihrem jüngst verstorbenen Vater. Wie durch Magie gelingt es den Verfassern der Enzyklopädie die Einzig­ artigkeit jedes Menschen in ihren Einträgen einzufangen. Sie arbeiten mit Verdichtung und genauer Darstellung der Beziehungen zwischen den Be­ schriebenen und ihrem Umfeld, aber auch der historischen und politischen Ereignisse. Klaus Detjen hat den 1986 erschienenen Text in ein typographisches Kunstwerk übertragen: Im Hintergrund der Seiten läuft ein mehrspaltiges, fiktives Register von Verstorbenen mit ihren Lebensdaten, die stellvertretend für alle Personen der Enzyklopädie stehen. Wie ein Palimpsest legen sich illus­ trative und typographische Figuren und Muster auf die Registerspalten, die sich der Beschreibung des Vaters und seinen wechselvollen Lebensabschnit­ ten widmen.


Gegenwart

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Horst Moser Paul Renner als Buchgestalter

Ein luzides Porträt über einen Pionier der modernen Typographie.

Horst Moser Paul Renner als Buchgestalter

Ästhetik des Buches, Bd. 9. Herausgegeben von Klaus Detjen ca. 80 S., ca. 30 Abb., engl. brosch. ca. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-3107-5 September   WG 1744

Mit Paul Renner verbindet man meist die weltweite Erfolgsgeschichte der Schrift Futura. Er war aber längst nicht nur Schriftgestalter und Typograph, sondern auch erfolgreicher Maler, Illustrator, Autor, Lehrer und einer der wichtigsten Buchgestalter des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Entwürfe für den Verlag Georg Müller, dessen künstlerischer Leiter er von 1907 bis 1914 war, sind heute legendär. In der erbitterten Kontroverse zwischen Verfechtern des traditionellen Handwerks und der modernen Maschinenfertigung ließ sich Renner auf keine Seite ziehen. Horst Moser stellt Paul Renners Schaffen im Detail vor: vom TypographieKonzept, über Satz, Einband- und Rückengestaltung bis hin zur Vorsatzpapier­ herstellung und Buchillustration. Es wird deutlich, dass Renner nicht nur als Schriftgestalter der Futura, sondern auch als Buch­gestalter Maßstäbe gesetzt hat, die heute noch gültig sind.

Paul Renner (1878 –1956) studierte Malerei in Berlin, München und Karlsruhe. Er gestaltete einen Großteil der Bücher des Georg Müller Verlags in München und gründete 1911 gemeinsam mit Emil Preetorius die Münchner Schule für Illustration und Buchgewerbe. Er lehrte an der Kunstschule Frankfurt am Main und leitete ab 1927 die Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er entlassen und zog an den Bodensee. Zu seinen bekanntesten Pub­ likationen zählen »Typographie als Kunst« (1922), »Mechanisierte Grafik« (1931) und »Die Kunst der Typographie« (1939). Der Autor Horst Moser, geb. 1951, stu­ dierte Grafik-Design, Kunst und Kunstgeschichte in Nürnberg sowie an der Kunstakademie in München. 1994 gründete er das Designstudio Independent Medien-Design in München; 2000 folgte das Konzeptbüro prima­fila in Zürich. Er ist mit der Konzeption/Art­ direction für zahlreiche Zeitschriften betraut und arbeitet als Buchgestalter. Er veröffentlicht darüber hinaus zu Themen der Buchgestaltung, Editorial Design und Design-Geschichte. Horst Moser besitzt einen Teilnachlass von Paul Renner.


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Geschichte

Hanno Hochmuth Kiezgeschichte Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin Vom Arbeiterviertel zum SzeneKiez: die geteilte Geschichte Berlins am Beispiel der Bezirke Friedrichshain und Kreuzberg sowie ihrer Entwicklung. Hanno Hochmuth Kiezgeschichte Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin

Geschichte der Gegenwart, Bd. 16. Herausgegeben von Frank Bösch und Martin Sabrow ca. 400 S., ca. 25 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3092-4 auch als E-Book September   WG 1558

Der Autor Hanno Hochmuth, geb. 1977, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent der Direktion am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF). Veröffentlichungen zur Geschichte Berlins, zur Vergnügungskultur und zur Public History.

Die traditionellen Berliner Arbeiterbezirke Friedrichshain und Kreuzberg gehören heute zu den attraktivsten Wohnlagen der Stadt. Die sanierten Miets­ kasernen sind gefragt wie nie zuvor. Dabei galten die beiden Bezirke lange Zeit als das Armenhaus Berlins. Nach der Teilung der Stadt lagen Friedrichs­ hain und Kreuzberg direkt an der Grenze des Kalten Krieges zwischen Ostund West-Berlin. Trotz der Mauer teilten sie ähnliche gesellschaftliche Heraus­ forderungen und boten Freiräume für alternative Lebensformen sowie neue Gegenöffentlichkeiten. Seit dem Mauerfall haben sich Friedrichshain und Kreuzberg rasch wieder angenähert und bilden inzwischen einen gemein­ samen Stadtbezirk mit stetig wachsender Anziehungskraft, dessen Entwick­ lung jedoch immer wieder Raum für Diskussionen bietet. Hanno Hochmuth fragt nach den historischen Voraussetzungen für die heutige Gentrifizierung der beiden Altbauviertel. Er untersucht die geteilte Geschichte Berlins am Beispiel des Wohnens, der Kirche sowie des Vergnügens und zeigt, wie der Kiez in Ost und West erfunden wurde.


Geschichte

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Jonathan Voges »Selbst ist der Mann« Do-it-yourself und Heimwerken in der Bundesrepublik Deutschland Eine Kulturgeschichte des Heimwerkens in der Bundes­ republik.

Jonathan Voges

»Selbst ist der Mann« Do-it-yourself und Heimwerken in der Bundesrepublik Deutschland ca. 648 S., ca. 29 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 54,– (D); € 55,60 (A) ISBN 978-3-8353-3051-1 auch als E-Book August   WG 1559

Noch in den 1950er Jahren hatten sich westdeutsche Beobachter erstaunt gezeigt über das Ausmaß der Do-it-yourself-Begeisterung in den USA. Doch seit den 1980er Jahren sind auch die Deutschen als »Volk der Bohrer und Bastler« bekannt. Der Historiker Jonathan Voges untersucht diese Entwicklung aus sozial-, kultur-, konsum- und unternehmenshistorischer Perspektive. Er zeigt, wie im Laufe von nur wenigen Jahrzehnten das Heimwerken zu einer »Massenbewe­ gung« wurde, welche Voraussetzungen dafür nötig waren und welche Folgen dies hatte. Auf Grundlage einer breiten Quellenbasis analysiert er die Ent­ wicklung einer der populärsten Freizeitaktivitäten der Gegenwart. So ergeben sich unerwartete Perspektiven auf zentrale Themen der deutschen Nachkriegs­ geschichte – u. a. auf das Verhältnis von Arbeit und Freizeit, Geschlechterbe­ ziehungen und die Geschichte des Einzelhandels am Beispiel der Hornbach AG. Die Arbeit wurde mit dem Wissenschaftspreis Hannover ausgezeichnet.

Der Autor Jonathan Voges, geb. 1985, studierte Geschichte und Germanistik in Hannover und St. Louis, USA. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Hannover. Veröffentlichungen u. a.: Die Axt im Haus. Zur Durch­ setzung des Heimwerkens als »Freizeitpraxis« in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren, in: Klara Löffler und Nikola Langreitner (Hg.), Selbermachen. Diskurse und Praktiken des ›do it yourself‹ (2017).


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Geschichte

Katrin Hammerstein Gemeinsame Vergangenheit – getrennte Erinnerung? Erinnerungskultur und Geschichtspolitik der drei Nachfolgestaaten des »Großdeutschen Reichs« und ihre Verflechtungen.

Der Nationalsozialismus in Gedächtnisdiskursen und Identitätskonstruktionen von Bundesrepublik Deutschland, DDR und Österreich Katrin Hammerstein Gemeinsame Vergangenheit – getrennte Erinnerung? Der Nationalsozialismus in Gedächtnisdiskursen und Identitätskonstruktionen von Bundesrepublik Deutschland, DDR und Österreich

Diktaturen und ihre Überwindung im 20. und 21. Jahrhundert, Bd. 11. Herausgegeben von Carola Sachse und Edgar Wolfrum ca. 680 S., ca. 10 Abb., brosch. ca. € 49,90 (D); € 51,30 (A) ISBN 978-3-8353-3087-0 November   WG 1558

Die Autorin Katrin Hammerstein, geb. 1977, ist Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte des Historischen Seminars der Universität Heidelberg. Auszeichnungen u. a.: Junior Visiting Fellowship Award des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien. Veröffentlichungen u. a.: Aufarbeitung der Diktatur – Diktat der Aufarbeitung? Normierungsprozesse beim Umgang mit diktatorischer Vergangenheit (Mithg., 2009).

Nach dem Ende der NS-Diktatur entstanden aus der Konkursmasse des »Dritten Reichs« drei Staaten, die sich sehr unterschiedlich zum gemeinsamen Erbe der NS-Vergangenheit positionierten: Österreich erklärte sich zum ersten Opfer des Nationalsozialismus, während die DDR sich auf den antifaschistischen Wider­ standskampf berief. Die Bundesrepublik wiederum übernahm zumindest offi­ ziell die Verantwortung. Katrin Hammerstein vergleicht erstmals umfassend die drei Nachfolgestaaten des »Großdeutschen Reichs« in ihrem Umgang mit der NS-Geschichte. Dabei geht ihre Untersuchung durch eine transnationale, auf Wechselwirkungen gerichtete Perspektive über eine rein vergleichende Bewältigungsforschung hinaus. Die Vergangenheitsaufarbeitungen von Bundes­ republik, DDR und Österreich werden direkt in Beziehung zueinander gesetzt. Im Zentrum stehen die öffentlichen Geschichtsbilder vom Nationalsozialismus und deren sich vor allem seit den 1980er Jahren vollziehende Transformation und allmähliche Angleichung aneinander bzw. an das westdeutsche Narrativ. Gezeigt wird: Die gemeinsame Vergangenheit des Nationalsozialismus wurde in Teilen auch zu einer gemeinsamen und transnational verflochtenen Erinnerung.


Geschichte

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Die Nürnberger Gesetze – 80 Jahre danach Vorgeschichte, Entstehung, Auswirkungen

Die Nürnberger Gesetze – 80 Jahre danach Vorgeschichte, Entstehung, Auswirkungen Herausgegeben von Magnus Brechtken, Hans-Christian Jasch, Christoph Kreutzmüller und Niels Weise Mit einem Vorwort von Heiko Maas und Thomas de Maizière ca. 320 S., ca. 15 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3149-5 auch als E-Book September   WG 1550

Mit dem »Reichsbürgergesetz« und dem »Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre«, die beide am 15. September 1935 in Nürn­ berg verabschiedet wurden, schuf der NS-Staat einen diskriminierenden Sonderstatus für jüdische Deutsche. Die Formulierung der Rassenideologie in Gesetzesform, die in den folgenden Jahren kontinuierlich verschärft wurde, war ein entscheidender Schritt auf dem Weg in die nationalsozialistische Ver­ nichtungspolitik. Anlässlich des 80. Jahrestags der Verkündung diskutieren renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der gemeinsamen Schirm­ herrschaft der Bundesministerien der Justiz und des Innern die Vorgeschichte, die symbolische sowie juristische Bedeutung, die internationalen Aus­ wirkungen und die Folgen der Nürnberger Gesetze. Aus dem Inhalt: Hans-Christian Jasch: Die Rassegesetzgebung im Dritten Reich Frank Bajohr: Verdrängung ohne Rechtsgrundlage. Der Antisemitismus in Bädern und Kurorten vor und nach 1933 Christoph Kreutzmüller: Gewalt gegen Juden im Sommer 1935 Barbara Lambauer: Nürnberg in Vichy? Antisemitismus und Frankreich Magnus Brechtken: Nürnberger Gesetze, Nachgeschichte und Historiographie. Der Fall Globke

Die Nürnberger Gesetze: ein Überblick zum Forschungsstand. Buchpräsentation am 15. September im Bundesinnenministerium.

Die Herausgeber Magnus Brechtken, geb. 1964, Stellv. Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München–Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Albert Speer – Eine deutsche Karriere (2017); Die national­ sozialistische Herrschaft 1933 –1939 (2004). Hans-Christian Jasch, geb. 1973, promovierter Jurist und Rechtshistoriker. Nach Tätigkeiten beim Bundesministerium des Innern und der Europäischen Kommission wurde er 2014 Direktor der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz. Veröffentlichungen u. a.: Staatssekretär Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik. Der Mythos von der sauberen Verwaltung (2012). Christoph Kreutzmüller, geb. 1968, promovierter Histo­ riker, von 2005 bis 2013 Koordinator des Projekts »Jüdische Gewerbebetriebe in Berlin« an der HU Berlin. Seit 2015 Kurator für die neue Dauerausstellung im Jüdischen Museum Berlin. Niels Weise, geb. 1977, promovierter Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Die zentralen deutschen Behörden und der Nationalsozialismus. Stand und Perspektiven der Forschung (Mithg., 2016).


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Geschichte

Julie Grimmeisen Pionierinnen und Schönheitsköniginnen Frauenvorbilder in Israel 1948 – 1967 Wie weiblich ist die Nation? Zwei herausragende und widersprüchliche Frauenvorbilder in der jungen israelischen Gesellschaft.

Julie Grimmeisen Pionierinnen und Schönheitsköniginnen Frauenvorbilder in Israel 1948 –1967

Israel-Studien. Kultur – Geschichte – Politik, Bd. 1. Herausgegeben von Michael Brenner, Johannes Becke und Daniel Mahla ca. 400 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3135-8 auch als E-Book Oktober   WG 1726

Die Autorin Julie Grimmeisen, geb. 1983, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur an der LMU München. Nach Studienaufenthalten in den USA, Israel, Ägypten und Syrien schloss sie 2015 ihr Promotionsstudium in München ab. Forschungsschwerpunkte: Geschichte Israels und des Nahostkonflikts, deutschisraelische Beziehungen, deutsch-jüdische Geschichte.

Julie Grimmeisen erforscht das Bild der »Neuen Hebräischen Frau« nach der Gründung des Staates Israel. Dabei wird deutlich, dass nicht nur politische, sondern insbesondere kulturelle Einflüsse aus Europa und den USA – in diesem Fall ein kommerzielles Schönheitsideal der Frau – das Projekt des isra­ elischen nation building beeinflussten. Das Konsumverlangen der israelischen Gesellschaft, verkörpert durch die seit 1950 jährlich gewählte glamouröse Schönheitskönigin, stand im klaren Widerspruch zum ebenfalls sehr wirk­ mächtigen Vorbild der sozialistischen Pionierin, die als gleichberechtigtes Mitglied ihrer Gemeinschaft, Seite an Seite mit den männlichen Kameraden und unter großen Anstrengungen und Entsagungen die jüdische Nation in ihrem eigenen Land wiederbelebt haben soll. Beide Frauenvorbilder wurden von den ersten erfolgreichen Frauenmagazinen des Staates propagiert und steckten den Rahmen ab, innerhalb dessen sich der ideologische Kampf um die Deutungshoheit des Frauenideals Israels abspielte. Die Autorin liefert mit ihrer Analyse der »Neuen Hebräischen Frau« einen innovativen Beitrag zur Nationalismus- und zur Geschlechterforschung.


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Christoph Wehner Die Versicherung der Atomgefahr Risikopolitik, Sicherheitsproduktion und Expertise in der Bundesrepublik Deutschland und den USA 1945 –1986 Erstmals wird der Umgang der Versicherungswirtschaft mit den Risiken der Atomenergie im Spannungsfeld zwischen Politik und Öffentlichkeit untersucht. Christoph Wehner Die Versicherung der Atomgefahr Risikopolitik, Sicherheitsproduktion und Expertise in der Bundesrepublik Deutschland und den USA 1945 –1986

ca. 432 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 46,– (D); € 47,30 (A) ISBN 978-3-8353-3085-6 auch als E-Book Juli   WG 1557

Die zivile Atomkraft steht sinnbildlich für eine neue, grenzüberschreitende Dimension von Technik- und Umweltgefahren im 20. Jahrhundert. Daraus ergaben sich fundamentale Herausforderungen für unterschiedlichste Bereiche moderner Gesellschaften. Besonders für Versicherungsgesellschaften eröffnete sich mit dem Anbruch des »Atomzeitalters« ein komplexes Betätigungsfeld, das an die »Grenzen der Versicherbarkeit« führte. Christoph Wehner untersucht die nukleare Risikopolitik der Versiche­ rungswirtschaft erstmals umfassend und bettet diese in eine transatlantische Sicherheitsgeschichte ein. Er spannt einen Bogen vom Beginn des Experten­ diskurses nach 1945 über die Ausgestaltung der Risiko- und Haftungspolitik in der frühen Bundesrepublik bis zu ihrer öffentlichen Skandalisierung in den Atomkontroversen der 1970er Jahre. In einer Verschränkung von Wirtschaftsund Kulturgeschichte erfasst der Autor Versicherungen und ihre Experten als Produzenten und Träger einer speziellen Risikoexpertise zwischen Ökonomie, Politik und Gesellschaft.

Der Autor Christoph Wehner, geb. 1983, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Dokumentations- und Forschungsstelle der Sozial­ versicherungsträger in Bochum. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bochum sowie Promotions­ stipendiat der Gerda Henkel Stiftung und des Deutschen Historischen Instituts in Washington D.C. Veröffentlichungen u. a.: Die Landesversicherungs­ anstalten Baden und Württemberg im »Dritten Reich«. Personal­politik, Verwaltungshandeln und Rentenpraxis 1933 –1945 (2017).


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Geschichte

Hölle im Moor Die Emslager 1933 –1945

Der Begleitband zu den Aus­ stellungen der Gedenkstätte Esterwegen präsentiert die Geschichte der Emslager in Bildern und Dokumenten.

Hölle im Moor Die Emslager 1933 –1945 Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen von Bernd Faulenbach und Andrea Kaltofen ca. 350 S., ca. 300 farbige Abb., brosch. Großformat 21,0 × 27,0 cm ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3137-2 auch als E-Book August   WG 1556

Die Herausgeber Bernd Faulenbach, geb. 1943, ist Zeithistoriker und Professor an der Universität Bochum. Er ist Vorsitzender des Stiftungs­ rates der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen. Veröffentlichungen u. a.: 70 Jahre nach Niederlage und Befreiung, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes (2016); »Transformationen« der Erinnerungskulturen in Europa nach 1989 (2006). Andrea Kaltofen, geb. 1953, arbeitet als Historikerin beim Landkreis Emsland und ist Geschäftsführerin der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen. Veröffentlichungen u. a.: Die Gedenkstätte Esterwegen, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes (2013).

Zwischen 1933 und 1945 unterhielt der NS-Staat im Emsland und der Grafschaft Bentheim 15 Lager, die als Teil des Systems von SS, Justiz und Wehrmacht Orte des nationalsozialistischen Terrors waren. In den Lagern litten etwa 80.000 KZHäftlinge und Strafgefangene; während des Zweiten Weltkriegs kamen weit mehr als 100.000 Kriegsgefangene hinzu. Über 20.000 Menschen aus verschie­ denen europäischen Ländern kamen in diesen Lagern ums Leben. Der Begleitband gibt nun erstmals einem breiten Publikum einen Überblick über die Geschichte der Emslager und verortet sie im Kontext der Geschichte des »Dritten Reiches«. Der reich bebilderte Band mit dem auf inter­ nationalen Archivrecherchen basierenden aktuellen Forschungsstand zeigt bislang unbekannte historische Dokumente und Fotografien. Im Mittelpunkt stehen dabei die harte Zwangsarbeit, das Leben und Leiden sowie der Tod der Häftlinge. Der Band informiert aber auch über Täter, Profiteure und das zivile Umfeld der Lager. Als komplexen und bis heute andauernden Prozess der Er­ innerungskultur schildert er zudem die Nachgeschichte der Emslager.


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Vida Bakondy Montagen der Vergangenheit Flucht, Exil und Holocaust in den Fotoalben der Wiener Hakoah-Schwimmerin Fritzi Löwy (1910 –1994) Zwei Fotoalben als Zeugnisse von NS-Verfolgung und Exil.

Vida Bakondy Montagen der Vergangenheit Flucht, Exil und Holocaust in den Fotoalben der Wiener Hakoah-Schwimmerin Fritzi Löwy (1910 –1994)

ca. 320 S., ca. 74, z.T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3094-8 auch als E-Book Oktober   WG 1556

Mitte der 1990er Jahre tauchten auf einem Flohmarkt bei Wien Fotoalben und ein paar lose Albumblätter auf, die aus dem Besitz der österreichischen Schwimmlegende Fritzi Löwy (1910–1994) stammten. Jene zwei Alben, die Löwy nach ihrer Rückkehr aus dem Exil erstellt hatte, stehen im Mittelpunkt des Buches. Sie sind der Erinnerung an ihre eigene Flucht vor der NS-Verfol­ gung sowie dem Gedenken an Familienmitglieder, Freunde und Freundinnen gewidmet, die im Holocaust ermordet wurden oder im Exil über die ganze Welt verstreut waren. Die Historikerin Vida Bakondy diskutiert Potenziale und Grenzen von Fotoalben als historische und biografische Quellen sowie als spezifisches Er­ innerungsmedium – mit dem Fokus auf Fragen zur Darstellung von Holocaust und Exil. Löwys Alben eröffnen nicht nur eine neue, sehr persönliche bio­ graphische Perspektive auf den einstigen Schwimmstar der Wiener Hakoah, sondern sie schaffen auch neue Erzählungen im Bereich des (visuellen) Gedächt­ nisses über NS-Verfolgung und Holocaust in Österreich. Ausgezeichnet mit: Dissertationspreis des Forschungsverbundes »Geschlecht und Handlungsmacht« der Universität Wien (2016), Irma Rosenberg Förder­ preis für die Erforschung der Geschichte des Nationalsozialismus des Instituts für Zeitgeschichte/Universität Wien und des Bundesministeriums für For­ schung und Wirtschaft (2017), Herbert-Steiner-Preis des Dokumentations­ archivs für den österreichischen Widerstand und der International Conference of Labour and Social History (2017).

Die Autorin Vida Bakondy, geb. 1980, lebt und arbeitet als Historikerin in Wien. Sie führte verschiedene Projekte zur Historisierung, Musealisierung und Repräsentation der österreichischen Migrationsgeschichte nach 1945 durch. Veröffentlichungen u. a: Schere, Topf, Papier. Objekte zur Migrationsgeschichte (Mithg., 2016).


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Biographien des Buches

Im Zentrum des Bandes stehen die von materiellen und kommunikativen Wechselfällen gekennzeichneten Karrieren des Buches.

Biographien des Buches Herausgegeben von Ulrike Gleixner, Constanze Baum, Jörn Münkner und Hole Rößler Kulturen des Sammelns. Akteure, Objekte, Medien, Bd. 1. Herausgegeben von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Die Herausgeber Ulrike Gleixner, geb. 1958, studierte Mittelalterliche und Neuere Geschichte. Sie leitet die Forschungsabteilung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und lehrt an der TU Berlin am Zentrum für Frauen- und Geschlechter­ forschung. Constanze Baum, geb. 1972, studierte Germanistik und Kunstgeschichte. Sie leitet die Redaktion der Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften (ZfdG) im Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel, zugleich lehrt und forscht sie an der Universität Hannover. Jörn Münkner, geb. 1970, studierte Ältere deutsche Literatur und Anglistik/Amerikanistik. Er ist wissenschaft­ licher Mitarbeiter an der Herzog August Bibliothek in Wolfen­ büttel im Projekt »Frühneuzeitliche Gelehrtenbibliotheken«. Hole Rößler, geb. 1975, studierte Theaterwissenschaft, Neuere deutsche Literatur und Philo­ sophie. Er ist stellvertretender Leiter der Forschungsabteilung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.

ca. 528 S., ca. 190, z.T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 49,– (D); € 50,40 (A) ISBN 978-3-8353-3145-7 auch als E-Book September   WG 1550

Ausgangspunkt dieses Bandes ist das Konzept der Objektbiographie, von dem aus eine neue kulturhistorische Perspektive auf das gedruckte Buch und die Handschrift eröffnet werden soll. Mit Blick auf die materielle Kultur des Buches diskutieren Literatur- und Buchwissenschaftler, Historiker, Philo­ sophen, Judaisten, Bibliothekare und Restauratoren die Möglichkeiten und Grenzen einer biographischen Herangehensweise. Die Aufmerksamkeit für das durch Brüche und Karrieren gekennzeichnete Leben von Büchern kommt nicht von ungefähr: Die Herausgeberinnen und Herausgeber sowie einige Autorinnen und Autoren arbeiten in einer der größten Altbestandsbiblio­ theken Deutschlands und sind daher nicht nur von den wissenschaftlichen und konservatorischen Herausforderungen einer bedeutenden musealen Sammlung umgeben, sondern auch von noch offenen und zu erschließenden Buchbiographien. Die Biographien des Buches sind zugleich der erste Band der neuen Reihe »Kulturen des Sammelns. Akteure, Objekte, Medien«, die von der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel herausgegeben wird.


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Arnd Reitemeier Reformation in Norddeutschland Gottvertrauen zwischen Fürstenherrschaft und Teufelsfurcht Das Beispiel Norddeutschland zeigt: Luther löste zahlreiche Reformationen aus, doch für die Durchsetzung sorgten die Fürsten.

Arnd Reitemeier Reformation in Norddeutschland Gottvertrauen zwischen Fürstenherrschaft und Teufelsfurcht

ca. 280 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-1968-4 auch als E-Book September   WG 1540

Luther kam nie nach Norddeutschland, aber seine Schriften verbreiteten sich rasch. Heftige Diskussionen, Gewaltausbrüche und Bilderstürme fegten in den 20er und 30er Jahren des 16. Jahrhunderts durch die norddeutschen Städte. Die Obrigkeit, besonders die Fürsten, sahen sich in der Pflicht, die neue Ord­ nung und den »wahren« Glauben durchzusetzen. Unter ihrer Herrschaft wurde der Protestantismus eingeführt. Neue kirchliche Institutionen entstan­ den, eine neue Geistlichkeit entwickelte sich und Amtmänner und Super­ intendenten kontrollierten die Umsetzung. So wurden aus »der Reformation« theologische und politisch-gesellschaftliche Prozesse mit erheblicher Eigen­ dynamik. Es kam jedoch zu keiner einheitlichen Lehrmeinung, so dass das Ende des 16. Jahrhunderts von dem Mit- und Gegeneinander der Konfessionen geprägt war – der lutherischen Kirchen, der wieder erstarkenden katholischen Kirche und der reformierten Gemeinden. Arnd Reitemeier zeigt, welche weit­ reichenden und komplexen Folgen diese Entwicklungen für Gesellschaft und Kultur über viele Generationen hinweg hatten.

Der Autor Arnd Reitemeier, geboren 1967, Professor für niedersächsische Landesgeschichte an der Universität Göttingen, zugleich Direktor des Instituts für Historische Landesforschung. Veröffentlichungen u. a.: Kriegsbeginn in Norddeutschland. Zur Herausbildung einer »Kriegskultur« 1914/15 in transnationaler Perspektive (Mithg., 2015); Grundherrschaft und bäuerliche Lebensbedingungen (2008); Die christliche Legitimation von Herrschaft im Mittel­ alter (2006); Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters. Politik, Wirtschaft und Verwaltung (2005).


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Mit dem Deportationsbefehl in der Hand: eine jüdische Überlebensgeschichte aus dem zerbombten Dresden.

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Henny Brenner Das Lied ist aus Ein jüdisches Schicksal in Dresden

Die Autorin Henny Brenner, geb. Wolf, wurde 1924 in Dresden geboren und wuchs in einem wohl­be­hüteten Elternhaus auf. Ihre un­beschwerte Kindheit endete jäh mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Ihre Erinnerungen »Das Lied ist aus« erschienen erstmals 2001. Henny Brenner liest bis heute – häufig in Schulen – aus ihrem Buch und ist damit eine der letzten Stimmen aus den Reihen der Zeitzeugen und Zeitzeuginnen.

Am 16. Februar 1945 sollte die damals 21-jährige Henny Brenner gemeinsam mit den anderen noch in Dresden lebenden Juden deportiert werden, doch die Luftangriffe auf Dresden vom 13. bis zum 15. Februar und das anschließende Chaos retteten ihr Leben. Als Tochter einer jüdischen Mutter und eines protestantischen Vaters hatte Henny Brenner bis dahin zwar im Vergleich zu ihren – im Sinne der Nürnber­ ger Gesetze als »Volljuden« geltenden – Glaubensgenossen einen gewissen Schutz genossen. Doch Ausgrenzung, Schulverweis, Zwangsarbeitseinsatz und die permanente Angst vor Schlimmerem prägten das Leben des Mäd­ chens bzw. der jungen Frau. Schließlich kam der Deportationsbefehl der Ge­ stapo. Ausgerechnet das Bombeninferno auf Dresden rettete ihr Leben – wenn auch nicht unmittelbar, denn auch nach der völligen Zerstörung der Stadt versuchte die Gestapo, die letzten überlebenden Juden aufzuspüren.


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Die berührenden Erinnerungen einer der letzten Überlebenden des Holocaust

Henny Brenner Das Lied ist aus Ein jüdisches Schicksal in Dresden

Mit einem Vorwort von Iring Fetscher und einem Nachwort von Michael Brenner 117 S., 18 Abb., geb., Schutzumschlag € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-3132-7 auch als E-Book bereits erschienen   WG 1971


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Martin Stallmann Die Erfindung von »1968« Der studentische Protest im bundesdeutschen Fernsehen 1977–1998 Wie prägte das Fernsehen unseren Blick auf die Unruhen der 1960er Jahre?

Martin Stallmann Die Erfindung von »1968« Der studentische Protest im bundesdeutschen Fernsehen 1977–1998

Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert, Bd. 8. Herausgegeben von Frank Bösch und Christoph Classen ca. 464 S., ca. 48 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 44,– (D); € 45,30 (A) ISBN 978-3-8353-3099-3 August   WG 1557

Der Autor Martin Stallmann, geb. 1982, ist promovierter Historiker. Seine Doktorarbeit entstand am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Universität Heidelberg. Er forscht und publiziert zur Medien- und Protestgeschichte des 20. Jahrhunderts. Veröffentlichungen u. a.: »1968« – eine Geschichte ohne Frauen? »68erinnen« im bundesdeutschen Fernsehen, in: Ariadne. Forum für Frauenund Geschlechtergeschichte 65 (2014).

Das Jahr 1968 ging als ein Jahr des Protests und des Aufbruchs in die Ge­ schichte des 20. Jahrhunderts ein. Es markiert eine Chiffre, die für Verände­ rung und Erneuerung steht. Der Historiker Martin Stallmann untersucht in seiner Studie das »Making-Of« von »1968«. In einer Analyse von Fernseh­ sendungen der siebziger bis neunziger Jahre fragt er nach Deutungen von »1968« und Orientierungsangeboten, die die Fernsehbeiträge transportierten. Der Autor zeigt, wie sich das Fernsehen an der Erfindung der »68er-Genera­ tion« beteiligte, welche Akteure immer wieder auf die Bildschirme zurück­ kehrten und was von der Vielschichtigkeit des vergangenen Protests in der Gegenwart übrigblieb. Deutlich wird so, welche öffentlichen Kontroversen die Proteste der sechziger Jahre auch in den folgenden Jahrzehnten auslösten und wie sich diese veränderten.


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Philipp Kufferath Peter von Oertzen 1924 – 2008 Eine politische und intellektuelle Biografie Peter von Oertzen: linker Reformist, Marxist und demokratischer Sozialist. Philipp Kufferath Peter von Oertzen 1924 – 2008 Eine politische und intellektuelle Biografie

Veröffentlichungen des Zeitgeschichtlichen Arbeitskreises Niedersachsen, Bd. 33. Herausgegeben von Dirk Schumann und Petra Terhoeven ca. 976 S., geb., Schutzumschlag ca. € 49,90 (D); € 51,30 (A) ISBN 978-3-8353-3049-8 auch als E-Book Oktober   WG 1557

Aufgewachsen in Berlin zwischen preußischen Traditionen und konservativer Revolution, geprägt von Nationalsozialismus und Krieg, wandelte sich Peter von Oertzen nach 1945 zu einem linken Sozialisten und Marxisten. Parallel zu seiner Etablierung als Politikwissenschaftler in Niedersachsen lag sein poli­ tischer Fokus auf informellen Netzwerken, Zeitschriftenprojekten und gewerk­ schaftlicher Bildungsarbeit. Um 1968 rückte er in der SPD auf verantwortungsvolle Positionen vor. Der Landtagsabgeordnete, Bezirksvorsitzende und niedersächsische Kultusminister behauptete sich im Spannungsfeld von konservativer Opposition, außerparla­ mentarischer Kritik und Regierungsverantwortung. 20 Jahre vertrat er den linken Flügel im Parteivorstand. Als Vordenker sorgte er sich um den Zusam­ menhalt der Partei und begriff die Grünen früh als Dialogpartner. Die Studie analysiert auf breiter Quellengrundlage von Oertzens span­ nungsreichen Lebensweg und verortet ihn innerhalb politischer Netzwerke und intellektueller Bezugswelten. Auf diese Weise ergeben sich ungewöhn­ liche Einblicke in die Geschichte der Linken im 20. Jahrhundert.

Peter von Oertzen (1924–2008), Politikwissenschaftler und SPD-Politiker, von 1970 bis 1974 niedersächsischer Kultusminister unter Ministerpräsident Alfred Kubel. Der Autor Philipp Kufferath, geb. 1980, Studium der Geschichte, Soziologie, Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie Philosophie in Berlin und Göttingen. Februar 2016 Promotion an der Universität Göttingen. Seit März 2016 geschäftsführender Heraus­geber des Archivs für Sozial­geschichte. Seit Oktober 2016 wissenschaftlicher Mit­arbeiter am Institut für Euro­päische Sportentwicklung und Freizeitforschung in Köln. 2016 erhielt er den Christian-GottlobHeyne-Preis der Graduiertenschule für Geisteswissenschaften Göttingen für die beste geisteswissenschaftliche Dissertation.


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Geschichte

Der Orient Imaginationen in deutscher Sprache

Imaginationen vom »Anderen«: deutsche Orientbilder.

Der Orient Imaginationen in deutscher Sprache Herausgegeben von Galili Shahar, Yosef Schwartz und Lena Salaymeh Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, Bd. 45. Herausgegeben i. A. des Minerva Instituts für deutsche Geschichte der Universität Tel Aviv von Galili Shahar, Yosef Schwartz und Lena Salaymeh ca. 220 S., brosch. ca. € 34,– (D); € 35,– (A) ISBN 978-3-8353-3136-5 auch als E-Book Oktober   WG 1559

Die Herausgeber Galili Shahar, geb. 1970, ist nach wissenschaftlichen Stationen an der FU Berlin, der Hebrew University, Jerusalem, und der University of Florida seit 2011 Professor für Komparatistik an der Universität Tel Aviv. Seine Arbeitsschwerpunkte sind deutsche und hebräische Literatur. Seit 2013 ist er Direktor des Minerva Instituts für deutsche Geschichte. Yosef Schwartz ist Professor für Europäische Philosophie, Wissenschaft und Kultur des Mittelalters. Sein besonderes Interesse gilt interreligiösen Kontexten. Er leitet das Institut für Philosophie, Linguistik und Wissenschaftsforschung an der Universität Tel Aviv. Lena Salaymeh ist außerordentliche Professorin an der juristischen Fakultät der Universität Tel Aviv. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u. a. islamische und jüdische Rechtsprechung. Jüngste Veröffentlichung: The Beginnings of Islamic Law: Late Antique Islamicate Legal Traditions (2016).

Vorstellungen von Deutschland, Europa und dem Orient entstehen immer in Relation zueinander. Die Beiträger des vorliegenden Bandes untersuchen die Wechselbeziehungen zwischen Christen, Juden und Muslimen in der deut­ schen Kultur, wie sie sich und den anderen vorstellten – mitunter, ohne sich je begegnet zu sein. Auf eine zeitliche Eingrenzung wurde bewusst verzichtet, denn vormoderne Orientbilder überlagern sich mit den modernen. Als beson­ ders fruchtbar für die Untersuchung der gesellschaftlichen Imaginationen des Orient erweisen sich die Themenbereiche Nationalismus, Wissenschaften und Identität. Aus dem Inhalt: Yosef Schwartz: Historiographie der jüdischen Philosophie in hebräischer und anderen Sprachen im 20. Jahrhundert Ofri Ilani: Die deutsche Sehnsucht nach dem Orient – Religion, Wissenschaft und Rasse Noah Gerber: The Mizrahi Jew: Two German-Jewish Perspectives David Moshfegh: On the Concept of Race in Islamic science Lena Salaymeh: Identitätspolitik und der deutsche Orientalismus. Ignaz Gold­ ziher und das Islamische Recht


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Maren Jung-Diestelmeier »Das verkehrte England« Visuelle Stereotype auf Postkarten und deutsche Selbstbilder 1899–1918

Maren Jung-Diestelmeier »Das verkehrte England« Visuelle Stereotype auf Postkarten und deutsche Selbstbilder 1899 –1918

Am Beispiel des deutschen Englandhasses um 1900 wird deutlich, wie neue Medien, Globalisierung und das Ent­ stehen von Ressentiments zusammenwirken.

Studien zu Ressentiments in Geschichte und Gegenwart, Bd. 1. Herausgegeben vom Zentrum für Antisemitismusforschung ca. 480 S., ca. 160 farbige Abb., geb., Schutzumschlag, mit beigelegter CD ca. € 49,90 (D); € 51,30 (A) ISBN 978-3-8353-3091-7 September   WG 1550

Angesichts komplexer globaler Verflechtungen haben vereinfachende Welter­ klärungen derzeit Hochkonjunktur. In den Kommunikationsmedien avanciert Nationalismus zum Massenphänomen: Bereits der Globalisierungsschub, der sich vor dem Hintergrund von Kolonialisierung und Imperialismus um 1900 abzeichnete, wurde von einer solchen Entwicklung begleitet. Maren JungDiestelmeier untersucht mit der Bildpostkarte ein damals neues Medium und beleuchtet das Zusammenwirken von Bildproduktion, wachsender medialer Teilhabe und der Entwicklung visueller Stereotype und Feindbilder. Ab 1899 ermöglichten Postkarten erstmals breiten Bevölkerungsschichten eine bildgestützte Kommunikation über das Weltgeschehen. Die Auseinander­ setzung mit dem Vorbild und Rivalen England dominierte deutsche Postkarten­ bilder. Das Medium popularisierte anti-englische Bildstereotype und wurde zum bestimmenden Faktor einer Gemeinschaftskonstruktion. Dieser Prozess verlief keinesfalls ungebrochen und widerspruchsfrei. Er erwies sich aber schließlich als zentrale Voraussetzung für die hohe Anschlussfähigkeit antienglischer Stimmungen am Beginn des Ersten Weltkriegs und prägte den deutschen Nationalismus über 1918 hinaus.

Die Autorin Maren Jung-Diestelmeier, geb. 1981, Studium der Geschichte, Erziehungswissenschaften und Museumspäda­ gogik in Berlin. Als Historikerin arbeitet sie an Ausstellungskonzeptionen für das Zentrum für Antisemitismusforschung (TU Berlin) und das Museum Pankow.


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Karsten Linne Von Witzenhausen in die Welt Ausbildung und Arbeit von Tropenlandwirten 1898 –1971 Seit 1898 bildete die Kolonialschule im hessischen Witzenhausen Landwirte für den Einsatz in aller Welt aus.

Karsten Linne Von Witzenhausen in die Welt Ausbildung und Arbeit von Tropenlandwirten 1898 – 1971

ca. 496 S., ca. 5 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 44,90 (D); € 46,20 (A) ISBN 978-3-8353-3158-7 September   WG 1558

Der Autor Karsten Linne, geb. 1961, ist Sozialwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Veröffentlichungen u. a.: Pflicht, Zwang und Gewalt. Arbeitsverwaltungen und Arbeitskräftepolitik im besetzten Polen und Serbien 1939– 1944 (Mithg., 2013); Arbeits­ kräfte als Kriegsbeute – Der Fall Ost- und Südosteuropa 1939 –1945 (Mithg., 2011); Deutschland jenseits des Äquators? NS-Kolonial­ planungen für Afrika (2008).

Die 1898 gegründete Deutsche Kolonialschule im nordhessischen Witzen­ hausen besaß lange Zeit ein Monopol auf die Ausbildung von Tropenlandwirten in Deutschland. Karsten Linne zeichnet die Geschichte dieser Ausbildungs­ stätte von den Anfängen, über zwei Weltkriege und die Neuausrichtung nach 1945, bis zum Ende ihrer Selbständigkeit im Jahre 1971 mit allen Brüchen und Kontinuitäten nach. Im Vordergrund stehen dabei drei Komplexe: die Organi­ sationsentwicklung, die Ausbildung der Schüler bzw. Studierenden und ihre weiteren Lebens- und Berufswege. Einerseits veranschaulicht die Kolonialschule Witzenhausen die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts »in einer Nussschale«. Andererseits kann es bei einer Schule, deren Absolventen überwiegend im Ausland aktiv waren, keine Beschränkung auf die nationale Geschichte geben. Zugleich geht es mit einer landwirtschaftlichen Schule auch um einen Wissensbestand, der von der Kolonialzeit bis zur heutigen Debatte über internationale Hilfsleistungen einen strategisch zentralen Bereich bildet. Unter diesen Blickwinkeln betrachtet, entsteht eine besondere Verflechtungsgeschichte – und zwar mit nahezu der ganzen Welt.


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Francesco Spöring Mission und Sozialhygiene Schweizer Anti-Alkohol-Aktivismus im Kontext von Internationalismus und Kolonialismus 1886 –1939 Alkohol als individuelle und kollektive Herausforderung: die Anti-Alkohol-Bewegung im Spannungsfeld von Mission, Wissenschaft und Kolonialismus.

Francesco Spöring Mission und Sozialhygiene Schweizer Anti-AlkoholAktivismus im Kontext von Internationalismus und Kolonialismus 1886 –1939

ca. 440 S., ca. 8 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3050-4 auch als E-Book November   WG 1550

Begegnungen mit dem trunkenen ›Anderen‹ warfen und werfen Grundsatz­ fragen der menschlichen Existenz auf: Welches Verhalten ist uns zugehörig und authentisch? Wo beginnt und wo endet die Freiheit des Menschen? Francesco Spöring historisiert diese Fragen, indem er den Anti-AlkoholAktivismus als eine der ersten globalen zivilgesellschaftlichen Bewegungen analysiert. Dazu beleuchtet er international orientierte Verbünde wie den Internationalen Alkoholgegnerbund (IBAA) sowie die Basler Mission. Wäh­ rend Ersterer u.a. gemeinsam mit dem Internationalen Guttemplerorden sozial­ hygienische Denkmuster verbreitete, initiierte Letztere unter anderem in den ehemaligen Kolonien Goldküste und Kamerun mehrere Vereine des religiös geprägten, alkoholgegnerischen Blauen Kreuz. Die untersuchten Akteurinnen und Akteure waren von einem ausgeprägten globalen Bewusstsein durch­ drungen und brachten ihre Anliegen mitunter bis auf die Agenda supranatio­ naler Organisationen wie dem Völkerbund. Angesichts der gegenseitig postu­ lierten Abgrenzungen zwischen wissenschaftlichen und religiösen alkohol­ gegnerischen Positionen überraschen die zahlreichen ideellen Gemeinsam­ keiten der jeweils propagierten Ansichten.

Der Autor Francesco Spöring, geb. 1983, Studium der Geschichte und Philosophie des Wissens an der ETH Zürich, Promotion ebendort. Anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München sowie an der Universität Zürich. Arbeitsschwerpunkte u. a.: Geschichte von Alkohol und Drogen, Geschichte klinischer Versuche und Neuro-Enhancement. Veröffentlichungen u. a.: Biopolitik und Sittlichkeits­ reform: Kampagnen gegen Alkohol, Drogen und Prostitution 1880 –1950 (Mithg., 2014).


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Detlef Siegfried Time is on my Side Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre Beat und Hippies, »Twen« und »Konkret«, lange Haare und Plattenspieler waren Material und zugleich Ausformungen eines oftmals politisch aufgeladenen jugendkulturellen Aufbruchs, der dramatische Konflikte um das Selbstverständnis der Bundesrepublik auslöste, aber zugleich ihre Modernisierung von unten vorantrieb.

Detlef Siegfried Time is on my Side Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre

Neuauflage mit einem Vorwort des Autors Hamburger Beiträge zur Sozialund Zeitgeschichte, Bd. 41. Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg ca. 856 S., ca. 53 Abb., brosch. ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3083-2 auch als E-Book September   WG 1559

Der Autor Detlef Siegfried, geb. 1958, ist nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Körber-Stiftung, der Forschungsstelle für Zeit­ geschichte in Hamburg und als Associate Professor für Neuere Deutsche Geschichte und Kulturgeschichte an der Universität Kopen­hagen seit 2011 Pro­fessor für Neuere Deutsche und Europä­ische Geschichte an der Universität Kopenhagen. Veröffentlichungen u. a.: Moderne Lüste. Ernest Borneman – Jazzkritiker, Filmemacher, Sexforscher (2015); Deutsche Kultur­geschichte. Die Bundesrepublik 1945 bis zur Gegenwart (zus. mit Axel Schildt, 2009).

Der gesellschaftliche Wandel in den 60er Jahren wurde besonders stark von einer jugendlich geprägten Massenkultur vorangetrieben, die sich seit den späten 50er Jahren herausbildete und häufig polarisierend wirkte. Jazzbands, der StarClub, Zeitschriften wie »Twen« und »Konkret«, Rundfunksendungen wie Radio Bremens Beat Club, die Folk- und Underground-Festivals auf der Burg Waldeck und die Essener Songtage von 1968, »Gammler«, Wohngemeinschaften und Jugendzentren waren Kristallisationsformen dieser neuartigen Jugendkultur, die durch den materiellen Besserstellungsschub der Konsumgesellschaft ermöglicht wurde und in der Bundesrepublik mehr als in anderen europäischen Gesell­ schaften gleichzeitig von politischen Visionen und Konflikten geprägt war. Die stärkste symbolische Verdichtung fand diese widersprüchliche Symbiose in dem Signum »1968«. Detlef Siegfried untersucht Bedingungsfaktoren und Dynamiken in der Entstehung und Ausbreitung der zwischen Pop und Politik oszillierenden west­ deutschen Jugendkultur in den langen 60er Jahren zwischen 1958 und 1973. Im Mittelpunkt stehen Akteure und Orte, Gegenstände und Medien. Damit treten Trägergruppen, Richtungen, Verläufe und Ausformungen jenes Werte­ wandels, der die Kontur der Bundesrepublik nachhaltig prägte, deutlicher als bisher hervor. Gut zehn Jahre nach der Erstpublikation erscheint dieses Standardwerk der Popgeschichte in einer mit einem Vorwort versehenen Studienausgabe.


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Fruzsina Müller Jeanssozialismus Konsum und Mode im staatssozialistischen Ungarn Die politischen, ökonomischen, kulturellen und emotionalen Hintergründe des »Gulaschkommunismus« am Beispiel der Mode. Fruzsina Müller Jeanssozialismus Konsum und Mode im staatssozialistischen Ungarn

Moderne europäische Geschichte, Bd. 15. Herausgegeben von Hannes Siegrist und Stefan Troebst 280 S., geb., Schutzumschlag € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3059-7 bereits erschienen   WG 1559

Die Ungarische Volksrepublik als Land des »Gulaschkommunismus« – dieses Bild prägt auch heute noch die Erinnerungen ehemaliger Ungarn-Reisenden von beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Doch welche Ursachen, Hintergründe und Auswirkungen hatte der relative Wohlstand im staatssozialistischen Ungarn? Fruzsina Müller analysiert Strukturen und Deutungen des Konsums und vor allem der Mode zwischen 1945 und 1989. Vor allem die 1970er Jahre brachten in Ungarn die stabilste Versorgung und die breiteste Auswahl an Konsum­ produkten innerhalb des »Ostblocks« hervor. Die Autorin untersucht zum einen die Institutionen der Bekleidungsindustrie, die trotz vielfachen Abhängigkeiten im hybriden System der reformierten Planwirtschaft auch produktive Spielräume hatten. Zum anderen beschreibt sie die verschiedenen Vorstellungen über Kon­ sum und Mode im Staatssozialismus, wobei Herrschaftspraktiken, intellektuelle Denkmuster und generationsspezifische Haltungen sichtbar werden. Insbeson­ dere anhand der »Jeansfrage« gelingt es Fruzsina Müller, individuelle und gruppenbezogene Antworten auf Globalisierung, Transnationalisierung und Nationa­l­isierung im zweigeteilten Europa aufzuzeigen. Ausgezeichnet mit dem Preis der Südosteuropa-Gesellschaft.

Die Autorin Fruzsina Müller, geboren 1981, studierte Germanistik, Deutsch als Fremdsprache und Journalistik in Budapest und promovierte in Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig. Seit 2016 ist sie im Leipziger Diakonissenhaus als Historikerin tätig. Forschungsschwerpunkte: Konsumgeschichte im Staats­ sozialismus, kirchliche Zeit­ geschichte und die Geschichte der Pflege.


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Wie bürgerlich war der Nationalsozialismus?

Neue Perspektiven auf das Bürgertum im »Dritten Reich« und danach.

Wie bürgerlich war der Nationalsozialismus? Herausgegeben von Norbert Frei Jena Center. Geschichte des 20. Jahrhunderts. Vorträge und Kolloquien, Bd. 22 ca. 288 S., Klappenbroschur ca. € 16,– (D); € 16,50 (A) ISBN 978-3-8353-3088-7 auch als E-Book September   WG 1556

Der Herausgeber Norbert Frei lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena und leitet das Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Das Versagen des deutschen Bürgertums vor der Herausforderung des Natio­ nalsozialismus scheint auf den ersten Blick evident. Auf den zweiten Blick ist die Diagnose weniger eindeutig – und legt die Frage nach bürgerlichen Behar­ rungskräften ebenso nahe wie die nach spezifischen Strategien der Aneig­ nung und Umdeutung des nationalsozialistischen Projekts. Die Beiträgerinnen und Beiträger dieses Bandes fragen deshalb nach den Erwartungshorizonten bürgerlicher Milieus um 1930, nach Prozessen und Praktiken der Entbürger­ lichung im »Dritten Reich« sowie nach der Integration in eine antibürgerlich gedachte »Volksgemeinschaft«. Zumal für die Kriegsjahre geht es aber auch um die Semantiken des Bürgerlichen und ihre Veränderung, um bürgerliche Räume, Nischen und Gegenorte, schließlich um bürgerliche Opposition gegen das Regime. Der Band will damit einen Anstoß geben, die vielfach noch immer 1933 endende historische Bürgertumsforschung in die NS-Zeit hinein zu verlängern und über die Zäsur von 1945 hinaus fortzuführen.


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Die Geschichte ist offen In memoriam Fritz Stern

Reflexionen über das Vermächtnis eines großen Historikers.

Die Geschichte ist offen In memoriam Fritz Stern Herausgegeben von Norbert Frei Jena Center. Geschichte des 20. Jahrhunderts. Vorträge und Kolloquien, Bd. 23 ca. 160 S., ca. 15 Abb., Klappenbroschur ca. € 15,– (D); € 15,50 (A) ISBN 978-3-8353-3159-4 auch als E-Book Oktober   WG 1550

Fritz Stern hat sich als Autor bedeutender Werke zur deutschen Politik-, Kulturund Geistesgeschichte, aber auch als kritischer Beobachter und einflussreicher Berater diesseits und jenseits des Atlantiks einen Namen gemacht. Bis zu seinem Tod intervenierte Stern, wenn es um den Zustand und die Zukunft des Westens ging. Ein Symposion in Berlin erinnerte am 2. Februar 2017 – Sterns 91. Geburts­ tag – an sein Leben und Werk. Weggefährten aus Wissenschaft, Politik und Diplomatie diskutierten über Sterns Bedeutung für die Erforschung der deut­ schen und europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie erin­ nerten an prägende Gespräche und Erlebnisse mit dem Gelehrten, und sie sprachen über sein Vermächtnis angesichts des in den USA wie in Europa grassierenden Rechtspopulismus und Nationalismus. Neben den Reden und Diskussionsbeiträgen des Symposions dokumentiert der Band auch letzte Interviews mit Stern. Mit Beiträgen von Wolfgang Beck, Volker R. Berghahn, Joschka Fischer, Norbert Frei, Jürgen Habermas, Benjamin Hofmann, Gangolf Hübinger, Haug von Kuenheim, Jürgen Osterhammel, Janusz Reiter, Walter Rosenthal, Gesine Schwan, Elisabeth Sifton und Bernhard Vogel.

Fritz Stern Am 18. Mai 2016 verstarb Fritz Stern im Alter von 90 Jahren in New York. Der in Breslau geborene Historiker war als Zwölfjähriger 1938 mit seiner Familie in die USA emigriert. An der Columbia University studierte er in den späten vierziger Jahren und lehrte später dort jahrzehntelang. Der Herausgeber Norbert Frei lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena und leitet das Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts.


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Städte im Nationalsozialismus Räume und soziale Ordnungen

Städte als Spiegel der NS-Herrschaft.

Städte im Nationalsozialismus Räume und soziale Ordnungen Herausgegeben von Winfried Süß und Malte Thießen Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 33. Herausgegeben von Christoph Dieckmann u. a. ca. 240 S., ca. 14 Abb., brosch. ca. € 20,– (D); € 20,60 (A) ISBN 978-3-8353-3096-2 auch als E-Book September   WG 1556

Die Herausgeber Winfried Süß, geb. 1966, ist Projektleiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität München. Veröffentlichungen u. a.: Von der Reform in die Krise. Der westdeutsche Wohlfahrtsstaat in der Großen Koalition und der sozialliberalen Ära (2017). Malte Thießen, geb. 1974, ist Direktor des LWL-Instituts für westfälische Regional­ geschichte und a. o. Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Oldenburg. Veröffentlichungen u. a.: Ehrregime. Akteure, Praktiken und Medien lokaler Ehrungen in der Moderne (Mithg., 2016).

Im städtischen Raum wurden soziale Beziehungen und Hierarchien der NS-Gesellschaft in Form von Milieus, Infrastrukturen und Inszenierungen sichtbar: Straßenzüge und Verkehrswege, öffentliche Gebäude und Versamm­ lungsplätze eröffneten oder verschlossen soziale Räume. In der NS-Forschung bedienten sich erst einzelne Studien raumbezogener Untersuchungsansätze. Daher präsentiert der Band eine Bilanz neuer Forschungen. Durch welche Semantiken, Symbole und Zukunftsentwürfe wurden Städte im Nationalsozialis­ mus als soziale Räume konzipiert? Wie prägten Stadtverwaltungen das Leben in der NS-Gesellschaft? Welche Praktiken des Einschließens und Ausgrenzens lassen sich im städtischen Raum beobachten? Der Band diskutiert solche Fra­ gen in Beiträgen zum Wohnungsbau, zur Stadtplanung, zur Gewalt im städ­ tischen Raum, zur kommunalen Finanz- und Sozialpolitik und zur Umcodie­ rung städtischer Räume. Aus dem Inhalt: Thomas Schaarschmidt: »In die Höhle des Löwen«. Das ambivalente Verhältnis der NS-Führung zur Millionenmetropole Berlin Ulrike Jureit: Skripte der Gewalt. Städtischer Raum und kollektive Gewalt in der mittelfränkischen Provinz Nadine Recktenwald: Räume der Obdachlosen. Städtische Asyle im National­ sozialismus Marcel Glaser/Manfred Grieger: Die Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben – ein Musterraum der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft?


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Ideologie und Eigensinn Die Technischen Hochschulen in der Zeit des Nationalsozialismus

Ideologie und Eigensinn Die Technischen Hochschulen in der Zeit des Nationalsozialismus

Neue Erkenntnisse über die Rolle der Technischen Hochschulen im Nationalsozialismus.

Herausgegeben von Michele Barricelli, Michael Jung und Detlef SchmiechenAckermann Schriften zur Didaktik der Demokratie, Bd. 1. Herausgegeben von Michele Barricelli, Dirk Lange, Detlef Schmiechen-Ackermann und Christiane Schröder ca. 288 S., ca. 8 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3098-6 September   WG 1556

Die Geschichte der Technischen Hochschulen im NS-Staat hat lange Zeit wenig Aufmerksamkeit erfahren. Die Aufarbeitung verlief, gerade im Ver­ gleich zu den traditionellen Universitäten, schleppend. Vielen der betref­ fenden Institutionen gelang es sogar, ihre Selbstdarstellung als politikferne, ideologiefreie, ja sogar tendenziell widerständige Betriebe aufrechtzuerhalten. Erst die neuere Forschung zeichnet ein wesentlich kritischeres Bild. Dieser Band bündelt den aktuellen Forschungsstand, stellt Begriffe und Kategorien für die weiterhin notwendige wissenschaftliche Aufklärung bereit und eröff­ net teils strukturgeschichtliche, teils narrative oder biographische Zugänge. Dabei wird die systemische Bedeutung der Technischen Hochschulen für den Unrechtsstaat, dessen Menschenverachtung und Kriegsführung deutlich. Aus dem Inhalt: Carina Baganz: Diskriminierung, Ausgrenzung, Vertreibung. Die Technische Hochschule Berlin während des Nationalsozialismus Michael Grüttner: Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus Michael Jung: Organisierung, parteipolitisches Engagement und Parteikarrieren von Hochschullehrern: das Beispiel der Technischen Hochschule Hannover im Vergleich mit anderen Hochschulen Helmut Maier: Expandierende Ressourcen und Innovationsschübe. Rüstungs­ forschung an Technischen Hochschulen 1933–1945

Die Herausgeber Michele Barricelli, geb. 1966, ist Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der Geschichte und Public History an der LMU München. Er lehrt und forscht zu Erinnerungskultur und historischem Lernen in der Migrationsgesellschaft. Michael Jung, geb. 1951, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Didaktik der Demokratie der Uni­versität Hannover. Er forscht zur Hochschulgeschichte im 20. Jahrhundert. Detlef Schmiechen-Ackermann, geb. 1956, ist Direktor des Instituts für Didaktik der Demokratie und apl. Professor am Historischen Seminar der Universität Hannover.


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Travelling Things Wenn der Alltag transnational wird

Wenn Dinge reisen. Transnationale Objektgeschichten erkunden, wie Dinge das Leben von Menschen in der globalen Moderne prägen.

Travelling Things Wenn der Alltag transnational wird Herausgegeben von Barbara Lüthi, You Jae Lee, Silvan Niedermeier und Elisabeth Kohlhaas ca. 360 S., ca. 24, z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3054-2 auch als E-Book Oktober   WG 1559

Die Herausgeber Barbara Lüthi studierte Geschichte, Journalismus und Soziologie und ist Juniorpro­fessorin an der Abteilung Nordamerikanische Geschichte der Universität Köln. You Jae Lee studierte Geschichte, Koreanistik, Philosophie und Politikwissenschaften und ist Juniorprofessor und Leiter der Sektion für Koreanistik an der Universität Tübingen. Silvan Niedermeier studierte Geschichts- und Sozialwissenschaft und ist wissenschaft­ licher Mitarbeiter am Histo­ rischen Seminar der Universität Erfurt. Elisabeth Kohlhaas studierte Politikwissenschaft und Ger­ manistik und ist Referentin für Bildungs- und Öffentlichkeits­ arbeit im Dokumentations- und Informationszentrum Torgau/ Stiftung Sächsische Gedenkstätten.

Die Erforschung von Dingen des alltäglichen Lebens ist in den Kulturwissen­ schaften ebenso kein neuer Ansatz mehr, wie die Betrachtung transnationaler Entwicklungs- und Verbreitungsprozesse von Dingen und Ideen. Bringt man diese Ansätze jedoch zusammen, ergeben sich neue Fragen: Welche Dinge beeinflussten das Leben von Menschen in der globalen Moderne? Wie eig­ neten sich Menschen Dinge an verschiedenen Orten und zu unterschied­ lichen Zeiten an? Wie schaffen Dinge spezifische Verbindungen über regionale und nationale Grenzen hinweg? Der Sammelband untersucht diese Fragen anhand von transnationalen Objektstudien. Die Zeitspanne reicht dabei vom frühen 19. bis ins späte 20. Jahrhundert. Die Briefe über eine Sklavenverschwörung in den USA, die Bedeutung der »Verhütungsspirale« für die männlich dominierte Wissenschaft und den weiblichen Körper oder die transnationale Geschichte des Ess­ bestecks einer »Reichsarbeitsdienst«-Führerin sind nur einige Beispiele. Die Objekte werden zum Ausgangspunkt pointierter historischer Analysen über die Bedeutung von Dingen im Alltagsleben von Menschen und deren Verhält­ nis zur modernen globalisierten Welt.


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Rheinische Wunderkammer 200 Objekte aus 200 Jahren Universität Bonn 1818 – 2018

Rheinische Wunderkammer 200 Objekte aus 200 Jahren Universität Bonn 1818 – 2018

Lügensteine, Pilgerflasche, Sumpfzypresse: Die Rheinische Wunderkammer zeigt Objekte aus der 200-jährigen Geschichte der Universität Bonn. Jubiläumsveranstaltungen in Bonn im Juli 2017.

Herausgegeben von Klaus Herkenrath und Thomas Becker mit Fotografien von Volker Lannert ca. 480 S., ca. 200 farbige Abb., Klappenbroschur Großformat 18,0 × 24,4 cm ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3139-6 Juli   WG 1550

Seit Gründung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sind ihre wissenschaftlichen Sammlungen und Museen untrennbar mit ihr verbunden. Schon die ersten Forscher der neu gegründeten Bonner Universität brachten eine Vielzahl Fund- und Sammelstücke von ihren Reisen mit. Die Rheinische Wunderkammer eröffnet nun einen außerordentlichen Blick auf diese Objekte. Auch weil der Fotograf Volker Lannert eben solche Perspektiven gesucht hat. Neben dem Skelett eines Plesiosauriers, einem Bronze­beil aus Portugal und Tontöpfen aus Pharaos Grabkammer finden sich auch unerwartete Überraschungen in den Museen und Sammlungen: ein kompletter OP-Saal aus den frühen 1930er Jahren, die Kodiermaschine »Enigma«, gefälschte Fossilien aus dem 18. Jahrhundert oder ein grünlich leuchtendes Fläschchen aus Uranglas, um nur einige Beispiele zu nennen. Über 60 Autoren tragen mit kurzen, abwechslungsreichen Beiträgen dazu bei, die Geschichten, Ereignisse und Personen bekannt zu machen, die in diesen 200 Gegenständen gebannt sind. Auf diese Weise macht das Buch die Geschichte der Universität Bonn zu einer Geschichte ihrer Objekte.

Die Herausgeber Klaus Herkenrath, geb. 1965, studierte Politische Wissenschaften, Neuere Geschichte und Pädagogik in Köln und arbeitet seit 1999 für die Wissenschafts- und die Hochschulkommunikation, seit 2008 an der Universität Bonn. Thomas Becker, geb. 1959, studierte Geschichte und katholische Theologie in Bonn und Freiburg. Er ist Universitäts­ archivar und Leiter des Universitätsmuseums Bonn.


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Inka Le-Huu Die sociale Emanzipation Jüdisch-christliche Begegnungen im Hamburger Bürgertum 1830 –1871 Über die Teilhabe von Juden am Bürgertum, ihre Bedeutung für die christlichen Mitbürger und das Entstehen einer säkularen Öffentlichkeit.

Inka Le-Huu Die sociale Emanzipation Jüdisch-christliche Begegnungen im Hamburger Bürgertum 1830 –1871

Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden, Bd. 48. Herausgegeben von Andreas Brämer und Miriam Rürup ca. 448 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 42,– (D); € 43,20 (A) ISBN 978-3-8353-1917-2 auch als E-Book Oktober   WG 1558

Die Autorin Inka Le-Huu, geb. 1980, studierte Geschichte und Musikwissenschaften in Hamburg und Dublin. Sie ist Lehrbeauftragte im Arbeits­bereich Public History der Universität Hamburg und freie Mitarbeiterin der Stiftung Historische Museen Hamburg.

Bürgerliche Juden wollten im 19. Jahrhundert nicht nur wie, sondern vor allem mit ihren christlichen Nachbarn leben, so eine pointierte Feststellung Shula­ mit Volkovs. Doch wie gestaltete sich ein solches religionsübergreifendes Zusammenleben im Alltag? Inka Le-Huu untersucht, wie sich Juden und Christen im Hamburger Bürgertum Mitte des 19. Jahrhunderts begegneten. Die Autorin betrachtet den über Konfessionsgrenzen hinweg in Zeitschriften stattfindenden Austausch über gesellschaftliche und religiöse Fragen. Mit Blick auf die relevanten Forschungskonzepte für mehrreligiöse Gesellschaften geht sie der Frage nach, wie Juden und Christen die Werte und Normen in Begegnungen, etwa im Vereinsleben, umsetzten und welche Konflikte dabei zutage traten. Im Ergebnis zeigt sich: Jüdisch-christliche Begegnungen dienten als kultu­ reller Code, mit dessen Hilfe Christen und Juden signalisierten, dass sie dem säkular-liberalen Spektrum des Bürgertums angehörten. Wer dies nicht tat, konnte dies durch die Ablehnung dieser Begegnungen deutlich machen. Ausgezeichnet mit dem Wolf-Erich-Kellner-Preis für Liberalismusforschung und dem Joseph Carlebach-Preis.


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Vera Kallenberg Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafgerichtsbarkeit 1780 –1814 Die Nicht-Einheit der jüdischen Geschichte Vera Kallenberg Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafgerichtsbarkeit 1780 –1814 Die Nicht-Einheit der jüdischen Geschichte

Wie wurden Jüdinnen und Juden vor Gericht behandelt und welche Handlungsspiel­ räume hatten sie?

Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden, Bd. 49. Herausgegeben von Andreas Brämer und Miriam Rürup ca. 512 S., geb., Schutzumschlag ca. € 54,– (D); € 55,60 (A) ISBN 978-3-8353-3086-3 auch als E-Book November   WG 1550

Juden im frühneuzeitlichen Strafrecht sollten wie alle Untertanen in der hierarchisierten Ständegesellschaft behandelt werden. Gleichzeitig existierten diskriminierende Bestimmungen, die nur für Juden galten und ihnen einen Sonderstatus zuwiesen. Vera Kallenberg analysiert erstmals systematisch, wie sich dieser rechtliche Sonderstatus auf die Behandlung und Handlungsmög­ lichkeiten von jüdischen Frauen und Männern vor dem Strafgericht der christ­ lichen Obrigkeiten auswirkte. Dies zeigt die Autorin am Beispiel der Reichs­ stadt Frankfurt am Main mit ihrem jüdischen Ghetto, der »Judengasse«, und vor dem Hintergrund der Umbrüche zwischen Spätaufklärung und dem Ende der napoleonischen Ära. Die Reformvorhaben in dieser Zeit zielten auf die staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden sowie auf eine Reform der Strafjustiz und des Gerichtswesens. Wie die Autorin zeigt, erwies sich diese Übergangs­ phase aus der Perspektive der jüdischen Minderheit jedoch als äußerst ambi­ valent. Damit macht sie die Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten sichtbar, die die jüdische Geschichte Frankfurts in diesem Zeitraum durchzogen.

Die Autorin Vera Kallenberg promovierte in Frankfurt am Main, Paris und Berlin. Ihre geschichtswissenschaftliche Dissertation schloss sie 2016 an der Technischen Universität Darmstadt und der École des Hautes Études en Sciences Sociales Paris ab. Seit 2017 arbeitet sie an der FU Berlin und der Vanderbilt University, Nashville (Tennessee), an einer kritischen Aus­ gabe der Werke von Hannah Arendt.


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Geschichte

Paul-Moritz Rabe Die Stadt und das Geld Haushalt und Herrschaft im nationalsozialistischen München Die Funktionsweisen der NS-Herrschaft in den Städten und Gemeinden werden durch die Finanzströme der öffent­ lichen Haushalte deutlich.

Paul-Moritz Rabe Die Stadt und das Geld Haushalt und Herrschaft im nationalsozialistischen München

München im Nationalsozialismus. Kommunalverwaltung und Stadtgesellschaft, Bd. 3. Herausgegeben von Andreas Heusler, Hans Günter Hockerts, Christiane Kuller, Winfried Süß, Margit Szöllösi-Janze und Michael Stephan ca. 348 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-3089-4 September   WG 1558

Der Autor Paul-Moritz Rabe, geb. 1984, studierte Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaften in München. Von 2012 bis 2016 war er wissenschaft­ licher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität München. Seit 2017 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am NS-Dokumentationszentrum München.

Das braune München schrieb schwarze Zahlen. Doch was verbarg sich hinter den Jahresbilanzen einer Großstadt im »Dritten Reich«? In seiner Pionierstudie zur kommunalen Finanzpolitik in der NS-Zeit entschlüsselt Paul-Moritz Rabe die Zahlenkolonnen der städtischen Haushaltspläne und erzählt die Geschich­ ten, die sich hinter ihnen verbergen. So zeigt er, wo und wie die Lokal­ verwaltung Geld ausgab, um dem Anspruch als »Hauptstadt der Bewegung« nachzukommen. Er erklärt, über welche Wege die Stadt Finanzressourcen mobilisierte und den Krieg mitfinanzierte, entwirrt den Filz der Zuwendungen an die nationalsozialistische Klientel und entdeckt in der Steuer- und Gebühren­ vollstreckung sowie der Führung eines »Judenkontos« bislang unbekannte Felder der Verfolgungsgeschichte. Deutlich wird: Städtische Haushaltspolitik war kein ideologiefreies Verwal­ tungshandeln. Die Etatplanung war vielmehr Ausdruck einer sich nach national­ sozialistischen Vorstellungen wandelnden Stadtgesellschaft und zugleich ein zentrales Instrument, um diese Transformation voranzutreiben. Ausgezeichnet mit dem Friedrich Lütge-Preis 2017 der Gesellschaft für Sozialund Wirtschaftsgeschichte.


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München im Nationalsozialismus Imagepolitik der »Hauptstadt der Bewegung«

München im Nationalsozialismus Imagepolitik der »Hauptstadt der Bewegung« Herausgegeben von Margit Szöllösi-Janze unter Mitarbeit von Juliane Hornung

Die Imagepolitik der Stadt München sollte ihr Ansehen als Symbolort des »Dritten Reichs« steigern und die Bindekräfte des Regimes entfalten.

München im Nationalsozialismus. Kommunalverwaltung und Stadtgesellschaft, Bd. 4. Herausgegeben von Andreas Heusler, Hans Günter Hockerts, Christiane Kuller, Winfried Süß, Margit Szöllösi-Janze und Michael Stephan ca. 256 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 32,– (D); € 32,90 (A) ISBN 978-3-8353-3090-0 Oktober   WG 1558

Auch in kulturwissenschaftlicher Perspektive wird die Stadt als ein elemen­ tarer Herrschaftsraum der NS-Diktatur neu entdeckt. War es doch die lokale Ebene, auf der das Regime und die Bevölkerung in direkten Kontakt miteinan­ der traten. In prägnanten Schlaglichtern wird im vorliegenden Band der Blick auf die »Angebotsseite« des Nationalsozialismus gelenkt. Die Münchner Kommunalverwaltung erschloss sich durch eine gezielte Imagepolitik neue Betätigungsfelder im Herrschaftsgefüge des »Dritten Reichs«, um die Stadt­ gesellschaft in eine nationalsozialistische »Volksgemeinschaft« umzuformen. Gerade im kulturellen Alltagshandeln begegneten und verbanden sich Macht­ haber, Funktionseliten sowie Bevölkerung und schufen in komplexen Prozes­ sen neue Formen von Partizipation und erlebter Realität. Die Beiträge decken ein breites Spektrum städtischer Imagepolitik ab, etwa die Verleihung von Ehrenbürgerschaften, den Marienplatz als umkämpften Raum, das Galoppren­ nen um das »Braune Band« und die Errichtung des Flughafens Riem. Ein be­ sonderes Augenmerk liegt zudem auf der Filmpolitik der Stadt.

Die Herausgeberinnen Margit Szöllösi-Janze ist seit 2010 Professorin für Zeit­ geschichte an der Universität München. Sie leitete zahlreiche zeithistorische Forschungsvorhaben. Juliane Hornung forschte zur öffentlichen Bestattung der Luftkriegsopfer in München. Sie promoviert zu High Society, Medien und Familie in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


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Geschichte

Peter Lantos Von Ungarn nach Bergen-Belsen und zurück Eine Zeitreise Ein Überlebender des KZ Bergen-Belsen besucht die Stationen seiner Verfol­gung im National­sozialismus und seines Lebens unter kommunistischer Diktatur.

Peter Lantos Von Ungarn nach Bergen-Belsen und zurück Eine Zeitreise

Aus dem Englischen übersetzt von Helmut Meier unter Mitarbeit von Gianna Lange Mit Anmerkungen versehen von Thomas Rahe Bergen-Belsen – Berichte und Zeugnisse, Bd. 6. Herausgegeben von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten ca. 384 S., ca. 34 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3095-5 auch als E-Book November   WG 1556

Peter Lantos geb. 1939 in Makó (Ungarn), überlebte das Konzentrations­ lager Bergen-Belsen. 1968 wanderte er von Ungarn nach Großbritannien aus, wo er als Professor für Neurowissenschaften am King’s College in London arbeitete. 2006 ver­ öffentlichte er »Parallel Lines«, die englische Originalausgabe seiner »Zeitreise«. 2012 erschien mit »Closed Horizon« eine Dystopie, zwei Bühnen­ stücke folgten. Der Übersetzer Helmut Meier war von 1994 bis 2016 als freiberuflicher Historiker in London tätig. Seit 2008 ist er Redaktionsassistent der historischen Zeitschrift The Holocaust in History and Memory. Übersetzungen u. a.: In Memoriam Henry Friedländer (1930–2012) von Winfried Wiedemann, in: The Holocaust in History and Memory 5 (2012).

Der aus einer jüdischen Familie stammende Peter Lantos wird 1944 als kleiner Junge zusammen mit seinen Eltern aus einem verschlafenen ungarischen Provinzstädtchen in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Der Vater stirbt im Lager, die Mutter und ihr Sohn werden befreit und kehren zurück nach Un­ garn. Doch ein Anschluss an das frühere Leben ist unmöglich: Viele Verwand­ te und Freunde der Familie sind verschwunden, und mit dem Beginn der kommunistischen Diktatur 1949 wird der Familienbetrieb enteignet. Die De­ mütigungen beginnen erneut. Um dem Terror zu entkommen, sieht der Autor nur eine Möglichkeit – er muss sein Heimatland verlassen. Fast 60 Jahre nach seiner Inhaftierung in Bergen-Belsen entschließt sich Peter Lantos, die Stationen seines früheren Lebens aufzusuchen und so die Vergangenheit noch einmal zu durchleben. Entstanden sind Erinnerungen an ein außergewöhnliches Leben voller tragischer Verluste, Hindernisse und Überraschungen.


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Jean-Luc Bellanger »Feindbegünstigung« Als politischer Häftling im Strafgefängnis Wolfenbüttel Jean-Luc Bellanger »Feindbegünstigung« Als politischer Häftling im Strafgefängnis Wolfenbüttel

Erinnerungen eines französischen Widerstandskämpfers an seine Haft in Wolfenbüttel.

Aus dem Französischen übersetzt von Gudrun Kynaß unter Mitarbeit des Autors Mit Anmerkungen versehen vom Autor und Martina Staats, unter Mitarbeit von Wilfried Knauer Schriftenreihe der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Bd. 5. Herausgegeben von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten ca. 272 S., ca. 80 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3153-2 auch als E-Book November   WG 1556

Jean-Luc Bellanger

Der Franzose Jean-Luc Bellanger schloss sich als Jugendlicher einer Wider­ standsgruppe an. 1942 wurde er jedoch denunziert, wegen »Feindbegünsti­ gung« zu zehn Jahren Haft verurteilt und als 17-Jähriger aus Frankreich ins Straf- und Hinrichtungsgefängnis Wolfenbüttel gebracht. Dort erhielt er durch verschiedene Arbeitseinsätze, u.a. in der Bibliothek und dem Lazarett, Ein­ blick in viele Bereiche des Haftalltags und knüpfte auch Kontakte zu Angehö­ rigen anderer Widerstandsgruppen. Insbesondere war er darüber informiert, dass zahlreiche Widerstandskämpfer als »NN-Häftlinge« (»Nacht und Nebel«) hingerichtet wurden. Nach der Befreiung Wolfenbüttels durch amerikanische Truppen am 11. April 1945 kehrte Bellanger im Mai nach Frankreich zurück. Im Strafgefängnis Wolfenbüttel war 1937 eine von zwei zentralen Hinrich­ tungsstätten in Norddeutschland errichtet worden. Hier wurden bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs mehr als 600 Todesurteile vollstreckt.

geb. 1925, schloss nach seiner Rückkehr nach Frankreich ein Studium und eine Journalistenausbildung ab. Er engagierte sich für den deutsch-franzö­ sischen Studentenaustausch und arbeitete bei Radio France International. Seit 1991 ver­ öffentlicht er regelmäßig Berichte und Rezensionen im »Patriote Résistant«. Von 1996 bis 2011 gehörte er der Fachkommission zur Neugestaltung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel an. Von 2005 bis 2014 war er Mitglied des Stiftungsbeirates. Die Übersetzerin Gudrun Kynaß war Oberstudienrätin für Englisch und Französisch am Gymnasium im Schloss Wolfenbüttel und arbeitete ehrenamtlich mit französischsprachigen Flüchtlingen. Als Dolmetscherin bei Gedenkfeiern für Überlebende des Strafgefängnisses Wolfenbüttel lernte sie Jean-Luc Bellanger kennen.


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Konzepte des Authentischen

Was verbirgt sich hinter dem viel gebrauchten Begriff der »Authentizität«?

Konzepte des Authentischen Herausgegeben von Heidrun Kämper und Christopher Voigt-Goy ca. 144 S., ca. 5 Abb., brosch. ca. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-3097-9 Oktober   WG 1550

Die Herausgeber Heidrun Kämper, geb. 1954, ist Leiterin des Arbeitsbereichs »Sprachliche Umbrüche« am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim und apl. Professorin an der Universität Mannheim. Veröffentlichungen u. a.: Protest – Parteienschelte – Politikverdrossenheit: Politik­ kritik in der Demokratie (= Sprache – Politik – Gesellschaft 20) (Mithg., 2017). Christopher Voigt-Goy, geb. 1972, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz und Privatdozent an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Veröffentlichungen u.  a.: Das »amerikanische« religiöse Gefühl: Jonathan Edwards und das Great Awakening, in: R. Barth u. a. (Hg.), Theologie der Gefühle, Berlin/Boston 2015.

Der Begriff der »Authentizität« hat gegenwärtig Konjunktur. Doch die begriffsund ideengeschichtlichen Hintergründe dieses Phänomens wurden bisher wenig beachtet. Die Autoren des Bandes zeichnen in diachroner und systema­ tischer Perspektive exemplarisch nach, wie sich im Umgang mit Texten und Personen wandelnde Vorstellungen des »Authentischen« ausdrücken. Sie bringen zur Sprache, wer oder was als authentisch definiert wurde und wel­ che Werte sich mit der Authentifizierung verbanden. Denn die Konstruktion des Authentischen geschieht nie absichtslos, sondern weist über die jeweiligen Texte respektive Personen hinaus auf die »Relevanz« des Authentischen für die je eigene Gegenwart. Das Buch ist eine Publikation des Leibniz-Forschungsverbunds Historische Authentizität. Aus dem Inhalt: Tobias Nicklas: Was ist eigentlich »authentischer« Text des Neuen Testaments? Stefan Rhein: »Martin Luther« – Variationen des (Nicht-)Authentischen Anne Betten: Autobiographische (Re-)Konstruktionen am Beispiel schriftlicher und mündlicher Erzählungen von Holocaust-Überlebenden Hubert Locher: Das wahre Abbild? Zur Bildform des Porträts


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Louis Pahlow/André Steiner Die Carl‑Zeiss‑Stiftung in Wiedervereinigung und Globalisierung 1989 – 2004 Die Carl-Zeiss-Stiftung und ihre Unternehmen in Ost und West im Wandel infolge von Wiedervereinigung und Globalisierung.

Louis Pahlow / André Steiner Die Carl‑Zeiss‑Stiftung in Wiedervereinigung und Globalisierung 1989 – 2004

ca. 640 S., ca. 30 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3084-9 Oktober   WG 1550

Die Autoren

Die Entwicklung der Carl-Zeiss-Stiftung und ihrer Unternehmen vom Ende der 1980er Jahre bis in das neue Jahrtausend ist ein Musterbeispiel für den Wandel in Ost und West infolge von Wiedervereinigung und Globalisierung. Die traditionell in Jena ansässigen Zeiss-Betriebe waren Teil des radikalen Umbaus der ostdeutschen Unternehmen im Übergang von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft. Aber auch die in der Bundesrepublik entstandenen Stif­ tungsunternehmen hatten mit bereits länger bestehenden strukturellen Pro­ blemen zu kämpfen, die die Vereinigung der Zeiss-Stiftungen Ost und West mitbestimmten. Die alte Stiftungsverfassung erwies sich in diesem Prozess zunehmend als Hemmschuh, mit der dem Boom der Aktien- und Technologie­ märkte am Ende der 1990er Jahre und damit den aktienrechtlichen Ver­ heißungen wenig entgegengesetzt werden konnte. Der Reformprozess hat nicht nur die Stiftung als Eigentümer bewahrt, sondern den Unternehmen auch das notwendige Maß an Autonomie verschafft und die Einheit der Stif­ tungsbetriebe wiederhergestellt. Dieser konfliktreiche, aber letztlich erfolg­ reiche Prozess wird anhand teils erstmals gesichteter Archivquellen, wie der der Treuhandanstalt, rekonstruiert.

Louis Pahlow, geb. 1970, Rechtshistoriker, ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Rechtsgeschichte, Zivilrecht und Gewerblichen Rechtsschutz an der Universität Frankfurt a. M. Veröffentlichungen u. a.: Naturrecht und Staat in der Neuzeit (Hg., 2013); Die zeitliche Dimension des Rechts. Historische Rechts­forschung und geschichtliche Rechtswissenschaft (Mithg., 2005). André Steiner, geb. 1959, Wirtschaftshistoriker, ist Projekt­ leiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und apl. Professor an der Universität Potsdam. Veröffentlichungen u. a.: Der Mythos von der postindu­striellen Welt. Wirtschaftlicher Strukturwandel in Deutschland 1960 bis 1990 (2016); Von Plan zu Plan. Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR (Mithg., 2007).


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Geschichte

Urkundenbuch der Herren von Zesterfleth

Eine norddeutsche Adels­ geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in Quellentexten.

Urkundenbuch der Herren von Zesterfleth Bearbeitet von Hans Georg Trüper Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 291. Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen ca. 416 S., ca. 7 Abb., geb., Leinen ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3142-6 auch als E-Book November   WG 1558

Der Bearbeiter Hans Georg Trüper (1936–2016) war Professor für Mikrobiologie an der Universität Bonn und Historiker. Veröffentlichungen u.a.: Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe. Die Ministerialität des Erzstifts Bremen (2016); Die Herren von Beder­ kesa. Stand, Herrschaftsrechte, Wappen, Genealogie und Regesten der erzstift-bremischen Kämmerer- und Burgmannen­ familie (1989).

Die Herren von Zesterfleth, erstmals erwähnt 1312, ausgestorben 1848, zäh­ len zu den einst bedeutenden stiftsbremischen Ministerialen- bzw. Nieder­ adelsfamilien. Die Grundlage ihres Güterbesitzes legte bereits einer der älte­ sten bekannten Namensträger, Ritter Marquard I., im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts durch Ankauf zahlreicher Ländereien und Rechte im Alten Land und in Kehdingen. Zum Hauptsitz der Familie entwickelte sich Bergfried im Kirchspiel Steinkirchen (Altes Land). Das vorliegende Urkundenbuch beruht auf dem Bergfrieder Gutsarchiv, das am Standort Stade des Niedersächsischen Landesarchivs überliefert ist. Es gibt Auskunft über insgesamt 296 Rechtsgeschäfte, in der Regel mit Kurz­ regest und vollständiger Abschrift. Die Überlieferung setzt bereits 1232 ein und reicht bis ins 17. Jahrhundert. Einleitend wird neben der Quellenüber­ lieferung vor allem die Familie Zesterfleth mit Namen, Herkunft und Wappen näher vorgestellt. Mehrere Stammtafeln machen deren Geschichte übersichtlich. Ausführliche Register erschließen den für das Alte Land und die angrenzenden Gebiete aufschlussreichen Urkundenbestand.


Geschichte

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Urkundenbuch des Klosters Loccum

Urkundenbuch des Klosters Loccum Bearbeitet von Ursula-Barbara Dittrich Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen

Ein bedeutendes Kloster im Spiegel seiner Urkunden – ein Grundlagenwerk zur niedersächsischen Klosterund Territorialgeschichte

Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 292. Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen ca. 450 S., ca. 10 Abb., geb., Leinen ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3144-0 auch als E-Book Dezember   WG 1558

Loccum zählt zu den bekanntesten und besterhaltenen niedersächsischen Klöstern. Vermutlich 1163 durch die Grafen von Hallermund gegründet, konnte der Zisterzienserkonvent bis etwa 1330 umfangreichen Grundbesitz erwerben: In der Umgebung zwischen dem Steinhuder Meer und der Weser entstand eine geschlossene Grundherrschaft, weitere Schwerpunkte lagen nördlich des Klosters bis in die Grafschaft Hoya hinein, bei Wunstorf und Rinteln, zwischen Deister, Süntel und Leineniederung sowie rund um Oedelum. Der umfangreich erhaltene Urkundenbestand, der nicht zuletzt die bedeu­ tende Ausbauphase des Klosters widerspiegelt, ist Gegenstand des vorlie­ genden Werkes. Es liefert zuverlässige Kurzregesten und Abschriften von über 1600 Urkunden vom ausgehenden 12. bis in das späte 16. Jahrhundert. Das Urkundenbuch wird durch einen geschichtlichen Überblick eingeleitet und durch ausführliche Register erschlossen. Der Band setzt die Reihe der nieder­ sächsisch-bremischen Urkundenbücher fort, deren Herausgabe zu den lang­ fristigen Arbeitsschwerpunkten der Historischen Kommission gehört.

Die Bearbeiterin Ursula-Barbara Dittrich, geb. 1954, ist promovierte Historikerin und arbeitete als Angestellte auf Zeit für das Landeskirchliche Archiv Hannover, das Hauptstaats­ archiv Hannover und die Uni­ versität Göttingen.


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Geschichte

Axel Smend Gedanken sind Kräfte Eine persönliche Annäherung an den Widerstand meines Vaters Günther Smend Die Kraft der Gedanken gab der Familie Smend Halt in schwierigsten Zeiten. Axel Smend Gedanken sind Kräfte Eine persönliche Annäherung an den Widerstand meines Vaters Günther Smend

Stuttgarter StauffenbergGedächtnisvorlesung 2016. Herausgegeben vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg und der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH ca. 38 S., Klappenbroschur ca. € 7,90 (D); € 8,20 (A) ISBN 978-3-8353-3077-1 auch als E-Book Juli   WG 1556

Der Autor Axel Smend, geb. 1944, Sohn des Widerstandskämpfers Günther Smend, studierte Rechtswissenschaften und Französisch. Nach verschie­ denen Stationen in der Wirtschaft ist er seit 2010 als Rechtsanwalt in Berlin tätig. Er gehört als Vorsitzender dem Kuratorium der Stiftung 20. Juli 1944, der Freya von Moltke-Stiftung und der Bürgerstiftung Berlin an.

Der Offizier Günther Smend (1912 – 1944) bezahlte sein Mitwirken im Wider­ stand gegen den Nationalsozialismus mit dem Leben. Seiner Familie hinterließ er Gedanken und Aufzeichnungen aus der Haft, die für seinen Sohn Axel Smend der Schlüssel zum Verständnis des Vaters sind. Sie zeigen Günther Smend als gläubigen Christen und gaben seinen Hinterbliebenen nach seiner Hinrichtung Halt und Orientierung. Axel Smend, der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung 20. Juli 1944, verknüpft in seinem bewegenden Vortrag die Noti­ zen seines Vaters mit der persönlichen Geschichte seiner Familie, die wie die Angehörigen anderer Widerstandskämpfer nach 1945 Anfeindungen erleben musste.


Kulturwissenschaft

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Das Gesicht Bilder, Medien, Formate

Wir sind buchstäblich von ihnen umstellt: Gesichter. Ein Buch über ihre Erscheinungsweisen, Darstellungsformen und Bedeutungen.

Das Gesicht Bilder, Medien, Formate Herausgegeben von Sigrid Weigel

Begleitband zur Ausstellung »Das Gesicht. Eine Spurensuche« im Deutschen HygieneMuseum Dresden vom 19. 8. 2017 bis 25. 2. 2018.

Im Auftrag des Deutschen Hygiene-Museums Dresden ca. 200 S., ca. 90, z.T. farbige Abb., brosch. Großformat 18,5 × 27,0 cm ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3146-4 August   WG 1559

Als wohl aussagekräftigster Teil des menschlichen Körpers wird vom Gesicht (oft allzu rasch) auf den ganzen Menschen geschlossen: auf Persönlichkeit, Charakter und seine Stimmung ebenso, wie auf Alter, Geschlecht, Ethnie und soziale Zugehörigkeit. Im Mienenspiel »lesen« wir die emotionale Verfassung und Haltung des Gegenüber: ohne face-to-face keine Kommunikation, die wir bereits als Kleinkinder durch das mimische Hin und Her erlernen. Und doch bleiben uns manche Gesichtszüge rätselhaft. Das Begleitbuch zur Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden versammelt 26 Essays zu spezifischen Bildern, Medien und Formaten, in denen Gesichter in Erscheinung treten und uns begegnen. Die Beiträge diskutieren historische und aktuelle Phänomene, wie etwa Porträt und Christusbild, Selfie und Werbegesicht, Schleier und Passfoto, Fahndungsbild und Roboter Face. Mit Blick auf die Entstehung, Geschichte und Herstellungsweise der jewei­ ligen Formen entfalten sich deren kulturelle und soziale Kontexte, ihre Bedeu­ tung für die Person und ihre Wirkung auf das Gegenüber. Geschichte, Reli­ gionen und eigene wie fremde Kulturen erhalten so buchstäblich ein Gesicht.

Die Herausgeberin Sigrid Weigel, geb. 1950, war bis 2015 Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung (Berlin) und Professorin an der TU Berlin. Zuvor war sie Professorin in Hamburg und Zürich, Direktorin des Einstein Forums (Potsdam) und im Vorstand des Kultur­ wissenschaftlichen Instituts Essen. 2016 wurde sie mit dem renommierten Aby-WarburgPreis ausgezeichnet. Veröffentlichungen u. a.: Grammatologie der Bilder (2015); Gesichter. Kultur­ geschichtliche Szenen aus der Arbeit am Bildnis des Menschen (Hg., 2013); Walter Benjamin. Die Kreatur, das Heilige, die Bilder (2008); MärtyrerPorträts. Von Opfertod, Blutzeugen und heiligen Kriegern (Hg., 2007).


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Über Feuchtwangers russlandfreundlichen Bericht, der bis heute provoziert.

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Über Literatur

Anne Hartmann »Ich kam, ich sah, ich werde schreiben« Lion Feuchtwanger in Moskau 1937. Eine Dokumentation

Lion Feuchtwanger (1884 –1958) zählt durch die Werke aus seiner Zeit in Frankreich und den USA zu den großen Schriftstellern der Exilliteratur. Die Autorin Anne Hartmann, geb. 1954, ist Slawistin und Germanistin. Forschungs- und Lehrtätigkeit führten sie nach Liège und Namur (Belgien). Seit 1988 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bochum. Veröffentlichungen u. a. zu folgenden Themen: Sowjetische »Leitkultur« in der SBZ/DDR, Literatur über den Gulag, deutsche Autoren im sowjetischen Exil sowie west­ liche Intellektuelle und der Stalinismus.

Lion Feuchtwanger wurde bei seinem Besuch in der Sowjetunion um die Jahreswende 1936/1937 mit allen Ehren empfangen: Das exklusive Interview, das Stalin dem Autor gewährte, und die Einladung zur Teilnahme am zweiten Moskauer Schauprozess belegen den hohen politischen Rang, der dem Schrift­ steller beigemessen wurde. Die Fürsorge der Gastgeber zeigte zugleich aber auch ihre Furcht vor einem zweiten Fall André Gide, dessen kurz zuvor er­ schienenes, kritisches Russlandbuch in der Sowjetunion wie bei den euro­ päischen Linksintellektuellen Entsetzen ausgelöst hatte. Feuchtwanger bezeichnete seinen Reisebericht »Moskau 1937« selbst als »pro-bolschewistisches Buch« und wurde für seine unkritische Haltung viel­ fach angegriffen. Anne Hartmann zeigt jedoch anhand einer Fülle persön­ licher Briefe und Tagebucheinträge Feuchtwangers sowie anhand von Doku­ menten des russischen Geheimdienstes, dass der berühmte Schriftsteller keineswegs so naiv und »blind« war, wie oft behauptet wird. Aber warum gefährdete der skeptische Beobachter seine ganze Reputation mit diesem Buch, das offensichtlich nicht seine persönliche Meinung widerspiegelt? Die Autorin hat Quellen aus Archiven in Russland, den USA und Deutsch­ land erschlossen, um die Reise und das Entstehen des Reiseberichts erstmals nachvollziehbar zu machen. Mit dieser Publikation wird die Schriftenreihe »akte exil« als neue Folge wieder aufgelegt.


Über Literatur

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Was passiert, wenn totalitäre Regime Einfluss nehmen auf Literatur: über ein Skandalbuch

Anne Hartmann »Ich kam, ich sah, ich werde schreiben« Lion Feuchtwanger in Moskau 1937. Eine Dokumentation

akte exil. neue folge, Bd. 1. Herausgegeben von Hermann Haarmann ca. 496 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3152-5 September   WG 1563


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Kulturwissenschaft

Topographien von Intellektualität

Über die neue Rolle des Intellektuellen im Zeitalter der Globalisierung.

Topographien von Intellektualität Herausgegeben von Jürgen Fohrmann und Carl Friedrich Gethmann ca. 296 S., Klappenbroschur ca. € 18,– (D); € 18,50 (A) ISBN 978-3-8353-3163-1 November   WG 1510

Die Herausgeber Jürgen Fohrmann, geb. 1953, ist Professor für Allgemeine Literaturwissenschaft und Neuere deutsche Literatur in Bonn. Er veröffentlicht Arbeiten zur Literatur- und Medientheorie, zur Wissenschaftsgeschichte und zur Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts. Carl Friedrich Gethmann, geb. 1944, ist Professor für Philo­sophie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftsethik am Forschungskolleg »Zukunft menschlich gestalten« der Universität Siegen und Mitglied des Deutschen Ethikrates.

In die Herausbildung der Moderne(n) war die Figur des Intellektuellen in vielfacher Hinsicht eng eingebunden. Ändert sich der Bedarf und die Rolle eines öffentlichen Intellektuellen im Wandel zur Weltgesellschaft? An welchen Orten ist er heute noch zu finden, in welchen (Medien-)Zusammenhängen agiert er? Die Beiträger skizzieren »Topographien von Intellektualität«, indem sie auf Fragen nach der Ortsbestimmung und der Funktion der Intellektuellen im Diskurs über aktuelle Problemlagen antworten. Dabei geht ihr Verständnis von Intellektualität über die Figur des eingreifenden Intellektuellen hinaus: Intellektualität wird als Ergebnis gesellschaftlich eingeübter Kultur der ab­ wägenden, begründeten Kritik verstanden. Im Mittelpunkt stehen dann auch die organisatorischen, medialen und diskursiven Bedingungen, unter und in denen sich das Projekt des Intellektuellen entwickeln und verändern konnte: Was sind die Rahmenbedingungen von Intellektualität? Und wie steht es um sie heute? Verabschieden sich die gegenwärtigen Gesellschaften nicht nur vom Intellektuellen, sondern strukturell auch von Intellektualität? Die Beiträge berühren daher in zentraler Weise Debatten über Moderne, Modernisierung und Nachmoderne sowie über die Herausbildung und Transformation demo­ kratischer Strukturen im Wandel der Gesellschaft zur Weltgesellschaft. Mit Beiträgen von Aleida Assmann, Heinz Drügh, Jürgen Fohrmann, Vivian Liska, Barbara Mittler, Igor Narsky und Michael Quante.


Kulturwissenschaft

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Karen Michels Sokrates in Pöseldorf Erwin Panofskys Hamburger Jahre Erwin Panofsky – vom wissenschaftlichen Nobody zum »Einstein der Kunstgeschichte«. Karen Michels Sokrates in Pöseldorf Erwin Panofskys Hamburger Jahre

Wissenschaftler in Hamburg, Bd. 1. Herausgegeben von Ekkehard Nümann für die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung ca. 136 S., ca. 50 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-3155-6 September   WG 1582

Ein »Lehrer mit genialem Profil und Charisma«, ein »sprachsensibler Gedächtnis­ riese«, der »Einstein der Kunstgeschichte« – Erwin Panofsky ist als wissenschaft­ liche Ausnahmefigur in die Geschichte eingegangen. Sein Name steht für die Entwicklung und Anwendung einer neuen Methode, der Ikonologie: der Inter­ pretation eines Kunstwerks aus seinem kulturhistorischen Kontext heraus. Wo sich die Kunstgeschichte bisher eher mit Stilkritik und Zuschreibungsfragen beschäftigt hatte, rückten nun große geistesgeschichtliche Horizonte in ihr Blick­ feld. Von seinem späteren Wirkungsort Princeton aus hat Panofsky dieser Metho­ de Weltgeltung verschafft. Entstanden aber ist die Ikonologie in Hamburg, wo er an der gerade gegründeten Universität als erster Ordinarius für Kunstgeschichte wirkte – und wo er im Umfeld Aby Warburgs und dessen »Kulturwissenschaft­ licher Bibliothek« entscheidende Impulse erhielt. Panofsky wurde 1934 zur Emigration gezwungen. Bis zum Ende seines Lebens hat er die gut dreizehn Jahre, die er in Hamburg verbracht hat, als »die glücklichsten und fruchtbarsten seines Lebens« bezeichnet. In diesem Buch geht es um die Frage nach den Hintergründen: Wie sah die Konstellation aus, die diese intellektuelle Erfolgsgeschichte ermöglichte? Und warum spielte Hamburg in ihr eine so große Rolle?

Erwin Panofsky (1892–1968) arbeitete nach dem Studium in München, Berlin und Freiburg am Kunsthistorischen Seminar der neu gegründeten Hamburgischen Universität. 1926 berief man ihn zum Ordinarius. In enger Verbindung mit Aby Warburg begründete er die »Hamburger Schule« der Kunstgeschichte. 1934 ins amerikanische Exil vertrieben, erlangte Panofsky vom Institute for Advanced Study aus Weltruhm. Die Autorin Karen Michels, geb. 1959, war von 1993 bis 1997 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kunst­geschichtlichen Seminars der Universität Hamburg. Einrichtung und Betreuung des Warburg-Hauses sowie Lehr­ tätigkeiten an den Universitäten Jena, Halle und Berlin (HU) folgten. 2002 Gründung der »Agentur für Kunstverstand«, Hamburg. Veröffentlichungen u. a.: Aby Warburg. Im Bannkreis der Ideen (2007); Transplantierte Kunstwissenschaft. Deutschsprachige Kunstgeschichte im amerikanischen Exil (1999).


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Kulturwissenschaft

Eduard Beaucamp Im Spiegel der Geschichte Die Leipziger Schule der Malerei In Essay und Gespräch gibt der Kunstkritiker Eduard Beaucamp Auskunft über das Panorama der »Leipziger Schule« um und nach Werner Tübke.

Eduard Beaucamp Im Spiegel der Geschichte Die Leipziger Schule der Malerei

Der Autor Eduard Beaucamp, geb. 1937, ist Kunstkritiker und Publizist. 2006 erhielt er den JohannHeinrich-Merck-Preis für lite­ rarische Kritik und Essay. Veröffentlichungen u. a.: Kunststücke. Tanz mit dem Zeitgeist (2012); Werner Tübke. Meisterblätter (2004).

Herausgegeben von Matthias Bormuth, Richard Hüttel und Michael Triegel ca. 180 S., ca. 10 farbige Abb., Klappenbroschur ca. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-1720-8 Juli   WG 1582

Die Herausgeber Matthias Bormuth, geb. 1963, Heisenberg-Professur für Vergleichende Ideengeschichte am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Heraus­ geber von Offener Horizont. Jahrbuch der Karl JaspersGesellschaft. Richard Hüttel, geb. 1949, Kunsthistoriker, ehemaliger Leiter der Sammlungen des Museums der bildenden Künste in Leipzig. Zahlreiche Aus­ stellungskataloge, zuletzt Werner Tübke und Michael Triegel. Zwei Meister aus Leipzig (2014). Michael Triegel, geb. 1968, Maler, Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst; mit Neo Rauch führender Vertreter der jungen Leipziger Schule. Zuletzt erschienen: Illustration von Luthers Tischreden (2016); Die Fenster von Michael Triegel in der Köthener Schlosskirche (2015).

Als Kunstkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung entdeckte Eduard Beaucamp die »Leipziger Schule« der Malerei um Werner Tübke, Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer. Seine Würdigungen entlarvten über Jahr­ zehnte die westlichen Vorurteile gegenüber den »Staatskünstlern«, während man kein Sensorium für die expressive und sublime Kraft ihres künst­lerischen Schaffens habe. Wie wenige legte Beaucamp zugleich das Dilemma der westlichen Avantgarde frei, die sich in abstrakten Konzepten, Theorien und Utopien feierte und zuletzt in Marktgängigkeit verlor. Die individualis­ tische Manier der »Leipziger Schule« findet für ihn heute in Neo Rauch und Michael Triegel ganz unterschiedliche, überzeugende Fortsetzungen. Einige Briefe geben Auskunft über Beaucamps besondere Beziehung zu Werner Tübke. Ein Gespräch erhellt die intellektuelle Biographie des Kunst­ kritikers, die sich mit Namen wie Hans Sedlmayr, Romano Guardini, Rudolf Alexander Schröder, Benno von Wiese und Joseph Beuys verbindet. Das Geleitwort skizziert aus Leipziger Perspektive den Kunstkritiker per­ sönlich, während das Nachwort Beaucamps Kritik der westlichen Avantgarde polemisch aufgreift.


Kulturwissenschaft

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Armin Sandig. Aquarelle

Armin Sandigs Aquarelle spiegeln ihre Entstehung an fernen, südländischen Meeren wider.

Armin Sandig. Aquarelle Herausgegeben von Ekkehard Nümann Mit Beiträgen von Walter Jens, Michael Sauer und Annette Bätjer 128 S., 102 farbige Abb., geb. Großformat 22,5 × 28,0 cm € 22,– (D); € 22,70 (A) ISBN 978-3-8353-3079-5 bereits erschienen WG 1951

Seit den 1980er Jahren bereiste Armin Sandig in den Sommermonaten mit seiner Lebensgefährtin südliche Länder wie Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und Kroatien. Tausende von Kilometern mit dem Auto, die Maluten­ silien immer dabei. Das mediterrane Flair inspirierte den Künstler zu jedes Mal neuen, stimmungsvollen Aquarellen, überraschend in ihrer Farbe, Form und Fantasie. Die Werkschau mit mehr als 100 Aquarellen wird ergänzt durch Texte von Rhetorik-Professor Walter Jens, dem freien Autor Michael Sauer und Annette Bätjer, die private Einblicke in die Reisen und die Arbeitsweise Sandigs ge­ währt.

Der Herausgeber Ekkehard Nümann, geb. 1945, ist Vorsitzender des Vorstandes der Freunde der Kunsthalle in Hamburg, Präsident des Bundesverbandes der Fördervereine deutscher Museen für bildende Kunst e.V., President WFFM World Federation of Friends of Museums, Vorsitzender des Vorstandes Stiftung Armin Sandig e.V. sowie langjähriges Fördermitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg.


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Kulturwissenschaft

Gisela Wolf Substanzgebrauch bei Queers Dauerthema und Tabu Viele Queers konsumieren Alkohol, Medikamente und andere Drogen, rauchen, haben Probleme mit dem Essen, ihrem Einkaufs- oder Spiel­verhalten. Wo liegen die Gründe dafür? Gisela Wolf Substanzgebrauch bei Queers Dauerthema und Tabu

Hirschfeld-Lectures, Bd. 12. Herausgegeben von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld ca. 72 S., Klappenbroschur ca. € 9,90 (D); € 10,20 (A) ISBN 978-3-8353-3120-4 auch als E-Book Dezember   WG 1726

Die Autorin Gisela Wolf, geb. 1968, Dr. phil., Dipl. Psych., promovierte zur Gesundheit lesbischer Frauen. Engagement in lesbischwulequeeretrans* Bildungsarbeit, u. a. in der communityorientierten Bildungsarbeit zum Thema Substanzgebrauch, Lesben­ beratung. Sie ist Lehrbeauftragte in Gender Studies, wissenschaft­liche Mitarbeiterin in der klinischen Psychologie und Psycholo­gische Psychotherapeutin in freier Praxis in Berlin.

Substanzgebrauch und Suchterkrankungen stellen in queeren Communitys ein wesentliches Gesundheitsrisiko dar. Nicht nur, weil z.B. queere Personen nach aktuellen Studien häufiger von Alkohol- und Nikotinabhängigkeit und deren Folgen betroffen sind. Sondern auch, weil sie auf eine Tradition trans*feindlicher und homophober Vorannahmen treffen. Erfahrungen gesell­ schaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung spielen eine nicht zu unter­ schätzende Rolle. Gisela Wolf untersucht, wie internalisierte Abwertungs­ prozesse und ›Selbsthass‹ mit Substanzgebrauch zusammenhängen. In queeren Communitys wurden über die letzten vier Jahrzehnte mehr­ fach Diskussionen um Substanzgebrauch und Sucht begonnen, die jedoch meist nach einiger Zeit wieder abbrachen. So wird an vielen Szeneorten zwar viel konsumiert, jedoch kaum offen darüber gesprochen, obwohl viele Queers direkt oder indirekt von Problemen durch Substanzgebrauch betroffen sind. Auch über Erfahrungen mit dem Aussteigen aus einer Sucht gibt es kaum Kommunikation. Gisela Wolf stellt Daten aus der aktuellen Forschung über Sucht und Sub­s­ tanzkonsum bei queeren Personen vor und zeichnet Communitydiskussionen zum Thema exemplarisch nach. Abschließend skizziert sie, wie in queeren Communitys offen und respektvoll über Sucht und Substanzkonsum gesprochen werden kann und welche Umgangs- und Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Gesamtgesellschaft hilfreich sein könnten.


Kulturwissenschaft

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Bernhard Jensen Ein Kanon der jüdischen Renaissance Soncino-Gesellschaft der Freunde des jüdischen Buches Jüdische Bibliophilie auf der Suche nach der Tradition in der Moderne.

Bernhard Jensen Ein Kanon der jüdischen Renaissance Soncino-Gesellschaft der Freunde des jüdischen Buches

Mit einem Beitrag von Vera Bendt ca. 232 S., ca. 18, z.T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,– (D); € 29,90 (A) ISBN 978-3-8353-3154-9 September   WG 1544

Die jüdische Renaissance entwickelte seit der Jahrhundertwende ein kulturelles Selbstbewusstsein jenseits von Religion und Assimilation. Als Ausläufer dieser vom Zionismus inspirierten Bewegung gründete sich 1924 die Soncino-Gesell­ schaft, um die Impulse der deutschen Buchkunstbewegung auf die jüdische Buchkultur zu übertragen. Sie integrierte orthodoxe, liberale und zionistische Juden und gehörte mit 650 Mitgliedern schon bald zu den großen bibliophilen Vereinen der Weimarer Republik. Bis zu ihrer Auflösung 1937 hatte sie von der hebräischen Bibel bis zur modernen Literatur über hundert Publikationen aus allen Gebieten der jüdischen Geschichte und Kultur herausgegeben. Bernhard Jensen fragt nach den Motiven dieser Textauswahl. Die erste Monografie über die Soncino-Gesellschaft gibt einen Überblick über sämtliche Publikationen, analysiert exemplarische Titel und begreift sie als Kanon einer Epoche, die zugleich das Ende des deutschen Judentums bedeutete. Vera Bendt beleuchtet zudem die Überlieferung und den bibliophilen Charakter der Sammlung Soncino-Gesellschaft im Jüdischen Museum Berlin, die 2016 digi­ talisiert wurde und online zugänglich ist.

Die Autoren Bernhard Jensen, geb. 1968, promovierte 2001 in Philo­sophie und arbeitet seit 2004 als Bibliothekar im Jüdischen Museum Berlin. Veröffentlichung u. a.: Was heißt sich orientieren? (2003). Vera Bendt hat von 1979 bis 1994 das Jüdische Museum im Berlin Museum aufgebaut und geleitet. Veröffentlichungen u. a.: Ein Synagogen-Vorhang im Domstift Brandenburg (2006); Judaica-Katalog (1989).


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Über Literatur

Entzweite Moderne Zur Aktualität Joachim Ritters und seiner Schüler Die Bedeutung Joachim Ritters und seiner Schüler für philo­ sophische, politische, gesellschaftstheoretische und geistes- bzw. kulturwissenschaftliche Diskussionen der Gegenwart.

Entzweite Moderne Zur Aktualität Joachim Ritters und seiner Schüler Herausgegeben von Mark Schweda und Ulrich von Bülow Joachim Ritter (1903 –1974) war Professor für Philosophie an der Uni­ versität Münster. Er verfasste zahl­reiche Arbeiten zur philo­so­phischen Deutung der modernen Welt, zur praktischen Philosophie, zur Theorie der Geisteswissenschaften und der Ästhetik. Darüber hinaus war Ritter Begründer und Herausgeber des Historischen Wörterbuchs der Philosophie. Die Herausgeber Mark Schweda, geb. 1975, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Göttingen. Forschungsschwerpunkte: Fragen der praktischen Philosophie, Philosophiegeschichte und angewandten Ethik. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Joachim Ritter und der Ritter-Schule, darunter Joachim Ritter. Vorlesungen zur Philosophischen Ästhetik (Mithg., 2010). Ulrich von Bülow, geb. 1963, ist seit 1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Literaturarchiv Marbach, seit 2006 Leiter der Abteilung Archiv. Veröffentlichungen u. a. über Franz Fühmann, Arthur Schnitzler, W. G. Sebald, Peter Handke und Hannah Arendt. Herausgeber von Texten u.a. von Rainer Maria Rilke, Erich Kästner und Karl Löwith.

marbacher schriften, neue folge, Bd. 15 ca. 424 S., brosch. ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3081-8 August   WG 1526

Der Kreis um den Philosophen Joachim Ritter wird zunehmend als ein »Zentrum der jüngeren Geistesgeschichte« (Uwe Justus Wenzel) entdeckt. Aus ihm sind einige der einflussreichsten Wissenschaftler und Intellektuellen der Bundesrepublik hervorgegangen, darunter Hermann Lübbe, Odo Marquard, Robert Spaemann und Ernst-Wolfgang Böckenförde. Aus dem Inhalt: Jens Hacke: Die Ritter-Schule in der politischen Philosophie der Bundesrepublik Henning Ottmann: Zum Hegelianismus der Ritter-Schule Wolfram Hogrebe: Zur Erinnerung an Ritters Theorie der Globalisierung Otfried Höffe: Einige autobiografische Bemerkungen zur Bedeutung Ritters Hermann Lübbe: Zur Auseinandersetzung mit Aufklärungsirrtümern in der Ritter-Schule Franz-Josef Wetz: Der Naturalismus als kulturelle Herausforderung Josef Früchtl: Joachim Ritters maßhaltende Ästhetik Ulrich Dierse: Zwischen Bewusstsein und Gesellschaft. Zu einigen frühen Schriften von Joachim Ritter Aline-Florence Manent: »In der Bundesrepublik zu Hause sein«. Joachim Ritter und die politische Philosophie der Stabilität Reinhard Mehring: Carl Schmitts Antwort auf Joachim Ritter Margarita Kranz: Der »Große Ritter«. Joachim Ritter und das Historische Wörter­ buch der Philosophie


Über Literatur

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Peter André Bloch Friedrich Dürrenmatts Visionen und Experimente Werkstattgespräche – Bilder – Analysen – Interpretationen

Peter André Bloch Friedrich Dürrenmatts Visionen und Experimente Werkstattgespräche – Bilder – Analysen – Interpretationen

Peter André Bloch begleitet in Gesprächen und Analysen Friedrich Dürrenmatts Neu­ orientierung und Werkentwicklung in Text und Bild ab 1969 aus der Nähe.

Dürrenmatt Studien, Bd. 2. Herausgegeben vom Schweizerischen Literaturarchiv und vom Centre Dürrenmatt Neuchâtel ca. 480 S., z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3112-9 auch als E-Book September   WG 1562

Paradoxien prägen Friedrich Dürrenmatts provokantes Künstlertum. Seine Theaterkarriere verlief in einem Wechselspiel von Großerfolgen und Theater­ skandalen. Als experimentierfreudiger Theaterautor erfand er sich immer wieder neu. Dabei spielten lange Gespräche eine wichtige Rolle, wie sie Peter André Bloch seit 1969 wiederholt mit ihm führte. Die Abgründigkeit seiner Visionen führte Dürrenmatt oft an die Grenze der Darstellungsmöglichkeiten, die er im kritischen Blick auf Bild- und Texttraditionen auslotete. Die Aus­ einandersetzung mit den Grundfragen seiner Zeit verlagerte er in den 1970er Jahren zunehmend vom Theater auf die Bühne seiner Phantasie, auf ein kom­ plexes literarisches Spätwerk und auf vielschichtige, der Öffentlichkeit wenig bekannte Bilder. Bloch präsentiert diese Bilder in ihrem Entstehungskontext und im Gespräch mit dem Sammler und Dürrenmatt-Freund Hans Liechti.

Der Autor Peter André Bloch, geb. 1936, em. Professor für Germanistik der Université de Haute-Alsace. Er ist Leiter des NietzscheHauses in Sils-Maria, Gründer der internationalen NietzscheKolloquien sowie Mitbegründer und Prä­sident des Institut d’Etudes Helvétiques in Mulhouse für französisch-schweizerische sowie europäische Kulturbeziehungen. 1990 wurde er ausgezeichnet mit dem Kultur- und Kunstpreis der Stadt Olten, 1991 mit dem des Kantons Solothurn. Veröffentlichungen u. a.: Der Teil und das Ganze. Eine literarische Blütenlese über Kreativität und Selbstfindung (2017); Das Nietzsche-Haus in Sils-Maria als Kunst- und Wunderkammer (2014).


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Über Literatur

Heinz Strunk trifft Wilhelm Raabe Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2016

Reden und Essays zu Wilhelm Raabe und Heinz Strunk, der den Wilhelm Raabe-Literaturpreis für seinen Roman »Der goldene Handschuh« erhielt.

Heinz Strunk trifft Wilhelm Raabe Der Wilhelm RaabeLiteraturpreis 2016 Herausgegeben von Hubert Winkels ca. 80 S., brosch. ca. € 12,– (D); € 12,40 (A) ISBN 978-3-8353-3161-7 September   WG 1563

Der Herausgeber Hubert Winkels, geb. 1955, ist Literaturredakteur des Deutschlandfunks in Köln und Literaturkritiker. Sein Schwerpunkt liegt in der deutschsprachigen Literatur. Veröffentlichungen u. a.: Clemens J. Setz trifft Wilhelm Raabe (2016); Thomas Hettche trifft Wilhelm Raabe (2015); Kann man Bücher lieben? Vom Umgang mit neuer Literatur (2010); Beste Deutsche Erzähler (Hg., 2003).

Die Begegnung von Wilhelm Raabe und Heinz Strunk hat ganz besondere Energien freigesetzt: Die Juroren des Wilhelm Raabe-Preises begannen nach dessen Verleihung unverhofft von ›ihren‹ frühen Mordgeschichten zu berich­ ten, von prägenden grausamen Geschichten von früher. Dass diese aufschrei­ benswert wären, war die einvernehmliche Meinung. Und einige Monate später lagen etliche Erzählungen, Beichten und Berichte vor, darunter auch einige von befreundeten Autoren. Diese rahmen die Texte des Raabe-Preis­ trägers Heinz Strunk und die Laudatio von Moritz Baßler. Ein Buch vom Fürchten und der entdeckenden Kunst des Schreibens. Mit Beiträgen u. a. von Alexander Cammann, Peter Eickhoff, Thomas Geiger, Sabine Gruber, Anja Hesse, Ferdinand Schmalz, Michael Schmitt, Renate Stauff und Frank Witzel.


Über Literatur

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Nicola Behrmann Geburt der Avantgarde – Emmy Hennings

Diese erste umfassende Betrachtung von Emmy Hennings’ Beitrag zur Literatur der Avantgarde rückt die Geschichte der DadaBewegung in ein neues Licht.

Nicola Behrmann Geburt der Avantgarde – Emmy Hennings

ca. 360 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3123-5 November   WG 1563

Emmy Hennings

Emmy Hennings stand im Mittelpunkt der literarischen Avantgarden vor und während des Ersten Weltkriegs: Sie trat als »dänische Futuristin« in Berliner Cabarets auf, war eine schillernde Figur im expressionistischen Literatur­ betrieb und gründete 1916 zusammen mit Hugo Ball das Cabaret Voltaire in Zürich, dem Geburtsort der Dada-Bewegung. Ihre Gedichte und Prosatexte berichten von menschlichen Grenzerfahrungen wie Drogensucht, sexueller Hörigkeit, Inhaftierung und Prostitution. Nicola Behrmann untersucht Hennings’ frühe Prosaskizzen, ihren Roman »Das Brandmal« sowie ihre Erzählung »Das ewige Lied« und verschränkt bio­ graphische Spurensuche und dekonstruktive Lektüren mit einer kritischen Reflexion der Literaturgeschichtsschreibung. Sichtbar werden dabei nicht nur die Mechanismen, die Hennings’ innovatives literarisches Werk aus der Lite­ raturgeschichte verdrängten. Sondern es wird auch deutlich, dass die Berück­ sichtigung ihres Werks den Ursprung der Avantgarden des 20. Jahrhunderts neu verortet. Eine andere Geburt der Avantgarde wird sichtbar, die im Verbor­ genen fortwirkt und sich dem Zugriff von Genealogie und Geschichte radikal verweigert.

(1885–1948), geb. in Flensburg, war zunächst Schauspielerin und Vortragskünstlerin in Varietés und Cabarets, später Lyrikerin und Schriftstellerin und nach dem Tod ihres Mannes Hugo Ball dessen Biografin und Herausgeberin seiner Werke. Viele ihrer Texte sind verstreut in Zeitungen erschienen oder längst vergriffen. Nun können sie neu entdeckt werden. Die Autorin Nicola Behrmann ist Associate Professor am German Department der Rutgers University, New Jersey (USA), sowie Mit­ herausgeberin von zwei Bänden der Kommentierten Studien­ ausgabe der Werke und Briefe von Emmy Hennings. Veröffentlichungen zuletzt: Emmy Hennings: Das Brandmal, Das ewige Lied (Mithg., 2017); Emmy Hennings: Gefängnis, Das graue Haus, Das Haus im Schatten (Mithg., 2016); Emmy Hennings Dada (Mithg., 2015).


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Über Literatur

Stimmungen und Vielstimmigkeit der Aufklärung

Stimmung ist eine höchst vielstimmige Errungenschaft der Aufklärung. Das 19. Jahrhundert hat sie weitgehend verschüttet. In diesem Band wird sie reaktualisiert.

Stimmungen und Vielstimmigkeit der Aufklärung Herausgegeben von Silvan Moosmüller, Laure Spaltenstein und Boris Previšić Das achtzehnte Jahrhundert – Supplementa. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts, Bd. 21 ca. 400 S., geb., Schutzumschlag ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3075-7 auch als E-Book Oktober   WG 1563

Die Herausgeber Silvan Moosmüller, geb. 1987, studierte Deutsche Philologie und Musikwissenschaft in Basel. Derzeit ist er Doktorand und wissenschaftlicher Mit­ arbeiter im Rahmen der SNF-Förderprofessur von Boris Previšić. Laure Spaltenstein, geb. 1986, studierte Musikwissenschaft und Lateinische Philologie in Basel und Berlin und ist derzeit Forschungsmitarbeiterin im Rahmen der SNF-Förderprofessur von Boris Previšić. Boris Previšić, geb. 1972, hat eine SNF-Förderprofessur der Literatur- und Kulturwissenschaft inne und ist Leiter des daran angeschlossenen Forschungsprojekts »Polyphonie und Stimmung. Musikalische Paradigmen in Literatur und Kultur«. Er ist ausgebildeter Konzertflötist mit Spezialisierung in zeitgenössischer und historischer Aufführungspraxis.

Die Spannung zwischen musikalischer Stimmung und Vielstimmigkeit trifft ins Herz der Aufklärung und ist angesichts der dichten globalen Vernetzung der heutigen Welt aktueller denn je. Müssen die einzelnen Individuen wie die Instrumente im Orchester aufeinander abgestimmt werden? Und wie können sich die einzelnen Stimmen dennoch individuell artikulieren und wahr­ genommen werden? Im vorliegenden Band erkunden Musik-, Literatur- und KulturwissenschaftlerInnen verschiedene Positionen des 18. Jahrhunderts und deren Bedeutung für unsere Zeit. Zunächst werden im breiten Feld der Musikpraxis und Musiktheorie, aber auch der Literatur die spezifischen Stimmungsdiskurse und »Temperaturen« der Aufklärung untersucht. Im zweiten Teil rücken die Übertragungen von der Musik auf die Physiologie in den Fokus: Nicht einfach der Mensch, son­ dern der Mensch als resonierendes Instrument wird zunehmend Gegenstand der aufklärerischen Diskussion. Im dritten Teil erweist sich die Leitkunst der Musik als wegweisend für eine gleichzeitig harmonikal simultane wie für eine sukzessiv melodiebasierte Wissensordnung in den ästhetischen Diszi­ plinen. Schließlich stellen Aktualisierungen den Anschluss an das zeit­ genössische Kunstschaffen exemplarisch her, um aufzuzeigen, wie sehr die Paradigmen der Aufklärung auch heute noch von Relevanz sind.


Über Literatur

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Heinrich Detering / Yuan Tan Goethe und die chinesischen Fräulein

Heinrich Detering und Yuan Tan untersuchen Goethes Porträtgalerie von vier »zärtlichen chinesischen Fräulein«, einen kleinen Zyklus von großem Gewicht.

Heinrich Detering / Yuan Tan Goethe und die chinesischen Fräulein

ca. 128 S.,ca. 5 Abb., brosch. ca. € 18,– (D); € 18,50 (A) ISBN 978-3-8353-3080-1 auch als E-Book November   WG 1563

Die Autoren

Goethes Proklamation einer anbrechenden »Weltliteratur« im Jahr 1827 steht im Zeichen Chinas. Aus literarischen Begegnungen mit der Fremdheit dieser Kultur unternimmt er erste Versuche einer eigenen dichterischen Anverwand­ lung. Bereits vor den »Chinesisch-deutschen Jahres- und Tageszeiten«, seinem letzten großen lyrischen Zyklus, entsteht so ein erster und kleinerer Zyklus von fünf Gedichten über chinesische Dichterinnen. Da Goethe diese Texte als Übersetzungen ausgibt, obwohl es sich um freie Nach- und Neudichtungen handelt, sind sie in ihrer kulturellen Bedeutung und ihrem literarischen Rang noch immer zu entdecken. Zu ihrer Versuchsanordnung gehört das Spiel mit östlichen und westlichen Motiven ebenso wie die Neugier auf die Bezie­ hungen von Poesie und Weiblichkeit. Heinrich Detering und Yuan Tan machen die verschlungenen Wege sicht­ bar, auf denen Bilder und Verse der »chinesischen Fräulein« von Peking nach Weimar gelangten, und schildern, wie der alte Goethe in chinesisch-euro­ päischen Rollenspielen noch einmal aufbricht in literarisches Neuland.

Heinrich Detering, geb. 1959, ist Professor für Neuere deutsche Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Göttingen. Er war Gastprofessor u. a. an der Universität Wuhan (China). Veröffentlichungen u.a.: Wundertiere (2015); Das offene Geheimnis. Zur literarischen Produktivität eines Tabus (Neuausgabe 2013); Old Glory (2012); Der Antichrist und der Gekreuzigte: Nietzsches letzte Texte (2010); Wrist (2009); Bertolt Brecht und Laotse (2008); Schwebstoffe (2004). Yuan Tan, geb. 1975, ist Pro­ fessor für Deutsche Literatur an der Universität in Wuhan (China). Veröffentlichungen u.a.: Der Chinese in der deutschen Literatur – unter besonderer Berücksichtigung chinesischer Figuren in den Werken von Schiller, Döblin und Brecht (2007).


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Über Literatur

»Denn sie rauben sehr geschwind jedes böse Gassenkind« »Zigeuner«-Bilder in Kinder- und Jugendmedien »Zigeuner«-Bilder in Kinderund Jugendmedien in inter­ disziplinärer und kulturwissenschaftlicher Perspektive.

»Denn sie rauben sehr geschwind jedes böse Gassenkind« »Zigeuner«-Bilder in Kinder- und Jugendmedien Herausgegeben von Petra Josting, Caroline Roeder, Frank Reuter und Ute Wolters ca. 304 S., brosch. ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3102-0 Oktober   WG 1563

Die Herausgeber Petra Josting, geb. 1957, ist Professorin für Kinder- und Jugendliteratur und Literatur­ didaktik an der Universität Bielefeld. Caroline Roeder, geb. 1960, ist Professorin für Literatur­ didaktik mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur­ forschung an der Pädago­ gischen Hochschule Ludwigsburg. Frank Reuter, geb. 1963, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg. Ute Wolters, geb. 1943, ist Studienrätin a. D. für Deutsch / Jugendliteratur, Politik und Soziologie.

»Zigeuner«-Figuren und »Zigeuner«-Bilder bevölkern die Kinder- und Jugend­ literatur seit ihren Anfängen und sind in all ihren Gattungen vertreten. Eine fundierte Auseinandersetzung mit der Rolle von Kinder- und Jugendmedien im Hinblick auf die Tradierung von »Zigeuner«-Stereotypen ist erst in An­ sätzen erfolgt. Eine systematische wissenschaftliche Bestandsaufnahme steht noch aus. Der Band führt diese Fragestellung in interdisziplinärer und kulturwissen­ schaftlicher Perspektive weiter, sowohl unter historischem Blickwinkel als auch bezogen auf Entwicklungen nach 1945. Aus aktueller Sicht richtet sich der Blick auch auf Wissensbestände in bildungspolitischer und didaktischer Perspektive. Gefragt wird, wie das Wissen über die Geschichte und Gegenwart der Minderheit der Sinti und Roma vor allem hinsichtlich der Dekonstruktion antiziganistischer Stereotype befördert werden kann.


Periodica

Goethe-Jahrbuch 2016 Band 133 Herausgegeben von Frieder von Ammon, Jochen Golz und Edith Zehm ca. 384 S., ca. 20, z.T. farbige Abb., geb. ca. € 29,95 (D); € 30,90 (A) ISBN 978-3-8353-3070-2 ISSN 0323-4207 auch als E-Book Juli   WG 1563

Das Goethe-Jahrbuch 2016 versammelt die Vorträge des »Symposiums junger Goetheforscher«, das im Mai 2016 abge­ halten worden ist. Es enthält zudem Ab­ handlungen und Miszellen zu Goethes Leben und Werk. Ein umfangreicher Rezensionsteil zu wichtigen Neuerschei­ nungen und Berichte über das Wirken der Goethe-Gesellschaft im In- und Aus­ land ergänzen den Band. Das Goethe-Jahrbuch ist das Pub­ likationsorgan der 1885 in Weimar ge­ gründeten Goethe-Gesellschaft mit der­ zeit ca. 3500 Mitgliedern in 55 Ländern der Welt.

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Wallstein Verlag Herbst 2016

Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2017 Herausgegeben von Anne Bohnenkamp

Lessing Yearbook/Jahrbuch XLIV, 2017 Lessing, die europäische Aufklärung und die erste sexuelle Revolution

ca. 400 S., ca. 20, z.T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3105-1 ISSN 0771-9463 Dezember   WG 1563

Herausgegeben für die Lessing Society von Carl Niekierk und Heidi Schlipphacke. Book Reviews herausgegeben von Monika Nenon

Das Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts ist ein literatur- und kunst­ wissenschaftliches Periodikum zur deutschsprachigen Literatur und zu den Wechselbeziehungen zwischen Dich­ tung und Kunst. Die Schwerpunkte lie­ gen in der Goethezeit, der Romantik und der frühen Moderne bis zur Gegen­ wart. Begründet im Jahr 1902 und he­ rausgegeben vom Direktor des Hoch­ stifts ist das Jahrbuch seit langem ein Forum internationaler Forschung. Neben Abhandlungen erscheinen in ihm kleine­ re Editionen und Berichte, in denen be­ deutendere Neuzugänge oder zu Un­ recht unbekannt gebliebene Bestände der Sammlungen erschlossen werden.

Ausgehend von Faramerz Dabhoiwalas These der Existenz einer »ersten sexuel­ len Revolution« im 18. Jahrhundert ent­ hält der Band Beiträge über die weibliche Tugendhaftigkeit in Luise Gottscheds »Panthea«, die Sexualitätsproblematik in Lessings »Rettungen des Horaz«, trans­ kulturelle Sexualität bei Schnabel, Gellert und Willebrand, Geschlechterverhältnisse in Lessings frühen Lustspielen, Raum und Geschlecht in Lessings Familien-Dramen, die Disziplinierung sexuellen Verhaltens bei Rousseau und Wieland, die Thema­ tisierung der Sexualität in englischen Übersetzungen von Goethes »Die Ge­ schwister« und »Stella« sowie Casa­novas sexuelle Geographie Europas.

ca. 240 S., geb., Schutzumschlag ca. € 24,– (D); € 24,70 (A) ISBN 978-3-8353-3115-0 ISSN 0075-8833 Oktober   WG 1560


Wallstein Verlag Herbst 2016

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Ökonomisches Wissen in enzy­ klopädischen Sammelwerken des 18. Jahrhunderts – Strukturen und Übersetzungen Konzipiert von Hanco Jürgens und Hans-Jürgen Lüsebrink Das achtzehnte Jahrhundert – Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts 41/2 Herausgegeben von Carsten Zelle

Periodica

Johnson-Jahrbuch 24/2017 Im Auftrag der Uwe Johnson-Gesellschaft herausgegeben von Holger Helbig, Bernd Auerochs, Katja Leuchtenberger und Ulrich Fries

Im Auftrag der Karl Jaspers-Gesellschaft herausgegeben von Matthias Bormuth

ca. 280 Seiten, ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-3114-3 ISSN 0945-9227 Dezember    WG 1563

ca. 400 Seiten, ca. 10 farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3113-6 ISSN 2198-9133 auch als E-Book November   WG 1563

Das Johnson-Jahrbuch versammelt die Ergebnisse der aktuellen Forschung zu Uwe Johnsons Leben und Wirken. Die Beiträge dieses Bandes lenken die Auf­ merksamkeit auf seltener beachtete Texte und gelten der facettenreichen Rezeption des Werks. Die bisher unveröffentlichten Entwürfe zum »Dritten Buch über Achim« werden in der Genese des Romans ver­ ortet und die Entstehungsgeschichte von Johnsons »Ein unergründliches Schiff« wird rekonstruiert. Ein gründlicher Blick auf die Lehrpläne und Seminar­a ngebote legt offen, wie es um die Johnson-­ Rezeption an Schulen und Univer­sitäten in Europa bestellt ist.

Das Jahrbuch Offener Horizont enthält v. a. eine Auswahl von Vorträgen und Texten, die im Oldenburger Karl JaspersHaus 2016/17 gehalten wurden.

ca. 144 S., brosch. ca. € 17,– (D); € 17,50 (A) ISBN 978-3-8353-3148-8 auch als E-Book Dezember   WG 1563

»Das achtzehnte Jahrhundert« wurde 1977 als Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts gegründet und wird seit 1987 zur wissenschaft­ lichen Zeitschrift der deutschen Dixhuitièmisten ausgebaut.

Offener Horizont Jahrbuch der Karl Jaspers-Gesellschaft 4/2017

Mit Beitragen u. a. von Hannah Arendt, Eduard Beaucamp, Matthias Bormuth, Jürgen Egyptien, Albrecht Fabri, Wolfgang Frühwald, Johannes Grützke, Hermann Haarmann, Dieter Henrich, Jeanne Hersch, Karl Jaspers, Hans Jonas, Joachim Kalka, Alfred Kazin, Sebastian Kleinschmidt, Hartmut Leppin, Simon Leys, Stefan Müller-Doohm, Ivan Nagel, Wolfgang Schopf, Thomas Sparr, Peter Suhrkamp und Martin Warnke.


Periodica

Geschichte der Germanistik Historische Zeitschrift für die Philologien 51/52 (2017) Herausgegeben von Christoph König und Marcel Lepper in Verbindung mit Michel Espagne, Ralf Klausnitzer, Denis Thouard und Ulrich Wyss ca. 200 S., brosch. ca. € 14,– (D); € 14,40 (A) ISBN 978-3-8353-3147-1 auch als E-Book November   WG 1563

Aus dem Inhalt: Jürgen Paul Schwindt: Die Theorie der Philologie – eine Standortbestimmung Benoît Vermander: Comment lire les Clas­ siques (chinois)? Utz Maas: August Friedrich Potts ominöses Manuskript über »Lautsymbolik« Beatrice Gruendler: Abu Tammams Mo­ dernität - - - - - togaColinda Lindermann: Al-Firuzabadi toga­ tus: tus: Arabische Wörterbücher in der euro­ päischen Frühmoderne Christoph König: Wie liest man eine Seite? Konzepte der Materialität Bernhard Fischer: Literaturarchive als For­ schungsarchive. Archiv und Edition

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Wallstein Verlag Herbst 2016

Preise 2016 Laudationes und Dankreden

Zum Beispiel Estland Das eine Land und die vielen Sprachen

Herausgegeben von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

Herausgegeben von Silke Pasewalck, Anna Bers und Reet Bender

Preise. Herausgegeben von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

Valerio 19 / 2017 Herausgegeben von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

100 S., engl. brosch. ca. € 9,– (D); € 9,30 (A) ISBN 978-3-8353-3034-4 bereits erschienen   WG 1563

188 S., 5 Abb., Klappenbroschur € 10,– (D); € 10,30 (A) ISBN 978-3-8353-1594-5 bereits erschienen   WG 1560

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung vergibt jedes Jahr den JohannHeinrich-Voß-Preis, den Friedrich-GundolfPreis, den Johann-Heinrich-Merck-Preis, den Sigmund-Freud-Preis und den GeorgBüchner-Preis. Dieser Band versammelt alle 2016 gehaltenen Preisreden: die Lau­ dationes von Wolfgang Matz, Leszek . Zylin´ski, Per Leo, Antonio Loprieno, Anke te Heesen sowie die Dankreden der Preis­ trägerinnen und Preisträger Anne Weber, Hubert Orłowski, Kathrin Passig, Jan Ass­ mann und Marcel Beyer.

Ein Blick in die europäische Peripherie, um am Beispiel Estlands Fragen des kulturellen Zusammenlebens zu reflek­ tieren. Der Band befasst sich mit den sich palimpsesthaft überlagernden, be­ streitenden und durchdringenden Kul­ turen Estlands in Literatur, Alltags­ kultur, Film und so weiter. Mit Beiträgen u. a. von Karsten Brüggemann, Ljubov Kisseljova, Terje Loogus, Heinrich Detering, Liina Lukas und Ruth Florack.


Wallstein Verlag Herbst 2016

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ZeitRäume Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung 2017 Herausgegeben von Frank Bösch und Martin Sabrow ca. 160 S., ca. 11 Abb., franz. brosch. ca. € 19,80 (D); € 20,40 (A) ISBN 978-3-8353-3100-6 Dezember   WG 1551

ZeitRäume versammelt jährlich eine Auswahl von zeitgeschichtlichen Analy­ sen, die am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam (ZZF) vorgestellt wurden oder aus der Arbeit des Insti­ tuts entstanden sind. Die Zusammen­ stellung hat nicht den Anspruch, die am ZZF betriebenen Forschungen reprä­ sentativ zu spiegeln. Aber sie vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt und Vielgestalt der Wege, die uns zum Ver­ ständnis unserer zugleich so nahen und so fernen Zeitgeschichte im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert führen können.

Periodica

Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Neue Folge der »Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen« Hg. von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 89/2017 ca. 512 S., geb. ca. € 29,– (D); € 29,90 (A) ISBN 978-3-8353-3162-4 auch als E-Book Dezember   WG 1550

Das Niedersächsische Jahrbuch für Landes­ geschichte ist allen Epochen und Teil­ disziplinen der Geschichtswissenschaft verpflichtet und begreift analog zur Histo­ rischen Kommission die heutigen Bundes­ länder Bremen und Nieder­ sachsen als sein wissenschaftliches Tätigkeitsfeld. Es enthält als jährlich wechselnde thema­ tische Schwerpunkte die zu Auf­ sätzen umgestalteten Vorträge, die auf der jeweils letzten Jahrestagung der Historischen Kommission vorgestellt wurden. Der umfangreiche Besprechungsteil bietet Rezensionen zur nordwest­ d eutschen Landesgeschichte aber auch zu all­ gemeineren Werken.

Orden Pour le mérite für Wissenschaft und Künste Reden und Gedenkworte Dreiundvierzigster Band 2015 – 2016 / 2016 – 2017 ca. 240 S., zahlr. z. T. farbige Abb., geb., ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-3116-7 Dezember   WG 1510

Der Band enthält die Reden und Ge­ denkworte der Frühjahrstagungen in Berlin 2016 und 2017 sowie der Herbst­ tagung 2015 in Magdeburg und 2016 in Ludwigsburg. Die Bandbreite der Vor­ träge reicht von Michal Stolleis’ Fest­ vortrag »Woher – wohin? Bemerkungen zu Geschichte und Zukunft Europas« oder Christoph Wolffs Erläuterungen zum Spätwerk Mozarts, über Eric Wieschaus’ Ausführungen zum Bio­ logen Theodor Boveri bis hin zu den Laudationes auf die Neumitglieder sowie die Nachrufe auf die verstor­ benen Mitglieder des Ordens.


Periodica

Yad Vashem Studies 44.2 Edited by David Silberklang 282 S., brosch. € 15,– (D); € 15,50 (A) ISBN 978-3-8353-3069-6 ISSN 0084-3296 bereits erschienen   WG 1556

Asaf Yedidya The Nazi Attacks on the Talmud and the Apologetic Responses of the Jews in Germany and Austria in the 1930s

English Edition with an abstract in Hebrew Search and Research. Lectures and Papers 25 Edited by Dan Michman 70 S., brosch. € 5,– (D); € 5,20 (A) ISBN 978-3-8353-3068-9 bereits erschienen   WG 1556

Eine der führenden Zeitschriften zur Holocaustforschung mit hochkarätigen Beiträgern aus aller Welt. Alle Bände sind komplett englischsprachig. Seit 1957 widmen sich die Yad Vashem Studies der Holocaustforschung und haben sich konstant dadurch ausgezeich­ net, die führenden Forscher und Denker aus aller Welt und aus verschiedenen Disziplinen als Beiträger zu versammeln. Viele Denkanstöße und wegweisende Thesen nahmen hier ihren Anfang. Bis 2007 erschien die Zeitschrift in Israel jährlich, seitdem halbjährlich.

In der Reihe Search and Research wer­ den Vorträge, Forschungsberichte und Symposien veröffentlicht, die im Rah­ men des Yad Vashem International In­ stitute for Holocaust Research entstan­ den sind. Darüber hinaus gibt die Reihe den im Umfeld des Instituts agierenden Wissenschaftlern eine Plattform, inno­ vative Forschungsansätze und erste Er­ gebnisse zu veröffentlichen.

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Wallstein Verlag Herbst 2016

Jahrbuch Sexualitäten 2017 Herausgegeben im Auftrag der Initiative Queer Nations von Maria Borowski, Jan Feddersen, Benno Gammerl, Rainer Nicolaysen, Christian Schmelzer ca. 248 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3093-1 Juli   WG 1710

Das Jahrbuch Sexualitäten ist ein jähr­ lich erscheinendes Periodikum, das Fra­ gen des Sexuellen in einem interdiszi­ plinären Sinne thematisiert. Mit Beiträgen u. a. von Patrick Bahners, Werner Renz, Ilka Quindeau, Clare Bielby, Yener Bayramo lu, Benno Gammerl, Carolin Küppers, Babette Reicherdt und Noemi Yoko Molitor.


zum Bis 31.1.2018 preis ns tio ip kr Subs € von 99,– Irmgard Keun Das Werk Mit einem Essay von Ursula Krechel

Annette Kolb Werke Mit einem Essay von Albert von Schirnding

Herausgegeben i. A. der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Wüstenrot Stiftung von Heinrich Detering und Beate Kennedy

Herausgegeben i. A. der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Wüstenrot Stiftung von Günter und Hiltrud Häntzschel

Bibliothek Wüstenrot Stiftung Autorinnen des 20. Jahrhunderts

Bibliothek Wüstenrot Stiftung Autorinnen des 20. Jahrhunderts

3 Bde. geb., im Schuber, zus. ca. 1800 S., Leinen ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-1781-9 September   WG 1111

4 Bde., geb., im Schuber, zus. ca. 2176 S., Leinen ca. € 49,– (D); € 50,40 (A) ISBN 978-3-8353-3110-5 Oktober   WG 1111

Gustave Flaubert Bouvard und Pécuchet Der Werkkomplex

Herausgegeben, aus dem Französischen übersetzt, annotiert und mit einem Nachwort versehen von HansHorst Henschen 4 Bde., geb., im Schuber, zus. ca. 2080 S., ca. 10 Abb. ca. € 128,– (D); € 131,60 (A) ISBN 978-3-8353-3108-2 Auch als E-Book September   WG 1111

Gottfried Benn »Absinth schlürft man mit Strohhalm, Lyrik mit Rotstift« Ausgewählte Briefe 1904 –1956

Herausgegeben und kommentiert von Holger Hof ca. 480 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3109-9 September   WG 1117

Verlagsvertretungen Deutschland Baden-Württemberg Tilmann Eberhardt Verlagsvertretungen Ludwigstraße 93 70197 Stuttgart Tel: (07 11) 6 15 28 20 Fax: (07 11) 6 15 31 01 tilmann.eberhardt@googlemail.com Bayern Thomas Romberger c /o Vertreterbüro Würzburg Huebergasse 1 D-97070 Würzburg Tel: (09 31) 1 74 05 Fax: (09 31) 1 74 10 romberger@vertreterbuero-wuerzburg.de Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern Peter Wolf Jastrow c/o Verlagsvertretungen Jastrow + Seifert + Reuter Cotheniusstraße 4 D-10407 Berlin Tel: (0 30) 44 73 21 80 Fax: (0 30) 44 73 21 81 service@buchart.org

Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein Torsten Hornbostel Michaela Wagner Winsener Straße 34  a D-29614 Soltau Tel: (05191) 606665 Fax: (05191) 606669 Hornbostel-Verlagsvertretungen@t-online.de Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Luxemburg Raphael Pfaff An den Drei Hohen 51 D-60435 Frankfurt / M. Tel: (0 69) 54 89 03 66 Fax: (0 69) 54 90 24 raphael.pfaff@web.de Nordrhein-Westfalen Karl Halfpap Postfach 300513 D-50775 Köln Tel: (02 21) 9 23 15 94 Fax: (02 21) 9 23 15 95 halfpap.verlagsvertretung@t-online.de

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen Dr. Torsten Spitta Feldstraße 7 d 04288 Leipzig-Holzhausen Tel.: (03 42 97) 4 97 92 Fax: (03 42 97) 7 77 87 torstenspitta@aol.com Schweiz Graf Verlagsvertretungen GmbH Sebastian Graf Uetlibergstraße 84 CH-8045 Zürich Tel: (0 44) 4 63 42 28 Fax: (0 44) 4 50 11 55 sgraf@swissonline.ch Österreich Helga Schuster Verlagsvertretungen Stutterheimstraße 16–18 Stiege 2 / OG 5 A-1150 Wien Tel: (06  76) 5 29 16 39 Fax: (06 76) 5 29 16 39 helga.b.schuster@gmail.com


Vorschau auf den Herbst

Jana Hensel Keinland Ein Liebesroman

Anna Baar Als ob sie träumend gingen Roman

Sabine Peters Alles Verwandte Roman

Matthias Zschokke Ein Sommer mit Proust

200 S., geb. Schutzumschlag 20,– € (D); 20,60 € (A) ISBN 978-3-8353 –3067-2 Auch als E-Book August   WG 1112

208 S., geb. Schutzumschlag 20,– € (D); 20,60 € (A) ISBN 978-3-8353 –3124-2 Auch als E-Book August   WG 1112

205 S., geb. Schutzumschlag 20,– € (D); 20,60 € (A) ISBN 978-3-8353 –3130-3 Auch als E-Book August   WG 1112

56 S., Festeinband € 12,90 (D); € 13,30 (A) ISBN 978-3-8353-3131-0 Auch als E-Book August    WG 1118

»Keinland« ist ein Liebes­ roman, aber auch ein Roman über Schuld, Erinnerung, Herkunft und Grenzen.

Ein sprachmächtiger Roman, der uns einen Menschen näherbringt, und zugleich ein Jahrhundert in seinen Wirrungen, Irrtümern und großen Sehnsüchten.

Sabine Peters Roman entführt den Leser in den herbstlichen Süden, aber thematisiert werden die brennenden Fragen unserer Gegenwart, so beiläufig wie tiefsinnig.

Zschokke liest Proust. Ein hoch komischer und intelligenter Kampf mit 5000 Seiten Weltliteratur und mit sich selbst.

Ansprechpartner im Verlag

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Wir unterstützen die Arbeit der Kurt-Wolff-Stiftung

Schweiz AVA Verlagsauslieferung AG Centralweg16 CH-8910 Affoltern am Albis Tel: (0 44) 7 62 42 - 50 Fax: (0 44) 7 62 42 -10 verlagsservice@ava.ch Österreich Mohr Morawa Buchvertrieb GmbH Sulzengasse 2 A-1230 Wien Tel: (01) 6 80 14 - 0 Fax: (01) 6 80 14- 140 Bestellservice: Tel: (01) 6 80 14 - 5 DW bestellung@mohrmorawa.at

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Eine beispiellose Karriere im 19. Jahrhundert: Das bewegte Leben des deutsch-amerikanischen Politikers Carl Schurz

Endlich wieder r! lieferba

Carl Schurz Lebenserinnerungen

Mit einem Essay von Uwe Timm Herausgegeben von Daniel Göske Eine gemeinsame Veröffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Wüstenrot Stiftung zus. 1276 S., Leinen, Lesebändchen, Schmuckhülse 39,– € (D); 40,10 € (A) ISBN 978-3-8353-1582-2

»fesselndes Lesebuch über deutsche und amerikanische Verhältnisse in der Mitte des 19. Jahrhunderts«

»Jetzt hat man als deutschsprachiger Leser die Chance, den großen Stilisten und sein abenteuerliches, ja romanhaftes Leben zu entdecken.«

Harald Eggebrecht, Süddeutsche Zeitung

Cord Aschenbrenner, Neue Zürcher Zeitung

»Schurz ist ein ausgezeichneter Erzähler und so sind die gesamten Lebenserinnerungen eine angenehme Lektüre.« H.-Georg Lützenkirchen, www.literaturkritik.de

»sorgsam neu editiert« Heinz Siebold, Stuttgarter Zeitung

»ein außerordentliches Leseerlebnis« Dirk Klose, Neue Gesellschaft Frankfurter Hefte, 10/2016


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