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Der Schatz des Tutanchamun Eine Weltsensation der Archäologie und ihre Geschichte
Vor 100 Jahren, im November 1922, entdeckten der Brite Howard Carter und sein internationales Team das erste und einzige fast intakte ägyptische Königsgrab: die Totenstätte Tutanchamuns. Der vorzüglich illustrierte Bildband »Howard Carter und das Grab des Tutanchamun« gibt anhand von 50 Objekten aus dem Grabungsarchiv von Howard Carter intime Einblicke in die Geschichte dieser Grabung und in das Pharaonengrab selbst zum Zeitpunkt seiner Entdeckung. Ein Gespräch mit der Ägyptologin Dr. Daniela Rosenow, Mitarbeiterin des Griffith-Instituts in Oxford, das diesen Archivschatz anlässlich des 100. Geburtstags in einer großen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. wbg: Liebe Frau Rosenow, erzählen Sie von dem kleinen Löwen, dem Objekt aus den Grabbeigaben des Tutanchamun, das Sie besonders gern haben. Daniela Rosenow: Es handelt sich um eine Alabastervase, ein etwa 60 cm großes Salbgefäß in Gestalt eines Löwen. Seine linke Vorderpfote liegt auf der sa-Hieroglyphe, die »Schutz« bedeutet. Die Rechte ist zum Gruß erhoben. Der Löwe streckt seine Zunge heraus, gefertigt aus mit roter Farbe gestrichenem Elfenbein. Die Zähne sind ebenfalls aus Elfenbein und die Augen vergoldet. Die Krone auf dem Kopf war ursprünglich der Verschluss des Gefäßes, in dem man noch Reste einer schwarzen öligen Substanz gefunden hat, des Salböls. wbg: Und was kann uns dieser Löwe über die Grabungsdokumentation erzählen? D. R.: Ich liebe diesen Löwen schon lange und wollte ihn unbedingt in die Ausstellung bringen. Er wurde in der kleinen Seitenkammer entdeckt, die ungeheuer vollgestopft war. Dort hat das Grabungsteam in über den Objekten hängenden Schlingen arbeiten müssen, um alles in seinem ursprünglichen Grabungskontext zu dokumentieren. Das ist ja das Drama der Archäologie,